Historischer Ortsspaziergang Ab 1. Dez. 1945 waren ebenfalls Vertriebene aus dem Osten in Rehren unterzubringen. Bei einer durch Dorf und Flur Zählung im Jahr 1950 wohnten in Rehren 470 Einheimische 423 Vertriebene und 77 Evakuierte. Rehren A.R. 1949 wurde den Heimatvertriebenen Gartenland zur Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt. Bis 1950 hat Kleine Ortsgeschichte jeder örtliche Hausbesitzer Land für die Ernährung der eigenen Familie bewirtschaftet. Die Verpachtung ganzer Betriebe oder von Einzelflächen erfolgte bis Die Entstehung des Ortes wird auf 1287 datiert. Die dahin sehr vereinzelt. Größere Industrieansiedlungen erste urkundliche Erwähnung war im Jahr 1300. waren bei der guten Bodenqualität ausgeschlossen. Damals war sein Name „Bonretheren“. Der Name veränderte sich im Laufe der Jahre in „To Rederen“ (1376-1379), „Rheren“ (1540), „Rerenn“( 1559) „Reddern“ (1609), später Rehren. Namendeutung: Rehren stammt entweder von „redder = Weg oder Raum zwischen zwei lebendigen Hecken“ (vom englischen Wort „road= Weg, Straße“ stammend) oder von „rêt =Ridg Schilf“. Um 1300 wurden Bauern zur Bewirtschaftung der Ländereien der Herrenschicht nach dem Meierrecht eingesetzt. Diese Bauern siedelten auf den Ländereien; so entstanden auch die ersten Höfe in Postkarte aus den 60er Jahren (Alte Schule Rehren, Rehrener Rehren. Str. Nordbrucher Str. Rehrwieher Str. Kriegerdenkmal) Einigen der Vertriebenen konnten in den Jahren Ende des 15. Jh. nahm die Bevölkerung stetig zu. 1965ff Grundstücke zur Ansiedlung in den Berei- Dies führte dazu, dass die bestehenden Siedlungen chen Walzerweg, Kleine Bünte, Gartenweg und in ausgebaut wurden. Viele Höfe wurden geteilt, Ortslagen zur Verfügung gestellt werden. 1971 dadurch befanden sich häufig 2 Bauernfamilien auf wurde das Baugebiet Kl. Bünte/Im Wiesengrund einem Hof. Später wurden Wälder gerodet und neue erweitert. Siedlungen entstanden. Ende des 16. Jh. stieg die Bevölkerung weiter an. Man versuchte auch Ackerflächen zu erweitern. Dies geschah oft auf Kosten der Weideflächen und der Waldgebiete. Entstehung der Nebendörfer Niengraben, Rehrwiehe und Nordbruch. Niengraben: Durch Waldrodung nördlich in der Nähe des Büntegrabens entstand die Siedlung „newegraven“. Der erste Steuerzahler wurde dort 1550 erwähnt. Ab 1732 wurde das Dorf selbstständig. Postkarte Rehren 70er Jahre (Bushaltestelle Nordbruch, Rehrwiehe: 1550 entstand auf Weidegrund das Schwimmbad Idensen, Gemischtwarenladen Bade „Konto“, Alte Schule Rehren) Nebendorf Rehrwiehe (wieh/Wide= Weide(nbaum) Rehren bildet seit dem 01.03.1974 mit Ohndorf und oder wid= Wald). die Gemeinde Hohnhorst. Die Nordbruch: Der Name wird im 17. Jahrhundert Gemeinden Hohnhorst, Haste, Suthfeld und Bad erstmals erwähnt. Alle Siedler zählten 1732 zur sind Mitgliedsgemeinden der Klasse der Brinksitzer. Sie waren Kleinbauern mit Samtgemeinde Nenndorf. In 1996 kam das Neubau- eigenem Haus, aber nur wenig Grundbesitz. Sie gebiet „Hinter dem Dorfe“ und 2004 „Minchens arbeiteten außerdem noch als Handwerker oder Garten“ hinzu. Tagelöhner. Bevölkerungsentwicklung in Zahlen 20. Jahrhundert: Ab August 1943 wurden in den 1525 waren die Ländereien des Gutes Stift Wunstorf Häusern Bewohner aus Hannover aufgenommen, die bereits auf 4 Bauern aufgeteilt, die es bewirtschaf- dort keine Wohnung mehr zur Verfügung hatten. teten. Die registrierten Namen waren u. a. Mathis (Matthias) und Haddendorp (Hattendorf). Erläuterungen zu den Einzelobjekten 1550 gab es nach dem Register über Viehschatz 28 Hausstätten in Rehren. 