Wirklichkeitsphilosophie Sachlogik Statt Positivismus
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Wirklichkeitsphilosophie Sachlogik statt Positivismus _____________________________________________________ All unsren Feinden gewidmet 1 / 130 2 / 130 Die Agonie der Kirche 1 (Nicht hinters Licht führen Lassen, Leute. Dühring war gegenüber der Dialektik der Aufklärung der Frühere.) __________________________________________________________ 04. Oktober 2018 Wenn Constantin Frantz 1872 in: Die Religion des Nationalliberalismus, vom Missbrauch in der katholischen Kirche redete, um sie anhin zu entschuldigten, dass sie, trotz allen Missbrauchs in der Wahrheit sei, - also ich weiss nicht, ob ich mir das antun muss. Wir er- innern uns des Missbrauchs, der in der katholischen Kirche wieder aufscheint. Kapitel 5: Nationalliberalismus und die Kirche, ist deshalb jedem, der hierzu keinen Standpunkt hat, wärmstens empfohlen. Die ganze Welt, sagte er, sei vol- ler Trug und gibt einige Beispiele. Deswegen muss man den Trug nicht auch noch entschuldigen. Man soll mir nicht damit kommen, dass die Religion im Jahre 1872 eine andere gewesen sei; das ist absurd, denn Religion und Kirche waren zu Frantzens Zeiten die nämlichen. 05. Oktober 2018 - Constantin Frantz Des Juristen Rudolf Stammler(s) EntwicklungsPhase in Kirche und Recht gibt ein beeindruckendes Beispiel davon, wie man uns Modernen zu Hörigen der StaatsGewalten erniedrigte. Bei Frantz liegt zudem der Beweis vor, dass von einer Lohnabhängigkeit des Arbeiters und also des Proletariats, wie es die Kom- munisten predigen, keine Rede sein kann. Dafür müssen wir etwas ausgreifen. Frantz „Das Zweite ist, dass andrerseits auch die katholische Kirche selbst, seit dem Syllabus und dem Infallibilitätsdogma, wirklich eine andere Stellung zum Sta- ate eingenommen hat, als bis dahin der Fall war. Ich meine zwar nicht, dass die katholische Kirche dadurch aus der Continuität ihrer Entwicklung herausge- treten und ein ganz neues Wesen geworden sei, sondern so wichtig auch die Veränderung ist, so bildet sie doch allerdings nur eine Entwicklungsphase der Kirche selbst. Allein um deswillen bleibt nicht minder gewiss, dass eben diese neue Entwicklungsphase auch den Staat zu einer Änderung seiner bisherigen Haltung nöthigt. Sollten dann daraus wieder für die Kirche Schwierigkeiten ent- stehen, so hat sie das offenbar selbst zu verantworten, und sie wird die Folgen davon zu tragen haben.“ Die Infallibilität (Unfehlbarkeitsdogma): „Möchte es auch wahr sein, wie die Ultramontanen einwenden, dass die Infal- libilität in der Praxis schon längst gegolten habe, - ich erlaube mir darüber kein 3 / 130 Urtheil, aber der Einwand trifft die Sache gar nicht, weil gleichwohl die Neue- rung unbestreitbar bliebe. Sie bestände eben darin, dass die vorher bloss tat- sächliche Geltung der Infallibilität in eine verfassungsmässige und dogmatisch geheiligte verwandelt wurde. (Das der springende Punkt.) Sollte dies nicht als eine Neuerung anzusehen sein, so wäre wohl auch der Nordbund (Norddeut- scher Bund vereinte von 1866 bis 1871 alle deutschen Staaten nördlich der Mainlinie unter preussischer Führung) keine Neuerung gewesen, weil allerdings schon lange vor 66 die Thatsache vorlag, dass das ganze nördliche Deutschland strategisch von Preussen beherrscht wurde. Allein diese Thatsache wurde nach 66 in ein Recht verwandelt, - und ob das eine Veränderung war ?! So wird des- gleichen allgemein zugegeben werden, dass ein grosser Theil der Lohnarbeiter sich thatsächlich in vollständiger Abhängigkeit von ihrem Brodherrn befinden, würde aber solche Abhängigkeit zu einem gesetzlichen Zustande gemacht, so wären die Leute aus Freien, wie sie es rechtlich sind, kurzweg zu Hörigen geworden. Dazu ist eben das Recht, dass es die bloss thatsächliche Macht einschränkt und Schutz dagegen gewährt. Wird hingegen die thatsächliche Macht selbst zu einem Recht erhoben, so ist insoweit kein Schutz mehr dage- gen, sondern man kann höchstens noch gegen etwaigen Missbrauch des Rechtes klagen, nicht über die Ausübung des Rechtes selbst. Denn wer sich seines Rechtes bedient, ist eine alte Regel, verletzt Niemand.