Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein

Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Kreise und Schleswig-, kreisfreie Stadt Flensburg Herausgeber: Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein Mercatorstraße 3 24106 Kiel

Foto Titelbild: Hans-Joachim Augst „Ufer der

Titelbildgestaltung: NationalparkService gGmbH Juliane Bunge-Schmidt

Herstellung: Pirwitz Druck & Design, Kiel (Broschüre) Schmidt & Klaunig, Kiel (Karten)

September 2002

ISSN 0935-4697

Diese Broschüre wurde aus Recyclingpapier hergestellt.

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlich- keitsarbeit der schleswig- holsteinischen Landesregie- rung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Personen, die Wahl- werbung oder Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum Zwecke der Wahlwer- bung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwen- det werden, die als Partei- nahme der Landesregierung zugunsten einzelner Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrich- tung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

Die Landesregierung ist jetzt auch im internet: http://www.schleswig-holstein.de/landsh Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Inhalt

1 Einleitung ...... 5

1.1 Aufgaben und rechtliche Stellung des Landschaftsrahmenplanes...... 5 1.2 Agenda 21 und Kooperation mit Sønderjyllands Amt...... 6 1.3 Übergeordnete Planungsvorgaben...... 7 1.4 Landschaftsplanung der Gemeinden ...... 8 1.5 Ökologische Rahmenbedingungen ...... 8 1.6 Sozio-ökonomische Rahmenbedingungen...... 18

2 Grundlagenteil ...... 23

2.1 Schutzgüter ...... 23 2.1.1 Böden und Gesteine...... 23 2.1.2 Gewässer ...... 29 2.1.3 Klima und Luft ...... 34 2.1.4 Arten und Biotope...... 35 2.1.4.1 Pflanzenwelt ...... 35 2.1.4.2 Tierwelt ...... 42 2.1.4.3 Schutzgebiete und -objekte...... 49 2.1.5 Landschaft und Erholung ...... 63 2.1.5.1 Naturerlebnisräume...... 64 2.1.5.2 Kulturdenkmale ...... 64 2.1.5.3 Erholungswälder...... 66 2.1.5.4 Gewässer- und Erholungsschutzstreifen...... 66 2.2 Nationalpark ...... 66 2.3 Nutzungen ...... 69 2.3.1 Siedlung und Verkehr ...... 69 2.3.2 Landwirtschaft ...... 71 2.3.3 Forstwirtschaft und Jagd ...... 72 2.3.4 Fischerei...... 74 2.3.5 Rohstoffgewinnung...... 74 2.3.6 Tourismus, Erholung und Sport...... 75 2.3.7 Ver- und Entsorgung ...... 77 2.3.8 Küstenschutz...... 79 2.3.9 Landesverteidigung ...... 79

3 Ziele und Leitbilder...... 81

4 Entwicklungsteil ...... 84

4.1 Räumlich-funktionale Ziele und Erfordernisse...... 84 4.1.1 Gebiete mit besonderer Eignung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems ...... 84 4.1.2 Strukturreiche Kulturlandschaftsausschnitte...... 89 4.1.3 Historische Kulturlandschaften...... 89 4.1.4 Gebiete mit besonderer Erholungseignung...... 91 4.2 Einzelmaßnahmen...... 92 4.2.1 Programmgebiete des Naturschutzes ...... 92 4.2.2 Naturschutzgebiete...... 99 4.2.3 Landschaftsschutzgebiete...... 108 4.2.4 Naturdenkmale und Geschützte Landschaftsbestandteile ...... 108 Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

4.2.5 Feuchtgebiete internationaler Bedeutung nach der Ramsar-Konvention...... 108 4.2.6 Maßnahmen des Artenschutzes...... 112 4.2.7 Wasserschutz- und Quellenschutzgebiete...... 114 4.2.8 Gewässer ...... 114 4.2.9 Geotope...... 119

5 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen ...... 123 5.1 Siedlung, Verkehr und Energie...... 123 5.2 Landwirtschaft ...... 126 5.3 Forstwirtschaft ...... 128 5.4 Rohstoffgewinnung...... 130 5.5 Tourismus, Erholung und Sport...... 134 5.6 Nationalpark “Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer”...... 137 Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Naturräume...... 9

Abbildung 2: Gemeindegrenzen ...... 19

Abbildung 3: Geologie ...... 25

Abbildung 4: Böden ...... 27

Abbildung 5: Potenziell natürliche Vegetation ...... 37

Abbildung 6: Vogelzug...... 44

Abbildung 7: Bedeutende Vogelbrut- und Rastgebiete...... 47

Abbildung 8: Nationalpark “Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer”...... 68

Abbildung 9: Schutzgebiets- und Biotopverbundsystem mit strukturreichen Kulturlandschaftsausschnitten ...... 87

Abbildung 10: Projektgebiet “Obere Treenelandschaft”...... 97

Abbildung 11: Gebiete, die die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nach § 18 LNatschG als Landschaftsschutzgebiet erfüllen...... 109

Abbildung 12: Bearbeitungsgebiete der EU-Wasserrahmenrichtlinie ...... 117

Tabelle 1: Stand der Landschaftsplanung der Gemeinden ...... 8

Tabelle 2: Bodenfläche nach Art der tatsächlichen Nutzung...... 21

Tabelle 3: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen ...... 21

Tabelle 4: Datenlage zu Fließgewässersystemen...... 30

Tabelle 5: Ausgewählte Seen...... 32

Tabelle 6: Naturschutzgebiete...... 50 / 51

Tabelle 7: Biotopflächen...... 52

Tabelle 8: NATURA 2000 ...... 55 – 62

Tabelle 9: Naturerlebnisräume ...... 64 Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 10: Erholungswälder...... 66

Tabelle 11: Gewässer- und Erholungsschutzstreifen an Gewässern 2. Ordnung....67

Tabelle 12: Straßen im überörtlichen Verkehr...... 69

Tabelle 13: Waldanteil...... 72

Tabelle 14: Gliederung der Jagdbezirke...... 73

Tabelle 15: Anerkannte Erholungsorte, Luftkurorte, Seebäder, Seeheilbäder, Kneippkurorte und Heilbäder...... 77

Tabelle 16: Festgesetzte Wasserschutzgebiete...... 78

Tabelle 17: Landschaftliche Leitbilder der naturräumlichen Regionen...... 82 / 83

Tabelle 18: Gebiete, die die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG als Naturschutzgebiet erfüllen ...... 101 – 107

Tabelle 19: Gebiete, die die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nach § 18 LNatSchG als Landschaftsschutzgebiet erfüllen ...... 111

Tabelle 20: Geotope...... 120 / 121

Tabelle 21: Schutzwürdige Bodenformen...... 122

Anlage:

Karte 1

Karte 2

Erläuterungsband Vorwort

Natur und Landschaft sind das Kapital der Der Landschaftsrahmenplan ist somit ein Regionen, sind Grundlage wirtschaftlichen wichtiger Baustein für weitere zukunftsfähige Handelns und ein Stück Lebensqualität für Positionierung dieses Raumes innerhalb die Menschen in Stadt und Land. Natur und Schleswig-Holsteins und im internationalen Landschaft zu erhalten und ihren Zustand zu Verbund. Es liegt nun wesentlich an den verbessern ist eine Investition in die Zukunft. Kreisen, Städten und Gemeinden, dass der Planungsrahmen und die Planungsideen mit Leben erfüllt werden. Ich freue mich, Ihnen den Landschaftsrah- menplan für den Planungsraum V vorzulegen, der den ökologischen Rahmen für die nach- haltige Entwicklung im nördlichsten Teil Schleswig-Holsteins aufzeigt.

Aufbauend auf eine Darstellung der natürli- chen Gegebenheiten und der bestehenden Nutzungen zeigt der Plan Möglichkeiten für eine Sicherung der Naturgüter auf. Entschei- dend für die Umsetzung eines effektiven Ressourcenschutz wird es sein, dass er von den Menschen vor Ort, den kommunalen Stellen, den verschiedenen Nutzern mitgetra- gen wird. Insofern räumt der Plan der part- nerschaftlichen Umsetzung einen breiten Raum ein.

Ein Schwerpunkt liegt in der Erhaltung und Entwicklung der Landschaft für Erholung und Tourismus. Sauberes Wasser, saubere Luft und eine intakte Natur sind Voraussetzung dafür, dass die Standortvorteile eines nach- haltigen Tourismus ausgebaut werden kön- nen.

Klaus Müller

Minister für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein

Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

1. Einleitung

1.1 Aufgaben und rechtli- danach aufgestellten Raumordnungsplänen. Das Landschaftsprogramm enthält hierzu nä- che Stellung des Land- here Aussagen. Da die dortigen Ausführun- gen sinngemäß auch für den Landschafts- schaftsrahmenplanes rahmenplan V gelten, wird hierauf verwiesen. Im Landschaftsrahmenplan sind außerdem nach § 15 Abs. 3 LNatSchG die vorrangigen Das Ministerium für Umwelt, Natur und Flächen für den Naturschutz darzustellen. Forsten als oberste Naturschutzbehörde legt hiermit den Landschaftsrahmenplan für den Der Landschaftsrahmenplan berücksichtigt Planungsraum V vor. Dieser besteht aus den aus der Sicht der Fachplanung bekannte Kreisen Nordfriesland und Schleswig- konkurrierende Flächenansprüche, ohne in Flensburg sowie der kreisfreien Stadt jedem Einzelfall Entscheidungen zu treffen. Flensburg. Hierzu gehören insbesondere Siedlung, Ver- kehr, Rohstoffgewinnung, Land- und Forst- Artikel 7 der Landesverfassung und Arti- wirtschaft sowie Tourismus, Erholung und kel 20a des Grundgesetzes sehen den Sport. Nutzungen, die nur geringfügig oberir- Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen als dische Flächenansprüche stellen, wie bei- staatliche und kommunale Aufgabe vor. Die- spielsweise Vorhaben zur Gewinnung von ses erfordert angesichts der Gefährdung von tiefliegenden Bodenschätzen wie Erdöl, kön- zwei Drittel aller Lebensräume (Stand 1999) nen nicht in der Rahmenplanung dargestellt noch erheblichen Handlungsbedarf. werden.

Der Regionalplan für den Planungsraum V, Für Gebiete, die als Schutzgebiet ausgewie- der die raumbedeutsamen Inhalte des Land- sen werden sollen, werden allgemein rechts- schaftsrahmenplanes nach Maßgabe des verbindliche Festsetzungen erst durch spezi- Landesplanungsgesetzes und des § 4 Abs. 2 elle Verordnungen erlassen. Dies geschieht und 3 Landesnaturschutzgesetz (LNatSchG) in einem eigenen Rechtsetzungsverfahren. zu übernehmen hat (§ 5 Abs. 3 LNatSchG), Dort erfolgt auch eine detaillierte Abwägung wird derzeit fortgeschrieben. der einzelnen Interessen. Auswirkungen für die Nutzung und Maßnahmen im Rahmen ei- Im Juni 1999 wurde das Landschaftspro- ner ordnungsgemäßen Bewirtschaftung land- gramm bekannt gemacht. Damit liegen die und forstwirtschaftlicher Grundstücke, Jagd- landesweiten Erfordernisse und Maßnahmen ausübung und Fischerei ergeben sich im Ein- zur Verwirklichung der Ziele des Naturschut- zelfall vorwiegend in Naturschutzgebieten. zes als Planungsgrundlage vor. Sie werden Hier liegen dann entsprechend besondere bei der Aufstellung des Landschaftsrahmen- Schutzgründe vor. planes für den Planungsraum V berücksich- tigt und konkretisiert (§ 5 Abs. 4 LNatSchG). Grundsätzlich können und dürfen nicht Das Landschaftsprogramm enthält auch ein alle Entscheidungen und Abwägungspro- Glossar mit fachlichen Begriffserläuterungen, zesse durch den Landschaftsrahmenplan die auch für den Landschaftsrahmenplan V vorweg genommen werden. herangezogen werden können. Der Landschaftsrahmenplan enthält im Hin- Im Landschaftsrahmenplan sind die überörtli- blick auf die Übernahmeregelung nach chen Erfordernisse und Maßnahmen des § 5 Abs. 3 LNatSchG auf den Planungszeit- Naturschutzes unter Beachtung der Grund- raum des Raumordnungsplanes ausgerich- sätze und Ziele der Raumordnung und tete sowie grundsätzliche und längerfristige Landesplanung darzustellen (§ 5 Abs. 1 Erfordernisse und Maßnahmen des Natur- LNatSchG). Die Grundsätze und Ziele erge- schutzes. ben sich aus dem Bundesraumordnungs- gesetz (ROG), dem Gesetz über Grundsätze Im Landschaftsrahmenplan werden die zur Entwicklung des Landes sowie aus den Schutzgüter Böden und Gesteine, Gewässer,

5 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Klima und Luft, Arten und Biotope sowie schaftsrahmenplanes als Belange des Natur- Landschaft und Erholung untereinander in schutzes in Entscheidungsprozesse einzube- Beziehung gesetzt. Ebenfalls wird das Ver- ziehen sind. Dabei sind sie einer Abwä- hältnis der Schutzgüter zu flächenhaften Nut- gung zugänglich. Bestehende, weiterge- zungsansprüchen wie Siedlung und Verkehr, hende Rechtsbindungen wie beispielsweise Landwirtschaft, Rohstoffsicherung oder für die gesetzlich geschützten Biotope nach Tourismus, Erholung und Sport thematisiert. § 15a LNatSchG sind dabei uneingeschränkt Für verschiedene Nutzungsansprüche wer- zu beachten. den auf der Grundlage des Landschaftspro- gramms besondere naturschutzfachliche Mit der Aufstellung des Landschaftsrahmen- Hinweise und Empfehlungen formuliert. planes wird materiell eine Verbesserung des Abwägungsmaterials erreicht. Der Land- Der Landschaftsrahmenplan ergänzt und schaftsrahmenplan liefert notwendige Grund- konkretisiert das landesweite Biotopverbund- lagen zur Berücksichtigung ökologischer Zu- system. Er trifft Aussagen zur nachhaltigen sammenhänge bei Entscheidungen über Nutzung des Raumes, die einen funktionsfä- Standort, Art und Intensität von Raumnutzun- higen Naturhaushalts sichern sollen. Damit gen. Dabei konkurrieren die Belange des wird insgesamt zur Sicherung und Entwick- Naturschutzes und der Landschaftspflege mit lung der natürlichen Lebensgrundlagen des den übrigen Anforderungen an den Raum. Menschen beigetragen. Sie stellen grundlegende Planungs- und Ent- scheidungsfaktoren für eine künftige Ent- Der Landschaftsrahmenplan enthält konkrete wicklung dar und sind gemäß den jeweiligen Schutzgebietsvorschläge. Er benennt Berei- gesetzlichen Vorgaben in Abwägungsprozes- che, in denen Aspekte des Ressourcenschut- se einzubeziehen. zes wie beispielsweise der Grundwasser- schutz oder die Erholungseignung von be- sonderer Bedeutung sind. Die vorhandenen 1.2 Agenda 21 und Schutzgebiete sowie sonstige ökologisch wertvolle Landschaftsteile sind im Kartenteil Kooperation mit als Bestand dargestellt. Dieses erfolgt unab- hängig davon, ob für diese Gebiete oder Flä- Sønderjyllands Amt chen rechtswirksame Planungen nach ande- ren Gesetzen vorliegen. Agenda 21

Der Landschaftsrahmenplan besteht aus zwei Mit der Konferenz der Vereinten Nationen für Karten im Maßstab 1:100.000, einem Textteil Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de sowie einem Erläuterungsband mit ergänzen- Janeiro wurde der Begriff „Nachhaltigkeit“ in den naturschutzfachlichen Ausführungen. die globale Diskussion eingebracht. Nachhal- tigkeit versteht sich demnach als ganzheitlich Verbindlichkeit des Landschaftsrahmen- zukunftsorientierter Entwicklungsansatz, der planes • wirtschaftlichen Wohlstand, • soziale Sicherung und Die Inhalte des Landschaftsrahmenplanes • Stabilisierung der ökologischen Systeme haben keine unmittelbar verbindliche zum Ziel hat. Die Konferenz verabschiedete Rechtswirkung gegenüber Privatpersonen. mit der Agenda 21 („Global Denken – Lokal Sie sind jedoch bei Planungen und Verwal- Handeln“) ein gemeinsames Aktionspro- tungsverfahren zu berücksichtigen (§ 4 gramm mit detaillierten Handlungsaufträgen, Abs. 2 LNatSchG). Diese Verpflichtung be- die in Nationale Aktionsprogramme umge- steht für Behörden und Stellen, deren Pla- setzt wurden. nungen und Entscheidungen sich auf die Natur auswirken können. Darüber hinaus ha- Das Land Schleswig-Holstein verfolgt mit der ben nach § 3 LNatSchG alle Behörden und Nachhaltigkeitsstrategie „Zukunftsfähiges öffentlichen Stellen im Rahmen ihrer Zustän- Schleswig-Holstein“ die Beschlüsse des digkeit die Ziele des Naturschutzes mit zu „Erdgipfels“ von Rio mit den drei Schwer- verwirklichen. Der Landschaftsrahmenplan ist punkten ferner bedeutsam, wenn eine zur Entschei- 1. Arbeiten und Produzieren, dung gestellte Maßnahme in Bezug auf ihre 2. Zusammen Leben und Umweltverträglichkeit beurteilt werden soll. 3. Das Land nutzen. Dieses bedeutet, dass die Inhalte des Land-

6 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Alle Schwerpunkte setzen im Sinne der Die Einzelprojekte sollen weitergeführt, ver- nachhaltigen Entwicklung die Integration tieft und um weitere Akteure und Potenziale ökologischer Aspekte voraus. Unter dem ergänzt werden. Erste Gespräche über eine Thema „Das Land nutzen“, werden unter an- engere Zusammenarbeit auf dem Gebiet des derem die Ziele Umwelt- und Naturschutzes wurden bereits • Flächenverbrauch minimieren, aufgenommen. • Artenvielfalt durch Naturschutz und natur- verträgliche Nutzungsformen erhalten und Vor dem Hintergrund der historisch gewach- schaffen, senen grenzüberschreitenden Beziehungen • Nachhaltige Landbewirtschaftung fördern, kommt der praktischen EU-Projektförderung • Ressourcenschutz und Naturerleben im in der Programmphase INTERREG III A Tourismus fördern (2000 – 2006) besondere Bedeutung zu. Be- verfolgt. Die in der Landschaftsplanung dar- reits in der abgelaufenen Programmphase gestellten Ziele, Maßnahmen und Empfeh- (1994 – 1999) konnten in den drei deutsch- lungen zeigen einen auf den Naturschutz be- dänischen Kooperationsräumen (Landesteil zogenen Handlungsrahmen für konkrete Schleswig / Sønderjyllands Amt, Region Agenda 21-Umsetzungsprojekte auf. K.E.R.N. / Fyns Amt und Ostholstein/Lübeck/ Storstrøms Amt) insgesamt rund 68 grenz- Neben der von der Landesregierung verfolg- überschreitende Projekte mit einem ten Nachhaltigkeitsstrategie werden im Pla- INTERREG II A-Fördervolumen von 18,8 Mio. nungsraum V mehrere Agenda 21-Projekte EURO bewilligt werden. Für die Programm- verschiedener örtlicher Träger verfolgt, die phase 2000 – 2006 (INTERREG III A) stehen auch Naturschutzziele beinhalten. Koordina- insgesamt Fördermittel in Höhe von rund tionsstelle für die Aktivitäten im Lande ist das 33 Millionen EURO für grenzüberschreitende Agenda 21-Büro in der Akademie für Natur Projekte in den drei Kooperationsräumen zur und Umwelt in Neumünster. Verfügung.

Partnerschaft zwischen Schleswig- Holstein und Sønderjyllands Amt 1.3 Übergeordnete

Im Juni 2001 wurde zwischen Schleswig- Planungsvorgaben Holstein und Sønderjyllands Amt erstmals ei- ne formale Vereinbarung über die regionale Das Landesnaturschutzgesetz (§ 5 Abs. 4 Zusammenarbeit vereinbart. Damit wird die LNatSchG) sieht für die Landschaftsrahmen- über Jahrzehnte gewachsene grenzüber- pläne eine Anpassung an das Landschafts- schreitende Zusammenarbeit auch auf dem programm vor. Dieses bedeutet, dass vor Gebiet des Umwelt- und Naturschutzes auf allem das räumliche Zielkonzept des Natur- ein zusätzliches Fundament gestellt. Die bis- schutzes, wie es das Landschaftsprogramm herige projektgebundene Zusammenarbeit in vorgibt, differenziert und konkretisiert wird. der unmittelbaren Grenzregion hat sich bisher auf die Bereiche Wattenmeer, „Räume für eine überwiegend naturnahe Rickelsbüller Koog / Margarethenkoog, Entwicklung” werden im vorliegenden Land- Wiedingharde / Tonderner Marsch, Fröslev – schaftsrahmenplan durch folgende Darstel- Jardelunder Moor und Bongsielkanal, Krusau lung konkretisiert: mit Niehuuser Tunneltal konzentriert. Im • Nationalpark „Schleswig-Holsteinisches Grenzraum sich abzeichnende Einzelprojekte Wattenmeer”, sind insbesondere • Naturschutzgebiete, • die Entwicklung des Biotopverbundes • Gebiete, die die Voraussetzungen zur von Schäferhaus bis zur Frøslev Planta- Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG ge, als Naturschutzgebiet erfüllen, • die abgestimmte Bewirtschaftung der • Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeu- Naturschutzgebiete Margarete- und tung nach der FFH-Richtlinie (vorge- Rickelsbüller Koog, sehen), • das TEN-Projekt in den Einzugsgebieten • Gebiete mit besonderer Eignung zum des Bongsielkanals, der Krusau und im Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotop- Niehuuser Tunneltal (Kapitel 4.2.1) und verbundsystems als Grundlage zur Aus- • die Auswertung von Schutzmaßnahmen weisung der nach § 15 LNatSchG vorran- im Jardelunder Moor und Frøslev Mose. gigen Flächen für den Naturschutz,

7 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

• nach § 15a LNatSchG geschützte Anpassungspflicht der kommunalen Biotope, Landschaftsplanung an den Landschafts- • Ostseeschutzgebiete nach dem Helsinki- rahmenplan Übereinkommen, • vorhandene und geplante geschützte Nach § 6 Abs. 5 LNatSchG sind Landschafts- Landschaftsbestandteile nach § 20 pläne dem Landschaftsprogramm und den LNatSchG. Landschaftsrahmenplänen anzupassen. Die- se Anpassungspflicht gilt für die Neuaufstel- „Räume für eine überwiegend naturver- lung von Landschaftsplänen oder für die Fort- trägliche Nutzung” werden im Landschafts- schreibung bestehender Landschaftspläne. rahmenplan mit folgenden Bereichen konkre- Nach § 6 Abs. 5 Satz 2 LNatSchG sind Land- tisiert: schaftspläne fortzuschreiben, wenn und so- • Europäische Vogelschutzgebiete, bald dies erforderlich ist. Es handelt sich • Ramsar - Gebietsvorschläge, hierbei um eine gesetzliche Verpflichtung im • vorhandene und geplante Wasserschutz- Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung. gebiete sowie Wasserschongebiete, Eine Überarbeitungspflicht bestehender • Geotope, Landschaftspläne ausschließlich zum Zweck • Naturerlebnisräume, der Anpassung an das Landschaftsprogramm • vorhandene Landschaftsschutzgebiete oder die Landschaftsrahmenpläne besteht und Gebiete, die die Voraussetzungen auf der Grundlage des § 6 Abs. 5 LNatSchG nach § 18 LNatSchG als Landschafts- nicht. schutzgebiet erfüllen, • Erholungswälder, Tabelle 1 gibt eine Übersicht über den Stand • strukturreiche Kulturlandschaftsaus- der von den Gemeinden aufgestellten oder in schnitte, Bearbeitung befindlichen Landschaftspläne. • Gebiete mit besonderer Erholungseig- nung. 1.5 Ökologische Rahmen- 1.4 Landschaftsplanung bedingungen

der Gemeinden Im Planungsraum V sind alle drei für Schleswig-Holstein typischen naturräumli- Nach § 6 LNatSchG haben die Gemeinden chen Haupteinheiten vertreten: die Marsch, die örtlichen Erfordernisse und Maßnahmen die Geest und das Östliche Hügelland. Sie zur Verwirklichung der Ziele des Naturschut- untergliedern sich jeweils in naturräumliche zes in Landschaftsplänen darzustellen. Viele Regionen (siehe Landschaftsprogramm Kommunen haben die Bedeutung des Natur- 1999). Die Naturräume des Planungsraumes raumpotentials als wichtigen endogenen sind in Abbildung 1 dargestellt. Standortfaktor bereits frühzeitig erkannt und Landschaftspläne für ihr Gemeindegebiet Nordseeküste mit Inseln aufgestellt. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, gemeinsame Landschaftspläne Naturräumliche Grundlagen - etwa auf Ämterebene - aufzustellen. Hiervon haben im Planungsraum V beispielsweise die Die naturräumliche Region setzt sich zu- Gemeinden auf der Insel Föhr und in den sammen aus dem Wattenmeer, den Nord- Ämtern Wiedingharde und Süderbrarup Ge- friesischen Geest- und Marschinseln, den brauch gemacht. Halligen sowie den Vordeichsbereichen ent- lang der Festlandküste. Die landschaftliche

Tabelle 1: Stand der Landschaftsplanung der Gemeinden, Stand Juni 2002

Kreis / Stadt Gemeinden Landschaftsplanung Landschaftsplanung begonnen abgeschlossen Nordfriesland 136 40 69 Schleswig-Flensburg 136 36 90 Flensburg 1-1 Planungsraum V 273 76 160

8 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildung 1: Naturräume

9

Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

10 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Entwicklung begann mit der vorletzten Eiszeit Die Salzwiesen sind wegen ihrer besonders (Saale-Eiszeit), deren Stauch- und Endmorä- angepassten Tier- und Pflanzenwelt und we- nen als Relikte die Kerne der Geestinseln gen ihrer Bedeutung als Brut-, Rast- und , Föhr und Amrum bilden. Der Raum Nahrungsbiotop für Vögel ein international stellte sich zu Beginn der Nacheiszeit vor et- bedeutsames Ökosystem. Die bedeutend- wa 10.000 Jahren als eine flache, von Flüs- sten Salzwiesenkomplexe liegen vor dem sen durchzogene Sanderebene dar. Seedeich des nordfriesischen Festlandes und der Insel , auf und vor den Halligen, Die Nordsee drang hier, ausgehend von ei- nördlich der Insel Föhr sowie auf der Watt- nem gegenüber heute 110 bis 130 Meter seite von Sylt und Amrum. Die weitgehend tiefer liegenden Niveau, zunächst rasch, vegetationsfreien Außensände Japsand, später langsamer ein. Im Gegensatz zu den Süderoogsand, Norderoogsand und die Marschgebieten des südlichen Eiderstedts Eiderstedt und Amrum vorgelagerten Sande mit ihrer viel tiefer liegenden Holozänbasis gelten als die einzigen weitgehend naturbe- drang das Wasser in Nordfriesland erst vor lassenen Lebensräume an der Küste mit etwa 2.700 Jahren vor. Im Gezeitenrhythmus herausragender Bedeutung für Seevögel werden auf den Wattflächen zwischen mittle- und Seehunde. Diese vom Menschen unbe- rem Niedrig- und mittlerem Hochwasser Se- siedelten Flachzonen sind aufgrund des Zu- dimente unterschiedlicher Korngrößen (Sand- sammenwirkens verschiedener Kräfte und watt, Mischwatt, Schlickwatt) sowie organi- Einflüsse der regelmäßigen Umgestaltung sches Material umgelagert. Ab etwa unterworfen. 50 Zentimeter unter dem mittleren Hochwas- ser setzt die Verlandungszone ein, die zu den Ein weiterer charakteristischer Lebensraum- Salzwiesen überleitet. Hier einsetzende Bo- typ der Nordseeküste sind die Küstendünen denbildungen zeigen in höheren Bereichen in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien. bereits Übergänge zu den Böden der Marsch. Die am schönsten ausgebildeten Küstenland- schaften liegen auf Sylt und Amrum sowie bei Die Begrenzung des Landschaftsraumes St. Peter auf Eiderstedt. Vegetationskundli- nach Westen bildet eine Kette aus mehr oder che Besonderheit der Küstendünenlandschaft weniger ausgedehnten Außensanden und sind die feuchten bis nassen, zum Teil ver- Küstendünengebieten. Sie sind durch das moorten Dünentäler. Wanderdünen sind Zusammenwirken von Meeresströmungen aufgrund der anthropogenen Schutzmaß- und den zumeist vorherrschenden westlichen nahmen sehr selten geworden. Die Winden entstanden. Küstenheiden sind ein ebenfalls auf Sylt, Amrum und bei St. Peter sehr verbreiteter Landschaftsentwicklung und in größeren Beständen auch nur hier vorkommender Biotoptyp. Wegen verschie- Der Landschaftsraum ist aufgrund seiner dener Beeinträchtigungen, wie starker touri- Ausstattung mit natürlichen oder natur- stischer Frequentierung dieser Regionen, zu- nahen Lebensräumen von herausragender nehmender Nährstoffeinträge über die Luft Bedeutung. und der Überalterung der Heiden sind sowohl Küstendünen als auch Küstenheiden stark Zwischen Küsten, Inseln, Halligen und Watt- gefährdet. gebieten besteht ein komplexes System ökologischer Vernetzungen. Das Großöko- Um das Ökosystem Wattenmeer großflächig system Wattenmeer mit ausgedehnten Salz- zu schützen, wurde 1985 der Nationalpark wiesenbereichen, Sänden und Küstenbioto- Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer einge- pen hat hier nochmals eine Sonderstellung. richtet und 1999 erweitert. Das im Rhythmus der Gezeiten trockenfal- lende oder überflutete Watt als amphibi- Marsch sches Sedimentationsgebiet nimmt flächen- mäßig den größten Teil des Landschaftsrau- Naturräumliche Grundlagen mes ein. Mit seinem großen Angebot an tieri- scher Biomasse (Muscheln, Schnecken, Die Entwicklung der Marsch hängt eng mit Würmer, Krebse) ist es Lebensgrundlage für dem Anstieg des Meeresspiegels während zahlreiche Wat- und Wasservögel bei Ebbe der nacheiszeitlichen Transgression zusam- und für Fische bei Flut. men. In Nordfriesland traten zwar keine lan- ganhaltenden Überflutungen auf. Der hohe Grundwasserstand und die mangelnde Ent-

11 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

wässerung in den Senken der schwach relie- • Kleimarsch (Boden mit carbonatfreiem fierten Altmoräne führte jedoch zu Vermoo- Oberboden), rungen. Zum Ende des Meeresspiegelan- • Dwogmarsch (Boden oberhalb 70 Zenti- stiegs wurde auch das flache nordfriesische meter carbonatfrei, häufig mit Humus- Geestvorland mit seinen Mooren überflutet. oder Eisendwog, fossile Bodenhorizonte), Es bildeten sich Kleinüberlagerungen, über • Knickmarsch (Boden oberhalb 70 Zenti- denen in weiten Bereichen Hochmoore auf- meter carbonatfrei mit starker Verdich- wuchsen. Ein späterer Meeresspiegelanstieg tung), führte zu einer erneuten Sedimentüberlage- • Organomarsch (Boden carbonatfrei, rung, aus der sich die Marschböden entwik- stark sauer mit stärker humosen Tonen, kelten. Bei der Marsch kam es in häufig Zwischenlagen von Torfen und Nordfriesland zu mehrfachen Überlagerun- Mudden). gen. Sie breitete sich ferner durch meerseiti- ge Anlagerungen flächenmäßig weiter aus. Die Marsch ist im übrigen in Entstehung und Marschböden sind aus Sedimenten der historischer Entwicklung wesentlich geprägt Nordsee entstanden. Im Gezeitenrhythmus vom Faktor Wasser. In der heutigen Land- wurden auf den Wattflächen Sedimente der schaft sind hiervon die zahlreichen kleineren Korngrößen Feinsand, Ton und Schluff ab- und größeren Gewässersysteme übriggeblie- gelagert (Sandwatt, Mischwatt, Schlickwatt). ben. Sie führen das Süßwasser des Binnen- Die Entwicklung der Marschen, die an eine landes der offenen Nordsee zu. Darüber hin- Vielzahl von Teilprozessen gebunden ist, aus leiten sie bei Niedrigwasser das bei kann gegliedert werden in die Geogenese Hochwasser aufgelaufene Meereswasser so- (zum Beispiel Materialtransport und -ab- wie das rückgestaute Süßwasser des Hinter- lagerung) und die Pedogenese (zum Beispiel landes wieder ab. beginnende Gefügeausbildung durch Ent- wässerung und Sackung). Landschaftsentwicklung

Mit der Eindeichung werden die Böden dem Um die Zeitwende ließ der Sturmfluteinfluss Einfluss des Meeres entzogen. Die Phase der so weit nach, dass die Besiedelung höherlie- kombinierten Geo- und Pedogenese wird gender Gebiete im südlichen Eiderstedt mög- nach Absenkung des Grundwassers durch lich war. Im nördlichen Eiderstedt und im eine rein pedogene Entwicklungsphase ab- südlichen Nordfriesland boten sich Siedlungs- gelöst. Damit werden die Marschböden als möglichkeiten erst ab dem 7. Jahrhundert auf Naturböden unter dem Einfluss des Men- hochliegenden Kleigebieten im Bereich der schen in Kulturböden überführt. heutigen Marschinseln und Halligen. Diese waren vom Festland durch tiefliegende Rand- Regionale Unterschiede der Marschentwick- moore getrennt. lung ergaben sich aus der unterschiedlich tiefen Lage des eiszeitlichen Untergrundes. Seit dem Mittelalter unternimmt der Mensch Im südlichen Eiderstedt, wo der Untergrund intensive Anstrengungen, die Marschen ein- auf bis zu 20 Meter unter den Meeresspiegel zudeichen und zu entwässern, um sie land- abfällt, führte der rasche Meeresspiegelan- wirtschaftlich nutzen zu können. Durch stieg verbreitet zur Sedimentation von gröbe- schwere Sturmfluten, zum Beispiel die rem Material (Feinsand). Im Bereich der „Manndränken" von 1362 und 1634, wurde nordfriesischen Marschen wurde erst später, die Landschaft Nordfrieslands weiträumig als der nacheiszeitliche Meeresspiegelan- umgestaltet. Danach wurden bis heute etwa stieg allmählich zum Stillstand kam, bevor- 400 Quadratkilometer Marschland, das ent- zugt feineres Sediment (Ton, Schluff) abgela- spricht etwa 2,5 Prozent der Landesfläche, gert. wieder eingedeicht und besiedelt.

Aufgrund von Geo- und Pedogenese und den Findet man in den alten Marschgebieten alte daraus resultierenden aktuellen Merkmalen Gehöfte und Dörfer fast ausschließlich auf ergibt sich folgende Gliederung: deutlichen Erhebungen (Warften, Geest- • Salzmarsch (Boden aus salzhaltigen und inseln), so wurden diese in neuerer Zeit auch carbonathaltigen Sedimenten mit häufiger in der Marsch zerstreut angelegt. Eine land- Überflutung), wirtschaftliche Nutzung dieses Raumes ist • Kalkmarsch (Boden mit carbonathaltigem nur durch eine Steuerung der Vorflutsituation Oberboden), möglich. Sie erfolgt über ein System von Grüppen, Gräben und Sielzügen sowie in den

12 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Außendeichen über Sieltore. Der Bau von Hohe Geest Speicherkögen (zum Beispiel Hauke-Haien- Koog) ermöglichte die Vorflutregelung im Naturräumliche Grundlagen Deichhinterland auch bei Sturmfluten. Infolge dieser Maßnahmen entstanden jedoch irre- Die sich deutlich aus der Umgebung heraus- versible Bodensackungen, die zusammen mit hebenden Altmoränenkomplexe der Lecker dem Anstieg des Meeresspiegels dazu führt, und Husumer Geest gehören zur Hohen dass große Teile der Marsch unter dem Geest. mittleren Hochwasserstand liegt. Um eine landwirtschaftliche Bodennutzung zu ge- Die ausschmelzenden Schuttmassen der währleisten, müssen sie ständig über saaleeiszeitlichen Gletscher und die Sand- Schöpfwerke entwässert werden. Kiesfrachten ihrer Schmelzwässer schütteten kuppige bis hügelige, zum Teil auch hochflä- Heute zeigt das Bild eine ausgeprägte Kul- chenartige Bereiche auf. Durch Pressung und turlandschaft. Während die alte Marsch auf- Schub des Gletschereises wurden vor allem grund ihrer Verdichtungshorizonte weitge- an seinem Rand Ablagerungen aufgestaucht. hend nur eine Nutzung als Dauergrünland Hierzu gehören zum Beispiel die Rantzau- zulässt (beispielsweise in der Südermarsch), höhe südlich von Leck sowie der Schobüller ist in der jungen Marsch eine gute Ackernut- Berg. zung mit landesweiten Höchsterträgen (wie im Sönke-Nissen-Koog) möglich. Flüsse, wie die Eider und , und vor al- lem die während der letzten Eiszeit aus dem In einigen Räumen sind wertvolle Feucht- östlichen Hügelland nach Westen abfließen- grünländereien erhalten geblieben. Dazu den Schmelzwässer (heutige Talräume von zählen unter anderem binsen- und seggen- Soholmer Au und Arlau), haben die Hochge- reiche Nasswiesen auf Moorböden, aber biete vielfach durchschnitten. So entstanden auch magere, feuchte Weidelgras-Weißklee- durch Talzüge voneinander getrennte oder weiden auf Kleiböden. inselartige, von Niederungen umgebene Be- reiche. An ihren Rändern sind in der ausge- Ökologisch wertvolle Kleingewässer in der henden Eiszeit häufig Flugsande, wie in den Marsch sind die nach Deichbrüchen ausge- Löwenstedter Sandbergen, deckenartig auf- kolkten Wehlen sowie Pütten, die durch Ab- geweht worden. Es entstanden darüber hin- grabungen für den Deichbau entstanden. aus auch Dünen wie die Süderlügumer Bin- nendünen. In neuerer Zeit bestimmt ein weiteres Ele- ment zunehmend das Landschaftsbild. Inner- Aufgebaut wird die Hohe Geest vorwiegend halb weniger Jahre sind Einzelwindkraftanla- aus saaleeiszeitlichen Sanden, lehmigen gen und vor allem Windparks in weiten Teilen Sanden und Lehmen. Auf den Sedimenten der Marsch errichtet worden. Ökologisch haben sich überwiegend Braunerde-Podsole, wichtige Bereiche (wie beispielsweise das auf ausgeprägt quarzreichen Sanden Pod- Gotteskoogseegebiet) konnten jedoch weit- sole entwickelt. Heidepodsole kommen be- gehend von Windkraftanlagen freigehalten sonders im Nordwesten, von der Lecker werden. Geest bis zur Bredstedter Geest auf trocke- nen Flugsanden vor. Gleye und Pseudogleye Wenn auch der Anteil ökologisch bedeutsa- treten nur stellenweise mit meist geringer mer Flächen in diesem intensiv genutzten Ausdehnung auf. Insgesamt zeichnen sich Landschaftsraum als gering zu bezeichnen die Böden durch starke Verwitterung und ist, so sind Teilbereiche als Lebensraum vor häufige Auswaschung als Folge verschiede- allem für Rastvögel und Wiesenbrüter doch ner Bodenbildungsphasen nach der Saale- von besonderer ökologischer Bedeutung. Zu Eiszeit aus. nennen sind hier in erster Linie die alten Mar- schen wie etwa große Teile Eiderstedts sowie Landschaftsentwicklung die erst in jüngster Zeit eingedeichten Natur- schutzköge. Die ursprüngliche Vegetation der Altmoränen- Landschaft war der Eichen- oder Eichen- Buchen-Mischwald. In den Niederungen wa- ren Bruchwald sowie Moorvegetation anzu- treffen. Durch eine zunehmende Nutzung entstanden insbesondere nach der mittelal-

13 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

terlichen Waldwüstung große Heideflächen. Das Treenetal weist zwischen Sie bedeckten Mitte des letzten Jahrhunderts und bis zum ursprünglichen mi- weite Landstriche. Bruchwälder und Moore neralischen Untergrund Tiefen von bis zu wurden in Grünland umgewandelt. Besonders 40 Metern unter der jetzigen Geländeoberflä- mit Förderung des Heidekulturvereins wurden che auf. Durch wiederholte Vermoorungen seit 1871 große Heidelandschaften mit Na- und Überschlickungen mit Gezeitensedi- delbäumen wiederbewaldet und die landwirt- menten entwickelte sich ein Niederungsge- schaftlichen Standorte melioriert. biet, das nur von einigen Geestinseln, den sogenannten Holmen, unterbrochen wird. Reste alter Landnutzungsformen zeigen die Erst nach den Sturmfluten von 1362 und heute noch bestehenden Heiden wie im 1634 setzten in meeres- und flussnahen Be- Raum Süderlügum, und Leck. Von reichen erneut geringmächtige, feinsandige den ehemals großen natürlichen Waldflächen Aufschlickungen ein. In flussferneren Gebie- sind heute nur noch relativ wenige erhalten. ten entstanden aufgrund des hohen Grund- Hierzu gehören vor allem die Wälder der wasserstandes Torfablagerungen. Ostenfelder Geest. Weitere, zum Teil auch großflächige Waldgebiete sind durch Auffor- Im Eider-Treene-Sorge-Gebiet sind überwie- stungen älterer Heideflächen entstanden. gend Niedermoore verbreitet, über die an Diese stellen sich heute überwiegend als rei- vielen Stellen ausgedehnte Hochmoore ge- ne Nadelwälder dar. wachsen sind. Diese weisen eine Torfmäch- tigkeit von teilweise über acht Metern auf. Das heutige Landschaftsbild ist geprägt durch Beispiele hierfür sind das Wilde Moor bei die einschneidenden Maßnahmen des Schwabstedt und das Tetenhusener Moor. Reichsarbeitsdienstes und des Programmes Nord. In diese Zeit fallen der Ausbau und die Landschaftsentwicklung Begradigung von Soholmer Au und Arlau, von Broklandsau und Süderau in Verbindung mit Das Eider-Treene-Sorge-Gebiet bot bis zum dem Bau von Speicherkögen. In den Niede- 15. Jahrhundert nur auf den Geestinseln und rungen herrscht heute Milchwirtschaft mit be- den höherliegenden Marschflächen Sied- sonders starker Grünlandnutzung vor. Auf lungsmöglichkeiten. Nach den großen Sturm- den höher gelegenen Bereichen dominieren fluten wurden die Marschsiedlungen jedoch Futterbaubetriebe. aufgegeben und auf die Geestinseln verla- gert. Seit dieser Zeit bemüht man sich, die Von der ehemaligen Naturlandschaft sind durch Sturmfluten und Grundwasseranstieg letztendlich nur einige Flächen übriggeblie- überschwemmten Marschflächen zu entwäs- ben. Die Flächen im Bereich mineralischen sern und wieder landwirtschaftlich nutzbar zu Untergrundes werden bis heute mit einem machen. Der Bau von Dämmen, die Umlei- Mischwald mit hohen Anteilen an heimischen tung der Sorge und die damit verbundene Harthölzern aufgeforstet. Trockenlegung vieler Seen sind dafür Bei- spiele. Eider-Treene-Sorge-Niederung Alle diese wasserbaulichen Maßnahmen und Naturräumliche Grundlagen auch der Bau des alten Eiderkanales zeigten jedoch nur begrenzte Auswirkungen auf die Umrahmt von Teilen der Hohen Geest und Hydrologie dieses Raumes. Da die Bauern der Vorgeest liegt im zentralen Schleswig- immer mit unvorhersehbaren Hochwassern Holstein dieses etwa 560 Quadratkilometer nach Sturmfluten oder Starkregen rechnen große Niederungsgebiet. Es wird von den mussten, herrschte in der eigentlichen Niede- Flüssen Eider, Treene und Sorge durchzogen rung ausschließlich Milchviehhaltung und auf und öffnet sich nach Westen hin zur Nordsee. den Holmen zum Teil Ackernutzung vor. Erst Die während der letzten Eiszeit (Weichsel- mit dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals (1887 eiszeit) nach Westen abfließenden Schmelz- bis 1895) und der Eider-Schleuse bei wasser hinterließen weite Schmelzwasser- Nordfeld (1934 bis1936) wurde stark in die ebenen. Diese wurden im Spätglazial durch gesamte Hydrologie des Eider-Einzugsge- Tal- und Dünenbildungen umgeformt. Sie bietes eingegriffen. Der Bau des heutigen bewirkten auch die Trennung der Gewässer- Nord-Ostsee-Kanals trennte den Oberlauf der systeme von Treene und Eider einschließlich Eider bei Rendsburg ab. Seitdem entwässert der Sorge. dieses Gebiet in den Kanal.

14 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Durch die Schleuse bei Nordfeld wurde jegli- Landesregierung vom 5. September 1991 cher Einfluss der Nordsee auf den mittleren „Zur Situation im Eider-Treene-Sorgeraum Flussabschnitt unterbunden. Der Rückstau und Möglichkeiten zur Verbesserung des von Geestwasser bei Sturmfluten konnte Naturschutzes" gefördert. ausgeschlossen werden. Die umliegenden Ländereien konnten von nun an mit Hilfe von Vorgeest Schöpfwerken entwässert und genutzt wer- den. Damit war für diesen Raum die Grund- Naturräumliche Grundlagen voraussetzung für eine ausgeprägte Grün- landnutzung gegeben. Der Abschnitt der Als Vorgeest oder Sandergeest wird der Be- Eider bis Nordfeld hat jetzt beinahe den Cha- reich zwischen dem Östlichen Hügelland und rakter eines Stillgewässers. Vor der Eiderab- den Altmoränenkomplexen der Hohen Geest dämmung bei Nordfeld gehörte die Eider bis bezeichnet. Im Planungsraum V ist dies die nach Rendsburg zum Tidebereich. Bedei- Schleswiger Vorgeest. chungen entlang der Eider veränderten zu- nehmend die Auflaufräume des Tidewassers. Die Vorgeest entstand am Ende der Weichsel-Kaltzeit, als aufgrund der Klimaer- Die dadurch notwendig gewordene Erhöhung wärmung der Weichsel-Gletscher allmählich der Eiderdeiche war aber wegen des wenig nach Osten zurückwich und die nach Westen tragfähigen Untergrundes aus Niedermoor- abströmenden Schmelzwässer ihre Sedi- torfen und weichen Tonschichten nicht mög- mentfracht absetzten. In den flachen Sand- lich. Problematisch waren in diesem Zusam- ebenen überwiegen weichseleiszeitliche menhang auch die Entwässerungen in den Schmelzwassersande und Kiese, die weit- Niederungsgebieten und die damit verbunden räumig saaleeiszeitliche Altmoränenstruktu- Sackungserscheinungen. Die daraufhin ge- ren überlagern. Stellenweise kam es in der baute erste Eiderabdämmung (1936) beein- ausgehenden Weichsel-Kaltzeit bis in die flusste mit der Zeit den Spüleffekt im Fluss- Nacheiszeit hinein an den Flusstälern infolge lauf der Eider erheblich. Es kam zu Versan- Auswehung zur Dünenbildung und nachfol- dungen und selbst Baggerungen verbesser- gender Podsolierung. ten die Vorflut in diesem Gebiet nicht. Die zu- nehmend unzureichend werdende Entwässe- In der Nacheiszeit bildeten sich örtlich auf der rung bewirkte auch nachhaltige Probleme für Vorgeest bedeutende Hochmoore. In den die landwirtschaftliche Grünlandnutzung. Niederungen entstanden aufgrund des gerin- Letztlich wurde eine zweite Abdämmung er- gen Gefälles Niedermoore, oftmals wiederum forderlich. mit anschließendem Hochmoorwachstum.

Im unteren Treenetal führten die alljährlichen In niederschlagsarmen Perioden trocknen die Hochwasser in den 60er Jahren zu Schäden. sandigen Geestböden schnell aus, so dass Der Fluss wurde in diesem Abschnitt deshalb es regelmäßig zu Windverwehungen kommt. eingedeicht und sogenannte Überlaufpolder wurden eingerichtet. So konnte auch hier die Landschaftsentwicklung Ausübung der ordnungsgemäßen Landwirt- schaft sichergestellt werden. Historische Karten belegen, dass noch vor ungefähr 100 Jahren die Vorgeest in weiten Aus den weiten Niederungen erheben sich Bereichen von Heiden und Mooren einge- als markante Landschaftsteile die Holme ins- nommen wurde. Heute sind diese ökologisch besondere der Erfder Geest mit ihrem Knick- hochwertigen Flächen bis auf wenige kleine system. Dominant ist auch der von Relikte aufgrund von Kultivierungsmaßnah- über bis Süderstapel reichende men verschwunden. Moore wurden abgetorft Holm, der durch größere Wälder geprägt ist. und in Grünland umgewandelt. Die Heideflä- In seinem Nordteil weist er eine durch Knicks chen, die sich über mehrere Jahrhunderte und kleinflächige Magerbiotope strukturierte nach Abholzung der Wälder im Mittelalter Agrarlandschaft auf. entwickelt hatten, wurden in landwirtschaftli- che Nutzflächen umgewandelt. Zum Teil wur- Heute besteht in diesem Landschaftsraum den sie auch großflächig mit Nadelmischwäl- ein etwa 60.000 Hektar großes integriertes dern wiederbewaldet, wie zum Beispiel bei Projektgebiet. Es wird auf der Grundlage des . „Entwicklungskonzeptes für die Eider-Treene- Sorge-Niederung” und des Berichtes der

15 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Naturnahe Wälder kommen lediglich als klei- Die Vorgeest ist vergleichsweise dünn besie- ne Eichen-Buchen- oder Eichen-Birken- delt. Der sandige Boden ist von geringer Güte Wälder vor. Von großer Bedeutung für den und war von jeher für die Ansiedlung land- Naturschutz sind ebenfalls die noch vorhan- wirtschaftlicher Betriebe wenig attraktiv. denen Kratts. Milchwirtschaft bildet dabei einen Schwer- punkt. Ein landschaftstypisches Element der Vor- geest sind Knicks. Allerdings sind nur noch in Ostschleswiger Hügelland wenigen Gebieten die alten Knicksysteme er- halten geblieben. Im Rahmen des „Programm Naturräumliche Grundlagen Nord“ wurden in diesem Raum zumeist eben- erdige Knicks und Feldgehölze als Wind- Als Ostschleswiger Hügelland wird der nördli- schutzpflanzungen angelegt. Als eine regio- che Teil des Östlichen Hügellandes Schles- nale Besonderheit ist der „Teebuschknick” wig-Holsteins bezeichnet. Dieses Jungmorä- auf Vorgeestflächen im südöstlichen Pla- nengebiet umfasst im Planungsraum den nungsraum zu nennen. Naturraum Angeln sowie mit geringen Flä- chenanteilen südlich der Schlei die Natur- Nahezu alle Bach- und Fluss-Systeme sind räume Schwansen und Hüttener Berge. durch Ausbaumaßnahmen wie Begradigun- Seine Oberflächengestalt wurde wesentlich gen oder Vertiefungen geprägt. An den Ober- durch die Vorgänge in der Weichsel-Eiszeit läufen der Fließgewässer sowie an deren geprägt. Hieraus resultiert ein stellenweise kleinen Zuflüssen wurde mit dem Gewässer- stark ausgeprägtes Oberflächenrelief. Im ausbau bereits im 19. Jahrhundert begonnen. Osten des Flensburger Stadtgebietes begin- Als naturnahe Fließgewässer bilden Ab- nend zieht sich ein Höhenzug in etwa küsten- schnitte der Treene, der Bollingstedter Au parallel bis hin, der bei Spenting ab- und des Schafflunder Mühlenstroms her- solute Höhen von über 70 Metern erreicht. vorzuhebende Ausnahmen. Auf diesem Höhenzug verläuft die Hauptwas- serscheide zwischen der Nordsee und der Seen haben in der Vorgeest kaum eine Ostsee. Hier entspringen auch die Quellflüs- Bedeutung. Sie kommen wie der se der Treene, die bei in die Gammellunder und der Arenholzer See von Eider mündet. Natur aus nur an wenigen Stellen am Ostrand im Übergang zum Jungmoränengebiet vor. Unter den Gletscherdecken entstanden große Weiher und Tümpel sind außerordentlich Tunneltäler, wie zum Beispiel das Niehuuser selten anzutreffende Landschaftselemente. Tunneltal oder der ganz Angeln durchziehen- Zudem sind viele dieser Kleingewässer im de Talzug von Rabenkirchen bis Arenholz. nördlichen Teil der Schleswiger Vorgeest durch die im Rahmen des „Programm Nord” Nach der Eiszeit wurde die Landschaft durch erfolgte Grundwasserabsenkung in den 50er Erosion einerseits und Substratansammlung Jahren verschwunden. andererseits überformt. Aus den im Bereich der Stauchendmoränen abgelagerten Sanden Etwa ein Prozent der Fläche des Land- und Kiesen entwickelten sich Braunerden. Im schaftsraumes nehmen die Biotope des Grundmoränenbereich, der weite Teile des Hochmoorkomplexes ein. Beispiele hierfür Ostschleswiger Hügellandes einnimmt, lagert sind das Seelandmoor, das Bollingstedter Geschiebemergel oder heute Geschiebe- Moor und das Fröslev-Jardelunder Moor. lehm, aus dem sich Parabraunerde und Pseudogleye entwickelten. In größeren Sen- Aus geologischer Sicht und für den Natur- ken, in den zahlreichen abflusslosen Morä- schutz sind die Binnendünenfelder und nenmulden sowie in den Talräumen kam es die ausgedehnten Flugsanddecken von in der Nacheiszeit verbreitet zu Moorbildun- herausragender Bedeutung. Sie haben ins- gen. Es handelt sich meist um Niedermoor besondere entlang der Fließgewässersyste- und nur vereinzelt um Hochmoorbildung. me ihre Verbreitungsschwerpunkte, sind je- doch nur noch stellenweise mit natürlicher Landschaftsentwicklung oder naturnaher Vegetation bewachsen. Zu- meist unterliegen sie der landwirtschaftlichen Das Ostschleswiger Hügelland stellt sich Nutzung oder wurden mit Nadelgehölzen auf- heute überwiegend als eine kuppige, über- geforstet. Sie weisen aber ein besonderes wiegend durch Ackerschläge geprägte Land- Entwicklungspotential auf. schaft dar. Eingestreut liegen zahlreiche klei-

16 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V nere Laubwälder und im Dreieck Großsolt- des besonderen Entwicklungspotentials vor Satrup-Böklund mehrere ausgedehnte Wäl- allem der sandgeprägten Bereiche eine be- der. Einige größere Talzüge gliedern den sondere Bedeutung zu. Landschaftsraum. Diese Talzüge, zumeist als Tunneltäler angelegt, weisen zum Teil noch Ostseeküste größere Grünländereien auf. Charakteristisch sind auch die in den Talräumen gelegenen Naturräumliche Grundlagen Seen, wie zum Beispiel der Winderatter See, der Südensee oder der Langsee. Im Landschaftsraum Ostseeküste werden alle von der Ostsee beeinflussten und geschaffe- Weite Teile Angelns weisen eine typische nen Lebensräume im terrestrischen sowie Knicklandschaft auf, die bis etwa 1700 zu- aquatischen Bereich zusammengefasst. Er rückzuverfolgen ist, also noch vor die eigent- reicht im Planungsraum von Wassersleben lichen Verkoppelungsverordnungen zwischen bis südlich Schleimünde. Die landseitige Ab- 1766 und 1770. Gegenüber der Situation um grenzung erfolgt entlang geomorphologischer 1880 ist bis heute eine gravierende Ausdün- Strukturen und Formen der Küstenlebens- nung des Knicknetzes erfolgt. Nur noch in räume. relativ kleinen Arealen ist heute eine bemer- kenswerte Knickdichte erhalten. Kennzeichnend für die Gestalt der Ostseekü- ste ist der Wechsel von weit in die See vor- In der Gruppe des Biotoptyps Wald tritt ins- springenden Halbinseln (Holnis) und tief in besondere der Moder-Buchenwald, häufig das Land hineinreichenden Buchten und För- eng verzahnt mit kleineren Sumpf- und Quell- den (Flensburger Förde, Schlei und Geltinger wäldern, auf. Bodensaurer Buchenwald tritt Bucht). anzahl- und flächenmäßig deutlich zurück und kommt vor allem im Bereich der sandi- Die Schlei, besonders die Innere Schlei, gen Stauchmoränen vor. Erlenbrüche treten, nimmt in diesem Landschaftsraum eine Son- neben kleinflächigen Vorkommen in Mulden- derstellung ein. Entstehungsgeschichtlich ist lagen, im Randbereich der Seen auf. sie eindeutig als Ostseeküste anzusprechen und deshalb auch diesem Landschaftsraum Letztere sind relativ häufig. Sie sind im we- zuzuordnen. Der aufgrund des zunehmenden sentlichen an die vorgegebenen Großstruktu- Süßwassereinflusses entstandene Charakter ren der Tunneltäler gebunden. Beispiele sind der Schlei erinnert aber in vielen Bereichen der Winderatter See und der Südensee, die eher an ein Seeufer als an eine Meeresküste. mit den beiden Bächen Kielstau und Bondenau und deren Zusammenfluss in den Strömungen und Welleneinwirkungen ge- Treßsee quasi die Oberläufe des Gewässer- stalten die Küste ständig um. Im Gegensatz systems der Treene darstellen. Arenholzer zur Nordseeküste spielen Ebbe und Flut da- See und Langsee bilden zusammen mit der bei kaum eine Rolle. Durch Winde auftreten- Wellspanger Au und der Oxbek sowie der de Hochwässer und sporadische Sturmfluten Loiter / Füsinger Au ein zusammenhängen- haben jedoch erhebliche Wirkung. Abtragung des System. an vorspringendem Land und Ablagerung in geschützter Lage wechseln einander im Kü- Größere Feuchtgrünlandkomplexe gibt es stenverlauf ab. Charakteristisch für die Abtra- kaum noch, ebensowenig naturnahe Nieder- gungsbereiche sind aktive Steilküsten mit ih- moorbiotope. Bemerkenswert sind einige we- ren meist schmalen und steinreichen Strän- nige größere Hochmoore, von denen bei- den. Bedeutende Abtragungsbereiche sind spielhaft das Hechtmoor im zentralen Angeln die Steilküsten bei Holnis, Bockholmwik und das Esprehmer Moor zwischen und Osterholz. Schleswig und Fleckeby zu nennen sind. In einigen Kliffs liegen als geologische Be- Eine Besonderheit sind die Binnendünen- sonderheiten Aufschlüsse von Schichten aus felder und Flugsanddecken am Treßsee und älteren Erdzeitaltern vor. Hierzu gehören bei- im Holmingfeld. Diese Lebensräume sind im spielsweise die eemzeitlichen Tone in den gesamten Landschaftsraum nur hier im sehr Steilküsten an der Flensburger Förde. sandigen Übergangsbereich zwischen Zentral-Angeln und Schleswiger Vorgeest Für die Ablagerungsbereiche sind die Strand- ausgebildet. Insgesamt kommt diesem Raum wälle, Strandhaken und nehrungsartigen Bil- wegen seines großen Strukturreichtums und dungen vor Niederungen oder Buchten cha-

17 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

rakteristisch. Die Geltinger Birk und die Darüber hinaus bieten die flachen Strandwall- Schleimündung sind bedeutende Strand- Landschaften und die Strandsee-Niede- wall-Landschaften der Ostseeküste. Stellen- rungen Lebensraum für viele spezialisierte weise sind diese Strandwall-Landschaften Tier- und Pflanzenarten. Sie haben aufgrund auch überdünt worden. ihrer Einmaligkeit und ihres ökologischen Wertes zum Teil internationale Bedeutung. Die Böden dieses Landschaftsstreifens sind Rohböden. 1.6 Sozio - ökonomische Landschaftsentwicklung Rahmenbedingungen Der Küstenraum der Ostsee ist vor allem in den aquatischen Lebensräumen auch heute Der Planungsraum V umfasst die Kreise noch ein von natürlichen Prozessen gepräg- Nordfriesland und Schleswig-Flensburg mit ter Bereich. Allerdings ist die Küste von jeher jeweils136 Gemeinden, die kreisfreie Stadt bevorzugter Siedlungsraum des Menschen Flensburg sowie die vorgelagerten Bereiche mit seinen zahlreichen Aktivitäten gewesen. von Nord- und Ostsee (siehe Abbildung 2). Handel, Fischerei und Landwirtschaft sind wesentliche Tätigkeiten, die diesen Land- Die Abgrenzung des Gebietes orientiert sich schaftsraum in vorherigen Jahrhunderten ge- weitgehend an den natürlichen Gegebenhei- prägt haben. Küstenschutz und Tourismus ten: im Westen und Osten durch die Nord- dagegen sind Entwicklungen des 20. Jahr- und Ostsee bis zur Zwölf-Seemeilen-Zone hunderts. So sind an der Schlei sowie der sowie im Norden und Süden durch Förden Ostsee eine Vielzahl von Campingplätzen, der Ostsee und durch Fließgewässer. Sportboothäfen und Steganlagen entstanden. Die Gesamtfläche des Planungsraumes V Vor allem die Ostseeküsten-Lebensräume im beträgt 4.175,91 Quadratkilometer, wovon Bereich der Geltinger Birk / Kalkgrund sowie 2.047,86 Quadratkilometer auf den Kreis im Bereich Schleimünde haben aufgrund ih- Nordfriesland, 2.071,59 Quadratkilometer auf rer Einmaligkeit europaweite Bedeutung. Die den Kreis Schleswig-Flensburg sowie Flachgründe und flachen Meeresbuchten mit 56,46 Quadratkilometer auf die Stadt ihren typischen Biotopen wie zum Beispiel Flensburg entfallen. Hinzu kommen noch die Muschelbänke und oftmals artenreichen Bio- Flächen der angrenzenden Küstengewässer zönosen wie die Algenflora gehören dazu. von Nord- und Ostsee.

