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münchen

Matthew Barney James Benning Murnau & Borzage at Fox Helmut Käutner Kino-Lektionen Film und Psychoanalyse

| 2008 Heft 14 Francesco Alliata Sowjetische Stummfilme Literatur aus Kanada Maurice Béjart 9 10 11 12 Rhonda Fleming Luis Buñuel Architekturfilmtage Mai 1968 2 3 4 5 6 7 8 München im Film 1 Eintrittspreise Mitgliedschaft 4 € (3 € für MFZ-Mitglieder). Ab 120 Minuten Film- Wer sich für die Arbeit des Filmmuseums interessiert länge oder mit Gästen: 1 € Aufschlag. Ab 180 Minu- und regelmäßig zu Filmmuseumsvorstellungen kommt, ten, mit Live-Musik oder bei 3-D: 2 € Aufschlag. kann Mitglied im Verein der Freunde des Filmmuseums Die Kasse öffnet jeweils spätestens 30 Minuten vor Be- München, dem Münchner Filmzentrum e.V. (MFZ) wer- ginn der Vorstellung. Bei allen öffentlichen Veranstal- den. Der Jahresbeitrag beträgt 20 € und berechtigt tungen bleibt ein Kartenkontingent für den freien Ver- zum ermäßigten Eintritt ins Filmmuseum sowie zur Teil- kauf an der Abendkasse reserviert. Restkarten von nahme an den Mitgliederversammlungen des MFZ, in nicht abgeholten Reservierungen werden spätestens denen die Programmplanungen des Filmmuseums dis- ab 10 Minuten vor Vorstellungsbeginn in den freien kutiert und Projekte entwickelt werden. Mitgliedsan- Verkauf gegeben. träge sind an der Kinokasse erhältlich. Die Termine der nächsten Mitgliederversammlungen des MFZ stehen in Kartenreservierung der Kalenderübersicht. Weitere Informationen finden Kartenreservierungen sind ab vier Wochen im voraus Sie unter www.filmzentrum-muenchen.de. möglich und können unter der Telefonnummer 089/ 233 24150 auf Band gesprochen werden. Persönliche Programmabonnement Beratung am Telefon steht Ihnen dienstags bis sonn- Das Kinoprogramm und aktuelle Newsletter können Sie tags von 19.00 – 20.00 Uhr zur Verfügung. Vorbe- im Internet unter www.filmmuseum-muenchen.de stellte Karten müssen bis 10 Minuten vor Vorstellungs- kostenlos abonnieren. Das Programmheft wird an Mit- beginn an der Kasse abgeholt worden sein, ansonsten glieder des MFZ auf Wunsch kostenlos versandt. An- verfällt die Reservierung. sonsten bitten wir um die Zusendung eines mit 1,44 € frankierten und adressierten DIN A5-Briefumschlages Kartenvorverkauf an die Adresse des Filmmuseums. Kartenvorverkauf ist ab vier Wochen im voraus möglich. Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß unmittelbar vor Rollstuhlfahrer / Hörgeschädigte Vorstellungsbeginn bei starkem Besucherandrang kein Der Kinosaal im Untergeschoß ist über einen Aufzug Kartenvorverkauf möglich ist. Vorverkaufte Karten be- für Rollstuhlfahrer zugänglich. Die Behindertentoilette halten ihre Gültigkeit nur bis Vorstellungsbeginn. An der befindet sich im Untergeschoß neben dem Kinoein- Abendkasse können vorverkaufte Karten bis 15 Mi- gang. Das Kino ist mit einer Induktionsschleife für Hör- nuten vor Vorstellungsbeginn gegen Kostenerstattung gerätebesitzer ausgestattet. wieder zurückgegeben werden. Verkehrsverbindung Saalmikrofon Sie erreichen das Filmmuseum in 3 Gehminuten vom Das Kino ist mit einem Saalmikrofon zur Kontrolle des U/S-Bahnhof Marienplatz oder in 5 Gehminuten vom Kinotons durch den Filmvorführer ausgestattet. U-Bahnhof und der Tramhaltestelle Sendlinger Tor.

»Open Scene« am Donnerstag Die Termine am Donnerstag sind teilweise für aktuelle Sonderveranstaltungen reserviert. Das Programm wird spätestens 8 Tage vorher festgelegt und in den Schaukästen an der Kinokasse, im E-Mail-Newsletter und durch Ankündigungen in der Tagespresse bekanntgegeben. Sie können auch gerne an Veranstaltungstagen zwischen 19.00 Uhr und 20.00 Uhr das aktuelle Programm am Telefon (089/233 24150) erfragen.

Ausstellungen im Kino-Foyer In den Schaukästen im Kino-Foyer werden kleinere Foto-Ausstellungen zu sehen sein, die die Filmreihen und Kino- Veranstaltungen des Filmmuseums begleiten. Ab dem 20. Februar 2008 sind zur Filmreihe »Francesco Alliata und Panária Film« Unterwasserfotos von Fosco Maraini und Kostümentwürfe für THE GOLDEN COACH zu sehen.

Impressum Landeshauptstadt München. Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München, Tel. 089/233 24150, E-Mail: [email protected] · Redaktion: Stefan Drößler, Claudia Engelhardt, Klaus Volkmer, Petra Maier-Schoen · Gestaltung: Heiner Gassen, München · Druck: Lipp Graph. Betriebe, München Benning, Murnau & Borzage, München im Film

Bilder von Landschaften, Wolken, Seen, Highways, Motels, Tankstellen, 3 Matthew Barney . . . . Eisenbahnen … Filme von James Benning sind ein besonderes Erlebnis, das nur im Kino wirken kann: Sie brauchen den dunklen Kinoraum, die uneinge- 5 James Benning . . . . schränkte Aufmerksamkeit, die Konzentration des Zuschauers auf die Bilder, Töne und Texte. Nur so kann man die Faszination dieser Filme erfahren, wie 11 Murnau & Borzage at Fox . . . . sie Herbert Achternbusch beschrieben hat: »Nach zwei Stunden hat sich das 15 Helmut Käutner . . . . Glück aufgestaut bis zur Sprachlosigkeit.« Wir freuen uns, nun nahezu alle Filme von James Benning zeigen zu können. Der in Kalifornien lebende Fil- 28 Kino-Lektionen . . . . memacher wird im Februar an einem Wochenende zu Gast sein und über seine Filmarbeit sprechen. 34 Film und Psychoanalyse . . . .

»Kino-Lektionen« ist der Titel einer Reihe, in der eine ergänzend zur Retro- 36 Francesco Alliata . . . . spektive laufende Dokumentation über James Benning ebenso zu sehen ist wie aufschlußreiche Dokumentarfilme über Helmut Käutner und Luis Buñuel, 39 Sowjetische Stummfilme . . . . zwei Filmemacher, denen wir ebenfalls vollständige Retrospektiven widmen. Aber die »Kino-Lektionen« sind nicht nur Begleitprogramm, die Reihe ver- 42 Literatur aus Kanada . . . . sucht eine Vorstellung von Kino und Film zu vermitteln, die sich aus ganz unterschiedlichen Ansätzen und Methoden zusammensetzt. So vereint sie 43 Maurice Béjart . . . . Filme, Vorträge und Diskussionen über Film, Filmgeschichte, Kino und 45 Rhonda Fleming . . . . unsere Medienrealitäten, die sich mosaikartig zusammenfügen. Höchst unterschiedliche Filme bietet auch die Retrospektive »München im 50 Luis Buñuel . . . . Film«, die die 850-Jahr-Feier der Stadt München und die neue Daueraus- stellung »Typisch München!« im Münchner Stadtmuseum begleitet. Neben 63 Architekturfilmtage . . . . vielen bekannten Klassikern sind auch einige vom Filmmuseum in den letz- 66 Mai 1968 . . . . ten Jahren aufwendig restaurierte Filme zu sehen – wie Max Ophüls’ gran- dioser CinemaScope-Film LOLA MONTEZ, Karl Valentins Multimedia-Schau 69 Zuschauerkino . . . . MIT DEM FREMDENWAGEN DURCH MÜNCHEN und die erst kürzlich auf der Berlinale 2008 uraufgeführte Rekonstruktion von Robert Reinerts 1919 im 70 München im Film . . . . Münchner Stadtteil Au und in Schloß Nymphenburg gedrehtem Stummfilm NERVEN. Einige Filme dieser Reihe wird das Filmmuseum noch im Laufe 82 Kalenderübersicht . . . . dieses Jahres in der Edition Filmmuseum auf DVD veröffentlichen. Eine Veröffentlichung in der Edition Filmmuseum lieferte die Idee für eine andere Filmreihe: In einem Zusatzfeature auf der DVD mit dem von der Ciné- mathèque Suisse rekonstruierten Film THE RIVER von Frank Borzage geht Janet Bergstrom auf die Beziehungen zwischen den Regisseuren Friedrich Wilhelm Murnau und Frank Borzage ein, die beide 1927 bis 1929 bei der Fox arbeiteten. Sie drehten mit denselben Technikern und Darstellern in der Übergangszeit vom Stumm- zum Tonfilm mehrere legendäre, aber nur selten gezeigte Meisterwerke der Filmgeschichte. Diese einmal alle im Kontext auf R = Regie · B = Drehbuch · K = Ka- der Leinwand zu sehen, ist ein cineastisches Erlebnis der besonderen Art. mera · M = Musik · S = Schnitt · D = Auch wenn Murnaus und Borzages Filme ganz anders sind als die von Darsteller · OmU = Originalfassung mit deutschen Untertiteln · OmeU = James Benning, so eint sie alle doch eines: das große emotionale Erlebnis, Originalfassung mit englischen Un- dessen Wirkung sich nur im Kino richtig entfalten kann. Videos, DVDs oder tertiteln · OmfU = Originalfassung Fernsehausstrahlungen geben bestenfalls eine Ahnung davon – ähnlich wie mit französischen Untertiteln · OmÜ die Abbildung eines Gemäldes in einem Kunstkatalog die Betrachtung des = Originalfassung mit deutscher Originals nie ersetzen kann. Übersetzung · dtF = deutsche Syn- chronfassung · ZT = Zwischentitel · UT = Untertitel · B/s = Bilder pro Ihr Filmmuseum Sekunde · © = Copyright Rückblick

18. Oktober 2007: Detlef Gericke-Schönhagen (Goethe-Institut), 23. November 2007: Andreas Gruber von der Münchner Hoch- Dessouki Said (Assala Foundation) und Andreas Rost (Kulturrefe- schule für Fernsehen und Film und Director of Cinematography rat) bei der Eröffnung einer Reihe mit Filme aus Ägypten. Michael Ballhaus beim Festival der Filmhochschulen.

29. November 2007: Bernhard Dörries und Rob Houwer diskutie- 6. Dezember 2007: Claudia Engelhardt moderiert ein Publikums- ren im Filmmuseum im Rahmen der Reihe »Deutsche Avantgarde gespräch mit Quinka F. Stoehr, die ihren Film ZUNEIGUNG – DIE nach 1945« das »Oberhausener Manifest« und die Folgen. FILMEMACHERIN GISELA TUCHTENHAGEN vorstellt.

12. Dezember 2007: Ulrich Pohlmann, Christine Kruchen und Tho- 14. Dezember 2007: Nicolas Humbert und Simone Fürbringer mas Hoepker bei der Präsentation des Films TOD IM MAISFELD in stellen im Filmmuseum in deutscher Erstaufführung ihren neuen der Filmreihe »Filme von Fotografen«. Film LUCIE ET MAINTENANT vor. Matthew Barney

Seitdem Salvador Dalí und Luis Buñuel im Jahr 1929 UN CHIEN ANDALOU gedreht haben, ist Mat- thew Barneys CREMASTER CYCLE das erste große Stück Kino, das aus dem Milieu der schönen Künste hervorgegangen ist. Eine der phantasievollsten und brilliantesten Schöpfungen in der Geschichte des Avantgarde-Kinos. Jonathan James Matthew Barney

»In einem fremden Land in die Oper gehen, ohne das 3 Libretto zu kennen, sei eine großartige Erfahrung, trö- stete Matthew Barney einmal jemanden, der zugab, seine Filme nicht zu verstehen. Deren fabulöse Stories stellen einen tatsächlich vor die Wahl: entweder man genießt einfach die überwältigenden Bilder und schmiedet eigene Reime auf die schäumende Symbo- lik, oder man fräst sich durch Interviews und Interpre- tationen, um Denkmodellen auf die Schliche zu kom- men, die einer verzwickten persönlichen Mythologie entspringen. Im CREMASTER-Zyklus kommt ein kurio- ser Stoff zur Aufführung, der auf diversen Erzählebenen keltische Sagenwelt, Autorennen, Westernromantik, tragische Liebesoper und schleimig-vaselinetriefende Körperhöhlen verquickt. Es treten Doppelmörder auf und Entfesselungskünstler, Frauen mit Beinprothesen und andere mit Wespentaillen-Korsetts, dazu Rodeo- CREMASTER 1 – USA 1995 – R+B: Matthew Barney – reiter, Bienen, Böcke, der Künstler selbst und einige K: Peter Strietmann – M: Jonathan Bepler – D: Marti Prominente. Es muß einem schon gesagt werden, daß Domination, Gemma Bourdon , Kathleen Cre- Barney hier ein biologisches Drama umsetzt, nämlich peau, Nina Kotov – 40 min, OmU – CREMASTER 2 – die Entwicklung des Fötus vom Zustand genitaler USA 1999 – R+B: Matthew Barney – K: Peter Striet- Unbestimmtheit bis zur Ausbildung der Geschlechts- mann – M: Jonathan Bepler – D: Matthew Barney, Nor- organe, also einen gewissermaßen paradiesischen man Mailer, Scott Ewald, Lauren Pine, Dave Lombardo Schwebezustand.« (Brita Sachs) – 76 min, OmU 1994 begann Matthew Barney die Arbeit am CREMA- ̈ Freitag, 8. Februar 2008, 21.00 Uhr (Einführung: Ste- STER-Zyklus, einem fünfteiligen Filmprojekt, das von phan Urbaschek) Skulpturen, Photographien und Zeichnungen ergänzt wird. Der Zyklus stellt komplexe Handlungsebenen dar, CREMASTER 3 – USA 2002 – R+B: Matthew Barney – in denen sich historische und mystische Ereignisse mit K: Peter Strietmann – M: Jonathan Bepler – D: Mat- architektonischen Vorstellungen und biologischen Mo- thew Barney, Richard Serra, Paul Brady, Aimee Mullins, dellen verbinden. Er entstand aus der praktischen Ar- Terry Gillespie – 182 min, OmU beit in der Performance, in der der menschliche Körper ̈ Samstag, 9. Februar 2008, 21.00 Uhr mit seinen psychischen Trieben und physischen Schwellen das Potential kreativer Kraft symbolisiert. CREMASTER 4 – USA 1994 – R+B: Matthew Barney – Ziel war es, einige der Prozesse sichtbar zu machen, K: Peter Strietmann – D: Matthew Barney, Dave Moly- durch die Form – in ihren biologischen, psychologi- neux, Graham Molyneux, Steve Sinnot, Karl Sinnot, schen und geologischen Ausprägungen – entsteht. Mit Sharon Marvel – 42 min, OmU – CREMASTER 5 – dem männlichen Cremaster-Muskel (der abhängig von USA 1997 – R+B: Matthew Barney – K: Peter Striet- äußeren Reizen Kontraktionen der Hoden bewirkt) als mann – M: Jonathan Bepler – D: Matthew Barney, Ur- begrifflichem Ausgangspunkt begann das Projekt mit sula Andress, Joanne Rha, Susan Rha – 54 min, OmU Anspielungen aus der Anatomie. ̈ Sonntag, 10. Februar 2008, 21.00 Uhr DE LAMA LÂMINA (VON SCHLAMM, EINE SCHNEI- teiliger Zyklus mit dem Titel ›The Path‹ – eine Medita- DE) – USA 2004 – R+B: Matthew Barney – K: Peter tion über den Schöpfungsprozeß. ›Situation‹ ist der Zu- Strietmann – M: Arto Lindsay, Jonathan Bepler – D: stand, in dem der nackte Trieb, das Verlangen vor- Chelsea Romersa, Solise Morales, Valter Vicente Pinho herrscht. Die subjektiven Bedürfnisse, getrieben von Neto – 56 min, ohne Dialoge – »Nach dem CRE- einer undifferenzierten sexuellen Energie, werden MASTER-Projekt wollte ich wieder zu den Live Perfor- wahllos befriedigt. Die Energie innerhalb des Systems mances meiner frühen Jahre zurückkehren. DE LAMA ist richtungslos, unfähig, eine Form hervorzubringen. LÂMINA sehe ich als eine Art Brücke zu DRAWING RE- ›Condition‹ veranschaulicht die disziplinarische Instanz,

Matthew Barney STRAINT 9. Der Dualismus der Candomble-Religion, welche sich die nutzlose Energie nutzbar macht, damit einer Art Voodoo, war dieses Mal Ausgangspunkt mei- Sinnvolles daraus entstehen kann; sie verleiht Inhalten, 4 ner Bildsprache. Insgesamt war es ein improvisiertes die im Stadium der ›Situation‹ verbraucht wurden, an- Projekt, das unter sehr realen Bedingungen realisiert satzweise eine Form. In der Phase der ›Production‹ wurde. Eine Performance während des Karnevals, der zeichnet sich allmählich die Form ab. Letztendlich war selbst die ultimative Performance ist – das reizte das Anliegen von ›The Path‹, die in der Phase der ›Pro- mich.« (Matthew Barney). Den Film DE LAMA LÂMINA duction‹ entstehende Form zu abstrahieren und einen drehte Matthew Barney am 22. Februar 2004 während Bogen zwischen ›Situation‹ und ›Production‹ zu schla- eines Karnevalsumzugs in Salvador de Bahia, an dem gen. Die Form stellte ich mir als etwas Stoffliches vor, er mit einem selbst entworfenen Wagen teilnahm. Kör- das vom Apparat aufgenommen wird, Nährstoffe bietet, per, Sexualität, Maschine, Ökologie, Politik, Mythos, Re- während es sich durch das System bewegt und sich ligion – das sind die Fäden eines komplexen Gewebes verwandelt, indem es durch die disziplinarische Instanz aus Musik und Bildern. geht.« (Matthew Barney) DRAWING RESTRAINT 9 ̈ Samstag, 9. Februar 2008, 18.30 Uhr ̈̈ Samstag, wurde in der Bucht von Nagasaki an Bord des japani- 9. Februar 2008, 19.45 Uhr schen Walfangschiffes Nisshin Maru gedreht. Symboli- scher Mittelpunkt ist eine große Skulptur aus Vaseline, DRAWING RESTRAINT 9 – USA 2005 – R+B: Matthew »The Field«, die auf dem Achterdeck des Schiffes in Barney – K: Peter Strietmann – M: Björk – D: Matthew einer riesigen, offenen Verschalung geformt, vergos- Barney, Björk – 135 min, OmU – »DRAWING RE- sen, zerteilt und wieder umgeformt wird. Diese formale STRAINT 9 ist das neunte Werk in einer Reihe von Ar- Wandlung der Skulptur kontrastiert mit der Liebes- beiten, die im Jahr 1987 initiiert wurde. Das Projekt geschichte zweier aus der westlichen Zivilisation stam- begann als ein Experiment im Atelier, bei welchem dem mender Schiffsgäste. ̈ Freitag, 8. Februar 2008, 18.30 Uhr (Einführung: Ste- phan Urbaschek) ̈̈ Sonntag, 10. Februar 2008, 18.30 Uhr

Matthew Barney im Münchner Filmmuseum – das hat Tra- dition. Seit 1999 wurden in Kooperation mit der Sammlung Goetz (München) immer wieder die einzelnen Teile des im Ent- stehen begriffenen CREMASTER-Projektes in verschiedenen Kombinationen gezeigt, zuletzt 2004 der komplette Zyklus. Anläßlich der aktuellen Einzel-Ausstellung von Matthew Bar- ney in der Sammlung Goetz (noch bis zum 29. März) können wir nun erstmals in Deutschland das gesamte filmische Werk Barneys an einem Wochenende konzentriert zeigen. Mit Dank an die Sammlung Goetz für Anregung und Vermittlung, sowie die Barbara Gladstone Gallery (New York).

Fotos: CREMASTER 5. Courtesy Sammlung Goetz. © 1997 Akt des Zeichnens physische Hindernisse entgegenge- Matthew Barney. Fotograf: Michael James O’Brien / DRAWING setzt wurden. Nach und nach nahm es dann narrative RESTRAINT 9. Courtesy Sammlung Goetz. © 2005 Matthew Züge an. Das Fundament meiner Arbeiten ist ein drei- Barney. Fotograf: Chris Winget Retrospektive James Benning James Benning 5

WeltBilder gibt, kaum Filme also, die hauptsächlich oder ganz im Amerikanische Avantgarde … Befreiung von Holly- Freien aufgenommen sind. Es fehlt hier, in den hiesigen woods Filmgesetzen … Stan Brakhage, Hollis Framp- Bildwelten, ganz entschieden an Wahrnehmungsver- ton, Andy Warhol, Kenneth Anger. Diesem Kino wird mögen für die sichtbare Welt, dafür, wie Menschen und auch James Benning (* 1942) zugeordnet. Was viele Umgebungen zusammengehören. »Ich habe eine einfa- immer wieder verleitet, das Formale seiner Filme he- che Erklärung für das, was ein Künstler ist«, sagt Ben- rauszustellen. Richtig und wichtig, aber Benning geht ning, »ein Künstler registriert etwas, und er versteht es, es nicht allein darum; schon gar nicht will er die Rezep- davon zu berichten.« Wir sind es gewohnt, daß Bücher tionskapazitäten des Zuschauers mit verschärften Geschichte erzählen, aber Flüsse, Felder, Brücken, Trai- Schnittfolgen erhöhen. Was Benning mit Regisseuren ler Parks, Autowracks tun es auch. Amerikanische wie John Ford verbindet, was beide als amerikanische Landschaften der Gegenwart im Bild, Zeitungsberichte Künstler definiert, ist ihre intensive Beziehung zum und andere Texte aus 140 Jahren Geschichte auf der Land. Fortwährend suchen sie mit den (Kamera-)Augen Tonspur – so sind die Zwillingsfilme DESERET und das Land bis zum Horizont ab, lassen die Landschaft FOUR CORNERS gearbeitet. Man hört, sieht und kann erzählen, um ein Gefühl für Realität zu gewinnen, dafür, sich denken, warum Amerika so und nicht anders aus- was amerikanische Bewegungsenergie und Größe be- sieht. wirkt, was alles passiert, wenn ein ganzes Land Waren- Ein Filmwunder: Obwohl Benning grandiose filmische charakter bekommt, nützlich sein muß. Einstellungen herstellen kann, sind diese niemals in Daß man Bennings Kunst nicht dokumentarisch nen- einem klassischen, einem kommerziellen oder einem nen könne, stand kürzlich in einer deutschen Zeitung. fernseh-ästhetischen Sinne schön. So kann das Auge Womit nur zum Ausdruck gebracht ist, daß es in wandern, entdecken, wie der ganze Reichtum der Welt Deutschland – im Gegensatz zu beinahe allen anderen ebenso wie alles Vermögen zur Zerstörung im Detail Kinematographien – keine Tradition des Pleinair-Films sich zeigt. Die Datumsangaben, die Bennings neuen Film CAS- Erde gefertigten Kunstwerkes: Robert Smithsons 1970 TING A GLANCE strukturieren, entsprechen nicht den am Great Salt Lake in Utah errichtete »Spiral Jetty«. Aufnahmetagen; manche im Film zu hörenden Geräu- Kunst, die – Wetter und Temperaturen ausgeliefert – sche und Stimmen sind dem Direktton hinzugemischt. vergehen soll, die von anderen, langsameren Zeit- Beweise, daß der Realitätseindruck auch im dokumen- maßen bewegt ist als die moderne amerikanische Kul- tarischen Kino nur ein scheinbarer, in erster Linie ein tur. Die Natur als Bühne. Mit der Natur arbeiten, nicht Effekt filmischer Konstruktion ist? In einem Buch über gegen sie. Land Art. Sergej Eisenstein finden sich Sätze von Helmut Färber, Wie Benning Smithsons Land-Kunst-Werk kinemato- die helfen, Benning zu verstehen: »Nachtdunkel über graphisch einfängt – zu allen Jahreszeiten, in Schnee, der Weite des Schlachtfeldes. Daliegend die Toten. Und Regen, Sonnenglut, unter der Wasseroberfläche ver- James Benning dann, zwischen den Leibern dasitzend, ein großer schwunden, in Phasen, wenn alle Konturen verschwim- 6 – und damit, für wenige Augenblicke, zerspringt der men, Landschaft, Wolken und Kunstwerk verschmelzen ganze Film und wird zu nichts: denn mit diesem Um- zu abstrakten Mustern, zum reinen Lichtspiel, und der herblicken, Kopfbewegen dieses Vogels ist in das groß- Blick abhebt, sich in einer Unendlichkeit neu orientieren artigste Kunstgebilde für Augenblicke etwas anderes muß –, das macht den Zuschauer zum Zeugen, zeigt, eingebrochen – und es bricht ein durch die Kinemato- wie am Salt Lake – im Abseits der amerikanischen Mo- graphie: die bloße, nur für sich selbst bestehende, von derne – Zeit anders vergeht. Den Rhythmen und dem keinem Künstler hervorgebrachte Wirklichkeit.« Durch- längeren Atem der Natur verbunden. bruch der vorhandenen materiellen Wirklichkeit im Arti- fiziellen: Was in Eisensteins Spielfilm ein kleiner, zufälli- ger Moment ist, das ist bei Benning ein ganzer Film. ONE WAY BOOGIE WOOGIE, 1977 entstanden: Bilder aus Milwaukee, der Stadt, in der Benning aufwuchs, deren Industrie damals am Sterben war. 27 Jahre spä- ter, 2004, drehte er den Film noch einmal, alle Kamera- positionen in derselben Länge exakt nachstellend. Das Kino sieht Geschichte anders, bringt an den Tag, wofür es kaum Bewußtsein gibt, weil niemand Augen hat dafür, wie die Umgebung sich im Laufe der eigenen Lebenszeit wandelt, was alles verschwindet, was dazu kommt, was Geschichte kostet. Schleichende Verände- rungen sind gar nicht schleichend, sondern radikal. Die erzwungene Veränderung hat einen Motor, einen Autor, der sehr konkret ist, zugleich sich der Faßbarkeit, der Beschreibung, vor allem der Haftung entziehen will: die ganze Gesellschaft. »Heimatkunde«, das Wort, mit dem früher einmal ein Schulfach benannt wurde, will einem angesichts von Bennings Zwillingsfilmen einfallen. Die Bilder von 2005 sind farbloser, matter als jene von 1978. Was nur besagt, daß sie anders dokumentarisch sind. Der Regisseur Thomas Heise hat seine neue Dokumentation – sie zeigt das gegenwärtige Leben in »Die Eisenbahn ist die größte Bauleistung des 19. Jahr- den Randbezirken der Stadt Halle – in Schwarz/Weiß hunderts. Zwar ist sie eigentlich nicht zum Gesehen- gedreht. Seine Begründung: Farbe sei durch ihre Allge- Werden da, aber sie ist mächtig in unserem Leben. Sie genwärtigkeit in Fernsehen wie Kino abgenutzt; in verändert die Oberfläche der bewohnten Erde, sie ver- Farbe drehen hieße heute, daß das Entscheidende der ändert das Gefühl des Menschen von seiner Welt, sie Bilder übersehen werde. Bennings matte Dokumentar- verändert seine Sehweite, seine Geschwindigkeit.« bilder sind eine Hilfe, den Blick aus den gewohnten (Hans Gerhard Evers) Bahnen zu lenken. RR (Kürzel für »Railroad«), der andere neue Film Ben- CASTING A GLANCE, James Bennings neue Dokumen- nings: ein Monumentalwerk. 43 Einstellungen von Zü- tation: Bilder eines einzigen, aus großen Steinen, Sand, gen, nein, 43 Einstellungen von amerikanischen, also eben gigantischen Zügen. Die kriechen, donnern, krei- technischen Möglichkeiten der kinematographischen schen, dröhnen, wälzen sich durch Wüsten, Wälder, Apparatur. Mit 8 ½ x 11 etabliert sich Benning als Ver- Täler, an Flüssen entlang, über Dämme und Brücken, treter der ›New Narrative‹-Bewegung. Erzählstränge und: durchs Bild. Achtung: Die Kamera ist manchmal bleiben fragmentiert, konvergieren, um wieder ausein- so positioniert, daß ein Zug aus dem Bild heraus, ins ander zu driften, während en passant ein Formen- und Kino, über die Zuschauer hinweg zu rollen droht. Die Themenrepertoire entwickelt wird, das Benning im Reaktion ist ein anhaltendes Staunen. Daß es so etwas nächsten Jahrzehnt begleiten sollte. Schließlich THE gibt, heute, im Kino, welches einen mit seiner Drastik UNITED STATES OF AMERICA – ein Road Movie im ei- doch an alles Mögliche und Unmögliche gewöhnt hat. gentlichen, reinsten Wortsinn. Eine Autofahrt von New So muß es gewesen sein, eine Million Jahre vor unse- York nach Kalifornien. Eine epische Reise, komprimiert rer Zeit, zu Beginn der Kinogeschichte, als man durch in der Zeit.« (Claudia Slanar) James Benning Kameraaugen die Welt wie zum ersten Mal sah. ̈ Dienstag, 12. Februar 2008, 18.30 Uhr 7 Nicht um etwas vorweg zu nehmen … aber davon muß man einfach erzählen: Einmal fährt ein Zug unter einer CHICAGO LOOP – USA 1976 – R+B+K: James Ben- Brücke hindurch; unendlich lang dauert das. Über die ning – 9 min, OF – Experiment in Fragmentierung von Brücke rollt dann ein zweiter Zug; auch unendlich lang. Raum und Bewegung, nach mathematischen Prinzipien Bis man endlich registriert: der Zug auf der Brücke ist strukturiert und in der Kamera »geschnitten«. Kann vor- derjenige unter der Brücke. Er ist einen Riesenkreis ge- wärts wie rückwärts gezeigt werden. – 11 X 14 – USA fahren, um so eine Steigung zu bewältigen. Unendliche 1976 – R+B+K: James Benning – D: Serafina Ba- 8 Minuten lang rollt dieser Zug auf zwei Ebenen durchs thrick, Paddy Whannel, Harvey Taylor, Barbara Frankel, Bild. Das Bild einer Landnahme. So einfach wie plas- Bette Gordon – 80 min, OF – Die Chronik einer Reise tisch vor Augen geführt: was Amerika ausmacht, wie über Land und der Aufenthalte, die sie unterbrechen. Größe und Monstrosität einander entsprechen. Der Do- Etliche Einstellungen kennen wir schon aus 8 ½ x 11, kumentarfilm als Drama mit epischen Dimensionen. aber alles ist »anders«. »Ich wollte einen erzählenden Benning bezeichnet seine Filme als politisch. Sie sind Film machen, der sich vor allem mit den Elementen von es durch ihre Geduld, ihren langen Atem, was die Form und Struktur beschäftigt; d. h., die Komposition, »Wahrnehmungsenergie« (ein Wort von Helmut Färber) Farbe, Stofflichkeit der Bilder, der Raum im Bild und au- des Zuschauers im Kino ungemein erhöht. Filmische ßerhalb des Bildes sollten die eigentliche Erzählung er- Konstruktion tritt hinter Wirklichkeitserfahrung zurück, geben und gleichzeitig die Geschichte in den Hinter- Anschauung geht der Reflexion voraus. Ganz anders grund drängen. Die zugrundeliegende Geschichte ver- als in unserer auf Eingängigkeit getrimmten Öffentlich- sucht nicht, Realität abzubilden, sondern einen Kontext keit, die wie ein Sog in die Unaufmerksamkeit zieht, in herzustellen, innerhalb dessen jede Person mit den for- die Unfähigkeit, mit einer (anderen) Kultur, ihrer Ge- malen und metaphorischen Elementen des Films in schichte, in einen wirklichen Dialog treten zu können. eine Beziehung treten kann. Der Film ist auch ein Ver- Ein Satz aus Frankreich, dem Land der Cinephilie: such zur Herstellung eines sphärischen Raum-Zeit- »Zum ersten Mal erlangt mit dem Kino das Dokument Kontinuums. Durch die Wiederholung bestimmter iko- den Rang von Kunst.« Michael Girke nischer Zeichen, Töne und Ereignisse könnten sich manche Szenen zusammenschließen und Beziehungen MICHIGAN AVENUE – USA 1973 – R+B+K: Bette Gor- über Kreuz (statt durch einfache Gegenüberstellung) don & James Benning – 6 min, OF – 8 ½ X 11 – USA entstehen.« (James Benning) 1974 – R+B+K: James Benning – D: Serafina Ba- ̈ Mittwoch, 13. Februar 2008, 18.30 Uhr thrick, Bette Gordon, Harvey Taylor, Rick Goodwin – 32 min, OF – I-94 – USA 1974 – R+B+K: Bette Gor- ONE WAY BOOGIE WOOGIE / 27 YEARS LATER – USA don & James Benning – 3 min, stumm – A TO B – USA 1977 / 2004 – R+B+K: James Benning – 120 min, OF 1976 – R+B+K: James Benning – 2 min, OF – THE – »Es geht um die Erinnerung und um das Altern. Es UNITED STATES OF AMERICA – USA 1975 – R+B+K: war ein Versuch, meine Vergangenheit wieder zu fin- James Benning & Bette Gordon – 27 min, OF – »Frühe den. Wenn man älter wird, verliert man ein bißchen Werke, die Bennings Annäherung an den strukturellen was von seinem Humor, weil man seine Arbeit zu sehr Film belegen. Zugleich weisen sie mittels erzähleri- analysiert. Und so machte ich den Film nochmal und scher Motive darüber hinaus. MICHIGAN AVENUE und verwendete die selben Späßchen wieder, um zu sehen, I-94 sind Reflexionen über Wahrnehmung und die was mit einem Spaß im Lauf der Zeit und in einem an- deren Kontext passiert. Beide Filme werden zusammen Probleme. »Benning versucht, seine persönliche Ge- gezeigt, zuerst der alte, dann der neue. Man muß aus schichte und Entwicklung – sein Nomadenleben im dem Gedächtnis vergleichen.« (James Benning) Mittleren Westen, seinen Wechsel vom Mathematikpro- ̈ Freitag, 15. Februar 2008, 21.00 Uhr (Zu Gast: James fessor zum Filmemacher, vom politischen Aktivisten Benning) zum Künstler – in Relation zu setzen zu einer kritischen Verarbeitung der Geschichte des ›New American Ci- SPIRAL JETTY – USA 1970 – R+B+K: Robert Smith- nema‹, insbesondere der Phase, die vom ›strukturellen son – 35 min, OF – CASTING A GLANCE – USA 2007 Film‹ dominiert wurde. Ambitioniert und elaboriert, – R+B+K: James Benning – 80 min, OF – »A great ar- macht der Film betroffen durch seine Zielsetzung, tist can make art by simply casting a glance.« (Robert durch die Probleme, die ungelöst bleiben und wegen James Benning Smithson) »Um die ›Jetty‹ zu erleben, muß man öfters Bennings persönlicher Offenbarung seiner zwiespäl- 8 hinfahren. Sie ist ein Barometer für tägliche wie auch tigen Gefühle gegenüber der Film- und Kunstszene.« jährliche Zyklen. Zwischen Morgen und Nacht kann (Amy Taubin) ihre vielfältige, sich radikal oder subtil wandelnde Er- ̈ Dienstag, 19. Februar 2008, 18.30 Uhr scheinung das Ergebnis einer vorbeiziehenden Wetter- lage oder des wechselnden Sonnenstandes sein. Das 9-1-75 – USA 1975 – R+B+K: James Benning – Wasser kann blau, rot, purpurn, grün, braun, silbern 21 min, OF – Eine ununterbrochene Fahrt quer über oder golden erscheinen. Der Klang kommt von einem einen Campingplatz. Nicht viel scheint zu passieren. Bei Militärjet, von vorüberfliegenden Gänsen, sich zusam- genauerem Hinsehen und -hören jedoch gibt es Irrita- menbrauenden Gewittern, einigen Grillen – oder es ist tionen – Kamera und Tonmontage vermitteln eine stän- ein Schweigen, so still, daß man das eigene Blut in den dig wachsende Spannung. – LANDSCAPE SUICIDE – Ohren zirkulieren hören kann.« (James Benning) USA 1986 – R+B+K: James Benning – D: Rhonda Bell, ̈ Samstag, 16. Februar 2008, 21.00 Uhr (Zu Gast: Elion Sacker – 93 min, OF – Wie kommen »Pain« und James Benning) »Place« zusammen? Eine düstere Meditation über Geo- graphie und Mord anhand zweier Fälle, die sich 1984 RR – USA 2007 – R+B+K: James Benning – 112 min, bzw. 1957 ereigneten: die Ermordung einer Schülerin OF – »Zu Beginn sehen wir Züge mit altmodischen durch eine Klassenkameradin und die berühmt-be- Güterwagen, Tankbehältern, Rungenwagen, weiter im rüchtigte Saga des Ed Gein. Mit Schauspielern nach- Lauf der 43 Einstellungen dann zweistöckige Contai- inszenierte Vernehmungsprotokolle wechseln ab mit nerzüge und schließlich die intermodalen (straßen- und langen Autofahrten durch die Landschaften und Orte, schienentauglichen) LKW-Anhänger, die die gegenwär- wo diese Menschen lebten und töteten. »Der Film tige ›Revolution‹ weltweiter Logistik ausmachen. Sie zeichnet das Bild von physischen und mentalen Land- sind die dienstbaren Geister des seelenlosen verbre- schaften vor dem Hintergrund des Kampfes, den der cherischen neoliberalen Welthandelsprogramms der Künstler führt, um die Welt, in der wir leben, zu verste- Freien Märkte. Kein Personal mehr in Begleitwagen, hen.« (John Hanhardt) niemand muß mehr die Bremsen bedienen. Der Zug ̈ Dienstag, 26. Februar 2008, 18.30 Uhr bewegt sich entlang der Z-Achse in die Tiefe des Raumes, die perspektivische Verkürzung läßt die Ab- [Ohne Titel] – USA 1988 – R+B+K: James Benning – stände zwischen den Waggons verschwinden und er- D: Kevin Henderson, Linda Clements, Jean Miner – zeugt das Bild einer unendlichen, pulsierenden Waren- 94 min, OF – Gleichermaßen konzeptionelle Kriminal- pipeline, die sich wie eine gewaltige Schlange durch geschichte wie zweistimmiger Briefroman, ist dieser die Landschaft schiebt, unaufhaltbar, bis sie einen Zau- Film, der nach Bennings Entscheidung nur sehr selten berwald aus Windmühlen erreicht.« (Allan Sekula)) gezeigt wurde und dessen Titel aus rechtlichen Grün- ̈ Sonntag, 17. Februar 2008, 21.00 Uhr (Zu Gast: den im Programm nicht genannt werden kann, eine Art James Benning) ̈̈ Mittwoch, 20. Februar 2008, 18.30 Weiterführung von LANDSCAPE SUICIDE. Wieder be- Uhr handelt er einen Mordfall – eine Polizistin wurde auf Grund von Indizien wegen Mordes an der Ex-Frau ihres GRAND OPERA – USA 1979 – R+B+K: James Ben- Ehemannes verurteilt, obwohl sie stets ihre Unschuld ning – mit Hollis Frampton, George Landow, Yvonne beteuerte. Nach einer längeren Korrespondenz zur Vor- Rainer, Michael Snow, Sadie Benning – 84 min, OF – bereitung des Projekts lernte er die Frau kennen und Reflexion über narrative Möglichkeiten und formale konnte sie im Gefängnis besuchen. Diese persönliche James Benning 9

Beziehung prägt den Film auf ganz eigene Weise. Das DESERET – USA 1995 – R+B+K: James Benning – Schicksal der mutmaßlichen Mörderin ist einigermaßen 83 min, OF – »›Landscape Murder‹ wäre ein passender bizarr, der Fall ist bis heute nicht geklärt. Titel für DESERET. Der Film kombiniert Bilder der mo- ̈ Mittwoch, 27. Februar 2008, 18.30 Uhr numentalen Landschaften Utahs mit im Off gelesenen Auszügen aus Artikeln (von 1852 bis 1992) der New NORTH ON EVERS – USA 1991 – R+B+K: James York Times, welche die von Rassismus und Gewalt ge- Benning – 87 min, OF – »Bennings EASY RIDER. Zwei prägte Geschichte des Mormonen-Staates dokumen- Motorradtouren quer durch die Vereinigten Staaten, tieren, ebenso wie die späteren ökologischen Sünden von Kalifornien nach New York und zurück. Die erste der amerikanischen Regierung. Die politische, umwelt- Reise wird als handgeschriebener Text eines Tage- bewußte Haltung des Films ist unmißverständlich, aber buchs präsentiert, der von rechts nach links unten er hat ebenso einen kosmischen, sogar mystischen durchs Bild läuft; die zweite wird dokumentiert durch Aspekt: diese Landschaften, Wüsten und Berge sind die Bilder und Töne, die ein Jahr später aufgenommen stumme, aber beredte Zeugen all dessen, was sich dort wurden, als Benning die Orte und Menschen wieder zugetragen hat.« (Steve Erickson) aufsuchte, die er auf der ersten Reise besucht und ge- ̈ Mittwoch, 5. März 2008, 18.30 Uhr troffen hatte. Zurückgekehrt, haben er und wir nicht nur amerikanische Schau-Plätze gegen Ende des FOUR CORNERS – USA 1997 – R+B+K: James Ben- 20. Jahrhunderts gesehen, wir haben auch Dimensio- ning – 80 min, OF – Four Corners bezeichnet den nen unserer gemeinsamen Geschichte erfahren.« Punkt, an dem die Bundesstaaten Utah, Colorado, New (Scott MacDonald) Spannung zwischen Text und Bild – Mexico und Arizona aneinander stoßen. Benning ent- die Bilder sind stets einige Minuten verzögert in Bezug wickelt von diesem Ort (einem theoretischen Ground auf den Text (mit einer Ausnahme: einer Sequenz am Zero) aus eine versponnene, kritische Subgeschichte Vietnam-Memorial in Washington). der amerikanischen Pioniermythologie. »Alle möglichen ̈ Dienstag, 4. März 2008, 18.30 Uhr interessanten Geschichten werden erzählt – in den Rolltiteln, den Erzählungen aus dem Off, den Land- tung, und zwar direkt an seiner Quelle: der Sonne. Him- schaften und den Einblicken in das Alltagsleben. Von mel, die von Wetterfronten, Gebirgszügen, Buschfeu- allen Geschichten ist die interessanteste aber dieje- ern, Verschmutzung und dem Wind geformt wurden. nige, die jeder einzelne Zuschauer für sich erzählt, Himmel als Funktion der Landschaft. Jeder Himmel ist indem er die anderen einander gegenüberstellt und ein Detail, das aus dem Ganzen ausgewählt wurde. miteinander verbindet.« (Jonathan Rosenbaum) Manchmal dramatisch, manchmal eine Metapher für ̈ Dienstag, 11. März 2008, 18.30 Uhr den Frieden. Wie lange wird er überdauern? Meine Landschaftsarbeiten erscheinen mir heute als Anti- UTOPIA – USA 1998 – R+B+K: James Benning – kriegs-Kunstwerke – es geht darin um die Antithese 91 min, OF – Der Film kombiniert Aufnahmen des zum Krieg, um jene Art von Schönheit, die wir zerstö- James Benning Death Valley bis hin zu Gebieten südlich der US-Grenze ren. Die Aufnahmen zu TEN SKIES entstanden aus mei- 10 in Mexiko mit dem kompletten Soundtrack von Richard nem Nachdenken darüber, was wohl das Gegenteil des Dindos Dokumentarfilm ERNESTO »CHE« GUEVARA – Krieges wäre.« (James Benning) THE BOLIVIAN DIARY (Schweiz 1994) über die letzten ̈ Mittwoch, 19. März 2008, 18.30 Uhr Tage des Revolutionärs. »Benning interessieren die Wüsten-Räume als Orte gescheiterter Utopien. Man Die California-Trilogy sieht immer wieder verlassene, zerfallene Gebäude, EL VALLEY CENTRO / LOS / SOGOBI – USA 1999 / Ruinen. Auch Guevaras letzte Tage im Kampf sind 2000 / 2001 – R+B+K: James Benning – 270 min, Überreste einer Utopie, sein Tod schließlich ist deren ohne Dialoge – Die Trilogie porträtiert drei Aspekte der Negation. Oder die Aufhebung? Einmal sieht man das kalifornischen Landschaft. »Kurz vor Beendigung von Motto CHE LIVES auf einem Sandhügel. Benning ge- EL VALLEY CENTRO begann ich mit der Planung eines stand mir, daß er das selbst dort hingeschrieben hatte.« urbanen Gegenstücks, LOS, das ein Portrait von Los (Jonathan Rosenbaum) »Ich dachte, daß es an der Zeit Angeles sein sollte. Das erschien nur logisch, da die war, die Revolution nach Südkalifornien zu bringen, wo Wasserwege natürlich vom Valley in die Großstadt ver- Che ja eigentlich hätte kämpfen müssen.« (James Ben- laufen. Die beiden Filme sollten miteinander verbunden ning) sein, indem in der letzten Einstellung von EL VALLEY ̈ Mittwoch, 12. März 2008, 18.30 Uhr CENTRO das Wasser aus dem Tal über die Wheeler Ridge gepumpt wird und die erste Einstellung von LOS 13 LAKES – USA 2004 – R+B+K: James Benning – Mulhollands erste Überlaufrinne zeigt, die das Wasser 133 min, ohne Dialoge – »Es geht um Licht. Um Licht, nach L.A. bringt Mit SOGOBI machte ich dann aus dem wie es vom Himmel auf Wasser fällt, reflektiert wird und Projekt eine Trilogie. Die ländlichen und großstädti- sich bewegt. Es geht um 13 Seen. Von Wyoming nach schen Porträts benötigten die kalifornische Wildnis, um Maine nach Kalifornien nach Wisconsin (zurück) nach eine Perspektive zu bekommen. Die erste Einstellung Wisconsin nach Florida nach Minnesota nach Louisiana von SOGOBI sollte in einer Beziehung stehen zur letzten nach Utah nach Alaska nach Arizona nach Oregon nach Einstellung von LOS, und die letzte Einstellung von New York. Benannt nach Tieren und Mineralien, Entde- SOGOBI sollte zur ersten Einstellung von EL VALLEY ckern und Indianerstämmen. Jackson. Moosehead. CENTRO zurückkehren und deren Geheimnis enthüllen. Salton. Superior. Winnebago. Okeechobee. Lower Red. So wurde die Trilogie zu einem zusammenhängenden Pontchartrain. Great Salt. Iliamna. Powell. Crater. Puzzle. Sie könnte ununterbrochen gezeigt werden, Oneida. Geformt durch Zufall, Absicht und Natur. Mir und man könnte an jeder Stelle, zu jedem Zeitpunkt, stellte sich das Problem, alle Seen auf die gleiche eintreten.« (James Benning) Weise zu kadrieren (halb Himmel, halb Wasser) und ̈ Donnerstag, 20. März 2008, 19.00 Uhr gleichzeitig ihre Einzigartigkeit einzufangen. In diesem Film geht es jedoch nicht nur um Licht, er stellt auch Ein Programm in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen die Frage: Wie lange werden sie überdauern?« (James Filmmuseum Wien. Das dort zur Benning-Retrospektive er- Benning) schienene Buch »James Benning. Films 1971-2007« (hg. von Barbara Pichler und Claudia Slanar, FilmmuseumSynema ̈ Dienstag, 18. März 2008, 18.30 Uhr Publikationen Band 6, 264 Seiten, in englischer Sprache) ist an der Kasse zum Preis von 20 € erhältlich. TEN SKIES – USA 2004 – R+B+K: James Benning – 101 min, ohne Dialoge – »Das Gegenstück zu 13 LAKES. Wieder ist das Licht Gegenstand der Betrach- Fotos: RR / James Benning ©Nereo Cardarelli / GRAND OPERA Murnau & Borzage at Fox Murnau & Borzage 11

