Die „Schipkapass“ –Bahn Bülach – Baden

SER 8-9/10/2002

Einleitung

Was der bulgarische Schipkapass mit Zeit Publikationen über die dem Zürcher Unterland zu tun hat, soll verwunschenen Schienen, über die später beantwortet werden. noch deutlichen Spuren, über den verlassenen Bahnhof Buchs (Zürich) Vor 125 Jahren, am 1. Oktober 1877, und fragten nach dem Woher? Wohin? wurde die Eisenbahnlinie vom Zürcher Warum nicht mehr? Das Buch „40 Unterland in die Bäderstadt Baden an Tage-Abenteuer Schweiz“ (Werd der Limmat in Betrieb genommen. Ist Verlag 2000) empfiehlt eine aber eine Bahnlinie, die 1937, also vor „Wanderung auf den Spuren der 65 Jahren, mangels Reisender wieder verschwundenen Bahn – aus dem Kursbuch verschwand, Niederhasli“. Die „Spanischbrötlibahn“ jubiläumswürdig? Die überwachsenen sei über den Schwenkelberg gefahren, Gleise und Ueberführung mit den wird gelegentlich vermutet. Das alles wuchtigen Kalkbossen im ruft danach, der spannenden Mettmenhasler Holz regen zum Geschichte dieser Eisenbahn, die in Rätseln und Werweissen an. Immer einer bewegten Zeit entstand, wieder erschienen bis in die jüngste nachzugehen.

Geschichte

Im Frühjahr 1870 herrschte in Bülach nach Baden auf der Karte Winterthur eine bedeutende Aufregung „Eisenbahn-Project Winterthur – zugunsten einer projektierten Baden“ musste auf die NOB wie ein Rheintalbahn Winterthur – Waldshut. rotes Tuch wirken. Sie bedeutete Am 25. Oktober 1870 erteilte der gegenüber der Hauptlinie Baden – Kanton Zürich dem projektierenden Zürich – Winterthur eine Verkürzung Komitee die Konzession. Am 27. um acht Kilometer. Gemäss neuem Januar 1872 verlangte die Tösstalbahn Eisenbahngesetz von 1872 musste der als Bestandteil des Winterthurer Güterverkehr zwingend über die Eisenbahnprogramms von 1871 eine kürzeste Strecke geleitet werden. So Konzession für die Linie Winterthur – drohte nicht nur der Verlust des Bülach – Baden – Lenzburg – Aarau. bescheidenen lokalen Vekehrs Das Ziel dieser Bestrebungen war die Winterthur – Baden, sondern vor allem politisch begründete Erstellung eines derjenige des beträchtlichen vom Wirtschaftszentrum Zürich und Frachtvolumens zwischen allen der Nordostbahn (NOB) unabhängigen westlich von Baden liegenden Eisenbahnnetzes. Demokratische Stationen und der Ostschweiz. Konkurrenz aus Winterthur sollte das liberale Zürich bekämpfen, und die Die NOB sah sich zu einem Konzept spätere, vom Volk getragene gezwungen: Sie musste die kürzeste Nationalbahn (S.N.B.) sollte die von Linie Winterthur – Baden selbst bauen, Finanzkreisen abhängige, allmächtige und diese führt über Bülach. Wenn bei NOB in die Knie zwingen. Die dickere, der NOB von der Entlastung des schwarze Linie von Winterthur über Zürcher Hauptbahnhofs vom Seite 1 Güterverkehr die Rede war, meinte Tösstalbahn, später Westsektion der man weniger eine betriebliche als vor Nationalbahn, dar. Es war nämlich allem die abzuwehrende Entlastung vorgesehen, gemeinsam mit der durch die Winterthurer Konkurrenz. In Waldshuterbahn nach Embrach zu der Konzession Zürich – Kantons- fahren, dann den Dettenberg zu grenze Gundestswil (-Romanshorn) durchstossen und über Bülach nach besass die NOB ein Prioritätsrecht Baden zu gelangen. Kam nun die NOB zum Bau aller Zweiglinien, die in nach Bülach, war es für sie ein besagte Strecke einmünden sollten. Leichtes, mit einer Linie (Bülach-) Die Konzession des Winterthurer – Baden das Mittelstück Komitees für die Bahn nach Waldshut der Nationalbahn zu verhindern. Nach über Rorbas und Glattfelden stellte einer längeren Auseinandersetzung, einen solchen Fall dar. Am 19. April genannt „Dettenbergkrieg“, wurde dank 1871 beschloss die Generalver- bundesrätlichem Entscheid die Linie sammlung der NOB, von ihrem über Bülach und Eglisau geführt. Die Prioritätsrecht Gebrauch zu machen Konzessionsänderung wurde von Bern und die Waldshuterbahn selbst zu am 11. September 1873 bewilligt, und bauen. Am 30. Juni 1871 übertrug der sofort reichte die NOB ihr Gesuch für Kantonsrat die Konzession an die NOB Niederglatt – Baden ein, die mit der Auflage, die Linienführung nicht Konzession wurde am 23. Oktober ohne regierungsrätliche Zustimmung 1873 erteilt. Die Eisenbahngesellschaft zu ändern. Bereits 1870 und deutlicher Winterthur – Zofingen, später ein Teil 1872 kam aus Bülach die Anregung, der Nationalbahn,sah bereits 1872 ihre die neue Bahn möchte den Dettenberg Felle davonschwimmen und plante durchstossen und Bülach bedienen, deshalb eine neue Streckenführung statt – wie in der Konzession über Kloten – Seebach. Die festgehalten – die Wagen-breche. Konzession wurde ihr am 25. Oktober 1873 erteilt. Im Unterland stand nun Dieser Wunsch nach Aenderung der dem Bau eine dichten Linienführung Winterthur – Koblenz Eisenbahnnetzes von sich stellte eine Gefährdung für die Linie konkurrenzierenden Bahnlinien nichts Winterthur – Bülach – Baden der mehr im Wege.

Konzession Niederglatt – Baden

Bereits am 30. November 1872 hatte Die Bedingungen waren die gleichen, der Kanton Aargau die Konzession für ausser dass jetzt drei Zugpaare das aargauische Teilstück erteilt. Sie verlangt waren. Die Taxen wurden mit galt bis zum 25. Dezember 1957, also 10 Rappen/km in der ersten, 7 Rappen 85 Jahre. Zwei Zugpaare mit allen drei in der zweiten, 5 Rappen in der dritten Klassen sollten die ganze Strecke Klasse festgelegt. Fahrten in befahren und sämtliche Stationen gemischten Zügen mit nur zweiter und bedienen. dritter Klasse sollten 20 Prozent billiger sein. Ob diese Bestimmung je zur Mit dem Eisenbahngesetz von 1872 Anwendung kam, geht aus den war der Bund Konzessionsbehörde Taxtabellen der Fahrpläne nicht geworden. Er bestätigte die hervor. Konzession nun für die ganze Strecke.

