www.ostwuerttemberg.org Grundlagen, AnalyseundLeitbild Region Ostwürttemberg Landschaftsrahmenplan

Foto: Kreisarchiv 2 Vorwort

Mit der vorliegenden Broschüre dokumentiert der Regionalverband Ostwürttemberg Er setzt also einen Rahmen, der von vielen Beteiligten in konkreten Planungs- und den Stand der Analyse und Bewertung der freien und unbebauten Flächen in Ost- Genehmigungsverfahren angewendet werden soll. Aus dem Landschaftsrahmenplan württemberg und der Güter, die in diesem Freiraum schützenswert sind. Daraus wird ergeben sich daher Hinweise für den konkreten Freiraumschutz im Regionalplan. Zu sehr sichtbar, wie vielfältig und abwechslungsreich sich unsere Landschaft darstellt. diesen Maßnahmen gehört beispielsweise auch die Erarbeitung eines Systems des Sie hat gleichermaßen ökologische und kulturelle Funktionen und drückt die Vielfalt Biotopverbunds in der Region, das sich in das landesweite Biotopverbundsystem ein- des Natur- und Kulturerbes aus. Daher und weil sie Lebensgrundlage ist, gehört sie fügt. Der Landschaftsrahmenplan koordiniert zudem die vielfältigen Freiraumfunk- zur Identität der hier lebenden Menschen, zu ihrer Heimat. tionen untereinander. Die eigentliche und intensive Abstimmung mit den Anforde- rungen, die sich aus der Entwicklung der Region, aus den Ansprüchen von Siedlung, Zu dieser kulturellen Dimension der Landschaft kommt hinzu, dass sie zugleich Le- Infrastruktur und Versorgung der Bevölkerung ergeben, wird in der Fortschreibung bensraum für Flora und Fauna, Grundlage des Naturhaushalts und der Naturgüter des Regionalplans und dessen ausgewogenen Festsetzungen erfolgen. ist. Daher stellen wir in diesem Band die Landschaften und die Naturräume sowie die Schutzgüter dar, die im Rahmen der Regionalplanung mit dem Landschaftsrahmen- Die vorliegende kurze Zusammenfassung der Grundlagen und Analysen zum Land- plan erfasst werden. Dies kann als Landschaftsrahmenbericht bezeichnet werden. schaftsrahmenplan ist eine wichtige Informationsquelle für die Gegebenheiten im Der Landschaftsrahmenplan analysiert den Freiraum und dokumentiert die natürli- Raum, Grundlage für Entwicklungs- und Handlungskonzepte im Landschaftsrahmen- chen Ressourcen der Landschaft Ostwürttembergs in ihrer Bedeutung für künftige plan und Grundlage für wirksame Festsetzungen im künftigen Regionalplan. Die Bro- Nutzungen. Naturräumliche Gegebenheiten und von den Menschen in Jahrhunderten schüre soll über Inhalte und Ziele des Landschaftsrahmenplans informieren, den Wert durch vielfältige Nutzungen gestaltete Landschaften stellt der Landschaftsrahmen- der Kulturlandschaft verdeutlichen und zu einem bewussten Umgang mit den Funk- plan in zahlreichen Facetten und Funktionen umfassend dar, damit die Menschen sich tionen unserer Landschaft beitragen. Daher wünschen wir, dass diese Zusammenfas- informieren und orientieren und aus diesen Kenntnissen Lebensbedingungen sinnvoll sung auf breites Interesse an unserer Landschaft stößt. gestalten können. Zum Landschaftsrahmenplan gehört daher nicht nur die Bestands- aufnahme und Analyse des Freiraums in seinen Facetten, sondern auch die Formu- lierung von Entwicklungs- und Erhaltungszielen für die uns umgebende Landschaft. Sie bilden die Kriterien, die bei der Beurteilung von Maßnahmen im Freiraum ange- Thomas Eble wendet werden. Aus ihnen lassen sich Handlungskonzepte ableiten, mit denen Maß- Verbandsdirektor nahmen formuliert werden können, um den Raum zu entwickeln und zu gestalten.

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 3 Inhalt

Warum ein Landschaftsrahmenplan? 5 Die Region Ostwürttemberg – vielfältig und schön 7 Gesundheit des Menschen 14 Kulturgüter 21 Landschaft 25 Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt 28 Boden 34 Wasser 40 Klima 46 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern 50 Schutzgutbezogene Ziele 53 Raumbedeutsame Szenarien 57 Landschaftsbezogenes Leitbild 59 Ausblick 66

4 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Warum ein Landschaftsrahmenplan?

Der Landschaftsraum Ostwürttemberg wandelt sich seit jeher durch menschliches enthält der Landschaftsrahmenplan keine rechtlich wirksamen Festsetzungen. Die Tun. Es hat dazu beigetragen, dass unsere Kulturlandschaft ihre heutige Erschei- Inhalte werden rechtlich verbindlich, sobald und soweit sie im Regionalplan als nung hat. Die Nutzungsansprüche an die Freiräume der Region, also an die freien Ziele und Grundsätze festgesetzt werden. Der Landschaftsrahmenplan legt daher und unbebauten Flächen, sind nach wie vor vielfältig. Die Natur und Landschaft die fachlichen Grundlagen für die Festsetzungen zur regionalen Freiraumstruktur einerseits zu schützen, aber andererseits die Freiräume zu entwickeln ist Aufga- des künftigen Regionalplans. Damit ermöglicht es der Landschaftsrahmenplan auf be des Regionalplans. Damit diese Aufgabe bestmöglich gelingt, braucht es einen regionaler Ebene, die Ziele des Naturschutzes und des Landschaftsschutzes kon- guten Landschaftsrahmenplan als Fachplan für Natur und Landschaft. Als solcher kret auf die Flächen der Region anzuwenden.

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Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 5 Kapitel 1: Warum ein Landschaftsrahmenplan?

WAS MACHT DIE LANDSCHAFTS- • Gesundheit des Menschen Der Prozess der Landschaftsrahmenplanung wird von RAHMENPLANUNG? • Kultur- und sonstige Sachgüter (z.B. Denkmäler) einer Arbeitsgruppe aus orts- und fachkundigen Exper- • Landschaft, insbesondere Landschaftsbild ten inhaltlich begleitet („Arbeitskreis Raum und Land- Vieles, was die Menschen tun oder in der Zukunft be- und Erholungswert der Landschaft schaft“). Zur Entwicklung des Leitbildes für die Region absichtigen, steht mit Natur und Landschaft in enger • Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt hat der Regionalverband darüber hinaus zwei Work- Beziehung: Wir nutzen Wiesen, Äcker und Wälder für • Boden shops durchgeführt, in denen sich interessierte Bürger/ die Land- und Forstwirtschaft, um für uns Nahrungs- • Wasser innen und Mandatsträger/innen aus der Region ein- und Futtermittel oder Rohstoffe zu produzieren, wir • Klima und Luft bringen konnten. errichten in neuen Wohngebieten Häuser, wir nutzen Wasserkraft, Sonnenenergie, Windkraft oder Biomasse, Wenn man diese Schutzgüter betrachtet, sind immer In der vorliegenden Broschüre stellen wir die Ergebnis- um Strom herzustellen oder Wärme zu gewinnen und auch die Wechselwirkungen zwischen ihnen zu beach- se der Analyse von Natur und Landschaft, die schutz- wir erholen uns in der uns umgebenden Landschaft. ten. Durch diese wirken die einzelnen Schutzgüter zu gutbezogenen Ziele und das landschaftsbezogene Leit- Bei all diesen vielfältigen Handlungen kommen wir im- einem komplexen Ökosystem zusammen. bild zusammenfassend dar. Am Ende wird ein Ausblick mer mit der Landschaft und der Natur in Berührung. auf das Entwicklungs- und Handlungskonzept gege- Die Landschaftsrahmenplanung will dabei diese vielen Ein Landschaftsrahmenplan stellt somit flächenhaft re- ben, das in einer weiterführenden Broschüre themati- Nutzungsansprüche des Menschen an Natur und Land- gionale Schwerpunkte und Zielsetzungen für unsere un- siert werden wird. schaft aufnehmen, um die regionale Entwicklung nach- verwechselbare Natur und einzigartige Landschaft dar. haltig zu fördern. Deshalb ist der Landschaftsrahmen- plan ein ökologischer Fachbeitrag zum Regionalplan. Mit diesem Planungsinstrument soll auf die natürlichen Schutzgüter Lebensgrundlagen des Menschen hingewiesen werden. WAS SIND DIE INHALTE EINES LANDSCHAFTS- RAHMENPLANS? Analyse Bewertung Die erste Aufgabe des Landschaftsrahmenplans ist es daher, den aktuellen Zustand von Natur und Land- Der Landschaftsrahmenplan beinhaltet eine umfang- schaft in der Region darzustellen und zu bewerten. reiche Analyse und Bewertung aller Schutzgüter, um Im weiteren Schritt schlägt der Fachplan Ziele zur Be- den aktuellen Zustand von Natur und Landschaft in der Zielkonzept wahrung und Entwicklung von Natur und Landschaft Region Ostwürttemberg zu beschreiben. Darauf basiert schutzgutbezogene raumbedeutsame und mögliche Maßnahmen vor, wie sie erreicht werden das Zielkonzept, das jeweils für die einzelnen Schutz- Ziele Szenarien können. Der Regionalplan auf der anderen Seite formu- güter Entwicklungs- und Erhaltungsziele formuliert. liert die Ziele, die sich die Region gibt, um Ostwürttem- Zusammen mit raumbezogenen Szenarien entsteht da- berg auch als Wirtschaftsstandort, als Arbeitsstand- raus ein Leitbild für die Region, das in ein Entwicklungs- ort, als Wohnstandort und als Erholungsraum stark und Handlungskonzept übertragen wird. Dieses schlägt Leitbild für die Region Ostwürttemberg weiterzuentwickeln. Deshalb ist es wichtig, dass der Maßnahmen vor, mit denen die Natur und die Land- Landschaftsrahmenplan die mit Natur und Landschaft schaft in der Region erhalten, entwickelt oder wieder- zusammenhängenden Schutzgüter genauestens analy- hergestellt werden kann. Ein wichtiger Schwerpunkt ist siert und bewertet. Diese Schutzgüter sind: dabei der Biotopverbund, für den ein vertiefendes Kon- Entwicklungs- und Handlungskonzept zept entwickelt wird.

6 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Die Region Ostwürttemberg – vielfältig und schön

Die Landschaften der Region Ostwürttemberg sind facettenreich. Vielfältig ist die Flusstälern sichtbar. Später prägten die Menschen durch ihre Nutzung die Land- Nutzung dieser Landschaften. Die abwechslungsreiche Topographie ist über Mil- schaft. Sie schufen in den großen Waldgebieten Bereiche mit Ackerbau, Weidehal- lionen Jahre durch komplexe geologische Prozesse entstanden. Dies ist bis heute tung, Obstbau und Siedlungsraum. Die Siedlungsentwicklung und die Land- und an außergewöhnlichen Geländeformen wie dem Albtrauf, dem Büchelberger Grat, Forstwirtschaft prägen und gestalten unsere Landschaft bis heute. dem Ipf, dem Steinheimer Becken und dem Rieskrater, aber auch an einzigartigen

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Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 7 DIE LANDSCHAFT, UNS MENSCHEN ZU NUTZE? Bedeutung für die Erholung, die Natur und das Klima, sonders angesichts von Extremwetterlagen muss jetzt sondern auch für die Wirtschaft. Für die Forstwirtschaft verstärkt Wert auf den Hochwasserschutz, aber auch besonders wichtig sind große unzerschnittene Wald- auf eine naturnahe Gestaltung gelegt werden. In der Siedlung und Infrastruktur gebiete der Albhochfläche, des Welzheimer Waldes Region wurden deshalb bereits mehrere Renaturierun- und des Schwäbisch-Fränkischen Waldes. Ungefähr die gen, naturnahe Gestaltungen oder Überflutungsflächen Wie die Kulturlandschaft, so sind auch die Siedlungs- Hälfte der Waldfläche wird naturnah bewirtschaftet. an , Lone, Brenz, Rems und Sechta verwirklicht. räume über Jahrhunderte gewachsen. In diesen Waldgebieten nahm der Fichtenanteil in den letzten Jahren sichtlich ab, während Buchen, Eichen und Die ländlich geprägten Gebiete der Region zeichnen andere Laubbaumarten zunahmen. Rohstoffabbau sich durch eine vergleichsweise geringe Bevölkerungs- dichte und einen hohen Freiraumanteil aus. Ihnen ge- Rohstoffabbau hat in der Region Ostwürttemberg eine genüber steht das relativ stark besiedelte und verdich- Natur- und Landschaftsschutz lange Tradition, die sich an vielen Stellen in der Land- tete Umland der Städte , Heidenheim, Schwäbisch schaft durch alte Steinbrüche, Sand- und Tongruben, Gmünd, und Giengen entlang der Entwick- Einige Bereiche in der Region sind besonders ge- aber auch durch kulturhistorisch bemerkenswerte Boh- lungsachsen. Die wirtschaftliche Entwicklung brachte in schützt, damit Natur und Landschaft möglichst erhal- nerzgruben zeigen. Bis heute hat die Rohstoffgewin- den letzten Jahrzehnten eine starke Zunahme der Ver- ten werden können. Zu diesen Schutzgebieten gehören nung eine wirtschaftliche Bedeutung. Im Bereich der kehrs-, Wohn- und Gewerbeflächen. Diese Entwicklung beispielsweise Naturschutzgebiete, Landschaftsschutz- Schwäbischen Alb finden sich Jurakalke mit einer sehr bringt neue Herausforderungen mit sich, denn es gilt, gebiete, Natura2000-Gebiete, Schonwälder und der guten und hochreinen Qualität. Im Albvorland wird die schönen und vielfältigen Landschaften und die Na- Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. In diesen Ge- vorwiegend Quarzsand und Stubensandstein abge- tur Ostwürttembergs zu bewahren. bieten findet weiterhin in großen Bereichen Forstwirt- baut. Die Flächen für den Rohstoffabbau sind für eine schaft und Landwirtschaft statt. In Bannwäldern hin- ortsnahe Versorgung der Wirtschaft bedeutsam. gegen wird die Natur sich selbst überlassen. Hier darf Landwirtschaft keine weitere wirtschaftliche Nutzung stattfinden. In der Region Ostwürttemberg gibt es insgesamt zwei Die Landwirtschaft prägt das Erscheinungsbild fast je- Bannwaldflächen mit einer Fläche von insgesamt 200 der Landschaft. Dies gilt auch für die Landschaften der Hektar. Innerhalb dieser Schutzgebiete steht die Pflege Region Ostwürttemberg. Insbesondere der östliche und die Entwicklung von Natur und Landschaft im Vor- Randbereich des Albvorlandes, die Flächenalb und das dergrund. Donauried sind durch landwirtschaftliche Nutzung ge- prägt. Die landwirtschaftlichen Flächen nehmen aller- dings seit Jahren zugunsten von Siedlungs-, Verkehrs- Wasserwirtschaft oder Aufforstungsflächen ab. Fließ- und Oberflächengewässer gestalten und formen das Erscheinungsbild unserer Landschaft. Insbesondere Forstwirtschaft die größeren Flüsse Kocher, Brenz, Rems und ha- ben mit der Zeit markante Talräume geschaffen. Auch Mit einem Flächenanteil von ungefähr 40% haben Wäl- diese Flüsse wurden in den vergangenen Jahrhunder- der in der Region Ostwürttemberg nicht nur eine große ten durch die Menschen geformt und verändert. Be-

8 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 2: Die Region Ostwürttemberg – vielfältig und schön

NATURRÄUME: WIE SICH DIE REGION GLIEDERN LÄSST

Unsere Landschaften lassen sich durch ihre Haupt- eigenschaften voneinander unterscheiden und in mehreren Stufen in charakteristische Naturräume untergliedern. Relief, Vegetation, Geologie und Kli- ma beschreiben die verschiedenen „Großlandschaf- ten“ von Baden-Württemberg. Ostwürttemberg liegt in zwei Großlandschaften: dem Schwäbischen Keu- per-Lias-Land im Norden und der Schwäbischen Alb im Süden. Diese Großlandschaften untergliedern sich wiederum in verschiedene Naturräume, deren Land- schaften sich unterscheiden. Nachfolgende Erläute- rungen geben einen Überblick über die naturräumli- chen Ausprägungen in der Region.

