Masterarbeit in Neuester Geschichte (NNG) Eingereicht Bei Prof
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Gemeinnützige Freiwilligenarbeit auf Gemeindeebene: eine historische Analyse am Beispiel des Gemeinnützigen Vereins Wattenwil (1866-2013) Masterarbeit in Neuester Geschichte (NNG) eingereicht bei Prof. Dr. Christian Rohr Abteilung für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte (WSU) Historisches Institut Philosophisch-Historische Fakultät Universität Bern 31. Juli 2014 Markus Sieber Geschichte (Major), Allgemein Ökologie (Minor) Vorwort des Verfassers Im Jahr 2016 wird der Gemeinnützige Verein Wattenwil (heute Ortsverein Wattenwil) sein 150-jähriges Jubiläum feiern. Der bevorstehende Anlass hat den Anstoss dafür gegeben, die eigene Vereinsgeschichte wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Zu diesem Zweck ist der Vereinsvorstand an die Abteilung für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte der Universität Bern herangetreten und hat am Historischen Institut einen Auftrag für die Erstellung einer entsprechenden Masterarbeit ausgeschrieben. Neben einem vertieften Einblick in die Vereinsgeschichte erhofft sich der Vorstand von dieser Massnahme insbe- sondere auch Denkanstösse für Aktivitäten im Jubiläumsjahr zu erhalten. Die erwähnte Projektausschreibung des Gemeinnützigen Vereins ist im Frühling 2013 erfolgt und der Verfasser der Arbeit hat schliesslich im August 2013 den definitiven Zu- schlag für die Ausarbeitung erhalten. Nicht ganz ein Jahr später liegt nun das Resultat in Form dieser Masterarbeit vor. Während des mehrmonatigen Arbeitsprozesses wurde ich von einer Reihe verschiedener Personen unterstützt, den ich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen möchte. Zunächst bedanke ich mich beim amtierenden Vereinspräsidenten Christoph Bornhauser für die gute Zusammenarbeit und die stets vorhandene Unterstützung. Frau Gerrendina Gerber-Visser, die die Masterarbeit von Seiten des Vereins als wissenschaftliche Expertin begleitet hat, gilt mein Dank für das kritische Feedback zu meinem Projektkonzept und den hilfreichen Tipps bezüglich der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur. Bei Herrn Erich Obrist möchte ich mich für die im Vorfeld des Projekts geleisteten Anstrengungen bedanken. Die von ihm zusammengestellten Listen der Präsidenten und Sekretäre sowie der vom Verein veranstalteten Vorträge haben mir nicht nur viel Arbeit abgenommen son- dern waren während des gesamten Arbeitsprozesses eine wertvolle Hilfe. Dem Wattenwi- ler Dorfchronisten Peter Herzog gilt mein Dank für die Bereitstellung seiner Dorfchronik sowie der unkomplizierten und kompetenten Beantwortung meiner Fragen. Nicht zuletzt bedanke ich mich bei Prof. Dr. Christian Rohr, der mir als wissenschaftlicher Betreuer des Historischen Instituts bei Bedarf stets beratend zur Seite stand. I Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 3 1.1 Erkenntnisleitende Fragestellungen 7 1.2 Forschungsstand 8 1.2.1 Forschungsstand der Geschichtswissenschaft 8 1.2.2 Forschungsstand der Sozialwissenschaften 12 1.3 Quellen 17 1.4 Methodisches Vorgehen 21 1.5 Aufbau der Arbeit 23 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 24 2.1 Die Vereinsgründung 24 2.2 Die Vereinsentwicklung 30 