STANDPUNKT focus 2/21 März Klimamassnahmen im Verkehr

Peter de Haan reduktion auch danach bewertet werden, ob Leiter Ressourcen, Energie sie in anderen Zieldimensionen, etwa bezüg- Liebe Leserin, lieber Leser und Klima bei EBP, Autor lich Lärm, Luftschadstoffen, Flächenbedarf, der Studie «Handlungs- Sicherheit, Zerschneidung der Landschaft Klimawandel, Klimakrise, Klimastreik spielräume der Städte für oder urbaner Qualität günstig sind oder nicht. – das Klima ist ein Dauerbrenner in der eine klimaneutrale Mobilität. Für ambitionierte Klimaziele sind prioritär Öffentlichkeit und in der politischen Are- Ansätze zu wählen, die den übrigen Dimen- na. Die Schweiz hat das Abkommen von sionen dienen oder zumindest nicht schaden. Paris ratifiziert und sich zum Ziel gesetzt, Synergien sind zu nutzen: Massnahmen mit bis 2050 vollkommen klimaneutral zu Die Schweizer Klimastrategie sieht netto eher kleiner Klimawirkung können sinnvoll werden. Somit ist klar: Der CO₂-Ausstoss null Emissionen bis 2050 vor. Dieses Ziel ist sein, weil sie in den anderen Dimensionen muss massiv reduziert werden. ehrgeizig. Auf Bundesebene sind die politi- positive Wirkungen entfalten. Umgekehrt schen Instrumente dafür noch nicht alle be- ist zu vermeiden, dass Zielkonflikte auftre- So führt kein Weg daran vorbei, schlossen, aber das revidierte CO₂-Gesetz ist ten, indem Massnahmen mit per se grosser die Emissionen im Verkehr deutlich zu als gute Grundlage dafür angelegt. Kantone, Klimawirkung anderweitig negative Folgen senken und eine klimaneutrale Mobilität Städte und Gemeinden müssen diese Ziele zeitigen. anzustreben. Der Verkehr ist für 40 Pro- ebenfalls mittragen und Massnahmen lancie- zent des gesamten CO₂-Ausstosses der ren, um diese zu erreichen. Es reicht nicht mehr aus, für jede Mass- Schweiz verantwortlich. Die Städtekon- nahme einzeln aufgrund des Kosten-Nutzen- ferenz Mobilität hat deshalb eine Studie Für den Verkehr, der für 40 Prozent des Verhältnisses oder der Akzeptanz zu entschei- erstellen lassen, die Handlungsspielräu- Kohlendioxidausstosses in der Schweiz ver- den, ob sie umgesetzt werden soll oder nicht. me der Städte zur Emissionsreduktion antwortlich ist, stellen sich dadurch beson- Gefragt ist eine systemische Betrachtungs- aufzeigt, die in dieser Ausgabe des dere Herausforderungen. Erstens müssen weise. Beispielsweise ist die Anpassung der «focus» näher beleuchtet werden. Klar und wollen Menschen mobil sein − für ihre Verkehrsinfrastruktur an energie- und platz- ist: Es gibt keine einfachen Lösungen. Die Arbeit, ihre Ausbildung, Einkäufe, Freizeit- sparende Mobilitätsformen wie den Fuss- und Städte gehen jedoch voran und haben erlebnisse sowie für den sozialen und kul- Veloverkehr eine Voraussetzung dafür, damit bereits für viele innovative Lösungsansät- turellen Austausch. Die Grenzen zwischen diese attraktiver werden. Und es braucht ze gesorgt. Dies zeigt auch das Beispiel sinnvoller Basismobilität und schädlicher zuerst Ladeinfrastruktur, bevor Elektroautos aus . Übermobilität sind dabei nicht nur fliessend, sich im Massenmarkt durchsetzen können. sondern sehr subjektiv. Zweitens gehören Schliesslich reicht es nicht aus, einmalig Wir wünschen eine gute Lektüre! aus Sicht der Treibhausgasinventare auch Massnahmen zu beschliessen. Ihre Wirkun- Baumaschinen, Land- und Forstwirtschaft, gen sind periodisch zu überprüfen, und falls mobile Maschinen, Garten- und Hobbywerk- nötig sind Anpassungen vorzunehmen. Inhalt zeuge dazu. Standpunkt 1 Interview 2 Um das langfristige Ziel der Klimaneu- Studie Handlungsspielräume der Städte für Thema 3 tralität zu erreichen, ist ein Umdenken beim eine klimaneutrale Mobiltiät auf der Website Session 4 Priorisieren der Massnahmen nötig. Die der Städtekonferenz Mobilität Städteverband im Fokus 5 Massnahmen müssen neben der Emissions- Agenda 6 focus 2/21 März · Schweizerischer Städteverband · Seite 2

