Li (Lisabeth) Klemm, Geb. Hermann (09.10.1895 Eberswalde - 15.10.1948 Kiel) Forscherin Neben Ihrem Mann Wilhelm Klemm (1896 - 1985)
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http://www.uni-kiel.de/anorg/lagaly/group/klausSchiver/klemm.pdf Please take notice of: (c)Beneke. Don't quote without permission. Li (Lisabeth) Klemm, geb. Hermann (09.10.1895 Eberswalde - 15.10.1948 Kiel) Forscherin neben ihrem Mann Wilhelm Klemm (1896 - 1985) Klaus Beneke Institut für Anorganische Chemie der Christian-Albrechts-Universität der Universität D-24098 Kiel [email protected] (Juli 2005) 2 Li (Lisabeth) Klemm, geb. Herrmann (09.10.1895 Eberswalde - 15.10.1948 Kiel) Lisabeth (Li) Hermann wurde in Eberswalde geboren und verbrachte ihre Jugend in Danzig und Breslau. Ihr Vater war der bekannte Forstwissenschaftler Geheimrat Herrmann. Ab 1917 studierte Li Herrmann in Danzig und später in Breslau Chemie und promovierte dort 1921 mit magna cum laude bei Heinrich Biltz1 mit einer Doktorarbeit der die Zusammenhänge zwischen Methylierung der Harnsäure und den Dissoziationskonstanten dieser Methyl-Derivate betraf. Danach arbeitete Li Herrmann als Assistentin an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Breslau bei Friedrich Wilhelm Berkner2. Dort richtete sie in dem Institut für Pflanzenbau ein neues chemisches Laboratorium ein. 1 Heinrich Biltz (26.05.1865 Berlin - 29.10.1943 Breslau). Heinrich Biltz begann 1885 mit dem Studium der Chemie an der Universität Berlin und ging im 2. Semester an die Universität Göttingen wo er unter Victor Meyer 1888 promovierte. Er wurde Assistent unter Victor Meyer in Heidelberg8, wechselte aber im folgenden Jahr in gleicher Funktion an die Universität Greifswald, wo er sich 1891 habilitierte. Er wurde 1897 als außerordentlicher Professor und Leiter der anorganischen Abteilung an die Universität Kiel berufen. Im Jahre 1911 wurde Heinrich Biltz als Ordinarius und Institutsleiter an die Universität nach Breslau berufen, wo er 1933 emeritiert wurde. In Breslau fand Heinrich Biltz sein eigentliches Forschungsgebiet die Harnsäurechemie. Nach jahrelanger Arbeit konnte er den gesamten oxidativen Abbau der Harnsäure mit unterschiedlichen Oxidationsmittelm aufkären. Mit seinem Bruder Wilhelm Eugen Biltz (08.03.1877 Berlin - 13.11.1943 Heidelberg) brachte er 1930 das Buch Ausführung quantitativer Analysen heraus (PÖTSCH, FISCHER, MÜLLER, 1989). 2 Friedrich Wilhelm Berkner (12.02.1874 - 30.11.1954). Studierte bis 1901 Landwirtschaft an der Universität Halle und promovierte 1907 zum Dr. phil. in Halle. Berkner war ab 1902 Landwirtschaftslehrer der Landwirtschaftskammer der Provinz Brandenburg, ab 1905 an der Gärtnerischen Lehranstalt und Winterbauschule in Königsberg in der Neumark (Brandenburg). Dort wurde er 1906 stellvertretender Direktor und 1907 Direktor. Im April 1913 wurde er Professor an der Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau als Nachfolger Prof. Kurt Heinrich Theodor von Rümker (23.07.1859 Heiligenbrunn bei Danzig - 04.02.1940 Berlin). Berkner wurde dort Leiter des Instituts für landwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre, welches sich später Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzucht nannte. Er untersuchte besonders die Veränderungen des Bodens unter der