Färbungsvarianten Bei Den Weibchen Von Coenagrion Puella (Odonata
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Band 18/19 Mercuriale - LIBELLEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2018/19 Färbungsvarianten bei den Übergangsformen existieren, bei denen Weibchen von Coenagrion puella als Grundfarbe Grün und Blau und selten (Odonata: Coenagrionidae) auch Gelb in unterschiedlicher Kombina- tion auftreten und die schwarzen Zeich- von Hansruedi Wildermuth nungsmuster in Ausdehnung und Form variieren. Es wird diskutiert, mit welcher Haltbergstrasse 43, CH-8630 Rüti, Sicherheit die Weibchen von C. puella an- [email protected] hand von Fotos bestimmt und einer der Varianten zugeordnet werden können. Abstract Einleitung Colour variants in female Coenagrion puella (Odonata: Coenagrionidae) – In Wie die meisten Libellenarten variieren general, two colour forms of C. puella auch die Vertreter der Schlanklibellen are distinguished: the common green (Coenagrionidae) in der Färbung und im (gynochromatypic or heteromorph) and Zeichnungsmuster. Besonders deutlich the usually rare blue (androchromatypic ausgeprägt ist dies bei den Weibchen der or homeomorph) form. A field study based Pechlibellen (Gattung Ischnura), bei denen on photographs of tandems and copula- verschiedene, genetisch fixierte Farbvari- tion wheels in the eastern Swiss Plateau anten existieren (CORDERO 1990; SANCHEZ- revealed that various transitional forms GUILLEN et al. 2005; CORBET 1999: 278; WIL- exist, whereby green, blue and rarely also DERMUTH & MARTENS 2019: 253–288). Hinzu yellow as ground colour occur in diffe- kommt, dass sich die Imagines im Verlauf rent combinations and the black patterns der Reifung deutlich umfärben (z. B. PARR vary as to their extension and shape. It is 1973), womit sich das Spektrum der im discussed to what certainty the females of Feld anzutreffenden Variationen auswei- C. puella can be identified and assigned to tet. Bei den Männchen der Azurjungfern one of the variants on the basis of photo- (Gattung Coenagrion) variiert insbesonde- graphs only. re die schwarze Zeichnung auf dem blau- en Grund, während sich die Weibchen vorwiegend in der Färbung und Ausdeh- Zusammenfassung nung der hellen Partien an Thorax und Abdomen unterscheiden (SCHMIDT 1929: 22 Allgemein werden bei Coenagrion puella und 27–29; SCHIEMENZ 1953: Taf. 27 und 28; zwei Varianten unterschieden: die ge- LEHMANN & NÜß 2015: 74 und 75). wöhnlich häufige grüne (gynochrome Die Weibchen von Coenagrion puella oder heterochrome) und die vielerorts sel- werden in der Bestimmungsliteratur un- tene blaue (androchrome oder homoeo- einheitlich behandelt. Allgemein wird zwi- chrome) Form. Eine Feldstudie anhand schen zwei Farbformen unterschieden: fotografischer Dokumente von Tandems eine grüne bzw. gelblichgrüne (gynochro- und Paarungsrädern im östlichen Schwei- me bzw. heterochrome) und eine blaue zer Mittelland hat ergeben, dass zwischen (androchrome bzw. homoeochrome) Vari- den beiden Extremformen verschiedene ante (z. B. in SCHIEMENZ 1953: 71; ASKEW 1988: 17 Band 18/19 Mercuriale - LIBELLEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2018/19 IJKSTRA EWINGTON ARA ER 86; D & L 2014: 107 f.; M - Hinwil und Pfäffikon im östlichen Schwei- F VALHAS & SOARES 2013: 