Culterra 2003
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Werner Konold, Bettina Burkart [Hrsg.] Offenland & Naturschutz Kenneth Anders Ingo Brunk Bettina Burkart Mirijam Gaertner Ulrich Hampicke Ulrich Harteisen Peter Heyne Hans Kampf Werner Konold Jadranka Mrzljak Annette Prochnow Uwe Riecken Ralf Schlauderer Matthias Schneider Michael Striese Manfred Wanner Peter Wattendorf Wendelin Wichtmann Gerhard Wiegleb Willy Xylander Culterra Schriftenreihe 31 des Instituts für Landespflege der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 2003 Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Offenland und Naturschutz Freiburg i. Br.: Institut für Landespflege, 2003 (Culterra 31) ISBN 3-933390-18-4 ISSN 1435-8506 ISBN 3–933390–18-4 Bezugsadesse: Institut für Landespflege Albert-Ludwigs-Universität Sekretariat 79085 Freiburg © Verlag des Instituts für Landespflege der Universität Freiburg, Prof. Dr. Werner Konold Tennenbacher Str. 4, 79106 Freiburg im Breisgau Alle Rechte vorbehalten; dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und Einspeicherung in elektronische Datenverarbeitungssysteme. Inhaltsverzeichnis Alternative Leitbilder des Naturschutzes zum Erhalt und zur Pflege von Offenlandbiotopen 7 - 22 Uwe Riecken Serengeti hinter den Deichen – Utopie oder Chance? 23 – 38 Hans Kampf Hutweiden im mittleren Savatal: Einfluss des Wasserhaushalts und der Beweidung mit Rindern, Pferden und 39 – 60 Schweinen auf die Vegetation Peter Wattendorf Die „Kornblumenkultur“ als Konzept im Offenlandmanagement 61 – 70 Wendelin Wichtmann & Ulrich Hampicke Truppenübungsplatz Senne Landschaftsentwicklung, Kulturlandschaftspflege und Entwicklungs- 71 – 106 perspektive Ulrich Harteisen Truppenübungsplatz Baumholder: Genese und Gestaltung einer „militärischen Zwecklandschaft“ 107 – 130 Matthias Schneider Naturschutz in Sandlandschaften - Flächen- und Managementverfahren- bezogene Bewertung von Offenlandschaften 131 – 150 Gerhard Wiegleb, Jadranka Mrzljak & Ingo Brunk Erfahrungen mit dem Offenlandmanagement im BR Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft 151 – 170 Peter Heyne Die Bodenmikrofauna der Truppenübungsplätze Dauban und Oberlausitz 171 – 182 Manfred Wanner & Willi E. R. Xylander Der Panzerschießplatz Dauban: einige Besonderheiten 183 – 198 Bettina Burkart, Mirijam Gaertner & Werner Konold Beitrag zur Avifauna des Panzerschießplatzes Dauban 199 – 204 Michael Striese Untersuchungen zum Einfluss von Elchen auf die Vegetation der Feucht- gebiete des ehemaligen Panzerschießplatzes „Dauban“ 205 – 216 Mirijam Gaertner & Werner Konold Der Einfluss von Schafen, Ziegen und Elchen auf die Vegetation des ehe- maligen Panzerschießplatzes Dauban 217 – 234 Bettina Burkart Ökonomische Aspekte des Offenlandmanagments 235 – 254 Ralf Schlauderer & Annette Prochnow Soziologische Akzeptanzforschung im Offenland-Projekt am Beispiel des 255 – 270 ehemaligen Truppenübungsplatzes LieberoseKenneth Anders Die Oberlausitz – eine Landschaft von eigenartigem Gepräge 271 - 319 Bilder aus der Geschichte Werner Konold Vorwort Der Verlust von offenen Lebensräumen und den dort ansässigen Tier- und Pflanzenlebensgemeinschaften drängte sich vor einigen Jahren in das Blickfeld der Fachwelt, aber auch der Öffentlichkeit: Agrarstrukturwandel, Aufgabe von landwirtschaftlichen Nutzflächen, vor Allem in peripheren Räumen, Einstellung von großflächigem Rohstoffabbau, speziell der Braunkohle, Aufgabe zahlreicher militärisch genutzter Flächen, Aufforstung, rasante Sukzession und Verbuschung... Wir stecken in Mitteleuropa in einer Entwicklung mit säkularer Dimension, wohl wissend, dass hierbei – obwohl vielfach durch grobe Ausbeutung entstanden – viele Qualitäten verloren gehen: hinsichtlich der filigranen und dynamischen Oberflächenformen, der Biodiversität, insbesondere bei den Spezialisten der Tier- und Pflanzenwelt, und hinsichtlich der Landschaftsästhetik. – Um auf der Grundlage wissenschaftlich abgesicherter Erkenntnisse mit den genannten Problemen umgehen zu können und Konzepte für ein „Offenlandmanagement“ zu entwickeln, fand sich vor ein paar Jahren ein interdisziplinärer Forschungsverbund zusammen, bestehend aus ForscherInnen der Universitäten Cottbus (BTU), Potsdam, Freiburg i.Br., dem Staatlichen Museum für Naturkunde Görlitz sowie dem Agrartechnischen Institut Bornim und finanziell gefördert von Bundesministerium für Bildung und Forschung (BmBF). Dieser Verbund widmete sich speziell aufgelassenen und noch aktiven militärischen Nutzflächen in Sachsen und Brandenburg. Die Beiträge aus diesem großen Projekt (Wiegleb et al., Heyne, Burkart et al., Burkart, Gaertner & Konold, Wanner & Xylander, Striese, Schlauderer & Prochnow, Anders) bildeten auch den Schwerpunkt einer Tagung, die am 15. und 16. November 2002 in Quitzdorf am See/Ortsteil Kollm in der Oberlausitz ganz in der Nähe eines der Untersuchungsgebiete stattfand und deren Ergebnisse nun in dem vorliegenden Band einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Flankiert werden diese Beiträge von Forschungsergebnissen über weitere Offenlandprojekte aus dem selben Förderprogramm des BmBF (Wichtmann & Hampicke), über noch aktive Truppenübungsplätze (Schneider, Harteisen) sowie über fast archaisch anmutende Weidesysteme, die Offenland höchster Qualität hervor bringen (Wattendorf). Abgerundet wird das Ganze von einem Übersichtsbeitrag, der einen möglichen Weg zum Offenlandmanagement mit großen Tieren visionär aufzeigt (Riecken), und einen anderen, der diese Vision als Realität in den Niederlanden vorstellt (Kampf), sowie abschließend einen Beitrag, der versucht aufzuzeigen, welche Bedeutung Offenlandlebensräume in der alten Kulturlandschaft der Oberlausitz hatten (Konold). Die Tagung wurde gemeinsam von der Akademie der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, der Verwaltung des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und dem Institut für Landespflege der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i. Br. organisiert und veranstaltet. Die Zusammenarbeit war ganz ausgezeichnet und fruchtbar. Nicht zuletzt deshalb können wir diesen inhaltsreichen und voluminösen Band vorlegen, verbunden mit der Hoffnung, auch künftig in dieser Konstellation etwas bewegen zu können. Freiburg i. Br., im Juni 2003 Prof. Dr. Werner Konold Dipl.-Forstwirtin Bettina Burkart In: Offenland & Naturschutz. – Culterra, S. 7 - 22, Freiburg i. Br. Konold, W. & B. Burkart [Hrsg.], 2003 Schriftenreihe des Instituts für Landespflege, Band 31 Alternative Leitbilder des Naturschutzes zum Erhalt und zur Pflege von Offenlandbiotopen Uwe Riecken 1 Einleitung Der Schutz gehölzfreier oder –armer Offenlandbiotope stellt angesichts der aktuellen Land- schaftsentwicklungen eine der zentralen Herausforderungen des Biotopschutzes und des Naturschutzes insgesamt dar. Er ist mit erheblichen finanziellen, organisatorischen und per- sonellen Aufwendungen verbunden. Aus diesem Grund soll am Anfang dieses Beitrages die Frage nach dem Ursprung dieser Lebensräume und damit gleichzeitig nach dem Sinn und der Notwendigkeit dieses Handelns gefragt werden. 1.1 Der Ursprung von Offenlandbiotopen Zunächst gibt es bestimmte Extremstandorte, die natürlicherweise wald- bzw. gebüschfrei sind. In ihnen herrschen Standortbedingungen, die es Bäumen und Sträuchern auch lang- fristig nicht gestatten sich anzusiedeln. Hierzu zählen: • flachgründige Felsbiotope • Hochmoore • „Steppen“ Temporäre Offenland-Biotope entstehen zum Beispiel durch Auflichtungen von Wäldern, u.a. verursacht durch • Waldbrände • Windwurf • Eisbruch • Insektenkalamitäten Weiterhin entstehen und entstanden immer wieder Pionierbiotope durch Naturkatastrophen, wie zum Beispiel • Hochwässer • Eisschur • Hangrutsche usw. Für viele Arten und Artengemeinschaften sind dynamische Prozesse einschließlich sto- chastisch auftretender katastrophaler Ereignisse von existentieller Notwendigkeit. Oftmals kommt gerade den unvorhersehbaren gravierenden Veränderungen für die Existenz an- spruchsvoller Pionier- und Offenlandarten eine Schlüsselfunktion zu (PLACHTER 1998). Ein zentrales Problemfeld aus Naturschutzsicht ist, dass natürliche dynamische Prozesse be- sonders seit dem Beginn der Industrialisierung und mit einem ganz besonderen Schub seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts systematisch eliminiert worden sind (Übersicht bei SCHRÖDER et al. 1997, RIECKEN et al. 1998). Eine aktuelle, aber noch nicht publizierte Aus- wertung der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) kommt zu dem Ergebnis, dass sich rund 80% aller Fließgewässerabschnitte in einem hinsichtlich der Gewässerstruktur schlech- ten Zustand befinden. 8 Waldweide und Kulturlandschaft Aber es gibt neben der bekannten durch natürliche Katastrophen (Hochwasser, Feuer, Über- flutungen usw.) ausgelösten Dynamik noch eine andere Form der Dynamik, die eng mit dem Vorkommen großer Pflanzenfresser verknüpft ist. So entstanden waldfreie Flächen durch die • Aktivitäten von Bibern (Biberwiesen) • Beweidung durch große Pflanzenfresser (Ur, Wisent, Elch, Wildpferd usw.) Was heute besonders gerne vergessen oder einfach ignoriert wird, ist die Tatsache, dass nahezu alle Waldökosysteme durch große Pflanzen fressende Säugetiere besiedelt und letzt- endlich somit auch beweidet oder in anderer Weise beeinflusst wurden. Die wichtigsten Ver- treter der großen Pflanzenfresser waren in historischer Zeit Wisent, Elch, Rothirsch, Auer- ochse, Wildpferd und Wildschwein. Offenbar konnten sich diese Gemeinschaften nach der letzten Eiszeit auf Grund menschlicher Einflussnahme nicht mehr vollständig ausbilden. Aber auch der Teil der ursprünglichen Großtierfauna, der Mitteleuropa nach der letzten Eiszeit