Die „Schipkapass“ –Bahn Bülach – Baden
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Die „Schipkapass“ –Bahn Bülach – Baden SER 8-9/10/2002 Einleitung Was der bulgarische Schipkapass mit Zeit Publikationen über die dem Zürcher Unterland zu tun hat, soll verwunschenen Schienen, über die später beantwortet werden. noch deutlichen Spuren, über den verlassenen Bahnhof Buchs (Zürich) Vor 125 Jahren, am 1. Oktober 1877, und fragten nach dem Woher? Wohin? wurde die Eisenbahnlinie vom Zürcher Warum nicht mehr? Das Buch „40 Unterland in die Bäderstadt Baden an Tage-Abenteuer Schweiz“ (Werd der Limmat in Betrieb genommen. Ist Verlag 2000) empfiehlt eine aber eine Bahnlinie, die 1937, also vor „Wanderung auf den Spuren der 65 Jahren, mangels Reisender wieder verschwundenen Bahn Otelfingen – aus dem Kursbuch verschwand, Niederhasli“. Die „Spanischbrötlibahn“ jubiläumswürdig? Die überwachsenen sei über den Schwenkelberg gefahren, Gleise und Ueberführung mit den wird gelegentlich vermutet. Das alles wuchtigen Kalkbossen im ruft danach, der spannenden Mettmenhasler Holz regen zum Geschichte dieser Eisenbahn, die in Rätseln und Werweissen an. Immer einer bewegten Zeit entstand, wieder erschienen bis in die jüngste nachzugehen. Geschichte Im Frühjahr 1870 herrschte in Bülach nach Baden auf der Karte Winterthur eine bedeutende Aufregung „Eisenbahn-Project Winterthur – zugunsten einer projektierten Baden“ musste auf die NOB wie ein Rheintalbahn Winterthur – Waldshut. rotes Tuch wirken. Sie bedeutete Am 25. Oktober 1870 erteilte der gegenüber der Hauptlinie Baden – Kanton Zürich dem projektierenden Zürich – Winterthur eine Verkürzung Komitee die Konzession. Am 27. um acht Kilometer. Gemäss neuem Januar 1872 verlangte die Tösstalbahn Eisenbahngesetz von 1872 musste der als Bestandteil des Winterthurer Güterverkehr zwingend über die Eisenbahnprogramms von 1871 eine kürzeste Strecke geleitet werden. So Konzession für die Linie Winterthur – drohte nicht nur der Verlust des Bülach – Baden – Lenzburg – Aarau. bescheidenen lokalen Vekehrs Das Ziel dieser Bestrebungen war die Winterthur – Baden, sondern vor allem politisch begründete Erstellung eines derjenige des beträchtlichen vom Wirtschaftszentrum Zürich und Frachtvolumens zwischen allen der Nordostbahn (NOB) unabhängigen westlich von Baden liegenden Eisenbahnnetzes. Demokratische Stationen und der Ostschweiz. Konkurrenz aus Winterthur sollte das liberale Zürich bekämpfen, und die Die NOB sah sich zu einem Konzept spätere, vom Volk getragene gezwungen: Sie musste die kürzeste Nationalbahn (S.N.B.) sollte die von Linie Winterthur – Baden selbst bauen, Finanzkreisen abhängige, allmächtige und diese führt über Bülach. Wenn bei NOB in die Knie zwingen. Die dickere, der NOB von der Entlastung des schwarze Linie von Winterthur über Zürcher Hauptbahnhofs vom Seite 1 Güterverkehr die Rede war, meinte Tösstalbahn, später Westsektion der man weniger eine betriebliche als vor Nationalbahn, dar. Es war nämlich allem die abzuwehrende Entlastung vorgesehen, gemeinsam mit der durch die Winterthurer Konkurrenz. In Waldshuterbahn nach Embrach zu der Konzession Zürich – Kantons- fahren, dann den Dettenberg zu grenze Gundestswil (-Romanshorn) durchstossen und