1 Einfahrt zum Hof Nr. 4 1615 waren in Rehren folgende Haus- und mit mächtigen Hofeinfahrtsbäumen Hofbesitzer registriert: • 2 Meierhöfe (Matthias, Schwake) Im Hintergrund ist das Haupthaus aus dem Jahr 1851 • 4 Höveckers (Hecht, Matthias, mit dem Dielentor zu sehen. Schwake, Wulfhagen) • 16 Kötner 1a Dielentor des Haupthauses der besonderen Art • 21 Straßen(Brink-)sitzer Das Erdgeschoss des Fachwerkhauses von 1851 • 2 Junkerleute (Junggesellen) wurde im 20. Jahrhundert in Backstein erneuert, Grundstücke/ Haushalte/Einwohner dabei wurde das Dielentor weit nach links gesetzt. am 06.12.1985 Rechts ist eine Sand- Grundstücke Haushalte Einwohner steintafel mit Inschrift Rehren 45 79 204 von 1776 zu sehen, Rehrwiehe 31 62 148 sie stammt wohl von Nordbruch 71 117 311 einem nicht vorhan- insgesamt 147 258 663 denen Kasten- brunnen Übersicht Einwohner von 1795 - 2013 (Stirnseite). Jahr Einwohnerzahl 1795 431 2 Tor – Ensemble 1905 509 1939 488 Zahlreiche landwirtschaftliche Nebengebäude 1950 990 prägten einst die Dörfer. Im Bild ist eine quer 1985 663 aufgeschlossene Fachwerkscheune der Zeit um 1880 2013 760 zu sehen. Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe Jahr Anzahl 3 Scheunentor, ursprünglich erhalten, 1945 90 idyllisch eingewachsen prägt es die Hofstelle. 1983 22 2013 3 4 Ortstypischer Fachwerkgiebel mit Dielentor Das Meierrecht, [1] ist belegt seit 1290 und bedeutet von 1858, bauzeitlich erhalten das örtlich spezifische Besitz- und Verwaltungsrecht Große, repräsentative Scheune mit reich gestaltetem der in Verwaltung gegebenen Höfe. Das Meierrecht Fachwerkgiebel eines einstigen Großbauernhofes. wurde in den Familien der bewirtschaftenden Bauern weitervererbt. Ein Bauer konnte nicht ohne besonderen Grund abgemeiert werden. Im 16. Jh. 4a Scheunentor im Detail sank das Eigentumsrecht der Herrenschicht zu einem Torbogen mit aufgemalten Torsäulen und Inschrift, Recht auf Abgaben und Leistungen herab. Die unter Denkmalschutz stehend. bewirtschaftenden Bauern wurden Eigentümer der Ländereien. Höveckers, [1] oder „Höfchen“ wurde die 2. Schicht 4b Giebel, bauzeitlich erhalten der Bauern in genannt. Sie hatten nach Das Bauernhaus des Hofes Nr. 7 ist bis auf den Morgen bemessenes Land. Der Name blieb, auch Fachwerkgiebel, der sehr dem der Scheune gleicht, wenn sie im Laufe der Zeit stattliche Höfe um 1910 massiv erneuert worden. aufbrachten. Kätner, Kötner, Kötter, Kotsasse oder auch Köter [1] kommt von Kotten. Ein Kotten war ein Hof mit 5 Torbogen im Detail geringerer Größe und niedrigerer Abgabenlast. Er Die Inschrift nennt die Bauherren, das Baujahr 1864 war – im Gegensatz zur Hufe des Vollbauern und den ausführenden Zimmermeister (Hufner) – nur mit einem kleinen Stück Land zur M (Meister) H L. Selbstversorgung und Nebenerwerbslandwirtschaft ausgestattet. Die Der Torbogen gehört zu einer Gruppe mehrerer Bewohner gehörten zur unteren dörflichen Bögen dieser Art aus der Zeit um 1850/60 in Rehren Mittelschicht und gingen in der Regel einem anderen an und ist regionaltypisch für das nördliche Haupterwerb nach. Schaumburger Land. 6 Wohnhaus einer Hofstelle mit reichem 10 Bauzeitlich erhaltenes Siedlungshaus von 1908 Ziermauerwerk von 1904 Ende des 19 Jh./Anfang des 20. Jh. wurden an der Repräsentatives zweigeschossiges Backsteinwohn- Giebelseite der Siedlungshäuser auf einer haus. Im Vergleich zu älteren Bauten sind hier eingelassenen Steinplatte Name und Datum der bereits die Wohnräume der Bauernfamilie und die Erbauung des Hauses oder kurze Sprüche Stallungen und Wirtschaftsräume in Einzelgebäude eingemeißelt. strikt getrennt. Schöne originale Hauseingangstür.

