Regionalverband -Alb Oberzentrum /Tübingen

Masterplan Neckar für die Region Neckar-Alb x August 2013 a

Masterplan Neckar für die Region Neckar-Alb

Herausgeber: Regionalverband Neckar-Alb Löwensteinplatz 1 72116 Mössingen Tel.: 07473-9509-0 eMail: [email protected] Web: www.rvna.de

Bearbeitung: Peter Seiffert Philipp Schneider Tobias Arnold

Die Grundlagen für Kap. 7.1.4 erarbeitete Jan Springorum.

Mössingen, August 2013

Foto Titelseite: Marion Renz a

1 ANLASS, RAHMEN ------1

2 BEGRIFFSERKLÄRUNGEN 2.1 Masterplan ------2 2.2 Landschaftspark ------2

3 VORGEHENSWEISE ------3 3.1 Erarbeitung von Grundlagen ------3 3.2 Bestandsaufnahme, Bewertung, Konfliktanalyse ------3 3.3 Ziele (Leitvorstellungen), Handlungsempfehlungen ------5

4 NECKAR UND REGION NECKAR-ALB IM ÜBERBLICK ------6 4.1 Zum Neckar ------6 4.2 Zur Region Neckar-Alb ------7

5 GRUNDLAGEN: DER PLANUNGSRAUM ------9 5.1 Räumlicher Umgriff und Gebietsgliederung ------9 5.2 Naturräumliche Gliederung ------11 5.3 Zur Geschichte ------13 5.4 Historischer Neckarverlauf ------15 5.5 Zur raumordnungspolitischen Struktur ------18 5.6 Aktuelle Flächennutzung ------19 5.7 Zur Siedlungsstruktur ------20

6 PLANERISCHE VORGABEN ------22 6.1 Landesentwicklungsplan 2002 Baden-Württemberg ------22 6.2 Regionalplan Neckar-Alb 2009 ------22 6.3 Regionalentwicklungskonzept für die Europäische Metropolregion Stuttgart ------23 6.4 Leitvorstellungen für den Neckar in der Europäischen Metropolregion Stuttgart ------24 6.5 Wasserrechtliche Vorgaben ------25

7 BESTANDSBESCHREIBUNG ------27 7.1 Fließgewässer ------27 7.1.1 Gewässergüte ------27 7.1.2 Strukturgüte ------28 7.1.3 Wasserkraftnutzung ------31 7.1.4 Durchgängigkeit ------34 7.1.5 Hochwasserschutz------36 7.2 Stillgewässer ------39 7.3 Relikte ehemaliger Altarme des Neckars ------41 7.4 Grundwasser ------43 7.5 Wald ------45 7.6 Ackerland, Grünland, Streuobstwiesen ------45 7.7 Aktuelle und ehemalige Weinberge in Terrassenlage ------47 7.8 Heideflächen ------47 7.9 Schutzgebiete nach Naturschutzgesetz und Landeswaldgesetz und regionaler Biotopverbund ------49 7.10 Bedeutende Bau- und Kulturdenkmale ------57 7.11 Siedlung und Verkehr ------61 7.11.1 Siedlungserweiterungen ------61 7.11.2 Zugänglichkeit der Neckarufer in Rottenburg a. N. und Tübingen ------61 7.11.3 Überörtliche Verkehrswege ------63 7.11.4 Öffentlicher Personennahverkehr ------63 7.12 Erholung und Tourismus ------66 7.12.1 Radwege ------66 7.12.2 Wanderwege ------66 7.12.3 Landschafts- und Naturerlebnis ------68 7.12.4 Museen und Sammlungen ------73 7.12.5 Freizeit- und Erholungseinrichtungen ------74 7 12.6 Spezifische Übernachtungsmöglichkeiten für Radfahrer und Wanderer ------75 7.12.7 Tourismusinformationsstellen ------76 7.12.8 Weiteres ------78

8 ANALYSE ------81 8.1 Bestandsbewertung ------81 8.1.1 Gewässer und Überschwemmungsgebiete ------82 8.1.2 Landschaft ------82 8.1.3 Landwirtschaft ------85 8.1.4 Arten und Biotope ------85 8.1.5 Siedlung und Verkehr ------85 8.1.6 Erholung und Tourismus ------89 8.2 Konfliktanalyse ------95 8.2.1 Konfliktpotenzial zwischen Erholung/landschaftsgebundenem Tourismus und Verkehr ------96 8.2.2 Konfliktpotenzial zwischen Landwirtschaft und Arten-/Biotopschutz------102 8.2.3 Konfliktpotenzial zwischen Landwirtschaft und Grundwasser-/Hochwasser- schutz ------104 8.2.4 Konfliktpotenzial zwischen Siedlungserweiterung und Arten-/Biotopschutz --- 106 8.2.5 Konfliktpotenzial zwischen Siedlungserweiterung und Landschaftsschutz ---- 106 8.2.6 Konfliktpotenzial zwischen Erholung/landschaftsgebundenem Tourismus und Arten-/Biotopschutz ------109

9 ZIELE FÜR DEN NECKARPARK ------111 9.1 Zielfindung ------111 9.2 Zielvorschläge ------111

10 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN ------114 10.1 Handlungsempfehlungen bezüglich Gewässer- und Hochwasserschutz ----- 114 10.1.1 Verbesserung der Gewässerstrukturgüte an Fließgewässern ------114 10.1.2 Herstellung der Durchgängigkeit an Fließgewässern ------114 10.1.3 Verbesserung der Gewässergüte von Fließgewässern ------114 10.1.4 Verbesserung des öffentlichen Zugangs zum Neckar ------115 10.1.5 Anlage/Reaktivierung von Altarmen und Tümpeln in der Neckaraue------115 10.1.6 Sicherung der Retentionsfunktion von Auen, Freihaltung von weiterer Bebauung ------115 10.2 Handlungsempfehlungen bezüglich Arten-, Biotop- und Landschafts- schutz ------116 10.2.1 Maßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung bedeutender historischer Kulturlandschaften ------116 10.2.2 Aufwertung von Relikten der Neckargeomorphologie ------117 10.2.3 Spezielle Artenschutzmaßnahmen zum Schutz und zur Förderung stark gefährdeter Arten ------117 10.2.4 Besondere Berücksichtigung des Arten-, Biotop- und Landschaftsschutzes bei Siedlungserweiterungen ------118 10.2.5 Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben ------119 10.3 Handlungsempfehlungen bezüglich Erholung und landschaftsgebundenem Tourismus ------119 10.3.1 Verbesserung der Sicherheit bei Straßenquerungen ------119 10.3.2 Verminderung der Belastungen auf Rad-/Wanderwegen durch Verkehr ------119 10.3.3 Aufwertung der Rad- und Wanderwege ------119 10.3.4 Für Erholung wenig geeignete Bereiche aufgrund verkehrlicher Belastungen 119 10.3.5 Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen ------120 10.3.6 Einbindung landschaftlicher Potenziale in touristische Konzepte ------120 10.4 Handlungsempfehlungen bezüglich der Landwirtschaft ------120 10.4.1 Vorrangflächen für die Landwirtschaft ------120 10.4.2 Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung an den Grundwasserschutz ---- 120 10.4.3 Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung an den Hochwasserschutz ----- 120 10.4.4 Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung an Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes ------121 10.5 Übersicht der Handlungsvorschläge nach den betroffenen Städten und Gemeinden ------121 10.6 Umgesetzte Gewässerentwicklungsmaßnahmen ------133

11 FAZIT UND AUSBLICK ------136

ANHANG ------138

ANLAGE Karte 1: Empfehlungen Themenbereich Wasser Karte 2: Empfehlungen Themenbereich Natur und Landschaft Karte 3: Empfehlungen Themenbereich Erholung und Tourismus Karte 4: Empfehlungen Themenbereich Landwirtschaft a

1 Anlass, Rahmen Der Masterplan Neckar in der Region Neckar-Alb steht in mehreren Zusammenhängen, die wenigs- tens in Teilen mit der Erhaltung, Gestaltung und Entwicklung des Neckars und der Landschaft des Neckartals befasst sind. Diese Bestrebungen können zusammenfassend unter den Grundgedanken „Schutz der Landschaft durch nachhaltige Nutzung, Gestaltung und Bewusstseinsbildung“ gestellt werden. Der Masterplan Neckar für die Region Neckar-Alb baut auf dem IKoNE-Neckarpark auf und steht im Zusammenhang mit der Initiative „Unser Neckar“ des Umweltministeriums Baden- Württemberg sowie der Europäischen Metropolregion Stuttgart (EMRS). Er ist mit den Masterplänen Neckar der Regionen Stuttgart und Heilbronn-Franken als rahmengebende Konzeption für die nach- haltige Entwicklung des Neckars und der Landschaft des Neckartals in der EMR Stuttgart zu verste- hen. In den Verdichtungsräumen der EMR Stuttgart leben und arbeiten auf engem Raum viele Menschen. In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte dieser Raum eine bemerkenswerte Siedlungs-, Wirt- schafts- und Verkehrsinfrastruktur. In der Folge wurden der Neckar und die Landschaft den Bedürfnis- sen gemäß umgestaltet. Mit der zunehmenden Verstädterung und Inanspruchnahme der natürlichen Ressourcen entstand im Gegenzug ein Bewusstsein für die hohe Bedeutung einer intakten Umwelt für die Lebensqualität. Naturerlebnis, Erholung und Freizeitgestaltung in einer abwechslungsreichen, unbelasteten Landschaft gelten als Ausgleich und Bereicherung in einer von Technik bestimmten Ar- beits- und Wohnwelt. Für diese Zielsetzung bietet sich in der EMR Stuttgart der Neckar als verbinden- der und identitätsstiftender Landschaftsteil geradezu an. Die Herausforderungen bezüglich der Landschafts- und Gewässerentwicklung sind aufgrund der ver- stärkten Inanspruchnahme der natürlichen Ressourcen und der vielfältigen Nutzungsinteressen gera- de in den Verdichtungsräumen besonders groß. Mit den Masterplänen für die Neckarlandschaft als übergeordnete Konzeption schlägt die EMR Stuttgart eine zukunftsorientierte Richtung ein, in der nicht nur die Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen aufgewertet werden sollen, sondern in der gleichzeitig ein Beitrag zur Attraktivierung des Wirtschaftsstandortes geleistet wird. Denn neben Bil- dung und Kultur bilden Umwelt- und Erholungsqualitäten die so genannten weichen Standortfaktoren. Zusammen mit der Infrastruktur für Wirtschaft und Verkehr sind sie eine entscheidende Säule für die Wettbewerbsfähigkeit von Regionen. Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ist die „Integrierende Konzeption Neckar Einzugsgebiet“ (IKo- NE) aus den Jahren 2000 - 20031. Dabei handelt es sich um ein erstmals Verwaltungsgrenzen über- schreitendes, wasserwirtschaftliches, den gesamten Neckar betreffendes Konzept. Ziele hierbei sind die ökologische Aufwertung des Neckars und die Verbesserung der Hochwasservorsorge am Neckar. Darauf aufbauend wurde in den Jahren 2003 - 2005 unter Federführung des Verbands Region Stutt- gart und unter Mitwirkung der am Neckar liegenden Regionalverbände ein Grobkonzept für einen Re- gionen übergreifenden IKoNE-Landschaftspark Neckar von der Quelle bis zur Mündung erarbeitet, bei dem diverse Fachbehörden mitwirkten (www.landschaftspark-neckar.de). Ziel sind die Erhaltung und Entwicklung von Landschaft und Gewässern sowie die Förderung einer Rad-Wanderwege-Verbindung im Neckartal. Der vorliegende Masterplan Neckar in der Region Neckar-Alb wurde auf der Grundlage verschiedener Arbeiten erstellt2. Er ist in erster Linie ein Rahmenkonzept zur Sicherung, Ordnung und Weiterentwick- lung der „grünen Infrastruktur“ im Neckartal in der Region. Dabei wird den Typika und Besonderheiten der Landschaft Rechnung getragen. Die Qualitäten und Potenziale der Kulturlandschaft werden auf- gezeigt, Bezüge und Vernetzungen zwischen unterschiedlichen Nutzungsstrukturen, Nutzungsan- sprüchen und weiteren wichtigen Landschaftsfunktionen werden beachtet. Es werden Defizite heraus- gearbeitet sowie inhaltliche und räumliche Schwerpunkte für anstehende Handlungen gebildet. Der Prozess der Planung und Umsetzung soll zur Bewusstseinsbildung und regionalen Identität beitragen.

1 Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg (Hrsg.), 2001: Integrierende Konzeption Neckar-Einzugsgebiet. Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg (Hrsg.), 2002: Vorbereitung auf Hochwasserereignisse. - Integrie- rende Konzeption Neckar-Einzugsgebiet, Heft 1. Gewässerdirektion Neckar (Hrsg.), 2001: Ökologische Verbesserungen am Neckar. Chancen einer naturnahen Entwicklung. - Integrierende Konzeption Neckar-Einzugsgebiet, Heft 2. 2 Arnold, T., 2003: IKoNE-Neckarpark in der Region Neckar-Alb. – Praktikumsbericht beim Regionalverband Neckar-Alb. Arnold, T., 2005: Der Neckarpark: Konzeption eines Landschaftsparks in der Region Neckar-Alb. – Unveröff. Dipl.arbeit FH Rottenburg. Schneider P., 2009: Masterplan Neckar für die Region Neckar-Alb. – Unveröff. Dipl.arbeit TU Kaiserslautern, Lehr- und For- schungsgebiet Landschafts- und Freiraumentwicklung.

1 2 Begriffserklärungen

2.1 Masterplan

Allgemein wird unter einem Masterplan ein „querschnittorientiertes Instrument der Aktivitäten-, Pro- zess- und Projektsteuerung“3 verstanden. Konkret bezeichnet er eine „Übersicht über geplante Schrit- te zur Umsetzung einer Strategie oder zur Erreichung eines bestimmten Zieles“4 und berücksichtigt hierbei alle relevanten Themenbereiche. Dabei gibt es keine vorgegebene Form. Er bezeichnet das Gesamtwerk. Im Gegensatz zu Fachplänen ist ein Masterplan ein integrativer Gesamtplan. Auf die räumliche Pla- nung bezogen zeigt er eine „Vision mit dem Ziel, gebietsübergreifend qualitative und quantitative Aus- sagen“5 zu machen. Der Masterplan ist „eine Wegleitung für die folgenden Planungs- und Realisie- rungsschritte und richtet sich an Behörden, Eigentümer, künftige Nutzer und Investoren sowie an alle vom Planungs- und Realisierungsprozess Betroffenen“6. Planungen auf unterschiedlichen Ebenen berücksichtigen dessen Ziele und Vorschläge. Aufgrund seines informellen Charakters entwickelt er keine Verbindlichkeit, sondern gibt lediglich Empfehlungen ab.

2.2 Landschaftspark

Ursprünglich verstand man unter einem Landschaftspark „eine Landschaft, die nach bestimmten Vor- stellungen der Gartenkunst und Landschaftsarchitektur überplant und umgestaltet wurde. Meist han- delt es sich hierbei um eine verhältnismäßig große Fläche, in der mehrere Parks und Gärten in Zu- sammenhang stehen“7. Bekannte Beispiele dafür sind der Park Sanssouci in Potsdam und der Engli- sche Garten in München. Der Begriff Landschaftspark wird heute anders interpretiert als noch zu Zeiten der ersten Parks im 18. Jahrhundert. Im Gegensatz zur ursprünglichen Bedeutung steht die moderne Auslegung des Begriffs Landschaftspark nicht mehr für Gartenidylle, sondern für eine vielfältig gestaltete Kulturlandschaft, in der unterschiedliche Interessen aufeinander abgestimmt sind. Mit Landschaftsparks werden vielfach Freiräume in oder nahe von Ballungsgebieten belegt. Teilweise wurden im Rahmen von Land- schaftsparkkonzeptionen ehemalige Industrielandschaften umgestaltet, mit dem Ziel, sie der Bevölke- rung als Erholungslandschaft zur Verfügung zu stellen8, wobei das industrielle oder kulturelle Erbe hierbei in ein besonderes Licht gerückt wird, um es zu erhalten. Beispiele hierfür sind der Land- schaftspark Duisburg-Nord oder der Emscher Landschaftspark im Ruhrgebiet. Bei Landschaftspark-Konzepten geht es immer darum, eine charakteristische Landschaft in ihrer indi- viduellen Ausprägung zu erhalten und zu fördern. Freiräume in ihren unterschiedlichen Ausprägun- gen, städtische Grünflächen, Zugänge zu erholungsrelevanten Flächen, Aussichtspunkte, spezielle Bauwerke usw. sollen so aufeinander abgestimmt und vernetzt werden, dass sich Einheimische und Gäste gerne in der freien Landschaft aufhalten und dort Ausgleich finden können. Der so entstehende Freizeitwert steht für hohe Lebensqualität, die auch im Standortwettbewerb von hoher Bedeutung ist. Der Landschaftspark wird heutzutage auch als ein fachübergreifendes Instrument zur Identitätsbildung der Bevölkerung und zur Stimulierung des sanften Tourismus eingesetzt. Er zielt darauf ab, den Frei- raum nicht nur planerisch abzugrenzen und langfristig zu sichern, sondern gestalterische Möglichkei- ten bezüglich der Ökologie, der Erholung und des Naturerlebens darzustellen. Als querschnittsorien- tiertes Gesamtkonzept bietet er auf operationaler Ebene Möglichkeiten zur Koordination der unter- schiedlichen Nutzungsansprüche untereinander und mit Natur- und Umweltschutzbelangen.

3 Vgl. Internetauftritt Wikipedia, aufgerufen unter http://wikipedia.org/wiki/Masterplan, Stand 28.5.2009 4 Ebenda 5 Vgl. Internetauftritt der Unternehmensgruppe Prisma Standortentwicklungen, aufgerufen unter http://www.prisma- zentrum.com/start.php4?m1id=7&m2id=83&m3id=321&m4id=862, Stand 16.7.2009 6 Ebenda 7 Vgl. Internetauftritt Wikipedia, aufgerufen unter http://www.wikipedia.org/wiki/Landschaftspark, Stand 28.5.2009 8 Basierend auf: Internetauftritt Wikipedia – Die freie Enzyklopädie, aufgerufen unter http://www.wikipedia.org/wiki/Landschaftspark, Stand 16.7.2009

2 3 Vorgehensweise Abbildung 1 zeigt in einer Übersicht die schematische Vorgehensweise bei der Erarbeitung des Mas- terplans Neckar für die Region Neckar-Alb. Im Folgenden werden die einzelnen Schritte in einem Überblick erläutert.

Erarbeitung von Grundlagen

Bestandsaufnahme

Bestandsbewertung

Konfliktanalyse

Ziele

Handlungs- empfehlungen

Abbildung 1: Schema der Vorgehensweise bei der Erarbeitung des Masterplans Neckar für die Region Neckar-Alb

3.1 Erarbeitung von Grundlagen

Als Basis für die Befassung mit dem Thema wurden in einem ersten Schritt theoretische und inhaltli- che Grundlagen für die Region Neckar-Alb und den Neckar zusammengestellt, die in einem Überblick dargestellt wurden (s. Kap. 4). Im Folgenden wurde der engere Planungsraum „Neckarpark Region Neckar-Alb“ genauer betrachtet, wobei planerische Vorgaben aufgeführt werden.

3.2 Bestandsaufnahme, Bewertung, Konfliktanalyse

Bestandsaufnahme In einem zweiten Schritt wurde für das Planungsgebiet eine Bestandsaufnahme durchgeführt. Ziel war es, möglichst alle relevanten Sachverhalte zu erfassen und sie in ihrem Zustand, ihrer Ausprägung und in ihrer Bedeutung zu beschreiben. Wenn möglich wurden sie als Flächen, Linien oder Punkte kartografisch erfasst.

3 Gegliedert wurde die Bestandsaufnahme nach folgenden Themenbereichen (siehe Tab. 1):

Tabelle 1: Themenbereiche und behandelte Flächen, Objekte und Infrastrukturen

Themenbereich Flächen, Objekte Gewässer und Über- Fließgewässer schwemmungsgebiete Stillgewässer Relikte ehemaliger Altarme Grundwasser Überschwemmungsgebiete Landschaft Wald Ackerland, Grünland, Streuobstwiesen Weinberge Landwirtschaft Landwirtschaftliche Vorrangflur 1 Landwirtschaftliche Vorrangflur 2 Arten und Biotope Naturschutzgebiete Bannwälder Schonwälder § 32-Biotope Waldbiotope flächenhafte Naturdenkmale FFH-Gebiete Vogelschutzgebiete Kulturelles Erbe Bau- und Kulturdenkmale einschließlich Kulturlandschaften Siedlung und Verkehr Zugänglichkeit der Neckarufer in Städten überörtliche Verkehrswege ÖPNV Erholung und Tourismus Radwege, beidseitiger Pufferstreifen von 200 m Wanderwege, beidseitiger Pufferstreifen von 200 m Landschafts- und Naturerlebnis Sehenswürdigkeiten: Bau- und Kulturdenkmale, Museen und Samm- lungen Freizeit- und Erholungseinrichtungen Touristeninformationen Quellen bzw. Datengrundlagen werden in Kapitel 7 an entsprechender Stelle jeweils in Fußnoten ge- nannt. Die Ergebnisse münden in entsprechenden Bestandskarten. Bestandsbewertung Im Folgenden wurden die erhobenen Flächen, Strukturen und Objekte teilweise in ihrer Bedeutung für die einzelnen Themenbereiche bewertet. Diese Bewertung dient als Grundlage für die Konfliktanalyse. Es sollten die Flächen und Objekte hervorgehoben werden, bei denen es zu Nutzungskonflikten kommt bzw. wo erhebliche negative Auswirkungen auf die Umweltgüter vorhanden oder zu erwarten sind. Es wurden „Prioritäten“ festgelegt, die die Bedeutung der einzelnen Flächen und Objekte unterstrei- chen (siehe Kap. 7.11 und Kap. 8.1). Priorität 1 bedeutet dabei sehr hohe Priorität und damit sehr große Bedeutung für den jeweiligen Themenbereich. Flächen und Objekte mit Priorität 2 besitzen eine mittlere bis hohe Bedeutung für den jeweiligen Themenbereich. Nicht bei allen Flächen, Objekten usw. war eine Bewertung für die Konfliktanalyse notwendig oder möglich. Beispielsweise wurde bei überört- lichen Straßen davon ausgegangen, dass sie alle wichtig sind. Bei den natürlichen Ressourcen „Gewässer“ und „Arten und Biotope“ steht deren Empfindlichkeit bzw. ökologische Bedeutung im Vordergrund der Bewertung. Für die Landwirtschaft sind die Güte der Bö-

4 den und die Nutzbarkeit der Flächen entscheidend. Für „Erholung und Tourismus“ ist die Attraktivität von zentraler Bedeutung. Konfliktanalyse Im Zuge einer Konfliktanalyse wurden im Weiteren die unterschiedlichen Nutzungsinteressen unterei- nander und mit den landschaftlichen Funktionen überlagert. Auf Basis der Konfliktträchtigkeit erfolgt die Darstellung für die folgenden Konfliktpaare: - Erholung/Tourismus  Verkehr - Landwirtschaft  Arten-/Biotopschutz - Landwirtschaft  Grundwasser-/Hochwasserschutz - Siedlungserweiterung  Arten-/Biotopschutz - Siedlungserweiterung  Landschaftsschutz Bereiche, in denen Konflikte zu erwarten sind, wurden abgegrenzt und in Konfliktkarten dargestellt.

3.3 Ziele (Leitvorstellungen), Handlungsempfehlungen

Wichtig für die Ermittlung des Handlungsbedarfs sind Zielvorstellungen für den Landschaftsraum. Die Ziele (Leitvorstellungen) wurden auf mehrfache Weise ermittelt. Am Beginn des Prozesses stand die Eruierung der Ziele vergleichbarer Landschaftsparks (siehe Abb. 2).

Abbildung 2: Einbezogene Aspekte bei der Ermittlung der Ziele für den Neckarpark Region Neckar- Alb Herangezogen wurden die Leitvorstellungen für den Neckar in der Europäischen Metropolregion Stuttgart, für den Landschaftspark Neckar Region Stuttgart, den regionalen Neckarpark im Heilbronner Land, den Landschaftspark Rems sowie den Landschaftspark Bodensee-Oberschwaben. Des Weite- ren wurden in einem Workshop mit regionalen Akteuren der Initiative „Unser Neckar“ (bestehend aus Vertretern von Behörden, Verbänden, Kommunen und weiteren Beteiligten) die Zielvorstellungen der unterschiedlichen Beteiligten erfragt. Im Weiteren flossen die Erkenntnisse aus der Erhebung der Grundlagen und der Bestandsaufnahme in der Region Neckar-Alb ein. Dieses mündete in ein Bündel von Zielen (Leitvorstellungen) für den Neckarpark in der Region Neckar-Alb. Im Folgenden wurden die Ziele auf Basis von Bestandsaufnahme, Bestandsbewertung und Konflikt- analyse konkretisiert. Es werden Handlungsvorschläge gemacht, die in der Maßnahmenkarte verortet sind.

5 4 Neckar und Region Neckar-Alb im Überblick

4.1 Zum Neckar

Die Betrachtung des Neckars als zentrales Element und als Namensgeber des vorliegenden Master- plans ist unumgänglich. Er entspringt im Schwenninger Moos, genauer gesagt im Schwenninger Stadtpark Möglingshöhe, auf einer Höhe von 706 m ü. NN und mündet nach 367 km bei Mannheim auf 85 m ü. NN in den Rhein. Auf seinem Lauf fließen ihm 18 größere und eine Vielzahl kleinerer Fließgewässer zu. Sein oberirdisches Einzugsgebiet umfasst eine Fläche von 13.985 km². Am Neckar selbst liegen 72 Gemeinden aus 14 Stadt- und Landkreisen, im Einzugsgebiet sind es 483 Gemeinden aus 29 Stadt- und Landkreisen. Jahrhunderte lang diente der 367 km lange Neckar vorwiegend als Transportweg für Brenn- und Nutzholz. Im Jahr 1921 wurde damit begonnen, den Fluss mit Staustufen zur Groß-Schifffahrts-Straße auszubauen. 1958 ging der neue Hafen der Landeshauptstadt in Betrieb, zehn Jahre später waren insgesamt 27 Staustufen gebaut. Damit war der heutige Stand erreicht; der Neckar war von Mannheim bis Plochingen schiffbar. Jährlich werden auf ihm 9 - 10 Millionen Tonnen Güter transportiert. Entlang der Schifffahrtsstraße entstand eine Vielzahl von Industriebetrieben und in deren „Schlepptau“ eine immer dichtere Besiedelung des Tals.

Abbildung 3: Schifffahrt auf dem Neckar (Foto: Claus-Peter Hutter9) Der Neckar ist seit vielen Jahrzehnten ein wichtiger Energielieferant. Von den insgesamt 27 Staustu- fen sind 26 mit Wasserkraftwerken versehen, die eine Leistung von 102,2 MW erbringen. Zusammen- gerechnet ergeben sie eine Fallhöhe von 161 m. Die niedrigste Stauhöhe beträgt 2,61 m bei Heidel- berg, die höchste 10,00 m bei Mannheim-Feudenheim. Auch als direkter und indirekter Vorfluter für geklärtes Abwasser hat der Neckar eine große Bedeu- tung. Im Einzugsgebiet des Neckars wird in insgesamt 588 Kläranlagen das Haushaltsabwasser von 11 Mio. Menschen gereinigt. Größere Kläranlagen entwässern direkt in den Neckar, viele kleinere in seine Seitengewässer. Die in hohem Maße zweckorientierte Nutzung des Neckars als Wasserstraße, Brauchwasserlieferant, Energielieferant und Abwasserkanal hatte zwangsläufig negative Auswirkungen auf die Gewässeröko- logie und auf weite Teile der Uferzonen. Bis zum Ende der 1970er Jahre war der Neckar zwischen Plochingen und Mannheim ein mit Schadstoffen belastetes, chronisch sauerstoffarmes Gewässer, in dem nur besonders robuste Arten Überlebenschancen hatten und dessen Ufer auf weiten Strecken nicht zum Verweilen einlud. Heute präsentiert sich der Fluss wieder in erheblich besserer Verfassung. Durch die effizientere Reini- gung der Abwässer konnte in den letzten drei Jahrzehnten die Gewässergüte erheblich verbessert werden. Durch entsprechende Maßnahmen konnte an vielen Stellen die Durchgängigkeit für Gewäs- serorganismen wieder hergestellt werden. Nur einzelne Wehre verhindern noch den Fischaufstieg. Heute sind wieder über 40 Fischarten im Neckar zu finden. Eine Vielzahl von Projekten hat sich die Renaturierung des Neckars zum Ziel gesetzt. Die Ergebnisse dieser vielgestaltigen Anstrengungen

9 Quelle: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (Hrsg.), 2007: Der Neckar – Das Land und sein Fluss. - Naturschutz-Spectren Themen Bd. 96: S. 11

6 können sich sehen lassen. Weitere zukunftsweisende Projekte stehen zur Umsetzung an, mit dem Ziel, noch mehr Lebensräume für Tiere und Pflanzen und attraktive Stätten für Freizeit und Erholung zu schaffen. Nach wie vor gibt es aus ökologischer Sicht Defizite insbesondere am mittleren und unteren Neckar. Auf weiteren Strecken ist er ausgebaut. Die Gewässermorphologie ist überwiegend in einem beein- trächtigten oder naturfernen Zustand. Der Fließgewässercharakter ist in diesen Bereichen aufgrund der Staustufen stark verändert. Im Zuge der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie sollen diese Defizite in den nächsten Jahren sukzessive abgebaut und der Neckar in einen ökologisch guten Zustand gebracht werden.

4.2 Zur Region Neckar-Alb

Die Region Neckar-Alb ist eine von zwölf Raumordnungsregionen in Baden-Württemberg. Der Norden der zentral in Baden-Württemberg liegenden Region hat Anteil am Verdichtungsraum der Europäi- schen Metropolregion Stuttgart. Die Region umfasst die Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollern- albkreis, die Städte Reutlingen und Tübingen bilden das gemeinsame Oberzentrum (siehe Abb. 4). In 67 Städten und Gemeinden leben auf einer Fläche von ca. 2.500 Quadratkilometern 690.593 Men- schen, was einer Bevölkerungsdichte von 273 Einwohnern pro Quadratkilometer entspricht10. Damit liegt die Region Neckar-Alb leicht über dem Bundesschnitt von 230 Einwohnern pro Quadratkilome- 11 ter .

Abbildung 4: Die Region Neckar Alb12

10 Stand 31.12.2007; Vgl. Internetauftritt der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, aufgerufen unter https://www.regionalstatistik.de, Stand 29.5.2009 11 Vgl. Internetauftritt des Statistischen Bundesamtes, aufgerufen unter http://www.statistik-portal.de/Statistik- Portal/de_jb01_jahrtab1.asp , Stand 22.7.2009 12 aus: Homepage der Industrie- und Handelskammer Reutlingen, aufgerufen unter https://www.reutlingen.ihk.de/showMedia.php/4668/neckar-alb.jpg, Stand 29.5.09

7 In den letzten 20 Jahren hat die Region fast 100.000 Einwohner hinzugewonnen, dieses überdurch- schnittliche Bevölkerungswachstum dokumentiert die Attraktivität der Region13. Eine hohe Eigentums- quote (2002: 57,2 %14) eine starke Kaufkraft (2005: 26.305 €/Ew.15) und eine geringe Arbeitslosigkeit (2008: 4,0 %16) zeichnen den Wirtschaftsraum aus. Neben den traditionell starken Wirtschaftssektoren Textiltechnologie und Maschinenbau verfügt die Region über bedeutende Unternehmen in den Berei- chen Biotechnologie, Medizintechnik sowie Informations- und Kommunikationstechnologie. Herausra- gende Firmen sind Bosch (Elektronik und Halbleiterfertigung), Boss und Mey (Textil), Gambro und Erbe (Medizintechnik), Schwörer (Fertighaus und Holzwirtschaft), Magura/bebro electronics und Groz- Beckert (Zulieferer), Stoll und Wafios (Maschinenbau), Walter (Werkzeuge), Blickle (Räder und Rol- len) und Bizerba (Waagen). Die Region Neckar-Alb hat einen guten Anschluss an nationale und internationale Infrastrukturen (sie- he Abb. 5). Wenige Kilometer nördlich der Region befinden sich der Flughafen Stuttgart und die Neue Messe Stuttgart. Die Autobahnen A 8 und A 81 verlaufen in Randlage zur Region. Über die Bundes- straße B 27 und den direkten Bahnanschluss per Intercity und Interregio Express ist die Region gut an die Landeshauptstadt Stuttgart angebunden.

Abbildung 5: Lage der Region Neckar-Alb in Europa, internationale und nationale Anbindung17

13 Vgl. Regionalverband Neckar-Alb, 2013: Regionalplan Neckar-Alb 2013, Planentwurf 2013: S. 1 14 Vgl. Harlander T., Kuhn G., 2003: Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden. Tendenzen der Wohneigentumsbildung in Baden-Württemberg: S. 3 – 6. 15 Vgl. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2009 16 Vgl. Internetauftritt des Statistisches Landesamtes Baden-Württemberg, aufgerufen unter http://www.statistik- bw.de/arbeitsmerwerb/arbeitsmarktbw/ArbmIII_02.asp, Stand 19.6.2009 17 aus: Standortagentur Tübingen-Reutlingen-Zollernalb GmbH, 2008: Faltblatt Region Neckar-Alb.

8 5 Grundlagen: Der Planungsraum

5.1 Räumlicher Umgriff und Gebietsgliederung

Von den insgesamt 367 Kilometern des Neckars verlaufen ca. 43 Kilometer in der Region Neckar-Alb. Der Neckar durchfließt die Region im Norden in nordöstlicher Richtung (siehe Abb. 6). Er tritt beim Bahnhof in die Region ein und verlässt sie zwischen Mittelstadt und Neckartenzlingen.

Abbildung 6: Geografische Lage des Neckarparks Region Neckar-Alb

Bereits im Zuge der Gesamtkonzeption für einen Landschaftspark Neckar von der Quelle bis zur Mündung wurde eine Regionen übergreifende Gebietskulisse für den Landschaftspark zwischen den beteiligten Regionalverbänden und dem Verband Region Stuttgart abgestimmt (siehe Abb. 7). Dabei bildet der Neckar das zentrale und verbindende Element. In der Region Neckar-Alb bilden im Bereich westlich und östlich der Tübinger Stufenrandbucht die Hangkanten an den Rändern des Neckartals die Grenze. Damit sind die Wälder der eher steilen Hanglagen in den Landschaftspark einbezogen. Im Bereich der Tübinger Stufenrandbucht weitet sich das Neckartal. Hier wurden maßgeblich die Wald- ränder zur Abgrenzung herangezogen, wobei Schönbuch und damit nicht in die Gebietsku- lisse einbezogen sind. Mit dieser Abgrenzung wird den unterschiedlichen Charakteren des Neckartals in der Region Neckar-Alb Rechnung getragen. Die Abgrenzung wurde in den Regionalplanentwurf Neckar-Alb 2013 als Vorschlag übernommen. Das insgesamt etwa 120 km² große Gebiet bedeckt etwa 5 % der Region Neckar-Alb. Etwa 130.000 Menschen leben innerhalb des Planungsraums, der sich anhand der Landschaft in drei Bereiche un- terscheiden lässt:

9 Abbildung 7: Gebietsabgrenzung Neckarpark Region Neckar-Alb auf topografischer Karte Im westlichen Abschnitt vom Bahnhof Eyach bis zum Ortsanfang Rottenburg a. N. folgt das Flusstal dem noch relativ geschwungenen Lauf des Flusses, der tief eingeschnitten durch den Muschelkalk verläuft. Das relativ enge Tal mit seinen steilen, bewaldeten Hängen, dem naturnahen Flusslauf und der eher dünnen Besiedlung bietet einen landschaftlich sehr reizvollen Abschnitt (siehe Abb. 8). Meh- rere kleine Ortschaften und die dem durchschnittlich 300 bis 400 m breiten Flusstal folgende Bahnlinie Horb-Tübingen unterstreichen den hier herrschenden ländlichen Charakter.

Abbildung 8: Neckareintritt in die Region Neckar-Alb beim Bahnhof Eyach (Foto: Philipp Schneider)

Auf der Höhe von Rottenburg a. N. weitet sich das Tal in die sogenannte Tübinger Stufenrandbucht zu einer breiten Ebene (siehe Abb. 9). Randlich geht diese in die Hänge des Schönbuchs und Rammerts über. Eine markante Erhebung in dieser flachen Landschaft sind der auf den Höhen bewaldete Spitz- berg zwischen und Tübingen sowie der Österberg bei Tübingen. Das mehrere Kilometer breite Tal ist von Ackerland und Wiesen geprägt. An den Südhängen des Spitzbergs bezeugen ehe- malige Weinbauterrassen den besonderen Charakter dieser Kulturlandschaft. Der Neckar ist in die- sem Bereich schon früh begradigt und ausgebaut worden.

10

Abbildung 9: Neckartal, Blick von Rottenburg a. N. Richtung Tübingen (Foto: Philipp Schneider)

Im östlichen Abschnitt zwischen Tübingen und Mittelstadt verengt sich das Tal wieder (siehe Abb. 10), jedoch nicht so sehr wie im westlichen Abschnitt im Muschelkalk oberhalb von Rottenburg a. N. Der Neckar verläuft hier, bis auf wenige Ausnahmen, weitgehend geradlinig in großen Kurvenradien. Cha- rakteristisch ist hier die auf beiden Hangseiten starke Bewaldung, die nur durch die Siedlungen unter- brochen wird. Aufgrund der Überschwemmungsgefahr überwiegt am Talboden die Grünlandnutzung.

Abbildung 10: Der Neckar kurz vor Mittelstadt18

5.2 Naturräumliche Gliederung

Das Gebiet des Neckarparks Region Neckar-Alb hat innerhalb des Südwestdeutschen Mittelgebirgs- stufenlandes, in dem der Großteil Baden-Württembergs liegt, Anteil an zwei naturräumlichen Groß- landschaften. Im westlichen Bereich bis Rottenburg a. N. ist dies der Naturraum Neckar- und Tauber- gäuplatten, der größere Teil wird dem Schwäbischen Keuper-Lias-Land zugeordnet. Innerhalb dieser Großlandschaften ist das Gebiet maßgeblich von zwei Naturräumen betroffen (siehe Abb. 11). Der Naturraum „Obere Gäue“ betrifft das Planungsgebiet zwischen dem Bahnhof Eyach und Rottenburg a. N. Seine Grenze ist gleichzeitig die Grenze zwischen den beiden genannten Großlandschaften. Der

18 Vgl. Internetauftritt Fahrradtouren, aufgerufen unter http://www.fahrrad-tour.de/Neckar/Bilder2/BIdylle.jpg, Stand 8.6.2009

11 Naturraum „Schönbuch und Glemswald“ reicht im Gebiet von Rottenburg a. N. bis nach Mittelstadt. Randlich werden die Naturräume „Mittleres Albvorland“ und „Filder“ tangiert. Aufgrund ihrer minimalen Betroffenheit entfallen sie einer weiteren Betrachtung.

Abbildung 11: Naturräumliche Einheiten im Gebiet des Neckarparks Region Neckar-Alb

Naturraum Obere Gäue Als nord-süd-gerichtete Landschaft wird die östliche Obere Gäue, dazu zählt der in der Region Neckar-Alb gelegene Teil, durch das tief eingeschnittene Neckartal in drei große Gebiete zerteilt. Die westliche Grenze bildet das Heckengäu, im Osten schließt sich das Albvorland an. Von 700 m ü. NN im Süden dacht sich die Landschaft auf bis zu 400 m ü. NN im Norden ab. Die Oberfläche ist durch Hügelwellen und Trockentalmulden sanft modelliert. Aufgrund der Überdeckung des Muschelkalkes mit tonhaltiger Lettenkohle und Lösspolstern sind die Böden sehr fruchtbar. Eingegraben in diese wel- lige Landschaft ist das Neckartal. Die Talböden werden von jungen Verfüllungen des Neckars gebil- det. Während die steilen Hanglagen des Neckartals in diesem Bereich überwiegend von Wald einge- nommen werden, herrscht in der Talniederung Grünland vor. Die Hangkomplexe des Neckartals mit seinen wärmeliebenden Wäldern und Magerrasen sowie die Fließgewässer und Auen des Neckartals und einiger Seitentäler sind besonders schutzwürdige Lebensräume. Naturraum Rammert, Schönbuch und Glemswald Bei allen drei Teillandschaften handelt es sich um bewaldete Keuperstufen, die Höhen zwischen 500 m bis 580 m ü. NN erreichen. Der Glemswald bildet im Norden eine hohe, bewaldete Stufe, der Westrand ist durch die Buchten von Glems und Schwippe stark gegliedert. Die breiten Talwannen sind durch Wiesenbänder und aufgestaute Stillgewässer gekennzeichnet. Der Schönbuch wird im Wesent- lichen durch den zusammenhängenden Waldgürtel gekennzeichnet. Nach außen bildet er eine mehr oder weniger geschlossene Stufe zu tiefer liegenden Gebieten, nach innen ist die Hochfläche von den Talzügen der und der Schaich durchschnitten. In den Kerbtälern herrschen frische Mergelböden vor. Der Rammert bildet schließlich im Süden eine Stufentreppe aus Keupermergeln, die durch tief eingeschnittene Täler in vorspringende Zungen aufgelöst ist. Die Gebiete sind fast vollständig bewal- det. Das Tal des Neckars trennt den Schönbuch vom Rammert. Am Glemswald hat die Region Neckar-Alb keinen Anteil. Bei den Waldbeständen des gesamten Naturraums handelt es sich überwiegend um Mischwälder, wobei sich Nadel- und Laubbäume in etwa die Waage halten. An den Säumen wird vor allem im südli- chen Schönbuch Obst angebaut, teilweise sind die randlichen Flächen und die breiteren Täler als Grünland genutzt.

12 Die naturschutzfachliche Bedeutung der Gebiete ist hoch. Wertvolle Lebensräume der Landschaft sind in erster Linie die großen zusammenhängenden Waldflächen und die Quellbereiche und Fließ- gewässer. Durch die unzerschnittenen Flächen und die hohe Dichte schutzwürdiger Biotope ist ein Großteil der Landschaft Schwerpunktgebiet für den überregionalen Biotopverbund in Form von FFH- und Vogelschutzgebieten. Teillandschaft Tübinger Stufenrandbucht Die Tübinger Stufenrandbucht ist eine Teillandschaft des letztgenannten Naturraums. Sie öffnet sich im Verlauf des Neckartals als eine breite Bucht, die der Neckar in einer kaum in den Gipskeuper ein- getieften Talsohle durchfließt. Darüber liegen breite, lössbedeckte Schotterterrassen, die im Süden von den Waldhängen des Rammert, im Norden durch den südlichen Schönbuchrand eingerahmt sind. Es sind zwei Talzüge ausgebildet, das Neckartal und das Ammertal, zwischen denen der Spitzberg liegt. Das Becken wird im Süden von zahlreichen kleinen Bächen zerschnitten. Im weiteren Verlauf wird das Neckartal wieder schmaler. Die Talauen von und Neckar sind standörtlich von den randlichen Gäuplatten beeinflusst. Neben den ackerbaulich genutzten Bereichen sind an den Hängen Weinbauflächen anzutreffen, die teils noch bewirtschaftet, teils bereits verbuscht sind. Klar ist jedoch noch die Terrassierung zu Weinbauzwecken zu erkennen.

5.3 Zur Geschichte19

Die Geschichte des Untersuchungsgebiets ist für die kulturelle Identität der Bevölkerung von ent- scheidender Bedeutung. Viele historische Bauten und Stätten sind zudem touristische Anziehungs- punkte. Das Planungsgebiet gehört zu den archäologisch gut erforschten Bereichen Baden- Württembergs. Die Nachbarschaft der Universität Tübingen und der auf römischen Ruinen gegründe- ten Stadt Rottenburg begünstigen diese Forschungen. Vom Regierungspräsidium Tübingen, Abteilung Denkmalpflege, liegen Angaben zu Bau- und Kunstdenkmalen sowie zur Mittelalterarchäologie vor, in denen diese auf eine Anzahl von circa 1.000 geschätzt werden. Es wird empfohlen, bei Fortführung dieser Arbeit auf der Projektebene die Stellungnahme zu berücksichtigen. Zur Vorgeschichte Eine wichtige Rolle unter den siedlungsgeschichtlichen Gegebenheiten spielt zweifelsohne das Neckartal. Wichtigste Kriterien bei der Wahl eines Siedlungsplatzes waren stets Wassernähe, ertrag- reiche Böden und verkehrsgeographische Gesichtspunkte. Es ist davon auszugehen, dass das Neckartal spätestens seit der Altsteinzeit durchgehend von Menschen genutzt und besiedelt war. Funde bei Rottenburg a. N., Tübingen und Mittelstadt lassen auf eine Präsenz von Menschen bereits vor 35.000 Jahren in der Altsteinzeit schließen. In der Jungsteinzeit (um 5.500 – 2.000 v. Chr.) fanden die sesshaft werdenden Siedler auf den Terrassen des Neckartals und in den Gäulandschaften güns- tige Bedingungen vor. Ehemalige jungsteinzeitliche Siedlungsstellen häufen sich im Bereich von Rot- tenburg a. N., und Bühl. Aus der Bronzezeit (um 2.000 – 1.200 v. Chr.) liegen Funde aus Rottenburg a. N., , Bühl und Weilheim vor. Eine ganze Reihe von Funden wie Geschirr, Handwerkszeug und Waffen gibt es aus der darauf folgenden Urnenfelderzeit (um 1.200 – 750 v. Chr.). Die archäologisch zweigeteilte Keltenzeit (Hallstattkultur 750 – 450 v. Chr. und Latènezeit 450 v. Chr. – 80 n. Chr.) ist im Plangebiet durch eindrucksvolle Geländedenkmale dokumentiert. Für die ältere Zeit sind dies Grabhügelgruppen und große Einzelgrabhügel, für die jüngere zwei wallumhegte Kult- anlagen, sogenannte Viereckschanzen. Die Grabhügel der Hallstattzeit, deren wichtigste Errungen- schaft die Verwendung von Eisen war, liegen vermehrt im Schönbuch, im Rammert und auf dem Spitzberg, sodass angenommen werden kann, dass die Besiedlung nun auch auf diese Gebiete über- gegriffen hatte. Von einer Stelle des Hochufers bei Rottenburg a. N. liegen unter anderem Eisenschla- cken vor, die auf Metallverarbeitung schließen lassen.

19 Sofern nicht anders angegeben stützt sich das Kapitel „Geschichte“ auf die Kreisbeschreibungen der Kreise Reutlingen und Tübingen: Müller, G. (Hrsg.), 1975: Der Kreis Reutlingen. Heimat und Arbeit.; Gfrörer, W. (Hrsg.), 1988: Der Kreis Tübingen.

