Gemeinnützige Freiwilligenarbeit auf Gemeindeebene: eine historische Analyse am Beispiel des Gemeinnützigen Vereins Wattenwil (1866-2013)

Masterarbeit in Neuester Geschichte (NNG) eingereicht bei Prof. Dr. Christian Rohr Abteilung für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte (WSU) Historisches Institut Philosophisch-Historische Fakultät Universität 31. Juli 2014

Markus Sieber Geschichte (Major), Allgemein Ökologie (Minor)

Vorwort des Verfassers Im Jahr 2016 wird der Gemeinnützige Verein Wattenwil (heute Ortsverein Wattenwil) sein 150-jähriges Jubiläum feiern. Der bevorstehende Anlass hat den Anstoss dafür gegeben, die eigene Vereinsgeschichte wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Zu diesem Zweck ist der Vereinsvorstand an die Abteilung für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte der Universität Bern herangetreten und hat am Historischen Institut einen Auftrag für die Erstellung einer entsprechenden Masterarbeit ausgeschrieben. Neben einem vertieften Einblick in die Vereinsgeschichte erhofft sich der Vorstand von dieser Massnahme insbe- sondere auch Denkanstösse für Aktivitäten im Jubiläumsjahr zu erhalten.

Die erwähnte Projektausschreibung des Gemeinnützigen Vereins ist im Frühling 2013 erfolgt und der Verfasser der Arbeit hat schliesslich im August 2013 den definitiven Zu- schlag für die Ausarbeitung erhalten. Nicht ganz ein Jahr später liegt nun das Resultat in Form dieser Masterarbeit vor. Während des mehrmonatigen Arbeitsprozesses wurde ich von einer Reihe verschiedener Personen unterstützt, den ich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen möchte.

Zunächst bedanke ich mich beim amtierenden Vereinspräsidenten Christoph Bornhauser für die gute Zusammenarbeit und die stets vorhandene Unterstützung. Frau Gerrendina Gerber-Visser, die die Masterarbeit von Seiten des Vereins als wissenschaftliche Expertin begleitet hat, gilt mein Dank für das kritische Feedback zu meinem Projektkonzept und den hilfreichen Tipps bezüglich der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur. Bei Herrn Erich Obrist möchte ich mich für die im Vorfeld des Projekts geleisteten Anstrengungen bedanken. Die von ihm zusammengestellten Listen der Präsidenten und Sekretäre sowie der vom Verein veranstalteten Vorträge haben mir nicht nur viel Arbeit abgenommen son- dern waren während des gesamten Arbeitsprozesses eine wertvolle Hilfe. Dem Wattenwi- ler Dorfchronisten Peter Herzog gilt mein Dank für die Bereitstellung seiner Dorfchronik sowie der unkomplizierten und kompetenten Beantwortung meiner Fragen. Nicht zuletzt bedanke ich mich bei Prof. Dr. Christian Rohr, der mir als wissenschaftlicher Betreuer des Historischen Instituts bei Bedarf stets beratend zur Seite stand.

I

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 3

1.1 Erkenntnisleitende Fragestellungen 7 1.2 Forschungsstand 8 1.2.1 Forschungsstand der Geschichtswissenschaft 8 1.2.2 Forschungsstand der Sozialwissenschaften 12 1.3 Quellen 17 1.4 Methodisches Vorgehen 21 1.5 Aufbau der Arbeit 23

2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 24

2.1 Die Vereinsgründung 24 2.2 Die Vereinsentwicklung 30 2.2.1 Vereinszweck 30 2.2.2 Vereinsorganisation 31 2.2.3 Vereinsmitglieder 32 2.2.4 Vereinsnetzwerk 35 2.2.5 Zwischen Krisen und Erneuerung: Der GVW im Wandel der Zeit 38

3. Das soziale Engagement des Vereins 48

3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen 48 3.1.1 Armenfürsorge 49 3.1.2 Hilfsaktionen und Spendenwesen 61 3.2 Bildung 65 3.2.1 Verbesserung der örtlichen Schulverhältnisse 65 3.2.2 Förderung der Allgemein- und Erwachsenenbildung 70 3.3 Gesundheit und Altersfürsorge 79 3.4 Familie und Freizeit 89

4. Das politische Engagement des Vereins 93

5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 100

5.1 Förderung einer modernen Infrastruktur 101 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft 107 5.3 Förderung von Handwerk und Gewerbe 123 5.4 Tourismusförderung 125

1

5.5 Ortsbild, Heimatschutz und Ortsplanung 129 5.6 Natur- und Umweltschutz 133

6. Das kulturelle Engagement des Vereins 137

6.1 Kulturvorträge und Lesungen 137 6.2 Konzertveranstaltungen 139 6.3 Filmvorführungen 141 6.4 Theater- und Kabarettaufführungen 144 6.5 Kunstausstellungen 145

7. Schlussfolgerungen 147

8. Verzeichnisse 152

8.1 Quellenverzeichnis 152 8.1.1 Gedruckte Quellen 152 8.1.2 Ungedruckte Quellen 155 8.1.3 Internetquellen 157 8.2 Literaturverzeichnis 160 8.3 Abbildungsverzeichnis 174 8.4 Tabellenverzeichnis 175 8.5 Abkürzungsverzeichnis 176

9. Anhang 179

2 1. Einleitung

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit handelt von Menschen, die sich auf freiwilliger Basis für das Wohl ihrer Wohngemeinde und deren Bevölkerung einsetzen. Mit ihrem freiwilligen Engage- ment stehen diese Personen nicht alleine da. Laut einer aktuellen Studie des Bundesam- tes für Statistik aus dem Jahr 2008 geht in der Schweiz fast die Hälfte der Wohnbevölke- rung mit einem Alter über 15 Jahren einer freiwilligen Tätigkeit nach. 1 Sie tun dies entwe- der in institutionalisierter Form, sprich im Rahmen von Vereinen und anderen Organisati- onen, oder durch informelle Freiwilligenarbeit wie der Nachbarschaftshilfe, der Kinderbe- treuung oder der freiwilligen Betreuung von Verwandten und Bekannten, die nicht im glei- chen Haushalt wohnen. Im Durchschnitt wenden diese Menschen für ihr freiwilliges Enga- gement rund einen halben Arbeitstag pro Woche auf. Auf die gesamte Schweiz hochge- rechnet, ergibt sich daraus ein geschätztes Gesamtvolumen von knapp 700 Millionen Ar- beitsstunden, die sich je etwa zur Hälfte auf die institutionalisierte und die informelle Frei- willigenarbeit verteilen. 2 Zum Vergleich: im gesamten Gesundheits- und Sozialwesen wurden 2006 rund 706 Millionen Stunden an bezahlter Arbeit geleistet. 3 Damit wird deut- lich, dass dem freiwilligen Engagement von Bürgerinnen und Bürgern eine beträchtliche volkswirtschaftliche Bedeutung zukommt.

Da rund die Hälfte der Freiwilligenarbeit in institutionalisierter Form, namentlich in Verei- nen, geleistet wird, rückten diese in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der Wis- senschaft (! Kapitel 1.2). Allerdings hat sich die Geschichtswissenschaft in dieser Hin- sicht bisher vorwiegend mit gesamtschweizerisch oder kantonal tätigen Vereinen beschäf- tigt. Sozialwissenschaftliche Studien haben in der jüngsten Vergangenheit allerdings ge- zeigt, dass sich die Mehrheit der Schweizer Bürgerinnen und Bürger in lokal agierenden Vereinen engagiert.4 Gemessen an der enormen gesellschaftlichen Bedeutung dieser kommunalen Organisationen, haben sie in der wissenschaftlichen Forschung – nament- lich im Bereich der Geschichtswissenschaft – bisher deutlich zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Die vorliegende Studie will mit ihrem Fokus auf den lokal agierenden Gemein- nützigen Verein Wattenwil (GVW) einen ersten Beitrag zur Schliessung dieser For- schungslücke leisten.

Der 1866 in der bernischen Landgemeinde Wattenwil gegründeten Verein, der seinen Namen 1996 in Ortsverein Wattenwil (OVW) geändert hat, gehört einer Vereinskategorie an, die hierzulande bis heute Verbreitung findet. Im Jahr 2010 waren 9% der schweizeri- schen Vereine im Bereich der Gemeinnützigkeit tätig. Nur die Kategorien Sport (30%),

1 Vgl. Bundesamt für Statistik (BFS) 2008: 4. 2 Vgl. ebd. 4-8. 3 Vgl. ebd. 8. 4 Vgl. Traunmüller et al. 2012; Lamprecht 2012; Ammann 2011; Stadelmann-Steffen et al. 2010. 3 1. Einleitung

Spiel, Hobby, Freizeit (21%) und Kultur (20%) konnten in dieser Hinsicht mehr Vereine unter sich versammeln (! Abbildung 1).

Vereinshäufigkeit nach Tätigkeitsbereichen (Schweiz 2010)

Sport Spiel/Hobby/Freizeit Kultur Gemeinnützigkeit Politik Kirche/Religiöse Gruppierungen Interessenvertretungen Umwelt/Natur/Menschenrechte 0 5 10 15 20 25 30 35 Anteil in %

Abbildung 1: Vereinshäufigkeit nach Tätigkeitsbereichen (Schweiz 2010) 5

Historisch betrachtet, fallen die Anfänge des modernen Schweizer Vereinswesens ins Zeitalter der Aufklärung, deren Anfänge in der Schweiz im 17. Jahrhundert zu verorten sind. In dieser Phase der Geschichte begann sich eine zunehmend deutliche Trennung zwischen den Bereichen Wirtschaft, Staat, Kirche und Gesellschaft durchzusetzen. Diese Entwicklung öffnete Räume für neue Formen des gesellschaftlichen Zusammenschlusses. In der Folge entstanden in der Schweiz im 18. Jahrhundert zahlreiche sogenannte Sozie- täten. Dabei handelte es sich um freiwillige Zusammenschlüsse von Personen, die in der Regel der gesellschaftlichen Elite entstammten und ausgehend von den Idealen der Auf- klärung versuchten, gemeinsam Reformen in Staat, Kirche, Gesellschaft und Wirtschaft durchzusetzen. 6 In Bezug auf ihren konkreten Zweck lassen sich dabei fünf verschiedene Typen von Sozietäten unterscheiden: Wissenschaftliche Gesellschaften beschäftigten sich mit Fragen aus Disziplinen wie den Naturwissenschaften, der Medizin und der Theo- logie. Bildungsgesellschaften bemühten sich gelehrtes Wissen auch in den unteren sozia- len Schichten zu verbreiten. Gemeinnützige Gesellschaften widmeten sich praktischen Reformen, etwa der Förderung des Schulwesens oder der Armenfürsorge. Ökonomische Sozietäten verknüpften theoretische Erkenntnisse aus der Wissenschaft mit praktischen Anwendungen im Bereich der Landwirtschaft – seltener auch im Gewerbe. Die politischen Gesellschaften befassten sich hingegen mit der republikanischen Staatskunde. 7

Ausgehend von der Sozietätsbewegung entwickelte sich das Vereinswesen im Laufe des 19. Jahrhunderts schliesslich zu einer Massenbewegung und durchdrang zunehmend alle

5 Traunmüller et al. 2012: 53. 6 Vgl. Erne & Gull, Vereine. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D25745.php, 27.06.2014. 7 Vgl. Degen 2010: 64. 4 1. Einleitung

Lebensbereiche. Immer mehr Menschen begannen sich freiwillig in Vereinen zusammen- zuschliessen, um gemeinsam ihre politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Ziele zu verfolgen. 8 Insgesamt wurden im Verlauf des 19. Jahrhunderts in der Schweiz schätzungsweise 30 000 Vereine gegründet. Diese starke Zunahme, die zu Beginn des Jahrhunderts zunächst eher gemächlich einsetzte, begann ab 1860 sprunghaft zu stei- gen. 9 Auch die Gründung des Gemeinnützigen Vereins Wattenwil (GVW) fiel in diese starke Wachstumsphase.

Der Anteil der Gemeinnützigen Vereine an der kantonalbernischen Vereinslandschaft wird für das 19. Jahrhundert auf etwa 10% geschätzt. 10 Kurt Demme, der 1904 eine Untersu- chung zu den humanitären und gemeinnützigen Bestrebungen und Anstalten des Kantons Bern veröffentlichte, zählte allein bei den Organisationen, die sich als Sektion der Öko- nomischen und Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern (OGG) angeschlossen hatten, insgesamt 19 unterschiedliche gemeinnützige Vereine (! Abbildung 2). Daneben existierte eine Vielzahl vergleichbarer Institutionen, wie etwa die zahlreichen Frauenverei- ne, die sich unabhängig von der OGG der gemeinnützigen Arbeit verschrieben hatten.

Gemeinnützige Zweigvereine der OGG (1904)

Konolfingen Stadt Bern Oberaargau Signau Sensebezirk Burgdorf Wohlen-Meikirch-Kirchlindach Münchenbuchsee Amt Schwarzenburg Wäckerschwand Saanen Schüpfen Wimmis Bolligen Zimmerwald Wattenwil Grafenried-Fraubrunnen 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600

Anzahl Mitglieder

Abbildung 2: Gemeinnützige Zweigvereine der OGG (1904) 11

8 Vgl. Erne 2011: 205. 9 Vgl. Jost 1992: 468. 10 Vgl. Erne 2011: 208. 11 Demme 1905: 168. STAB A 6050. 5 1. Einleitung

Die Geschichte der OGG wurde im Rahmen eines grossen Forschungsprojekts an der Universität Bern in den letzten Jahren intensiv erforscht. Allerdings standen dabei Arbei- ten im Vordergrund, die sich dem Zeitraum 1750-1850 widmeten.12 Eine Ausnahme stellt die Publikation Kartoffeln, Klee und kluge Köpfe. Die Oekonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern OGG (1759-2009) von Stuber et al. dar, die den zeitlichen Bogen bis in die Gegenwart schlägt. 13 Über die zahlreichen lokalen Zweigvereine der OGG ist bisher hingegen nur sehr wenig bekannt. Gleiches gilt für die vielen örtlichen ge- meinnützigen Organisationen, die der OGG nicht angehörten.

Die Analyse des Gemeinnützigen Vereins Wattenwil (GVW) bietet in diesem Zusammen- hang die Möglichkeit, erstmals einen vertieften Einblick in eine dieser lokal agierenden Organisationen zu erhalten. Da der Verein seit seiner Gründung 1866 für verschiedene Projekte mit der OGG zusammenspannte und ihr zwischen 1888 und 1978 auch offiziell als Zweigverein angehörte, kann dabei zum einen die Zusammenarbeit der OGG mit ei- nem ihrer Lokalvereine näher beleuchtet werden. Andererseits verstand sich der Gemein- nützige Verein stets als unabhängige Organisation und nicht bloss als verlängerter Arm der OGG. Entsprechend hat sich die Zusammenarbeit der beiden Organisationen auf ein- zelne Themenbereiche beschränkt. Viele seiner Tätigkeiten verfolgte der Wattenwiler Verein hingegen unabhängig von der OGG. Dies trifft besonders auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zu, in der die beiden Organisationen immer weniger gemeinsame Be- rührungspunkte aufwiesen und in der schliesslich der Austritt des Vereins aus der OGG erfolgte.

Der Gemeinnützige Verein Wattenwil (GVW) bietet insofern eine hervorragende Aus- gangslage, um die vielfältigen Ausprägungen der freiwilligen Gemeinnützigkeit sowie ihre historische Entwicklung erstmals auf kommunaler Ebene zu untersuchen und dabei ihren nicht zu unterschätzenden Beitrag für unsere Gesellschaft sichtbar zu machen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird zur Bezeichnung des Gemeinnützigen Vereins Wattenwil nachfolgend in der Regel dessen Abkürzung GVW verwendet.

12 Vgl. den Internetauftritt des Forschungsprojekts: http://www.oeg.hist.unibe.ch/4/startseite.html, 30.06.2014. 13 Stuber et al. 2009. 6 1. Einleitung 1.1 Erkenntnisleitende Fragestellungen

1.1 Erkenntnisleitende Fragestellungen Die vorliegende Masterarbeit ist die erste wissenschaftliche Studie, die sich mit der Ver- einsgeschichte des GVW auseinandersetzt. Sie betritt in diesem Zusammenhang sowohl bezüglich der verschiedenen Bereiche der gemeinnützigen Tätigkeit als auch hinsichtlich des Vereinsnetzwerks, das die Basis für die Zusammenarbeit des GVW und seinen Part- nerorganisationen bildete, oftmals Neuland (! Kapitel 1.2). Entsprechend besteht das Ziel dieser Untersuchung primär darin, einen fundierten Überblick zu den verschiedenen Arbeitsfeldern und Tätigkeiten des GVW zu erarbeiten sowie deren Wandel im Verlauf der Vereinsgeschichte unter Berücksichtigung des jeweiligen historischen Kontextes zu ana- lysieren. Ausgehend von diesem Ziel wurde der nachfolgende Fragenkomplex entwickelt, der im Rahmen dieser Arbeit beantwortet werden soll:

• In welchen Tätigkeitsbereichen hat sich der GVW für das Gemeinwohl des Dor- fes Wattenwil engagiert? • Welchen Veränderungen unterlagen diese Tätigkeiten in der bald 150-jährigen Geschichte des Vereins? • Was waren die Gründe für diese Veränderungen?

Aufgrund der enormen Bandbreite, die der Verein seit seiner Gründung an den Tag gelegt hat, der in vielen Bereichen noch weitgehend fehlenden wissenschaftlichen Literatur (! Kapitel 1.2) und der oftmals schwierigen Quellenlage (! Kapitel 1.3), ist die Beantwor- tung dieser Fragen eine grosse Herausforderung. Dennoch bietet die Arbeit diesbezüglich einen ersten ausführlichen Überblick (! Kapitel 2-6).

Schwieriger gestalten sich Fragen zur Mitgliederstruktur des Vereins und deren Verände- rung über die Zeit. Die verfügbaren Quellen erlauben hier oft nur bescheidene Rück- schlüsse. Gleiches gilt für Fragen zum lokalen und regionalen Vereinsnetzwerk. Die nach- folgend zusammengestellten Fragen können daher im Rahmen dieser Arbeit nur ansatz- weise beantwortet werden. Sie sollen aber soweit als möglich, dennoch Eingang in die Untersuchung finden (! Kapitel 2):

• Welche Dorfbewohner engagierten sich im GVW und wie hat sich die Mitglieder- struktur im Verlauf der Vereinsgeschichte verändert? • Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit und die Aufgabenteilung zwischen dem GVW, den Gemeindebehörden und anderen lokalen Akteuren? • Wie sah das Vereinsnetzwerk ausserhalb der Gemeinde Wattenwil aus? Mit wel- chen Institutionen arbeite der GVW zu welchen Zwecken zusammen?

7 1. Einleitung 1.2 Forschungsstand

1.2 Forschungsstand Eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Geschichte des GVW und der für deren Erforschung zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Literatur birgt aufgrund des langen Untersuchungszeitraums (1866-2013) und den zahlreichen Betätigungsfeldern des Vereins erhebliche Herausforderungen. Ferner führte auch der starke lokale Fokus der Studie immer wieder zu Schwierigkeiten. Literatur die wissenschaftlichen Kriterien genügt, ist für die Gemeinde Wattenwil oder das Amt Seftigen bisher nur spärlich vorhanden. Oft bleibt deshalb nichts anderes übrig, als auf Literatur zurückzugreifen, die sich räumlich auf kantonaler oder gesamtschweizerischer Ebene bewegt. Das macht die Literaturrecherche nicht nur aufwendig, sondern häufig auch schwierig. Nachfolgend werden die Resultate dieses komplexen Arbeitsprozesses kurz erläutert. Dabei soll verdeutlicht werden, auf welche Literatur sich die Studie im Wesentlichen stützt und in welchen Bereichen derzeit noch Forschungslücken bestehen. Das Kapitel beginnt mit einem Blick auf den aktuellen Forschungsstand der Geschichtswissenschaft. Dabei wird zum einen auf die historische Vereinsforschung eingegangen und zum anderen die verfügbare Literatur zu den einzel- nen Betätigungsfeldern des GVW besprochen. Aufgrund der enormen Bandbreite der Vereinstätigkeit und des beschränkten Umfangs dieser Arbeit kann diese Abhandlung allerdings nur summarisch erfolgen. Im zweiten Unterkapitel wird der Blick über die eige- nen disziplinären Grenzen hinaus gerichtet, da auch die Sozialwissenschaften sich in der Vergangenheit intensiv in der Vereinsforschung betätigt und in dieser Hinsicht auch zur Thematik der Gemeinnützigkeit wertvolle Ergebnisse geliefert haben.

