Dorothy Stimson, Scientists and Amateurs. A History of the Royal Society, New York 1948, dann London 1961

Motto der RS: "Nullius in verba" 1. Um 1600 große Unzufriedenheit mit der Ausbildung an den beiden englischen Universitäten. Der Vorwurf geht dahin, daß lediglich überaltetes Wissen tradiert würde, nichts, was in der Gegenwart brauchbar sei; der Aufenthalt an den Universitäten sei reine Zeitverschwendung. Der als ungenügend empfundene Status konstrastiert - und wird wohl auch deshalb so unzulänglch empfunden - mit den neuen Entdeckungen: von Amerika ist weder bei Aristoteles noch bei Ptolemaios etwas zu lesen, Galilei erweist die aristotelischen Vorstellungen vom Kosmos als irrig etc. So entwickelt sich großes Interesse an der "new philosophy", der scienzia nuova. Und eine Reihe von hellen Köpfen hat auf Abhilfe gesonnen, es bildete sich eine Gruppe von Wissenschaftsamateuren und - fanatikern heraus, die nur zum Teil selbst tatsächlich Wissenschaftler waren, und die sich als "virtuosi" 2 bezeichneten und auch von anderen und in der Literatur so bezeichnet worden sind 3; die Liebhaberei in Richtung Wissenschaft, über ihre Förerung nachzudenken, ein bißchen zu sammeln und zu diskutieren, war zudem etwas, was einem Gentleman ziemte, stellte standesgemäße Beschäftigung dar 4. Diese Leute haben in London, in England ein eigenes Klima geschaffen, eine Vrdichtung wissenschaftlichen Interesses und der Einsatzbereitschaft für wissenschaftliche Forschung bewirkt, deren Bedeutung kaum zu unterschätzen ist. Herausragende Persönlichkeiten, weil auch mehr oder weniger beachtete Autoren, waren (in chronologischer Abfolge): Sir Humphrey Gilbert , ein Halbbruder von Sir Walter Raleigh, entwickelte bereits in der frühen Regierungszeit von Elisabeth I. (1558-1603) den Plan einer Akademie zur Ausbildung der Jugend in London, an der in englischer Sprache vorgetragen werden sollte, die jungen Leute sollten für Krieg und frieden ausgebildet werden, und zwar nicht nur durch Vorlesungen, sondern auch in praktischen Übungen; sie sollten selbst unmittelbar aus der Natur lernen und jährlich einen in klarem Englisch abgefaßten Bericht über ihre Experimente und deren Resultate der Krone vorlegen. Humphrey hat dies sehr eindrucksvoll am Beispiel der Medizin dargelegt, wobei er nicht verfehlte darauf hinzuweisen, daß es kaum, wenn überhaupt brauchbare Chirurgen gebe und daß die im Barbierladen lernten und nicht bei einem erfahrenen Mediziner. Bedeutender, weil letztlich einflußreicher waren die Vorstellungen, die de verulam zu beginn des 17. Jhs entwickelte. Bacon propagierte mit allen Einsatz die Entwicklung der Erkenntnis um ihrer selbst willen und forderte dafür eine neue Art und Weise des Vorgehens und der Organisation - Bacon hat sich kaum inhaltlich mit den Wissenschaften seiner zeit beschäftigt, sondern trat gegen die überkommene deduktive Methode und das mehr oder weniger unkritische Tradieren alter antiker Weisheiten auf, wodurch nichts Neues gefunden würde, sondern immer nur ohnedies schon bekanntes (Hauptziel mußte natürlich der mittlerweile vielfach, besonders wirksam aber durch Pierre Ramée angegriffene Aristoteles sein, den Bacon gleichwohl hoch schätzte, aber eben richtigerweise als veraltet bezeichnete); Bacons Neue Logik - novum organon - forderte Arbeit direkt an der Natur durch Beobachtung und Experiment - "durch Wahrnehmungen und aus den Sinnen" - und auf dieser Grundlage erst mit Hilfe von Theorien, denen - wenn sie sorgfältig durchdacht seien - prognostischer Charakter zuzuerkennen sei und die zu neuen Entdeckungen führen würden; auf diese Weise nur würde wahres Wissen erlangt und die Kenntnis des Menschen erweitert. Bacon hat insbesondere mit seinen englischen Schriften enorme Wirkung entfaltet und er ist nicht nur "erschlossenermaßen" einer der indirekten Initiatoren der Royal Society, sondern ist von deren nachmaligen Mitgliedern früh schon tatsächlich eingehend reziepiert worden, Thomas Sprats History of the Royal Society von 1667 nimmt darauf eingehend Bezug und zeigt auf dem Frontispiz drei Personen: König Charles II., den ersten Präsidenten der RS und Bacon als "artium instaurator".

