Ein Magazin der Bayerischen Staatsforsten für die Region Dezember 2012 Der

Die Förster im Spessart Viel Vergnügen Sensibelchen oder Kraftprotz Über das Schützen und Nutzen einer Wenn es um Erholung geht, wird der Die Eiche erzählt uns selbst, wer sie einzigartigen Kulturlandschaft Spessart zum wahren Paradies. wirklich ist. -SPESSART GEBIET Inhalt/ Editorial

Die schönen Buchen- und Eichen­ wälder des Spessarts geben einer einzigartigen Kulturlandschaft ihren Charakter. Es sind Wälder, die seit Jahrhunderten bewirtschaftet Seite 4 werden und dabei anmuten wie reine Natur. Das ist auch das Thema, IM SPESSART Das waldreiche Gebiet hat eine wechselvolle das wir Ihnen nahebringen wollen. Vergangenheit. Eine Kulturgeschichte. Es gibt nicht nur die Alter­na­tive zwischen ungenutzten Schutzgebie­ Seite 14 ten einerseits und reinen Nutz­wäl­ dern für die Holzproduktion anderer­ HOLZ VOR ORT seits. Die Wälder im Spessart sind Traditionelles Handwerk und modernste Techno­ logie – Holzverwendung im Spessart. beste Beispiele dafür, wie intelligen­ te und innovative Forstwirtschaft

Seite 24 beides vermag: Schützen und nutzen. Naturschutz ist also integrativer

DER SPECHTWALD Bestandteil unserer Arbeit, zu der Der Spessart ist Lebensraum für viele seltene auch die nachhaltige Nutzung des Tier- und Pflanzenarten. Waldes gehört. Der gefragte Roh­ stoff Holz sichert dabei nicht zuletzt auch die Investitionen in den Wald. Nutzen, um zu schützen – das ist ein Kreislauf, der wertvolle Wälder wie im Spessart hervorbringt. Ein Seite 28 Gewinn für uns alle. IHRE BAYERISCHEN STAATSFORSTEN SPESSARTFÖRSTER Ein Porträt der Revierleiter, die die Spessartwälder von heute betreuen und die Wälder von morgen bauen.

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Die E iche – ein S elbstportrait Sensibelchen oder Kraftprotz – die Eiche erzählt uns selbst, wer sie wirklich ist.

2 Der Spessart Der Spessart 3 Kulturgeschichte Kulturgeschichte

Im Spessart

TEXT Martin R asper

Es ist eines der waldreichsten deutschen Mittelgebirge, aber auch eine Landschaft, die seit jeher mit Klischees und Missverständnissen zu kämpfen hat – und auf die man sich einlassen muss, um zu entdecken, dass der Spessart mehr ist. Dann aber wird man reich belohnt.

Das Hafenlohrtal: ein ökologisches Kleinod, dessen Feuchtwiesen viele seltene Arten be- herbergen. Und doch ist diese „intakte Natur“ keine Wildnis, sondern vom Menschen gestaltet.

4 Der Spessart Der Spessart 5 Kulturgeschichte Kulturgeschichte

Linke Seite oben: Weinlaub, herbstlich ver- färbt, bedeckt die Fassade eines Hauses im Hoch- spessart: Harmonie aus Natur und Kultur. Linke Seite unten: Versteckt in einem kleinen Sei­tental der Elsava liegt das Wasserschloss Mespel­ brunn, das wohl berühm­tes­ te Gebäude des Spessarts. Aufgrund seiner Abgeschie­ denheit überstand es alle Kriege unversehrt.

Morgenstimmung bei Schloss Mespelbrunn. Die romantische Lage legte es nahe, hier „Das Wirts­ haus im Spessart“ zu drehen und es heute noch als Bühne für Theater­ aufführungen zu nutzen.

6 Der Spessart Der Spessart 7 Kulturgeschichte Kulturgeschichte

Feucht und schwer liegt die Luft über den Kohlemeilern. Sie weideten ihre Tiere im Wald Linke Seite oben: Wiesen im Hafenlohrtal. Nur zögerlich schmilzt und schälten die Eichen, um Lohe zum Gerben Das Wirtshaus „Hoher Knuck“ war die Zen­trale die Sonne den Frühnebel weg. Es riecht nach des Leders zu gewinnen. Sie transportierten Wa ­ des Widerstands gegen Gras und nassem Holz, würzig und ein bisschen ren und Passagiere, auf alten Wegen, die vor­ den Trinkwas­serspeicher faulig. Aber auch ein frischer, fruchtiger Duft ist nehmlich auf den Rücken der Höhenzüge ver­ im Hafen­lohrtal. Nach dabei. Der kommt von den Äpfeln, die von einem liefen. Sie nutzten das Wasser, um Mühlen zu jahrzehntelangem Kampf wurden die Pläne für das alten Apfelbaum ins Gras gefallen sind. Ein Bus ­ betreiben, sie legten Äcker an, errichteten Glas ­ Stauwerk aufgegeben. sard verlässt seinen Ansitz auf einem Pfahl und hütten und bauten Bodenschätze ab. All dies schwingt sich in die Luft, bis er mit wenigen Flü­ griff in die Landschaft ein und hinterließ Spuren. gelschlägen das Tal überquert hat und im Wald Man muss sie nur zu lesen wissen. Verbuschte, verschwunden ist. stark verzweigte Bäume etwa zeigen an, dass Natur pur. Oder? Einerseits ja, andererseits hier Tiere zum Weiden in den Wald getrieben ist diese Landschaft das Werk des Menschen. wurden, die einst die jungen Bäumchen verbissen Jahrhundertelang wurden diese Wiesen bewäs­ haben. Reste von Wehren und Bewässerungs ­ sert, um ihren Ertrag zu steigern und Futter fürs gräben erkennt man oft erst, wenn man genau­ Vieh zu produzieren. Mit einem ausgeklügelten er hinsieht, ebenso ehemalige Ackerterrassen. System von Dämmen, Kanälen und Wehren wur­ Spuren der alten Wege wie Eselsweg, Postweg de das Wasser verteilt. So entstanden unter­ oder Birkenhainer Straße sind auf den zweiten schiedliche Wiesentypen mit einer großen Ar ­ Blick an vielen Stellen sichtbar, ebenso Wüstun ­ tenvielfalt. Im Sommer blühen hier Schwertlilie, gen und Reste von Kartausen oder Schächte von Kuckucks-Lichtnelke, Wiesenknöterich, das Breit­ ehemaligen Minen. blättrige Knabenkraut und andere Orchideen, an Dass der Spessart überhaupt dieses spezi ­ manchen Stellen sogar der Rundblättrige Son ­ elle Image hat, dass er als irgendwie wild und nentau, eine seltene fleischfressende Pflanze. gefährlich gilt, als grüne Einöde, das liegt natür­ Schmetterlinge tummeln sich, die Blauflügel - lich unter anderem am „Wirtshaus im Spessart“, Prachtlibelle, der Eisvogel. So ist durch Zutun dieser Komödie aus den fünfziger Jahren, die des Menschen eine Landschaft entstanden, die wiederum auf das gleichnamige Märchen von wie ein Inbegriff von Natur wirkt – weshalb sie Wilhelm Hauff zurückgeht, das seinerseits auf auch weiterhin gemäht werden muss, damit das alten Vorurteilen fußt … und so pflanzten sich Linke Seite unten: so bleibt. Denn ohne den Menschen würde sich die Missverständnisse munter fort. Auch heute Wechselvolle Geschich­ der Wald diese Wiesen zurückerobern. noch ist das „Wirtshaus im Spessart“ Thema te: Schönrain wurde Das ist also schon das erste Missverständnis: der Freilichtfestspiele in Schloss Mespelbrunn. im 11. Jahrhundert als Dass es Orte gibt, an denen der Mensch wirkt Und der Räuber mit der Fasanenfeder am Hut Benediktinerkloster gegründet, wurde mehr­ und daneben die Natur. In Wahrheit hängt beides macht sich auf den verschiedensten Wirtshaus ­ fach zerstört – und ist zusammen. In den meisten Kulturlandschaften schildern natürlich auch gut. seit 200 Jahren endgül­ ist die Artenvielfalt sogar höher als in der Wild ­ Dabei kann man sich kaum eine friedlichere tig Ruine. nis. Weil sie kleinteiliger ist, vielgestaltiger. Kul ­ Landschaft vorstellen. In den sanften Wiesentä ­ turlandschaft entsteht, indem Menschen über lern sowieso, aber auch im Wald. Das Rauschen lange Zeit hinweg ihr Leben organisieren. Indem der Blätter, das Flirren des Lichts, das Rascheln sie mit Zähigkeit und Geschick immer neue Ant­ des trockenen Laubs zwischen den hohen Bu ­ worten finden auf die Ausein­ chenstämmen – das ist alles andersetzung mit der Land­ so freundlich, so luftig, so fest­ schaft, dem Boden, dem Klima. lich. „Wenn Landschaft Musik Und der Spessart ist eine macht: Dies ist ein deutsches Kulturlandschaft par excel­ In den meisten Streichquartett“, schrieb Kurt lence. Nicht nur dort, wo es Kulturland­ Tucholsky, wofür ihm die Tou­ offensichtlich ist, nämlich an rismusämter noch heute dank­ seinen Rändern – mit den schaften ist die bar sind. Auf fast schon ku­ Weinbergen, den Äckern, den Artenvielfalt riose Weise pazifistisch ist Streuobstwiesen –, sondern beispielsweise die „Sieges- auch mittendrin, im Wald. höher als in der Eiche“ im Flörsbachtal: Sie ist Überall sind Spuren mensch­ Wildnis. nicht dem säbelrasselnden licher Tätigkeit zu finden: Die An­denken an eine gewonnene Menschen nutzten seit jeher Schlacht gewidmet, sondern das Holz als Bau- und Brenn­ einem Revierförster, der so holz und verschwelten es in hieß: Udo Sieges. Kann so eine