13 Zur römischen Zeit (80 n. Chr. – 260 n. Chr.), Alamannen (260 n. Chr. – Mitte 5. Jhd.) In den 80er Jahren des ersten Jahrhunderts verlegten die Römer ihre Grenze von der Donaulinie zum mittleren Neckar vor. Damit gehörte das Gebiet um Tübingen zur römischen Provinz Obergermanien. Es wurde durch Straßen erschlossen und weiter besiedelt. In der Folgezeit entwickelte sich Sumelo- cenna, das heutige Rottenburg a. N., zu einer der wichtigsten römischen Städte rechts des Rheins. Es lag an einer verkehrsgeographisch bedeutenden Stelle, an der die von Rottweil (Arae Flaviae) kom- mende Straße ins Neckartal herabführte, hier den Fluss vermutlich in einer Furt überquerte, als Hauptstraße die Siedlung durchlief, um sich schließlich in nordöstlicher Richtung ins Ammertal fortzu- setzen. Bei Unterjesingen gabelte sie sich und führte nach Osten über Tübingen nach Köngen (Grina- rio) und nach Nordwesten in Richtung Herrenberg weiter. Schon im frühen 2. Jahrhundert war Rottenburg a. N. durch Inschriften als Hauptort einer Staatsdo- mäne (saltus) bezeugt. Von der Mitte des Jahrhunderts ab bildete es den Verwaltungssitz einer Civi- tas, die neckarabwärts das Gebiet bis Köngen umfasste. Die Holzbauten der Gründungszeit wichen schon bald der städtischen Architektur von Steinbauten, deren Reste unter der heutigen Stadt hervor- ragend erhalten sind. Zwischen 233 und 260 n. Ch. durchbrachen die Alamannen mehrmals den Limes und große Teile der römischen Bevölkerung verließen das Land. Die Stadt Sumelocenna wurde geplündert und war in der Folgezeit ebenso wie die Gutshöfe dem allmählichen Verfall preisgegeben. Die nach Jahrhunderten noch an der Oberfläche erhaltenen römischen Ruinen wurden im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zur Gewinnung von Baumaterial weiter zerstört. Die nach den Einfällen der Alamannen zurückgebliebene Bevölkerung war nicht in der Lage, die landwirtschaftlichen Nutzflächen der römischen Gutshöfe zu erhalten. Im 5. Jahrhundert erfolgte mit wachsendem Einfluss der Franken eine Zunahme der Bevölkerung. Funde weisen auf wachsenden Wohlstand, Handelsbeziehungen bis ans Mittelmeer und zunehmenden Einfluss des Christentums. Ausgrabungen im Bereich der Wüstung Sülchen bei Rottenburg a. N. haben bewiesen, dass die Sied- lung einst eine Ausdehnung von über einem Kilometer besaß. Der Ort „Pirningen“ (Bierlingen) wurde im Jahr 843 erstmals urkundlich erwähnt, dies markiert den Beginn der schriftlichen Geschichtsquellen für das Gebiet. Mittelalter bis NS-Zeit Ab der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts rückten die bis dahin in Einzelhöfen siedelnden Ala- mannen zu „Weilern“ zusammen. Diesen ersten Siedlungen folgt ein steter Landausbau, das heißt eine Ausdehnung des „Pfluglandes“ und die Anlage neuer Siedlungen. In die Zeit vom 9. bis zum 12. Jahrhundert fällt auch der Bau von Höhenburgen wie Hohentübingen, Weitenburg und Rottenburg. Ende des zwölften Jahrhunderts wird das Kloster Bebenhausen gegründet. Im 14. Jahrhundert wurden in Folge von rückläufigen Bevölkerungszahlen durch Pest, Epidemien und Abwanderung viele wieder auf Höfe reduziert oder ganz aufgegeben. Einige Dörfer gingen in Nachbarorten auf oder verschmolzen miteinander: Eine nicht unwichtige Rolle bei dieser Siedlungs- konzentration dürfte auch den neu entstandenen Städten Tübingen und Rottenburg zugefallen sein. Zu einer Spaltung des Gebiets kam es während und nach der Reformation im 16. Jahrhundert, die in Tübingen und den württembergischen Dörfern eingeführt wurde. Die Grafschaft Hochburg, der Rot- tenburg zugehörte, blieb katholisch. Das Gebiet war Schauplatz etlicher kriegerischer Auseinandersetzungen, die schlimmste dürfte wohl der 30-jährige Krieg im 17. Jahrhundert gewesen sein, der größtes Elend und furchtbare Not ins Land brachte. Von 1631 datiert die erste größere kriegerische Auseinandersetzung vor Tübingen und ende- te an der mit der Unterwerfung des württembergischen Herzog-Administrators. Rottenburg war 425 Jahre lang österreichische Provinz, die zum Teil „Vorderösterreich“ gehörte. Tü- bingen galt lange als die „andere Stadt“ im Herzogtum Württemberg, es war neben Stuttgart zweite Residenzstadt und geistiges Zentrum im Herzogtum. Durch die „Napoleonische Flurbereinigung“ wur- de 1805 unter anderem auch die Grafschaft Hohenberg dem neuen Königreich zugesprochen. 1821 wurde Rottenburg Bischofssitz. Nach der Französischen Revolution 1789 überzog ein Kriegsereignis nach dem anderen das Gebiet, was – genau wie eine Typhuswelle 1814 – seinen Tribut unter der Bevölkerung forderte. 1815 brach eine längere Zeit des Friedens an, in die auch die „Bauernbefreiung“ mit Gesetzen König Wilhelms

14 Mitte des 19. Jahrhunderts fiel. An der Revolution von 1848 war das Gebiet überdurchschnittlich betei- ligt. Große Auswanderungswellen – unter anderem nach Osteuropa und Amerika – erlebte das Gebiet im 19. Jahrhundert, da aufgrund der Realteilung der landwirtschaftlichen Güter und des Zusammen- bruchs des handwerklichen Nebenerwerbs für viele Menschen das Notwendige zum Überleben nicht zur Verfügung stand. Seit der Gründung des deutschen Reiches im Jahr 1871 hatte auch das Gebiet seinen Anteil an der allgemeinen deutschen Geschichte: an den Sedansfeiern, am ersten Weltkrieg, an der Inflation, an der industriellen Revolution und der Arbeitslosigkeit. 1918 schrieb der letzte würt- tembergische König, König Wilhelm II., seine Thronverzichtserklärung im Schloss Bebenhausen, das er fortan als seinen Wohnsitz wählte und in dem er 1921 starb. Unter nationalsozialistischer Herrschaft kam es zu einer neuen Landeseinteilung, welcher der Ober- amtskreis Rottenburg zum Opfer fiel.

5.4 Historischer Neckarverlauf

Informationen zum ursprünglichen Verlauf des Neckars können wichtige Hinweise für seine Renaturie- rung und für Maßnahmen in der Neckaraue liefern. Insbesondere dort, wo im Gelände Relikte oder Anzeichen ursprünglicher Verhältnisse vorliegen, bieten sich Renaturierungsmaßnahmen an. In die- sem Zusammenhang sind sie der Bevölkerung im Allgemeinen und betroffenen Nutzern im Besonde- ren leichter vermittelbar. Aus diesem Grunde wurden Recherchen zu historischen Verläufen des Neckars im Planungsgebiet angestellt. Bevor der Mensch regulierend in den Lauf des Neckars eingriff, veränderte dieser insbesondere im Zuge von Hochwasserereignissen immer wieder und in unregelmäßigen Abständen seinen Verlauf. Dieser Dynamik entsprangen heute nicht mehr vorhandene Windungen und Seitenarme des Flusses sowie Totarme und eine Vielzahl weiterer Auegewässer. Die weitläufigen Neckarauen bildeten unter- schiedliche Lebensräume wie Auewälder, Auegebüsche und Sümpfe mit Schilfröhrichten und Seggen- riedern, die heute selten geworden sind und im Planungsraum nur noch in Relikten vorkommen.

Abbildung 12: Der Neckar bei Kilchberg 163220, Ausschnitt, unmaßstäblich, Süden oben

20 Ersteller unbekannt: Der Neckar bei Kilchberg, 1632- In: Sannwald W., 1996: Schönbuch, Neckar, enge Gassen. Ortspläne und Landkarten aus vier Jahrhunderten: S. 71

15 Erste Angaben zu einem ursprünglichen Verlauf des Neckars im Planungsgebiet führen ins 17. Jahr- hundert zurück. Eine Federzeichnung aus dem Jahr 1632 (siehe Abb. 12) gilt als der früheste Beleg aus dem südwestdeutschen Raum für die systematische Untersuchung einer Flussverlegung – der Flussverlegung des Neckars im Raum Tübingen. In der rechten Bildhälfte sind am Austritt eines Ne- benarmes Pfahlreihen zu erkennen, die beweisen, dass der Stromlauf zu diesem Zeitpunkt bereits baulich beeinflusst worden war. Die Hirschauer haben hier auf Kosten der Kilchberger in das Flussbett eingegriffen. Es ist kein Zufall, dass die älteste Flusskarte gerade Ansichten des Orts Kilchberg zeigt. Das Dorf lag genau wie Bühl, Kiebingen und Weilheim auf einer durch Überschwemmungen beson- ders gefährdeten Niederterrasse am Fluss. Eine weitere bedeutende Karte, die den damaligen Neckarlauf skizziert, ist das Forstkartenwerk von Andreas Kieser, das von 1680 bis 1687 erstellt wurde. Im Auftrag des Herzogs von Württemberg kar- tierte der Oberleutnant und Kriegsrat Kieser die acht größeren der württembergischen Forstbezirke im Messtischverfahren. Im Ausschnitt der Abbildung 13 sieht man die Stadt Tübingen und den schema- tisch dargestellten geschwungenen Lauf des Neckars zwischen Rottenburg und Tübingen.

Abbildung 13: Forstkartenwerk von Kieser 168721, Ausschnitt um Tübingen, Süden oben

Die Flusskarte von Joseph Wild aus dem Jahr 1741 zeigt wie keine andere ein Gesamtbild des noch ungezähmten Neckars zwischen Kiebingen und Weilheim, bevor mit großangelegten Korrekturen und Begradigungen begonnen wurde (siehe Abb. 14). Aufgrund der unklaren Grenzlage durch den variie- renden Neckar und der regelmäßigen Hochwasser schlug Wild zur Behebung des „entsetzlichen Schadens“ den Bau eines geradlinigen Kanals vor, der in der Zeichnung gestrichelt dargestellt ist.

21 Kieser Andreas: Forstkartenwerk, 1687 - In: Sannwald W., 1996: Schönbuch, Neckar, enge Gassen. Ortspläne und Landkar- ten aus vier Jahrhunderten: S. 34

16 Abbildung 14: Flusskarte des Neckars von Joseph Wild: Grundriss des Neckars von Kiebingen bis zum Spitzberg 174122, Ausschnitt, unmaßstäblich Auf Grundlage der Vermessung entschloss sich die damals zuständige österreichische Regierung zu einer aufwändigen Korrektur des Flusslaufs oberhalb von Tübingen. Dabei erwies sich der Neckar als verbindendes Element zwischen dem vorderösterreichischen Hohenberg mit seiner Hauptstadt Rot- tenburg und dem württembergischen Oberamt Tübingen. Beide konfessionell und territorialpolitisch so unterschiedlichen Herrschaftsbereiche einigte die gemeinsame Anstrengung zur Bändigung der Flu- ten. Die großangelegte Neckarkorrektion in Vorderösterreich sollte Kiebingen, Bühl und Hirschau vor weiteren Überschwemmungen bewahren. Unter Leitung des hohenbergischen Landvogtes Anton von Blanc wurden die Pläne zwischen 1779 und 1786 umgesetzt. Aus dem Situationsplan von Johann Ulrich Stierlin aus dem Jahre 1741 lassen sich Angaben auch über den Neckar zwischen Tübingen und ableiten (siehe Abb. 15).

Abbildung 15: Situationsplan des Verlaufs der beiden Landstraßen von Tübingen über die Teufels- brücke bei Rommelsbach Richtung Urach von Stierlin 170623, Ausschnitt, unmaßstäb- lich, Norden oben

22 Wild, Joseph: Grundriß des Neckars von Kiebingen bis zum Spitzberg, 1741 - In: Sannwald W., 1996: Schönbuch, Neckar, enge Gassen. Ortspläne und Landkarten aus vier Jahrhunderten: S. 72 - 73

17 Deutlich zu erkennen sind Windungen des Flusses sowie ein Totarm unterhalb von Tübingen, der möglicherweise auf einen Flussschlingendurchstich zurückzuführen ist. Teilbereiche der Aue sind ackerbaulich genutzt. Vor Tübingen teilt sich der Neckar auf und bildet die heute noch vorhandene Neckarinsel. Wie weit die Eingriffe zur Begradigung und Regulierung des Neckars damals gingen, zeigt die Karte des Feldmessers Krispin von 1783 im Abschnitt zwischen Hirschau und Kilchberg (siehe Abb. 16). Der ehemals stark gewundene Fluss wurde zum geradlinigen Kanal. Dadurch konnten die Standortver- hältnisse in der Neckaraue nivelliert und diese intensiver genutzt werden. „Im Beisein einer unbe- schreiblichen Volksmenge“ wurde der Neckar 1786 in sein neues Bett eingelassen, wie die Ober- amtsbeschreibung aus dem Jahr 1899 berichtet. 892 Morgen (ca. 3 km²) an landwirtschaftlicher Nutz- fläche waren damit gewonnen worden.

Abbildung 16: Grundriss über den neuen Neckarbau zwischen Hirschau und Kilchberg 178324, un- maßstäblich Die Hoffnung, den Neckar durch die Ausbaumaßnahmen vollständig zu zähmen, erfüllte sich freilich nicht. Die Hochwasser nahmen auch noch in den Jahren 1824, 1873 und 1882 ein solches Ausmaß an, dass die weite Ebene zwischen Rottenburg und Tübingen fast ganz überschwemmt war und im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts neue Schutzbauten errichtet werden mussten. Tübingen führte eine Neckarkorrektion erst zwischen 1906 und 1910 durch. Damals ging man auch daran, den Neckar als Energielieferant zu nutzen, indem bei Kiebingen und oberhalb von Tübingen an der Rappenhalde (1929) sowie unterhalb von Tübingen (1910) Staustufen angelegt wurden. Auch die Stadt Rottenburg musste zwischen 1964 und 1967 erneut ihre Schutzbauten am Fluss intensivieren.

5.5 Zur raumordnungspolitischen Struktur

Aus raumordnerischer Sicht ergeben sich durch die Nähe zum Ballungsraum Stuttgart wesentliche Impulse für den Raum Reutlingen-Tübingen. Die räumliche Entwicklung in diesem Bereich ist jedoch auch gekennzeichnet durch die Eigendynamik des Raums um das Oberzentrum Reutlingen/Tübingen. Geprägt wird das Gebiet ebenso vom Strukturwandel der ehemals stark auf die Textilindustrie ausge- richteten Wirtschaft und durch die Umstrukturierung der Landwirtschaft.25. Das im Regionalplan Neckar-Alb 1993 entworfene Zentrale-Orte-System hat das Ziel und schafft die Grundlagen dafür, dass der Zugang zu notwendigen Einrichtungen für die Gestaltung des täglichen Lebens und der Daseinsvorsorge für alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen gewährleistet ist. Mit Tübingen liegt im Planungsgebiet ein Teilort des Oberzentrums vor, Rottenburg a. N. übernimmt die

23 Stierlin, Johann Ulrich: Situationsplan vom Verlauf der beiden Landstraßen von Tübingen über die Teufelsbrücke bei Rom- melsbach Richtung Urach, 1706 - In: Sannwald W., 1996: Schönbuch, Neckar, enge Gassen. Ortspläne und Landkarten aus vier Jahrhunderten: S. 54 24 Strobel, Krispin: Grundriß über den neuen Neckarbau zwischen Hirschau und Kilchberg, 1783 - In: Sannwald W., 1996: Schönbuch, Neckar, enge Gassen. Ortspläne und Landkarten aus vier Jahrhunderten: S. 74 25 Vgl. Regionalverband Neckar-Alb, 2013: Regionalplan Neckar-Alb 2013, Planentwurf 2013: S. 5

18 Funktionen eines Mittelzentrums. Mit Ammerbuch, , und liegen Kleinzentren vor. Damit ist eine zumutbare Entfernung von jedem Wohnort im Planungsgebiet zu ei- nem Zentralen Ort gegeben. Durch die zentrale Lage von Tübingen und Rottenburg a. N. im Pla- nungsgebiet und die Nähe weiterer Mittel- und Oberzentren in der nahen Umgebung (Reutlingen, Horb, Metzingen) beträgt die maximale Reisezeit per PKW 20 Minuten bis zum nächsten Mittelzent- rum und höchstens 30 Minuten bis zum Oberzentrum Reutlingen/Tübingen.26 Damit kann oben ge- nanntes Ziel des Zentrale-Orte-Systems als erfüllt gelten.

5.6 Aktuelle Flächennutzung

Die Flächennutzung gibt einen groben Überblick über die Nutzungsverteilung eines Gebietes. Im Pla- nungsgebiet zeigt sie deutlich dessen Gunst für Siedlung und Landwirtschaft (siehe Abb. 17); die Landwirtschaft betreffend besitzt diese Aussage heute nur noch eingeschränkt Gültigkeit. Knapp 46 % sind Landwirtschaftsfläche. Damit liegt das Gebiet im Landesdurchschnitt. Etwa 26 % der Fläche fal- len auf Siedlungs- und Verkehrsflächen. Das liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt von 14 %. Zurück zu führen ist es darauf, dass Siedlungsgründungen allermeist in der Nähe von Wasser, in die- sem Fall dem Neckar, vorgenommen wurden und die Siedlungen sich dort ausdehnten. Das Flusstal des Neckars ist dort, wo das Tal weiter ist, traditionell stark besiedelt. Insbesondere die Siedlungsflä- chen der Städte Tübingen und Rottenburg a. N. tragen zu dem hohen Wert bei. Die Waldfläche nimmt nur knapp 26 % Anteil ein und liegt damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Bewaldet sind im Planungsgebiet vor allem die Hanglagen des Neckartals.

Landwirtschafts- 45,9 fläche 45,7

Siedlungs- und 14,0 Verkehrsfläche 26,2

38,3 Waldfläche 25,7

Sonstige 1,8 Flächen 2,5

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0

Planungsgebiet Baden-Württemberg

Abbildung 17: Anteile der unterschiedlichen Flächennutzungen im Planungsgebiet (Stand 2009) im Vergleich zu Baden-Württemberg (Stand 2008)27

26 Vgl. Quellen: Internetauftritt Google Maps Deutschland, aufgerufen unter http://www.maps.google.de, Stand 22.7.2009 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.): INKAR 2007; Bonn 27 Vgl. Internetauftritt des Statistisches Landesamtes Baden-Württemberg, aufgerufen unter http://www.statistik- bw.de/arbeitsmerwerb/arbeitsmarktbw/ArbmIII_02.asp, Stand 19.6.2009

19 5.7 Zur Siedlungsstruktur

Maßgeblich prägend für die Siedlungsstruktur im Planungsgebiet sind zum einen die Städte Tübingen und Rottenburg a. N., zum anderen kleinere Ortschaften mit eher dörflichem Charakter (siehe Abb. 18). Vollständig im Neckarpark liegen dabei die Orte , Bahnhof Eyach, , Bör- stingen, Bühl, Derendingen, Dörnach, Hagelloch, Hirschau, Kiebingen, Kilchberg, , Pliezhau- sen (> 95 % Ortslage), Sulzau, Unterjesingen, Weilheim und Wurmlingen. Die Grenze des Neckar- parks verläuft durch folgende Ortslagen: Altenburg, Kirchentellinsfurt, Mittelstadt, Oferdingen, Rübgar- ten und Weiler. Tübingen ist Universitätsstadt, große Kreisstadt, größte Stadt des Landkreises Tübingen und Sitz des Regierungspräsidiums des gleichnamigen . Es bildet gemeinsam mit der Nachbar- stadt Reutlingen eines der 14 Oberzentren des Landes Baden-Württemberg. Der geografische Mittel- punkt des Bundeslandes liegt in Tübingen. Das städtische Leben wird dominiert von den über 23.000 Studierenden (Stand 2009), die an der bereits 1477 gegründeten Eberhard-Karls-Universität studie- ren. Die Stadt Tübingen kann mit Schloss, historischer Altstadt und vielen mittelalterlichen Gebäuden auf eine fast tausendjährige Stadtgeschichte zurückblicken. Der im Jahr 1078 erstmals schriftlich er- wähnte Ort erwarb in der Mitte des 12. Jahrhunderts unter den Pfalzgrafen von Tübingen die Stadt- rechte. Im Jahr 1477 gründete der württembergische Graf Eberhard im Bart die Universität, mit dem Wahlspruch „Attempto – ich wag's“. Bis heute ist die Stadt durch das Spannungsverhältnis zwischen Historie, bürgerlicher Gemeinde und Universität charakterisiert28.

Abbildung 18: Ortslagen im Planungsgebiet Die Bischofsstadt Rottenburg ist vor allem bekannt durch ihre Vergangenheit aus der Römerzeit, in der an gleicher Stelle die römische Siedlung Sumelocenna stand. Aber auch das Mittelalter ist bei einem Bummel durch die Altstadt präsent – Bauwerke aus acht Jahrhunderten prägen das Stadtbild. Gegründet wurde Sumelocenna um das Jahr 98. Rottenburg a. N. ist nach Tübingen die zweitgrößte Stadt des Landkreises Tübingen. Seit 1972 ist Rottenburg a. N. große Kreisstadt und 1979 wurde die Fachhochschule für Forstwirtschaft im alten Schadenweiler Hof gegründet29.

28 Die Absätze über die Stadt Tübingen basieren auf Internetauftritt der Stadt Tübingen, aufgerufen unter http://www.tuebingen.de/1560_1590.html, Stand 23.7.2009 sowie Internetauftritt Wikipedia, aufgerufen unter http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%Bcbingen, Stand 23.7.2009 29 Der Absatz über die Stadt Rottenburg basiert auf der Quelle: Internetauftritt der Wirtschafts- und Tourismusgesellschaft , aufgerufen unter http://www.wtg-rottenburg.de/pages/de/tourismus/stadtportrait.php, Stand 6.8.2009

20 Da das Planungsgebiet keinen Verwaltungsraum darstellt und seine Grenzen teilweise quer durch Ortschaften verlaufen, können Daten zur Bevölkerung nicht durchgehend exakt ermittelt werden. Als Näherungswert wurde eine Bevölkerungszahl von 130.000 Ew errechnet. Die Einwohnerdichte liegt somit bei etwa 1.081 Ew/km2. Im Vergleich dazu beträgt die Bevölkerungsdichte im Landkreis Tübin- gen 419 Ew/km2 (31.12.2007)30. Im Bundesdurchschnitt sind es 230 Ew/km2 (22.10.2008)31, im Lan- desdurchschnitt Baden-Württemberg 301 Ew/km2 (22.10.2008)32. Von den etwa 130.000 Menschen die im Planungsgebiet leben, wohnen über 72 % in den Städten Tübingen und Rottenburg a. N. Trotz (noch) positiver Prognose der Bevölkerungsentwicklung für die Region Neckar-Alb wird auch im Planungsgebiet in den nächsten Jahren der demographischen Wan- del zu spüren sein. Bereits der Trend der Jahre 1995 bis 2005 zeigt, dass sich der Schwerpunkt der Bevölkerung in die hohen Altersklassen verschieben wird. So stieg der Anteil der Bevölkerung im hochbetagten Alter im Landkreis Tübingen in diesen zehn Jahren bereits um 34,5 %, während die Zahl der Untersechsjährigen um 14,4 % abnahm. Tübingen ist die Stadt in Deutschland mit dem nied- rigsten Altersdurchschnitt überhaupt (38,3 Jahre am 31.12.200733), was an der Vielzahl der Studie- renden liegt, die über 27 % der Gesamtbevölkerung ausmachen. Dies erklärt auch den enormen Zu- wachs von fast 20 % an 15- bis 25-Jährigen von 1995 bis 2005 im Landkreis Tübingen.

30 Vgl. Internetauftritt Wikipedia, aufgerufen unter http://de.wikipedia.org/wiki/Landkreis_T%C3%Bcbingen, Stand 22.7.2009 31 Vgl. Internetauftritt des Statistischen Bundesamtes, aufgerufen unter http://www.statistik-portal.de/Statistik- Portal/de_jb01_jahrtab1.asp , Stand 22.7.2009 32 Ebenda 33 Vgl. Internetauftritt Wikipedia, aufgerufen unter http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%Bcbingen, Stand 23.7.2009

21 6 Planerische Vorgaben

6.1 Landesentwicklungsplan 2002 Baden-Württemberg

An einigen Stellen macht der geltende Landesentwicklungsplan (LEP) für Baden-Württemberg von 2002 Aussagen zum Neckar und zur Region Neckar-Alb. Die relevanten Aussagen werden im Folgen- den wiedergegeben: Plansatz 6.2.2 (Grundsatz der Raumordnung) bezieht sich auf die Entwicklung der Europäischen Met- ropolregion Stuttgart. Sie soll sich auf dezentrale räumliche und organisatorische Strukturen stützen und diese stärken. Durch eine Vernetzung mit anderen Landesteilen ist die Wechselwirkung zwischen den Entwicklungszielen der Europäischen Metropolregion Stuttgart und den anderen Regionen des Landes, insbesondere den angrenzenden Räumen, zu optimieren. In Plansatz 6.2.2.3 (Ziel der Raumordnung) wird auf die Wahrung und Nutzung der besonderen Be- deutung des Raums um das Oberzentrum Reutlingen/Tübingen innerhalb der Europäischen Metropol- region Stuttgart und für die Mittlerzone in andere Teile der Region Neckar-Alb abgehoben. Der Raum Reutlingen/Tübingen soll in seiner Rolle als Bindeglied zwischen dem Verdichtungsraum um die Lan- deshauptstadt Stuttgart und dem ländlichen Raum der Schwäbischen Alb und des Donauraums ge- stärkt werden. Plansatz 6.2.8 legt als Ziel der Raumordnung für den Raum Obere Gäue wegen seiner Standortgunst an der Nahtstelle zwischen der Europäischen Metropolregion Stuttgart und den bedeutenden Erho- lungslandschaften des Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb, wegen des starken Siedlungs- drucks, der notwendigen Abstimmung im Infrastrukturbereich und zur Schonung der landschaftlichen und ökologischen Gegebenheiten sowie wegen des besonderen Koordinationsbedarfs im Zuständig- keitsbereich von vier Regierungsbezirken und vier Regionen besondere regionale Entwicklungsaufga- ben fest. Der Raum umfasst in der Region Neckar-Alb den Mittelbereich Rottenburg. Als besondere regionale Entwicklungsaufgaben werden unter anderem bezeichnet: - Die Intensivierung der räumlichen Kooperation und die Abstimmung bei größeren Planungsvorha- ben auf regionaler und kommunaler Ebene. - Die Erstellung eines grenzübergreifenden räumlichen Entwicklungskonzepts unter Berücksichti- gung der Verflechtungen mit angrenzenden Räumen. - Die Ausrichtung der Siedlungsentwicklung auf die Erschließung durch den öffentlichen Personen- verkehr. - Die Erhaltung größerer zusammenhängender Freiflächen und der Böden mit hoher natürlicher Ertragfähigkeit. - Die Vereinbarung regionaler Leitziele für ein eigenständiges Entwicklungsprofil unter Einbezie- hung weiterer Akteure im Raum und Intensivierung der Vernetzung mit den benachbarten Groß- räumen. Aus den genannten Festlegungen des LEP 2002 lassen sich keine genaueren Angaben für den Neckarpark in der Region Neckar-Alb ableiten, sie stehen diesem jedoch auch nicht entgegen.

6.2 Regionalplan Neckar-Alb 201334

Das Raumordnungsgesetz35, das Landesplanungsgesetz (LplG)36 und der Landesentwicklungsplan (LEP) 2002 Baden-Württemberg stärken die regionale Ebene. Für den Neckarpark wird der von der Verbandsversammlung beschlossene Regionalplan Neckar-Alb 2013, Planentwurf 2013, als relevant angenommen. Folgende Festlegungen des Regionalplans 2013 beziehen sich auf den Neckarpark in der Region Neckar-Alb oder lassen Bezüge zu diesem herstellen: Der Neckarpark ist in der Begrün- dung zu Plansatz G (10) in Kapitel 3.2.1 „Gebiete für Naturschutz und Landschaftspflege“ aufgenom- men. Er wird als regionaler und überregionaler Kooperationsraum zur Erhaltung und Entwicklung der Landschaft und des Neckars in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht bezeichnet. In Bei- karte 1 zu diesem Kapitel sind die Außengrenzen des Landschaftsparks dargestellt.

34 Regionalverband Neckar-Alb, 2013: Regionalplan Neckar-Alb 2013, Planentwurf 2013. 35 i. d. F. v. 22. Dezember 2008, geändert durch Gesetz vom 28. März 2009 36 i. d. F. v. 10. Juli 2003, geändert durch Gesetze vom 1. April 2004, vom 1. Juli 2004, vom 14. Dezember 2004, vom 1. Dezember 2005 und vom 14. Oktober 2008

22 In der Begründung heißt es weiter, dass auf Landesebene ein durchgehender Landschaftspark ent- lang des Neckars von der Quelle des Neckars bei Villingen-Schwenningen bis zu seiner Mündung in den Rhein angestrebt wird. Der Neckar und das Neckartal sollen unter anderem besser ins Bewusst- sein der Bevölkerung gebracht werden. Der Landschaftspark ist demnach als regionaler und überregi- onaler Kooperationsraum und als Förderkulisse zu verstehen. Es wird vorgeschlagen, die Konzeption des Regionalverbandes Neckar-Alb zusammen mit den Kommunen und weiteren Akteuren zu konkre- tisieren und entsprechende Maßnahmen beispielsweise im Rahmen von Förderprogrammen umzu- setzen. Die Grundsätze in Kapitel 1 zur räumlichen Entwicklung und Ordnung der Region geben relevante Hinweise für einen Landschaftspark Neckar. Gefordert werden unter anderem der Schutz der natürli- chen Lebensgrundlagen, ein hohes Maß an Lebens- und Umweltqualität, eine bedarfsgerechte Aus- stattung mit siedlungsnahen Grün- und Erholungsflächen und die dauerhafte Sicherung der natürli- chen Lebensgrundlagen Boden, Wasser, Luft/Klima, Tier- und Pflanzenwelt, Landschaft. Diese über- geordneten Festlegungen sind in den Unterkapiteln von Kapitel 3.2 „Gebiete für besonderen Frei- raumschutz“ sowie in den Kapiteln 3.3 „Gebiete für Wasservorkommen“ und Kapitel 3.4 „Gebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz“ konkretisiert und in der Raumnutzungskarte flächig dargestellt. Die relevanten Ziele und Grundsätze der genannten Kapitel werden im Zuge der Erarbeitung des Mas- terplans beachtet.

6.3 Regionalentwicklungskonzept für die Europäische Metropolregion Stuttgart

Die beteiligten Regionen Heilbronn-Franken, Neckar-Alb, Nordschwarzwald, Ostwürttemberg und Stuttgart der EMR Stuttgart sind dabei, ein gemeinsames Regionalentwicklungskonzept für die EMR Stuttgart zu erarbeiten, in dem neben einer Beschreibung des Raumes und seiner Funktionen insbe- sondere gemeinsame Ziele, Handlungswege und Maßnahmen für eine nachhaltige und abgestimmte Entwicklung der Metropolregion in der Regional-, Infrastruktur- und Freiraumentwicklung formuliert werden. Dabei werden aus gemeinsam erarbeiteten Oberzielen Teilziele abgeleitet, die in einem wei- teren Schritt in gemeinsame Handlungswege und Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele münden sollen. Für den Masterplan Neckar sind vor allem folgende Ziele bezüglich der Freiraumentwicklung relevant: Oberziel L 1: Leistungsfähigen überregionalen Freiraumverbund als Grüne Infrastruktur reali- sieren: Güte und Wahrnehmbarkeit von freiraumbezogenen "weichen" Standortfaktoren wie Umwelt- qualität, Freizeitwert und regionaler Identität hängen wesentlich von der räumlichen und funktionalen Vernetzung von Freiräumen ab. Neben der großräumigen Sicherung des landschaftlichen Potenzials in der EMRS kommen der Förderung der zusammenhängenden Erlebbarkeit unter Einbeziehung der Siedlungsschwerpunkte sowie der Rückführung von Belastungen in den verdichteten Bereichen eine besondere Rolle zu. Unter diesem Oberziel wurden folgende Teilziele formuliert: - Das vielfältige landschaftliche Potenzial der EMR sichern und besser für die Erholung nutzbar machen - Die naturnahen Landschaftsräume vernetzen und als Naherholungsgebiete sichern - Belastungen des Naturhaushaltes und der Freiräume vermeiden, bestehende Belastungen ab- bauen und Freiräume zurückgewinnen - Die Talsysteme als verbindende, grüne Infrastruktur gestalten - Die siedlungsnahen Freiräume als kleinräumig vernetzte Erholungs- und Ausgleichsräume sichern und entwickeln - Ausreichend zusammenhängende Freiräume für freiraumbezogene Nutzungen sichern Oberziel L 2: Den Regionalen Landschaftspark Neckar in der gesamten Metropolregion verwirk- lichen Oberziel L 3: Die Naturgüter durch ressourcenschonende Nutzungen und Einbindung in regio- nale Nutzungskreisläufe sichern: Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung sollen regionalisierte Kreisläufe zur Nutzung, Verarbeitung, Vermarktung und zum Gebrauch von Naturgütern einen hohen Stellenwert einnehmen. Die land- und forstwirtschaftliche Produktion von Nahrungsmitteln, Industrie- und Energierohstoffen sowie die Landschaft sollen in nachhaltiger Weise weitergenutzt werden, eben- so die regionalen Oberflächen- und Grundwasserressourcen für die Zwecke der Trink-, Brauchwasser-

23 und Energieversorgung. Dies soll durch eine möglichst ressourcenschonende Nutzung der Naturgüter Boden, Wasser und Luft befördert werden. Dadurch sollen die regionale Identität und die Vernetzung mit angrenzenden Regionen verbessert werden. Folgendes Teilziel wurde formuliert: Energieeffizienz und Nutzung der regenerativen Energien steigern

6.4 Leitvorstellungen für den Neckar in der Europäischen Metropolregion Stuttgart

Der AK Neckar in der EMR Stuttgart verständigte sich in einem gemeinsamen Papier auf unten fol- gende Punkte zur Aufwertung des Neckars37, der im Papier als Bindeglied der Metropolregion be- zeichnet wird. Dieser Ansatz muss in den Masterplänen der einzelnen Regionen Eingang in den Punk- ten finden, die jeweils relevant sind. In diesem Papier heißt es: „Vor diesem Hintergrund kommen die Beteiligten überein, das Kultur- und Naturerbe „Neckar“ als Landschaftspark und verbindendes Glied der Europäischen Metropolregion Stuttgart aufzugreifen und weiter zu entwickeln. Der bewusste Dialog zwischen Stadt und Land, zwischen Natur und Kultur, zwi- schen Geschichte und Zukunftsentwicklung, zwischen Tradition und Technik soll aufgegriffen, für die Bevölkerung zugänglich und erlebbar und in enger Kooperation mit den Freiraumnutzungen und dem Naturschutz entwickelt werden. Dabei ist das kulturelle, ökologische und ökonomische Erbe zu be- rücksichtigen und weiter zu entwickeln.“ Zu diesem Zweck sehen die Beteiligten folgende Schritte vor (geringfügig gekürzt): 1. Der Neckar und das Neckartal sollen als Lebens-, Erlebnis-, Kultur- und Wirtschaftsachse weiter- entwickelt und stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt werden. 2. Es soll deutlich gemacht werden, wie eng Natur und Kultur beieinander liegen. Der Neckar darf nicht nur als Fluss betrachtet, sondern soll stärker als Gesamtlandschaft wahrgenommen werden, wo viele Landschafts- und Kulturelemente eng ineinander greifen. 3. Im Sinne eines Leitbildes für den Neckar soll aufgezeigt werden, was jeder Einzelne für den Land- schaftsraum tun kann. 4. Es soll herausgearbeitet werden, wie der Neckar mit seiner landschaftlichen und kulturellen Bedeu- tung als Lebens- und Erlebnisachse national und international stärker herausgestellt werden kann, um der tatsächlichen Bedeutung als „Kultur- und Naturmeile“ gerecht zu werden. 5. Es soll geprüft werden, inwieweit die Vision Landschaftspark Neckar weiterentwickelt werden kann und der Neckar aufgrund geologischer, historischer, landschaftlicher, ökologischer, kultureller und industrieller Bedeutung und somit einer einzigartigen, besonders exemplarischen Kulturlandschaft als Weltkulturerbe in Betracht gezogen werden kann. Gerade das Spannungsfeld von Natur und Kultur, von Industrie und Landwirtschaft, von Siedlung und Freiraum – und dies zurückgehend bis weit in die Jungsteinzeit – gilt es in besonderer Weise aufzunehmen. 6. Die Landschaftsparks entlang des Neckars sollen mit anderen Konzepten zur Aufwertung des Neckars (z. B. IKoNE) zu einem Gesamtkonzept und Leitbild für die Schaffung des Erholungs- und Erlebnisraumes Neckar zusammengeführt werden. 7. Die Regionalverbände entlang des Neckars sowie der Verband Region Stuttgart integrieren beste- hende kommunale Planungen in den Neckarpark. 8. Allen Interessierten, ob öffentlich oder privat, sollen mit der Vision Landschaftspark Neckar ein Ideenkonzept vermittelt und konkrete Anknüpfungspunkte für das eigene Engagement aufgezeigt werden. Dabei kommt den verschiedenen ehrenamtlichen Organisationen aus Naturschutz und Land- wirtschaft, Kunst und Kultur und dergleichen eine besondere Bedeutung zu.

37 Vgl. Internetauftritt des Verbands Region Stuttgart: http://www.region-stuttgart.org/vrsuploads/Pl_Neckarpark_Papier.pdf, Stand 15.6.2009; Frey, U., 2006: Zielkonzept Neckar, AG Neckar und Verkehrsinfrastruktur der Europäischen Metropolregi- on Stuttgart.

24 6.5 Wasserrechtliche Vorgaben

Relevanz besitzen die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), das Wasserhaushaltsgesetz38 (WHG), das Wassergesetz Baden-Württemberg39 (WG) und die Bewirtschaftungspläne für die im Pla- nungsgebiet liegenden Fließgewässer. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie trat im Jahr 2000 in Kraft und musste von den Mitgliedstaa- ten der Europäischen Union in nationales Recht umgesetzt werden. Die Richtlinie ist in Deutschland durch Änderungen im Wasserhaushaltsgesetz und in den Landeswassergesetzen sowie durch den Erlass von Landesverordnungen umgesetzt worden. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie Mit dem Tag der Veröffentlichung der WRRL fiel der Startschuss für eine integrierte Gewässerschutz- politik in Europa mit dem Ziel einer koordinierten Bewirtschaftung der Gewässer innerhalb der Flusseinzugsgebiete über Staats- und Verwaltungsgrenzen hinweg. Die WRRL soll zu einer Harmoni- sierung des Gewässerschutzes innerhalb der weiter anwachsenden Gemeinschaft und zu einer Ver- besserung des Zustands der Gewässer beitragen. Der besondere Reiz liegt in der konsequenten Umsetzung einer ganzheitlichen Betrachtung der Ge- wässer, vor allem aus ökologischer Sicht. Gleichzeitig regelt sie aber auch spezifische Tatbestände. Beide Aspekte zeigen sich insbesondere im - konsequent flächenhaften, auf das Flusseinzugsgebiet bezogenen Ansatz, - gewässertypenspezifischen Ansatz, - kombinierten Ansatz der Betrachtung von Schadstoffen (Emission und Immission) und - Einzelstoff bzw. Gruppenparameter bezogenen Ansatz. Neben dem stärker ökologisch ausgerichteten, ganzheitlichen Gewässerschutz haben ökonomische Betrachtungen an Bedeutung gewonnen. Die Regelungen der WRRL, insbesondere die geforderte integrierte Bewirtschaftung der Gewässer nach Flussgebietseinheiten, werden das allgemein hohe Niveau des Gewässerschutzes in Deutschland noch verstärken.40 Die übergeordneten Ziele der WRRL sind in Artikel 1 festgelegt: - Schutz und Verbesserung des Zustandes aquatischer Ökosysteme und des Grundwassers ein- schließlich von Landökosystemen, die direkt vom Wasser abhängen; - Förderung einer nachhaltigen Nutzung der Wasserressourcen; - schrittweise Reduzierung prioritärer Stoffe und Beenden des Einleitens/Freisetzens prioritär ge- fährlicher Stoffe; - Reduzierung der Verschmutzung des Grundwassers; - Minderung der Auswirkungen von Überschwemmungen und Dürren. Die Mitgliedsstaaten werden verpflichtet, die organisatorischen Strukturen ihrer Verwaltung so zu ge- stalten, dass eine koordinierte Anwendung der Richtlinie in Flussgebietseinheiten gewährleistet ist41. Die eigentlichen, verbindlichen Umweltziele sind in Artikel 4 festgelegt. Bei oberirdischen Gewässern gelten folgende Ziele: - guter ökologischer und chemischer Zustand in 15 Jahren; - gutes ökologisches Potenzial und guter chemischer Zustand bei erheblich veränderten oder künst- lichen Gewässern in 15 Jahren; - Verschlechterungsverbot. Die Definition des in Artikel 4 genannten „guten ökologischen Zustandes“ ist abhängig vom Vorhan- densein eines geeigneten Bewertungssystems. Maßstab für die Bewertung des ökologischen Zu- stands ist der Referenzzustand, das heißt der potenziell natürliche Zustand des entsprechenden Ge-

38 Czychowski/Reinhardt, 2007: Wasserhaushaltsgesetz: WHG unter Berücksichtigung der Landeswassergesetze. Kommentar. 39 Bulling/Finkenbeiner/Eckardt/Kibele, 2008: Wassergesetz für Baden-Württemberg mit Wasserhaushaltsgesetz sowie Voll- zugs- und Nebenvorschriften des Bundes und des Landes. 40 Text basiert auf: Internetauftritt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, aufgerufen unter http://www.bmu.de/gewaesserschutz/fb/gewaesserschutzpolitik_d_eu_int/doc/3063.php, Stand 22.6.2009 41 Vgl. Internetauftritt der Universität Cottbus, aufgerufen unter http://www.tu-cottbus.de/fakultaet4/fileadmin/uploads/ gewaesserschutz/downloads/skripte/gewschu_2/additional_kol_wrrl_gs_II_108.pdf, Stand 23.6.09

25 wässertyps. Mit „gutem ökologische Zustand“ ist die zweitbeste Stufe des fünfstufigen Bewertungssys- tems gemeint. Dieser Zustand soll bis 2015 in allen WRRL-relevanten Gewässern erreicht werden (relevante Gewässer im Planungsgebiet siehe Kap. 7.1.1). Diese Vorgaben sind im Masterplan für den Neckar und seine Nebengewässer berücksichtigt. Das Wasserhaushaltsgesetz Das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) ist in Deutschland ein Rahmengesetz des Bundes, das zusam- men mit den Wassergesetzen der Länder den Hauptteil des deutschen Wasserrechts bildet. Es enthält Bestimmungen über den Schutz und die Nutzung von Oberflächengewässern und Grundwasser, au- ßerdem Vorschriften über den Ausbau von Gewässern und die wasserwirtschaftliche Planung42. Ins- besondere die Aspekte des § 1a bezüglich der nachhaltigen Gewässerbewirtschaftung und des Schutzes direkt von Gewässern abhängender Ökosysteme sind für den Masterplan relevant. Diese übergeordneten Vorgaben gehen in den Ziele und Maßnahmen des Masterplans ein. Das Landeswassergesetz Baden-Württemberg Im Zuge der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Baden-Württemberg wurde das Einzugsgebiet des Neckars in zehn Teilbearbeitungsgebiete aufgeteilt. Der für die vorliegende Arbeit relevante Be- reich fällt zum Großteil in das Teilbearbeitungsgebiet (TBG) 41. Gemäß § 3c Abs. 1 Satz 1 Lan- deswassergesetz (WG) ist für jedes Bearbeitungsgebiet ein Maßnahmenprogramm und ein Bewirt- schaftungsplan durch die Flussgebietsbehörde aufzustellen, um die in Abs. 1 WHG festgelegten Ziele zu erreichen. Die Bewirtschaftungspläne sollen in der Bestandsaufnahme die festgestellten Defizite, die Aufstellung oder Anpassung der Überwachungsprogramme, die Definition von Umwelt- und Bewirtschaftungszie- len bis hin zur Problemlösung durch die Maßnahmenprogramme umfassen. Ein Maßnahmenpro- gramm enthält erforderliche Maßnahmen und Instrumente, mit deren Hilfe die Umweltziele für die Wasserkörper erreicht und gegenüber der EU dokumentiert werden sollen43. Aktuell werden die Ent- würfe der Bewirtschaftungspläne gemäß EU-WRRL und die Strategischen Umweltprüfungen im Bear- beitungsgebiet Neckar veröffentlicht. Die entsprechenden Festlegungen wurden in den Masterplan übernommen.

42 Vgl. Internetauftritt Wikipedia, aufgerufen unter http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserhaushaltsgesetz, Stand 22.6.2009 43 Vgl. Regierungspräsidium Stuttgart (Hrsg.), 2008: Entwurf Bewirtschaftungsplan Bearbeitungsgebiet Neckar, Einleitung: S. 8

26 7 Bestandsbeschreibung

7.1 Fließgewässer

Zentrales verbindendes Element im Landschaftspark Neckar ist der Neckar selbst. Im Planungsgebiet werden zehn weitere Fließgewässer in die Bestandsaufnahme einbezogen (siehe Tab. 2). Für sie liegen Angaben der LUBW zur Gewässergüte und Gewässerstrukturgüte vor. Es handelt sich um Ge- wässer gemäß der EU-WRRL. Die Eyachmündung liegt zwar nicht im Gebiet, sie verläuft aber auf einigen Kilometern entlang der Grenze des Planungsgebiets, weshalb sie Berücksichtigung findet.

Tabelle 2: Relevante Fließgewässer im Planungsgebiet

Name Ursprung Mündung Länge Länge im Pla- nungsgebiet Ammer mehrere Quellläufe bei in den Neckar in 25 km 10 km Herrenberg Lustnau Arbach westlich Rottenburg a. N.- in den Neckar südlich 9 km 5 km Hirschau Bühlertalbach im Rammert südlich Tü- in den Neckar nörd- 7 km 3 km bingen-Bühl lich Bühl südlich Lichtenstein- in den Neckar bei 25 km 0,5 km Honau Kirchentellinsfurt Eyach nördlich von Ammerbuch- in den Neckar beim 50 km 3 km Pfäffingen Bahnhof Eyach Goldersbach mehrere Quellläufe im in die Ammer in Lust- 8 km 1 km Schönbuch nau Katzenbach bei in den Neckar in Bad 5 km 3 km Niedernau Neckar bei Villingen- in den Rhein bei 367 km 43 km Schwenningen Mannheim Reichenbach südlich Reutlingen- in den Neckar östlich 4 km 1 km Sondelfingen Oferdingen 3 km südlich von Hausen in den Neckar in 30 km 2 km Bieringen Steinlach Eckenbachgraben Mös- in den Neckar in Tü- 22 km 4 km singen-Talheim bingen

7.1.1 Gewässergüte Die biologische Gewässergüte ist ein Indikator für die Wasserqualität, anhand derer der Belastungs- zustand von Fließgewässern mit organisch abbaubarem Material gemessen wird. Das System der Gewässergüteklassen basiert auf dem Saprobiensystem44, wobei der Belastungszustand in vier Stu- fen und drei Zwischenstufen von unbelastet bis zu übermäßig verschmutzt dargestellt wird. Wie in vielen anderen Gewässern Deutschlands ist es auch im Einzugsbereich des Neckars gelungen, seit den 1970er Jahren die Wasserqualität deutlich zu verbessern. Der Zustand, den die EU-WRRL bis 2015 fordert, ist „mäßig belastet“ (Gewässergüteklasse II). Bei den in den Masterplan einbezogenen Fließgewässern sind drei Gewässergütestufen relevant (sie- he Tab. 3).

