Laudatio zur Verleihung der Paracelsus-Medaille an Prof. Dr. med. Ernst Rebentisch Laudatio

Die deutschen rztinnen und rzte ehren in Ernst Reben- Katastrophenfllen und die wehrmedizinische Koordina- tisch einen Arzt, der sich in seiner langjhrigen aktiven tion im Bndnis zustndig. Nach seiner Befçrderung zum Ttigkeit herausragende Verdienste um das deutsche Ge- wurde er Divisionsarzt der 12. Panzerdivision. sundheitswesen und die rzteschaft erworben hat. Als Dort setzte er seine Kriegserfahrungen als Panzeroffizier und Inspekteur des Sanitts- und mit dem Wirken im damals weitgehend selbststndigen Gesundheitswesens hat er die nachhaltig ge- Sanittsdienst erfolgreich um. prgt. Ein besonderes Anliegen war ihm die Zusammenar- Weiter bestimmten die Ausbildung des Sanittsperso- beit militrischer und ziviler Einrichtungen, um die Ver- nals, der zum Kurzwehrdienst einberufenen rzte und sorgung der Bevçlkerung im Katastrophenfall sicherzus- der ersten von der Bundeswehr gefçrderten Medizinstu- tellen. So war er auch Mitbegrnder und erster Prsident denten sowie die Weiterbildung von Sanittsoffizieren der Deutschen Gesellschaft fr Katastrophenmedizin. Dar- seine Ttigkeit. 1969 wurde er und Komman- ber hinaus leitete er viele Jahre den Ausschuss ,,Katastro- deur der Akademie des Sanitts- und Gesundheitswesens ,, phenmedizin der Bundesrztekammer und war Mitglied der Bundeswehr in Mnchen. Als solcher verantwortete des Wissenschaftlichen Beirates. Rebentisch hat sich um er die Ausbildung von mehr als 4000 grundwehrdienst- die medizinische Versorgung, das Gesundheitswesen, die leistenden Sanittsoffizieren. In seinen Aufgabenbereich rztliche Selbstverwaltung und um das Gemeinwohl in fielen die wehrmedizinische Forschung sowie die Zusam- der Bundesrepublik Deutschland in hervorragender Weise menarbeit mit den Hochschulen und anderen wis- verdient gemacht. senschaftlichen Instituten bezglich der Aus- und Fortbil- Rebentisch wurde am 31. Januar 1920 in Offenbach am dung der Sanittsoffiziere. Internationale Anerkennung Main als jngstes von sechs Kindern des Medizinalrates erlangte er whrend der Olympischen Spiele 1972 in Erich Rebentisch und seiner Frau Magdalene geboren. Mnchen, als er in vorbildlicher Weise den Sanittseinsatz Sein Vater, Direktor des Stadtkrankenhauses in Offenbach, leitete. starb, als Rebentisch acht Jahre alt war. Die Familie zog Die Bundeswehr hatte mit Rebentisch einen nach Darmstadt um, wo er 1937 seine Abiturprfung außergewçhnlich engagierten Arzt fr sich gewinnen kçn- ablegte. Anschließend wurde er zum Reichsarbeitsdienst nen. 1973 wurde er und Stellvertreter des einberufen. Whrend des Zweiten Weltkrieges war er im Inspekteurs des Sanitts- und Gesundheitswesens, 1976 Truppen- und Stabsdienst eingesetzt – unter anderem ab schließlich Generaloberstabsarzt und Inspekteur des Sani- 1944 als und Kommandeur einer Panzerabteilung tts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr. In dieser sowie als Kampfgruppen- und zeitweise Regimentsfhrer Funktion scheute er sich nicht, auch auf Mngel hinzuwei- in Rumnien, Polen und Ungarn. Nach Verwundung und sen und Missstnde zu thematisieren. Besondere Ver- lngerer Lazarettbehandlung war er im Oberkommando dienste erwarb er sich mit der Konzeption einer neuen des Heeres in Berchtesgaden ttig. Es folgte die Internie- Struktur fr das Sanittswesen. Wichtig war ihm eine gute rung durch die Amerikaner. Zusammenarbeit des militrischen Sanittswesens und Nach dem Krieg schrieb er sich in Mnchen fr das der zivilen Einrichtungen. Auch der Wissenschaft fhlte Fach Humanmedizin ein. Als ehemaliger Stabsoffizier er sich verpflichtet. Die Technische Universitt Mnchen wurde er allerdings vorbergehend von der Universitt ernannte ihn 1975 zum Honorarprofessor fr Wehr- und verwiesen. Ende 1950 schloss er das Studium jedoch mit Katastrophenmedizin. Aus seiner Feder stammen rund ,, der Note ,,sehr gut ab. Seine Assistentenzeit begann 100 Publikationen zu wehr- und katastrophenmedizi- er im Stadtkrankenhaus Offenbach, in dem auch schon nischen Themen. Hinzu kommen zahlreichen Arbeiten, sein Vater gewirkt hatte. Zwei Jahre spter wurde er von die der Geheimhaltung