Mitteilungen Der Alfred Klahr Gesellschaft, Nr. 2/2013
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20. Jg. / Nr. 2 ALFRED KLAHR GESELLSCHAFT Juni 2013 MITTEILUNGEN Preis: 1,25 Euro Die KPÖ im burgenländischen Landtag Martin Krenn Bruno Böröcz zum 70. Geburtstag wei Gesetzgebungsperioden, von den Passagen bei Manfred Mugrauer ser nördlichen Bezirke des ehemaligen 1945 bis 1949 sowie von 1953 bis verwiesen werden. 3 Burgenlandes.“ 6 Z1956, waren Kommunisten mit Im Burgenland blieb man nicht untätig jeweils einem Mandat im burgenländi - Die zweite burgenländische und reagierte mit der am 11. Mai 1945 schen Landtag vertreten. Die Kommuni - Stunde Null vollzogenen Umwandlung des „proviso - stische Partei Österreichs bzw. die von Eine sachliche Vorbemerkung er - rischen Landeskomitees“ in einen „pro - ihr maßgeblich mitgetragene Volks - scheint angebracht, war doch die Grün - visorischen Landesausschuss“, der sich opposition , unter deren Dach sie 1953 dungsgeschichte von Burgenland II, also aus drei Sozialdemokraten, drei Christ - für Nationalrat und Landtag kandidiert die Wiedererrichtung des von den Natio - lichsozialen und zwei Kommunisten zu - hat, ist vor diesem Hintergrund für die nalsozialisten auf die Reichsgaue Nie - sammensetzte: auf Seite der KPÖ waren parlamentarische Frühzeit der Zweiten derdonau und Steiermark aufgeteilten dies die aus dem Mattersburger Bezirk Republik auf dem Gebiet des Burgenlan - Landes, keineswegs frei von politischen stammenden Michael Pinter und Franz des nicht wegzudenken. Ungeachtet des - Friktionen. Als sich auf Einladung des Michalitsch 7 – Vinzenz Böröcz befand sen ist eine entsprechende historische früheren christlichsozialen Landesrats sich zu diesem Zeitpunkt noch als abrüs - Darstellung bislang ausgeblieben, was Lorenz Karall am 11. April 1945 in Mat - tender Wehrmachtssoldat in Deutsch - auf Seiten der „offiziösen“ burgenländi - tersburg ein aus Persönlichkeiten aus land, Otto Mödlagl in Wien, wo er an schen Landeshistoriographie unschwer dem politischen Leben vor dem Hitler- führender Stelle am Wiederaufbau der mit unverhohlenen antikommunistischen Faschismus gebildetes „provisorisches niederösterreichischen Landesverwal - Ressentiments und dem erkennbaren Landeskomitee“ des Burgenlandes kon - tung mitarbeitete. Dieser „provisorische Kalkül, die Partei und ihre Verdienste stituierte, 4 waren die Kämpfe um die Be - Landesausschuss“ fungierte nun faktisch möglichst aus dem wissenschaftlichen freiung Wiens durch die Rote Armee als erste Landesregierung des Bur - Diskurs zu verbannen, 1 erklärbar er - noch voll im Gange. Nach der bedin - genlandes und setzte neben Maßnahmen scheint. Für die eigene, parteiinterne gungslosen Kapitulation Hitler-Deutsch - auf dem Gebiet der Ernährung, der bzw. der Partei und ihrem intellektuellen lands wiederum wurden bald Stimmen Sicherheitspolitik und des Gesundheits - Umfeld entstammende Geschichtsschrei - laut, die für eine Beibehaltung des Status wesens auch Schritte zur Wiederherstel - bung konstatiert Hans Hautmann in sei - quo und damit für die Aufteilung des lung der burgenländischen Landeshoheit, nem richtungsweisenden Beitrag zur par - Burgenlandes auf Niederösterreich im indem etwa eine entsprechende