Die Steilküsten haben wegen der oft unbe- Am 31. Dezember 2000 wohnten einflussten Dynamik und dem hohen Natür- 446.315 Menschen dauerhaft im Planungs- lichkeitsgrad der Lebensräume hohe Bedeu- raum. Sie verteilen sich mit 164.280 im Kreis tung für den Naturschutz. Hier bilden sich an Nordfriesland, 197.754 im Kreis Schleswig- aktiven Steilküstenbereichen natürlicherweise Flensburg und 84.281 in der kreisfreien Stadt Offenstandorte, Pionier-Gesellschaften und Flensburg relativ ungleichmäßig über den Staudenfluren. Gebüsche und Pionierwälder Planungsraum. In den Seebädern von Nord- bedecken die ruhenden Abschnitte. Quellen, und Ostsee sowie den Erholungsorten kom- hohe Luftfeuchte und oft hoher Basenreich- men insbesondere in den Sommermonaten tum sowie ungestörte Sukzession sind prä- viele tausend Urlaubsgäste hinzu und verur- gende Standortfaktoren. Sie machen die Be- sachen erhebliche Veränderungen der Bevöl- sonderheit dieser Standorte aus, da sie in der kerungszahlen. Die Bevölkerungsdichte be- freien Landschaft häufig fehlen oder durch trägt im Kreis Nordfriesland 80, im Kreis Nutzungen überformt worden sind. Aktive Schleswig-Flensburg 95 sowie in der kreis- Steilküsten mit vorgelagerten Geröllstränden freien Stadt Flensburg 1.493 Einwohner je und bewaldete Bereiche stellen naturnahe Quadratkilometer (durchschnittliche Bevölke- Übergänge vom Meer zum Land dar. rungsdichte in Schleswig-Holstein: 177 Ein- wohner je Quadratkilometer). Angaben zur Bachschluchten und Wälder sowie Quellen Bevölkerungsentwicklung können dem Re- sind weitere bedeutende Lebensräume der gionalplan für den Planungsraum V entnom- Steilküste insbesondere für Moose und men werden. Flechten. Die vorgelagerten Geröllstrände sind Nisthabitate für einige Sägerarten, See- schwalben und Limikolen.

18 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildung 2: Gemeindegrenzen

19 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

20 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 2: Bodenfläche am 31. Dezember 2000 nach Art der tatsächlichen Nutzung (Angaben in Hektar)

Gebäude und Betriebs- und Erholungs- und Andere Nutzungen Freifläche Verkehrsflächen Wasserflächen Nordfriesland 9.786 8.880 8.096 167.982 Schleswig-Flensburg 8.942 8.151 12.459 177.607 Stadt Flensburg 1.527 860 1.093 1.166 Planungsraum V 20.255 17.891 21.648 346.755

Tabelle 3: Erwerbstätige 1997 nach Wirtschaftsbereichen (Alle Angaben in Prozent)

Land- und Forst- Produzieren- Dienstleistungs- Sonstige Wirt- wirtschaft, Fischerei des Gewerbe unternehmen schaftsbereiche Nordfriesland 6,8 21,9 25,1 46,2 Schleswig-Flensburg 7,1 24,4 19,5 49,0 Stadt Flensburg 0,4 32,2 21,1 46,3

Die nachfolgenden Daten zum Planungs- Marsch, der Eider-Treene-Sorge-Niederung raum V weisen den Stand vom 31. Dezember sowie der südlichen Schlei sind nach den 2000 auf. Kriterien der Landesplanung im Landesver- gleich dünnbesiedelte, abgelegene Gebiete. Der Anteil landwirtschaftlich genutzter Flä- Der Umgebungsbereich um das Oberzentrum chen liegt im Kreis Nordfriesland bei 77,2 , im Flensburg sowie um die Mittelzentren Kreis Schleswig-Flensburg bei 77,4 und in und Schleswig sind demgegenüber als Stadt- der kreisfreien Stadt Flensburg bei 24,5 Pro- und Umlandbereiche in ländlichen Räumen zent. dieser Zentren von baulicher Verdichtung ge- prägt. Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist der Der Anteil der Waldfläche beträgt im Kreis Abbau oberflächennaher Rohstoffe in Form Nordfriesland 3,9 Prozent und im Kreis der Kies- und Sandgewinnung. Er hat zu- Schleswig-Flensburg sowie in der Stadt gleich erhebliche Auswirkungen auf den Flensburg sechs Prozent. Naturhaushalt und das Landschaftsbild.

Der Anteil der Erwerbstätigen in den Wirt- Die im Norden des Planungsraums gelegene schaftsbereichen der Land- und Forstwirt- kreisfreie Stadt Flensburg ist zugleich das schaft sowie der Fischerei lag 1997 in den Oberzentrum der Region. Ihre Bedeutung er- Kreisen Nordfriesland und Schleswig- streckt sich nicht nur auf die benachbarten Flensburg mit 6,8 beziehungsweise 7,1 Pro- Bereiche des Kreises Schleswig-Flensburg, zent deutlich über dem Landesschnitt von sondern erfüllt aufgrund der Lage in Nach- 3,7 Prozent. Die meisten Menschen in barschaft zum Königreich Dänemark auch Flensburg arbeiten im Bereich des produzie- wichtige Bindegliedfunktionen zum renden Gewerbes. In Nordfriesland und skandinavischen Raum. Die Kreisstädte Schleswig-Flensburg sind die meisten Er- Husum und Schleswig haben die Funktion ei- werbstätigen im Wirtschaftsbereich „Staat, nes Mittelzentrums für den entsprechenden private Haushalte und private Organisationen Bereich. Die Städte Westerland, Niebüll, ohne Erwerbszweck” beschäftigt. , Tönning und die Gemeinde Leck in Nordfriesland sowie die Stadt Kappeln, die Der Planungsraum V wird nach raumordneri- Gemeinden Süderbrarup, Tarp und Kropp in schen Kriterien sehr unterschiedlich einge- Schleswig-Flensburg sind als Unterzentrum stuft (siehe Regionalplan V). Nachfolgende eingestuft worden. Die zentralen Orte sind Aussagen sind für den Landschaftsrahmen- unter anderem die Schwerpunkte der Besie- plan besonders bedeutsam: delung, der wirtschaftlichen Aktivitäten, der Bebauung und des Verkehrs im Planungs- Der gesamte Planungsraum wird als abgele- raum. gener strukturschwacher ländlicher Raum eingeordnet. Teilbereiche auf der Hohen Geest, den Nordfriesischen Inseln, der

21 Einleitung Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Mit der Festlegung der zentralen Orte und Stadtrandkerne sollen die überörtliche Ver- sorgung der Bevölkerung unter zumutbarem Zeitaufwand sichergestellt werden. Darüber hinaus soll die wirtschaftliche Tragfähigkeit von zentralörtlichen Einrichtungen erreicht werden. In allen Teilräumen des Landes sol- len so auch leistungsfähige Standorte als Schwerpunkte für Wohn- und Arbeitsstätten erhalten und entwickelt werden. Darüber hin- aus sollen die dezentrale Konzentration der Siedlungsstruktur erhalten und die Vorteile der damit verbundenen Wirtschafts- und Sozialstruktur gesichert und weiterentwickelt werden.

Angesichts dieser Rahmenbedingungen ist die Regionalentwicklung in starkem Maße auf die Entwicklung der regioneigenen Kräfte an- gewiesen. Damit sind ungenutzte Potenziale und Kapazitäten sowie wirtschaftliche, kultu- relle und soziale Innovationen im allgemeinen gemeint. Die Bedeutung des Wirtschaftsfak- tors Tourismus zeigt bereits heute, dass dafür der Schutz und eine nachhaltige Nutzung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft als Standortfaktoren oder als Image der Region eine wichtige Rolle spielen.

Für die Region Flensburg / Schleswig liegt in- zwischen ein entsprechendes integratives Regionales Entwicklungskonzept vor. Es ist von 1997 bis 1999 mit den Akteuren vor Ort entwickelt worden und enthält für verschiede- ne Handlungsfelder Vorschläge für Projektbe- reiche. Der Natur- und Ressourcenschutz, zu dem sich alle verpflichtet fühlen, spielen hier- bei eine wichtige Rolle.

Die nachhaltige ökologische, ökonomische und soziale Entwicklung soll sich dabei an folgendem Leitbild orientieren: „Flensburg / Schleswig - die innovative Dienstleistungs- und Freizeitregion im Ostseeraum”.

Für den Kreis Nordfriesland ist im Rahmen einer Zukunftswerkstatt „Umwelt und Touris- mus für die umwelt- und sozialverträgliche Tourismusentwicklung” 1997 ein Tourismus- konzept verabschiedet worden. Es ist eben- falls mit den Akteuren vor Ort entwickelt wor- den. Es enthält unter anderem wichtige Anre- gungen für verschiedene Tourismusakteure zum Thema Umweltschutz.

22 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

2. Grundlagenteil

2.1 Schutzgüter Ostschleswiger Hügelland

• Zentrales Angeln Weiterführende Informationen sowie eine Der zentrale Teil Angelns besteht haupt- Bewertung finden sich im Erläuterungsband. sächlich aus einer älteren Jungmoränen- landschaft, in der die kuppig-wellige, leh- 2.1.1 Böden und Gesteine mige Jungmoräne überwiegt. Aus ihrem Geschiebelehm bis -mergel sind verbreitet Die geologischen Rahmenbedingungen im bis überwiegend Pseudogleye bis Para- Planungsraum V sind bereits in Kapitel 1.5 braunerden entstanden. Ist periglaziärer dargelegt worden. Weitere Einzelheiten kön- Decksand oder -lehm abgelagert worden, nen der Abbildung 3 entnommen werden. haben sich aber auch Braunerden bis Braunerde-Parabraunerden entwickelt. In Böden dieser vom Bodeninventar her sehr viel- fältigen Landschaft haben sich darüber Im Planungsraum lassen sich geomorpho- hinaus Pseudogley-Braunerden, Bänder- logisch und bodenkundlich folgende Räu- parabraunerden, Braunerden über Para- me unterscheiden (siehe auch Abbildung 4): braunerden, Kolluvisole und Niedermoore entwickelt. In den Flussläufen und Jungmoränenlandschaften Schmelzwasserrinnen Angelns sind ver- stärkt sandig-lehmige Anmoorgleye bis Ostschleswiger Fördenlandschaft Niedermoore anzutreffen. Entwässe- rungsmaßnahmen haben deren Eigen- • Ostseeküste schaften erheblich verändert. Die Küsten im Bereich der Geltinger Birk und von Schleimünde bestehen gemäß • Westliches Angeln Bodenkarte 1:200.000 von Schleswig- Das weichselzeitliche Eis hat in den Mo- Holstein aus teilweise überdünten Strand- ränenrandlagen des westlichen Angelns wällen. An der Flachküste mit den Strand- periglaziäre Decksande und in den wällen entstanden aus dem Sand der Dü- Schmelzwasserabflüssen nach Westen nen, der Strandwälle und des Strandes hin Schmelzwassersande als bodenbil- Gley-Lockersyroseme und Gley-Rego- dende Substrate hinterlassen. Aus beiden sole. Im kleineren lagunären Bereich un- Substraten hat sich die vorherrschende ter Stillwasserbedingungen sind es Nie- podsolierte Braunerde entwickelt. Sie geht dermoore. teilweise in die stärker podsolierten Pod- sol-Braunerden und Braunerde-Podsole • Nordöstliches Angeln und Schwansen über. In Küstennähe ist die flache, lehmige Jungmoräne anzutreffen. In ihr herrschen Geest Pseudogleye bis Parabraunerden aus Ge- schiebelehm bis -mergel vor. Sie werden Schleswiger Vorgeest von Gley-Pseudogleyen und Pseudogley- Braunerden begleitet. Nach Westen geht • Vorgeest und Eider-Treene-Niederung die Ostschleswiger Fördenlandschaft in Unmittelbar an den Westrand der Jung- das zentrale Angeln mit anderen Boden- moränenlandschaft schließt sich die Nie- gesellschaften über. Sie werden im Ab- dere Geest an, die aus Schmelzwasser- schnitt Ostschleswiger Hügelland be- sanden der letzten Eiszeit entstanden ist. schrieben. Im Spätglazial wurde diese Landschaft durch Tal- und Flugsande bedeckt. Der Randbereich weist eine grundwassernahe Vorgeest mit Sandern und vereinzelt auch Dünen aus. In trockenen Lagen gehen diese in Podsole, in niedrigeren und feuchten Lagen in Gleye und Niedermoo-

23 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

re über. An den Unterläufen von Treene unterschiedlich. Sie reicht von den häufi- und Eider geht die Vorgeest fast nahtlos ger anzutreffenden Dwogmarschen über in die Eider-Treene-Niederung über. Bei mehr oder weniger mächtige Moormar- hohen Grundwasserständen sind hier schen bis hin zu geringmächtigeren großflächig Niedermoore entstanden. Geestmarschen. Fast alle Marschböden sind tiefgründig entkalkt. Die Standorte Schleswiger Hohe Geest stehen nicht mehr unter dem Nordseeein- fluss. Die Standortbedingungen haben • Bredstedter und Ostenfelder Geest sich deshalb weitgehend denjenigen an Überwiegend westlich der Vorgeest herr- süßwassergeprägten Fluss-Systemen an- schen Altmoränen vor, die sehr heterogen geglichen. aufgebaut sind. Großflächig sind im Un- tergrund Geschiebelehme zu finden, die Nordfriesische Marsch und Eiderstedt teilweise bis an die Oberfläche reichen. Oft sind sie von Flugsanddecken bis hin • Jüngere Marschen zu Dünen überlagert. Fast überall sind Aus frisch eingedeichten, jungen, über- periglaziäre, sandige Deckschichten zu wiegend sandig-schluffigen Marschsedi- finden. Je nach Mächtigkeit der sandigen menten meist in Nordseenähe oder in der Deckschicht entstanden hieraus verbreitet Westhälfte von Pellworm haben sich nach pseudovergleyte und podsolierte Braun- Entwässerung und Aussüßung Kalkmar- erden bis Braunerde-Pseudogleye. Sie schen gebildet. Im Zeitablauf entwickelte unterscheiden sich neben dem Stauwas- sie sich weiter zu Kleimarschen mit tiefer- sereinfluss ganz erheblich in ihrem Sub- reichender Entkalkung. strat, das heißt von reinem Sand bis zu typischen Lehmen. In einigen Gebieten • Ältere Marschen tritt die Pseudovergleyung trotz hoch an- Die westlich der Geest und weiter von der stehendem Lehm zugunsten pseudover- Küste entfernt gelegenen Marschen und gleyter Braunerde-Parabraunerden zu- die größten Teile von Eiderstedt wurden rück. Kleinflächig haben sich in mächtigen als schluffig-tonige Sedimente einge- sandigen Deckschichten typische Braun- deicht. Im Laufe der Zeit kam es zusätz- erden entwickelt. lich zur Tonneubildung und -verlagerung, die die älteren Knickmarschen in der heu- • Lecker Geest, Kornkoog und tigen Zeit aufweisen. Teilweise gerieten Marschböden wieder unter Nordseeein- Hier tritt die lehmige Altmoräne zugunsten fluss, so dass über dem älteren Marsch- der sandigen Variante und Sandern zu- boden eine neue Bodenbildung einsetzte rück. Meist liegt ein mehr oder weniger (Dwogmarschen). mächtiger periglaziärer Decksand über Schmelzwassersand oder Sandersand. Südlicher Bereich der Inseln, Halligen und Daraus entwickelten sich die vorherr- Marschen schenden podsolierten Braunerden. Aus den kleinflächig aufgewehten Flugsand- • Marschinseln decken bis Dünen gingen stärker podso- Die Böden fast ganz Pellworms und der lierte Braunerden bis Braunerde-Podsole westlichen Hälfte von Nordstrand beste- hervor. hen aus schluffig-tonigen Knick- und Dwogmarschen wie sie im vorigen Ab- Küstenholozän schnitt „Ältere Marschen” beschrieben wurden. Kleinräumig haben sich beson- Eider-Treene-Ästuar ders in der östlichen Hälfte Nordstrands aber auch Kalk- und Kleimarschen ent- • Eider-Treene-Niederung (unmittelbare wickelt. Sie ähneln denen im vorletzten Flussnähe) Kapitel beschriebenen „Jüngeren Mar- In unmittelbarer Nähe der unteren Eider schen”. und der unteren Treene beginnt das Mün- dungsgebiet dieser Flüsse, auch Eider- • Halligen Treene-Ästuar genannt. Hier wurden Die Halligen sind Neubildungen nach brackige Marschsedimente aus der Nord- großflächiger Zerstörung von Marschlän- see abgelagert. Die Ausprägung der da- dereien durch Sturmfluten. Sie unterliegen raus entstandenen Marschböden ist sehr weiterhin der Sedimentumlagerung und

24 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildung 3: Geologie

25 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

26 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildung 4: Böden

27 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

28 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

dem Salzwassereinfluss bei höheren • Marschen Fluten. Infolgedessen ist die Bodenbil- Die Knick- und Dwogmarschen auf Föhr dung nicht über das Stadium der Salz- sind überwiegend älteren Ursprungs. Die oder Rohmarschen hinausgekommen. Kalk- und Kleimarschen der Insel Sylt Diese Böden enthalten noch Salz und weisen meist ein junges bis mittleres Alter Kalk bis in den Oberboden. auf.

• Schlickwattflächen 2.1.2 Gewässer In der windabgewandten Seite der Inseln und zum Festland hin verlieren die Ge- Tabelle 4 gibt einen Überblick über derzeit zeitenströme an Kraft. Hierdurch wird vorliegende Daten zur Hydrologie, zur Was- schluffig-toniges Material als Schlickwatt serbeschaffenheit (Chemie, Physik, Sapro- sedimentiert. bie), zur Gewässerstruktur und zur Gewäs- serbesiedlung (Wirbellose, Fische) der grö- • Sand- und Mischwattflächen ßeren Gewässersysteme. Im größten Teil des Wattenmeeres lagern die relativ starken Gezeitenströme grob- Fließgewässer körnigere Sedimente ab als in den höher gelegenen Leeseiten der Halligen und In- Nachfolgend werden die wesentlichen Fließ- seln. Daher werden weite Wattflächen gewässer des Planungsraumes mit ihren Ein- vom Sand- und Mischwatt eingenommen. zugsgebieten dargestellt.

• Außensände • Eider (2.065 Quadratkilometer), In den Sedimenten der Außensände hat • Neue Sorge (300 Quadratkilometer), aufgrund des ständigen Nordseeeinflus- • Alte Sorge (112 Quadratkilometer), ses praktisch keine Bodenentwicklung • Treene (797 Quadratkilometer), stattgefunden. In eventuell vorhandenen • Husumer Mühlenau (54 Quadratkilo- Strandwällen oder Primärdünen haben meter), sich bestenfalls schwach entwickelte Bö- • Arlau (286 Quadratkilometer), den etabliert. • Bongsieler Kanal (723 Quadratkilo- meter), Nördlicher Bereich der Inseln mit • Lecker Au (218 Quadratkilometer), Geestkernen • Wiedau mit Süderau (255 Quadrat- kilometer, ohne dänische Flächen). • Dünen von Sylt und Amrum Die nordseezugewandten Küsten von Sylt 310 Quadratkilometer des Planungsraumes und Amrum bestehen seewärts aus teil- entwässern über die Flensburger Förde in die weise überdünten Strandwällen. Sie ge- Ostsee. Die Schlei hat ein oberirdisches Ein- hen landeinwärts erst in junge Weißdü- zugsgebiet von 716 Quadratkilometer. Das nen, dann in ältere Graudünen und im größte von Norden in die Schlei einmünden- Endstadium in Braundünen über. In den de Fließgewässer ist mit 243 Quadratkilo- Dünentälern haben sich unter Grundwas- meter die Füsinger Au. sereinfluss häufig vermoorte Senken ge- bildet. Die Fließgewässertypen unterscheiden sich in den im Planungsraum vorkommenden • Altmoränen Naturräumen Marsch, Hohe Geest, Vorgeest An die Dünen der seezugewandten Seite und Östliches Hügelland. schließen sich häufig über weite Bereiche der Altmoränen von Sylt und Amrum Als alle Naturräume verbindendes Gewässer- Flugsanddecken an. Sie sind auch auf system wurde die Treene wegen der noch Föhr häufiger anzutreffen. In den Flug- streckenweise vorkommenden natürlichen sanddecken haben sich Podsole ent- Besiedlung zum Vorranggewässer erklärt. Sie wickelt. Bei geringmächtigen Flugsand- ist in das „Programm zur Umsetzung der decken treten Braunerde-Podsole stärker Empfehlungen zum integrierten Fließgewäs- in den Vordergrund. Sie beherrschen serschutz – Investitions- und Förderpro- auch die übrigen Altmoränen der Geestin- gramm des Landes Schleswig-Holstein“ seln. übernommen worden.

29 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 4: Datenlage zu Fließgewässersystemen

Gewässersysteme Hydro- Chemie/ Saprobie Gewässer- Gewässer- logie Physik (Güte- struktur besiedlung karte) Wasser- Wirbellose stand (W) (W) / Abfluss (Q) Fische (F) Eider W DMS F Sorge W/Q DMS/GLS X F Treene W/Q DMS/GLS X X W / F Bondenau W/Q DMS/GLS X X W Kielstau W/Q DMS/GLS X X W Jerrisbek W/Q -/GLS X X W/F Bollingstedter Au - -/GLS X X W/F Jübek W/Q - X X W/F Silberstedter Au W/Q W/F Rheider Au W/Q W/F Husumer DMS/GLS X - - Mühlenau Arlau (W/Q) DMS/GLS X - F Bongsieler Kanal W/Q DMS/GLS X X W/F Schmale - DMS - - - (Flensburger W DMS Förde) Krusau - DMS/GLS - - F Mühlenstrom W/Q DMS/GLS X - F Adelbybek - DMS X - F Schwennau W/Q DMS/GLS X - F Langballigau W/Q DMS/GLS X X W/F Habernisau W/Q DMS/GLS - F Lippingau W/Q DMS/GLS X X W/F Geltinger Au - DMS/GLS X - F (Schlei) W DMS - Mühlenbach / SL W/Q DMS X - - Brautseegraben - DMS - - - Füsinger Au W/Q DMS/GLS X X W/F Güderotter Au - DMS/GLS - - - Grimsau W/Q DMS/GLS X - F

DMS : Dauermessstelle im Rahmen der Gewässerüberwachung Schleswig-Holstein GLS : einmalige Gütelängsschnitte oder Längsprofile von der Quelle bis zur Mündung

Küstengewässer Die Nordsee hat eine Fläche von rund 750.000 Quadratkilometer und ein Volumen Nordsee von etwa 94.000 Kubikkilometer. Die größte Tiefe liegt bei 550 Meter, die mittlere Tiefe Die Nordsee ist als Schelf- oder Randmeer allerdings nur bei 60 bis 100 Meter. Etwa mit dem Nordatlantik verbunden. Im konti- 300 Kubikkilometer Wasser werden jährlich nentalen Küstenbereich überwiegen Watt- über die einmündenden Flüsse in die Nord- und Dünenküsten, die einer ständigen Umla- see eingetragen. Das Einzugsgebiet der gerung unterliegen. Nordsee beträgt 850.000 Quadratkilometer. In diesem Gebiet leben etwa 164 Millionen Menschen, und es stellt das am meisten in- dustrialisierte Gebiet Europas dar. Dies hat zur Folge, dass die Nordsee in hohem Maße mit Schad- und Nährstoffen belastet ist. Der

30 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Haupteintragspfad sind die Flüsse, aber auch frachten hatte die Wiedervereinigung aus der Atmosphäre und durch Direkteinlei- Deutschlands und die politische Öffnung tungen gelangen Schadstoffe in die Nordsee. nach Osten ganz wesentliche Anteile. Neben der Schließung schadstoffemittierender Be- Mitte der 80er Jahre wurde festgestellt, dass triebe leisteten auch Sanierungen einen we- die Nordsee und ihre Organismen in hohem sentlichen Beitrag. Im Rahmen von nationa- Maße mit Schwermetallen und organischen len und internationalen Monitoringprogram- Schadstoffen belastet sind. Auch die Einlei- men werden physikalische, chemische und tung von Nährstoffen hat ein überaus be- biologische Parameter erfasst, um jederzeit denkliches Maß angenommen. Dies war An- den Zustand des Wattenmeeres beurteilen zu lass, auf der II. Internationalen Nordsee- können. schutzkonferenz der Nordseeanrainerstaaten 1987 in London ein Maßnahmenbündel zur Ostsee Reduzierung der Schadstoffeinträge zu ver- abschieden, welches auf den Folgekonferen- An den Planungsraum V grenzen Bereiche zen präzisiert und verbessert wurde. der Ostsee. Nachfolgend wird eine kurze Darstellung der Ostsee gegeben. Aufgrund Mittlerweile ist festzustellen, dass insbeson- der überregionalen und internationalen Ver- dere der Eintrag von Schwermetallen erheb- flechtungen sind die Ausführungen allgemein lich reduziert wurde. Dies gilt in gewissem gehalten. Umfang auch für organische Verbindungen. Allerdings sind die Belastungen mit Öl aus il- Die Küste an der geographisch zur Beltsee legalen Einleitungen, Einträgen durch Flüsse zählenden Ostsee ist als Ausgleichsküste und die Atmosphäre sowie aus dem Off- geprägt durch den Wechsel von Steilküsten Shorebetrieb der Gas- und Ölförderung im- sowie flachen Strandwällen. Die tief ins Land mer noch hoch wie ein Monitoring der veröl- einschneidenden Förden (Flensburger Förde, ten Vögel an der deutschen Nordseeküste Schlei) werden von Moränen- und Niede- zeigt. Bei den Nährstoffen sind die Phosphat- rungsufern begrenzt. einträge um 50 Prozent reduziert worden, während die Belastungen mit Stickstoffver- Als Brackwassermeer mit seinen Lebensfor- bindungen durch den Ausbau der Kläranla- men zwischen Süßwasser und Meerwasser gen insgesamt nur um etwa 20 Prozent ge- lebt die Ostsee vom Wasseraustausch mit senkt werden konnten. Es ist bisher noch der Nordsee. Im Sommer bildet sich eine sta- nicht gelungen, die anderen Quellen der Be- bile thermohaline Schichtung aus (Sprung- lastung (beispielsweise Landwirtschaft, atmo- schicht in 12 bis 15 Meter Wassertiefe), die sphärischer Eintrag) wirkungsvoll zu reduzie- den Transport von Sauerstoff zum Meeres- ren. boden verhindert. Diese Schichtung löst sich allerdings im Herbst durch Abkühlung und Das Wattenmeer ist als flacher Randbereich Stürme wieder auf und führt dem Meeresbo- der Nordsee in erheblichem Umfang von den wieder Sauerstoff zu. Da enge Zugänge Eutrophierung betroffen und muss nach wie den Wasseraustauch mit der offenen See vor als Eutrophierungs-Problemgebiet be- behindern, leiden Schlei und Flensburger zeichnet werden. Anzeichen dafür sind unter Förde besonders stark an Überdüngung. Als anderem die häufiger auftretenden und län- Folge der starken Nährstoffeinträge kommt ger andauernden Planktonblüten sowie das es hier zu erhöhter Primärproduktion, Verlän- vermehrte Auftreten von sogenannten gerung von intensiven Algenblüten und einer schwarzen Flecken, bei denen sauerstoff- Veränderung der Artenzusammensetzung freies Sediment an die Wattoberfläche dringt. des Phytoplanktons. Die Abnahme der Licht- durchlässigkeit im Wasser und die Verschlik- Für das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer kung einiger Sedimente sind vermutlich die ist die Elbe der wichtigste Eintragspfad. Die Ursache für deutliche Veränderungen in der Nähr- und Schadstoffe gelangen zunächst in Biomasse und in der Artenzusammensetzung das küstenferne Gebiet der Westküste der Unterwasservegetation der Schlei und der Schleswig-Holsteins und werden von dort in Flensburger Förde. An den Küsten im Be- das Wattenmeer eingetragen. Auch die Ein- reich der Kieler Bucht ist demgegenüber ein träge über die Elbe sind zurückgegangen. Anstieg der Algenbiomasse oberhalb von Neben den erfolgreichen Bemühungen des zwölf Meter begleitet von einer Abnahme un- Reinhaltungsprogrammes und den damit ver- terhalb dieser Tiefenlinie zu verzeichnen. bundenen Reduzierungen der Schadstoff-

31 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 5: Ausgewählte Seen

Name Kreis * Seefläche Einzugsgebiet mittlere Tiefe maximale Tiefe [Quadratkilometer] [Quadratkilometer] [Meter] [Meter] Grad Arenholzer See SL-FL 0,82 8,46 4,3 9,6 eutroph Bottschlotter See NF 0,76 39,16 0,90 1,60 stark eutroph Gammellunder See SL-FL 0,26 6,86 1,7 3,2 stark eutroph Haddebyer Noor SL-FL 1,00 36,2 3 4,9 stark polytroph Havetofter See SL-FL 0,12 3,75 3,3 6,3 polytroph Idstedter See SL-FL 0,38 8,40 1,8 2,5 stark polytroph Langsee SL-FL 1,40 32,84 6,1 13,3 polytroph Selker Noor SL-FL 0,56 31,8 3,1 5,2 stark polytroph Sankelmarker See SL-FL 0,56 19,45 6,5 11,2 stark eutroph Südensee SL-FL 0,64 14,00 2,2 3,6 polytroph Winderatter See SL-FL 0,24 12,06 1,2 2,2 hypertroph

Dörpumer Mergelkuhlen NF 0,09 4,57 5 6,8 eutroph

* SL-FL = Schleswig-Flensburg; NF = Nordfriesland

Als Folge der erhöhten Sedimentation von der Anteil, der über die einmündenden Ge- organischem Materials vergrößert sich auch wässer eingetragen wird, derzeit beim Stick- der Sauerstoffverbrauch im tiefen Wasser stoff auf etwa 64 Prozent (1.726 Tonnen) und und am Meeresboden. In der Flensburger beim Phosphor auf etwa 50 Prozent Förde ist fast regelmäßig im Spätsommer die (63 Tonnen). Bildung von giftigem Schwefelwasserstoff

(H2S) zu beobachten. Stehende Gewässer im Binnenland

Als Folge davon sind die tiefen Weichböden Die Landschaftsräume Marsch und Geest unbesiedelt oder die hier lebenden Tierarten sind arm an Seen. Im Bereich des Östlichen sind auf wenige angepasste Arten reduziert. Hügellandes befinden sich etwa 50 Seen und Auch Bodentiersterben wird fast jährlich be- Teiche, wovon die meisten kleiner als obachtet. Die flacheren Meeresbereiche zehn Hektar sind. 18 Gewässer liegen zwi- oberhalb der sommerlichen Dichtesprung- schen zehn und 50 Hektar, sieben zwischen schicht zeigen dagegen ein reiches Arten- 50 und 100 Hektar und nur drei sind größer spektrum, dominiert von vielborstigen Wür- als 100 Hektar. Bei den letzteren handelt es mern und Weichtieren. Auch die Biomasse sich neben dem Langsee um zwei Speicher- hat sich gegenüber den 60er Jahren in die- becken im Kreis Nordfriesland. Von elf ste- sem Bereich erhöht. henden Gewässern ist die Fläche nicht be- kannt. Sie sind alle relativ flach. Einen Über- Zur Verringerung der Belastung der blick über die größeren Seen des Planungs- Flensburger Förde aus Abwassereinleitungen raumes vermittelt Tabelle 5. Die Binnenge- sind in den vergangenen Jahren erhebliche wässer sind als Lebensraum und Retentions- Anstrengungen unternommen worden. Der bereich von großer ökologischer Bedeutung. Anschlussgrad an das öffentliche Kanalnetz und der Ausbau der Kläranlagen in Deutsch- Die Noore sind besonders prägend für den land und Dänemark führte zu einer Reduzie- Kreis Schleswig-Flensburg. Es siedeln dort rung des Eintrages von Nährstoffen, organi- eine Vielzahl wertvoller emerser und terrestri- schen Stoffen und bakterielle Verunreinigun- scher Vegetationstypen. Sie sind daher aus gen aus direkten Abwassereinleitungen. So botanischer Sicht besonders schützenswert. verringerte sich beispielsweise beim Stick- stoff der Eintrag von 825 Tonnen im Jahre Im Kreis Nordfriesland befinden sich Spei- 1986 auf 536 Tonnen im Jahre 1995 und cherbecken und Seen, die durch die Eindei- beim Phosphor von 169 Tonnen im Jahre chung entstanden sind. Der Bottschlotter See 1986 auf 14 Tonnen im Jahre 1995. Der An- beispielsweise ist ein eingedämmter Watt- teil der direkten Abwassereinleitungen an der strom, der im Schutz des Deiches der weite- Gesamtbelastung liegt derzeit beim Stickstoff ren Aufschlickung entzogen wurde. Im Jahr bei 20 Prozent und beim Phosphor bei 1982 wurde der Gotteskoogsee in seiner zehn Prozent. Demgegenüber beläuft sich heutigen Form neu entwickelt. Nachdem der

32 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Gotteskoog, der bis Anfang des 20. Jahrhun- korngehaltes langfristig gegen qualitätsmin- derts ständig mehr oder weniger unter Was- dernde Infiltrationen schützen. ser stand, zunehmend entwässert worden war, hatte sich die Seefläche bis auf 26 Hek- Den jüngsten tertiären Grundwasserleiter bil- tar (1926 betrug sie noch 500 Hektar) redu- den die pliozänen Kaolinsande, die den mio- ziert. Hauptziel der Renaturierung, die in der zänen oberen Glimmerton in schmalen tiefen Trägerschaft des Deich- und Hauptsielver- Trögen überlagern. Hierzu gehört ein bandes Bongsiel-Südwesthörn erfolgte, war schmaler Streifen entlang der Linie die Wiederherstellung einer Seenlandschaft Flensburg--Friedrichstadt. Unter (zusammen mit dem Aventofter, Kahlebühler, den Geestinseln Sylt, Amrum und Föhr sowie Ruttebüller und Haasberger See sowie dem im Gebiet Niebüll-Karlum enthalten die Kao- Hülltofter Tief) und eines Feuchtgebietes im linsande Wasser guter Qualität. Dagegen ist Gotteskoog zur Steigerung der ökologischen das Grundwasser in den Kaolinsanden unter Vielfalt dieses Lebensraumes. der Halbinsel Eiderstedt stark versalzen.

Hochwassergefährdete Gebiete Darüber lagert eine Wechselfolge eiszeitli- cher Ablagerungen von schwer durchlässi- Nach dem „Generalplan Küstenschutz – Inte- gem Geschiebemergel und Beckenschluffen. griertes Küstenschutzmanagement in Sie ist im gesamten Planungsraum V ver- Schleswig-Holstein“ (2001) sind Niederungen, breitet und reicht bis etwa 50 Meter unter die weniger als fünf Meter über dem Meeres- Normalnull. Nur kleinräumig, in schmalen eis- spiegel liegen, hochwassergefährdet. Die zeitlichen Erosionsrinnen geht es bis unter meisten dieser Flächen werden daher durch 150 Meter unter Normalnull. Die zunächst Deiche geschützt. überwiegend horizontal liegenden Sedimente sind durch spätere Gletschervorstöße teilwei- Zu den hochwassergefährdeten Gebieten se gestaucht worden. Die eiszeitlich entstan- zählen an der Nordseeküste der Naturraum denen sandigen Wasserleiter sind deshalb oft Marsch und die Niederungsgebiete der mit enger begrenzt als die wesentlich älteren ter- Nord- und Ostsee in direkter Verbindung ste- tiären. Dennoch bilden sie die Basis einiger henden Fließgewässer. An der Ostseeküste leistungsfähiger Wasserwerke. handelt es sich meistens um relativ kleine Niederungsgebiete entlang der Küste und der Besonders ergiebige Grundwasserleiter ent- Schlei. standen dort, wo eiszeitliche Schmelzwasser- sande die tertiären Sande direkt überlagern. Grundwasser In Föhr-Ost und Karlum liegen Schmelzwas- sersande über Kaolinsanden, in Frörup- Den geologisch ältesten und sehr ergiebigen Westerfeld, und Süderfahrenstedt Wasserleiter bilden die miozänen Braunkoh- über Braunkohlensanden. lensande. Im Planungsraum sind sie nur östlich der Kreisgrenze Nordfriesland / Aus Braunkohlensanden unter Glimmerton Schleswig-Flensburg weitflächig verbreitet. fördern die Wasserwerke Flensburg- Die Basis dieses zur Tiefe hin zunehmend Ostseebad und Flensburg-Süd. Aus Kaolin- feinkörnigen Wasserleiters bilden Schluffe sanden sind es die Wasserwerke , und Tone des Oligozäns oder Eozäns. Diese Osterwittbekfeld und . Aus eiszeitlichen Basis liegt in Angeln zumeist etwa 100 Meter Schmelzwassersanden fördern die Wasser- unter dem Meeresspiegel, im Tarper Trog werke Westerland und . zwischen Flensburg und Frörup bis zu 300 Meter unter Normalnull. Während die Unter den Marschen Nordfrieslands ist das Mächtigkeit der Braunkohlensande in Angeln Grundwasser aller Wasserleiter durch Ein- zwischen 50 und 100 Metern liegt, kann sie dringen des Meerwassers weitgehend versal- im Tarper Trog 150 Meter übersteigen. zen. Deshalb wird dieses Gebiet seit Jahr- zehnten von den Geestwasserwerken Im Dreieck Flensburg-Friedrichstadt-Kropp Karlum, Frörup-Westerfeld und Rantrum werden die Braunkohlensande von zehn bis fernversorgt. über 100 Meter mächtigen miozänen Glim- mertonen überlagert. Diese Glimmertone sind In den Jahren 2000 und 2001 wurde durch schwer durchlässig für Wasser und können das Sønderjyllands Amt, Teknisk Forvaltning, das Grundwasser in den Braunkohlensanden Grundvandsafdelingen in Tønder und das aufgrund ihrer Mächtigkeit und ihres Fein- Landesamt für Natur und Umwelt des Landes

33 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Schleswig-Holstein im Rahmen des EU- stellen. Von rund 700 Millimeter im Bereich Programms INTERREG II das Projekt der nordfriesischen Inseln steigen sie konti- „Grundwasser für Sønderjylland und nuierlich auf Werte von 800 bis 850 Millimeter Schleswig - ein grenzüberschreitendes Hy- im Bereich der Hohen Geest / Vorgeest an. drogeologisches Untersuchungsprogramm“ Die höchsten Werte werden im Bereich gemeinschaftlich durchgeführt. Schleswig-Treia mit einer durchschnittlichen Jahressumme von 850 bis 900 Millimeter er- Ziel des Projektes war es, in dem 700 Qua- reicht. Es handelt sich hierbei um die zweit dratkilometer großen Gebiet im deutsch- höchsten Jahressummen innerhalb dänischen Grenzraum durch kombinierte hy- Schleswig-Holsteins. Zur Ostsee hin sinken drogeologische und geophysikalische Unter- die Jahressummen auf rund 700 bis 650 Milli- suchungen den bisher lückenhaften Kennt- meter ab. nisstand über den geologischen Schichtauf- bau sowie die Grundwasserverhältnisse zu Die Klimadaten des Planungsraumes lassen verbessern. Ein hierbei erarbeitetes digitales trotz des vorherrschenden atlantischen Ein- Grundwassermodell für den Raum flusses spezielle regional klimatische Beson- Flensburg - Padborg, in das alle relevanten derheiten erkennen. Diese Klimabezirke las- geologischen und hydraulischen Daten ein- sen sich wie folgt grob einteilen: gearbeitet wurden, simuliert die Zusammen- • Klimabezirk der nordfriesischen Inseln hänge zwischen geologischem Schichtaufbau und Seemarschen, und stockwerksbezogener Grundwasserströ- • Klimabezirk der Geest und des westlichen mung. Ergebnisse des Projektes liegen in Hügellandes, dem Bericht „Grundvand til Sønderjylland og • Klimabezirk des zentralen Angeln, Schleswig / Grundwasser für Sønderjylland • Klimabezirk der Ostseeküste. und Schleswig“ vor, der beim Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig- Darüber hinaus sind kleinklimatische, lokale Holstein bezogen werden kann. Einflüsse wirksam, die sich insbesondere in Abhängigkeit der natürlichen und nutzungs- 2.1.3 Klima und Luft bedingten Standortfaktoren ergeben. Sie üben einen besonderen Einfluss auf die Tier- Das Klima im Planungsraum V wird, wie im und Pflanzenwelt aus. übrigen Schleswig-Holstein, durch die Lage zwischen Nord- und Ostsee geprägt und ist Die Luftqualität ist eine wichtige Ausgangs- als gemäßigtes, feucht-temperiertes, ozeani- größe für Veränderungen von Boden, Was- sches Klima zu bezeichnen. Dabei bestim- ser, Klima, Arten und Biotope. Sie beeinflusst men atlantischen Luftmassen, die mit West- darüber hinaus auch die landschaftsgebun- drift aus den gemäßigten Breiten herange- dene Erholung. führt werden, das Wettergeschehen. Wichtige Indikatoren für den Umfang der Die Mitteltemperaturen im Januar erreichen Luftverschmutzung sind Schwefeldioxid

mit plus 0,6 Grad Celsius im Bereich der (SO2), Stickstoffmonoxid (NO), Stickstoffdi- Geestinseln den höchsten Wert in Schleswig- oxid (NO2), Ozon (O3) und Schwebstaub. Holstein. Im Bereich der Geest und im westli- Diese Luftschadstoffe werden automatisch an chen Angeln sinken sie auf plus 0,2 Grad verschiedenen Stellen des Landes von der Celsius ab und steigen an der Ostseeküste lufthygienischen Überwachung Schleswig - wiederum auf plus 0,4 Grad Celsius an. Holstein gemessen und veröffentlicht. Die Grundbelastung der Luft durch Schadstoffe Im Juli betragen sie auf den Geestinseln ist im Planungsraum wie im gesamten Land 16,2 Grad Celsius (niedrigster Mittelwert relativ gering. Erhöhte Werte für Stickoxide Schleswig-Holsteins). Sie steigen im Bereich treten jedoch an verkehrsexponierten Stand- der Geest und im westlichen Angeln auf orten und damit auch an entsprechenden 16,6 Grad Celsius an und fallen zur Ostsee- Stellen des Planungsraumes V auf. küste hin auf 16,4 Grad Celsius ab. Es gehört auch zu den Aufgaben der Land- Im Mittel entspricht der Jahresniederschlag schaftsplanung, Lösungsansätze zur Sen- im Planungsraum V mit 763 Millimeter dem kung derartiger Schadstoffbelastungen zu Landesdurchschnitt Schleswig-Holsteins. Es entwickeln. Ausgangspunkt für die dazu not- sind jedoch regionale Unterschiede in den wendigen Maßnahmen können auch durchschnittlichen Jahressummen festzu-

34 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V regionale Grünverbindungen sein (siehe 2.1.4.1 Pflanzenwelt Kapitel 5.1). Als potenziell natürliche Vegetation sind Aufgrund der Witterung ist es in der Vergan- die Pflanzengesellschaften zu verstehen, die genheit nur vereinzelt zu geringfügigen Über- sich einstellen würden, wenn jede menschli- schreitungen des Informationsschwellenwer- che Einflussnahme unterbliebe. Dabei sind tes für Ozon (180 Mikrogramm pro Kubik- sowohl die heutigen Standortbedingungen als meter Außenluft) gekommen. auch die derzeitigen regionalen Wildpflan- zenbestände zugrunde zu legen. Die Kennt- Unter dem Gesichtspunkt globaler Klimaän- nis der potenziell natürlichen Vegetation er- derungen sind überwiegend die sogenannten möglicht es, bei landschaftspflegerischen Treibhausgase von Bedeutung. Zu ihnen Maßnahmen standortgerechte Pflanzen zu zählt unter anderem das Kohlendioxid verwenden. Die potenziell natürliche Vegeta-

(CO2). Es entsteht bei verschiedenen Ver- tion wird im Planungsraum ganz überwiegend brennungsprozessen aber auch bei Freiset- von verschiedenen Waldgesellschaften ge- zungen aus dem Kohlenstoffspeicher Boden. bildet. Eine Übersicht der potenziell natürli- Kohlendioxid wird hauptsächlich dann aus chen Vegetation in ihrer regionalen Verbrei- dem Boden freigesetzt, wenn Kohlenstoff- tung ist der Abbildung 5 zu entnehmen. speicher wie Hoch- und Niedermoore ent- wässert werden. Im Planungsraum V können Die im Planungsraum V sehr unterschiedli- hiervon die Niedermoorstandorte in den Nie- chen und vielfältigen naturräumlichen Vor- derungsräumen der Fließgewässer und hier aussetzungen spiegeln sich in der Mannigfal- insbesondere in der Eider-Treene-Sorge- tigkeit der heute vorkommenden Pflanzen- Niederung betroffen sein. arten und Pflanzengesellschaften wider. Im folgenden werden einige charakteristische 2.1.4 Arten und Biotope Besonderheiten der Pflanzenwelt kurz darge- stellt. Das heutige Verteilungsmuster der unter- schiedlichen Nutzungs- und Biotoptypen un- Die Dünenformationen und Dünentäler der terscheidet sich erheblich von einer natürli- Inseln Sylt und Amrum sowie der Halbinsel chen, vom Menschen nicht oder nur wenig Eiderstedt gehören zu den von Natur aus beeinflussten Landschaft. pflanzenartenreichsten Lebensräumen des Landes. Die jungen Strandhaferdünen sind Fast die gesamte Landesfläche unterliegt ei- nur von wenigen attraktiven Pflanzenarten ner Nutzung. Dabei sind Landwirtschaft, wie Strand-Platterbse (Lathyrus maritimus), Siedlung und Verkehr als stark flächenrele- Stranddistel (Eryngium maritimum) und die vante Nutzungen hervorzuheben (siehe Ka- vom Aussterben bedrohte Strandwinde (Ca- pitel 1.6). Forstwirtschaftlich begründete lystegia soldanella) besiedelt. Ältere Graudü- Waldbaumaßnahmen haben zu Veränderun- nen stellen jedoch eine ausgesprochen arten- gen der natürlichen Waldformationen geführt. reiche Dünenformation dar. Die weißblühen- Auch grundsätzliche Veränderungen im Na- de Dünen- oder Pimpinellrose (Rosa pimpi- turhaushalt wie ganz besonders Eingriffe in nellifolia) ist anders als ihr angepflanzter exo- den Wasserhaushalt oder mittelbare Nähr- tischer Standortkonkurrent, die Kartoffel-Rose stoffeinträge über Gewässer oder die Luft ha- (Rosa rugosa) eine urwüchsige Pflanze der ben die ursprünglichen Naturlandschaften Nordseedünen. Weniger bekannt sind viele verändert. Flächenmäßig relevante Abwei- ebenfalls gefährdete, oft niedrigwüchsige Ar- chungen hiervon stellen die Bereiche des ten der trockenen Graudünen. Hierzu gehö- Wattenmeeres und die großflächig von Kü- ren zum Beispiel der Sand-Thymian (Thymus stendünen geprägten Teile der Inseln Amrum serphyllum), der Zierliche Augentrost und Sylt dar. (Euphrasia micrantha) oder das Dünen- Hornkraut (Cerastium diffusum).

Charakteristisch für Graudünen sind weiterhin trockenresistente Moos- und Flechtenrasen, Grasfluren mit dem Silbergras (Corynephorus canescens), Strandhafer (Ammophila arena- ria) oder auch gefährdeten Gräsern wie dem unscheinbaren Haar-Schwingel (Festuca tenuifolia).

35 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Von erheblicher Bedeutung für den landes- fuscocinereum) an mergeligen Buchenwald- weiten Artenschutz sind saure, wechselnasse abbrüchen um Glücksburg die einzigen in der oder feuchte Dünentäler mit Dünengewäs- Bundesrepublik. Die Breitblättrige Glocken- sern oder -mooren innerhalb der Grau- und blume (Campanula latifolia) findet man regel- Braundünenkomplexe. Eine ganze Reihe mäßig an frischen Abbruchkanten der ge- heute gefährdeter Pflanzenarten haben dort samten Ostseeküste. Die Pfirsichblättrige ihre letzten überlebensfähigen Vorkommen. (Campanula persicifolia) und die Geknäulte Beispiele sind die Zweischneidige Binse Glockenblume (Campanula glomerata) kom- (Juncus anceps), die Gelbsegge (Carex men im Glücksburger Raum noch vor. Auf flava) und die Armblütige Sumpfsimse sandigen, offenen Abbruchstellen kommen (Eleocharis quinqueflora). die Echte Königskerze (Verbascum thapsus), das Zittergras (Briza media), der Purgier-Lein Für oligotrophe Dünenmoore sind unter ande- (Linum carthaticum), das Kreuzblümchen rem der Lungenenzian (Gentiana pneumo- (Polygala vulgaris) und das Echte Tausend- nanthe), die Andromeda-Heide (Andromeda güldenkraut (Centaurium minus) vor. An polifolia), die Rauschbeere (Vaccinium uli- lichten, quelligen Abhängen wachsen zum ginosum) und der Mittlere Sonnentau (Drose- Beispiel die Dünnährige Segge (Carex strigo- ra intermedia), die sich auch in Resten saurer sa) sowie die Hängesegge (Carex pendula). Geestmoore des Festlandes gehalten haben, zu nennen. Einige für diesen Lebensraum- Auf den in den Anlandungsbereichen der komplex typische Pflanzenarten sind bereits Angeliter Ostseeküste aufgebauten Strand- ausgestorben. wällen treten hin und wieder gefährdete Ar- ten wie der Meerkohl (Crambe maritima), die Wattenmeerexponierte Kliffs der Geestinseln Strandplatterbse (Lathyrus maritimus) und Amrum, Föhr und Sylt bieten einer artenrei- das Hundsveilchen (Viola canina) sowie die chen Flora natürliche Lebensräume. Beson- Stranddistel (Eryngium maritimum) auf. Der ders bemerkenswert ist das Morsum-Kliff, an Kohllauch (Allium oleraceum) und der Wein- dem in Hangquellmooren und Kalksümpfen berg-Lauch (Allium vineale) bevorzugen die mehr als ein Dutzend gefährdeter Pflanzen- warm-trockenen Verhältnisse der Strand- arten wachsen. wälle. Den häufigeren Schlangenlauch (Alli- um scorodoprasum) findet man in wechsel- Ruhende Steiluferabschnitte, deren Abbruch nassen, oft auch quelligen Übergangsberei- durch vorgelagerte Strandwälle oder Salz- chen zum Beispiel zur Steilküste, zu Brack- wiesen verhindert wird, sind für Amrum und wasserröhrichten oder Salzwiesen. besonders Sylt typisch. Sind oder waren sie in extensiv genutzte Weiden einbezogen, Im naturnahen Brackwasserröhricht und werden die lückigen Grasfluren stellenweise Brackwasserhochstaudenried wachsen ei- vom Echten Wiesenhafer (Avenochloa ne ganze Reihe zum Teil stark gefährdeter pratensis), in etwas quelligeren Bereichen und oft attraktiver Stauden. In lückigen auch vom Flaumigen Wiesenhafer (Aveno- Schilfbeständen bildet die Salzbinse (Juncus chloa pubescens) bereichert. gerardii) inselartige Gruppen, insbesondere am Schleiufer öfter mit dem nach Kumarin Viele Steilküstenabschnitte der Schleswig- duftenden Mariengras (Hierochloe odorata) Flensburger Ostseeküste erhalten einen und vereinzelt mit der seltenen Natternzunge besonderen Charakter durch angrenzende, (Ophioglossum vulgatum). Charakteristische schluchtenreiche Wälder. Durch ausgedehnte Pflanzen, insbesondere der Schleiufer sind Binnensander entstand ein Mosaik dieser der Sumpfstorchschnabel (Geranium palu- vom Standort her sehr gegensätzlichen Sub- stre), die Sumpfgänsedistel (Sonchus palu- strate. Hier wachsen auf engem Raum fast stris) und der Wiesenknopf (Sanguisorba of- alle Arten der Wälder und Waldsäume des ficinalis). Nur im westlichen Teil der Geltinger schleswigschen Hügellandes, dazu viele Birk wächst der Eibisch (Althaea officinalis), Pflanzen der Trockenrasen, Halbtrockenra- an der Schleimündung der im Herbst durch sen und Quellfluren. Habichtskräuter bilden breite Blütenköpfe auffällige Wiesenalant im Sommer in ihren unterschiedlichen Gelb- (Inula britannica). tönen einen auffälligen Blütenhorizont. Das Waldhabichtskraut (Hieracium sylvaticum) ist landesweit zwar nicht gefährdet, in Angeln aber nicht häufig. Dagegen sind die Vorkom- men des Pfeilhabichtskrautes (Hieracium

36 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildung 5: Potenziell natürliche Vegetation

37 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

38 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Steilufer, Küstenheiden und besonders Kü- Ferkelkraut (Hypochoeris maculata) und das stendünen gehen im Saum der Inseln sowie Gemeine Katzenpfötchen (Antennaria dioica). vor Eiderstedt streckenweise in noch unge- störte salzbeeinflusste Formationen über. Die Die ausgesprochen armen, sandigen Böden Salzwiesen sind hier im Vergleich zu ent- des Sandergebietes tragen als potenziell na- sprechenden Lebensräumen vor der be- türliche Vegetation den Eichen-Birken-Wald. deichten Festlandsmarsch außerordentlich Neben den früher als Niederwald genutzten formen- und übergangsreich. Von den ge- Kratts gibt es kaum noch naturnahe Wälder fährdeten Pflanzenarten kommen viele in der diesen Typs. Gefährdete Arten sind neben Bundesrepublik nur hier vor. Beispiele ge- den oben bereits genannten die Bergsegge fährdeter Arten sind das Salz-Hasenohr (Carex montana), der Salomonssiegel (Bupleurum tenuissimum), der Salz-Fenchel (Polygonatum odoratum), die Bergplatterbse (Oenanthe lachenalii), das Kleine (Centau- (Lathyrus linifolius) und die attraktive Weiße rium pulchellum) und das Strand-Tausend- Waldhyazinthe (Platanthera bifolia). Ein güldenkraut (Centaurium littorale) sowie der Eichen-Birken-Wald ist auch ein Endstadium Gekrümmte Dünnschwanz (Parapholis der Sukzession auf trockenen Strandwällen strigosa). Artenreiche Salzrasen / -wiesen mit der Ostsee. An der Geltinger Birk ist ein klei- naturnahen Übergangsstadien zu Strandwäl- ner Restbestand erhalten, in dem vor allem len, Brackwasserröhrichten und Brackwas- der attraktive Blutrote Storchschnabel (Gera- serhochstaudenriedern kommen von Natur nium sanguineum) auffälliges Florenelement aus an der Ostsee nur (sehr) kleinflächig vor. ist. Ebenso sind die am Waldrand noch vor- Durch Nutzungsaufgabe und Nutzungsinten- kommenden vom Aussterben bedrohten sivierung sind sie sehr selten geworden. Von Wildrosenarten zu nennen. den seltenen Arten vertragen nur bestimmte, lichtliebende Salzrasenspezialisten eine Nährstoffärmere, trockenere Verhältnisse ständige Beweidung oder Mahd. Sie können herrschen auf ausgelaugten Kuppen mit sich bei überwiegend extensiver Nutzung Perlgras- und Flattergras-Buchenwald. aspektbildend ausbreiten. Hierzu gehören die Dies trifft auch für die Binnensandergebiete Löffelkrautarten, die Strand- (Carex extensa) um Glücksburg, Süderbrarup sowie zwischen und die Lückensegge (Carex distans), der Schleswig und Flensburg zu. Im charakteri- Erdbeerklee (Trifolium fragiferum) und auch stischen Buchen-Eichenwald findet die Bu- das Braunrote Quellried (Blysmus rufus). che oft noch Anschluss an tieferliegende, nährstoffreichere Bodenhorizonte. Der Kraut- Viele der bezeichnenden und vor hundert schicht fehlen jedoch weitgehend die Arten Jahren noch häufigen Pflanzenarten lichtrei- nährstoffreicherer Buchenwälder. Die Wald- cher Laubmischwälder der Sander- und hainsimse (Luzula sylvatica) bedeckt größere Altmoränengebiete sind heute gefährdet oder Flächen vor allem in den Wäldern der küsten- bereits ausgestorben. Betroffen davon sind nahen Binnensandergebiete. Weitere cha- sowohl Bäume und Sträucher, wie zum Bei- rakteristische Art ist das Schöne Johannis- spiel Wacholder (Juniperus communis), kraut (Hypericum pulchrum). In luftfeuchtem Flatter-Ulme (Ulmus laevis), Holzapfel (Malus Kleinklima, zum Beispiel an Bächen, wach- sylvestris), diverse Wildrosen- und Brom- sen Rippenfarn (Blechnum spicant), Bergfarn beerarten als auch Zwergsträucher wie (Lastrea limbosperma) und Eichenfarn (Gym- Färberginster (Genista tinctoria), Behaarter nocarpium dryopteris). Das Kleine Wintergrün Ginster (Genista pilosa), Schwedischer (Pyrola minor) ist gefährdet. Hartriegel (Cornus suecica) und Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea). Darüber hinaus sind Auch in den relativ nährstoffreicheren auch zahlreiche, von alten Baumbeständen Buchenmischwäldern der Hohen Geest sind abhängige Epiphyten wie die Lungenflechte höhere Pflanzenarten gefährdet oder vom (Lobaria pulmonaria) und zahlreiche andere Aussterben bedroht. Beispiele sind die Flechten, Moose und Pilze betroffen. Unter Quirlblättrige Weißwurz (Polygonatum den höheren Pflanzenarten sind es insbe- verticillatum), die Stengellose Schlüsselblume sondere in den Krattwäldern und auch Zwerg- (Primula vulgaris) und der Bär-Lauch strauchheiden als Sekundärlebensraum noch (Allium ursinum). vorkommende, aber vom Aussterben be- drohte Arten wie der Vielblütige Hahnenfuß (Ranunculus polyanthemos), die Traubige Graslilie (Anthericum lilago), das Gefleckte

39 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Auf den Hängen der tief eingeschnittenen sonders gut sind sie in den Bachauen Bach- und Autälern insbesondere des Ost- Angelns ausgebildet, zum Beispiel im Tal der seeküstenraumes sind schluchtwaldartige Steinberger Au oder der Langballigau. Eine Wälder ausgebildet. Sie befinden sich oft im große Zahl seltener und gefährdeter Pflan- Wechsel mit offenen, erodierenden Steilhän- zenarten wächst in den Bruchwäldern am gen. Am natürlichen Prallufer der Treene bei Pugumer See. Hier sind zum Beispiel der Tarp wächst an lichten, grasigen Stellen noch Sumpf-Farn (Thelypteris palustris), die die Große Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris). Sie Natternzunge (Ophioglossum vulgatum), das kommt in Schleswig-Holstein sonst nicht Kleine Hexenkraut (Circaea alpina) und der mehr vor. Riesenschachtelhalm (Equisetum Bergfarn (Thelypteris limbosperma) zu nen- telmateia) und Weiße Pestwurz (Petasites nen. albus) sind typische und auffällige Pflanzen in den steilen und engen, deshalb kleinklima- Durch extensive Beweidung entstanden tisch bemerkenswerten Bachschluchten. In schon in frühen Besiedlungszeiten Heiden Nordwestangeln gehen sie direkt in den und Magerrasen aus den ohnehin armen Strandbereich über. Eichen-Birken-Wäldern. Heute sind naturna- he Magerrasen und Heide-Gesellschaften Schöne, oft quellige Hangwälder sind durch sehr selten geworden. Kleinflächige Bestände das regelmäßige Vorkommen von Trauben- lehnen sich öfter an Kratts, Kiesgruben und kirsche (Prunus padus), Bergulme (Ulmus Heidemoore an. Größere Flächen finden sich glabra) und Esche (Fraxinus exelsior) ge- vor allem auf und an Binnendünen. kennzeichnet. Dieser Waldtyp ist besonders charakteristisch und teilweise urwaldartig an Die größeren Zwergstrauchheiden gehören der Flensburger Außenförde bei Bockholm heute zu den wichtigsten Überlebensräumen erhalten. Er ist auch auf den Talhängen der für Pflanzen der Feuchtheiden und Heide- Langballigau, der Munkbrarupau, der moore, der lichten Laubmischwälder und Füsinger Au, der Steinberger Au sowie den trockener, magerer Standorte. In und an Oberläufen der Lippingau zu finden. Typische Feuchtheiden findet man zum Beispiel noch Arten der Krautschicht sind Hohler (Corydalis den Lungenenzian (Gentiana pneumonan- cava) und Mittlerer Lerchensporn (Corydalis the), den Beinbrech (Narthecium ossifragum), intermedia), Hohe (Primula elatior) und Sten- das Wald-Läusekraut (Pedicularis gellose Schlüsselblume (Primula vulgaris) silvatica), die Rasige Haarsimse (Baeothryon sowie die Zahnwurz (Dentaria bulbifera). Da- cespitosum) oder auch den Teufelsabbiss neben kommen das Mittlere Hexenkraut (Succisa pratensis). Dieser hatte noch vor (Circaea intermedia), der Wiesen (Equisetum Jahren ein geschlossenes Verbreitungsgebiet pratensis) - und der Winterschachtelhalm auf der nordfriesischen Geest und ist heute in (Equisetum hyemale) vor. Anzutreffen sind Folge von Entwässerung und Eutrophierung auch das Fuchs’sche (Dactylorhiza fuchsii) als selten und gefährdet einzustufen. und das Stattliche Knabenkraut (Orchis mas-cula) sowie das Große Zweiblatt (Listera Heiden auf reicheren Geestböden sind be- ovata). sonders gefährdet. Arnika (Arnica montana), Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza macu- Erlen-Eschenwälder sind auch in ebenen lata) und Niedrige Schwarzwurzel (Scorzone- Lagen der Jungmoräne häufig. Sie kommen ra humilis) sind hier typische Arten der Roten zum Beispiel als Feldgehölz oder eingestreut Liste. in größere Buchenwaldbereiche vor. Wurden oder werden sie nach alter Tradition als Vollständig intakte Hochmoore sind im Pla- Niederwald genutzt, dann entwickelt sich nungsraum nicht mehr vorhanden. Einige durch den höheren Lichtgenuss eine ähnliche Hochmoorkomplexe weisen in ihrem Zen- Bodenvegetation wie in den oben beschrie- trum, teilweise auch in größeren Teilen noch benen Hangwäldern. In der Krautschicht sind einen intakten Hochmoorkern mit seiner typi- das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) schen Struktur und seiner typischen Vegeta- sowie die Hohe (Primula elatior) und Stengel- tion auf. Bezeichnende Arten sind auch noch lose Schlüsselblume (Primula vulgaris) anzu- in den feuchtheide- und heidemoorähnlichen treffen. Entwässerungsstadien oder in regenerieren- den Handtorfstichen zu finden. Sie kamen Erlenbrüche kommen von Natur aus insbe- aber schon immer auch in oligotrophen Hei- sondere im Verlandungsbereich von Seen demooren vor. Dazu zählen viele gefährdete sowie in den Fluss- und Bachauen vor. Be- Torfmoosarten, der Rundblättrige (Drosera

40 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V rotundifolia) und der Mittlere Sonnentau (Dro- In extensiv genutzten, kalkreichen Nieder- sera intermedia), das Weiße (Rhynchospora moorwiesen (zum Beispiel am Winderatter alba) und das Braune Schnabelried (Rhyn- See oder bei Glücksburg) kommen oft ge- chospora fusca). Weitere Arten sind die fährdete Sauergräser wie Flohsegge (Carex Moosbeere (Vaccinium oxycoccus), die Ros- pulicaris), Zweihäusige Segge (Carex dioica) marinheide (Andromeda polifolia), das Sum- oder die Gelbsegge (Carex flava) vor. pfläusekraut (Pedicularis palustris) und der Gemeine Wasserschlauch (Utricularia vulga- Typisches, artenreiches Feuchtgrünland ist ris). Diese Arten kommen regelmäßig auch in im Planungsraum insgesamt sehr selten ge- Schlenkenbereichen der atlantischen Hoch- worden. Es ist nur noch in kleineren Restpar- moore vor. Bemerkenswert sind die Vorkom- zellen der Flusstäler und -niederungen sowie men des Torfmoos-Knabenkrautes (Dactylo- der Marsch zu finden. Die Rasensegge rhiza sphagnicula) in einem Moorrest der (Carex cespitosa) ist eine charakteristische Schleswiger Vorgeest sowie der Weichwurz Art des oberen Treenetales, wo sie in exten- (Hammarbya paludosa) im Naturschutzgebiet siv genutzten Feuchtwiesen öfter auftritt. Hechtmoor im mittleren Angeln. Schwerpunktgebiete des schleswig- Anklänge an naturnahe Niedermoore holsteinischen Knickschutzes gemäß Land- finden sich im Kreis Nordfriesland fast nur schaftsprogramm sind im Kreis Schleswig- noch in Quellbereichen der Geesthänge. Flensburg Landschaftsausschnitte in den Gefährdete Pflanzenarten sind je nach Nähr- Gemeinden , , , stoffstufe des Standorts und Störungsgrad , , und Erfde so- kleine oder große Seggen [unter anderem wie im Kreis Nordfriesland in den Gemeinden Stern-Segge (Carex echinata), Rasen-Segge Langenhorn, , und (Carex cespitosa)] sowie Binsen [Stumpf- Ramstedt. (Juncus subnodulosus) und Spitzblütige Bin- se (Juncus acutiflorus), Fadenbinse (Juncus In Nordfriesland sind noch rund 2.800 Hektar filiformis)]. Zu nennen sind auch Süßgräser historischer Knicklandschaft vorhanden, in [Quellgras (Catabrosa aquatica), Mariengras Schleswig-Flensburg etwa 3.300 Hektar. Die- (Hierochloe odorata)], buntblühende Hoch- se Angabe ist insbesondere für den Kreis stauden [Hohle Pferdesaat (Oenanthe fistulo- Schleswig-Flensburg nur überschlägig, da sa), Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum), hier die Knickdichte und -verteilung vor allem Schlangen-Lauch (Allium scorodoprasum)]. in Angeln insgesamt relativ naturraumtypisch Vor allem in lückigen Quellmooren kommen ausgeprägt ist und dieser Landschaftsraum das Quellkraut (Montia fontana), der Sumpf- hinsichtlich des Themas Knickschutz von be- Dreizack (Triglochin palustre) und der Sumpf- sonderer Bedeutung ist. Baldrian (Valeriana dioica) vor. Neben dem „typischen” alten, bunten Knick Feuchtgrünland ist heute wegen seines der Jungmoräne und Teilen der Hohen Artenreichtums von Flora und Fauna und die Geest, dessen Wall regional mit einer jeweils ausgeprägten Massenentwicklungen einiger naturraumtypischen Gehölz- und Krautschicht Arten [zum Beispiel Sumpfdotterblume bestanden ist, gibt es den monotoneren, mit (Caltha palustris)] ein für den Naturschutz Baumschulgehölzen bepflanzten neueren sehr wichtiger Lebensraum. Besonders be- Knick. Darüber hinaus kommen besonders deutende Feuchtgrünländereien sind im Be- auf der nordfriesischen Geest viele baumlose reich der verlandeten Marschseen der Eider- Trockenwälle vor, denen der Gehölzbestand Treene-Niederung sowie in den extensiv ge- (mit Ausnahme von Zwergsträuchern) vor al- nutzten Flussmarschen der Eider bei Tielen lem auf Grund des trockenen Standortes auf und im Westerkoog ausgebildet. Zu den ge- den sandigen Wällen sowie des stark windi- fährdeten Pflanzen zählen Großer Wiesen- gen Küstenklimas fehlt. knopf (Sanguisorba officinalis) und Trauben- Trespe (Bromus racemosus) mit Schwerpunkt Es handelt sich zwar um anthropogene, je- in der Eider-Treene-Niederung. Hierzu gehö- doch besonders komplexe ökologisch be- ren auch Großer (Rhinanthus serotina) und deutsame und zum Teil sehr alte Lebens- Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor), Breit- räume. Die Dichte und Vernetzung des blättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), Knicksystems ist von großer Bedeutung für Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Sumpf- dessen ökologischen Wert. Besonders wert- Sternmiere (Stellaria palustris) und zahlreiche voll sind Doppelknicks, sogenannte „Redder”. Moose.