INTERVIEW «Ab 2050 sind keine fossil betriebene Fahrzeuge mehr erlaubt»

Beat Jans Regierungspräsident Basel-Stadt

Beat Jans ist im November 2020 als Re- gierungspräsident in die Regierung von Basel-Stadt gewählt worden und steht dem Präsidialdepartement vor. Zuvor sass er wäh- rend 10 Jahren im Nationalrat und dort in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie.

Beat Jans ist Umweltnaturwissenschaftler und war beruflich unter anderem für Pro Natura und als selbstständiger Berater im Bereich Nachhaltigkeit und Kommunikation tätig.

Welchen Stellenwert haben für Sie die Wie soll das konkret geschehen? ÖV weiter auszubauen. Da ist in den vergan- Bestrebungen, eine klimaneutrale Mo- In Basel-Stadt sind im letzten Jahrzehnt genen Jahrzehnten viel geschehen, u.a mit bilität zu erreichen? 20‘000 neue Arbeitsplätze entstanden. In dem Tarifverbund Nordwestschweiz, der mit Einen sehr grossen Stellenwert! Denn die Stadt gezogen sind aber nur 10‘000 Men- einem einzigen Abonnement genutzt werden damit wir insgesamt klimaneutral werden, schen. Das Ziel ist es, diese Lücke kleiner zu kann. Dieses ist seit auch für Fahrten über die muss auch die Mobilität ihren Beitrag leisten. machen, sprich, entsprechend der Zunahme Landesgrenze nach St. Louis und Weil am Dazu ist es wichtig, Mobilität im Gesamtkon- von Arbeitsplätzen Wohnraum zu schaffen. Rhein gültig. Doch sollte es, um die Zent- text zu betrachten. Unser Mobilitätsverhal- Mit den Transformationsarealen verfügt Basel rumsfunktion Basels ideal zu nutzen, auch ten ist verbunden mit unseren Lebens- und über ein Wachstumspotential, das nachhaltig Olten einschliessen. Arbeitsmodellen und verknüpft mit anderen genutzt werden soll. Bereichen unseres städtischen Lebens. Wo sehen Sie die grössten Zu den zahlreichen Herausforderungen auf Herausforderungen? Welche Ziele und welchen Zeithorizont diesem Weg gehört die Mobilität. Kurze Wege Die grosse Herausforderung sehe ich darin, verfolgt Basel, um Emissionen bei der sind das eine, ein intelligenter Mix an ver- neue Lebens- und Arbeitsmodelle und neue Mobilität zu senken? schiedenen Verkehrsträgern das andere. Die Konsum- und Produktionsmuster zu entwi- Wir haben einen Volksentscheid, in Basel fahren bereits seit 2009 mit ckeln, um insgesamt klimaneutral zu werden, dass bis 2050 ausschliesslich emis- 100% erneuerbarer Energie. Bis 2027 werden auch in der Mobilität. Dies ist verbunden mit sionsarme, klima- und ressourcenschonende wir auch die Busflotte auf E-Busse umstellen, einem gesellschaftlichen Prozess. Verkehrsmittel und Fortbewegungsarten so dass der gesamte ÖV mit 100% erneuer- in Basel verkehren – das heisst, ab 2050 barer Energie betrieben wird. Aufgrund der Ist die klimaneutrale Mobilität werden keine fossil betriebenen Fahrzeuge wachsenden Menge der Warentransporte in der Bevölkerung akzeptiert? mehr erlaubt sein. Die künftige Mobilitäts- sind auch in der Logistik zunehmend innova- Die Basler Stimmbevölkerung hat einem strategie «Basel unterwegs – klimafreund- tive Ansätze für eine möglichst ökologische emissionsarmen, klima- und ressourcen- lich ans Ziel» zeigt auf, welche laufenden Abwicklung gefragt. Da neue Formen der Zu- schonenden Verkehr bis 2050 zugestimmt. und neuen Massnahmen dazu notwen- sammenarbeit und des Teilens an Bedeutung Basel hat zudem als erste Schweizer Stadt dig sind. Gleichzeitig arbeiten wir in allen gewinnen, ist z.B. beispielsweise eine digita- den Klimanotstand ausgerufen. Der Gros- Politikbereichen an Lösungen, welche auf le Plattform geplant. se Rat hat eine Spezialkommission Kli- verschiedenen Ebenen unsere Mobilität maschutz eingerichtet. Klimaschutz ist in beeinflussen. Eine integrale und res- Inwiefern stimmen Sie sich dabei mit Ih- Basel auf der politischen Agenda gesetzt. sourcenschonende Stadtentwicklung ist ren Nachbarkantonen und -ländern ab? Deshalb steht für mich die Bewerbung für eine, die kurze Wege zum Ziel hat. Arbei- Wir können unsere Kernstadt nicht den European Green Capital Award stark ten, wohnen, einkaufen sowie Freizeit sol- unabhangig von der Agglomeration betrach- im Vordergrund, der als eine Art Königspro- len nahe beieinander liegen. Denn das spart ten. Darum ist es wichtig, dass wir mit un- zess alle Bestrebungen im Bereich Nach- Verkehr. seren Nachbarn zusammenarbeiten, um den haltigkeit und Klimaschutz bündelt. focus 2/21 März · Schweizerischer Städteverband · Seite 3