Fox and Murnau Sunrise In 1926, William Fox had ambitious plans under way to William Fox had given his word that Murnau would make Fox Films the most important studio in America, if have carte blanche to make the film of his dreams. This not the world. He bought entire chains of movie the- was unprecedented – all the studio’s resources would aters to get coast-to-coast distribution; he bought or be at his disposal for SUNRISE. Fox even allowed Mur- built luxurious picture palaces to showcase his new se- nau to work with his German creative team – art direc- ries of prestige films; and he was determined to out-do tor Rochus Gliese and Carl Mayer, his favorite screen the best studios in quality as well as finance. Behind writer. Gliese traveled with Murnau to America, while the scenes, engineers were working on his patented Mayer remained behind. His script, based on a story by optical process for sound film, Movietone, which would Hermann Sudermann, was finished. Murnau could also transform the market and film technology before long, count on Hollywood cinematographer Charles Rosher, competing successfully against Warners’ sound-on- who had spent the past year in Berlin as his consultant disc process, Vitaphone. while he was shooting FAUST. Karl Struss joined this Looking for outstanding talents Fox contacted the creative team, bringing new possibilities for optical ef- German director Friedrich Wilhelm Murnau who had fects achieved in the camera by rewinding the negative gained an enormous international critical reputation for and shooting over it two or three times, techniques he DER LETZTE MANN (THE LAST LAUGH), released in had already perfected in still photography. early 1925. William Fox thought that DER LETZTE Why is it that SUNRISE never becomes old, that young MANN was the best film ever made and that Murnau people today become so absorbed by it? You can watch was an artistic genius with a great visual imagination. it over and over for pleasure. But you can also study And that is how the studio promoted him as soon as he how such varied means were invented to convey its signed his contract in 1925, a year before he left Ger- dark story of seduction, visions of murder and an al- many for America. most magical reversal that brings time to a standstill for a few moments, when a completely unreal image of Diane (Janet Gaynor) is chased by her dreadful sister pastoral renewal opens up for the country couple with a whip, Oliver built a platform just big enough for (George O’Brien, Janet Gaynor) that overcomes the Palmer to sit on to crank his camera. Eight men ran clamor of the city’s spectacular modernity (conveyed carrying that platform with Palmer down the stairs and with Movietone vividness). across the street! As in some interior shots in SUNRISE, we can see forced perspective in the upward slope in the floor as Diane moves toward the door in the back of the frame before she runs to the street. But unlike Mur- nau’s films, Borzage’s dramas build to moments of transcendence. Chico (Charles Farrell) sees Diane ap- pear in his window like a vision – transformed by the wedding gown he bought for her – that transforms him and seals their shared destiny. Murnau & Borzage Janet Gaynor was virtually unknown when 7th HEAVEN 12 was released in the spring of 1927. It was a huge suc- cess, and it made her a star. SUNRISE was released that fall, so people assume that it was made after 7th HEAVEN, but Gaynor made SUNRISE first. She talked about working with both directors: “Frank Borzage was Some of Murnau’s ideas about visualization were in- sensitive… Murnau was all mind, really. He di- spired by the German theater, and transformed on both rected in that way. It was a mental picture that he gave. a vast and an intimate scale. For instance, he con- Frank Borzage directed from the heart, and so his pic- structed “false perspective” in the magnificent city square, where the size of objects becomes smaller and smaller as they recede toward a vanishing point in the background, giving the impression of more depth and grandeur. SUNRISE is rich with fluid, uneven tracking shots, sometimes subtle, sometimes unforgettable. The husband’s walk through the swamp is a miracle of imagination and technical invention, partly inspired by Rosher having watched Carl Hoffmann photographing Murnau’s FAUST. In another modernization drawing on the Expressionist heritage, involuntary mental visions emerge with beauty and horror, often motivated by murderousness as if it cannot be kept below the sur- face. tures were – well, some people would say they were Borzage sentimental. For that time, 7th HEAVEN was not senti- Frank Borzage had been shooting quick, short films as mental. It was considered dramatic.” The two directors an actor since 1912 and as actor-director since 1915. brought Fox five Academy Awards and three more In 1925 he came to Fox as one of the studio’s top di- nominations for the 1927-28 season – for Murnau’s rectors. He could help achieve William Fox’s goal of SUNRISE and Borzage’s 7th HEAVEN and STREET making his studio known for top-tier productions, and ANGEL. Janet Gaynor was named best actress for her he was one of those most immediately influenced by performances in all three films. Murnau – although filtered through his ideas and those STREET ANGEL draws on the menacing shadow world of his own creative team. Like SUNRISE, 7th HEAVEN of Expressionism more obviously. Visual solutions from has some remarkable fluid tracking shots, accom- the German tradition show Angela’s (Janet Gaynor’s) plished with one-of-a-kind solutions by cinematogra- hopelessness when she is sentenced to the work- pher Ernest Palmer working hand in hand with art di- house. She is literally dwarfed by the law: the extreme rector Harry Oliver. For one difficult shot that moves foreground is dominated by the unrealistic, huge size of quickly down a stairway to the street outdoors, when the soldiers. Exaggerated shadows projected against high walls represent the prisoners herded to jail, as in young trapeze artist, Charles (Charles Morton), drawing the early Expressionist heritage that Murnau now uses him away from his acrobat partner and his true love sparingly. The room where Angela lives with her mother since childhood Marion (Janet Gaynor). The seductress is strikingly Expressionist in design and lighting, but has a deathly effect on the acrobat, who falls to the net Borzage transforms Angela’s last meeting with her into for the first time during the rehearsal of his dangerous pure emotion, with its own momentum as it builds and somersault act. His growing recklessness endangers plays itself out. As the husband in SUNRISE tried to the other three performers as well. strangle the vamp, here too the murderous impulse When a fragmentary print of Borzage’s THE RIVER was surfaces and is stopped, but in these films of rediscovered, it caused a sensation. Never had anyone Borzage’s, the characters are not divided against them- imagined that Borzage was capable of building a film selves. Such examples underscore differences be- around such erotically-charged scenes. Rosalee (Mary tween Murnau’s and Borzage’s sensibilities and their Duncan) tries to interest the innocent Allen John portrayal of couples. (Charles Farrell) in more than card games. Later, she brings him back from death through the heat of her Murnau & Borzage The Part-Talking Film at Fox own body. Still, THE RIVER shows a debt to SUNRISE. 13 During 1928 and 1929, production was transformed at Fox. William Fox stepped up his high stakes financial ventures. His name was in the papers almost every day for another business coup. He was no longer able to act as Murnau’s protector from the West Coast studio bosses. Murnau and Borzage were now sharing a large part of their creative team and often their actors as well. No sooner had one director finished than the other began production. Part of Fox’s rapid rise to power was his successful promotion of Movietone, on the road to winning the battle for the sound format of the future, against Warn- ers’ Vitaphone – first through newsreels then through films that were advertised as “talking”, although usually only the last reel of the film was re-shot with spoken dialogue. Very quickly, by mid-1928, “talking” was no longer considered optional from the business point of view. But silent versions would continue to be made for Fabulous sets constructed on Fox’s back lot by Harry U.S. theaters that were not yet equipped for sound and Oliver, working with cinematographer Ernest Palmer, for European and other world markets. In order of pro- make it seem as if the film had been shot on location in duction, Murnau’s 4 DEVILS, Borzage’s THE RIVER, the mountains. Another to SUNRISE can be seen in Murnau’s CITY GIRL, and Borzage’s LUCKY STAR – all the mental visions that overtake the screen as Allen 1928-1929 – were made as silent films, and then part- John’s fever-dream nightmare. talking sequences were shot some months later. By a Murnau had great plans for OUR DAILY BREAD – shot happy accident, it is the silent versions of these films late in 1928, later called CITY GIRL. Despite con- that have been recovered. Among them, only 4 DEVILS straints, Murnau worked again with cinematographer remains 100% lost today in any version. The part-talk- Ernest Palmer and now with art director Harry Oliver. A ing versions were often created by different personnel difficult, lyrical tracking shot moves with the newly mar- entirely, except for the actors. The silent versions give ried couple as they chase each other through the sunny us a better understanding of Murnau and Borzage at wheatfields in the hope for a new life that the “city the end of the 20s at Fox. woman” Kate (Mary Duncan) – this time, a woman pure We know about 4 DEVILS from drawings, photographs, in heart – believes she will find in peaceful farmlands scripts, reviews and the remembrances of some partic- with Lem (Charles Farrell). The dark side is represented ipants. The documents show that 4 DEVILS continues by Lem’s harsh father (David Torrance): When Kate many of the dark aspects of SUNRISE. A city vamp stands up for herself against his insults, he slaps her called the Lady (Mary Duncan) seduces an innocent face so hard that she is thrown across the room. OUR DAILY BREAD / CITY GIRL was held back for a year MURNAU’S 4 DEVILS: TRACES OF A LOST FILM and downgraded from a “special” to an ordinary pro- (MURNAUS VIER TEUFEL: SPUREN EINES VERLORE- grammer. Photographs from the part-talking version, NEN FILMS) – USA 2003 – Janet Bergstrom – 40 min, the later script and dialogue list show that the final ver- OF – THE RIVER (DIE ERSTE FRAU IM LEBEN) – USA sion changed the antagonism in the film from the 1929 – R: Frank Borzage – B: Dwight Cummings, nach father’s struggle against the strong, independent and der Geschichte »Three Episodes in the Life of Timothy loving Kate to the father and his son. We are not sure Osborn« von Tristram Tupper – K: Chester Q. Lyons, how much of even the silent version was finalized by William Cooper Smith – M: Maurice Baron – D: Charles Murnau. He negotiated an early end to his contract, Farrell, Mary Duncan, Ivan Linow, Margaret Mann, Al- leaving Fox before CITY GIRL was finished. fred Sabato – 55 min, OF, rekonstruierte Fassung In January 1929, Borzage began shooting LUCKY ̈ Mittwoch, 13. Februar 2008, 21.00 Uhr STAR, again pairing Charles Farrell and Janet Gaynor. Ernest Palmer was not with him this time, he had been 7th HEAVEN (IM SIEBENTEN HIMMEL) – USA 1927 – Murnau & Borzage hospitalized for ulcers. In a letter to studio supervisor R: Frank Borzage – B: Benjamin Glazer, nach dem Büh- 14 Sol Wurtzel, Palmer gives more insight into the relation- nenstück von Austin Strong – K: Ernest Palmer, Joseph ship between Borzage, Murnau and their largely- A. Valentine – M: William Perry, Ernö Rapée – D: Janet shared creative team at this time at Fox. “I have pho- Gaynor, Charles Farrell, Ben Bard, Albert Gran, David tographed since 7th HEAVEN all of Mr. Borzage’s pic- Butler, Marie Mosquini – 110 min, OF tures, except his present one [LUCKY STAR], and all of ̈ Mittwoch, 5. März 2008, 21.00 Uhr Mr. Murnau’s pictures since that time, and as you must know the Murnau productions were big and killing ones STREET ANGEL (ENGEL DER STRASSE) – USA 1928 for a cameraman, with all the overtime they entailed – R: Frank Borzage – B: Sonya Levien, nach der Ge- and irregular hours for meals.” He says that he had to schichte »Three Episodes in the Life of Timothy Os- “work days on one production and nights on another, born« von Tristram Tupper – K: Ernest Palmer – M: Ernö as I did when I was photographing with Mr. Borzage in Rapée, Samuel L. Rothafel – D: Janet Gaynor, Charles the day time on THE RIVER and for a couple of weeks, Farrell, Alberto Rabagliati, Cino Conti, Guido Trento – worked until two and three every morning with Mr. 102 min, OF Murnau photographing the new ending on 4 DEVILS.” ̈ Mittwoch, 2. April 2008, 21.00 Uhr The part-talking era at Fox was the downside of the studio’s expansion. It did not take more than another CITY GIRL (DIE FRAU AUS CHICAGO) – USA 1930 – year or so for directors to gain more control over “talk- R: Friedrich Wilhelm Murnau – B: Marion Orth, Berthold ing” productions and for cinematographers to find film Viertel, nach dem Bühnenstück »The Mud Turtle« von technologies that allowed them greater freedoms. An Elliott Lester – K: Ernest Palmer – D: Charles Farrell, era ended, marked by Murnau’s departure and by Mary Duncan, David Torrence, Edith Yorke, Anne Shirley William Fox losing his company when the 1929 stock – 90 min, OF market crash brought him down. But the films made by ̈ Mittwoch, 30. April 2008, 21.00 Uhr (Am Flügel: Al- Murnau and Borzage at Fox inspired many others and joscha Zimmermann) stand strong today. Janet Bergstrom LUCKY STAR (DAS SIEBTE GEBOT) – USA 1929 – R: MURNAU AND BORZAGE AT FOX – THE EXPRESSIO- Frank Borzage – B: Sonya Levien, nach der Geschichte NIST HERITAGE (MURNAU UND BORZAGE IM FOX- »Three Episodes in the Life of Timothy Osborn« von STUDIO: DAS VERMÄCHTNIS DES EXPRESSIONISTI- Tristram Tupper – K: Chester Q. Lyons, William Cooper SCHEN FILMS) – USA 2007 – R+B: Janet Bergstrom Smith – D: Janet Gaynor, Charles Farrell, Guinn Wil- – 36 min, OF – SUNRISE (SONNENAUFGANG) – USA liams, Paul Fix, Hedwiga Reicher – 90 min, OF 1927 – USA 1927 – R: Friedrich Wilhelm Murnau – B: ̈ Mittwoch, 4. Juni 2008, 21.00 Uhr (Am Flügel: Al- Carl Mayer, nach der Erzählung »Die Reise nach Tilsit« joscha Zimmermann) von Hermann Sudermann – K: Charles Rosher, Karl Struss – M: Hugo Riesenfeld – D: George O’Brien, Janet Gaynor, Margaret Livingston, Bodil Rosing, J. Far- rell MacDonald – 95 min, OF Fotos: Fox-Werbeanzeige / SUNRISE / 7th HEAVEN / THE ̈ Dienstag, 12. Februar 2008, 21.00 Uhr RIVER Helmut Käutner zum 100. Geburtstag Helmut Käutner 15

Er ist der begabteste, brillanteste und vielseitigste werk erstaunlich wenig bekannt – manche von Käut- unter allen deutschen Filmregisseuren. Er ist als ners Filmen sind gar völlig in Vergessenheit geraten Kabarettist und Schriftsteller, als Bearbeiter und und heute kaum noch aufzutreiben. Das liegt nicht zu- Übersetzer, als Schlagerdichter und Chansontexter, als Drehbuchautor, Theater- und Opernregisseur letzt daran, daß die zeitgenössische Filmkritik Käutner hervorgetreten. Auf seinem eigentlichen Feld, dem nach dem Krieg ungewöhnlich aggressiv angegangen Film, hat er sich in allen Gebieten versucht. Lust- hat: Gleich zwei Käutner-Filmen wurde 1961 der »Preis spiele, Kammerspiele, Kriminalfilme, Ausstattungs- der Jungen Filmkritik« für die »schlechteste Leistung filme, klassische Literaturverfilmungen und zeitkriti- eines bekannten Regisseurs« verliehen. Dabei waren sche Reportagen, Auseinandersetzungen mit der Käutner selber seine Nachkriegsfilme wichtiger als die Vergangenheit und elegante Musicals, leichte Un- terhaltung und tiefschürfende Problematik – sie alle gemeinhin als Meisterwerke unumstrittenen Klassiker finden sich, oft in verwirrender Gegensätzlichkeit, in ROMANZE IN MOLL, GROSSE FREIHEIT NR. 7 oder Käutners Werk. UNTER DEN BRÜCKEN, die unter schwersten Bedin- gungen während des Zusammenbruchs des Dritten Walter Schmiedingers Beschreibung von Käutners Reiches entstanden sind: »Die wesentlicheren Filme Werk, die ein Kapitel seines Buches »Kunst oder kamen erst später, als ich sagen durfte, was ich sagen Kasse« (1961) eröffnet, ist keineswegs eine positive wollte«. Würdigung, sondern eröffnet eine polemische Attacke, Daß Käutner seinen von Jugend an verfolgten Plan, die durchaus stellvertretend für die deutsche Filmge- Innenarchitekt zu werden zum Glück für die Filmwelt schichtsschreibung steht. Obwohl Helmut Käutner aufgab, verdankt er dem Studium der Theaterwissen- (1908-1980) zweifellos einer der produktivsten und schaft an der Ludwig-Maximilian-Universität München wichtigsten Regisseure im deutschen Film war, der bei Professor Artur Kutscher. Wie viele seiner Mitstu- ebenso große Publikumserfolge wie künstlerisch aner- denten (u. a. Gunter Groll, , Hans kannte Meisterwerke inszeniert hat, ist sein Gesamt- Schweikart) ließ sich Käutner von ihm begeistern: »Kut- scher war ein Theaterwissenschaftler, der sehr, sehr le- bendig war, und dem es im Grunde viel wichtiger war, daß ein junger Mensch ausgebildet wurde für das, was ihn interessierte, das Theater, und nicht für eine Prü- fung oder eine Doktorarbeit. Die meisten, die bei Kut- scher gehört haben, haben nie eine Doktorarbeit ge- macht: weder Brecht noch Klabund oder andere Litera- ten dieser Zeit oder Chansonniers.« Käutner sammelte erste Bühnenerfahrung mit der Kabarettgruppe »Die vier Nachrichter«, die er mit drei Freunden – Werner Kleine, Bobby Todd und Kurd E. Heyne im Jahre 1931 gründete. Die Gruppe war sehr erfolgreich, ihre Neu- schöpfungen und ihre subversiv-satirischen Umarbei- tungen klassischer, literarischer Vorlagen wurden Helmut Käutner allerdings von den Nationalsozialisten als »zersetzend« 16 und »destruktiv« angesehen. Nachdem die Gruppe 1935 verboten wurde, versuchte sich Käutner als Schauspieler am Theater, wo er seine spätere Frau und ständige Mitarbeiterin Erica Balqué kennenlernte. 1938 wandte sich Käutner zunächst als Drehbuchautor dem Film zu, 1939 erhielt er durch Zufall die Möglichkeit, auch die Regie für das Lustspiel KITTY UND DIE WELT- KONFERENZ zu übernehmen. Im Dritten Reich war Käutner einer der wenigen Regis- seure, die das Filmhandwerk beherrschten, einen eige- beim Aufbruch des »Jungen Deutschen Films« nicht nen Stil entwickelten und sich politisch nicht verein- etwa als Vorkämpfer erkannt, sondern zum alten Eisen nahmen ließen. Nach dem Krieg lag alle Hoffnung auf gezählt. Ernüchtert stellte er fest: »Zuerst war ich das ihm, in Westdeutschland einen neuen, künstlerischen enfant terrible – und plötzlich der Papa von Opas Kino. Nachkriegsfilm zu schaffen. Doch auch hier ließ sich In der Mitte war ich nie. (…) Man sagt oft, meine Käutner nicht vereinnahmen, weder von der Filmkritik Sachen hätten keinen Stil. Sicher haben sie einen, nur noch von den auf das große Publikum schielenden Pro- versuche ich eben, den Stil nicht von außen her auf- duzenten. Seine sehr individuelle Arbeit, seine unpopu- zupfropfen, sondern bei jedem Stück von innen her zu läre Themenauswahl und künstlerische Ungebunden- entwickeln.« heit düpierte die in ihn gesetzten Erwartungen – man Als Käutner in den 60er Jahren im Kino keine eigenen nannte ihn verächtlich einen »Kino-Dandy«. Selbst in Projekte mehr realisieren konnte, stellte er trotzig fest: Hollywood ging Käutner seinen eigenen Weg – und »Ich bin noch genauso wie früher. Aber ich habe keine kündigte seinen Sieben-Jahres-Vertrag bei Universal, Gelegenheit, beim deutschen Film das zu drehen, was nachdem er zwei solide Regiearbeiten abgeliefert mich bewegt. Die JAGDSZENEN AUS NIEDERBAYERN hatte, die er »mittelgut« und »belanglos« fand: »In wären ein Film gewesen, der mich gereizt hätte, oder Europa gibt es soviel zu tun, interessantere Sachen.« auch EASY RIDER auf deutsche Zustände projiziert. Hier griff er immer wieder »unangenehme« Themen auf Sex-Filme und Schnulzenfilme sind nicht meine Kra- wie Kriegsverbrechen, die deutsche Teilung, die genweite, wobei ich gleich sagen muß, daß ich den Wiederbewaffnung oder das Wirtschaftwunder. Dabei härtesten Sex in einen Film einbauen würde, wenn es suchte er kinowirksame Formen, um das Publikum zu die Story verlangte.« erreichen. Mit Blick auf Antonioni, Fellini, Godard, Res- Die letzten Jahrzehnte seines Schaffens arbeitete Käut- nais und Bergman warf man ihm in völliger Verkenntnis ner hauptsächlich für das Fernsehen und das Theater. seiner Filme vor, »an der Zeit vorbei zu inszenieren«. Er experimentierte mit den Medien, in denen er seine Daß Käutner nach finanziellen Mißerfolgen auch Auf- Vorlieben für das Kabarett und für das Spiel mit literari- träge für Mainstream-Großproduktionen annahm, schen Formen ausleben konnte. Käutner zeichnete für wurde ihm als fehlende künstlerische Kompromißlosig- Drehbücher, Adaptionen, Songtexte, Regie, Ausstattung keit ausgelegt. Und so wurde er in den 60er Jahren und Gestaltung verantwortlich und trat selbst als Dar- steller auf. Mit MULLIGANS RÜCKKEHR schuf er, pas- Plan, sich bei jedem der drei als die Frau vorzustellen, send zur nervösen, improvisierten Jazzmusik von Albert die sie angeblich bevorzugen würden… Mangelsdorff, einen furiosen Abschluß seiner Karriere ̈ Samstag, 16. Februar 2008, 18.30 Uhr als Filmemacher – ein surreales Spiel mit dem Tod, das ebenso wie Käutners Gesamtwerk einer eingehenden SCHNEIDER WIBBEL – Deutschland 1939 – R: Viktor Würdigung noch bedarf. Peter Buchka merkte schon de Kowa – B: Bobby E. Lüthge, Helmut Käutner, nach 1980 in seinem Nachruf auf Käutner an: »Jedenfalls dem Bühnenstück von Hans Müller-Schlösser – K: bleibt Käutner, der deutsche Politik auf seine Art in sei- Friedl Behn-Grund – M: Clemens Schmalstich – D: nen Filmen bewältigt hat, für die deutschen Kinogänger Erich Ponto, Fita Benkhoff, Irene von Meyendorff, Fried- weiter ein unbewältigtes Kapitel. Aber die Deutschen rich Benfer, Günther Lüders – 85 min – Viktor de Kowa schätzen ihre großen Künstler immer erst nach ihrem wählte für sein erfolgreiches Debüt als Filmregisseur Tod.« Florian Koch eine bewährte Bühnenposse: Während der napoleoni- schen Besatzungszeit soll in Düsseldorf der Schneider SALONWAGEN E 417 – Deutschland 1939 – R: Paul Wibbel wegen Majestätsbeleidigung eingesperrt wer- Helmut Käutner Verhoeven – B: Helmut Käutner, Bobby E. Lüthge – K: den, doch dieser läßt seinen Gesellen die Gefäng- Horst Paul R. Fink, Karl Hasselmann – M: Giuseppe nisstrafe antreten. Helmut Käutner über seine frühen 17 Becce – D: Käthe von Nagy, Curd Jürgens, Maria Nick- Drehbucharbeiten: »Diese Filme haben mich veranlaßt, lisch, Paul Hörbiger, Hilde Körber – 91 min – »Das war mich überhaupt mit dem Metier Film zu beschäftigen, die Geschichte eines Salonwagens durch die Zeiten – obwohl ich sagen muß, daß natürlich auch Geldverdie- also ein vorsichtiger Versuch einer gewissen Ironie, und nen dabei eine gewisse Rolle spielte. Es war noch kein insofern ein nicht ganz unpolitischer Film. Ein Film, der richtiges Blutlecken.« die Geschichte eines Vehikels erzählt, das für - ̈ Sonntag, 17. Februar 2008, 18.30 Uhr liche Zwecke und für die Heirat einer Prinzessin gebaut worden war, sehr verkitscht geschmückt, und das nun KITTY UND DIE WELTKONFERENZ – Deutschland durch die Zeiten lief. Es machte mir sehr viel Freude, 1939 – R+B: Helmut Käutner, nach dem Bühnenstück und ich habe wohl im Unterbewußtsein doch einen ge- »Weltkonferenz« von Stefan Donat – K: Willy Winter- wissen Sinn für etwas entwickelt, was später bei mir zu stein – M: Michael Jary – D: Hannelore Schroth, Fritz einer festen Grundlage meiner Arbeit wurde: daß man Odemar, Christian Gollong, Maria Nicklisch, Max Güls- eine Geschichte optisch erzählen muß.« (Helmut Käut- torff, Paul Hörbiger – 97 min – »Käutner hatte KITTY ner) Die Grundidee eines Episodenfilm mit einem Fahr- nach dem Lustspiel ›Weltkonferenz‹ von Stefan Donat zeug als Erzähler sollte Käutner 1947 bei seinem er- geschrieben, eine amüsante Auseinandersetzung mit sten Nachriegsfilm IN JENEN TAGEN wieder aufgreifen. den Gepflogenheiten internationaler Konferenzen. Die- ̈ Freitag, 15. Februar 2008, 18.30 Uhr se leichte Glossierung westlicher Regierungs- und Ver- handlungsmethoden paßte ursprünglich gut in die Anti- MARGUERITE : 3 – Deutschland 1939 – R: Theo Lin- Völkerbundspolitik des Dritten Reichs.« (Willibald Eser) gen – B: Helmut Käutner, Axel Eggebrecht, nach dem Drei Tage nach dem Kinostart in Berlin wurde der Film Bühnenstück »Margherite durch drei« von Fritz Schwie- von der Filmprüfstelle verboten, weil er »pro-englisch« fert – K: Hans Schneeberger – M: Peter Igelhoff – D: sei. »Es ist kein besonders interessanter Film, aber es Gusti Huber, Hans Holt, Franz Schafheitlin, Hermann war, glaube ich, ein ganz hübsches, locker und frech Thimig, Theo Lingen, Grete Weiser – 94 min – Für das gemachtes Lustspiel. Es hatte etwas, was man heute Regiedebüt des späteren Schauspielstars Theo Lingen vielleicht einen Lubitsch-Touch nennen könnte.« (Hel- verfaßte Käutner mit seinem Freund Bobby E. Lüthge mut Käutner) das amüsante Drehbuch zu einer Komödie über weibli- ̈ Freitag, 22. Februar 2008, 18.30 Uhr che Rollentypen und männliche Vorurteile: Der ange- hende Anwalt Dr. Findeisen reist nach Berlin, wo ihm FRAU NACH MASS – Deutschland 1940 – R+B: Hel- seine drei Onkel eine Praxis eingerichtet haben. Da die mut Käutner, nach dem Bühnenstück von Erich Kästner drei sich gegen die Ehe mit Findeisens Reisebekannt- – K: Walter Pindter – M: Norbert Schultze – D: Leny schaft Marguerite aussprechen, weigert er sich, in Marenbach, Hans Söhnker, Fritz Odemar, Walter Stein- ihren Junggesellenhaushalt einzuziehen. Bei einem beck, Hilde Hildegard – 94 min – Unter dem Pseudo- Abendessen lauscht Marguerite einem Gespräch der nym Eberhard Foerster schrieb Erich Kästner die Büh- drei Onkel über ihren Lieblingsfrauentypus. Sie faßt den nenvorlage für diese Verwechslungskomödie, in der sich Käutner mit viel Wortwitz über die an Eitelkeiten hatte: Franziska gibt ihrem überraschend zum Aushar- reiche Theaterwelt lustig macht: Der Theaterregisseur ren in der Ehe entschlossenen Gatten, als er einrücken Christian Bauer sucht nach der richtigen Frau fürs muß, zu verstehen, daß er nun, in den Krieg ziehend, Leben. Einzige Bedingung: Mit der Theaterwelt sollte endlich etwas Sinnvolles leistet. Käutner drehte die ihm sie nichts zu tun haben. aufgezwungende Szene in einem geschmackvolleren ̈ Samstag, 23. Februar 2008, 18.30 Uhr Licht und distanzierte sich somit von ihr.« (Klaus Völker) ̈ Freitag, 7. März 2008, 18.30 Uhr KLEIDER MACHEN LEUTE – Deutschland 1940 – R+B: Helmut Käutner, nach der Novelle von Gottfried ANUSCHKA – Deutschland 1942 – R: Helmut Käutner Keller – K: Ewald Daub – M: Bernhard Eichhorn – D: – B: Axel Eggebrecht, Helmut Käutner – K: Erich Clau- Heinz Rühmann, Hertha Feiler, Fritz Odemar, Hans nigk – M: Bernhard Eichhorn – D: Hilde Krahl, Siegfried Sternberg, Hilde Sessak, Erich Ponto – 106 min – Hel- Breuer, Elise Aulinger, Beppo Schwaiger, Friedl Czepa – mut Käutner bezeichnete den Film als »das erste wirk- 101 min – Eine Bauerntochter (Hilde Krahl) arbeitet als lich Eigene«: »Jetzt fand ich plötzlich die Möglichkeit, Dienstmädchen in einem reichen Haus und wird eines Helmut Käutner Diebstahls bezichtigt. Das Propagandaministerium be- 18 klagte, daß einem im Schutz der Arbeitsfront stehen- den, deutschen Dienstmädchen eine derartige Un- gerechtigkeit nicht widerfahren könne. Daraufhin ver- legten Käutner und sein Co-Drehbuchautor Axel Egge- brecht die Handlung dieser Komödie ins Wiener Gesell- schaftsmilieu um die Jahrhundertwende. »Die aus- geprägte Handschrift Käutners war durchaus spürbar: sein überaus sensibles Empfinden für optische Deu- tungsmöglichkeiten, seine suggestiven Einstellungen und dramaturgisch pointierte Überblendungen, sein Vermeiden gefühlsbetonter Szenen, weil das unter- drückte Gefühl die eigenen Emotionen stärker auslöst als dick aufgetragene Gefühle.« (Willibald Eser) auch einmal poetischere Dinge zu gestalten, und auf ̈ Samstag, 8. März 2008, 18.30 Uhr poetische Weise in Bildern zu erzählen.« Der märchen- haft-satirische Film über einen Schneidergesellen, der WIR MACHEN MUSIK – Deutschland 1942 – R+B: dank seines neuen Fracks für einen russischen Grafen Helmut Käutner, nach dem Lustspiel »Karl III. und Anna gehalten wird, war ein künstlerischer Achtungserfolg. von Österreich« von Manfried Rössner und Motiven von ̈ Sonntag, 24. Februar 2008, 18.30 Uhr Erich Ebermayer – K: Jan Roth – M: Peter Igelhoff, Adolf Steimel – D: Ilse Werner, Viktor de Kowa, Edith AUF WIEDERSEHEN, FRANZISKA! – Deutschland Oss, Georg Thomalla, Grethe Weiser – 95 min – »Ein 1941 – R: Helmut Käutner – B: Helmut Käutner, Curt J. Film mit der beiläufigen Unangestrengtheit eines Musi- Braun – K: Jan Roth – M: Michael Jary – D: Marianne cals à la Hollywood, mit der ironisch zugespitzten Dia- Hoppe, Fritz Odemar, Hans Söhnker, Hermann Speel- logeleganz einer sophisticated comedy à la Lubitsch mans, Margot Hielscher – 97 min – »Ein Film von Käut- oder Capra und damit praktisch ein dreister Affront ner allerdings, AUF WIEDERSEHEN, FRANZISKA!, ist von gegen den grobklotzig deutschtümelnden NS-Jargon.« Nazigesinnung nicht ganz frei; hier hatte sich der Re- (Henning Harmssen) »Die Chansontexte in allen Filmen gisseur mit dem Stoff nun doch zu stark auf die unmit- sind von mir. Sogar so romantische Dinge wie ›Wir ma- telbare Gegenwart eingelassen, und durfte die Figur chen Musik‹. Da läuft immer noch das Kabarettistische des in der Welt herumrasenden Reporters, der sich durch meine Produktion, sozusagen.« (Helmut Käutner) nach dem Tod seines besten Freundes in die häusliche ̈ Sonntag, 9. März 2008, 18.30 Uhr Umarmung seiner Frau und seiner beiden Kinder sehnt, nicht einfach in die vaterländische Pflicht nehmen und ROMANZE IN MOLL – Deutschland 1943 – R: Helmut wieder davoneilen lassen, sondern er mußte zum ers- Käutner – B: Willy Clever, Helmut Käutner, frei nach der ten und einzigen Mal auf höhere Weisung hin eine Erzählung »Les Bijoux« von Guy de Maupassant – K: Szene nachdrehen, die ›unmißverständlich‹ zu sein Georg Bruckbauer – M: Lothar Brühne, Werner Eis- brenner – D: Marianne Hoppe, Paul Dahlke, Ferdinand Marian, Siegfried Breuer, Eric Helgar – 97 min – »RO- MANZE IN MOLL ist eine gelungene Stilübung, eine Spitzenleistung des filmischen ›Kammerspiels‹. Nichts wird dem Zufall überlassen, alles wird unternommen, um auf geradezu greifbare Weise das Fin de Siècle von innen heraus sichtbar zu machen, jene erstickende At- mosphäre, in der eine Frau an ihrem Milieu zu Grunde geht. Szenen-Komposition, Einstellungen und Kamera- fahrten, Schnitt und Ton sind stets perfekt. Unter Käut- ners strenger Hand kommt Marianne Hoppes Bega- bung zum Tragen. Dahlke, der bis dahin mehr zweitran- gige Rollen gehabt hatte, ist hier ganz erstaunlich. Es resultiert daraus – Dekors, Kostüme und Beleuchtung Verwendung des Manuskripts »Unter den Brücken von Helmut Käutner eingeschlossen – eine beispielhafte atmosphärische Paris« von Leo Laforgue – K: Igor Oberberg – M: Bern- Rekonstruktion der Novelle Maupassants.« (Francis hard Eichhorn – D: Hannelore Schroth, Carl Raddatz, 19 Courtade / Pierre Cadars) Gustav Knuth, Ursula Grabley, Margarete Haagen, Hil- ̈ Freitag, 14. März 2008, 18.30 Uhr degard Knef – 99 min – Zwei Binnenschiffer fahren auf ihrem Schleppkahn auf der Havel. Ihr ruhiges Leben GROSSE FREIHEIT NR. 7 – Deutschland 1944 – R: ändert sich, als sie die hilflos wirkende Anna mitneh- Helmut Käutner – B: Helmut Käutner, Richard Nicolas – men. »Es gibt einen Film von mir, den ich sehr liebe und K: Werner Krien – M: Werner Eisbrenner – D: Hans von dem ich beinah glaube, daß es mein bester ist, das Albers, Ilse Werner, Hans Söhnker, Gustav Knuth, Gün- ist UNTER DEN BRÜCKEN. Dieser Film war eine fried- ther Lüders, Hilde Hildebrand – 112 min – »Amüsier- liche Dokumentation unserer eigenen Wünsche: Wir betrieb auf der Reeperbahn, Alkohol, Radau, Liebe, mit- lebten verträumt neben der Zeit und lenkten uns durch ten drin Hannes, ehemaliger Seemann, schwankend die Arbeit von dem Schrecklichen ab. Wer ihn heute zwischen einer glutvoll rothaarigen und einer sanften- sieht, wird überhaupt nicht begreifen können, daß da- dunkelbraunen Frau, zwischen Stimmungsgesang und mals, als es eigentlich keine Zukunft mehr gab und der den kaum noch spürbaren Resten einer christlichen völlige Zusammenbruch Deutschlands nur noch eine Seefahrt. Dieses Hippodrom rauh-sentimentaler See- Frage von Tagen war, Menschen in der Lage waren, mannsvergnügungen verwandelt Käutner in ein stark eine so stille, einfache, fast idyllische Geschichte zu beeindruckendes Mosaik einzigartiger künstlerischer verfilmen.« (Helmut Käutner) Einfälle. Die Farben sind mit hoher Vorsicht eingesetzt, ̈ Sonntag, 16. März 2008, 18.30 Uhr oft gedämpft, niemals grell, selten störend; so hätte Renoir illustriert.« (Hans Helmut Kirst) »Dieser schöne IN JENEN TAGEN – Deutschland 1947 – R: Helmut Film wurde von Goebbels verboten und erst nach dem Käutner – B: Helmut Käutner, Ernst Schnabel – K: Igor Krieg aufgeführt. Goebbels schien es gestört zu haben, Oberberg – M: Bernhard Eichhorn – D: Erich Schellow, daß hier keine kernigen Kerle zu sehen waren, die in Gert Schaefer, Winnie Markus, Franz Schafheitlin, Alice den Startlöchern hockten, bereit zu großen Taten, son- Treff – 103 min – Ein schwer beschädigtes Auto fun- dern Männer, die traurig sein und lieben konnten. Der giert – mit der Stimme von Käutner – als Erzähler und Hauch von Melancholie und Resignation und sein poe- stellt vor der zerstörten Silhouette Hamburgs Fragen tischer Realismus machen den Film zu einem Kunst- nach einer möglichen Humanität während des Zweiten werk.« (Joe Hembus) Weltkriegs. »Der Film ist ohne Atelier gemacht, ohne ̈ Samstag, 15. März 2008, 18.30 Uhr jedes Dekor, unsere einzige Dekoration war ein Auto, und dieses Auto stand oder fuhr durch verschiedene WER IST HELMUT KÄUTNER? – Deutschland 2008 – Straßen. Das waren jeweils unsere Drehplätze. Die R+B: Marcel Neudeck – K: Yoliswa Gärtig – 35 min – meisten Szenen spielen im oder am Wagen, der die Ein Porträt von Helmut Käutner, hergestellt anläßlich Hauptrolle hat.« (Helmut Käutner) »Die ästhetische seines 100jährigen Geburtstags am 25. März 2008. – Technik verbindet IN JENEN TAGEN mit den wichtigsten UNTER DEN BRÜCKEN – Deutschland 1945 – R: Hel- Filmen des italienischen Neo-Realismus. Gleich ihnen mut Käutner – B: Walter Ulbrich, Helmut Käutner, unter obsiegt die Chronik über die Story, die Vielfalt der Zeit über die Einheit der Zeit, die Linearität über die Ma- DER APFEL IST AB – Deutschland 1948 – R: Helmut nier.« (Karsten Witte) Käutner – B: Helmut Käutner, Bobby Todd, nach der ̈ Freitag, 21. März 2008, 18.30 Uhr Komödie von Kurt E. Heyde, Helmut Käutner, Bobby Todd – K: Igor Oberberg – M: Bernhard Eichhorn – D: FILM OHNE TITEL – Deutschland 1948 – R: Rudolf Ju- Bobby Todd, Bettina Moissi, Joana Maria Gorvin, Arno gert – B: Helmut Käutner, Ellen Fechner, Rudolf Jugert Assmann, Helmut Käutner – 121 min – Eine absurde – K: Igor Oberberg – M: Bernhard Eichhorn – D: Hans Zeitsatire, die Elemente der alttestamentarischen Söhnker, Hildegard Knef, Irene von Meyendorff, Willy Schöpfungsgeschichte und des Sündenfalls mit den Fritsch, Fritz Odemar – 103 min – Ein Autor, ein Dar- Gegebenheiten der Nachkriegsgesellschaft verbindet. steller und ein Regisseur diskutieren über ein Projekt, Käutners Umarbeitung der gleichnamigen musikali- das weder »Trümmerfilm«, »Heimkehrerfilm« noch »po- schen Komödie der Kabarett-Gruppe »Die vier Nach- litischer Film« sein sollte. »Helmut Käutner ist der Autor richter« war ein katastrophaler Mißerfolg, der zudem des Drehbuchs, das Einfall um Einfall seine filmge- heftige Proteste der Kirche auf sich zog. »Es ist nur wandte, psychologisch feinnervige Hand erkennen läßt. natürlich, daß es geschehen kann, daß in einer Arbeit Helmut Käutner Originalität und Spontaneität charakterisieren dieses die Form so überwiegt, daß sie den Inhalt anscheinend 20 ungewöhnliche Situationsporträt dreier Filmkünstler, verdeckt, so zum Beispiel im schwer- und mißverstan- die ironisch die Perspektiven und Entwicklungsmög- denen APFEL, der im Grunde genommen den ernsthaf- lichkeiten ihres Mediums zur Disposition stellen. Da- testen aller Inhalte meiner bisherigen Filme hat bzw. durch reflektiert FILM OHNE TITEL die damals verbrei- verbirgt. Ich habe versucht, einen surrealistischen Film tete Aufbruchsstimmung, parodiert zugleich aber die zu machen, einen Traumfilm.« (Helmut Käutner) Versatzstücke herkömmlicher Unterhaltungsdramatur- ̈ Sonntag, 23. März 2008, 18.30 Uhr gie, die schon wenige Jahre später in der deutschen Filmproduktion wieder gängig waren.« (Hans Kramer) KÖNIGSKINDER – BRD 1949 – R: Helmut Käutner – B: ̈ Samstag, 22. März 2008, 18.30 Uhr Emil Burri, Herbert Witt, Helmut Käutner – K: Reimar Kuntze – M: Bernhard Eichhorn – D: Jenny Jugo, Peter NACHTS AUF DEN STRASSEN – BRD 1952 – R: Ru- van Eyck, Friedrich Schönfelder, Hedwig Wangel, Erika dolf Jugert – B: Fritz Rotter, Helmut Käutner – K: Václav von Thellmann – 95 min – Eine brandenburgische Prin- Vích – M: Werner Eisbrenner – D: Hans Albers, Hilde- zessin wird durch die Kriegs- und Nachkriegswirren gard Knef, Lucie Mannheim, Marius Goring, Heinrich aus ihrem luxuriösen Leben gerissen. Sie lernt einen Gretler – 111 min – »Es geht um die Einsamkeit auf jungen Mann kennen, mit dem sie sich eine völlig neue der endlosen Straße und um Verführung. Auch darum, Existenz aufbauen will. »Das ursprüngliche Drehbuch wie, wenn zwei Frauen im Spiel sind, Liebe zur Untreue war reizend und hatte die Anlage, eine Komödie à la führen kann – und Treue zum Verrat. Hans Albers, der Lubitsch zu werden. Der Verleih verlangte Änderungen. hier einen tatkräftigen Fernfahrer spielt, findet eines Es wurde versüßlicht und sentimentalisiert, ein anderer Tages auf einer seiner Touren einen Toten auf der Schluß geschrieben – der Reinfall war komplett.« (Hel- Straße – und eine Menge Geld in dessen Tasche. Er mut Käutner) steckt es ein; das Unrecht nimmt er in Kauf. Später trifft ̈ Montag, 24. März 2008, 18.30 Uhr er die blonde Hildegard Knef, die als lockende, zwie- lichtige Anhalterin ihn noch weiter auf die schiefe Bahn Helmut Käutner EPILOG (DAS GEHEIMNIS DER »ORPLID«) – BRD zu bringen droht. Auch wenn Jugert (und sein Dreh- 1950 – R: Helmut Käutner – B: Robert A. Stemmle, buchautor Helmut Käutner) am Ende vieles zurückneh- 21 Helmut Käutner – K: Werner Krien – M: Bernhard Eich- men, die Straße skizzieren sie erstmals wieder als horn – D: Horst Caspar, O. E. Hasse, Hans Leibelt, Ca- abenteuerliche Stätte der Verheißung, auf der allein es milla Spira, Blandine Ebinger, Fritz Kortner – 91 min – gelingen kann, das Alltagsleben gegen etwas anderes, Die Jacht »Orplid« verschwindet scheinbar ohne Grund vielleicht Wunderbares, vielleicht Schreckliches, auszu- auf hoher See mit einer buntgemischten Hochzeitsge- tauschen.« (Norbert Grob) sellschaft an Bord. Ein junger Reporter versucht mit- ̈ Sonntag, 30. März 2008, 18.30 Uhr samt der stummen letzten Überlebenden, das Geheim- nis um ihren Untergang zu lüften. »Ich habe EPILOG als KÄPT’N BAY-BAY – BRD 1953 – R: Helmut Käutner – Reißer gedreht, ohne dabei allerdings auf eine film- B: Heinz Pauck, Per Schwenzen, Helmut Käutner, nach künstlerische Linie zu verzichten. Für EPILOG hatte ich Motiven der Komödie von Iwa Wanja, Fritz Grasshoff, mich von dem realistisch-grausamen Stil der Franzo- Norbert Schultze – K: Friedl Behn-Grund – M: Norbert sen inspirieren lassen. Ich dachte mir, es muß nicht Schultz – D: Hans Albers, Bum Krüger, Lotte Koch, immer alles ›happy-endlich‹ sein. Der Psycho-Reißer Renate Mannhardt, Rudolf Fernau – 94 min – Eine in war mein Vorbild.« (Helmut Käutner) Ischia und Neapel gedrehte Seemannskomödie als ̈ Freitag, 28. März 2008, 18.30 Uhr Starvehikel für Hans Albers. »Wer den Film ernst nimmt, ist selber schuld daran. Dieser Bay-Bay ist das WEISSE SCHATTEN – BRD 1951 – R: Helmut Käutner beherzte, kühne, versoffene und bibelfeste Gegenstück – B: Maria von der Osten-Sacken, Helmut Käutner – K: zu den Flynns, Fairbanks und Powers aus Kalifornien, Helmuth Ashley – M: Bernhard Eichhorn – D: Hilde die fechtend auf Piratenkreuzern die Filmgewässer Krahl, Hans Söhnker, Claude Farell, Hugo Gottschlich, kreuzen. Die leichte Muse der deutschen Produktion ist Hermann Erhardt – 83 min – Ein Eifersuchtsdrama in um einen knalligen Schlager reicher geworden. Helmut den Bergen, gefilmt in Österreich, finanziert von einer Käutner hat der zündenden Schlagermusik (Norbert windigen Produktionsfirma. Käutner versucht, die übli- Schultze) einen filmisch verschnörkelten, humorvollen chen Klischees des Bergfilms zu vermeiden und eine und sehr witzig anmutenden Rahmen gegeben.« (Mar- technisch solide, photographisch beachtliche Arbeit ab- tin Ruppert) zuliefern. »Für den deutschen Film bin ich ein toter ̈ Freitag, 4. April 2008, 18.30 Uhr Mann seit meinem Reinfall mit DER APFEL IST AB. Ich will ja gar kein Avantgardist sein – ich will Filme ma- DIE LETZTE BRÜCKE (POSLEDNJI MOST) – Öster- chen, die ›ankommen‹, aber trotzdem nicht restlos blö- reich/Jugoslawien 1954 – R: Helmut Käutner – B: Hel- de sind. Das ist, so wie die Dinge hier in Deutschland mut Käutner, Norbert Kunze, unter der Mitarbeit von liegen, kaum zu machen. WEISSE SCHATTEN ist zwei- Helmuth Ashley, Tanasije Mladenovi´c, Rados Novakovi´c, fellos ein manierlicher Film – aber man wird mit Recht Stole Jankovi´c, Gustav Gavrin – K: Elio Carniel – M: sagen: Das ist kein Käutner-Film. Jeder mittelgute Re- Carl de Groof – D: Maria Schell, Bernhard Wicki, Bar- gisseur bringt so was zustande.« (Helmut Käutner) bara Rütting, Carl Möhner, Pavle Mi´ˇnci´c,Horst Hächler ̈ Samstag, 29. März 2008, 18.30 Uhr – 104 min – Eine deutsche Krankenschwester gerät zwischen die Fronten von deutschen Wehrmachtssol- dann mache ich das Volksmärchen von dem guten daten und jugoslawischen Partisanenkämpfern. Das in König, der am Unverstand seiner Umgebung kaputt- Bosnien gedrehte Kriegsdrama erhielt zahlreiche inter- ging, von dem größenwahnsinnigen, aber doch ganz nationale Auszeichnungen, so den Internationalen Preis idealistischen König der Bayern.« (Helmut Käutner) der Jury in Cannes. »Ein Thema der heißen Eisen. Käut- ̈ Freitag, 11. April 2008, 18.30 Uhr ner gestaltet es, als hätten wir das in Deutschland schon immer gekonnt. Französische Kunst der Atmo- DES TEUFELS GENERAL – BRD 1955 – R: Helmut sphäre – Käutner kann’s auch. Amerikanische Perfek- Käutner – B: Georg Hurdalek, Helmut Käutner, nach tion – Käutner bewältigt es. Italienische Wirklichkeits- dem Bühnenstück von Carl Zuckmayer – K: Albert Be- nähe – Käutner packt genauso zu. Sein Film wirkt nir- nitz – D: Curd Jürgens, Viktor de Kowa, Karl John, Eva- gends angestrengt. Das Vollkommene wirkt mühelos. Ingeborg Scholz, Marianne Koch, Camilla Spira, Erica Maria Schell war nie so hinreißend. Das unsichtbare, Balqué, Inge Meysel – 120 min – Luftwaffen-General doch unverkennbare Zeichen der Meisterschaft, das Harras ist mit seiner flapsigen Art den Nazi-Macht- allein einen Darsteller zum großen Schauspieler macht, habern suspekt und gerät in die Fänge der SS. »Ich Helmut Käutner wird erst hier ganz deutlich.« (Gunter Groll) habe versucht, DES TEUFELS GENERAL so zu machen, 22 ̈ Samstag, 5. April 2008, 18.30 Uhr wie es wirklich hätte passieren können. Das war ja nicht ganz Zuckmayer, vor allem in wesentlichen Figu- BILDNIS EINER UNBEKANNTEN – BRD 1954 – R: ren. Es war natürlich noch von der Absicht getragen, Helmut Käutner – B: Hans Jacoby, Helmut Käutner, einen politischen Film zu machen, der nämlich die Ver- nach einer Idee von Hans Jacoby – K: Werner Krien – hältnisse der Nazizeit sehr deutlich machte, vor allen M: Franz Grothe – D: Ruth Leuwerik, O. W. Fischer, Dingen zwischen SS, SA, Wehrmacht, die Schuld des Erich Schellow, Albrecht Schoenhals, Irene von Meyen- Einzelnen, die Vermessenheit. Ich habe ihn sehr gerne dorff, Ingrid van Bergen – 108 min – »Da ist das übli- gemacht, ich habe ihn ja direkt nach dem Kriege ge- che Aktbild samt üblichem Gesellschaftsskandal, die schrieben und dann viele, viele Jahre nicht machen übliche seelenwunde Barsängerin, der übliche Diplo- können.« (Helmut Käutner) mat mit stocksteifen Standesproblemen, das muntere ̈ Samstag, 12. April 2008, 18.30 Uhr Künstlervölkchen von Paris und die übliche Dramatur- gie der Mißverständnisse – schön frisiert, unwahr und HIMMEL OHNE STERNE – BRD 1955 – R+B: Helmut billig. Und was macht ein Mann wie Käutner mit sol- Käutner – K: Kurt Hasse – M: Bernhard Eichhorn – D: chem Stoff? Er verbrämt ihn: das Billige wird teuer ver- Erik Schumann, Eva Kotthaus, Georg Thomalla, Horst packt, das Unwahre durch Selbstironie entschuldigt, Buchholz, Camilla Spira – 108 min – Zufällig treffen die ächzende Konstruktion auf filmischen Hochglanz sich an einem illegalen Grenzübergang von Ost- zu poliert, nicht ohne Witz und Verve und mit unüblich Westdeutschland die ostdeutsche Fabrikarbeiterin hübschen Dialogen.« (Günter Groll) Anna und der westdeutsche Grenzpolizist Carl. Sie ver- ̈ Sonntag, 6. April 2008, 18.30 Uhr lieben sich ineinander und treffen sich immer wieder unter gefährlichsten Bedingungen in einem Niemands- LUDWIG II. – GLANZ UND ELEND EINES KÖNIGS – land zwischen den Zonen. »HIMMEL OHNE STERNE ist BRD 1954 – R: Helmut Käutner – B: Georg Hurdalek, ein Film, der so sachlich und kühl wie eine Reportage Peter Berneis, nach einer Erzählung von Kadidja Wede- gemacht ist. Er enthält ein paar schöne Bilder, die pas- kind – K: Douglas Slocombe – M: Kurt Graunke, nach siert sind, aber sie waren nicht geplant. Der Film ist Motiven von Richard Wagner – D: O. W. Fischer, Ruth eigentlich eine Aufzeichnung von Vorgängen, ganz da- Leuwerik, Marianne Koch, Paul Bildt, Friedrich Domin, rauf ausgerichtet zu sagen, so ist es drüben, so ist es Klaus Kinski – 114 min – »Ich war leider auf die Wit- hier, woran liegt das?« (Helmut Käutner) »Daß HIMMEL telsbacher sehr angewiesen, wenn ich eine große His- OHNE STERNE als einziger Gegenwartsfilm dieser Epo- torie machen wollte, denn ich mußte ja in den Schlös- che keine Zugeständnisse an die Ideologie des Kalten sern drehen. Die hatten eine Art Zensurrecht beim Krieges machte, ist Käutners bemerkenswertestes Ver- Buch, sonst hätten sie die Drehgenehmigung nicht ge- dienst.« (Horst Kramer) geben zu den Schlössern. Dadurch ist vieles, was ich ̈ Sonntag, 13. April 2008, 18.30 Uhr deutlicher machen wollte, nur in der Andeutung geblie- ben. Und dann habe ich gesagt, schön, wenn es also GRIFF NACH DEN STERNEN – BRD 1955 – R: Carl- nicht möglich ist historische Wirklichkeit zu machen, Heinz Schroth – B: Helmut Käutner, Maria Osten- Helmut Käutner 23