Seite 2 Planung

Erklärtes Ziel der NOB war es, eine hatte sich mit 90 000 Franken an Linie für den durchgehenden dieser Gesellschaft beteiligt. Benützer Güterverkehr zu bauen. Es war schon wollte man nicht einfach der damals klar, dass ohne Konkurrenz überlassen. Eine – wenn Durchgangsverkehr niemals eine auch exzentrisch gelegene – Rendite erreicht werden konnte. Bei Kreuzungsstation erleichterte den der Planung zur Ueberquerung des Betrieb auf der 12,7km langen Strecke Schwenkelbergs wurden gleich- Niederglatt – Otelfingen. mässige Steigungen und grossen Kurvenradien angestrebt. Jedes Herr Däniker, Gerant der Begehren, das eine grössere Steigung Baumwollspinnerei Jakobstal in oder Verlängerung bedeutete, wurde Bülach, regte am 16. September 1876 abgelehnt, weil es den Betrieb eine Station Höri an. Durch die erschwert oder gar die kürzeste Verlegung des Bahnhofs Bülach in die Verbindung gekostet hätte. Herti am 1. August 1876 mit der Eröffnung der Dettenberglinie war der Dies mussten die Oberhasler erfahren, Weg für Güter von und zur Fabrik als sie am 9. Juni 1874 ihr Gesuch für länger geworden. Pläne sahen eine eine Station einreichten. Es wurde Station beim Uebergang der Strasse abgelehnt, denn direkt neben dem Dorf Höri – Bülach vor. Die vorgesehene gab es kein geeignetes Terrain, und Doppelspur wäre mit einem bei der Kreuzung der Bahn mit der Weichenpaar verbunden worden, und Strasse Mettmenhasli – Watt wäre die ein Gütergleis mit Freiverladeplatz und Station ebenso weit vom Dorf entfernt Kopframpe hätte den Frachtverkehr mit gewesen wie der Bahnhof . der Spinnerei ermöglicht. Wegen der Zudem erwartete man von den 366 inzwischen ausgebrochenen bäuerlichen Einwohnern kein grosses Eisenbahnkrise wurden sowohl Verkehrsaufkommen, welches die Doppelspur als auch Stationsanlage beträchtlichen Mehrkosten gerecht- gestrichen. fertigt hätte. Die horizontale Stationsanlage hätte eine Der Anschluss an die doppelspurige Streckenverlängerung bedeutet, wenn Hauptlinie Zürich – Baden bei die Maximalsteigung von 9 Promille Wettingen war zuerst auf offener nicht überschritten werden sollte. Strecke vorgesehen. Die neue Linie hätte auf einer Brücke die Limmat Watt ersuchte am 3. April 1873 und überquert. Das Eisenbahndepartement erneut am 16. Februar 1875 um eine konnte diesem Projekt nicht Station, welche westlich vom zustimmen, weil es als zu gefährlich Bahnübergang Bösbuck, 1900 m von beurteilt wurde. Darauf entstand der Buchs entfernt, eingerichtet worden Plan einer Linienverlegung Zürich – wäre. Die NOB winkte mit Begründung Baden mit der Abzweigstation ab, der Bahnhof der Wettingen und einer zweimaligen Nationalbahn sei näher beim Dorf. Limmatüberquerung. Neben dem Nachteil von Mehrkosten brachte diese Es lage nahe, in Buchs eine Station Version die Ausschaltung der einzurichten, denn die Linie führte am rutschgefährdeten linksufrigen oberen Dorfrand vorbei. Die Streckenführung und der gefährlichen Nationalbahn plante eine Station Klosterkurve. Dort war am 20. Juni Buchs-Dällikon, und die Gemeinde 1874 der Abendschnellzug Zürich – Seite 3 Aarau entgleist. Die Lokomotive A III Doppelspurbrücken waren im Besitz No. 42 “Altdorf” hatte ihn geführt. Die der NOB. Der Betrieb erfolgte nach Unfallursache blieb ungeklärt, und es den Vorschriften der NOB. Die Züge entwickelte sich eine Polemik um die verkehrten nach den Reglementen des 2/2 gekuppelten Schnellzugsloko- Eigentümers. Dies erlangte motiven der NOB. Bedeutung, als die NOB den Verkehr von Güterwagen der S.N.B. mit Für die Gemeinschaftsstrecke Schalengussrädern auf ihren Linien Otelfingen – Wettingen mit der damals aus Sicherheitgründen untersagte. noch Winterthur – Zofingen genannten Gleichartige Güterwagen wurden Westsektion der S.N.B. wurde auf jedoch durch die NOB von den Betreiben des Bundesrats der Vertrag Vereinigten Schweizerbahnen und aus vom 9. Januar 1875 abgeschlossen. Er Oesterreich anstandslos übernommen. sollte verhindern, dass zwei Strecken Es ging offensichtlich darum, nebeneinander gebaut würden. Durch Verfrachter abzuschrecken, ihre Güter die NOB und nach ihren Normen bei der S.N.B. aufzugeben. Die S.N.B. wurde eine Doppelspur mit den beteiligte sich zur Hälfte an der Strecke Bahnhöfen Wettingen, Würenlos und und mit 35% an der dreispurigen Otelfingen gebaut; die Bahhöfe waren Brücke Wettingen – Baden. Arnold gemeinsames Eigentum. Das Gubler nennt in seiner Dissertation südöstliche Gleis und die nördliche über die S.N.B. den Vertrag die einzige Brücke für die Linie Wettingen – vernünftige Abmachung zwischen den Baden-Oberstadt gehörten der Bahnen, die sich mit allen Mitteln Nationalbahn, das nordwestliche Gleis bekämpften. Wettingen – Otelfingen und die beiden

Bau

Zu erstellen war nicht nur die Linie kamen zum Einsatz. Ende 1876 war Niederglatt – Wettingen. Auf der der Bau fast vollendet. Bülacher Seite wurde mit dem Anschluss an den neuen Bahnhof in Die Strecke Niederglatt – Wettingen der Herti eine Doppelspur von bot keine besonderen Schwierigkeiten. Niederglatt her vorbereitet. In Bülach Mit zwei langen 9,5-Promille-Rampen benötigten die direkten Züge und weiten Kurven lässt sich der Winterthur – Baden ein Verbindungs- Schwenkelberg überqueren. Dämme gleis quer über die Strasse zum und Einschnitte folgten aufeinander. Es Bahnhof. Der Bahnhof Niederglatt wies gab 22 Bahnüberführungen und nur eine Weiche für ein Rampengleis fünfmal überquerte die Strasse das auf und musste als Abzweigstation Gleis. Von den 33 Niveauübergängen erweitert werden. In Wettingen waren 15 mit hölzernen entstanden eine Stationsanlage und Schiebebarrieren, fünf mit Zug- und die beiden Limmatbrücken. eine mit einer Rollbarriere gesichert. Eine kleine Wärterbude bot dem Die Vergabe der Arbeiten erfolgte Personal Schutz vor Wind und Wetter. zwischen August und Dezember 1875. Am Bösbuck, der Kreuzung der Bahn Die vier Lose wurden Locher & Co., mit der Strasse – Adlikon, Rek und Klingler, Ehrensberger und stand ein Wärterhaus mit einer Weilemann sowie Joos, Flacher & Wohnung. Das Wärterhaus an der Schoch zugesprochen. 700 Arbeiter, Krähstelstrasse in Buchs entstand erst 150 Rollwagen und zwei Lokomotiven 1889 zum Preis von Fr. 9095.76. Beide Seite 4 Gebäude sind heute noch vorhanden. Andere Stationsgebäude der „Classe Einmalig in der ganzen Schweiz ist die V“ standen an der Linie Winterthur – Ueberführung im freien Feld bei Koblenz, an der Bözbergbahn sowie Niederglatt über eine andere Bahnlinie, am linken Zürichseeufer. Solche der nämlich diejenige von Oberglatt nach „Classe Va“ traf man zwischen Dielsdorf. Sie ist gleich gebaut wie die Effretikon und Hinwil sowie in der Strassenüber-führungen, nämlich mit gleichzeitig erbauten Station Eisenträgern und Widerlangern aus Killwangen. Kalkstein. Während des Baus machte sich die Buchs erhielt das damals für wirtschaftliche Krise bemerkbar, und Landstationen übliche Gebäude der so verzichtete man auf das Legen des „Classe V“. In Otelfingen wurde der am zweiten Gleises Bülach – Niederglatt. 2. August 1876 aufgelassene Erst 1980 – also nach 103 Jahren – Kopfbahnhof von Bülach mit kleinen wurde der vorhandene Unterbau im Aenderungen aufgebaut. Die Rahmen des Doppelspurausbaus Strukturen des Gebäudes von 1865 Oerlikon – Bülach genutzt. Buchs, sind heute noch erkennbar. Das quer Otelfingen und Würenlos waren für ein zum Gleis stehende Vordach ist in weiteres Ausweichgleis vorbereitet, veränderter Form noch vorhanden; das nie gelegt wurde. Mit der gegenüber der ursprünglichen Vermessung der Strecken nahm man Ausführung ist es sehr nüchtern es sehr genau. Buchs war 29.601 km geworden. Würenlos erhielt ein und 3 cm von Winterthur entfernt, Gebäude der „Classe Va“ und Wettingen 40,047 km und 26 cm. Die Wettingen eines der „Classe III“, wie es Kilometrierung der Reststrecken erfolgt für Abzweigstationen vorgesehen war. heute noch von Winterthur aus, Alle Stationen waren mit Telegraphen allerdings nur hektometergenau. Die verbunden. Nationalbahn-Strecke Winterthur – Wettingen über Kloten – Seebach In Buchs fehlte ein Schalterraum, die mass 42,73321km, war also Billette waren draussen am 2,65895km länger. Die NOB hatte ihr Cassafensterchen zu lösen. Hinter Ziel erreicht, und der Güterverkehr einer Eisensäule und einem Gitter zwischen Ost- und Westschweiz rollte mussten die Reisenden warten, bis der mit der NOB über Bülach und den Zug eingefahren war. Schwenkelberg.