6a Zwischengebäude, Fenster Auch Nebengebäude wurden um 1900 detailreich gestaltet: Hier sind schöne bauzeitliche Eisenfenster am Stallungstrakt erhalten. 11 Ehemaliges Gasthaus mit Saal (Aselmann) 7 Historischer Kipppflug Zu sehen ist hier ein Pflug für Pferdegespanne, wie Früher haben diese früher häufig eingesetzt wurden. Die etwas die „Fuhler“ aufwendigere Konstruktion mit zwei Scharen auf auch hier ihre jedem Pflugende hatte den Vorteil, dass stets in der „Beute“ gleichen Furche gepflügt werden konnte. Zeitauf- verspeist. wendiges Wenden am Furchenende blieb so erspart.

7a Torpfeiler von 1861 Fuhlen- ein alter Faschingsbrauch: Junge Männer Der Pfeiler trägt neben der Jahreszahl der Errichtung des Ortes verkleiden sich am Sonnabend vor auch die Initialen der Erbauer (leider nicht mehr Rosenmontag und ziehen von Haus zu Haus um vollständig erkennbar). Brägenwürste (heute auch Geld) zu sammeln und alle Kinder, die ihnen begegnen, werden mit bunter Kreide bemalt. Abends werden in fröhlicher Runde Rotrock-Frauen in der Österten Tracht: die Brägenwürste verspeist.

12 Restauriertes Gartenhaus Ursprünglich wohl Werkstattgebäude. Backsteinbau von um 1910. Selten erhaltene eiserne Rundbogen- fenster aus der Bauzeit des Gebäudes.

13 Dielentor, bauzeitlich erhalten, mit Katzenloch An der Nordseite des Hauses ist noch eine alte Tischlereiwerkstatt zu sehen. Festtagstracht 1933 einer un- Sophie Tegtmeier, geb. Wille verheirateten Patin („Vaddersche“) mit Sohn Otto, geb. 1914 oder Brautjungfer („Kranzmaike“) 14 Fachwerkhaus einer Kleinhofstelle Nr. 16 von 1786 , das älteste des Ortes 8 Alte Schule mit Glocken- und Uhrenturm, Entsprechend der Jahreszahl 1786 ist das Haus eines daneben das Kriegerdenkmal der ältesten erhaltenen Gebäude in Rehren. Die Schule wurde in den Jahren 1938 und 1939 erbaut, am 02. Juli 1939 eingeweiht. Nach dem 14a Torbogen im Detail Ausbau der Mittelpunktschule Haste (Schulreform) In der Zeit von 1750-1850 war bei den Höfen die wurde der Schulbetrieb der zuletzt einklassigen Blütezeit der Inschriften am Türgericht oder den Grundschule zum 01. August 1975 eingestellt. darüber liegenden Balken. Der Text dieses Hauses in Rehrwiehe lautet: 9 Gerätehaus mit Schlauchturm (Ortsfeuerwehr) „Bis hierher hat mich Gott gebracht Durch seine Das Feuerwehrgerätehaus der 1935 gegründeten große Güte: Bis hierher hat er tag und nacht, Freiwilligen Feuerwehr Rehren A/R wurde 1937 Bewahrt herz und gemüthe, Bis hierher hat er erbaut. Der Feuerlöschverbund mit den umliegenden mich geleitet, Bis hierher hat er mich erfreut, Bis Orten hatte seinen Sitz in Rehren. hierher mir geholfen.“ 15 Alter „Rehrener Kirchweg“ (auf historischer 23 Kopfweidenreihen am Stauteich vor dem Karten so benannt, heute Landstraße) Wehr der Mühle S. Ausführungen zu Nr. 20