8 Der Spessart Der Spessart 9 Kulturgeschichte Kulturgeschichte

Landschaft gefährlich sein? Glasmacherei erforderte großen Kapitaleinsatz, Freilich hat die überlieferte Einschätzung, der also Investoren und tiefe handwerkliche Kennt­ Naturkultur Spessart sei wild und gefährlich, auch handfes­ nisse. Die Rohstoffe waren reichlich vorhanden: „Der Spessart ist eine uralte Kulturlandschaft.“ te historische Gründe. Viel trug dazu bei, dass Quarzsand aus der Verwitterung des Buntsand ­ hier lange Zeit mit harter Hand regiert wurde. steins, Holz zum Heizen der Öfen und zum Her­ Das Vokabular ist ein biss­ Achthundert Jahre lang, bis zur Säkularisierung stellen der Pottasche, die die Schmelztempera ­ chen sperrig: Segrega­tive 1803, gehörte ein Großteil des Hochspessarts tur des Quarzes senkt, und Ton für die Formen. oder integrative Waldbe­ Wald – Armut – Einsamkeit, das ist das alte Der Spessart als Tummelplatz der Hohen Her­ den Mainzer Erzbischöfen und Kurfürsten, die Der Eisengehalt des Buntsandsteins färbte das wirtschaftung. So nennen Spessartklischee, gegen das Sie ankämpfen. SPESSARTBUND ren, die die Menschen unterjochen, ist das ein ihn zur Jagd nutzten. Menschen wurden in erster Glas grün. Es wurde als „grünes Waldglas“ be ­ sich die zwei Positionen Herr Himmelsbach, mit welchen drei Begriffen Zerrbild? Linie angesiedelt, um ihnen Hilfsdienste zu leis ­ kannt und bis nach Holland exportiert. Allerdings in einer Debatte, in die definieren Sie denn den Spessart? Ja, es ist nur ein Teil der Wahrheit. Wenn man ge­ ten, ansonsten war praktisch alles verboten: waren die Produzenten stark von ihren Märkten auch die Spessartwälder 8 000 – Jahre – Kulturlandschaft. Der Spessartbund, entstan­ nau hinsieht, ist der Spessart voll mit unterschied­ Jagd, Fischen, Holzeinschlag, das Anlegen von abhängig. Wenn die Nachfrage nachließ, gerieten einbezogen sind. „Segre­ So alt? den 1913 durch die Verei­ lichsten Zeugnissen der Besiedlungsgeschichte, Äckern. Die Regeln wurden mit einer Armada von die Glashütten schnell in die Krise. So ging es gativ“ meint, den Wald zu Ja, es gibt Hinweise auf Besiedlung bereits in der ni­gung verschiedener Ver­ die sich interdisziplinär mit den verschiedensten Forst- und Jagdbeamten durchgesetzt und immer auch vielen anderen Erwerbszweigen. Das Fuhr­ teilen: In einen Naturwald, Jungsteinzeit. Das war wahrscheinlich Ackerbau eine, hat den Schutz und Forschungsmethoden nachweisen lassen. Und die wieder verschärft. So erließ Kurfürst Johann wesen, das etwa in zeitweilig den der nicht genutzt werden auf besonders geeigneten Flächen, auf Lößschich­ die Pflege der Natur und der Wahrnehmung beginnt sich auch zu ändern. Es ent­ Friedrich Carl von Ostein im Jahr 1744 eine halben Ort ernährt hatte, ging den Bach runter, darf, und einen größeren ten, die oben auf dem Buntsandstein auflagen. Kulturlandschaft des Spes­ stehen Diplom- und Doktorarbeiten zu speziellen „Churfürstlich-Mayntzische Wald-, Forst- und als die Eisenbahn aufkam. So mussten sich die Teil, der intensiv bewirt­ Der Buntsandstein selbst ist wenig fruchtbar. sarts zur Aufgabe. Mitglied Fragen. Das grundsätzliche Herangehen an diese Jagd- auch Fischerey-Ordnung“, die 16 Kapitel Leute hier immer wieder neu erfinden. schaftet wird. Die Strate­ Diese günstigen Lagen wurden wahrscheinlich im Spessartbund ist das Fragen hat sich geändert: Früher haben die Leute samt ausführlicher Bußordnung umfasste. Die Was ohnehin schwer genug ist, denn der gie zur biologischen Viel­ relativ rasch übernutzt und sind dann wegerodiert. Archäologische Spessart- gesagt: Ach, da ist doch eh’ nichts. Jetzt sagen private Waldweide wurde verboten, Eicheln, Spessart hat eine komplizierte Identität. Aufge ­ falt der Bundesregierung Das war vermutlich die erste ökologische Katas­ Projekt (ASP), das sich die sie: Da ist doch bestimmt etwas, wir müssen nur Bucheckern und wildes Obst teilt auf zwei Bundesländer geht in diese Richtung trophe im Spessart. intensivere historische genau hinschauen. durften nur mit Genehmigung und vier Landkreise, von unter­ und möchte 5 Prozent der Die Leute haben ihre eigene Lebensgrundlage Erforschung des Spessarts Ist das auch die Idee hinter den Europäischen gesammelt werden, selbst schiedlicher Religionszugehö­ Waldfläche einer natürli­ zerstört? auf die Fahnen geschrieben Kulturwegen des Archäologischen Spessart- Spazierengehen im Wald war Landschaften, rigkeit, durchzogen von alten chen Waldentwicklung über­ Das kam danach immer wieder vor. In der Bronze- hat. Das ASP ist seit 2009 Projekts – die Leute zu ermuntern, genau hin­ nicht erlaubt. Und die Fische, Sprach- und Kulturgrenzen, lassen. Der bayerische und Eisenzeit gab es dann den ersten Bergbau, als Institut an der Universi­ zusehen? die sich in den Bächen tummel ­ die menschen­ge­ von denen der „Äppeläquator“, Weg hingegen ist ein ande­ auf Kupfer- und Eisenerz. Richtig lebhaft wurde es tät Würzburg anerkannt. Genau. Wir wollen den Menschen – Einheimischen ten, gehörten dem Kurfürsten. macht sind, die Appel-/Apfel-Grenze, nur rer. Die bayerische Bio­ ab dem Mittelalter, mit Köhlereien, Glashütten, wie Besuchern – die Kulturlandschaft näher brin­ Kein Wunder, dass der trickrei­ die bekannteste ist. Ob es über­ diversitätsstrategie sieht Eisenhämmern, Kalkbrennereien, Steinbrüchen Dr. Gerrit Himmelsbach gen, sie erlebbar machen. Und zwar möglichst che Wilderer Johann Adam Ha­ gelten heute als haupt eine gemeinsame Spes­ eine naturnahe, integra­ und so weiter. Es gab Jahrhunderte hindurch die ist Historiker, Vorsitzender dezentral, so dass jeder Ort seine eigenen Wege senstab, der die Obrigkeit jahr­ Inbegriff der sart-Identität gibt, darüber ge­ tive Bewirtschaftung auf unterschiedlichsten Nutzungen, es gab immer wie­ des Spessartbunds und hat, die von den Leuten selbst entwickelt, gepflegt zehntelang narrte, zum Volks­ hen die Meinungen auseinan­ der gesamten Fläche vor. der Raubbau und Übernutzung und auch Versuche, Projektleiter des Archäo­ und instandgehalten werden. Damit nicht nur das helden wurde. Nachdem er Natur. der. Eigentlich paradox, denn Das heißt, Naturschutz gegenzusteuern, den Wald zu schützen. Der Spes­ logischen Spessartpro­ Wissen vermehrt und das Bewusstsein der Heimat seinen Häschern unzählige der Spessart ist ja gut defi­ und Bewirtschaftung wer­ sart ist schon lange kein Urwald mehr. jekts (ASP). gestärkt wird, sondern auch vor Ort Wertschöp­ Male entwischt, gefangenge­ niert. Der Main, die Kinzig und den als ein Ganzes gese­ Der Spessart ist kein Urwald – was ist er dann? fung stattfindet. Und dieser ganzheitliche Ansatz nommen, aus dem Gefängnis die Sinn rahmen ihn lückenlos. hen, also beide in die Heimat für die Menschen, die hier seit Jahr­ wird auch wahrgenommen, so haben wir entflohen, erneut verhaftet und sogar nach Aus ­ Wo gibt es das sonst? Aber entscheidend ist, Waldbewirtschaftung inte­ hunderten im Wald leben, Wirtschafts­ in den letzten Jahren drei unterschiedliche tralien verbannt worden war und dann doch wie ­ was die Menschen draus machen. griert, um die Biodiver­ faktor durch die Holznutzung – früher Preise bekommen: einen Tourismuspreis, der im Spessart auftauchte, wurde er für vogel­ Es ist das Privileg der Nachgeborenen, das, sität der Wälder zu fördern durch die Glashütten, heute durch nach­ einen Umweltpreis und einen Kulturpreis. frei erklärt und 1773 von dem kurmainzischen was die harten Zeiten hinterlassen haben, inte­ und eine angemessene haltige Bewirtschaftung. Die Bayerischen Soll das Netz noch weiter ausgebaut Revierjäger Johann Sator erschossen – dem er ressant oder gar schön zu finden: Die pittoreske, Holzversorgung zu gewähr­ Staatsforsten stehen hier in der Nachfol­ werden? übrigens, so geschmacklos ist manchmal das alte Hütte, der man nicht ansieht, wie mühsam leisten. Wir nennen das: ge von Generationen engagierter Förster, Derzeit gibt es 87 Kulturwege als Netzwerk Schicksal, als Kind das Leben gerettet hatte. Der in ihr gelebt wurde. Den Eichenhain, der angelegt Schützen und nutzen. Ein die den Spessart zu dem Lebensraum für engagierter Menschen vor Ort mit zumeist Jäger erhielt, wie das Rechnungsbuch der kur­ wurde, um Gerberlohe zu gewinnen. Die offene Prinzip, das ausgezeichnet Mensch und Tier gemacht haben, der eigenständigen, abgeschlossenen Rund­ fürstlichen Kellerei Rothenbuch vermerkt, „15 Landschaft, die entstand, weil Wald für Äcker und funktioniert, was man er heute ist. Im nächsten Jahr werden es wegen, die sich auf den jeweiligen Ort be­ Gulden Schuss- und Fanggeld wegen Erlegung Weiden gerodet wurde – und die, obwohl men­ nicht zuletzt an den Spes­ 100 Jahre, dass der Spessartbund diesen ziehen. Wenn Leute vor Ort Bedarf für des Wilderers Hasenstab“. An der Stelle im Kropf ­ schengemacht, als Inbegriff von Natur gilt. Im sartwäldern erkennen Prozess begleitet und ein Auge auf die einen eigenen Weg sehen, werden wir bachtal steht heute ein Gedenkkreuz aus Sand­ Hafenlohrtal übrigens wollte die Regierung von kann. Sie sind eine „integ­ Entwicklungen hat. diesem Wunsch nachkommen. stein. Manchmal liegen dort frische Blumen oder Unterfranken lange einen Trinkwasserspeicher rierte“ Kulturlandschaft, Trotzdem haben sich die Historiker lange Was sind eigentlich Ihre Lieblingsplätze brennt eine Kerze, die Unbekannte aufgestellt bauen. Erst 2008 wurden die Pläne, nach jahr ­ deren Artenvielfalt oft rei­ schwergetan, den Spessart als Kultur­ im Spessart? haben. zehntelangem, erbittertem Widerstand, aufgege­ cher ist als in der Wildnis. landschaft zu sehen. Jeder Ort hat seinen Reiz. Bei mir hängt In den anderen Gebieten ging es freier zu. ben. Hauptargument gegen den Trinkwasserspei­ Das liegt daran, dass sich im 19. und 20. es stark von der Jahreszeit ab. Im Winter Vor allem in den Glashüttendörfern gelangten cher damals wie heute ist der hohe ökologische Jahrhundert zuerst Förster mit schriftli­ mag ich die offeneren Landschaften, wie die Menschen vorübergehend sogar zu einem ge­ Wert des Hafenlohrtals. chen Zeugnissen in den Archiven beschäf­ den Kahlgrund. Und im Sommer, wenn es wissen Wohlstand. Steuerlisten aus dem 16. Jahr­ tigt haben. Jagd- und Räubergeschichten richtig heiß ist, wandere ich gerne im hundert zeigen, dass dort zeitweise besser ver ­ www.wald-im-spessart.de standen zunächst im Vordergrund, was die Hochspessart unter dem Schatten alter dient wurde als in den Dörfern am Main. Die einseitige Sicht wiederum verstärkt hat. Buchen.

