Ein Begleiter
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St. Marien Kirche Havetoft Ein Begleiter „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt“ (Psalm 26). Viele von uns verbinden mit dem Kirchenraum persön- liche Empfindungen. Hier haben wir Gottesdienste ge- feiert, geweint und gelacht, Taufen und Beerdigungen, Trauungen und Konfirmationen erlebt. Dieser Kirchen- führer möchte Sie mit der Geschichte dieses Raumes bekannt machen. - - Vorgeschichte und dem sich weitere kriegerische Handlungen anschlossen, die erst 1721 Lange Zeit wurde das kirchliche Leben mit dem Nordischen Krieg endeten, in unserer Heimat durch das strenge hatten die Kirchspiele in der Nähe der Kirchengesetz König Knuds des Gro- großen Heerstraße besonders stark zu ßen aus dem Jahre 1022 bestimmt. leiden. Die Kirchspiele Nübel, Fah- Der Gottesdienst bestand im Wesentli- renstedt, Havetoft und Satrup klagten chen in Messelesung, apostolischem in einer Eingabe: „Das Heeresvolk will Glaubensbekenntnis und Gebet. In der sich nicht damit begnügen, unser Korn, Kirche herrschte dabei ein Kommen Vieh und unsere gesamte Habe voll- und Gehen, zumal Gestühl für die Kir- ständig zu rauben, sondern sie schla- chenbesucher und die Kanzel für die gen ohne alles Erbarmen auch alte und Predigt erst nach der Reformation ein- junge Leute zu Tode, versündigen sich geführt wurden. an den Frauen und plündern Kirchen und Kirchengut …“ Der Gottorfer Herzog bemühte sich 1538 zusammen mit Luthers Freund Heute bietet die Kirche gut 200 Gästen Dr. Johann Bugenhagen um eine Neu- einen Ort des Gebets und der gottes- ordnung des kirchlichen Lebens. Doch dienstlichen Feiern. erst die Kirchenordnung von 1542 wies den weiteren kirchlichen Weg. Außenansicht In Havetoft wurde um 1180 die „capella Vom östlich der Kirche gelegenen, mit mariae virginis“ im romanischen Stil für einer Eiche bepflanzten „Brautplatz“ die Bauerndörfer Havetoft, Hostrup, kommend, betreten Sie den um die Kir- Havetoftloit, Torsballig, Dammholm, che herum angelegten Friedhof durch Klappholz und Holming errichtet. Es das älteste gemauerte Friedhofstor An- war die Zeit, als der dänische König gelns. Es wurde 1626 als Teil einer Waldemar I. südlich von Schleswig die Einfriedung aus Granitquadern erbaut. Waldemarsmauer als Befestigungswall Der herausgearbeitete Granitstein mit errichten ließ und Kaiser dem Schriftzug „Holming Friedrich Barbarossa 1766“ weist auf eine Re- den Terminus „Heiliges paratur durch die Stif- Römisches Reich“ ein- tung Holminger Bauern führte. hin. Das schmiedeeiser- Im Spätmittelalter war ne Tor wurde um 1960 Havetoft mit dem nahe vom Havetofter Schmied gelegenen Sieverstedt Otto Marten erneuert. kirchlich verbunden. Erst An der Ostseite der Kir- seit 1463 hatte Havetoft che fällt das kleine seinen eigenen Geistli- Schrägkreuz in der Au- chen, zehn Jahre nach- ßenwand der Kirche auf. dem Gutenberg die ers- Es markiert die geogra- te Bibel druckte. phische Mitte zwischen Unter dem 30-jährigen Schleswig und Flens- Krieg, der 1618 begann burg. - 2 - An dieser Wand ist be- sonders deutlich zu se- hen, dass der Bau der Kirche, ähnlich wie die Kirchen in Sörup, Munk- brarup und Norderbra- rup, mit präzise behaue- nen