Sacken, Will Tremper – K: Friedl Behn-Grund – M: Wer- erweitert. Gedreht wurde an Originalschauplätzen. »Ich ner Eisbrenner – D: Erik Schumann, Liselotte Pulver, liebe nicht die Falsifikate, die in der Kulissenluft gebo- Paul Henckels, Gustav Knuth, Oliver Grimm, Nadja Til- ren wurden, Diese flandrische Landschaft ist wie ein ler, Ilse Werner – 103 min – Einer der wenigen Regie- Juwel. Der schwere Himmel, die schnurgeraden Ka- arbeiten des Schauspielers Carl-Heinz Schroth, der für näle, die Windmühlen, das flache Land, die geduckten, diesen Film ein beachtliches Ensemble von bekannten weiß gekalkten Häuser, das ist alles so wichtig für die- Schauspielern versammeln konnte. Helmut Käutner sen Film.« (Helmut Käutner) schrieb das Drehbuch um einen weltberühmten Jon- ̈ Samstag, 19. April 2008, 18.30 Uhr gleur, der ein Kind will, das erreichen soll, was ihm ver- sagt blieb: Die Bälle so zu werfen, daß sie sekunden- DER HAUPTMANN VON KÖPENICK – BRD 1956 – R: lang als »Sternbild des Großen Bären« in der Luft ste- Helmut Käutner – B: Carl Zuckmayer, Helmut Käutner, hen bleiben. nach dem Bühnenstück von Carl Zuckmayer – K: Albert ̈ Freitag, 18. April 2008, 18.30 Uhr Benitz – M: Bernhard Eichhorn – D: Heinz Rühmann, Hannelore Schroth, Martin Held, Erich Schellow, Willy EIN MÄDCHEN AUS FLANDERN – BRD 1956 – R: Hel- A. Kleinau – 93 min – Nach dem historisch verbrieften mut Käutner – B: Heinz Pauck, Helmut Käutner, nach Täuschungsstreich des Schusters Wilhelm Voigt aus der Novelle »Engele von Loewen« von Carl Zuckmayer dem Jahre 1906, der in einer Offiziersuniform die preu- – K: Friedel Behn-Grund – M: Bernhard Eichhorn – D: ßischen Staatsautoritäten foppt, schrieb Carl Zuck- Nicole Berger, Maximilian Schell, Viktor de Kowa, Fried- mayer 1931 sein Erfolgsdrama, das inzwischen mehr- rich Domin, Annelise Römer – 101 min – Die tragische fach verfilmt wurde. »An den HAUPTMANN VON KÖPE- Liebesgeschichte zwischen einem flämischen Waisen- NICK wollte anfangs keiner so richtig ran. Alle dachten, kind und einem deutschen Offizier im Ersten Weltkrieg. daß er nicht einmal seine Unkosten einspielt. Und da Käutner hat die Vorlage von Zuckmayer überarbeitet haben sie mir noch, während ich in Amerika war, den und um die Geschichte der belgischen Widerständler Schluß geändert. Ich hatte nämlich gezeigt, wie Schu- ster Voigt zum letztenmal seiner Uniform begegnet. Als Vogelscheuche. Das muß einigen Leuten unangenehm gewesen sein.« (Helmut Käutner) ̈ Sonntag, 20. April 2008, 18.30 Uhr

DIE ZÜRCHER VERLOBUNG – BRD 1957 – R: Helmut Käutner – B: Heinz Pauck, Helmut Käutner, nach dem Roman von Barbara Noack – K: Heinz Pehlke – M: Michael Jary – D: Liselotte Pulver, Paul Hubschmid, Bernhard Wicki, Wolfgang Lukschy, Roland Kaiser, Sonja Ziemann – 106 min – »Junge Dame zwischen zwei Männern liebt erst den einen, dann den anderen und heiratet letzteren. Das ist natürlich ein wenig wenig. Eben dies, die Grundhandlung, ist das, was we- Hollywood erzählt die Geschichte des Mädchens Helmut Käutner niger an Käutner erinnert. Die gewissen Einzelheiten, Melinda, die mit dem Stigma, ein uneheliches Kind zu 24 die es tun, ergeben sich daraus, daß das Milieu des sein, in der bedrückenden Atmosphäre einer amerika- Films Film-Milieu ist. Die Heldin verkauft einer Film- nischen Kleinstadt aufwächst. »Selten fand Käutner firma einen Heimatfilmstoff, und die Entstehung dieses eine derartige Balance zwischen Stoff und Stil wie in Films begleitet amüsant die Handlung. Ein deutscher THE RESTLESS YEARS. Es war der erste Film seit sei- Film, der sich über den gewohnten deutschen Film lu- nem unüberbotenen UNTER DEN BRÜCKEN, in dem stig macht – das ist so lustig wie ungewohnt, Käutner Realismus, Prägnanz und Ökonomie der Künstlerischen macht das sehr listig.« (Gunter Groll) Käutner absolviert Mittel mit menschlicher Wahrhaftigkeit ein Zeugnis ab- seinen obligatorischen Cameo-Auftritt in der Rolle legten von Zeitgenossenschaft. In diesem Film erwies eines Journalisten mit dem selbstironischen Aus- sich Käutner als schnörkelloser, lakonischer Erzähler, spruch: »Ich finde es nicht gut, wenn ein Regisseur in der die Härte des sozialen Materials in die Hände des seinem eigenen Film mitspielt.« visuellen Materials (CinemaScope, Schwarzweiß) über- ̈ Freitag, 9. Mai 2008, 18.30 Uhr trug.« (Karsten Witte) ̈ Sonntag, 11. Mai 2008, 18.30 Uhr MONPTI – BRD 1957 – R: Helmut Käutner – B: Helmut Käutner, nach dem Roman von Gábor von Vaszary – K: A STRANGER IN MY ARMS (EIN FREMDER IN MEI- Günther Senftleben – M: Bernhard Eichhorn – D: Romy NEN ARMEN) – USA 1958 – R: Helmut Käutner – B: Schneider, Horst Buchholz, Mara Lane, Boy Gobert, Peter Berneis, nach dem Roman «And Ride a Tiger« von Olive Moorefield, Helmut Käutner, Bobby Todd – Robert Wilder – K: William Daniels – M: Joseph Ger- 101 min – Durch Zufall lernen sich ein ungarischer shenson – D: June Allyson, Jeff Chandler, Sandra Dee, Student und die Näherin Anne-Claire in Paris kennen. Mary Astor, Charles Coburn – 88 min, OF – »Das war Sie nennt ihn neckisch »Monpti« – eine Kurzform von ein psychologisches Drama, eine Art Schmalspur-Ten- »Mon Petit« (»Mein Kleiner«). Die beiden verlieben sich nessee Williams. Die Geschichte eines Testpiloten und ineinander. Erzählt wird die melancholische Liebesge- eines Feiglings im Kriege. Also Psychoanalyse mit Sen- schichte von einem allwissenden Bistro-Besucher, den sation zusammen. Ich habe mich sehr bemüht, ameri- Helmut Käutner mit ironischem Schalk gibt. »Eine bit- kanische Filme zu machen, die amerikanischem Ge- tersüße Liebesgeschichte nach dem Roman von Gabor schmack entsprachen.« (Helmut Käutner) »Der Studio- von Vaszary. Kein Stoff für Experimente – ein Film, der Stil legte Käutner nicht nur auf einen funktionalen Rea- nur unterhalten soll.« (Helmut Käutner) lismus fest, sondern erlaubte ihm, aus der Sicht eines ̈ Samstag, 10. Mai 2008, 18.30 Uhr Fremden, eine Entzauberung des Kriegstraumas (Ko- reakrieg), die er so hart in seinen deutschen Filmen THE RESTLESS YEARS (ZU JUNG) – USA 1957 – R: nicht betrieben hat.« (Karsten Witte) Helmut Käutner – B: Edward Anhalt, nach dem Büh- ̈ Montag, 12. Mai 2008, 18.30 Uhr nenstück »Teach Me How to Cry« von Patricia Joudry Steele – K: Ernest Laszlo – M: Frank Skinner – D: San- DER SCHINDERHANNES – BRD 1958 – R: Helmut dra Dee, John Saxon, Luana Patten, Margaret Lindsay, Käutner – B: Georg Hurdalek, nach dem Bühnenstück Virginia Grey – 86 min, OF – Käutners erster Film in von Carl Zuckmayer – K: Heinz Pehlke – M: Bernhard Eichhorn – D: Curd Jürgens, Maria Schell, Fritz Till- kopiert, und zwar wie bei einem Comic-Strip als Blase mann, Christian Wolff, Siegfried Lowitz, Joseph Offen- vor dem Mund des Schauspielers. »Der Witz, mit dem bach – 115 min – Hannes Bückler, genannt »Schinder- Käutner sein Zinnsoldatenfußvolk auf die alte Preußen- hannes«, kämpft mit seiner Bande zur Zeit Napoleons lanze spießt, ist verspielt, kabarettistisch. Die weltpoliti- gegen Bauern-Ausbeuter und Franzosen-Freunde im schen Frotzeleien, die Käutner in seine romantische Hunsrück. »Mit zwei hessisch sprechenden, im Alter Farbaquarelle hineinpinselt, sind seine Extraspeziali- richtigen, jungen Leuten wäre es nicht möglich gewe- tät.« (Ponkie) sen, den Film zu finanzieren. Es ist der einzige Massen- ̈ Sonntag, 18. Mai 2008, 18.30 Uhr film, den ich jemals gemacht habe: ein Marktplatz mit über 1000 Komparsen bei der Hinrichtung des Schin- DAS GLAS WASSER – BRD 1960 – R: Helmut Käutner derhannes am Schluß – ich hasse ja so etwas, ich habe – B: Helmut Käutner, Willibald Eser, nach dem Theater- immer versucht, solche Dinge zu vermeiden, aber es stück »Ein Glas Wasser« von Eugène Scribe – K: Gün- war bei diesem Stoff notwendig.« (Helmut Käutner) ther Anders – M: Bernhard Eichhorn, Roland Sonder- ̈ Freitag, 16. Mai 2008, 18.30 Uhr Mahnken – D: Gustaf Gründgens, Liselotte Pulver, Hilde Helmut Käutner Krahl, Sabine Sinjen, Horst Janson – 84 min – »Die DER REST IST SCHWEIGEN – BRD 1959 – R: Helmut Szenenfolge ist genau die gleiche wie bei Scribe, ist nur 25 Käutner – B: Helmut Käutner, nach dem Theaterstück filmisch geworden, ist der Versuch, die Geschichte stili- »Hamlet« von William Shakespeare – K: Igor Oberberg siert zu erzählen. Das Kostüm ist nicht historisch, die – M: Bernhard Eichhorn – D: Hardy Krüger, Peter van Eyck, Ingrid Andree, Adelheid Seeck, Rudolf Forster – 104 min – »Zu DER REST IST SCHWEIGEN wurde ich verführt durch Shakespeare und die Bedeutsamkeit des Themas. Ich glaube übrigens, daß der Film heute stärker wirkt als damals. Die Vorgeschichte mit dem Nazi-Bezug, die wirkte damals noch rein politisch und rückte das Hamlet-Geschehen in die Nähe von Anti- Nazi-Vorgängen. Der historische Abstand ist heute so, daß man diese Dinge genauer sieht, und die Art und Weise, wie die Menschen reagieren ist heute kühler. Der Film ist sachlicher, stimmt mehr mit heute überein. Dieses Drehbuch gehört zu denjenigen, die ich am meisten liebe. Dieses Buch ist genau der ›Hamlet‹. In jeder Szene und Szenenfolge, nur eben mit einem mo- Perücken fehlen, die Stoffe sind moderne Herrenstoffe, dernen Dialog und einem modernen Inhalt.« (Helmut Gründgens trägt Glenchecks. Es ist überall die Erinne- Käutner) rung an eine moderne Kunstgewerblichkeit da. Das ist ̈ Samstag, 17. Mai 2008, 18.30 Uhr ein reiner Unterhaltungsfilm mit einer starken Betonung des musikalischen Akzents. Ich glaube im übrigen, daß DIE GANS VON SEDAN (SANS TAMBOUR NI TROM- dieser Film unter allen meinen Versuchen, einen musi- PETTE) – BRD/Frankreich 1959 – R: Helmut Käutner – kalischen Film zu machen, der gelungenste ist.« (Hel- B: Jean L’Hôte, Helmut Käutner, nach dem Roman »Un mut Käutner) dimanche au champs d’honneur« von Jean L’Hôte – K: ̈ Freitag, 23. Mai 2008, 18.30 Uhr Jacques Letellier – M: Bernhard Eichhorn – D: Hardy Krüger, Jean Richard, Dany Carrel, Françoise Rosay, SCHWARZER KIES – BRD 1961 – R: Helmut Käutner – Theo Lingen – 90 min, OmU – 1870 nimmt der fran- B: Helmut Käutner, Walter Ulbrich – K: Heinz Pehlke – zösische Soldat Léon ein vorschriftswidriges Bad in D: Helmut Wildt, Ingmar Zeisberg, Hans Cossy, Wolf- einem kleinen Fluß nahe der Stadt Sedan. Dort begeg- gang Büttner, Anita Höfer – 113 min – Im Hunsrück net er dem deutschen Grenadier Fritz, der gerade auf werden auf einem Militärflugplatz der Amerikaner neue Gänsejagd ist. Für den dialogarmen Film über die Pisten für Düsenjäger gebaut. Ein LKW-Fahrer trans- »Hohlheit des Nationalismus« bestimmte Käutner, daß portiert Material für die Pisten, verschiebt nebenbei Deutsch und Französisch gesprochen und nicht syn- aber einen Teil des Kieses schwarz an kleinere Unter- chronisiert wurde. Die Fremdtexte wurden jeweils ein- nehmen. »Ich mag den SCHWARZEN KIES besonders gerne und bedaure es sehr, daß der so gar kein Erfolg einen schnellen Gebrauchsfilm aus diesem surrealisti- gewesen ist. Er ist ein bißchen nostalgisch, weil er an schen Märchen zu retten.« (Helmut Käutner) »Käutners die Zeit der ersten Auseinandersetzungen nach dem Traum, den Kino-Apparat in unterspielter, eleganter Kriege in einer romantischen Form erinnert. Man ver- Selbstreferenz noch einmal vorzuführen, ist ein Absturz steht dann schon den Amerikaner etwas besser, und in das zynische Nichts. Eine grandios mißlungene man versteht diesen Lastwagenfahrer in seiner Primiti- Skizze aus deutschem Revuefilm, amerikanischer vität etwas besser. Die direkten aktuellen Probleme Tricktechnik und schalem Kabarett in Eastmancolor.« waren die Amerikaner mit ihrem moralischen Anspruch (Karsten Witte) in den unmoralischen Dörfern in der Eifel und im Huns- ̈ Freitag, 6. Juni 2008, 18.30 Uhr rück. Der Film wurde falsch verstanden. Aber ich gebe zu, er wurde zum falschen Zeitpunkt gedreht, er liegt in DIE ROTE (LA ROSSA) – BRD/Italien 1962 – R: Helmut der Zeit schief.« (Helmut Käutner) Käutner – B: Helmut Käutner, Alfred Andersch, nach ̈ Samstag, 24. Mai 2008, 18.30 Uhr dem Roman von Alfred Andersch – K: Otello Martelli – M: Emilia Zanetti, Tortorella – D: Ruth Leuwerik, Ros- Helmut Käutner ZU JUNG FÜR DIE LIEBE?! – BRD 1961 – R: Erica sano Brazzi, Giorgio Albertazzi, Harry Meyen, Richard 26 Balqué – B: Eberhard Keindorff, Johanna Sibelius, Hel- Münch, Gert Fröbe – 94 min – »DIE ROTE war kein mut Käutner, nach einer Erzählung von Helga von Wan- nennenswerter Erfolg, obwohl es auch einer von den genheim – K: Igor Oberberg – M: Ernst Simon – D: Loni Filmen ist, die mir am meisten am Herzen liegen. Er ist von Friedel, Heinz Blau, Wolfgang Reichmann, Adelheid vom Schauspielerischen, von der Machart und vom Seeck, Helmut Käutner, Berta Drews – 93 min – Das Sujet her besonders reizvoll und scheint mir auch ge- wenig beachtete Regiedebüt von Erica Balqué, der lungen. Ich habe nur ein paar riesige Fehler gemacht, Ehefrau von Helmut Käutner, die bei fast allen Filmen die mir das große Publikum weggejagt haben. Einer der ihres Mannes assistierte. Ein Spielfilm über ein minder- jähriges Paar, das ein Kind erwartet und deshalb un- bedingt heiraten möchte. Der Film zeigt den Kampf gegen vorurteilsbeladene Erwachsene und die staatli- che Gesetzgebung. »Im Prinzip bin ich der Meinung, daß Filmregie eine Männersache ist. Die erforderliche Geistesgegenwart, die Verantwortung für das Geld, für den reibungslosen Ablauf der Dreharbeiten – das erfor- dert schon eine männliche Hand. Dennoch bin ich nicht der Ansicht, daß eine Frau das nicht auch kann; es kommt freilich wohl letzten Endes immer auf den Cha- rakter des jeweiligen Filmstoffes an.« (Erica Balqué) ̈ Sonntag, 25. Mai 2008, 18.30 Uhr

DER TRAUM VON LIESCHEN MÜLLER (HAPPY-END Fehler war, daß ich eine der besten deutschen Schau- IM SIEBTEN HIMMEL) – BRD 1961 – R: Helmut Käut- spielerinnen für diese Rolle genommen hatte, die be- ner – B: Helmut Käutner, Willibald Eser – K: Günther reits so abgestempelt war, daß das Publikum sie in die- Senftleben – M: Bernhard Eichhorn – D: Sonja Zie- ser Figur nicht sehen wollte. Es war mein erster Ver- mann, Martin Held, Helmut Griem, Cornelia Froboess, such, mit der sogenannten modernen, jungen Literatur Georg Thomalla, Peter Weck – 82 min – »HAPPY-END etwas zu machen. Leider hat Andersch dann auf einer IM SIEBTEN HIMMEL ist eine Verballhornung, gegen die Pressekonferenz nach der Premiere in Berlin, die kein ich protestiert habe, das ist DER TRAUM VON LIES- großer Erfolg war, sich vollkommen von dem Film ge- CHEN MÜLLER, den Ilse Kubitschek auf gewaltsame trennt.« (Helmut Käutner) Weise kastriert und verändert hat, nachdem er in der ̈ Samstag, 7. Juni 2008, 18.30 Uhr Premiere überhaupt nicht angekommen war und mit diesen Veränderungen überhaupt nicht mehr richtig DAS HAUS IN MONTEVIDEO – BRD 1963 – R+B: gelaufen ist. Es wurde nicht nur herumgeschnitten, er Helmut Käutner, nach dem Bühnenstück von wurde auch um dreihundert Meter gekürzt und sinn- – K: Günther Anders – M: Franz Grothe – D: Heinz Rüh- entstellend umsynchronisiert. Es war der Versuch, noch mann, Ruth Leuwerik, Paul Dahlke, Ilse Pagé, Michael Verhoeven, Viktor de Kowa – 123 min – »Was Curt DIE FEUERZANGENBOWLE – BRD 1970 – R: Helmut Goetz über die Zeit hinaus mit seinem sicheren ironi- Käutner – B: Helmut Käutner, nach dem Roman von schen Sinn an Lustbarkeit aus einem moralisch un- Heinrich Spoerl – K: Igor Oberberg – M: Bernhard Eich- modernen Bruder schöpft, das rechtfertigt in unserer horn – D: Walter Giller, Uschi Glas, Theo Lingen, Willy komödienkargen deutschen Kinozeit jede Neuverfil- Reichert, Fritz Tillmann, Nadja Tiller – 100 min – »Und mung. Vor allem diese, die sich so getreulich an das dann habe ich noch eine Neuverfilmung der FEUER- Bühnenstück gehalten hat und bei der ein so ambitio- ZANGENBOWLE gemacht als kleine Arabeske und als nierter Regisseur wie Helmut Käutner so ganz und gar Freundschaftsdienst für Horst Wendtland. Ich fand ihn auf jeden Regie-Ehrgeiz verzichtet hat. Und das war gut ganz amüsant und nett; das ist ein hübscher Film und so. Er hat dieser Komödie die ihr gemäße Betulichkeit ein hübscher Erfolg geworden. Merkwürdigerweise ist belassen.« (Else Goelz) dies mein letzter Film gewesen.« (Helmut Käutner) ̈ Sonntag, 8. Juni 2008, 18.30 Uhr Käutner »hat zwar das liebliche Städtchen in Farbe ge- taucht, er hat einige Witzeleien aufgefrischt, er hat LAUSBUBENGESCHICHTEN – BRD 1964 – R: Helmut auch ein kleines Stummfilmchen in den Film eingebaut, Helmut Käutner Käutner – B: Kurt Heuser, Franz Seitz, nach den Erzäh- doch im großen und ganzen hat er sich auf den be- lungen von Ludwig Thoma – K: Heinz Pehlke – M: Rolf währten Szenenablauf verlassen, der den erfolgreichen 27 A. Wilhelm – D: Hansi Kraus, Käthe Braun, Renate Schriftsteller Pfeiffer einen Jugendtraum nachholen Kasche, Michl Lang, Friedrich von Thun, Michael Ver- läßt.« (Volker Baer) hoeven, Heidelinde Weis, Georg Thomalla, Elisabeth Fli- ̈ Sonntag, 15. Juni 2008, 18.30 Uhr ckenschildt – 100 min – »DIE FEUERZANGENBOWLE und auch schon vorher die LAUSBUBENGESCHICHTEN MULLIGANS RÜCKKEHR – BRD 1978 – R: Helmut waren für mich rein mechanische Fingerübungen. Aber Käutner – B: Hans Frick, nach seinem Roman – K: was ist gegen solche Filme einzuwenden, wenn sie an- Heinz Pehlke – M: Albert Mangelsdorff – D: Helmut ständig und kultiviert gemacht sind?« (Helmut Käutner) Qualtinger, Gracia Maria Kaus, Buddy Elias, Gernot »Oberstes Ziel von Franz Seitz und Helmut Käutner war Duda, Günter Kaufmann, Georg Kreisler – 103 min – es, erstens in der Anlage und der optischen Präsenz Seine letzte Filmarbeit inszeniert der bereits schwer er- der Figuren möglichst nahe an Ludwig Thoma und Olaf krankte Käutner als surreales Horror-Traumspiel zwi- Gulbransson, der das Buch damals illustrierte, zu blei- schen Beckett und Kafka. »MULLIGANS RÜCKKEHR ist ben und zweitens den episodenhaften Charakter der eine Parabel über das Sterben und den Tod. Das Zwi- Geschichten zu verwischen zugunsten einer Spielfilm- schenreich von Leben und Tod als letzte Chance der handlung. Das ist, wenigstens äußerlich, durchaus ge- Selbsterkenntnis, des Zusichfindens. Weggeschwemmt lungen.« (Eckhart ) vom hochgespülten Unbewußtsein, Nichtgewußten, ̈ Freitag, 13. Juni 2008, 18.30 Uhr wird die reale Biographie des Mulligan nur noch in Rudimenten sichtbar – Erinnerungsbruchstücke, Pro- VALENTIN KATAJEWS CHIRURGISCHE EINGRIFFE IN jektionen, die keinen logischen Zusammenhang mehr DAS SEELENLEBEN DES DR. IGOR IGOROWITSCH – ergeben. Wie im Traum dominieren Triebe, Perversio- BRD 1967 – R: Helmut Käutner – B: Claus Jürgen nen, Mordgelüste. Trieb ist aber auch der Wille zum Frank, Helmut Käutner, nach der Komödie »Die Zeit der Leben. Mulligans Widerstand gegen den Tod als letzte Liebe« von Valentin Katajew – K: Wolf Schneider – M: Niederlage, sein kaum zu brechender Wille zur Rück- Bernhard Eichhorn – D: Peter Vogel, Ida Ehre, Monika kehr ins Leben verleihen ihm bei aller Schäbigkeit Peitsch, Ilse Pagé, Helmut Käutner, Ute Gerlach – Größe und nötigen Bewunderung ab.« (Willi Segler) 95 min – Ein 1968 mit dem Adolf-Grimme-Preis in ̈ Freitag, 20. Juni 2008, 18.30 Uhr ausgezeichnetes Fernsehspiel von Helmut Käut- ner, in dem er auch selber mitspielt. »Das Fernsehen hat meist die interessanteren Stoffe, weil das Fern- sehen ja unkommerziell ist. Es muß nicht unbedingt auf einen kommerziellen Erfolg ausgerichtet sein. Infolge- Fotos: Helmut Käutner bei den Dreharbeiten zu MONPTI / Hel- dessen kann man im Fernsehen Dinge machen, von mut Käutner bei den Dreharbeiten zu DAS MÄDCHEN AUS denen man weiß, daß sie im großen Kino nicht die FLANDERN / KLEIDER MACHEN LEUTE / DER APFEL IST AB / Unkosten bringen.« (Helmut Käutner) DER HAUPTMANN VON KÖPENICK / THE RESTLESS YEARS / ̈ Samstag, 14. Juni 2008, 18.30 Uhr DAS GLAS WASSER / DIE ROTE Lektionen in Kino Kino-Lektionen 28

Essayfilme, die das Kino und das Medium reflektieren, Stück Groschenroman – ahnungsloser Botenjunge wird Dokumentarfilme über Filmemacher und das Filmema- von geheimnisvoller Gräfin becirct – führt Burch in fünf chen, Filme und Vorträge zur Filmgeschichte und zur Durchgängen vor, wie sich die Sprache des Kinos ent- Reflektion unserer Medienrealitäten – all dies wird in wickelte: vom frontalen Blick auf übervolle Bühnen- der Reihe »Kino-Lektionen« zu finden sein. Das Film- tableaus über das immer weiter gehende Eindringen museum versteht sich als Ort, an dem Filme nicht nur der Kamera in den vorfilmischen Raum, der dadurch gezeigt, sondern auch Diskurse geführt und the- zerlegt wird und im Kopf des Zuschauers wieder zu- matische Bezüge zu anderen Filmen und Medien her- sammengesetzt werden muß, bis zur Allgegenwart der gestellt werden. In einer Zeit des medialen Umbruchs, Kamera. Als Kontrast zu dieser Entwicklungslinie die- in dem die Digitalisierung Filme jederzeit und überall nen Burch eine Reihe von Filmbeispielen aus den Jah- verfügbar macht, ist ein Diskurs über das, was passiert, ren 1900 bis 1906, also vor der gemeinhin mit D.W. notwendiger denn je. Und so versucht diese Reihe in Griffith assoziierten Revolution der Filmsprache durch ganz unterschiedlichen Ansätzen, Formen und Metho- Parallelmontage und Großaufnahmen. Auf einer dritten den sich zentralen Fragen anzunähern: Was ist Kino? Ebene befaßt sich Burch damit, wie sich das Verhältnis Wie funktioniert ein Film? Wozu brauchen wir Filme des Zuschauers zum Gesehenen auf der Leinwand ent- und das Kino? Und warum wird die Idee Kino auch wickelt hat.« (Kraft Wetzel) – ARBEITER VERLASSEN dann weiterleben, wenn Filme als lineare Erzählform DIE FABRIK – Deutschland 1995 – R+B: Harun Faro- sich aufzulösen scheinen und ganz neue virtuelle Wel- cki – 37 min – »Farocki hat ein Jahr lang Filme gesich- ten entstehen? tet, auf der Suche nach Variationen des Motivs ›eine Belegschaft beim Verlassen der Arbeitsstelle‹: Beleg- CORRECTION PLEASE OR HOW WE GOT INTO PICTU- stellen fanden sich in Dokumentar-, Industrie- und Pro- RES (KORREKTUR BITTE ODER WIE WIR ZUM FILM pagandafilmen, in Wochenschauen und Spielfilmen. KAMEN) – GB 1979 – R+B: Noel Burch – K: Les Young ARBEITER VERLASSEN DIE FABRIK zeigt Bilder aus Fil- – M: John Buller – 52 min, OF – »An einem kleinen men von Pier Paolo Pasolini, Michelangelo Antonioni, Fritz Lang, Slatan Dudow, Klaus Wildenhahn, D.W. Grif- SANS SOLEIL (UNSICHTBARE SONNE) – Frankreich fith, Hartmut Bitomsky und vielen anderen. Wir sehen 1983 – R+B: Chris Marker – K: Sandor Krasna – M: Bilder von Streiks, von Auseinandersetzungen zwischen Michel Krasna – 103 min, dtF – »Eine unbekannte Frau Streikenden und Streikbrechern, von Räumungen und liest und kommentiert Briefe, die sie von einem Freund Fabrikbesetzungen, wir begegnen der ›industriellen Re- erhält – einem freiberuflich tätigen Kameramann, der servearmee‹, wir erleben Arbeitskämpfe, die an Bür- in der Welt herumreist und sich besonders für die bei- gerkriege erinnern und werden Augenzeugen eines den ›äußeren Pole des Überlebens‹ interessiert, für dreisten Lohngeldraubes. Dem Anspruch nach fragt Japan und Afrika. Der Kameramann fragt sich selbst das Sichten dieses Materials ein weiteres Mal nach nach dem Sinn dieser Darstellung der Welt, deren In- dem Quellenwert des Films für einen an der Sozial- strument er unablässig ist, und nach der Rolle, welche geschichte interessierten Historiker.« (Ulrich Kriest) das Gedächtnis, zu dessen Entstehung er beiträgt, ̈ Dienstag, 19. Februar 2008, 21.00 Uhr spielt.« (Chris Marker) »Das Reisen zwischen Afrika und Japan, zwischen Vergangenheit und Zukunft, Tradition JAMES BENNING – CIRCLING THE IMAGE – Deutsch- und Moderne, Mittelalter und Postmoderne, dieser Tau- land 2003 – R+B: Reinhard Wulf – K: Jürgen Behrens mel im Raum bedeutet in Wirklichkeit einen Taumel der

– 84 min, OF – Der Film begleitet James Benning eine Zeit. Eine Erfahrung, die Marker in Hitchcocks VERTIGO Kino-Lektionen Woche lang auf der Suche nach Drehorten und bei den filmisch umgesetzt sieht und die er in seinem Film 29 Dreharbeiten der ersten beiden Einstellungen von SANS SOLEIL als Reise zwischen Orten und Zeiten, als 13 LAKES. »Wulf zeigt Benning bei der Begutachtung Gedächtnisreise, inszeniert hat. Die diskontinuierliche, möglicher Drehorte, führt seine akribischen Rituale des sprunghafte, fragmentarische, assoziative Funktions- Kadrierens, der Suche nach dem perfekten Bildaus- weise des menschlichen Gedächtnisses dient ihm als schnitt vor und läßt uns nach und nach verstehen, daß Montagemodell, vor allem auch zwischen Bild und es die Sehnsucht nach dem reinen, durch nichts ab- Ton.« (Birgit Kämper) Im Filmmuseum gelangt die von gelenkten Schauen ist, die Benning immer wieder die Chris Marker autorisierte deutsche Fassung zur Auf- Einsamkeit der Bilder suchen läßt.« (Michael Kohler) führung, die Elmar Tophoven übersetzt hat und die von ̈ Dienstag, 26. Februar 2008, 21.00 Uhr Charlotte Kerr gesprochen wird. ̈ Dienstag, 11. März 2008, 21.00 Uhr TALENTPROBE – BRD 1980 – R: Peter Goedel – B: Peter Goedel, Herbert Hoven – K: Axel Brandt, Erich SPELLBOUND (ICH KÄMPFE UM DICH) – USA 1945 – Krenek, René Perraudin, David Slama – 146 min – R: Alfred Hitchcock – B: Angus MacPhail, Ben Hecht, Viele Jahre vor Superstar-Suche und peinlichen Selbst- nach dem Roman »The House of Dr. Edwardes« von darstellungs-Shows, die heute das Fernsehprogramm John Palmer und Hilary St. George Sanders – K: prägen, entstand Peter Goedels Film über eine ritua- George Barnes – M: Miklós Rózsa – D: Ingrid Bergman, lisierte Veranstaltung am Kölner Tanzbrunnen, in der Gregory Peck, Michael Chekhov, Rhonda Fleming, Nor- sich Möchtegern-Stars vor einem johlenden Publikum man Lloyd – 111 min – SPELLBOUND ist einer der un- bloßstellen und gnadenlos niedergemacht werden. »Es gewöhnlichsten Hitchcock-Filme: Eine Suspense-Story ist, als würde man zuerst von den Arenaklängen auf im Irrenhaus, Ingrid Bergman als Psychoanalytikerin, den Stier blicken, und dann aus der Perspektive des Psychoanalyse-Sitzungen zur Ermittlung des wahren Stiers auf die Toreros und die Massen in der Arena. Man wechselt die Seiten, man wechselt sich selbst aus. Es ist dieses erzählerische Raffinement des Doku- mentarfilms TALENTPROBE, das ihn nicht nur zu einem der faszinierendsten dokumentarischen Beschreibun- gen eines Massenrituals, nicht nur zu einem ungemein spannenden Erzählstück machen – viel intensiver, überraschender als viele Thriller und augenblicklich modische Horrorfilmtrips; sondern TALENTPROBE wird selbst zu einem Trip, zu einer untergründigen, bestür- zenden Selbsterfahrung.« (Wolfram Schütte) ̈ Dienstag, 4. März 2008, 21.00 Uhr (Peter Goedel ist anwesend) Mörders. Während Produzent David O. Selznick einen Filmgeschichte erwähnten neuseeländischen Filmpio- Liebesfilm mit den bei ihm unter Vertrag stehenden nier Colin McKenzie, der schon vor Thomas Alva Edison Stars Ingrid Bergman und Gregory Peck drehen wollte, das Kino erfand und früher als alle anderen mit Farb- versuchte Hitchcock, möglichst viele ungewöhnliche film und Tonfilm experimentierte. Der neuseeländische Ideen und Einfälle unterzubringen. Er war begeistert Filmregisseur Peter Jackson (LORD OF THE RINGS) hat von der Idee, die Traumsequenz von Salvador Dalí ge- die Geschichte aufbereitet und Ausschnitte aus den stalten zu lassen, der zu dieser Zeit sehr bemüht war, in wenigen erhaltenen Filmen McKenzies eingearbeitet. Hollywood Fuß zu fassen. SPELLBOUND ist der einzige Ein MAKING OF geht auf die Hintergründe der Produk- Hollywood-Film, in dem sich Dalís Visionen weitgehend tion von FORGOTTEN SILVER ein. wiederfinden. Anhand wenig bekannter Standfotos be- ̈ Dienstag, 1. April 2008, 21.00 Uhr schreibt Stefan Drößler in einem halbstündigen Vortrag die Produktionsgeschichte des Films, analysiert die VERTEIDIGUNG DER ZEIT – Deutschland 2007 – Traumsequenz und geht auf den legendären Einfär- R+B: Peter Nestler – K: Rainer Komers – 24 min, OmU bungseffekt am Ende der Premierenfassung ein. – »Nestlers Titelgebung greift eines der Huillet-Straub- ̈ Dienstag, 18. März 2008, 21.00 Uhr (Einführung : Ste- schen Hauptthemen der letzten Jahre auf. Dem allent-

Kino-Lektionen fan Drößler) halben einreißenden Beschleunigungswahn (der sich dem Diktat der schnellen Geld-Zirkulation auf globaler 30 A PROPÓSITO DE BUÑUEL (BETRIFFT: BUÑUEL) – Stufenleiter unterwirft), setzten sie das Verfügen über Spanien 2000 – R+B: José Luis López-Linares, Javier die Zeit entgegen, sie so zu ihrer eigenen machend – Rioyo – B: Agustín Sánchez Vidal – K: José Luis López- was von außen auch schon mal als Luxus empfunden Linares – M: Mauricio Villavecchia – mit Carlos Fuen- werden konnte.« (Johannes Beringer) – QUEI LORO tes, Luis Buñuel, Juan Luis Buñuel, Rafael Buñuel, INCONTRI (JENE IHRE BEGEGNUNGEN) – Italien Margarita Buñuel, Conchita Buñuel, Carlos Saura, Silvia 2006 – R+B: Danièle Huillet & Jean-Marie Straub, Pinal, Roberto Cobo, Michel Piccoli, Pere Portabella, nach »Dialoghi con Leucò« von Cesare Pavese – K: Jean-Claude Carrière, Serge Silberman, Laurent Ter- Renato Berta, Jean-Paul Toraille, Marion Befve – D: zieff, Angela Molina – 99 min, OmeU – Lebensweg und Angela Nugara, Vittorio Vigneri, Grazia Orsi, Romano Persönlichkeit Buñuels werden in dieser Dokumenta- Guelfi, Angela Durantini, Enrico Achilli, Giovanna Daddi, tion ständig im Zusammenhang mit den Strömungen Dario Marconcini, Andrea Bacci, Andrea Balducci – und Ereignissen des Jahrhunderts gesehen, in dem er 68 min, OmU – »Vielleicht der traurigste Film der seine Kunst entwickelt hat. Dabei folgt der Film zwei Straubs, weil er aus der Perspektive der Götter von den Linien: der biographischen Chronik und einer Annähe- bedauernswerten Menschen im allgemeinen spricht rung an die zentralen Themen in Buñuels Kosmos. Im und keine individuelle Geschichte erzählt. Vielleicht Mittelpunkt stehen Aussagen von Buñuel, die seiner aber auch derjenige, der die ›ethische Gewalt‹ (Franco Autobiographie und gefilmten Interviews entnommen Fortini) ihrer Filme am sanftesten zum Ausdruck bringt. wurden, Ausschnitte aus seinen Filmen, seltene Archiv- Es ist erschütternd, wie diese Götter von Sehnsucht aufnahmen und Äußerungen von Angehörigen, Mitar- und Trauer zugleich ergriffen werden, wenn sie von den beitern und Freunden. erbärmlichen und dennoch beneidenswerten Men- ̈ Dienstag, 25. März 2008, 21.00 Uhr schen sprechen.« (Markus Nechleba) ̈ Dienstag, 8. April 2008, 21.00 Uhr FORGOTTEN SILVER (KEIN OSCAR FÜR MR. McKEN- ZIE) – Australien 1995 – R+B: Peter Jackson, Costa LEUCHTTURM DES CHAOS – BRD 1982 – R+B: Wolf- Botes – K: Alun Bollinger, Gerry Vasbenter – M: Steve Eckart Bühler, Manfred Blank – K: Bernd Fiedler – mit Roche, David Donaldson – mit Peter Jackson, Johnny Sterling Hayden – 119 min – »Porträt des Seefahrers, Morris, Costa Botes, Sam Neill, Leonard Maltin, Harvey Schriftstellers und Hollywoodschauspielers Sterling Weinstein – 53 min, OmU – BEHIND THE BULL: FOR- Hayden (JOHNNY GUITAR, DR. STRANGELOVE), der zur GOTTEN SILVER – Australien 2000 – R+B: Peter Jack- Zeit der ›Schwarzen Listen‹ Kollegen als Kommunisten son, Costa Botes – K: Tommy Ringo – mit Peter Jack- denunzierte und dafür zur Belohnung zahlreiche Rollen son, Costa Botes, Thomas Robbins, Mike Horton, Brian in zumeist zweitklassigen Filmen bekam. Er lebte zur Scadden, Chris Coad, Steve Roche, David Donaldson, Zeit der Dreharbeiten auf einem Flußboot in Frankreich, Peter Corrigan – 22 min, OF – Eine aufsehenerregende ein exzessiver Trinker, ein Wrack, aber nicht ohne Dokumentation über den völlig vergessenen, in keiner Größe. Sein Alkoholismus, über den er so offen spricht wie über seine persönliche Verfehlung, und seine De- tion, finanziert von Columbia Pictures, unter Leitung pressionen haben unmittelbar mit dem Schock von da- von Produzent Carl Szokoll und Regisseur Helmut Käut- mals zu tun, mit der Scham, den Gesinnungsjägern ner der Kinofilm DIE LETZTE BRÜCKE, der 1954 in Can- willfähig gewesen zu sein, Leben anderer zerstört zu nes mit einem Spezialpreis ausgezeichnet wurde. haben. Bühler und Blank ist ein ambivalenter, zum Srdan Kneževi´cs preisgekrönte Dokumentation be- Nachdenken anregender Film gelungen.« (Wilhelm Roth) schreibt die Schwierigkeiten dieser wegweisenden Pro- ̈ Dienstag, 15. April 2008, 21.00 Uhr (Wolf-Eckart duktion, die sich über alle Vorurteile und Vorbehalte der Bühler ist anwesend) ehemaligen Kriegsgegner hinwegsetzte und schließlich der persönlichen Intervention von Tito bedurfte, um CINÉASTES DE NOTRE TEMPS: LUIS BUÑUEL (FIL- auch in jugoslawischen Kinos gezeigt werden zu kön- MEMACHER UNSERER ZEIT: LUIS BUÑUEL) – Frank- nen. Dazu bedient er sich Interviews mit den noch le- reich 1964 – R+B: Robert Valey – K: Sacha Vierny – benden Mitwirkenden der Produktion, Fotos, Dokumen- mit Luis Buñuel, Conchita Buñuel, Max Ernst, Ado ten, Wochenschauberichten und Filmausschnitten. Kyrou, Pierre Prévert, Georges Sadoul – 38 min, OmeU ̈ Dienstag, 29. April 2008, 21.00 Uhr (Srdan Kneževi´c – Eines der wenigen langen Interviews, die Luis Buñuel ist anwesend) vor laufender Kamera gegeben hat. – EL ÚLTIMO Kino-Lektionen GUIÓN: BUÑUEL EN LA MEMORIA (DAS LETZTE SYMBIOPSYCHOTAXIPLASM: TAKE ONE – USA 1968 31 DREHBUCH: ERINNERUNGEN AN LUIS BUÑUEL) – – R+B: William Greaves – K: Stevan Larner, Terry Fil- Spanien/Deutschland 2008 – R+B: Javier Espada, gate – M: Miles Davis – D: Patricia Ree , Don Gaizka Urresti – mit Jean Claude Carrière, Juan Luis Fellows, Bob Rosen, William Greaves, Susan Anspach – Buñuel – 45 min, OmU – Zwei der engsten Vertrauten von Luis Buñuel, der Drehbuchautor Jean Claude Car- rière und Buñuels Sohn, der Filmemacher Juan Luis Buñuel, reisen auf den Spuren des spanischen Filme- machers. An den Orten in Spanien, Mexiko und den USA, die das Leben Buñuels prägten, erinnern sie sich in Gesprächen an den Kollegen und Vater, an seine Ar- beitsweise, seine Vorstellungen von der Welt und an viele private Momente. ̈ Dienstag, 22. April 2008, 21.00 Uhr

BRIDGING MINDS (BRÜCKE DER VERSTÄNDIGUNG) – Österreich / Serbien 2005 – R+B: Srdan Kneževi´c – K: Alexander Betanishvili, Miodrag Milosevi´c, Alex Seidl, Hakija Topi´c – mit Milo Dor, Helmuth Ashley, Dejan Ko- 75 min, OF – Ein selten gezeigter Klassiker des ameri- sanovi´c, Herta Friedl – 104 min, OmU – 1953, nur kanischen Kinos, ein Film im Film im Film in New Yorks wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, entstand Central Park. William Greaves läßt ein Paar beim Strei- als deutsch-österreichisch-jugoslawische Koproduk- ten filmen, gleichzeitig filmt ein weiteres Team die Dreharbeiten, und dann werden auch noch alle Umste- henden inklusive der herbeigeeilten Polizisten in den Film miteinbezogen. Eine zweigeteilte Leinwand läßt die verschiedenen Ebenen des Films gleichzeitig erle- ben. William Greaves, Tänzer, Filmschauspieler und Autor von mehr als 200 Dokumentarfilmen, hinterfragt das Medium Film in einer faszinierenden und spieleri- schen Art, die zudem viel vom Aufbruch der 60er Jahre wiedergibt. Erst vor einigen Jahren wurde dieses Außenseiterwerk »wiederentdeckt« und konnte mit Hilfe von Steve Buscemi und Steven Soderbergh res- tauriert werden. ̈ Dienstag, 13. Mai 2008, 21.00 Uhr HOLLYWOOD SPRICHT DEUTSCH – Vortrag mit Film- Schicksale der Hauptakteure, die Bedingungen der beispielen von Stefan Drößler – 100 min – Als 1929 Filmproduktion in den 30er Jahren sowie die Emigra- der Tonfilm aufkam, sah sich Hollywood mit einem gro- tion vermittelt. ßen Problem konfrontiert: Die Produktionskosten der ̈ Dienstag, 27. Mai 2008, 21.00 Uhr (Einführung: Armin Filme waren aufgrund des erhöhten technischen Auf- Loacker) wands in die Höhe geschnellt bei gleichzeitiger Ein- schränkung ihrer Exportierbarkeit durch die Sprachbar- TOKYO-GA – BRD 1985 – R+B: Wim Wenders – K: Ed riere. Da noch nicht mit Magnetbändern gearbeitet Lachman – M: Laurent Petitgand – mit Chishu Ryu, wurde, war die Synchronisierung von Tonfilmen prak- Werner Herzog, Yuharu Atsuta, Chris Marker – 92 min tisch unmöglich. Also blieb nur die Möglichkeit, die – Eine Reise nach Tokyo. Eine Begegnung mit einer an- Filme direkt in verschiedenen Sprachversionen aufzu- deren Welt. Rituale, Eigenarten, Widersprüche zwi- nehmen. Von 1930 bis 1932 wurden in allen Holly- schen Tradition und technischem Fortschritt. Reflektio- wood-Studios Filme in deutscher Sprache gedreht: Für nen über das Filmemachen. Eine Spurensuche nach einige wurden Stars wie Heinrich George, Paul Morgan den Bildern und Themen des japanischen Regisseurs oder Camilla Horn aus Deutschland eingeflogen, für Ozu. »So japanisch diese Filme auch sind, so allge-

Kino-Lektionen andere wurden in Hollywood ansässige Schauspieler meingültig sind sie zur gleichen Zeit. Ich habe darin alle mit Deutschkenntnissen wie Greta Garbo, Edward G. Familien in aller Welt wiedererkennen können, auch 32 Robinson oder Marion Lessing eingesetzt, und für ei- meine Eltern, meinen Bruder und mich. Für mich war nige mußten in Deutschland besonders populäre ame- das Kino nie vorher und nie seitdem so nah an seinem rikanische Schauspieler wie Stan Laurel, Oliver Hardy Wesen und seiner Bestimmung – ein Bild des Men- und Buster Keaton Deutsch phonetisch auswendig ler- nen. Der Vortrag von Stefan Drößler beschreibt die Situation in den verschiedenen Studios und zeigt Aus- schnitte aus einem Dutzend wenig bekannter Filme, die in der Filmforschung bisher kaum Beachtung gefunden haben. ̈ Dienstag, 20. Mai 2008, 21.00 Uhr (Vortrag: Stefan Drößler)

UNERWÜNSCHTES KINO – DER DEUTSCHSPRA- CHIGE EMIGRANTENFILM 1934–1937 – Österreich 2005 – R: Petrus van der Let – B: Armin Loacker, Petrus van der Let – K: Paul Tutsek, Walter Wehmeyer, Hartmut Schulz, Benjamin Erp – mit Robert Koster, Michaela Jaray, John Pasternak – 84 min – Kurz nach schen des 20. Jahrhunderts zu geben, ein brauchba- Hitlers Machtübernahme 1933 wurden jüdische Film- res, ein wahres und gültiges Bild, in dem er sich nicht schaffende gezwungen, Deutschland zu verlassen. Eine nur wiedererkennen, sondern in dem er vor allem über Gruppe von Emigrantinnen und Emigranten konnte sich sich lernen konnte.« (Wim Wenders) in Wien und Budapest in einer vom »reichsdeutschen« ̈ Dienstag, 3. Juni 2008, 21.00 Uhr Markt unabhängigen, deutschsprachigen Filmproduk- tion betätigen. UNERWÜNSCHTES KINO basiert auf DER MANN IN DER SCHLANGENGRUBE. VAL LEW- Ausschnitten aus Spielfilmen, Wochenschauen und TON: PORTRÄT EINES PRODUZENTEN – BRD 1974 – noch nie gezeigten home movies, u. a. des Filmregis- R+B: Hans C. Blumenberg – K: Bodo Kessler – mit Joel seurs Hermann Kosterlitz, der als Koster drei E. Siegel, Robert Wise, Kent Smith, Jessie Ponitz, Eliza- Jahrzehnte zu den führenden Regisseuren Hollywoods beth , Curtis Harrington, Nicholas Musuraca, zählte. Porträtiert werden neben Hermann Kosterlitz Renié, Darrel Silvera, Ruth Lewton, Val Lewton jr. – 45 (Henry Koster), Felix Joachimson (Jackson), Joe Pas- min – Ein Porträt des 1951 verstorbenen Hollywood- ternak, Otto Wallburg, Hans Jaray, Franziska Gaal, Rosy Produzenten, der 1942 bei RKO Chef der Horrorfilm- Barsony, Hortense Raky, Oskar Pilzer, Zoltan Vidor und Abteilung wurde und mit wenigen stilvollen B-Pictures Ernst Verebes. In Gesprächen mit ZeitzeugInnen (CAT PEOPLE, 1942 / I WALKED WITH A ZOMBIE, 1943 und den Nachfahren der Filmemigranten werden die / THE SEVENTH VICTIM, 1943 / THE BODY SNATCHER, FILMEMIGRATION AUS NAZI-DEUTSCHLAND – BRD 1975 – R+B: Günter Peter Straschek – K: Charly Böhm, Carlos Bustamante, Werner Dittmer – mit John Brahm, Lotte H. Eisner, Anatol Litvak, Rudi Feher, Ca- milla Spira, Joseph Than, Franz Marischka, Hans Feld, Lucie Mannheim, Harold Nebenzal, Jan Lustig, Heinrich Fraenkel, Fritz Lang, Bronislau Kaper, Harry Sokal, Gerd Oswald, Paul Falkenberg, Fritz Kortner, Helene Weigel, Gottfried Reinhardt, Dolly Haas – 287 min – Ein weg- weisender Dokumentarfilm: Günter Peter Straschek spürt den Schicksalen von Filmschaffenden nach, die nach Hitlers Machtergreifung Deutschland und Öster- reich verlassen mußten und vor allem in Hollywood zu überleben versuchten. Viele der Emigranten konnte er 1945) das Genre erneuerte. – I WALKED WITH A ZOM- noch für Gespräche und Interviews vor die Kamera

