156 SEITEN S HEUTE **** der| tand| ard | S a . / S o . , 1 9 . / 2 0 . O k t o b e r 2 0 1 3 Ö s t e r r e i c h s u n a b h ä n g i g e T a g e s z e i t u n g H e r a u s g e g e b e n v o n O s c a r B r o n n e r € 2 , 1 0

Umfrage: Positivste Entwicklung seit 1988 ist das Internet Handy und Fall des Eisernen Vorhangs als Pluspunkte – Gentechnik als Negativtrend

Linz/Wien – Die breite Einführung große Geräte beschränkt war. Ho - des Internets wird von den Öster- he Zustimmung gibt es auch für reicherinnen und Österreichern den Ausbau des Autobahnnetzes als die positivste Entwicklung der und für die stärkere internatio nale vergangenen 25 Jahre eingeschätzt Vernetzung der österreichischen – während die Gentechnik nur von Wirtschaft. zehn Prozent positiv, aber von 63 Dennoch meint nur knapp jeder Prozent negativ bewertet wird. Dritte, dass es den Menschen in Das geht aus der aktuellen Mar- Österreich heute besser geht als ket-Umfrage für den Standard vor einem Vierteljahrhundert – hervor. In dieser Umfrage gibt es etwa gleich viele Befragte meinen besonders positive Einschätzun- sogar, dass es ihnen schlechter gen für den Fall des Eisernen Vor- geht. hangs 1989 und für die weite Ver- Auf die abschließende Frage, ob breitung der Mobiltelefonie, die man lieber heute oder lieber im bei der Gründung des Standard Jahr 1988 leben würde, sagen al- 1988 noch auf wenige aktenkoffer- lerdings doch 49 Prozent, dass sie lieber heute leben würden. Nur 29 Prozent wünschen sich in das Jahr HEUTE 1988 zurück. (red) Seite 13, Kommentar Seite 96 Kopf des Tages Gebildet, politisch wach und mo- bil – mehr Männer: Diese Men- Hypo-Kriminalist: schen findet, wer die typischen Standard-Leser sucht. Seite 96 „Banker haben sich Neun Millionen Einwohner persönlich bereichert“ Bis 2030 wächst die Bevölkerung Wien – Ex-Manager der Hypo Alpe Österreichs um 560.000 Men- Adria hätten sich via Liechten- schen. Jeder Vierte wird dann stein selbst bereichert, erklärt der Rainer über 65 Jahre alt sein. Seite 25 Chefkriminalist der Staatsbank, Christian Böhler, im Standard- Arnulf Interview. Erste Betrugsanzeigen © Neue Konzernstruktur ha be man bereits erstattet. Der Fo- Schriftstellerin Elfriede Siemens-Konzernchef Joe Kaeser rensiker beschreibt die Bank vor Jelinek, 2004 mit dem strafft die Organisation des Unter- ihrer Verstaatlichung so: „Pfeif- Literaturnobelpreis Mutig in die neuen Zeiten nehmens weiter. Österreich ver- mir-nichts-Kapitalismus plus Gier ausgezeichnet, fotografiert liert dabei an Einfluss. Seite 44 plus kriminelle Energie: Das war von Christian Fischer in In den vergangenen Wochen wühlten wir uns durch Schwarz- die Hypo.“ Die Aufarbeitung der ihrem Garten und nun von Weiß-Fotos, suchten die besten Standard-Geschichten, es Vergangenheit werde noch „zwei, Arnulf Rainer übermalt tauchte sogar ein Video aus der Gründungszeit auf. Ein Viertel- Zitat des Tages drei Jahre“ dauern. (red) Seite 42 für die Jubiläumsausgabe. jahrhundert – ein Grund, kritisch Bilanz zu ziehen, stolz zu sein „Die Wirtschaftswissenschaften auf Erreichtes, aber auch den Blick in die Zukunft zu richten. sind auf Irrwege geraten. Sie Als der S tandard gegründet wurde, stand der Eiserne Vor- wurden von der Physik und hang noch, Österreich war nicht EU-Mitglied, und Zeitungen Mathematik verführt.“ Pensionsgerechtigkeit waren nicht online. Wir baten Persönlichkeiten zu Quartett - Finanzmathematiker Emanuel Derman Seite 49 gesprächen, um mit ihnen die Veränderungen in den jeweiligen Wir haben die „Gerechtigkeits- Vor kurzem berichtete der Bereichen Außen- und Innenpolitik, Chronik, Wirtschaft, Sport, STANDARDS debatte“. Sie ist Teil der „Wie Rechnungshof über die Sozial- Kultur und Kommunikation zu diskutieren. soll man davon leben“-Debatte. versichungsanstalten: Ein 1970 Standard-Gründer Oscar Bronner beschreibt im Interview mit Sport ...... 34–36 Nein, eine öffentliche Debatte geborener Akademiker bekommt ORF-Journalist Armin Wolf die Herausforderungen für Qualitäts- NetBusiness ...... 52–54 ist das noch nicht, aber ein 3860 Euro Pension. Ein ver- journalismus. Springer-Chef Mathias Döpfner und Markus Spill- Wissenschaft ...... 60, 61 w eitverbreitetes Gefühl. Essen, gleichbarer Bundesbediensteter mann, Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung, gehen auch auf Medien, Blattsalat ...... 73–87 Wohnen, Heizen werden spür- nur 2670 Euro. Ähnlich im Umbrüche im Medienbereich ein (siehe Seiten 54, 73 und 87). Veranstaltungen, Kino . . . 88, 89 bar teurer, die Einkommen sehr „Fachdienst“: 2550 (SV) zu 2120 Über Bronner als Maler erfahren Sie mehr im ALBUM. Die TV, Switchlist ...... 90, 91 vieler stagnieren. Die politische (Bund). Und: Aus dem Mun- Bilder in dieser Ausgabe sind von Arnulf Rainer. Wir haben ihm Rätsel ...... A8 Linke versucht das auf eine de des umverteilungs freudigen im Standard erschienene Fotos von Persönlichkeiten und Ereig- Sudoku ...... K 20 „Vermögensdebatte“ AK-Direktors Werner nissen zur Verfügung gestellt, die er übermalt hat. Sie finden in Wetter ...... 88 umzuleiten. Muhm erfahren wir, dieser Ausgabe aber auch Übermalungen von Zeichnungen, die Aber es gibt noch RAU dass AK-Bedienstete erstmals öffentlich gezeigt werden: historische Bilder aus Le Pe- Westen: Süden: Osten: eine andere Gerechtig- zwischen 60 und 80 tit Parisien und Le Petit Journal. „Katastrophen sind für Künstler keitsfrage. Sie blitzt manchmal Prozent auf ihre ASVG-Pension oft interessanter als die Idylle“, meint Rainer (siehe Seite 4). auf bei Meldungen wie dieser: draufkriegen. Die Stadt Wien Kultur-Ressortleiterin Andrea Schurian pendelte häufig zwi- 6 bis 18° 4 bis 16° 5 bis 15° Der Betriebsrat der National- hat für sich die Pensionsreform schen Rainers Wiener Atelier und dem Standard. Lisa Nimmer- bank klagt gegen einen „Pen- nicht umgesetzt, dafür aber der voll koordinierte umsichtig diese Jubiläumsausgabe, die von Nachrichten in Echtzeit auf sionssicherungsbeitrag“, den Wien Energie teure Pensionis- Rudi Reiterer und Armin Karner maßgeblich gestaltet wurde. Viel OeNB-Mitarbeiter mit schönen ten umgehängt. Und so weiter Vergnügen – auch in den nächsten Jahren – bei der Standard- „Altverträgen“ zahlen sollen: (Kammern, ORF). Lektüre, wir schreiten mutig in die neuen Zeiten. 3,3 Prozent oder durchschnitt- Wenn schon über Gerechtig- Alexandra Föderl-Schmid lich 200 Euro. Welche Durch- keit diskutieren, dann auch Chefredakteurin schnittspension wird man da über Pensionsgerechtigkeit in vermuten können? manchen staatsnahen Biotopen. pVideo und weitere Beiträge: derStandard.at/25JahreStandard

GZ: 02Z030924T · P.b.b. · Nr. 7517 · AboService Tel. 0810 20 30 40 · http://derStandarddigital.at · @derStandardat · /derStandardat · Retouren an Postfach 100, 1350 Wien

2 der Standard Thema: 25Thema Jahre Standard Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Wie alles begann und wie es weitergehen soll

BRIEF DES HERAUSGEBERS Liebe Leserin, lieber Leser! ch freue mich, mit dieser Ausgabe gemeinsam mit Ihnen den 25. Geburtstag des Standard feiern zu dürfen. Arnulf Rainer hat IIhnen und uns mit seinen Übermalungen von Fotos aus unserer Zeitung und von historischen Illustrationen ein besonderes Geburts- tagsgeschenk bereitet, für das ich mich sehr herzlich bedanke. Das Erreichen dieser Wegmarke ist für mich eine spezielle Genug- tuung, da diese Zeitung über lange Zeit immer wieder totgesagt wur- de, und zwar mit verschiedenen Begründungen. Es gebe nicht genug Leser für eine derartige Zeitung, sie sei zu anspruchsvoll für die Ös- terreicher, und überhaupt: Jedes Land habe die Zeitungen, die es ver- dient. In den ersten zehn Jahren hielten es die meisten Ratgeber nicht für möglich, dass eine liberale Qualitätszeitung, die sich keiner Partei und Interessengruppe verpflichtet weiß, in Österreichs Real- verfassung eine Bestandschance hat. Doch genau das war das Ziel des Standard-Projekts. Nach einigen Jahren des erkennbaren Erfolgs wird der S tandard wieder totgesagt. Diesmal teilt er dieses Schicksal mit sämtlichen Zeitungen der Welt. Manche sind der Meinung, dass die digitale Re- volution das baldige Ende der gedruckten Zeitung bedeutet. Tatsäch- lich wird die Luft für Zeitungen dünner. Online hat sich für Print so- wohl beim Zeitbudget der Leser als auch bei den Werbebudgets der Wirtschaft zu einer starken Konkurrenz entwickelt. Das heißt jedoch nicht, dass die ganze Mediengattung Zeitung zum Untergang ver- urteilt ist. Man darf nur vor Herausforderungen keine Angst haben. der S tandard ist für diesen medialen Paradigmenwechsel besser ge- rüstet als andere. DerStandard.at war die erste Online-Präsenz einer Zeitung im deutschsprachigen Raum und ist immer noch die innova- tivste und erfolgreichste. Das ist wohl auch einer der Gründe dafür, dass in einer von der Gallup/Karmasin-Motivforschung im Auftrag des Medienhauses Wien durchgeführten Untersuchung unter den österrei- chischen Medienmanagern auf die Frage, welche „Medienmarken in den kommenden Jahren wesentlich an Bedeutung gewinnen“ werden, der S tandard mit 37 Prozent an erster Stelle genannt wurde, noch vor Die erste dem ORF mit 29 Prozent. Redaktions- Um die Marke Standard noch zukunftssicherer zu machen, haben konferenz am wir beschlossen, die Kräfte zu bündeln, indem wir alle Tätigkeiten 19. Oktober von Print und Online zusammenlegen, sowohl im redaktionellen als 1988 mit (im auch im kaufmännischen Bereich. Auch dabei folgen wir unserem Uhrzeigersinn) Gründungsvorbild New York Times. Oscar Bronner, Liebe Leserin, lieber Leser, ich habe diese Reorganisation des Hau- Fritz Molden, ses selbstverständlich mitbeschlossen. Vorbereitet und durchgeführt Michael Hann, wurde und wird sie von der nächsten Generation im Standard – an Gerfried Sperl, der Spitze mit Alexandra Föderl-Schmid (Redaktion) und Gerlinde Hans-Georg Hinterleitner (User-generated Content) im inhaltlichen Bereich und Possanner, Wolfgang Bergmann und Alexander Mitteräcker im kaufmännischen. Josef Ich selbst ziehe mich schon seit einiger Zeit schrittweise aus der Kirchengast operativen Tätigkeit zurück (siehe auch meinen Text im ALBUM). und (verdeckt) Es ist für mich ein Vergnügen, beobachten zu können, wie die Oliver Schopf. Nachfolger die Gründungsidee des S tandard in die neue Zeit tragen. Dann konnte Und ich hoffe, dass Sie uns noch lange dabei begleiten werden. auch schon losgelegt werden. Ihr Fotos: Profil/Wobrazek Eine Zeitung als täglicher Funke Was war neu? Die erste Seite fun- die hohe Akzeptanz der Zeitung 1988/89 hatte die Redaktion Sie sollte so aussehen, als hätte es sie schon gierte als Tableau der wichtigsten wider und trug sie bis nach dem nicht viel Zeit, sich für die sich an- immer gegeben. Inhaltlich aber wurden ganz Nachrichten des Tages, voran die 9/11-Terror 2001 auch über schar- bahnende Dramatik der Weltpoli- Exklusivgeschichten. Die letzte fe Klippen hinweg. Zum Beispiel tik zu rüsten, zumal der Standard neue Ansprüche formuliert. Für eine Zeitung, Seite präsentierte die Kommenta- über jene des Jahres 1995, als sich ab Februar 1989 auch eine Sams- re der Redaktion, damals wie heu- Springer zurückzog und Bronner tagausgabe bekam. die bald mit internationalen Qualitätsmedien te den „Kopf des Tages“ und als un- einen Kredit zur Weiterführung Von Herbst 1989 bis Frühjahr verzichtbares Element einer Print- benötigte. Berater der Bank Aus - 2000 ging es eigentlich Schlag auf vergleichbar sein wollte. zeitung die Karikatur. Pro-&-Kon - tria verbanden dies mit einem Schlag – ein die Welt und Öster- tra-Kommentare wurden schnell Putschversuch: Die Auswechslung reich veränderndes Jahrzehnt ver- Gerfried Sperl terschied zum schwedischen Un - zu einem Markenzeichen des der Chefredaktion und die Re - langte enormen journalistischen ternehmen Bonnier keine Mit- Standard. Auf der Seite davor duktion der Crew auf ein Drittel Einsatz und viel blattmacherische sterreich hatte im Jahr 1988 sprache bei redaktionellen Fragen wurden wie auf der Op-Ed-Page waren geplant. Doch der Kredit Schwerpunktsetzung. Stichworte: mit der Waldheim-Affäre verlangte. Anfang Juli 1988 star - der New York Times „Kommentare kam trotzdem, die Führung blieb Fall der Berliner Mauer, Ende des Özu kämpfen – und deshalb tete mit dem technischen Know- der anderen“ platziert. im Amt. Eisernen Vorhangs, Zerfall der mit der Frage, wie wir mit den how von Springer die nur dreiein- Die internationale Politik wur- Sowjetunion, erster Irakkrieg, der dunklen Zeiten des 20. Jahrhun- halb Monate währende Aufbau- de bewusst vor die österreichische Hofburg-Brand mit der Bedrohung derts umgehen. Auch journalis- arbeit – ab August mit Testausga- Innenpolitik gestellt. Wirtschaft der Nationalbibliothek, die Jugo - tisch. Andererseits veränderte sich ben für jeweils 200 Personen, die und Kultur erhielten eigene „Bü- slawienkriege, der EU-Beitritt Ös- die Wirtschaft des Landes massiv. sich rasch dafür aussprachen, cher“. Auf den Wirtschaftsseiten terreichs und an der Wende zum Das Ende der verstaatlichten In- eine Vollzeitung auf den Markt zu konnte man nicht nur über Unter- neuen Jahrtausend die umstritte- dustrie und die For- bringen. nehmen und Finanzmärkte lesen, ne schwarz-blaue Koalition. cierung privater Un - Der ursprüngliche die Entwicklungen wurden auch All das wurde mit Beilagen ver- t ernehmensgrün- Titel Wirtschaftsblatt aus der Sicht der Arbeitnehmer tieft, die Redaktionsführung be- dungen ließen auch re verschwand, knapp beleuchtet. Auf den Kulturspalten gründete zusammen mit dem Guar- im Osten Österreichs 25 Jah vor dem offiziellen wurden Film, Fernsehen und Wis- dian, El País und Libération den Potenziale erkennen, Erscheinungstermin senschaft genauso wichtig wie die Beilagenpool „World Media“ und die eine Zeitung mit wurde der Standard Hochkultur. war später beim Netzwerk „Pro- Qualitätsanspruch als Titel fixiert. An- Das ALBUM, anfangs mit dem ject Syndicate“ ein Geburtshelfer. denkbar machten. dere Varianten wie Schwerpunkt auf Literaturrepor- Renommierte Autoren und Nobel- Os car Bronner erkannte diese Republik und Tagblatt schafften es tagen, Fotostrecken, Mode und Ar - preisträger publizieren seit damals Chan ce und realisierte seinen bis zu Layoutentwürfen, an Delfin chitektur, löste weitere redaktio- im Standard. Plan, eine Wirtschaftszeitung zu erinnern sich nur noch wenige. nelle und kommerzielle Innova- Eben hat eine neue Ära begon- gründen. Eines Tages im September roll- tionen aus. Das heutige RONDO nen. 1995 war derStandard.at die Nachdem österreichische Ban- te eine Layouterin Packpapier aus stieg in Zentraleuropa zum erfolg- erste deutschsprachige Webzei- ken ihre Finanzierungszusagen und schrieb mit breitem Filzstift reichsten großformatigen Beila- tung. Beide, Online und Print, im un ter erheblichem politischem Der Funke drauf. Irgendwie wurde genprodukt für Mode, Design und neuen Haus zusammengelegt, wer- Druck wieder zurückgezogen hat- die Funken-Idee nicht weiterver- Kosmetik auf. Die Beilage „Kar - Die Nr. 1 vom 19. Oktober 1988: den von Co-Herausgeberin und ten, gelang ein Deal mit dem deut- folgt. Für viele in der Leserschaft rieren“ spiegelte mit ihrer Um - Der erste Standard erschien offi- Chefredakteurin Alexandra Föderl- schen Springer-Verlag, der im Un - war der Standard aber genau das. fangexplosion bei den Anzeigen ziell an einem Mittwoch. Schmid geführt.

4 der Standard Thema: 25Thema Jahre Standard Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Arnulf Rainers besonderes Präsent zum Zeitungsjubiläum

Großzügiges Geschenk eines großen Künstlers für diese Standard-Jubiläumsausgabe: Arnulf Rainers übermalte Zeitungsillustrationen aus der vorvorigen Jahrhundertwende sowie von ihm übermalte Zeitungsfotos aus der 25-jährigen Geschichte des Standard.

25 Jahre Rainer Arnulf © Arnulf Rainer, bildhungriger Über-Maler Alter Meister und eigener Grimassenbilder: „The Birth of an Artist“ (1972). Fotos: Arnulf-Rainer-Museum / C. Wind, Galerie Ulysses „Ich möchte andere Kunst in mich hineinessen“ Andrea Schurian Zugunglücke und Polizeieinsätze: der nimmermüde Künstler zurück- Museumsdirektoren, Galeristen dakten ist die Überarbeitung zu- Alltagstragik aus einer Zeit, wo es gezogen auf einem Vierkanthof in oder Kuratoren nicht vermeiden. nächst eigener, später fremder Bil- ielleicht, sagt Arnulf Rainer, keine Pressefotografen gab, son- Oberösterreich. „Das hat den Vor- Dann treffen Rainers Frau und der beziehungsweise von deren werde er ja mit neunzig einen dern lithografische Schnellzeich- teil, dass ich dort als mein eigener Ma nagerin Hannelore Ditz oder Faksimiles. Beim eigenen Werk VZugang zum Idyllischen ha- ner. Rainer wurde in Le Petit Pari- Hausknecht herumgehen kann, mit seine Tochter Klara gemeinsam sei es das Erkennen der Unvoll- ben. Aber jetzt noch nicht. Gut, sien und Le Petit Journal fündig, Arbeitskleidung und verschmutzt, mit den Ausstellungsmachern die kommenheit: „Ich sehe immer die schöne Frauen übermalt er schon die beiden Blätter waren zur vor- wie das halt meine Arbeit nach Bildauswahl. Lücken in meinen Bildern. Ich bin gern, lieber als Männer jedenfalls. vorigen Jahrhundertwende Markt- sich zieht. Und es kommt nie- Längst hängt Rainer in den wich- auf Lücken fokussiert wie ein Und nein, das sei keine Frage des führer der französischen Presse- mand, vor allem nicht unange - tigsten Museen weltweit, 1989 hat- Zahnarzt.“ Bei den Alten Meistern Alters, er könne einfach Frauenge- landschaft, und, wie Rainer ver- meldet.“ te er als erster und einziger leben- aber gehe es nicht darum, die sichter und deren bewusste und rät: „Unter uns gesagt, eher Kronen Freilich lassen s ich Besuche von der österreichischer Künstler eine V orlage zu verbessern: „Ich kann unbewusste Mimik besser lesen. Zeitung als Standard.“ Soloshow im New Yorker Gug - nicht besser sein als die Großen Doch „Katastrophen sind für Rainer, künstlerischer Serientä- genheim-Museum. D ie Pinakothek der Kunstgeschichte. Es ist eine Künstler oft interessanter als die ter, Meister der kleinen Formate: der Moderne in München ehrt den Aneignung. Ich bin“, bekennt er, Idylle. Die regen mehr auf, und „Ich arbeite immer an mehreren Träger des Großen Österreichi- „immer bildhungrig. Ich möchte diese Erregung leitet sich um in Bildern gleichzeitig. Das geht bei schen Staatspreises und mehrma- andere Kunst in mich hinein - die grafische Betätigung.“ Großformaten nicht. Natürlich ha - ligen Documenta- und Biennale- essen.“ Auf einem Pariser Flohmarkt be ich auch Altershandicaps, ich Teilnehmer mit einem eigenen Für den Standard übermalte er stöberte er die historischen Roh- kann mich nicht mehr so veraus- A rnulf-Rainer-Saal, nächstes Jahr Fotos wichtiger Momente und Per- materialien für jene Übermalun- gaben, weil meine Wirbelsäule wird die Albertina eine umfang- sönlichkeiten: „Ich schaue mir das gen auf, die nun in dieser Jubi - schon sehr fragil ist.“ reiche Retrospektive zu seinem Porträt an, wo es mich juckt, fah- läumsausgabe des Standard erst- 85. Geburtstag zeigen. Und 2009 re ich mit dem Pinsel drüber.“ Nur mals in Österreich zu sehen sind. Nimmermüder Künstler wurde im ehemaligen Frauenbad Politiker nicht, zumindest nicht Zieht man eine Ausstellung im Aber je älter er wird, sagt er, seiner Geburtsstadt Baden bei für die Zeitung: „Da steht die Per- Bukarester Regierungsbezirk ab, umso mehr und umso intensiver Wien ein Rainer-Museum einge- son zu sehr im Vordergrund. Man die unter Ausschluss jeglicher Öf- arbeitet er. Urlaub? Viel zu an- richtet: würdiger Ort für ein viel- kann sie veräppeln. Aber ich bin fentlichkeit stattfand, ist es genau strengend! Zwar verbringt er seit fältiges Werk. kein Karikaturist.“ Und der Papst? genommen sogar Weltpremiere für 15 Jahren die Wintermonate auf „Wenn er mich selbst drum bittet, Rainers Katastrophen- und Un- Teneriffa, weil er in Österreich im Bildhungriger Über-Maler würde mich das schon motivieren. glückszyklus. Winter in Melancholie versinke: Rainer beschäftigte sich mit der Obwohl: Je höher einer ist, umso Er ver- und umhüllte mit seinen „An der Costa Adeje herrscht ein Kunst Geisteskranker, schluckte mehr glaubt er, dass er’s geschenkt Farbvorhängen brennende Häu- frohsinniges Wetter. Dort kann ich unter ärztlicher Aufsicht LSD und kriegt.“ ser, Automobil- und Fahrradunfäl- meiner Sehnsucht nach Arbeit Kein sakrales, sondern formales stellte 1957 erstmals seine Kruzi- p Die Originale sind ab 23. 10. in der le, Wirtshausschlägereien, Hoch- nachgehen und auf der Terrasse Interesse: „Kreuze“ aus den Jah- fikationen aus. Doch das künstle- Galerie Ulysses ausgestellt. zeiten und Todesfälle, Mordopfer, malen.“ Den Rest des Jahres lebt ren 1987/88. Foto: Galerie Ropac rische Lebensthema des Autodi- www.kunstnet.at/ulysses 6 d er Standard International Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Chinas Parteichef: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm Xi Jinping, neuer Auch Maos Tochter Li Ming war dabei. Sie alle spielten einst als Parteichef Chinas, Kinder in glücklichen Zeiten des orientiert sich stark chinesischen Sozialismus mitei- an den Fußstapfen seines nander. Das Besondere an ihnen heute: Ihre Väter wurden einst Vaters. Dessen kulturrevolutionäre Opfer des gro- vermeintlich liberale ßen Vorsitzenden. Die Botschaft der Zusammenkunft zu Ehren des Politik kam allerdings Vaters von Xi soll allen zeigen: Der nicht ohne Rückbesinnung neue Führer hat die alte und neue auf Mao aus. Nomenklatur des Landes hinter sich, egal, was ihren Familien in der Geschichte alles widerfuhr. Johnny Erling aus Peking Die neuen TV-Dokumentatio- nen des Staatssenders CCTV zei- In langen Schlangen stehen die gen Xis Vater als einen bis zu sei- Bürger vor dem Postamt am Pekin- nem Tod ideologisch orthodox ger Arbeiterstadion an. Kurz nach denkenden chinesischen Marxis- Öffnung sind die vier neuen Brief- ten, obwohl er 1962 bei Mao in Un- marken mit Motiven zu „Chinas gnade gefallen und danach 16 Jah- Traum“ auch schon wieder aus- re verfolgt worden war. Die an- verkauft. Einen Tag später kosten fängliche Hoffnung der kritischen sie auf privaten Märkten das Vier- Öffentlichkeit, Sohn Xi trete in die fache ihres Ausgabepreises. Die vorgeblich „liberalen“ Fußstapfen Marken mit Bildchen von Raum- des Vaters, verliert so jede Grund- schiffen, Satelliten-Ortungssyste- lage. Vielleicht ist das auch die men und dem ersten Tiefsee- Absicht. Denn der neue Parteichef Tauchboot des Landes illustrieren setzt auf die Reideologisierung der die programmatischen Schlag- Gesellschaft. Er lässt völlig offen wörter von Parteichef Xi Jinping: maoistische Erziehungs- und Säu- „Chinas Traum ist, dass die Nation berungskampagnen organisieren stark und das Volk reich wird.“ und fordert eine Rückbesinnung Der erst seit elf Monaten amtie- auf kommunistische Ideale. rende Xi sorgt dafür, dass auch der kleine Mann durch die Briefmar- Loblied auf Mao ken indirekt etwas vom großen Das ist kein Widerspruch zum Traum abbekommt. Zwei Wochen Vater: Tatsächlich fällt der Apfel nach „Chinas Traum“ stellten sich nicht weit vom Stamm. In den bis- die Fans erneut an. Die Post ehrte her unveröffentlichten Reden auch seinen Vater Xi Zhongxun klafft eine Lücke zwischen Ende (1913–2002), einen legendären 1961 bis 1978, als er nichts mehr Revolutionär und Mitkämpfer von sagen oder schreiben durfte. Einer Mao Tsetung, mit zwei Sonder- seiner ersten Aufsätze danach ist marken. ein 14 Seiten langes Loblied auf Mit dutzenden Ausstellungen, Mao als „leuchtende rote Sonne“. Fernsehfilmen und neuen Bü- Zeitlebens hält Vater Xi daran fest,

Rainer chern treibt Pekings Propaganda dass es ohne die weitere Befolgung derzeit einen sonderbaren Perso- von Maos Maximen für China kei- nenkult um den als „großen Kom- ne Zukunft geben könne. Sein Arnulf

© munisten“ verklärten Parteivete- Sohn, so heißt es in Peking, soll ranen und damit zu- Ende dieses Jahres gleich auch um seinen ebenfalls ein Loblied Sohn. Der feierte mit. auf Maos dann 120. Der Partei-, Armee- Geburtstag singen. Walesa – umstrittener Mann der Hoffnung und Staatschef in Per- Weder Vater noch sonalunion saß mit Sohn scheinen aus der seiner Familie am Verfolgung gelernt zu Der neueste Film Andrzej Wajdas soll die Polen mit sich selbst versöhnen Dienstag einer Ge- haben. Zumindest er- denkrunde für den Va- laubten und erlauben Gabriele Lesser aus Warschau giografie drehen und die Frei- berühmten Rede Lech Walesas ter in der Großen Hal- sie es nicht, die Ver- heitsbewegung Solidarność zur 1989 vor dem amerikanischen le des Volkes vor. Im brechen Maos öffent- Polen und die USA haben vieles reinen Gefolgsmasse Walesas de- Kongress, die er mit den Worten ausgesuchten Publi- Personenkult lich aufzuarbeiten gemeinsam. So den Lebenstraum gradieren. Der 87-Jährige ließ sich aus der US-Verfassung begann: kum zeigten sich eben- um Xi Zhongxun, oder die Partei und von den unbegrenzten Möglich- davon nicht weiter beeindrucken. „We, the people ...“ Es ist die ein- falls die Kinder von Vater des derzeiti- den Sozialismus infra- keiten und dem gesellschaftlichen Das Drehbuch des Schriftstel- zige Szene, in der Wajda die Ori- mehr als einem Dut- gen Parteichefs ge zu stellen. Aufstieg. Walesa. Mann der Hoff- lers Janusz Glowacki knüpft an ginalbilder mit Walesa als Redner zend der einst engsten Xi Jinping. Individualismus S. 12 nung heißt der neueste Film des zwei Filme Wajdas an: Der Mann zeigt. „Polen braucht diesen Kampfgefährten Maos. Foto: Reuters Aufschwung S. 47 Altmeisters Andrzej Wajda. Wie aus Marmor (1977) und Der Mann Film“, erklärte Wajda dazu. „Das kein Zweiter verkörpert der Arbei- aus Eisen (1981). Im letzten Film Land ist so zerstritten. Dabei gibt terheld, Friedensnobelpreisträger der Trilogie übernimmt Walesa es eine Geschichte, auf die alle und spätere polnische Präsident (meisterhaft gespielt von Robert Polen stolz sein können.“ Durchreiche auf Durchreise Lech Walesa den Traum „Vom Wieckiewicz) die Führung, die Fallaci und Walesa mochten Tellerwäscher zum Millionär“ sich sein fiktiver Film-Vorgänger sich nicht. Die Intellektuelle fand as außenpolitische Fach ist ja ein durch und durch ange- und das stolze und zugleich noch nicht zutraute. Berühmt bis Walesa primitiv und überheblich, nehmes. Reiselustige Redakteure kommen ein bisserl he- selbstironische „Polak potrafi – heute ist Walesas Bonmot „Ich Walesa wiederum ging der aggres- Drum in der Welt. Sie dürfen geostrategisch brillante und Der Pole schafft das!“ will nicht, aber ich muss!“ sive Fragestil Fallacis auf den enorm fremdsprachenmächtige Politiker begleiten und sich in Die ganze Welt bewundert den Ein Interview, das Walesa 1981 Geist. Im Film spürt man das deren Licht sonnen. Auf allen Kontinenten nehmen sie teil am schnauzbärtigen Elektriker von der italienischen Starreporterin kaum. Doch besonders gut kommt Leben der anderen, sehen betörend Schönes, riechen Armut, der früheren Lenin-Werft in Dan- Oriana Fallaci gab (gespielt von Walesa in den Interviewszenen schmecken Fremdes. Sie schlafen in verwanzten Absteigen wie zig und die von ihm geführte Frei- Maria Rosaria Ommagio), bildet nicht weg. Keine Spur von Hagio- in Luxushotels. Ein warmes Essen gibt es gelegentlich, Erfri- heits- und Gewerkschaftsbewe- das Gerüst für die geradlinig er- grafie. Verärgert brummte Walesa schungen gibt es immer. Haben die reisenden Schreiber Glück, gung Solidarność. Es waren die zählte Geschichte von den ersten nach der Premiere: „So ein aufge- gabeln sie da draußen eine Geschichte auf, die es wert ist, er- Polen, die 1989 den Kommunis- Streiks 1970, der Entstehung der blasener Wichtigtuer war ich aber zählt zu werden. Haben sie Pech, dann muss das gleich sein mus in die Knie zwangen. Was be- Gewerkschaft Solidarność, der nicht.“ Doch auch er hofft nun wie und ein Artikel – wie man so sagt – durchgegeben werden. deutet es da noch, dass Walesa Ausrufung des Kriegsrechts 1981 die meisten Polen auf einen Oscar Aber: Durchreise und Durchreiche vertragen sich nicht. Ihr später Anfälle von Größenwahn durch General Jaruzelski bis zur für den Film. Autor hat schon Kollegen aus dem Auto kotzen sehen, als die hatte und als Präsident keine ganz verzweifelt versuchten, elendslange Texte in Blackberrys zu tip- so glorreiche Figur abgab? pen und so nach Wien zu bugsieren. Auf EU-Gipfeln in Brüssel Doch in Polen, wo Walesa seit konnte man lange die Uhr nach dem um 15.30 Uhr eintretenden langem äußerst umstritten ist, gin- Lech Walesa Systemabsturz stellen. Helfen konnte da nur ein Anruf bei gen die Wellen schon vor Drehbe- (li.) und gramgebeugten IT-Herren in Wien, deren Haar noch schneller ginn hoch. Rechte Publizisten be- Andrzej Wajda zu ergrauen schien als das eigene. Manchmal aber waren auch zichtigten den vielfach preisge- beim Filmfesti- sie mit ihrer Programmiersprache am Ende. Ganze Reportagen krönten Regisseur, Walesa vom val Venedig mussten fernmündlich ins Ohr einer flinken Sekretärin gehe- Vorwurf des „Spitzeldienstes für Anfang chelt werden. Erschienen ist immer irgendetwas. Was genau, ist die polnische Stasi“ reinwaschen September. eine andere Frage. Christoph Prantner zu wollen. Wajda werde eine Ha- Foto: EPA/Ferrari 8 d er Standard International Sa./So., 19./20. Oktober 2013 QUARTETT „Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik Exbundeskanzler Franz Vranitzky, Ökonom Helmut Kramer, EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek und Diplomat Jan Kickert über Europa und die Welt. Von Manuela Honsig-Erlenburg und Gianluca Wallisch.

Standard: Michael Spindelegger hat kürzlich in einem Standard- Interview gesagt: „Außenpolitik in Österreich zu kommunizieren ist fast nicht möglich, weil dafür kaum Interesse besteht.“ Stimmt das, was der Außenminister da sagte? Kickert: Es stimmt leider, und ich halte das fehlende Interesse für ei - nen Fehler. Denn alles, was wich- tig ist für Österreich, beginnt mit Außenpolitik. Wo beginnt denn unser Wohlstand, unsere Stabili- tät und Sicherheit? Sicher nicht nur im Inland. Kramer: Dass die Außenpolitik in der öffentlichen Diskussion hier- zulande keine große Rolle spielt, ist ein historisches Austriacum. Das dürfte aus der Zeit der Monar- chie hängengeblieben sein, und war auch im Wahlkampf deutlich sichtbar. Eine Ausnahme war die Europapolitik ab dem histori- schen Jahr 1989, also vor dem EU- Beitritt. Es war der Zusammen- Weltbürger: Helmut Kramer, Ulrike Lunacek, Franz Vranitzky und Jan Kickert (v. li.) im Globenmuseum der Nationalbibliothek. F.: Heribert Corn bruch des Ostblocks, der es letzt- lich möglich gemacht hat, den EU- das nicht bezeichnen. Nicht nach den zwischen einzelnen Diploma- ständlicher werden. Ich bin immer Kramer: Ja, ich würde das auch so Beitrittsantrag zu stellen. dem Beginn dieses Krieges! ten, die oft sehr gute Arbeit leis- wieder erstaunt, wie versiert un - sehen. De facto war durch die Lunacek: Unsere Außenpolitik ist Vranitzky: Sich als einzelner Staat ten, und der Regierung mit Spin- sere EU-Abgeordneten und wie Grundlinien der Wirtschaftspoli- seit Bruno Kreisky (1970–1983, in die EU einzubringen ist über- delegger als Außenminister. Ihm desinteressiert hingegen unsere tik der 1980er-Jahre d er EU-Beitritt Anm.) sehr schmal geworden. Das aus schwierig. Daher lassen es ist die innenpolitische Agenda Nationalräte sind. Das ist ernüch- die logische Konsequenz. Da ha- hat sich auch finanziell ausge- v iele gleich sein, sollten das aber wichtiger. Und dass wir in Sa - ternd. Und die nur zögerliche Nut- ben wir uns von der Schweiz mit wirkt: Ich erinnere da an die Kür- nicht tun, um der EU neue Stärke chen Entwicklungszusammen- zung der Power von mehr als 500 ihren Großunternehmen im Ban- zungen unter Schwarz-Blau. Ähn- zu verleihen. Die gemeinsame Au - arbeit (EZA) noch Millionen EU-Bür- ken- und Pharmasektor unter- liches ist auch auf gesamteuropäi- ßen- und Sicherheitspolitik der nie das Uno-Ziel gern ist eines der schieden. Wir hätten ihre Strate- scher Ebene zu spüren. EU existiert bisher wirklich bloß der 0,7 Prozent des „ großen Versäum- gie gar nicht fahren können. Auch Vranitzky: Ich denke nicht, dass als Überschrift. Bruttonationalein- nisse Europas; zu- die Auslandsniederlassungen Ös- das Desinteresse ein kommens erreicht Der Rat der gleich aber auch terreichs waren damals im Ver- Austriacum ist. Ähn- Standard: Die EU- haben, ist eine eine der größten gleich zur Schweiz sehr, sehr be- liches sieht man Mitgliedschaft Schande. Das wird Europäischen Union Aufgaben. scheiden. Und dann waren wir auch in den USA. re schränkt also Öster- international wahr- pickt immer nur ein Kickert: Diese 500 durch die in den 1970er-Jahren Dort sind Wisconsin 25 Jah reichs Souveränität genommen. Ganz Pflasterl drauf, anstatt Millionen EU-Bür- begonnene Hartwährungspolitik und Idaho wichtiger im außenpolitischen offen: Da wird Ös- ger sind bloß sie- auf einen „Währungsgeleitzug“ als der Rest der Welt. Denken und Han- terreich nicht mehr etwas zu verändern. ben Prozent der gut vorbereitet. Österreich hätte Und manche, vor al- deln ein? ernst genommen. Ulrike Lunacek Weltbevölkerung, gar keine logische Alternative lem republikanische Kickert: Natürlich Kramer: D as stimmt. aber immerhin 25 zum Beitritt zur EU gehabt. Politiker, wenden sich dezidiert sind einzelstaatlichem Handeln In vergleichbaren Prozent der Wirt- von internationaler Politik ab. Im Grenzen gesetzt. Das heißt aber EU-Partnerländern schaftsleistung. Standard: Bei der Nachbarschafts- Übrigen ist österreichische Au - nicht, dass wir keine Außenpoli- wie Schweden, Dä- Wir sind also wer! politik waren wir hingegen nicht so ßenpolitik nach Kreisky nicht zu tik machen. Wir bringen uns jetzt nemark, den Niederlanden oder Daher: Nur als Europäer können umsichtig ... Ende gegangen. eben über die EU ein. Wir versu- Finnland ist man ungleich enga-“wir im globalen Kontext reüssie- Kramer: Wir haben Nachbarn, von chen in Dingen, die uns wichtig gierter. Dort lässt man eine solche ren. Allein werden wir es nicht denen einige der Monarchie ange- Standard: Kürzlich machte Syri - sind, Themenführerschaft zu be- Blamage wie bei uns nicht passie- schaffen. Das Bewusstsein dafür hört haben, und es mag heute ens Machthaber Bashar al-Assad weisen. Freilich ist es das Ziel, ren. Hier fürchtet man den Zorn zu schärfen ist aber nicht nur Auf- noch deswegen Ressentiments ge- Schlagzeilen: Nur Deutschland dass die EU eine gemeinsame der Bevölkerung oder irgendwel- gabe des Außenministeriums, s on- ben. Unsere Nachbarschaftspoli- und Österreich seien vergleichs- Position einnimmt. Ist es nicht cher Medien, täte man mehr. Ös- dern der gesam - tik war wirklich weise objektiv. War das eine Auf- möglich, dann nehmen wir eine ei- terreichs Regierung stört es wohl ten Bundesregie- ungeschickt. Ich forderung zum Ver- gene Position ein, nicht allzu sehr, international am rung ... „ denke da etwa an mitteln? die pointiert sein Pranger zu stehen. Vranitzky: ... nein, Außenministerin Kickert: In gewis- „ kann, etwa beim Kickert: Mit einer Forderung nach nicht nur Aufgabe Benita Ferrero- Es gibt nicht nur sem Sinn ehrt es Syrien-Waffenem- Erhöhung der EZA-Ausgaben ren- der Regierung, son- Waldner (2000– uns, versucht Ös- Österreich hätte bargo: Da konnten nen Sie im Außenministerium of- dern der Politik die Säule der 2004, Anm.), die terreich in Konflik- gar keine logische wir einen Tabu- fene Türen ein. Das Problem ist, schlechthin! Lan- Demokratie, eine ost-/mittel- ten doch immer bruch verhindern, dass es keinen gesamtgesellschaft- deshauptleute, In- sondern auch europäische Part- ei nen objektiven Alternative zum nämlich dass die lichen Konsens über deren Stel- teressenvertreter: nerschaft gründen Blick zu bewahren. Beitritt zur EU einseitig Partei lenwert gibt. An uns liegt’s sicher Alle sind aufgeru- die der Solidarität. wollte; natürlich Doch es gibt Gren- ergreift. nicht ... fen. In der Vorbe- Franz Vranitzky mit Wien als Zen - zen: Für Syrien ha- EU gehabt. Lunacek: W iderspruch! Viele Men- reitung des EU-Re- trum ... ben wir einen Ver- Helmut Kramer Standard: Drehen schen in ganz Österreich finden, ferendums 1994 ha- Vranitzky: ... sehr mittler von Uno wir die Perspektive man müsse mehr tun. Aber viel- ben fast alle an ei- kontraproduktiv! und Arabischer um: Wie wird Ös- leicht erkennt das jetzt endlich die nem Strang gezo- Kramer: Genau. Liga: Lakhdar Bra- terreichs Perfor- neue Regierung. gen. Mit Erfolg. Entsprechend waren die Reflexe himi. Es gilt seine mance von außen “in Bratislava und Budapest. Den- Bemühungen zu unterstützen und wahrgenommen? Standard: Wie kann sich also Ös- Standard: 1994 ist ein gutes Stich- noch: Das wäre eine Chance gewe- nicht eigene Initiativen zu lancie-“Lunacek: Wie schon gesagt: Nach terreich besser positionieren? wort. Im Nachhinein betrachtet, sen. Dann hätte Österreich auch ren. Wir machen als EU-Mitglied Kreisky bekam die Außenpolitik Vranitzky: Man muss Außen- und hat es den Anschein, dass Abstim- heute innerhalb der EU mehr Ge- gemeinsame Außen- und Sicher- immer weniger Bedeutung. Was EU-Politik getrennt sehen. Sinn mung und Beitritt wirtschaftspoli- wicht. heitspolitik. Wir werden kein Solo man aber schon noch sieht, ist der und Zweck der Integration Euro- tisch viel besser vorbereitet wurden Lunacek: Man hat das 2004 bei der hinlegen ... Einfluss auf dem Balkan. Ganz pas müssen für jeden einzelnen als in anderen Bereichen von Poli- EU-Erweiterung um diese Länder Lunacek: . .. also, als Ehre würde ich prinzipiell möchte ich unterschei- Bürger viel sichtbarer und ver- tik und Gesellschaft ... auch gemerkt. Da gab es viel öster-

ZU DEN PERSONEN Helmut Kramer (geb. 1939) leitete 24 Jahre Ulrike Lunacek (geb. 1957) ist Delegations - Franz Vranitzky (geb. 1937) war von 1986 bis Jan Kickert (geb. 1964), Diplomat mit langjäh- lang das Wirtschaftsforschungsinstitut und leiterin der österreichischen Grünen im EU- 1997 Bundeskanzler Österreichs und von riger Südosteuropa-Erfahrung, ist seit 2012 beriet fünf Bundeskanzler. Er hatte Lehrauf- Parlament, Europasprecherin der Grünen, 1988 bis 1997 Parteivorsitzender der SPÖ. politischer Direktor im österreichischen Au- träge an der WU und der Universität Wien. Vizepräsidentin und außenpolitische Spre- Unter Vranitzky wurde der EU-Beitritt Ös- ßenministerium. Davor war Kickert Öster- Von 2005 bis 2007 war Kramer Rektor der cherin der Grünen/EFA-Fraktion. Lunacek terreichs vorbereitet und finalisiert. Seit reichs Botschafter in Kroatien. Der Politische Donauuniversität Krems. Aktuell ist er wirt- will bei den EU-Wahlen im Mai 2014 als 2010 ist er Vizevorsitzender der Denkfabrik Direktor gilt nach dem Generalsekretär als schaftspolitischer Konsulent und Autor. Spitzenkandidatin antreten. InterAction Council. zweithöchster Beamter des Ministeriums. Sa./So., 19./20. Oktober 2013 International der Standard 9 QUARTETT der EU existiert bisher nur als Überschrift“ reichisches Engagement, aber nur bringen, dann wird das Wachstum lidierung der öffentlichen Finan- Kickert: Zum Vorwurf des „Teil- schaftszentren. Und auch unsere wirtschaftlich. Politisch wurde schon wiederkommen, und dann zen betreiben zu können, der liegt zeitaußenministers“: E s gab etliche Kulturpolitik kann niemand ande- das nicht weitergelebt. Da kam es können wir auch mehr für Solida- falsch. In der Zwischenzeit zerfal- Außenminister, die auch Vize- rer für uns machen. EU, das be- zu Enttäuschungen wegen man- rität tun.“ Die andere Position len Gesellschaftsstrukturen, die kanzler waren. Zu Ihren Forde- deutet Vielfalt – aber nur Öster- gelnder Unterstützung. meint: „Alles muss Hand in Hand soziale Balance, die Infrastruktu- rungen: Auch ich wünsche mir reich kann Österreich darstellen Vranitzky: Man muss aber in aller gehen, und man darf nicht glau- ren. Schauen Sie nach Großbri- ein Engagement Österreichs bei und vertreten. Fairness sagen, dass die politische ben, man könne Budgets bloß mit tannien! Man begeht gleich eine Konflikt- und Krisenprävention. Kramer: Ich denke an das Bil- Erneuerung bei unseren Nach- Kürzungen sanieren.“ Österreich ganze Reihe von Fehlern, die Ich wünsche mir aber auch mehr dungssystem: EU- und Außen- barn nicht sehr harmonisch ver- ist aufgerufen, e inander verschär- Toleranz für das Scheitern. Die politik sind im Schulstoff in sich laufen ist. So glatt war das Parkett sich selbst etwas „ fen! Norweger und die Schweizer abgeschlossene Kapitel, man auch nicht, dass man da nicht hät- zu überlegen. scheitern mit etlichen Initiativen, könnte sie aber in nahezu allen an- te hingehen können. Einige haben Man muss nicht Standard: W as emp- aber sie werden nicht mit Häme deren Fächern integrieren. Es ist fast eine Igelstellung gegenüber unbedingt das EU, das bedeutet fehlen Sie der nächs- überzogen. Weiters: Österreich ein Fehler vieler Pädagogen, die Frau Ferrero-Waldner eingenom- tun, was der deut- Vielfalt – aber nur ten Regierung in Sa- muss in mehreren Bereichen nach EU als allein wirtschaftspoliti- men. Ich breche da übrigens eine sche Finanzmi- chen Außenpolitik außen hin – trotz EU – eigenstän- sches Thema zu behandeln. Lanze für eine Regierung, die gar nister Wolfgang Österreich kann und EU? dig bleiben, etwa in konsulari- Vranitzky: Ich hielte ein Grundbe- nicht mehr meine war. Schäuble nahe- Österreich darstellen Lunacek: Wir brau- schen Angelegenheiten. Der Euro- kenntnis im Regierungsprogramm legt. chen einen Außen- päische Auswärtige Dienst (EAD) für gut. Aktive Außenpolitik für Standard: W elche Themen müssen Lunacek: Die Tat- und vertreten. minister oder eine wird diese niemals ausfüllen kön- ein kleines Land im Herzen Euro- heute angegangen werden? sache, dass Frau Jan Kickert Außenministerin, nen. Wir brauchen in Wien origi- pas ist schon allein deshalb wich- Vranitzky: D a muss ich an die euro- Merkel künftig der oder die diesen näre Informationen. Würde man tig, um dem Anspruch der Welt - päischen Parteifamilien denken, mit den Sozial - Job voll erfüllt und noch mehr Botschaften schließen, offenheit und der hörbaren Stim- also grob die sozialdemokratische demokraten oder nicht gleichzeitig weil es ohnehin den EAD gibt, me zu genügen. Ein Schwerpunkt und die christdemokratische. Die den Grünen koa - Vizekanzler und würden wir uns selbst vom Infor- könnte sein, das Verhältnis der EU sind mit wenigen Ausnahmen lieren muss, gibt Hoffnung, dass Parteichef ist. Wir brauchen eine mationsfluss abkappen. Und auch zu Russland auf eine kalkulier - schlecht aufgestellt. Daher gibt es sie ihren Kurs ändert. Deutsch“- Erhöhung der EZA-Gelder. Als in der Wirtschaft dürfen wir nicht bare Ebene zu stellen: Politisch, momentan an den politischen land muss vom Sparkurs weg, und kleines Land sollten wir uns viel alles der EU überlassen. Eine Inter- ökonomisch, sicherheitspolitisch. Rändern so viel Bewegung. Der das würde ganz Europa helfen. mehr engagieren in Konflikt- und vention für ein einzelnes Unter- Und auch immaterielle Elemente Rechtspopulismus ist keine rein Vranitzky: Die Situation ist gefähr- Krisenprävention. Das sollte zum nehmen wird eine EU-Delegation wie Wissenschaft und Forschung österreichische Erscheinung. Das lich. Wer glaubt, Wirtschafts- Schwerpunkt eines neutralen nie machen. Dafür haben wir un - müssen wir über Grenzen hinaus ist für die nächsten 25 Jahre eine wachstum erst nach einer Konso- Landes wie Österreich werden. sere Botschaften und Außenwirt- einsetzen und nutzen. enorme Herausforderung ... Nein, eigentlich schon für die nächsten fünf Jahre! Die Qualität der Demo- kratien darf nicht leiden. Der ak- tuelle Ruf nach plebiszitärer De- mokratie ist nicht nur der Ruf nach mehr Transparenz, sondern ist auch eine Auswirkung der Schwäche unserer parlamentari- schen Demokratie. Kramer: Ich sehe naturgemäß vor allem wirtschaftliche Probleme. Seit fünf Jahren beobachten wir eine anhaltende Krise, die Arbeits- losigkeit steigt. Und da beschließt die EU Sparmaßnahmen? Klar, dass sich da heute jeder Populist leichttut. Raum für Emotionen. Lunacek: Wir müssen den Populis- ten den Wind aus den Segeln neh- men! Es muss transparenter ge- Der neue ŠKODA Rapid Spaceback macht werden, wie in der EU ent- schieden wird. Mit 28 Mitgliedern ist man nach bisherigem Muster nicht mehr handlungsfähig. Der Rat der Europäischen Union pickt immer nur ein Pflasterl drauf, statt etwas zu verändern. Die Macht des Rates muss eingeschränkt werden, man sollte ihn zur zwei- ten Kammer des EU-Parlaments machen, wo nicht einstimmig, sondern mit Mehrheiten entschie- den wird. So hätten wir eine von den Europäern gewählte und eine von den Regierungen bestellte Kammer ... Vranitzky: . .. und das muss Hand in Hand gehen mit einer Revision der wirtschaftspolitischen Konzepte. Die nahezu einseitige Reduktion auf die öffentliche Verschuldung oh ne Beachtung der sozialen Ba- lance, das kann nur zu Chaos füh- ren und zu extremen Verwerfun- gen. Es gibt nicht nur die Säule der Demokratie, sondern auch jene der Solidarität.

Standard: Diese Solidarität lässt aber momentan – Stichwort Flücht- linge – auf sich warten ... Kickert: Momentan dreht sich die Diskussion um den Schutz der EU-Außengrenzen. Das ist zu kurz Bereits ab 16.330,– Euro inkl.Klima, 6 Airbags, gegriffen, zu einseitig und mono- kausal. Man glaubt, man macht Start-Stop-System und vieler cleverer Details. die Grenzen dicht, und kann da- mit das Problem eindämmen. So wird man nicht weiterkommen. Steigen Sie ein in den neuen ŠKODARapidSpaceback und erfahren Sie,wie hellund leicht sich der Innenraum anfühlt. Dieses einzigartigeGefühl wirddurch das optional erhältliche getöntePanorama-Glasdach in Kombination mit der damit Standard: Machtfaktor Deutsch- verbundenen langen Heckscheibe erzeugt. Zudem sorgt das neuedynamisch-frische Modellvon ŠKODAfür außergewöhnlich land: Geht Angela Merkel den rich- viel Kopf-und Beinfreiheit. Undmit all den praktischen serienmäßigen oderauf Wunscherhältlichen Simply Clever-Details, tigen Weg mit ihrer Sparpolitik? wie dem doppelten Ladeboden im Gepäckraum,setztder Spacebackneue Maßstäbe. Entdecken Sie den neuen Wird damit nicht justament die Säule Wirtschaft gefördert und jene ŠKODARapidSpaceback bei einer ausgiebigen Probefahrt. der Solidarität ignoriert? Kramer: Mich hat beunruhigt, dass Jetzt mit 1.000,– Euro Plus-Bonus1) bei Finanzierung überdie Porsche Bank. die Richtungsdebatte über die Wirtschaft aus Rücksicht vor der Alle angegebenen Preise sind unverb., nicht kart. Richtpreise inkl. NoVA und MwSt. Nähere Informationen bei Ihrem Deutschland-Wahl unterbunden ŠKODA Berater.Symbolfoto. Stand 10/2013. 1) Gültigfür RapidSpacebackbis 31.12.2013 (Kaufvertrag-/Antragsdatum)bei Finanzierungüber das Privatkunden-oder KMU-Paket der Porsche Bank.Mindestlaufzeit 36 Monate, Mindest-Nettokredit wurde. Nun kann die Diskussion 50 %vom Kaufpreis. Ausgenommen Sonderkalkulationen für Flottenkunden. Der Bonuswirdvom Listenpreis abgezogen. facebook.com/skoda.at endlich weitergehen, nämlich mit Verbrauch: 4,0–5,5 l/100km. CO -Emission:106–127g/km. spaceback.skoda.at zwei Positionen. Die eine wäre: 2 „Zuerst den Haushalt in Ordnung 12 der Standard International Sa./So., 19./20. Oktober 2013

Eine Reportage über das „Tor in den Westen“ führte Redak- teur Michael Völker und Fotograf Matthias Cre- mer 1991 nach Ungarn: Hier ein Foto vom Keleti-Bahnhof in Budapest, übermalt von Arnulf Rainer. Der Bahnhof war Dreh -

Rainer scheibe für Flüchtlinge und Schlepper. Arnulf ©

PANORAMA Buschbrände wüten in Hongkongs lesbische Ikone des Wandels der Nähe von Sydney Sydney – Schwere Buschbrände Seit Cecil Chao 50 Millionen Euro für jenen Mann Für die chinesische Gesell- unausweichlich und bringe wah- halten den Südosten Australiens schaft – in Hongkong und in der ren Wandel, auch wenn dieser für in Atem. Dutzende Feuer waren locker machen wollte, der seine lesbische Tochter Volksrepublik auf dem Festland – die ältere Generation oft nur auch am Freitag noch immer „bekehrt“, ist Gigi Chao Dauergast in bunten Gazetten. ist dieser Wandel einigermaßen schwer zu akzeptieren und zu be- außer Kontrolle. Dies gilt vor al- Dabei zeigt ihre Geschichte, wie sich die chinesische neu. Noch immer hat das Kollek- wältigen sei: „Der Triumph des In- lem für die Feuer im Nationalpark tiv Vorrang, individuelle Bedürf- dividualismus ist ein unaus- der Blue Mountains westlich von Gesellschaft langsam, aber gründlich verändert. nisse Einzelner dagegen müssen weichlicher Trend – auch in Sydney, von wo dichte Wolken weitgehend untergeordnet wer- Hongkong und in China.“ aus Rauch und Asche in die Me - Christoph Prantner aus Hongkong sein. Jetzt vertritt sie die Interes- den. Ein sexuelles Coming-out – York Chow, Chef der Gleichbe- tropole zogen. (AFP) sen von lesbischen, schwulen, bi- gewollt oder ungewollt – hat noch handlungskommission in Hong- Gigi Chao empfängt persönlich. sexuellen und Transgender-Men- immer etwas Unerhörtes. Unter- kong, sieht die Dinge später ähn- Hustler-Verleger Flynt will Sie tritt ins Vorzimmer, ein fester schen in Hongkong. scheiden sich Chinesen, zumal lich. Er weist aber auch auf einen Händedruck, eine freundliche Be- Gigi Chao hat sich das nicht un- jene in Hongkong, im äußeren Ha- Unterschied hin: „Hongkong hat Attentäter verschonen grüßung. Dann bittet die junge bedingt ausgesucht. Das ist hinter bitus und der Lebensart kaum aufgrund einer viel religiöseren Washington – Larry Flynt will sei- Frau in ihr Eckbüro im 31. jedem Satz zu hören, den sie mit noch von Westlern, tragen sie Gesellschaft größere Schwierig- nen Attentäter vor der Hinrich- Stockwerk des Cheuk-Nang-Pla- Bedacht vorträgt. Die 33-Jährige doch 5000 Jahre Tradition in sich, keiten, mit anderen Lebensent- tung bewahren, schrieb er in za-Hochhauses an der Hennessy ist dazu gekommen, als es ihrem im Laufe derer ihre Gesellschaft würfen umzugehen als das Fest- einem Magazin. Flynt war 1978 Road in Hongkong. Es ist voller Vater Cecil vor ziemlich genau schon kultiviert war, während land. Aus dieser Perspektive ist angeschossen worden, nachdem Geschäftsunterlagen und voller einem Jahr einfiel, 500 Millionen jene im Westen gerade eben die die Volksrepublik freier.“ er Bilder eines Paares mit unter- gerollter Pläne für Immobilienpro- Hongkong-Dollar (rund 50 Millio- Baumwipfel verlassen hatte. Gigi Chao formuliert es so: „Das schiedlicher Hautfarbe veröffent- jekte. Aber darum geht es heute nen Euro) für jenen potenziellen Festland ist den USA sehr ähn- licht hatte. Der 70-jährige Gründer nicht. Frau Chao streicht ihr Haar Ehemann auszuloben, der seine Schisma in der Gesellschaft lich: Viele wachsen am Land auf, des Männermagazins Hustler sitzt hinters Ohr, verknotet ihre Finger, lesbische Tochter gewissermaßen Dennoch ist Gigi Chao einiger- finden ihre Karriere und ihr Leben seitdem im Rollstuhl. (AFP) setzt sich kerzengerade hin und „umdrehen“ würde. maßen optimistisch: „Die Jubelfei- in den Städten. Sie treten aus dem begibt sich in ihre andere Rolle: Das doch einigermaßen resch er für die Individualität geht Hand Schatten ihrer Eltern. Das macht Frankreich: Homosexuelle Jetzt fühlt sie sich in der Pflicht, vorgetragene Ansinnen von Vater in Hand mit Kreativität. Die chine- die Menschen frei, sie können sich Anwältin für „LGBT people“ zu Chao, der von sich sagt, mit 10.000 sische Gesellschaft verändert sich als Individuen etablieren.“ müssen getraut werden Frauen im Bett gewesen zu sein rasch, es gibt ein Schisma zwi- Das erste Mal im Gespräch lehnt Paris – Französische Bürgermeis- und keine einzige davon geehe- schen den Jungen und den Alten. sich Frau Chao zurück in ihren Bü- ter dürfen nicht unter Berufung licht zu haben, sorgte für weltwei- Die sitzen noch immer auf den rosessel und blickt in Richtung auf ihre „Gewissensfreiheit“ die te Schlagzeilen. Und seine Toch- Sesseln der Macht. Die Jungen da- Festland, nach Kowloon. Dort ist Trauung Homosexueller verwei- ter fand sich plötzlich mit einer gegen sind mit Globalisierung, mit Hongkong durch einen Zaun von gern. Der Verfassungsrat wies am globalen Prominenz ausgestattet Social Media, mit einer weltum- Shenzhen getrennt – ein Land, Freitag eine Klage konservativer wieder, die sie selbst niemals ge- spannenden Informations- und zwei Systeme. Freiheit und Indivi- Bürgermeister zurück. (AFP) sucht hatte, die sie aber auch nicht Unterhaltungskultur aufgewach- dualität aber sind dort ebenso ge- scheuen wollte: „Das war eine sen. Das ist der Grund für eine ge- flissentlich eingehegt. Wann es ziemlich verrückte Zeit damals.“ wisse, zunehmende Unruhe in der unter den neuen gesellschaftli- LEUTE Heiratsurkunde inklusive chinesischen Gesellschaft.“ chen Bedingungen so etwas wie Aber das, sagt die Architektin, echte Demokratie in China geben Q Nicht 25 Jah- Tausende Männer meldeten sei eine gute Sache. Denn diese könnte? „Das wird noch etwas dau- re wie nun sich, reichten die besten Referen- „Explosion von Information“ sei ern, fürchte ich“, sagt Gigi Chao. der S tandard, zen ein – manche legten sogar ihre aber immer- Heiratsurkunde bei. Gigi Chao hin 23 hielt aber blieb, was sie war, und heira- die Ehe von tete ihre langjährige Partnerin. Da- „Crocodile neben wurde sie, wie sie im Ge- Dundee“ Paul spräch mit dem Standard sagt, Hogan und Linda Kozlowski. Jetzt eine „Menschenrechtsanwältin“: will sie die Scheidung. Kennen- „Hongkong hat eine sehr spezielle gelernt hat sich das Paar Mitte Situation, wenn es um die Men- der 1980er-Jahre am Set des er- Mit einer 16-seitigen Sonderaus- schenrechte geht, insbesondere Gigi Chao: folgreichen Films. Foto: Reuters gabe mit Hintergründen zur nuk- jene von Homosexuellen. Da Eine Explosion Q Wann Veronica Ferres und ihr learen Katastrophe und den Fol- herrscht eine sehr traditionelle an Information Verlobter Carsten Maschmeyer hei- gen reagierte der Standard am Sichtweise vor. Und ich persön- bringt Wandel raten, ist noch unklar. „Immer- Sonntag, 13. März 2011, auf den lich werde als eine Art Ikone für nach China. hin wissen wir schon, wen wir Reaktorunfall in Fukushima. den Wandel angesehen.“ Foto: Prantner heiraten“, scherzte Ferres. (red) 14 der Standard Inland Sa./So., 19./20. Oktober 2013 BZÖ-Beginn bei „Stunde null“ mit neuen Köpfen Einen Neustart will das ner, glaubt an einen Fortbestand des Bündnisses. Es gebe engagier- BZÖ in Linz hinlegen. te Funktionäre, die weiter „kons - Deswegen hat sich die truktiv für uns arbeiten“ wollen. niederösterreichische Sie werde „jedenfalls als Landes- obfrau von Oberösterreich mit Landesgruppe kurz zuvor einer geeinten Landesgruppe ins aufgelöst. Ursula Haubner, Ars Electronica Center kommen. Haiders Schwester, hält 50 Prozent plus eins neue Köpfe, aber keine Grosz, der dort als neuer Bun- desobmann gewählt wird – „50 neuen Inhalte für nötig. Prozent plus eine Stimme“ lautet sein nicht wenig hoch gestecktes Kerstin Scheller Ziel – sei auch „ihre erste Wahl“ für einen Neuanfang. Um diesen Linz – 300 Parteimitglieder aus glaubhaft zu machen, benötige es ganz Österreich erwartet der de- jedoch noch weitere neue Köpfe, signierte BZÖ-Chef Gerald Grosz auch an der Parteispitze. So wer- zum außerordentlichen Bundes- de sie künftig keine Funktion konvent am Samstag im Linzer mehr auf Bundesebene überneh- Ars Electronica Center. Ein paar men. „Uschi Haubner bleibt an weniger werden es wohl werden, Bord, auch wenn sie nicht mehr in hat sich doch die Landesorganisa- der ersten Reihe der Parteispitze tion aus Niederösterreich kurz vor stehen wird“, erklärt Grosz. Seine dem für Linz proklamierten Neu- beiden neuen Stellvertreter werde start aufgelöst. Weil sie den „libe- er auf dem Bundeskonvent be- ralen Kurs“ der Bundespartei kanntgeben. nicht mitgehen wolle, habe es Für seinen angekündigten „keinen Sinn weiterzumachen“, „Start bei der Stunde null“ bedür- begründete Ex-BZÖler Ewald fe es aber keiner neuen Inhalte: Stadler den Beschluss des Landes- „An diesen wird sich nichts än- vorstands zur Selbstauflösung. dern, die haben gepasst“, meint Die Homepage der Landesgruppe Haubner. Der Einzug in den Natio- war bereits am Freitag offline. nalrat sei gescheitert, weil der Ver- „Es ist nur konsequent, dass kauf der Themen nicht gut genug man eine derartige Partei auflöst, gewesen sei. „Wir müssen kanti- die nur mehr mit Ausschlüssen ger werden“, heißt eines der oran- arbeitet und so tut, als würde sie gen Ziele. Erste Lernzielkontrolle: eine Rolle spielen. Das ist Reali- Die EU-Wahl 2014, zu der das BZÖ tätsverweigerung“, kommentierte antreten wird. Stadler, der bei der Sitzung Don- nerstagabend in Niederösterreich „als Gast“ dabei war. Sowohl er KURZ GEMELDET als auch Ex-Abgeordneter Stefan Petzner wurden von Grosz wegen Neos: Keine Gespräche mit

