Ulrich Lappenküper Mitterrand Und Deutschland
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Ulrich Lappenküper Mitterrand und Deutschland 000000 TTitelei_Lappenkuitelei_Lappenküper,per, MMitteranditterand u.u. DDeutsch.inddeutsch.indd I 227.05.20117.05.2011 112:17:372:17:37 UhrUhr Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte Band 89 Oldenbourg Verlag München 2011 000000 TTitelei_Lappenkuitelei_Lappenküper,per, MMitteranditterand u.u. DDeutsch.inddeutsch.indd IIII 227.05.20117.05.2011 112:17:372:17:37 UhrUhr Ulrich Lappenküper Mitterrand und Deutschland Die enträtselte Sphinx Oldenbourg Verlag München 2011 000000 TTitelei_Lappenkuitelei_Lappenküper,per, MMitteranditterand u.u. DDeutsch.inddeutsch.indd IIIIII 227.05.20117.05.2011 112:17:382:17:38 UhrUhr Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2011 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Tel: 089 / 45051-0 www.oldenbourg-verlag.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzu- lässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Einbandgestaltung: hauser lacour Satz: Typodata GmbH, München Druck: Memminger MedienCentrum, Memmingen Bindung: Buchbinderei Klotz, Jettingen-Scheppach Dieses Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706 ISBN 978-3-486-70511-9 ISSN 0481-3545 000000 TTitelei_Lappenkuitelei_Lappenküper,per, MMitteranditterand u.u. DDeutsch.inddeutsch.indd IIVV 227.05.20117.05.2011 112:17:382:17:38 UhrUhr Inhalt I. Einleitung . 1 II. Im Banne der „Erbfeindschaft“ 1916–1938. 13 III. Mitterrand und Hitler-Deutschland 1938–1944 . 21 IV. Westdeutschland im Blick des Ministers der IV. Republik 1945–1958 . 49 V. Gegen de Gaulle und die „axe franco-allemand“ 1958–1971 . 67 VI. Auf dem Weg zur Macht 1971–1981 . 89 VII. Mitterrand und das „couple franco-allemand“ 1981–1984 . 147 VIII. Mitterrand und die deutsch-französische „Schicksalsgemeinschaft“ 1984–1989 . 197 IX. Peripetie: Die Wiedervereinigung Deutschlands 1989/90 . 259 X. Die letzten Jahre der Präsidentschaft 1990–1996 . 303 XI. Schlussbetrachtung . 345 XII. Quellen- und Literaturverzeichnis . 355 XIII. Abkürzungsverzeichnis . 373 XIV. Personenregister . 379 000000 TTitelei_Lappenkuitelei_Lappenküper,per, MMitteranditterand u.u. DDeutsch.inddeutsch.indd V 227.05.20117.05.2011 112:17:382:17:38 UhrUhr 000000 TTitelei_Lappenkuitelei_Lappenküper,per, MMitteranditterand u.u. DDeutsch.inddeutsch.indd VVII 227.05.20117.05.2011 112:17:382:17:38 UhrUhr I. Einleitung Von den französischen Staatsmännern des 20. Jahrhunderts ist die Biographie François Mitterrands zweifellos eine der interessantesten. Ein Leben wie ein Roman. Der Schlüssel zu seiner Persönlichkeit und zur Faszination, die er ver- breitete, so hat Mitterrands enger politischer Weggefährte Laurent Fabius einmal formuliert, sei eine fundamentale Ambivalenz gewesen, „qui le fait considérer toute chose comme à la fois elle-même et son contraire, toute personne comme à la fois bonne et mauvaise, toute situation comme simultanénent tragique et pleine d’espérances. Ambi-valence: valeur double“1. Franz-Olivier Giesbert, ein wort- mächtiger Biograph, pflichtete dem bei und schrieb Mitterrand die Fähigkeit zu, „niemals er selbst, aber auch nie ein anderer“ zu sein. „Seine gesamte Persönlich- keit beruht auf Zweideutigkeit.“2 Bewunderer rühmen Mitterrand mal als „überragenden Taktiker“3, mal als „be- gnadeten Strategen“4, als „Florentiner“5 oder „Venezianer“6, der aus der Geschichte der Lagunenstadt gelernt habe, wie man durch Intelligenz statt durch Gewalt re- gieren könne. Kritiker warfen und werfen Mitterrand hingegen vor, er habe seine Vita geschönt und zurechtgebogen. Voller Verachtung betrachten sie seine zahl- reichen politischen Kurswechsel vor und nach 1981. War er nicht die Inkarnation des Opportunismus: Pétainiste 1940, Giraudiste 1943, Mendésiste, Molletiste, Sozialist? Die Macht und ihre Metamorphosen, Launen, Lügen, Listen kannte er jedenfalls wie kaum ein anderer Politiker seiner Zeit. Mitterrands Wandlungen vom Anhänger des autoritären Vichy-Regimes unter Marschall Pétain zum Chef der französischen Sozialisten, vom Abgeordneten der IV. Republik zum Staatspräsidenten der V. Republik sind nicht nur für das Ver- ständnis seiner vielschichtigen, widersprüchlichen Biographie wichtig; auch für sein Verhältnis zu Deutschland, für sein Deutschlandbild und seine Deutschland- politik besitzen sie zentrale Bedeutung. „Zu keinem Land und zu keinem Volk der Erde hat Mitterrand so intensive Kontakte entwickelt wie zu Deutschland und den Deutschen“, behauptet der Romanist Karl-Heinz Bender. Seine Präsi- dentschaft markiere nach Spätaufklärung und Romantik eine „Dritte Goldene Zeit der deutsch-französischen Beziehungen“.7 In der Tat verstand es Mitterrand, sich fast sein Leben lang als Protagonist der deutsch-französischen Freundschaft zu stilisieren. War er aber wirklich „le plus germanophile des chefs d’Etat 1 Fabius, Blessures, S. 262 f. 2 Giesbert, François Mitterrand, S. 438. 