1 . Nach Horaz Epistel 1,1 14 - Nicht unter dem Zwang, der Authorität irgendeines Meisters treu bleiben zu müssen. 2 . Das Wort virtuoso bzeichnet heute noch im Englischen auch den Kunstkenner. 3 . Vgl. den Hymnus auf Grasham College. 4 . Bereits Sprats hat 1667 darauf hingewiesen!

Im wesentlichen waren es drei Schriften Bacons: - Novum Organon mit der Erläuterung der Bedeutuung und der Methode des induktiven Schließens, des Voranschreitens vom feststellbaren Faktum und Detail zum Allgemeinen, - Advancement of Learning, gewissermaßen ein Überblick, was alles wie zu erforschen sei und in welcher Abfolge, - Nova Atlantis, seine unvollendete Wissenschaftsutopie mit dem berühtem Haus Salomonis, das natürlich unrealisierbar war: 36 fellows mit ihren Assietnten leben ausschließlich der Forschung, sammeln Material, sammeln Forschungsergebnisse, experimentieren, werten aus, fassen zusammen - all das wohl organisiert und mit aller nur erdenklichen materiellen Ausstattung. Zwischen 1626/27 und 1670 hat dieses Werk zehn Ausgaben erfahren.

Eher unter dem Aspekt der Ausbildung und der Erziehung hat Jan Amos Comenius ähnliche utopische Vorstellungen verfolgt und 1641/42 mit seiner eben verfaßten Schrift "Via Lucis" in England propagiert, wohin ihn Interessenten eingeladen hatten, als sie von seiner "pansophischen Universität" gehört hatten. Als aber der Bürgerkrieg in England ausbrach, interessierte sich niemand mehr dafür und Comenius verließ England zutiefst entäuscht. Mit Comenius befreundet war , einer jener Deutschen, die in der ersten Hälfte des 17. Jhs nach England gegangen waren (wie auch Haak und Oldenbourg); Haak war gewissermaßen eine Informationszentrale in England und mit jedermann bekannt und mit allen Fragen und Problemen vertraut - ein klassisches clearing-house. 1641, also praltisch zeigtleich mit seinem freund Comenius, veröffentlichte er seine "Description of the Famous Kingdom of Macaria", wo es zum Zecke der Förderung des Wohlstandes, der gesundheit der menschen, des Friedens und des Glücks ein allgemeines Zentrum zur Förderung aller Interessen der Menschheit geben sollte und insbesondere, zur Erweiterung des Wissens, ein College, das er "Antlantis" nannte und das er tatsächlich zu realisieren gedachte, und zwar zusammen mit ; ganze besonders hatte es Hartlib die Geschichte des Handels angetan (die auch bei Bacon eine große Rolle spielt und natürlich aus der besonderen bedeutung des Handels in England resultierte). Hartlib ist im jahr der Gründung der Royal Society gestorben. William Pretty war der Sohn eines armen Webers und Färbers, war zur See gefahren und hatte dann Förderung erfahren, die ihm die Entzwicklung seiner mechanischen und sprachlichen Fähigkeiten, ja Aufenthalte auf dem Kontinent ermöglichte, er studierte griechisch und Latein, erlenrte das Französische, studierte u.a. Medizin und wurde 1651 Professor der Anatomie in Oxford. 