Schwäbisch-Fränkische Waldberge und Welzheimer Wald

Im Norden und Nordwesten der Region befinden sich waldreiche Gebiete, die durch zahlreiche Offenland- inseln mit hohem Grünlandanteil und tief eingeschnit- tenen, relativ naturnahen Bachtälern gegliedert wer- den. Die Wälder sind von der Fichte dominiert, da die natürlichen Buchen-Tannenwälder intensiv genutzt und abgeholzt wurden. Es sind historische Siedlungs- formen wie Weiler und Einzelhöfe zu finden. Gebiete mit besonders hervorragendem Landschaftsbild sind die stark hügelige Grünlandschaft um Gschwend, das breite Kochertal mit dem Seitenbach „Blinde Rot“, das

Abbildung 1: Nutzung der Landschaft (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015; Digitales Landschaftsmodell ATKIS ®DLM25-BW ©LGL BW, 2014; AROK, RP , 2015)

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 9 naturnahe Leintal mit Seitentälern und das Tal der Büh- henrücken, weiten Wiesenhängen und Obstwiesen wird baulich genutzt. Fabrikgebäude, Gewerbegebiete, ler. Den gesamten Naturraum prägen weithin sicht- eine abwechslungsreiche Struktur der Voralblandschaft Verkehrsinfrastrukturen und Siedlungen prägen das bare Kulturdenkmale. Dazu gehören insbesondere die geschaffen. Auffällig ist auch das Welland bei Aalen mit Kocher-Brenztal. Historische Werkgebäude, Arbeiter- Schlösser des Kochertals, Barockbauten um Ellwangen der flachen bis stark hügeligen Landschaft und den be- siedlungen und Fabrikantenvillen zeugen von den An- und die Pfarrkirche auf dem Hohenberg. waldeten Kuppen. fängen der Industrialisierung. Als typische Elemente der Landschaft dieses Naturraums sind Höhlen, Dolinen (Senken), Trockentäler und Gruben vom historischen Mittelfränkisches Becken Ostalb– Albuch und Härtsfeld, Lonetal-Flächenalb Bohnenerzabbau im Wald zu nennen. Wie im Welz- und Ries-Alb heimer Wald und in den Schwäbisch-Fränkischen Wald- Der Virngrund im Nordosten der Region ist insbeson- bergen ist das Waldbild hier von der Fichte geprägt. dere durch das Rotachtal mit seinen Feucht- und Nass- Der Albtrauf ist die weithin sichtbare Hangkante der Grund ist auch hier die intensive Waldnutzung durch wiesen, den alten Weihern und die naturnahen Wälder Schwäbischen Alb. Er ist für die Landschaft besonders Waldweiden und Abholzung für Brenn- und Baumate- geprägt. prägend. Einen besonderen Reiz bekommt der Albtrauf rial. Die für diesen Naturraum typischen Buchenwälder durch zahlreiche Bäche, durch die Zeugenberge, durch befinden sich beidseitig des Kocher-Brenztals und an ehemalige Herrschaftssitze und durch viele naturnahe weiteren Talhängen der Alb. Hier sind auch besonders Östliches Albvorland Landschaftselemente wie Höhlen, Felsen, Magerrasen, reizvolle Landschaftselemente wie Wacholderheiden Streuobstwiesen und die deutschlandweit einzigarti- und Dolomitfelsen zu finden. Im östlichen Bereich der Nördlich der Schwäbischen Alb befinden sich die Vor- gen Hangbuchenwälder. Auf der Kuppenalb sind groß- Alb (Ries-Alb) stellen unregelmäßige Hügel aus Trüm- alb und das Albvorland, die vor allem durch Verkehrs- flächige zusammenhängende Waldgebiete zu finden. mermassen eines Meteoriteneinschlags eine Besonder- infrastrukturen und größere Siedlungsbereiche geprägt Im Albuch, südwestlich des Kocher-Brenztals ist das heit dar (z.B. die Griesbuckellandschaft bei Demmin- sind. Die Siedlungen sind überwiegend aus mittelalter- Hauptverbreitungsgebiet von Hülben. Hülben sind aus gen/Dunstelkingen). lichen Städten hervorgegangen. Das Gelände des Na- Senken entstandene oder künstlich angelegte Teiche turraums ist leicht gewellt bis hügelig und durch die der Schwäbischen Alb. Von besonderer Eigenart ist das Typische Siedlungsformen auf der Ostalb sind Weiler weithin sichtbaren Burgen und Schlösser am Albtrauf durch einen Meteoriteneinschlag entstandene Stein- und Haufendörfer mit Gewannfluren, im Albuch auch geprägt. Auch die Burgruine Hohenrechberg und die heimer Becken. Das Härtsfeld besitzt neben großen Einzelhöfe. Wallfahrtskirche St. Maria tragen zu einem außeror- Waldgebieten auch höhere Anteile an Acker. Das weit- dentlichen Landschaftsbild bei. Vorherrschend wird der hin sichtbare Kloster prägt das Landschafts- Naturraum ackerbaulich genutzt, aber auch Grünland bild des Naturraums stark. Ries ist stark vertreten. Das Landschaftsbild des Naturraums wird durch das Rehgebirge mit den Drei-Kaiser-Bergen Nach Südosten läuft die Ostalb zur Donau hin mit ge- Das Nördlinger Ries ist durch einen Einschlag eines im Westen der Region Ostwürttemberg stark geprägt. ringem Gefälle allmählich aus. Die fruchtbaren Lehm- Meteoriten entstanden und als nationaler Geopark zer- Durch markant bewaldete und offene Kuppen und Hö- böden der Flächenalb werden überwiegend acker- tifiziert. Das flache Kraterbecken ist gut sichtbar, weit-

10 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 2: Die Region Ostwürttemberg – vielfältig und schön

gehend unbewaldet und wird hauptsächlich landwirt- schaftlich genutzt. In diesem Naturraum gibt es einen hohen Anteil an steinzeitlichen Siedlungen. Wie auf der Ries-Alb sind im Nördlinger Ries Grieshügel zu finden, die aus den Trümmermassen des Meteoriteneinschlags entstanden sind. Auf diesen Hügeln und auf weiteren Kuppen und Bergrücken des Riesrandes befinden sich naturnahe Biotope wie Magerrasen-, Trocken- und Fels- biotope.

Die typische Siedlungsform für das Ries sind Haufen- dörfer mit umgebender Gewannflur. Dies ist auf die fruchtbaren Böden in diesem Naturraum zurückzufüh- ren.

Donauried

Südlich der Schwäbischen Alb schließt sich das Donau- ried an, das im ostwürttembergischen Anteil großflä- chig ackerbaulich genutzt wird.

Abbildung 2: Naturräumliche Gliederung (eigene Darstellung, Datengrundlage: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015)

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 11 KULTURLANDSCHAFTEN – GEPRÄGT DURCH UNS Grünlandlandschaften und grünlandgeprägte Tal- Halboffene Tallandschaften: Eine Landschaft ist halb- MENSCHEN landschaften: Grünland ist landwirtschaftlich genutz- offen, wenn sie neben Grünland und Ackerbau ab- tes Grasland. Vereinzelte Sträucher und alleinstehende wechselnd auch kleinflächige Wälder und Strukturen Bäume können vorhanden sein. Die Flächen werden aus einzeln stehenden Bäumen, Hecken und Sträuchern Kulturlandschaften sind unter dem Einfluss kulturell gemäht oder auch beweidet. Täler mit hohem Grün- aufweist. Solche Tallandschaften sind z.B. das Jagsttal, bedingter Nutzungen von uns Menschen entstanden. land-Anteil sind z.B. das Kochertal oder das Hunger- das Leintal mit Seitentälern und das Brenztal südlich In der Region Ostwürttemberg ist das Spektrum der brunnental. Stellenweise ist das Grünland strukturarm. von Giengen. Kulturlandschaftstypen groß. Es reicht von Wald-, Of- fen- und Halboffenlandschaften über Siedlungsland- schaften bis hin zu Energie- oder Infrastrukturland- Strukturreiche grünlandgeprägte und halboffene Ackerlandschaften und windenergiegeprägte Acker- schaften. Landschaften: Strukturreich ist eine Landschaft, wenn landschaften: Ackerdominierte Offenlandschaften fin- sich kleinräumig Wald, Offenland und Gehölzstruktu- den sich v.a. im Ries, im inneren Härtsfeld, auf der ren, wie z.B. Hecken und Sträucher, abwechseln. Dies Flächenalb und im Donauried. Da im Gebiet um Guss- ist in der Region nicht zuletzt in den Ellwanger Bergen, enstadt zahlreich Windenergieanlagen vorkommen, Siedlungslandschaften, siedlungsgeprägte Talland- um , im Albuch um Bartholomä, sowie auf kann die Kulturlandschaft hier als windenergiegeprägte schaften und Landschaften mit hoher Siedlungsdich- der Flächenalb um Dischingen, Demmingen und Nie- Ackerlandschaft bezeichnet werden. te: Die Städte Schwäbisch Gmünd, Heidenheim und Aa- derstotzingen der Fall. Diese Gebiete sind als struktur- len stellen zentrale wirtschaftliche Anziehungspunkte in reiche Halboffenlandschaften zu bezeichnen. Struktur- der Region Ostwürttemberg dar. Sie weisen einen ho- reiche Landschaften mit einem höheren Grünlandanteil Waldlandschaften und waldgeprägte Tallandschaften: hen Anteil an bebauter Fläche auf und die Umgebung sind Landschaften des Wellands, die Rodungsinseln um Große und zusammenhängende Waldgebiete prägen dieser zentralen Städte mit den Hauptverkehrsachsen Gschwend, das Rehgebirge mit Kaltem Feld, der Alb- die Landschaft im Albuch, Härtsfeld, Welzheimer Wald sind urbane, suburbane und infrastrukturdominier- trauf bei Aalen und das Hügelland um Lippach. und in den Ellwanger Bergen. Täler mit hohem Wald- te Landschaften. Weist eine Landschaft trotz der eher anteil sind beispielsweise das Schweizer-, Hasel- und ländlich geprägten Lage eine hohe Siedlungsdichte auf, Mühlbachtal oder das Wental. wird hier von einer Landschaft mit hoher Siedlungs- Acker-grünlandgeprägte Landschaften: In diesen dichte gesprochen. Landschaften ist das Verhältnis zwischen Grünland und Ackerbau ausgeglichen. Allgemein gesagt handelt es Halboffene Seenlandschaft: Eine besondere land- sich um eine landwirtschaftlich geprägte Kulturland- schaftliche Eigenart besitzen in der Region die Stillge- Infrastrukturlandschaften und infrastrukturgeprägte schaft. Solche Landschaften sind im Albvorland und wässer der Schwäbischen Seenplatte und die Weiher im Tallandschaften: Dabei handelt es sich um Landschaf- teilweise in den größeren Rodungsinseln des Albuchs Rotachtal. Hier dominieren viele kleine Seen und Wei- ten, in denen die Infrastrukturen dominant vertreten und des Härtsfeldes zu finden. her das Landschaftsbild. Besonders abwechslungsreich sind. Dies ist in der Region v.a. entlang der Entwick- lassen vereinzelt vorkommende Hecken, Sträucher und lungsachsen in Form von stark befahrenen Straßen und kleinere Waldgebiete die Landschaft erscheinen. Bahnlinien der Fall.

12 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 2: Die Region Ostwürttemberg – vielfältig und schön

Abbildung 3: Kulturlandschaftstypen (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015)

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 13 Gesundheit des Menschen

Unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit hängen auch mit unserer räumlichen Umgebung zusammen. Die Landschaft in ihrer Erholungs- und Freizeitfunktion, aber auch die Wärme- und Lärmbelastung, oder die Luft- qualität, haben Einfluss auf die Menschen. Im Folgenden werden die regionalen Qualitäten und Potenziale Ost- württembergs für unsere Gesundheit dargestellt.

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14 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 3: Gesundheit des Menschen

Lärmarme, attraktive und gut zu erreichende Bereiche sind Voraussetzungen für eine Erholungs- bzw. Freizeit- Siedlungsnaher Erholungsraum nutzung im unbebauten Bereich. Herausgearbeitet wurden ruhige unzerschnittene Räume für die Erholung, siedlungsnahe Erholungsräume, Räume mit Freizeit- und Erholungseinrichtungen, kommunale Flächen für die Siedlungsnahe Erholungsräume und staatlich aner- freiraumbezogene Erholung sowie Wälder mit besonderer Entlastungsfunktion für Erholungssuchende. kannte Erholungsorte sind fußläufig erreichbare Räume um Ortschaften in einer Entfernung von maximal 0,2 km². Sie dürfen einen maximalen Abstand von 1 km zu Wohn- und Mischgebieten aufweisen. Wegen der gu- ten Erreichbarkeit eignen sie sich insbesondere für die DIE LANDSCHAFT ALS Regionale Schwerpunkte ruhiger und unzerschnittener Kurz- und Feierabenderholung. Innerstädtische Grün- FREIZEIT- UND ERHOLUNGSORT Räume: flächen mit einer Mindestgröße von 5 ha verbessern die Voraussetzungen für die siedlungsnahe Erholung. • Nördlich, westlich und südwestlich von Ruhige unzerschnittene Räume für die Erholung (Albuch) In Abbildung 4 sind die siedlungsnahen Erholungsräu- • Im Westen der Region zwischen Gschwend me der Region zusammen mit ihrer Landschaftsbild- Wenn keine Straßen (mit einer durchschnittlichen Ver- und Göggingen qualität dargestellt. kehrsmenge von mehr als 1000 Fahrzeuge pro Tag), • Nordwestlicher Randbereich der Region, nördlich des Bahnlinien, Siedlungen oder Fließgewässer Land- Kochertals Besonders hervorzuheben sind folgende Bereiche von schaftsräume durchschneiden, werden diese als un- • Südöstlich von Neresheim siedlungsnahen Erholungsräumen mit mittlerer bis sehr zerschnitten bezeichnet. Ruhig bedeutet, dass eine • Nordöstlich von hoher Landschaftsbildqualität und einer Lärmbelastung Lärmbelastung von weniger als 40 dB(A) herrscht. Zum • Südlich / südwestlich von Neresheim von weniger als 40 dB(A): Vergleich: 40 dB(A) entspricht der Lautstärke eines Flüs- • Westlich des Brenztals, zwischen Mergelstetten, terns, leiser Musik oder einer ruhigen Wohnstraße bei Gerstetten und Dettingen • Welzheimer Wald Nacht. Ab einer Lärmbelastung von mehr als 55 dB(A) • Westlich von Bartholomä und Steinheim • Schwäbisch-Fränkischer Wald (vergleichbar mit der Lautstärke eines Fernsehers bei • Nordwestlich von • Albtrauf – Rehgebirge Zimmerlautstärke) wird die Erholungsnutzung in der • Im Westen der Region, südwestlich von Gschwend • Albtrauf – Kaltes Feld freien Landschaft stark beeinträchtigt – selbst wenn der • Nördlich / nordöstlich von Ellwangen • Hügellandschaft um Bopfingen und Lippach Lärm nicht bewusst wahrgenommen wird. • Im Südosten der Region, im Bereich des Hunger- • Egautal brunnentals • Griesbuckellandschaft Besonders geeignet für die Erholung sind unzerschnit- • Albuch – Steinheimer Becken tene und ruhige Räume mit einer Mindestgröße von 25 km² mit mittlerer bis sehr hoher Landschaftsbildquali- Die entlang der Verkehrsachsen (Bundesautobahn, tät. In Abbildung 4 sind diese für die Region Ostwürt- Bundesstraße) gelegenen siedlungsnahen Erholungs- temberg dargestellt. bereiche sind lärmbelastet (über 40 dB(A)).

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 15 Kommunale Flächen für die Erholung

Öffentliche Grünflächen und Sondergebiete der Erho- lung sind Flächen für die Erholung, die von den Kom- munen ausgewiesen werden. Sie werden im Flächen- nutzungsplan dargestellt.

Sondergebiete für die Erholung in Ostwürttemberg sind:

• Wochenend- und Ferienhausgebiete • Dauerkleingärten • Golfplätze • Campingplätze • Segelfluggelände

Wälder mit besonderer Entlastungsfunktion für Erholungssuchende

Waldgebiete mit einer besonderen Erholungswirkung und mit bioklimatischen und lufthygienischen Entlas- tungsfunktionen in der Region sind:

• Welzheimer Wald • Wälder der Ellwanger Berge • Wälder des Albuchs und des Härtsfeldes • Siedlungsnahe Wälder • Bewaldete Bachtäler

Freizeit- und Erholungsinfrastruktur

Für die Eignung einer Landschaft als Erholungsraum spielt nicht nur die Qualität der Landschaft, sondern auch das Vorhandensein von Infrastrukturen, die die Freizeit- und Erholungsnutzung fördern, eine Rolle.

Abbildung 4: Ruhige unzerschnittene Räume, siedlungsnaher Erholungsraum und dessen Landschaftsbildqualität (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015; Digitales Landschaftsmodell ATKIS ®DLM25-BW ©LGL BW, 2014; AROK, RP Stuttgart, 2015)

16 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 3: Gesundheit des Menschen

In Abbildung 5 sind die Gebiete mit Häufungen von Erholungsinfrastrukturen dargestellt. Eine besonders hohe Dichte an Erholungsinfrastrukturen geben Hin- weise auf eine hohe Intensität der Erholungsnutzung.