41 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Botanisch ist das Ökosystem Knick von be- nen Tierarten stellvertretend für andere Tier- sonderer Wichtigkeit. Dies trifft zum Beispiel arten und -gruppen. für die Erhaltung der über hundert in Schleswig-Holstein heimischen Brombeer- Ein Teil der nachstehenden Arten (beispiels- arten zu. Zahlreiche weitere Tier- und Pflan- weise Schweinswal, Säbelschnäbler und zenarten leben in und an Knicks. Rohrdommel) wird auch in den Anhängen der FFH-Richtlinie oder der EU-Vogelschutz- Daneben spiegeln sich in der Verteilung und richtlinie genannt. im Aufbau der Knicksysteme die mit den un- terschiedlichen Kulturepochen verbundenen Säugetiere Funktionen auch heute noch wider. Knick- und Wallsysteme und sie räumlich und funk- Meeressäuger tional begleitende Einzelobjekte sind Zeug- nisse der historischen Kulturlandschaften und An der schleswig-holsteinischen Nordseekü- deshalb besonders schutzwürdig oder sogar ste sind drei Meeressäuger-Arten heimisch: besonders schutzbedürftig (Naturschutz und / Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale. oder Denkmalschutz). Seehunde müssen trockenfallende Sand- 2.1.4.2 Tierwelt bänke zum Haarwechsel sowie zum Gebären und Säugen der Jungen aufsuchen. Sie ha- Da die Kenntnisse für die meisten Tiergrup- ben daher ein besonderes Ruhebedürfnis von pen nur lückenhaft sind, kann für die Tierwelt Anfang Juni bis Mitte September. Seehund- nur ein grober Überblick gegeben werden. weibchen erreichen eine Länge von 1,2 bis Die folgenden Aussagen sind daher für den 1,5 Meter, Männchen von 1,5 bis 1,8 Meter. gesamten Planungsraum nicht repräsentativ, Seehunde sind durch ihren stromlinienförmi- sondern stellen vielmehr eine Zusammen- gen Körper, mit ihrer kälteisolierenden stellung kennzeichnender Einzelheiten dar. Speckschicht und durch ein Wärmetauscher- system an das Leben im Wasser bestens an- Im Vergleich zu anderen Bereichen gepasst. Sie können mehr als 200 Meter tief Schleswig-Holsteins sind im Norden des und bis 30 Minuten (normal fünf Minuten) Landes viele Tiergruppen mit relativ niedrigen tauchen. Vom Wattenmeer aus unternehmen Artenzahlen vertreten. Das liegt vor allem die Tiere tagelange Beutezüge fernab der daran, dass zahlreiche Arten hier eine nördli- Küste. che Verbreitungsgrenze haben und viele subkontinentale und kontinentale Arten den Seehunde stehen an der Spitze des Nah- Planungsraum gar nicht erreichen. Das rungsnetzes und reichern Schadstoffe stark schlägt sich in den Verbreitungsbildern zum an, wodurch das Immunsystem vorge- Beispiel etlicher Heuschrecken- und Libellen- schwächt sein kann. Das verheerende Aus- arten nieder, die mehrheitlich thermophil sind. maß des Seehundsterbens 1988 (etwa Aus Süden oder Südosten neu einwandernde 60 Prozent der Wattenmeerpopulation star- Arten gelangen in den Planungsraum zum ben) erklärt sich teilweise daraus. Auslöser Teil erst Jahrzehnte später als in die südli- war ein bisher im Bestand unbekanntes chen Landesteile. Außerdem zeigen die Be- Staupe-Virus. Nach dem Seehundsterben hat stände zahlreicher anderer Tierarten ein mar- sich der Bestand wieder gut erholt. 2001 wur- kantes Süd-Nord-Gefälle. Ursächlich für die- den in Schleswig-Holstein 7500 Tiere, im ge- se Erscheinungen ist das maritime, feucht- samten Wattenmeer 19400 Tiere vom Flug- kühle und windreiche Klima. Es wirkt im Nord- zeug aus auf den Liegeplätzen gezählt. westen auf den größten Teil des Landes ein und schwächt sich erst im Hügelland ab Vor allem während der Aufzuchtzeit im Som- („Atlantischer Klimakeil”). Dem gegenüber mer sind Seehunde sehr störungsempfindlich steht eine ganze Anzahl spezialisierter, teils (Heulerproblematik). Durch die Schutzzo- endemischer Tierarten der Küstenbereiche nen 1 des Nationalparks, die grundsätzlich und des Wattenmeeres, beispielsweise unter nicht betreten werden dürfen, und durch den Wirbellosen. Robbenschutzgebiete, die außerhalb der markierten Schifffahrtsstraßen nicht befahren Die folgende Darstellung beschränkt sich auf werden dürfen, sind die Liegeplätze beruhigt wenige, für planerische Vorhaben besonders worden. Schutzziele für das gesamte Wat- aussagekräftige Tiergruppen. Ohnehin ste- tenmeer sind im trilateralen Seehundschutz- hen die Lebensansprüche der hervorgehobe- abkommen festgelegt.

42 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Kegelrobben sind wesentlich größer als See- sind nur Zwergfledermaus, Breitflügelfleder- hunde und erreichen Längen bis 2,25 Meter maus, Wasserfledermaus und Braunes Lang- (Weibchen) und 3,00 Meter (Männchen). ohr bodenständig. Die geringe Artenzahl ist Letztere können mehr als 300 Kilogramm auf das Fehlen geeigneter Lebensräume wiegen. Kegelrobben sind vor allem um die (beispielsweise geringer Laubwaldanteil) und britischen Inseln, an der norwegischen Küste auf das maritime Klima zurückzuführen. Hohe und in der östlichen Ostsee verbreitet. Seit Windgeschwindigkeiten erschweren den etwa 1965 besteht vor der schleswig- Jagdflug und reduzieren die Dichte an Beute- holsteinischen Westküste eine Kolonie auf tieren. Möglicherweise wird zudem die Ent- den Knobsänden vor Amrum. Zur Wurfzeit wicklung der Jungen durch ein feucht-kühles Mitte November bis Mitte Januar halten sich Klima beeinträchtigt. Gebiete mit hohem dort 20 bis 30 Stammtiere auf, die jährlich Grünlandanteil haben gegenüber Ackerbau- fünf bis zwölf Junge, die mit einem weißen gebieten höhere Fledermausdichten. Embryonalfell geboren werden, werfen. Im Frühling werden bis zu 120 überwiegend Schließlich sei auf das vereinzelte Vorkom- durchziehende Kegelrobben gezählt. men von Waldbirkenmaus, Haselmaus und Feldspitzmaus hingewiesen. Es handelt sich Der Schweinswal ist der kleinste Wal der um drei kontinentale Arten, deren nur gele- Nordhalbkugel und bevölkert marine Gewäs- gentliches Erscheinen die nördliche Verbrei- ser bis etwa 15 Grad Celsius. Die Weibchen tungsgrenze markiert. werden 1,4 bis 1,8 Meter, die Männchen nur bis 1,5 Meter lang. Die Wurfzeit liegt zwi- Vogelzug und Rastvögel des schen Ende Mai bis Juli, die Säugezeit dauert Wattenmeeres gut sieben Monate bis Ende Dezember. Schweinswale leben wenig gesellig und bil- Das Wattenmeer ist Rast-, Mauser-, oder den selten Gruppen von mehr als drei Tieren. Winterquartier für viele Vogelarten des Vor der Westküste fressen sie bevorzugt ostatlantischen Zugweges (siehe Abbil- Klieschen und Seezungen; in anderen Ge- dung 6). Der Planungsraum weist besonders wässern werden gern Makrelen und Heringe starke Zugbewegungen auf. Mindestens zehn genommen. In den vergangenen Jahrhun- bis zwölf Millionen Wat- und Wasservögel derten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts (zwei bis zweieinhalb Millionen Gänse und waren Schweinswale in Nord- und Ostsee ge- Enten, sechs bis sieben Millionen Watvögel, radezu allgegenwärtig. Durch direkte Beja- zwei bis zweieinhalb Millionen Möwen und gung und andere Faktoren ging der Bestand Seeschwalben) halten sich im Laufe eines drastisch zurück. Zum weiteren Bestands- Jahres im gesamten Wattenmeer auf. Sie ra- rückgang trugen vor allem die hohen Beifän- sten hier vor allem im Frühjahr und Herbst, ge in der Grundstellnetzfischerei in der Nord- um sich Fettreserven für ihre langen Flüge in see, die Überfischung von Beutefischarten subarktische und arktische Brutgebiete zwi- und die hohe Schadstoffbelastung bei. schen Nord-Sibirien und Nordost-Kanada be- Schiffs- und Flugzählungen haben die Grund- ziehungsweise in südliche Überwinterungs- lage für Modellrechnungen gegeben, nach gebiete, die teilweise bis Südafrika reichen, denen vor der schleswig-holsteinischen anzufressen. Für diesen riesigen Raum, der Nordseeküste durchschnittlich etwa als Ostatlantischer Zugweg bezeichnet wird, 6.000 Schweinswale leben, wobei der Mutter- ist das Wattenmeer zentrale Drehscheibe. Kalb-Anteil mit etwa 15 Prozent außerordent- lich hoch liegt. Mindestens drei Viertel des Viele Vogelarten verbleiben mehrere Monate regionalen Bestandes hält sich im Sommer oder auch den gesamten Winter im Watten- vor Sylt und Amrum auf. Dieses bedeutende meer. Prinzipiell sind auch alle Brutvögel des Aufzuchtgebiet wurde daher als Walschutz- Wattenmeeres Zugvögel, da ein erheblicher gebiet ausgewiesen. Anteil der Brutvogelpopulationen das Watten- meer zeitweise verlässt. Fledermäuse sind Zeiger für komplexe öko- logische Vernetzungen in der Landschaft. Im Herbst ziehen die Vögel größtenteils aus Sommer- und Winterquartiere, Jagd- und dem Ostseeraum über Schleswig-Holstein Ruhebiotope werden in räumlicher Nähe be- und Dänemark hinweg nach Westen. Ein nötigt. Alle Arten Schleswig-Holsteins sind kleinerer Teil der Vögel zieht vor der Westkü- mindestens als gefährdet eingestuft. Große ste Jütlands nach Süden. Fledermausvorkommen zeigen einen relativ intakten Naturhaushalt an. Im Planungsraum

43 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildung 6: Vogelzug Auf dem Heimzug im Frühjahr ist das Zugbild diffuser, da die Küste des Wattenmeeres kei- ne derart landschaftsprägenden Einbuchtun- gen hat. Lediglich die Eidermündung entfaltet hier eine Leitlinienwirkung.

Der Kleinvogelzug streut demgegenüber recht stark. Teilweise dient der Küstenverlauf als Leitlinie. Viele Vögel ziehen jedoch auf breiter Front über das Binnenland der jütischen Halbinsel nach Süden beziehungs- weise Norden. Nachts kann Massenzug ein- treten. Radarbeobachtungen haben gezeigt, dass er über dem Land und der Deutschen Bucht von Nordost nach Südwest und umge- kehrt gerichtet ist. Der Zug über Wasser er- folgt generell in niedrigeren Höhen als über Land. Der Greifvogelzug ist an der Nordsee- küste gegenüber den östlichen Landesteilen schwach ausgeprägt, da Windexposition und geringe Thermik hemmend wirken.

Viele Vogelarten nutzen das Wattenmeer auch für den Gefiederwechsel (Mauser). Entenvögel sind während der Mauser auf stö- rungsarme Gebiete angewiesen, da sie für etwa drei Wochen flugunfähig sind. Etwa 90 Prozent des europäischen Brandentenbe- standes versammelt sich traditionell im Spät- sommer im südlichen Dithmarscher Watt zur Mauser. Auch Eiderenten - überwiegend Brutvögel des Ostseeraumes - nutzen das schleswig-holsteinische Wattenmeer in gro-

ßer Zahl als Mausergebiet. Der Situation im Wattenmeer entsprechend Brutvögel treten Wasservögel und Limikolen besonders stark in Erscheinung. Am häufigsten im Das Wattenmeer ist das bedeutendste Brut- schleswig-holsteinischen Teil des Watten- gebiet für Küstenvögel in Mitteleuropa. Aus- meeres sind der Alpenstrandäufer und der schlaggebend hierfür ist das dichte Neben- Knutt mit je fast einer halben Million Vögel. einander nahrungsreicher Wattflächen und Auch von Ringelgans, Nonnengans, Brand- naturnaher Landflächen (Dünen, Salzwiesen), ente und Pfuhlschnepfe kommen fast alle In- die für eine Vielzahl von Vögeln optimale Le- dividuen zum Rasten ins Wattenmeer. Arten bensbedingungen bieten. mit kleineren Populationen wie Sanderling, Dunkler Wasserläufer und Sichelstrandläufer Im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer rasten ebenfalls mit hohen Anteilen ihrer werden in den Vorländern, auf Inseln und nordwesteuropäischen Bestände im Watten- Halligen sowie in den Speicherkögen der meer. Westküste etwa 100.000 Brutpaare von Kü- stenvögeln gezählt. Als Küstenvögel werden Der Zug dieser Arten ist relativ stark an Leitli- dabei etwa 30 Arten verstanden, die aus- nien gebunden, vor allem im Herbst. Die Vö- schließlich oder zumindest mit erheblichen gel ziehen so lange wie möglich über dem Populationsanteilen in Küstenlebensräumen Wasser. Sie gelangen dadurch in die Förden vorkommen - in Salzwiesen, Dünen und und Buchten der Ostseeküste und treten erst Strandbiotopen sowie in küstennahen von deren Ende aus den Überlandzug zur Feuchtgebieten. Dies sind im wesentlichen Nordsee an. Möwen, Seeschwalben und Watvögel (Limi- kolen) sowie einige Entenvögel. Unter den letztgenannten sind die Brandgans und die

44 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Eiderente, die hauptsächlich auf Amrum brü- mäßig ins Watt. Die Nähe des Wattenmeeres tet, die häufigsten Vertreter. ist deshalb als Grundvoraussetzung für den Vogelreichtum zu sehen. Die meisten Limikolenarten brüten überwie- gend einzeln, und vor allem Austernfischer, Die Wiesenweihe ist ein typischer Brutvogel Rotschenkel und Kiebitz sind überall verbrei- großer Schilf- und Niedermoorflächen. Sie tet. Die höchste Dichte erreichen Austernfi- hat im Kreis Nordfriesland und in der Eider- scher abhängig von der Nahrungsverfügbar- Treene-Sorge-Niederung ihren Brutverbrei- keit in unmittelbarer Nähe großflächiger tungsschwerpunkt des Landes. In anderen Sand- und Mischwattgebiete. Rotschenkel Schilfflächen, beispielsweise entlang der bevorzugen unbeweidete Salzwiesen. Seit Eider, haben sich neuerdings Blaukehlchen der Rücknahme der Beweidung Anfang der angesiedelt. Diese kommen zur Zeit fast nur 90er Jahre besiedeln verstärkt neue Arten in den Kreisen Nordfriesland und wie die Uferschnepfe und verschiedene Dithmarschen vor. Ein typischer Brutvogel Entenarten die Salzwiesen; die Bestände der des Planungsraums ist auch der Schilfrohr- typischen Küstenvogelarten sind ganz über- sänger, der beispielsweise entlang verschilf- wiegend stabil. ter Gräben brütet.

Der Säbelschnäbler kommt hauptsächlich an Von der ehemals reichen Vogelwelt des der Festlandsküste mit vorgelagerten Feuchtgrünlandes und der Niedermoore Schlickwattflächen vor. Besonders für diese sind aufgrund fast flächendeckender Meliora- Art hat das Wattenmeer eine herausragende tion seit Ende des 19. Jahrhunderts nur noch Bedeutung, weil dort fast zwei Drittel der kleine Reste vorhanden. In diesem Bereich, nordwesteuropäischen Population brütet. aber auch in großen Teilen Eiderstedts, ist der starke Rückgang von früher allgegenwär- Die Brutbestände fast aller Limikolenarten tigen Limikolen wie Kiebitz, Uferschnepfe, und auch der koloniebrütenden Möwen und Rotschenkel, Bekassine und Kampfläufer be- Seeschwalben haben an der Nordseeküste sonders augenfällig. Vom Zustand des Grün- seit Mitte der 80er Jahre zugenommen, viele lands hängen auch weitere Brutvögel, die im mehr oder weniger kontinuierlich bereits seit Planungsraum die Schwerpunkte ihres Lan- Beginn des Jahrhunderts - nachdem erste desbestandes haben, in Teilen ihrer Lebens- Schutzgebiete ausgewiesen wurden. Bei der ansprüche ab. Fluss-Seeschwalbe sind ab 1995 Bestands- rückgänge zu verzeichnen. Stapelholm ist traditionell das Zentrum des Weißstorchbestandes. Die Störche brüten in Für Seeregenpfeifer und Zwergseeschwalben den Dörfern auf den höher gelegenen Hol- hat das Wattenmeer eine herausragende Be- men und fliegen zur Nahrungssuche in die deutung. Dort brüten annähernd die Hälfte Niederungen. oder fast ein Fünftel der nordwesteuropäi- schen Populationen. Beide Arten sind in den Der Graureiher hat seinen Schwerpunkt in Roten Listen als stark gefährdet eingestuft. Eiderstedt. Die Kolonien befinden sich in al- ten Baumbeständen der Marschhöfe. Zur Die binnendeichs gelegenen Gewässer Nahrungssuche werden hauptsächlich das Nordfrieslands weisen eine typische Vogel- Grasland, Marschgräben und Trinkkuhlen welt großer Flachgewässer auf und sind sowie das Watt aufgesucht. Auf Eiderstedt vogelkundlich von besonderer Bedeutung. brüten auch die meisten Trauerseeschwal- Prägend sind hier im allgemeinen Wasservö- benpaare des Landes, wo sie ihre Nester auf gel und andere Schilfbewohner der Süßge- der Vegetation in den Trinkkuhlen anlegen. wässer. Hierzu gehören zum Beispiel Grau- gans, Schnatterente, Löffelente, Reiherente, Besondere Bedeutung und Entwicklungs- Große Rohrdommel, Rohrschwirl, Schilf- und möglichkeiten haben Biotopkomplexe, in de- Teichrohrsänger. Einige dieser Arten errei- nen Nieder- und Hochmoore, Grünland, Bra- chen in Nordfriesland nennenswerte Anteile chen, Wälder und andere naturnahe Flächen am Landesbestand. Soweit die Gewässer dicht beieinander liegen. Dieses ist beispiels- Inseln oder Flächen mit niedriger Vegetation weise in der Eider-Treene-Sorge-Niederung aufweisen, sind noch kleine Seevogelkoloni- sowie im Raum Fröruper Berge besonders en aus Möwen, Seeschwalben und Limikolen ausgeprägt. Vögel profitieren stark von sol- vorhanden. Viele Vögel der deichnahen Ge- chen vielfältigen Lebensräumen, da viele wässer wechseln zur Nahrungssuche regel- Arten für Brut, Jungenaufzucht und Nah-

45 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

rungssuche auf unterschiedliche Lebensräu- Oehe-Schleimünde und Reesholm wichtige me angewiesen sind. Seevogelbrutplätze. Besonders hervorzuhe- ben sind die Vorkommen von Brandgans, Unter den wenigen Wäldern der Geest Mittelsäger, Säbelschnäbler und Küstensee- haben vor allem die naturnahen Altholzbe- schwalbe. Ein Teil der im Bereich Schleimün- stände der Ostenfelder Geest Bedeutung. Sie de vorkommenden Vogelarten brütet seit ei- waren zeitweise der nordwestlichste Rot- nigen Jahren auf einem Sandhaken am milanbrutplatz Mitteleuropas. Aber auch an- Olpenitzer Marinehafen. Eine weitere Vogel- dere großflächige Forsten, die einen hohen kolonie beheimatet die Möweninsel vor Nadelholzanteil haben, sind recht vogelreich. Schleswig („Möwenberg”). Hier brüten neben Im waldreicheren Hügelland gibt es eine Rei- der Lachmöwe und anderen Möwenarten he naturnaher Laubaltholzbestände, unter auch Fluss-Seeschwalben, Graugänse und anderem bei Glücksburg, , Satrup Reiherenten. Von regionaler Bedeutung sind und . Sie weisen eine entsprechende weiterhin Brutvorkommen von Ufervögeln wie Vogelwelt auf. Brandgans und Rotschenkel an Nooren und Uferwiesen der Schlei. Hierzu gehören Ge- Die Hochmoore (Jardelunder Moor, Sillerup- biete bei Wormshöft, Buckhagen, Arnis, Seelandmoor, Wildes Moor bei Schwabstedt, Lindaunis, Gunneby, Brodersby, , Dörpstedter, Tielener und Tetenhusener Stexwig und Weidefeld. Moor) beheimaten viele Vogelarten. Zu nennen sind beispielsweise Krickente, Be- Besondere zoogeografische Eigenheiten kassine, Großer Brachvogel und Sturmmöwe, erhält der Planunungsraum durch seine nörd- die in Schleswig-Holstein zu den typischen liche Lage und das maritime Klima. Eine Rei- Hochmoorvögeln zählen. he von kontinentalen Vogelarten, hauptsäch- lich Singvögel, meidet den Bereich des atlan- Unter den recht wenigen Binnengewässern tischen Klimakeils. Bei vielen anderen Arten des Hügellandes ragen Treßsee, weist die Dichte ein deutliches Süd-Nordge- Winderatter See sowie die Strandseen und fälle auf. Neu einwandernde Vogelarten brei- Fischteiche im Raum Glücksburg mit einer ten sich in Schleswig-Holstein meistens von artenreichen Wasservogelwelt heraus. Von Süden nach Norden aus. Im Planungsraum den Fließgewässern sind vor allem der kann deshalb die Ausbreitung von Vogelarten Oberlauf der Treene und die Bollingstedter wie zum Beispiel Schwarzspecht, Sommer- Au mit Brutvorkommen von Eisvogel und goldhähnchen, Weidenmeise oder Dompfaff Bergstelze zu nennen. gut verfolgt werden kann. Sie kommen jedoch selbst über Jahrzehnte nur sehr zögernd Angeln gehört auch heute noch zu den Lan- weiter nach Norden. desteilen mit einem charakteristischen Knick- netz. Rebhuhn und Saatkrähe haben hier ei- In Abbildung 7 sind die bedeutenden Vogel- ne stabile Bestandsdichte. Letztere brütet brut- und Rastgebiete außerhalb des weitgehend in den Ortschaften und nutzt de- Nationalparkes dargestellt. ren Freiflächen sowie die Feldmark zur Nah- rungssuche. Die Bestände der Saatkrähe Rastvögel sind von herausragender Bedeutung für die Bundesrepublik Deutschland. Hieraus ergibt Die weiten Grünlandbereiche des Kreises sich eine besondere Verantwortung für Nordfriesland sowie der Eider-Treene-Sorge- Schleswig-Holstein. Niederung haben außerhalb der Brutzeit für diverse Vogelarten hervorragende Bedeu- Zu erwähnen ist schließlich die spezielle tung. Die Vogelarten der Grünlandflächen Brutvogelwelt der Großstadt Flensburg. Der sind nach den Nahrungsquellen zu typisieren: urbane Siedlungsbereich ist der Hauptlebens- raum diverser Gebäude- und Höhlenbrüter. • bodenlebende Insekten: Sie kommen mit der unmittelbaren Nähe des Limikolen, insbesondere Goldregenpfei- Menschen gut zurecht, leiden jedoch zuneh- fer, Kiebitz und Großer Brachvogel, dazu mend unter der Sanierung älterer Gebäude, Sturmmöwe, Wacholderdrossel, Star; wodurch zahlreiche Brutmöglichkeiten verlo- rengehen. • Mäuse: Greifvögel, insbesondere Mäuse- und An der Ostseeküste mit Schlei sind die Rauhfußbussard, Kornweihe und Turmfal- Naturschutzgebiete Holnis, Geltinger Birk, ke; Weißstorch und Graureiher;

46 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildung 7: Bedeutende Vogelbrut- und Rastgebiete

47 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

48 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

• Gras: als untere Naturschutzbehörden ist sie in Zwerg- und Singschwan, Nonnen-, Grau- Auszügen für das jeweilige Zuständigkeitsge- und Bläßgans. biet einsehbar.

Einige Vogelarten übernachten auf und an Die Schutzgebietsverordnungen werden bei Gewässern und führen von dort aus bis zu den jeweils zuständigen Stellen geführt und 30 Kilometer weite Nahrungsflüge durch. Hin- sind ebenfalls dort einsehbar (für Natur- zu kommen Flüge im Zuge eines Wechsels schutzgebiete im Ministerium für Umwelt, der Nahrungsplätze oder durch Störungen. Natur und Forsten, für Landschaftsschutzge- biete, Naturdenkmale und Geschützte Land- An der offenen Ostseeküste sind Eiderente schaftsbestandteile einschließlich der Baum- und Bergente die herausragenden Arten, auf schutzsatzungen und -verordnungen in den der Schlei Gänsesäger, Reiherente und jeweiligen unteren Naturschutzbehörden). Die Singschwan. Auch die oben schon genannten genauen Grenzen des Nationalparks sind in abgedeichten Köge der Nordseeküste haben Karten des Bundesamtes für Seeschifffahrt internationale Bedeutung für Wasservögel. und Hydrographie im Maßstab 1:150.000, im Sie sind zudem wichtige Limikolenrastplätze, übrigen im Maßstab 1:50.000 eingetragen. vor allem als Hochwasserrastplatz, während Die Karten sind Bestandteil des National- die Nahrungssuche der Vögel hauptsächlich parkgesetzes. Ausfertigungen der Karten im Watt erfolgt. werden beim Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten, beim Landesamt für den Natio- Amphibien und Reptilien nalpark „Schleswig-Holsteinisches Watten- meer”, bei den Landrätinnen und Landräten Von landesweiter Bedeutung sind die Vor- der Kreise Nordfriesland und Dithmarschen kommen der gefährdeten Kreuzkröte und der sowie bei den Ämtern Landschaft Sylt, stark gefährdeten Zauneidechse auf Sylt. Amrum, Föhr-Land und Pellworm aufbewahrt. Auch die Bordelumer Heide ist von herausra- Sie können während der Dienststunden ein- gender Bedeutung für Amphibien und Reptili- gesehen werden. en, namentlich für Erdkröte, Kreuzkröte, Knoblauchkröte und Kreuzotter. Im Bereich Nationalpark „Schleswig-Holsteinisches der Ostenfelder Geest liegt eines der wenigen Wattenmeer” bedeutenden Vorkommen des Laubfroschs auf der Geest. Der Wasserfrosch ist inzwi- Nähere Ausführungen sind den Kapiteln 2.2 schen innerhalb des Kreises Nordfriesland und 1.1 Erläuterungsband zu entnehmen. auf die Eiderstedter Marsch beschränkt. Die heutigen Verbreitungsschwerpunkte von Naturschutzgebiete Waldeidechse und Ringelnatter und der stark gefährdeten Arten Zauneidechse und Kreuz- Im Planungsraum V gibt es insgesamt otter liegen im Bereich des östlichen Geest- 52 Naturschutzgebiete gemäß § 17 randes und der Heide- und Moorflächen. LNatSchG, davon 33 im Kreis Nordfriesland und 19 im Kreis Schleswig-Flensburg. Für das Hügelland sind die Vorkommen des vom Aussterben bedrohten Bergmolches im Die in Tabelle 6 genannten Naturschutzge- Raum Flensburg und der stark gefährdeten biete sind in Karte 1 dargestellt. Nähere In- Rotbauchunke an wenigen Gewässern im formationen sind dem Erläuterungsband (Ka- Küstenbereich hervorzuheben. pitel 1.2) zu entnehmen.

2.1.4.3 Schutzgebiete und -objekte Landschaftsschutzgebiete

Im folgenden werden die bestehenden Im Planungsraum bestehen 46 Landschafts- Schutzgebiete gemäß Abschnitt IV, Unterab- schutzgebiete gemäß § 18 LNatSchG mit ei- schnitt 3 „Unterschutzstellungen” des ner Gesamtfläche von 63.786 Hektar (etwa Landesnaturschutzgesetzes aufgeführt 15 Prozent der Fläche des Planungsraumes). (§§ 16 bis 20). Die genannten Gebiete wer- In der Stadt Flensburg gibt es hiervon 14 Ge- den in der amtlichen Liste der geschützten biete mit 1.241 Hektar (22 Prozent des Stadt- Gebiete gemäß § 16 Abs. 5 LNatSchG (Na- gebietes), im Kreis Nordfriesland 12 Gebiete turschutzbuch II) beim Landesamt für Natur mit 4.777 Hektar (2,3 Prozent des Kreisge- und Umwelt geführt. Die Liste ist dort einseh- bietes) und im Kreis Schleswig-Flensburg bar. Bei den Kreisen und kreisfreien Städten 20 Gebiete mit etwa 57.768 Hektar

49 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 6: Naturschutzgebiete

Naturschutzgebiet Gemeinden Größe in Hektar Kreis Nordfriesland ”Wattenmeer nördlich des Hindenburgdammes” 20.190 ”Nord-Sylt” List, 1.796 ”Kampener Vogelkoje auf Sylt” Kampen 10 ”Nielönn” Kampen 64 ”Braderuper Heide / Sylt” Kampen, Wenningstedt 137 ”Dünenlandschaft auf dem Roten Kliff” Kampen, Wenningstedt 177 ”Morsum-Kliff” Sylt-Ost 43 ”Rantumer Dünen” Rantum, Hörnum 397 ”Rantum-Becken / Sylt” Rantum, Westerland, Sylt-Ost 576 ”Hörnum-Odde / Sylt” Hörnum 157 ”Nordspitze Amrum auf der Insel Amrum” 71 ”Amrumer Dünen” Norddorf, Nebel, Wittdün 728 ”Nordfriesisches Wattenmeer” 136.570 ”Hamburger Hallig” Reußenköge 216 ”Rickelsbüller Koog” Rodenäs 534 ”Beltringharder Koog” Nordstrand, Schobüll, 3.350 ”Wester-Spätinge” Simonsberg 27 ”Grüne Insel mit Eiderwatt” Tönning 1.000 ”Schwarzberger Moor” 18 ”Süderlügumer Binnendünen” Süderlügum 42 ”Schwansmoor und Kranichmoor” Süderlügum 84 ”Süderberge bei Süderlügum” Süderlügum 9 ”Erlenbruch” , Leck 5 ”Lütjenholmer Heidedünen” Lütjenholm 17 ”Bordelumer Heide und Langenholmer Heide , Langenhorn 198 mit Umgebung” ”Löwenstedter Sandberge” Löwenstedt 16 ”Eichkratt Schirlbusch” Drelsdorf 12 ”Ahrenviölfelder Westermoor” Ahrenviölfeld 68 ”Ahrenviöler Südermoor” Ahrenviöl 7 ”Oldensworter Vorland” , Tönning 260 ”Dithmarscher Eidervorland mit Watt” Tönning 20 ”Baakdeel-Rantum” Rantum, Westerland 242 ”Wildes Moor bei Schwabstedt” , Schwabstedt 631 Kreis Schleswig-Flensburg ”Tetenhusener Moor” Tetenhusen 205 ”Fröruper Berge” 90 ”Am Treßsee” Sankelmark 8 ”Düne am Rimmelsberg” Jörl 7 ”Pobüller Bauernholz” Jörl 5 ”Hechtmoor” Havetoftloit 34 ”Haithabu-” Busdorf, Dannewerk, Ellingstedt 41 ”Geltinger Birk” 773 ”Os bei Süderbrarup” Süderbrarup 1 ”Esprehmer Moor” 38 ”Lundtop” Osterby 13 ”Vogelfreistätte Oehe-Schleimünde” , Kappeln 362 ”Reesholm / Schlei” 120 ”Pugumer See und Umgebung” Glücksburg 89 ”Fröslev-Jardelunder Moor” , Osterby 222

50 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 6: Naturschutzgebiete

Naturschutzgebiet Gemeinden Größe in Hektar Kreis Schleswig-Flensburg ”Eichenkratt und Kiesgrube südlich Böxlund” , Böxlund, 23 ”Tal der Langballigau” , , Dollerup 124 ”Alte Sorge-Schleife” , Bergenhusen, Erfde 660 ”Halbinsel Holnis” Glücksburg 360

(27,9 Prozent des Kreisgebietes). Sie sind im Die im Planungsraum ausgewiesenen ge- Erläuterungsband (Kapitel 1.3) im einzelnen schützten Landschaftsbestandteile sowie die aufgeführt. Ihre räumliche Abgrenzung ist der gemeindlichen Baumschutzsatzungen sind im Karte 2 zu entnehmen. Die genauen Gren- einzelnen im Erläuterungsband in Kapitel 1.5 zen, insbesondere zur im Zusammenhang aufgeführt. bebauten Ortslagen und zu Baugebieten, er- geben sich aus der jeweiligen Landschafts- Gesetzlich geschützte Biotope schutzgebietsverordnung. Eine aktuelle flächendeckende und -scharfe Naturdenkmale Kartierung sämtlicher gesetzlich geschützter Biotope im Planungsraum V liegt nicht vor. Im Planungsraum bestehen insgesamt Entsprechend gibt es auch keine vollständige 137 Naturdenkmale gemäß § 19 LNatSchG, nach § 15a Abs. 3 LNatSchG zu führende davon 25 im Kreis Nordfriesland, 77 im Kreis amtliche Liste (Naturschutzbuch I). Es wird Schleswig-Flensburg und 35 in der Stadt aber darauf hingewiesen, dass der gesetzli- Flensburg. Dabei handelt es sich überwie- che Schutz auch ohne Eintragung in das gend um Einzelobjekte wie Einzelbäume, Naturschutzbuch besteht (§ 15a Abs. 4, Baumgruppen, -reihen und Alleen sowie be- 1. Satz LNatSchG). sondere Baum- und Gehölzarten. In nur we- nigen Fällen handelt es sich um flächenhaft Im Rahmen der landesweiten Biotopkartie- ausgebildete oder sonst besondere natur- rung wurde allerdings ein Großteil der heute kundliche oder landeskundlich bedeutende gesetzlich geschützten Biotoptypen erfasst. Objekte. Sukzessionsflächen oder Steilhänge im Bin- nenland im Sinne der Definitionen der Bio- Die ausgewiesenen Naturdenkmale sind im topverordnung vom 13. Januar 1998 wurden einzelnen im Erläuterungsband in Kapitel 1.4 nicht systematisch kartiert. Es kann aber da- aufgeführt. von ausgegangen werden, dass flächenmä- ßig durch die landesweite Biotopkartierung Geschützte Landschaftsbestandteile, etwa 80 bis 90 Prozent der nach § 15a Baumschutzsatzungen LNatSchG geschützten Fläche erfasst wor- den ist. Geschützte Landschaftsbestandteile gemäß § 20 LNatSchG sind im Planungsraum bis- In Karte 1 werden außerhalb vorhandener lang nur in geringem Umfang ausgewiesen Naturschutzgebiete von den kartierten § 15a- worden. Die Zuständigkeit für diese Schutz- Flächen nur Flächenkomplexe ab einer Grö- kategorie liegt bei den Kreisen und der kreis- ße von 20 Hektar dargestellt, die ganz oder freien Stadt sowie bei den Gemeinden. weit überwiegend von gesetzlich geschützten Biotoptypen eingenommen werden. Typische Im Kreis Nordfriesland bestehen drei Verord- kleinflächige Biotoptypen wie Tümpel und nungen zum Schutze von Grünflächen und Weiher, kleine verstreut gelegene Restmoor- Bäumen. Der Kreis Schleswig-Flensburg hat flächen, oft linienförmig ausgebildete Trok- sieben Verordnungen zu Geschützten Land- kenflächen oder auch naturnahe Fließgewäs- schaftsbestandteilen erlassen. Hierdurch serabschnitte, die die Mehrzahl der gesetzlich werden in fünf Fällen Einzelbäume, Baumrei- geschützten Biotope ausmachen, werden hen und Baumgruppen geschützt. Darüber damit nicht dargestellt. Eine Darstellung eini- hinaus haben mehrere Städte und Gemein- ger Sumpf- und Bruchwaldkomplexe in räum- den des Planungsraumes ihre Baumbestände lich enger Verzahnung mit anderen, nicht ge- durch Satzung geschützt, so auch die Stadt setzlich geschützten Waldtypen erfolgt Flensburg für das gesamte Stadtgebiet. ebenfalls nicht. Aufgrund der Kartierungs- methodik der landesweiten Biotopkartierung

51 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

sind die einzelnen Waldtypen nicht flächen- räumlich eine vergleichbare Situation gege- scharf gegeneinander abgegrenzt. Außerdem ben. Der Anteil an gesetzlich geschützten besteht noch ein Überprüfungsbedarf beson- Biotopen ist besonders hoch in der Eider- ders hinsichtlich der Sumpfwälder. Treene-Niederung. Ein anderer Schwerpunkt ist der Ostseeküstensaum. Im Bereich der Tabelle 7 gibt einen Überblick der sehr unter- Flensburger Förde dominieren die langen, schiedlichen Ausstattung des Planungsrau- über weite Strecken von naturnahem, wert- mes mit gesetzlich geschützten Biotopen. vollen Wald eingenommenen Steilküstenab- schnitte. Sie befinden sich im Wechsel mit Der sehr hohe Flächenanteil im Kreis offenen Steilküsten (beispielsweise Holnis), Nordfriesland resultiert aus einer extremen Strandwallformationen (zum Beispiel Höft bei Konzentration gesetzlich geschützter Biotope Langballig, Strandwall-Landschaft der im Bereich der Geestinseln (insbesondere Geltinger Birk und verlandenden Nooren mit Sylt und Amrum). Gut zwei Drittel der § 15a- Salzweiden / -wiesen). Typisch für die Kü- Gesamtfläche des Kreises ist hier in Gestalt stenlandschaft Angelns sind auch die von eines zusammenhängenden Küstenbiotop- Gebüschen oder Wäldern gesäumten Bach- komplexes konzentriert. Ergänzt wird dieser schluchten. Komplex durch die in der Flächenbilanz für den Kreis nicht berücksichtigten Wattflächen, Wesentliche Biotopkomplexe der gesamten die ebenfalls nach § 15a LNatSchG geschützt Schlei-Förde sind die zahlreichen Noore mit sind. zum Teil großflächigen Salzweiden und -wiesen. Hervorzuheben sind ferner Bereiche mit Röh- richten, Weidengebüschen und anderen Typisch für den gesamten Bereich der Vor- Biotoptypen des Sumpfes in der Nordfriesi- geest sind abgesehen von einigen wenigen schen Marsch. Hierzu gehören zum Beispiel größeren Mooren zahlreiche Restmoorflä- Beltringharder Koog, Gotteskoogsee-Gebiet chen. In deutlich geringerer Anzahl kommen und Schwabstedter Westerkoog. Darüber kleine bis kleinste Trockenbiotope (Binnen- hinaus treten in der Eider-Treene-Niederung dünen, Heideflächen) vor. Typisch für die verstärkt Nieder- und Hochmoore hinzu. Naturräume der Jungmoräne sind einige we- nige größere Moore. Ansonsten sind aber Besonders bemerkenswert ist das Binnendü- eher zahlreiche Kleinstmoore in den typi- nengebiet östlich von Süderlügum mit einge- schen Moränensenken vorhanden. lagerten Hoch- und Niedermoorbereichen. Wichtige Landschaftselemente der landwirt- Eine in ihrem Ausmaß vergleichbare Biotop- schaftlich genutzten Bereiche sind die Tüm- verdichtung ist zwar für den Bereich des Krei- pel und Knicks. ses Schleswig-Flensburg nicht gegeben. Der Gesamtflächenanteil ist mit ungefähr Die Stadt Flensburg hat eine luftbildge- 3,9 Prozent der Kreisfläche deutlich niedriger stützte, terrestrisch überprüfte Kartierung der als in Nordfriesland. Aber auch hier ist natur- gesetzlich geschützten Biotope in Auftrag ge-

Tabelle 7: Biotopflächen

Biotope insgesamt § 15a - Flächen Kreis / Stadt Fläche in Hektar Anzahl Fläche in Hektar Flächenanteil Anzahl Fläche in Hektar Flächenanteil in Prozent in Prozent Flensburg 5.640 42 400,1 8,2 33 204,1 4,2 Eigene Erhebung* 98 307,0 6,35 Nordfriesland 204.940 1.503 26.974,7 12,5 1.379 24.326,8 11,3 Schleswig- 207.150 2.031 14.003,3 6,9 1.633 7.863,3 3,9 Flensburg

Planungsraum V 417.730 3.576 41.378,1 9,9 3.045 32.394,2 7,8

Grundlage: landesweite Biotopkartierung, Landesamt für Natur und Umwelt und * Kartierung gesetzlich geschützter Lebensräume der Stadt Flensburg (Zwischenbericht)

52 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V geben. Nach den derzeit vorliegenden Zwi- In Tabelle 8 sind aufgeführt: schenergebnissen sind zwei geschützte Bio- • die rechtsförmlich festgelegten EU- tope mit einer Fläche von mehr als 20 Hektar Vogelschutzgebiete („Nationalpark und insgesamt 96 geschützte Lebensräume Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer mit mehr als einem halben Hektar Größe er- und angrenzender Küstenstreifen” sowie mittelt worden. „Untereider“), • die vorgesehenen europäischen Vogel- Die Schwerpunkte der Vorkommen liegen schutzgebiete und insbesondere auf den ehemaligen Standort- • die zur Eintragung in die Liste der Ge- übungsplätzen der Bundeswehr „Twedter biete gemeinschaftlicher Bedeutung Feld” und „Schäferhaus”, auf denen sich vor- nach Artikel 4 Abs. 2 FFH-Richtlinie vor- nehmlich Lebensraumkomplexe aus Trocken- gesehenen Gebiete. rasen, Staudenfluren, Sukzessionsflächen sowie Bruch- und Sumpfwäldern entwickeln Ferner sind für die dort aufgeführten Gebiete konnten. Weitere Schwerpunkte sind die Erhaltungsziele dargestellt. Diese sind bis zur fördetypischen Bachtäler mit naturnahen und rechtsförmlichen Festlegung vorläufige Er- unverbauten Bachabschnitten, Sümpfen, haltungsziele; gleichwohl sind sie für Ver- Brüchen und Staudenfluren sowie binsen- träglichkeitsprüfungen nach § 34 Bundesna- und seggenreichen Nasswiesen. Beispielhaft turschutzgesetz von Bedeutung. seien hier die Talräume der Scherrebek, Westenwatt, Marienau, Osbek und Taerbek Einzelheiten zum Beispiel zu den rechtlichen genannt. Parallel zur Flensburger Förde sind Auswirkungen, die auch für den Planungs- als geschützte Lebensräume inaktive Berei- raum V von Bedeutung sind, ergeben sich che der Steilküste erfasst worden. aus dem Landschaftsprogramm Schleswig- Holstein und aus den Erlassen X 33 vom In den Wäldern der Stadt Flensburg konnten 2. Juni 1999 und 15. März 2000 zur Verträg- Bruch- und Sumpfwaldkomplexe nachgewie- lichkeitsprüfung nach § 34 BNatSchG. sen werden. Besonders in den landwirtschaft- lich genutzten Flächen im östlichen Stadtge- Feuchtgebiete internationaler Bedeutung biet werden noch relativ zahlreiche Kleinge- nach der Ramsar-Konvention wässer nachgewiesen. Die schleswig-holsteinische Landesregierung Nach § 15b LNatSchG ist der Biotoptyp hat dem Ramsar-Sekretariat am Knick gesetzlich geschützt. Auf den Knick- 15. November 1991 das mit 299.000 Hektar erlass des Ministeriums für Umwelt, Natur bundesweit bisher größte Ramsar-Gebiet und Forsten vom 30. August 1996 wird hierzu „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und verwiesen. angrenzende Gebiete” benannt.

Umsetzung von EU-Recht sowie Dazu gehören im Planungsraum V folgende internationaler Abkommen Einzelgebiete: • Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Neben dem Bundes- und Landesnaturschutz- Wattenmeer, recht bestehen für Schleswig-Holstein auf- • Naturschutzgebiet Nord-Sylt, grund internationaler Abkommen und EU- • Naturschutzgebiet Kampener Vogelkoje Vorschriften Verpflichtungen zur Benennung auf Sylt, oder Ausweisung von Schutzgebieten. Insbe- • Naturschutzgebiet Nielönn / Sylt, sondere sind hier zu nennen: • Naturschutzgebiet Dünenlandschaft auf dem Roten Kliff / Sylt, • NATURA 2000 mit • Naturschutzgebiet Braderuper Heide / - EG - Vogelschutzrichtlinie und Sylt, - Flora - Fauna - Habitat - Richtlinie, • Naturschutzgebiet Morsum-Kliff, • Ramsar - Konvention und • Naturschutzgebiet Baakdeel-Rantum / • Helsinki - Übereinkommen. Sylt, • Naturschutzgebiet Rantumer Dünen / Sylt, • Naturschutzgebiet Hörnum Odde / Sylt, • Naturschutzgebiet Nordspitze Amrum, • Naturschutzgebiet Amrumer Dünen, • Naturschutzgebiet Rickelsbüller Koog, • Naturschutzgebiet Wester-Spätinge,

53 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

• Naturschutzgebiet Grüne Insel mit Biosphärenreservate Eiderwatt, • Naturschutzgebiet Nordstrander Bucht / Biosphärenreservate sind großräumige Land- Beltringharder Koog, schaften, die von der UNESCO im Rahmen • Naturschutzgebiet Oldensworter Vorland, ihres Programmes „Der Mensch und die Bio- • Godelniederung / Föhr (Gebiet, das die sphäre” (Man and Biosphere, MAB) aner- Voraussetzungen nach § 17 LNatSchG kannt werden. Ziel ist es, in diesen Gebieten erfüllt), nicht nur zur Sicherung, also Erhaltung von • Lister Koog / Sylt (Gebiet, das die Vor- Landschaften, Ökosystemen und Arten bei- aussetzungen nach § 17 LNatSchG er- zutragen, sondern auch die Entwicklung der füllt), wirtschaftlichen und sozialen Aspekte dieser • Hauke-Haien-Koog, Gebiete als Vorbild für eine nachhaltige Ent- • Primärdünen Amrum, wicklung weltweit zu fördern. • Halligen Nordstrandischmoor, Gröde, Hooge, Langeneß und Oland. Im Planungsraum V wurde 1990 das Gebiet des Nationalparks „Schleswig-Holsteinisches Ostseeschutzgebiete nach dem Helsinki- Wattenmeer” mit einer Fläche von Übereinkommen 273.000 Hektar als Biosphärenreservat aner- kannt. Schleswig-Holstein hat bislang vier Prüf- gebiete benannt, von denen zwei im Pla- Zurzeit wird auf den Halligen Hooge, Gröde, nungsraum V liegen. Dies sind die Bereiche Oland, Langeneß und Nordstrandischmoor „Geltinger Birk / Kalkgrund” und konstruktiv über die Erweiterung des Bio- „Schleimünde”. sphärenreservates Wattenmeer um einzelne oder mehrere Halligen diskutiert. Aus der Ini- Diese Gebiete sind wichtige Rast-, Mauser- tiative der Halliggemeinden könnte ein Bünd- und Überwinterungslebensräume für Meeres- nis aller Beteiligten entstehen, diesen welt- vögel, insbesondere für Meeresenten. Um- weit einmaligen Natur- und Kulturraum zu er- fangreiche und weitgehend ungestörte See- halten und behutsam weiter zu entwickeln. grasbestände und ausgedehnte Muschelbän- Grundvoraussetzung ist jedoch die volle Ein- ke bilden unter anderem die wichtigste Nah- beziehung der Halligbewohner in zukünftige rungsgrundlage für die Vogelwelt. Entscheidungen.

Die Voruntersuchung für die Erarbeitung von Managementplänen sind 1998 erfolgt. Dem Kabinett wurde im Anschluss hieran berichtet. Die Entwürfe der Managementpläne wurden den Akteuren vor Ort und auch den Trägern öffentlicher Belange vorgestellt und mit ihnen abgestimmt. Die Schutzziele sollen mittels freiwilliger Vereinbarungen mit den Nutzern umgesetzt werden.

54 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 8: NATURA 2000

Gebiet / Gebietscode FFH Vogel- Größe in Erhaltungsziele Schutzstatus / schutz Hektar Maßnahmen (*) Kreise Nordfriesland / Dithmarschen ”Nationalpark x x 446.146 • Erhalt und Entwicklung des Großökosystems Wattenmeer 1a, 5 Schleswig- • Erhalt der weitgehend natürlich belassenen Großlandschaft Holsteinisches als Lebensraum gefährdeter Tiere Wattenmeer und an- • Schutz der Flachwasserbereiche mit ihren typischen grenzender Küsten- Lebensräumen streifen” / • Erhalt der Lebensbedingungen für die vorkommenden DE 0916 303 Arten des Anhang II der FFH-Richtlinie und der Arten der angeführten Lebensraumtypen • Schutz der Salzwiesen • Schutz der Wattflächen • Sicherung des Überlebens des regionalen Schweinswalbe- standes (keine Überfischung der Beutefischarten, Minimierung der Schadstoffbelastung, Vermeidung von Unterwasserverlärmung, Vermeiden von Kollisionen mit schnellen Schiffen) • Erhalt ungestörter Aufzuchtbereiche der jungen Schweins- wale (keine Störung oder Trennung der Mutter-Kalb- Beziehung in der sieben-monatigen Stillzeit) • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den angrenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für Brut- und Rastvögel; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und Mauserlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für den Stern-, Pracht-, Eis- und Ohrentaucher, den Zwerg- und Singschwan, die Nonnen- und Rothalsgans, den See- und Fischadler, den Merlin, den Wanderfalken, den Mornell- und Goldregenpfeifer, die Trauerseeschwalbe, den Bruch- wasserläufer und das Odinshühnchen; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für den Kormoran, die Rohrdommel, die Lach-, Brand-, Küsten- und Zwergseeschwalbe, den Wan- derfalken, die Korn-, Rohr- und Wiesenweihe, die Sumpf- ohreule und das Braunkehlchen. ”Untereider” / x x 3.326 • Erhalt der Tidebeeinflussung 1, 6 DE 1719 303 • Erhalt ungestörter Ruhezonen • Erhalt des weitgehend unverbauten Zustandes des Ge- bietes • Erhalt salzwasserbeeinflusster Lebensräume • Erhalt des extensiven Grünlandes und der Salzwiesen • Erhalt störungsfreier Bereiche als Brut- und Rastgebiet • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den angrenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Mauser- , Rast- und Überwinterungslebensraum, insbesondere für den Sing- und Zwergschwan, die Nonnengans, den Bruch- wasserläufer und das Odinshühnchen; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für die Rohrdommel, die Rohrweihe, den Kampfläufer, die Fluss-, Küsten- und Trauerseeschwalbe, die Tüpfelralle, den Wachtelkönig und das Blaukehlchen.

(*) Schutzstatus / Maßnahmen: 1 = Naturschutzgebiet, 1a = Nationalpark, 2 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG erfüllt, 3 = Landschaftsschutzgebiet, 4 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 18 LNatSchG erfüllt, 5 = § 15a LNatSchG, 6 = vertragliche Vereinbarungen; Zahlen in Klammern = teilweise betroffen

55 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 8: NATURA 2000

Gebiet / Gebietscode FFH Vogel- Größe in Erhaltungsziele Schutzstatus / schutz Hektar Maßnahmen (*) Kreise Nordfriesland / Dithmarschen / Pinneberg „Seevogelschutzgebiet x 137.258 • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- (1) Helgoland" / grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- DE 1813 401 Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für Brut- und Rastvögel; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und Überwinterungslebensraum, insbesondere für die Seetau- cher; die Trauerente und die Brandseeschwalbe; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Seevögel, insbe- sondere für die Dreizehenmöwe und die Trottellumme. Kreise Nordfriesland / Schleswig-Flensburg ”Pobüller Bauernwald” / x 152 • Erhalt der Grundwasserstände 2, (3), 6 DE 1321 302 • Erhalt des besonderen Waldklimas • Erhalt der Lebensraumtypen Waldmeister-Buchenwald (As- perulo-Fagetum), mitteleuropäischer Stieleichenwald (Que- rion robori-petraeae), atlantischer, saurer Buchenwald mit Unterholz aus Stechpalme und gelegendliche Eibe (Ilci- Fagenion), subatlantischer oder mitteleuropäischer Hainbu- chenwald (Carpion betuli), alte bodensaure Eichenwälder mit Quercus robur auf Sanderebenen. Kreis Nordfriesland ”Löwenstedter x 21 • Erhalt der sandertypischen Waldreste und ihre weitere natur- 1, 2, (5) Sandberge” / nahe und in Teilbereichen natürliche Entwicklung DE 1320 304 • Erhalt der Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynepherus und Agrostis / Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista. ”Schirlbusch” / x 14 • Erhalt der Wacholderheiden und trockenen Heiden sowie 1 DE 1320 303 feuchter Heiden mit Erica tetralix • Erhalt der Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynepherus und Agrostis / Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista. ”Amrumer Dünen” / x x 711 • Erhalt des weitgehend unverbauten Zustandes des Gebiets 1 DE 1315 301 • Erhalt ungestörter Ruhezonen • Erhalt der Dünenlandschaft • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und Mauserlebensraum für Küstenvögel; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, ins- besondere für die Küstenseeschwalbe und die Sumpfohreule. ”Baakdeel-Rantum / x x 202 • Erhalt des Vorkommens zahlreicher gefährdeter Pflanzenarten 1 Sylt” / • Erhalt eines wichtigen Teilbereiches der Sylter Küstenland- DE 1115 302 schaft • Erhalt einer großen zusammenhängenden Dünenlandschaft mit Graudünen • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den angrenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schles- wig-Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als Lebensraum für Küstenvögel, insbe- sondere für die Kornweihe; • Erhalt des Gebietes als Rastlebensraum für Küstenvögel. ”Lütjenholmer und x 313 • Erhalt des intakten Grundwasserstandes 2, (5) Bargumer Heide” / • Erhalt einer abwechselungsreichen, mosaikartigen, offenen DE 1320 302 und licht bewaldeten Heide- und Binnendünenlandschaft

(*) Schutzstatus / Maßnahmen: 1 = Naturschutzgebiet, 1a = Nationalpark, 2 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG erfüllt, 3 = Landschaftsschutzgebiet, 4 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 18 LNatSchG erfüllt, 5 = § 15a LNatSchG, 6 = vertragliche Vereinbarungen; Zahlen in Klammern = teilweise betroffen

56 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 8: NATURA 2000

Gebiet / Gebietscode FFH Vogel- Größe in Erhaltungsziele Schutzstatus / schutz Hektar Maßnahmen (*) Kreis Nordfriesland ”Bordelumer Heide und x 201 • Erhalt der sandertypischen Waldreste und ihre weitere natur- 1 Langenhorner Heide nahe und in Teilbereichen natürliche Entwicklung und Umgebung” / • Erhalt der Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynepherus DE 1319 301 und Agrostis / trockenen Sandheiden mit Erica tetralix • Erhalt der Übergangs- und Schwingrasenmoore sowie der typischen Heidegewässer ”Braderuper Heide / x x 128 • Erhalt der flächengrößten zusammenhängenden Küsten- 1 DE Sylt” / 1016 302 geestheide der nordfriesischen Inseln • Erhalt der Krähenbeerenheide • Erhalt eines Teilbereiches der Küstenlandschaft mit Steilkü- stenabschnitten • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den angrenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schles- wig-Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als Lebensraum, insbesondere für die Kornweihe; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rastlebens- raum für Küstenvögel; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für den Säbelschnäbler. ”Dünenlandschaft auf x x 154 • Erhalt eines wichtigen Teils ursprünglicher Küstenlandschaft 1 dem Roten Kliff / Sylt” / einschließlich der maritimen Waldgrenze mit dem einzigen DE 1015 301 der offenen Nordsee ausgesetzten Moränenkliff in der Deutschen Bucht • Erhalt der natürlichen Küstenlandschaft • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“, • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Lebensraum für Küstenvögel, insbesondere für die Kornweihe. ”Godelniederung auf x 148 • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- 2, (5), 6 Föhr” / grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- DE 1316 401 Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für Brut- und Rastvögel; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und Mauserlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für den Goldregenpfeifer; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für die Küsten- und Zwergseeschwalbe und den Säbelschnäbler. ”Gotteskoog-Gebiet” / x 892 • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und 2, 5; (6) DE 1119 401 Mauserlebensraum, insbesondere für den Zwergschwan; • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für Brut- und Rastvögel; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Röhrichtvögel, insbesondere für die Rohrdommel, die Tüpfelralle sowie die Rohr- und Wiesenweihe. ”Hörnum-Odde / Sylt” / x x 67 • Erhalt eines wichtigen Teilausschnittes der Sylter 1 DE 1215 301 Küstenlandschaft mit natürlichen dynamischen Küstenverla- gerungsprozessen und Graudünen • Erhalt des Teillebensraumes der Kegelrobbe • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rastlebens- raum für Küstenvögel; • Erhalt des Gebietes als Lebensraum für Küstenvögel, insbe- sondere für die Kornweihe.