44 Das Saprobiensystem ist ein System zur Ermittlung des biologischen Verschmutzungsgrades von Fließgewässern. Dazu nutzt man die im Gewässer aufgefundenen Saprobionten (verschiedene Arten von Pilzen, Bakterien und Protozoen, Klein- krebsen und Insektenlarven) als Bioindikatoren.

27 Tabelle 3: Im Planungsgebiet relevante Gewässergüteklassen (Stand 2004)

Klasse Zustand Merkmale I – II gering belas- geringe organische oder anorganische Nährstoffzufuhr, keine nen- tet nenswerte Sauerstoffzehrung, vielfältige und dichte Besiedlung II mäßig belas- mäßige Verunreinigungen, gute Sauerstoffzufuhr, sehr große Artenviel- tet falt und Individuendichte, ertragreiche Fischgewässer II - III kritisch belas- Belastung mit organischen sauerstoffzehrenden Stoffen bewirkt kriti- tet schen Zustand, Fischsterben wegen Sauerstoffmangels möglich, Arten- rückgang bei Mikroorganismen, Massenentwicklung von Algen

Im gesamten Planungsraum ist der Neckar bezüglich der biologischen Gewässergüte als mäßig belas- tet eingestuft (Stand 2004) (siehe Abb. 19). Dies gilt auch für die meisten Abschnitte der hier behan- delten Nebengewässer. Eine Ausnahme bildet der gering belastete Bühlertalbach (Güteklasse I - II). Er ist so sauber, dass Bachforelle, Groppe und das höchst selten gewordene Bachneunauge dort leben können45. Auch der Goldersbach ist nur gering belastet. Außerhalb des Planungsgebietes sind der Goldersbach auf der gesamten Länge sowie Ammer, Echaz und Steinlach in den oberen Bachläufen nur gering belastet. Weiter unterhalb weist das Wasser bei den genannten drei Fließgewässern und bei Eyach, Starzel und Katzenbachen eine mäßige Belas- tung auf.

7.1.2 Strukturgüte Die Strukturgüte bewertet die Ausprägung der morphologischen Struktur der Fließgewässer und wird durch eine Einstufung in eine nach der EU-WRRL fünf-stufige Skala angezeigt (siehe Tab. 4). Damit wird ein Maß, bezogen auf die Natürlichkeit der Fließgewässer, gegeben. Anhand der Parameter Lini- enführung, Querbauwerke, Uferbau, Gehölzsaum, Abflussregelung, Auennutzung, Ausprägung der Uferstreifen, Hochwasserschutzbauwerke und Ausuferungsvermögen46 können die Flussabschnitte den Klassen zugeordnet werden.

Tabelle 4: Gewässerstrukturgüteklassen47

Klasse Zustand Merkmale I unverändert bis Die Gewässerstruktur entspricht dem potenziell natürlichen Zustand gering verändert bzw. ist durch einzelne, kleinräumige Eingriffe nur gering beeinflusst. II mäßig verändert Die Gewässerstruktur ist durch mehrere kleinräumige Eingriffe nur mäßig beeinflusst. III deutlich verändert Die Gewässerstruktur ist durch verschiedene Eingriffe z.B. in Sohle, Ufer, durch Rückstau und/oder Nutzung in der Aue deutlich beein- flusst. IV stark verändert Die Gewässerstruktur ist durch die Kombination von Eingriffen z.B. in die Linienführung, durch Uferverbau, Querbauwerke, Stauregulie- rung, Anlagen zum Hochwasserschutz und/oder durch die Nutzun- gen in der Aue beeinträchtigt. V sehr stark bis voll- Die Gewässerstruktur ist durch die Kombination von Eingriffen z.B. ständig verändert in die Linienführung, durch Uferverbau, Querbauwerke, Stauregulie- rung, Anlagen zum Hochwasserschutz und/oder durch die Nutzun- gen in der Aue stark beeinträchtigt bzw. vollständig verändert.

45 Vgl. Internetauftritt der Stadt Tübingen, aufgerufen unter http://www.tuebingen.de/25_4306.html, Stand 8.6.2009 46 Vgl. Internetauftritt Wikipedia, aufgerufen unter http://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%A4sserstrukturg%C3%Bcte, Stand 9.5.2009 47 Nach Informationen im Internetauftritt der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, aufgerufen unter http://www2.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/abt4/fliessgewaesser/gewstruktur/index.htm, Stand 9.6.2009

28 Abbildung 19: Gewässergüte der behandelten Fließgewässer48

48 Quelle: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Stand 2012

29 Abbildung 20: Gewässerstrukturgüte der behandelten Fließgewässer49

49 Quelle: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Stand 2008, Neckar und Eyach ergänzt durch Daten aus dem Jahr 2012

30 Die morphologische Struktur des Neckars und damit sein Ausbauzustand reichen im Planungsgebiet von unverändert bis sehr stark verändert (siehe Abb. 20). Im westlichen Teil bis nach Rottenburg a. N. ist er weniger stark verändert als danach. Es kommt zu einem Wechsel von unveränderten/gering veränderten, mäßig veränderten und deutlich veränderten Abschnitten. Auf der weiteren Strecke bis zur Regionsgrenze bei Reutlingen-Mittelstadt überwiegt ein sehr stark veränderter morphologischer Zustand. Der Neckar ist reguliert und durch Staustufen geprägt. Auf einzelnen Abschnitten ist der Ausbauzustand nicht ganz so gravierend. Die Strukturgüte der Neckarzuflüsse fällt sehr unterschied- lich aus. So ist beispielsweise die Echaz fast auf ihrem gesamten Lauf deutlich bis sehr stark verän- dert, da sie auf weiten Strecken durch Siedlungen fließt. Auch Ammer, Eyach und Steinlach zeigen weitgehend einen starken anthropogenen Einfluss. Dagegen befinden sich Goldersbach und Bühler- talbach, streckenweise auch die Starzel, in einem unveränderten bis gering veränderten Zustand.

Abbildung 21: Gesamtbilanz der Strukturgüte der behandelten Fließgewässer50

In der Gesamtbilanz zeigt sich folgendes Bild (siehe Abb. 21): 4,5 % der Gesamtstrecke der behandel- ten Fließgewässer sind unverändert bis gering verändert. Als mäßig verändert gelten 9,5 %. Damit sind lediglich 13,3% der untersuchten Fließgewässerabschnitte in dem von der EU-WRRL bis 2015 geforderten Strukturgütezustand Klasse II. Die übrigen 86,7 % sind in einem deutlich bis sehr stark veränderten morphologischen Zustand, wobei die sehr stark veränderten Abschnitte dominieren.

7.1.3 Wasserkraftnutzung Im Planungsgebiet befinden sich insgesamt 15 Wasserkraftanlagen51, 11 davon am Neckar oder an Neckarkanälen, zwei an der Ammer, eine am , einem kleinen Zufluss des Neckars westlich von Rottenburg a. N., und eine an der Starzel wenig oberhalb der Mündung in den Neckar (siehe Tab. 5 und Abb. 23). 14 der Wasserkraftwerke sind in Betrieb, das Kraftwerk „Obere Mühle“ (T 82) an der Ammer bei Unterjesingen ist dagegen stillgelegt. Außer dem Wasserrad „Untere Mühle“ (T 83), eben- falls an der Ammer, handelt es sich bei den Kraftwerken um Niederdruckanlagen mit einer Nettofall- höhe zwischen 1,5 m und 8 m. Das älteste, das Kraftwerk „Tübinger Straße“ in Rottenburg a. N. (T 52), wurde 1812 in Betrieb genommen, das jüngste, das „Kraftwerk Bronnbach“, ist seit 2006 in Be- trieb. Letzteres dient den Stadtwerken Rottenburg am Neckar auch zur Wassergewinnung52. Über 25 % des Stromverbrauchs der Kernstadt von Rottenburg a. N. werden aus regenerativen Energiequellen

50 Nach Daten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Stand 2008 51 Regierungspräsidium Tübingen, Stand 12.6.2009 52 Vgl. Internetauftritt der Stadtwerke Rottenburg a. N., aufgerufen unter http://www.sw-rottenburg.de/page.php?page=/ rottenburg/wasser/wassergewinnung.html&navid=33, Stand 15.6.2009

31 gewonnen. Die beiden Flusskraftwerke „Tübinger Straße“ und „Beim Preußischen“ haben daran den größten Anteil53.

Abbildung 22: Das 2002 renovierte Flusskraftwerk Tübinger Straße in Rottenburg a. N.54

Tabelle 5: Wasserkraftanlagen im Planungsgebiet55

Nr. Kraftwerksbezeichnung Gewässer Gemarkung Zustand Neckar 1 Börstingen T 9 Neckar Börstingen in Betrieb 2 Bad Niedernau T 47 Neckar Niedernau in Betrieb 3 Beim Preußischen T 51 Neckar Rottenburg in Betrieb 4 Tübinger Straße T 52 Neckar Rottenburg in Betrieb 5 Kiebingen Neckar Kiebingen in Betrieb 6 Brückenstraße T 38 Neckar Tübingen in Betrieb 7 Rappenberghalde T 45 Neckar Tübingen in Betrieb 8 Kirchentellinsfurt T 42 Neckarkanal Kirchentellinsfurt in Betrieb 9 Altenburg T 100 Neckarkanal Altenburg in Betrieb 10 Oferdingen T 101 Neckar Oferdingen in Betrieb 11 Mittelstadt T 102 Neckar/Mühlkanal Mittelstadt in Betrieb Nebengewässer 12 Obere Mühle T 82 Ammer Unterjesingen stillgelegt 13 Untere Mühle T 83 Ammer Unterjesingen in Betrieb 14 Bronnbach Getreidemühle T 59 Bronnbach Rottenburg in Betrieb 15 Öl- und Sägmühle Rudolf T 29 Starzel Bieringen in Betrieb

53 Vgl. Internetauftritt der Stadtwerke Rottenburg a. N., aufgerufen unter http://www.sw-rottenburg.de/page.php?page=/ rottenburg/strom/erzeugung/flusskraftwerke.html&navid=25 54 Vgl. Internetauftritt der Stadtwerke Rottenburg a. N., aufgerufen unter http://www.sw-rottenburg.de/rottenburg/img/ erzeugung/flusskraftwerk.gif, Stand 15.6.2009 55 Zusammengestellt nach Daten den Regierungspräsidiums Tübingen

32

Abbildung 23: Wasserkraftnutzung im Planungsgebiet56

56 Quelle: Regierungspräsidium Tübingen, Stand 2009

33 7.1.4 Durchgängigkeit Zur Nutzung der Wasserkraft, zur Schiffbarmachung und zur Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen wurden in den letzten Jahrhunderten viele Flüsse ausgebaut und aufgestaut. Dies hat zu einer erheb- lichen Verarmung der Strukturvielfalt in den Gewässern und zum Verschwinden und zur Verarmung von Lebensräumen in den Auen geführt. Durch Querbauwerke wurde die in natürlichen Gewässern in aller Regel vorhandene Durchgängigkeit für Gewässerorganismen stark beeinträchtigt oder sie ging vollständig verloren. Viele Arten haben keine oder nur noch eingeschränkte Möglichkeiten zu den für die Reproduktion notwendigen, artspezifischen Wanderungen. Zu dem im Rahmen der Umsetzung der EU-WRRL angestrebten guten ökologischen Zustand der Fließgewässer zählt zweifelsohne auch die Durchgängigkeit für Tiere. „Die Durchgängigkeit in Fließgewässern hat eine herausragende Be- deutung für die Erhaltung und Wiederherstellung von naturnahen Verhältnissen mit artenreichen und gewässertypischen Lebensgemeinschaften“ wird zusammenfassend in einem Leitfaden des Landes Baden-Württemberg bezüglich der Durchgängigkeit von Fließgewässern hervorgehoben57. Im Planungsgebiet befinden sich am Neckar selbst 14 WRRL-relevante Querbauwerke58, die dem Fluss auf weiten Strecken den Fließgewässercharakter nehmen (siehe Abb. 25). Sie häufen sich in der Ebene zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen, wo sieben Querbauwerke vorhanden sind. An den Neckarzuflüssen sind im Plangebiet zehn WRRL-relevante Fließhindernisse vorhanden, an Am- mer und Steinlach jeweils drei, an Echaz, Eyach, Katzenbach und Starzel jeweils eines.

Abbildung 24: Umgehungsgerinne am Neckarwehr bei Kirchentellinsfurt59 An 18 der 24 Querbauwerke ist die Durchgängigkeit hergestellt16, bei den weiteren sechs Querbau- werken befinden sind Maßnahmen zur Herstellung der Durchgängigkeit im Planungsstatus. Von den nicht durchgängigen Bauwerken befinden sich drei am Neckar. Es handelt sich um das Wehr an der Weitinger Mühle bei Eyach, das Neckarwehr in Börstingen und das Neckarwehr bei Oferdingen. An den Nebengewässern des Neckars sind im Planungsgebiet das Steinlachwehr in Tübingen- Derendingen, das Wehr der Getreidemühle Dehner an der Eyach und der Sohlabsturz des Katzenba- ches bei Bad Niedernau nicht durchgängig gestaltet. Auch bei diesen Bauwerken läuft die rechtliche Zulassung für Maßnahmen zur Herstellung der Durchgängigkeit. Lediglich beim Sohlabsturz im Kat- zenbach bei Bad Niedernau ist die Umsetzung bislang unklar.

57 Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) (Hrsg.), 2008: Durchgängigkeit von Fließgewässern. Leitfaden Teil 4 – Durchlässe, Verrohrungen, sowie Anschluss Seitengewässer und Aue. – Oberirdische Gewässer, Gewässerökologie 110. 58 Vgl. Regierungspräsidium Tübingen, Stand 12.6.2009 59 Vgl. Internetauftritt der Stadtwerke Reutlingen, aufgerufen unter https://www.stadtwerke-reutlingen.de/fairenergie/images/ privatkunden/neckarstrom_01.jpg, Stand 15.6.2009

34

Abbildung 25: Durchgängigkeit der größeren Querbauwerke des Neckars und seiner Zuflüsse im Planungsgebiet60

60 Quelle: Regierungspräsidium Tübingen, Stand 2009

35 7.1.5 Hochwasserschutz Der Neckar tritt regelmäßig über die Ufer, aufgrund seines großen Einzugsgebietes kommt es bei starken Regenfällen in der Region auch immer wieder zu Extremhochwässern. Ein zweijährliches Hochwasser wird in Tübingen ab einem Pegel von 4,08 m gewertet61. Bereits aus dem Jahr 1278 ist ein Hochwasser bekannt62, das letzte größere fand im März 2002 statt. Aus den Jahren 1824, 1873 und 1882 sind Hochwasser bekannt, die ein solches Ausmaß annahmen, dass die weite Ebene zwi- schen Rottenburg a. N. und Tübingen fast ganz überschwemmt war63. Jüngere Hochwasserereignisse datieren von 1970, 1978, 1990, 1993, 1994 und 2002.64 Dies macht deutlich, dass die verbliebenen Rückhalteräume im Neckartal geschützt und, wenn möglich, neue hinzugewonnen werden müssen.

Abbildung 26 und 27: Historisches Hochwasser in Reutlingen-Mittelstadt im Jahr 195465 (links) und Aufräumarbeiten in Reutlingen-Altenburg nach dem Hochwasser 200266

Als für den Hochwasserschutz relevant werden rechtlich festgesetzte Überschwemmungsgebiete so- wie Gebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz aus dem Regionalplanentwurf Neckar-Alb 2013 angenommen. Rechtlich festgesetzte Überschwemmungsgebiete Gemäß § 32 b (1) Wasserhaushaltsgesetz (WHG) sind Überschwemmungsgebiete „[...] Gebiete zwi- schen oberirdischen Gewässern oder Hochufern und sonstige Gebiete, die bei Hochwasser über- schwemmt oder durchflossen oder die für Hochwasserentlastung oder Rückhaltung beansprucht wer- den.“ Gemäß § 77 Abs. 1 Wassergesetz für Baden-Württemberg gelten weiter als Überschwem- mungsbereiche im Außenbereich: „[...] Gebiete, die bei einem hundertjährlichen Hochwasserereignis überschwemmt oder durchflossen werden, und Gebiete, die auf der Grundlage einer Planfeststellung oder Plangenehmigung für die Hochwasserentlastung oder Rückhaltung beansprucht werden“. Gemäß § 110 WG können durch die Wasserbehörden durch Rechtsverordnung geschützte Über- schwemmungsgebiete ausgewiesen werden. Nach § 77 Abs. 1 können in diesen Überschwemmungs- gebieten zur Regelung des Hochwasserabflusses, zum Erhalt oder zur Rückgewinnung natürlicher Rückhalteflächen, zur Verhinderung erosionsfördernder Eingriffe oder zum Erhalt oder zur Verbesse- rung der ökologischen Strukturen der Gewässer und ihrer Überflutungsflächen weitere Handlungen verboten oder für nur beschränkt zulässig oder für genehmigungspflichtig erklärt werden. Ferner kön- nen die Eigentümer und Nutzungsberechtigten von Grundstücken zur Vornahme oder Duldung be- stimmter Handlungen oder Maßnahmen verpflichtet werden, insbesondere zur Beseitigung von Hin-

61 Vgl. Internetauftritt stormchasers, aufgerufen unter http://www.stormchasers.de/hochwasser/neckar/neckaram09032006/ index.html, Stand 10.6.2009 62 Vgl. Internetauftritt Infoportal für die Metropolregion Rhein-Neckar unter http://wiki.rhein-neckar.de/index.php/Neckar, Stand 10.6.2009 63 Sannwald, W. (Hrsg.), 1996: Schönbuch, Neckar, enge Gassen. Ortspläne und Landkarten aus vier Jahrhunderten. – S. 70 64 Gewässerdirektion Neckar (Hrsg.), 2002: Aktionsplan Hochwasser Neckar. 65 Vgl. Internetauftritt Historische Bildersammlung Mittelstadt, aufgerufen unter http://www.mittelstadt.info/pic-neckar-4-09.jpg, Stand 10.6.2009 66 Vgl. Internetauftritt Blogspot Altenburg, aufgerufen unter http://3.bp.blogspot.com/_OsZp3jl9zRE/SieWqvST_XI/AAAAAAAAC20/l2aYDr32j- /s1600/02_Hochwasser_L%C3%B6ffler.JPG, Stand 10.6.2009

36 dernissen des Hochwasserabflusses, zur Auffüllung von Vertiefungen und zur Verhütung und Beseiti- gung von Auflandungen. Die Ausdehnung der Überschwemmungsgebiete ist in Karten dargestellt. Aus der Sicht des Hochwasserschutzes sind Überschwemmungsgebiete in zweierlei Hinsicht von großer Bedeutung. Sie sichern das schadlose Abfließen von Hochwasser und gleichzeitig den Rück- halt von Wasser in den Überschwemmungsgebieten. Grundsätzlich ist es in festgesetzten Über- schwemmungsgebieten verboten, die Erdoberfläche zu erhöhen oder zu vertiefen, Anlagen herzustel- len, zu verändern oder zu beseitigen und Stoffe zu lagern. Außerdem ist es unzulässig, in Über- schwemmungsgebieten neue Baugebiete auszuweisen.67 Rechtlich festgesetzte Überschwemmungsgebiete sind im Planungsgebiet hauptsächlich in zwei Be- reichen zu finden (siehe Abb. 28). Im Bereich der Oberen Gäue westlich Rottenburg a. N. sind entlang der gesamten Strecke des Neckars Überschwemmungsgebiete ausgewiesen. Auch Starzel und Kat- zenbach sind inbegriffen. Zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen sind es lediglich kleinere Bereiche angrenzend an Rottenburg a. N. und auf Höhe der Hirschauer Baggerseen. Ein weiteres großes Überschwemmungsgebiet reicht von Tübingen-Lustnau bis Reutlingen-Mittelstadt, welches vor allem auf den Wiesenflächen zwischen Lustnau und Kirchentellinsfurt eine große Ausdehnung hat. Vorranggebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz Im Regionalplanentwurf Neckar-Alb 2013 sind, wie im Landesplanungsgesetz und im Landesentwick- lungsplan 2002 gefordert, zur Risikovorsorge in potenziell überflutungsgefährdeten Bereichen sowie zur Rückhaltung der Niederschläge außerhalb von Siedlungen Vorranggebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz als Ziel der Raumordnung festgelegt. In diesen Gebieten sind raumbedeutsame Nutzungen ausgeschlossen, wenn sie dem Hochwasserschutz entgegenstehen. Sie sind insbesonde- re von Bebauung freizuhalten. Des Weiteren sollen die Neuanlage und der Ausbau von Straßen mög- lichst vermieden und die Land- und Forstwirtschaft den Belangen des vorbeugenden Hochwasser- schutzes angepasst werden. Da die Vorranggebiete für Hochwasserschutz den regionalen Biotopver- bund ergänzen, sind wasserwirtschaftliche Maßnahmen auch auf die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszurichten. Da für die Region Neckar-Alb noch keine Hochwassergefahrenkarten vorlagen, wurden im Zuge der Fortschreibung des Landschaftsrahmenplans und des Regionalplans von 2007 bis 2013 die Vorrang- gebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz vom Regionalverband in Eigenregie ermittelt. Sie decken sich maßgeblich mit den Bereichen der Talböden, die von Flusssedimenten geprägt sind. Da- mit sind die Flächen erfasst, die auch historisch gesehen irgendwann von Hochwassern erreicht wur- den. Da der Ausschlusscharakter der Gebiete für vorbeugenden Hochwasserschutz weniger restriktiv und in erster Linie für untergeordnete Planungen rahmengebend ist, kann man sie als „erweiterte Schutz- zone“ für die Überschwemmungsgebiete sehen. Aus Sicht der Raumordnung bilden die Über- schwemmungsgebiete den Kern des Hochwasserschutzes und werden von den Gebieten für vorbeu- genden Hochwasserschutz ergänzt. Im Planungsgebiet ziehen sich die Gebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz am Neckar vom Bahnhof Eyach bis Rottenburg a. N. in einem eher schmaleren Band (siehe Abb. 28). Ab Rottenburg a. N. bis Kirchentellinsfurt weitet sich das Vorranggebiet aufgrund des breiteren Talbodens aus. Da- nach schmälert sich das Band wieder. Auch die Auen der Seitengewässer des Neckars sind durch Vorranggebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz erfasst, wobei aufgrund seiner breiteren Ausdehnung das Ammertal zwischen Unterjesingen und Tübingen hervorzuheben ist.

67 Absatz basiert auf Internetauftritt der Strukturgenehmigungsdirektion Süd, aufgerufen unter http://www.sgdsued.rlp.de/icc/ Internet/nav/986/98640548-a3c0-4d11-cc22-6680a2b720f9&class=net.icteam.cms.utils.search.AttributeManager&class_ uBasAttrDef=a001aaaa-aaaa-aaaa-eeee-000000000054.htm, Stand 28.7.2009

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Abbildung 28: Rechtlich festgesetzte Überschwemmungsgebiete68 sowie Vorranggebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz69 im Planungsgebiet

68 Quelle: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, 2012 69 Quelle: Regionalplanentwurf Neckar-Alb 2013

38 7.2 Stillgewässer

Die Stillgewässer im Planungsgebiet sind überwiegend anthropogenen Ursprungs (siehe Abb. 30). Nur die wichtigsten sollen hier behandelt werden. Über die Einbeziehung der Schutzgebiete sind auch weitere, kleinere Stillgewässer in der Planung berücksichtigt. Bei den Stillgewässern überwiegen Bag- gerseen. Am östlichen Stadtrand von Rottenburg a. N. befindet sich in einer Grünfläche ein kleinerer, ehemaliger Baggersee, der Rolu-See. Auf der Höhe zwischen Kiebingen und Bühl liegt links vom Neckar der Kiebinger Baggersee, rechts ist es der Bühler Baggersee. Beide sind in Teilen als Natur- schutzgebiet ausgewiesen. Sie sind die einzigen noch verbliebenen Abbaustätten im Neckartal der Region Neckar-Alb, bei denen aktuell noch Kiese und Sande abgebaut werden.70 Ca. 1 km östlich schließen bei Hirschau drei Baggerseen an. Der westliche ist als Badesee beliebt, der östliche ist klein und wird zur Fischzucht genutzt. Im weiteren Verlauf des Neckartals treten bei Kirchentellinsfurt auf der linken Neckarseite zwei große Baggerseen auf. Ein bekanntes Freizeitziel ist der westlich gelege- ne Epplesee, an welchem sich bei schönem Wetter viele Badegäste tummeln. Mit seinen 250 Metern Breite füllt er weite Teile des hier wieder engeren Talraums. Getrennt durch einen ca. 400 m breiten Landstreifen folgt im Osten der sogenannte Mayersee, ebenfalls ein Baggersee, der jedoch nicht zur Freizeitnutzung freigegeben ist. Kurz hinter Altenburg liegt rechts des Neckars der Baggersee Wei- mar. Er ist ebenfalls nicht für die Allgemeinheit zugänglich. Mitglieder eines Anglervereins „bewirt- schaften“ diesen See. Die Qualität der Baggerseen mit Badeerlaubnis (Hirschau und Kirchentellinsfurt) ist seit Jahren gut und beide sind von den Behörden als „zum Baden gut geeignet“ ausgewiesen.71

Abbildung 29: Der Baggersees Epple bei Kirchentellinsfurt aus der Vogelperspektive72

Aufgrund seiner Größe, obwohl ökologisch wenig wertvoll, muss das etwa 400 m lange und 100 m breite Pumpspeicherbecken bei Einsiedel Erwähnung finden. Es handelt sich um ein technisches Still- gewässer mit befestigtem Grund. Weitere künstliche Stillgewässer sind der Anlagensee im Stadtgebiet Tübingen im Park zwischen Neckar und Hauptbahnhof. Er bildet eine grüne Oase in der Stadt. Im Zuge der Gestaltung des zwischen Börstingen und Sulzau gelegenen Golfplatzes Weitenburg wurden zur ökologischen Aufwertung der Neckaraue mehrere künstliche, naturnah gestaltete Stillgewässer angelegt. Zwei davon sind in der Zwischenzeit als § 32-Biotop ausgewiesen. Aus ökologischer Sicht wertvoll ist auch das Feuchtgebiet Blaulach an der Bahnstrecke westlich von Kirchentellinsfurt. Es ist als Naturschutzgebiet und § 32-Biotop ausgewiesen. Kernbereich des Feuchtgebiets ist ein letzter, bis heute verbliebener Altwasserlauf des Neckars am südlichen Talrand, der sich in einem naturnahen Zustand befindet. Das Gewässer erhält ganzjährig Wasserzufluss durch einen Bach und aus einigen oberhalb gelegenen Hangquellen.

70 Regionalverband Neckar-Alb, 2013: Regionalplan Neckar-Alb 2013, Planentwurf 2013. 71 Vgl. Internetauftritt der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, aufgerufen unter http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/12524/, Stand 15.6.2009 72 Vgl. Homepage der Seglergemeinschaft Kirchentellinsfurt e. V., aufgerufen unter http://www.sgkfurt.de/sgk/grafik/ Baggersee.jpg, Stand 15.6.2009

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Abbildung 30: Wichtige Stillgewässer im Planungsgebiet73

73 Quelle: ATKIS Baden-Württemberg und Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Stand 2012

40 7.3 Relikte ehemaliger Altarme des Neckars

Auf Basis von historischen Karten ist es möglich, Anhaltspunkte für den ehemaligen Verlauf des Neckars zu erhalten. Informationen dazu können wichtige Hinweise für Maßnahmen in der Neckaraue liefern. Insbesondere dort, wo im Gelände Relikte oder Anzeichen ursprünglicher Verhältnisse vorlie- gen, bieten sich Renaturierungsmaßnahmen an. In diesem Zusammenhang sind sie der Bevölkerung im Allgemeinen und betroffenen Nutzern im Besonderen leichter vermittelbar. Die Ausführungen von Kapitel 5.4 zum historischen Verlauf des Neckars in der Region Neckar-Alb geben für die Zeitschicht vom 17. Jahrhundert bis Ende des 18. Jahrhunderts folgende Hinweise: - Der Neckar durchfloss das Tal in großen Schlingen. Zum Teil waren Altarme vorhanden. Die Neckarufer waren weitgehend gehölzfrei. - Das Relief des Talbodens war vielgestaltig, es war gekennzeichnet durch Rinnen, Mulden, Ebe- nen, flache Rücken und andere Auflandungen. Dementsprechend vielfältig waren die Bodenwas- serverhältnisse. Neben feuchten und nassen Bereichen gab es zeitweilig trocken fallende Flä- chen. Ehemalige oder sporadisch durchflossene Arme des Neckars wurden durch feuchte bis nasse, zeitweilig unter Wasser stehende Rinnen nachgezeichnet. - Die Neckartalaue war nicht bewaldet, sondern landwirtschaftlich genutzt. Vorherrschend war Grasland, aber es gab auch Ackerflächen. - Die Neckarufer waren teilweise durch Faschinen gesichert. (Hinweis Fr. Krommes, Stadtpla- nungsamt Tübingen: Im 18. und 19. Jahrhundert wurde für den Faschinenverbau großflächig Pflanzmaterial gezüchtet.) Hinweise auf ehemalige Neckarverläufe Neben dem Wissen über den ehemaligen Verlauf des Neckars aus historischen Karten können aktuel- le Feuchtgebiete in der Neckaraue Hinweise über frühere Verhältnisse geben. Der Abgleich zwischen historischen Karten, aktuellen topografischen Karten und der § 32-Biotopkartierung ergab Hinweise für folgende Bereiche, die auf einen Altarm des Neckars hinweisen (siehe Abb. 31): Gewann Blaulach nördlich Kusterdingen (Gemarkung Kusterdingen, Gemarkung Lustnau): Hierbei handelt es sich um ein „verwildertes“ Feuchtgebiet, das als Naturschutzgebiet und § 32-Biotop aus- gewiesen ist. Die tiefer gelegene, wassergefüllte Rinne erhält Wasserzufluss von einem Bach und Hangquellen. Bäume, Sträucher und Röhricht bilden ein teilweise undurchdringliches Dickicht. In der Verordnung des Regierungspräsidiums Tübingen über das NSG Blaulach wird als Schutzzweck die Erhaltung und Verbesserung eines Neckaraltarmes mit zum Teil seltenen und vom Aussterben be- drohten Pflanzengesellschaften und deren Tierbeständen genannt. Gewann Grien südwestlich Pliezhausen (Gemarkung Pliezhausen): Südlich an die Bundesstraße 297 grenzt ein ungenutztes, ca. 600 m langes und bis zu 50 m breites Feuchtgebiet, das von Bäumen, Sträuchern sowie Schilfröhricht und Hochstauden geprägt ist. Es erhält einen Wasserzufluss von ei- nem Quelllauf aus dem nördlichen Talhang. Das Gebiet ist als § 32-Biotop mit der Nummer 7421-415- 0056 ausgewiesen, dessen Name „Flussauenvegetation des Kleinen Neckars im Gewann Grien“ be- reits darauf hindeutet, dass er im Zusammenhang mit dem Neckar zu sehen ist. Aufschluss über ehemalige Verläufe des Neckars zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen geben geomorphologische Untersuchungen von Nagel74. Nagel dokumentiert unter anderem Relikte ehema- liger Neckararme sowie Randgerinne dieser Arme. Die markantesten sind in Abbildung 31 dargestellt. Die Flusskarte von Joseph Wild aus dem Jahr 1741 (siehe Kap. 5.4, Abb. 14) zeigt, dass die Neckar- aue zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen früher sehr stark differenziert war und dass der Neckar dort mehrere Schlingen und Nebenarme ausgebildet hatte. Heute sind in diesem Abschnitt keine Feuchtgebiete mehr zu finden, die auf einen ehemaligen Verlauf schließen lassen. Dennoch gibt es Hinweise darauf aus der topografischen Karte.

74 Nagel, Holger, 2004: Die Reliefentwicklung der Neckaraue und deren Randbereiche zwischen Rottenburg und Tübingen unter Berücksichtigung anthropogener Eingriffe auf der Basis einer geomorphologischen Kartierung (1:10 000). Eberhard-Karls- Universität Tübingen, Geowissenschaftliche Fakultät, Geographisches Institut.

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Abbildung 31: Relikte ehemaliger Neckaraltarme im Planungsgebiet in der Übersicht und im Detail

42 „Alter Neckar“ nördlich Bühl (Gemarkung Bühl): Nördlich Bühl mündet der Bühlertalbach in den Neckar, nachdem er die Ortschaft Bühl durchflossen hat. Das letzte Stück zwischen der Ortschaft und dem heutigen Neckarlauf ist in der topografischen Karte 1 : 25'000 als „Alter Neckar“ bezeichnet. Ne- ben dem Namen spricht auch die Lage der Flurstücke ab dem Gewann Kohl, Gemarkung Kiebingen, bis zur Mündung des Bühlerbachs in den Neckar für einen ehemaligen Neckarlauf in diesem Bereich. Gewann Hochwiesen südwestlich Hirschau (Gemarkung Hirschau): Dieser Ausschnitt liegt nördlich des vorhin genannten auf der rechten Neckarseite. Von Westen kommend mündet hier südlich Hir- schau der Arbach (Hochwiesengraben) in den Neckar. Auch hier lassen Topografie und Flurstückzu- schnitt eine Interpretation für einen ehemaligen Neckarverlauf zu.

7.4 Grundwasser

Grundwasser ist aufgrund seiner gleichmäßigen Temperatur, seines guten Geschmacks, der Keim- freiheit und der guten Verfügbarkeit in Deutschland besonders gut für die Versorgung mit Trinkwasser geeignet. In Baden Württemberg basiert die öffentliche Wasserversorgung zu 71% auf Grundwasser- entnahmen75. Das verdeutlicht, dass der Schutz von Grundwasservorkommen für die Trinkwasserver- sorgung elementar ist. Hauptgefahren für die Grundwasserbeschaffenheit sind Deposition und Bo- denpassage von Luftschadstoffen, die übermäßige Ausbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmit- teln und hochkonzentrierte Altlasten im Boden. Zum vorbeugenden Grundwasserschutz zählt die Ausweisung von Wasserschutzgebieten im Einzugsgebiet von Wasserwerken76. Wasserschutzgebiete werden üblicherweise in drei Zonen unterteilt, welche die Schutzstärke im Ein- zugsgebiet regeln: - Schutzzone I (Fassungsbereich): Sie schützt den Nahbereich (im Allgemeinen mindestens 10 m) der eigentlichen Fassungsanlage. Außer Mähen sind Nutzungen anderer Art wie Düngung, das Verletzen der belebten Bodenschicht oder der Deckschichten sowie das Betreten durch Unbefug- te verboten, weshalb das Gebiet im Regelfall umzäunt ist. - Schutzzone II (Engeres Schutzgebiet): Sie ist durch eine Fließzeit von mindestens 50 Tagen vom Rand bis zur Quelle definiert. Die Verletzung der Deckschicht ist verboten, weshalb grundsätzlich das Errichten baulicher Anlagen untersagt ist. Ebenso ist es unter anderem verboten, radioaktive und wassergefährdende Stoffe zu transportieren, zu Düngen oder Wald umzuwandeln. - Schutzzone III (Weiteres Schutzgebiet): Sie umfasst den gesamten Einzugsbereich der geschütz- ten Wasserfassung und soll diesen vor langfristigen Verunreinigungen oder schwer abbaubaren Verschmutzungen schützen. Die Nutzungsbeschränkungen sind hier weniger restriktiv, es ist le- diglich das Ablagern von Schutt, Abfällen oder wassergefährdenden Stoffen sowie das Ausbrin- gen von Gülle, Klärschlamm oder Pflanzenschutzmitteln verboten. Kläranlagen, Massentierhal- tung, Sand- und Kiesgruben sind ebenfalls nicht erlaubt.77 In der Region Neckar-Alb sind die bedeutendsten Grundwasserleiter der Weißjura, der Muschelkalk sowie die Talkiese des Neckars und der Nebenflüsse der Donau (Schmiecha-, Lauter- und - tal).78 Im Planungsgebiet befinden sich zwölf Fassungsbereiche mit dazugehörigen Wasserschutzge- bieten (siehe Abb. 32). Das größte befindet sich zwischen Rottenburg a. N. und Hirschau. Weitere Fassungsbereiche liegen südlich von Sulzau und Bieringen sowie nördlich von Bad Niedernau. Sie sind von Wasserschutzgebieten eingefasst. Drei weitere Fassungsbereiche um Kilchberg besitzen teilweise sehr große Wasserschutzgebiete. Im Bereich der Jahnallee in Tübingen liegt ein kleineres Wasserschutzgebiet auf. Ein großes Schutzgebiet mit zwei Fassungsbereichen zieht sich vom Tübin- ger Gewerbegebiet „Bereich Ost“ Richtung Kirchentellinsfurt südlich entlang des Neckars und bei Kir- chentellinsfurt und Einsiedel befindet sich je ein weiteres kleines Wasserschutzgebiet. In einer Fluss- biegung auf Höhe Pliezhausen liegt das östlichste Wasserschutzgebiet im Planungsgebiet.

75 Vgl. Internetauftritt der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, aufgerufen unter http://www.bgr.bund.de/cln_092/nn_322854/DE/Themen/Wasser/grundwasser__gewin__tab.html, Stand 29.7.2009 76 Absatz basiert auf den Quellen: Internetauftritt der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, aufgerufen unter http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Wasser/grundwasser__deutschland.html, Stand 29.7.2009; Internetauftritt Wikipedia, aufgerufen unter http://de.wikipedia.org/wiki/Grundwasser, Stand 28.7.2009 77 Informationen über die Schutzzonen stammen aus den Quellen: Landratsamt Tübingen: Rechtsverordnung zum Schutz des Grundwassers im Einzugsgebiet der Grundwasserfassungen „Unteres Neckartal“, Tübingen, 1993; Internetauftritt Geopro- tect, aufgerufen unter http://www.geoprotect.de/produkte_1d_1a.htm, Stand 29.7.2009; Internetauftritt Wikipedia, aufgerufen unter http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserschutzgebiet, Stand 29.7.2009 78 Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg (Hrsg.), 2003: Hydrogeologische Erkundung Baden-Württemberg: Hydrologische Grundkarte mit Beiheft: Mittlere Alb.

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Abbildung 32: Wasserschutzgebiete im Planungsgebiet79

79 Quelle: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Stand 2012

44 7.5 Wald

Gut ein Viertel des Planungsgebiets ist von Wald bedeckt (siehe Abb. 33). Nach ATKIS handelt es sich dabei überwiegend um „Laub- und Nadelholz“. Größere, zusammenhängende Wälder finden sich im Planungsgebiet im westlichen Abschnitt in den steilen Hanglagen des engen Neckartals, des Wei- teren in den Hanglagen zwischen Derendingen und Kirchentellinsfurt sowie zwischen Lustnau und Pliezhausen. Auch die Wälder des Spitzbergs müssen erwähnt werden. An das Planungsgebiet grenzt im Norden das große Waldgebiet des Schönbuchs, im Süden sind es die Wälder des Rammerts. Im Zusammenhang mit dem Neckarpark Region Neckar-Alb ist insbesondere die Bedeutung der Wäl- der für die Erholung von Relevanz. Dabei wurde auf die Waldfunktionenkartierung des Landes Baden- Württemberg zurückgegriffen. Bei der Waldfunktionenkartierung werden diejenigen Waldflächen als Erholungswald erfasst, die wegen einer auffallenden Inanspruchnahme durch Erholungssuchende eine besondere Bedeutung für die Erholung der Bevölkerung haben. Meist handelt es sich um Wälder in der Nähe von Verdichtungsräumen. Ein beträchtlicher Anteil der Wälder des Planungsgebiets ist in der Waldfunktionenkarte als Erholungswald ausgewiesen. Betroffen sind Waldgebiete nördlich Wa- chendorf, Wälder an den Hängen um Bad Niedernau, die Ausläufer des Schönbuchs bei Hagelloch, die Spitzbergwälder bei Tübingen, Wälder am Härtenrand westlich Wankheim und Kusterdingen sowie die Schönbuchausläufer zwischen Lustnau und Pliezhausen.

7.6 Ackerland, Grünland, Streuobstwiesen

Die weniger steilen und ebenen Lagen des Planungsgebiets stehen unter landwirtschaftlicher Nut- zung. Etwa 46 % der Fläche des Planungsgebiets ist Landwirtschaftsfläche. Sowohl Ackerland als auch Grünland kommt vor, wobei sich Schwerpunkte herausgebildet haben (siehe Abb. 33). Ackerland dominiert vor allem im Gebiet zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen, zwischen Rottenburg a. N. und Weiler sowie westlich Tübingen im Ammertal. Es kommt in nennenswerten Anteilen auch noch im Neckartal direkt östlich von Tübingen sowie um Pliezhausen und zwischen Oferdingen und Mittelstadt vor. Beim Ackerland handelt es sich zum großen Teil um landwirtschaftliche Vorrangfluren der Stufen 1 oder 2. Die Vorrangflur der Stufe 1 und 2 bezeichnet Flächen, die sich aufgrund der Ertragfähigkeit des Bodens, der Hangneigung, des Flurstückzuschnitts und dessen Lage zum landwirtschaftlichen Betrieb für die landwirtschaftliche Nutzung besonders gut (VFl. 1) bzw. noch gut (VFl. 2) eignen. Aus Sicht der Landwirtschaft müssen (VFl. 1) bzw. sollten (VFl. 2) diese von Fremdnutzungen, die der Landwirtschaft entgegenstehen, frei bleiben. Als Grünland bezeichnet man Flächen, auf denen Gras als Dauerkultur angebaut wird. Im Planungs- gebiet charakterisiert es den Neckartalgrund vom Bahnhof Eyach bis nach Rottenburg a. N., auch unmittelbar am Neckar zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen überwiegt diese Form der Nutzung. Unterhalb der Stadt Tübingen, auf Höhe Pfrondorf, wird der bis hierhin dominierende Ackerbau durch Grünland abgelöst. Dieses prägt das Neckartal in der Aue bis an die Regionsgrenze bei Mittelstadt. Beim überwiegenden Teil des Grünlandes handelt es sich um Mehrschnittwiesen. Auch Streuobstwiesen zählen zum Grünland, zeichnen sich jedoch durch die verstreute Lage von Obstbäumen, meist Hochstämme, aus. Der Streuobstbau spielt im Planungsgebiet noch eine bedeu- tende Rolle. Fast dreizehn Prozent des Planungsgebiets sind von Streuobstwiesen geprägt80. Das Planungsgebiet hat Anteil an der nach Meinung von Experten größten zusammenhängenden Streu- obstlandschaft Mitteleuropas, die sich im Vorland der Schwäbischen Alb von Balingen bis Göppingen und bis ins Neckarland hinein zieht.81 Größere, von Streuobstwiesen geprägte Gebiete ziehen sich im Planungsgebiet entlang des Rammerts von Rottenburg a. N. bis Tübingen, bedecken den West-, Süd- und Osthang des Spitzbergs, sowie den Schönbuchrand von Unterjesingen bis Pfrondorf. Aufgrund der wirtschaftlichen Unrentabilität und des geringen Interesses der jüngeren Generation sind viele Streuobstwiesen in einem vernachlässigten, ungepflegten Zustand. Streuobstwiesen besitzen aufgrund des Vorkommens vieler seltener und gefährdeter Arten sowie wegen ihrer ausgleichenden Wirkung im Landschaftshaushalt eine hohe ökologische Bedeutung. Außerdem sind sie beliebte Nah- erholungsgebiete und gewinnen für den naturgebundenen Tourismus zunehmend an Bedeutung.

80 Berechnung nach Gis-Daten des Regionalverbands Neckar-Alb, 2009 81 Vgl. Wagner F., Mayer M., 2009: Ein Streuobstzentrum für die größte Streuobstlandschaft Europas. – Unveröff. Bericht im Auftrag des Regionalverbands Neckar-Alb, Mössingen

45 Abbildung 33: Wald, Ackerland, Grünland und Streuobstwiesen sowie landwirtschaftliche Vorrangflu- ren 1 und 2 im Planungsgebiet82

82 Quellen: ATKIS Baden-Württemberg, Stand 2012, eigene Erhebungen, Stand 2002; Landwirtschaftsämter der Landkreise Reutlingen, Tübingen, , Stand unbekannt

46 7.7 Aktuelle und ehemalige Weinberge in Terrassenlage

Die Südhänge des mittleren und unteren Neckartals stellen den größten Teil der Anbaufläche des Weinbaugebietes Württemberg dar. Der Weinbau hat auch im Planungsgebiet, wie im gesamten Neckartal unterhalb von Rottenburg a. N., eine lange Tradition.83 Bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Weinbau im Neckartal von Rottenburg bis Tübingen noch weit verbreitet. Besonders die Anbauge- biete an den geschützten Südhängen von Schönbuch und Spitzberg (siehe Abb. 34) verhalfen dem Weinbau dieser Region im Mittelalter zu einer Blütezeit. Aufgrund verheerender Schäden durch die Reblaus im 19. Jahrhundert und der zunehmend besseren Verkehrsverbindungen, die den Import qualitativ hochwertigerer Weine ermöglichten, wurde der Weinbau mit der Zeit wirtschaftlich immer uninteressanter und kam bis auf Ausnahmen gänzlich zum Erliegen. Aktuell wird im Planungsgebiet nur noch wenig Weinbau betrieben. Die beiden größten Weinbauge- biete finden sich in der Südhanglage des Schönbuchs nördlich Unterjesingen und an den Südhängen des Wurmlinger Kapellenberges und des Spitzberges westlich von Tübingen.84 Einzelflächen kommen am Neckartalsüdhang am westlichen Stadtrand von Rottenburg a. N. vor. Bei den bewirtschafteten Flächen handelt es sich sämtlich um terrassierte Weinbergslagen. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg liegt der Anteil des Reblandes im Landkreis Tübingen seit Jahren konstant bei 9 ha. In den „Besenwirtschaften“85 angeboten, erfreuen sich die Tübinger und Unterjesin- ger Weine reger Nachfrage. Natursteinmauern und Terrassen weisen auch in heute anderweitig oder nicht mehr genutzten Lagen auf die alte Weinbautradition. Vielfach finden sich solche Flächen neben den aktuellen Weinbauflä- chen in den oben genannten Weinbaugebieten. Darüber hinaus gibt es kleinere Vorkommen im Stadt- gebiet von Rottenburg a. N. und westlich davon, im Stadtgebiet von Tübingen, bei Hagelloch, östlich Weiler an den Südhängen unter der Weilerburg sowie Einzelflächen in den Rammertseitentälern bei Kiebingen, Kilchberg und Weilheim. In aller Regel befinden sich die aus Naturschutzsicht wertvollen Trockenmauern in einem eher schlechten Zustand. Viele der ehemaligen Weinberge lagen ursprünglich innerhalb von Siedlungen oder am Siedlungs- rand. Sie sind inzwischen – vor allem aufgrund der exponierten Südlage – Gebäuden gewichen.