Freizeit- und Erholungsinfrastrukturen in der Region Ostwürttemberg sind:

• Museen zu unterschiedlichen Themen • Lehrpfade zu Natur und Landschaft • Besucherbergwerk mit Museum • Heilstollen • Höhlen • Tierparke und Wildgehege • Museumseisenbahnstrecken • Aussichtstürme und Aussichtspunkte • Wassersport an Seen und in Bädern, Thermalbad • Wintersport (Langlaufloipen, Skilifte) • Radwege • Wanderwege • Ferienstraßen

Abbildung 5: Häufungen von Erholungsinfrastrukturen (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015; AROK, RP Stuttgart, 2015; Digitales Land- schaftsmodell ATKIS ®DLM25-BW ©LGL BW, 2014)

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 17 Tourismus • Albvorland mit dem Rehgebirge, dem Kalten Feld, BELASTUNG DURCH HITZE UND KÄLTE dem Albtraufbereich bis Aalen, der Hügellandschaft IN DER REGION Die Region Ostwürttemberg hat mit der vorhande- um Bopfingen und Baldern, dem Riesrandbereich, nen Erholungs- und Freizeitinfrastruktur und der reiz- den Bergen Ipf, Stuifen und Rechberg, dem Schloss Wie der menschliche Organismus durch das Klima vollen Landschaft gute Voraussetzungen für den land Hohenbaldern, der Kapfenburg, der Burgruine beansprucht wird, zeigt der Ausschnitt aus der Bio- schaftsbezogenen Tourismus. Besonders hochwertige Hohenrechberg, dem Limes (UNESCO-Welterbe) und klimakarte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) (vgl. Potenziale bieten die abwechslungsreichen Landschaf- dem Nördlinger Ries Abbildung 6). ten, die markanten geologischen Erscheinungen und • Kocher-Brenztal mit dem Brenztopf, den historischen die zahlreichen Zeugnisse der Kulturgeschichte. Be- Industriestätten (z.B. der Fa. Steiff) und dem Schloss herbergungsangebote, touristische Infrastruktur und Hellenstein Einrichtungen zur Vermittlung touristischer Angebote • Schwäbisch-Fränkische Waldberge mit den Ellwanger Unser menschlicher Organismus wird durch hohe Tem- sind ebenfalls wichtige Faktoren. Der Urlaubstourismus Bergen, der Ellwanger Seenlandschaft, dem Kocher- peraturen, hohe Luftfeuchtigkeit und gleichzeitig ge- entwickelte sich in der Region erst lange nach dem Ge- und Jagsttal, dem Rotachtal, dem Schloss Ellwangen ringe Luftbewegungen stark belastet. Die Regulation schäftstourismus. mit Wallfahrtskirche und der Pfarrkirche auf dem der Körperwärme wird behindert und der Körper über- Hohenberg hitzt. Belastungen durch Wärme treten in der Region Die hohen Übernachtungszahlen der größeren Städ- • Welzheimer Wald mit dem Naturpark Schwäbisch- v.a. in den größeren Städten in Tal- und Beckenlage auf. te Schwäbisch Gmünd, Aalen, Heidenheim a.d. Brenz, Fränkischer Wald, dem Leintal mit historischen Besonders betroffen sind Schwäbisch Gmünd, Lorch Ellwangen und Giengen a.d. Brenz sind überwiegend Residenzbauten, dem Kloster Lorch und dem Limes und Waldhausen. Eine hohe Wärmebelastung haben auf den Geschäftstourismus zurückzuführen. Die Über- • Prädikatisierte Erholungsorte (v.a. Neresheim, außerdem Bettringen, , Hussenhofen, Di- nachtungen im Zuge von Geschäftsreisen senken die Bartholomä, Abtsgmünd, Gschwend, Königsbronn) schingen, Ballmertshofen und Demmingen, Städte im durchschnittliche Aufenthaltsdauer, die in der Region Kochertal, Brenztal, Gemeinden zwischen Schwäbisch bei 2,1 Tagen liegt. Längere Aufenthalte deuten auf Ur- Gmünd und Aalen sowie in der Donauniederung und laubstourismus hin. Bestehende Besucherlenkungsmaßnahmen im Ries.

Regionale Schwerpunkträume und Potenziale des Bestehende Besucherlenkungsmaßnehmen in der Re- Einflüsse auf den Menschen und die Reizung durch sehr Urlaubstourismus liegen, neben den (teilweise histori- gion sind: kalte Temperaturen beschreibt der Kältereiz. Besonders schen) Innenstädten, v.a. in den ländlichen Räumen der häufig kommen Kältereize auf den Höhenlagen der Region, die von einer attraktiven Natur- und Kultur- • ein Freizeitradwege-Konzept im Landkreis Schwäbischen Alb vor. landschaft umgeben sind: Heidenheim • ein Wanderwege-Konzept im Landkreis Heidenheim • Albhochfläche des Albuch mit dem Steinheimer • Verordnungen für ein naturschutzverträgliches Becken, dem Wildpark und dem Schloss Duttenstein, Klettern an Felsen im Landkreis Heidenheim und dem Egautal mit Schloss Taxis, dem Englischen Wald, Ausweisungen von Klettermöglichkeiten 1 Quelle: https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar. der Museumseisenbahn, den zahlreichen Trockentä- • Beschilderungen von stark frequentierten Besucher- html?lv2=102936&lv3=103032, zuletzt aufgerufen: 28.11.2018 lern, dem „Nationalen Geopark Schwäbische Alb“, attraktionen dem Eselsburger Tal sowie dem Wental und der • Radwege im Ostalbkreis (z.B. Remstalradweg) Vogelherdhöhle im Archäopark Vogelherd in Nieder- • Wanderwege (z.B. der Deutsche Limes-Wanderweg) stotzingen (UNESCO Weltkulturerbe)

18 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 3: Gesundheit des Menschen

DIE LUFTQUALITÄT IN DER REGION

Die Luftqualität hat große Auswirkungen auf die Ge- sundheit. Betrachtet werden Stickstoffdioxid, Feinstaub und Ozon. In Aalen befi ndet sich ein Messpunkt des Luftmessnetzes Baden-Württemberg. Die Luftqualität in Aalen wird insgesamt als befriedigend bewertet.

Stickstoffdioxid

Die höchsten Stickstoffi mmissionswerte sind entlang der dichter besiedelten Achsen Lorch – Schwäbisch Gmünd – Aalen – Ellwangen und im Brenztal ab Hei- denheim bis zur Regionsgrenze zu fi nden. Deutlich zeichnet sich die A7 als Emissionsquelle ab. Die Im- missionswerte in der Region liegen allerdings deutlich unter dem Immissionsgrenzwert für Stickstoffdioxid. Allerdings wurden in den Städten Schwäbisch Gmünd und Heidenheim Überschreitungen der Grenzwerte für Stickstoffdioxid festgestellt, weshalb Luftreinhaltepläne von den Städten gefordert werden.

Feinstaub

In Aalen und Umgebung kommen mehr Tage mit er- höhter Feinstaubbelastung vor als in der restlichen Region. An den Messpunkten in Schwäbisch Gmünd, Heidenheim und Mögglingen wird im Jahresmittel der Grenzwert für Feinstaub eingehalten.

Ozon

In der Region treten auf der Albhochfl äche und in Teil-

Abbildung 6: Bioklima, Wärmebelastung und Kältereiz (Datengrundlagen: Auszug aus der Bioklimakarte Deutschland, Deutscher Wetterdienst, URL: https://www.dwd. bereichen des Schwäbisch-Fränkischen Waldes hohe de/DE/leistungen/bioklimakarte/bioklimakarte.html, zuletzt aufgerufen: 28.11.2018; RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015) Ozon-Belastungen auf.

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 19 Kapitel 3: Gesundheit des Menschen

LÄRM IN DER REGION

Ruhe ist extrem wichtig für unser Wohlbefinden. Lärm trägt zu allgemeinem Unwohlsein bei und kann langfristig psychische und physische Störungen ver- ursachen.

Für die Region Ostwürttemberg liegen strategische Lärmkarten für Hauptverkehrsstraßen ab 3 Mio. Fahr- zeuge pro Jahr vor.

Besonders von Lärm belastete Gebiete sind die entlang der Hauptverkehrsstraßen A7, B29, B290, B19, L1029 und L1161 sowie Teilbereiche der B466, B298, B297, L1060, L1083, L1146, L1082, L1084, L1165, L1160, L1075 und L1156. Durch Straßenverkehr verlärmte Bereiche sind in Abbildung 7 dargestellt.

24 Schulen und ein Krankenhausgebäude gelten als vom Lärm belastet. Hier herrschen 55 dB(A) bis 75 dB(A). 75 dB(A) sind vergleichbar mit der Lautstärke eines PKWs.

Beeinträchtigungen durch …

Beeinträchtigungen der Gesundheit des Men- schen können durch visuelle Beeinträchtigungen der Landschaft (z.B. durch Verbauungen), Hitze und Kälte, Luftverschmutzungen und Lärm ent- stehen.

Abbildung 7: Durch Straßenlärm belastete Bereiche (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015, Lärmkartierung Baden-Württemberg, LUBW, 2012)

20 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kulturgüter

Ostwürttemberg ohne kulturelle Zeugnisse wie den Limes, das Kloster Lorch oder die zahlreichen Höhlen? Wie langweilig! Denn Kulturgüter sind Nachweise mensch- lichen Handelns und Wirkens und spiegeln das kulturelle Erbe wieder. Dabei kann es sich um denkmalgeschützte Flächen und Objekte oder um Landschaftsräume handeln.

Foto: Kreisarchiv Ostalbkreis

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 21 HISTORISCH BEDEUTSAME LANDSCHAFTEN

Die in Abbildung 8 dargestellten Kulturlandschafts- räume besitzen eine sehr hohe kultur- oder naturhis- torische Bedeutung, die sich aus der hohen Dichte an Elementen der Natur- und Kulturgeschichte, der histo- rischen Siedlungstypik und Flächennutzung, der histo- rischen Eigenart und der guten Wahrnehmbarkeit der Kulturgeschichte des Landschaftsraumes ergibt.

HISTORISCHE ELEMENTE DER LANDSCHAFT

Regionalbedeutsame Kultur- und Baudenkmale

Ostwürttemberg sehr viele Kultur- und Baudenkmale. Einige davon sind:

• Höhlen • Historische Stadtkerne • Burgruinen, Fürstensitze, Schlösser • Römische und andere historische Gutshöfe • Wacholderheiden, Hülben • Grabhügel, Kapellen, Kirchen, Klöster • Mauern, Limes, Tore, Kastelle • Kasernen • Römisches Bad • Aussichtstürme • Römische Straßen • Ehem. Grenzgraben • Alleen • Brücken • Erzgruben, Stollen, historische Steinbrüche • Mühlen • Brauereien, Manufakturen

Abbildung 8: Landschaften mit hoher und sehr hoher kultur- bzw. naturhistorischer Bedeutung (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015)

22 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 4: Kulturgüter

Historische Siedlungsformen

Historische Siedlungsformen sind Zeugnisse davon, wie Menschen in der Vergangen- heit zusammengelebt haben.

Historische Siedlungsformen in der Region Ostwürttemberg

Einzelgehöfte: einzelner Hof mit mehreren Gebäuden Haufendörfer: stark verzweigtes Straßennetz, unregelmäßig angeordnete Gebäu- de, dicht und kompakt bebaut, Kirchen und andere öffentliche Einrichtungen (z.B. Gutssiedlungen: stattliche Wohn- und Wirtschaftsbauten und Landarbeiterhäuser, Schulen) vorhanden, Entstehung aus Weilern oft mit Parkanlage, isolierte Lage, große landwirtschaftliche Nutzfläche Straßendörfer: Enge Bebauung entlang einer Straße mit anschließenden Gärten, Weiler: Drei bis zehn Höfe, lockere Anordnung, keine Kirche oder andere öffentli- auch Straßengabelungen oder parallele Straßen, Kirchen und andere öffentliche che Einrichtungen (z.B. Schulen), Entstehung aus Einzelgehöfte Einrichtungen (z.B. Schulen) vorhanden

Einzelgehöfte sind in der Region sehr selten, aber dennoch beispielsweise im Schwä- bisch-Fränkischen-Wald und im Welzheimer Wald zu finden. Ebenfalls sehr verein- zelt finden sich Gutssiedlungen. Beispiele dafür sind der Kocherhof und Bibersohl. Zu Historische landwirtschaftliche Nutzungsformen: Weilern gehören z.B. der Burgweiler Laubach und Schlechtbach. Tonolzbronn, Täfer- rot, Obergröningen, Hohenstadt, Niederalfingen und Baldern sind historisch sehr be- Einödflur: ungeteilte Ackerflächen direkt am Hof deutsame Haufendörfer. Zu ehemaligen Straßendörfern gehören Neubronn, Trochtel- fingen, Eglingen, Aufhausen, Ellenberg, Hülen und Eselsburg. Großblockflur: Flurform von Großgrundbesitzer, mind. 100 ha groß

Block-/Streifenflur: unregelmäßige Aufteilung der Ackerflächen, Historische Bewirtschaftungsweisen und Flurformen Teilung von Blöcken

Eine für die Region typische historische Bewirtschaftungsweise an Hanglagen ist die Gewannflur: streng parallele Aufteilung der Ackerflächen Landwirtschaft an historischen Ackerterrassen, die noch heute v.a. im Kocher-Brenz- Tal, im Steinheimer Becken, am Albtrauf, im Remstal und auf der Alb zwischen Neres- heim und Dischingen sichtbar sind.

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 23 Kapitel 4: Kulturgüter

Die meisten historischen Nutzungsformen sind heute schwer zu erkennen. Einödfluren findet man aber bspw. noch am ehemaligen Gutshof am Schnaitberg. Histori- sche Gewannfluren sind noch um Röttingen, Kerkingen, Oberdorf, am Ipf und südlich von Trochtelfingen zu er- kennen. Häufiger sind Blockfluren zu finden, die heute größtenteils als Grünland genutzt werden. Ein seltenes Beispiel für eine Großblockflur ist der Kocherhof bei Abtsgmünd.

Historische Nutzungselemente

Die Landschaft Ostwürttembergs wird durch histori- sche Nutzungselemente geprägt. Dazu gehören Wa- cholderheiden und sonstige Magerweiden, Streuobst- wiesen, Mähwiesen, Feucht- und Nasswiesen, Weiher, Hohlwege und Hute- und Mittelwälder. Historische Nutzungselemente sind besonders auf den Hochflä- chen der Alb, am Albtrauf und im Albvorland, in Tal- und Hangbereichen, im Welzheimer Wald und in den Abbildung 9: Ackerterrassen am Albtrauf bei (eigene Darstellung, Orthophoto) Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen zu finden.

Beeinträchtigungen durch …

Das kulturelle Erbe und die Identität der Region können durch Bebauungen, flächenintensive Freizeitinfrastrukturen und sonstige Flächenin- anspruchnahmen gefährdet werden. Besonders wenn dadurch die Sichtbarkeit der Kulturgüter beeinträchtigt wird.

24 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Landschaft

Landschaften besitzen einen Eigenwert. Deshalb und als Erholungsraum für uns Menschen ist die Landschaft in ihrer Kernfunktion zu schützen. Die Qualität der Landschaft hängt dabei von ihrer Vielfalt, Eigenart und Schön- heit sowie ihrem Erholungswert ab.

