Jeder Mensch Trägt Das Bild Gottes in Sich
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UNICUIQUE SUUM NON PRAEVALEBUNT Redaktion: I-00120 Vatikanstadt Schwabenverlag AG Einzelpreis Wochenausgabe in deutscher Sprache 50. Jahrgang – Nummer 43 – 23. Oktober 2020 D-73745 Ostfildern Vatikan d 2,20 Ansprache von Papst Franziskus beim Angelusgebet am Sonntag, 18. Oktober Jeder Mensch trägt das Bild Gottes in sich Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag! che Beziehungen weben« steht. Dieses Wort »we- ben« ist schön: jeder Christ ist berufen, ein »We- Das Evangelium des heutigen Sonntags (vgl. ber« der Geschwisterlichkeit zu sein. Die Missio- Mt 22,15-21) zeigt uns, wie sich Jesus mit der nare und Missionarinnen – Priester, Männer und Heuchelei seiner Widersacher auseinandersetzt. Frauen des geweihten Lebens und Laien –, die Sie machen ihm viele Komplimente – zunächst das Evangelium auf dem großen Acker der Welt viele Komplimente –, aber dann stellen sie ihm aussäen, sind dies auf besondere Art und Weise. eine hinterlistige Frage, um ihn in Schwierigkei- Lasst uns für sie beten und ihnen unsere konkrete ten zu bringen und ihn vor dem Volk zu diskre- Unterstützung zukommen. In diesem Zusam- ditieren. Sie fragen ihn: »Was meinst du? Ist es er- menhang möchte ich Gott für die so lang erwar- laubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?« tete Befreiung von Pater Pier Luigi Maccalli dan- (V. 17), also die Steuern an den Kaiser zu zahlen. ken… – wir grüßen ihn mit diesem Applaus! –, Zu jener Zeit ertrug man in Palästina die Herr- der vor zwei Jahren in Niger entführt worden war. schaft des Römischen Reiches nur widerwillig – Wir freuen uns auch darüber, dass zusammen mit und das ist nachvollziehbar, es handelte sich um ihm drei weitere Geiseln freigelassen wurden. Invasoren –, auch aus religiösen Gründen. Für Wir wollen auch weiterhin für die Missionare und die Bevölkerung war der Kaiserkult, der auch Katecheten sowie für alle beten, die in verschie- durch sein Abbild auf Münzen unterstrichen denen Teilen der Welt verfolgt oder entführt wurde, eine Beleidigung des Gottes Israels. Die werden. Gesprächspartner Jesu sind überzeugt, dass es Ich möchte ein Wort der Ermutigung und Un- auf ihre Frage keine andere Antwort geben kann terstützung an die Fischer, die seit über einem als ein »Ja« oder ein »Nein«. Sie warteten, gerade Monat in Libyen festgehalten werden, und an weil sie sich sicher waren, mit dieser Frage Jesus ihre Familien richten. Indem sie sich Maria, in die Ecke drängen und ihn in eine Falle locken »Stern des Meeres«, anvertrauen, mögen sie die zu können. Aber er kennt ihre Bosheit und Hoffnung wach halten, dass sie ihre Lieben bald Erneut lade ich euch ein, den #Rosenkranz in die Hand zu nehmen und weicht dieser Fangfrage aus. Er bittet sie, ihm die wieder umarmen können. Ich bete auch für die die Augen zur Muttergottes zu erheben, die ein Zeichen des Trostes und Münze zu zeigen, das Geld für die Steuer, den Tri- verschiedenen Gespräche, die gerade auf inter- der sicheren Hoffnung ist. Das tun heute eine Million Kinder auf der ganzen but, er nimmt sie in die Hand und fragt, »wessen nationaler Ebene geführt werden, dass sie für die Welt, die für Einheit und Frieden beten. #ChildrenPraying Bild und Aufschrift« das sei. Sie antworten, dass Zukunft Libyens von Bedeutung sein mögen. Brü- es Caesar, also der Kaiser, sei. Da antwortet Jesus: Tweet von Papst Franziskus der und Schwestern, es ist an der Zeit, alle For- »So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und men der Feindseligkeit zu beenden und den Dia- Gott, was Gott gehört« (V. 21). dern es treten auch klare Richtlinien für die Sen- tes zu beleben. Es geht darum, uns demütig und log zu wählen, der zu Frieden, Stabilität und Mit dieser Antwort stellt sich Jesus über die po- dung der Gläubigen aller Zeiten, auch für uns zugleich mutig zu engagieren und unseren je- Einheit im Land führt. Lasst uns gemeinsam für lemische Kontroverse. Jesus steht immer darüber. heute, zutage. Steuern zu zahlen ist eine Bürger- weiligen Beitrag zur Errichtung einer Zivilisation die Fischer und für Libyen beten, in Stille. Einerseits erkennt er an, dass die Steuern an den pflicht, ebenso wie die Einhaltung der gerechten der Liebe zu leisten, in der Gerechtigkeit und Brü- Ich grüße euch alle, die Römer und die Pilger Kaiser gezahlt werden müssen – das gilt auch für Gesetze des Staates. Zugleich ist es notwendig, derlichkeit herrschen. aus verschiedenen Ländern. Insbesondere grüße uns alle, die Steuern müssen gezahlt werden –, den Vorrang Gottes im Leben des Menschen und Möge die selige Jungfrau Maria allen helfen, und segne ich voller Zuneigung die peruanische weil das Bild auf der Münze das des Kaisers ist. Vor in der Geschichte zu bekräftigen und Gottes jede Art von Heuchelei zu meiden und ehrliche Gemeinschaft von Rom, die