10 Der Spessart Der Spessart 11 Ausflugstipps Ausflugstipps

Wanderwege Aussichten Kulturstätte 1. Spessart Weg 1: 1. Königer Eichen: 1. Ruine Schönrain: Quer durch die Naturschön­ Der Gang durch den 400 Jahre Die Schloss-Ruine der letzten heiten des Spessarts führt der alten Eichenbestand kann den Grafen von gehört Qualitätsweg „Von Fürsten, Menschen ins Staunen ver­set­ zu den ältesten Kulturdenkmä­ Fuhrleuten und Pilgern“ den zen. Diese beeindruckenden lern zwischen Spessart und Wanderer bis nach Gemünden, Zeitgenossen haben bereits den Würzburg. der „Perle des Spessarts“. Dreißigjährigen Krieg erlebt. www.wald-im-spessart.de www.spessartbund.de 2. Von Lichtenau zur 2. Glashütte im 2. Spessart Weg 2: Sandkaute: Emmerichsthal: „Über Berg und Tal zum Main“ Nicht nur die schönen Bu­ Unter der Regentschaft von führt der zweite Qualitätsweg, chenwälder sind ein beeindru­ Kurfürst Emmerich wurde diese angelegt und bestens markiert ckendes Bild, besonders der Glashütte errichtet. Die rei­ durch den Spessartbund. tolle Ausblick Richtung Weibers­ chen Baumbestände waren als www.spessartbund.de brunn ist eine Augenweide. Brennstoff für die Herstellung von Glas ideal. 3. Hasenstabweg: 3. Breitsee: www.wald-im-spessart.de Der Wanderweg beginnt in Der kleine See ist unter ande­ Rothenbuch, dem Geburtsort rem wegen des wunderbaren 3. Kulturweg an der des gerissenen Wilderers Ausblicks einen Besuch wert. Kahlquelle: Johann Adam Hasenstab, der Große Holzroller als Bänke la­ Der gemütlich zu bewälti­ vor fast 300 Jahren sein Un ­ den zum Verweilen ein. Perfekt gende Rundweg nahe der Kahl­ wesen in den Wäldern des für einen Familienausflug! quelle führt vorbei an den Spessarts trieb. Ruinen der Epstein-Glashütten. www.spessart-mainland.de Zu diesen und weiteren Hier wurde bereits 1510 Hohl- Aussichten finden Sie weitere und Flachglas produziert. 4. Schneewittchenweg: Informationen unter www.spessartprojekt.de Die Wanderroute folgt dem www.wald-im-spessart.de 4. Triftdamm Waldaschaff Fluchtweg Schneewittchens Der denkmalgeschützte vor ihrer neidvollen Stief­ Damm war vom 16. bis zum mutter. Das reale „Schnee­ 18. Jahrhundert eine Trift­ wittchen des Spessarts“ anlage, die benutzt wurde, um hieß Maria Sophia Margarethe Holzstämme bis nach Aschaf­ Christina von Erthal und ESSEN fenburg zu transportieren. lebte hier im 18. Jahrhun­ 1. Gasthaus Bamberger www.baysf.de dert – gemeinsam mit ihrer Mühle bösen Stiefmutter. Spezialität: verschiedene 5. Grenzsteine www.spessart-mainland.de Wildgerichte und immer Emmerichsthal: frische Mühlbachforellen Im Schatten des Spessartwal­ Tel.: 06096 350 des findet man am Wegesrand www.bamberger-muehle.de historische Grenzsteine. Sie geben interessante Auskunft 2. Villa Hof Langenborn über frühere, aber auch über BIO-PRODUKTE Besonderheit: einzige zerti­ heutige Besitzverhältnisse 1. Berghof in Schöllkrippen: fizierte Bioküche im Spessart des Gebiets. Der auf Bioprodukte spezia­ Tel.: 06024 67 54 30 www.wald-im-spessart.de lisierte Berghof in Schöll- www.villa-hof-langenborn.de krippen ist vor allem für Käse­ Mit den Botschaftern des liebhaber sehr zu empfehlen. 3. Flairhotel Hochspessart Spessarts unterwegs Tel.: 06024 92 33 Spezialität: reg. Schmankerl Seit über 10 Jahren führen zer­ www.derberghof.de Tel.: 06020 97 200 tifizierte Naturparkführer www.hochspessart.de Besucher durch den Spessart. 2. Black Highland Ranch Jedes Jahr bieten die „Bot­ Ökologisch erzeugtes Weide­ 4. Gasthaus Hochspessart schafter“ der Region mehr als fleisch vom Schottischen Hoch­ Spezialität: zartes Wild 200 Veranstaltungen und landrind ist ein wahrer Gau­ Tel.: 09352 12 28 Führungen zu unterschiedlichs­ menschmaus und kann auf der www.gasthaus-hochspessart.de ten Themen und für verschie­ Black Highland Ranch gekos­ dene Alters- und Zielgruppen tet werden. 5. Gasthaus Jägerhof an. Nähere Informationen zu Tel.: 0171 95 22 543 Besonderheit: ausschließliche den genannten Angeboten, das www.black-highland-ranch.de Verwendung von Spessart- aktuelle Jahresprogramm so­ Wild, große Gartenterrasse wie aktuelle Wander- und Frei­ Tel.: 06094 361 zeitkarten erhalten Sie unter www.spechtshaardt.de www.naturpark-spessart.de

12 Der Spessart Der Spessart 13 Holznutzung Holznutzung

Holz vor Ort

FOTOs TEXT MATTHIAS ZIEGLER Martin R asper

Holz ist nicht nur das ursprünglichste Produkt, das der Spessart liefert, es wächst auch ständig nach. Ein lebendiger Rohstoff, der auch die Menschen inspiriert, die mit ihm arbeiten, ob mit traditionellem Handwerk oder mit modernster Technologie. Oder einer Kombination aus beidem.

Die alten Stemmeisen nimmt Erhard Englert zwar selten zur Hand – aber sie stehen für die Basis seiner Arbeit: das traditionelle Handwerk. In seinem Holz­ lager (rechts) bewahrt der Schreiner die zersägten Stämme auf, die er später in Möbel verwandelt. Und immer ist er auf der Suche nach dem Besonderen.

14 Der Spessart Der Spessart 15 Holznutzung Holznutzung

Der M öbelschreiner Region nicht wegzudenken ist, ist es Ehrensache, Viele Möbelschreine­ Forst & Seine Möbel sind echte Charaktere: Schränke aus dass das Holz überwiegend aus der näheren Um­ reien stehen unter dem Zwang, günstig Masse Wirtschaft Kirschholz, Buffets aus Lärche, große, einladende gebung kommt: aus den Wäldern von Spessart, zu produ­zieren und mit Esstische, Betten mit „Naturkante“, also dem Odenwald und Rhön, aber auch aus den südlich dem Weltmarkt zu kon­ natürlich gewachsenen, unebenen Rand. Solche angrenzenden Landkreisen Baden-Württembergs, kurrieren. Erhard Englert Die wenigsten Besucher Unikate sind es, derentwegen Erhard Englert aus 150 000 Festmeter jedes Jahr. Holz ist wieder in – hat seine Nische gefun­ den: hochwertige Einzel­ der schönen Spessartwäl­ Neuhütten Schreiner geworden ist, ausschließlich oder war es jemals out? „Die Steinzeit ist vorbei“, stücke aus heimischen der werden das Gefühl davon leben kann er allerdings nicht. Zwischen­ verkündet Firmenchef Heinrich Martin Seuffert, Hölzern. haben, dass sie in einem durch müssen auch Alltagsaufträge erledigt wer­ „Holz wird zunehmend im konstruktiven Holzbau Unternehmen spazieren den: Einbauschränke, Fassaden, Treppen, Verklei­ eingesetzt“. Und das nicht nur für Dachstühle und gehen. Und dennoch ist das dungen. Aber sein Herz gilt den Möbeln, den Ein­ ähnliches, sondern zum Bau von ganzen Häusern so: Das Produkt, das hier zelstücken, denen man ansieht, dass hier ein bis hin zu Dächern und Fassadenverkleidungen. gewonnen wird, hat eine Naturstoff mit viel Liebe verarbeitet wurde. Lärche Auch der Gartenbereich boomt, und für Verpa­ Nachfrage, die kontinuier­ und Ulme sind seine Lieblingshölzer. Aus Lärche ckungen wie Paletten oder Kabeltrommeln wird lich wächst. Die Rede war schon sein Gesellenstück, zum Abschluss der Holz immer gebraucht. Das Material für all diese ist natürlich vom Produkt Lehre in Mainaschaff. Ansonsten kommen ihm Verwendungen entsteht hier, an der hochmoder­ „Holz“ und den Bayeri­ Eiche, Kirsche, Ahorn und manches andere unter nen Spaner-Kreissägen-Profilieranlage, ein Mons­ schen Staatsforsten, die den Hobel, Hölzer, die meist in der Region gewach­ trum als Wort ebenso wie als Maschine, die das für die Bewirtschaftung sen sind. Ständig ist er auf der Suche nach „Aus­ Holz in allen nur denkbaren Richtungen so präzi­ der Wälder verantwortlich nahmehölzern“, aus denen sich se bearbeitet, dass es fast so sind. Ohne die verlässli­ was Schönes machen lässt. Ein­ glatt ist wie gehobelt: Schnitt­ che Versorgung mit heimi­ mal zum Beispiel, gab es diese holz, Kantholz, Vollholz, Bretter, schem Holz wären die holz­ Edelkastanie an der B 26, die „Ich bin immer Latten, geriffelt, profiliert, die verarbeitenden Kunden hatte er schon lange im Auge, auf der Suche Kanten ge­rundet oder gefast, rund um die Spessartwäl­ und plötzlich war sie weg. Also tauchimprä­gniert oder kessel­ der auf Importe angewie­ hat er sich erkundigt, wo sie hin­ nach Ausnahme­ druckimprä­gniert. Ganz nach sen. Und ohne Gewinne aus gekommen ist. Sie war noch zu hölzern.“ Kundenwunsch, denn der hat dem Holzverkauf gingen haben, da hat er sie gekauft. Priorität, und Flexibilität bei der ERHARD ENGLERT Investitionen wie Wegebau, Englert, Jahrgang 1964, ist ein Anpassung des Produktportfo­ Möbelschreiner Naturschutz und Auffors­ echter Spessarter, seine Familie lios ist ein Teil des Erfolgsge­ tungen zu Lasten des Steu­ seit Generationen hier ansässig. heimnisses. Ansonsten ist der erzahlers. Zur erfolgreichen Die Entscheidung, selbstständig beste Garant für Kontinuität der Forstwirtschaft gehört zu arbeiten, fiel nach einigen Berufsjahren mehr Familienbesitz. HMS existiert seit 1899, und der aber auch die Naturnähe oder weniger zwangsläufig. „Ich habe den Arbeits­ Chef ist nicht nur der Urenkel des Gründers, der der Bewirtschaftung. Sie platz nicht gefunden, der mir vorschwebte, also der Firma seine Initialen verliehen hat, er heißt sichert die ökologischen habe ich ihn mir selbst geschaffen“, erzählt er. auch genau so: Heinrich Martin Seuffert. Bedingungen für gesunde Und seither lebt er sogar wieder in dem Haus, in HMS-Holz, 63839 Kleinwallstadt, www.hms-holz.com und starke Spessartwäl­ dem er aufgewachsen ist: Pittoresk mit wildem der in der Zukunft. Wein und Efeu bewachsen, steht es in der Orts­ Der Holzrechte- Obmann mitte von Neuhütten. Und die Werkstatt ist gleich Ohne Wald kann Paul Mill nicht leben. Der Wald nebenan. wiederum hat Paul Mill gut leben lassen, denn er Erhard Englert, 97843 Neuhütten, Tel.: 06020 84 32 hat lange Jahre den Beruf des Waldarbeiters aus­ geübt, oder des Forstwirts, wie es heute heißt. Das Sä gewerk Paul Mill jedenfalls, ein zäher Mann mit gesunder „Das Runde muss ins Eckige“, lautet ein beliebter Gesichtsfarbe, weißen Locken und weißem Schnurr­ Satz aus dem Fußball. Hier ließe sich abwandeln: bart, Jahrgang 44, seit 1958 im Wald zuhause, ist Das Runde wird zum Eckigen. Direkt neben den seit ein paar Jahren glücklich in Rente. Trotzdem frisch angelieferten, runden Stämmen, Nadelholz, arbeitet er immer noch im Wald. Ehrenamtlich. Als fünf bis 19 Meter lang, Durchmesser 15 bis 38 Zen­ Obmann für Rechtholz und Selbstwerbung. Mit timeter, stehen die Stapel mit dem fertigen Kant­ dem verhält es sich so: In weiten Teilen des Spes­ holz zum Abtransport bereit. Ausgangs- und End­ sarts hat jeder Haushalt das Recht auf eine be­ produkt sinnfällig nebeneinander und beides auf stimmte Menge Holz jährlich. Dünne Stöcke bis den ersten Blick unverkennbar: Holz. Genauer: 4,9 Zentimeter Durchmesser sind kostenlos, grö­ Nadelholz, darauf haben sie sich hier spezialisiert ßere Stücke kosten 20 Euro der Raummeter. So­ bei HMS-Holz in Kleinwallstadt. Und da das Unter­ weit die Theorie. In der Praxis muss das natürlich nehmen seit mehr als einem Jahrhundert aus der organisiert werden. (Weiter auf Seite 22)

16 Der Spessart Der Spessart 17 Holznutzung Holznutzung

Paul Mill aus Krommen­ thal ist ehrenamtlich als Obmann für das Los­ holz zuständig – Holz, das nach dem Fällen lie­ gen bleibt, weil es zu klein oder schwierig auf­ „Die Steinzeit zuarbeiten ist. Jeder ein­ heimische Haushalt hat ist vorbei, das Recht, solches Holz zu nutzen. Dünne Äste es wird wieder bis 4,9 Zentimeter Durch­ messer (unten rechts) mehr Holz sind sogar kostenlos. verbaut.“

HEINRICH MARTIN SEUFFERT HMS Sägewerk

Auf dem Hof von HMS - Holz in Kleinwallstadt laden LKWs Fichtenstäm­ „Ohne Wald me ab – direkt daneben stehen schon Stapel mit kann ich nicht Kanthölzern, eines der vielen Produkte des Unter­ leben.“ nehmens. Das wiederum behauptet sich seit 1899 PAUL MILL am Spessartrand, mit Holzrechte-Obmann einer Zweigstelle in Meck­ lenburg hat man sich aber ein zweites Stand­ bein geschaffen.