7.8 Heideflächen

Heideflächen kommen im Planungsgebiet nur vereinzelt vor, und zwar am Wurmlinger Kapellenberg, am Hirschauer Berg und am Spitzberg bei Tübingen (siehe Abb. 34). Am Hirschauer Berg und Spitz- berg liegen in Randlage zu den Weinbergen Kalkmagerrasen, am Wurmlinger Kapellenberg ist es eine Wacholderheide. Obwohl nur vereinzelt vorkommend, sind die Heideflächen dennoch landschaftsprä- gend.

83 Absatz stützt sich auf folgernde Quellen: Gfrörer, W. (Hrsg.), 1988: Der Kreis Tübingen. Internetauftritt Tübingen Insider Tipps, aufgerufen unter http://www.tuepps.de/wein.html, Stand 20.8.2009; Internetauftritt Wikipedia, aufgerufen unter http://de.wikipedia.org/wiki/Neckar, Stand 20.8.2009 84 Quelle: ATKIS-Daten des Landes Baden-Württemberg, Stand 2012 85 Besenwirtschaft: Von Winzern und Weinbauern saisonal geöffneter Gastbetrieb, in dem sie zu bestimmten Zeiten ihren selbsterzeugten Wein direkt vermarkten.

47 Abbildung 34: Aktuelle und ehemalige Weinberge in Terrassenlage sowie Heideflächen im Pla- nungsgebiet86

86 Quelle: ATKIS Baden-Württemberg sowie Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz , beide Stand 2012, Erhe- bungen Regionalverband Neckar-Alb auf der Basis von Luftbildern und Flurkarten

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7.9 Schutzgebiete nach Naturschutzgesetz und Landeswaldgesetz und regionaler Biotopverbund

Große Teile des Planungsgebiets stehen unter einem rechtlichen Schutz nach dem Naturschutzgesetz und Landeswaldgesetz. Nachfolgende Ausführungen sowie die Abb. 38 und 39 geben einen Überblick über die vorhandenen Schutzgebiete. Naturschutzgebiete Naturschutzgebiete sind streng geschützte Gebiete, in denen gemäß § 26 Abs. 1 Naturschutzgesetz Baden-Württemberg (NatSchG) „in besonderem Maße der Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen [...] erforderlich ist.“87 Weiter heißt es in Abs. 3: „Im Naturschutzge- biet sind nach Maßgabe der Rechtsverordnung alle Handlungen verboten, die das Gebiet, seinen Naturhaushalt oder einzelne seiner Bestandteile zerstören, beschädigen, verändern, nachhaltig stören oder die wissenschaftliche Forschung beeinträchtigen können.“

Tabelle 6: Naturschutzgebiete im Planungsgebiet

Name /Größe Gemarkung Kurzcharakterisierung Spitzberg – Ödenburg Derendingen, kulturhistorisch und aus Artenschutzsicht bedeutsamer Hirschau Steilhang mit Brachen, Halbtrockenrasen, Gebüschformatio- 9,9 ha nen, alten Weinbergmauern und –terrassen, Waldrändern und Streuobstbeständen Blaulach Kusterdingen, Neckaraltarm mit zum Teil seltenen und vom Aussterben Lustnau bedrohten, naturnahen Wasser-, Sumpf- und Uferpflanzen- 11,9 ha gesellschaften sowie deren Tierbestände, einschließlich einer Wiesenfläche und eines teilweise noch natürlichen Hangwaldes mit kleinen Hangrutschungsflächen und Quellaustritten Hirschauer Berg Hirschau Halbtrockenrasen, Gebüschstadien und steppenheideähnli- cher, lichter Kiefernwald mit vielfältiger Flora und äußerst 22,0 ha artenreicher Fauna Burglehen Rottenburg, Flachwasserzonen, Schlick- und Wasserflächen, Steilufer, Kiebingen Röhrichtbestände, Ruderalstandorte und Ufergehölze eines 16,3 ha Baggersees mit nahem Umland als wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von z. T. gefährdeten Arten, insbesondere Vogel-, Reptilien- und Amphibienarten Oberes Steinach Bühl, Kiebingen naturnahe Ufervegetation mit Auegehölzen, Röhrichtbestän- den, Steilufern und Flachwasserzonen eines Baggersees als 7,5 ha Brut-, Rast- und Nahrungsplatz zahlreicher gefährdeter Vo- gelarten Bühler Tal und Unte- Bühl, Kiebingen offene Kulturlandschaft mit gemähten, ungedüngten, nassen rer Bürg bis trockenen Wiesen, Streuobstbeständen, einem unver- bauten, frei mäandrierenden Bach mit natürlichem Galerie- 49,3 ha wald und mit Laubmischwald als Lebensraum für zahlreiche, z. T. geschützte und gefährdete Pflanzen- und Tierarten Trichter-Ehehalde Rottenburg Kalkmagerrasen und Trockengebüsche mit vielen seltenen, z. T. gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, anstehende ein- 2,7 ha zeitliche Neckarschotter

87 Vgl. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (Hrsg.), 2006: Naturschutzgesetze Bund und Land. – S. 118

49 Im Planungsgebiet gibt es sieben Naturschutzgebiete unterschiedlicher Ausprägung (siehe Tab. 6 und Karte 1 in der Anlage). Kulturbedingte Formen überwiegen. Neben Feuchtgebieten (Baggerseen, Alt- arm) sind es vor allem Halbtrockenrasen und Trockengebüsche sowie Streuobstwiesen. Waldschutzgebiete Gemäß § 32 Abs. 1 Landeswaldgesetz (LwaldG) kann Wald mit Zustimmung des Waldbesitzers durch Rechtsverordnung der höheren Forstbehörde zum Waldschutzgebiet (Bannwald oder Schonwald) erklärt werden, wenn es zur Sicherung der ungestörten natürlichen Entwicklung einer Waldgesell- schaft mit ihren Tier- und Pflanzenarten oder zur Erhaltung oder Erneuerung einer bestimmten Wald- gesellschaft mit ihren Tier- und Pflanzenarten oder eines bestimmten Bestandsaufbaus geboten er- scheint, forstliche Maßnahmen zu unterlassen oder durchzuführen. Bannwald ist nach § 32 LwaldG ein sich selbst überlassenes Waldreservat. Pflegemaßnahmen sind nicht erlaubt; anfallendes Holz darf nicht entnommen werden. Schonwald ist ein Waldreservat, in dem eine bestimmte Waldgesellschaft mit ihren Tier- und Pflanzenarten, ein bestimmter Bestandsaufbau oder ein bestimmter Waldbiotop zu erhalten, zu entwickeln oder zu erneuern ist.

Tabelle 7: Bannwälder und Schonwälder im Planungsgebiet88

Name / Größe Gemarkung Kurzcharakterisierung Bannwald Spitzberg Hirschau Buchen-Eichenwald und Elsbeeren-Eichen-Buchenwald 33,9 ha Schonwald Spitzberg Hirschau Buchen-Eichenwald mit Waldbiotopen 22,1 ha Schonwald Schelmenwald Pliezhausen, Eichen-Hainbuchenwald Mittelstadt 2,6 ha geplanter Schonwald Tübingen, Buchen-Eichenwald Nördlicher Neckarhang Kirchentellins- furt ca. 290 ha

Im Planungsgebiet sind ein Bannwald und zwei Schonwälder ausgewiesen (siehe Tab. 7 und Karte 1 im Anhang). Die Ausweisung eines weiteren, größeren Schonwaldes ist im Verfahren. Bei den Bann- und Schonwäldern handelt es sich überwiegend um Buchen-Eichenwald in wärmebegünstigten Süd- lagen. Beim Bannwald Spitzberg geht dieser über in einen Elsbeeren-Eichen-Buchenwald. Waldbiotope Gemäß § 30a Abs. 1 LwaldG dient Biotopschutzwald dem Schutz und der Erhaltung seltener Waldge- sellschaften sowie von Lebensräumen seltener wild wachsender Pflanzen und wild lebender Tiere. Nach Abs. 7 wird Biotopschutzwald bzw. die sogenannten Waldbiotope durch die Waldbiotopkartie- rung abgegrenzt und beschrieben. Es gelten die Verbote wie in den § 32-Biotopen. Im Planungsgebiet sind 162 Waldbiotope nach LwaldG mit einer Gesamtfläche von 159,2 ha ausge- wiesen (siehe Karte 1 in der Anlage). Abbildung 35 zeigt die Verteilung der Einzelbiotope nach Leitbio- toptypen. Demnach sind die meisten Waldbiotope Naturgebilde. Dabei handelt es sich unter anderem um offene Felsbildungen, Steilwände, Block- und Geröllhalden oder geomorphologische Sonderfor- men. Noch relativ häufig finden sich unter den Waldbiotopen Fließgewässer, Waldbestände mit selte- nen Tier- oder Pflanzenarten sowie seltene naturnahe Waldgesellschaften. Weniger häufig sind Still- gewässer, strukturreiche Waldbestände oder Waldränder sowie Feuchtbiotope, Sukzessionsflächen und Trockenbiotope. Im Planungsgebiet liegen die Waldbiotope überwiegend in den Wäldern der Neckartalhänge. Bemer- kenswert sind Bachklingen in den steileren Lagen westlich Rottenburg a. N. und östlich Tübingen. Am Spitzberg bei Tübingen kommt es aufgrund seltener Waldgesellschaften auf der Südseite (s. o. Wald- schutzgebiete) sowie einiger Talklingen auf der Nordseite zu einer gewissen Häufung. Die Waldbioto- pe sind in aller Regel kleinflächig, so auch im Planungsgebiet. 117 der 162 Biotope sind kleiner als

88 Quelle: Daten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Stand 2012

50 1 ha. 40 nehmen eine Flächengröße zwischen 1 und 5 ha ein, die übrigen fünf liegen zwischen 5 und 20 ha.

Naturgebilde, z. B. offene Feldbildung 61

Fließgewässer 24

Waldbestand mit schützenswerten Pflanzen / Tieren 18

Seltene naturnahe Waldgesellschaft 17

Stillgewässer 14

Strukturreicher Waldbestand / Waldrand 12

Moorbereich und Feuchtbiotop 9

Sukzessionsfläche 4

Trockenbiotop 3

0 10 20 30 40 50 60 70

Abbildung 35: Biotoptypen der im Planungsgebiet vorkommenden Waldbiotope89

§ 32-Biotope In § 32 Abs. 1 Naturschutzgesetz Baden-Württemberg (NatSchG) und dem entsprechenden Anhang sind die im Land besonders geschützten Biotope genannt. Sie stehen per se durch das Gesetz unter Schutz. Gemäß Abs. 7 erfassen die Naturschutzbehörden die besonders geschützten Biotope und tragen sie in Listen und Karten mit deklaratorischer Bedeutung ein. Nach Abs. 2 sind alle Handlungen, die zu einer Zerstörung oder erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung der Biotope führen kön- nen, verboten.

Feldgehölze und Feldhecken 467 Morphologische Sonderformen, anthropogen 114 Vegetation feuchter und nasser Standorte 74 Heiden, Mager-, Sand- und Trockenrasen 48 Gebüsche 38 Bruch-, Sumpf- und Auewälder 36 Fließgewässer 30 Wiesen und Weiden 8 Waldfreie Niedermoore und Sümpfe 8 Stillgewässer 6 Saumvegetation, Hochstauden- / Schlagfluren usw. 5 Sonstige 12

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500

Abbildung 36: Biotoptypen der im Planungsgebiet vorkommenden § 32-Biotope90

89 Quelle: Daten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Stand 2012 90 Quelle: Daten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Stand 2012

51 Im Planungsgebiet sind 846 besonders geschützte Biotope (§ 32-Biotope) mit einer Gesamtfläche von 431,3 ha ausgewiesen (siehe Karte 1 in der Anlage). Mit einer Anzahl von 467 überwiegen zahlenmä- ßig eindeutig Feldgehölze und Feldhecken (siehe Abb. 36). Die hohe Anzahl von Schutzgebieten mit morphologischen Sonderformen anthropogenen Ursprungs erklärt sich aus dem Vorkommen von Tro- ckenmauern in aktuellen und ehemaligen Weinbergen (siehe Kap. 7.7). 74 Biotope sind aufgrund des Vorkommens von Vegetation feuchter und nasser Standorte (richtig: Tauch- und Schwimmblattvegeta- tion, Quellfluren, Röhrichte und Großseggen-Riede) geschützt, die überwiegend in den Niederungen der Neckartals und Ammertals auftritt. Die wärmebegünstigten Lagen des Neckartals zeigen sich unter anderem in Heiden und Magerrasen, die im Gebiet verstreut zu finden. Vermehrt kommen auch Ge- büsche, Bruch-, Sumpf- und Auewälder sowie naturnahe Fließgewässer vor. Die übrigen Biotoptypen sind im Planungsgebiet nur vereinzelt anzutreffen. Bezüglich der Größe der § 32-Biotope zeigt sich eine ähnliche Verteilung wie bei den Waldbiotopen. Ein Großteil der Gebiete ist kleinflächig. Über 80 % der Biotope ist kleiner als 0,5 ha. Nur wenige wei- sen eine Größe über 5 ha auf. Die § 32-Biotope liegen prinzipiell über das gesamte Planungsgebiet verstreut. Zu einer deutlichen Anhäufung kommt es jedoch in der Tübinger Stufenrandbucht. Die Da- ten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz machen auch Angaben zur ökologi- schen Bedeutung der einzelnen § 32-Biotope. In einer fünfstufigen Skala werden hierbei unterschied- liche Bewertungen gegeben, wobei die höchste Bewertung eines Gebietes eine „gesamtstaatliche Bedeutung“ ist. Diese Einstufung erreichen nur die „Magerrasen im NSG am Hirschauer Berg (siehe Abb. 37). Neun §32-Biotope sind in ihrer Ausprägung und Ausstattung von landesweiter Bedeutung. Es sind dies vier Biotopkomplexe im Gewann Hirschhalde und Meer am Südhang östlich Unterjesin- gen, drei Biotopkomplexe im Gewann Hegnaubrunn und Bräuning am Südhang nördlich Unterjesin- gen, ein Biotopkomplex am Luise-Wetzel-Weg in Tübingen sowie Trockenmauern in der Neuhalde westlich von Tübingen. Damit wird noch einmal der hohe Naturschutzwert der Südhänge des Schön- buchs und des Spitzbergs deutlich. Die Gebiete mit einer weniger hohen Bewertung sollen hier nicht weiter betrachtet werden.

Gebiet von gesamtstaatlicher Bedeutung 1

Gebiet von landesweiter Bedeutung 9

Gebiet von regionaler Bedeutung 22

Gebiet von lokaler Bedeutung und guter 123 Ausprägung

Gebiet von lokaler Bedeutung 323

Gebiet mit ökologischer Ausgleichsfunktion 362

0 50 100 150 200 250 300 350 400

Abbildung 37: Ökologische Bedeutung der § 32-Biotope im Planungsgebiet

Flächenhafte Naturdenkmale Der Schutz von flächenhaften Naturdenkmalen ist durch § 31 NatSchG geregelt. Nach Abs. 1 können Gebiete mit einer Fläche bis zu fünf Hektar, deren Schutz und Erhaltung erforderlich sind, durch Rechtsverordnung zu Naturdenkmalen erklärt werden. Gemäß Abs. 2 sind die Beseitigung des Natur- denkmals und alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Veränderung oder Beeinträchtigung des Na- turdenkmals führen können, verboten. Im Planungsgebiet gibt es zehn flächenhafte Naturdenkmale mit einer Gesamtfläche von 19,0 ha. Es handelt sich hierbei um ganz unterschiedliche Lebensräume, beispielsweise Steinbrüche, Wiesen, Feuchtgebiete oder Hecken. Aufgrund ihrer geringen Größe sollen sie hier nicht im Einzelnen behandelt werden.

52 Abbildung 38: Kleinere Schutzgebiete nach Naturschutzgesetz und Landeswaldgesetz im Planungs- gebiet91

91 Quelle: Daten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Stand 2012

53

Abbildung 39: Größere Schutzgebiete nach Naturschutzgesetz und regionaler Biotopverbund im Pla- nungsgebiet92

92 Quelle: Daten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Stand 2012, Regionalverband Neckar-Alb, Stand 2009

54 Natura 2000-Gebiete In § 36 NatSchG verpflichtet sich das Land Baden-Württemberg zum Aufbau und Schutz des Europäi- schen ökologischen Netzes besonderer Schutzgebiete mit der Bezeichnung »Natura 2000« beizutra- gen. Dazu werden nach den in den Richtlinien 79/409/EWG und 92/43/EWG genannten Maßstäben die Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung (FFH-Gebiete) und die Europäischen Vogelschutzge- biete ausgewählt und durch Rechtsordnung festgelegt. Die Schutzgebietsausweisung bestimmt den Schutzzweck entsprechend den jeweiligen Erhaltungszielen und die erforderlichen Gebietsabgren- zungen. Das europäische Netz „Natura 2000“ umfasst also die Vogelschutzgebiete und die FFH- Gebiete. Deren Hauptzweck ist der Schutz von prioritären Biotopen und Arten. Das Planungsgebiet hat Anteil an fünf FFH-Gebieten und zwei Vogelschutzgebieten (siehe Tab. 8).

Tabelle 8: Natura 2000-Gebiete im Planungsgebiet93

Name / Größe Kurzcharakterisierung FFH-Gebiet Spitz- Mehrere isoliert gelegene, strukturreiche, nahezu waldfreie Landschaftsteile berg, Pfaffenberg, westlich Tübingen mit hohen Anteilen an Flachland-Mähwiesen, Streuobstwie- Kochhartgraben sen, Kalk-Magerrasen sowie teilweise terrassierten Hängen mit Trockenmauern und Neckar (ehemalige Weinberge); im Planungsgebiet vor allem Fließgewässer und 540 ha Feuchtgebiete im Neckartal sowie Magerrasen und terrassierte Hänge mit Tro- ckenmauern. Lebensraumtypen (Auswahl): Magere Flachland-Mähwiesen, Wacholderheiden, Kalk-Pionierrasen, Kalk-Magerrasen, feuchte Hochstauden- fluren, Fließgewässer mit flutender Wasservegetation, Auewälder mit Erle, Esche, Weide FFH-Gebiet Großflächige Buchen- und Buchenmischwälder des Schönbuchs sowie vielge- Schönbuch staltige Landschaft des Schönbuchsüdrandes mit ausgedehnten Streuobstbe- 339 ha ständen und mageren Wiesen; im Planungsgebiet vor allem Streuobstwiesen an der Schönbuchsüdseite. Lebensraumtypen (Auswahl): Hainsimsen- Buchenwald, Waldmeister-Buchenwald, Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald, Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald, Schlucht- und Hangwälder, Auewälder mit Erle, Esche, Weide, trockene Heiden, Wacholderheiden, orchideenreiche Kalk- Magerrasen, feuchte Hochstaudenfluren, magere Flachland-Mähwiesen FFH-Gebiet Strukturreiche Kulturlandschaft: Neben den Fließgewässern mit bachbegleiten- Neckar und Sei- den Hochstaudenfluren, Gehölzen und Auewäldern sind Kalk-Magerrasen, ma- tentäler bei Rot- gere Mähwiesen und naturnahe Wälder typisch, im Planungsgebiet vor allem tenburg Neckar und Aue sowie Unterläufe von Seltenbach, Starzel und Katzenbach mit 229 ha den dazugehörigen Lebensräumen. Lebensraumtypen (Auswahl): Fließge- wässer mit flutender Wasservegetation, Kalk-Pionierrasen, orchideenreiche Kalk-Magerrasen, feuchte Hochstaudenfluren, magere Flachland-Mähwiesen, Schlucht- und Hangmischwälder, Auewälder mit Erle, Esche, Weide FFH-Gebiet Ram- Großflächiges Waldgebiet mit Mischwäldern und naturnahen Fließgewässern, mert randlich mit Streuobstwiesen und Mähwiesen; im Planungsgebiet v. a. Streu- obstwiesen südlich Rottenburg a. N. Lebensraumtypen (Auswahl): Fließge- wässer mit flutender Wasservegetation, Kalk-Magerrasen (orchideenreiche Be- stände), feuchte Hochstaudenfluren, magere Flachland-Mähwiesen, Hainsim- sen-Buchenwald, Waldmeister-Buchenwald, Auewälder mit Erle, Esche, Weide FFH-Gebiet Mittle- Von Laubmischwäldern und teilweise Magerrasen geprägte, verstreut liegende res Albvorland bei Teilgebiete; im Planungsgebiet Laubwald und naturnahes Fließgewässer Mer- Reutlingen zenbach oberhalb Mittelstadt: Lebensraumtypen (Auswahl): Kalk-Magerrasen 12 ha (orchideenreiche Bestände), magere Flachland-Mähwiesen, Hainsimsen- Buchenwald, Waldmeister-Buchenwald, Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald. VSG Schönbuch siehe oben: Arten der Vogelschutz-RL (Auswahl): Halsbandschnäpper, Mit- 1.932 ha telspecht, Grauspecht, Wendehals, Neuntöter, Schwarzmilan, Rotmilan: Im Planungsgebiet sind vor allem die Vogelarten der Streuobstwiesen betroffen. VSG Mittlerer siehe oben Arten der Vogelschutz-RL (Auswahl): Grauspecht, Halsband- Rammert schnäpper, Mittelspecht, Neuntöter 353 ha

93 Quelle: Daten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Stand 2009

55 Tabelle 9: Landschaftsschutzgebiete im Planungsgebiet94

Name / Größe Kurzcharakterisierung95 Bühler Tal und unte- Klein parzellierte Kulturlandschaft von besonderer Vielfalt, Eigenart und rer Bürg Schönheit mit Wiesen, Streuobstbeständen und Hecken; Schutz- und Puf- ferzone für das gleichnamige NSG. 18,1 ha Härten Härtenhochfläche mit ausgedehnten Waldflächen und durch traditionelle Landnutzung entstandene Landschaftselemente wie Streuobstwiesen, Obst- 2,8 ha bäume entlang der Äcker, feuchtes Grünland und Bäche mit einer Vielzahl selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten; der Naherholungswert dieser Landschaft soll erhalten und verbessert werden. Katzenbachtal Landschaftlich wertvolles, in den Muschelkalk eingeschnittenes Tal mit Wie- senflächen im Talgrund, durch die der von einem naturnahen Galeriewald 65,4 ha gesäumte Katzenbach fließt. Wälder und offenen Felswände prägen die Hänge, an denen stellenweise mineralstoffreiche Quellen austreten. Neckartal zwischen Neckartal mit meist bewaldeten Hängen, Talbreite nach dem begleitenden Tübingen und Gestein wechselnd, stellenweise alte Neckarschotter. Plochingen 546,2 ha Oberes Neckartal mit Landschaftlich wertvolles, in den Muschelkalk eingeschnittenes Neckartal den Seitentälern und Seitentäler mit offenen, von Wiesen geprägten Talauen, bewaldeten Rommelstal, Star- Steilhängen und naturnahen, von Galeriewäldern geprägten Fließgewässern zeltal und Eyachtal mit einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt 1.389,4 ha Pfaffenberg Von Wald umgebener und teilweise bestandener ehemaliger Schilfsand- steinbruch mit „Märchensee“ mit artenreicher Tier- und Pflanzenwelt. 0,1 ha Rauher Rammert Weiträumige Waldfläche sowie Vorfelder mit einer reichhaltigen Gliederung hinsichtlich Geländerelief, standörtlichen Gegebenheiten und dem abwechs- 153,4 ha lungsreichen Waldbestand als Lebensstätte einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt Schönbuch Großes, geschlossenes Waldgebiet mit reichgegliederten Tälern, Hochflä- chen und Abhängen, Wechseln in der Gesteinszusammensetzung, Unter- 1.840 ha schieden des örtlichen Klimas und einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Herausragender kulturgeschichtlicher Wert durch die Klosteranlage Beben- hausen. Landschaftlich bedeutungsvoll ist auch der Steilabfall des Schön- buchs zum Ammertal bzw. zur Gäulandschaft. Spitzberg Gebiet mit besonderen Waldgesellschaften und einer strukturreichen offenen Kulturlandschaft mit terrassierten ehemaligen und aktuellen Weinbergen, 463,9 ha Streuobstwiesen, Magerrasen und Trockenmauern mit einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt. Unteres Ammertal Offenes Tal mit typischer Kulturlandschaft aus Äckern, Wiesen, Weiden, der Ammer mit ihrem Grabensystem und der begleitenden Vegetation, mit 348,2 ha Feuchtwiesen, Schilfröhrichten Hecken, Feldgehölzen und Streuobstwiesen mit einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt.

94 Quelle: Daten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Stand 2009 95 Quelle: Div. Schutzgebietsverordnungen des Landkreises Tübingen, eigene Kenntnisse

56 Landschaftsschutzgebiete Nach § 29 Abs. 1 NatSchG sind Landschaftsschutzgebiete Gebiete, in denen ein besonderer Schutz der Natur und Landschaft erforderlich ist. Dabei gilt der Schutzzweck neben der Erhaltung, der Ent- wicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes und der Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft auch der besonderen Bedeutung für die Erholung. Alle Handlungen, die den Charakter des Gebiets verändern oder dem Schutzzweck zuwiderlaufen, sind verboten. Das Planungsgebiet hat Anteil an zehn Landschaftsschutzgebieten (siehe Tab. 9 und Abb. 39). Es handelt sich durchweg um Gebiete mit unterschiedlichen Landschaftsteilen. Im Westen des Planungs- gebiets steht fast das gesamte Neckartal westlich Rottenburg a. N. einschließlich der einmündenden Seitentäler unter Schutz. Auch große Teile des Neckartals östlich von Tübingen unterliegen diesem Schutzstatus. In der Tübinger Stufenrandbucht sind es die Ausläufer des Schönbuchs und des Ram- merts, der Spitzberg sowie das untere Ammertal. Regionaler Biotopverbund Die Regionalverbände berücksichtigen im Rahmen ihrer Zuständigkeit die in den §§ 1 und 2 NatSchG aufgeführten Ziele und Grundsätze. Nach § 4 ist in den Landschaftsrahmenplänen ein regionaler Bio- topverbund darzustellen und durch planungsrechtliche Festlegungen in Regionalplänen zu sichern. Dem entsprechend ist im Regionalplanentwurf Neckar-Alb 2013 in Plansatz (3) als Ziel der Raumord- nung festgelegt, dass Gebiete, die für die Erhaltung einer artenreichen und standorttypischen Pflan- zen- und Tierwelt und damit für die langfristige Sicherung landschaftlicher Eigenarten sowie für die Regenerationsfähigkeit des Naturhaushalts eine besondere Bedeutung haben, zusammenhängend im Verbund zu schützen sind. Sie sind als Vorranggebiete für Naturschutz und Landschaftspflege festge- legt und im Regionalplan in der Raumnutzungskarte dargestellt. Die Vorranggebiete für Naturschutz und Landschaftspflege bilden zusammen mit den Wäldern den regionalen Biotopverbund; er wird durch die Vorranggebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz ergänzt. In Abb. 39 sind die Vorranggebiete für Naturschutz und Landschaftspflege und die Vorranggebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz aus dem Regionalplanentwurf Neckar-Alb 2013 dargestellt. Diese decken einen großen Teil der oben behandelten Schutzgebiete ab. Das regionale Biotopver- bundkonzept kann untergeordneten Planungen als Orientierung für Maßnahmen dienen. Gezielter Artenschutz Dem Regionalverband liegt der Entwurf für ein „Zielarten- und Maßnahmenkonzept zum Erhalt der Artenvielfalt im Neckartal zwischen Tübingen und Rottenburg“96 vor, welches den Handlungsbedarf aus Artenschutzsicht in diesem Bereich aufzeigt. In diesem Talabschnitt kommen folgende gefährdete und vom Aussterben bedrohte Arten vor: Die entsprechenden Flächen sind in Karte 1 aufgenommen. - Kiebitz: regelmäßiger Brutvogel bis in die 1990er Jahre; Vorkommen erloschen - Braunkehlchen: regelmäßiger Brutvogel bis Mitte der 1990er Jahre, nun unregelmäßiger Brutvogel - Rebhuhn: regelmäßiger Brutvogel bis 2007, 2008 Bestandsrückgang - Grauammer: regelmäßiger Brutvogel, jedoch kontinuierlicher Bestandsrückgang seit Mitte der 1990er Jahre

7.10 Bedeutende Bau- und Kulturdenkmale

Aufgrund seiner Geschichte ist das Planungsgebiet reich an Bau- und Kulturdenkmalen verschiedens- ter Art. Abbildung 40 und die Tabellen 10 und 11 geben einen Überblick über die aus Sicht des Denkmalschutzes bedeutendsten. Einige wenige Bau- und Kulturdenkmale in Randlage außerhalb des Planungsgebiet wurden aufgrund ihrer Sichtbeziehung zum Planungsgebiet mit aufgenommen. Zu unterscheiden ist hierbei zwischen Objekten und Gesamtanlagen auf der einen Seite und historischen Kulturlandschaften auf der anderen. Unter den Gesamtanlagen sind die Kernstadt von Rottenburg a. N. sowie die Altstadt von Tübingen, jeweils als Gesamtanlage, von herausragender Bedeutung. Unter den Gebäuden sind es vor allem Schlösser und Hofanlagen.

96 IAN (Initiative zum Erhalt der Artenvielfalt im Neckartal zwischen Tübingen und Rottenburg), 2008: Zielarten- und Maßnah- menkonzept zum Erhalt der Artenvielfalt im Neckartal zwischen Tübingen und Rottenburg, Entwurf.

57 Tabelle 10: Regional bedeutsame Bau- und Kulturdenkmale im Planungsgebiet97

Stadt/Gemeinde/-Ortsteil Name

Kirchentellinsfurt Schloss Kirchentellinsfurt Römisches Pfeilergrabmal (Abgüsse) Kirchentellinsfurt Wasserkraftanlage T 42 Pliezhausen Zwei-Eichen-Turm (Aussichtsturm) Pliezhausen Römisches Merkur-Relief am Turm der Kirche Pliezhausen-Rübgarten Schloss Reutlingen-Altenburg Wasserkraftanlage T 100 Reutlingen-Mittelstadt Wasserkraftanlage T 102 Reutlingen-Oferdingen Wasserkraftanlage T 101 Rottenburg a. N. Kernstadt mit Stadtbefestigung, Gesamtanlagenqualität Rottenburg a. N. Römische Siedlungsreste: Toilettenanlage, Lapidarium, Bad Rottenburg a. N. Dom St. Martin Rottenburg a. N. Stiftskirche St. Moriz Rottenburg a. N. Wallfahrtskirche St. Maria im Weggental Rottenburg a. N. Schadenweiler Hof Rottenburg a. N. Ehemalige Asbestfabrik im Preußischen Rottenburg a. N. Wasserkraftanlage Tübinger Straße T 52 Rottenburg a. N.-Bad Niedernau Wasserkraftanlage T 47 Rottenburg a. N.-Kiebingen Wasserkraftanlage T 57 Rottenburg a. N.-Obernau Schloss, Römerturm (Eselsturm) Rottenburg a. N.-Obernau Römische Wasserleitung Rottenburg a. N.-Weiler Rotenberg (Weilerburg, Aussichtsturm) Rottenburg a. N.-Wurmlingen Wurmlinger Kapelle St. Remigius Starzach-Börstingen Wasserkraftanlage T 9 Starzach-Sulzau Schloss Weitenburg Starzach-Wachendorf Schloss Wachendorf Tübingen Altstadt mit Gesamtanlagenqualität Tübingen Neckarfront mit Hölderlinturm Tübingen Schloss Hohentübingen Tübingen Stiftskirche Tübingen Ehemaliger Obermarchtaler Klosterhof (Ammern) Tübingen Wasserkraftwerk Rappenberghalde T 45 Tübingen Wasserkraftanlage Brückenstraße T 38 Tübingen Platanenallee Tübingen-Bebenhausen Ehemaliges Zisterzienserkloster Bebenhausen Tübingen-Bühl Schloss Bühl Tübingen-Kilchberg Schloss Kilchberg Tübingen-Kilchberg Keltengrabhügel Tübingen-Lustnau Ehemaliger Bebenhäuser Klosterhof Tübingen-Unterjesingen Schloss Roseck mit Kapelle Tübingen-Unterjesingen Keltergebäude herzogliches Klosteramt Bebenhausen Tübingen-Weilheim Scheunen am westlichen Ortsrand Tübingen-Weilheim Weilheimer Stele (Menhir)

97 Quelle: Regierungspräsidium Tübingen, Landesdenkmalamt, Stand 2004, eigene Ergänzungen

58 Ein bislang oft wenig beachtetes bzw. unterrepräsentiertes Kulturgut sind historische Kulturlandschaf- ten im Planungsgebiet. Sie prägen die Eigenart der Landschaft und machen sie unverwechselbar. Des Weiteren sind sie Zeugnis früherer Landeskulturen und Ergebnis einer oft Jahrhunderte langen land- baulichen Tätigkeit und Nutzung. Ihr Identität stiftender Charakter ist hervorzuheben. In Tabelle 11 sind die vom Landesdenkmalamt unter Schutz gestellten Kulturlandschaften zusam- mengestellt. Charakteristisch und prägend für die Tübinger Stufenrandbucht sowie das Neckartal un- mittelbar westlich Rottenburg a. N. sind terrassierte Weinberge mit Trockenmauern. Sie werden teil- weise heute noch weinbaulich genutzt. In vielen ehemaligen Weinbergslagen dominieren heute jedoch andere Nutzungen, ihr typischer Terrassen-Charakter ist jedoch erhalten. Streuobstwiesen, Mähwie- sen und Wochenendgrundstücke mit Rasen sind heutige Nutzungsformen. Manche Teile sind aus der Nutzung gefallen. Solche Pazellen werden durch Grünland- und Gebüschbrachen sowie Pioniergehöl- ze geprägt. Die Kulturlandschaft Unteres Ammertal westlich von Tübingen mit der Domäne Schwärzlocher Hof, Ammern und dem Ammerkanal sowie die Rodungsinsel Einsiedel mitsamt der dazugehörigen Domä- ne (ehemaliges Schloss) sind in ihrer Ausprägung ebenfalls schützenswert.

Tabelle 11: Regional bedeutsame historische Kulturlandschaften im Planungsgebiet98

Stadt/Gemeinde/-Ortsteil Name

Kirchentellinsfurt Kulturlandschaft Rodungsinsel Einsiedel Rottenburg a. N., Rottenburg a. N.-Bad Kulturlandschaft Weinbau Rottenburg West Niedernau Rottenburg a. N.-, Rottenburg Kulturlandschaft Weinbau Pfaffenberg a. N.-Wurmlingen Rottenburg a. N., Rottenburg a. N.- Kulturlandschaft Mähwiesen Rottenburg Ost Kiebingen, Tübingen-Hirschau, Tübingen- Bühl, Rottenburg a. N.-Wurmlingen Tübingen, Tübingen-Hagelloch Kulturlandschaft Weinbau Tübingen West, Hagelloch Tübingen, Tübingen-Unterjesingen, Rotten- Kulturlandschaft Unteres Ammertal mit Domäne burg a. N.-Wurmlingen, Ammerbuch- Schwärzlocher Hof, Ammern und historischem Kanal Pfäffingen, Rottenburg a. N. Tübingen-Hirschau, Tübingen, Rottenburg Kulturlandschaft Weinbau Wurmlinger Kapellenberg a. N.-Wurmlingen, Tübingen-Weilheim Hirschauer Berg, Spitzberg Tübingen-Unterjesingen, Tübingen Kulturlandschaft Weinbau Unterjesingen

98 Quelle: Regierungspräsidium Tübingen, Landesdenkmalamt, Stand 2004

59 Abbildung 40: Regional bedeutsame Bau- und Kulturdenkmale einschließlich Kulturlandschaften im Planungsgebiet99

99 Quelle: Regierungspräsidium Tübingen, Landesdenkmalamt, Stand 2004, eigene Ergänzungen

60 7.11 Siedlung und Verkehr

7.11.1 Siedlungserweiterungen Die Siedlungs- und Verkehrsfläche hat in der Region Neckar-Alb einen Anteil von ca. 26 % an der Gesamtfläche. Abbildung 41 zeigt den enormen Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsfläche in der Region seit 1990. Im Zeitraum von 2002 – 2005 wurden 1.345 ha Freiraum in Siedlungs- und Ver- kehrsfläche umgewidmet. Die Prognosen für die Bevölkerungsentwicklung im Planungsgebiet (siehe Kap. 5.7) lassen den Schluss zu, dass es auch mittelfristig zu Siedlungserweiterungen kommen wird. Zwar dürften diese geringere Flächen in Anspruch nehmen, als dies in den letzten Jahrzehnten der Fall war, doch von einem stark zurückgehenden Flächenverbrauch ist weder im Plangebiet noch in weiten Teilen der Region Neckar-Alb in den nächsten Jahren auszugehen. Aller Voraussicht nach wird es jedoch deutliche Unterschiede zwischen dem ländlichen Raum und dem Verdichtungsraum geben. Im ländlichen Raum wird der Rückgang der Bevölkerung deutlicher ausfallen als im Verdichtungs- raum. Dementsprechend ist auch von einer weniger hohen Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- erweiterungen auszugehen.

1.600 1.345 1.148 1.200 1.063

800

Hektar 492 400

0 1990 - 1993 1994 - 1997 1998 - 2001 2002 - 2005

Abbildung 41: Flächenumwidmung von Freiraum in Siedlungs- und Verkehrsfläche in der Region Neckar-Alb von 1990 bis 2005100 Aufgrund der hohen Wertigkeit von Freiräumen bezüglich Ökologie und Erholung muss der Aspekt „Flächeninanspruchnahme durch Siedlungen“ im Masterplan Neckarpark Berücksichtigung finden.

7.11.2 Zugänglichkeit der Neckarufer in Rottenburg a. N. und Tübingen Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Einbindung des Neckars in die Sied- lungsräume. Die Zugänglichkeit zum Neckar ist ein wesentlicher Faktor für dessen Erlebbarkeit und für die Identifizierung der Bevölkerung mit „ihrem“ Fluss. Unter Zugänglichkeit wird hier der Zugang zu den Neckarufern verstanden. Von „zugänglich“ in diesem Sinne würde man beispielsweise sprechen, wenn ein öffentlicher Weg am Ufer entlang führt oder eine Parkanlage direkt am Fluss liegt, so dass es möglich ist, ans Ufer zu treten und direkt auf den Neckar zu blicken. Nicht zugänglich wäre das Neckarufer, wenn durch Privatgrundstücke oder bauliche Maßnahmen der Zugang zu den Ufern und der ungestörte Blick zum Fluss verwehrt sind. Zugänglichkeit wird in dieser Arbeit nicht als Möglichkeit verstanden, ohne Hindernisse ins Wasser zu gelangen. Die Zugänglichkeit zum Neckarufer wird für die Städte Tübingen und Rottenburg a. N. dargestellt, da sonst keine größeren Ortschaften direkt am Neckar liegen. In den kleineren, direkt am Neckar liegen- den Orten Bad Niedernau, Bieringen, Mittelstadt, Oferdingen und Sulzau ist die Zugänglichkeit zum Neckar weitgehend gegeben.

100 Quelle: Statistisches Landesamt Baden Württemberg, 2007

61

Abbildung 42: Zugänglichkeit zum Neckar in Rottenburg a. N. (nach Angaben der Stadtverwaltung Rottenburg a. N.

Abbildung 43: Zugänglichkeit zum Neckar in Tübingen

62 Für die Stadt Rottenburg a. N. lagen Unterlagen der Stadtverwaltung vor. Demnach sind etwa 75 % der Neckarufer im Siedlungsbereich zugänglich. Nur circa ein Viertel der Ufer ist nicht zu begehen (siehe Abb. 42). Nicht zugänglich ist das linke Ufer (Nordseite) im Bereich des Freibads, im Bereich der Neckarhalde östlich der Königsstraße, auf dem Gebiet des Krankenhauses und im Bereich west- lich des Wasserkraftwerks Tübinger Straße. Das rechte Neckarufer (Südseite) ist lediglich beim Was- serkraftwerk „Beim Preußischen“ und auf einem Stück östlich der Königsstraße unzugänglich. Für die Stadt Tübingen lagen keine Angaben zur Zugänglichkeit zum Neckar vor. Nachfolgende Aus- führungen stützen sich auf Geländebegehungen und Luftbildauswertungen. In Tübingen ist die Zu- gänglichkeit an circa zwei Dritteln des Neckarufers gegeben. (siehe Abb. 43). Das linke Ufer (Nordsei- te) ist für die Allgemeinheit vom östlichen Neckareintritt in die Stadt bis zum Hölderlinturm unzugäng- lich, ebenso zwischen Eberhardsbrücke und Jugendherberge, im Bereich östlich des Wasserkraft- werks Brückenstraße und zwischen Ammermündung und westlichem Stadtaustritt des Neckars. Die rechte Uferseite (Südufer) ist nur zwischen der Derendinger Allee und dem Zufluss der Steinlach nicht zugänglich. Die Neckarinsel ist öffentlicher Raum. Ihre Ufer sind durchweg zugänglich.

7.11.3 Überörtliche Verkehrswege Das Planungsgebiet ist durch überörtliche Straßen sehr gut an die umliegenden Räume angebunden und durch ein enges Straßennetz im Inneren bestens erschlossen (siehe Abb. 44). Die Autobahn A 81 Stuttgart – Singen tangiert das Planungsgebiet im Westen und ermöglicht eine schnelle Verbindung nach Norden in Richtung Stuttgart und nach Süden in die Baar und den Boden- seeraum. Die Bundesstraße B 27, die das Planungsgebiet quert, schließt das Gebiet nach Norden hin wiederum an die Landeshauptstadt Stuttgart an, nach Süden hin schafft sie eine Verbindung zum Raum Balingen/Hechingen und weiter nach Rottweil. Von Tübingen aus schafft die B 28 nach Os- ten/Südosten eine gute Verbindung nach Reutlingen und zur Mittleren Schwäbischen Alb und nach Westen hin nach Herrenberg und in den Schwarzwald. Von Westen bei Horb a. N. ins Neckartal kommend verläuft die Landstraße L 370 bis Tübingen. In Tübingen geht diese über in die B 27, die dem Neckartal bis auf Höhe von Kirchentellinsfurt folgt, um dann nach Norden in Richtung Stuttgart abzuschwenken. Im Neckartal selber führt die B 297 weiter. Sie verlässt die Region Neckar-Alb in Richtung Nürtingen. Zahlreiche weitere Landesstraßenabschnit- te und Kreisstraßen sorgen für eine gute Vernetzung im Planungsgebiet. Auch über den Schienenweg ist das Planungsgebiet relativ gut erschlossen (siehe Abb. 44). Tübingen bildet einen Knotenpunkt, an dem sich Linien aus vier Richtungen treffen. Überregional bedeutsam ist die Verbindung Ulm – Sigmaringen – Aulendorf – Balingen – Tübingen – Reutlingen – Stuttgart. Sie kommt von Süden nach Tübingen herein und schwenkt nach Osten ins Neckartal ab, das es bis Stutt- gart nicht mehr verlässt. Der hier verkehrende Interregioexpress sorgt für eine schnelle Verbindung nach Stuttgart und in den Raum Sigmaringen im Zweistundentakt. Haltepunkte sind nur größere Bahnhöfe. Ergänzt wird die Strecke durch zahlreiche Regionalzüge, die öfter halten. Seit Dezember 2009 ist Tübingen durch eine Intercity-Verbindung nach Düsseldorf an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn angeschlossen. Nach Westen ist das Planungsgebiet an den Schwarzwald angebunden. Auf der Strecke Tübingen – Horb, die durch das hier landschaftlich sehr reizvolle obere Neckartal verläuft, verkehrt die „Kultur- bahn“. Sie ist eine Regionalbahn, die im Stundentakt, teilweise auch im Halbstundentakt, fährt. An diese Verbindung ist auch Rottenburg a. N. angebunden. Zwischen Tübingen und Herrenberg verläuft die 1999 reaktivierte „Ammertalbahn“, ebenfalls eine Regionalbahn. Auch sie fährt im Stundentakt und teilweise im Halbstundentakt.

7.11.4 Öffentlicher Personennahverkehr Das Neckartal ist nach Westen hin durch die Schienenstrecke Tübingen – Horb a. N. auf der gesam- ten Länge erschlossen, nach Osten hin reicht die Schienenstrecke Tübingen – Stuttgart bis Kirchentel- linsfurt, wo sie nach Süden hin ins Echaztal abschwenkt. Im Planungsgebiet und in randlicher Erreich- barkeit liegen 10 Bahnhöfe, die regelmäßig angefahren werden (siehe Tab. 12):

63 Tabelle 12: Bahnhöfe und Fahrten im und am Rande des Planungsgebiets101

Bahnhof Zughalte pro Tag Montag - Freitag Samstag Sonn- Feiertag Tübingen 390 246 220 Kirchentellinsfurt 128 82 70 Lustnau 96 70 70 Unterjesingen 82 58 40 Rottenburg a. N. 72 44 42 Kiebingen 66 44 42 Derendingen 50 34 22 Bieringen 42 34 34 Eyach 42 34 34 Bad Niedernau 36 34 34

Tabelle 13: Buslinien, Stationen und Fahrten im Planungsgebiet94

Buslinie/Station Bushalte pro Tag Montag - Freitag Samstag Sonn- Feiertag 7627 Rottenburg 96 22 22 7626 Station Rottenburg 72 32 20 7623 Rottenburg 72 30 22 7633 Rottenburg 64 26 20 7629 Station Rottenburg 64 20 20 115 Rottenburg 14 0 0 7632 Rottenburg 12 0 0 7622 Tübingen 94 56 36 18 Tübingen 82 56 36 826 Tübingen 82 32 32 7611 Tübingen 62 20 16 7625 Tübingen 52 18 8 7613 Tübingen 32 12 0 828 Tübingen 28 14 0 7612 Tübingen 22 0 0 754 Tübingen 16 2 2 RSV 3 Pliezhausen 98 70 66 7605 Kirchentellinsfurt 52 6 0 7601 Kirchentellinsfurt 42 10 6 203 Mittelstadt 34 12 0 105 Mittelstadt 20 0 0 10 Station Eyach 6 0 0 11 Station Eyach 6 0 0

101 Quelle: naldo Verkehrsverbund Neckar-Alb GmbH: Verbundfahrplan 2005

64 Abbildung 44: Überörtliche Straßen, Bahnlinien und Buslinien für das Planungsgebiet102

102 Quelle: ATKIS Land Baden-Württemberg, Stand 2012, eigene Ergänzungen

65 Im Planungsgebiet verkehren 23 überörtliche Buslinien, wobei die Städte Rottenburg a. N. und Tübin- gen mit deutlichem Abstand die höchsten Taktfrequenzen aufweisen (siehe Tab. 13 und Abb. 44). Erwartungsgemäß und ihrer Funktion entsprechend sind die Städte Rottenburg a. N. und Tübingen am besten an den ÖPNV angeschlossen. Für Touristen und Erholungssuchende, die den ÖPNV nut- zen, sind hier die Bedingungen sehr gut. Auch Kirchentellinsfurt und Pliezhausen weisen eine noch relativ hohe Taktfrequenz auf, die eine akzeptable Anbindung ermöglicht. Allerdings macht sich hier bereits die an Wochenenden und Feiertagen reduzierte Anzahl der Halte deutlich bemerkbar. Für Wochenendtouristen und Erholungssuchende sind vor allem die Fahrten an Sonn- und Feiertagen von Interesse. Hier müssen Nutzer ihre Planung teilweise deutlich auf den ÖPNV abrichten. Summa summarum sind weite Teile des Planungsgebiets sehr gut oder wenigstens akzeptabel an den ÖPNV angebunden. Problematisch gestaltet sich der Anschluss der Orte westlich von Rottenburg a. N. an Wochenend- und Feiertagen.