132 f.). Während MAY zer Mittelland). Dabei wurden in den Jah- (1933) nur eine [die gynochrome] Form ren 2017 und 2018 zwischen Mitte Mai mit sehr lichter, weißlichblauer bis grüner und Ende Juli an 13 Tagen 16 Stichproben ZURJUNG A CHMIDT - Grundfärbung erwähnt, geben S genommen. Sämtliche Gewässer lagen (1929), CONCI & NIELSEN (1956) und AGUESSE in Naturschutzgebieten, weshalb ich auf EISEN (1968) zwei Formen mit unterschiedlicher den Fang von Libellen verzichtete. Zur Be- F U Ausdehnung der schwarzen Zeichnungen ob achtung benutzte ich ein Fernglas mit H auf der Oberseite der Abdominalsegmen- Nahfokussierung (Pentax Papilio II, 6 x 21) DER te an; dabei kann die helle Grundfärbung und zur Dokumentation eine Fotokamera blau oder grün sein. Nach SMALLSHIRE & mit Makrozoom-Objektiv (Olympus EM5II CHEN WASH B S (2010: 107) sind S3–S7 bei der gyno- mit M.Zuiko Digital 14–150 mm). Ins- EI chromen Variante auf der Oberseite bis ge samt wurden 582 geschlechts reife W auf einen dünnen basalen Ring durchge- Weibchen nach ihrer Färbung beurteilt DEN hend schwarz, bei der blauen Form sind und einer der drei Kategorien „Grün“, EI S4 und S5 im hinteren Teil schwarz und „Blau“ oder „Übergangsform“ zugeord- B vorn bis höchstens zu einem Drittel der net. Genaueres zu den Färbungsmus- Segmentlänge blau. Bei genauerem Hin- tern der intermediären Formen ließ sich sehen zeigt sich jedoch, dass die helle anhand von Fotos ermitteln. Von den Grundfarbe sowie deren Ausdehnung und 16 Probenahmen wurden 14 an Gewässern Verteilung auf dem ganzen Körper stärker ohne gleichzeitiges Vorkommen von Coen- UNGSVARIANTEN B variieren als in der Literatur angegeben, agrion pulchellum durchgeführt. An den ÄR und dass es zwischen den beiden Haupt- beiden Stellen mit syntopem Vorkommen : F formen alle Übergänge gibt. von C. puella und C. pulchellum achtete Auslöser dieser Notiz war der Fund ei- ich besonders darauf, dass es zu keiner nes eierlegenden C. puella-Weibchens mit Verwechslung der beiden Arten kam. Aus EITRÄGE B ungewöhnlicher Farbkombination und diesem Grund wurden bei den Beobach- schwarzer Zeichnung, was zu weite ren tungen von Auge und bei der Auswertung Beobachtungen von Farbvarianten der der Fotos aus schließ lich Weibchen in Tan- Art anregte. Anhand von Bilddokumenten dems oder Paarungsrädern beurteilt, bei aus einer kleinen Region des Schweizer deren Männ chen es sich eindeutig um Mittellandes wird im Folgenden auf eini- Coenagrion puella handelte. ge dieser Varianten eingegangen und die Bestimmungssicherheit der Coenagrion- Weibchen anhand von Fotos diskutiert. Ergebnisse Grundsätzlich ließen sich zwei Extrem- Untersuchungsgebiet und Methoden formen unterscheiden: (1) Variante mit rein grüner Grundfarbe. Untersucht wurden kleine Populationen Helle Teile satt grün, schwarze Zeichnung von Coenagrion puella an verstreut lie gen- auf der Oberseite der Abdominalsegmen- den Wiesenweihern und regenerierten te S3–S9 durchgehend, an den Segment- Torfstichen im südlichen Teil des Kantons grenzen sehr schmale grüne Ringe (Abb. Zürich (Gemeinden Bubikon, Wetzikon, 1a und 4). 