(*) Schutzstatus / Maßnahmen: 1 = Naturschutzgebiet, 1a = Nationalpark, 2 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG erfüllt, 3 = Landschaftsschutzgebiet, 4 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 18 LNatSchG erfüllt, 5 = § 15a LNatSchG, 6 = vertragliche Vereinbarungen; Zahlen in Klammern = teilweise betroffen

57 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 8: NATURA 2000

Gebiet / Gebietscode FFH Vogel- Größe in Erhaltungsziele Schutzstatus / schutz Hektar Maßnahmen (*) Kreis Nordfriesland ”Nordfriesische x 1.807 • Erhalt der extensiven Beweidung 2, Halligen” / • Erhalt des Gezeiteneinflusses und der Überflutungshäufigkeit außer Hallig DE 1317 401 • Erhalt der Vielfalt und Kleinräumigkeit der Salzwiesenstruktu- Hooge = 4, 5, 6 ren inklusive der weiträumigen Prielsysteme • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für Brut- und Rastvögel; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und Mauserlebensraum für Küstenvögel; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für den Löffler, den Säbelschäbler, den Kampfläufer sowie die Fluss- , Küsten- und Zwergsee- schwalbe. ”Hauke-Haien-Koog” / x 542 • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- 2, 5, 6 DE 1318 401 grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für Brut- und Rastvögel; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und Mauserlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für den Zwerg- und Singschwan und den Bruchwasserläufer; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für die Rohrdommel, die Tüpfelralle, den Säbelschnäbler, den Kampfläufer, die Fluss-, Küstensee- schwalbe sowie die Rohrweihe. ”Dünen St. Peter” / x 153 • Erhalt der naturnah geprägten Dünenformationen (1a), 2, 5; 6 DE 1617 301 ”Wildes Moor bei x 789 • Erhalt typischer Waldgesellschaftskomplexe der Ostenfelder 1, 2 Schwabstedt” / Geest, die in diesem Raum und für den Kreis Nordfriesland DE 1521 303 einmalig als Lebensgemeinschaft durch mittelalterliche He- gungen überlebt haben • Erhalt des größten erhaltenen Hochmoorkomplexes im Nor- den Schleswig-Holsteins mit Übergängen zu typischen Bu- chenwaldgesellschaften ”Morsum-Kliff” / x x 43 • Erhalt des Lebensraumensembles bestehend aus dem 1 DE 1116 301 Nordseekliff mit Strand, den sich anschließenden Dünen unterschiedlicher Altersstufen und Vegetationsbedeckung und der sich anschließenden Geestlandschaft mit Trocken-, Feucht- und Sandheiden • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als Lebensraum für Küstenvögel, insbe- sondere für die Kornweihe; • Erhalt des Gebietes als Rastlebensraum für Küstenvögel; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für den Säbelschnäbler. ”Nordspitze Amrum” / x x 68 • Erhalt des weitgehend unverbauten Zustandes des Gebietes 1 DE 1216 301 • Erhalt ungestörter Ruhezonen • Erhalt der Tidebeeinflussung • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und Mauserlebensraum für Küstenvögel; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für die Küsten- und Zwergseeschwalbe.

(*) Schutzstatus / Maßnahmen: 1 = Naturschutzgebiet, 1a = Nationalpark, 2 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG erfüllt, 3 = Landschaftsschutzgebiet, 4 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 18 LNatSchG erfüllt, 5 = § 15a LNatSchG, 6 = vertragliche Vereinbarungen; Zahlen in Klammern = teilweise betroffen

58 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 8: NATURA 2000

Gebiet / Gebietscode FFH Vogel- Größe in Erhaltungsziele Schutzstatus / schutz Hektar Maßnahmen (*) Kreis Nordfriesland ”Nielönn / Sylt” / x x 67 • Erhalt eines wichtigen Teilbereiches der wattseitigen Sylter 1 DE 1016 301 Küstendünenlandschaft am Ansatzpunkt des nördlichen Nehrungshakens und Salzgrünland • Erhalt der Übergänge zur Sylter Geest und dem Lister Neh- rungshaken mit alten Kliffhängen, Quellhorizonten und Über- gangs- und Schwingrasenmooren • Erhalt des seltenen Standortmosaiks mit gefährdeten Pflan- zenarten • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und Mauserlebensraum für Küstenvögel; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für die Kornweihe und den Säbelschnäbler. ”Nordstrander Bucht / x x 3.374 • Erhalt eines großflächigen Feuchtgebietes an der Nordsee- 1 Beltringharder Koog” / küste mit Flachwasserzonen und Wattflächen DE 1419 301 • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für Brut- und Rastvögel; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und Mauserlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für den Zwerg- und Singschwan und den Bruchwasserläufer; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für den Ohrentaucher, die Rohrdommel, die Tüpfelralle, den Wachtelkönig, den Stelzenläufer, den Säbel- schäbler, den Kampfläufer, die Lach-, Fluss- und Küstensee- schwalbe, die Rohr- und Wiesenweihe, die Sumpfohreule und das Blaukehlchen. ”Nord-Sylt” / x x 1.787 • Erhalt der großflächigen, im Kerngebiet kaum gestörten, ur- 1 DE 0196 302 tümlichen und einzigartigen Dünenlandschaft mit fließenden Übergängen zum Wattenmeer und kaum beeinträchtigter Sandstrände im Norden. • Erhalt eines klassischen Wanderdünengebietes der Nord- seeküste mit beispielhafter Abfolge der verschiedenen Dü- nenphasen • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für Brut- und Rastvögel; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rastlebens- raum für Küstenvögel; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für die Kornweihe sowie die Lach- und Zwerg- seeschwalbe. ”Ruttebüller See” / x 55 • Erhalt der Wiedau und ihrer Vegetation als potenzielle Laich- (2), (4), (5), 6 DE 1119 301 region der Fischarten Nordseeschnäpel, Schlammpeitzger und Finte • Erhalt der Ruhebereiche für die hier vorkommenden Brut- und Rastvögel ”Süderlügumer x 809 • Erhalt der Binnendünenlandschaft 1; (6) Binnendünen” / • Erhalt der Hochmoorflächen DE 1119 303 • Erhalt eines natürlichen Wasserhaushaltes ”Wälder der Ostenfel- x 268 • Erhalt typischer Geestwaldkomplexe mit landesweit gefähr- 2, (5), 6 der Geest” / deten und seltenen Gesellschaftskomplexen DE 1521 302

(*) Schutzstatus / Maßnahmen: 1 = Naturschutzgebiet, 1a = Nationalpark, 2 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG erfüllt, 3 = Landschaftsschutzgebiet, 4 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 18 LNatSchG erfüllt, 5 = § 15a LNatSchG, 6 = vertragliche Vereinbarungen; Zahlen in Klammern = teilweise betroffen

59 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 8: NATURA 2000

Gebiet / Gebietscode FFH Vogel- Größe in Erhaltungsziele Schutzstatus / schutz Hektar Maßnahmen (*) Kreis Nordfriesland ”Rantumbecken / Sylt” x x 567 • Erhalt des weitgehend unverbauten Zustandes des Gebietes 1 / DE 1115 301 • Erhalt ungestörter Ruhezonen • Erhalt der Salzwasserbeeinflussung • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für Brut- und Rastvögel; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und Mauserlebensraum für Küstenvögel; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für die Fluss- und Küstenseeschwalbe sowie die Rohr- und Kornweihe. ”Rantumer Dünen / x x 350 • Erhalt der verschiedenen Dünen-Biotoptypen mit ihren zum 1 Sylt” / DE 1115 303 Teil natürlich erhaltenen Kontakten zur Wattenmeerland- schaft mit bedeutenden Vorkommen der Krähenbeerheiden der Küste • Erhalt der seltenen Dünenauswehungen in den Bereichen vorgelagerter Salzwiesen und Watten • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als Lebensraum für Küstenvögel insbe- sondere für die Kornweihe; • Erhalt des Gebietes als Rastlebensraum für Küstenvögel. ”Rickelsbüller Koog” / x x 517 • Erhalt der bestehenden Kohärenz mit den angrenzenden 1 DE 1017 301 Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für Brut- und Rastvögel; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und Mauserlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für den Singschwan, die Nonnengans, den Goldregenpfeifer, den Bruchwasserläufer und das Odinshühnchen; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, ins- besondere für den Säbelschnäbler, den Kampfläufer, die Fluss-, Küsten- und Trauerseeschwalbe sowie die Rohrweihe. ”Wester-Spätinge” / x x 27 • Erhalt eines binnendeichs gelegenen Feuchtgebietes mit 1 DE 1519 301 Brackwassertümpel und Feuchtwiesen zum Teil als Salz- grünland. • Erhalt der bestehenden ornithologischen Kohärenz mit den an- grenzenden Flächenteilen des Ramsargebietes „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Gebiete“; • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rastlebens- raum für Küstenvögel; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küstenvögel, insbesondere für die Rohrdommel und die Rohrweihe. Stadt Flensburg / Kreis Schleswig-Flensburg ”Küstenbereiche der x 1.599 • Die Lebensraumtypen des Anhang I der FFH-Richtlinie sind (1), 2, 3, (5) Flensburger Förde” / mit ihren gebietstypischen Kontaktformationen flächendek- DE 1123 304 kend zu erhalten und zu entwickeln. • Erhaltung der ungestörten Küstendynamik Kreise Schleswig-Flensburg / Rendsburg-Eckernförde ”Moore der Eider- x 2.773 • Erhalt der großräumigen Niederungslandschaft, 2, (5); (6) Treene-Sorge- • Erhalt der einzelnen Teilgebiete bestehend aus ausgedehn- Niederung” / ten Röhrichten, Hochstaudenfluren, Moorstadien, artenrei- DE 1622 306 chem Feuchtgrünland, Überschwemmungswiesen und offe- nen Wasserflächen.

(*) Schutzstatus / Maßnahmen: 1 = Naturschutzgebiet, 1a = Nationalpark, 2 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG erfüllt, 3 = Landschaftsschutzgebiet, 4 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 18 LNatSchG erfüllt, 5 = § 15a LNatSchG, 6 = vertragliche Vereinbarungen; Zahlen in Klammern = teilweise betroffen

60 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 8: NATURA 2000

Gebiet / Gebietscode FFH Vogel- Größe in Erhaltungsziele Schutzstatus / schutz Hektar Maßnahmen (*) Kreise Schleswig-Flensburg / Rendsburg-Eckernförde ”Binnendünen- und x 886 • Nachhaltige Sicherung einer repräsentativen Gesamtland- (5), 6 Moorlandschaft im schaft, die überwiegend von unterschiedlichen, landschafts- Sorgetal” / genetisch und ökologisch zusammenhängenden Lebens- DE 1623 302 raumtypen aus Anhang I der FFH-Richtlinie geprägt ist, ins- besondere der Heiden, Dünen und Moore • Erhalt der Fließgewässercharakteristik der Sorge • Erhalt der natürlichen Nährstoffarmut, • Erhalt ungestörter Bruthabitate verschiedener Brutvogelarten. • Erhalt und Entwicklung der natürlichen Buchenwaldgesell- schaften ”Schleiförde inklusive x 6.271 • Erhalt der Schlei als flache, durch Strandwälle von der Ost- 3, (5), 6 Schleisand” / see abgetrennter Meeresarm, DE 1423 305 • Erhalt des Schleisandes als besonderes Flachwassergebiet mit allen zugehörigen typischen wasser- und landseitigen Lebensgemeinschaften, • Erhalt der großen Naturnähe der Lebensraumtypen, • Erhalt der Salzwiesen als Grünland ”Strandseen, Noore, x 1.160 • Erhalt von Strandseen oder weitgehend abgetrennten Noor- (1), (2), (3), (5); und Dünen der Schlei- gewässern und von ihnen zuzuordnenden typischen Kon- 6 landschaft” / taktlebensräumen – Salzwiesen, Strandwällen, Getreibsel- DE 1423 304 säumen mit Anuellen, Steilküsten, Feuchtgrünland, Quellbe- reichen, Wasserpflanzengesellschaften, Röhrichten • Erhaltung der Salzwiesen als Grünland ”Schlei” / x 8.669 • Erhalt des Gebietes als möglichst störungsfreier Überwinte- (1), (2); (3), (5), DE 1423 401 rungslebensraum für die Meeresenten, insbesondere 6 Eiderenten, und andere Tauchenten, den Singschwan und den Zwerg-, Mittel- und Gänsesäger vom 15. Oktober bis 15. April; • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für Brut- und Rastvögel; • Erhalt des Gebietes als Lebensraum, insbesondere für den Seeadler; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küsten- und Röhrichtvögel. Kreise Schleswig-Flensburg , Rendsburg-Eckernförde, Dithmarschen und Nordfriesland ”Eider-Treene-Sorge- x 7.174 • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für (1); (2), (5), 6 Niederung” / Brut- und Rastvögel; DE 1622 401 • Erhalt des Gebietes als weitgehend ungestörter Rast- und Überwinterungslebensraum, insbesondere für Gelbschnabel- schwäne und Greifvögel; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Wiesenvögel, insbesondere für den Weißstorch sowie für Röhricht- und Moorvögel, insbesondere für die Rohrdommel, die Rohr- und Wiesenweihe, die Tüpfelralle, den Wachtelkönig und die Sumpfohreule. Kreis Schleswig-Flensburg ”Eichenwälder der x 84 • Erhalt des Lebensraumtyps: „Alte bodensaure Eichenwälder (1); (6) Böxlunder Geest” / mit Quercus robur auf Sandebenen“ DE 1121 304 ”Jardelunder Moor / x 263 • Erhalt des Bachsystems (1); 2; (5) Wallsbek” / • Erhalt der Moorlebensräume DE 1121 303 ”Naturschutzgebiet x 225 • Erhalt und Entwicklung des Gebietes als Brut- und Nah- 1, 5 Fröslev-Jardelunder rungslebensraum für Moorvögel, insbesondere für die Rohr- Moor” / weihe, den Kranich und den Neuntöter. DE 1121 401 ”Fröruper Berge” / x 385 • Erhalt und Entwicklung einer natürlich bewaldeten Endmorä- 1, (2), 3, (5) DE 1322 303 nenlage, in die kleinflächig offen zu haltende, durch traditio- nelle Nutzungen entstandene Moore, Heiden und Magerra- sen eingebettet sind.

(*) Schutzstatus / Maßnahmen: 1 = Naturschutzgebiet, 1a = Nationalpark, 2 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG erfüllt, 3 = Landschaftsschutzgebiet, 4 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 18 LNatSchG erfüllt, 5 = § 15a LNatSchG, 6 = vertragliche Vereinbarungen; Zahlen in Klammern = teilweise betroffen

61 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 8: NATURA 2000

Gebiet / Gebietscode FFH Vogel- Größe in Erhaltungsziele Schutzstatus / schutz Hektar Maßnahmen (*) Kreis Schleswig-Flensburg ”Treene und x 1341 • Erhalt eines intakten Geestflusses unter Einbeziehung von 1, (2) 3, (5) Bollingstedter Au” / geeigneten Teilen seines Ober- und Nebenverlaufs DE 1322 302 • Erhalt des artenreichen Feucht- und Nassgrünlandes • Erhalt des naturraumtypischen Waldsaumes und seiner weiteren Entwicklung zu einem naturnahen und sich in Teilen unbeeinflusst entwickelnden Wald • Erhalt der sandertypischen Waldreste und ihre weitere natur- nahe und in Teilbereichen natürliche Entwicklung • Erhalt der „Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis” und ”Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista”. • Wiederherstellung einer offenen bis halboffenen Dünenland- schaft im Binnenland, die den vielfältigen Ansprüchen des Biotop- und Artenschutzes gerecht wird • dauerhafter Biotopverbund.

”Flensburger Förde” / x 10.655 • Erhalt des Gebietes als möglichst störungsfreier Überwinte- 2, (5), 6 DE 1123 401 rungslebensraum für die Meeresenten, insbesondere für die Eiderenten und andere Tauchenten vom 15. Oktober bis 15. April; • Erhalt des Gebietes als günstiger Nahrungslebensraum für Brut- und Rastvögel; • Entwicklung einer großflächig naturnahen Küsten-Niederung mit Brackwassereinfluss durch kontrollierte Vernässung und großflächige Beweidung, insbesondere im Bereich der Gel- tinger Birk als Lebensraum für Wasser,- Wiesen- und Röh- richtvögel; • Erhalt des Gebietes als Brutlebensraum für Küsten- und Röhrichtvögel. ”Idstedtwege / x 542 • Erhalt des in dieser naturräumlich-standörtlichen Lage typi- (2), (3), (5), 6 Langsee” / schen Lebensraumgefüges aus großflächigen naturnahen DE 1423 303 Buchen- und Buchen-Eichenwälder mit eingelagerten kleinen Birken-Moorwäldern und Hoch- und Zwischenmooren sowie räumlich hiermit verzahnten Niederungs-Bach- Seekomplexen und Heide-Magerrasen-Bereichen. ”Tiergarten” / x 96 • Erhalt der vorkommenden Wald-Lebensräume hinsichtlich ih- (2), (3), (5) DE 1423 302 res natürlichen Arteninventars und ihrer natürlichen Struktur und Funktion. ”Wälder bei x 145 • Erhalt typischer Geestwaldvorkommen mit landesweit ge- (2) Bergenhusen” / fährdeten und seltenen Gesellschaftskomplexen DE 1621 301 ”Dünen am x 17 • Erhalt und Entwicklung trockener und feuchter Heidelebens- 1; 2; 6 Rimmelsberg” / räume mit fließenden Übergängen zu Waldformationen DE 1321 303 • Erhalt der Formation des Wacholders und Entwicklung die- ser Bestände ”Geltinger Birk / x 2.534 • Erhalt der vorhandenen Arten und Lebensgemeinschaften (1); 6 Kalkgrund” und ihrer Lebensräume DE 1225 302 • Erhalt der vorgelagerten Flachgründe ”Hechtmoor” / x 34 • Erhalt der vorkommenden, in Schleswig-Holstein sehr selte- 1 DE 1323 301 nen oligo- und minerotraphenten Gesellschaften der Über- gangs- und Schwingmoore mit zahlreichen Arten der Roten Liste.

(*) Schutzstatus / Maßnahmen: 1 = Naturschutzgebiet, 1a = Nationalpark, 2 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG erfüllt, 3 = Landschaftsschutzgebiet, 4 = Gebiet, das die Voraussetzungen einer Unterschutzstellung nach § 18 LNatSchG erfüllt, 5 = § 15a LNatSchG, 6 = vertragliche Vereinbarungen; Zahlen in Klammern = teilweise betroffen

62 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

2.1.5 Landschaft und Erholung Geest-Übergangsbereichen prägen die Hö- hen um Ostenfeld besonders diesen Land- Die Landschaft im Planungsraum V zeichnet schaftsraum. sich durch unterschiedliche und vielfältig ausgestattete Naturräume aus. Nur in diesem In südliche Richtung weiten sich die Fließge- Planungsraum sind alle drei für Schleswig- wässerauen zum Niederungsbereich der Holstein typischen naturräumlichen Haupt- Eider, Treene und Sorge auf, aus der die einheiten vertreten (siehe auch Kapitel 1.5). „Holme” (Altmoräneninseln) sowie der Geest- rand bei Schwabstedt markant herausragen. Das Landschaftsbild der Nordseeinseln wird Die von einem dichten Gewässernetz durch- im besonderen Maße vom Einfluss der Nord- zogene Grünlandniederung weist vor allem in see und ihres Wattenmeeres bestimmt, wo- den Randbereichen zur Geest und zur Vor- bei die Marscheninseln und die Marschanteile geest noch einige für diesen Raum einstmals der Geestinseln in ihrer Erscheinungsform typischen Nieder- und Hochmoore auf. Bei den Festlandsmarschen ähneln. Landschafts- Friedrichstadt geht die Niederung über- bestimmend zeichnen sich hier die Deiche gangslos in die Seemarschen über. und bei den Halligen die Warften mit den um- liegenden Salzwiesen ab. Bei den Inseln Sylt Der Übergang der Jungmoränenlandschaft und Amrum sowie im Bereich um St. Peter- zur Vorgeest erfolgt insbesondere im nördli- Ording treten zudem das wellige Dünenrelief chen Bereich wenig ausgeprägt; lediglich am und besonders auf Sylt die als Kliffe ausge- Danewerk bei Schleswig zeichnen sich die bildeten Geestkanten hervor. Auf Geest- Reliefunterschiede deutlich ab. Das Land- flächen und Nehrungen finden sich hier auch schaftsbild wurde in dieser Randzone durch Waldflächen und Ortschaften. größere Kiesabbaugebiete sowie die hier ge- radlinig verlaufenden Verkehrswege stark Für die Seemarschen Nordfrieslands ergibt verändert. Die leicht nach Osten geneigte sich das Bild der Weite, in der in vielfältiger Sanderebene vermittelt den Eindruck einer Weise schon die Nordsee wahrgenommen weiträumigen Landschaft. Sie wird nur durch werden kann. Der Raum von Eiderstedt im größere und zunehmend mit Nadelholz be- Süden bis zur Wiedingharde im Norden ist stockte Waldflächen, einzelnen Altmoränen- durch ein enges Gewässernetz, Streubebau- kuppen sowie die zahlreichen und mit weni- ung und weiträumige Grünlandbereiche ge- gen Ausnahmen ausgebauten Fließgewässer prägt, die nur in jüngeren Kögen von Acker- gegliedert. Die für diesen Raum typischen flächen unterbrochen werden. Waldflächen Eichen-Birkenwälder, Hochmoore und Heiden sind bis auf wenige Ausnahmen hier nicht sind nur noch in wenigen Resten vorhanden. vorhanden. Die kuppige Jungmoränenlandschaft Auf Geestflächen nördlich der Arlau flacht Angelns mit ihrer Streubebauung, den vielen sich das Relief zunehmend ab; lediglich der kleinen Bauernwäldern und dem charakteri- Bereich südlich der Langenhorner Heide bis stischen Knicknetz vermittelt den Eindruck Drelsdorf hebt sich deutlich aus der Marsch eines kleingegliederten Landschaftsraumes. heraus. Unterbrochen von der Soholmer Au, Landschaftsbestimmend wirken sich hier ins- der Lecker Au, der Karlumau und der besondere die eiszeitlich angelegten Tunnel- Süderau gleicht sich das Landschaftsbild talsysteme aus, die von den größeren Fließ- dem der umliegenden Räume weitgehend an. gewässern genutzt werden und die in ihrem Landschaftsbestimmend sind hier jedoch die Verlauf die größeren Binnenseen des Pla- größeren Nadelholzforsten, die auch für die nungsraumes enthalten. Da der Anschluss weiter östlich gelegene Sandergeest typisch, der Schlei an die Ostsee in weiten Bereichen wenn auch nicht standortgerecht sind. nicht erlebbar ist, vermittelt auch die Schlei in weiten Teilen den Eindruck eines Binnen- Das Altmoränengebiet von Husum im We- sees. sten bis über die Treene hinaus nach Osten weist eine höhere Reliefenergie als die Vor- Der Ostseeküstenraum zeichnet sich durch geest auf. Der Landschaftsraum, der bei die Vielgestaltigkeit seiner Küsten aus. Im Schobüll direkt an die Vorlandflächen des östlichen Bereich herrschen flache und zum Wattenmeeres grenzt, zeichnet sich durch Teil auch sandige Küstenabschnitte vor. ein enges Knicknetz sowie vor allem im Nach Westen hin treten höhere Jungmoränen Osten durch naturnahe Laubwälder aus. Ne- direkt an das Ufer heran, wo sie als Steilkü- ben den allgemein recht markanten Marsch- sten ausgebildet sind. Ab Habernis tritt der

63 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 9: Naturerlebnisräume

Name Gemeinde Größe Träger Anerkannt am in Hektar Kreis Nordfriesland „Mühlenau / Mildstedter Mildstedt 85 Gemeinde Milstedt 12. April 2001 Tannen" „Lehmsieker Wald“ Schwabstedt 18 Gemeinde Schwabstedt 1. April 2002 „Stollberg“ Bordelum 380 Amt Stollberg 1. April 2002 „Halligland“ Hooge keine Größenan- Gemeinde Hooge 1. Juli 2002 gabe Kreis Schleswig-Flensburg „Natur Art” Glücksburg 6 Verein artefact e.V., Zentrum für 6. Januar 1997 (Ostsee) angepasste Technik und internatio- nale Entwicklungszusammenarbeit „Schleimünde-Maasholm” Maasholm 9 Gemeinde Maasholm 9. September 1998 „Ekenis” Ekenis 2 Arbeits- und Förderkreis Erlebnis- 10. Dezember 1999 raum Naturgärten (AFNE) e.V., Ekenis Stadt Flensburg „Schäferhaus” Flensburg 2,5 Verein ”Arbeit für die Umwelt” e.V. 18. Juli 2000

Fördecharakter immer stärker in Erschei- Stade wurde vereinbart, dem Schutz und der nung. Der Raum um Glücksburg weist ein nachhaltigen Entwicklung dieses auch als besonderes abwechslungsreiches Land- Kulturraum bedeutsamen Gebietes zukünftig schaftsbild auf. Ausschlaggebend sind die eine hohe Priorität zukommen zu lassen. Als küstennahen Laubwälder und Binnengewäs- erster Schritt wurden im Rahmen des Pro- ser, Steilküsten und flachen, sandigen jektes Lancewad wesentliche Elemente der Uferabschnitte der weit in die Förde hereinra- historischen Kulturlandschaften entlang des genden Halbinsel Holnis. Wattenmeeres in den Anrainerregionen der Niederlande, Deutschlands und Dänemarks 2.1.5.1 Naturerlebnisräume erfasst. Hierzu wurden zunächst sämtliche Baudenkmale, alle landschaftlich wirksamen Im Planungsraum V sind insgesamt Archäologischen Denkmale sowie ausge- acht Naturerlebnisräume gemäß § 29 wählte Kulturlandschaftselemente aufge- LNatSchG anerkannt. Sie sind im einzelnen nommen. Die Ergebnisse dieser Erfassung der Tabelle 9 zu entnehmen. liegen derzeit als Projektreport in einer eng- lischsprachigen Version vor. 2.1.5.2 Kulturdenkmale Archäologische Denkmale Kulturdenkmale können einen Landschafts- bestandteil prägen und tragen damit zur Ei- Archäologische Denkmale sind alle erhalte- genart, Vielfalt und Schönheit einer Land- nen Reste und Spuren menschlicher Tätig- schaft sowie zum individuellen Landschafts- keit, die sich im Boden oder auf dem Grunde bild bei. Bestandteil eines Denkmals ist nicht von Gewässern erhalten haben und nur mit nur das Objekt selbst mit seinem kulturhisto- archäologischen Methoden erfasst werden rischen Wert, sondern auch die topographi- können. sche Situation, in der es sich befindet. Kultur- denkmale von besonderer Bedeutung sind in Eine Darstellung der archäologischen Denk- das Denkmalbuch einzutragen. male erfolgt auf örtlicher Ebene in den ge- meindlichen Landschaftsplänen. In einer vielfältigen Kulturlandschaft sind auch die noch in Resten vorhandenen Be- In Bezug auf die Naturräume wird auf folgen- standteile historischer Kulturlandschaften zu de Besonderheiten verwiesen. erhalten.

Anlässlich der Trilateralen Regierungskonfe- renz zum Schutz des Wattenmeeres 1997 in

64 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Nordfriesische Geestinseln Da die Dränierung dieser Flächen, Bachbe- gradigung, die Anlage von Fisch- und Klärtei- Die Geestkerne der Inseln Sylt, Amrum und chen sowie die Anlage von Biotopen potenti- Föhr bildeten bevorzugte Siedlungsräume. elle Fundorte gefährden, sollten diese Berei- Steingräber, Grabhügel und wikingerzeitliche che möglichst in ihrem natürlichen Zustand Gräber sind hier noch zahlreich vorhanden belassen bleiben. Im Stadtgebiet Flensburg und liegen weitgehend in ihrem topographi- liegt der Schwerpunkt in der Erforschung des schen Zusammenhang in freier Heideland- mittelalterlichen Siedlungsbereiches. schaft. Die Grenzwälle der alten Ackerfluren und flache, langgestreckte Wohnhügel kenn- Von europäischer Bedeutung ist die Verteidi- zeichnen die Siedlungsbereiche. Besonder- gungsanlage Danewerk mit ihrem zu vermu- heiten sind die unter Dünen liegenden Sied- tenden Hafen bei Hollingstedt und der lungen und Grabhügel sowie die Burganlage Handelsstadt Haithabu. Für dieses Kultur- Lembecksburg auf Föhr und Tinnumburg auf denkmal wurde ein archäologisch-land- Sylt. Diese sind mit ihrem weiteren Umge- schaftspflegerisches Gutachten aufgestellt, bungsfeld unverändert zu lassen. das die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie des Denkmalschut- Nordfriesische Marsch, Marschinseln und zes und der Denkmalpflege zusammenfasst. Halligen Besonders hinzuweisen ist ferner auf Projek- Landschaftsbildprägend und archäologisch te, die eine Auswirkung über die Landesgren- von Bedeutung sind hier vor allem die ab ze in das Nachbarland Dänemark haben. Zu dem frühen Mittelalter angelegten Deiche und nennen wären hier vor allem die Naturerleb- Warften. Da der Bestand an alten Deichlinien nislandschaft der Grabhügelgruppe in früheren Jahren stark abgebaut wurde, gilt Simondys, die sich bis in den Raum Süder- es die vorhandenen „Schlafdeiche” als Doku- moor bei Bov hineinerstreckt sowie die ge- mente der Zeitgeschichte zu erhalten. Hierzu plante Verknüpfung zwischen der Burg gehören auch Fethinge, Ringtränken und Niehuus, dem Ochsenweg und dem Tunnel- Wehlen. Im nordfriesischen Wattenmeer sind tal. Ferner ist das Projekt im Bereich um das darüber hinaus Siedlungsreste untergegan- Ruttebüller Tief zu nennen. Auch in diesem genen Kulturlandes vorhanden. Sie sind die Gebiet sind durch die Eindeichungsge- einzigen Quellen zur Erforschung der Sied- schichte archäologische Denkmäler betroffen. lungstätigkeit in diesem Raum. Großteile des Wattenmeeres sind daher durch Landesver- Baudenkmale ordnung als Grabungsschutzgebiet ausge- wiesen. Im Planungsraum befinden sich zahlreiche Baudenkmale. Aus landschaftsplanerischer Hohe Geest und Sandergeest Sicht sind besonders die landschaftsprägen- den und typischen Bauten und Siedlungsfor- In diesen Naturräumen sind zahlreiche Grab- men von Bedeutung. hügel erhalten. Sie liegen häufig auf Höhen- rücken und wirken sich hier besonders land- Die Städte Husum, Friedrichstadt, Niebüll, schaftsbildprägend aus. Weiterhin liegen Schleswig, Kappeln und Flensburg mit ihrer Grabhügel bevorzugt an den historischen historischen Bebauung stellen in denkmal- Heerwegen und kennzeichnen durch ihre pflegerischer Hinsicht Schwerpunktbereiche Lage das alte Wegesystem. dar. Ihre Bebauung weist auf die historische Bedeutung als zentrale Orte der Geschichte Angeln hin.

Die ursprünglich hier überaus zahlreich vor- Darüber hinaus sind die landschaftsprägen- kommenden Steinkammern und Grabhügel den Bauten des ländlichen Raumes zu nen- sind aufgrund der intensiven Siedlungstätig- nen. Erwähnenswert sind in diesem Zusam- keit und Bodennutzung zum großen Teil ver- menhang insbesondere die Haubarge lorengegangen. Von besonderer Bedeutung Eiderstedts, die typisch friesischen Baufor- sind die im Zusammenhang mit den Gutsbe- men, teilweise auf Warften sowie die trieben angelegten Erdwerke von Burganla- Angeliter Höfe im östlichen Hügelland. gen sowie Zeugnisse der Siedlungstätigkeit in den Flussniederungen Angelns.

65 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 10: Erholungswälder

Name Gemeinde Größe Verordnung vom: in Hektar Kreis Nordfriesland „Lehmsiek” Schwabstedt 129,8 4. April 1973 „Schobüll” Schobüll, , 42,2 12. Februar 1974 Wobbenbüll „Wenningstedt / Kampen” Wenningstedt, Kampen 6,3 24. Juli 1973 „Mauseberge” Husum 19,5 22. Januar 1975, geändert: 14. August 1979 Kreis Schleswig-Flensburg „Tiergarten” Schleswig 102,8 21. Januar 1972 „Wassersleben” 76,5 26. März 1973 „Glücksburg” Glücksburg (Ostsee) 396,4 18. September 1973 Stadt Flensburg „Marienhölzung” Flensburg 42,2 28. Mai 1974 „Solitüde” Flensburg 10,8 28. Mai 1974 „Kluesries” Flensburg 70,7 28. Mai 1974

Denkmalpflegerisch von besonderer Bedeu- Nicht schiffbare Gewässer erster Ord- tung ist darüber hinaus das Ensemble des nung: Schlosses Gottorf mit dem historischen • Mittlere Treene, von der Straßenbrücke in Fürstengarten ”Neuwerk” in Schleswig. Die Hollingstedt bis zur Straßenbrücke ehemalige und seinerzeit weit über die Gren- Holzkate. zen Schleswig-Holsteins bekannte Parkanla- ge soll wieder hergestellt werden. Die Gewässer- und Erholungsschutzstreifen an Gewässern zweiter Ordnung ergeben sich 2.1.5.3 Erholungswälder aus Tabelle 11.

Im Planungsraum sind bisher zehn Wald- bereiche gemäß § 26 Landeswaldgesetz als 2.2 Nationalpark Erholungswald durch Landesverordnung ausgewiesen (siehe Tabelle 10 und Karte 2). Seit 1985 sind weite Teile der Nordseeküste und des Wattenmeeres großflächig als Na- 2.1.5.4 Gewässer- und Erholungsschutz- tionalpark geschützt. Mit dem Gesetz zum streifen Schutz des schleswig-holsteinischen Watten- meeres vom 17. Dezember 1999 (National- Durch § 11 LNatSchG ist der Gewässer- und parkgesetz - NPG, GVOBl. Schl.-H., S. 518) Erholungsschutzstreifen an Gewässern erster ist der Nationalpark erweitert und inhaltlich Ordnung sowie Seen und kleineren Gewäs- neu definiert worden. Das Schutzgebiet hat sern mit einer Größe von mehr als ein Hektar nunmehr eine Größe von 441.500 Hektar, festgesetzt worden. davon liegen 329.000 Hektar im Planungs- raum V (siehe Abbildung 8). Im Planungsraum V bestehen folgende Ge- wässer erster Ordnung: Nähere Ausführungen zum Nationalpark sind den Kapiteln 2.1.2, 2.1.4.2, 2.3 und Kapitel Bundeswasserstraßen: 1.1 der Erläuterungen zum Landschaftsrah- • Nordsee, menplan zu entnehmen. • Ostsee mit Schlei, • Eider.

Schiffbare Gewässer erster Ordnung: • Untere Treene, von der Straßenbrücke Holzkate bis zur Einmündung in die Eider.

66 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 11: Gewässer- und Erholungsschutzstreifen an Gewässern 2. Ordnung

Bezeichnung des Gewässers Anfangspunkt des Gewässers Endpunkt des Gewässers Kreis Nordfriesland 1. Alter Bongsieler Kanal Bongsiel Einmündung in den Bongsieler Kanal bei Amtmannseck 2. Arlau Straßenbrücke B 200 Akebroe Einmündung in die Nordsee 3. Bongsieler Kanal Zusammenfluss der Lecker Au und Seedeichschleuse Schlüttsiel Soholmer Au bei Norderwaygaard 4. Dreiharder Gotteskoogstrom Nördlich von Stockholmacker Einmündung in die Süderau 5. Husumer Mühlenstrom Süderholz Zingelschleuse 6. Kleine Au Straßenbrücke Hoffnungstal Soholmer Au 7. Lecker Au Straßenbrücke - Weesby Einmündung in den Bongsieler Kanal bei Norderwaygaard 8. Linnau Kreisgrenze Einmündung in die Soholmer Au 9. Norderbootfahrt Ziegelhof / Tönning Eider 10. Straßenbrücke in Oldersbek Einmündung in die Treene 11. Ostenau Wegebrücke in Löwenstedt - Ostenau Einmündung in die Arlau 12. Schmale Baggerkreuz im Gotteskoogsee Einmündung in die Wiedau (Varlath - Schöpfwerk) 13. Soholmer Au Vereinigung des Schafflunder Mühlen- Einmündung in den Bongsieler Kanal bei stromes und der Rodau Norderwaygaard 14. Süderbootfahrt Südermarsch Katingsiel 15. Tetenbüller Sielzug mit Straßenbrücke Wasserkoog Einmündung in die Nordsee Tetenbüller Hafenpriel 16. Treene Kreisgrenze Straßenbrücke in Hollingstedt 17. Witzworter Hauptsielzug Jordanskrug Einmündung in die Eider Kreis Schleswig - Flensburg 1. Alte Sorge Wegedamm Börm - Bergenhusen B 202 2. Bollingstedter Au Vereinigung der Quellgewässer von Einmündung in die Treene Havetoftloit und Torsballig 3. Bondenau L 193 Einmündung Treßsee 4. Jerrisbek K 59 Einmündung Treene 5. Linnau L 12 Einmündung Rodau 6. Loiter Au Zusammenfluss Wellspanger Au und Einmündung Schlei Oxbek 7. Oxbek Abzweigung der Mühlenau Vereinigung mit der Boholzerau (Well- spanger Au) 8. Schafflunder Mühlenstrom Schafflunder Mühle Gemeindegrenze von / Hörup 9. Sorge / Neue Sorge / Rest B 77 Einmündung in die Eider Alte Sorge 10. Treene Treßsee Kreisgrenze 11. Wallsbek L 192 Jardelund - Ellund Einmündung in den Schafflunder Mühlen- strom 12. Wellspanger Au Auslauf aus dem Langsee Einmündung in die Loiter Au

Quelle: Landesverordnung vom 24. Juli 1978, Gesetz- und Verordnungsblatt Schleswig-Holstein, Seite 213

67 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildung 8: Nationalpark ”Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer”

68 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

2.3 Nutzungen System an Verkehrsverbindungen zur Verfü- gung.

Mit Ausnahme der natürlichen oder naturna- Verkehrsflächen nehmen mit 8.375 Hektar im hen Küstenlandschaften, Moore und Wälder Bereich des Kreises Nordfriesland, ist die heutige landschaftliche Struktur des 7.284 Hektar im Kreis Schleswig-Flensburg Planungsraumes im wesentlichen durch und 762 Hektar in der kreisfreien Stadt menschliche Nutzungen geprägt. Sie haben Flensburg einen Anteil von rund vier Prozent aus der Vergangenheit heraus in vielen Ge- an der Gesamtfläche ein. Die Einteilung in bieten zu der heutigen Vielfalt geführt. Für die verschiedene Klassen kann Tabelle 12 ent- Zukunft kommt der Beachtung und Berück- nommen werden. sichtigung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei Vorhaben stärkere Straßen Bedeutung zu. Es erfolgt deshalb im Zusam- menhang mit der Darstellung der Ausgangs- Wichtige Verbindungen in West-Ost-Richtung situation nachstehend eine kurze Bestands- sind die Bundesstraße (B) 199 von Klixbüll beschreibung der wichtigsten raumrelevanten bei Niebüll nach Kappeln, die B 200 von Nutzungen im Planungsraum. Husum nach Flensburg, die B 201 von Husum über Schleswig nach Kappeln, die Eine abschließende Abwägung der unter- B 202 von St. Peter-Ording entlang der Eider schiedlichen Belange, insbesondere bei Nut- nach Rendsburg und die Landesstraße 37 zungskonflikten, ist jedoch nicht Aufgabe der von Husum über Kropp zur Autobahn (A) 7. In Landschaftrahmenplanung, sondern der Nord-Süd-Richtung finden sich im Westen die Raumordnung und Landesplanung bezie- B 5 von Niebüll und der dänischen Grenze hungsweise der weiteren Planungsebenen. über Husum nach Hamburg, die B 76 von Diesem Schritt darf an dieser Stelle nicht vor- Flensburg über Schleswig nach Kiel (zwi- gegriffen werden. schen Flensburg und Schleswig zur Landes- straße 317 abgestuft) sowie die A 7, die von 2.3.1 Siedlung und Verkehr Flensburg Richtung Süden führt.

Kapitel 1.6 enthält bereits Aussagen zur Im Nationalpark hat Straßen- und Schienen- Siedlungsstruktur und -entwicklung. Hervor- verkehr nur eine sehr nachrangige Bedeu- zuheben ist nochmals, dass der Planungs- tung. Grundsätzlich verbietet das neue Natio- raum V insgesamt als abgelegener struktur- nalparkgesetz das Befahren der Land- und schwacher ländlicher Raum anzusehen ist. Wattflächen mit Fahrzeugen aller Art im Sin- Die Städte Flensburg, Husum und Schleswig ne des Straßenverkehrsgesetzes. Davon stellen jedoch mit ihren Stadt- und Umlandbe- ausgenommen ist allerdings die Nutzung und reichen die regionalen Wirtschafts-, Versor- Erhaltung bestehender Straßen und Wege. gungs- und Siedlungsschwerpunkte dar und Dies gilt beispielsweise für die Straße zur tragen zur Stärkung der ländlichen Räume Hamburger Hallig. Auch für die Strandbefah- bei. rung und das Parken auf den Stränden vor St. Peter-Ording wurde zwischen Land und Zur Verbindung der verschiedenen Gebiete Gemeinde eine Ausnahmeregelung für die des Planungsraumes untereinander sowie nächsten 20 Jahre vereinbart. Die Fahrten zum Anschluss an die benachbarten Räume auf den Lorendämmen zu den Halligen und den Transitverkehr nach Dänemark steht Nordstrandischmoor, Oland und Langeneß im Planungsraum V ein differenziertes sind natürlich – wie alle Maßnahmen des Kü- stenschutzes, der Ver- und Entsorgung sowie des Katastrophenschutzes – weiterhin zuläs-

Tabelle 12: Straßen im überörtlichen Verkehr

Kreis / Stadt Bundesautobahnen Bundesstraßen Landesstraßen Kreisstraßen Nordfriesland - 162 Kilometer 607 Kilometer 566 Kilometer Schleswig- 46 Kilometer 186 Kilometer 526 Kilometer 560 Kilometer Flensburg Flensburg - 19 Kilometer 16 Kilometer 52 Kilometer

(Quelle: Statistisches Jahrbuch Schleswig - Holstein 2000, Seite 236)

69 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

sig. Fahrradfahren und Kutschfahrten sind in Für militärische Flüge gibt es generell keine den vom Nationalparkamt genehmigten Be- Begrenzung der Flughöhe. Die Bundeswehr reichen erlaubt, dies gilt auch für hat aber aus Rücksicht auf die besondere Schutzzone 1. Der Fahrradverkehr im Natio- Schutzbedürftigkeit des Nationalparks und nalpark und seinem direkten Umfeld wird aus Sicherheitsgründen für Jetflugzeuge im vermutlich, auch durch den Ausbau des Rahmen einer Selbstbeschränkung die Min- Nordsee-Radwanderweges, weiter an Be- destflughöhe auf 3000 Fuß (etwa 1000 Meter) deutung gewinnen. festgelegt. Aus besonderen Gründen kann hiervon abgewichen werden. Insbesondere Schienennetz bei Manövern auf internationaler Ebene kommt es alljährlich zu massiven Störungen. In Nord-Süd-Richtung sind die Strecken Flensburg-Eckernförde-Kiel, Flensburg- Häfen / Schifffahrt Schleswig-Rendsburg, Westerland-Niebüll- Husum-Heide sowie Niebüll-Tønder zu nen- Aufgrund der Lage zwischen Nord- und Ost- nen. In West-Ost-Richtung ist nur noch die see verfügt der Planungsraum über mehrere Verbindung St. Peter-Ording-Husum-Jübek Häfen, wobei den Häfen in Husum, Flensburg sowie außerhalb des Planungsraumes die und Kappeln als Handelshäfen regionale Be- Verbindung Neumünster-Heide in Betrieb. deutung zukommt. Von besonderer Bedeutung für die Anbin- dung der nordfriesischen Inseln ist die Bahn- Zu nennen sind darüber hinaus die folgenden strecke von Niebüll zum Fährhafen Dagebüll. Häfen für den Inselversorgungsverkehr: • List, Wittdün, Dagebüll, Schlüttsiel, Wyk, Flughäfen / Luftverkehr Strucklahnungshörn, Pellworm sowie die Anlegestellen Hooge und Langeneß. Große Flächen, vor allem im ländlichen Raum, werden von den zivilen und militäri- Häfen mit bedeutsamem Hafenambiente schen Flug- und Landeplätzen beansprucht. sind darüber hinaus: • Hörnum, Tönning und Maasholm, wobei Hierbei handelt es sich um folgende Einrich- neben der Funktion als Fischerei- und tungen: Versorgungshafen die touristische Attrak- • Verkehrsflughafen: tivität zu nennen ist. Westerland, • Verkehrslandeplätze: Die Verordnung über das Befahren der Bun- Wyk auf Föhr, St. Peter-Ording, deswasserstraßen in Nationalparken aus , Flensburg-Schäferhaus, 1992, geändert 1995, regelt maßgeblich die • Sonderlandeplätze: Schifffahrt im Nationalpark. Diese Verord- und Schauendahl bei Husum nung enthält Fahrverbote für die Schutzzo- (Segelflugzeuge), Bordelum, Leck, ne 1, für Robben- und Vogelschutzgebiete Amrum und Pellworm, und eine abgestufte Geschwindigkeitsrege- • Militärflugplätze: lung. und , Im Gebiet des Nationalparks ist der Schiffs- In , Schauendahl, Bordelum und verkehr die wesentliche Form des Personen- werden Modellflugplätze betrieben. und Gütertransports. Die Schifffahrtslinien zu Sie haben nur Bedeutung für die Freizeitge- den Inseln und Halligen stellen sowohl für die staltung. Versorgung ihrer Bewohner als auch für den Tourismus notwendige Verbindungen zum Die 1995 geänderte Luftverkehrsordnung legt Festland dar. Besondere Attraktivität und tou- die Mindestflughöhe grundsätzlich von ehe- ristische Bedeutung hat darüber hinaus die mals 150 Meter auf 600 Meter über Grund Ausflugsschifffahrt. Beliebte Ziele sind die fest. Diese Anhebung verbunden mit intensi- Halligen und Seehundbänke. Freiwillige Ver- ven Gesprächen zwischen den Aeroclubs und einbarungen zwischen Reedern und Natio- dem Nationalparkamt haben im Bereich des nalparkamt stellen sicher, dass diese Fahrten Nationalparks dazu geführt, dass Störungen möglichst naturverträglich ablaufen. im Schutzgebiet spürbar abgenommen ha- ben. Das Wattenmeer vor der schleswig- holsteinischen Westküste ist auch ein beson- ders reizvolles Wassersportrevier. Die Was-

70 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V sersportler fühlen sich zu besonderer Rück- braunerden und eutrophen Braunerden des sichtnahme auf die Natur im Nationalpark Hügellandes. Westwärts sinkt der Ackeranteil verpflichtet. Freiwillige Vereinbarungen stel- aufgrund der leichteren mesotrophen und len sicher, dass der Wassersport möglichst podsolierten Braunerden. Im Bereich der naturverträglich abläuft. Auch für die Kanu- Marsch sind höchste Ackerflächenanteile auf fahrer konnte mit der Einrichtung sogenann- Kalkmarschstandorten in den jüngsten Kögen ter Trittsteine eine einvernehmliche Regelung zu verzeichnen. Entsprechend gegenläufig gefunden werden. Die Hafenanlagen von verhalten sich die Anteile des Dauergrünlan- Friedrichstadt sind vor allem für die Durch- des an der landwirtschaftlich genutzten Flä- schleusung von Wassersportlern von der che. Konzentrationen befinden sich vor allem Treene in die Eider von Bedeutung. im Bereich von Geest und Marsch. Auch hier ist die naturräumliche Ausstattung Ursache 2.3.2 Landwirtschaft der Bevorzugung bestimmter Nutzungsfor- men. Grundwassernahe anmoorige bis moo- Die naturräumliche Gliederung des Raumes rige Böden der Flussniederungen (beispiels- und die damit zusammenhängenden unter- weise in der Eider-Treene-Sorge-Niederung) schiedlichen natürlichen Standortfaktoren in und schwere staunasse Böden der Marsch ihrer jeweiligen Ausprägung bestimmen die (zum Beispiel auf Eiderstedt) werden über- Art der landwirtschaftlichen Bodennutzung. wiegend als Dauergrünland genutzt. Dies gilt Durch moderne Produktions- und Kultivie- auch für außerhalb des Grundwassereinflus- rungsmethoden verlieren diese aber zuneh- ses liegende ertragsschwache Böden auf mend an Bedeutung. Geeststandorten. Neben der durch die Bo- dengüte bestimmten Verteilung der relativen Die verschiedenen Formen landwirtschaftli- Anteile von Acker- und Dauergrünlandflächen cher Bodennutzungen nehmen weiterhin die sind auch historische und strukturelle Ursa- größten Flächenanteile im Planungsraum ein. chen von Bedeutung. So führt die traditionelle So werden im Bereich des Kreises Eiderstedter Weidemast zur Nutzung auch Nordfriesland 159.124 Hektar, im Kreis ackerfähiger Flächen als Dauergrünland. Auf Schleswig-Flensburg 162.183 Hektar und in der Geest ist aufgrund der leichten Böden ein der kreisfreien Stadt Flensburg 1.386 Hektar ausreichendes Familieneinkommen überwie- landwirtschaftlich genutzt (Stand: 31. De- gend nur durch starke futterbauliche Aus- zember 2000). Die Landwirtschaft ist neben richtung zu erwirtschaften. Es ist hier ein ho- dem Tourismusgewerbe der wichtigste Wirt- her Dauergrünlandanteil und der verstärkte schaftsfaktor. Dies gilt vor allem für die Ge- Anbau von Futterpflanzen oder Hackfrüchten meinden des Binnenlandes, die vom Frem- zu verzeichnen. denverkehr nur wenig profitieren. In Gebieten mit einer besonders starken Erholungsnut- Die landwirtschaftliche Nutzung im National- zung findet vielfach ein Wandel von der park beschränkt sich auf die Schafhaltung in Haupterwerbs- zur Nebenerwerbslandwirt- den Salzwiesen auf dem Vorland. Sie ist nach schaft statt. Durch den Ausbau von Über- den rechtlichen Bestimmungen nur zulässig, nachtungsmöglichkeiten, Gastronomie, soweit der Küstenschutz die Beweidung er- Reitanlagen oder auch die Errichtung von fordert oder sie aus Gründen des Naturschut- Windkraftanlagen werden zunehmend zes notwendig ist. 60 Prozent der Salzwiesen außerlandwirtschaftliche Einkommensmög- im Nationalpark wurden bislang aus der Nut- lichkeiten erschlossen. zung genommen,18 Prozent werden extensiv beweidet. Die Deiche und das deichnahe Hinsichtlich der Anteile von Ackerfläche und Vorland sowie alle zur Sodengewinnung er- Dauergrünland an der landwirtschaftlich ge- forderlichen Flächen im Nationalpark werden nutzten Fläche bestehen starke regionale und auch in Zukunft intensiv beweidet. zum Teil kleinräumig erhebliche Unterschie- de. Zu einer nachhaltig ausgerichteten Landwirt- In Teilbereichen, wie in den jungen Marschen schaft tragen der Vertrags-Naturschutz und an der Westküste und in Angeln, bestehen der ökologische Landbau bei. Auf die diesbe- überdurchschnittlich ertragreiche Anbauge- züglichen Aussagen in Kapitel 5.2 wird ver- biete. Qualitativ hochwertige Getreidesorten wiesen. und Hackfrüchte werden hier erzeugt. Hohe Ackerflächenanteile befinden sich vorwiegend Ein wichtiges Element zur Entwicklung von auf tiefgründigen und nährstoffreichen Para- Perspektiven für die Landwirtschaft sind die

71 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

„Ländlichen Struktur- und Entwicklungsanaly- betriebe. Zurzeit werden in Schleswig - sen” (LSE) geworden. Sie werden vom Mini- Holstein weniger als 20 Prozent des benötig- sterium für ländliche Räume, Landesplanung, ten Holzbedarfs durch Holzerzeugung im Landwirtschaft und Tourismus gefördert. Im Lande selbst abgedeckt. Planungsraum V bestehen sie in folgenden Bereichen beziehungsweise sind in Vorbe- Schutzfunktionen erfüllt der Wald im Rah- reitung: men des Wasser-, Boden-, Klima- und Wind- schutzes, des Immissionen-, Lärm-, Sicht- Kreis Nordfriesland und Biotopschutzes. Seine Erholungsfunktio- • Landschaft Eiderstedt, nen kommen der Bevölkerung sowohl im • Amt Wiedingharde, Rahmen der Freizeiterholung als auch dem • Amt Süderlügum, Tourismus zugute. • Amt Bökingharde, • Amt Treene, Verschiedene Laubwaldgesellschaften bilde- • Amt Bredstedt-Land, ten in weiten Bereichen des Planungsraumes • Amt Viöl, die ursprüngliche, nicht oder nur wenig vom • Amt Stollberg, Menschen beeinflusste Vegetation. Seit etwa • Karrharde / Leck, 2.500 Jahren bis gegen Ende des 18. Jahr- • Amt Hattstedt. hunderts wurde der Waldbestand infolge des Holzbedarfs der im Raum lebenden Men- Kreis Schleswig-Flensburg schen sowie durch Waldweide und -wüstun- • Amt Eggebek, gen zunehmend verringert. • Amt Silberstedt, • Amt Schafflund, Der Waldanteil im Planungsraum erreicht nur • Ämter Satrup und Böklund, die Hälfte des Waldanteils auf Landesebene • Amt Oeversee, mit 10 Prozent (siehe Tabelle 13). Dieser ge- • Amt Stapelholm, ringe Flächenanteil ergibt sich im wesentli- • Amt Kropp, chen aus den natürlichen Standortbedingun- • Amt Langballig und Stadt Glücksburg, gen in Verbindung mit der Nutzungsge- • Amt mit einem Themen- schichte. Auf den Nordfriesischen Inseln, im schwerpunkt „Verknüpfung der Bereiche Bereich der Nordfriesischen und Eiderstedter Landwirtschaft, Natur und Umwelt“, Marsch sowie in den Flussmarschen des • Amt Süderbrarup, Eider-Treene-Sorge-Raumes sind nur wenige • Amt , Waldflächen vorhanden. • Amt , • Amt , Die größten zusammenhängenden Waldflä- • Amt , chen sind im Bereich der Lecker Geest und • Amt Kappeln-Land und Stadt Kappeln. der Vorgeest vorhanden. Diese auf ärmeren Standorten aufgeforsteten Wälder bestehen 2.3.3 Forstwirtschaft und Jagd weitgehend aus Nadelbäumen. Naturnahe Wälder finden sich im Bereich der Husum- Der Wald ist ein wertvolles Element der ver- Bredstedter Geest meist als mesophile Bu- schiedenen Landschaftsräume und erfüllt chenmischwälder, auf der Vorgeest als kraut- vielfältige Nutz-, Schutz- und Erholungsfunk- reiche Niederwälder und in Angeln als Bruch- tionen. und Auenwälder sowie Buchen-Mischwälder.

Die Nutzfunktion des Waldes beinhaltet die Der Laubbaumanteil im Planungsraum liegt wirtschaftlich bedeutsamen Funktionen des insgesamt bei über 50 Prozent und variiert Waldes für die Volkswirtschaft und die Forst- wegen der naturräumlichen Unterschiede sehr stark. Im Kreis Nordfriesland beträgt er ein Drittel und im Kreis Schleswig-Flensburg Tabelle 13: Waldanteil, Stand 2000 aufgrund des laubwaldreichen Hügellandes zwei Drittel. Kreis / Stadt Gesamtfläche Waldfläche Waldanteil in Hektar in Hektar in Prozent Bei der Waldbesitzverteilung ist festzustellen, Nordfriesland 204.744 7.909 3,9 dass der Staatswaldanteil (Land, Bund) und Schleswig-Flensburg 207.159 12.384 6,0 der Privat- und Kommunalwaldanteil im Pla- Flensburg 5.646 339 6,0 nungsraum in etwa zu gleichen Anteilen ver- treten sind. Planungsraum V 417.549 20.632 4,9

72 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Die Landesregierung hat sich das Ziel ge- Jagd setzt, den Waldanteil auf zwölf Prozent zu er- höhen. Im Zeitraum von 1994 bis 2001 Neben den Niederwildarten kommen im Pla- konnte auch im Planungsraum V die Neu- nungsraum V folgende jagdbare Schalen- waldbildung verstärkt werden; es wurden hier wildarten vor: 787 Hektar neuen Waldes geschaffen. Davon • Damwild, entfielen auf die einzelnen Kreise: • Sikawild (Vorkommen im Kreis • Nordfriesland: 260 Hektar Schleswig-Flensburg), • Schleswig-Flensburg: 527 Hektar • Rehwild.

Der Laubbaumanteil auf den Neuwaldflächen Die jagdliche Nutzung im Planungsraum er- der Landesforstverwaltung lag im Jahr 2000 folgt in Eigenjagdbezirken und gemeinschaft- bei 90 Prozent und in den geförderten Erst- lichen Jagdbezirken. Ihre Gliederung ist der aufforstungen bei 98 Prozent. Tabelle 14 zu entnehmen (Stand 2001).

Gemäß § 8 Landeswaldgesetz sind die Wald- Aus dem von der obersten Jagdbehörde jähr- besitzerinnen und Waldbesitzer zu einer ord- lich vorgelegten Jahresbericht „Jagd und Ar- nungsgemäßen und naturnahen Bewirtschaft- tenschutz” gehen unter anderem die Ent- ung ihrer Wälder verpflichtet. Die naturnahe wicklung der Jagdstrecken für die Kreise so- Bewirtschaftung ist in besonderem Maße wie besondere jagdliche Forschungsvorha- ökologisch orientiert, sichert die natürliche ben hervor. Vielfalt und ist eine anerkannte und kosten- günstige Art der forstlichen Bewirtschaftung. Aus Mitteln der Jagdabgabe, eigenen Mitteln Eine so optimierte Waldbewirtschaftung nutzt und Eigenleistungen wurden von den Jäge- die in den Waldökosystemen ablaufenden rinnen und Jägern zur Verbesserung der Le- natürlichen Prozesse. bensbedingungen des Wildes auch außer- halb der Wälder zahlreiche Biotopmaßnah- Im Planungsraum sind einige Bereiche als men durchgeführt. Hierzu gehört beispiels- Naturwaldzellen ausgewiesen. Sie sollen ein weise die Anlage von Feuchtflächen, Feldge- repräsentatives Bild der natürlichen Vielfalt hölzen, Knicks, Wildobst- und Obstbaumflä- heimischer Waldformen und Waldgesell- chen. Mit diesen Maßnahmen soll auch der schaften auf den verschiedenen Standorten Wilddruck auf den Wald reduziert werden. vermitteln. Sie sollen auch aufzeigen, welche Lebensbedingungen sich einstellen, wenn ei- Eine Jagdausübung im Nationalpark findet ne menschliche Einflussnahme auf den Bio- nicht statt, da gezielte jagdliche Eingriffe im top unterbleibt. Sinne einer Regulierung den Nationalpark- zielen entgegenstehen. Ausnahmen sind hier Darüber hinaus gibt es im Planungsraum in jedoch nach den Regelungen des National- den Landesforsten Vorrangflächen für den parkgesetzes im Einzelfall möglich. Die aus Naturschutz. Einzelheiten hierzu liegen bei Küstenschutzgründen erforderliche Bejagung den zuständigen Forstämtern vor. Weitere von wühlenden Tieren am Deich ist sicherge- Teilflächen, insbesondere Altholzreste, Wäl- stellt. Im Nationalpark selbst beschränkt sich der an Bachläufen und Bruchwälder werden die Tätigkeit der Jäger auf die Revieraufsicht in den Landesforsten vorrangig nach Natur- und Gebietskontrolle. schutzzielen bewirtschaftet. Sie werden ge- gebenenfalls im Rahmen der mittelfristigen Forstplanung von der Holznutzung ausge- nommen.