Wechselwirkung von Naturdünger (Kot, Urin, Stroh) und physiologisch sauren bzw. alkalischen Mineraldüngern und stellte ihre Bedeutung zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit heraus. Durch experimentelle Untersuchungen kam er zu neuen Erkenntnissen der ökologischen Zusammenhänge und führte in der Pflanzenzüchtung den Begriff der ökologischen Streubreite ein. Mit E. Bauer aus Müncheberg hielt Berkner auf Ersuchen der türkischen Regierung an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Halkali bei Konstantinopel Vorlesungen und untersuchte die Landwirtschaft Anatoliens. Er gab eine Expertise zur Reorganisation der Landwirtschaftsausbildung in der Türkei ab, die zur Gründung der Landwirtschaftlichen Hochschule in Ankara führte. Berkner lehnte fünf Rufe ab und wurde 1943 emeritiert (BERKNER, 2005). 3 Li Herrmann hatte Wilhelm Karl Klemm3 noch im Breslauer Universitäts-labora- torium kennengelernt, Weih- nachten 1924 heiratete beide. Nach der Hochzeit folgte Li Klemm ihrem Mann nach Hannover zu Wilhelm Biltz4. Dort forschte sie neben diesem im Institut für Anorganische Chemie selbständig und brach- te nach seiner Habilitartion eigene oder gemeinsame Friedrich Wilhelm Berkner Publikationen heraus. Sie publizierte zehn Veröffentlichun- gen auf dem Gebiet der Festkörper- und Magnetochemie. Um beide bildete sich bald ein doppelter Kreis, mit Li Klemm als gesellschaftlicher Mittelpunkt, und Wilhelm Klemm als geistiger Mitelpunkt. Man musizierte, hatte Mitarbeiter zu Gast und gewann Freunde fürs Leben. Bei gemeinsamen Kaffeestunden im Institut legte der angehende Dozent Wilhelm Klemm seine wissenschaftlichen Ideen vor, was zu langen fruchtbaren Diskussionen führte (JUZA, 1949, HOPPE, 1996). 3 Wilhelm Klemm (05.01.1896 Guhrau bei Breslau - 24.10.1985 in Danzig). Er mußte den ersten Weltkrieg mitmachen und studierte von 1919 bis 1923 Chemie an der Universität Breslau. Dort promovierte er Anfang 1923 unter Heinrich Biltz mit dem Thema, in etwa Aus der Chemie der Harnsäure. Danach war er vom 1. April 1923 bis 1929 Assistent bei dessen Bruder Wilhelm Eugen Biltz an der Technischen Hochschule Hannover, wo er sich im März 1927 habilitierte. Er wurde von 1929 bis 1933 außerplanmäßiger Professor in Düsseldorf und in Göttingen. W. Klemm wurde 1933 als ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Anorganische Chemie an die TH Danzig berufen. Nach Kriegsende flüchtete er in den Westen und wurde 1947 ordentlicher Professor für Anorganische Chemie an der Universität Kiel und wechselte 1951 in gleicher Stellung an die Universität Münster wo er 1964 emeretiert wurde (PÖTSCH, FISCHER, MÜLLER, 1989). 4 Wilhelm Eugen Biltz (08.03.1877 Berlin - 13.11.1943 Heidelberg). Studierte ab 1896 Chemie an den Universitäten Berlin, Heidelberg und Greifswald, wo er 1898 promovierte und ein Jahr als Vorlesungsassistent wirkte. 1900 ging er an die Universität Göttingen und wurde Vorlesungassistent bei Otto Wallach, wo er sich 1903 habilitierte. 