Foto: privat

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 25 Abbildung 10: Qualität der Landschaft in der Region und regional bedeutsame Landschaften (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015; Digitales Landschaftsmodell ATKIS ®DLM25-BW ©LGL BW, 2014)

26 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 5: Landschaft

LANDSCHAFTLICHE VIELFALT • Ellwanger und Limpurger Berge und • Westlicher und Östlicher Albtrauf • Brenztal bei Sontheim a.d. Brenz, Donauebene. • Ebnater Tal und Krätzental Besonders bedeutsam sind Landschaften, die eine spe- • Wental zifische Eigenart und Einzigartigkeit aufweisen. Das Regional bedeutsame Landschaften sind in Abbildung • Eselsburger Tal Vorkommen landschaftlich prägender Elemente und 10 dargestellt. Es wird deutlich, dass die bedeutsamen • Hungerbrunnen, Sacken- und Gassental deren Kombination erzeugen die Eigenart einer Land- Landschaften besonders in waldreichen Gebieten, in schaft, die insbesondere für eine naturnahe Erholung den Tälern, im Albvorland, am Albtrauf und auf den Geringe Landschaftsbildqualität besitzen Landschaften, zu bewahren ist. Albhochflächen vorkommen. die durch Siedlungen, technische Infrastrukturen und Ackerbau überprägt sind. Bundesweit bedeutsame Landschaftsräume in Ostwürt- temberg sind die Naturräume QUALITÄT DES LANDSCHAFTSBILDES • Riesalb, • Albuch, Wie wir eine Landschaft wahrnehmen und bewerten • Härtsfeld, hängt allgemein von ihrer Vielfalt, Eigenart und Schön- Beeinträchtigungen durch … • Donauried und heit ab. Abbildung 10 veranschaulicht die Qualitäten • Südwestliches Mittelfränkisches Becken. der Landschaften in der Region Ostwürttemberg. Ca. Gefährdet werden besonders schöne und sel- 44 % der Regionsfläche besitzen eine hohe bis sehr tene Landschaften durch Inanspruchnahme von Überregional bedeutsam sind die naturnahen Land- hohe Landschaftsbildqualität. Als besonders positiv Flächen, z.B. durch neue Siedlungen und Ge- schaftsräume stellen sich Landschaften mit abwechslungsreicher To- werbeflächen. Auch Zerschneidungen und visu- pographie (Berge und Täler), Gewässerlandschaften, elle Beeinträchtigungen durch Verkehrsflächen, • Leintal mit Seitentälern und Rodungsinseln um Waldlandschaften und Landschaften mit historischen Windkraftanlagen und Einrichtungen für Freizeit- Gschwend, Kultur- und Baudenkmalen heraus. aktivitäten beeinträchtigen eine Landschaft. • Östlicher Albtrauf, • Kaltes Feld und Rehgebirge, Folgende Landschaftsräume besitzen eine sehr hohe • Ries und Westliche Riesvorhöhen, Landschaftsbildqualität:

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 27 Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt

Neben der Funktion als Erholungsraum für uns Menschen ist die Landschaft auch Lebensraum für Tiere und Pflanzen und deren Lebensgemeinschaften. Jede Landschaft bietet aber unterschiedliches Potenzial als Lebens- raum. Dieses bestimmt sich besonders durch die Art und Intensität der Flächennutzung und die Anzahl an Bio- topstrukturen.

Foto: privat

28 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 6: Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt

BIOLOGISCHE VIELFALT

Unter biologischer Vielfalt wird die genetische Vielfalt innerhalb einzelnen der Arten, die Vielfalt der Arten und Pflanzenarten. Dies verdeutlicht, wie wichtig Biotop- der Ökosysteme verstanden. Um die biologische Vielfalt zu erhalten und zu entwickeln ist ihre jeweilige Schutz- verbünde und Korridorsysteme im Zusammenhang mit bedürftigkeit zu beachten. dem Schutz von Tieren, Pflanzen und biologischer Viel- falt sind.

Ziel des Biotopverbundes ist es daher, verbliebene Le- bensräume zu sichern, zu entwickeln und zu verbinden. Die Abbildung 11 stellt die Schutzausweisungen der gefördert. Denn Tier- und Pflanzenarten sind nur über- Der landesweite Biotopverbund stellt die räumlichen Region Ostwürttemberg dar: Naturschutzgebiete und lebensfähig, wenn die Möglichkeit zur Bewegungen Verbindungen von Lebensräumen im Offenland dar. Landschaftsschutzgebiete sind Teile des Schutzgebiets- zwischen verschiedenen Lebensräumen besteht. Auch Dabei werden die Lebensraumkomplexe trockener, systems für den Arten- und Biotopschutz. Die FFH-Ge- Anpassungen der Tiere und Pflanzen an den Klimawan- mittlerer und feuchter Standorte sowie die Barrieren biete ergeben sich aus den Lebensraumtypen, die im del und an andere Umwelteinflüsse werden so erleich- betrachtet. Voraussetzungen für einen Biotopverbund Anhang I der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richt- tert. sind neben den naturnahen Lebensräumen auch flä- linie aufgelistet sind. Sie sind besonders schutzbedürf- chenhafte und linienhafte Elemente und Strukturen, die tig. Auch die Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie Siedlungen, technische Infrastrukturen und die Bewirt- als Korridore dienen. Wichtige Strukturen und Elemen- und die Zugvogelarten der EU-Vogelschutzrichtlinie schaftung zerschneiden die Landschaft und sorgen für te in der Region sind z.B. der Albtrauf, die trockenen werden berücksichtigt. Für die Region relevante Wild- eine Verinselung der Lebensräume. Die Folge ist das Standorte der Alb und die Fließgewässer. So entstehen nisgebiete sind Waldrefugien und Bannwälder. In ihnen Aussterben oder die Abnahme zahlreicher Tier- und Achsen, die Biotope miteinander verbinden. Hierbei beeinflusst der Mensch die natürlichen Prozesse nicht. Sie sind daher hochwertige Lebensräume. Neben den vorhandenen Schutzausweisungen der Region Ost- württemberg sind in der Abbildung 11 auch natur- schutzgebietswürdige Flächen dargestellt, die bereits jetzt sehr wertvolle Biotope darstellen, die einem Na- Kriterien für die Schutzbedürftigkeit von Arten und Biotopen: turschutzgebiet würdig wären. • Arten und Biotoptypen der Roten Listen Baden-Württembergs und Deutschlands • Arten (und deren Lebensstätten) der EG-Vogelschutzrichtlinie (Anhang I) • Lebensräume und Arten (und deren Lebensstätten) der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (Anhang I und II) VERBINDUNG VON LEBENSRÄUMEN • besondere Schutzverantwortung Baden-Württembergs (111-Arten-Korb) und Deutschlands seltene und/ oder gefährdete Lebensräume Die Artenvielfalt ist davon abhängig, dass geeignete • Lebensräume mit hoher Kontinuität oder Dynamik Habitatstrukturen vorhanden sind. Die genetische Viel- falt wird durch ausreichende Populationsgrößen und Austauschmöglichkeiten zwischen den Populationen

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 29 gibt es Biotopverbundachsen, die landesweite, bundes- weite und europaweite Bedeutung haben. Wildtierkor- ridore werden im Generalwildwegeplan aufgezeigt. Sie geben die Wanderwege von großen Wildtieren wieder. Auch hier gibt es Korridore von internationaler, natio- naler und landesweiter Bedeutung.

Wie sich das System von Biotopverbünden und Korri- doren in der Region zusammensetzt, veranschaulicht Abbildung 12:

Deutschland besitzt besondere Schutzverantwortung für bestimmte Arten. In der Region Ostwürttemberg kommen davon diese Arten vor:

• Wildkatze • Rotmilan • Bechsteinfledermaus • Gelbbauchunke • Mopsfledermaus • Feuersalamander • Mittelspecht • Schwarzer Apollo

Zielartenkonzept BW

Das Zielartenkonzept von Baden-Württemberg (ZAK) zeigt landesweit potenzielle Lebensräume der Zielarten auf. Zielarten sind Arten, die durch bestimmte Maßnahmen gezielt gefördert werden

Abbildung 11: Schutzgebietskulisse von Ostwürttemberg können. (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015)

30 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 6: Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt

Abbildung 12: Biotopverbund- und Korridorsystem in der Region (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015; Generalwildwegeplan, FVA BW, 2014; Fachplan landesweiter Biotopverbund BW, LUBW, 2014; Raumkulisse des länderübergreifenden Biotopverbundes, BfN, 2012)

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 31 SCHWERPUNKTRÄUME FÜR TIERE, PFLANZEN UND DIE BIOLOGISCHE VIELFALT

Aus Abbildung 13 wird ersichtlich, dass die Region viele Lebensräume mit hoher bis sehr hoher und potenziell hoher Leistungs- und Funktionsfähigkeit hat. Flächen mit potenziell hoher Leistungs- und Funktionsfähig- keit besitzen hohes Entwicklungspotenzial hin zu wert- vollen Lebensräumen und Biotopen. Unzerschnittene Räume sind für den Arten- und Biotopschutz wichtig, da eine Zerschneidung schwerwiegende Folgen bis hin zum Aussterben von Tier- und Pflanzenarten, haben kann.

Es zeigen sich folgende Schwerpunkte in der Region:

• Riesrand • Albtrauf • Rehgebirge (Rechberg/ Stuifen) • Schwäbische Alb • Talbereiche und naturnahe Wälder der Schwäbisch-Fränkischen-Waldberge • Talbereiche und naturnahe Wälder des Welzheimer Waldes • Rotachtal • Albuch • Waldgebiete und Trockentäler im Härtsfeld • Unzerschnittene Räume zwischen Kocher und Bühler • Liaskante • Welland bei und Hüttlingen • Albvorland

Eine hohe Leistungs- und Funktionsfähigkeit geht mit einer hohen Empfindlichkeit gegenüber Beeinträchti- gungen einher.

Abbildung 13: Schwerpunkträume für Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015)

32 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 6: Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt

Beeinträchtigungen durch …

Viele Faktoren können zu schwerwiegenden Be- • Zerschneidung (z.B. durch Verkehrsinfrastruk- • Zerstörung von Lebensräumen (z.B. durch einträchtigungen des Schutzguts Tiere, Pflanzen turen, Siedlung) Rohstoffabbau) und biologische Vielfalt führen: • Lärmemissionen, Störung empfindlicher • Qualitätsminderungen der Lebensräume Tierarten (z.B. durch Verkehr, Industrie und (z.B. durch Freizeitnutzungen) • Flächeninanspruchnahme (z.B. durch Verkehrs Gewerbe) • naturferne Veränderungen von Fließgewässer infrastrukturen, Siedlung, Energiewirtschaft, • Nähr- und Schadstoffeinträge (z.B. durch Ver- • intensive Bewirtschaftung von Gewässer (z.B. Landwirtschaft) kehr, Industrie und Gewerbe, Landwirtschaft) durch Teichwirtschaft) • Wasserentnahme aus Fließgewässer (z.B. durch • Neophyten Gewerbe und Industrie, Wasserwirtschaft) • Klimawandel • Weniger Gehölz- und Grünstrukturen innerhalb • Hochwasser und außerhalb der Siedlung

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 33 Boden

Boden als der oberste belebte Teil der Erdkruste ist die Lebensgrundlage aller muss für die nächsten Generationen erhalten bleiben. Wichtige Aspekte des Bo- Lebewesen. Für den Menschen dient er in erster Linie als Grundlage für die Er- denschutzes sind in vielen gesetzlichen Bestimmungen enthalten. nährung. Er filtert Wasser und sorgt damit für sauberes Grundwasser und ist ein Speicher für Kohlenstoff. Deshalb und weil er nicht in menschlichen Zeiträumen Zur Erfassung des Schutzgut Bodens sind die natürlichen Bodenfunktionen und die vermehrbar ist, bedarf er besonderen Schutzes. Denn die Lebensgrundlage Boden Vielfalt an seltenen Böden und geologischen Erscheinungen zu betrachten.

Foto: Kreisarchiv Ostalbkreis

34 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 7: Boden

NATÜRLICHE BODENFUNKTIONEN Verfügung und geben es verzögert an das Grundwas- • um Walxheim, Bopfingen und Röttingen ser ab. Böden als Ausgleichskörper im Wasserhaushalt • an den Hängen des Remstales Die Leistungsfähigkeit der Böden ist in der Boden- sind somit sehr wichtig für den Wasserrückhalt. Böden • an den Hängen des Walkersbaches bei Lorch karte Baden-Württemberg (BK50) dargestellt. Die mit sehr hohem Wasserrückhaltevermögen sind in der • im Riesrandbereich natürlichen Bodenfunktionen werden im Folgenden Region hier zu finden: erläutert und deren Schwerpunktvorkommen in der Region beschrieben. • in der Donauniederung Sonderstandort für naturnahe Vegetation • in den Talauen • in Waldgebieten der Albhochfläche Sonderstandorte für naturnahe Vegetation sind Böden, • kleinflächig im Welzheimer Wald um Gschwend die extreme Standorteigenschaften besitzen. Stand- Natürliche Bodenfruchtbarkeit orteigenschaften sind beispielsweise ein hoher Feuch- Böden mit hohem Wasserrückhaltevermögen befinden tigkeits- oder Trockenheitsgrad, Nährstoffarmut oder Die natürliche Bodenfruchtbarkeit indiziert die Funktion sich großflächig in Waldgebieten der Schwäbisch-Frän- Flachgründigkeit. Auf solchen Standorten ist eine Ent- als Ernährungsgrundlage des Menschen. Flächen mit kischen Waldberge und der östlichen Hälfte des Alb- wicklung von stark spezialisierten – und damit meist hoher natürlicher Bodenfruchtbarkeit sind besonders vorlandes. seltenen und schutzwürdigen – Vegetation wahrschein- für die landwirtschaftliche Nutzung geeignet, da hier lich. der Aufwand durch Düngung, Humusierung, Be- und Entwässerung geringer ist als auf Flächen mit geringer Filter und Puffer für Schadstoffe Böden mit hoher bis sehr hoher Leistungsfähigkeit als natürlicher Bodenfruchtbarkeit. Standort für naturnahe Vegetation sind in der Region Böden können Schadstoffe aufnehmen, diese binden Bereiche mit hoher natürlicher Bodenfruchtbarkeit fin- und aus dem Stoffkreislauf entfernen. So beeinflussen • an den Hängen des Unteren Brenztals, den sich in der Region Böden den Eintrag von Schadstoffen in das Grundwas- • in den Tälern (Hürbetal, Egau mit Tiefentalgraben, ser und die Aufnahme von Schadstoffen durch Pflan- Krätzetal), • in der Donauniederung, zen. Böden mit hohem und sehr hohem Filter- und Puf- • an den Hängen der Alb, • in der Lonetal-Flächenalb, fervermögen kommen in der Region hier vor: • in der Aue von Brenz und Egau, • im Unteren Brenztal, • im Welzheimer Wald und in den Schwäbisch- • im Albuch, • auf dem nordwestlichen und östlichen Härtsfeld Fränkischen-Waldbergen in den Auen von Rot mit • auf dem Härtsfeld, • im Albuch (nordöstlich und südlich von Steinheim) Zuflüssen, vom Reichenbach mit Hagbach und im • im Kochertal, • um Gussenstadt Rotachtal und außerhalb der Aue • im Jagsttal, • in der Donauniederung • im Tal der Röhlinger Sechta und • im Rehgebirge vorhanden. • im Tal der Schneidheimer Sechta. • um Bargau und Waldstetten • zwischen dem Leintal und der B29 • im Welland Gesamtbewertung Ausgleichskörper im Wasserhaushalt • an der oberen Hangkante des Kochertals • an den unteren Hängen des Büchelberger Grats Hohe bis sehr hohe Leistungs- und Funktionsfähigkeit Ausgleichskörper im Wasserhaushalt sind wasserdurch- • um der naturnahen Bodenfunktionen sind in der Region lässige Böden mit hoher Wasserspeicherkapazität. Sie • östlich des Jagsttales Ostwürttemberg selten (vgl. Abbildung 14). Sie kommt- speichern Niederschlagswasser, stellen es Pflanzen zur • im Tal der Röhlinger Sechta großflächig nur in der Donauniederung vor. Kleinflä-

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 35 chiger im Unteren Brenztal, im Hürbetal und in weite- ren Talauen, im Ries und um Nattheim/Oggenhausen. Hohe Leistungs- und Funktionsfähigkeit besitzen Bö- den unter Wald im Albuch und im westlichen Härtsfeld, auf der Flächenalb zwischen Dettingen und Sontheim, im Albvorland in den Talauen, in den Schwäbisch-Frän- kischen Waldbergen nordöstlich von Ellwangen sowie westlich und südlich von Rosenberg.

BODEN-VIELFALT

Seltene Bodenformen, Böden mit besonderer Bedeu- tung für die Bodenentwicklung, die Erd- und Land- schaftsgeschichte, die Geologie, die Mineralogie oder Paläontologie, Moore, Böden als Archiv der Kultur- geschichte und Standorte für Bodenmessnetze kenn- zeichnen die Vielfalt von Böden.

