Ein Wanderweg Mit Dem Zeug Zum Kl
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Rund ums Matterhorn EIN WANDERWEG MIT DEM ZEUG ZUM KL TEXT/FOTOS Mario Colonel, Servoz (F) dass da noch mehr sein würde.Ich spürte die Begegnun- gen bereits im Voraus – diesen schmackhaften Fontine- Käse,den wir aufder Alp von Praz Raye genossen,den iesen Sommer wird sie offiziell lanciert:die Wan- Fendant,in Evolène degustiert,jene Grossmütter,denen derung rund ums Matterhorn,ein Höhenweg, wir in St.Niklaus über den Weg liefen,oder jenen Ball- D der sechs Täler durchquert und die Begegnung Jongleur am Fuss des Weisshorns.Ohne es zu wissen, mit drei Kulturen ermöglicht.Der Weg über Alpweiden wandelten wir aufPfaden,die schon seit Urzeiten die Be- in voller Blumenpracht im Schatten von 20 Viertausen- wohner aus dem Aostatal mit den Wallisern,die Oberwal- dern (Matterhorn inklusive) hat das Zeug,zu einem liser mit den Unterwallisern verbanden.Und wir über- Klassiker der Alpen zu werden.Als Willy Fellay,der Prä- schritten Pässe und Grenzen,die schon von Händlern sident von ValRando,anfragte,ob ich an der Lancierung und Hausierern,Soldaten und Bauern,Pilgern und Ban- dieser Rundtour mitmachen wolle,sagte ich ohne Zögern diten begangen worden waren. zu. Wie üblich bereiteten wir uns vor,holten Informatio- Regnerischer Auftakt nen ein,studierten Wege und stellten Verbindungen her. Aufden Karten präsentierten sich die Berge in Form einer Es begann sehr schlecht in jenem regnerischen Juli 2000. Blütenkrone in farbigen Linien,die Gletscher,Mulden, Der Aufstieg zur Topalihütte,mit dem wir die Erkun- Seen und Bergbäche erahnen lassen.Aber ich vermutete, dung begannen,glich dem Vorhofzur Hölle:Zum Regen gesellte sich heftiges Donnergrollen. Wir stiegen stoisch aufeinem Pfad für Gämsjäger in die Höhe. 1000 Meter 32 DIE ALPEN 6/2002 Fotos: Mario Colonel Der Riffelsee (2757 m) oberhalb Zermatt mit seiner sagenhaften Sicht auf die Matterhorn- Ostwand Kurz bevor man Ottavan erreicht, erhascht man noch einen letzten Blick auf das ZUM KLASSIKER Matterhorn. über dem Mattertal schien der Winter uns noch einmal gen zu begehen.Zuerst musste ich aber seltsamerweise sein Regime aufzwingen zu wollen. Dazu die passende entdecken,dass diese Matterhornumrundung keines- Ankunft bei der Hütte:Nass und kaputt wie wir waren, wegs neu ist.Praktisch alle Wege existierten bereits.Seit konnten wir uns nicht aufwärmen,war die Hütte doch der Eröffnung der Monte-Rosa-Tour,die sich an zwei Ta- 1998 abgebrannt.Wir warteten aufbessere Wetterbedin- gen mit unserer Rundtour deckt,können die Wege gungen,aber die kamen nicht,im Gegenteil,es wurde aneinander gehängt werden,wenn man bereit ist,zwei noch schlimmer.Und dennoch:Je weiter wir gingen,des- Mal hintereinander einen Gletscher zu überqueren.Der to mehr spürten wir den durch das Projekt ausgelösten Col Collon und der Theodulpass waren schon immer Enthusiasmus.Nach einer Woche im strömenden Regen, überschritten worden,zu Fuss,zu Pferd,aufdem durchnässt und aufgeweicht,versprach ich wieder- Maultier,ja sogar mit Karawanen,je nach Zustand der zukommen aufdiese Höhenwege und so hoch gelegenen Gletscher. Alpen.Und ich bin im letzten Sommer wieder- Von einer Seite auf die andere gekommen. Eine der schönsten Überraschungen dieser Wanderung Ein Jahr später war die Feststellung,dass die Berge