THEMA

Fünf Ansätze für einen klimaneutralen Verkehr

Die «Mobilitätswende» hin zu einem Verkehr, der keine Belastung mehr ist für das del hin zu durchwegs elektrifizierten Perso- Klima, ist ein anspruchsvolles Unterfangen. Dafür gibt es nicht einen einzigen Hebel, nen- und Lastwagen sollte auch mit einem sondern mehrere Werkzeuge, die in geeignet einzusetzen und aufeinander abzustim- konzeptionellen Sprung verbunden werden, men sind. Ein wesentlicher Faktor beim Setzen von Prioritäten ist die Flächeneffizienz. wie es das ein SKM-Positionspapier von 2017 fordert. Elektrisch angetriebene Autos sollen vermehrt geteilte Autos sein, Autos auch, Adrian Borgula daraus die praktische Erfahrung mitnehmen, die nicht mehr vorwiegend Stehzeuge sind Stadtrat Luzern, dass wir unser Leben auch mit weniger Pen- sondern dem Namen Fahrzeug wieder ge- Präsident Städtekonferenz deln und mehr Freizeit in der Nähe führen recht werden. Der Erfolg der Elektromobili- Mobilität können, ist bereits etwas gewonnen. Beim tät bedingt nicht nur elektrische Fahrzeuge, Verlagern auf emissionsarme Verkehrsträger sondern auch Ladestationen, die wie bei den hilft uns die Siedlungsentwicklung nach in- Tankstellen primär im privaten Raum anzu- nen. Schweizer Städte waren schon Städte streben sind. Gemäss der SKM-Studie würde der kurzen Wege, bevor dieser Begriff jüngst ein «Recht auf Steckdose» bei Mietverträgen Bund, Kantone und Gemeinden sind in Mode gekommen ist, und sie sind es nach für Parkplätze die grösste Wirkung erzielen. enorm gefordert, Wege zu finden, um den wie vor. Indem nun auch die Agglomeratio- Ausstoss von Treibhausgasen möglichst nen baulich dichter und für die Nahversor- Zuerst Vermeidung und Verlagerung schnell auf null zu bringen. Der Beitrag gung attraktiver werden, steigt die Attrak- Bei aller Komplexität – unter dem Strich der Mobilität zu diesem gewaltigen Unter- tivität des zu Fuss Gehens, des Velofahrens macht die Studie zu den städtischen Hand- fangen wurde in den letzten Jahren oft zu sowie von Bahn, und Bus auch dort. lungsfeldern für eine klimaneutrale Mobili- wenig gewichtet, und teilweise ist das auch tät eine kompakte Aussage zu den richtigen heute noch der Fall. Mit der Studie «Städti- Weniger Raum ist gefragt Prioritäten in den Städten: «In Anbetracht sche Handlungsfelder für eine klimaneutrale Umgekehrt bedingen grössere Dichten an der aktuell stattfindenden Innenverdichtung Mobilität» hält die Städtekonferenz Mobilität Menschen und Bauten auch eine möglichst schwindet der Platz für Verkehrsmittel, in hier dagegen. Sie hat dafür die Ausgangs- flächeneffiziente Abwicklung der Mobilität. denen eine einzige mobile Person dutzende lage aufgearbeitet und zeigt Möglichkeiten Und hier haben wiederum die genannten Quadratmeter Strasse braucht. Individuelle auf, wie sich dem begegnen lässt. emissionsarmen Fortbewegungsarten die Elektroautos sind deshalb gerade für Städte Nase vorne. Abgesehen davon: Wir müssen ausser für den Gewerbe- und Güterverkehr Die Studie