Rainer parteischädigenden Verhaltens nach der Nationalratswahl aus Ex-Grünem Voggenhuber dem orangen Bündnis geworfen. Wien – Dass es Neos an Personal Arnulf

© Dass sich jetzt erneut Parteimit- mangelt, ist aus ihren eigenen In- Josef Penninger, fotografiert von Heribert Corn, übermalt von Arnulf Rainer, wurde 2002 aus To- glieder verabschieden, sieht Grosz seraten bekannt. So braucht die ronto zurück nach Wien geholt, um das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) zu gründen. als weiteren Akt der „Altlastenent- neue Partei einen Spitzenkandi- sorgung“ vor dem Neubeginn: daten für die Europawahl 2015, „Die nunmehr vom Vorstand des der idealerweise kein Nobody ist. BZÖ Niederösterreich verkündete Das Anforderungsprofil erfüllt Ex- Selbstauflösung war offenbar Grüner Johannes Voggenhuber, Stadlers letztes Abschiedsge- der sich nicht grundsätzlich abge- schenk, damit hat er mir einen gro- neigt zeigt. Auf Anfrage des Voves bietet Grünen Platz auf Bäumen an ßen Gefallen getan.“ Nachdem S tandard fällt die Neos-Reaktion sich durch die drohende Anklage aber reserviert aus: Es gebe keine Steirischer SPÖ-Landeshauptmann wettert gegen Grüne und direkte Demokratie wegen einer BZÖ-Wahlbroschüre Gespräche mit Voggenhuber – in Kärnten gegen Petzner im doch der frühere Europaparla- Walter Müller zu treffen sind, wo Milliarden ein- Dass er die Grünen sozusagen zu- Nachhinein herausgestellt habe, mentarier könne sich gerne an den gesetzt werden? Das lassen Sie rück auf die Bäume wünscht, dass auch dieser Ausschluss „die offenen Vorwahlen beteiligen. (jo) Graz – Eine tiefe Abneigung gegen z. B. alles von den Fundis bei den interpretiert der stellvertretende richtige Entscheidung war“, sei Grüne lässt der steirische Landes- Grünen mitabstimmen – neben Bundeschef der Grünen, Werner die „Vergangenheitsbewältigung ÖVP-Gesundheitssprecher hauptmann Franz Voves (SPÖ) dem Häkeln und Stricken?“ Kogler, im Standard-Gespräch abgeschlossen“, sagt der desig- jetzt in einem Interview im Gratis- Man könne nicht „... jede Blu- psychologisch: „Franz Voves nierte BZÖ-Chef. muss noch um Sitz zittern magazin Weekend erkennen. Vo- me, jeden Maikäfer, jeden Regen- scheint emotional nicht mehr sehr Auch die stellvertretende Noch- Wien – Nachdem die Wiener ÖVP ves kritisiert darin unter anderem wurm fragen“. Wenn man wirk- stabil zu sein, das kann ich nicht Obfrau und Schwester von Partei- über ihre künftigen Nationalrats- jene, die auch eine Mehrparteien- lich alle befragen wolle, „dann wirklich ernst nehmen.“ gründer Jörg Haider, Ursula Haub- mandatare entschieden hat, steht koalition, ein „Farbenkasterl“ (Vo- kann ich ihnen nur sagen: Wir ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin ves), im Bund für denkbar halten: sind zu 60 Prozent bewaldet in der Rasinger vorerst ohne Sitz im Par- „Wollen Sie das wirklich erleben, Steiermark. Wir haben also auf lament da. Allerdings hegt der dass die tagtäglich an einem Tisch den Bäumen, wo manche wieder Ein Haar und ein Einfädler Arzt eine begründete Hoffnung: sitzen, wo echte Entscheidungen zurückwollen, genügend Platz.“ Sitzt Integrationsstaatsekretär Se- eil Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) Drogenverdächtige bastian Kurz – was als sehr wahr- künftig Haartests unterziehen will, fragen die Innen- scheinlich gilt – wieder in der Wpolitik-Redakteure Gerald John und Nina Weißenstei- nächsten Regierung, rückt Rasin- ner die Innenministerin bei einem Interview, ob sie von ihr ger ins Parlament nach. (APA) selbst auch Haare zu Testzwecken haben könnten. Wortreich betont Mikl-Leitner immer wieder, dass sie damit überhaupt kein Problem habe, macht aber keinerlei Anstalten, eine Locke Stronach trifft Fischer herauszurücken. Erst beim vierten Anlauf – das Tonband ist be- zum „Nachwahlgespräch“ DieAkademietrauert um reits ausgeschaltet – greift Mikl-Leitner endlich zur Schere. der Wien – Auch Frank Stronach be- KatharinaKoch Standard bekommt ein einzelnes Haar. Tags darauf ergeben die kommt seinen Termin in der Hof- 1961—2013 Recherchen bei diversen Labors, dass für einen Drogentest lei- burg. Das „Nachwahlgespräch“ der ein ganzes Büschel der Innenministerin nötig gewesen zwischen Bundespräsident Heinz Ihrejahrzehntelange umsichtige, freundliche undvor allemengagierte Tätigkeit füralle Ange- wäre. (red) Fischer und dem Parteigründer hörigen derAkademieder bildendenKünsteWien wirdunvergesslichbleiben. Vieles warohne *** wird am Donnerstag nachgeholt. diebeherzteund kompetenteUnterstützung vonKatharina Koch nicht möglich. Sie hinterlässt in oder zwei Tore verfehlt hat FPÖ-Nationalratskandidat Pat- Im Kielwasser der Nationalrats- eine Lückedie nicht zu füllenseinwird. rick Ortlieb im April 1999 bei seiner ersten Abfahrt auf dem wahl war kein Termin zustande Im NamenallerMitarbeiter_innen, Studierendenund Absolvent_innen EWiener politischen Parkett. Auf der nicht sehr selektiven Pis- gekommen, danach reiste Stro- EvaBlimlinger, Rektorin te fädelte der Olympiasieger und Weltmeister knapp vor dem Ziel nach nach Kanada. Alle anderen in der Herrengasse ein: „Wo ist denn da das Innenministerium?“, Chefs der ins Parlament eingezo- Das Begräbnis findetamDonnerstag24. Oktober um 13.00hamFriedhof Neustift am Walde statt. fragte der untrainiert wirkende Ortlieb beim Empfang des genen Parteien haben das traditio- Standard. Torrichter Martin wies die rechte Ideallinie. (red) nelle Treffen mit dem Staatsober- haupt bereits absolviert. (APA) 16 der Standard Inland Sa./So., 19./20. Oktober 2013 QUARTETT „Die Erosion des Politischen geht dahin, dass man Schriftstellerin Olga Flor, Philosoph Konrad Paul Liessmann, Politologin Sonja Puntscher Riekmann und Essayist Franz Schuh über 25 Jahre Innenpolitik. Ein politisches Quartett von Lisa Nimmervoll.

Standard: Wir blicken zurück auf 25 Jahre österreichische Innenpoli- tik, die der Standard journalistisch begleitet hat. Was unterscheidet das Österreich von 2013 am meis- ten vom Österreich von 1988? Schuh: Gar nichts und doch eini- ges. Für mich war das Anwachsen der FPÖ erstaunlich. Ich war in Kärnten, nachdem Jörg Haider zum ersten Mal abgesetzt wurde. Dabei habe ich erlebt, dass viele meinten: Jetzt ist es aus mit der Be- wegung! Ich werde nicht verges- sen, wie seltsam diese Bewegung war und wie sie sich vorm Lind- wurm als Masse, nicht zuletzt aus Einzelnen in weißen Kniestrümp- fen, verkörpert hat. Dass sich so e twas zur Spitzenleistung der b erühmten fast 27 Prozent zusam- menfassen konnte, ist erstaunlich. Puntscher Riekmann: Ab einem ge- wissen Punkt war dieser Aufstieg unaufhaltsam, was auch damit z usammenhing, dass die regieren- den, damals noch Großparteien Franz Schuh, Olga Flor, Sonja Puntscher Riekmann und Konrad Paul Liessmann (v. li.) in der Säulenhalle des Parlaments. Fotos: Heribert Corn mit dem EU-Beitritt, den ich für eines der entscheidenden Verän- müssen für Waldheim; und dann führt das nicht zu einem Umden- die moderne Zeit gefunden hat. Ir- schend für die österreichische In- derungsmomente der Republik habe ich immer sagen können: Ich ken bei SPÖ und ÖVP? gendjemand musste die Vertrau- nenpolitik, für das, was die Sozial- halte, jedes Projekt verloren hat- habe ihn nicht gewählt. Was ich Liessmann: Ich finde es sehr er- ensverluste der ehemaligen Groß- demokratie und Volkspartei tat- ten. Danach ging es beständig nicht dazugesagt habe, war, dass staunlich, dass wir 25 Jahre öster- parteien auffangen. sächlich an Gesetzen machen. bergab bis zum Einschnitt der ich am Stichtag zu jung war. reichische Geschichte, 25 Jahre Puntscher Riekmann: Völlig richtig, Liessmann: Als Volksbegehren war schwarz-blauen Regierung, was (lacht) Knapp vor 1989 hat man ir- Standard wieder mal ausschließ- aber mit dieser Funktion ist die es ein Misserfolg und hat gleich- einen Boden aufbereitete, der of- gendwie das Gefühl gehabt, es än- lich im Hinblick auf die FPÖ se- FPÖ nicht als Marginalie der Ge- zeitig die größte zivilgesellschaft- fenkundig nicht einmal dadurch dert sich was, es wendet sich was hen. Ich halte das dann doch für schichte zu betrachten, sondern liche öffentliche Anti-Aktion her- brüchig wurde, dass die Freiheit- zum Besseren, Europa öffnet sich. eine Überbewertung. Diese 25 Jah- ein zentraler Akteur der österrei- vorgerufen, das Lichtermeer. lichen kaum politisches Personal Der Eiserne Vorhang, der für mich re haben auch andere markante chischen Politik, der zumindest Puntscher Riekmann: Das aber die hatten, das regieren konnte. Aber in meiner Kindheit und Jugend Wendepunkte gehabt. Ganz sicher die Sozialdemokratie, aber auch Politik nicht geändert hat. Die rea- die letzte große politische Anstren- wirklich bestimmend war, war die auslaufende Waldheim-Ge- die ÖVP vor sich hertreibt. le Gesetzgebung war eine andere. gung einer Regierung in diesem mit einem Mal weg. Es war eine schichte, wie schon angedeutet, Liessmann: Na ja, als die FPÖ bzw. Von Löschnak über Schlögl bis Land war, der EU beizutreten, um Zeit des hoffnungsvollen Um- der Fall des Eisernen Vorhangs, das BZÖ Regierungsverantwor- herauf zu Fekter und Mikl-Leitner. sich dann zurückzulehnen und bruchs. Gleichzeitig erstarkten die der die Nachkriegsordnung zum tung hatten, sprach man nicht Schuh: Ich will Liessmann nicht die Dinge geschehen zu lassen. Freiheitlichen. Was ich dabei bis Einsturz gebracht hat, der jugosla- ganz zu Unrecht von einer Allein- überinterpretieren, aber was er Flor: Mein politisches Erwachen heute nicht begreife: Die FPÖ hat wische Bürgerkrieg, wo sich un- regierung Schüssel mit einem g esagt hat, klingt, als wäre die FPÖ erfolgte 1986 durch die Wahl Kurt Rot und Schwarz seit damals vor mittelbar vor unserer Grenze ein blauen bzw. orangen Anhängsel. zwar überbewertet, aber zugleich Waldheims zum Bundespräsiden- sich hergetrieben, ihre Forderun- Grausamkeitsexzess Puntscher Riekmann: so etwas wie die Leibniz’sche ten und den FPÖ-Parteitag in Inns- gen wurden sukzessive umge- abgespielt hat, den Aber es geht doch M onade, in der sich der Rest bruck, als Haider die FPÖ über- setzt, mit dem Ergebnis, dass Rot man im Europa des darum, was inhalt- Ö sterreichs spiegelt. Denn die be- nommen hat, da war ich 18 und und Schwarz kontinuierlich Stim- ausgehenden 20. re lich geschah. All die schworenen Umbrüche münden bin viel in Europa herumgefahren. men verloren und die Leute trotz- Jahrhunderts nicht 25 Jah Umbrüche vom Fall in Strategien, die von dieser einen Man hat sich überall rechtfertigen dem FPÖ gewählt haben. Warum mehr erwartet hätte, des Eisernen Vor- Gruppe erfolgreicher eingesetzt und natürlich der hangs bis zum EU- wurden. Der Witz besteht ja darin, EU-Beitritt mit der Beitritt und dessen das war leicht zu wissen, dass die berechtigten Hoff- Folgen – vom Euro Wähler der FPÖ, dieser rechte nung, dass sich damit vieles än- bis zur Finanz- und Wirtschafts- Wählerbestand, in den anderen dert sollte und bestimmte Gefah- krise – sind ein fruchtbarer Boden Parteien gebändigt waren. Diesen ren, wie ein Abgleiten in rechtsge- für eine Schließung, das ist es, was Leuten „Angebote zu machen“ richtete Politik, gebannt würden, die FPÖ betreibt: Sie denkt ja nicht wäre möglich gewesen. Die Cool- mit der paradoxen Folge, dass ge- mehr großdeutsch, sondern ent- ness, mit der man die alten Be- nau die Zeit nach dem EU-Beitritt deckt das Nationale und Nationa- triebskaiser und Gewerkschafts- zu Haiders Aufstieg geführt hat. listische. Es geht um den Versuch, fürsten hinauskatapultiert hat, die Der große Wahlerfolg war 1999. die Grenzen zu schließen, nicht etwas wunderbar Altmodisches Da hatten wir ja schon die Segnun- nur die realen Grenzen des Staa- und daher, zugegeben, auch Frag- gen des EU-Beitritts. tes, sondern auch die der Köpfe, würdiges waren, ist einer der und dann Menschen, die Angst Gründe, warum der sozialdemo- Standard: Und doch kreist das Ge- haben, in diesem Prozess zu kratische Populismus kaum mehr spräch von Beginn an um die FPÖ. v erlieren, dort abzuholen, wo sie funktioniert. Liessmann: Die FPÖ ist, soziolo- stehen. Das ist im Übrigen ein Puntscher Riekmann: Die Tatsache, gisch gesehen, eine neue Arbeiter- europaweites Phänomen. dass die schwarz-blaue Regierung partei, sie spricht jene 20 bis 30 Flor: Die österreichischen Frei- den Anschein erweckte, Schüssel Prozent Industriearbeiter an, die heitlichen waren Vorreiter – regiert, während die anderen ver- Geht nicht? auch eine moderne, digitalisierte neben Le Pen. Ich möchte nur das suchen, irgendwie ihre Minister- Dienstleistungsgesellschaft noch sogenannte Ausländervolksbe- posten zu füllen, ist übrigens hat und auch braucht. Das Problem gehren erwähnen, das „Österreich nicht korrekt, weil interessanter- ist, dass die SPÖ es verabsäumt hat, zuerst“ hieß. Seit damals ist die weise mit der Schüssel-Regierung dieses Erbe als Arbeiterpartei in Angst vor der Xenophobie beherr- auch in der ÖVP-Europapolitik moderne Zeiten zu r etten. Die sym- bolische Wirkung, die darin be- steht, dass ehemalige hochrangige ZU DEN PERSONEN Spitzenfunktionäre der Sozialde- mokratie nach ihrem Ausscheiden Olga Flor (geb. 1968 in Wien) stu- Konrad Paul Liessmann (geb. 1953 in aus der Politik in die Vorstandseta- dierte Physik in Graz, arbeitete im Villach) studierte Germanistik, Ge- gen internationaler Unternehmen Multimedia-Bereich und ist seit schichte, Philosophie in Wien, ist wechseln und auch nicht interna- 2004 freie Schriftstellerin. Ihr ers- Professor für Methoden der Ver- tionale Gewerkschaften beraten, ter Roman Erlkönig e rschien 2002. mittlung von Philosophie und sondern asiatische Diktatoren und Kollateralschaden war nominiert Ethik an der Uni Wien, Essayist und russische Gaskonzerne, ist verhee- für den Deutschen Buchpreis Kulturpublizist. Seit 1996 Leiter Herr Geht Nicht

Anzeige rend. Ähnliches gilt, was wirt- 2008, ein Auszug von Die Königin Philosophicum Lech, u. a. Öster- schaftsliberale Konzepte betrifft, ist tot (2012) für den Alfred-Döb- reichischer Staatspreis für Kultur- für die ÖVP, die in der Zerreißpro- lin-Preis 2011. Ausgezeichnet mit publizistik 1996, Österreichischer

Bezahlte be zwischen drei Bünden nicht in dem Anton-Wildgans-Preis 2012. Wissenschafter des Jahres 2006. Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Inland der Standard 17 QUARTETT keinen authentischen politischen Ort mehr kennt“ ein seltsamer Schwenk eintrat. nen jeden „Experten“ für jede Rol- einem Spindoktor beraten lässt Schuh: Die deutsche Wirtschaft Da herrscht immer eine gewisse Das hat auch mit den berühmten le schminken. Der Experte kann und gerade deshalb inauthentisch war das … Form von Irritation über Funktion Maßnahmen der EU-14 gegen Ös- dann alles spielen: vom Kanzler wirkt, sind zwei Arten, mit Medien Puntscher Riekmann: Ich erwähne und Legitimität von Institutionen. terreich zu tun, die man zwar aus bis zur Lindner. Der Schein, der umzugehen. Es gibt außerhalb der nur das Stichwort Hypo. Viel Puntscher Riekmann: A ber wir wäh- rechtlicher Sicht kritisieren kann, ja etwas Wichtiges ist für das Medien fast keinen Ort mehr, außer schlimmer hätte man diese Sache len sie! aber plötzlich gab es einen un- Sein, macht sich da auf eine ein- die Versammlung auf dem öffentli- nicht lösen können, es kommen Liessmann: Was Europa betrifft: glaublichen Souveränitätsreflex prägsame Weise selbstständig. chen Platz, wo der Politiker direkt noch andere Banken dazu. Aber bestenfalls indirekt. Und wählen in der ÖVP. Die anvisierte euro- Die Kooperation mit der Kronen in Erscheinung treten kann, sonst sicher steht Österreich insgesamt kann man vieles. Wir wählen auch päische Einwanderungspolitik Zeitung i st für die Sozialdemokra- ist immer ein Medium dazwischen- im europäischen oder internatio- etwa, die angesichts der Tragö- tie notwendig, weil die Partei in geschaltet, ob Fernsehen, Radio, nalen Vergleich gut da. Ich sehe dien vor Lampedusa besonders der Bevölkerung nicht mehr ver- Printmedium oder Facebook. Was aber ein großes Unbehagen gegen- „ aktuell wäre, wurde nicht zuletzt ankert ist. Daher muss sie sich mir auffällt bei den Versuchen ös- über demokratischen Institutio- von dieser Regierung damals in dort verankern, wo professionell terreichischer Politiker, sich selbst nen. Dabei kommt dieses Miss- Dublin gestoppt. Insofern hatte eine scheinhafte Beziehung zum zu inszenieren, ist der kabarettisti- trauen gegenüber Institutionen diese Koalition höchst problema- „Volk“ hergestellt wird. sche Mehrwert. Die TV-Debatten oder der Unwille, sie ernst zu neh- tische Konsequenzen, die man mit Spindelegger und Stronach men, nicht nur von unten, son- nicht bagatellisieren kann. oder Strache und Bucher waren un- dern auch von oben. Ich musste Liessmann: Dann hätten die nach- „ schlagbar in ihrem Heiterkeitswert. wirklich mit Entsetzen wahrneh- folgenden Regierungen längst Zeit Flor: E in wirklich problematischer men, dass auch unser Herr gehabt, das alles zu korrigieren. Aspekt ist die Auslagerung der B undespräsident findet, dass ein Flor: Diese Regierung handelt zag- Presseförderung in flächen - Vieraugengespräch mit allfälligen haft und mutlos. Das beste Bei- deckende Inseratenschaltungen. M inisterkandidaten ein durchaus spiel ist das mit diesen 500 syri- Das ist ein Riesenproblem. gültiger Ersatz für ein Parlaments- Langfristig war die schen Flüchtlingen bei über zwei Schuh: I ch habe bei diesen Dingen, hearing sei. Es geht nicht mehr um Millionen, die mittlerweile auf der auch beim Kabarett von Politi- die Weiterentwicklung des Parla- Ökonomisierung der Unis Flucht sind, dasselbe gilt für die kern, das Gefühl, dass das nicht mentarismus und damit die Her- viel bedeutsamer als das Flüchtlinge auf Lampedusa, da „die anderen“ sind, sondern diese stellung von Öffentlichkeit. Diese Auf und Ab der FPÖ. muss man sich auch anschauen, Kasperl-Performance produzieren Demontage der Parlamente halte was ist dort eigentlich los. Aber wir selbst, und zwar auf die Wei- ich für ein großes Problem der mo- Konrad Paul Liessmann dass man sagt, wir nehmen 500 Es wird nur noch se, in der Mengen von Menschen dernen Demokratie. Flüchtlinge auf, weil mehr will die funktionieren: Auf jeweils andere Flor: Dazu passt das Abdrehen Regierung der Bevölkerung nicht Politentertainment Art ist es am Ende ein jeder gewe- des Korruptionsuntersuchungs- zumuten, das ist eine Schande. betrieben. Es gibt keinen sen! Sich davon zu distanzieren ausschusses, das war eine politischen Diskurs mehr. ist notwendig, denn ganz blöd ist Katas trophe für die Bedeutung Waschmittel,“ wir stimmen als Kon- Standard: G ab es seit 1988 im Hin- man ja nicht, aber ich würde zur sumenten tagtäglich über etwas ab. blick auf politische (Selbst-)Insze- Olga Flor Notwendigkeit hinzuzählen: Wir Ich sage das, weil ich glaube, dass nierung auffällige Veränderungen? haben auch nichts getan, dass die „ die Erosion des Politischen noch Schuh: Ich bin der Meinung, dass Spitzen anders aussehen. Eventu- tiefer ansetzt, es geht ja dahin, dass die österreichische Variante die- ell sind wir genauso Kabarettisten man überhaupt keinen authenti- ser Mediendemokratie sich von wie die, über die wir lachen. schen Ort des Politischen mehr Kreisky herleitet. Kreisky hat sie Puntscher Riekmann:“ D ass sich Poli- Außerdem – vor Jahrzehnten hat kennt oder kennen will. Ehemali- Mores gelehrt – es ist sogar ein Zi- tiker der Medien bedienen, um es Hans Magnus Enzensberger ge politische Institutionen, neh- tat daraus geworden, mit dem der mit der Öffentlichkeit zu kommu- schon gesagt: Mir tun sie leid, die men wir die gesamte Bürokratie österreichische Journalist sich je- nizieren, würde ich noch nicht per politischen Funktionäre, und Karl vom Passamt bis zur Polizei, wer- derzeit selbst relativieren kann: se verteufeln. Das ist immer und Kraus hat die Leute an der Spitze den in einem modernen Staat als Lernen Sie Geschichte, Herr überall der Fall. Ich sehe zwei „die Ohnmachthaber“ genannt. Dienstleistungsunternehmen auf- R edakteur. Die Medien nach Probleme: die Kultur der Spindok- gefasst, die möglichst effizient und Kreisky haben das Kräfteverhält- toren, die um teures Geld mit oft Standard: M üssen uns die Politiker billig zu funktionieren haben. Poli- fragwürdigem Ergebnis geholt leid tun? Tun sie Ihnen leid? Die letzte große politische tische Auseinandersetzung findet werden. Denken wir nur an den Schuh: Nur aus einer spezifischen Anstrengung einer ausschließlich in der Sprache des „ deutschen Spindoktor, dem es Perspektive, um die ich nicht her- Marketings statt. Es ist doch auffäl- nicht gelungen ist, Herrn Spindel - umkann. Sonst tut mir der leid, Regierung in diesem Land lig, wie unwidersprochen es bleibt, egger zu einem noch einigerma- dem der Cap leidtut. Die Politiker war, der EU beizutreten. wenn es immer heißt, dass man ßen authentischen Redner zu sti- sind aber, was sie sind, nicht nur einen Staat wie ein Unternehmen lisieren. Das entlarvt sich dann oft von selbst geworden. Sonja Puntscher Riekmann zu führen habe. Dieses Manage- auch selber. Das andere ist das Liessmann: N atürlich nicht. Dahin- mentvokabular durchzieht mittler- Bündnis mit bestimmten Medien, ter steckt eine Erosion von dem, weile alle Gesellschaftsbereiche, das sich Ausliefern oder jene was politische Öffentlichkeit vom familiären Haushalt über die Deals, wie z. B. der berühmte Brief heißt, und auch eine Erosion von Unis bis zur Regierung. Und da von Herrn Faymann und dem da- dem, was Max Weber „Politik als und das Gewicht“ des Parlamen - komme ich zum Anfang zurück: maligen Kanzler Gusenbauer an Beruf“ genannt hat. In dem Mo- tarismus. Langfristig war z. B. die Ökonomi- den Herausgeber der Kronen Zei- ment, wo wir tatsächlich keine Liessmann: Wir stecken, was die sierung der Universitäten für die – Wir haben auch nichts tung z ur Europapolitik. Das grenzt Achtung mehr hätten vor denjeni- politische Kompetenzverteilung bedenkliche – geistige Entwick- dann ans Absurde, ist aber vor al- gen, die das Gemeinwohl verwal- zwischen EU-Ebene und den na- lung dieses Landes um einiges getan, dass die politischen lem gefährlich. Denn da kommt ten, haben wir vor uns selbst kei- tionalen Parlamenten betrifft, in b edeutsamer als das Auf und Ab Spitzen anders aussehen. eine Macht ins Spiel, die über- nen Respekt mehr. Wenn wir die einem Transformationsprozess. der FPÖ. Eventuell sind wir wie die. haupt nicht mehr kontrollierbar mit dem Begriff Politik zusam- ist. Dieses Machtbündnis ist das menhängenden Akteure und Ver- Franz Schuh wirkliche Problem. Und, wie ich fahren nicht mehr richtig ernst nicht müde werde zu sagen: Wer nehmen (können), wäre das für kontrolliert die vierte Macht? Das mich ein Alarmsignal: der Beginn ist jetzt natürlich in einer Zeitung der Erosion demokratischer Orga- gesagt problematisch … (lacht) nisationsstrukturen. nis umgedreht.“ Sie machen sich Flor: I ch rede jetzt nicht von unfrei- jetzt die Politiker zu eigen. Faszi- Standard: Tun Sie sich keinen williger Komik, sondern von der nierend war beim letzten Wahl- Zwang an. Wir halten das aus. freiwilligen Anpassung an einen kampf die Absurdität des selbst- Puntscher Riekmann: W elche Checks Unterhaltungsauftrag. SPÖ und regulativen Systems: Politiker and Balances gibt es gegenüber ÖVP haben es geschafft, Öster- werden von Medienberatern ge- den Medien? Das ist in Österreich reich in einer sehr krisenhaften schult. Andere Medienberater besonders problematisch. Zeit einigermaßen heil dastehen interpretieren, was Politiker ge- Flor: Auch in Italien … zu lassen, aber sie haben es nicht sagt haben, ob ihnen ihre Aussa- Puntscher Riekmann: In Italien sind geschafft, das im Wahlkampf zu gen gut gelungen sind, und der es nicht die Printmedien, sondern vermitteln, stattdessen haben sie Journalismus steht daneben und die TV-Sender. England wäre hier ihren Spindoktoren gehorcht, sich moderiert das, was die Medienbe- auch noch zu nennen. Da hat sich mit Wald und Wiese und sonst was rater den Poli tikern gesagt haben. eine vollkommen verselbststän- umgeben und dem Politischen Das ist ein idiotisches System. Die digte Machtwelt konstituiert, die k eine Bedeutung beigemessen. Die öster reichische Politik kann man einfach tut und lässt, was sie will. trauen sich ja nicht einmal mehr sich daher überhaupt ersparen: Liessmann: Ob jetzt einer der Krone zu sagen: Das ist unser politischer Im Fernsehen gibt es ausgezeich- einen Leserbrief schreibt oder Inhalt. Dafür stehen wir. Das ha- nete Schminkkünstler, die kön- sich für eine ORF-Diskussion von ben wir gut gemacht. Es wird nur noch Politentertainment betrie- ben. Es gibt ja auch keinen tiefer- ZU DEN PERSONEN gehenden politischen Diskurs mehr in der Öffentlichkeit. Sich Sonja Puntscher Riekmann (geb. Franz Schuh (geb. 1947 in Wien) auf das Wagnis einzulassen, wirk- 1954 in Bozen) studierte Germa- studierte Philosophie, Geschichte lich für etwas zu stehen und zu ris- Eine Initiativeder nistik, Romanistik, Philosophie in und Germanistik in Wien, Gene- kieren, dass es die Medien viel- Wien, Professorin für Politische ralsekretär der Grazer Autorenver- leicht nicht positiv aufnehmen, www.geht-doch.com Theorie unter Berücksichtigung sammlung (1976–80), Leiter des dieses Element fehlt völlig. der Europäischen Politik an der essayistischen und literarischen Puntscher Riekmann: Wobei man Uni Salzburg und Vizerektorin, Programms des Verlags Deuticke. vielleicht auch ein Fragezeichen

Mitglied des Bundesvorstands der Publiziert bei diversen Rundfunk- machen könnte hinter den Satz, es Anzeige Grünen (1989–92), bis 2008 Direk- anstalten und überregionalen ist die Politik, die es geschafft hat, torin des Instituts für europäische Z eitungen, u. a. Österreichischer Österreich in der Krise einigerma-

Integrationsforschung der ÖAW. Kunstpreis für Literatur 2011. ßen gut dastehen zu lassen. Bezahlte 18 der Standard Inland Sa./So., 19./20. Oktober 2013

SPÖ und ÖVP geben ein Rätsel auf: Aus den Koalitionsverhandlungen soll nichts durchsickern. Worum geht es in den acht Arbeitsgruppen? Ein Auflösungsversuch von Gerald John und Nina Weißensteiner. Lösungswort

Finanzen: Steuern senken, Löcher stopfen Wirtschaft: Entfesseln gegen Absichern ein Pakt ohne Steuersen- schungsinstitut fordert, kann die ÖVP icht vieles verbindet die toph Leitl (ÖVP) würde quasi an sich selbst kung: Nach vollmundigen schwer als linke Spinnerei abtun. Koalitionäre auf den ersten delegieren, Sozialminister Rudolf Hunds- Ankündigungen kommen Geldnot könnte dem Sprung über den eige- Blick in dieser Arbeitsgrup- torfer (SPÖ) an seine Gewerkschaftskolle- SPÖ und ÖVP an einer Ent- nen Schatten nachhelfen. Trotz matter Wirt- pe: Die ÖVP will den Slo- gen. Nach neuem Stil – konkrete Projekte lastung der Arbeitseinkom- schaftslage soll 2016 das Nulldefizit erreicht gan von „Entfesselung“ der nach konkretem Zeitplan – sähe das aber men nicht vorbei. Prinzipiell werden, doch auf dem Weg liegen Stolper- Wirtschaft mit Leben erfül- nicht aus, außerdem drängt die Industrie einig sind sie sich über die Senkung des Ein- steine. Die Pleite der Hypo Alpe Adria len, etwa durch Flexibilisierung der auf ein liberaleres Arbeitszeitgesetz, das die gangssteuersatzes, der von 36,5 auf etwa 25 wird neues Steuergeld verschlingen – was Arbeitszeiten und Senkung der Lohnne- via Kollektivverträge garantierte Mitspra- Prozent fallen könnte. Die ÖVP wünscht die Erstellung des nächstjährigen Budgets benkosten. Die SPÖ hingegen pocht unter che der Gewerkschaft eindämmt; die ÖVP sich auch einen Kinderfreibetrag – den zu erschweren droht. Den Weg ebnen soll dem Drängen der Gewerkschaft auf Arbeit- gab sich bislang uneindeutig. In weniger könnte sie in einer Lightversion bekommen, die Schlüsselgruppe überdies für den neu- nehmerbenefits wie einen Mindestlohn spektakulären Fragen hat klassisch sozial- wenn dafür ihr Nein zu Vermögenssteuern en Finanzausgleich, bei dem das Steuergeld von 1500 Euro und eine sechste Urlaubs- partnerschaftlicher Handel Erfolgsaussich- fällt. Die allgemeine „Millionärssteuer“ zwischen Bund und Ländern verteilt wird. woche nach 25 Dienstjahren. Bequemste ten, etwa: Tausche Bürokratieabbau für wird die SPÖ kaum durchbringen, für ein Praktisch, dass mit dem Oberösterreicher Lösung: Die Streitfragen werden erst ein- Unternehmen gegen Geld für Arbeitsmarkt- Comeback der Erbschaftssteuer und/oder Josef Pühringer (ÖVP) ein Landeshaupt- mal den Sozialpartnern zugeschoben, projekte. Gerade die SPÖ kann sich nicht eine höhere Grundsteuer stehen die Chan- mann gegenüber von Finanzstaatssekretär denen beide Chefverhandler nicht fernste- leisten, die konstant hohe Arbeitslosigkeit cen aber gut; was selbst das Wirtschaftsfor- Andreas Schieder (SPÖ) Platz nimmt. hen. Wirtschaftskammerpräsident Chris- im Koalitionsvertrag zu ignorieren.

Sicherheit: Mehr Polizei, weniger Beamte beim Heer

uf den Straßen soll die Polizei präsenter sein, anstatt sich in den Amtsstuben mit Verwaltungs- kram zu beschäftigen. In den Ka- sernen wiederum muss der Beam- tenapparat abgeschlankt werden, Seit 25 Jahren weil die Personalkosten mittler- weile den größten Brocken im oh- nehin bescheidenen Verteidi- gungsbudget ausmachen. Innen- ministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ), schon seit der Wehrdienstreform Verhandlungs- duo, werden aber auf weitere In- vestitionen im Sinne der Sicher- fürLeser/innen heit drängen müssen. Die Hub- schrauberflotte des Bundesheeres bräuchte einen Modernisierungs- schub, Polizisten wie Soldaten neue Ausrüstung. Außerdem soll das Ausbildungsangebot für sie at- traktiviert und verbreitert werden, Seit 25 Jahren damit mehr junge Leute anheuern.

Zukunft: Von der Krippe bis zur Öffi-Karte

hne Kompromisse fürBerufsinformation wird es zwischen Infrastrukturmi- nisterin Doris Bu- res (SPÖ) und In- tegrationsstaatsse- kretär Sebastian Kurz (ÖVP) nicht

eige gehen, gilt es doch recht heikle

Anz Felder wie Integration, Familie und Jugend zu beackern. Wäh- rend Rot einen flächendeckenden zahlte Ausbau von Krippen samt Rechts- Be anspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr anstrebt, verwehrt sich Schwarz gegen „Zwangskindergärten“. Während die SPÖ ein zweites verpflichten- des Gratis-Kindergartenjahr ab dem 4. Lebensjahr möchte, will die ÖVP nur Kinder mit Sprach- problemen dazu vergattern. Das AMS gratuliert dem Standard zum 25.Geburtstag und freut Außerdem wartet ein Vorwahlver- sprechen darauf, eingelöst zu wer- sich gleichzeitig über 25 JahreAMS BerufsInfoZentren BIZ. den: Die Familienbeihilfe soll laut Standorte und Infos,wenn’s um Beruf, Aus- und Weiterbildung geht: www.ams.at/biz rot-schwarzem Konzept nicht nur vereinfacht, sondern auch erhöht werden. Zumindest prinzipiell ei- nig ist man sich bei einem ande- ren Zukunftsthema: eine billige Öffi-Netz-Karte für Studenten.

Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Inland der Standard 19

n n io it al Ko : ng su Lö

Bildung: Grabenkämpfe und Geldnot Soziales: Freundschaft auf Probe riginelle Ideen sind in dieser Wahlkampf verbreitete Propaganda sugge- aut wird es nicht zugehen: So- ne Versprechen ernst, dann gilt es, in den Gruppe besonders gefragt: riert. Ein Signal der Erneuerung setzte die zialminister Rudolf Hundstor- Ländern ein breiteres und möglichst ein- Auf keinem anderen Politik- Vizekanzlerpartei auch mit der Nominie- fer und Wirtschaftsminister heitliches Pflegeangebot durchzusetzen. feld prallen ideologisch ver- rung Wilfried Haslauers als Chefverhand- lassen Vorangetrieben werden müssen die Wohn- härtete Positionen heftiger ler. Der Salzburger Landeshauptmann, dem sich nie zu öffentlichem Zank bauoffensive, deren Finanzierung ab 2015 aufeinander – dementspre- Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek hinreißen. Doch nun wird die nicht gesichert ist, sowie die vorerst nur am chend stabil sind die Blockaden. Ein Pro- gegenübersitzt, ist für eine gemeinsame Freundschaft auf eine Probe gestellt. Die Papier existente Organisationsreform des jekt aber sollte, ja, muss zustande kommen: Schule der Zehn- bis 14-Jährigen als Regel- ÖVP spitzt auf die bei Hundstorfer angesie- Gesundheitssystems. Potenzieller Zankap- Bringt die Koalition nicht bis Ende des Jah- fall und gesteht dem in seiner Partei lange delten Arbeitsagenden – zum Schrecken ro- fel: Die ÖVP möchte die Krankenversiche- res endlich das neue Lehrerdienstrecht zu- Zeit heiligen Gymnasium nur noch Aus- ter Gewerkschafter. Die sehen eine strenge rungsbeiträge für die Unternehmer senken. stande, hat sie den Anspruch der „Reform- nahmestatus zu. Dennoch: Jeder Schritt in Arbeitsinspektion eigenen Händen als Ga- In Sachen Pensionen steht wohl eine regierung“ gleich zu Beginn verwirkt. diese Richtung wäre eine kleine Sensation. rantie für faire Arbeitsbedingungen. Atempause von zwei Jahren an, um dann Ernst zunehmende Fortschritte sind Ewige Themen auch an den Hochschu- Herausforderungen abseits der Machtfra- zu prüfen, wie die bereits eingeleiteten Re- überdies beim Ausbau ganztägiger Angebo- len: Die Studiengebühren warten auf eine gen: Der Pflegefonds ist nur bis 2016 dotiert formen greifen. Die Seniorenvertreter ver- te an den Schulen in Reichweite. Maßgeb- verfassungsrechtlich haltbare Lösung, die – gesucht wird eine verlässliche Geldquel- handeln allerdings mit: Sie wollen jene Re- liche Repräsentanten in der ÖVP sind in Universitäten auf eine Rettung aus der le, die nicht aus einer klassischen Versiche- gel aufweichen, laut der es im ersten Pen- dieser Frage aufgeschlossener, als die im chronischen Geldnot. rung besteht. Nehmen SPÖ und ÖVP eige- sionsjahr keine Inflationsanpassung gibt.

Außenpolitik: Auf der Suche nach neuen Missionen

nternational sollte die Re- Gut, wenn noch jemand dafürsorgt, publik wieder mehr Enga- gement an den Tag legen – vor allem nach dem Abzug dass Österreich einLicht aufgeht. aller heimischer Soldaten vom Golan. SPÖ-Klubob- mann Josef Cap und ÖVP-Staats- Wirgratulieren demStandardzu25JahrenkritischemQualitätsjournalismus. sekretär Reinhold Lopatka werden daher ausloten, an welchen Frie- densmissionen sich das Land künftig beteiligen könnte. Dazu muss die nächste Regierung eine Linie für einen allfälligen EU-Kon- vent festlegen, der nach den EU- Wahlen Reformen für die Union ausarbeiten könnte. Bisheriges Anliegen der ÖVP: Der Kommis- sionspräsident möge durch Di- rektwahl von den EU-Bürgern be- stimmt werden. Außerdem steht im ersten Halbjahr 2019 Öster- reichs EU-Vorsitz an – und auch der muss gut vorbereitet sein. Bis es so weit kommt, werden Rot und Schwarz aber zunächst vor allem darum ringen, wer den nächsten EU-Kommissar stellen darf.

Staatsreform: Doppelte Gleise rausreißen ergmann ransparenz in den &B

Verwaltungsdschun- erlicek gel sollen Burgen- ,M

lands Landeshaupt- Demner mann Hans Niessl (SPÖ) und Verfas- sungsrechtler Andreas Khol (ÖVP) bringen. Zwischen Gramat- neusiedl und dem Bodensee sol- len Doppelgleisigkeiten – etwa bei Subventionen und im Sozialwe- sen – beseitigt und die Zusam- menlegung von Behörden ange- gangen werden. Ebenfalls auf der Agenda der beiden Verhandler: Auch ohne Mehrheit soll es im Parlament möglich werden, einen Untersuchungsausschuss einzu- berufen; denn dies stellen die Grü- nen als Bedingung, damit sie der künftigen Regierung zu der in Ver- fassungsfragen nötigen Zweidrit- telmehrheit verhelfen. Außerdem zerbrechen sich Niessl, Khol & Co die Köpfe, wie das Persönlich- keitswahlrecht besser gestärkt werden kann, weil die aktuelle Vorzugsstimmenregelung kaum zu Vorreihungen von Kandidaten www.wienenergie.at Wien Energie, ein Partner der EnergieAllianzAustria. auf den Wahllisten geführt hat. 20 der Standard Wir über uns Sa./So., 19./20. Oktober 2013 QUARTETT „Print ist ein Entschleunigungsmedium – Golden, konfus, strahlend? Renate Graber, Harald Fidler, Gerfried Sperl und Olivera Stajić über Vergangenheit und Zukunft des Journalismus. Ein Dreiakter mit drei Standard-Generationen von Christian Ankowitsch.

1. Akt: Goldene Zeiten

Ankowitsch: Wie ging es mit Ihnen und dem Standard los, Herr Sperl? Sperl: 1986 schon. Das Telefon hat zu Hause in Graz geklingelt, und eine Stimme hat gesagt: „Guten Tag. Mein Name ist Oscar Bron- ner.“ Ich war zuerst skeptisch, aber Bronner hat mich dann über- zeugt, weil er Ruf und Kapital für dieses Projekt eingesetzt hat.

Ankowitsch: Hat Österreich auf den Standard gewartet? Fidler: Ja, an den Unis gab es einen Run auf ihn. Es war chic, das lachs- farbene Blatt bei sich zu haben.

Ankowitsch: Als Ausweis für die ei - gene liberale Haltung? Sperl: Als Ausdruck einer Sehn- sucht nach Neuem. Graber: Es gab zweifellos großen Bedarf, eine kritische Tageszei- tung war neu, es gab nur Profil. Stajić: Ende der 1990er war der Das Standard-Quartett mit Moderator Christian Ankowitsch (Mi.): Renate Graber, Gerfried Sperl, Harald Fidler, Olivera Stajić (v. li.). F.: Corn Standard an der Uni immer noch chic und alternativlos, zumindest sprachlich. Mangelnde Selbstkri- von damals mangelnde Selbstre- Stajić: Einer meiner ersten Jobs Sperl: Frank Schirrmacher vertritt unter vielen Geschichtsstudenten. tik kann man uns nicht vorwerfen. flexion nicht zum Vorwurf ma- war bei einer wissenschaftlichen die These, dass die Tageszeitung Graber: Ich halte es für ein Kli- chen. Es gab keinen Bedarf dafür. Online-Plattform für Südosteuro- ein biologisch getriebenes Me- Ankowitsch: Fehlt Österreich nicht schee, dass Journalisten sich über- pa-Forschung. Mein Einstieg in dium ist, sie also jeden Tag stirbt das liberale Bürgertum, das den legen, wen sie sich vorknöpfen Ankowitsch: Ah, Sie gehen in dieser die Medien geschah also bereits und sich am nächsten Tag wieder Standard als liberale Zeitung stär- könnten. Bei uns ist das nicht so. Frage bedarfsgetrieben vor? übers Internet. neu erfindet. ker machen könnte? Stajić: E in bisschen stimmt es aber Stajić: Ja, wozu hätte man sich Fidler: E rich Möchel kam 1995 und Stajić: Viel Neuerfindung sehe ich Stajić: Es bildet sich mithilfe des schon, oder? s elber infrage stellen sollen? Die wollte statt einer TV-Kritik eine im Print momentan nicht. Standard. Graber: Das ist ein Journalisten waren die vierte Internetkolumne. Graber: Die Neu- Graber: Viele Konser- grundsätzliches Macht, den Leser hat man nicht Ich fragte mich: erfindung sind vative lesen uns eben- Problem. Journa- besonders ernst genommen. „Was will der von „ die Inhalte ... falls, was für unsere re listen sind stets mir?“ – und Möchel Stajić: Aber diese Qualität spricht. 25 Jah versucht, sich als 2. Akt: Konfusion und Selbstzweifel schrieb seine „Hy- Online ist ein Inhalte gibt es Sperl: Wir haben als Person für mäch- perlinks“. Bei mir perpetuum mobile. auch im Netz. erste Zeitung Öster- tig zu halten. Da- Ankowitsch: In welchem Moment brauchte es erst Das ist okay, ich nutze Sperl: Online ist reichs eine diskursive bei werden sie nur haben Sie erkannt, dass sich im deutsche Online- ein Perpetuum Kultur gepflegt, den als Träger einer Journalismus et was Neues tut? Mediendienste wie es auch so. Aber man mobile. Das ist „Kommentar der an deren“. Wir Visitenkarte wahrgenommen. Graber: Als wir beim Profil ein In - kress, um mich an- muss in Print und okay, ich nutze es haben also ein Quäntchen zu einer tranet gekriegt und einander ge- zustecken und auf auch so. Ich bin neuen politischen Kultur beige- Ankowitsch: Sie glauben nicht, dass schrieben haben, statt anzurufen. den ersten solchen Online investieren. nur entschieden tragen. der Mangel an Selbstkritik in den Sperl: Am Tag, als die ÖVP-FPÖ- Dienst für Öster- Gerfried Sperl dagegen, Print für 80ern ein übersteigertes Journalis- Koalition etabliert wurde, am 4. Fe- reich zu drängen. tot zu erklären. Ankowitsch: Waren die ersten Jahre ten-Ego hat entstehen lassen? Das bruar 2000. D amals wurde mir klar, Ich fordere die des Standard die „goldenen Jahre“: würde die aktuelle Depri-Stim- dass sich Online-Journalismus Ankowitsch: Täuscht Journalisten und Print als avancier- mung erklären. zur journalistischen Macht entfal- mich der Eindruck oder gelten Verleger auf, ihr Medium kon - testes und wirt- Fidler: Ein wesent- tet hat. Unsere Online-Redaktion Printjournalisten aktuell als die“ kurrenzfähig zu machen; in For- schaftlich erfolg- „ licher Unterschied hat eine schwarze Startseite veröf- größten Verlierer? schung zu investieren, wie man reiches Medium Warum sollte es sich besteht darin, dass fentlicht mit dem Satz „Es wird Graber: Der Eindruck täuscht. aus Zeitungspapier einen Bild- für kritischen Jour- sich die Leser heu- Nacht in Österreich“. Ich habe so- schirm machen kann. nalismus? nicht lohnen, in Print te viel einfacher fort angerufen, weil ein liberales Ankowitsch: Es gibt keine Krise des Stajić: I ch erkläre nichts für tot. Ich Sperl: B ronners Ge- zu investieren? äußern können, et- Medium sich so Printjournalismus? finde es nur gefährlich, zu sagen, schäftsmodell, mit wa in Postings. Sie nicht positionieren Graber: Das haben man könne im Print Sachen ma- Qualitätsjournalis- Wir können ja nicht machen mich dan- darf. Bis heute gel- „ Sie nicht gefragt. chen, die online nicht funktionie- mus Anzeigen zu die nächsten zehn kenswerterweise te ich daher als Es ist eine Frage Es gibt überall ren, vor allem Anzeigen. Das akquirieren, hat auf Fehler auf- Gegner, obwohl ich Verlierer. Print- stimmt einfach nicht. funktioniert und Jahre sterben. merksam. Online nie behin- der personellen journalisten hat- tut es bis heute. Renate Graber Sperl: Wenn’s nur dert habe. Die ha- Ressourcen, auch ten immer Pro - Ankowitsch: Wie ist eigentlich der Mit der Fusion von das wäre ... ben ja ab 1995 Print- bleme, jetzt haben Mythos entstanden, man könne Print und Online Fidler: Man kann Texte publiziert. online schöne, lange, sie Konkurrenz. Print- und Online-Redaktionen fu- wird jetzt versucht, sich Feedback Stajić: Sie haben literarische Dossiers Stajić: Bei Netz- sionieren? Für mich sind das zwei dieses Prinzip zu adaptieren. Von nicht aussuchen. erst damals ge- zu machen. journalisten gel- ganz verschiedene Sphären, die je „goldenen Zeiten“ kann aber kei-“Sperl: Ich bin für die Postings. merkt, dass es im ten die Printkolle- ei gene Spezialisten brauchen. ne Rede sein. Dazu haben wir viel Aber unter einer Bedingung: Man Internet Journalis- Olivera Stajić gen ganz klar als Fidler: Dem widerspreche ich ent- zu viel kämpfen müssen. soll sagen, wer man ist. Wir leben mus gibt? Loser. Als unbe- schieden. Beides ist bisher vor al- in einer Demokratie, niemand Sperl: Als einen weglich und über- lem textbasierter, aktueller Jour- Ankowitsch: War nicht ein Kennzei- muss sich vermummen. eigenständigen ängstlich. nalismus. Mir ist völlig powidl, chen dieser Zeit, dass sich Print- Graber: Früher sind wir von den Journalismus! An diesem 4. Fe - Fidler: Werbegelder verlagern auf welchem Kanal ich publiziere. journalisten als Großmeister des Lesern viel weniger hinterfragt bruar wurde mir klar, dass wir auf“ sich, die den Großteil der Zei- Stajić: Solange das Publizieren im Besserwissens fühlten? worden. Da hat man einen Leser- allen Kanälen auf die Marke ach- tungserlöse ausgemacht haben. Internet so textlastig ist wie jetzt, Fidler: der Standard hat sich früh brief gekriegt und drei Wochen ten müssen. Die Angst habe ich Ich höre seit 20 Jahren in Debat- sehe ich kein Problem darin, mit der eigenen Branche beschäf- später beantwortet. jetzt nicht mehr, weil sich online ten, Print sei tot, und viele leben Print- und Online-Redaktionen zu tigt, wirtschaftlich, politisch, Stajić: Man kann den Journalisten viel Qualität angesammelt hat. immer noch ganz gut. fusionieren. Wenn aber immer

ZU DEN PERSONEN Christian Ankowitsch, geb. 1959 in Harald Fidler, geb. 1969 in Kloster- Renate Graber, geb. 1960 in Wien, Gerfried Sperl, geb. 1941 in Oberzei- Olivera Stajić, geb. 1979 in Wien, Klosterneuburg, studierte Kunst- neuburg, begann 1987 als freier Jus studiert, 1982 promoviert, Ge- ring, studierte Anglistik, Germa- wuchs in Bosnien auf, kam 1992 geschichte und Geschichte in Graz Mitarbeiter bei diversen Zeitungen, richtsjahr, Signum-Verlag, dann nistik, Philosophie in Graz, dort während des Bosnienkriegs nach und Hamburg, seit 1978 Journa- 1991 Medienredakteur d er Wirtschaftsressort der Tiroler Ta- ÖH-Vorsitzender (1963–1965). Österreich, studierte Geschichte, list: Falter, ab 1988 Standard-Kul- Presse Agentur (APA), ab 1995 des geszeitung, Wiener Redaktion. 1969 Kleine Zeitung, 1982 Südost- Publizistik, Kommunikationswis- turredakteur, 1993–2001 bei der Standard. Autor des Lexikons 1988 bis 1998 Profil, danach For- Tagespost, nach deren Ende Ku- senschaft, 2009 derStandard.at, Zeit, seither selbstständiger Autor Ö sterreichs Medienwelt von A bis Z mat, seit 1. Jänner 2004 Standard- rier-Vizechefredakteur, 1988 bis dort seit 2012 Chefin vom Dienst, und Moderator. Lebt in Berlin. (2008) und von diemedien.at. Wirtschaftsredakteurin. 2007 Standard-Chefredakteur. außerdem daStandard.at-Leiterin. Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Wir über uns der Standard 21 QUARTETT die Texte entwickeln eine literarische Magie“ mehr bewegte Bilder und orga- Sie sollten sich – in Print – auf Ent- zehn Jahre sterben. Zehn Jahre ten wir nicht so viele Inserate ak- Ankowitsch: Wir schreiben das Jahr nisch erzählte Geschichten wie et - schleunigung konzentrieren, um lang zu sterben tut weh. quirieren. 2088, der Verlag ist 100 Jahre alt. wa im Guardian o der der New York Themen breiter und vorausschau- Stajić: Dann sollten wir investie- Stajić: Irgendwann muss man die- Was wünschen Sie ihm? Times v erlangt werden, müssen wir end zu behandeln. Und beide Sei- ren. Aber muss es eine Tageszei- se Inhalte nicht mehr drucken, Fidler: Dass beide Welten, wenn alle umlernen. Den klassischen Ar- ten müssen davon profitieren tung sein? Ist nicht der Wochen- Online genügt vollkommen. sinnvoll, existieren und dass sich tikel auf derStandard.at wird es l ernen, dass wir von den Le - rhythmus sinnvoller? Größere Ge- Sperl: Für diese These gibt es kei- im Netz ebenso qualitätsvoller nicht mehr geben. sern unmittelbar und rasch viel, schichten. Wieso liefern wir den ne Beweise. und unterhaltender Journalismus auch viel Unangenehmes über Leuten gedruckte Texte, die zwölf wunderbar weiterentwickelt, weil Ankowitsch: Das klingt nach Tren- unsere Arbeit er- Stunden alt sind? Ankowitsch: Nun zur Umkehrfrage: er finanzierbar ist. nung bzw. Verschwinden des Texts. fahren. Sperl: Weil der Was kann Online von Print lernen? Stajić: W ir kennen unser Ziel, sind Stajić: Ich verstehe nicht, worin Stajić: Die Tages- „ Verlag ohne Print- Stajić: Der Streit zwischen Online finanziell abgesichert, nutzen das das Alleinstellungsmerkmal von zeitung sollte dar - zeitung sofort zu- und Print wirkt auf mich wie eine Internet und seine technischen Printjournalisten besteht: dass er über nachdenken, Printjournalisten sammenbrechen typische Generationendebatte: Möglichkeiten, und jeder Öster- seine Geschichte gedruckt liest? ob es sich noch sollten sich – im Print würde. Die Eltern sind enttäuscht, dass reicher steuert morgens allein Ist das alles? Dass er um 17 Uhr lohnt, täglich Pa - – auf Entschleunigung Stajić: Das wissen die Jungen alles zunichtemachen, derStandard.at an und sonst abgeben muss und im Platz be- pier zu bedru- auch die wahnsin- was sie aufgebaut haben. Das ist nichts. schränkt ist? Warum hängt man cken? Ich habe konzentrieren, nigen Onliner. Wir aber falsch, denn wir Onliner ha- Graber: Ich wünsche mir einen an solchen Beschränkungen? meine Zweifel. um Themen breiter sehen, wo das ben viel vom Print gelernt: Wir ha- Standard, der Bücher macht, Geld und die Wer- ben etwa die Marke mitgenom- Fernsehfilme, ein gutes Online- Ankowitsch: Weil das, was Sie als Ankowitsch: Mittel- zu behandeln. bung herkommen. men; dafür sind wir dankbar. Wir produkt, eine gute Zeitung, und Beschränkung bezeichnen, eine fristig ist es also mit Harald Fidler Sperl: Die Haltung, können lernen, mehr Selbstbe- dass alle das tun, was sie am bes- Qualität erzeugt? Geschlossene Ar- Print gelaufen? dass Print mittel- wusstsein zu entwickeln, denn ten können – und das Ganze lust- tikel, die Argumente entwickeln, Stajić: Was heißt fristig zugrunde wir haben in den 18 Jahren dank voll in einem Haus. sich Zeit nehmen für ein Urteil, grö- mittelfristig? geht, hat zur Folge, der Waghalsigkeit von Gerlinde Sperl: Ich wünsche unseren Nach- ßere Zusammenhänge schaffen? dass sich das Gefühl durchsetzt, Hinterleitner viel geleistet. folgerinnen und Nachfolgern, Stajić: Online-Geschichten kön- Ankowitsch: In den nächsten Jahren.“man sollte besser nichts mehr in- dass sie das schreiben und publi- nen das auch. Die sind keine end- Stajić: Nein, das nicht, aber in vestieren. Falsch! Man muss in Ankowitsch: Was kann Online von zieren können, was ihnen vor- losen Schläuche. fünf, zehn Jahren. beide Medien investieren. Ohne Print lernen, Herr Sperl? schwebt. Und dass sie nicht das Graber: Aber oft sehr kurz und Graber: Warum sollte es sich nicht Online hat unser Verlag keine Zu- Sperl: Die Bemühungen von Print, schreiben müssen, was ihnen, schnell rausgeschossen. lohnen, in Print zu investieren? kunft, aber ohne die Glaubwürdig- eine diskursive journalistische ohne dass sie es merken, ein Welt- Wir können ja nicht die nächsten keit der gedruckten Inhalte könn- Kultur zu entwickeln. geheimdienst vorschreibt. Ankowitsch: Online fördert kurze, kontextlose Geschichten. Fidler: Das ist völliger Unsinn. Als ob es niemanden gäbe, der im Web gute, ganze Geschichten schreibt.

Ankowitsch: Logisch, aber das Me- dium und die kurzen Aufmerksam- keitsspannen fordern kurze, bunte Storys. Sie sind kontextlos, weil sie immer Ausschnitte präsentieren, wenig Geschlossenes. Graber: Man kann online beides: News rausschießen und dann hin- tergründig erzählen wie im Print. Die einen mögen das, die anderen das. Es gilt beide Gruppen zu be- dienen, das ist unser Job. Sperl: In einer schnellen Welt brauchen wir Online, klar, es ist ein Beschleunigungsmedium. Man kann dort zwar lange Hintergrund- texte publizieren, die Leser stehen aber unter großen Pressionen. Print ist ein Entschleunigungsme- dium, Texte entwickeln eine litera- rische Magie und eine besondere Intimität. Es ist unsere Verantwor- tung, das sprachlich zu entwi- ckeln. Wenn wir hingegen nur mehr über Bilder kommunizieren, fehlt uns etwas. Stajić: Das habe ich nicht gefor- dert. Die angesprochene literari- sche Magie gibt es eher online, fin- de ich. Im Print kämpfen Sie doch dauernd um Platz. Wo ist da Platz für Magie? Da ist ja reiner Kampf. Sperl: Der „Kampf“ um Platz ist eine klassische Methode der Jour- nalisten, um Platz zu kriegen – und ihn zu bekommen. GARANTIE Hyundaii40 Business Class OHNE Stajić: E s stimmt nicht, dass online KILOMETER- BEGRENZUNG alles nur schnell, knapp und ober- flächlich sein muss. Es ist eine Frage der personellen Ressourcen, auch dort schöne, lange, literari- Einfach alles. sche Dossiers zu machen. Wenn man mir eine Oberfläche bietet, die genauso augenfreundlich ist wie das lachsfarbene Papier, blei- Ohne verhandeln. be ich auch am Bildschirm hängen .