die Menschen nie getrennt hatten.Von beiden Seiten her trafman sich, Die Route kannte ich unter einem ewig bedeckten Him- tauschte Waren aus und übernahm Sitten und Gebräu- mel,jetzt wünschte ich mir,sie unter besseren Bedingun- DIE ALPEN 6/2002 33 TOURENTIPP che. Merkwürdigerweise war es sogar einfacher,die Pässe Ahnen der Valdostaner den Eindringlingen aus dem Val zu überschreiten als die Täler hinunterzusteigen,wo d’Hérens eine Tracht Prügel verpasst hatten,sympathi- wilde Bäche rauschten und tiefe und gefährliche Schluch- sierten sie später derart mit ihnen,dass die Leute aus Val- ten den Weg versperrten.Früher gingen die Zermatter pelline alles mit den Berglern aus Evolène teilten,sowohl über den Col d’Hérens,um nach Sitten zu pilgern. In den Dialekt wie die Liebe zu den Kühen,die so weit ging, friedlicher Absicht überschritten die Bergbewohner – die dass sie die Tiere für die Kuhkämpfe schmuggelten.Und man später Walser nannte – die Pässe,um die ent- während langer Zeit hiess einer der wichtigsten Plätze in legensten Bergtäler zu besiedeln. Und als die Pest in Evo- Aosta Place d’Hérens.Kurz,wir folgten den Spuren unse- lène wütete,war es ganz natürlich,dass sich die Loch- rer Vorfahren,als die Nationen und Grenzen für die Berg- matter,die Einwohner von Zermatt,aufder anderen ler fliessende Grössen darstellten. Seite niederliessen.Im Mittelalter war diese Situation so normal,dass der Priester Deutsch sprechen musste,wenn er mit der Hälfte seiner Gemeindemitglieder im Val d’- Grimentz im Val d’Anniviers gilt Hérens in Kontakt treten wollte. als eines der schönsten Dörfer Aufitalienischer Seite wartete man nicht aufdie Eröff- im Wallis. nung eines Tunnels,um sich zu treffen. Obwohl die Eringerkühe am Lac des Autannes im Val d’Anniviers Auf dem Weg zum Meidpass lädt Chleis Seewji (2520 m) mit dem Bishorn im Hintergrund zur Rast. 34 DIE ALPEN 6/2002 Und die Berge? Monte Rosa ... Ein geflügeltes Wort sagt:«Walser Luft macht frei.» Die Walser waren die Ersten,die mit dem Aufder ganzen Tour stehen sie im Hintergrund da, stille Matterhorn gelebt haben,und ihre Maxime,die sie Zeugen unserer Wanderung.In einer Woche gehen wir zweifellos geprägt hat,gilt auch für unsere Vagabunden- am Fuss einiger der schönsten Berge Europas vorbei:Bis- reise. horn,Weisshorn,Zinalrothorn,Dent Blanche,Dent d’Hérens,Matterhorn,das aufder anderen Seite Monte Cervino heisst,Obergabelhorn,Täschhorn,Liskamm, Frau in der traditionellen Kleidung des Val d’Hérens Buntes Haus in Evolène Maiensässe mit Heuhaufen olonel oberhalb von Villa C io im Val d’Hérens r Ma : s o t o F Unterwegs auf der zweiten Etappe, oberhalb des Lac de Moiry DIE ALPEN 6/2002 35 TOURENTIPP Etappe für Etappe 1. Etappe: Gruben (1818 m)–Meidpass (2790 m)– Zinal (1675 m) Auf dem Hauptplatz von Val- Allgemeines: 1070 m Aufstieg,1200 m Abstieg;7 bis 8 Std. tournenche spricht man immer Wanderzeit.Keine besonderen Schwierigkeiten;der noch Französisch. lange Abstieg dem Hang entlang ermöglicht die Entde- ckung des ganzen Val d’Anniviers. Besonderheit: schöner Blick aufs Bishorn und den Nordgrat des Weisshorns. Route: Von Gruben die Turtmänna überschreiten, dann etwa 180 m durch den Wald in Spitzkehren aufstei- gen bis P.2082.Von da in einer langen Traverse bis zum Wald hinaus und zu den Alphütten der Meide Mittl. Sta- fel (2234 m;1 Std. 