Hintergrundinformationen Zur Neuzeit, 1500 N. Chr. Bis Heute
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Hintergrundinformationen zur Neuzeit, 1500 n. Chr. bis heute Martin Schmutz Herkunft Der historische Martin Schmutz wurde als Sohn von Hans Uli Schmutz aus dem solothurnischen Nachbarsdorf Mümliswil und Barbara Elliker aus Langenbruck geboren. Am 31. August 1642 wurde er in Langenbruck getauft. Martins Mutter muss wenige Jahre nach seiner Geburt gestorben sein. Der bei seiner Geburt bereits 46 Jahre alte Vater Hans Uli vertraute daraufhin seinen Sohn Verwandten in Langenbruck an, heiratete ein drittes Mal und zog wieder zurück nach Mümliswil. Martin heiratete mit 24 Jahren am 11. Juni 1666 in der Kirche St. Peter in Oberdorf Maria Schneider von Langenbruck und übernahm 1670 als Senn und Lehenmann den Hof „Vorderer Kall“ bei Eptingen, später „Schmutzberg“ genannt. Die Sennen gehörten, was ihre wirtschaftliche Potenz anbelangte, zur dörflichen Mittel- oder Oberschicht. Es war durchaus möglich als Lehenssenn eines städtischen Herrn sich erfolgreich wirtschaftlich zu etablieren. Martin starb 1731. Er gilt in Eptingen mit seinen fünfzehn Kindern als Stammvater des Familiengeschlechts „Schmutz“. Bild: Ausschnitt aus den Aufnahmen von Georg Friedrich Meyer, 1680. Amt Farnsburg mit Ruch-Eptingen und dem Sennhof „Im Kallen“(grün markiert). Leben und Laster Sein Lebensporträt ist kurz im Buch „Familienfoschung im Baselbiet“ von Werner Hug (2002) zusammengestellt und diente als Ausgangspunkt für die eben gehörte Geschichte. Sein Onkel Jost, der Dorfname „Bärbels Marti“, sein Aussehen und seine Erlebnisse an diesem Markttag sind frei erfunden. Körpergrösse, Kleidung, Frisur und Accessoires repräsentieren aber einen durchschnittlichen jungen Mann seiner Zeit. Mit einer Körpergrösse von etwa 168cm lag er im Mittel der Männer. Bis zur Mitte des 17. Jh. hatte der Tabakkonsum alle Bevölkerungsschichten der Region, auch die gehoberen, in seinen Bann gezogen. Die neue Sitte verbreitete sich ursprünglich von England her kommend vor allem durch die im Dreissigjährigen Krieg umherziehenden Soldaten sehr rasch in ganz Europa. Die ersten in Baselland archäologisch nachgewiesenen Pfeifen wurden aus der Kurpfalz und Frankreich importiert. Ab dem 18. Jh. beherrschten Manufakturen aus Gouda und dem Westerwald den Markt und belieferten auch Basel massenweise mit weisstonigen, schlanken Tonpfeifen. Bild: Stammbuch des Basler Goldschmiedes Johann Heinrich Schrotberger (1670-1748), Fol. 25, 1669 (Historisches Museum Basel). Mit einer glühenden Kohle – gehalten durch eine Feuerzange – wird die Pfeife angezündet. Amtshausgasse 7 Telefon 061 552 50 88 www.archaeologie.bl.ch Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion Postfach Fax 061 552 69 60 Kanton Basel-Landschaft 4410 Liestal [email protected] Archäologie und Museum Wirtschaft und Handel Die Familie des Onkels darf zur dörflichen Oberschicht gezählt werden. Der Besitz eines mit Ziegeln gedeckten Wohnhauses bedeutete gehoberen Wohnkomfort, den sich in der zweiten Hälfte des 17. Jh. nicht jeder leisten konnte. Den teuren Unterhalt von Zugtieren wie Pferden und Stieren konnten nur reiche Bauern, Wirte und Handwerker tragen. Gerade in Passorten wie Langenbruck