Seltene Bodenformen und Böden mit besonderer Be- deutung für die Bodenentwicklung und die Erd- und Landschaftsgeschichte sind in der Region Ostwürttem- berg wie folgt zu finden:

• in der Donauniederung (Anmoore und Nieder- moore) und deren Hangkanten (Parabraunerden, Schwarzerden) • im Oberen Brenztal nördlich von Königsbronn und Schnaitheim (Anmoorgley) • im Unteren Brenztal bei Herbrechtingen zwischen Giengen und Sontheim-Bächingen (Anmoorgely über Niedermoor, Wiesenkalk auf Torf) • bei Rosenberg, Zollhof, Birnhäusle, Kreuthof und Breitenfeld (Anmoorgley, Nassgley und Gley)

• nördlich von Hofen (Goldshöfer Sande Abbildung 14: Gesamtbewertung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit von Böden in Ostwürttemberg (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, (Archiv fluviatiler Sedimente)) 2015; Bodenkarte von BW 1:50.000, LGRB, 2015)

36 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 7: Boden

Ebenso zu beachten sind die in der Region häufig vor- EMPFINDLICHKEITEN DER BÖDEN IN DER REGION Erosion kommenden Geotope und historische Nutzungsfor- men: Generell sind alle Böden hoch empfindlich gegenüber Die Erodierbarkeit von Böden stellt ihre Anfälligkeit ge- Bebauung, Versiegelung oder Rohstoffabbau, da dies genüber Bodenabtrag (Erosion) durch den Einfluss von • Felsen, Felswände, ehemalige Kiesgruben, den vollständigen Verlust ihrer Funktion und somit Wasser oder Wind dar. Für die Region Ostwürttemberg Erzgruben, Steinbrüche der Lebensgrundlage des Menschen bedeutet. Außer- ist v.a. die Erosion durch Niederschlagswasser von Be- • Dolinen, Höhlen, Spalten dem gehen Gefahren für Böden je nach Standort und deutung. Erosion von Boden bedeutet, dass durchwur- • wichtige Schichtfolge Bodeneigenschaften von Verdichtung, Erosion und zelbarer Boden und damit auch Nährstoffe verloren ge- • besondere Gesteinstypen, Minerale Versauerung aus. hen. Dies stellt einen Verlust der Bodenfunktionen und • besondere Sedimentgefüge -strukturen dar und kann zu einem vollständigen Weg- • Fossilfundpunkte fall landwirtschaftlich nutzbarer Böden führen. Deshalb • tektonische Deformationen (Verwerfungen, Falten) gilt es, erosionsgefährdete Böden zu schützen. • historische Ackerterrassen Verdichtung • historische Seedämme Wie in Abbildung 15 zu erkennen ist, herrscht auf al- Bodenverdichtung heißt, dass durch Einwirkungen auf len steilen Hanglagen und für die Hügellandschaften Weitere regional bedeutsame Bodendenkmale sind der das Bodengefüge die Dichte des Bodens zunimmt, des Albvorlandes eine potenzielle Erosionsgefahr. Die- Limes mit seinen Wachtürmen, vorgeschichtliche und während das Porenvolumen abnimmt. Besonders emp- se Standorte befinden sich allerdings größtenteils unter mittelalterliche Friedhöfe, Grabhügel, Höhensiedlun- findlich dafür sind feuchte und tonreiche Böden. Weni- Wald, weshalb derzeit keine Erosionsgefährdung vor- gen, keltische Viereckschanzen, römische Kastelle und ger anfällig sind sandige Böden. Beeinträchtigt werden liegt. Anders ist dies unter ackerbaulicher Nutzung zu Höhlen mit Funden aus der Steinzeit. durch die Bodenverdichtung die Speicherung und Lei- bewerten. Von einem hohen bis sehr hohen Bodenab- tung von Wasser, Sauerstoff, Nähr- und Schadstoffen. trag ist v.a. im Albvorland auszugehen. Außerdem sind Bodenmessnetzpunkte, die zur langfristigen Beobach- Durch die verminderte Wasserspeicherfähigkeit und Bereiche südwestlich des Rotachtals, beidseitig des Un- tung des Bodenzustandes dienen, sollten erhalten blei- den erhöhten Oberflächenabfluss entstehen Gefahren teren Brenztals zwischen Giengen a.d. Brenz und Sont- ben, da ein Standortverlust die in der Vergangenheit für Erosion und Hochwasser. heim a.d. Brenz und auf der Riesalb um Demmingen erworbenen Daten entwertet. gefährdet.

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 37 Versauerung

Eine Versauerung des Bodens wird durch die Entnahme von Biomasse (Ernte von land- und forstwirtschaftlicher Produkte), durch die Zufuhr von Dünger und durch den Eintrag durch sauren Regen hervorgerufen. Folgen sind weniger bis kein Pflanzenwachstum, Versauerung der Oberflächengewässer (wenn Wasser den versauerten Boden durchsickert) und Auswaschung der Nährstoffe. Bodenlebewesen und Wurzeln werden geschädigt.

Abbildung 16 zeigt die Bodenversauerung in der Re- gion Ostwürttemberg. Auffällig sind die teilweise stark und tief sauren Böden im Welzheimer Wald, in den Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen, im nördlichen Albuch, auf dem nordwestlichen Härtsfeld und südlich von Steinweiler/Auernheim.

Beeinträchtigungen durch …

Böden werden durch Überbauung, Versiegelung und Abtrag zerstört. Stark gefährdet sind Böden, wenn Schadstoffe eingetragen werden oder die Bodenstruktur verändert, z.B. verdichtet wird. Für den Boden gefährliche Nutzungen sind somit Bebauung, Rohstoffabbau, Land- und Forstwirt- schaft, Verkehr und Freizeitaktivitäten.

Abbildung 15: Gefahr von Erosion in der Region (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015)

38 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 7: Boden

Abbildung 16: Bodenversauerung in der Region (eigene Darstellung, Datengrundlage: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015; UMV und LfU, 2007)

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 39 Wasser

Neben dem Boden und der Luft gilt auch Wasser als Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen. We- sentliche Funktion von Wasser in Ökosystemen ist der Transport von Nährstoffen. Als belebendes Element glie- dert es unsere Landschaften. Die Betrachtung des Schutzguts Wasser bezieht sich auf das Grundwasser und das Oberflächenwasser.

40 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 8: Wasser

GRUNDWASSER • Offenlandbereiche des Albuchs und der Kuppen- und aus Fließgewässern und der Art und dem Umfang der Flächenalb um Bartholomä, Söhnstetten, Gerstetten, Grundwasserneubildung. Grundwasser wir größtenteils durch Niederschlä- Gussenstadt, Mergelstetten, Heidenheim a. d. Brenz, ge gespeist, die durch die oberen Boden- und Ge- Giengen a. d. Brenz, östlich von Heldenfingen und im Ein hohes bis sehr hohes Grundwasserdargebot ist in steinsschichten sickern. Die Leistungs- und Funk- Steinheimer Becken diesen Gebieten der Region Ostwürttemberg zu finden: tionsfähigkeit von Grundwasser bezieht sich auf • Offenlandbereiche des Albvorlandes auf (Talver- die Neubildung, das Dargebot und den Schutz des schüttungssedimente) nordöstlich und nordwestlich • Schwäbische Alb Grundwassers durch den Boden. von Wasseralfingen, beidseitig des Jagsttales und im • Donauniederung Bereich der Röhlinger Sechta • Talauen von Kocher, Brenz und Egau und weitere • Terrassenbereiche der größeren Fließgewässer und Talauen (v.a. Jagst-, Kocher-, - und Rotachtal), grundwasserferne Auenbereiche deren Grundwasserkörper aus Grundwasserleiter Grundwasserneubildung des angrenzenden Keuperberglandes und aus dem Mittlere Grundwasserneubildungsraten (mehr als 150 Zustrom von den Talflanken gespeist werden. Grundwasser bildet sich durch das Versickern von Nie- bis 300 Millimeter pro Jahr) haben folgende Gebiete: derschlagswasser in tiefe Bodenschichten, wo es sich in Außerdem ist ein mittleres Grundwasserdargebot Grundwasserleitern über schwer durchlässige Boden- • Offenlandbereiche auf der Albhochfläche sowie im Welzheimer Wald und in den Schwäbisch-Fränki- schichten (Grundwassernichtleiter) sammelt. Nieder- Waldbereiche im Albuch und teilweise im Härtsfeld schen-Waldbergen anzunehmen. schlagsmengen, das Relief, die Vegetation, die Wasser- • Kaltes Feld um Degenfeld aufnahmefähigkeit und die Wasserdurchlässigkeit des • Riesrandbereich zwischen Bopfingen, Trochtelfingen, Bodens sowie der geologische Untergrund beeinflus- Benzenzimmern/Dirgenheim Schutzfunktion der Grundwasserüberdeckung/ sen die Tiefenversickerung und somit die Grundwas- • Offenlandbereiche an den Hängen des Remstales, Grundwasserqualität serneubildung. Schwer durchlässige Boden- und Ge- auf den Hochflächen um Ruppertshofen, , steinsschichten und eine starke Hangneigung fördern Pfersbach, Unterkirneck, Herlikofen, Ramsenstrut/ Die Grundwasserüberdeckung ist die Bodenzone und den direkten Abfluss (an der Oberfläche oder in obe- Neuler und zwischen Ellenberg, Ergenzell und Rötlen die wasserungesättigte geologische Zone über der ren Bodenschichten) von Niederschlagswasser und be- • Offenlandbereiche in den Schwäbisch-Fränkischen obersten zusammenhängenden grundwasserführen- einträchtigen somit die Grundwasserneubildung. Auch Waldbergen und im Welzheimer Wald den Gesteinsschicht. Da beim Versickern von Nieder- eine dichte Vegetationsdecke hemmt die Grundwas- • Grundwasserferne Bereiche der Donauniederung schlagswasser diese Grundwasserüberdeckung das serneubildung v.a. in heißen Jahreszeiten aufgrund der Sickerwasser von Schadstoffen reinigt, kommt der Verdunstung. Hohe Grundwasserneubildungsraten er- Grundwasserüberdeckung eine besondere Schutzfunk- geben sich somit vornehmlich im Winterhalbjahr, wenn Grundwasserdargebot tion zu. Sie schützt das Grundwasser vor Einträgen. die Verdunstung gering und die Niederschlagsmengen hoch sind. Das Grundwasserdargebot ergibt sich maßgeblich aus Ein Großteil des geologischen Untergrundes im Albvor- den hydrologischen Eigenschaften des Bodens, den land und einiger Hochflächen des Welzheimer Waldes Gebiete mit der höchsten Bedeutung für die Grundwas- Zuflüssen aus angrenzenden Grundwasserleitern, dem gehört zu den gering geklüfteten Gesteinskörpern, serneubildung (mehr als 300 bis maximal 579 Millime- Oberflächenabfluss oder dem oberflächennahen- Zu die als Grundwassergeringleiter kaum Bedeutung für ter pro Jahr) in der Region sind: fluss von Grundwassergeringleitern, der Infiltration die Grundwasserneubildung haben. Damit ist auch die

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 41 Abbildung 17: Gewässerstrukturgüte der Fließgewässer und nach WRRL gefährdeter Grundwasserkörper (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015; AROK, RP Stuttgart, 2015; Gewässerstrukturkartierung, RP Stuttgart, 2015/16; Gewässerstrukturkartierung BW, LfU, 2004; Bewirtschaftungspläne für die BG und Donau, RP Stuttgart, 2015)

42 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 8: Wasser

Schutzfunktion der Böden und des Gesteinskörpers nicht von Relevanz. Grundwasser kann durch Anders sieht dies auf der Ostalb aus. Eine hohe Schutz- verschiedene Faktoren gefährdet funktion besitzen diese Gebiete: werden:

• östliches Härtsfeld • Schadstoffeintrag (z.B. durch Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gewerbe und • Offenlandinseln des nördlichen Härtsfelds Industrie, Verkehr) • um Utzmemmingen • Verringerung der Wasserspeicherkapazität des Bodens (z.B. durch • Riesalb Rodungen der Forstwirtschaft) • um Demmingen, Dunstelkingen • Versiegelung verringert Grundwasserneubildung (z.B. durch Siedlung, • Teilbereiche der Flächenalb südwestlich von Gewerbe und Industrie) Dischingen, nordöstlich von Hohenmemmingen, bei • Versickerung von Abwasser (z.B. durch Siedlung, Gewerbe Niederstotzingen, zwischen Heldenfingen und und Industrie, Verkehr) Dettingen, südwestlich von Gienen a. d. Brenz und • Bodenabtrag (z.B. durch Rohstoffabbau) um Oggenhausen • Grundwasserentnahme • Freilegung des Grundwassers (z.B. durch Rohstoffabbau, Bauwesen) In der Region wird das Donauried als gefährdeter • Infiltration von Schadstoffen und Einträgen (z.B. durch Deponien, Altlasten) Grundwasserkörper eingestuft (vgl. Abbildung 17). Hier darf der Schwellenwert für Schadstoffe (Anlage 2 der Grundwasserverordnung) nicht überschritten werden.

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 43 OBERFLÄCHENGEWÄSSER einen guten ökologischen Zustand. Zusätzlich spie- • Kocher mit Adelmannsfelder und Fichtenberger Rot len hydromorphologische Qualitätskomponenten (z.B. • Lein Oberflächengewässer sind alle oberirdischen Wässer. Durchgängigkeit, Wasserhaushalt, Gewässerstruktur), • Bühler Dazu gehören Fließgewässer, Stillgewässer, Oberflä- physikalisch-chemische Parameter und das Vorkommen • Rems bis inklusive Walkersbach chenabflüsse von Niederschlagswasser und Quellen. von Schadstoffen eine Rolle. • Fils bis inklusive Lauter Die Leistungs- und Funktionsfähigkeit von Oberflä- chengewässer wird von der Gewässerstruktur, dem Der ökologische Zustand der Fließgewässer in der Regi- Für alle anderen Fließgewässer in der Region ist der ökologischen Zustand und dem Wasserrückhaltever- on Ostwürttemberg ist mäßig bis befriedigend. Ein mä- ökologische Zustand unbefriedigend. mögen des Gewässerumlandes beeinflusst. ßig ökologischer Zustand besitzen diese Fließgewässer:

Gewässerstrukturgüte

Die Gewässerstrukturgüte gibt den morphologischen (äußeren) Zustand von Fließgewässern wieder. Dieser Nähere Angaben zum ökologischen Zustand der Fließgewässer in der Region: wurde 2004 durch die Landesanstalt für Umwelt Ba- den-Württemberg (LUBW) und 2015 durch das Regie- • In allen untersuchten Gewässern der Region • Defizite in der Durchgängigkeit haben mit rungspräsidium Stuttgart erfasst. herrscht ein guter saprobieller Zustand (Gehalt Ausnahme von Schneidheimer Sechta und dem an organischem, leicht abbaubarem Material). Oberlauf der Jagst alle größeren Fließgewässer. Aus Abbildung 17 geht hervor, dass überwiegende Tei- • Es herrscht ein mäßiger gewässermorpholo- • Defizite im Wasserhaushalt und in der Gewäs- le der folgenden Fließgewässer eine unveränderte oder gischer Zustand von Rems unterhalb Walkers- serstruktur haben über die Hälfte der unter- mäßig veränderte Gewässerstruktur aufweisen: bach, Kocher oberhalb Adelmannsfelder Rot suchten Fließgewässer. (ohne Lein), Jagst, Brenz sowie Egau und ein • Die Parameter zur Beurteilung der Nährstoff- • Lein mit Zuflüsse unbefriedigender gewässermorphologischer verhältnisse überschreiten nur die Brenz, die • Nebenflüsse der Rems: Schweizerbach, Josephsbach/ Zustand von Eger und Rotach. Lone und die Egau nicht. Strümpfelbach, Oberer Mühlbach • Die Lebensbedingungen für Wasserpflanzen • Adelmannsfelder Rot (fast vollständig unverändert werden in allen Fließgewässern der Region als oder mäßig verändert) gut bewertet, mit Ausnahme der Egau (mäßige Lebensbedingungen).

Ökologischer Zustand

Das Vorhandensein gewässertypischer Lebensgemein- schaften des Phytoplanktons, der Wasserpflanzen, des Makrozoobenthos und der Fische sind maßgebend für Für die meisten Stillgewässer in der Region ergibt sich eine ausgezeichnete Wasserqualität.

44 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 8: Wasser

Retentionsfunktion

Das Retentionsvermögen ist das Wasserrückhaltever- Beeinträchtigungen durch … mögen von Auen, naturnahen Fließgewässerstrukturen und der Landschaft. Dies spielt v. a. im Hochwasser- • Nähr-/Schadstoffeintrag (z.B. durch Landwirt- • Gewässerbegradigung (z.B. durch schutz eine wichtige Rolle. schaft, Forstwirtschaft, Gewerbe und Industrie, Wasserwirtschaft) Verkehr) • Veränderung des Gewässerprofils (z.B. durch Ein sehr hohes Wasserrückhaltevermögen besitzen • Intensive Bewirtschaftung (z.B. durch Wasserwirtschaft) (wenn der Grundwasserstand nicht hoch ist): Teichwirtschaft) • Wasserentnahme (z.B. durch Gewerbe und • Intensive Nutzung (z.B. durch Freizeitaktivi- Industrie) • die Donauniederung täten wie Baden, Angeln oder Wassersport) • Aggressive Neophyten (nicht-einheimische • ein Großteil der Talauen • Fehlende Gewässerrandstreifen (z.B. durch Pflanzenarten) landwirtschaftliche Nutzung) • Besiedlung durch den Biber Ein sehr hohes bis hohes Wasserrückhaltevermögen besitzen:

• Waldgebiete auf der Albhochfläche • Kleine Waldflächen im Welzheimer Wald um Gschwend • Waldgebiete der Schwäbisch-Fränkischen-Waldberge • einige Waldflächen in der östlichen Hälfte des Albvorlandes

Überschwemmungsgebiete und Überschwemmungs- kernbereiche (HQ100) stellen auch wichtige Retentions- räume dar.