1.2.1 Forschungsstand der Geschichtswissenschaft Die Geschichtswissenschaft hat die zentrale Rolle der Vereine für die politische und kultu- relle Entwicklung der Schweiz bereits früh entdeckt. 14 Die älteste Übersicht zum schwei- zerischen Vereinswesen bietet ein Artikel von Heinrich Kurz aus dem Jahr 1866. 15 Nur fünf Jahre später veranlasste die Bundesverwaltung anlässlich der Wiener Weltausstel- lung von 1873 erstmals eine gesamtschweizerische Statistik sämtlicher Vereine für Bil- dungszwecke. Neben einer Überblicksdarstellung enthielt die Publikation auch eine histo- rische Einleitung über das Vereinswesen des 18. und 19. Jahrhunderts.16 Kurt Demme hat 1905 eine ähnliche Arbeit für den Kanton Bern vorgelegt, in der er die kantonalen humani- tären und gemeinnützigen Vereine und Anstalten in lexikalischer Form erfasst hat.17 Dar- über hinaus fanden Vereine besonders dann das Interesse der Wissenschaft, wenn sie eine politische Wirksamkeit erzielten, wie etwa die Helvetische Gesellschaft im 18. Jahr-

14 Vgl. Im Hof 1986: 53. 15 Vgl. Kurz 1866: 21-40. NB G 5253/54. 16 Vgl. Keller & Niedermann 1877. NB Gq 2267. 17 Vgl. Demme 1905. STAB A 6050. 8 1. Einleitung 1.2 Forschungsstand

hundert oder die Studenten-, Turn-, Schützen- und Gesangsvereine des 19. Jahrhunderts, die in der Schweiz einen wesentlichen Einfluss auf die Bildung eines liberal-demokrati- schen Nationalbewusstseins hatten.18 Nach diesen ersten Untersuchungen der schweize- rischen Vereinsgeschichte blieben weitere umfassende Studien für mehrere Jahrzehnte aus. Bei den wenigen Arbeiten, die danach erschienen sind, handelte es sich jeweils um Einzeluntersuchungen, die spezifische Vereinstypen in den Fokus nahmen. 19 Für die vor- liegende Arbeit ist in dieser Hinsicht vor allem die Studie von Kurt Guggisberg und Her- mann Wahlen zur Ökonomischen und Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern (OGG) zu nennen, mit welcher der GVW, wie bereits erwähnt, zeitweise zusammengear- beitet hat.20

Von diesen wenigen Arbeiten abgesehen, setzte eine systematische Erforschung des schweizerischen Vereinswesens erst in den 1980er Jahren mit den Studien von Ulrich im Hof und François de Capitani zur Helvetischen Gesellschaft ein. 21 Ausgehend von diesen Untersuchungen wurde die Sozietätsbewegung des 18. Jahrhunderts, innerhalb der oft- mals auch gemeinnützige Motive eine wesentliche Rolle spielten, für die Schweiz erstmals als Gesamtphänomen erforscht. 22 Vorbild waren dabei Studien aus dem Ausland, insbe- sondere die Arbeiten des Franzosen Maurice Agulhon, der die Verwendung des Begriffs Sozietät, eine Anlehnung an das französische Wort sociabilité, geprägt hat. 23 Wie in Frankreich war die entsprechende Forschung auch in Deutschland zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich stärker fortgeschritten als in der Schweiz.24 Seither sind aber auch hierzu- lande weiterführende Arbeiten erschienen, so dass heute für den Zeitraum des 17. bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts auf eine Reihe fundierter wissenschaftlicher Publikationen zurückgegriffen werden kann. 25 Da sich diese Veröffentlichungen allesamt dem Zeitraum vor der Gründung des GVW widmeten, können sie für die vorliegende Arbeit allerdings nur als Kontextualisierungshilfe verwendet werden. Trotzdem ist die entsprechende Lite- ratur eine wichtige Grundlage, denn sie erlaubt es, die Gründung des Vereins im Jahre 1866 vor dem Hintergrund einer zeitlich deutlich weiter zurückreichenden und thematisch

18 Vgl. Im Hof 1986: 53. Als Beispiel nennt im Hof diesbezüglich die politische Geschichte der Schweiz von Dierauer. Vgl. Dierauer 1912: 366-376; Dierauer 1917: 466-462. 19 Vgl. Jost 1992: 467. Jost verweist hierbei beispielhaft auf die Arbeiten von Viola 1941; Fueter 1941; Milstein 1972. 20 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959. 21 Vgl. Im Hof & de Capitani 1983. 22 Vgl. Im Hof 1986; Erne 1988; Jost & Tanner 1991. 23 Vgl. Agulhon 1986: 13-23. Für eine erste Einführung zum Forschungsstand in Frankreich vgl. Reichardt 1986: 27-42. 24 Vgl. Dunn 1986: 43-52. 25 Für eine entsprechende literarische Übersichtsdarstellung vgl. Erne & Gull, Vereine. HLS- Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D25745.php, 27.06.2014. Ergänzend sei an dieser Stelle auch auf die zahlreichen Publikationen im Rahmen des Forschungsprojekts zur OGG an der Universität Bern verwiesen. Für eine Liste sämtlicher Publikationen vgl.: http://www.oeg.hist.unibe.ch/5/aktivitaeten-und-publikationen.html#4, 14.04.2014. 9 1. Einleitung 1.2 Forschungsstand

nicht ausschliesslich auf Gemeinnützigkeit ausgerichteten gesellschaftlichen Entwicklung zu betrachten und entsprechend einzuordnen (! Kapitel 1).

Deutlich schwieriger gestaltet sich die Suche nach wissenschaftlicher Literatur zum Ver- einswesen für die zweite Hälfte des 19. und insbesondere für das 20. Jahrhundert. Die für diese Zeitspanne vorliegende Literatur hat oft nur skizzenhaften Charakter26 oder be- leuchtet ausschliesslich die Vereinskultur spezifischer gesellschaftlicher Gruppen bezie- hungsweise einzelner Vereinstypen 27 und ist aufgrund ihrer thematischen Ausrichtung daher nur schwerlich mit dem GVW zu vergleichen. Eine Ausnahme stellt die Studie von Beatrice Schumacher zur Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) dar. 28 Hier wird die Geschichte der Gemeinnützigkeit für das 19. und 20. Jahrhundert aus der Perspektive einer schweizweit tätigen Organisation analysiert. Das bringt den Vorteil, dass die Tätigkeiten des lokal agierenden GVW bis zu einem gewissen Grad vor dem Hintergrund der gesamtschweizerischen Entwicklung der privaten Gemeinnützigkeit un- tersucht werden kann (! Kapitel 1 & 2). In ähnlicher Weise verhält es sich mit der Publi- kation von Martin Stuber et. al. zur Geschichte der Ökonomischen und Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern (OGG).29 Im Gegensatz zur Schweizerischen Gemeinnüt- zigen Gesellschaft war der GVW von 1888-1978 ein aktives Mitglied der OGG. Wie be- reits erwähnt, gab es in dieser Zeit besonders im Bereich des Kurs- und Vortragswesens wiederholt eine Zusammenarbeit der beiden Organisationen. Die Publikation von Stuber et al. fokussiert allerdings sehr stark auf die Entwicklungsgeschichte der OGG und bein- haltet nur wenige Informationen zur konkreten Zusammenarbeit mit ihren lokalen Zweig- vereinen. Mit ihrem Fokus auf eine der zahlreichen regionalen und lokalen Sektionen der OGG betritt die Studie zum GVW deshalb weitgehend Neuland. Ein vertieftes Verständnis zur genauen Ausprägung und Funktionsweise des gemeinnützigen Netzwerks der OGG würde deshalb weiterreichende Untersuchungen voraussetzten. Die vorliegende Arbeit kann in dieser Hinsicht lediglich erste Ansätze liefern ( ! Kapitel 2.2.4).

Die bis dato von der Geschichtswissenschaft vernachlässigte Erforschung des Vereins- wesens nach 1850 mag zunächst erstaunen, fällt doch die Hälfte der gesamten Vereins- gründungen im Zeitraum zwischen dem 18. Jahrhundert und dem Ersten Weltkrieg in die Phase nach 1888. 30 Allerdings dürfte die enorme Steigerung der Vereinsgründungen, die zudem mit einer starken Ausdifferenzierung in verschiedenste Vereinstypen einherging,

26 Vgl. die Beiträge von Jost 1991: 7-29; Jost 1992: 467-484; Degen 2010: 59-97; Erne 2011: 205- 211; Erne & Gull, Vereine. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D25745.php, 27.06.2014. 27 Vgl. Messmer 1988; Schwaar 1990; Tanner 1995. 28 Vgl. Schumacher 2010. 29 Vgl. Stuber et al. 2009. 30 Vgl. Jost 1992: 468. 10 1. Einleitung 1.2 Forschungsstand

einer der Gründe dafür sein, wieso es bisher bei skizzenhaften Überblicksdarstellungen oder Publikationen zu spezifischen Vereinstypen geblieben ist. 31 Darüber hinaus könnten auch die oftmals schwierige Quellenlage beziehungsweise der nicht selten fehlende Quel- lenzugang eine gewisse Rolle gespielt haben. Im Gegensatz zu staatlichen Dokumenten sind Akten von Vereinen zumeist nicht in öffentlich zugänglichen Archiven vorzufinden, sondern befinden sich bestenfalls in Privatarchiven, die allerdings häufig nicht archiva- risch erschlossen sind. In dieser Hinsicht haben Institutionen wie das Archiv für Agrarge- schichte (AfA) oder das Schweizerische Sozialarchiv (SAS) mit der systematischen Er- schliessung unterschiedlichster privater Archivbestände in den letzten Jahren äusserst wertvolle Arbeit geleistet und die erwähnten Zugangsschwierigkeiten zumindest teilweise aufgehoben. 32

Nebst der nach wie vor lückenhaften Forschung zum schweizerischen Vereinswesen des 19. und 20. Jahrhunderts fehlt es auch in vielen Bereichen der Vereinstätigkeit des GVW, wie etwa der privaten Armenfürsorge oder der Förderung der Volksbildung, nach wie vor an ausreichend wissenschaftlicher Literatur. In dieser Hinsicht hat sich die umfassende Publikation zur Geschichte des Kantons Bern von Martig et. al. als wertvolle Orientie- rungshilfe erwiesen. 33 Darin wird die für den Untersuchungszeitraum der vorliegenden Studie relevante soziale, politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Kantons Bern skizziert. Die entsprechenden Ausführungen ermöglichen es, die Geschichte des GVW vor dem Hintergrund dieser übergeordneten Entwicklungen zu reflektieren (! Kapi- tel 2). Darüber hinaus bietet die Veröffentlichung auch zahlreiche weiterführende Informa- tionen zu einzelnen Themen wie dem Armen-, Vereins- Schul- oder Berufsbildungswesen und liefert wichtige Angaben zu weiterführender Literatur. Sie macht allerdings auch deut- lich, dass viele dieser Themen bisher nur ansatzweise erforscht sind und sich bis dato primär auf Entwicklungen in Städten konzentriert haben. Erst in den letzten Jahren ist auch die Erforschung der ländlichen Gesellschaft merklich in Bewegung geraten. Eine weitere wichtige Informationsquelle stellte das Historische Lexikon der Schweiz (HLS) dar, das mit seinem lexikalischen und wissenschaftlich fundierten Aufbau in vielen themati- schen Bereichen eine wichtige Hilfe war. 34

31 Vgl. Jost 1992: 477-481. Jost strukturiert die beinahe unerschöpfliche Vielfalt der Vereine des 19. Jahrhunderts anhand von 12 Kategorien: 1. Wissenschaftliche und kulturelle Vereine. 2. Gesangs-, Musik- und Theatervereine. 3. Religiöse Vereine. 4. Turn- und Sportvereine. 5. Ge- meinnützige Vereine. 6. Versicherungen, Hilfskassen und Unterstützungsvereine. 7. Landwirt- schaftsvereine. 8. Handels- und Industrievereine. 9. Gewerbe- und Berufsvereine. 10. Arbeits- vereine und Gewerkschaften. 11. Politische Vereine und Parteien. 12. Schützen- und Militärver- eine. 32 Vgl. Archiv für Agrargeschichte (Afa): http://www.histoirerurale.ch, 15.04.2014; Schweizerisches Sozialarchiv (SAS): http://www.sozialarchiv.ch, 15.04.2014. 33 Martig et al. 2011. 34 Historisches Lexikon der Schweiz (HLS): http://www.hls-dhs-dss.ch/, 30.06.2014. 11 1. Einleitung 1.2 Forschungsstand

1.2.2 Forschungsstand der Sozialwissenschaften In den Sozialwissenschaften wird das freiwillige Engagement von Bürgerinnen und Bür- gern seit Jahrzehnten intensiv erforscht. Da ein beträchtlicher Teil dieser Freiwilligenarbeit innerhalb von Vereinen geleistet wird, wurde auf diese ein besonders starkes Augenmerk gerichtet.35 Mehrere Studien haben in der Vergangenheit deren unersetzliche Bedeutung für das öffentliche Leben der Schweiz aufgezeigt und dabei deutlich gemacht, dass so- wohl das politische System als auch viele öffentliche Einrichtungen ohne das freiwillige Engagement von Bürgerinnen und Bürgern empfindlich geschwächt würden. 36 Die zahl- reichen Erkenntnisse der sozialwissenschaftlichen Forschung fliessen zwar nicht direkt in die vorliegende Arbeit ein, sie bilden aber den groben theoretischen Rahmen, innerhalb dessen sich die vorliegende Studie bewegt und sollen deshalb an dieser Stelle kurz vor- gestellt werden.

Als Begründung für die in der Schweiz besonders zentrale Rolle von Vereinen im öffentli- chen Leben wird in den Sozialwissenschaften vor allem auf das hierzulande stark ausge- prägte Prinzip der Subsidiarität verwiesen. 37 Damit ist die Vorstellung gemeint, „dass kol- lektive Probleme möglichst auf der gesellschaftlichen Ebene gelöst werden sollen, auf der sie anfallen und höher angesiedelte Einheiten erst eingreifen, wenn diese Kräfte versa- gen.“ 38 Seinen politisch-institutionellen Ausdruck findet das Prinzip der Subsidiarität im föderalistisch geprägten Schweizer Staat, der seinen Bürgerinnen und Bürgern bis hinun- ter auf die Ebene der Gemeinden einen weitreichenden Gestaltungs- und Entscheidungs- spielraum überlässt. Ausserdem hat sich auf der Basis des Subsidiaritätsgedankens die Überzeugung durchgesetzt, dass der Staat nur dann Leistungen zur Verfügung stellen soll, wenn die Zivilgesellschaft nicht mehr in der Lage ist, diese selbst zu übernehmen. Diese Art der Aufgabenteilung hat dazu beigetragen, dass Vereine, besonders auf lokaler Ebene, in verschiedenen Bereichen wichtige Aufgaben für die Gemeinden übernehmen.39 Gepaart mit dem in der Schweiz stark ausgeprägten Milizsystem, das bei der Erfüllung von öffentlichen Aufgaben nicht primär auf professionelle Beamte, sondern auf Bürgerin- nen und Bürger setzt, hat sich das Subsidiaritätsprinzip daher insbesondere auf der Ebe- ne der Gemeinden positiv auf die Entwicklung von Vereinen ausgewirkt. 40

35 Vgl. Nollert & Huser 2007: 18. Als formelle Freiwilligenarbeit werden alle unbezahlten Tätigkei- ten für einen Verein, eine Organisation oder für eine öffentliche Institution verstanden. 36 Vgl. Traunmüller et al. 2012: 30. 37 Vgl. Zimmer 2007. 38 Traunmüller et al. 2012: 29. 39 Vgl. ebd. 39-40. 40 Vgl. Traunmüller et al. 2012: 21-31. 12 1. Einleitung 1.2 Forschungsstand

Darüber hinaus können in den sozialwissenschaftlichen Diskussionen zur Freiwilligenar- beit drei Schwerpunkte unterschieden werden. 41

Erstens wird freiwilliges Engagement als eigenständiges Tätigkeitsfeld zwischen den bei- den Sektoren Staat und Markt(Wirtschaft) untersucht. 42 Dabei wird die Freiwilligenarbeit vor dem Hintergrund der laufend steigenden Anforderungen an den Sozialstaat bei gleichzeitig immer knapper werdenden öffentlichen Finanzierungsmitteln als unabdingba- re Alternative zur Ergänzung der beiden erwähnten Sektoren betrachtet. Neben dem be- trächtlichen volkswirtschaftlichen Beitrag durch die Freiwilligenarbeit, namentlich in Berei- chen wie dem Gesundheitswesen, der Jugendarbeit, der Kultur und dem Sport, wird hier- bei vor allem auf die ausgeprägte Bürger- und Problemnähe von Freiwilligenorganisatio- nen verwiesen, die es ihnen erlaubt, die Legitimations- und Leistungsdefizite staatlicher Organisationen auszugleichen. 43

Eine zweite Stossrichtung rückt die soziale Integrationsleistung von Freiwilligenarbeit in den Vordergrund. Zu deren Beschreibung und Erklärung wird dabei auf das theoretische Konzept des sozialen Kapitals zurückgegriffen. Sozialkapital ist ein weit gefasster Begriff, der in der sozialwissenschaftlichen Forschung nicht einheitlich ausgelegt wird.44 Verein- facht gesagt, wird darunter ein Set von informellen Werten und Normen verstanden, die von Mitgliedern einer Gruppe geteilt werden und letzteren die gegenseitige Kooperation ermöglichen oder zumindest erleichtern. 45 Diesem Verständnis nach, wirken sich Vereine positiv auf das soziale Kapital und damit auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt aus, weil sie durch ihr soziales Netzwerk die Entstehung und Aufrechterhaltung von gemein- schaftlichen Normen und Werten fördern sowie das gegenseitige Vertrauen erhöhen.46 In diesem Zusammenhang werden Vereine zudem als Schulen der Demokratie verstanden, weil sie ihren Mitgliedern demokratische Werte und Normen vermitteln und als Institutio- nen zu sichtbaren Beispielen einer aktiven demokratischen Zivilgesellschaft werden.47

41 Vgl. Bühlmann & Freitag 2007: 56. 42 In den Sozialwissenschaften wird traditionell zwischen den Sektoren Markt und Staat unter- schieden. In den letzten Jahren wurde allerdings zunehmend erkannt, dass sich dazwischen ei- ne weitere Einheit, der sogenannte Dritte Sektor, befindet. Dieser umfasst den gesamten Be- reich der sich in privater Trägerschaft befindenden Non-Profit-Organisationen und damit auch die Vereine. Vgl. Blankart & Gehrmann 2006: 36-42; Helmig et al. 2010:11. 43 Vgl. Bühlmann & Freitag 2007: 57. 44 Für eine Einführung in die verschiedenen Definitionen und Anwendungen des Konzepts des sozialen Kapitals vgl. Franzen & Freitag 2007: 7-22. 45 Vgl. Fukuyama 2000: 16. 46 Vgl. Bühlmann & Freitag 2007: 59. 47 Vgl. Hürzeler 2010: 39. 13 1. Einleitung 1.2 Forschungsstand

Der dritte Strang der sozialwissenschaftlichen Forschung beschäftigt sich mit dem sozio- demographischen Profil und den Motivstrukturen von freiwillig tätigen Menschen, sprich mit der Frage, wer aus welchen Gründen Freiwilligenarbeit leistet. 48

Im Gegensatz zur Geschichtswissenschaft, die sich bisher vorwiegend mit Vereinen mit einer schweizweiten oder zumindest regionalen Ausstrahlung beschäftigt hat, beziehen die Sozialwissenschaften lokale Vereinigungen deutlich stärker in ihre Betrachtungen mit ein. Die Grundlage für diese Bestrebungen stellt der seit 2006 regelmässig durchgeführte Freiwilligenmonitor dar, eine repräsentative Untersuchung über das freiwillige Engage- ment und das Spendenverhalten der Bevölkerung in der Schweiz.49 Im Zuge dieser Studie wurde die Vereinsstruktur der Schweiz im 21. Jahrhundert erstmals detailliert erfasst. 50 Darauf aufbauend wurden vertiefte Forschungsanstrengungen auf der Ebene der Ge- meinden vorgenommen, die gezeigt haben, dass freiwilliges Engagement in Vereinen ein primär lokales Phänomen ist. Menschen, die einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten wol- len, tun dies vorwiegend im Umfeld ihrer eigenen Wohngemeinde. Nur ein kleiner Anteil geht einer Freiwilligenarbeit mit einer gesamtschweizerischen oder einer globalen Aus- richtung nach.51 Diese starke kommunale Verflechtung von Vereinen steht damit in star- kem Kontrast zur bisherigen Ausrichtung der historischen Vereinsforschung. Mit ihrem Fokus auf den GVW als lokal agierenden Verein erweitert die vorliegende Arbeit deshalb den aktuell zur Verfügung stehenden geschichtswissenschaftlichen Forschungsstand mit der bis dato noch weitgehend fehlenden lokalen Perspektive.

Die sozialwissenschaftliche Forschung hat darüber hinaus auf Basis von quantifizierenden Studien deutlich gemacht, dass das freiwillige Engagement in Vereinen auf Gemeinde- ebene in vielen Bereichen einen unverzichtbaren Mehrwert schafft. So haben etwa Richard Traunmüller et al. aufgezeigt, dass ein vielfältiges lokales Vereinswesen, das eine grosse Bandbreite an verschiedenen Vereinstypen sowie ein weites Spektrum von Zielen und Tätigkeiten aufweist, eine höhere Engagementbereitschaft der Bürgerinnen und Bür- ger zur Folge hat. 52 Eine Studie von Cornelia Hürzeler hat darüber hinaus eine Reihe wei- terer positiver Effekte von Vereinen identifiziert, von denen Gemeinden profitieren können (! Tabelle 1).

48 Vgl. BFS 2008: 6-7; Traunmüller et al. 2012: 124-205. 49 Vgl. http://www.freiwilligenmonitor.ch, 16.04.2014. 50 Für die aktuellsten Ergebnisse vgl. Stadelmann-Steffen et al. 2010. 51 Vgl. Traunmüller et al. 2012: 21. 52 Vgl. ebd. 16. 14 1. Einleitung 1.2 Forschungsstand

Vereine können verschiedene Leistungen kostengünstiger Effizienzeffekte und/oder qualitativ besser erbringen als öffentliche Ein- richtungen.

Vereine bieten gesundheitsfördernde Angebote, leisten Präventionseffekte Integrations- und Bildungsarbeit und helfen Menschen in Notsituationen. Vereine können für ihre Vorhaben finanzielle Mittel gene- Finanzierungseffekte rieren (z. B. Spenden). Vereine verhelfen der Gemeinde und der regionalen Wirt- Einnahmeeffekte schaft zu zusätzlichen Einnahmen. Vereine Erhöhen durch ihre Angebote die Wohnortattrak- Qualitätseffekte tivität und die Lebensqualität einer Gemeinde. Vernetzungs- und Vereine geben dem sozialen Engagement Strukturen, Innovationseffekte fördern die Vernetzung und ermöglichen innovative Ideen. Vereine aktivieren die Bürger zu sozialem Engagement Aktivierungseffekte und politischer Teilhabe.

Tabelle 1: Nützliche Effekte von Vereinen für Gemeinden 53

Darüber hinaus hat sich die sozialwissenschaftliche Vereinsforschung auch mit den stei- genden Schwierigkeiten von Vereinen beschäftig, die sich diesen bei der Sicherung ihres langfristigen Fortbestehens zunehmend stellen. Verschiedene Studien haben diesbezüg- lich die rückläufige Bereitschaft von Menschen, sich in Vereinen oder anderen Organisati- onen zu engagieren, bestätigt. 54 In jüngster Vergangenheit wurde daher vermehrt danach gefragt, wie auf der lokalen Ebene der Gemeinden Rahmenbedingungen geschaffen wer- den können, die es ermöglichen, das freiwillige Engagement in Vereinen wieder stärker zu fördern. In diesem Zusammenhang wird besonders auf die Wichtigkeit einer aktiven und gut funktionierenden Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und ihren Vereinen ver- wiesen. 55 Die bereits erwähnte Studie von Cornelia Hürzeler aus dem Jahr 2010 hat in dieser Hinsicht verschiedene Einflussfaktoren definiert, die sich positiv auf eine erfolgrei- che Kooperation auswirken. (! Tabelle 2).