Tabelle 14: Gliederung der Jagdbezirke (ohne landes- und bundeseigene Jagdbezirke)

Kreis / Stadt Private Kommunale Gemeinschaftliche Größe Eigenjagdbezirke Eigenjagdbezirke Jagdbezirke Größe in Größe in Größe in gesamt in Anzahl Hektar Anzahl Hektar Anzahl Hektar Hektar Nordfriesland 45 8.080 3 863 206 174.834 183.777 Schleswig-Flensburg 70 10.507 3 180 230 171.314 182.001 Flensburg 2 220 2 295 4 1.347 1.862 Planungsraum V 117 18.807 8 1.338 440 347.495 367.640

73 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

2.3.4 Fischerei netzen, Reusen, Bundgarnen und Langleinen gefischt. Gefangen werden Dorsche, Flun- Bei der fischereilichen Nutzung von Gewäs- dern, Klieschen, Heringe, Sprotten und Aale. sern kann zwischen Binnenfischerei sowie Aus Gründen des Meerforellen- und Seevo- Hochsee- und Küstenfischerei unterschieden gelschutzes müssen Stellnetze gemäß § 14 werden. Darüber hinaus ist eine Unterteilung Abs. 1 KüFO mindestens 200 Meter vom Ufer in Erwerbsfischerei sowie Freizeitfischerei mit entfernt sein. der Handangel bedeutsam. Nordsee Nach den Angaben der Binnenfischereierhe- bung 1994 existieren im Kreis Schleswig- Die Fischereiwirtschaft im Nationalpark kon- Flensburg neun Binnenfischereibetriebe, wo- zentriert sich hauptsächlich auf den Fang von von die meisten Teichwirtschaft betreiben. Es Garnelen und Frischfisch sowie auf die handelt sich überwiegend um Familienbetrie- Miesmuschelkulturwirtschaft. Die wichtigsten be, die nur in wenigen Fällen Fremdpersonal Fischereihäfen im Planungsgebiet sind beschäftigen. Besonderer Schwerpunkt ist Husum, Dagebüll und Tönning (Eidersperr- die Karpfenzucht. Aufgrund seines hohen werk). Marktwertes ist der Aal in allen Gewässern von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung. Die Miesmuschelkulturwirtschaft ist eine Kombination aus Besatzmuschelfang und Im Planungsraum V liegen darüber hinaus Bodenkultur. Die Zahl der Kutter ist auf acht fischereilich interessante Fließgewässer wie begrenzt, die Kulturfläche wird von vormals beispielsweise die Treene mit ihren Quell- etwa 3.000 Hektar schrittweise bis zum Jahr und Nebenflüssen. Auch die stehenden Ge- 2006 auf 2.000 Hektar zurückgeführt. Das wässer sind von besonderer Bedeutung für trockenfallende Watt und grundsätzlich auch die Fischerei. Sie befinden sich mit wenigen die Schutzzone 1 des Nationalparks sind für Ausnahmen im östlichen Hügelland. die Muschelfischerei gesperrt. Details sind vertraglich zwischen den Fischern und dem Ein Teil dieser Gewässer wird von ortsansäs- Land geregelt. sigen Betrieben befischt. Teilweise werden sie in Zusammenarbeit mit den Anglerverei- Im gesamten Wattenmeer-Nationalpark exi- nen gepflegt und bewirtschaftet. stiert ein Verbot der Herz- und Schwertmu- schelfischerei. Trogmuscheln dürfen nur au- Zu den hier namentlich erwähnten Gewäs- ßerhalb der Drei-Seemeilen-Zone gefangen sern kommt eine Vielzahl kleinerer Fließge- werden. Im Walschutzgebiet ist die Gammel- wässer, Kieskuhlen und Teiche. Sie werden fischerei und die Fischerei mit hochstehen- fischereilich ebenfalls durch die Angler be- den Stellnetzen national verboten, eine EU- treut und genutzt. Notifizierung ist in die Wege geleitet. Südlich des Hindenburgdammes ist ein nutzungsfrei- Die Küstenfischerei ist weitgehend durch EU- es Gebiet eingerichtet, in dem auch keine Recht nach den Prinzipien modernen Fische- Fischerei stattfinden darf. reimanagements geregelt. Um die Bestände zu schützen, sind Quoten eingeführt, Ma- Die Garnelenfischerei erfolgt innerhalb der schenweiten und Anlandungsmindestmaße Drei-Seemeilen-Zone durch schleswig- und anderes vorgegeben. holsteinische und niedersächsische Fahrzeu- ge, saisonbedingt bis zu 100 Kutter gleichzei- Ostsee tig. Zwischen drei und zwölf Seemeilen fi- schen darüber hinaus bis zu 100 niederländi- Wichtigste Fischereihäfen sind im Planungs- sche und dänische Kutter nach Garnele. raum sind Kappeln und Maasholm. Von hier aus wird der Fang mit Schleppnetzkuttern in 2.3.5 Rohstoffgewinnung der freien Ostsee betrieben. Im Bereich der deutschen Hoheitsgewässer ist die Verwen- In den oberflächennahen Ablagerungen der dung von Schleppnetzen und Snurrewaden letzten Eiszeit erfolgten geologisch-rohstoff- grundsätzlich nur außerhalb der Drei-See- kundliche Untersuchungen zur langfristigen meilen-Grenze, in Ausnahmefällen (siehe Sicherung der Nutzungsfähigkeit oberflächen- § 13 Küstenfischerei-Ordnung – KüFO) jen- naher Primärrohstoffe. Die Vorkommen sind seits der 20 Meter - Tiefenmarke zulässig. Mit anhand vorliegender Geologischer Karten, kleineren Booten und Kuttern wird mit Stell- Archivunterlagen, eigens dafür vorgenomme-

74 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V ner geoelektrischer Tiefensondierungen so- • Bordelum - Dörpum und wie der im Rahmen der Rohstofferkundung • Langenhorn. niedergebrachten Trockenbohrungen abge- grenzt. Diese systematische Erkundung des Der Anteil der Flächen mit oberflächennahen Landes nach oberflächennahen minerali- mineralischen Rohstoffe an der Gesamtfläche schen Rohstoffen erfolgte im Rahmen der des Kreises beträgt 2,5 Prozent. Die Mächtig- Daseinsvorsorge und stellt eine Fachgrund- keit der anstehenden Massenrohstoffe liegt lage für weitergehende Planungen (zum Bei- vorwiegend zwischen drei und zehn Metern. spiel Regionalplan) dar. Ziel der Erkundung Nach Abschätzungen von 1989 betrugen die ist es räumliche, quantifizierende und qualita- Sand- und Kiesvorräte etwa 80 Millionen tive Aussagen zu vorhandenen Rohstoffvor- Tonnen. räten zu treffen. Kreis Schleswig-Flensburg Im Planungsraum V kommen hiernach über- • - Jagel - Selk, wiegend eiszeitliche Kiese und Sande, im Be- • , reich Bordelum - Dörpum Tone der Holstein- • - Haurup - Weding, Warmzeit sowie in vier Bereichen des östli- • Langsee, chen Hügellandes pleistozäne Becken- • Ellund - , schluffe und -tone vor. Die Vorkommen ober- • Gravelund, flächennaher mineralischer Rohstoffe sind in • Hüsby, Karte 2 dargestellt (Stand: April 1998). • Husby - , • Munkwolstrup, Der Anteil der Flächen oberflächennaher • , mineralischer Rohstoffe Im Planungsraum V • Frörup, beträgt 4,2 Prozent. • Kleintastrup, • Süderbrarup, Es wurden 1996 im Kreisgebiet Nordfriesland • Böxlund, etwa 0,5 Millionen Tonnen und im Kreisgebiet • Osterbylund, Schleswig-Flensburg etwa zwei Millionen • Stieglund, Tonnen Rohstoffe gefördert. Diese Mengen • Idstedt, wurden zusammen mit geringer Zulieferung • Lürschau und aus Dänemark vorwiegend im Planungs- • Arenholz - Freienwill, raum V verbraucht. Ein nur geringer Anteil der Gesamtfördermenge an Sanden und Der Anteil von Flächen mit oberflächennahen Kiesen wurde vor allem in die angrenzenden mineralischen Rohstoffen an der Gesamtflä- Kreise Dithmarschen und Rendsburg- che des Kreises beträgt 5,9 Prozent. Die Eckernförde geliefert. Mächtigkeit der anstehenden Massenroh- stoffe schwankt zwischen drei und zwan- Hauptverwendungszwecke für Sande und zig Metern. Nach Abschätzungen von 1988 Kiese sind: Hoch- und Tiefbau etwa 50 Pro- betrugen die Sand- und Kiesvorräte in allen zent, Transportbeton und Betonfertigteile et- Lagerstättengebieten um 120 Millionen Ton- wa 35 Prozent, Asphaltherstellung um nen. Je nach Lage des Grundwasserspiegels 10 Prozent. Die Produktion von Ziegeln und erfolgt die Rohstoffgewinnung im Trocken- Porenbeton ist mengenmäßig von sehr gerin- oder im Nassabbau. ger Bedeutung. 2.3.6 Tourismus, Erholung und Sport Bei den in der Karte dargestellten minerali- schen Rohstoffen handelt es sich um Vor- Aufgrund der abwechslungsreichen natürli- kommen insbesondere in folgenden Berei- chen Ausstattung und vielgestaltigen Morpho- chen: logie kommt einem Großteil des Planungs- raumes V besondere Eignung für Tourismus, Kreis Nordfriesland Erholung und Sport zu. Es handelt sich in er- • Viöl - Boxlund, ster Linie um die Küstenräume von Nord- und • - Sollerup, Ostsee mit der Schlei, die hügelig ausge- • , formte Knicklandschaft Angelns sowie die • Wester-Ohrstedt, Übergangsbereiche der Geest zu den Fluss- • Ladelund, und Seemarschen. Ferner spielen die Wald- • Löwenstedt, flächen, die Bach- und Flusstäler sowie die • Rantrum - Mildstedt, Binnenseen im Einzugsbereich der Städte

75 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Flensburg und Schleswig für Freizeit und wurde als erste EuroVelo-Route über die Ge- Naherholung eine besondere Rolle. Die Lage samtlänge von 5.500 Kilometer bereits eröff- der Erholungsräume sowie die Ausstattung net. Zudem verbindet der Eider-Treene- lassen jedoch Unterschiede hinsichtlich der Sorge-Weg das Gebiet zwischen den Kreis- Erholungseignung und -nutzung erkennen. städten Schleswig, Husum, Heide und Rendsburg und erschließt die Sehenswürdig- Schwerpunkte für Tourismus und Erho- keiten des Eider-Treene-Sorge-Raumes. Die lung mit entsprechendem Ausbau der touri- flächenhafte Erschließung mit Radrouten er- stischen Infrastruktur stellen die nordfriesi- folgt durch das kreisübergreifende Radrouten- schen Nordseeinseln sowie St. Peter-Ording netz der Kreise Nordfriesland, Dithmarschen, und die Ostseeküste mit der Schlei und der Rendsburg-Eckernförde und Schleswig- Flensburger Förde dar. Ebenfalls von beson- Flensburg einschließlich der Stadt Flensburg. derer Bedeutung sind Orte mit kulturhistori- schen Sehenswürdigkeiten. Hierzu gehören Für den Wandertourismus sind insbesondere insbesondere die Städte Friedrichstadt, die Europäischen Fernwanderwege E1 Tönning, Husum, Flensburg, Glücksburg, (Nordschweden - Italien) und E6 (Schweden - Kappeln, Arnis und Schleswig. Zu nennen Kroatien) sowie der Wanderweg Schlei-Eider- sind auch das Danewerk mit Haithabu und Elbe von Bedeutung. Die Routen der Rad- das Museumsdorf Unewatt. fernwege und der Fernwanderwege sind in der Karte 2 dargestellt. Die Nordseeküste ist seit etwa 200 Jahren und verstärkt in den letzten Jahrzehnten das Entlang der Meeresküsten mit Schlei sowie Ziel von Urlaubsreisen. Gerade die relative der größeren Binnengewässer gibt es ferner Naturbelassenheit der Landschaft des Wat- eine Vielzahl von Einrichtungen für Touris- tenmeeres mit ihrer Weite, ihren Stränden, mus, Erholung und Sport. Zu nennen sind Dünen und Salzwiesen sowie die gesund- hier in erster Linie die Badestrände an Nord- heitsfördernde Wirkung der Luft und des und Ostsee. Meeres üben eine starke Anziehungskraft auf Erholungssuchende aus. Die Nordfriesische Festlandsküste ist mit Ausnahme der Strände um St. Peter-Ording Die intensive touristische Nutzung der Küste mit Badestellen und der dazugehörigen In- hat zu einem erheblichen wirtschaftlichen frastruktur sehr schwach ausgestattet, obwohl Aufschwung dieses strukturell benachteiligten Urlauberansprüche und Urlauberwerbung Raumes geführt. Sie bringt aber für das Öko- insbesondere auf die Nordsee abstellen. Fol- system des Wattenmeeres auch die unter- gende wichtige Badestellen sind hier vorhan- schiedlichsten Belastungen und Gefährdun- den: gen mit sich. Mit dem Fremdenverkehr ver- • , , Tetenbüllspie- bunden ist eine infrastrukturelle Erschließung ker, Everschopsiel, St. Peter-Ording, des Küstenraumes und eine räumliche und Lundenbergsand, Husum, Dockkoog, zeitliche Ausweitung verschiedener Freizeit- Holmer Siel, Lüttmoorsiel, Hamburger aktivitäten wie Wassersport, Sportfliegerei, Hallig, Schlüttsiel, Dagebüll, Südwest- Wattwandern und Reiten sowie die intensive hörn, Rickelsbüller Koog. touristische Nutzung der Sandstrände, Dünen und Salzwiesen. Gerade die fremdenverkehr- Besondere Bedeutung für Tourismus, Erho- liche Nutzung der Küste hat in den letzten lung und Sport haben darüberhinaus die Jahrzehnten erheblich zugenommen. Mehr Sportboothäfen an der Nord- und Ostsee, Freizeit, verbunden mit einer besseren finan- an der Schlei und der Eider. Die Standorte ziellen Situation und einer größeren Mobilität dieser Anlagen ergeben sich im einzelnen vieler Menschen hat dazu geführt, dass das aus Karte 2. Weitere wasserbezogene Erho- Wattenmeer heute fast während des ganzen lungsaktivitäten sind das Surfen, Sportfischen Jahres für Erholungszwecke genutzt wird. und Sporttauchen.

Von besondere Bedeutung für den Fahr- Die Attraktivität des Raumes äußert sich auch radtourismus sind die bestehenden in einer entsprechenden Anzahl von Beher- Radfernwege Nordseeküstenradweg, bergungsstätten sowie der Vielzahl von Zelt- Ochsenweg und Ostseeküstenradweg. Alle und Campingplätzen entlang der Küsten. drei Routen sind Bestandteil des geplanten EuroVelo-Netzes und des deutschlandweiten Die als Heilbad, Seeheilbad, Kneippkurort, Radroutennetzes. Die North Sea Cycle Route Seebad, Luftkur- und Erholungsort aner-

76 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 15: Anerkannte Erholungsorte, Luftkurorte, Seebäder, Seeheilbäder, Kneippkurorte und Heilbäder

Kreis Nordfriesland Erholungsorte / Föhr, Aventoft, / Föhr, Dagebüll, / Föhr, Emmelsbüll-Horsbüll, Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog, , , Hooge (Hallig), Husum, , Kating, Kirchspiel Garding, Klanxbüll, Koldenbüttel, Kotzenbüll, Langeneß (Hallig), Midlum / Föhr, Neukirchen, , Nordstrand, / Föhr, Oldenswort, / Föhr, , Pellworm, Poppenbüll, Rantrum, Rodenäs, Süderende / Föhr, Tating, Tetenbüll, Tümlauer Koog, Uelvesbüll, Vollerwiek, Welt, Westerhever, / Föhr, , / Föhr, Luftkurorte Bredstedt, Friedrichstadt, Garding, Leck, Niebüll, Schobüll, Schwabstedt, Sylt-Ost, Tönning Seebäder Hörnum / Sylt, Kampen / Sylt, List / Sylt, Nebel / Amrum, / Föhr, Pellworm, Rantum / Sylt, Sylt-Ost, / Föhr Seeheilbäder Norddorf / Amrum, St. Peter-Ording, Wenningstedt / Sylt, Westerland / Sylt, Wittdün / Amrum, Wyk auf Föhr, Nordstrand, Elisabeth-Sophien-Koog / Nordstrand, Pellworm Heilbad St. Peter-Ording Kreis Schleswig-Flensburg Erholungsorte Brodersby / Schlei, Dollerup, Goltoft, Grundhof, , Idstedt, Kappeln, Kronsgaard, Maasholm, , , Quern / Neukirchen, Steinberg / Nordgaardholz, Steinberg / Steinberghaff, Schleswig, Sörup, Süderbrarup, , Wees, Westerholz Luftkurorte Gelting, Langballig, Süderstapel Kneippkurort Gelting Seeheilbad Glücksburg

kannten Städte und Gemeinden im Planungs- Planungsraum V Wasserschutzgebiete aus- raum V sind der Tabelle 15 zu entnehmen. gewiesen worden. Eine Übersicht über die ausgewiesenen Wasserschutzgebiete ergibt Das Boßeln ist ein 400 Jahre altes Kultur- sich aus Tabelle 16. Weitere Wasserschutz- spiel, das in Schleswig-Holstein an der West- gebiete sind in der Planung (siehe Kapi- küste von Bredstedt bis in den Kreis tel 4.2.7). Steinburg hinein von etwa 5.000 Vereinsmit- gliedern und 1.500 Jugendlichen in vielen Auf die Landesverordnung über Ausgleichs- Vereinen ausgeübt wird. Außerdem wird in zahlungen in Wasserschutz- und Über- Ostfriesland, den Niederlanden und in Irland schwemmungsgebieten vom 4. Dezember geboßelt. Das Boßeln hat sich vom ursprüng- 2001 (GVOBl. S-H, Seite 412), mit der pau- lichen Eisboßeln auf gefrorenen Flächen im schale Ausgleichsbeträge für wirtschaftliche Zeitraum von sechs Wochen nach der Jagd- Nachteile auf landwirtschaftlichen Produkti- zeit zu einem ganzjährig betriebenen Spiel onsflächen in Wasserschutzgebieten festge- mit wachsender Beliebtheit auch bei der nicht legt werden, wird in diesem Zusammenhang ansässigen Bevölkerung entwickelt. hingewiesen.

2.3.7 Ver- und Entsorgung Wasserschongebiete

Trinkwasserversorgung In Karte 1 des Landschaftsrahmenplans sind die Wasserschongebiete gemäß „Gesamt- Die öffentliche Wasserversorgung wird im plan Grundwasserschutz in Schleswig- Planungsraum V ausschließlich durch Grund- Holstein” (1998) dargestellt. wasser betrieben. Bei den Wasserwerken handelt es sich um Eigenbetriebe der Städte Dieses trägt dazu bei, dass im Vorfeld der und Gemeinden, um Wasserbeschaffungs- Ausweisung von Wasserschutzgebieten dem oder Zweckverbände oder um Unternehmen Schutz von Trinkwassergewinnungsanlagen (Schleswag). hinreichend Rechnung getragen wird. Der Gesamtplan enthält nähere Ausführungen Wasserschutzgebiete unter anderem zur Abgrenzung und den Rechtsfolgen dieser Gebiete, so dass hierauf Im Interesse der öffentlichen Wasserversor- verwiesen wird. gung zum Schutze des Grundwassers sind im

77 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 16: Festgesetzte Wasserschutzgebiete

Wasserwerk Wasserschutzgebiet Landesverordnung vom Mildstedt Husum-Rosendahl 15. April 1975 Karlum Drei Harden 30. September 1982 List / Sylt List auf Sylt 24. Oktober 1984 Rantrum Rantrum 12. November 1984 Föhr-Ost Föhr 4. Februar 1985, geändert 8. Mai 1991, geändert 22. Dezember 1994 Föhr-West Föhr 4. Februar 1985, geändert 8. Mai 1991, geändert 22. Dezember 1994 Süderstapel Süderstapel 10. November 1985, geändert 14. Dezember 1998 Westerland Inselkern Sylt 16. Dezember 1998 Wenningstedt - Kampen Amrum in Nebel Nebel / Amrum 26. November 1999

Allgemein rechtsverbindliche Festsetzungen Darüber hinaus können aufgrund von einlei- treten erst mit der Ausweisung von Wasser- tungsstellenspezifischen Gewässeruntersu- schutzgebieten durch Rechtsverordnung in chungen (Immissionsbetrachtungen) bezie- Kraft. Dieses ist derzeit bei den in Kapi- hungsweise durch die Teilnahme an dem tel 4.2.7 aufgeführten und in Karte 1 darge- „Dringlichkeitsprogramm der Landesregie- stellten Gebieten vorgesehen. rung zur Entlastung von Nord- und Ostsee” vom 15. Februar 1989 oder dem „Ausbaupro- Abwasserbeseitigung gramm für kommunale Kläranlagen von mehr als 10.000 Einwohnerwerten entsprechend Im Planungsraum V wird die Abwasserbesei- den Anforderungen der EG-Richtlinie tigung vorwiegend von den abwasserbeseiti- 91/271/EWG” vom Dezember 1995 weiterge- gungspflichtigen Gemeinden, aber auch von hende Anforderungen zu erfüllen sein. Neben Zweckverbänden und beauftragten Unter- der Erweiterung der Kläranlage Kielseng der nehmen (Schleswag) wahrgenommen. Stadt Flensburg im Rahmen des Dringlich- keitsprogramms werden in Schleswig- Der Ausbau der zentralen Ortsentwässerun- Flensburg drei Kläranlagen neu gebaut und gen ist weitgehend abgeschlossen. In 11 erweitert und in Nordfriesland zwei Klär- Nordfriesland beabsichtigen noch elf, in anlagen erweitert. Schleswig-Flensburg noch 16 Gemeinden, eine zentrale Ortsentwässerung zu bauen. Altlasten Nach Abschluss dieser Maßnahmen werden etwa 20 Prozent der Bevölkerung ihre Altlasten im Sinne des Bundesbodenschutz- Schmutzwässer weiterhin über dezentrale gesetzes sind Altablagerungen und Altstand- Abwasserbehandlungsanlagen (Haus- und orte, durch die schädliche Bodenveränderun- Kleinkläranlagen) entsorgen. Diese Anlagen gen oder sonstige Gefahren für den einzel- müssen den allgemein anerkannten Regeln nen oder die Allgemeinheit hervorgerufen der Technik entsprechen und sind erforderli- werden. chenfalls nachzurüsten. Altlastverdächtige Flächen sind Altablage- Vorhandene Kläranlagen müssen die Schad- rungen und Altstandorte, bei denen der Ver- stofffracht mindestens so gering halten, dass dacht schädlicher Bodenveränderungen oder die Mindestanforderungen des § 7a Wasser- sonstiger Gefahren für den einzelnen oder haushaltsgesetzes (WHG) an das Einleiten die Allgemeinheit bestehen. von Abwasser in Gewässer sowie der Anfor- derungen der Richtlinie des Rates der Euro- Die Altlasten und altlastenverdächtigen Flä- päischen Union vom 21. Mai 1991 über die chen werden im Planungsraum V seit 1984 Behandlung von kommunalem Abwasser auf der Grundlage von Erlassen vom (91/271/EWG) eingehalten werden. 7. Dezember 1984, vom 23. April 1985 und vom 29. April 1986 systematisch erfasst. Die Ergebnisse liegen bei der kreisfreien Stadt

78 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Flensburg und den Kreisen des Planungs- Die im „Generalplan Küstenschutz – Inte- raumes vor. griertes Küstenschutzmanagement in Schleswig-Holstein“ vorgesehenen Schutz- Baggergut maßnahmen an der Festlandküste und den vorgelagerten Inseln und Halligen stellen den Mit Erlass des Ministeriums für Natur, Umwelt Schutz der Küsten vor Hochwasser und und Forsten vom 18. Januar 1996 hat die Sturmfluten sicher. Maßnahmen des Küsten- Landesregierung Schleswig-Holstein ein schutzes können auch dazu beitragen, kü- Konzept zum Umgang mit Baggergut be- stennahe Niederungsflächen ökologisch auf- kanntgegeben. zuwerten. Ein entsprechender Zielansatz wird mit der geplanten Rückverlegung der Ost- Das Baggergutkonzept zeigt unter anderem seedeiche im Bereich der Geltinger Birk und Möglichkeiten und Grenzen der Verwertung des Kleinen Noores auf der Halbinsl Holnis von Baggergut (beispielsweise in der Bau- verfolgt. wirtschaft) auf und gibt planerische Leitlinien für die Verbringung dieser Stoffe an Land und Wesentlicher Bestandteil des Küstenschutzes in Gewässern (Verklappung) vor. im Nationalpark ist die Erhaltung von Salz- wiesen / Vorländern oder deren Schaffung. Abfallwirtschaft Art und Umfang der erforderlichen Maßnah- men sind im Vorlandmanagementkonzept Die Abfallentsorgung umfasst Maßnahmen des Landes Schleswig-Holstein dargestellt. der Abfallverwertung und Abfallbeseitigung. Danach ist beabsichtigt, vorhandenes Vor- Zur Sicherstellung der Abfallverwertung sind land zu erhalten und vor Schardeichen neu im Planungsraum V Anlagen errichtet wor- zu entwickeln. den. Sie werden einerseits rein gewerblich, das heißt außerhalb der öffentlichen Abfall- 2.3.9 Landesverteidigung entsorgung betrieben, sind teilweise jedoch auch der öffentlichen Entsorgungsstruktur Militärische und sonstige Sondergebiete des zuzuordnen. Bundes liegen im Planungsraum V derzeit bei: Hierzu gehören folgende Anlagentypen: • Abfallsortieranlagen, Kreis Nordfriesland • Bauabfallaufbereitungsanlagen, • Standortübungsplatz Mannemorsumthal / • Kompostierungsanlagen für Bio- und List (90 Hektar); Gemeinde List / Sylt, Grünabfälle, • Flugplatz Westerland (230 Hektar); • chemisch-physikalische und biologische Gemeinde Sylt-Ost, Behandlungsanlagen, • Flugplatz Leck (313 Hektar); Gemeinde • Zwischenlager für Sonderabfälle, Leck, • Umschlaganlagen. • Munitionsdepot Enge-Sande (174 Hektar); Gemeinde Enge-Sande, Zur Restabfallbeseitigung werden im Pla- • Standortübungsplatz Lütjenholm nungsraum V folgende Anlagen betrieben: (187 Hektar); Gemeinde Lütjenholm, • Standortübungsplatz Husum (162 Hektar); Kreis Nordfriesland Gemeinde Husum, • Deponie Munkmarsch / Sylt, • Flugplatz Schwesing (251 Hektar); • Deponie Ahrenshöft. Gemeinde Schwesing, • Standortübungsplatz Krelauer Heide / 2.3.8 Küstenschutz (177 Hektar); Gemeinde Seeth.

Der Küstenraum erfordert Schutz- und Siche- Kreis Schleswig-Flensburg rungsmaßnahmen. Deiche, Dämme und • Flugplatz Jagel (611 Hektar); Gemeinde Vorlandarbeiten schützen Menschen, ihre Jagel, Siedlungen und Wirtschaftsgüter vor Hoch- • Standortübungsplatz Langsee wasser und Sturmfluten. Dabei hat der Kü- (289 Hektar); Gemeinde , stenschutz in der Abwägung eindeutigen Vor- • Flugplatz Eggebek (425 Hektar); Gemein- rang vor allen anderen Belangen. Auch im de Eggebek. Nationalpark gilt dieser Grundsatz uneinge- schränkt. In Karte 2 des Landschaftsrahmenplans wer- den diese Gebiete wie im Regionalplan ab

79 Grundlagen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

einer Gesamtfläche von etwa 100 Hektar dargestellt. Einzelne Standortübungsplätze haben eine besondere Wertigkeit für den Naturschutz. Nähere Einzelheiten zu ver- schiedenen Gebieten ergeben sich aus den Ergebnissen einer gemeinsamen Kartierung der Wehrbereichsverwaltung und des Lan- desamtes für Natur und Umwelt, die bei ei- nem berechtigten Interesse und nach Ge- nehmigung der Wehrbereichsverwaltung ein- gesehen werden können.

Nach § 63 BNatSchG ist bei Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege in diesen Gebieten die bestimmungsgemäße Nutzung dieser Flächen zu gewährleisten. Die Ziele und Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege sind zu beachten.

80 Ziele und Leitbilder Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

3. Ziele und Leitbilder

Die Ziele des Naturschutzes und der Land- Eine konkretere Raumabgrenzung erfolgt schaftspflege sowie die Grundsätze des nicht, um den Gemeinden im Rahmen ihrer Naturschutzes sind im Landschaftsprogramm kommunalen Landschaftsplanung einen aus- Schleswig - Holstein dargelegt. Sie gelten reichenden Spielraum für die Erarbeitung ört- gleichermaßen für den Planungsraum V. Auf- licher Leitbilder zu gewähren. Hierbei werden gabe des Landschaftsrahmenplanes ist es, insbesondere die Aussagen des Landschafts- hierauf aufbauend Leitbilder für den Pla- programms zu den historischen Kulturland- nungsraum V zu entwickeln. schaften in den naturräumlichen Regionen Schleswig-Holsteins einbezogen werden. Leitbilder als ökologische Zielvorstellungen (siehe auch Kapitel 4.1.3). des Naturschutzes können sehr unterschied- lich sein. Bei den in Tabelle 17 genannten Leitbilder unterliegen einer Differenzierung Leitbildern für den Planungsraum V handelt nach dem Landschaftscharakter, dem Land- es sich um landschaftliche Leitbilder. Sie schaftszustand, den Zielen der Landnutzung beziehen sich räumlich auf die in Kapitel 1.5 und den gesellschaftlichen Ansprüchen. Bei beschriebenen Bereiche der naturräumlichen einer konkreten Festlegung von lokalen Leit- Gliederung. Die Zielsetzungen ergeben sich bildern im Rahmen der örtlichen Land- insofern aus der dort bestehenden aktuellen schaftsplanung muss daher ein gesellschaft- Situation der natürlichen und naturnahen licher und politischer Abstimmungsprozess Lebensräume sowie der Pflanzen- und Tier- erfolgen. welt. Dargestellt werden die in diesen Räu- men für den Naturschutz wichtigen Biotopty- In einer Zusammenschau aller natur- und pen, Biotopkomplexe und Landschaftsräume. kulturraumtypischen Gegebenheiten sollen Die unterschiedlich bestehenden Raumnut- auf lokaler Ebene Leitbilder entwickelt und zungen werden dabei bereits so weit wie räumlich abgegrenzt werden. Hierbei sollte möglich berücksichtigt. folgendes grundsätzlich berücksichtigt wer- den: Die landschaftlichen Leitbilder beziehen sich auf den gesamten Planungsraum. Für eine • Die meisten Biotopbestände des Landes Umsetzung kommen insbesondere jedoch in entsprechen nicht den qualitativen Anfor- Betracht: derungen der Leitbilder, insbesondere im • Schwerpunkt- und Achsenräume des Hinblick auf die angestrebten Komplex- Schutzgebiets- und Biotopverbundsy- landschaften (siehe Kapitel 2.4 “Biotop- stems der landesweiten Ebene (Land- typen der Naturräume” im Erläuterungs- schaftsprogramm 1999), band). Es ist deshalb in allen Land- • Eignungsbereiche zum Aufbau des schaftsräumen notwendig, sie zu ent- Schutzgebiets- und Biotopverbundsy- wickeln und zu regenerieren. stems der regionalen Ebene (Land- schaftsrahmenplan, Kapitel 4.1.1). • Die in den Landschaftsräumen vorkom- menden Biotoptypen (vergleiche Land- schaftsprogramm) sollten vorrangig gesi- chert und erhalten werden.

81 Ziele und Leitbilder Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 17: Landschaftliche Leitbilder der naturräumlichen Regionen

Naturräumliche Region - Naturräume des Planungsraumes Landschaftliche Leitbilder Nordseeküste mit Inseln • Vom Menschen weitgehend unberührte, sich im Rahmen der natürlichen Dynamik verändernde Watten bei guter Wasserqualität • - Nordfriesische Geestinseln, Großflächige oder zusammenhängende, reich mit natürlichen Klein- strukturen ausgestattete Salzwiesenkomplexe im Deichvorland sowie auf - Nordfriesische Marschinseln den Halligen, bestehend aus sich natürlich entwickelnden und extensiv und Halligen; ergänzt um das beweideten Bereichen Wattenmeer • Großflächige, insgesamt möglichst naturnahe, ungestörte Küstenland- schaften mit dem gesamten natürlich vorkommenden Biotoptypenspek- trum von Strand über diverse Dünentypen bis zur atlantisch geprägten Heide im Geestbereich der Inseln mit einer naturverträglichen, besu- cherlenkenden Infrastruktur • Natur- und grundwasserverträgliche landwirtschaftliche Nutzung auf Inseln und Halligen Marsch - nur Festlandflächen – • Strukturreiche Agrarlandschaft mit möglichst hohem Anteil an Grünland, mit große ungenutzten oder extensiv genutzten Bereichen (vor allem in - Nordfriesische Marsch, den älteren Kögen) und naturnahen oder kulturhistorisch bedeutenden (Klein-)Strukturen (wie beispielsweise alte Prielzüge, ehemalige Warften, - Eiderstedt Feldgehölze um Siedlungen, Gehöfte und auf Warften sowie ein vielfälti- ges Grabennetz) • Sumpf- und Quellwälder unter möglichst naturnahen (Grund-) Wasser- verhältnissen • Naturnahe Flusslandschaften mit Röhrichten, Weidengebüschen und Brüchen sowie im Unterlauf im Kontakt zur Wattenmeerdynamik salz- wasserbeeinflusste Flusswatten und Überflutungsbereiche • Schilf- und Sumpflandschaften in tiefliegenden Kögen und ehemaligen Prielen und in Wattströmen • Insbesondere am Geestrand Niedermoorlandschaften mit dem natürli- chen Biotopspektrum Hohe Geest • Durch Knicksysteme und naturnahe Wälder gegliederte Wald- Agrarlandschaftskomplexe mit ungenutzten oder extensiv genutzten, - Lecker Geest, strukturreichen Übergangszonen; Teilräume zusätzlich geprägt durch hohe Dichte an Kleingewässern und quelligen Bereichen - Bredstedt – Husumer Geest • Heiden und Magerrasen insbesondere auf kleineren Binnendünen sowie strukturreiche Heide-Wald-Komplexe mit fließenden Übergängen von offenen Bereichen bis hin zu geschlossenen, aber relativ lichten Wäldern in größeren meist von Binnendünenfeldern geprägten Gebieten • Feuchtgrünland- und ungenutzte Niedermoorkomplexe unter möglichst naturnahen Wasserstandsverhältnissen • Naturnahe Flussniederungen mit dem natürlichen Biotoptypenspektrum einschließlich Niedermoorkomplexen unter möglichst naturnahen Wasserstandsverhältnissen Eider-Treene-Sorge-Niederung • Naturgeprägte Niederungen mit verschiedenen naturnahen und extensiv genutzten Niedermoorbiotopen und vielfältigen Hochmooren • - Eider-Treene-Niederung Großflächige Feuchtgrünlandkomplexe mit extensiv genutzten, artenrei- chen Nasswiesen sowie ausgeprägten Grüppen- und Grabenstrukturen (letzteres insbesondere in weniger nassen, intensiver genutzten Grün- landbereichen) • Naturgeprägte Fließgewässer-Ökosysteme mit Röhrichten, Weidenge- büschen und Auwäldern sowie großflächigen, periodisch über- schwemmten, extensiv genutzten Grünländereien • Auf den Geestinseln und Holmen durch Knicksysteme kleinkammerig gegliederte Agrarlandschaft mit hohem Grünlandanteil sowie kleinflächi- gen oder linienförmigen Staudenfluren, Magerrasen, Sandheiden und mesophilen Grasfluren, in Teilen auch mit kleineren Feldgehölzen und größeren Wäldern • Grundwasserbeeinflusste Wälder auf mineralischen Böden

82 Ziele und Leitbilder Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 17: Landschaftliche Leitbilder der naturräumlichen Regionen

Naturräumliche Region - Naturräume des Planungsraumes Landschaftliche Leitbilder Vorgeest • Naturnahe Laubwälder unterschiedlichen Typs insbesondere ärmerer, bodensaurer Standorte • - Schleswiger Vorgeest Magerrasen-Heide-Landschaften mit fließenden, mosaikartig verzahnten Übergängen zu lichten Wäldern vor allem großflächig, aber auch klein- flächig und linienhaft im Zusammenhang mit kleineren Binnendünen oder anderen Linienelementen • In natürlicher Dynamik befindliche Fließgewässer mit angrenzenden un- genutzten und/oder extensiv genutzten Flächen insbesondere in mor- phologisch ausgeprägten Talräumen; hier auf den Talhängen offene bis halboffene Magerbiotope, Gehölze und Wälder • Komplexe Nieder- und Hochmoorlandschaften überwiegend mit naturna- hen oder sich natürlich weiterentwickelnden vielfältigen Biotopen, aber auch extensiv genutzten Feucht- bis Nassgrünlandflächen • Durch naturnahe Kleinstrukturen, vor allem des Heide- oder Heide-Moor- Biotopkomplexes geprägte Agrarlandschaft mit naturverträglicher Land- nutzung • Waldlandschaften auf den leichten, durch hohe Stoffverlagerung ge- kennzeichneten sowie den grundwassernahen Böden Ostschleswiger Hügelland • Naturnahe Buchenwaldgebiete • Seen mit natürlichen Seeuferzonen mit allenfalls kleinflächigen, beson- - Angeln, ders zu pflegenden Grünlandflächen, auch eingebunden in großflächige naturgeprägte Landschaften mit umgebenden Wäldern mineralischer - Schwansen, Standorte und extensiv genutzter, an Kleinstrukturen reichen Grünland- - Hüttener Berge Acker-Flächen im Umgebungsbereich oligo- bis mesotropher Kleinseen • Durch charakteristische Knicksysteme geprägte Agrarlandschaften mit eingestreuten kleineren Wäldern und Kleinstrukturen wie beispielsweise Tümpel / Kleingewässer • Durchgehende Talzüge mit naturnahen Fließgewässern und begleiten- den natürlichen Biotoptypen sowie extensiv genutzten Grünländereien und, insbesondere in den Talhangbereichen, mit naturnahen Wäldern • Offene bis halboffene natürliche bis halbnatürliche Biotopkomplexe auf Magerstandorten (Heiden, Magerrasen, Staudenfluren, mesophile Gras- fluren, lichte Gehölze) in enger räumlicher Verzahnung Ostseeküste • Artenreiche natürliche Lebensgemeinschaften der Ostsee in Flachwas- serbuchten und Flachgründen • - Küstensaum der Naturräume Naturnahe Biotopkomplexe im Übergangsbereich von der offenen Ost- see bis ins Hinterland mit Strand, Strandwällen, Steilküste, Küstenwälder Angeln und Schwansen sowie naturnahe Strandseen und extensiv genutzten Salzwiesen • Natürlich ablaufende Küstendynamik einschließlich größerer Überflu- tungsräume in Flachküstenabschnitten Urbaner Raum • Naturerlebnisräume und Grünzüge in Siedlungsnähe als ortsteilbezoge- ne Erholungsstätten • Gesundes innerörtliches Lokalklima durch unversiegelte Flächen, be- grünte Verkehrswege und Plätze, Freihaltung von Kaltluftschneisen (Nie- derungsgebiete) von Bebauung • Kulturhistorisch besondere Landschaftsausschnitte durch Erhaltung und Entwicklung des Knicksystems, der Kleingewässer und sonstiger kultur- historisch bedeutsamer Objekte • Naturnahe Seen, Förden / Buchten und Fließgewässer • Großflächige Mager- und Sukzessionsbiotope auf (ehemaligen) Stand- ortübungsplätzen

83 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

4. Entwicklungsteil

4.1 Räumlich - funktionale zial oder einen besonderen Entwicklungsbe- darf aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes Ziele und Erfordernisse aufweisen, können zu den Eignungsberei- chen gehören. Die Auswahl dieser Flächen erfolgt zunächst unabhängig von den beste- 4.1.1 Gebiete mit besonderer Eignung zum henden landwirtschaftlichen Betriebsstruktu- Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotop- ren. Diese sind bei der konkreten Umsetzung verbundsystems von Maßnahmen jedoch zu berücksichtigen.

Allgemeiner Teil Der Landschaftsrahmenplan enthält natur- schutzfachliche und regional bedeutsame Allgemeine Aussagen zu den naturschutz- Eignungsbereiche zum Aufbau des fachlichen Inhalten des Schutzgebiets- und Schutzgebiets- und Biotopverbundsy- Biotopverbundsystems, den Räumen für eine stems, die über die Darstellungen in den überwiegend naturnahe Nutzung, den Räu- gemeindlichen Landschaftsplänen hinausge- men für eine überwiegend naturverträgliche hen. Diese Bereiche haben auf der Grundla- Nutzung sowie zur Umsetzungskonzeption ge des Fachkonzeptes des Landesamtes für enthält das Landschaftsprogramm Natur und Umwelt bereits bei der Fortschrei- Schleswig-Holstein, auf das an dieser Stelle bung des Regionalplanes für den Planungs- verwiesen wird. raum V zur Ausweisung von Eignungsräumen für die Windenergienutzung als Ausschluss- Viele Gemeinden im Planungsraum V haben kriterium eine entscheidende Rolle gespielt. bereits Landschaftspläne festgestellt und darin Aussagen zum Schutzgebiets- und Ihre umfassende Darstellung im Landschafts- Biotopverbundsystem getroffen. Grundlage rahmenplan ist aus überörtlicher Sicht unver- hierfür war in der Regel das Fachkonzept für zichtbar. In den Gebieten mit besonderer ein Schutzgebiets- und Biotopverbundsystem Eignung zum Aufbau eines Schutzgebiets- des Landesamtes für Natur und Umwelt und Biotopverbundsystems ist bei der Abwä- Schleswig-Holstein, das gleichermaßen auch gung mit anderen Nutzungsansprüchen dem für die entsprechenden Darstellungen im Naturschutz ein besonderes Gewicht beizu- Landschaftsrahmenplan maßgebend ist. Die messen. Weitergehende rechtliche Regelun- Abwägungsentscheidungen der Gemeinden gen beispielsweise durch Naturschutzge- in ihren Landschaftsplänen bleiben bis zu ei- bietsverordnungen bleiben unberührt. Es ist ner Fortschreibung der Landschaftspläne un- ferner zu gewährleisten, dass bei unvermeid- berührt. Wann eine Fortschreibung der Land- baren Eingriffen in diesen Gebieten die beab- schaftspläne erforderlich ist, ist in die Ent- sichtigte Funktion des Biotopverbundes nicht scheidung der Gemeinde gestellt (§ 6 Abs. 5 nachhaltig beeinträchtigt wird. LNatSchG). Weiterhin sind in diesen Gebieten Flächen- Innerhalb der Gebiete mit besonderer Eig- ankäufe für Naturschutzzwecke und sonstige nung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und Maßnahmen des Naturschutzes besonders Biotopverbundsystems liegen in der Regel zu fördern, um die Flächen langfristig zu si- die vorrangigen Flächen für den Naturschutz chern und als naturbetonte Lebensräume zu und die Bereiche, die für die Ausweisung als entwickeln. Sie eignen sich damit auch in be- vorrangige Flächen für den Naturschutz sonderem Maße für die Einrichtung eines (§ 1 Abs. 2 Nr. 13 und § 15 LNatSchG) in der Ökokontos. örtlichen Landschaftsplanung in Frage kom- men. Nach § 15 Abs. 3 LNatSchG sind die Mit der Darstellung dieser Flächen im Land- vorrangigen Flächen im Landschaftsrahmen- schaftsrahmenplan sind keine Nutzungsein- plan darzustellen. schränkungen verbunden. Hierzu gehören beispielsweise auch Maßnahmen zur ord- Auch intensiv landwirtschaftlich genutzte Flä- nungsgemäßen Deich- und Gewässerunter- chen, die ein besonderes Entwicklungspoten- haltung. Nutzungsvereinbarungen sollen auf

84 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V freiwilliger Grundlage einvernehmlich mit den bundsystems lokale Verbundsysteme geför- jeweiligen Grundeigentümern oder Nutzungs- dert und aufgebaut werden. berechtigten getroffen werden. Eine Dul- dungspflicht gemäß § 21b Abs. 4 in Verbin- Spezielle Entwicklungsziele für die dung mit Abs. 3 LNatSchG besteht nicht. Schwerpunktbereiche und Verbundachsen Ebenso besteht kein grundsätzliches Bauver- des Schutzgebiets- und Biotopverbund- bot. systems im Planungsraum V

Für Flächen innerhalb der Gebiete mit be- Im Planungsraum V wurden etwa 23 Prozent sonderer Eignung zum Aufbau eines Schutz- der Fläche als ”Gebiete mit besonderer Eig- gebiets- und Biotopverbundsystems, die be- nung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und reits gesetzlich geschützt sind (beispiels- Biotopverbundsystems” gekennzeichnet. weise gesetzlich geschützte Biotope nach § 15a LNatSchG, Naturschutzgebiete, Ge- Die Eignungsgebiete beinhalten etwa zu ei- schützte Landschaftsbestandteile), gelten die nem Drittel bestehende und geplante Natur- entsprechenden gesetzlichen Regelungen. schutzgebiete sowie schutzwürdige Biotope der landesweiten Biotopkartierung. Etwa Die im Erläuterungsband formulierten Ziele zwei Drittel setzen sich aus derzeit noch forst- und Maßnahmen für die Schwerpunktberei- und landwirtschaftlich genutzten Flächen zu- che und Verbundachsen sind als natur- sammen, die ein besonderes Entwicklungs- schutzfachliche Ziele anzusprechen. Eine potenzial oder einen besonderen Entwick- Abwägung mit anderen Nutzungsansprüchen lungsbedarf aus Sicht des Arten- und Bio- hat an dieser Stelle nicht stattgefunden. Die- topschutzes aufweisen. se Abwägung und die konkrete Festlegung der Flächen sowie der Schutz-, Pflege- und Die Flächen werden in Schwerpunktbereiche Entwicklungsmaßnahmen ist Aufgabe der und Verbundachsen differenziert. Etwa örtlichen Landschaftsplanung. 15 Prozent der Eignungsbereiche des Rau- mes werden dabei als Schwerpunktbereiche § 6 Abs. 5 LNatSchG verpflichtet die Ge- und acht Prozent als Verbundachsen ge- meinden Landschaftspläne anlässlich einer kennzeichnet. Neuaufstellung oder Fortschreibung den Landschaftsrahmenplänen anzupassen. Die- Die Schwerpunktbereiche und Verbundach- se bedeutet bezogen auf die Flächen des sen sind relativ gleichmäßig über das Gebiet Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems: verteilt (siehe Abbildung 9) und berücksichti- gen darüber hinaus auch über den Planungs- • Die im Landschaftsrahmenplan darge- raum hinausgehenden Biopverbundstruktu- stellten Naturschutzgebiete, Gebiete, die ren, beispielsweise in Vernetzung mit den die Voraussetzungen für eine Unter- entsprechenden Räumen auf dänischer Seite schutzstellung nach § 17 LNatSchG als („VMP II Lavbundsarealer, Biologiske Korrido- Naturschutzgebiet erfüllen sowie die nach rer“). Sie umfassen einen weitgehend reprä- § 15a LNatSchG geschützten Biotope sentativen Ausschnitt der Lebensraum- und sind als vorrangige Flächen für den Natur- Standorttypen der jeweiligen Naturräume, die schutz gemäß § 15 LNatSchG entspre- für den Arten- und Biotopschutz besonders chend zu übernehmen. bedeutsam sind.

• Die Gemeinde kann im Rahmen einer Verbundachsen kennzeichnen im Planungs- Abwägung über die Darstellung der Bio- raum vor allem die größeren Talräume bezie- topverbundflächen in der örtlichen Land- hungsweise Sielzüge in der Marsch, kleinere schaftsplanung entscheiden. Auf § 5 der Bachtäler und viele Wälder. Landschaftsplan-Verordnung und Ziffer 6 des Begleiterlasses zur Landschaftsplan- Naturschutzfachliche Ziele: verordnung vom 31. Juli 1998 (Akten- zeichen X 33-5301.10-1), die hierzu nähe- • Biotoperhaltung res regeln, wird verwiesen. Von besonderer Bedeutung im Planungsraum In Gemeinden, die besonders arm an natur- sind: nahen Landschaftselementen sind, sollen in − küstentypische Lebensräume der Ergänzung der überörtlich bedeutsamen Nordfriesischen Inseln und Festlands- Elemente des Schutzgebiets- und Biotopver- küste,

85 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

− ostseeküstentypische Lebensräume, − Moränenlandschaft bei Idstedt mit − Noore und Uferbereiche der Schlei, dem Langsee und − naturnahe Bäche, Laubwälder und − Innere Schlei mit den Gletschertoren Seen Angelns, großflächige Biotop- bei Schleswig. komplexe in ”Luus-Angeln” (Bereich Fröruper Berge und Idstedt / • Wiederherstellung ehemals naturraum- Langsee), typischer Biotope oder -komplexe − Hochmoore, Niedermoore und Feuchtwiesen im Bereich der Eider- Besonders dringlich ist die Wiederherstellung Treene-Sorge-Niederung, von möglichst nassem, strukturreichem Mar- − Heiden und Moore der Hohen Geest schengrünland sowie von naturnahen Fließ- vor allem in den Bereichen gewässern und naturnahen und halbnatürli- Süderlügum, Bordelum und chen, trocken-mageren Lebensräumen im Lütjenholm. Bereich der Geest. Hiervon sind in den be- treffenden Naturräumen nur noch kleine • Erweiterung von Biotopen Restbestände vorhanden. Hinzu kommt die Wiederherstellung ehemaliger Niedermoorbe- Erfordernisse zur Erweiterung des Biotop- reiche sowie der ehemaligen Küstenniede- bestandes sind bei einer durchschnittlichen rungen an der Ostsee. Biotopgröße von etwa acht Hektar in fast allen Fällen gegeben. Die Vergrößerung der • Räumlicher Verbund derzeitigen Biotopfläche dient vor allem bei Hochmooren und Niedermooren auch der Der räumliche Verbund der meisten Schwer- Wiederherstellung des ursprünglichen Was- punktbereiche und weiterer, derzeit isoliert serregimes. Bei kleinen Biotopresten sollen liegender Biotope erfolgt vorwiegend über die mit Biotoperweiterungen die Minimalarealan- naturnahe Entwicklung von Niederungen und sprüche der typischen Lebensgemeinschaf- Talräumen. Dabei ist besonders wichtig, die ten erfüllt werden. gesamten Niederungsbreite einschließlich der Talränder einzubeziehen. Aufgrund der häufig • Entwicklung von Biotopkomplexen eher schmal ausgebildeten Rinnensysteme ist dieses vor allem im Bereich des östlichen Wesentliche Voraussetzung für den Erhalt Hügellandes gut möglich. und die Wiederansiedelung von Arten, die in ihrem Lebenszyklus Bindungen an unter- Für weitergehende Informationen wird auf die schiedliche Lebensraumtypen aufweisen, ist im Landesamt für Natur und Umwelt vorlie- der „Nahverbund”, das heißt der direkte genden „Fachbeiträge zum Schutzgebiets- räumliche Kontakt verschiedener Biotoptypen und Biotopverbundsystem Schleswig- zu naturraumtypischen Biotopkomplexen und Holstein” verwiesen. Diese können dort ein- komplexen Landschaftsausschnitten. gesehen oder angefordert werden.

Gebiete mit hoher Komplexität und Großflä- Im Erläuterungsband (Kapitel 3.1) werden für chigkeit sind: die einzelnen Schwerpunktbereiche und − Nordfriesisches Wattenmeer, wichtige Verbundachsen Leitbilder und Ent- − Geestinseln Sylt und Amrum, wicklungsziele formuliert. Sie sind beim Auf- − Süderlügumer Binnendünengebiet, bau des Schutzgebiets- und Biotopverbund- − Geestlandschaft Lütjenholm und systems zu beachten. Die Darstellungen sind Bordelumer Heide als Leitlinien aufzufassen. Sie beschreiben − Niederungen und Wälder bei Pobüll, die Räume und Gebiete nur in den wesentli- − Talraum bei Ahrenshöft, chen Teilen. Differenzierte Entwicklungsziele − Altmoränen der Böxlunder Geest mit und Maßnahmen sind erst nach vertiefenden dem Jardelunder Moor, Untersuchungen in den Landschaftsplänen − Eider-Treene-Sorge-Niederung, oder in gesonderten Entwicklungskonzepten − Küstenlandschaft der Flensburger festzulegen. Förde, − Winderatter See und Umgebung, − Hechtmoor/Süderholz und Umgebung, − Gebiet der oberen Treene (Fröruper Berge-Treßsee-Gebiet),

86 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildung 9: Schutzgebiets- und Biotopverbundsystem mit strukturreichen Kulturlandschaftsausschnitten

87 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

88 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

4.1.2 Strukturreiche • Eider-Treene-Sorge-Niederung, Kulturlandschaftsausschnitte • Geestbereiche um Bordelum, Leck, Süderlügum und Osterby, Grundsätzliche Aussagen zu den Strukturrei- • Treenetal / Bollingstedter Au, chen Kulturlandschaftsausschnitten enthält • Übergangsbereich Hügelland / Vorgeest, das Landschaftsprogramm. Hervorzuheben • Tunneltalsysteme Angelns, ist, dass es sich bei diesen Gebieten um • Ostseeküste mit Schlei. keine Schutzkategorie handelt. Sie werden vielmehr herausgehoben, weil die Land- und Sie sind in Karte 2 und in Abbildung 9 im ein- Forstwirtschaft sie mit ihrer bisherigen Nut- zelnen dargestellt. zungsart und umweltschonenden Bewirt- schaftungsweise positiv geprägt und gesi- In diesen Gebieten besteht hauptsächlich das chert haben. Ziel, dass die Land- und Forstwirtschaft ihre besondere Rolle zur Sicherung dieser ökolo- Strukturreiche Kulturlandschaftsausschnitte gisch bedeutsamen Kulturlandschaftsaus- zeichnen sich durch vergleichsweise umwelt- schnitte weiterverfolgt. Ein verträgliches und schonende Bodennutzungen, einen relativ generell kooperatives Miteinander von Nut- geringen Zerschneidungsgrad und einen ho- zungs- und Naturschutzaspekten sollte gesi- hen Anteil an naturnahen Kleinstrukturen in chert und ausgebaut werden. der Nutzfläche aus. Sie weisen deshalb für die Erhaltung von Arten und Biotopen der Dieses kann einerseits die Erhaltung der der- Kulturlandschaft eine besondere Bedeutung zeitigen Situation bedeuten. Damit würde die auf. Ihre besondere Vielfalt, Eigenart und hier besonders umweltschonende land- und Schönheit ist ebenso Grundlage für die land- forstwirtschaftliche Nutzung weitergeführt und schaftsgebundene Erholung. besonders gefördert werden. Andererseits sollten in Teilbereichen, die der vorstehend Es handelt sich bei den Gebieten insbeson- beschriebenen Qualität von Strukturreichen dere um Kulturlandschaftsausschnitten nicht mehr • kleinstrukturreiche Grünlandgebiete, entsprechen, umweltschonende Nutzungen • sonstige kleinräumig gegliederte, struktur- wieder etabliert werden. Dieses kann durch reiche Agrarlandschaften häufig im Be- Maßnahmen, beispielsweise des Vertrags- reich geomorphologisch markanter End- Naturschutzes (siehe Kapitel 5.2) erfolgen. moränen, Darüber hinaus sollten kleinere naturnahe • Talräume der größeren Fließgewässer, Lebensräume wiederhergestellt werden. • vielfältige naturraumtypische Küstenland- schaften, Bei der Ausweisung von Landschaftsschutz- • Waldgebiete und Gebiete mit hohem gebieten sollten die Strukturreichen Kultur- Waldanteil und landschaftsausschnitte unter dem Gesichts- • Gebiete mit hohem Flächenanteil an ge- punkt „Arten- und Biotopschutz” angemessen setzlich geschützten Biotopen und sonsti- berücksichtigt werden. gem Feuchtgrünland. Nutzungsändernde Planungen und Vorhaben Die Gebiete sind ein eigenständiger Lebens- sollen in diesen Gebieten die Belange des raum für Tier- und Pflanzenarten der Kultur- Naturschutzes und der Landschaftspflege in biotope. Darüber hinaus sind sie Teillebens- besonderem Maße berücksichtigen. Nähere raum für Tierarten, die auf ein Nebeneinander Ausführungen hierzu enthält das Land- von natur- und kulturbetonten Lebensräumen schaftsprogramm mit seinen Aussagen zu oder Strukturen angewiesen sind. Auch in den „Räumen für eine überwiegend naturver- Bezug auf den Schutz der Wirbellosenfauna trägliche Nutzung”. ist es wichtig, dass neben den vorrangigen Flächen für den Naturschutz kulturgeprägte 4.1.3 Historische Kulturlandschaften Lebensräume in das Blickfeld des Natur- schutzes rücken. Zu den Zielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege gehört auch, historische Im Planungsraum V sind folgende Gebiete Kulturlandschaften und Kulturlandschaftsteile besonders hervozuheben: von besonderer Eigenart zu erhalten (§ 2 • Teilbereiche der Nordfriesischen Inseln, Abs. 1 Nr. 14 BNatSchG und § 1 Abs. 2 • Hattstedter Marsch / Arlau-Niederung, Nr. 17 LNatSchG). Hierzu zählen beispiels- • Nördliches Eiderstedt, weise die Kulturdenkmale nach dem Denk-

89 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

malschutzgesetz (DSchG). Darüber hinaus Siedlungen und Einzelgehöfte als typi- handelt es sich um wichtige Zeugnisse der sche Siedlungsformen, verschiedenen landschaftskulturellen und • Dreikant- und Vierkanthöfe meist auf wirtschaftlichen Tätigkeiten der Menschen in Warften, erweiterte Friesenhäuser („in- Schleswig-Holstein in den vergangenen Jahr- die-Fünf-", „in-die-Sieben-gebaut") und hunderten. Das Landschaftsprogramm Gulfhäuser (Eiderstedter Haubarg) als Schleswig-Holstein enthält hierzu grundsätzli- typische Hausformen, che Aussagen. Historische Kulturlandschaf- • Windmühlen, historische Wasserver- ten und ihre Elemente sind im Planungs- kehrssysteme (Bootsfahrten), Kirchtürme, raum V bisher nur in Ansätzen erfasst. Bezo- Leuchttürme als kulturlandschaftsprägen- gen auf die naturräumlichen Regionen (siehe de Elemente, Kapitel 1.5) sind folgende Kulturlandschaften • extensiv genutztes Marschengrünland, und Landschaftselemente von besonderer Dauerweiden mit Grüppen- und Beetsy- Bedeutung: stemen, Kleingewässer

Nordseeküste mit Inseln: Hohe Geest:

Nordseeküste: • Haufendörfer und verstreut liegende Ein- zelhöfe als kulturlandschaftprägende • Einige Deiche und Köge mit Entwässe- Siedlungsformen. Typische Geestrand- rungsgräben, Pump- und Schöpfwerken siedlungen sind Bredstedt und Husum sowie Schleusen, entwickeltes Vorland. (Hafenplatz, Gottorfer Nebenresidenz mit Schlosspark), Inseln: • Geesthardenhaus (Querdielenhaus) als historische Hausform, nördlichster • Haufendörfer (Boldixum, Keitum, Nebel, Haubarg Schleswig-Holsteins in Nieblum, Norddorf, Süderende, Süddorf, Arlewatthof, Utersum), Straßendörfer (Oevenum, • zahlreiche Dorfkirchen mit wertvollen Oldsum, Wrixum) und verdichtete Streu- Ausstattungen, siedlungen (Alt Westerland, Archsum, • Kratt, Heideflächen, Knicklandschaften. Kampen, List, Morsum, Wenningstedt) als typische Siedlungsformen, Eider-Treene-Sorge-Niederung: • das Uthlandfriesische Haus mit durch Trockenmauern (Friesenwällen) eingefrie- • Weitverzweigte historische Deichanlagen deten Grundstücken als typische Haus- zur Verbindung der Geestinseln und zum form, Schutz der Marschflächen sowie Flussre- • Dorfkirchen mit umgebenden Kirchhöfen gulierungen und Entwässerungssysteme und alten Seefahrer-Grabsteinen, Leucht- zur Trockenlegung der überschwemmten türme auf Amrum, in Hörnum, Kampen, Marschflächen, List und auf Pellworm. Hindenburgdamm • reiche Bauernhauslandschaft mit Fach- und bahntechnischen Anlagen auf Sylt. hallenhäusern, Stapelholmer Häusern, Geesthardenhäusern und Gulfhäusern Halligen: (Seeth), • frühmittelalterliche Bauerndörfer mit • Warftsiedlungen mit engstehenden romanischen Kirchen und wehrhaften uthlandfriesischen Häusern, meist um Rundtürmen (Süderstapel), Fethinge gruppiert, auf künstlichen Ge- • großflächige Feuchtgrünlandkomplexe, ländeerhebungen angeordnet und heute Knicklandschaften. mit Schutzdeichen umgeben. Vorgeest: Marsch: • Danewerk (dänische Grenzbefestigung • Deiche und Köge aus der Zeit unmittelbar des frühen 8. bis späten 12. Jahrhunderts, nach den mittelalterlichen Sturmfluten bis größtes archäologisches Kulturdenkmal in die Neuzeit (Sönke-Nissen-Koog, Nordeuropas), Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog), • Ochsenweg (als Sandpiste erhaltener • Straßendörfer, Marschhufendörfer vorgeschichtlicher Heerweg, Handels- und (Langenhorn, Risum-Lindholm), Altdeich- Kulturschiene),

90 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

• historische Dorfformen (vorwiegend • Landschaftsteile mit weitgehend erhalten Haufendörfer), Heide- und Moorsiedlun- Knicknetz wie gen der Kolonisationszeit (1761-1764), − im südlichen Teil des Marienautales, • Heideflächen, Kratts, Knicklandschaften. − in den Hornholzer Höhen, − westlich der Peelwatt, Ostschleswiger Hügelland: − im oberen Osbektal. • Landschaftlich prägende bauliche En- • Güter mit den durch Knicks unterglieder- sembles wie Gutshöfe, Dorfbereiche und ten Ländereien sowie den Herrenhäusern kleine landwirtschaftliche Höfe. Diese mit ihren Landschaftsparks, Alleen und wurden erhoben in folgenden Bereichen: alten Wegeverbindungen zwischen den − Magdalenenhof, Gütern als charakteristische Elemente, − Martinsstift, • Schlossanlagen in Glücksburg und − Sünderup, Gottorf mit den umgebenden Wasserflä- − Groß-Tarup, chen und angrenzenden Parkanlagen als − Meierhof, herausragende Elemente, − Trögelsby, • dörfliche Streusiedlungen, die häufig aus − Vogelsang, historischen Gutsdörfern hervorgegangen − , sind. Sie bestehen aus Wandständerhäu- − Engelsby-Dorf und sern im Norden und aus Südangeliter − Fruerlund. Häusern im Süden, die mit Reetdächern und Knüppelfirsten ausgestattet sind, Sollen bestimmte historische Waldnutzungs- • Dreiseit-Hofanlagen (als Einzelgehöfte in formen geschützt werden, ist zu beachten, Angeln verbreitet), dass dieses gemäß § 8 Abs. 3 Satz 2 Lan- • charakteristische Fischerorte an der deswaldgesetz nur in den durch Landesver- Schlei (Holm / Schleswig, Arnis, Kappeln ordnung ausgewiesenen Schutz- und Erho- und Maasholm, lungswäldern vorgeschrieben werden darf. • Windmühlen, Wassermühlen, Mühlentei- Der Schutz kulturhistorisch bedeutsamer che und Mühlengehöfte. Waldnutzungsformen kann deshalb in der Regel über eine forstrechtliche Sicherung als In den kommunalen Landschaftsplänen sind Schutzwälder erfolgen. Darüber hinaus ste- die vorgenannten beispielhaften Kulturland- hen der Vertrags-Naturschutz im Wald sowie schaftsteile in dem jeweils gegebenen Um- freiwillige Vereinbarungen als Umsetzungsin- fang in der Bestandsaufnahme soweit wie strumente zur Verfügung. möglich zu erfassen und zu bewerten. Sie sind danach in Text und Karte darzustellen. Historische Garten- und Parkanlagen sind Weiterhin sind die Erfordernisse und Maß- nach § 5 Abs. 2 DSchG geschützt. Ihre Be- nahmen im jeweiligen Einzelfall konkret zu seitigung und Veränderung ist mit Ausnahme ermitteln und festzusetzen. von Pflegemaßnahmen unzulässig. Ausnah- men bedürfen in jedem Einzelfall einer Ge- Für den Bereich der Stadt Flensburg liegt nehmigung durch die zuständige Denkmal- eine Erhebung von Elementen der histori- schutzbehörde. schen Kulturlandschaft vor, die im Land- schaftsplan dargestellt sind. Zu nennen sind 4.1.4 Gebiete mit besonderer hiernach besonders Erholungseignung • Wälder mit teilweise mächtigem Altholz- bestand wie Gebiete mit besonderer Erholungseignung − Marienhölzung, umfassen Landschaftsteile, die sich aufgrund − im Taruper Feld, der Landschaftsstruktur und der Zugänglich- − Twedter Holz. keit der Landschaft besonders für die land- • Reste noch erhaltener grünlandbestimm- schaftsgebundene Erholung eignen. Es sind ter Niederungen wie Teilabschnitte von diejenigen Bereiche herauszuheben, die eine − Marienau, ausgeprägte landschaftliche Vielfalt und so- − Scherrebek, mit ein abwechslungsreiches Landschaftsbild − Westenwatt, aufweisen. − Osbek und − Feuchtgebiet ”Stille Liebe”. Neben der Landschaftsvielfalt ist auch das landschaftstypische Erscheinungsbild mit seiner Unverwechselbarkeit (zum Beispiel

91 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Moore, Heiden, Knicks, Flusstäler) Ausdruck schutzes in Einklang zu bringen. Dies gilt be- der Eignung einer Landschaft für die Erho- sonders bei den vorhandenen Naturschutz- lung. gebieten und den Gebieten, die die Voraus- setzungen für eine Unterschutzstellung nach Die Erholungseignung der einzelnen Gebiete § 17 LNatSchG als Naturschutzgebiet erfül- wird darüber hinaus durch die Lage zu den len. Siedlungsschwerpunkten und ihre Erreichbar- keit (zum Beispiel Bahn- und Busverbindun- In Landschaftsplänen sind gemäß Land- gen einschließlich PKW-Parkplätze) verbes- schaftsplanverordnung geeignete Maßnah- sert. Hierzu tragen auch entsprechende Er- men zur Entwicklung der besonderen Erho- holungseinrichtungen (beispielsweise Rast- lungseignung in diesen Gebieten darzustel- plätze, Bademöglichkeiten, Reit-, Rad- und len. Die erholungsrelevanten Landschaftsteile Wanderwege) sowie kulturelle Sehenswür- sind zu sichern und naturverträglich zu ent- digkeiten (Kulturdenkmale, Museen, Tier- wickeln. parks und anderes) bei.