1648 verfaßte er ein Buch über Erziehung, dessen Inhalt sich um Bacons Forderung auch nach praktischer Anwendung von Forschung rankte; in diesem Werk stellte den Plan eines Ausbildungszentrums vor, in dem jeder für den bereich, der ihn interessierte erfahren sollte, was bislang getan worden sei, was gerade im gange sei und was geplant würde, also gewissermaßen ein allgemeiner Umschlagplatz für wissenschaftlich-roganisatorische Fragen. Auch bei ihmist das Spektrum denkbar weit, aber primär praxisorierntiert: Linsenschleifen, wissenschaftlicher Instrumentenbau, Musikinstrumentenbau etc. Pretty nahm mit anderen virtuosi verbindung auf und wurde eines der Gründungsmitglieder der der RS und hat sich in dieser maßgeblich für die Behandlung auch praktischer Probleme eingesetzt. John Evelyn war ebenfalls selbst kein Wissenschaftler, sondern ein höchst ideenreicher Amateur, der in Oxford studiert, Frankreich und Italien besucht bzw. als überzeugter Royalist in der Cromwellzeit in Frankreich gelebt hatte; nach der Restauration hat er eine Reihe relativ hoher Ämter bekleidet, aber auch nicht weniger als 25 Bücher verfaßt bzw. übersetzt, deren Themen seinen politischen, sozialen und Gartenbau-Interessen entsprachen. Evelyn war zutiefst und dauerhaft an der new philosophy interessiert; er war eng mit Robert Boyle befreundet. Unmittelbar vor der Restauration und als eben die RS langsam herankam, entwickelte Evelyn - da sich Bacons Haus Salomonis wohl nicht verwirklichen lasse - einen eigenen Plan für eine Wissenschaftsozietät: er wollte (gemeinsam mit Boyle) ein landgut kaufen, nicht weiter als 25 Meilen von London, dort einen zentralen Pavillon für die Bibliothek, Speisesaal, Küche, Kapelle, Garten zur Erholung etc. errichten, wo auch sechs Appartments, Zellen (Schlafraum, Arbeitsraum, Toillette und Privatgarten) für die Mitglieder eingerichtet werden sollten, weiters ein Laboratorium, Naturalienkabinett (Museum), Vogelhaus, Taubenschlag, Kräutergarten, Gemüsegarten, Obstgarten, Glashaus und Stall. Dorthin wollten Evelyn und seine Frau und sollte Boyle ziehen, die restlichen drei Zellen sollten die beiden Gründer - Evelyn und Boyle - vergeben. Damit die Ruhe nicht

gestört würde, sollten Fremde nur zu bestimmten limitierten zeiten Zutritt erhalten und die Mitglieder sollten lediglich für die gesamtdauer eines Monats pro jahr nach London gehen dürfen. Zweck: " the promotion of natural knowledge ". - Was Boyle dazu gesagt hat, ist nicht überliefert. Die Restauration hat dann die Lage ohnedies grundlegend verändert. Abraham Crowley (1618-1667), ein Royalist, der die Königin nach Frankreich ins Exil begleitete, wurde ebenfalls eines der Gründungsmitglieder der RS. Auch er entwickelte einen eigenen Plan, von dem Sprat in der History der RS festhielt, daß dieser Plan die Entwicklung der RS mächtig vorangetrieben, alles sehr beschleunigt habe. 1661 hat Cowley seine "Proposition for the Advancement of Experimental Philosophy" vorgelegt, mit der er dem eingehend dargelegten Ungenügen der universitären Ausbildung ein Ende setzen wollte 5; keine klösterliche Unternehmung wie jene Evelyns, sonder ein College mit 20 Wissenschaftlern/Professoren mit 16 jungen Gelehrten als Assistenten, ausgerüstet mit allem (Quartier, Dienern, Geld, Ausrüstung, Bibliothek etc.), die vier Ziele verfolgen sollten: 1) Wägen, Untersuchen, Prüfen aller von den Vorgängern beschriebenen Naturerscheinungen zur Aufdeckung aller bisherigen Irrtümer in diesem zusammenhang. 2) Die verlorenen Entdeckungen und Erfindungen der Antike wieder zu erarbeiten. 3) Den gegenwärtigen Stand der Wissenschaft zu verbessern. 4) Neue, bislang unbekannte Entdeckungen zu machen.