53 Hürzeler 2010: 41. 54 Vgl. Stadelmann-Steffen 2010: 47, 74; BFS 2008: 9. 55 Vgl. Hürzeler 2010: 77-84, 88; Traunmüller et al. 2012: 188-206. 15 1. Einleitung 1.2 Forschungsstand

Vorhandensein eines zentralen Ansprechpartners für Ver- Kontaktperson eine in der Gemeindeverwaltung und im Gemeinderat. Regelmässig stattfindende Treffen zwischen den Vertrete- rinnen und Vertretern der örtlichen Vereine zur Abstim- Treffpunkt mung von Vereinsaktivitäten und Vereinsanlässen, zum Austausch von Know-how und Ideen und zur Bündelung von Ressourcen. Sichtbarmachung der Vereine durch die Gemeinde: Bei- spielsweise mittels einer öffentlich zugänglichen und kon- tinuierlich gepflegten Vereinsliste (Veröffentlichung auf Präsentation und Gemeindewebsite, Gemeindezeitung usw.). Regelmässige Würdigung Würdigung der Vereinsarbeit etwa durch die Verleihung eines Preises für besondere Verdienste von Vereinen oder andere Massnahmen. Aktive Koordination bezüglich der den Vereinen durch die Gemeinde zur Verfügung gestellten Ressourcen (finanziel- le Mittel, Infrastruktur). Funktion der Gemeindeverwaltung Koordination als Schnittstelle und Koordinator zur Vernetzung der Ver- eine. Regionale Koordination von Gemeinden und Verei- nen !Nutzung von Synergieeffekten.

Tabelle 2: Positive Einflussfaktoren auf die Kooperation zwischen Gemeinden und Verei- nen 56

56 Hürzeler 2010: 78-79. 16 1. Einleitung 1.3 Quellen

1.3 Quellen Die Hauptquellen der vorliegenden Arbeit bilden die Sitzungsprotokolle des GVW für den Zeitraum 1898-2012 sowie ein Bericht des Wattenwiler Pfarrers Werner Glur zur Verein- stätigkeit der Jahre 1866-1896.57

Letzterer stellt für die ersten drei Jahrzehnte nach der Vereinsgründung die einzige Quelle dar, da die Sitzungsprotokolle für diese Periode nicht überliefert sind. Glurs Bericht wurde als „Beitrag für die Gesamtdarstellung der gemeinnützigen Bestrebungen in unserem Va- terlande“ für die Schweizerische Landesausstellung in Genf (1896) verfasst und dort mit einer bronzenen Medaille prämiert. 58 Als Basis für die Erarbeitung dieser Überblicksdar- stellung dienten dem Pfarrer die heute nicht mehr vorhandenen Protokolle der Periode 1866-1896 sowie seine persönlichen Erinnerungen. Im Gegensatz zu den verwendeten Sitzungsprotokollen der Jahre 1898-2012 handelt es sich bei Glurs Schriftstück daher um eine Sekundärquelle und entsprechend ist hier bei der Quelleninterpretation besondere Vorsicht geboten.59 Aus quellenkritischer Perspektive sind diesbezüglich vor allem drei Aspekte als problematisch hervorzuheben und kritisch zu diskutieren. Erstens wurde der Bericht aus der Intention heraus verfasst, ein positives Beispiel für die gemeinnützigen Bestrebungen in der Schweiz dazustellen und zudem für ein bestimmtes Zielpublikum, das Beurteilungskomitee der Landesausstellung, geschrieben. Aus dieser Konstellation heraus könnte sich die Gefahr ergeben, dass die Quelle Schwierigkeiten und Misserfolge im Bereich der Vereinstätigkeit beschönigen oder die diesbezüglichen Leistungen des GVW übertreiben könnte. Zweitens war Pfarrer Glur selbst über Jahrzehnte hinweg ein führendes Mitglied des Vereins. Auch dieser Umstand könnte dazu geführt haben, dass er das eigene gemeinnützige Werk bewusst oder unbewusst in ein zu positives Licht gerückt hat. Drittens stellt der Text eine Retrospektive dar. Bei solchen Darstellungen stellt sich immer die Frage, ob sie durch Erinnerungslücken oder –fehler beziehungsweise durch Weglassungen oder Beschönigungen verfälscht werden. Die ausgeglichene Darstellung des Berichts, in der neben den Erfolgen des Vereins durchaus auch Platz für kritische Töne ist, lässt solche Befürchtungen aber als weitgehend unbegründet erscheinen. Natür- lich hebt Glurs Schrift, ähnlich wie dies vergleichbare Textformate wie Jubiläums- oder Festschriften oft tun, primär die positiven Aspekte der Vereinstätigkeit hervor. Daneben verweist er allerdings auch auf Schwierigkeiten, Hindernisse und Misserfolge, die der Verein in den ersten 30 Jahren zu überwinden hatte. Ein Vergleich mit den Informationen aus der zweiten Hauptquelle dieser Arbeit, den Sitzungsprotokollen der Jahre 1898-2012,

57 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Jahre 1898-2012. Vereinsarchiv OVW; Glur 1896: 1-40. STAB BA 121/4. 58 Ebd. 2. 59 Als Sekundärquelle bezeichnet man die sinngemässe Wiedergabe einer Quelle in einer anderen Quelle [hier in Form des Tätigkeitsberichts]. Jordan 2005: 57. 17 1. Einleitung 1.3 Quellen

zeigt zudem, dass sich Glurs Bericht insgesamt sehr gut ins Gesamtbild der Vereinsge- schichte einfügt.

Anders als für die ersten drei Jahrzehnte der Vereinstätigkeit sind die Protokolle für den Zeitraum 1898 bis 2012 lückenlos vorhanden und bieten insgesamt einen guten Überblick zur Vereinstätigkeit in dieser Periode, auch wenn die Qualität in Bezug auf den jeweiligen Informationsgehalt stark variiert. Dies hat zum einen mit den häufig wechselnden Proto- kollführern zu tun, die hinsichtlich der inhaltlichen Tiefe der Protokollführung teilweise stark voneinander abweichen. Daher folgen in den Protokollen Passagen mit sehr aus- führlichen Schilderungen und hoher Informationsdichte auf solche, die nur stichwortartig abgefasst wurden und sich daher rückwirkend nur ansatzweise rekonstruieren lassen. Zum anderen weist die Protokollführung auch bezüglich der zeitlichen Dichte teilweise markante Unterschiede auf. Vor allem in Krisenzeiten – besonders markant während den beiden Weltkriegen – wurden die regelmässigen Zusammenkünfte der Vereinsmitglieder und die Vereinstätigkeit wiederholt stark beinhindert und entsprechend liegen für diese Phasen teilweise nur spärliche Informationen vor.

Mit der zunehmenden Professionalisierung des Vereins im Verlauf des 20. Jahrhunderts haben sich in Bezug auf die Protokollführung weitere Schwierigkeiten ergeben. Während zu Beginn der Vereinsgründung jeweils sämtliche Mitglieder an den Sitzungen teilnah- men, trat der Verein spätestens seit den 1930er Jahren nur noch für die jährlich stattfin- denden Hauptversammlungen geschlossen zusammen. Die aktive Führung und Koordina- tion der Vereinstätigkeit wurde deshalb durch einen gewählten Vorstand übernommen. Gleichzeitig wurden die einzelnen Tätigkeitsbereiche zunehmend in themenspezifische Ressorts gegliedert, die in der Verantwortung von einzelnen, teilweise auch mehreren, Vereinsmitgliedern lagen. Während die Protokolle der Vorstandssitzungen lückenlos vor- liegen, fehlen entsprechende Quellen für die einzelnen Ressorts. Dies entweder, weil sie nicht überliefert sind oder, was wahrscheinlicher erscheint, weil für diese Bereiche gar nie Protokolle geführt wurden. Darüber hinaus wurde auch die Frage nach den zwingenden Inhalten der Sitzungsprotokolle im Verlauf der Vereinsgeschichte nicht immer gleich ge- handhabt. Dies betrifft in besonderem Masse die Vereinsrechnungen, die teilweise Be- standteil der Rechnungsablage an der Hauptversammlung waren und damit in die Proto- kolle einflossen, dann aber über Jahre hinweg nicht mehr darin auftauchen. Selbst dieje- nigen Rechnungen, die Eingang in die Protokolle fanden, unterscheiden sich hinsichtlich der Detailtreue ihrer Informationen sehr stark voneinander. Dies ist umso bedauerlicher, als dass die unabhängig geführten Rechnungsbücher für den Zeitraum von 1866 bis Mitte der 1980er Jahre grösstenteils nicht überliefert sind. Ähnlich verhält es sich mit den Über- sichten zu den Vereinsmitgliedern, die teilweise direkt in den Protokollbüchern, teilweise

18 1. Einleitung 1.3 Quellen

in separaten Verzeichnissen erfolgt sind. Zudem sind die entsprechenden Informationen nicht für den gesamten Untersuchungszeitraum lückenlos vorhanden und variieren bezüg- lich ihres Informationsgehalts sehr stark. So wurde bis in die 1950er Jahre bei neuen Mit- gliedern nicht nur deren Namen, sondern auch ihr jeweiliger Beruf erfasst, was wertvolle Rückschlüsse über die berufsspezifische Zusammensetzung des Vereins erlaubt. Für die Zeit danach existieren keine solchen Angaben mehr. Diese schwierige Quellenlage hat zur Folge, dass Fragen zur Mitgliederstruktur des Vereins nur ansatzweise beantwortet werden können (! Kapitel 2.2.3).

Nebst den beiden bisher erwähnten Hauptquellen ist auch ein Teil der Vereinskorrespon- denz im Archiv des GVW erhalten. Dies betrifft vor allem den Zeitraum ab den 1970er Jahren. Für die Periode davor ist die Überlieferung nur sehr lückenhaft. Trotzdem hat eine systematische Auswertung dieser Bestände eine Reihe wertvoller Informationen zu Tage gefördert, welche die Erkenntnisse aus der Analyse der Protokollbücher erweitern oder vertiefen konnte.60

Neben dem Vereinsarchiv wurden auch die Bestände des Staatsarchivs des Kantons Bern (STAB) und der Schweizerischen Nationalbibliothek (NB) in die Quellenrecherche einbezogen. Letztere lieferte zwar keine direkten Informationen zum GVW. Dafür verfügt die NB über verschiedene Quellen, die zumindest ansatzweise einen Einblick in die bis dato noch weitgehend fehlende Ortsgeschichte Wattenwils ermöglichen.61 Im Staatsarchiv des Kantons Bern wurde zum einen nach Quellen zum Armen- und Schulwesen der Ge- meinde Wattenwil, beides zentrale Elemente der Vereinstätigkeit, gesucht. 62 Die im Zuge dieser Recherchearbeit gewonnen Informationen bereicherten die aus der Analyse des Vereinsarchivs gewonnen Kenntnisse massgeblich (! Kapitel 3). Zum anderen wurden die Protokolle des Amtsverbandes gemeinnütziger Vereine des Amtes Seftigen, dem der GVW seit seiner Gründung 1866 angehörte, ausgewertet.63 Die Hoffnungen anhand die- ser Analyse mehr Erkenntnisse zur Zusammenarbeit des GVW und seiner regionalen

60 Vgl. Vereinskorrespondenz des GVW/OVW. Jahre 1940-2013. Vereinsarchiv OVW. 61 Zur Wattenwiler Geschichte vgl. Bilder aus der Geschichte von Wattenwil im Knopf des Kirch- turms deponiert. NB O 34655. Das Dokument enthält entgegen dem Titel keine Bilder, sondern die Transkription verschiedener Berichte aus den Jahren 1692, 1733 und 1925, welche jeweils die Dorfverhältnisse zum entsprechenden Zeitpunkt schildern. Die Originale dieser Schriftstücke wurden zusammen mit den erwähnten Bildern im Knopf des Kirchturms Wattenwil deponiert. Darüber hinaus enthalten folgende Quellen Hinweise zu Teilbereichen der Geschichte Watten- wils: Studer 1983. NB Nb 35217; Einwohnergemeinde Wattenwil 2000. NB Nb 90355; Oberstu- fenzentrum Wattenwil 2002. NB Nb 95514; Messmer & Zwahlen 1987. NB Nb 12551. 62 Vgl. Armenwesen Amtsbezirk Seftigen 1832-1892. STAB BB XII D 76; Notarmenetats der Ge- meinde Wattenwil 1874-1897. STAB BB XII B 337; Hauswirtschaftlicher Unterricht in der Ge- meinde Wattenwil. STAB BB IIIb 3140; Sekundarschule Wattenwil 1902-1916. STAB BBIIIb 1782; Speisung und Bekleidung armer Schulkinder 1833-1911. STAB IIIb 3361. 63 Vgl. Protokoll des Amtsverbandes gemeinnütziger Vereine des Amtes Seftigen, 1913-1948. STAB Bez Seftigen B 653. Der betreffende Verband wurde bereits 1863 gegründet. Die Proto- kolle für die Zeit vor 1913 sind allerdings nicht überliefert. 19 1. Einleitung 1.3 Quellen

Partnerorganisation zu erhalten wurden allerdings enttäuscht. Die Protokolle liefern dies- bezüglich nur wenig brauchbare Informationen. Gleiches gilt für die Zusammenarbeit des GVW mit der Ökonomischen und Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern (OGG). Die Bestände der OGG wurden zwar vor einigen Jahren durch das Archiv für Agrarge- schichte (AfA) erschlossen und mit einem Findmittel versehen, allerdings sind die Aktivitä- ten der OGG für den Zeitraum 1850-1950 gemäss den Angaben des AfA relativ schlecht dokumentiert. 64 Aus diesem Grund wurde auf eine Auswertung der betreffenden Bestände verzichtet. Auch auf eine vertiefte Untersuchung des lokalen Netzwerkes des GVW muss- te angesichts der schwierigen Quellenlage weitgehend verzichtet werden (! Kapitel 2.2.4). Zwar gibt es zahlreiche Hinweise auf eine aktive Zusammenarbeit des GVW mit der Gemeindeverwaltung und lokalen Organisationen, wie dem Frauenverein Wattenwil oder der ortsansässigen Landwirtschaftlichen Genossenschaft, allerdings erlauben die Quellen des Vereinsarchivs keine differenzierten Rückschlüsse zur Art und Qualität dieser Zusammenarbeit. Unter Umständen könnte eine Auswertung der Archivbestände der be- treffenden Partnerorganisationen diesbezüglich für mehr Klarheit sorgen. Der Aufwand einer solchen Recherche übersteigt jedoch die Möglichkeiten der vorliegenden Studie und daher muss darauf verzichtet werden.

Für einige Kapitel dieser Arbeit wurde zudem auf die für die Gemeinde Wattenwil verfüg- baren historisch-statistischen Daten zur Wohnbevölkerung, der kommunalen Wande- rungsbilanz, den lokalen Heimatverhältnissen, dem örtlichen Armen- und Schulwesen sowie der lokalen Wirtschaftszusammensetzung zurückgegriffen. Als Quelle für das benö- tigte Zahlenmaterial dienten die Online-Datenbanken BERNHIST 65 und STAT-TAB 66 so- wie die Schweizer Volkszählungen der Jahre 1850-2000 67 und der historisch-statistische Atlas des Kantons Bern 68 .

64 Vgl. Afa. Findmittel des Bestandes Nr. 129. Ökonomische und gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern (OGG): http://www.db-agrararchiv.ch/downloads/findmittel/129Findmittel.pdf, 22.04.2014. 65 Vgl. http://www.bernhist.ch, 22.04.2014. Die Datenbank wurde durch die Abteilung Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte (WSU) des Historischen Instituts der Universität Bern aufgebaut. 66 Vgl. BFS. STAT-TAB. Die interaktive Statistikdatenbank: http://www.pxweb.bfs.admin.ch/dialog/statfile.asp?lang=1, 22.04.2014. STAT-TAB ist eine in- teraktive Datenbank des Bundesamtes für Statistik (BFS). 67 Vgl. BFS. Die Volkszählungen im Laufe der Zeit. Jahre 1850-2000: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/150/03.html, 22.04.2014. 68 Vgl. Pfister & Egli 1998. 20 1. Einleitung 1.4 Methodisches Vorgehen

1.4 Methodisches Vorgehen Die vorliegende Arbeit will einen Beitrag zur bisher kaum erforschten Entwicklung der ge- meinnützigen Vereine in der Schweiz leisten. Von den wenigen bisher existierenden Stu- dien hebt sie sich diesbezüglich vor allem dadurch ab, dass sie ihren Fokus auf einen Verein richtet, der ausschliesslich lokal agiert und seine Tätigkeit dabei auf die ländliche Gesellschaft des Dorfes Wattenwil konzentriert. Entsprechend bewegt sich die vorliegen- de Studie in räumlicher Hinsicht vorwiegend auf der Ebene der betreffenden Gemeinde.

Angesichts dieser sehr stark ausgeprägten lokalen Perspektive orientiert sich die Arbeit methodisch an der Mikrogeschichte. Diese geht davon aus, „dass durch die Erforschung im Kleinen – nicht des Kleinen – Faktoren ans Tageslicht gefördert werden können, die der Aufmerksamkeit bisher entgangen sind [...].“ 69 Ausgehend von dieser Perspektive untersucht die Mikrogeschichte einzelne Individuen, dörfliche Gemeinschaften, Wirt- schaftsverflechtungen und dergleichen. Ihr starkes Interesse an einzelnen Menschen so- wie deren Erfahrungen und Wahrnehmungen im Wandel der Zeit verbindet sie mit For- schungsrichtungen wie der historischen Anthropologie oder der Alltagsgeschichte. 70

Im Vergleich zu methodischen Ansätzen, die eher nach den grossen, prägenden Struktu- ren und Prozessen innerhalb der menschlichen Gesellschaft suchen und damit eine Mak- roperspektive einnehmen, liegt der Vorteil der Mikrogeschichte darin, „dass gerade durch die möglichst vielseitige und genaue Durchleuchtung historischer Besonderheiten und Einzelheiten für die Gesamtheit der Individuen des untersuchten Bereichs die Wechselbe- ziehungen kultureller, sozialer, ökonomischer und politisch-herrschaftlicher Momente als lebensgeschichtlicher Zusammenhang in den Blick gerät.“ 71

Die Mikrogeschichte hegt daher den Anspruch, durch die Verkleinerung des Untersu- chungsgegenstandes eine möglichst vollständige Erfassung und Kombination aller zu einem bestimmten Forschungsgegenstand verfügbaren Quellen zu ermöglichen. Die ge- genseitige Ergänzung und Spiegelung der daraus gewonnen Informationen, soll schliess- lich die Möglichkeit für neue Erkenntnisse bieten und damit letztlich auch einen Beitrag zur allgemeinen Geschichte liefern.72 Dabei wird der jeweilige historische Kontext, sprich die Makroperspektive, jedoch nie ausgeblendet. Im Unterschied zu anderen Ansätzen rekonstruiert der Mikrohistoriker diesen allerdings aus der komplexen Perspektive seines Untersuchungsgegenstandes und gelangt damit vom „Kleinen“ zum „Grossen“.73 In die- sem Sinne geht die Mikrogeschichte davon aus, dass Menschen – und damit auch die

69 Ulbricht 2009: 13. 70 Vgl. Jordan 2009: 152-162; Burghartz 2002: 206-218. 71 Medick 1994: 44-45. 72 Vgl. Ulbrich 2009: 14. 73 Vgl. ebd. 34-36. 21 1. Einleitung 1.4 Methodisches Vorgehen

„Kleinen Leute“ – als handelnde Akteure auf Strukturen und Prozesse einwirken können und ihnen nicht ohnmächtig gegenüberstehen. 74 Unser soziales Gefüge ist gemäss dieser Auffassung das Resultat von komplexen Interaktionen, die sich aus den individuellen Stra- tegien dieser Akteure ergeben. Durch die Verkleinerung des Untersuchungsgegenstandes will die Mikrogeschichte dieses komplizierte Geflecht offenlegen und es dadurch rekon- struierbar machen.75

Die vorliegende Arbeit hegt nicht den Anspruch, sämtliche der kurz skizzierten Ziele und Anforderungen einer mikrogeschichtlichen Studie zu erfüllen. Die Mikrogeschichte dient ihr vielmehr als Inspirationsquelle und Leitfaden für das methodische Vorgehen. Letzteres basiert zunächst ganz grundlegend auf der historisch-kritischen Methode, die nicht ein alleiniges Merkmal der Mikrogeschichte ist, sondern eine der wesentlichen methodischen Erkenntnisgrundlagen der Geschichtswissenschaft darstellt. Vereinfacht zusammenge- fasst beinhaltet diese Art der Analyse die drei folgenden Arbeitsschritte: 1. Findung der Fragestellung. Anschliessend Bestimmung und systematische Sammlung der verfügbaren Quellen (Heuristik). 2. Kritische Analyse der Quellen (Quellenkritik). 3. Quelleninterpretati- on auf Basis der Fragestellung. 76

Ihren eigentlichen mikrogeschichtlichen Anstricht erhält die vorliegende Studie durch ihren Fokus auf eine einzelne Dorfgemeinschaft und den hohen Grad an Tiefe, mit der die ver- fügbaren Quellen ausgewertet werden. Hierzu wurden in einem ersten Arbeitsschritt zu- nächst die Protokollbücher des GVW und die übrigen für die Arbeit relevanten Bestände des Vereinsarchivs so detailliert wie möglich untersucht und ausgewertet. Danach wurden diese Informationen, soweit dies der zeitliche Rahmen der Arbeit erlaubte, mit Quellen aus vereinsfremden Beständen ergänzt. Dieser Quellenkorpus bildete die Grundlage für die Untersuchung der Vereinstätigkeit, seiner Vereinsmitglieder und des Vereinsnetz- werks und stellte damit die eigentliche Mikroperspektive dieser Arbeit dar. Gleichzeitig wurde während des gesamten Arbeitsprozesses aber immer auch danach gefragt, in wel- chem Zusammenhang die aus den Quellen gewonnen Erkenntnisse mit wirtschaftlichen, politischen, sozialen oder kulturellen Entwicklungen standen, die sich auf einer höheren Massstabsebene als der Gemeinde Wattenwil abgespielt haben. Damit wurde gewährleis- tet, dass auch die Makroperspektive, die im Fall der vorliegenden Arbeit vor allem den Kanton Bern und den schweizerischen Bundesstaat umfasst, in genügender Weise Be- rücksichtigung fand. Die hierfür benötige Wissensgrundlage bildete ein ausführliches Lite-

74 Vgl. Ulbrich 2009: 15. 75 Vgl. Schlumbohm 1998: 22. 76 Für eine ausführliche Darstellung des methodischen Vorgehens vgl. Goetz 2006: 228-273. Der Autor bezieht sich in seinem Buch zwar auf mittelalterliche Quellen, seine methodischen Über- legungen können jedoch auch auf die Neueste Geschichte angewendet werden. 22 1. Einleitung 1.5 Aufbau der Arbeit

raturstudium zur Wirtschafts-, Sozial-, Politik- und Kulturgeschichte des Kantons Bern und der Schweiz.