BIE (ICH FOLGTE EINEM ZOMBIE) – USA 1943 – R: holen, einige von ihnen sind in seltenen alten Filmauf- Kino-Lektionen Jacques Tourneur – B: Curt Siodmak, Ardel Wray – K: nahmen zu sehen. Zusammen mit historischen Filmdo- 33 J. Roy Hunt – M: Roy Webb – D: James Ellison, Frances kumenten und Ausschnitten aus Filmen von Michael Dee, Tom Conway, Edith Barrett, James Bell – 69 min, Powell, Humphrey Jenning, Eric Charell, Michael Curtiz, OF – »Charlotte Brontes ›Jane Eyre‹ unkenntlich ver- Fritz Lang, Anatol Litvak, Raoul Walsh, Ernst Lubitsch filmt. Aber damit ist so gut wie nichts gesagt. [Val und Joseph L. Mankiewicz entsteht ein einzigartiges, Lewtons Produktionen sind] klassische low-cost-Filme, lebendiges Bild eines Kapitels der Filmgeschichte, das die total auf ihre Spezialeffekte bauen, auf kinospezifi- vorher noch nie so intensiv und eingehend dargestellt sche, auf Schatten und Licht und auf bewegte Kamera. und untersucht wurde. Aufgeteilt ist der Film in fünf Ka- Imagination durch suggestive Ökonomie. Schauder pitel, die den Bogen spannen von der Situation im Nazi- greift um sich, weil man nichts sieht. Unglaubliches Deutschland nach 1933, die Flucht ins europäische hört und viel sich einbildet. Das Übernatürliche er- Ausland, die Situation in Hollywood, wo die Emigranten scheint durch Kino als Variante des Surrealen.« (Frieda Nazis in Filmen wie CASABLANCA, HANGMEN ALSO Grafe) DIE oder CONFESSIONS OF A NAZI SPY spielen durften ̈ Dienstag, 10. Juni 2008, 21.00 Uhr bis hin zu Fragen der Remigration und der Auseinan- dersetzung mit den Dagebliebenen. Die Titel der einzel- DER SCHAUPLATZ DES KRIEGES. DAS KINO VON nen Teile:Teil 1 »Wer klug war, ging schnell raus«, Teil 2 JOHN FORD – BRD 1976 – R+B: Hartmut Bitomsky – »Wir waren aufgescheucht und vogelfrei«, Teil 3 »Aus 91 min – Ein filmischer Essay über die Welt von John Europa draußen und in einer gewissen Sicherheit«, Teil Ford, ausgehend von seinem Western THE SEARCHERS 4 »Unter Palmen und blauem Himmel« Teil 5 »Man (DER SCHWARZE FALKE, 1956). Hartmut Bitomsky wußte ja nie, wem man die Hand geben kann«. spürt den Themen und Motiven nach, die Ford in sei- ̈ Sonntag, 29. Juni 2008, 17.30 Uhr (Teil 1-2) ̈̈ nen Filmen entwickelt, und stützt sich ausschließlich Sonntag, 29. Juni 2008, 20.00 Uhr (Teil 3-5) auf Ausschnitte und Fotos aus seinen Filmen (THREE BAD MEN, 1926 / FOUR SONS, 1928 / FLESH, 1932 / THE WORLD MOVES ON, 1934 / HOW WAS MY VALLEY, 1941 / THEY WERE EXPENDABLE, 1945 / FORT APACHE, 1948 / RIO GRANDE, 1950) und Texte von James Agee, Lindsay Anderson, John Baxter, Ernst Bloch, Hanns Eisler, Friedrich Engels, Alfred Hitchcock, Claude Lévi-Strauss, Karl Marx, Joseph McBride, Frank S. Nugent und William Pechter. Wie John Wayne als Ethan Edwards in THE SEARCHERS der verlorenen Fotos: VERTEIDIGUNG DER ZEIT / SPELLBOUND / BRIDGING Familie nachjagt, so reist der Zuschauer durch das Uni- MINDS – BRÜCKE DER VERSTÄNDIGUNG / SYMBIOPSYCHO- versum des großen Meisters des amerikanischen Kinos. TAXIPLASM: TAKE ONE / TOKYO-GA / Filmplakat I WALKED ̈ Dienstag, 17. Juni 2008, 21.00 Uhr WITH A ZOMBIE Film und Psychoanalyse Film und Psychoanalyse 34

Ein Film trifft auf die individuelle Imagination des Zu- setzte Filmerzählung (Narrativ) löst beim Zuschauer schauers, auf seine bewußten und unbewußten Erwar- komplexe Reaktionen aus, sondern vielmehr die vom tungen an den Film, seine inneren Konflikte, seine Filmemacher eingesetzten filmsprachlichen Mittel, wie Phantasien, seine unbewußten Wünsche und Ängste, Kameraeinstellung, Schnitt und Montage. Des Weiteren seine Grundannahmen zum Leben und zur Welt. Diese lassen die Personeninszenierungen, die Musik und Hin- individuelle Gefühlswelt mischt sich mit der filmischen tergrundgeräusche die Darstellung lebendig werden Darstellung, was erklärt, daß ein Film bei jedem Be- und regen – vom Regisseur bewußt eingesetzt – unter- trachter unterschiedlichste Emotionen hervorrufen und schiedlichste Gefühle an. unterschiedlich interpretiert werden kann. Seit Anfang der 90er Jahre entwickelt sich weltweit ein Den Psychoanalytiker interessiert am Film zum einen zunehmendes Interesse an psychoanalytischen Filmin- die unbewußte Botschaft, die sich hinter dem manife- terpretationen. Dies zeigt sich u. a. an Filmvorführun- sten Filminhalt verbirgt und die oftmals an zu ent- gen mit anschließender Diskussion in öffentlichen schlüsselnde Träume erinnert. Zum andern aber bildet Kinos, aber auch an speziellen Tagungen zur Thematik. die Funktion des Kinos als Medium des gesellschaftli- Die Filmreihe im Filmmuseum stellt ausgewählte Filme chen Unbewußten einen weiteren Anreiz zur Interpreta- namhafter Filmemacher vor, die von Referenten der tion, da durch filmische Verarbeitung von beispiels- Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie in weise sozialen Konflikten, Geschlechterbeziehungen München eingeführt werden. Nach den Vorstellungen oder auch historischen Traumata die Grund- und Le- und einer kurzen psychoanalytischen Interpretation benseinstellungen des Zuschauers verfestigt oder neu einiger wichtiger Szenen (oder auch nur der Schlüssel- formuliert werden können. szene) wird versucht werden, mit dem Publikum in Bei der analytischen Filmbetrachtung geht es um den einen Dialog zu treten. Wunsch, Einblicke in die menschliche Seele, in eigene Irmgard Nagel, Diplom-Psychologin, Lehranalytikerin innere Vorgänge und in die Natur des Menschen allge- und Supervisorin der Akademie für Psychoanalyse und mein zu gewinnen. Nicht allein die in Handlung umge- Psychotherapie e.V., München SPIDER – Kanada 2002 – R: David Cronenberg – B: dopplung dessen, was der alte Richter einst in seiner Patrick McGrath, nach seinem Roman – K: Peter Su- Jugend erlebte. Am Ende verabschiedet sich Kieslowski schitzky – M: Howard Shore – D: Ralph Fiennes, Mi- von uns in der Gestalt von Jean-Louis Trintignant – mit randa Richardson, Gabriel Byrne, Lynn Redgrave, John Tränen in den Augen. Die letzte Einstellung zeigt die Neville – 98 min, OF – »Es ist eine prototypische Figur, einer Katastrophe entronnene Irène Jacob. Die beiden die Gestalt eines philosophischen Buchs, die Cronen- Schauspieler verkünden für Kieslowski eine Botschaft, berg ins Zentrum gestellt hat. Die Bücher, aus denen die der Psychoanalyse als klinischer Kunst so nahe diese Figur stammt, sind weder die Schriften Freuds kommt: die der seelischen Erschütterung, aus der le- und seiner Nachfolger, keine komplizierten Abhandlun- bendige Beziehung entsteht. gen über den Ödipus-Komplex, obwohl es hier um ̈ Mittwoch, 16. April 2008, 21.00 Uhr (Einführung: Gün- einen Sohn geht, den ein äußerst kompliziertes Verhält- ter Völkl) nis mit seinen Eltern verbindet; noch sind es die antiö- dipalen Unternehmungen der Postmoderne. Es sind die 2046 – Hong Kong 2004 – R+B: Wong Kar-wai – K: Schriften von Sartre und Camus. Spider ist ein ›Frem- Christopher Doyle – M: Shigeru Umebayashi – D: Tony der‹, ein Desorientierter, dem die einfachste Alltags- Leung, Gong Li, Faye Wong, Zhang Ziyi, Maggie handlung zum Problem wird, dessen Bezug zur Welt Cheung – 129 min, OmU – »Wong Kar-wai wollte den durch Absurdität bestimmt ist. Der Film ist eine Ab- ultimativen Liebesfilm drehen, ein Werk, in dem das handlung über den Komplex Gedächtnis und Erinne- Gefühl zum Bild wird, freischwebend und losgelöst von rung.« (Rüdiger Suchsland) allem narrativen und dramaturgischen Ballast. Ein Film, ̈ Mittwoch, 20. Februar 2008, 21.00 Uhr (Einführung: der da beginnt, wo das Erzählen aufhört und in dem

Irmgard Nagel) das Kino zu sich selbst findet. Ähnlich wie sein Held Film und Psychoanalyse verharrt auch der Film in einer Zeitschleife. Er verachtet 35 THE BIRDS (DIE VÖGEL) – USA 1963 – R: Alfred den Plot, folgt der Logik des Traums, der Assoziation, ist Hitchcock – B: Evan Hunter, nach einer Geschichte von eher Elegie als Geschichte.« (Katja Nicodemus). Daphne Du Maurier – K: Robert Burks – M: ̈ Mittwoch, 21. Mai 2008, 21.00 Uhr (Einführung: Eva Herrmann – D: Rod Taylor, Tippi Hedren, Jessica Tandy, Friedrich) Suzanne Pleshette, Veronica Cartwright – 119 min, OF – »Der zentrale Aspekt des Films ist im Grunde, daß er LE CHARME DISCRET DE LA BOURGEOISIE (DER sich sehr ernsthaft mit den zwischenmenschlichen Be- DISKRETE CHARME DER BOURGEOISIE) – Frankreich ziehungen auseinandersetzt und mit der Oberflächlich- 1972 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Jean-Claude keit, von der sich die meisten leiten lassen. Gerade weil Carrière – K: Edmond Richard – M: Guy Villette – D: der Film ausschließlich auf der symbolischen Ebene Fernando Rey, Delphine Seyrig, Stéphane Audran, Bulle operiert, wirkt er bizarr und schwer klassifizierbar. Ogier, Jean Pierre Cassel, Michel Piccoli – 101 min, Manche sehen in ihm einen Horrorfilm, obwohl er keine OmeU – »Sechs Großbürgerliche sind zum Essen ver- der charakteristischen Eigenschaften dieses Genres abredet. Ort und Zeitpunkt scheinen falsch zu sein. Der aufweist.« (Donald Spoto) Versuch wird wiederholt, mehrfach, ohne rechten Er- ̈ Mittwoch, 19. März 2008, 21.00 Uhr (Einführung: folg. Zum Essen kommt es nicht wirklich. Sei es, weil Matthias Baumgart) ein Mißverständnis vorliegt, sei es, weil alle verhaftet werden, sei es, weil alle erschossen werden, sei es, TROIS COULEURS: ROUGE (DREI FARBEN: ROT) – weil das Treffen nur ein Traum, eher ein Alptraum, war. Frankreich 1994 – R: Krzysztof Kieslowski – B: Krzysz- So ist der ganze Film: nicht zu entscheiden, ob Traum, tof Kieslowski, Krzysztof Piesiewicz – K: Piotr Sobo- oder Pseudorealität (Fiktion), und selbst im Traum gibt cinski – M: Zbigniew Preisner – D: Irène Jacob, Jean- es immer wieder andere, die ihrerseits ihre Träume Louis Trintignant, Frédérique Feder, Jean-Pierre Lorit, zum besten geben. Ironie und Psycho ohne Analyse. Marion Stalens – 99 min, OmU – Eine Studentin in Das Unbewußte lebt. Und es sagt alles, auch wenn Genf lernt einen verbitterten pensionierten Richter ken- Buñuel es nichts erklären läßt.« (Andreas Thomas) nen. Zwischen der jungen Frau und dem kalten Zyniker ̈ Mittwoch, 18. Juni 2008, 21.00 Uhr (Einführung: An- entsteht eine Freundschaft. Ein zweites Paar – ein jun- dreas Hamburger) ger Jurist und dessen Verlobte – erlebt dagegen das Zerbrechen seiner Beziehung. Das Schicksal des jun- gen Mannes ist Spiegelbild, Wiederholung und Ver- Foto: SPIDER Francesco Alliata und Panária Film Francesco Alliata 36

Ende der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts fand auf dem Tauchsport, einem noch neuen und exklusiven den Sizilien vorgelagerten vulkanischen Inseln Vulcano Hobby. Einer von ihnen, Francesco Alliata, Prinz von und Stromboli und in der italienischen Filmmetropole Villafranca, hatte schon während des Krieges für das Rom »Der Krieg der Vulkane« statt, der mit seinem Vor- Militär Filme gedreht und will nun auch die faszinie- und Nachspiel wie ein spannender Spielfilm ablief. Alle rende Welt in der Tiefe des Meeres filmen. Sie basteln notwendigen Ingredienzen sind vorhanden: Rassige ein wasserdichtes Filmgehäuse für ihre Arriflex-Kame- Schauspielerinnen, ein berühmter, die Frauen liebender ra und konstruieren ein kompliziertes System von Ge- Regisseur, Prinzen und Fürsten sind involviert. Liebe, wichten, um die Kamera im Meer in die Tiefe zu sen- Leidenschaft, Eifersucht, Rache und Ruhmsucht vor ken. Im Sommer 1946 fahren sie zu den Äolischen In- der Kulisse einer dramatischen Landschaft. Daneben seln, die bis dahin von Fremden kaum besucht wurden. wird ein Bild der italienischen Gesellschaft wenige Dort finden sie weitgehend unberührt von der moder- Jahre nach dem Krieg gezeichnet. Und auch die da- nen Zivilisation eine Gesellschaft vor, mit teils noch ar- mals schon eng verwobene europäisch-amerikani- chaischen Sitten und Gebräuchen. Sie belichten 3000 schen Filmpolitik spielt eine Rolle. Meter Filmmaterial und verbringen bis zu acht Stunden täglich im Wasser. Um einen »richtigen« Dokumentar- Vorspiel film zu machen, wird die erfahrenere Verwandtschaft Vier junge sizilianische Aristokraten (Francesco Alliata, zu Rate gezogen: Luchino Visconti ist Renzo Avanzos Renzo Avanzo, Pietro Moncada, Quintino di Napoli) keh- Schwager und Roberto und Renzo Rossellini sind seine ren unversehrt aus dem Krieg heim und suchen sich Vettern. Mit der Musik Renzo Rossellinis wird der Film auf dem Meer neue Abenteuer: mit ihrem Boot San CACCIATORI SOTTOMARINI 1947 zum Festival nach Giuseppe stechen sie ins Meer und frönen vor allem Cannes eingeladen. Der unerwartete Erfolg schürt den professionellen Ehr- geiz der Gruppe und so gründen sie in Rom die Produk- tionsfirma Panária Film, zunächst um weitere Doku- mentarfilme zu drehen, aber durchaus schon mit der Idee, eines Tages auch Spielfilme zu produzieren. Es entstehen BIANCHE EOLIE (WEISSE ÄOLIEN), TONNARA (THUNFISCHFANG), ISOLE DI CENERE (INSEL DER ASCHE), 1947 und TRA SCILLA E CARIDDI (ZWISCHEN SCILLA UND CHARIBDIS), 1948, die auf internationalen Festivals Anerkennung finden. Rossellini ist begeistert von den Filmen und möchte mit seiner Partnerin Anna Magnani in der gewaltigen Landschaft der vulkani- schen Inseln einen Film drehen. Ein Drehbuch wird nach der Idee von Renzo Avanzo geschrieben. Thema ist ein »gefallenes« Mädchen, das in sein Dorf zurück- kehrt. Die Vorbereitungen für eine internationale Pro- duktion beginnen.

Krieg der Vulkane Im Mai 1948 erhält Rossellini den berühmten Brief von Francesco Alliata Ingrid Bergman, in dem sie ihr Interesse bekundet, mit ihm zu arbeiten. Berauscht von der Vorstellung, mit 37 einem internationalen Star drehen zu können, reist Rossellini nach Hollywood und kehrt mit Ingrid Berg- man an seiner Seite nach Italien zurück. Er beendet seine Liaison mit Anna Magnani und bricht den Kontakt zu Panária Film ab. Das Drehbuch zu einem neuen Film mit der neuen Frau schreibt er selbst, produziert wird er von der amerikanischen RKO, Drehort ist die Insel Stromboli. Die jungen Leute von Panária halten an ihrem Projekt mit Anna Magnani fest. Um den ameri- kanischen Markt zu erreichen, wird parallel zur italie- nischen auch eine englischsprachige Version gedreht, mit einer 50-prozentigen Beteiligung von United Artists. Als Regisseur engagieren sie den deutschen Emigran- ten William Dieterle aus Hollywood. Die Dreharbeiten beginnen im Mai 1949 auf der Insel Vulcano, während bleibt fern. Eine Serie technischer Pannen behindern Rossellini auf Stromboli bereits am Werk ist. Anna die Projektion, sodaß später eine polizeiliche Unter- Magnani brennt darauf, nach der persönlichen Demüti- suchung wegen Verdachts von Sabotage angeordnet gung beruflich zu triumphieren und der neuen Gelieb- wird. Noch während der Film läuft, verlassen die Jour- ten ihres ehemaligen Partners zu zeigen, wer die bes- nalisten das Kino, um zu einem römischen Kranken- sere Schauspielerin ist. Der Titanenkampf zwischen der haus zu eilen: Ingrid Bergman hat ihr erstes Kind von Magnani und der Bergman wird begleitet und ange- Rossellini zur Welt gebracht. VULCANO wurde von der heizt von der internationalen Klatschpresse. Zahlreiche italienischen Kritik verrissen und auch vom Publikum Schaulustige fahren auf die beiden Inseln, um den abgelehnt. Im Ausland jedoch, vor allem in Deutsch- »Krieg der Vulkane« zu verfolgen. Es wird auch zu land, war der Film ein großer Erfolg. einem Wettlauf mit der Zeit. Nach 58 Drehtagen ist VULCANO zuerst – sogar in beiden Sprachversionen – Nachspiel und das Ende von Panária Film abgedreht. Die Premiere am 2. Februar 1950 in Rom Noch während der Dreharbeiten von VULCANO hatte wird zu einem gesellschaftlichen Großereignis. Anna Panária einen weiteren Kontrakt mit Anna Magnani un- Magnani hält dem psychischen Druck nicht stand und terzeichnet. Geplant war wieder ein internationales Großprojekt, wieder in mehreren Sprachversionen: LA vanni Mazza – 12 min, OmeU – Die ersten professio- CAROZZA D’ORO – THE GOLDEN COACH. Die Produk- nellen Unterwasseraufnahmen im offenen Meer. – tion wurde zu einem finanziellen Desaster für Panária VULCANO – Italien 1949 – R: William Dieterle – B: Film. Nachdem Luchino Visconti, der Regisseur, in Renzo Avanzo, Mario Chiari, Victor Stoloff, Piero Tellini, einem Jahr 140 Millionen Lire ohne konkrete Ergeb- nach einer Idee von Renzo Avanzo – K: Arturo Gallea, nisse verbraucht hatte, übertrug Francesco Alliata die Francesco Alliata, Renzo Avanzo, Quintino di Napoli, Regie Jean Renoir. Die Bauten in Cinecittà waren kom- Pietro Moncada – M: Enzo Masetti – D: Anna Magnani, pliziert und teuer, die Erfahrungen mit Farbfilmtechni- Rossano Brazzi, Geraldine Brooks, Eduardi Ciannelli, ken noch rudimentär. THE GOLDEN COACH war der Adriano Ambrodi –106 min, OmeU – Ein Mädchen von erste europäische Film, der auf Technicolor gedreht der Insel Vulcano, das in Neapel als Prostituierte ge- wurde. Um die Bauten in Cinecittà zu amortisieren, arbeitet hat, kehrt nach Hause zurück, wo sie von den drehte Panária Film, während der Drehpausen Renoirs, Inselbewohnern geächtet wird. Sie unternimmt alles, im gleichen Set zwei weitere Filme: A FIL DI SPADA bis zur Selbstaufgabe, um ihre jüngere Schwester vor (AUF DES DEGENS SPITZE) und IL SEGRETO DELLE einem ähnlichen Schicksal zu bewahren. Dieses fast TRE PUNTE (IM ZEICHEN DER VERSCHWÖRER), beide archaische Melodram mit politischem Akzent beein- unter der Regie von Carlo Ludovico Bragaglia und beide druckt durch die glänzende schauspielerische Leistung kommerziell erfolgreich. Panária Film produzierte noch von Anna Magnani und durch die fabelhaften Naturauf- drei weitere Filme: SESTO CONTINENTE (DER SECHSTE nahmen, besonders auch die unter Wasser gedrehten. KONTINENT), in dem zum ersten Mal Unterwasserauf- ̈ Samstag, 23. Februar, 21.00 Uhr (Zu Gast: Francesco nahmen in Farbe gedreht wurden, VILLAGE MAGIQUE Alliata) Francesco Alliata (MAGISCHES DORF) und AGGUATO SUL MARE (DER FI- 38 SCHER DER GOLDENEN INSEL). 1955 kam dann das OPERA DEI PUPI (DIE WIRKUNG DER PUPPEN) – Ita- Ende für die kleine sizilianische Produktionsfirma lien 1948 – R: Frederic Maeder – K: Francesco Alliata, Panária. Übrig geblieben und für die Nachwelt gesi- Fosco Mariani – 12 min, OmeU – Ein Film über eine der chert sind ihre Filme, die – mit innovativen Erfindungen ältesten sizilianischen Volkstraditionen: das Marionet- – von längst verschwundenen Welten erzählen. tenspiel. – THE GOLDEN COACH (DIE GOLDENE KA- Petra Maier-Schoen ROSSE) – Italien 1953 – R: Jean Renoir – B: Jean Re- noir, Jack Kirkland, Renzo Avanzo, Giuli Macchi, nach TONNARA (THUNFISCHFANG) – Italien 1947 – R: Prosper Mérimées Theaterstück »Le Carosse du Saint- Francesco Alliata, Quintino di Napoli, Pietro Moncada – Sacrement« – K: Claude Renoir – M: Antonio Vivaldi – K: Francesco Alliata – M: Renzo Rosselini – 12 min, D: Anna Magnani, Odoardo Spadaro, Nada Fiorelli, OmeU – Francesco Alliata filmt unter Wasser, im Thun- Dante, Duncan , George Higgins – 95 min, engl. fischnetz. – TRA SCILLA E CARIDDI (ZWISCHEN OF – Im 18. Jahrhundert kommt eine Wandertheater- SCILLA UND CHARIBDIS) – Italien 1948 – R: France- truppe der commedia dell’arte an den Hof einer spani- sco Alliata, Quintino di Napoli, Pietro Moncada – K: schen Kolonie in Südamerika. Der Vizekönig verliebt Francesco Alliata – M: Renzo Rosselini – 12 min, sich in die Schauspielerin Camilla und schenkt ihr als OmeU – Der Schwertfischfang mit all seinen Ritualen. Beweis seiner Gunst seine luxuriöse goldene Karosse. – I RAGAZZI DELLA PANARIA (DIE JUNGEN VON DER »Anna Magnani ist der wunderbare Star dieses elegan- PANARIA) – Italien 2004 – R+B: Nello Correale – K: ten Films, in dem die Farbe, der Rhythmus, die Mon- Giulio Pietromarchi – 55 min, OmeU – Dokumentation tage und die Schauspieler alle auf der Höhe der Musik über vier junge sizilianische Aristokraten, die nach der sind, die vor allem Vivaldi liefert. THE GOLDEN COACH Heimkehr aus dem Krieg die sizilianische Produktions- ist von einer absoluten Schönheit, und die Schönheit ist firma Panária Film gründeten. sein eigentliches Thema.« (François Truffaut) ̈ Freitag, 22. Februar, 21.00 Uhr (Zu Gast: Francesco ̈ Sonntag, 24. Februar, 21.00 Uhr (Zu Gast: Francesco Alliata und Nello Correale) Alliata) Begleitend findet ab dem 20. Februar 2008 im Istituto Italiano CACCIATORI SOTTOMARINI (UNTERWASSERJÄGER) di Cultura die Ausstellung »C’era una volta in Sicilia – Es war – Italien 1946 – R: Francesco Alliata, Renzo Avanzo, einmal in Sizilien« mit Fotografien von Fosco Maraini statt. Ouintino di Napoli, Pietro Moncada – K: Francesco Alliata – M: Renzo Rossellini – mit Francesco Alliata, Renzo Avanzo, Ouintino di Napoli, Pietro Moncada, Gio- Foto: Francesco Alliata, Anna Magnani, Jean Renoir Sowjetische Stummfilme Sowjetische Stummfilme 39

Zahlreiche sowjetische Stummfilme aus dem Archiv rend der eine flammender Bolschewik ist, schlägt sich des Filmmuseums konnten in der Vergangenheit nur der andere auf die Seite der Nationalisten. In das span- selten gezeigt werden, da keine Untertitel vorhanden nende Abenteuer der Sprengung einer Eisenbahnlinie waren. Bereits seit zwei Spielzeiten erarbeitet das webt Dowschenko die Mythenerzählungen des Weisen Münchner Filmzentrum (MFZ), der Förderverein des ein, die ukrainische Geschichte, heidnische Kulte und Filmmuseums, regelmäßig Untertitelungen für diese die raue Gegenwart des Krieges Weiß gegen Rot. Filme. Die Tradition wird in diesem Frühjahr mit acht Dowschenko schrieb: »Zuschauer, wenn du etwas nicht weiteren sowjetischen Stummfilmen fortgesetzt, unter verstehst, … suche den Grund bei dir und denke nach. denen sich erneut Klassiker und weniger Bekanntes, Meine Aufgabe ist es, dir mit meinen Filmen etwas zum Literaturverfilmungen und Dokumentarfilme befinden. Denken zu geben.« (Alexander Schwarz) Eine abschließende vierte Staffel wird im Herbst folgen, ̈ Mittwoch, 27. Februar 2008, 21.00 Uhr und auch ein Begleitbuch ist in Vorbereitung. PADENIE DINASTII ROMANOWYCH (DER FALL DES SWENIGORA (DER VERZAUBERTE WALD) – Sowjet- HAUSES ROMANOW) – Sowjetunion 1927 –R+B+S: union 1927 – R: Oleksandr Dowschenko – B: Maik Esfir Schub – 87 min (18 B/s), OmU – Der Film ent- Joganson, Jurko Tjutjunik, Oleksandr Dowschenko – K: stand 1926/27 zum 10. Jahrestag der Februarrevolu- Boris Saweljew – D: Mikola Nademski, Semen Swa- tion. Die Filmemacherin produzierte in ihrer Zusam- schenko, Les Podoroschnyi, Georgi Astafew – 85 min menstellung historischer Dokumente einen der ersten (20 B/s), OmU – Im mythischen Berg Swenigora sucht Filme, der nur aus bereits vorhandener Dokumentation, ein weiser Alter nach dem sagenhaften Skythenschatz. aus »found footage«, besteht und begründete damit Seine Enkel Tymisch und Pawlo trennen Welten. Wäh- eine neue Art des Dokumentarfilms – den »historischen Dokumentarfilm«. Der Film beschreibt die Verhältnisse SCHINEL (DER MANTEL) – Sowjetunion 1926 – R: in Europa und der Welt zu Beginn des 20. Jahrhun- Grigori Kosinzew, Leonid S. Trauberg – B: Juri Tynja- derts, die zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, sowie now, nach Novellen von Nikolai Gogol – K: Andrei letztlich zum Sturz der Monarchie und der Abdankung Moskwin, Jewgeni Michailow – D: Andrei Kostritschkin, des Zaren Nikolaus II. aus dem Geschlecht Romanow Antonina Jeremejewa, Aleksei Kapler, Sergei Gerassi- im März 1917 führten. Dabei arbeitet Schub in einer mow, Anna Scheimo – 79 min, (20 B/s), OmU – Das außergewöhnlichen Auswahl und Gegenüberstellung Drehbuch zu dieser avantgardistisch anmutenden, der Filmsequenzen und Dokumente nicht die Auslöser expressionistischen Groteske basierte auf drei Novellen (Attentat von Sarajevo) sondern die Ursachen des Krie- Gogols, u. a. dem Prolog von »Newski Prospekt«. Der ges in ihrer strukturellen Form des Militarismus, Impe- Protagonist, der gewissenhafte aber auch unterwürfige rialismus und der Ausbeutung der Bevölkerung heraus. Gerichtsschreiber Akaki Akakijewitsch Baschmatsch- (Matthias Mondon, Natalie Squire) kin, gibt, verspottet von seinen Kollegen, all sein Er- ̈ Mittwoch, 12. März 2008, 21.00 Uhr spartes für einen neuen Mantel, der ihm Ansehen und Respekt verleihen soll, aber dann nur Demütigung, DOM NA TRUBNOI (DAS HAUS IN DER TRUBNAJA- Ausraubung und den Tod bringt. Meisterlich gefilmt STRASSE) – Sowjetunion 1928 – R: Boris Barnet – B: von dem eingeübten Kamerateam Moskwin und Mi- Boris Soritsch, Anatoli Mariengof, Wiktor Schklowski, chailow mit Traumsequenzen des halluzinierenden Wadim Scherschenewitsch, Nikolai Erdman – K: Jew- Baschmatschkin. Die Regisseure Kosinzew und Trau- geni Aleksejew – D: Wera Marezkaja, Wladimir Fogel, berg waren 1921 Mitgründer der »Fabrik des exzentri- Anel Sudakewitsch (= Anna Sten), Sergei Komarow, Je- schen Schauspielers« (FEKS). (Brigitte Bruns) lena Tjapkina, Boris Barnet – 86 min (18 B/s), OmU – ̈ Mittwoch, 9. April 2008, 21.00 Uhr Ein Moskauer Mietshaus, dessen Bewohner sich nicht viel umeinander scheren; man hackt Holz auf der KRUSCHEWA (SPITZEN) – Sowjetunion 1928 – R: Treppe, auch wenn den Nachbarn der Putz auf den Sergei Jutkewitsch – B: Wladimir Legoschin, Sergei Sowjetische Stummfilme Kopf fällt. Hierhin verschlägt es die Dienstmagd Pa- Jutkewitsch, Juri Gromow, nach der Erzählung »Die 40 Wandzeitung« von M. Kolosow – K: Jewgeni Schneider – D: Konstantin Gradopolow, Nina Schaternikowa, Boris Poslawski, Boris Tenin, Aleksandr Schuschkin – 116 min (16 B/s), OmU – »Jutkewitschs erster selb- ständiger Film ist ausschließlich dokumentarisch orien- tiert, aber durch Bildkomposition, Montage und Schau- spielerführung stark geformt. Der Einfluß der Eisen- steinschen Montagemethoden ist unverkennbar. Gegen den Standard des amerikanischen Films polemisie- rend, will Jutkewitsch einen Film ›ohne Liebe und Küsse‹ , einen Film über die ›Poesie des Alltags einer Fabrik‹ drehen. Er will beweisen, daß Werkhallen, die Arbeitervorstadt und der Fabrikhof fotogen sind. Der Tatsachensinn Jutkewitschs zeigte sich bereits bei der ranja, der im umtriebigen Moskau alles viel zu schnell Auswahl des zeitnahen Stoffes; der Film schildert die geht. Der Friseur Golikow beutet sie als Haushälterin Umerziehung eines Raufboldes, des schlagstarken und aus, doch ein Laienspiel über die französische Revolu- dem Alkohol zugetanen Hammerschmiedes Petka zu tion setzt ungeahnte Kräfte in ihr frei. Boris Barnet nutzt einem anständigen und beherrschten Arbeiter.« (Her- souverän und sicher die Mittel, die nur das Kino hat – mann Herlinghaus) (Eric Baumgartner) wie Zeitlupe, Zeitraffer, Mehrfachbelichtungen – und ̈ Mittwoch, 23. April 2008, 21.00 Uhr läßt den Film schon mal rückwärts laufen, wenn ein neuer Handlungsfaden eingefügt werden soll. Die zün- SCHESTAJA TSCHAST MIRA (EIN SECHSTEL DER dende Komödie mit dokumentarischen Elementen ent- ERDE) – Sowjetunion 1926 – R+B: Dsiga Wertow – K: stand zum großen Teil auf den Straßen Moskaus. Michail Kaufman, Iwan Beljakow, Samuel Benderski, (Christoph Michel) Nikolai Strukow – 81 min (16 B/s), OmU – Ein Hohelied ̈ Mittwoch, 26. März 2008, 21.00 Uhr auf die moderne Sowjetunion, deren Regionen, Agrikul- GENERALNAJA LINIJA (DIE GENERALLINIE) – Sow- jetunion 1929 – R: Sergei Eisenstein – B: Sergei Eisen- stein, Grigori Aleksandrow – K: Edward Tisse – D: Marfa Lapkina, M. Iwanin, Wassja Busenkow, Kostja Wassiljew – 109 min (20 B/s), OmU – Eisensteins Film ist einerseits ein weiterer Beitrag zur Geschichte der revolutionären Bewegung in Rußland – nach STREIK und PANZERKREUZER POTEMKIN. Andererseits spie- gelt sich in diesem dreijährigen work in progress die laufende Kollektivierung auf dem Land mitsamt ihrem politisch-ideologischem Beiwerk. Lenins »Generallinie« scheint schlicht und überzeugend: »Es ist unbedingt notwendig, unser Land von einem Agrarland in ein tur und Industrie Wertow porträtiert. Für diesen Industrieland zu verwandeln.« Der heute hoch gelobte Stummfilm montierte er Filmberichte aus allen Teilen Film war von Anfang an politisch wie künstlerisch um- des riesigen Sowjetreiches – in der Art einer kompilier- stritten. So klagte Rudolf Arnheim 1930 in der »Welt- ten Wochenschau – zu einem von Pathos getragenem »Filmpoem« der Völkerfreundschaft. 1919 hatte Wer- tow mit Dokumentarfilmern die Gruppe Kinoki gegrün- det, die mit der Kamera, dem »Kino-Auge« unter Arbei- tern und Bauern für die »proletarische Revolution« mit Bildern des Vielvölkerstaates warb. Mittels des Monta- geprinzips, gewagter Aufnahmetechnik, schnellen Schnitten und bewegtem Wechsel des Kamerawinkels dokumentierte Wertow Multikulturalität und forcierte In- Sowjetische Stummfilme dustrialisierung, die weltweite Export- und Importwirt- 41 schaft, technisches Knowhow und binnenstaatliche Wirtschaft. (Brigitte Bruns) ̈ Mittwoch, 14. Mai 2008, 21.00 Uhr (Am Flügel: Al- joscha Zimmermann) bühne«: »Eisensteins herrliche Begabung ist diesmal TRETJA MESCHTSCHANSKJA (BETT UND SOFA) – am untauglichen Objekt gescheitert.« 80 Jahre später Sowjetunion 1927 – R: Abram Room – B: Wiktor und in Kenntnis dessen, was auf diese Anfangsphase Schklowski, Abram Room – K: Grigori Giber – D: Nikolai folgte, muß man den Film als politisches Dokument Batalow, Ljudmila Semjonova, Wladimir Fogel, Leonid würdigen, man kann ihn aber zugleich auch genießen – Jurenew – 95 min (18 B/s), OmU – Ein Film über eine in seinen witzig gehaltenen Sequenzen, etwa der viel »Liebe zu dritt«, die nicht folgenlos bleibt. Regisseur zitierten Inbetriebnahme des »Separators«, einer Milch- Abram Room stieß mit diesem Thema nicht unbedingt zentrifuge, die am Anfang der Modernisierung des klei- auf Gegenliebe im eigenen Land. Die Zeitung »Prawda« nen Dorfes steht. Der Film ist für uns heute ein faszi- meinte: »Es gibt nichts Abscheulicheres als die Heu- nierendes Dokument dafür, wie sich die Sowjetunion im chelei dieses Films«, »Kino«, eine sowjetische Filmzeit- Wandel durch Eisensteins Kamera-Auge sah, aber schrift: »Geschmacklos, weil Room ohne Pornographie auch wie sie »offiziell« gesehen werden sollte. (Christl nicht auskommt.« Die ménage à trois als Mittel zur Grunwald-Merz) Emanzipation einer Frau, verpackt als Kammerspiel. ̈ Mittwoch, 11. Juni 2008, 21.00 Uhr (Am Flügel: Für die Frau eine kleine Revolution, für die Sowjetunion Aljoscha Zimmermann) nicht revolutionär genug. In Deutschland kam der Film bei den Kritikern gut an. Der »Film-Kurier« schrieb, »daß es sich um einen künstlerisch wertvollen Film Fotos: KRUSCHEWA – SPITZEN / DOM NA TRUBNOI – DAS handelt, dem man das große Geschäft infolge seiner HAUS IN DER TRUBNAJA-STRASSE / SCHESTAJA TSCHAST Eigenart auch gönnt.« (Thomas Böhnke) MIRA – EIN SECHSTEL DER ERDE / GENERALNAJA LINIJA – ̈ Mittwoch, 28. Mai 2008, 21.00 Uhr DIE GENERALLINIE Literatur aus Kanada

THE APPRENTICESHIP OF DUDDY KRAVITZ (DUDDY WILL HOCH HINAUS) – Kanada 1974 – R: Ted Kot- cheff – B: Lionel Chetwynd, Mordecai Richler, nach dem Roman von Mordecai Richler – K: Miklos Lente, Brian West – M: Stanley Myers – D: Richard Dreyfuss, Joe Silver, Randy Quaid, Denholm Elliott, Jack Warden – 121 min, OF – Der halb-autobiographische Roman von Mordecai Richler beschreibt einen jungen kanadi- schen Juden, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Mont- real aufwächst. Vom unbändigen Ehrgeiz gepackt, »aus seinem Leben etwas zu machen«, stolpert der Held in mehrere Fallen auf seinem Weg vom Tellerwäscher zum Millionär. Die Mißgeschicke seines Anti-Helden, Im Rahmen der 16. Internationalen Frühjahrsbuch- die als lebendige und leise ironische Studie mit Gefühl woche München, die in diesem Jahr zum Thema »Lite- für Milieu und Atmosphäre erzählt werden, brachten ratur baut Brücken – Gastland Kanada« stattfindet, Richler eine Oscar-Nominierung für das beste Dreh- stellt das Filmmuseum drei sehr unterschiedliche filmi- buch. Als der Roman 1959 erschien, gab es in Nord- sche Adaptionen von literarischen Werken kanadischer amerika – vor allem in Montreal – heftige Proteste von Autoren vor, die allesamt auf internationalen Festivals jüdischer Seite. Die im halb-dokumentarischen Stil ge- viel Beachtung fanden und preisgekrönt wurden. drehte Adaption des Romans dagegen war der populär- ste Film der frühen 70er Jahre in Kanada. ̈ Samstag, 1. März 2008, 21.00 Uhr Literatur aus Kanada AWAY FROM HER (AN IHRER SEITE) – Kanada 2006 – R: Sarah Polley – B: Sarah Polley, nach der Kurzge- 42 schichte »The Bear came over the Mountain« von Alice UNDER THE VOLCANO (UNTER DEM VULKAN) – USA Munro – K: Luc Montpellier – M: Jonathan Goldsmith – 1984 – R: John Huston – B: Guy Gallo, nach dem D: Julie Christie, Gordon Pinsent, Olympia Dukakis, Roman von Malcolm Lowry – K: Gabriel Figueroa – M: Michael Murphy, Kristen Thomson, Wendy Crewson – Alex North – D: Albert Finney, Jacqueline Bisset, An- 109 min, OmU – Seit 50 Jahren sind Grant und Fiona thony Andrews, Ignacio López Tarso, Katy Jurado, Andersson glücklich verheiratet; von den vereinzelten James Villiers – 112 min, OmU – Der 1947 erschie- Seitensprüngen des Hochschullehrers hat seine Ehe- nene Roman von Malcolm Lowry ist ein außerordentlich frau nie etwas mitbekommen. Als Fiona immer stärker komplexes Buch, das mit seiner elaborierten Assozia- unter Gedächtnisverlust leidet und man Alzheimer bei tionsflut eine Verfilmung nicht unbedingt nahelegt. Hu- ihr diagnostiziert, ändert sich alles. »Sarah Polley tut ston hat die Geschichte auf eine einfache Filmhandlung gut daran, den Grundton der Kurzgeschichte ›Der Bär reduziert: auf den Todestag eines Trinkers, des ehema- kletterte über den Berg‹ der kanadischen Schriftstelle- ligen britischen Konsuls Geoffrey Firmin (Albert Finney), rin Alice Munro möglichst zu übernehmen; mit seiner im mexikanischen Dorf Cuernavaca, im November liebevollen Nüchternheit und einer nur schwer zu er- 1938, an Allerseelen, dem Tag der Toten. Doch seine schütternden Ironie stemmt sich der Film gegen jede verzweifelte Selbstzerstörung durch den Alkohol kann Verzauberung und Verkitschung der Heldin. Dazu eine auch seine Frau nicht verhindern, die ihn zunächst ver- Kamera (Luc Montpellier), die mit ihren leicht verwisch- lassen hat, dann aber wieder zu ihm zurückkehrt. Der ten Bildern schnell und ohne Umschweife das Wesent- Vulkan, unter dem Film und Roman ablaufen, ist das liche klarmacht: das Verschwinden, die Verletzungen Ende der europäischen Kultur. Im Rausch sieht der und den Schmerz. Und die Trauer nicht nur derjenigen, Konsul die Apokalypse, die die Nüchternen um ihn die hilflos zuschauen müssen, sondern auch der herum nicht wahrhaben wollen. traumschönen Heldin, in deren immer wieder in die ̈ Sonntag, 2. März 2008, 21.00 Uhr Ferne gerichteten Blick eine Art Phantomschmerz kau- ert.« (Birgit Glombitza) ̈ Freitag, 29. Februar 2008, 21.00 Uhr Foto: THE APPRENTICESHIP OF DUDDY KRAVITZ Hommage à Maurice Béjart Maurice Béjart 43

»Ich nehme den Tanz so ernst, weil ich glaube, daß Bei Béjart trat der männliche Tänzer endgültig aus dem Tanz seinen Ursprung in der Religion hat und dann Schatten der Ballerina und wurde zu einer schillernde- zu einem sozialen Phänomen wird. Tanz als Ritual ist ren Kreatur, zum Mittelpunkt seiner Choreographien. gleichzeitig heilig und menschlich. Meine Revolution war keine ästhetische, sondern eine soziale. Tanz ist Männer waren für ihn Sinnbild von Kraft und Leben, eine universale Sprache, Tanz soll Menschen zu- von Energie und Macht, aber auch von Sinnlichkeit und sammenbringen.« (Maurice Béjart) Hingabe. Den »Boléro«, einen Tanz der Verführung, ge- staltete Béjart in drei Variationen: Einmal tanzte die Maurice Béjart (1927–2007) debütierte 1945 als Tän- Frau auf einem Tisch, umringt von Männern. Sodann zer der Marseiller Oper. 1954 gründete er seine eigene tanzte ein Mann – vorzugsweise Jorge Donn, sein be- Ballett-Truppe und wurde 1957 Ballett-Direktor am rühmtester Interpret und sein Lebensgefährte – vor Théâtre de Paris. Mit seiner Choreographie zu Strawin- einer Gruppe von Frauen oder aber in einem Kreis von skis »Le Sacre du Printemps«, die 1959 bei der Welt- Männern. ausstellung in Brüssel aufgeführt wurde, erzielte er sei- Sein pädagogisches Interesse bewegte Béjart zur nen internationalen Durchbruch. 1960 folgte Béjart Gründung einer eigenen Schule, die er nach der indi- einer Einladung des Théâtre de la Monnaie nach Brüs- schen Lehre der Gesten und Bewegungen Mudra sel und gründete dort das Ballet du XXième Siècle. Er nannte. Zunächst in Brüssel (1970) und dann auch in entwickelte sein Konzept vom totalen Theater, in dem Dakar (1977) beheimatet, gingen aus ihr eine Reihe Sprache, Tanz und Regie zu einem Gesamtkunstwerk von Tänzern und Choreographen hervor, die die weitere verschmelzen. Mythen, Geschichten von Göttern, von Entwicklung des zeitgenössischen Tanzes in Europa historischen Persönlichkeiten und literarischen Gestal- beeinflußten, unter ihnen Anne Teresa De Keersmae- ten, aber auch Themen wie Liebe, Tod, Licht und Feuer ker. 1987 siedelte Maurice Béjart mit seiner Kompag- formte er zu bildgewaltigen Balletten. »Die Welt zu er- nie und seiner Schule, die er nun Rudra nannte, nach kennen und mit Licht zu füllen« war seine Leitlinie. Lausanne um. Obwohl er nur noch vom Rollstuhl aus arbeiten konnte, Maurice Ravel – D: Maja Plissetskaja – 20 min, OF – war Béjart bis zuletzt als Choreograph aktiv. Am 1. Ja- B COMME BÉJART – Schweiz 2001 – R+B: Marcel nuar 2008 wollte er seine jüngste Kreation in Paris vor- Schüpbach – K: Ehud Goren – 95 min, OmU – Zu stellen: »In 80 Minuten um die Welt«. Dazu kam es Beginn sieht man eine weitere Version des berühmten nicht mehr: Am 22. November 2007 verstarb Maurice »Boléro«. Dann konzentriert sich der Film ganz auf den Béjart, mit 80 Jahren, in Lausanne. Schöpfungsprozeß von »Lumière«, dem Ballet, das Wir danken der Cinémathèque de la Danse in Paris, die Maurice Béjart 2001 mit seiner Truppe Béjart Ballet diese Hommage à Maurice Béjart mit Rat und Tat un- Lausanne für das römische Freilichttheater in Lyon terstützt hat. Petra Maier-Schoen geschaffen hat, dem Wirkungsort der Filmpioniere

BÉJART – Frankreich 1961 – R+B: François Weyer- gans – 18 min, OF – Das Portrait entstand kurz nach Béjarts ersten öffentlichen Triumphen. »Jedes Ballett von Béjart ist die Essenz und die Zusammenfassung seiner Sehnsüchte und Freuden, seiner Ängste und sei- ner Leidenschaften, seiner Gewinne und seiner Ver- luste. Er bedient sich seiner Choreographien, um den modernen Menschen mit Optimismus zu versöhnen.« (François Weyergans) – LE SACRE DU PRINTEMPS – Frankreich 1970 – R: Maurice Béjart – M: Igor Strawin- ski – D: Tania Bari, Christine Brabant, Marie-Claire Louis und August Lumière. Von den ersten Bewegun- Carié, Louba Dobrievitch, Jaleh Kerendi, Germinal Ca- gen bis zur Premiere dokumentiert der Film die Arbeit sado – 32 min, OF – Béjarts Choreographie »schlug Béjarts: wie er mit der unglaublichen Jugendlichkeit 1959 wie eine Bombe ein. Leidenschaftlich, majestä- seiner 75 Jahre die Proben leitet, die Kulissen und die

Maurice Béjart tisch, strotzend von Animalität, ist es nicht nur eine der Kostüme auswählt, seine Gedanken über das Licht 44 schönsten Choreographien unserer Zeit, sondern mar- preisgibt. kiert, durch die Gewalt des Bruches, der in der Sinn- ̈ Samstag, 1. März 2008, 18.30 Uhr lichkeit der Bilder bewahrt wird, einen der unumkehr- baren Einschnitte in der choreographischen Kunst die- LES UNS ET LES AUTRES (EIN JEGLICHER WIRD ses Jahrhunderts.« (Patrick Bensard) – IXième SYM- SEINEN LOHN EMPFANGEN) – Frankreich 1981 – PHONIE – Frankreich 1966 – R: Maurice Béjart – M: R+B: Claude Lelouch – K: Jean Boffety – M: Francis Ludwig van Beethoven – D: Tania Bari, Jorge Lefèvre Lai, Michel Legrand – D: Jorge Donn, Rita Poelvoorde, und Mitglieder des Ensembles Ballet du XXième Siècle Robert Hossein, Nicole Garcia, Geraldine Chaplin, – 5 min, OF – LE PRÉSBYTÈRE N’A RIEN PERDU DE Jacques Villeret, James Caan, Daniel Olbrychski, Fanny SON CHARME, NI LE JARDIN DE SON ÉCLAT (DAS Ardant – 177 min, OmeU – Die Geschichte von Künst- PFARRHAUS) – Frankreich 1992 – R: Germaine Cohen lern aus drei Generationen, deren gemeinsame Spra- – M: Queen – D: Jorge Donn – 4 min, OF – Der kurze che die Musik ist. Maurice Béjart war begeistert, ge- Film wurde während Béjarts gleichnamiger Ballett- meinsam mit seinem Ensemble den Film mitgestalten Choreographie auf eine Leinwand projiziert. – LE DAN- zu können. »Man betrachtet den Tanz zu häufig wie die SEUR (DER TÄNZER) – Frankreich 1968 – R+Ch: Malerei, obwohl doch im Gegensatz dazu der Blick des Maurice Béjart – D: Jorge Donn, Rosella Hightower, Zuschauers niemals statisch bleibt. Claude Lelouch hat Laura Proença, Christina Schubert, François Weyer- das verstanden, denn mit seiner Kamera tanzt er mit gans – 56 min, OF – Der erste Langfilm, bei dem Béjart den Tänzern.« (Béjart). Ravels »Boléro« ist das drama- selber Regie führte, ist inspiriert von den Filmen Busby turgische Zentrum des Films. Der Tanz von Jorge Donn Berkeleys und steht in der Tradition der Nouvelle und seinen Partnern ist so hypnotisch wie die Musik Vague. von Ravel. ̈ Freitag, 29. Februar 2008, 18.30 Uhr ̈ Sonntag, 2. März 2008, 17.30 Uhr

BOLÉRO – Belgien 1961 – R: Jean Marc Landier – M: Maurice Ravel – D: Douchka Sifnios – 17 min, OF – BOLÉRO – Belgien 1977 – R: Willy Botteldoorn – M: Fotos: LE SACRE DU PRINTEMPS / B COMME BÉJART Rhonda Fleming Rhonda Fleming 45

Die programmatische Göttin Ära. Die Fleming, so stellen Ian und Elizabeth Cameron Sie gehört zur Spezies der Redheads. Vielleicht sogar in ihrem Kultbuch »Broads« fest, sei stets eine Frau ge- ist sie die schönste unter den Rothaarigen, strahlender wesen, die sich zuerst auf sich selbst verlassen habe. noch als Susan Hayward, Jeanne Crain, Arlene Dahl, Sogar wenn sie ernsthaft bedroht gewesen wäre wie in Tina Louise oder Lisa DeLecuw. Sie ist eine Redhead- CRY DANGER oder THE KILLER IS LOOSE sei sie nie Exotin, eine Eingeborene des Landes von Technicolor. hilflos erschienen. Dieser Mangel an Verletzlichkeit, so Der blütenweiße Teint, die durchdringenden grünen mutmaßen die Camerons, habe wohl dazu geführt, daß Augen und das tizianfarbene Haar scheinen gleichsam sie keine ganz große Karriere gemacht habe. herangewachsen zu sein unter den Scheinwerfern der Rhonda Fleming verbindet man nicht so sehr mit ein- Hollywood-Studios. Rhonda Fleming, sie ist ein Pop-de- zelnen Filmen, eher mit Genres und dem amerikani- luxe-Geschöpf der 50er Jahre; hätte sie ihre Karriere schen Fifties-Kino an sich. Man denkt bei ihr an den später begonnen, dann wäre sie möglicherweise als Film Noir, an Western, Technicolor-Exotica und High androgyner Superstar bei Andy Warhol gelandet. Camp-Filme, die in fernen Zeiten und fernen Ländern In manchen ihrer Filme sieht man sie mit ihrer grandio- spielen, in Babylon und am Nil, in Hongkong und am sen Figur, die sich selbst nachzupfeifen scheint, im Hin- Amazonas. Manchmal, so wage ich zu behaupten, ist tergrund stehend, das Treiben der Männer mit Inte- eine wie Rhonda Fleming das Kino selbst. resse und Skepsis verfolgend. Eine abwartende und ei- Es gibt Filme mit ihr, etwa William Castles SERPENT OF genständige Haltung kennzeichnen ihre Auftritte. THE NILE, in dem die Rothaarige ausgerechnet Cleopa- Rhonda Fleming stellt ein glamouröses und zugleich tra darstellt, oder QUEEN OF BABYLON von Carlo Briga- deftiges Exemplar der 50erJahre-Weiblichkeit dar, sie glia, die braucht man gar nicht gesehen zu haben, man ist ein femininer Fels in der Brandung der Eisenhower- kann von ihnen träumen. Rhonda Fleming also ist nie ein großer Star gewesen, ham. Während der Highschool-Zeit fiel die Fleming be- auch keine große Charakterdarstellerin, vielmehr ver- sonders durch ihre Sportlichkeit und ihr burschikoses körpert sie ein handfestes und physisches amerikani- Wesen auf. Der tomboy ist dann auch in fast allen ihrer sches Kino, das aus dem Geist des Vaudeville und der Rollen spürbar, sogar in John Sturges elegantem Wes- Burleske geboren ist. Zu den wichtigsten Regisseuren tern GUNFIGHT AT THE O.K. CORRAL. Da ist sie eine der Fleming gehören bezeichnenderweise Allan Dwan erotische Lady mit burschikosen Untertönen. Als einzi- und Lewis R. Foster, zwei Veteranen, die in der Stumm- ger Frau ist es ihr darin erlaubt, im Saloon zu pokern, filmzeit ihre Karriere begonnen haben und in den 50er als einzige Frau auch kann sie sich erfolgreich in der Jahren wieder mit kleinen, packenden Technicolor-Mo- Männerfreundschaft von Wyatt Earp und Doc Holliday vies reüssierten. Allein die Titel der Filme, die sie mit etablieren. Foster gemacht hat, klingen wie ein poetischer Rap der Ursprünglich wollte Rhonda Fleming Sängerin werden. 50er Jahre-B-Picture-Extravaganz: THE EAGLE AND Nach einigen Auftritten als Revuegirl trieb es sie dann THE HAWK, THE LAST OUTPOST, CROSSWINDS, TRO- doch zum Film. 1943 unterschrieb sie einen Sechs- PIC ZONE, PONY EXPRESS und THOSE REDHEADS Monate-Vertrag bei der Fox. Unter dem Künstlernamen FROM SEATTLE, das erste Musical in 3-D, noch vor Marilyn Lane trat sie als Dance Hall-Girl in dem John KISS ME KATE entstanden. 3-D, Technicolor, Vista- Wayne-Film IN OLD OKLAHOMA auf. Das Fox-Girl fiel Vision, Cinemascope und der Sex Appeal einer Rhonda bald Henry Wilson auf, dem Talentscout des großen Fleming, das sind essentielle Bestandteile eines Kinos, David O. Selznick. Sie bekam einen Kontrakt bei Selz- das sich aus den Jahrmarktswurzeln speist, mit dem nick und ihren endgültigen nom du cinéma »Rhonda Industrie-Design der 50er arbeitet und sich doch als ei- Fleming«. Ihre spektakulärste Rolle während der Selz- genständige Volkskunst versteht. Zweifellos, es gibt nick-Zeit hatte sie in Hitchcocks Psychoanalyse-Thriller nichts Natürlicheres als die artifiziellen, fetischhaften SPELLBOUND: Als blutjunge, nymphomane Patientin Kinofiguren der Rhonda Fleming. bleibt sie unvergessen. Von Selznick wurde sie dann an Auch das Privatleben der Fleming paßt zum Design andere Studios weiterverliehen. Später sollte sich die ihrer Leinwand-Persona: nicht unkompliziert, ein wenig Fleming nicht mehr längerfristig an ein bestimmtes dramatisch sogar, aber nie hysterisch. Ein fallen angel Studio binden.

