Der Gegenwärtige Kenntnisstand Über Die Verbreitung Von Sterrhopterix Standfussi (Wocke, 1851) in Der Paläarktis1
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© Entomologische Nachrichten und Berichte;E n to m download o lo g isch unter e www.biologiezentrum.atN ach rich ten und B erich te, 31, 1987/5 '189 M. WEIDLICH und R. WEIDLICH, Berlin Der gegenwärtige Kenntnisstand über die Verbreitung von Sterrhopterix standfussi (Wocke, 1851) in der Paläarktis1 Summary Beginning with the historical discovery of the species in the Sudetes the author discusses the 4 occurences in the GDR. Besides remarks about the habitat, the search, biology and ecology the macrolepidopterological assemblages in the Central German mountains peat bogs are pointed out. A survey about the occurence of S. standfussi in the Palaearctic is given and the geographical spreading in Central Europe is closer charakterized. This Psychid as a sibirian faunistic element is characterized by a boreoalpin type of spreading in Middle Europe 'and shows tyrphophil to tyrphobiont behaviour. P e 3 k» m e Mcxoflfl M3 mctopmhcckom flaTbi otkpwtmh BMfla b CyaeTCKMX ropax o 6cy»caaioTCH Te 4 MecTO- Haxo^aeHMH B WP c KOTopbix cTaji M3BecTeH 3T0T Bufl. CooöuamaeTCÄ o nowcKe m xapaKTepe öwoTonoB, o ôhohommm a 3K0Ji0rMHecKMX CBÆ3HX BMfla, a TaioKe o MaKpojienMflonTepo/iorM'iecKMX cooômecTBax Ha cpeflHerepMaHCKMX ropHbix BepxoBwx öo^OTax. Æaercji 0630p MecT HaxoaoK S. standfussi b na^eapKTHKe, BicrcioHafl 6ojiee noapoéHyro xapaKTepncTMKy ero pacnpocTpaHeHMa b CpeflHew Espone. B CpeflHeM Eßpone flaHHbiü bmæ aaeT KapTMHy 6opeoa^bnnMCKoro pacnpocTpaHeHMH m TbipcJjoÖMOHTHO-Tbip- <|io4)M^bHoro noBeaeHMa. 1. Historisches 3.3. Spezielle Verbreitung in Mitteleuropa 2. Sterrhopterix standfussi WOCKE in der 4. Danksagung DDR Literatur 2.1. Habitatcharakterisierung 1. Historisches 2.1.1. NSG „Oberharz“ Zur Sitzung des Vereins für schlesische In 2.1.2. NSG „Teufelskreis am Schneekopf“ sektenkunde zu Breslau brachte Dr. M A XI (Thüringer Wald) MILIAN FERDINAND WOCKE am 6. Septem 2.1.3. NSG „Beerbergmoor“ (Thüringer Wald) ber 1851 eine neue Psychidenart mit, die er 2.1.4. NSG „Moor am Pfahlberg“ (Erzgebirge) Psyche standfussii benannte. Er hatte die Art zusammen mit G. STANDFUSS am 25. 6. 1850 2.2. Zur Biologie oberhalb der Brotbaude am Großen Teiche 2.2.1. Sackfunde 1225 m ü. NN im Riesengebirge entdeckt. „Das 2.2.2. Falterfunde d hat in Gestalt und Färbung große Ähnlich 2.2.3. Zucht keit mit der bei Breslau vorkommenden Psyche calvella (—Sterrhopterix fusca HAW.), ist aber 2.3. ökologische Ansprüche fast noch einmal so. groß, ebenso ist das $ ganz 2.4. Lepidopterologische Vergesellschaftun dem von Calvella ähnlich, nur der Aderverlauf gen der Hinterflügel ist beim <5 von dem von Cal 2.4.1. Abriß der entomologischen Erforschung vella verschieden“ lautet die Diagnose in der der vier Naturschutzgebiete Erstbeschreibung (WOCKE 1851: 16). Die näch 2.4.2. Spezieller Inventarvergleich sten S. standfussi-Exemplare außerhalb der Sudeten wurden dann im Harz gefunden. 