enthält nicht weniger als elf nicht nur dafür sorgen, dass Verkehrsmit- oft nur eine Teillösung, der Zielkonflikt zur verschiedene Stossrichtungen und 47 Hand- tel unsere Luft nicht mehr verschmutzen, Flächeneffizienz ist oft gross. Deshalb soll- lungsfelder, die dazu beitragen können, sondern auch dafür, dass unsere Mobilität ten an erster Stelle die Vermeidung und den Verkehr von jeglichem Kohlendioxid- weniger Raum in Anspruch nimmt. So wie Verlagerung und sekundär der Einsatz von Ausstoss zu befreien. Im Grundsatz lassen gemäss dem Bundesamt für Statistik heute erneuerbaren Antrieben erfolgen.» sich fünf Ansätze unterscheiden, die idealer- rund 40 Prozent des Kohledioxidausstosses weise intelligent zusammenwirken: erstens in der Schweiz auf das Konto des Verkehrs das Vermeiden von Verkehr und Verkürzen gehen, so nehmen die Verkehrsflächen (Ab- SKM-Frühlingsforum zur Zukunft des der Strecken; zweitens das Verlagern auf stellflächen inklusive!) heute einen Drittel öffentlichen Verkehrs in den Städten emissionsarme, siedlungsverträgliche Ver- der Siedlungsfläche in Anspruch. Nicht erst seit der Corona-Krise sieht sich der kehrsträger; drittens das Verbessern der klassische öffentliche Linienverkehr Veränderun- Antriebe; viertens das kluge Vernetzen der «Die Verkehrsfläche nimmt gen gegenüber. In den Städten finden sich neue Mobilitätsangebote. Und fünftens die Vor- einen Drittel der Siedlungs- Mobilitätsangebote, wie Miet-Velos oder Miet- bildfunktion der öffentlichen Hand gegen- fläche in Anspruch.» Trottinette, und die Digitalisierung vereinfacht über Bevölkerung und Wirtschaft - eine Transportketten aus verschiedenen Fortbewe- Funktion, die etwa mit der Beschaffung von Flächeneffiziente Verkehrssysteme erlauben gungsarten. Was heisst das für die Zukunft von Bus elektrisch angetrieben Kehrichtwagen an es, die geeignete Verteilung des öffentli- und Tram? Wie lassen sich die klassischen und die Fahrt aufnimmt. chen Raums zu überprüfen und in den ver- neuen Verkehrsmittel intelligent kombinieren und dichteten urbanen Gebieten Flächen zu ver- den jeweiligen Siedlungsstrukturen anpassen? Hilfe durch Siedlungsentwicklung nach innen bessern und zu gewinnen für eine erhöhte Und welche Rolle spielen dabei die Städte? Am Was es heisst, Verkehr zu vermeiden, haben Aufenthaltsqualität, mehr Biodiversität und Frühlingsforum-Webinar der Städtekonferenz am alle, die im Homeoffice arbeiten können, verbesserte Klimaanpassung. 20. April äussern sich kompetente Referentinnen in der Corona-Krise drastisch erfahren. Und und Referenten zu diesen Fragen und möglichen auch jene, die für ihre Ferien gerne weit Auch die Verbesserung der Antriebe, will Antworten darauf. Detailliertes Programm und Re- über die Landesgrenzen reisen, waren ange- heissen: die Elektrifizierung des Strassen- gistrierung bis am 4. April unter www.skm-cvm.ch. halten, ihren Radius zu reduzieren. Wenn wir verkehrs ist ein Gebot der Stunde. Der Wan- focus 2/21 März · Schweizerischer Städteverband · Seite 4