1.5 Aufbau der Arbeit Der nachfolgende Hauptteil der Arbeit gliedert sich in fünf unterschiedliche Kapitel. Im Anschluss an diesen einführenden Teil folgt in Kapitel 2 zunächst eine übersichtsartige Darstellung zur Vereinsgründung im Jahr 1866 und der weiteren Vereinsentwicklung. Da- bei wird in groben Zügen die Entwicklungsgeschichte des GVW in Bezug auf den Ver- einszweck, die Vereinsmitglieder, das Vereinsnetzwerk und die Vereinstätigkeit unter Be- rücksichtigung des relevanten historischen Kontextes skizziert. Ziel des Kapitels ist es, den Lesern die nötigen Informationen für das Verständnis der nachfolgenden Kapitel 3-6 zu vermitteln, die jeweils thematisch aufgebaut sind und sich dabei vertiefend den einzel- nen Vereinstätigkeiten des GVW und deren Wandel im Verlauf der Zeit widmen. Kapitel 3 stellt diesbezüglich das soziale Engagement des Vereins in den Vordergrund, während in Kapitel 4 die politisch motivierte Vereinsarbeit genauer untersucht wird. Anschliessend folgt in Kapitel 5 ein Blick auf die Massnahmen des GVW zur lokalen Wirtschafts- und Standortförderung, bevor zum Ende des Hauptteils in Kapitel 6 die Vereinstätigkeit im kulturellen Bereich beleuchtet wird. Den Abschluss der Arbeit bilden die Schlussfolgerun- gen, in denen die zentralen Erkenntnisse der Studie in Form einer Synthese zusammen- getragen und die in der Einleitung erwähnte Fragestellungen prägnant beantwortet wer- den.

23 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.1 Die Vereinsgründung

2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013)

2.1 Die Vereinsgründung Die Initiative zur Schaffung des GVW im Jahr 1866 fiel in eine politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich turbulente Zeit. Die Gründung des Schweizerischen Bundesstaates 1848 hatte der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen konservativ und liberal gesinnten Kantonen rund 20 Jahre zuvor ein Ende gesetzt. Die Schweiz wurde zum modernen de- mokratischen Bundesstaat. Die Bundesverfassung von 1848 stellte allerdings noch keine direkte Demokratie dar – wie wir sie heute kennen. Auch auf kantonaler Ebene kann zu diesem Zeitpunkt lediglich von einer repräsentativen Demokratie gesprochen werden. Wichtige Volksrechte wie das fakultative Gesetzesreferendum oder die Verfassungsinitia- tive mussten deshalb durch die demokratische Bewegung ab den 1860er Jahren auf dem politischen Parkett zunächst hart erkämpft werden (! Kapitel 4). Damit fiel die Vereins- gründung des GVW in eine Phase, in der ein zunehmend grösser und vielfältig werdender Bevölkerungskreis mehr politische Mitsprache und einen höheren Grad an Selbstbestim- mung forderte. Dies traf insbesondere auf die Menschen in ländlichen Gebieten zu, die bisher weitgehend von der Politik ausgeschlossen waren.77

Gleichzeitig wurde das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben der Menschen durch die sich ausbreitende Industrialisierung nachhaltige verändert.78 Die Schweiz war zu Be- ginn des 19. Jahrhunderts noch eine vorwiegend agrarisch geprägte Gesellschaft, in der rund zwei Drittel der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt waren. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts – insbesondere in dessen zweiter Hälfte – verrin- gerte sich diese Zahl dann aber kontinuierlich. Technisch-organisatorische Innovationen wie die Mechanisierung und Standardisierung von Produktionsabläufen oder der Bau des schweizerischen Eisenbahnnetzes waren die Grundlagen für einen Industrialisierungspro- zess, der eine immer grössere Zahl an Arbeitskräften absorbierte. Diese fundamentale Entwicklung leitete nicht nur einen wirtschaftlichen Strukturwandel ein, sie verursachte darüber hinaus auch tiefgreifende soziale Veränderungen. Zum einen führte sie zur Ent- stehung von neuen Klassen, allen voran der Arbeiterklasse, und zur Etablierung von neu- en Lebensstilen, Mentalitäten und Konsumformen. In dieser modernen Gesellschaft spiel- ten darüber hinaus Aspekte wie Wissen und Lernen eine zunehmend zentralere Rolle. Zum anderen führte die Entwicklung langfristig zu einer starken Steigerung des Lebens-

77 Vgl. Ruffieux 2004: 666-669. 78 Die Industrialisierung ist in der Schweiz sowohl räumlich als auch zeitlich sehr unterschiedlich verlaufen. Bei den folgenden Ausführungen handelt es sich daher lediglich um eine skizzenhaf- te Darstellung der allgemeinen Entwicklung. 24 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.1 Die Vereinsgründung

standards. Dies drückte sich sowohl in einer Erhöhung des individuellen materiellen Wohlstandes als auch in einem massiven Ausbau moderner Infrastrukturen in Bereichen wie dem Verkehrs- oder Gesundheitswesen, der Energieversorgung oder der Telekom- munikation aus.79 Viele dieser Entwicklungen befanden sich zum Zeitpunkt der Vereins- gründung 1866 erst in ihren Anfängen. Allerdings beeinflussten sie die Vereinstätigkeit im weiteren Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts massgeblich.

Nebst diesen übergeordneten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verän- derungen befanden sich auch der Schweizerische Bundesstaat und seine Verwaltung 1866 in weiten Teilen noch im Aufbau. Viele seiner heutigen Aufgaben – beispielsweise im sozialen Bereich – übernahm der Staat daher erst im weiteren Verlauf des 19. und des 20. Jahrhunderts. Diese bestehenden Lücken, etwa in der Bildung, der Armen- und Kran- kenfürsorge oder der Altersvorsorge, um nur drei Beispiele zu nennen, wurden deshalb seit dem Mittelalter teilweise von privaten Organisationen oder kirchlichen Institutionen besetzt. 80 Als sich 1866 in Wattenwil eine Handvoll Männer entschlossen, auf private Initi- ative hin das Wohl der Gemeinde zu fördern, folgten sie daher einem bereits etablierten Entwicklungspfad und konnten dabei auf Vorbilder wie die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) oder die kantonal tätige Ökonomische Gesellschaft des Kantons Bern (OGG) zurückgreifen (! Kapitel 1).

Die erwähnten Gesellschaften sind im Zuge der Volksaufklärung entstanden. Dabei han- delte es sich um eine praktisch ausgerichtete Reform- und Erziehungsbewegung, die sich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts für die Popularisierung aufklärerischen Denkens und Handelns eingesetzt hatte. In den Anfängen der Bewegung ging es zunächst primär da- rum, angesichts des fortlaufenden Bevölkerungswachstums und den schwierigen klimati- schen Bedingungen, die bäuerlich-ländlichen Schichten mit den neuen Erkenntnissen der aufgeklärten Naturforschung bekannt zu machen, um auf diese Weise die landwirtschaftli- che Produktion zu steigern. 81 Neben diesem Fokus auf die Landwirtschaft wurden selte- ner auch Massnahmen zur Produktionssteigerung in Handel, Gewerbe, Bergbau und In- dustrie thematisiert. Ab den 1770er Jahren wurde die ursprünglich auf ökonomische Be- reiche beschränkte Verbreitung von nützlichem Wissen auf sittlich-moralische, medizini- sche, religiöse und politische Aspekte ausgedehnt.82 Der Adressatenkreis der Bewegung bestand nebst Bauern aus Dienstboten, Handwerkern, Hebammen sowie städtischen und ländlichen Unterschichten. Getragen wurde die Volksaufklärung zunächst von Magistraten

79 Vgl. Veyrassat, Industrialisierung. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D13824.php, 18.06.2014. 80 Vgl. Degen 2010: 59-93. 81 Vgl. Alzheimer-Haller 2004: XI-XIV. 82 Vgl. Erne, Ökonomische Gesellschaften. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16420.php, 18.06.2014. 25 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.1 Die Vereinsgründung

(hohe Staatsbeamte), Naturwissenschaftlern und engagierten Gutsbesitzern, die sich in ökonomischen und gemeinnützigen Gesellschaften zusammenschlossen. 83 Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts erweitere sich der Mitgliederkreis durch Beitritte von Geistli- chen, Ärzten, Schriftstellern, Publizisten und Wirtschaftsbeamten. Von einzelnen Regie- rungen zwar unterstützt, blieb die Volksaufklärung stets eine vorwiegend auf Privatinitiati- ve beruhende Bewegung, innerhalb der die erwähnten Gesellschaften eine zentrale Rolle spielten. 84 Zur praktischen Umsetzung ihrer Ziele erstellten letztere unter anderem topo- graphische Beschreibungen von Landschaften, versuchten wirtschaftliche Zustände und Zusammenhänge mit statistischen Methoden zu quantifizieren und schrieben Preisfragen zu verschiedensten Themen aus. Darüber hinaus vermittelten sie praktisches Wissen durch die Publikation von Zeitschriften und anderen volksaufklärerischen Schriften, bau- ten landwirtschaftliche Musterbetriebe auf und engagierten sich im Bereich der Berufsbil- dung. 85 In der Geschichtswissenschaft wird die Phase der Volkaufklärung für gewöhnlich mit dem Zeitraum 1750-1848 gleichgesetzt. 86 Die Umstände rund um die Gründung des GVW zeigen indes, dass die Bewegung auch darüber hinaus eine gesellschaftliche Wir- kung erzielt hat.

Die Vereinsgründung des GVW im Jahr 1866 wurde durch den damals zwanzigjährigen Johann Friedrich Schär angeregt, der ein Jahr zuvor seine Ausbildung zum Lehrer am Seminar in Münchenbuchsee abgeschlossen und daraufhin seine erste Stelle an der ge- meinsamen Oberschule Wattenwil angetreten hatte.87 Gemäss eigenen Angaben wurde Schär bei seiner Initiative massgeblich von der Lektüre des „Goldmacherdorfes“ von Hein- rich Zschokke inspiriert.88 Die 1817 erstmals publizierte volksaufklärerische Erzählung ist bis heute in zahllosen Auflagen und Übersetzungen erschienen und steht literaturge- schichtlich in der Tradition der aufklärerischen Dorfutopie, der etwa auch Johann Heinrich Pestalozzis „Lienhard und Gertrude“ zugerechnet wird. 89

Im Zentrum von Zschokkes Erzählung steht der Protagonist Oswald, der nach Jahren des Kriegsdienstes in sein Heimatdorf Goldenthal zurückkehrt. Zu seinem Schrecken hat sich letzteres in der Zeit seiner Abwesenheit zu einem Ort bitterer Armut und grosser Verwahr- losung entwickelt. Die dörfliche Atmosphäre des ehemals stattlichen Ortes wird nun, so muss Oswald feststellen, von der Faulheit der ansässigen Bevölkerung, der grassieren-

83 Vgl. Alzheimer-Haller 2004: XI-XIV. 84 Vgl. Böning et al. 2007: 9. 85 Vgl. Erne, Ökonomische Gesellschaften. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16420.php, 18.06.2014. 86 Vgl. Böning et al. 2007; Alzheimer-Haller 2004. 87 Vgl. Schär 1924: 201-220. UB ZB SW 3473; Glur 1896: 5-6. STAB BA 121/4. 88 Vgl. Schär 1924: 214. UB ZB SW 3473. Für ein kommentierte Fassung von Zschokkes Goldma- cherdorf vgl. Böning & Ort 2007. 89 Vgl. Böning & Ort 2007: 247-293. 26 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.1 Die Vereinsgründung

den Bettelei, der weit verbreiteten Trunksucht sowie dem gegenseitigen Hass und der Missgunst der Dorfbewohner verpestet. Schockiert von diesen unhaltbaren Zuständen, entscheidet Oswald, sich für eine Verbesserung der dörflichen Verhältnisse einzusetzen. Dafür übernimmt er zunächst das Amt des Schulmeisters, um dadurch das örtliche Schulwesen reformieren zu können. Auf diese Weise will er die Herzen der Schulkinder gewinnen, von denen er glaubt, sie seien noch am ehesten zum Besseren erziehbar. Zur Überzeugung der erwachsenen Goldenthaler macht er sich anschliessend den bäuerli- chen Aberglauben der Dorfbevölkerung zunutze. Dieser lässt weite Kreise der dörflichen Gesellschaft spekulieren, dass Oswald mit dem Teufel im Bunde steckt und dadurch die Fähigkeit erlangt hat selbst Gold herzustellen. Oswald schliesst deshalb mit den Dorfbe- wohnern einen Teufelspakt: Sofern die am Bund beteiligten Hausväter eine sieben Jahre und sieben Wochen andauernde Prüfung bestehen, werde er sie in das Geheimnis des Goldmachens einweihen. Mit diesem Trick gelingt es Oswald, die Dorfbewohner nach und nach von ihren Lastern zu befreien und aus ihnen enthaltsame, fleissige, sparsame, sittli- che und gottesfürchtige Bürger zu machen. Am Ende wird Goldenthal durch die Erziehung der Dorfbevölkerung, die Verbesserung der genossenschaftlichen Einrichtungen und vie- len weiteren gemeinschaftlichen Anstrengungen zu einem Ort des allgemeinen Wohlstan- des und von den argwöhnischen Nachbardörfern neidisch als Goldmacherdorf bezeich- net.

Der junge Johann Friedrich Schär scheint von der Lektüre der Erzählung tief beeindruckt und nachhaltig inspiriert gewesen zu sein. In seinen Lebenserinnerungen schrieb er be- züglich der Wirkung des Buches auf sein Denken und Handeln:

„So fiel mir das Goldmacherdorf von Heinrich Zschokke in die Hand; ich ver- schlang förmlich das Büchlein: ‚Das ist mein Fall; unsere Gemeinde hat in ihren wirtschaftlichen und sozialen Zuständen viel Ähnlichkeit mit Goldenthal, dem Schauplatz der Tätigkeit des Helden dieses Genossenschaftsromans. Ich will versuchen, wieweit es mir gelingen mag, ähnlich dem Oswald unserer Gemein- de nützlich zu werden. Der Einzelne ist zu schwach zu einem solchen Reform- werk. Wie hat es Oswald gemacht? Er gründete einen Verein aus 12 Männern, die haben ihm geholfen, das Dorf um- und neuzugestalten zum Goldmacher- dorf.’ Meinem intimen Freunde Simon und andern Männern gleicher Gesinnung habe ich den Plan mitgeteilt; sie haben mir bei der Auswahl der Männer und bei der mündlichen Einladung zu einer ersten Versammlung geholfen, die dann zur Gründung der Gemeinnützigen Vereinigung von Wattenwil geführt hat.“ 90

90 Schär 1924: 214-215. UB ZB SW 3473. 27 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.1 Die Vereinsgründung

Insgesamt leisteten zehn Männer des Dorfes der Aufforderung Schärs Folge und ver-

sammelten sich am 13. Juni 1866 erstmals für eine Besprechung des geplanten Vereins. Die Anwesenden setzten sich aus dem Amtsrichter und Gemeindeschreiber Jakob Werren, dessen Sohn und Burgerschreiber Jakob Werren Junior, dem Förster Johan Simon, dem Wirt Johann Bäh- ler, dem Schreiner Christian Zimmermann, dem Weibel Christian Krebs, dem Schuhmacher Gott- lieb Trachsel, dem Landwirt und ehemaligen Ge- meindepräsidenten Johann Rudolf Künzi sowie den Lehrern Johann Bhend, Christian Künzi und Johann Friedrich Schär zusammen. An dieser ersten Sitzung beschloss das Gremium nicht nur die Gründung des von Schär vorgeschlagenen gemeinnützigen Vereins, sie stellten auch gleich einen ausführlichen Fragenkatalog zusammen,

Abbildung 3: Porträt von Johann der die Grundlage für die zukünftige Vereinstätig- 91 Friedrich Schär (1865) keit legen sollte und daher die weitere Entwick- lung des Vereins entscheidend geprägt hat:92

1. Wie kann dem in Wattenwil grassierenden Alkoholismus Einhalt geboten werden? 2. Wie kann die Armut im Dorf bekämpft und der Wohlstand gefördert werden? 3. Wie kann es in Wattenwil gelingen neue Industrien anzuziehen? 4. Wie kann eine verbesserte Verwertung der landwirtschaftlichen Produkte erreicht werden? 5. Wie können die Ausgaben der Dorfbevölkerung vermindert werden? 6. Wie kann die örtliche Landwirtschaft gefördert werden? 7. Wie gelangt man zu einer gesunden und billigen Armenkost? 8. Welche Reformen bedarf das Schul-, Armen- und Kirchenwesen? 9. Was kann für die Verbesserung der lokalen Verkehrsmittel getan werden?

Viele dieser Themenfelder wie die Bekämpfung des Alkoholismus, die Verminderung der Armut, die Verbesserung des Schulwesens oder die Rationalisierung der Landwirtschaft waren in verschiedener Form bereits Bestandteil der Volksaufklärung und spielten des-

91 Schär 1924: 153. UB ZB SW 3473. 92 Vgl. Glur 1896: 6. STAB BA 121/4. 28 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.1 Die Vereinsgründung

halb auch im Werk von Zschokke eine tragende Rolle.93 Die Mitglieder des GVW über- nahmen diese Themen in ihr Vereinsprogramm, passten sie den lokalen Verhältnissen an und ergänzten sie mit weiteren ortsspezifischen Fragestellungen. Bevor im weiteren Ver- lauf dieses Einführungskapitels erstmals auf die konkrete Vereinstätigkeit des GVW und deren zeitlichen Wandel eingegangen wird, stehen nachfolgend zunächst einige allgemei- ne Ausführungen zum Verein im Vordergrund.

93 Vgl. Böning & Ort 2007: 13-144; 247-282. 29 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

2.2 Die Vereinsentwicklung Der GVW blickt auf eine bald 150-jährige Geschichte zurück. In dieser Zeit war der Verein sowohl von Kontinuitäten als auch von Umbrüchen geprägt. An dieser Stelle soll deshalb auf einige der zentralen Aspekte und Entwicklungen eingegangen werden, die er im Ver- lauf der Zeit durchlaufen hat. Die entsprechenden Ausführungen sollen dabei die Grund- lage für das Verständnis des Hauptteils der Arbeit legen, der sich mit den einzelnen The- men der Vereinstätigkeit beschäftigen wird.

2.2.1 Vereinszweck Gemäss dem ersten Paragraphen der Vereinsstatuten von 1866 sollte der GVW im All- gemeinen den gleichen Zweck erfüllen wie der Gemeinnützige Verein des Amtsbezirks Seftigen. Letzterer wurde bereits Anfang der 1860er Jahre gegründet und versuchte „die materiellen Interessen dieses Landesteils durch Abhaltung von praktischen Kursen, sowie [...] durch öffentliche Vorträge und mancherlei nützliche Anregung zu fördern.“ 94 Der Amtsverein hat sich dabei vorwiegend mit landwirtschaftlichen und gewerblichen Fragen beschäftigt. Obwohl er in diesen Bereichen einige Erfolge vorweisen konnte, wurde er mit seinem räumlichen Fokus auf den gesamten Amtsbezirk Seftigen den spezifischen Ver- hältnissen der einzelnen Gemeinden oftmals nicht gerecht. Dieser Problematik sollte mit der Gründung des GVW als primär lokal agierenden Verein entgegengewirkt werden. 95 Entsprechend lag der grundlegende Zweck des Vereins darin, „das Wohl der Gemeinde nach Kräften zu fördern.“ 96 Erst in den 1960er Jahren wurde dieser sehr allgemein formu- lierte Paragraph näher konkretisiert. 97 Der nachfolgende Auszug ist bis heute Bestandteil der Vereinsstatuten geblieben:

„Art. 1 Zweck : Der Ortsverein Wattenwil unterstützt alles, was die Dorfge- meinschaft fördert: Er sucht die Leute zusammenzuführen, dass sie sich mit- einander freuen und sich besser verstehen lernen. Alles Wertvolle sucht er zu bewahren (Natur- und Heimatschutz). Er ist kritisch – offen für Neues und möchte bei der Gestaltung der Gegenwart mithelfen. Er ist politisch und kon- fessionell neutral. Er sucht die Zusammenarbeit unter den ortsansässigen Vereinen zu fördern und zu koordinieren. Er schafft die Verbindung zwischen der Bevölkerung und der Gemeinde.“ 98

94 Glur 1896: 5. STAB BA 121/4. 95 Vgl. ebd. 5. 96 Statuten des Gemeinnützigen Vereins Wattenwyl vom 01.04.1895. Vereinsarchiv OVW. 97 Die Konkretisierung ist anlässlich einer Statutenrevision im Jahr 1966 erfolgt. Vgl. Sitzungspro- tokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 19.08.1966. Vereinsarchiv OVW. 98 Statuten des Ortsvereins Wattenwil vom 25.08.2011. Vereinsarchiv OVW. 30 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

Die starke Betonung der integrierenden Funktion des Vereins innerhalb der dörflichen Gemeinschaft war zumindest in Ansätzen bereits in den Statuten von 1866 enthalten. Neben der Förderung des allgemeinen Wohls sollte der Verein nämlich „durch gegenseiti- ge Belehrung und Vereinigung das gesellige und freundschaftliche Leben [...] fördern und die allseitige geistige Ausbildung der Mitglieder [...] unterstützen.“ 99 Wie die Ausführungen im Hauptteil dieser Arbeit zeigen werden (! Kapitel 3-6), hat der GVW zudem die er- wähnte Brückenfunktion als Vermittler zwischen der Gemeinde Wattenwil und ihrer Bevöl- kerung bereits seit seiner Gründung aktiv wahrgenommen, auch wenn ein entsprechender Passus in den Statuten von 1866 noch fehlte. Darüber hinaus spielte auch die angespro- chene Zusammenarbeit mit anderen Vereinen seit jeher eine zentrale Rolle (! Kapitel 2.2.4). Andere Passagen, wie diejenigen zum Natur- und Heimatschutz, zur offenen Hal- tung des Vereins und seinem Gestaltungsanspruch an den Verhältnissen der Gegenwart oder zu seiner politischen und konfessionellen Neutralität, haben hingegen erst in den 1960er Jahren ihren Weg in die Statuten gefunden und sind Ausdruck der in dieser Zeit stattgefundenen Neuausrichtung des Vereins (! Kapitel 2.2.5).