Rhonda Fleming wollte die zupackende Fleming nie sein. Ihre Ehemän- Im Jahre 1947 ist sie in zwei bemerkenswerten Rollen ner: ein Innenarchitekt (»He was wonderful with the zu sehen. In dem kleinen, wilden Western ABILENE 46 main things, but sometimes the little accessoires were TOWN, der deutliche Film-Noir-Anklänge besitzt, spielt missing.«), ein prominenter Beverly-Hills-Chirurg, der sie ein anständiges, pragmatisches Mädel, Tochter B-Film-Schauspieler Lang Jeffries, der Regisseur und eines Krämers, das die blutige Ablösung der gewalttäti- Produzent Hall Bartlett, dessen bekanntester Film JO- gen Viehtreiber durch Siedler und Farmer vorantreibt. NATHAN LIVINGSTON SEAGULL ist, und schließlich Ted So gesund und patent und zukunftsorientiert ist sie, Mann, millionenschwerer Kinobesitzer und Inhaber des daß sich Sheriff Randolph Scott nicht für sie, sondern legendären Grauman’s Chinese Theatre. für die Tänzerin Ann Dvorak entscheidet. In Jacques In ihren Filmen hat die Fleming ein paar Mal mit Ronald Tourneurs Noir-Klassiker OUT OF THE PAST sticht sie in Reagan zusammengespielt, mit dem sie sich gut ver- Sachen Gemeinheit und durchtriebenem Nachkriegs- stand, aber der perfekt zu ihr passende Partner war si- Pragmatismus sogar Jane Greer aus. Ihre Bösartigkeit cherlich der heute nur noch wenig bekannte John als Sekretärin, die für den von Kirk Douglas gespielten Payne. Wie die Fleming selbst war Payne oft genug ein Gangster jobbt, ist gegenüber der transzendental-poe- moralisch ambivalenter Charakter, lebenserfahren und tischen Hinterhältigkeit von Jane Greer erschreckend ziemlich desillusioniert, der sich aber einen noblen direkt. Als Luder und Göttin: Rhonda Fleming ist immer Kern bewahrt hat. Die Fleming und John Payne sind in down to earth. Dwans TENNESSEE´S PARTNER und SLIGHTLY SCAR- Die Fifties leitet sie schon 1949 ein: sie tritt in glorrei- LET zwei angeschlagene, teilweise sogar schäbige Fi- chem Technicolor in dem Erfolgsfilm A CONNECTICUT guren, aber sie behalten ihre Würde und ihren eigenen YANKEE IN KING ARTHUR’S COURT auf, wo sie nicht Stil, sie sind stets Lady und Gentleman. nur Bing Crosby die Augen verdreht. Nur in der Bur- Rhonda Fleming wurde 1923 als Marilyn Louise tat- leske und im Märchenfilm ist sie ein love interest ohne sächlich in Hollywood geboren (eine »Eingeborene« in Komplikationen. Über ihr Technicolor-Debüt sagt sie, jeder Hinsicht). Der Vater arbeitete als Versicherungs- sich selbst als fremdes Wesen beschreibend: »Plötzlich agent, die Mutter war die Musical-Aktrice Effie Gra- waren meine grünen Augen graugrün, mein rotes Haar treue Frau dargestellt, die auf besonders perfide Weise versucht, ihren Ehemann, einen Kotzbrocken von Mil- lionär, umzubringen. Der Ehemann, gespielt von Robert Ryan, wird verletzt und allein in der -Wüste zurückgelassen, damit er dort zugrunde gehe. Doch die Wüste wird für den Mann zum Fegefeuer und Er- lösungstrip. Dieser existentialistische Thriller wurde in Technicolor und 3-D gedreht, wobei Baker die 3-D- Ästhetik sehr subtil einsetzte zur Wahrnehmung von Landschaften und zur Erfahrung von Einsamkeit und Ausweglosigkeit. Ihre schönsten und am meisten ihrer Kino-Persona entsprechenden Rollen hat Rhonda Fleming freilich bei Allan Dwan, der in seiner langen Karriere mit Douglas Fairbanks, Gloria Swanson und Shirley Temple zusam- mengearbeitet hat. Zwei Filme hat sie mit Dwan ge- macht, erotische kleine Genre-Perlen, zwischen A- und B-Film schwankend. Der eine ist SLIGHTLY SCARLET, nach einem Roman von James M. Cain, ein tiefschwar- zer Film nicht nur über die Röte des Rots von Rhonda Fleming. In diesem Kriminal-Melo über Perversion und stand plötzlich in Flammen und meine Haut schien aus Korruption in der US-Gesellschaft der 50er Jahre spie- Porzellan gemacht zu sein.« len die Fleming und Arlene Dahl zwei Schwestern. Noch im selben Jahr spielte sie neben Bob Hope, Bing Rhonda ist die ältere, eine selbständige, disziplinierte Crosbys langjährigem Partner, in der hysterischen Ko- Frau, die für einen aufrechten Politiker arbeitet. Arlene mödie THE GREAT LOVER. Dahl als jüngere Schwester ist dagegen ein sexsüchti-

Auch in den 50er Jahren, zwischen ihren unzähligen ges, neurotisches Früchtchen. Natürlich sind die bei- Rhonda Fleming kleinen Western und Abenteuerfilmen, kehrte die Fle- den mit ihren fast irrealen Rotschöpfen die zwei Seiten ming immer wieder in den Film-Noir-Kosmos zurück. eines komplexen Frauenbildes, wie man es sonst im 47 1951 ist sie in CRY DANGER von Robert Parrish zu Hollywoodkino jener Zeit selten gesehen hat. sehen, sie spielt Nancy, ein Girl zwischen zwei Män- In dem Western TENNESSEE’S PARTNER, nach einer nern, zwischen einer dunklen Vergangenheit und einer Erzählung von Bret Harte entstanden, ist sie die Partne- vagen Zukunft: eine realistische Brigid O’Shaughnessy rin von John Payne und Ronald Reagan. Sie führt ein für die 50er Jahre gewissermaßen. Ihr Nützlichkeits- erfolgreiches Etablissement, in dem sie junge, heirats- denken bekommt hier beinahe tragische Züge. In THE willige Mädchen männlicher Kundschaft anbietet. KILLER IS LOOSE, Budd Boettichers Abgesang auf das »Young ladies all able to cook and desirous of finding Amerika der Vorstädte von 1956, gibt sie die Frau des husbands.« Die Animiermädchen verkaufen von Pfann- Polizisten Joseph Cotten, der von dem entflohenen und kuchen bis zum Kaviar fast alles überteuert an die auf Rache sinnende Häftling Wendell Corey bedroht ist. Männer. Obwohl sie so etwas wie ein Bordell leitet, legt Cotten ist für den Tod der Frau des Bankräubers Corey die Fleming wert auf den Stolz ihrer Mädchen. Sie lehrt verantwortlich, jetzt will Corey die Frau von Cotten atta- ihnen, sich zu allen Zeiten wie eine Lady zu benehmen: ckieren. Unterdrückte Emotionen, Gewaltexzesse und »Gentlemen respect dignity in a woman.« Sie ist also die Frau als Spielball der Männer, so präsentiert Boetti- eine charmante, aber auch knallharte, unabhängige cher das spießige Amerika jener Zeit. Bei Fritz Lang Geschäftsfrau. In ihrem eleganten Betrieb arbeitet schließlich ist die Fleming in WHILE THE CITY SLEEPS manchmal auch der Profispieler Tennessee (John (1956) die rücksichtslose und untreue Frau eines Zei- Payne). Sie liebt ihn seit langer Zeit, aber er gibt ihr tungsmagnaten, die sich mit Intrigen und Sex Appeal in Prozente von seinen Einnahmen ab, wie eine männli- der Männerriege eines Medienkonzerns zu positionie- che Hure. Dieser Tennessee kümmert sich um einen ren versucht. ungestümen, naiven Cowboy, von Reagan verkörpert, Bereits 1953 hat Rhonda Fleming in INFERNO, einem mehr noch als die Fleming sich um ihre Girls sorgt. außergewöhnlichen Film von Roy Ward Baker, eine un- Rhonda Fleming und John Payne sind hier in seltsamer Weise ein ebenbürtiges Paar. Einmal sagt sie zu ihm: Geoffrey Homes – K: Nicholas Musuraca – M: Roy »Do me a favor, Tennessee. Kiss me just once as if you Webb – D: Robert Mitchum, Steve Brodie, Kirk Douglas, meant to marry me.« Die großartige Rhonda Fleming, Rhonda Fleming, Jane Greer – 97 min, OmU – Eine sie ist eine Traumfrau ohne Illusionen. Hans Schifferle Welt ohne Ausweg: Weder das geschäftige New York noch das exotische Acapulco, weder der romantische SPELLBOUND (ICH KÄMPFE UM DICH) – USA 1945 – Lake Tahoe noch das morbide San Francisco taugen R: Alfred Hitchcock – B: Ben Hecht, Angus McPhail, als Orte des Glücks oder der Erlösung. Es ist dann die nach dem Roman »The House of Dr. Edwardes« von kalifornische Kleinstadt Bridgeport, modellhaft für alle Francis Beeding – K: Georges Barnes – M: Miklos smalltowns der USA stehend, die Raum bietet zum Rosza – D: Ingrid Bergman, Gregory Peck, Michail Innehalten, aber letztendlich den perfekte Wartesaal Tschechow, Jean Acker, Rhonda Fleming, Norman zum Jenseits darstellt. Der Fatalist Mitchum, der weiß, Lloyd – 111 min, OF – Rhonda Fleming als junge Nym- daß man nie siegen kann, sondern nur langsam mit Stil phomanin in einem Film »nach einem wirklich irren verlieren, hat von Anfang an keine Chance – aber er Roman, der die Geschichte eines Irren erzählt, der sich läßt auch keinem eine Chance. ̈ Sonntag, 9. März 2008, 21.00 Uhr

CRY DANGER – USA 1951 – R: Robert Parrish – B: William Bowers – K: Joseph F. Biroc – M: Paul Dunlap, Emil Newman – D: Dick Powell, Richard Erdman, Rhonda Fleming, William Conrad, Jean – 79 min, OF – Dick Powells letzter Kriminalfilm wurde das Regiedebüt des Cutters Robert Parrish: Ein Aus- läufer des Film Noir, gefilmt in einem heruntergekom- menen Wohnwagen-Park in Los Angeles. Dick Powell kommt aus dem Gefängnis und sucht nach Rache. Rhonda Fleming ist die Gattin von Powells Kumpel, der

Rhonda Fleming immer noch einsitzt. Richard Erdman spielt einen ein- beinigen Ex-Marine, William Conrad (der spätere TV- 48 Detective Frank Cannon) einen trickreichen Buchma- cher. Eine Perle des amerikanischen Kriminalfilms der 50er Jahre, die in Deutschland nie in die Kinos kam. ̈ Donnerstag, 13. März 2008, 19.00 Uhr

INFERNO (VERHÄNGNISVOLLE SPUREN) – USA 1953 – R: Roy Ward Baker – B: Francis M. Cockrell – eines Irrenhauses bemächtigt« (Frieda Grafe). Wie die K: Lucien Ballard – M: Lionel Newman – D: Robert meisten Selznick-Produktionen ist auch SPELLBOUND Ryan, William Lundigan, Rhonda Fleming, Henry Hull, vor allem eine große, bizarre Liebesgeschichte. »In dem Larry Keating – 83 min, OF, 3-D – Ein existentialisti- Moment, wenn die (ach so verführerischen) Lippen In- scher film soleil, Verbrechen und Verzweiflung werden grid Bergmans und des (damals noch ziemlich jungen) im gnadenlosen Sonnenlicht abgehandelt, so daß all Gregory Peck sich zum Kuß vereinen, erscheint auf der den versehrten Seelen kein Zufluchtsort mehr bleibt. Leinwand plötzlich eine Tür, die sich öffnet, so daß der Selten wurde das 3-D-Verfahren so subtil eingesetzt: Blick auf eine dritte Tür geht und so weiter. Das Spiel als Erfahrung von inneren und äußeren Räumen. Die hört erst auf, wenn die Lippen der beiden sich von- Wüste nämlich spiegelt gleichsam das ausgebrannte einander lösen, wenn der Kuß aufhört« (Peter Nau). Wesen von Hollywoods großem düsteren Zyniker Ro- ̈ Dienstag, 18. März 2008, 21.00 Uhr (Einführung: Ste- bert Ryan wider. Regisseur Roy Ward Baker ist eigent- fan Drößler) lich bekannt für seine Nachtstücke: in seiner Heimat England hat er ab den 60er Jahren unzählige fetisch- OUT OF THE PAST (GOLDENES GIFT) – USA 1947 – hafte Horrorfilme für das Hammer-Studio inszeniert. R: Jacques Tourneur – B: Geoffrey Homes, James M. ̈ Freitag, 7. März 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Samstag, Cain, nach dem Roman »Build My Gallows High« von 8. März 2008, 21.00 Uhr TENNESSEE’S PARTNER (TODESFAUST) – USA 1955 den Bahnen geratenen Fifties-Mannes verweist. Ein – R: Allan Dwan – B: Milton Krims, D.D. Beauchamp, C. kleiner BankangestellteR beteiligt sich als inside man Graham Baker, Teddi Sherman, Allan Dwan, nach einer am Überfall auf seine Bank. Bei seiner Verhaftung wird Erzählung von Bret Harte – K: John Alton – M: Louis versehentlich seine völlig unschuldige Frau erschos- Forbes – D: John Payne, Ronald Reagan, Rhonda Fle- sen. Es folgt eine Rachefeldzug des Bankangestellten: ming, Coleen Gray, Anthony Caruso – 87 min, OF – ein Spießer als Racheengel mit dicken Brillengläsern, TENNESSEE’S PARTNER ist einer der schönsten Filme das Töten als Pflicht. einer Reihe poetischer B-Pictures, die Hollywood-Vete- ̈ Donnerstag, 13. März 2008, 19.00 Uhr ran Allan Dwan (seit 1912 im Filmgeschäft) für den Produzenten Benedict Bogeaus gedreht hat. In den WHILE THE CITY SLEEPS (DIE BESTIE) – USA 1956 – kleinen feinen Filmen mischt sich in aufregender Weise R: Fritz Lang – B: Casey Robinson, nach dem Roman alte Handwerkskunst mit einer Modernität, die bereits von Charles Einstein – K: Ernest Laszlo – M: Herschel auf die Nouvelle Vague verweist. Ein unglaubliches Burke Gilbert – D: Dana Andrews, Rhonda Fleming, Dreieck: Rhonda Fleming liebt John Payne, der irgend- George Sanders, Sally Forrest, Howard Duff – 100 min, wie Ronald ReagAn liebt. Als Bordellchefin, Spieler und OF – Eine Stadt sucht einen Mörder, den Lipstick-Killer, naiver Cowboy sind sie drei Außenseiter, drei Schutzen- der mit Lippenstift an den Tatort schmiert: »Ask Mo- gel auch, die sich gegenseitig zu schützen versuchen ther«. Auf den Fall dieses Psychokillers stürzt sich eine vor dem Hinterhalt des Spießertums und der kapitalisti- Meute von Journalisten wie Krähen auf einen Kadaver. schen Geldgier. Es sind die Topleute eines Medienkonzerns aus Funk, ̈ Freitag, 14. März 2008, 21.00 Uhr TV und Print. Man kann den Film, der zu Langs ameri- kanischen Lieblingsfilmen zählt, auch als amerikani- THE KILLER IS LOOSE (BLUTIGE HÄNDE) – USA sche 50er Jahre-Version von M sehen, mit John Barry- 1956 – R: Budd Boetticher – B: Harold Medford, nach more jr. als Rock’n’Roll-Ausgabe von Peter Lorre. Ein einer Kurzgeschichte von John und Ward Hawkins – K: düsterer Film über das Geschäft mit den Nachrichten Lucien Ballard – M: Lionel Newman – D: Wendell und die Inszenierung der Welt. Der bezeichnende Corey, Rhonda Fleming, Joseph Cotten, Alan Jr., Arbeitstitel lautete: »History Is Made at Night.« ̈

Michael Pate – 73 min, OF – BLUTIGE HÄNDE lautete Samstag, 15. März 2008, 21.00 Uhr Rhonda Fleming der martialische deutsche Titel des Films, der gut auf die exzessive Gewalt und das subtile Pathos von Boet- GUNFIGHT AT THE O.K. CORRAL (ZWEI RECHNEN 49 tichers beinahe nüchterner Beschreibung eines aus AB) – USA 1957 – R: John Sturges – B: Leon Uris, nach einer Erzählung von George Scullin – K: Charles Lang jr. – M: Dimitri Tiomkin – D: Burt Lancaster, Rhonda Fleming, Kirk Douglas, Jo Van Fleet, John Ire- land – 122 min, OF – Wyatt Earp und Doc Holliday und ihr shoot-out mit dem Clanton-Clan am O.K. Corral von Tombstone. »The strangest alliance this side of heaven or hell.« Eine morbide Stimmung, angefangen bei Fran- kie Laines bohrendem Titelsong, in dem immer wieder vom Friedhof am Boot Hill die Rede ist. Burt Lancaster und Kirk Douglas tragen nur elegantes, schmerzliches Schwarz. Ein fast surreal anmutender Hoffnungsschim- mer in diesem Kosmos der Todessehnsucht: Rhonda Fleming als Spielerin in aufregend farbigen Kostümen. ̈ Sonntag, 16. März 2008, 21.00 Uhr

Fotos: WHILE THE CITY SLEEPS / Starporträt Rhonda Fleming / SPELLBOUND / THE KILLER IS LOOSE Retrospektive Luis Buñuel Luis Buñuel 50

Die Bücher über ihn, der zu Beginn des letzten Jahr- tig. Würdigen – indem man es einfach in seiner Lei- hunderts geboren wurde, würden eine kleine Bibliothek denschaft wahrnimmt. füllen; über die Arbeiten des Kaufmanns-Sohns aus Fritz Langs Film DER MÜDE TOD habe ihm, sagte dem spanischen Calanda entstanden Interpretationen Buñuel, »die Augen geöffnet für die poetischen Aus- in einem nahezu orgiastischen Ausmaß: Buñuel hat, drucksmittel des Films«. Und doch hatte sein erster ei- wie kaum ein anderer Filmemacher, mit seinem Werk gener Film wenig gemein mit dem frühen Meisterwerk zum Deuten provoziert, auch zum Hineininterpretieren. des Wiener Architektensohns. »Der dumme Haufen fin- Dabei mochte der Spanier die Interpreten nicht so be- det schön und poetisch, was im Grunde nur eine ver- sonders; schon gleich gar nicht, wenn sie unbedingt zweifelte und leidenschaftliche Aufforderung zum Mord und überall Symbolisches in seinen Filmen dingfest zu war«, notierte Buñuel mit einer gewissen Arroganz zur machen versuchten und manchmal schon hinter jedem Rezeption seines mit Salvador Dalí gedrehten Films UN Fuß im Bild eine hinterlistige sexuelle Anspielung wit- CHIEN ANDALOU (1928). Diese Arbeit bedeutete für terten – so, als wäre Buñuels Filmsprache eine Art Sig- den jungen spanischen Regisseur, der 1926, nach nalanlage. diversen anderen Studien, in Paris die Académie du Wie also das unendlich vielfältige, aber nicht sehr um- Cinéma besucht und bei Jean Epstein gearbeitet hatte, fangreiche Werk des letzten wahren Olympiers der die Aufnahme in die Gemeinschaft der Surrealisten. Filmgeschichte würdigen, der seit den ausgehenden Aber es führte nicht zum intendierten Schock, und Jahren des Stummfilms knapp über 30 Filme (also weit heute gilt UN CHIEN ANDALOU als hehrer Klassiker der weniger als Rainer Werner Fassbinder in seinem kur- Avantgarde von einst. Und mit dem Gemeinschaftssinn zen Leben) realisiert hat, wie könnte man es einord- der Meister des Surrealismus war das ebenfalls nicht nen? Einordnen geht nicht; dafür ist es viel zu einzigar- so einfach: 1939, da lebte und jobbte Buñuel in New York, bekam er böse berufliche Schwierigkeiten, nach- gejobbt. Da kommt unweigerlich ein Zeitpunkt, in der dem ihn Dalí als Kommunisten diffamiert hatte. die permanente Wiederholung, die Fahrpläne, die Aber schon nach dem ersten Film entstanden auch die Strecken und die Weichenstellungen einen tiefen inne- ersten Widersprüche: Buñuel hat kein zweites Mal mit ren Widerstand gegen die schienengebundene Tätig- Dalí gearbeitet. Und er mußte die radikale Freiheit sei- keit und den Wunsch provozieren, einmal die vorgege- ner ersten Phantasie ein wenig zurücknehmen, mußte benen Bahnen zu verlassen. Dann werden die Erleb- traditioneller arbeiten und wenigstens fragmentarisch nisse zu Leitmotiven und wollen sich zu einer Ge- eine Story andeuten, um Schock und Skandal zu be- schichte fügen. Diese hatte ich mir als Film ausgemalt werkstelligen. In L’AGE D’OR (1930) hindern die klassi- bis ins Detail, bis ich entdeckte, daß es diesen Film schen Ordnungsmächte Kirche, Militär und Familie ein schon gab: LA ILUSIÓN VIAJA EN TRANVÍA (1953). Ge- Paar daran, seine Liebe in die Tat umzusetzen. Viel- leicht ist dieses Opus als Schlüssel für viele seiner spä- teren Arbeiten zu verwenden. Ein bißchen L’AGE D’OR ist in nahezu allen Werken Buñuels. Ursprünglich hätte der Film, einem Wort von Karl Marx folgend, »Das eis- kalte Wasser egoistischer Berechnung« heißen sollen. Er dürfte bis heute der am häufigsten verbotene Film der Kinogeschichte sein – und war für seinen Schöpfer dennoch der einzige, den er, nach eigener Aussage, »in einem Zustand der Euphorie, voller Enthusiasmus und Zerstörungsrausch« drehen konnte. Der nächste vermeintliche Widerspruch: aus den Skan- dalfilmen von einst ist längst Kulturgut geworden – und ich kann mir vorstellen, daß Buñuel zumindest diesen Begriff gehaßt hätte. Und viele Jahre später fand die nauer als Buñuel es getan hat, läßt sich von diesem Münchner Erstaufführung von LA VOIE LACTÉE (1969) unter Oberleitungen angesiedelten Kosmos nicht er- in den heiligen Hallen der Katholischen Akademie statt. zählen, auch nicht von den prototypischen Wünschen, Wer Hape Kerkelings Buch über den Jakobsweg gele- Figuren und Rebellionen. Wenn sonst ein Profi, egal ob Luis Buñuel sen hat (oder es noch lesen will), sollte diesen Film Klempner oder Geiger, seinen Beruf im Kino dargestellt 51 über zwei elende Kerle auf dem langen Weg nach San- sieht, wird er in der Regel Fehler oder wenigstens tiago de Compostela und durch ein Stück Kirchenge- kleine Realitätsverluste wahrnehmen, die dem Laien schichte auf keinen Fall verpassen! entgehen. Buñuel, der erzählt und inszeniert, als hätte Buñuel, der als Achtjähriger in ein Jesuitenkolleg kam er mehr als fünf Dienstjahre bei den Verkehrsbetrieben und dort neun Jahre durchhalten mußte, sah »ein von Mexiko Stadt auf dem Buckel, zeigt, was der Sur- ganzes System von Verboten und Verdrängungen« als realismus für den Realismus gebracht hat. Gleichzeitig sein »Erbteil« an. Daran hat er sich ein Leben lang ge- hat er der Phantasie seiner Zuschauer vertraut. »Prak- rieben. Ob er sich selbst als »Atheist von Gottes Gna- tisch kann man sich in einem Film alles erlauben, was den« bezeichnet hat, wie er in seiner Autobiographie man will: die Leute werden einen immer verstehen!« »Mein letzter Seufzer« suggeriert, oder ob er die For- Gleich nach LAS HURDES hatte Buñuel die Arbeit an mulierung von dem spanischen Jesuiten Manuel Alcalá einer Adaption des Romans »Wuthering Heights« von übernommen hat, sei dahingestellt. Das Buch, das Emily Brontë unerwartet abgebrochen. Seine kategori- Alcalá über Buñuel geschrieben hat, hat der Meister, sche Erklärung: er wolle keine Filme mehr machen. Die das ist verbürgt, für gut befunden. gleiche Absicht hatte er in den letzten zwölf Jahren sei- Die Wirklichkeit, erklärte Buñuel, habe er durch den nes Lebens immer wieder öffentlich bekanntgegeben – Surrealismus mit anderen Augen zu sehen gelernt. Sein und revidiert. Kein anderer hat so häufiger ein letztes Dokumentarfilm LAS HURDES (1932) ist der Beweis. Werk angekündigt wie er. Es hat ihn immer wieder Die Intensität, mit der er das Elend kastilischer Land- zurückgezogen. Nach der auch unter den Biographen arbeiter wahrnimmt, beruht auf der Offenheit für die umstrittenen Zeit Buñuels in Paris, Madrid und in den Alpträume der Realität. Anschaulicher ist dies mit USA, wo er sich in den verschiedensten Sparten des einem persönlichen Exkurs zu erklären: Als Student Films versuchte (sogar am Museum of Modern Art hat habe ich in München fünf Jahre als Straßenbahnfahrer er gearbeitet!), ging er 1946 nach Mexiko und begann dort – nach vierzehnjähriger Pause – erstmals wieder Regie zu führen. Scheinbar ganz leichte, »volksnahe« Filme entstanden, mit wenig Geld produzierte Meister- stücke, wie EL GRAN CALAVERA oder SUBIDA AL CIELO, und die schwereren Brocken wie LOS OLVIDA- DOS und NAZARIN. Zwischen 1950 und 1970 konnte er fast jedes Jahr einen Film fertig stellen. Das bedeu- tete eine kontinuierliche, fast schon geordnete Ent- wicklung, an der dann ab 1963, als sich das europäi- sche Kino endlich erneuerte, auch Koproduzenten aus Europa wieder Anteil nahmen. »Was man will, das ist wichtig. Ich liebe die Einfach- heit«, hat Buñuel erklärt; komplizierter Technik im Handwerk des Filmemachens begegnete er mit Mißtrauen. Er fürchtete, sie könne demonstrativ wer- den und sich zur Schau stellen. Darin nahm er eine Ge- genposition ein zu Hitchcock. Truffauts Fragen für ein Buch »Wie haben Sie das gemacht, Señor Buñuel?« hätten ihn wohl schwerlich reizen können. Auch wenn sein »Handwerk« einfach war, er hat es be- herrscht und in der Beherrschung eine unverwechsel- bare Handschrift entwickelt wie wenige. Aber diese Handschrift hatte auch mit den Annäherungsweisen an die Stoffe und Geschichten, darunter sogar eine Reihe gestellt. Jetzt kann man spekulieren, was Buñuel von literarischer Vorlagen, zu tun, und die sind in seinen der Behauptung des Erzkatholiken Paul Claudel gehal- späten Werken wieder vieldeutig und vielschichtig ge- ten hätte: »Gott schreibt auch auf krummen Zeilen ge- worden. Vielleicht ist der nur intellektuelle Zugang zu rade.« Luis Buñuel Filmen wie BELLE DE JOUR oder TRISTANA nicht der LA VOIE LACTÉE hatte Buñuel erneut als unwiderruflich 52 allein richtige. Man kann sich dem Spätwerk Buñuels letzten Film angekündigt; er fühlte sich zu alt und zu auch überlassen wie ein Kind einem Märchen, mit der müde für weitere Arbeiten. Und dann realisierte er doch unschuldigen Bereitschaft, die Verflechtungen von noch drei weitere große Projekte, darunter eins der guten und bösen Träumen und Assoziationen, von Rea- schönsten »Alterswerke« der Kinogeschichte, ein Film, lität und Imagination, von Widersprüchen jedweder Art, gegen den viele »junge« Arbeiten kreuzlahm und uralt einfach bedingungslos anzunehmen. Nur ist das nicht aussehen: LE CHARME DISCRET DE LA BOURGEOISIE unbedingt unsere Weise, Buñuels Filme wahrzuneh- ist die intelligenteste, poetischste, lebendigste und iro- men. nischste Geschichte von der geistigen Selbstauflösung Was ist und was vorstellbar ist, auch jenseits der Spra- des Bürgertums, die je im Kino zu sehen war. Und che, das verbindet sich in Buñuels späteren Filmen Buñuel hat noch einmal alle seine Motive und stilisti- immer intensiver; am wunderbarsten vielleicht in LA schen Mittel aufs wunderbarste vereint. Da war er VOIE LACTÉE, einem Werk, das in Buñuels Schaffen schon längst über 70 Jahre alt. Und er hat immer noch auch eine anthologische Bedeutung hat: Widersprüche nicht aufgehört. Welch ein Trost auch für alle in die der katholischen Religion zwischen Heilslehre und un- Jahre gekommene Cineasten! Und für alle anderen heilvoller Praxis, zwischen Wut und Humor des Regis- auch… Hans Günter Pflaum seurs auf und über die Zerstörung von Menschen im Namen »menschlicher« Ordnung, Konflikte zwischen LA CHUTE DE LA MAISON USHER (DER UNTERGANG einengenden Obsessionen und anarchischer Freiheit – DES HAUSES USHER) – Frankreich 1928 – R+B: Jean und hinter allem steht unbeirrbar Buñuels radikales Epstein (Assistenz: Luis Buñuel), nach der Erzählung Ethos. »Was die bürgerliche Moral für moralisch hält, von Edgar Allan Poe – K: Georges Lucas – D: Margue- ist für mich unmoralisch«, sagte und zeigte er. Seinen rite Gance, Jean Debucourt, Charles Lamy, Fournez- Träumen von Freiheit und Liebe aber hat sich die Rea- Goffard, Luc Dartagnan – 47 min (20 B/s), OmeU – lität als Alptraum schon in statu nascendi entgegen- »Epstein zeigte uns nicht den Inhalt der Ballade Poes, sondern ihre beunruhigenden Eindrücke und jene Stim- stand, sondern ausschließlich darum, daß sich eine mungs- und Bildassoziationen, die sie im Leser er- Kontinuität entwickelte, die uns im Unterbewußtsein wecken.« (Béla Balázs) »Ich wollte Kino machen. Befriedigung verschaffte, ohne das Bewußte zu verlet- Epstein drehte gerade in den Albatros-Studios von zen, das aber seinerseits keine direkte Beziehung zum Montreuil. Ich fuhr zu ihm, und er nahm mich an als Rationalen hatte..« (Luis Buñuel) Assistent für MAUPRAT und LA CHUTE DE LA MAISON ̈ Freitag, 28. März 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, USHER. Ich machte alles, Statist, Assistent, was gerade 18. Juni 2008, 18.30 Uhr ̈̈̈ Freitag, 20. Juni 2008, gebraucht wurde.« (Luis Buñuel) 21.00 Uhr ̈ Freitag, 28. März 2008, 21.00 Uhr (Am Flügel: Joa- chim Bärenz) MENJANT GAROTES (BEIM ESSEN VON SEEIGELN) – Spanien 1930 – R: Luis Bunuel – 4 min, keine Titel – LA SIRÈNE DES TROPIQUES (DIE SIRENE DER TRO- Ein erst kürzlich entdecktes home movie, entstanden PEN) – Frankreich 1927 – R: Henri Étiérant, Mario Nal- während der Drehbucharbeiten für L’AGE D’OR im El- pas (Assistenz : Luis Buñuel) – B: Maurice Dekobra – K: ternhaus von Salvador Dalí. Zu sehen sind Dalís Vater Paul Cotteret, Albert Durverger, Maurice Hennebains – und seine Stiefmutter, die gleichzeitig seine Tante war. D: Josephine Baker, Pierre Batcheff, Régina Dalthy, »Als Buñuel diese Szenen drehte, hatte Dalí bei seinen Regina Thomas, Georges Melchior – 112 min (18 B/s), Eltern Hausverbot. Buñuel fotografierte Dalí zur Erinne- OmU – »Albert Duverger machte mich mit den beiden rung an sein Exil mit einem Seeigel auf dem kahl ge- Regisseuren Étiérant und Nalpas bekannt, die gerade schorenen Schädel.« (Bill Krohn) einen Film mit Josephine Baker vorbereiteten. Dieser ̈ Sonntag, 30. März 2008, 21.00 Uhr Film, der in den Frankeur-Ateliers gedreht wurde, gehört nicht zu meinen schönsten Erinnerungen, eher L’AGE D’OR (DAS GOLDENE ZEITALTER) – Frankreich im Gegenteil. Ich fand die Launen des Stars unerträg- 1930 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Salvador Dalí lich.« (Luis Buñuel) – K: Albert Duverger – M: Armand Bernard – D: Gaston ̈ Samstag, 29. März 2008, 21.00 Uhr (Am Flügel: Joa- Modot, Lya Lys, Max Ernst, Pierre Prévert, Caridad de chim Bärenz) Laberdesque – 63 min, OmU – »Buñuel allein, fast jedenfalls. Hellsichtige Reise in die moderne Welt, er- UN CHIEN ANDALOU (EIN ANDALUSISCHER HUND) – hellt vom Kino-Licht. Der erste wirklich unerträgliche Luis Buñuel Frankreich 1929 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Film (Skandal, Verbot usw.), realisiert von einem völlig 53 Salvador Dalí – K: Albert Duverger – D: Pierre Batcheff, gesunden Mann. Eine Stunde der unwahrscheinlichen Simone Mareuil, Salvador Dalí, Luis Buñuel, Robert Wahrheit, jenseits allen Zweifels, von eigenartiger Hommet – 20 min (20 B/s), dtF – »Erster Schnitt, durch Anmut.« (Jean-Claude Carrière) »L’AGE D’OR ist der ein Auge, mit einem Rasiermesser. Verwobene Träume einzige Film meiner Karriere, den ich in einem Zustand von Euphorie, Enthusiasmus und Zerstörungsrausch drehte, in dem ich die Vertreter der ›Ordnung‹ angreifen und ihre ›ewigen‹ Prinzipien lächerlich machen wollte; mit diesem Film wollte ich absichtlich einen Skandal herbeiführen.« (Luis Buñuel) ̈ Samstag, 22. März 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, 1. April 2008, 18.30 Uhr

LAS HURDES (LAND OHNE BROT) – Spanien 1933 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Rafael Sánchez Ven- tura, Pierre Unik, Julio Acín – K: Eli Lotar – M: Darius Milhaud – 30 min, OmU – »Reise durch die Wirklich- keit, die einer verwahrlosten Landschaft im Westen Spaniens. Ein Dokumentarfilm, nicht mehr und nicht von Dalí und Buñuel, Logik des gefilmten Unwirklichen, weniger. Aber das Auge des Cineasten vereinnahmt frühe Meisterschaft des Bildes.« (Jean-Claude Carrière) das Gesehene und verwandelt es. Schlimmer noch: Er »Es ging nicht darum, ein Bild mit dem anderen zu ver- zwingt uns, es anzusehen.« (Jean-Claude Carrière) »Ich binden auf der Grundlage von Verstand und Unver- montierte den Film auf einem Küchentisch mit einer Lupe. Deshalb sind die Bilder auch manchmal unscharf sich aber kurz danach, als Madrid eingeschlossen war, geworden. Ich hatte weder Schneidetisch noch sonst- nach Valencia absetzte und das Land den Kommuni- was.« (Luis Buñuel) sten überließ.« (Bill Krohn) ̈ Mittwoch, 26. März 2008, 18.30 Uhr ̈̈ Sonntag, 30. ̈ Sonntag, 8. Juni 2008, 21.00 Uhr März 2008, 21.00 Uhr GRAN CASINO (DAS GROSSE KASINO) – Mexiko DE GEVANGENEN VAN BUÑUEL (DIE GEFANGENEN 1947 – R: Luis Buñuel – B: Mauricio Magdaleno, nach VON BUÑUEL) – NL 2000 – R+B: Ramón Gieling – K: dem Roman »El rugido del paraíso« von Michel Veber – Goert Giltay – M: Micha Molthoff – 73 min, OmeU – K: Jack Draper – M: Manuel Espéron – D: Libertad La- »1932 drehte Luis Buñuel im verarmten Landstrich von marque, Jorge Negrete, Mercedes Barba, Agustín Las Hurdes seinen Dokumentarfilm, und dabei konnte Isunza, Julio Villarreal, José Baviera – 96 min, OmeU – es schon vorkommen, daß gegen Bezahlung lebende »Nach fünfzehnjähriger Abwesenheit kehrt Buñuel in Kinder für tot erklärt oder Esel mit Honig beschmiert die Studios zurück, nach Mexiko, und dreht dieses un- wurden, um von Bienenschwärmen angegriffen zu wer- glaubliche Musical, mit damals sehr berühmten Schau- den. Buñuel kümmerte seinem Kunstverständnis ent- spielern. Es ist nicht zu fassen! Soll das ein Meister- sprechend das bloße Aufzeigen von Mißstand und werk des Spottes sein?« (Jean-Claude Carrière) »Für Elend wenig, er half der Wirklichkeit nach, wo er meinen ersten mexikanischen Film hatte Oscar Danci- konnte. 67 Jahre später reist der niederländische Fil- gers zwei große lateinamerikanische Stars engagiert, memacher Ramón Gieling an denselben Ort und be- den außerordentlich populären Sänger Jorge Negrete, fragt die Bewohner über das Erbe, das ihnen Buñuel einen echten mexikanischen charro, und die argenti- und der Film hinterlassen haben: Nicht die Darstellung nische Sängerin Libertad Lamarque. Es war also ein von Armut, sondern die als Lüge betrachtete, insze- Musikfilm. Ich schlug dafür eine Geschichte von Michel nierte Wirklichkeit ist es, für die Buñuels Film hier groß- Veber vor, die auf Ölfeldern spielte. Wenn die Ge- teils als Blendwerk verachtet wird. Gieling spürt nicht schichte auch bar jeden Interesses ist, technisch ist der der Glaubwürdigkeit Buñuels nach, sondern offeriert Film, glaube ich, nicht allzu schlecht.« (Luis Buñuel) verschiedene Wahrnehmungsweisen derselben Dinge. ̈ Freitag, 4. April 2008, 21.00 Uhr Buñuels Off-Kommentar beginnt die Bilder zu unter- Luis Buñuel wandern, taucht wie eine Stimme aus der Vergangen- EL GRAN CALAVERA (DER GROSSE LEBEMANN) – 54 heit immer wieder auf.« (Michael Pekler) Mexiko 1949 – R: Luis Buñuel – B: Luis Alcoriza, ̈ Sonntag, 30. März 2008, 21.00 Uhr Raquel Alcoriza, nach dem Bühnenstück von Adolfo Torrado – K: Ezequiel Carrasco – M: Manuel Esperón – ESPAGNE 1937 (SPANIEN 1937) – Frankreich 1937 – D: Fernando Soler, Posario Granados, Andrés Soler, R: Jean-Paul Le Chanois – B: Luis Buñuel, Pierre Unik Rubén Rojo, Gustavo Rojo – 92 min, OmeU – »Komödie – K: Roman Karmen, Manuel Villegas López u. a. – 34 von Arbeit und Armut, das erste Zusammentreffen mit min, OmeU – Ein von der Regierung der spanischen dem Schauspieler Fernando Soler. Der kommerzielle Republik finanzierter Film, den Buñuel in Paris her- Erfolg war groß. Also konnte es nun weitergehen.« stellte. »Wir filmten während des Bürgerkrieges in Spa- (Jean-Claude Carrière) »Ich glaube nicht, daß der Film nien unter Mitwirkung von zwei sowjetischen Kamera- auch nur von geringstem Interesse ist.« (Luis Buñuel) leuten. Diese Propagandafilme waren dazu bestimmt, »Buñuel zeigt die Doppelmoral einer bourgeoisen Fami- in der ganzen Welt, auch in Spanien, gezeigt zu wer- lie; am Schluß läßt er die Zeremonie einer kirchlichen den.« (Luis Buñuel) »Während Sprecher Gaston Modot Trauung durch einen jungen Arbeiter – der dem reichen die Wahl der Volksfrontregierung im Jahr 1936 be- Gockel schließlich auch noch die Braut abspenstig schreibt, sieht man Wochenschaubilder, die genau macht – lauthals stören. Situationskomik en masse – jenen ironischen Kontrapunkt setzen, den Kritiker be- und hübsche Verfremdungen.« (Ralf Schenk) reits in LAS HURDES gefunden zu haben glaubten. Als ̈ Samstag, 5. April 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, sich der Sprecher für die ›fortschrittlichen Maßnahmen‹ 8. April 2008, 18.30 Uhr der Regierung zu begeistern scheint, erlauben Aufnah- men von selbstgefällig und arrogant wirkenden Regie- LOS OLVIDADOS (DIE VERGESSENEN) – Mexiko rungsbeamten auf der Treppe des Regierungsgebäu- 1950 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Luis Alcoriza – des dem Zuschauer, eigene Schlüsse zu ziehen über K: Gabriel Figueroa – M: Rodolfo Halffter, nach Motiven die Regierung, die im Februar 1936 an die Macht kam, von Gustavo Pittaluga – D: Alfonso Mejía, Roberto Cobo, Estela Inda, Miguel Inclán, Alma Delia Fuentes, Soler, Rosita Quintana, Víctor Manuel Mendoza, María Luis Buñuel Francisco Jambrina – 80 min, OmU – »Chronik von All- Gentil Arcos, Luis López Somoza, Matilde Palou – 55 tag und Traum einer Gruppe von ›jugendlichen Mör- 86 min, OmeU – »Eine Frau bringt Unordnung in eine dern, ermordeten Kindern‹ (Prévert) in den Slums von gut situierte Familie, die sie schließlich davonjagt. Mexiko. Mit fünfzig Jahren kehrt Buñuel plötzlich Strenge Dramaturgie, konventionelle Form, einige zurück, als ob er uns sagen will: mich gibt’s auch noch. erstaunliche Schlenker. Eine berühmt-berüchtigte Ein- Regiepreis in Cannes. Gewaltige Aufregung bei der Kri- stellung in den Annalen der Erotik: Das Weiß zer- tik.« (Jean-Claude Carrière) »Vier oder fünf Monate quetschter Eier ergießt sich auf die Beine der ›Perver- habe ich mich in den ›verlassenen Städten‹ umgetan, sen‹.« (Jean-Claude Carrière) »Ich bedauere es, die diesen bitterarmen zusammengezimmerten Baracken- Karikatur des Schlusses, wenn alles auf wundersame städten am Stadtrand von Mexiko. Leicht verkleidet, in Weise gut ausgeht, nicht noch weiter getrieben zu meinen ältesten Sachen, habe ich mich umgesehen, haben. Weniger gewitzte Zuschauer könnten die Auf- hingehört, Fragen gestellt, mich mit den Leuten ange- lösung ernst nehmen.« (Luis Buñuel) freundet. Manches von dem, was ich gesehen habe, ̈ Freitag, 11. April 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, wurde unverändert in den Film übernommen.« (Luis 15. April 2008, 18.30 Uhr Buñuel) ̈ Sonntag, 6. April 2008, 21.00 Uhr (mit zusätzlichem, LA HIJA DEL ENGAÑO (DIE TOCHTER DER LÜGE) – alternativem Happy-End) ̈̈ Mittwoch, 9. April 2008, Mexiko 1951 – R: Luis Buñuel – B: Luis Alcoriza, Ra- 18.30 Uhr (mit zusätzlichem, alternativem Happy-End) quel Alcoriza, nach dem Bühnenstück »Don Quintín el amargao o El que siembra vientos« von Carlos Arniches SUSANA (SUSANNA, TOCHTER DES LASTERS) – und Antonio Estremera – K: José Ortiz Ramos – M: Ma- Mexiko 1951 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Jaime nuel Esperón – D: Fernando Soler, Alicia Caro, Fern- Salvador, nach einer Erzählung von Manuel Reachi – K: ando Soto, Rubén Rojo, Nacho Contla, Lily Aclemar – José Ortiz Ramos – M: Raúl Lavista – D: Fernando 78 min, OmeU – »Traditionelles Melodram mit glück- lichem Ausgang, in das sich dauernd das Lachen ein- Aceves Castañeda, Roberto Cobo – 85 min, OmeU – schleicht (wenn man so will).« (Jean-Claude Carrière) »Erste Hommage an den Schelmenroman. Eine Reise »Ein scheinbar konventionelles Melodram des mexika- im Autobus, eine verpfuschte Hochzeitsnacht, all die nischen Kommerzkinos, von Buñuel listig gegen das Zwischenfälle unterwegs. Vielfältig und komisch.« Klischee inszeniert. Als ein Mann seine untreue Frau (Jean-Claude Carrière) »Ich erinnere mich gerne an hinauswirft, offenbart sie ihm, daß er nicht der Vater SUBIDA AL CIELO. Die Drehzeit war kurz, das Modell ihrer Tochter ist. Später, kurz vor ihrem Tod, widerruft des Busses kümmerlich, es bewegte sich ruckweise sie diese Behauptung. Der verbitterte Mann macht sich die Bergflanke entlang, dazu kamen noch die Über- auf die Suche nach der verstoßenen Tochter.« (Rolf raschungen, die es beim Drehen in Mexiko immer gibt. Wiest) Der Not gehorchend, habe ich mir in Mexiko ein Ar- ̈ Samstag, 12. April 2008, 21.00 Uhr beitstempo angewöhnt, dessen Ergebnisse ich nachträglich manchmal bedaure.« (Luis Buñuel) UNA MUJER SIN AMOR (EINE FRAU OHNE LIEBE) – ̈ Mittwoch, 16. April 2008, 18.30 Uhr ̈̈ Freitag, Mexiko 1952 – R: Luis Buñuel – B: Jaime Salvador, 18. April 2008, 21.00 Uhr nach dem Roman »Pierre et Jean« von Guy de Mau- passant – K: Raúl Martínez Solares – M: Raúl Lavista – EL BRUTO (DER STARKE) – Mexiko 1953 – R: Luis D: Rosario Granados, Tito Junco, Julio Villarreal, Joa- Buñuel – B: Luis Buñuel, Luis Alcoriza – K: Agustín quín Cordero, Javier Loyá – 86 min, OmeU – »Ich sollte Jiménez – M: Raúl Lavista – D: Pedro Armendáriz, Katy das Remake eines guten Films von André Cayatte nach Jurado, Rosita Arenas, Andrés Soler, Beatriz Ramos – ›Pierre und Jean‹ von Maupassant machen. Man wollte 81 min, OmeU – »Ein ungestümer Schlachthaus-Arbei- im Atelier einen Schneidetisch aufstellen, damit ich den ter bekommt den Auftrag, arme Mieter, die ihre Woh- Film Einstellung für Einstellung nachdrehen könnte. nungen nicht verlassen wollen, hinauszuekeln. Unter Das habe ich natürlich abgelehnt und meine eigene dem Einfluß einer Frau wird er sich seiner selbst be- Fassung gedreht, aber nur mit mittelmäßigem Erfolg. wußt und tötet schließlich seinen Auftraggeber. Selt- Es ist sicher mein schlechtester Film.« (Luis Buñuel) sam, stark und einfach.« (Jean-Claude Carrière) »Luis »Buñuels Film handelt in den erzählerischen Mustern Buñuels Werk zeichnet sich durch ein Unbehagen voller des Melodrams von familiären Beziehungen, die bis zur Leid und Grausamkeit aus. So war es bei LOS OLVIDA- Luis Buñuel Grenze der Empörung, der Beleidigung, der Gewalt, des DOS und ist es jetzt bei EL BRUTO, in dem sich niedere 56 Sadismus getrieben werden, bis hin zur Demystifizie- Instinkte und Leidenschaften tummeln, schäbige Cha- rung des christlichen Konzepts der ›heiligen Mutter‹.« raktere, die den Lebensmut sinken lassen – und das, (Emilio García Riera) was nette Unterhaltung oder erbauliches Amüsement ̈ Sonntag, 13. April 2008, 21.00 Uhr hätte sein können, verwandelt sich in klamme Bitter- keit. Obgleich ein Kunstwerk nicht ausschließlich un- SUBIDA AL CIELO (DER WEG, DER ZUM HIMMEL terhalten soll, geht dieses Werk weit darüber hinaus FÜHRT) – Mexiko 1952 – R: Luis Buñuel – B: Manuel und schnürt das Herz zusammen.« (Juan Dieguito) Altolaguirre, Juan de la Cabada, Luis Buñuel – K: Alex ̈ Samstag, 19. April 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, Phillips – M: Gustavo Pittaluga – D: Lilia Prado, Esteban 22. April 2008, 18.30 Uhr Márquez, Carmelita González, Gilberto González, Luis ÉL (ER) – Mexiko 1953 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Luis Alcoriza, nach dem Roman von Mercedes Pinto – K: Gabriel Figueroa – M: Luis Hernández Bretón – D: Arturo de Córdova, Delia Garcés, Aurora Walker, Luis Beristáin, Carlos Martínez Baena – 92 min, OmeU – »Die minutiöse Beschreibung der Zwangsvorstellung eines reichen Mannes, der sich von seiner Frau betro- gen wähnt. Angereichert mit persönlichen Beobachtun- gen, eine Art Fehlfunktion des Geistes, die man Para- noia nennen könnte. Wunderlichkeiten der Einbildung. Wohlgemerkt, keinerlei moralische Schlußfolgerung.« (Jean-Claude Carrière) »ÉL ist einer meiner Lieblings- filme. Eigentlich hat er gar nichts Mexikanisches, denn die Handlung könnte sich überall ereignen. Es ist das die Befindlichkeit des Jahres 1930 zurückversetzt, und Porträt eines Paranoikers. Die Paranoiker sind wie die da ich zu dieser Zeit ein passionierter Wagneranhänger Dichter. Sie werden so geboren, und dementsprechend war, verwendete ich fünfzig Minuten lang die Musik von interpretieren sie die Realität immer im Sinn ihrer Ob- Richard Wagner.« (Luis Buñuel) session, auf die sie alles beziehen.« (Luis Buñuel) ̈ Samstag, 10. Mai 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, ̈ Sonntag, 20. April 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, 13. Mai 2008, 18.30 Uhr 23. April 2008, 18.30 Uhr ROBINSON CRUSOE – USA 1954 – R: Luis Buñuel – LA ILUSIÓN VIAJA EN TRANVÍA (DIE ILLUSION B: Luis Buñuel, Luis Alcoriza, Hugo Butler, nach dem FÄHRT MIT DER STRASSENBAHN) – Mexiko 1954 – Roman von Daniel Defoe – K: Alex Phillips – M: Luis R: Luis Buñuel – B: José Revueltas, Mauricio de la Hernández Bretón, nach Themen von Anthony Collins – Serna, Luis Alcoriza, Juan de la Cabada, Luis Buñuel, D: Dan O’Herlihy, Jaime Fernández, Felipe de Alba, nach einer Erzählung von Mauricio de la Serna – K: José Chávez, Emilio Garibay, Chel López – 89 min, OF Raúl Martínez Solares – M: Luis Hernández Bretón – D: – »Mikroskopische Studie eines Menschen, allein in der Carlos Navarro, Fernando »Mantequilla« Soto, Lilia Natur. Buñuel schleicht sich heimlich in den Roman von Prado, Agustín Isunza, Miguel Manzano – 82 min, OmeU – »Rückkehr ins Schelmenreich, diesmal mit der Straßenbahn. Eine Irrfahrt durch die Straßen Mexikos, überraschende Figuren, wirklich gute Laune. Als Zu- gabe eine Liebesszene, die volkstümliche Vorstellung des Himmels, wo der Anführer der himmlischen Heer- scharen säuft, was das Zeug hält.« (Jean-Claude Car- rière) »Die Fahrt mit der Straßenbahn wird zu einer lustig-anarchistischen Fahrt gegen die Regeln und gegen die Logik des Alltags. Einmal, am frühen Mor- gen, steigen Arbeiter eines Schlachthauses in die Stra- ßenbahn, sie hängen riesige Fleischstücke auf, und dann kommen noch zwei Frauen dazu, die zwei Jesus- Luis Buñuel Statuen (blutüberströmt) mitbringen. Da wird der Film 57 für Augenblicke zur Vision, zur phantasievoll erfunde- nen Welt, die in der Straßenbahn ist und vergessen läßt, daß es draußen noch eine andere Welt gibt.« (Klaus Eder) ̈̈ Mittwoch, 30. April 2008, 18.30 Uhr ̈̈ Freitag, 9. Mai 2008, 21.00 Uhr