18 Der Spessart Der Spessart 19 Holznutzung Holznutzung

Für Stefan Schmitt aus Lohr ist es normal, selbst Holz zu machen. Es ist sein Ausgleich zum Beruf und seine Anbindung „Kaum eine an die Natur – und an die Kindheit, denn schon andere produzie­ damals ist er mit seinem Vater Adolf Schmitt (Bild rende Industrie rechts unten) in den Wald gegangen. in Deutschland hat ihren Roh­ stoff derart vor der Haustür.“

CHRISTIAN DIETERSHAGEN Papier- und Zellstofffabrik Sappi

„Holz machen ist einfach schön. Am Samstag rausgehen, sich in der Natur bewegen.“ Die Papier- und Zellstoff- sche Kompetenz der alt­ fabrik Sappi in Stockstadt eingesessenen Firma STEFAN SCHMITT vereint Globalisierung mit zu schätzen. In Stockstadt Losholz-Nutzer regi­onalen Wurzeln. Sie entstehen aus heimi­ gehört seit 2009 zu einem schem Buchenholz hoch­ südafrika­nischen Kon­ wertige grafische Papiere zern. Der weiß die techni­ etwa für Kunstdrucke, Hochglanzmagazine oder Werbebroschüren.

20 Der Spessart Der Spessart 21 Holznutzung Holznutzung

Es kann ja nicht jeder einfach in Zellstoff aus Buchenholz liefert Das Fu rnierwerk den Wald laufen und Holz auf­ kurze, gleichmäßige Fasern, und Eine eigentümliche Faszination geht von dem 1 900 klauben. Einer, der sich auskennt „Furnier ist das daraus hergestellte Papier Werk aus, das in in den Mainwiesen im Wald, muss den Leuten ein hat eine gute Oberfläche, die liegt. Vielleicht liegt es an dem großen, spitz­ Gebiet zuteilen, zum richtigen fas­zinierend, weil sich gut „streichen“ lässt, wie giebeligen Holzgebäude, das einem als erstes ins Selbstwerber Zeitpunkt, und ihnen sagen, was es ein Natur­ die Papierhersteller das nennen, Auge fällt und das im Jahr 1936 als reines Holz­ beziehen ihr Holz von sie dürfen und was nicht. Mill nämlich beschichten, und die bauwerk ohne ein einziges Stück Eisen (!) errich­ den Bayerischen Staatsforsten. geht durch den Wald und erklärt produkt ist – und dann die Qualität liefert, die man tet wurde. Vielleicht liegt es daran, dass die Viele Spessartdörfer besitzen die Bäume, das Holz: Rundholz, ewig jung.“ für höchste grafische Ansprü­ Firma Heinrich Mehling über 100 Jahre alt ist alte Rechte, das beim Holz­ Spaltholz, Oberholz. Die Holz­ che braucht: für Werbebroschü­ und sich immer noch auf dem Markt behauptet, Joachim P aschen einschlag im Winter übrigge­ rechte werden eifrig genutzt. ren, Hochglanzmagazine, Bild­ vielleicht auch an ihrem Hauptprodukt, dem Furnierwerk Mehling bliebene Holz („Oberholz“) Eine Tradition, die lebt. bände, Kunstdrucke, Kalender. hoch­wertigsten, was man industriell aus Holz her­ zu nutzen. Das entsprechende 430 000 Tonnen Papier jährlich stellen kann: Furnier aus Edelhölzern, vor allem Gebiet („Los“) wird den Der L osholz-Nutzer beträgt die Ka­pazität des Werks. Die zwei Papier­ Eiche. Ein Naturprodukt zwar, aber gefertigt mit Nutzern vom Revierleiter oder Stefan Schmitt ist schon als Kind in Sackenbach maschinen und die Streichmaschine sind wahre industrieller Präzision und handwerklichem Kön­ einem Obmann zugeteilt, daher immer mitgegangen, um Holz zu machen. Die Fa­ Kolosse, fast 100 Meter lang und unendlich kom ­ nen zugleich, was dem Produktionsprozess eine auch der Name „Losholz“. milie besaß ein Stück Wald, da gehörte das dazu. pliziert, eine nicht zu durchschauende Abfolge starke sinnliche Note gibt. Schon bei der Entrin­ Heute ist er 47 und arbeitet als Hausmeister am von Bändern, Sieben, Wannen, Rollen, Pressen, dung, wo die Stämme auch vermessen und klas­ Gymnasium in Lohr, und er geht immer noch in Walzen und schließlich den rie­sigen Spindeln, sifiziert werden, kann man ihn riechen: Ein schar­ den Wald. Nicht nur in den eigenen, er nutzt auch auf denen sich die rasend schnell entstehende fer, säuerlicher Geruch. So riecht nur Eiche. Dann 25 das sogenannte Losholz im Staatswald. Dazu be­ Papierbahn aufwickelt. Papier ist geduldig, sagt die Ent­rindungsmaschine selbst, die die Rinde kommt man vom Revierleiter ein Los zugewiesen, man, aber es ist auch zäh: Dieters­hagen muss von den Stämmen fräst wie ein großes, gefährli­ aus dem darf man sich das Holz, das nach dem selbst immer wieder staunen, wie stabil die Nach ­ ches Tier. Archaisch wirken auch die Dämpfgru ­ Sägewerke Einschlag übriggeblieben ist, herausholen. Was frage nach Papier ist, trotz aller Digitalisierung. ben, in denen die Eichenstämme mehrere Tage im Spessart werden von den gar nicht so einfach ist, wenn es sich um schwie­ „Papier ist ein faszinierendes Produkt“, sagt lang „gekocht“ werden, bis die Wärme und die Bayerischen Staatsforsten riges Gelände handelt. Und wer sein Holz mit der er, auch im Hinblick auf den regionalen Bezug. Feuchtigkeit auch in die letzte Faser gedrungen beliefert. Die meisten Werke Motorsäge aufarbeitet, muss heutzutage auch „Kaum eine andere produzierende Industrie in sind. Sonst wäre es gar nicht möglich, das Fur- bieten eine ganze Reihe einen Kurs gemacht haben, den „Motorsägen­ Deutschland hat ihren Rohstoff derart vor der nier in so dünnen Schichten von den Stämmen von Produkten an, von Brettern führerschein“, und Schutzkleidung mit Helm tra- Haustür“, sagt er, „noch dazu einen nachwach­ zu messern. Und genau das geschieht in der und Dachlatten über genormte gen. Das wird auch kontrolliert und es schränkt senden!“ Dass die traditionsreiche Firma nach Messer-Halle, dem Herzstück der Produktion. Das Kanthölzer bis zu Nebenpro­ den Kreis der Leute in gewissem Maß ein. Stefan mehreren Besitzerwechseln jetzt zu einem inter­ „Messer“ ist eine Art Hobel, der, von großen dukten wie Rinde und Sägemehl. Schmitt möchte die Arbeit nicht missen. „Das nationalen Konzern, der südafrikanischen Sappi, Schwungrädern angetrieben, in einer einzigen Denn das ist das Schöne ist einfach schön, Holz zu machen“, sagt er, „am gehört, hat an ihrer lokalen Ver ­wurzelung nichts Bewegung über den Eichenblock saust und dabei am Holz: Auch der letzte Rest Samstag rauszugehen, sich in der Natur zu bewe­ geändert. Im Gegenteil: „Die schätzen die Kom­ über die ganze Länge eine millimeterdünne Lage kann verwendet werden. gen. Es ist ein guter Ausgleich zum Beruf.“ petenz, die wir uns hier erarbeitet haben“, sagt messert, die sofort von zwei Arbeitern behutsam Brennholz aus dem Staatswald: Dietershagen, „und akzeptieren unsere hohen aufgenommen und auf dem Stapel abgelegt wird. Industrie oder Hand- 2 www.wald-im-spessart/forstwirtschaft/brennholz m Umweltstandards. Und das soll auch so bleiben.“ werk? Beides. Wer Furnier Ein Wunder der Natur und der Technik, dass das Sappi Stockstadt GmbH, 63811 Stockstadt (Main) herstellt wie die Firma überhaupt möglich ist. Den ganzen Trocknungs ­ Die P apier- www.sappi.com > Stockstadt Mill Mehling in Hafenlohr, der prozess hindurch bleiben immer die Lagen auf- 900 muss viel vom Holz ver­ oder nebeneinander liegen, die auch im Stamm und ZELLSTOFFFABRIK stehen, aber er braucht Ausgerechnet Buche! Naja, passt irgendwie, auch grobe Maschinen (und vorher im lebenden Baum) nebeneinander­ Furnier denkt man, schließlich kommen ja später Buch­ wie die Entrindungsanlage lagen. So können später mit der Maserung gezielt lassen sich aus einem Kubik­ staben auf das Papier, und das eine oder andere (rechts und links unten), symmetrische Muster erzeugt werden. Mehling die die riesigen Stämme meter Buche gewinnen. Buch wird auch draus gemacht. Trotzdem ist man von der groben Rinde ist einer von ganz wenigen Herstellern, die das Gerade bei hochwertigen Pro­ erstmal erstaunt, was die Papierfabrik Sappi befreit. Furnier noch von Luft trocknen lassen – eben in dukten ist Furnier nach wie Stockstadt als Hauptrohstoff verwendet: Buchen­ jenem dreistöckigen Holzbau von 1936 –, wodurch vor unverzichtbar. So lieferte holz aus heimischen Wäldern. Aus Spessart, es einen schönen, hellen Farbton bekommt. Der das Furnierwerk Fritz Kohl Odenwald, Rhön, rund 100 000 Festmeter jährlich Aufwand lohnt sich: Das Furnier vom Spessart­ in Karlstadt 290 000 Quadrat­ allein aus Unterfranken, davon zwei Drittel von rand hat seine feste Nische auf einem umkämpf­ meter Edelholz-Furniere für den Bayerischen Staatsforsten und ein Drittel ten Markt. die luxuriöse Innenausstattung aus Kommunal- und Privatwald. Regionales Wirt­ Heinrich Mehling, 97840 Hafenlohr (Main) des Burj Khalifa, des höchsten schaften ist dem Unternehmen, das seit 1898 www.mehling.de Gebäudes der Welt. in Stockstadt ansässig ist, wichtig. Alles an­dere wäre auch unökonomisch. „Aber es hat auch einen technischen Grund, das mit der Buche“, erklärt Geschäftsführer Chris­tian Dieters­hagen:

22 Der Spessart Der Spessart 23 Naturschutz

Der Spechtwald

Illustration TEXT anja stiehler Anna P ataczek

Der Spessart ist wertvoller Lebensraum für viele seltene Pflanzen- und Tierarten. Hier finden sie alles, was sie brauchen: Naturnahe, jahrhundertealte Buchen- und Eichenwälder und ein funktionierendes Ökosystem.