Finanzierung

Die Linie sei ohne Mitwirkung der 000 Franken, Otel-fingen sogar 180 Gemeinden gebaut worden, schreibt 000 Franken. Die übrigen Gemeinden Josef Utzinger in seiner „Geschichte waren schon von Bahnen bedient. der Gemeinde Bülach“ im Jahre 1879. Einzig Oberhasli hätte von einem Das heisst, keine der bedienten Bahnhof profitieren können, wurde Gemeinden leistete einen Beitrag. Da aber von der NOB abgewiesen. fragt man sich, welche Ortschaften Vorgesehen waren Kosten von 3.5 überhaupt interessiert gewesen wären. Millionen Franken. Schliesslich kam Die Gemeinden im Furttal waren dem die Linie auf 5 Millionen Franken zu Aufruf „Volksbahn“ gefolgt und hatten stehen, welche allein durch die NOB an die Nationalbahn bezahlt: Buchs 90 aufzubringen waren.

Seite 5 Betrieb 1877 – 1918

Vielversprechender Start

Am 10. September 1877 wurden die natürlich begriffen werden. Wir Wettinger Brücken mit acht Bülacher aber betraten das Lokomotiven belastet, am 24. Bahnhofgebiet mit einem Gefühle der September erfolgte die Kollaudation, Anerkennung auf die Nordostbahn und die behördliche Abnahme der ganzen unterlassen dabei nicht, die beste Strecke. Zuvor aber, nämlich am 8. Hoffnung auf eine bessere Zeit zu September, tauchte in der Presse das hegen, wo das durch die stürmende Gerücht auf, die neue Linie werde am Periode gesprengte Rad wird frisch Bettag mit Gratisfahrten für die gelegt werden könne! Munter und Bevölkerung eröffnet. Am Bettag eine fröhlich mit den Fröhlichen, mit Sang Volksbelustigung durchzuführen, und Klang und dem Sängerpanier zog wurde damals als empörende zur Weihe des Tages eine grosse Geschmacklosigkeit empfunden und Schar hinaus auf den Bahnhof, um löste geharnischte Proteste aus. sich fortrollen zu lassen über die Versuchten die Gerüchtemacher die Gefilde der Haslenen und um den alten NOB zu verunglimpfen? Am Tag der Stürchel Lägern an den Limmatstrand, Betriebsaufnahme, am 1. Oktober wo das Wasser quillt heiss wie Brand.“ 1877, einem Montag, fand keine Feier statt. Die Bülacher genossen den Tag, Der Fahrplan vom 1. Oktober 1877 sah freuten sich und fuhren mit dem ersten drei Personenzug-Paare mit allen drei Zug nach Baden. Der „Volksfreund“ Klassen vor. Zwei Güterzug-Paare mit vom 3. Oktober berichtete: „ Der 1. Personenbeförderung führten nur die Oktober 1877, resp. die Nordostbahn, zweite und dritte Klasse. Sie setzte heute eine neue Ader in unser verkehrten von Winterthur oder Bülach eisenbahnliches Verkehrsgebiet. Noch nach Brugg. In der Gegenrichtung in grauer Nacht, Morgens 5 Uhr, verband ein Zug Baden mit Winterthur verkündeten unsere Broncegeschütze und Zug 305 Basel, später Stein mit die nahe Abfahrt nach der berühmten Winterthur über Brugg, Wettingen und Badestadt Baden. Wenn auch der Bülach. Im November 1877 kam noch jetzigen Zeit gemäss der offizielle ein reines Güterzug-Paar dazu. Diese Festprunk fehlte, so wird das nur als Fahrordnung galt für zwei Jahre.

Schipkapass oder Schiebkapass?

Wann der heut noch geläufige Güterverkehr in den Jahren 1878 – 77 Uebername für die Bahn entstand, ist gebaut, ohne die Gegend dafür in nicht bekannt. Wie es zu beiden Anspruch zu nehmen. Mit ihrer Schreibweisen kam, ist aber aus Eröffnung trat auf dem Bahnhof Bülach Folgendem nachvollziehbar: Josef ein ganz anständiger Verkehr ein, Utzinger schreibt in seiner schon indem nicht weniger als 3 Züge nach erwähnten „Geschichte der Gemeinde Zürich und Dielsdorf, 5 nach Eglisau – Bülach“ von 1879: Waldshut, 7 nach Winterthur und 5 nach Baden also 22 abgehen, ebenso „Die Linie Bülach – Baden wurde viele ankommen, nicht gerechnet die 4 wesentlich zur theilweisen Entlastung – 5 in jeder Richtung betragenden des Bahnhofs Zürich vom nicht selten bis zu 50 Wagen mit sich Seite 6 führenden Güterzüge Winterthur – Mühlhausen gekommen und trugen Baden. Schon im ersten Monat Namen von Berggipfeln. Alle blieben brachten solche während des türisch- nach Kriegsende in Rumänien und russischen Krieges für Serbien liefen dort bis 1927. bestimmte Lokomotiven als Fracht.“ Die langen Züge von bis zu 50 Wagen Der Schipkapass in Bulgarien war in benötigten über die 9.5-Promille- jenen Monaten umkämpft, weshalb Rampen mehrere Lokomotiven. In sein Name oft in den Zeitungen Aenderung der Schreibweise deutet erschien. Die beschriebenen Schiebkapass auf den Schiebedienst „Lokomotiven als Fracht“ waren für den über den Schwenkelberg. Die Einsatz an der Front auf russischer stärksten Lokomotiven der NOB, die Seite bestimmt. Die Centralbahn (SCB) „Muni“ B3T No. 121 – 150 waren nutzte die Gelegenheit, 19 ihrer fast zwischen 1867 und 1878 in Wien und neuen, wegen der Krise überzähligen Esslingen gebaut worden und konnten Bourbonnais-Maschinen für den auf den Strecken Turgi – Wettingen – Einsatz an der Balkanfront der Niederglatt und umgekehrt Niederglatt russischen Regierung zu verkaufen. – Buchs 320 Tonnen schleppen; ab Zehn Maschinen waren 1871 – 73 von 530 Tonnen war Schiebedienst Esslingen geliefert worden und trugen vorgeschrieben. Ein Güterzug von 50 Namen von Berghörnern. Die Wagen wog aber sicher 500 Tonnen restlichen waren 1875 von SACM oder mehr.