3. Zoogeographische Verbreitung SPEYER & SPEYER (1858: 305, 457) erwähnen 3.1. Allgemeine Verbreitung aus dem Oberharz zwei Funde: ein Sack von 3.2. Zur Frage des Faunenelementes Oderbrück (BRD) sowie ein besetzter Sack „weiter gegen dem Brocken zu“ (BRD oder DDR?) und vermuten hier S. standfussi 1 Vierte Vorarbeit zur Insektenfauna der DDR: Lepidoptera — Psychidae WOCKE. Weitere Nachweise, zwei im Juli 190 E n to m o lo g isch e N ach© Entomologische rich ten un Nachrichten d B erich te,und 31,Berichte; 1987/5 download unter www.biologiezentrum.at gefangene (5 <3 und zwei Säcke, gehen auf boreal-alpine und arktisch-alpine Elemente HEINEMANN (1859: 180, 181) zurück, der seine reliktartig erhalten. und die SPEYERschen Funde als S. standfussi WOCKE verkennt, jedoch Artverschiedenheit 2.1.1. NSG „Oberharz“ zu S. fusca HAW. betont. Erst STANDFUSS Das flächenmäßig große Naturschutzgebiet (1879: 25, 26) identifiziert die Oberharzer Psy- (seit 1967) mit 1980 ha umfaßt das gesamte chiden als S. standfussi WOCKE. HOFFMANN Brockenmassiv (Brockenkuppe 1142 m ü. NN) (1888: 151) erwähnt diese Species als charakte und deren östliche Ausläufer. Der geologische ristisch und häufig für die Oberharzer Moor Untergrund besteht aus Granit, welcher in gebiete. Den ersten sicheren Nachweis auf dem folge Verwitterung stark zerklüftet ist und als Gebiet der heutigen DDR erbringt PETRY Klippe und Blockmeer in Erscheinung tritt. (1936: 92) „Brockenspitze: auf der Südostseite Standortabhängig sind Podsole und Gleyen unterhalb des Bahnhofs fand ich am 4. 8.1912 ausgebildet. Die jährliche Niederschlagsmenge den Sack mit dem $ an einem Felsen ange von 1600 bis 1800 mm ist die höchste auf dem sponnen“. BERGMANN (1953: 466) verzeich gesamten Gebiet der DDR und zeigt die starke net die Harzer Funde und erwähnt die Ver atlantische Beeinflussung an. Die durch mutung PETRYs, daß S. standfussi WOCKE schnittliche Jahrestemperatur liegt bei +3 °C. auch im Thüringer Wald Vorkommen könnte. Floristisch werden die Moorbildungen weiter „... wahrscheinlich im Beerberg-Bezirk und hin durch Krähenbeere (Empetrum nigrum), um Oberhof...“ Vom Gebiet der DDR sind Pfeifengras (Molinia coerulea) und als Beson seit PETRY keine Funde verzeichnet worden, derheiten Brockenkuhschelle (Pulsatilla alba) zumal das Brockengebiet derzeit als Grenz und Harzlabkraut (Galium hercynicum) ge zonenbereich nicht begehbar ist. kennzeichnet (AUTORENKOLLEKTIV 1983). Um die von PETRY aufgeworfene Frage zu be antworten, führten wir 1985 verschiedene Ex 2.1.2. NSG „Teufelskreis am Schneekopf“ kursionen in die Hochmoore des Thüringer (Thüringer Wald) Waldes im Beerberg- und Schneekopfgebiet durch. Zwischen dem 31. 5. und 3. 6. konnte in Dieses fast 51 ha umfassende Naturschutz den Naturschutzgebieten „Teufelskreis am gebiet (seit 1939) befindet sich etwa 300 m Schneekopf“ und „Beerbergmoor“ S. stand nördlich von der Schmücke, zwischen Gold fussi WOCKE teilweise recht häufig als Raupe, lauter und Gehlberg im Bezirk Suhl. Das Puppe und Imago beobachtet werden. Im nach Hochmoor erstreckt sich zwischen 915 und fast folgenden Jahr, am 26. 