7.12 Erholung und Tourismus

In den folgenden Unterkapiteln werden Potenziale für Erholung und Tourismus erfasst und teilweise bewertet. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben. Die Bewertung ist eine Abschätzung, bezüglich der Bedeutung oder Eignung der behandelten Landschaftsteile, Einrichtungen oder Objekte im Sinne von Erholung und Tourismus.

7.12.1 Radwege Das Land Baden-Württemberg hat 17 Radfernwege ausgewiesen, auf denen weite Teile des Landes auf zwei Rädern erkundet werden können. Sie führen durch besonders schöne Landschaften und zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten von Baden-Württemberg. Durch das Planungsgebiet verlaufen zwei der Radfernwege - der Neckartal-Weg und der Hohenzollern-Weg. Neckartal-Weg (Ne): Der Neckartal-Radweg ist eine landschaftsbezogene, touristische Hauptader im Planungsgebiet (siehe Abb. 45).103 Im Gesamten bietet er die Möglichkeit, dem Neckar auf 370 km von der Quelle bis zur Mündung per Rad zu folgen. Er tritt beim Bahnhof Eyach in das Planungsgebiet ein und verlässt es unterhalb von Mittelstadt. Allermeist verläuft er in Neckarnähe. Er ermöglicht viel- fach einen Blick auf den Fluss. Er ist für diese Arbeit von näherem Interesse. Dem Neckar von der Quelle bis zur Mündung folgend ist er die verbindende Linie des überregionalen Neckarparks. Hohenzollern-Weg: Ein weiterer Hauptradwanderweg, der durch das Planungsgebiet verläuft, ist der Hohenzollern-Weg, der über 188 km von Esslingen bis an den Bodensee führt. Er tritt bei Unterjesin- gen in das Planungsgebiet ein, verläuft ab Rottenburg a. N. ein Stück auf dem Neckartal-Radweg und verlässt das Gebiet südlich von Bad Niedernau in Richtung Hechingen. Weitere Radwege: Außerdem gibt es noch die Steinlach- sowie die Eyachtalroute, die den jeweiligen Flüssen folgen und an deren Mündungen in den Neckar enden bzw. auf den Neckartal-Radweg sto- ßen. Zahlreiche weitere Radwege ergänzen das Netz, das Hauptaugenmerk soll hier aber auf den überregionalen Hauptradwanderwegen liegen.

7.12.2 Wanderwege Für Wanderer ist das Planungsgebiet durch wichtige Wanderwege des Schwäbischen Albvereins gut erschlossen (siehe Abb. 45). Neckarweg: Der Neckarweg für Wanderer – auf 441 km ebenfalls von der Quelle bis zur Mündung führend – liegt größtenteils abseits des Neckartal-Radwegs und von Straßen. Er hält sich vielfach dicht am Fluss, jedoch weicht er des Öfteren auch auf die Höhen am Talrand oder andere Erhebun- gen aus. So führt er beispielsweise zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen hoch zur Wurmlinger Kapelle und führt über den Spitzberg nach Tübingen.

103 Kapitel beruht auf der Quelle: Landesvermessungsamt Baden-Württemberg (Hrsg.), 2007: Die amtliche Freizeitkarte 523 Tübingen, Reutlingen, Schönbuch, Zollernalb.

66 Abbildung 45: Rad- und Wanderwege und Römerstraße Neckar-Alb im Planungsgebiet104

104 Quelle: Landesvermessungsamt Baden-Württemberg (Hrsg.): Freizeitkarte 523 Tübingen Reutlingen, Stuttgart, 2007; Internetauftritt des Neckar Erlebnis Tals, aufgerufen unter www.neckar-erlebnis-tal.de, Stand 25.02.2010

67 Main-Neckar-Rhein-Weg (HW 3): Ebenfalls durch das Gebiet verläuft der „Wanderweg Baden- Württemberg Main-Neckar-Rhein-Weg“. Er zieht sich auf 540 km durch ganz Baden-Württemberg von Norden nach Südwesten mit Beginn in Wertheim bei Würzburg und Ende in Lörrach. Nördlich von Tübingen tritt er aus dem Schönbuch in das Planungsgebiet ein, verläuft dann streckengleich wie der Neckarweg bis Rottenburg a. N., bevor er nach Süden abzweigt und das Gebiet Richtung Hechingen verlässt. Schwarzwald-Schwäbische Alb-Allgäu-Weg (HW 5): Der Schwarzwald-Schwäbische Alb-Allgäu-Weg verläuft nur kurz im Plangebiet von Nord nach Süd auf Höhe von Tübingen-Lustnau. Er beginnt in Pforzheim und endet nach 305 km am Schwarzen Grat bei Isny. Jacobusweg: Der Jacobusweg von Rothenburg nach Rottenburg a. N. (Gesamtlänge 200 km) tritt bei Pliezhausen ins Planungsgebiet ein und verläuft dann nördlich davon im Schönbuch bis er bei Tübin- gen wieder eintritt und nach Rottenburg a. N. hin verläuft. Dort gabelt er sich in zwei Äste, wobei der eine weiter nach Westen im Neckartal bis nach Horb a. N. verläuft und der andere nach Süden Rich- tung Hechingen. Der Jacobusweg mit dem südlichen Ast ab Rottenburg a. N. deckt sich im Planungs- gebiet vollständig mit dem Main-Neckar-Rhein-Weg (HW 3). Eine Vielzahl von ausgewiesenen Zugangswegen zu den Hauptwanderwegen ergänzt das Wander- wegsnetz.

7.12.3 Landschafts- und Naturerlebnis Von zentraler Bedeutung für den landschaftsgebundenen Tourismus und für die Erholung sind Mög- lichkeiten für Landschafts- und Naturerlebnis. Insbesondere für ländliche Gebiete werden im land- schaftsgebundenen Tourismus wirtschaftliche Potenziale gesehen. Dies ist umso wichtiger, als der Tourismus vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der „Landflucht“ den dort lebenden Menschen Perspektiven bieten kann. Nicht nur für den ländlichen Raum stecken im landschaftsge- bundenen Tourismus wirtschaftliche Potenziale. Viele Touristen schätzen neben den Attraktionen und Vorteilen in den Städten auch Angebote in benachbarten Landschaften. Kombiangebote im Städtetou- rismus mit Angeboten im Natur- und Landschaftserlebnis erhöhen die Attraktivität einer Stadt als tou- ristische Destination. Die Bestandsaufnahme der Kapitel 7.2 bis 7.9 wurde dahingehend ausgewertet, inwiefern sich Flä- chen und Objekte im und am Rande des Planungsgebiets für Landschafts- und Naturerlebnis eignen. Unterschieden wurde dabei zwischen großflächigen (siehe Tab. 14) und kleinflächigen (siehe Tab. 15) Gebieten. Sowohl die großflächigen als auch die kleinflächigen Gebiete sind in Abb. 46 aufgenom- men, wobei kleinflächige Vorkommen nur mit Symbolen gekennzeichnet sind, während die großen flächig dargestellt sind. Prinzipiell eignen sich weite Bereiche im Planungsgebiet für Landschafts- und Naturerlebnis. Charak- teristisch sind auch in diesem Teil des Neckartals strukturreiche und aus kulturhistorischer Sicht inte- ressante, teilweise schützenswerte Landschaftsteile (Streuobstwiesen, ehemalige Weinbaulagen, naturnahe Wälder), eine oft artenreiche und besondere Tier- und Pflanzenwelt sowie störungsarme Bereiche, die sich zum Ausruhen und Naturbeobachten eignen. Eine Verknüpfung mit typischen und besonderen regionalen Produkten bietet sich hier an.

68 Tabelle 14: Bedeutende großflächige Potenziale für Landschafts- und Naturerlebnis im Planungs- gebiet

Name Lage LSG Oberes Neckartal (mit Seitentälern) westlich Rottenburg a. N. Kulturlandschaft Weinbau Rottenburg-Neckarhalde drei isolierte Gebiete am westlichen Stadtrand von Rottenburg a. N. Kulturlandschaft Streuobst-Weinbau Pfaffenberg zwischen Pfäffingen und Wendelsheim Kulturlandschaft Streuobst-Weinbau Schönbuch- zwischen Tübingen und Entringen Südrand Kulturlandschaft Streuobst-Weinbau Spitzberg zwischen Tübingern und Wurmlingen Erholungswald Spitzberg zwischen Tübingen und Wurmlingen Kulturlandschaft Streuobst Rammert-Nordrand zwischen Weiler und Derendingen NSG Bühler Tal und unterer Bürg südlich Bühl Kulturlandschaft Unteres Ammertal westlich Tübingen Kulturlandschaft Rodungsinsel Einsiedel nördlich Kirchentellinsfurt Hangwald am Neckartal-Südhang östlich Tübingen zwischen Lustnau und Rübgarten Hangwald im Neckartal-Nordhang östlich Tübingen zwischen Derendingen und Kirchentellinsfurt LSG Neckartal zwischen Tübingen und Plochingen zwischen Tübingen und Mittelstadt

Tabelle 15: Bedeutende kleinflächige Potenziale für Landschafts- und Naturerlebnis im Planungs- gebiet

Gemarkung Name Kurzbeschreibung Börstingen Klinge bei Schloss Weitenburg Talklinge in Muschelkalk S Weitingen Börstingen Kohlensäurequellen im Gewann Natürliche Kohlensäurequellen im Neckartal SÖ „Im Winkel“ Börstingen Bad Niedernau Sieben-Täler-Höhle 270 m lange, befahrbare Höhle im Muschelkalk NW Bad Niedernau Bad Niedernau Felswand im Katzenbachtal Natürliche Muschelkalk-Felsformation SÖ Bad Niedernau Bad Niedernau Brunnenhaus, Römerquelle, Römerquelle mit Brunnenhaus, Apollorelief Apollorelief Bad Niedernau Auewald und Nasswiesen im Naturnahes Wiesental S Bad Niedernau Katzenbachtal Weiler Klinge beim Schlösslesberg Talklinge in Muschelkalk W Weiler Rottenburg Felswand im Neckartal Muschelkalk-Felswand (Aufschluss) SW Rotten- burg Rottenburg Trichter-Ehehalde (NSG) Kalkmagerrasen, Trockengebüsche Rottenburg Park mit Rolu-See Park mit See am Ö Stadtrand Wurmlingen Magerrasen und Wacholderhei- Wacholderheide, Magerrasen Ö Wurmlingen de am Wurmlinger Kapellenberg

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69 Fortsetzung Tabelle 15

Gemarkung Name Kurzbeschreibung Rottenburg, Kiebinger Baggersee (NSG Baggersee mit Verlandungszone Ö Rotten- Kiebingen Burglehen) burg Bühl, Bühler Baggersee (NSG Oberes Baggersee mit Verlandungszone N Bühl Kiebingen Steinach) Hirschau Magerrasen Hirschauer Berg Magerrasen, Gebüschstadien und lichter (NSG) Kiefernwald Hirschau Hirschauer Baggersee Baggersee mit Verlandungszone S Hirsch- au, Badesee Hirschau Moritzsee Baggersee SÖ Hirschau, Angelsee, rand- lich Gehölze Hirschau Dufelbachklinge am Spitzberg Talklinge im Keuper Ö Hirschau Hirschau, Klinge am Spitzberg beim Hir- Talklinge im Keuper SÖ Domäne Ammern Rottenburg schauer Wald Tübingen, Magerrasen Spitzberg - Öden- Steilhang mit Magerrasen, Gebüschstadien, Hirschau burg (NSG) Streuobstwiesen und alten Wienbergsmau- ern Tübingen Käsenbachklinge in Tübingen Talklinge im Keuper in Tübingen Tübingen Altholz Lustnauer Wäldle am Waldbestand mit alten Bäumen bei Lustnau Österberg Kusterdingen, Neckaraltarm Blaulach (NSG) Neckaraltarm N Kirchentellinsfurt Lustnau Pfrondorf Brandklinge, Stangenhölzles- Talklinge im Keuper Ö Pfrondorf klinge, Viehklinge Kirchentellinsfurt Kirchentellinsfurter Baggersee Baggersee mit Verlandungszone N Kirchen- (Epplesee) tellinsfurt, Badesee, Wassersport Rübgarten, Ochsenklinge und Schlierbach Talklinge im Keuper Ö Einsiedel Kusterdingen Rübgarten Reichenbach mit Klingen Talklingen im Keuper S Rübgarten Altenburg Feuchtgebiet NW Altenburg Feuchtgebiet in Talaue Altenburg, Altenburger Baggersee (Wei- Baggersee mit Verlandungszone N Alten- Oferdingen marsee) burg Oferdingen Feuchtgebiet NW Oferdingen Feuchtgebiet in Talaue im Bereich eines ehemaligen Altarmes Mittelstadt Vogelschutzgebiet Kirrisgrube Strukturreicher Landschaftsteil, Vorkommen zahlreicher Vogelarten Mittelstadt Buchbachklinge Talklinge im Keuper W Mittelstadt

70 Abbildung 46: Potenziale für Landschafts- und Naturerlebnis im Planungsgebiet

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Abbildung 47: Kulturdenkmale, Museen und Sammlungen als Potenziale für Erholung und Touris- mus105

105 Quellen: Internetauftritt Neckar Tourismus, aufgerufen unter www.neckar-tourismus.de, Stand 7.5.2009; Internetauftritt der Stadt Tübingen, aufgerufen unter www.tuebingen.de, Stand 7.6.2009; Internetauftritt der Wirtschaftsförderungs- und Touris- musgesellschaft (WTG) Rottenburg am Neckar mbH, aufgerufen unter www.wtg-rottenburg.de, Stand 7.6.2009

72 7.12.4 Museen und Sammlungen Ergänzend zu den bedeutenden Bau- und Kulturdenkmalen (siehe Kap. 7.9, Tab. 10), die Zeugen früherer Zeiten sind, zur Eigenheit und Unverwechselbarkeit der Städte, Gemeinden und der Land- schaft beitragen und in touristischer Hinsicht genutzt werden können, wurden bedeutende Museen und Sammlungen zusammengestellt (siehe Tab. 16 und Abb. 47). Viele von ihnen bieten in konzen- trierter und aufbereiteter Form einen vertieften Einblick in landschaftliche, kulturelle und geschichtliche Zusammenhänge der Region. Auch sie fungieren als Anziehungspunkte für Touristen. Überregional bedeutende Museen sind in den Städten Tübingen und Rottenburg a. N. zu finden. Hier zeigt sich die übergeordnete zentralörtliche Funktion bezüglich kultureller Einrichtungen dieser beiden Städte. In Tübingen sind neben der Kunsthalle verschiedene Sammlungen der Universität von natio- naler Bedeutung. In Rottenburg a. N. werden in vier Museen zahlreiche, überregional bedeutsame Kunst- und Baudenkmäler gezeigt. Insbesondere erwähnenswert sind Reste der römischen Besied- lung und Kultur. In kleineren Museen in Kirchentellinsfurt, Pliezhausen, Börstingen, Lustnau und Un- terjesingen sind vor allem Zeugnisse der lokalen und regionalen Alltagskultur zu sehen. Die hier genannten Museen und Sammlungen sind auch für den Tourismus von Bedeutung. Sie kön- nen in diesem Sinne in entsprechende Konzeptionen integriert werden.

Tabelle 16: Museen und Sammlungen im Planungsgebiet106

Nr. Stadt/Gemeinde/ Name Kurzbeschreibung -Ortsteil Kirchentellinsfurt Schlossmuseum Dauerausstellung zum dörflichen Leben und bäuerlichen Alltag Pliezhausen Dorfmuseum "Ahnenhaus" Bauernhaus, Bauerngarten, Backhaus, Dauerausstellung Erinnerungsbilder, Stri- ckereien, Beruf der Kaminmaurer Pliezhausen Obstsortenmuseum Hochstammpflanzung mit seltenen Obsts- orten; Gesamtfläche ca. 5 ha, 76 Apfel- und 31 Birnensorten. Rottenburg a. N. Diözesanmuseum Rottenburg Dauerausstellung: Kunst des Mittelalters und der Barockzeit Rottenburg a. N. Stiftsmuseum Dauerausstellung: Kirchliche Kunst des 15. bis 18. Jhds. Rottenburg a. N. Sülchgaumuseum Dauerausstellung: "Vorderösterreich 1381 - 1806" Rottenburg a. N. Sumelocenna-Museum Dauerausstellung zum Alltagsleben im römischen „Rottenburg“, Ausgrabungen eines Teils der antiken Stadt Starzach- Dorfmuseum „Kulturtankstelle“ Historisches Gebäude, Dauerausstellung Börstingen Alltagsgeschichte des dörflichen Lebens Tübingen Mineralogische Schau- und Minerale, Gesteine, Erze, Edelsteine und Lehrsammlung der Universität Meteoriten aus aller Welt Tübingen Paläontologische Sammlung Zahlreiche Versteinerungen und Skelette, der Universität u. a. Ammoniten, Fische, Saurier und eiszeitliche Säugetiere

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106 Quellen: Internetauftritt Neckar Tourismus, aufgerufen unter www.neckar-tourismus.de, Stand 7.5.2009; Internetauftritt der Stadt Tübingen, aufgerufen unter www.tuebingen.de, Stand 7.6.2009; Internetauftritt der Wirtschaftsförderungs- und Touris- musgesellschaft (WTG) Rottenburg am Neckar mbH, aufgerufen unter www.wtg-rottenburg.de, Stand 7.6.2009, Internetauf- tritt des Neckar Erlebnis Tals, aufgerufen unter www.neckar-erlebnis-tal.de, Stand 7.6.2009; Landesvermessungsamt Ba- den-Württemberg (Hrsg.): Freizeitkarte 523 Tübingen Reutlingen, Stuttgart, 2007

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Fortsetzung Tabelle 16

Nr. Stadt/Gemeinde/ Name Kurzbeschreibung -Ortsteil Tübingen Museum Schloss Hohentübin- Exponate Ur- und Frühgeschichte, Klassi- gen: Sammlungen denkmäler- sche Archäologie und Ägyptologie orientierte Wissenschaften Tübingen Kunsthalle Tübingen Wechselnde Ausstellungen Tübingen Stadtmuseum im Kornhaus Exponate aus der 900-jährigen Geschich- te der Stadt Tübingen Auto- und Spielzeugmuseum Alte Autos, Motorräder und Fahrräder Boxenstop (echte Oldtimer) sowie alte Spielsachen Tübingen Neuer Botanischer Garten Diversität, Evolution und Ökologie der Pflanzenwelt mit einer Vielzahl von Pflan- zenarten aus verschiedenen Erdteilen und Wuchsgebieten im Freiland und Ge- wächshaus Tübingen-Lustnau Heimatmuseum Lustnau Historisches Gebäude, Nachlass regiona- ler Künstler mit Gemälden, Skizzen, Mo- bilar und Gebrauchsgegenständen Tübingen- Isinger Dorfmuseum Historische Kelter, Geräte aus Weinbau, Unterjesingen Vieh- und Landwirtschaft Tübingen- Fahrradmuseum „Scheu- Infos und Exponate zur Entwicklung des Weilheim nenfund“ Fahrrades und zum regionalen Radrenn- sport in denkmalgeschützter Scheune

7.12.5 Freizeit- und Erholungseinrichtungen Freizeit- und Erholungseinrichtungen sind für Touristen und Erholungssuchende von Relevanz und werden von diesen gerne genutzt. Sie erhöhen die Attraktivität einer Gegend und sind oftmals aus- schlaggebend für die Entscheidung für ein Urlaubziel. Deshalb dürfen sie an dieser Stelle nicht fehlen. Im Planungsgebiet wurden nur Freizeit- und Erholungseinrichtungen mit überörtlicher Bedeutung er- fasst. Kleinere Einrichtungen wie Grillplätze oder Spielplätze wurden nicht berücksichtigt. In Tabelle 17 und Abbildung 48 sind die bedeutenden Freizeit- und Erholungseinrichtungen zusammengestellt. Da es sich um sehr unterschiedliche Einrichtungen handelt, fällt ein Vergleich sehr schwer.

Tabelle 17: Bedeutende Freizeit- und Erholungseinrichtungen im Planungsgebiet107

Stadt/Gemeinde/-Ortsteil Name Angebot Kirchentellinsfurt Baggersee Epple Badesee, Windsurfing, Segeln Pliezhausen Reit- und Fahrverein Pliezhausen e. V. Kutschfahrten, Reiten Pliezhausen-Dörnach Golfplatz Hammetweil Golf spielen Reutlingen-Altenburg Reitstall Erlenhof Reiten Reutlingen-Oferdingen Kanu Witt Bootsverleih

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107 Quellen: Internetauftritte der Städte und Gemeinden Pliezhausen, Reutlingen, Rottenburg a. N., Starzach, Tübingen, sowie des Landkreises Tübingen, jeweils Stand 25.02.2010; Internetauftritt der Wirtschaftsförderungs- und Tou- rismusgesellschaft (WTG) Rottenburg am Neckar mbH, aufgerufen unter www.wtg-rottenburg.de, Stand 7.6.2009; Internet- auftritt des Neckar Erlebnis Tals, aufgerufen unter www.neckar-erlebnis-tal.de, Stand 25.02.2010; Landesvermessungsamt Baden-Württemberg (Hrsg.): Freizeitkarte 523 Tübingen Reutlingen, Stuttgart, 2007

74 Fortsetzung Tabelle 17

Stadt/Gemeinde/-Ortsteil Name Angebot Rottenburg a. N. DAV Outdoor Kletterwand Klettern Rottenburg a. N. Städtisches Freibad Baden Rottenburg a. N. Reitverein Marienhof e.V. Kutschfahrten, Reiten Rottenburg a. N. Bootsverleih Peschel Bootsverleih Rottenburg a. N.-Bad Nie- Mineral- und Moorheilbad Bad Nie- Mineral- und Moorheilbad dernau dernau Rottenburg a. N.-Bieringen Tom's Adventure Tours Bootsverleih Starzach-Sulzau Golfplatz Weitenburg Golf spielen Starzach-Sulzau Pferderesidenz Schloss Weitenburg Reiten Tübingen Städtisches Freibad Baden Tübingen Stocherkahnverleih Bootsverleih Tübingen Bootsvermietung Bootsverleih Tübingen Outdoor Kletterwand Kletterwand Tübingen-Bühl Reit- und Fahrverein Bühl e. V. Reiten Tübingen-Hirschau Emka Freizeitcenter Hirschau Kletterwand, Indoorsport- arten Tübingen-Hirschau Hirschauer Baggersee Badesee Tübingen-Kressbach Golfplatz Kressbach Golf spielen Wannweil Reitverein Wannweil e. V. Reiten

Entsprechende Einrichtungen kommen über das gesamte Planungsgebiet verteilt vor. In Tübingen sowie in Rottenburg a. N. kommt es zu einer Häufung infrastruktureller Einrichtungen, beispielsweise Bäder oder Bootsverleihe. Das zeigt, dass die zentralen Orte ihrer Funktion als Ober- bzw. Mittelzent- rum auch auf dieser Ebene gerecht werden. Auch außerhalb dieser beiden Städte kommen überörtlich bedeutsame Freizeit- und Erholungseinrichtungen vor. Zumeist sind sie landschaftsgebunden wie Golfplätze, Baggerseen oder Reitmöglichkeiten.

7.12.6 Spezifische Übernachtungsmöglichkeiten für Radfahrer und Wanderer Eine wichtige Teilfunktion für den Rad- und Wandertourismus haben auf diese Zielgruppe ausgerichte- te Übernachtungsangebote. Sie werden aus diesem Grunde in den Masterplan aufgenommen (siehe Tab. 18). Die Übernachtungsverzeichnisse "Bett & Bike" des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. (ADFC) machen es Radlern besonders leicht, ein passendes Quartier zu finden. Bundesweit gibt es inzwischen 5.000 Hotels, Pensionen, Jugendherbergen, Naturfreundehäuser und Campingplätze, die sich auf die besonderen Bedürfnisse von radelnden Gästen eingestellt haben. Bei der Auswahl der radlerfreundlichen Übernachtungsbetriebe ist Qualität Trumpf: Nur wer die ADFC-Qualitätskriterien erfüllt, erhält vom ADFC eine Urkunde und darf sich mit der Bett & Bike-Plakette schmücken. Sie sig- nalisiert: Radler sind hier willkommen. Im Planungsgebiet sind es insgesamt 14 Unterkünfte. Es handelt sich maßgeblich um Hotels in den Städten Rottenburg a. N. und Tübingen. Hervorzuheben sind die Campingplätze in Rottenburg a. N. und Tübingen sowie die Jugendherberge in Tübingen. Das Hotel-Restaurant Württemberger Hof in Rottenburg a. N. kann außerdem das Zertifikat "Quali- tätsgastgeber Wanderbares Deutschland" vorweisen, welches vom Schwäbischen Alb- Tourismusverband für Betriebe vergeben wird, die sich besonders den Wanderern und Radfahrern verpflichtet fühlen.

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Tabelle 18: Auf Radfahrer und Wanderer ausgerichtete Übernachtungsmöglichkeiten im Planungs- gebiet

Stadt/Gemeinde/-Ortsteil Name Angebot Ammerbuch-Pfäffingen Hotel Gasthof Lamm Bett & Bike Rottenburg a. N. Campingplatz Paul Walther Bett & Bike Rottenburg a. N. Hotel Gasthof Anker Bett & Bike Rottenburg a. N. Hotel Martinshof Bett & Bike Rottenburg a. N. Hotel-Restaurant Württemberger Bett & Bike; Qualitätsgastge- Hof ber Wanderbares Deutschland Rottenburg a. N.-Bieringen Ferienwohnung Theresia Kübler Bett & Bike Starzach-Börstingen Weinbergschneckenhaus - Tübingen Neckarcamping Tübingen Bett & Bike Tübingen Hotel Am Schloss Bett & Bike Tübingen Hotel Garni Kupferhammer Bett & Bike Tübingen Hotel-Restaurant Kreuzberg Bett & Bike Tübingen Hotel am Bad Bett & Bike Tübingen Jugendherberge Tübingen Bett & Bike Tübingen-Unterjesingen Gasthof-Hotel Lamm Bett & Bike

7.12.7 Tourismusinformationsstellen Touristen nutzen gerne kommunale Einrichtungen, um sich über touristische und kulturelle Angebote und Unterkunftsmöglichkeiten zu informieren. Im Planungsgebiet gibt es dafür drei Einrichtungen (sie- he Tab. 19 und Abb. 48). Sie werden in die Bestandsaufnahme des Masterplans Neckartal aufge- nommen.

Tabelle 19: Touristeninformationen im Planungsgebiet108

Nr. Stadt/Gemeinde Name Rottenburg a. N. WTG Touristeninformation Rottenburg Tübingen Verkehrsverein Tübingen Pliezhausen Touristeninformation Pliezhausen

108 Quelle: Internetauftritte der Städte Rottenburg a. N. und Tübingen sowie der Gemeinde Pliezhausen

76 Abbildung 48: Bedeutende Freizeit- und Erholungseinrichtungen sowie Informationszentren als Po- tenziale für Erholung und Tourismus 109

109 Quellen: Internetauftritte der Städte und Gemeinden Pliezhausen, Reutlingen, Rottenburg a. N., Starzach, Tübingen, Wannweil sowie des Landkreises Tübingen, jeweils Stand 25.02.2010; Internetauftritt der Wirtschaftsförderungs- und Tou- rismusgesellschaft (WTG) Rottenburg am Neckar mbH, aufgerufen unter www.wtg-rottenburg.de, Stand 7.6.2009; Internet- auftritt des Neckar Erlebnis Tals, aufgerufen unter www.neckar-erlebnis-tal.de, Stand 25.02.2010; Landesvermessungsamt Baden-Württemberg (Hrsg.), 2007: Die amtliche Freizeitkarte 523 Tübingen, Reutlingen, Schönbuch, Zollernalb.

77 7.12.8 Weiteres Römerstraße Neckar-Alb Die Römerstraße Neckar-Alb-Aare verbindet auf historischen Römerwegen zahlreiche Schauplätze antiker Geschichte. Sie führt von Köngen im Landkreis Esslingen durch das Neckartal bis Rottenburg a. N. Von dort schwenkt sie nach Süden ab und gelangt über zwei Hauptrouten, die mehrere Abzwei- gungen aufweisen, zum einen in den westlichen Bodenseeraum bis nach Eschenz (Schweiz) und zum anderen nach Windisch (Schweiz). Auf der Straßenroute können vielfältige Siedlungstypen der römi- schen Zeit "erfahren" werden: Ländlicher Gutshof, dörfliche Siedlung, Kastellort und Hauptstadt einer Civitas. Ausgrabungen, Denkmale und Museen entlang der Römerstraße sind eindrucksvolle Spuren der provinzialrömischen Geschichte Obergermaniens. Die Römerstraße Neckar-Alb taucht bei Reutlingen-Mittelstadt in das Planungsgebiet ein und führt über die B 297 und die B 27 bis Tübingen (siehe Abb. 45). Auf der L 370 führt sie das Neckartal auf- wärts bis Rottenburg a. N. und verlässt das Tal auf der L 385 südlich von Rottenburg a. N.. Folgende Sehenswürdigkeiten aus der Römerzeit sind im Internetauftritt www.roemerstrasse-neckar-alb.de im Planungsgebiet vermerkt: Dies sind ein Merkur-Relief am Turm der Kirche von Pliezhausen, das Pfei- lergrabmal beim Kirchentellinsfurter Baggersee, das Sumelocenna-Museum, ein Ausschnitt der anti- ken Stadt sowie einer Toilettenanlage, einem Lapidarium und einem Römerbad in Rottenburg a. N.. Die Römerquelle in Bad Niedernau und Quellen mit Resten einer römischen Wasserleitung in Ober- nau ergänzen das Bild der römischen Epoche im Gebiet. Die genannten Objekte sind unter den be- deutenden Bau- und Kulturdenkmalen bereits aufgelistet (siehe Kap. 7.9, Tab. 10). Sie finden in der weiteren Planung Berücksichtigung. Neckar-Erlebnis-Tal (NET) Das Neckar-Erlebnis-Tal ist eine Initiative der Städte und Gemeinden im oberen Neckartal von Sulz über Horb bis Rottenburg a. N. Es wird als Tourismus- und Freizeitdestination beworben und beinhal- tet die Vernetzung aller Kulturhighlights, Freizeitmöglichkeiten und Veranstaltungen der Gemeinden und Städte. Das Neckar-Erlebnis-Tal bietet eine Menge attraktiver Angebote aus den Bereichen Sport, Freizeit, Kultur und Kunst. Landschaftserlebnis, Ausgleich und Erholung sind in dem attraktiven Tal- abschnitt durch Wander- und Radwege sowie durch Kanufahren möglich. Herausragende Veranstal- tungen mit zahlreichen kulturellen Angeboten sind große Events, wie zum Beispiel Mobil ohne Auto, der Rottenburger Kultursommer, die Ritterspiele in Horb, das Starzachfest oder das Neckarfest in Sulz. Da sich das Neckar-Erlebnis-Tal in seiner bisherigen Form hervorragend entwickelt und bewährt hat, sind im Rahmen des Masterplans Neckar keine weiteren Vorschläge dazu erforderlich. Vielmehr kann das Neckar-Erlebnis-Tal für weitere Tourismus- und Freizeitkonzeptionen im Neckartal als Vorbild oder Anknüpfungspunkt dienen. Landschaftsführungen Naturschutzverbände leisten in puncto Landschaftsführungen seit Jahren vorbildliche Arbeit. Naturer- lebnis und Naturbeobachtung finden zunehmend Beachtung auch bei den Kommunen. Zum einen möchte man den Tourismus fördern, zum anderen der zunehmenden Wissenserosion bezüglich der Natur in der Bevölkerung entgegen wirken. Der Landkreis Tübingen hat das Faltblatt „Natur erleben“ herausgegeben, in dem auf diesbezügliche Angebote im Planungsgebiet verwiesen wird. Es handelt sich um - Naturkundliche Führung im Neckartal (Neckartalranger H. Dold) - Wissenswertes zum Neckar und seinen Bewohnern (Neckartalranger H. Dold) - Vogelkundliche Führung im Neckartal (NABU-Gruppe Mössingen, H. Nill) - Kulturlandschaft – Streuobstwiesen und Weinberge, Unterjesingen (Fr. Elgner-Eisenmann) - Weinbau in Unterjesingen (Fr. Elgner-Eisenmann) - Vogelkundliche Führungen am Wurmlinger Kapellenberg (Vogelkundliche Führung) (Natur- und Vogelschutzverein Wurmlingen, Fr. Kienzler) - Mit dem Winzerpaar zur Weinprobe in den Weinberg am Wurmlinger Kapellenberg (Fr. und H. Fleischhacker)

78 Wein- und Most-Besenwirtschaften Im Landkreis Tübingen sind knapp 10 ha mit Reben bestockt110. Örtliche Schwerpunkte sind Unter- jesingen, Hirschau, Wurmlingen, Wendelsheim und Breitenholz. Die Flächen zählen zum bestimmten Anbaugebiet „Oberer Neckar“. Verschiedene Winzer im Gebiet schenken saisonal ihren eigenen Wein in sogenannten Besenwirtschaften aus und bieten gleichzeitig Vesper und Ähnliches an. Das Planungsgebiet hat Anteil an der größten zusammenhängenden Streuobstlandschaft Europas. Traditionell wurde aus Äpfeln und Birnen vor allem Most hergestellt. Diese Tradition ist seit Jahrzehn- ten im Rückgang begriffen, womit auch der Rückgang der Streuobstwiesen zusammenhängt. Die Be- mühungen um die Erhaltung der Streuobstwiesen sind vielfältig. Eine besondere Rolle für die diesbe- zügliche Bewusstseinsbildung können Most-Besenwirtschaften leisten, in denen Most und Säfte und andere regionale Produkte saisonal zum Verzehr angeboten werden. Auch für Touristen können die in Wein- und Most-Besenwirtschaften angebotenen regionalen Produk- te attraktiv sein. Entsprechende Besenwirtschaften im Planungsgebiet sind in Tabelle 20 zusammen- gestellt.

Tabelle 20: Wein- und Most-Besenwirtschaften im und in der näheren Umgebung des Planungsge- biets111

Ort Name regionale Angebote Ammerbuch-Pfäffingen Besenwirtschaft „Ammertal“ Weine, Vesper Rottenburg a. N. Besenwirtschaft „Alte Welt“ Weine, Vesper Rottenburg a. N. Besenwirtschaft „Turmstube“ Weine, Vesper Rottenburg a. N.-Wendelsheim „Gemütlicher Weinbesen“ Familie Biesinger Weine, Vesper Rottenburg a. N.-Wurmlingen Besenwirtschaft „Wolfgang Sieß“ Weine, Vesper Tübingen Besenwirtschaft „Gugel“ Weine, Apfelsaft, Vesper Tübingen „Altstadt-Besenwirtschaft“ Weine, Edelbrände, Likö- re, Gerichte, Vesper Tübingen-Unterjesingen Besenwirtschaft „Maichle“ Weine, Vesper Tübingen-Unterjesingen „Besenwirtschaft Alexander Müller“ Weine, Gerichte, Vesper Tübingen-Unterjesingen Besenwirtschaft „Am Enzbach“ Weine, Vesper Tübingen-Unterjesingen „Marktbesen“ Weine, Vesper Tübingen-Unterjesingen „Besenwirtschaft Seibold“ Weine, Vesper Tübingen-Unterjesingen „Weinbesen Familie Teufel“ Weine, Gerichte, Vesper Tübingen-Unterjesingen „Freiluft Mostbesen Schloss Roseck“ Most, Apfelsaft, Vesper

Direktvermarkter Wie bereits oben erwähnt wurde, sind als erfahrbarer Teil einer Landschaft und für deren Vermittlung auch typische und besondere regionale Produkte und die Menschen, die dahinter stehen, von Bedeu- tung. Insbesondere für Radfahrer und Wanderer liegen Direktvermarkter entsprechender Produkte unmittelbar am Wege oder in der Nähe der gewählten Routen. Sie bieten attraktive und angenehme Abwechslungen. Auch sie könnten in touristische Konzepte eingebunden werden. In Tabelle 21 sind die Direktvermarkter im Planungsgebiet aufgelistet.

110 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Regionaldaten Landkreis Tübingen. 111 Quelle: http://karte.wanderwalter.de/tuebingen/232.html) und http://www.bauernhof-rt.de/aktuelles.php

79 Tabelle 21: Direktvermarkter im Planungsgebiet112

Ort Name Angebot Pliezhausen Biolandhofladen Dorothea Beck Gemüse, Blumen Pliezhausen Hofladen Geflügelzucht Zachar Geflügel Pliezhausen Mosterei / Brennerei Hermann Kern Edelbrände Rottenburg a. N. Gärtnerei Staudenmaier Gemüse, Salate Rottenburg a. N. Biolandbetrieb Justizvollzugsanstalt Obst, Gemüse, Getreide, Kartoffeln, Rottenburg, Hofladen Apfelsaft, Fleisch, Wurst, Geflügel Rottenburg a. N. (Aus- Biolandebetrieb Doris Heberle Mehl, Getreide, Brot, Milch, Rind- siedlerhof) fleisch Rottenburg a. N. Landratsamt Tübingen, Abteilung Wildbret Forst Rottenburg a. N.- Landw. Betrieb Lorenz Truffner Obst, Getreide, Kartoffeln, Edelbrände Bieringen Rottenburg a. N.-Obernau Ökologische Bioland-Imkerei Jürgen Honige, Pollen, Propolis, Met Binder Rottenburg a. N.-Obernau Direktvermarktung Reichert GbR Kartoffeln, Brot, Fleisch Starzach-Wachendorf Rainer Broch Apfel- und Birnensaft, Edelbrände, Likör, Rindfleisch Tübingen (Derendingen) Obstgut Bläsiberg Obst, Gemüse, Apfelsaft, Edelbrände Tübingen (Schwärzloch) Landw. Betrieb Hans und Irene Brot, Eier, Gemüse, Kartoffeln, Mehl, Schmid (Schwärzlocher Hof) Müsli, Apfelsaft, Most, Edelbrände Tübingen (Waldhausen) Bauernladen Familie Bechtle Milch, Eier, Obst, Gemüse, Mehl, Müsli, Wurst, Säfte Tübingen (Waldhausen) Hofladen Familie Höhn Milch, Milchprodukte, Eier, Obst, Bee- ren, Gemüse, Salate, Naturkost, Fleisch, Wurst, Apfelsaft, Spirituosen Tübingen (Waldhausen) Biolandhof Familie Wizemann Milch, Eier, Gemüse, Zuckermais, Naturkost, Apfelsaft, Erdbeeren zum Selberpflücken Tübingen-Hagelloch Landw. Betrieb Christian Reutter Obst, Apfelsaft, Edelbrände Tübingen-Hagelloch Helmut Schmid Weine, Apfelmost Tübingen-Hagelloch Hans Fritz Lammfleisch und –wurst, Schaffelle Tübingen-Kilchberg Hofladen Hofgut Kilchberg Eier, Gemüse, Getreideprodukte, Mehl, Teigwaren, Apfelsaft, Naturkost Tübingen-Unterjesingen Jesinger Hoflädle Weine Liköre, Edelbrände, Apfelsaft, Konfitüre, Eier, Obst, Gemüse Tübingen-Unterjesingen Getreidemühle Manfred Kienzlen Mühlenprodukte, Eier, Wurst, Teigwa- ren, Naturkost Tübingen-Unterjesingen Gärtnerei Gerhard Schreiner Gemüse, Schnittblumen Tübingen-Unterjesingen Markus Eggenweiler Apfelmost Tübingen-Unterjesingen Renate Brenner Weine, Edelbrände, Tafeltrauben, Traubensaft Tübingen-Unterjesingen Alexander Müller Weine, Perlwein, Apfelsaft Tübingen-Unterjesingen Volker Theurer, Gasthof Lamm Weine, Apfelmost, Edelbrände, Likö- re, Ammertal-Whisky Tübingen-Weilheim Betriebsgemeinschaft Braun Milch

112 Quelle: http://karte.wanderwalter.de/tuebingen/232.html) und http://www.bauernhof-rt.de/aktuelles.php

80 8 Analyse

8.1 Bestandsbewertung

Die in der Bestandsbeschreibung dargelegten Flächen, Strukturen und Objekte wurden durch die Festlegung von Prioritäten bezüglich ihrer Bedeutung, Empfindlichkeit oder Eignung für die Themen- bereiche einer Bewertung unterzogen. Tabelle 22 gibt einen Überblick über die Bewertungen, die im Folgenden für die einzelnen Themenbereiche behandelt werden. Bezüglich Erholung/Tourismus wur- den Bau- und Kulturdenkmale, Landschafts- und Naturerlebnis, Museen und Sammlungen, Freizeit- und Erholungseinrichtungen sowie Touristeninformationen einer Einzelbewertung unterzogen (siehe Kap. 8.1.7). Angaben zum Erhaltungszustand, zur Gefährdung und zu Empfindlichkeiten der Bau- und Kulturdenkmale lagen nicht vor. Eine Bewertung wurde nicht vorgenommen.

Tabelle 22: Bewertung der Themenbereiche, Flächen und Objekte für die Konfliktanalyse

Themenbereich Priorität Flächen, Objekte Grundwasser und Über- 1 Wasserschutzgebiete Zone I und II schwemmungsgebiete 2 Wasserschutzgebiete Zone III Überschwemmungsgebiete Gebiete für vorbeugenden Hochwasserschutz Landschaft 1 Landschaftsschutzgebiete, terrassierte Weinbergslagen, Streuobstwiesen, Laub- und Mischwälder 2 Grünland Landwirtschaft 1 Landwirtschaftliche Vorrangflur I 2 Landwirtschaftliche Vorrangflur II Arten und Biotope 1 Naturschutzgebiete, § 32-Biotope, flächenhafte Naturdenkma- le, Bannwälder, Waldbiotope, Flächen für gezielten Arten- schutz 2 FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete, Schonwälder Siedlung und Verkehr keine* überörtliche Straßen und Schienenwege: beidseitig 100 m (Rad-Wanderwege) und 200 m (Flächen) Wirkraum 200 m Pufferstreifen um Siedlungen bzgl. Arten-/Biotopschutz 300 m Pufferstreifen um Siedlungen bzgl. Landschaftsschutz Erholung und Tourismus 1 beidseitig 100 m-Streifen entlang von Rad- und Wanderwegen 2 Streuobstwiesen, Baggerseen einschließlich eines 200 m- Streifens, Grünland, Laub- und Mischwälder, Landschafts- schutzgebiete s. Kap. Bau- und Kulturdenkmale, Landschafts- und Naturerlebnis, 8.1.6 Museen und Sammlungen, Freizeit- und Erholungseinrichtun- gen, Touristeninformationen

Die Ergebnisse der Bewertung sind jeweils in Bestandsbewertungskarten zu den einzelnen Themen- bereichen festgehalten. Durch die Prioritäten werden Bereiche von sehr hoher Bedeutung (Priorität 1) und Bereiche von mittlerer bis hoher Bedeutung (Priorität 2) gekennzeichnet. Damit bilden die Be- standsbewertungskarten die Basis für die Konfliktkarten. Durch eine Überlagerung der unterschiedli- chen Prioritäten können Überschneidungen der verschiedenen Interessen dargestellt und bestehende oder potenzielle Konflikte eruiert werden. Bestandsbewertung und Konfliktanalyse wurden auf den Freiraum beschränkt. Die Darstellung in den Siedlungsgebieten benötigt eine Betrachtung und Analyse in einem größeren Maßstab und damit mit größerer Detailschärfe, die an dieser Stelle nicht vorgenommen werden konnte.

81 8.1.1 Grundwasser und Überschwemmungsgebiete Grundwasser: Der Schutz des Grundwassers ist schon allein aus Gründen einer sicheren Trinkwas- serversorgung von essenzieller Bedeutung. Die Zonen I und II der Wasserschutzgebiete werden der Priorität 1 zugeordnet, die Zonen III der Priorität 2 (siehe Tab. 22). Während in Zone I keine Nutzung zulässig und in Zone II die Nutzung starken Restriktionen unterworfen ist, sind die Nutzungsbeschrän- kungen in Wasserschutzzone III weniger restriktiv. Sehr hohe Prioritäten auf größerer Fläche ergeben sich im Planungsgebiet damit südlich Sulzau, zwischen Bad Niedernau und Rottenburg a. N., zwi- schen Rottenburg a. N. und Tübingen sowie südöstlich und östlich von Tübingen (siehe Abb. 49). Überschwemmungsgebiete: Insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Hochwasserge- fahr in Folge des Klimawandels besitzen nicht überbaute Talauen eine große Bedeutung für den vor- beugenden Hochwasserschutz. Im Planungsgebiet werden alle rechtlich festgesetzten und im Verfah- ren zur Festsetzung befindlichen Überschwemmungsgebiete sowie die Vorranggebiete für den vor- beugenden Hochwasserschutz mit Priorität 2 belegt (siehe Tab. 22). Damit sind im Planungsgebiet außerhalb der Siedlungen das gesamte Neckartal sowie mehr oder weniger große Teile der Täler von Eyach, Starzel, Seltenbach, Katzenbach, Weggentalbach, Bühler- talbach, Arbach, unterem Ammertal, Goldersbach, Echaz, Reichenbach (aus dem Schönbuch) und Reichenbach (östlich Oferdingen) erfasst (siehe Abb. 49). Die entsprechenden Restriktionen lassen Spielraum für Nutzungen, die im Einklang mit dem Hochwasserschutz stehen. Fließgewässer und Stillgewässer wurden an dieser Stelle nicht bewertet. Sie finden unter „Arten und Biotope“ Berücksichtigung.