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 45 Klima

Die Luftqualität und das Bioklima sind entscheidende Faktoren für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Dies gilt für bebaute wie auch für unbebaute Bereiche. Das Schutzgut Klima steht also in einem engen Zusam- menhang mit dem Menschen. Außerdem macht der globale Klimawandel es erforderlich, Gebiete zu schützen, die positive Effekte auf das Klima haben.

Foto: privat

46 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 9: Klima

In der Region Ostwürttemberg sind zahlreiche Klima- • Grünflächen-Klimatope: positiver Einfluss auf Mikro- • Teilbereiche der Jagst (südlich von Ellwangen) tope vorhanden. Dies sind kleinklimatisch einheitliche klima, Kalt- und Frischluftliefergebiete, Luftleitbah- • Teilbereiche der Röhlinger Sechta Räume mit einer Mindestgröße von 5 Hektar. Sie wer- nen (große Grünflächen in Aalen, Heidenheim, (unterhalb von Röhlingen) den durch die Flächennutzung und die topografische Giengen a. d. Brenz, Herbrechtingen, Bopfingen, • Teilbereiche der Rotach Lage (Tal, Hang, Ebene) bestimmt. Klimatope der Re- Gschwend) • Teilbereiche der Schneidheimer Sechta gion und deren Einflüsse sind: • Ries bei Utzmemmingen

• Stadt-Klimatope: Wärmeinseln, eingeschränkter Luft- austausch, Stadtrandbereiche in Hanglage sind be- DURCHLÜFTUNGSVERHÄLTNISSE günstigt (Städte größer als 1 km2: Schwäbisch WIRKUNGS- UND AUSGLEICHSRÄUME Gmünd, Aalen, Heidenheim a. d. Brenz) Durchlüftungsverhältnisse spielen im Zusammen- • Dorf-Klimatope: meist gute klimatische Situation, hang mit der Lufthygiene eine Rolle. Bei schlechten besonders in Einzelhausbebauungen in Hanglage Durchlüftungsverhältnissen entstehen häufig Inver- Klimatische Wirkungsräume • Industrie- und Gewerbe-Klimatope: Emissionen, sionswetterlagen, die einen Luftaustausch erschwe- schlechte Lufthygiene, geringe Luftfeuchtigkeit, ren. Das bedeutet eine Verschlechterung der lufthy- Klimatische Wirkungsräume sind Gebiete, die eine er- starke Aufheizung und langsame Abkühlung gienischen Verhältnisse. Auch eine Abkühlung durch höhte Wärmebelastung, schlechte Durchlüftungsver- (Wärmeinseln), Störungen des Windfeldes (große höhere Windgeschwindigkeiten fehlt bei schlechten hältnisse oder ein erhöhtes Luftbelastungsrisiko auf- Gebiete im Kocher-Brenz-Tal, in Aalen, Bopfingen, Durchlüftungsverhältnissen, wodurch eine Wärme- weisen. Neunheim, im Remstal, um Schwäbisch Gmünd, belastung der Gebiete entsteht. Zur Wärmebelastung Ellwangen, , Lauchheim, Ebnat, Nattheim, sei an dieser Stelle auf das Kapitel zur Gesundheit des In Abbildung 18 sind die regional bedeutsamen klima- Heubach, Unterknausen bei Rosenberg) Menschen verwiesen, das die wärmebelasteten Berei- tischen Wirkungsräume dargestellt. Dabei handelt es • Bahnanlagen: Luftleitbahnen, starke Aufheizung, che der Region Ostwürttemberg darstellt. sich um Siedlungen, die größer als 5 ha sind, Straßen schnelle Abkühlung (ab einer Breite von ca. 50 m: in mit Luftbelastungsrisiko und deren angrenzenden Ge- Aalen, Schwäbisch Gmünd, Ellwangen, Giengen a. d. biete. Brenz) • Wald-Klimatope: Kaltluftproduktion, Frischluft- Schlechte Durchlüftungsverhältnisse treten in der Re- produktion, Luftaustausch (wichtige Wald-Klimatope: gion v.a. in den Niederungen, in Tälern und in Becken- Klimatische Ausgleichsräume Welzheimer Wald, Ellwanger Berge, Albuch, Härts- lagen auf: feld, Schutzwälder für Erholung, Klima und vor Im- Klimatische Ausgleichsräume tragen dazu bei, biokli- missionen) • Remstal mit Haselbachtal matische und lufthygienische Belastungen abzubauen. • Freiland-Klimatope: Kaltluftproduktion, Frischluft • Kochertal bis Aalen mit Teilbereichen Dies geschieht durch Luftaustauschprozesse. Sie führen produktion, Luftleitbahnen (Offenlandbereiche der der Adelmannsfelder Rot einem Wirkungsraum ausgleichende Luftmassen über Bachtäler und der Hangbereiche) • Leintal ab (flussabwärts) Windsysteme und Kaltluftabflüsse zu. • Gewässer-Klimatope: untergeordnete Bedeutung, • Unteres Brenztal da in Region nur relativ kleine Stillgewässer vorhan- • Lonetal Die Ausgleichsräume für die Wirkungsräume der Re- den sind (Stillgewässer mit einer Größe von mehr • Unteres Egautal gion Ostwürttemberg sind in Abbildung 18 dargestellt. als 5 ha in Ellwanger Berge) • Teile des Donaurieds

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 47 Abbildung 18: Klimatische Wirkungs- und Ausgleichsräume (eigene Darstellung, Datengrundlagen: RIPS-Datenpool ©LUBW, 2015; AROK, RP Stuttgart, 2015; Klimaanalyse, geoinformation+planung Tübingen, 2014)

48 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 9: Klima

Kalt- und Frischluftproduktion Luftleitbahnen und Windsysteme • Waldgebiete des Albuch, des Härtsfeldes, Hochwertige Flächen für die nächtliche Kalt- und Luftleitbahnen und Hangwindsysteme sorgen für Luft- der Ellwanger Berge, des Welzheimer Waldes Frischluftproduktion sind Wälder und Offenlandberei- austausch und führen Wirkungsräumen Frisch- und • Feuchtgebiete (der Täler und der Rodungsinseln che. Besonders produktive Kalt- und Frischluftprodu- Kaltluft zu. Sie sind somit verantwortlich für die luft- des Albuchs) zenten sind Hangbereiche, da dort ein kontinuierlicher hygienische und bioklimatische Entlastung der Wir- • Streuobstbestände (v.a. am Albtrauf zwischen Abtransport der Kaltluft stattfindet. Deshalb sind auch kungsräume. In einigen Tälern der Region (v.a. Leintal, Rechberg und Aalen, an den Hängen des Remstales, Wälder und Offenlandflächen besonders bedeutsam, Kochertal, Oberes Brenztal, Stubental, Tal des Strümp- um die Ortschaften des Albvorlandes westlich wenn sie im Einzugsgebiet von Kaltluftleitbahnen und felbaches und des Waldstetter Baches) entwickeln sich von Aalen-Hüttlingen) Berg-/ Tal-/ Hangwindsystemen liegen. Luftleitbahnen, die sog. Berg-Talwindsysteme, die auch dicht bebaute Siedlungen durchlüften.

Kaltluftsammelgebiete und stagnierende Kaltluft Relevante Hangwindsysteme befinden sich an den Kalte Luft ist schwerer als die sie umgebende und sinkt Hangbereichen, die direkt oberhalb an die Siedlung an- deshalb ab. Sie sammelt sich am tiefsten Punkt im Ge- grenzen. lände. So tragen sie zur bioklimatischen Entlastung im Beeinträchtigungen durch … Sommer bei, erhöhen aber auch die Gefahr von Frost für die Vegetation, von häufiger Nebelbildung und zu- Wälder mit besonderer Entlastungsfunktion Barrieren und bauliche Querriegel, z.B. Gebäude sätzlicher Kältebelastung für Menschen im Winter. für die Menschen können wichtige Luftleitbahnen für frische und Große Waldgebiete mit einem ausgeprägten Bestands- kalte Luft behindern. Größere Siedlungen erwär- Kaltluftsammelgebiete in der Region sind siedlungs- klima (höhere Luftfeuchtigkeit, niedrigere Tempera- men Kaltluftströme sofort und Straßen mit einer und waldfreie Flächen in Beckenlage (Ries), breite Tal- turen, geringer Staub- und Schadstoffgehalt, positive täglichen Verkehrsstärke von mehr als 10.000 niederungen (Donauried, Unteres Brenztal) und alle an- Licht- bzw. Strahlungsverhältnisse) haben eine hohe Fahrzeuge erzeugen starke lufthygienische Belas- deren Täler. bioklimatische und lufthygienische Entlastungsfunk- tungen. tion. In der Region Ostwürttemberg sind solche Wälder Auf waldfreien und ebenen Hochflächen der Alb und im Welzheimer Wald, in den Ellwanger Bergen, im Al- der Schwäbisch-Fränkischen-Waldberge und auf an- buch und auf dem Härtsfeld zu finden. deren größeren Flächen (bei Eschach/Ruppertshofen, Spraitbach, Ramsenstrut/Leinenfirst, Bartholomä, Waldhausen/Ebnat, Dettingen/Bissingen, Sachsenhau- Kohlenstoff-Speicher sen, südlich von Ballmertshofen, nördlich von Giengen a. d. Brenz) kommt es auch zu stagnierenden Kaltluft- Landnutzungen und Ökosysteme werden hinsichtlich ansammlungen. Grund dafür sind eine hohe Kaltluft- ihres Kohlenstoff-Speichervermögens bewertet. Wichti- produktion bei fehlendem Geländegefälle. ge Kohlenstoff-Speicher in der Region sind:

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 49 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

Unter Wechselwirkungen wird die Interaktion zwischen den einzelnen Schutzgütern verstanden. Die Schutz- güter stehen in Verbindung miteinander und stellen zusammen das Ökosystem dar. Fällt ein Bestandteil eines Schutzguts weg, kann es bedeuten, dass ganze Interaktionen damit verloren gehen. Es entstehen Beeinträchti- gungen des Ökosystems.

50 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 10: Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

Dazu folgendes Beispiel:

Die Region Ostwürttemberg wird durch zahlreiche Projekte zu Natur und Umwelt in der Region Ostwürttemberg Fließgewässer geprägt. Es gibt relativ naturnahe Fließ- gewässer wie die Lein und es gibt stark bis vollständig • UNECSO-Weltkulturerbe • Biotophilfskonzept für Magerrasen und veränderte Fließgewässer wie die Eger oder die Brenz. • UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb Wacholderheiden in Nordost-BW Die Auebereiche und Fließgewässer stellen im natür- • Nationaler Geopark Ries • Projekt Wildkatzensprung lichen Zustand ein Ökosystem mit zahlreichen Wech- • Landesprogramm: Natur in Stadt und Land – • Biotopverbundkonzept Bayern selwirkungen dar. Wird das Ökosystem zerstört oder Landesgartenschauen in Schwäbisch Gmünd • Gesamtkonzeption Waldnaturschutz: Konzept werden Wechselwirkungen zwischen Aue und Fließ- und Heidenheim, Ellwangen, Naturnaher Waldbau gewässer unterbunden (z.B. durch Aueaufschüttungen, • Landschaftspark Rems / Grünprojekt Remstal: • Integriertes Klimaschutzkonzept Ostalbkreis / Grundwasserabsenkung oder Fließgewässerausbau), interkommunale Gartenschau 2019. Landkreis Heidenheim hat dies Auswirkungen auf fast alle Schutzgüter. Aue- Stadt.Land.Rems • Luftreinhalteplan Schwäbisch Gmünd und typische Tiere und Pflanzen finden keinen Lebensraum • Landschaftspark Limes Heidenheim mehr, die Bodenfunktionen sind verändert, der Hu- • Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald • Feinstaubaktionsplan Schwäbisch Gmünd musaufbau führt zu Freisetzung von CO2, die Kaltluft- • Aktionsplan Biologische Vielfalt: Alt- und • Donauries-Hürbe-Projekt produktion wird gemindert und die Wechselwirkungen Totholzkonzept Baden-Württtemberg, • Nutzungskonzept württembergisches zwischen Grund- und Oberflächenwasser verändern 111-Arten-Korb (Hecken für den Neuntöter, Donauried sich. Das naturnahe Fließgewässer mit seiner Aue als Impulse für die Vielfalt, Biodiversitäts-Check • LEADER-Jagstregion wesentliches Element der Landschaft verschwindet und für Gemeinden • LEADER-Brenzregion beeinträchtigt somit auch den Erlebnis- und Erholungs- • LIFE+-Projekt: Vogelschutz in Streuobstwiesen • LEADER-Schwäbischer Wald raum des Menschen. des Mittleren Albvorlandes und des Mittleren Remstales Tabelle 1 gibt einen Überblick über mögliche Wechsel- wirkungen zwischen den einzelnen Schutzgütern.

Foto: Kreisarchiv Ostalbkreis

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 51 Kapitel 10: Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

auf Menschen Tiere Planzen Boden Wasser Luft Klima Landschaft Wirkung von Ernährung, Erholung, Konkurrenz, Fraß, Tritt, Düngung, Nutzung, Nutzung, Beeinflussung durch gestaltende Naturerlebnis, Minimalareal, Düngung, Bodenbildung Stoffein- u. -austrag Stoffein- u. -austrag CO2-Produktion etc., Elemente Tieren Populationsdynamik, Bestäubung, (Bodenfauna) (N, CO2, …) (O2, CO2) Atmosphärenbildung Nahrungskette Verbreitung (zus. mit Pflanzen)

Schutz, Ernährung, Nahrungsgrundlage, Konkurrenz, Durchwurzelung Nutzung, Stoffein- u. Nutzung, Stoffein- Klimabildung: Be- Strukturelemente, O2-Produktion, O2-Produktion, Pflanzengesellschaft, (Erosionsschutz), -austrag (O2, CO2), und -austrag (O2, einflussung durch Topographie, Erholung,Naturer- Lebensraum, Schutz Nährstoffentzug, Reinigung, Regula- CO2), Reinigung O2-Produktion; Höhen Planzen lebnis Schutz Schadstoffentzug, tion, Wasserhaushalt CO2-Aufnahme At- Bodenbildung mosphärenbildung (zus. mit Tieren)

Lebensgrundlage, Lebensraum Lebensraum, trockene Deposition, Stoffeintrag, Trü- Staubbildung Klimabeeinflussung Strukturelemente Lebensraum, Ertrags- Nährstoffversorgung, Bodeneintrag bung, Sedimentbil- durch Staubbildung Boden potenzial, Landwirt- Schadstoffquelle dung, Filtration von schaft, Rohstoffge- Schadstoffen winnung

Lebensgrundlage, Lebensgrundlage, Lebensgrundlage, Stoffverlagerung, Regen, Aerosole, Lokalklima, Strukturelemente Trinkwasser, Trinkwasser, Nährstoffversorgung, nasse Deposition, Stoffeintrag Luftfeuchtigkeit Wolken, Nebel etc. Wasser Brauchwasser, Lebensraum Lebensraum Beeinflussung der Erholung Bodenart und der Bodenstruktur

Lebensgrundlage, Lebensgrundlage, Lebensgrundlage, Bodenluft, Belüftung, chem. Reaktionen Lokal- und Klein- Luftqualität, Atemluft Atemluft, z.B. Bestäubung Bodenklima, trockene Deposition von Schadstoffen, klima Erholungseignung Luft Lebensraum Erosion, (Trägermedium) Durchmischung, Stoffeintrag O2-Ausgleich

Wohlbefinden, Wohlbefinden, Wohlbefinden, Bodenklima, Gewässertemperatur, Strömung, Beeinflussung ver- Elemente der ge- Umweltbedingun- Umweltbedingungen Umweltbedingungen Bodenentwicklung, Fließgewässerdyna- Wind, schiedener Klimazo- samtästhetischen Klima gen, Boden-Wasserhaus- mik, Luftqualität nen (Stadt, Land, …) Wirkung halt Wasserhaushalt

Ästhetisches Empfin- Lebensraumstruktur Lebensraumstruktur ggf. Erosionsschutz Gewässerverlauf, Strömungsverlauf Klimabildung, Naturlandschaft vs. den, Erholungseig- Wasserscheiden Reinluftbildung, Stadt-/ Kulturland- Landschaft nung, Wohlbefinden Kaltluftströmung/ schaft -bildung

konkurrierende Störungen Nutzung, Bearbeitung, Nutzung (Trinkwas- Nutzung, z.B. Aufheizen durch Nutzung z.B. durch Menschen Raumansprüche (Lärm etc.), Pflege, Düngung, ser, Erholung), (Schad-)Stoffeintrag Stoffeintrag Erholungssuchende, Vorbelas- Verdrängung Verdrängung Verdichtung, Stoffeintrag “Ozonloch“ etc. Überformung, tung Versiegelung, Gestaltung Umlagerung

Tabelle 1: Mögliche Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

52 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Schutzgutbezogene Ziele

Für die Region Ostwürttemberg werden konkrete Ziele dargestellt. Grundlage für Umweltziele. In erster Linie werden die Ziele und Grundsätze des Bundesnatur- diese Ziele sind die Analyse des aktuellen Zustandes von Natur und Landschaft in schutzgesetzes verfolgt. Auch bestehende Planungen und Konzepte des Natur- der Region, die Zielsetzungen der gültigen rechtlichen Vorgaben und rechtlichen und Umweltschutzes werden berücksichtigt.