2.2.2 Vereinsorganisation Um sich über ihre Ideen zur Förderung des Gemeinwohls auszutauschen, die erarbeiteten Massnahmen in die Tat umzusetzen, sich der gegenseitigen Belehrung zu widmen und die Geselligkeit und Freundschaft zu pflegen, fanden sich die GVW-Mitglieder seit 1866 in der Zeit zwischen Herbst und Frühling etwa alle drei Wochen zu einer gemeinsamen Sit- zung ein. Im Sommer ruhte die Vereinstätigkeit in der Regel für ein bis zwei Monate. 100 Die Sitzungen wurden vom Vereinspräsidenten geleitet. Letzterer vertrat den GVW dar- über hinaus auch gegen aussen. Im Falle seiner Abwesenheit wurden diese Aufgaben von einem Vize-Präsidenten übernommen. Der Besuch der Sitzungen war für die Ver- einsmitglieder nicht obligatorisch, allerdings wurde ein möglichst vollständiges Erscheinen erwünscht. Die Besorgung der finanziellen Angelegenheiten übernahm ein Kassier, des- sen Rechnungslegung von zwei unabhängigen Revisoren kontrolliert wurde. Ein Sekretär stellte zudem sicher, dass über die Verhandlungen, Vorträge und Kurse des GVW ein Protokoll geführt wurde. Die erwähnten Ämter wurden jeweils an der Hauptversammlung mittels einer offenen Wahl besetzt. Eine Beschränkung der Amtsdauer wurde in den Sta- tuten nicht festgelegt. 101

Ab Ende des 19. Jahrhunderts bildeten die unterschiedlichen Ämter schliesslich einen gemeinsamen Vorstand, der nach und nach die operative Leitung des Vereins übernahm.

99 Glur 1896: 7. STAB BA 121/4. 100 Vgl. ebd. 7. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-1910. Vereinsarchiv OVW. 101 Vgl. Statuten des Gemeinnützigen Vereins Wattenwyl vom 01.04.1895. Vereinsarchiv OVW. 31 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

Spätestens ab den 1930er Jahren kamen die Mitglieder des GVW schliesslich nur noch anlässlich der jährlich stattfindenden Hauptversammlung vollständig zusammen. In der übrigen Zeit übernahm der Vorstand die konkrete Planung und Ausführung der Vereinstä- tigkeiten, die ihm im Rahmen der Hauptversammlung übertragen wurden. Aufgrund der enormen Breite des Vereinsengagements wurde es allerdings zunehmend nötig, einzelne Arbeitsbereiche in themenspezifischen Ressorts zu gliedern, die ihrerseits in der Verant- wortung von spezialisierten Kommissionen lagen. Dem Vorstand kam in dieser Hinsicht die Aufgabe zu, die Tätigkeiten der verschiedenen Kommissionen zu unterstützen und zu koordinieren. 102 Die einzelnen Ressorts haben sich im Verlauf der Vereinsgeschichte im- mer wieder verändert. Aktuell verfügt der GVW mit den Bereichen Bibliothek, Ferienpass, Konzert und Theater, Spielgruppe, Weihnachtsmarkt und Wattenwil 2055 über sechs ver- schiedene Ressorts. 103

Während der Vorstand und die Kommissionen in zunehmender Weise die operative Füh- rung des GVW übernahmen, fungierte die jährlich stattfindende Hauptversammlung als oberstes Vereinsorgan. 104 Ihr unterliegt deshalb bis heute die Genehmigung der Jahres- berichte und der Jahresrechnungen sowie die Festlegung der Mitgliederbeiträge und des Jahresprogramms. Darüber hinaus befindet die Hauptversammlung auch über die Beset- zung der verschiedenen Vereinsämter und erteilt dem Vorstand oder den einzelnen Kommissionen Anregungen und Aufträge. Ferner besitzt nur sie die Kompetenz für die Änderung der Statuten oder die Auflösung beziehungsweise die Fusion des Vereins. 105 Finanziert hat sich der GVW seit jeher aus den Jahresbeiträgen seiner Mitglieder, den Zinsen auf den Vereinsersparnissen, den Beiträgen von Behörden und Gönnern sowie aus Vermächtnissen und Schenkungen. 106

2.2.3 Vereinsmitglieder Die Mitgliedschaft im GVW stand seit der Gründung 1866 jedem volljährigen Mann offen, der sich mit den Zielen des Vereins identifizieren konnte und dessen Beitritt durch eine offene Abstimmung bestätigt wurde. 107 Frauen wurden erst ab 1966 in den Verein aufge-

102 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-1940. Vereinsarchiv OVW; Statuten des Gemeinnützigen Vereins Wattenwyl vom 01.04.1895. Vereinsarchiv OVW. 103 Vgl. Ortsverein Wattenwil. Die Ressorts des Vereins: http://www.ortsvereinwattenwil.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=13&Itemid= 111, 23.06.2014. 104 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Hauptversammlungen 1898-2012. Ver- einsarchiv OVW. 105 Vgl. Statuten des Ortsvereins Wattenwil vom 25.08.2011. Vereinsarchiv OVW. 106 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-2012. Vereinsarchiv OVW; Glur 1896: 1-40. STAB BA 121/4; Statuten des Ortsvereins Wattenwil vom 25.08.2011. Verein- sarchiv OVW. 107 Vgl. Glur 1896: 6. STAB BA 121/4; Statuten des Gemeinnützigen Vereins Wattenwyl vom 01.04.1895. Vereinsarchiv OVW. 32 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

nommen. Ab diesem Zeitpunkt war neben der Einzelmitgliedschaft auch eine Vereinsteil- nahme als Ehepaar möglich. 108 Später wurden zudem die ortsansässigen Vereine und ganze Familien in den Verein aufgenommen. Letztere stellen heute mit Abstand den grössten Anteil der Vereinsmitglieder dar. 2013 setzte sich der GVW aus 173 Familien-, 25 Vereins- und 37 Einzelmitgliedschaften zusammen. Historisch gesehen hat er damit bezüglich der Anzahl an Teilnehmenden seinen Höchststand erreicht (! Abbildung 4).

Entwicklung des Mitgliederbestandes des GVW/OVW (1866-2013) 250 200 150 100

Anzahl Mitglieder Mitglieder Anzahl 50 0 1866 1883 1910 1933 1944 1961 1989 2013

Abbildung 4: Entwicklung des Mitgliederbestandes des GVW/OVW (1866-2013) 109

Die Mitglieder waren seit der Vereinsgründung angehalten für ihre Teilnahme einen jährli- chen Beitrag zu leisten. 1866 betrugen die entsprechenden Kosten 50 Rappen pro Ein- zelmitglied, was inflationsbereinigt einem Wert von heute etwa CHF 6.- entspricht.110 Ab- gesehen von einer zwischenzeitlichen Senkung des Jahresbeitrages auf 25 Rappen, wur- den die Mitgliederzahlungen Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst auf CHF 3.- und 1924 schliesslich auf CHF 5.- erhöht. 111 In den 1970er und 1990er Jahren folgte eine weitere Erhöhung der Einzelmitgliedschaftsbeiträge auf CHF 8.- und später auf CHF 12.-. Die in den 1970ern eingeführten Familien- und Vereinsmitgliedschaften beliefen sich zunächst auf CHF 8.- und schlagen heute mit einem jährlichen Betrag von CHF 20.- zu buche. 112

Zur Zusammensetzung der Vereinsmitglieder sind hingegen nur wenige Informationen überliefert. Für den Zeitraum 1866-1896 liegt ein vollständiges Mitgliederverzeichnis vor, das nebst den Namen der Vereinsteilnehmer auch deren Beruf erwähnt. 113 Die Auswer- tung der Quelle hat ergeben, dass 41 der insgesamt 146 verzeichneten Mitglieder im Ge-

108 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 07.02.1968. Vereinsarchiv OVW. 109 Glur 1896: 1-40. STAB BA 121/4; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-2012. Vereinsarchiv OVW; Mitgliederverzeichnis 2013. Vereinsarchiv OVW. 110 Berechnet mit Swistoval, Konsumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahr 1866, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 23.04.2014. 111 Vgl. Glur 1896: 30. STAB BA 121/4; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 26.11.1924. Vereinsarchiv OVW. 112 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1960-2012. Vereinsarchiv OVW. 113 Vgl. Glur 1896: 38-40. STAB BA 121/4. 33 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

werbe, Handwerk oder Bauwesen tätig waren. Mit insgesamt 28 teilnehmenden Lehrern war auch das Bildungswesen verhältnismässig stark vertreten. Gleiches gilt für die Berufe in der Land- und Forstwirtschaft mit 24 und der öffentlichen Verwaltung beziehungsweise dem öffentlichen Dienst 114 mit 19 Mitgliedern. Die übrigen Vereinsteilnehmer waren im Tourismus und Gastgewerbe (10), im Handel (6) oder im Gesundheitswesen (5) beschäf- tigt. Bei insgesamt 13 Mitgliedern fehlten die Angaben zum Beruf (! Abbildung 5).

GVW-Mitglieder gesondert nach Berufsgruppen (1866-1896) 45 40 35 30 25 20 15 10 Anzahl Berufstätige Anzahl 5 0

Abbildung 5: GVW-Mitglieder nach Berufsgruppen (1866-1896) 115

Nach 1896 sind Informationen zu den Berufen der Vereinsmitglieder nur noch lückenhaft überliefert. Bis in die 1950er sind zumindest für einzelne Jahre Vergleiche mit der Situati- on im Zeitraum 1866-1896 möglich. Abgesehen von kleineren Verschiebungen scheint sich die Verteilung der Berufe unter den Mitgliedern bis dahin nicht grundsätzlich verän- dert zu haben. 116 Ab den 1960er Jahren fehlen entsprechende Quellen. Deshalb sind wei- tere belegbare Aussagen zum beruflichen Hintergrund der Vereinsteilnehmer nicht mög- lich. Angesichts des wirtschaftlichen Strukturwandels, den die Schweiz im Verlauf des 20. Jahrhunderts durchlaufen hat, dürfte sich die Verteilung der Berufe innerhalb des Vereins spätestens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aber spürbar verändert haben. Der besagte Wandel ging mit einem markanten Bedeutungsverlust des primären (Land- und

114 In diese Kategorie fallen Berufe, die nicht in der öffentlichen Verwaltung des Bundes, des Kan- tons oder der Gemeinde, sondern in einem Staatsbetrieb wie beispielsweise der SBB ausgeübt wurden. 115 Glur 1896: 38-40. STAB BA 121/4. 116 Vgl. Mitgliederverzeichnisse der Jahre 1944 und 1956-1961. Vereinsarchiv des GVW. 34 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

Forstwirtschaft) sowie des sekundären (produzierendes Gewerbe) Wirtschaftssektors ein- her. Gleichzeitig gewann der tertiäre Sektor (Dienstleistungen) stark an Bedeutung (! Kapitel 2.2.5).

Anhand der Mitgliederverzeichnisse wird zudem deutlich, dass zumindest bis um die Mitte des 20. Jahrhunderts der Anteil der Vereinsteilnehmer, die über das Ortsbürgerrecht ver- fügten, mit 42% im Zeitraum 1866-1896 beziehungsweise mit 37% im Jahr 1944 relativ hoch war (! Abbildung 6). Bei diesen Angaben handelt es sich allerdings lediglich um eine grobe Schätzung, die mittels eines Vergleichs der Namen in den Mitgliederverzeich- nissen und den in Wattenwil heimatberechtigten Geschlechtern vorgenommen wurde. Für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ist eine entsprechende Schätzung auf Basis der überlieferten Quellen nicht mehr möglich. Angesichts der zunehmenden Mobilität der Menschen und dem ab den 1960er Jahren einsetzenden Suburbanisierungsprozess 117 , ist jedoch davon auszugehen, dass sich der Anteil der Ortsbürger weiter gesenkt hat.

GVW-Mitglieder mit oder ohne GVW-Mitglieder mit oder ohne Ortsbürgerrecht (1866-1896) Ortsbürgerrecht (1944)

Burger Burger 42% 37% 58% 63% Nicht- Nicht- Burger Burger

Abbildung 6: GVW-Mitglieder mit oder ohne Ortsbürgerrecht 118

2.2.4 Vereinsnetzwerk Neben dem Engagement seiner Mitglieder lag eine wesentliche Grundlage für die erfolg- reiche Vereinstätigkeit des GVW in seinem ausgeprägten lokalen und regionalen Netz- werk. In dieser Hinsicht waren es zunächst einmal die Vereinsmitglieder selbst, die durch ihre vielfältigen persönlichen Beziehungen die Qualität dieses Netzwerks ausmachten. Der GVW suchte seit seiner Gründung nach den „tüchtigen Elementen in der Gemeinde, die mit Einsicht, festem Willen und opferbereitem Sinn ausgerüstet, sich der Förderung des Gemeindewohls widmeten.“ 119 Ein Merkmal dieser Zielgruppe scheint ihre hervorra- gende Einbindung in das lokale Gemeindenetzwerk gewesen zu sein. Es gibt in dieser

117 Bezeichnet die zunehmende Abwanderung der städtischen Bevölkerung aus der Kernstadt ins städtische Umfeld und aufs Land vgl. Lüthi 2011b: 152-154. 118 Glur 1896: 38-40. STAB BA 121/4; Mitgliederverzeichnis 1944. Vereinsarchiv OVW; Für eine Zusammenstellung der burgerberechtigten Geschlechter vgl. Einwohnergemeinde Wattenwil 2000: 18. NB Nb 90355. 119 Glur 1896: 38-40. STAB BA 121/4. 35 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

Hinsicht verschiedene Beispiele von führenden GVW-Mitgliedern, die zeigen, dass diese Personen ihr persönliches Engagement nicht nur auf den Gemeinnützigen Verein be- schränkten, sondern oftmals in eine Vielzahl lokaler oder regionaler Ämter und Organisa- tionen eingebunden waren. 120

Als diesbezügliches Beispiel kann etwa Gottfried Trachsel, der von 1878 bis zu seinem Tod 1919 Mitglied des GVW war, genannt werden. Im Verlauf seines Lebens war Trach- sel nicht nur lokaler Amtsrichter und Notar, sondern auch Gemeindeschreiber, Präsident der Schulkommission sowie Sekretär des Krankenhauses Wattenwil und der örtlichen landwirtschaftlichen Genossenschaft. 121 Darüber hinaus liegt die Vermutung nahe, dass er als Berner Grossrat und Mitglied der Gründungskommission der geplanten, aber nie um- gesetzten, Stockentalbahn auch regional hervorragend vernetzt war. 122

Die engen persönlichen Beziehungsnetze, die sich aus dem vielseitigen Engagement und der starken Einbindung einzelner Vereinsmitglieder in der dörflichen Gesellschaft erga- ben, bildeten eine wichtige Voraussetzung für die seit jeher starke Verbindung des Ver- eins mit der Gemeinde Wattenwil, namentlich dem Gemeinderat, mit Institutionen wie der Burgergemeinde, der Schulkommission oder dem Kirchgemeinderat sowie mit verschie- denen lokalen Vereinen und Genossenschaften. 123 Bezüglich letzteren ist besonders die häufige Zusammenarbeit mit dem örtlichen Frauenverein und den lokalen Genossen- schaften hervorzuheben. Mit dem 1868 gegründeten Frauenverein spannte der GVW vor allem bei sozialen Aktivitäten wie der Schülerspeisung, der Kleiderbeschaffung für arme Kinder oder der Durchführung von Koch- und Hauswirtschaftskursen zusammen (! Kapi- tel 3.1.1 & 3.2.2). Mit den lokalen Viehzucht- und Käsereigenossenschaften sowie der landwirtschaftlichen Genossenschaft Wattenwil organisierte der GVW wiederholt Vorträge und Kurse zu landwirtschaftlichen Themen (! Kapitel 5.2). Darüber hinaus kam es hin und wieder auch zu einer Zusammenarbeit mit dem 1906 gegründeten Gewerbeverein Wattenwil (! Kapitel 5.3). 124 Die engen Beziehungen des Vereins mit diesen Organisati- onen dürften nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, dass die Gründungen des Frauen- vereins, der Viehzuchtgenossenschaft und der landwirtschaftlichen Genossenschaft ganz

120 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-2012. Vereinsarchiv OVW. 121 Vgl. Glur 1896: 39; Schär 1924: 189. UB ZB SW 3473. 122 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 12.11.1908. Vereinsarchiv OVW; Schär 1924: 189. UB ZB SW 3473. 123 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-2012. Vereinsarchiv OVW. Seit dem Jahr 1996 nimmt übrigens jeweils ein Mitglied des Gemeinderats offiziell Einsitz in den Vorstand des OVW. 124 Etwa anlässlich einer 1933 in Wattenwil organisierten Wirtschaftskonferenz. Vgl. Sitzungsproto- kolle des GVW/OVW. Protokoll vom 12.02.1933. Vereinsarchiv OVW. 36 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

oder teilweise auf die Initiativen des GVW zurückgingen.125 Die starke Einbindung des GVW in die lokale Vereinslandschaft wurde in den 1950er Jahren zudem weiter verstärkt, als dem Verein die Aufgabe zuteil wurde, die jährlichen Veranstaltungen der Dorfvereine zu koordinieren, um auf diese Weise eine gegenseitige Konkurrenzierung zu vermei- den. 126

Nebst der starken Vernetzung innerhalb der Gemeinde Wattenwil hat der Verein beson- ders im 19. Jahrhundert auch ausserhalb der eigenen Ortsgrenze nach Partnerorganisati- onen gesucht. In den Statuten des Jahres 1895 wurde dazu in Paragraph 2 vermerkt, dass der Verein die Erfüllung seines Zweckes unter anderem „durch [den] Anschluss an gemeinnützige Institutionen [sucht].“ 127 Entsprechend ist der GVW im Verlauf seiner Ver- einsgeschichte immer wieder Drittorganisationen beigetreten (! Tabelle 3). Beitrittsjahr Name der Institution 1870 Kantonaler Hülfsverein für Schweizerische Wehrmänner (später Schwei- zerisches Rotes Kreuz). 1884 Bernischer Hülfsverein für Geisteskranke 1888 Ökonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kanton Bern 1891 Bernische Gotthelfstiftung 1890 Verein für Verbreitung guter Schriften (später Verein guter Schriften) 1921 Stiftung für das Alter (heute Pro Senectute)

Tabelle 3: Beitritte des GVW zu Drittorganisationen128

Die stärkste Zusammenarbeit ergab sich in dieser Hinsicht mit der Ökonomischen und Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern (OGG) und der bernischen Gotthelfstif- tung. Auf diese Aspekte wird deshalb im Hauptteil der Arbeit vertieft eingegangen (! Ka- pitel 3.1.1, 3.2.2 & 5.2). Bei den übrigen Organisationen gibt es hingegen keine Hinweise auf eine aktive Zusammenarbeit und es ist daher davon auszugehen, dass es sich hierbei eher um Passivmitgliedschaften des GVW handelte. Die meisten dieser Vereinsmitglied- schaften wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder aufgegeben. Einzig die Mitgliedschaften bei der OGG und beim Verein guter Schriften blieben bis in die 1970er Jahre bestehen. Der definitive Austritt bei der OGG erfolgte 1978. Als Grund wurden die nicht mehr deckungsgleichen Interessen der beiden Vereine angegeben. 129 Wann genau

125 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 30.06.1906 und 23.12.1916. Vereinsar- chiv OVW; Glur 1896: 19, 29 . STAB BA 121/4. 126 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 15.06.1954. Vereinsarchiv OVW. 127 Statuten des Gemeinnützigen Vereins Wattenwyl vom 01.05.1895. Vereinsarchiv OVW. 128 Glur 1896: 1-40. STAB BA 121/4; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll der Jahre 1898- 2012. Vereinsarchiv OVW. 129 Vgl. Austrittsschreiben des GVW an die OGG vom 13.01.1978. Vereinskorrespondenz des GVW/OVW. Jahre 1940-2013. Vereinsarchiv OVW. 37 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

die Mitgliedschaft beim Verein guter Schriften gekündigt wurde, lässt sich aus den unter- suchten Quellen nicht schliessen.

2.2.5 Zwischen Krisen und Erneuerung: Der GVW im Wandel der Zeit Es dürfte unbestritten sein, dass ein Verein, der sein Bestehen über mittlerweile fast 150 Jahre hinweg gesichert hat, insgesamt als Erfolgsgeschichte betitelt werden darf. Eine wesentliche Voraussetzung für die lange Existenz des GVW lag in dessen Fähigkeit, sich immer wieder von neuem an veränderte Bedingungen und Bedürfnisse anzupassen und sich in diesem Prozess neue Zielgruppen und Aufgaben zu erschliessen. Auch wenn der Verein diese Herausforderungen bis heute erfolgreich gemeistert hat, macht ein Blick in die Vereinsgeschichte dennoch deutlich, dass er auf diesem Weg wiederholt mit teilweise existenzbedrohenden Krisen konfrontiert wurde.