8.1.2 Landschaft Die Bestandsaufnahme verdeutlicht, dass der Reiz des Planungsgebietes durch die landschaftliche Vielgestaltigkeit zustande kommt. Die Ergebnisse der Bewertung sind in der Summe in Abbildung 50 dargestellt. Landschaftsschutzgebiete, terrassierte Weinbergslagen, Streuobstwiesen, Heideflächen sowie Laub- und Mischwälder werden mit Priorität 1 versehen (siehe Tab. 22). Bezüglich der Wälder und der Streuobstwiesen kommt vor allem deren ausgleichende Funktion im Landschaftshaushalt sowie deren Bedeutung für das Landschaftsbild und für die Erholung zum tragen. Die terrassierten Weinberge geben der Landschaft des Planungsgebiets einen unverwechselbaren Charakter. Mit der Priorität 2 wird Grünland belegt. Die Lage zwischen den zwei großen Waldgebieten Schönbuch und Rammert, deren Ausläufer ins Planungsgebiet reichen, und die Waldbestände auf dem Spitzberg und an den Neckartalhängen ge- ben dem Gebiet einen Rahmen, prägen das Landschaftsbild und bieten attraktive Erholungsmöglich- keiten. Große Teile der Wälder des Gebietes sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Die Schon- und Bannwälder werden im Zusammenhang mit dem Themenbereich „Arten- und Biotope“ behandelt, da deren Zweck vor allem dem Schutz von Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensgemein- schaften gilt. Eine bedeutende Rolle spielen im Planungsgebiet die Streuobstwiesen. Allein der große Anteil an streuobstgeprägten Flächen spiegelt deren Wichtigkeit wider. Auch die Streuobstwiesen tragen als Teil der Kulturlandschaft und als Erholungsgebiete ihren Teil zur kulturellen Identität der hiesigen Be- völkerung bei. Dies gilt auch für den Weinbau. Die Überreste des Weinbaus und dessen teilweise Reaktivierung ge- ben dem Neckartal zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen einen Teil der kulturellen Identität. Der Weinbau ist ein heutzutage oftmals unterschätzter Teil der Kultur des Planungsgebietes. Er ist eines der bedeutendsten Verbindungsmerkmale für die Menschen am mittleren Neckar. Grünlandflächen sind ebenfalls typisch für das Planungsgebiet, jedoch nicht in dem Maße prägend wie der Weinbau oder der Streuobstbau. Das Grünland im Planungsgebiet ist weniger intensiv bis extensiv genutzt, wirkt ebenfalls ausgleichend im Landschaftshaushalt und ist auch für die Erholung von Bedeutung. Betrachtet man die Karte der Bewertung zum Themenbereich Landschaft, so fällt auf, dass weite Teile des Planungsgebietes einer Prioritätsstufe zugeordnet sind. Damit ergeben sich be- züglich des Landschaftsschutzes großflächige Ansprüche.

82 Abbildung 49: Bestandsbewertung Themenbereich Grundwasser und Überschwemmungsgebiete

83 Abbildung 50: Bestandsbewertung Themenbereich Landschaft

84 8.1.3 Landwirtschaft Mit entscheidend für die Landwirtschaft sind die natürliche Ertragsfähigkeit der Böden, die Topografie der Nutzflächen, ihre Schlaggröße, ihre Erschließung sowie ihre Lage zu Hofstellen. Diese Belange sind durch die Vorrangfluren erfasst (siehe Kap. 7.6). Entsprechend der Nutzungseignung wurde die Vorrangflur der Stufe I der Priorität 1 zugeordnet, die Vorrangflur der Stufe II erhielt die Priorität 2 (sie- he Tab. 22 und Abb. 51). Damit liegt eine Grundlage für die Berücksichtigung der Interessen der Landwirtschaft vor. Es sind vielfach, aber nicht nur, Ackerflächen der Vorrangflur I – also besonders gut für die landwirtschaftliche Nutzung geeignete Flächen. Im Neckartal sind aufgrund des Grund- wasserschutzes und des Hochwasserschutzes teilweise Gebiete von der Ackernutzung ausgenom- men, obwohl sie gute Nutzungsbedingungen vorweisen.

8.1.4 Arten und Biotope Große Teile des Planungsgebietes sind Schutzgebiete nach Naturschutzgesetz und Landeswaldge- setz. Sie bedürfen einer besonderen Berücksichtigung. Die Restriktionen bezüglich der Nutzung sind in den Schutzgebieten sehr unterschiedlich. Dem wurde bei der Bewertung Rechnung getragen (siehe Tab. 22). Höchste Priorität wurde den Naturschutzgebieten, § 32-Biotopen, flächenhaften Naturdenk- malen, Bannwäldern und Waldbiotopen zugeordnet. FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete und Schon- wälder erhielten die Priorität 2. Im Neckartal zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen kommen ver- schiedene gefährdete und vom Aussterben bedrohte Arten vor, die einer besonderen Berücksichti- gung bedürfen (siehe Kap. 7.8). Die im „Zielarten- und Maßnahmenkonzept“ der IEAN für Maßnahmen gekennzeichneten Strukturen und Flächen werden mit Priorität 1 belegt. Im Planungsgebiet überwie- gen Flächen mit Priorität 2 (siehe Abb. 52). Meist umschließen sie mehr oder weniger kleine Flächen der Priorität 1. Solche kommen vermehrt in der Tübinger Stufenrandbucht vor. Es sind hier vor allem die ehemaligen Weinberge mit Trockenmauern und Magerasen, die hier wertgebend sind. Mit der Bewertung liegt eine dem Maßstab angepasste, verallgemeinerte Grundlage zur Berücksichtigung der Belange des Arten- und Biotopschutzes vor.

8.1.5 Siedlung und Verkehr Der Bereich Siedlung und Verkehr spielt im Masterplan hauptsächlich in der Darstellung von Konflikt- bereichen eine Rolle. Die Analyse bildet die Grundlage für die Konfliktkarten. Bezüglich der Siedlung werden vor allem Siedlungserweiterungen und die daraus resultierenden Konflikte mit dem Arten- und Biotopschutz sowie dem Landschaftsschutz betrachtet. Es wurde generalisiert vorgegangen, da keine Angaben zu künftigen, über die Flächennutzungspläne hinausreichenden Siedlungserweiterungen vorliegen. Als prinzipielle Erweiterungsbereiche wurde bzgl. Arten-Biotopschutz ein 200 m Pufferstrei- fen und bezüglich Landschaftsschutz ein 300 m breiter Pufferstreifen vom Siedlungsrand aus ange- nommen. Diese Puffer gelten als generalisierter Referenzraum für Siedlungserweiterungen und damit zusammenhängende Konflikte. Sie berücksichtigen auch den Umstand, dass von Siedlungsrändern Wirkungen ausgehen, die in die freie Landschaft reichen. Die Pufferflächenpuffer sind in Abbildung 53 dargestellt. Prioritäten wurden nicht vergeben. Bei den Straßen werden nur Bundesstraßen, Landesstraßen und Kreisstraßen in Betracht gezogen. Das gut ausgebaute Straßennetz im Planungsgebiet ist von Vorteil für die Erreichbarkeit diverser De- stinationen, bringt jedoch den Nachteil mit sich, dass dadurch viele Räume von Verkehrsemissionen betroffen und durch die linearen Verkehrswege zerschnitten sind. Es wird davon ausgegangen, dass bei Rad- und Wanderwegen in einem Streifen von 100 m beiderseits der Straßen die Emissionen aus dem Verkehr maßgeblich störend wahrgenommen werden und die Aufenthaltsqualität in diesen Wirk- räumen geringer ist. Bei Erholungsflächen wurde ein 200 m breiter Streifen gewählt, da hier von einer größeren Störungswirkung ausgegangen wird. Analog zum Straßenverkehr wird auch entlang der Haupt-Bahnlinien beidseitig ein 100 m breiter Wirkraum angenommen. Als wenig konfliktträchtig wird die Ammertalbahn angesehen. Sie ist von der Konfliktanalyse ausgenommen. In Abbildung 53 sind die Wirkräume entlang der überörtlichen Verkehrswege dargestellt. Die Zugänglichkeit zum Neckar und damit das aktive „Erleben“ des Neckars in den Städten Rotten- burg a. N. und Tübingen ist ein wichtiger Punkt zur Identitätsbildung mit dem Fluss. Für Tübingen und Rottenburg a. N. wurde die Zugänglichkeit grob dargestellt (siehe Kap. 7.10.2). In beiden Städten gibt es Bestrebungen zur Verbesserung des Zustandes. Eine weitere Bewertung wurde nicht vorgenom- men. Detailliertere Untersuchungen und Konzeptentwicklungen sind im Sinne der Entwicklung des Neckars und des Verhältnisses „Mensch und Gewässer“ wünschenswert.

85 Abbildung 51: Bestandsbewertung Themenbereich Landwirtschaft

86 Abbildung 52: Bewertung Themenbereich Arten und Biotope

87 Abbildung 53: Wirkräume und Pufferflächen Themenbereich Siedlung und Verkehr

88 8.1.6 Erholung und Tourismus Rad- und Wanderwege: Mit dem vorhandenen Netz an Rad- und Wanderwegen ist das Planungsge- biet prinzipiell gut ausgestattet und auch gut an Hauptrad- und Hauptwanderwege angebunden (siehe Kap. 7.11.1 und 7.11.2), obgleich einige Abschnitte Defizite aufweisen. Der zentralen, verbindenden Bedeutung des Neckartal-Radweges und des Neckartal-Wanderweges im Neckartal von der Quelle bis zur Mündung wurde durch die Einstufung dieser Wege einschließlich eines beidseitigen, 100 m breiten Pufferstreifens in Priorität 1 Rechnung getragen. Die weiteren behandelten Rad- und Wander- wege einschließlich Pufferstreifen erhielten Priorität 2 (siehe Abb. 54 und 55). Bau- und Kulturdenkmale: Aufgrund ihrer Bedeutung bezüglich Erholung und Tourismus wurde eine diesbezügliche Bewertung der Bau- und Kulturdenkmale vorgenommen. Eine Generalisierung er- schien als nicht zielführend, da es sich um sehr unterschiedliche Objekte handelt. Es wurde eine Ein- zelbewertung gewählt (siehe Tab. 23 und Abb. 56). Überregional bedeutsame bzw. bekannte Objekte wurden mit Priorität 1 bedacht, regional bedeutsame bzw. bekannte bekamen die Priorität 2.

Tabelle 23: Bewertung der historischen Bau- und Kulturdenkmale bezüglich Erholung und Touris- mus

Name Prio- Name Prio- rität rität Schloss Kirchentellinsfurt 2 Rotenberg (Weilerburg), Rottenburg a. 2 N.-Weiler Römisches Pfeilergrabmal, Kirchentellinsfurt 2 Wurmlinger Kapelle St. Remigius 1 Wasserkraftwerk Kirchentellinsfurt 2 Schloss Weitenburg, Starzach 1 Zwei-Eichen-Turm, Pliezhausen 2 Wasserkraftwerk Börstingen 2 Römisches Merkur-Relief am Turm der Kir- 2 Tübingen: Altstadt mit Gesamtanla- 1 che Pliezhausen genqualität Wasserkraftwerk Altenburg 2 Schloss Hohentübingen 1 Wasserkraftwerk Mittelstadt 2 Stiftskirche Tübingen 1 Wasserkraftwerk Oferdingen 2 Ehemaliger Obermarchtaler Klosterhof 2 (Ammern), Tübingen-Unterjesingen Rottenburg a. N.: Kernstadt mit Stadtbefesti- 1 Wasserkraftwerk Rappenberghalde, 2 gung, Gesamtanlagenqualität Tübingen Römische Siedlungsreste, Rottenburg a. N.: 1 Wasserkraftwerk Brückenstraße, Tü- 2 bingen Wallfahrtskirche St. Maria im Weggental, 2 Platanenallee, Tübingen 1 Rottenburg a. N.: Schadenweiler Hof, Rottenburg a. N.: 2 Schloss Bühl 2 Ehemalige Asbestfabrik im Preußischen, 2 Schloss Kilchberg 2 Rottenburg a. N.: Wasserkraftwerk Rottenburg, Tübinger Str. 2 Keltengrabhügel, Tübingen-Kilchberg 2 Schloss Rübgarten 2 Schloss Roseck mit Kapelle, Tübin- 2 gen-Unterjesingen Wasserkraftwerk Niedernau 2 Keltergebäude, Tübingen- 2 Unterjesingen Wasserkraftwerk Kiebingen 2 Scheunen am westlichen Ortsrand, 2 Tübingen-Weilheim Schloss Obernau, Römerturm (Eselsturm) 2 Weilheimer Stele (Menhir), Tübingen- 2 Weilheim Römische Wasserleitung, Rottenburg a. N.- 2 Obernau

89 Museen und Sammlungen: Museen und Sammlungen können touristische Attraktionen darstellen. Auch hier wurde eine Einstufung nach überregionaler und regionaler bzw. lokaler Bedeutung vorge- nommen (siehe Tab. 24 und Abb. 56). Museen und Sammlungen mit überregionalem Bezug sind das Diözesanmuseum, das Stiftsmuseum sowie das Sumelocenna-Museum in Rottenburg a. N.. Die wis- senschaftlichen Sammlungen und der Botanische Garten der Universität Tübingen sowie die Kunst- halle, das Stadtmuseum und das Auto- und Spielzeugmuseum in Tübingen wurden der Priorität 1 zugeordnet. Museen mit lokalem oder regionalem Bezug erhielten Priorität 2.

Tabelle 24: Bewertung der Museen und Sammlungen bezüglich Erholung/Tourismus

Name Prio- rität Schlossmuseum Kirchentellinsfurt 2 Dorfmuseum "Ahnenhaus" Pliezhausen 2 Diözesanmuseum Rottenburg a. N., 1 Stiftsmuseum Rottenburg 1 Sülchgaumuseum Rottenburg a. N. 2 Sumelocenna-Museum Rottenburg a. N. 1 Dorfmuseum „Kulturtankstelle“, Starzach-Börstingen 2 Mineralogische Schau- und Lehrsammlung der Universität Tübingen 1 Paläontologische Sammlung der Universität Tübingen 1 Sammlungen denkmälerorientierte Wissenschaften Universität Tübingen 1 Kunsthalle Tübingen 1 Stadtmuseum im Kornhaus, Tübingen 1 Auto- und Spielzeugmuseum Boxenstop, Tübingen 1 Neuer Botanischer Garten 1 Heimatmuseum Lustnau 2 Isinger Dorfmuseum, Tübingen-Unterjesingen 2

Landschafts- und Naturerlebnis: Auch bei den ermittelten Potenzialen für Landschafts- und Naturer- lebnis wurde eine Einzelbewertung vorgenommen (siehe Tab. 25 und Abb. 56). Großflächige und besonders charakteristische Ausprägungen erhielten die Priorität 1, kleinere Flächen wurden mit Prio- rität 2 eingestuft, sofern sie nicht besonders bedeutsam für die Erholung und den Tourismus sind. Hier zeigen sich noch einmal deutlich die exponierte Stellung des Weinbaus und Streuobstbaus und deren Auswirkungen auf die Kulturlandschaft in diesem Teil des Neckartals. Unter den kleinflächigen Poten- zialen sind die Klingen an den Hängen des Neckartals am zahlreichsten. Freizeit- und Erholungseinrichtungen: Große Freizeitparks oder andere große, überregional be- kannte Freizeit- und Erholungseinrichtungen kommen im Planungsgebiet nicht vor. Alle ermittelten Freizeit- und Erholungseinrichtungen wurden der Priorität 2 zugeordnet. Touristeninformationen: Alle drei Touristeninformationen wurden mit Priorität 1 belegt. Die Touris- teninformation in Pliezhausen wurde gleich hoch eingestuft wie die Infostellen in Rottenburg a. N. und Tübingen, da sie die einzige im Osten des Planungsgebietes ist.

90 Tabelle 25: Bewertung der Potenziale für Landschafts- und Naturerlebnis bezüglich Erholung und Tourismus

Name Prio- Name Prio- rität rität Kulturlandschaft Streuobst-Weinbau Pfaffen- 1 Erholungswald bei Pliezhausen 2 berg Kulturlandschaft Streuobst-Weinbau Schön- 1 LSG Neckartal zwischen Tübingen und 2 buch-Südrand Plochingen Kulturlandschaft Streuobst-Weinbau Spitz- 1 Klinge bei Schloss Weitenburg 2 berg Kulturlandschaft Streuobst Rammert- 1 Kohlensäurequellen im Gewann „Im 2 Nordrand Winkel“, Bad Niedernau Bühler Tal und unterer Bürg (NSG) 1 Sieben-Täler-Höhle 2 Kulturlandschaft Unteres Ammertal 1 Brunnenhaus, Römerquelle, Apolloreli- 2 ef, Bad Niedernau Magerrasen und Wacholderheide am Wurm- 1 Felswand im Katzenbachtal 2 linger Kapellenberg Kiebinger Baggersee (NSG Burglehen) 1 Auewald und Nasswiesen im Katzen- 2 bachtal Bühler Baggersee (NSG Oberes Steinach) 1 Klinge beim Schlösslesberg 2 Magerrasen Hirschauer Berg (NSG) 1 Felswand im Neckartal W Rottenburg 2 a. N. Hirschauer Baggersee 1 Trichter-Ehehalde (NSG) 2 Magerrasen Spitzberg - Ödenburg (NSG) 1 Park mit Rolu-See, Rottenburg a. N. 2 Neckaraltarm Blaulach (NSG) 2 Dufelbachklinge am Spitzberg W Tü- 2 bingen Kirchentellinsfurter Baggersee (Epplesee) 1 Klinge am Spitzberg beim Hirschauer 2 Wald Altenburger Baggersee (Weimarsee) 1 Käsenbachklinge in Tübingen 2 Kulturlandschaft Weinbau Rottenburg- 2 Altholz Lustnauer Wäldle am Öster- 2 Neckarhalde berg, Tübingen Kulturlandschaft Mähwiesen Rottenburg Ost 2 Brandklinge, Stangenhölzlesklinge, Viehklinge Erholungswald Spitzberg 2 Ochsenklinge und Schlierbach 2 Kulturlandschaft Rodungsinsel Einsiedel 2 Reichenbach mit Klingen 2 Hangwald am Neckartal-Südhang östlich 2 Feuchtgebiet NW Altenburg 2 Tübingen Hangwald im Neckartal-Nordhang zwischen 2 Feuchtgebiet NW Oferdingen 2 Derendingen und Kirchentellinsfurt LSG Oberes Neckartal (mit Seitentälern) 2 Vogelschutzgebiet Kirrisgrube 2 Erholungswald zwischen Tübingen und 2 Buchbachklinge 2

91 Abbildung 54: Bewertung Themenbereich Erholung/Tourismus –Wanderwege

92 Abbildung 55: Bewertung Themenbereich Erholung/Tourismus – Radwege

93 Abbildung 56: Bewertung Themenbereich Erholung/Tourismus – Landschafts- und Naturerlebnis, Kultur

94 8.2 Konfliktanalyse

Die unter 8.1 durchgeführte Bestandsbewertung dient als Grundlage zur Ermittlung des Konfliktpoten- zials zwischen den unterschiedlichen Themenbereichen und Funktionen. Für eine übersichtliche und nachvollziehbare Darstellung wurden Konfliktpaare gebildet, bei denen aufgrund widerstrebender Inte- ressen Konflikte vorhersehbar und wahrscheinlich sind. Für folgende Konfliktpaare wurde die Konflik- tanalyse durchgeführt (sieh Kap. 3.2) - Erholung und Tourismus  Verkehr - Landwirtschaft  Arten- und Biotopschutz - Landwirtschaft  Grundwasser- und Hochwasserschutz - Siedlungserweiterung  Arten- und Biotopschutz - Siedlungserweiterung  Landschaftsschutz - Arten- und Biotopschutz  Erholung und Tourismus Nicht in die Analyse einbezogen wurden Konflikte zwischen Wasserkraftnutzung und Arten-/Biotop- schutz, da hier die Konfliktlage klar vorliegt und im Rahmen der Umsetzung der Europäischen Was- serrahmenrichtlinie Lösungen aufgezeigt werden (siehe Kap. 7.1). Gleichwohl werden Maßnahmen zur Gewässerentwicklung in die Handlungsempfehlungen eingehen. Die Konfliktpotenziale wurden rein rechnerisch mit GIS erfasst. Dabei wurden die in der Bestandsauf- nahme ermittelten und anschließend bewerteten Flächen und Objekte der jeweiligen Konfliktpaare im Rahmen der Konfliktanalyse überlagert. Im Bereich der Überschneidungen sind Konflikte möglich bzw. zu erwarten. Es werden Konfliktpotenziale und damit Bereiche aufgezeigt, an denen anhand der vor- liegenden Datenlage Konflikte möglich sind. Sie dienen der Orientierung und Sensibilisierung. Die tatsächliche Situation vor Ort kann sich davon unterscheiden. Bei Überschneidungen von bewerteten Flächen der unterschiedlichen Konfliktpaare werden je nach Prioritäten der Flächen bzw. Objekte unterschiedlich hohe Konfliktpotenziale unterschieden (siehe Tab. 26). Dabei gilt: Je höher die sich überschneidenden Prioritäten, desto höher ist das Konfliktpotenzial. Bei den Konfliktpaaren Landwirtschaft  Arten-/Biotopschutz, Landwirtschaft  Grundwasser-/Hoch- wasserschutz, Siedlungserweiterung  Arten-/Biotopschutz, Siedlungserweiterung  Landschafts- schutz liegt ein sehr hohes Konfliktpotenzial bei Überschneidung von Flächen mit der Priorität 1 vor. Hohes Konfliktpotenzial ergibt sich, wenn eine Fläche bzw. ein Objekt der Priorität 1 mit einer Fläche bzw. einem Objekt mit Priorität 2 zusammenkommt. Im Falle der Überschneidung von Flächen und Objekten der Priorität 2 wird von einem mittleren Konfliktpotenzial ausgegangen. Beim Schienenver- kehr wurde generell von einem weniger hohen Konfliktpotenzial ausgegangen. Bei allen Überschnei- dungen wurde ein mittleres Konfliktpotenzial zugeteilt.

Tabelle 26: Einstufung des Konfliktpotenzials bei sich überschneidenden Interessen/Funktionen

Überschneidung Einstufung Konflikt- potenzial Konfliktpaar Erholung/Tourismus „Rad-Wanderwege“  Verkehr Rad-/Wanderweg Priorität 1 mit Wirkraum 20 m von Straßen sehr hoch Rad-/Wanderweg Priorität 2 mit Wirkraum 20 m von Straßen hoch Rad-/Wanderweg Priorität 1 mit Wirkraum 100 m von Straßen hoch Rad-/Wanderweg Priorität 2 mit Wirkraum 100 m von Straßen mittel Rad-/Wanderweg Priorität 1 mit Wirkraum 100 m von Schienenwegen mittel Rad-/Wanderweg Priorität 2 mit Wirkraum 100 m von Schienenwegen mittel

Fortsetzung nächste Seite

95 Fortsetzung Tabelle 26

Konfliktpaar Erholung/Tourismus „Naturerlebnis“  Verkehr Erholung/Tourismus Priorität 1 mit Wirkraum 200 m von Straßen sehr hoch Erholung/Tourismus Priorität 2 mit Wirkraum 200 m von Straßen mittel Erholung/Tourismus Priorität 1 mit Wirkraum 200 m von Schienenwegen mittel Erholung/Tourismus Priorität 2 mit Wirkraum 200 m von Schienenwegen mittel Konfliktpaar Landwirtschaft  Arten-/Biotopschutz Landwirtschaft Priorität 1 mit Arten-/Biotopschutz Priorität 1 sehr hoch Landwirtschaft Priorität 2 mit Arten-/Biotopschutz Priorität 1 sehr hoch Landwirtschaft Priorität 1 mit Arten-/Biotopschutz Priorität 2 hoch Landwirtschaft Priorität 2 mit Arten-/Biotopschutz Priorität 2 mittel Konfliktpaare Landwirtschaft  Grundwasser-/Hochwasserschutz Landwirtschaft Priorität 1 mit Grundwasser-/Hochwasserschutz Priorität 1 sehr hoch Landwirtschaft Priorität 2 mit Grundwasser-/Hochwasserschutz Priorität 1 sehr hoch Landwirtschaft Priorität 1 mit Grundwasser-/Hochwasserschutz Priorität 2 hoch Landwirtschaft Priorität 2 mit Grundwasser-/Hochwasserschutz Priorität 2 mittel Konfliktpaare Siedlungserweiterung  Arten-/Biotopschutz Pufferstreifen Siedlung mit Arten-/Biotopschutz Priorität 1 sehr hoch Pufferstreifen Siedlung mit Arten-/Biotopschutz Priorität 2 hoch Konfliktpaare Siedlungserweiterung  Landschaftsschutz Pufferstreifen Siedlung mit Landschaftsschutz Priorität 1 hoch Pufferstreifen Siedlung mit Landschaftsschutz Priorität 2 mittel Konfliktpaar Arten-/Biotopschutz  Erholung/Tourismus „Naturerlebnis Arten-/Biotopschutz Priorität 1 mit Erholung/Tourismus Priorität 1 sehr hoch Arten-/Biotopschutz Priorität 1 mit Erholung/Tourismus Priorität 2 hoch Arten-/Biotopschutz Priorität 2 mit Erholung/Tourismus Priorität 1 mittel Arten-/Biotopschutz Priorität 2 mit Erholung/Tourismus Priorität 2 mittel

Die gewählte Methode stellt eine Annäherung an die Wirklichkeit dar und ist auf einen regionalplaneri- schen Maßstab ausgerichtet. In Einzelfällen und unter Hinzuziehung weiterer Fakten kann es zu da- von abweichenden Konflikten kommen.

8.2.1 Konfliktpotenzial zwischen Erholung/landschaftsgebundenem Tourismus und Verkehr Konflikte zwischen Erholung/Tourismus und Verkehr gibt es aufgrund von Störungen sowie Lärm- und Abgasemissionen durch den motorisierten bzw. elektrifizierten Verkehr. Naturerleben, Ruhe, Unge- störtheit usw. werden beeinträchtigt. Im Weiteren wird unterschieden zwischen Konflikten, die sich auf Rad- und Wanderwegen ergeben und solchen, die im Bezug zu Flächen und Objekten stehen, die für das Naturerlebnis von Bedeutung sind.

96 Konfliktträchtige Abschnitte auf Rad- und Wanderwegen Von entscheidender Bedeutung ist die Attraktivität der Rad- und Wanderwege. Mit Attraktivität sind im vorliegenden Falle Durchgängigkeit, Ungestörtheit (Unruhe, Lärm, Abgase) und Sicherheit gemeint. Die Karten in Abbildung 57 und 58 zeigen die Konfliktsituation zwischen der Rad- und Wanderwege- nutzung und den genannten Auswirkungen durch die Hauptverkehrswege. Neckartal-Radweg: Aufgrund der besonderen Bedeutung des Neckartal-Radweges erfolgte bei die- sem, ergänzend zur GIS-gestützten Konfliktanalyse, eine Geländebegehung. Auf diese Weise konn- ten auf dem Neckartal-Radweg im Planungsgebiet die besonders konfliktträchtigen Stellen und Stre- ckenabschnitte festgestellt bzw. bestätigt werden. Sehr hohes Konfliktpotenzial besteht dort, wo der Neckartal-Radweg auf Hauptverkehrsstraßen oder unmittelbar neben diesen (weniger als 20 m Abstand) verläuft (siehe Abb. 57 und Tab. 27). Weite Streckenteile zwischen dem Bahnhof Eyach und Bieringen weisen ein sehr hohes Konfliktpotenzial auf. Hier trifft der Radweg im engen Neckartal auf die Landesstraße 370 und die Bahnlinie Rottenburg – Horb. Von Börstingen bis Bieringen müssen Radfahrer 4,7 km auf der L 370 fahren. Zu Lärm- und Abgasbelastungen kommt auf diesem kurvigen Abschnitt eine erhöhte Unfallgefahr. Ähnlich ist es am westlichen Stadtrand von Rottenburg a. N. im Bereich der Neckarhalde. An der Südseite der K 6921 kommt es auf ca. 350 m zu einer Engstelle, die ebenfalls Gefahrenpotenzial birgt. Zwischen Hirschau und Tübingen führt der Radweg auf 1,8 km eng neben der L 371. Sehr hohes Konfliktpotenzial besteht auch bei Kirchentellinsfurt auf dem ca. 850 m langen Abschnitt, auf dem der Radweg über die K 6903 und die L 379 verläuft, die als Zu- und Abfahrt der B 27 fungieren. Hohes Verkehrsaufkommen und unübersichtliche Situationen bergen eine erhöhte Unfallgefahr. Auch auf den folgenden 4 km zwi- schen Kirchentellinsfurt und Altenburg sind die Konfliktpotenziale aufgrund von Lärm und Abgasen sehr hoch, da der Radweg erst neben der B 27 und dann entlang der B 297 verläuft. Hohe Konfliktpotenziale durch Lärm und Abgase wurden in vier Bereichen ermittelt: kurze Abschnitte unterhalb des Bahnhofes Eyach, auf einem ca. 700 m langen Abschnitt zwischen Altenburg und Pliezhausen sowie einem ca. 700 m langen Abschnitt nördlich Mittelstadt. Mittleres Konfliktpotenzial durch zeitweilige Belastungen mit Lärm und Abgasen ergeben sich auf einem ca. 3,8 km langen Ab- schnitt (Bahnstrecke) zwischen Obernau und Rottenburg a. N., auf einer ca. 3 km langen Strecken innerhalb von Tübingen sowie für zwei ca. 580 m (Bundesstraße B 27) und 700 m (Bahnstrecke) lan- ge Abschnitte nördlich Kusterdingen. Punktuelle Unfallgefahrenstellen finden sich bei der Überquerung der L 370 am östlichen Ortsrand von Börstingen, am östlichen Ortsrand von Hirschau bei der Überquerung der L 371 und südlich Pliezhau- sen bei der Überquerung der L 387.

Tabelle 27: Stellen und Streckenabschnitte mit sehr hohem Konfliktpotenzial auf dem Neckartal- Radweg im Planungsgebiet

Nr. Lage Defizit Börstingen Ortsrand Ost Querung L 370: Unfallgefahr Börstingen bis Obernau Verlauf auf der L 370 auf 6,7 km: Unfallgefahr Rottenburg a. N., Vordere Engstelle an Südseite der K 6921 auf ca. 350 m: Unfallgefahr Neckarhalde Hirschau Ortsrand Ost Gefährlicher Straßenübergang Ortseinfahrt Hirschau Hirschau Richtung Tübingen Verlauf nahe der L 371 auf 1,7 km nordwestlich Kirchentellinsfurt Verlauf auf L 378, Zubringer und Abfahrt B 27: Unfallgefahr Kirchentellinsfurt - Altenburg Verlauf nahe der B 27 und B 297 auf 4,2 km südlich Pliezhausen Querung L 378: Unfallgefahr

97 Weitere Radwege: Im Westen schneidet die Eyachtal-Route das Planungsgebiet. Der gesamte Ab- schnitt weist ein hohes Konfliktpotenzial auf, da der Radweg auf ca. 1,6 km auf der L 360 verläuft. Ein mittleres Konfliktpotenzial wurde auf einem ca. 650 m langen Abschnitt der Steinlachtal-Route entlang der B 27 auf der Höhe von Bläsiberg ermittelt. Neckar-Wanderweg (siehe Abb. 58): Von Horb a. N. kommend verläuft der Neckar-Wanderweg zu- nächst bis Börstingen auf dem gleichen Weg wie der Neckartal-Radweg. Die Konfliktsituation ist ent- sprechend gelagert. Entlang der L 370 und der Bahnlinie Rottenburg – Horb besteht auf einem Groß- teil der Strecke durch Lärm und Abgase ein sehr hohes und hohes Konfliktpotenzial. Dies gilt auch für den nach Börstingen folgenden, 900 m langen Wegabschnitt, der entlang der K 6924 in den nördli- chen Talhang hineinführt. Vor Bieringen schwenkt der Wanderweg wieder in Richtung L 370, wo es wiederum zu einem hohen Konfliktpotenzial kommt. Nach dem Verlassen von Bieringen ist auf ca. 500 m entlang der K 6929 mit hohem und auf knapp 2 km mit mittlerem Konfliktpotenzial zu rechnen. Vor Bad Niederau kommt der Wanderweg wieder in den Bereich der L 370, woraus sich ein sehr ho- hes Konfliktpotenzial ergibt. Auf der Strecke von Bad Niedernau bis nach Rottenburg a. N. würde sich in den Abschnitten, in denen der Wanderweg weniger als 100 m von der L 370 entfernt ist, rein rech- nerisch ein hohes Konfliktpotenzial ergeben. Da er in diesem Bereich im Wald verläuft und die Lärm- und Abgasemissionen dadurch verringert sind, wird hier ein mittleres Konfliktpotenzial angenommen. Im Bereich der Tübinger Stufenrandbucht konnten Konfliktpotenziale erst an deren östlichem Rand festgestellt werden. Sehr hohes Konfliktpotenzial wird im Anschluss an Lustnau gesehen, wo der Wanderweg entlang der K 1208 zum Gewerbegebiet „Hornbach“ das Neckartal und damit die B 27 und die Bahnlinie Tübingen – Stuttgart quert. Weiter östlich, nördlich von Kusterdingen, kommt der Weg wieder in die Nähe der B 27 und der Bahnlinie und weist dort wiederum unterschiedliche Kon- fliktpotenziale auf. Eine entsprechende Situation ergibt sich nördlich von Altenburg bei der Querung des Neckars entlang der K 6720 und der B 297 sowie südlich Pliezhausen entlang der B 297. Hinweis: Abschnitte innerhalb von Siedlungen wurden nicht bewertet. Weitere Wanderwege: Es konnten keine Konfliktpotenziale ermittelt werden.

Flächenbezogene und punktuelle Konflikte bezüglich Naturerlebnis Im Überblick sind Schwerpunkte der Belastung von Naturerlebnis durch den Verkehr im Neckartal westlich Rottenburg a. N. sowie östlich Tübingen festzustellen (siehe Abb. 59). Flächig ausgedehntes mittleres Konfliktpotenzial in Folge des Verkehrs wurde im Westen des Gebietes entlang der Landes- und Kreisstraßen ermittelt. Insbesondere die L 370 fällt hier ins Gewicht. In diesem Teil des Untersu- chungsgebietes befinden sich an den Hängen und in der Niederung des Neckartals großflächige Be- reiche, die sich für Erholung und landschaftsgebundenen Tourismus besonders gut eignen (siehe Kap. 8.1.6, Abb. 50). Auch vom Schienenverkehr geht in diesem Teil des Untersuchungsgebietes ein mittleres Konfliktpotenzial aus. Auch punktuelle Erholungsstellen bergen im westlichen Teil ein mittle- res Konfliktpotenzial. Sehr hohe Konfliktpotenziale, wenn auch flächig nicht so ausgeprägt wie westlich Rottenburg a. N., sind und südlich von Rottenburg a. N. und westlich von Tübingen anzutreffen, und zwar maßgeblich entlang der L 385 südlich Rottenburg a. N., entlang der B 28 zwischen Tübingen und Unterjesingen, der L 371 zwischen Tübingen und Hirschau, der L 372 südlich Unterjesingen sowie der K 6914, die am Rand von Tübingen zur Morgenstelle hochführt. Weniger großflächige Konfliktpotenziale mittlerer Intensität finden sich im Bereich der Baggerseen bei Kiebingen und Bühl. Im Neckartal östlich von Tübingen verdichtet sich das Konfliktpotenzial zwischen Verkehr und Erho- lung wieder. Auch hier eignet sich die Landschaft für Erholung und landschaftsgebundenen Tourismus (siehe Kap. 8.1.6, Abb. 50). Man hat es hier durchweg mit einem mittleren Konfliktpotenzial entlang der B 27 und der folgenden B 297 zu tun. Entlang der Baggerseen bei Kirchentellinsfurt und bei Alten- burg ist hier im östlichen Teil des Gebietes, allerdings punktuell, das Konfliktpotenzial wiederum sehr hoch.

98 Abbildung 57: Konfliktpotenzial zwischen Erholung/landschaftsgebundenem Tourismus auf Radwe- gen und Verkehr (Bundes-, Landes-, Kreisstraßen, Hauptbahnlinie)

99 Abbildung 58: Konfliktpotenzial zwischen Erholung/landschaftsgebundenem Tourismus auf Wander- wegen und Verkehr (Bundes-, Landes-, Kreisstraßen, Hauptbahnlinien)

100 Abbildung 59: Konfliktpotenzial zwischen flächenbezogenem und punktuellem Naturerlebnis und Ver- kehr (Bundes-, Landes-, Kreisstraßen, Hauptbahnlinie)

101 8.2.2 Konfliktpotenzial zwischen Landwirtschaft und Arten-/Biotopschutz Die Interessen der Landwirtschaft sind vor allem ökonomischer Natur. Ertragreiche Ernten, die am ehesten durch intensive Bewirtschaftung auf geeigneten Standorten zu erzielen sind, bilden in der Pflanzenproduktion die Lebensgrundlage für die Landwirte. Dem stehen teilweise ökologische Interes- sen des Arten- und Biotopschutzes entgegen. Seltene und gefährdete Arten, Biotope und Lebensge- meinschaften sind oft empfindlich gegenüber den Einflüssen und Folgen der landwirtschaftlichen Nut- zung. In Gebieten, in denen sich die Interessen der Landwirtschaft und des Arten- und Biotopschutzes überschneiden, kann es leicht zu Konflikten kommen. Die potenzielle und teilweise tatsächliche Konfliktsituation zwischen der Landwirtschaft und dem Ar- ten- und Biotopschutz im Untersuchungsgebiet ist in Abbildung 60 dokumentiert. Im Überblick ergeben sich sechs Schwerpunkteräume mit Konfliktpotenzial: Teile der Neckarniederung westlich Rottenburg a. N., das Gebiet südlich Rottenburg a. N. zwischen Weiler und Schadenweiler Hof, große Teile des Neckartals zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen, das Bühlertal, das Ammertal westlich Tübingen bis zur B 372 sowie Flächen um Hagelloch und nördlich Tübingen. Alle weiteren potenziellen Konflikte betreffen nur kleine Flächen. Bereiche mit sehr hohem Konfliktpotenzial Sehr hohes Konfliktpotenzial zwischen der Landwirtschaft und dem Arten- und Biotopschutz ergeben sich auf 125,21 ha und damit auf 1,04 % der Gesamtfläche des Landschaftsparks. Generell besteht, verstreut über das Offenland des gesamten Gebietes, kleinflächig bzw. punktuell ein sehr hohes Konfliktpotenzial zwischen der Landwirtschaft und dem Arten-/Biotopschutz. In einigen wenigen Bereichen bestehen sehr hohe Konfliktpotenziale auf größerer Fläche. Sensible kleinere Bereiche befinden sich auf einigen, eher kurzen Strecken im Uferrandbereich des Neckars und anderer Fließgewässer und im Randbereich von Schutzgebieten. Schwerpunkte sehr hohen Konfliktpotenzials liegen im Neckartal zwischen Rottenburg a. N., Hirschau und Wurmlingen sowie im Ammertal westlich von Tübingen. Östlich von Rottenburg a. N. kommt es seit Jahren zu Kon- flikten zwischen der Landwirtschaft und dem Arten und Biotopschutz (siehe Kap. 7.9 unten). Verände- rungen in der Landnutzung haben hier zu einem Rückgang seltener, z. T. hochgradig gefährdeter Arten geführt. Dies trifft teilweise auch für das Ammertal zu. Die Standortgunst spricht sowohl im Neckartal wie im Ammertal aus landwirtschaftlicher Sicht für eine intensivere Nutzung. Auf der anderen Seite birgt die Landschaft eine Vielzahl an Kleinstandorten und Kleinstrukturen sowie weniger intensiv genutzte Flächen, die aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes wertvoll sind. Die im Bühlertal markierte potenzielle Konfliktfläche liegt im Naturschutzgebiet. Aktuell ergeben sich dort keine Konflikte zwischen der Landwirtschaft und dem Arten- und Biotopschutz. Die Böden in diesem Gebiet weisen jedoch eine hohe natürliche Ertragsfähigkeit auf und wären damit für eine intensivere Landnutzung geeignet. Bereiche mit hohem Konfliktpotenzial Hohes Konfliktpotenzial zwischen Landwirtschaft und Arten- und Biotopschutz ließ sich für 667,2 ha Fläche und damit 5,55 % des Gebiets berechnen. Der Großteil der potenziellen Konfliktflächen liegt westlich Tübingen. Es sind vor allem artenreiche Flachlandmähwiesen betroffen, die als FFH-Gebiet ausgewiesen sind. Die Konfliktsituation ergibt sich hier durchweg aus der prinzipiell möglichen Intensivierung der Flächen, eventuell auch durch eine Nutzungsaufgabe. Die tatsächlichen Konflikte werden in diesem Fall jedoch eher als gering einge- schätzt, da der Schutzstatus eines FFH-Gebiets ein Verschlechterungsgebot beinhaltet und Zustand und Entwicklung der Flächen im Managementplänen dokumentiert bzw. festgehalten sind. Südlich angrenzend an Rottenburg a. N., zwischen Wurmlingen und Hirschau sowie nördlich von Tü- bingen liegen ebenfalls größere Flächen mit einem hohen Konfliktpotenzial. Es handelt sich um Vo- gelschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, teilweise mit Streuobstwiesen und unterschiedlichen § 32-Biotopen. Östlich Tübingen wurden nur vereinzelt potenzielle Konfliktflächen ermittelt, und zwar westlich Rübgarten ein Streuobstwiesengebiet, das als Vogelschutzgebiet ausgewiesen ist, ansonsten sind verschiedene § 32-Biotope betroffen. Da keine genaueren Angaben vorliegen, können zur Kon- fliktsituation vor Ort keine genaueren Angaben gemacht werden.

102 Abbildung 60: Konfliktpotenzial zwischen Landwirtschaft (Eignung von Flächen für die landwirtschaft- liche Nutzung) und Arten-/Biotopschutz

103 Bereiche mit mittlerem Konfliktpotenzial Ein mittleres Konfliktpotenzial zwischen Landwirtschaft und Arten- und Biotopschutz konnte rechne- risch bei 633,18 ha Fläche ermittelt werden; es betrifft somit 5,27 % des Gesamtgebietes. Potenzielle Konfliktschwerpunkte liegen südlich Rottenburg a. N., im Neckartal zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen, im Ammertal westlich Tübingen sowie um Hagelloch. Die genannten Gebiete weisen landwirtschaftliche Vorrangfluren der Stufe II auf. Für eine landwirtschaftliche Nutzung sind sie prinzipiell gut geeignet. Alle betroffenen Gebiete sind reich strukturiert. Streuobstwiesen, Flachlandmähwiesen, Feldgehölze und Hecken mit einer entsprechenden Lebewelt bedingen den naturschutzfachlichen Wert des Gebie- tes südlich von Rottenburg a. N. und um Hagelloch. Ähnlich reich strukturiert ist das Ammertal west- lich von Tübingen, jedoch spielen hier Streuobstwiesen kaum eine Rolle. Dagegen sind hier eine Viel- zahl von kleinen Feuchtgebieten, z. B. Gräben, Tümpel und feuchte Senken mit Schilfröhricht und Seggenrieden, anzutreffen. Die Gebiete unterliegen mehreren Schutzkategorien: FFH-Gebiet, Vogel- schutzgebiet, verschiedene § 32-Biotope, teilweise Landschaftsschutzgebiet. Die tatsächlichen Kon- flikte zwischen Naturschutz und Landwirtschaft dürften in der Fläche eher gering sein, da der Schutz- status eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung verbietet. Probleme könnte hier eher eine Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung bereiten. Im Neckartal zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen sind ausschließlich Flachlandmähwiesen be- troffen, die als FFH-Gebiet ausgewiesen sind. Auch hier dürfte der Schutzstatus eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung verhindern.

8.2.3 Konfliktpotenzial zwischen Landwirtschaft und Grundwasser-/Hochwasserschutz Beim Konfliktpaar Landwirtschaft und Grundwasser-/Hochwasserschutz geht es um Beeinträchtigun- gen des Grundwassers und nachteilige Auswirkungen auf das Hochwassergeschehen in Folge von Düngung, Pestizideinsatz und Bodenbearbeitung. In rechtlich ausgewiesenen Überschwemmungsge- bieten ist es verboten, Grünland in Ackerland umzubrechen.113 Um im Hochwasserfall die und den randlichen Nährstoffeintrag einzudämmen, ist im Uferrandstreifen „die Rückführung von Acker- in Grünland [...] anzustreben“.114 Die Umwandlung von Acker- zu Grünland und die Einschränkung der Ausbringung von Düngemitteln können sogar von der Wasserbehörde angeordnet werden.115 Bei Grünland ist im Hochwasserfall eine geringere Abschwemmung von Boden zu erwarten als bei Acker- land. In Wasserschutzgebieten steht die Ertragssteigerung durch übermäßige Düngung im Wider- spruch zum Schutz des Grundwassers. In Abbildung 61 sind die potenziellen Konflikte zwischen Landwirtschaft und Grundwasser-/Hoch- wasserschutz dargestellt. Zur Überschneidung kamen die landwirtschaftlichen Vorrangfluren I und II mit den Zone I, II und III der Wasserschutzgebiete und mit den Vorranggebieten für den vorbeugen- den Hochwasserschutz, einschließlich der Überschwemmungsgebiete (siehe Kap. 8.1). Potenzielle Konflikte mit dem Grundwasserschutz Schwerpunkte potenzieller Konflikte mit dem Grundwasserschutz liegen zwischen Rottenburg a. N., Wurmlingen und Kiebingen sowie zwischen Kiebingen und Kilchberg. Kleinere Bereiche wurden öst- lich von Bad Niedernau, östlich von Tübingen, westlich von Kirchentellinsfurt sowie südöstlich von Pliezhausen ermittelt. Hier überschneiden sich durchweg Flächen guter landwirtschaftlicher Nut- zungseignung mit Wasserschutzgebieten. Die Gefahr der Beeinträchtigung der Grundwasservorkom- men durch die Landwirtschaft und damit die tatsächlichen Konflikte dürften allerdings eher niedrig sein, da in den Verordnungen zu den Wasserschutzgebieten Vorgaben für die landwirtschaftliche Nut- zung getroffen sind und davon ausgegangen wird, dass diese eingehalten werden. Die WSG-Zonen I sind von jeglicher landwirtschaftlichen Nutzung ausgenommen. In den Zonen II der WSG sind die Kontrollen und Nutzungsauflagen sehr streng. Eine Intensivierung der Nutzung ist auch langfristig ausgeschlossen. Tatsächliche Konflikte sind am wahrscheinlichsten in den WSG-Zonen III, da hier Restriktionen und Kontrollen weniger streng sind.

113 Vgl. Wassergesetz für Baden-Württemberg, § 68b Abs. 4 Punkt 1 und § 77 Abs. 2 Satz 2 114 Vgl. Ebenda § 77 Abs. 3 Satz 2 115 Vgl. Ebenda Satz 3

104 Abbildung 61: Konfliktpotenzial zwischen Landwirtschaft (Eignung von Flächen für die landwirtschaft- liche Nutzung) und Grundwasser-/Hochwasserschutz

105 Potenzielle Konflikte mit dem Hochwasserschutz Konfliktpotenziale zwischen Landwirtschaft und Hochwasserschutz wurden entlang des gesamten Neckartals sowie für das Ammertal von westlich Tübingen bis nach Pfäffingen ermittelt. Im westlichen Neckartal des Untersuchungsgebietes trifft dies insbesondere für die Abschnitte zwischen dem Bahn- hof Eyach und Sulzau sowie zwischen Bieringen und Rottenburg a. N. zu. Die Problematik setzt sich von Rottenburg a. N. bis nach Tübingen fort. Im östlichen Teil des Gebietes ist die Niederung ab Höhe Kusterdingen bis nach Mittelstadt betroffen, die Baggerseen natürlich ausgenommen. Als problema- tisch wird hierbei insbesondere eine ackerbauliche Nutzung in überschwemmungsgefährdeten Berei- chen angesehen.