Überschäumende Festfreude

Zwei Wochen nach der NOB eröffnete eingesetzt werden. In Winterthur hatte am 13. Oktober die Nationalbahn ihr man mit 800 Gästen gerechnet, 2500 Mittelstück Winterthur – Baden waren gekommen. Im Fahrplan vom Oberstadt. Eine grenzenlose 15. Oktober wurden fünf Zugpaare mit Begeisterung hatte die Bevölkerung ob allen drei Klassen angeboten, deren der Vollendung der „Volksbahn“ Benützung im Alltagsbetrieb allerdings erfasst. Der Eröffnungszug mit 30 mager war. Man konnte lesen: Wagen war bereits ab Seebach voll „Gestern waren in einem Zuge zwei, in besetzt. Es musste deshalb noch ein einem anderen zehn Personen, heute Entlastungszug von Kloten und Morgen 6 Uhr niemand.“ Bassersdorf nach Winterthur

Katzenjammer

Nur gerade vier Monate dauerte das Franken, dabei hatte sie 17 Millionen Leben der umjubelten Nationalbahn. Franken gekostet. Am 20. Februar 1878 verhängte das Bundesgericht den Konkurs. Der Die Konkurrenz war zwar ausge- Schaffhauser Ständerat Eduard schaltet, doch der Preis dafür war Russenberger, der NOB nahestehend, hoch: Die NOB steckte selber in der wurde zum Massenverwalter bestellt. Klemme. Ihr Netz war von einer Länge Der Betrieb ruhte nie, allerdings von 298.174 km im Jahre 1871 innert verkehrten nur noch drei Zugpaare. Im sieben Jahren auf 538.179 km März 1880 ersteigerte die NOB die gewachsen. Infolge der Wirtschafts- Westsektion der S.N.B. für 750'000 krise und des schwachen Verkehrs auf

Seite 7 den neuen Linien wurden auf dem nach Zürich aber eine Lokalbahn. Ihre beinahe verdoppelten Netz weniger Züge boten nur 2. und 3. Klasse, und Reisende und Güter befördert als das schlechte Wagenmaterial gab 1871. Mit dem Winterfahrplan 1879 immer wieder Anlass zu Klagen. Für wurde zwischen Bülach und Baden ein das Furttal meinte der Lägernbote Zugpaar gestrichen und keine erste 1877: Klasse mehr geführt. Von dem Moment „Eisenbahnliches. Kein Bezirk hat das an , da die NOB in den Besitz der Glück, von so viel Eisenbahnsträngen Strecke Winterthur – Seebach – durchzogen zu werden, wie der Wettingen gelangt war, bestand auch unsrige. Und es sind uns damit kein Zwang mehr, schwere Züge über Verkehrswege nach allen Richtungen den Schipka zu schicken. Die geöffnet. Dennoch ist die Verbindung Vorhersage trat ein, dass die Linie mit der Gegend, mit der wir am ohne Entlastungsverkehr niemals eine meisten zu verkehren haben, eine Rendite bringen würde. Viel rascher herzlich schlechte. Wir meinen damit als erwartet hatte sie ihre Aufgabe Zürich. Die Bewohner des erfüllt, man hätte sie folglich einstellen Regensdorfer Thales namentlich, die können. Allein die Konzession lautete ihre grossen Opfer an einen über 85 Jahre, also musste weiter Schienenweg brachten, haben sich in gefahren werden. dieser Richtung bitter zu beklagen, leider ist aber an eine Besserung nicht Im Bülacher Fahrplan fällt die spärliche zu denken, solange die Reibereien der Frequenz nach Zürich auf. Man konnte beiden Gesellschaften fortdauern, es häufiger nach Waldshut und Baden sei denn, dass sich die Gemeinden zu fahren als nach Zürich, und nach nochmaligen Opfern herablassen.“ Winterthur bestand geradezu dichter Verkehr. Winterthur – Baden und Diese Opfer hätten die Verbindung Winterhur – Waldshut waren Seebach – Zürich ermöglichen und die Durchgangslinien, die „Härdöpfelbahn“ Nationalbahn retten sollen.

Verständigungsprobleme

Am 2. Juni 1882 schrieb der Vorstand von Bülach:

Bahnhofvorstand Bülach Nr. 845 Geleisebenützung Bülach, 2. Juni 1882

Herrn Betriebschef Laut Mittheilung der hier passierenden Zugführer wird das zweite Geleise auf der Strecke Otelfingen – Wettingen abgebrochen und die Linie seit einigen Tagen einspurig betrieben, ohne dass das Personal entsprechend verständigt wurde. Da auch hierorts hievon nichts bekannt ist, gebe Ihnen von dieser Unregelmässigkeit gutfindender Verfügung Kenntniss.

Der Bahnhofvorstand

Der Betriebschef ergänzte folgenden Bearbeitungsvermerk:

An das III. Departement

Seite 8 Zur gefl(issentlichen) K(enntnisnahme) nebst der Beilage.

Vor der Anordnung des einspurigen Bahnbetriebs auf der Strecke Wettingen – Otelfingen ist auch mir nichts bekannt

Der Betr. Chef Zürich 3.6.82

Aus einer nachträglich angebrachten Wiedererwägungsgesuch. Darauf Randnotiz geht hervor, dass am 31. wurde der Gleis-Abbruch unter der Mai abends Zug 25a das „unrichtige“ Voraussetzung bewilligt, dass das Gleis zu befahren hatte. Zug 25a war Schotterbett liegen bleibe und auf der letzte Abendzug der Linie Baden – erstes Verlangen des Bundesrats Bülach, er hatte also das in (ohne Rekursmöglichkeiten) das Fahrtrichtung rechte, das ehemalige zweite Gleis durch die NOB und auf Nationalbahn-Gleis zu befahren, damit ihre Kosten wieder gelegt werde. man früher mit dem Umbau auf Würenlos sei als Kreuzungsstation Einspur beginnen konnte. Ab 1. Juni einzurichten. Abgebrochen wurde das 1882 wurde demnach einspurig nordöstliche, ursprünglich der NOB gefahren. Die „Verständigung“ ging gehörende Gleis, und es konnte für vergessen, das heisst, die betroffenen 60'000 Franken Oberbaumaterial Stellen bei der NOB wurden nicht gewonnen werden. Heute nennt man informiert. Erst einige Tage später eine solche Massnahme „schlanke wurde die Aenderung offiziell als Infrastruktur“. bereits vollzogen gemeldet. Wahrscheinlich deshalb ist bis heute in Die Strecke Wettingen – Otelfingen keiner Publikation das genaue Datum wurde also vom 1. Oktober 1877 bis angegeben worden. zum 31. Mai 1882 als echte Doppelspur betrieben, wie folgende Die Vorbereitung dieses Abbruchs Tatsachen belegen: die Pfeile auf den begann am 21. Dezember 1881 mit Stationsplänen von Wettingen weisen dem Gesuch der NOB an das darauf hin, dass die Züge nach Eidgenössische Post- und Eisenbahn- Otelfingen auf dem nordwestlichen departement für die Aufhebung des Gleis, diejenigen von Otelfingen auf zweiten Gleises Wettingen – dem südöstlichen Gleis verkehrten. Die Otelfingen. Die Begründung lautete, Zahl der in den Plänen verzeichneten dass sich der Verkehr der beiden Signale zeigt, dass es jeweils nur ein Zulaufstrecken „stark vereinfacht“ Signal an der Doppelspur gab, habe, seit die Nationalbahn an die während bei zwei Einspuren zwei NOB gegangen sei. Einwände der Signale nötig gewesen wären. In Generalstabsabteilung führten zur Würenlos waren keine Kreuzungen bundesrätlichen Bewilligung vom 26. möglich. Im Graphischen Fahrplan von Januar 1882 des Einspurbetriebs unter 1881 gab es eine Kreuzung zwischen Belassung des zweiten Gleises. Die NOB-Zügen auf offener Strecke. NOB stellte am 21. Februar 1882 ein