Resoluti - lamentarischen Arbeit der KPÖ im Na - Norden (Bezirke Neusiedl, Eisenstadt, on an die provisorische Regierung Ren - tionalrat wiederum „eigene Versäumnis - Mattersburg, Oberpullendorf) bzw. die ner übermittelt wurde. Nachdem im se“, 2 ehe die Serie an Wahlerfolgen der Steiermark im Landessüden (Bezirke „Verfassungsgesetz über die vorläufige steirischen Kommunisten im 21. Jahr - Oberwart, Güssing, Jennersdorf) votier - Einrichtung der Republik Österreich“ hundert und ihre abermalige Veranke - ten. Insbesondere aus Niederösterreich vom 1. Mai 1945 das Burgenland noch rung auf kommunalpolitischer und Land - wurde eine derartige Lösung propagiert, zwischen Niederösterreich und der Stei - tags-Ebene die Tätigkeit der KPÖ in den allen voran von Oskar Helmer, dem pro - ermark aufgeteilt geblieben war und Anfangsjahrzehnten der Zweiten Repu - visorischen Landeshauptmann-Stellver - auch Renner anfängliche Sympathien für blik wieder in den Fokus rückten. Es soll treter der SPÖ. Helmer sprach sich „im eine derartige Lösung gezeigt hatte, ge - im Folgenden nun an den bereits er - paternalistischen Bestreben und unter lang es den Vertretern der Idee von Bur - wähnten Aufsatz von Hautmann ange - einleitender Verdrehung historischer Ge - genland II durch beharrliches Lobbying knüpft und in gewissermaßen logischer gebenheiten“, wie es Widder formuliert, 5 und die Mobilisierung der lokalen Be - Entsprechung der Gang vom Allgemei - mit Nachdruck für eine niederöster - völkerung, die Wiedererrichtung des nen zum Besonderen und damit der reichisch-steirische Lösung der Burgen - Burgenlandes zu erreichen. Zu seiner Schritt weg vom Wiener Parlament hin landfrage aus: „Die Leitha ist kein staatsrechtlichen Kodifizierung sollte zum Landtag in Eisenstadt gemacht wer - Grenzfluß und war niemals einer. Das dies am 29. August 1945 durch das als den. Hinsichtlich der übergeordneten nördliche Burgenland strebte immer in „Burgenlandgesetz“ bezeichnete Bun - theoretischen Konzeption der KPÖ und der Zielrichtung Wien, Wr. Neustadt, desverfassungsgesetz führen, in wel - ihrer spezifisch marxistischen Parla - dort war sein natürlicher Absatzmarkt. chem das Burgenland mit Wirkung vom mentstaktik kann nochmals auf die Aus - Nun sind wir zu einer besonders engen 1. Oktober 1945 als selbstständiges Bun - führungen von Hautmann, für die Frage Schicksalsgemeinschaft zusammen - desland konstituiert wurde. Zu diesem der antifaschistisch-demokratischen Per - geschweißt. Ich glaube, wir sollen es Zeitpunkt befanden sich mit Mödlagl spektive der KPÖ und ihrer Etappenkon - auch für alle Zukunft bleiben im Interes - und Böröcz die beiden bestimmenden zeption nach 1945 auf die entsprechen - se des Landes und der Bevölkerung die - Akteure der burgenländischen KPÖ be - 2 Beiträge reits wieder im Land. In dem auf Grund - Anhieb 3,85 Prozent der Stimmen (ca. bislang letzten Mal im burgenländischen lage des Burgenlandgesetzes beschickten 6.300) erhielt und sich somit den zuvor Landtag vertreten sein. Die Landtags - „provisorischen Landesausschuss“ des von der KPÖ beschickten Landtagssitz wahlen vom 13. Mai 1956 – nach Abzug Burgenlandes, der ersten tatsächlichen, sichern konnte. Bemerkenswert bei die - der sowjetischen