15). Aufeiner Spur,die den Weg zum Col de la Forcletta (Variante) links liegen lässt,zur Ob. Stafel (2334 m),dann aufeinem Grat und durch ein System von Tälchen zum Meidsee (2661 m) aufsteigen (1 Std. 10). Unterwegs lohnt sich ein Halt bei Chleis Seewji,einem grossartigen Seelein,in dem sich die Vier- tausender des Tals spiegeln. Den Meidsee rechts liegen lassend weiter aufdem gut markierten Weg ohne Schwie- rigkeiten zum Meidpass (2790 m;20 Min.).Von hier über die Alpweiden absteigen,den Weg zur Bergstation der Seilbahn St-Luc–Tignousa rechts liegen lassen.Dadurch tung Staumauer von Moiry absteigen (1 Std.). Die Mauer lässt sich der Abstieg verkürzen;ausserdem besteht die überqueren und aufeinem Fahrweg aufsteigen,der unter Möglichkeit,die Sternwarte und den Planetenweg zu be- Motta Blantse zu einer grossen Alp führt (2481 m;Ach- suchen. Weiter während 40 Min. absteigen bis zum tung aufdie Tiere;1 Std. 05). Die Alpgebäude links liegen Hauptweg bei Le Chiesso (2201 m). Aufdem Höhenweg lassen und aufeinem guten Weg zum Lac des Autannes am Hotel Weisshorn (2337 m) vorbei,einem atemberau- (2686 m) aufsteigen. Der den Hang querende Weg durch bend gelegenen Bau aus den Anfängen des Tourismus schiefriges Gelände wird immer steiler und erreicht (30 Min.). Jetzt direkt südwärts aufdem Weg dem Hang schliesslich den Col de Torrent (50 Min.). In steilen Spitz- entlang,der zuerst hundert Meter aufsteigt,dann an kehren absteigen und in einer grossen Mulde weiter nach Bella Lé vorbei und durch eine grosse Mulde führt,bevor Béplan (40 Min.). Von hier einer guten Spur erst der er Barneuza erreicht (1 Std. 40). Man betritt den Lärchen- Moräne nach,dann bei Tufftürmen abbiegen und flach wald und gelangt ohne Schwierigkeiten nach Zinal traversieren.Die Spur verlassen und aufeinem Weg hi- (1 Std. 20). Variante:Von Gruben über die Forcletta und nunter zu den Mayens de Cotter (2057 m). Bei P.2012,wo aufder anderen Seite wilder und direkter nach Zinal. drei Wege zusammentreffen,die Spur südwärts nach Villa einschlagen (55 Min.). Der Weg verläuft vor einem 2. Etappe: Zinal (1675 m)–Col de Sorebois (2835 m)– prächtigen Panorama von Dent Blanche bis Mont Blanc Lac de Moiry (2249 m)–Col de Torrent (2916 m)– de Cheilon. Ohne Schwierigkeiten erreicht man Villa Evolène (1371 m) (30 Min.). Es gibt zwei Varianten:direkt hinunter zur Allgemeines: 1100 m Aufstieg von der Bergstation der Strasse nach Evolène (35 Min.). Oder via La Sage aufder Gondelbahn Sorebois; 2100 m Abstieg;7 bis 8 Std. Wan- Strasse,einige Kehren abkürzend,nach Les Haudères derzeit.Lange Etappe;der Abstieg nach Villa kann mit (1450 m,50 Min.). In Evolène oder in Les Haudères über- dem Postauto abgekürzt werden. nachten oder mit dem Postauto nach Arolla zum Aus- Besonderheit: ein smaragdfarbener See,zahlreiche gangspunkt der nächsten Etappe. Alpweiden mit Hirten und Eringerkühen,eine wahre Blumenpracht und hohe Gipfel wie die Dent Blanche. 3. Etappe: Arolla (2006 m)–Col Collon (3082 m)– Route: Von Zinal mit der Gondelbahn auf2438 m (zu Rif. Nacamuli CAI (2828 m)–Praz Raye (2010 m) Fuss sind 2 Std. zu rechnen). Aufeinem guten Weg in den Allgemeines: 1100 m Aufstieg,1100 m Abstieg;7 bis 8 Std. Col de Sorebois (1 Std. 20).Von hier in Spitzkehren Rich- Wanderzeit.Sanfter Aufstieg,Höhenwanderung über einen markierten Gletscher (Markierungen alle 100 m).