Seite 9 Fernverkehr und Güterverlad

Am 3. Oktober 1896 verkehrte ein der Verkehr mit der Jura – Extrazug zur Landesausstellung in Simplonbahn (JS) nach der Genf. Er kam von Winterthur nach Westschweiz habe sich nur mässig Bülach, Niederglatt, Buchs, Otelfingen belebt. und hielt an allen Stationen bis Brugg. Im Einzugsgebiet der NOB sollten Ab 1891 begann Johann Spühler im höchstens 900 Billette ausschliesslich Krähstel zu Buchs Quarzsand zu in der dritten Klasse verkauft werden. graben. Dank guter Qualität konnte er Ein Billett für die Fahrt im Extrazug, in der Woche fünf Wagenladungen in Eintritt in die Ausstellung und die Glashütte Bülach liefern. In harter Rückfahrt in allen Zügen dritter Klasse Handarbeit wurde der Sand (ausser Nachtzug) kostete ab Bülach abgepickelt und im Fuhrwerk zur über Buchs elf Franken. Im Zug konnte Station gefahren. In den ersten Jahren man sich Gutscheine für die trug eine Wagenladung 25 Franken Uebernachtung in Genf besorgen. Für ein. Dafür mussten etwa zehn eine Fahrt inklusive Eintritt an einem Bennenwagen auf der Station beliebigen Tag hatte man Fr. 16.25 umgeladen werden. Der Abbau hinzulegen. Billette von Dielsdorf geschah in Stollen, die nach und nach galten auch über Buchs. mit Skulpturen geschmückt wurden. Nach Ende des Abbaus im Jahre 1920 Um alle Extrazüge und Billette zu wurde das Bergwerk ein Ausflugsziel koordinieren, war eine Konferenz der und ist es bis heute geblieben. grossen Bahngesellschaften unbedingt nötig. An dieser Zusammenkunft legte 1896 frequentierten 6286 Personen die die NOB Wert darauf, Billette für ihre Station Buchs, 6 Tonnen Gepäck beiden Extrazüge ab Zürich für Fr. wurden aufgegeben, 18 Haupt-Vieh 10.20 verkaufen zu können, davon verladen, 501 Tonnen Güter versandt sollten 20 Rappen die Insertionskosten und 334 Tonnen empfangen. Sie decken. Schliesslich wurde das Billett klassierte sich unter den 193 NOB- für den ersten Zug ab Zürich zu Fr. Stationen im Personenverkehr auf 10.50 angeboten. Er fuhr in Zürich um Platz 188 und im Güterverkehr auf 6 Uhr früh ab und erreichte Genf um Platz 182. Etwa gleich spärlich wurde 2.15 Uhr. Ob einer der drei Extrazüge die untere Station Buchs-Dällikon ausverkauft war, liess sich nicht benutzt: Ränge 184 im Personen- und herausfinden. Im Geschäftsbericht der 189 im Güterverkehr. NOB für 1896 ist jedenfalls vermerkt,

Ausbau

Nur wenig wurde in die Einrichtungen stärkere ersetzt werden, und anstelle investiert. 1894 erhielten Buchs, von hölzernen Schiebebarrieren Otelfingen und Würenlos Kontroll- wurden eiserne Schlagbäume apparate für die Signalscheiben. aufgestellt. Elektrisches Licht erhielt Eisenkonstruktionen für die Otelfingen 1919 und Buchs erst 1923. Strassendurchlässe mussten durch

Seite 10 Uebergang an die SBB 1902

Nach der Uebernahme durch die SBB Wettingen. Am 1. Dezember 1907 wurde der Betrieb in gleicher Art wurde die Fahrleitung Regensdorf – weitergeführt. Es verkehrten vier Wettingen unter Spannung gesetzt. Mit Zugpaare mit zweiter und dritter drei Versuchslokomotiven wurden die Klasse. Weiterhin bestand ein Züge der Furttallinie elektrisch geführt. ordentlicher Güterverkehr zwischen Die SBB konnten sich nicht zur Baden und Bülach. Mit der Eröffnung Uebernahme des Pionierbetriebs der Strecke Eglisau – Neuhausen 1897 entschliessen, so dass die MFO den wurden auch Frachten von und nach elektrischen Betrieb am 3. Juli 1909 Schaffhausen über den Schwenkel- wieder einstellte und die modern berg geleitet. Aus dem Stimmungsbild wirkenden Anlagen abbrechen liess. eines Betrachters aus dem Furttal, der Die Lokomotiven wurden remisiert. dem Zug nachschaute, wie er am Lägernhang mit weisser Rauchfahne Kosten senken sollte die Rückstufung Höhe gewann und dann im Walde der Station Buchs in eine Wärterstation verschwand, stammt folgender Satz: (1911). Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges fuhren noch drei „Die Lokomotive mit dem behäbigen Zugpaare. Der Kohlenmangel im Kohlenwagen besschied sich mit Verlauf des Krieges zwang zu weiteren einem oder zwei Personenwagen, Einschränkungen. Im Fahrplan vom denen sie eine oft unübersehbare 22. Oktober 1917 verkehrten nur noch Raupe von schweren Güterwagen zwei werktägliche Güterzug-Paare mit nachschleppte.“ Personenbeförderung in dritter Klasse. Mit dem vierten Reduktionsprogramm Modern, aber nur von kurzer Dauer wurde der Betrieb Niederglatt – war der elektrische Versuchsbetrieb Otelfingen auf den 1. März 1918 ganz der Maschinen-Fabrik Oerlikon (MFO) eingestellt. zwischen Seebach – Otelfingen und