2.2.1 Vereinszweck 30 2.2.2 Vereinsorganisation 31 2.2.3 Vereinsmitglieder 32 2.2.4 Vereinsnetzwerk 35 2.2.5 Zwischen Krisen und Erneuerung: Der GVW im Wandel der Zeit 38 3. Das soziale Engagement des Vereins 48 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen 48 3.1.1 Armenfürsorge 49 3.1.2 Hilfsaktionen und Spendenwesen 61 3.2 Bildung 65 3.2.1 Verbesserung der örtlichen Schulverhältnisse 65 3.2.2 Förderung der Allgemein- und Erwachsenenbildung 70 3.3 Gesundheit und Altersfürsorge 79 3.4 Familie und Freizeit 89 4. Das politische Engagement des Vereins 93 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 100 5.1 Förderung einer modernen Infrastruktur 101 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft 107 5.3 Förderung von Handwerk und Gewerbe 123 5.4 Tourismusförderung 125 1 5.5 Ortsbild, Heimatschutz und Ortsplanung 129 5.6 Natur- und Umweltschutz 133 6. Das kulturelle Engagement des Vereins 137 6.1 Kulturvorträge und Lesungen 137 6.2 Konzertveranstaltungen 139 6.3 Filmvorführungen 141 6.4 Theater- und Kabarettaufführungen 144 6.5 Kunstausstellungen 145 7. Schlussfolgerungen 147 8. Verzeichnisse 152 8.1 Quellenverzeichnis 152 8.1.1 Gedruckte Quellen 152 8.1.2 Ungedruckte Quellen 155 8.1.3 Internetquellen 157 8.2 Literaturverzeichnis 160 8.3 Abbildungsverzeichnis 174 8.4 Tabellenverzeichnis 175 8.5 Abkürzungsverzeichnis 176 9. Anhang 179 2 1. Einleitung 1. Einleitung Die vorliegende Arbeit handelt von Menschen, die sich auf freiwilliger Basis für das Wohl ihrer Wohngemeinde und deren Bevölkerung einsetzen. Mit ihrem freiwilligen Engage- ment stehen diese Personen nicht alleine da. Laut einer aktuellen Studie des Bundesam- tes für Statistik aus dem Jahr 2008 geht in der Schweiz fast die Hälfte der Wohnbevölke- rung mit einem Alter über 15 Jahren einer freiwilligen Tätigkeit nach. 1 Sie tun dies entwe- der in institutionalisierter Form, sprich im Rahmen von Vereinen und anderen Organisati- onen, oder durch informelle Freiwilligenarbeit wie der Nachbarschaftshilfe, der Kinderbe- treuung oder der freiwilligen Betreuung von Verwandten und Bekannten, die nicht im glei- chen Haushalt wohnen. Im Durchschnitt wenden diese Menschen für ihr freiwilliges Enga- gement rund einen halben Arbeitstag pro Woche auf. Auf die gesamte Schweiz hochge- rechnet, ergibt sich daraus ein geschätztes Gesamtvolumen von knapp 700 Millionen Ar- beitsstunden, die sich je etwa zur Hälfte auf die institutionalisierte und die informelle Frei- willigenarbeit verteilen. 2 Zum Vergleich: im gesamten Gesundheits- und Sozialwesen wurden 2006 rund 706 Millionen Stunden an bezahlter Arbeit geleistet. 3 Damit wird deut- lich, dass dem freiwilligen Engagement von Bürgerinnen und Bürgern eine beträchtliche volkswirtschaftliche Bedeutung zukommt. Da rund die Hälfte der Freiwilligenarbeit in institutionalisierter Form, namentlich in Verei- nen, geleistet wird, rückten diese in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der Wis- senschaft (! Kapitel 1.2). Allerdings hat sich die Geschichtswissenschaft in dieser Hin- sicht bisher vorwiegend mit gesamtschweizerisch oder kantonal tätigen Vereinen beschäf- tigt. Sozialwissenschaftliche Studien haben in der jüngsten Vergangenheit allerdings ge- zeigt, dass sich die Mehrheit der Schweizer Bürgerinnen