3. Akt: Strahlende Zukunft?

Ankowitsch: Was uns zur Frage Am ArbeitsplatzdarfeskeineKompromissegeben -schon garnicht, bringt: Was kann Print von Online wennesumKostenund Effizienzgeht. Derwirtschaftliche Verbrauch lernen? ab 4,3l/100 km,die niedrigenEmissionswerte, die5JahreGarantieohne Graber: Wir denken nicht mehr in Print und Online. Kilometerbegrenzung sowie diehoheWerterhaltung lt.Eurotax überzeugen. (Allgemeines Gelächter) Attraktives, modernes Design, umfassenderKomfort undüberkomplette Sperl: Die Online-Journalisten sind Ausstattung versüßen Ihnenden Arbeitsalltag. Besiegeln Sieein gutes oft näher am Leben als jene von Geschäft.Ihr Hyundai-Fleet Business Centerfreut sich aufIhren Besuch. der Tageszeitung. Qualitätsjour- nalisten müssen lernen, weniger abgehoben zu sein. Testen Siedie Hyundai Business Class. Stajić: Das ist doch sehr versöhn- BuchenSie jetztIhreProbefahrtunterwww.hyundai.at lich. Das gefällt mir. Graber: Wir führen die beiden Sphären eben zusammen. Lernen können wir schnelleres Reagieren und neue erzählerische Formen. CO2:113 -179 g/km,NOx:11-157 mg/km, Verbrauch: 4,3 lDiesel-7,7 lBenzin/100km. Benzinmotoren mit 135 PS und 178 PS sowie Dieselmotoren mit 116 PS und Fidler: Ich glaube nicht, dass die 136 PS lieferbar. Symbolabbildung. Printjournalisten von den Onlinern Beschleunigung lernen müssen. 22 der Standard Wir über uns Sa./So., 19./20. Oktober 2013 9131 Tage im Dienste ihrer Zeitung 15 Standard-Menschen begleiten die lachsrosa Zeitung seit dem Jahr eins. 9131 Tage für den und mit dem Standard. Hier erinnern sie sich an die Zeiten, als über Sport noch am Katzentisch geschrieben wurde, an die immer neuen alten Leiden mit der Technik und daran, wie Oscar Bronner ins Radio kam. Herausgeber Oscar Bronner, Gerfried Sperl (oben rechts), bis 2007 Chefredakteur, jetzt Kolumnist, Gertraud Schneider, heute in der Chefredaktion, Layouter Rudi Reiterer, Michael Jäger, zuständig für „Kommentar der anderen“, Layouter Gerhard Richter (2. Reihe, v. li.), Grafiker Peter Frey, Kari- katurist Oliver Schopf, die Systemmanager Erich Juden- dorfer und Georg Lasser (3. Reihe, v. li.) und Foto- graf Matthias Cremer (re.). Fotos: Profil/Wobrazek, M. Cremer, privat Ich war das Guten Tag, mein Name „De ganze Wöd wart’ Weltgeschichte mit Vermischte ist Oscar Bronner auf des Inserat ...“ Schweinehaken

Michael Völker Thomas Mayer Gregor Auenhammer Josef Kirchengast

on Katastrophen über Lifestyle, von m Anfang gab’s viele Steirer. Dann ichts unterscheidet den Österreicher und ein Jahr nach Erscheinen des ers- schönen Features über Mord und Tot- noch eine Partie, die vom Falter kam, vom Deutschen mehr als die gemein- ten Standard fiel die Berliner Mauer. Vschlag, von Sport bis Mode fand alles Aeine andere von der APA. Ein paar Nsame Sprache, hatte Karl Kraus einst RIn diesem Jahr wurde Weltgeschichte auf „meiner“ Seite statt. Alles, was nicht In- hatten das Drucken beim Vorwärts gelernt. konstatiert. So lässt sich wohl die babyloni- geschrieben. Und wir im außenpolitischen nenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft oder Dazwischen viele Individualisten – insge- sche Sprachverwirrung angesichts dieser Ressort schrieben mit, so gut wir konnten. Kultur war. 1988 gab es nur diese vier Res- samt 50 Leute. Als Ex-Falter-Mann, der via deutsch-österreichischen Allianz deuten. Eine frischg’fangte Truppe von wenigen sorts. Der Rest war Vermischtes. Die Seite Profil von Graz nach Wien zum „Maturan- Das kreative Chaos des täglichen Produk- Ganz- und vielen Fastprofis. hieß anfangs „Magazin“. Und ich vermisch- tenblattl“ wechselte (so höhnten die eta- tionsprozesses geriet in den Anfangstagen Für einige war die Redaktionskonferenz te eine lockere Geschichte über die Garde- blierten Journalisten in Wien), kannte ich im Stile virtuoser Improvisation regelrecht ein gesellschaftliches Ereignis zum Aus- robe von Margret Thatcher mit dem Robben- sogar relativ viele der neuen Kollegen. Auch zum Wettlauf gegen die Zeit. Inklusive Le- tausch der neuesten, zeithistorisch freilich sterben in der Ostsee, flocht den WM-Kader mein Bruder Norbert Mayer war dabei. Mans-Start diverser Botenstafetten vom Ge- weniger relevanten Neuigkeiten. Für ande- von Teamchef Josef Hickersberger – Prohas- Eine aufgekratzte, (unternehmungs)lus- stade in die Druckerei, wo Fotos gerastert, re hatte die Weltgeschichte einen großen ka fehlte gegen die UdSSR – mit der Geburts- tige bunte Truppe. Alles ging schnell. In Texte montiert und, heute unvorstellbar, Haken: den Schweinehaken. So nämlich tagsfeier von Günter Brus zusammen. Das den ersten Tagen waren wir vor allem mit per Klebeumbruch auf Film belichtet und hieß im Fachjargon der Computerbefehl des war die Ausgabe dem Kennenlernen beschäftigt. War auch Druckplatten gebannt Redaktionssystems, der dafür sorgte, dass 007 am 12. Okto- nötig, wie sich gleich bei der ersten Redak- wurden. Just am Abend Haupt- und Untertitel durch einen feinen ber, ich übte tionsversammlung zeigte. Oscar Bronner der Erstausgabe fehlten Strich getrennt wurden und überhaupt ein noch unter Aus- stieg im Produktionsraum auf einen Stuhl, zwei Fotos, die dann via lesbarer Artikel zustande kam. schluss der Öf- um uns u. a. darüber aufzuklären, dass die reitenden Boten einge- War dieses zentrale Problem erst einmal fentlichkeit. Das New York Times unser Vorbild sei. Er hatte flogen wurden. Entsetz- beherrscht, konnten wir uns banaleren Din- Konzept aber kaum zu sprechen begonnen, da unter- tes Unverständnis war gen widmen – dem Zusammenbruch des blieb: In der re- brach ihn Frau Koglmann, eine Grafikerin, manch hanseatischem Kommunismus etwa. Da gab es persönliche gulären Ausgabe die direkt vor ihm stand: „Wer sind Sie Kollegen ins Gesicht ge- Erlebnisse, deren volle Tragweite einem 2 vom 20. Okto- überhaupt?“ „Verzeihung, mein Name ist schrieben, als ein Tax- erst im Nachhinein bewusst wurde. ber gab es auf der Oscar Bronner“, gab der Gründer zurück. ler das Büro mit den Worten „Bei mir wasch- Etwa ein Händedruck mit Polens erstem Seite 8 ein 2:2 Eine legendäre Radiowerbung für den elt’s eine, i hob scho ganz nasse Bock“ be- postkommunistischem Regierungschef der UdSSR ge- Standard war geboren. Jahrelang fuhr ich trat. Assoziativ, den Namen des Kurier- Tadeusz Mazowiecki am 24. August 1989, gen Österreich, den 50. Geburtstag des Ny- in der Früh in die Redaktion und hörte kurz dienstes und Hödlmosers Zitat „Kommt der dem Tag seines Amtsantritts, in Warschau. lonstrumpfes und das Auftreten von Ge- vor den Nachrichten den Chefredakteur: Bauch vorm G’sicht ums Eck, ist’s bestimmt Es gab auch andere Geschichten, solche hirnhautentzündung bei Kindern in Tirol. „Guten Tag, mein Name ist Oscar Bronner!“ der Knoflicek“ fusionierend, konnte man je- mit symbolischem Schweinehaken. Als Das Ressort hatte seinen Schreibtisch am Und Sätze wie: „Schlechte Recherche ist nen Boten ruhigen Gewissens als Kugelblitz nach dem Zerfall Jugoslawiens ein Mit- Gang vor der Kultur auf dem Weg zum Klo. nicht mehr der Standard.“ So begann der apostrophieren. Ein eher subjektivem Un- arbeiter auf dem Balkan herausfand, der Die anderen Ressorts waren so mit sich be- Arbeitstag. Es ging im willen als realer Unmöglichkeit geschulde- bosnische Serbenführer schäftigt und die Chefredaktion so mit den ersten Redaktionshaus tes transdanubisches „Tamma net, kömma Radovan Karadžić dro - anderen Ressorts, dass das „Magazin“ weit- ab 1. September 1988 lo- net, weu da gengan dem Pudel de Haar aus“ he dem Westen mit dem gehend unbehelligt blieb. So konnte ich den cker zu. Tagsüber übten wurde preußisch „Mensch, jetzt kreist doch Einsatz von Atom - in vielerlei Hinsicht unvergleichbaren wir in Maria am Gestade gleich der Hammer“ quittiert. waffen, hatten wir ei - Christian Hackl verpflichten, den ich aus Nr. 1 das Tageszeitung- Szenenwechsel. Paradox, aber intern nen echten Scoop (=Ex - gemeinsamen Wiener-Zeiten kannte und machen, abends ging es wurde das Kommunikationsmedium nicht klusivstory). Bedauerli- der die sportliche Seite abdecken sollte. Es im Café vis-à-vis weiter. immer jener Nomenklatur gerecht. Beispie- cherweise war die Quel- war kein Fehlgriff, Hackl wütet heute noch Alles schien möglich. le dafür der allzu restriktive – Reinheitsge- le nur zu 99,9 Prozent se- im Sport. Nach nicht einmal einem Jahr wa- Ich war Innenpolitik-Re- bote à la „mani pulite“ vorwegnehmend – riös. Dafür trug der Au- ren wir aber getrennt: Und das war gut so. dakteur, auch für Unis zuständig, kannte Limes zwischen Redaktion und Verlag oder tor einen imponierenden Namen: Branimir Es stellte sich heraus, dass die Leser mehr noch gut das Problem, dass man sich als Stu- jener eruptiv-emotionale Vulkanausbruch Baron Brlević. In der Stadt Herzmanovsky- Sport wollten, auch wenn sich dieser mit dent ein Zeitungsabo kaum leisten konnte. des damaligen austroamerikanischen Mar- Orlandos ist man für so was empfänglich. der Kultur eine Seite teilen musste. Sie Das gab’s damals nur mit Jahresbindung, ketingleiters aufgrund eines eigenmächtig Diesfalls zwar gottlob ohne Eintreten des wollten sogar Ergebnisse. Und sie wollten zum vollen Preis. Warum eigentlich? Eben, in die Wüste geschickten Kooperationsin- Ernstfalls, aber doch, ging die Geschichte mehr und eine ernsthafte Chronik: Die sagten wir in unserer WG. Ich schlug Bron- serats, der im Sermon „I fahr’ extra nach Tu- weiter. Unbeeindruckt von Francis Fukuya- Leichtathletik WM und die Mordschwes- ner vor, zum Start ein Studentenabo anzu- rin, de ganze Wöd wart’ auf des Inserat – ma, der 1992 ihr Ende feststellte. Das Leben tern aus Lainz passten nicht auf eine Seite. bieten. Nicht gratis, aber fair: „33 Ausgaben und Sie haun’s auße? San Sie wahnsinnig?“ wird vorwärts gelebt und rückwärts ver- Hackl und ich wurden professionalisiert. für 99 Schilling.“ Er ließ uns machen. Ein gipfelte. However. Die Welt dreht sich im- standen, heißt es. Wir Steirer, deren Blut Wir bekamen beide Chefs, die wenigstens paar Dutzend Freunde verteilten die Bestell- mer noch, die Kommunikation hat sich, wie auch in 25 Wiener Jahren nicht zu Himbeer- ansatzweise etwas von ihrem Job verstan- karten, klebten Plakate. Das Ur-Studenten- die Technik, radikal verändert. Das „tägli- gelee eindickt, sagen dazu: Das ist beim Ma- den. Johannes Skocek hieß der eine, Otto abo lief supergut. 15.000! Die Konkurrenz che Happening“, als das Herr Bronner das chen so word’n. In Würdigung der Akteure Ranftl der andere. Dass es dennoch nicht tobte. Dank zigtausender Leser konnten wir Entstehen der Tageszeitung in einem Inter- wie des Schweinehaken-Faktors (auch Zu- allzu routiniert wurde, dafür sorgten wir noch mehr Hochschulberichterstattung view 1989 bezeichnet hat, ist hoher Diplo- fall genannt) gilt das für die Weltgeschich- mit Inbrunst, Hackl im Sport, ich viele Jah- m achen; das erste Uni-Ranking. Jung, neu- matie, minutiöser Planung und Weitblick te wie für den Standard. Anders gesagt: Mit re in der Chronik, später in der Politik. gierig, aufsässig, offen fürs Neue. Das war’s. gewichen. Geblieben ist die Leidenschaft. einer Fortsetzung ist zu rechnen. Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Wir über uns der Standard 23 Zeitungssafari durch die österreichische Fauna Bluthunde, Aasgeier, Schmierfinken – Schmeichelhaftes aus dem Tierreich findet sich selten im Imagefolder für Journalisten. Doch dabei ist es gerade das Animalische, das die Medienwelt mitunter so bunt macht. Ein Einblick in das Tagebuch einer „Zeitungssafari“.

Markus Rohrhofer auf den Hinterkopf des Verfassers dieser Zeilen genügte, um selbi- Linz – Das Habitat eines Bundes- gen umgehend zu Fall zu bringen. länderkorrespondenten kennt kla- Die Schrammen am Kopf waren re Grenzen. Im Fall von Oberöster- zwar definitiv nicht lebensbe- reich bewegt sich der gemeine drohlich, doch machten sie noch Standard-Journalist auf einer Flä- tagelang eines klar: Selbst ein Ka- che von exakt 11.982 nari-Bussard hat Quadratkilometern. manchmal einen or- Adler „Michl“ ist nach einem Unfall flugunfähig, der Habichtskauz fürchtet sich trotzdem. Fotos: Habitzl, APA Selten nachtaktiv, dentlich Vogel. dafür tagsüber mit- re Als Journalist mit Ameisenforscher per se durch- nen Begleitern aus dem Tierreich. 2011 ist der Bär nicht mehr los, unter an den entle- 25 Jah deutlichem Hang zu streift die Natur nämlich bevor- „Moritz“ gehört dazu. Unzählige „Moritz“ vermutlich tot. gensten Orten des diversen Tierge- zugt auf Knien, Gesicht dicht am Male begann der journalistische Solange es aber anderswo noch streng abgesteckten schichten hat man Boden – und saugt durch ein spe- Frühling mit einem Bericht über kreucht und fleucht, ist auch der Reviers anzutreffen. aber mitunter nicht zielles Mundstück Ameisen auf. den ersten Streifzug von Öster- animalische Bundesländerjourna- Immer hungrig nach nur Probleme mit Womit sich auch der Vergleich zur reichs einzigem Braunbär nach list nicht vom Aussterben be- länderspezifischen Neuigkeiten dem Tier an sich. „blauen Elise“ – ja, der Ameisen- der Winterruhe. droht. Erinnern Sie sich übrigens lauert der Schreiber, bevorzugt So trug sich im Oktober 2010 bär aus der Serie Der rosarote Pan- Die pelzigen Flirtversuche mit noch an den rabiaten Feldhasen, vor allem in den Vormittagsstun- ein Interview mit einem niederös- ther – im erschienenen Artikel er- drei slowenischen Bärendamen, der in Linz ein Pensionisten-Ehe- den, ahnungslosen „Opfern“ auf. terreichischen Ameisenforscher klärt. Doch Ameisenforscher sind die Diskussionen über Entschädi- paar attackierte – und schließlich Ist erst einmal Beute ausgemacht, zu. Das Gespräch vor Ort verlief mitunter humorlose Wesen. gungszahlungen nach einer Jaus’n von der Polizei erlegt wurde? „CSI gibt es nach oft stundenlangem nett, doch mit Erscheinen des Ar- Manchmal heißt es auch Ab- im Schafgehege – „Moritz“ sorgte Tannenzapfen“: Nichts ist so Ansitzen nur selten Erbarmen. Ge- tikels war Schluss mit lustig. Der schied nehmen von liebgewonne- gerne für Schlagzeilen. Doch seit spannend wie die Natur. fällt das Erleg- te auch den Kollegen in der Bundes- hauptstadt, so wird das be- gehrte Gut in die journalis- tische Büro- höhle ver- Der Waschbär bracht. Dort wäscht nachts. dann entspre- Foto: dpa/Steffen chend sanft fi- letiert, ge- konnt mit Sprachwitz angerei- chert und zu leserfreundlichen Häppchen verarbeitet. Problematisch wird es in freier Wildbahn nur, wenn man plötz- lich auf Artgenossen trifft. Nicht die werten Kollegen der schrei- benden Zunft – da herrscht weit- gehend Toleranz. Rauer werden die Umgangsformen vielmehr, wenn ein journalistisches „Viech“ auf tatsächliches Getier trifft. Fliegende Kopfnuss So sollte etwa der Beschluss an einem schönen April-Tag im Jahr 2007 die Greifvogel- und Eulen- schutzstation des österreichweit bekannten „Vogeldoktors“ Rein- hard Osterkorn zu besuchen, fata- le Folgen haben. Neben Sperber „Sperbi“, der sich zu diesem Zeit- punkt gerade von einem Schädel- Hirn-Trauma nach einem schwe- ren Autounfall erholte und Wald- ohreule „Ohrli“ – die im nächtli- chen Flugeifer einen gespannten Draht übersehen und sich dabei die Elle gebrochen hatte – fühlte sich dort „Pipsi“ wohl. Der zahme Bussard konnte zwar fliegen, „Pipsis“ Probleme lagen eher im Kommunikationsbereich. Von Menschenhand großgezogen, wuchs der Bussard neben einem Kanarienvogel auf, was die Laut- Zeit,den Standard in dieHandzunehmen. bildung empfindlich störte. Statt der für einen Bussard typischen miauenden „Hijää’-Rufe“ flötete Balance bewahren istnicht jedermanns Sache. „Pipsi“ wie ein Kanari. Was dem tieraffinen Journalisten sogleich ein boshaftes Lächeln auf die vor- lauten Lippen zauberte. Wirgratulieren dem Standard zu 25 Jahren unabhängigem Qualitäts-Journalismus mittäglich Doch „Pipsi“ war nachtragend erstklassiger Information und freuen unsauf viele weitereAusgaben. www.raiffeisen.at und vor allem furchtbar eifersüch- tig. In einem greifvogel-technisch günstigen, aber journalistisch to- tal ungünstigen Moment erhob sich der Bus- sard zunächst in die Lüfte – um dann mit voller Härte aus dem Hin- terhalt einen Angriff auf die Pressefreiheit Jetztmit HermannMünzen zu starten. Mit sammelnund gewinnen. Schleiereulen Erfolg: Ein ge- vorsorge.raiffeisen.at sind Mausjäger. zielter Schlag Foto: dpa/Pfeiffer des Greifers 24 der Standard Wir über uns Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Vom harten Brot des Schreibens in der Hotellobby Betriebsärztlich gern im Carlton in Yeniköy am ist oder zur anderen Bosporussei- Bosporus, weil man dort schwim- te führt, was wegen des Verkehrs gesehen verheerend, men kann“, steht in einem Du- in Istanbul nicht selten auf dassel- im Zeitungsalltag aber Mont-Istanbulführer aus dem Jahr be hinausläuft. unumgänglich. Wie man 1978. „Theaterleute, Künstler und Die Steckdose ist das Wichtigs- natürlich auch Kollegen von der te, alles andere k ommt danach: das als Korrespondent auf Presse absolvieren geeignete Polster, ewiger Fahrt zwischen gern folgendes Pro- auf dem man die gramm: am späten nächsten zwei, drei Akropolis und Kaukasus Nachmittag zum Drink Stunden verbringt; auf Sitzgelegenheiten aller ins ‚Papirüs‘, dann es- Jahre das Hotelpersonal, Art einen Text verfasst. sen bei ‚Yakub 2‘ und 25 das den seltsamen zu später Stunde wei- Gast beäugt und ter ins ‚Pub Günay‘“. das Password für Markus Bernath aus Istanbul Das Papirüs soll es die Internetverbin- noch geben, und Schwimmen im dung herausrücken muss. Dann Es muss eine Zeit gegeben haben, Bosporus ist wohl auch möglich, kann nichts mehr schiefgehen – da man in der Hotellobby auf obschon aus gesundheitlichen oder fast nichts mehr. Nachrichten warten konnte, das Gründen nicht ratsam, aber die Seit gepostet und getwittert Whiskeyglas in einer Hand, und Hotellobby hat ihren Zweck als wird und Nachrichten schon alt durch die Drehtüren kamen die Empfangszimmer des entspann- sind, bevor sie überhaupt ge- Zuträger und gingen wieder, wäh- ten Korrespondenten zweifellos druckt werden – seit also viel- rend sich der Notizblock wie von eingebüßt. Sie ist Ersatzbüro ge- leicht 15 Jahren –, muss sich auch selbst füllte. worden, ein Not behelf und mehr der Korrespondent fleißig mitdre- „In den großen internationalen oder minder elegante Dauerein- hen. Von den gymnastischen Ver- Ein Luxusbüro für Journalisten, die keine Zeit mehr haben für die Hotels am Taksim treffen sich richtung, weil der Weg zurück ins renkungen, die dabei mitunter Fahrt nach Hause: die Lobby des Pera Palace in Istanbul. F.: AP / Pera Palace Journalisten, im Sommer auch Bürozimmer 1000 Kilometer weit passieren, sollte der Leser besser nichts wissen. Vom Kommentar, der im Taxi zum Flughafen in Ja- karta auf dem Laptop entstanden ist und vor allem auch abgeschickt wurde; oder dem Bericht über eine unerwartete Entscheidung des türkischen Parlaments, die von einem Hotelzimmer in Eriwan aus bewertet sein wollte. Das „Guckerl“ Die Computer, die man durch Lobbys und Flughafenkontrollen schleppt, sind über die Jahre klei- ner geworden, und mit ihnen, vom Laptop zum Netbook, auch die Monitore, auf denen nachmittags die leere Zeitungsseite drohend erscheint und gefüllt werden muss. „Ein Guckerl“ haben sie in der IT-Abteilung der Redaktion über das stolz vorgeführte Net- book gewitzelt. Aber das „Gu- ckerl“ macht’s immer noch im dritten Jahr in der Türkei und ist robuster als die Tablets, mit denen angelsächsische Kollegen nun zu den Presseterminen im Istanbuler Conrad oder im Swissôtel auftau- chen. Eine Hotellobby am Bosporus ist natürlich noch Luxus. In der anatolischen Provinz, in Hatay, weit im Süden, oder in Amasya, nahe am Schwarzen Meer, mag das Dekor bisweilen so schräg sein, der Musiksender auf dem Fernsehschirm so lärmend oder die anderen Gäste auf den Sofas so kontaktfreudig, dass die Konzen - tration beim Schreiben arg leidet. 20 Lewa für einen Tisch Aber es gibt ja Alternativen. Pro- fessionelle wie das Beta-House in Sofia, wo man in einer Atelierhal- le für 20 Lewa – u mgerechnet zehn Euro – einen Schreibtisch für ei - nen Tag bekommt. Und die Cafés natürlich, vorzugsweise die gro- ßen, in denen man leicht unter- tauchen und dem Schreibwerk nachgehen kann, wie das Zonar’s in Athen, gleich um die Ecke von den Demonstrationen am Syntag- ma-Platz. Und dann sind da noch

eja die Freunde, die NGOs in halblee-

owi ren Wohnungen managen, in Di- eS yarbakir oder in Tiflis, und immer Sabin

g, einen Tisch frei haben, wenn der

arlber Korrespondent auftaucht. or

HV Die Hotellobby bleibt trotzdem, :F

ie dieses zugige, viel zu groß gerate- af ne Wohnzimmer. Das Aufent- otogr

dF haltsrecht wird mit Unmengen un

ng von türkischem Kaffee und aben- tu

al teuerlich teuren Sandwiches er- st

Ge kauft. Mit schnellem Schritt eilt der Redaktionsschluss herbei, und noch bevor der Muezzin zum Wir gratulieren herzlich, Abendgebet ruft, ist der Text fer- tig, und man geht aus der Drehtür hinaus in den lauen Abend, viel- die Fachhochschulen Österreichs leicht erst einmal ins Papirüs zur Beruhigung. Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Chronik 25

Sie sind so alt wie der S tandard Seite 32 Carl Lewis und die drei Hoppalas Sport Seite 36 derStandard.at/Panorama 2030 hat Österreich neun Millionen Einwohner Österreichs Bevölkerung wird in den nächsten Österreichs Bevölkerung –Entwicklung bis 2030 17 Jahren um etwa 560.000 Menschen wachsen, Einwohner in Österreich /inTausend Personen 1.973 prognostiziert die Statistik Austria. Fast jeder vierte 1.738 1.727 2012: gesamt 8,4 Mio. Prognose 2030: gesamt 9,0 Mio. 1.486 1.616 Einwohner wird dann über 65 Jahre sein. Die Anzahl 1.235 1.416 der Personen im erwerbsfähigen Alter sinkt hingegen. 1.209 713 752 Wien 556 546 531 554 – Anfang der 1950er-Jahre (24,0 Prozent) – das sind mehr als 372 398 wurde in Österreich die Marke zwei Millionen ältere Menschen. 286 303 von sieben Millionen Einwohnern Kritisch dürfte die Entwicklung erreicht. Im Jahr 2000 wurde die im Segment der Personen im er- Bgld Vbg Ktn Sbg Tirol Stmk OÖ NÖ Wien Grenze von acht Millionen über- werbsfähigen Alter zwischen 20 schritten. Geht es nach einer am und 65 Jahren werden. Zwar soll 65 Jahre und älter –Anteil in Prozent Freitag präsentierten Prognose der sich die Anzahl von 5,21 Millio- 2012 2030 Statistik Austria, wird das nächs- nen Personen (2012) bis 2019 gesamtg gesamtg te Limit von neun Millionen schon noch auf 5,31 Millionen erhöhen, Wien Wien 17,9 OÖ NÖ 16,9 24,0 OÖ NÖ 19,4 2030 erreicht. dann aber bis 2030 auf 5,11 Mil- 17,4 18,9 Derzeit leben in Österreich 8,43 lionen zurückgehen. Im Vergleich 24,7 25,3 Millionen Menschen. In 17 Jahren zu 2012 ist das eine Abnahme um Sbg Bgld Sbg Bgld sollen es laut Statistik Austria 0,56 zwei Prozent. Langfristig soll die Vbg Tirol 17,1 Stmk 19,7 Vbg Tirol 24,5 Stmk 15,9 28,1 Millionen Einwohner mehr sein. Anzahl der potenziell Erwerbstä- 16,7 19,1 22,8 23,7 25,9 Das entspricht einem Anstieg von tigen auf unter fünf Millionen Per- Ktn Ktn sieben Prozent. Dieser wird auch sonen sinken. 19,8 28,6 durch einen verstärkten Zuzug aus dem Ausland begründet: Bis Immer älter Im Ausland geborene Bevölkerung –Anteil in Prozent 2030 soll der Anteil der im Aus- Bis 2060 soll die Bevölkerung land geborenen Personen von auf 9,37 Millionen Menschen an- 2012 2030 gesamtg Wien gesamtg Wien heute 16 Prozent (1,34 Millionen) wachsen, der Anteil der nicht in 31,0 auf 20 Prozent (1,76 Millionen) Österreich geborenen Personen 15,9 OÖ NÖ 19,6 OÖ NÖ 34,7 steigen. Das ist eine Zunahme in- soll auf 23 Prozent steigen. Wird 12,5 10,5 16,2 14,0 nerhalb dieser Bevölkerungsgrup- die Pensionsgrenze nicht signifi- Sbg Sbg Bgld pe um fast ein Drittel. kant angehoben, wird es dann Vbg 15,9 Stmk Bgld Vbg Tirol 19,5 Stmk Tirol 9,1 11,6 Auch die Altersstruktur in der auch eine beeindruckende Zahl 17,6 15,1 9,9 21,6 18,0 12,4 Bevölkerung wird sich deutlich von Pensionisten geben: Bis 2060 Ktn Ktn verändern. Derzeit macht die sollen 2,7 Millionen Menschen 10,0 13,8 Gruppe „65 plus“ einen Anteil von über 65 in Österreich leben – das 17,9 Prozent aus. 2030 ist schon ist ein Zuwachs von nahezu vier bis 10,0 10,1 bis 20,0 20,1 bis 30,0 30,1 bis 40,0 fast jeder vierte Bewohner von Fünftel gegenüber dem derzeiti- Österreich älter als 65 Jahre gen Ausgangswert. (krud, APA) Quellen: APA, Statistik Austria

Heinz Schaden legt SPÖ-Parteiämter zurück Salzburgs Bürgermeister sieht inhaltliche Probleme, Bürgerliste wählt Retroliste

Stefanie Ruep dierte beim Landesparteitag vor Auswirkungen auf sein Bürger- Einmal um die ganze Welt, zwei Wochen nicht mehr. Der meisteramt und seine Funktion Salzburg – Salzburgs Bürgermeis- Grund für seinen Rückzug seien als Vizepräsident des österreichi- und die Taschen voller… ter Heinz Schaden ist bekannt für „inhaltliche Differenzen“, sagte schen Städtebundes hat der Rück- seine Meldungen gegen die offi- Schaden zum Standard. „Ich find zug nicht. Schaden will sich nun zielle Parteilinie. Nun will Scha- manches nicht so gescheit, was sie voll und ganz auf die Stadt und den seine Funktionen bei der SPÖ in der Opposition tun.“ Die Ent- seine Aufgabe als Bürgermeister nicht mehr. scheidung, die Landesfunktionen konzentrieren. Bei der Gemeinde- Bisher saß er im Landespartei- niederzulegen, sei schon länger ratswahl im März 2014 stellt Scha- vorstand und im Präsidium der getroffen. „Es gibt viele gute Grün- den sich der Wiederwahl. SPÖ. Auch das Amt des stell - de, andere nachrücken zu lassen. Für die Wahl vorbereitet hat vertretenden Landesvorsitzenden Ich bin auch nicht mehr der Jüngs- sich auch die grüne Stadt-Frak- legt Schaden zurück und kandi- te“, meint Schaden. tion. Donnerstagabend wählten 100 der insgesamt 130 Mitglieder der Bürgerliste die Kandidaten für die Gemeindesratswahl. Be- Der Besucher mit dem Blümchen schlossen wurde eine Retro-Liste, die Fraktionskämpfe wurden ver- er direkte Kontakt mit den Lesern ist wichtig. Sie erzählen schoben. Auf den ersten fünf Plät- manchmal interessante Dinge. Manchmal. An einem zen hat sich rein gar nichts verän- DFrühlingstag, an dem der Schnee noch hoch lag in Graz, dert. Als Spitzenkandidat wurde erreichte unsere Redaktion ein aufgeregter Anrufer, der davon erwartungsgemäß Planungsstadt- berichtete, dass er „etwas gefunden habe, am Murufer, beim rat Johann Padutsch wiederge- Spaziergehen mit dem Hund“. Vor meinem geistigen Auge sah wählt. Nicht belohnt wurde der ich den Obdachlosen, der bei Kottan immer die Leichen fand, mutige Versuch des „fairkehr“- und machte mich auf eine heiße Geschichte gefasst. Meine Fra- Sprechers Erik Schnaitl, gegen Pa- ge „Was denn?“ quittierte er mit: „Das möchte ich Ihnen lieber dutsch anzutreten. Schnaitl er- Urlaubsgeld –für immer! persönlich zeigen.“ Er komme gleich vorbei. Wir warteten ge- reichte nur 20 Prozent. spannt und ich bedeutete meinem Kollegen mehrmals, jetzt im Listenplatz zwei besetzt weiter- Büro zu bleiben. Man weiß ja nie. hin Ulrike Saghi. Die Gegenkandi- Dann kam ein älterer Herr. Außer Atem zeigte er mir ein Foto, datur von Ingeborg Haller für den das er mit seinem Handy aufgenommen hatte: ein Blümchen. zweiten Platz ging mit 40 Prozent Im Schnee. Okay, es war ein ungewöhnlich langer, kalter Win- der Stimmen für Haller nicht auf. ter, da konnte einen so ein Blümchen schon in Euphorie verset- Die Rechtsanwältin bleibt wie bis- zen, aber deswegen war der Mann zu uns gekommen? „Nein, her auf Platz vier. Platz drei be- natürlich nicht“, sagte er, „ich habe das hier“ (er griff in seine setzt unverändert der Anwalt Hel- Manteltasche, und ich wich einen Schritt zurück und spähte in mut Hüttinger. Auf Platz fünf lan- den Nebenraum zu meinem Kollegen) – gefunden!“ Es war ein dete erneut Bernhard Carl. Abo-Angebot unserer Zeitung. Vier Wochen gratis. Ob das unser Hier konnte sich der Universi- € 2.013,– Ernst sei? „Ja …“, zögerte ich, „ist das schlecht?“ „Nein, das ist tätsmitarbeiter Fang Liang He als super!“ freute sich der Mann. Ich freute mich auch ein biss- Herausforderer nicht durchset- jährlich chen. Dann fragte er: „Wissen Sie eigentlich, dass es eine deut- zen. Der Neuzugang schaffte es – sche Version der Marseillaise gibt?“ Nein, das war mir nicht wie alle neuen Gesichter – mit 4.10. –22.11. präsent. Da sang er mit kräftiger Stimme die französische Natio- Platz sieben nur auf die hinteren nalhymne für mich. Einmal auf Französisch, einmal auf Plätze. Die zweite Quereinsteige-

Deutsch. Ich gebe zu, ich hatte ein bisschen Angst, obwohl sei- rin Christin Arzt belegt Platz acht. Serviceline: +43(0)1 534 40 50 ne Stimme gut war. Er ging sehr zufrieden. Ob er das Gratis-Abo Auf neun und zehn sitzen mit Do- casinos.at facebook.com/casinosat in Anspruch nahm, wissen wir nicht. Colette M. Schmidt minik Heiderer (25) und Elisabeth Piller (27) die beiden Jüngsten. Infos unter: spiele-mit-verantwortung.at 26 der Standard Chronik Sa./So., 19./20. Oktober 2013 QUARTETT „Jeder Eingriff in Bürgerrechte ist ein Problem, aber Das war noch nie da. Vier Generaldirektoren für die öffentliche Sicherheit an einem Tisch: Michael Sika, Erik Buxbaum, Herbert Anderl, Konrad Kogler. Das Verhör leitete Michael Simoner.

Standard: Kommen Sie ab und zu in dieser Runde zusammen? Kogler: Ab und zu. Heute ist ab, wann zu ist, wissen wir noch nicht genau. Geballte Buxbaum: Man trifft einander bei Generaldirek- manchen Anlässen, aber eine fixe torenpower: Runde gibt es nicht. der amtieren- de höchste Standard: Warum eigentlich Polizist des nicht? Das wäre doch eine gute Landes, G elegenheit, Erfahrungen aus - K onrad Kogler, zutauschen und Ideen weiterzu- mit seinen entwickeln. Vorgängern Anderl: Sie werden es nicht glau- Michael Sika, ben, aber es ist hauptsächlich eine Erik Buxbaum Frage der Zeit. und Herbert Sika: Wir Pensionisten haben ja Anderl (von kaum Zeit. rechts). Buxbaum: Außerdem: Gute Rat- Foto: Heribert Corn schläge an Nachfolger nutzen in der Regel nicht viel und werden Standard: A uch ein Mafiamord auf Standard: Das klingt so, als ob Buxbaum: Er lässt sich missbrau- zier, Rechnungshof, Innenministe- von diesen auch eher als lästig offener Straße, Opfer war der f rüher alles recht mühsam war. chen, und wenn er ausgepresst rium. Waren diese ständigen Neu- empfunden. g eorgische Geschäftsmann David Große Kriminalfälle, wie die Cau- ist, wird er vermutlich wegge- anfänge nicht hinderlich? Sanikidze, hat für turbulente Zei- sa Jack Unterweger, konnten aber schmissen. Anderl: Ich hab es nie bereut, dass Standard: Herr Kogler, was schät- ten gesorgt. dennoch gelöst werden. ich ungefähr alle fünf Jahre meine zen Sie an Ihren Vorgängern? Sika: P lötzlich gab es neue Formen Sika: Ja, aber gerade dieser Krimi- Standard: H err Sika hat einmal ein Position gewechselt habe. Sika: Das ist eine gemeine Frage. der Kriminalität, die von organi- nalfall hat sehr viel bewirkt. Unse- Buch geschrieben mit dem Titel Da kann er jetzt nur lügen. sierten Banden beherrscht wurde. re heutige DNA-Fahndung geht „Innenansichten einer Republik“. Standard: In Ihrer GD-Periode Kogler: Nein, ganz und gar nicht. Das hatten wir vorher nur im Rot- zurück auf Jack Welchen Titel wurde unter anderem Ende 2011 Ich hab zu allen drei ein positi- lichtbereich gehabt. Es gab wirk- Unterweger. Die könnte ein von der Assistenzeinsatz des Bundes- ves Verhältnis. Mag. lich Probleme. Aber Morde, die er in „ I hnen verfasstes heeres an den Grenzen beendet. Sika hab ich im Rah- es haben sich nicht den USA begangen Edward Snowden Buch tragen, Herr Österreich hat aber mit Ausnahme men meiner Ausbil- nur die Landkarten haben soll, konn- Anderl? der Schweiz seit 2004 keine EU- dung bei einer Prü- re verändert, sondern ten ihm dort an- lässt sich Anderl: „Erlebtes Außengrenze mehr. Warum wurde fung kennengelernt. 25 Jah auch die rechtlichen hand von DNA- missbrauchen. Wenn und Erlittenes“. der Abzug der Soldaten so lange Er war hart, aber fair. Rahmenbedingun- Spuren zugeordnet Im Ernst, man h inausgezögert? Mit Dr. Buxbaum als gen. An die Schaf- werden. er ausgepresst ist, könnte nur Erleb- Anderl: Im Nachhinein kann man Vorgesetztem hab fung des Sicher- wird er vermutlich tes wiedergeben. über die Dauer des Assistenzein- ich lange gut zusam- heitspolizeigesetzes Standard: Die Er- Eines darf man satzes philosophieren. In der da- mengearbeitet, sowohl als Polizist erinnert sich heute niemand mehr weiterung der Poli- weggeschmissen. s icher nicht ma- maligen Zeit war er aber notwen- als auch im Ministerium. Mit Her- so wirklich. Aber das war ein Jahr- zeibefugnisse geht Erik Buxbaum chen: Ratschläge dig, weil es nach dem Fall des bert Anderl hat es immer neben hundertgesetz, in dem die Polizei- immer zulasten von erteilen. Man Eisernen Vorhanges und später der beruflichen auch eine freund- befugnisse genau geregelt wur- Bürgerrechten. Wie kann maximal auch durch die Reisefreiheit im schaftliche Seite gegeben, wir se- den. X Minister hatten daran kann man diesen b eschreiben, wie Schengenraum bis zu einem ge- hen uns auch jetzt noch häufiger, schon gearbeitet, Löschnak (Franz Spannungsbogen auflösen? man selbst handeln würde. Aber wissen Grad auch zeitverzögert weil wir nicht weit voneinander Löschnak, SPÖ, Innenminister von Buxbaum: Dieser Spannungsbogen“ in einer schnelllebigen Zeit wie eine höhere Kriminalitätsrate gab. entfernt wohnen. Es gab einige 1989 bis 1995; Anm.) hat es durch- ist nicht aufzulösen, denn jeder heute ist so etwas rasch überholt. Die Soldaten haben zuletzt vor al- Causen, die wir gemeinsam gesetzt. Und es wurden neue Er- Eingriff in verbriefte Bürgerrechte Ich weiß nicht mehr über das lem ein Vakuum im subjektiven b ewältigen muss- mittlungsmaßnah- ist ein Problem. Das gilt beispiels- l aufende Geschehen in der Kri - Sicherheitsempfinden der Bevöl- ten, wie etwa die men wie Lausch- weise für jede Festnahme. Aber minalitätsbekämpfung Bescheid. kerung in den Grenzregionen ver- Diskussionen „ angriff und Raster- es kommt in Wahrheit auf die Ba- Außer als Konsument der Medien. hindert. nach dem Schuss- Mein erstes fahndung geschaf- lance an. Beide Seiten neigen dazu waffengebrauch in fen. Das hat den zu übertreiben. Die Polizei möch- Standard: Herr Anderl, Sie waren Standard: Ebenfalls ex post be- Krems (im August Diensthandy war so gesamten Polizei- te natürlich möglichst viele Be - unter anderem be- trachtet: Wurden 2009 wurde ein schwer, dass man apparat grundle- fugnisse haben, das ist legitim. fasst mit der Aus - die großen Polizei- 1 4-jähriger Einbre- gend verändert, Bürger sind natürlich weniger bildung der Polizei, „ reformen der ver- beim Hochheben cher von der Polizei neue Einheiten amused, insbesondere wenn es haben die Sicher- Bakkalaureat und gangenen Jahre zu erschossen; Anm.). einen Leistenbruch wie die Sonder- sich um unschuldige Personen heitsakademie re- schnell durchge - Masterausbildung bei Solch schwierige riskierte. einsatzgruppe handelt oder wenn die Polizei formiert und FH- zogen? Aufgaben schwei- O bservation sind falschliegt. Missbrauch kann man Lehrgänge geschaf- der Polizei waren Kogler: Nachdem ßen auch zusam- Michael Sika entstanden. Und nie ausschließen, aber minimie- fen. War die Aus - ich ja Projektleiter men. weil ich ja beruf- ren. Insgesamt glaub ich, dass bildung früher so notwendig, um im war, kann ich jetzt lich einen Zeit- Ö sterreich eine gesunde Balance schlecht? europäischen Konzert schwer sagen, dass Standard: Herr raum bis in die zwischen Polizei- und Bürger- Anderl: Wir waren es anders geschei- Sika, was waren die Meilensteine 50er-Jahre überblicke, kann ich rechten hat. Im Vergleich mit der im internationalen mitzuspielen. ter gewesen wäre. in Ihrer Karriere? “sagen, dass es in den 90er-Jahren NSA sind wir ja, wenn die Me- Vergleich nicht Herbert Anderl Es war einfach ein Sika: Die 90er-Jahre waren grund- einen unglaublichen technischen dienberichte stimmen, Waisen- weit hinten. Aber logischer und not- sätzlich Jahre großer Veränderun- Schub gab. Bis in die späten 80er- knaben. Bakkalaureats- wendiger Schritt. gen. Nach dem Ende des Kalten Jahre hatte die Polizei einen Tele- und Masterausbil- Nach der Zusam- Krieges und dem Fall des Eisernen fonfestnetzanschluss, den Ana- Standard: I st Edward Snowden ein dung waren einfach notwendig, menführung von Polizei und Gen- Vorhanges hatte Österreich kei- logfunk, einen Fernschreiber und Held oder ein Verräter? um im europäischen Konzert für“ darmerie im Jahr 2004 musste es nerlei Grenzsicherung. Und es ist die Schreibmaschine. Erster gro- Buxbaum: D as liegt genau im Span- exekutive Führungskräfte mit- weitergehen. Auch im Parlament im Stakkato weitergegangen: der ßer Fortschritt war die elektroni- nungsverhältnis. Für die einen ja, spielen zu können. Auch die Mi- gab es zur Schaffung von zentra- Jugoslawienkrieg mit dem Zerfall sche Schreibmaschine. Mein ers- für die anderen nein. Für mich litärfachschule ist eine Fachhoch- len Landespolizeidirektionen in eines Landes, Kämpfe in Slowe- tes Diensthandy 1992 war so persönlich ist er kein Held. Dass schule geworden. jedem Bundesland Zustimmung nien, zigtausend Flüchtlinge, EU- schwer, dass man beim Hochhe- er ausgerechnet in Russland Asyl von allen Fraktionen. Beitritt und Beitritt zum Schen- ben einen Leistenbruch riskierte. erhält und annimmt, ist ja absurd. Standard: S ie haben in dieser Run- genverband. Und zu allem Über- Das digitale Zeitalter hat alles ver- de die bunteste berufliche Karriere: Standard: E ines der Ziele, nämlich fluss die Briefbomben-Anschläge ändert: vom Fingerabdrucksystem Standard: Ein Spielball der Welt- kaufmännische Lehre, Studium, mehr Beamte für den Außendienst im eigenen Land. bis zur DNA-Datenbank. politik? Statistik Austria, Bundesheer-Offi- zu erhalten, ist zumindest in Wien

ZU DEN PERSONEN Michael Sika (Jg. 1933), Generaldirektor für Erik Buxbaum (Jg. 1943), Generaldirektor für Herbert Anderl (Jg. 1951), Generaldirektor für Konrad Kogler (Jg. 1964), Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit 1991–1999. In die öffentliche Sicherheit 2000–2009: Fu- die öffentliche Sicherheit 2009–2012: Assis- die öffentliche Sicherheit seit 1. Jänner s einer Amtszeit kamen Frauen zur Polizei. sion Polizei und Gendarmerie, Gründung tenzeinsatz des Bundesheeres an Grenze 2013. Hat Polizeireformen entscheidend Fälle: Frauenmörder Jack Unterweger, des Bundeskriminalamts. Fälle: Natascha b eendet, Sicherheitsakademie und Polizei- mitgestaltet, war für die EURO 2008 Spre- B ombenattentäter Franz Fuchs, Mafiamord Kampuschs Flucht, Befreiung von Sahara- ausbildung reformiert, Postler zur Polizei. cher des Innenministeriums, einer der ers- D avid Sanikidse, Tod von Marcus Omofu- Geiseln, EURO 2008, Spitzelaffäre, Tod von Fälle: Mord an Umar Israilov, Korruptions- ten FH-Absolventen (Personalmanagement) ma. Buch „Innenansichten einer Republik“. Cheibani Wague, Folterskandal Bakary J. affäre Ernst Strasser. der neuen Polizeiausbildung. Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Chronik der Standard 27 QUARTETT im Vergleich mit der NSA sind wir Waisenknaben“ bisher nicht erfüllt. Der Rech- ärztliche Betreuung oder die wenn sich Politiker im Schutz der offiziellen Anfragebeantwortung Sika: Ich hatte noch als Präsident nungshof kritisiert, dass stattdes- Schaffung des Menschenrechts- politischen Immunität an Beam- des Innenministeriums hieß es des Kuratoriums Sicheres Öster- sen noch immer zu viele Führungs- beirates als Kontrollorgan. ten reiben. Kollege Kogler ist da dann folglich, dass es dazu keine reich mit Ernst Strasser zu tun. Als kräfte in den Büros sitzen. glücklicherweise noch unbe- Unterlagen gibt. Innenminister war er auch mir Kogler: Da muss man meines Standard: Als höchster Polizist des fleckt. gegenüber immer korrekt. Einen Erachtens ein paar Dinge auseinan- Landes steht man auch immer wie- Kogler: M einen ersten 302er (Straf- Standard: Die meisten von Ihnen Termin bei ihm zu bekommen war derhalten. Der Rechnungshof der im Kreuzfeuer der Politik. gesetzparagraf: Missbrauch der haben mit Innenminister Ernst nie ein Problem. Ich erinnere macht hier eine Milchmädchen- Buxbaum: Da hatte ich leider eini- Amtsgewalt; Anm.) Strasser von der mich an eine Innenministerin, bei rechnung. Er zählt nur die Beam- ge Erlebnisse: Ich bin auf Urlaub hab ich nach drei ÖVP zu tun gehabt. der ich acht Monate auf einen Ter- ten auf der einen und auf der an- in Marokko, dort ist 3sat zu emp- Wochen Amtszeit „ Sind Sie von min gewartet habe. deren Seite. Die Polizei muss aber fangen. Ich lieg schon im Bett und angedroht bekom- Der Rechnungshof d essen späterem Anderl: Auch ich kann nur seine in ganz Österreich eine Grundver- fall fast wieder raus, als ich mir die men. Lebenswandel ent- Amtszeit als Innenminister be- sorgung garantieren. Diese Grund- ZiB 2 a nschaue: Jörg Haider verun- Buxbaum: Worum macht eine Milch- täuscht? urteilen. Er war fair und auch versorgung kostet natürlich, weil glimpft mich als „roten Bruder“, ging es, wenn ich mädchenrechnung. Buxbaum: Das zu menschlich kompetent. auch in Regionen, wo weniger los wirft mir Amtsmissbrauch vor. Al- fragen darf? sagen wäre, glaub ist, polizeiliche Präsenz vorhan- les, was er sagt, ist frei erfunden. Kogler: Um den Die Polizei muss ich, vermessen. Standard: Gute Polizisten sind den sein muss. Das Zweite ist: Uns Oder ein anderes Mal in einem Wiener Akademi- überall Versorgung Das steht uns als auch immer Beobachter der Ge - ist es wichtig, nahe am Bürger zu parlamentarischen Ausschuss, kerball (blauer Beamten nicht zu. sellschaft. Welche Beobachtungen sein. Nur 23 Polizeiinspektionen wo ich über das Unglück von Ka - Burschenschafter- garantieren. Privat hatte ich nie m achen Sie derzeit? für Wien, wie es der Rechnungs- prun berichten sollte. Wieder fiel ball in der Hofburg, Konrad Kogler Kontakt zu ihm, Kogler: Eine große gesellschaftli- hof vorschlägt, das ist undenkbar. ein FPÖ-Politiker über mich her, bei dem es zu Über- als Amtsträger hat che Herausforderung ist die Be- Ich bin sicher, dass alle Bürger in um mir grobe, unhaltbare Vorwür- griffen auf Ballgäs- er sich mir gegen- wältigung der Migrationsströme. ihrer Nähe eine Polizeiinspektion fe zu machen. Warum, weiß ich te kam; Anm.). über immer kor- Laut UNHCR sind 50 Millionen möchten. Eine Reform muss eben nicht. Ich hab dann die Aus- Sika: Politische Angriffe hören nie rekt verhalten. Und mir gegenüber Menschen weltweit auf der nicht nur der Belegschaft, sondern schutzvorsitzende Helene Partik- auf. Der Herr Pilz (der grüne“ auch liebenswürdig, was ja nicht Flucht. Im Bereich der Kriminali- auch der Bevölkerung optimale Pablé (Abgeordnete der FPÖ; Anm.) S icherheitssprecher Peter Pilz; seine Stärke gewesen sein soll. tätsbekämpfung wird es verstärkt Bedingungen bieten. gebeten, man möge mich nicht wie Anm.) hat mich vor einem Jahr mit Sika: Er hat dir also nichts nachge- um Strategien gegen Cybercrime einen Verbrecher behandeln. Al- einer parlamentarischen Anfrage worfen. gehen. Demografisch haben wir es Standard: Die Arbeitsbedingungen les, was ihr eingefallen ist, war, in Z usammenhang mit illegalen Buxbaum: Immerhin. Und man mit einem Wandel hin zu einer im Ministerium waren offenbar dass eh die Unschuldsvermutung G eschäften mit Libyen gebracht. muss ihm die Durchsetzung der ä lteren Bevölkerung zu tun. Die auch nicht immer optimal. Herr gelte. Es ist wohl das Billigste, Völlig kryptisch und falsch. In der Polizeireform hoch anrechnen. Polizei dagegen wird jünger. Sika, Sie haben das Ministerium einmal als Schlangengrube be- zeichnet. Wie ist es, wieder einmal hier zu sein? Sika: I ch bin vorderhand noch kei- ner Schlange begegnet. Aber ich bin ja auch noch nicht lange da. Aber wer weg vom Fenster ist, muss auch keine Angst vor Schlangen haben.

Standard: D ie mediale Präsenz der Generaldirektoren hat in den ver- gangenen zwei Jahrzehnten suk- zessive abgenommen. Warum? Buxbaum: Ich glaube, schon mein Freund Sika hat sich kein einziges Mal in die Medien gedrängt und eher unter den Auftritten gelitten. Es gibt ja für Beamte nur zwei Möglichkeiten: K ommst du in Me- Ein Geschenk,das bleibt. dien gut weg, dann sind Kollegen neidisch, bist du schlecht, hast du sowieso verloren. Als Beamter Das 3% Sparefroh Sparen. kann man mit Medienauftritten nichts gewinnen. Aber man hat einen kleinen Vorteil: Die meisten Journalisten sind zu Beamten gnä- diger. Einen Minister kann man Jähr lich 3% vielleicht abschießen, aber Beam- für fix te nicht. Ich persönlich hab mich die ersten nie in die Medien gedrängt, bin 500 Euro!* aber immer wieder geschickt w orden. Anlässlich der Tsunami - Katastrophe etwa, die Spitzelaffä- re war auch nicht lustig. Sika: H eute gibt es ja auch das Sys- tem der Pressesprecher, das Vor- und Nachteile hat. Die Entschei- dungsträger kann man damit im Hintergrund halten, aber die Me- dien wollen eben authentische Aussagen gerade aus der Füh- rungsebene.

Standard: Richtig. In bestimmten Fällen ist es doch auch wichtig, dass die Chefin oder der Chef an die Öffentlichkeit geht. Sika: Ich war nie wehleidig, muss- te aber viel einstecken. Anlässlich meiner Pensionierung im Jahr 1999 bat mich Ingrid Thurnher für die Zeit im Bild z u einem Interview über die Bilanz meiner Amtszeit. Aus Letzterem wurde aber nichts, es ging eigentlich nur um Vorwür- fe im Zusammenhang mit dem Tod von Marcus Omofuma (der Schubhäftling aus Nigeria erstick- te während der Abschiebung, weil er von Fremdenpolizisten zu stark geknebelt und gefesselt worden DasNeueste vom Erfinderdes Sparens: Das3% SparefrohSparen für alle Kinder zwischen war; Anm.). 0und 10 macht nicht nur beimSchenken Freude–bei einem fixen Zinssatzvon 3% auf die ersten 500Euro wirddie Freudeauch nochjedesJahr mehr.Kommen Sie jetzteinfach zu uns,zum Erfinder Standard: Der Tod von Marcus Omofuma im Mai 1999 war aber des Sparens. auch ein krasser Fall von Polizei- *Laufzeit: max.bis zum 10. Geburtstagdes Kindes. Guthabenverzinsung: bis 500 Euro 3% p. a. fix, darüberhinaus0,125% p. a. fehlverhalten. fix. Nachdem 10. Geburtstagwird das gesamteGuthaben mit 0,125% p. a. fix verzinst.Pro Kind kann das 3% SparefrohSparen Sika: Eine böse Geschichte. nur einmal abgeschlossen werden. Buxbaum: Die Causa zeigte auch auf tragische Weise, dass es viel zu www.erstebank.at Besuchen Sieuns auf: wenig Ausbildung für heikle Ab- www.sparkasse.at facebook.com/erstebank.sparkasse schiebungen gab. Danach folgten umfassende Maßnahmen wie eine 28 der Standard Chronik Sa./So., 19./20. Oktober 2013

Schubhaftzentrum: Grüne vermuten „Freunderlwirtschaft“

Graz/Vordernberg – „Das riecht nach Freunderlwirtschaft“, sagt Alev Korun, Menschenrechts- sprecherin der Grünen. Abgese- hen von der prinzipiellen Kritik, dass private Sicherheitsfirmen keine hoheitlichen Aufgaben übernehmen dürften, stehe hinter dem Engagement der privaten Si- cherheitsfirma G4S, die im ober- steirischen Vordernberg im dorti- gen Schubhaftzentrum tätig sein wird, auch eine brisante personel- le Verquickung. Österreich-Vorstand des Kon- Beim Interview zerns ist Matthias Wechner. Die- mit Flüchtlings- ser sei Vize-Kabinettschef im In- helferin nenministerium unter dem frühe- Ute Bock in ren Minister und heutigen Tiroler deren Büro im Landeshauptmann Günther Plat- Flüchtlings- ter gewesen, sagt Korun. Sie wer- wohnprojekt in de jedenfalls zur Aufklärung des Wien-Favoriten Vertragsinhaltes, der mit dem Mi- war auch Bocks nisterium geschlossen wurde, Katze Mutzi eine parlamentarische Anfrage an dabei und die Innenministerin richten. wurde zuerst Das Auftragsvolumen für G4S von Regine beträgt – für eine Laufzeit von 15 Hendrich Jahren – rund 68 Millionen Euro.

Rainer fotografiert und Das Innenministerium wird in nun von Arnulf Vordernberg 55 Exekutivbeamte Rainer übermalt. stationieren, das Thema Sicher- Arnulf

© heit bleibe dabei „komplett in den Händen der Exekutive“, heißt es im Ministerium. Matthias Wechner sagte am Freitag im Ö1-Mittagsjournal über die Aufgaben der G4S, seine Fir- ma werde „die Insassen, die dort Obdachlose von Polizei vertrieben ihrer Abschiebung harren müs- sen, in ihrer schwierigen mensch- Rund 25 Personen übernachteten regelmäßig auf sagt Mircioane. Außerdem sei es für obdachlose EU-Bürger viel zu lichen Situation betreuen“. Sein das gute Recht von anderen Perso- wenig Angebote. „In diesem Be- Team werde auch psychologisch Parkbänken im Wiener Stadtpark. Nach Beschwerden nen, die Bänke ebenfalls zu be - reich sind soziale Organisationen geschult, in Krisensituationen von Anrainern marschierte die Polizei auf und ließ nutzen. besonders auf Spenden angewie- etwa im Falle eines Hungerstreiks die Schlafplätze räumen. Die Caritas findet Die neun anwesenden Obdach- sen“, sagt Schwertner. oder angedrohtem Suizid werde losen hätten der Anordnung wi- Birgit Hebein, Sozialsprecherin aber „stets und sofort“ die Exeku- die Aktion „beschämend“. derstandslos Folge geleistet. Die der Wiener Grünen, bezeichnete tive einschaltet. persönlichen Sachen jener ob- die Vertreibung der Obdachlosen Grünen-Politikerin Korun miss- Wien – R und 25 Obdachlose haben und psychisch kranke Menschen, dachlosen Menschen, die nicht durch die Polizei als „menschen- traut allerdings den Aussagen des in den vergangenen Monaten re- sagt Caritas-Geschäftsführer anwesend waren, wurden zum unwürdiges Verhalten“. Betteln Ministeriums und der privaten Si- gelmäßig auf Parkbänken im Wie- Klaus Schwertner. Teil vom Magistrat für Stadtreini- sei für die Betroffenen oft die ein- cherheitsfirma. Sie gehe davon ner Stadtpark übernachtet, not- Grund für die Räumung waren gung (MA 48) entsorgt. „Das wa- zige Möglichkeit, um die aus, dass die private Firma G4S dürftig schützten sie sich mit Anrainerbeschwerden, so Polizei- ren aber nur Müll, Essensreste schlimmste Not abzuwenden. Sie auch hoheitliche Sicherheitsauf- Schlafsäcken und Planen vor Käl- sprecherin Adina Mircioane. Im und löchrige Planen. Wir haben fordert den verstärkten Einsatz gaben übernehmen werde, und te und Regen. Doch seit wenigen Zuge eines Planquadrats ordnete kontrolliert, ob sich darunter auch von Streetworkern und eine nie- dies sei verfassungsrechtlich eben Tagen ist Schluss damit. Die Poli- die Streife den obdachlosen Men- keine Wertsachen und Dokumen- derschwellige Einrichtung zur nicht vereinbar. Zudem sei die zei ließ die Schlafplätze räumen. schen an, die Bänke von ihren te befinden“, sagt Mircioane. Grundversorgung der Menschen Privatfirma auch nicht verpflich- Bei den Personen handelt es sich Habseligkeiten zu befreien. „Der in Not. Dafür wollen sich die Grü- tet, die Menschenrechtskonven- vor allem um nicht anspruchsbe- dauerhafte Aufenthalt verstößt „Probleme werden verlagert“ nen in der Koalition mit der SPÖ tion einzuhalten. Die Exekutive rechtigte obdachlose EU-Bürger gegen die Campierverordnung“, Bis zu dreimal pro Woche wa- starkmachen. (elm) müsse das sehr wohl. (mue) ren im Stadtpark Sozialarbeiter in der Nacht vor Ort. „Es ist sehr schwierig, diese Leute in ein Be- treuungsverhältnis zu bekom- Im Job am Zahnfleisch gehen men“, sagt Schwertner. Er findet die Aktion beschämend. „Damit ahrscheinlich würde mir das heute nicht mehr passie- werden keine Probleme gelöst, ren. Meistens schlafe ich um diese Uhrzeit. Und ich sondern nur verlagert.“ Die ob- Wweiß jetzt, wie man mit nervösen Pferden umgeht – dachlosen Menschen würden nun oder besser nicht umgeht. Am 27. November 1992 wusste ich weiterziehen und sich Plätze su- das noch nicht, und das sollte mir einen gebrochenen Kiefer, chen, an denen sie sich verstecken den Verlust von zwei Vorderzähnen und eine Narbe am Kinn 24.OKTOBERBIS 6. NOVEMBER können. Generell gebe es gerade bescheren. Diesen Abend verbrachte ich mit einem netten Kol- legen in einem Szenelokal. Wir lachten viel, tranken (auch viel), und dann hörten wir in den ORF-Nachrichten um Mitternacht, TICKETS AB HEUTE,10 UHR dass die Hofburg brenne. Wir warfen uns in ein Taxi und fuh- ren mitten in ein Inferno. Der Dachstuhl der Redoutensäle stand TICKETSIMINTERNET www.viennale.at in Flammen, das Feuer drohte auf die Stallungen überzugreifen. Ich drängte mich vor, wollte dabei sein, wenn Feuerwehr- und (mit Kreditkarte oder Online-Banking) Cobra-Leute die nervös tänzelnden Lipizzaner herausführten. TICKETSPER TELEFON A1 FREELINE 0800 664 013 Plötzlich drückte mir jemand Zügel in die Hand, und ich stand (mit Kreditkarte), täglich10–20 Uhr da, allein, mit einem apfelschimmeligen Junghengst. Er schnaub- te aufgeregt (ich auch), als ich ihn, wie geheißen, in die Fußgän- VORVERKAUFSSTELLEN gerzone Am Graben führte. Ansonsten benahm er sich recht ma- nierlich, und ich sah mich erleichtert um. Mariahilfer Straße/EckeMuseumsquartier Es war bizarr: Durch die Fuzo galoppierten weiße Pferde, Pas- täglich 10–20 Uhr santen versuchten, sie anzuhalten. Leider steuerte eines der Schottentor 1.,Schottentor/Universität frei laufenden Rösser schnurstracks auf „meinen“ Hengst zu täglich 10–20 Uhr und biss ihn ins Hinterteil. Ich versuchte den Angreifer zu scheu- Gartenbaukino 1.,Parkring 12 chen und stellte mich – schwerer Fehler – direkt vor das Pferd. 19.–23. Oktober, 10–20 Uhr Es stieg hoch und traf mich mit einem Huf im Gesicht. An den Rest erinnere ich mich nur verschwommen: spuckte zwei Zähne (bei allen drei Vorverkaufsstellen Bezahlung: bar,Bankomat,Kreditkarte) aus, wankte noch herum „um zu recherchieren“, bis mich je- ZUSÄTZLICHE EXPRESSKASSEN AM 19.UND 20.OKTOBER mand in ein Rettungsauto bugsierte. Riss aus dem AKH aus, um an der ersten Sonderausgabe des S tandard mitzuschreiben. Die Die Expresskassen sind für Käufe bis zu 10 Tickets vorgesehen, „Die Hofburg brennt“: So wurde KollegInnen bestaunten mein geschwollenes Gesicht, die Kunde um eine raschereAbwicklung gewährleisten zu können. die Standard-Belegschaft in der von meinem Malheur machte die Runde, ich schaffte es gar mit Gartenbaukino 1.,Parkring 12 Nacht auf Freitag, den 27. No- Foto in die Krone. Das waren seltsame „15 minutes of fame“. 19./20. Oktober, 10–20Uhr •(Bar,Bankomat,Kreditkarte) vember 1992, in die Redaktion der S tandard belohnte meinen Einsatz mit der Bezahlung am Michaelerplatz beordert. Dort meiner Zahnimplantate: „Dienstunfall“, sagte Chefredakteur Stadtkino im Künstlerhaus 1.,Akademiestraße 13 konnte man die Hitze der bren- Gerfried Sperl lapidar. Es dauerte ein halbes Jahr, bis mein 19./20. Oktober, 10–20Uhr •(nur Barzahlung) nenden Redoutensäle sogar spü- Kiefer so verheilt war, dass man neue Zähne hineinschrauben ren. Der erste Feueralarm war konnte. Dafür werde ich meine Enkel noch nerven, dass ich um 1.27 Uhr, zu Mittag war die weiß, wie es ist, im Job am Zahnfleisch zu gehen. Petra Stuiber 16-Seiten-Sonderausgabe fertig. 32 der Standard Chronik Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Ich und meine Zeitung: Happy Birthday!