Truppen im Gefolge auch formell anerkannten Landesregie - ser Landtagswahl 1949 ist zudem das des Staatsvertrages, jedoch vor dem so rung nach Kriegsende, nahmen sie ent - starke Abschneiden der ÖVP, die ihre genannten „Volksaufstand“ in Ungarn scheidende Positionen ein: Mödlagl als absolute Mehrheit nicht nur verteidigen, vom anschließenden Oktober – fügten zweiter Landeshauptmann-Stellvertreter sondern sogar ausbauen konnte (52,61 der Partei eine herbe Wahlniederlage zu: des provisorischen Landeshauptmanns Prozent), während auf der anderen Seite sie verlor 2.263 Stimmen und fiel mit ei - Ludwig Leser (SPÖ), Böröcz als Landes - die SPÖ knapp 4 Prozent verlor und nun - nem Ergebnis von 3.123 Stimmen deut - rat für Ernährungsfragen. mehr bei 40,43 Prozent hielt. Es er - lich unter 2 Prozent (1,89 Prozent). Da - scheint naheliegend, dass sich insbeson - mit wurde der Wiedereinzug in den Wahlergebnisse dere die ÖVP die Stimmen der „Ehema - Landtag klar verfehlt. Auf der anderen Die erste freie Landtagswahl im Bur - ligen“ im Burgenland sichern konnten: Seite begann sich der Aufsteig der SPÖ genland nach über 15 Jahren – das letzte „Auch wenn keine Wählerstromanalyse zur dominierenden Kraft im Burgenland Mal wurde am 9. November 1930 zur im modernen Stil des 21. Jahrhunderts abzuzeichen; konnten doch die Sozialde - Wahlurne geschritten – brachte an die - diese These zu belegen vermag, ist den - mokraten ihr Ergebnis neuerlich steigern sem 25. November 1945 der burgenlän - noch allein der prozentuelle Transfer und ihren Rückstand auf die ÖVP bei 46 dischen Kommunistischen Partei unter sehr augenfällig und für diese Vermu - Prozent Stimmenanteil auf knapp 5.300 ihrem Spitzenkandidaten Otto Mödlagl tung sehr nahe liegend.“ 11 Allein die bur - Stimmen verringern. zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen genländische KPÖ verweigerte sich kon - Bei den Landtagswahlen vom 10. April Sitz im 32-köpfigen burgenländischen sequent der Stimmen von ehemaligen 1960 erreichte die KPÖ schließlich letzt - Landtag: Bei einer Wahlbeteiligung von Nationalsozialisten – und bekam dafür malig ein Ergebnis über ein Prozent knapp über 96 Prozent konnte die ÖVP am Wahltag die Rechnung präsentiert. Stimmenanteil: 1.772 Stimmen (minus die absolute Mehrheit erringen (51,82 Die Landtagswahl vom 22. Februar 1.351) bedeuteten einen Anteil von 1,09 Prozent, 17 Landtagsmandate), während 1953 brachte eine neuerliche Steigerung Prozent. Seit mittlerweile mehr als einem si ch die SPÖ mit 44,91 Prozent (14 Land - des absoluten und dieses Mal auch relati - halben Jahrhundert spielt die Partei – un - tagsmandate) begnügen musste. 8 Auf die ven Stimmenanteils der KPÖ, die in ei - geachtet eines auf niedrigem Niveau zu KPÖ, die zum zweiten Mal nach 1930 ner Bündniskandidatur unter dem Na - konstatierenden partiellen Aufschwungs landesweit kandidierte – damals hatte sie men Wahlgemeinschaft österreichische in den 1980er Jahren – in wahlpolitischer in starker Konkurrenz zum Heimatblock Volksopposition angetreten ist. Im Bur - Hinsicht keine Rolle mehr. bzw. der ebenso erstmalig kandidieren - genland bildete die KPÖ in diesem den NSDAP (Hitlerbewegung) immerhin Bündnis, dem der formell im Jahr 1951 Die KPÖ-Abgeordneten: