GEMEINDE ZELL UNTER

BEBAUUNGSPLAN GEWERBEGEBIET RAUBIS, 3. ERWEITERUNG

UMWELTBERICHT

Stand: 17. November 2016

Gemeinde Zell u. A. Umweltbericht zum Bebauungsplan „Gewerbegebiet Raubis, 3. Erweiterung“

Inhalt Anlass und Zielsetzung ...... 4 Anlass ...... 4 Erfordernis Umweltbericht ...... 4 Inhalt und wichtige Ziele des Bebauungsplans ...... 4 Ziele des Umweltschutzes ...... 5 Fachgesetze ...... 5 Pläne und Programme ...... 5 Schutzausweisungen ...... 6 Bestandsaufnahme und Bewertung ...... 7 Allgemeine Beschreibung und Nutzung ...... 7 Naturraum, Topographie, Geologie ...... 8 Untersuchungsraum ...... 8 Bestandsaufnahme und Bewertung ...... 9 Schutzgut Mensch ...... 9 Schutzgut Kultur- und Sachgüter...... 9 Boden und Grundwasser ...... 9 Klima/Luft ...... 10 Arten und Biotope, Biodiversität ...... 11 Landschaftsbild und Erholung ...... 12 Entwicklung bei Nichtdurchführung der Planung...... 13 Geprüfte Alternativen ...... 13 Beschreibung der Wirkung des Vorhabens ...... 14 Allgemeine Auswirkungen bei Durchführung der Planung ...... 14 Baubedingte Auswirkungen ...... 14 Anlagebedingte Auswirkungen ...... 14 Betriebsbedingte Auswirkungen ...... 14 Konflikte bei Durchführung der Planung ...... 14 Konflikt 1: Baubedingte Beeinträchtigungen ...... 14 Konflikt 2: Überbauung und Versiegelung ...... 15 Konflikt 3: Verlust und Entwertung von Biotopstrukturen ...... 15 Konflikt 4: Veränderung des Landschaftsbilds ...... 15 Konflikt 5: Zusätzlicher Eintrag von Luftschadstoffen und Mikroklimaveränderung ...... 15 Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter und Bewertung des Eingriffs ...... 16 Schutzgut Mensch ...... 16 Schutzgut Kultur- und Sachgüter...... 16

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Schutzgut Arten und Biotope ...... 16 Schutzgut Boden/Wasser ...... 17 Schutzgut Klima/Luft ...... 18 Schutzgut Landschaftsbild und Erholung ...... 18 Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich bzw. Kompensation ...... 19 Vermeidungs- und Minimierungskonzept ...... 19 Ausgleichs- und Kompensationskonzept ...... 20 Ausgleichs- und Kompensationsmaßnahmen innerhalb des Plangebiets ...... 20 Ermittlung des Kompensationsdefizits ...... 21 Massnahmen zur Kompensation des verleibenden Defizits ...... 23 Literatur-/ Quellenangaben ...... 24 Anhang ...... 25 I. Verbindlich zu beachtende Pflanzliste ...... 25 II. Merkblatt Bodenschutz in Bebauungsplänen ...... 26

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Anlass und Zielsetzung

ANLASS Ein Gewerbebetrieb in der Daimlerstraße 14 im Gewerbegebiet Raubis möchte sich um zusätzliche gewerblich genutzte Flächen sowie Wohngebäude für die Betriebseigentümer erweitern. Das östlich angrenzende Flst. Nr. 2415 ist im Flächennutzungsplan des Gemeindeverwaltungsverbands Raum als geplante Gewerbebaufläche dargestellt.

Abb 1. Ausschnitt Bebauungsplan-Entwurf vom 22.07.2015 Der Gemeinderat der Gemeinde Zell u. A. hat aus diesem Grund den Aufstellungsbeschluss des Be- bauungsplanes „Gewerbegebiet Raubis, 3. Erweiterung“ gefasst.

Der Geltungsbereich wurde zudem auf das westlich angrenzende, bereits bebaute Grundstück ausge- weitet um die Festsetzungen mit dem Nachbargrundstück zu vereinheitlichen.

ERFORDERNIS UMWELTBERICHT Nach § 2 Abs. 4 BauGB sind bei der Aufstellung von Bauleitplänen die Belange des Umweltschutzes einschließlich des Naturschutzes und der Landschaftspflege (gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB) zu berück- sichtigen und die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen zu ermitteln. Die Ergebnisse der Umweltprüfung werden im Umweltbericht dargestellt, welcher entsprechend den Vorgaben und der Glie- derung der Anlage zu § 2a BauGB erstellt wird. Er wird sodann gesonderter Bestandteil der Begründung zum Bebauungsplan und dient als Grundlage für die Öffentlichkeitsbeteiligung sowie die Abwägung der Umweltbelange durch die Gemeinde.

INHALT UND WICHTIGE ZIELE DES BEBAUUNGSPLANS Der Geltungsbereich ermöglicht die verdichtete Bebauung der Flächen mit Gewerbe (GRZ 0,8) entspre- chend der angrenzenden und bestehenden Bebauung. Zusätzlich ist auf dem östlichen Flurstück die Errichtung von Wohngebäuden für Betriebsinhaber zulässig, wodurch die bestehende Wohnbebauung „Boschstraße“ bzw. „Im Auchtert“ fortgesetzt wird. Um eine durchgängige Nutzung aller drei Grundstü- cke zu ermöglichen, sind Aufschüttungen bis zur eingetragenen Bezugshöhe zulässig. Die Bauhöhen

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und zulässigen Gebäudehöhen sind dabei von Westen nach Osten absteigend. Auf dem östlichen Flur- stück wurde zudem die Baugrenze in Richtung Süden zurückgenommen, um eine herausragende Wir- kung der Baukörper gegenüber dem Bestandsgelände zu vermeiden. Eine durchgängige Eingrünung entlang der nördlichen und östlichen Plangebietsgrenze soll für einen verträglichen Übergang zur freien Landschaft sorgen.

Mit der Ausweisung dieser zusätzlichen Gewerbeflächen möchte die Gemeinde daher dem örtlichen Bedarf nach Gewerbebauland Rechnung tragen sowie das Gewerbegebiet Raubis und den nördlichen Ortsrand sinnvoll abrunden.

ZIELE DES UMWELTSCHUTZES FACHGESETZE

Die folgenden grundsätzlichen und speziell für das Vorhaben relevanten Regelungen einschlägiger Fachgesetze werden bei der Umweltprüfung besonders berücksichtigt:

Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG), hier v.a. § 1 (1) Ziele des Naturschutzes und der Landschafts- pflege; § 13 Allgemeine Grundsätze; § 14 Eingriffsregelung, § 18 Verhältnis zum Baurecht;

Naturschutzgesetz Baden-Württemberg (NatSchG BW)

Baugesetzbuch (BauGB), hier v.a. § 1 (5) (…) Grundsätze der Bauleitplanung; § 1 (6) Nr. 1 (gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse), Nr. 5 (Belange des Orts- und Landschaftsbilds), Nr. 7 (Belange des Umweltschutzes); § 1a (2) Sparsamer Umgang mit Grund und Boden und (3) Eingriffsregelung, Ver- meidung- und Ausgleichsgebot.

Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) allgemeine Grundsätze lt. § 1 Nachhaltige Sicherung oder Wiederherstellung der Funktionen des Bodens.

Wassergesetz Baden-Württemberg (WG) bzw. Wasserhaushaltsgesetz (WHG), v.a. § 12 (3) WG Erhaltung und Verbesserung des Wasserrückhaltevermögens und § 12 (5) WG Berücksichtigung der Belange der Grundwasserneubildung bei Baumaßnahmen.

PLÄNE UND PROGRAMME

Regionalplan (Verband Region , Stand 1998): Nördlich des Plangebiets verläuft die Grünzäsur zum Nachbarort Hattenhofen. Diese wird durch das Vorhaben jedoch nicht tangiert.

Ebenfalls sind die nördlich wie auch östlich angrenzenden Flächen als Vorbehaltsgebiet für Naturschutz und Landschaftspflege ausgewiesen.

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Abb 2. Festlegungen Freiraumstruktur. Pfeil zeigt auf das Plangebiet. Quelle: RegioRISS, Verband Region Stuttgart, 10/2014 SCHUTZAUSWEISUNGEN

Nördlich des Plangebiets, in ca. 100 m Entfernung (siehe Abb. unten) befindet sich das Vogelschutzge- biet Nr. 7323441 „Vorland der mittleren Schwäbischen Alb“. In gleicher Entfernung nordwestlich befindet sich auch das geschützte Biotop „Heertobel NO“, welches aus einem karähnlichen Quellbereich und einem sich anschließenden kleinen Fließgewässer mit wertvoller Ufervegetation besteht.

Abb 3. Übersicht Schutzgebiete und geschützte Biotope (Quelle: LUBW Kartendienst). Plangebiet blau markiert.

Weitere Schutzgebiete oder schutzwürdige Bereiche im nahen Umfeld existieren nicht.

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Bestandsaufnahme und Bewertung

Die Bestandsaufnahme dient dem Ziel, den aktuellen Zustand von Naturhaushalt und Landschaft fest- zustellen und damit die Basis für eine Bewertung der Leistungsfähigkeit vor dem Eingriff zu erhalten. Um die komplexen Sachverhalte und Wirkungsgefüge Naturhaushalt und Landschaft messbar zu ma- chen, werden die Bestandteile in Teilfunktionen und Schutzgüter aufgegliedert. Diese sind:  Schutzgut Mensch  Kultur- und Sachgüter  Natur und Landschaft o Arten und Biotope o Boden o Wasser o Klima, Luft o Landschaftsbild und Erholung Die Erfassungsergebnisse ergeben die generelle Zuordnung (für jedes Schutzgut getrennt) zu einer der folgenden 3 Wertstufen:

Wertstufe 1: Bereich mit hoher Bedeutung für das Schutzgut Wertstufe 2: Bereich mit mittlerer Bedeutung für das Schutzgut Wertstufe 3: Bereich mit geringer Bedeutung für das Schutzgut.

Für einige Schutzgüter sind in den vorgenannten Arbeitshilfen differenziertere Bewertungsmodelle vor- gesehen. Dabei gelten folgende Zuordnungen:

Definition d. naturschutzfachlichen Wertstufe Basismodul Wertstufe Standard-/Fein-/Pla- Bedeutung nungsmodul (UM 1996) Ökokonto-Verordnung BW

V (sehr hoch) oder A 33-64 Besondere Bedeutung IV (hoch) oder B 17-32

Allgemeine Bedeutung III (mittel) oder C 9-16

II (gering) oder D 5-8 Geringe Bedeutung I (sehr gering) oder E 1-4

Der Untersuchungsrahmen für den Umweltbericht wurde mit dem Scopingpapier vom 02.05.2016 mit den Behörden und Trägern öffentlicher Belange abgestimmt.

ALLGEMEINE BESCHREIBUNG UND NUTZUNG Das Plangebiet liegt am nördlichen Rand von Zell u. A. Im Norden und Osten grenzt das Plangebiet an die freie Landschaft an, im Süden und Westen an das bestehende Gewerbegebiet „Raubis“. Der Gel- tungsbereich des Bebauungsplans umfasst ca. 13.825 m² (1,3 ha).

Das Flurstück 2415 wird als wird ebenso wie die nördlich angrenzende Fläche als Acker genutzt. 2015 wurde dort Getreide angebaut, 2016 Mais. Flurstück 2415/1 ist bereits komplett mit einer Gewerbehalle und zugehörigen Verkehrsflächen bebaut. Die bisherige Grenze zur freien Landschaft nach Norden und Osten ist dem Pflanzgebot des dort gültigen Bebauungsplan entsprechend mit einer schön gestuften freiwachsenden Sichtschutzhecke eingegrünt.

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Abb 4. Blick aus Richtung Osten. Im Vordergrund Flurstück 2415, in Hintergrund die Hecke zu Flurstück 2415/1.

NATURRAUM, TOPOGRAPHIE, GEOLOGIE Das Untersuchungsgebiet liegt in der naturräumlichen Einheit „Mittleres Albvorland“, Teilraum des „Schwäbischen Keuper-Lias Land“ (LUBW 2010) in einer Höhenlage um 390 m ü NN. Es ist flach in Richtung Norden geneigt. Der Untergrund wird der geologischen Übersichtskarte M 1:50.000 zufolge aus Posidonienschiefer gebildet. Wie bei in unmittelbarer Nähe gelegenen Grundstücken bereits fest- gestellt, trifft diese Information allerdings nicht zu: Bohrungen, welche im Zuge der Baugrunduntersu- chungen vorgenommen und ausgewertet wurden, stellten unter einer z.T. über 2 m mächtigen quartären Lehmüberdeckung die unterhalb des Posidonienschiefers liegenden Schichten der Amaltheentone (pb2, Schwarzer Jura δ) fest. Die Amaltheentone sind überwiegend von dunkelgrauen Tonsteinen mit einzelnen Tonmergellagen auf- gebaut. Im Untersuchungsgebiet sind auch einzelne Kalkbänke eingestreut.

UNTERSUCHUNGSRAUM Bei der Abgrenzung des Untersuchungsraums werden je nach Erfordernis Vorhabensort, Wirkraum und Kompensationsraum berücksichtigt.

Einige Einflüsse z.B. auf bestimmte Bodenfunktionen beschränken sich lediglich auf den Vorhabensort (Geltungsbereich), während z.B. bei den (Teil-) Schutzgütern Grundwasser, Klima, Landschaftsbild, Ar- ten, Biotope und biologische Vielfalt die landschaftsökologischen und gestalterischen Bezüge zwischen Plangebiet und Umgebung mitberücksichtigt werden müssen.

Sollte Bedarf an Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen entstehen, muss bei der Suche nach geeigneten Maßnahmen der Untersuchungsraum ggf. bis auf die Grenzen des Naturraums ausgeweitet werden.

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Bestandsaufnahme und Bewertung

SCHUTZGUT MENSCH

Für den Menschen besitzt das Grundstück im Wesentlichen eine Bedeutung als landwirtschaftliche Nutzfläche. Die Funktionen des Gebiets als „Gesundes Wohn- und Arbeitsumfeld“ und für „Erholung und Freizeit“ werden aufgrund der geringen Relevanz der Fläche nicht weiter untersucht.

Landwirtschaft Für die bisher als Acker genutzte Fläche 2415 gibt das Automatische Liegenschaftsbuch (ALB) Acker- zahlen im Wertbereich zwischen 35 und 59 an, die Bodenschätzung präzisiert dies auf 59-57, was einer Einstufung im obersten Mittelfeld entspricht. Mit dieser Bewertung korrespondiert auch die Natürliche Bodenfruchtbarkeit, welche ebenfalls im Mittelbereich liegt (Wertstufe 2). Der natürlich anstehende Bo- den wird als überwiegend landbauwürdig eingestuft. Gemäß den Kriterien der Flächenbilanz handelt es sich bei Flurstück 2415 um eine Vorrangfläche Stufe II was bedeutet, dass Umwidmungen ausge- schlossen bleiben sollten.

SCHUTZGUT KULTUR- UND SACHGÜTER

Baudenkmäler, Geotope oder bedeutsame Sachgüter existieren nach derzeitigem Kenntnisstand nicht.

BODEN UND GRUNDWASSER

Boden Der Boden des Plangebiets ist lehmig/tonig und besteht lt. Angaben der BK50 aus Pelosol. Es handelt sich um Verwitterungsböden aus tonreichem Ausgangsmaterial mit einer Lehmauflage unterschiedli- cher Stärke. Die Mächtigkeit der Oberbodenschicht beträgt ca. 20 cm, danach folgt bereits die verwit- terte Übergangsschicht des Ausgangsmaterials.

Die Auswertung der ALK-/ALB-Daten ergibt folgende Einstufung:

 Natürliche Bodenfruchtbarkeit: Wertstufe 2 (mittel)  Ausgleichskörper im Wasserkreislauf: Wertstufe 2 (mittel)  Filter- und Puffereigenschaften: Wertstufe 2,5 (mittel-hoch)

Als Gesamtbewertung ergibt sich damit ein Wert von 2,17, was einer mittleren Einstufung entspricht.

Grundwasser Das Gebiet gehört zur hydrogeologischen Einheit des Mittel- und Unterjura (Grundwassergeringleiter). Die Grundwasserneubildung beträgt lt. Landschaftsrahmenplan rd. 50-100 mm/a, was einen vergleichs- weise geringen Wert darstellt. Dazu trägt auch die teils mehrere Meter mächtige Überdeckung mit quar- tären Verwitterungslehmen bei. Gleichzeitig ist die Funktion Filter und Puffer für Schadstoffe überdurch- schnittlich ausgeprägt (2,5), so dass die Gefahr von Schadstoffeinträgen in die oberste Grundwasser- schicht im Normalfall gering ist. Besonders zu beachten ist die tiefer gelegene, mineralwasserführende Angulatensandstein-Formation. Diese enthält das anstehende Mineralwasser und wäre im Falle tiefer Bohrungen gefährdet.

Oberflächenwasser Im Plangebiet existieren keine Oberflächengewässer. Im Nordosten entspringt in etwa 100 m Entfer- nung der „Heertobel“. In das Gewässer wird unter definierten Umständen ein Teil des unverschmutzten Niederschlagswassers von Dächern und privaten Stellflächen aus dem Gebiet GE2 eingeleitet. Zu diesem Zweck soll ein offe-

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ner Graben angelegt werden, welcher in ein Rückhalte- und Versickerungsbecken östlich des Geräte- schuppens auf Flst. 806 mündet. Die Reinigung erfolgt über den aufgetragenen Humus im Graben bzw. die Grassode. Durch eine unterhalb eingebrachte grobe Steinpackung wird ein Großteil des Wassers versickert. In Extremfällen kommt es zu einem Überlauf bzw. Einleitung ins Fließgewässer. Details der Ausführung sind Bestandteil des wasserrechtlichen Verfahrens, in dessen Verlauf auch die möglichen umweltrelevanten Auswirkungen untersucht werden.

KLIMA/LUFT

Die Freiflächen im Plangebiet wirken sich durch Kaltluftproduktion, Luftbefeuchtung und Staubfilterung (Hecke) generell positiv auf das Klima aus. Warme Luft aus dem südlich angrenzenden Siedlungs- bzw. Gewerbegebiet kann in nördlicher Richtung abfließen, womit ein Wärmestau verhindert wird. Die gebil- dete Kaltluft fließt entsprechend der Geländeneigung ebenfalls in Richtung „Heertobel“ und besitzt des- halb keine Relevanz für die angrenzende Siedlung. Das Gebiet ist - bedingt durch die angrenzende Senke - bodeninversionsgefährdet. Die mittlere Feinstaubbelastung beträgt 16-18 µg/m³, 18-21 µgm³ Stickstoffdioxid-Belastung1. Beide Werte liegen im mittleren bis unteren Belastungsbereich. Positiv wirkt sich die bestehende Eingrünung des Flurstücks 2415/1 aus, die durch ihre große aktive Oberfläche einen Beitrag zur Verbesserung der lokalen lufthygienischen Situation leistet. Aufgrund der beschriebenen Situation erfolgt somit die Einstufung der Gesamtfläche nach LfU 2005 in Stufe C (allgemeine Bedeutung).

Abb 5. Klimatope und Bodeninversionsgefährdung. Quelle: RegioRISS Verband Region Stuttgart

1 Gemäß der 39. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über Luftqua- litätsstandards und Emissionshöchstmengen – 39. BImSchV) gilt zum Schutz der menschlichen Gesundheit ein 3 3 über ein Kalenderjahr gemittelter Immissionsgrenzwert für NO2 von 40 µg/m , für Feinstaub PM10 von 40 µg/m

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ARTEN UND BIOTOPE, BIODIVERSITÄT

Arten- und Lebensgemeinschaften

Um im Vorfeld mögliche Verbotstatbestände zu erkennen und Beeinträchtigungen zu vermeiden, wurde zunächst eine Relevanzprüfung durchgeführt, anschließend für die verbleibenden prüfungsrelevanten Arten (Vögel, Haselmaus) eine genauere artenschutzrechtliche Untersuchung. Diese ergab mehrere Vorkommen von Gebüsch- und Freibrütern rund um das Bearbeitungsgebiet, jedoch nur zwei Brutvögel im Gebiet selbst. Dabei handelt es sich um nicht gefährdete Allerweltsarten (Amsel und Mönchsgras- mücke). Zwei Arten mit höherer Relevanz (Heckenbraunelle und Goldammer) hatten Nester im direkt südlich bzw. westlich angrenzenden Gebiet. Der Verdacht eines Vorkommens der Haselmaus konnte bei vertiefenden Untersuchung nicht bestätigt werden.

Alle weiteren möglicherweise artenschutzrechtlich relevanten Arten konnten im Vorfeld ausgeschlossen werden.

Biotope Beim den Freiflächen des Geltungsbereichs handelt es sich hauptsächlich um intensiv landwirtschaftlich Ackerland. Es ist dem Biotoptyp 37.11 Acker zuzuordnen und von geringer Bedeutung (Stufe D) für das Schutzgut. Weitere Biotoptypen des Umfelds sind in nachfolgender Abbildung dargestellt.

Asphaltier- ter Feld- weg 60.21 Gebüsch mit schma- 42.20 lem Gras- saum 35.64 Gebäude/Hof- Acker fläche 37.11 60.10/60.21 Fichtenkul- turen 37.20

Grasweg 60.25

Brennessel- Dominanz-Be- stand 35.31

Abb 6. Biotoptypen nach Ökokontoverordnung im Umfeld des Gebiets. Luftbild als Grundlage entnommen aus Google Earth, 09/2016 Biodiversität und Biotopverbund Die Biodiversität steigt in der Regel mit der Vielfalt an hochwertigen Biotoptypen und gleichzeitig gerin- ger Störungsintensität. Beide Voraussetzungen sind im Plangebiet nicht vorhanden. Die Ergebnisse der artenschutzrechtlichen Untersuchung bestätigen dies.

Auch für den Biotopverbund besitzt der Großteil der Planfläche nur geringe Relevanz. Lediglich Rand- strukturen wie der schmale Grassaum entlang der östlichen Grenze von Flurstück 2415, sowie der süd- lich verlaufende Grasweg und die Sichtschutzpflanzung könnten bei entsprechender Ausprägung noch eine gewisse Vernetzungsfunktion übernehmen. Sie sind jedoch einem hohen Nutzungsdruck bzw.

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zahlreichen Störungen ausgesetzt (Spaziergänger, Hunde, Befahrung, Einträge von Spritz- und Dün- gemitteln der angrenzenden Ackerfläche) und daher schlecht ausgeprägt. Im ‚Fachplan Landesweiter Biotopverbund‘ ist die Fläche nicht aufgeführt.

Abb 7. Biotopverbund mittlerer Standorte gemäß Fachplan Landesweiter Biotopverbund. Planfläche rot markiert. Quelle: LUBW Kartendienst, 09/2016 Sowohl Biodiversität als auch Biotopverbundfunktion sind daher nur von allgemeiner Bedeutung.

LANDSCHAFTSBILD UND ERHOLUNG

Für beide Schutzgüter besitzt die Fläche nur eine allgemeine Bedeutung die entsprechend der Abstim- mung im Scoping nicht weiter untersucht wird.

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Entwicklung bei Nichtdurchführung der Planung

Generell ist eine Prognose für die Zukunft mit vielen Unsicherheiten verbunden. Am wahrscheinlichsten ist es, dass die Fläche weiterhin landwirtschaftlich genutzt wird. Geprüfte Alternativen

Das Grundstück Flst. 2415 sowie die südlich an das Plangebiet angrenzenden Grundstücke sind deut- lich durch gewerbliche Nutzung geprägt. Die Bauwilligen betreiben hier bereits eine Gewerbefläche, so dass sich eine Erweiterung an dieser Stelle anbietet. Eine Untersuchung von Standortalternativen fand zudem im Rahmen Flächennutzungsplanung des Gemeindeverwaltungsverband Raum Bad Boll statt. Dort sind die Flächen als geplante Gewerbebauflächen, sowie als randliche Grünflächen dargestellt.

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Beschreibung der Wirkung des Vorhabens

Nach der Bestandserfassung und -bewertung stellt die Konfliktanalyse die nächste wichtige Grundlage für die Entwicklung des Vermeidungs- und Kompensationskonzepts dar. Zunächst werden die beein- trächtigenden Wirkungen des geplanten Vorhabens aufgezeigt. Daran schließt sich die Bewertung des Eingriffs an, wobei auch Vorbelastungen berücksichtigt werden.

ALLGEMEINE AUSWIRKUNGEN BEI DURCHFÜHRUNG DER PLANUNG BAUBEDINGTE AUSWIRKUNGEN

Kurz- bis mittelfristig, Folge der Bautätigkeit: Während der Bauphase ist neben verstärkter Betriebsam- keit grundsätzlich mit verschiedenen Immissionen wie Lärm und Staub durch An- und Abfahrt sowie Betrieb von Baumaschinen zu rechnen. Die dadurch entstehenden Störungen wirken sich auch auf die unmittelbar benachbarten Flächen aus und führen vorübergehend zur Entwertung von Habitatstrukturen und Landschaftsbild bzw. Beeinträchtigung der Angrenzer und den landwirtschaftlichen Flächen. Durch Lager- und Baustelleneinrichtungsflächen kann es zudem zur Zerstörung von Biotopen und zu Boden- verdichtung kommen. Abgrabungen und Aufschüttungen für Baugruben und zur Herstellung der Ent- wässerungsgräben oder Dämmen führen zum Verlust von Bodenstrukturen. Schicht- und Grundwasser, die während der Bauphase anfallen, müssen in die Kanalisation abgeleitet werden und stehen nicht für die Grundwasserneubildung zur Verfügung.

ANLAGEBEDINGTE AUSWIRKUNGEN

Langfristig, Folge der Bebauung selbst: Durch die Bebauung kommt es zum Verlust der landwirtschaft- lichen Produktionsfläche. Klimatisch wirksame Freiflächen und die Hecke werden teilweise beseitigt. Durch Gebäude und Nebenanlagen kommt es zu Bodenversiegelung. Das Landschaftsbild verändert sich durch die Erstellung von Baukörpern.

BETRIEBSBEDINGTE AUSWIRKUNGEN

Langfristig, Folge von Betrieb und Nutzung: Es entstehen Beeinträchtigungen durch zusätzlichen Ver- kehr, Emissionen sowie Frequentierung durch Menschen.

KONFLIKTE BEI DURCHFÜHRUNG DER PLANUNG Die negativen Auswirkungen des Vorhabens sind vor allem während der Bauphase und durch die An- lage an sich zu erwarten. Die nachfolgende Übersicht listet die Konflikte und die davon betroffenen Schutzgüter auf.

KONFLIKT 1: BAUBEDINGTE BEEINTRÄCHTIGUNGEN

Betroffene Schutzgüter: Arten und Biotope, Mensch und Erholung, Boden und Wasser, Klima/Luft, Landschaftsbild

Erläuterung: Während der Bauphase entstehen temporäre Beeinträchtigungen durch Lärm, Staub und Emissionen und es fällt Bodenaushub an. Bei mangelnder Vorsicht während der Bauarbeiten und un- sachgemäßer Auswahl der Flächen für die Baustelleneinrichtungen kann es zur Beeinträchtigung von Böden (Abgrabung, Aufschüttung, Verdichtung) und Grundwasser kommen. Vegetationsflächen und landwirtschaftliche Produktionsflächen werden beseitigt. Evtl. ist auch eine vorübergehende Grundwas- serabsenkung erforderlich.

Vorbelastungen: keine

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KONFLIKT 2: ÜBERBAUUNG UND VERSIEGELUNG

Betroffene Schutzgüter: Boden, Wasser (Grundwasser), Klima/Luft, Mensch (Landwirtschaft)

Erläuterung: Der Bebauungsplan sieht vor, dass rd. 0,47 ha Freiflächen dauerhaft neu versiegelt wer- den. Sämtliche weitere noch unversiegelte Flächen werden teilversiegelt oder durch die geplante Auf- schüttung überprägt. Dies wirkt sich negativ auf die Bodenfunktionen und die Grundwasserneubildungs- rate aus. Versiegelte Flächen wirken sich ungünstig auf den Klimahaushalt aus. Durch die Überbauung und Umnutzung wird die Fläche der landwirtschaftlichen Produktion entzogen.

Vorbelastungen: Bestehende Bebauung und Versiegelung auf Flurstück 2415/1.

KONFLIKT 3: VERLUST UND ENTWERTUNG VON BIOTOPSTRUKTUREN

Betroffene Schutzgüter: Arten und Biotope

Erläuterung: Durch die Bebauung kommt es zum Verlust der Ackerfläche und möglicherweise der He- cke entlang der östlichen Grundstücksgrenze von FlSt. 2415/1. Das Vorhaben verursacht weitere Stö- rungen durch Anwesenheit von Fahrzeugen und Menschen.

Vorbelastungen: Vorbelastungen bestehen in Form landwirtschaftlicher Nutzung, Nutzung des nahe- gelegenen Schuppens, Spaziergängern (mit Hund) und bestehenden Gewerbebetrieb.

KONFLIKT 4: VERÄNDERUNG DES LANDSCHAFTSBILDS

Betroffene Schutzgüter: Landschaftsbild, Mensch (Erholung)

Erläuterung: Mit der geplanten Bebauung und ihrer Erschließung ist eine Veränderung des Orts- und Landschaftsbilds verbunden.

Vorbelastungen: Vorhandene Hausgärten mit teilweise standortfremdem Bewuchs, bestehendes Ge- werbegebiet (überwiegend gut eingegrünt), standortfremde Sonderkulturen (Weihnachtsbaumkulturen)

KONFLIKT 5: ZUSÄTZLICHER EINTRAG VON LUFTSCHADSTOFFEN UND MIKROKLIMAVERÄN- DERUNG

Betroffene Schutzgüter: Klima/Luft, Mensch, Arten und Biotope

Erläuterung: Mit der Bebauung von Freiflächen ist eine Veränderung des Mikroklimas durch Verringe- rung der Verdunstungsrate, Veränderung der Ausstrahlung und thermischen Bedingungen verbunden. Durch Hausbrand und ein höheres Verkehrsaufkommen ist mit höherem Eintrag von Luftschadstoffen zu rechnen.

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AUSWIRKUNGEN AUF DIE EINZELNEN SCHUTZGÜTER UND BEWERTUNG DES EINGRIFFS Zur Bewertung der Schwere des Eingriffs ist es erforderlich, den Zustand der einzelnen Schutzgüter zu prognostizieren, welcher sich bei der Verwirklichung des Vorhabens einstellt. Der Einstufung liegen die Bewertungsvorgaben der Bestandsbewertung zugrunde. Ausnahme: Die Bewertung neu geplanter Bi- otoptypen (z.B. Anlage einer Hecke) wird nach dem Planungsmodul der ÖKVO vorgenommen. Wertge- winne werden in diesem Abschnitt nicht weiter thematisiert, da der Fokus darauf liegt festzustellen, ob ein Eingriff im Sinne des Gesetzes vorliegt. Sie werden jedoch bei der Bilanzierung aufgegriffen.

SCHUTZGUT MENSCH

Landwirtschaft Die Umsetzung des Vorhabens bedeutet den Verlust der landwirtschaftlichen Fläche (rd. 0,8 ha) im Geltungsbereich. Generell werden durch derartige Flächenverluste die Produktionsmöglichkeiten der ansässigen Landwirte eingeschränkt, die Konkurrenz um Flächen vergrößert. Summationseffekte von v.a. Siedlungstätigkeit und Straßenbau führen durch eine Verknappung hofnaher, unzerschnittener er- tragreicher Ackerflächen dazu, dass die Produktion zunehmend unwirtschaftlich wird.

Hofstellen sind durch die aktuelle Planung nicht direkt betroffen, Konflikte z.B. durch Geruchsemissio- nen werden aufgrund der Entfernung und vorherrschenden Westwindrichtung ebenfalls nicht befürchtet.

Aufgrund von Lage und Größe der Fläche bestehen trotz der genannten Gründe aus agrarstruktureller Sicht keine Bedenken.

Für die Landwirtschaft bedeutet der Flächenverlust daher eine mittlere bis hohe Beeinträchtigung.

SCHUTZGUT KULTUR- UND SACHGÜTER

Innerhalb des Plangebiets existieren keine gemeldeten Kultur- oder Sachgüter. Es entsteht somit keine Beeinträchtigung.

SCHUTZGUT ARTEN UND BIOTOPE

Artenschutz Die Artenschutzrechtliche Untersuchung geht von einem Verlust weniger Brutstätten für Gebüsch- und Freibrüter aus. Falls Gebüsch oder Gehölze während der Brutzeit gerodet werden, kann es zur Tötung von Jungvögeln kommen. Durch die Einhaltung der Vogelschutzperiode nach §39 BNatSchG kann dies jedoch verhindert werden. Da die gefundenen Arten jährlich neue Nester anlegen und als sehr anpas- sungsfähig gelten, stellt der vorübergehende Verlust eines Teilbereichs der Hecke keine erhebliche Be- einträchtigung dar.

Während der Bauphase besteht außerdem die Gefahr, dass durch das Befahren der östlich angrenzen- den Baumschulfläche oder Ablagerungen auf derselben, Bodenbrüter wie die Goldammer zu Schaden kommen. Auch die Heckenbraunelle, welche in der südlich angrenzenden Hecke auf Grundstück Bosch- straße 10 nistet, wird durch die angrenzende Bautätigkeit möglicherweise beeinträchtigt. Beide baube- dingten Störungen sind jedoch vorübergehend und können durch geeignete Vermeidungsmaßnahmen soweit minimiert werden, dass keine erhebliche Beeinträchtigung zu befürchten ist.

Die Beeinträchtigung des Schutzguts Arten ist daher als mittel einzustufen.

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Biotope Wie die Bestandsaufnahme ergeben hat, besitzt das Plangebiet selbst lediglich Biotoptypen mittlerer Wertigkeit. Die höchste Einstufung erreicht die bestehende Sichtschutzpflanzung. Dem möglichen Ver- lust von ca. 60 lfm dieses Gebüschs steht jedoch ein Pflanzgebot von rd. 150 lfm entgegen, so dass dieser Verlust aus Biotopschutz-Sicht nicht erheblich ist. Des Weiteren sieht die Planung zusätzlich das Anpflanzen von 8 hochstämmigen Laubgehölzen auf einem Grünstreifen als Ersatz für den Verlust der Hecke vor.

Bei Umsetzung der Planung findet zwar zunächst ein Wertverlust statt, da Flächen überbaut bzw. über- formt werden und die geplanten Ausgleichsmaßnahmen ihren vollen ökologischen Wert erst mit der Zeit entfalten. Nach einer Übergangszeit wird die Wertigkeit der Biotoptypen jedoch insgesamt höher sein als vor dem Eingriff. Daher fallen die Beeinträchtigungen des Schutzguts Biotope sehr gering aus.

Biodiversität und Biotopverbund Weder die Voraussetzungen für eine hohe Biodiversität noch die Anforderungen an eine relevante Bio- topvernetzung sind im Plangebiet erfüllt. Entfallende, durchschnittlich ausgeprägte Strukturen und Le- bensräume werden durch gleichartige oder neue gleichwertige ersetzt. Zwar wird es zum Verlust vieler Individuen (Pflanzen und Tiere) kommen, für die Biodiversität oder die Biotopvernetzung sind die Aus- wirkungen jedoch nahezu bedeutungslos.

Die Empfindlichkeit des Plangebiets gegenüber dem Eingriff ist gering. Lediglich die (wahrscheinliche) Beseitigung eines Teils der Sichtschutzhecke stellt eine vorübergehende Beeinträchtigung des Schutz- guts Biotopverbund dar. Das Element wird jedoch durch das festgesetzte flächige Pflanzgebot wieder- hergestellt.

Eine Zerschneidung umgebender Flächen findet nicht statt, eine Verinselungswirkung besitzt die Pla- nung ebenfalls nicht. Zusammenfassend sind die Beeinträchtigungen der Teilschutzgüter als gering einzustufen.

SCHUTZGUT BODEN/WASSER

Boden Bei der Umsetzung der Planung wird gewachsener, belebter Boden versiegelt und überformt. Die Bo- denfunktionen können dadurch ihren Zweck nicht mehr oder nur noch eingeschränkt erfüllen. Böden unter Gebäuden und anderweitig versiegelten Flächen (ca. 4,7 ha) verlieren ihre Funktionen komplett (Wertstufe 0). Der getrennt auszubauende Oberboden kann aufgrund seiner erhöhten geogenen Schwermetall-Anteile nicht uneingeschränkt verwertet werden. Es ist jedoch möglich, ihn auf gleichartig belastete, geringwertigere Ackerflächen zu verbringen. Weiterhin ist eine Verwendung auf nicht land- wirtschaftlich genutzten Flächen, z.B. auf den Pflanzgebotsflächen denkbar.

Auch die übrigen Freiflächen werden durch Bautätigkeit und Aufschüttung beeinträchtigt (Verdichtung), ihre Leistungsfähigkeit bleibt nur in geringem Umfang erhalten bzw. kann nur sehr eingeschränkt wie- derhergestellt werden (Wertstufe 1).

Für das Schutzgut Boden ist daher mit hohen Beeinträchtigungen zu rechnen.

Grundwasser

Der Neuversiegelungsanteil liegt bei ca. 55 %. Die vorgesehene Anhebung (um bis zu 2 m) und die damit verbundene Verdichtung des Geländes schließt eine nennenswerte flächige Versickerung des Niederschlagswassers im Gebiet sowieso aus. Geplant ist daher eine Versickerung des Dachflächen- wassers außerhalb des Geltungsbereichs, wodurch es dem Landschaftswasserhaushalt erhalten bleibt. Möglicherweise belastete Abwässer aus Verkehrsflächen werden zum Schutz des Grundwassers in die

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Kanalisation geleitet. Durch das Verbot unbeschichteter blei-, kupfer-, oder zinkgedeckter Dächer wird eine Verunreinigung der Dachflächenwässer verhindert.

Zum Schutz der mineralwasserführenden Angulatensandstein-Formation werden Maßnahmen zur Gewin- nung von Erdwärme maximal bis zur Oberkante der darüber liegenden Aríetenkalk-Formation (Lias Alpha 3) ge- stattet. Die Schicht ist bei Einhaltung der Vorgabe daher nicht vom Eingriff betroffen.

Da der Beitrag des Gebiets zur Grundwasserneubildung aufgrund der geringen Versickerungsfähigkeit des anstehenden Materials und des Untergrunds ohnehin gering ist, werden bei Einhaltung der Vermei- dungsmaßnahmen geringe Beeinträchtigungen befürchtet.

Oberflächenwasser Mit negativen Auswirkungen auf den Heertobel ist aufgrund der geringen ankommenden Wassermenge nicht zu rechnen, wenn das Entwässerungskonzept wie geplant umgesetzt wird. Näheres wird im zuge- hörigen wasserrechtlichen Verfahren geklärt.

SCHUTZGUT KLIMA/LUFT

Die Fähigkeit zur Kaltluftproduktion wird durch die Versiegelung einiger Flächen zwar eingeschränkt. Aufgrund der geringen Flächengröße bleibt dies jedoch ohne großräumige Auswirkung. Da keine be- deutenden Kaltluftleitbahnen betroffen sind, besteht keine Gefahr einer Barrierewirkung. Schadstof- femissionen sind durch Hausbrand und geringfügig erhöhten Fahrzeugverkehr zu erwarten. Betrachtet man die Vorbelastungen diesbezüglich, ist nicht von einer nennenswerten Verschlechterung auszuge- hen.

Unter Betrachtung aller Faktoren ist für das Schutzgut Klima und Luft von einer geringen Beeinträch- tigung auszugehen.

SCHUTZGUT LANDSCHAFTSBILD UND ERHOLUNG

Erholung Siedlungsnahe Erholungsflächen gehen nicht verloren. Bestehende Wegeverbindungen in die umlie- genden Erholungsräume bleiben erhalten.

Landschaftsbild Das noch unbebaute Gelände soll an das westlich gelegene Flurstück 2415/1 angeglichen werden. Hierzu ist eine Anhebung des Geländes um stellenweise über 3 m über Bestandsgelände vorgesehen. Eine burgartige Wirkung könnte entstehen, wenn der Geländeunterschied in einer Stufe überwunden wird und ein Baukörper sehr dicht an der nördlichen Grundstücksgrenze errichtet wird. Um die negativen Auswirkungen auf das Landschaftsbild zu minimieren, soll die Geländeerhöhung daher stufenweise er- folgen, wobei eine maximale Stufenhöhe von 1 m vorgeschrieben wird. Zudem wurde das Baufenster von der nördlichen Grundstücksgrenze abgerückt, damit es nicht zu einer Summierung von Geländeer- höhung und Bauwerkshöhe kommen kann. Das bestehende Pflanzgebot auf Flurstück 2415/1 wird ent- lang der nördlichen Grenze fortgeführt um einen verträglichen Übergang zur freien Landschaft zu errei- chen.

Glänzende oder reflektierende Materialien zur Dacheindeckung sind gemäß den Festsetzungen nicht zulässig. Ebenso wenig Werbeanlagen mit Wechsellicht, Lauflicht, elektronische Laufbänder, Video- wände o.ä.

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Unter Berücksichtigung der Vorbelastungen und sofern die beschriebenen Maßnahmen umgesetzt wer- den, ist durch das Vorhaben nur mit geringen Beeinträchtigung des Schutzguts Landschaftsbild und Erholung zu rechnen. Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich bzw. Kompensation

Verursacher von unvermeidbaren Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit von Naturhaushalt und Landschaftsbild sind zur Minimierung der nachteiligen Folgen verpflichtet. Unvermeidbare erhebliche Beeinträchtigungen sind auszugleichen. Ausgleich nach dem BNatSchG ist erreicht, wenn nach Been- digung des Eingriffs alle erheblichen Beeinträchtigungen der einzelnen Schutzgüter ausgeglichen wer- den können und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederhergestellt ist. Kann kein Ausgleich er- reicht werden, sind Ersatzmaßnahmen erforderlich.

VERMEIDUNGS- UND MINIMIERUNGSKONZEPT Ein Teil der ermittelten Konflikte lässt sich durch geeignete Maßnahmen vermeiden oder minimieren. Sollte es nicht möglich sein, das Konzept wie vorgesehen umzusetzen, ist mit einem erhöhten Aus- gleichsbedarf zu rechnen.

Durch die planungsrechtlichen Festsetzungen (Art/Maß der baulichen Nutzung, Stellung baulicher An- lagen, Dacheindeckung, Einfriedungen, Abgrabungen und Aufschüttungen etc.) wird bereits im Vorfeld der Eingriff in Natur und Landschaft und negative Auswirkungen auf Mensch und Landschaftsbild ver- mieden bzw. minimiert. Explizit seien hier die unter dem Aspekt der Umweltverträglichkeit wichtigsten Maßnahmen aufgeführt:

Tab 1. Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen Maßnahme/Typ Kurzbeschreibung Auswirkung auf M1 (VM) „Erhalt von Einzelbäumen“: Pflanzbindung für 4 bestehende AB, KL, L Laubbäume bei Parkierungsflächen entlang der Daimlerstraße. Festsetzung nach § 9 (1) Nr. 25 b BauGB.

M2 (VM) Pflanzbindung für den entlang der Grenze zu Flurstück 2417/1 AB, KL, L gelegenen Teil der Sichtschutzpflanzung. Festsetzung nach § 9 (1) Nr. 25 b BauGB.

M3 (AM) „Pflanzgebotsfläche“ PFG 1 zur Anlage einer Sichtschutzhecke AB, KL, L aus heimischen Sträuchern und Bäumen

M4 (AM) „Einzelbäume privat“: Pflanzgebot für hochstämmige heimische AB, KL, L Laubbäume jeweils pro angefangene 500 m² Versiegelungsflä- che.

M5 (AM) Pflanzgebot PFG 2 zur Anlage eines Wiesenstreifens mit 8 AB, KL, L hochstämmigen Laubbäumen nach Artenliste 3 entlang östlicher Grenze von FlSt. 2415/1 im Falle der Beseitigung der bestehen- den Hecke

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M6 (MM/VM) Während der Bauphase Errichtung von Schutzzäunen entlang AB der Flurstücke 2336/1, 2337/1, 2341 im Süden und 802, 802/1 und 803 im Osten. Zweck: Schutz vor Befahren und Inanspruch- nahme der Flächen zur Ablagerung von Baumaterial.

M7 (VM/MM) Vorgaben für die bauliche Gestaltung und zum Maß der bauli- AB, KL, ME, L chen Nutzung nach § 9 (1) 1 und 2 BauGB, i.V.m. § 16-21a und 23 BauNVO und Anwendung der örtlichen Bauvorschriften

M8 (VM) Insektenfreundliche Beleuchtung, Festsetzung nach § 9 (1) 20 AB, B, W, KL, BauGB ME, L

M9 (MM/VM) Gehölzauswahl/Verwendung standortangepasster heimischer AB, L Arten –Arten lt. verbindlicher Pflanzlisten im Anhang und Grün- ordnerische Festsetzung nach (§ 9 (1) 15 – 25b BauGB.

M10 (MM) Verwendung wasserdurchlässiger Beläge für private Stellplätze B, W, KL und Zufahrten (§ 74 (1) Nr. 3 LBO)

Abkürzung Schutzgüter: AB = Arten und Biotope, W = Wasser, B = Boden, KL = Klima /Luft, ME = Mensch und Erholung, L = Landschaftsbild Abkürzungen Maßnahmentyp: VM = Vermeidungsmaßnahme, MM = Minimierungsmaßnahme, AM = Ausgleichsmaßnahme

AUSGLEICHS- UND KOMPENSATIONSKONZEPT AUSGLEICHS- UND KOMPENSATIONSMAßNAHMEN INNERHALB DES PLANGEBIETS

Da nicht sämtliche Eingriffe in die Schutzgüter vermieden werden können, sind Maßnahmen zum Aus- gleich der Beeinträchtigungen notwendig. Wie Tabelle 1 zu entnehmen, fungieren die Maßnahmen 3, 4 und 5 innerhalb des Gebiets zugleich als Ausgleichsmaßnahmen. Die nachfolgende verbale Beschrei- bung zeigt, dass sich die Maßnahmen i.d.R. positiv auf mehrere Schutzgüter, quasi im „Huckepack“- Verfahren auswirken. Eine quantitative Bewertung kann hingegen für das Schutzgut Arten und Biotope gemäß Ökokonto-Verordnung Baden-Württemberg (ÖKVO BW 2010) vorgenommen werden.

M 3: PFG 1, Ortsrandeingrünung und Schaffung eines Übergangs zur freien Landschaft durch Anpflan- zen Verwendung heimischer Laubgehölze (Landschaftsbild). Verbesserung des Mikroklimas durch Staubfilterung und Erhöhung der Verdunstung (Klima/Luft). Schaffung von Habitat-/Biotopstrukturen (Arten- und Biotope).

Die Berechnung des Biotopwerts nach ÖKVO BW ergibt hierfür 12.950 ÖP

M 4: Einzelbäume auf Privatgrund. Grünordnerische Maßnahme und Verbesserung des Kleinklimas durch Schattenwurf und Erhöhung der Verdunstung. Schaffung von Habitat-/Biotopstrukturen (Arten- und Biotope).

Die Berechnung des Biotopwerts nach ÖKVO BW ergibt maximal 5.760 ÖP2

M 5: Erhöhung der Strukturvielfalt durch Ansaat eines Wiesenstreifens mit Anpflanzung mehrerer hei- mischer Laubbäume. Wasserrückhaltung und Verbesserung Mikroklima durch und Erhöhung der Ver- dunstung (Klima/Luft), Schaffung von Habitat-/Biotopstrukturen (Arten- und Biotope).

Die Berechnung des Biotopwerts nach ÖKVO BW ergibt hierfür 6.906 ÖP.

In Summe ergibt sich bei Umsetzung aller Maßnahmen eine Aufwertung in Höhe von 25.616 ÖP.

2 Ansatz entspr. Schutzgut Boden ergibt Neuversiegelung in Höhe von 4.380 m². Pro angefangene 500 m² ist ein Baum zu pflanzen, Berechnung siehe Tabelle 3 Planung, 45.30a.

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ERMITTLUNG DES KOMPENSATIONSDEFIZITS

Im Folgenden wird die Bestandsbewertung der geplanten Nutzung mit Berücksichtigung der Maßnah- men zur Vermeidung, Minimierung und zum Ausgleich gegenübergestellt. Gemäß LUBW (2005) können die Schutzgüter Boden, Wasser, Klima/Luft hinsichtlich der Kompensation gemeinsam betrachtet wer- den, sofern das höchste Kompensationsdefizit der drei Schutzgüter in der Bilanzierung berücksichtigt wird. Dies ist bei diesem Vorhaben das Schutzgut Boden. Nachfolgend wird daher für das Schutzgut Boden, sowie das am stärksten betroffene Schutzgut Biotope und Arten das Kompensationsdefizit in Ökopunkten lt. Ökokontoverordnung BW ermittelt.

Bilanzierung Schutzgut Boden Beim Schutzgut Boden erfolgt die Ermittlung der Höhe des Defizits anhand der Ökokonto-Verordnung BW (2010) und der Arbeitshilfe „Bodenschutz 24“ (LUBW 2012). Dabei entspricht eine Boden-Wertstufe jeweils 4 Ökopunkten.

Tab 2. Flächenhafte Veränderung vor und nach dem Eingriff. (BKl = Bodenfunktionen Durchschnittswert, BWE: Bodenwertein- heiten Gesamtfläche, ÖP gesamt: Bewertung umgerechnet in Ökopunkte)

Bestand Planung Flächenkategorie Fläche m² BKl BWE ÖP Fläche m² BKl BWE ÖP gesamt gesamt gesamt gesamt

landwirtschaftlich als Acker genutzte, ansonsten naturbelassene Böden 7.974 2,17 17.304 69.214 0 2,17 0 0

GE1-Fläche samt Erschließung, GE2-Fläche Gebäude und 4.095 0 0 0 8.218 0 0 0 Erschließung lt. vorliegender Planung

Aufgeschüttete Fläche mit unversiegelter Freifläche 810 1 810 3.240 4.951 1 4.951 19.804 (Pflanzgebot, Hausgarten)

Öffentl. Straßen und Feldwege 400 0 0 0 657 0 0 0 versiegelt

Teilversiegelte Fläche (Gras- 547 0,5 274 1.094 0 1 0 0 /Schotterweg)

Summe: 13.826 73.548 13.826 19.804

Rechnerisches Defizit 53.744

Wie die Tabelle zeigt entsteht für das Schutzgut Boden ein Kompensationsbedarf von 53.744 Öko- punkten.

Bilanz des Schutzguts Arten und Biotope Zur Ermittlung der Höhe des verbleibenden Defizits wird der Gesamtbiotopwert des Ausgangszustands dem Gesamtbiotopwert des Planungszustands mit Berücksichtigung der vorgesehenen Minimierungs- und Ausgleichsmaßnahmen im Gebiet gegenübergestellt. Gemäß den Bewertungsvorgaben der Öko- konto-Verordnung BW (2010) geschieht dies in der Einheit „Ökopunkte“.

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Tab 3. Zustandsbewertung vor und nach dem Eingriff

Bestand - Zustand des Gebietes

Nr. ÖKVO Biotoptyp Biotopwert Fläche (m²) Ökopunkte Feinmodul bzw. Stück 37.11 Acker mit fragmentarischer Unkrautvegetation 4 7760 31.040

45.20a Einzelbaum auf geringwertigem Standort, StU 60 cm 480 4 1.920

42.20 Gebüsch mittlerer Standorte 16 965 15.440

60.50 Kleine Grünfläche 6 585 3.510

35.31 Brennnessel-Dominanzbestand 8 85 680

35.64 Grasreiche Ruderalvegetation/Böschung 11 260 2.860

60.10 Gebäude 1 2716 2.716

60.23 Weg o. Platz mit wassergebundener Decke (Schotter) 2 72 144

60.25 Grasweg 6 300 1.800

60.21 Straße, Weg oder Platz, versiegelte Fläche 1 1082 1.082

Kontrollzeile Geltungsbereich Gesamt 13.825

Summe Werteinheiten vor dem Eingriff 61.192

Planung - Zustand des Gebietes nach Realisierung des Planes Biotopwert Fläche (m²), Nr. ÖKVO Biotoptyp Plan- Ökopunkte bzw. Stck. /Feinmodul 42.20 Gebüsch mittlerer Standorte Bestand 16 530 8.480

42.20 Gebüsch mittlerer Standorte Planung 14 925 12.950

33.41 Fettwiese mittlerer Standorte 14 220 3.080

Nicht bebaubare GE2-Fläche (20 %), Kleine 60.50 4 1.276 5.104 Grünfläche

Einzelbäume auf mittelwertigen Flächen (33.31) StU 45.30 b 480 8 3.840 80 cm Planung

Einzelbäume auf geringwertigen Flächen 45.30 a 480 4 1.920 (60.50/33.80) StU 60 cm, Bestand

PFG Einzelbäume auf Privatflächen pro angefangene 45.30 a 500 m² Versiegelungsfläche. StU 80 cm, 640 9 5.760 Planunggeringwertigen Flächen (60.50/33.80) 60.10/60.21/ 80 % GE1 Gebäude und Hofflächen 1 6.244 6.244 60.22 60.10/60.21/ GE2 Gebäude, private Erschließung 1 1.390 1.390 60.22 60.21 Öffentl. Straße, Weg oder Platz, versiegelte Fläche 1 654 654

60.60/33.80 GE2 Garten/Zierrasen 5 2.531 12.655

Kontrollzeile Geltungsbereich Gesamt 13.770

Summe Werteinheiten nach Durchführen der Planung 62.077

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Werden Bestands- und Planungswertsummen einander gegenübergestellt, ergibt sich eine geringe Auf- wertung für das Schutzgut Arten und Biotope von 1.655 Ökopunkten. Der Eingriff in das Schutzgut kann damit als ausgeglichen betrachtet werden.

MASSNAHMEN ZUR KOMPENSATION DES VERLEIBENDEN DEFIZITS

Geprüft wird der Auftrag des vor der Geländeauffüllung abzuschiebenden Oberbodens auf geringer wertige Ackerflächen auf der Gemarkung. Möglicherweise kommen hierfür die direkt nördlich angren- zenden Grundstücke in Frage, welche mit einer Gesamtbewertung von 1,83 deutlich schlechtere Ein- stufung besitzen als die Plangrundstücke. Auch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass hier die gleichen geogenen Belastungen vorliegen. Dies muss jedoch im Rahmen der Antragstellung noch überprüft und das Einverständnis der Eigentümer eingeholt werden. Im Falle einer Umsetzung der Maßnahme könn- ten dafür rd. 36.000 Ökopunkten kompensiert werden3.

Es verbliebe ein Restdefizit für das Schutzgut Boden von 17.744 ÖP, welches schutzgutübergreifend kompensiert werden muss. Kann die Maßnahme Oberbodenauftrag nicht umgesetzt werden, muss das Defizit in voller Höhe schutzgutübergreifend kompensiert werden, da die Gemeinde Zell unter Aichel- berg auf ihrer eigenen Gemarkung derzeit nicht über weitere potenzielle Maßnahmen oder Flächen zur Kompensation verfügt.

Es wird daher auf die Möglichkeit zurückgegriffen, eine vorgezogene Kompensationsmaßnahme inner- halb des Naturraums 3. Ordnung „Schwäbisches Keuper-Lias-Land“ in Anspruch zu nehmen. Es han- delt sich um eine Erhöhung des Biotopwerts im Sinne der Ökokonto-Verordnung durch Sanierung einer Weinbergmauer. Die entsprechenden Ökopunkte werden von der Flächenagentur Baden-Württemberg erworben (sind bereits reserviert) und übersteigen das maximal auszugleichende Defizit von 53.744 ÖP, so dass der Eingriff vollständig ausgeglichen werden kann.

Eine vertragliche Vereinbarung befindet sich derzeit in Vorbereitung. Eine detaillierte Darstellung der Maßnahme steht erst nach Vertragsschluss zur Verfügung und wird daher bis zum Satzungsbeschluss noch eingearbeitet.

3 7.500 m² Ackerfläche mit rd. 25 cm starkem Oberboden ergeben ca. 1.800 m³. Aufbringungsstärke 20 cm ergibt Auftragsfläche von rd. 9.000 m². Pro m² Auftragsfläche können bis zu 4 ÖP erzielt werden.

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Literatur-/ Quellenangaben

LfU 2002: Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Gebietsheimische Gehölze in Baden- Württemberg, Das richtige Grün am richtigen Ort, Von Thomas Breunig et al LfU 2005 A: Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Empfehlungen für die Bewertung von Eingriffen in Natur und Landschaft in der Bauleitplanung sowie Ermittlung von Art und Umfang von Kompensationsmaßnahmen sowie deren Umsetzung, Fassung Oktober 2005 LfU 2005 B: Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Bewertung der Biotoptypen Baden- Württembergs zur Bestimmung des Kompensationsbedarfs in der Eingriffsregelung, Fassung August 2005 StadtLandFluss: Methodik zur Bewertung naturschutzrechtlicher Eingriffe und zur Ermittlung von Art und Umfang von Kompensationsmaßnahmen in der Bauleitplanung, von Prof. Dr. C. Küpfer, Wofschlu- gen, Stand August 2010 LUBW 2010: Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit. Leitfaden für Planungen und Gestat- tungsverfahren. MQuadrat/Eich: Gemeinde Zell unter Aichelberg. Artenschutzrechtliche Relevanzuntersuchung Bebau- ungsplan „Raubis, 3. Erweiterung““, 04/2016 MQuadrat/Eich: Artenschutzrechtliche Untersuchung Bebauungsplan „Raubis, 3. Erweiterung“, 10/2016 LUBW: Das Schutzgut Boden in der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung. 2. Auflage Dezember 2012 BWU: Baugrundgutachten Erschließung des Neubaugebiets „Wohnen im Auchtert“, 10/2012 MQuadrat/Gemeinde Zell u. A.: Antrag auf wasserrechtliche Genehmigung – Einleitung von Oberflä- chenwasser in den nördlichen Heertobel (…), 04/2013 Niedersächsisches Landesamt für Ökologie: Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen Heft 1/94. Naturschutzfachliche Hinweise zur Anwendung der Eingriffsregelung in der Bauleitplanung. 6. Auflage 2008. Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr: Ökokonto-Verordnung Baden-Württemberg. 19. De- zember 2010. REGIERUNGSPRÄSIDIUM FREIBURG Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Aufbereitung und Auswertung der Bodenschätzungsdaten auf Basis des ALK und ALB (Stand: Februar 2006) LUBW: Kartieranleitung Offenland-Biotopkartierung Baden-Württemberg. Stand März 2016 LUBW: Fachplan landesweiter Biotopverbund – Arbeitshilfe. 1. Auflage Juli 2014

Verwendete Internet-Seiten: http://brsweb.lubw.baden-wuerttemberg.de/brs-web Umweltdaten- und Karten online http://www1.lgrb.uni-freiburg.de/geoviewer/ Geodatenviewer Landesamt für Geologie und Rohstoffe Freiburg http://webgis.region-stuttgart.org/Web/festlegungen/ Verband Region Stuttgart Festlegungen Raumnut- zung http://webgis.region-stuttgart.org/Web/klimadaten/ Verband Region Stuttgart Klimadaten

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Anhang

I. VERBINDLICH ZU BEACHTENDE PFLANZLISTE

Artenliste 1, PFG 1: Laubbäume in Sichtschutzpflanzung, Mindestqualität: 3 x v., STU 18 - 20 cm

Acer campestre Feld-Ahorn Acer platanoides Spitz-Ahorn Acer pseudoplatanus Berg-Ahorn Carpinus betulus Hainbuche Prunus avium Vogel-Kirsche Quercus petraea Trauben-Eiche Quercus robur Stiel-Eiche Salix alba Silber-Weide Tilia cordata Winter-Linde Tilia platyphyllos Sommer-Linde Malus sylvestris Wildapfel/Holzapfel

Artenliste 2, PFG 1: Sträucher, Mindestqualität: 2 x v, H 60 - 100 cm

Acer campestre Feldahorn Cornus sanguinea Roter Hartriegel Corylus avellana Gewöhnliche Hasel Crataegus monogyna Eingriffliger Weißdorn Crataegus leavigata Zweigriffliger Weißdorn Euonymus europaeus Gewöhnliches Pfaffenhütchen Ligustrum vulgare Liguster Lonicera xylosteum Rote Heckenkirsche Prunus spinosa Schlehe Rosa arvensis Acker-Rose, Kriechrose Rosa canina Hunds-Rose Viburnum lantana Wolliger Schneeball Viburnum opulus Gemeiner Schneeball

Artenliste 3, PFG 2: Baumreihe, Mindestqualität: 3 x v., STU 18 - 20 cm

Acer campestre Feld-Ahorn Acer platanoides Spitz-Ahorn Acer pseudoplatanus Berg-Ahorn Tilia cordata Winter-Linde

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II. MERKBLATT BODENSCHUTZ IN BEBAUUNGSPLÄNEN

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LANDRATSAMT GÖPPINGEN Umweltschutzamt

M E R K B L A T T

Bodenschutz bei Bebauungsplänen

1. Hinweise und Empfehlungen

1.1 Allgemeines

Bei der Planung und Ausführung von Baumaßnahmen und anderen Veränderungen der Erdoberfläche sind die Belange des Bodenschutzes zu berücksichtigen (§ 1 Bundesbo- denschutzgesetz (BBodSchG) i. V. m. § 1a Abs. 2 BauGB), insbesondere ist auf einen sparsamen und schonenden Umgang mit dem Boden zu achten. Das Landratsamt stellt dafür Daten, soweit vorhanden, zur Verfügung.

Nach § 2 Abs. 2 BBodSchG erfüllt der Boden

1. natürliche Funktionen als • Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorga- nismen, • Bestandteil des Naturhaushaltes, insbesondere mit seinen Wasser- und Nährstoff- kreisläufen, • Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen auf Grund der Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften, insbesondere auch zum Schutz des Grundwassers,

2. Funktionen als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte,

3. Nutzungsfunktionen als • Standort für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung, • Rohstofflagerstätte, • Fläche für Siedlung und Erholung, • Standort für sonstige wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen, Verkehr, Ver- und Entsorgung.

Zielsetzung ist es, die Funktionen des Bodens zu sichern sowie negative Einwirkungen auf seine natürlichen Funktionen so weit wie möglich zu vermeiden.

In dem Umweltbericht (§ 2a BauGB) zum Bebauungsplan soll der Planungsträger nach- vollziehbar aufzeigen, welche Belange des Bodenschutzes durch die Planung betroffen sind und wie er sich mit diesen Belangen auseinandersetzt. Werden die nachfolgenden Punkte beachtet, so sind die gesetzlichen Bestimmungen und damit die wesentlichen Be- lange des Bodenschutzes i. d. R. ausreichend berücksichtigt.

Seite 1 von 4 1.2 Ermittlung der örtlichen Bodenverhältnisse

Um die örtlichen Bodenverhältnisse beurteilen zu können, sollte im Vorfeld einer Auswei- sung von Baugebieten von einem Sachverständigen im Zuge der geotechnischen Bau- grunderkundung eine bodenkundliche Bestandsaufnahme sowie eine Beurteilung der Ver- sickerungseignung des Untergrundes durchgeführt werden. Erst dann ist es möglich, für den anfallenden Erdaushub eine Eignungsprüfung hinsichtlich verschiedener Möglichkei- ten zur Wiederverwendung sowie eine Abschätzung evtl. vorhandener Bodenbelastungen vorzunehmen.

1.3 Auswirkungen der Bebauung/Planungsanforderungen

Vor der Durchführung von Bauvorhaben ist eine plangebietsbezogene und nachvollziehba- re Darstellung der vorhandenen Nutzungen, der Bodenfunktionen sowie die Auswirkungen der Bebauung auf die Bodenfunktionen einschließlich einer kurzen Bewertung durchzufüh- ren. Bewertungsgrundlage hierzu ist das Heft 31 aus der Reihe "Luft, Boden, Abfall" des damaligen Ministeriums für Umwelt Baden-Württemberg mit dem Titel "Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit" sowie Auswertungen von Angaben aus der Boden- schätzung und den vorhandenen Spezialkartierungen (z. B. geologische Karten, Boden- karten). In der Bewertung sind schutzbedürftige und schutzwürdige Böden darzustellen.

1.4 Den Bedarf plausibilisieren

Der Bedarf an Bauland ist kurz zu begründen (Eigenentwicklung, Migration...). Vor der Ausweisung neuer Baugebiete sollten vorhandene, ausgewiesene Baugebiete vollständig in Anspruch genommen werden. Zudem sollte eine abschnittsweise Erschließung von Baugebieten durchgeführt werden.

Gemäß § 1a Abs. 2 BauGB soll mit Grund und Boden sparsam und schonend umgegan- gen werden; dabei sind zur Verringerung der zusätzlichen Inanspruchnahme von Flächen für bauliche Nutzungen die Möglichkeiten der Entwicklung der Gemeinde insbesondere durch Wiedernutzbarmachung von Flächen, Nachverdichtung und andere Maßnahmen zur Innenentwicklung zu nutzen sowie Bodenversiegelungen auf das notwendige Maß zu be- grenzen. Landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohnzwecke genutzte Flächen sollen nur im notwendigen Umfang umgenutzt werden.

Nach § 2 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 bis 4 Landes-Bodenschutz- und Altlastengesetz (LBod- SchAG) ist zu prüfen, ob • die Flächeninanspruchnahme des Projekts bedarfsgerecht ist und ob eine Realisierung des Projekts mit einer geringeren Flächeninanspruchnahme, • eine Wiedernutzung beispielsweise von bereits versiegelten, sanierten, baulich verän- derten oder bebauten Flächen, • eine Nutzung von Baulücken oder eine Inanspruchnahme weniger wertvoller Böden möglich ist. Funktionslos gewordene Bausubstanz ist - wenn möglich - einer geeigneten Nutzung zuzuführen (z. B. Brachflächenrecycling). Die Möglichkeit einer Nachverdichtung sollte in vorhandenen Baugebieten geprüft werden.

1.5 Bebauungsdichte

Eine angepasste bauliche Verdichtung bei Wohnbauten ist ein wesentliches Anliegen des Bodenschutzes. Die Minimierung der Flächenversiegelung ist ein wichtiges Ziel zum Schutz der Böden.

Der Nachweis der Einhaltung der Bruttowohndichte sollte sich an dem Bauflächenerlass (GABl. Nr. 22, 1984) orientieren. Seite 2 von 4

1.6 Maß der baulichen Nutzung

Aufgrund des hohen Flächenbedarfs ist es notwendig, die vorhandenen Bauflächen be- sonders effektiv zu nutzen. Das Maß der baulichen Nutzung nach § 17 BauNVO sollte deshalb soweit wie möglich ausgeschöpft werden. Insbesondere sollten eine Reihen- bzw. Doppelhausbebauung sowie mehrgeschossige Bauformen in Betracht gezogen werden. In Gewerbe- und Industriegebieten ist eine mehrgeschossige Bebauung anzustreben.

2. Regelungen zum Schutz des Bodens

2.1 Bodenversiegelungen

Bodenversiegelungen sind auf das unabdingbare Mindestmaß zu beschränken. So sind z. B. auf Zufahrten, Gartenwegen, Stellplätzen u. a. wasserdichte Beläge zu vermeiden. Soweit andere Belange nicht entgegenstehen, sollen nur Schotter- bzw. Kiesbeläge, Ra- sengittersteine oder breitfugiges Pflaster zugelassen werden. Bei Bauvorhaben mit einem hohen Kfz Aufkommen sollten mehrgeschossige Parkierungsanlagen, Tiefgaragen u. a. vorgesehen werden.

2.2 Vermeidung von Erdaushub und Wiederverwertung vor Ort

Je tiefer Bauwerke in den Untergrund einbinden, umso größer werden die Schwierigkeiten mit der mengenmäßigen Bodenverwertung, mit der Vorflutbeschaffung für Abwasser und Regenwasser und mit der Problematik des Grundwasserkontaktes. Die Schwierigkeiten können gemildert werden, indem die Erdgeschossfußbodenhöhe (EFH) so festgelegt wird, dass ein Massenausgleich stattfindet.

Eine Anhebung der EFH bringt folgende Vorteile: • Verringerung des anfallenden Erdaushubs verbunden mit Einsparungen bei der Abfuhr und Ablagerung. • Entlastung der Erd- und Bauschuttdeponien. • Kosteneinsparungen bei der Baulanderschließung im Rahmen der Herstellung von Ver- und Entsorgungseinrichtungen durch geringere Leitungstiefen. • Minderung der Gefahr eines Kontaktes des Baukörpers mit dem Grundwasser. • Verringerung der Gefahr von baubedingten Grundwasserbeeinträchtigungen (Verunrei- nigungen). • Reduzierte Wasserhaltung im Falle dennoch stattfindender Grundwassereinbindung.

Unumgänglicher Bodenaushub ist möglichst am gleichen Ort einer Verwendung zuzufüh- ren. Dabei ist der hochwertige Oberboden wieder ausschließlich für die Rekultivierung oder Bodenverbesserung der nicht überbauten Flächen zu verwenden.

2.3 Ausführen von Erdarbeiten

Verwertungsgrundsätze von Bodenmaterial sind in der DIN 19731 (Verwertung von Bo- denmaterial) geregelt.

Erdarbeiten sollten nur bei trockener Witterung und gut abgetrocknetem Boden durchge- führt werden. Zur Verminderung von Bodenverdichtungen sollten nicht zur Überbauung vorgesehene Flächen möglichst nicht befahren werden. Vor dem Bodenabtrag sind oberir- dische Pflanzenteile abzumähen. Vor einem Bodenauftrag ist der humose Oberboden ab- zutragen. Dieser ist dann vom übrigen Erdaushub bis zur weiteren Verwertung getrennt zu lagern.

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2.4 Zwischenlagerplätze für humosen Mutterboden und humusfreien Erdaushub

Den Bauherren soll ermöglicht werden, Erdaushub und Mutterboden außerhalb des eige- nen Bauplatzes bis zur Wiederverwendung innerhalb des Baugebietes zwischen zu la- gern. Dazu sollen trockene, nicht vernässte Zwischenlagerplätze ausgewiesen werden. Mulden, Senken und Flächen mit Wasserzuzug sind dafür ungeeignet. Mutterboden und humusfreier Erdaushub dürfen nur getrennt und in profilierten und geglätteten Mieten zwi- schengelagert werden. Humoser Mutterboden sollte weitgehend frei von Pflanzenteilen sein und nicht höher als 2 m geschüttet werden. Für einen geordneten Wasserabfluss ist zu sorgen. Die Mieten sollten, bei einer geplanten Lagerdauer von über 6 Monaten mit tiefwurzelnden, winterharten, stark wasserzehrenden Pflanzen (z. B. Luzerne, Winterraps, Ölrettich...), begrünt werden. Eine Vermischung des Bodens mit Bauschutt und Abfall darf nicht erfolgen.

2.5 Überschüssiger Erdaushub

Der Überschuss an Erdaushub muss einer sinnvollen Wiederverwertung zugeführt wer- den. Dazu ist für das Baugebiet eine überschlägige Berechnung für die Menge des über- schüssigen Erdaushubs anzustellen. Bei einer Menge von über 2.000 m³ ist ein Wieder- verwertungskonzept zu erstellen und der Bodenschutzbehörde vorzulegen. Die Inhalte der Informationsschrift Heft 10 aus der Reihe „ Luft, Boden, Abfall“ des damaligen Ministeri- ums für Umwelt Baden-Württemberg mit dem Titel „Erhaltung fruchtbaren und kulturfähi- gen Bodens bei Flächeninanspruchnahmen“ sind zu beachten. Die Informationsschriften sind im Internet unter www.fachdokumente.lubw.baden-wuerttemberg.de zugänglich.

2.6 Kontaminierter und verunreinigter Erdaushub

Verunreinigter Erdaushub darf auf keinen Fall unbehandelt wiederverwendet werden. Wur- den Böden bis zur Bebauung bisher landwirtschaftlich genutzt, können diese in der Regel als unbelastet angesehen werden. Klärschlammaufbringung oder Pestizidbehandlungen können jedoch Belastungen verursacht haben. In der Nähe stark befahrener Straßen, in Gewerbegebietsnähe oder bei baulicher Vornutzung muss mit Bodenbelastungen gerech- net werden. Im Zweifelsfall ist in Absprache mit dem Landratsamt Göppingen – Umwelt- schutzamt – ein sachverständiger Gutachter für weitere Untersuchungen zu beauftragen.

2.7 Bauwege und Baustraßen

Der Baubetrieb ist so zu organisieren, dass betriebsbedingte unvermeidbare Bodenbelas- tungen (z. B. Verdichtungen) auf das engere Baufeld beschränkt bleiben. Bauwege und Baustraßen sollten nach Möglichkeit nur dort angelegt werden, wo später befestigte Wege und Plätze liegen werden. Vor der Anlage von Bauwegen ist der humose Oberboden zu entfernen und zwischen zu lagern bzw. sinnvoll direkt zu verwerten. Beim Rückbau von Bauwegen muss der gesamte Wegeaufbau bis zum gewachsenen Boden entfernt und danach der natürliche Bodenaufbau wieder hergestellt werden. Entstandene Unterboden- verdichtungen sind zu lockern.

2.8 Bauabfälle, Bauschutt

Reste von Bauchemikalien, leere Behälter, Folien u. a. Abfälle dürfen auf keinen Fall ver- graben werden. Es wird empfohlen, im Baugebiet geschlossene und dichte Abfallsammel- behälter aufzustellen.

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