und Bürger in lokal agierenden Vereinen engagiert.4 Gemessen an der enormen gesellschaftlichen Bedeutung dieser kommunalen Organisationen, haben sie in der wissenschaftlichen Forschung – nament- lich im Bereich der Geschichtswissenschaft – bisher deutlich zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Die vorliegende Studie will mit ihrem Fokus auf den lokal agierenden Gemein- nützigen Verein Wattenwil (GVW) einen ersten Beitrag zur Schliessung dieser For- schungslücke leisten. Der 1866 in der bernischen Landgemeinde Wattenwil gegründeten Verein, der seinen Namen 1996 in Ortsverein Wattenwil (OVW) geändert hat, gehört einer Vereinskategorie an, die hierzulande bis heute Verbreitung findet. Im Jahr 2010 waren 9% der schweizeri- schen Vereine im Bereich der Gemeinnützigkeit tätig. Nur die Kategorien Sport (30%), 1 Vgl. Bundesamt für Statistik (BFS) 2008: 4. 2 Vgl. ebd. 4-8. 3 Vgl. ebd. 8. 4 Vgl. Traunmüller et al. 2012; Lamprecht 2012; Ammann 2011; Stadelmann-Steffen et al. 2010. 3 1. Einleitung Spiel, Hobby, Freizeit (21%) und Kultur (20%) konnten in dieser Hinsicht mehr Vereine unter sich versammeln (! Abbildung 1). Vereinshäufigkeit nach Tätigkeitsbereichen (Schweiz 2010) Sport Spiel/Hobby/Freizeit Kultur Gemeinnützigkeit Politik Kirche/Religiöse Gruppierungen Interessenvertretungen Umwelt/Natur/Menschenrechte 0 5 10 15 20 25 30 35 Anteil in % Abbildung 1: Vereinshäufigkeit nach Tätigkeitsbereichen (Schweiz 2010) 5 Historisch betrachtet, fallen die Anfänge des modernen Schweizer Vereinswesens ins Zeitalter der Aufklärung, deren Anfänge in der Schweiz im 17. Jahrhundert zu verorten sind. In dieser Phase der Geschichte begann sich eine zunehmend deutliche Trennung zwischen den Bereichen Wirtschaft, Staat, Kirche und Gesellschaft durchzusetzen. Diese Entwicklung öffnete Räume für neue Formen des gesellschaftlichen Zusammenschlusses. In der Folge entstanden in der Schweiz im 18. Jahrhundert zahlreiche sogenannte Sozie- täten. Dabei handelte es sich um freiwillige Zusammenschlüsse von Personen, die in der Regel der gesellschaftlichen Elite entstammten und ausgehend von den Idealen der Auf- klärung versuchten, gemeinsam Reformen in Staat, Kirche, Gesellschaft und Wirtschaft durchzusetzen. 6 In Bezug auf ihren konkreten Zweck lassen sich dabei fünf verschiedene Typen von Sozietäten unterscheiden: Wissenschaftliche Gesellschaften beschäftigten sich mit Fragen aus Disziplinen wie den Naturwissenschaften, der Medizin und der Theo- logie. Bildungsgesellschaften bemühten sich gelehrtes Wissen auch in den unteren sozia- len Schichten zu verbreiten. Gemeinnützige Gesellschaften widmeten sich praktischen Reformen, etwa der Förderung des Schulwesens oder der Armenfürsorge. Ökonomische Sozietäten verknüpften theoretische Erkenntnisse aus der Wissenschaft mit praktischen Anwendungen im Bereich der Landwirtschaft – seltener auch im Gewerbe. Die politischen Gesellschaften befassten sich hingegen mit der republikanischen Staatskunde. 7 Ausgehend von der Sozietätsbewegung entwickelte sich das Vereinswesen im Laufe des 19. Jahrhunderts schliesslich zu einer Massenbewegung und durchdrang zunehmend alle 5 Traunmüller et al. 2012: 53. 6 Vgl. Erne & Gull, Vereine. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D25745.php, 27.06.2014.