Am 19. Oktober 1988 bekam Österreich eine 25 Jahre später sind die drei Abonnenten neue Qualitätszeitung: den Standard. Jahre jener Zeitung, die so jung oder alt ist wie Am 19. Oktober 1988 kamen aber auch 25 sie selbst. der Standard gratuliert herzlich Friederike, Sebastian und Verena auf die Welt. mit drei Geburtstagskinderporträts.

David Krutzler Colette M. Schmidt David Krutzler

er Standard war groß und rosa. Aus ihm konnte man ls die Grazerin Verena Wagenhofer klein war, war ür das Standard-Abo kann Sebastian Ribar nichts, gibt schön etwas basteln. Und sonst konnte er selbst auch das auch die Zeitung, die im elterlichen Haushalt er gleich zu Beginn des Gesprächs zu. Zwar hatte der Dals große Malunterlage verwendet werden.“ Schon Aabonniert wurde. Die rosa Tageszeitung namens FWiener vor fünf Jahren zu Studienbeginn den Vier- als Sechsjährige kam die Wienerin Friederike Maus erst- der Standard, die sie selbst abonniert hat, seit sie studiert, Wochen-Gratistest schon selbst bestellt, als aber der Brief mals mit ihrer Malunterlage in Berührung. der S tandard hatte sie erst mit 13 im Gymnasium wahrgenommen, als mit dem Kaufabo-Angebot eintrudelte, hat seine Mutter die hat sich dabei gegen mindestens vier Zeitungen am Früh- den Schülerinnen verschiedene Testabos angeboten wor- Initiative ergriffen und ihn zum Studienbeginn quasi auf stückstisch durchgesetzt. „Meine Mutter hat die Blätter am den waren. Wagenhofer, eine leidenschaftliche Vielleserin, den Standard eingeladen. „Der Zeitungslieferant kennt Wochenende in der Früh immer vom Bäcker mitgenom- stürzte sich damals „auf alle Zeitungen, die ich nur irgend- mich schon“, sagt Ribar, der mit seiner Mutter und seiner men“, sagt Maus. wie in die Finger bekam“. Der Standard wurde zum Lieb- Schwester im 22. Bezirk wohnt. „Er hat mich begrüßt, als lingsmedium und blieb es. ich ihm zufällig auf der Straße begegnet bin. Er drückt mir Wagenhofer, die einen Abschluss in Sprachwissenschaft die Zeitung auch so in die Hand.“ hat, studiert jetzt an der Karl-Franzens-Universität Graz das Was er am Standard schätzt? „Viele Zeitungen sind so fakultätsübergreifende Studium Angewandte Ethik. Dane- schreiend und plakativ. der S tandard ist zurückhaltender. ben hat sie auch noch einen Job im Büro für Internationa- mag ich nicht, die ist mir zu konservativ.“ Frü- le Beziehungen an der Technischen Universität in Graz. her hatte die Familie den Kurier abonniert, am Sonntag gab Dort werden sämtliche Auslandsaufenthalte der TU – für es noch die Kronen Zeitung dazu. „Hauptargument war der Studierende sowie Lehrende – organisiert. Die 25-Jährige liebt Papier. Online liest sie sogar den S tandard nur in Ausnahmen auf ihrem Smartphone – „etwa als dieser Jäger in Niederösterreich Amok gelaufen ist“, nennt Wagenhofer ein aktuelles Beispiel, „da war ich gerade unterwegs, als ich das irgendwo aufgeschnappt habe, und habe schnell auf der Standard-App nachgese- hen, was da los ist.“ Sonst aber lese sie ausschließlich Ge- drucktes. „Ich kann generell mit dem Bildschirm nicht viel anfangen, ich muss ohnehin am Bildschirm arbeiten und bin immer richtiggehend froh, wenn ich einen Stift und ein Heft zur Hand nehmen kann“, erzählt Wagenhofer. Für sie hat „das auf Papier G edruckte mehr Bestand“, und das meine sie auch ganz technisch: „Die elektronischen Dinge, die man sich heute so kauft, sind alle nach zwei Jah- ren so alt, dass man sie wegschmeißen kann, aber ich schmeiße kein Buch weg. Ich kaufe allerdings auch keines, das mich nicht interessiert.“ Wagenhofer liest zum Früh- stück die Zeitung und geht „nie ohne Buch außer Haus“. Sie liest gerne gute Fantasyromane: „Das ist wie Urlaub im Kopf, weil es einfach gar nichts mit der Realität zu tun hat.“ „Beim Standard schätze ich die sorgfältig ausformulier- ten Texte und die ausführlichen Erläuterungen“, erzählt Wagenhofer. Sie zählt nicht zu jenen Lesern, die mit der Kommentarseite ganz hinten anfangen oder nur bestimm- te Ressorts besuchen: „Ich beginne bei jeder Zeitung ganz vorn und arbeite mich durch.“ Gerade das Ausformulieren ist Wagenhofer, die Nachhilfe in Deutsch und Englisch gibt und das Niveau der Schüler in Sachen Schreiben „oft wirk- Friederike Maus hat als Kind mit dem Standard gebastelt. lich erschreckend“ findet, wichtig. Seit sechs Jahren ist sie Abonnentin. Foto: Regine Hendrich Wenn Verena Wagenhofer nicht auf Papier schaut, dann blickt sie in den Himmel. Eine weitere Leidenschaft neben 1990 ist Friederike mit ihrer Mutter und ihren beiden dem Lesen ist nämlich die Astronomie. Seit sie ein Tele - Schwestern aus Recklinghausen im deutschen Ruhrpott skop geschenkt bekommen hat, verbringt sie viel Zeit auf nach Österreich gezogen. Deutsche Zeitungen lagen in ihrer Terrasse im dritten Stock im Grazer Bezirk Geidorf, Wien nicht mehr auf dem Tisch. Der Kurier, die Salzbur- sieht sich den Mond genauer an oder sucht Sternbilder. Ein ger Nachrichten u nd andere Blätter sehr wohl, erinnert sich erstes Erfolgserlebnis war „als ich zum ersten Mal ganz un- Maus. Denn die Mutter unterrichtet politische Bildung in deutlich die Umrisse des Saturn erkannt habe“. Sebastian Ribar ist offiziell Standard-Abonnent, inoffi- einer Berufsschule in Neunkirchen. „Da werden die Zei- Ihren 25. Geburtstag wird Wagenhofer gemütlich feiern: ziell hat die Mutter das Abo abgeschlossen. Foto: R. Hendrich tungen auch für den Unterricht verwendet.“ „Mit Verwandten, Freunden, einem guten Essen und einem Nach ein paar Jahren in der Volksschule war der S tandard guten Getränk.“ ausführliche Sportteil“, sagt Ribar. „Den hat mein Vater für Friederike irgendwann nicht mehr nur als Gebrauchs- neben den Auto/Motor-Seiten so gerne gelesen.“ Als der gegenstand interessant. „Ich war zwar schlecht im Lesen S tandard ins Haus flatterte, musste sich der Vater erst um- und habe mir schwergetan, aber diese Zeitung habe ich in stellen. „Aber er hat sich damit abgefunden, als er den die Hand genommen. Wenn ich ein Wort nicht gekannt Autoteil im S tandard entdeckt hat.“ Der Vater ist vor kur- habe – und ich habe viele Wörter nicht gekannt –, habe ich zem verstorben, die Trauer steckt noch tief. „Das Kurier- ein Wörterbuch durchgeblättert oder das wandelnde Lexi- Abo haben wir aber dann abbestellt.“ kon zu Hause gefragt: meine Mutter.“ Sebastian Ribar startet beim Standard mit dem Kultur- Mit dem Rascheln der Zeitungen im Hause Maus war es teil, erst dann geht er die Zeitung von vorn bis hinten durch. für Friederike dann vorerst für eine längere Zeit vorbei. Sie Das Thema des Tages und den Politikteil schätzt er, der war 19 und besuchte die Maturaklasse einer Bildungsan- Sport wird eher selten gelesen, die Chronik öfter, die Wirt- stalt für Kindergartenpädagogik, als eines Tages ein Flyer schaft nur überflogen. „Die erschließt sich mir nicht wirk- für ein Standard-Gratisabo im Briefkasten lag. Der Testlauf lich“, sagt Ribar. „Die Aktienmärkte sind aber das Einzige, ging in ein Kauf-Abo über, die Beziehung hält bis heute an. was ich kompromisslos überblättere.“ Der „Kopf des Ta- Wenn sie einen Kritikpunkt äußern müsste? „Früher war ges“ wird immer gelesen, die Porträts findet er meist prä - die Größe zum Basteln super. Jetzt finde ich sie manches gnant und sehr gelungen. Dafür ist er kein Fan von Kom- Mal mühsam, wenn ich die Zeitung in der Straßenbahn le- mentaren. „Die sind mir zu marktschreierisch.“ ALBUM sen will. Aber wirklich nur manches Mal.“ und RONDO? „Da stehen eher Sachen für meine Schwester Gelesen wird der Standard übrigens von vorn nach hin- drin.“ Lisa ist 23 Jahre alt und studiert Kunstgeschichte. ten. „Ganz straight“, wie Friederike Maus sagt. Auch wenn Sebastian hat eine andere Richtung eingeschlagen. Er sie der Politikteil nicht zwingend interessiert, wird „drü- studiert seit der Beendigung seines Zivildienstes im Jahr bergeflogen“. Selbst der Sport hat zwar nicht täglich, aber 2008 Medizin, das ist auch einer der Gründe, wieso er die doch die Chance, gelesen zu werden. Pflichtlektüre ist die Forschungs- und Wissenschaftsseiten im S tandard inten- Kultur, in Richtung der Kommentare lässt die Aufmerk- siver liest. In Psychiatrie schreibt er gerade seine Diplom- samkeitsschwelle etwas nach. Die Zuneigung zur Kultur arbeit, in der psychiatrischen Abteilung des Allgemeinen ist auch der beruflichen Veränderung der Kindergartenpäd- Krankenhauses Wien. „Es ist zwar noch alles offen, aber agogin zu verdanken: Maus studiert seit September 2013 dieser Zweig würde mich sehr interessieren“, sagt er. Gesang, Tanz und Schauspiel an der Privatuniversität Die Kulturseiten werden auch deswegen als Erstes ge- Konservatorium. „Musical, das ist meines“, sagt sie. lesen, weil Ribar fast Cello studiert hätte. „Das tägliche Insofern würde sie gerne mehr darüber im Standard lesen. stundenlange Proben ist mir aber zu mühsam geworden“, Auf derStandard.at ist sie eher selten zu finden. „Wenn ich sagt er. Nichtsdestotrotz hat er eine Band zusammenge- dazukomme, fliege ich einmal über alles drüber.“ stellt, sie mixt klassische Kammermusik mit modernen Ein- Um sich das Studium und ihre Wohnung im 16. Bezirk sprengseln. Die Musik seiner Indie-Rock-Band The Base- leisten zu können, kellnert sie in einer Pizzeria. Ihr Leben ment Sounds ist etwas massentauglicher, statt Bass spielt durchforstet sie derzeit nach monetärem Optimierungs- Ribar eben Cello. „Immerhin sind wir einmal auf FM4 ge- potenzial. „Aber den Standard einsparen? Das könnte ich spielt worden“, sagt er. Was er an seinem 25. Geburtstag nicht. Der gehört schon so fix dazu. Ich mag ihn wirklich.“ machen wird? „Ich werde mit meinen Freunden im klei- Was sie an ihrem Geburtstag machen wird? „Lange aus- Verena Wagenhofer hat sich mit 13 in den Standard, spä- nen Bandkeller in Floridsdorf in den Geburtstag hineinpro- schlafen. Danach würde sich Zeitunglesen anbieten.“ ter auch in die Sterne verschaut. Foto: Harry Schiffer ben. Das haben wir die letzten Jahre auch gemacht.“ Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Chronik der Standard 33 „Das könnte die Zeitung werden, die mich begleitet“ Robert Eders Sammelleidenschaft finden die meisten scheiden, wann er mit dem Sam- meln aufhören würde. Zwei Jahre Leute interessant, einige etwas schrullig. Der Wiener wurden zum Ziel gesetzt, was aber Damit die besitzt alle Ausgaben des Standard der ersten zwei auch nicht immer leicht war. „Zu einzelnen der Zeit habe ich meine Frau ken- Exemplare Erscheinungsjahre – und ein paar aus der Zeit, als es nengelernt, wir sind einige Male der Zeitung diesen eigentlich noch gar nicht gab. Ein Leserporträt. umgesiedelt. Meine Standards ha- besser ben mich immer in Ikea-Karton- erhalten Ramona Hampp pe gesellschaftlich, politisch und aufstellern begleitet.“ bleiben, hat kulturell sehr interessierter junger Für Eder sind die Zeitungen Robert Eder Wien – „Das zieht dich einfach hi- Erwachsener an. Sie waren mit sein eigenes zeitgeschichtliches sie zu nein. Oft zeige ich jemandem Presse, Kurier und Kronen Zeitung Archiv. Wenn er bestimmte Ge- kompakten einen Band, und derjenige ist für aufgewachsen. schehnisse Revue passieren lässt, Büchern eine halbe Stunde fast nicht mehr Als dann die Nachricht verbrei- schlägt er gerne in den entspre- binden lassen. ansprechbar. Man blättert durch tet wurde, dass sich eine neue Ta- chenden Artikeln nach. „Das ist Zwei volle und denkt sich: ,Jessas, das hab ich geszeitung am Markt etablieren unglaublich spannend.“ Jahre Standard mit 24 erlebt, da war ich dabei.‘“ will, waren alle sehr Besonders stolz ergeben zwölf Der Wiener Robert Eder erin- gespannt. „Ich fand, ist der zweifache Fa- große Bücher nert sich noch genau an die An- es war ein unglaub- milienvater auf sei- im Schrank. fänge: 1988 gehörte er einer Grup- lich mutiges und am- re ne sechs Ausgaben Foto: Andy Urban bitioniertes Projekt“, 25 Jah von Nullnummern, erinnert sich der Ma- die er zum 40. Ge- ler und Literat. burtstag geschenkt LESERSTIMMEN Die erste Ausgabe bekommen hat und überzeugte den heu- die als äußerst be- Die abgeluchste Nr. 1 te 49-Jährigen nicht nur durch die gehrte Sammlerstücke gelten. Gestaltung, sondern faszinierte Viele Artikel liest Eder aus rei- Betrifft: 25 Jahre Standard auch inhaltlich: „Es gab Analysen nem Vergnügen oder um sich wei- Als die erste Standard-Ausgabe und Kommentare. Gekonnt gelang terzubilden. Allerdings ist ihm als erschien, musste ich sie auf der auch die Vernetzung gesellschaft- Künstler vor allem das Kulturres- Straße einem Buben, der die Zei- licher Gruppierungen – und das sort wichtig. „Für die eigene tung für seinen Vater besorgt hat- bis heute.“ Dazu komme, dass der Arbeit ist der Standard mein Be- te, zu einem extrem überhöhten Standard von vornherein eine ge- gleiter und Impulsgeber.“ Preis abluchsen, da die Trafiken wisse Ironie und reichlich Humor Über die letzten 25 Jahre hat Ro- bereits ausverkauft waren. Dies er- transportiert hat. „Mir war vom bert Eder die Entwicklung des regte mich so sehr, dass ich Ihnen ersten Moment an klar: Das könn- Standard mit Interesse verfolgt. dies mitgeteilt habe. Prompt ha- te die Zeitung werden, die mich „Besonders die Themenseite und ben sie diese Nachricht als Leser- begleitet.“ das Crossover gefallen mir sehr brief veröffentlicht. Und genau so kam es: Es folgte gut. Es ist aber auch schön, dass Aber sagen Sie: Ist das tatsäch- „Kinder, wie die Zeit vergeht ... So Ausgabe auf Ausgabe, und irgend- einige Elemente, an die man sich lich schon 25 Jahre her? Standard Nr. 1, damals um zehn lange bin ich schon Abonnent!“: wann musste sich der damals gewöhnt hat, über die Jahre geblie- Hannes Walha Schilling, war ausverkauft – aber Werner Sommer mit Nr. 2 bis 5. 24-Jährige aus Platzgründen ent- ben sind.“ 3400 Klosterneuburg um 30 war einer noch zu haben.

Mit dem richtigen Energieversorger gelingt einfach alles. Damit das so bleibt sichert dieEVN dielückenlose Gasversorgung rund um dieUhr.Infos auf www.evn.at

Die EVNist immerfür mich da. facebook.com/evn 34 der Standard Sport Sa./So., 19./20. Oktober 2013 QUARTETT „Der Spitzensport ist keine Seifenoper Niki Lauda, Thomas Muster, Emese Hunyady und Herbert Prohaska reden über einst und jetzt, Gegner und Freunde, Kinder und Gesundheit. Natürlich kommen sie dabei vom Hundertsten ins Tausendste.

Standard: Wo ungefähr waren Sie heute vor 25 Jahren? Lauda: Ich hab überhaupt keine Ahnung, was vor 25 Jahren pas- siert ist, weil es mir ganz wurscht ist. Ich lebe lieber heute und den- ke an morgen. Hunyady: Im Februar 1988 waren Olympische Spiele in Calgary. Da hab ich angefangen, hart und kon- sequent zu trainieren. Ich hab ja nebenbei auch ich einer Bank ge- arbeitet, vier Stunden am Tag, da- vor und danach hab ich trainiert. Österreich war damals noch eine echte Eislaufnation, international anerkannt, fast gefürchtet. Muster: Für mich war 1988 eines der ersten größeren Jahre, ich hab Boston gewonnen, den Agassi ge- schlagen und noch vier Turniere gewonnen. Es war ein Jahr des Durchbruchs. 1989 hab ich in Australien mit einem Halbfinale gut angefangen, dann war der Un- fall in Key Biscayne. Prohaska: Ich hab bei der Austria gespielt, die erfolgreiche Zeit der Austria ist zu Ende gegangen. 1989 hab ich aufgehört, dann ist der Hickersberger mit der Idee ge- kommen, ich soll wieder in der Nationalmannschaft spielen. Das geht nicht, hab ich gesagt. Er hat gesagt, hilf mir nur bei drei Mat- Niki Lauda, Thomas Muster, Emese Hunyady und Herbert Prohaska auf dem Do-&-Co-Balkon des Haashauses. Fotos: Heribert Corn ches, dann kannst du aufhören. Er brauchte mich aber vor allem we- Lauda: Ich hatte ja den Abstand. g ewisse Zeit zum Spielen. Ich bin Charakter und meine Persönlich- zu tun haben willst. Jeden Tag gen meines guten Namens. Das Aber vor 20 Jahren wurde ich von ewig im Fußball, aber trotzdem keit so bilden musste, damit ich zu buserieren sie dich aufs Neue. Sel- ist auch aufgegangen. Wir haben RTL gefragt, ob ich meine Exper- sind es drei Abschnitte. Ich war 17 diesen Leistungen fähig war. Das ten gibt es gute Gesprächspartner, gegen die Türken gespielt, mich tenmeinung abgeben will. Das war Jahre lang Profispieler, elf Jahre kann dir kein Freund, keine Mut- die auf Augenhöhe sind, die ei - haben sie zu dritt gedeckt, und der interessant. Anscheinend kom- lang Trainer, und jetzt bin ich ter erklären. Ich wollte erfolgreich nem eine Horizonterweiterung Herzog hat zwei Tore geschossen. men die Kommentare gut an, sonst auch schon seit 13 Jahren beim sein, habe meinen Weg gefunden, bringen können. Meine größte Angst war, dass alle wär ich nicht so lange im Geschäft. ORF und bei der Krone. Ich hab ich habe nie einen Menschen ge- Prohaska: Ich hab viele Freunde, schreien: Was haben wir diesen Muster: Man muss Abstand gewin- Automechaniker gelernt. Aber braucht. Der Einzige, der mir ab aber sie werden immer weniger. alten Trottel noch gebraucht. Es nen. Man hat was Besonderes er- erstens ist es nicht mein Wunsch, 1976 geholfen hat, war der Willi Die wirklich engen Freunde, mit ist aber gutgegangen, wir haben reicht, man geht ja nirgends hin das wieder zu sein – und zweitens Dungl, aber rein als Trainer. An- denen gehe ich essen, mit denen die Türken geschlagen, in der und fragt: Darf ich meine Meinung stehen die Autos, an denen ich ge- sonsten trifft man jeden Tag je- fahre ich auf Urlaub. Aber die, die DDR und in Island unentschieden abgeben? Ihr seid ja auch zu uns arbeitet habe, im Museum. Ich bin manden, der einem sagt: Kannst ich anrufen kann, wenn ich eine gespielt. Ein schöner Abschluss. gekommen! schon dankbar dafür, dass ich die dich erinnern, damals, 1976 in Autopanne hab, das sind viel- Lauda: Grundsätzlich muss man Möglichkeit habe, noch im Fuß- Monte Carlo? leicht zwei oder drei. Standard: H err Lauda, wie hat sich sich von seinen sportlichen Akti- ball tätig zu sein. Prohaska: Ich war vor kurzem für die Formel 1 entwickelt? Nach Ih- vitäten zu hun- meine Mutter etwas abholen auf Standard: S ie alle sagen, Sie haben nen kam Gerhard Berger, jetzt wird dert Prozent ver- Standard: Emese der Post, sagt einer: Hallo, kennst es mehr oder weniger allein ge- Österreich quasi von Red Bull ver- abschieden. Ich Hunyady hat sich mich nimmer? Sag ich: nein. Sagt schafft. Gibt es heutzutage weniger treten. Denkbar, dass es wieder hab dafür zwei- einen Sport ausge- er: Beim Ringhofer haben wir zu- Typen, wie Sie es waren? einen heimischen Fahrer gibt? mal gebraucht, re sucht, in dem sie sammengearbeitet. S ag ich: Da war Lauda: Ich hoffe nicht. Lauda: Leider eher nicht. Manche hab eine Airline 25 Jah nicht aussorgen ich 15 Jahre alt. Muster: Es ist mittlerweile schon Länder fördern mehr, manche aufgebaut, hab konnte. Mussten Lauda: Ich hab Typen um mich ein Generationsproblem, ein ge- w eniger. Und die Typen kann man ein zweites Mal Sie schon früh an her um, mit denen hab ich eine nerelles Problem. Es geht uns nicht in der Eprouvette züchten begonnen, wieder ein zweites Stand- gute Beziehung, aber ich habe kei- nicht schlecht, wir müssen nicht und dann losfahren lassen mit ös- aufgehört. Ich hab bein denken? nen, der mich aus dem Rinnsal mehr um so viel kämpfen, es ist terreichischem Pass. Es hat Jahre Erfolg gehabt, hab mir das Ohr- Hunyady: Ich bin noch immer Eis- ziehen würde. Wenn ich den Do- eine Erbgesellschaft, in der wir gegeben, in denen Deutschland waschl abgebrannt, bin Weltmeis- läuferin – in meinem Herzen – und gudan anruf und „Ich lieg im Rinn- heute leben. Eine Verbraucher - kei nen einzigen Fahrer hatte, und ter geworden, hab mich zurück - besuche ab und zu einen Weltcup. sal“ sag: Der geht nie zum Telefon. gesellschaft mit wenig Wertigkeit, Österreich hatte mehrere. Das gezogen, bin wieder gekommen, Mein Mann war ja auch finnischer Mein bester Freund ist meine heute wird nicht mehr zusammen- kann man nicht beeinflussen, wieder Weltmeister geworden, Nationaltrainer. Aber damals, am Frau. Mit ihr kann man reden, sie gebaut, sondern weggeschmissen. man kann nur versuchen, die jun- hab wieder aufgehört. Ich hab län- Ende meiner Karriere, hab ich ir- ist ein Skorpion, manchmal geht’s Bei uns ist eine gewisse Sättigung gen Leute zu fördern. Wenn dann ger gebraucht, um diesen Virus gendwann gemerkt, dass es schö- leicht, dann schwer. Ich bin Fisch. erreicht. Einem Kind zu sagen, es einer da ist, kämpft er sich allein loszuwerden. Aber dann hat mich ner geworden ist, nach Hause zu Aber eigentlich verstehe ich das soll sich quälen, um etwas auf die hoch. Der Lauda, der Berger, das nichts mehr gereizt, und das war kommen als wegzufahren. Dabei eh nicht, diese Sucherei, dieses Füße zu stellen, das ist schwierig. waren reine Zufälle. die Voraussetzung dafür, dass ich bin ich immer gerne gereist. Freundseinwollen. Das Freizeitangebot ist auch viel als Experte reden kann. Ich muss Muster: M enschen, die oft im Fern- größer als früher. Standard: Sie alle sind Ihrer jewei- mich nicht selber in den Mittel- Standard: Herr Lauda, Sie sagen sehen sind, haben alle dasselbe Hunyady: Die meisten wollen Ent- ligen Sportart, vielleicht mit einer punkt stellen. immer wieder, Sie hätten keine Pro blem. Jeder kennt sie. Jeder behrungen, die für mich selbstver- gewissen Auszeit, letztlich verbun- Freunde. Hat das mit dem ehema- will in deinem Dunstkreis sein, ständlich waren, nicht mehr auf den geblieben. Hat der Sport ein Standard: War Herbert Prohaska ligen Job als Einzelsportler zu tun, j eder will einen Vorteil, aber in sich nehmen. g ewisses Suchtpotenzial? mit dem Fußball stets im Reinen? mit der Kompromisslosigkeit, die Wahrheit stellen sie dir nur Hür- Muster: Irgendwann kommt man Prohaska: Ich kann ja auch gar man haben muss? den in den Weg. Vier Stunden am Standard: Werden die Menschen schon zu einem Punkt, an dem nichts anderes, so simpel ist es. Lauda: Grundsätzlich hat es so be- Tag erklärst du irgendwelchen klüger, oder wird die Welt in man- man Abstand nimmt. Gott sei Dank hat man nur eine gonnen, dass ich meinen eigenen Idioten, dass du mit ihnen nichts cher Hinsicht auch blöder?

ZU DEN PERSONEN Niki Lauda (64) war 1975 erstmals Formel-1- Thomas Muster (46) zählte Ende der 1980er Emese Hunyady (47) geboren in Budapest, Herbert Prohaska (58) kickte für Ostbahn XI, Weltmeister, 1976 verunglückte er auf dem und in den 1990ern zu den weltbesten Ten- seit 1985 Österreicherin. 1994 und 1999 die Austria (4 Meistertitel), Inter Mailand, Nürburgring schwer, 1977 und 1984 wurde nisspielern. Gewann 44 Einzeltitel, dar - Eisschnelllauf-Weltmeisterin, 1992 Olym- Roma (1 Meistertitel) und wieder die Aus - er erneut Weltmeister. 1977 Sportler des unter die French Open 1995, war 1996 piadritte über 3000 Meter, 1994 Olympia- tria (3 Meistertitel). Spielte 84-mal im Team Jahres. 1979 gründete er die Lauda Air, die sechs Wochen lang Nummer eins der Welt. siegerin (Lillehammer) über 1500 Meter, (12 Tore). Als Trainer mit der Austria zwei- 2003 Teil der Austrian Airlines Group wur- Sportler des Jahres 1990 und 1995. Muster Olympiazweite über 3000 Meter und Sport- mal Meister. Teamchef von 1993 bis 1999, de, Ende 2003 gründete er Flyniki. Lauda ist verheiratet, hat eine Tochter und, aus lerin des Jahres. Hunyady ist verheiratet WM-Teilnahme 1998. Derzeit ORF-Chef- ist verheiratet, hat fünf Kinder. erster Ehe, einen Sohn. und hat einen Sohn. analytiker. Verheiratet, zwei Töchter. Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Sport der Standard 35 QUARTETT und auch kein Fortsetzungsroman“ Lauda: Z um Beispiel wird der Jour- Muster: Das ist das Handyzeitalter. Risiko und verdiene das Zwanzig- Fahrstil ändern. Wir können kei- Hunyady: In der Formel 1 ist es ja nalismus, auf einem gewissen Früher hat man eine Kamera ge- fache von damals. nen Sport erzeugen, der lustig ist, nicht so wichtig, welche Nationa- Niveau, immer blöder. braucht, heute kann jeder Idiot ein wo einmal der, einmal der ge- lität einer hat. Bei mir war das im- Muster: Dazu tragen Dinge wie Foto machen, egal, wo du bist. Das Standard: Ist Doping das größte winnt, das geht nicht. Wir wollen mer ein Thema, für wen man eine Facebook bei. Ich mach da nicht merkst du nicht einmal. Problem des Sports? Höchstleistung, einen Weltmeis- Medaille gewonnen hat. mit. Was soll ich mitteilen? Ich Prohaska: Du bist heute ständig Muster: Durch Doping wird einer ter finden. Wenn der Weltmeister kann ja nicht mitteilen, dass ich unter Beobachtung. Mehrheit ein Schaden zugefügt, so fährt wie der Vettel, können wir Standard: Österreichs olympische jetzt ein Kipferl esse. das ist eindeutig. Entweder man nur die Kappe ziehen vor ihm. Nullnummer in London 2012 war Prohaska: Ich wundere mich über legitimiert es für den Spitzen- Wenn den Menschen fad ist, sol- ein großes Thema. Nachher gab’s die Menschen, die diese Ge- „ sport, was schwierig ist, weil das len sie nicht zuschauen. die Diskussion über die tägliche schichten in die ganze Welt hin - Risiko der Nachahmung im Brei- Prohaska: Aber die Medien wollen Turnstunde, alle Politiker haben ausposaunen – wo sie auf Urlaub tensport zu groß und gesundheits- Geschichten wie die vom Bode dafür unterschrieben, kommen sind, was sie gerade machen. Das gefährdend ist. Oder man muss es Miller, der angeblich einen Tag wird sie vielleicht trotzdem nicht. ist ein Wahnsinn. verfolgen. vor dem Rennen noch ordentlich Ist die Politik schuld, wenn sich die Lauda: Der Lewis Hamilton twit- Lauda: Ich behaupte, dass es Do- getrunken hat – und dann gewinnt Kinder nicht bewegen, oder sind die tert alles. Der hat 1,6 Millionen ping im Rennsport nicht gegeben er. Dann ist er ein Typ. Aber das Eltern schuld? Follower. Das macht dann schon hat und nicht gibt. Das wäre ja spielt es halt selten, man kann sich Prohaska: Ich bin auch für die täg- wieder Sinn. Wenn der ein T-Shirt vollkommen deppert. Man braucht auch nicht überlegen, was man liche Turnstunde, aber nicht da- kreiert und seinen Followern an- im Auto ja keine körperliche noch dazumachen muss, damit mit wir Medaillen holen. Die bietet, das ist ein Business, das ist Höchstleistung. Und wenn du Krankenkassen sind marod, sie gar nicht blöd. dopst, fährst du wo dagegen. könnten sich viel ersparen, wür- Muster: Wir sind nicht die Genera- Muster: Automanipulation ist das „ den die Kinder mehr sporteln. Heute wird nicht mehr tion, die das mitmacht. Aber man Sinnvollere. Im Fußball ist es Meine zwei größeren Enkerln ha- darf die Weiterentwicklung nicht zusammengebaut, sondern auch schwer, weil es ein Kollektiv ben einen Vater, der praktisch je- unterschätzen und nicht nur kri- weggeschmissen. Eine ist. Es hilft ja nichts, wenn ein Ein- den Tag mit ihnen Sport macht. tisieren. Es ist nicht alles schlecht. Verbrauchergesellschaft. zelner dopt. Aber wenn wir täglich eine Turn- Wenn einer vor 25 Jahren prophe- Hunyady: 1988 und ’89, das waren stunde haben, werden wir keinen zeit hätte, was man heute alles mit Thomas Muster im Eisschnelllauf noch echte Ost- Olympiasieger hervorbringen. Und einem Handy machen kann, hätte zeiten. Ich hatte damals sehr vie- ja, die Eltern sind gefordert. Mei- man ihn für verrückt gehalten. le ostdeutsche und russische Geg- ne Tochter war im Staatsopernbal- Man darf nicht ignorant sein. nerinnen. Ihr wisst nicht, wie das lett, ich hab sie jeden Tag chauf- Twitter und Facebook sind eine ist, wenn du weißt, es ist keine fiert. Gut, manchmal hat auch Erscheinung unserer Zeit, eine Lauda: Ich mach“ mir das Leben Chancengleichheit gegeben. Das meine Frau sie chauffiert. moderne Art zu kommunizieren, ganz einfach, ich mach prinzipiell war nicht so eine lustige Zeit. Bei uns in Österreich Muster: Das größte Problem ist der das kann schon etwas bringen. keine Homestorys. Familie und Egoismus der Eltern. Jeder arbei- Kinder haben da nichts verloren, Standard: Ist Sport Business, muss hat es sehr lange tet, meistens beide Eltern, die Boris Becker ist das beste Beispiel, man das Romantische weglassen? niemanden interessiert, K inder werden abgeschoben, weil „ wie man es anders machen kann. Muster: Unpersönlicher ist es ge- sich die Eltern so Freizeit frei- ob ich etwas leiste. Das ist nicht meine Welt, ich lehne worden, steril. schaufeln. Die Turnstunde wird das ab, hab mich immer geschützt Lauda: F ür die Formel-1-Fahrer hat Emese Hunyady uns nicht retten. Wie kann es sein, davor. sich viel entwickelt, sie haben dass es in Österreich drei Dach- Prohaska: Ich habe vor vielen Jah- kein Risiko mehr, sie brauchen verbände gibt, die es nicht schaf- ren eine Steuerprüfung gehabt, sich mit der Gefahr nicht ausein - weil einer geschrieben hat, ich andersetzen, sie fangen als Zehn- wohne in einem Nobelbezirk mit jährige mit Gokartfahren an und man ein Typ wird.“ Der Niki hat nie „ Blick ins Tal – was überhaupt nicht sind mit 22 Weltmeister. Die einen Skandal gehabt. stimmt. Darum hab ich gesagt, bei Autos sind einfacher zu fahren. Muster: Der Spitzensport ist keine mir darf man nicht einmal mehr Wir hatten ein großes Risiko, uns Seifenoper und auch kein Fortset- die Dachrinne fotografieren. zu verschalten. Das ist alles com- zungsroman, wo ich mich jeden Jeden Tag trifft man Hunyady: In einigen Sportarten ist puterisiert worden, und das ist ja Tag selbst drinnen seh, sondern die Presse sehr dahinter. In mei- auch richtig. So oder so gewinnt ein Grenzbereich, in dem es we- einen, der sagt: „Kannst ner Sportart hat es bei uns in Ös- immer noch der beste Fahrer. nig Platz für Fehler gibt. Da ist du dich erinnern, damals, terreich sehr lange niemanden in- hohe Konzentration gefordert. 1976 in Monte Carlo?“ teressiert, ob ich etwas leiste. Standard: Hat Sebastian Vettel nicht auch das beste Auto? Standard: Aber interessante Inter- Niki Lauda Standard: Ist es pervers, wenn ein Lauda: Er hat das gleiche Auto wie views mit Vettel liest man wirklich Fußballer heute 100 Millionen sein Teamkollege. Es werden die selten. Erwartet man zu viel? Die Krankenkassen sind Euro wert ist? gleichen Autos gebaut, sie haben Lauda: Man kann nicht zu jedem Muster: Sicher nicht. Das find ich die gleichen Motoren – es ist nur Typen etwas dazuerfinden. Der marod, sie könnten sich nicht pervers. Irgendeiner muss der Fahrer. Vettel ist, wie er ist. Du kannst viel ersparen, würden die Standard: Bringt“ der Fußball mit ja darüber nachgedacht haben, ob vom Vettel nicht alles verlangen. Kinder mehr sporteln. seiner Entwicklung und Präsenz sich dieser Preis rechnet. Standard: Man hört bei manchem Prohaska: Als ich noch in Rom ge- an dere Sportarten um? Prohaska: W as im Fußball oft stört, Sportler den Vorwurf, er sei ein spielt habe, waren wir in Maranel- Herbert Prohaska Prohaska: Im Fußball hat sich vor sind diese Spielerberater und langweiliger Typ. Bei Vettel zum lo beim alten Enzo Ferrari zur Au- allem eines verändert. Die Fußbal- M anager, die mitschneiden. Das Beispiel. Ist das unfair? dienz, und jeder durfte ihm eine ler werden hofiert wie Filmschau- Geld, das die kassieren, ist weg aus Muster: W er bestimmt das, wer ein Frage stellen. Ich hab ihn gefragt, spieler. Angefangen hat’s mit Da- dem Fußball. Wenn Real Madrid Typ ist? wer der beste Fahrer für Ferrari vid Beckham, hinter ihm kommen 100 Millionen an Tottenham Lauda: Wenn einer jedes Tennis- war. Er hat gewusst, dass ich Ös- fen, gemeinsam“ ein Budget zu er- viele nach. Aber leider hast du zahlt, bleibt das Geld im Fußball. match gewinnt, sagen die Dum- terreicher bin, und gesagt: „Der in- stellen und ordentliche Sportstät- eine Presse, bei der du dir nichts Das ist eine Frage von Angebot men, es ist fad. Wenn der Maier je- telligenteste Fahrer war der Niki, ten zu bauen? Die Dachverbände mehr erlauben kannst, weil sie al- und Nachfrage. Die guten Spieler den Abfahrtslauf gewinnt, sagen aber mein Lieblingsfahrer war der sind über Jahrzehnte politische les über dein Privatleben wissen können kosten, was sie wollen, die Dummen, es ist fad. Sport ist Villeneuve, weil der in jedem Ren- Seilschaften, die nicht aufzulösen will. Früher hab ich nie die Angst das bringt man immer herein. Sport, da gewinnt der Beste. Wenn nen sein Leben riskiert hat.“ Das sind. Das ist das Problem. gehabt, dass irgendwer in meinem Lauda: Ich wurde vor kurzem ge- der Herr Vettel jedes Rennen ge- ist dann also ein Typ, aber der hat Privatleben herumwühlt. Heute fragt, ob ich lieber heute fahren winnt, sind alle anderen die Loser, auch sein Leben verloren. Christian Hackl, Fritz Neumann, stehen die Fotografen am Garten- würde. Garantiert würde ich lie- die das nicht schaffen. Die müs- Muster: Ein guter Pilot ist ein le- Benno Zelsacher und Sigi Lützow tor, auch wenn man Nein sagt. ber heute fahren, da hab ich null sen ihre Autos umbauen, ihren bender Pilot. führten das Gespräch.

SPORTSPRÜCHE VOM WOCHENENDE Das sogenannte Sport-Einserkastl ziert seit 16. Juli 1990 jede Montag-Titelseite. So hat der unpackbare Schmäh, der fortlaufend im Standard-Sport rennt, ein kleines Ventil.

36 der Standard * Sport Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Erhardts Zitat, Admiras Neubeginn, Trilogie Nach der schmerzlichen Bereits am Samstag dürfte Red Bull Salzburg alleiniger Rekord- Länderspielpause sorgt halter sein. Da im Heimspiel oder die Fußballbundesliga auch Westderby gegen Wacker für Jux und Tollerei. Innsbruck von einer Niederlage nicht auszugehen ist, dürfte die Rapids Sportdirektor Serie der Ungeschlagenheit auf 31 scherzt, die Admira gibt Partien anwachsen. Die 30 muss man noch mit Rapid teilen. „Wir nicht auf, Salzburg peilt wollen den Rekord, aber das müs- einen Rekord an, und die sen wir erst einmal hinkriegen“, Austria muss nach Ried. sagte Salzburgs Trainer Roger Schmidt, der aber schon auch fest- stellte: „Wir kriegen das hin.“ Wien/Salzburg – Auch nach der ge- Beim Tabellenführer fallen aller- scheiterten WM-Qualifikation dings der Toptorschütze Jonatan wird in Österreich Fußball ge- Soriano, Stefan Hierländer und spielt, die tipp3-Bundesliga weiß, Florian Klein aus. was zu tun ist. Die zwölfte Runde Meister Austria gastiert in Ried, steht an, danach ist das erste Drit- das ist kein Honiglecken, die Inn- tel vorbei. Neu ist, dass die Admi- viertler sind Zweite. Es ist quasi ra bei null Punkten beginnt. Sie der erste Teil einer Trilogie. Am hat gegen Lizenzauflagen versto- Dienstag steht der Besuch von ßen, das kostete sie acht Punkte. Atletico Madrid in der Champions An der Platzierung hat sich nichts League an. Und am 27. Oktober geändert, der Zehnte blieb Zehn- wird Rapid zum Wiener Derby ter. Am Samstag kommt Grödig, empfangen. (APA, hac) der Dritte, in die Südstadt, die Teams trennen 17 Zähler. Rapid hat indes die Verpflich- tung von Philipp Prosenik be- Tennisversprechen: kanntgegeben. Bei den Amateuren der Hütteldorfer soll der bisher Thiem quält Tsonga in vereinslose 20-jährige Sohn von Ex-Teamspieler Christian Prose- der Wiener Stadthalle nik „dort hinkommen, wo er sich sieht und wo sein Optimum ist“, Wien – Jo-Wilfried Tsonga, die sagte Sportdirektor Helmut Schul- Nummer eins des Turniers, die te. Der Mittelstürmer galt noch Nummer acht der Welt, zog ins 2009 bei seinem Wechsel von Ra- Halbfinale der Erste Bank Open in pid in den Nachwuchs von Chel- der Wiener Stadthalle ein. So sea als große Hoffnung. weit, so erwartet. Unerwartet war Prosenik konnte sich weder bei die Mühe, die der Franzose hatte, den Londonern noch ab 2012 beim Dominic Thiem, Österreichs letz- AC Milan in der Primavera durch- te und für die Zukunft größte setzen, wo sein Vertrag im Som- H offnung, aus dem Feld zu schla- mer aufgelöst wurde. Der Wiener gen. Der 28-Jährige benötigte 2:14 Rainer musste freilich auch mehrere Ver- Stunden, um den erst 20-jährigen letzungen verdauen. Prosenik sei Niederösterreicher mit 6:4, 3:6, Arnulf medizinisch aber auf der Höhe, 7:6 (3) aus dem Turnier zu entfer- © versicherte Schulte. „Es ist gelau- nen. 7700 Zuseher waren nach der Standard meldete im Juni 2008 als Erster den Rücktritt von Josef Hickersberger. Arnulf Rainer fen, wie es gelaufen ist, wir wol- einem Match, das an die großen übermalte als Erster Heribert Corns Foto vom Abschied des Teamchefs im Kursalon Hübner. len ihn jedenfalls wieder aus dem Zeiten eines Thomas Muster, Tal der Tränen führen.“ Die Zu- Horst Skoff und Jürgen Melzer ge- sammenarbeit mit dem ehemali- mahnte, hin und weg. Wie Thiem, gen U21-Teamspieler sei bis Som- der vom Match seines bisherigen KURZ GEMELDET GANZ KURZ FUSSBALL mer 2015 mit Option auf ein wei- Lebens sprach: „Von der Atmo- teres Jahr anberaumt. sphäre her auf jeden Fall und auch TERMINE TIPP3-BUNDESLIGA Joachim Löw bleibt zwei Um Schulte selbst gibt es Ge- von meiner Leistung.“ Er sei we- Basketball/ABL, SONNTAG: St. Pölten – Graz (17), SAMSTAG rüchte. Fortuna Düsseldorf sucht der ein Muster noch ein Melzer, weitere Jahre Teamchef Gmunden – Oberwart (17), Wels – BC Vienna (18), Red Bull Salzburg – Wacker Innbruck einen Sportdirektor. Der Deutsche sagte der Schützling des ehema - Fürstenfeld – Kapfenberg (18) Red-Bull-Arena, 16.30, Eisner – bisher: 1:1 (a) Frankfurt – J oachim Löw hat seinen Eishockey/Ebel, SAMSTAG: Bozen – Fehervar FC Admira – SV Grödig schmetterte das mit einem Heinz- ligen Daviscup-Kapitäns Günter Vertrag bis 2016 verlängert. Der (19.45), Ljubljana – Innsbruck (17.30); SONNTAG: BSFZ-Arena, 19, Schörgenhofer – bisher: 1:7 (a) Erhardt-Zitat ab: „Es gibt Gerüch- Bresnik, „aber ich hoffe, dass ich 53-Jährige hatte bei der deutschen Vienna Capitals – Graz, Dornbirn – Fehervar, Ljubl- Wolfsberger AC – SC Wr. Neustadt te, dass Hülsenfrüchte – in Men- von den Erfolgen her an sie an- jana – VSV, Znojmo – KAC (alle 17.30), Salzburg – Lavanttal-Arena, 19, Lechner – bisher: 1:2 (a) Fußball-Nationalmannschaft am Linz (17.45, ServusTV) SV Ried – Austria Wien gen genommen – nicht gut bekom- schließen kann“. 12. Juli 2006 die Nachfolge von Fußball/Deutschland, 1. Bundesliga, SAMSTAG: Keine-Sorgen-Arena, 19, Dintar – bisher: 3:3 (a) men. Das macht ja nichts, ich fin- Tsonga trifft am Samstag den Jürgen Klinsmann angetreten. Die Dortmund – Hannover, Bayern München – Mainz, de das fein – warum soll man nicht Niederländer Robin Haase. Das Fi- Bremen – Freiburg, Braunschweig – Schalke, Frank- SONNTAG Verträge mit Manager Oliver Bier- furt – Nürnberg (alle 15.30), Hertha BSC – Mönchen- Rapid – Sturm Graz auch mal ein Blähboy sein.“ Ein nale hat auch die Nummer zwei, hoff und Torhütertrainer Andreas gladbach (18.30); SONNTAG: HSV – Stuttgart Hanappi-Stadion, 16.30 (ORF 1), Schüttengruber weiterer Beweis dafür, dass Schul- der Deutsche Tommy Haas, im Vi- (15.30), Augsburg – Wolfsburg (17.30) bisher: 4:2 (a) Köpke wurden ebenfalls um zwei Fußball/U17-WM, Dubai, SAMSTAG: Kanada – Ös- te gute Arbeit leistet. Rapid emp- sier. Der 35-Jährige bespielt den Jahre verlängert. Löws Assistent terreich (15, Eurosport) Red Bull Salzburg 11 7 4 0 35: 10 25 fängt am Sonntag Sturm Graz. Tschechen Lukas Rosol. (red) Hans-Dieter Flick wird nach der Handball/HLA, SAMSTAG: WAT Margareten – West SV Ried 11 5 4 2 20: 17 19 Wien (18.30), Leoben – Ferlach/I., Hard – Krems (bei- SV Grödig 11 5 2 4 26: 24 17 WM der DFB-Sportdirektor. (sid) de 19), Linz – Schwaz Tirol (20.20) Rapid 11 4 4 3 19: 12 16 Handball / Champions League, DAMEN, SAMSTAG: Austria Wien 11 4 3 4 21: 17 15 Baia Mare / ROM – Hypo NÖ (20.15, ORF Sport Plus) Sturm Graz 11 4 3 4 16: 17 15 Nürnberg hat Meulensteen Tennis/ATP, Erste Bank Open, Wien, SAMSTAG SC Wr. Neustadt 11 3 3 5 16: 31 12 Kanadi Kafadi – Carl Lewis 1:0 (13.45, ORF Sport Plus) und SONNTAG (14, ORF 1) Wolfsberger AC 11 2 4 5 19: 24 10 für Coach Koller im Talon Motorrad/WM, GP Australien, Phillip Island, SAMS- Wacker Innsbruck 11 1 6 4 16: 21 10 as sind wir nicht manchmal unfassbar lustig gewesen! Nürnberg – Der deutsche Bundes- TAG: Qualifying (ab 6); SONNTAG: Rennen Moto2 FC Admira 11 2 2 7 11: 26 0 Kanadi Kafadi, Kagabi Kasushi, Kanasi Kagoschi – die (5.20), MotoGP (7, alle SRF 2 und Sport 1) ligist 1. FC Nürnberg hat einen Er- Dem FC Admira wurden acht Punkte aufgrund von Wfiktive Sippe eines Schneidermeisters vertrieb den Le- satz für Marcel Koller, falls sich EISHOCKEY Verstößen gegen die Lizenzauflagen abgezogen. sern und – Geständnis – mehr noch dem S tandard-Sport die der Schweizer Teamchef der Ös- Zeit, als sich eine Ski-WM in Japan wetterbedingt wie ein Stru- Ebel: Linz – Dornbirn 4:1 (2:0, 2:0, 0:1), Graz – Znoj- TORSCHÜTZEN terreicher nicht für die Franken mo 4:1 (2:0, 1:1, 1:0), Salzburg – Vienna Capitals 3:1 11: Soriano (Salzburg) delteig zog. Das gehört zur Geschichte wie das „Furza Austria!“, entscheiden kann. Der Kicker be- (0:0, 0:0, 3:1), KAC – Innsbruck 5:1 (4:0, 0:0, 1:1), Bo- 8: Alan (Salzburg), Zulechner (Grödig) das sich einem der Unseren angesichts einer typisch österrei- zen – VSV 4:1 (1:0, 3:0, 0:1) – Tabelle: 1. Bozen 19/13, 7: Hinterseer (Innsbruck) richtet, dass der Niederländer 2. Linz 18/13, 3. Salzburg 17/13, 4. VSV 16/13, 5. Znoj- chischen Fußballpartie entrang. Nur dem sicheren Geschmack Rene Meulensteen am Sonntag mo 16/12, 6. Graz 15/13, 7. Vienna Capitals 14/13 ERSTE LIGA von Oscar Bronner war es zu danken, dass ähnliche Lautmalerei oder Montag als Nachfolge von NHL: New York Islanders (mit Grabner / 1 Assist) – hernach nie wieder ihren Weg auf die Titelseite fand: „Im Sport Edmonton 3:2, Buffalo (mit Vanek) – Vancouver 0:3, Vienna – Austria Lustenau 0:2 (0:1) Michael Wiesinger vorgestellt Philadelphia (mit Raffl) – Pittsburgh 1:4 SKN St. Pölten – SC/ESV Parndorf 2:0 (1:0) von mir aus, aber nicht auf der Einser!“ Zugegeben, das Zitat ist werden soll. Der 49-Jährige arbei- TSV Hartberg – Kapfenberger SV 0:2 (0:0) ungenau, aber nicht so falsch wie jenes Ergebnis, das im Sep- tete als Assistent von Alex Fergu- TENNIS SV Mattersburg – SV Horn 0:1 (0:0) tember 1990 von der Einser spottete: Färöer – Österreich 0:1! Altach – Liefering 4:2 (2:1) son bei Manchester United, ehe er Wien / Erste Bank Open, 571.755 Euro, Hartplatz, Das Grauen von Landskrona, die ultimative Niederlage des Fuß- mit Guus Hiddink zu Anschi Ma- HERREN, Viertelfinale: Tsonga (FRA/1) – Thiem SCR Altach 13 9 2 2 27: 14 29 ballteams, erschloss sich erst weiter hinten im Blatt. Nur ein chatschkala wechselte und zeit- (AUT) 6:4, 3:6, 7:6 (3), Haas (GER/2) – Stepanek FC Liefering 13 7 2 4 32: 19 23 Jahr später war das Ergebnisangebot nach einem Weltrekord des (CZE/5) 7:6 (10), 6:3, Haase (NED) – Fognini (ITA/3) Austria Lustenau 13 6 5 2 19: 9 23 weilig gar als Chefcoach des Klubs 6:7 (4), 6:1, 6:1, Rosol (CZE/8) – Bemelmans (BEL/Q) Kapfenberger SV 13 7 2 4 17: 12 23 Sprinters Carl Lewis über 100 Meter schon breiter. In ein und aus Dagestan wirkte. Koller bliebe 6:3, 1:6, 6:3 – HF: Tsonga – Haase, Rosol – Haas TSV Hartberg 13 5 3 5 17: 23 18 demselben Artikel wurden ihm Laufzeiten von 9,90 und 8,86 dann noch die Chance, Schweizer Doppel, Viertelfinale: Mergea/Rosol (ROM/CZE) – SKN St. Pölten 13 5 1 7 14: 15 16 Sekunden zugeschrieben. Bis zum „Kopf des Tages“ auf der Peya/Soares (AUT/BRA/1) 7:5, 3:6, 10:8 SV Mattersburg 13 5 1 7 18: 23 16 Teamchef zu werden. Diesen Pos- Limoges, 50.000 Dollar, Hartplatz, DAMEN, VF: SV Horn 13 4 2 7 24: 28 14 letzten Seite hatte sich Lewis auf 9,95 eingebremst. In den Ge- ten räumt ja Ottmar Hitzfeld nach Paszek (AUT) – Zander (GER) 6:2, 6:2 – HF: Paszek – Vienna 13 5 1 7 15: 24 13 schichtsbüchern steht 9,86. Sicher richtig. Aber lustig? (lü) der WM im Sommer. (red) Soler-Espinosa (ESP/1)/Hradecka (CZE/7) SC/ESV Parndorf 13 1 3 9 8: 24 6 Sa./ So, 19./ 20. Oktober 2013 Wirtschaft 39

Pariser Tabakläden werden Banken S. 46 Springer-Chef Döpfner: Im Web bezahlen NetBusiness S. 54

derStandard.at/Wirtschaft

Zinsmanipulation: Banken drohen Milliardenstrafen

Erste Bußgeldbescheide „Sie können sich mich der EU-Kommission fertig als Baum vorstellen“, Frankfurt – In die Ermittlungen der sagte EU-Kommission zu den Manipu- Christian lationen von Banken-Referenz- Konrad, ehe- Zinssätzen kommt Bewegung. mals Raiff- Nach einem Bericht der am F reitag eisen-General- erschienenen Ausgabe des Mana- anwalt, als er ger Magazins h aben einige Banken im Juni 2012 bereits Bußgeldbescheide erhal- von Renate ten. Quellen nannte das Blatt Graber nicht. Insider rechneten insge- „anders ge- samt mit Strafen in Milliarden - fragt“ und höhe, hieß es in dem Bericht. Sie von Regine gehörten damit zu den höchsten, Hendrich die die Kommission je verhängt fotografiert habe. Ein Sprecher von EU-Wett- wurde. bewerbskommissar Joaquín Al- Arnulf Rainer munia wollte sich zu dem Bericht stellte sich nicht äußern. Konrad beim Almunia hatte bereits im Früh- Übermalen jahr erklärt, er strebe bis zum Jah- etwas anders resende Vergleiche mit den Ban- vor – und füg- ken an, die unter dem Verdacht

Rainer te ein Porträt stehen, wichtige Referenz-Zins- von Machia- sätze wie Euribor und Libor über velli ein. Jahre hinweg manipuliert zu ha- Arnulf

© ben. (red, Reuters) Familienkrise an der Pleitenfront

Großpleiten holen Gläubigerschützer aus Gerichtssälen BRANCHEN BAROMETER ten, Pleiten und Inkasso am Lau- „Viele ausländische Experten be- fenden gehalten werden wollen, kommen hier große Augen.“ ins Rampenlicht: Alteingesessene Verbände laufen hier steigt, erläutert Hans Musser, Chef Gewinnorientiert dürfen KSV, mit junger Konkurrenz auf hartem Pflaster um die des AKV, der selbst lieber im Hin- AKV und Creditreform nicht sein. tergrund arbeitet. Von Insolvenz- Pflicht ist auch die Organisation Wette. Über persönliche Animositäten, Gerangel um dienstleistung allein könne man als Verein. KSV und Creditreform Vertraulichkeit und eine österreichische Spezialität. nicht leben, sind sich er und Kant- haben ihre gewerblichen Tätigkei- ner einig: Es gehöre eine flächen- ten wie Inkasso klar gesellschafts- Verena Kainrath vor dem Untergang nicht mehr ge- deckende Infrastruktur erhalten, rechtlich getrennt. Entlohnt wer- feit sind und tausende Jobs auf dem Bis zu 40 Prozent der Mitarbeiter den sie über Beiträge der Mitglie- Wien – Eine Insolvenz hat auch ih- Spiel stehen. In ihrem Kielwasser Kreditschützer seien Akademiker – entsprechend der, Gläubigergebühren und übers re schönen Seiten. Zumindest für tummelt sich ein Heer von Masse- hoch die Lohnkosten. Ohne Zu- Gericht. Je höher die Quote aus der Gläubigerschützer, die das Rennen verwaltern, flankiert von den vier brot wie Inkasso, Wirtschaftsaus- Konkursmasse, desto mehr verdie- um die öffentliche Präsenz gewin- Gläubigerschutzverbänden KSV, heiten und Erbpachten ab, gebe es künfte und Beratungen wäre das nen Insolvenzverwalter. Zehn bis nen. „Das war heute wirklich eine AKV, Creditreform und ISA; wobei eben immer helle Aufregung, er- nicht möglich, resümiert Musser. 15 Prozent davon geben sie an die sehr gelungene und höchst erfolg- Letzterer im Schatten der Arbeiter- gänzt sein Prokurist Gerald Waf- Verbände weiter, die den Anteil reiche Aktion“, streute sich der kammer allein Arbeitnehmer be- fek, der auch als Sprecher des In- Kultur der Sanierung unter sich aufteilen. Zahltag ist oft KSV in einem internen Mail im Ap- dient. Und die Creditreform sehr kassoverbands tätig ist. Der stärke- Kreditschutzverbände sind ge- erst Jahre nach einer Pleite. ril selbst Rosen. Bisher sei rund um zum Missfallen der zwei anderen, re Wettbewerb habe die Kosten für setzlich dazu verpflichtet, Gläubi- Es sei gut, wenn man einander die Krise von Niedermeyer „nur die einander seit 1924 als einge- Gläubiger wie Schuldner freilich gerinteressen zu bündeln und zu kennt, schließlich müssen Gläubi- der KSV in den Medien genannt“ spielte Rivalen schätzen, erst vor gesenkt und den Zugang zum Ge- schützen. Sie unterstützen die Ge- gerschützer für rasche Entschei- worden, und soeben werde Insol- sechs Jahren ins Geschäft einstieg. richt erleichtert. Lediglich die drei richte, sorgen für straffe Verfahren dungen kurzfristig zur Verfügung venzexperte Hans Georg Kantner Verbände müssten sich seither und sind in dieser Form internatio- stehen, sagt der Linzer Massever- vom ORF interviewt, stand da zu Juristische Scharmützel mit weniger Geld aus der Kon- nal eine österreichische Spezialität. walter Rudolf Mitterlehner, aktu- lesen, gefolgt von einer herzlichen Der anfängliche Kleinkrieg und kursmasse zufriedengeben. Die hohe Sanierungskultur hierzu- ell mit dem Fall Dayli betraut. Gratulation an alle Beteiligten. juristische Scharmützel rund um Eine politische Entscheidung lande suche europaweit ihresglei- Eine laute Stimme hat die Bran- Kreditschützer haben Großein- Kampfpreise der Newcomer, die habe der Creditreform ihre Bevor- chen, sagt Kantner: 35 Prozent aller che in wirtschaftspolitischen Fra- satz. Monströse Pleiten von Alpine kleine Forderungen kostenlos vor rechtung verschafft, monieren an- Firmeninsolvenzen mündeten in gen, zuletzt ertönte diese rund um bis Dayli lassen ihre Mitarbeiter Gericht vertreten, sind mittlerwei- dere. Klar sei der Preisdruck nun Sanierungsplänen. Die Verfahren die GmbH light. Genutzt hat ihre heuer reihenweise Überstunden le vorbei. Persönliche Animositä- höher, sagt KSV-Experte Kantner. dauerten mit im Schnitt 1,9 Jahren Kritik nichts, die billigere Firmen- schieben. Und sie holten die Bran- ten unter älteren und neuen Wort- „Aber bleibt da nicht etwas auf der halb so lang als in Deutschland. gründung erhielt grünes Licht. che raus aus diskreten Verfahren führern des Insolvenzgeschehens Strecke? Und warum braucht es unter Ausschluss der Öffentlich- blieben. Sowohl der Alpenländi- auf Baustellen drei Kräne, wenn keit ins Rampenlicht. Beobachter sche Kreditorenverband als auch zwei genügen?“ Je weniger Partner erzählen von Konkursexperten, die Creditreform beanspruchen in verhandelten, desto konstruktiver Anarchischer Lustertanz die um die Wette aus Gläubigeraus- Österreich jeweils Platz zwei hin- sei das Ganze. Vermehrter Wettbe- schusssitzungen laufen, um die ter dem Marktführer KSV 1870 ve- werb habe vielmehr zum „Geran- b es mehr der Punk oder doch der Grüne Veltliner war, neuesten Entwicklungen publik zu hement für sich. Und die publizier- gel um den ersten Platz in den Me- der Erik O. in die Glieder fuhr, kann fast acht Jahre da- machen. Manch richterliche Ver- ten Mitgliederzahlen nimmt man dien geführt“. Zudem gingen In- Onach eigentlich niemand mehr sagen. „Ziemlich spät“ sei warnung war schon die Folge, zu- einander ohnehin nicht ab. solvenzverfahren nur die betroffe- es jedenfalls gewesen, als sich der deutsche Mitarbeiter auf der mal nicht jeder Bieter gern seinen „Über Jahrzehnte war die Bran- nen Parteien etwas an. Stattdessen Weihnachtsfeier des Standard an den Kronleuchter hängte und Namen in der Zeitung liest, noch che eine große Familie, ein akkor- trug man vertrauliche Information Tarzanschreie ausstoßend über der Tanzfläche baumelte. Einem ehe er überhaupt sein Anbot legte. diertes Team“, sagt der Chef der nach außen, die dafür nicht be- Artikel in der taz zufolge („Anarchy in Austria“, 10. 1. 2006) Insolvenzen erschüttern, vor Creditreform, Gerhard Weinhofer. stimmt war, ärgert sich Kantner. h aben die Sex Pistols im CD-Player den Kurzschluss bei Erik O. a llem wenn selbst große Konzerne Kehre man von lieben Gewohn- „Bei mehreren Tausend betrof- getriggert, der – „offensichtlich die Wiederkehr des Antichristen fenen Beschäftigten und Gläubi- vor Augen“ und unter Zurufen der Gäste – zur Tat schritt. gern sind Pleiten von öffentlichem „Recht dünn“ sei er gewesen, schildern die letzten Augenzeu- Interesse, ich bin daher für Trans- gen das Happening. Dem geringen Körpergewicht von Erik O. parenz“, hält Weinhofer dagegen, ist es zu verdanken, dass das Corpus Delicti nicht aus der Ver- „es darf nicht der Eindruck entste- ankerung brach, sondern noch Tage später seelenlos von den hen, dass hinter verschlossenen Prunkräumen in der Herrengasse baumelte. „Der Kronleuchter Türen gemauschelt wird.“ war jedenfalls hin“, erinnert sich Geschäftsführer Wolfgang KSV, AKV und Creditreform be- Bergmann. Fortuna hat bekanntermaßen eine Schwäche für die dienen einen Markt von rund 6000 Illuminierten – Erik O. erwischte just den einzigen Luster, der Pleiten und 40.000 Gläubigern im nicht unter Denkmalschutz stand. Den Schaden von 3000 Euro Jahr. Die Zahl der Konkurse stag- musste er zwar nicht begleichen, das freie Dienstverhältnis fand Die Stimmen der Gläubiger: KSV-Experte Kantner, Creditreform-Chef niert. Das Tempo, in denen Kun- in dieser Nacht trotzdem sein abruptes Ende. Julia Herrnböck Weinhofer und AKV-Geschäftsführer Musser (v. li.). Fotos: Rubra, Fischer den rund um die Uhr über Bonitä- 40 der Standard Wirtschaft Sa./So., 19./20. Oktober 2013 TERZETT „Damals haben 99 Prozent der Leute Die junge Industrielle Therese Niss, das grüne Urgestein und der Wirtschaftshistoriker Fritz Weber sprachen über 25 Wirtschaftsjahre. Andreas Schnauder hatte nicht viel zu moderieren.