8.2.4 Konfliktpotenzial zwischen Siedlungserweiterung und Arten-/Biotopschutz Der Konflikt zwischen Siedlungserweiterungen und dem Arten- und Biotopschutz taucht häufig in der Bauleitplanung auf. Dem ökologischen Interesse zum Schutz von geschützten und gefährdeten Arten und Biotopen steht das Interesse von Kommunen gegenüber, für Bauwillige Bauland zur Verfügung zu stellen. Der Markt spiegelt durch die weiterhin hohe Nachfrage nach dem klassischen Einfamilienhaus im Grünen – zumindest in den weniger verdichteten Räumen - nicht den politischen Willen „Innenent- wicklung vor Außenentwicklung“ wider. Durch Neubaugebiete gehen Lebensräume für Arten und Le- bensgemeinschaften unwiederbringlich verloren, teilweise werden Lebensraumverbünde beeinträch- tigt oder unterbrochen. In Abbildung 62 sind – unabhängig von bestehenden Planungen - Bereiche im Umkreis von 200 m von Siedlungen (FNP: Bestand und Planung) dargestellt, in denen bei einer Siedlungsausdehnung Konflikte mit dem Arten- und Biotopschutz auftreten können. Im Randbereich nahezu aller Siedlungen liegen geschützte Biotope. Dementsprechend wurden in fast allen 200 m-Streifen um die Siedlungen Konfliktpotenziale ermittelt. In vielen Fällen ist die Situation durch Schutzgebietsverordnungen geregelt, so dass keine Gefahr für die Beseitigung der Biotope im Zuge von Siedlungserweiterungen vorliegt. Am ehesten ist diese zu sehen bei weniger streng ge- schützten Gebieten wie § 32-Biotopen und flächenhaften Naturdenkmalen. Vorliegende Analyse soll in erster Linie auf potenzielle Konflikte hinweisen. An dieser Stelle sollen Bereiche mit sehr hohem Konfliktpotenzial herausgegriffen werden, die eine Fläche von mehr als 5 ha betreffen. Dabei zeichnet sich ein klarer Schwerpunkt im Bereich der Stadt Tübingen ab. Größere potenzielle Konfliktgebiete wurden hier im Bereich des Steinenbergs, der Wei- lerhalde, des Buckenlohs, der Neuhalde, am Denzenberg, Ursrain und Köhler, in der Weilerhalde bei Lustnau sowie nördlich und östlich Unterjesingen ermittelt. Bei der Stadt Rottenburg a. N. liegen ent- sprechende Gebiete im Nordwesten sowie im Osten. Bei den Bereichen mit hohem Konfliktpotenzial werden hier nur solche genannt, die mehr als 10 ha Fläche umfassen. Das betrifft Bereiche nordwestlich und nördlich Tübingen und südlich Rottenburg a. N. sowie bei Börstingen, Bieringen, Obernau, Wurmlingen, Kilchberg und Bühl. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer, jedoch kleinerer potenzieller Konfliktflächen sowohl mit sehr hohem, als auch mit hohem Konfliktpotenzial.

8.2.5 Konfliktpotenzial zwischen Siedlungserweiterung und Landschaftsschutz Ähnlich wie im beim Arten-/Biotopschutz birgt auch der Konflikt zwischen Siedlungserweiterung und Landschaftsschutz Konfliktpotenzial insbesondere im Rahmen der Bauleitplanung. Die relativ unpräzi- se Schutzbestimmung für Landschaftsschutzgebiete im Naturschutzgesetz (Verbot von Handlungen, die den Charakter des Gebiets verändern oder dem besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen) lässt dabei Spielraum in der Abwägung des Planungsprozesses. Aufgrund der relativ geringen Restriktio- nen und der verhältnismäßigen Unempfindlichkeit einer gesamten Landschaft gegenüber Siedlungs- erweiterungen wurden im Rahmen der Analyse nur die Konfliktkategorien „hohes Konfliktpotential“ und „mittleres Konfliktpotenzial“ festgelegt. In Abbildung 63 sind – unabhängig von bestehenden Planungen - Bereiche im Umkreis von 200 m von Siedlungen (FNP: Bestand und Planung) dargestellt, in denen bei einer Siedlungsausdehnung Konflikte mit dem Landschaftsschutz auftreten können.

106 Abbildung 62: Konfliktpotenzial zwischen Siedlungserweiterung und Arten-/Biotopschutz

107 Abbildung 63: Konfliktpotenzial zwischen Siedlungserweiterung und Landschaftsschutz

108 Im Umland sämtlicher analysierter Siedlungen des Planungsgebiets ist Konfliktpotenzial vorhanden, da Landschaftsschutzgebiete und bedeutende Kulturlandschaften große Flächen des Gebiets ein- nehmen (siehe Kapitel 7.9). Oft grenzen die Landschaft prägenden Wälder, Streuobstwiesen und Weinbaulagen an die Ortschaften. Am deutlichsten ausgeprägt sind potenzielle Konfliktbereiche im engen Neckartal westlich Rottenburg a. N. In der Tübinger Stufenrandbucht sind nicht alle Siedlungs- randlagen gleichermaßen konfliktträchtig. Dagegen wurden für die Siedlungserweiterungen im östli- chen Plangebiet wiederum häufiger mögliche Konflikte mit dem Landschaftsschutz ermittelt. Insge- samt dominieren hohe Konfliktpotenziale gegenüber mittleren Konfliktpotenzialen.

8.2.6 Konfliktpotenzial zwischen Erholung/landschaftsgebundenem Tourismus und Arten- /Biotopschutz Zu Konflikten zwischen Naturschutz und Erholung/Tourismus kommt es vor allem dann, wenn es in empfindlichen Gebieten zu einer erhöhten Besucherzahl kommt. Dabei kann es zur Beeinträchtigung oder Zerstörung der Vegetation, zu Bodenverdichtungen, Abfallablagerungen, Nährstoffeinträgen usw. und zu Störungen weiterer Art kommen. Empfindliche Pflanzenarten werden durch entsprechende Beeinträchtigungen und Störungen zurückgedrängt. Störungsempfindliche Tierarten reagieren, indem sie ihren angestammten Lebensraum verlassen oder den potenziellen Lebensraum nicht besiedeln. Ziel der Analyse ist es, potenziell empfindliche Gebiete und Biotope aufzuzeigen und damit Konzepten zur Förderung von Erholung und landschaftsgebundenem Tourismus Hinweise zu geben. Bereiche mit sehr hohem Konfliktpotenzial Sehr hohes Konfliktpotenzial ist vor allem in der Tübinger Stufenrandbuch zu erwarten (siehe Abb. 64). Gebiete am Schönbuchsüdrand zwischen Tübingen und Unterjesingen, an der Südseite des Spitzberges zwischen Tübingen und Wurmlingen, das Bühlertal sowie um den Kiebinger und Bühler Baggersee sind zum einen größere, aus Naturschutzsicht wertvolle Lebensräume mit seltenen Arten und Lebensgemeinschaften. Auf der anderen Seite eignen sie sich überwiegend sehr gut für Naturer- lebnis. Auch westlich von Rottenburg am Neckar ist mit sehr hohem Konfliktpotenzial zu rechnen, sofern Er- holung und Tourismus überhand nehmen. Allerdings sind hier überwiegend kleinere Einzelbiotope betroffen. Dagegen konnte im Neckartal östlich von Tübingen keine entsprechende Konfliktsituation ermittelt werden. Bereiche mit hohem Konfliktpotenzial Flächen mit hohem Konfliktpotenzial sind im gesamten Neckartal zwischen Rottenburg am Neckar und Mittelstadt anzutreffen. Es sind wiederum größere Flächen am Spitzberg konfliktträchtig. Zu erwähnen sind auch der Hirschauer Baggersee, die Baggerseen bei Kirchentellinsfurt und Altenburg sowie ar- tenschutzrelevante Flächen und Strukturen im Neckartal östlich Rottenburg am Neckar. Auch die in die Neckartalhänge eingeschnittenen Bachklingen bergen ein entsprechendes Konfliktpotenzial. Dies erfordert eine entsprechende Berücksichtigung im Zusammenhang mit Erholung und Tourismus. Bereiche mit mittlerem Konfliktpotenzial Hier wurden eher große Flächen ermittelt. Westlich von Tübingen bis Eyach sind es von mageren Flachlandmähwiesen geprägte Teile der Neckarniederung, südlich von Rottenburg a. N. Streuobst- wiesengebiete. Großteile der Spitzberghöhe sowie nahezu das gesamte Ammertal westlich von Tü- bingen bis zur L 372 und weitere Flächen am Schönbuchsüdrand bergen Konflikte. Östlich von Tübin- gen bis Rübgarten sind es die Wälder am Neckartalhang.

109 Abbildung 64: Konfliktpotenzial zwischen Arten-/Biotopschutz und Landschaftserlebnis

110 9 Ziele für den Neckarpark

9.1 Zielfindung

Die Zielvorschläge im Masterplan Neckar für die Region Neckar-Alb sollen einerseits übergeordneter Natur sein und in größerem Maßstab durch abgeleitete Handlungsempfehlungen und Maßnahmen konkretisiert und umgesetzt werden. Andererseits sollen sie konkret genug sein, um das übergeordne- te Leitbild des Landschaftsparks Neckar von der Quelle bis zur Mündung in der Region Neckar-Alb zu spezifizieren und nicht nur allgemeine Zielvorstellungen ohne konkreten Raumbezug sein. Für die Zielfindung wurde also das übergeordnete Leitbild des Landschaftsparks Neckar von der Quel- le bis zur Mündung herangezogen. Es wurde durch weitere Quellen ergänzt und in mehreren Schritten konkretisiert (siehe Kap. 3.3). Eingang in diesen Prozess fanden Leitvorstellungen aus dem Master- plan für den Landschaftspark Neckar Region Stuttgart116, den regionalen Neckarpark im Heilbronner Land117, den Landschaftspark Rems118 sowie den Landschaftspark Bodensee-Oberschwaben119, für die ein Zielvergleich angestellt wurde (siehe Tab. A 1 im Anhang). Im weiteren Vorgehen stand der Bezug zur Region Neckar-Alb im Vordergrund. Grundlage für den regionalen Bezug ist die umfangrei- che Bestandsaufnahme bzw. -beschreibung (siehe Kap. 7), die ganz maßgeblich in die Ziele einfloss. Darüber hinaus wurde in einem moderierten Workshop der regionalen Kontaktgruppe Neckar-Alb der Initiative „Unser Neckar“ von unterschiedlichen Akteuren Ziele und Anforderungen für einen Neckar- park formuliert (siehe Tabelle A 2 im Anhang), die ebenfalls Eingang in die Konzeption fanden.

9.2 Zielvorschläge

Geordnet und zusammengefasst ergaben sich Zielvorschläge von unterschiedlichem Detaillierungs- grad. Für wichtige Bereiche, wie beispielweise die Ökologie des Neckars, wurden Zielvorschläge mit teilweise konkreten Handlungsvorschlägen erarbeitet bzw. übernommen, andere Bereiche wurden relativ allgemein gehalten, da sie ein breites Spektrum von Maßnahmen forcieren sollen. Ziel 1: Beachtung des Nachhaltigkeitsgrundsatzes Bei allen Maßnahmen, die der Verwirklichung des Landschaftsparks Neckar in der Region Neckar-Alb dienen, soll stets die Nachhaltigkeit gewährleistet sein, denn auch die Folgegenerationen sollen in einer intakten Landschaft leben und sich darin erfreuen können. Die Landschaft soll nach dem Prinzip „Nutzen – Schützen –Vernetzen“ entwickelt werden. Die drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Sozia- les der Nachhaltigkeitsstrategie sollen zum Tragen kommen. Durch standortangepasste Nutzungen und sanften Tourismus sollen negative Auswirkungen auf die Umweltgüter und die Sozialstruktur ver- hindert oder wenigstens möglichst gering gehalten werden. Ziel 2: Wahrung und Entwicklung des kulturellen Erbes der Landschaft Die Merkmale und Besonderheiten der Kulturlandschaften des Planungsgebietes sollen in ihrer Ei- genart, Qualität und Vielfalt bewahrt werden. Ihre identitätsstiftende Wirkung soll besser genutzt wer- den. Um den gesellschaftlichen Änderungsprozessen gerecht zu werden, soll gleichzeitig die land- schaftliche Eigenart weiterentwickelt werden. Diese Weiterentwicklung soll so gesteuert werden, dass durch die Neuerungen die bestehende Eigenart in veränderter Form erkennbar bleibt und die Men- schen vor Ort genügend Zeit für die Identifizierung mit den Änderungen verbleibt. Die kulturlandschaftliche Eigenart des Gebietes ergibt sich aus der Landnutzungs- und Siedlungsver- teilung, aus baulichen Gesamt- und Einzelanlagen sowie besonderen Landeskulturen wie Streuobst- wiesen, terrassierte Weinbergslagen sowie traditionell geprägten Wald-, Wiesen- und Ackergebieten. Bei allen Maßnahmen, von der Landnutzung über Maßnahmen des Natur- und Gewässerschutzes über die Landnutzungen bis hin zu notwendigen technischen Maßnahmen, soll die kulturlandschaftli- che Eigenart des Neckartals angemessen berücksichtigt werden.

116 Verband Region Stuttgart (Hrsg.), 2008: Masterplan Landschaftspark Neckar. 117 Regionalverband Heilbronn-Franken, 2009: Bausteine für einen Regionalen Neckarpark im Heilbronner Land. 118 Verband Region Stuttgart (Hrsg.), 2007: Landschaftspark Rems. 119 Futour – Umwelt-, Tourismus- und Regionalberatung & Hage + Hoppenstedt Partner – Raum- und Umweltentwicklung, 2003: Landschaftspark Bodensee-Oberschwaben.

111 Ziel 3: Verbesserung der Gewässerökologie des Neckars und der Nebenflüsse Der Neckar soll in seinen ökologischen Funktionen verbessert und damit in seiner Wahrnehmbarkeit und Eigenschaft als verbindendes, grünes Band aufgewertet werden. Dies umfasst die Herstellung der Durchgängigkeit sowie die Verbesserung von Gewässergüte und Gewässerstruktur. Ziel soll vorerst der von der Europäischen Union in der Wasserrahmenrichtlinie geforderte Zustand sein. Eine bessere Wahrnehmbarkeit kann z. B. durch eine Bepflanzung mit Gehölzen erreicht werden. Ziel 4: Erhaltung geschützter Arten und Biotope Im Neckartal in der Region Neckar-Alb gibt es eine Vielzahl von aus Naturschutzsicht wertvollen Bio- topen, Lebensgemeinschaften und Arten. Ihre Erhaltung ist ein wichtiges Ziel. Auch sie tragen zur Eigenheit der Landschaft bei. Insbesondere Landnutzungen sowie die Erholung und den Tourismus fördernde Maßnahmen sind mit den Belangen des Naturschutzes abzustimmen. Ziel 5: Aktivierung und Förderung regionaler Eigenheiten Die Aktivierung und Förderung bislang zu wenig beachteter regionaler Eigenheiten, wie beispielsweise der Landwirtschaft sowie des Streuobst- und Weinbaus und ihrer Produkte, bietet die Möglichkeit ei- ner relativ kostengünstigen Aufwertung des Gebietes, bringt die Alleinstellungsmerkmale besser zur Geltung, wirkt identitätsstiftend und sorgt für eine hohe Akzeptanz weiterer Maßnahmen. So werden die spezielle Charakteristik des Gebiets betont und die individuellen Stärken herausgestellt. Eine bes- sere Vernetzung und Vermarktung der regionalen Besonderheiten tragen zur Steigerung der Be- kanntheit und Erlebbarkeit bei. Ziel 6: Verbesserung der Erholungs- und Tourismusfunktion Das Gebiet verfügt im besiedelten und unbesiedelten Bereich bereits über einige gut ausgebaute Er- holungs- und Tourismuseinrichtungen. Es bieten sich jedoch viele Möglichkeiten der Verbesserung. Insbesondere sind die landschaftlichen Potenziale in Tourismuskonzeptionen aufzunehmen. Die Er- lebbarkeit des Neckars als Namensgeber, grünes Band, Image- und Identitätsträger soll in vielen Be- reichen verbessert werden. Dazu zählt auch eine bessere Integration des Flusses in die Siedlungsbe- reiche. Hierbei spielt die Zugänglichkeit zu den Ufern und damit auch an das Wasser eine wichtige Rolle. Eine diesbezügliche Verbesserung muss allerdings in Abstimmung mit dem Hochwasserschutz erfolgen. Auch im Freiraum soll die Erlebbarkeit des Neckars verbessert werden. Ansatzpunkte erge- ben sich insbesondere an Rad- und Wanderwegen. Die geschichtlichen und kulturellen Zusammenhänge des Neckartals sollen durch räumlich- gestalterische und organisatorische Verknüpfungen für die Bevölkerung vor Ort und für Besucher er- lebbar gemacht werden. Auch der Neckar soll in diese Betrachtung einbezogen werden. Er bietet Ab- schnitte die mehr (Tübinger Stufenrandbucht) und weniger (westlich von Rottenburg) naturfern sind. Diese Mischung aus relativ naturnahem und stark verändertem Flusslauf ist ein wichtiges Alleinstel- lungsmerkmal und soll besser in Szene werden. Die Stärkung der Funktion des Gebiets als Erholungs- und Erlebnisraum soll durch viele kleine Bau- steine forciert werden, beispielsweise durch eine noch bessere Abstimmung des ÖPNV auf die Be- dürfnisse von Naherholung und Tourismus oder die Durchgängigkeit der Uferwege am Neckar und den Zuflüssen. Wichtig für eine positive Entwicklung im Tourismusbereich sind die Verbesserung der Bekanntheit des Gebietes und ein positives Image. Durch eine einheitliche Vermarktung von regionalen Produkten aus dem Neckartal kann diese Entwicklung unterstützt werden. Aber auch eine „Kulturmeile Neckartal“ oder ein „Veranstaltungskalender Neckartal“ können dazu beitragen. Eine einheitliche Außendarstel- lung (corporate design) könnte einen hohen Wiedererkennungswert schaffen. Ziel 7: Schaffung einer Neckaridentität in der Bevölkerung Die Identifikation der Bevölkerung mit dem Neckar und dem Neckartal soll verbessert werden, dies schafft Akzeptanz für die Vorschläge des Masterplans. Wird das Neckartal als Ganzes in das Be- wusstsein der Öffentlichkeit gerückt, so wird es besser als Erholungsraum wahr- und angenommen. Es bildet sich ein positives Image, was Grundlage für den Erfolg des Landschaftsparkgedanken ist. Das Neckartal verfügt – trotz zahlreicher Optimierungsmöglichkeiten – über die Qualität, als Identitäts- träger zu fungieren, der Wert und Nutzen dieses Raumes müssen jedoch besser aufgezeigt werden. Unter anderem durch einen Ausbau der Informationszugänglichkeit, Mobilisierung der Bürger und

112 Entscheidungsträger oder das Etablieren von Keimzellen der Neckar-Identitätsbildung kann dieses Ziel erreicht werden. Ziel 8: Vernetzung zur Handlungsmaxime machen Der Masterplan kann seine positive Wirkung am besten entfalten, wenn es zur Vernetzung in vielen Bereichen kommt. Das gilt unter anderem für die Bereiche Erholung & Tourismus (Hotelroute, Rad- wegenetz, Vernetzung aller Burgen, Schlösser, etc. durch touristische Marketingstrategie, Zugang zum Neckar) und Naturschutz (Biotopvernetzung, Besucherlenkung). Aber auch von der Vernetzung von Akteuren kann das Gebiet profitieren, beispielsweise in Form von Partnerschaften für Projekte (Public-Private-Partnership). Auch durch Verbesserungen im ÖPNV wer- den Teilräume im Plangebiet besser vernetzt. Durch die Vernetzung in verschiedensten Bereichen wächst die Region zusammen und das Wir-Gefühl wird gestärkt. Die Kooperation der Beteiligten ist Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Umsetzungen der Ziele und Handlungsvorschläge, die im Masterplan Neckar formuliert sind. Dies gilt sowohl für die Beteili- gung in der Entscheidungsfindung, als auch bei der späteren Zusammenarbeit in der Umsetzungs- phase von Maßnahmen. Um Akzeptanz für die Vorschläge des Masterplans Neckar zu erreichen, müssen alle Akteure frühzeitig eingebunden werden. Nach dem Motto „Kooperation statt Konkurrenz“ muss dem internen und ressortbezogenen Denken begegnet werden, was jedoch nur durch die Bil- dung von Vertrauen und der Akzeptanz der gemeinsamen Ziele möglich ist. Der Regionalverband kann die Rolle des Vermittlers, Moderators und Koordinators übernehmen. Ziel 9: Akquisition von Fördermitteln Die Einwerbung von Fördermitteln aus verschiedenen Töpfen ermöglicht die Umsetzung von Maß- nahmen des Masterplans unter reduzierter finanzieller Belastung für die Beteiligten und kann damit den Prozess beschleunigen. Programme der Europäischen Union, wie beispielsweise Interreg oder ELER, sollen auf mögliche Bezuschussung geprüft werden. Aber auch Programme auf Bundes- und Landesebene sowie Spenden oder Patenschaften der Privatwirtschaft könnten zur Finanzierung bei- tragen.

113 10 Handlungsempfehlungen Der Masterplan Neckar für die Region Neckar-Alb zeigt Handlungsempfehlungen auf, die die Zielvor- schläge (siehe Kap. 9) konkretisieren und zu deren Umsetzung beitragen sollen. Der Masterplan zielt auf eine langfristige Entwicklung des Neckartals und besitzt in seinen Ziel- und Maßnahmenaussagen empfehlenden Charakter. Ziele und Handlungsempfehlungen können in Zukunft erweitert und vertieft werden, um aktuellen Entwicklungen gerecht zu werden. Sie sind unterschiedlich konkret gefasst, reichen von der Betrachtung des Gesamtraums bis teilweise kurz vor die Projektebene. Als Darstel- lungsmaßstab wurde 1 : 25‘000 gewählt.

10.1 Handlungsempfehlungen bezüglich Gewässer- und Hochwasserschutz siehe dazu Karte 1 im Anhang

10.1.1 Verbesserung der Gewässerstrukturgüte an Fließgewässern Viele Fließgewässerabschnitte, insbesondere des Neckars, sind im Gebiet in ihrer Struktur deutlich bis stark verändert. Die Situation bezüglich der Strukturgüte ist größtenteils unbefriedigend (siehe Kap. 7.2.1). Der in der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) bis 2015 geforderte Zustand mit Ziel Klasse II (mäßig verändert) ist an über 85 % der Bäche und Flüsse nicht erreicht. Dieses Ziel wird in den Masterplan Neckar Region Neckar-Alb übernommen. Besonders am Neckar zwischen Rottenburg a. N. und Pliezhausen besteht Handlungsbedarf. Eine Verbesserung der Strukturgüte bedingt eine höhere Selbstreinigungskraft der Fließgewässer, begünstigt deren Eigendynamik, ermöglicht eine Diversifizierung der Substratverhältnisse und verbes- sert die Lebensraumsituation für viele aquatische und amphibische Organismen. Sie ist Ziel an allen Fließgewässern im Planungsgebiet. Diesem Ziel sind allerdings im besiedelten Bereich der Städte Tübingen und Rottenburg a. N. sowie durch die Staustufen teilweise enge Spielräume gesetzt. Kon- krete Maßnahmen zur Erreichung des Ziels wurden im Zuge der Umsetzung der WRRL erarbeitet. Im Maßnahmenplan (siehe Anhang) werden die betreffenden Abschnitte mit der Handlungsempfehlung „Verbesserung der Gewässerstrukturgüte“ gekennzeichnet.

10.1.2 Herstellung der Durchgängigkeit an Fließgewässern Die Durchgängigkeit des Neckars und seiner Seitengewässer für Wasserlebewesen ist ein zentraler Punkt der Gewässerökologie. Auch sie ist Gegenstand der Forderungen der WRRL. Im Maßnahmen- plan sind Stellen mit Handlungsbedarf mit der Handlungsempfehlung „Herstellung der Durchgängig- keit“ kenntlich gemacht. Durch Maßnahmen wie Fischtreppen, Umgehungsgerinne oder raue Rampen kann die Durchgängigkeit an Querbauwerken wiederhergestellt werden. Die Maßnahmen, die bereits in Planung sind, sollten nach Möglichkeit beschleunigt werden. Die einzig noch unklare Umsetzung der Durchgängigkeit im Plangebiet liegt am Katzenbach oberhalb Bad Niedernau. Sie sollte rasch geklärt werden. Die Durchgängigkeit auch in den Nebenflüssen des Neckars sorgt für eine Vernetzung des gesamten Flussraumgebiets und ermöglicht damit einen Artenaustausch zwischen den unterschiedlichen Ge- wässern und Gewässerabschnitten. Dies begünstigt die Artenvielfalt sowohl im Neckar als auch in den Nebengewässern. Nach Möglichkeit sollten die Fischaufstiegshilfen so gebaut werden, dass Kanufah- rer und Ruderer die Querbauwerke ohne großen Aufwand überwinden können. Somit sind die Maß- nahmen auch von direktem Nutzen für den Menschen.

10.1.3 Verbesserung der Gewässergüte von Fließgewässern Wasser ist ein grundlegendes Lebenselement. Es ist für Leben unabdingbar, Wasser in Trinkwasser- qualität ist Voraussetzung für die Gesundheit des Menschen. Auch für das Vorkommen einer Vielzahl von Arten sind „saubere“ Bäche und Flüsse Bedingung. Darüber hinaus sind Fließgewässer mit einer guten Wasserqualität attraktiv als Bademöglichkeit und für das Naturerlebnis. Das in der WRRL für die Wasserqualität geforderte Ziel Klasse II (mäßig belastet) wird in den Masterplan Neckar übernommen. Das „Verschlechterungsverbot“ der WRRL ist zu beachten. Es sollten weitere Bemühungen zur Ver- besserung der Gewässergüte unternommen werden.

114 10.1.4 Verbesserung des öffentlichen Zugangs zum Neckar Der verbesserte Zugang für die Öffentlichkeit im Siedlungsbereich zu den Flussufern und somit die Förderung der Erlebbarkeit des Neckars ist ein wichtiges Ziel des Masterplans. Die bessere Integrati- on des Flusses in den Siedlungsraum bringt ihn verstärkt ins Bewusstsein der Bevölkerung. Sie trägt zur Identifizierung der ansässigen Bevölkerung mit dem Neckar bei und ist ein Puzzleteil bei der Schaffung und Stärkung der „Neckaridentität“. Im Maßnahmenplan sind bisher für die Öffentlichkeit unzugängliche Uferstrecken des Neckars in den Städten Tübingen und Rottenburg a. N. gekenn- zeichnet. Die Förderung der Erlebbarkeit des Neckars und seiner Ufer kann durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden. - Ganz grundsätzlich müssen Zugänge vorhanden oder, wenn nicht vorhanden, geschaffen werden. - Uferwege und -pfade machen den Neckar streckenweise erlebbar. - Sitz- und Liegegelegenheiten an Wegen und in attraktiv gestalteten öffentlichen Grünflächen am Fluss laden zum Verweilen ein. - Stufenelemente in Böschungen ermöglichen den direkten Zugang zum Wasser. - Flachwasserbereiche animieren zum Spielen am und im Wasser. - „Balkone“ am und Stege über den Neckar bieten einen Blick aus anderer Perspektive. Dort, wo Privatgrundstücke ans Ufer grenzen, wird es überwiegend sehr schwierig sein, entsprechen- de Maßnahmen zu realisieren. Eventuell lassen sich punktuell im Bereich der Grundstücksgrenzen einzelne Maßnahmen verwirklichen, so dass bislang ausgeschlossene Bereiche wenigstens partiell an den öffentlichen Siedlungsraum angebunden sind.

10.1.5 Anlage/Reaktivierung von Altarmen und Tümpeln in der Neckaraue Anhand der historischen Karten wird deutlich, über welche Vielzahl an Seiten- und Altarmen der Neckar im Plangebiet einmal verfügt haben muss (s. Kap. 5.4). Aufgrund der menschlichen Besied- lung und Inkulturnahme der Neckarauen und der damit einhergehenden Begradigung und Tieferle- gung des Neckars sind aber bis auf kleine Relikte alle verloren gegangen. Ansatzpunkte für eine Re- aktivierung von Auegewässern bzw. Neuanlage entsprechender Strukturen sind dort vorhanden, wo das Relief ehemalige Neckararme nachzeichnet und wo sich gleichzeitig eine dauernde oder wenigs- tens temporäre Verbindung zum Neckar herstellen lässt. Eine Anbindung bestehender feuchter Le- bensräume könnte die Besiedlung des neu geschaffenen Gewässers mit typischen Arten von Fluss- auen beschleunigen. Neben den historischen und topographischen Karten geben Feuchtgebiete Hinweise auf ehemalige Altarme. Im Maßnahmenplan sind diverse Stellen bzw. Bereiche ausgewiesen, die sich für eine Reak- tivierung von Altarmen anbieten bzw. bei denen eine solche geprüft werden könnte. Hervorzuheben sind hierbei insbesondere das Neckartal zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen sowie das „kleine Neckarle“ bei Pliezhausen.

10.1.6 Sicherung der Retentionsfunktion von Auen, Freihaltung von weiterer Bebauung Die im Landschaftsrahmenplan Neckar-Alb 2011 ausgewiesenen wertvollen Flächen für den vorbeu- genden Hochwasserschutz bilden die Grundlage für die Bereiche zur Sicherung der Retentionsfunkti- on. Im Falle eines Hochwassers sind die markierten Bereiche als Retentionsraum von großer Bedeu- tung, weswegen auf den Flächen in Zukunft auf weitere Bebauungen und Versiegelungen verzichtet werden sollte. Im Bereich des HQ100 sollten mittel- bis langfristig Ackerflächen in Grünland umgewan- delt oder ein anderweitiger Dauerbewuchs das Ziel sein. Um das Retentionsvolumen zu erhöhen, bietet sich auch die Entsiegelung von brach gefallenen Siedlungsflächen in der Neckaraue an. Von sehr hoher Bedeutung für den Wasserrückhalt in der Fläche sind Retentionsmaßnahmen an Bächen und Seitentälern, denn hier ist der Siedlungsdruck meist geringer als am Neckar, es steht mehr Rück- halteraum zur Verfügung und die Gewässerläufe sind oft geringer anthropogen beeinflusst. Bei Starkregenereignissen wird so das Wasser verzögert dem Neckar zugeführt.

115 10.2 Handlungsempfehlungen bezüglich Arten-, Biotop- und Landschaftsschutz siehe dazu Karte 2 im Anhang

10.2.1 Maßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung bedeutender historischer Kulturlandschaf- ten Große Flächenanteile des Planungsgebietes sind Ergebnis einer zum Teil Jahrhunderte langen Be- wirtschaftung und entsprechen in ihrem Erscheinungsbild teilweise oder sogar großteils noch traditio- nellen Landnutzungsformen. Es ist ein wichtiges Ziel des Masterplans, dieses kulturelle landschaftli- che Erbe zu erhalten und zu entwickeln. Pflege der Obstbäume, Nachpflanzungen, extensive Grünlandnutzung Unabdingbar für die Erhaltung und die Entwicklung der Streuobstwiesen und Obstbaumreihen sind ein regelmäßiger Pflegeschnitt der Bäume sowie Nachpflanzungen in bereits bestehenden Lücken oder bei einem Abgang von alten Obstbäumen. Die vielfältigen Aktivitäten der Landkreise, der Städte, Ge- meinden, Obst- und Gartenbauvereine sowie lokaler Initiativen zur Erhaltung der Streuobstwiesen und zur Vermarktung der Streuobstprodukte und der Streuobstlandschaft sollen weitergeführt und unter- stützt werden. Wenn möglich, sollte die Nutzung des Unterwuchses sich an die traditionelle Zwei- schnittnutzung der Wiesen anlehnen. Hinweise für die Erhaltung und Entwicklung der Streuobstbe- stände enthalten z. B. die „Erzeugerkriterien Streuobst“ der AG ebbes Guad´s“ [http://www.plenum- rt.de/pdf/kriterien_streuobst.pdf]. Viele Streuobstbestände befinden sich in einem schlechten Pflegezustand. Es wird empfohlen, für größere Gebiete, z. B. auf Gemeindeebene, Pflege- und Nutzungskonzepte zur Erhaltung der Streu- obstwiesen zu erarbeiten, in denen zum einen der Pflegezustand der Bäume erhoben wird. In der Folge sollten für ungepflegte Streuobstbestände Prioritäten für eine Erst- und Folgepflege bzw. Folge- nutzung festgelegt werden. Landschaftspflegeverbänden kommt hierbei eine wichtige koordinierende Aufgabe zu. Im Fokus ihrer Arbeit sollten im Planungsgebiet die streuobstwiesen stehen. Eine Zu- sammenarbeit der Kommunen mit lokalen Akteuren sollte ggfs. angestrebt werden. Die Erstpflege von überalterten Streuobstbeständen ist ökokontofähig. Über Börsen, z. B. bei den Städten und Gemeinden, können Eigentümer, die zur Bewirtschaftung nicht mehr in der Lage sind, ihre „Gütle“ Interessenten zur Nutzung und Pflege überlassen. Erhaltung des Weinbaus und der Trockenmauern Der Weinbau ist in Teilen des Planungsgebiets eine prägende Landeskultur. Seine Bedeutung war früher ungleich größer. Der prägende Charakter des Weinbaus sollte am Schönbuchsüdrand und am Spitzberg erhalten werden. Abgesehen von der Erhaltung des Weinbaus selber stehen an dieser Stel- le die Erhaltung bestehender und die Restaurierung eingestürzter Trockenmauern aus Natursteinen im Vordergrund. Diese ergeben die unverwechselbare Terrassierung der Hänge im Planungsgebiet. Örtliche Aktivitäten sollten von Behördenseite unterstützt oder eventuell initiiert werden. Auf Möglich- keiten der Förderung, z. B. im Rahmen der Landschaftspflegerichtlinie, ist hinzuweisen. Extensive Grünlandnutzung Nicht nur im Bereich der Streuobstflächen kommen im Planungsgebiet blumenreiche Wiesen noch flächig vor. Im Bühlertal oder im Neckartal sind entsprechende baumlose Wiesenflächen anzutreffen. Für deren Erhaltung ist eine Anlehnung an die traditionelle Zweischnittnutzung erforderlich. Sofern es sich um FFH-Flächen und andere Naturschutzflächen handelt, gelten die entsprechenden Bewirt- schaftungsauflagen. Klimatische Veränderungen und Erfordernisse der Bewirtschafter sollten jedoch auch in Nutzungs- und Pflegekonzepte Eingang finden können. Eine Verwertung des Aufwuchses ist einer reinen Pflegenutzung ohne Verwertung des Grasschnittes vorzuziehen. Die Möglichkeit extensiver Weidenutzungen allein oder in Ergänzung zur Mahd sollte in Nutzungskonzepten geprüft und ggf. einbezogen werden. Erhaltung der Flurstruktur Bei den unter Denkmalschutz stehenden „Kulturlandschaft Unteres Ammertal“ und „Kulturlandschaft Rodungsinsel Einsiedel“ sollte die Ausprägung der traditionellen Kulturlandschaft gewahrt bleiben. Hierbei ist die Erhaltung der Flurstruktur mit den jeweiligen Besonderheiten ausschlaggebend. Die

116 Kulturlandschaft Unteres Ammertal mit der Domäne Ammerhof und dem Schwärzlocher Hof ist zum einen kleinteilig und durch viele Kleinstrukturen wie Gebüsche und Schilfröhrichte geprägt. Zum ande- ren prägen die größeren landwirtschaftlichen Flächen der beiden Höfe diese Landschaft. Die Ro- dungsinsel Einsiedel ist dagegen weitgehend ausgeräumt. Ihre Eigenheit ergibt sich durch große Ackerbauflächen und durch die sternförmige Anordnung der Wege, die zur Domäne Einsiedel führen.

10.2.2 Aufwertung von Relikten der Neckargeomorphologie Morphologische Reliefausprägungen machen das Neckartal zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen besonders interessant. Insbesondere die Ränder ehemaliger Hauptrinnen des Neckars zeugen auch heute noch von der natürlichen Dynamik des Neckarflusses und der Entwicklung des Neckars und der Neckaraue. Es gilt, diese zu erhalten, aufzuwerten und mehr ins Bewusstsein zu rücken. Möglichkei- ten sind eine extensivere Nutzung oder eine zeitweise Nichtnutzung, so dass sich an den Böschungen bzw. Rainen Gras-Krautsäume ausbilden können. Zu prüfen sind in Einzelfällen auch Geländemodel- lierungen, evtl. im Zusammenhang mit der Reaktivierung von Altarmen oder der Anlage von Tümpeln. Eine Möglichkeit, die Neckargeomorphologie mehr ins Bewusstsein zu rücken, ist die Einbindung in Landschaftsführungen.

10.2.3 Spezielle Artenschutzmaßnahmen zum Schutz und zur Förderung stark gefährdeter Arten Die Initiative Artenvielfalt Neckartal (IAN) setzt sich seit Jahren für die Förderung hochgradig gefähr- deter Arten im Neckartal westlich von Tübingen ein. Dazu liegt ein „Zielarten- und Maßnahmenkon- zept zum Erhalt der Artenvielfalt im Neckartal zwischen Tübingen und Rottenburg“ im Entwurf (Stand 2008) vor, das in den Masterplan Neckar Eingang gefunden hat. Ziel ist die Verbesserung der Le- bensbedingungen für folgende streng geschützte Arten, deren Bestände sich im Gebiet zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen in den letzten Jahrzehnten zum Teil drastisch verringert haben: Braunkehlchen, Grauammer, Kiebitz, Rebhuhn, Wechselkröte, Schwarze Mörtelbiene. Von den vor- geschlagenen Maßnahmen können weitere, zum Teil ebenfalls gefährdete Offenlandarten profitieren, beispielsweise Feldhase, Dorngrasmücke, Feldlerche, Feldschwirl, Goldammer, Neuntöter, Rohram- mer, Sumpfrohrsänger und Wachtel. Folgende Maßnahmen, die hier im Einzelnen nur grob erläutert werden, flossen in den Masterplan Neckar ein. Nähere Angaben können dem genannten Bericht ent- nommen werden. Anlage mehrjähriger Ackerbrachen Diese Maßnahme dient als Ersatz für in den letzten Jahren weggefallende Ackerbrachen und soll vor allem der Grauammer und dem Rebhuhn, aber auch dem Braunkehlchen, der Feldlerche und der Wachtel geeignete Lebensraumbedingungen schaffen. Die betreffenden Flächen liegen östlich und nordöstlich von Rottenburg in den Gewannen Hölle und Lache. Alternativflächen in der näheren Um- gebung sind möglich. Abgestimmte Grünlandnutzung In drei Bereichen wird eine mit dem Naturschutz abgestimmte, extensive Grünlandnutzung vorge- schlagen, die speziell auf das Rebhuhn, das Braunkehlchen, die Grauammer, die Obsthummel und die Schwarze Mörtelbiene ausgerichtet ist. Weitere Arten werden durch diese Maßnahme gefördert. Die Flächen befinden sich östlich und nordöstlich des Hirschauer Baggersees sowie nördlich von Kie- bingen. Offenhaltung von ungenutzten Flächen durch Mahd und/oder Beweidung Hierbei handelt es sich um Pflegeflächen nahe der L 372 sowie um die Uferböschung des Neckars beim Kraftwerk Kiebingen. Diese Flächen unterliegen keiner landwirtschaftlichen Nutzung und drohen zu verbuschen, was für die dort vorkommenden Offenlandarten abträglich wäre. Im Bereich der L 372 zielt die Maßnahme in Kombination mit der Anlage von Tümpeln auf die Förderung von Amphibien im Allgemeinen sowie des Rebhuhns, der Grauammer und weiterer Arten im Besonderen. Durch die Maßnahmen bei der Fläche am Kiebinger Wehr sollen die Schwarze Mörtelbiene und Reptilien geför- dert werden. Abgestimmte Gehölzpflege Nach Angaben der IAN sollen im Neckartal zwischen Rottenburg und Tübingen weitere Gehölzpflan- zungen vermieden werden, um den Offenlandcharakter und die Lebensraumbedingungen für seltene

117 und gefährdete Offenlandarten zu erhalten. Die Pflege der bestehenden Gehölze sei schon jetzt in diesem Sinne nicht ausreichend gewährleistet. Die Gehölze müssen demnach für die Erhaltung der vorrangigen Zielarten des Offenlandes umfangreicher und konsequenter als bislang abschnittsweise alle fünf Jahre auf den Stock gesetzt werden. Diesem wird durch die Planung im gesamten Gebiet zwischen Rottenburg a. N. und Tübingen Rechnung getragen. Insbesondere davon betroffen ist der Arbach. Flächige Vernässung Entlang des Grabens, der aus dem Ried-Gehölzkomplex an der L 372 herausführt, sollen durch Auf- stau des Grabens eine flächige Vernässung und die Ausbildung von kleinen Wasserflächen herbeige- führt werden. Dadurch werden Braunkehlchen, Grauammer, Kiebitz, Wechselkröte und weitere Arten gefördert. Anlage von Tümpeln Durch Abschieben des Oberbodens soll im Ried-Gehölzkomplex an der L 372 die Bildung von Tüm- peln in gut besonnter Lage initiiert werden (siehe oben). Entwicklung von Gras-Krautsäumen Diese Maßnahme ist in zwei Bereichen westlich des Hirschauer Baggersees vorgesehen. Durch unre- gelmäßige, abschnittsweise Mahd soll die Bildung von Gras-Krautsäumen unterstützt und das Auf- kommen von höheren Gehölzen verhindert werden. Die Maßnahme dient der Strukturierung des Of- fenlandes. Sie fördert Strukturen, die insbesondere dem Braunkehlchen, der Grauammer und dem Rebhuhn, aber auch der Feldlerche, der Goldammer und der Schmetterlingsart Schachbrett dienen. Erhaltung/Anlage von Steilufern Durch die Erhaltung bestehender und die Anlage weiterer Steilufer am Kiebinger Baggersee (Bagger- see Bischoff) sollen die dort vorkommenden Uferschwalben sowie gefährdete Wildbienen-Arten geför- dert werden. Erhaltung/Herstellung offener Kiesflächen Durch die Erhaltung bestehender und die Neuanlage neuer Kiesbänke sollen Teillebensräume für z. B. den Flussuferläufer und den Flussregenpfeifer geschaffen werden. Erforderlich sind immer wieder das Entfernen von Gehölzen, das Abschieben von Oberboden und das Abflachen der Randbereiche. Anlage eines Schotterstreifens Entlang des Weges der zum Pumpwerk im WSG Gernfeld führt, soll für die Schwarze Mörtelbiene ein schmaler Schotterstreifen aufgeschüttet werden.

10.2.4 Besondere Berücksichtigung des Arten-, Biotop- und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen Bedrohte Arten und deren Habitate müssen bei geplanten Siedlungserweiterungen besondere Be- rücksichtigung finden. Es ist wichtig, dass vorhandene und zukünftige Planungen mit deren Belangen abgestimmt werden. Die Prüfung geplanter Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe im Neckartal auf mög- liche Zielkonflikte und deren Wirksamkeit oder das Ausschließen von Siedlungserweiterungen in den markierten Bereichen sind Maßnahmen, die diesem Ziel dienen. Der Schutz empfindlicher Landschaftsteile vor Siedlungserweiterungen dient der Erhaltung siedlungs- naher Erholungsgebiete, der Bewahrung der kulturlandschaftlichen Identität und der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts. Streuobstwiesen, Weinberge und Wälder sind besondere Merkmale der Kulturlandschaft des Neckartals und sollten daher nicht durch Siedlungserweiterungen beeinträchtigt oder verdrängt werden. Der Schutz der Hangwälder im Neckartal beispielsweise spielt zusätzlich eine wichtige Rolle beim Erosionsschutz. In der Abwägung der Planungsprozesse für Sied- lungserweiterungen sollten diese Landschaftsformen mehr Gewicht erhalten. Im Maßnahmenplan sind die entsprechenden Bereiche gekennzeichnet.

10.2.5 Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben Bezüglich der Schutzgebiete gemäß Naturschutzgesetz und Landeswaldgesetz bzw. der Erhaltungs- und Entwicklungsziele von FFH-Gebieten werden im Masterplan keine Handlungsempfehlungen ge- geben. Es wird davonausgegangen, dass die jeweiligen Verordnungen Gültigkeit besitzen bzw. An-

118 wendung finden. Hier werden im Maßnahmenplan „Themenbereich Naturschutz und Landschaftspfle- ge“ (siehe Anhang) lediglich die Flächen von FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten, Bannwäldern, § 32- Biotopen, Waldbiotopen und flächenhaften Naturdenkmalen mit dem Hinweis „Beachtung naturschutz- fachlicher Vorgaben“ dargestellt. Dies gilt insbesondere für die Landnutzung. Auch bezüglich des Waldes werden keine flächigen Handlungsempfehlungen gemacht. Hier wird von einer von der Forstwirtschaft praktizierten naturnahen Waldwirtschaft bzw. von einer extensiven bäu- erlichen Waldnutzung ausgegangen, der keine Empfehlungen hinzugefügt werden müssen.

10.3 Handlungsempfehlungen bezüglich Erholung und landschaftsgebundenem Tourismus siehe dazu Karte 3 im Anhang

10.3.1 Verbesserung der Sicherheit bei Straßenquerungen Dort, wo der Neckartalradweg auf überörtlichen Straßen verläuft, wird eine Optimierung der Strecken- führung vorgeschlagen. Dies ist im westlichen Teil des Plangebiets dort der Fall, wo es durch die En- ge des Neckartals teilweise nicht ganz einfach sein wird, eine bessere Streckenführung zu realisieren. An einigen Punkten kreuzt der Neckartalradweg viel befahrene Straßen. In Kirchentellinsfurt muss sehr lange bei wenig Platz auf dem Gehweg auf die Grünphase gewartet werden. In Hirschau ist der Übergang am Ortseingang nur durch Zebrastreifen gewährleistet und in Mittelstadt fehlt jegliche Que- rungshilfe. Die Attraktivität des Neckartalradweges hängt auch von dessen Sicherheit gegenüber dem Straßenverkehr ab, deshalb sollte an den ausgewiesenen Stellen über Möglichkeiten zur Verbesse- rung der Sicherheit nachgedacht werden.

10.3.2 Verminderung der Belastungen auf Rad-/Wanderwegen durch Verkehr Die Rad- und Wanderwege sind im Neckartal von herausragender Bedeutung, unter anderem für die Erschließung touristischen Potentials. Deshalb sollten sie von störenden Einflüssen des Straßen- und Schienenverkehrs möglichst unbehelligt sein. Auf den markierten Streckenabschnitten wäre eine Ver- besserung wünschenswert. Es bedarf nicht immer einer Verlegung des Weges, um die Störungen zu minimieren. Beispielsweise könnten die Emissionen von Straße und Schiene durch die Ergänzung einzelner Baumreihen mit weiteren Gehölzen (Bildung von Alleen und Gehölzriegeln) gedämpft wer- den. Streckenweise werden zu prüfende Alternativrouten vorgeschlagen.

10.3.3 Aufwertung der Rad- und Wanderwege Nach jahrzehntelangem Dornröschenschlaf erlebt der deutsche Wandermarkt eine neue Gründerzeit. Überall entstehen neue Wanderwege. Jede Region, jeder Ort, der etwas auf seine Landschaft hält, präsentiert sich mit aufwändig vermarkteten Steigen, Pfaden und Touren. Der Wandergast wird mit derlei Offerten geradezu überflutet und verliert die Übersicht im Schilderwald der verschiedenen An- gebote. Als Maßnahme, die nicht in der Karte festgehalten ist, wird deshalb die Qualifizierung und Zertifizie- rung des Neckar-Wanderweges als Premium-Wanderweg vorgeschlagen, z. B. als Kulturweg unter Federführung des Schwäbischen Albvereins. Alle Premium Wanderwege zeichnen sich durch leichte Begehbarkeit, attraktive Strecken durch deutliche Umgebungswechsel, angenehmen Wegbeschaffen- heit, sehr gute Markierung der Wege und Verkehrssicherheit aus. Für höchste Erlebnisqualität steht das "Deutsche Wandersiegel". Es beschränkt sich nicht auf formelle Datenerhebungen, sondern misst auf der Basis neuester Erkenntnisse der Wanderpsychologie die sinnliche Qualität subjektiver Wande- rerfahrungen. Um mit dem Deutschen Wandersiegel ausgezeichnet zu werden, bedarf ein Weg be- sonderer Ziele und vieler Höhepunkte, während Durststrecken ausgeschlossen sind.