22 Wassermühle "Rehrener" Auemühle Die im Jahre 1851 von der Gemeinde Rehren beantragte Anlegung einer Mühle wurde 1854 vom damaligen Amt als „Kunst-Mahl- Wassermühle“ genehmigt. 1875 verkaufte die Gemeinde die Mühle an Wilhelm Meyer. Nach einem Brand in 1891 wurde die Mühle in 1892 wieder aufgebaut. Nach Stilllegung des Mahlbetriebes im Jahre 1974 wurde ein Generator Konfirmation in Hohnhorst, 1924, mit Pastor Iber eingebaut und Strom für das Netz produziert. Die Wehranlage hat ein Gefälle von 2 1⁄2 Metern. 16 "Kuhle", alte Flachsrotte, Nordbruch 21 Rötekuhle Rehren Eine Röthekuhle oder auch Flachsrotte (eine mit 24 Eisenbahnbrücke mit fünf Bögen Wasser gefüllte Grube) war ein Gewinnungsort von (über die Rodenberger Aue) Leinen und Flachsgewebe für die Herstellung von Hier führt die Bundesbahn – die Hauptstrecke der Stoffen, aus denen auch Kleidung hergestellt wurde. früheren Staatsbahn– auf einer gedrungenen Im Röteteich in Nordbruch wurde noch Ende der fünfbogigen Brücke über den Fluß. Solche 20er Jahre Flachs abgefahren. mächtigen Brücken waren auf dieser Hauptstrecke früher häufiger anzutreffen. In der Nachkriegszeit 17 Samenhandlung mit Laderampe mußten im Rahmen von Gleiserweiterungen fast alle Der Samengroßhandel wurde bis zum Jahre 2001 Neubauten weichen. Hier ist eine der Letzten zu und der Sameneinzelhandel bis zum Jahre 2008 entdecken. betrieben. Nachsatz 18 Alte Hofstelle Nr. 12 Die Auswahl der Motive stellt keine Wertung dar. Die restaurierte Hofanlage besteht aus einem statt- Ziel ist die Darstellung eines Querschnitts noch lichen Fachwerkbauernhaus der Zeit um 1850, erhaltener Zeugnisse aus historischer Zeit. Neben welches weitgehend original erhalten ist. Links den dargestellten Objekten gibt es in diesem Ort besteht eine alte Erweiterung durch einen kleinen weitere beachtenswerte Beispiele. Scheunentrakt. Bemerkenswert sind die alten Toranlagen in beiden Bauteilen. 18a Eingangstür des heutige Wohnhauses, Danksagung neu gestaltet mit ursprünglichen Elementen. Der Auflagendruck wurden von der Gemeinde Hohn-horst finanziert. Dafür sei an dieser Stelle 19 Gasthaus "Krug zum grünen Kranze" gedankt. Trotz zahlreicher Umbauten und Modernisierungen ist das Gasthaus eines der wenigen in Schaumburg Impressum noch erhaltenen älteren Kruggebäude, auch hier mit Herausgeber: Initiativgruppe „ Spurensuche“ der einer kontinuierlichen Nutzung als Gaststätte seit Schaumburger Landschaft e.V. vielen Generationen. Autor: Ingrid Möller Beiträge: Otto u. Werner Tegtmeier 20 "Bünte", Kopfweiden im Sommer Ulrich von Damaros Diese durch ständige Holznutzung geprägten Baum- Redaktion: Ute u. Dr. K.- H. Oelkers gestalten haben in den Feuchtgebieten der ganzen Druck: KORTEC, Inh. R. Kording, Südhorsten Gemarkung eine große Verbreitung. Das regelmäßig Quellen ausgeästete Holz der Weiden wurde als Brennholz und als Werkstoff für die Korbflechterei benötigt. [1] Wikipedia- Die freie Enzykopädie Besonders schöne Kopfweidenbestände finden sich Gudrun Husmeier, Geschichtliches Ortsverzeichnis entlang dieses kleinen Baches und an den Rändern für Schaumburg der Flachsrotten (Nr. 16 u. 21) sowie am Stauteich Heinrich Munk, Rehren Amt Rodenberg, Geschichte der Wassermühle (23) eines schaumburgischen Dorfes