24 Der Spessart Naturschutz Naturschutz

Schon im Nibelungenlied wird der Spessart wertvoll, um so wichtiger sind sie aber für den schützen u nd erwähnt. Allerdings klingt der Name in dem mit­ Artenschutz. Biotop-Bäume zeichnen sich etwa Nutzen telalterlichen Heldenepos noch ein bisschen an­ durch alte Verletzungen, Blitzeinschlag oder die ders. Hagen von Tronje lockt den fast unverwund­ ein oder andere Spechthöhle aus. Als Totholz baren Helden Siegfried in den „Spehtsarte“, um bezeichnet man einen entweder stehenden oder Der Wald ist Rohstoff­ ihn dann hinterrücks bei der Jagd zu ermorden. liegenden, abgestorbenen Baum. Durch die vielen lieferant, Erholungsort für Bis zum heutigen „Spessart“ hat sich die Bezeich­ offenen Stellen können sich unter der Rinde In ­ Menschen und ein zu nung deutlich verändert, doch der Ursprung ist sekten und Pilze ansiedeln. Letztere sind die Be­ Wildkatze Ästiger Grünes Hirschkäfer schützender Lebensraum seit jeher derselbe. Im Mittelhochdeutschen ist statter des Waldes. „Wenn es keine Pilze gäbe“, für zahlreiche Pflanzen- er sogar noch nachvollziehbarer als in unserer erklärt Naturschutzspezialist Reichert, „würde der Stachelbart Besenmoos und Tierarten. Ein Wider­ heutigen Version. Denn Spessart setzt sich aus Wald irgendwann an seiner eigenen Biomasse er­ Als Beutekonkurrenz vom Er liebt Eichen- und spruch? Mit dem Konzept den Wörtern „Specht“ und „Hardt“ zusammen. sticken.“ Mehr als 1 000 Pilzarten gibt es im Spes­ Menschen gejagt, galt dieser Eichenmischwälder und der integrativen Forst­ Zweiteres kann auch mit Wald übersetzt werden. sart. Sie bauen Holzsubstrat ab, minera­lisieren scheue Waldbewohner Charakteristisch ist der fili­ Dieses seltene Moos wächst braucht genügend Tot- lange als ausgestorben. Seit grane, eiszapfenartige Wuchs auf Rinden alter Laubbäume holz, wo er seine Larven ab­ wirtschaft versuchen die Der Spessart ist also ein Spechtwald. Und unsere und verwandeln es in Erde. Von den verschiedenen den 80er-Jahren wurde die dieses Pilzes. Entdeckt man und vermehrt sich, indem legt. Gemessen an der Bayerischen Staatsforsten Vorfahren haben ihn nicht von ungefähr so be­ Abbaustadien des Holzes profitiert eine Vielzahl Wildkatze wieder erfolgreich ihn, ist das ein Zeichen für die Spitzen der dunkelgrünen kurzen Lebensdauer des aus­ all dem gerecht zu wer­ nannt. Schon vor hunderten Jahren war er belieb­ verschiedenster Insekten, die wiede­rum wichtige im Spessart angesiedelt. absolute Naturnähe des Wal­ Triebe abbrechen und durch gewachsenen Käfers von des. Denn er gilt als sehr an­ den Wind oder Tiere weiter ­ acht Wochen ist die Entwick­ den, zu schützen und zu ter Lebensraum für diese Vögel. Und heute? Nahrungsgrundlage für viele andere Tierarten wie Sie treibt sich am Waldrand herum, sonnt sich auf aus­ spruchsvoll und siedelt sich getragen werden. lungszeit ganz schön lang: nutzen – gleichzeitig. „Der Spessart wird seinem Namen unverändert beispielsweise Fledermäuse oder Vögel sind. gewurzelten Bäumen. bevorzugt auf Totholz an. drei bis fünf Jahre, manchmal Das bedeutet: Es gibt kei­ gerecht“, sagt Axel Reichert, Naturschutzspezialist „Früher hat man das Totholz und auch zum Teil auch acht. Bei der Fortpflan­ ne reinen Wirtschafts­ der Bayerischen Staatsforsten. die Nadel- und Laubstreu aus zung ist deshalb Eile gefragt, Konkurrenten werden wälder, es wird nicht alles Neben den eher bekannten Ar­ den Wäldern nahezu komplett mit dem charakteristischen restlos genutzt, sondern es ten Grün-, Grau- und Buntspecht „Spechte entfernt“, sagt Reichert. Und Geweih ausgestochen. verbleiben Bäume im Be­ lassen sich der Schwarzspecht, sind die Meister unwissentlich damit viele Nähr­ stand, die alt werden dür­ der Mittel- und Kleinspecht ent­ stoffe, die den lebenden Bäu- fen, richtig alt. Denn die decken. „Im Spessart haben sie des sozialen men dann fehlten. Die Folge: Pflanzen- und Tierwelt liebt gute Brut- und Nahrungsbedin­ Wohnungsbaus.“ Die Stand­orte verarmten, die Mops- morsche und alte Bäume, gungen“, sagt der Experte Rei­ Bäume zeigten deutliche Man­ Axel R eichert sogenannte Biotop-Bäume chert. Und das hängt vor allem gelerscheinungen wie Krüppel­ fledermaus Naturschutzspezialist Nord der Garten- Mittelspecht und Totholz. Die Wälder der mit dem Baumbestand zusam­ Bayerischen Staatsforsten wuchs. Der Naturschutzexperte rotschwanz Bayerischen Staatsfors- men. Spechte bevorzugen für den erklärt: „Totholz verbessert un­ ten werden im Rahmen der Bau ihrer Bruthöhlen dicke, alte ter anderem auch die Nährstoff­ Dieser Vogel stochert Ihre flache Nase hat ihr mit seinem Schnabel mehr ihren Namen gegeben. Im mittel- und langfris­ti­gen und gerne auch morsche Laubbäume. Die gibt versorgung der Bäume.“ Durch seine langsame Der Vogel des Jahres 2011 als dass er hackt, anders Sommer bezieht sie Quar- Schwarz- Forstbetriebsplanung auch es im größten zusammenhängenden Waldgebiet Zersetzung funktioniert es wie ein Dünger für lebt, wie der Name sagt, als viele andere aus seiner tier in Rindenspalten, die sich storch naturschutzfachlich klas­ Deutschlands reichlich. Die Spessart­eiche ist welt­ den Waldboden. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie gerne in Gärten mit altem Familie. Er ist deshalb auf vom abgestorbenen Stamm (Obst-)Baumbestand, sifiziert und entsprechende berühmt, Exemplare mit 400 und mehr Jahren sind sensibel das Ökosystem Wald ist – und wie schüt­ sehr morsches Holz wie etwa ablösen. Nicht selten drängt aber auch im Spessart mit in alten Eichen angewiesen, sich das Weibchen mit Zielvorgaben getroffen. kein Einzelfall. Auch viele alte Buchen, die bestens zenswert. seinen alten Eichen findet damit er sich eine Bruthöhle zehn bis zwanzig anderen Sein Verwandter, der Weiß­ Ein Beispiel: In naturnahen an das hiesige Klima angepasst sind und von Na­ Zwar können Pilzsporen Strecken von bis zu er ideale Be­dingungen. bauen kann. Muttertieren und Jungen storch, ist viel bekannter Wäldern, älter als 140 Jah­ tur aus hier vorherrschen, gibt es im Spessart. 100 Kilometern zurücklegen und auch Vögel haben Die Bäume sind schön licht zusammen. als er. Das liegt vor allem da­ und in ausgehöhlten Stellen ran, dass er sehr scheu re, werden durchschnitt­ Viele der alten Eichen sind zu Zeiten des Dreißig­ kein Problem weiterzuziehen. Zahlreiche Käfer ist Platz für die Brut. ist und im Wald lebt. Außer ­ lich zehn Biotop-Bäume jährigen Krieges begründet worden. aber sind zum Beispiel als langsame Fußgänger dem galt er lange als aus­ und 40 Kubikmeter Totholz „Spechte sind die Meister des sozialen Woh­ unterwegs und bewegen sich nur in einem kleinen gestorben. Im Spessart hat pro Hektar angestrebt. nungsbaus“, sagt Reichert. Denn ihre Höhle wird Radius. Sie sind darauf angewiesen, dass in ihrem sich der Schwarzstorch nun wieder angesiedelt. Hier Das dient dem Artenschutz. von bis zu 50 verschiedenen Folgenutzern be­ Lebensraum alles so bleibt wie es ist, dass genü­ findet er Teiche, Lichtungen Und für den Menschen ist wohnt – und zwar von anderen Tieren, die darauf gend Totholz und Biotop-Bäume vorhanden sind. und alte, ausladende Bäume, so ein arten­reicher Wald angewiesen sind. So brütet etwa in alten Eichen 13 Käferarten im Spessart sind daher als so ge­ auf denen er seinen Horst bauen kann. auch ein größeres, span­ im Hochspessart der Mauersegler. Das ist einzig­ nannte Urwaldrelikt-Arten bekannt, wie etwa der nendes Natur­erlebnis. artig in ganz Bayern. Normalerweise brüten sie – Eremit oder der Feuerschmied. Nach der letzten Bartflechte auch hier gilt „Nomen est omen“ – in Gemäuer­ Eiszeit, vor circa 10 000 Jahren, entwickelten sich Feuerschmied ritzen von Häusern und Burgruinen. Rauhfußkauz, viele Tierarten zusammen mit dem Wald. Im natur­ Hohltauben, Hornissen, Bilche und einige andere nahen Spessart besteht daher eine ungebrochene Dort, wo sie ist, ist die Luft rein. Die Bartflechte gilt Größere Faulhöhlen in Laub­ Tiere sind ebenso Nachmieter. Arttradition, die bereits seit mehreren Jahrtausen­ als ein Zeichen für hohe Luft­ bäumen nutzt der seltene Was den Spessart neben dem Specht ebenfalls den besteht. qualität. Sie setzt sich Käfer, um dort seine Larven zu einem vielfältigen Lebensraum für Flora und am liebsten auf alte Eichen im Holz abzulegen. Er und Lärchen. gehört zu den ältesten der Fauna macht, ist sein hohes Auf­kommen an so­ Kontaktinfo: jahrtausendealten Käfer­ genannten Biotop-Bäumen und Totholz: Aus wirt­ [email protected] arten im Spessart. schaftlicher Sicht sind diese Bäume meist weniger

26 Der Spessart Der Spessart 27 Waldarbeit Waldarbeit

Spessartförster Von links nach rechts: Sebastian Duschner Gerhard Ehrmanntraut Albert Englert Konrad Keßler Revier Rohrbrunn Revier Weibersbrunn Revier Heigenbrücken I Revier Neuhütten FOTOs TEXT Franz Wagner Hubertus Bernhart Leona Gerth MATTHIAS ZIEGLER Gernot W üschner Revier Rothenbuch-Ost Revier Erlenfurt START-BaySF Weitere Revierleiter, Hubertus Hauk Georg Roth Sascha Walter die sich nicht auf Revier Breitenbrunn Revier Rothenbuch-West Revier Ruppertshütten dem Bild befinden: Das sind sie: Die Frauen und Männer, die die Staatswälder Gottfried Baumeister Jochen Raue Franziska Partenhauser Bernd Beschel im Spessart von heute betreuen und die Wälder von morgen bauen: Revier Revier Frammersbach START-BaySF Revier Jakobsthal 23 Revierleiter und zwei Nachwuchskräfte aus drei Forstbetrieben. Manfred Parr Norbert Hümmer Thomas Hefter Matthias Harth Revier Schollbrunn Revier Waldaschaff Revier Wiesen Revier Altenbuch Ein Gruppenbild, in das man sich vergucken kann und dabei Thorsten Niebler Felix von Eerde Rudolf Schlenke Reinhard Zietsch ein gutes Gefühl bekommt: Unsere Wälder sind in guten Händen. Revier Langenprozelten Revier Habichsthal Revier Schöllkrippen Revier Hain Frank Dauven Christian Müller-Wirth Michael Schlegel Revier Lichtenau Revier Revier Aura Andreas Holzheimer Axel Scholz Christina Heinzelmann Revier Zwieselmühle Revier Sackenbach Revier Heigenbrücken II

