Geschichten Von Frau K. Nal“ Und Erinnere an Jörg Kachelmann Und Nadja Benaissa
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Medien immer brillant-einzigartige Essays. Wo ist eigentlich Peter Sloterdijk? Peter Scholl-Latour, Ralph Giordano und Die - RUHM ter Wedel haben’s immer gewusst. Ich sitze bei „Beckmann“, verstehe die Fragen nicht, spreche von einem „Tribu - Geschichten von Frau K. nal“ und erinnere an Jörg Kachelmann und Nadja Benaissa. Zwei Tage später Aus Oggersheim kommt nicht nur ein Altkanzler, sondern fragt Frank Plasberg: „Wie fühlt man sich so in einer 16-jährigen Türkin?“ Er grinst auch die 24-jährige Daniela Katzenberger. sein Großinquisitor-Grinsen. Das TV-Me - Sie hat die blondeste Medienkarriere des Jahres hingelegt. dienmagazin „Zapp“ hat nix Eigenes und macht sich deshalb über alle lustig, die auf an kann Daniela Katzenberger Und als sie zuvor bei Markus Lanz zu „diesen Debatten-Zirkus“ reingefallen auf zweierlei Arten wahrneh - Gast war (um ihren Auftritt dort zugleich sind. Der Deutschlandfunk spricht von Mmen: Einerseits ist sie eine 24- für ihre eigene Show mitfilmen zu las - einem „medienkritischen Gesamtkunst - jährige Kosmetikerin, die einen Großteil sen), sah sie nicht nur optisch besser aus. werk“. Aber wer hört Deutschlandfunk? ihres Tages damit zu verbringen scheint, Sie zerlegte den alerten ZDF-Star hinter Wartungsarbeiten an sich durchzuführen. den Kulissen mit ihrer unverstellten Be - September Ihr cappuccinobrauner Teint ist so falsch geisterung, während der sich durchaus wie die einst eintätowierten Augenbrau - anmerken lassen wollte, wie peinlich ihm Die „Junge Freiheit“ verteidigt mich als en, die Brüste sind vergrößert, die Nägel die Frau ist. „Opfer eines Propaganda-Mobs wie zu aufgeklebt und die Haare gefärbt. Es ist Aber derlei war noch nicht mal der Hö - ,Stürmer ‘-Zeiten, nur von links“, was doch nicht viel echt an dieser Frau, die ande - hepunkt ihrer bisherigen Medienkarriere. noch einen Aufschrei des Zentralrats der rerseits merkwürdig ehrlich und authen - Ganz oben war sie erst, als SPD-Chef Sig - Juden provoziert. Ein irakischstämmiger tisch rüberkommt. mar Gabriel jüngst lästerte, beim Besuch Kneipenwirt aus Holzminden spricht eine Man kann sie aber auch anders sehen: des Verteidigungsministers Karl-Theodor Fatwa aus. Bushido sagt am Rande einer Dann ist „die Katze“ (wie sie sich selbst zu Guttenberg nebst Gattin in Afghanistan RTL-Box-Gala, dass er „dieser Fatwa aufs nennt) eine Frau, die so tut, als ob sie ein hätte nur die Katzenberger gefehlt. Maul hauen“ will, wenn er sie trifft. Eine Dummchen spielt, und damit zugleich Es war nicht nett gemeint, aber in der Facebook-Gruppe namens „Aishe 21“ or - Mittelpunkt des eigenen, perfekten Ge - Welt der Frau K. geht es nur um Auf - ganisiert Montags-Demos. Wenn ich es schäftsmodells ist. So erklärt es Bernd merksamkeit. Jede Erwähnung ist wert - recht verstehe, geht es um einen entspann - Schumacher, ihr Manager. voll, zumal „Bild“ dann sofort einen of - teren Dialog mit dem Islam. Schumacher sitzt an seinem Schreib - fenen Brief der Blondine an den „lieben tisch in einer Leipziger Villa, während Sigi Knuddelbär“ druckte. Am Silvester - Oktober sich „die Katze“ zwei Zimmer weiter