Nebenbei sollten sie für 200 Studenten, die mit ihnen im College wohnen, kostenlos den bestmöglichen Unterricht erteilen. Cowley hat sogar den Studienplan ausgearbeitet und sich sher eng an Bacons Vorgangsweise im Haus Salomonis angelehnt (dessen realisierung ihm zu recht unmöglich erschien). Keines dieser Projekte ist realisiert worden - aber: sie alle haben gleichsam als Ferment gewirkt und den Boden für die Gründung der RS aufbereitet, eine nicht geringe Zahl von Leuten hing letztlich demselben Ideal an (zumeist an Bacon orientiert). Und: die Kritik an den Universität nahm an Intensität laufend zu. Wesentlich erscheint, daß die eben dargestellten Pläne dem bei Bacon im Vordergrund stehenden Ideal der Erweiterung der reinen Erkenntnis um ihrer selbst willen die Vorstellung von der praktischen Anwedung, der Entwicklung auch der artes mechanicae, also des Handwerks und der Technik (wie sie durch die Erweiterung der reinen Erkenntis sehr wohl auch gewonnen werden können) im Sinne der Erweiterung des Gemeinwohls hinzugefügt haben. Beiden Entwurfstypen gemeinsam ist die Vorstellung von der Teamarbeit: Fortschritt in der Erkenntnisarbeit ist nur mehr durch organisierte und systematische gemeinschaftliche Arbeit möglich. Andere der virtuosi haben nicht abstrakte Pläne geschmiedet, sondern geringere, dafür aber konkretere Ziele verfolgt: z.B. Sammlungen in verschiedensten Gebieten angelegt, von denen sich nicht weniger später als höchst nützlich erweisen sollten, oder Stiftungen mit sehr konkreten Zielsetzungen getätigt. Die wohl berühmteste und wirkungsvollste derartige Stiftung war das Gresham College in London. Der Londoner Kaufmann und Finanzberater der Königin Elisabeth, Thomas Gresham hat verfügt, daß nach seinem Tode sein Haus in London und all sein Besitz an die City of London und die Londoner Kaufmannsgilde übergehen und zur Einrichtung eines College verwendet werden sollten, das allen Bürgern Londons zur Weiterbildung offenstehen sollte. 1598 ist diese Institution eröffnet worden - es gab damals keine irgendwie ähnliche Institution, es gab auch keine Gemäldegalerie, kein Museum, die öffentlich zugänglich gewesen wären, nicht, was der Weiterbildung Erwachsener hätte dienen können. nun gab es sieben Professuren (Recht, Physik, Rhetorik, Theologie, Musik, Geometrie und Astronomie), deren Inhaber im College wohnten und abwechseln lateinisch und englisch in einem bestimmten Zyklus öffentlich, für jedermann zugänglich, vortrugen. Die professuren wurden unter Beratung durch die beiden

5 . In der Einleitung schreibt er u.a.: The universities had an ample provision (Vorkehrung) of books and tutors for reading and interpretation but none for observation and application, partly because of their cost, and partly " for that idle [eitel] and pernicious opinion which had long possessed the world, that all things to be searched in nature had been already found and discovered by the ancients, and that it were a folly to travel about for that which others had before brought home to us. And the great impoorter of all truth they took to be Aristotle, as [...] he could neither deceive nor be deceived, or as if there had been not only no lies in him, but all verities [...] No man can hope to make himself as rich by stealing out of others' trunks as he might by opening and digging in new mines. "

Universitäten besetzt, z.T. mit sehr angesehenen Wissenschaftlern (u.a. Henry Briggs, Logarithmen). Die Professoren wieder hielten engen Kontakt mit Kapitänen, Schiffsbauern, Verwaltungsbeamten der Navy, mit erfahrenen Handwerkern und bewahrten so eine gewisse Nähe zu Fragen der Anwendung. - Nach der Begründung der RS war diese lange im Gebäude des Gresham College untergebracht. Einen sehr wichtigen Beitrag zur Entwicklung hin zur RS lieferte ein anderer der virtuosi, nämlich Dr. , Bischof der anglikanischen Kirche, indem er als Theologe darlegte, daß es durchaus gottgefällig sei, naturwissenschaftliche Forschung zu betreiben, denn die Natur sei Gottes Schöpfung und je tiefer ihre Knntnis, desto größer der Respekt und die Verehrung für ihren Schöpfer. Gottes Macht sei aus der Natur gleichermaßen zu erkennen wie aus der Bibel. Wilkins