Bereits im 19. Jahrhundert hatte der GVW in dieser Hinsicht immer wieder mit schwerwie- genden Problemen zu kämpfen. Einige davon, etwa die Schwierigkeiten bei der Suche nach neuen Mitgliedern oder die ungenügende Bereitschaft bestehender Teilnehmer sich aktiv am Verein zu beteiligen, begleiteten ihn die gesamte Vereinsgeschichte über.130 Gleiches gilt für die Ablehnung, auf die der GVW bei Teilen der Dorfbevölkerung seit jeher gestossen ist. Schlug eines seiner Projekte fehl, war der Spott argwöhnischer Gemeinde- bewohner stets nicht fern. Auch ansonsten scheint der Verein im Dorf immer wieder ab- schätzige Beurteilungen angetroffen zu haben. 131 Aus welchen Kreisen der Dorfgesell- schaft dem GVW dieser starke Gegenwind entgegen blies und was die Gründe für diese kritische Haltung waren, lässt sich aus den überlieferten Quellen nicht eindeutig schlies- sen. Eine mögliche Erklärung könnte darin liegen, dass der Verein von Teilen der Dorfbe- völkerung noch in den 1990er Jahren als elitärer Zirkel wahrgenommen wurde. 132

Die erste wirklich existenzbedrohende Krise ereilte den GVW im Zuge der Grossen De- pression, einer 1876 in der Schweiz einsetzenden globalen Wirtschaftskrise, die bis in die 1890er anhielt. 133 Die schwierige Konjunktur brachte den Verein Anfang des Jahres 1883 in eine derart schwerwiegende finanzielle Schieflage, dass er kurz vor der Auflösung stand. 134 Nur mit Mühe gelang es dem GVW diese schwierige Phase zu überstehen. Die nächsten grossen Bewährungsproben stellten sich dem Verein anlässlich der beiden Weltkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sowohl im Ersten (1914-1918) als

130 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-2012. Vereinsarchiv OVW. 131 Vgl. Glur 1896: 15, 24. STAB BA 121/4. 132 Die Aussage wurde von Franz Peter, dem ehemaligen Präsidenten des GVW, in einem Artikel der Berner Zeitung gemacht. Vgl. Hänni, Peter: Von der Mostpresse bis zum Klarinettenkonzert. In: Berner Zeitung, 09.11.1991: 28. 133 Vgl. Körner et al., Konjunktur. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D13918.php, 26.06.2014. 134 Vgl. Glur 1896: 21. STAB BA 121/4. 38 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

auch im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde die Vereinstätigkeit durch verschiedene Faktoren stark beeinträchtigt. Nebst der schwierigen Wirtschaftslage sowie der Rationie- rung von Lebensmitteln und wichtigen Rohstoffen, machte dem Verein vor allem die Mobi- lisierung der Schweizer Armee zu schaffen. Als reiner Männerverein war der GVW von dieser Massnahme besonders stark betroffen. Während den beiden Kriegsphasen fehlte es dem Verein in zentralen Positionen immer wieder an genügend Personal, weil die be- treffenden Mitglieder im Aktivdienst weilten. 135 Trotzdem gelang es dem GVW einigerma- ssen unbeschadet durch die schwierigen Zeiten zu kommen. Nebst seiner sonstigen Ver- einstätigkeit sah der Verein es angesichts der akuten Bedrohungslage in beiden Kriegen als seine Pflicht an, der Dorfbevölkerung eine Stütze zu sein und so viel wie möglich zur Stärkung der lokalen und der eidgenössischen Gemeinschaft beizutragen. Das geht etwa aus einer Rede des Wattenwiler Pfarrers Adolf Mezener hervor, die er als Präsident des GVW 1914 an einer Vereinssitzung gehalten hat:

„Schwere und ernste Zeiten sind über die Völker Europas hereingebrochen, das Lachen und Scherzen ist verstummt und überall begegnet man erns- ten, bekümmerten Mienen. Da wollen wir es als unsere Pflicht ansehen zu helfen, zu trösten und aufzurichten, soweit es uns möglich ist. Nicht sondie- ren wollen wir jetzt über Recht und Unrecht des Krieges, nicht disputieren darüber, wer der Hauptschuldige sei an diesem unsagbaren Völkerunglück, nicht verdammen wollen wir in dieser Stunde irgendwen, sondern lindernde Tat helfen und auch hier im Verein ernstes Wort einander stärken, denn recht hat der Spruchdichter, der sagt: ‚der ist nicht stark, der in der Not nicht stark ist.’ Das soll in diesen Prüfungszeiten unser Wahrspruch sein: Stark in Not! [...] Es spricht der Staat nun an die Daheim: Sei stark in Not, ertraget willig die teure Zeit, bringet auf, was ihr könnt, ordnet euch unter mit euren persönlichen Neigungen unter die allgemeine Erfordernis, dass ihr möglichst viel leistet und möglichst wenig begehrt, dass überall eine Stätte der Pflicht, der Hingabe, der Entschlossenheit, der gegenseitigen Hil- fe, der Zuversicht und Beherztheit werde. Es ist eine ernste Zeit, da wir zeigen müssen, dass noch echter Schweizersinn, echte Schweizerreue, echte Schweizertapferkeit in uns lebendig ist. Unsere Antwort auf die Fra- ge: Was kann ich für die Heimat tun? Heisst: Sei stark in Not!“136

Nach dieser schwierigen ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schien sich die Situation ab Mitte der 1940er Jahre zunächst wieder etwas zu beruhigen. Doch bereits ab den

135 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1914-1918 und 1939-1945. Ver- einsarchiv OVW. 136 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 04.12.1914. Vereinsarchiv OVW. 39 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

1950ern standen dem Verein neue Probleme bevor. Zum einen gestaltete sich die Suche nach neuen Mitgliedern immer schwieriger und auch die Besetzung wichtiger interner Äm- ter – allen voran dasjenige des Präsidenten – gestaltete sich zunehmend als Herausforde- rung. Zum anderen hatten verschiedene Entwicklungen dazu geführt, dass einige der bis dato zentralen Vereinstätigkeiten, namentlich im sozialen und wirtschaftlichen Bereich, entweder an den Staat oder Drittorganisationen verloren gingen beziehungsweise keinem aktuellen Bedürfnis mehr entsprachen und daher aufgegeben werden mussten. Diese massiven Veränderungen stürzten den GVW Mitte der 1960er Jahre in eine schwere Kri- se. Die Situation spitzte sich derart zu, dass an einer Sitzung im Jahr 1966 gar über eine Auflösung des Vereins diskutiert wurde. Die Mehrheit der Anwesenden sprach sich aller- dings für eine Weiterführung aus und das Ruder konnte schliesslich nochmals umgerissen werden.137

Im Zuge dieser Neuausrichtung, die teilweise bereits in den 1950er Jahren einsetzte, wurde zunächst die wirtschaftlich orientierte Vereinsarbeit aufgegeben (! Kapitel 5). Diesbezüglich hatte sich der Verein bis dahin vor allem für die Förderung der lokalen Landwirtschaft sowie für die Einführung einer modernen Infrastruktur eingesetzt und dar- über hinaus auch das örtliche Handwerk und Gewerbe unterstützt. Auch viele der traditio- nellen sozialen Arbeitsfelder des Vereins, namentlich in der Armenfürsorge, wurden nicht mehr weiterverfolgt (! Kapitel 3.1). Gleichzeitig hat sich der GVW mit seinem Fokus auf die Themen Freizeit und Familie neue soziale Bereiche und Zielgruppen erschlossen (! Kapitel 3.4). Insgesamt ist also das soziale Engagement des Vereins nicht verschwunden, es fand vielmehr eine Neuausrichtung statt. Im Vergleich zum früheren Stellenwert haben die sozialen Aspekte der Vereinstätigkeit zwar zugunsten des sich gleichzeitig stark aus- breitenden kulturellen Engagements (! Kapitel 6) an Bedeutung verloren, blieben aber bis heute ein wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit. Diese hier nur ansatzweise skizzier- te Entwicklung, die im Hauptteil dieser Arbeit mit den Beiträgen zu den einzelnen Tätigkei- ten des Vereins weiter vertieft wird, stellt innerhalb der Vereinsgeschichte des GVW einen zentralen und wegweisenden Umbruch dar. Deshalb soll nachfolgend aufgezeigt werden, welche Gründe für diese Neuausrichtung verantwortlich waren.

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung der Schweiz Eine der wesentlichsten Faktoren für die Neuausrichtung des Vereins lag in der wirtschaft- lichen Entwicklung, welche die Schweiz seit der Gründung des GVW durchlaufen hat. Als die elf Wattenwiler Männer 1866 ihr Projekt ins Leben riefen, waren die weit verbreitete Armut und die damit einhergehenden sozialen Probleme ein allgegenwärtiges Thema ( ! Kapitel 3.1.1). Im Zuge des Industrialisierungsprozesses begann sich das materielle

137 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 07.02.1966. Vereinsarchiv OVW. 40 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

Wohlstandsniveau in der Schweiz allerdings bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahr- hunderts kontinuierlich zu steigern. Auch wenn dieser langfristige Trend immer wieder von Krisen unterbrochen wurde und regional sehr unterschiedlich verlaufen ist, setzte er sich insgesamt auch im 20. Jahrhundert fort. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die bis in die 1970er Jahre anhaltende Hochkonjunktur schliesslich in eine Phase, in der sich das Wohlstandsniveau der Schweizerinnen und Schweizer in bisher unbekanntem Masse er- höht hat (! Abbildung 7). 138

Kaufkraftbereinigtes BIP pro Kopf in der Schweiz, Deutschland und den USA (1860-2010) 35'000

30'000

25'000

20'000

Int. GK $ GK Int. 15'000

10'000

5'000

0

Schweiz Deutschland USA

Abbildung 7: BIP pro Kopf in der Schweiz, Deutschland und den USA (1860-2010)139

Diese enorme Steigerung führte langfristig dazu, dass die Armut in der Schweiz stark re- duziert werden konnte, auch wenn sie bis heute nicht gänzlich verschwunden ist. 140 Ge- paart mit dem seit Anfang des 20. Jahrhunderts stattfindenden Ausbau der existenzsi- chernden Sozialversicherungen und der Professionalisierung der staatlichen Sozialfürsor- ge hatte diese Entwicklung für den GVW zur Folge, dass seine Bemühungen im Bereich der Armenfürsorge, die bei seiner Gründung noch zu den zentralen Themenfeldern gehör- ten, in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend überflüssig wurden.

138 Vgl. Müller & Woitek 2012: 92-97. 139 Madison Project: http://www.ggdc.net/maddison/maddison-project/data.htm, 07.07.2014. Int. GK $ (auch Internationaler Dollar genannt) ist eine fiktive Währung, die es erlaubt, das Pro-Kopf- Einkommen von Ländern mit unterschiedlicher Kaufkraft zu vergleichen. Ein Int. GK hat deshalb die gleiche Kaufkraft wie der US-Dollar zu einem bestimmten Referenzzeitpunkt. Das Madison Projekt hat diesbezüglich das Jahr 1990 verwendet. Deshalb die Angabe 1990 Int. GK $. 140 In der Schweiz waren im Jahr 2011 7,6% der ständigen Wohnbevölkerung von Einkommensar- mut betroffen. Vgl. BFS. Lebensstandard, soziale Situation und Armut: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/03/blank/key/07/01.html, 20.06.2014. 41 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

Darüber hinaus hat sich im Verlauf der geschilderten wirtschaftlichen Entwicklung ein Strukturwandel vollzogen, der die Arbeit des GVW ebenfalls massgeblich beeinflusst hat. Im Jahr 1856 und damit genau zehn Jahre vor der Vereinsgründung waren 58,6% der Wattenwiler Erwerbstätigen in der Land- oder Forstwirtschaft (primärer Wirtschaftssektor), 37.6% im produzierenden Gewerbe (sekundärer Wirtschaftssektor) und nur gerade 3.8% im Dienstleistungsbereich (tertiärer Wirtschaftssektor) tätig. Vor diesem Hintergrund war es nur logisch, dass der GVW seine Anstrengungen zur Förderung der lokalen Wirtschaft vor allem auf die Landwirtschaft ausgerichtet hat (! Kapitel 5.2). Bis 1960 ist der Anteil des primären Sektors jedoch bis auf 23% gesunken, während der sekundäre und der ter- tiäre Sektor auf 65.7% beziehungsweise 11.3% gestiegen sind. Dieser zunehmende Be- deutungsverlust der Landwirtschaft hat sich auch nach 1960 langfristig fortgesetzt. Gleichzeitig hat der Sekundärsektor zugunsten des Dienstleistungsbereichs erheblich an Wichtigkeit eingebüsst (! Abbildung 8).

Erwerbstätige Wohnbevölkerung der Gemeinde Wattenwil gesondert nach Wirtschaftssektoren (1856-2011) 700 600 500 1. Sektor 400 300 2. Sektor 200 3. Sektor

Anzahl Beschäftigte Anzahl 100 0 1856 1910 1930 1941 1960 1970 1980 1995 2005 2011

Abbildung 8: Erwerbstätige Wohnbevölkerung der Gemeinde Wattenwil gesondert nach Wirtschaftssektoren (1856-2011) 141

Diese Verschiebung in der Erwerbstätigkeit der Wohnbevölkerung stellte den starken Fo- kus des Vereins auf die Landwirtschaftsförderung im Verlauf des 20. Jahrhunderts zu- nehmend in Frage. Wie das nachfolgende Kapitel zeigt, stand der GVW darüber hinaus spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts immer stärker in direkter Konkurrenz mit dem Staat und verschiedenen privaten Institutionen, die sich ebenfalls aktiv im Bereich der Landwirtschaftsförderung betätigten.

141 Historisch-Statistische-Datenbank des Kantons Bern (BERNHIST). Jahre 1856 und 1910: http://www.bernhist.ch/, 20.06.2014; BFS. Eidgenössische Volkszählungen. 1930-1990: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/dienstleistungen/history/02.html, 20.06.2014; BFS. STAT-TAB Datenbank. Jahre 1995, 2005, 2011: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/infothek/onlinedb/stattab.html, 20.06.2014. 42 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

Verlust von Aufgaben an den Staat oder private Organisationen Viele Funktionen, die wir heute selbstverständlich als staatliche Aufgaben wahrnehmen, haben sich erst im Verlauf der Vereinsgeschichte des GVW herausgebildet. Dieser Aus- bau war unter anderem gekennzeichnet durch eine klare Kompetenzregelung zwischen dem Bund, den Kantonen und den Gemeinden sowie einer Professionalisierung der staat- lichen, kantonalen und kommunalen Verwaltung. Durch die Etablierung eines modernen Steuersystems erhielt der Staat seit dem 19. Jahrhundert auf allen drei Ebenen in zuneh- mendem Masse einen finanziellen Spielraum, der es ihm erlaubte, sich neue Tätigkeits- felder zu erschliessen. 142 Darüber hinaus wurde mit der Schaffung des Finanzausgleichs und dessen sukzessiven Ausbau ein Instrument geschaffen, mit dem eines der bis dato grössten Probleme, die unterschiedliche finanzielle Leistungsfähigkeit von Kantonen und Gemeinden, weitgehend gelöst werden konnte.

Bereits im Verlauf des 19. und schliesslich vor allem im 20. Jahrhundert hatten diese Ent- wicklungen zur Folge, dass der Bund die Kantone immer stärker durch Anteile an Bun- deseinnahmen wie der direkten Bundesteuer (seit 1915), der Stempelsteuer (seit 1917) oder der Warenumsatzsteuer (1941-1994) beteiligte oder sie durch Subventionen in Be- reichen wie dem Strassenbau, dem Forstwesen und der Gewässerkorrektion (seit 1848), der Berufsbildung (seit 1884), der Ladwirtschaft (seit 1893) oder dem Gesundheits- (seit 1897) und Schulwesen (seit 1901) finanziell unterstützte. 143 Gleichzeitig haben sich auch die Kantone mit finanzpolitischen Massnahmen dafür eingesetzt, die Unterschiede in ih- rem Kantonsgebiet möglichst auszugleichen und in jeder Gemeinde ein Grundangebot an öffentlichen Gütern und Dienstleistungen sicherzustellen. 144 Darüber hinaus hat der Staat mit der Einführung von obligatorischen Sozialversicherungen und dem Ausbau der staatli- chen Sozialhilfe im Verlauf des 20. Jahrhunderts auch im sozialen Bereich immer mehr Aufgaben übernommen.145 Der GVW war in allen in diesem Abschnitt genannten Betäti- gungsfeldern selbst aktiv und entsprechend stark hat sich der Ausbau des öffentlichen Sektors auf seine Vereinstätigkeit ausgewirkt. Sein Engagement im Bereich der Infrastruk- tur hat der Verein beispielsweise bereits Anfang des 20. Jahrhunderts aufgeben (! Kapi- tel 5.1). In anderen Tätigkeitsfeldern wie der Landwirtschaftsförderung (! Kapitel 5.2), der Unterstützung des lokalen Gesundheitswesens (! Kapitel 3.3), der Bildungsförde- rung (! Kapitel 3.2) oder der Armenfürsorge (! Kapitel 3.1) konnte er sich zumindest

142 Vgl. Kley, Bundesstaat. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D9801.php, 21.06.2014. 143 Vgl. Rey, Finanzausgleich. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D13760.php, 21.06.2014; Vgl. Germann & Ladner, Verwaltung. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10342.php, 21.06.2014. 144 Für eine Übersicht zum aktuellen Finanz- und Leistungsausgleich im Kanton Bern vgl. http://www.fin.be.ch/fin/de/index/finanzen/finanzen/finanz-_und_lastenausgleich.html, 21.06.2014. 145 Vgl. Degen 2006: 17-48. 43 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

teilweise bis um die Mitte des 20. Jahrhunderts behaupten. Danach gab der Verein auch diese Tätigkeiten nach und nach auf. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, ausführlich auf die einzelnen Teilaspekte dieser Entwicklung einzugehen. Sofern möglich, wird dies je- weils in den thematischen Kapiteln im Hauptteil geschehen.

Nebst der Konkurrenz durch den Ausbau der staatlichen Funktionen trat der GVW ab En- de des 19. Jahrhunderts auch zunehmend in Wettbewerb mit anderen privaten Non-Profit- Organisationen. In der Schweiz hat sich bereits seit dem Mittelalter nebst dem Staat und dem Markt ein Non-Profit-Bereich entwickelt, der auch als Dritter Sektor bezeichnet wird. 146 Er umfasst unter anderem Vereine, Verbände, Stiftungen, Interessenverbände und andere Organisationsformen. Wie bereits ausgeführt wurde, übernahm der Schweize- rische Bundessstaat ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorab in der Wirtschafts- und Sozialpolitik zunehmend Aufgaben, die zuvor von solchen privaten Organisationen bewältig wurden. Gleichzeitig traten gegen Ende des 19. Jahrhunderts neue Akteure wie die modernen politischen Parteien und die führenden Verbände und Genossenschaften aus Handel, Industrie, Gewerbe sowie der Bauern- und Arbeiterschaft auf den Plan, die nun ebenfalls versuchten, ihren Einfluss geltend zu machen. Als diesbezügliche Bespiele können etwa der Schweizerische Handels- und Industrieverein, der Schweizerische Ge- werbeverband, der Zentralverband schweizerischer Arbeitgeberorganisationen, der Schweizerische Bauernverband, verschiedene Gewerkschaften sowie die landwirtschaftli- chen Genossenschaften genannt werden. Langfristig hatte diese Entwicklung zur Folge, dass diese professionell geführten und hochgradig spezialisierten Institutionen eine Ver- mehrung und Aufwertung erfuhren, während gleichzeitig andere Formen von Non-Profit- Organisationen an Bedeutung verloren und verschwanden. 147 Dieser Prozess, der sich auch im 20. Jahrhundert fortsetzte, ist bisher nur auf Bundesebene und auch hier nur in Ansätzen erforscht. 148

In Bezug auf den GVW gibt es aber verschiedene Hinweise, die vermuten lassen, dass auch der lokal agierende Verein von dieser Entwicklung beeinflusst wurde. So fiel etwa die weitgehende Aufgabe des politischen Engagements des Vereins mit der Gründung von örtlichen Ablegern der Sozialdemokratischen Partei (SP) und der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB), der heutigen Schweizerischen Volkspartei (SVP), zusammen (! Kapitel 4). Bezüglich der lokalen Wirtschaftsförderung liegt hingegen die Vermutung nahe, dass der Verein hier sukzessive Kompetenzen an die lokalen Genossenschaften, nament- lich an die 1893 gegründete landwirtschaftliche Genossenschaft (! Kapitel 5.2) und den 1906 ins Leben gerufenen Gewerbeverein Wattenwil (! Kapitel 5.3) verloren hat.

146 Vgl. Helmig et al. 2010: 15. 147 Vgl. Degen 2010: 78-87. 148 Vgl. ebd. 78-92. 44 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

Gesellschaftlicher Wandel Ein Vergleich der Schweiz in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit ihren früheren Epochen, zeigt deutlich, dass in der Geschichte des Landes noch nie eine derart breite Bevölkerungsschicht über so viel Einkommen, Freizeit, Mobilität und individuelle Gestal- tungsfreiheit verfügt hat. 149 Die Grundlagen dieser Entwicklung lagen in der bereits skiz- zierten Erhöhung des materiellen Wohlstandes, der stetigen Abnahme der durchschnittli- chen Arbeitszeit und den sich lockernden sozialen und politischen Rahmendbedingungen. Vor diesem Hintergrund vergrösserten sich sowohl die materiellen als auch die ideellen Handlungsmöglichkeiten und Freiräume der Schweizer Bevölkerung erheblich.150

An der starken Erhöhung des Lebensstandards seit dem 19. Jahrhundert waren nebst steigenden Realeinkommen auch Verbesserungen im Bereich der Hygiene und der Medi- zin verantwortlich. Darüber hinaus spielte in diesem Kontext auch der Energieverbrauch eine wichtige Rolle. Bereits mit dem Eisenbahnbau gelangte Kohle ab den 1860ern als günstiger Energieträger in die Schweiz, was die industrielle Produktion, die Mobilität von Menschen und Gütern begünstigte sowie das Heizen massiv verbilligte. Die Entwicklung der Elektrotechnik lieferte ab 1900 eine neue Form der Energie, die sich vergleichsweise leicht über grosse Strecken transportieren liess. Allerdings wurde die Kohle als wichtigster Energieträger erst ab 1950 durch den massenweisen Import von Erdöl und Erdgas voll- ständig abgelöst. Diese Entwicklung bildete die Basis für eine starke Verbilligung und ei- nen rasanten Anstieg des Energieverbrauchs und legte damit die Grundlage für die Ent- stehung der modernen (Massen-)Konsumgesellschaft. 151

Nebst dem steigenden Energiebedarf ging dieser gesellschaftliche Umbruch auch mit einer erhöhten Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, einem Bauboom sowie mit der Etablierung des Autos als Massenverkehrsmittel einher. In der Folge zogen immer mehr Menschen in die Vorstädte oder aufs Land und brachten dabei ihre städtischen Le- bensstile mit. Als direkte Folge begannen sich die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Lebensformen zunehmend zu verwischen. Zu dieser Entwicklung trug auch die Durchsetzung des Massenmediums Fernsehen bei, das ab den 1960er Jahren neue Trends und Leitbilder innerhalb kürzester Zeit bis in die kleinsten Dörfer verbreitete. Bei den Menschen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend in die Vororte oder aufs Land zogen, handelte es sich vorwiegend um junge Familien, die mit ihren Kin- dern das ruhige Landleben in Einfamilienhäusern suchten. 152 Es erstaunt daher nicht,

149 Vgl. Gilg & Hablützel 2004: 869. 150 Vgl. Lüthi 2011a: 133. 151 Vgl. ebd. 133. 152 Vgl. Lüthi 2011b: 152. 45 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

dass der GVW seine Vereinstätigkeit in den letzten Jahrzehnten immer stärker auf die Bedürfnisse von Familien ausgerichtet hat (! Kapitel 3.4).

Mit dem gesellschaftlichen Umbruch um 1950 setzte darüber hinaus ein Trend zur Auflö- sung von herkömmlichen Bindungen ein. Als Folge dieses Prozesses verwischten bisher klar umrissene Gruppenzugehörigkeiten und soziale Rollenbilder, die bis dato nach Merkmalen wie Religion, Nation, Heimat, Familie, Geschlecht oder Beruf definiert wur- den. 153 Die neue berufliche, geografische und soziale Mobilität machte es für einzelne Menschen daher immer einfacher, ihre soziale Vernetzung bei Bedarf zu verändern und führte, gekoppelt mit der verstärkten Zuwanderung aus dem Ausland und den Folgen der 1968er Bewegung, zu einer immer grösseren Vielfalt an unterschiedlichen Lebenssti- len. 154 Angesichts dieser Individualisierung der Gesellschaft büssten Gruppierungen wie Vereine, Parteien, Gewerk- oder Genossenschaften an Bedeutung ein. 155 Diese Entwick- lung ging auch am GVW nicht spurlos vorbei, der, wie bereits erwähnt, ab den 1950er Jahren zunehmend Mühe bekundete neue Mitglieder anzuwerben und in den 1960ern kurz vor einer Auflösung stand.