“ roma locuta res (i)acta est „Nun wohlan, welch ein unermessliches Recht hat das Papstthum durch das In- fallibilitätsdogma erworben! Beansprucht mag ja solche Infallibilität schon lange gewesen sein, und allermeist willige Anerkennung gefunden haben, nichts destoweniger konnte sie im gegebenen Falle bestritten werden, und der Be- streitende konnte sogar auf ein Concil provocieren. Jetzt ist dieser Ausweg ab- geschnitten. Roma locuta res (i)acta est das ist seitdem ein Rechtssatz gewor- den, und der Pabst braucht nur die cathedra zu besteigen, so hat er auch schon jeden Widerspruch darnieder geschlagen. Ja nicht nur das, sondern er kann auch ganz neue Sätze verkünden, welche eo ipso als unantastbare Dogmen gelten. Zu sagen nun, dass solche neuen Sätze sich doch nur auf Glaubenssachen beziehen würden, welche den Staat nicht berühren, würde kurzweg auf die schon früher in diesen Blättern als nichtig dargelegte Behauptung führen, dass die Religion für den Staat etwas ganz Gleichgültiges sei, was doch kein denkender Mensch zugeben kann, und am allerwenigsten die katholische Kirche selbst jemals zu- geben wird. Im Gegentheil, sie lehrt ausdrücklich, dass alle menschlichen Satz- ungen durch die Gebote Gottes aufgehoben würden; was aber Gebote Gottes seien, das wird man in Zukunft ex cathedra hören. Und seitdem gibt es keinen recursus ab abusu mehr, sondern usus (Verwendung) und abusus (Missbrauch) sind in der bodenlosen Tiefe des neuen Dogmas zu einer untrennbaren Einheit zusammengeflossen. Diese Perspective wird der Staat ins Auge fassen, und danach seine Stellung nehmen müssen.“ Die Religion des Nationalliberalis- 4 / 130 mus, 1872, Sn. 67 - 68. Wozu braucht es dann noch der Überzeugungskraft, wenn, wie oben erklärt, die Würfel gefallen sind? Wer wollte da noch behaupten, dass Staat und Kirche getrennte Wege gingen? Ja, das krasseste Gegenteil ist der Fall. Der Staat be- wegt sich im Kielwasser der Kirche, er nimmt ihr Anerbieten an, um es zu dem seinigen zu machen. Kirche und RechtsSystem bedingen sich, sie entspringen einer Quelle. 06. Oktober 2018 - Constantin Frantz Das Universalmittel. „Gilt doch als Universalmittel für alle Leiden der Völker schon längst das Frei- handelssystem, und wo gleichwohl damit nicht auszukommen wäre, da hilft dann die Armee. Das ist so ungefähr der Canon diplomatischer Weisheit, wozu andrerseits die Volksmänner auch nichts weiter hinzuzufügen haben als ihren Wahlschematismus. (Das Ergebnis war der Kolonialismus.) Damit steht man dann so sicher auf der Höhe der Zeit, dass die Kirche tief darunterliegt. Genug, man liess also die Dinge gehen, wie sie gehen mochten (laissez faire). Und so konnte der Ultramontanismus ganz ungehindert auch seine Militärorganisation, welche jetzt als vollendete Thatsache vor unseren Augen steht, und eine geistige Streitmacht geschaffen hat, die zu dem auf dem ganzen Continent herrschenden Militarismus das unverkennbare Gegenstück bildet. Centralisation gegen Centralisation (Kirche und Staat), - man kann die Analogie mit den Händen greifen! Der Priesterstand ist wie der Offizierstand, nur zu ei- nem viel festeren und weiterreichenden Zusammenhang organisiert. Hier wie dort, dasselbe Commando von oben herab, dieselbe Disziplin, dieselbe stan- desmässige Denkweise, dieselbe exclusive Bildung durch Seminare oder Cadet- tenhäuser. Und so ist diese Organisation auch auf dieselben Zwecke gerichtet, nehmlich auf Herrschaft, nur Herrschaft von verschiedenerer Art und in ver- schiedener Weise angestrebt. Hier eine ganz handgreifliche Herrschaft mit ebenso handgreiflichen Mitteln, dort alles spiritualistisch angelegt, obwohl auch die temporalia zur Ehre Gottes gar nützlich zu verwenden sind. Was sonst noch dem Staate wie der Kirche als Gegenstand der Sorge obläge (wie beispielsweise das arbeitende Volk), kommt wenig in Betracht, so lange nur die Herrschaft sicher gestellt zu sein scheint.“ Jetzt sage mir einer, Constantin Frantz wäre ein tumber KirchhofsFritze gewe- sen? Bewahre, das war er natürlich nicht. Frantzens umfassende Bildung und historische Erfahrung hätte man gerne. Heute machen die Arbeiterverräter die Politik. 07. Oktober 2018 - Constantin Frantz Subjekt ist immer das RechtsSubjekt, nicht der Mensch. Den „Gehorsam gegen die Staatsgewalt zu sanktionieren“ sind sie angetreten, 5 / 130 sagte Frantz. Zudem ist es so, dass der Staat sich Verdienste aneignet, die ihm nicht gehören, weil sie unsere PrivatAngelegenheit sind. Es ist nicht hinnehm- bar, dass der Staat sich anheischig macht, Erster zu sein unter den Blinden und der Bürger des Staates, dessen private Sache dabei verhandelt wird, der Letzte. Gehen wir noch einen Schritt weiter. Frantz nennt eine Enteignung ohne Entschädigung eine Rechtsberaubung, bzw. eine Beraubung der Selbständigkeit des RechtsSubjekts. Frantz: „So weit greift heute die Begriffsverwirrung und der Parteigeist, dass die anerkanntesten Grundsätze juristischer Interpretation beiseite geschoben werden.“ Ich musste sofort an den Merkelschen Freigeist und an dessen unabweisbare Folgen denken. „Überhaupt ist der Begriff der Wohlfahrt der dehnbarste und unbestimmteste, den es gibt, so dass sich keine positiven Rechte daraus ableiten lassen. Sonst kämen wir folgerichtig am Ende auf den Standpunkt des einst berüchtigten Wohlfahrtsausschusses (zu Bismarcks Zeiten), der wirklich nichts anderes that, als aus der Sorge für das öffentliche Wohl seine Ermächtigung abzuleiten sich über alles bestehende Recht hinweg zu setzen.“ Wenn wir da mal nicht wieder angekommen sind.