18 Band 18/19 Mercuriale - LIBELLEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2018/19 B EITRÄGE : F ÄR B UNGSVARIANTEN B EI DEN W EI B CHEN DER H U F EISEN a b - A Abb. 1: Die beiden extremen Färbungsvarianten der Weibchen von Coenagrion puella. (a) Die häufige ZURJUNG grüne Variante im Paarungsrad, (b) die seltenere blaue Variante in Tandemstellung während der Eiab- lage. – Figure 1. The two extreme colour variants of the females in Coenagrion puella. (a) The common green variant in copulation wheel. (b) The rather rare blue variant in tandem position during oviposi- F tion. Fotos HW. ER (2) Variante mit rein blauer Grundfarbe. Anteile der intermediären Formen und Helle Teile satt blau, schwarze Zeich- androchromen Variante je nach Lokali- nung bedeckt Abdominalsegmente S3–S9 tät und Erhebungsdatum zwischen 0 und zu einem Drittel bis zu fünf Sechsteln 18,6 % bzw. zwischen 0 und 8,1 % bei zum (Abb. 1b). Teil kleiner Stichprobenzahl. (3) Zwischen den beiden Extremen fanden sich alle Übergänge, von denen sieben Vari an ten in Tabelle 1 aufgeführt sind. Diskussion Diese unterschieden sich durch die Ver- teilung und Ausdehnung der Grundfarben Voraussetzung für eine Untersuchung Blau und Grün, wobei in einigen Fällen der Farbvarianten von Coenagrion puella- auch Gelb oder Gelbbraun hinzukamen Weibchen ist die sichere Zuordnung jedes (Abb. 2 und 3). beurteilten Individuums zur Art. Bestes Der Anteil der grünen Variante betrug Merkmal zur Unterscheidung der verschie- insgesamt 86,3 %. Die Übergangsformen denen Coeanagrion-Weibchen ist die Form machten 10,1 % aus, 3,6 % der Weibchen des Pronotum-Hinterrandes. Dazu müs- waren rein blau. Dabei schwankten die sen die Tiere allerdings gefangen und in 19 Band 18/19 Mercuriale - LIBELLEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2018/19 ER F ZURJUNG A - EISEN F U H DER CHEN B EI W DEN EI B a UNGSVARIANTEN B ÄR : F EITRÄGE B b Abb. 2: Im Untersuchungsgebiet nur einmal angetroffene Färbungsvariante eines Weibchens von Coena- grion puella mit hauptsächlich hell gelbgrüner Grundfarbe und hohen Blauanteilen an den Abdominal- segmenten S3–S6. Grundfarbe von S8–S10 ist hellbraun. – Figure 2. This colour variant of a female Coena- grion puella with mainly bright yellow-green basic colour and large proportions of blue on the abdominal segments S3–S6 was encountered only once in the study area. S8–S10 are basically light brown. Fotos HW 20 Band 18/19 Mercuriale - LIBELLEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2018/19 B Tab. 1: Färbungsvarianten der Weibchen von Coenagrion puella. Neben den beiden Extremformen EITRÄGE mit grüner oder blauer Grundfarbe existieren mehrere intermediäre Formen. – Table 1. Colour vari- ants in females of Coenagrion puella. Besides the two extreme forms with green and blue colour a number of intermediate variants exist. : F ÄR Kopf Thorax Abdomen Abdomen Abdomen B UNGSVARIANTEN Helle Färbung von Helle Grundfarbe Helle Grund- Schwarzanteil Farbe der Basal- Stirn (S), auf Antehumeral- farbe auf der auf der ringe auf S3–S7 Postokularflecken (P), streifen (AH) und Unterseite Oberseite und der Augenunterseiten (A) Thoraxseiten (TS) Segmente S3–S9 Segmente S3–S9 Apikal al ringe auf S8 und S9 grün grün grün 9/10–1/1 grün B EI grün grün grün 3/4–5/6 S2 grün, DEN S3–S8 blau W blaugrün blaugrün bläulich bis 9/10 blau EI blaugrün B CHEN S und P blau, A grün blass blau S3–S7 hellblau, 9/10–1/1 blau S8–S9 blaugrün DER S und P blau, A grün blaugrün