Abgesehen von diesen komplexen gesellschaftlichen Prozessen verringerte sich im Ver- lauf des 20. Jahrhunderts auch die durchschnittliche Arbeitszeit der Menschen. Dadurch erhöhte sich die individuell zur Verfügung stehende Freizeit, die nun zunehmend mit ver- schiedenen sportlichen und kulturellen Beschäftigungen gefüllt wurde. 156 Gepaart mit der Zunahme des materiellen Wohlstandes und der Ausdifferenzierung verschiedenster Le- bensstile führte diese Situation ab den 1950ern dazu, dass der private Freizeitbereich einen starken Kommerzialisierungsschub erlebte. 157 Angesichts dieser Entwicklung ist es daher verständlich, dass der GVW seinen Fokus spätestens ab den 1960ern auf die Be- reitstellung von Freizeitangeboten gelegt hat ( ! Kapitel 3.4). Im Zuge der in den 1960er Jahren endgültig vollzogenen Neuausrichtung des Vereins fiel schliesslich auch eine Schranke, die während genau 100 Jahren beharrlich aufrechterhal- ten wurde: An einer ausserordentlichen Hauptversammlung wurde am 19. August 1966 mit 14 zu 4 Stimmen entschieden, dass fortan auch Frauen in den GVW aufgenommen werden sollen.158 Die Frage der Frauenmitgliedschaft wurde bereits 1930 erstmals disku- tiert, als eine gewisse Frau Nydegger, die als Lebensmittellieferantin an der Schülerspei- sung des Vereins beteiligt war, ein Gesuch um Aufnahme in den Verein stellte. Das Be- gehren wurde mit der Begründung abgelehnt, dass grundsätzlich keine Frauen in den

153 Vgl. Gilg & Hablützel 2004: 824; Lüthi 2011b: 152. 154 Vgl. Lüthi 2011b: 152. 155 Vgl. Gilg & Hablützel 2004: 824. 156 Vgl. Tanner & Studer 2012: 639-664. 157 Vgl. Weibel, Freizeit. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16319.php, 22.06.2014. 158 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 19.08.1966. Vereinsarchiv OVW. 46 2. Vom Gemeinnützigen Verein zum Ortsverein Wattenwil (1866-2013) 2.2 Die Vereinsentwicklung

Verein aufgenommen werden sollen. 159 1949 und 1951 wurde die Angelegenheit auf An- trag einzelner Vereinsmitglieder erneut thematisiert, doch fand sich auch bei diesen Gele- genheiten keine Mehrheit für die Umsetzung des Vorhabens. 160 Es sollten nochmals 15 Jahre vergehen, ehe der Durchbruch der Frauenmitgliedschaft gelang. Der Vorstand hatte für die betreffende Sitzung nebst der Abstimmung über die geplante Aufnahme von Frau- en auch einen Vertrag für eine Fusion des GVW mit dem Frauenverein Wattenwil vorbe- reitet. Dieser Antrag wurde jedoch nicht genehmigt. Gleiches gilt für den vom Vorstand anvisierten Austritt aus der Ökonomischen und Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern (OGG), der schliesslich erst 1978 erfolgte. 161

Nach der turbulenten Zeit Mitte der 1960er Jahre nahm der Verein, nicht zuletzt dank der Unterstützung der beigetretenen Frauen, erneut Fahrtwind auf. Dabei ist er der damals vollzogenen Neuausrichtung im Wesentlichen bis heute treu geblieben. Einzig die alte Vereinsbezeichnung als Gemeinnütziger Verein Wattenwil schien in den 1990er Jahren endgültig nicht mehr zeitgemäss zu sein. Der Name wurde daher 1997 in Ortsverein Wat- tenwil geändert. 162

Nach diesem ersten groben Überblick zur Entwicklung des GVW wird im nachfolgenden Hauptteil der Arbeit dessen Vereinstätigkeit detaillierter vorgestellt.

159 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 12.01.1930. Vereinsarchiv OVW. 160 Vgl. ebd. Protokolle vom 01.03.1949 und 06.02.1951. 161 Vgl. ebd. Protokoll vom 19.08.1966. 162 Vgl. ebd. Protokoll vom 22.04.1997. 47 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

3. Das soziale Engagement des Vereins

Als Gemeinnützige Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Wohl der Gemein- de nach Kräften zu fördern, war das soziale Engagement stets eines der wichtigsten Fun- damente der Vereinstätigkeit. Während in den ersten knapp 100 Jahren nach der Ver- einsgründung die Bekämpfung der Armut (! Kapitel 3.1), die Förderung der Schul-, Volks- und Berufsbildung (! Kapitel 3.2) sowie verschiedene Massnahmen im lokalen Gesundheitswesen und der Altersfürsorge (! Kapitel 3.3) im Vordergrund standen, ver- lagerte sich der Schwerpunkt der sozialen Vereinsarbeit spätestens ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend in die Bereiche Freizeit und Familie (! Kapitel 3.4).

3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen Die Schweiz gehört heute zu den reichsten Ländern der Welt und die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung lebt frei von Armut.163 Historisch betrachtet ist dieses hohe Wohlstandsniveau ein relativ junges Phänomen. Noch im 19. Jahrhundert führten das starke Bevölkerungswachstum und ein Strukturwandel in Landwirtschaft und Industrie zu einer weit verbreiteten Massenarmut. Ländliche Gebiete mit einem hohen Anteil von Er- werbspersonen in der Landwirtschaft waren von dieser Entwicklung besonders stark be- troffen. Ihren sichtbarsten Ausdruck fand diese Phase der Massenarmut, in der zeitweise 10-20% der Schweizer Bevölkerung unterstützungsbedürftig waren, in den schweren Hungerkrisen der Jahre 1816-17 und 1846-47. Als Reaktion auf diese massiven Notstän- de setzte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine intensive öffentliche Debatte über die Ursachen der Armut ein. 164 Dabei wurde die Diskussion von zwei unterschiedlichen Interpretationen dominiert. Zum einen wurde Armut als Krankheitsbild aufgefasst, das die Betroffenen in sich selbst tragen und an die nächste Generation weitergeben. 165 Als Kon- sequenz daraus wurde Armut häufig anhand von Krankheitsmetaphern – etwa dem Ver- gleich mit einem Krebsgeschwür – gedeutet.166 Zum anderen wurde sie als Folge des moralischen Zerfalls der Gesellschaft verstanden und auf ein persönliches Versagen der Betroffenen zurückgeführt. 167 Erst ab den 1870er Jahren begann sich ausgehend von sozialreformerischen Kreisen die Erkenntnis durchzusetzen, dass Armut nicht aus- schliesslich auf individuelles Verschulden zurückgeführt werden kann, sondern auch

163 Die Schweiz im internationalen Vergleich vgl. Better Life Index der OECD: http://www.oecdbetterlifeindex.org/countries/switzerland/, 23.04.2014. Für detaillierte Zahlen zur Armut in der Schweiz vgl. Bundesamt für Statistik (BFS): http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/03/blank/key/07/01.html, 23.04.2014. 164 Vgl. Schnegg, Armut. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16090.php, 23.04.2014. 165 Vgl. Jäggi, Pauperismus. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16091.php, 23.04.2014. 166 Vgl. Ludi et al. 2011: 194. 167 Vgl. ebd. 192. 48 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

strukturelle Ursachen hat. 168 Diese unterschiedlichen Interpretationen der Armut wider- spiegelten sich auch in der Fürsorgetätigkeit des GVW. Während im Umgang mit armen Durchreisenden und ortsansässigen Bettlern zunächst noch eindeutig der Moralismus und die Schuldzuweisungen der ersten Variante vorherrschten, weisen die übrigen zur Be- kämpfung der Armut ergriffenen Massnahmen darauf hin, dass die Vereinsmitglieder die strukturellen Ursachen der Armut bereits sehr früh erkannt haben. Entsprechend waren die Vertreter des GVW von Anfang an bestrebt, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Menschen im Dorf erlaubten, langfristig einen Ausweg aus ihrer Armut zu finden. Deshalb engagierten sich die Vereinsmitglieder sehr stark für die Verbesserung des örtli- chen Bildungswesens (! Kapitel 3.2), versuchten die lokale Wirtschaft zu fördern und im Dorf eine moderne Infrastruktur sicherzustellen (! Kapitel 5). Darüber hinaus setzte sich der GVW auch für einen Ausbau des örtlichen Gesundheitswesens ein und betätitgite sich in der Altersfürsorge (! Kapitel 3.3). Mit der erfolgreichen Entwicklung dieser Bereiche sollten die nötigen Grundlagen zur Überwindung der Armut geschaffen werden. Daneben hat sich der Verein bis in die 1960er Jahre auch direkt in der dörflichen Armenfürsorge betätigt (! Kapitel 3.1.1) und wiederholt für auswärtige Bedürftige Hilfsaktionen durchge- führt oder Unterstützungsgelder gesprochen (! Kapitel 3.1.2).

3.1.1 Armenfürsorge Die Ortschaft Wattenwil gehörte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den über- durchschnittlich stark von Armut betroffenen Gemeinden des Kantons Bern. 169 Hauptver- antwortlich für die schwierigen Verhältnisse waren zum einen die ungünstige Verkehrsla- ge des Dorfes und die fehlenden Verkehrsmittel.170 Das bestehende Strassennetz konnte modernen Ansprüchen nicht mehr genügen und verlangte zwingend nach einem Ausbau (! Kapitel 5.1). Anschluss ans Bahnnetz erhielt die Gemeinde gar erst 1901 mit dem Bau der Gürbetalbahn. Allerdings musste das Dorf auf einen eigenen Bahnhof verzichten und stattdessen von der nächstgelegenen Station in Gebrauch machen. Zum ande- ren fehlte es Wattenwil an genügend Erwerbsmöglichkeiten. 171 Der überwiegende Teil der Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft, die mit der fortschreitenden Agrarmodernisie- rung und angesichts des starken Bevölkerungswachstums aber immer weniger Menschen eine Erwerbsmöglichkeit bieten konnte.172 Darüber hinaus wurden die Erträge der Land- wirte immer wieder durch Überschwemmungen der Gürbe bedroht. 173 Erst die grossange-

168 Vgl. Ludi et al. 2011: 197. 169 Vgl. Pfister & Egli 1998: 103. 170 Vgl. Glur 1896: 5. STAB BA 121/4. 171 Vgl. ebd. 5. 172 Zur Beschäftigtenzahl in der Landwirtschaft vgl. Kapitel 2.2.5 dieser Arbeit. Für eine Kurzzu- sammenfassung der Agrarmodernisierung vgl. Kapitel 5.2. Für weiterführende Informationen zu dieser bedeutenden Entwicklung und ihrem Verlauf im Kanton Bern vgl. Pfister 1995: 161-230. 173 Vgl. Glur 1896: 5. STAB BA 121/4. 49 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

legte Gürbekorrektion in den Jahren 1855-1911 konnte diese Situation merklich verbes- sern, wenn auch nie vollständig lösen. 174 Das ortsansässige Gewerbe allein vermochte die Nachfrage nach Erwerbsmöglichkeiten nicht zu kompensieren. Auch die Entwicklung einer Industrie, die andernorts neue Arbeitsplätze schuf, blieb in Wattenwil weitgehend aus. 175 Nebst der vergleichsweise weit verbreiteten Armut, die sich unter anderem in einer starken Zunahme des Bettels ausdrückte, führten diese Umstände auch zu einer fortlau- fenden Abwanderung von Arbeitskräften. 176 Wattenwil geriet dabei besonders hinsichtlich des ersten Aspekts bei seinen Nachbargemeinden in Verruf, „weil von dort die meisten Bettler und Hausierer kamen.“ 177 Als der Kanton Bern 1877 von der Grossen Depression, einer zwei Jahrzehnte andauernden globalen Wirtschaftskrise, erfasst wurde, verstärkte sich der wirtschaftliche Druck auf die Bevölkerung nochmals massiv. 178 Wie die nachfol- gende Grafik (! Abbildung 9) zeigt, stieg die Zahl der unterstützungsbedürftigen Perso- nen in der Folge auch in Wattenwil deutlich an. Erst in den 1890er Jahren hat sich die Lage allmählich wieder etwas entspannt. Für die ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahr- hunderts sind die entsprechenden Daten nicht überliefert. Die verfügbaren Angaben zum Jahr 1925 zeigen jedoch, dass die Zahl der Unterstützten bis zu diesem Zeitpunkt wieder deutlich gefallen ist.

Entwicklung der in der Gemeinde Wattenwil wohnhaften Notarmen (1874-1925) 160 140 120 100 80 60 40 Anzahl Notarme Anzahl 20 0 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1895 1896 1897 1925 1874 1884 1894

Kinder Erwachsene Total

Abbildung 9: Anzahl Notarme in der Gemeinde Wattenwil (1874-1895) 179

174 Vgl. das derzeit laufende Dissertationsprojekt von Melanie Salvisberg an der Abteilung für Wirt- schafts-, Sozial- und Umweltgeschichte (WSU) der Universität Bern: http://www.hist.unibe.ch/content/personal/salvisberg_melanie/index_ger.html, 25.04.2014. 175 Vgl. Einwohnergemeinde Wattenwil 2000: 23. NB [Schweizer Nationalbibliothek] Nb 90355. 176 Vgl. Rolli & Wächli 1903: 72. STAB A3922; Leuenberger 1935: 96. 177 Schär 1924: 191. UB ZB SW 3473. 178 Vgl. Pfister 1995: 343-44. 179 Notarmenetats Wattenwil 1874-1897, STAB BB X II B 337; Bilder aus der Geschichte von Wat- tenwil im Knopf des Kirchturms deponiert, S. 13. NB O 34655. 50 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

Dieser kurze Abriss zur wirtschaftlichen Situation Wattenwils in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts macht deutlich, weshalb die Bekämpfung der Armut zu einem der zentralen Betätigungsfelder des GVW wurde. Nebst der direkten Unterstützung von Bedürftigen hat sich der Verein auch dafür eingesetzt, die in seinen Augen negativen Auswüchse der Ar- mut einzudämmen. Gemeint war damit in erster Linie die Bettelei. Der GVW ersuchte 1872 die Gemeinde Wattenwil diesbezüglich um ein Verbot der deutschen Wandermusi- ker und eine strengere Handhabung der gesetzlichen Bestimmungen zur Bekämpfung der Bettelei. Der Dorfpfarrer Werner Glur fasste die Problematik, die für die Gemeinde von ortsfremden Bettlern ausging, wie folgt zusammen:

„Wie man sich erinnert, bildete das Stromertum während vielen Jahren eine ei- gentliche Landplage, gegen welche sich die Gemeinden vergeblich wehrten. Besonders die abgelegenen Höfe hatten darunter zu leiden und die eigenen Armen wurden durch die fremden Bettler in der Unterstützung verkürzt.“ 180

Um die Gemeinde in dieser Hinsicht zu entlasten, gründete der GVW 1880 einen Hilfsver- ein für arme Durchreisende. Finanziert wurde dieser durch einen jährlichen Mitgliederbei- trag von 50 Rappen. 181 Gleichzeitig verpflichteten sich die Mitglieder Bettler nicht mehr direkt zu unterstützen, sondern diese an den zuständigen Almosenspender zu verweisen, der den Bedürftigen ein einmaliges Geldgeschenk offerierte und sie anschliessend auffor- derte, die Gemeinde wieder zu verlassen. 182 1887 wurde die Geldschenkung abgeschafft und durch eine Naturalverpflegung der Bettler ersetzt, was gemäss Werner Glur „die Zahl der fremden Schmarotzer merklich verminderte.“ 183

Abgesehen von den bedürftigen Durchreisenden hat der Verein wiederholt auch Teile der eigenen Dorfbevölkerung verköstigt. Das primäre Ziel war auch hier der wachsenden Hausbettelei Einhalt zu gebieten. Darüber hinaus sollte die Speisung der Bedürftigen kombiniert mit der Förderung des lokalen Süssmostkonsums auch dem weit verbreiteten Alkoholismus entgegenwirken, der von den GVW-Mitgliedern als wesentliche Ursache für die starke Armut im Dorf ausgemacht wurde (! Kapitel 3.3) Auf Anregung von Lehrer Schär und Armeninspektor Wenger wurde daher bereits in den 1860er Jahren damit be- gonnen, in der Gemeinde Geldbeiträge zu sammeln, um damit „eine Anzahl notorischer Bettelkinder morgens mit Milch und Brot zu versorgen.“ 184 Daneben sollten auch bedürfti- ge Eltern unterstützt werden, die ihre Kinder aus Ehrgefühl nicht zum Betteln schickten.

180 Glur 1896: 20. STAB BA 121/4. 181 Inflationsbereinigt entspricht dieser Betrag heute etwa CHF 6.-. Berechnet mit Swistoval, Kon- sumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahr 1866, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 23.04.2014. 182 Vgl. Glur 1896: 21. STAB BA 121/4. 183 Ebd. 25. 184 Ebd. 10. 51 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

Der Ertrag der Sammlung ermöglichte es im Frühling 1868 während sechs Wochen 20 Kinder zu verköstigen und damit die Hausbettelei merklich zu verringern. 185 Die Hilfs- massnahme wurde 1872 durch den Ankauf einer Wagenladung Kartoffeln weitergeführt, die an die unbemittelten Haushalte des Dorfes verteilt wurden. Im selben Jahr begann der Verein zudem einzelnen Kindern im Winter unentgeltlich einen Platz am Mittagstisch von finanziell besser gestellten Familien zu vermitteln. 186 Mitte der 1870er Jahre wurde die Aktion mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde Wattenwil schliesslich auf alle bedürf- tigen Schulkinder des Dorfes ausgedehnt. Mit der Speisung armer Schüler hatte der Ver- ein damit ein gemeinnütziges Werk gefunden, das während mehr als 80 Jahren zu einem seiner wichtigsten Tätigkeitsbereiche werden sollte.

Bis zum Jahr 1882 erhielten jeweils rund 40-50 der bedürftigsten Kinder in den Schulhäu- sern Dorf, Stockern, Rain und Mettlen im Winter eine reichliche Portion Milch und Brot. 187 Im Verlauf der darauffolgenden Jahre stieg die Zahl der verköstigten Schülerinnen und Schüler auf 85 an.188 Nach ersten Versuchen in den späten 1880er und frühen 1890er Jahren setzte der GVW schliesslich ab 1902 auf die Verköstigung mit Suppe. Dafür stellte der Verein eine Suppenköchin und eine zusätzliche Aushilfskraft ein und mietete sich in einem privaten Ofenhaus in der Nähe des Dorfschulhauses ein. 189 Aufgrund der weiten und im Winter oft nur schwer begehbaren Wege mussten die Kinder des Rainschulhauses allerdings weiterhin mit Milch und Brot versorgt werden.190 Das war allerdings nicht die einzige Herausforderung, die sich dem Verein stellte. Angesichts einer Gesamtzahl von mittlerweile deutlich über 200 Wattenwiler Schülerinnen und Schülern musste zwangsläu- fig entschieden werden, welche Kinder überhaupt Anrecht auf eine unentgeltliche Verkös- tigung haben sollten.191 Hierfür erstellten die ortsansässigen Lehrer Verzeichnisse mit den bedürftigsten Kindern ihrer Klassen. Die definitive Auswahl wurde anschliessend gemein- sam durch den Gemeinderat und die Schulkommission vorgenommen. 192 Nicht ausge- wählten Kindern war es dennoch erlaubt an der Speisung teilzunehmen. Sie hatten dafür aber ein Kostgeld von fünf Rappen pro Liter Suppe zu entrichten. Gleiches galt für die unbemittelten Familien des Dorfes von denen eine Entschädigung von zehn Rappen pro Liter verlangt wurde. 193 Dieser Ausbau der Schülerspeisung war in erster Linie durch die ab 1888 vom Bund erteilten Subventionen möglich geworden. Anlässlich des neuen Alko-

185 Vgl. Glur 1896: 10-11. STAB BA 121/4. 186 Vgl. ebd. 10-11, 16. 187 Vgl. ebd. 20. 188 Vgl. ebd. 25. 189 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 09.01.1902. Vereinsarchiv OVW. 190 Vgl. ebd. Protokolle vom 29.01.1903 und 14.11.1903. 191 1896 wurden die örtlichen Schulen von insgesamt 222 Kindern besucht. Vgl. BERNHIST: http://www.bernhist.ch, 25.04.2014. 192 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 14.12.1899. Vereinsarchiv OVW. 193 Vgl. ebd. Protokoll vom 09.01.1902. 52 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

holgesetzes vom 23. Dezember 1886 erhielt der Bund das Fabrikations-, Einfuhr- und Verkaufsmonopol für Branntwein. 194 Die dadurch generierten Einnahmen wurden anteils- mässig auf die Kantone verteilt. Diese hatten ihrerseits den gesetzlichen Auftrag davon mindesten 10%, den sogenannten Alkoholzehntel, zur Bekämpfung des Alkoholismus zu verwenden. 195 Nebst vielen anderen Bereichen wurde ein Teil dieser Einnahmen für die Subventionierung von Schülerspeisungen ausgegeben. 196 Damit wollten die Behörden dem Umstand entgegenwirken, dass Alkohol besonders in den ärmsten Bevölkerungs- schichten bei Hunger häufig als Ersatz- oder Kompensationsmittel für die fehlende Nah- rung eingesetzt wurde. 197

Durch die staatlichen Beiträge wurden der GVW und die Gemeinde Wattenwil finanziell stark entlastet, leisteten ge- Durchschnittliche Beteilung von Bund, meinsam aber nach wie vor Gemeinde und GVW an den Kosten der den grössten Anteil der Ge- Schülerspeisung (1895-1912) samtkosten der Speisung (! Abbildung 10). Die Organisa- Bundesbeiträge tion und Koordination der Ak- 34% 29% Gemeindebeiträge tion blieb weiterhin Sache des GVW. Er bestimmte, je nach 37% Beiträge GVW Härte des Winters, wann mit der Verköstigung begonnen

und wann sie beendet wurde. Üblicherweise dauerte die Abbildung 10: Kostenverteilung der Schülerspeisung (1895-1912) 198 Speisung von Anfang Januar bis etwa Ende März. In be- sonders harten Wintern wurde die Suppenküche teilweise bereits im Dezember eröffnet. Darüber hinaus handelte der Verein mit den ortsansässigen Lebensmittelhändlern die Lieferung der Nahrungsmittel aus und richtete jeweils die Subventionsgesuche für den Beitrag aus dem Alkoholzehntel an die kantonale Direktion des Unterrichtswesens. 199