Der Anteil an Gebieten mit besonderer Erho- 4.2 Einzelmaßnahmen lungseignung ist im Planungsraum V auf- grund der natürlichen Gegebenheiten sehr Im Landschaftsprogramm werden alle Um- hoch (siehe Karte 2). Folgende Gebiete sind setzungsinstrumente des Natur- und Res- hier vor allem zu nennen: sourcenschutzes beschrieben. Hiernach be- • Nordfriesische Inseln, steht das Ziel, sowohl kooperative als auch • Küstenregion Nordfrieslands in unter- ordnungsrechtliche Instrumente einzusetzen. schiedlicher Breite, Bei den nachfolgend genannten Gebieten ist • Eider-Treene-Sorge-Niederung mit Über- deshalb in jedem Einzelfall zu prüfen, auf gangsbereichen zur Hohen Geest, welchem Wege die angestrebten Erfordernis- • Treenetal, se und Maßnahmen am sinnvollsten erreicht • Übergangsbereiche Vorgeest-Hügelland, werden können. Dabei sollte so weit wie • Hügelland um Satrup, möglich das Einvernehmen mit den Betroffe- • Gesamte Ostseeküste mit Schlei und nen vor Ort angestrebt werden. Flensburger Förde. Sofern es in Teilbereichen einer weiterge- Innerhalb dieser großräumigen Bereiche sind henden rechtlichen Sicherung von Natur und Teilgebiete aufgrund ihrer Naturausstattung Landschaft bedarf, ist dieses entsprechend und Nutzbarkeit für Zwecke der Erholung we- den gesetzlichen Bestimmungen im Landes- niger geeignet. Dazu zählen beispielsweise: naturschutzgesetz, Landeswassergesetz. Landesjagdgesetz und Landeswaldgesetz Kreis Nordfriesland: vorzunehmen. Die genaue räumliche Abgren- zung der Schutzgebiete sowie die Ausge- • Feuchtgebiete in der Eider-Treene-Sorge- staltung der Schutzbestimmungen erfolgen Niederung, Jordfleeter Koog in Eiderstedt, unter Berücksichtigung sonstiger Ansprüche Finkhaushallig südwestlich von Husum, an Natur und Landschaft in Rechtsetzungs- der Beltringharder Koog mit dem angren- verfahren. zenden Cecilienkoog und Sönke-Nissen- Koog, die Speicherbecken des Hauke- Bei der Umsetzung der nachfolgenden Erfor- Haien-Kooges, der Friedrich-Wilhelm- dernisse und Maßnahmen des Naturschutzes Lübke-Koog mit dem angrenzenden ist im übrigen davon auszugehen, dass es Naturschutzgebiet Rickelsbüller Koog und sich um eine längerfristige und somit über das Kerngebiet des Gotteskooges. den Planungszeitraum von zehn bis fünfzehn Jahren hinausgehende Aufgabe handelt. Kreis Schleswig-Flensburg: 4.2.1 Programmgebiete des Naturschutzes • Feuchtgebiete in der Eider-Treene-Sorge- Niederung. an der Schlei sowie ihren Noo- Das Landschaftsprogramm nennt in Kapi- ren. tel 2.3 die Umsetzungsinstrumente für Maß- nahmen des Naturschutzes und der Land- Vorhaben für die Erholungsnutzung sind je- schaftspflege. Darauf aufbauend werden die doch auch in Gebieten mit besonderer Erho- nachfolgenden Programmgebiete des Natur- lungseignung mit den Belangen des Natur- schutzes im Planungsraum V dargestellt.

92 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Weil die Zahl der Gebiete sowie die Zahl der Die Vor- und Nachteile vertraglicher Verein- Akteure so zahlreich sind, ist hier nur eine barungen im Vergleich zur Ausweisung von exemplarische Auswahl erfolgt. Neben den Naturschutzgebieten sind in den Erläuterun- Naturschutzbehörden zählen ganz besonders gen zum Landschaftsrahmenplan (Kapi- öffentliche und private Naturschutzstiftungen, tel 3.2) in einer Tabelle zusammengestellt. die Naturschutzverbände, dem Naturschutz gegenüber besonders aufgeschlossene Ge- Das Halligprogramm soll fortgesetzt werden. meinden, Teilnehmergemeinschaften von Es wird auf den Halligen als Chance erkannt, Flurbereinigungsverfahren sowie Privatper- genutzt und erfreut sich großer Akzeptanz. sonen zu den Mitwirkenden in diesen Gebie- Das Halligprogramm trägt heute maßgeblich ten. dazu bei, die extensive Landwirtschaft auf den Halligen zu erhalten. Beispielhaft werden bereits abgeschlossene oder noch laufende und geplante Vorhaben Biotopgestaltende Maßnahmen oder Projekte genannt. Ziel sollte es sein, diese sinnvollen Maßnahmen des Natur- Biotopgestaltende Maßnahmen werden auf schutzes fortzusetzen. Der Landschaftsrah- bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen menplan gibt hierfür mit seinen Planungsvor- durchgeführt, die private oder öffentliche schlägen und -empfehlungen eine Fülle neu- Grundeigentümer freiwillig und unentgeltlich er Angebote. bereitstellen. Die Maßnahmen beinhalten be- vorzugt die Neuanlage einzelner Land- Gemeinsam ist allen Aktivitäten die Umset- schaftselemente, wie zum Beispiel Tümpel, zung des Schutzgebiets- und Biotopverbund- Knicks, Feldgehölze oder die Wiedervernäs- systems auf der von den jeweiligen Akteuren sung vorhandener abflussloser Senken im beschlossenen Ebene. Dieses sollte auch Rahmen des lokalen Biotopverbundes (siehe zukünftig von den Betroffenen vor Ort soweit auch Kapitel 5.2). wie möglich selbst erfolgen und näher fest- gelegt werden. Die Naturschutzbehörden arbeiten bei der Umsetzung der biotopgestaltenden Maßnah- Einen Überblick über die derzeit bestehenden men häufig mit dem Naturschutz gegenüber Förderprogramme und sonstigen Umset- besonders aufgeschlossenen Jägern zu- zungsmöglichkeiten für Projekte und Maß- sammen, von denen vielfach die Impulse für nahmen des Naturschutzes und der Land- die Projekte ausgehen. schaftspflege gibt Tabelle 16 der Erläuterun- gen zum Landschaftsrahmenplan. Die Bau- und Pflanzmaßnahmen werden meist innerhalb eines Jahres fertiggestellt, so Vertragliche Vereinbarungen dass sich die Biotope auch kurzfristig entwickeln können. Vertragliche Vereinbarungen könnten bei- spielsweise in folgenden naturschutzwürdigen Nachstehend werden nur beispielhaft einige Gebieten angestrebt werden: in den 80er und 90er Jahre verwirklichten • Hauke-Haien Koog, Projekte genannt. • Godelniederung, • Anstaumaßnahmen im Gotteskoogsee- • Hülltofter Tief / Ruttebüller See, gebiet durch den Deich- und Hauptsiel- • Wallsbüller Kratt, verband, • Pobüller Bauernholz (Erweiterung), • Biotopgestaltende und Besucherlen- • Wälder der Ostenfelder Geest. kungsmaßnahmen im Katinger Watt (Naturinformationsareal), Weitere geeignete Gebiete sind in Tabelle 18 • Naturschutzmaßnahmen im Naturschutz- mit entsprechenden Hinweisen versehen gebiet „Geltinger Birk”, worden. Bei einem erfolgreichen dauerhaften • Tätigkeit des Naturschutzvereins „Obere Abschluss der vertraglichen Vereinbarungen Treenelandschaft e.V.” unter Mitwirkung wird eine Unterschutzstellung als Natur- der Schrobach-Stiftung im Gebiet Frörup / schutzgebiet voraussichtlich nicht mehr erfor- Oeversee / Großsolt, derlich sein. Darüber hinaus sind vertragliche • Naturschutzmaßnahmen auf dem ehema- Vereinbarungen auch in Natura 2000- ligen Truppenübungsplatz in Harrislee, Gebieten zur Umsetzung der naturschutz- fachlichen Ziele vorgesehen (siehe Tabelle 8, Kapitel 2.1.4.3).

93 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

• Maßnahmen im Bereich des Landschafts- nen und Bürger. Naturschutzmaßnahmen in schutzgebietes „Winderatter See”, Sörup. Flurneuordnungsverfahren haben das Ziel, größere Gebiete für Naturschutzzwecke dau- Vertrags-Naturschutz erhaft zu sichern. Geeignete Räume dafür liegen im Schutzgebiets- und Biotopverbund- Für Aussagen zum Vertrags-Naturschutz wird system der regionale Planungsebene (siehe auf das Kapitel 5.2 verwiesen, für den Ver- Kapitel 4.1.1). Die Trägerschaft für die Um- trags-Naturschutz im Wald auf das Kapi- setzung und Ausführung der Maßnahmen im tel 5.3. Rahmen der Flurneuordnungsverfahren liegt in der Regel bei den örtlichen Akteuren. Die- Flächenankauf se sind in Teilnehmergemeinschaften organi- siert und werden sehr stark auf dem Wege Auf vielen Flächen ist die Wiederherstellung einer aktiven Mitwirkung in das Verfahren natürlicher oder halbnatürlicher Verhältnisse eingebunden. Die administrative und techni- mit den dazugehörigen dynamischen Prozes- sche Umsetzung der Vorhaben erfolgt durch sen (beispielsweise Überschwemmungen) die Ämter für ländliche Räume in Kooperation Ziel von Naturschutzmaßnahmen. Dies gilt im mit den Staatlichen Umweltämtern und den Planungsraum V insbesondere für die unteren Naturschutzbehörden. Küstenräume und Niederungen. Eine wirt- schaftliche Nutzung der Flächen ist in sol- In Flurneuordnungsverfahren durchgeführte chen Fällen dann kaum mehr möglich. Um Naturschutzprojekte im Planungsraum V sind die dann möglicherweise vollständigen Er- beispielsweise: tragseinbußen auszugleichen, ist auch eine • Seelandmoor, Schleswig-Flensburg, Förderung im Rahmen des Vertrags-Natur- • Ekeberger See, Schleswig-Flensburg, schutzes in der Regel nicht ausreichend. Da- • Büchmoor, Schleswig-Flensburg, her ist der Erwerb der Flächen Vorausset- • Bollingstedter Moor, Schleswig-Flensburg, zung für die Realisierung der Naturschutz- • Hechtmoor, Schleswig-Flensburg, ziele. Dieses ist satzungsgemäße Aufgabe • Ostermoor, Nordfriesland und Schleswig- der Stiftung Naturschutz. Die Kreise Nord- Flensburg, friesland und Schleswig-Flensburg stellen • Tielener Moor, Schleswig-Flensburg, Ausgleichsgelder aus Eingriffshandlungen für • Sorgeschleife, Schleswig-Flensburg Flächenankäufe zur Verfügung. • Obere Treenelandschaft, Schleswig- Flensburg. In den folgenden, beispielhaft ausgewählten Projektgebieten wurden oder werden umfang- Naturschutzmaßnahmen in vorhandenen reiche Flächenankäufe für Naturschutz- Schutzgebieten zwecke getätigt: • Wildes Moor bei Schwabstedt, Auch bereits ausgewiesene Naturschutzge- • Godelniederung/Föhr, biete bedürfen in vielen Fällen verschiedener • Ostermoor bei Seeth, individuell festzulegender Schutz-, Pflege- • Gotteskoogsee, und Entwicklungsmaßnahmen. Die einzelnen • Tollenmoor, Vorhaben werden zwischen den Grundeigen- • Alte-Sorge-Schleife, tümern, den zuständigen Naturschutzbehör- • Geltinger Birk, den sowie den das Gebiet betreuenden Na- • Winderatter See, turschutzverbänden abgestimmt. Neben der • Süderstapeler Westerkoog, Anlage von besucherlenkenden Maßnahmen • Wellspanger Au, müssen zum Erhalt charakteristischer Kultur- • Tielener Moor, biotope traditionelle extensive Nutzungen • Standortübungsplatz Harrislee, beispielsweise durch Schafherden aufrecht • Linnauniederung. erhalten oder nachgeahmt werden. In den Naturschutzgebieten „Am Treßsee” sowie Naturschutzmaßnahmen in Flurneuord- „Haithabu / Dannewerk” geschieht dies in be- nungsverfahren sonders vorbildlicher Weise durch die be- treuenden Naturschutzverbände mit ihren ak- In Flurneuordnungsverfahren erfolgen erfor- tiven Mitgliedern. Weitere wichtige Maßnah- derliche und auf die Agrarstruktur abge- men in vorhandenen Schutzgebieten bilden stimmte Landtausche, Biotopmaßnahmen die Besucherinformation durch Informations- und rechtliche Abwicklungen im Grundbuch tafeln und fachkundige Führungen durch die und Kataster unter Mitwirkung der Bürgerin- Schutzgebietsbetreuer.

94 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Eider-Treene-Sorge-Konzept ärmeren Feuchtgebietes mit ganzjährig höhe- ren Wasserständen. Nach erfolgtem Flächen- Die Eider-Treene-Sorge-Niederung erstreckt ankauf wurde durch Anstaumaßnahmen ein sich auf Teile der Kreise Nordfriesland und weitgehend geschlossenes System der Was- Schleswig-Flensburg sowie Dithmarschen serstandsführung mit höheren Wasserstän- und Rendsburg-Eckernförde. Sie ist mit ihrer den geschaffen. Auf der Grundlage eines reichen Naturausstattung und ihrer großen Schutz-, Pflege- und Entwicklungsplanes soll biologischen Vielfalt eine der herausragenden den unterschiedlichen Habitatansprüchen der Landschaften Schleswig-Holsteins. hier lebenden Pflanzen und Tiere durch ge- zielte Maßnahmen Rechnung getragen wer- Die Landesregierung hat 1990 den Entwurf den. Die Flächen sind überwiegend an örtli- eines Entwicklungskonzeptes für die Eider- che Landwirte zur Pflegenutzung verpachtet. Treene-Sorge-Niederung beschlossen, um ungünstige Auswirkungen des landwirtschaft- Ziel im Ostermoor bei Seeth ist es, diese lichen Strukturwandels auf die Regionalent- Flächen sowie angrenzende Feuchtgrünlän- wicklung sowie auf Natur und Landschaft zu dereien dauerhaft zu vernässen und mög- vermeiden. Auch sollten neue zukunftsbezo- lichst natürliche dynamische Verhältnisse gene fachübergreifende Denk- und Hand- wiederherzustellen. Bei den weiteren Planun- lungsansätze erarbeitet und umgesetzt wer- gen und Maßnahmen steht der Grunderwerb den. an vorderster Stelle. Bereits von der öffentli- chen Hand erworbene Flächen werden an Ziel des integrierten Entwicklungskonzeptes örtliche Landwirte mit Auflagen zur extensi- ist es, diesen Natur- und Kulturraum in seiner ven Bewirtschaftung verpachtet. Gesamtheit ökologisch zu sichern und weiter zu entwickeln. Dabei sollen die Interessen Weitere Programmgebiete des der in diesem Raum lebenden und arbeiten- Naturschutzes den Menschen berücksichtigt sowie die wirt- schaftliche Entwicklung soweit wie möglich • Fortsetzung des Programms zur Rena- gefördert werden. turierung des Gotteskoogseegebietes Soweit Flächen für die Landwirtschaft Ein Schwerpunkt des Konzeptes liegt in der nicht mehr benötigt werden und ein frei- Förderung des flächenhaften Naturschutzes. williger Tausch in Niederungsflächen des Auf diesem Wege sollen im Rahmen einer Schmaleeinzugsgebietes möglich ist, Gesamtkonzeption auch bessere Bedingun- sollte zunehmend ein gezieltes und zen- gen für die Entwicklung eines naturbezoge- trales Wassermanagement durchgeführt nen sanften Tourismus geschaffen werden. werden. Dieses dient dem Naturschutz und hilft zugleich Schöpfwerkskosten spa- Ein Verbundsystem mit großflächigen Schutz- ren. Die Trägerschaft sollte beim Deich- gebieten, die räumlich durch Entwicklungszo- und Hauptssielverband Südwesthörn- nen verbunden sind, bilden den Kern der Na- Bongsiel liegen. turschutzplanung. Insgesamt sollen 20 Proz- ent der Gesamtfläche des Programmgebietes • Der Schwabstedter Westerkoogpolder als vorrangige Flächen für den Naturschutz ist eine wasserwirtschaftliche Anlage, die gesichert oder entwickelt werden. Diese Flä- der Treeneentlastung bei Hochwasser chen sollen von der Stiftung Naturschutz er- dient. Der Polder kann seine Funktion worben werden. In insgesamt 25 Einzelpro- heute kaum noch erfüllen, da weite Teile jekten konnte die Stiftung Naturschutz bislang verlandet und zugewachsen sind. Wegen über 4.156 Hektar in der Region erwerben. Im dieser Entwicklung zum Sumpf und Au- Planungsraum V liegen die Vorranggebiete wald ist der Polder heute naturschutzwür- „Alte-Sorge-Schleife” (Kreis Schleswig- dig. Flensburg) und „Ostermoor bei Seeth” (Kreis Nordfriesland). • Die Eiderstedter Marsch weist erhebli- che Höhenunterschiede auf. Die Entwäs- Die Alte-Sorge-Schleife mit dem Colsrak- serung orientiert sich an Niederungsge- moor und angrenzenden Niedermoorflächen, bieten und alten Prielrinnen. Allein was- ist ein großräumiges Feuchtgebiet von ge- serwirtschaftliches und ökonomisches Ziel samtstaatlich repräsentativer Bedeutung im sollte es sein, die tiefsten Punkte Eider- Herzen der Eider-Treene-Sorge-Niederung. stedts, soweit mit der Landwirtschaft frei- Ziel ist hier die Entwicklung eines nährstoff- willig vereinbar, aus der Nutzung heraus-

95 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

zunehmen und einem Wassermanage- Biotoptypenspektren. Folgende Teilziele sol- ment des Deich- und Hauptsielverbandes len lebensraumübergreifend verfolgt werden: Eiderstedt zu unterstellen. Zugleich soll- − Wiederherstellung des natürlichen ten in diesem Gebiet Biotope für die Bodenwasserhaushaltes, Trauerseeschwalbe entwickelt werden − großflächige Aufhebung der nutzungsbe- (siehe Kapitel 5.2). dingten Einteilung der Offenlandschaft und Überführung in eine standortbedingte • Renaturierung des Naturschutzgebie- Einteilung; Schaffung „grenzenloser” tes Ahrenviölfelder Westermoor Übergänge durch die Einrichtung groß- Das Hoch- und Übergangsmoor in der flächtiger Extensiv – Weidelandschaften, Arlauniederung liegt auf der Wasser- − eigendynamische Entwicklung großflächi- scheide zwischen der Arlau und der ger zentraler Wald- und Moorbereiche. Treene nördlich Treia. Es ist das einzige noch in Ansätzen erhaltene Moor der Gemäß der Vorgaben des Bundesministeri- Arlauniederung. Der Nordrand mit sandi- ums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi- gem Untergrund ist tiefgründig entwässert cherheit soll sich die zukünftige Entwicklung und verhindert ein Aufstauen des Moor- des Kerngebietes vorrangig an den Ansprü- körpers. Soweit mit der Landwirtschaft chen der hier vorkommenden Tier- und Pflan- freiwillig vereinbar sollten die im Norden zenarten orientieren. Einschränkungen der angrenzenden Grünlandflächen aus der Nutzungsmöglichkeiten sollen im einzelnen Nutzung herausgenommen der natürli- im Pflege- und Entwicklungsplan detailliert chen Entwicklung zugeführt und die Vor- und flächenscharf dargestellt werden. Grund- flut, soweit noch erforderlich, in weitem sätzlich ist sicherzustellen, dass im Kernge- Abstand nach Norden verlegt werden. biet keine weitere Bebauung, kein weiterer Abbau von Bodenschätzen, keine Einrichtung • Das Moor bei Ostenau grenzt an das touristischer Anlagen und Freizeitanlagen gemeldete NATURA 2000-Gebiet sowie kein Neu- oder Ausbau von Wegen, ”Pobüller Bauernwald”. Der Südteil des Straßen, Schienenwegen und Energieversor- Moores ist intensiv als Grünland genutzt, gungsanlagen erfolgt. der Nordteil ist degradiertes Heidemoor. Soweit mit der Landwirtschaft freiwillig − Bestehende touristische Anlagen und vereinbar, sollten die Grünlandflächen aus Freizeitanlagen sind nach Möglichkeit aus der Nutzung herausgenommen und die dem Kerngebiet zu verlegen, bezie- mittig das Moor durchschneidenden Vor- hungsweise ist ihre Nutzung im Sinne ei- flut sukzessive herausgenommen werden. ner naturverträglichen, mit den Zielen des Ziel ist eine Wiederververnässung und die Projektes konformer Erholung auszurich- Entwicklung verschiedener Moorstadien. ten.

• Projekt „Obere Treenelandschaft” − Es ist anzustreben, bestehende Freilei- tungen im Kerngebiet unterirdisch zu ver- Das Projektgebiet ”Obere Treenelandschaft” legen, soweit dies aus naturschutzfachli- umfasst zusammen mit dem dazugehörigen cher Sicht unbedenklich ist. Kerngebiet einen 6.950 Hektar großen Be- reich im Übergang der Geest zum Östlichen − Die Rekultivierungsplanungen für die ge- Hügelland etwa zehn Kilometer südlich von nehmigten und noch in Betrieb befindli- Flensburg (siehe Abbildung 10). Einge- chen Abgrabungen im Kerngebiet sind im schlossen sind landschaftlich reizvolle Ge- Rahmen der Pflege- und Entwicklungs- biete um den Treßsee und Sankelmarker planung zu überprüfen und soweit erfor- See, entlang der Treene, mit Dünen, Heiden, derlich entsprechend den Anforderungen Mooren, Feuchtwiesen und Wäldern in den der Projektziele zu überarbeiten. Gemeinden Sankelmark, Freienwill, Großsolt, Oeversee, Tarp und . Das aus Mitteln des Bundesprogramms „Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Ziel des Projektes ist die Schaffung eines Teile von Natur und Landschaft mit ge- ausreichend großen, zusammenhängenden samtstaatlich repräsentativer Bedeutung” und überwiegend nach Naturschutzgesichts- mitfinanzierte Projekt umfasst ein Gesamt- punkten entwickelten Ausschnitts der nord- volumen von rund 10 Millionen Euro. westdeutschen Jungmoränenlandschaft mit möglichst vollständigen landschaftstypischen

96 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildung 10: Projektgebiet ”Obere Treenelandschaft”

97 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

98 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Sie sollen vor allem für den Grunderwerb / die spruch nach § 42 LNatSchG. Handelt es sich langfristige Pacht, die Durchführung von bio- um verhältnismäßige Regelungen kann dar- topersteinrichtenden oder -lenkenden Maß- über hinaus auch ein Anspruch nach § 43 nahmen und die Erstellung von Pflege- und LNatSchG bestehen. Entwicklungsplänen eingesetzt werden. Bei einzelnen Gebieten wird im Erläuterungs- Die Trägerschaft des Naturschutz-Groß- band (Kapitel 3.2) auf Nutzungen oder Ent- projekts liegt beim Naturschutzverein „Obere wicklungen hingewiesen, die sich nachteilig Treenelandschaft”. Zum Zwecke der natur- auf das Gebiet auswirken. Im Zuge der Unter- schutzrechtlichen Sicherung soll das Kernge- schutzstellung ist im Einzelfall zu prüfen, wel- biet – soweit dies noch nicht bereits gesche- che Maßnahmen beziehungsweise finanziel- hen ist – bis zum Ende der Projektlaufzeit als len Konsequenzen hieraus abzuleiten sind. Naturschutzgebiet ausgewiesen werden (sie- he Kapitel 4.2.2). Das Projekt wird durch die Die in Tabelle 18 genannten Gebiete werden vereinfachte Flurneuordnung „Obere mit der Darstellung im Landschaftsrahmen- Treenelandschaft“ unterstützt. plan vorrangige Flächen für den Naturschutz gemäß § 15 Abs. 1 Nr. 2 LNatSchG. Sie sind • TEN-Projekt Krusau / Bongsieler Kanal von den Gemeinden gemäß § 6 Abs. 5 LNatSchG in die gemeindlichen Landschafts- TEN (Transnational Ecological Network) – ein pläne aufzunehmen. Angaben in Klammern ökologisches Netzwerkprojekt der EU – hat kennzeichnen eine teilweise Gebietsbetrof- es sich zum Ziel gesetzt, in internationaler fenheit. Sofern diese Gebiete gleichzeitig Be- Kooperation mehrerer Regionen in Europa standteil des Europäischen Netzes wasserabhängige Lebensräume und ihre NATURA 2000 sind oder werden sollen, wird Durchgängigkeit für die hier (potenziell) vor- auf die in Kapitel 2.1.4.3 dargestellten rechtli- kommenden Tierarten zu verbessern. Das chen Auswirkungen hingewiesen. Projekt wird im Planungsraum V im Einzugs- gebiet der Krusau und des Bongsieler Kanals Die Betreuung der Naturschutzgebiete bei- verfolgt, die sich sowohl auf dänischem als spielsweise durch Naturschutzverbände wird auch auf deutschem Gebiet erstrecken. Die im Anschluss an die Unterschutzstellung ge- im Rahmen dieses Projektes aufgezeigten regelt. Maßnahmen sollen nun von den örtlichen Akteuren aufgegriffen und mit maßgeblicher Die in Tabelle 18 genannten Gebiete werden, Förderung der EU und des Landes sofern sie größer als 20 Hektar sind, gemäß Schleswig-Holstein umgesetzt werden (siehe § 15 Abs. 3 LNatSchG im Regionalplan für auch Aussagen in Kapitel 4.2.6). den Planungsraum V als Vorranggebiete dar- gestellt, wenn sie weitestgehend nach 4.2.2 Naturschutzgebiete § 15a LNatSchG geschützte Flächen enthal- ten. In Anpassung an das Landschaftsprogramm werden nachfolgend die Gebiete dargestellt, Umsetzungsprioritäten die im Planungsraum V die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung gemäß § 17 Eine Ausweisung als Naturschutzgebiet soll LNatSchG erfüllen. In jedem Einzelfall ist zu zunächst für die nachfolgend aufgeführten prüfen, ob es erforderlich ist, ein Rechtset- Gebiete mit folgenden Prioritäten erfolgen: zungsverfahren zur Unterschutzstellung ein- • Priorität I: Umsetzung kurzfristig: zuleiten, oder ob durch andere Instrumente Ein Rechtsetzungsverfahren ist derzeit wie Vertragliche Vereinbarungen der Schutz bereits eingeleitet. gewährleistet werden kann (vergleiche Kapi- • Priorität II: Umsetzung mittelfristig: tel 4.2.1). Vorbereitungen für ein Rechtsetzungs- verfahren sind derzeit abgeschlossen. In den Verordnungen über die Naturschutz- • Priorität III: Umsetzung langfristig: gebiete können Regelungen zur land-, forst- Vorbereitungen für ein Rechtsetzungs- und fischereiwirtschaftlichen Bodennutzung verfahren sollen innerhalb der nächsten erlassen werden, die über die Anforderungen vier Jahre eingeleitet werden. der guten fachlichen Praxis hinausgehen. Schränken diese Regelungen die Nutzung Verändern sich die Bedingungen vor Ort, von Grundflächen in unverhältnismäßiger können sich die genannten Prioritäten (je- Weise ein, besteht ein Entschädigungsan-

99 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

weils in Klammern hinter den Gebieten ver- • Eider-Treene-Sorge-Niederung, Teil merkt) jedoch verschieben. Schwabstedter Westerkoog (2003) • Untereider (2004) Stadt Flensburg: • Pobüller Bauerwald (2004) • Twedter Feld (I) • Dünen St. Peter (2004) • Wälder der Ostenfelder Geest (2006) Kreis Nordfriesland: • Süderlügumer Binnendünen (2006) • Ostermoor bei Seeth (II), • Lütjenholmer Süderheide (III), Kreis Schleswig-Flensburg: • Erweiterung NSG Löwenstedter Sand- • Schlei, Strandseen, Noore und Dünen der berge (III), Schleilandschaft, Schleiförde incl. • Erweiterung NSG Eichkratt Schirlbusch Schleisand (2002) (III). • Eider-Treene-Sorge-Niederung, Teil Treene zwischen Hollingstedt und Kreis Schleswig-Flensburg: Friedrichstadt (2003) • Erweiterung NSG Os bei Süderbrarup (II) • Eider-Treene-Sorge-Niederung, Teil Alte • Überarbeitung und Erweiterung NSG Sorge (2004) Oehe – Schleimünde (II) • Pobüller Bauernwald (2004) • Höftland Bockholmwik und angrenzende • Wälder bei Bergenhusen (2004) Steilküsten (II) • Eider-Treene-Sorge-Niederung, Teil • Habernis und Umgebung (II) Süderstapeler Westerkoog (2005) • Erweiterung NSG Geltinger Birk (III) • Eider-Treene-Sorge-Niederung, Teil • Wallsbüller Mühlenstrom (III) Südermoor bei Bergenhusen (2005) • Erweiterung NSG Tetenhusener Moor (III) • Eider-Treene-Sorge-Niederung, Teil • Erweiterung NSG Dünen am Treßsee / Tielner Moor (2005) Fröruper Berge (III) • Eichenwälder der Böxlunder Geest (2006) • Treenetal oberhalb Treia mit • Idstedtwege / Langsee (2006) Bollingstedter Au / Kielstau (III) • Erweiterung NSG Düne am Rimmelsberg (III)

Für das Ostermoor bei Seeth, die Lütjenholmer Süderheide und das Twedter Feld liegen einstweilige Sicherstellungen vor. Ein Unterschutzstellungsverfahren für das Twedter Feld ist eingeleitet worden.

Wie sich auch aus Tabelle 18 und der Dar- stellung in Karte 1 ergibt, sind eine Reihe der aufgeführten Gebiete auch als Bestandteile des Europäischen Netzes Natura 2000 anzu- sprechen.

Eine Umsetzung der Erhaltungsziele (siehe Tabelle 8) soll zunächst über Vertragliche Vereinbarungen für nachfolgend aufgeführte Gebiete erfolgen (in Klammern: voraussichtli- cher Beginn der Bearbeitung).

Kreis Nordfriesland: • Nordfriesische Halligen (2002) • Godelniederung auf Föhr (2003) • Gotteskoog-Gebiet, Ruttebüller See (2003) • Hauke-Haien-Koog (2003) • Eider-Treene-Sorge-Niederung, Teil Treene zwischen Hollingstedt und Friedrichstadt (2003)

100 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 18: Gebiete, die die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG als Naturschutzgebiet erfüllen

Gebiet Gemeinde Größe Schutzzweck Programm NATURA 2000 in Hektar

Erweiterung bestehender Naturschutzgebiete im Kreis Nordfriesland Nord-Sylt List 55 • Einbeziehung und Erhalt einiger wichtiger Flächen - (Dünengipfel und zwei nasse Dünentäler westlich List) in das bestehende Naturschutzgebiet Braderuper Heide Kampen, 71 • Einbeziehung, Erhalt und Entwicklung von unmittelbar - Wenning- angrenzenden Flächen stedt Morsum Kliff Sylt - Ost 192 • Erhalt und Entwicklung der natürlichen Übergänge von - trockener Heide über Feuchtheide bis hin zur Salzwiese Baakdeel - Rantum 84 • Erhalt der Dünenmorphologie und der typischen Dünen- - Rantum vegetation Hörnum Odde Hörnum 19 • Einbindung und Erhalt des im Nordosten an das beste- - hende Naturschutzgebiet angrenzenden Dünenkomple- xes (”Weiße Düne”) Amrumer Wittdün 72 • Einbeziehung und Erhalt des Dünengebietes östlich des - Dünen bestehenden Naturschutzgebietes

Süderlügumer Süder- 122 • Einbeziehung und Erhalt eines stark reliefierten, fast FFH Binnendünen lügum, baumfreien Binnendünengebietes mit Dünen- und Heide- und Westre vegetation verschiedener Altersstadien Schwansmoor Schwarzberger Westre 12 • Erhalt und Entwicklung eines durch hohe Dünen und zwei FFH Moor größere Zwischenmoore geprägten Kernbereichs der Binnendünenlandschaft Süderberge Süder- 15 • Einbeziehung und Erhalt ökologisch gleichwertiger, zur FFH lügum Zeit durch die Naturschutzgebietsgrenze geteilter Le- bensräume Erlenbruch bei Leck, 23 • Einbeziehung und Erhalt des morphologisch ausgepräg- - Leck / Schwarze Stadum ten Talraumes der Schwarzen Au sowie eines angren- Au zenden Binnendünenkomplexes Lütjenholmer Lütjenholm, 19 • Einbeziehung und Erhalt von angrenzenden Flächen in - Heidedünen der Binnendünen- und Heidelandschaft an der Soholmer Au Schirlbusch Drelsdorf 39 • Einbeziehung, Erhalt und Entwicklung von direkt an das - Naturschutzgebiet angrenzenden Flächen. Pobüller Bau- 76 • Einbindung weitgehend extensiv genutzter Laubmisch- FFH ernwald (mit waldareale unterschiedlicher Ausprägung Teilflächen im Hinweis: Kreis Schleswig- • Schutz auch durch vertragliche Vereinbarung möglich Flensburg) Löwenstedter Jodelund, 63 • Einbeziehung, Erhalt und Entwicklung von direkt an das (FFH) Sandberge Löwenstedt Naturschutzgebiet angrenzenden Flächen. Wildes Moor bei Winnert 500 • Einbeziehung und Erhalt von westlich des bestehenden (FFH) Schwabstedt (mit Naturschutzgebietes angrenzende, von Buchenmisch- (Vogelschutz) Teilflächen im wäldern, Grünland, zum Teil auch Ackerflächen einge- Kreis Schleswig - nommenen Altmoränenhängen Flensburg) • Erhalt und Entwicklung eines großen, überwiegend unge- nutzten Geestrand - Naturraumes in Verzahnung mit historischer Kulturlandschaft Neue Gebiete im Kreis Nordfriesland Lister Marsch List 112 • Erhalt von Brackwasserröhrichten, -hochstaudenfluren, - aussüßenden und zum Teil quellwasserbeeinflussten Salzwiesen und Verlandungsstadien sowie Graudünenre- sten, Feuchtheide-Moor-Komplexe und Magerrasen-, Heideinitialvegetation Archsumer Sylt - Ost 206 • Erhalt und Entwicklung der größten zusammenhängen- - Salzwiesen den, noch unbedeichten Inselsalzmarsch Nordfrieslands • Entwicklung von mehr oder weniger ungestörten Salz- wiesen Rantumer Rantum 45 • Erhalt und Entwicklung der ausgedehnten, zusammen- - Salzwiesen hängenden Salzmarsch an der wattenmeerexponierten Küste vor Rantum

101 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 18: Gebiete, die die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG als Naturschutzgebiet erfüllen

Gebiet Gemeinde Größe Schutzzweck Programm NATURA 2000 in Hektar

Neue Gebiete im Kreis Nordfriesland Hörnumer Hörnum 224 • Erhalt von großen, nassen, von einzelnen niedrigen - Dünen Dünenzügen oder -kuppen weiter gegliederten Dünentä- lern Hinweis: • Prüfung einer Erweiterung im Bereich der Pidder-Lüng- Kaserne nach deren Beseitigung Risum / Nord - Norddorf 73 • Erhalt von teilweise mehr oder weniger nassen von Röh- - Amrum richten eingenommenen kuppig überdünten Bereichen mit zahlreichen Kleinstrukturen der ehemaligen Priele, Fluttümpel, Kleinstdünen • Erhalt eines Teils des kleinflächigen Standortmosaiks mit Vorkommen auch besonders schützenswerter Pflanzen- und Tierarten Amrumer Heide Nebel, 244 • Erhalt und Entwicklung des ursprünglichen Inselgeest- - Norddorf charakters • Erhalt von Landschaftsteilen mit hohem Heideanteil und lockeren, parkartigen, auf der Insel heimischen Baumbe- ständen sowie anderen Elementen einer extensiven Kulturlandschaft Amrumer Nebel, 73 • Erhalt und Entwicklung naturnaher bis natürlicher Bedin- - Strandwiesen Norddorf gungen im wattseitigen, neun Kilometer langen Küsten- saum des Amrumer Geestkerns • Erhalt des Wechsels von Kliffs und verlandeten, heute von Salzwiesen eingenommenen Buchten Südost Amrum Wittdün, 139 • Erhalt des gesamten Standort- und Biotopkomplexes des - Nebel sanft abfallenden Geestbereichs im Süden Amrums • Erhalt der naturnah erhaltenen Übergänge zur randlich übersandeten Marsch im Bereich des Wittdüner Hakens sowie Teile der Marsch selbst Godelniederung Utersum, 158 • Erhalt einer Salzwiesen- und Niederungslandschaft Vogelschutz Witsum, • Erhaltung des unterschiedlichen Zusammenspiels Borgsum, zwischen Salz- und Süßwasser Nieblum • Erhalt der küstenmorphologischen Vorgänge insbesonde- re im Mündungsbereich der Godel in das Wattenmeer Hinweis: • Berücksichtigung der insularen Planung • Schutz auch durch freiwillige Vereinbarungen möglich Hallig Langeneß Langeneß 839 • Erhalt und Wiederherstellung möglichst naturnaher Vogelschutz Salzwiesenstrukturen, wie sie sich durch die Höhenlage der Hallig und die Lage der Sommerdeiche ergeben • Verteilung von Weide- und Mähflächen nach altem Vor- bild über lange Zeit • Abstimmung der touristischen Belange mit den Natur- schutzzielen und –erfordernissen Hinweis: • Schutz ist durch das Halligprogramm gewährleistet • Weitergehende Regelungen sind auch durch vertragli- che Vereinbarungen möglich Hallig Oland Langeneß 94 • Erhalt großer ungenutzter Vorlandbereiche mit umfang- Vogelschutz reichen Seegraswiesen, höhergelegenen Salzwiesen und extensiv nutzbaren Grünlandbereichen im Übergang zu bunten Süßgrasrasen auf engem Raum Hinweis: • Schutz ist durch das Halligprogramm gewährleistet • Weitergehende Regelungen sind auch durch vertragli- che Vereinbarungen möglich Hallig Gröde - Gröde- 190 • Erhalt der vorhandenen Struktur- (Priel- und Flutstruktu- Vogelschutz Appelland Appeland ren) und Vegetationsvielfalt Hinweis: • Schutz ist durch das Halligprogramm gewährleistet • Weitergehende Regelungen sind auch durch vertragli- che Vereinbarungen möglich

102 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 18: Gebiete, die die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG als Naturschutzgebiet erfüllen

Gebiet Gemeinde Größe Schutzzweck Programm NATURA 2000 in Hektar Neue Gebiete im Kreis Nordfriesland Hallig Nord- Nordstrand 157 • Erhalt der vielfältigen, früher durch die ungehemmte Ge- Vogelschutz strandischmoor zeiten- und Meeresdynamik entstandenen Salzwiesen- strukturen Hinweis: • Schutz ist durch das Halligprogramm gewährleistet • Weitergehende Regelungen sind auch durch vertragli- che Vereinbarungen möglich Waldhusener Tief Pellworm 60 • Erhalt des alten Flutrinnensystems mit begleitenden - Grünlandflächen und Salzrasen mit einem möglichst na- turnahen Wasserregime, soweit wasserwirtschaftlich ver- tretbar Hülltofter Tief / Aventoft 94 • Erhalt und Entwicklung der eingedeichten, großflächig Vogelschutz Ruttebüller See von Röhrichten und Weidengebüschen eingenommenen (FFH) Wiedau - Niederung • Erhalt des von einer geschlossenen Röhrichtzone umge- benden Ruttebüller Sees Hinweis: • Schutz auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Haasberger See , 66 • Erhalt des zunehmend verlandenden, von großflächigen Vogelschutz Süder- Schilf-Röhrichten unterschiedlicher Ausprägung einge- lügum nommenen und von Grünländereien umgebenden Sees Gotteskoogsee Neukir- 466 • Erhalt und Entwicklung eines sehr großflächigen ge- Vogelschutz chen, schlossenen Röhrichtbiotopkomplexes • Erhalt zahlreicher kleinerer eingelagerter Weidengebü- sche um zentrale etwa 30 Hektar große offene Wasser- fläche • Erhalt der speziellen hydrologischen Situation • Erhalt des brackigen Gewässermilieus Hinweis: • Schutz ist durch grundbuchliche Sicherung gewährleistet • Weitergehende Regelungen sind auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Bottschlotter See Fahretoft, 186 • Erhalt des von großflächigen Röhrichten und Großseg- - Risum- genriedern eingenommenen sowie von Feuchtgrünland Lindholm unterschiedlicher Ausprägung umgebenen Bottschlotter Sees Hauke-Haien- Dagebüll, 542 • Erhalt und Entwicklung der Wasserflächen mit stark ge- Vogelschutz Koog gliederten Schilfröhrichten und angrenzenden Feucht- grünlandflächen Hinweis: Schutz auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Untere Arlau Hattstedter- 72 • Erhalt und Entwicklung des eingedeichten, von Flutrasen- - marsch, Röhricht-Komplex geprägten Unterlaufs der Arlau Untereider von Oldenswort 420 • Erhalt und Entwicklung des eingedeichten Verlaufs der Vogelschutz Nordfeld bis Witzwort, Eider mit unterschiedlichen Watt- und Uferbereichen FFH Tönning (mit Kolden- • Erhalt von angrenzenden Überschwemmungsflächen und Teilflächen im büttel, Feuchtgrünländereien Kreis Friedrich- Hinweis: Dithmarschen) stadt, Schutz auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Drage Schwabstedter Schwab- 248 • Natürliche Weiterentwicklung des seit seiner Eindeichung Vogelschutz Westerkoog stedt weitestgehend landwirtschaftlich nicht mehr genutzten Polders (Einrichtung zur Regulierung von Hochwasser- ständen) • Erhalt großflächiger Schilfröhrichte und eingestreuter größerer Weidengebüsche sowie einigen kleineren Was- serflächen und einzelne, botanisch wertvolle Nieder- moorgrünländereien Hinweis: • Prüfung der Möglichkeit einer Erweiterung in westliche Richtung • Für das Gebiet wurden freiwillige Naturschutzverein- barungen getroffen, so dass derzeit von einer Natur- schutzgebietsausweisung abgesehen wird.

103 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 18: Gebiete, die die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG als Naturschutzgebiet erfüllen

Gebiet Gemeinde Größe Schutzzweck Programm NATURA 2000 in Hektar Neue Gebiete im Kreis Nordfriesland Ehemaliges Tönning 402 • Erhalt und Entwicklung der insgesamt naturnahen Vogelschutz Katinger Watt Eidermündungslandschaft FFH • Erhalt großflächiger Schilf- und Meersimsenröhrichten mit landeinwärts anschließenden, extensiv genutzten, aus- süßenden Salzwiesen Hinweis: Schutz durch örtliches Entwicklungskonzept gewährleistet Brösumer St. Peter - 33 • Erhalt als Brut- und Rastlebensraum für Wat-, Wasser- - Spätinge Ording und Röhrichtvögel • Erhalt des bedeutenden Biotopkomplexes aus Wasser- flächen, Schilfröhrichten, Feuchtgrünland und Salzwiesen Küstendünen St. Peter - 372 • Erhalt und Entwicklung des einzigen bedeutenden Fest- (FFH) Sankt Peter Ording landdünengebietes der Deutschen Nordseeküste Hinweis: Schutz auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Brachfläche Leck 14 • Erhalt und Entwicklung des noch erhaltenen Teils der - Leckfeld Heidelandschaft im Übergang zwischen grundwasserbe- einflusster Altmoränenrandlage zu anschließenden Nie- derungen • Erhalt von Feuchtheiden, Heide und Moorweihern • Erhalt der botanisch besonders wertvollen Sonderstand- orte auf Mergel Kuhholz Gaarde / Sprakebüll 19 • Erhalt und Entwicklung eines grundwasserbeeinflussten - Gaarder Bauern- Primärwaldrestes aus altem Gutsbesitz wald Bargumer 64 • Erhalt und Entwicklung eines großen ursprünglichen Bin- FFH Heide nendünengebietes • Erhalt des historisch geprägten offenen bis halboffenen Heidecharakters Lütjenholmer Lütjenholm 214 • Erhalt und Entwicklung einer naturnahen Heide-, Binnen- (FFH) Süderheide dünen- und Talmoorlandschaft • Sicherung des Lebensraumes seltener Tiere und Pflan- zen als Ausschnitt der historischen Kulturlandschaft Anmerkung: Einstweilig sichergestellt durch Landesverordnung vom 10. Mai 2001, GVOBl. Schl.-H., Seite 69 Talraum Ahrenshöft 113 • Erhalt und Entwicklung des sehr strukturreichen Talrau- - Ahrenshöft mes • Sicherung der hohen Lebensraumvielfalt mit Hoch- und Niedermooren, quelligem, artenreichem Grünland sowie einer an Kleinstrukturen (insbesondere ausgeprägtem Trockenwallsystem) reichen Weidelandschaft Schobüller Schobüll 61 • Erhalt und Entwicklung des einzigen unbedeichten - Küste Küstenabschnitts der schleswig-holsteinischen Festland- küste mit direkt an die Küste reichender Geest mit Ma- gergrasfluren und vorgelagerten Brackwasserröhrichten und Salzwiesen Eichenwälder bei 44 • Erhalt und Entwicklung zweier kleinerer strukturreicher - Wittbek Eichen-Mischwälder mit Resten früher verbreiteter Wald- bilder Wälder der Ostenfeld, 454 • Erhalt und Entwicklung des Kerngebietes des (FFH) Ostenfelder Wittbek nordfriesischen Laubwaldbestandes mit seinem zusam- Geest menhängenden, weitgehend intakten und im Kreis ein- maligen Quell- und Fließgewässersystem Hinweis: • Schutz auch durch freiwillige Vereinbarungen möglich Ostermoor bei Seeth 231 • Erhalt und Entwicklung einer ausgedehnten Niederung Vogelschutz Seeth (Teilflä- mit reich strukturierten Röhrichten, Seggenriedern, chen im Kreis Bruchwäldern, kleinflächigen Hochmoorstadien, Nieder- Schleswig- mooren sowie artenreichen Grünlandflächen Flensburg) Anmerkung: Einstweilen sichergestellt durch Landesverordnung vom 9. Dezember 1997, GVOBl. Schl.-H. 1998, Seite 11

104 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 18: Gebiete, die die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG als Naturschutzgebiet erfüllen

Gebiet Gemeinde Größe Schutzzweck Programm NATURA 2000 in Hektar Neue Gebiete im Kreis Nordfriesland Marineflugplatz Sylt-Ost, 656 • Erhalt und Entwicklung eines Biotopkomplexes aus ver- - Westerland / Sylt Wenning- schiedenen Heidetypen, Magerrasen und ungenutzten stedt, oder landwirtschaftlich extensiv genutzten Bereichen Westerland • Sicherung von Bereichen mit sehr hohem Entwicklungs- potenzial mit besonderer Bedeutung für den Tier-, vor allem aber Pflanzenartenschutz • Erhalt und Pflege der bestehenden Heideflächen Hinweis: Schutz auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Erweiterung bestehender Naturschutzgebiete im Kreis Schleswig-Flensburg Pobüller Bauern- Jörl 76 • Einbindung weitgehend extensiv genutzter Laubmisch- FFH holz (mit Teilflä- waldareale unterschiedlicher Ausprägung - chen im Kreis Hinweis: Nordfriesland) • Schutz auch durch freiwillige Vereinbarungen möglich Wildes Moor bei Wohlde 31 • Einbeziehung des Talraumes der Treene in das Vogelschutz Schwabstedt Gesamtgebiet - (Teilflächen Kreis Nordfriesland) Friedeholz / Glücksburg 111 • Einbindung einer Reihe von hochwertvollen Biotopen FFH Pugumer See (Quellen, Bruchwälder, Niedermoore, Laubwälder) in das - bestehende Naturschutzgebiet Geltinger Birk Nieby, 355 • Einbindung angrenzender naturnaher Eichenmischwäl- (Vogelschutz) Gelting der, Kliffküste mit vorgelagerten Quellbereichen sowie - Teile der ausgedehnten Strandwallandschaft Os bei Süder- 30 • Einbindung angrenzender Grünland- und Niedermoorflä- - Süderbrarup brarup, chen Brebel Niederungs- Meggerdorf 1.269 • Erhalt und Entwicklung des gesamten Niederungsberei- (Vogelschutz) bereich Alte Bergen- ches der Alten Sorge Sorge husen, Hinweis: Erfde, • Schutz auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Tielen Tetenhusener Tetenhusen 255 • Einbeziehung insbesondere angrenzender Moorgrünlände- (Vogelschutz) Moor Alt - reien unterschiedlicher Ausprägung (zum Beispiel Klein- Bennebek seggenrieder, Pfeifengrasbestände, Feuchtgrünland) Reesholm / Schaalby 58 • Einbeziehung insbesondere von Eigentumsflächen der Vogelschutz Stiftung Naturschutz in das bestehende Naturschutzge- FFH Schlei biet Haithabu - Dannewerk 6 • Einbeziehung der noch nicht als Naturschutzgebiet aus- - Dannewerk Ellingstedt gewiesenen Teile des Danewerks sowie begleitender Flächen Düne am Jörl 89 • Einbeziehung von Flächen zur Entwicklung einer großflä- FFH Rimmelsberg chigen, überwiegend offenen Landschaft mit weiträumi- gen Magerstandorten und daran angepasster Vegetation und Fauna • Erhalt und Regeneration der für das Gebiet charakteristi- schen Heideweiher Neue Gebiete im Kreis Schleswig-Flensburg Fördeküste Wille Glücksburg 202 • Erhalt und Entwicklung eines ökologisch und geomor- FFH / Westerwerk phologisch hoch interessanten Lebensraumes mit enger Verzahnung von salz- und süßwasserbeeinflussten, trok- kenen und nassen sowie kalkarmen und kalkreichen Biotoptypen Ostermoor bei Seeth 231 • Erhalt und Entwicklung einer ausgedehnten Niederung Vogelschutz Seeth (Teilflä- mit reich strukturierten Röhrichten, Seggenriedern, chen im Kreis Bruchwäldern, kleinflächigen Hochmoorstadien, Nordfriesland ) Niedermooren sowie artenreichen Grünlandflächen Anmerkung: Einstweilen sichergestellt durch Landesverordnung vom 9. Dezember 1997, GVOBl. Schl.-H. 1998, Seite 11 Schwennautal Glücksburg 55 • Erhalt und Entwicklung des naturnahen, vielfältigen (FFH) Bachtals Munkbrarupau Ulstrup, 64 • Erhalt und Entwicklung eines ausgedehnten und in Teilen - Munkbrarup naturnah erhaltenen Talraumes

105 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 18: Gebiete, die die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG als Naturschutzgebiet erfüllen

Gebiet Gemeinde Größe Schutzzweck Programm NATURA 2000 in Hektar Neue Gebiete im Kreis Schleswig-Flensburg Höftland Glücksburg, • Erhalt und Entwicklung des sehr gut erhaltenen Teils ei- FFH Bockholmwik Munkbrarup 360 nes weitgehend geschlossenen Küstenökosystems ein- (Vogelschutz) und angrenzende Langballig schließlich des „Höftlandes” Steilküsten • Erhalt und Entwicklung des einzigen Beispiels einer breit angelegten, aktiven Steilküste im nördlichen Schleswig- Holstein Steilküste Wester- 37 • Erhalt und Entwicklung von charakteristischen Küsten- FFH Osterholz holz, ökosystemen mit wenig gestörten Steilufern und angren- Dollerup zender intakter Kulturlandschaft Schafflunder Schafflund 17 • Erhalt und Entwicklung eines kleinen Hoch- und Nieder- - Moor moorkomplexes Wallsbüller Kratt Wallsbüll, 44 • Erhalt und Entwicklung eines der letzten großflächigen FFH Osterby Kratts im Landesteil Schleswig Hinweis: Schutz auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Wallsbüller Wallsbüll, 29 • Erhalt eines geschlossenen Talraumes mit fast unge- FFH Strom Schafflund, störten Niedermoorbereichen Meyn Habernis und Quern, 356 • Erhalt und Entwicklung einer ostseegeprägten, quellrei- FFH Umgebung Steinberg, chen Talaue mit randlichen Buchenwäldern und vorgela- (Vogelschutz) Steinberg- gerten charakteristischen Küstenlebensräumen kirche Bachschlucht 4 • Erhalt und Entwicklung dem der am besten erhaltenen - Boltoft Bachschlucht im zentralen Angeln Großer Bauern- , 11 • Erhalt und Entwicklung dieses überdurchschnittlich aus- - wald bei Atzbüll Niesgrau gestatteten, teils extensiv genutzten, teils urwüchsigen Bauernwaldes Talniederung Glücksburg 11 • Erhalt und Entwicklung eines offenen und weitgehend - Schausende ungestörten Bachmündungs- / Strandmoor- / Strandwall- komplexes Wald bei Esgrus, 23 • Erhalt und Entwicklung eines kompakten, innen weitge- - Stausmark Rundhof hend ungestörten Waldkomplexes mit Zeugnissen einer weitgehend erloschenen bäuerlichen Waldbewirtschaf- tung Bruchwald Rundhof 14 • Erhalt und Entwicklung eines der letzten Beispiele fast - westlich ungestörter Nasswälder (Quellbruch, Stauden-Eschen- Regelsrott wald) in Angeln Waldgebiet Rundhof 62 • Erhalt und Entwicklung eines größeren, vielfältig struktu- - „Mörderkoppel” rierten repräsentativen Laub-Mischwaldkomplexes mit mit Bachschluch- Bachschluchten und Schluchtwäldern ten Bauernwald Maasholm, 19 • Erhalt eines urtümlichen Bauernwaldes mit den traditio- - Fehrenholz Kronsgaard, nellen, durch Extensivnutzung geprägten Waldbildern Hasselberg Treenetal - Oeversee, 855 • Erhalt und Entwicklung der Schmelzwasser-Talräume mit FFH Bollingstedter Au Tarp, über weite Strecken unverbauten, natürlichen Fließge- Sieverstedt, wässern Sollerup, Silberstedt, Treia, Bollingstedt Obere Sankel- 1.599 • Erhalt und Entwicklung eines besonders vielfältig und FFH Treenelandschaft mark, kleinräumig strukturierten Ausschnitts der weichseleis- Großsolt, zeitlichen Endmoränenlandschaft mit Binnendünen, Freienwill, Heiden, Magerrasen, Hoch- und Niedermooren, naturna- Oeversee, hen Wäldern, dem Treßsee und dem Oberlauf der Tree- ne als naturnahem Fließgewässer Bollingstedter Bollingstedt 96 • Erhalt und Entwicklung eines teilweise wiedervernässten - Moor großflächigen Hochmoores Laubmischwald Süderhack- 69 • Erhalt des von mehreren Waldformationen unterschiedli- - im Süderhack- stedt cher Standorte eingenommenen Laubmischwaldkomple- stedtfeld xes

106 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Fortsetzung Tabelle 18: Gebiete, die die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG als Naturschutzgebiet erfüllen

Gebiet Gemeinde Größe Schutzzweck Programm NATURA 2000 in Hektar Neue Gebiete im Kreis Schleswig-Flensburg Blixmoor Wees 12 • Erhalt und Entwicklung des einzigen Restmoorkomplexes FFH • Sicherung des Vorkommens charakteristischer und sel- tener Lebensgemeinschaften und -arten Laubmischwald Treia, 60 • Erhalt und Entwicklung eines vielfäligen strukturierten - „Rumbrandt” Silberstedt bodenständigen großen Buchenmischwaldkomplexes Moor am Idstedt 8 • Erhalt und Entwicklung eines abwechslungsreichen (FFH) Nordrand des Biotopkomplexes des Zwischen- und Hochmoores mit Idstedtholzes regenerierendem Torfstichgewässer Gunnebyer Noor Ulsnis 106 • Erhalt und Entwicklung eines Schleinoores mit den Vogelschutz größten zusammenhängenden Salzwiesen FFH Hinweis: Schutz auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Brodersbyer Brodersby 28 • Erhalt und Entwicklung eines Schleinoores mit beispiel- Vogelschutz Noor hafter Parallelentwicklung von genutzten und ungenutz- FFH ten Salzwiesenstandorten und Quellbereichen Hinweis: Schutz auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Laubmischwald Treia 88 • Erhalt und Entwicklung eines reich strukturierten - an der Steen- naturraumtypischen Buchenmischwaldkomplexes wallholter Bek Kalkquellmoor Dannewerk 30 • Erhalt und Entwicklung eines in dieser Ausprägung für - bei Klein den Naturraum einzigartigen Kalkquellmoores Rheide Busdorfer Tal Busdorf, 69 • Erhalt und Entwicklung einer geologisch und geomor- - Dannewerk phologisch beispielhaften eiszeitlichen Landschaftsform mit einem standörtlich vielgestaltigen Spektrum an natur- nahen und extensiv genutzten Biotopen Haddebyer / Busdorf, 244 • Erhalt und Entwicklung einer geologisch und geomor- Vogelschutz Selker Noor Selk, phologisch beispielhaften eiszeitlichen Landschaftsform FFH mit sehr guter Biotopausstattung Hinweis: Schutz auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Buchenmisch- Bergen- 132 • Erhalt und Entwicklung eines in Größe und Ausstattung FFH wald bei husen, im Naturraum einzigartigen Buchenmischwaldes Bergenhusen Wohlde Süderstapeler Südersta- 291 • Erhalt und Entwicklung dieser Stromtal-Landschaft mit (Vogelschutz) Westerkoog pel ausgedehnten Talniederungsbereichen mit größtenteils extensiv genutztem Grünland sowie Niedermoorflächen Hinweis: Schutz auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Grünland- Idstedt, 44 • Erhalt dieses größeren aus der Nutzung genommenen FFH niederung „Id- Neuberend, Talraumes mit vielfätigem Biotopmosaik stedtwege” Lürschau Hinweis: Schutz auch durch vertragliche Vereinbarungen möglich Kesselmoor , 12 • Erhalt und Entwicklung dieses letzten noch erhaltenen - Lerchenfeld Norder- oligotrophen Kleinmoores im Randbereich des Tunneltals brarup der Oxbek Winderatter See Husby, 241 • Erhalt und Entwicklung des insgesamt noch relativ intak- FFH Ausacker, ten Niederungsökosystems des Winderatter Sees und Sörup Umgebung Niehuuser Harrislee 223 • Erhalt und Entwicklung einer herausragenden geologisch- - Tunneltal geomorphologisch beispielhaften Landschaftsform mit ei- nem vielfältigen Inventar an naturnahen und besonders schutzwürdigen Biotopen (bewaldete Kerbtäler, Hang- quellmoore, Feucht- und Nassgrünland und andere) Neue Gebiete in der Stadt Flensburg Twedter Feld Flensburg 89 • Erhalt und Entwicklung offener und halboffener Gras- und FFH Krautfluren mit Heide- und Trockenrasenelementen, artenreichen Sukzessionsgebüschen und naturnahen Wäldern in einem weichseleiszeitlich geprägten Gebiet mit starken Reliefunterschieden Anmerkung: Einstweilen sichergestellt durch Landesverordnung vom 9. Dezember 1997, GVOBl. Schl.-H. 1998, Seite 19