ABISMOS DE PASIÓN (ABGRÜNDE DER LEIDEN- SCHAFT) – Mexiko 1954 – R: Luis Buñuel – B: Luis Daniel Defoe ein. Er selbst ist mühelos wiederzuerken- Buñuel, Julio Alejandro de Castro, Arduino Dino Maiuri, nen auf dieser von Insekten bevölkerten Insel unter nach dem Roman »Wuthering Heights« von Emily einem leeren Himmel.« (Jean-Claude Carrière) »RO- Brontë – K: Agustín Jiménez – M: Raúl Lavista, unter BINSON CRUSOE war ein Stoff, auf den ich von selbst Verwendung von Motiven aus Richard Wagners »Tristan niemals gekommen wäre. Aber nachdem ich den Film und Isolde« – D: Irasema Dilián, Jorge Mistral, Lilia einmal angefangen hatte, versuchte ich auch, ihn zu Prado, Ernesto Alonso, Francisco Reiguera, Hortensia Ende zu bringen. Ich habe ein paar sexuelle Elemente – Santoveña – 90 min, OmeU – »Das Drehbuch war seit geträumte und reale – hineingebracht und eine Szene, mehr als zwanzig Jahren fertig. Buñuel dreht schließ- in der Robinson im Fieber seinen Vater vor sich sieht. lich in Mexiko – mit ungeeigneten Schauspielern, aber Für diesen Erfolgsfilm in englischer Sprache habe ich was soll’s – diesen Wirbelsturm einer wahnsinnigen alles in allem zehntausend Dollar bekommen – eine Liebe, der uns bis zur Nekrophilie führt. Ein großer goti- ziemlich lächerliche Summe.« (Luis Buñuel) scher Film auf surrealistischem Boden.« (Jean-Claude ̈ Sonntag, 11. Mai 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, Carrière) »Für ABISMOS DE PASION habe ich mich in 14. Mai 2008, 18.30 Uhr EL RÍO Y LA MUERTE (DER FLUSS UND DER TOD) – Ein klarer und nüchterner Film.« (Jean-Claude Carrière) Mexiko 1954 – R: Luis Buñuel – B: Luis Alcoriza, Luis »Ich habe CELA S’APPELLE L’AURORE nie wieder ge- Buñuel, nach dem Roman »Muro blanco sobre roca sehen, aber es war ein Film, der mir gefiel. Das Dreh- negra« von Miguel Álvarez Acosta – K: Raúl Martínez buch habe ich zusammen mit Jean Ferry, einem Solares – M: Raúl Lavista – D: Columba Domínguez, Freund der Surrealisten, geschrieben.« (Luis Buñuel) Miguel Torruco, Joaquín Cordero, Jaime Fernández, ̈ Samstag, 17. Mai 2008, 21.00 Uhr Víctor Alcocer – 91 min, OmeU – »Die Folklore des ge- waltsamen Todes. Überrascht von der Häufigkeit der fa- LA MORT EN CE JARDIN (PESTHAUCH DES miliären Blutrache in Mexiko konstruiert Buñuel eine DSCHUNGELS) – Frankreich 1956 – R: Luis Buñuel – Pyramide von Morden. Ein fröhlicher Film, fast burlesk, B: Luis Buñuel, Raymond Queneau, Luis Alcoriza, nach insgeheim spöttisch und vermutlich entrüstet.« (Jean- dem Roman von José André Lacour – K: Jorge Stahl Jr. Claude Carrière) »Die Ausgangsidee des Films war die – M: Paul Misraki – D: Simone Signoret, Charles Vanel, Feststellung, wie leicht es ist, seinen Nächsten zu Georges Marchal, Michel Piccoli, Michèle Girardon, Tito töten, und er enthielt eine große Zahl von bedenkenlos Junco, Raúl Ramírez – 104 min, OmeU – »Französi- und zum Teil grundlos begangenen Morden. In Venedig sche Produktion, Dreharbeiten in Mexiko. Fünf Perso- lachte das Publikum bei jedem neuen Mord und schrie: nen, einer Mini-Revolution entkommen, finden sich im ›Noch einen! Noch einen!‹« (Luis Buñuel) Dschungel wieder, im Garten des Todes. Nur wenige ̈ Montag, 12. Mai 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, werden überleben.« (Jean-Claude Carrière) »Im zwei- 20. Mai 2008, 18.30 Uhr ten Teil des Films, der Flucht durch den Urwald, führt Buñuel einige seiner Motive in das Schema des Aben- ENSAYO DE UN CRIMEN (DAS VERBRECHERISCHE teuerfilms ein. Die Menschen, die mehr oder minder LEBEN DES ARCHIBALDO DE LA CRUZ) – Mexiko zufällig miteinander fliehen, eine von der Außenwelt ab- 1955 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Eduardo geschnittene, allein auf sich selbst angewiesene Grup- Ugarte Pages, frei nach dem Roman von Rodolfo Usigli pe, offenbaren in dieser extremen Situation etwas von – K : Agustín Jiménez – M: Jorge Pérez – D: Ernesto ihrem wahren Charakter, von ihren Hoffnungen und Alonso, Miroslava Stern, Rita Macedo, Ariadna Welter, Träumen. Selbst Pater Lizardi (Michel Piccoli) vergißt Andrea Palma, Rodolfo Landa – 90 min, OmU – »Ein mehr und mehr die jenseitsgewandte, mystische Reli- Luis Buñuel Mann träumt davon, eine Frau zu töten, aber er schafft giosität, der er sich verpflichtet fühlte, und findet zu 58 es nicht. Eine elegante Geschichte, auf subtile Art per- einer pragmatischen Einstellung: Im Urwald verwendet vers, durchsetzt von erstaunlichen Bildern. Der wahre man die Bibel am besten, wenn man mit ihren Seiten Buñuel zeigt sich immer mehr.« (Jean-Claude Carrière) ein Feuer anzündet.« (Klaus Eder) »In einer Szene des Films verbrannte Ernesto Alonso, ̈ Sonntag, 18. Mai 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, der Hauptdarsteller des Films, in einem Brennofen eine 27. Mai 2008, 18.30 Uhr Schaufensterpuppe, die genau das Aussehen der Schauspielerin Miroslava Stern hatte. Kurz nach den NAZARÍN – Mexiko 1959 – R: Luis Buñuel – B: Luis Dreharbeiten brachte Miroslava Stern sich aus Liebes- Buñuel, Julio Alejandro de Castro, nach dem Roman kummer um und wurde, auf ihren Wunsch hin, einge- von Benito Pérez Galdós – K: Gabriel Figueroa – M: Ro- äschert.« (Luis Buñuel) dolfo Halffter – D: Francisco Rabal, Marga López, Rita ̈ Freitag, 16. Mai 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, Macedo, Ignacio López Tarso, Ofelia Gilmáin, Luis Ace- 21. Mai 2008, 18.30 Uhr ves Castañeda – 94 min, OmeU – »Inspiriert durch einen Roman von Galdós: Der Weg eines Priesters, für CELA S’APPELLE L’AURORE (MORGENRÖTE) – den die Liebe ein Gefühl ist, das einen zum Lieben Frankreich 1956 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, drängt. Geschichte eines Konfliktes zwischen einem Jean Ferry, nach dem Roman von Emmanuel Roblès – einzelnen Mensch und anderen Menschen, die sich auf K: Robert Lefebvre – M: Joseph Kosma – D: Georges einen abwesenden Gott berufen. Überall schimmert ein Marchal, Lucia Bosé, Julien Bertheau, Jean-Jacques anderer Christus durch.« (Jean-Claude Carrière) »Von Delbo, Simone Paris – 102 min, OmeU – »Buñuels all den Filmen, die ich in Mexiko gedreht habe, gehört Rückkehr nach Europa, nach 25 Jahren. Ein Mann im dieser zu denen, die ich am meisten mag. Während der Konflikt mit sich selbst: auf der einen Seite das bürger- Dreharbeiten habe ich etwas gemacht, worüber Gabriel liche und das eheliche Recht, auf der anderen die Liebe Figueroa entsetzt war. Er hatte eine ästhetisch perfekte und die Rebellion. Buñuels Standpunkt ist eindeutig. Einstellung vorbereitet, mit dem Popocatepetl und den unvermeidlichen weißen Wolken im Hintergrund – und THE YOUNG ONE (DAS JUNGE MÄDCHEN) – USA ich habe die Kamera einfach umgedreht und sie auf 1960 – R: Luis Buñuel – B: Hugo Butler, Luis Buñuel, eine ganz banale Szenerie gerichtet, die mir ehrlicher nach der Erzählung »Travelin’ Man« von Peter Mathies- und passender erschien. Die vorgefertigte filmische sen – K: Gabriel Figueroa – M: León Bipp – D: Zachary Schönheit hat mich nie interessiert.« (Luis Buñuel) Scott, Kay Meersman, Bernie Hamilton, Claudio Brook, ̈ Sonntag, 23. März 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, Graham Denton – 95 min, OF – »Vergewaltigung, Ras- 26. März 2008, 18.30 Uhr sismus und Menschenjagd. Eine kalte und harte Ge- schichte, ›objektiv‹, mit vielen Zeichen, in denen man LA FIÈVRE MONTE À EL PAO (FÜR IHN VERKAUF ICH Buñuel wiedererkennt. Aufbegehren und Zärtlichkei- MICH) – Frankreich 1959 – R: Luis Buñuel – B: Luis ten.« (Jean-Claude Carrière) »Im amerikanischen Mo- Alcoriza, Luis Buñuel, Charles Dorat, Louis Sapin, nach ralsystem, das für den Kinogebrauch bestens kodifiziert dem Roman von Henry Castillou – K: Gabriel Figueroa worden war, gab es damals nur Gute und Böse. THE – M: Paul Misraki – D: Gérard Philipe, María Félix, Jean YOUNG ONE war als Reaktion auf diese alte Gewohn- Servais, Miguel Ángel Ferris, Raúl Dantés – 100 min, heit gedacht. Die Schwarzen waren genauso gut und OmeU – »Buñuel wollte mit Gérard Philipe ›Le hussard schlecht wie der Weiße. Ich habe den Film mit Liebe sur le toit‹ drehen. Sie machten dann diesen Film, in gemacht. Aber er hat kein Glück gehabt. Für das herr- dem das sentimentale Klischee in jeder Ecke zu lauern schende Moralsystem war er nicht akzeptabel.« (Luis scheint. Doch die Schilderung der Diktatur ist kraftvoll, Buñuel) und die Themen des Films finden täglich ihren Wider- ̈ Samstag, 24. Mai 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, hall. Erinnerungen an ›La Tosca‹.« (Jean-Claude Car- 28. Mai 2008, 18.30 Uhr rière) »Gérard und ich haben uns während der Drehar- beiten gefragt: Warum machen wir das? Ein Myste- VIRIDIANA – Spanien 1961 – R: Luis Buñuel – B: Luis rium. Wir wußten es nicht.« (Luis Buñuel) Buñuel, Julio Alejandro de Castro – K: José Fernández ̈ Freitag, 23. Mai 2008, 21.00 Uhr Aguayo – D: Silvia Pinal, Francisco Rabal, Fernando Luis Buñuel 59 Rey, Zinny, José Calvo, Margarita Lozano – 90 min, OmeU – »Der erste Film in Spanien seit LAS HURDES, Goldene Palme in Cannes, von Franco verbo- ten. VIRIDIANA besteht aus seltsamen Hochzeitsfeiern, ständigem Geblöke und alltäglichen Ungeheuern. Ein Gewebe von Ideen und Geistesblitzen. Buñuel ist von nun an ein Meister.« (Jean-Claude Carrière) »Tatsäch- lich ist VIRIDIANA ein Film des schwarzen Humors, von einer ätzenden Schärfe zweifellos, aber nicht geplant, sondern spontan, in dem ich gewisse erotische und re- ligiöse Obsessionen aus meiner Kindheit zum Ausdruck bringe.« (Luis Buñuel) ̈ Freitag, 21. März 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, 25. März 2008, 18.30 Uhr

EL ANGEL EXTERMINADOR (DER WÜRGEENGEL) – Mexiko 1962 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Luis Alcoriza – K: Gabriel Figueroa – M: Raúl Lavista – D: Silvia Pinal, Jacqueline Andere, José Baviera, Augusto Benedicto, Luis Beristáin, Claudio Brook – 93 min, OmeU – »Am Ende einer Abendgesellschaft können die Gäste in einem eleganten Haus ohne ersichtlichen Grund die Räume nicht mehr verlassen. Es geht ums Überleben im Unerklärlichen. Strahlendes Rätsel, des- sen Auflösung, obwohl einleuchtend, das Geheimnis zittert ihr Fuß leicht auf dem Absatz des Schuhs. Ein nur noch mehr verdunkelt.« (Jean-Claude Carrière) »In Mangel an Stabilität, der beunruhigt. Sie ist eine wun- meinem Leben wie in meinen Filmen habe ich mich derbare Schauspielerin; ich brauchte ihr nur zu folgen, Luis Buñuel immer von Dingen angezogen gefühlt, die sich wieder- fast ohne sie zu korrigieren. Über die Figur der Kam- 60 holen. Ich weiß nicht warum das so ist, ich versuche es merzofe habe ich von ihr Dinge erfahren, die ich nicht auch gar nicht erst zu erklären. In EL ANGEL EXTERMI- geahnt hatte.« (Luis Buñuel) NADOR gibt es mindestens zehn Wiederholungen.« ̈ Mittwoch, 4. Juni 2008, 18.30 Uhr ̈̈ Freitag, 6. Juni (Luis Buñuel) 2008, 21.00 Uhr ̈ Sonntag, 25. Mai 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, 3. Juni 2008, 18.30 Uhr SIMÓN DEL DESIERTO (SIMON IN DER WÜSTE) – Mexiko 1965 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Julio LE JOURNAL D’UNE FEMME DE CHAMBRE (TAGE- Alejandro de Castro – K: Gabriel Figueroa – M: Raúl BUCH EINER KAMMERZOFE) – Frankreich 1964 – R: Lavista – D: Claudio Brook, Silvia Pinal, Hortensia San- Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière, toveña, Enrique Álvarez Félix, Francisco Reiguera – nach dem Roman von Octave Mirabeau – K: Roger 47 min, OmeU – »Nach den Heiligenlegenden, fünfund- Fellous – D: Jeanne Moreau, Georges Géret, Daniel vierzig Minuten voll des Staunens. Simón, hoch oben Ivernel, Françoise Lugagne, Michel Piccoli, Muni – auf der Säule, spricht unentwegt zu einem leeren Him- 98 min, OmeU – »Ein wahrhaft französischer Film, mel. Zu seinen Füßen wogt die geschäftige Welt, in der nach Octave Mirabeau, versetzt in die 30er Jahre. Ein der Teufel schwarze Damenstrümpfe trägt. Ein wahr- peinlich genauer Realismus in der Schilderung der Be- haftiges Evangelium, unsinnig und unvollendet.« (Jean- ziehungen zwischen einer Dienerin und ihren Herren. Claude Carrière) »Ich habe ein komplettes Drehbuch für Fetischismus und ›Action Française‹: Wie ein Patriot ein einen abendfüllenden Film geschrieben. Leider bekam Mörder sein kann. Wohlgeordnetes Ausschweifen im Alatriste während der Dreharbeiten finanzielle Schwie- Sumpf.« (Jean-Claude Carrière) »In JOURNAL D’UNE rigkeiten, und ich mußte den Film auf die Hälfte kürzen. FEMME DE CHAMBRE habe ich mir in der Stiefeletten- Ich hatte eine Szene im Schnee vorgesehen, Pilgerzüge szene ein besonderes Vergnügen daraus gemacht, und sogar den – historischen – Besuch des byzantini- Jeanne Moreau beim Gehen zu filmen. Wenn sie geht, schen Kaisers. Auf all diese Szenen habe ich verzichten müssen, was vielleicht das abrupte Ende etwas er- klärt.« (Luis Buñuel) ̈ Samstag, 22. März 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, 1. April 2008, 18.30 Uhr

BELLE DE JOUR (SCHÖNE DES TAGES) – Frankreich 1967 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière, nach dem Roman von Joseph Kessel – K: Sacha Vierny – D : Catherine Deneuve, Jean Sorel, Michel Piccoli, Pierre Clémenti, Geneviève Page, Fran- cisco Rabal – 101 min, OmeU – »Erste historische Erforschung der weiblichen Erotik durch das Kino. Eine brave junge Ehefrau verbringt ihre Nachmittage im Bor- dell. Wirklichkeit und Vorstellung in fließendem Über- gang. Sehr gelungenes Porträt einer Masochistin (im Sinne Lacans). Kristallklarer Film, verfremdet, von ge- heimnisvoller Reinheit.« (Jean-Claude Carrière) »BELLE DE JOUR war wahrscheinlich der größte kommerzielle Erfolg meines Lebens, was ich aber mehr den Nutten in dem Film zuschreibe als meiner Arbeit.« (Luis Buñuel) ̈ Samstag, 7. Juni 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, 10. Juni 2008, 18.30 Uhr

LA VOIE LACTÉE (DIE MILCHSTRASSE) – Frankreich 1969 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Jean-Claude D: Catherine Deneuve, Fernando Rey, Franco Nero, Lola Carrière – K: Christian Matras – D: Paul Frankeur, - Gaos, Antonio Casas – 99 min, OmeU – »Nach dem rent Terzieff, Alain Cuny, Edith Scob, Bernard Verley, Roman von Galdós: Die traurige Geschichte von Don Michael Piccoli, Muni, Pierre Clementi, Claudio Brook, Lope und von Tristana, die er für sich alleine haben will. Luis Buñuel Delphine Seyrig – 102 min, OmeU – »Zwei Pilger in der Ein taubstummer Masturbator, Catherine Deneuve ein- 61 Gegenwart auf dem Weg nach Santiago de Compo- beinig, der Abgesang auf eine Welt, die verloren stela. In der Welt, die sie durchqueren, sind Zeit und scheint. Als boshaftes Spiegelbild Buñuels: Fernando Raum aufgehoben, und die Verkündung des christli- Rey. Wichtig: Es geschieht in Toledo.« (Jean-Claude chen Dogmas ist das Einzige, über das man spricht. Carrière) »Cathérine Deneuve ist nicht unbedingt mein Unterwegs die burleske (doch authentische) Illustration Frauentyp, aber mit nur einem Bein und geschminkt der Häresien und, unter dem Gelächter, die düstere und finde ich sie sehr attraktiv.« (Luis Buñuel) leidenschaftliche Suche nach der Wahrheit.« (Jean- ̈ Sonntag, 8. Juni 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, Claude Carrière) »Abgesehen von den authentischen 11. Juni 2008, 18.30 Uhr Situationen und doktrinären Disputen, die im Film vor- kommen, ist er für mich vor allem eine Wanderung THE MONK (DER MÖNCH UND DIE FRAUEN) – Frank- durch den Fanatismus, bei der sich jeder gewaltsam reich 1972 – R: Ado Kyrou – B: Luis Buñuel, Jean- und unerbittlich an sein Stückchen Wahrheit klammert Claude Carrière, nach dem Roman von Matthew Gre- – bereit, dafür zu töten oder zu sterben. Außerdem fand gory Lewis – K: Sacha Vierny – M: Ennio Morricone – ich, daß der Weg, den die beiden Pilger zurücklegen, D: Franco Nero, Nathalie Delon, Nicol Williamson, Nadja gleichermaßen für politische wie für künstlerische Ideo- Tiller, Denis Manuel, Eliana de Santis – 85 min, engl. logien stehen kann.« (Luis Buñuel) OmU – »1965 wählte ich den ›Mönch‹ von Matthew ̈ Montag, 24. März 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, Gregory Lewis, einen der berühmtesten englischen 2. April 2008, 18.30 Uhr Schauerromane. Es war ein Buch, das die Surrealisten außerordentlich schätzten, und das Antonin Artaud ins TRISTANA – Spanien 1970 – R: Luis Buñuel – B: Luis Französische übersetzt hatte. Der Film kam nicht zu- Buñuel, Julio Alejandro de Castro, nach dem Roman stande – Ado Kyrou hat ihn dann einige Jahre später von Benito Pérez Galdós – K: José Fernández Aguayo – gedreht.« (Luis Buñuel) Ado Kyrou, Autor von wichtigen Büchern über Luis Buñuel, Surrealismus im Film und bestimmtheit des Zufalls. Wie sehr wichtige Dinge ge- Erotik im Film, machte aus Buñuels Drehbuch einen schehen durch eine Verkettung von Zufällen. In dem bizarren Film, in dessen Mängeln einem die stilistisch Film erfolgt alles nach dem Gesetz des Zufalls. Der Film unscheinbaren Qualitäten von Buñuels Regieführung könnte endlos weitergehen.« (Luis Buñuel) umso bewußter werden. ̈ Sonntag, 15. Juni 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Dienstag, ̈ Freitag, 13. Juni 2008, 21.00 Uhr 17. Juni 2008, 18.30 Uhr

LE CHARME DISCRET DE LA BOURGEOISIE (DER CET OBSCUR OBJET DU DÉSIR (DIESES OBSKURE DISKRETE CHARME DER BOURGEOISIE) – Frankreich OBJEKT DER BEGIERDE) – Frankreich 1977 – R: Luis 1972 – R: Luis Buñuel – B: Luis Buñuel, Jean-Claude Buñuel – B: Luis Buñuel, Jean Claude Carrière, nach Carrière – K: Edmond Richard – D: Fernando Rey, Del- dem Roman »La femme et le pantin« von Pierre Louÿs phine Seyrig, Stéphane Audran, Bulle Ogier, Jean- – K: Edmond Richard – D: Fernando Rey, Carole Bou- Pierre Cassel, Paul Frankeur, Michel Piccoli, Muni – quet, Ángela Molina, Julien Bertheau, María Asquerino, 102 min, OmeU – »Einige Freunde möchten miteinan- Muni – 98 min, OmeU – »Buñuel beschreibt hier ein der dinieren und kommen nicht dazu, weil ihnen alles letztes Mal den hoffnungslosen Tanz des alternden dazwischen gerät: ein Bischof, ein Theater, gar Fall- Liebhabers. Ein Zug, ein Wassereimer, Explosionen, ein schirmspringer, Irrungen, Drogen und Wirrungen. Eine blutiger Schlüssel und ein Jutesack. Ein luxuriöses Landstraße, die nirgendwo hinführt. Geräusche von Adieu, bittersüß und aufrichtig. Schließlich sind zwei Schritten. Buñuel arbeitet hier, in diesem Klassiker des Frauen nur ein und dieselbe, und das ist gut so. Am Fragmentarischen, mit langen Plansequenzen.« (Jean- Ende der Reise stopft eine zarte Frauenhand sorgfältig Claude Carrière) »Die Arbeit war sehr langwierig. Wir eine zerrissene Spitze.« (Jean-Claude Carrière) »Lange haben fünf verschiedene Drehbuchfassungen ge- nach L’AGE D’OR handelt dieser Film wieder davon, wie schrieben. Es ging darum, das richtige Gleichgewicht jemand vergeblich versucht, in den Besitz des Körpers zu finden zwischen der Realität der Situation, die lo- einer Frau zu gelangen. Es ging mir darum, im Verlauf gisch und alltäglich sein mußte, und der Häufung von des ganzen Films eine Atmosphäre des Terrors und der unerwarteten Widerständen, die aber nie phantastisch Unsicherheit entstehen zu lassen, wie wir sie alle ken- oder ausgefallen wirken sollten. Der Traum kam uns zu nen und in der Welt erlebt haben.« (Luis Buñuel) Luis Buñuel Hilfe und sogar der Traum im Traum. Und dann war ich ̈ Mittwoch, 18. Juni 2008, 18.30 Uhr ̈̈ Freitag, 62 noch besonders froh, daß ich in diesem Filme das 20. Juni 2008, 21.00 Uhr Rezept meines Martini dry unterbringen konnte.« (Luis Buñuel) Die Retrospektive wurde von den 58. Internationalen Filmfest- ̈ Samstag, 14. Juni 2008, 21.00 Uhr ̈̈ Mittwoch, spielen Berlin 2008 übernommen. Wir danken der Deutschen Kinemathek Berlin für die gute Zusammenarbeit. Das anläß- 18. Juni 2008, 21.00 Uhr (Einführung: Andreas Hambur- lich der Retrospektive von Gabriele Jatho und Rainer Rother ger) herausgegebene Buch »Luis Buñuel. Essays, Daten, Doku- mente« wird während der Retrospektive an der Kinokasse zum LE FANTÔME DE LA LIBERTÉ (DAS GESPENST DER Sonderpreis erhältlich sein. FREIHEIT) – Frankreich 1974 – R: Luis Buñuel – B: Jean-Claude Carrière, Luis Buñuel – K: Edmond Ri- chard – M: Guy Villette – D: Adriana Asti, Monica Vitti, Julien Bertheau, Jean-Claude Brialy, Michel Piccoli, Michael Lonsdale, Paul Frankeur, Jean Rochefort, Muni – 105 min, OmeU – »Hier triumphiert die Unterbre- chung, aufeinanderfolgende Geschichten bleiben in der Schwebe, ohne Abschluß. Man stößt dabei jedesmal auf ›das Geheimnis des Todes‹, und gewisse Szenen gehören zu Buñuels liebsten. Ein Mädchen ging ver- loren und ist die ganze Zeit da, Widersprüche heben Fotos: Luis Buñuel bei den Dreharbeiten zu LE FANTÔME DE sich auf, und die Freiheit, um die es geht, könnte ganz LA LIBERTÉ / LA ILUSIÓN VIAJA EN TRANVÍA / Luis Buñuel bei den Dreharbeiten zu LA VOIE LACTÉE / UN CHIEN ANDALOU / gut die Freiheit des Künstlers sein. Ein Strauß durch- LOS OLVIDADOS / SUBIDA AL CIELO / ROBINSON CRUSOE / schreitet todernst diesen komischen und bedrohten VIRIDIANA / LE JOURNAL D’UNE FEMME DE CHAMBRE / TRI- Film.« (Jean-Claude Carrière) »Mich fasziniert die Un- STANA 8. Architekturfilmtage

Ruinen Monumente Fundamente nische Dorf Gibellina wurde 1968 von einem Erdbeben Wie kann man mit Ruinen umgehen? Zerstörung hat zerstört und erst Jahre später 18 km entfernt wieder oft einen ästhetischen Reiz. Man kann dem anheimfal- aufgebaut. Eine Idee des Bürgermeisters Ludovico Cor- len und die Ruinen elegisch-sentimental in romanti- rao war, daß die Kunst der eigentliche Motor der Ener- scher Verklärung betrachten als Monumente der Ver- gie des Menschen sei, und so stifteten zahlreiche Ar- gangenheit. Zerstörung bedeutet oft eine unmittelbare chitekten und Künstler (darunter O.M. Ungers und Jo- Architekturfilmtage existentielle Bedrohung. Wie geht man mit Ruinen um, seph Beuys) Kunstwerke für die Plätze der Stadt und 63 wenn man nicht Betrachter ist, sondern Betroffener? die Umgebung. Die intendierte Erfolgsstory einer unter Wie kann man in Ruinen leben? Wie wiederum kann künstlerischen Vorzeichen entworfenen Stadt ent- man mit ihnen leben? Mit ihnen arbeiten, das wieder wickelte sich aber zum städtebaulichen Fiasko. Die erwecken, woran sie erinnern, wofür sie stehen? Es Menge an Kunst im öffentlichen Raum steht in grotes- sind Fundamente der Zukunft. Man kann sie restaurie- kem Kontrast zum akuten Bevölkerungsschwund und ren, darauf aufbauen, etwas Neues daraus machen. zur offensichtlichen urbanen Desolation. – DAMMI I Gegenwart und Zukunft der Vergangenheit. Das ist die COLORI (GIB MIR DIE FARBEN) – Albanien 2003 – Spannweite dieses Programms der Bayerischen Archi- R+B+K: Anri Sala – 16 min, OmeU – Ein urbanisti- tektenkammer in Zusammenarbeit mit dem Filmmu- sches Projekt in Anri Salas Heimatstadt Tirana. Bürger- seum München. meister Edi Rama, selbst Künstler, hatte den Plan, das vom Bürgerkrieg zerstörte urbane Gefüge Tiranas MÜNCHEN IN TRÜMMERN – Deutschland 1945 – durch farbenfrohe Übermalungen der grauen, maroden 15 min – Zehn Tage nach dem Einmarsch der Amerika- Einheitsfassaden in eine hoffnungsvolle Zukunft zu ka- ner in München fuhr ein Filmteam durch die men- tapultieren. Der Film ist zugleich Dokument und poeti- schenleeren und schuttüberhäuften Straßen und filmte sche Verdichtung dieses utopischen Projekts, ein Sig- die zerstörte Stadt. – GIBELLINA – IL TERREMOTO nal für sozialen und wirtschaftlichen Aufschwung quasi (GIBELLINA – DAS ERDBEBEN) – Österreich 2007 – von außen zu setzen. R+B+K: Joerg Burger – 72 min, OmU – Das sizilia- ̈ Freitag, 25. April 2008, 18.30 Uhr SYNAGOGEN IN DEUTSCHLAND - EINE VIRTUELLE der darin eingebauten Kapelle Madonna in den Trüm- REKONSTRUKTION – Deutschland 2000 – Projektlei- mern von Gottfried Böhm aus den 50er Jahren hoch- tung: Marc Grellert, Manfred Koob – 21 min – An der mittelalterliche, karolingische, fränkische und römische TU Darmstadt, Fachgebiet Informations- und Kommu- Schichten zutage. Nun kommt eine zeitgenössische nikationstechnologie in der Architektur, werden seit dazu: Der Schweizer Architekt Peter Zumthor hat über 1995 Synagogen, die 1938 von den Nazis zerstört wor- Grabungsfeld, gotischen Ruinen und der Kapelle den sind, am Computer rekonstruiert. Das Projekt geht Böhms ein neues Kunstmuseum für das Erzbistum Köln der Frage nach, wie mit Hilfe der Informations- und gebaut, das in seiner materiellen Präsenz, in seinem Kommunikationstechnologien neue Formen des kultu- würdevollen Umgang mit der Vergangenheit und in sei- rellen Gedächtnisses gebildet werden können. Marc nen Qualitäten als Ausstellungshaus grandios gelungen Grellert wird im Einführungsvortrag auf die Hinter- ist. Das neue Haus baut nicht nur symbolisch, sondern gründe und Ziele des Projektes eingehen und den Re- auch tatsächlich auf dem Vorhandenen auf.« (Jörg konstruktionsprozeß erläutern. – LAO CHENG MEN Biesler) Ein »demokratischer« Architekturfilm. Ludwig (DIE ALTEN STADTTORE VON PEKING) – China 2005 Metzger begleitete das Projekt sieben Jahre lang, bis – R: Fu Qiong – B: Fu Qiong. Li Yan Cheng – K: Jia zur Eröffnung von Kolumba am 15. September 2007. Zeng Hong, Dou Yan – M: Pei Dong Feng – 49 min, dtF ̈ Sonntag, 27. April 2008, 18.30 Uhr (Zu Gast: Ludwig – September 2005: 48 Jahre nach seiner Zerstörung Metzger) steht das Yongding-Tor wieder an seinem ursprüngli- chen Platz im äußersten Süden der Pekinger Zen- ROBER. STSCHASTLIWAJA ZHISN (HUBERT RO- tralachse. Der Wiederaufbau des Tores war eines der BERT. EIN GLÜCKLICHES LEBEN) – Rußland 1996 – R+B: Aleksandr Sokurow – K: Aleksej Fjodorow – 26 min, OmeU – Ein Film über den berühmtesten aller Ruinenmaler, Hubert Robert, und seine elegischen Kompositionen. »Vergangenheit als Zukunft – Die Rui- ne als Paradigma des Kinos«. – »Die Ruinen von Villen und Palästen, Schlössern, Brücken, alten Gewölben er- scheinen nacheinander vor meinen Augen, wie Träume; geisterhafte Landschaften mit grauen Bäumen … Ich betrete die Hallen der Eremitage. Nichts hält mich davon ab, mich den Bildern zu nähern, und in den Ge- wölben des berühmten Palastes sehe ich die Lein-

Architekturfilmtage wände besser – kleine und große, fast gigantische – 64 gemalt von diesem glücklichen Meister.« (Aleksandr Sokurow) – TICHIE STRANIZY (VERBORGENE SEI- wichtigsten Projekte, die den humanitären Geist der TEN) – Rußland / Deutschland 1993 – R+B: Aleksandr Olympischen Spiele 2008 belegen sollen. Doch in Sokurow, nach Motiven russischer Prosa des 19. Jahr- China entbrannte ein heftiger Streit darüber, ob es sich hunderts – K: Aleksandr Burow – D: Aleksandr Tsche- überhaupt lohne, ein so lange verschwundenes histori- rednik, Jelisaweta Koroljowa, Sergei Barkowski – sches Denkmal nachzubauen – und warum es über- 80 min, OmU – »Die Deformationen … Bildkünstlerisch haupt zerstört wurde. wurde der Film als ein Gegen- und Miteinander ver- ̈ Samstag, 26. April 2008, 18.30 Uhr (Einführung: Marc schiedener Raumebenen, als eine Dramaturgie ver- Grellert) schiedener räumlicher Dimensionen konzipiert. Die Stadt im Film hat keinerlei Attribute einer konkreten KOLUMBA – DER BAU – Deutschland 2007 – R+B: Stadt. Nicht zufällig taucht im Film ein Bild von Hubert Ludwig Metzger – 90 min – »Nicht viele Orte lassen Robert auf, der niemals nach der Natur zeichnete. Für sich finden, an denen Geschichte über Jahrtausende mich ist genau dies das Modell einer künstlerischen so ablesbar ist wie am Standort der im Zweiten Welt- Umsetzung intellektuell-konzeptueller Ideen. Der Film krieg zerstörten gotischen Kirche St. Kolumba in Köln. ähnelt einem sehr großen Mosaik aus kleinen Scher- Seit auf dem Trümmergrundstück in den 70er Jahren ben.« (Aleksandr Sokurow) Die Scherben bieten ein archäologisch gegraben wurde, kamen zu den Ruinen Prisma, ein Kaleidoskop vielfältiger Perspektiven. des gotischen Kirchenbaus aus der Zeit um 1500 und Schier unmögliche Geometrien werden konstruiert, Raumfügungen, die an Piranesi oder Escher erin- 108 min, OmU – In der Region des riesigen Drei- nern … Träume, Traumräume. Schluchten-Staudamms. Mehr als eine Million Men- ̈ Freitag, 25. April 2008, 21.00 Uhr (Einführung: Nor- schen müssen dem Staudamm weichen, ihre Dörfer bert Schmitz) ̈̈ Dienstag, 29. April 2008, 18.30 Uhr und Städte verlassen. Die Häuser werden abgerissen und bald überflutet sein. Die Menschen leiden – aber HAVANNA – DIE NEUE KUNST, RUINEN ZU BAUEN – auch in den Ruinen gibt es noch Leben, und manchmal Deutschland 2006 – R: Florian Borchmeyer – B: Florian passieren Wunder. Ein wunderbares, schmerzhaftes Borchmeyer, Matthias Hentschler – K: Tanja Trentmann Panorama der Zerstörung. Ein Memento. »Im Stil einer – 87 min, OmU – »Der Charakter Havannas als be- Meditation öffnet Jia die tiefe Melancholie des histori- wohnte Ruine macht die Stadt zur Inkarnation des schen Augenblicks, in dem Zerstörung, Vertreibung und Wunschtraums von Philosophen wie z. B. Georg Sim- Untergang vorherrschen, für den mitfühlenden Blick auf mel oder Walter Benjamin. In der Ruine sahen sie die die ›Guten Menschen von den drei Schluchten‹, wie der Architekturfilmtage höchste Stufe architektonischer Vollendung, ein univer- chinesische Originaltitel lautet. Ein Mann sucht seine 65 selles Schönheitsideal, da in der Erosion des Gebäudes Frau, die ihn vor langer Zeit mit dem gemeinsamen die unauslöschbare Spur der Zeit, die Vergänglichkeit Kind verlassen hat; eine Frau sucht ihren Mann, der der menschlichen Schöpfung und ihre Zurückerobe- seit langem verschwunden ist. Der Film als poetische rung durch die Gewalt der Natur einen unmittelbar Metapher für eine Gesellschaft im Umbruch aller Le- sinnlich erfahrbaren Ausdruck erhält. Diesen Film über bensverhältnisse. … Phantastisch: der Moment, in die Ruinen Havannas in ihrer Ambivalenz von Schönheit dem das auffällig-bizarre Skelett eines entkernten und Zerstörung unterscheidet ein essentieller Punkt Hochhauses plötzlich fauchend in den Himmel ver- von einer Architekturdokumentation mit Schwerpunkt schwindet: ein magischer Moment innerhalb eines ero- auf der Bauweise und dem architektonischen Wert des dierenden Stillebens, in dem alles sonst zu Boden geht Gebäudes. Anders als die klassischen Ruinen sind die und im steigenden Wasser versinkt.« (Wolfram Schütte) zerstörten Bauten Havannas bewohnt und können nicht ̈ Sonntag, 27. April 2008, 21.00 Uhr unabhängig von ihren Bewohnern betrachtet werden.« (Florian Borchmeyer) ̈ Samstag, 26. April 2008, 21.00 Uhr

SANXIA HAOREN (STILL LIFE) – China / Hong Kong 2006 – R+B: Jia Zhang-ke – K: Yu Lik-wai – M: Lim Fotos: KOLUMBA – DER BAU / LAO CHENG MEN – DIE ALTEN Giong – D: Han San-ming, Zhao Tao, Wang Hong-wei – STADTTORE VON PEKING / SANXIA HAOREN – STILL LIFE Vor 40 Jahren: Mai 1968

Auch wenn es nur wenige Tage waren, als in Paris Stu- aus Filmen ausländischer Fernsehanstalten, sogar aus denten auf der Straße protestierten, sich Straßen- Amateurfilmen und Streifen, die die Gewerkschaften schlachten mit der Polizei lieferten und die Arbeiter sich herausgebracht haben, und abgerundet durch später mit ihnen solidarisierten – der »Mai 68« markiert einen abgegebene Stellungnahmen erzählt Gudie Lawaetz,

Mai 1968 historischen Einschnitt nicht nur in der französischen englische Filmemacherin und Journalistin, vom Mai Geschichte, sondern weltweit, da es auch anderen 1968 in Frankreich, insbesondere in Paris, von der Sor- 66 Ländern und Kontinenten zu Demonstrationen und bonne bis nach Billancourt und vom Elysée-Palast bis Konfrontationen mit der Staatsmacht kam. Und es war zum Odéon. Ein wesentliches Merkmal des Films ist, nicht nur ein Aufstand der Jugend gegen die etablierte daß das mit großer Mühe zusammengetragene Mate- Ordnung, es war auch ein Aufbruch in allen gesell- rial sehr oft von Augenzeugen stammt, die keineswegs schaftlichen Bereichen: neue Lebensformen wurden professionelle Presse- oder Kameraleute sind. So ist ausprobiert, neue ästhetische Konzepte entwickelt und der Angriff der Polizei auf die Renault-Werke von Flins Möglichkeiten politischer Verantwortung diskutiert. In die Arbeit eines Taxi-Chauffeurs, die Errichtung einer der Filmreihe laufen Filme, die das Jahr 1968 doku- Barrikade in der Rue Gay-Lussac wurde von einem mentieren. Einige entstanden direkt unter dem Einfluß Anwohner gefilmt usw. Die Unvollkommenheit dieser der Ereignisse (MEDIUM COOL von Haskell Wexler und anonymen Dokumente wird vor allem durch ihre un- Peter Zadeks ICH BIN EIN ELEFANT, MADAME!), andere ersetzliche Authentizität ausgeglichen. Das ist wirklich betrachten die Geschehnisse retrospektiv und be- Mai 68, so wie man ihn gesehen hat bzw. wie man ihn schreiben anhand individueller Geschichten, wie die nie vorher auf der Leinwand gesehen hat. Je nachdem, Politik das Leben beeinflußt und verändert hat. Philippe wo man steht, werden die Linken und die Streikenden, Garrels LES AMANTS RÉGULIERS läuft als Münchner die Männer aus der Politik und die Gewerkschaft- Erstaufführung. schefs, die sich zu Aussagen bereitgefunden haben, mit dem Prädikat des Irrealismus oder der Klarsichtig- MAI 68 – Frankreich 1974 – R+B: Gudie Lawaetz – K: keit, der Ernsthaftigkeit oder der Oberflächlichkeit ver- Jean Orjollet, Charlet Recors – M: Philippe Arthuys – sehen werden.« (Le Monde, 19.11.1974) 190 min, OmU – »Mit Auszügen aus Wochenschauen, ̈ Donnerstag, 29. Mai 2008, 19.00 Uhr THE DREAMERS (DIE TRÄUMER) – Frankreich 2003 ins Persönliche. Der zweite Teil weist auf die Rückkehr – R: Bernardo Bertolucci – B: Gilbert Adair, nach sei- der Kunst hin. Sogar das Opium ist im Film ein literari- nem Roman – K: Gilbert Cianchetti – M: Janice Gins- sches Mittel, das die Träume von 68 wieder ins Ge- berg – D: Michael Pitt, Eva Green, Louis Garrel, Anna dächtnis ruft.« (Philippe Garrel) Chancellor, Jean-Pierre Léaud – 115 min, OmU – »Wie ̈ Freitag, 30. Mai 2008, 21.00 Uhr LES AMANTS RÉGULIERS spielte THE DREAMERS Ende der 60er-Jahre in Paris, der Film schaute jungen, schö- MEDIUM COOL – USA 1969 – R+B+K: Haskell Wexler nen Menschen dabei zu, wie sie gegen die Schließung – M: Mike Bloomfield – D: Robert Forster, Verna Bloom, der Cinémathèque Française protestierten. Filmge- Peter Bonerz, Marianna Hill, Harold Blankenship – schichtliche Reminiszenzen und Verbeugungen vor den 110 min, OF – »MEDIUM COOL wurde während des Schlüsselfilmen der Nouvelle Vague gab es zuhauf. Je katastrophalen Kongresses der Demokratischen Partei länger THE DREAMERS dauerte, umso stärker wich er 1968 am Originalschauplatz gedreht. Es geht um einen von Protest und Politik ab, um sich auf das amouröse Kameramann (Robert Forster), der in der Nachrichten- Dreieck seiner Protagonisten zu konzentrieren, mit in- redaktion einer Fernsehanstalt arbeitet, seinen Ton- zestuösem Unterton und tiefenpsychologischem Sur- mann, eine Frau und ihren Sohn. Forster lebt in einer plus. Die Reaktionen auf den Film waren ekstatisch. Mit geradezu absurden Distanz zu der Gewalt, die er jeden THE DREAMERS verstand es Bertolucci, die heimlichen Tag filmt. Im Lauf des hochpolitischen Sommers von Nostalgien einstiger Revolutionäre genauso zu bedie- 1968 wird er langsam, aber unwiderruflich politisiert. nen wie die Eitelkeit der Cinephilen, die die Filmzitate Foster erwacht und entwickelt ein Gefühl der Verant- zu entschlüsseln wußten.« (Cristina Nord) »1968 hiel- wortung für die Menschen um ihn herum; sie sind nicht ten wir Sex für politisch. Ich entwickelte eine Theorie, länger bloß Objekte für seine Kamera. Wexler gelingt derzufolge die Positionen der Kamera wie Stellungen diese scharf ironische Parabel, indem er Fiktion und beim Sex waren. Das ›Kamasutra‹ des Kinos war mein Realität nahtlos ineinander übergehen läßt. Als Abbild ›Kamerasutra‹. Aber 1968 war kein Fehlschlag. Wir des passiven Aufstands und der aktiven Unterdrückung haben das Recht auf Illusionen, das Recht zu träumen.« damals 1968 in Chicago ist MEDIUM COOL ein un- (Bernardo Bertolucci) schätzbares Zeitdokument, aber auch nicht mehr. Wir ̈ Freitag, 30. Mai 2008, 18.30 Uhr waren nicht dabei. Wir haben nicht gehandelt. Wir schauten nur zu. Während einer ganz besonders pa- LES AMANTS RÉGULIERS (UNRUHESTIFTER) – ckenden Szene hört man jemand aus dem Team rufen

Frankreich 2005 – R: Philippe Garrel – B: Philippe Gar- ›Paß auf, Haskell! Das ist echt!‹ In diesem Moment ist Mai 1968 rel, Arlette Langmann, Marc Cholodenko – K: William es nicht mehr echt, sondern Film. Das ist das Dilemma, Lubtchansky – M: Jean-Claude Vannier – D: Louis Gar- in dem wir alle stecken.« (James Monaco) 67 rel, Clotilde Hesme, Eric Rulliat, Julien Lucas, Nicolas ̈ Samstag, 31. Mai 2008, 18.30 Uhr Bridet, Mathieu Genet – 178 min, OmU – »Eine drei- stündige Abrechnung mit Achtundsechzig, die man als THE UNBEARABLE LIGHTNESS OF BEING (DIE UN- Pendant zu Bertoluccis DREAMERS sehen kann, der ERTRÄGLICHE LEICHTIGKEIT DES SEINS) – USA ebenfalls Garrels Sohn Louis als Hauptdarsteller hatte. 1988 – R: Philip Kaufman – B: Jean-Claude Carrière, Während Bertoluccis Film auf den Barrikaden endet, Philip Kaufman, nach dem Roman von Milan Kundera – fängt Garrel dort an und macht daraus ein Schlachten- K: Sven Nykvist – M: Mark Adler – D: Daniel Day-Lewis, gemälde wie aus der Französischen Revolution, aber Juliette Binoche, Lena Olin, Derek de Lint, Erland wie bei dem Italiener verläuft sich das Politische im Pri- Josephson, Daniel Olbrychski – 171 min, OmU – »Der vaten. Es wird so lange Opium geraucht, an Sex ge- Film erzählt chronologisch die Geschichte des vielver- dacht und die Welt ausgeblendet, bis sich kaum mehr sprechenden Gehirnchirurgen Tomas, der aus Angst einer erinnern kann, warum er je auf die Barrikaden vor den Frauen sichergehen will, ›daß die erotische gegangen ist. Nur ein paar Unentwegte verabschieden Freundschaft niemals in eine aggressive Liebe‹ über- sich in den Untergrund, der Rest leckt seine Wunden geht. Vor dem Hintergrund des Prager Frühlings und und verklärt die Unruhen zur Heldentat.« (Michael des Einmarsches des russischen Militärs am 21. Au- Althen) »Der Film ist nicht über 68, sondern über eine gust 1968 bestimmen vor allem zwei Frauen sein Generation. Auch wenn die Revolution nur drei Wochen Leben: die kapriziöse Künstlerin Sabina, die ihn durch- dauert, hinterläßt sie lebenslange Spuren. Es ist wie bei schaut, weil sie ihm ähnelt, und das Provinzmädchen Stendhal, man durchquert die Geschichte und dringt Teresa, das eifersüchtig seinen Alleinvertretungsan- spruch verteidigt. Meisterhaft und atemberaubend sind die mit Originaldokumenten collagierten Sequenzen des russischen Einmarsches in Prag, die in ihrer Inten- sität Kunderas Vorlage noch übertreffen. Die Viel- schichtigkeit des Romans bleibt spürbar.« (Horst Schä- fer) ̈ Samstag, 31. Mai 2008, 21.00 Uhr

DER TANGOSPIELER – Deutschland 1991 – R+B: Ro- land Gräf, nach dem Roman von Christoph Hein – K: Peter Ziesche – M: Günther Fischer – D: Michael Gwis- dek, Corinna Harfouch, Hermann Beyer, Peter Prager, Peter Sodann, Jaecki Schwarz – 96 min – »Im TANGO- SPIELER thematisierte Hein erstmals zwei DDR-Ober- tabus: den Staatssicherheitsdienst und die Nieder- schlagung des Prager Frühlings 1968. Ein Mann kommt aus dem Gefängnis. Er hat aushilfsweise Klavier bei einem Studentenkabarett gespielt, dessen Texte als staatsgefährdend angesehen wurden. Das Ansinnen der Stasimänner ›Müller‹ und ›Schulz‹, ihm bei entspre- chender Gegenleistung wieder zu einem Arbeitsplatz an der Universität zu verhelfen, wehrt er zwar ab, aber ein Oppositioneller ist er wirklich nicht. Befremdet und arbeitslos stolpert er durch Zeiten und Räume. Die un- tion. Auf der anderen Seite die Schüler. Sie spielen spektakuläre, leise ironische Distanziertheit des Films Sturm und Drang; sie wollen revolutionieren; sie eman- ist zugleich Stärke und Schwäche. 1991 hatten Ost- zipieren sich sexuell. Die konstruktive Form haben sie deutsche wenig Lust, in diesen Spiegel zu sehen, wur- auch noch nicht gefunden, vor allem nicht Schüler wie den sie doch ohnehin täglich als faulenzende, rück- Rull, der sich in selbstzerstörerischer Weise nicht nur ständige Schwächlinge ohne Eigeninitiative verhöhnt. gegen die Lehrer wendet, sondern auch gegen seine Mitschüler, letztlich gegen sich selbst. Formal zieht

Mai 1968 Im Westen fühlte sich niemand angesprochen.« (Bärbel Dalichow) »DER TANGOSPIELER ist ein trauriger und Zadek alle Register. Er reißt den Zuschauer aus der Ki- 68 ein komischer Film. Es ist traurig, zuschauen zu müs- nosesselträgheit heraus, stimuliert ihn mit knallharten sen, wie ein Mensch dahin kommt, wieder ›richtig zu Schnitten, überdeutlichen oder abstrakten Worten. Er funktionieren‹; es ist komisch, wie er sich dabei abzap- nimmt das Manirierte ebenso zur Hilfe wie die Wieder- pelt, wie er Umwege macht, um am Ende doch wieder holung, die Wiederholung ebenso wie das Direktinter- am vorbestimmten Platz anzulangen. Der Tangospieler view (im Anschluß an Rulls Hakenkreuzschmiererei). ist eine exemplarische Figur der deutschen Geschichte. Die ironische Musik, das oft statische, plakative Bild, Sie geht ungewandelt und ‚neugewendet’ durch alle alles ist Mittel zum Zweck.« (Filmbeobachter) »Das Phasen deutscher Geschichte und der berüchtigten kurze Gehäcksel der Sequenzen scheint von Lester ›historischen Stunden‹.« (Fred Gehler) entlehnt, die Inserts und Statements von Godard. ̈ Sonntag, 1. Juni 2008, 18.30 Uhr Zadek nutzt noch einmal den Spielraum aus, den ein Kinofilm bietet, als gälte es zu beweisen, daß dem ta- ICH BIN EIN ELEFANT, MADAME! – BRD 1969 – R: lentierten Einzelgänger, dem Künstler, die Darstellung Peter Zadek – B: Wolfgang Menge, Robert Muller, Peter von Verhaltensweisen möglich ist, die den Forderungen Zadek, nach dem Roman »Die Unberatenen« von Tho- des Produktions- und Vertriebssystems widersprechen, mas Valentin – K: Gérard Vandenberg – D: Wolfgang in dem sie sich durchsetzen wollen.« (Werner Kließ) Schneider, Maja Eigen, Heinz Baumann, Margot Troo- ̈ Sonntag, 1. Juni 2008, 21.00 Uhr ger, Günther Lüders, Tankred Dorst, Peter Palitzsch – 100 min – »Es geht um die Vorgänge in einer Bremer Oberschule. Dort, in dem von Bäumen geschützten Quaderbau, herrscht der Plan, das Solide, die Institu- Fotos: THE DREAMERS / ICH BIN EIN ELEFANT, MADAME! Zuschauerkino ?