Foto: privat

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 53 Es soll ein umweltverträgliches Nutzungs- und Funk- ZIELSETZUNGEN FÜR DIE GESUNDHEIT Bereiche touristischer Frequentierung tionsmuster in der Region entstehen. Oberste Prämis- DES MENSCHEN • Erlebnisqualitäten erhalten und erhöhen se für das Zielkonzept ist die Nachhaltigkeit, damit die • Minimierung und Vermeidung visueller und Leistungsfähigkeit und das Regenerationsvermögen Landschafterlebnis akustischer Beeinträchtigungen der natürlichen Ressourcen langfristig erhalten bleiben. • Bewahrung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit Auch die Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes, u.a. der Landschaft Minimierung bioklimatischer und lufthygienischer als Grundlage für die Gesundheit des Menschen, gilt es • Vermeiden von Überprägung der freien Landschaft Belastungen in Tal- und Beckenlagen zu gewährleisten und weiterzuentwickeln. • Vermeiden von Lärm und Schadstoffe in Räumen • Schaffung von Grünflächen für die Erholung • Vermeidung/Verminderung von Für die einzelnen Schutzgüter werden Ziele zur Erhal- • Entwicklung naturraumtypischer Landschafts- Luftverunreinigungen tung, Entwicklung und Wiederherstellung von Natur strukturen und Landschaft formuliert. • Eingrünungen Besucherlenkungs- und Informationskonzepte • Infrastrukturen und Einrichtungen für Erlebnis • keine Konflikte zwischen Erholungsnutzung und • Barrierefreiheit ökologisch sensibler Bereiche

Naturnahe und erlebbare Fließgewässer • Renaturierung veränderter Abschnitte Arten von Zielen für die einzelnen • Schaffung von Erlebniswirksamkeit ZIELSETZUNGEN FÜR KULTURGÜTER Schutzgüter: der Fließgewässer Kulturlandschaften mit sehr hoher und hoher kultur- • Erhaltungs- und Weiterentwicklungsziele Ruhige, unzerschnitte Räume bzw. naturhistorischer Bedeutung geben Hinweise auf Bereiche, die geschützt, • Vermeidung von Lärm • Erhalt der Sichtbarkeit der Kulturgüter erhalten und weiterentwickelt werden müssen. • Vermeidung weiterer Zerschneidung • Intensivierung von Nutzungen • Entwicklungsziele geben Hinweise auf Bereiche, • Zerschneidungen vermeiden die entwickelt, aufgewertet und gefördert Qualitativ hochwertige Orte für die Erholung und Wälder • historische Flurformen und Relikte historischer werden müssen. mit Entlastungsfunktion für Erholungssuchende Bewirtschaftung erhalten • Wiederherstellungsziele geben Hinweise auf • Erhaltung gut erreichbarer Waldgebiete • traditionelle Nutzungsformen weiterführen Bereiche, die wiederhergestellt, saniert und • Erhaltung siedlungsnaher Erholungsflächen • historische Siedlungsstrukturen erhalten verbessert werden müssen. • Vermeiden von Lärm und Schadstoffen • Eingrünungen • Infrastrukturen und Einrichtungen für Erholung

Gewährleistung der Gesundheit und Regenerations- möglichkeit der an belastenden Nutzungen wohnenden Menschen • vorhandene Abstände erhalten • Minimierung der Lärmbelastung

54 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 11: Schutzgutbezogene Ziele

ZIELSETZUNGEN FÜR DIE LANDSCHAFT ZIELSETZUNGEN FÜR PFLANZEN, TIERE UND DIE naturnahe und durchwanderbare Fließgewässer BIOLOGISCHE VIELFALT • hohe Gewässergüte Regionsspezifische Landschaften und Erhalt • Strukturvielfalt seltener Landschaften charakteristische Lebensräume • naturnahe Gewässerrandstreifen • Schutz von Bereichen mit großer Vielfalt, Eigenart und Lebensgemeinschaften • abwechslungsreiche Dynamik des Gewässers und Schönheit • Berücksichtigung vorkommender Arten und Biotope • Vermeidung von Nähr- und Schadstoffeinträgen und • Naturraumtypische und ökologisch hochwertige mit lokaler, regionaler und landesweiter Bedeutung zu hoher Wasserentnahme Landschaftsstrukturen • Beachtung natürlicher Standortfaktoren • Aufhebung der Barrierewirkung von • Pflege von Biotopen • landschaftstypische Funktions- und Nutzungsmuster Regelungsbauwerken • extensive landwirtschaftliche Nutzungsformen • große unzerschnittene Landschaften erhalten Vorkommen schutzbedürftiger Arten großflächiger Lebensraumverbund • Schutz der Lebensräume • Erhaltung und Entwicklung der Kerngebiete der Ver Weiterentwicklung vorhandener Nutzungen • Vogelzug-beeinträchtigende technische Anlagen bundräume • naturraumtypische landwirtschaftliche Nutzungen vermeiden • Schutz von Grünland und Wald • naturnahe Waldwirtschaft • Rastgebiete für ziehende Vogelarten • Berücksichtigung des Korridorsystems für große • Anlage naturnaher Landschaftselemente • Schutz sensibler Bereiche Säugetiere • Renaturierungen von Fließgewässern und • Klimawandel berücksichtigen Aufwertung der Auenbereiche spezifische Lebensräume • keine Intensivierung der Nutzung • vielfältiges Nutzungsmuster aufgrund besonderer Standortbedingungen • weitere Flächeninanspruchnahme vermeiden • Vermeiden und Minimieren naturraumuntypischer • Vermeidung von Nivellierungen • große, unzerschnittene Räume erhalten und Pflanzen • keine Nähr- und Schadstoffeinträge Zerscheidung und Engstellen vermeiden • keine strukturellen Einwirkungen • Schaffung von Querungshilfen keine Überprägung und Nivellierung des Landschaftscharakters ökologisch wertvolle Nutzungen und Biotopstrukturen keine Konflikte zwischen Erholungsnutzung • intensive Nutzungen vermeiden • Eingliederung vorhandener und wertvoller Elemente und ökologisch sensiblen Bereichen in vernetzte Strukturen • Besucherlenkungs- und Informationskonzepte keine Belastungen durch Erholungssuchende in stärker • flurgliedernde Elemente frequentierten Landschaftsbereichen • Einhaltung der Mindeststandards des Zielarten- • Besucherlenkungskonzepte konzepts von Baden-Württemberg • Vermeidung standortfremder Gehölze ZIELSETZUNGEN FÜR DEN BODEN Sichtbarkeit • Aussichtspunkte und Fernsichten erhalten regionaltypische und naturnahe Waldgesellschaften natürliche Vielfalt verschiedenartiger Bodenarten • visuelle Beeinträchtigungen vermeiden • Schaffung strukturreicher, stabiler, ungleichaltriger • natürliche Bodeneigenschaften und extreme Mischwälder Standortverhältnisse erhalten Freiräume zwischen Ortschaften • historische Waldnutzung • Siedlungsbänder vermeiden • strukturreiche Waldrandzonen Böden als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte • Durchgängigkeit und Strukturierung der Landschaft • Schaffung dauerhaft nutzungsfreier Waldflächen • Verluste und Funktionsbeeinträchtigungen beibehalten • Entfernung naturferner Waldbestände vermeiden

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 55 Kapitel 11: Schutzgutbezogene Ziele

ertragreiche Böden für die landwirtschaftliche Nutzung ZIELSETZUNGEN FÜR WASSER naturnahe Gewässerstruktur • „gute fachliche Praxis“ einhalten • Herstellung funktionsfähiger aquatischer Ökosysteme Eignung als Standort für die natürliche Vegetation Grundwasser • naturnahe Gewässerstrukturen • Wiederherstellung von Feucht- und Nassstandorten • Herstellung einer Durchwanderbarkeit für aquatische • keine Schad- und Nährstoffeinträge hohe Grundwasserquantität Tierarten • Vermeidung von Versiegelung und Überbauung • Aufhebung von Barrierewirkungen Schutz verdichtungsempfindlicher oder zu insbesondere in Bereichen mit hoher und sehr hoher • Entfernung von Sohlenbauwerken und Oberbodenverschlammung neigender Böden Grundwasserneubildungsrate Uferbefestigungen • „gute fachliche Praxis“ einhalten • Vermeidung mengenmäßiger Übernutzung des • intakte Gewässerrandstreifen • keine negativen Auswirkungen durch Grundwassers, ordnungsgemäße Bewirtschaftung • naturnahe, regelmäßig überflutete Auenbereiche Bewirtschaftung • Vermeidung intensiver und beeinträchtigender hohe Grundwasserqualität Nutzung Bodenerosion vermeiden • Schutz vor Nähr- und Schadstoffeinträgen, Vorgaben • Lenkung der Erholungsnutzung • standortangepasste Nutzung der Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung für • Einbringung erosionsmindernder Gehölzstrukturen Wasserschutzgebiete beachten Abfluss von Niederschlagswasser verzögern • Dauerwaldwirtschaft • Schutz der Bodendeckschichten • Vegetationsstrukturen • Bodenabtrag vermeiden • Entsiegelung Schutz des Grundwassers • ordnungsgemäße Bewirtschaftung zur Vermeidung • Versickerungsmöglichkeiten • hohe und sehr hohe Filter- und Pufferwirkungen von Bodenverdichtung • intakte Auenbereiche • Schutz vor Nähr- und Schadstoffeinträgen in Bereichen mit geringer Schutzwirkung der Grund- Sanierung von Altlasten wasserüberdeckung • Gefahrenabschätzung und Sanierung von Altlastsverdachtflächen ZIELSETZUNGEN FÜR KLIMA UND LUFT hohes Wasserspeichervermögen • Erhaltung der Funktion der Versickerung von Nieder- natürliche Grundwasserverhältnisse gute bioklimatische und lufthygienische Bedingungen schlagswasser und des Wasserrückhaltevermögens • Vermeidung von Grundwasserabsenkung und • Emissionen von Luftschadstoffen vermeiden -freilegung und Eingriffen in gespannte Verhältnisse • qualitativ hochwertige Grünflächen natürliche Bodenfunktionen erhalten • Schutz von Klima- und Immissionschutzwäldern und • Versauerung vermeiden Wäldern mit Entlastungsfunktion • Wiederherstellung von Böden, z.B. durch Oberflächenwasser • Schutz wichtiger CO2-Speicher und -senken Entsiegelung • Nähr- und Schadstoffeinträge vermeiden hohe Gewässergüte bedeutsame Luftleitbahnen und intakte • Schutz vor Nähr- und Schadstoffeinträgen Hangwindsysteme Boden als natürliche Kohlenstoffsenken • Schutz vor zu hoher Wasserentnahme • (hangparallele) Barrieren vermeiden • Erhalt und Herstellung humusreicher Böden • Schutz von Grünland und Wald

56 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Raumbedeutsame Szenarien

Szenarien sind hypothetische Ereignisse, die in der Zukunft erfolgen. Für die Aus- Die Szenarien werden aus bisherigen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, über- arbeitung der raumbedeutsamen Szenarien für die Region Ostwürttemberg wer- geordneten Prognosen und Trends entwickelt. Im Folgenden werden die Eckpunk- den drei verschiedene Triebkräfte für einen Landschaftswandel verwendet: te der einzelnen Szenarien kurz dargestellt.

• Ausbau Erneuerbarer Energien • Demographischer Wandel • Klimawandel

Foto: Kreisarchiv Ostalbkreis

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 57 Kapitel 12: Raumbedeutsame Szenarien

AUSBAU ERNEUERBARER ENERGIEN meinden entlang der Entwicklungsachsen kontinuier- Typische Blüh- und Ernteaspekte verschieben sich wei- lich steigen. Besonders gesucht sind innovative und ter, da sich die Vegetationsperioden verlängern und Es wird immer mehr Planungen und gesetzliche Rege- bezahlbare Wohnkonzepte. immer weniger Frosttage auftreten werden. lungen für die Nutzung erneuerbarer Energien geben. So gibt es zum Beispiel mit dem „Teilregionalplan Er- Die Nachfrage insbesondere nach größeren, gut er- Die Gefahr von Starkregen- und Hochwasserereignis- neuerbare Energien“ eine Gebietskulisse für regional- schlossenen und zusammenhängenden Gewerbeflä- sen im Winterhalbjahr wird immer größer. Die Was- bedeutsame Windenergieanlagen. Wind- und Solar- chen wird nicht zuletzt in einem breiten Korridor ent- serqualität aller Oberflächengewässer wird unter den energieanlagen werden die tragenden Säulen der lang der Entwicklungsachsen weiter vorhanden sein. Im zunehmenden Gewässertemperaturen und dem häufi- Energieversorgung sein und lösen somit die fossilen ländlichen Raum besteht insbesondere durch das örtli- geren Niedrigwasser oder einer zeitweisen kompletten Energieträger ab. che Gewerbe eine Nachfrage nach geeigneten Flächen. Austrocknung (v.a. in kleinen Gewässern) leiden. Dies Auch die Nutzung der Freiräume wird sich ändern. Die wird auch Veränderungen der Artenzusammensetzung Auch die Verteilnetze werden angepasst und flexibel Intensität und die Art der Nutzung der öffentlichen der am oder im Gewässer lebenden Tiere und Pflanzen sein, d.h. die Produktion und die Nachfrage von Ener- Freizeit-, Grün- und Freiflächen größerer Städte haben nach sich ziehen. Grundwasserstände werden im Som- gie sind optimal aufeinander abgestimmt. Intelligente sich an die Nutzung durch die ältere Bevölkerung an- mer besonders niedrig sein, während sie im Winter be- Energienetze werden zum Alltag gehören. Es wird Ener- gepasst. Ortsnahe Gartenflächen sind immer beliebte- sonders hoch sein werden. giemanagement in den meisten privaten Haushalten re Erholungsorte und auch die Funktion der Landschaft und Unternehmen stattfinden. Energiespeicher werden als ruhiger Erholungsort und die damit verbundene In- All das wird zu Beeinträchtigungen gefährdeter Le- effektiv genutzt und Strom aus erneuerbaren Quellen frastruktur gewinnt immer mehr an Bedeutung. Land- bensräume und einheimischer Arten führen. Einige wird in andere Energieträger umgesetzt. schaftsgebundene Trendsportarten sind sehr beliebt gefährdete Arten werden aufgrund der klimatischen und die Nachfrage nach kommunalen Sport- und Frei- Veränderungen verschwinden, während sich wärmelie- Bürgerinnen und Bürger werden mehr und mehr so- zeitflächen wird nach wie vor groß sein. bende oder gebietsfremde Arten ausbreiten werden. wohl Energie verbrauchen als auch erzeugen und sich Dazu zählen nicht nur schützenswerte Arten, sondern in größeren Einheiten, wie z.B. Vereinen oder Genos- Zunehmend sind die Verkehrsströme sowohl am Wo- auch Schädlinge und Krankheitserreger. senschaften, organisieren. chenende wie auch werktags. Sowohl die Pendlerzah- len als auch die Pendlerdistanzen steigen, Wohn- und Auch für die Forstwirtschaft werden sich einige Ver- Arbeitsort fallen mehr und mehr auseinander. änderungen ergeben, denn die Anbaueignung der DEMOGRAPHISCHER WANDEL Fichte, Tanne, Buche und Eiche verschlechtern sich zu- nehmend. Hitze- und Trockenstress, Sturmwürfe und Die Struktur der Bevölkerungszusammensetzung wird KLIMAWANDEL Schädlingsbefall werden das Waldbild beeinflussen und sich weiterhin verändern: der Anteil an älteren Men- die Erträge verringern. Die Landwirtschaft wird mit ver- schen und Migranten wird höher sein als heute. Die Die Auswirkungen des Klimawandels sind vielfältig und minderten Erträgen rechnen müssen und sich auf neue, Gesamtbevölkerungszahl bleibt stabil oder leicht ver- werden immer häufiger und in der Region spürbar sein. anbaufähige Sorten umstellen. Es wird immer häufiger änderbar. Überflutungen, Hitze und extreme Wetterereignisse Bodenerosion auftreten. Grünland wird auf flachgrün- werden zu unserem Alltag gehören. Die Hitzebelastung digen Standorten Schäden erleiden und als Erholungs- Im ländlichen Raum wird die Nachfrage nach Wohn- wird aufgrund von häufigeren und länger anhaltenden raum, Kaltluftproduzent und Schadstofffilter entfallen. raum sinken, in Mittelzentren und den größeren Ge- Hitzeperioden und mehr Tropentage weiter zunehmen.