Standard: Ich habe Ihnen die ers- te Standard-Ausgabe mitgebracht. Haben Sie eine Erinnerung an die Gründungstage? Niss: Ich war damals zwar erst elf Jahre alt, aber ich kann mich dun- kel erinnern, dass es etwas Neues gab. Eine Qualitätszeitung abseits der Presse. Van der Bellen: Und nicht irgend - eine, eine liberale noch dazu. Da- mals war die Presse j a ein bisschen klerikal, was ich heute nicht mehr sagen würde. der Standard war s omit eine Erleichterung. Niss: Die Gründung hat der Me- dienlandschaft sehr gutgetan. A ngesichts der Defizite bei der Qualität gegenüber Zeitungen in Deutschland oder der Schweiz war das ein Lichtblick. Ob es sich für den Standard unternehme- risch ausgezahlt hat, kann ich a llerdings nicht beurteilen.

Standard: Es gibt die Zeitung ent- gegen allen Prophezeiungen nach Van der Bellen, Niss und Weber (von links) bildeten nach einer Absage ein Terzett im Oktogon der alten Creditanstalt. Foto: Heribert Corn 25 Jahren immer noch. Weber: Ich habe die Gründung ten und in neuen Bereichen fehl- teln sympathisiert haben. Dann den Umweg der Krise der Verstaat- Standard: Das hat dann auch für w eniger intensiv, aber mit einer ten. Genau hier traten denn auch hat ein Professor aus Israel bei lichten nach Österreich. Und an Aufregung gesorgt, als Schüssel/ gewissen Sympathie wahrgenom- die ersten großen Verluste auf. einem Seminar in Harvard die die Stelle der großen verstaatlich- Grasser Vollprivatisierungen for- men. Ich hatte und habe die Neue Niss: Ich kenne das Thema natür- These aufgestellt, ein verstaatlich- ten Unternehmen traten meist cierten. Von der Austria Tabak ist Zürcher Zeitung abonniert, die die lich nur aus den Geschichtsbü- tes Unternehmen habe gar keinen kleinere private Einheiten. heute nicht mehr viel zu sehen. meisten für Österreich übers Re- chern und Erzählungen. Die Ver- Eigentümer. Daraufhin habe ich Van der Bellen: Wenn Betriebsräte Der Ausverkauf an ausländische gionale hinaus relevanten Inhalte staatlichte ist ja nach dem Krieg mir ein paar Aufsichtsräte angese- und Manager wissen, dass es in Konzerne machte Schlagzeilen. gut abdeckt. gegründet worden, um den Wie- hen und musste fest- der Schieflage Hilfe Niss: Allerdings hat sich die deraufbau voranzutreiben und die stellen: Er hat recht. vom Staat gibt, dann T abakindustrie stark verändert, Standard: Vor uns Industrie im Osten Bei der OMV zum Bei- „ weiß man schon, was weltweit sind große Konglome rate liegt die erste Aus - des Landes vor dem spiel saßen Gewerk- passieren wird. Ich entstanden. Da kann man schwer gabe, mit einer Auf- Zugriff der russi- schafter, Bürgermeis- Die Voest-Krise möchte da die positive beurteilen, was passiert wäre, machergeschichte re schen Besatzung zu ter und Wirtschafts- war kein Zufall. Rolle von Ferdinand wenn man nicht privatisiert hätte. zur Europäischen Jah schützen. Ich glau- kämmerer im Auf- Früher oder Lacina hervorheben. Wichtig ist halt, in die Zukunft zu Gemeinschaft. Auch 25 be, das war eines Ta- sichtsrat. Der Eigentü- Er hatte als zustän - investieren und nicht Arbeitsplät- die Verstaatlichte ges überholt. Heute mer Bund war kaum später wäre das diger Minister den ze zu subventionieren, die nicht f indet sich auf Seite weiß man, dass die vertreten und wurde gekommen. Scherben auf und zu halten sind. eins. Die war insge- öffentliche Hand zwischen den ver- konnte glaubhaft ma- Weber: Bei der Tabakindustrie ist samt wohl das wichtigste Wirt- kein guter Unternehmer ist, die schiedenen Interessen Van der Bellen chen, dass man die auch die Rolle der EU zu berück- schaftsthema Ende der 80er-Jahre. Parteien noch weniger. Erst die zerrieben. Daher war V oest nicht den Bach sichtigen, die sich die Auflösung Weber: Ich komme aus der Ober- Privatisierung hat die echte Er- die Voest-Krise kein runtergehen lässt, aber der nationalen Monopole auf die steiermark, dort habe ich die Ver- folgsgeschichte von Unterneh- unglücklicher Zufall. dass es das letzte Mal Fahne geheftet hatte. Heute ist das änderungen hautnah miterlebt. men wie der Voest eingeleitet. Die Früher oder später sein wird. Das hat auch Transnationale normal und Natio- Das war ja eine schwierige Zeit für heutige Wettbewerbsfähigkeit der wäre etwas Ähnliches gekommen.“ funktioniert. nale der Ausnahmefall. Im Übrigen die Verstaatlichte, die vor allem in Betriebe und die Qualität der Pro- Unternehmen im internationalen finde ich, dass in etlichen Fällen der Schwerindustrie tätig war. Die dukte wurden vor allem in der Zeit Wettbewerb können mit diesen Standard: F ür ein paar Jahre, dann der Einfluss ausländischer Unter- großen Probleme hatten – wie in nach der Privatisierung erreicht. Strukturen nicht überleben. kamen neue Rückschläge. Die nehmen den früher verstaatlichten ganz Europa – schon in den 70er- Van der Bellen: Ich habe bis zur h ohen Amag-Verluste brachten die Betrieben Vorteile gebracht hat. Jahren begonnen, auch weil für of- V oest-Krise 1985/86 zu jenen Standard: Bei den in der Folge Pläne eines Börsengangs der Aus- Van der Bellen: International zu fensive Gegenstrategien die Erfah- g ehört, die mit dem staatlichen e ingeleiteten Privatisierungen hat trian Industries zum e xpandieren und den rungen auf internationalen Märk- Eigentum an den Produktionsmit- man den Eindruck, dass budgetäre Platzen. „ Heimmarkt abzuschot- Zwänge und nicht ideologische Niss: Ich denke, es ten, finde ich klein - Konzepte ausschlaggebend waren. macht Sinn, kurzfristig Ausländischer kariert. Weber: Es gab auf der einen Seite bedrohte Arbeitsplätze Niss: E inen Unterschied den riesigen ökonomischen zu erhalten, wenn das Einfluss hat macht aus, an wen Mit Druck, zum anderen ein großes Unternehmen im Prin- etlichen der Staatsbetriebe verkauft politisches Problem: Man kann die zip richtig aufgestellt Staatsbetriebe werden, ob jemand stra- besser WOHNEN Geschichte der Verstaatlichten ja ist. Langfristig funktio- tegisch einsteigt und lassen sich nur verstehen, wenn man die poli- niert das nicht. Wenn gutgetan. das Unternehmen wei- tischen Verhältnisse nach dem ich die Produkte nicht Weber terentwickelt oder ob Wohnwünsche Zweiten Weltkrieg berücksichtigt: verkaufen kann, sind das ein Hedgefonds ist, die große Koalition und das Pro- irgendwann auch die der nach ein paar Jah- realisieren! porzsystem, schwarzer Direktor, Arbeitsplätze nicht zu ren gewinnbringend roter Vize oder umgekehrt. Dazu halten. Die Privatisie- aussteigt. HE REICHISC DIE ÖSTER ZEITSCHRIFT WOHN 3,– 013 | EUR Nr. 4 | 2 o.at er-wohnen.c

www.bess kam der Einfluss der Gewerkschaf- rung hat dann viel Geld in die

a t

o.

4 | o h n e n . c r . “ er ten und der Regionen. Die 80er- K assen gespült und die Betriebe Standard: W ir sitzen in der ehema-

| N bess OHNEN . b e s s e r - w NEN w w w OH Jahre in Europa waren geprägt von schuldenfrei gemacht. Verscher- ligen Creditanstalt, die 1997 priva- ABENTEUER. W n P ali. KUNTERBUNTES vo "Gigi &L ele" Programm lt.at .bambinowe Über www konservativ-liberalen wirtschaftli- beln macht keinen Sinn, aber die tisiert wurde. Der Verkauf an die chen Ideen – Stichwort Thatcher- Beimischung von privatem Blut Bank Austria hat die ÖVP am fal- ism. Diese Einflüsse kamen über ist nicht so schlecht. schen Fuß erwischt.

ZU DEN PERSONEN

OPEN-AIR-MÖBEL 2013 sesten Trends Die heis Spatio. TAFEL-SCHMEICHLER auf Pool und Tisch. Appetit zwischen TEN Treffpunkt . KINDER-WEL Kids ante Tischmode en erlaubt! eleg Großwerd . u n d Einfamilienhäusern! Therese Niss Alexander Van der Bellen Fritz Weber einrichtung (36) ist in der oberös- (69) ist (66) ist Wirtschaftshis- rste Z immer ihre e v o n W o h n u n g e n A n g e b o t e A k t u e l l e terreichischen Autozuliefergrup- Wiener Gemeinderat und war von toriker und Kulturkritiker. Er stu- pe Miba für den Bereich Coating 1997 bis 2012 Bundessprecher der dierte Geschichte und Germanis- am Kiosk oder als Abo zuständig. Die Tochter des frühe- Grünen. Seine Eltern flohen vor tik in Graz, Bochum und Salzburg. www.besser-wohnen.co.at r ren Präsidenten der Industriellen- russischen Besatzern von Wien Später betreute er das Archiv der ne vereinigung, Peter Mitterbauer, ist ins Kaunertal, wo VdB aufwuchs. Creditanstalt, 1992 habilitierte er Lei

to Vorsitzende der Jungen Industrie. Nach dem Studium der Volkswirt- mit einer Arbeit über die Banken-

Fo Niss studierte Jus in Wien und schaft lehrte das frühere SP-Mit- krise in den 20er-Jahren. For- Wirtschaft in Bologna. Die zwei - glied an der Uni Innsbruck, bevor schungsschwerpunkt zu Arisie- fache Mutter war für Mondi, Leh- VdB nach Wien und dann ins Par- rungen in der NS-Zeit. Weber fun- man und im EU-Parlament tätig. lament wechselte. giert auch als Operndramaturg. Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Wirtschaft der Standard 41 TERZETT die Steuern auf Zinsen hinterzogen“ Weber: Das ist eine ganz eigenarti- geht man halt zum Spar oder zum Niss: Es ist kein Geheimnis, dass telen bedient werden. Große Re- Standard: Wenn Sie sich wirt- ge Geschichte gewesen, die sehr Billa. Mir ist es relativ wurscht, wo ich gegen Vermögenssteuern bin. formen wurden nie angegangen, schaftspolitisch etwas für die eng mit der Politik verquickt war. ich einkaufe, solange die Ware Die sind eine indirekte Enteig- weil immer eine Seite die andere nächsten 25 Jahre wünschen könn- Auf der einen Seite stand die SPÖ nicht verdorben ist. nung und schlecht für den Stand- blockiert hat. Davon haben Partei- ten, was wäre da ganz oben auf der mit der Bank Austria, die aus Zen- Niss: . .. und der Preis nicht zu hoch ort. Wenn unter dem Sozialdemo- en wie die FPÖ profitiert. Prioritätenliste? tralsparkasse und Länderbank ent- ist. kraten Lacina die Vermögens- Niss: Unter Schüssel/Grasser Niss: Dass der Standort durch standen war, und auf der anderen Van der Bellen: Bei den meisten Sa- steuer abgeschafft wur- w urden schon einige wettbewerbsfähige Unternehmen ein zögerlicher neuer CA-General- chen weiß ich gar nicht, ob der de, hat das ja einen gu- Strukturreformen an- gesichert wird. Dazu müsste die direktor, der versucht hat, das Preis zu hoch oder zu niedrig ist. ten Grund. Durch die „ gegangen, beispiels- Abgabenquote gesenkt werden, Schwarze hineinzureklamieren, Einführung der KESt weise bei den Pen - damit von den Lohnkosten mehr und damit auf die Nase gefallen ist. Standard: Immer wieder für Dis- gab es dann ja auch Unter Schüssel sionen, auch wenn beim Arbeitnehmer landet. Zwei- Es gab ja durchaus ausländische kussionsstoff haben Sparpakete mehr Einnahmen als wurden einige dann wieder einiges tens muss das Bildungssystem Interessenten, beispielsweise aus und Steuerreformen gesorgt. Was zuvor durch die Ver- verwaschen wurde. g eändert werden. Österreich hat der Schweiz. Aber die CA war seit haben Sie da in bester Erinnerung? mögenssteuer. strukturelle Ich meine da vor allem Holz und Hirn, also nicht allzu der Monarchie das Flaggschiff des Van der Bellen: In bester Erinne- Van der Bellen: Damals Reformen diesen narrischen große Ressourcen, umso wichtiger österreichischen Geldwesens ge- rung ist die größte Einkommen- haben dank des Bank- angegangen. Donnerstag (Natio- sind Fortschritte in der Bildung wesen. Die wollte man nicht ein- steuerreform unter Lacina 1989 geheimnisses 99 Pro- nalratsbeschlüsse vor und der Forschung. fach ans Ausland verkaufen. Die mit der Senkung des Spitzen- zent die Einkommen- Niss den Wahlen 2008, Weber: Ich halte einen Ausgleich besser zur ÖVP passenden Interes- steuersatzes auf 50 Prozent, auch steuer auf Zinsen hin- A nmerkung). Aber für zwischen jüngerer und älterer Ge- senten waren aber nicht in der wenn ich danach wegen der Strei- terzogen. Somit war es die Wettbewerbsfähig- neration für zentral. Dieses Pro - Lage, eine für sie favorable Lösung chung von verschiedenen Aus- kein Wunder, dass die keit Österreichs wur- blem wird in Zukunft nicht klei- zustande zu bringen. nahmen mehr Steuern bezahlt KESt mehr bringt. Es den e inige Initiativen ner. Offensichtlich hat niemand habe. Dann kamen 1993 die Ab- gab pragmatische Gründe, das “so gesetzt. eine Idee, was man hier wirklich Standard: Ist die ÖVP beim CA- schaffung der Vermögenssteuern zu machen. Van der Bellen: Grasser war mit tun kann. Verkauf über den Tisch gezogen – aus meiner Sicht ein Wermuts- dem Nulldefizit medial erfolg- Van der Bellen: I ch würde mir wün- worden? tropfen – und die Einführung der Standard: 2000 war es dann vor- reich. Doch die Steuererhö - schen, dass man in der Wirt- Van der Bellen: D ie ÖVP hat es nicht Kapitalertragsteuer. bei mit Rot-Schwarz. Auch wirt- hungen haben die Konjunktur schaftspolitik langfristig und geschafft, entweder über Raiffeisen schaftspolitisch eine Kehrtwende? b elastet, das war kontraproduk- s ystemisch denkt. Bildung, For- oder die Erste ein glaubhaftes An- Standard: Das werden Sie wahr- Weber: N atürlich war das ein Wen- tiv. Die Abgabenquote ist auf schung oder Innovation über gebot zu machen. Mich hat das an scheinlich nicht als Wermutstrop- depunkt. In der Zeit der großen einen historischen Höchststand Nacht anzugehen ist vollkommen meiner sentimentalen Flanke ge- fen sehen? Koalitionen mussten zwei Klien- gestiegen. sinnlos. troffen. Ich wollte 1980, als ich an die Uni Wien gekommen bin, hier in der CA-Zentrale ein Konto eröff- nen. Da wollten sie mich nicht ha- ben, sondern in die Filiale für die Plebs vis-à-vis schicken. Da habe ich gesagt: „Entweder hier in der Zentrale ein Konto oder auf Wie- derschauen.“ Das Konto habe ich bekommen und habe es bis heute. Wichtige Anliegen halten

Standard: Und wie haben Sie die politischen Querelen erlebt? Das sich nicht an Öffnungszeiten. bürgerliche Lager hat doch ein Boll- werk verloren. Van der Bellen: Na ja. Hannes An- drosch war dort ja auch General- direktor. Spätestens da war ein Loch in das Bollwerk geschossen. Weber: Es herrschte hier im Haus eine deprimierte Stimmung. In der Kantine saßen die Leute mit steinernen Mienen. Sie haben das als Niederlage empfunden. Das größte Problem war sicherlich, die verschiedenen Unternehmens- kulturen zusammenzubringen. Die Creditanstalt war die Bank für die Industrie und für die feinen Herren. Heinrich Treichl hat das sehr gepflegt, erst spät hat man sich dem Massengeschäft zuge- Jetzt wandt. Das war lange ein rotes Samsung Tuch für die CA. GALAXY Standard: Nicht übernommen Tab 3 wurde, sondern gänzlich ver- sichern! schwunden ist in den 90er-Jahren der Konsum. Auch hier gab es einen engen politischen Konnex zwi- schen Unternehmen und Politik. Weber: I ch komme aus Knittelfeld, wo es am Bahnhof ein riesengro- ßes Konsum-Gebäude gab. Meine Wir sind immer Großeltern – mein Großvater war Eisenbahner – hätten nie woan- ders als im Konsum eingekauft, und überall für außer bei einem kleinen Kauf- mann, der in der NS-Zeit Wider- standskämpfer versorgt hat. Die Sie da. Präsenz des Konsum im täglichen Leben der kleinen Leute war enorm. Das war in der Großstadt sicher anders. Natürlich war die Mit unserem neuen Konsum-Pleite eine fürchterliche Niederlage für die Sozialdemokra- SmartBanking. tie. In Knittelfeld hat früher die überwiegende Mehrheit SPÖ ge- Erledigen Sie jetztIhre Bankgeschäfte wählt. Für die ÖVP und die Kom- wann und wo Sie wollen –auch per munisten, die relativ stark waren, blieb der Rest. In den 80er-Jahren, VideoTelefonie. BeimneuenSmartBanking im Zuge der Verstaatlichten-Kri- für Privatkunden ist Ihr persönlicher se, ist dann die FPÖ hochgekom- Betreuer Mo–Frbis 20 Uhrfür Sie online. men. Menschen, die Zukunfts- ängste haben, handeln anders als Infosund Bedingungen auf smartbanking.at Leute mit sicherer Lebenspers- pektive. Das darf man nicht unter- schätzen. Auch Antisemitismus habe ich früher nie erlebt. Plötz- lich waren „die Juden an der Ost- küste“ in aller Munde. Van der Bellen: Für das Selbstbe- wusstsein von SP-Mitgliedern war der Konsum wichtiger als für die ökonomische Dimension. Jetzt 50 der Standard Wirtschaft Sa./So., 19./20. Oktober 2013

Heinrich Treichl, der ehemalige Generaldirek-

Rainer tor der Credi- tanstalt (CA),

Arnulf feierte heuer

© seinen 100. Geburtstag. Im Juli 2006 wurde er von Renate Graber „anders gefragt“ und von Regine Hendrich fotografiert. Nun hat ihn Arnulf Rainer übermalt.

NIALL FERGUSON Krugman, der moderne Raubritter

Wo Regularien die n einer „Sozialwissen- tun, also im Herzen der bei der Prognose der Kri- Renditemindern, schaft“ wie der Öko - liberalen Blogosphäre. se oder des Überlebens Inomie sollten partei- ie bei Histori- des Euro kaum als zuver- erschließenwir neue politische Bösartigkeiten kern üblich, ar- lässig bezeichnet wer- Ertragsquellen. keinen Platz haben. Doch Wgumentierte ich den. Überdies steht min- Ökonomen verfallen heu- auf Grundlage der Archi- destens eine seiner Ko- Mitindividuellen Fonds- und te regelmäßig in hetzeri- ve. Mit Zitaten zeigte ich lumnen aus der Zeit vor Kapitalmarktlösungen auseiner Hand. sche Polemik, was ich zunächst, dass Krugmans der Krise in krassem Wi- am Beispiel Paul Krug- wiederholte Behauptung, derspruch zu seiner heu- mans zeigen möchte. in seinen ökonomischen tigen Ansicht, wonach Viel einflussreicher als Kommentaren „in allem das derzeitige – oder so- Krugman kann richtig gelegen gar ein noch höheres – man als Ökonom zu sein“, falsch Staatsschuldenniveau nicht sein. Der No- ist. Obwohl er keinerlei Risiko darstellt. belpreisträger lehrt (wie viele andere Schließlich – und am in Princeton und auch) im Jahr bedeutsamsten – ist fest- ist als Kolumnist 2006 die Immo- zustellen: Selbst wenn für die New York bilienblase er- Krugman „in allem rich- Times tätig. Seine kannte, hat er tig“ gelegen wäre, gibt es www.deka-institutionell.de für dieses Blatt jene Kettenreak- keine Rechtfertigung für verfassten Kom- tion im Finanz- die zahlreichen persön - mentare und der bereich, die lichen Angriffe auf jene, Blog The Conscience of a dann eine globale Krise die nicht seiner Meinung Liberal werden von (im schürte, nicht vorausge- sind. Wörter wie „Kaker- amerikanischen Sinne) sehen. Nachdem es ihm lake“, „wahnhaft“, „Quer- liberalen Ökonomen und nicht gelungen war, die kopf“, „Trottel“ gehören Journalisten weltweit mit US-Krise vorherzusehen, nicht in eine zivilisierte beinahe religiösem Eifer prognostizierte er an- Debatte. Ich kann von gelesen. Mit mehr als schließend fälschlicher- Glück sprechen, dass er einer Million Follower ist weise den bevorstehen- mich nur als „Wichtig- er auch auf Twitter ein den Zerfall der europäi- tuer“, „dümmlich“ und – Superstar. schen Währungsunion letzte Woche – als „Troll“ Viele Menschen gehen und veröffentlichte dazu bezeichnete. von der Annahme aus, in den Jahren 2011 und rugman ist die in- das Internet sei ein abso- 2012 über 20 schriftliche tellektuelle Ausga- luter Glücksfall für die Äußerungen. Diese Feh- Kbe eines Raubrit- Redefreiheit. Sie unter- ler hat er nie zugegeben. ters, der unter Ausnut- schätzen, in welchem Im Gegenteil, im Rück- zung seiner Macht res- Ausmaß eine Konzentra- blick brüstet er sich noch pektable Menschen aus tion von Online-Macht mit seiner Prognosekraft. der Öffentlichkeit ver- korrumpiert. Seit Krug- Zweitens: Krugmans treibt – vor allem jüngere man und ich 2009 unsere Behauptung, wonach Wissenschafter, die Debatte über Fiskal- und umfangreichere Konjunk- fürchten, von dem „un- Geldpolitik begannen, turpakete eine raschere besiegbaren Krugtron“ bin ich zunehmend be- wirtschaftliche Erholung „auseinandergenommen“ unruhigt über die Art, in den USA bewirkt hät- zu werden. wie er seine Macht miss- ten, stützt sich auf Mut- braucht. Vergangene Wo- maßungen. Das Modell, NIALL FERGUSON ist Profes- DekaBank Deutsche Girozentrale che entschloss ich mich, auf dem seine Behaup- sor für Geschichte an der Uni- meine Meinung in der tung beruht, kann ange- versität Harvard. © Project Huffington Post kundzu- sichts seines Versagens Syndicate/IWM 2013 54 der Standard NetBusiness Sa./So., 19./20. Oktober 2013 „Es war ein Fehler, im Internet alles gratis anzubieten“

Springer, das größte Verlagshaus in Europa, investiert verstärkt in digitale Medien. Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner ist überzeugt: Wenn die Qualität stimmt, sind die Leser bereit, auch für Online-Angebote zu bezahlen. Mit ihm sprach Birgit Baumann.

Standard: Lesen Sie morgens noch Springer nach dem Zweiten Welt- Papierzeitungen? krieg. Hat der Verkauf an die Fun- Döpfner: Auf dem Weg zur Arbeit ke-Gruppe nicht wehgetan? blättere ich 14 verschiedene durch Döpfner: D as war schmerzhaft. Das und lese jene Artikel, die mein In- Herz sagte Nein, der Verstand aber teresse wecken. Da unterscheidet Ja. Wir haben uns dafür entschie- sich die Rolle der Zeitung nach den, weil wir sicher sind, dadurch wie vor von der gezielten Informa- generell mehr zur Zukunftssiche- Springer-Chef Mathias Döpfner sieht noch kein Ende der Papierzeitung. Foto: Springer / Paulus Ponizak tionssuche im Netz. Man lässt sich rung des Journalismus beitragen eben gerne überraschen. zu können. Denn die Herausforde- ten, sondern auch für zusätzliche gelaunte Zöllner. Wir sollten es als kel. Nicht so erfolgreich, wie wir rung der Zukunft ist: Wie können Videos und Grafiken. das bezeichnen, was es ist: ein gedacht haben, ist jenes Modell, Standard: Sie könnten sich auch wir das Prinzip Zeitung auf allen Abo. Dafür gibt es einen Verkaufs- bei dem man die Bild-Zeitung da- nur online überraschen lassen. Vertriebskanälen erfolgreich ma- Standard: Muss der Journalist der preis wie bei der Zeitung. zubekommt. Wer sich für das di- Döpfner: Die Zeitung hat schon chen? Und zwar Print und elek - Zukunft alles können? gitale Produkt entscheidet, will of- ihre Reize. Der Lesefluss auf einer tronisch. Wir müssen weg von die- Döpfner: Nein, das Internet schal- Standard: V on Online-Inhalten, die fenbar das Papier nicht. Mit digi- großen Seite ist schneller als das sem Entweder-oder. tet nicht alle gleich. Gute Medien nur durch Werbung finanziert wer- talen Abos für die Welt haben wir Hin- und Herscrollen auf einem brauchen mehr denn je Journalis- den, halten Sie nichts? vor Weihnachten 2012 begonnen. Bildschirm oder das Standard: Was muss ten, die recherchieren, bewerten Döpfner: Ich möchte nicht, dass Bis jetzt wurden 50.000 verkauft, Größerziehen am Ta- sich dafür im Inter- und analysieren. Vi- eines Tages Firmen pro Tag generieren wir mittlerwei- blet. Ich brauche zu- net ändern? deos und Grafiken wie Coca-Cola oder le mehr digitale als Printabos. dem keine Batterie re Döpfner: In den ers- machen auch künf- „ große Banken die Be- und muss nichts ex- ten 15 Jahren muss- tig jene, die dafür richterstattung über Standard: Sie haben sich in Öster- 25 Jah Ich finde den tra einschalten. Auch te alles möglichst ausgebildet sind. sich selber organisie- reich 2011 vergeblich um die Antei- den Geruch der Zei- schnell verfügbar österreichischen ren. Qualitätsjourna- le der heutigen Funke-Gruppe an tung mag ich. sein. Jetzt wird Qua- Standard: Es gibt al- Medienmarkt lismus braucht zwei „Krone“ und „Kurier“ bemüht. Was lität immer wichti- lerdings einen gro- Säulen: den zahlen- reizt Sie daran? Standard: Dennoch hat sich der ger. Es macht also Sinn, bei wich- ßen Wermutstropfen: sehr interessant. den Anzeigenkunden Döpfner: Ich finde den österreichi- Springer-Verlag von Traditionstiteln tigen Ereignissen mit der Analyse Viele Menschen wol- Die Österreicher und den zahlenden schen Medienmarkt sehr interes- getrennt und investiert stärker im vielleicht eine Stunde später hin - len für digitale Inhal- Leser. Das gilt für On- sant. Die Österreicher sind gebil- Digitalbereich. auszugehen und dann aber wirk- te nichts bezahlen. sind gebildet, line wie für Print. Die det, lesen viel Zeitung. Viele Neu - Döpfner: Lesegewohnheiten än- liche Qualität zu bieten. Die Lese- Döpfner: Es war ein lesen viel Zeitung. Leser erkennen auch erungen wie News kamen von dern sich. Meine Kinder etwa ha- rinnen und Leser vertrauen ja gut großer Fehler, im In - immer mehr, dass ver- dort. Und vor der publizistischen ben eher ein sinnliches Erlebnis eingeführten Medienmarken. ternet anfangs alles antwortliche Absen- Lebensleistung von Oscar Bron- beim Anfassen eines Smartphones gra tis anzubieten. derschaft einen Wert ner haben ich großen Respekt. als beim Aufschlagen der Papier- Standard: Abgesehen von der Aber den haben ja darstellt. Das ist etwas zeitung. Ich sehe zwar noch eine Schnelligkeit und dem billigen Ver- alle Verlage kollektiv gemacht.“ anderes, als wenn jemand im Netz Standard: Bleiben Sie hartnäckig? jahre-, wenn nicht jahrzehntelan- trieb – welche Vorteile von digita- Mittlerweile sind in den USA Gerüchte und Fakten vermischt. Döpfner: Natürlich gilt: Sag nie- ge friedliche Koexistenz von Print len Medien sehen Sie noch? mehr als 50 Prozent der relevan- mals nie. Aber aktuell steht nichts und Online, denn auch mit Papier Döpfner: Mehr Möglichkeiten für ten Medien mit Abomodellen aus- Standard: Online-Leser der „Bild“- an. Man muss auch wissen, wenn wird man weiterhin Geld verdie- direktes Feedback der Leserinnen gestattet, die anderen bereiten Zeitung müssen seit einigen Wo- etwas nicht geht. nen können. Aber es bringt den- und Leser. Sie sehen einen Fehler sich darauf vor. chen bezahlen. Wie viele tun das? noch nichts, die Papierzeitung ver- oder wollen uns auf etwas aufmerk- Döpfner: Zahlen veröffentlichen MATHIAS DÖPFNER (50) war von 1996 bissen zu verteidigen. sam machen und melden sich. Das Standard: In Deutschland wie in wir frühestens nach einem halben bis 1998 Chefredakteur der „Hamburger geht rascher als der traditionelle Österreich trauen sich viele nicht Jahr. Es zeichnet sich ab, dass Morgenpost“, dann bis 2000 Chefredak- Standard: Die „Hörzu“ und das Leserbrief. Und natürlich bieten an die Online-Bezahlschranke. „Bild Plus“ gut ankommt. Da zah- teur der „Welt“. Danach wechselte er in „Hamburger Abendblatt“ gehörten digitale Medien mehr Platz – nicht Döpfner: E in schreckliches Wort. Es len Sie 4,99 Euro im Monat und den Vorstand des Axel-Springer-Verlags, zu den ersten Gründungen von Axel nur für die klassischen Geschich- erinnert an Grenzen und schlecht haben Zugriff auf relevante Arti- seit 2002 ist er Vorstandsvorsitzender.

INVESTMENTFONDS /FONDSGEBUNDENE PRODUKTE

Fondsname ISIN Whrg. NAV MM Fund USD* LU0141250786 US 194,67 UniOpti4* LU0262776809 EU 101,95 101,95 Ausg.Rückn. Pf Euro Growth B* LU0112799613 EU 128,35 UniProtect:Europa* LU0165183871 EU 115,48 112,12 Fondsgebundene Pf Fd Balanced B* LU0161534606 CH 190,94 UniRak* DE0008491044 EU 97,58 94,74 Investmentfonds UniRak NachhaltigA* LU0718558488 EU 58,32 56,62 Lebens- u. Pensions- Repräsentant: Vorarlberger Landes- und PF Fund Yield B* LU0161539233 CH 164,12 Inland Tel.: 00352/26 40-6400 Fax: 00352/26 40-9888 UniRenta* DE0008491028 EU 19,41 18,84 Hypothekenbank AG, Hypo-Passage 1, PF Green In.YieldA* LU0288150856 EU 106,89 http://www.union-investment.at versicherungen A-6900 Bregenz, Tel.: 05574/414-447 In Österreich erhalten Sie Informationen bei der UniRenta Corp A* LU0039632921 EU 77,96 75,69 PF Green In.YieldA* LU0343771381 CH 97,76 Volksbanken KAG (T:01/313 40-3217) sowie bei UniSec. BioPha.* LU0101441086 EU 76,02 73,10 Bond Inv.AUD A* LU0141247303 AU 118,11 PF Green In.YieldB* LU0288151409 EU 119,23 anderen ausgewählten Vertriebspartnern UniSec. High Tech.* LU0101441672 EU 47,12 45,31 SC Argos LU0137341789 EU 1446,96 1404,82 Bond Inv.AUD B* LU0161529945 AU 196,69 PF Green In.YieldB* LU0343771621 CH 103,74 UniVa. Global A* LU0126315885 EU 69,26 66,60 Bond Inv.CAD A* LU0141247725 CA 130,35 Europ. MinRisk Eq.* DE0009750554 EU 58,19 58,19 SC Huber-Strategy1 LU0350239504 EU 1215,50 1180,10 PF Green In.YieldI* LU0288151581 EU 109,65 UniWirts.Aspirant* LU0252123129 EU 43,42 42,16 Bond Inv.CAD B* LU0161530109 CA 183,82 KCD Uni.Renten+* DE0005326524 EU 51,38 51,38 SC Priamos LU0137341359 EU 1568,71 1494,01 Pf. F.Gre. In.Eq.B* LU0136171559 EU 101,83 LIGA-Pax-Cattol.-U* LU0152554803 EU 1392,92 1368,96 ARIQON Asset Managment AG T: +43 151310640 1010 Wien, Schottenring 15 Bond Inv.CHF A* LU0141248293 CH 107,56 www.ariqon.com [email protected] SC SIC.Starpoint LU0114997082 EU 1662,82 1583,64 Bond Inv.CHF B* LU0161530448 CH 128,85 Pf. F.Gre.In.Bal.B* LU0161535165 CH 167,63 LIGA-Pax-Corp.-U.* LU0199537852 EU 42,05 40,83 Tel.:050 330 330, Fax:050 330 997 2212 Pf. F.Gre.In.Eq.A* LU0161535835 EU 100,78 LIGA-Pax-Rent-Unio* DE0008491226 EU 25,67 24,92 http://www.donauversicherung.at SC SIC.Winbonds+ LU0256567925 EU 1596,44 1549,94 Bond Inv.CHF I* LU0276846374 CH 103,86 Konservativ* AT0000615836 EU 15,90 15,10 [email protected] Bond Inv.EUR A* LU0141248459 EU 65,67 Pf. F.Gre.In.Inc.A* LU0288148280 EU 111,79 Quon.EM Eq MinRisk* LU0489951870 EU 1261,85 1257,43 Multi A. Ausgewog.* AT0000810643 EU 11,62 11,04 Bond Inv.EUR B* LU0161530794 EU 88,85 Pf. F.Gre.In.Inc.A* LU0343771894 CH 101,55 UI Conver.Prot.* LU0200666799 EU 73,97 71,82 Bond Inv.EUR I* LU0276846457 EU 105,35 UI IMMUNO Nachh.* LU0300981452 EU 96,36 95,41 A2A OFFENSIV* DE0005561658 EU 16,36 15,58 Multi Asset* AT0000607577 EU 12,19 11,58 Pf. F.Gre.In.Inc.B* LU0288148447 EU 130,17 ARTS TotR.Dyn. T* AT0000634738 EU 172,91 Bond Inv.GBP A* LU0141248616 GB 67,77 Uni21.Jahrh.-net-* DE0009757872 EU 24,18 24,18 ETF-DACHFONDS* DE0005561674 EU 12,80 12,80 Wachstum* AT0000810650 EU 10,58 10,05 Pf. F.Gre.In.Inc.B* LU0343771977 CH 110,67 JB Strat.Growth B* LU0108179945 EU 104,06 Bond Inv.GBP B* LU0161531099 GB 100,22 UniAsia* LU0037079034 EU 50,41 48,01 Veri ETF-Alloc Def* DE0005561666 EU 12,40 12,40 Pf. F.Gre.In.Inc.I* LU0288149338 EU 114,40 Superfund Asset Management GmbH Bond Inv.GBP I* LU0276846705 GB 112,21 UniAsia Pacific A* LU0100937670 EU 102,24 98,31 Select Stock T* AT0000819057 EU 7,77 Marc-Aurel-Straße 10-12, 1010 Wien Bond Inv.MTCHF A* LU0085500857 CH 100,16 Pf. Fd Balanced A* LU0112803316 CH 163,94 UniCommodities* LU0249045476 EU 61,58 58,65 ARIQON Terra* AT0000A0PS71 EU 106,40 101,30 WWF STOCK UMWELTAT0000705678 EU 94,77 Kostenlose Hotline 0800 2120 21 www.superfund.com Bond Inv.MTCHF B* LU0161532576 CH 117,56 Pf. Fd Equity A* LU0161534861 CH 247,77 UniDeutschland* DE0009750117 EU 159,50 153,37 Blue SPC Cl.A EUR* KYG858641098 EU 14,04 Bond Inv.MTEUR A* LU0085501236 EU 99,27 Pf. Fd Growth A* LU0161537534 CH 213,96 UniDeutschland XS* DE0009750497 EU 89,44 86,00 Bond Inv.MTEUR B* LU0161532816 EU 134,14 UniDividendenAss A* LU0186860408 EU 54,18 52,10 Telefon: +352 -2735-72-1 Generali Versicherung AG Blue SPC Cl.A Gold* KYG858641171 EU 1178,91 Pf. Fd Growth -B-* LU0112806418 CH 239,05 Bond Inv.MTUSD A* LU0085501079 US 111,01 UniDyn.Europa A* LU0085167236 EU 64,80 62,31 Email: [email protected] Internet: www.wallberg.eu Pf. Fd Income A* LU0112799969 CH 107,94 1011 Wien, Landskrongasse 1-3 Superfund AEUR* LU0199179911 EU 626,74 Bond Inv.MTUSD B* LU0161533202 US 145,04 UniDynamic Gl. A* LU0089558679 EU 38,22 36,75 Pf. Fd Income B* LU0161539076 CH 135,91 Wallb.Gl.Mircof.F* LU0375612230 EU 114,90 Superfund AUSD* LU0199179838 US 596,41 Bond Inv.USD A* LU0141248962 US 117,68 UniEM Fernost* LU0054735278 EU 1285,23 1224,03 Internet: http://www.generali.at/ Pf. Fd Yield A* LU0112800569 CH 136,41 Superfund BEUR* LU0199180414 EU 533,44 Bond Inv.USD B* LU0161531685 US 161,92 UniEM Osteuropa* LU0054734388 EU 2403,81 2289,34 Tel.: 01/534 01-0, Fax: 01/534 01-4113 Bond Inv.USD I* LU0276847182 US 112,67 Pf.F.Equity B* LU0112806921 CH 265,67 UniEMGlobal* LU0115904467 EU 74,62 71,07 Superfund BUSD* LU0199180257 US 643,36 Cap.Pr.Gr.Inv.2015* LU0338547812 CH 104,09 Pf.F.Euro Gr.A*LU0161533970 EU 108,86 UniEuRe Corp 2018* LU0238232689 EU 41,73 40,91 Superfund CEUR* LU0199181651 EU 458,32 Portfolio Aktienanteil Kurs zum 31.12.11 Kurs zum 31.12.12 Kurs zum 30.09.13 Capit.Protect 2014* LU0276535530 CH 103,74 Pf.F.Gr.Inv.Bal.A* LU0208341965 EU 91,86 UniEuRe Corp A* LU0117072461 EU 49,23 47,80 Superfund CUSD* LU0199181222 US 516,22 Eq Fd Climat.Inv.B* LU0275317336 EU 64,17 UniEuRe Corp M* LU0117073196 EU 10966 10966 Sicherheitsklasse ca. 25% 14,04 15,13 15,50 Pf.F.Gr.Inv.Bal.B* LU0208341536 EU 100,87 Balanceklasse ca.50% 12,16 13,50 14,23 Eq Fd Sel.Energy B* LU0102843504 EU 811,32 UniEuRe Emerg Mkt* LU0149266669 EU 56,00 54,37 www.walserprivatbank.com Tel.:+43 (55 17) 202-01 Superfund Gold A* LU0302258057 US 951,23 Pf.F.Gre.In.Bal.A* LU0136171393 CH 157,03 Dynamikklasse ca. 75% 10,28 11,77 12,75 Eq Fd Water Inv.J* LU0302977094 EU 125,69 UniEuRe Real Zins* LU0192293511 EU 59,36 57,63 Superfund Gold B* LU0302258487 US 949,09 WAL.V.Kapital.PLUS* LU0402775364 EU 118,34 112,70 Aktivklasse ca. 100% 6,65 7,81 8,64 Pf.F.Yield EUR B* LU0161534358 EU 141,34 UniEurKap Corp-A* LU0168092178 EU 38,56 37,80 Eq Sel. Intern. B* LU0230112046 CH 120,84 WAL.V.St.BALANCE* LU0327378542 EU 120,95 115,19 Superfund AGenuss°* AT0000641162 Index 784,00 Pf.Fd Balan. EUR A* LU0112804983 EU 111,58 UniEuroAspirant* LU0097169550 EU 52,69 51,16 A25 ca. 25% 9,58 10,32 10,57 Eq Sel.N.America B* LU0230111667 US 160,15 WAL.V.St.BASIS* LU0327378385 EU 127,26 121,20 Superfund BGenuss°* AT0000641170 Index 633,00 Eq Sel.Technology B* LU0102842878 EU 195,56 Pf.Fd Eur Balan.B* LU0161533624 EU 137,90 UniEuroKapital* LU0046307343 EU 69,74 68,37 A50 ca.50% 7,70 8,56 9,02 WAL.V.St.PERSPEKT.* LU0327378625 EU 110,97 105,69 A75 ca. 75% 6,41 7,33 7,94 Eq Sm&M.C. Japan BLU0123487463 JP 24108 Pf.Fd Yield EUR A* LU0112799290 EU 107,19 UniEuropa* LU0047060487 EU 1560,35 1486,05 Superfund CGenuss°* AT0000641188 Index 481,00 WAL.V.St.PLUS* LU0327378468 EU 123,36 117,49 A100 ca. 100% 5,00 5,87 6,49 Eq TopDivid.Eur.A* LU0230112392 EU 101,77 UniEuropaRenta* LU0003562807 EU 46,01 44,67 Superfund GCT USD°* LU0067494376 US 1559,37 WAL.V.St.POTENZIAL* LU0327378898 EU 92,62 88,21 Eq TopDivid.Eur.B* LU0230112558 EU 120,34 UniEuroRenta* DE0008491069 EU 68,26 66,27 WALSER EUR C. AT TAT0000601067 EU 680,06 673,33 *Preise vom Vortagoder letzt verfügbar Superfund Q-AG°* AT0000979794 Index 5745,00 Eq Water Invest B* LU0302976872 EU 121,63 UniEuroRentaHigh Y* DE0009757831 EU 38,60 37,48 Walser Pf Akt.Eur.* LU0121929912 EU 76,55 72,90 NAV=Nettoinventarwert bzw.Rechenwert. Falls nur der Rücknahmepreis vorliegt, wird dieser kursiv Superfund Q-AG ASP°* AT0000662283 Index 1277,00 Eq. Fd Clim. Inv.J* LU0275317682 EU 66,51 UniEuroSt.50 A* LU0090707612 EU 44,09 42,39 Walser Pf.Cap.USD* LU0153054100 US 184,81 179,43 dargestellt. Falls die ausschüttende Tranche nicht aus dem Fondsnamen erkenntlich ist, wird die Eq.Green Inv EM B* LU0338548034 US 130,17 UniExtra EuroSt.50* LU0186860234 EU 88,50 85,10 Währung unterstrichen dargestellt (z.B. EU). Superf. Garant I* AT0000486667 EU 111,96 Walser Pf.Class.NA* LU0121930688 US 160,65 153,00 Eq.Green Inv EM J* LU0338548117 US 133,85  Unifavorit: Aktien* DE0008477076 EU 86,33 82,22 Währungen: AU=Australischer Dollar,CH=Schweizer Franken, CA=Canadischer Dollar,DK=Dänische Superf. Garant II* AT0000486675 EU 122,35 Walser Pf.EmMkt.Se* LU0572807518 EU 103,83 98,89 Invest MT CHF I* LU0276847695 CH 101,82 UniFavorit: Renten* LU0006041197 EU 27,80 26,99 Krone, EU=Euro, GB=Brit. Pfund, JP=Japanische Yen, NO=Norwegische Krone, SE=Schwedische Krone, Superfund GCT EUR°* LU0138077283 EU 1126,71 Walser Pf.Germ.Sel* LU0181454132 EU 208,88 198,93 US=US-Dollar. Invest MT EUR I* LU0276847935 EU 102,84 Wächtergasse 1, 1010 Wien, Tel.: 01-25398-2000 UniFonds* DE0008491002 EU 45,33 43,17 Walser Pf.Gl.St.S.* LU0455681725 EU 115,45 109,95 Weitere Fonds-Infos auf www.fondscontainer.at/vwdat/ Alle Angaben ohne Gewähr SUPERFUND RED EUR* LU0857864150 EU 1011,86 Invest MT USD I* LU0276848669 US 108,30 Alle Fondsinfos unter: www.ubs.com/oesterreichfonds UniGlobal* DE0008491051 EU 147,34 140,32 Walser Pf.Rent Eur* LU0121929755 EU 133,07 129,19 MM Fund AUD* LU0141249184 AU 242,86 UniInst Pr Corp Bd* DE0005326599 EU 56,00 56,00 SUPERFUND RED USD* LU0857864077 US 1010,47 UBS (CH) Walser Pf.Rent Gl.* LU0396578212 EU 117,23 113,82 MM Fund CAD* LU0141249341 CA 191,20 UniJapan* DE0009750125 EU 38,37 36,54 SUPERFUND RED GOLD* LU0857864234 US 822,34 WALSER Valor AT TAT0000506118 EU 95,15 90,62 MM Fund CHF* LU0141249424 CH 148,40 100 Index Switzerl* CH0002788807 CH 5495,23 UniKapital* DE0008491085 EU 112,54 110,33 SUPERFUND RED SILV* LU0857864317 US 739,36 MM Fund EUR* LU0141249770 EU 105,43 Eq Eastern Europe* CH0006893843 EU 832,87 UniM.&S.Caps:Eur.* LU0090772608 EU 38,86 37,37 Warburg Invest Luxembourg S.A. *=indikative Kurswerte, °=geschlossene Fonds MM Fund GBP* LU0141249937 GB 130,58 Eq Switzerland* CH0002791769 CH 896,45 UniNordamerika* DE0009750075 EU 164,56 156,72 RP GlMarkSel R(D)* LU0293296488 EU 88,35 64 der Standard Kultur Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Aufsteiger und dünkelhaftes Teufelsweib In seinem neuen ohne Talent für Sex“? Oder konn- te sie ihn einfach „nicht leiden“? Roman „Erinnerungen an Aber warum hat sie ihn dann ge- eine Ehe“ erweist sich heiratet? Sie, die in ihrer Gier zu der New Yorker leben viel riskiert hat, auch ihren guten Ruf, erzählt von ihren Ab- Schriftsteller Louis Begley stürzen und Klinikaufenthalten. einmal mehr als Philip ahnt bald, dass er an ihrem Angelhaken hängt. souveräner Vivisekteur Louis Begley beschreibt ein ihm der amerikanischen bestens vertrautes Milieu, in dem High Society. man Champagner trinkt; und nicht einfach eine Zitronentorte isst, sondern eine „von Payard“. In Daniela Strigl dem es nicht genügt, auf der rich- tigen Höhe des Central Park zu Wien – Der Icherzähler, ein wohnen, wenn es nicht auch die Schriftsteller um die siebzig, richtige Seite ist: Osten. meint einmal, er habe nie darüber Einmal mehr erweist Begley Auskunft geben können, was ein sich als souveräner Vivisekteur Roman „eigentlich sagen will“, der amerikanischen High Society, deshalb pflegte er Journalisten zu wie er sie in all ihrer snobistischen erklären, „dass ein Buch das sagen Abgründigkeit in seinem großen will, was darin steht“. Das Ge- Universitätsroman Ehrensachen schäft des Rezensierens besteht porträtiert hat. An dessen Dichte darin, solche Stopptafeln zu igno- und Komplexität kommen Erinne- rieren und nach genau diesen ver- rungen an eine Ehe nicht heran. pönten Formeln zu suchen. Schon Der Komposition haftet eine ge- der Titel ist eine solche – irrefüh- wisse Sorglosigkeit an, es gibt rende – Formel. Man glaubt, es Wiederholungen, manche Ge- gehe um die Ehe des Erzählers, sprächssituation wirkt unglaub- denn er stellt sich als Witwer vor. würdig, und Lucys unverblümte Vor geraumer Zeit hatten er und Schilderungen ihrer Sexualprak- seine französische Frau Bella ihre tiken mit dem in jeder Hinsicht Tochter bei einem Unfall verloren gipfelsturmerprobten Geliebten und sich danach in ihre Arbeit befremden angesichts ihrer erst- vergraben, vor einigen Jahren war klassigen Erziehung denn doch: Bella an Leukämie gestorben. „Er konnte lieben wie ein Gott – so Nun hat Philip seine Zelte in Pa- hat mich noch nie einer gefickt.“ ris abgebrochen und ist nach New Ist’s wirklich Lucys exaltiertes York zurückgekehrt, als ihn in der Wesen oder gute alte Männer - Pause eines matten fantasie? Ballettabends eine Diesen Makeln zum gutaussehende Frau Trotz (wozu noch seines Alters an- ungelenk Übersetztes spricht. Es ist seine kommt) beeindruckt

Rainer Jugendfreundin der Roman als Ganzes: Lucy De Bourgh, als offene Frage nach steinreiche Erbin dem, was Menschen im Arnulf

© aus allererster Fami- Leben an- und umtreibt lie, einst brillant, – Liebe, Verlangen, schön, witzig und Ehrgeiz, Gier und Be- umschwärmt. trug. Begleys Alter Ego Lucy weckt die ist einer der wenigen „Plagende Nachstellungen der Kunsthändler“ Neugier des Schrift- Liebenden in diesem stellers, als sie ihren Buch. Nach dem Ver- inzwischen verstorbenen Exmann lust seiner Frau bleibt er untröst- „Beethovenfries“: Zweite Lederer-Erbengruppe brachte Antrag auf Rückgabe ein Thomas Snow, Philips Freund, lich, wohl für den öden Rest sei- ein „Monster“ nennt. Das Rätsel nes Lebens. Von allen „Verhee- Thomas Trenkler Frieses 1973 durch die Republik Geschehnisse noch heute berich- dieser Ehe zwischen dem Sohn rungen des Alters“ schmerzt ihn Österreich und der verhängten ten könnten – niemals ein Einver- eines Automechanikers und dem das Schwinden des Begehrens am Wien – Anfang dieser Woche for- Ausfuhrsperre ein unmittelbarer ständnis zum Verkauf im Jahre dünkelhaften Teufelsweib wird meisten. Neidvoll beobachtet er derten zwei der elf Erben nach Zusammenhang bestand. Damals 1973 gewesen: „Die Schenkung für Philip zur Obsession. Er lässt ein Pärchen im Park und zitiert ein Erich Lederer, der mit seiner Frau hätte es, so Noll, in Österreich nie- erfolgte ausschließlich deshalb, sich von Lucy in etlichen Sitzun- Gedicht von Andrew Marvell, der Elisabeth, geborene von Jacobs, mand anderen gegeben, der den weil sich die Witwe den plagen- gen die Geschichte erzählen, doch To His Coy Mistress (An seine sprö- keine Kinder hatte, die Restitution Fries hätte kaufen können oder den Nachstellungen der interna- er traut ihren Erinnerungen nicht, de Geliebte) um 1650 sinngemäß des Beethovenfrieses. Nun brachte auch nur wollen – auch der Klimt- tionalen Kunsthändler ausgesetzt befragt Freunde, den Sohn, Tho- schrieb, sie möge sich nicht wei- auch die vom Wiener Rechtsan- Sammler Rudolf Leopold nicht. sah.“ Noll weiter: „Die trauernde mas’ zweite Frau. Wie wurde aus ter zieren, denn dereinst im Grab walt Alfred Noll vertretene, acht- Dass Elisabeth Lederer der Al- und kranke Elisabeth Lederer“ – der strahlenden Lucy eine verbit- sei es zu spät zum Lieben. Wenigs- köpfige Erbengruppe ihren Rück- bertina nach dem Tod ihres Man- sie starb zehn Jahre später, 1995 – terte alte Hexe? Verzieh sie ihrem tens diesbezüglich wird Lucy sich gabeantrag ein. Die Provenienz- nes im Jahr 1985 „einige Klimt- habe in einer Schenkung an die Gatten, der zu einem wichtigen Fi- nichts vorzuwerfen haben. forscherin Sophie Lillie könne in Skizzen“ zum Beethovenfries Albertina „die einzige Möglich- nanzmann aufstieg, nicht, dass er Louis Begley: „Erinnerungen an ihrem Gutachten nachweisen, schenkungsweise überlassen hat, keit“ gesehen, sich von diesen Zu- ein „Townie“ war, ein Parvenu? eine Ehe“, Suhrkamp, Frank- dass zwischen dem Ankauf des sei – wie Zeugen der damaligen mutungen zu befreien. Dass er „sexbesessen“ war, „aber furt/Main 2013, 222 Seiten

bezahlte Anzeigen TAGESAKTUELL Nähere Informationen:T: 01/531 70-132 und 133, F: -479 Die Anwerbung Walsers E-Mail: [email protected] KULTUR-TIPP m vergangenen Jahrtausend legte eine Kulturredaktion, die VORBESICHTIGUNG ZUR AUKTION AUSSTELLUNG auf sich hielt, großen Wert auf das feine Netz ihrer Korres- Ipondenten. der Standard übernahm diese Gepflogenheit – zu HERBERT BRANDL seinem Besten. Eines Tages kündigte im (von Wien aus gese- »Koralm Killaz« hen) fernen Vorarlberg das Kindertheaterfest Luaga und Losna sein Erscheinen an. Peter Vujica, Leiter der Geschicke des Kul- turressorts, reagierte so umsichtig wie von ihm gewohnt. Er ent- Uhren, Metallarbeiten, zündete umständlich ein Zigarillo. Er bat die junge Sekretärin, den lokalen Mitarbeiter – einen Herrn Walser – mit der Anferti- Asiatika, Fayencen, Volkskunst, gung eines 80 Zeilen umfassenden Berichts über Luaga und Los-

irol, 17. Jh., Rufpreis EUR 1.500,– Skulpturen na zu beauftragen. Der Weltgeist segnete sein Tun. Aufgeregt sprang die Sekretärin herbei: „Es gibt ein Problem. Herr Walser Vorbesichtigung zur Auktion will nicht für uns schreiben ...“ – „Geben Sie mir den Herrn“, Herbert Brandl, o. T., 2013, Öl auf Leinwand, 150 x 190 cm, Foto: Gölles erwiderte der Ressortchef. „... ja, 80 Zeilen“, flüsterte er freund- Gotische Eisenuhr Schmiedeeisen, lich in die Bakelitmuschel. Der Widerspruch aus dem Hörer Palais Dorotheum, Sa, 9–17 Uhr galerie gölles, Sa, 9–19 Uhr 1., Dorotheergasse 17 Fürstenfeld, Augasse 4, T: 0664/264 59 75, klang verzweifelt: „Ich kann nicht, ich muss an meinem Roman T: 01/515 60-0, www.dorotheum.com [email protected], www.golles.at schreiben!“ Es war ein richtiger Walser, wenn auch nicht unbe-

Alpenländischer Raum, wohl T WIEN STEIERMARK dingt der Standard-eigene: Dichter Martin Walser. Ronald Pohl 66 der Standard Kultur Sa./So., 19./20. Oktober 2013 QUARTETT „Weder gab es den Staatsbeschimpfungskünstler, Boris Marte (Erste Bank), Autor Gerhard Ruiss, Ex-Kunstminister Rudolf Scholten und Wolfgang Zinggl (Grüne) über Kunst und Staat seit 1988. Ein kulturpolitisches Quartett von Thomas Trenkler.