über Bülach nach besass die NOB ein Prioritätsrecht Baden zu gelangen. Kam nun die NOB zum Bau aller Zweiglinien, die in nach Bülach, war es für sie ein besagte Strecke einmünden sollten. Leichtes, mit einer Linie (Bülach-) Die Konzession des Winterthurer Niederglatt – Baden das Mittelstück Komitees für die Bahn nach Waldshut der Nationalbahn zu verhindern. Nach über Rorbas und Glattfelden stellte einer längeren Auseinandersetzung, einen solchen Fall dar. Am 19. April genannt „Dettenbergkrieg“, wurde dank 1871 beschloss die Generalver- bundesrätlichem Entscheid die Linie sammlung der NOB, von ihrem über Bülach und Eglisau geführt. Die Prioritätsrecht Gebrauch zu machen Konzessionsänderung wurde von Bern und die Waldshuterbahn selbst zu am 11. September 1873 bewilligt, und bauen. Am 30. Juni 1871 übertrug der sofort reichte die NOB ihr Gesuch für Kantonsrat die Konzession an die NOB Niederglatt – Baden ein, die mit der Auflage, die Linienführung nicht Konzession wurde am 23. Oktober ohne regierungsrätliche Zustimmung 1873 erteilt. Die Eisenbahngesellschaft zu ändern. Bereits 1870 und deutlicher Winterthur – Zofingen, später ein Teil 1872 kam aus Bülach die Anregung, der Nationalbahn,sah bereits 1872 ihre die neue Bahn möchte den Dettenberg Felle davonschwimmen und plante durchstossen und Bülach bedienen, deshalb eine neue Streckenführung statt – wie in der Konzession über Kloten – Seebach. Die festgehalten – die Wagen-breche. Konzession wurde ihr am 25. Oktober 1873 erteilt. Im Unterland stand nun Dieser Wunsch nach Aenderung der dem Bau eine dichten Linienführung Winterthur – Koblenz Eisenbahnnetzes von sich stellte eine Gefährdung für die Linie konkurrenzierenden Bahnlinien nichts Winterthur – Bülach – Baden der mehr im Wege. Konzession Niederglatt – Baden Bereits am 30. November 1872 hatte Die Bedingungen waren die gleichen, der Kanton Aargau die Konzession für ausser dass jetzt drei Zugpaare das aargauische Teilstück erteilt. Sie verlangt waren. Die Taxen wurden mit galt bis zum 25. Dezember 1957, also 10 Rappen/km in der ersten, 7 Rappen 85 Jahre. Zwei Zugpaare mit allen drei in der zweiten, 5 Rappen in der dritten Klassen sollten die ganze Strecke Klasse festgelegt. Fahrten in befahren und sämtliche Stationen gemischten Zügen mit nur zweiter und bedienen. dritter Klasse sollten 20 Prozent billiger sein. Ob diese Bestimmung je zur Mit dem Eisenbahngesetz von 1872 Anwendung kam, geht aus den war der Bund Konzessionsbehörde Taxtabellen der Fahrpläne nicht geworden. Er bestätigte die hervor. Konzession nun für die ganze Strecke. Seite 2 Planung Erklärtes Ziel der NOB war es, eine hatte sich mit 90 000 Franken an Linie für den durchgehenden dieser Gesellschaft beteiligt. Benützer Güterverkehr zu bauen. Es war schon wollte man nicht einfach der damals klar, dass ohne Konkurrenz überlassen. Eine – wenn Durchgangsverkehr niemals eine auch exzentrisch gelegene – Rendite erreicht werden konnte. Bei Kreuzungsstation erleichterte den der Planung zur Ueberquerung des Betrieb auf der 12,7km langen Strecke Schwenkelbergs wurden gleich- Niederglatt – Otelfingen. mässige Steigungen und grossen Kurvenradien angestrebt. Jedes Herr Däniker, Gerant der Begehren, das eine grössere Steigung