Wiederbelebung 1922 – 1937

Betrieb ab 1922

Die Kohlennot von 1918/19 Güterverkehrs über Zürich während beeinflusste die betriebswirtschaft- der Betriebs-einstellung bewährte sich. lichen Betrachtungen: Kohlenkilometer lösten Streckenkilomter ab. Trotz der Die Notmassnahmen des Bundes um 8 km längeren Strecke über Zürich wurden 1921 ausser Kraft gesetzt. Die kostete die Fahrt über Bülach kaum SBB hätten am liebsten die Linie für weniger Energie. Ueber Bülach waren immer aufgegeben. Die enorm zwar die Steigungsverhältnisse besser, gestiegenen Kohlenpreise wurden 9.5 Promille über den Schwenkelberg 1918 als Begründung für die gegenüber 15 Promille auf der Strecke Einstellung angegeben. Die nach dem Kemptthal – Effretikon, aber die Krieg wieder gesunkenen Preise Rangiermanöver in Brugg, Wettingen, veranlassten die Gemeinden und den Bülach und Winterthur verschlangen Verband Ostschweizerischer Zeit und Energie. Die Umleitung des Landwirtschaftlicher Genossen- schaften (VOLG), auf eine Seite 11 Wiederaufnahme des Betriebs zu jemandem der Zug vor der Nase weg, drängen. konnte er sein Gepäck am nächsten bedienten Bahnhof abholen. Dies Am 1. Juni 1922 wurde wieder waren Niederglatt und Buchs, ab 1934 gefahren. Johann Spühler vom Otelfingen. Bergwerk im Krähstel begrüsste den ersten Zug mit Böllerschüssen. Geführt In einem Memorial stellten die SBB die wurden wieder vier Zugpaare zwischen katastrophalen Ergebnisse dar: 20 Baden oder Wettingen und Niederglatt, Reisende pro Zug wurden nie erreicht, aber nur noch mit dritter Klasse. Am 1924 kamen in Niederglatt sogar 11. Dezember 1922 erhielt Oberhasli weniger als sechs Reisende pro Zug eine unbediente Haltestelle, deren an, etwas mehr stiegen ein. Im Juli Zugangstreppe und Wartehäuschen 1924 wurden in Buchs 14 Billette nach auf Kosten der Gemeinde erstellt Niederglatt, 16 nach Bülach und eines wurden. Diese hatte auch für die nach Winterthur verkauft. Nach den Schneeräumung und die Beleuchtung Stationen talwärts waren es 161. Diese aufzukommen. Als Merkzeichen Reisenden konnten aber ebensogut wurden alte mechanische NOB- die untere Station Buchs-Dällikon Wendescheiben auf Beton-sockeln benutzen. 1924 kamen 183 montiert. Ihre ursprünglich rot-weissen Güterwagen an oder gingen ab, und Scheiben wurden weiss übermalt und 1018 Tonnen wurden umgeschlagen. mit dem schwarzen „H“ versehen. Sie Wenig benützt wurde auch die neue standen bis 1969 verrostet talseitig im Haltestelle Oberhasli. 1924 stiegen im Felseinschnitt und bergseitig jenseits November 308 und im Dezember 299 der Ueberführung über die Strasse Personen ein, also ein Reisender pro jeweils rechts vom Gleis. Ihr Zug. Deshalb schlugen die SBB einen Drehmechanismus war blockiert. Ersatzverkehr mit einem kleinen Billette erhielt man im Zug vom Postauto zwischen Buchs-Dällikon, Kondukteur nur bis zu den Endpunkten Dielsdorf, Oberhasli und Oberglatt vor. der Linie. Reisegepäck war beim Drei Kurse täglich waren vorgesehen. Empfang am Ziel zu bezahlen. Solches Dieser Vorschlag wurde jedoch von nach Oberhasli musste im Zug in den Gemeinden abgelehnt. Empfang genommen werden. Fuhr

Triebwagenbetrieb

Nach dem Ersten Weltkrieg hat der 23. Oktober 1922 im Fahrplandienst Betrieb von Fahrzeugen mit während eines Monats über den Verbrennungsmotoren starke Verbrei- Schipkapass und wurde von einem tung gefunden. Auf der brachliegenden Dampftriebwagen der Ramsei – Strecke wurden Versuche unternom- Sumiswald – Huttwil-Bahn abgelöst. men. Ein für den Schienenbetrieb Schliesslich konnten zwei Stück dieses eingerichteter Lastwagen zog in der Typs dem Régional du Val de Travers Steigung Güterwagen von 50 Tonnen (RVT) verkauft werden. Einer steht mit 5 km/h. Man versprach sich eine noch heute im Verkehrshaus der billigere Feinverteilung von Gütern. Zur Schweiz. Die SBB konnten sich aber gleichen Zeit war ein 1914 von Sulzer, nicht zu einem Kauf entschliessen. BBC und Rastatt für die sächsischen Staatsbahnen erbauter dieselelektri- Bei den Verhandlungen wegen der scher Triebwagen BCm 2/5 auf Wiederaufnahme des Bahnbetriebs Demonstrationsfahren. Er fuhr ab dem sprach man von einem Seite 12 Triebwageneinsatz. Dies war jedenfalls wegen eines Maschinenschadens das Argument für die Beschränkung abgestellt. Im Mai 1933 stellte die auf die dritte Klasse. Nach Ansicht der Elektrifikation im Glarnerland den SBB stand 1922 kein Fahrzeug zur Versuchstriebwagen CFm 2/4 9921 Verfügung, das zum Einsatz während frei. Nach Brugg versetzt, übernahm er eines Jahres getaugt hätte. Erst 1925 die Fahrleistungen nach Niederglatt erschien der CFm 2/4 9901, und Bülach. 1931 von der dieselelektrisch, 250 PS stark; er bot Schweizerischen Lokomotiv- und 50 Plätze in dritter Klasse und wog 61 Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur t. erbaut, wurde er den SBB zur Verfügung gestellt. Der Dieselmotor lief Zuerst wurde er zwischen Brugg und auf einem Laufgestell unter dem Wohlen und ab 15. Mai 1927 in allen Wagenkasten und trieb mit vier Zugpaaren über den Schipkapass Kardanwellen die angelenkten eingesetzt; der letzte Kurs fuhr wieder Endachsen. Damit war Platz bis nach Bülach, wie es von den gewonnen, und der Motorenlärm blieb Anliegergemeinden gewünscht worden fern von den Passagierabteilen. Am war. Im Fahrplan waren die Kurse mit 23. Mai 1934 erlitt er in Brugg einen „T3“ bezeichnet. Ab 1928 erschien Rangierunfall, wurde defekt abgestellt wieder das P (Personenzug). Offenbar und nicht wieder repariert. Die eine war der Triebwagen nicht sehr Antriebsachse hätte neu gebaut zuverlässig. Der Fahrkomfort liess zu werden müssen, was als zu teuer wünschen übrig: Man hatte nämlich beurteilt wurde. So kehrte die den Eindruck, beim Motor direkt neben „Tösstalerin“ Ec 3/5 6600 mit ihrem dem Personenabteil tobe ein wütender Gepäck- und dem meist einzigen Gorilla. 1932 wurde das Fahrzeug Personenwagen zurück.

Sparmassnahmen und Ende

1931 scheiterte ein weiterer Einstellungsversuch. In der Folge Das erneute Gesuch vom 17. Mai 1935 wurde der Betreib auf das absolute um Betriebseinstellung wurde auf Minimum reduziert. 1934 wurde Buchs Grund des Gesetzes zur Sanierung zur unbedienten Haltestelle degradiert der SBB vom 20. Dezember 1934 und die Bewachung sämtlicher bewilligt. So verkehrten am Sonntag Bahnübergänge aufgehoben. Lange dem 17. Januar 1937, die Züge zum Pfeifsignale und eine auf 20 km/h letzten Mal. Zum Abschied wurde ein gedrosselte Geschwindigkeit beim zweiter Personenwagen angehängt. Befahren der Niveauübergänge sollten Die Lokomotive trug vorne am Kessel die Sicherheit gewährleisten. Der eine Tafel mit Schweizerkreuz, Zusammenstoss vom 11. November Lorbeerkranz und den Jahreszahlen 1935 oberhalb Oberhasli zwischen 1877 – 1937. An einem Wagen stand: einem Lastwagen und dem Zug von Baden geschah auf einem nunmehr Die gute alte Bülach-Bahn unbewachten Uebergang. Er kostete Hat treulich ihre Pflicht getan, den Chauffeur das Leben; Wir fahren heut’ aus der Bäderstadt Lokomotivpersonal und Passagiere Zum letzten Mal nach Niederglatt. kamen mit dem Schrecken davon, nur der Kondukteur im Gepäckwagen In der Presse fand die Betriebsein- wurde leicht veletzt. stellung einiges Echo: In der Seite 13 „Schweizer Familie“ erschien eine nur noch Militärzwecken dienen.“ ausführliche Bildreportage unter dem „Ausgeschaltet“ schrieb das „Badener Titel „Einer Bahn geht der Schnauf Tagblatt“ zu einem Bild des Bahnhofs aus“. „Zeitbilder“ des „Tages Anzeiger“ Buchs; am 19./20. Januar 1937 meinten: „Die idyllischen Bahnhöfchen erschien ein längerer Abschieds- verschwinden. Die Linie wird inskünftig bericht.