28 Der Spessart Der Spessart 29 Waldarbeit Waldarbeit

Hubertus H auk Sie arbeiten hier im Spessart auf einem sehr Sie sind im Spessart geboren und aufgewach­ Felix von E erde hohen Niveau. Wie wird sich das in Zukunft sen und haben hier seit knapp 30 Jahren Ihr entwickeln? Revier. Die Kulturlandschaft Spessart ist sehr klimaab­ Ja, ich hatte das Glück, ein Spessart-Revier zu Vielleicht war es der über­ „Um den Spessart hängig. Es wäre fatal, an den Baumarten, die schon durchschnittliche Grünflä­ bekommen. Damit ist für mich ein Traum in Erfül­ lange im Spessart wachsen und die mit dem Kli­ chenanteil des linken Nieder­ herum gibt es eine Kun­ lung gegangen, denn es gelingt ja nicht zwangs­ rheins, vielleicht war es mawandel augenscheinlich sehr gut zurecht kom­ läufig, dort ein Revier zu bekommen, wo man ge­ auch nur der hohe Anteil an denlandschaft, die men, etwas zu ändern. Spessart-Buche und Eiche boren ist. Jägern in der Familie, jeden­ aber auch die Nadelbaumart Douglasie sind Baum­ falls stand der Berufs­ sich ganz auf Laubholz Wenn Sie als Förster Ihren Job machen, sind wunsch von Felix von Eerde arten, die mit steigender Trockenheit, also mit Sie dann automatisch an der Schaffung dieser (31) als Kind schon fest: spezialisiert hat.“ weniger Niederschlägen gut zurecht kommen. An Kulturlandschaft beschäftigt? Förster wollte er werden. unseren bewährten waldbaulichen Grundsätzen Felix von E erde Nicht so sehr an der Schaffung, das haben Gene­ Seit 2008 ist Felix von dürfen wir nicht rütteln. Eerde bei den Bayerischen rationen vor uns gemacht. Unsere Bewirtschaftung Staatsforsten und seit ist vielmehr sehr naturnah gestaltet im Hinblick zwei Jahren Revierleiter auf die Erhaltung der älteren Waldstrukturen. Auch im Spessart. Felix von E erde Forstrevier Habichsthal, ohne Greenpeace übrigens. Kultivierung bedeutet [email protected] Wie sind Sie in den Spessart gekommen? aber auch, die anderen gesellschaftlichen Belange Ich hatte eine Präferenz für die Region, weil ich zu befriedigen, das heißt also Brennholz zur Ver­ den Spessart durch Exkursionen kennengelernt fügung zu stellen und Nutzholz für den Hausbau hatte. Für mich war ein großes Waldgebiet wichtig, ohne lange Transportwege zu liefern. mit verschiedenen Baumarten, viel Struktur, viel Sie sind schon lange Förster im Spessart. Naturschutz – eben eine waldreiche Region. Das Heute gehört das Toughbook zu Ihrem Hand­ Besondere am Spessart sind ja die Mischwälder. werkszeug. Schafft das die gleiche Nähe zum Wir haben immer mindestens drei Baumarten auf Wald wie vor 30 Jahren? der Fläche – manchmal sogar bis zu zehn. Der Die Nähe zum Revier ist nach wie vor vorhanden. Spielraum, den ein Förster da hat, ist groß und Aber die Reviere sind um ein Vielfaches größer verlangt auch einiges an waldbaulichem Finger­ geworden. Deshalb ist das Toughbook, der mobi­ spitzengefühl. le Revier-PC, sehr nützlich für unsere Arbeit. Ich Ist die Holzverarbeitung ein bedeutsamer Wirt­ bin ja für die EDV zuständig und sage Ihnen: Ohne schaftzweig? die EDV-Technik geht heut gar nichts mehr. Die Wir haben in der Region noch viele kleine Säge­ Holzaufnahme wurde früher rein manuell gemacht. werke, vor allem Laubholzsägewerke. Die finden Die Handschrift war das Medium. Das ist vorbei. sich teilweise direkt im Spessart und auch um Moderne Forstwirtschaft und Arten- und Natur­ den Spessart herum. Im Ganzen eine Kundschaft, schutz – wie geht das zusammen? die sich auf Laubholz spezialisiert hat. Das gilt Auch Arten- und Naturschutz sind EDV-unterstützt. auch für große Abnehmer wie die Zellstoffin­ Die moderne Forstwirtschaft ist aus meiner Sicht HubERTUS dustrie, die in Aschaffenburg sitzt. Unser Kunden­ wesentlich naturnäher als früher. Auch bedingt HAUK kreis hat sich um uns herum gebildet. Auch die dadurch, dass wir mit naturnahen Waldbauver­ Furnierproduktion findet sich in diesem Einzugs­ fahren arbeiten, sprich Naturverjüngung. Das war gebiet. Es handelt sich dabei vornehmlich um bis Anfang der 80er-Jahre im vorigen Jahrhundert Hubertus Hauk (55) hat Eichen- und Buchenfurniere – eine Spessartspe­ seinen Beruf schon geliebt, so noch nicht geläufig. Auch der Artenschutz wird zialität. Auch diesem anspruchsvollen Kunden­ „Die Reviere sind bevor er Förster geworden heute akribisch genau gemacht. Nicht weil wir’s ist. Die Frage, wie so etwas kreis arbeiten wir zu. müssen, sondern weil wir dahinter stehen. größer geworden. geht, findet eine einfache Und dann haben Sie ja noch ganz besondere Wenn Sie dem Waldbesucher den Vorteil der Antwort: Der Vater, der „Kunden“ – die Brennholzrechtler. Da geht ohne die EDV Großvater, der Urgroßvater, integrierten Waldbewirtschaftung erklären der Ururgroßvater … alle Stimmt, diese Kunden müssen allerdings nichts wollen, wie machen Sie das? gar nichts mehr.“ waren Förster. Er stellt die zahlen. Jeder Spessartbürger, der seinen Erst­ siebte Generation in der Der hiesigen Bevölkerung brauchen wir das nicht HUBERTUS HAUK wohnsitz in einer Spessartgemeinde hat, hat das groß zu erklären. Die hat unser Konzept aufgrund Försterfamilie, ist im Spes­ Recht, sich aus dem Wald Holz zu holen. Das ist sart geboren, auf den Na­ der täglichen Beobachtung unseres Waldbaus men Hubertus, des Heiligen eine Regelung aus dem Mittelalter. Die sogenann­ verstanden und befürwortet es. Schwieriger ist es der Jagd, getauft und passi­ ten Rechtholzwochen gibt es bis heute. Sie finden bei Leuten, die von außen kommen. Denen erklär’ onierter Jäger. Mehr Forst­ meist im Frühjahr und im Herbst statt. Die Leute mann geht nicht. ich es so, dass wir in einer Kulturlandschaft den Forstrevier Breitenbrunn, kommen dann raus in die Wälder und dürfen sich Spagat leisten müssen zwischen „Schützen und [email protected] das Holz holen, das wir nicht verkaufen wollen nutzen“, also die Wälder zu erhalten und den Holz­ oder können. Es werden dann bestimmte Wald­ bedarf zu decken. Das wird sehr gut verstanden. bestände freigegeben, wo sich die Leute ihr Recht­

30 Der Spessart Der Spessart 31 Waldarbeit Waldarbeit

holz holen können. Die genauen Termine werden die naturnahe Bewirtschaftung durchaus wahr und veröffentlicht. Innerhalb des Holzrechts im Spes­ AXEL SCHOLZ registrieren, dass sich in den letzten Jahrzehnten sart gibt es dann noch verschiedene Ausprä­ viel getan hat. Viele erfreuen sich mittlerweile an gungen. Das ist zum einen das Oberholzrecht oder den schönen, strukturreichen Waldbildern. zum anderen das Leseholzrecht. Axel Scholz (50) macht kein Hehl daraus: „Ich bin Wird das Holzrecht denn stark genutzt? wegen der Jagd zum Das ist unterschiedlich. Es gibt viele Ältere, die Forstberuf gekommen!“ AXEL SCHOLZ nutzen das sehr, weil sie die nötige Zeit und auch Der Vater war Privat- Wie hatten Sie sich Ihr ideales Revier vorge­ Lust dafür haben, das Holz zu lesen. Die Berufs­ Jäger, hatte ein kleines stellt? Revier gepachtet und tätigen kommen zu mir und kaufen Brennholz und sein Sohn hat ihn von Kin­ Ehrlich gesagt wäre mir anfangs ein flaches Reh­ dabei wird ihr Rechtholz zu ihren Gunsten mitver­ desbeinen an begleitet. wildrevier lieb gewesen. Das Revier Sackenbach, rechnet. Wie alle Forstanwärter war in dem ich jetzt seit 23 Jahren bin, ist jedoch ein er auf der Forstschule Das Rechtholz schafft einen recht lebhaften ganz steiles Rotwildrevier. Lohr und ist dieser neben Umgang miteinander? seiner Arbeit im angren­ Sie sind mit Ihrem Revier Teil einer vielzitierten Genau. Es schafft viel Kontakt mit der Bevölkerung. zenden Revier Sackenbach Kulturlandschaft. Was heißt das für Sie? Wenn da einer im Wald sein Brennholz macht, auch als Ausbilder erhal- Kulturlandschaft ist eine vom Menschen gepräg­ ten geblieben. kommt es immer wieder zu sehr netten Begegnun­ Forstrevier Sackenbach, te Landschaft. So gesehen ist auch der Braun­ gen. Da ist eine erfreuliche Neugier der Bevöl­ [email protected] kohle-Tageabbau „Kulturlandschaft“. Es gibt also kerung zu spüren. Warum macht man dieses so? solche und solche. Der Spessart gehört ganz Warum wird jenes so gemacht? Das Interesse am sicher zu den schönsten Kulturlandschaften in Wald ist groß. Die Menschen nehmen zum Beispiel Deutschland. Welche Rolle spielt dabei die Forstwirtschaft? Wenn die Menschen in unseren Eichen- und Bu­ chenwäldern wandern, empfinden sie diese als reine Natur, als „urige“ Landschaft. Das nehmen wir Forstwirtschaftler gerne als Kompliment. Denn geschaffen wurde diese „Natur“ von vielen Förstergenerationen. Daran sollte man denken, wenn sich etwa im Herbst in den Laubwäldern die Blätter verfärben – das ist einfach wunder­ schöne Heimat. Sie haben hier in Lohr ja ihre Ausbildung ge­ macht. CHRISTINA Ja, da kommt keiner dran vorbei. Die Forst­schule HEINZELMANN Lohr ist die zentrale Leitstelle für die forstliche Ausbildung in Bayern. Wer die Leitung eines Re­ viers anstrebt, muss hier nach seinem forstlichen Draußen sollte es sich ab­ spielen. Vielseitig sollte es Diplom- oder Bachelorstudium einen einjährigen sein. Mensch und Natur Vorbereitungsdienst ableisten und vor allem (!) die sollten dazu gehören. Und anschließende Qualifikationsprüfung bestehen. Es mit der Familie sollte gibt in Lohr daneben aber noch sehr viele andere es sich auch vertragen, das Berufsleben. Es kam dann forstliche Ausbildungs­angebote. auch, wie es nach Christina Hat es Gründe, warum die zentrale Forstschule Heinzelmann (35) kommen ausgerechnet im Spessart ist? sollte. Nach der Fachhoch­ schule in Rottenburg am Früher, im 19. Jahrhundert, hat es wohl fünf Forst­ Neckar übernahm sie nach schulen über ganz Bayern verteilt gegeben, die verschiedenen Zwischen­ aber nacheinander aufgelöst wurden. Auch Lohr stationen 2010 das Forstre­ war schon aufgelöst. Als man sich dann entschlos­ vier Heigenbrücken II im Spessart. Jetzt ist sie viel sen hat, doch noch eine Forstschule aufrecht­ draußen, hat ein vielfältiges zuerhalten, waren die Lohrer die wachsten und Berufsleben und Mann, schnellsten. Kind und Hund kommen auch nicht zu kurz. Hat die Umgebung von Lohr mit den Spessart­ Forstrevier Heigenbrücken II, wäldern nichts damit zu tun? christina.heinzelmann@ Sicherlich hat das Umfeld mitgespielt. Die Vielfalt baysf.de der Wälder rund um Lohr ist genial. Und damit meine ich nicht nur den Spessart. Die fränkische