107 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

4.2.3 Landschaftsschutzgebiete sparsamer Bodenverbrauch) berücksichtigen. Die Freihaltebereiche sollen in der Regel an- Tabelle 19 gibt einen Überblick über die Ge- grenzend an die vorhandene Ortslage aus- biete, die aus regionaler Sicht die Vorausset- gewiesen werden. Bestehende Landschafts- zungen für eine Ausweisung als Landschafts- schutzgebiete sollen nach diesen Grundsät- schutzgebiet erfüllen. Die Gebiete sind in Ab- zen überarbeitet werden. bildung 11 dargestellt. Sie stellen das Ergeb- nis einer nach landeseinheitlichen Kriterien Überlagernde Flächennutzungen sollen in der durchgeführten Landschaftsbewertung dar. jeweiligen Landschaftsschutzgebietsverord- Über das Erfordernis einer Unterschutzstel- nung berücksichtigt werden, soweit es sich lung entscheidet die jeweilige untere Natur- mit dem Schutzzweck vereinbaren lässt. Die schutzbehörde in eigener Zuständigkeit. Da- Musterlandschaftsschutzgebietsverordnung bei wollen die Kreise soweit wie möglich das (Amtsblatt Schleswig-Holstein 1999, Sei- Einvernehmen der betroffenen Städte und te 613) ist im übrigen zu beachten. Gemeinden suchen. Die in Abbildung 11 dargestellten Gebiete Im Kreis Schleswig-Flensburg gibt es sollen im Rahmen der kommunalen Land- Überlegungen, das bestehende Landschafts- schaftsplanung thematisiert und in Abstim- schutzgebiet „Bundesautobahn Flensburg mung mit den unteren Naturschutzbehörden und Umgebung“ durch neue, kleinere Land- in ihren Abgrenzungen konkretisiert werden. schaftsschutzgebiete zu ersetzen. Hierbei Nähere Ausführungen zu den in Tabelle 19 handelt es sich um die Bereiche „Treene / aufgeführten Gebieten sind den Erläuterun- Bollingstedter Au und Umgebung“, „Altmorä- gen zum Landschaftsrahmenplan in Kapi- ne am Lundtop - Jardelunder Moor“, „Pobüller tel 3.3 zu entnehmen. Bauernholz und Umgebung“ und „Schafflunder Mühlenstrom - Meynau – Wallsbek“. Da eine 4.2.4 Naturdenkmale, Abgrenzung dieser Bereiche noch nicht vor- geschützte Landschaftsbestandteile genommen werden konnte, sind sie in Ta- belle 19 und Abbildung 11 nicht dargestellt. Schützenswerte Landschaftsbestandteile von Gleiches gilt für die ebenfalls schutzwürdigen überörtlicher Bedeutung sollen als Natur- Bereiche „Altmühltal bei Selk und “, denkmale oder als Geschützte Landschafts- „Südliches Schleiufer bei Fahrdorf und bestandteile ausgewiesen werden. Borgwedel“ und „Treßsee - Kielstau - Winderatter See“ zwischen dem einstweilen Geschützte Landschaftsbestandteile sind sichergestellten Landschaftsschutzgebiet nach § 15 LNatSchG vorrangige Flächen für „Treenetal und Umgebung“ und dem ausge- den Naturschutz und somit Bestandteile des wiesenen Landschaftsschutzgebiet Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems. „Winderatter See“. Viele Naturdenkmale liegen dagegen bisher isoliert in der Landschaft. Nach Möglichkeit Bei der Überarbeitung bestehender Land- sollten sie zukünftig in das Schutzgebiets- schaftsschutzgebiets - Verordnungen, der und Biotopverbundsystem eingebunden wer- Erweiterung bestehender Landschaftsschutz- den, da es sich auch um Relikte natürlicher gebiete sowie der Neuausweisung von Land- Biotoptypen handeln kann. Die Auswahl und schaftsschutzgebieten sind die Bestimmun- Festsetzung dieser Gebiete und Objekte er- gen in § 16 Abs. 3 LNatSchG sowie die Aus- folgt durch die unteren Naturschutzbehörden sagen des Landschaftsprogramms besonders oder die Gemeinden. Auf die näheren Aus- zu beachten. führungen in den Kapiteln 1.4 und 1.5 der Erläuterungen zum Landschaftsrahmenplan Im Umfeld der Siedlungsbereiche sind auch wird verwiesen. angemessene Freihaltebereiche vorzusehen, die nicht dem Landschaftsschutz unterliegen. 4.2.5 Feuchtgebiete internationaler Bedeu- Den Gemeinden und Städten sollen dadurch tung nach der Ramsar-Konvention Möglichkeiten für eine Siedlungsentwicklung erhalten bleiben. Die Vertragsparteien der Ramsar-Konvention, zu denen seit 1976 auch die Bundesrepublik Die Siedlungsentwicklung hat sich dabei an Deutschland gehört, sollen geeignete Gebie- den regionalplanerischen Entwicklungszielen te, die in eine „Liste international bedeutender zu orientieren und soll landschaftspflegeri- Feuchtgebiete” aufgenommen werden, be- sche Ziele und Grundsätze (zum Beispiel nennen. Im Rahmen der Konvention besteht

108 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildung 11: Gebiete, die die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nach § 18 LNatSchG als Landschaftsschutzgebiet erfüllen

109 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

110 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 19: Gebiete, die die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nach § 18 LNatSchG erfüllen

Gebiet Voraussichtlich betroffene Gemeinden Kreis Nordfriesland „Sylt-Ost“ Westerland, Sylt-Ost „Westerland-Kampen” Kampen, Wenningstedt, Westerland, Sylt-Ost „Föhr” Utersum, Dunsum, Oldsum, Wittsum, Borgsum, Alkersum, Midlum, Oevenum, Nieblum, Wyk „Hallig Hooge” Hooge „Pellworm” Pellworm „Trendermarsch” Nordstrand „Eiderstedt” Westerhever, St. Peter-Ording, Tating, Poppenbüll, Osterhever, Garding, Kirchspiel Garding, Tetenbüll, Grothusenkoog, Welt, Vollerwiek, Katharinenheerd, Tönning, Kotzenbüll, Oldenswort, Norderfriedrichskoog, Uelvesbüll, Simonsberg, Witzwort, Koldenbüttel, Friedrichstadt „Wiedingharder- und Gotteskoog” Rodenäs, Neukirchen, Horsbüll, Aventoft, Humptrup, Uphusum, Holm, Bosbüll, Niebüll, Klixbüll, , Ellhöft, Süderlügum „Mittlere Nordfriesische Marsch” Fahretoft, Langenhorn, Ockholm „Süderlügumer und Westrefelder Ellhöft, Süderlügum, Humptrup, Braderup, , Westre, Ladelund Geest” „Klintum-Stadumer Geest“ Leck, Enge-Sande, Stadum „Bordelum-Lütjenholmer Geest” Bordelum, Langenhorn, Bredstedt, Högel, Lütjenholm, Goldelund, Bargum „Geest- und Marschlandschaft der Struckum, Hattstedtermarsch, Wobbenbüll, Hattstedt, Horstedt, , Arlau” Ahrenshöft, , Olderup, Viöl, Immenstedt, Behrendorf, Ahrenviöl, Bondelum, Ahrenviölfeld „Porrenkoog-Dockkoog“ Husum, Schobüll „Ostenau-Kollunder Sollwitt, , Löwenstedt Moorniederung“ „Ostenfeld-Schwabstedter Geest mit Wester-Ohrstedt, Wittbek, Ostenfeld, Oldersbek, Winnert, Wisch, Ramstedt, vorgelagerter Marsch” Schwabstedt, Hude, , Süderhöft, Seeth „Westliche Landschaft Stapelholm” Seeth, Drage Kreis Schleswig-Flensburg „Trockenflächen im Umgebungsbe- Böxlund reich der Paläoböden am Stolzberg” Erweiterung des Landschaftsschutz- Wees, Munkbrarup, Ringsberg, Langballig, Husby, Maasbüll, Grundhof, gebietes „Flensburger Förde” Dollerup, Quern, Steinbergkirche, Steinberg, Gelting, , Kronsgaard, Hasselberg „Treßsee - Kielstau - Winderatter Sörup, Husby, Ausacker See” „Niederung der Lippingau und an- Sörup, Sterup, Esgrus, Niesgrau, Rundhof grenzender Gebiete” „Knicklandschaft Zentralangeln” Satrup, , Sörup, Böel, Süderbrarup, , Rügge, , Dollrottfeld, Esgrus, Rabenkirchen-Faulück, „Wellspanger Au / Rabenholzer Böklund, Süderfahrenstedt, Tolk, , Twedt Moor” „Treenetal - Bollingstedter Au bis Treia, Sollerup, Silberstedt, Bollingstedt Havetoftloit” „Endmoränenlandschaft bei Lürschau, Neuberend Lürschau” „Loiter / Füsinger Au” (Erweiterung Schaalby, des LSG Steilufer Loiter Au) „Busdorfer Tal” Busdorf, Dannewerk „Grünlandniederung Böklunder Au” , Jagel „Stapelholm” Wohlde, Bergenhusen, , Süderstapel „Eider-Treene-Sorge-Niederung” Süderstapel, Nordersdtapel, Bergenhusen, Erfde, Meggerdorf, Tetenhusen, Alt-Bennebek, Tielen „Erfder Geestinsel” Erfde, Tielen

111 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

eine Verpflichtung, diese Feuchtgebiete zu Uhu / Schleiereule / Steinkauz erhalten. Ramsar-Gebiete sind vor allem als Lebensräume für Wat- und Wasservögel Als Artenschutzmaßnahmen sind extensiv langfristig zu schützen und zu entwickeln. genutzte Grünländereien, alte Obstbaumbe- stände und Brutplätze in Gebäuden, Scheu- Im Planungsraum V erfüllen folgende Gebiete nen und Kirchen zu erhalten. Ein weiterer die Kriterien, um in die „Liste international Beitrag ist die Erhaltung, Neupflanzung und bedeutender Feuchtgebiete” nach der Pflege von Kopfweiden und das Anbringen Ramsar-Konvention aufgenommen zu werden: von Niströhren und -kästen. Punktuelle • Naturschutzgebiet „Geltinger Birk” und Fördermaßnahmen laufen landesweit. Geltinger Noor einschließlich Kalkgrund • Naturschutzgebiet „Oehe-Schleimünde” Weißstorch / Wiesen- und Moorvögel einschließlich Olper Ör und Olper Noor • Kerngebiete der Eider-Treene-Sorge- Zum Schutze dieser Vogelarten ist es not- Niederung (nur teilweise im Planungs- wendig, ausgedehnte, feuchte und extensiv raum V). bewirtschaftete Grünlandereien zu erhalten oder zu entwickeln. Besonders gefährdet sind Weitere Einzelheiten auch zu den Abgren- derzeit Weißstorch, Bekassine, Kampfläufer, zungsvorschlägen ergeben sich aus dem Er- Uferschnepfe und Alpenstrandläufer. Mit der läuterungsband (Kapitel 3.3). Alle Ramsar- Schaffung neuer Flachwasserbereiche sollen Gebietsvorschläge wurden ganz oder teilwei- weitere Nahrungsbiotope geschaffen werden. se auch als Gebiete für das Netz Natura 2000 Die Weißstorch-Horstbetreuung wird landes- gemeldet (siehe Kapitel 2.1.4.3, Tabelle 8 weit gefördert. Ein Schwerpunkt des Wiesen- und Karte 1). Die dargestellten Gebiete sollen und Moorvögel-Hilfsprogramms liegt in der dem Ramsar-Sekretariat gemeldet werden Eider-Treene-Sorge-Niederung, wobei im (siehe auch Landschaftsprogramm 1999). Naturschutzzentrum Bergenhusen eine lan- desweite Datenerfassung des Weißstorchbe- 4.2.6 Maßnahmen des Artenschutzes standes erfolgt.

Um den Anforderungen eines umfassenden Fischotter Schutzes wildlebender Tier- und Pflanzenar- ten gerecht zu werden, ist nach § 23 Der Fischotter ist in der Bundesrepublik LNatSchG ein Artenschutzprogramm auf- Deutschland vom Aussterben bedroht und zustellen. kommt in Schleswig-Holstein nur noch in kleinen Restbeständen vor. Ein Einzelnach- Ein erstes Artenschutzprogramm von 1983, weis des Fischotters konnte für den nord- das sich in mehrere Artenhilfsprogramme westlichen Bereich des Kreises Nordfriesland für gefährdete Tier- und Pflanzenarten unter- erbracht werden. Die letzten Fischottervor- gliedert, wurde mit Bericht der Landesregie- kommen sollen gesichert werden, indem na- rung zum Arten- und Biotopschutz 1991 er- turnahe Gewässerränder erhalten oder ent- weitert und soll auf der Grundlage von wickelt werden und die Lebensräume vor stö- § 23 LNatSchG fortgeschrieben werden. renden Einflüssen abgeschirmt werden. Ge- gebenenfalls sind in Kerngebieten fischereili- Im Planungsraum V sind danach insbesonde- che und touristische Einschränkungen erfor- re folgende Maßnahmen im Rahmen der derlich. Artenhilfsprogramme vorgesehen: Im Rahmen des TEN (Transnational Ecologi- Orchideen -/ Bunte Wiesen cal Network) - Projektes (siehe hierzu auch Kapitel 4.2.1) wurde der Fischotter als „Leit- Feuchtwiesen und Trockenrasen beherber- tierart” naturnaher Feuchtlebensräume ge- gen in der Regel eine Vielzahl von stark ge- wählt. Umsetzungspilotprojekte laufen derzeit fährdeten Pflanzen, unter anderem Orchide- im Bereich der Fließgewässer Krusau und enarten. Zum Schutze dieser Bereiche ist es Bongsieler Kanal. notwendig, diese weiterhin extensiv zu be- wirtschaften sowie deren Standortbedingun- Kranich / Schwarzstorch gen, insbesondere den Wasserhaushalt, nicht zu verändern. Maßnahmen werden lan- Um diese Vogelarten zu schützen, ist es vor- desweit gefördert (zum Beispiel Mahd von rangig erforderlich, ihre Brutplätze (Erlen- Orchideenwiesen). bruchwälder, Waldhochmoore und feuchte,

112 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

ältere Waldbestände) mit ihren natürlichen • auf Düngemittel und chemische Pflanzen- Wasserständen zu erhalten. Die Brut- und behandlungsmittel im Bereich naturnaher Nahrungsbiotope sind zu sichern, zu pflegen Landschaftsbestandteile (Kleingewässer, und neue Biotope zum Beispiel durch Ver- Knicks, Raine) verzichtet werden. nässung und Gewässerrenaturierung zu ent- wickeln. Der Schwerpunkt dieses Program- Als Amphibienlebensräume besonders ge- mes liegt im Süden und Südosten des Lan- eignet sind besonnte Gewässer, die wenig des. 1998 haben sich die ersten Kranichpaa- Wasser- und Ufervegetationsstrukturen auf- re in der Eider-Treene-Sorgeniederung ange- weisen. siedelt. Mit einer weiteren Ausbreitung im Planungsraum ist zu rechnen. Der Schwarz- Um Verluste durch den Straßenverkehr in der storch brütet zur Zeit im Landesteil Schleswig Fortpflanzungszeit zu mindern, sollte erwo- mit einem Brutpaar. Weitere Wälder auf der gen werden, Straßen, die die Amphibien auf Ostenfelder Geest und im Bereich der oberen ihren Wanderungen kreuzen, zeitlich be- Treene wären ebenfalls geeignet. grenzt zu sperren. Ist dies nicht möglich, sol- len gezielte Schutzmaßnahmen durchgeführt Vögel der Binnenseen werden. Insbesondere sind zu nennen: • Anlage von neuen Laichgewässern, die Röhricht-, Flachwasser- und geeignete Ufer- eine Wanderung über die Straße unnötig zonen sowie besonders Altschilfbestände machen und sollen für diese Vogelarten (zum Beispiel • Amphibientunnel oder -leiteinrichtungen. Taucher, Rohrdommeln, Rallen, Rohrsänger, Entenarten) geschützt werden. Insbesondere Maßnahmen werden landesweit gefördert. kleine Inseln sind störungsfrei zu halten. Der im letzten Jahrhundert nahezu ausgerottete Meerforelle / Lachs Kormoran hat inzwischen einen stabilen Brut- bestand in Schleswig-Holstein aufbauen kön- Die vom Aussterben bedrohte Meerforelle nen. Zur Zeit werden Schäden für die Binnen- findet auch in einigen Fließgewässern des fischerei an Seen auch wegen der starken Planungsraumes, so beispielsweise in der Konzentration durchziehender Kormorane im Langballigau und in der Habernisau, wieder Herbst teilweise finanziell ausgeglichen. Lebensmöglichkeiten. Um die Lebensraum- bedingungen dieser Fischart weiter zu ver- Seeadler bessern, sind weitere Renaturierungen von Fließgewässern, insbesondere die Entfer- Der landesweit positive Bestandstrend der nung von Sohlabstürzen und Stauwehren Seeadler-Population hat sich auch im Bereich sowie die Wiederherstellung der natürlichen des Planungsraumes V fortgesetzt. Wesentli- Laichmöglichkeiten beispielsweise durch che Gründe hierfür sind in dem Rückgang der Kiesbetten, erforderlich. Belastung dieser Vogelart durch chlorierte Kohlenwasserstoffe, Verbesserung der Nah- Einige Gewässer im Planungsraum sind rungssituation und in den intensiven Bewa- darüber hinaus bedeutender Lebensraum für chungsmaßnahmen der Horste zu sehen. den Lachs. So wird im Bereich des Schafflunder Mühlenstroms beispielsweise Amphibien ein Projekt zur Wiedereinbürgerung des Lachses über die Fischereiabgabe finanziert. Die Amphibienbestände in Schleswig- Holstein sind rückläufig, weil Grünland verlo- Fledermäuse / Höhlenbäume ren geht, verbleibende Grünländereien inten- siver genutzt werden und geeignete Laich- Fledermäuse sind eine stark gefährdete Tier- möglichkeiten verschwinden. Um einen weite- gruppe. Für ihren Schutz ist es wichtig, die ren Rückgang zu verhindern, wurde ein um- Wohnquartiere in störungsfreien Baumhöh- fangreiches Artenhilfsprogramm aufgestellt. len, Dachräumen von Gebäuden und Stollen zu sichern. Für die in Wäldern lebenden Um die Lebensräume zu verbessern, sollen: Fledermausarten ist es notwendig, alte, höh- • Grünlandbereiche extensiviert, lenreiche Bäume zu erhalten. Hiervon profitie- • Knicks und Knickfußvegetation geschützt ren auch Hohltaube, Schellente, Spechte und (Abzäunen), eine Reihe von Wirbellosen. Insgesamt ist • Flachgewässer angelegt und der Insektenreichtum in der Landschaft als Nahrungsgrundlage für Fledermäuse durch

113 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Vermehrung naturnaher Biotope und Extensi- 4.2.8 Gewässer vierungsmaßnahmen zu erhöhen. Auch sol- len ausreichende Vorkommen an Alt- und Nord- und Ostsee Totholz geschaffen werden. Es werden lan- desweit einzelne Vorhaben gefördert. Die wirksame Begrenzung des Algenwachs- tums und der damit im Zusammenhang ste- 4.2.7 Wasserschutz- und Quellenschutz- henden Belastung des Sauerstoffhaushaltes gebiete setzt voraus, dass auch die Einträge aus den einmündenden Gewässern reduziert werden. Konkrete Ausführungen zum Handlungsbe- Damit kann gleichzeitig auch die Qualität als darf und zu den Strategien des Grundwas- Badegewässer im Mündungsbereich der Ge- serschutzes enthält der „Gesamtplan Grund- wässer verbessert werden. Neben der weiter- wasserschutz in Schleswig-Holstein” (1998). hin erforderlichen Verminderung punktueller Folgende Aussagen sind für den Planungs- Einleitungen in die Gewässer durch abwas- raum V hervorzuheben. sertechnische Maßnahmen müssen zukünfti- ge Schritte vorrangig auf die Vermeidung flä- Bei den bestehenden Wasserschutzgebieten chenhafter Einträge abzielen. Hierbei kommt (WSG) Husum-Rosendahl und Drei Harden der Verbesserung der Gewässerbettstruktu- sind Untersuchungen zur Aktualisierung der ren und des näheren Gewässerumfeldes eine Bemessung des Grundwassereinzugsgebie- besondere Bedeutung zu. Diese Maßnahmen tes durchgeführt worden. Eine erneutes Fest- werden sich auch positiv auf die Ausbreitung setzungsverfahren ist geplant. Gleiches ist und Ansiedlung standortgerechter Tier- und später für die Wasserschutzgebiete Föhr, Pflanzenarten auswirken. Rantrum, List / Sylt und Süderstapel geplant. Binnenseen In der weiteren Planung sind gemäß Gesamt- plan Grundwasserschutz Wasserschutzge- Im Planungsraum V sind keine Modellseen biete für die beiden Wasserwerke der Stadt der „Empfehlungen zum integrierten Seen- Schleswig wie auch für die Wasserwerke schutz” des Landesamtes für Natur und Erfde, Tarp und Osterwittbekfeld. Auch das in Umwelt, welche im Dezember 1998 von der der Kaserne Seeth betriebene Wasserwerk, Landesregierung verabschiedet worden sind, das die benachbarte Wohnbevölkerung mit vorhanden. Da bei der Auswahl der Sanie- Trinkwasser versorgt, ist in die Planung ein- rungsprojekte das Regenerations- und Sanie- bezogen. Die Planungen für ein WSG rungspotenzial im Vordergrund stand, wurden Hörnum / Sylt hingegen wurden eingestellt, vorerst hauptsächlich tiefe Seen mit kleinem die Wasserversorgung erfolgt künftig über Einzugsgebiet ausgewählt. Die Seen im Pla- das Wasserwerk Westerland / Sylt. nungsraum sind jedoch relativ flach und ha- ben große Einzugsgebiete. Bei den übrigen gemäß Gesamtplan Grund- wasserschutz mit Schongebieten versehenen Die günstigsten Regenerationschancen von Wasserwerken im Kreis Schleswig-Flensburg den ausgewählten Seen in Kapitel 2.1.2 ha- verfügen die genutzten Grundwasserleiter ben der Arenholzer See, der Langsee und über ein hohes natürliches Schutzpotential. der Sankelmarker See. Nach dem Bewer- Die Ausweisung von Wasserschutzgebieten tungssystem der Länderarbeitsgemeinschaft in herkömmlichem Sinne ist aus heutiger „Wasser” (LAWA) sind diese Seen potenziell Sicht deshalb nicht erforderlich. Maßnahmen natürlich mesotroph bis leicht eutroph. Ihr Ist- des allgemeinen flächendeckenden Grund- zustand ist jedoch mittlerweile stark eutroph wasserschutzes werden als ausreichend er- bis sogar polytroph. Es ist daher dort beson- achtet. ders dringend, Maßnahmen zum Schutz der Seen durchzuführen.

Die nachfolgenden Zustandsbeschreibungen der untersuchten Seen beziehen sich auf den jeweiligen Untersuchungsraum (siehe ange- gebene Jahreszahlen in Klammern).

Für verschiedene Seen im Planungsraum V bestehen nachfolgende Zielsetzungen.

114 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Arenholzer See (1997) Winderatter See (1998)

Der Arenholzer See hat aufgrund seiner na- Es sollten dringend Maßnahmen ergriffen türlichen Bedingungen Voraussetzungen für werden, um die Nährstofffracht zu reduzieren einen mäßig nährstoffreichen Zustand. Daher und somit die Verlandung des See zu ver- sollten Maßnahmen zur Reduzierung des flä- langsamen. Maßnahmen zum Schutz des chenhaften Stoffaustrages, wie zum Beispiel Sees werden im Bericht zum Seenkurzpro- Extensivierung oder Randstreifen entlang der gramm 1998, herausgegeben vom Landes- Gewässer, durchgeführt werden. Weitere amt für Natur und Umwelt des Landes Maßnahmen zum Schutz des Sees werden Schleswig-Holstein, veröffentlicht werden. im Bericht zum Seenkurzprogramm 1997, herausgegeben vom Landesamt für Natur Haddebyer Noor (1998) und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, veröffentlicht werden. Es sind zwar schon viele Sanierungsmaß- nahmen in diesem Bereich durchgeführt oder Havetofter See (1993-1994) geplant, es wird jedoch lange dauern, bis sich das Noor erholt hat und einen stabil eutro- Im Bereich der Abwasserbeseitigung hat sich phen Zustand erreicht. Maßnahmen zum seit der Untersuchung bereits eine Verbesse- Schutz des Sees werden im Bericht zum rung durch die Nachrüstung der Hauskläran- Seenkurzprogramm 1998, herausgegeben lagen ergeben. Hier ist jedoch noch zu prü- vom Landesamt für Natur und Umwelt des fen, ob in bestimmten weiteren Teilgebieten Landes Schleswig-Holstein, veröffentlicht des Einzugsgebietes die Reinigung des Ab- werden. wassers mit vertretbarem Aufwand zentrali- siert werden kann. Weiterhin sinnvoll wäre Idstedter See (ohne Jahreszahlangabe) die Anlage von Pufferstreifen zwischen der ufernahen Grünlandwirtschaft und dem See. Es ist wichtig, die Abwasserbehandlung im Als Mindestanforderung sollte die Uferbewei- Einzugsgebiet zu zentralisieren, um eine op- dung eingestellt werden. Zum Schutz des timale Phosphorreinigungsleistung zu errei- Ufers und des Röhrichts sollte eine Lenkung chen. Des weiteren sollten die Ackerflächen des Angelbetriebes erfolgen. Zur Verbesse- in Gewässernähe aus der Nutzung genom- rung des Fischbestandes sollte insgesamt ei- men werden. Nur so ist es möglich, das öko- ne stärkere Befischung des Friedfischbestan- logische Gleichgewicht des See wieder her- des, aber auch der Aale überlegt werden. zustellen.

Sankelmarker See (1980-1981) Langsee (1975-1976)

Im Bereich des Zuflusses Bilschau / Um den Langsee wieder in einen stabilen Munkwolstrup sollten vorrangig, wenn noch eutrophen Zustand zurückzuführen, reichen nicht geschehen, Entlastungsmaßnahmen, Maßnahmen zur weitergehenden Abwasser- wie beispielsweise die Extensivierung gewäs- behandlung nicht aus. Auch der Nährstoff- sernaher Flächen, durchgeführt werden. austrag aus der Fläche sollte reduziert wer- den. Südensee (1984-1985) Selker Noor (1998) Ziel von Sanierungsmaßnahmen sollte sein, den See in einen gemäßigt eutrophen Zu- Eine Sanierung des Selker Noors ist dringend stand zu versetzen. Der See wird aufgrund erforderlich. So ist beispielsweise die Abwas- seiner Morphologie und seines großen Ein- serentsorgung zu optimieren. Außerdem zugsgebietes immer nährstoffreich bleiben. sollten die Ackerflächen direkt am Gewässer Trotzdem sind Entlastungsmaßnahmen, wie nur extensiv bewirtschaftet werden. Maß- beispielsweise die Nachrüstung der Haus- nahmen zum Schutz des Sees werden im Be- kläranlagen und die Reduzierung des flä- richt zum Seenkurzprogramm1998, heraus- chenhaften Phosphoraustrages durch Exten- gegeben vom Landesamt für Natur und Um- sivierung gewässernaher Flächen wichtig. welt des Landes Schleswig-Holstein, veröf- Hierdurch kann die übermäßige Algenent- fentlicht werden. wicklung und die Faulschlammbildung auf der Gewässersohle verringert werden.

115 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Dörpumer Mergelkuhlen (1993) Einzugsgebiet des Bongsieler Kanals

Eine zentrale Abwasserreinigung, wie sie für In einem kreisübergreifenden Gemeinschafts- 2002 geplant ist, soll auch zu einer deutlichen projekt befassen sich die Wasser- und Bo- Entlastung der Mergelkuhlen führen. Außer- denverbände im Einzugsgebiet der Lecker Au dem sollten Vereinbarungen getroffen werden und der Soholmer Au gemeinsam mit dem mit dem Angelsportverein, dem derzeitigen Staatlichen Umweltamt und den beiden Krei- Eigentümer oder Pächter des Sees, zur Be- sen mit der Planung einer naturnahen Ent- wirtschaftung der Gewässer mit der Zielrich- wicklung der Fließgewässer (Linnau, Rodau, tung, Stoffeinträge durch An- und Zufüttern Goldebeker Mühlenstrom), einer Vergleich- der Fische zu vermeiden. Des weiteren soll- mäßigung des Wasserabflusses und der ten durch Lenkung des Angelbetriebes be- Erosionsminderung. Die Lösung der wasser- stimmtes Bereiche der Ufer von Störungen wirtschaftlichen Probleme ist zugleich auch freigehalten werden. Direkt an die Gewässer die Lösung von Naturschutzproblemen im grenzen oft Grünlandbereiche an. Hier ist die Gewässer, am Gewässerrand und im weite- Anlage von Uferrandstreifen anzustreben. ren Umfeld bei der Bereitstellung von Reten- tionsräumen. Fließgewässer Hochwassergefährdete Gebiete Treene In den hochwassergefährdeten Gebieten, Die „Empfehlungen zum integrierten Fließge- insbesondere unmittelbar binnendeichs von wässerschutz” benennen im Planungsraum Flussdeichen und im Überschwemmungsbe- die Treene als vorrangig zu regenerierendes reich nicht bedeichter Flächen, sollten Gewässer. • Einengungen der Gebiete vermieden werden, Die Treene wurde bereits schwerpunktartig • wassergefährdete Stoffe hochwassersi- untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersu- cher gelagert oder die Lagerung dieser chungen fanden Eingang in ein „Investitions- Stoffe besser vermieden werden und und Förderprogramm zur Regeneration der • Flächen, die aufgrund der Höhenlage zu Fließgewässer” des Landes Schleswig- bestimmten Zeiten unter Wasser gehen Holstein. Da es sich zur Zeit um Vorschläge (überschwemmungsgefährdete Bereiche), aus fachlicher, das heißt fließgewässerökolo- nicht aufgeschüttet und von Bebauung gischer Sicht handelt, können erst die erfor- freigehalten werden. derlichen fachübergreifenden Abstimmungs- gespräche zur Auswahl von konkreten Pilot- Im Bereich der Treene sollen für das Ein- projekten führen. Die Mitwirkung der Betrof- zugsgebiet, besonders aber in den über- fenen ist erwünscht und möglich, soweit sie schwemmungsgefährdeten Bereichen Maß- die Ziele des Programmes unterstützt. Denn nahmen zu verstärkter, flächenhafter Retenti- Voraussetzung für die Detailplanung und die on und damit zur Dämpfung der Hochwasser Umsetzung der Programminhalte ist die Ak- verwirklicht werden. zeptanz vor Ort. Wasserrahmenrichtlinie Füsinger Au Der Schutz der Gewässer für Trinkwasser Ein Ende 1995 erstelltes Entwicklungskon- und als Lebensraum für Pflanzen und Tiere zept für die Füsinger Au enthält Empfehlun- gewinnt auch auf europäischer Ebene immer gen zur Verringerung der Nährstoffeinträge in mehr Bedeutung. Seit dem 22. Dezember die Schlei und Ostsee und zur Verbesserung 2000 ist die EU-Wasserrahmenrichtlinie der Beschaffenheit der Gewässer im Ein- (WRRL) in Kraft und gilt für alle Gewässer zugsgebiet. Die vorgeschlagenen Maßnah- Europas, das heißt für Oberflächengewässer men wurden zum Teil bereits umgesetzt, zum einschließlich der Übergangs- und Küsten- Teil von Wasser- und Bodenverbänden auf- gewässer und das Grundwasser. Die Richtli- gegriffen. Dieses sollte entsprechend weiter- nie betrachtet die Gewässer, deren Auenbe- verfolgt werden. reiche und Einzugsgebiete als eine Einheit. Damit berücksichtigt sie stärker als bisher de- ren ökologische Funktion.

116 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Abbildung 12: Bearbeitungsgebiete der EU-Wasserrahmenrichtlinie

117 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

118 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Ziel der Richtlinie ist es, nach einheitlichen Für weitergehende Informationen, wird auf Kriterien innerhalb der Europäischen Union folgende Website verwiesen: http://umwelt. einen guten ökologischen Zustand für alle schleswig-holstein.server.de/wasserland/ Oberflächengewässer und einen guten Zu- stand des Grundwassers bis zum Jahr 2015 4.2.9 Geotope zu erreichen. Dazu werden neue, einheitliche Instrumente eingeführt: Das Landschaftsprogramm enthält grund- • eine auf das Flusseinzugsgebiet bezoge- sätzliche Aussagen zum Geotopschutz in ne Bewirtschaftung der Gewässer, Schleswig-Holstein. Die im Planungsraum V • die ganzheitliche Betrachtung des Grund- herausragenden Geotope sind in Tabelle 20 wassers, der Flüsse, Seen und Küsten- und in Karte 2 des Landschaftsrahmenplans gewässer, dargestellt. • neben chemischen auch strukturelle und biologische Güteziele für die Gewässer, Wesentlich bei Geotopen ist, dass nach ein- • wirtschaftliche Instrumente, die den sorg- mal erfolgter Zerstörung ein Ersatz oder Aus- samen Umgang mit Wasser fördern, gleich nicht möglich ist. Es ist daher im Ein- • eine umfangreiche Öffentlichkeitsbeteili- zelfall zu prüfen, ob und in welcher Form für gung bei der Planung und Umsetzung der diese Gebiete und Objekte eine naturschutz- notwendigen Maßnahmenprogramme. rechtliche Sicherung (zum Beispiel als ge- schützter Landschaftsbestandteil, Natur- Die Richtlinie gibt verbindliche und relativ denkmal oder Landschaftsschutzgebiet) er- kurze Fristen für das Erreichen dieser Ziele forderlich ist. vor. Unter bestimmten Bedingungen besteht die Möglichkeit, diese Frist von 15 Jahren Einige Geotoptypen wie Steilküsten, Strand- zweimal zu verlängern, und zwar um jeweils wälle, Dünen und Bachschluchten unterliegen sechs Jahre. bereits dem gesetzlichen Schutz gemäß § 15a LNatSchG. Für künstliche und stark veränderte Gewäs- ser erlaubt die Richtlinie eine Ausnahme. Hier Böden in ihrer Funktion als Archiv der Natur- wäre lediglich ein gutes ökologisches Poten- und Kulturgeschichte gehören ebenfalls zu zial zu entwickeln. Dies gilt jedoch nur, wenn den Geotopen. Sie werden als besondere das Ziel, einen guten ökologischen Zustand Geotoptypen eingestuft. Es handelt sich um zu erreichen, andere Rechtsgüter wie die Bereiche mit besonderen Bodenentwicklun- Schifffahrt, die Energiegewinnung, die Was- gen, die durch bestimmte Horizontfolgen und serspeicherung für Trinkwasserzwecke oder Horizontausbildungen dokumentiert werden. die Entwässerung landwirtschaftlicher Nutz- Grundlage für eine Einordnung von Böden in flächen signifikant beeinträchtigt würden. diese Kategorien ist ihre vor Ort erkennbare Außerdem sind weniger strenge Umweltziele Horizontfolge. akzeptabel, wenn es unmöglich ist, einen guten ökologischen Zustand oder einen guten In Tabelle 21 werden Bodenformen aufge- Zustand des Grundwassers zu erreichen oder führt, die aufgrund ihrer Seltenheit oder be- wenn das einen unverhältnismäßig hohen sonderen Schutzwürdigkeit hervorzuheben Aufwand an Mitteln erfordern würde. Eine sind. Sie sind in Karte 2 des Landschafts- Verschlechterung des Gewässerzustandes rahmenplanes dargestellt. Sie sollen nicht in darf nicht erfolgen. ihren charakteristischen Standorteigenschaf- ten verändert und somit beeinträchtigt werden Im Zusammenhang mit der Umsetzung der (weitere Ausführungen zu den schutzwürdi- Wasserrahmenrichtlinie wird Schleswig- gen Bodenformen siehe Landschaftspro- Holstein orientiert an den Einzugsgebieten gramm Schleswig-Holstein). der Fließgewässer in verschiedene Bearbei- tungsgebiete aufgeteilt (siehe Abbildung 12). Bei den Planungen zur Zielerreichung können die bestehenden Programme des Landes wie das Fließgewässerschutzprogramm, das Seenschutzprogramm und das Niedermoor- programm berücksichtigt werden.

119 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 20: Geotope

Geotoptyp Örtlichkeit Nummer, siehe Karte 2 Kreis Nordfriesland 1. Moränen − Rantzau-Höhe 1.1 − Ahlefelder Höhe 1.2 − Heide Berg 1.3 − Klintumer Berg 1.4 − Glockenberg 1.5 − Altmoräne nördlich Ladelund 1.6 2. Dünen − Dünen von Nord-Sylt mit Listland und Ellenbogen, 2.1 − Dünen von Westerland – Hörnum / Sylt, 2.2 − Dünengelände von Amrum, 2.3 − Dünen von St. Peter-Ording 2.4 − Dünen bei Brösum – Haferacker, 2.5 − Binnendünen östlich Süderlügum, 2.6 − Binnendünen bei Grellsbüll / Humptrup, 2.7 − Binnendünen von Haidburg-Süderberge, 2.8 − Binnendüne südlich von Enge, 2.9 − Binnendünen der Bargumer Heide, 2.10 − Binnendünen östlich Soholm, 2.11 − Dünenreste der Warften Lundenberg, Herstum, Sterdebüll und 2.12 Gr. Ellerbüll 3. Strandwälle, Nehrungen − Vorstrand Kniepsand und Amrum – Odde / Amrum, 3.1 (Donns), Außensände − Vorstrände von St. Peter-Ording – Westerhever 3.2 − Nehrung Witzwort – Sandkrug 3.3 4. Kliffs − Rotes Kliff zwischen Westerland und Kampen / Sylt, 4.1 − Weißes Kliff bei Braderup / Sylt, 4.2 − Morsum-Kliff / Sylt, 4.3 − Goting-Kliff / Föhr, 4.4 − Kliff bei Stenodde / Amrum 4.5 5. Bach- und Flusstäler, Bach- − Ostenau-Tal zwischen Bohmstedt und Drelsdorf 5.1 schluchten, Trockentäler − Trockentäler am Glockenberg / Fresendelf 5.2 6. Wehlen − Wehle bei Norderhof am Gotteskoogdeich, 6.1 − Drei Wehlen am Gotteskoogdeich bei Niebüll, 6.2 − Wehlen am Saatlandkoog und Kohldammer Koog, 6.3 − Wehlen am Langenhorner Altdeich und bei Westerbargum, 6.4 − „Osterwehle”, „Grott Wehl” und kleinere Wehle am Ockholmer 6.5 Koogdeich, − Wehle bei Ebüll, 6.6 − Wehle des Arlauschleusen-Durchbruchs bei Gregerszelt, 6.7 − Wehlen am Porrendeich / Leutnantshof bei Uelvesbüll 6.8 9. Stratigraphisch wichtige − Paläozoikum von Schobüll, 9.1 Aufschlüsse − Kaolinsandgruben bei Braderup / Sylt, 9.2 − Holozäne Abfolge bei Haferacker / Brösum, 9.3 − Polygonböden von Kragelund-Hoxtrup und - 9.4 Neulandshof

120 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 20: Geotope

Geotoptyp Örtlichkeit Nummer, siehe Karte 2 Kreis Schleswig-Flensburg 1. Moränen − Moräne bei Hürupmühle - Kleinwolstrup, 1.7 − Nordhöhe bei Süderschmedeby 1.8 2. Dünen − Binnendünen zwischen Knorrburg und Riesbriek und am 2.13 Buschberg bei Holzacker − Binnendünen am Treßsee, 2.14 − Binnendünen am Holmingfeld 2.15 3. Strandwallsysteme − Strandwallsystem Oehe-Schleimünde mit dem Wormshöfter 3.4 Noor, − Geltinger Birk mit den fossilen Kliffs bei Beveroe und Nieby 3.5 4. Aktive und inaktive Ostsee- − Aktives und fossiles Kliff südlich Wassersleben, 4.6 kliffs − Halbinsel Holnis mit aktiven Kliffs und dem Pugumer See, 4.7 − Aktives Kliff Hohenau -Langballigau, 4.8 − Aktives Kliff Westerholz - Seeklüft, 4.9 − Aktives Kliff Mühlendamm - Nieby, 4.10 − Aktives Kliff von Habernis, 4.11 − Aktives Kliff Wahrberg - Bockholm. 4.12 zu 4. Fluviatile Erosionskliffs − Erosionskliff Süderstapel - Siebenberge 4.13 5. Bach- und Flusstäler, − Tal der Schwennau, 5.3 Niedertaulandschaften − Tal der Munkbrarupau bei Munkbrarup, 5.4 − Bachschlucht südwestlich von Bockholmwik mit Höftland und 5.5 kleinem fossilen Kliff, − Bachtal bei Siegumlund, 5.6 − Tal und Höftland der Langballigau, 5.7 − Tal nördlich Sponbrück 5.8 − Bachtal Friedrichstal - Philippstal und Friedrichstal - 5.9 Mühlendamm, − Tal der Bollingstedter Au zwischen Bollingstedt und Sollbrück, 5.10 − Tal der Treene zwischen Eggebek und Sollerup 5.11 − Altmühltal bei Selk 5.12 − Alte-Sorge-Mäander zwischen Börmer Mühle und 5.13 Sandschleuse − Niedertaulandschaft bei Boel – Saustrup / Angeln 5.14 7. Tunneltäler − Niehuuser Tunnteltal, 7.1 (subglaziale Täler) − Tunneltal Niesgrau / Lippingau - Sörup - Südensee - Mohrkirch 7.2 - Treßsee – Oeversee / Frörup, − Tunneltal Winteratter See - Ausacker - Treßsee - Oeversee - 7.3 Frörup, − Tunneltal Rabenkirchen - Süderbrarup - Langsee - Idstedt - 7.4 Arenholz, − Schlei mit den Gletschertoren bei / Selk, Busdorf und 7.5 Thyraburg / Dannewerk 8. Oser (Wallberge) − Os von Süderbrarup, 8.1 − Os am Arenholzer See 8.2 9. Stratigraphisch wichtige − Fossile Böden am Stolzberg bei Böxlund, 9.5 Aufschlüsse − Eem-Interglazial-Vorkommen von Loopstedt, 9.6 − Eemzeitliche Cyprinentone im Kliff von Langballigau 9.7

121 Entwicklungsteil Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Tabelle 21: Schutzwürdige Bodenformen

Nummer Bodenform landschaftlicher Auswahl- Bodenentwicklung Zusammenhang, Standort kriterium* (typische Horizonte) 1 Lockersyrosem aus Dünensand Weißdüne 3 initial mit Ai-Horizont 2 Regosol aus Dünensand Braun- / Graudüne 3 initial mit Ah / 1C-Profil 3 Lockersyrosem-Gley aus Küste 3 initial mit Ai-Horizont Strandwallsand 4 Rohmarsch aus marinem Sand- Halligen, Vorland 3 Carbonat- / Salzauswa- Ton schung 5 Knickmarsch aus brackischem Stillwasserbereich im ehema- 1 Knickhorizonte (Sq) mit Ton ligen Watt sehr geringem Kf-Wert 6 Niedermoor aus Niedermoortorf Küste, Talaue, Binnensee 1 Torfzersatz mit Hv-Hw- Hm-Ha-Horizonten 7 Gyttja aus Mudden Binnenseen, Flussaltarme 1 Redoxverhalten (See- spiegelschwankungen) 8 Watt über Dwogmarsch aus flach überflutete ehemalige 1 Milieuwechsel Wattsand über brackischem Landoberfläche (Ingression) mit fAh-Sd- Schluff (Torf) Horizont 9 Regosol über Podsol aus Binnendünen 1 Milieuwechsel (Klima) mit Dünensand 1C / Ahe - Profil 10 Plaggenesch aus humosem Heideflächen Westküste 4 Humusabbau mit E- Sand / Sand Horizont * Auswahlkriterium 1: Bodenentwicklungen, in denen sich Prozesse und Phasen der Naturgeschichte in besonderer Art und Weise widerspiegeln, Auswahlkriterium 3: Bodenentwicklungen, die für einen Landschaftsraum untypisch sind (seltene Böden), Auswahlkriterium 4: Bodenentwicklungen, die Phasen, Ereignisse und Vorgänge der Kulturgeschichte repräsentieren.

122 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

5. Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen

Das Landschaftsprogramm Schleswig- künftig festzuhalten. Räume außerhalb dieser Holstein gibt grundsätzliche Hinweise und Schwerpunkte sollen als ökologische Aus- Empfehlungen zu den verschiedenen Nut- gleichsräume gesichert und entwickelt wer- zungsansprüchen an Natur und Landschaft. den. Sie gelten sinngemäß für den Planungs- raum V. Darüber hinaus werden zu einzelnen Eine großräumige landschaftliche Unterglie- Nutzungen nachfolgende besondere natur- derung der Siedlungsgebiete ist durch die schutzfachliche Empfehlungen gegeben. Ausweisung von zusammenhängenden regionalen Grünverbindungen sicherzu- stellen. Dieses gilt insbesondere innerhalb 5.1 Siedlung, Verkehr und der Stadt- und Umlandbereiche des Ober- zentrums Flensburg und der Mittelzentren Energie Husum und Schleswig sowie dem Ordungs- raum für Tourismus und Erholung an Nord- Siedlung / Gliederung und Abgrenzung der und Ostsee. baulichen Entwicklung Folgende Gebiete erfüllen die Voraussetzun- Die Bau- und Siedlungstätigkeit verändert gen für regionale Grünverbindungen: Natur und Landschaft in der Regel erheblich und dauerhaft. Aus diesem Grund ist eine Kreis Nordfriesland Begrenzung der baulichen Entwicklung besonders dort notwendig, wo • Mühlenauniederung im Stadt- und • Schutzflächen gemäß §§ 15 a, 17 und Umlandbereich Husum, 18 LNatSchG, • Tal der Lecker Au im Bereich der • Gebiete mit besonderer Eignung zum Gemeinde Leck zwischen Kokkedahl und Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotop- Karlsmark, verbundsystems, • Niederung des Maadesielzuges zwischen • Geotope, Hockensbüll und Husum / Nord, • Wald, • Mühlenbachtal zwischen Mühlenteich und • Gewässer und Bredstedter Feld bei Bredstedt. • Grünverbindungen angrenzen. Darüber hinaus soll sich die Art Kreis Schleswig-Flensburg der baulichen Entwicklung nicht beeinträchti- gend auf das Landschaftsbild auswirken Stadt Schleswig (Splittersiedlungen, bandartige Entwicklung • Holmer Noor - Mühlenbachlauf, und ähnliches). Marsch / Geest - Ränder bil- • Burgsee - Tiergarten - Arenholzer See, den sich naturräumlich und in der Siedlungs- • Riesberg - Busdorfer Teich mit Talraum. struktur sehr markant in der Landschaft ab - beispielsweise bei Bredstedt, Husum und Treenetal im Bereich der Ortslagen Schwabstedt - und sind für weite Teile der • Frörup - Oeversee, nordfriesischen Landschaft dementsprechend • Eggebek - , charakteristisch. Die naturraumgebundenen • Tarp. Bebauungsränder sollen hier nicht über- sprungen werden. Stadt Flensburg / Kreis Schleswig- Flensburg Das grundsätzliche Recht der Gemeinden, sich in angemessener Form weiterzuentwik- • Kluesrieser Gehölz - Krusau - Niehuuser keln bleibt unberührt. An dem Grundsatz, die Tunneltal, bauliche Entwicklung auf die Siedlungs- schwerpunkte zu konzentrieren ist auch zu-

123 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

• Marienhölzung - ehemaliger Standort- ist eine Verbindung der innerörtlichen Grün- übungsplatz - Meynautal und Handewitter systeme und –strukturen mit denen der freien Gehölz, Landschaft anzustreben. Im Rahmen der ört- • Twedter Bauernwald - Staatsforsten lichen Planung ist zudem zu prüfen, inwieweit Glücksburg - Holnis Noor und Höhenzug hierbei ein naturverträglicher Zugang erho- Wees - Hürup. lungssuchender Menschen im Sinne des Naturerlebens auch in geschützte Land- Die regionalen Grünverbindungen sollen das schaftsteile ermöglicht werden kann. Stadtklima verbessern, Bereiche unterschied- licher Nutzungen optisch voneinander ab- Landwirtschaftliche Nutzflächen, die inner- grenzen und der Erholung dienen. Sie über- halb der Eignungsbereiche zum Aufbau des lagern sich besonders im Bereich der Fluss- Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems und Bachtäler und ihrer Niederungen sowie liegen, weisen in der Regel ein hohes ökolo- der Wälder zum großen Teil mit den Gebieten gisches Entwicklungspotenzial auf. Sie eig- mit besonderer Eignung zum Aufbau eines nen sich daher besonders für den Ausgleich Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems. oder Ersatz von unvermeidbaren Beeinträch- Die Ansprüche des Arten- und Biotopschut- tigungen der Leistungsfähigkeit des Natur- zes sind hier in besonderem Maße zu be- haushalts oder des Landschaftsbildes, die an rücksichtigen. anderer Stelle entstandenen sind. Im Rah- men der Poolbildung von Ausgleichs- und Er- Die genaue Abgrenzung erfolgt in der örtli- satzflächen oder der Errichtung von Öko- chen Planung. Dabei sind die innerörtlichen konten kommt den genutzten Flächen inner- Grünverbindungen mit einzubeziehen. Die halb des Biotopverbundes eine wichtige Grünverbindungen sind von baulichen Ent- Funktion zu (siehe auch Landschaftspro- wicklungen freizuhalten. Bei Verkehrsbauten, gramm). Das mögliche Interesse von Pla- die die Grünverbindungen kreuzen, ist darauf nungsträgern an diesen Flächen für ökologi- zu achten, dass die Funktionen der Grünver- sche Planungen stabilisiert aufgrund entspre- bindungen nicht beeinträchtigt werden. chender Nachfragen langfristig auch ihren ökonomischen Wert. Weiterhin sollen Zäsuren dazu dienen, op- tisch sichtbar das Zusammenwachsen von Im Auftrage des Umweltministeriums wurde Baukomplexen zu behindern. Dabei sollen die für die Wirtschaftsförderungsgesellschaften in Zäsuren sich an landschaftlichen Leitele- Schleswig-Holstein das Beratungskonzept menten orientieren. “Nachhaltige Gewerbeansiedlung und umweltgerechter Gewerbebau” erstellt. Zu den wesentlichen Zäsuren im Planungs- Dieses integrative Konzept gibt den Wirt- raum V gehören die folgenden Freihalteräu- schaftsförderungsgesellschaften und den me: Kommunen praxisorientierte Hilfestellung bei der Gewerbegebietsplanung und der Ansied- Kreis Nordfriesland lung von Betrieben. Es verbindet ökologische • zwischen Hockensbüll und Husum / Nord, und ökonomische Zielsetzungen gleichrangig • zwischen Mildstedt und Husum, und verfolgt darüber hinaus das Ziel, durch • zwischen und Bredstedt, eine integrative Planung auch zu einer • zwischen Bordelum und Bredstedt, Standort- und Arbeitsplatzsicherung beizutra- • zwischen Keitum und Tinnum, gen. • zwischen Westerland und der Nordsee- klinik und nördlich davon, Verkehr • vor Wenningstedt sowie • zwischen Kampen und Wenningstedt. Eine konkrete Auseinandersetzung mit den einzelnen Vorhaben erfolgt im Landschafts- Kreis Schleswig-Flensburg rahmenplan nicht. Hierfür sind die straßen- • zwischen Norderstapel und Süderstapel rechtlichen Verfahren mit einer Umweltver- träglichkeitsprüfung maßgeblich. Zu berück- Im siedlungsnahen Raum der Städte und sichtigen sind jedoch die im Landschaftspro- sonstigen zentralen Orte sollen unter dem gramm dargelegten grundsätzlichen natur- Aspekt der verbesserten Vernetzung von schutzfachlichen Hinweise und Empfehlun- Siedlung und Landschaft sowie der Verkehrs- gen. Darüber hinaus sind die besonderen vermeidung Naherholungsräume geschaf- Erfordernisse und Maßnahmen des Natur- fen und planerisch gesichert werden. Hierbei schutzes für den Planungsraum V gemäß

124 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V vorliegendem Landschaftsrahmenplan einzu- gehört auch die Errichtung von Windkraftan- beziehen. lagen.

Eine kartenmäßige und textliche Darstellung Aufgrund der bundesrechtlichen Privilegie- des überregionalen und regionalen Schienen- rung von Windkraftanlagen wurden aus zeitli- und Straßennetzes sowie der geplanten Ent- chen Gründen entsprechende Eignungsge- wicklungen erfolgt im Regionalplan V, auf den biete für den Kreis Nordfriesland 1999 und für an dieser Stelle verwiesen wird. Hervorzuhe- den Kreis Schleswig-Flensburg 1997 im ben ist, dass die Landesregierung den Aus- Rahmen von Teil-Fortschreibungen des bau und die Elektrifizierung der Westküsten- Regionalplanes ausgewiesen (Kreis strecke sowie die Beseitigung des Engpasses Nordfriesland 300 Megawatt Anschlusslei- zwischen Niebüll und Westerland durch stung, Kreis Schleswig-Flensburg 150 Mega- zweigleisigen Ausbau anstrebt. Für die Strek- watt Anschlussleistung). Dabei sind im Vor- ke Niebüll – Flensburg besteht ferner eine griff auf den Landschaftsrahmenplan bereits Option auf Reaktivierung. unter anderem Belange des Arten- und Bio- topschutzes und Aussagen zu Auswirkungen Im Planungsraum V sind im Bedarfsplan für auf das Landschaftsbild berücksichtigt wor- die Bundesfernstraßen nachfolgende Vorha- den. Eine konkretisierende Betrachtung der ben vorgesehen. Windenergieeignungsgebiete unter besonde- rer Berücksichtigung der Belange des Natur- Kreis Nordfriesland schutzes (beispielsweise Vogelschutzbelan- ge, siehe hierzu auch Abbildung 6) ist Aufga- • Vordringlicher Bedarf: be der gemeindlichen Landschaftsplanung. − Bundesstraße (B) 5; Verlegung zwischen Dies ist erforderlich, wenn die Gemeinden im Hattstedt und Bredstedt, Rahmen der Flächennutzungsplanung die − B 202; Umgehung Tating. Windenergienutzung in den Eignungsgebie- ten kleinräumig steuern oder angemessen • Weiterer Bedarf: reduzieren wollen. − B 5/199; Querverbindung Leck / Niebüll, − B 202; Ortsumgehungen Garding und Es gibt Überlegungen, Windenergie im Off- Seeth. Shore-Verfahren zu nutzen. Hierfür sind ge- sonderte Verfahren erforderlich, um festzu- Kreis Schleswig-Flensburg stellen, ob aus Sicht des Naturschutzes ge- eignete Flächen in ausreichender Entfernung • Vordringlicher Bedarf: zur Küste gefunden werden können. − B 199; Ortsumgehung Handewitt, − B 203; Verlegung bei Kappeln. Für die Nutzung der Windenergie im Off- Shore-Bereich innerhalb des Hoheitsgebietes • Sonstiger Bedarf: zur 12 Seemeilen-Grenze verblieb nach Ab- − B 199; Ausbau zwischen Flensburg und zug von Ausschlussgebieten (Nationalpark, Wees, Natura 2000 – Gebiete, 15 Kilometer vor tou- − B 201; Ortsumgehungen Schuby und ristisch bedeutsamen Küsten, Elbemün- Süderbrarup, dungstrichter) ein potenzieller Suchraum − B 202; Ortsumgehung Norderstapel. nördlich von Helgoland. Es handelte sich um einen etwa acht Kilometer breiten Gebiets- Stadt Flensburg streifen zwischen der 15-Kilometer-Linie und der 22-Kilometer-Linie (12 Seemeilen), der im • Vordringlicher Bedarf: Westen durch das Verkehrstrennungsgebiet − Neubau Osttangente. vor der niedersächsischen Küste und im Osten durch ein Europäisches Vogelschutz- Windenergienutzung gebiet begrenzt wird.

Es ist ein energiepolitisches Ziel des Landes, Dieser wurde wegen Belangen der Schiffsi- an geeigneten Standorten den Anteil an um- cherheit als nicht geeignet für die Errichtung welt- und ressourcenschonenden Energiege- von Windenergieanlagen angesehen, so winnungsformen zu erhöhen und 25 Prozent dass in Hoheitsgewässern vor der schleswig- des Strombedarfs des Landes Schleswig- holsteinischen Westküste keine Flächen zur Holstein aus Windenergie zu decken. Hierzu Errichtung von Windenergieanlagen beste- hen.