POLITIK Rückblick auf die Frühjahrssession

Die Frühjahrsession ist erneut unter dem Trinkwasserschutz scheid und befürchtet, dass die kommunale Zeichen von Corona gestanden. Es wurde in- Das Parlament hat eine Vorlage angenom- Ebene die Probleme bei der Zugänglichkeit tensiv um die Anpassung des Covid-19-Geset- men, mit der die Risiken für das Trinkwasser für die familienergänzende Kinderbetreuung zes sowie weitere Covid-Vorstösse gerungen. durch Pestizide verringert werden sollen. alleine lösen muss. Eine ähnliche Vorlage zur Die Anliegen der Städte wurden nicht immer Formell ist der Gesetzesentwurf zwar kein Chancengerechtigkeit vor dem Kindergarten- berücksichtigt. Der Städteverband begrüsst indirekter Gegenvorschlag zur Trinkwasser- alter, die in der Vergangenheit vom Stände- aber die Verabschiedung des angepassten Initiative und zur Pestizidverbots-Initiative, rat zurückgewiesen worden war, wurde nicht Covid-19-Gesetzes und des Kredites für die er soll den beiden Volksbegehren aber den erneut diskutiert. Wohnraumförderung. Wind aus den Segeln nehmen. Allerdings wurde die ursprüngliche Vorlage im Parla- Motorenlärm Pandemiebewältigung ment stark verwässert, sodass sie nicht mehr Der Bundesrat soll strengere Massnahmen Nach intensiven Debatten und grosser Unei- als ein erster Ansatz für einen verbesserten gegen übermässigen Motorenlärm ergreifen. nigkeit zwischen den Räten hat sich in der Trinkwasserschutz darstellt. Der Nationalrat hat dazu eine Motion der Ver- Einigungskonferenz zum Covid-19-Gesetz der kehrskommission angenommen. Dabei soll Ständerat weitgehend durchgesetzt. Zahlrei- Ein ähnlicher Vorstoss von Beat Jans wurde der Bundesrat neben höheren Bussen auch che Mittelerhöhungen des Nationalrates fan- zudem vom Ständerat abgelehnt. Vom Nati- den Führerausweisentzug, die Beschlagnah- den somit keinen Eingang ins Gesetz. Zur Un- onalrat angenommen wurde hingegen eine me des Fahrzeugs sowie ein generelles Fahr- terstützung von Härtefällen stehen nun etwas Motion von Roberto Zanetti zum Trinkwasser, verbot für besonders laute Fahrzeuge auf mehr als 10 Milliarden Franken zur Verfügung. welche genauere Bestimmungen bei den Zu- gewissen Strecken in Betracht ziehen. Der Abgesagte Festivals, Messen und weitere Pu- strömbereichen vorsieht. Diese Vorlage geht Vorstoss geht nun an den Ständerat. blikumsanlässe will das Parlament zusätzlich nun wieder an den Ständerat. Für die Trink- unterstützen. Die Revision ist bereits in Kraft wasserinitiative hat der Städteverband die Wohnbauförderung treten. Der Städteverband begrüsst die Hilfen Stimmfreigabe beschlossen. Das Parlament hat den Rahmenkredit für die für die notleidenden Branchen. Wohnbauförderung genehmigt. Nach dem Familienergänzende Betreuung Nationalrat ist auch der Ständerat dem An- Er bedauert jedoch die Ablehnung einer Der Ständerat will kein schweizweites Rah- trag des Bundesrats gefolgt, 1,7 Milliarden Motion von Marina Carobbio (SP/TI), wel- mengesetz für die familienergänzende Kin- Franken für Bürgschaften bereitzustellen. che zusätzliche Massnahmen vorsah, um derbetreuung. Er lehnte eine entsprechende Der Rahmenkredit gilt ab dem 1. Juli 2021 und das Risiko von Armut und der Abhängig- Motion ab. Die Vorlage verlangte, dass der bis zum 31. Dezember 2027. Der Kredit dient keit von der Sozialhilfe in der Pandemie zu Bundesrat in Zusammenarbeit mit den Kan- vor allem der Verbürgung von Anleihen der verringern. Somit bleibt die Gefahr beste- tonen und Gemeinden ein flächendeckendes Emissionszentrale für gemeinnützige Wohn- hen, dass die Sozialhilfe als letztes soziales und für die Eltern bezahlbares familienergän- bauträger. Die Mittel werden nur ausgege- Auffangnetz überlastet und damit die Kanto- zendes Kinderbetreuungsangebot schafft. ben, wenn eine Bürgschaft eingelöst werden ne, Städte und Gemeinden belastet werden. Der Städteverband bedauert diesen Ent- muss.