32 Der Spessart Der Spessart 33 Waldarbeit Waldarbeit

Platte ist ja auch nicht weit. Die Lohrer hatten „Wirtshaus im Spessart“ nicht mehr ganz so po­ Wie kam es zu diesem hohen Eichenanteil? wohl gute Argumente. pulär ist. Die Vielfalt der Interessen ist groß. Gleich Berufsehre Das Gebiet war rund 800 Jahre lang – von 1000 Sie waren als Anwärter also in Lohr. Waren Sie ob Spazierengehen, Wandern, Fahrradfahren, Pil­ bis 1800 – im Besitz der Erzbischöfe und Kurfürs­ ein guter Absolvent? ze sammeln, Vogelbeobachtung, Naturschutzin­ ten von Mainz und wurde vornehmlich zur Jagd In meinem Lehrgang waren wir damals über teressen und vieles mehr. Wenn Besucher die Wälder genutzt. In dieser Zeit wurde hauptsächlich Laub­ 60 Leute. Bei der alles entscheidenden Forstins­ Wie verträgt sich der „Erholungsdruck“ mit den des Spessarts als „Natur holz gehalten, um die Früchte zur Mast für das pektorenprüfung lagen einige vor mir, aber es forstwirtschaftlichen Belangen? pur“ empfinden, dann neh­ Wild zu nutzen. So ist es zur Eichen- und Buchen­ waren auch deutlich mehr hinter mir. So schlecht Im Großen und Ganzen sehr gut. Bei Holzernte­ men wir das als Kompli­ tra­dition im Spessart gekommen. Später wurden kann ich nicht gewesen sein. Es hat geklappt. maßnahmen haben wir es allerdings nicht immer ment für die Generationen große Flächen gerodet und für Besiedlungen auf­ Was ist das Wichtigste, das Sie den Anwärtern leicht, gerade weil wir mit erholungsfreundlichen von Förstern, die diese gelichtet. Dabei hat sich die Eiche natürlich auch in Ihrem Lehrrevier mit auf den Weg geben? Wanderwegnetzen, Radwegnetzen und sonstigen Kulturlandschaft geschaf­ verjüngt. Dann ist man dazu übergegangen, der Die Anwärterzeit ist ein knappes Jahr. Das Ergeb­ Angeboten so gut ausgestattet sind. Da arbeiten fen haben. In der Tat: Eiche künstlich durch Saaten nachzuhelfen. nis der erwähnten Prüfung bestimmt den weiteren wir mit Umleitungsschildern und Infotafeln und Selbstverständlich sind Stellt der Spessart besondere Ansprüche an Lebensweg. Ich kann nur jedem raten, sich auf versuchen, rechtzeitig zu informieren. Aber im so schöne Ergebnisse wie den Waldbau? diese Prüfung zu konzentrieren und die Nerven Wald ist es wie überall sonst: Wenn man unter­ die Buchen- und Eichen­ Der Spessart ist für den Naturschutz ein beson­ nicht zu verlieren. Wenn man mal wirklich keine schiedliche Interessen hat, muss man miteinander wälder im Spessart nicht. ders wertvolles Gebiet. Das bedarf dann schon Lust hat, sollte man sich klar machen, dass einer reden. Wichtig ist der Dialog und das Wissen, was Dabei zeichnet sich die besonderer waldbaulicher Behandlung. Es gibt der schönsten Berufe auf einen wartet. Der ist der andere tut. Forstwirtschaft in der Regi­ hier auch besondere Naturschutzkonzepte. Der aller Mühen wert. Wenn Sie uns einen Tipp geben wollten, wo man on nicht nur wegen ihrer Forstbetrieb Rothenbuch zum Beispiel hat solche ein schönes langes Wochenende verbringen Naturnähe aus, sie ist auch Naturschutzkonzepte als erster in Bayern erar­ sollte, dann wäre das …? ertragreich. Und das ist beitet. Wir arbeiten nach diesem Konzept schon CHRISTINA HEINZELMANN Natürlich in Heigenbrücken. Ich zitiere: „Eine lie ­ es, was gelungene Forst­ seit 25 Jahren. Wie und warum ist es denn ein Spessart-Revier benswerte und landschaftlich sehr schöne Regi­ wirtschaft eigentlich aus­ Wie halten Sie es denn mit dem „Schützen und geworden? Reiner Zufall? on. Die herrlichen Spessartwälder umrahmen die macht: Wirtschaftlich Nutzen“? Ich habe in der Region Wertheim und Würzburg ruhige Landschaft. Wer hier Urlaub oder Freizeit erfolgreich sein und dabei Wir versuchen in unseren Naturschutzkonzep ­ gelebt und war auf der Suche nach einem Revier, verbringt, findet viele erholsame Angebote und Natur zu bewahren. Die ten, dieses Prinzip des „Schützens und Nutzens“ das einen großen Laubholzanteil haben sollte. Da reichlich Abwechslung.“ (lacht) Wir haben echt Förster in den Spessart­ in Übereinstimmung zu bringen. Ich halte es für lag der Spessart im wahrsten Sinn des Wortes viel zu bieten. Einen Kletterwald, ein Natur­ wäldern beherrschen die­ eine sehr gute Lösung, beides – das Schützen und schon sehr „nahe“. schwimmbad, viele schöne Wanderwege, die sen schwierigen Spagat. das Nutzen – auf die ganze Fläche zu übertragen. Warum war das Laubholz ein Thema für Sie? gut beschildert sind, in allen Schwierigkeitsgra - Sie sind Langzeitdenker Man isoliert dann das eine nicht von dem anderen. Ich finde Laubholzwälder total spannend. Sie sind den. Bei jedem Wetter und jeder Jahreszeit. In und haben das richtige Fin­ Alles ist dann mit allem vernetzt. Ich kann so im vielfältiger. Wir haben einen hohen Buchenanteil, meinem Revier gibt’s im Winter auch einen Schi­ gerspitzengefühl. Sie füh­ konkreten Fall vor Ort entscheiden, ob es das Bes­ zudem immer wieder Täler mit Laubholzstreifen, lift und Loipen. len sich der Tradition ver­ sere ist, einen Baum zu nutzen oder ob er für den die man ausgestalten kann. Und was ist das, ein „Naturschwimmbad“? pflichtet und arbeiten mit Naturschutz den größeren Wert hat. Sie haben ja in Baden-Württemberg studiert. Neben dem eigentlichen Schwimmbecken gibt es moderner EDV-Technik. Wir reden jetzt über „integrierte Waldbewirt­ Haben Sie vor diesem Hintergrund den Ein­ ein „technisches Feuchtgebiet“, in welchem mit Sie tragen hohe Verantwor­ schaftung“? druck, dass sich die Arbeit in einem Spessart­ Schilf, Sand, Kies und einem Feinfilter das Wasser tung und schaffen die Richtig. FRANZ WAGNER revier von anderen Revieren unterscheidet? auf natürliche Art gereinigt und glasklar aufbe­ Wälder von Morgen. Sie Ist das Bewusstsein der Bevölkerung für Nach­ Es kommt darauf an, welche Arbeit man betrach­ reitet wird. Es gibt also keine Chemie im Wasser. lieben ihren Beruf. haltigkeit im Spessart besonders ausgeprägt? tet. Wir haben in unserem Revier zum Beispiel Sein Vater war Schreiner, Dies ist ideal für Kleinkinder und Allergiker. Das kann man sagen. Die Menschen bezeichnen einen recht hohen „Erholungsdruck“, zwar nicht der Großvater Wagner und das hier ja als „ihren Wald“. Da ist eine ganz be­ in Stadtwald-Dimensionen, aber immerhin. Bei der der Nachbar hatte einen sondere Beziehung da. Sie sind stolz auf ihre im­ Schreinerbetrieb. „Ich bin Holzernte, bei der Wegepflege wird hier schon sehr „Ich entscheide vor Ort, vom Holz geprägt“, sagt FRANZ WAGNER posanten Eichen- und Buchenwälder und wissen, genau hingeguckt. ob es besser ist, den Baum Franz Wagner (64). Es gab Was ist das Besondere an einem Revier im dass das die Leistung vieler Förstergenerationen Apropos „Erholungsdruck“ – wissen die Men­ aber auch noch den Staats­ Spessart? war, die diesen Wald geschaffen haben. schen im Spessart, was sie an ihren Wäldern förster, der dem jungen Eines der wichtigsten unterscheidenden Merk­male zu nutzen, oder ob er Franz gezeigt hatte, wo haben? für den Naturschutz den das Holz herkommt. Später, ist, dass hier die Buche im Optimum ist. Ja, unbedingt. Für die Anwohner ist der Nutzen selbst Förster, hat er sich Was heißt das, die Buche ist im Optimum? des Waldes ja ein ganz materieller. Viele Gemein­ größeren Wert hat.“ intensiv mit der Entstehung Die Buche hat bei uns die besten Voraussetzungen, der Buchen- und Eichen­ den im Spessart besitzen das Spessartforstrecht. die besten Wuchsbedingungen. Durch das Klima, FRANZ WAGNER landschaft auseinander ge­ Das dazugehörende sogenannte „Oberholzrecht“ setzt. Seit 39 Jahren leitet durch die Niederschläge, durch den Boden – in berechtigt alle Einwohner unter den Bedingungen er sein Revier in Rothen­ jeder Hinsicht. Der sehr hohe Buchenanteil ist also des Rechtsbeschriebs von 1869 dazu, an bestimm­ buch: „Ich bin glücklich, die eine Besonderheit des Spessart-Reviers. Die dass ich im Spessart bin.“ ten Tagen sehr schwaches Brennholz sogar kos ­ Forstrevier Rothenbuch Ost, zweite Besonderheit ist der hohe Eichenanteil von tenlos zu gewinnen. Auch der Tourismus in der [email protected] 20 bis 25 Prozent, der hier auf einen entsprechen­ Region ist ein Wirtschaftsfaktor, auch wenn das den Furnierbedarf trifft.

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Die Eiche – ein Selbstportrait

FOTOs TEXT MATTHIAS ZIEGLER JAN KIRSTEN BIENER

Sie ist der Baum, der sich angeblich von nichts und niemandem beeindrucken lässt. Aus anderen Quellen hört man, die Eiche sei ein Sensibelchen. Am besten erzählt sie uns selbst, wer sie wirklich ist.

Eine mehrere hundert Jahre alte Eiche im Natur­ schutzgebiet Rohrberg. Dass zwischen den Buchen an vielen Stellen Eichen wachsen, macht den wah­ ren Charakter des Spes­ sartwaldes aus.