Granitquadern be- gonnen wurde. Zu be- achten ist das attische (antik, auf Athen bezo- gen) Profil des Quader- sockels, das um die ganze Kirche verläuft. Der Bau wurde mit Feldsteinen vollendet, vermutlich weil Die Nordseite vor 1956 das wertvolle Material nicht ausreichte. Von der Schleswiger Dombauhütte wird 1929 wurde der Turm komplett reno- der Bau Förderung erhalten haben, zu- viert. Die jüngste Sanierung erfolgte mal der damalige Bischof den Haus- 2013/14. Die tragenden Eckbalken, die steinbau zu fördern bestrebt war. Seitenverkleidung und das Schindel- In der Nordwand der Kirche befindet dach wurden komplett erneuert. sich das sorgfältig gearbeitete und ur- Heute tragen drei Glocken ihren Ruf in sprünglich den Frauen vorbehaltene die Gemeinde. Die größte von ihnen Nordportal. Der Eingang wurde später (Ton: g) wiegt 650 kg und trägt die Auf- zugemauert. schrift: „M.&.O. Ohlsson Hofglockengie- Die Jahreszahlen an der Westseite der ßer Lübeck 1909 – Ehre sei Gott in der Kirche stehen für eine Reparatur der Höhe, Friede auf Erden und den Men- Westwand (1631 zur Zeit des 30- schen ein Wohlgefallen". jährigen Krieges) und eine große Reno- Zwei weitere Glocken konnten durch vierung zum Ende des deutsch- Spenden aus der Gemeinde in der Glo- französischen Krieges im Jahre 1871, ckengießerei Rinker, Sinn bei Dillen- in der u. a. der Dachstuhl der Kirche er- burg, in Auftrag gegeben werden. „O neuert wurde. Land, o Land höre des Herrn Wort (Jeremia 22, Vers 29) – Gestiftet 1961 Glockenturm von treuen Gemeindegliedern für die Glocke von 1761", steht es auf der mitt- Der Glockenturm trug ursprünglich zwei leren Glocke (Ton: b). Sie wiegt 338 kg. Glocken. In der Nacht vom 22. zum Die kleine Betglocke (Ton: c) wiegt 248 23.8.1759 brannte er vollständig nie- kg, wurde 1962 gegossen und trägt die der. Dabei zerschmolz die größte Glo- Aufschrift: „Wachet und betet, dass ihr cke infolge der starken Hitzeeinwir- nicht in Anfechtung fallet (Markus 14 kung. Vers 38) – Aus Freude über die Glocke 1763 wurde der Turm durch Jacob von 1961 von 50 Gemeindegliedern als Buntzen aus Langstedt neu errichtet. Betglocke gestiftet". - 3 - Südportal Gudrun Gießler 1986 - 1990 Jochen Müller-Busse 1990 - 1992 Wir betreten die Kirche am Ende der Jörg Arndt 1993 - 2014 begradigten und neugepflasterten südlichen Zuwegung durch das Vor- Fenster haus, dessen Vorläufer im Spätmittelal- ter errichtet wurde. Bei der Renovie- Die Havetofter Kirche wurde ursprüng- rung 1871 wurde es neu und größer lich im romanischen Stil (Stilepoche gebaut. Es erhielt eine Treppe, die zur des 11. bis 13. Jh. aus der römischen Empore führte. Bemerkenswert ist die Architektur mit Motiven wie Rundbogen Gestaltung des Portals mit seinen Säu- und Säulen abgeleitet) erbaut, d.h. sie len und dem mächtigen Deckstein. hatte eine flache Decke und kleine Fenster. Die Vorhalle wurde 1955/56 umgestal- tet und dient heute der Erinnerung an In der Zeit der Gotik (13. bis 16. Jhd.) die Gefallenen der beiden Weltkriege. passte man die Lichtführung in der Kir- Hier liegt auch unser Gästebuch aus, in che dem veränderten Zeitgeschmack dem Sie gerne Grüße und Gebetsanlie- an. Man vermauerte die Fenster in der gen notieren