125 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Auch bezüglich der Ableitung von Offshore- • Leitung Marienkoog - Dagebüll (in Deich- Windstrom besteht Regelungsbedarf. Beson- nähe). ders kritisch ist die Querung des Wattenmee- res. Um Eingriffe in geschützte Natur und Kreis Schleswig-Flensburg Landschaft zu vermeiden oder zumindest zu • Leitung Olpenitz - Damp 2000, minimieren, sollte geprüft werden, ob Kabel • Leitung Friedrichstadt - Süderstapel. außerhalb des Nationalparks verlegt werden können. Falls diese Alternative tatsächlich Zur Umsetzung der oben genannten Maß- nicht besteht, sind die Kabel von mehreren nahmen sollten die im Rahmen der Eingriffs- Windparks nach Möglichkeit zu bündeln und regelung anfallenden Ausgleichszahlungen in einer Trasse zu verlegen. für Energiegewinnungsanlagen eingesetzt werden. Stromversorgungsleitungen

Stromversorgungsleitungen stellen für die 5.2 Landwirtschaft Vogelwelt eine erhebliche Beeinträchtigung dar. Dies trifft insbesondere für die Hoch- Die Landwirtschaft wird im Planungsraum V spannungsleitungen aufgrund des von ihnen auch weiterhin wesentlich dazu beitragen, die ausgehenden Kollisionsrisikos zu. Außerdem bestehende Kulturlandschaft zu erhalten. tragen sie zu einer Zerschneidung der Land- Dies beinhaltet ausdrücklich eine ordnungs- schaft bei. gemäße landwirtschaftliche Bodennutzung zur Sicherung der Lebensgrundlagen der in Auch von Mittelspannungsleitungen (30 bis den ländlichen Räumen lebenden Menschen. 60 Kilovolt-Bereich) gehen für die Vogelwelt durch Leitungsanflug, Stromschlag und Im Rahmen der europäischen Agrarpolitik Lebensraumzerschneidung Gefährdungen (Agenda 2000) wird die Landwirtschaft zu- aus. Da Mittelspanungsleitungen sturmge- künftig verstärkt dem internationalen Wettbe- fährdet sind und mit relativ geringem Aufwand werb ausgesetzt. Der Strukturwandel wird verkabelt werden können, haben die Strom- sich fortsetzen. Durch das Ausscheiden eini- versorgungsunternehmen damit begonnen, ger Betriebe und den Rückgang des Bedarfs Leitungen aus betriebswirtschaftlichen Grün- an Grünfutterfläche werden Flächen freige- den zu verkabeln. Schwerpunkt dieser Maß- setzt, die allerdings von anderen Betrieben nahmen war bislang die Eider-Treene- durch Zukauf oder Zupacht in Bewirtschaf- Niederung als Verbreitungsschwerpunkt des tung bleiben werden. Das Pachtpreisniveau in Weißstorches. Schleswig-Holstein für Ackerland und Grün- land wird weitgehend stabil bleiben; demzu- Unter Berücksichtigung des Vogelzugs sowie folge wird es bei einer flächendeckenden der Rast- und Brutvogellebensräume wäre Landwirtschaft bleiben. eine Verkabelung oder die Durchführung spezieller Sicherungsmaßnahmen vorrangig Entsprechend der europäischen Strategie für an folgenden Abschnitten von Mittelspan- die Erhaltung des „Modells der europäischen nungsleitungen durchzuführen (nach KOOP, Landwirtschaft” muss auch die schleswig- B. und ULLRICH, N., 1999: Vogelschutz und holsteinische Landwirtschaft als Wirtschafts- Mittelspannungsleitungen; Studie zur Ermitt- zweig multifunktional, nachhaltig und wettbe- lung des Gefährdungspotenzials in Schles- werbsfähig sein. Nach einem Beschluss der wig-Holstein; Bericht im Auftrage des Ministe- europäischen Regierungschefs (Europäischer riums für Umwelt, Natur und Forsten des Rat, Helsinki, Dezember 1999) soll sie den Landes Schleswig-Holstein): Anliegen und Anforderungen der Verbraucher in Bezug auf die Qualität und Sicherheit der Kreis Nordfriesland Lebensmittel, den Umweltschutz und den • 60 Kilovolt-Leitung über die Eider bei Tierschutz gerecht werden. Sie soll zur Land- Tönning, schaftspflege, zur Erhaltung der Naturräume • 60 Kilovolt-Leitung östlich Lindaunis, und zur Verbesserung der Vitalität des ländli- • Nordstrander Damm, chen Raumes beitragen. • 60 Kilovolt-Leitung bis Hindenburgdamm bei Rodenäs, In Bereichen mit Grenzertragsstandorten, wie • Leitungen auf Nordstrand, beispielsweise im Eider-Treene-Sorge-Ge- • Leitungen auf Pellworm, biet, haben landwirtschaftliche Flächen auch für den Naturschutz eine besondere Bedeu-

126 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V tung. Hier wie auch in anderen Bereichen schutzgebiete werden vor allem die Ver- stellen ländliche Struktur- und Entwicklungs- tragsvarianten für den Wiesenvogelschutz analysen eine wichtige Grundlage für die Ent- und für trockenes Magergrünland ange- wicklungsperspektiven der Landwirtschaft boten. Hier liegt die Förderkulisse inner- dar. In Verbindung oder Ergänzung mit kom- halb der Schwerpunktbereiche 452, 453, munalen Landschaftsplänen können die Be- 454 und 457 des Schutzgebiets- und lange der Landwirtschaft mit denen des Na- Biotopverbundsystems (siehe Erläute- turschutzes etwa im Zuge von Flurneuord- rungsband, Kapitel 3.1). nungsverfahren sinnvoll miteinander ver- knüpft werden. Ziel soll es dabei sein, ge- • Eiderstedt meinsame Handlungsfelder und Projektberei- Auf der Halbinsel Eiderstedt werden die che vor Ort festzulegen. Mit den Aussagen Vertragsmuster für den Wiesenvogel- des Landschaftsrahmenplanes werden hierfür schutz sowie für die Trauerseeschwalbe regionalbedeutsame Vorschläge, Hinweise angeboten. Es befinden sich hier die und Anstöße gegeben. Schwerpunktbereiche 473, 474, 475 und 476. In besonderen, ökologisch wertvollen Berei- chen wird durch Programme des Landes eine • Bereiche Eiderstedt, Hattstedter Extensivierung landwirtschaftlicher Nutzung Marsch und Marschflächen in der gefördert. Im wesentlichen sollen hiermit fol- Bökingharde gende Ziele unterstützt werden: Die Förderbereiche mit der Vertragsvari- • dem Artenrückgang entgegenwirken ante für den Wiesenvogelschutz erstrek- • sowie die Landschaft mit naturnahen ken sich auf nahezu die gesamt Halbinsel Strukturen anreichern. Eiderstedt, mit den Schwerpunktberei- chen 472 bis 476, die gesamte Besonders hervorzuheben ist in diesem Zu- Hattstedter Marsch sowie Teilbereiche der sammenhang der Vertrags-Naturschutz. Bökingharde mit dem Schwerpunktbe- Den Landwirten werden insgesamt sechs reich 466. verschiedene Vertragsvarianten für Grün- landflächen angeboten. Darüber hinaus ist es • Bereiche Ostenfelder Geest und möglich, Acker- wie auch Grünlandflächen Geestflächen nordwestlich Leck dauerhaft über eine 20jährige Förderung aus In diesen Teilbereichen der Hohen Geest der Nutzung zu nehmen. befinden sich die Schwerpunktbereiche 499, 500 und 518. Es werden hier Verträ- Um auch landwirtschaftliche Flächen nach- ge für den Amphibienschutz angeboten. haltig strukturell zu verbessern, enthalten alle Verträge die Verpflichtung, biotop- • Eider-Treene-Sorge-Niederung gestaltende Maßnahmen (zum Beispiel Die Eider-Treene-Sorge-Niederung ist ein Neuanlage von Knicks oder Kleingewässern) weiterer Schwerpunktraum sowohl des auf mindestens zwei Prozent der Vertragsflä- Vertragsnaturschutzes als auch des che zu dulden. Die Verträge sind langfristig Schutzgebiets- und Biotopverbundsy- angelegt und werden zunächst mit Ausnahme stems. Hier werden die Vertragsvarianten der Vereinbarung über eine 20jährige Flä- für den Wiesenvogelschutz und des Am- chenstillegung für eine Laufzeit von phibienschutzes angeboten. fünf Jahren abgeschlossen. Sie können je- doch verlängert werden. • Bereich Obere Treene / Fröruper Berge Die Förderkulisse schließt hier die Die Fördergebiete des Vertrags-Natur- Schwerpunktbereiche 510, 533 und 534 schutzes sind im Landschaftsprogramm in ei- ein. Angeboten wird das Vertragsmuster ner Abbildung dargestellt. Für den Planungs- für den Amphibienschutz. raum V sind folgende Aussagen bedeutsam und hervorzuheben: • Raum um Glücksburg Auch im Raum um Glücksburg wird der • Bereiche Nordfriesische Geestinseln, Amphibienschutz gefördert. Die Schwer- Hamburger Hallig, Beltringharder- und punktbereiche 540, 541, 544 und 545 des Rickelsbüller Koog, Eidervorland Schutzgebiets- und Biotopverbundsy- Der Vertragsnaturschutz konzentriert sich stems liegen teilweise innerhalb dieser innerhalb der Naturschutzgebiete auf den Flächen. Amphibienschutz. Außerhalb der Natur-

127 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Diese Beispiele zeigen, dass der Vertrags- In den „Erläuterungen zum Landschaftsrah- Naturschutz vielfältige Möglichkeiten zur Um- menplan” (Kapitel 2.1.3) sind die erosions- setzung der in den Erläuterungen zum gefährdeten Bereiche im Planungsraum V Schutzgebiets - und Biotopverbundsystem dargestellt. Hierzu werden folgende Hinweise vorgeschlagenen Maßnahmen bietet. Auch und Empfehlungen gegeben. außerhalb der ausgewiesenen Förderkulisse können Flächen nach einer fachlichen Prü- Auf den durch Winderosion gefährdeten Flä- fung durch das Landesamt für Natur und chen können folgende Maßnahmen zum Umwelt nachträglich mit aufgenommen wer- Schutze der Böden beitragen: den, wenn sie für den Naturschutz von Be- • mit standortgerechten Gehölzarten auffor- deutung sind. Seitens der Landwirtschaft sten, kommt es zukünftig darauf an, diese auf frei- • das vorhandene Knicknetz erhalten und williger Basis beruhenden Angebote des Na- weitere Windschutzpflanzungen anlegen, turschutzes verstärkt zu nutzen. • vorhandene Grünlandnutzung beibehalten, • extensive Beweidung oder Grünlandbra- Der Vertrags-Naturschutz wird von der che anwenden, Europäischen Kommission im Rahmen der • die Wasserhaltefähigkeit des Bodens si- Verordnung (EG) Nr. 2078 / 1992 für umwelt- chern, indem der Humusgehalt erhöht gerechte und den natürlichen Lebensraum wird, möglichst lange bodenbedeckende schützende landwirtschaftliche Produktions- Früchte anbauen, auch den Zwischen- verfahren bis zu 50 Prozent kofinanziert (zu- fruchtanbau einbeziehen, künftig im Rahmen der Verordnung (EG) • bodenschonendere Bearbeitungsformen Nr. 1257 / 1999). Ergänzend hierzu bietet anwenden. auch das Ministerium für ländliche Räume, Landesplanung, Landwirtschaft und Touris- Zum Schutze gegen Wassererosion können mus den Landwirten in Schleswig-Holstein vor allem acker- und pflanzenbauliche Maß- an, im Rahmen dieser Verordnung eine nahmen beitragen: markt- und standortangepasste Landbewirt- • steile Hanglagen als Grünland nutzen, schaftung als Gemeinschaftsaufgabe “Ver- • Boden entlang der Höhenlinien bearbeiten, besserung der Agrarstruktur und des Kü- • Oberflächenwasser in Bermen oder ent- stenschutzes” zu fördern. lang höhenlinienparalleler Knicks ableiten, • möglichst lange bodenbedeckende Weiterhin ist es erforderlich, sowohl den Früchte anbauen, auch den Zwischen- integrierten als auch den ökologischen fruchtanbau einbeziehen. Landbau sowie andere naturschonende An- baumethoden zu stärken. Hierdurch soll die Bodenfruchtbarkeit langfristig gesichert und 5.3 Forstwirtschaft die stoffliche Belastung gemindert werden. Bei der Umsetzung dieser Empfehlungen Der Wald ist Lebensraum vieler Pflanzen- werden zugleich die angestrebten Ziele der und Tierarten. Die naturnahe Bewirtschaftung Agenda 21 für eine nachhaltige, ressourcen- soll ihre Lebensbedingungen erhalten und schonende Entwicklung im Bereich der Land- verbessern, wo es erforderlich ist. Die natur- wirtschaft unterstützt. nahe Bewirtschaftung soll im Einklang mit den forstbetrieblichen Zielen den Wald wei- Die Umstellung auf die Wirtschaftsweise des terentwickeln. Grundlagen sind dabei die Er- ökologischen Landbaues wird daher mit Lan- gebnisse der forstlichen Standortkartierung desmitteln in den ersten beiden Jahren mit und die heutige potenziell natürliche Vegeta- 285 Euro pro Hektar für Acker- und Grün- tion. Die naturnahe Bewirtschaftung soll hier- landflächen, mit 1.220 Euro pro Hektar für bei besonders dazu dienen, Nadelwälder zu Dauerkulturen und mit 750 Euro pro Hektar standortgerechten Mischwäldern und Laub- für den Gemüsebau für das dritte bis fünfte wäldern zu entwickeln. Dies erfordert auch Verpflichtungsjahr entsprechend angepasste Wilddichten. Eine • 160 Euro / Hektar Acker- und Gemüseflä- ökologisch orientierte Bewirtschaftung des che Waldes muss örtlich besonders bedeutende • 770 Euro / Hektar Dauerkulturen Waldfunktionen beachten. • 300 Euro / Hektar Gemüsebau bezuschusst. Ferner wird eine Beibehal- Die ökologische Ausrichtung der Forstbetrie- tungsförderung angeboten. be wird mit den Möglichkeiten der Beratung und Förderung unterstützt. Für den Schutz

128 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V und die Entwicklung ökologisch besonders verfügbaren Flächenumfanges die gesamte bedeutsamer Wälder werden darüber hinaus Lecker und Husum-Bredstedter Geest und Naturschutzverträge angeboten. die Schleswiger Vorgeest eine besondere Bedeutung für die Neuwaldbildung. Sie wei- Der Planungsraum soll zur angestrebten Er- sen überwiegend geeignete Standorte auf, höhung des Waldanteils von 12 Prozent auf besitzen ein geringes Konfliktpotenzial für Landesebene beitragen. Hierzu müssen ge- Erstaufforstungen und ermöglichen größere eignete Flächen in ausreichendem Umfang und zusammenhängende Waldbildungen. zur Verfügung stehen. Auch der Naturraum Angeln hat für die zu- Die kommunale Landschaftsplanung soll die künftige Neuwaldbildung eine Bedeutung. örtlichen Möglichkeiten darstellen, den Wald- Geeignete Gebiete sind hier jedoch kleinräu- anteil in der Gemeinde langfristig zu erhöhen. miger. Dabei sollte auch aufgezeigt werden, inwie- weit die Neuwaldbildung in bestehende und Neuwaldbildungen im Naturraum Marsch geplante Flächennutzungen integriert werden werden wegen vielfach anderer vorrangiger und damit die angestrebten Zielsetzungen Zielsetzungen auch zukünftig nicht wesentlich unterstützen kann. Die Gemeinden leisten zur Erhöhung des Waldanteiles beitragen damit einen Beitrag zur Erhöhung des Wald- können. Die Neuwaldbildung sollte hier je- anteils auf Landesebene. doch stärker in einzelne regionale und örtli- che Zielsetzungen integriert werden, insbe- Eine Neuwaldbildung, die alle Waldfunktio- sondere in die Tourismusentwicklung. nen unterstützt (Integrierte Neuwaldbildung), soll stärker als bisher wahrgenommen wer- Aus Naturschutzsicht sind für eine Neu- den. Ihre Möglichkeiten liegen insbesondere waldbildung grundsätzlich geeignet: in der Verbindung des Waldes mit der Ent- • Gebiete mit erosionsgefährdeten Böden, wicklung von Natur und Landschaft, dem soweit sie keine besondere Bedeutung für Gewässer- und Klimaschutz – in dieser Hin- den Biotop- und Artenschutz haben sowie sicht kommt der Entwicklung von Au- und • landschaftlich wenig strukturierte Räume. Bruchwäldern besondere Bedeutung zu – sowie der Verbesserung des Erholungswer- Aus Naturschutzsicht sind für eine Neu- tes der Landschaft. Grundsätzlich sollen neue waldbildung nicht geeignet: Waldflächen gleichrangig Nutz-, Schutz- und • Marscheninseln und Halligen sowie Erholungsfunktionen erfüllen. Im Zusammen- Marschbereiche der Geestinseln, hang mit naturschutzrechtlich besonders ge- • Bereiche an der Ostseeküste und in den schützten Bereichen kann die Neuwaldbil- Niederungen der Flüsse, in denen eine dung die Entwicklungsziele des Naturschut- dauerhafte Schöpfwerksentwässerung zes unterstützen oder als Pufferzone um die- erforderlich ist oder Entwässerungsgrä- se besonders sensiblen Bereiche dienen. ben unterhalten werden müssen, Neuwaldbildungen sollen auch dazu beitra- • Dauergrünland, das für den Wiesenvogel- gen, die Waldflächenstruktur zu verbessern. schutz von besonderer Bedeutung ist, Diesem Ziel dient auch die Neuwaldbildung • Tunneltäler Angelns und die Täler der im Rahmen des Ökokontos. Geestbäche, • Flächen mit einem Entwicklungspotential Für die Erhöhung des Waldanteils im Pla- für Magerrasen und Trockenbiotope, nungsraum müssen neben der Verbesserung • Bereiche mit organischen Böden (Moor- der Waldflächenstruktur durch Verbindung böden). und Vergrößerung vorhandener Waldflächen auch neue Waldflächen in der freien Land- Aufgrund der derzeitigen Raumstruktur im schaft begründet werden. Sie sollen aus öko- Planungsraum, ihrer absehbaren Entwicklung nomischen und ökologischen Gründen deut- und den Anforderungen der Neuwaldbildung lich über der bisherigen durchschnittlichen haben insbesondere folgende Bereiche im Waldflächengröße liegen. Die Ausgangssi- Planungsraum eine größere Bedeutung für tuation hierfür ist regional unterschiedlich. die Erhöhung des Waldanteiles:

Aufgrund bestehender und geplanter Nutzun- Kreis Nordfriesland gen sowie der Schutzwürdigkeit verschiede- • nördlich von Ladelund bis zur dänischen ner Landschaften und Flächen im Planungs- Grenze, raum haben wegen ihres großen, potenziell • südlich von Süderlügum,

129 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

• nördlich von , hier nur im Ausnahmefall genehmigungsfä- • östlich von Langenhorn bis in den Bereich hig. um , • östlich von Drelsdorf, In den Gebieten mit besonderer Eignung zum • zwischen Hattstedt und Schwesing, Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotopver- • östlich um Ostenfeld, bundsystems sind Abbaumaßnahmen mit • nördlich von Schwabstedt. den Belangen des Naturschutzes im Grund- satz nicht zu vereinbaren. Ein Abbau ist im Kreis Schleswig-Flensburg Einzelfall dann möglich, wenn hierdurch die • der überwiegende Teil der Schleswiger Vorrangfunktion des Naturschutzes unter- Vorgeest, ausgenommen die Eider- stützt wird. Das wäre der Fall, wenn natur- Treene-Sorge-Niederung, raumtypische und defizitäre natürliche, halb- • kleinere Gebiete östlich Flensburg bis natürliche oder naturnahe Ökosystemtypen Kappeln, geschaffen werden, die in den Landschafts- • zwischen Großsolt und Idstedt, raum integriert werden, ihn aufwerten und • zwischen Süderbrarup und Schleswig. keine Biotoptypen geschaffen werden, die den Biotopverbund unterbrechen.

5.4 Rohstoffgewinnung In der Nähe der Naturschutzgebiete sowie der Gebiete, die die Voraussetzungen einer Nutzung von Lagerstätten Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG er- füllen, von Waldflächen sowie gesetzlich ge- Die oberflächennahen mineralischen Roh- schützten Biotopen (§ 15a LNatSchG, zum stoffe des Planungsraumes V sind für die Beispiel Moore, Sümpfe, Brüche, Nasswie- Wirtschaftsräume des mittleren und nördli- sen, Dünen, Trockenrasen) darf der Abbau chen Schleswig-Holsteins von regionalwirt- nur zugelassen werden, wenn der Eingriff zu schaftlicher Bedeutung. Sand - Kies - Ge- keiner dauerhaften Beeinträchtigung der ge- menge werden heute bereits an einigen nannten Gebiete und Landschaftsteile führt. Stellen unter einer Bedeckung von mehreren Dieses ist durch Gutachten oder im Rahmen Metern nicht verwertbaren Materials gewon- der gesetzlich vorgeschriebenen landschafts- nen. pflegerischen Begleitplanung nachzuweisen.

Abbauwürdige Kiesvorkommen finden sich Einige Lagerstätten befinden sich in der Nähe häufig in landschaftlich reizvollen oder in von NATURA 2000 - Gebieten. Gemäß § 34 landwirtschaftlich schlecht nutzbaren und BNatSchG sind alle Vorhaben, die zu einer häufig bewaldeten Gebieten. Daher ist es be- erheblichen Beeinträchtigung der Schutzziele sonders wichtig, diese Naturgüter sparsam zu führen, grundsätzlich nicht zulässig. Eine ent- nutzen und die Abbaubereiche wieder land- sprechende Prüfung ist erforderlich. Auf Ka- schaftsgerecht in ihr Umfeld einzugliedern. pitel 2.1.4.3 wird im übrigen hingewiesen. Dazu bedarf es differenzierter raumbezoge- ner landschaftspflegerischer Aussagen zum Die Sand- und Kiesfischerei in der Nordsee Abbau oberflächennaher Rohstoffen. im Seegebiet zwischen Nationalpark und Zwölf-Seemeilen-Grenze soll grundsätzlich Der Abbau von Lagerstätten ist in Natur- nicht erfolgen (Aussagen zum Nationalpark schutzgebieten, Gebieten, die die Vorausset- siehe Kapitel 5.6). zungen einer Unterschutzstellung nach § 17 LNatSchG erfüllen, NATURA 2000-Gebieten, Oberflächennahe Rohstoffe unter Waldbe- den Naturdenkmalen und geschützten Land- ständen dürfen nur ausnahmsweise abgebaut schaftsbestandteilen sowie den gesetzlich werden. Hier finden der § 12 Landeswaldge- geschützten Biotopen nicht zuzulassen. Dies setz und die Abschnitte III und IV LNatSchG gilt im Grundsatz auch für Geotope und Anwendung. Landschaftsschutzgebiete. Bei den in Kapitel 2.1.5.2 angesprochenen In Landschaftsschutzgebieten und Gebieten, Kulturdenkmalen ist im Einzelfall zu prüfen, die die Voraussetzungen einer Unterschutz- ob die Belange des Denkmalschutzes gemäß stellung nach § 18 LNatSchG erfüllen, ist im § 9 Abs. 1 Denkmalschutzgesetz - denkmal- Vorwege zu prüfen, ob ein Bodenabbau mit rechtliche Genehmigung - in Verbindung mit der jeweiligen Landschaftsschutzgebietsver- §§ 7, 7a LNatSchG genügend beachtet wer- ordnung vereinbar ist. Ein Bodenabbau ist

130 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V den. Hierbei ist auch die Umgebung der chennaher mineralischer Rohstoffe soll aus Kulturdenkmale einzubeziehen. diesen Gründen hier nicht erfolgen. Es ist je- doch im Einzelfall zu prüfen, ob kleinräumig Zu den in Karte 2 dargestellten Lagerstätten Tonvorkommen abgebaut werden können. und Rohstoffvorkommen sind unter Berück- sichtigung von vorstehenden grundsätzlichen • Kolkerheide / Löwenstedt einschließ- Aussagen im Rahmen des Abstimmungspro- lich Löwenstedtlund zesses zur Ausweisung von Rohstoffsiche- rungsgebieten im Regionalplan folgende Der größte Teil der nutzbaren oberflächenna- überregionale landschaftsplanerische Hin- hen Rohstoffe ist hier bereits abgebaut. Bei weise aus Sicht des Naturschutzes geäußert einem weiteren Kiesabbau ist sicherzustellen, worden, die in den weiteren Verfahren zu be- dass die Naturschutzgebiete „Löwenstedter rücksichtigen sind. Bei der Darstellung han- Sandberge” und „Eichenkratt Schirlbusch” mit delt es sich nicht um landesplanerische Teil- vorgesehenen Erweiterungsflächen nicht be- und Letztabwägung, die im Hinblick auf die einträchtigt werden können. Ebenso sind die Darstellung von Rohstoffsicherungsgebieten Fließgewässerauen mit Übergangsbereich im Regionalplan vorgenommen wird. Auch von einem Abbau auszunehmen. wird damit nicht den Einzelfallentscheidungen in künftigen Genehmigungsverfahren für den • Ahrenshöft / Arlewatt / Olderup / Abbau oberflächennaher Rohstoffe vorge- Hoxtrup / Spinkenbüll griffen. Bei diesem Gebiet handelt es sich um einen Kreis Nordfriesland Abbauschwerpunkt von Kies und Sand im Kreis Nordfriesland. Für Teilbereiche dieses • Nördlich Ladelund Raumes liegen bereits auf örtlicher Ebene landschaftsplanerische Aussagen zum Kies- Seit Jahren wird in diesem Raum schwer- abbau vor, die zu beachten sind. Aus über- punktmäßig Kiesabbau auf dem höchsten örtlicher Naturschutzsicht ist bei einem weite- Punkt in der Umgebung betrieben. Über die ren Kiesabbau auf die Erhaltung der zahlrei- jetzige Inanspruchnahme hinaus sollten aus chen kleineren Waldflächen, der kleinge- naturschutzfachlicher Sicht weitere Abbau- kammerten Knicklandschaft (insbesondere im vorhaben nicht erfolgen. Allenfalls kann es Bereich der Gemeinde Olderup) sowie der um eine Flächenarrondierung noch im Betrieb Niederungsbereiche von Arlau und Grenzau befindlicher Standorte gehen. Der ohnehin zu achten. Darüber hinaus sind in diesem schon erhebliche Eingriff ins Landschaftsbild Gebiet die Belange des archäologischen würde sich durch eine Ausweitung erheblich Denkmalschutzes besonders zu beachten. verstärken und auf Dauer nachhaltig negativ auf den gesamten Landschaftsbereich aus- • Bondelum wirken. Darüber hinaus sind in diesem Gebiet die Belange des Grundwasserschutzes und Bei möglichen Abbauvorhaben sind Beein- des archäologischen Denkmalschutzes be- trächtigungen des angrenzenden „Ahrenviöler sonders zu beachten. Westermoor” insbesondere durch Absenkung des Grundwassers auszuschließen. • Nördlich Bredstedt • Nördlich Rantrum / nordwestlich In diesem Bereich sind größere zusammen- Oldersbek hängende Wälder sowie in unmittelbarer Nä- he das Naturschutzgebiet „Bordelumer Heide Bei Abbauvorhaben in diesem Bereich sind und Langenhorner Heide mit Umgebung” mit insbesondere die Belange des Grundwasser- dem Landschaftsschutzgebiet „Stollberg” schutzes sowie des archäologischen Denk- vorhanden. Das Gelände zeichnet sich ins- malschutzes zu beachten. gesamt durch ein sehr bewegtes Relief aus und ist mit einer Vielzahl von unterschiedli- • Wester-Ohrstedt chen Landschaftselementen wie Knicks, Hei- deresten, Kratts, archäologischen Denkma- Überörtliche Naturschutzbelange stehen ei- len, kleinen und größeren Waldstücken sehr nem möglichen Abbau nicht entgegen. vielfältig strukturiert. Es stellt daher eines der interessantesten Landschaftsteile im nördli- chen Nordfriesland dar. Ein Abbau oberflä-

131 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

• Insel Sylt Ortslage naturschutzfachlich vertretbar. Die historischen Knickstrukturen, die sternförmig Im Bereich Munkmarsch / Braderup auf Sylt auf den Ort zulaufen, sind zu erhalten. Im Be- wird noch in unbedeutendem Umfang Sand reich Gottrupel sind die Kiesabbauvorhaben abgebaut. Die Abbaugenehmigungen sind weitgehend erschöpft. Das Tal der Meynau kurzfristig jedoch ausgeschöpft. Die auf Sylt mit angrenzenden Flächen ist von Abbauvor- entstandenen Bodenwunden sind sehr groß- haben freizuhalten. Der Bereich zwischen flächig mit irreversibler Schädigung des Gottrupelfeld und Handewitt, beiderseits der Landschaftsbildes. Die auf Sylt vorkommen- Ortsverbindungsstraße Ellund - Handewitt ist den Sande sind nur in geringem Umfang als für eine Bebauung vorgesehen. Abgesehen Bauzuschlagstoffe geeignet. Die Herkunft von Einzelfällen ist hier ein nennenswerter dieser Sande ist für die Baukostenentwick- Abbau nicht mehr möglich. lung auf der Insel von geringer Bedeutung. • Südlich Handewitter Forst von Angesichts des Tourismusvorrangs auf Sylt, Jarplund-Weding bis Wanderup der seine Basis nur in einer weitgehend na- türlichen und intakten Landschaft findet, und Hier befindet sich ein Schwerpunktbereich in Abwägung des öffentlichen Interesses vor des Kiesabbaus im Kreis Schleswig- dem Einzelinteresse ist konsequent auf jeden Flensburg. Durch hoch anstehendes Grund- weiteren Eingriff durch Sandabbau über die wasser ist eine effektive Ausbeute nur im Abbaugenehmigungen hinaus zu verzichten. Nassabbauverfahren möglich, so dass ver- schiedene Kiesseen entstehen werden und Kreis Schleswig-Flensburg die dazu beitragen, die Lebensraumvielfalt des Vorgeestraumes zu erhöhen. In der Um- • Böxlund / Osterby gebung von Jarplund-Weding ist die Aus- beute abgeschlossen. Die Gebiete um Es handelt sich um begrenzte Vorkommen in Hüllerup und Haurup-Hoffnung bis Wanderup teilweise enger Verzahnung mit nicht ver- sind derzeit als Schwerpunktgebiete anzuse- wertbaren Bestandteilen (Lehm / Mergel) im hen. Die westlich und südöstlich anschlie- Bereich des Endmoränenhügels. Der isoliert ßenden Gebiete mit Rohstoffvorkommen sind liegende Endmoränenzug ist unter Gesichts- als zukünftige Erweiterungsgebiete denkbar. punkten des Landschaftsschutzes von über- Der Raum südlich des Handewitter Forstes örtlicher Bedeutung und in seiner gewachse- wird auch weiterhin schwerpunktmäßig für nen geomorphologischen Ausprägung zu er- den Abbau der hier großräumig vorkommen- halten. Zudem sind Teile bereits als Natur- den Kiese und Sande infragekommen. Zur schutzgebiet oder als Naturdenkmal ausge- Steuerung des Kiesabbaues und der land- wiesen. Das Gebiet ist Schwerpunkt des schaftsgerechten Wiedereingliederung abge- Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems bauter Flächen soll ein vorhabenenübergrei- und hat besondere Bedeutung als Erholungs- fendes Konzept erstellt werden. Belange des raum. Es liegt zudem im Landschaftsschutz- Grundwasserschutzes sind hierbei besonders gebiet „Bundesautobahn Flensburg und Um- zu berücksichtigen. gebung”. • Seeland, Rimmelsberg und nördlich Der Raum ist für weitere Abbauvorhaben aus naturschutzfachlicher Sicht nicht geeignet. Lediglich in der Gemeinde Osterby sind noch Im Bereich Rimmelsberg ist die Abbautätig- geringfügige Erweiterungen der im Betrieb keit nahezu abgeschlossen. Die Bereiche befindlichen Standorte vertretbar. Seeland und nördlich Janneby sind aus land- schaftspflegerischer Sicht (markanter Höhen- • Nördlich Handewitt / Timmersiek bis zug mit stark abfallendem Gelände zur Gottrupel und Ellund Jerrisbek) für einen Abbau nicht in Anspruch zu nehmen, mit Ausnahme von Flächen, die Der östliche Teil - entlang der Autobahn 7 - nach näherer Prüfung des Einzelfalls zu einer des Gebietes ist weitgehend durch andere, Arrondierung bereits vorhandener Standorte gesicherte Nutzungen und Interessen (Be- führen. bauung, Infrastrtuktur, Naturschutz) belegt und für einen nennenswerten Abbau nicht • Westlich Weseby mehr nutzbar. Im Bereich Ellund ist ein Kiesabbau lediglich kleinflächig östlich der Der Kiesabbau ist hier abgeschlossen.

132 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

• Östlich Hürup Voraussetzungen für eine Unterschutzstel- lung nach § 18 LNatSchG erfüllt, konzentrie- Aus Sicht des Naturschutzes und der Land- ren. Die ökologisch wertvollen Feuchtgrün- schaftspflege ist hier ein Abbau grundsätzlich landflächen westlich der Autobahn sind dem möglich. Kiesabbau nicht zuzuführen. Somit verbleiben hier nur geringfügige Abbaumöglichkeiten, im • Östlich Westerholz wesentlichen westlich der alten B 76 und nördlich der Kreisstraße 40. Ein Abbau ist hier wegen der kleinteilig strukturierten Kulturlandschaft aus der Sicht • Nördlich und südlich des Staatsforstes des Naturschutzes und der Landschaftspfle- Gehege Pöhl ge auszuschließen. Im nördlichen Teil ist der Kiesabbau bereits • Nordöstlich Süderbrarup abgeschlossen. Südlich des Geheges Pöhl befinden sich die Tonabbaugruben einer Zie- Der Kiesabbau ist hier abgeschlossen. Für gelei. Abbauvorhaben sind hier aufgrund der eine kleinere Teilfläche liegt eine Abbauge- ökologisch hochwertigen Situation sorgfältig nehmigung vor; mit dem Abbau wurde jedoch mit den Belangen des Naturschutzes und der noch nicht begonnen. Landschaftspflege sowie der Erholungsnut- zung abzustimmen. • Südlich Munkwolstrup und westlich Großsoltbrück • Westlich Schuby / Hüsby

Aus Gründen des Landschaftsschutzes (iso- Aufgrund der geringen Abbauhöhe über dem liert liegender, markanter Höhenzug) sollte Grundwasserspiegel sind hier die Belange sich der Abbau lediglich auf den Bereich süd- des Grundwasserschutzes sowie im südli- lich Munkwolstrup beschränken. Weitere Ab- chen Bereich die Belange des archäologi- bauvorhaben wären hier nördlich der bereits schen Denkmalschutzes besonders zu be- genehmigten Bereiche denkbar. Die Grube achten. Außerdem sind die Entwicklungsvor- bei Großsolt ist nahezu ausgebeutet. Der Tal- stellungen der Gemeinden Schuby und raum der Treene / Kielstau mit Randberei- Hüsby zu beachten. chen ist von Abbauvorhaben freizuhalten. • Selk / Klein Rheide bis Kropp • Südlich Frörup / Oeversee Bei diesem Bereich handelt es sich um einen Dieser Bereich weist insgesamt eine hohe weiteren Abbauschwerpunkt von Kiesen und ökologische Wertigkeit auf (Ihlseestrom, Lage Sanden im Kreis Schleswig-Flensburg. Die im Biotopverbundsystem, Landschaftsschutz- Niederungsbereiche südlich Jagel sind aus gebiet), so dass weitere Abbauvorhaben hier Gründen des Naturschutzes und der Land- nicht stattfinden sollen. schaftspflege von Abbauvorhaben freizuhal- ten. Die Flächen nördlich von Klein Rheide • Idstedt und westlicher Langsee unterliegen im großen Umfang dem Umge- bungsschutzbereich des Danewerks. Außer- Die Kiesabbauvorkommen im Bereich Idstedt dem liegen sie in einem Landschaftsschutz- sind nahezu erschöpft. Der Bereich am west- gebiet. Abbauvorhaben in diesem Raum sind lichen Langsee weist insgesamt eine hohe nur dann genehmigungsfähig, wenn sie den ökologische Wertigkeit auf, so dass Abbau- Belangen des Naturschutzes und des archä- vorhaben hier nicht stattfinden sollen. Das ologischen Denkmalschutzes dienen. Grund- gesamte Gebiet zwischen Kreisstraße 44 und züge des Abbaues oberflächennaher Roh- Langsee ist Teil des Biotopverbundsystems. stoffe sowie der weiteren Entwicklung dieser Lediglich im Bereich westlich Idstedtkirche, Flächen sind für das Danewerk – Umfeld in südlich der Landesstraße 28, ist noch im be- einem vorhabenübergreifenden und mit allen schränktem Umfang ein Abbau möglich. Beteiligten abgestimmten Gesamtkonzept darzulegen. Westlich Lottorf sind Moor- und • Nördlich Arenholzer See Niederungsgebiete betroffen, so dass Abbau- vorhaben hier ebenfalls nicht stattfinden sol- Ein Abbau sollte sich hier auf die Flächen len. Auch die Flächen nördlich des Weges außerhalb des vorhandenen Landschaft- Klein Rheide - Fliegerhorst (Talrandflächen) schutzgebietes sowie des Gebietes, das die

133 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

sind aus landschaftsplanerischer Sicht für ei- der möglichst naturnahe Ökosysteme entste- nen Abbau nicht geeignet. hen. Die Belange des Grundwasserschutzes sind dabei zu berücksichtigen. • Nordwestlich Süderstapel Der Ausgleich nach § 8 LNatSchG gilt in der Der hier ehemals vorhandene Kiesabbau ist Regel als bewirkt, wenn nach § 13 Abs. 5 abgeschlossen. Da hier unter anderem ein LNatSchG der betroffene Bereich der natürli- Wasserschutzgebiet vorhanden ist, ist ein chen Entwicklung überlassen und ohne Nut- weiterer Abbau auszuschließen. zungen bleibt (nährstoffarme Sukzessionsflä- che). • Füsing / Schlei Bei größeren zusammenhängenden Abbau- Die Fläche liegt in unmittelbarer Schleinähe vorhaben sollen die Grundzüge der Renatu- im Landschaftsschutzgebiet „Nördliches rierung bereits in Landschaftsplänen ent- Schleiufer”. Ein Bodenabbau ist hier auszu- wickelt werden. Der Nachweis des Ausgleichs schließen. bei den Einzelvorhaben ist als Teil der Ge- nehmigung in landschaftspflegerischen Be- • Südlich Sollerup gleitplänen zu erbringen.

Im Grundsatz kann eine planvolle Abbautä- Bereiche mit Rohstoffvorkommen, für die tigkeit hier nicht ausgeschlossen werden. keine naturschutzfachlichen und rechtlichen Eine Abstimmung mit Abbauvorhaben im Be- Restriktionen bestehen, können aus überört- reich des Kreises Nordfriesland ist hier erfor- licher Sicht des Naturschutzes und der Land- derlich. schaftspflege für einen Bodenabbau in Be- tracht kommen. Dieses gilt insbesondere • Nördlich Hollingstedt auch für den örtlichen Bedarf. Die weiteren Entscheidungen bleiben den jeweiligen Pla- Der Abbau ist hier bereits abgeschlossen. nungen oder Vorhaben im Rahmen der ge- setzlichen Vorgaben vorbehalten. Wiedereingliederung von Abbaubereichen Eine konkrete Ausweisung von Vorrang- und Beim Abbau oberflächennaher mineralischer Vorbehaltsflächen für den Abbau oberflä- Rohstoffe werden die Anforderungen des chennaher mineralischer Rohstoffe erfolgt im Natur- und Umweltschutzes in besonderer Regionalplan für den Planungsraum V. Hier Weise berührt. Das Wirkungsgefüge der na- erfolgt eine Abwägung mit anderen raumbe- türlichen Grundlagen Boden, Wasser, Klima deutsamen Planungen und Maßnahmen nach und Luft sowie der Lebensraum für Tiere und Maßgabe des Landesplanungsgesetzes und Pflanzen wird grundlegend verändert. des § 4 Abs. 2 und 3 LNatSchG.

Abbauvorhaben sind so zu gestalten und durchzuführen, dass die natürlichen abioti- 5.5 Tourismus, Erholung schen und biotischen Faktoren so wenig wie möglich beansprucht und Veränderungen des und Sport Landschaftsbildes und des Naturhaushaltes ausgeglichen werden. Die Gebiete mit besonderer Erholungseig- nung (siehe Karte 2) stellen gleichzeitig wich- Bei neuen Eingriffen gemäß § 13 LNatSchG tige Bereiche für den Tourismus und die Er- sind die Eingriffsbereiche nach Beendigung holung dar. Hier sollten vorrangig Einrichtun- des Abbaues zu naturnahen Lebensräumen gen für die landschaftsgebundene Erholung zu entwickeln (Renaturierung). Die Flächen nach Maßgabe einer umweltverträglichen sind nach Beendigung des Abbaus so zu hin- Standortwahl und Gestaltung (beispielsweise terlassen, dass die Beeinträchtigungen des Wanderwege, Radwege, Reitwege, Parkplät- Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes ze) geschaffen werden. Die örtlichen Land- soweit wie möglich durch selbständige Rena- schaftspläne sind hier geeignete Planungsin- turierungsprozesse ausgeglichen werden strumente. Vorhandene Anlagen sind darzu- können. Hierbei ist unter anderem auf eine stellen und sinnvolle Ergänzungen für die Wiederaufbringung des Oberbodens zu ver- naturverträgliche Erholung aufzuzeigen. In zichten. Hierdurch sollen durch die prägende der Nähe von Naturschutzgebieten und ge- Wirkung des ursprünglichen Rohbodens wie- schützten Biotopen sowie am Rande des

134 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Nationalparks ist sicherzustellen, dass der und intensiv genutzten Gebieten weitere Schutzzweck des betreffenden Schutzgebie- Naturerlebnisräume für die landschaftsge- tes nicht beeinträchtigt wird. bundene Erholung geschaffen werden. Die Überlegungen sollen sich auf folgende Ge- Die vorhandenen Erholungseinrichtungen biete / Räume erstrecken: sollen möglichst landschaftsgerecht in die Umgebung eingebunden werden. Kreis Nordfriesland: • Insel Sylt, Der Umbau von Wäldern und die Neuwaldbil- • Katinger Watt, dung dienen auch dem Tourismus, der Frei- • Süderlügum, zeitgestaltung und der Erholungsnutzung. • Amt Wiedingharde, • Eiderstedt, Der Reittourismus bietet gerade für das Bin- • Treeneniederung. nenland interessante Entwicklungsmöglich- keiten. Um eine überörtliche Durchgängigkeit Kreis Schleswig-Flensburg: geeigneter Wege zu gewährleisten, sind die • Obere Treenelandschaft / Hornholzer durch örtliche Planungen und Initiativen be- Höhen (zusammen mit Flensburg), reits ausgewiesenen Reitwege miteinander • Raum südlich Handewitter Forst nach zu vernetzen. Abbau der Lagerstätte, • Geltinger Birk, Die Binnengewässer können auch für den • Langballig Au, weiteren Aufbau des Angeltourismus bedeut- • Haithabu / Danewerk als integraler Be- sam werden. Hierbei ist eine sanfte und um- standteil eines Gesamtkonzeptes, weltschonende, nachhaltig ausgerichtete • Kiesgruben im Raum Jagel, Weiterentwicklung anzustreben. • Busdorfer Tal, • Südliches Schleiufer. Für den Bereich des Kreises Nordfriesland enthält das „Tourismuskonzept Nordfriesland” Weitere Erholungseinrichtungen sollen ins- eine Fülle von Empfehlungen und wichtigen besondere der Qualitätsverbesserung dienen. Beispielen für mögliche Maßnahmen. Die Ziel ist in Einzelfällen auch, Campingplätze Aussagen werden grundsätzlich unterstützt. aus dem Gewässer- und Erholungsschutz- Sie werden durch die nachfolgenden Ziele streifen sowie überflutungsgefährdeten Be- und Vorschläge für die Schwerpunkte der Er- reichen heraus in etwas weiter landeinwärts holung teilweise aufgegriffen oder auch er- gelegenere Bereiche zu verlegen. Bei Ein- gänzt. richtungen, die Bestandsschutz genießen, kann dieses nur im Einvernehmen mit den Vorhaben für die Erholungsnutzung sind auch Betroffenen erfolgen. in den Gebieten mit besonderer Erholungs- eignung (siehe Kapitel 4.1.4) mit den Belan- An den Binnengewässern und an der Schlei gen des Naturschutzes in Einklang zu brin- sollen auf der Grundlage des Stegkonzeptes gen. Dies gilt besonders bei den vorhande- (Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten, nen Naturschutzgebieten und den Gebieten, 1996) die bereits erfolgten oder eingeleiteten die die Voraussetzungen für eine Unter- positiven Entwicklungen fortgeführt werden. schutzstellung nach § 17 LNatSchG erfüllen. Hierzu gehört auch, die vorhandenen Einzel- Darüber hinaus sind in diesen Gebieten die steganlagen und Bojenliegeplätze zu Ge- Maßnahmen zur Sicherung der naturverträg- meinschaftsanlagen zusammenzufassen. lichen Erholung gemäß § 6a Abs. 1 Nr. 4b LNatSchG in Landschaftsplänen darzustellen. Zur Förderung einer nachhaltig ausgerichte- ten Tourismusentwicklung soll das Netz der Naturerlebnisräume nach § 29 LNatSchG Rad- und Wanderwege weiter ausgebaut (siehe Tabelle 9) sind in besonderem Maße und komplettiert werden. Auf folgende Pro- für die naturgebundene Erholung von Be- jekte wird in diesem Zusammenhang hinge- deutung. Hier soll es den Besuchern ermög- wiesen: licht werden, Natur, Naturzusammenhänge • Planung einer Route „Westlicher Ochsen- und den unmittelbaren Einfluss des Men- weg“ im Kreis Nordfriesland, schen auf die Natur zu erfahren. Neben den • Planung eines Ostseeküstenradweges, bereits anerkannten Naturerlebnisräumen • Planung und Aufbau der „Wikingerroute“, (siehe Kapitel 2.1.5.1) sollen vorzugsweise in die von Maasholm in Ostseenähe auf den den Übergangsbereichen zwischen Schutz- Spuren der Wikinger bis nach Sankt

135 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Peter – Ording führen soll und hier die • Neubauvorhaben sollten nur in Anbindung landeskundlichen Besonderheiten in tou- an vorhandene Anlagen und Ortschaften ristisch-ökologischen Projekten aufzeigen erfolgen; in Küstenlebensräumen und soll. Biotopverbundflächen sollten keine Bau- • Die Kreise Nordfriesland und Schleswig- maßnahmen erfolgen. Flensburg haben ein kreisübergreifendes Radroutennetz geplant und nach den • Wassersportanlagen und Badestrände an neuesten Empfehlungen mit Ziel- und den Küsten und den Gewässern des Bin- Entfernungsangaben beschildert. nenlandes sollten auf einzelne Uferab- schnitten konzentriert werden und mög- Mit Ausnahme von Dagebüll, Hamburger lichst große Entfernungen zu vorhande- Hallig und Holmer Siel verlanden die vorhan- nen und geplanten Schutzgebieten und den Badestellen an der Westküste zuneh- geschützten Biotopen aufweisen, sofern mend durch Küstenschutzarbeiten. Teilweise der Schutzzweck dies erfordert. ist die Nutzung kaum noch oder sehr einge- schränkt möglich. Der gänzliche Verlust die- • Durch eine eindeutige Führung und Be- ser Basisinfrastruktur für den Tourismus ist schilderung von Rad-, Wander- und Reit- absehbar. Tourismuswirtschaft, Naturschutz, wegen sollten Besucher gelenkt und um Küstenschutz und Fremdenverkehr müssen schutzbedürftige Räume herumgeführt gemeinsame Wege finden, die Infrastruktur werden. zu erhalten und auch auszubauen. Für den Badetourismus ist es insbesondere wichtig, • In den Schwerpunkten für die Erholung dass die Spülbecken Lundenbergsand und aber auch in Bereichen, in denen die Er- Everschop in die Überlegungen einbezogen holungsnutzung ausgeschlossen oder er- werden. heblich eingeschränkt ist, wird der Aufbau von Informationszentren empfohlen. Hier Durch die Ausweisung von Naturschutzge- sollte auf umweltverträgliche Erholungs- bieten, Vernässungsmaßnahmen, dem Bau möglichkeiten und -aktivitäten hingewie- von Treibselwegen auf Landesschutzdeichen sen und zur Akzeptanzförderung ein- und die Umnutzung von Grünland in Acker schränkender Maßnahmen über die stehen viele traditionelle Boßelstrecken nicht Gründe von Auflagen informiert werden. mehr zur Verfügung. Um die Ausübung des Boßelsports in Nordfriesland langfristig zu Im Planungsraum V bilden die Nord- und sichern, ist es daher erforderlich, die aus Ostseeküste mit Schlei, die Eider-Treene- Naturschutzsicht unbedenklichen Boßelstrek- Sorge-Niederung, das Treenetal und die ab- ken dauerhaft zu sichern sowie zusätzlich ei- wechselungsreich strukturierte Knickland- ne zusammenhängende Fläche im Binnen- schaft im zentralen Angeln Schwerpunkte für land für die ganzjährige Boßel-Nutzung neu die Erholung. Ferner sind hierzu die in Kapi- vorzusehen. Die Ausweisungen des Land- tel 2.3.6 aufgeführten gesetzlich anerkannten schaftsrahmenplanes sind hierbei entspre- Erholungsorte, Luftkurorte, Seebäder, See- chend zu berücksichtigen. heilbäder, Kneippkurorte und Heilbäder sowie Standorte erholungswirksamer Infrastruktur- Im übrigen soll grundsätzlich folgendes bei einrichtungen wie Campingplätze, Golfplätze der Planung von Erholungs-, Sport und und Sportboothäfen (siehe Karte 2) zu zäh- Fremdenverkehrseinrichtungen beachtet len. Hier sollen Einrichtungen für Freizeit und werden: Erholung vorrangig naturverträglicher gestal- tet werden. Dieses schließt nicht aus, dass • Erholungseinrichtungen mit hoher Anzie- auch in anderen Bereichen Tourismus-, Frei- hungskraft und Nutzerfrequenz sollten zeit- und Erholungseinrichtungen entstehen schwerpunktmäßig gebündelt und nur be- können. darfsorientiert ausgebaut werden. Neue Anlagen sind nach Möglichkeit in Zusam- menarbeit und in Abstimmung zwischen den Kommunen über administrative Gren- zen hinweg zu planen und zu betreiben. Die ländliche Struktur- und Entwicklungs- analyse kann hier ein geeignetes Instru- ment sein (siehe auch Kapitel 2.3.2).

136 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

5.6 Nationalpark Landwirtschaft „Schleswig-Holsteinisches Das Leitbild für den Schutz der Salzwiesen ist eine in weiten Bereichen vom Menschen un- Wattenmeer” genutzte Salzwiese mit einer standorttypischen geomorphologischen Struktur und einer durch die natürliche Dynamik bestimmten Vertei- Das Wattenmeer ist auch Lebens- und Wirt- lung der Pflanzengemeinschaften und der schaftsraum des Menschen. Das National- dazugehörigen Tierwelt. 60 Prozent der Salz- parkgesetz gibt deshalb vor, „unzumutbare wiesen im Nationalpark wurden bislang aus Beeinträchtigungen der Interessen und her- der Nutzung genommen, 18 Prozent werden kömmlichen Nutzungen der einheimischen extensiv beweidet. Bevölkerung zu vermeiden. Jegliche Nut- zungsinteressen sind mit dem Schutzzweck Außerhalb der für eine Beweidung vorgese- im allgemeinen und im Einzelfall gerecht ab- henen Bereiche (siehe Kapitel 2.3.2) soll die zuwägen.” Schafbeweidung grundsätzlich eingestellt werden. Schließlich soll der Nationalpark durch positi- ve Rückwirkungen insbesondere auf den Um die wirtschaftliche Existenz der Schaf- Tourismus und das Ansehen der Region der halter nicht zu gefährden, sieht das National- nachhaltigen Verbesserung der Lebens- und parkgesetz vor, Pachtverträge in bisheriger Arbeitsbedingungen der im Umfeld lebenden Art und bisherigem Umfang solange zu ver- Menschen dienen. längern, wie die Betriebe auf die Flächen wirtschaftlich angewiesen sind. Zu den hier derzeit stattfindenden Nutzungen werden die folgenden naturschutzfachlichen Jagd Hinweise und Empfehlungen gegeben: Die bewährte Zusammenarbeit des Natur- Verkehr schutzes mit den staatlich bestellten See- hundjägern (Jagdschutzbeauftragte des Die vom Bundesverkehrsminister erlassene Landes) wird im Hinblick auf den Jagdschutz, Verordnung über das Befahren der Bundes- die Gebietskontrolle oder die Betreuung von wasserstraßen in Nationalparken aus 1992, Meeressäugern, insbesondere von Seehun- geändert 1995 (siehe Kapitel 2.3.1) sollte auf den fortgesetzt und soll ausgebaut werden. das Gebiet des erweiterten Nationalparks Letzteres gilt insbesondere für die verstärkte ausgedehnt werden, allerdings nur bezüglich Wahrnehmung von Naturschutzaufgaben im der Geschwindigkeitsbegrenzung. Alle übri- Rahmen des Naturschutzdienstes. Die Heu- gen bestehenden Regelungen sind weiterhin lervermeidungsstrategie als wichtige Hege- zum Schutz des Wattenmeeres erforderlich. maßnahme soll konsequent umgesetzt wer- den. Weitere Hochgeschwindigkeits-Fährlinien sollen im Nationalpark insbesondere im Wal- Fischerei schutzgebiet nicht eingerichtet werden. Am- phibien- und Luftkissenboote sind im Natio- Im Nationalpark „Schleswig-Holsteinisches nalpark grundsätzlich verboten. Einigkeit be- Wattenmeer” soll sich die Fischerei dahinge- steht auf trilateraler Ebene, dass motorbetrie- hend entwickeln, dass eine nachhaltige Nut- bene Funsport-Arten wie Jetskies und Was- zung der Ressourcen – insbesondere von sermotorräder im Schutzgebiet nicht zum Krabben und Muscheln - unter Berücksichti- Einsatz kommen. gung der Nationalparkziele und der Zonie- rung stattfinden kann. Insofern sollen hier Die in Kapitel 2.3.1 angesprochene konstruk- nicht nur die Fischbestände, sondern das ge- tive Zusammenarbeit zwischen den Aero- samte Ökosystem mit seinen Arten und clubs und dem Nationalparkamt soll fortge- Strukturen geschützt werden. Die Fischerei setzt werden. Im übrigen soll angestrebt wer- im Nationalpark hat sich daher an seinem den, Militärmanöver außerhalb der störungs- Schutzzweck zu orientieren, wonach der empfindlichen Zeiten durchzuführen. möglichst ungestörte Ablauf der Naturvor- gänge zu sichern ist.

137 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

Mit der Fischerei sollen verstärkt freiwillige Schutzzweck vereinbar sind, ausdrücklich zu Vereinbarungen hinsichtlich eines naturver- den Zielen von Nationalparken - auch nach träglichen Verhaltens im Nationalpark ge- den internationalen Kriterien der IUCN. Frei- schlossen werden. Erste erfolgreiche Verein- zeitaktivitäten stellen keine Ressourcennut- barungen hat es bereits mit der Hobbyfische- zung im engeren Sinne dar und sind daher rei gegeben. Bestimmte Prielsysteme werden - gelenkt und in begrenztem Umfang - durch- während der Aufzucht der Seehunde und der aus in Nationalparks möglich und sogar er- Massenmauser der Brandenten nicht befischt wünscht. Der Nationalpark schließt die Men- und befahren. Bereits im Arbeitskreis “Fische- schen nicht aus, sondern ist in weiten Berei- rei” zwischen Fischern und Nationalparkamt chen zugänglich und erlebbar. In Ausnahme- diskutierte Möglichkeiten der Aufwandsbe- fällen gilt dies sogar für Nationalpark-Kern- grenzung der Krabbenfischerei sollten im Zu- zonen. Gerade das Erleben unbeeinflusster ge freiwilliger Vereinbarungen umgesetzt „wilder” Natur, das heute in Mitteleuropa wohl werden. Dazu gehören eine Begrenzung der nur noch in den Nationalparken möglich ist, Maschinenleistung und der Gewichte der führt bei vielen Menschen zu seelischer Aus- Fanggeschirre, die Entwicklung und der Ein- geglichenheit und Wohlbefinden und fördert satz selektiverer Netze und schonenderer naturverträgliches Handeln, auch über den Sortiermaschinen. Nationalpark hinaus.

Anzustreben sind außerdem Vereinbarungen Im neuen Nationalparkgesetz wird der Tou- über fischereiliche Ökoprodukte, die zum rismus erstmals als Ziel neben dem Schutz- Schutz der Meeresumwelt beitragen. So wäre zweck festgeschrieben. Somit wird der be- ein Nationalpark-Qualitätslabel denkbar, das sonderen Bedeutung des Tourismus als Wirt- beinhaltet, dass die Krabben, Muscheln oder schaftsfaktor Rechnung getragen. Zweck des Fische außerhalb besonders sensibler Ge- Nationalparks ist es nach § 2 Abs. 3 auch biete mit selektivem Geschirr gefangen, „durch positive Rückwirkungen auf den Tou- schonend sortiert und in der Region verar- rismus das Ansehen der Region der nachhal- beitet wurden. tigen Entwicklung zur Verbesserung der Le- bens- und Arbeitsbedingungen der im Umfeld Weiterhin sollte die Durchgängigkeit der Ge- lebenden Menschen” zu fördern. Nur wenn wässer am Schnittpunkt Meer / Land für wan- das Wattenmeer als Grundlage der touristi- dernde Fischarten verbessert (beispielsweise schen Entwicklung bewahrt bleibt, kann der durch Fischtreppen an Schleusen) und keine Tourismus langfristig gesichert und entwickelt neuen Barrieren geschaffen werden. werden. Das neue Nationalparkgesetz ist deshalb nicht nur ein Gewinn für den Natur- Rohstoffgewinnung schutz, sondern auch eine Qualitätsoffensive für den Tourismus an der Westküste. Im Nationalpark hat die Rohstoffgewinnung wegen der Unvereinbarkeit mit den Schutz- Die hohen Gästezahlen und vielen Zugangs- zielen grundsätzlich zu unterbleiben (ver- möglichkeiten des Wattenmeer - National- gleiche auch Kapitel 5.9 des Landschaftspro- parks erfordern einen Informations- und Len- gramms). Ausnahmen regelt das National- kungsaufwand in der Fläche, der sehr viel parkgesetz. Es lässt die Sand- und Kies- höher ist als in anderen Nationalparken, die fischerei als traditionelle Nutzung ausschließ- nur durch einzelne Straßen oder Wege er- lich für die Versorgung der Inseln und Halli- schlossen sind. Der Schutz des Wattenmee- gen in der bisherigen Art und im bisherigen res kann unter diesen Bedingungen nur durch Umfang zu. Darüber hinausgehende Ent- eine breit angelegte, fachlich fundierte und nahmen für gewerbliche Zwecke sind ausge- attraktive Öffentlichkeitsarbeit und Besu- schlossen. Weiterhin möglich bleiben erfor- cherlenkung erreicht werden. derliche Sand- und Kleientnahmen für Zwecke des Küstenschutzes (beispielsweise Für den Nationalpark Schleswig- Deichbau, Sandvorspülungen). Holsteinisches Wattenmeer in der klassi- schen Ferienregion an der Nordseeküste Tourismus, Erholung und Sport stellt sich daher die Aufgabe, den Schutz- zweck einer möglichst ungestörten Naturent- Der Tourismus nimmt eine Sonderstellung wicklung mit den Erholungsbedürfnissen der unter den Nutzungen in den Großschutzge- Besucherinnen und Besucher zu vereinbaren. bieten des Wattenmeeres ein. Erholung und Gefragt sind tragfähige Schutz- und Mana- Naturerlebnis gehören, soweit sie mit dem gementkonzepte im Bereich des Tourismus,

138 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V die zu einer Reduzierung der Konflikte zwi- Grundsätzlich kann an allen Stränden und schen Freizeitansprüchen und Schutzbedürf- zum Betreten freigegebenen Wattbereichen nissen führen, ohne den Tourismus als tra- auch gebadet werden. Die Attraktivität beste- genden Wirtschaftszweig der Region zu ge- hender Badestellen soll erhalten bleiben. Ne- fährden. Anzustreben ist deshalb, dass Na- ben den großen touristischen Zentren auf den turschutz und Tourismus gemeinsam auf nordfriesischen Inseln und in St. Peter-Ording breiter Wissensgrundlage langfristig tragfähi- sind gerade auch die kleineren Badestellen ge Konzepte zur naturverträglichen touristi- an der Festlandsküste wesentliche Infra- schen Nutzung des Wattenmeeres erarbei- strukturelemente des ländlichen Tourismus. ten. Bei der Neuzonierung des Nationalparks im Rahmen der Novellierung des Nationalpark- Hierfür stellt das Tourismuskonzept gesetzes wurden daher alle bestehenden Ba- Nordfrieslands eine gute Ausgangsbasis dar. destellen bewusst aus der Schutzzone 1 aus- Hier haben sehr viele gesellschaftliche Grup- geklammert. pen und Institutionen ein gemeinsames Kon- senspapier erarbeitet und dabei in großem Eine besonders gute Möglichkeit den Natio- Umfang regionales Know-How eingebunden. nalpark zu erleben, ist ein Schiffsausflug. Zur Die Ziele des Nationalparks und der weiteren Saison 2000 gab es erstmals ein Zertifikat für touristischen Entwicklung am Wattenmeer nationalparkfreundliche Reedereien: Ihre wurden konkretisiert und harmonisiert. Fahrten finden in besonderer Abstimmung mit dem Nationalparkamt statt. In der konkreten Ausgestaltung vor Ort kommt es darauf an, Konflikte zwischen tou- Voraussetzung für eine Umsetzung und Ak- ristischen Nutzungen und Naturschutzan- zeptanz der Nationalpark- und Betretensre- sprüchen möglichst zu vermeiden. Generell gelungen vor Ort ist eine umfassende und ist das Ziel, die für den Tourismus benötigten allgemeinverständliche Information und Len- Flächen von ökologisch sensiblen Bereichen kung der Besucher und Besucherinnen. Drei nach Möglichkeit zu trennen. Grundsätzlich wesentliche Säulen tragen diesen Teil der ist das Betreten des küstennahen Bereiches Informations- und Öffentlichkeitsarbeit im Na- sowie Wattwanderungen und -führungen auf tionalpark: allen genehmigten Routen in den Schutzzo- • das Besucherinformationssystem (BIS), nen 1 und 2 erlaubt. Die Abgrenzung des • die Ansprache der Gäste vor Ort durch zum Betreten freigegebenen sogenannten haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterIn- küstennahen Watts wird vom Nationalpark- nen des NationalparkService sowie amt im Einvernehmen mit den jeweiligen An- • die Infozentren des Nationalparkamtes rainergemeinden festgelegt. Diese Einzelfall- und der Naturschutzverbände an der regelung wurde bewusst gewählt, um lokale Westküste. Gegebenheiten (Prielverläufe, traditionelle Nutzungen und den Schutzzweck) aufeinan- Seit 1996 wird in enger Abstimmung mit den der abstimmen zu können. Gemeinden an der Westküste flächen- deckend ein Besucherinformationssystem In küstenferneren Bereichen des Watts blei- umgesetzt: An vielen „Eingangstüren” zum ben die traditionellen Wattwanderrouten be- Nationalpark informieren Infotafeln und Info- stehen, neue Routen können bei Bedarf pavillons, Infokarten und Naturpfade die Gä- ebenfalls im Einvernehmen festgelegt wer- ste über die Naturschönheiten des National- den. Das Betreten des küstenfernen Watts parks. wird daher für die Menschen in der Regel – auch aus Sicherheitsaspekten – nur unter Insgesamt wurden in Nordfriesland entlang orts- und fachkundiger Führung auf geneh- des Nationalparks bereits 44 Infotafeln und migten Routen möglich sein. In regionalen 34 Infokarten aufgestellt. Naturlehrpfade gibt Absprachen mit den Gemeinden werden auch es unter anderem in St. Peter Böhl, zeitlich und räumlich begrenzte Betretensver- Westerhever und Schobüll, am Süderhafen bote festgelegt, um empfindliche Gebiete, auf Nordstrand und auf der Hamburger Hallig. beispielsweise Brut- oder Rastgebiete von Die Infopavillons bieten umfangreiche Infor- Vögeln, keinen Störungen auszusetzen. Ein- mationen zum Nationalpark und der Region zelfallregelungen wird es entsprechend auch und gleichzeitig einen Unterstand bei für das Reiten, Fahrradfahren und für schlechterem Wetter. Zur Zeit stehen Pavil- Kutschfahrten in den Nationalpark geben. lons bereits am Rickelsbüller Koog, an der Zufahrt zur Hamburger Hallig, am Lüttmoosiel

139 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V

im Beltringharder Koog, auf Nordstrand, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der National- Pellworm und Föhr sowie in Schobüll, am parkService gGmbH als auch die Zivildienst- Husumer Dockkoog und in Westerhever. leistenden und Praktikanten und Praktikan- Außerdem werden wie bereits in den letzten tinnen der Verbände, die zertifizierten Natio- Jahren auf Wunsch der Betreiber auch Aus- nalpark-Wattführer und andere Multiplikatoren flugsschiffe und Kioske mit Infotafeln ausge- regelmäßig vom Nationalparkamt geschult. stattet. So können sie mit neuestem Wissenstand den Gästen Auskunft über Entwicklung, Ziele Die Infoelemente an Dünen und Deichen, und Regelungen des Nationalparks geben. Salzwiesen und Stränden zeigen Wege zum Erleben dieser Natur auf und geben Hinweise Der NationalparkService und die Multiplikato- zur Wegeführung nach dem Prinzip „Angebot ren insgesamt stellen ein wesentliches Ele- statt Verbot“. Jede Einrichtung wird für den ment des naturverbundenen Tourismus dar jeweiligen Standort individuell entwickelt und und steigern die Attraktivität der Westküste macht gezielte Information möglich. Nur so durch zusätzliche touristische Angebote. Da- erfahren die Gäste, wo genau sie Natur am rüber hinaus dient die professionelle Betreu- besten erleben können, aber auch, wo die ung, kompetente Information und Lenkung Natur besonders empfindlich ist, zum Beispiel der Urlaubsgäste direkt dem Naturschutz. Sie in Brut- und Rastgebieten. Bei Betretungsbe- fördert bei Einheimischen und Gästen das schränkungen werden die Gründe hierfür Verständnis und die Akzeptanz für Schutz- ausführlich erläutert. maßnahmen und die Ziele des Nationalparks. Die Schutzgebietsbetreuer und –betreuer- Viele Infoelemente sind bereits fertiggestellt innen beugen durch ihre Präsenz an touristi- und werden von den Gästen mit großem In- schen Schwerpunkten möglichem Fehlver- teresse angenommen. Umfrageergebnisse halten der Gäste, meist durch fehlendes Wis- bestätigen, dass damit eine hohe Gästeak- sen verursacht, wirkungsvoll vor. Für die Zu- zeptanz und Wiedererkennbarkeit durch ein kunft wird eine flächendeckende Präsenz einheitliches attraktives Design erreicht wird. durch haupt- und ehrenamtliche Beschäftigte Mit dem Besucherinformationssystem wird vor Ort angestrebt. Eine weitere Aufgabe des der Nationalpark bekannt gemacht – und das NationalparkService ist die Instandhaltung ist wirkungsvoller Naturschutz, denn Störun- und laufende Aktualisierung der Infoelemente gen geschehen meist aus Unkenntnis. Das des Besucherinformationssystems. Besucherinformationssystem ist somit ein beispielhaftes Instrument, mit dem die Belan- Die dritte Säule der Besucherinformation sind ge von Naturschutz und Tourismus verknüpft die Infozentren des Nationalparkamtes und werden. der Naturschutzverbände am Wattenmeer. 1999 wurde das Erlebniszentrum Multimar Das zweite wesentliche Element der Besu- Wattforum in Tönning eröffnet. Diese ein- cherinformation ist die direkte Ansprache der malige Ausstellung mit modernster Technik, Gäste vor Ort. Dies leisten im Wattenmeer im Groß-Aquarien, Computerpräsentationen und wesentlichen die haupt- und ehrenamtlichen Filmen lädt die Gäste ein, die Welt des Na- Beschäftigten des NationalparkService. 1999 tionalparks zu erforschen. wurde die NationalparkService gGmbH ge- gründet, deren Mitarbeiter und Mitarbeiterin- Das Multimar präsentiert die Vielfalt und die nen („Ranger”) im wesentlichen für die Ge- Zusammenhänge des Wattenmeeres, Wild- bietsbetreuung und die Information der Ein- nis und Wirtschaft, Wissenschaft und Natio- heimischen und Gäste im Nationalpark zu- nalpark. Gleichzeitig ist es ein Forum für Dis- ständig sind. kussionen und soll eine Mittlerfunktion zwi- schen den verschiedenen Interessensgrup- Sie stellen damit eine entscheidende Ergän- pen im Nationalpark übernehmen. zung der bisherigen, meist ehrenamtlichen Betreuung und Informationsarbeit der Natur- Neben dem Multimar als zentraler Watten- schutzverbände und Nationalparkwarte dar. meerausstellung wurden seit Einrichtung des Die hauptamtlichen Kräfte arbeiten eng mit Nationalparks 1985 vom Nationalparkamt den Zivildienstleistenden der Verbände sowie fünf weitere Infozentren zum Natur- und Um- weiteren Multiplikatoren vor Ort zusammen. weltschutz im Wattenmeer eingerichtet (Wyk Um die Gästeinformation und die Ansprache auf Föhr, Nordstrand, Büsum, Meldorf und vor Ort laufend zu verbessern und zu aktuali- Friedrichskoog). Inzwischen sind diese Zen- sieren, werden sowohl die hauptamtlichen tren in die NationalparkService gGmbH inte-

140 Naturschutzfachliche Hinweise und Empfehlungen Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V griert worden. Die Ausstellungen in den Info- zentren werden regelmäßig aktualisiert, damit aktuelle Regelungen und Veränderungen im Nationalpark verdeutlicht werden.

Über 20 weitere Ausstellungen und Infozen- tren der Naturschutzverbände im Wattenmeer bieten Informationen vom Kurzbesuch bis zur einwöchigen Fortbildung für Gäste des Natio- nalparks und machen die wichtige Arbeit der ehrenamtlichen Schutzgebietsbetreuung durch die Verbände erlebbar.

141