zählte zu den Mitbegründern der RS. 1645 fand sich nun in London etwa ein Dutzend virtuosi zusammen, zumeist jüngere leute (zwischen 18 und 48 Jahren), die einen "luncheon club" bildeten, übereinkamen, sich einmal wöchentlich zum Diskutieren und Experimentieren treffen zu wollen und für jedes Treffen einen Shilling für die Unkosten der Experimente zu bezahlen; darüber hinaus wollten sie sich der alltäglichen Neuigkeiten und Querelen enthalten, um sich auf die new philosophy zu konzentrieren. Robert Boyle zählte zu ihnen und er hat diese vereinigung als "invisible college" bezeichnet - einen Treffpunkt für ernshafte wissenschaftliche Studien ohne Gebäude und ohne Professoren. Nahezu alle Mitglieder des invisible college sind Gründungsmitglieder der RS geworden! Der nachmals berühmte Mathematiker John Wallis (1616-1703) hat 1768 rückblickend diese Entwicklung näher geschildert: man traf sich in des Mitglieds Goddard Wohnung oder in einem in der Nähe liegenden Lokal an einem bestimmten Tag zu bestimmter Stunde und unter finanzieller Strafandrohung bei Nichterscheinen, zahlte wöchentlich seinen Beitrag für den Experimentalaufwand und es bildeten sich nach und nach weitere regeln heraus; jegliche Diskussion theologischer oder politischer Natur sowie der täglichen Neuigkeiten war verboten, zugelassen waren: Physik, Anatomie, Geometrie, Astronomie, Navigation, Statik, Mechanik und naturwissenschaftliche Experimente. So diskutierte man über die Blutzirkulation (Harvey 1628, Malpighi 1633), über die Venenklappen, die "Copernican Hypothesis", die Natur der Kometen und neuer Sterne, die Jupitermonde, die ovale Gestalt des Saturn (die Ringe vermochte man noch nicht zu erkennen), die veränderungen in der Größe und Stellung des Mondes, die Phasen von venus und Merkur, die verbesserung des fernrohrs, das Schleifen von Linsen, das gewicht der Luft, die Frage der Möglichkeit des Vakuums, Torricellis Experimente, die Beschleunigung im freien Fall etc. - Die Zahl der MItglieder des invisible college wuchs. Als Initiator dieser Treffen nannte Wallis in seinen Lebenserinnerungen 1697 den Deutschen Theodor Haak, der zeitweise als Diplomat des Pfalzgrfane bei Rhein in London lebte und dann dort geblieben war. Im Zuge der Cromwellschen Revolution wurde ein teil der Mitglieder des invisible college auf neue Posten berufen, etliche gingen nach Oxford und gründeten dort eine analoge Institution. Das invisible college in London aber ging ein, auch wenn sich einige Mitglieder gelegentlich noch trafen, was zur damaligen Zeit in london als der Hochburg Cromwells nicht ganz ungefährlich war; 1658 mußten die Treffen, die nun in gresham College stattfanden, endgültig eingestellt werden, da das College zur Kaserne umgewandelt wurde.. - 1651 konstituierte sich die Gruppe in Oxford, die sich eifrig traf, formell als Oxford Philosophical Society und begann mit eingehender Protokoll- und Aktenführung (das Material ist in Oxford noch vorhanden). Diese Gesellschaft hat auch nach der Konstituierung der RS in London noch bis 1690 fortbestanden. Zentrum in Oxford war das Wadham College unter seinem Warden Dr. John Wilkins 6, der Boyle zur Übersiedlung nach Oxford anregte, und auch William Petty lebte in Oxford. Ein erheblicher teil der Truppe lebte überhaupt in Wadham College. Als etliche der virtuosi bzw. Mitglieder der Oxford Philosophical Society 1660 nach der Restauration ihre Posten wieder verlassen mußten, kehrten sie nach London zurück, so auch Wilkins. Im November 1660 beschlossen die nun in London wieder vereinigten virtuosi unter dem Vorsitz von Wilkins, sich unter der Patronage des Königs offiziell zu organisieren. bereits am 5. Dezember 1660 war des Königs Einverständnis bekannt und die 115 Mitglieder unterzeichneten die Gründungserklärung: " We whose names are underwritten, do consent to agree that we will meet together weekly (if not hindered by necessary occassions) to consult and debate concerning the promoting of experimental

6 . Dieser heiratete 1653 Robina Cromwell, die jüngste Schwester Oliver Cromwells, was ihn 1660 natürlich seinen Posten kostete; da er aber über einflußreiche Freunde am Hof verfügte, geschah ihm weiters nichts.