Baumwollspinnerei Jakobstal in oder Verlängerung bedeutete, wurde Bülach, regte am 16. September 1876 abgelehnt, weil es den Betrieb eine Station Höri an. Durch die erschwert oder gar die kürzeste Verlegung des Bahnhofs Bülach in die Verbindung gekostet hätte. Herti am 1. August 1876 mit der Eröffnung der Dettenberglinie war der Dies mussten die Oberhasler erfahren, Weg für Güter von und zur Fabrik als sie am 9. Juni 1874 ihr Gesuch für länger geworden. Pläne sahen eine eine Station einreichten. Es wurde Station beim Uebergang der Strasse abgelehnt, denn direkt neben dem Dorf Höri – Bülach vor. Die vorgesehene gab es kein geeignetes Terrain, und Doppelspur wäre mit einem bei der Kreuzung der Bahn mit der Weichenpaar verbunden worden, und Strasse Mettmenhasli – Watt wäre die ein Gütergleis mit Freiverladeplatz und Station ebenso weit vom Dorf entfernt Kopframpe hätte den Frachtverkehr mit gewesen wie der Bahnhof Oberglatt. der Spinnerei ermöglicht. Wegen der Zudem erwartete man von den 366 inzwischen ausgebrochenen bäuerlichen Einwohnern kein grosses Eisenbahnkrise wurden sowohl Verkehrsaufkommen, welches die Doppelspur als auch Stationsanlage beträchtlichen Mehrkosten gerecht- gestrichen. fertigt hätte. Die horizontale Stationsanlage hätte eine Der Anschluss an die doppelspurige Streckenverlängerung bedeutet, wenn Hauptlinie Zürich – Baden bei die Maximalsteigung von 9 Promille Wettingen war zuerst auf offener nicht überschritten werden sollte. Strecke vorgesehen. Die neue Linie hätte auf einer Brücke die Limmat Watt ersuchte am 3. April 1873 und überquert. Das Eisenbahndepartement erneut am 16. Februar 1875 um eine konnte diesem Projekt nicht Station, welche westlich vom zustimmen, weil es als zu gefährlich Bahnübergang Bösbuck, 1900 m von beurteilt wurde. Darauf entstand der Buchs entfernt, eingerichtet worden Plan einer Linienverlegung Zürich – wäre. Die NOB winkte mit Begründung Baden mit der Abzweigstation ab, der Bahnhof Regensdorf der Wettingen und einer zweimaligen Nationalbahn sei näher beim Dorf. Limmatüberquerung. Neben dem Nachteil von Mehrkosten brachte diese Es lage nahe, in Buchs eine Station Version die Ausschaltung der einzurichten, denn die Linie führte am rutschgefährdeten linksufrigen oberen Dorfrand vorbei. Die Streckenführung und der gefährlichen Nationalbahn plante eine Station Klosterkurve. Dort war am 20. Juni Buchs-Dällikon, und die Gemeinde 1874 der Abendschnellzug Zürich – Seite 3 Aarau entgleist. Die Lokomotive A III Doppelspurbrücken waren im Besitz No. 42 “Altdorf” hatte ihn geführt. Die der NOB. Der Betrieb erfolgte nach Unfallursache blieb ungeklärt, und es den Vorschriften der NOB. Die Züge entwickelte sich eine Polemik um die verkehrten nach den Reglementen des 2/2 gekuppelten Schnellzugsloko- Eigentümers. Dies erlangte motiven der NOB. Bedeutung, als die NOB den Verkehr von Güterwagen der S.N.B. mit Für die Gemeinschaftsstrecke Schalengussrädern auf ihren Linien Otelfingen – Wettingen mit der damals aus Sicherheitgründen untersagte. noch Winterthur – Zofingen genannten Gleichartige Güterwagen wurden Westsektion der S.N.B. wurde auf jedoch durch die NOB von den Betreiben des Bundesrats der Vertrag Vereinigten Schweizerbahnen und aus vom