Zweimal im Jahr bietet das Zuschauerkino des Münch- 80331 München). Möglich sind die Formate 35mm, ner Filmzentrums (MFZ) allen, die Filme machen, die 16mm, DigiBeta, BetaSP,VHS, DVD und MiniDV. Zuge-

Gelegenheit, ihre Filme auf der Leinwand des Film- lassen werden nur Filme bis zu 15 Minuten Länge und Zuschauerkino museums zu sehen und andere Filmemacher zu tref- maximal zwei Filme desselben Filmemachers. MFZ und 69 fen. Filme einreichen können alle, die einen Kurzfilm Filmmuseum behalten sich vor, Filme nicht zuzulassen, gedreht haben, egal ob Profi oder Amateur, unabhängig wenn sie als für die Veranstaltung ungeeignet einge- vom Inhalt oder Format des Films. Auch hinsichtlich der stuft werden. Sollten mehr Filme angemeldet werden Gattung gibt es keine Beschränkungen – gleich, ob als Vorführzeit zur Verfügung steht, werden die Veran- Spielfilm oder Dokumentation, Real- oder Animations- stalter eine Auswahl treffen, wobei die Reihenfolge der film. Es können nur Filme gezeigt werden, die persön- Anmeldungen berücksichtigt wird. Alle Filmemacher, lich von Beteiligten vorgestellt werden. Im Anschluß an deren Filme im Programm gezeigt werden, können an die Vorführung bietet das MFZ eine Begegnungsmög- der Kasse bis zu fünf Freikarten für den Zuschauer- lichkeit, damit Teilnehmer und Zuschauer noch leichter kino-Filmabend erhalten. Darüber hinaus bestehen miteinander ins Gespräch kommen können (für Erfri- keine weiteren Verpflichtungen des Filmmuseums. Es schungen ist gesorgt). wird vorausgesetzt, daß die Filmemacher über die Dies sind die Spielregeln: Die Filme können vom Rechte an den von ihnen eingereichten Filmen verfü- 15. Mai bis zum 12. Juni 2008 im Filmmuseum ange- gen und diese am Abend vor der Projektion kurz vor- meldet werden, per Telefon (089-233 20538), E-Mail stellen. ([email protected]), Fax (089-233 23931) oder ̈ Donnerstag, 19. Juni 2008, 19.00 Uhr (Die Filmema- Brief (Filmmuseum München, St.-Jakobs- Platz 1, cher sind anwesend) München im Film

Im Juni 2008 feiert München seinen 850. Stadtge- oder dem Hofbräukeller. Die niedergeschlagene Räte- burtstag – »Typisch München!« heißt die neue Dauer- republik und der aufkommende Nationalsozialismus ausstellung des Münchner Stadtmuseums, die im Juni prägen die Stadt, die offiziell zur »Hauptstadt der Be- eröffnet wird. Klischees über die Stadt sind reichlich wegung« wird. Aberwitzige Filmdokumente zeigen uns, vorhanden, sie zu bestätigen bedarf es keiner Ausstel- wie die Stadt von den Nazis umgestaltet werden sollte. lung und keiner Filmreihe. Aber selbstredend gibt es Gespenstisch wirken die Dokumentaraufnahmen vom viele andere Facetten der Stadt, die in der Konzentra- zertrümmerten München, wie es wenige Tage nach München im Film tion auf die bekannten Bilder nur allzuleicht verloren dem Einmarsch der Amerikaner im April 1945 auf Film 70 gehen. Daher lohnt sich ein genauerer Blick auf die festgehalten wurde. Spuren der unbewältigten Vergan- Filme, in denen München mal mehr und mal weniger genheit und erste Erfolge der wirtschaftlichen Konsoli- im Mittelpunkt steht, in insgesamt 45 Programmen, dierung finden sich auch in internationalen Filmproduk- aus zehn Jahrzehnten. tionen namhafter Regisseure wie , Ro- In Filmen, die zur Zeit der Könige Ludwig I. und Ludwig berto Rossellini, Douglas Sirk oder Claude Chabrol, die II. spielen, ist München vor allem der Mittelpunkt des in der Münchner Innenstadt filmten. Folkloristisch-Bajuwarischen, gilt als urig und schrullig, In den 60er Jahren entstand dann die Schwabinger dennoch als sympathisch. Königsschlösser und Hof- Szene, die insbesondere durch die Filme der jungen Fil- theater, Paraden und Uniformen definieren ein Bild der memacher propagiert wurde. Was in Peter Fleisch- Stadt, die meist nur im Hintergrund eine Rolle spielt. manns HERBST DER GAMMLER noch mit den bürgerli- In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wandelt sich die chen Wertvorstellungen kollidiert, ist in Helmut Dietls Bedeutung: München steht als Stadt im Mittelpunkt ROSSINI in den neunziger Jahren zur Schickeria mu- des Geschehens, mit historisch bedeutsamen und un- tiert. München, die Film- und Medienstadt, ist nicht nur austauschbaren Schauplätzen wie der Feldherrenhalle Geburtsstätte des Neuen Deutschen Films, sondern auch heute noch die Stadt mit den meisten Filmpro- sind die pittoreske Kulisse für das Zeitkolorit in einem duktionsfirmen und wichtigen Medienunternehmen. Film, der den Stil der Ufa-Tradition wiederbelebt. »Die Nicht zufällig errichtet Edgar Reitz in der NACHT DER Helden des Nazi-Films präsentieren sich in ihren neuen REGISSEURE auf dem St.-Jakobs-Platz eine virtuelle Rollen als Verfolgte des Nazi-Regimes; ein peinlicher Kinemathek, in der sich die Elite der deutschen Filme- Fall von Selbst-Entnazifizierung und ein erschrecken- macher ein Stelldichein geben. des Beispiel für die durch Opportunismus bewirkte Auch wenn es im Gegensatz zum »Berlin-Film« den Kontinuität deutschen Filmschaffens.« (Joe Hembus) klassischen »München-Film« als Genre nicht gibt, steht ̈ Dienstag, 1. Juli 2008, 20.00 Uhr ̈̈ Freitag, 4. Juli München als Schauplatz zu unterschiedlichen Zeiten 2008, 18.30 Uhr für verschiedene Zustände, Träume, Visionen und Pro- jektionen. Dazu gehören nicht nur Marienplatz, Viktua- JOURNEY TO JUSTICE – USA 2006 – R+B+K: Steve lienmarkt und Oktoberfest oder die »weiß-blaue Leich- Palackdharry – M: Marc Cohn, Terry Herald – mit Brent tigkeit des Seins« in der Leopoldstraße. München er- und Howard Triest, Margot Coville – 106 min, OF – Die scheint auch als moderne Großstadt mit Straßenzügen, bewegende Lebensgeschichte des gebürtigen Münch- Autoverkehr und Menschengewimmel, wie man sie ners Hans (Howard) Triest. Als Jude muß er mit seiner ebenso in jeder anderen Stadt finden kann. »Typisch Familie vor den Nazis flüchten – nur er und seine München!« kann also auch ganz untypisch sein. Schwester überleben und gelangen über Holland und Claudia Engelhardt Belgien in die USA. Später kehrt er als US-Soldat nach Deutschland zurück und arbeitet bei den Nürnberger Trümmer und Wiederaufbau Prozessen als Übersetzer. So wird er direkt mit den Tätern konfrontiert. 60 Jahre später besucht Triest mit MÜNCHEN IN TRÜMMERN – Deutschland 1945 – R: seinem Sohn sowie Filmemacher Steve Palackdharry Willy Cronauer – 30 min – Aufnahmen aus der Innen- noch einmal die Stätten des Geschehens. Er trifft auch stadt des zerstörten Münchens, aufgenommen zehn seinen Jugendfreund Hans, der nach all den Jahren Tage nach dem Einmarsch der Amerikaner im Mai nichts dazugelernt zu haben scheint. »Der Film führt 1945. – ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN – uns durch fünf Länder, wenn Triest die Orte seiner Deutschland 1947 – R: Harald Braun – B: Harald Kindheit und Jugend besucht: Der Bahnsteig, auf dem Braun, Herbert Witt – K: Günther Anders – M: Werner er zum letzten Mal seine Mutter sah, die Gefängniszel- Eisbrenner – D: Victor de Kowa, Winnie Markus,Victor len, in denen er mit den inhaftierten Nazis sprach. Wir Staal, Willy Birgel, Sybille Schmitz, Hildegard Knef, sehen auch Fotos, die er als Soldat gemacht hat, und Carsta Löck, Erich Ponto – 107 min – Ein Emigrant sogar Filmaufnahmen vom zerstörten Nachkriegs- kehrt nach dem Krieg aus dem Schweizer Exil in seine München.« (Howard Goodman) Heimatstadt München zurück und steigt in einem halb- ̈ Mittwoch, 2. Juli 2008, 20.00 Uhr ̈̈ Sonntag, 6. Juli 2008, 18.30 Uhr

ANGST – Deutschland 1954 – R: Roberto Rossellini – B: Sergio Amidei, Franz Graf Treuberg, nach der Erzäh- München im Film lung von – K: Heinz Schnackertz, Carlo 71 Carlini – M: Renzo Rossellini – D: Ingrid Bergman, Mat- hias Wieman, Renate Mannhardt, Kurt Kreuger, Elise Aulinger – 82 min – Am St.-Jakobs-Platz, direkt vor dem Eingang des Stadtmuseums, trifft Irene Wagner (Ingrid Bergman) ihren Liebhaber, mit dem sie ihren Mann, einen angesehenen Chemiker, betrügt. »ANGST bietet dem heutigen Betrachter ein im Atmosphäri- schen erschreckend genaues Abbild der 50er Jahre in Deutschland. Wie Rossellini die nächtlichen Schau- zerstörten Hotel ab, in dem er vor dem Krieg einmal ge- fensterfronten Münchens abtastet, wie er bayerische wohnt hat. Harald Braun filmte zwar in den Trümmern Landschaften einfängt, wie er in den Wohnungen ohne des Regina-Hotels am Maximiliansplatz, die meisten Beleuchtungsmanipulation die Enge, das Bedrückende, Aufnahmen entstanden jedoch im Studio. Die Trümmer das Deutsch-Ordentliche, die verhemmten Gefühle auf- spürt, das fährt einem schmerzhaft zwischen die Rip- Franz Grothe – D: Johanna von Koczian, Hansjörg pen.« (Gottfried Knapp) Felmy, Wera Frydtberg, Robert Graf, Elisabeth Flicken- ̈ Donnerstag, 3. Juli 2008, 20.00 Uhr schildt, Jürgen Goslar, Liesl Karlstadt – 99 min – »Die Lebensgeschichte zweier Schulkameraden, eines INTERLUDE (DER LETZTE AKKORD) – USA 1957 – R: gewissenlosen Karrieristen und eines unpolitischen Douglas Sirk – B: James M. Cain, Inez Cocke – K: Wil- Schöngeistes zwischen 1913 und 1958. München als liam Daniels – M: Frank Skinner – D: June Allyson, Ort des Hitler-Putsches und als ›Hauptstadt der Bewe- Rossano Brazzi, Marianne Koch, Françoise Rosay, Keith gung‹ ist als Handlungsort gerade dicht genug am Zeit- Andes – 90 min, OF – »Erstmals wirkt alles falsch. Der geschehen und doch wieder weiter weg als Berlin, um Film spielt in München, und das kennt man anders. die unpolitische Haltung des Helden begreiflich, aber Das München aus INTERLUDE besteht aus Prunkbau- nicht entschuldbar scheinen zu lassen.« (Ingo Tornow) ten. Königsplatz, Schloß Nymphenburg, Herkulessaal. »Derart unverblümt wie hier wurde selten im Nach- Dann später versteht man, das ist das München, wie es kriegskino über Hitler und seine Gefolgschaft gelästert ein Amerikaner sehen mag. June Allyson kommt nach – und darüber, wie die alten Nazis sich in neuen Posi- München, um Europa zu erleben. Was sie erlebt, ist tionen breit machten.« (Jens Hinrichsen) eine große Liebe, ihre große Liebe. Es ist Rossano ̈ Samstag, 5. Juli 2008, 21.00 Uhr Brazzi, der einen Dirigenten vom Typ Karajan spielt. Wie er sich bewegt, ewig gockelhaft, für andere eine Show L’ŒIL DU MALIN (DAS AUGE DES BÖSEN) – Frank- abziehend, auch wenn er, was er sagt, ganz ernst reich 1961 – R: Claude Chabrol – B: Claude Chabrol, meint, das ist eine Großtat der Regie. Wie Brazzi das Paul Gégauff, Martial Matthieu – K: Jean Rabier – M: spielt, so müßte ›Musik‹ von Wedekind gespielt wer- Pierre Jansen – D: Jacques Charrier, Stéphane Audran, den.« (Rainer Werner Fassbinder) Walter Reyer, Daniel Boulanger, Michael Münzer – 80 ̈ Freitag, 4. Juli 2008, 21.00 Uhr min, OmeU – Ein französischer Journalist, der einst Schriftsteller werden wollte, trifft in einer Villa am FRONLEICHNAM IN MÜNCHEN, 3. JUNI 1945 – Starnberger See einen erfolgreichen deutschen Schrift- Deutschland 1945 – R: Willy Cronauer – 6 min – Eine steller, der mit einer Französin verheiratet ist. Mit Hin- gespenstische Veranstaltung: Ein Fronleichnamszug terlist und Intrigen versucht er, das Glück der beiden zu durch die völlig zerstörte Münchner Innenstadt, die zerstören. Claude Chabrols wenig bekannter subtiler Menschen drängen sich am Straßenrand und auf den Psychothriller besitzt prägnante Aufnahmen von Mün- Trümmerbergen, Uniformierte sorgen für Ordnung. – chen. »Chabrol freilich betextet sie (die Oktoberfest- RAMA DAMA – Deutschland 1990 – R: Joseph Vils- szene) als eine Höllenvision, Inbegriff des Teutonischen: maier – B: Martin Kluger, Joseph Vilsmaier – K: Joseph Ein dunkler, wilder Rummelplatz ist die Seele, böse und Vilsmaier – M: Enjott Schneider – D: Dana Vávrová, unergründlich!« (Winfried Berghahn) Werner Stocker, Ivana Chylková, Hans Schuler, Renate ̈ Sonntag, 6. Juli 2008, 21.00 Uhr Grosser – 107 min – Im von Amerikanern besetzten München macht man sich an den Wiederaufbau der

München im Film Von Königen und Untertanen Stadt. Mit dem Zuruf »Rama dama« (Räumen tun wir) 72 forderte der Münchner Oberbürgermeister Thomas LOLA MONTEZ – BRD/Frankreich 1954 – R: Max Wimmer die Bürger in der »Stunde Null« auf, den Ophüls – B: Max Ophüls, Jacques Natanson, Annette Kriegsschutt zu beseitigen. Die Münchner Friseurin Wademant, Franz Geiger – K: Christian Matras – M: Kati, die im Krieg ausgebombt wurde und aufs Land Georges Auric – D: Martine Carol, Peter Ustinov, Adolf geflüchtet war, kommt nach München zurück. Sie be- Wohlbrück, Henri Guisol, Lise Delamare, Oscar Werner gegnet dem Soldaten Hans und richtet sich mit ihm in – 116 min, OmU – Die Geschichte der legendären Tän- den Trümmern ihres ehemaligen Hauses ein. Dennoch zerin Lola Montez, die zur Mätresse Ludwigs I. auf- hofft sie auf die Rückkehr ihres an der Ostfront ver- steigt, in Politik und Gesellschaft an Einfluß gewinnt schollenen Mannes. und schließlich vom Volk aus München vertrieben wird. ̈ Samstag, 5. Juli 2008, 18.30 Uhr Max Ophüls erzählt ihre bewegte Geschichte kunstvoll in Rückblenden als Zirkusattraktion, die Zirkusdirektor WIR WUNDERKINDER – BRD 1957 – R: Kurt Hoff- Peter Ustinov dem schaulustigen Volk anpreist. Die vom mann – B: Heinz Pauck, Günther Neumann, nach dem Filmmuseum München rekonstruierte Premierenfas- Roman von Hugo Hartung – K: Richard Angst – M: sung enthält wieder die Mehrsprachigkeit des Origi- nals, das korrekte alte 1:2,55-Bildformat, die authen- ösen Verbindung lebt. Franz Seitz, Experte für Thomas- tische Farbgestaltung und die nach der Premiere ge- Mann-Verfilmungen verlegte den Handlungsort der schnittenen Szenen. Geschichte von Berlin in das historische München der ̈ Dienstag, 8. Juli 2008, 20.00 Uhr Jahrhundertwende, da sich Thomas Mann für die Zwil- linge in seinem Roman von der Familie seiner Frau, der ABSCHIED – DDR 1968 – R: Egon Günther – B: Egon Münchner Patrizierfamilie Pringsheim, anregen ließ. Günther, Günter Kunert, nach dem Roman von Johan- Kameramann Wolf Wirth tauchte die Bilder in erlesene nes R. Becher – K: Günter Marczinkowsky – M: Paul expressive Farben. Dessau – D: Rolf Ludwig, Katharina Lind, Jan Spitzer, ̈ Donnerstag, 10. Juli 2008, 20.00 Uhr ̈̈ Samstag, Mathilde Danegger, Doris Thalmer, Manfred Krug – 12. Juli 2008, 18.30 Uhr 107 min – Im August 1914 beginnt der Erste Weltkrieg, und ganz Deutschland scheint im nationalistischen MÖNCHE, MÄDCHEN UND PANDUREN – BRD 1952 – Freudentaumel gefangen. Hans Gastl aber, der 17jäh- R: Ferdinand Dörfler – B: Hans Fritz, nach Motiven des rige Sohn eines Münchner Oberstaatsanwalts, ent- Volksstücks »Salvator« von Max Ferner und Philipp scheidet sich gegen den Zeitgeist: »Ich mache Euren Weichand – K: Georg Krause – M: Emil Ferstl – D: Joe Krieg nicht mit.« Die Verfilmung des autobiografisch Stöckel, Paul Hartmann, Marianne Schönauer, Lucie geprägten Romans des vormaligen DDR-Kulturminis- Englisch, Jasper von Oertzen, Erich Ponto – 88 min – ters Johannes R. Becher zählt zu den wichtigsten und »Bayrisches Volksstück um die bierbrauenden Paulaner formal interessantesten DEFA-Filmen, der nur sehr be- aus der Zeit der Wittelsbacher, die sich gegen den grenzt in den Kinos zu sehen war. »Günther läßt sich Übermut herumstreifender Panduren-Horden wehren auf eine analytische Erzählweise ein und verzichtet auf müssen. Der Film ist zwar ganz auf Joe Stöckel und eine chronologische Anordnung des Geschehens; nur seine Figur des pfiffigen Bruder Barnabas zugeschnit- München im Film so kann er den komplizierten, vielschichtigen Prozeß ten, aber fast ebenso großes Gewicht haben die Sor- 73 zeigen, in dem politisches Bewußtsein entsteht und in gen des väterlichen, arg von den Österrreichern und dem sich gegenwärtige und vergangene Erfahrung in ihren Panduren geplagten Kurfürsten. Reale Außenauf- ständig neuen Anordnungen vereinen.« (Hans Günther nahmen wurden nur in Nymphenburg gedreht, der Rest Pflaum) in Kulissen, die alten Stichen nachempfunden das ̈ Mittwoch, 9. Juli 2008, 20.00 Uhr ̈̈ Sonntag, München des 18. Jahrhunderts darstellen.« (Ingo Tor- 13. Juli 2008, 18.30 Uhr now) ̈ Freitag, 11. Juli 2008, 18.30 Uhr WÄLSUNGENBLUT – BRD 1964 – R: – B: Erika Mann, Franz Seitz, frei nach der Erzählung von KÖNIGSWALZER – BRD 1955 – R: Viktor Tourjanski – Thomas Mann – K: Wolf Wirth – M: Rolf A. Wilhelm – D: B: Emil Burri, Walter Forster – K: Franz Koch – M: Carl Michael Maien, Elena Nathaniel, Gerd Baltus, Gunther Loubé – D: Marianne Koch, Michael Cramer, Linda Gei- Malzacher, Rudolf Forster, Margot Hielscher – 86 min – ser, Joe Stöckel, Hans Fitz, Liesl Karlstadt – 93 min – Die Liebe eines kaiserlichen Leutnants zu einer arro- Prunkvolle Liebesgeschichte aus München anno 1852: ganten Adligen, die mit ihrem Bruder in einer inzestu- Ein österreichischer adeliger Offizier bringt seinen Auftrag, für den jungen Kaiser Franz Joseph um die Tragödie so vornehm wie möglich bei der erschüttern- Prinzessin Elisabeth (»Sissi«) anzuhalten, durch seine den Wahrheit durchzuführen – gegen die Wahrheit Beziehungen zu den Töchtern eines Caféhaus-Besit- kann nichts gesagt werden.« (Wilhelm Dieterle) Den- zers in Gefahr. »Während Filme mit ›Kaiser-‹ im Titel noch war der Film heftig umstritten, wurde von der immer darauf hinweisen, daß man sich im K.u.K.- Zensur geschnitten und in Bayern ganz verboten. Österreich befindet, zeigt die Kombination des vorlie- ̈ Sonntag, 13. Juli 2008, 21.00 Uhr (Am Flügel: Joa- genden Titels unmißverständlich, daß es sich zwar um chim Bärenz) das gleiche Genre handelt (›-walzer‹), daß man aber im lediglich königlichen, ansonsten aber geistig artver- Von der Räterepublik wandten München zugange ist. An Außenaufnahmen zur Hauptstadt der Bewegung und realen Innenaufnahmen ist alles eingebaut, was sich vom historischen München gebrauchen ließ.« NERVEN – Deutschland 1919 – R+B: Robert Reinert – (Ingo Tornow) K: Helmar Lerski – D: Eduard von Winterstein, Paul ̈ Freitag, 11. Juli 2008, 21.00 Uhr Bender, Erna Morena, Lili Dominici, Rio Ellbon – 110 min (16 B/s) – In seinem 1919 in München ge- DIE SCHAUKEL – BRD 1983 – R+B: Percy Adlon, nach drehten »Monumental-Film« NERVEN versucht Robert der Autobiographie von Annette Kolb – K: Jürgen Mar- Reinert »den Zündstoff, den Krieg und Not im Men- tin – M: Peer Raben – D: Anja Jaenicke, Lena Stolze, schen erzeugt haben« als »nervöse Epidemie, die die Joachim Bernhard, Susanne Herlet, Christine Kauf- Menschen befallen hat und zu allerhand Taten und mann – 133 min – Das Leben von drei Schwestern Schuld treibt« zu schildern. Vor dem Hintergrund der einer leicht bohèmehaften Familie in München Ende Demonstrationen und Kämpfe auf den Münchner Stra- des 19. Jahrhunderts, gedreht an vielen Originalschau- ßen wird die Geschichte eines Fabrikunternehmers er- plätzen. »Für dieses königlich-bayerische Familien- zählt, der an seinem unternehmerischen Größenwahn, theater fand Adlon Charakterköpfe von unverbrauchter seinen fiebrigen Kriegserinnerungen und einer aus den Originalität: Rolf Illig als Gartenarchitekt Lautenschlag, Fugen geratenen Welt zugrundegeht. Auch sein Gegen- ein rührend versponnener Freiluftmensch; Christine spieler, ein aufgeklärter Lehrer, der die revoltierenden Kaufmann als französische Klavierstunden-Maman mit Arbeiter zu führen versucht, scheitert und wendet sich dem schrillen Edelton einer zur Hausfrau domestizier- der Natur zu: »Neue Nerven – Neue Menschen!« Das ten Künstlerin unter amusischen Hottentotten; und vor einzigartige Filmdokument, das den Anfang des ex- allem Anja Jaenicke als Annette-Kolb-Franz ›Matthias‹: pressionistischen Films in Deutschland markiert, wurde Sie legt einen Salonschreck von gräuslichem Durch- von der Zensur heftig verstümmelt. 2008 hat das Film- blicker-Kind auf die Bretter, daß es kracht – ein Don- museum München NERVEN aufwendig rekonstruiert nerschlag-Talent.« (Ponkie) und seiner ursprünglichen Form weitgehend wieder ̈ Samstag, 12. Juli 2008, 21.00 Uhr angenähert. ̈ Dienstag, 15. Juli 2008, 20.00 Uhr (Am Flügel: Joa- LUDWIG DER ZWEITE, KÖNIG IN BAYERN – Deutsch- chim Bärenz) München im Film land 1929 – R: Wilhelm Dieterle – B: Charlotte Hagen- 74 bruch, Wilhelm Dieterle, Lajos Biró – K: Charles Stumar ERFOLG – Deutschland 1991 – R+B: Franz Seitz, nach – M: Hansheinrich Dransmann – D: Wilhelm Dieterle, dem Roman von Lion Feuchtwanger – K: Rudolf Blaha- Rina Marsa, Theodor Loos, Gerhard Bienert, Trude von cek – M: Friedrich Meyer – D: Bruno Ganz, Franziska Molo, Hans Heinrich von Twardowski – 115 min Walser, Peter Simonischek, Mathieu Carrière, Manfred (24 B/s) – »Dieterle schrieb sich die Rolle des Ludwig Zapatka, Thomas Holtzmann, Jutta Speidel – 122 min sozusagen auf den Leib und verschwieg auch seine – München Anfang der 20er Jahre: Der Direktor der Sympathien für den Helden nicht. Das breite Historien- Münchner Staatsgalerie sitzt im Zuchthaus, weil er das gemälde war ganz auf die Biographie des bayerischen Mißfallen seiner Vorgesetzten erregte. Seine Frau be- Königs zugeschnitten. Auffallend war die lebendige müht sich, ihn zunächst auf dem Rechts-, dann auf Menschlichkeit Ludwigs, ebenso die Verkettung ›un- dem Gnadenweg freizubekommen, wofür sie die sich glücklicher‹ Umstände bei dessen Ende. Der Mystifizie- verändernden politischen Strukturen als auch die Re- rung, wie sie besonders in bayerisch-monarchistischen geln der Gesellschaft erkennen und für ihre Zwecke Kreisen beliebt war, versucht der Film damit zu umge- nutzen muß. Aufwendige Adaption des München- hen.« (Marta Mierendorff) »Ich habe mich bemüht, die Romans von Lion Feuchtwanger, der die Mentalität der Bewohner der »bayerischen Hochebene« beschreibt CHEN – Deutschland 1919 – 14 min – LUDENDORFF und vor den Nationalsozialisten warnt. AUF DEM KÖNIGSPLATZ – Deutschland 1923 – 2 min ̈ Mittwoch, 16. Juli 2008, 20.00 Uhr – GAULEITER WAGNER SPRICHT ÜBER KIRCHE UND STAAT – Deutschland 1932 – 6 min – DIE FAHNE RÄTEREPUBLIK – MÜNCHENS WEG INS DRITTE HOCH! – Deutschland 1933 – 20 min – DER 9. NO- REICH (Filmdokumente 1918-1939) – München war VEMBER 1933 IN MÜNCHEN – Deutschland 1933 – im November 1918 ein zentraler Schauplatz der revolu- 15 min – ZERSTÖRUNG DES BÜGERBRÄUKELLERS tionären Ereignisse. Kurt Eisner beendete hier in seiner – Deutschland 1939 – 6 min Funktion als Regierungschef mit der Ausrufung des ̈ Donnerstag, 17. Juli 2008, 20.00 Uhr (Einführung: München im Film »Freistaates Bayern« am 7. November 1918 die Mo- Gisela Pichler) 75 narchie. Nach seiner Ermordung wurde Anfang April 1919 die Münchner Räterepublik ausgerufen. In den MIT DEM FREMDENWAGEN DURCH MÜNCHEN – wenigen Wochen bis zum 1. Mai sollte die Führung und Deutschland 1929 – R+B: Karl Valentin, Liesl Karlstadt politische Ausrichtung noch zweimal wechseln – dann – D: Karl Valentin, Liesl Karlstadt, Josef Rankl – 19 min gewann eine Gruppe nationalistischer, antidemokrati- (16 B/s) – Eine 2007 vom Filmmuseum rekonstruierte scher und reaktionär Gesinnter die Oberhand: Am Multimedia-Schau von Karl Valentin: Von kurzen Film- 8. November 1923 rief Adolf Hitler die »nationale Revo- stücken eingerahmte Dias führen durch Münchens In- lution« aus. – BILDER VON DER VOLKSBEWEGUNG IN nenstadt. Der Kommentar von Valentin und Karlstadt MÜNCHEN – Deutschland 1918 – 3 min – DIE FEIER- wird in Zwischentiteln wiedergegeben. – FASCHING – LICHKEITEN ANLÄSSLICH DES BEGRÄBNISSES VON Deutschland 1939 – R: Hans Schweikart – B: Jochen KURT EISNER – Deutschland 1919 – 9 min – MÜN- Huth, nach einer Idee von Hans Schweikart und Rolf E. CHEN IM ZEICHEN DER RÄTEREGIERUNG – Deutsch- Vanloo – K: Franz Koch – M: Lothar Brühne – D: Erna land 1919 – 11 min – AUS DEM BEFREITEN MÜN- Morena, Hans Nielsen, Hilde Körber, Josef Eichheim, Lotte Lang – 90 min – »Ein Architekt und eine Mode- tum – eine systematische Propagandakette aufgebaut. schülerin, die sich eben erst in der Eisenbahn kennen- Monumentale Pläne sahen weitere überdimensionierte und liebengelernt haben, verlieren sich im Münchner Kultur- und Repräsentationsbauten vor, deren Modelle Fasching und finden erst nach einer langen Reihe von im Film vorgeführt wurden, die aber nicht mehr zur Mißverständnissen wieder zusammen. Zugleich ge- Ausführung kamen. – BAU DER EHRENTEMPEL – winnt ein Unternehmer, der sich in die Modeschülerin Deutschland 1934 – 7 min – DAS HAUS DER DEUT- verliebt hatte, seine Frau zurück, die ihm ein Jahr zuvor SCHEN KUNST – Deutschland 1934 – 15 min – im Fasching davongelaufen war. Der Film enthält MÜNCHNER BILDERBOGEN – Deutschland 1935 – schöne Aufnahmen vom Münchner Fasching, Standort 15 min – FÜR UNS! – Deutschland 1937 – 14 min – Marienplatz, wo sich die Liebenden verabredet hatten MUSSOLINIS STAATSBESUCH IN MÜNCHEN – und nun wegen des Gedränges nicht zusammenkom- Deutschland 1937 – 6 min – DAS WORT AUS STEIN – men.« (Ingo Tornow) Deutschland 1939 – 7 min – DIE SPRENGUNG DER ̈ Freitag, 18. Juli 2008, 18.30 Uhr EHRENTEMPEL – Deutschland 1947 – 9 min ̈ Samstag, 19. Juli 2008, 18.30 Uhr (Einführung: Gisela ROTMORD – BRD 1968 – R: Peter Zadek – B: Tankred Pichler) Dorst, Wilfried Minks, Peter Zadek, nach dem Bühnen- stück »Toller« von Tankred Dorst – K: Bruno Hoffmann DIE WEISSE ROSE – BRD 1982 – R: Michael Verhoe- – M: Werner Haentjes – D: Gerd Baltus, Helmuth Hin- ven – B: Michael Verhoeven, Mario Krebs – K: Axel de zelmann, Werner Dahms, Siegfried Wischnewski, Wolf- Roche – M: Konstantin Wecker – D: Lena Stolze, Wulf gang Neuss – 85 min – Peter Zadeks experimentelles Kessler, Oliver Siebert, Ulrich Tukur, Werner Stocker, Fernsehspiel nach Tankred Dorsts Theaterstück »Toller« Martin Benrath – 123 min – Die historischen Tatsachen verarbeitet die Geschichte der Münchner Räterepublik um die weitgehend mißachtete Münchner Wider- zu einer pop-artigen Mediencollage, die 1968 heftig standsgruppe »Die Weiße Rose« in einem Film, der zur umstritten war. In ihrem Zentrum steht der Dichter Zeit seiner Entstehung durchaus umstritten war. Sei- Ernst Toller, der 1919 Vorsitzender des Zentralrats sowie Abschnittskommandant der Roten Garde war und nach Zerschlagung der Räterepublik wegen Hoch- verrats zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt wurde. »Wir zitieren zum Bespiel an einer Stelle den Text: Den Befreiern Münchens, den Kämpfern für Freiheit und Recht, der neuen deutschen Generation gewidmet. Da meint man zunächst, das wäre von den Roten. Erst an einer anderen Stelle merkt man, daß es ein Zitat von den Nazis ist. Dadurch wird der Zuschauer aus dem Gleichgewicht gebracht: mal bekommt er recht, dann wieder nicht, er muß sich seine Anschauungen überle- München im Film gen.« (Tankred Dorst) nem dokumentarischen Charakter gemäß entstand der 76 ̈ Freitag, 18. Juli 2008, 21.00 Uhr Film sowohl an realen Drehorten, als auch an rekon- struierten Schauplätzen, die heute so nicht mehr exis- MÜNCHEN – HAUPTSTADT DER BEWEGUNG (Film- tieren. »Die ersten drei Drehwochen fanden in Ungarn dokumente 1934 –1947) – Seit dem 2. August 1935 statt. Die Renovierung der alten Fassaden Budapests erhielt München, die »Hauptstadt der Deutschen steht noch ziemlich am Anfang. So war es möglich, dort Kunst«, von Adolf Hitler den Ehrentitel »Hauptstadt der Straßenszenen aus dem München von 1942 einzurich- Bewegung«. Mit dem Bau der Ehrentempel am Königs- ten. Wir drehten in Budapest mit über 1000 Kompar- platz begann 1934 dessen Umgestaltung zum zentra- sen.« (Michael Verhoeven) len »Kult«- und Aufmarschplatz. München übernahm ̈ Samstag, 19. Juli 2008, 21.00 Uhr bei der Umsetzung der nationalistischen Ideologie bald eine Vorreiterfunktion für das ganze Reich; hier wurden PETERLE – Deutschland 1943 – R: Joe Stöckel – B: mit riesigen Aufmärschen, nächtlichen Lichterspekta- Ludwig Schmid-Wildy, Joe Stöckel, nach einer Idee von keln und pathetischen Appellen – alles Anleihen aus Joe Stöckel – K: Heinz Schnackertz – M: Hans Diern- den Vorstellungen vom frühen Germanen- und Ritter- hammer – D: Else Kündinger, Rolf Pinegger, Joe Stö- ckel, Elise Aulinger, Gabriele Reismüller, Ludwig Meier – 79 min – Ein Münchner Brauereifahrer und über- zeugter Junggeselle nimmt das vierjährige Söhnchen seiner ledigen Nichte auf und will sich dann gar nicht mehr von ihm trennen. Eine Standlbesitzerin vom Vik- tualienmarkt, die ein Auge auf ihn geworfen hat, will dafür sorgen, daß das Kind bei ihm bleiben darf. Der Film spielt an allen gängigen und berühmten Münchner Schauplätzen, auch wenn sie zum Teil im Atelier nach- gebaut scheinen. ̈ Sonntag, 20. Juli 2008, 18.30 Uhr

GEORG ELSER – EINER AUS DEUTSCHLAND – BRD 1989 – R: Klaus Maria Brandauer – B: Stephen Shep- Negation der Verantwortung: Müdigkeit und Melancho- pard, nach seinem Roman »The Artisan« – K: Lajos Kol- lie als Form des Protests.« (Katja Nicodemus) tai, Wolfgang Treu – M: Georges Delerue – D: Klaus ̈ Dienstag, 22. Juli 2008, 20.00 Uhr Maria Brandauer, Rebecca Miller, Brian Dennehy, Nigel Le Vaillant, Maggie O’Neill, Hans-Michael Rehberg – MADELEINE, MADELEINE – BRD 1963 – R+B: Vlado 97 min – Stationen aus dem Leben des schwäbischen Kristl – K: Wolf Wirth – M: Erich Ferstl – D: Madeleine Uhrmachers Johann Georg Elser, der am 8. November Sommer, Rolf Huber, Elisabeth Holzner – 11 min – Ein 1939 im Bürgerbräu-Keller in München ein erfolgloses junger Mann spaziert durch den Englischen Garten, wo Attentat auf Adolf Hitler verübte. »Der Film protokolliert er auf einem Tennisplatz die schöne Madeleine erblickt. ganz genau und behutsam die Vorbereitungen und das Die Geschichte gerät aus den Fugen, Ton und Bild lau- Attentat selbst. Man erlebt das tödliche Räderwerk des fen auseinander. – HERBST DER GAMMLER – BRD NS-Systems, das gemütliche Mitläufertum der Deut- 1967 – R+B: Peter Fleischmann – K: Klaus Müller- schen und das Porträt eines geheimnisvollen Mannes, Laue – 66 min – Fleischmann beobachtet über längere der bis zum Schluß sein Geheimnis, seine Faszination Zeit junge Leute, die sich den Erwartungen der deut- behält.« (Wolf Donner) schen Leistungsgesellschaft konsequent verweigern ̈ Sonntag, 20. Juli 2008, 21.00 Uhr und einfach nur in München herumhängen. »Zweierlei enthalten die neun oder zehn Kapitel des Films (einge- Schwabinger Studentenszene teilt in Situationen, Örtlichkeiten, Interviews): eine diffe- und Schickeria renzierte Motivsuche für das Gammeln und die Kon- frontation mit dem Arbeitsbürger. In der direkten Ge- SONNABEND, 17 UHR – BRD 1966 – R+B: Ula Stöckl genüberstellung von Gammlern und Bürgern hat der – K: Alfred Tichawski – 17 min – Eine Befragung junger Film seine stärksten Momente. Hier kommt alles Unver- Studentinnen in Schwabing nach ihrem Freizeitverhal- ständige, Faschistoide, alles Unleidliche dem Fremden ten und ihren Zukunftsplänen. – ZUR SACHE SCHÄTZ- gegenüber zum Vorschein. Wenn deutsche Gammler München im Film CHEN – BRD 1967 – R: May Spils – B: May Spils, Wer- arbeiteten, wären wir die Gastarbeiter los, heißt ein Ar- 77 ner Enke, Henry van Lyck – K: Klaus König – M: Kristian gument. Das andere wiederkehrende: unter Hitler hätte Schultze – D: Werner Enke, Henry van Lyck, Uschi Glas, es das nicht gegeben, der hätte damit ›aufgeräumt‹.« Inge Marschall, Rainer Basedow – 80 min – Eine (Heinz Ungureit) Schwabinger Komödie, die zum erfolgreichsten Jungen ̈ Mittwoch, 23. Juli 2008, 20.00 Uhr Deutschen Film wurde. »Martin ist nicht mehr ganz jung, etwa Mitte 20. Ein Hänger, ein Oblomow, ein DETEKTIVE – BRD 1968 – R: Rudolf Thome – B: Max Gammler. Aber durchaus stolz auf seine gesellschaftli- Zihlmann – K: Hubs Hagen, Niklaus Schilling – M: Kris- che Nutzlosigkeit. Einen Job hat Martin nicht, auch tian Schultze – D: Marquard Bohm, Ulli Lommel, Iris keine Familie, keine Perspektive, keinen Plan, nicht ein- Berben, Uschi Obermaier, Walter Rilla, Elke Haltaufder- mal für diesen einen Tag, von dem der Film erzählt. Das heide – 91 min – Junge Leute in München. Innenauf- Lebens- und Generationengefühl von ZUR SACHE nahmen, Wohnungen, aber auch Streifzüge durch die SCHÄTZCHEN ist die ewig hinausgezögerte Adoleszenz Straßen der Stadt. Zwei Nichtstuer versuchen, mit oder auch ein großes Wurschtsein, eine anarchische krummen Geschäften an Geld zu kommen, werden De- tektive, vertauschen dann die Rollen und arrangieren Putzfrau Emmi lernt den mehr als 20 Jahre jüngeren sich mit den Gegnern ihrer Auftraggeber. »Die Faktizität marokkanischen Gastarbeiter Ali kennen. Beide sind des Psychischen und die Schönheit des Physischen, einsam, suchen ein wenig menschliche Wärme, verlie- präzise Naivität, berechnete Aktion, intensive Banalität ben sich ineinander und heiraten. Ihre Ehe scheitert am und praktische Phantasie, Informationen über das, was Unverständnis und der Bosheit ihrer Umwelt, doch am Leute sehen, tun und fühlen, darin besteht der persön- Schluß steht ein kleiner Hoffnungsschimmer. München liche Realismus Rudolf Thomes, von daher rührt es, ist der typische fassbindersche großstädtische Hand- daß sein Film derart stark und unmittelbar wirkt. Er ist lungsort mit seiner Kombination aus anonymer Kälte neu in jedem Sinne.« (Siegfried Schober) und eher dörflich/kleinstädtischem sozialen Druck. ̈ Donnerstag, 24. Juli 2008, 20.00 Uhr ̈ Freitag, 25. Juli 2008, 21.00 Uhr

ATLANTIS – EIN SOMMERMÄRCHEN – BRD 1970 – HALBE HALBE – BRD 1977 – R+B: Uwe Brandner – K: R+B: Eckhart Schmidt – K: Uwe-Peter Wilm – M: Jack Jürgen Jürges – M: Peer Raben – D: Hans-Peter Hall- Grunsky – D: Isi ter Jung, Horst Letten, Barbara Capell, wachs, Bernd Tauber, Agnes Dünneisen, Mascha Diana Nisbeth, Marianne Sock, Peter Przygodda – Gonska, Adrian Hoven – 105 min – Ein arbeitsloser Ar- 81 min – »Der Film ist ein Science-Fiction-Märchen, chitekt und ein ehemaliger Fluglotse versuchen, in ein Sommertraum und Männertraum von Amazonen, München über die Runden zu kommen. »Ich zeige in ein sinnlich verspielter Film über den Geschlechter- diesem Film das Bild von einem Klima, einem ganz kampf, eine Parodie auch über Aufklärungsfilme. konkreten Deutschland im Sommer 1977. Und in die- ATLANTIS – EIN SOMMERMÄRCHEN ist Kino pur, eine sem Klima leben Leute, die ein Schicksal, eine Krise kleine Phantasie, ganz nah am Leben. Ein Film voll haben, keine Allensbacher Durchschnittsmenschen, München im Film Ambition und Leichtigkeit, ein mythischer München- sondern Menschen mit einer sehr persönlichen Ge- 78 Film, wie alle Schmidt-Werke ein schönes Gemisch aus schichte, denen das alltägliche Leben zur Überlebens- high und low culture.« (Hans Schifferle) »Wir drehten frage wird. Jeder sucht nur noch nach privatem Glück den Film in Schwarzweiß an einigen Wochenenden in und merkt gar nicht, wie sehr er zwischen Oberpollin- und um München. ›Penthesilea‹ als romantische Ko- ger und Kaufhof in der Fußgängerzone auf dem Holz- mödie. Und ein Familienfilm. Meine Frau und unsere weg ist.« (Uwe Brandner) Tochter spielten die Hauptrollen. Geld war praktisch ̈ Samstag, 26. Juli 2008, 18.30 Uhr nicht vorhanden. Es ist der kleinste Film, den ich ge- macht habe.« (Eckhart Schmidt) KLEINE HAIE – Deutschland 1992 – R: Sönke Wort- ̈ Freitag, 25. Juli 2008, 18.30 Uhr mann – B: Jürgen Egger, Sönke Wortmann – K: Gernot Roll – M: Thorsten Breuer – D: Jürgen Vogel, Kai Wie- ANGST ESSEN SEELE AUF – BRD 1974 – R+B: Rai- singer, Gedeon Burkhard, Meret Becker, Armin Rohde, ner Werner Fassbinder – K: Jürgen Jürges – D: Brigitte Rufus Beck – 87 min – Zwei Schauspielschüler und ein Mira, El Hedi Ben Salem, Barbara Valentin, Walter Gelegenheitsjobber und Möchtegernschriftsteller kom- Sedlmayr, Irm Herrmann – 93 min – Die etwa 60jährige men nach München, um an der Aufnahmeprüfung der Falckenberg-Schule teilzunehmen. »Ein witziges klei- NACH FÜNF IM URWALD – Deutschland 1995 – R: nes Szenen-Kaleidoskop (samt vielen Außenaufnah- Hans-Christian Schmid – B: Hans-Christian Schmid, men) zeigt, wie man in München lebt und sich durch- Michael Gutmann – K: Klaus Eichhammer – M: Rainer schlägt: Straßenmusik, Modellstehen (nackt) in der Michel – D: Franka Potente, Axel Milberg, Dagmar Kunstakademie, Besuch von Vernissagen zwecks Plün- Manzel, Farina Brock, Sybille Canonica, Peter Ender – derung des kalten Büffets.« (Ingo Tornow) 99 min – Nach einem heftigen Streit mit ihrem Vater ̈ Samstag, 26. Juli 2008, 21.00 Uhr reißt eine Siebzehnjährige aus der Provinz nach Mün- chen aus, wo sie während einer Nacht ihre eigenen, EIN KOMISCHER HEILIGER – BRD 1979 – R: Klaus aufregenden und zugleich ernüchternden Erfahrungen Lemke – B: Klaus Lemke, Martin Müller – K: Rüdiger sammelt. » NACH FÜNF IM URWALD gehört damit zu Meichsner – M: Lothar Meid – D: Cleo Kretschmer, den wenigen Komödien, die wirklich funktionieren und Wolfgang Fierek, Luitpold Roever, Horatius Haeberle, Alt und Jung ansprechen, weil Menschen aus Fleisch Arno Mathes – 83 min – »Der schönste und erfolg- und Blut agieren, mit liebenswürdigen Fehlern, Schwä- reichste Filme von Lemkes Münchner Skurril-Komö- chen und Stärken.« (Margret Köhler) dien und der Film, den der Regisseur selbst als sein ̈ Sonntag, 27. Juli 2008, 21.00 Uhr Hauptwerk ansieht.« (Joe Hembus) Wolfgang glaubt, von Gott berufen zu sein und den Münchner Sünden- Medienstadt München pfuhl missionieren zu müssen. Ein Barmädchen verwi- ckelt ihn in immer neue Schwierigkeiten. »Was den ›lie- WILDER REITER GMBH – BRD 1966/67 – R+B: ben Gott‹ angeht, so würde ich eher sagen: Vielleicht Franz-Joseph Spieker – K: Wolfgang Fischer – M: Erich wollte der gar nicht so sehr, daß der Junge vom Land Ferstl – D: Herbert Fux, Bernd Herzsprung, Chantal die Stadt München von Sex, Drugs und Rock’n’Roll be- Cachin, Rainer Basedow, Marthe Keller, Karin Fedder- freit. Vielleicht wollte der nur, daß ausgerechnet diese sen – 104 min – Ein junger, angehender Journalist beiden Menschen sich treffen, weil sie offenbar für- kommt aus der Provinz nach München, verdingt sich einander geschaffen sind.« (Klaus Lemke) als Publicity Manager eines karrieresüchtigen Schla- ̈ Sonntag, 27. Juli 2008, 18.30 Uhr gersängers, der als wilder Reiter in die Schlagzeilen kommen möchte. »Ein hinterwäldlerisch gekleideter Mann auf einem Pferd mag in New York oder Chicago auffallen. Aber was kann er für einen Eindruck machen auf die Einwohner der bajuwarischen Hauptstadt, denen alte Männer in kurzen Lederhosen und Bierwa- gen ziehende Gäule ein vertrauter Anblick sind?« (Frieda Grafe) ̈ Dienstag, 29. Juli 2008, 20.00 Uhr