das abend wird sie obendrein zur besten Gesicht pudern lässt. „Frühmorgens sehe Hauptabendsendezeit ihren eigenen Vox- Tolle Sonderangebote bei Penny, wo ich ich beschissen aus“, sagt sie im breitesten Jahresrückblick präsentieren. nur kurz vor 22 Uhr einkaufe, weil mich Kurpfälzisch. Schumacher hört es, über - Sie ist jetzt angekommen in der Promi- dann niemand sieht. hört es und erklärt dann: „Daniela ist Welt. Bloße Präsenz als Wert an sich. Je - eine Marke, und wir müssen einen hohen der Flop ein Knaller. November Wiedererkennungswert schaffen.“ Eigentlich sollte Katzenberger mal für Früher war Schumacher mal Studio leiter die Sendung „Auf und davon“ ein Prak - Der Kölner Verlegersohn Konstantin Ne - bei ProSieben. Inzwischen ist er 50 Jahre tikum bei der amerikanischen Fastfood- ven DuMont fliegt auf, weil er unter ins - alt und Chef seiner eigenen Produktions - Kette „Hooters“ machen. Klappte nicht. gesamt 154 verschiedenen Namen (zum firma namens „99pro media“. Er produ - Dann wollte sie sich für den „Playboy“ Beispiel „Aishe_ihre_Schwester_seiner“) ziert zum Beispiel das Mini-Format „Drews fotografieren lassen. Ging auch schief. im Forum des eigenen Blogs Selbstgesprä - baut“, wo der „Ballermann und Bett im Aber es hätte auch gereicht, sie beim Auf - che mit seinen anderen Identitäten führte Kornfeld“-Jürgen Drews seit 2008 versucht, stehen, Frühstücken oder Rumstehen zu und behauptet, er sei ich. WikiLeaks ver - ein Haus in Dülmen zu errichten. Und na - filmen. Denn zu diesem Zeitpunkt war öffentlicht die „Aishe-Protokolle“ nicht, türlich ist Schumacher auch für das Format „die Katze“ selbst schon die Geschichte. obwohl ich ihr gesamtes Œuvre als PDF „Auf und davon“ auf Vox verantwortlich, Sie wuchs quasi erfolglos erfolgreich losgeschickt habe. das gern mal gescheiterten Existenzen da - aus Schumachers Drehbuch heraus. In - bei zusieht, wie sie irgendwo im Ausland zwischen hat sie einen Werbevertrag für Dezember ein neues Leben ausprobieren. Für dieses eine Telefonauskunft, die prompt mit einer Format bewarb sich vor zwei Jahren auch Zeitungsreklame auf Gabriels Lästerei in Ein Angebot fürs RTL-Dschungelcamp Frau Katzenberger, als sie noch nicht der Richtung Guttenberg einstieg. geht bei mir ein. Der gesellschaftliche zweitbekannteste Star aus Oggersheim war Katzenberger-Manager Schumacher ver - Tiefpunkt ist erreicht, als mir Eva Her - hinter Altkanzler Helmut Kohl. dient nun auch an den Souvenirs des Er - man beim Vox-„Promi Dinner“ eine ge - Schumacher hat aus der öffentlichkeits - folgs. Es gibt T-Shirts, eine Bio-Stofftasche, meinsame Tournee vorschlägt. Fürchte süchtigen Kosmetikerin ein Kultobjekt ge - eine Kuscheldecke. Nächstes Jahr kom - mich davor, dass Bernd Eichinger oder macht. So begeisterte sie zuletzt mehr als men Schmuck und Parfum dazu. Sönke Wortmann den ganzen Quatsch 1,7 Millionen Zuschauer auf Vox mit ihrer Die größte „Katze“-Devotionalie steht noch ins Kino bringen könnten. Das Land wöchentlichen Personalityshow „Daniela inzwischen in Santa Pon ça auf Mallorca, vergisst allerdings auch schnell. Für Ja - Katzenberger – natürlich blond“. Vor kur - es ist das „Café Katzenberger“, noch so nuar 2012 kündigt Rowohlt den „Litera - zem saß sie sogar bei Günther