Vernehmlassungen

Gesetzesgrundlage: Elektronische Mittel Services wird im aktuellen Gesetzesentwurf genüber. Vor allem bei der Berechnung zur Erfüllung von Behördenaufgaben allerdings nicht genügend konkretisiert. Der des Invalideneinkommens, das für die Be- Der vermehrte Einsatz elektronischer Mit- Städteverband erachtet eine Kostenbeteili- messung des Invaliditätsgrades verwen- tel zur Erfüllung von Behördenaufgaben gung nur im Falle der freiwilligen Nutzung det wird, erachtet er es aber als zwingend, steht auch bei den Städten und Gemein- als angebracht. Mit der Verpflichtungskom- dass die Grundlagen verbessert werden, den im Zentrum der fortschreitenden petenz müsste auch die Finanzierung durch weil sonst von einem unrealistischen Ein- Digitalisierung der Verwaltung und der die verpflichtende Stelle einhergehen. kommen ausgegangen wird. Zudem for- Ausgestaltung des Austauschs mit den dert der SSV, dass das Einigungsverfahren Einwohnerinnen und Einwohnern. Der SSV Anpassungen notwendig bei den Ausfüh- bei Gutachten angepasst wird. Schliesslich begrüsst die vorgeschlagene Rechtsgrund- rungsbestimmungen zur IV-Revision hat er die Vernehmlassung auch genutzt, lage grundsätzlich. Mit der Bereitstellung Der SSV hatte die Stossrichtung der letzten um erneut darauf hinzuweisen, dass Verla- bestimmter Basisdienste oder E-Services IV-Revision unterstützt und insbesondere gerungseffekte von der IV in die Sozialhilfe durch den Bund bieten sich für Städte und die Absicht, die Eingliederung von Menschen unbedingt zu beheben sind. Gemeinden neue Möglichkeiten. Die Kos- mit psychischen Beeinträchtigungen zu ver- tenaufteilung mit der kommunalen Ebene bessern. Entsprechend steht der SSV auch Weitere Vernehmlassungen unter für die Nutzung der Basisdienste und E- den Ausführungsbestimmungen positiv ge- www.staedteverband.ch focus 2/21 März · Schweizerischer Städteverband · Seite 5