unterliegen. der Universitt Mainz zum Dr. med. promoviert. Seine 1980 schied er aus dem aktiven Dienst bei der Bundes- Dissertationsarbeit mit dem Titel ,,ber die Wirkung des wehr aus. Doch fr die Sicherheit der Bevçlkerung setzte embryonalen Herzextraktes in der Therapie schwerer er sich auch danach aktiv ein. So war er Mitbegrnder der ,, Herzkrankheiten entstand unter Leitung von Professor Deutschen Gesellschaft fr Katastrophenmedizin und Cremer. Nachdem er Ende 1958 seine chirurgische wurde deren erster Prsident. Ebenfalls 1980 whlte man Facharztprfung abgelegt hatte, bot man Rebentisch be- ihn auch zum Leiter des Ausschusses ,,Katastrophenmedi- ,, reits Anfang 1959 eine Stelle als in der chirur- zin der Bundesrztekammer ein Amt, das er bis 1991 in- gischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Gelnhausen nehatte. In dieser Zeit engagierte er sich auch als Mitglied an. Wenige Monate spter trat er in den Dienst der Bun- des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesrztekammer. deswehr ein, wo er eine beispiellose Karriere begann. Seine umfassenden Kenntnisse waren außerdem in der Die Frankfurter Allgemeine Zeitung attestierte ihm Politik gefragt: Seit 1982 war er stndiger Gast der Schutz- ,, einmal ,,ungewçhnliche Talente . Diese erkannte man kommission des Bundesministers des Innern. auch bei der Bundeswehr schon frh. Kaum begann er im Mit seinen Auffassungen stieß Rebentisch zur damali- Herbst 1959 seinen Dienst als , wurde er be- gen Zeit auf Widerstand, wovon er sich allerdings nicht reits Anfang 1960 zum leitenden Sanittsoffizier beim beirren ließ. Die um 1980 gegrndete deutsche Sektion deutschen Bevollmchtigten im nçrdlichen NATO-Bereich der Initiative ,,Internationale rzte zur Verhtung des ,, berufen. In diesem Amt arbeitete Rebentisch sehr erfol- Atomkrieges (IPPNW) warf den um den medizinischen greich mit den Sanittsdiensten Dnemarks, Norwegens Katastrophenschutz bemhten rzten Kriegstreiberei vor und Großbritanniens zusammen. 1964 holte ihn das Bun- und verweigerte in der sogenannten Frankfurter Erklr- ,, desministerium der Verteidigung als Referent nach Bonn. ung jede Form ,,kriegsmedizinischer Fortbildung. Die Drei Jahre sammelte er hier Erfahrungen in der Politik Folgen einer nuklearen Katastrophe seien medizinisch und war fr Planungs- und Fhrungsaufgaben des Sani- nicht zu beherrschen. Rebentisch stellte dagegen fest, dass ttsdienstes, die zivil-militrische Zusammenarbeit in kein Arzt den Atomkrieg wolle, es aber dennoch in einer ausschließlich von der Politik zu verantwortenden nuklea- ren Auseinandersetzung hilfsbedrftige berlebende ge- ben werde. Jeder approbierte Arzt habe dann die Pflicht, diesen Mitmenschen zu helfen, so lange er dazu in der Lage sei. Katastrophenmedizin sei kein Mittel, um einen Krieg fhrbar zu machen. Im Falle einer Katastrophe – ob nun ziviler oder militrischer Natur – komme es darauf, planvoll medizinische Hilfe zu leisten, um die Bevçlke- rung so gut wie mçglich zu versorgen. Ethische Bedenken der IPPNW und anderer rzte gegen den Vorschlag, bei gleichzeitigem Anfallen einer großen Zahl an Schaden- sopfern die rztliche Hilfe nach Sichtung und Dringlich- keit zu leisten, wies Rebentisch zurck. Das heute gel- tende Prinzip des Einsatzes leitender Notrzte und der Sichtung bei verlustreichen Unfllen und Katastrophen besttigen seine damaligen Forderungen. Rebentisch ist auch mit heute 89 Jahren noch aktiv. Er geht viel spazieren, reist gern und betreibt unter anderem Familienforschung. Seit 55 Jahren ist er verheiratet. Er hat einen Sohn und zwei Enkelkinder. Ernst Rebentisch hat sich whrend seiner aktiven Lauf- bahn besondere Verdienste um das Sanitts- und Gesund- heitswesen der Bundeswehr erworben und dort Maßstbe gesetzt. Sein Engagement ging aber weit darber hinaus. Ein besonderes Anliegen war ihm stets die Katastrophen- medizin und somit auch die Sicherheit der gesamten Be- vçlkerung. Rebentisch hat sich um die Gesundheitsversor- gung in Deutschland, die rzteschaft und um das Ge- meinwohl in herausragender Weise verdient gemacht.

112. Deutscher rztetag in Mainz, 19. Mai 2009 Vorstand der Bundesrztekammer Prsident