5.1986, wurde die Art 970 m ü. NN. Der geologische Untergrund be von R. WEIDLICH auch im Erzgebirge nach steht aus dem Schneekopf-Porphyr (Oberrot gewiesen, und zwar im NSG „Moor am Pfahl liegendes Perm), worauf sich verschiedene berg“ unweit von Oberwiesental. Diese Funde Podsolboden entwickelt haben. Mit 1300 mm regten dazu an, die bisher bekannte Verbrei Niederschlag im Jahr und +4 °C Jahresmittel tung zusammenzufassen und einen weiteren temperatur zählt das Gebiet zum nieder Beitrag zur Biologie und Ökologie zu geben. schlagsreichsten und kühlsten Areal des Thü ringer Waldes. Vereinzelter bis dichter Fich tenjungwuchs prägt das Moorbild, umrahmt 2. Sterrhopterix standfussi WOCKE von Altbeständen. Weiterhin sind Heidekraut in der DDR (Calluna vulgaris), Moosbeere (Oxycoccus pa 2.1. Habitatcharakterisierung lustris) und besonders die dem NSG „Beer Diese Psychidenart ist bisher nur aus den bergmoor“ bereits fehlende Poleigränke (An höchsten Lagen der Mittelgebirge zwischen dromeda polifolia) erwähnenswert. etwa 920 und 1100 m ü. NN bekannt. Diese Lagen zeichnen sich durch charakteristische 2.1.3. NSG „Beerbergmoor“ (Thüringer Wald) Hochmoorbildungen aus, die sich in der mon Etwa 2 km nördlich Goldlauter, Bezirk Suhl, tanen Gebirgsstufe mit Fichtendominanz fin befindet sich das fast 41 ha umfassende Natur den. Wichtige Florenelemente, die allen vier schutzgebiet (seit 1939) in einer Höhe von 945 nachfolgend näher beschriebenen Gebieten bis rund 980 m ü. NN. Das Moor liegt in un eigen sind: die Trunkeibeere (Vaccinium uligi- mittelbarer Nähe des höchsten Punktes des nosum), Blaubeere (V. myrtillus), Preiselbeere Thüringer Waldes, des Beerbergs (982,9 m ü. (V. vitis-idaea) und das Scheidige Wollgras NN). Der Schneekopfporphyr bildet das an (Eriophorum vaginatum). Außerdem haben stehende Gestein, bedeckt von Podsolboden. sich an diesen Kältepolen der Gebirge viele Die Niederschlagsmengen übertreffen die des Entomologische Nachrichten und Berichte, 31, 1987 5 191 © Entomologische Nachrichten und Berichte; download unter www.biologiezentrum.at Schneekopfes um ein weniges, die Tempera phismus erkennen. Die (3d-Säcke sind cha turen sind etwa gleich. Hervorhebenswert ist rakterisiert durch eine etwa 0,5 mm lange, von die außerordentlich windexponierte Lage des Pflanzenteilen nicht bedeckte, Ausschlupf- Hochmoores. Infolge Windbruch wurden 1946 rohre, die den weiblichen gänzlich fehlt (siehe fast die gesamten Fichtenaltbestände vernich 3. und 4. US). Die Raupen leben sehr versteckt tet. Die Austrocknung (starke Verheidung) im dichten Pflanzenwuchs und sind nur durch und Aufforstung führten in der Folgezeit zu genaues und sorgfältiges Inspizieren der ein einer Regression der Moorelemente. Gegen zelnen Zwergsträucher (besonders Trunkei wärtige Pflegemaßnahmen wie das Freischla beere und Heidekraut) zu beobachten. gen einer etwa einen Hektar umfassenden Bei Sonnenschein waren die ein- und zwei Moorfläche von der Fichte und Absperrungen jährigen Raupen aktiv, während sich die er gegen den Tourismus dokumentieren die Re wachsenen Raupen bereits angesponnen hat generation dieses Kammoores. Die Flora zeich ten und teilweise schon als Puppe Vorlagen. net sich durch größere Artenvielfalt gegenüber Der Anteil vorjähriger Säcke lag bei etwa 10%. der des Teufelskreises aus (siehe AUTOREN Auch heute ist der Entwicklungszyklus noch KOLLEKTIV 1984). Die Freifläche wird von nicht vollständig bekannt. Allgemein wird an Heidekraut (Calluna vulgaris),Moosbeere (Oxy- genommen, daß die Entwicklung dreijährig coccus