3 Artikel Thankmar von Münchhausen, in: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, 9. 1. 1996. 4 Artikel Jürg Altwegg, in: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, 25. 4. 1996. 5 Zitiert nach: Artikel Thankmar von Münchhausen, in: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, 29. 4. 1995. 6 Pfeffer, Amt, S. 474, Anm. 135. 7 Bender, Mitterrand, S. 24 u. 175. 0001-012_I.01-012_I. LappenkuLappenküpper.indder.indd 1 227.05.20117.05.2011 112:18:082:18:08 UhrUhr 2 I. Einleitung français“8, zu dem ihn Jean Lacouture stilisierte? Taucht sein unaufrichtiger Um- gang mit den trüben Seiten seiner Biographie nicht auch seine mitunter sentimen- tal angehauchten Sympathiebezeugungen in ein diffuses Licht? Ohne der Auffassung Ralph Waldo Emersons das Wort reden zu wollen, wo- nach die Geschichte nichts weiter sei als eine einzige Abfolge großer oder kleiner Biographien9, wird die folgende Erzählung der Deutungsmacht biographischer Forschungen dezidiert Rechnung tragen. Allzu lang hat die Geschichtswissen- schaft über der Beachtung der „autonomen Kraft des Politischen“10 sowie der ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kräfte die Funktion des Indi- viduums im politischen Entscheidungsablauf vernachlässigt, obwohl doch, wie Henry A. Kissinger einmal über das Grundproblem der Historiographie schlecht- hin – das Verhältnis zwischen „lebendigen Persönlichkeiten“ und „allgemeinen Zuständen“ (Leopold Ranke) – einleuchtend festgestellt hat: „Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß gerade das zwanzigste Jahrhundert, das Zeitalter des Volkswillens und der überindividuellen Kräfte, so entscheidend von wenigen Ein- zelfiguren geprägt worden ist und daß die größte Katastrophe dieses Jahrhunderts möglicherweise durch die Beseitigung einer einzigen Person hätte vermieden wer- den können.“11 Dass der geheimnisvolle Faktor der Persönlichkeit gerade im Falle Mitterrands zum Verständnis der Geschichte beizutragen vermag, kann kaum geleugnet wer- den. Ohne Zweifel war der Mann mit dem Cäsarenprofil nicht nur ein Produkt seiner Zeit; er war auch eines jener raren Individuen, die ihre Ära zu prägen ver- standen, und das gewiss nicht allein deshalb, weil seit der Herrschaft des Kaisers Napoleon III. niemand in Frankreich länger regierte als er. Welche Kenntnisse und welches Bild gewann Mitterrand von den Deutschen, ihrer Geschichte und Kultur in diesem „Zeitalter der Extreme“12? Welche Rolle spielte der Nachbar im Osten nach der „deutschen Katastrophe“13 für ihn poli- tisch, ökonomisch und kulturell? Wie wirkte sich die Transformation des euro- päischen Staatensystems im Zeichen von europäischer Integration und globaler Interdependenz auf Mitterrands Ansichten aus? Welche Bedeutung hatten ideo- logische Erwägungen in seinem Urteil über Deutschland und die Deutschen? Wie bewertete er im Laufe seiner langen politischen Karriere die „deutsche Frage“? In welchem Maße bediente sich Mitterrand der seit den 1950er Jahren aufkommen- den Mythen deutsch-französischer Versöhnung? Welchen Kurs steuerte er 1989/90 im Prozess der Wiedervereinigung und inwieweit bestimmten dabei taktische Er- wägungen seine Route? Wie ging er nach der Wiedervereinigung mit dem ‚neuen‘ Deutschland um? Herrschten in seinem europäischen Engagement in den letzten Jahren der Präsidentschaft eher Elemente der Kontinuität oder der Diskontinuität vor? Und schließlich: Welchen Platz nimmt Mitterrand in der Tradition deutsch- französischer Beziehungen der Neuzeit im Allgemeinen und der Geschichte des 8 Lacouture, Mitterrand, Bd. 2, S. 105. 9 Vgl. Emerson, Repräsentanten. 10 Hildebrand, Von Richelieu bis Kissinger, S. 215. 11 Kissinger, Vernunft, S. 370. 12 Hobsbawm, Zeitalter. 13 Meinecke, Die deutsche Katastrophe. 0001-012_I.01-012_I. LappenkuLappenküpper.indder.indd 2 227.05.20117.05.2011 112:18:082:18:08 UhrUhr I. Einleitung 3 deutsch-französischen Verhältnisses „von der ‚Erbfeindschaft‘ zur ‚Erbfreund- schaft‘“14 im Besonderen ein? Da das Objekt nach Immanuel Kant „an sich selbst immer unbekannt“ bleibt, die objektiven Tatsachen in ihrer Realität historischer Forschung laut Gustav Droysen „gar nicht vorliegen“, stellt sich bei der Beantwortung dieser Fragen die Aufgabe, sowohl die Realität in ihren perzeptiven Brechungen zu rekonstruieren als