AKTUELL Städteverband im Fokus Kurzmeldungen

Zwei Stimmfreigaben für die ausserdem ein Argumentarium zum CO₂- Faktenblatt: Thermische Netze Juni-Abstimmungen, ein Nein und ein Ja Gesetz aufgeschaltet. Der Schweizerische Städteverband hat www.staedteverband.ch zusammen mit dem Bundesamt für Der Vorstand des Städteverban- Energie und weiteren Partnern das Fak- des hat die Parolen für die eid- SKK-Resolution: tenblatt «Thermische Netze» publiziert. genössischen Abstimmungen Für einen kulturellen Neustart Thermische Netzte sind vor dem Hin- vom 13. Juni gefasst. Er beschloss tergrund des Einsatzes von grösseren Stimmfreigabe für die Trinkwasserinitiative, Angesichts der folgenschweren Holz- und Geothermie-Kraftwerken, See-, welche die Menge an Pestiziden im Wasser Krise des Kultursektors hat die Fluss- und Grundwassernutzungen im Fo- durch Anreize über die Direktzahlungen an Behördenkonferenz der Städte- kus – vor allem im Bereich der erneuerba- die Landwirtschaft reduzieren will. Er lehnt konferenz Kultur (SKK) – die sich ren Energien. die radikalere Pestizidinitiative ab, welche aus den politisch gewählten Kulturverant- www.staedteverband.ch die Schadstoffe ganz verbieten will. Der wortlichen der Städte zusammensetzt – am SSV-Vorstand betonte aber die hohe Bedeu- 11. März eine gemeinsame Erklärung verab- Suisse Public 2021 abgesagt / tung eines qualitativ hochstehenden Trink- schiedet. Messeformat SMART findet statt wassers. Für die Städte ist die Wasserquali- Die Suisse Public, die vom 8. bis am tät von besonderem Interesse, weil sie sehr 29 städtische Kulturdirektorinnen und -di- 11. Juni in Bern hätte stattfinden sol- oft für die Aufbereitung zuständig sind. rektoren machen sich namentlich dafür len, findet aufgrund der Corona- stark, dass die Kulturgelder 2021 vollum- Pandemie nicht statt. Das neue Messe- Der SSV gibt ebenso Stimmfreigabe für das fänglich entrichtet werden können. Die format SMART mit dem Fokus auf das Terrorismusgesetz aus. Unbestritten leistet Behördenkonferenz der SKK fordert zudem Thema Digitalisierung findet wie ge- das Gesetz einen wichtigen Beitrag für die einen stärkeren Einbezug der Städte bei der plant am 9. und am 10. Juni online statt. Sicherheit in den Städten. Ein Fragezeichen Entwicklung von Hilfsmassnahmen für den Die Suisse Public, bei der der Städtever- steht hinter der Kompetenzverschiebung Kultursektor und verbindliche mittel- und band Patronatspartner ist, ist eine wich- zum Bund: Dieser soll über polizeilich-prä- langfristige Szenarien für einen Neustart tige Messe für den öffentlichen Sektor. ventive Massnahmen wie Hausarrest oder des Schweizer Kulturlebens. Die nachhaltige wwws.suissepublic.ch Ausreisesperren entscheiden. Der Vorstand Entwicklung des Kultursektors nach der Pan- sagt ausserdem Ja zum Covid-19-Gesetz: Es demie hängt massgeblich davon ab, dass «civicChallenge»: Innovationswettbe- unterstützt die Städte darin., soziale und alle betroffenen Parteien am Verhandlungs- werb für den öffentlichen Dienst wirtschaftlich negative Folgen der Pande- tisch Platz nehmen. Der Innovationswettbewerb «civicChal- mie abzufedern. Städtekonferenz Kultur (www.skk-cvc.ch) lenge» geht in die 2. Runde: Bis Ende Mai www.staedteverband.ch können Projektideen eingereicht werden, Textreihe «Nach Corona: die Mehrwert für Bürgerinnen und Bürger Das neue CO₂-Gesetz unterstützt die Stimmen aus den Städten» schaffen und die öffentliche Verwaltung Klimapolitik der Schweizer Städte modernisieren. Innovation ist notwendig, Was treibt die Städte in der Coro- auch im öffentlichen Sektor. Die aktuelle Bereits in der Dezembersitzung na-Krise um? Welche Erfahrungen Corona-Krise macht die Dringlichkeit für beschloss der Vorstand des Städ- machen sie, welchen Herausfor- kreative und innovative Antworten auf teverbandes, das CO₂-Gesetz zu derungen sehen sie sich gegen- die Herausforderungen der öffentlichen unterstützen und die Ja-Parole über? Welche Perspektiven erkennen sie für Ämter in der Schweiz nur noch sichtbarer. herauszugeben. Das neue Gesetz unterstützt ihre Bewohnerinnen und Bewohner und für all www.civicchallenge.ch die Städte in ihrem Bestreben, die CO₂- jene, die sie beleben, von den Gewerbetrei- Emissionen zu reduzieren. Um die Vorgaben benden bis zu den Kulturschaffenden? Und Broschüre und Webinar zur des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, welche Zukunft sehen sie für sich als Gemein- Partizipation von Flüchtlingen braucht es einen gesetzlichen Rahmen. Die- wesen und zentrale Orte? Das UN-Hochkomissariat für Flüchtlinge ser fordert nun, dass bis 2030 die CO₂- (UNHCR) hat eine neue Broschüre «Fo- Emissionen gegenüber 1990 halbiert werden. Diesen Fragen gehen diverse Fachpersonen, kus Flüchtlingsgemeinschaften. Partizi- Die Städte und die Agglomerationen sind Expertinnen und Experten aus Politik und Ver- pationsbasierte Ansätze» veröffentlicht vom Klimawandel besonders betroffen: waltungen in der neuen Textreihe nach, die und veranstaltet dazu am 1. Juni ein Starkregen oder Hochwasser werden klima- der Städteverband auf seiner Website pub- Webinar zum Thema. Beides richtet sich bedingt zunehmen, die zunehmende Hitze liziert. Jeden Mittwoch gibt es eine neuen, an Fachpersonen im Asylbereich, die hat grössere Auswirkungen in urbanen Regio- spannenden Artikel. Den Anfang machte Kurt ermutigt werden sollen, Flüchtlinge in nen. Entsprechend haben bereits heute viele Fluri, Präsident des Städteverbandes., mit dem ihrer Arbeit einzubeziehen. Städte lokal Bestrebungen in die Wege ge- Beitrag «Corona als Prüfung für die Städte und www.unhcr.org leitet, um die CO₂-Emissionen zu reduzieren. das Zusammenwirken der Staatsebenen». Auf der Website des Städteverbandes ist www.staedteverband.ch focus 2/21 März· Schweizerischer Städteverband · Seite 6