1905 ging Wilhelm Biltz als außerordentlicher Professor an die Bergakademie Clausthal und wurde 1921 auf den Lehrstuhl der anorganischen Chemie an die TH Hannover berufen, wo er 1941 emeritiert wurde. In Göttingen arbeitete W. Biltz auf dem Gebiet der Kolloidchemie in Clausthal beschäftigte er sich neben den Untersuchungen von Kalisalzlagerstätten mit Polysulfiden und mit Fragen der analytischen Chemie. In Hannover beschäftigte er sich mit Fragen über Mol- und Atomvolumina, wobei er thermische, kalorimetrische und röntgenografische Analysrenmethoden anwandte. Mit W. Klemm führte er Messungen der elektrischen Leitfähigkeiten geschmolzener Salze durch. Besonders bekannt wurde er mit seinen Büchern über qualitative und quantitative Analysen (PÖTSCH, FISCHER, MÜLLER, 1989). 4 Nach Übergangszeiten in Düsseldorf und Göttingen folgte das Ehepaar Klemm dem Ruf von Wilhelm Klemm an die TH Danzig. Auch hier in Danzig wo beide, Wilhelm und Li Klemm, ihre wohl schönste Zeit verbrachten, war seine Frau weiterhin im Labor tätig. Heinrich Biltz Wilhelm Biltz Li Klemm Wilhelm Klemm 5 Wilhelm Klemm setzte hier in Danzig systematisch magnetische Messungen zur Lösung chemischer Probleme ein. Bei den Ionen der Seltenen Erden gelang ihm mit dieser Methode eine neue Klassifizierung dieser Elementgruppe. Die Erkenntnis, daß nicht nur vollständig gefüllte, sondern auch halbgefüllte Elektronenschalen ein gewisse Stabilität auszeichnen wie, z. B. beim Gd3+, war dafür entscheidend. Von zahlreichen Verbindungen, insbesondere binäre Verbindungen der Übergangs- metalle wurde magnetische Messungen vorgenommen. Übergangsmetallkomplexe zeigten jedoch widersprüchliche Ergebnisse, die jedoch später mit der Kristallfeld- bzw. die Ligandenfeldtheorie verstanden wurden. Die Pionierleistung von Wilhelm Klemm auf dem Gebiete der magnetischen Messungen wurde durch die 1936 erstmals veröffentlichte Monographie Magnetochemie verdeutlicht. Als die Russen in Danzig einmarschierten flohen Li und Wilhelm Klemm 1945 von Danzig in den Westen und Wilhelm Klemm wurde 1947 ordentlicher Professor für Anorganische Chemie an der Universität Kiel. Li Klemm erkrankte 1946 schwer und starb am 15. Oktober 1948 in Kiel an einem Krebsleiden. Robert Juza5 schrieb in seinem Nachruf auf Li Klemm (JUZA, 1949): „Diese überraschende Vielfalt der wissenschaftlichen Betätigung ist aber nicht der von rechts nach links: Li Klemm, ihr Schwager einzige Anlaß zu einem Werner Fischer und Wilhelm Klemm in Hannover Gedenken an dieser Stelle. Wer mit Li Klemm an der gleichen Hochschule gearbeitet hat, oder wer, etwa zu einem Vortrag von auswärts kommend, in ihrem Hause gastliche Aufnahme fand, oder wer sie auf einer Tagung 5 Robert Juza (08.12.1904 Joachimsthal - 09.06.1996 Kiel). Er wurde am 1. April 1952 als Nachfolger von Wilhelm Klemm an die Universität Kiel berufen. 6 beobachtete, mußte immer wieder mit Bewunderung feststellen, wie weitgehend Frau Klemm in Institut und Chemie aufging, daß sie dem Aufgabenkreis ihres Mannes Verständnis entgegenbrachte wie selten eine Frau, und daß sie als völlig dazugehörig ganz in diesem Aufgabenkreis mitlebte. Sie hat es verstanden, einen großen Kreis von Freunden sich und ihrem Mann zu erwerben. Die 12 Jahre, die Li Klemm mit ihrem Mann in Danzig verlebte, sind wohl die glücklichsten und reichsten ihres Lebens gewesen. In einer Stadt und einer Landschaft in denen sie sich mit Recht beheimatet fühlen durfte, deren Schönheiten sie über alles schätzte und immer wieder aufsuchte. In der Handbibliothek des Instituts für Anorganische Chemie in Kiel. 25jähriges Dienst-Jubiläum