Jauch in ein Produkt aus Schumachers Ideen-Kist - tur-Schock des Jahres“ an. Autorin: eine dessen RTL-Jahresrückblick. Jauch, die chen. In einer Sendung hatte sie davon 14-jährige rechtsradikale Sudanesin aus ganz große journalistische ARD-Hoffnung geträumt, ein Café zu besitzen, wie einst Apolda. Ich werd’s nicht gewesen sein. 2011, war völlig überfordert von der Frau ihre Mutter. Vox wollte wohl das Risiko Versprochen. und ihrer fröhlichen Leere. nicht übernehmen. So wurde aus dem 112 # $" 52/2010 ben und vor allem unterhaltsam sein“, sagt Schumacher. „Fernsehen braucht pla - kative Gesichter.“ Gekommen sind Katze-Fans, Lokal - journalisten und ziemlich viele Mädchen, die der „Katze“ sehr ähneln. Das Original sitzt auf einem Sofa, mehrere Bodyguards um sich herum, und stemmt im Minuten - takt die eigene Doppel-D-Auslage kame - ratauglich in die Höhe. Es ist nicht einfach, eine wie sie zu fin - den. Eine, die so ein „riesiges Geltungs - bedürfnis“ (Schumacher) hat und dabei „bauernschlau“ ist, wie es einer seiner engsten Mitarbeiter nennt. Beide meinen es nicht mal böse. Und wenn die Blondine sich selbst ana - lysiert, kommen Sätze wie: „Die Leute sagen immer, ich sei so natürlich. Dabei ist doch wirklich gar nichts echt an mir.“ Dann lacht sie. Nicht-echt-Sein kann sie echter als jede andere. Und dass sie darin ihre Lebensaufgabe sieht, hat vielleicht auch damit zu tun, dass schon ihre Mutter eine kleine TV- Karriere hinter sich hat. „Katzes“ Mama war 45 Tage im „Big Brother“-Container von RTL II kaserniert. Es gibt Leute, die ihr Hartz-IV-Dasein an den eigenen Nachwuchs vererben. Mit Daniela Katzenberger gibt es nun die ers - te Generation junger Deutscher, denen schon die eigenen Eltern vorleben, wie man von den Untiefen des Privatfernse - hens profitieren kann. Den einen dient sie als Projektions - fläche, den anderen als leibhaftiger Blon - dinenwitz. „Bild“ nutzt diese Vielseitig - keit lediglich am konsequentesten aus: Um die „Katze“ präsent zu halten, hat Schumacher unausgesprochen etwas ge - schaffen, was man als eine Art Pakt mit dem Boulevardblatt bezeichnen könnte. Maximalen Freiraum müsse man der „Bild“ lassen, sagt er. Natürlich kompo - niere die Zeitung auch irgendwie am Drehbuch des „Katze“-Lebens mit. Eine Woche mit Geschichten von Frau K. sieht in „Bild“ dann so aus: Dienstag – „Kat - zen-Double im TV“. Mittwoch – „Schwe - dens Antwort auf Daniela Katzenberger“. X O V Donnerstag – „Katzenberger hasst ihren TV-Blondine Katzenberger: „Frühmorgens sehe ich beschissen aus“ Vater“. Das Blatt entlockt ihr vorletzte Ge - Fernsehproduzenten der Cafébesitzer Schumacher. Er managt ihr Leben, ver - heimnisse. Etwa, dass bei Katzenbergers Schumacher – und aus der „Katze“ eine handelt ihre Verträge, lässt sich 15 Pro - Geburt ihre Mutter im Kreißsaal das Lied Umsatzbeteiligte. Wenn auch nur im „ein - zent der Einnahmen von Katzenberger „The Final Countdown“ hörte und ihr stelligen“ Bereich. Der Laden brummt. auf sein Konto überweisen, und natürlich Vater mit einer Leberwurstschrippe da - Bald soll die Blondine ihre eigene begleitet er sie auch zu Promi-Festen. Im nebenstand. Oder dass ihre verschnupf - Hauptabend-Show bekommen. Schuma - Gegenzug tritt sie bei seiner eigenen Par