learning; and that each of us will allowe, one shilling weekly towards the defraying of occasional charges. Provided that if anyone, or more of us, shall think fit at any time to withdraw, he or they shall, after notice thereof given to the Company at a meeting, be freed from this obligation for the future. " Doch: schon in der nächsten Sitzung wurde die Mitgliederzahl auf 55 beschränkt und es wurden Wahlen angekündigt, mit einem Quroum von 21 Anwesenden. Die Treffen wurden in Gresham College abgehalten. Am 12. Dezember 1660 wurden ein Präsident (für jeweils ein Monat), ein Schatzmeister und ein Registrar (für jeweils ein Jahr) gewählt, zwei Angestellte (ein Sekretär und ein Techniker) sollten angeheuert werden. Drei Bücher wurden eröffnet: eines für die Statuten und die Namen der Mitglieder, eines für die Berichte über die Experimente und eines für die laufenden Geschäfte; über alles war exaktest Protokoll zu führen. Die Mitgliedschaft in der RS galt (ungeachtet des zeitpunkts der Wahl) erst mit dem Augenblick der Unterschrift des Mitgliedes im sogenannten Charter-Book. Noch hatte die neue Gesellschaft keinen Namen: hatte Boyle das " invisible college " kreiert, so war John Evely der Urherber der Bezeichnung "Royal Society ...", wofür ihm im Dezember 1661 offiziell der Dank der RS ausgesprochen wurde. Das Motto "Nullius in verba" (nach Horaz) wurde auf Anregung von Evelyn angenommen. König Charles II. hat regen Anteil an der RS genommen: im September 1661 suchte die Gesellschaft um die königliche Anerkennung an, und sie erhielt sie sehr rasch; die offizielle charter erhielt am 15. Juli 1662 das Große Siegel, und dieser tag gilt daher als der offizielle Gründungstag der RS. - 1663 hat der König der RS ein Szepter geschenkt. Die Charta von 1662 erwies sich bald als ungenügend ud wurde 1663 durch eine neue ersetzt, inder sich der König auch als Gründer und Protektor der RS bezeichnete und ein Rat von 21 Mitgliedern unter dem Vorsitz des Präsidenten als Leitungsorgan eingesetzt wurde; wer innerhalb von zwei Monaten nach der Unterzeichnung dieser Charta von 1663 in die Gesellschaft aufgenommen wurde, galt als Gründungsmitglied - Original oder Charter Fellow. Erster Präsident war Lord Brouncker, ein bedeutender Mathematiker. und gründeten dort das, was dann Royal Society of London for promoting Natural Knowledge genannt wurde. In den Statuten wurde festgelegt, daß zum Ruhme Gottes und zum Fortschritte der menschlichen Rasse jene Studien vorangetrieben werden sollten, die durch die Autorität des Experiments die Kenntnis der Natur und der nützlichen Künste erweitern. Da die RS nicht vom König finanziert wurde, mangelte es ihr sehr rasch an Geld. Als Oldenbourg als einer der beiden Sekretäre mit Briefen aus dem In- und Ausland bombadiert wurde, die Anfragen an die RS erhielten, und ihm die Beantwortung ungeheure Arbeit verursachte - und ihn außerdem (allerdings erst später, 1667) wegen einer Korrespondenz nach Frankreich wegen Verdachtes auf Verrat für einige Wochen in den Tower brachte - erkannte er, daß es einfacher sein würde, laufend über die Arbeit der RS zu berichten und die Anfragen via Druck zu beantworten, als diese ungeheure Korrespondenz individuell weiterzuführen, außerdem hoffte er mit der Publikation etwas Geld für die RS zu machen. So erschienen ab März 1665 die Philosophical Transactions, damals und heute die älteste englischsprachige wissenschaftliche Zeitschrift - nur drei Monate nach de Journal des Savants (Jänner 1665). Oldenbourg hat eine ungeheure Arbeit geleistet, indem er bis zu seinem Tod 1677 136 Nummern der Phil.Trans. herausbrachte, selbst 34 Artikel schrieb oder übersetzte, alle Beiträge las, korrigierte etc.etc. Die Herausgabe der Phil. Trans. ist nur einmal für drei Jahre (1688-1690) unterbrochen worden.