hier mit dem verehr- allem aber ruft er in Erinnerung, dass jeder Recht auf das, was ihm gehört, zu respektieren. und konstruktive Bürger zu sein. Und sie möge ten Bild des »Señor de los Milagros« versammelt Mensch ein anderes Bild in sich trägt, wir tragen Daraus leitet sich der Auftrag der Kirche und uns Jünger Christi in der Sendung unterstützen, ist. Ein Applaus für die peruanische Gemein- es im Herzen, in der Seele: das Bild Gottes, und der Christen ab: den Männern und Frauen der je- zu bezeugen, dass Gott der Mittelpunkt und der schaft! Ich begrüße auch die Freiwilligen des deshalb ist es er allein, dem jeder seine Existenz, weils eigenen Zeit von Gott zu erzählen und von Sinn des Lebens ist. »Ente Italiano Tutela Animali e Legalità« (des Ita- sein Leben verdankt und in dessen Schuld er steht. ihm Zeugnis abzulegen. Ein jeder von uns ist Nach dem Angelus sagte der Papst: lienischen Tier- und Rechtsschutzvereins). In diesem Wort Jesu ist nicht nur das Krite- durch die Taufe dazu berufen, eine lebendige Prä- Liebe Brüder und Schwestern! Heute begehen Und allen wünsche ich einen schönen Sonn- rium der Unterscheidung zwischen der politi- senz in der Gesellschaft zu sein und sie mit dem wir den Weltmissionssonntag, der unter dem tag. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Ge- schen und der religiösen Sphäre enthalten, son- Evangelium und mit der Kraft des Heiligen Geis - Motto »Hier bin ich, sende mich! Geschwisterli- segnete Mahlzeit und auf Wiedersehen! Internationales Friedenstreffen 2020 in Rom In dieser Ausgabe Einsatz der Religionen für Frieden und Geschwisterlichkeit Generalaudienz in der »Aula Paolo VI« am 14. Oktober .......................................................................................... 2 Rom. Bei einem Friedenstref- Kapitol organisierte interreligiöse nach Frieden«. Aber Frieden sei Rundgang durch die Päpstlichen Villen fen am Dienstagabend, 20. Okto- Friedenstreffen ist die erste öffent- nur durch Kooperation, Dialog und von Castel Gandolfo .......................................................................... 5 ber, haben Papst Franziskus und liche Veranstaltung, zu der Fran- Geschwisterlichkeit möglich, lau- Aventin statt Zionsberg – Jerusalemer andere Religionsvertreter die Gläu- ziskus seit Beginn des Lockdown tete eine durchgehende Mahnung Studienjahr auf Wanderschaft ...................................... 6 bigen aller Religionen zu noch den Vatikan verlassen hat. Angli- auch aller anderen Sprecher aus Videobotschaft von Papst Franziskus mehr Einsatz für Frieden aufgeru- kaner-Primas Erzbischof Justin christlichen Konfessionen, Islam, an die Teilnehmer des Treffens für fen. »Mangel an Liebe« sei der tie- Welby von Canterbury konnte Judentum, Hinduismus und Bud - einen globalen Bildungspakt ........................................... 7 fere »Grund unserer persönlichen, wegen der Pandemiebeschrän- dhismus. Großimam Ahmad Al- Angelus am 11. Oktober ........................................................... 8 sozialen, internationalen und öko- kungen nicht nach Rom reisen. Tayyeb von Kairo verurteilte in logischen Probleme«, so der Papst. Der italienische Staatspräsident einer verlesenen Rede den islamis - Botschaft des Papstes an die Kongregation Der Ratsvorsitzende der Evan- Sergio Mattarella war persönlich tischen Terroranschlag von Paris vom Heiligen Erzengel Michael ............................... 9 gelischen Kirche in Deutschland anwesend. ebenso wie die Beleidigung der Re- Audienz für die Mitglieder des »Circolo (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, Parallel zu den Christen bete- ligionen und den Missbrauch ihrer San Pietro«.............................................................................................................. 9 sagte in einer Meditation: »Fragen ten Angehörige anderer Religio- Symbole »unter dem Slogan der Botschaft von Papst Franziskus an die zu stellen und sich anrühren zu nen in Räumlichkeiten rund um Meinungsfreiheit«. Vollversammlung der Päpstlichen lassen von der Not Anderer« sei den Kapitolshügel. Anschließend Nach den Ansprachen der Reli- Akademie der Wissenschaften............................... 10 kein »Katalysator für ein schlech- für Versöhnung, ein Ende des Bö- kamen sie auf dem Platz vor dem gionsvertreter wurde in einer Audienz für das Inspektorat für Öffent- tes Gewissen«. Es sei vielmehr sen, des Terrorismus und der Ge- Kapitol zusammen, wo Franziskus Schweigeminute der Toten der liche Sicherheit beim Vatikan ....................... 10-11 »Türöffner für ein erfülltes Leben«, walt zu erhören und den Men- sagte, dass den durch die Pande- Pandemie und der Kriege in die- »der Weg zu Frieden und Ge- schen Hoffnung zu schenken, mie verschärften Kriegen und Kon- sem Jahr gedacht. In einem ab - Botschaft des Papstes an das schwisterlichkeit«. auch angesichts der aktuellen flikten ein