Agenda

Schweizerischer Städteverband SSV

9./10. Juni 2021 Suisse Public SMART Online Information: www.suissepublic.ch

26./27. August 2021 Städtetag 2021 in Thun Information: Christina Grab, Telefon 031 356 32 32, [email protected]

Sektionen und Arbeitsgruppen des Schweizerischen Städteverbandes

20. April 2021 Frühlingsforum der Städtekonferenz Mobilität Information: Paul Schneeberger, Telefon 031 356 32 32, [email protected]

11. Juni 2021 Städteinitiative Sozialpolitik - Frühlingskonferenz Information: Katharina Rüegg, Telefon 052 267 59 57, [email protected]

Weitere Organisationen

7. April 2021 PUSCH-Tagung «Öffentliche Beschaffung nachhaltig und rechtskonform gestalten» in Bern (Patronat: SSV), Information: www.pusch.ch

5. Mai 2021 PUSCH-Tagung «Schulen und Kindergärten ökologisch und gesund bauen und sanieren» in Bern (Patronat: SSV), Information: www.pusch.ch

18. Mai 2021 33. Forum Nachhaltige Entwicklung «leave no one behind» Livestream Information: www.are.admin.ch

26. Mai 2021 Schweizer Vorlesetag 2021 Information: www.schweizervorlesetag.ch

27./28. Mai 2021 Nationale Föderalismuskonferenz in Basel Information: www.kdk.ch

3. Juni 2021 PUSCH-Tagung «Elektromobilität in der Gemeinde fördern – mit System» in Dietikon (Patronat: SSV), Information: www.pusch.ch

11. Juni 2021 8. Energiekongress «Auf direktem Weg zur Klimaneutralität – aber wie?» in St.Gallen (Patronat: SSV Information: www.energiekongress.ch

18. Juni 2021 Solidarökonomie und ökologischer Landbau in Bern Information: www.unibe.ch

29./30. Juni 2021 wiss eGovernment Forum 2021 in Bern (Patronat: SSV) Information: www.e-governement.forum.ch

1./2. Juli 2021 19. Nationale Photovoltaik-Tagung in Bern Information: www.swisssolar.ch

7. Juli 2021 SIFG-Fachtagung zu «Erscheinungsformen von Jugendgewalt – Hintergründe und Präventionsmöglichkeiten» in Zürich Information: www.sfig.ch

Impressum Herausgeber: Schweizerischer Städteverband SSV, Monbijoustrasse 8, Postfach, 3001 Bern Redaktion: Renate Amstutz, Dominic Blumenthal, Barbara Brechbühl, Franziska Ehrler, Michael Felber, Martin Flügel, Marlene Iseli, Olivier Keller, Maja Münstermann, Paul Schneeberger; Übersetzungen: proverb; Bildnachweise: Foto Seite 1: Rolf Siegenthaler; Porträt Seite 1: zvg; Foto Seite 2: zvg; Foto Seite 3: zvg. Telefon 031 356 32 32, www.staedteverband.ch Newsletter abonnieren: [email protected]