10.3.4 Für Erholung wenig geeignete Bereiche aufgrund verkehrlicher Belastungen Im Rahmen des Masterplans Neckar werden keine erholungs- oder tourismusbezogenen Konzeptio- nen erarbeitet. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme und der Analyse können gegebenenfalls bei der Erarbeitung solcher Konzeptionen herangezogen werden. An dieser Stelle wird auf Bereiche hin- gewiesen, in denen ein hohes bis sehr hohes Konfliktpotenzial zwischen flächenbezogener Erholung und Belastungen durch den Verkehr (Lärm, Abgase, Unruhe) besteht. Sie werden in der Maßnahmen- karte als „für Erholung wenig geeignete Bereiche“ ausgewiesen.

119 10.3.5 Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen In Bereichen und Gebieten mit seltenen, empfindlichen Arten, Lebensgemeinschaften und standörtli- chen Bedingungen kann es bei Erholungs- und Freizeitnutzung leicht zu Beeinträchtigungen bis hin zu irreversiblen Schädigungen kommen. Die Erhaltung und Entwicklung von Arten, Lebensgemeinschaf- ten und Lebensräumen muss Ziel jeglicher Erholungs- und Tourismuskonzepte sein. In Bereichen mit entsprechendem hohen bis sehr hohen Konfliktpotenzial ist eine besondere Beachtung von Natur- schutzbelangen erforderlich.

10.3.6 Einbindung landschaftlicher Potenziale in touristische Konzepte Landschaftliche Potenziale sind bislang nur teilweise oder nur gebietsweise (z. B. im Neckar- Erlebnistal) in touristische Konzepte eingebunden. Dies gilt es in naher Zukunft zu verstärken. In ver- schiedenen Kapiteln der Bestandsbeschreibung und der Analyse des Masterplans Neckar wurde eine Vielzahl entsprechender landschaftlicher Potenziale einschließlich historischer Kulturdenkmale nach- gewiesen. In diesem Zusammenhang sind die spezifischen Empfindlichkeiten von Arten, Lebensräu- men und Landschaftsteilen zu beachten (siehe Kap. 10.5.5). Eine Abstimmung mit dem Naturschutz wird dringend angeraten. Es wird empfohlen, für das Gebiet des Landschaftsparks Neckar und eventuell darüber hinausgehend – beispielsweise anknüpfend an die „Landschaftsführer Neckartal“ oder die Initiative Neckar-Erlebnis- Tal - weitere touristische Teilkonzepte zu entwickeln, die die landschaftlichen Potenziale für Besuche- rinnen und Besuchern attraktiv machen bzw. ihnen diese nahe bringen. Eine Verknüpfung mit Anbie- tern von regionalen Produkten (Produzenten, Direktvermarkter, Einzelhandel, Gastronomie) und mit Freizeiteinrichtungen liegt nahe. Empfohlen wird hier ein Gemeinden übergreifender Ansatz.

10.4 Handlungsempfehlungen bezüglich der Landwirtschaft

10.4.1 Vorrangflächen für die Landwirtschaft Dort, wo die Voraussetzungen für eine landwirtschaftliche Nutzung aufgrund der Bodenverhältnisse und agrarstruktureller Gegebenheiten besonders günstig sind und keine harten Restriktionen dagegen sprechen, wurden Vorrangflächen für die Landwirtschaft ausgewiesen. Damit wird der im globalen und nationalen Zusammenhang zunehmenden Bedeutung fruchtbarer Böden für die Nahrungsmittel- und Futtermittelerzeugung sowie für die Produktion von Energiepflanzen Rechnung getragen. Hier soll der Landwirtschaft Vorrang vor anderen Nutzungen zukommen. Einschränkend wirken jedoch teilwei- se Auflagen in Wasserschutzgebieten und Überschwemmungsgebieten (siehe unten).

10.4.2 Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung an den Grundwasserschutz Der Schutz des Grundwassers zur Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser sollte gegenüber einem zu hohen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden Vorrang genießen. Auch das an der Ober- fläche durch Rinnsale von den Feldern abfließende Wasser sollte möglichst gering mit Stoffen belastet sein, denn es fließt irgendwann über Nebenflüsse in den Neckar und sorgt so für eine Verschlechte- rung der Gewässergüte. Ob das Wasser nun in den Neckar oder die Wasserhähne der Bevölkerung fließt, die Belastung sollte besonders in den für die Trinkwassergewinnung wichtigen Zonen gering gehalten werden. Diese Bereiche sind in Karte 4 mit „Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung an den Grundwasserschutz“ gekennzeichnet. Die Anpassung der Landwirtschaft könnte durch die För- derung der biologischen Landwirtschaft speziell in diesen Bereichen erfolgen.

10.4.3 Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung an den Hochwasserschutz Darüber hinaus ist auch in überschwemmungsgefährdeten Bereichen eine Anpassung der Landwirt- schaft erforderlich. Auf Flächen, die sporadisch oder regelmäßig überschwemmt werden, sollte der Ackerbau so gewählt werden, dass eine Abschwemmung von Oberboden verhindert oder minimiert wird. Besser wäre auf solchen Flächen eine Umwandlung des Ackerlandes in Dauergrünland. Für landwirtschaftliche Flächen in rechtlich festgelegten Überschwemmungsgebieten ist im Masterplan (Karte 4 im Anhang) die „Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung an den Hochwasserschutz“ vorgesehen.

120 10.4.4 Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung an Bedürfnisse des Arten- und Bio- topschutzes Der Schutz von Arten und Biotopen vor Einwirkungen der landwirtschaftlichen Nutzung ist ein wichti- ges Ziel des Masterplans, denn diese gehören zum Charakter der Landschaft im Plangebiet. Zwi- schen Tübingen und Rottenburg beispielsweise ist der Artenrückgang ungebremst, die wenigen Orte mit noch reicher Tier- und Pflanzenwelt sollten geschützt werden. Bedrohte Arten wie die Grauammer, das Rebhuhn oder das Braunkehlchen haben in diesem Gebiet noch landesweite Bedeutung. Dabei geht es weniger um die Aussetzung der landschaftlichen Nutzung, denn diese steht nicht immer im Gegensatz zu Naturschutzbelangen. Vielmehr kann durch eine Anpassung der Landwirtschaft im Be- reich schützenswerter Flächen durch beispielsweise Extensivierung, Anlage von Ackerrandstreifen, Gehölzpflegemaßnahmen zum Erhalt des Offenlandcharakters oder die Etablierung von einzelnen Ackerbrachen und Grünlandflächen mit abgestimmten Mahdterminen ein tragfähiger Konsens gefun- den werden. So kann die Landwirtschaft ihren Beitrag zur Offenhaltung der Landschaft leisten und den Erhalt der Artenvielfalt unterstützen. In Bereichen, in denen seltene und gefährdete Arten und Lebensgemeinschaften vorkommen und die auch einer landwirtschaftlichen Nutzung unterliegen, wird die „Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes vorgeschlagen. Der Bezug zum Naturschutz lässt sich anhand Kapitel 10.2 und Karte 2 im Anhang herstellen.

10.5 Übersicht der Handlungsvorschläge nach den betroffenen Städten und Ge- meinden

Aus Gründen der Übersichtlichkeit und der besseren Lesbarkeit des Masterplans Neckar folgt an die- ser Stelle eine tabellarische und kartografische Darstellung der Handlungsvorschläge, gegliedert nach den betroffenen Städten und Gemeinden. Dies ist nicht dahingehend zu verstehen, dass die Zustän- digkeit für die Konkretisierung und Umsetzung der Handlungsvorschläge allein die Kommunen liegt, sondern soll einer leichteren Orientierung auf der Umsetzungsebene dienen.

Tabelle 28: Tabellarische Übersicht der Handlungsvorschläge nach den betroffenen Städten und Gemeinden

Stadt/Gemeinde- Handlungsvorschlag Gemarkung Ammerbuch- Themenbereich Natur und Landschaft Pfäffingen - Erhaltung des Weinbaus und der Trockenmauern am Pfaffenberg und am Schönbuch Südwesthang - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen am Pfaffenberg und am Schönbuch- Südwesthang - Erhaltung der Flurstruktur in der denkmalgeschützten Kulturlandschaft im randlichen Ammertal Kirchentellinsfurt Themenbereich Wasser - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars und der Echaz im Mündungsbereich - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen im Gewann Baumsatzhalde - Erhaltung der Flurstruktur und der Alleen in der denkmalgeschützten Kultur- landschaft Einsiedel - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen insbesondere im Norden, Osten und Süden - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten bei den Baggerseen und bei der Domäne Einsiedel

121 Kirchentellinsfurt Themenbereich Erholung und Tourismus - Ggf. Entschärfung der Gefahrenstelle L 387/Zubringer-Abfahrt B 27 (evtl. Alternativroute) - Prüfung einer Alternativroute für den Neckartalradweg südlich des Neckars wegen hoher verkehrlicher Belastungen und Gefährdungen entlang der L 379, B 27 und B 297 - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei tou- ristischen Konzeptionen und Maßnahmen Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung nörd- lich von Kirchentellinsfurt an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung bei Einsiedel und im Neckartal an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Kusterdingen Themenbereich Wasser - Prüfung der Anlage/Reaktivierung eines Altarmes bzw. von Auetümpeln nordwestlich Kirchentellinsfurt - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen im Neckartal bei Kirchentellinsfurt - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben im Schutzgebiet Blaulach Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei tou- ristischen Konzeptionen und Maßnahmen Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung west- lich von Kirchentellinsfurt an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung westlich von Kirchentellinsfurt an den Grundwasserschutz Pliezhausen Themenbereich Wasser - Prüfung der Anlage/Reaktivierung von eines Altarmes bei der B 297 - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen in und um Pliezhausen - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen im Norden, Osten und Süden - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten, insbe- sondere östlich von Pliezhausen und im Neckartal Themenbereich Erholung und Tourismus - Verbesserung der Sicherheit bei der Querung Neckartalradweg/L 378 am Ortsrand von Pliezhausen - Prüfung einer Alternativroute für den Neckarwanderweg am südwestlichen Ortsrand von Pliezhausen zur Vermeidung verkehrlicher Belastungen - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen im Schutzgebiet an der B 297 bei touristischen Konzeptionen und Maßnahmen Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der Nutzung in der Neckarniederung an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung südlich von Pliezhausen an den Grundwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in kleinen Teilbereichen auf der gesamten Gemarkung an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes

122 Pliezhausen- Themenbereich Natur und Landschaft Dörnach - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen um Dörnach - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen im Norden, Osten und Süden - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten am Mühl- bach und Merzenbach Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in kleinen Flächen östlich und südöstlich von Dörnach an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Pliezhausen- Themenbereich Wasser Rübgarten - Sicherung der Retentionsfunktion der Reichenbachaue bei Rübgarten Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen nördlich und westlich von Rübgarten - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen insbesondere im Süden - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten am Rei- chenbach und Häringswiesenbach Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus Themenbereich Landwirtschaft - Kleinflächige Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung südlich und süd- westlich von Rübgarten an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Reutlingen- Themenbereich Wasser Altenburg - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen im Neckartal - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten im Neckartal, insbesondere am Baggersee Themenbereich Erholung und Tourismus - Prüfung einer Alternativroute für den Neckartalradweg südlich des Neckars wegen hoher verkehrlicher Belastungen und Gefährdungen entlang der L 379, B 27 und B 297 (siehe Kirchentellinsfurt) - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus, insbeson- dere am Baggersee Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der Nutzung in der Neckarniederung an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in kleinen Teilbereichen im Neckartal an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Reutlingen- Themenbereich Wasser Mittelstadt - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars - Verbesserung der Gewässergüte des Reichenbachs - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue und der Reichenbachaue Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen nordöstlich von Mittelstadt - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen im Neckartal - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten

123 Reutlingen- Themenbereich Erholung und Tourismus Mittelstadt - Evtl. Prüfung einer Alternativroute für den Neckartalradweg wegen verkehrli- cher Belastungen entlang der L 374 und B 297 (Gem. Neckartenzlingen) - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten im Neckartal bei Konzeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tou- rismus Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in kleinen Bereichen verstreut über die Gemarkung an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Reutlingen- Themenbereich Wasser Oferdingen - Herstellung der Durchgängigkeit am Neckarwehr Oferdingen - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars - Verbesserung der Gewässergüte des Reichenbachs - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue und der Reichenbachaue Themenbereich Natur und Landschaft - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen im Neckartal - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten im Neckartal, insbesondere am Baggersee Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus im Neckar- tal, insbesondere am Baggersee Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in kleinen Bereichen verstreut über die Gemarkung an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Rottenburg a. N. Themenbereich Wasser - Prüfung der Anlage/Reaktivierung eines Altarmes (Teilbereich) im Bereich östlich Rottenburg a. N. - Aufwertung geomorphologischer Relikte des Neckars östlich Rottenburg - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars und des Arbachs - Verbesserung des öffentlichen Zugangs zum Neckar im Bereich Hammer- wasen (Ufer links), Oberwörthaus (Ufer rechts), Beginn Neckarhalde und Fortsetzung im Bereich der Brücke (Ufer links), Beginn Hagenwörtstraße (Ufer rechts), Ende Gartenstraße (linkes Ufer) - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue beim Hammerwasen, öst- lich der Stadt, in der Weggentalaue am nordöstlichen Stadtrand, der Ar- bachaue südlich Wurmlingen sowie Ammeraue südlich Unterjesingen Themenbereich Natur und Landschaft - Erhaltung des Weinbaus und der Trockenmauern im Bereich westlich und nordwestlich von Rottenburg - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen südlich Rottenburg - Erhaltung des extensiven Grünlandnutzung westlich der Baggerseen - Erhaltung der Flurstruktur in der denkmalgeschützten Kulturlandschaft im Ammertal bei Unterjesingen (Exklave Rottenburg) - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen insbesondere in westlicher und südlicher Stadtrandlage - Spezielle Artenschutzmaßnahmen im Neckartal östlich von Rottenburg a. N. in Kooperation bzw. Abstimmung mit der Initiative Artschutz Neckar (IAN).

124 Rottenburg a. N. Themenbereich Erholung und Tourismus - Verminderung der Belastungen durch den Verkehr im Bereich der Unteren Neckarhalde in Rottenburg - Prüfung der Verlegung des Neckartalwanderweges westlich der Stadt - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus; Einzelflä- chen verteilt auf der gesamten Gemarkung Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung im Bereich des Weggentals, zwischen Rottenburg a. N. und Wendelsheim/Wurmlingen sowie zwischen Kiebingen und Bühl an den Grundwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung östlich Rottenburg a. N. an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in Teilbereichen nordöstlich, östlich und südlich von Rottenburg a. N. und in der Exklave südlich Unter- jesingen an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes, hier teilweise Anlage von mehrjährigen Ackerbrachen (siehe Kap. 10.2.2) Rottenburg a. N.- Themenbereich Wasser Bad Niedernau - Herstellung der Durchgängigkeit an einem Querbauwerk mit Absturz im Kat- zenbach oberhalb von Bad Niedernau - Verbesserung des öffentlichen Zugangs zum Neckar im Bereich Hammer- wasen (Ufer links) - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars bei Bad Niedernau und im Hammerwasen westlich Rottenburg a. N. - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Katzenbachs oberhalb von und in Bad Niedernau - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Erhaltung des Weinbaus und der Trockenmauern im Bereich westlich von Rottenburg a. N. - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen auf der Anhöhe östlich von Bad Niedernau - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen um Bad Niedernau und im Bereich des Sprudelwerks Bad Niedernau - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten in der Wolfsschlucht, an den Hängen und auf der Hochfläche (Gewann Reischen) Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckar- und Katzen- bachniederung an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung - großflächig in der Neckarnie- derung westlich und nordöstlich von Bad Niedernau, vereinzelt auf kleinen Flächen verstreut über die Gemarkung - an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Rottenburg- Themenbereich Wasser Bieringen - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue und der Starzelaue Themenbereich Natur und Landschaft - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen um Bieringen -

125 Rottenburg- Themenbereich Erholung und Tourismus Bieringen - Verminderung der Belastungen durch den Verkehr der L 370 und Erhöhung der Sicherheit auf dem Neckartalradweg westlich Bieringen; Prüfung einer Alternativroute: südlicher Neckartalhang - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung und der Starzelniederung an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung östlich Bieringen an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Rottenburg a. N.- Themenbereich Wasser Kiebingen - Prüfung der Anlage/Reaktivierung eines Altarmes (Teilbereich) westlich des Baggersees - Aufwertung geomorphologischer Relikte des Neckars westlich und östlich von Kiebingen - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue nördlich der L 370 Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen am Rammert-Nordrand - Erhaltung des extensiven Grünlandnutzung zwischen Bahnlinie und Neckar - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen insbesondere im Norden und Süden - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten entlang des Neckars und an der Rohrhalde - Spezielle Artenschutzmaßnahmen entlang des Neckars in Kooperation bzw. Abstimmung mit der Initiative Artschutz Neckar (IAN). Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen bei Konzeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus in den Schutzgebieten im Neckartal nordwestlich von Kiebingen und an den Baggerseen sowie am Rammert-Nordrand Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung sowie östlich von Kiebingen an den Grundwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung nord- westlich und vereinzelt südlich von Kiebingen an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Rottenburg a. N.- Themenbereich Wasser Obernau - Prüfung der Anlage/Reaktivierung eines Altarmes bzw. von Tümpeln südlich Obernau (Beachtung Vorschriften Heilquellenschutzgebiet) - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue und der Rommelstalaue westlich Obernau Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen südlich von Obernau - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen um Obernau - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten im Neckartal, Rommelstal und am Hang oberhalb von Obernau

126 Rottenburg a. N.- Themenbereich Erholung und Tourismus Obernau - Verminderung der Belastungen durch den Verkehr der L 370 und Erhöhung der Sicherheit auf dem Neckartalradweg - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung im Rommelstal und in der Neckarniederung südlich Obernau an die Bedürfnisse des Arten- und Bio- topschutzes Rottenburg a. N.- Themenbereich Natur und Landschaft Weiler - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen nordöstlich von Weiler - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen um im Westen und Osten von Weiler - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten um die Weilerburg und am Schlösslesberg Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen bei Konzeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus in den Schutzgebieten um die Weilerburg und am Schlösslesberg Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung unterhalb der Weilerburg an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Rottenburg a. N.- Themenbereich Wasser Wendelsheim - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Arbachs südlich Wendelsheim - Sicherung der Retentionsfunktion der Arbachtalaue südlich Wendelsheim Themenbereich Natur und Landschaft - Erhaltung des Weinbaus und der Trockenmauern und Pfaffenberg - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen am Pfaffenberg - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten, insbe- sondere um den Pfaffenberg Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung südlich Wendelsheim an den Grundwasserschutz Rottenburg a. N.- Themenbereich Wasser Wurmlingen - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Arbachs südlich Wurmlingen - Sicherung der Retentionsfunktion der Arbachtalaue südlich Wurmlingen - Aufwertung geomorphologischer Relikte des Neckars südöstlich von Wurm- lingen Themenbereich Natur und Landschaft - Erhaltung des Weinbaus und der Trockenmauern am Kapellenberg und Pfaffenberg - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen um den Kapellenberg und Pfaffenberg so- wie am westlichen Ortsrand - Erhaltung des extensiven Grünlandnutzung nordwestlich der Baggerseen - Erhaltung der Flurstruktur in der denkmalgeschützten Kulturlandschaft im randlichen Ammertal - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen insbesondere in östlicher und nördlicher Ortsrandlage - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten auf der

127 Rottenburg a. N.- gesamten Gemarkung, insbesondere im östlichen Neckartal und südlich von Wurmlingen Rottenburg a. N. - Spezielle Artenschutzmaßnahmen am Arbach in Kooperation bzw. Abstim- mung mit der Initiative Artschutz Neckar (IAN). Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen bei Konzeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus in den Schutzgebieten östlich Wurmlingen Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung südwestlich Wurmlingen an den Grundwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung östlich und westlich Wurmlin- gen sowie südlich des Arbaches an die Bedürfnisse des Arten- und Bio- topschutzes Starzach- Themenbereich Natur und Landschaft Bierlingen - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten am Wald- rand nördlich und westlich Bierlingen Starzach- Themenbereich Wasser Börstingen - Herstellung der Durchgängigkeit am Neckarwehr oberhalb der Lohmühle - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen südlich von Börstingen - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen um Börstingen, Bahnhof Eyach und Lohmühle Themenbereich Erholung und Tourismus - Verminderung der Belastungen durch den Verkehr der L 370 und Erhöhung der Sicherheit auf drei Streckenabschnitten des Neckartalradweges; Prüfung von Alternativrouten: kurzer Streckenabschnitt südöstlich von Börstingen, längerer Streckenabschnitt entlang Bahnlinie - Verminderung der Belastungen durch den Verkehr der L 370 und der K 6924 auf drei Streckenabschnitten des Neckartalwanderweges - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Starzach-Felldorf Themenbereich Wasser - Herstellung der Durchgängigkeit in der Eyach oberhalb Honorsmühle (Wehranlage/Ausleitung liegen auf Gemarkung Mühringen) - Sicherung der Retentionsfunktion der Eyachaue Themenbereich Erholung und Tourismus - Verminderung der Belastungen durch den Verkehr der L 350 auf dem Eyachtalradweg - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Eyachniederung an den Hochwasserschutz

128 Starzach- Themenbereich Wasser - Sicherung der Retentionsfunktion der Starzelaue Themenbereich Natur und Landschaft - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen im Bereich des Sprudelwerks Bad Niedernau - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten in der Wolfsschlucht und westlich von Schwalldorf Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus Starzach-Sulzau Themenbereich Wasser - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen westlich und südlich von Sulzau - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen um Sulzau - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten im Neckartal Themenbereich Erholung und Tourismus - Verminderung der Belastungen durch den Verkehr der L 350 und Erhöhung der Sicherheit auf dem Neckartalradweg auf der gesamten Strecke; Prüfung von Alternativrouten: Abschnitt westlich Sulzau von Bahnlinie kommend; Ab- schnitt am südlichen Neckartalhang - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung südwestlich von Sulzau an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Tübingen Themenbereich Wasser - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars, der Ammer und der Steinlach - Verbesserung des öffentlichen Zugangs zum Neckar von der Rappenberg- halde bis zum Hölderlinturm (linkes Ufer), in der Gartenstraße (linkes Ufer), von der Derendinger Allee bis zum Zufluss der Steinlach - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue westlich Tübingen Themenbereich Natur und Landschaft - Erhaltung des Weinbaus und der Trockenmauern am Schönbuch-Südrand und am Spitzberg bis hinein ins Stadtgebiet - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen am Schönbuch-Südrand und am Spitzberg bis hinein ins Stadtgebiet - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen im Käsenbachtal - Erhaltung der Trockenmauern im Käsenbachtal - Erhaltung der Flurstruktur in der denkmalgeschützten Kulturlandschaft im Ammertal - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen insbesondere im Norden und Westen - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten mit Schwerpunkten im Nordwesten und am Spitzberg

129 Tübingen Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus in Einzel- flächen auf der westlichen und südöstlichen Gemarkung Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung schwerpunktmäßig im Ammer- tal sowie in kleinen Teilbereichen nördlich und südöstlich von Tübingen an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Tübingen-Bühl Themenbereich Wasser - Prüfung der Möglichkeit der Anlage/Reaktivierung von Altarmen bzw. Tüm- peln westlich und nördlich von Bühl - Aufwertung geomorphologischer Relikte des Neckars westlich und Nördlich von Bühl - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen am Rammert-Nordhang - Erhaltung des extensiven Grünlandnutzung im Bühlertal - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen insbesondere im Norden und Süden - Spezielle Artenschutzmaßnahmen im Gewann Gerenfeld am Neckar Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen bei Konzeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus in den Schutzgebieten entlang des Neckars und im Bühlertal Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung entlang des Neckars an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung rund um Bühl an den Grund- wasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung und im Bühlertal an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Tübingen- Themenbereich Wasser Derendingen - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte der Steinlach Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen am Rammert-Nordrand und im Bereich Vordere und Hintere Halde - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen insbesondere im Süden und Osten - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in kleineren Schutzgebieten in den Gewannen Liß und Galgenberg Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen bei Konzeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus in den östlich gelegenen Schutzgebieten Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung vereinzelt westlich von Deren- dingen an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Tübingen- Themenbereich Natur und Landschaft Hagelloch - Erhaltung des Weinbaus und der Trockenmauern am Schönbuch-Südrand - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen am Schönbuch-Südrand - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied-

130 Tübingen- lungserweiterungen insbesondere im Nordosten und Südosten Hagelloch Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus auf Einzel- flächen verstreut über die gesamte Gemarkung Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung auf verstreuten kleinen Teilflä- chen auf der gesamten Gemarkung an die Bedürfnisse des Arten- und Bio- topschutzes Tübingen- Themenbereich Wasser Hirschau - Anlage/Reaktivierung eines Altarmes bzw. von Tümpeln (Teilbereich) auf der südlichen Talseite - Aufwertung geomorphologischer Relikte des Neckars südwestlich und öst- lich von Hirschau - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Erhaltung des Weinbaus und der Trockenmauern am Spitzberg - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen am Spitzberg - Erhaltung des extensiven Grünlandnutzung südlich des Arbaches - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen insbesondere im Westen, Norden und Osten - Spezielle Artenschutzmaßnahmen am Arbach und im Bereich der Bagger- seen Themenbereich Erholung und Tourismus - Verbesserung der Sicherheit bei der Querung Neckartalradweg/L 371 am Ortsausgang von Hirschau - Verminderung der Belastungen durch den Verkehr der L 371 auf dem Neckartalradweg östlich Hirschau, evtl. Prüfung einer alternativen Routen- führung entlang des Neckars - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus am Spitz- berg und im Neckartal Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung südwestlich von Hirschau an den Grundwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Tübingen- Themenbereich Wasser Kilchberg - Prüfung der Möglichkeit der Anlage/Reaktivierung von Altarmen bzw. Tüm- peln nördlich Kilchberg - Aufwertung geomorphologischer Relikte des Neckars nördlich von Kilchberg - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen am Rammert-Nordhang - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen insbesondere im Norden und Süden - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten am Neckar Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der Nutzung in der Neckarniederung an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung und westlich von Kilchberg an den Grundwasserschutz

131 Tübingen- - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung an die Kilchberg Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Tübingen- Themenbereich Wasser Lustnau - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars und Goldersbachs - Verbesserung des öffentlichen Zugangs zum Neckar zwischen Kraftwerk und „Alte Weberei“ - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen unterhalb des Berghofs und im Bereich Stau und Weiherhalde - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen insbesondere im Norden, Osten und Süden - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten, insbe- sondere in der Weiherhalde und im Neckartal Themenbereich Erholung und Tourismus - Prüfung einer Alternativroute für den Neckartalwanderweg entlang der Nord- flanke des Neckartals; dadurch Wegfall von durch Verkehrsemissionen be- einträchtigten Abschnitten (unmittelbar nach Lustnau und unterhalb von Kus- terdingen an der B 27) - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung östlich von Tübingen an den Hochwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung östlich von Tübingen an den Grundwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in kleinen Teilbereichen östlich und südlich von Lustnau an die Bedürfnisse des Arten- und Biotopschutzes Tübingen- Themenbereich Wasser Pfrondorf - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen westlich und südlich von Pfrondorf - Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben in den Schutzgebieten südlich von Pfrondorf am Neckartalhang Themenbereich Erholung und Tourismus - Prüfung einer Alternativroute für den Neckartalwanderweg entlang der Nord- flanke des Neckartals wegen Verkehrsemissionen auf aktueller Strecke - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung östlich von Tübingen an den Hochwasserschutz Tübingen- Themenbereich Wasser Unterjesingen - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte der Ammer - Sicherung der Retentionsfunktion der Ammeraue Themenbereich Natur und Landschaft - Erhaltung des Weinbaus und der Trockenmauern am Süd-/Südwesthang des Schönbuchs - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen am Süd-/Südwesthang des Schönbuchs - Erhaltung der Flurstruktur in der Kulturlandschaft Ammertal - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied-

132 Tübingen- lungserweiterungen insbesondere in nördlicher und östlicher Ortsrandlage Unterjesingen Themenbereich Erholung und Tourismus - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen in Schutzgebieten bei Kon- zeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus, insbeson- dere am Schönbuch-Süd-/Südwesthang Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung im Ammertal an die Bedürfnis- se des Arten- und Biotopschutzes Tübingen- Themenbereich Wasser Weilheim - Prüfung der Möglichkeit der Anlage/Reaktivierung von Altarmen bzw. Tüm- peln nördlich Weilheim (Teilbereich) - Verbesserung der Gewässerstrukturgüte des Neckars - Sicherung der Retentionsfunktion der Neckaraue Themenbereich Natur und Landschaft - Erhaltung des Weinbaus und der Trockenmauern am Spitzberg - Pflege der Obstbäume und Nachpflanzungen sowie extensive Grünlandnut- zung in den Streuobstbeständen am Spitzberg und am Rammert-Nordrand - Besondere Beachtung des Arten-, Biotop und Landschaftsschutzes bei Sied- lungserweiterungen insbesondere im Süden Themenbereich Erholung und Tourismus - Verminderung der Belastungen durch den Verkehr der L 371 auf dem Neckartalradweg, evtl. Prüfung einer alternativen Routenführung (siehe Tü- bingen-Hirschau) - Besondere Beachtung von Naturschutzbelangen bei Konzeptionen und Maßnahmen zu Naherholung, Freizeit, Tourismus in Schutzgebieten am Spitzberg und Rammert-Nordrand Themenbereich Landwirtschaft - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in Teilflächen westlich von Weilheim an den Grundwasserschutz - Anpassung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Neckarniederung sowie vereinzelt östlich von Weilheim an die Bedürfnisse des Arten- und Bio- topschutzes

10.6 Umgesetzte Gewässerentwicklungsmaßnahmen

Bund, Länder und Kommunen haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten an den Fließgewässern vielfach Maßnahmen durchgeführt, um diese in einen besseren ökologischen Zustand zu versetzen. Dass solche Maßnahmen auch am Neckar und seinen Zuflüssen erfolgt sind, soll an dieser Stelle dokumentiert werden. In Tabelle 29 sind die Maßnahmen in einer Übersicht aufgelistet, Abbildung 65 gibt einen Eindruck zur Lage der einzelnen Maßnahmen.

Tabelle 29: Übersicht gewässerökologischer Maßnahmen am Neckar in der Region Neckar-Alb, Stand 2010120

Nr. Projekt/Maßnahme Gemeinde Stand 128 Naturnahe Ufergestaltung unterhalb Triebwerk T102 Reutlingen Umsetzung Mittelstadt begonnen 129 Naturnahe Entwicklung der Neckaraue, Anbindung des Reutlingen Umsetzung Neckartalradwegs begonnen Fortsetzung nächste Seite

120 Quelle: Büro am Fluss, Wendlingen a. N.

133 Nr. Projekt/Maßnahme Gemeinde Stand 131 Umgestaltung von Ammer und Ammermündung in Tü- Tübingen abgeschlossen bingen 134 Anbindung des Landgrabens an den Neckar Tübingen abgeschlossen 136 Renaturierung der Arbachmündung Tübingen abgeschlossen 139 Eigendynamische Gewässerentwicklung, Gewässerauf- Starzach abgeschlossen weitung unterhalb Börstingen 201 Herstellung der (stromaufwärts gerichteten) Durchgän- Reutlingen abgeschlossen gigkeit am Wehr T102 Reutlingen-Mittelstadt 202 Herstellung der (stromaufwärts gerichteten) Durchgän- Reutlingen rechtl. Zulas- gigkeit am Wehr T101 Reutlingen-Oferdingen sung läuft 203 Herstellung der (stromaufwärts gerichteten) Durchgän- Kirchentellinsfurt abgeschlossen gigkeit am Wehr T100 Reutlingen-Altenburg 204 Herstellung der (stromaufwärts gerichteten) Durchgän- Tübingen abgeschlossen gigkeit am Wehr T 42 Kirchentellinsfurt 206 Herstellung der (stromaufwärts gerichteten) Durchgän- Tübingen abgeschlossen gigkeit am Wehr T 38, Tübingen Brückenstraße 207 Herstellung der Durchgängigkeit an der Sohlschwelle 2 in Tübingen abgeschlossen der Ausleitungsstrecke des Kraftwerks Rappenberghalde 208 Herstellung der Durchgängigkeit an der Sohlschwelle 1 in Tübingen abgeschlossen der Ausleitungsstrecke des Kraftwerks Rappenberghalde 209 Herstellung der (stromaufwärts gerichteten) Durchgän- Tübingen abgeschlossen gigkeit am Wehr T 45 Tübingen-Rappenberghalde 210 Herstellung der (stromaufwärts gerichteten) Durchgän- Rottenburg a. N. abgeschlossen gigkeit am Wehr T 44 Kiebingen 211 Herstellung der (stromaufwärts gerichteten) Durchgän- Rottenburg a. N. abgeschlossen gigkeit am Wehr T 52 Rottenburg 212 Herstellung der (stromaufwärts gerichteten) Durchgän- Rottenburg a. N. abgeschlossen gigkeit am Wehr "Beim Preussischen" in Rottenburg 213 Herstellung der (stromaufwärts gerichteten) Durchgän- Rottenburg a. N. abgeschlossen gigkeit am Wehr T 47 Bad Niedernau 450 Umgestaltung des linken Neckarufers unterhalb vom Tübingen abgeschlossen Hirschauer Wehr 451 Umgestaltung des rechten Neckarufers bei Reutlingen- Reutlingen rechtlich zuge- Oferdingen lassen 594 Neckarpromenade BA 2 Rottenburg a. N. rechtlich zuge- lassen, noch nicht begonnen

Es wird deutlich, dass bereits eine Vielzahl von Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung des Neckars und seiner Zuflüsse im Mündungsbereich umgesetzt wurden. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Herstellung der Durchgängigkeit für Gewässerorganismen an Wehren. Vereinzelt wurden Uferab- schnitte des Neckars aufgewertet. Dies macht aber auch deutlich, dass unter den gegebenen Um- ständen die ökologische Verbesserung des Neckars aufgrund der Wasserkraftnutzung nur sehr be- grenzt möglich ist. Für die Neckaraue gibt der Masterplan weitergehende Hinweise.

134 Abbildung 65: Übersicht über umgesetzte Maßnahmen am Neckar in der Region Neckar-Alb, Stand 2010121

121 Quelle: Büro am Fluss, Wendlingen a. N.

135 11 Fazit und Ausblick Fazit Im Masterplan Neckar werden eingangs Vorgehensweise, landschaftliche Grundlagen sowie planeri- sche Rahmenbedingungen dargestellt. In der darauf anschließenden Bestandsaufnahme werden Ge- wässer, die Landnutzung, Schutzgebiete, Bau- und Kulturdenkmale sowie Erholung und landschafts- gebundener Tourismus behandelt. Im Folgenden wurde dieser Bestand bewertet und rechnerisch eine Konfliktanalyse durchgeführt. Sowohl Bestandsaufnahme als auch Bewertung und Konfliktanalyse sind kartografisch gefasst. In einem weiteren Teil sind die Ziele für den Neckarpark in der Region Neckar-Alb formuliert und daran anknüpfend Handlungsvorschläge abgeleitet. Diese Handlungsvor- schläge sind in separaten, themenbezogenen Karten im Anhang dargestellt, in Kapitel 10.6 in einer tabellarischen Übersicht bezogen auf die betroffenen Städte und Gemeinden. Im Ergebnis zeigt sich eine reiche, vielfältige Kulturlandschaft mit großen natürlichen Potenzialen, die es einerseits zu bewahren gilt, über die andererseits aber keine „Käseglocke“ gestülpt werden darf. Eine nachhaltige und ein sich ändernden Rahmenbedingungen angepasste Entwicklung muss mög- lich sein. Mit seinen Ziel- und Handlungsvorschlägen zeigt der vorliegende Masterplan Entwicklungs- ansätze auf, die auf die spezifischen Bedingungen der hiesigen Kulturlandschaft abgestimmt sind. Er hebt Qualitäten im Gebiet hervor und macht Vorschläge, wie Potenziale besser genutzt und Defizite behoben werden können. Dabei lässt er genug Spielraum, um bei der Umsetzung von Maßnahmen die Kommunen nicht in ihrer Planungshoheit zu beschneiden und Landnutzern Perspektiven offen zu halten. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass der Masterplan als Rahmen und Impulsgeber für die Ent- wicklung und Umsetzung von Projekten zur Erreichung der Zielvorschläge dienen soll. Eine entscheidende Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Ziel- und Handlungsvorschlä- ge des Masterplans ist die enge Abstimmung und Kooperation von Kommunen, Verbänden, Behörden und anderen Akteuren. In diesem Zusammenhang wird die Schaffung einer Kommunikationsplattform angeregt. Dies könnte unter dem Dach eines Landschaftspflegeverbands oder unter Federführung des Regionalverbands Neckar-Alb geschehen. Ein Zusammenwirken der verschiedenen Akteure bzw. Interessengruppen ist eine notwendige Voraussetzung für die Umsetzung und die Akzeptanz von Maßnahmen. Der Masterplan bringt den Neckar als „Natur- und Kulturmeile“ mehr ins Bewusstsein. Unter anderem soll die Attraktivität des Neckartals für den sanften touristischen gesteigert werden. Das Herausarbei- ten diesbezüglicher Potenziale ist ein Schwerpunkt des Masterplans. Entscheidender Punkt ist hierbei die gemeinsame Vermarktung der Kulturlandschaft mit ihren Produkten und ein einheitlicher Auftritt. Hier sollten im Rahmen des Gesamtparks oder der Europäischen Metropolregion Stuttgart Abstim- mungen getroffen werden. Die Bewegung im Spannungsfeld zwischen dem rahmengebenden Charakter des Masterplans mit seinen relativ allgemeinen Aussagen und dem Anspruch, trotzdem die konkreten Eigenschaften des Plangebiets zu berücksichtigen, stellte sich als eigentliche Herausforderung dieser Arbeit heraus. An- hand des Maßstabs lässt sich dies verdeutlichen: Bei der Wahl eines zu kleinen Maßstabs fallen eventuell wichtige Details unter den Tisch, die möglicherweise entscheidend für Aussagen des Plans sein können. Andererseits geht bei der Wahl einer zu detaillierten Arbeitsebene unter Umständen der Blick fürs Ganze verloren und es besteht die Gefahr sich in kleinteiligen Einzelheiten zu verlieren, deren Relevanz für den Masterplan in Frage gestellt werden kann.

Ausblick

Der Masterplan Neckar für die Region Neckar-Alb schließt als Bindeglied an den Masterplan Neckar der Region Stuttgart an. Zusammen mit der Planung für das Neckartal im Bereich der Region Heil- bronn-Franken liegen damit, wenn auch ungleich, so dennoch durchgängig Gewässer- und Land- schaftsentwicklungskonzepte für die Metropolregion Stuttgart vor. In Anbetracht des gesamten Neckarflusses wären weitere Konzepte in den benachbarten Regionen wünschenswert.

Bezogen auf die Region Neckar-Alb geht es nun in weiteren Schritten darum, die im Masterplan for- mulierten Ziele auf örtlicher Ebene zu konkretisieren und durch Umsetzungsmaßnahmen Wirklichkeit

136 werden zu lassen. Angesprochen ist bei Gewässern I. Ordnung das Land Baden-Württemberg, bei Gewässern II. Ordnung sind es die Städte und Gemeinden, die allerdings finanzielle Förderungen vom Land in Anspruch nehmen können. Ansonsten sind die Kommunen und die Landnutzer wichtige Part- ner. Für die Umsetzung von Projekten kann der Masterplan von Vorteil sein, indem das Plangebiet als Förderkulisse verstanden wird. Die Akquisition möglicher Zuschüsse aus Förderprogrammen, wie beispielsweise dem EU-Förderprogramm „LIFE +“, ist eine Möglichkeit, die finanziellen Aufwendungen für Kommunen zu reduzieren. Des Weiteren können vom Masterplan abgeleitete Maßnahmen in den Bereichen „Wasser“ und „Landschaft und Natur“ zum Ausgleich von Eingriffen und zur Verbesserung des Biotopverbundsystems herangezogen werden. Da die Zielsetzungen des Masterplans mittel- bis langfristiger Natur sind, können jederzeit Änderun- gen und neue Ideen aufgenommen werden. Wichtig wird sein, dass alle Beteiligten auch in den fol- genden Jahren die Ziele des Masterplans vor Augen behalten. Die vorliegende Planung ist auch als ein Prozess zu verstehen, der auf das Mitwirken aller Beteiligten angewiesen ist und dessen Weiter- entwicklung von deren freiwilligem Engagement abhängt.

137 Anhang

Tabelle A 1: Zielvergleich verschiedener Landschaftsparks

Themenbereich Landschaftspark Regionaler Neckarpark Landschaftspark Landschaftspark Neckar im Heilbronner Land Rems Region Stutt- Bodensee- Region Stuttgart gart Oberschwaben Kooperation, Die Kooperation zwi- Der Ausbau der techni- Der Landschaftspark Aufzeigen von Wert Bewusstseins- schen Kommunen, schen Infrastruktur des befördert die Koope- und Nutzen der bildung Behörden, Verbänden, Neckars ist Motor für die ration der Verwaltun- „freien“ Landschaft Unternehmen und Bür- Realisierung der land- gen. („Freiraum“) unter gern ist Grundpfeiler schaftsgestalterischen ökologischen, sozia- der erfolgreichen Wei- und ökologischen Maß- len und ökonomi- terentwicklung des nahmen. schen Aspekten Neckartals. Das Neckartal präsen- Die „Gestaltungsoffensive Der Landschaftspark Verbesserung der tiert sich mit einheitli- Neckar“ verbindet sich rückt das Remstal in Außendarstellung des chem und professionel- dabei mit einem Finanz- das Bewusstsein der Raumes („landschaft- lem Auftreten nach paket insbesondere für Öffentlichkeit. liche Qualität als innen und außen. Verkehrswegebau, wirtschaftlicher Hochwasserschutz, Na- Standortfaktor“). turschutz und Erholung. Die Kommunen im Lösungen im Dialog Neckartal arbeiten vermitteln gemeinsam an der Entwicklung und Ver- marktung der Marke „Neckar“, um den Tou- rismus und den Stand- ort zu fördern. Natur, Land- Die naturraumtypischen Der Neckar ist Leitlinie für Der Landschaftspark Einleitung konkreter schaft, Gewäs- Lebensräume im den Ausbau eines durch- stärkt den Flussraum Maßnahmen zur ser Neckartal werden als gängig gestalteten bzw. der Rems als Ge- Verbesserung der elementare Lebens- vernetzten Naturschutz- samtlandschaft. Freiraumstruktur und grundlage für Flora und und Landschaftspflege- der Erlebbarkeit der Fauna gesichert und konzeptes. Landschaft weiterentwickelt. Große zusammenhän- Dabei werden die Siche- Der Landschaftspark Landschaftlich wert- gende und unzerschnit- rung und Aufwertung der unterstützt die Ent- volle Bereiche dauer- tene Lebensräume Freiräume des Neckarta- wicklung der Kultur- haft sichern sichern die Arten- und les soweit wie möglich landschaft im Biotopvielfalt. mit der Gestaltung von Remstal. regionalen Landschafts- parks verbunden. Flusslandschaften, Die mit dem Neckar ver- Der Landschaftspark Behutsame Fortent- Weinberge, Streuobst- bundene Kulturlandschaft fördert die Wertsteige- wicklung der traditio- wiesen, markante Fels- wird in ihrer Qualität und rung und Entwicklung nellen Kulturland- formationen und Wälder Vielfalt erhalten und wei- von Freiräumen. schaft im Sinne der sind typisch für das ter entwickelt, so dass sie Nachhaltigkeitsgrund- Neckartal. als Wert für das Land sätze insgesamt wirkt. Der Neckar und seine Der Neckar wird in seiner Der Landschaftspark Nur dort, wo notwen- Nebengewässer wer- ökologischen und was- stärkt Charakter und dig, gezielte Umge- den in ihrer ökologi- serwirtschaftlichen Quali- Tradition des Remsta- staltungsmaßnahmen schen Funktion gestärkt tät ertüchtigt. les. durchführen und erreichen den in der Europäischen Was- serrahmenrichtlinie geforderten Zustand. Der Hochwasserschutz Der Landschaftspark Den Landschaftspark am Neckar und in seinem fördert die Durchgän- als Kulturraum mit Einzugsbereich wird gigkeit der Rems. einer eigenen Identität zügig ausgebaut. erhalten

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Themenbereich Landschaftspark Neckar Regionaler Neckar- Landschaftspark Landschaftspark Region Stuttgart park Rems Region Bodensee- im Heilbronner Land Stuttgart Oberschwaben Siedlung, Ver- Die Städte und Gemeinden Die Wasserstraße Der Land- Nachhaltige Entwick- kehr wenden sich dem Neckar zu Neckar wird zukunfts- schaftspark lenkt die lung von Siedlungen und integrieren ihn in ihre fähig ausgebaut. Siedlungsentwick- und Verkehrs- Siedlungskörper. Sie entwi- lung. infrastrukturen ckeln "Adressen" am Neckar. Der öffentliche Personen- Die technischen Aus- Der Land- nahverkehr gewährt die baumaßnahmen, vor schaftspark wird Erreichbarkeit zwischen allem im Bereich der Motor für Wirtschaft Siedlungs- und Naherho- Schleusen, werden und Tourismus. lungsräumen. mit einheitlichen Ge- staltungsmerkmalen verbunden. Eine nachhaltige Siedlungs- Der Neckar ist Leitli- Der Land- entwicklung sichert Freiräu- nie für ein auf ihn und schaftspark wertet me und sorgt für eine Struk- seinen Einzugsbe- den Naturerho- turierung des bebauten und reich abgestimmtes lungsraum für die unbebauten Landschafts- Tourismuskonzept. Region Stuttgart raums. und die Bewohner des Remstales auf. Die Infrastruktur für Naherho- Der den Neckar be- lung und Tourismus wird so gleitende Land- ausgebaut, dass sie die schaftsbereich wird Bedürfnisse von Einheimi- als durchgehender schen und Touristen für Erholungsraum mit naturnahe Freizeitaktivitäten ansprechendem deckt. Landschaftsbild ge- staltet. Das Neckartal zeigt sich als durchgehender und besu- cherfreundlicher Erholungs- raum. Den Bewohnern und Besu- chern des Neckartals wird ein abwechslungsreiches Angebot an Freizeitaktivitä- ten und Kultur durch orts- spezifische Informationen geboten. Erholung und Tourismus werden umwelt- und sozial- verträglich weiterentwickelt und durch die qualifizierte Verbesserung des Angebots gestärkt.

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