DIE NACHT DER REGISSEURE – Deutschland 1994 – R+B: Edgar Reitz – K: Christian Reitz, Peter Petridis, München im Film Stefan von Borbely – M: Nikos Mamangankis, Aljoscha 79 Zimmermann – mit Volker Schlöndorff, Margarethe von Trotta, Frank Beyer, Alexander Kluge, Werner Herzog, Leni Riefenstahl, Wim Wenders, Peter Sehr, Michael Ballhaus – 87 min – In einer virtuellen »Münchner Ki- nemathek« auf dem St.-Jakobs-Platz finden sich über dreißig deutsche Regisseure, die Jungen, die Alten, die Berühmten und die weniger Bekannten, ein, um ge- meinsam den 100. Geburtstag des Kinos zu feiern. Auf der Leinwand setzt sich ein neuer Film aus Bildern zu- sammen, die in den Köpfen der Regisseure auftau- chen: Bilder aus ihren eigenen Filmen, aus ihren ersten Kinobesuchen, aus Nazifilmen, Stummfilmen des Ex- pressionismus, aus Schauspieler-Porträts, aus Erinne- rungen an früh verstorbene Kollegen, aus Bildern, die Caven, Lutz Bajohr – 15 min – Er will sie plötzlich hei- sie hassen und Bildern, die sie lieben. raten, sie weiß nicht genau warum. Sie treffen sich zum ̈ Mittwoch, 30. Juli 2008, 20.00 Uhr Frühstück in einem Münchner Café.– HENKER TOM – BRD 1966 – R+B: Klaus Lemke – K: Hubs Hagen, Ni- DER HAUPTDARSTELLER – BRD 1977 – R: Reinhard klaus Schilling – D: Werner Enke, Sabine A. Wengen – Hauff – B: Christel Buschmann, Reinhard Hauff – K: 17 min – Ein Paar streift durch München, zieht durch Frank Brühne – M: Klaus Doldinger – D: Michael die Straßen, fährt raus ins Grüne und vertreibt sich die Schweiger, Mario Adorf, Vadim Glowna, Hans Brenner, Zeit mit zu schnellem Autofahren. – DAS KLEINE Rolf Zacher, Doris Dörrie, Karl Obermayr – 91 min – CHAOS – BRD 1967 – R+B: Rainer Werner Fassbinder Letzter Drehtag zu dem Spielfilm PEPES LEBEN. Pepe, – K: Michael Fengler – D: Rainer Werner Fassbinder, 15, der Hauptdarsteller, für die Zeit des Drehens aus Marite Greiselis, Christoph Roser, Lilo Pempeit, Irm den Fängen des brutalen Vaters befreit, muß nach Hermann – 10 min – Drei Münchner Zeitschriften- Hause zurück. Für den Regisseur Max ist die Filmarbeit Abonnement-Verkäufer planen einen Überfall. – beendet, für Pepe fängt der Film erst an: Er haut von zu SILVER CITY – BRD 1969 – R+B+K: Wim Wenders – Hause ab und folgt dem Regisseur nach München. 31 min – Verschiedene Straßenkreuzungen in Mün- »Wir erleben die Bemühungen des Regisseurs, das chen, aufgenommen in statischen Totalen zu unter- Kind einzugliedern (er verschafft ihm eine Lehrstelle, schiedlichen Tageszeiten. die aber der Junge, Pepe, nicht durchhält), sehen, wie ̈ Freitag, 1. August 2008, 21.00 Uhr er im Olympiagelände mit Pepe spazierengeht, und schließlich, als dieser im Gespräch gar nicht so rea- MAYA – BRD 1958 – R+B: Hans C. Opfermann, Walter giert, wie er es sich denkt und wünscht, wie er Pepe Koch – K: Fritz Schwennicke – M: Marc Roland – D: anbrüllt, genauso, wie es der Vater getan hatte: er hat Werner Finck, Iga Caine, Klaus Kindler, Ursula Werth- keine Geduld.« (Brigitte Jeremias) ner, Klaus Havenstein, Sylvia Bossert, Haro Senft – ̈ Donnerstag, 31. Juli 2008, 20.00 Uhr 106 min – »Ein Film vom deutschen Filmnachwuchs«, gedreht in München, unterstützt u. a. vom Münchner DER REKORD – BRD/Schweiz 1984 – R+B: Daniel Stadtmuseum, in dessen Ausstellung »Wohnkultur« Helfer – K: Kay Gauditz – M: The Chance – D: Uwe auch eine Episode hergestellt worden ist. Drei junge Ochsenknecht, László I. Kish, Catarina Raake, Kurt Leute arbeiten an einem Filmprojekt, streiten sich und Raab, Jochen Busse – 85 min – »In DER REKORD ver- ziehen durch München. Eingewoben in die Rahmen- suchen junge Leute, die erfolglos einen Videoladen geschichte sind folgende Kurzfilme: DIE GEBURT DES betreiben, dadurch zu Geld zu kommen, daß sie einen LICHTS – R+B+K: Franz Schömbs – M: Marc Roland – Weltrekord im Dauerfernsehen inszenieren. 240 Stun- BRUDER TIMOFEI – R+B+K: Wolf Schneider – DIE den sitzt das Opfer vorm Flimmerkasten, und der Zu- BRÜCKE – BRD 1958 – R+B: Haro Senft – K: Wolf schauer erlebt einen Non-stop-Horrorfilm jenes opti- Schneider – M: Siegfried Franz – D: Maya Maisch – schen Tohuwabohus, das vieler Menschen Alltag ist: PRELUDE – R+B: Herbert Vesely – K: Herbert List, Porno und Krimi, Talkshow und Videoclip, Wetterkarte Hugo Jehle – M: Hans-Martin Majewski – D: Wiet Polar, München im Film und Kriegsberichte. Der Film hat eine panische Intensi- Heino Hallhuber, Cora Montez – FILMETUDE – 80 tät, der man sich nicht entziehen kann, vor allem nicht R+B: Hans C. Opfermann – M: Peter Tschaikowsky – wegen des großartigen Hauptdarstellers Uwe Ochsen- SPIELZEUGTRAUM – R+B+K: Walter Koch – M: Theta knecht.« (Ulrich Greiner) Wolfram ̈ Freitag, 1. August 2008, 18.30 Uhr ̈ Samstag, 2. August 2008, 18.30 Uhr

DIE WEISS-BLAUE LEICHTIGKEIT DES SEINS – DIE VERTREIBUNG AUS DEM PARADIES – BRD 1977 Deutschland 2003 – R+B: Angelika Wittlich – mit Wer- – R+B: Niklaus Schilling – K: Ingo Hamer – M: Gaetano ner Enke, Helmut Dietl, Veronica Ferres, Gisela Schnee- Donizetti – D: Herb Andress, Elke Haltaufderheide, Jo- berger, Cleo Kretschmer, Klaus Lemke – 45 min – Eine chen Busse, Andrea Rau, Herbert Fux – 119 min – Hommage an die Filmstadt München. Uschi Glas und Anton Paulisch kehrt als desillusionierter Kleindarsteller Werner Enke flanieren auf der Suche nach den Drehor- aus Rom in seine Heimatstadt München zurück. Ver- ten von ZUR SACHE SCHÄTZCHEN durchs heutige geblich bemüht er sich dort bei Film, Fernsehen und Schwabing. – FRÜHSTÜCK IN ROM – BRD 1965 – Werbung um Aufträge, so daß ihm die italienische Film- R+B: Max Zihlmann – K: Josef Hierlinger – D: Ingrid stadt Cinecittà sehr schnell als verlorenes Paradies er- scheint. »Eine metaphysische Fabel über die deutsche ROSSINI oder DIE MÖRDERISCHE FRAGE, WER MIT Filmindustrie und ohne Zweifel das Werk eines inspi- WEM SCHLIEF – Deutschland 1996 – R: Helmut Dietl rierten und talentierten Mannes. Satirisch, bitter-süß – B: Helmut Dietl, Patrick Süskind – K: Gernot Roll – M: und auf eine flamboyante Art romantisch und pikaresk Dario Farina – D: Götz George, Mario Adorf, Joachim erinnert mich der Film abwechselnd an Buñuel, Fellini, Król, Martina Gedeck, Heiner Lauterbach, Gudrun Chaplin und Paul Verhoeven. Und doch ist der Film total Landgrebe, Veronica Ferres, Edgar Selge – 114 min – original.« (Gene Youngblood) Helmut Dietl versammelt ein beeindruckendes Schau- ̈ Samstag, 2. August 2008, 21.00 Uhr spielerensemble im Schwabinger Rossini und entwirft ein brillantes Porträt der Münchner Schickeria-Szene DER NEGER ERWIN – BRD 1981 – R+B: Herbert Ach- der 90er Jahre. Es geht ums Filmemachen, um Dreh- München im Film ternbusch – K: Günter Freiß, Rolf Gmöhling – D: Her- bücher, Schauspielkarrieren, den großen Erfolg und vor 81 bert Achternbusch, Annamirl Bierbichler, Helga Loder, allem um Eitelkeiten. Ähnlichkeiten mit realen Personen Alois Hitzenbichler, Franz Baumgartner, Sepp Bierbich- sind selbstverständlich nicht rein zufällig. ler – 92 min – Ein Haftentlassener wird im Münchner ̈ Sonntag, 3. August 2008, 21.00 Uhr Hauptbahnhof mit einem Filmemacher verwechselt. Von da an behauptet er: »Ich bin der bekannte Filme- macher Herbert Achternbusch«, woraufhin ihn eine geschwätzige Reporterin des Bayerischen Rundfunks verfolgt und ihn mit ihren Interviewfragen bis an den Walchensee jagt. »Ich mache Film um Film, damit Schönheit entsteht, heimatliche Schönheit, bayerische Fotos: KLEINE HAIE / MÜNCHEN IN TRÜMMERN / LOLA MON- Schönheit, die ja überall zerstört wird.« (Herbert Ach- TEZ / FASCHING / DIE WEISSE ROSE / ZUR SACHE SCHÄTZ- ternbusch) CHEN / DETEKTIVE / EIN KOMISCHER HEILIGER / DER NEGER ̈ Sonntag, 3 August 2008, 18.30 Uhr ERWIN münchen

Fr, 8.2. 18.30 Matthew Barney DRAWING RESTRAINT 9 (2005) Einführung: Stephan Urbaschek 21.00 Matthew Barney CREMASTER 1 (1995) / CREMASTER 2 (1999) Einführung: Stephan Urbaschek Sa, 9.2. 18.30 Matthew Barney DE LAMA LÂMINA (2004) 19.45 Matthew Barney DE LAMA LÂMINA (2004) 21.00 Matthew Barney CREMASTER 3 (2002) So, 10.2. 18.30 Matthew Barney DRAWING RESTRAINT 9 (2005) 21.00 Matthew Barney CREMASTER 4 (1994) / CREMASTER 5 (1997) Mo, 11.2. Keine Vorstellung Di, 12.2. 18.30 James Benning MICHIGAN AVENUE (1973) / 8½ x 11 (1974) / I-94 (1974) / A TO B (1976) / THE UNITED STATES OF AMERICA (1975) 21.00 Murnau & Borzage MURNAU AND BORZAGE AT FOX: THE EXPRESSIONIST HERITAGE – MURNAU UND BORZAGE IM FOX-STUDIO: DAS VERMÄCHTNIS DES EXPRESSIONISTISCHEN FILMS) (2007) / SUNRISE – SONNENAUFGANG (1927) Mi, 13.2. 18.30 James Benning CHICAGO LOOP (1976) / 11 x 14 (1976) 21.00 Murnau & Borzage MURNAU’S 4 DEVILS: TRACES OF A LOST FILM – MURNAUS VIER TEUFEL: SPUREN EINES VERLORENEN FILMS (2003) / THE RIVER – DIE ERSTE FRAU IM LEBEN (1929) Do, 14.2. 19.00 Open Scene Fr, 15.2. 18.30 Helmut Käutner SALONWAGEN E 417 (1939) 21.00 James Benning ONE WAY BOOGIE WOOGIE / 27 YEARS LATER (1977/2004) Zu Gast: James Benning Sa, 16.2. 18.30 Helmut Käutner MARGUERITE : 3 (1939) 21.00 James Benning SPIRAL JETTY (1970) / CASTING A GLANCE (2007) Zu Gast: James Benning So, 17.2. 18.30 Helmut Käutner SCHNEIDER WIBBEL (1939) Kalenderübersicht 21.00 James Benning RR (2007) 82 Zu Gast: James Benning Mo, 18.2. 19.00 MFZ Mitgliederversammlung im Filmmuseumsbüro Di, 19.2. 18.30 James Benning GRAND OPERA (1979) 21.00 Kino-Lektionen CORRECTION PLEASE OR HOW WE GOT INTO PICTURES (1979) / ARBEITER VERLASSEN DIE FABRIK (1995) Mi, 20.2. 18.30 James Benning RR (2007) 21.00 Psychoanalyse SPIDER (2002) Einführung: Irmgard Nagel

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Do, 21.2. 19.00 Open Scene ROSEN FÜR DEN STAATSANWALT (1959) Einführung: Knut Hickethier Fr, 22.2. 18.30 Helmut Käutner KITTY UND DIE WELTKONFERENZ (1939) 21.00 Francesco Alliata TONNARA – THUNFISCHFANG (1947) / TRA SCILLA E CARID- DI – ZWISCHEN SCILLA UND CHARIBDIS (1948) / I RAGAZZI DELLA PANARIA – DIE JUNGEN VON PANARIA (2004) Zu Gast: Francesco Alliata und Nello Correale Sa, 23.2. 18.30 Helmut Käutner FRAU NACH MASS (1940) 21.00 Francesco Alliata CACCIATORI SOTTOMARINI – UNTERWASSERJÄGER (1946) / VULCANO (1949) Zu Gast: Francesco Alliata So, 24.2. 18.30 Helmut Käutner KLEIDER MACHEN LEUTE (1940) 21.00 Francesco Alliata OPERA DEI PUPI – DIE WIRKUNG DER PUPPEN (1948) / THE GOLDEN COACH – DIE GOLDENE KAROSSE (1953) Zu Gast: Francesco Alliata Mo, 25.2. Keine Vorstellung Di, 26.2. 18.30 James Benning 9-1-75 (1975) / LANDSCAPE SUICIDE (1986) 21.00 Kino-Lektionen JAMES BENNING – CIRCLING THE IMAGE (2003) Mi, 27.2. 18.30 James Benning [Ohne Titel] (1988) 21.00 Sowjetische SWENIGORA – DER VERZAUBERTE WALD (1927) Stumm! lme Einführung: Alexander Schwarz Do, 28.2. 19.00 Open Scene Fr, 29.2. 18.30 Maurice Béjart BÉJART (1961) / LE SACRE DU PRINTEMPS (1970) / IX ième SYMPHONIE (1966) / LE PRÉSBYTÈRE N’A RIEN PERDU DE SON CHARME, NI LE JARDIN DE SON ÉCLAT – DAS PFARRHAUS (1992) / LE DANSEUR – DER TÄNZER (1968) 21.00 Literatur aus Kanada AWAY FROM HER – AN IHRER SEITE (2006) Sa, 1.3. 18.30 Maurice Béjart BOLÉRO (1961) / BOLÉRO (1977) / B COMME BÉJART (2001)

21.00 Literatur aus Kanada THE APPRENTICESHIP OF DUDDY KRAVITZ – DUDDY WILL Kalenderübersicht HOCH HINAUS (1974) 83 So, 2.3. 17.30 Maurice Béjart LES UNS ET LES AUTRES – EIN JEGLICHER WIRD SEINEN LOHN EMPFANGEN (1981) 21.00 Literatur aus Kanada UNDER THE VOLCANO – UNTER DEM VULKAN (1984) Mo, 3.3. Keine Vorstellung Di, 4.3. 18.30 James Benning NORTH ON EVERS (1991) 21.00 Kino-Lektionen TALENTPROBE (1980) Peter Goedel ist anwesend

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Mi, 5.3. 18.30 James Benning DESERET (1995) 21.00 Murnau & Borzage 7th HEAVEN – IM SIEBENTEN HIMMEL (1927) Do, 6.3. 19.00 Open Scene SUN YAT FAI LOK – HAPPY BIRTHDAY (2007) Fr, 7.3. 18.30 Helmut Käutner AUF WIEDERSEHEN, FRANZISKA! (1941) 21.00 Rhonda Fleming INFERNO – VERHÄNGNISVOLLE SPUREN (1953) 3-D Sa, 8.3. 18.30 Helmut Käutner ANUSCHKA (1942) 21.00 Rhonda Fleming INFERNO – VERHÄNGNISVOLLE SPUREN (1953) 3-D So, 9.3. 18.30 Helmut Käutner WIR MACHEN MUSIK (1942) 21.00 Rhonda Fleming OUT OF THE PAST – GOLDENES GIFT (1947) Mo, 10.3. 19.00 MFZ Mitgliederversammlung im Filmmuseumsbüro Di, 11.3. 18.30 James Benning FOUR CORNERS (1997) 21.00 Kino-Lektionen SANS SOLEIL – UNSICHTBARE SONNE (1983) Mi, 12.3. 18.30 James Benning UTOPIA (1998) 21.00 Sowjetische PADENIE DINASTII ROMANOWYCH – DER FALL DES HAUSES Stumm! lme ROMANOW (1927) Einführung: Matthias Mondon, Natalie Squire Do, 13.3. 19.00 Rhonda Fleming CRY DANGER – (1951) / THE KILLER IS LOOSE – BLUTIGE HÄNDE (1956) Fr, 14.3. 18.30 Helmut Käutner ROMANZE IN MOLL (1943) 21.00 Rhonda Fleming TENNESSEE’S PARTNER – TODESFAUST (1955) Sa, 15.3. 18.30 Helmut Käutner GROSSE FREIHEIT NR. 7 (1944) 21.00 Rhonda Fleming WHILE THE CITY SLEEPS – DIE BESTIE (1956) So, 16.3. 18.30 Helmut Käutner WER IST HELMUT KÄUTNER? (2008) / UNTER DEN BRÜCKEN (1945) 21.00 Rhonda Fleming GUNFIGHT AT THE O.K. CORRAL – ZWEI RECHNEN AB (1957) Mo, 17.3. Keine Vorstellung Di, 18.3. 18.30 James Benning 13 LAKES (2004) Kalenderübersicht 21.00 Kino-Lektionen SPELLBOUND – ICH KÄMPFE UM DICH (1945) 84 Einführung: Stefan Drößler Mi, 19.3. 18.30 James Benning TEN SKIES (2004) 21.00 Psychoanalyse THE BIRDS – DIE VÖGEL (1963) Einführung: Matthias Baumgart Do, 20.3. 19.00 James Benning California Triology EL VALLEY CENTRO (1999) / LOS (2000) / SOGOBI (2001) Fr, 21.3. 18.30 Helmut Käutner IN JENEN TAGEN (1947) 21.00 Luis Buñuel VIRIDIANA (1961)

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Sa, 22.3. 18.30 Helmut Käutner FILM OHNE TITEL (1948) 21.00 Luis Buñuel L’AGE D’OR – DAS GOLDENE ZEITALTER (1930) / SIMÓN DEL DESIERTO – SIMON IN DER WÜSTE (1965) So, 23.3. 18.30 Helmut Käutner DER APFEL IST AB (1948) 21.00 Luis Buñuel NAZARÍN (1959) Mo, 24.3. 18.30 Helmut Käutner KÖNIGSKINDER (1949) 21.00 Luis Buñuel LA VOIE LACTÉE – DIE MILCHSTRASSE (1969) Di, 25.3. 18.30 Luis Buñuel VIRIDIANA (1961) 21.00 Kino-Lektionen A PROPÓSITO DE BUÑUEL – BETRIFFT: BUÑUEL (2000) Mi, 26.3. 18.30 Luis Buñuel LAS HURDES – LAND OHNE BROT (1933) / NAZARÍN (1959) 21.00 Sowjetische DOM NA TRUBNOI – DAS HAUS IN DER TRUBNAJA-STRASSE Stumm! lme (1928) Einführung: Christoph Michel Do, 27.3. 19.00 Open Scene Fr, 28.3. 18.30 Helmut Käutner EPILOG – DAS GEHEIMNIS DES »ORPLID« (1950) 21.00 Luis Buñuel UN CHIEN ANDALOU – EIN ANDALUSISCHER HUND (1928) / LA CHUTE DE LA MAISON USHER – DER UNTERGANG DES HAUSES USHER (1928) Am Flügel: Joachim Bärenz Sa, 29.3. 18.30 Helmut Käutner WEISSE SCHATTEN (1951) 21.00 Luis Buñuel LA SIRÈNE DES TROPIQUES – DIE SIRENE DER TROPEN (1927) Am Flügel: Joachim Bärenz So, 30.3. 18.30 Helmut Käutner NACHTS AUF DEN STRASSEN (1952) 21.00 Luis Buñuel MENJANT GAROTES – BEIM ESSEN VON SEEIGELN (1930) / LAS HURDES – LAND OHNE BROT (1933) / DE GEVANGENEN VAN BUÑUEL – DIE GEFANGENEN VON BUÑUEL (2000) Mo, 31.3. Keine Vorstellung Di, 1.4. 18.30 Luis Buñuel L’AGE D’OR – DAS GOLDENE ZEITALTER (1930) / SIMÓN DEL DESIERTO – SIMON IN DER WÜSTE (1965) Kalenderübersicht 21.00 Kino-Lektionen FORGOTTEN SILVER – KEIN OSCAR FÜR MR. M cKENZIE 85 (1995) / BEHIND THE BULL: FORGOTTEN SILVER (2000) Mi, 2.4. 18.30 Luis Buñuel LA VOIE LACTÉE – DIE MILCHSTRASSE (1969) 21.00 Murnau & Borzage STREET ANGEL – ENGEL DER STRASSE (1928) Do, 3.4. 19.00 Open Scene Filme von Anri Sala (2001–2007) Zu Gast: Anri Sala Fr, 4.4. 18.30 Helmut Käutner KÄPT’N BAY-BAY (1953) 21.00 Luis Buñuel GRAN CASINO – DAS GROSSE KASINO (1947)

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Sa, 5.4. 18.30 Helmut Käunter DIE LETZTE BRÜCKE (1954) 21.00 Luis Buñuel EL GRAN CALAVERA – DER GROSSE LEBEMANN (1949) So, 6.4. 18.30 Helmut Käutner BILDNIS EINER UNBEKANNTEN (1954) 21.00 Luis Buñuel LOS OLVIDADOS – DIE VERGESSENEN (1950) Mo, 7.4. Keine Vorstellung Di, 8.4. 18.30 Luis Buñuel EL GRAN CALAVERA – DER GROSSE LEBEMANN (1949) 21.00 Kino-Lektionen VERTEIDIGUNG DER ZEIT (2007) / QUEI LORO INCONTRI – JENE IHRE BEGEGNUNGEN (2006) Mi, 9.4. 18.30 Luis Buñuel LOS OLVIDADOS – DIE VERGESSENEN (1950) 21.00 Sowjetische SCHINEL – DER MANTEL (1926) Stumm! lme Einführung: Brigitte Bruns Do, 10.4. 19.00 Open Scene »Halbzeit« des Underdox-Filmfestivals Fr, 11.4. 18.30 Helmut Käutner LUDWIG II. – GLANZ UND ELEND EINES KÖNIGS (1955) 21.00 Luis Buñuel SUSANA – SUSANNA, TOCHTER DES LASTERS (1951) Sa, 12.4. 18.30 Helmut Käutner DES TEUFELS GENERAL (1955) 21.00 Luis Buñuel LA HIJA DEL ENGAÑO – DIE TOCHTER DER LÜGE (1951) So, 13.4. 18.30 Helmut Käutner HIMMMEL OHNE STERNE (1955) 21.00 Luis Buñuel UNA MUJER SIN AMOR – EINE FRAU OHNE LIEBE (1952) Mo, 14.4. 19.00 MFZ Mitgliederversammlung im Filmmuseumsbüro Di, 15.4. 18.30 Luis Buñuel SUSANA – SUSANNA, TOCHTER DES LASTERS (1951) 21.00 Kino-Lektionen LEUCHTTURM DES CHAOS (1982) Zu Gast: Wolf-Eckart Bühler Mi, 16.4. 18.30 Luis Buñuel SUBIDA AL CIELO – DER WEG, DER ZUM HIMMEL FÜHRT (1952) 21.00 Psychoanalyse TROIS COULEURS: ROUGE – DREI FARBEN: ROT (1994) Einführung: Günter Völkl

Kalenderübersicht Do, 17.4. 19.00 Open Scene 86 Fr, 18.4. 18.30 Helmut Käutner GRIFF NACH DEN STERNEN (1955) 21.00 Luis Buñuel SUBIDA AL CIELO – DER WEG, DER ZUM HIMMEL FÜHRT (1952) Sa, 19.4. 18.30 Helmut Käutner EIN MÄDCHEN AUS FLANDERN (1956) 21.00 Luis Buñuel EL BRUTO – EL BRUTO, DER STARKE (1953) So, 20.4. 18.30 Helmut Käutner DER HAUPTMANN VON KÖPENICK (1956) 21.00 Luis Buñuel ÉL – ER (1953) Mo, 21.4. Keine Vorstellung

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Di, 22.4. 18.30 Luis Buñuel EL BRUTO – EL BRUTO, DER STARKE (1953) 21.00 Kino-Lektionen CINÉASTES DE NOTRE TEMPS: LUIS BUÑUEL (1964) / EL ÚLTIMO GUIÓN: BUÑUEL EN LA MEMORIA – DAS LETZTE DREHBUCH: ERINNERUNGEN AN BUÑUEL (2008) Mi, 23.4. 18.30 Luis Buñuel ÉL – ER (1953) 21.00 Sowjetische KRUSCHEWA – SPITZEN (1928) Stumm! lme Einführung: Eric Baumgartner Do, 24.4. 19.00 Open Scene Fr, 25.4. 18.30 Architektur! lmtage MÜNCHEN IN TRÜMMERN (1945) / GIBELLINA: IL TERREMO- TO – GIBELLINA: DAS ERDBEBEN (2007) / DAMMI I COLORI – GIB MIR DIE FARBEN (2003) 21.00 Architektur! lmtage ROBER: STSCHASTLIWAJA ZHISN – HUBERT ROBERT: EIN GLÜCKLICHES LEBEN (1996) / TICHIE STRANIZY – VERBOR- GENE SEITEN (1993) Einführung: Norbert Schmitz Sa, 26.4. 18.30 Architektur! lmtage SYNAGOGEN IN DEUTSCHLAND – EINE VIRTUELLE REKON- STRUKTION (2000) / LAO CHENG MEN – DIE ALTEN STADT- TORE VON PEKING (2005) Einführung: Marc Grellert 21.00 Architektur! lmtage HAVANNA – DIE NEUE KUNST, RUINEN ZU BAUEN (2006) So, 27.4. 18.30 Architektur! lmtage KOLUMBA – DER BAU (2007) Zu Gast: Ludwig Metzger 21.00 Architektur! lmtage SANXIA HAOREN – STILL LIFE (2006) Mo, 28.4. Keine Vorstellung Di, 29.4. 18.30 Architektur! lmtage ROBERT: STSCHASTLIWAJA ZHISN – HUBERT ROBERT: EIN GLÜCKLICHES LEBEN (1996) / TICHIE STRANIZY – VERBOR- GENE SEITEN (1993) 21.00 Kino-Lektionen BRIDGING MINDS – BRÜCKE DER VERSTÄNDIGUNG (2005) Zu Gast: Srdan Knežev i´c Kalenderübersicht Mi, 30.4. 18.30 Luis Buñuel LA ILUSIÓN VIAJA EN TRANVÍA – DIE ILLUSION FÄHRT MIT DER STRASSENBAHN (1954) 87 21.00 Murnau & Borzage CITY GIRL – DIE FRAU AUS CHICAGO (1930) Am Flügel: Aljoscha Zimmermann Do, 1.5. bis Mi, 7.5.2008 23. Internationales Dok.Fest München Do, 8.5. 19.00 Open Scene Fr, 9.5. 18.30 Helmut Käutner DIE ZÜRCHER VERLOBUNG (1957) 21.00 Luis Buñuel LA ILUSIÓN VIAJA EN TRANVÍA – DIE ILLUSION FÄHRT MIT DER STRASSENBAHN (1954)

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Sa, 10.5. 18.30 Helmut Käutner MONPTI (1957) 21.00 Luis Buñuel ABISMOS DE PASIÓN – ABGRÜNDE DER LEIDENSCHAFT (1954) So, 11.5. 18.30 Helmut Käutner THE RESTLESS YEARS – ZU JUNG (1958) 21.00 Luis Buñuel ROBINSON CRUSOE (1954) Mo, 12.5. 18.30 Helmut Käutner A STRANGER IN MY ARMS – EIN FREMDER IN MEINEN ARMEN (1958) 21.00 Luis Buñuel EL RÍO Y LA MUERTE – DER FLUSS UND DER TOD (1954) Di, 13.5. 18.30 Luis Buñuel ABISMOS DE PASIÓN – ABGRÜNDE DER LEIDENSCHAFT (1954) 21.00 Kino-Lektionen SYMBIOPSYCHOTAXIPLASM: TAKE ONE (1968) Mi, 14.5. 18.30 Luis Buñuel ROBINSON CRUSOE (1954) 21.00 Sowjetische SCHESTAJA TSCHAST MIRA – EIN SECHSTEL DER ERDE (1926) Stumm! lme Am Flügel: Aljoscha Zimmermann Einführung: Brigitte Bruns Do, 15.5. 19.00 Open Scene Fr, 16.5. 18.30 Helmut Käutner DER SCHINDERHANNES (1958) 21.00 Luis Buñuel ENSAYO DE UN CRIMEN – DAS VERBRECHERISCHE LEBEN DES ARCHIBALDO DE LA CRUZ (1955) Sa, 17.5. 18.30 Helmut Käutner DER REST IST SCHWEIGEN (1959) 21.00 Luis Buñuel CELA S’APPELLE L’AURORE – MORGENRÖTE (1956) So, 18.5. 18.30 Helmut Käutner DIE GANS VON SEDAN (1959) 21.00 Luis Buñuel LA MORT EN CE JARDIN – PESTHAUCH DES DSCHUNGELS (1956) Mo, 19.5. 19.00 MFZ Mitgliederversammlung im Filmmuseumsbüro Di, 20.5. 18.30 Luis Buñuel EL RÍO Y LA MUERTE – DER FLUSS UND DER TOD (1954) 21.00 Kino-Lektionen HOLLYWOOD SPRICHT DEUTSCH (2005) Kalenderübersicht Einführung: Stefan Drößler 88 Mi, 21.5. 18.30 Luis Buñuel ENSAYO DE UN CRIMEN – DAS VERBRECHERISCHE LEBEN DES ARCHIBALDO DE LA CRUZ (1955) 21.00 Psychoanalyse 2046 (2004) Einführung: Eva Friedrich Do, 22.5. 19.00 Open Scene Fr, 23.5. 18.30 Helmut Käutner DAS GLAS WASSER (1960) 21.00 Luis Buñuel LA FIÈVRE MONTE À EL PAO – FÜR IHN VERKAUF ICH MICH (1959)

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Sa, 24.5. 18.30 Helmut Käutner SCHWARZER KIES (1961) 21.00 Luis Buñuel THE YOUNG ONE – DAS JUNGE MÄDCHEN (1960) So, 25.5. 18.30 Helmut Käutner ZU JUNG FÜR DIE LIEBE?! (1961) 21.00 Luis Buñuel EL ANGEL EXTERMINADOR – DER WÜRGEENGEL (1962) Mo, 26.5. Keine Vorstellung Di, 27.5. 18.30 Luis Buñuel LA MORT EN CE JARDIN – PESTHAUCH DES DSCHUNGELS (1956) 21.00 Kino-Lektionen UNERWÜNSCHTES KINO – DER DEUTSCHSPRACHIGE EMIGRANTENFILM 1934–1937 (2005) Zu Gast: Armin Loacker Mi, 28.5. 18.30 Luis Buñuel THE YOUNG ONE – DAS JUNGE MÄDCHEN (1960) 21.00 Sowjetische TRETJA MESCHTSCHANSKAJA – BETT UND SOFA (1927) Stumm! lme Einführung: Thomas Böhnke Do, 29.5. 19.00 Mai 1968 MAI 68 (1974) Fr, 30.5. 18.30 Mai 1968 THE DREAMERS – DIE TRÄUMER (2003) 21.00 Mai 1968 LES AMANTS RÉGULIERS – UNRUHESTIFTER (2005) Sa, 31.5. 18.30 Mai 1968 MEDIUM COOL (1969) 21.00 Mai 1968 THE UNBEARABLE LIGHTNESS OF BEING – DIE UNERTRÄG- LICHE LEICHTIGKEIT DES SEINS (1987) So, 1.6. 18.30 Mai 1968 DER TANGOSPIELER (1990) 21.00 Mai 1968 ICH BIN EIN ELEFANT, MADAME! (1969) Mo, 2.6. Keine Vorstellung Di, 3.6. 18.30 Luis Buñuel EL ANGEL EXTERMINADOR – DER WÜRGEENGEL (1962) 21.00 Kino-Lektionen TOKYO-GA (1985) Mi, 4.6. 18.30 Luis Buñuel LE JOURNAL D’UNE FEMME DE CHAMBRE – TAGEBUCH EINER KAMMERZOFE (1964)

21.00 Murnau & Borzage LUCKY STAR – DAS SIEBTE GEBOT (1929) Kalenderübersicht Am Flügel: Aljoscha Zimmermann 89 Do, 5.6. 19.00 Open Scene Fr, 6.6. 18.30 Helmut Kä utner DER TRAUM VON LIESCHEN MÜLLER (1961) 21.00 Luis Buñuel LE JOURNAL D’UNE FEMME DE CHAMBRE – TAGEBUCH EINER KAMMERZOFE (1964) Sa, 7.6. 18.30 Helmut Kä utner DIE ROTE (1962) 21.00 Luis Buñuel BELLE DE JOUR – SCHÖNE DES TAGES (1967) So, 8.6. 18.30 Helmut Käutner DAS HAUS IN MONTEVIDEO (1963) 21.00 Luis Buñuel TRISTANA (1970) / ESPAGNE 1937 – SPANIEN 1937 (1937) Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/23324150 münchen

Mo, 9.6. 19.00 MFZ Mitgliederversammlung im Filmmuseumsbüro Di, 10.6. 18.30 Luis Buñuel BELLE DE JOUR – SCHÖNE DES TAGES (1967) 21.00 Kino-Lektionen VAL LEWTON: DER MANN IN DER SCHLANGENGRUBE (1974) / I WALKED WITH A ZOMBIE – ICH FOLGTE EINEM ZOMBIE (1943) Mi, 11.6. 18.30 Luis Buñuel TRISTANA (1970) 21.00 Sowjetische Stumm- GENERALNAJA LINIJA – DIE GENERALLINIE (1929) filme Am Flügel: Aljoscha Zimmermann Einführung: Christl Grunwald-Merz Do, 12.6. 19.00 Open Scene Fr, 13.6. 18.30 Helmut Kä utner LAUSBUBENGESCHICHTEN (1964) 21.00 Luis Buñuel THE MONK – DER MÖNCH UND DIE FRAUEN (1972) Sa, 14.6. 18.30 Helmut Käutner VALENTIN KATAJEWS CHRIURGISCHE EINGRIFFE IN DAS SEELENLEBEN DES DR. IGOR IGOROWITSCH (1967) 21.00 Luis Buñuel LE CHARME DISCRET DE LA BOURGEOISIE – DER DISKRETE CHARME DER BOURGEOISIE (1972) So, 15.6. 18.30 Helmut K äutner DIE FEUERZANGENBOWLE (1970) 21.00 Luis Buñuel LE FANTÔME DE LA LIBERTÉ – DAS GESPENST DER FREI- HEIT (1974) Mo, 16.6. Keine Vorstellung Di, 17.6. 18.30 Luis Buñuel LE FANTÔME DE LA LIBERTÉ – DAS GESPENST DER FREI- HEIT (1974) 21.00 Kino-Lektionen DER SCHAUPLATZ DES KRIEGES – JOHN FORD (1976) Mi, 18.6. 18.30 Luis Buñuel UN CHIEN ANDALOU – EIN ANDALUSISCHER HUND (1928) / CET OBSCUR OBJET DU DÉSIR – DIESES OBSKURE OBJEKT DER BEGIERDE (1977) 21.00 Psychoanalyse LE CHARME DISCRET DE LA BOURGEOISIE – DER DISKRETE Luis Buñuel CHARME DER BOURGEOISIE (1972) Kalenderübersicht Einführung: Andreas Hamburger 90 Do, 19.6. 19.00 Open Scene ZUSCHAUERKINO Fr, 20.6. 18.30 Helmut Käutner MULLIGANS RÜCKKEHR (1978) 21.00 Luis Buñ uel UN CHIEN ANDALOU – EIN ANDALUSISCHER HUND (1928) / CET OBSCUR OBJET DU DÉSIR – DIESES OBSKURE OBJEKT DER BEGIERDE (1977) Sa, 21.6. bis Sa, 28.6.2008 Filmfest München So, 29.6. 17.30 Kino-Lektionen FILMEMIGRATION AUS NAZI-DEUTSCHLAND Teil 1–2 (1975) 20.00 Kino-Lektionen FILMEMIGRATION AUS NAZI-DEUTSCHLAND Teil 3–5 (1975)

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Mo, 30.6. Keine Vorstellung Di, 1.7. 20.00 München im Film MÜNCHEN IN TRÜMMERN (1945) / ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN (1947) Mi, 2.7. 20.00 München im Film JOURNEY TO JUSTICE (2006) Do, 3.7. 20.00 München im Film ANGST (1954) Fr, 4.7. 18.30 München im Film MÜNCHEN IN TRÜMMERN (1945) / ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN (1947) 21.00 München im Film INTERLUDE – DER LETZTE AKKORD (1957) Sa, 5.7. 18.30 München im Film FRONLEICHNAM IN MÜNCHEN, 3. JUNI 1945 (1945) / RAMA DAMA (1990) 21.00 München im Film WIR WUNDERKINDER (1957) So, 6.7. 18.30 München im Film JOURNEY TO JUSTICE (2006) 21.00 München im Film L’ŒIL DU MALIN – DAS AUGE DES BÖSEN (1961) Mo, 7.7. Keine Vorstellung Di, 8.7. 20.00 München im Film LOLA MONTEZ (1954) Mi, 9.7. 20.00 München im Film ABSCHIED (1968) Do, 10.7. 20.00 München im Film WÄLSUNGENBLUT (1964) Fr, 11.7. 18.30 München im Film MÖNCHE, MÄDCHEN UND PANDUREN (1952) 21.00 München im Film KÖNIGSWALZER (1955) Sa, 12.7. 18.30 München im Film WÄLSUNGENBLUT (1964) 21.00 München im Film DIE SCHAUKEL (1983) So, 13.7. 18.30 München im Film ABSCHIED (1968) 21.00 München im Film LUDWIG DER ZWEITE, KÖNIG VON BAYERN (1929) Am Flügel: Joachim Bärenz Mo, 14.7. 19.00 MFZ Mitgliederversammlung im Filmmuseumsbüro Di, 15.7. 20.00 München im Film NERVEN (1919) Am Flügel: Joachim Bärenz Kalenderübersicht Mi, 16.7. 20.00 München im Film ERFOLG (1991) 91 Do, 17.7. 20.00 München im Film Räterepublik – Münchens Weg ins Dritte Reich (1918–1939) Einführung: Gisela Pichler Fr, 18.7. 18.30 München im Film MIT DEM FREMDENWAGEN DURCH MÜNCHEN (1929) / FASCHING (1939) 21.00 München im Film ROTMORD (1968) Sa, 19.7. 18.30 München im Film München – Hauptstadt der Bewegung (1934-1947) Einführung: Gisela Pichler 21.00 München im Film DIE WEISSE ROSE (1982) Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/23324150 münchen

So, 20.7. 18.30 München im Film PETERLE (1943) 21.00 München im Film GEORG ELSER – EINER AUS DEUTSCHLAND (1989) Mo, 21.7. Keine Vorstellung Di, 22.7. 20.00 München im Film SONNABEND, 17 UHR (1966) / ZUR SACHE SCHÄTZCHEN (1967) Mi, 23.7. 20.00 München im Film MADELEINE, MADELEINE (1963) / HERBST DER GAMMLER (1967) Do, 24.7. 20.00 München im Film DETEKTIVE (1968) Fr, 25.7. 18.30 München im Film ATLANTIS – EIN SOMMERMÄRCHEN (1970) 21.00 München im Film ANGST ESSEN SEELE AUF (1974) Sa, 26.7. 18.30 München im Film HALBE-HALBE (1977) 21.00 München im Film KLEINE HAIE (1992) So, 27.7 18.30 München im Film EIN KOMISCHER HEILIGER (1979) 21.00 München im Film NACH FÜNF IM URWALD (1995) Mo, 28.7. Keine Vorstellung Di, 29.7. 20.00 München im Film WILDER REITER GMBH (1967) Mi, 30.7. 20.00 München im Film DIE NACHT DER REGISSEURE (1995) Do, 31.7. 20.00 München im Film DER HAUPTDARSTELLER (1977) Fr, 1.8. 18.30 München im Film DER REKORD (1984) 21.00 München im Film DIE WEISS-BLAUE LEICHTIGKEIT DES SEINS (2003) / FRÜH- STÜCK IN ROM (1965) / HENKER TOM (1966) / DAS KLEINE CHAOS (1967) / SILVER CITY (1969) Sa, 2.8. 18.30 München im Film MAYA (1957) 21.00 München im Film DIE VERTREIBUNG AUS DEM PARADIES (1983) So, 3.8. 18.30 München im Film DER NEGER ERWIN (1981) 21.00 München im Film ROSSINI oder DIE MÖRDERISCHE FRAGE, WER MIT WEM Kalenderübersicht SCHLIEF (1996) 92

DETEKTIVE

Das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum macht Sommerpause vom 4.8.2008 bis 3.9.2008. Für Unterstützung und Kooperation bei der Realisierung unseres Programms danken wir:

Matthew Barney · Sammlung Goetz, München (Stephan National Film and Television Archive, London (Julie Pearce, Urbaschek) · Barbara Gladstone Gallery, New York (Rosalie Simon Duffy) · Churubusco S.A., Mexiko-Stadt (Rogelio Benitez, Anna Fisher) Agrasanchez) · Cinémathèque Française, Paris (Gaëlle Vidalie, Emilie Cauquy, Valérie Scognamillo) · Cinémathèque Suisse, James Benning · Freunde der deutschen Kinemathek, Berlin Lausanne (Hervé Dumont, Regina Bölsterli) · Cineteca Nacional, (Karl Winter) · Österreichisches Filmmuseum, Wien (Alexander Mexiko-Stadt (Susana López Aranda, Raúl Miranda) · Deutsche Horwath, Regina Schlagnitweit, Michael Loebenstein, Georg Kinemathek, Berlin (Connie Betz, Gabriele Jatho) · Ehrlich Wasner) · WDR / 3sat, Köln (Reinhard Wulf) · James Benning, Productions, Palo Alto (Dey Rose Ehrlich) · Filmoteca de Val Verde · Michael Girke, Herford · Volker Pantenburg, Berlin · Catalunya, Barcelona (Mariona Bruzzo Llaberia) · Filmoteca de Barbara Pichler, Wien · Claudia Slanar, Wien · Barbara Wurm, la UNAM, Mexiko-Stadt (Francisco Gaytán Fernández, José Wien Manuel García, Antonia Rojas, Iván Trujillo Bolio) · Filmoteca Murnau & Borzage at Fox · Cinémathèque Suisse, Lau- Española, Madrid (Catherine Gautier) · Films Sans Frontières, sanne (Hervé Dumont, Regina Bölsterli) · film & kunst GmbH, Paris (Christophe Calmels) · Kunst- und Ausstellungshalle der München (Gunther Bittmann, Ana Radica, Ralph Schermbach) · Bundesrepublik Deutschland, Bonn (Stephan Andreae, Ulrich Twentieth Century Fox, Los Angeles (Schawn Belston) · Janet Best) · Les Films du Jeudi, Paris (Laurence Braunberger) · Bergstrom, Los Angeles Mediapro S.L., Barcelona (Javier Méndez) · Milestone Films, New York (Dennis Doros) · Österreichisches Filmmuseum, Wien Helmut Käutner · Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wies- (Alexander Horwath, Regina Schlagnitweit, Richard Harten- baden (Gudrun Weiss) · Deutsche Kinemathek, Berlin (Anke berger) · Optimum Releasing, London (Adam Hotchkiss) · Pathé Hahn) · Deutsches Filminstitut, Wiesbaden (Brigitte Capitain) · Distribution, Paris (Catherine Montouchet) · Películas y Videos Filmarchiv Austria (Raimund Fritz, Nikolaus Wostry) · Neue Mira Internacionales, Mexiko-Stadt (Juan J. Ortega) · Sindicato de Filmproduktion, Bremen (Elke Peters) · Taurus Media Service, Trabajadores de la Producción Cinematográfica de la R.M., Unterföhring (Paul Reichl) · Transit-Film, München (Loy Arnold) Mexiko-Stadt (Marcela Fernández Violante) · Tamasa Distri- bution, Paris (Laurence Berbon) · Televisa, Mexiko-Stadt (Jaime Kino-Lektionen · Bonner Kinemathek (Bernhard Gugsch) · Aguilar-Álvarez González) · Video Mercury Films, Madrid Deutsche Kinemathek, Berlin (Anke Hahn) · Institut National de l'Audiovisuel, Bry-sur-Marne (Sylvie Dargnies) · Imval Architekturfilmtage · arte, Mainz (Nina Goslar) · arte, Stras- Producciones, Madrid (Gaizka Urresti) · Mil Colores Media, bourg (Susanne Biermann, Esther Linder) · Bayerische Archi- Stockdorf (Gudula Meinzolt) · strandfilm, Frankfurt (Dieter tektenkammer, München (Präsident Lutz Heese, Sabine Reifarth) · WDR / 3sat, Köln (Reinhard Wulf) · ZDF / 3sat, Mainz Picklapp) · Edition Salzgeber, Berlin (Jürgen Pohl) · Galerie (Inge Classen) · Wolf-Eckart Bühler, München · Harun Farocki, Rüdiger Schöttle, München · Kolumba Kunstmuseum, Köln Berlin · Peter Goedel, München · Srdan Kneˇzevic´, Belgrad · (Dagmar Wolff) · raros media, Berlin (Matthias Hentschler, Armin Loacker, Wien · Helmut Merker, Berlin · Peter Nestler, Florian Borchmeyer) · WDR / 3sat, Köln (Reinhard Wulf) · Marc Stockholm · Petrus van der Let, Wien Grellert, Darmstadt · Stephanie Hausmann, München · Mikosch Horn, Nürnberg · Iris Lauterbach, München · Ludwig Metzger, Francesco Alliata · Cineteca di Bologna (Gian Luca Farinelli, Köln · Norbert Schmitz, Kiel Andrea Meneghelli) · Istituto Italiano di Cultura (Ornella Orlandoni, Andrea Piazza) · Francesco Alliata, Catania · Vittoria Mai 1968 · Cinémathèque Suisse, Lausanne (Hervé Dumont, Alliata, München Regina Bölsterli) · Kino 46, Bremen (Karl-Heinz Schmid) · Para- mount Pictures, Los Angeles (Barry Allen) Maurice Béjart · Cinémathèque de la Danse, Paris (Virginie Aubry, Nicolas Villodre) · Morefilms, München (Angelika Mohr) · München im Film · Bayerischer Rundfunk, München Brygida Ochaim, München (Gabriele Wenger, Doreen Rünger) · Bureau du Cinéma, Berlin (Karine Azoubib) · Filmmuseum Düsseldorf (Matthias Knop, Literatur aus Kanada · Cinémathèque Québécoise, Montréal Andreas Thein) · Franz Seitz Filmproduktion, München (Peter · Cinémathèque Suisse, Lausanne (Regina Bölsterli) · Deutsche Seitz) · Globus-Film, Neufahrn (Reinhard Nahr) · Kinowelt, Kinemathek, Berlin (Anke Hahn) · Thomas Kraft, München Leipzig (Stelios Ziannis) · Kulturreferat der Landeshauptstadt Rhonda Fleming · Bonner Kinemathek (Bernhard Gugsch) · München (Kerstin Möller) · Münchner Filmzentrum e.V. (Brigitte Cinémathèque de la Ville de Luxembourg (Claude Bertemes) · Bruns, Christoph Michel) · Münchner Stadtarchiv (Elisabeth Torkell Saetervadet, Oslo Angermair) · Uwe Brandner, München · Gunter Fette, München · Christian Ketels, München · Elke Möller, Erlangen · Steve Luis Buñuel · arte, Mainz (Nina Goslar) · Bonner Kinemathek Palackdharry, Royal Oak · Gisela Pichler, München · Eckhart (Sigrid Limprecht, Bernhard Gugsch) · British Film Institute – Schmidt, München

Fotos arte, Strasbourg (Silke Wölk) · Cinémathèque Suisse, Lausanne (André Chevailler) · Deutsches Filminstitut, Frankfurt/Main (Olivia Just) · Filmmuseum München (Gerhard Ullmann) · Majestic Film, Berlin · Österreichisches Filmmuseum Wien (Georg Wasner) · Sammlung Goetz, München (Nora Wagner) Das Kino der Stadt

Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München Tel 089/233 24150 · Fax 089/233 23931 · http://www.filmmuseum-muenchen.de