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Kommen Sie ruhig einen Schritt näher! Nur Gut, ich gebe zu: Dass es heute so viele von Bei dieser Vielfalt passt der Name „Sensibel­ keine Angst. Ich beiße nicht. Wissen Sie, wir uns Eichen im Spessart gibt, dafür hat nicht nur Baumwahl chen“ gar nicht recht zu uns, finden Sie nicht auch? Bäume sind von Natur aus recht friedliebende die Natur gesorgt. Im Herzen sind wir nämlich Mir persönlich würde „Charakterbaum“ viel besser Gestalten. Schauen Sie mich ganz in Ruhe an. Na, ziemliche Sensibelchen. Und manch andere Baum­ gefallen. Der Wald ist ein buntes Ensemble – und wie sehe ich aus? Robust und stark, sagen viele. art kommt mit dem Klima der letzten Jahrhun- Klima und Boden bestim­ wir sind für die Charakterrollen zuständig. In Imposant und groß, finden andere. Ein fester Cha­ derte noch besser zurecht, so dass wir ohne etwas men im wesentlichen, manchem Stück haben wir schon die Hauptrolle rakter, eine starke Ausstrahlung wird mir häufig Hilfe einen schweren Stand in den Spessartwäl­ wo welche Baumart „hei­ gespielt. Gut, die Germanen haben es vielleicht attestiert. dern hätten. Früher haben die Fürsten dafür ge­ misch“ ist. Das Klima än­ ein bisschen übertrieben. Bei denen waren wir Wie bitte? Sie finden, ich wirke auf den ersten sorgt, dass wir in großer Zahl wuchsen. Die wuss­ dert sich jedoch. Die Wäl­ gleich „Götterbäume“. Auch für die Kelten waren Blick vor allem ein wenig schrumpelig? Das, mein ten nämlich schon vor mehr als tausend Jahren: der von morgen werden wir heilig. Das keltische Wort Druide – was Pries­ lieber Waldbesucher, ist aber nicht sehr charmant. Wo viele unserer nahrhaften Früchte auf den sich neuen klimatischen ter bedeutet – stammt von „druir“ ab, Eiche. Im Meine Äste sind eher krumm, die Kronen licht, das Waldboden fallen, gibt es viel Wild. Und wo es viel Bedingungen anpassen antiken Griechenland gab es ein Eichenorakel: Drei gebe ich zu. Meine Haut ist nicht besonders straff, Wild gibt, kann viel gejagt werden. Deswegen müssen. Hier setzt die Frauen horchten aufmerksam in eine alte, knor­rige auch das stimmt. Aber das gehört bei uns Eichen dominierten wir vor vierhundert Jahren noch alle Waldbaustrategie der Bay­ Eiche. Aus dem Rauschen unserer Blätter vernah­ einfach dazu. So sehen wir aus. Ganz gleich, ob Hochlagen des Spessarts. Heute sieht das etwas erischen Staatsforsten men sie angeblich die Stimme Zeus’. wir ein paar Jahrzehnte oder schon ein paar Jahr­ anders aus. Trotzdem geht es uns noch besser an. Sie forciert seit Jahren Es kursieren eine Menge Geschichten über hunderte alt sind. als in allen anderen Waldgebieten Deutschlands. und mit Erfolg das Wachs­ uns. Offenbar haben wir schon immer die Fantasie Man kann es auch positiv sagen: Wir halten Im Spessart wird auf sensible Gewächse gut auf­ tum von Mischwäldern, der Menschen angeregt. Kennen Sie zum Beispiel uns ganz ausgezeichnet. Stolze Bäume sind wir gepasst. die dem Klimawandel bes­ die Geschichte von den sieben Nonnen, die ihr schon von Kindesbeinen an, im Alter werden wir Wissen Sie, wir wachsen nicht besonders ser gewachsen sind. Da­ Schweigegelübde gebrochen hatten? Zur Strafe dann zu mächtigen Erscheinungen. 100, 200, 300 schnell, als junge Hüpfer brauchen wir viel Licht. bei setzen die Bayerischen wurden sie in sieben Eichen verwandelt. Die Ei ­ und mehr Jahre werden wir alt. Meine nahen Ver­ Schatten? Bitte nicht! „Eichenbrüder, zur Sonne, Staatsforsten auf mindes­ chen stehen seit 1 000 Jahren in einem Wald, wandten im Hochspessart, im Eichhall oder Rohr­ zur Freiheit!“ – das ist unser Lebensmotto. Die tens vier Baumarten je die Nonnen scheinen noch immer büßen zu müs­ berg haben sogar mehr als 500 Jahre auf dem entfernte Verwandtschaft, die Buche, wächst auf Waldbestand. Die nicht im­ sen. Ich erwähnte es schon: Wir sind ein Symbol Stamm. Meine entfernten Verwandten, die Bu­ Dauer schneller und kommt mit weniger Licht aus. mer gleiche Kombination 3 Jahre für die Ewigkeit. chen – auch Eichen sind Buchengewächse –, ste­ Damit wir Eichen im Spessart wachsen, werden setzt sich zusammen aus Oder wissen Sie, warum wir als Schutzbäu­ Junge Eichen brauchen viel Licht, um groß zu werden. hen dort ebenfalls seit geraumer Zeit. Aber sie die Buchen von uns ferngehalten. Wir hätten keine Buche, Eiche, Tanne, Fich­ me der Viehhirten gelten? Das ist eine gute Ge ­ werden nur halb so alt. Kleiner Frühstarterbonus. Chance gegen sie. Solange uns ein bisschen Platz te, Ahorn, Kiefer, Dou­gla­ schichte. Haben Sie noch einen Moment? Das war Wir Eichen sind schon viel länger im Spessart hei­ gelassen wird, klappt es bei uns auch mit dem sie, … Von den regio­nalen nämlich so: Es war einmal vor langer Zeit, da be ­ misch. Nachwuchs. Bedingungen hängen die nahmen sich die Ochsenhalter völlig daneben. Hinter uns liegt ein bewegtes Leben. Im Spes­ Und wenn wir groß und stark sind – 30 oder Auswahl und Gewichtung Sie fluchten dauernd, sangen unanständige Lie­ sart hat sich in den letzten Jahrhunderten so Ei­ 40 Meter hoch – geben wir dem Wald aber auch der genannten Baumarten der und hielten sich zum Ärger aller anderen an niges getan. Ein einziges Kommen und Gehen. eine Menge zurück. Wir sind beliebte Gastgeber. ab. Auch den Wäldern im keine Regeln. Das beobachtete der Teufel bei Die Wälder gehören zu den ältesten Europas. Ver­ Die Gaststätten „Zur Eiche“ sind ständig aus­ Spessart wird mehr Misch­ einem Rundgang auf der Erde. Er bekam Lust, die gleichbar alte Waldgebiete gibt es nur im tiefen gebucht. Mehr als 1 000 Insektenarten wohnen wald in kommenden Kli­ Ochsenhalter allesamt zu sich zu holen. Aber Gott Osten, in den Urwäldern an der Grenze zwischen in unseren Kronen. Schmetterlinge lieben uns, mazeiten gut tun. Die wald­ sagte: „Solange Blätter an den Bäumen hangen, Polen und Weißrussland. Aber das heißt nicht, Spechte auch. Und kennen Sie den Holzpilzkäfer? baulichen Maßnahmen darfst du die Ochsenhalter nicht anlangen.“ Der dass es hier immer gleich aussah. Der galt jahrelang als ausgestorben. Das stimmte werden jedoch behutsam Teufel dachte sich: „Dann werde ich sie mir eben Selbst wir Eichen waren nicht immer hier. Nach aber gar nicht. Der hat sich einfach die ganzen umgesetzt. Der Eiche im Herbst holen.“ Als im Spätherbst alle Blätter der letzten Eiszeit machten sich im Spessart erst Jahre im Inneren von uns Eichen versteckt! Wir wird geholfen, in dem man abgefallen waren, hing das Laub von uns Eichen einmal Kiefern und Birken breit. Vor 8 000 Jahren sind Lebensspender. Vielleicht sogar mehr als ihr das Licht verschafft, immer noch an den Ästen. Der Teufel wartete und kamen wir. Und als das Klima vor 4 000 Jahren jeder andere Baum im Wald. das die Buche gerne nimmt. wartete. Und als die ersten Schneeflocken fielen, kälter und feuchter wurde, wanderte die Buche Ihr Menschen liebt uns auch. In allen Zustän­ Ergänzt werden diese unsere Blätter aber immer noch an den Ästen von den Rändern des Spessarts ein. Da waren wir den. Als stolze, große, alte Bäume. Als Symbole beiden Baumarten durch hingen, sprang der Teufel voller Wut auf unsere Eichen schon fest verwurzelt in der Region. für Ewigkeit, Stabilität und Stärke. Wer kann einen bemessenen Anteil Wipfel hinauf, um das Laub mit seinen Zähnen sich noch erinnern, was auf der Rückseite des von Nadelhölzern. herunter­zureißen. Er zerriss dabei alle Blätter – Pfennigs zu sehen war? Genau: ein Eichenblatt. aber sie fielen trotzdem nicht herab. Daher sehen Ihr Menschen schätzt auch unsere inneren unsere Blätter wie von Zähnen zerbissen aus. Und Kräfte. Im Frühjahr erntet ihr unsere frische Rin­ deswegen sind wir bis heute die Schutzbäume de und macht daraus Extrakte gegen Hauter­ der Viehhirten. krankungen. Unser Holz ist edel, unsere starken Aber genug der alten Geschichten. Ich will Sie Planken habt ihr Menschen schon früh zum nicht ewig aufhalten. Schön, dass Sie mir ein we­ Schiffsbau genutzt, das Schloss in Aschaffen ­ nig zugehört haben. Ich hätte noch eine Menge zu burg kann man sich ohne unser Holz gar nicht 13 Jahre erzählen. Kommen Sie doch mal wieder vorbei! vorstellen, eure Spitzenweine der Welt lagern in Im Kindesalter: Nur die kräftigste setzt sich durch. Wie wäre es morgen? Oder in 300 Jahren? Eichenfässern.

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200 Jahre 43 Jahre Die Eiche wird langsam erntereif. Mit durchschnittlich 10 Biotopbäumen pro Hektar, die dauerhaft – Himmelstürmend und halbstark: Immer noch produziert der Baum keine Eicheln. bis zu ihrem Zerfall – im Bestand verbleiben, wird der hohen ökologischen Wertigkeit Rechnung getragen.

103 Jahre 450 Jahre 540 Jahre Seit ein paar Jahrzehnten ist die Eiche nun in dem Alter, in dem sie blüht und fruchtet. Ehrfürchtiges Alter. Und immer noch voll im Saft. Eichen am Rohrberg: Ein Fall für den Naturführer.

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Die Bayerischen Staatsforsten sind PEFC-zertifiziert. Über 540 Jahre Der vorliegende Magazin ist auf Ein Denkmal ihrer selbst. Und im Idealfall hat sie immer noch ein paar Jahrzehnte vor sich. PEFC-zertifiziertem Papier gedruckt. (PEFC/04-32-0928)

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Tierisches Gut zu Fuß Baumarten­ zusammensetzung Rund 1 000 Sauen erlegen bayerische 944 km Der Laubbaumanteil im Spessart ist schon heute sehr hoch, wird Jäger jährlich Wanderwege des sich langfristig aber noch steigern. Spessarts liegen im Künftig werden Buche und Eiche im Staatswald des rund drei Viertel aller Baum­arten aus­ Spessarts. Staatswald. machen, beispielhaft am Forst- betrieb Rothenbuch dargestellt:

Genau 435 Wildkatzen Rund um die Buche Anteil heute in % wurden bisher im Spessart ausge­wildert. 27 %* Über 17 000 Hektar Buchenwald Biodiversität gibt es in den Spessart-Forst­ betrieben. In sehr alten Beständen über 160 Jahren hat sich In den letzten die Fläche mit rund 27 Prozent deutlich erhöht. Fichte 11,2 Kiefer 4,6 10 Jahren stieg Tanne 0,2 Lärche 5,8 die Totholz-Menge Douglasie 3,2 Buche 48,6 3* Eiche 24,6 Sonst. Lbh. 1,5 um rund 137 000 m Edel-Lbh. 0,4 In den letzten rund 10 Jahren stieg die stehende Buchen- holzmenge im Spessart um mehr Anteil laut ABZ ** in % 34 % als 137 000 m3 an. auf über 3* 5 000 Stück 20 m In einem Kilo Bucheckern stecken 5 000 der dreieckigen pro Hektar Nüsse – gefundenes Fressen für das Schwarzwild.

Fichte 10 Kiefer 2 * Exemplarische Darstellung Gewichtig Tanne 1 Lärche 5 auf Basis der Forstinventur-Daten Douglasie 5 Buche 53 des Forstbetriebs Rothenbuch Eiche 22 Sonst. Lbh. 1 aus dem Jahr 2011. 30 Kilo Edel-Lbh. 1 Eicheln kann eine Spessart-Eiche ** Das Allgemeine Bestockungsziel beschreibt die angestrebte im Jahr produzieren. Baumarten­zusammensetzung in 50 Jahren.

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