boten Pferde gute Einkommensmöglichkeiten. Ab Mitte des 16. Jh. nahm das Verkehrsvolumen über den oberen Hauenstein stetig zu. Der schlechte Strassenzustand machte bei breiten Lastwagen das Vorspannen von bis zu 15 Pferden nötig. Zug- und Saumpferde waren also gefragt. Im Weiteren entstanden im ganzen Tal Pferdewechselstationen, die oft von Gastwirten betrieben wurden. Wagner und Hufschmiede kümmerten sich um den reibungslosen Durchgangsverkehr. Neben dem Transitverkehr zwischen den Niederlanden und dem Grossen St. Bernhard und dem Rhonetal war auch der regionale Austausch bis Bern und Basel bedeutend. Mitte des 18. Jh. wurden zur Hauptsache Salz, Wein, Käse, Kolonialwaren, Tabak, Reis und Textilien transportiert. Bild: Hölstein Hauptstrasse 17, Gasthaus Rössli. Erbaut 1685-1690 durch den Basler Bürger Johann Merian als Station für den Vorspanndienst der schweren Pferdefuhren über den oberen Hauenstein. Quellenlage Wichtige methodische Hilfsmittel sind in der Bauforschung die aus der Zeit ab dem späteren 17. Jahrhundert vermehrt zur Verfügung stehenden Bild- und Schriftquellen. Eines der beiden bedeutendsten und umfassendsten Bildwerke sind die Skizzenbücher und Vermessungen von Jakob und Georg Friedrich Meyer. Vater und Sohn kartierten seit 1668 unter anderem sämtliche altbaslerischen Gemeinden in Vogelschauperspektive. Hundert Jahre später liefert Emanuel Büchel zwischen 1745 und 1766 ebenfalls zu jeder Gemeinde detaillierte Darstellungen und erlaubt der Forschung, spannende Vergleiche mit den Meyerschen Karten zu ziehen. Die umfassenden in den Jahren 1748-1763 herausgegebenen Aufzeichnungen des Chronisten Daniel Bruckner in seinem „Versuch einer Beschreibung historischer und natürlicher Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel“ erhalten viele wertvolle Hinweise und Zahlen zu Gebäuden und deren Konstruktionsarten. Für das 19. und 20. Jahrhundert liefern die zwischen 1807 bis 1955 in jeder Gemeinde geführten Brandversicherungsbücher Informationen zu Besitzer, Konstruktionsweise, Raumfunktionen und Umbauten. Eine für die Bauforschung unentbehrliche Datierungshilfe ist die Dendrochronologie. Die Messung der Wachstumsringe der Bauhölzer erlaubt das Fälldatum des Baumes auf ein halbes Jahr genau zu bestimmen. Da die Balken meist grün, das heisst nach dem Fällen direkt verbaut wurden, lassen sich Gebäude und Holzelemente genau datieren. Bild: Buus Hauptstrasse 8. Entnahme einer Holzprobe mit einem Hohlbohrer zur Holzaltersbestimmung mit Hilfe der Dendrochronologie. Spätgotische Decke von 1551/52d. 2 Umwelt und Gesellschaft Landschaftsbild und Siedlungsentwicklung Die Besiedlung – der Landesausbau – der alten Basler Ämter Farnsburg, Homburg, Liestal, Ramstein, Waldenburg (heutige Bezirke Liestal, Sissach, Waldenburg) war bezüglich dem Bestand an Dörfern und Weilern seit dem 14. Jh. grossteils abgeschlossen. Das in der frühen Neuzeit bestehende Siedlungsbild basierte auf der Weiterentwicklung der fränkischen und alemannischen Niederlassungen und der sich herausbildenden Dreifelderwirtschaft mit vorherrschendem Flurzwang, also die Beschränkung der Besiedlung innerhalb vorgegebener Gemarchungen. Als neu hervorgekommene Dörfer können Hersberg, Nusshof und Tecknau bezeichnet werden. Sie wurden