können. Nord- und Ostwand und brach große Spitzbogenfenster in die Südwand. Pastoren der Gemeinde Die Fenster sind nun wieder geöffnet und in der ursprünglichen Form zu se- Links neben dem Eingang zur Kirche hen. erinnert eine Tafel an die Pastoren die- ser Kirchengemeinde: Im Spätmittelalter erfolgte die Einwöl- bung der Kirche. Am Fenster neben der Henrik Mekelken 1463 - 1493 Kanzel ist deutlich zu sehen, dass das Ericus Jessen 1554 - 1603 Gewölbe jüngeren Datums ist als die Petrus Erici 1603 - 1628 gotischen Fenster, da Gewölbe und Georg Knüttel 1628 - 1656 Fenster sich überschneiden. Georg Wolhat 1681 - 1720 Johann Martin von Acken 1722 - 1752 Renovierung 1955/56 Georg Ludwig Ahlemann 1752 - 1763 Laurentius Brodersen 1763 - 1798 Die letzte Georg Johann Sievers 1798 - 1811 große Re- Johann Nikolai Reuter 1811 - 1829 novierung Friedrich Peter Havenstein 1829 - 1831 und grund- Johann August Schöttel 1831 - 1850 legende August Frederik Brandt 1850 - 1859 Umgestal- Frederik J. J. Reiffenstein 1859 - 1864 tung der J. Gottsched Eduard Witt 1864 - 1908 Kirche Heinrich W. Grümmer 1908 - 1917 fand Franz Ferdinand Bott 1917 - 1933 1955/56 Andreas Fr. L. Hamann 1933 - 1939 statt: Die Otto von Stockhausen 1939 - 1949 Treppe in Johannes W. Schröder 1949 - 1962 der Vorhal- Edgar Wibrow 1962 - 1975 le wurde Dettmar Dettmers 1975 - 1986 - 4 - abgebrochen, der Durchgang vermau- ist eine Kopie von Leonardo da Vincis ert, und die Vorhalle zur heutigen Form „Abendmahl", die von F. Avlitz aus umgestaltet. Das Südportal, auch Män- Schleswig im Jahre 1858 ausgeführt nertüre genannt, wurde wieder in sei- wurde. nen ursprünglichen Zustand versetzt. Darüber, in der stilisierten Sonne, steht Die alte Nordempore wurde abgebro- in hebräischen Buchstaben der alttes- chen und die Westempore zur heutigen tamentliche Name Gottes „JAHWE". Form vergrößert. Bereits im 16./17. 1956 erhielt der Altar die gemalten Jahrhundert existierte an der Empore Christussymbole durch den schleswig- eine bildliche Ausgestaltung. In weiten holsteinischen Kirchenmaler und Res- Teilen wurden diese Bilder zunächst re- taurator Franz Dubbick: den Pelikan, konstruiert, dann aber nicht übernom- der der Legende nach seine Kinder mit men. dem eigenen Herzblut füttert und so Die Kirche wurde verputzt und geweißt, zum Symbol der aufopfernden Liebe dabei wurde die Bemalung der Kreuz- Christi zu uns wird, rippengewölbe mit Weinranken durch und das Lamm Got- das heutige schlichte Weiß übermalt. tes, das die Sünde Die Gewölbe wurden durch Zuganker der Welt trägt, wie es gesichert und die beiden Fenster in der auch die Inschrift ver- Nordwand wieder geöffnet. Der Fußbo- kündet. den bekam zum Altarraum hin ein Ge- Die Altarleuchter wur- fälle, so dass nun zwei Stufen zum Zie- den vor 1650 angefer- gelfußboden des Altarraumes hinauf- tigt. Vielleicht wurden führen. Zudem bekam die Kirche ein sie aus Dankbarkeit neues Gestühl. über die Beendigung 1999 erhielt die Kirche einen neuen In- des 30-jährigen Krie- nenanstrich, der sich nach Vorgabe ei- ges beschafft. ner Restauratorin an der ursprüngli- Aus dem Jahre 1646 stammt ein silber- chen Farbgebung orientiert. Restauriert ner Sechseckfuß-Abendmahlskelch, wurden gleichzeitig das der