Aus dem Betriebsalltag

Sabotage

Nicht gebrauchte Güterwagen wurden geschneit hatte, war nichts zu sehen. zwischen 1918 und 1922 auf der Als die Wagen gebraucht wurden, war Strecke von Niederglatt gegen der Zug mit keiner Kraft zu bewegen, Oberhasli abgestellt. Lehrlinge der das Lösen aller Handbremsen half Lichtkohlenfabrik Niederglatt (heute nichts, alles wurde kontrolliert, alles in Alusuisse) machten sich einen Spass Ordnung befunden. Der Zug schien an daraus, unter jedes Rad eine den Schienen festgeschraubt. Schraubenmutter zu legen. Da es

Sonntagsdienst

Ein Ober-Lokomotivführer hatte dort ihren Dienst anzutreten. Zudem beschlossen, die „Bülacher Führer“ war die kleine Lokomotive auf der müssten mehr Sonntagsdienst leisten. steigungs- und kurvenreichen Diese hatten das zweifelhafte Schipkapassstrecke schwierig zu Vergnügen, am Sonntag früh über führen, und der Heizer musste wacker Oerlikon nach Wettingen zu fahren, um Kohlen schaufeln.

Schiebedienst

Einst zogen lange, schwere Güterzüge vor, dass die Züge im Herbst auf den aus der Ostschweiz über Bülach nach laubbedeckten Schienen Wettingen. Die kurven- und steckenblieben. Eine vierte Lokomotive steigungsreiche Linie erforderte nicht musste von Bülach oder Wettingen nur eine Vorspann-, sondern auch eine herandampfen, um die Fuhre wieder Schiebelokomotive. Trotzdem kam es vom Fleck zu bewegen.

Weinlese

Lustig ging es in Buchs zu. Zur Zeit der Weinlese erhielten die Bähnler oft einen Korb Trauben zum Mitnehmen auf die Lokomotive oder in den Gepäckwagen gereicht. .

Lokomotivpfiffe für Doppelliter

Zugführer oder Kondukteure suchten Lokomotive gemeldet. Die Anzahl der zwischen Baden und Otelfingen Pfiffe bei der Anfahrt auf Buchs Reisende, die bereit waren, einen bedeutete die Anzahl der Doppelliter, Doppelliter Buchser zu spendieren. In die der Wirt des Gasthofs Weinberg Otelfingen wurde die Bestellung auf die auf die nahe Station zu bringen hatte. Seite 14 Ohne registrierenden Geschwindig- Zeit bis Bülach mit etwas flotterer Fahrt keitsmesser konnte man sich eine wieder einholen. Verspätung leisten und die verlorene

Leere Züge

Das folgende Zitat stammt aus der durchgefahren war. Zugführer Sch. ist „Zürcher Illustrierten“: froh, dass er nicht jeden Tag diese Als der Reporter um 11 Uhr von langweilige Route abzufahren hat. Niederglatt nach Otelfingen fuhr, war Dafür sind die Aufenthalte auf den er der einzige Fahrgast im Zuge, und Stationen nicht so knapp bemessen auf dem Rückwege um die Mittagszeit wie anderswo, und man wartet, wenn sass ein einziger Reisender im Wagen, jemand in der Ferne winkt und noch der sein Lebtag noch nie hier rasch auf den Zug will.“

Kriegsreserve

Wie schon in „Zeitbilder“ bemerkt, wieder aufgenommen werden, und der behielt man die Linie als Umfahrung Güterverkehr wurde grossräumig von Zürich für militärische Zwecke. Nur umgeleitet. Aeltere Einwohner von zu schnell sollte dies der Fall sein, Oberhasli erinnern sich, dass damals denn am 22. Dezember 1940 fielen mehrere Züge über den Schipkapass Bomben auf Zürich und beschädigten fuhren. Ob das die in anderen Quellen den Wipkinger Viadukt. Ein Gleis hing erwähnten Kohlenzüge Polen – Italien in der Luft. Einspurig konnte in der waren? gleichen Nacht der Personenverkehr

Filmszenarien

Im Film „Steibruch“, 1942 gedreht von hören. So kann man vermuten, der Sigfrit Steiner, kann man eine Zugfahrt Wagen sei von einem Stationstraktor von Otelfingen nach Buchs erleben. geschoben worden. Aus dem Wagenfenster geht der Blick ins Furttal. In Buchs unter der grossen Am 24. September 1989 befuhr die C Linde erwartet man Heinrich Gretler. Er 5/6 2978 mit historischen Wagen die steigt aus einem Personenwagen, Strecke von Niederglatt aus für einem von der JS stammenden Filmaufnahmen. Der Film mit Dreiachser (SBB Nr. 7731 – 7822). In Eisenbahnszenen aus der ganzen der ganzen Sequenz ist eine Schweiz wurde im IMAX-Theater im Lokomotive weder zu sehen noch zu Verkehrshaus Luzern gezeigt.

Abstell- und Industriegleise

Nach dem Kriegsende 1945 wurden den USA geliefert worden. Sie wurden auf dem Gleis alle möglichen Wagen in der SBB-Werkstätte Zürich abgestellt: 1945/46 waren es wiederhergestellt. Dreiachsige PLM- beschädigte französische Güter- und Gepäckwagen (Paris – Lyon – Gepäckwagen. Die vierachsigen Méditerranée) durchliefen bei SIG gedeckten Güterwagen von Typ Neuhausen Reparatur und „Travaux publiques“ waren 1919 aus Modernisierung. Die Wehntaler Eb 3/5 Seite 15 schob ankommende Wagen bis gegen der 15 Wagen waren abbruchreif. Der Oberhasli hoch und holte sie wieder Grund des Entlaufens konnte nie ab. herausgefunden werden.