Standard: Vor 25 Jahren gab es in Wien eine riesige Erregung wegen „Heldenplatz“ von Thomas Bern- Wolfgang hard. Herr Scholten, Sie waren da- Zinggl, Ger- mals neuer Generalsekretär des hard Ruiss, Bundestheaterverbands. Wurde Rudolf Schol- von der Politik interveniert? Hel- ten und Boris mut Zilk, Bruno Kreisky und Alois Marte (v. li.) Mock sprachen sich ja gegen die diskutierten Uraufführung aus. Sie fand am im Burgtheater 4. November im Burgtheater statt. über 25 Jahre Scholten: A lle paar Jahre wird nach Kulturpolitik: Zensur geschrien. Und da gibt es vom Skandal als Theater nur eine Antwort: Das um „Helden- geht nicht. Es gab zum Glück nie- platz“ über manden, der daran dachte, klein den „Kultur- beigeben zu müssen. Die Urauf- kampf“ der führung war daher nie in Gefahr. FPÖ bis hin Ich will die Aufregung nicht klein- zur tristen reden, aber solche Skandale sind sozialen Lage sehr zeitbezogen. Der Wirbel hat der Kunst- für die Gegenwart nur wenig Re- schaffenden. levanz – abgesehen von der Ro- Foto: Heribert Corn mantisierung: Mei, damals gab es noch große Skandale! den Wiener Festwochen im Jahr chen, wäre aber unehrlich. Zu den Aber das ist ein Mythos. Denn wollte nicht kulturellen Inhalt Ruiss: Es ging aber natürlich auch 2000 – und 25 Peaces im Gedenk- Hinrichtungen durch den Staberl auch über Finanzierungsabsagen entpolitisieren, das geht ja gar um das Gedenk- und Bedenkjahr jahr 2005 mit der Diskussion über in der Kronen Zeitung haben mir und Besetzungen wird Politik ge- nicht, sondern den Kulturbetrieb 1988. Wenn man sich daran erin- die kritischen Europa-Plakate. Da- meine Freunde sogar gratuliert. macht. Das Motto „Schauen wir, entflechten. Der Kulturstadtrat nert, wie das offizielle Österreich mals sind ÖVP-Bundeskanzler Diese Gegenstimmung war zudem dass wir Leute ernennen, die poli- war damals ja gleichzeitig auch reagiert hat! Man kann sich eine Wolfgang Schüssel und Josef Cap für das Durchsetzen von Anliegen tisch möglichst wenig Wirbel ma- Präsident aller wesentlichen Kul- solche Geschichtsverzerrung heu- von der SPÖ aktiv geworden. hilfreich. Wirklich diffamiert chen“ ist nicht mutig. turinstitutionen – und hat daher te gar nicht mehr vorstellen: Ein Marte: Auch Ausländer raus platz- wurden Künstler, etwa H. C. Art- Ruiss: Der Staat hat sich vielfach quasi den eigenen Budgetantrag paar Menschen seien auf dem Hel- te zur richtigen Zeit hinein: Man mann und Cornelius Kolig, da gab seiner Verantwortung entledigt. unterschrieben. Die Idee war, dass denplatz dazu verführt worden, für pilgerte nach den Demonstratio- es unglaubliche Gemeinheiten. Ein Beispiel: 1992 wurde das Ver- sich der Kulturpolitiker aus die- den Nationalsozialismus zu sein. nen gegen Schwarz-Blau zum Ruiss: Die Künstler wurden regel- lagsförderungs- sen Funktionen Marte: Die späten 80er-Jahre wa- Container vor der Oper. Ich frage recht vorgeführt. H. C. Artmann konzept realisiert, zurückzieht. Die- ren überlagert von mich: Hätte die Ak- hat nicht mit einer Attacke gerech- das ungeahnte Er- „ ser Initiative ver- einer starken Dis- tion fünf Jahre frü- net, er war völlig überrascht. Die folge hatte. Wir ha- danken wir, dass kussion über die her oder später die- Hetze war besonders für die unan- ben zweimal den Wenn unser Eric Pleskow Prä- Vergangenheit. Mit re selbe Wirkung ge- genehm, die weniger prominent Deutschen Buch- Innovationspotenzial sident der Vienna- Kurt Waldheim, seit 25 Jah habt? Aber hinter waren. Das war für manche sogar preis gewonnen die Kultur ist, dann le ist. Kulturpoli- 1986 Bundespräsi- den Projekten steckt existenzbedrohlich. und so weiter. tik verlangt einen dent, kam all das he- schon Genialität: Aber man sagt verlangt sie großen Gestal- raus, was die Repu - Schlingensief und Standard: Ein Grund für Haiders nicht: Das Modell eine andere tungswillen. Heu- blik jahrzehntelang Bernhard haben Kulturkampf war Ursula Pasterk: ist gut, wir stocken Aufmerksamkeit. te ist dieser Gestal- verdrängt hatte. Es gab Bemühun- eine Sprache gefunden, die nach Die Wiener Kulturstadträtin sagte das Budget auf. Es tungswillen nicht gen, das Bild Österreichs interna- außen und mitten hinein in den in einem Interview, das Kultur- sei ist seit 1992 unver- Boris Marte mehr spürbar: tional wieder zurechtzurücken. In öffentlichen Diskurs gedrungen das Ideologieressort der SPÖ. ändert! Trotz der Man verwaltet, der ÖH haben wir damals viele ist. Dass Kunst eine solche Kraft Scholten: „Ideologie“ klingt immer Inflation. Man aber gestaltet nicht Veranstaltungen organisiert. Wir hat: Das ist das Schöne! gleich nach Ostblock. Aber: Ent- weiß nicht mehr, mehr. Ein Bei- haben auf dem Morzinplatz zu Le- Ruiss: Es gab zwar noch ein paar weder versteht man den Staat als wem man etwas geben soll, weil spiel: In Venezuela gibt es die Be- sungen eingeladen und eine Stu- Skandale, aber in der Regel hat reinen Infrastrukturdienstleister – es so wenig Geld gibt. Oder: “In wegung El Sistema, die über die die über Antisemitismus in den sich die große Koalition nicht oder es geht darum, Entscheidun- Deutschland war es für die Bun- Musik sozialen Frieden herstellt. Universitäten gemacht. Immer mehr beteiligt. Für sie war klar, gen zu fällen, die die kulturelle deskanzlerin kein Problem, die Bei uns hingegen gibt es für junge wieder hieß es: „Macht’s das dass die Freiheit der Kunst garan- Landschaft beeinflussen. Und die Autoren bei ihrer Auseinanderset- Menschen, die etwas Ähnliches nicht!“ Es gab den sanften Druck tiert zu sein hat. fallen nicht ohne zung mit Google Books zu unter- machen wollen, keine Förderun- vom Außenamt wie von der Stadt Und dann hat die persönliche Hal- stützen. Wir in Österreich hätten gen und keine Fördertöpfe. Die Wien, Österreich doch nicht wie- Rechtsopposition „ tung. Als Neutrum auch eine Unterstützung ge- Institutionen, auch die Förderins- der anzuschwärzen. Und da brach begonnen, die Im Parlament gibt kann man keine braucht. Aber wir konnten kein titutionen, bilden längst nicht plötzlich Heldenplatz herein. Skandalisierungs- Entscheidungen einziges Signal vernehmen. mehr die Wirklichkeit ab. Ruiss: Zudem waren die 1980er maschine zu be- es keine treffen. Oder sie Zinggl: Und im Parlament gibt es das Jahrzehnt der Kulturskandale. dienen. 1995 rief kulturpolitischen schauen dann keine kulturpolitischen Diskus- Standard: Sie, Herr Scholten, ha- 1982 wurde die Freiheit der Kunst Jörg Haider den eben so aus, wie sionen mehr. Was heute stattfin- ben Ihren Gestaltungsspielraum als Verfassungsgesetz verwirk- Kulturkampf aus, Diskussionen mehr. sie ausschauen, det, ist lächerlich – verglichen mit genutzt – und Bundeskunstkurato- licht. Von da an hieß es: Grenzen- der bis 1999 an- Was heute stattfindet, wenn sie aus einer den Debatten vor 30 Jahren. Die ren bestellt, darunter auch Wolf- lose Freiheit darf es nicht geben, hielt. neutralen Position demokratische Diskussionskultur gang Zinggl. Es gab Lob, aber man wir brauchen Grenzen! In rascher ist lächerlich. getroffen werden. ist zu diesem Thema leider verlo- kritisierte auch die Etablierung Abfolge gab es mehrere Beschlag- Standard: Die FPÖ Wolfgang Zinggl Zinggl: Ähnliche rengegangen. Obwohl die ideolo- einer feudalistischen Struktur. nahmen: 1983 der Achternbusch- ließ ein Plakat affi- Aussagen wurden gischen Positionen die gleichen Scholten: Die Beamten der Kunst- Film Das Gespenst, 1984 das Buch chieren, auf dem schon vor Pasterk sind. Es gäbe sehr wohl wichtige sektion betreiben das Vehikel mit Holzfällen v on Bernhard, 1985 Lie- stand: „Lieben Sie getätigt. Für Kreis- Punkte, über die diskutiert wer- großer Sachkenntnis und Korrekt- beskonzil von Werner Schroeter. Scholten, Jelinek, Häupl, Pey- ky war Kulturpolitik Gesell- den müsste. Zum Beispiel: Hat die heit. Aber neue Tendenzen kom- Das große Finale war Heldenplatz. mann, Pasterk ... oder Kunst und“ schaftspolitik. Der FPÖ ging es da- Kunst vornehmlich die Aufgabe men oft zu kurz. Daher habe ich Die Vorarlberger Nachrichten ha- Kultur?“ Herr Scholten, Sie waren rum, die Politik aus der Verant- des Repräsentierens? für jeweils zwei Jahre Persönlich- ben ihre Leser darüber abstimmen damals Kunstminister. War das wortung zu entlassen. Wenn sich keiten bestellt und mit einem lassen, ob Heldenplatz aufgeführt eine Diffamierung Ihrer Person? Politik aber ideologisch über- Standard: Peter Marboe von der namhaften Budget ausgestattet, werden soll oder nicht. Das hat ab- Scholten: Die FPÖ hat eben ent- haupt nicht einzumischen hat, be- ÖVP forderte als Pasterk-Nachfol- um Projekte zu finanzieren, die surde Dimensionen bekommen. deckt, dass sich dieses Feld her- ginnt ihre Loslösung von der ger die Entpolitisierung. Sie, Herr ansonsten nicht realisiert worden Zinggl: Es gab auch später Skanda- vorragend für Polemiken eignet. Kunst. Und die hat sich bis heute Marte, waren sein Kabinettschef. wären. Es gab zwar die Feudalis- le: Christoph Schlingensiefs Con- Und sie hat es ausgenützt. Daraus fortgesetzt: Die Politik glaubt, Marte: Die Entpolitisierung wurde muspolemik, aber es war eine er- tainer-Aktion Ausländer raus bei eine Leidensgeschichte zu ma- nichts mit Kunst zu tun zu haben. immer falsch verstanden. Marboe folgreiche Geschichte.

ZU DEN PERSONEN Boris Marte (*1964) arbeitete u. a. für Wissen- Gerhard Ruiss (*1951) absolvierte die Schrift- Rudolf Scholten (*1955) war u. a. kulturpoli- Wolfgang Zinggl (*1954) war ab 1979, nach sei- schaftsminister Erhard Busek, Unterrichts- setzer-Lehre. Er ist seit 1979 Vorstandsmit- tischer Berater von Bundeskanzler Franz nem Kunststudium, freischaffender Künst- ministerin Elisabeth Gehrer und den Wie- glied der IG Autorinnen Autoren und seit Vranitzky (SP), 1988–1990 Generalsekretär ler, ab 1989 zudem Falter-Kunstkritiker. ner Kulturstadtrat Peter Marboe (alle ÖVP). 1982 deren Sprecher. Der Schriftsteller und des Bundestheaterverbands und 1990–1997 1993 übernahm er die Leitung der Kunst- Seit 2001 für die Erste Bank tätig, seit 2005 Musiker organisierte u. a. 1998 den „Umzug Kunstminister. Seit 1997 ist der Jurist Mit- gruppe WochenKlausur. Als Bundeskunst- Vorstand der Erste Stiftung, seit 2013 Leiter der Maroden“, der auf die triste Situation glied des Vorstands der Kontrollbank und kurator (1997–2000) gründete er das Depot. des Erste-Innovationszentrums „Hub“. der Kunstschaffenden aufmerksam machte. seit 2005 Präsident der Wiener Festwochen. Seit 2004 Kultursprecher der Grünen. Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Kultur der Standard 67 QUARTETT noch gab es den Staatsjubelkünstler“ Zinggl: Die Förderung kritischer Scholten: Ja, wir haben eine große privilegierteste Personengruppe Scholten: Ja, eine Zeitlang hat man nal immense Aufmerksamkeit er- Kunst ist eine Notwendigkeit – ge- Zahl von Künstlern, die von dem, zu sein würde uns einer massiven die großen Institutionen gezwun- halten. Und zwar positive. Das rade im Zusammenhang mit der was sie zu verdienen in der Lage Kritik aussetzen. Wir hätten ja gen, sich um ihre Wirtschaftlich- wäre eine historische Chance, Freiheit der Kunst. Andererseits: sind, schlicht nicht leben können. dann Staatskünstler zur Potenz. keit zu kümmern. Aber das hat wenn wir sagten: Wir achten sehr Wer will schon Kunst fördern, die Das ist in anderen Ländern wohl Scholten: Das kann es doch nicht man überzogen. Und wenn das auf den Staatshaushalt, aber diese einem ständig auf den Kopf auch so. Aber dieses Argument ist sein, dass wir aus Angst vor der jetzt zulasten der Kleinen geht, Bereiche muss man anders behan- schlägt? Die Kuratoren hatten da- zynisch – und keine Antwort, Polemik das Problem bestehen dann wird es überhaupt desaströs. deln, denn sonst sparen wir die her auch eine Scharnierfunktion wenn wir uns als besonderes Bei- lassen! Es geht nicht um ein Privi- Zinggl: Wir vier wollen mehr Geld Zukunft ein. Auf ein solches Zei- zwischen denen, die den Staats - spiel für eine Kulturnation rüh- leg, sondern darum, eine verwalt- für Kultur haben – no na. Aber es chen könnten wir stolz sein. Die- apparat, die Regie- men. Wir agieren bare Struktur zu finden, die die so- muss auch um die Verteilung ge- sen Punkt zu setzen ist heute rung, kritisieren, zu unehrgeizig. ziale Situation verbessert. hen. Ich glaube schon, dass es leichter als in ruhigen Zeiten. Es und denen, die das „ Keine Frage: Auch Zinggl: Warum soll ein Berufs- Theaterhäuser gibt, die gut mit ist geradezu eine ideale Zeit dafür. eigentlich fördern in meiner Zeit gab stand, der besonders schlecht dem Geld auskommen, das der Marte: Die großen Institutionen sollten. Kanzler Man müsste es Versäumnisse. dran ist, nicht ein korrigierendes Burgtheaterdirektor zur Verfü- müssten einen guten Weg be- Viktor Klima z. B. gezielt Bildung, Ruiss: E s gibt ledig- Privileg erhalten? Die Künstler gung hat. Und es gibt andere Ins- schreiten können – und auf der an- hat bei mir wegen Wissenschaft und lich eine merkwür- würden durch die Grundsiche- titutionen, die dieses Geld schon deren Seite müsste es genügend des Kunstwerks dige Konstruktion, rung ja nicht reich werden! Im seit langem brauchen würden. Geld geben, um das Neue möglich Schubhaft ist staat- Kunst forcieren, denn die nur einem Kunstbereich gibt es zudem eine Ruiss: Reden wir lieber vom Ge- machen zu können. Der große licher Rassismus sonst sparen wir die schmalen Bereich Besonderheit: Kaum jemand samtbudget! Für Leidtragende ist interveniert, auf Zukunft ein. von Künstlern bei wechselt in einen anderen Beruf. Kunst und Kultur das Neue. Und es dem stand: „Geför- den Sozialversi- Die Künstler nehmen lieber in gibt es immer we- „ gibt immer weni- dert vom Bundes- Rudolf Scholten cherungsbeiträgen Kauf, dass es ihnen schlecht geht. niger Geld. Es ger private Förde- kanzleramt“. Aber unter die Arme Marte: Man kann die soziale Lage braucht eine Um- Was brauchen wir? rer, die sich trau- erfolglos. greift. Wir sind aber nicht diskutieren, ohne auch verteilung von an- Eine mutige en, etwas Neues nun pflichtversi- die Mittelausstattung der kultu- deren Ressorts hin Regierung. zu unterstützen. Standard: Da sind wir auch gleich chert und wurden in Systeme ein- rellen Institutionen zu erwähnen. zur Kunst. Die meisten geben bei den „Staatskünstlern“ ... “gebunden, die uns Geld kosten, Ich stehe noch unter dem Ein- Scholten: Wir soll- Und eine nur denen Unter- Scholten: Sie sprechen den Vor- das wir nicht haben. Das ist unser druck der alarmierenden Rede ten uns nicht in Kulturpolitik, die stützung, die eh wurf der FPÖ an, dass der Staat Dilemma. Daher verarmen wir. von Burgtheaterdirektor Matthias Verteilungsdis- schon Geld haben. Künstler mit Geld aufmunitioniert Zinggl: Wenn ein Berufsstand der- Hartmann anlässlich der 125- kussionen verhed- etwas riskiert. Das halte ich für hat, gegen Österreich aufzutreten, art von Armut bedroht ist, ist es Jahr-Feier vor einer Woche. Wenn dern. Wir haben Gerhard Ruiss sehr bedenklich: oder aber mundtot finanziert hat. die Aufgabe der Politik, den Be- schon Institutionen nicht mehr Milliarden ausge- Dass man nur auf Das ist nie passiert. Weder gab es troffenen unter die Arme zu grei- ihren Kulturauftrag erfüllen kön- geben für die Repa- die sichere Karte – den Staatsbeschimpfungskünst- fen. Zum Beispiel mit einer nen, wundert es mich nicht, dass ratur von wirt- und auch dort nur ler, noch gab es den Staatsjubel- Grundsicherung, wie das die Grü- Menschen keine Jobs im Kulturbe- schaftlichen Fehlentscheidungen auf die repräsentative Kraft der künstler. Es ist völlig absurd anzu- nen fordern. Schon im Kulturpro- reich finden. In manchen Institu- vor 2009. Aber wenn man sagt, wir“ Kunst setzt. Und dass man nicht nehmen, dass man bei Elfriede Je- gramm der SPÖ von 1986 mit dem tionen wird alles über Werkverträ- brauchen eine Privilegierung der die Frage stellt: Was hat in der linek einen Text bestellen kann. Titel Perspektiven 90 wurde die ge erledigt. Statt einer gewissen Themen Bildung, Wissenschaft Kunst von sich heraus Sinn, geför- Ruiss: Es war ein Totschlagargu- soziale Absicherung als Schwer- Sicherheit gibt es „prekäre Ver- und Kunst, heißt es gleich: Maas - dert zu werden? ment, um jemandem die Glaub- punkt deklariert. Und wir kom- hältnisse“, wie es Pierre Bourdieu tricht-Kriterien! Staatsverschul- Ruiss: Wir haben bereits zwei Le- würdigkeit zu entziehen. Aber das men nun sicher in eine weitere formuliert hat. Es ist höchst be- dung! Ich aber behaupte: Würde gislaturperioden hinter uns, in Problem ist längst abgearbeitet. Amtsperiode des schlechten Ge- schämend, wie das Land mit sei- ein Staat erklären, dass man eine denen sich niemand etwas getraut wissens, in der das Versprechen ner kulturellen Kraft umgeht. Erhöhung des Defizits bewusst in hat. Was brauchen wir? Eine mu- Standard: Nicht erledigt hat sich nicht eingelöst wird. Wenn unser Innovationspotenzial Kauf nimmt, um gezielt Bildung, tige Regierung. Und eine Kultur- die triste soziale Lage der Kunst- Ruiss: Ich fürchte mich vor einer die Kultur ist, dann verlangt sie Wissenschaft und Kunst zu forcie- politik, die etwas riskiert. schaffenden. Sonderregelung für Künstler: Die eine andere Aufmerksamkeit. ren, dann würde man internatio- p derStandard.at/25JahreStandard

AGRANA gratuliertdem STANDARD...

... aber die süßen Zuckerseiten kommen seit 25 Jahren von uns.

ZUCKER STÄRKE FRUCHT

1988 als Dachgesellschaftfür die österreichische Zucker-und Stärkeindustrie gegründet,hat sich AGRANA in 25 Jahren vom ausschließlich österreichischen zu einem globaltätigen Unternehmen erfolgreich weiterentwickelt.AGRANAist eines der führenden Zucker-und Stärkeunternehmen in Zentraleuropa, Weltmarktführer bei Fruchtzubereitungen für die Molkereiindustrie und einer der größten Erzeuger von FruchtsaftkonzentrateninEuropa. WWW.AGRANA.COM Der natürliche Mehrwertseit 1988 Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Kultur der Standard 71

Täglich 20.000 Postings auf derStandard.at – oft eine wilde Mischung. Kolumnist Hans Rauscher antwortet öfter auf Postings und startete für die Jubiläumsausgabe einen kleinen Versuch in der „wunderbaren Welt des Postings“. Foto: M. Cremer

„Auf Augenhöhe mit den Forenteilnehmern“ > HANS RAUSCHER Die derStandard.at-Foren sind berühmt und berüchtigt. Für die einen Macht Ihnen Ihr Beruf noch Spaß? Sich Hallo, willkommen in diesem Forum: jeden Tag mit den Niveaulosigkeiten der Viele von uns Standard-Journalisten Spielwiese, für die anderen Schlachtfeld. Zum 25-Jahr-Jubiläum Innenpolitik beschäftigen zu müssen stel- könnten ohne die Zugriffszahlen und die bat Kolumnist Hans Rauscher (RAU) ausgewählte Poster (anonym) le ich mir auf Dauer äußerst belastend vor. Postings ihre Arbeit schlechter verrichten. >>>> HANS RAUSCHER Sie geben einen Anhaltspunkt, welche zu einer Diskussion über die Kultur der Postings in den Foren. Klar macht es noch Spaß. Außerdem: Themen die Community interessieren Die gesamte Diskussion erscheint online, dies ist ein Auszug. Wenn man vor dem öden Meinungsbrei bzw. aufregen. Das ist ein völlig neues kapituliert, bekommt er die Vorherrschaft, Tool. Zugegebenermaßen leiden manche sogar selektives Bild. Es gibt artikulations- dere Sichtweisen etc.; 1/3 sind einfach und die nicht so kleine Minderheit der unter rüpelhaften, unfairen Postings. Bitte freudigere und weniger artikulationsfreu- nur lustig. Wortspiele, sinnfreie Antwor- differenziert Denkenden hat das Gefühl, um Ihre Kommentare. dige Personen. Konservativere sind viel- ten, bei denen man oft schmunzeln muss; ganz allein zu sein. >> LA PALOMA leicht weniger artikulationsfreudig. der 1/3 sind zum Vergessen: Angriffe, Beleidi- >>> Nik M Was mich explizit stört, ist, dass manche Standard ist liberal, da gehört bei den Le- gungen, Trollversuche, Verschwörungs- Ich bin sehr glücklich über die Foren, Poster die Politiker ungeniert beschimp- sern links-liberal, aber auch liberal-kon- theorien, Paranoia. Verwarnen und zeitli- weil der Austausch von Ideen und das fen, egal jetzt welche Partei. Finde, das servativ dazu. che Sperren kann ich mir durchaus vor- Überprüfen des eigenen Standpunkts in- passt nicht zum Standard mit seinem >>> 2¢ stellen. teressant und belebend sind. Vielen Dank „Edelruf“. Wie viel tragen die Postings zu Kommen- >> JENE GRÜNE STRASSENKATZE an den Standard und an alle Standard- >> NIK M taren wirklich zum verdichteten Bild der Nach meiner Erfahrung sind Appelle, Journalisten, die sich an der Diskussion Ich würde ohne Anonymität in den Foren Wirklichkeit bei? Die Postings zu Kom- den Ton zu verbessern, größtenteils wir- beteiligen. anders und weniger posten. Google und mentaren und auch die meisten Antwor- kungslos. Ein stärkeres Eingreifen gegen- >>> B.KIDDO mein Klarname führen zu meinem Beruf, ten dienen ja am ehesten dazu, um darzu- über Untergriffigkeiten wäre durchaus Ich fürchte, dass manche diesen (unsau- Arbeitsplatz, Fotos von mir bis zur Privat- stellen, dass es sich bei dem Kommentar willkommen, allerdings steigt mit so et- beren) Konflikt geradezu suchen, um adresse. Meinen derzeitigen, etwas ironi- um eine eingeschränkte oder komplett fal- was das Geschrei über angebliche Zensur. sich in Szene zu setzen; da helfen keine schen, gemäßigt polemischen Postingstil sche Sicht der Dinge handelt. So posten >> FATFACERICKY Zurechtweisungen oder roten Stricherln. würde ich mir unter meinem Klarnamen die Gegner des Neoliberalismus bei Frey Meine Meinung zum Thema Zensur/Mo- >> INGRID GOESCHL. nicht leisten. und die Gegner des Versorgungsstaates deration: Ohne geht es nicht, ein Forum Ich frage mich manchmal, ab wann beim >>> INGRID GOESCHL bei Misik. Der größte Nutzen entsteht dar - mit so vielen Usern würde unweigerlich Posten der Punkt beginnt, bei dem man Ich frage mich manchmal auch, ob es aus, dass der Leser nicht automatisch die in Richtung 4chan (umstrittene Website) mit rechtlichen Konsequenzen rechnen g’scheit ist, mit meinem Namen zu pos- Meinung seiner Zeitung übernimmt. degenerieren – schon beobachtet bei eini- muss. ten. Andererseits ist es für mich eine >>> STAATSSEKRETÄR gen anderen Foren, wo sich die „norma- >>> HANS RAUSCHER Demonstration, dass ich zu meiner Mei- Misik, Frey und auch Rauscher polari- len“ User schlussendlich zurückgezogen Bei Beschimpfungen und „Wertungsex- nung stehe. Die Gefahr beim Internet ist sieren natürlich, da arbeiten sich einige haben. zessen“ ist es ein klarer Fall, wo der Rich- ja, dass man sein Gegenüber nicht sieht User daran ab. Allerdings sind gerade da >>> AN-DENKEN ter das Kappl aufsetzt und verurteilt. Das und deshalb viel rauer agiert. oft argumentativ sehr gute Vielleicht könnten die User trifft allerdings auch das Medium, das für >>> HANS RAUSCHER Postings zu finden, die eine wirklich „unnötige“ Pos- die Veröffentlichung von strafbaren Leser- Die Anonymität ist umstritten, wird aber differenzierte Sichtweise tings mehr melden, und Sie reaktionen mithaftet. Deshalb üben wir öf- m. E. bleiben. Eine pointierte Meinung, einbringen und Geschriebe- re nehmen diese dann weg! ter „Zensur“ aus – um uns und den User die an sich völlig in Ordnung ist, kann bei nes klar widerlegen. Das 25 Jah >>> SARAH L. zu schützen. etlichen Zeitgenossen seltsame bis be- wird auch RAU zugeben Stärkeres Eingreifen? Nein! > MATHIAS STEINLAUS drohliche Reaktionen hervorrufen. Man müssen ;-) Stänkereien und Trolle gehö- Ein Online-Forum ist nichts anderes als muss aber die unzivilisierten Poster mit >>> 2¢ ren zu den öffentlichen Fo- die alten Leserbriefe im Druckwerk – mit Foren-Betreuung eindämmen. Allerdings findet man Meinungen meist ren, wir sind ja hier nicht in einem akade- dem Unterschied, dass der Großteil nicht >> SIMON PETRUS FISCHER nur dann „gut differenziert“, wenn sie mischen Seminar. Und die wirklichen Rü- unpubliziert bleibt, sondern für alle zu le- Es gibt zwei Arten von Zensur.1) Zensur ins eigene Weltbild passen. pel haben in diesem Forum ohnehin kei- sen ist. von Meinungen, die bedrohlich, beleidi- >>> HANS RAUSCHER nen Erfolg. Ich empfinde das Standard- > HANS RAUSCHER gend oder sonst wie sittenwidrig sind. 2) der Standard hat eine breite Palette von Forum als außergewöhnlich gut. Ich danke Ihnen allen für die sehr inter - Zensur von Meinungen, die von der Blatt- Autoren, und die erhalten über die Pos- >>> INGRID GOESCHL essante Diskussion. linie abweichen. Letzteres ist nicht legi- tings ein Korrektiv ihrer eigenen Ansich- Ich halte das Maß des Eingreifens eigent- tim, das macht aber der Online-Standard ten. Oder sehe ich das zu blauäugig? lich für in Ordnung. Was eher lästig ist, LA PALOMA, 2257 Postings seit April 2006 leider. >>> NICK MORGENLAND sind die mit den vielen Nicks (Nick- NIK M, 7974 Postings seit Juni 2007 >>> HANS RAUSCHER Das ist die Zukunft: auf Augenhöhe mit name=Pseudonym). Ich denke, die meis- INGRID GOESCHL, 10.371 Postings seit Juni 2006 Widerspruch. Wir zensieren nur Beleidi- den Forenteilnehmern. Ich hoffe, das ten, die flegeln, haben mehrere Nicks. SIMON PETRUSFISCHER, 259 Postings seit De- gendes, Strafbares (z. B. was unters Ver- kommt so, in allen Ressorts des Standard. Beispielsweise werden Artikel zu Gewalt zember 2010 botsgesetz fällt). Holocaustleugnung oder > ZETT gegen Frauen oder Ehegattenmord von NICHTSCHWEIGER, 20.067 Postings seit Okto- Politikerverleumdung ist keine „abwei- Ich hätte gern eine Rückmeldung, wenn Männerrechtlern förmlich überflutet. ber 2004 chende Meinung“. ein Posting gelöscht wird, damit ich > BERGDOLM ZETT, 8954 Postings seit Juli 2010 > NICHTSCHWEIGER weiß, dass und vor allem warum es ge- Hans Rauscher, ärgern Sie sich manch- STAATSSEKRETÄR, 11.565 Postings seit März Die Kommentare hier im links-liberalen löscht wurde. mal über Postings? Lesen Sie (nahezu) 2008 Forum ergeben kein verdichtetes Bild >> DERSTANDARD.AT/COMMUNITY alle Postings zu Ihren Artikeln? Haben Sie JENE GRÜNE STRASSENKATZE, 6879 Postings der Wirklichkeit, sondern nur eines des (bei dieser Diskussion mit den Usern ver- sich schon einmal „vom Gegenteil“ über- seit August 2001 Standard-Universums – bildet somit die treten durch Community-Manager Florian zeugen lassen? FATFACERICKY, 3780 Postings seit Jänner 2009 Wirklichkeit nur selektiv ab. Meiner Stambula) >> HANS RAUSCHER AN-DENKEN, 19.555 Postings seit Dezember 2011 Schätzung nach posten hier zu 70 bis 80 Danke für den Vorschlag, darüber haben Ich ärgere mich manchmal bei offen- SARAH L., 4876 Postings seit August 2000 Prozent linksorientierte Leser. Allerdings wir auch schon diskutiert und überlegen, sichtlich unwahren persönlichen Angrif- 2¢, 4501 Postings seit Dezember 2003 poste ich deshalb hier, weil ich nicht vor- eine solche Funktion einzurichten. fen. Ich gebe manchmal böse Antworten, NICK MORGENLAND, 33.644 Postings seit Okto- rangig in meiner – wirtschaftsliberalen, > HANS RAUSCHER das ist Notwehr und seelische Katharsis. ber 2002 antisozialistischen – Meinung bestätigt Was halten Sie generell vom Ton in den Ich lese oder überfliege den Großteil der BERGDOLM, 7648 Postings seit Oktober 2007 werden will. Ich suche den Widerspruch Standard-Foren? Sollen wir (noch) mehr Postings. Das ist Teil der Interaktion von B.KIDDO, 4055 Postings seit Dezember 2007 und den Konflikt. moderieren oder Appelle aussenden? User/Leser und Medium. Ich lasse mich MATHIAS STEINLAUS, 32.894 Postings seit De- >> HANS RAUSCHER Wünschen Sie ein stärkeres Eingreifen? nicht überzeugen, dass Rechtsaußenpoli- zember 2003 „Standard-Universum“ gefällt mir. Aber >> STAATSSEKRETÄR tiker eh okay sind. Manchmal muss ich HANS RAUSCHER, 3198 Postings seit Mai 2001 jede Ansammlung von User-Leser-Reak- Ich habe das einmal so eingeteilt: 1/3 der mich sachlich korrigieren lassen. p Gesamte Diskussion nachzulesen auf: tionen bietet ein verdichtetes, vielleicht Postings sind inhaltlich gute Beiträge, an- >>> FATFACERICKY derStandard.at/Community Sa./So., 19./20. 10. 2013 Kommunikation 73

24 Stunden mit dem „Standard“ Infografik Seite 78 Günter Traxler sagt, was falsch läuft Blattsalat Seite 77 derStandard.at/Etat „Journalistische Macht hat nur, wer sie missbraucht“ Standard-Gründer Oscar Bronner über idiotische Wolf: Warum heißt der Standard Standard? Postings, manipulativen Boulevard, einen gescheiterten Bronner: Weil uns der Name am Paywall-Versuch von derStandard.at und den Griesgram besten gefallen hat. Die erste Null- in ihm, der’s gern ein bisschen weniger „bierernstig“ nummer hieß noch Wirtschafts- blatt. Gerfried Sperl hat „Stan- hätte. Gefragt hat „ZiB 2“-Moderator Armin Wolf. dard“ vorgeschlagen, und ich habe noch das Wort „der“ dazugefügt.

Wolf: Wie häufig le- gemacht haben. Die Wolf: Und warum die Farbe? Wie sen Sie die Postings re erste Nummer heißt die eigentlich? auf derStandard.at? 25 Jah schaut altmodischer Bronner: D ie Farbe hat sich gewan- Bronner: Selten. aus. delt im Lauf der Zeit. Damals war Sehr oft schaue ich sie noch ein bissl pinker. Ich glau- mir die ersten an, Wolf: Stimmt, die be, Lachsrosa wird das genannt. welche Tendenz das könnte auch aus den Wir sind ja als Wirtschaftszeitung nimmt, aber intensiv lese ich es 1950er-Jahren sein. gestartet, und da war das Vorbild nicht. Eine Zeitsache. Bronner: Wir haben dieses Layout die Financial Times. sehr bewusst gemacht. 50er-Jahre Wolf: Was würden Sie zu dem Satz ist ein bisserl weit nach hinten ge- Wolf: Seit der ersten Nummer steht sagen: „Ich lese mir gelegentlich griffen, aber wir wollten den Ein- auf Seite eins „Herausgegeben von die Postings durch, und es zieht mir druck produzieren, dass es diese Oscar Bronner“. Wie lange wird „ZiB 2“-Anchorman Armin Wolf mit Standard-Herausgeber Oscar die Schuhe aus, was für Idiotien Zeitung immer schon gab. das da noch stehen? Weiter Seite 74 Bronner in dessen Büro im neuen Redaktionsgebäude. Foto: M. Cremer man da findet“? Bronner: W enn ich mich richtig er- innere, habe ich den Satz einmal gesagt. . hofer

Wolf: Sie haben ein gutes Gedächt- Ra nis: vor zehn Jahren. Stimmt er noch? Bronner: W eniger oft, weil wir seit- dem versuchen, die ärgsten Pos- tings zu eliminieren, bevor sie er- scheinen.Wir arbeiten sehr inten- siv daran, das in den Griff zu be- kommen. Unfälle können immer wieder passieren. FAHR Wolf: Aber warum veröffentlichen Sie Postings, die Sie in der Zeitung SP nie als Leserbrief veröffentlichen SERIENMÄ ASS würden? Bronner: Es hat sich da eine ande- re Kultur entwickelt. Das Internet ist weltweit anonym. Ich kann sa- SSIG gen, ich spiele da nicht mit. Wir finden aber die positiven Seiten überwiegen die negativen.

Wolf: Aber Sie würden keinen ano- nymen Leserbrief abdrucken oder einen anonymen Kommentar der anderen. Bronner: Da haben Sie recht, da ist die Kultur eine andere. Online hat andere Kriterien.

Wolf: Es hat die Kriterien, die man zulässt. Bronner: J a, ich kann mich von die- sem Medium verabschieden, das stimmt. Diese Alternative habe ich nicht ins Auge gefasst.

Wolf: Jetzt sind Sie polemisch. Wenn man Postings so behandeln würde wie die Leserbriefe in der Printausgabe des Standard – wa- rum sollte das bedeuten, dass man sich dann von Online verabschie- det? Bronner: Von einem wichtigen As- set dieses Mediums, nämlich der Partizipation der User.

Wolf: Sind Sie auf Facebook? Bronner: Nein. Mein Freundes- kreis ist definiert, und in meinem Alter sucht man da keine Auswei- tung mehr.

Wolf: Auf Twitter? Bronner: Ja. Ich schreibe nichts, * aber ich folge fünf oder sechs Leu- ten. Für mehr fehlt mir die Zeit. SUZUKI SWIFT schon ab € 9.990,– DerGrößteunter den Kleinen: topAusstattung,tollesDesign, großzügigPlatz,als 3- oder 5-Türer, Wolf: Ich habe Ihnen etwas mitge- mitABS,Bremsassistent, ESP® undneunAirbags für5-Sterne-Sicherheit,nur 3,9–5,6l/100 km bracht. Die allererste Ausgabe des Standard. Die habe ich mir aufge- Verbrauchbzw.101 –128 g/km CO₂-Emissionund jede MengeFahrspaßinklusive! hoben. Wenn Sie die heute an- schauen, 25 Jahre später, was den- ken Sie sich? Bronner: Mir wird ja immer vorge- www.suzuki.at worfen, dass ich gegen Relaun- ches bin, aber man sieht, dass sich *Unverb. empf. Richtpreis inkl. 20%MwSt. &NOVAu.inkl. d. Maximalbeträge§6a NOVAG. Symbolfoto. die Zeitung sehr verändert hat, ohne dass wir je einen Relaunch 74 der Standard Kommunikation Sa./So., 19./20. Oktober 2013

© Arnulf Rainer Bronner: Ich habe mir darüber Standard-Gründer noch nicht den Kopf zerbrochen. Oscar Bronner – Ich nehme an, wenn ich einmal fotografiert von Matthias sterben werde, wird vielleicht Cremer, übermalt „Gegründet von Oscar Bronner“ von Arnulf Rainer. stehen. Vielleicht auch schon, be- vor ich sterbe. Ich weiß es nicht.

Wolf: Was waren denn die schwie- rigsten Jahre? Bronner: Von den 25 Jahren unge- fähr zwanzig. Wolf: Was tankt man dort? Bronner: H ochinteressante Diskus- Wolf: der Standard wurde am Hö- sionen zu diversen Themen aus hepunkt der Waldheim-Debatte ge- Politik und Wirtschaft. gründet und am Beginn des Auf- stiegs von Jörg Haider. Wie hat sich Wolf: Und sind Sie dort an der Welt- die Politik seither verändert? verschwörung beteiligt? Bronner: Das Niveau ist sicher Bronner: Es gibt dort keine Welt- nicht besser geworden. Was mög- verschwörung. Es mag sein, dass licherweise auch mit einer weite- es woanders welche gibt. Dort gibt ren Boulevardisierung der Medien es Diskussionsforen, bei denen zusammenhängt. Manche Politi- hochinteressante Menschen ker haben gelernt, den Weg des ge- hochinteressante Themen behan- ringsten Widerstands zu gehen deln. Es gibt keine Resolutionen, und sich mit dem Boulevard zu ar- keine Beschlüsse, nichts. Die Ge- rangieren. Gleichzeitig muss man rüchte über die Verschwörung aber auch feststellen, dass Öster- entstehen, weil darüber nichts ge- reich die Krise bis jetzt ganz gut schrieben werden darf. Das ist ein überstanden hat. Es ist nicht alles altes Prinzip, damit die Referen- nur schlecht. ten und Diskussionsteilnehmer offen reden können. Wolf: W elche Politiker in Österreich imponieren Ihnen? Wolf: Sie haben vor zehn Jahren in Bronner: ... einem Interview gesagt: „Ich habe nicht die Illusion, dass man als Wolf: Jetzt schweigen Sie schon Journalist etwas verändern kann.“ sehr lange. Was kann man dann im Idealfall Bronner: Ich denke nach. Imponie- als Journalist? ren ist ein großes Wort. ... Es fällt Bronner: M an kann mithelfen, dass mir keiner ein. Menschen sich eine fundiertere Meinung bilden. Journalistische Wolf: Der erste Satz der Blattlinie des Macht hat man nur, wenn man be- Standard lautet, „der Standard ist reit ist, sie zu missbrauchen. eine liberale Zeitung.“ Was heißt das? Wolf: Wenn jetzt ein junger Bewer- Bronner: Wir können auf Wikipe- ber zu Ihnen kommt und sagt, ich dia die Definition nachschauen: möchte Journalist werden, weil ich weltoffen, tolerant und so weiter, die Welt verändern möchte – was der ganze Katalog. sagen Sie dem? Bronner: Ich werde ihn nicht ein- Wolf: Ist er eine linke Zeitung? bremsen, er muss sich seine Hör- Bronner: Nein, er ist eine liberale ner selber abstoßen. Aber bei uns Zeitung, aber Österreich ist ein soll er sie nicht verändern. der sehr konservatives Land und hat Standard ist nicht dazu da, die auch viele eher konservative Me- Welt zu verändern. der Standard dien. Da ist die Mitte von rechts soll informieren und Hilfe geben aus gesehen natürlich links. für Entscheidungen.

Wolf: Der „Spiegel“ hatte lange die Wolf: Sie wollen keinen besseren Selbstdefinition „Liberal, im Zwei- Platz aus der Welt machen? fel links“. Stimmt das für Sie als Bronner: Das tue ich, indem ich Person? den Informationsstand erhöhe. Bronner: Nein. Aber eine andere Zeitung hat mal über sich gesagt: Wolf: Werden Sie einen Bezahlver- Druckgeschäft. Wichtig ist mir, se Leichtfüßigkeit und Humor ... Wolf: Sie sind einer der bedeutends- in der Gesellschaftspolitik eher such machen? ein wirtschaftliches Modell zu ha- Es ist ein harter Knochen, den wir ten, wenn nicht sogar der bedeu- links von der Mitte, wirtschafts- Bronner: A us heutiger Warte: nein. ben, das Qualitätsjournalismus da jeden Tag ausliefern. tendste österreichische Verleger politisch eher rechts von der Mit- weiter finanzieren kann. der letzten 50 Jahre. Aber wenn Sie te. So kann man möglicherweise Wolf: Das ist ein interessanter Wi- Wolf: Wer hat denn aus Ihrer Sicht es sich aussuchen könnten: Wären mich definieren, möglicherweise derspruch: Im Netz machen Sie es Wolf: Aber haben Sie das? in der österreichischen Medien- Sie dann lieber einer der bedeu- auch die Zeitung. gratis, auf der anderen Seite sagen Bronner: Wir arbeiten daran. landschaft am meisten Unheil an- tendsten österreichischen Maler Sie immer, Qualitätszeitungen sei- gerichtet? der letzten 50 Jahre? Wolf: Sie schreiben nie selbst, en zu billig. Was wäre für den ge- Wolf: Ihr Sohn Alexander Mitter- Bronner: All die, die zur Boulevar- Bronner: Vielleicht bin ich es ja. außer alle paar Jahre einen He- druckten Standard ein fairer Preis? äcker ist 40 Jahre alt und arbeitet disierung beigetragen haben. rausgeberbrief, also sehr produktiv seit etwa 15 Jahren im Verlag, er ist Wolf: Das kann ich schwer ein- sind Sie schreiberisch nicht. Wa- Geschäftsführer der Online GmbH. Wolf: Was ist so schlimm an Boule- schätzen. In der öffentlichen Re- rum nicht? „ Wird er Ihr Nachfolger? vardmedien? zeption aber eher nicht, oder? Bronner: I ch tauge nicht zur Tages- Bronner: Wir haben noch keine Bronner: Ich bin nicht im Prinzip Bronner: Im Ernst, diese Rankings zeitung, weil ich viel zu langsam Wichtig ist mir, ein Nachfolgeregelung getroffen. interessieren mich nicht. Ich lebe schreibe und den Redaktions- wirtschaftliches Modell diese beiden Leben. Es gelang mir schluss nicht schaffen würde. Wolf: Können Sie sich vorstellen, „ selten, beide gleichzeitig zu leben. zu haben, das die Zeitung zu verkaufen? Wenn ich Zeitung mache, versu- Wolf: Sie haben ihn einst beim „Fo- Qualitätsjournalismus Bronner: Ich habe da keine Ambi- der Standard ist nicht che ich, bestmöglich Zeitung zu rum“ ja auch irgendwie geschafft. weiter finanzieren kann. tionen. dazu da, die Welt zu machen. Und wenn ich male, ver- Bronner: Das war eine Monats- suche ich, bestmöglich zu malen. schrift. Wolf: Hätten Sie sich eigentlich verändern. der Standard Aber ich habe seit 25 Jahren nicht selbst gerne als Chef? soll informieren und Hilfe mehr ausgestellt. Und mittler - Wolf: 1995 haben Sie den Standard Bronner: Nein. Ich höre immer geben für Entscheidungen. weile bin ich nun mal primär der als erste deutschsprachige Zeitung Bronner: Das“ ist schwierig und Schreckliches über mich als Chef. Verleger. Aber jetzt werde ich ins Netz gebracht: gratis. Heute gleichzeitig leicht zu definieren: Je Ich lobe zu wenig. Und bin oft meine Bilder zur Diskussion stel- sind sich fast alle einig, dass das mehr Inserate vom Print wegwan- griesgrämig. len (ab 23. 10. Bank Austria Kunst- der Kardinalfehler der Verlags- dern, umso teurer muss der Copy- forum) und mal schauen, was branche schlechthin war: die In- Preis werden, wenn man den glei- Wolf: Und warum machen Sie das? gegen Boulevard.“ Es ist überhaupt passiert. halte, die man auf Papier verkauft, chen Aufwand betreiben will. Bronner: E s ist kein Design. Ich fin- nichts dagegen einzuwenden, online zu verschenken. Daran sind de es an sich normal, dass man gut Dinge einfacher darzustellen, da- Wolf: Sind Sie nervös? Sie mit schuld. Wolf: Ist es denn denkbar, dass der arbeitet. Und wenn was schief- mit einfache Menschen sie auch Bronner: Ja, natürlich. Bronner: Ja. Wir haben damals üb- Standard in ein paar Jahren vier geht, muss ich es herausstreichen. verstehen können. Manipulativer rigens schon versucht, eine Pay- oder fünf Euro kostet? Das Ergebnis, das durch diesen Boulevard ist schlimm. Wenn in Wolf: Renate Graber beendet ihre wall zu etablieren, und den Wirt- Bronner: Es hängt auch von der In- Führungsstil entstand, ist ja nicht Kampagnen Halbwahrheiten ge- wunderbaren „Anders gefragt“- schaftsteil kostenpflichtig ge- flationsrate ab, aber ich kann es so schlecht geworden. druckt und Menschen instrumen- Interviews immer mit der gleichen macht, in der Annahme, dass man mir durchaus vorstellen. talisiert werden. Und wenn ver- Frage, die ich mir kurz ausborgen dort am ehesten etwas erlösen Wolf: Was am Standard gefällt sucht wird, damit Politik zu ma- möchte: Worum geht’s im Leben? kann. Das haben wir aufgegeben, Wolf: Wie lange erscheint die Zei- Ihnen selbst am besten, und was chen. Bronner: I ch weiß es nicht. Vermut- als wir bei einem User gelandet tung noch jeden Tag gedruckt? gefällt Ihnen am wenigsten? lich für jeden um etwas anderes. sind. Bronner: Ich gehe davon aus, noch Bronner: Am besten gefällt mir, Wolf: Sie sind als einer der wenigen ziemlich lange. dass es ihn gibt und dass er weit- Österreicher jedes Jahr auf der Bil- Wolf: Und worum geht’s in Ihrem Wolf: Jetzt führen aber immer mehr gehend das geworden ist, was ich derberg-Konferenz. Was macht ein Leben? Zeitungen Paywalls ein, auch im Wolf: Ziemlich lange heißt? mir vorgenommen habe. Am we- Journalist bei dieser ziemlich um- Bronner: Herauszuholen, was in deutschsprachigen Raum. Bronner: Zu meinen Lebzeiten. nigsten gefällt mir, dass wir ein strittenen Tagung, wenn er nicht mir drinsteckt. Bronner: Die haben auch nicht viel Aber es ist mir auch nicht wahn- bisschen sehr bierernstig daher- drüber schreiben darf? p Langfassung des Interviews auf mehr als einen User. sinnig wichtig. Ich bin nicht im kommen. Es fehlt mir eine gewis- Bronner: Auftanken. derStandard.at/Etat Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Kommunikation der Standard 75

© Arnulf Rainer 76 der Standard Kommunikation Sa./So., 19./20. Oktober 2013

25 Jahre

„Wie wäre es, einen Menschen zu beschreiben, der gerade erst begonnen hatte, ein solcher zu sein. Und ein Jahr später wieder, da wäre er dann schon wirklich wer ...“: Das schrieb der langjährige Standard-Kolumnist Daniel Glattauer, als er seinen 1994 geborenen Neffen Theo zum ersten Mal im ALBUM porträtierte – es wurden dann 13 Jahre „Theo-Porträt“. Für die Schwerpunktausgabe „25 Jahre Standard“ hat der Künstler Arnulf Rainer ein Foto von Christian Fischer von 2004 übermalt. 24 Stunden mit Wann werden dieEntscheidungen fürBlatt-und Online-Hauptgeschichtengetroffen?Was hat es mitden 17,4 „Mutationen“ aufsich? Undwie viel Kaffee isteigentlich notwendig,umden Nachrichtenfluss am Laufen zu 382.000 Millionen Visits halten?Ein typischerWerktag dergemeinsamenRedaktion vonPrint undOnline, aufgezeichnetvon Stefan Zahl der täglichen täglich auf Leserinnen und Leser des derStandard.at Schlögl,illustriertvon FatihAydogdu undanimiertvon SimonKlausnerauf derStandard.at/25JahreStandard [September 2013 | laut ÖWA] [MA 2013]

20.000 Die Online-Ressorts Außenpolitik, Innenpolitik, Wirtschaft, bis Postings Panorama sind besetzt. im Durchschnitt täglich auf derStandard.at

252.000 Followers & Fans von

Der Community-Dienst (Betreuung derPostings) auf Facebook, Twitter Der Online-Frühdienst beginnt. ist online. Zwischen 10 und 20 Uhr werden die und Google+ Foren von Redakteuren betreut.

ab bis Erste Online-Morgenkonferenz, Abstimmung der Tagesplanung Gemeinsame Morgenkonferenz mit Vertretern aus allen aktuellen Ressorts unter Leitung Print/Online: Vertiefende Abstimmung, wann geleitetvom CvD(Chefvom innerhalbder Ressorts. Die der Chefredakteurin. Nachder Blattkritik werden die Planungen der Ressorts besprochen. welche Themen in derZeitung und/oder Online Dienst)gemeinsam mitden aktuelle Nachrichtenlage wird Auswahl/Festlegung von Print- und Online-Kommentaren, ein „Kopf des Tages“ usw. präsentiert werden. Interaktive Infografiken und Online-Frühdiensten. Aktuelle bewertet, eingeordnet und die Datenvisualisierungen werden in Auftrag gegeben. und mögliche Aufmachervon Agendafür Printund Onlinestruk- derStandard.at werdenbespro- turiert. Pressekonferenzen und chen,inhaltlicheSchwerpunk- Außentermine werdenbesetzt, te fürden Online-Auftritt Fotografen gebucht und erste definiert. Interviews fixiert.

Nun läuft die gemeinsamemeinsame Redaktion aufa Hochtouren: 18,1 26,3 Es werden Layouts entworfen, Texte geschrieben, Prozent. Anteil der Agenturmeldungen gecheckt,eswird telefonisch Akademiker unter den Prozent Reichweite von und/oder vor Ort recherchiert,Interviews werden derStandard.at geführt, Experten ausgewählt und befragt, aktuelle Entwicklungen in Planung und Texte integriert, Lesern [Laut ÖWA, [Laut Media-Analyse 2. Quartal 2013] Bilder aus Agenturen bzw. mit der Fotoredaktion 2012/13] ausgewählt, crossmediale Aufbereitungen (Videos, In- fografiken) realisiert und Service-Elemente definiert.

Ab Gemeinsame Abendkonferenz Print und Online: Besprechung des bis zum Redaktionsschluss anfallenden Programms. Online-Mittagskonferenz: Aus -„Einserkonferenz“: Print: Fertige Texte werden im Ressort den Ressorts kommen erste DerAufmacherwird diskutiert, Aufteilung gegengelesen und gecheckt. Danach aktuelle Artikel und Kommen- derThemenund Anreißer aufSeite eins. gehen die Artikel ins Korrektorat. tare, Diskussion neuer Aufma- cher, Konkurrenzbeobachtung. Ab 360.000 Ab ca. Durchschnittliche Zahl Online: Auswahl der Artikel der der Zeichen in einer aktuellenPrint-Ausgabe, die auf Ausgabe des Print: Die Ergebnisse der derStandard.at übernommen werden. Recherchen werden verdichtet. Die Redakteure schreiben Print: Der CvD kontrolliert diefertigen direkt in die mittlerweile Seiten.Fertige Seiten werden elektro- vorliegenden Layouts. nisch zur Druckerei geschickt.

Andruck der Bundesländer-Ausgabee Die Print-Redaktion istmit einem Kernteam besetzt Ab DieOnline-Redaktion istmit einemSpät- (exklusive Wien und NÖ) in der Drucke-e- (verantwortliche Redakteure, Layouter,Bildbearbeiter). dienstbesetzt.Der Abend-Community- rei der Mediaprint. Der frühe Andruck ermöglichtht AkA tuelle Ereignisse oder Änderungen –sogenannte Mutationen– Dienst istonline. die Hauszustellung am nächsten Morgen. 73.800 werdenindie aktuelle Kilogramm Farbe Ausgabeeingear- pro Jahr für den Druck des beitet. 6.600 Postings unterm Liveticker zu Österreich durchschnittlich vs. Deutschland auf derStandard.at [bisheriger Postingrekord 280 2013] Artikel werden prop Tag auf derStandard.atderSt onlineonlin gestellt ZwischenZw Die Wien-Ausgabe des und und STANDARD verlässt die Druckerei. Andruck der Niederösterreich-reich- Redaktionelle Print- und Online-Dienste enden. Im Fall großer Ausgabe und der Wien-Ausgabeusgabe. tagesaktueller Ereignisse oder wichtiger Entscheidungen während der Nacht bleibt die Redaktion besetzt.

An einem Arbeitstag werden 880 Tassen Kaffee von STANDARD Medien AG- MitarbeiterInnen getrunken Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Wir im Bild 79

Die vielen Gesichter eines Medienhauses Seiten 80–85 Meister des politischen Cartoons Seite 86

derStandard.at /25 Jahre Standard

2 5

1 3 4

Vorstand 1 Hanna Grabenhofer, Assistenz 2 Wolfgang Bergmann, Vorstand Standard Medien AG 3 Oscar Bronner, Herausgeber 4 Angie Pieta, Assistenz 5 Alexander Mitteräcker, Vorstand Standard Medien AG

Wir, die Medienmenschen 1 3 hinter der S tandard und derStandard.at 2 or 25 Jahren andere aber arbeiten mussten sich „unsichtbar“ hinter Vrund 70 Men- re den öffentlichen Me- schen im damaligen 25 Jah dienkulissen daran, Standard-Verlags- dass wir Sie best- gebäude im ersten möglich mit Infor- Bezirk Wiens ken- mation und Unter- nenlernen und gemeinsam eine haltung, Einordnung und Kom- neue Zeitung stemmen. mentierung auf diversen Kanälen Ein Vierteljahrhundert und drei beliefern können – auf Papier, on- Umzüge später sind es im neuen line via derStandard.at, am Smart- Standard-Haus an der Wien in phone per App oder am Tablet. der Vorderen Zollamtsstraße 13 Auf den folgenden Seiten zeigt im dritten Bezirk fast 500 Mit- der Standard / derStandard.at Ge- arbeiterinnen und Mitarbeiter, die sicht – nur einer absichtlich nicht, Qualitätsjournalismus betreiben ein Ressort kam ein bisschen in- und ermöglichen. kognito, der Leiter eines anderen Manche kennen Sie, liebe Lese- ging zu Boden, und eine Windma- rinnen und Leser, in Form von Na- schine gab’s: eingeschleust von menszeilen oder Kürzeln, viele Fotografin Regine Hendrich. (nim) Chefredaktion 3 45 6 7 1 Gertraud Schneider, Assistenz 2 8 2 Alexandra Föderl-Schmid, Co-Herausgeberin/Chefredakteurin 1 3 Rainer Schüller, stv. Chefredakteur

Verlagsleitung 1 Gerlinde Hinterleitner, derStandard.at 2 Rainer Wimmer, Rubriken 3 Thomas Letz, Print & E-Paper

2

3

1

Leitende Redakteure / Chefs vom Dienst 1 Olivera Stajić, CvD & Leiterin daStandard.at 2 Sabine Bürger, CvD & Leiterin Etat/Kommunikation 3 Günther Oswald, CvD 4 Eric Frey, CvD 5 Christoph Prantner, leitender Redakteur Meinung 6 Thomas Mayer, leitender Redakteur und EU-Korrespondent 7 Petra Stuiber, CvD 8 Otto Ranftl, CvD & Leserbeauftragter

Nicht im Bild: Gudrun Harrer, leitende Redakteurin, Michael Jäger 80 der Standard Wir im Bild Sa./So., 19./20. Oktober 2013

11 7 10 8 10 6 3 6 1 4 5 2 9 8

5 2 7 4 1 12

Kolumnen/Karikaturen 9 1 Rudi Klein, Karikaturist 2 Julya Rabinowich, Kolumnistin 3 Gerfried Sperl, Kolumnist 4 Florian Scheuba, Kolumnist 5 Barbara Coudenhove-Kalergi, Kolumnistin 6 Michael Freund, Autor 7 Oliver Schopf, Karikaturist 3 8 Hans Rauscher, Kolumnist 9 Paul Lendvai, Kolumnist 10 Günter Traxler, Kolumnist

Nicht im Bild: Walter Schmögner, Karikaturist

Bundesländer 1 Elisabeth Steiner, Kärnten 2 Stefanie Ruep, Salzburg 3 Thomas Neuhold, Salzburg 4 Walter Müller, Steiermark 5 Jutta Berger, Vorarlberg 6 Katharina Mittelstaedt, Tirol 7 Markus Rohrhofer, Oberösterreich 8 Kerstin Scheller, Oberösterreich Innenpolitik 9 Wolfgang Weisgram, Burgenland 10 Colette M. Schmidt, Steiermark 1 Katrin Burgstaller, stv. Ressortleiterin 89 2 Marie-Theres Egyed 4 10 3 Michael Völker, Ressortleiter 4 Jutta Kroisleitner, Assistenz 1 2 5 Lisa Aigner 6 Nina Weißensteiner 5 7 Conrad Seidl 8 Saskia Jungnikl 9 Maria Sterkl 10 Peter Mayr 11 Gerald John 12 Sebastian Pumberger

Nicht im Bild: Lisa Nimmervoll 6

7

10 11 7 3 1 4 8

5 12

1 4 6 8 2 9 7 9 3 10

3 13 6

2 5

Chronik 1 Michael Matzenberger 2 Julia Schilly 3 Bianca Blei 4 David Krutzler 5 Irene Brickner 6 Michael Möseneder 7 Julia Herrnböck 8 Roman David-Freihsl 9 Rosa Winkler-Hermaden, Ressortleiterin 10 Michael Simoner, stv. Ressortleiter Außenpolitik 11 Gudrun Springer 12 Elisabeth Mittendorfer 13 Josefine Zeppetzauer, Assistenz 1 Florian Niederndorfer mit Tochter Sophia 2 Gianluca Wallisch, stv. Ressortleiter Nicht im Bild: Andrea Heigl, Martin Obermayr 3 Teresa Eder 4 Josef Kirchengast 5 Manuela Honsig-Erlenburg, Ressortleiterin 6 Berthold Eder 7 Michaela Kampl 8 Manuel Escher 9 Stefan Binder 10 Birgit Deisting, Assistenz

Nicht im Bild: Kim Son Huang, Julia Raabe, Michael Vosatka Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Wir im Bild der Standard 81

2 7 12 Wirtschaft

9 1 András Szigetvari 2 Andreas Schnauder, Ressortleiter 3 Günther Strobl 4 Renate Graber 5 Lukas Sustala 5 6 Verena Kainrath 7 Stefan Schlögl, 8 Automobil 8 Renate Reiter, Assistenz 11 14 3 9 Andreas Stockinger, Automobil 13 10 Claudia Ruff 11 Andreas Sator 1 6 12 Guido Gluschitsch, Automobil 10 13 Daniela Rom 14 Luise Ungerboeck 15 15 Sigrid Schamall

Nicht im Bild: Regina Bruckner, stv. Ressortleiterin, Bettina Pfluger, Johanna Ruzicka

4

4 9 11 12 Wissen und Gesellschaft 6 7 8 1 Klaus Taschwer, Wissenschaft 2 1 3 2 Günther Brandstetter, Gesundheit, Lifestyle 3 Tanja Paar, Familie, dieStandard.at 4 Florian Bayer, Gesundheit 5 10 5 Lisa Mayr, Ressortleiterin Wissen/Gesellschaft 6 Regina Walter, stv. Ressortleiterin und Leiterin Gesundheit 7 David Rennert, Wissenschaft 8 Jürgen Doppler, Wissenschaft 9 Ina Freudenschuss, stv. Ressortleiterin und Leiterin dieStandard.at 10 Karin Krichmayr, Wissenschaft 11 Beate Hausbichler, dieStandard.at 12 Markus Böhm, Wissenschaft, RONDO, Beilagen

Nicht im Bild: Peter Illetschko, stv. Ressortleiter und Leiter Wissenschaft, Karin Riss, Familie, dieStandard.at, Daniela Yeoh, Wissenschaft, Thomas Bergmayr, Wissenschaft

6 RONDO Lifestyle/Reise 9 7 10 11 1 Helga Gartner, Assistenz RONDO und Wissen/Gesellschaft 4 8 5 2 Karin Pollack, MedStandard und RONDO 3 Michael Hausenblas 4 Petra Eder, stv. Ressortleiterin 5 Eva Tinsobin, Lifestyle und Gesundheit 6 Severin Corti 3 7 Stephan Hilpold, Ressortleiter 8 Mirjam Harmtodt 9 Sascha Aumüller 12

6 2 7 1 3

2

9 1 4 5 8

Web/NetBusiness & Etat/Kommunikation 1 Birgit Riegler, Web 2 Sabine Bürger, Ressortleiterin Etat/Kommunikation 3 Zsolt Wilhelm, Web 4 9 12 4 Georg Pichler, Web 5 Astrid Ebenführer, Etat 2 3 8 11 6 Andreas Proschofsky, Web 7 Doris Priesching, Etat/ Kommunikation 1 5 8 Karin Tzschentke, stv. Ressort- leiterin Web/NetBusiness 9 Iwona Wisniewska, Web 10 Tatjana Rauth, Etat 11 Markus Sulzbacher, Sport 10 Ressortleiter Web/NetBusiness 12 Harald Fidler, stv. Ressort- 1 Christian Hackl leiter Etat/Kommunikation 2 Fritz Neumann, 6 stv. Ressortleiter 3 Benno Zelsacher 7 4 Sigi Lützow 5 Birgit Riezinger 6 Brigitte Kautschitsch, Assistenz 7 Andreas Hagenauer 8 Thomas Hirner 9 Florian Vetter 10 Thomas Schaffer 11 Philip Bauer, Ressortleiter 12 Michael Robausch 82 der Standard Wir im Bild Sa./So., 19./20. Oktober 2013

Karrieren/Immobilien 7 2 4 1 Gudrun Ostermann 2 Heidi Aichinger 3 Karin Bauer, Ressortleiterin Karrieren 9 4 Oliver Mark, stv. Ressortleiter 5 Birgit Tisch, Immobilien

Nicht im Bild: Marietta Adenberger, Karrieren, 8 Martin Putschögl, Immobilien 5 1 10 4 1 2 5 3 3 6

Kultur/ALBUM 1 Margarete Affenzeller 2 Thomas Trenkler 3 Anne Katrin Feßler 4 Christoph Winder, Leitung ALBUM 5 Mia Eidlhuber, ALBUM & Family 6 Andrea Schurian, Ressortleiterin Kultur 7 Ljubiša Tošić 8 Karl Gedlicka, stv. Ressortleiter Kultur 9 Christian Schachinger 10 Dominik Kamalzadeh 5 8 10 1 9 Nicht im Bild: Jasmin Al-Kattib, Stefan Gmünder, Karl Fluch, H. C. Leitich, Ronald Pohl, Isabella Reicher, Bettina Fernsebner- 4 13 14 Kokert, Assistenz, Wojciech Czaja, Architektur und Immobilien 6 11