im Mannschaftsrodel von 1585 noch als Höfe aufgeführt, galten Ende 17. Jh. in den Volkszählungen dann jedoch bereits als Dörfer. Als kleine Industriesiedlungen mit Eisenwerken entstanden 1658 der Weiler Niederschöntal in Füllinsdorf und 1660 die Neue Welt in Münchenstein. Dorfabgänge und Hofwüstungen der frühen Neuzeit sind bisher noch wenig erforscht. Ein Beispiel ist „Ickten“ oder „Yttigkon“, einst nördlich von Sissach gelegen und zu Beginn des 15. Jh. aufgelassen. Die Dorfbewohner übersiedelten nach Sissach. Der teilweise bis 1829 herrschende Flurzwang erschwerte eine eigentliche Besiedelung ausserhalb der streng definierten Dorfgemarchung. Ausnahmen bildeten die bereits im 17. und frühen 18. Jh. entstandenen Alp- und Sennhöfe. Meist dienten sie als herrschaftliche Gutshöfe der direkten Versorgung mit Milchprodukten eines Adels- oder Vogteisitzes oder einzelnen Basler Herrschaftsfamilien. Gerade die Basler hatten wegen der Seidenbandweberei einen steigenden Kapitalüberhang und bekundeten ab Ende des 17. Jh. ein zunehmendes Interesse an Landkäufen. Mitte 18. Jh. sind für die Basler Landschaft 64 Sennereien bekannt. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jh. wurde die Ausweitung der Siedlungen über den Etter hinaus dank der Lockerung des Flurzwangs möglich. Es entstanden die heute noch die Landschaft prägenden Aussiedlerhöfe. Die Bevölkerung der alten Balser Ämter hatte gegen Ende des 17. Jh. ihren vorläufigen Bevölkerungshöchststand erreicht. Es darf mit etwa 3000 Haushaltungen à jeweils knapp 6 Personen gerechnet werden, was etwa 19000 Bewohnern entspricht. Erst mit der merklichen Verbreitung der Posamenterei ab 1740 verbesserten sich im ganzen mittleren und oberen Baselbiet die Lebensbedingungen, was zu erneutem Bevölkerungsanstieg führte. Vergleiche der Siedlungen auf den Skizzen von Georg Friedrich Meyer aus den 1660-80er Jahren und den Stichen Emanuel Büchels aus den 1740-60er Jahren zeigen innerhalb der rund achtzig Jahre eine markante Zunahme der Häuser. Bild: Langenbruck gegen Westen. Emanuel Büchel um 1755. Es bestehen bereits diverse Alphöfe. 3 Siedlungsstruktur und Hauslandschaft Struktur und Hausbestand eines Dorfes wurden neben der Bevölkerungsentwicklung vor allem vom politischen und wirtschaftlichen System beeinflusst. So war Basel Stadt ab dem 15. Jh. neben einer Vielzahl von auswärtigen Gotteshäusern und reichen Privatpersonen grösster Landeigentümer der alten Landschaft. Die Verwaltungspraxis der Untertanengebiete entsprach noch dem mittelalterlichen System zur Zeit der kleinadligen Landesherren mit Bevogtung, Besteuerung und Unfreiheit der Untertanen. Mit den städtischen Bauvorschriften beginnt sich jedoch ab dem späteren 16. Jh. die bisherige Hauslandschaft zu verändern. Nach einer zweihundertjährigen Übergangszeit mit baulich-konstruktiven Übergansformen und dem Nebeneinander von Holz- und Steinbauten sind Siedlungsverdichtung und Versteinerungsprozess Mitte 18. Jh. abgeschlossen. Die in einem Tal oder einer Gemeinde jeweils vorherrschende Landwirtschaft bestimmte bis weit ins 19. Jh. hinein die Gebäudearten. So fanden sich in den oberen Ämtern Homburg und Waldenburg mit knapp der Hälfte der Fläche an Weideland und Matten vermehrt Feldställe und Heuscheunen. In