Ausrangierte Personenwagen warteten Nach und nach siedelten sich bei Otelfingen auf den Abbruch oder Industriebetriebe entlang der Strecke den Umbau zu Dienstwagen. Später an. Die Tankanlage bei Otelfingen standen in Buchs Untergestelle zum wurde 1959/60 in Betrieb genommen. Umbau in Begleitwagen Db, die Die Versorgung geschah mit bekannten „Sputniks“. Eisenbahnzisternen über Anschluss- geleise bei Km 32,2 und 32.5. Die Immer wieder wurden saisonal nicht letzte Anlieferung erfolgte Ende 2000. gebrauchte Güterwagen vorüber- Seither wird die Anlage stillgelegt und gehend abgestellt, in den sechziger sukzessive abgebrochen und das Gleis Jahren Kohlenwagen L 3 oder nur noch stationsnahe benützt. zweiachsige Kesselwagen. Manövriert wurden sie von einer Zürcher C 5/6. Bei Niederglatt entstand ein grosses Heute überwintern die Flachwagen des Netz von Anschluss- und Zirkus Knie im Mettmenhasler Holz. Abstellgleisen. Das fünf Kilometer lange Streckenstück mit der grossen Ein Zugsunglück geschah bei Kurve im Oberhasli bedient die Otelfingen am 16. Juli 1986: Oberhalb Tankanlage Mettmenhasli seit 1957. der Tankanlage entliefen abgestellte, Beladene Kesselwagenzüge mit neun offene Güterwagen und rollten gegen Vierachsern zieht eine Bm 4/4 aus die Station. Sie entgleisten auf der Niederglatt hoch. Eine Gleisanlage Schutzweiche, kollerten über die dient dem Entladen der Züge; dort Böschung und schichteten sich zu steht ein uralter, noch betriebsfähiger einem wüsten Haufen auf. Die meisten Breuertraktor.

Eine Beerdigung erster Klasse

Nach der Einstellung des Personen- Bedarf mehr bestehe. Sogar die verkehrs wurden die Gleise nicht mehr Generalstabsabteilung hatte keine unterhalten. Im Mettmenhasler Holz Einwände, also gelangte der und von Otelfingen her bis zur Station Bundesrat mit der Botschaft an die Buchs dienten sie dem Abstellen von Räte, die Konzession Niederglatt – Wagen. Das Mittelstück vom Otelfingen sei aufzuheben. Im Zürcher Bahnübergang Bösbuck (Km 27,5) bis Unterland und in Baden erhob sich zur Station Buchs (Km 29,6) wurde eine heftige Opposition. Die kaum noch gebraucht. Gelegentlich Wiederaufnahme des Personen- verkehrte eine Draisine, und am 19. verkehrs wurde angeregt, ausserdem März 1960 beförderte die die Vorteile als Zubringer zum neuen Dampflokomotive Eb 3/5 5804 eine Rangierbahnhof Limmattal gepriesen. Hochzeitsgesellschaft zum Bergwerk Die SBB brachten als im Krähstel. 1956 trat die Gemeinde Gegenargumente die ungünstigen Buchs mit dem Gesuch an die SBB, Neigungsverhältnisse und die die Anlagen auf dem Gemeindegebiet umständlichen Rangiermanöver in die für eine ungestörte Entwicklung der Diskussion ein. Ausserdem hätte die Wohnbauzone zu entfernen. Strecke für 18 – 20 Millionen Franken Abklärungen jeglicher Art führten zum erneuert und angepasst werden Ergebnis, dass für die Bahnlinie kein müssen. Pro und Contra füllten die Seite 16 Zeitungspalten. Am 5. Dezember 1968 stimmte der Ständerat mit 30 gegen 5 Hierauf begann der Abbruch: Innert Stimmen der Vorlage zu. Im vier Wochen waren die 3,78 km Gleise Nationalrat gab sie am 6. März mehr samt Stationsanlage Buchs zu reden. Nach einer fast herausgerissen. Entgegen allen dreistündigen Debatte wurde mit 74 Voraussagen blieben das gegen 63 Stimmen knapp Eintreten Stationsgebäude, die grosse Linde und und dann mit 69 gegen 47 Stimmen die Bahnhofsplanie erhalten. Die die Aufhebung beschlossen. Die Räte Strasse Dielsdorf – Hand – Buchs folgt glaubten, an eine stille Beerdigung zu immer noch der Haarnadelkurve um gehen, und waren erstaunt, dass es die längst entfernte Einfahrweiche, die ein ausgewachsenes Begräbnis erster ihr anlässlich des Bahnbaus Klasse wurde aufgezwungen worden war.

Nach der Stillegung

Die beiden verbliegenen Rumpfgleise Anlässlich der Elektrikfikation der wurden für zwei Millionen Franken Wehntalbahn im Jahre 1960 mussten erneuert. Die 6 m langen Schienen aus die Ueberführung gehoben und die der Bauzeit wurden durch gebrauchte, anschliessenden Dammstücke erhöht verschweisste SBB-Schienen ersetzt. werden, um Platz für die Fahrleitung zu Auf dem Teilstück Niederglatt – gewinnen. Tankanlage Mettmenhasli herrscht lebhafter Verkehr mit Das 6,4 km lange Streckenstück ab Kesselwagenzügen. Einige Verbes- Niederglatt mit der weiten Kurve um serungen wurden angebracht, zum das Dörfchen Oberhasli verlockte Beispiel sichert eine Blinklichtanlage immer wieder zu Extrafahrten in den den Niveauübergang Oberhasli-Watt. Busch. 1980 anlässlich der Einweihung Eine Ueberführung für die Strasse der Doppelspur Bülach – Niederglatt Mettmenhasli – Watt wurde 1963 verkehrte der Stationstraktor mit gebaut und 1994 verbreitert. Die alte offenen Wagen als Buschexpress. Der enge Bahnüberführung über die Dampftriebwagen CZm 1/2 mit einem Furttalstrasse bei Otelfingen wurde alten Dreiachser bereicherte das 1968 durch eine breitere ersetzt, und Silofest Niederhasli 1986, und ein ein Wegübergang erhielt eine Schulreise-Extrazug vekehrte mit der Blicklichtanlage. eleganten Bm 4/4 II 18451.

Letzte Fahrt

„Gestern ist das Bähnchen zum letzten war ein Abschiedswinken von Alt und Mal von Baden ins Glattal hinüber Jung, vom freien Feld her und aus den gefahren und hat bei den zahlreichen Fenstern der heimeligen Riegelhäuser. unüberwachten Bahnübergängen In Buchs verstieg sich sogar ein unter gellend sein Abschiedslied in die der Wirtshaustür stehender dazu, die Nebellandschaft hinein gepfiffen. (...) erhobene Faust hinter dem davoneilenden Züglein zu schütteln! In Wir fuhren mit , um festzustellen, wie stark ausgreifenden Kurven pustete andernorts Abschied gefeiert wird. Das das Zügli die Rampe hinauf, um durch einzige, was wir erspähen konnten, das Mettmenhasler Holz vom Furttal

Seite 17 ins Glattal hinüber zu wechseln. Etwas brachte nichts Aussergewöhnliches. rascher ging es bei der Talfahrt nach Erfreulicherweise funktionierte der Oberhasli hinunter, wo zu Ehren der sprichwörtlich gewordene „Dienst am Haltestelle, einem offenen Kunden“ der SBB zu der nunmehr kistenförmigen Unterstand, kurz halt ausgeschalteten Strecke auch am gemacht wurde. Dann folgte der letzten Tag: man durfte die gelochte landschaftlich schönste Teil der Fahrkarte als Andenken an die Strecke. Im Vordergrund lag der historische Fahrt behalten. Am Mettmenhaslersee mit seinem Bahnhof Wettingen goss man noch Badehäuschen in der Winterruhe, im genügend Wasser in den Bauch des Hintergrund leuchtete das Dampfrosses, damit es in voller Fahrt sonnenbeschienene in Baden einfahren konnte. durch einen Nebelvorhang hindurch. In Niederglatt hiess es wie üblich „Alles Badener Tagblatt von Montag, dem 18. aussteigen!“Auch die Rückkehr Januar 1937.

Quellennachweis: Akten und Pläne; Infothek SBB Bern; Archiv Sihlpost Zürich Akten und Pläne; Staatsarchiv des Kantons Zürich Badener Neujahrsblätter; 52. Jahrgang; 1977

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