15 3

2 7

12 Auslandskorrespondenten Martin Alioth (Irland), André Ballin (Russland), Laura Balomiri (Rumänien), Birgit Baumann (Deutschland), Andreas Behn (Brasilien), Markus Bernath (Türkei und Griechenland), Klaus Bonanomi (Schweiz), Sebastian Borger (Großbritannien), Stefan Brändle (Frankreich), Bernadette Calonego (Kanada), Johnny Erling (China), Astrid Frefel (Ägypten), Jan Dirk Herbermann (Genf, Uno-Korrespondent), Frank Herrmann (USA), Andrej Ivanji (Serbien), Thesy Kness-Bastaroli (Italien), Renata Kubicová (Slowakei), Kathrin Lauer (Ungarn, Rumänien), Gabriele Lesser (Polen), Entwicklung Amir Loghmany (Iran), Jan Marot (Spanien), Gregor Mayer (Ungarn), Thomas Mayer (Brüssel, EU-Korrespondent), 1 Robert Knienider, Senior-Software-Architekt Christine Möllhoff (Indien), Gerhard Mumelter (Italien), 2 Karina Hohenscherer, Projektmanagement 3 Friederike Pechan, Anne Rentzsch (Schweden), Gerald Schubert (Tschechien), Softwaretesterin 4 Roman Fliedl, Design & User-Experience Kerstin Schweighöfer (Niederlande), Martina Schwikowski 5 Per Hoffmann Olsen, Backend-Services 6 Mario Zoth, (Südafrika), Ben Segenreich (Israel), Robert Stadler Design & User-Experience 7 Norbert Göls, Leitung Entwicklung (Griechenland), Birga Teske (Japan), Urs Wälterlin 8 Roland Gelbmann, Backend-Services 9 Jörg Artaker, (Australien), Reiner Wandler (Maghreb/Spanien), Sandra Design & User-Experience 10 Florian Bauer, Backend-Services Weiss (Mexiko), Adelheid Wölfl (Slowenien, Kroatien) 11 Philip Hübner, Backend-Services 12 Lisa Pollak, Design & User-Experience 13 Thomas Riener, Backend-Services 14 Roman Poczesniok, Backend-Services 15 Christian Burger, Teamleitung Projektmanagement/Community-Manager

Nicht im Bild: Thomas Berger, Teamleitung Backend-Services and Architecture, Wolfgang Goedel, Senior-Software-Architekt, Daniel Antunovic, Teamleitung Design & User-Experience 10 12 13

5 8 7

3 6 3 8 6 1 4 9 2 7 9 11 11 1

4 2 5 10

Schüler- & UniStandard User-Generated Content 1 Max Schwaiger, Schüler 2 Belinda Walli, Schüler 3 Vivienne Sulger, Schüler 4 Sarah Lehner, Schüler 5 Lara Hagen, Leitung SchülerStandard 6 Anna Strümpel, Schüler 1 Judith Handlbauer 2 Alina Luca Huster 3 Florian Stambula 7 Daniel Pably, Schüler 8 Kristina Nedeljkovic, Uni 9 Julia Grillmayr, Uni 4 Gerlinde Hinterleitner, Leiterin 5 Zarko Jankovic 10 Philipp Koch, Schüler 11 Tanja Traxler, Leitung UniStandard 12 Michael Fasching, Uni 6 Sophie Niedenzu 7 Stefanie Steinmaurer 13 Christian Groß, Uni 8 Manfred Machacek, Projektmanager 9 Lisa Stadler, Social Media 10 Marina Kubina, Assistenz 11 Julia Meyer Nicht im Bild: Darius Djawadi, Max Miller, Lukas Schweighofer, Nadine Dimmel (alle SchülerStandard); Louise Beltzung Horvath, Fabian Kretschmer, Josef Kirchner, Oona Krois- Nicht im Bild: Astrid Schlesier, Dorina Tuschel leitner, Johannes Lau, Valentin Schwarz, Selina Thaler, Dominik Zechner (alle UniStandard) Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Wir im Bild der Standard 83

3 1 9 4 6 7 11 10 2 5 8 13 12 Rubriken 1 Manuel Taferner 2 Lukas Capek 3 Sandis Piruskins 4 Nina Strempfl 5 Sabine Henhapl 6 Manuela Asenbauer 7 Gabriele Fisch 8 Bettina Bardy 9 René Haslhofer 10 Christine Müller 11 Monika Rosenbusch 12 Sonja Schneider-Neumann 13 Alexandra Sieber 14 Andreas Wünsch 15 Katalin Dobos 16 Vera Schwarz 17 Lucia Elena Prusa 18 Daniel Deutsch 19 Bernd Hirnschrodt 20 Oliver Mako 21 Markus Inzinger 22 Sonja Goldmann 23 Virginia Pfister 24 Elisabeth Mayer 25 Judith Wolanski 26 Henning Leschhorn 27 Ilse Sinkovits

Nicht im Bild: Roland Gaberz, Jan Königstätter, Branko Perisic

21 14 18 26 20

17 24 27

15

22 23 16 19

25

18 21 26 16 19 12 24 13 17 27 14

4 22 8 23 6 7 1 3 10 25

20 5 11 15

9

2

Anzeige 1 Kerstin Dengg 2 Petra Kletecka, Verkaufsleiterin 3 Brigitte Dorner 31 34 4 Harald Pühringer 5 Andreas Quiner, Verkaufsleiter 6 Anne Pur 7 Claudia Auböck 8 Bettina Hochhauser 9 Parisa Hamidi Faal 29 33 37 10 Robert Beck, Anzeigenleiter, stv. Bereichsleiter Anzeige 28 39 11 Gerhard Stöger 12 Hubert Blecha-Ivo, Verkaufsleiter 36 13 Michaela Eilenberger, Leiterin PreSales 14 Martina Steinmayer, Assistentin Bereichsleiter 15 Angelika Pernerstorfer, Leiterin PostSales 16 Barbara Apeltauer 17 Eva Fuith 18 Christoph Gabriel 19 Theresa Donner 20 Peter Goigner, Verkaufsleiter 21 Martin Altersberger 22 Tess Fuhrich, Assistentin Anzeigenleiter 23 Nadja Bortolami 24 Katrin Krameß 25 Matthias Stöcher, Bereichsleiter Anzeige 35 32 26 Christoph Tagger 27 Iris Riedinger 28 Ellen Wittmann-Sochor, Verkaufsleiterin 29 Elke Hinterreitner 30 Billi Weber 38 31 Michael Prüwasser 32 Vreni Meinl 33 Christian Lassnig 34 Martin Karrer 35 Kerstin Pertiller 36 Isabel Teply 37 Julia Horak 38 Margot Fuhrmann-Edermayr 39 Ines Horvath 30 Nicht im Bild: Martin Aigner, Alexander Feucht, Christina Haßlinger, Sandra Kajtar, Margot Pechtigam, René Pranz, Alexander Reischer, Christoph Szüts, Iris Wilke 84 der Standard Wir im Bild Sa./So., 19./20. Oktober 2013

Finanz-, Rechnungswesen/Administration 4 7 2 1 Zeina Sinno 2 Konrad Hofer, Leitung Finanz- und Rechnungswesen 3 Beata Jagiello 1 4 Martin Grafendorfer, Teamleitung Facility- 5 10 Management 5 Sylvia Frank 6 Nadia Paquay 12 7 Alexander Raich 8 Claudia Kuffner 9 Brigitta Jäger 11 10 Sabine Klepeisz 11 Ronald Piffl 12 Verena Krendl 13 Michaela Schnauder 14 Kazim Balaban 14 15 Manuela Seidl 16 Veronika Kyral, Teamleitung 8 Controlling 3 13

15

916

6

16 19 22 18 21 15 20 23 24 9 10 12 14 17 25 13 connect724 GmbH (Vertrieb) 7 11 1 Harald Schneider 2 Daniela Basler 3 Theresia Supper 4 Karl Wambach 5 Verena Muratovic 6 Kurt Kastner 7 Guido Seehaus, Prokurist 8 Oliver Klug, Prokurist 4 8 9 Robert Ilic 10 Daniel Senjic 11 Sabine Nußböck 12 Josef Kirchner 13 Branko Duvnjak 14 Andrea Molnarne 15 Maria Fandl 16 Thomas Rath 17 Horst Jungmann, Geschäftsführer 5 1 18 Marco Karnthaler 19 Harald Schönet 20 Martin Kneschaurek, Geschäftsführer 6 21 Peter Fischer 22 Robert Wernhardt 23 Roman Fochta 24 Eugen Hüssen 25 Parmjit Singh und noch circa 100 Kolleginnen und Kollegen

3

2

1 5 9 2 3 78 4 11

6 Foto/Korrektorat/Textarchiv/Grafik 1 Matthias Cremer, Fotograf 2 Robert Newald, Fotograf 3 Marietta Gross, Fotoredaktion 4 Christian Fischer, Fotograf 10 5 Reinhilde Becker, Textarchiv 6 Karin Gsöllpointner, Grafik 7 Gerhard Veismann, Korrektorat 8 Irene Höltl, Korrektorat 9 Manfred Puhr, Fotoredaktion 10 Gudrun Kilani, Textarchiv 11 Peter Frey, Teamleiter Grafik 12 Markus Tinhof, Korrektorat 13 Michaela Köck, Grafik 14 Thomas Unger, Korrektorat 15 Fatih Aydogdu, Grafik 16 Andreas Urban, Fotograf 17 Heribert Corn, Fotograf

Nicht im Bild: Armin Baumgartner, Korrektorat 9 1 Information Technology 6 12 15 2 3 5 11 16 8 1 Florian Schindler, Support & Operations 10 2 Alexander Holy, Leitung Business Intelligence 3 Benjamin Körbel, Support & Operations 4 Mario Naito, Teamleitung Publishing 5 Roman Sumichrast, Support & Operations 6 Barbara Zehntner, Teamleitung Support 7 Robert Peska, Leitung IT 8 Erich Judendorfer, Support & Operations 9 Marcel Bukva, Server & Infrastruktur 10 Wolfgang Patik, Server & Infrastruktur 11 Wolfgang Fessl, Teamleitung Server & Infrastruktur

13

7

4

14 17 Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Wir im Bild der Standard 85

11 16 25 28 8 13 20 26 4 9 17 22 2 5 18 30 32 19 29 33 3 7 15 14 1 6 12 21 24 27 31 10 23

Newsroom / Produktion / Allgemeine Redaktion 1 Magdalena Wallner, Layout 2 Georg Lasser, Leitung Produktion 3 Manfred Stipanitz, Layout 4 Rudolf Reiterer, Layout 5 Martin Gansrigler, Redaktionsassistenz 6 Marlene Blaha, Newsroom-Assistenz 7 Geli Staub-Zojer, Layout 8 Rainer Messerklinger, Anzeigengrafik 9 Christina Riedler, Newsroom-Assistenz 10 Gerhard Richter, Layout 11 Tanja Guttmann, Anzeigengrafik 12 Maria von Usslar, Video redakteurin 13 Jürgen Köck, Solution-Manager 14 Heidi Seywald, Bildbearbeitung & Qualitätskontrolle 15 Carsten Brüning, Layout 16 Thomas Korn, Anzeigengrafik & Bildbearbeitung 17 Florian Gossy, Datenjournalist 18 Bettina Kammlander, Anzeigengrafik 19 Renate Leitner, Anzeigengrafik & Bildbearbeitung 20 Magdalena Rawicka, Layout 21 Marlies Weissinger, Anzeigengrafik 22 Gregor Auenhammer, Leiter Produktionsplanung 23 Gerda Lasser, Teamleitung Anzeigengrafik 24 Hermann Mifeck, Incoming & Planung 25 Wolfgang Frühauf, Incoming & Planung 26 Armin Karner, Artdirektion und Layout 27 Marlene Granitzer, Anzeigengrafik 28 Simon Klausner, Layout 29 Otto Beigelbeck, Teamleitung Bildbearbeitung & Qualitätskontrolle 30 Peter Pesseg, Anzeigengrafik 31 Claudia Machado, Layout 32 Andrea Kucher, Assistenz Produktionsleitung & Teamleitung Korrektorat 33 Lukas Friesenbichler, Bildbearbeitung

Nicht im Bild: Doris Hahn, Martin Mörk, Gerald Zagler (alle Redaktionsassistenz)

5 8

3 10 Human Resources 1 1 Bettina Riesenecker, 2 Beatrix Prüwasser, Leitung 3 Gerlinde Theuretzbachner, 4 Kathrin Bickert 12 6 4 3 4 9 2 1

7 11

2

Marketing 1 Barbara Hautzendorfer 2 Robert Diesenreither 3 Judith Wippel 4 Johanna Berghammer 5 Hans Neubauer 6 Kornelia Frühstück, Assistenz 7 Sandra Huber, Teamleitung Werbung 8 Jacqueline Pröll 9 Anya Antonius 10 Annette Nussbaumer 11 Anna Haber 12 Magdalena Hydzik

Nicht im Bild: Annalí Manzana-Marín, Teamleitung Events und Kooperationen, Elisa Köck, Michaela Gündl

29 7 14 21 26 15 27 31 11 12 23 6 28 2 22 1 8 Vertrieb 20 1 Brigitte Schmeissl 2 Nicole Otte 3 Alexandra Volk, Teamleitung QM & Abo-Projekte 4 Christoph Alten 13 5 Sigrid Csecsinovits, Teamleitung Abo-Buchhaltung 23 6 Svenja Reithner 7 Michael Vaclav, Teamleitung 3 16 Abomarketing & E-Paper-Produktmanagement 30 8 Petra Schlaffer, Assistenz 9 Sabine Scheu 10 Isabell Kneidinger 11 Heinz Schaludek, 24 Teamleitung Statistik & Projektmanagement 9 17 12 Martin Mende 13 Stephanie Homann 14 Uwe Ikinger 15 Markus Suppanz 10 16 Claudia Pichlmeyer 17 India Deiana 18 Antoinette Maressa 19 Silvia Windisch, stv. Vertriebsleiterin 20 Michael Schulz 21 Gerald Zorman, Teamleitung Telefonmarketing 4 22 Philipp Dieter, Teamleitung Backoffice & Logistik 23 Sonja Hopfe 24 Ingrid Müller-Simhofer, 19 Teamleitung Frontoffice 25 Angela Schor 26 Reinhard Schenk 27 Sandra Dreher 32 28 Roman Sparrer 29 Stephan Gschwandtner 25 30 Anja Waldherr 31 Jan Gallhuber 32 Melanie Kallina

18 Nicht im Bild: Gregor Bader, Barbara Blum, 5 Ingrid Dutka, Georg Gössweiner, Veronika Huber, Maria Korber, Kathrin Lugbauer, Romana Pachner, Richard Sokal, Maria Steindl, Ernst Tiefenthaler, Matthias Winterer, Natalie Würnitzer 86 der Standard Mit spitzer Feder Sa./So., 19./20. Oktober 2013

Making-of eines Cartoons, gezeichnet von „Meistermaler“ Oliver Schopf, wie ihn Heribert Prantl („SZ“) im neuen Buch „Beim Schopf gepackt“ (Molden 2013) nennt. Die ganze Welt in einem guten Strich

Von Anfang an hat der Standard großen Wert darauf gelegt, das Weltgeschehen auch (aus)gezeichnet zu kommentieren. Dabei wird mitunter rasend schnell gearbeitet, Komplexes enorm komprimiert, gelegentlich übertrieben und mit wenigen Strichen viel Bedeutung erzeugt. Die Karikatur ist die hohe Kunst des Aufladens, die wenige beherrschen. 25 Jahre

Pension für Junge? Ein altes Thema: Jean Veenenbos, 1997.

Jean Veenenbos Dieter Zehentmayr Oliver Schopf (1932–2005), geboren auf (1941–2005), geboren in Geboren 1960 in Kitzbühel, Java, Schulzeit in Lau- Salzburg, zuerst Fotograf in Studium an der Akademie sanne, Politologie-Studium der Schweiz, ab 1971 Kari- der bildenden Künste in Amsterdam, begann in katurist der Vorarlberger Wien, seit 1988 ständiger Wien als Bühnenbildner, Nachrichten, ab 1976 Neue Karikaturist, Illustrator zeichnete für Profil, Trend Vorarlberger Tageszeitung und Gerichtszeichner beim und den Standard sowie und Grazer Kleine Zeitung, Standard und in interna- international für die NZZ 1988 Kurier, ab 1997 Berli- tionalen Medien (u. a. seit Auf dem Weg in eine große Koalition? Dieter Zehentmayr, 2000. Es kam Schwarz-Blau. und US-Publikationen. ner Zeitung und Standard. 2008 Süddeutsche Zeitung). Sa., 19. Oktober 2013 Kommunikation 87

Fernsehen wie vor 25 Jahren TV/Radio S. 90, 91 Antonio Fian über das Dramolett Kommentar der Anderen S. 93 derStandard.at/Etat „Nachdenken, wie wir guten Journalismus sicherstellen“ Das Schöne an einer Zeitung ist, dass sie einen Anfang und ein Ende hat, findet Markus Spillmann, Chefredakteur der „Neuen Zürcher Zeitung“. Und trotzdem ist für ihn die Frage nicht mehr relevant, ob sie noch gedruckt wird. Harald Fidler fragte.

Standard: Was war denn Ihr erster sehr fluide geworden ist. Sich so Gedanke, als Sie diesen Sommer weit in die Zukunft zu bewegen, hörten: Der Boss des Online-Han- sich vorzunehmen: Ich will das delsriesen Amazon kauft die US- selber noch als Chefredakteur mit- Zeitungsikone „Washington Post“? erleben und gestalten – das fände Spillmann: Einerseits war ich ein ich vermessen und momentan bisschen wehmütig: Hier wird nicht so sinnvoll. Aber ich bin wieder Tradition verkauft. Ander- sehr überzeugt davon, dass es die seits nicht so überraschend: Ver- NZZ dann noch geben wird. leger und Verlagshäuser lösen sich von Print und renommierten Standard: In gedruckter Form? Printtiteln. Zum Dritten war ich Spillmann: Ich weigere mich, diese gespannt: Wie geht das unter neu- Frage zu beantworten – weil ich en Besitzverhältnissen weiter? sie für nicht mehr relevant halte.

Standard: Verabschiedet sich die Standard: Sondern? Medienbranche von Print? Spillmann: Entscheidender ist: Ge- Spillmann: Ich würde nicht von lingt es uns, diese Form publizis- einem globalen Trend sprechen. tischer Leistung, wie wir sie in der Aber besonders gefordert sind gedruckten NZZ geprägt haben, Unternehmen, wo es nicht viel diese Qualität, diese Internationa- „Nutzer wollen stärker Einfluss nehmen“: Markus Spillmann über digitale Userwünsche. Foto: NZZ mehr als das Printprodukt und die lität im digitalen Kosmos weiter- Kraft der Printmarke gibt, wo eine zuführen und weiter erfolgreich Standard: Womit wir bei der Frage Spillmann: I ch schaue derzeit noch können, sie wird viel hintergrün- Digitalisierungsstrategie fehlt oder als privatwirtschaftlich geführtes wären, wie sich der finanzieren nicht so genau auf diese Zahlen. diger und analytischer, vertiefen sich nicht umsetzen Unternehmen auf lässt. Bei Zeitungen schafften das Ich kann sagen: Paywall funktio- und haptisch veredeln. In Print al- lässt. Die könnten dem Markt zu ope- bisher Verkaufs- und Abopreis, niert bei uns grundsätzlich. Es ist les zu bieten, was wir online bie- sich fragen: Wie lan- rieren? Punkt. Wenn Webportale vor allem mit Werbung, nicht der Reißer. Aber momentan ten, geht nicht mehr. Die Zeitung ge bekommen wir re es dazu eine Print- immer mehr mit Bezahlinhalten. scheint mir entscheidender: Sie könnte ein ruhender Pol, ein noch einen vernünf- 25 Jah ausgabe gibt, ist es Spillmann: Das ist die 1000-Dollar- schadet uns auch nicht. Anker werden für Menschen, die tigen Erlös für un - schön. Wenn es sie Frage. Wir Verlagshäuser tasten in diesem Informationswust eine seren Titel? Wenn nicht mehr gibt, uns schrittweise an diese neue Standard: S ie haben online zu Vor- Kuration haben wollen, was die man vor allem in dann ist es nicht re- Welt heran. Das goldene Ei hat schlägen für die „NZZ“ aufgerufen. Profis als wirklich relevant be- Print, vor allem im levant – sofern es noch niemand gefunden. Wenn Was haben Sie gelernt? trachten. Das kann man alles auch Tageszeitungsgeschäft tätig ist, uns gelingt, das in anderer Form man anders ist, besser, näher am Spillmann: Viele Ideen laufen auf digital machen, und das tun wir dann hat man ein Problem. Punkt. gleich oder besser zu machen. Es Kundenbedürfnis operiert, kann Individualisierung hinaus. Nutzer auch. Das Schöne an einer Zei- geht um die publizistische Leis- man auch eher etwas dafür verlan- wollen sehr viel stärker Einfluss tung ist, dass sie einen Anfang und Standard: Wir sprechen für die 25- tung, nicht um den Träger. Der gen. Ob das am Ende reicht für nehmen auf die Angebote und ihre ein Ende hat. Danach muss man Jahr-Ausgabe des Standard. Die Träger verändert sich. Wir wissen das, was wir herstellen wollen, Konfiguration. Folgt man diesen die Gewissheit haben, man hat „Neue Zürcher Zeitung“ hat nicht alle nicht, was in zehn oder zwan- weiß ich auch nicht. Es muss rei- Anregungen, muss das Neue hoch sich Zeit für das Wichtigste ge- mehr weit zu ihrer 250-Jahr-Ausga- zig Jahren ist. Wir hätten uns vor chen. Sonst werden wir vom adaptiv sein auf das individuelle nommen. be 2030. Haben Sie sich schon zehn Jahren nie vorstellen kön- Markt gespült. Wir stehen am An- Bedürfnis. Print ist im Prinzip überlegt, wie Sie die begehen? nen, dass die Welt heute so aus- fang eines noch langen Weges. „take it or leave it“. MARKUS SPILLMANN (46) studierte Spillmann: Nein, ich mache mir sieht. Darum ist es müßig, darüber Und es gibt ermutigende Signale. Geschichte, Politik und Volkswirtschaft. keine Gedanken über die nächsten nachzudenken, ob es noch eine Standard: W ie wirken die vielen di- Seit 1995 arbeitete er als Auslandsre- fünf Jahre. Ich bin momentan eher gedruckte Zeitung gibt oder nicht. Standard: Die „NZZ“ verlangt seit gitalen Kanäle und Inhalte zurück dakteur für die „Neue Zürcher Zeitung“, kurz getaktet: Was ist im nächsten Denken wir doch darüber nach, einigen Monaten Geld für digitale auf die Zeitung? ab 2002 leitete er das Auslandsressort. oder übernächsten Jahr zu tun? wie wir guten Journalismus in Zu- Inhalte. Wie viele zahlen, und wie Spillmann: Die Zeitung wird nicht Seit 2006 ist er Chefredakteur der NZZ Wir arbeiten in einer Branche, die kunft sicherstellen? viel Geld bringt das? mehr die Chronistenrolle spielen und Geschäftsleiter.

MIT 25 GEHT´S BEI UNS ERST LOS BIS ZU 35%RABATTAUF AKTUELLENEUWAGEN

AUTOGOTT.AT gratuliertzum 25-jährigen Jubiläum und freut sichauf einelangjährige Partnerschaft! Sa./So.,Sonntag, 19./20. 20. Oktober Oktober 2013 2013 TV/RadioTV/Radio Sonntag der Standard 91 Was alles am meisten fehlt 5. Dynasty, der Denver-Clan Als der Kling aus dem Programm zu kip- niemand etwas haben – oder, wie Valie Export, Divine bis Dame S tandard erschien, ging Blake pen war ignorant und gemein. würde Herman Munster es aus- Edna. Und übrigens auch Ster- schon schwer gebückt, Krystle Tausende und abertausende Zu- drücken: I want! I want! I want! mann/Grissemann gab’s im Fern- l ächelte nur noch gequält, und schauer fühlten sich entwurzelt. sehen erstmals hier. Die Dienstag- A lexis Morell-Carrington-Colby- Fast nicht wieder 8. Wurlitzer Eine Juke- nacht k ann mit dieser Bereitschaft Dexter-Rowan war des Intrigie- gutzumachen. box, ein Moderator, zum Experiment nie mithalten. rens müde. 1989 war endgültig ein bis zwei Gäste, Schluss, davor gab es noch ein ge- 7. The Munsters Die- Menschen, die gern 10. Schwarz auf weiß Das Medien- waltiges Staffelfinale, an dessen se schrecklich nette Jahre telefonierten – und es magazin mit Kurt Tozzer hatte Ende alle tot waren – oder zumin- Familie rund um 25 lief. Peter Rapp, Liz- zwar erst 1991 Premiere, eine Sen- dest so wirkten. Unerreicht! den totenbleichen zy Engstler, Alfons dung, die regelmäßig und offen Schraubenträger Haider und andere über die speziell konzentrierte Si- 6. Lindenstraße im ORF In unsiche- Herman, seine un- drückten ziemlich oft tuation heimischer Medienmärkte ren Zeiten wie diesen braucht der widerstehlich abscheuliche Gat- Großvater, Fang das Licht und Weil berichtet, fehlt und darf der guten Mensch Rituale, und montags Lin- tin Lilly lief im Herbst 1988 bereits i imma no an Engal glaub’. Ordnung halber wieder einmal in ... der „Wurlitzer“: Unter anderen denstraße zu schauen war ein sol- in einer Wiederholung. 25 Jahre aller Dringlichkeit eingefordert präsentierte Alfons Haider die in ches. Mutter Beimer, Hansemann, später die Wiederholung der 9. Kunst-Stücke Zu sehen war werden. (prie) ihrem schlichten Konzept ebenso Dr. Dressler und die böse Frau W iederholung? Dagegen kann Kunst abseits der Hochkultur, von p Mehr auf derStandard.at/Etat einzigartige Wunschsendung.

20.00 UMBRUCH Stranger Tides, USA 2011, Rob Mar- A nton Faber (Dompfarrer St. Stephan), Oktoskop: Kleine Perestrojka shall) Der wohl bekannteste Pirat der Christof T. Zellenberg (Mitglied des SWITCH Kirgisistan war bis 1991 Teil der So - Karibik, Kapitän Jack Sparrow (Johnny Malteserordens), Eva Demmerle (Auto- RADIO-TIPPS wjetunion. Als erster Staat Zentral- Depp), sticht wieder in See. Im vierten rin), Hubert Feichtlbauer (katholischer asiens hat er die Regierungsform einer Teil der Piratensaga ist er auf der Su- Publizist) und Günther Paal (Kabaret- 9.05 PLAUDEREI LIST parlamentarischen Demokratie einge- che nach der geheimnisvollen Quelle tist). Bis 23.10, ORF 2 Café Sonntag: McDemocracy Der Kaba- führt. Ethnische Konflikte stellen aber der ewigen Jugend. Ein Wettlauf gegen FÜR SONNTAG rettist Thomas Maurer ist zu Gast bei ein Problem dar. Der Fotograf Shailo die Zeit, denn er ist nicht der Einzige, 23.10 DOKUMENTATION Mercedes Echerer. Bis 10.00, Ö1 Marie-Theres Chaloupek dokumentiert mit seinen Bildern die der danach lechzt, sie zu finden. Auf Mein Mariahilf Durch ihren Bezirk füh- Veränderungen in seiner Heimat. seiner Reise trifft er seine verflossene ren: Hans Krankl, Harry Stojka, Ange- 14.05 MAGAZIN R egisseur Bernhard Pötscher ist zu Liebe Angelica (Penélope Cruz). Das lica Schütz, Michael Schrenk, Helmut Menschenbilder: Der friedliche Drache – 11.05 DISKUSSION Gast im Studio bei Lukas Maurer. Abenteuerspektakel rangiert derzeit Brandstätter und Pino Barberi. Pressestunde: Artur Wechselberger Fra- Kampfkunst als Wegbegleitung Gertrud Bis 21.50, Okto auf Platz zwölf der erfolgreichsten Bis 0.15, ORF 2 Schröder, die Besitzerin einer Schule gen an den Präsidenten der Österrei- F ilme aller Zeiten. Spannendes chischen Ärztekammer stellen Chris- für Kampfkunst und Meditation, be- 20.15 GESCHICHTSDRAMA A benteuer mit schöner Kulisse. 23.35 BEGIERIG gleitet erzieherische und therapeuti- toph Kotanko (OÖ Nachrichten) und Schindlers Liste (Schindler’s List, USA Bis 22.20, ORF 1 Belle de jour (F/IT 1967, Luis Buñuel), ORF-Journalistin Claudia Dannhauser. sche Projekte. Von Heinz Janisch. 1993, Steven Spielberg) Der ehrgeizige Catherine Deneuve spielt die Frau Bis 15.00, Ö1 Bis 12.00, ORF 2 Unternehmer Oskar Schindler inves- 20.15 MAGAZIN eines Arztes, die heimlich ein laster- tiert in eine Firma mit günstigen TM Wissen Auftakt: Yasmine Blair, haftes Doppelleben beginnt. Als Lie- 16.00 MAGAZIN 13.05 MAGAZIN Arbeitskräften in Krakau. Die Beschäf- André Lampe und Sebastian Huncke besdienerin gibt sie sich ihrem sado- Panorama: Von Eislaufeltern und Tennis- Ex libris Themen: 1) Schreibhaltungen. tigten sind alle jüdischer Konfession. präsentieren das neue Format für Wis- masochistischen Verlangen hin. Die 2) Krankheit im Comic. Bis 17.00, Ö1 helden Die Spitzensportler von morgen Als er realisiert, dass die Nazis die Ju- senschaft und Forschung. Themen: 1) Inversion der ehelichen Ideale, insze- müssen schon in der Kindheit hart den deportieren möchten, setzt er sein Raumfahrt aus dem Hinterhof. 2) Mit niert als erotisches Drama. Eingeklei- trainieren. Bis 13.30, ORF 2 18.15 MAGAZIN ganzes Privatvermögen und sein eige- Altpapier und Weizenschrot die Ge- det wurden die Darsteller von Yves Moment am Sonntag: Nationales Mitfie- nes Lebens aufs Spiel. Er möchte seine sellschaft verändern. 3) Teilchenphy- Saint Laurent. Ein Fest fürs Auge. bern – über Sport und Patriotismus 13.30 MAGAZIN Mitarbeiter vor demTod in Auschwitz sik und Silberschmuck. 4) Zähne und Bis 1.10, 3sat Heimat, fremde Heimat Themen: 1) An- Triumphale Siege und schmerzliche retten. Mit sieben Oscars ausgezeich- Organe aus dem 3-D-Druck? Marc Niederlagen. Sport ist ein willkomme- dere Menschen. Bessere Teams. Neue net. Bis 23.20, RTL 2 Thurner (Regenhu) zeigt am 3-D-Dru- Kunden. 2 ) Ökofaire Mode als Beitrag nes Feld für das Ausleben von Natio- cker das Potenzial von Bioprinting. Die meisten Seher ... nalgefühlen. Von Helmut Neundlinger zur nachhaltigen Lebensweise. 3) Ge- 20.15 KRIMI Bis 21.15, Servus TV Reichweiten vom Donnerstag, 17.10.2013 sundes Unternehmen. Bis 14.00, ORF 2 und Alois Schörghuber. Tatort: Die chinesische Prinzessin ... im ORF Bis 19.00, Ö1 (D 2013, Lars Jessen) Die letzte Nach- 21.45 DISKUSSION 19.30 MAGAZIN 1 Paul Kemp – Alles kein Problem 616.000 fahrin der chinesischen Kaiserinwitwe Günther Jauch: Heilige Millionen – wozu 2 Am Schauplatz 521.000 21.00 MAGAZIN Erlebnis Bühne: Anekdoten nach Noten Cixi ist Künstlerin. Sie stellt ihre Wer- braucht die Kirche so viel Geld? Mit Gün- Dagmar Koller im Gespräch mit Ga - 3 ECO 327.000 Im Sumpf: GLAM! Fritz Ostermayer und ke im westfälischen Landesmuseum ther Jauch diskutieren: Norbert Feld- Thomas Edlinger über eine Ausstel- briele Jacoby bei einem Heurigen ober- aus. Am Morgen nach ihrer Vernissage hoff (Dompropst des Erzbistums Köln), ... im österreichischen Privat-TV halb des Kahlenbergdorfes. Danach lung im Linzer Lentos-Museum. wird sie tot in der Münsteraner Albert Schmid (Landeskomitee der Ka- 1 Major Crimes, ATV 118.000 Bis 0.00, FM4 b esucht sie Wilfried bei den Dreh- Rechtsmedizin gefunden. Der Rechts- tholiken in Bayern), Gisela Friedrich- 2 Rizzoli Isles, ATV 107.000 arbeiten auf der Rosenburg, und zu mediziner Prof. Boerne (Jan Josef Lie- sen (Der Spiegel), Heribert Prantl (Süd- 3 Mord ist ihr Hobby, PULS4 63.000 22.30 MAGAZIN guter Letzt spricht sie mit Michael fers) gerät selbst unter Tatverdacht, deutsche Zeitung) und Andreas Eng- Birkmeyer. Um 20.15 Uhr folgt George ... im Kabel- u. Satelliten-TV Matrix: Uni für alle? Open Learning Meh- doch ihm fehlen die Erinnerungen an lisch (Vatikankorrespondent). 1 The Voice of Germany, PRO7 249.000 rere Hundert Kurse von verschiedenen Bizets Carmen aus der Met von 1987. die letzte Nacht. Bis 21.50, ORF 2 Bis 22.45, ARD Mit Agnes Baltsa und José Carreras. 2 Criminal Minds, SAT.1 167.000 internationalen Universitäten bietet eine Website im Netz an. Auch die Um 23.05 Uhr: La Bohème. Puccinis 20.15 SEETÜCHTIG 22.00 DISKUSSION 3 Criminal Minds, SAT.1 152.000 Werk aus der New Yorker Met von ohne tägliche (meist quotenstärkste) Sendungen wie Lis te der Kurse, die man über Youtube Pirates of the Caribbean – Fremde Gezei- Im Zentrum: Wie reich darf die Kirche ZiBs, Bundesland heute, Sport und Seitenblicke oder iTunes absolvieren kann, ist lang. 1982. Mit Teresa Stratas, Renata Scot- ten (Pirates of The Caribbean: On sein? Zu Gast bei Ingrid Thurnher: to und José Carreras. Bis 1.10 ORF 3 Quelle: AGTT Von Julia Gindl. Bis 23.00, Ö1

RADIO 20.00 ZIB 20 940-020 19.55 Sportaktuell 7-878-001 19.30 E Erlebnis Bühne 19.35 Karambolage 1-712-049 20.00 J Tagesschau 97-575 20.15 ECJ^So spielt 7.05 Erfüllte Zeit 8.00 20.15 E^Pirates of the 20.05 Seitenblicke 7-893-310 Anekdoten nach 19.45 E Zu Tisch... In 20.15 Tatort Die chinesische das Leben Komödie, Morgenjournal 8.15 Du Caribbean: Fremde Ge- 20.15 EJTatort Die chi- Noten 433-681 Volterra 833-952 Prinzessin. TV-Krimi- USA 2010 7-686-117 holde Kunst.„Beschüt- zeiten Abenteuerfilm, nesische Prinzes- 20.15 E Carmen 20.15 E^Passion Ver- nalfilm, D2013. Mit 22.30 E „Spiegel“-TV ze Dorfund Wald und meiner USA 2011. Jack Spar- sin. TV-Kriminalfilm, Oper 1987.Mit Agnes di Dokumentarfilm, A. Prahl u.a. 9-322-594 Magazin 26-469 Ahnen schlicht-bescheidene row und Barbossa set- D2013. Eine chine- Baltsa u.a. Einer F2013. Wasmacht 21.45 Günther Jauch 3-464-914 23.20 ^ Saw VII –Vollen- Güter“. Gedichte von Alexan- zen die Segel auf der sische Künstlerin der größten Welterfol- Guiseppe Verdi so ty- 22.45 Tagesthemen 5-441-643 dung Horrorfilm, USA/ der Puschkin. Sylvester Groth Suche nach dem le- wird nach ihrer Ver- ge der Operngeschich- pisch und bedeu- 23.05 ttt –Titel,Thesen, Tem- CDN 2010 8-411-643 (Es spricht) 9.05 CaféSonntag. gendären Quell der nissage in Münster te in Starbesetzung tend für das nationale peramente Magazin. „McDemocracy“. Moderation: Jugend. Dabei kom- tot aufgefunden. Un- aus der Met von Selbstverständnis der U.a.: Angst oder Lie- Mercedes Echerer.ZuGast: men ihnen Blackbeard ter Verdacht gerät der 1987., 89-656-681 Italiener? Die Sopra- be?–Erwin Wagenho- Thomas Maurer (Kabarettist) und seine Tochter in Rechtsmediziner Bo- 23.05 E La Bohème Oper nistin Natalie Dessay ferplädiertinseinem 20.15 C^Pirates of the Ca- 10.05 Ambiente 11.03 Matinee die Quere. Ein spek- erne, ein Verehrer der 1982. Mit Teresa Stra- versucht dies zu er- neuen Film „Alphabet“ ribbean: Fremde Ge- live 11.50 Intermezzo.ZuGast: takulärer Wettlauf auf Toten. Hat der Fall ei- tas u.a. 6-624-198 gründen und befragt für eine radikale Re- zeiten Abenteuerfilm, Renée Fleming (Starsopranistin) See beginnt. 4-075-240 nen politischen Hin- 1.15 E^Fallen Drama, dazu berühmte Sän- form unseres Bildungs- USA 2011 36-002-198 13.00 Sonntagsjournal 13.10 22.20 ZIB Flash 9-681-876 tergrund? 242-865 D/A 2006 8-618-995 gerkollegen. 2-791-469 systems! /WehrtEuch! 23.00 ^ Terminator 3–Re- gehört– gewusst.Mit Doris 22.30 ECJCSI: Vegas 21.50 ZIB 1-672-440 (VPS 3.55 62-137-841) 21.45 E Verdis Requiem Die Wissenschaftlerin bellion der Maschinen Glaser 14.05 Menschenbilder Spielzüge 875-643 (VPS 22.00 Im Zentrum 5-593-339 2.40 ^ Atemnot Drama, A aus der Mailänder Sca- Shoshana Zuboffruft Actionfilm, USA/D/ 15.05 Apropos Musik 16.00 22.29 401-264-556) 23.10 E^Mein Maria- 1984. Mit Henriette la Konzert 2-872-420 zum Widerstand GB 2003 31-662 Ex libris 17.00 Journal um fünf 23.15 J Monk 365-391 hilf Dokumentarfilm, Cejpek, Johannes Sil- 23.20 E Nabucco in Rom gegen den digitalen 17.10 DieÖ1-Kinderuni. Wieso 23.55 CJCSI–Den Tä- A2013 2-538-391(VPS berschneider,Maria Oper,F2011. Mit Leo Überwachungsstaat brenntKohle so gut?Von Mei- tern auf der Spur Das 23.05 8-730-778) Martina 1-243-131 Nucci u.a. 37-262-117 auf 2-658-827 lern und schwarzen Diamanten Wunschkind 8-998-759 0.20 J^Der Nachbar Dra- 4.20 ^ Schlafes Bruder Dra- 1.45 E Verdi, vonder 23.35 J Deutschland, deine 20.05 Koch mit! Oliver 17.30 Spielräume. Points of 0.35 ECJCSI: ma, A1993 8-387-266 ma, D1995 10-494-421 Callas bis Toscanini Künstler 7-552-335 Magazin 2-330-469 View 18.00 Abendjournal 18.15 Miami 5-925-286 (VPS 0.15 1-097-150) (VPS 1.50 72-280-518) Konzert 3-449-711 0.20 J Sportschau 500-711 20.15 C Navy CIS Egal,was Moment am Sonntag 19.05 Mo- man tut ... 186-020 tive –Glauben und Zweifeln 21.15 Navy CIS: L.A. 5-533-681 19.30 Aus dem Konzertsaal.Mit 22.15 C Homeland 4-729-730 Peter Kislinger.Aufgenommen 19.27 ATVSport 201-809-643 19.10 Quiz Taxi Österreich 20.15 TM Wissen In dem 19.00 J heute 2-567-372 19.00 J heute Wetter 63-594 0.20 Blockbuster TV –Ma- am 18. Oktober im Großen Mu- 19.33Two and aHalfMen Show 7-669-469 neuen Wissensmaga- 19.10 NZZ Format Die Mor- 19.10 Berlin direkt 773-469 king-of 6-687-808 sikvereinssaal in Wien 21.30 Fragen Sie Ihren Bru- 19.45 Quiz Taxi Österreich zin diskutieren ein dermittler 8-963-730 19.30 EJTerra X Heimspiel 22.05 Contra. „Im der 308-038-488 Show 4-782-488 Physiker,ein Histori- 19.40 E Schätze der Schatzjagd an der Glashaus“. Kabarettistische 20.05 ATVAktuell 36-175-643 20.15 C^Spiel ohne Re- kerund ein Sprach- Welt –Erbe der Seidenstraße 39-372 Wurfübungen. Mit Viktor Gernot 20.15 Anger Management geln Sportfilm, USA wissenschafterin Menschheit Das 20.15 EJ^Katie Ffor- 19.00 DokuWien 22.30matrix 23.03Kunstradio – Charlie im 2005. Der ehemalige aktuelle Themen und Schmiermittel des de: DiagnoseLiebe 20.00 Stadtgespräch Radiokunst.Steve Bates: „A Year Dreieck 1-246-001 NFL-Footballstar Paul präsentieren Bei- Machismo –Tequila TV-Romanze, D2012 20.15 Woche24 – of Radio Silence“ 0.05 Du holde 20.40 Anger Management „Wrecking“ Crewe träge über faszinie- (Mexiko) 1-986-117 Mit Fiona Schwartz, Der Rückblick Kunst 0.50 Die Ö1 Klassiknacht Charlie macht stellt im texanischen rende Menschen aus 20.00 Tagesschau 9-627-310 Günther-Maria Hal- 21.00 Preview Laune 1-266-865 Staatsgefängnis ein Forschung &Wissen- 20.15 EJUniversum Der mer,Maresa Hörbi- 21.25 Beim Feicht 6.00 FM4-Morning 21.05 Anger Management Häftlingsteam zusam- schaft. 3-680-778 mit dem Weißen Hai ger u.a. Regie: Helmut 22.00 Jetzt Poschts Show.Die humorvolle Charlie unter men, das sich mit der 21.15 E Helden der Wis- schwimmt 8-257-488 Metzger 9-320-136 0.00 Stadtgespräch und intelligente Auf- Druck 1-248-001 halbprofessionellen senschaft Wasist da 21.00 EJUniversum 21.45 heute-journal 9-038-049 steh-Hilfe. The dailykick to get 21.30 Anger Management Mannschaft der Ge- draußen? 5-073-056 Indonesien – 22.00 ECJ^Sebasti- you out of bed. Mit StuartFree- Oh Gott,Charlie! fängniswärter messen 22.15 E Hubble –Missi- Paradiese im Koral- an Bergman –Spuren man, Dave Dempsey,John Megill Comedyserie 1-592-049 soll. 47-604-117 on Universum Die Son- lendreieck 2-188-681 des Todes: Die Frauen, 7.00 DemocracyNow! u.a. 10.00 FM4-Sunny Side Up 22.00 ^ Jackie Brown Krimi- 22.30 American Football ne –Geheimnisse 21.45 EJUniversum Ok- die er kannte (2/2) TV- 20.00 Oktoskop 13.00 FM4-Festival Radio 17.00 nalfilm, USA 1997.Mit NFL.Green Bay Pa- eines Sterns 6-177-488 topusse –Genies aus Kriminalfilm, S2010. 21.55 Oktoskop Festivaldirek- FM4-World Wide Show 19.00 Pam Grier,Samuel L. ckers –Cleveland 23.15 E Buck –Der wahre der Tiefe 2-359-759 Mit Rolf Lassgård, To- tor Hans Hurch bietet FM4-Zimmerservice. Mit Martin Jackson, RobertFors- Browns. Live 32-434-407 Pferdeflüsterer Doku- 22.30 E Ab 18! 2-954-310 mas Laustiola, Gunnel einen Vorgeschmack Blumenau 21.00 FM4-Im Sumpf. ter u.a. 82-679-407 1.45 C^Spiel ohne Re- mentation 62-351-846 23.35 ^ Belle de jour Drama, Fred u.a. 5-881-169 auf die diesjährige Vi- Mit Thomas Edlinger,Fritz Os- 1.10 Anger Management Co- geln Sportfilm, USA 0.50 E TM Wissen F/I1967 50-159-372 23.25 ZDF-History 9-231-541 ennale-Ausgabe. termayer 0.00 FM4-Liquid Ra- medyserie 76-103-179 2005 19-814-063 Magazin 10-429-773 1.10 E Ab 18! 54-026-911 0.00 EJPrecht 22-711 23.50 Oktofokus: Teen Movies dio 1.00 FM4-Soundpark 92 der Standard * Kommentar der anderen Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Im Grenzland der Meinungsfreiheit Wie eine Standard-Seite im Kopf entsteht und wie sie trotz allem ins Blatt kommt: fragmentarische Einblicke in die Entwicklungsgeschichte des „Kommentar der anderen“ von der prädigitalen Frühzeit bis zur jüngsten Vergangenheit.

Mischa Jäger

1.) Kundschaft (ständig) – „Tach, Herr Jäger, Sie machen ja da diese Seite im Standard, könnten Sie uns mal die Eckdaten mailen, wir wür- den gern ein Op-Ed von unserem Kunden Y platzieren.“ Höhlenzeich- „Ja, servas, X-Müller, SPÖ, du nungen aus ihr habts ja vorige Woche den dem späten ÖVP-Klubchef zum Dings drin - zweiten ghabt, jetzt würd ma gern auch ...“ Jahrtausend: Die Abwehr von Beiträgen zwi- Mischa Jägers schen PR- und Proporzjournalis- Kontakt - mus beansprucht gefühlte 50 Pro- adressen- zent der Arbeitszeit. An den Be- Sammlung gehrlichkeiten aus Parteisekreta- der ersten riaten und Marketingbüros hat Stunden, sich wenig geändert. genannt das 2.) Erste Schritte (September/ „Fetzenbuch“. Oktober 1988) – Wie aber hat das alles angefangen? Ich saß damals in einem Zimmer zusammen mit scheint ein unter ähnlich vorsint- 6.) Mach einen Plan (aus einer Sätze wie ‚die Studenten bestrei- Papier?“ (aus einem Brief an Ri- Fritz Molden, der die Gründungs- flutlichen Produktionsbedingun- Eintragung in ein sporadisch ten alles, nur nicht ihren Unter- chard Nimmerrichter vulgo „Sta- vor- und Frühgeschichte des gen entstandener Text von System- geführtes Produktionstagebuch, halt‘ haben sich nachhaltig in der berl“ anlässlich einer bevorste- Standard als Berater begleitete theorie-„Gott“ Niklas Luhmann stark gekürzt): Fürs Erste geplant – Erinnerung der Austro-Rebellen henden Kommentar-Serie zum und u. a. jeden Morgen per Dikta- zum Thema Risiko und Gefahr, ba- ein Pro und Kontra zur UG-Novel- und deren Biografien festgehakt. Thema 1968–1998, Aktenvermerk fon Leserbriefe beantwortete bzw. sierend auf einem Mitschnitt eines le, unter der Annahme: keine Rau- Interessant wäre: zu erfahren, nach telefonischer Nachfrage: „in die bereits von einer Assistentin Vortrags an der Wiener Uni. scher-Kolumne. Erste Hürde: Kei- wie Sie, als Subjekt und Objekt der diesem Leben nicht mehr“) in schriftliche Form gebrachten 4.) Sprung vorwärts (Oktober ner der beiden Texte, die eigent- damaligen Feindbildpflege, 30 8.) Nachträgliche Einfügung: Antworten redigierte, ihm gegen- 2013): Gerade mache ich dank lich schon seit Samstag zugesagt Jahre danach darüber denken – (Oktober 2013) „Ich habe ge- über der Chronist, ständig in eines aktuellen Zeit-Artikels über waren, ist eingelangt, also urgie- merkt“, sagt Karl Markus Gauß, einem kleinen Notizheft blätternd jüngste Strömungen im digitalen ren, Zusage für Mittag, gleichzei- „dass ich mit Ironie und Selbstiro- (siehe Foto), linker Hand ein vor- Medienwandel die Bekanntschaft tig stellt sich heraus: Rauscher- „ nie gedanklich weiter gekommen sintflutliches Tastentelefon, da- mit einem „Bildschirmhelden im Kolumne doch, was wieder zur bin als mit Pathos und Schärfe. Ich hinter ein trickreich Netz“, der unter dem Folge hat, dass die mittlerweile habe (im ersten Jahr des neuen systematisiertes Künstlernamen eingetroffenen UG-Texte extrem Jahrtausends, Anm.) viel Beglü- Sammelsurium aus „LeFloid“ unter Tee- gekürzt werden müssten, zumal ckendes erlebt, trotz 9/11, Afgha- Bene-Ordnern mit re nies große Berühmt- gleichzeitig via Redakteur P. das nistan und Korruption. Ich muss Textangeboten („un- 25 Jah heit erlangt haben Angebot aus Moskau kommt: Die mit keiner Zeit einen faulen Frie- brauchbar“, „in Evi- soll und in einem Vi- Korrespondentin würde russische den machen, aber ich muss mich denz“ etc. ) samt zu- deo, vor einer Kulis- Pressestimmen zu Obama zusam- zu ihr in ein Verhältnis setzen, mit gehöriger Korres- se aus Skateboards menstellen, was ich vorerst offen- dem ich unverbittert leben kann. pondenz. Die ersten stehend, Sätze for- lasse, um auszutesten, ob und wie Und dabei hilft mir die Ironie viel KDA-Autoren verdanken wir u. a. muliert wie: „Aloha, Freunde, man den UG-Komplex so reduzie- mehr als der Knüppel der strafen- Moldens verlegerischem bzw. meine Fresse, was passiert denn in ren kann, dass sich Russland noch Die Zurückweisung von den Kritik.“ Das Zitat stammt diplomatischem Netzwerk. der Welt gerade. In Syrien ist ge- ausgeht, parallel erreicht mich nicht aus dem Standard, mahnt 3.) Kreisky fragen (Wien/Mallor- rade richtig Ghetto angesagt.“ von Martin Fritz ein adäquater Zumutungen aus PR-Büros mich der Chronist. Ich muss ihm ca, Frühjahr 1989) – Weibliche 5.) Glück im Unglück. (Juli 2013) Text zum Museumsstreit, ich bre- und Parteisekretariaten recht geben, setze es aber deswe- Stimme aus dem Hintergrund: Ein Wohlmeinender rät mir, eine che die Arbeit an den Uni-Texten gen an diese Stelle, weil Abkehr „Bruno, du telefonierst schon wie- doch „zweifellos als Vorwurf ge- ab, sage P. zu, verständige die UG- beanspruchte gefühlte 50 vom grassierenden Gleichgesin- der zu lange.“ Vielleicht unterlag dachte“ Passage aus einer Hausmit- Autoren über Verschiebung auf Prozent der Arbeitszeit. nungsjournalismus zu den signi- der Chronist aber auch nur einer teilung aus Anlass des KDA-Res- Donnerstag und lege eine Seite fikantesten Qualitätsmerkmalen anekdotentauglichen akustischen sortleiterwechsels keinesfalls kom- mit Museum und Russenpresse gehört. Das NZZ-Interview, dem es Täuschung. Tatsache ist: Kreisky mentarlos hinzunehmen. Darin ist an, zehn Minuten später aber: An- entnommen ist, war mit einem Zi- unterbricht das Telefonat, bittet im Zusammenhang mit dem Dauer- ruf von Muqua-Chef Waldner, der tat von Paul Valéry überschrieben: um Verständnis und um erneuten streitthema Feminismus von Bei- unbedingt auf Gerald Matt repli- über diesen Satz,“ über diese Zeit „Ich bin nicht immer meiner Mei- Anruf eine halbe Stunde später, trägen die Rede, die „manchmal an zieren will ... War’s das? Nein, das und das, was daraus geworden ist. nung.“ – An den Standard-Journa- um dann dem nur mit einem Ku- die Grenze dessen gingen, was mit war’s nicht: Mitten im Redigieren Schön wäre: wenn diese Gedan- lismus der kommenden Jahrzehn- gelschreiber ausgestatteten Redak- Meinungsfreiheit noch zu vertre- ruft P. an, dass die Korresponden- ken die Gestalt eines Textes für te: Möge diese Haltung mit dir teur ansatzlos seinen Kommentar- ten war“. Gerne füge ich dem Satz tin jetzt doch keine Zeit für die den Standard a nnehmen könnten. sein. Text in den Kugelschreiber zu dik- daher noch ein deutliches „Aber“ Pressestimmen hat – etc., etc. Oder sind die Rituale der aktuel- Mischa Jäger, Jg. 1951, leitete tieren. „Schreiben Sie, Herr Redak- hinzu: Alle diese Kommentare sind 7.) Leider nein. (Quelle: Post- len Feindbildpflege so heilig, dass von Blattgründung bis teur: Ich kenne Jörg Haider nur zu erschienen. Ohne Auflage, ohne mappe Ausgang, April 1998) „Un- eher ein ‚Blattsalat‘ aus der Krone Juli dieses Jahres das Ressort gut ...“ Wenige Wochen zuvor er- Ausnahme und mit allem Risiko. bestreitbar ist: Nimmerrichter- fällt als ein Staberl auf lachsrosa „Kommentar der anderen“.

Beim Schopf gepackt Aufzeichnungen zu Politik und Gesellschaft

Jetzt bestellen derStandard.at/Shop EUR 25,– Preis:

Abgründig, scharfsinnig, köstlich. Karikaturen von Oliver Schopf im STANDARD. Eine Reise durch 25 Jahre

Die ersten 500 Bücher werden handsigniert. Cartoon: Rudi Klein (www.kleinteile.at) Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Kommentar der anderen der Standard 93 Is eh scho Liacht, Papa Stoff für Mini- und Mikrodramen findet sich allenthalben. Sie als zwischen Satire und Anekdote angesiedelte journalistische Kleinskizze abzutun ist allerdings grundverkehrt. Über das Dramolett als literarische Form.