58 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Landschaftsbezogenes Leitbild

Für raumplanerische Entscheidungen bedarf es einen Orientierungsrahmen – eine zes, rechtliche Festsetzungen und fachplanerische Aussagen sowie Einschätzungen Zukunftsvision. Die Natur und die Landschaft betreffend stellt diese Vision das von Akteuren der Region Ostwürttemberg werden berücksichtigt. Im Landschafts- landschaftsbezogene Leitbild dar. Es leitet sich aus den schutzgutbezogenen Zielen rahmenplan dient das landschaftsbezogene Leitbild als Richtschnur für das Hand- und den raumbedeutsamen Szenarien ab. Auch übergeordnete Vorgaben durch lungsprogramm. den Landesentwicklungsplan, Projekte und Pläne des Umwelt- und Naturschut- Foto: privatFoto:

Foto: privat

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 59 Das Leitbild wird auf vier übergeordnete Landschafts- raumtypen mit einheitlicher Charakteristika bezogen.

Abbildung 19: Landschaftsbezogenes Leitbild für die Region Ostwürttemberg

60 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 13: Landschaftsbezogenes Leitbild

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 61 LEITBILD FÜR SIEDLUNGS- UND INFRASTRUKTUR- entwicklung und verdichtetes Bauen gering gehal- Flächeninanspruchnahme durch Bebauung oder In- LANDSCHAFTEN: WOHNEN UND ARBEITEN MIT ten, dennoch ist der Anteil an hochwertigen Frei- und frastrukturmaßnahmen geschützt. Weitere Flächen- HOHER LEBENSQUALITÄT Grünflächen hoch (Konzept der doppelten Innenent- nutzungen wie der Rohstoffabbau sind möglichst wicklung). Durch kompakte und verkehrsvermeidende ökologisch verträglich und werden nach dem Abbau Siedlungsstrukturen und eine gute Anbindung an den renaturiert oder naturnah gestaltet. Es findet ein mit öffentlichen Verkehr ist das Verkehrsaufkommen redu- der Natur und Landschaft verträglicher Einsatz Erneuer- ziert. Es gibt somit weniger schädliche Luftschadstoffe barer Energien statt. und Treibhausgase, die auf den Verkehr zurückzuführen sind.

Ein großräumig übergreifender Freiraumverbund ist LEITBILD FÜR LANDWIRTSCHAFTLICH GEPRÄGTE qualitativ hochwertig, gut zugänglich und multifunktio- LANDSCHAFTEN: GUNSTRÄUME MIT STANDORT- nal nutzbar. Er grenzt Städte und Teilorte voneinander ANGEPASSTER BEWIRTSCHAFTUNG UND NATUR- ab und ermöglicht siedlungsnahe Erholung, Biotopver- NAHEN LANDSCHAFTSELEMENTEN bund, bioklimatischen und lufthygienischen Ausgleich sowie eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung. Die Fließgewässer Rems, Kocher und Brenz mit ihren Auen und Talhängen sind die zentralen Elemente des Freiraumverbundes und bieten damit attraktive Grün- verbindungen von der Stadt in das Umland. Sie haben einen guten ökologischen Zustand erreicht und bieten großes ökologisches Potenzial. Die Kulturlandschaft ist durch ein naturraumtypisches Nutzungsmosaik aus Streuobstwiesen, Grünland, Acker und Wald gekenn- zeichnet. Großräumige Erholungswälder dienen insbe- sondere während Hitzeperioden der bioklimatischen Das Remstal und das Kocher-Brenztal mit den Mittel- Entlastung. zentren Schwäbisch Gmünd, Aalen und Heidenheim so- wie der Bereich zwischen Westhausen und Lauchheim Elemente der historischen Industrielandschaft insbe- sind Wirtschafts-, Wohn- und Erholungsraum. sondere im Kocher-Brenztal sind präsent und für Er- holungssuchende und Touristen gut erschlossen. Reste Diese Räume sind Wohnschwerpunkt sowie leistungs- historischer Nutzungen sind v.a. an den Talhängen vor- fähiger Wirtschaftsstandort bei möglichst hoher Le- handen. bensqualität und geringer Belastung von Natur und Landschaft. Der Flächenverbrauch wird durch Nutzung Landwirtschaftliche Fläche, die Böden mit hoher und von Leerstand, konsequentes Flächenrecycling, Innen- sehr hoher natürlicher Fruchtbarkeit besitzen, sind vor

62 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 13: Landschaftsbezogenes Leitbild

In den Offenlandschaften der Albhochfläche, im Alb- Brenz vertreten, ohne dass die Durchwanderbarkeit LEITBILD FÜR STRUKTURREICHE OFFENLAND- vorland beidseitig der B29, auf den Höhenrücken nörd- der Brenz negativ beeinflusst wird. Eine landschaftliche SCHAFT ODER HALBOFFENLANDSCHAFT: NATUR- lich des Leintals, im Nördlinger Ries, im Steinheimer Be- Überprägung durch Anlagen zur Energiegewinnung ist NAHE UND ABWECHSLUNGSREICHE KULTUR- cken, im Brenztal südlich Giengen, auf der Donauebene aber auf Teilbereiche beschränkt. Windenergieanlagen LANDSCHAFT sowie auf den Pfahlheim-Rattstädter Liasplatten ent- kommen gehäuft auf der Schwäbischen Alb aufgrund spricht die landwirtschaftliche Nutzung der guten fach- der guten Windbedingungen vor. lichen Praxis. Naturnahe Waldinseln, extensiv genutztes Grünland an Die Landwirtschaft orientiert sich an den naturräum- Hängen, auf Höhenrücken und in der Aue sowie Acker- lichen Gegebenheiten und berücksichtigt den Schutz randstreifen, Krautsäume, Lerchenfenster, Hecken und der natürlichen Ressourcen (u.a. Grundwasser, Fließ- Feldgehölz strukturieren die landwirtschaftlichen Flä- und Stillgewässer, Retentionsfunktion der Aue, Mini- chen und dienen dem Biotopverbund und der Biotop- mierung der Bodenerosion). Schadstoffeinträge in das vernetzung. Solche Landschaftselemente erhöhen die Grundwasser durch Land- und Forstwirtschaft oder Erholungsqualität insbesondere um Schwäbisch Gmünd Gewerbe sind minimiert. Die Auswahl der Ackerfrüch- und Giengen a.d. Brenz. Regionale Besonderheiten te wird sich an die sich ändernden Klimabedingungen wie die Albhochfläche, das Nördlinger Ries, das Stein- angepasst haben. Regionale Produkte werden erfolg- heimer Becken, die Donauniederung und die Liaskante reich vermarktet und bieten eine hohe Wertschöp- sowie die historische Burstellandschaft sind visuell gut fung. Überschwemmungsbereiche sind von Bebauung wahrnehmbar und wenig durch technische Infrastruk- freigehalten. Landwirtschaftliche Flächen mit hoher turen überprägt. Fruchtbarkeit sind vor weiterer Flächeninanspruchnah- me durch Bebauung oder Infrastrukturmaßnahmen ge- In der Siedlungsentwicklung findet vorrangig eine Um- schützt. nutzung bzw. Sanierung vorhandener Bausubstanz und damit eine Aufwertung der Ortsbilder statt. Im Ein- Auch die Energiegewinnung aus Solarenergie und Bio- zugsbereich der A7 konzentriert sich eine landschafts- masse spielt eine Rolle. Biomasseanlagen verarbeiten gerechte und ressourcenschonende Gewerbe- und In- Produkte aus der Tierhaltung, Schnittgut aus der Grün- frastrukturentwicklung. Öffentliche Verkehrsmittel und Zu strukturreichen Offenlandschaften oder Halboffen- landnutzung und weitere Produkte, die bei der Pflege andere alternative Mobilitätangebote mindern das Ver- landschaften gehören der gesamte Albtraufbereich mit der Landschaft anfallen. Nachwachsende Rohstoffe kehrsaufkommen im ländlichen Bereich. Rehgebirge, Kaltem Feld und dem Hügelland um Bal- werden begrenzt angebaut und nutzen dabei Syner- dern und Lippach, das Welland, Offenlandinseln und gien mit dem Natur-, Umwelt und Landschaftsschutz. strukturreiche Offenlandschaften des Welzheimer Wal- Freiland-Solar-Anlagen (Photovoltaik) stehen auf für des, der Ellwanger Berge, der Schwäbischen Seenplat- die Landwirtschaft unbedeutenden Flächen. Auch die te und der Weiherlandschaft im Rotachtal. Im Bereich Wasserkraft ist in der Brenz südlich von Giengen a.d. der Schwäbischen Alb das Eselsburger Tal, die größe-

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 63 ren Trockentäler, die Flächenalb nördlich Giengen und me als Lebensraum für Pflanzen und Tiere und für den LEITBILD FÜR WALDGEPRÄGTE LANDSCHAFTEN: um Stotzingen, die Offenlandinsel um Bartholomä, das Biotopverbund von zentraler Bedeutung. Die Schwäbi- NATURNAH BEWIRTSCHAFTETE STRUKTURREICHE Steinheimer Becken, die Riesalb um Dischingen und die sche Seenplatte, das Rotachtal und die Ellwanger Ber- WALDLANDSCHAFTEN Griesbuckellandschaft mit Wildpark Duttenstein. ge westlich des Jagsttales zeichnen sich durch zahl- reiche naturnahe Seen und Weiher aus. Die Bachtäler Die attraktiven, seltenen und/ oder historischen Land- und Stillgewässer haben allgemein einen guten ökolo- schaften mit charakteristischer natur- und kulturbe- gischen Zustand, auch innerörtliche Gewässer sind of- dingter Eigenart sind für die ruhige landschaftsgebun- fengelegt und strukturreich. Das Hochwasserrisiko ist dene Erholung in der Region Ostwürttemberg sowie durch eine angepasste Siedlungs- und Infrastrukturent- in der gesamten Metropolregion Stuttgart von großer wicklung weitestmöglich begrenzt. Bedeutung und stellen wichtige touristische Ziele dar, die weitestgehend mit öffentlichen Verkehrsmitteln er- Die meisten Landschaftsräume sind kaum durch Sied- reichbar sind. Weithin sichtbare Kulturdenkmale, tra- lungserweiterungen, Rohstoffabbau oder technische ditionelle Nutzungen und eine charakteristische Sied- Infrastruktur überprägt. Windenergieanlagen sind nur lungsstruktur aus Einzelgehöften oder kleinen Weilern auf wenigen Standorten zu finden, die unempfindlich prägen die historischen Landschaften. und nicht raumbedeutsam sind. Solaranlagen (Photo- voltaik und Solarthermie) sind nur auf Gebäuden in Wälder, Wiesen, Weiden, Acker und Streuobst sowie Ortschaften vorhanden. naturnahe Bachtäler bilden ein kleinräumiges überwie- gend extensives Nutzungsmosaik. Landwirtschaftliche Funktionsfähige Luftleitbahnen in den Tälern führen Nutzungen prägen die Kulturlandschaft und entspre- den größeren Siedlungen und durch Verkehrsemissio- chen der guten fachlichen Praxis, indem sie Kulturbio- nen belasteten Bereichen Frisch- und Kaltluft zu. Die tope nachhaltig nutzt und pflegt. Wälder und das Grünland entziehen der Umwelt Treib- hausgase. Ergänzend finden Maßnahmen des Naturschutzes statt. Der durch den Klimawandel bedingte Rückgang Die Kulturlandschaft stellt für die Region bedeutsame Ruhige unzerschnittene naturnahe Waldlandschaften von wasserabhängigen Lebensräumen konnte verlang- Erholungsräume mit hoher Erlebnisqualität dar. Das im Albuch, auf dem Härtsfeld, in den Ellwanger Ber- samt werden. Die Region Ostwürttemberg kommt ihrer Natur- und Landschaftserleben ist durch zahlreiche gen und im Welzheimer Wald bieten Waldarten, ins- überregionalen Verantwortung gegenüber seltenen landschaftsverträgliche und aufeinander abgestimmte besondere störungsempfindlichen Tierarten mit gro- oder gefährdeten Biotopen (Wacholderheiden, Mager- Erholungsinfrastrukturen und Besucherlenkungskon- ßen Raumansprüchen wie der Wildkatze, Lebensraum. rasen, Feucht- und Nasswiesen) nach. Aufgrund der zepte sehr hoch. Sensible Bereiche sind vor Erholungs- Sie sind von großer Bedeutung für den Biotopverbund, hohen Dichte an wertvollen Biotopkomplexen und der suchende geschützt. als CO2-Speicher und CO2-Senke, als klimatische Aus- relativen Unzerschnittenheit sind die Landschaftsräu- gleichsräume sowie für die landschaftsbezogene ruhige

64 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg Kapitel 13: Landschaftsbezogenes Leitbild

Erholung und die bioklimatische Entlastung der Erho- lungssuchenden. Eine Erholungslenkung minimiert ne- gative Auswirkungen auf die Tierwelt.

Die Wälder werden nachhaltig genutzt und bestehen aus regionaltypischen, naturnahen Waldgesellschaften sowie aus strukturreichen Mischwäldern unterschied- lichen Alters mit hohem Anteil an Baumarten der na- türlichen Waldgesellschaft. Zehn Prozent der Wald- fläche sind Wildnisgebiete, in denen der Natur freien Lauf gelassen wird. Naturnahe Rodungsinseln und Tä- ler, strukturreiche Waldsäume, Prozessschutzflächen, lichte Waldbereiche und historische Waldnutzungsfor- men sind wichtige Elemente für den Arten- und Biotop- schutz und bieten abwechslungsreiche Waldbilder. Sie sind insbesondere für die Wälder mit charakteristischer natur- und kulturbedingter Eigenart und hoher Erleb- nisqualität typisch. Ausreichende Querungsmöglich- keiten über die Autobahn ermöglichen Wanderungen von Tieren. Die Offenhaltung, nachhaltige Nutzung und Pflege der wertvollen Kulturbiotope erfolgt über die landwirtschaftliche Nutzung, ergänzend über Pflege- maßnahmen des Naturschutzes.

Die Forstwirtschaft trägt ihren Anteil zur Energiegewin- nung durch nachwachsende Rohstoffe und als Standort für Windenergieanlagen bei. Windenergie beschränkt sich allerdings auf wenige Standorte der Albhochfläche. So wird einer übermäßigen Beeinträchtigung von Men- schen, Tieren und Biotopen entgegengewirkt.

Eine Inanspruchnahme des Waldes durch Siedlungser- weiterungen findet nur in Kommunen mit sehr hohem Waldanteil statt.

Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg 65 Kapitel 13: Landschaftsbezogenes Leitbild

Das Fundament für den Landschaftsrahmenplan ist mit Damit soll ein zusammenhängendes Netz von Lebensräumen für gefährdete Tiere der Analyse der Schutzgüter und dem landschaftsbe- und Pflanzen gesichert werden. In einer weiteren Broschüre wird das Konzept für die zogenen Leitbild gelegt. Diese Grundlagen dienen nun Maßnahmen zusammengefasst. Sie wird im Laufe des nächsten Jahres veröffentlicht. in Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Verband- versammlung der Erstellung eines Entwicklungs- und Damit entsteht eine optimale Basis für ein Freiraumkonzept. Dessen Ziel ist der Handlungskonzeptes für die Region. Das Entwicklungs- Schutz und die Entwicklung unserer freien und unbebauten Flächen. Es folgt eine Ge- und Handlungskonzept stellt Maßnahmen zusammen, wichtung der Inhalte und Aspekte des Freiraumkonzeptes und es wird abgewogen, die die Natur und Landschaft in der Region Ostwürt- was in die regionale Freiraumstruktur übernommen wird. So werden die Ziele des Na- temberg erhalten, entwickeln oder wiederherstellen tur- und Landschaftsschutzes auf die Flächen der Region angewendet und es können sollen. Ein Schwerpunkt wird auf der Entwicklung eines Entscheidungen zur Freiraumstruktur des künftigen Regionalplans getroffen werden. ausführlichen Konzeptes für den Biotopverbund liegen.

Foto: Kreisarchiv Ostalbkreis Ausblick

66 Landschaftsrahmenplan Region Ostwürttemberg

Herausgeber Konzept und Texte Satz und Gestaltung Regionalverband Ostwürttemberg Larissa Betz Achtender – Büro für visuelle Komunikation Bahnhofplatz 5 Regionalverband Ostwürttemberg Schwäbisch Gmünd 73525 Schwäbisch Gmünd Telefon: +49 (0) 7171 927 64 - 0 HHP HAGE+HOPPENSTEDT Druck Telefax: +49 (0) 7171 927 64 - 15 PARTNER GbR Bahnmayer Druck und Medien [email protected] Schwäbisch Gmünd www.ostwuerttemberg.org

RVO Ostwürttemberg Stand 01/2019