Antonio Fian raturhäusern, Bibliotheken, Schu- len, Buchhandlungen, in großen eine literarische Arbeit, Städten, kleinen Ortschaften, fast das darf ich sagen, ohne jedes Mal spricht mich nach der Munbescheiden zu sein, hat Lesung jemand an, erzählt aus sei- dazu beigetragen, einer literari- nem Berufsalltag und fügt hinzu: schen Form größere Popularität zu „Darüber sollten Sie einmal ein verschaffen, die als eigenständige Dramolett schreiben.“ nie ernst genommen In den seltensten worden ist (und Fällen ist das mög- wohl auch in Zu- lich. Der Forderung kunft – man soll re liegt der Irrtum zu- sich keine Illusio- 25 Jah grunde, das Dramo- nen machen – nicht lett sei bloß ein wit- wirklich werden ziger Kommentar wird), dem, wie im- oder, wie die drama- mer man sie nennen tischen Texte der will, Minidrama, Mikrodrama, Journalisten, eine Glosse zur Ta- Dramolett. Immer öfter gießen in gespolitik. Es ist aber mehr, es den letzten Jahren Journalisten nimmt für sich in Anspruch, eine ihre satirischen Glossen in drama- eigenständige literarische Form tische Kleinformen, selbst ein Par- zu sein, gleichberechtigt einem lamentsabgeordneter der österrei- Gedicht, einer Erzählung. Aktua- Gespräch anno 33: Herr Schopenhauer und die charmante Erlösung als Dramolett. Ilustration: Felix Grütsch chischen Grünen hat sich, kann lität spielt eine untergeordnete ich mich erinnern, im Standard Rolle; bedient es sich aktueller Es trifft zu, dass Dramolette Material für Dramolette findet mit mäßigem Erfolg an ihr ver- Ereignisse, realer Personen, so häufig der satirischen Literatur „ sich, wie für alle Literatur, alleror- sucht. Großer Bedarf scheint zu nur, um das Dauerhafte im Aktu- zuzurechnen sind, aber das ist ten, und mindestens ebenso wie herrschen. Wo immer ich aus mei- ellen, die Figur in der Person auf- nicht immer so. Beckett, der Meis- auf die Gestaltung des vorhande- nen Dramoletten vorlese, in Lite- zuspüren. ter der leeren Bühne, ist so wenig nen Materials kommt es darauf an, Satiriker wie der Meister des das richtige auszuwählen. Wäh- kleinbürgerlichen Ehedramas rend, wie gesagt, die vielen heite- HANS RAUSCHER Karl Valentin, auch wenn sich bei ren Anekdoten, die man erzählt beiden gut lachen lässt. Die klei- bekommt, nur in Ausnahmefällen nen experimentellen Stücke René wert sind, niedergeschrieben zu Altmanns wären für die Bühne werden, fallen einem oft gänzlich Demokratiebefund noch zu entdecken, und auch die unerwartet Dialoge voll Tiefsinn meisten von Wolfgang Bauers und Trauer zu, wie beispielswei- 1988–2013 Mikrodramen, diese ungeheuren se jener in dem matt erleuchteten Materialschlachten in Minuten- Oft fallen einem Stiegenhaus des Altbauhauses, in Im Herbst ergab, dass 78 Prozent der länge, harren noch kongenialer gänzlich unerwartet dem ich wohne: 1988, als der Politik weniger bzw. gar nicht Umsetzung. MÄNNERSTIMME (von unten, S tandard ge- vertrauen. Die Wahlbeteili- Es trifft auch nicht zu, dass das Dialoge voll Tiefsinn betrunken, polternd): Moch a gründet wur- gung ist auf 74 Prozent gesun- Dramolett eine erst jüngst entstan- und Trauer zu. Liacht, Kanallje! de, war Öster- ken. „Die Unzufriedenheit der dene literarische Gattung wäre, KNABENSTIMME (von oben): Is reich eine De- Bevölkerung mit gefühltem obwohl das, angesichts der Be- eh scho Liacht, Papa! mokratie, die und tatsächlichem Stillstand, schleunigung des Alltagslebens, Das, in kürzestmöglicher Form, unsanft aus Reformstau und Blockadehal- da kaum noch jemand Lust und ist ein Dramolett. Selbstzufrie- tungen hat leider neue Re- Zeit hat, Stunden im Theater zu denheit und (berechtigtem) Er- kordwerte erreicht“ – so das verbringen, nahe liegend scheint. Schopenhauer“ und heißt Ge- ANTONIO FIAN (57) ist in Klagenfurt ge- folgsgefühl erwachte. Fazit der honorigen, geschei- Grabbes Scherz, Satire, Ironie und spräch anno 33: boren und lebt als Schriftsteller, Essay- ie wütende Debatte dar - ten Bürgerlichen um Heinrich tiefere Bedeutung gehört zu seinen A: Wissen Sie schon das Neu- ist und Dramatiker in Wien. Vor 25 Jah- über, ob ein Bundesprä- Neisser von der „Initiative Vorläufern, und Karl Kraus’ Die este? ren, mit dem anlässlich der Erregung um Dsident in einem verbre- Mehrheitswahlrecht und De- letzten Tage der Menschheit, die- B: Nein, was ist passiert? die Uraufführung von Thomas Bernhards cherischen Krieg „nur seine mokratiereform“. Sie haben ses Stück für Marstheater, kann A: Die Welt ist erlöst! „Heldenplatz“ entstandenen und im Pflicht getan haben“ konnte; einen „Demokratiebefund man berechtigterweise auch als B: Was Sie sagen! „Falter“ Nr. 42/1988 publizierten Text ob Österreich beim Anschluss 2013“ präsentiert, (www.mehr- Abfolge von Mikrodramen be- A: Ja, der Liebe Gott hat Men- „Gerald Grassl begegnet auf dem Graben 50 Jahre vorher „nur Opfer“ heitswahl.at), eine Mischung trachten, zusammengehalten schengestalt angenommen und Thomas Bernhard und nimmt ihn in gewesen war, ging an das aus Bestandsaufnahme und durch den historischen Bogen des sich in Jerusalem hinrichten las- Schutz“, begann Antonio Fians regelmä- Selbstverständnis großer Teile Reformvorschlägen. Weltkriegs. sen: dadurch ist nun die Welt er- ßige Produktion von Dramoletten. Im der Bevölkerung und an die Was will „das Volk“? Mehr Eines der schönsten Dramolette löst und der Teufel geprellt. Standard wurde zum ersten Mal 1990 offizielle Staatsdoktrin (nur „direkte Demokratie“ (zu 67 überhaupt stammt von Arthur B: Ei, das ist ja ganz scharmant. ein Fian-Dramolett veröffentlicht. Opfer!). Österreich hatte aber Prozent), lautet ein Umfrage- auch ein Großprojekt: Der EU- ergebnis der „Initiative“. Nur Beitrittsantrag von 1989 wurde ist die Frage, ob es gelingt, ein ERRATA vorbereitet. Und eine große echtes Mehr an politischer Herausforderung: Hinter dem Partizipation zu erzeugen oder Horizont wartete schon der nur mehr Gelegenheiten zu Zur Feier bieten wir ganz viel Holler Zusammenbruch des Sowjet- Ressentiment-Abstimmungen. imperiums in Osteuropa, der Die Vermutung besteht, dass Es gibt nichts zu jubilieren, nicht zirk dazu, das Gebiet liegt in den. Vor allem: Hannelore Kraft re- im Sommer 1989 begann. wir erst in der Anfangsphase an dieser Stelle. Es war ein verlo- Favoriten und nicht in Simmering. giert in Nordrhein-Westfalen. Österreich war damals eine von Veränderungen stehen, ckender Gedanke, den Jubiläums- Wir sehen an diesem Beispiel Wir kommen zum zweiten Feh- Konsensdemokratie mit ersten die unsere immer noch funk- fehler zu suchen, die ultimative die hauptsächlichen Fehlermus- lermuster, Zahlen. Es wird eine Haarrissen: die SPÖ und die tionierende Demokratie auf Dummheit. Der Blick zurück ter. Widmen wir uns erst der Geo- schwache Apfelernte heuer, ÖVP noch dominierende Groß- eine ziemliche Probe stellen zeigt: Wir sind republikanisch- grafie, zu den Zahlen kommen wir wussten wir zu berichten, nur parteien, der radikale Rechts- werden. Der Sozialstaat öster- egalitäre Fehlerproduzenten, in später: Wir schrieben, dass sich 110.000 Tonnen. Wir wagten uns populismus bei zehn Prozent – reichischen Zuschnitts ist der Hoppala-Liga spielen alle mit. bei Frank Stronach in Großwal- an die europäische Dimension: 11 dank Haider doppelt so viel nicht gesichert; die gesell- Es ist ein Qualitätsmerkmal, dass tersdorf Teamgeist studieren lie- Millionen Tonnen beträgt die Ge- als vorher, aber nicht bei 21 schaftlichen Konsequenzen es keine echten Ausreißer gibt. ße. Das war ironisch gemeint – Au- samtproduktion in der EU, der An- Prozent (mit Potenzial für der Zuwanderung sind nicht Das Fehlen der ganz großen genzwinkern hin oder her: das teil Österreichs daran beträgt 2 Pro- mehr) wie heute. im Griff, oft nicht einmal er- Dummheit hängt damit zusam- Stronach’sche Areal befindet sich zent. Das wären 220.000 Tonnen. Vor allem: Das System der kannt; was man mit dem stark men, dass uns bewusst ist, dass in Oberwaltersdorf. Es hätte noch Die Erntemengen in Österreich Gegengeschäftsdemokratie – nach rechts geneigten Viertel wir Verantwortung tragen. Die ein Unterwaltersdorf in Niederös- waren schon einmal viel höher, ihr gebt uns (Staats-)Jobs und der Bevölkerung konstruktiv Bürgerinitiative Violapark in terreich gegeben, und es gibt in und in guten Jahren konnten wir Sozialleistungen, wir wählen anfangen soll, ist nicht be- Wien erinnert uns daran. Wir der Steiermark ein Bad Walters- offenbar an der Zwei-Prozent- euch – schien noch intakt. Ent- kannt. schrieben über den geplanten dorf. Letzteres haben wir in einem Marke kratzen. sprechend hoch waren Wahl- s wird das alles irgend- Ausbau einiger Stadtteile, und Bericht über Wellnessbetriebe ge- Wir gingen ins Detail: Die stei- beteiligung und Parteitreue. wie bewältigt werden. einer Grafik war zu entnehmen, würdigt und mitsamt dem Hotel rischen Betriebe liefern „mit 8700 25 Jahre später herrscht tie- EÖsterreichs Demokratie dass am Violapark 1200 Wohnun- Steirerhof ins Burgenland verlegt. Tonnen rund 70 Prozent der Ge- fe Unzufriedenheit mit dem wird ihre neuerliche Probe gen e ntstehen sollen. Die Anrainer Wir sind da großzügig, das zeigt samtmenge“ – ergibt eine landes- politischen System. Die ewi- recht und schlecht bewältigen dort waren entsetzt, sollte sich das sich, wenn wir schreiben: „Eine weite Erntemenge von 12.000 Ton- gen Regierungsparteien SPÖ (die Qualitätsmedien sollten Engagement der vergangenen Mo- der letzten Minderheitsregierun- nen. Nicht weiterrechnen, das war und ÖVP, die 1988 noch beide sich dabei ausdrücklich ange- nate nicht gelohnt haben? Mündi- gen in Österreich und Umgebung echter Holler (österreichisch für über 40 Prozent hatten, liegen sprochen fühlen). Der erste ge Bürger haben zäh darum gerun- hob Rot-Grün 2010 in Niedersach- Unsinn): Bei den 8700 Tonnen bei 27 und 24 Prozent. Eine Schritt, nämlich eine wirklich gen, das Projekt zu verkleinern. sen aus der Taufe: im Bild Minis- handelt es sich um den geernteten Nachwahlumfrage im Auftrag schonungslose, umfassende Tatsächlich sind nun 800 Woh- terpräsidentin Hannelore Kraft.“ steirischen Holunder. Otto Ranftl der „Initiative Mehrheitswahl- Analyse, steht noch aus. nungen geplant – wir haben Niedersachsen liegt an der Nord- Leserbeauftragter recht und Demokratiereform“ [email protected] schlicht eine falsche Zahl hinge- see, der Begriff Umgebung ist hier [email protected] schrieben. Und einen falschen Be- vielleicht etwas strapaziert wor- [email protected] 94 der Standard Kommentar der anderen Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Rosa Morgenrot, so ernst Ohne den Standard Druckbranche. Das tägliche „Ein- serkastl“ auf Seite eins oder regel- wäre die ohnehin dürre mäßige satirische Gesprächsfik- Medienlandschaft in tionen belegen mehr das verlege- Österreich noch karger. ne Eingeständnis dieses Mangels, als dass da was zündete. So etwas Den Konkurrenzblättern wie heitere, verschmitzte Distanz und der öffentlichen zur eigenen Position gelingt nicht. Ein Paradox just in Wien, wo aus Debatte hat seine dem Politsumpf witzträchtige Köp- Gründung gutgetan. fe nur so sprießen. Österreich, die- Eine Außensicht. ses Königreich des Uneigentli- chen – will der Standard v ielleicht so dem institutionalisierten Un- Michael Frank ernst entkommen, wo so oft noch das Übelste als eigentlich nicht so ie stünde es um die me- bös gemeint relativiert wird? Hier, diale und politische Kul- just auch im Standard, vermag Wtur der Republik, hätte b egrifflich ohnehin nicht jeder sich Oscar Bronner vor 25 Jahren zwischen Ironie und Zynismus zu nicht mit dem Standard a uf Öster- unterscheiden. Da verdampfen reichs mediales Distelfeld gewagt? heitere Distanz, Ironie und Selbst- Ohne das rosa Blatt wäre die be- ironie in der Besorgnis, für einen ängstigend enge Medienwelt des Zyniker gehalten zu werden. Landes noch ärmer. Doch über- dies existierten wohl auch kon- Intelligente Leser kurrierende Blätter ohne den Einst ging das böse Wort um, die Standard heute nicht mehr, und Nationalsozialisten hätten in Ös- der Widerhall des gesellschaft - terreich nicht nur die guten Zei- lichen Diskurses wäre dünner, tungen verboten, die großen Jour- brüchiger. nalisten ermordet, sondern gleich Wen würde der Standard um- auch die dreihunderttausend in- bringen, war die brennende Frage, telligenten Leser mit umgebracht. als er 1988 erstmals erschien. Den Zum Zeitpunkt des ersten Er- Kurier etwa, diese damals arm - scheinens dieser Zeitung schien selige, krause Existenz zwischen das vielen ob der Mediensituation verzagt bürgerlicher Seele und Verzweifelnden noch schlüssig. grell boulevardesker Gestalt? Die Den Gründern des Standard war Presse vielleicht, diese sich da- es aber den Nachweis wert, dass mals als Mutter aller Seriosität es sehr wohl die intelligenten Le- dünkende, grabeslangweilige, re- ser für eine intelligente Zeitung aktionäre Hauspostille eines un- gäbe. durchsichtigen wirtschaftskleri- Heute ist Bronners Kreation kalen Komplexes? Im alten Fahr- nicht die einflussreichste, aber die wasser wäre beider Untergang un- wichtigste Zeitung des Landes. abwendbar gewesen. Das Auslandsecho spricht für der Standard hat – außer dem sich. Dass man aber bei der Grün- siechen Parteiblatt Arbeiterzeitung dung als finanziellen Konfidenten – niemanden umgebracht, son- für die rosarote, aufklärerische dern Eigentümer, Redaktionen Morgenröte am publizistischen und Publikum herausgefordert. Horizont Österreichs ausgerech- Aufgeschreckt entwanden sie sich net den deutschen Springer-Ver- der tödlichen Lethargie, die den lag gewann, der damals den Ruf öffentlichen Diskurs zu ersticken genoss, größter Feind jedweder drohte. Die insgesamt lahmende Aufklärung zu sein – vielleicht ge- öffentliche Debatte zog an, befeu- hört das in die Kategorie des ver- ert von der neuen Stimme. legerischen Geniestreichs. Die bloße Existenz also des Und die guten Wünsche für die Standard hat auf Medien und Le- Zukunft des Standard? Mut für serschaft disziplinierend, zeitwei- mehr aufregende Ungereimthei-

lig elektrisierend gewirkt, ein ko- Rainer ten. lossaler Effekt weit über seine eher betuliche Machart hinaus. MICHAEL FRANK (66) kam 1986 als Ös- Arnulf

Dass sich, beispielhaft im „Lich- © terreich-Korrespondent der „Süddeut- termeer“, immer größere Teile der schen Zeitung“ nach Wien, wechselte Gesellschaft endlich der eigenen heute der österreichtypischen Mei- probte der Standard d och so etwas sität alsbald in eine Art überseriö- 1992 nach Prag und kehrte sechs Jahre Geschichte und der nationalen nungslastigkeit Tribut. Mit Fremd- wie Liberalismus im an Ständen sen, naseweisen Frühernst über. später wieder nach Wien zurück, wo er Schieflage zu stellen begannen, kommentaren stärkt er dabei auch und Klassen orientierten Öster- Folgerichtig gebricht es ihm an bis 2012 „SZ“-Korrespondent war. In sei- war auch dieser neuen, aufkläre- die eigene Kompetenz, was bei reich. Anderen diente die Farbe Humor, wie den meisten Konkur- nem Erzählband „Alles Wien“ beschrieb rischen Stimme geschuldet. Sie a nderen Redaktionen Schule ma- zeitweilig als Statussymbol, als renten in der österreichischen er seine Eindrücke als Deutscher in Wien. hat eine wahrhaft historische chen sollte. Mehr bemüht zwar Unterpfand von Weltoffenheit. Wende herbeizuführen geholfen. um Mäßigung, Differenzierung, Austrias Medien verquälen sich Österreichs Gesellschaft ist in bewertungsferne Darstellung, bie- seit je mit einem zwanghaften, al- die Meinungsfreiheit vernarrt, in- tet selbst dieses Blatt bis heute bernen Österreichbezug, geht es teressiert sich hingegen kaum für k einen Platz für regelmäßige gro- um Themen aus der Fremde. TV, „I hob nix klingeln g’hert!“ Informationsfreiheit. Da ße Reportagen, kaum Zeitungen, Magazine – nur das plötzlich differenziert Platz für die Kunst der R adio war immer Ausnahme – s war alles ganz anders, als es ausgesehen hat, damals, vor der Standard unverhofft sensi blen Schilderung, warten alsbald mit einem lächer- Jahren in der Wiener Leopoldstadt. Ich wollte wirklich nur zwischen Fakten und die mit Fakten und lichen Detail auf, das von einem Ekurz … Aber lassen Sie mich von vorn erzählen: Ich, frisch ihrer Deutung. Nennen S timmungen im Ideal- Österreicher erdacht, hergestellt aus der Yogastunde, habe den Mann am Telefon, eingeklemmt wir als Kontrast jenes fall kommentierende Be- oder montiert worden ist, um da- zwischen Ohr und Schulter: „Kino klingt gut, was schauen wir? Massenblatt, das sich wertungen überflüssig mit die Behandlung des Themas Warte, ich hab da einen Standard.“ Gesagt, getan, nehme eine als Krone der publizisti- macht. zu begründen. lachsrosa Zeitung aus der nächsten Selbstbedienungstasche, schen Kunst begriff und der Standard bemäch- Sonderseiten wie „Crossover“ finde das Kinoprogramm auf Anhieb, kenne mich ja aus in mei- begreift, das als Zentral- Michael Frank tigte sich auch der ei - und die anfangs provokative Plat- ner Zeitung. Bespreche die Filmwahl mit dem Mann am Ohr, organ des „gesunden“ berichtete für genen, der Medienbran- zierung der internationalen Poli- während ein anderer, das sehe ich erst jetzt, langsam auf mich Volksempfindens gleich- die „SZ“ lange che, als Berichterstat- tik vor der austriakischen Nabel- zukommt. Mit Mütze und Uniform, während ich, noch freund- zeitig die Leserschaft von aus Wien. tungsgegenstand. Dem schau stellte der Standard de - lich lächelnd, nicht verstehe, was der will, die Zeitung wieder Stürmer und Prawda zu Foto: R. Hendrich Publikum das alltägliche monstrativ gegen die Unlust der zuklappe, sie zurück in die SB-Tasche stopfe und endlich höre, einer homogenen Knet- Menü an Blattsalat nebst Ös terreicher, den Blick in die was der sagt: „I hob nix klingeln g’hert!“ Bei mir klingelt es masse zu verschmelzen suchte. politischer Ranküne im Hinter- W eite zu wagen, wenn nicht ir- noch immer nicht, die Mütze wiederholt, und ich stehe da, be- Dessen Duktus von rachsüchti- grund auseinanderklauben? Na- gendwelche Schmeicheleien fürs greife viel zu langsam: „Herr Inspektor“, sage ich (zu dem, der gem Gezeter oder schleimiger Ha- türlich unterlagen öffentlich- eigene Selbstbild dabei heraus - das jüdische Bethaus bewachen sollte), „ich wollte nur nach- giografie ließ keine moderate, gar rechtlicher Rundfunk und TV kämen. Heute aber wirkt die Plat- schauen, wissen Sie, ist ja meine Zeitung, also die, für die ich distanzierte Mittellage zu und war stets dem scharfen Meinungsge- zierung provinziell. Desgleichen, arbeite, ich würde niemals. Hier meine Visitenkarte, wenn Sie durchaus repräsentativ für die richt der Druckmedien. Aber de- wenn die Politik der Hauptstadt schauen wollen.“ Der Mann schaut nicht, blickt nur unerbittlich Mehrheit der gedruckten Periodi- ren Befindlichkeiten untereinan- Wien im Ressort „Chronik“ ver- unter der Mütze hervor und sagt: „Diebstahl. Ihre Papiere!“ Es ka. Rühmliche Ausnahme damals: der professionell zu bewerten? handelt wird. folgen Anzeige, Vorladung und eine lange Einvernahme. Und: die oft zu Unrecht verachtete Unerhört damals. Auch der Standard altert. Der mein Canossagang in die Geschäftsführung. Den eigenen Arbeit- . Rosarot, rosarot – frische Windstoß im geber zu beklauen ist kein Kavaliersdelikt. Der Mann im Anzug In diesem Land kennt damals nur einmal erschien Blätterwald, der fri- schaut ernst. „Diebstahl“, sagt er, „soso.“ „Aber ich wollte nur wie heute jeder die Kolumnisten, das Blatt aus Rekla- sche Enthusiasmus kurz …“ Dann muss der Anzug schmunzeln, und bei mir fällt der fast niemand aber könnte einen megründen blass- re für respektablen Ta- Groschen. Es folgt ein Verteidigungsschreiben meines Arbeit - großen Reporter, eine große Re- blau – war so man- 25 Jah gesjournalismus ging gebers an das Kommissariat – und doch keine Vorstrafe. Seither porterin nennen, als gäbe es sie chem Bürger ideolo- im Streben nach habe ich zur Sicherheit ein Mitarbeiter-Abo. Mia Eidlhuber nicht. Auch der Standard zollt bis gisch verhasst, er- sonst so rarer Serio- Sa./So., 19./20. Oktober 2013 Kommentar der anderen der Standard 95 Eine Provokation, die multimedialen Mehrwert brachte 1988 bestand Österreichs redakteur Thomas Chorherr, und dann – des Lesens fähig – zur Qualitätsmedienmarkt aus Presse wechseln. Wir hatten am „fast einer“ Zeitung. Dann Wiener Publizistikinstitut indes einen potenziellen Lesermarkt kam die lachsrosa Neue. von 250.000 errechnet. Heute liegt Die nächsten 25 Jahre der Standard laut jüngster Media- änderten einiges – nicht Analyse mit 382.000 Leserinnen und Lesern deutlich vor der Pres- nur für den Standard. se (274.000). Hannes Haas Eine kommunikationswis- Damals richtete er sich an ein legte 1989 – vernachlässigtes Publikumsseg- im Jahr nach senschaftliche Nachschau. ment, das ich mit den Eigenschaf- der Gründung ten: „gebildet, urban, konsum- des Standard – Hannes Haas freudig, mit hohem Einkommen, im „Medien aktiv, kulturell und wirtschaftlich Journal“ mit er sich an die 1980er- interessiert“ beschrieben hatte. „Die Alphabe- Jahre erinnert, war nicht Die Presse reagierte mit Irritation, tisierung der Wdabei, hatte Falco ge- einem Ausbau der Redaktion, mit Yuppies“ meint. Umso wichtiger sind Facelifting und einer Preiserhö- eine erste schriftliche Quellen. Mein Text er- hung auf das Konkurrenzblatt. Der kommunika - schien wenige Monate nach Grün- unterentwickelte österreichische tionswissen- dung des Standard im Medien Qualitätsmarkt, der mit der Presse schaftliche Journal, der Neuzugang und seine über „fast eine“ – wie ich geschrie- Analyse des Folgen für den heimischen Quali- ben hatte – Zeitung verfügte, die veränderten tätsmarkt standen im Mittelpunkt. aber ohne Konkurrenz „fett und Zeitungs- Jetzt hat mir der Standard die träge“ (Chorherr) geworden war, markts in r eizvolle Aufgabe zugedacht, von erhielt mit dem Standard kräfti- Österreich vor. diesem Jugendwerk ausgehend zu gen Zuwachs. Davon profitierten Die Qualitäts- untersuchen, was aus den damali- und profitieren die Leserinnen zeitungen sah gen Erwartungen und Einschät- und Leser. er in einer zungen geworden ist. Ich habe an Welche Ehrungen auch immer „Hochblüte“. das Blatt geglaubt, sah einen inter- Branche und Republik parat ha- essierten Leser- und Le- ben, Bronner verdient Es war keine ökonomisch sinnvol- Apropos: 2007 bestellte Bron- die die üblichen enterbten und serinnenmarkt und eine sie als die Leitfigur des le und strategisch logische Ent- ner Alexandra Föderl-Schmid zu entrechteten Schreibauffälligen ansprechende Perfor- Qualitätssegments. Er scheidung, eine Online-Zeitung Österreichs erster Chefredakteu- anzieht. Weder Sprachfilter noch mance. 1989 war diese wird sich distinguiert- zu machen. Vor allem deshalb, rin und machte sie 2012 zur ein fixer Moderator können alles Position nicht gerade mürrisch zieren, aber weil es noch keine gab. 1995 war C o-Herausgeberin. Sie ermöglicht Üble verhindern. Die schärfste Mainstream. das darf die unerläss - der Standard die erste Zeitung im ihm den geordneten Rückzug aus Kritik daran fand sich in einer Ko- Spätestens die Wald- lichen Amtshandlungen deutschsprachigen Raum, die den dem operativen Geschäft und die lumne – im Standard. heim-Debatte hatte auch nicht bremsen. Nach Mut dazu hatte. Gerlinde Hinter- Hinwendung zur geliebten Male- Sonst gar keine Kritik? Doch: den letzten Zweiflern Profil und Trend in den leitner trieb das Projekt beharrlich rei. Hier folgt das „Lob der ande- Ich rätsle noch, was das RONDO klargemacht, wie sehr in 25 Jahre 1970er-Jahren hat er es voran. Bronner war zwar nicht ren“: „Bin neugierig, was 2013 will, schätze am ALBUM die Österreich eine liberale Standard, zwei noch einmal getan. Ja, überzeugt, aber er ermöglichte das noch passieren könnte, dass D iversität, vermisse aber die L inie Großstadtzeitung fehlte. Analysen von aber das waren Magazi- frühe Experiment derStandard.at, @foederlschmid nicht ,Chefre- und wünsche mir seit 25 Jahren Als durchsickerte, dass Hannes Haas. ne, ob er es auch mit der Rest ist Geschichte. dakteurIn des Jahres‘ wird. Hätte mehr Rezensionen. Und große der in New York malen- Foto: IPKW einer Zeitung kann, rie- Ende 2012 zog der Standard a us es absolut verdient“ (Armin Wolf). R eportagen. Wenn jetzt noch das de Oscar Bronner an fen die Unken. Wie fi- dem Palais in ein neues, luftiges Dem ist nichts hinzuzufügen. Sie Wissenschaftsressort die Geistes- einem entsprechenden Projekt nanziert man so ein Projekt? Was Haus, versammelte die zuvor leitet ein starkes Team mit wun- und Sozialwissenschaften ent- arbeite, schlug die Stunde der heute und im Erfolg so einfach räumlich getrennten Print- und derbaren JournalistInnen, divers deckt ... Es ist also nicht ganz B edenkenträger. Überzeugend er- klingt, war damals naturgemäß Online-Redaktionen an einer und pluralistisch. a ltruistisch, dem Standard alles klärten sie, dass dafür weder das das Schwerste gewesen. Ein un - A dresse und fusionierte diese der Standard stand von Beginn Gute zu wünschen. Zum nächsten Geld noch der Markt vorhanden gutes Gemisch aus Politik und schließlich zu einer für österrei- an für Vielfalt: Im „Kommentar Jubiläum in fünf Jahren warten wäre. der Standard w ar jene kaum Banken verhinderte die österrei- chische Dimensionen einmaligen der anderen“ findet sich Platz für schon die einschlägigen Ingeborg- mehr erwartete Provokation, die chische Finanzierung einer unbe- redaktionellen Einheit von 170 Stimmen von außen, eine Debat- Bachmann-Zitate ... die schlummernde Konkurrenz quemen Zeitung. MitarbeiterInnen. Der Newsroom, tenfläche für Kontroversen und wachrief. Bronner widmete sich mit vol- zusammengelegte Ressorts, neue Interventionen. Auch innerredak- HANNES HAAS (56) ist an der Uni Wien Die Yuppies, damals ein popu- lem Einsatz seinem Projekt. Das Leiterinnen und Leiter – jeweils tionell wird Pluralismus geför- Professor für Publizistik- und Kommuni- lärsoziologisches Phänomen wie ist angesichts der zunehmenden mit Print- und Online-Vergangen- dert, was manche ärgert und viele kationswissenschaft mit dem Schwer- heute die Bobos, würden durch B esetzung der Verlagsspitzen mit heit –, angeblich zufällig, aber wer schätzen. Ständiger Reibebaum punkt Journalismusforschung. den Standard „alphabetisiert“ B etriebswirtschaftern eine Beson- glaubt schon an Zufälle, auch bleibt dagegen die Anonymität der p „Alphabetisierung der Yuppies“ werden, meinte der Presse-Chef- derheit, die Unterschiede macht. noch perfekt gegendert. rund 20.000 täglichen Postings, (1989) auf derStandard.at/Meinung

Skurriles aus aller Welt, diverse Austriaka und Schräges aus dem Alltag. 50 Zeilen zum Nachdenken, zum Aufregen, zum Wundern und zum Schmunzeln. Das „Einserkastl“ im Standard – die tägliche Bühne für das kleine Große und das große Kleine. Sich-tum Austria Wir Österreicher haben, was aus. Wollen wir uns nicht an- Engländer, Spanier, Italiener strengen, so lässt es sich nicht und Franzosen so nie zu über- erzwingen. Haben wir keine setzen wagten, was selbst Deut- Ahnung, wie es sich entwickelt, schen fernliegt. Wir sind im dann wird es sich schon weisen. Sprachbesitz dieses gar phäno- Können wir ein Problem nicht menalen Wörtchens, das uns lösen, dann löst es sich von den Wind noch aus den Segeln selbst. Und löst es sich nicht, nimmt, wenn das Boot dann hat es sich eben längst auf Sand gelau- nicht ergeben. „Es“ ge- fen ist. Wir haben die dag hört unweigerlich Qualität des jederzeit „sich“, und sträubt es möglichen Rückzugs auf den sich, dann gehört es sich eben Rückbezug. Wir haben: „sich“. nicht. Wir Österreicher halten Kombinieren wir es mit „es“, uns da gerne raus. dann schaffen wir uns damit Sollte Ihnen das Thema allzu alle Verantwortlichkeiten vom rückbezüglich (gewesen) sein: Hals. Kommen wir zu spät, Verzeihung, aber es hat sich dann ist es sich nicht ausgegan- einfach aufgedrängt. Und damit gen. Scheuen wir einen Auf- hat es sich fürs Erste auch be- wand, dann zahlt es sich nicht reits besprochen. SEITEN7 A6 & A REISE & ItalienSchweiz

Samstag, 19. Oktober 2013

Interview „Auf die gute, alte Wucht!“ Der Schriftsteller Clemens Meyer über seinen gefeierten Halbwelt- Roman „Im Stein“. S. A 3

Architektur Wir blicken in die Z ukunft: österreichische Architekten und ihre Twitter-Visionen. S. A 4

Kunstmarkt Causa Felsövanyi: wie man sich mit einer Stiftung eines Problemfalls entledigt. S. A 5

Reise Borgo San Felice: Wie ein ausgestorbenes toskanisches Dorf als Hotel weitermacht. S. A 6

Spiele Alles war getürkt: die groß- meisterlichen Turnierergebnisse des Bulgaren Boris Iwanow. S. A 8

Bücher I Das Mysterium der Blut- wurst: Der neue Roman von Michael Stavarič erzählt verschiedene Fleischhauerbiografien. S. A 10

Bücher II Ein heftiger Dialektiker: Vor 300 Jahren, im Oktober 1713, wurde der Aufklärer Denis Diderot geboren. S. A 11

Ich frage mich ... Die Schriftstellerin Andrea Dusl fragt sich: „Wie war das mit uns vor einem Vierteljahr- hundert, S tandard?“ S. A 12 Rainer Arnulf © Oscar Bronner: Für die 25-Jahr-Jubiläumsausgabe hat Arnulf Rainer ein Foto (von Matthias Cremer) des Standard-Herausgebers übermalt. Über das Entstehen von Bildern und Zeitungen Seine Berufsvorstellung nem Fall das Malen? Oder bin ich einiger Zeit jedoch hatte ich das künstlerischen Tätigkeit in ande- Ich war 31 Jahre alt und be- ein erfolgloser Maler, der als Brot- Gefühl, dass ich es durch die jour- re Richtungen verlagert, da ich als schloss einen Neuanfang. Erst- als Heranwachsender: beruf gelegentlich Zeitungen nalistische Arbeit profanisiert Eigentümer, Geschäftsführer und mals verfügte ich über Geld und Maler und Schriftsteller. gründet? Es gibt unter den Künst- hatte. Ich vernichtete die schrift- Herausgeber fungierte, ohne eine erfüllte mir damit den Wunsch, lern, die auch mit anderen Tätig- stellerischen Versuche, gleichzei- Ahnung von Betriebswirtschaft, die künstlerische Seite in mir aus- Als Verleger gründete er keiten erfolgreich waren, große tig verlor ich das besondere Inter - Management oder Magazinjour- zuloten. Zu der Zeit beschäftigte Vorbilder wie zum Beispiel Peter esse am Theater. Also konzen - nalismus zu haben. ich mich primär mit Bildhauerei. „Trend“ und „Profil“, Paul Rubens, der neben seiner ful- trierte ich mich aufs Malen. Mein Die Profis der Großverlage lie- Ich zeigte Fritz Wotruba meine s päter den Standard. minanten Malerkarriere seinem väterlicher Freund und Schach- ßen mich anfangs gewähren, weil Arbeiten und fragte, ob ich bei ihm Land wertvolle Dienste als Diplo- partner aus dem Café Hawelka, sie meinem Projekt studieren dürfe. Er Oscar Bronner über das mat leistete. Oder den Schweizer Kurt Moldovan, half mir mit Tipps keine Chancen ga- antwortete, dass die Pendeln zwischen Kunst Dichter und Maler Salomon Gess- und Kritik. ben. Als es nach Akademie für die jun- ner, der nebenbei einen Verlag be- Erfolg aussah, ver- re gen Studenten primär und Zeitungmachen. Ich bekam ein Angebot Jah trieb und 1780 die Zürcher Zeitung suchten sie mich 25 als Arbeitsplatz diene. gründete, aus der in weiterer Folge Der Journalismus hatte zwar mit Konkurrenz- Wenn ich den nicht Eine briefliche Anfrage e iner öster- die Neuer Zürcher Zeitung wurde. mittlerweile seine ursprüngliche magazinen aus dem brauche, möge ich in reichischen Zeitung vor mehr als Meine Berufsvorstellung als Funktion als Vorbereitung für die Markt zu drängen. meinem Atelier arbei- 30 Jahren: Man plane eine Artikel- Her anwachsender: Maler, Schrift- Schriftstellerei verloren, aber ich Da das nicht gleich gelang, änder- ten, und er wäre bereit, sich die serie über Aussteiger und wolle steller und Regisseur. Mit einem konnte erste journalistische Erfol- ten sie die Strategie: Ich bekam ein Werke anzusehen und mit mir da- mich als eines der bekannten Bei- Vater, der als Autodidakt unter ge verzeichnen. Gleichzeitig stieg Angebot, das ich nicht ablehnen rüber zu diskutieren. spiele, nämlich als Gründer von a nderem Schriftsteller, Kompo- die Frustration über die triste me- konnte. Ich verkaufte die Mehr - Ich nahm das Angebot dankbar Trend und Profil, der jetzt als Ma- nist und Theatergründer gewor- diale Situation, in der man damals heit des Verlags und übergab die an, leider kam es wegen seines frü- ler in New York lebt, dazu inter- den war, kam die Idee eines Stu- als Journalist arbeiten musste. restlichen Anteile an die Mitarbei- hen Todes nur einmal zu einem viewen. Ich antwortete, dass ich in diums gar nicht erst auf. „Learning Also beschloss ich, ein Nachrich- ter. solchen Gespräch. Dieses und vor diese Serie nicht passe, da ich by Doing“ war die Devise. Also tenmagazin zu gründen. Um zu Nach dieser für mich ziemlich allem auch die v ielen Diskussio- mich nicht als Verleger verstehe, versuchte ich mich nach der Ma- Geld zu kommen und Know-how turbulenten Zeit konnte ich end- nen mit meinem Freund Karl der ausgestiegen ist, sondern als tura als Regieassistent, dann be- zu erwerben, gründete ich eine lich wieder reflektieren. Ich war Prantl machten mir klar, dass ich Maler, der nur für einige Zeit in die gann ich mit Journalismus, um die Werbeagentur, entdeckte dadurch zufällig Journalist geworden, wor - nicht Wotrubas und Prantls sinn- Zeitungswelt eingestiegen war. Angst vor dem weißen Papier zu eine verlegerische Marktlücke, aus sich mit viel Glück eine Kar- liche Beziehung zu Stein hatte. Ich So flapsig könnte ich heute verlieren – und um meinen Le- gründete mit 26 Jahren das Wirt- riere entwickelte. Um diese wur- wechselte zu Bronze, schließlich wohl nicht mehr antworten. Da- bensunterhalt zu verdienen. schaftsmagazin Trend und schuf de ich zwar beneidet, und ich war fand ich in Holz mein Material. her hier der Versuch einer Selbst- In meiner Freizeit schrieb ich so die Infrastruktur und damit die durchaus stolz auf das Erreichte, Nach mehr als vier Jahren Ar - beschreibung: In welche Schub - Dramatisches, auch etwas Prosa, Startrampe für Profil. gleichzeitig spürte ich eine gewis- beit in der Dreidimensionalität lade gehöre ich? Bin ich ein erfolg- und malte. Niemand weiß, wie In dieser Zeit kam ich nicht viel se Frustration, da ich meine künst- kam ich – mittlerweile in New reicher Zeitungsverleger, der ein viel Talent als Schriftsteller in mir zum Malen, „Learning by Doing“ lerischen Ambitionen nicht aus- York lebend – wieder zur Malerei Hobby intensiv auslebt, in mei- tatsächlich vorhanden war, nach hat sich von der angedachten gelebt hatte. i Fortsetzung auf Seite A 2 Album A 2 25 Jahre Der Standard Samstag, 19. Oktober 2013

Oscar Bronner (links) als Verleger kurz vor dem ersten Erscheinen des Standard am 18. Oktober 1988 und Oscar Bronner (rechts) als Künstler: „Immerhin war ich Mitte 60, hatte 20 Jahre lang nicht gemalt und wusste nicht, was mich erwartete. Umso größer war die Überraschung, es dauerte nur kurze Zeit, bis ich daran anknüpfen konnte, wo ich seinerzeit aufgehört hatte.“ Fotos: Walter Wobrazek, Andrea Bronner i Fortsetzung von Seite A 1 entstehen würde. Fritz Molden, Kunstwerk zu deklarieren. Tat- einlegen musste. Da war es einfa- hat, dies sei „der weit spannends- zurück. Sie hatte sich unter dem dem ich nach ei ner durchzechten sächlich war mein Zugang bei der cher, gar nicht zu malen. Ich hör- te Aspekt der Bronner-Ausstel- Einfluss des Bildhauerns grund - Nacht, in der wir heftig über Kurt Gründung sicher mehr künstle- te sogar mit Galeriebesuchen auf, lung“. Was immer damit unter- legend geändert: Stand früher der Waldheim gestritten hatten, an- risch als kommerziell. Ich ließ von weil mich die Konfrontation mit stellt werden sollte, es hat mich Inhalt im Vordergrund – als hätte vertraute, dass ich Platz für eine der Idee ab, da ich dieses ohnehin zeitgenössischer Kunst zu sehr daran e rinnert, dass wir im Land ich meine literarischen Ambitio- liberale Tageszeitung sehe, be- sehr fragile Abenteuer nicht mit dar an erinnerte, dass ich mich aus der von Arthur Schnitz ler dia - nen ins Bild gezwungen –, ging es stand darauf, dass es dann einer Diskussion über meine per- dem Spiel genommen hatte. Statt- gnostizierten „selbstlosen Ge- nun um die Materialität der Farbe. wohl meine Pflicht sei, sönliche Befindlichkeit belasten dessen beschäftigte ich mich mehr meinheit“ leben. Umso mehr dan- Ich verwendete die Leinwand als die Gründung zumindest zu ver- wollte. mit den Klassikern der Malerei. ke ich Ingried Brugger und Florian Palette, auf der ich die Farbe ver- suchen. Er sei bereit, mir dabei zu Aus den fünf Jahren wurden 20, Bei der 20-Jahr-Feier des Steininger vom Bank Austria mischte, anfangs mit dem Pinsel, helfen. dank eines Partners, der nach S tandard teilte ich den Mitarbei- Kunstforum für ih ren Mut und dann mit den Fingern – bis heute. mehreren Managementwechseln tern schließlich mit, dass ich die ihre Unbefangenheit, sich mit Es begann mit geometrischen Bil- Schubladendenken die Lust an diesem Projekt verlor, operative Tätigkeit übergeben meinen Bildern auseinanderzu- dern, dann konzentrierte ich mich Tatsächlich entwickelte ich dank einer neu entstandenen ge- werde, um wieder zu malen. Bald setzen. auf klassische Sujets wie Blumen, eine für mich bis dahin unbekann- waltigen Marktkonzentration im stand ich aufgeregt im Atelier, im- Um allfällige Peinlichkeiten zu Landschaften, Porträts und Akte, te Stimmung: Wenn es nur an mir Konkurrenzumfeld, dank des merhin war ich Mitte 60, hatte 20 vermeiden, vereinbarte ich mit um heute wieder gegenstandslos liegt, ob sich in Österreich die Chefs meiner Hausbank, der mir Jahre lang nicht gemalt und wuss- dem Kulturressort des Standard, zu malen. Z eitungslandschaft zum Besseren die Zeitung aus der Hand nehmen te nicht, was mich erwartete. dass es die Ausstellung nicht re- Ab 1980 zeigte ich meine Bilder verändert, darf ich mich dann so wollte, sobald der Erfolg erkenn- Umso größer war die Überra- zensieren wird. Stattdessen wer- in Einzelausstellungen und Aus- einer Aufgabe entziehen? Ich frag- bar war, und dank einiger Rezes- schung, es dauerte nur kurze Zeit, den wir den Text abdrucken, den stellungsbeteiligungen, unter an- te mich, was ich mir eines Tages sionen. bis ich daran anknüpfen konnte, Ingried Brugger für den Katalog derem in New York, Washington, mehr vorwerfen würde: es nicht So musste ich die Rückkehr zur wo ich seinerzeit aufgehört hatte. verfasst hat. Paris, Mailand, Düsseldorf und einmal versucht zu haben, eine Malerei immer wieder verschie- Lediglich die Sujets waren anders, Im Übrigen habe ich mir fest Wien. Ich war kein Sensations- Qualitätszeitung zu gründen – ben, aber paradoxerweise half mir nämlich gegenstandslos. vorgenommen, keine Pläne mehr erfolg, dafür fehlt mir auch das Ta- oder fünf Jahre lang wenig oder gar dieser frustrierte Wunsch bei der zu schmieden oder gar zu verkün- lent zur Selbstinszenierung. Aber nicht gemalt zu haben. Denn in Durchsetzung des Standard: In Neu entfachte Euphorie den. ich war mit meiner bescheidenen meiner Naivität war ich der Mei- meinen zahlreichen Auseinander- Bei aller neu entfachten Eupho- Karriere zufrieden, immerhin nung, in dieser Zeit das Projekt setzungen mit übermächtigen rie – ich hatte nicht vor, meine Bil- PS: Einer der Freunde Salomon konnte ich vom Verkauf der Bilder zum Erfolg zu füh- Partnern und Geg- der je wieder öffentlich zu zeigen. Gessners war der ehemalige leben. ren und anschlie- „In meiner Biografie nern war ich si- Ich war der festen Überzeugung, Mönch Franz Xaver Bronner, ein Nach 13 Jahren in New York re- ßend operativ in dominierte der Zeitungs- cher sturer, als es dass dieser Zug abgefahren war, da Notensetzer, Mathematikprofes- gistrierte ich, dass die sechs Mo- andere Hände über- ein professioneller ich in einer anderen Schublade sor und bekannter Dichter, zum nate, die ich ursprünglich für die- geben zu können, mensch so sehr, dass Verleger gewesen steckte: In meiner Biografie domi- Beispiel von Idyllen, die Gessner sen Aufenthalt vorgesehen hatte, bei Trend und Pro- kaum ein Betrachter die wäre. Denn eine nierte mittlerweile der Zeitungs- wiederum illustrierte und auch abgelaufen waren, und peilte mei- fil h atte es ungefähr Bilder unbefangen wür - Niederlage bei die- mensch so eindeutig, dass kaum verlegte. Bronner übernahm spä- ne Heimkehr nach Wien an. Aber so lange gedauert. digen würde. Es war für sen Pokerrunden ein Betrachter die Bilder unbefan- ter auch die Leitung der Zürcher ich hatte 13 Jahre lang nicht nur Ich war Mitte 40 wäre für mich gen würdigen würde. Es war für Zeitung. Offensichtlich war da- die Stadt New York genossen, son- und hatte ja noch mich befriedigend genug, zwar traurig, aber mich befriedigend genug, die Bil- mals das Schubladendenken we- dern auch die tägliche Lektüre der viel Zeit. die Bilder zu malen. keine existenzielle der zu malen und sie allenfalls niger ausgeprägt als heute. New York Times. Und die Aus- Überlagert wa- Katastrophe gewe- Freunden zu zeigen. Als ich auf die sicht, diese gegen die damals vor- ren all diese Überlegungen vom sen. Ich“ hätte einfach wieder ma- wiederkehrende Frage nach einer Der oben stehende Artikel ist die leicht handenen österreichischen Zei- Umstand, dass ich damals gerade len können, müssen, dürfen. Nur Ausstellung sagte, dass ich keine adaptierte Fassung des Textes für den tungen einzutauschen, schreckte eine kreative Krise durchlebte und das Gefühl der Verantwortung für beabsichtige, hörte ich sinngemäß Ausstellungskatalog. mich ab. von Selbstzweifel geplagt war. einige Hundert Mitarbeiter ließ immer öfter, ich möge nicht so fei- Anfangs nur spielerisch über- Also stürzte ich mich ins Aben- mich den Bogen nicht überspan- ge sein und mich stellen. Die Ausstellung von Oscar Bronner wird legte ich, ob man die Situation teuer, wieder war „Learning by nen. So kommt es schließlich zu im Bank Austria Kunstforum Wien von nicht ändern könnte und nach ei- Doing“ angesagt: Diesmal war ich Meine Hoffnung, trotz Zeitung m einer ersten Ausstellung nach 23. Oktober 2013 bis zum 12. Jänner 2014, nigen Gesprächen und Analysen Eigentümer, Geschäftsführer und in der Freizeit weiterzumalen, er- 25 Jahren. Bei einer meiner frühe- täglich von 10–19 Uhr, Freitag von 10–21 kam ich zum Schluss, dass es mög- Chefredakteur, ohne irgendeine wies sich als einer meiner vielen ren Ausstellungen in Wien mo- Uhr, gezeigt. lich wäre, eine ordentliche Zei- Erfahrung in einer redaktionellen Irrtümer. Ich probierte es anfangs, kierte sich ein Kunstkritiker einer tung zu gründen. In mir entwi- oder kommerziellen Führungs- aber bald überwog die Frustration, Zeitung über die Tatsache, dass ckelte sich ein Konflikt: Einerseits funktion einer Tageszeitung zu wenn ich bei der Beschäftigung mit der damalige Direktor des Mu- ALBUM wollte ich nicht mit dem Malen haben. einem malerischen Konzept nicht seums moderner Kunst Dieter Mag. Christoph Winder (Redaktionsleitung) aufhören, andererseits merkte ich, Ich spielte mit dem Gedanken, am nächsten Tag weitermachen Ronte ein Bild angekauft und ei - Sekretariat: Bettina Fernsebner-Kokert. dass die Zeitung ohne mich nicht die Gründung des Standard zum konnte, sondern längere Pausen nen lobenden Katalogtext verfasst E-Mail: [email protected] Album A 4 Architektur Samstag, 19. Oktober 2013 Bauordnung muss brennen! Wir blicken 25 Jahre in Gerhard Saile, Halle 1, Salzburg Verschandelung gestoppt! Nach die Zukunft: Was wird Einführung des Unterrichtsfachs am 19. Oktober 2038 „Raumordnung und Architektur“ durch Bundesregierung 2014 Er- an dieser Stelle zu lesen folg erkennbar. sein? Österreichische Jakob Dunkl Architekten und ihre querkraft architekten Mit neu geschaffenem Ministe- Twitter-Visionen. rium für Baukultur betont die Re- Von Wojciech Czaja gierung die gesellschaftspoliti- sche Relevanz von Architektur und Maik Novotny und Raumordnung. heri & salli, Wien Markus Bogensberger, HDA Graz Ökostadt in Weiß: Fantastische Österreichisches Architekturmu- Aussichten! Hochgebirgscity in seum feiert 20-jähriges Bestehen. den Alpen für 100.000 Einwohner Außenstellen in den Bundeslän- steht kurz vor dem Spatenstich. dern haben sich als Publikumshit erwiesen. Johannes Baar-Baarenfels, Wien Schwechat: Terminal 5 eröffnet. Arno Ritter Gebäude adaptiv gegenüber Um- aut, architektur und tirol welteinflüssen. Neues Bewusst- 2013: Wenn die Sonne der Bau- sein für gesellschaftliche Rele- kultur niedrig steht, werfen sogar vanz von Architektur. architektonische Zwerge lange Schatten. 2038: Architektur = Martina Hartl, t hoch n Qualität = Alltag Energiebewusstes Bauen ohne jeg- liche sklavische Unterwerfung an Gerhard Kopeinig, Velden die Dämmstärkenvorgaben der Österreich wird frei! Frei von Kunststoffindustrie! architektonischem Getöse.

Barbara Imhof Patrick Jaritz, IG Architektur Liquifer Systems Group Wünsche mir am 19. Oktober 2038 Die Stadt als Raumschiff: Zusam- folgende Schlagzeile: „Erstmals menleben in verdichtetem Raum, zwei Architektinnen für Friedens- Integration technologisierter Na- nobelpreis nominiert!“ tur, effizientes Haushalten mit Ressourcen. Gernot Ritter Hofrichter Ritter Architekten, Graz Sabine Pollak, Köb & Pollak Friedensnobelpreis an Architek- Im Oktober 2038 berichtet das tin verliehen! A LBUM über neueste Bandstadt- Projekte auf funktionslos gewor- Martin Haller, Caramel denen Autobahnen zwischen Wissenschaftlich erwiesen: Wenn Wien, Berlin und Paris. Architekten träumen. Gute Archi- tektur ist in kollektivem Bewusst- Boris Podrecca, Wien sein gespeichert und wartet auf Kleinkariert war gestern. Hurra! Erweckung. Wien, bislang einzige europäische Hauptstadt ohne herzeigbaren Gabu Heindl, Wien Hauptplatz, eröffnet heute moder- Eröffnung des 200. Wiener Ge- ne Piazza. meindebaus seit Wiederaufnahme von Gemeindebau im Jahr 2014. Sandra Knöbl Und: Evaluierung des Gesamt-

Labour of Wood, Wien schulbau-Programms. Rainer Breaking News: Österreichische

Bauordnung ist endlich einem auf Silja Tillner, Tillner & Willinger Arnulf dem Modulor basierenden Mani- Die Stadt 2038: Vertikale Fassa- © fest für Ästhetik und gebaute Um- denbegrünungen und Bäume in welt gewichen. allen Straßen haben das Stadtkli- Edgar Spraiter Matthias Finkentey, IG Architektur Sonja Gasparin ma verbessert. Alle wollen in der Geistlweg Architektur, Oberalm Architektur ist die Entscheidung gasparin & meier, Villach Wilfried Krammer, Wien Stadt leben. In 25 Jahren werden Architekten kompetenter, kreativer und muti- Auf dass sich eine riesige Verdau- Vom temporären Pilotprojekt zur in Dienstleistungsfirmen die Än- ger Bauherren. Möge das Standard maschine der schlechten Archi- Realität: Nonmotorisierter Netz- Sigfried Loos, polar, Wien derungen für das nächste Update werden. tektur annehme und der so produ- plan für Wien fertiggestellt. Ein Gehweg und Fahrweg fließen zu- von Web-Bauteilkonfigurationen zierte Humus immun sei gegen- Projekt von European Smart Cities sammen: Das neue Projekt ist eine erarbeiten. Pia Anna Buxbaum, Archicolor über Bau-Unkultur! Austria. urbane Landschaft, die mit den Angenehmes Raumklima und res- Echtstoff-Gebäuden verwoben ist. Christina Schinegger sourcenschonendes Bauen sind Bettina Götz und Richard Manahl Roland Gruber soma, Wien und Salzburg heute schon selbstverständlicher Artec Architekten nonconform architektur vor ort Albert Wimmer, Wien Hoffentlich werden die Konzepte Teil guten Designs. Aufgrund von Verknappung der In 25 Jahren wird die Architektur- Die Zukunft gehört dem Universal und Baumethoden, die wir zurzeit Mittel wurde eine ganze Reihe wi- seite täglich erschei- Design, das für so entwickeln, in 25 Jahren einer Sebastian Illichmann, Wien dersinniger Bauvorschriften im nen. Sie wird dann viele Menschen wie breiten Allgemeinheit zur Verfü- Seitdem Normen und Bauordnun- Bereich der Normen und Gesetze „Ein schöner Land“ möglich nutzbar ist. gung stehen. gen radikal vereinfacht wurden, abgeschafft. heißen und brenn- re Und: Am Cover Bau- macht das Bauen wieder Spaß! heiße Lebensthe- 25 Jah kultur statt Immobi- Verena Konrad Elke Delugan-Meissl und men aufgreifen. lienkultur. Vorarlberger Architekturinstitut Georg Poduschka, PPAG Roman Delugan, DMAA Meine Vision für 2038: Qualitäts- Leben und Wohnen im Wandel! Mit der Auflösung heutiger Le- Wolf Prix Maria Flöckner und volle Verdichtung und Verständ- Ausgerechnet die Architektur, bensgewohnheiten wird sich der Coop Himmelb(l)au Hermann Schnöll nis von Baukultur als fixer Be- eine bis dahin erzkonservative Wohnraum künftig zu etwas Un- Die Architekturkritik im Neue Möglichkeitsräume! Dafür standteil des Nachdenkens über Disziplin, hat diese Evolution aus- lesbarem, Ungeplantem, Heraus- Standard wird im Wirtschaftsteil tut, frei nach Rudofsky, nicht eine soziale Räume. gelöst. forderndem verwandeln. in Form von Rechtsgutachten und neue Bauweise, sondern ein neu- Bilanzberichten zu lesen sein. es Gesellschaftsmodell not. Christoph Achammer Stephan Ferenczy, BEHF Marta Schreieck Traurig, aber wahr. ATP, Innsbruck Wettbewerbe wegen Vermögens- henke und schreieck architekten Karin Triendl, triendl und fessler Team aus Architekten, Ingenieu- vernichtung abgeschafft! EU- Heute ist der Kampf härter denn Margarethe Cufer, Wien Als Reaktion auf gesellschaftliche ren und Geisteswissenschaftlern Steuerfreibetrag für Architektur- je. Ich wünsche mir daher, dass Egal. Da bin ich tot. Wenn es mit Veränderungen werden lokale hat Wien-Bratislava zur lebens- leistungen wirkt sich positiv auf der Job in 25 Jahren wieder so viel den Vorschriften so weitergeht, ist Ressourcen bestimmend. Quali- wertesten nachhaltigen Stadt der gebaute Umwelt aus. Spaß machen wird wie vor 25 Jah- es ohnehin besser, die Häuser von tätsvolles und Gutes erhält einen Welt gekürt. ren. Juristen planen zu lassen. neuen Stellenwert. Wolfgang Kaufmann, Linz Gerda Gerner Renaissance der Immobilienent- Michael Anhammer Peter Riepl, Riepl Riepl, Linz Marion Wicher, yes architecture gerner gerner plus, Wien wicklung: Politik, Bauherren und SUE Architekten Die Erde ist abermals kleiner ge- Das Recht auf Licht, Luft und Anpfiff zur WM 2038 im ersten Nutzer vertrauen wieder auf Qua- In 25 Jahren schauen wir unver- worden. Doch die Architektur öff- Architektur in einem schadstoff- b eambaren Stadion der Welt von lität und Lösungskompetenz der bissen und lächelnd auf unser net neue Spielräume und macht reinen Lebensumfeld wurde nun gerner gerner plus architekten. Architekten. Werk. Die Haftpflicht hat uns unsere Welt wieder unermesslich. schriftlich verankert. der Standard ist live dabei! nicht gekündigt. Und es gibt Pen- Heinz Neumann, Wien sion für uns! Gernot Hertl, Steyr Florian Haydn, 000y0 Robert Diem, franz architekten Wow-Architektur ist passé! Die Das Streben nach gutem Raum gab Bauordnung hat Gültigkeit verlo- Nach 30 Jahren Fightclub hat sich Architektursprache spiegelt den Dietmar Steiner es immer. Doch kaum vorstellbar: ren: Das Bauen wird schwieriger, die Diskussion über Architektur verantwortungsvollen Umgang Architekturzentrum Wien Vor 25 Jahren gab’s noch Zersie- die Menschen bauen gemeinsam – von kleinen Büros in eine breite mit knappen Energie- und Roh- Was soll sich ändern? Und war - delung und Kernzonensterben! ohne Architekt. Öffentlichkeit verlagert. stoffressourcen wider. um? 19./20. 10. 2013 I 1

ImmobilienStandard Wirnavigieren Sie

in Ihr neues Büro! Anzeige

Seite I 2 Seite I 24 Erste Wiener Zinshausauktion Die Zukunft der Wiener ÖBB-Brachen www.buero.at Bezahlte derStandard.at/Immobilien

„Bin schon gespannt, was die Leser posten werden. Aber das macht nichts. Ich mag meinen Wohnstil.“ Marcus Kraus mit Sohn Xaver in seinem Reihenhaus. Foto: Lisi Specht Ich schau gern in fremde Wohnungen rein Mit knapp 16.000 Postings ist Marcus Kraus einer der Wohnstil, der natürlich auch vom wir nicht wirklich zufrieden. Den nächst wollen wir auf Erdgas um- Studium und von meiner Arbeit haben wir nachträglich verändert. steigen. Das ist billiger. Alles in al- fleißigsten Standard-Poster. Auch die Wohngespräche geprägt ist. Ich bin Lehrer für Bild- Auch die Treppe ist neu. Das ist lem würde ich die Art und Weise, kommentiert der AHS-Lehrer regelmäßig. Wojciech nerische Erziehung und Techni- eine Holzstiege, die ich mit mei- wie wir leben, als bedarfsorien- sches Werken, und das hinterlässt nem Bruder gebaut habe. Wir sind tiertes Wohnen bezeichnen. Die Czaja besuchte ihn und fragte nach, warum. natürlich Spuren. Hin und wieder ein gutes Team. Bedürfnisse ändern sich ständig, sehen wir im Internet oder in Zeit- Das Haus hat circa 114 Quadrat- und wir reagieren darauf – mal mit Ich lese die Wohngesprä- schriften das eine oder andere meter, verteilt auf zwei Ebenen. Möbeln, mal mit einer neuen Kü- „ che wahnsinnig gern. Es Stück, das uns gefällt. Ich denke, Einen Keller gibt’s auch. Den nut- che, und mal mit einem kleinen, ist lustig, in fremde Wohnungen das ist eher eine Inspirationsquel- ze ich als Werkstatt. Außerdem ist abgetrennten Arbeitszimmer. reinzuschauen und zu erfahren, le für uns. da unten ein Haustechnikraum Wir haben schon Pläne für spä- was sich die Leute unter Wohnen Bin schon gespannt, was die Le- mit einer Flüssiggastherme. Dem- ter, wenn unsere zwei, bald drei vorstellen und wie unterschied- ser diesmal posten werden. Kann Söhne erwachsen sind und aus- lich das aussehen kann, abhängig sein, dass man mich in der Luft ziehen werden: Erstens werden davon, ob derjenige zerfetzen wird. Leh- Marcus Kraus, geboren 1981 in wir den jetzt schon ramponierten jetzt Unirektor, Win- rer! Viele Postings! Wien, studierte Technisches Boden rausreißen und stattdessen zer, Künstler oder Investiert viel Zeit Werken und Bildnerische Er- schönes neues Parkett verlegen, Möbeldesigner ist. In re in die Gestaltung ziehung an der Universität und zweitens wollen wir dann im erster Linie interes- 25 Jah der Wohnung! Das der bildenden Künste Wien. Obergeschoß alle Zwischenwän- siere ich mich aber lässt wohl keinen Während des Studiums jobte de entfernen und so ein großes, für die Architektur, Poster kalt. Und er nebenbei in Architektur- loftartiges Wohn- und Schlafzim- die da zu sehen ist. außerdem wird man büros und erstellte digitale mer schaffen. Aber das wird wohl Schöne Räume sind sicher das eine oder Visualisierungen. Seit 2007 noch 18 Jahren dauern. ein Genuss. Sieht man viel zu sel- andere Wort über meine Möbel ist er AHS-Lehrer für Techni- Einen Traum für die Zukunft ha- ten. Und daher schreib ich immer verlieren. Aber das macht nichts. sches Werken und Bildneri- ben wir eigentlich nicht. Außer 1. Preisträger wieder gern meinen Kommentar Ich mag meinen Wohnstil. sche Erziehung, zunächst auf vielleicht: Rundherum gibt’s viele dazu, wobei ich dazusagen muss, Ich wohne mit meiner Frau und dem Schulschiff Bertha von alte Stadeln, die als Lager vermie- des dass ich eher einer der braven Pos- meinen beiden Kindern Vincent Suttner, nun an der Neuen tet oder von Bauern genutzt wer- ter bin. Ich war erst einmal auf der (5) und Xaver (1,5) in einem Rei- Mittelschule am Contiweg. den. So einen Stadel zu kaufen und Black List! henhaus in Floridsdorf, draußen Nebenbei studiert er bilden- zu revitalisieren wäre schon ein EUROMONEY Bei den Wohngesprächen poste an der Peripherie. Die Gegend ist de Kunst. Mit knapp 16.000 nettes Projekt. Aber das wird wohl ich regelmäßig. Eigentlich fast im- wunderbar. Man ist gleich auf der Postings zählt er aktuell zu nix. Die Stadeln i n unserer Gegend Award of mer. Auch sonst bin ich ein recht Donauinsel, an der Alten Donau den am meisten postenden werden um 600.000 Euro zum Ver- umtriebiger Kommentator. Ob ich oder in den Donauauen. Als wir Lesern auf derStandard.at. kauf angeboten. In den Umbau mich von den Wohngesprächen die Wohnung gekauft haben, war Seinen Postingnamen möch- müsste man noch mal 150.000 Excellence inspirieren lasse? Nein, eigentlich sie noch im Rohbau. Nur mit dem te er für sich behalten. Euro investieren. Nicht 2013! nicht. Wir haben unseren eigenen ursprünglichen Grundriss waren gerade ein Schnäppchen. “ EXKLUSIV Höchste Standard internationale Auszeichnung für EHL Immobilien als bester Immobilien- dienstleister Österreichs!

Mein Bonus: Wählen SiebeimWohnungskaufIhr Willkommensgeschenk. Mein Chauffeur: Jahreskarteder Wiener Linien. Mein Pool: Saisonkartemit Kabine fürdas Kongressbad. Meine Laufbahn: Gutschein für10Einheiten miteinem PersonalCoach. www.ehl.at

Te lefon: +4315333000 [email protected] 19./20.10. 2013 KarrierenStandard K 1

Start der Serie: Bessere Lehre Seite K 20 Psychische Widerstandskraft erhöhen Seite K 23 derStandard.at/Karriere Personalberater: Alles anders und doch – Vertrauen zählt

Walter Schwarz von Auch Consent – der in ihrem ältesten noch 25. Berufsjahr: in dieser Form Executive - am Markt Searcherin bestehenden S abine Aigner Personal- von Spencer beratung. Stuart. Foto: Archiv Foto: Heribert Corn Technologie, Globalisierung, ratung. Gefragt nach den tragenden Funda- menten nachhaltig Erfolgreicher, nennt Sa- Krisen: Personalberatung hat sich bine Aigner (Spencer Stuart), seit 25 Jahren stark verändert. Bei allen frei international in der Top-Management-Be- verfügbaren Informationen und setzung tätig, „Vertraulichkeit, Exklusivi- tät, Seniorität“ für dieses Segment. ganz unterschiedlichen Geschäfts- Im Zeitalter der Datenbanken, der modellen: Werte „von gestern“ schnell zugänglichen Info, zunehmender Matrixorganisationen mit immer mehr Mit- tragen offenbar nachhaltig. entscheidern werde der Executive-Sear- cher zum „trusted advisor“. „Während vor Karin Bauer 25 Jahren viel Zeit in die Identifikation in-

vestiert werden musste, fließt heute enor- Rainer Statistisches Material zur Branche der Per- mer Zeitaufwand in die Mediation hoch- sonalberatung ist praktisch nicht vor - komplexer Entscheidungsprozesse“, so Arnulf

handen. Nur wenige ganz große Internatio- Vielfliegerin Aigner. © nale sind börsennotiert, beim großen Rest Wie stark sich im Zuge dessen auch die bleibt bezüglich Zahlen das meiste im Sichtweise auf Karriere selbst verändert Dunklen, in Österreich ist in den vergange- hat, fügt Walter Schwarz, geschäftsführen- nen Jahren die Palette des nicht geschütz- der Gesellschafter der Consent – in dieser ten Berufs, der sich bis heute auf keinen ge- Form die älteste so in Österreich noch auf meinsamen Ethikkodex eini- dem Markt befindliche Perso- gen konnte, besonders breit nalberatung –, an: von der Un- Gluschitsch geworden. Die Veränderungs- ziemlichkeit eines Jobwech- uido treiber unterscheiden sich sels über die Blüte des Jobhop- ©G kaum von denen anderer Jahre pings bis zum Patchwork-Le- Branchen: Technologie, Glo- 25 benslauf von heute. balisierung, Krisenfolgen. Heißt? „Um die buntere Die Quasi-Monopole der berufliche Vergangenheit frühen 70er-Jahre, getragen durchleuchten zu können, von Gründermut und guten Netzwerken, geht es heute auch um eine psychologische sind durch Globalisierung, aber auch durch Kompetenz der Berater.“ Übrigens, so Individualisierung, durch gesetzliche Schwarz: Begonnen haben in den 60ern Neuerungen – etwa das Arbeitskräfteüber- hierzulande die Männer, Gundi Wentner lassungsgesetz aus den späten 80ern – und (Deloitte) gehörte zu den Pionierinnen, und durch Internationalisierung einerseits auf- „heute stellen Frauen die Mehrheit der gebrochen, andererseits neu gewachsen. Beraterriege“. Wesentlicher Entwicklungsschub für die Unternehmungen war dabei wohl, dass sie im Gefolge der heimischen Banken früh nach Osteuropa expandiert sind. Dort ha- Hühner statt Hünen ben die heimischen Player – prominent da- bei als Pionier: Helmut Neumann – relativ ch war in der Kronen Zeitung. Und spät internationale Konkurrenz erhalten. das war schrecklich. Denn: Ich Konkurrenz rüttelte dann allerorts am Ihabe in aller Zeitungsöffentlich- „Ich freue mich, Geschäftsmodell und knabberte an den keit einen Fehler gemacht, der hä - Margen: sowohl von dutzenden neuen Ein- mische Kollegen tagelang in ihren VERBUND-Frauen- Personen-Unternehmen als auch vom Blättern öffentlichkeitswirksam amü- stipendiatin zu sein! Trend zur Personalsuche online – ob in Por- sierte. talen, via Social Networks, Facebook oder Der Casus: Anfang der 90er-Jahre Der aktive Austausch auf der eigenen Homepage. Gleichzeitig ha- durfte ich als Jungredakteurin in der und Knowhow-Trans- ben die großen Konzerne die Industrialisie- jungen Karrierenbeilage arbeiten. Da- rung der Suche ins Spiel gebracht: Eigene mals schmückten wöchentlich Kar- fer mit technischen Inhouse-Abteilungen, Einkauf von „Köp- riere-Porträts unsere Seite 1. Eines fen“ wie Ware via Procurement. Weit da- dann besonders – wegen des Titels. Expert/-innen sind runter hat das ungefragte Herumschicken Porträtiert wurde ein finnischer, sehr für mich die größten von Lebensläufen auch Schule gemacht. groß gewachsener Manager, der in Eine tiefe Zäsur brachte der Konjunktur- seiner Freizeit gern segelt. Ich ver- Vorteile des Stipen- einbruch 2009 der Branche – teilweise passte der Geschichte die Titelzeile diums.“ schrumpfte das Geschäftsvolumen um die „Finnischer Hühne segelt um Euro- Hälfte, und zunehmend mehr Einzelunter- pa“. Die Korrektur fand nichts dabei, Dipl.-Ing. Sabina Begluk, nehmer unterboten auf vielfältige Art ge- die Chefs vom Dienst haben es über- PhD-Stipendiatin VERBUND wohnte Margenmodelle. Parallel dazu er- lesen. Und am nächsten Tag leuch - weiterten Etablierte ihr Portfolio um Ma- tete riesig aus der Kronen Zeitung: nagement-Appraisals und Leadership-Be- „Standard: Da gackern ja die Hüh- ner“. Elendslang wurde die ortho- grafische Unbedarftheit durch den INHALT Kakao gezogen – man hat sich höl- Folgen Sie Sabina Begluk, PhD-Stipendiatin, lisch über diesen Fehler gefreut. Der und lernen Sie ihren Werdegang kennen – Es war einmal . . .: Traumberuf Banker K 2 finnische Hüne hat’s überlebt. Ich via QR-Code oder direkt auf letztlich auch – aber beruflich gese- derStandard.at/KE1342 Vorbild Chef: Umgang mit neuen Medien K 1 6 hen waren die ersten Tage des all - gemeinen Gackerns die schlimmsten, Karrieretreff: Weibliche Arbeitsrealität K 24 an die ich mich erinnern kann. Karin Bauer Jobsplitter finden Sie auf Seite K 18