194 Vgl. Eidgenössische Alkoholverwaltung (EAV), Historischer Überblick: http://www.alcosuisse.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/Kom_mb_Historischer_Ueberblick_ d_1_.pdf, 25.04.2014. 195 Vgl. Demme 1905: 143-44. STAB A 6050. 196 Im Jahr 1900 betrug der Alkoholzehntel des Kantons Bern beispielsweise Total CHF 116'241. Davon wurden CHF 8'700 an jene Gemeinden ausbezahlt, die über eine Schülerspeisung ver- fügten. Vgl. Demme 1905: 144-45. STAB A 6050. 197 Vgl. Tanner, Alkoholismus. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16558.php, 07.05.2014. 198 Glur 1896: 25. STAB BA 121/4; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898- 1912. Vereinsarchiv des OVW; Speisung und Bekleidung armer Schulkinder. STAB BB IIIb 3361. 199 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-1958. Vereinsarchiv OVW. 53 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

Auch im 20. Jahrhundert stieg die Anzahl der im Winter jeweils verköstigten Schülerinnen und Schüler weiter an. Mit 160 Kindern wurde 1912 der Höchstwert erreicht. 200 Die kurz darauf folgende Zeit des Ersten Weltkriegs (1914-1918) stellte die Mitglieder des Vereins hinsichtlich der Beschaffung der Lebensmittel vor bisher nicht gekannte Herausforderun- gen. Die kriegsbedingte Teuerung und die infolge der allgemeinen Not länger ausfallende Dauer der Schülerspeisung liess deren Kosten stark ansteigen. Der Verein sah sich des- halb gezwungen, auf den für Notzeiten angelegten Suppenfonds zurückzugreifen. Dessen Bestand betrug Ende 1913 noch rund CHF 850.-, was inflationsbereinigt heute in etwa einem Betrag von CHF 8'800.- entsprechen würde. 201 Trotz einer einmaligen Spende in Höhe von CHF 500.-, die der GVW von einem nach Amerika ausgewanderten Wattenwiler erhielt, der den Menschen seiner ehemaligen Heimatgemeinde in diesen Zeiten der Not zur Seite stehen wollte, verringerte sich das Fondsvermögen bis 1919 um etwas mehr als die Hälfte. 202 Der nachfolgende Auszug aus dem Protokollbuch des GVW gibt einen ein- drücklichen Einblick in die damaligen Verhältnisse:

„[Die] Speisung der Schulkinder soll wie gewohnt nach Neujahr einsetzen und länger als sonst dauern, die Teuerung der Lebensmittel bedingt die Angriffnah- me des Suppenfonds, dazu wurde er ja in guten Tagen angelegt, damit man in schweren Zeiten mehr tun kann. Vielleicht kann man, da manches nicht mehr erhältlich ist, die bekannten Witschi-Produkte [Hersteller von getrockneten Nah- rungsmitteln] verwenden. Herr Dr. Steiger regt die Trennung der Speisungen in dem Sinn an, dass die gekochte Suppe vom Dorf alle Mittage in die Mettlen ge- fahren wird, damit die Kinder von dort nicht im nassen, kalten Winter den weiten Weg machen und vor der zu kleinen Suppenküchen im Freien frierend warten müssen. Der Vorstand soll den Vorschlag prüfen, der viel für sich hat, aber wahrscheinlich an der Verteuerung des komplizierten Betriebs scheitern muss.“203

Die geplante Lieferung der Suppe ins Mettlenschulhaus wurde wie befürchtet aus Kosten- gründen nicht realisiert. Aber immerhin konnte die Schülerspeisung dank der finanziellen Unterstützung des Vereins und zahlreichen Geld- und Naturalspenden aus der Wattenwi- ler Bevölkerung die ganze Kriegszeit über aufrechterhalten werden. 204

200 Vgl. Speisung und Bekleidung armer Schulkinder. STAB BB IIIb 3361. 201 Berechnet mit Swistoval, Konsumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahr 1913, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 23.04.2014. 202 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1913-1919. Vereinsarchiv OVW. Zur erhaltenen Spende vgl. speziell das Protokoll vom 19.12.1918. 203 Ebd. Protokoll vom 01.12.1915. 204 Vgl. ebd. Protokolle der Jahre 1914-1918. 54 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

Für die darauffolgenden 1920er Jahre ist die Quellenlage leider sehr dürftig, weshalb für diese Periode nur wenig gesicherte Aussagen gemacht werden können. Grundsätzlich scheint sich die Zahl der zu verköstigenden Kinder in dieser Periode bei jährlich etwa 100 Schülerinnen und Schüler stabilisiert zu haben. Einzig im Winter 1920/21 konnte die Spei- sung nicht durchgeführt werden, weil das bisher zum Kochen benutzte private Ofenhaus nicht mehr zu Verfügung stand. Trotz intensiven Verhandlungen mit der Gemeinde Wat- tenwil konnte erst für den Winter 1921/22 eine passende Alternative gefunden werden. Die neu angelegte Suppenküche befand sich fortan im Keller des Stockernschulhau- ses. 205

Mit der globalen Weltwirtschaftskrise ab 1929 begann sich die wirtschaftliche Situation in der Schweiz wieder zuzuspitzen. Zwar war die hiesige Wirtschaft vom New Yorker Bör- sencrash und seinen unmittelbaren Folgen weniger stark betroffen als Länder wie die USA oder Deutschland, dafür blieb der Aufschwung nach der Krise bescheidener, so dass die wirtschaftliche Gesamtbilanz der Schweiz für den Zeitraum 1929-1938 im internationa- len Vergleich dennoch zu den schlechteren gehörte. 206 Die schwierigen Wirtschaftsver- hältnisse hatten auch Auswirkungen auf die Schülerspeisung in Wattenwil. Verglichen mit den jährlichen Durchschnittsausgaben der verfügbaren Angaben für die Periode 1892- 1919 stiegen die Ausgaben der Jahre 1931-1935 um mehr als 138% an.207

Überlieferte Angaben zu den jährlichen Ausgaben der Schülerspeisung im Zeitraum 1892-1959 (inflationsbereinigt nach KPI 2009) 35000 30000 25000 20000 15000 10000

Ausgaben in CHF 5000 0 1892 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1910 1912 1913 1915 1916 1917 1918 1919 1931 1932 1933 1935 1939 1957 1894 1904 1914 1934

Abbildung 11: Jährliche Ausgaben der Schülerspeisung (1892-1959)208

205 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 15.11.1921. Vereinsarchiv OVW. 206 Vgl. Degen, Wirtschaftskrise. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D26894.php, 26.04.2014. 207 Die jährlichen Durchschnittsausgaben der Periode 1892-1919 betrugen inflationsbereinigt CHF 7'947.90, diejenigen der Jahre 1931-1935 CHF 18'934.80. Die Inflationsbereinigung wurde auf Basis des Konsumentenpreisindexes (KPI) des Jahres 2009 berechnet: Vgl. http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 26.04.2014. 208 Glur 1896: 25. STAB BA 121/4; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898- 1957 Vereinsarchiv OVW; Speisung und Bekleidung armer Schulkinder. STAB BB IIIb 3361. 55 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

Aufgrund der fehlenden Daten für die 1920er Jahre kann allerdings nicht abgeschätzt werden, ob es allein die Wirtschaftskrise war, die sich für die starke Erhöhung der Ausga- ben verantwortlich zeigte oder ob diese bereits im Jahrzehnt nach 1919 sukzessiv gestie- gen sind und damit einen Teil zur Erhöhung beigetragen haben. Wenn auch eine genaue Abschätzung diesbezüglich nicht möglich ist, so zeigen andere Quellen doch eindeutig auf, dass die Folgen der Krise auch in Wattenwil zu spüren waren:

„Die Schulsuppenaktion soll [im Winter 1936/37] zu einer Volksküche ausgebaut werden, da der kommende Winter für die Gemeinde schwer sein wird. Eine Volksküche wäre geeignet, der grössten Not zu begegnen. Es wird ein Kessel für 100 Leute angeschafft. Bei Möglichkeit sollen die Bezüger einen Anteil an ihre Suppe bezahlen. Stark Notleidende sollen sie gratis erhalten.“ 209

Ergänzend zur Volksküche wurde im Winter 1936/37 zudem gemeinsam mit dem Frauen- verein Wattenwil für die Notleidenden im Dorf eine Sammlung von Geld und Naturalien durchgeführt, bei der ein Ertrag von CHF 400.30 erzielt werden konnte, was heute in etwa einem Wert von CHF 3'188.- entsprechen würde. 210 Bezüglich der Art und der Anzahl der gesammelten Naturalien geben die Quellen keine Auskunft.

Trotz der angespannten Wirtschaftsla- ge gelang es dem Verein im Jahr 1936 zusätzlich zur Suppenspeisung an den Wattenwiler Schulen auch die andern- orts bereits etablierte Schulmilch ein- zuführen. 212 Der Konsum von Pau- senmilch wurde seit den 1920er Jah- ren von der Schweizerischen Milch- kommission (SMK) und von Schulbe- hörden und Ärzten als gesundes und Abbildung 12: Schülerinnen und Schüler bei der entwicklungsförderndes Nahrungsmit- Pausenmilch 211 tel propagiert. 1931/32 wurde die Schul- und Pausenmilch auf Initiative der SMK und des Vereins abstinenter Lehrer und Lehrerinnen erstmals an Schulen in Basel eingeführt. Die Idee verbreitete sich rasch in

209 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 13.10.1936. Vereinsarchiv OVW. 210 Vgl. ebd. Protokolle vom 12.12.1936 und 05.02.1937. Vereinsarchiv OVW. Berechnet mit Swistoval, Konsumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahr 1936, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 23.04.2014. 211 Moser & Brodbeck 2007: 222. Ort und Datum der Aufnahme nicht bekannt. 212 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 27.01.1936. Vereinsarchiv OVW. 56 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

der übrigen Schweiz und wurde zu einer regelrechten Bewegung.213 Der Wattenwiler Se- kundarlehrer Fritz Schuler hatte bereits 1931 in einer Publikation des Vereins abstinenter Lehrer und Lehrerinnen eine Broschüre veröffentlicht, die als Unterrichtsgrundlage für die Vermittlung von Wissen zum Nahrungsmittel Milch dienen sollte. 214 Als aktives GVW- Mitglied hat er sich in der Folge intensiv für eine Einführung der Pausenmilch an Watten- wiler Schulen eingesetzt und sein Ziel 1936 schliesslich erreicht.

In der entbehrungsreichen Zeit des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) trat die Wichtigkeit der Wattenwiler Schülerspeisung für die dörfliche Armenfürsorge nochmals deutlich her- vor. Erneut wurden im Winter 100-120 Kinder unentgeltlich verköstigt. 215 Die schlechte Quellenlage für die gesamte Kriegszeit erlaubt leider keine genauen Rückschlüsse zu den finanziellen Ausgaben in dieser Periode. Die wenigen vorhandenen Überlieferungen wei- sen aber eindeutig auf eine zunehmende Verschärfung der Verhältnisse hin. Die Organi- sation der benötigten Lebensmittel wurde infolge der kriegsbedingten Rationierung zahl- reicher Grundnahrungsmittel massiv erschwert. 216 In dieser Zeit der allgemeinen Not sa- hen sich die Mitglieder des GVW gezwungen, für den Winter 1941/42 bei der kantonalen Zentralstelle für Kriegswirtschaft einen Bezugsantrag für Lebensmittel zu stellen, um die Schülerspeisung weiterhin durchführen zu können. Zur Beurteilung dieses Antrags muss- te der Verein der zuständigen Behörde einen Nachweis über den Lebensmittelverbrauch der letzten beiden Winter vorweisen. Daraus geht hervor, dass für die Schülerspeisung in den Wintern 1939/1940 und 1940/41 durchschnittlich 400 Kilogramm Hülsenfrüchte, 100 Kilogramm Hafer oder Gerste, 100 Kilogramm Reis, 40 Kilogramm Speisefett oder Spei- seöl und 30 Kilogramm Teigwaren benötigt wurden. Für den Winter 1941/42 wurde daher die gleiche Menge an Lebensmitteln beantragt, was von der zuständigen Zentralstelle bewilligt wurde. 217 Ab Mitte Februar 1942 war jedoch keine Zuteilung von Lebensmitteln mehr möglich und die Schülerspeisung konnte nur Dank Sammlungen von Lebensmittel- karten durch die Kinder des Dorfes aufrechterhalten werden. 218 Trotz der massiven Prob- leme schaffte es der GVW die Verköstigung der Schüler auch in den nachfolgenden bei-

213 Vgl. Moser & Brodbeck 2007: 208-218. 214 Vgl. Schuler 1931. UB ZB SW var 5129. 215 Vgl. Bezugsantrag für rationierte Lebensmittel für Ausnahmefälle an die Kantonale Zentralstelle für Kriegswirtschaft, 17. Oktober 1941. Vereinskorrespondenz des GVW/OVW. Jahre 1940- 2013. Vereinsarchiv OVW. 216 Am 30.10.1939 begann die kriegsbedingte Rationierung von Zucker, Hülsenfrüchten, verschie- denen Getreideprodukten, Fetten und Ölen. Ab Dezember 1941 wurden auch Eier rationiert. 1942 folgten Fleisch (März), Brot (Oktober) und Milch (November). Vgl. Degen, Rationierung. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D13782.php, 28.04.2014. 217 Vgl. Bezugsantrag für rationierte Lebensmittel für Ausnahmefälle an die Kantonale Zentralstelle für Kriegswirtschaft, 17. Oktober 1941. Vereinskorrespondenz des GVW/OVW. Jahre 1940- 2013. Vereinsarchiv OVW. 218 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 16.02.1942. Vereinsarchiv OVW. 57 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

den Wintern sicherzustellen.219 Die Schülerspeisung wurde danach noch bis ins Jahr 1957 weitergeführt. Anschliessend übergab der Verein den Suppenfonds in Höhe von CHF 1'300.- der Gemeinde Wattenwil, die angehalten wurde, das Kapital zweckgebunden für die Errichtung einer Schulküche im Primarschulhaus Grundbach zu verwenden. 220

Parallel zur Schülerspeisung engagierte sich der GVW seit den späten 1890er Jahren auch für die Beschaffung von Kleidern und Schuhen für bedürftige Kinder. Hierfür arbeite- te er eng mit dem Frauenverein Wattenwil zusammen. Während die Männer des Gemein- nützigen Vereins die benötigten Geldmittel bereitstellten, waren die Mitglieder des Frau- envereins für die Beschaffung von Garn, aus denen sie in Eigenarbeit Kleider herstellten, oder den Ankauf fremdproduzierter Kleider und Schuhe zuständig. Dabei stiegen die hier- für aufgewendeten Kosten kontinuierlich an. Mit der Einstellung der Schülerspeisung wur- de aber auch dieses gemeinnützige Werk schliesslich aufgegeben.

Jährliche Ausgaben für die Beschaffung von Kleidern und Schuhen für bedürftige Schulkinder 1900-1923 (inflationsbereinigt nach KPI 2009) 2500 2000 1500 1000

Ausgaben in CHF 500 0 1900 1904 1910 1923

Abbildung 13: Jährliche Ausgaben für Bekleidung bedürftiger Schulkinder (1900-1923) 221

Darüber hinaus hat sich der GVW 1891 als Sektion der Berner Gotthelfstiftung ange- schlossen. Letztere wurde 1880 in Unterseen bei Interlaken gegründet und wurde auf Initiative des Ausschusses für kirchliche Liebestätigkeit zu einer kantonalen Stiftung mit verschiedenen lokalen Sektionen ausgebaut. 222 Ziel und Zweck der gemeinnützigen Initia- tive war:

„[Die Gotthelfstiftung] übernimmt solche Kinder zur Erziehung, welche die staatli- che Armenpflege nicht erreicht, oder für die sie nicht genügend sorgen kann. Die Stiftung lässt sich die elterliche Gewalt über ihre Pfleglinge übertragen und bringt sie gegen ein angemessenes Kostgeld bei braven Leuten unter. Ein Patron

219 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1943-1945. Vereinsarchiv OVW. 220 Vgl. ebd. Protokoll vom 05.01.1958. 221 Ebd. Protokolle der Jahre 1900-1923. 222 Vgl. Studer 1891: 7-8. NB V Be 4743. 58 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

überwacht ihre Erziehung und erst nach dem sie auf Kosten der Stiftung einen passenden Beruf erlernt, werden sie wieder auf eigene Füsse gestellt. Mit den vier bisher aufgenommenen Kindern, einem Knaben und drei Mädchen, sind er- freuliche Erfolge erzielt worden. An den nicht unbedeutenden Kosten leisten Gemeinde und Staat namhafte Beiträge.“ 223

Mit diesem Ansatz unterschied sich die Gotthelfstiftung von vielen anderen Initiativen des 19. Jahrhunderts, welche die Lösung der Armutsproblematik in erster Linie in der Grün- dung von Armenerziehungs- und Rettungsanstalten für Kinder und Jugendliche sahen. Ziel dieser Institutionen war es, ihre Insassen durch Arbeit in Landwirtschaftsbetrieben, später auch in der Industrie, zu erziehen und auf diese Weise die weit verbreitete Armut zu bekämpfen, die als Folge des moralischen Versagens der Betroffenen gedeutete wur- de. Bis Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in der Schweiz beinahe 200 solcher An- stalten. 224 Diesem Konzept setzte die Gotthelfstiftung die Erziehung einzelner Kinder in dafür als geeignet erachteten Familien entgegen. Sie reagierte damit auf das Problem, dass die Anstalten ihre Zöglinge oft nur schlecht auf das Leben ausserhalb der Institution vorbereiteten und sie damit nicht nachhaltig aus der Armut befreiten:

„Wohl bleiben die Kinder durch dieselben [die Anstalten] vor vielen Versuchun- gen bewahrt, allein sie lernen das Leben in all’ seinen Mühen und Sorgen nicht kennen, der Verkehr mit Andern bleibt ihnen fremd, die Anforderungen des tägli- chen Lebens der Mitmenschen berührt sie nicht, und ziehen sie einmal aus der schützenden Anstalt in die Welt hinaus, so sind sie gerade in der Zeit, wo die Versuchung am stärksten an sie herantritt, dagegen nicht gewappnet und, weil mit den Gefahren des Lebens nicht bekannt, oft nicht im Stande, sich brav und rein zu erhalten. [...] Für unsere Zwecke ist eine rechte Erziehung weit leichter in der gottgewollten Erziehungsanstalt, der Familie, durchzuführen. Da lernt das Kind sich in der Welt bewegen und der Versuchung widerstehen, es wird bekannt mit dem Kampf um’s Dasein und der Sorge ums Brod [sic!], es lernt verdienen und das Verdiente schätzen und ist so später viel eher im Falle, mit Ehren sich durchzuschlagen.“225

Auch bei der Gotthelfstiftung spielte demnach Arbeit als erzieherisches Mittel eine tragen- de Rolle, allerdings setzte die Organisation dabei auf die Integration in eine funktionieren- de Familienstruktur. Innerhalb dieser sollte das Pflegekind die fürsorgliche Liebe von El-

223 Glur 1896: 27. STAB BA 121/4. 224 Vgl. Wolfensberger, Anstaltswesen. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16582.php, 29.04.2014. 225 Studer 1891: 9. NB V Be 4743. 59 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

tern erfahren, ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln und die Rücksichtnahme der Bedürfnisse anderer erlernen. Um einen möglichst nachhaltigen Erfolg der Erziehung zu garantieren, wurden die Kinder nach Möglichkeit die ganze Zeit über in der gleichen Fami- lie betreut. 226

In Wattenwil wurden die durch die Gotthelfstiftung unterstützten Kinder entweder vom Gemeinderat beziehungsweise von Mitgliedern des GVW vorgeschlagen oder auf Antrag der Eltern fremdplatziert. 227 Die für die Aufnahme dieser Kinder als geeignet betrachteten Familien wurden vom GVW ausgesucht. Der Verein war darüber hinaus für die Auszah- lung des jährlichen Kostgelds in Höhe von CHF 100.- an die Pflegefamilien zuständig und stellte eine Aufsichtsperson, welche die Erziehung der Kinder überwachte. 228 Zwischen 1891 und 1902 wurden mindestens sechs Wattenwiler Kinder durch die örtliche Sektion der Gotthelfstiftung fremdplatziert. Danach scheint es für den Verein aber zunehmend schwieriger geworden zu sein, geeignete Pflegeplätze zu finden. Das lässt zumindest der Fall eines zwölfjährigen Mädchens vermuten, das durch die Gotthelfstiftung betreut wur- de, aber bereits nach wenigen Monaten einen neuen Betreuungsplatz benötigte, da ihre bisherige Pflegefamilie es nicht mehr länger behalten wollte. Dem Verein gelang es in der Folge nicht, einen passenden Ersatz in den eigenen Reihen zu finden. Erst durch eine öffentliche Ausschreibung im Amtsanzeiger konnte ein neuer Pflegeplatz gefunden wer- den. 229 Darüber hinaus wurde es für den GVW Anfang des 20. Jahrhunderts auch immer schwieriger die Gotthelfstiftung – nebst den vielen weiteren Vereinstätigkeiten – mit genü- gend finanziellen Mitteln auszustatten. 1904 musste der Verein infolge seiner ungünstigen Finanzverhältnisse einen Antrag auf die Betreuung eines weiteren Kindes ablehnen. 230 Danach taucht die Wattenwiler Sektion in den Quellen nicht mehr auf. Mit Ausnahme der Stadt Bern war auch den meisten übrigen kantonalen Sektionen der Stiftung kein langfris- tiges Überleben vergönnt und entsprechend blieb die ursprüngliche Vision der Stiftungs- gründer, die Institution zunächst in der gesamten Schweiz und später gar international zu etablieren, unerfüllt. 231

Zusammenfassend lässt sich hinsichtlich der dörflichen Armenfürsorge festhalten, dass der Verein die Gemeinde Wattenwil mit verschiedenen Massnahmen bis in die 1950er

226 Vgl. Studer 1891: 10. NB V Be 4743. 227 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 11.04.1901, 06.02.1902, 30.01.1904. Vereinsarchiv OVW. 228 Vgl. ebd. Protokoll vom 19.09.1903; Glur 1896: 27. STAB BA 121/4. 229 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 20.03.1902,11.06.1903, 19.09.1903, 19.12.1903 und 20.02.1904. Vereinsarchiv OVW. 230 Vgl. ebd. Protokoll vom 20.02.1904. 231 Zur Gotthelfstiftung der Stadt Bern vgl. Archiv der Gotthelfstiftung der Stadt Bern 1887-1970. STAB V Gotthelfstiftung; Zur Vision der Verbreitung der Stiftung vgl. Küchler 1893: 13. NB Q 3026/4. 60 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

Jahre finanziell entlastet und ergänzt hat. Danach scheint das Wohlstandsniveau, das sich in der Hochkonjunkturphase nach dem Zweiten Weltkrieg nochmals deutlich gestei- gert hat (! Kapitel 2.2.5), ein so starkes Ausmass angenommen zu haben, dass die in diesem Kapitel vorgestellten sozialen Aktionen des Vereins zunehmend überflüssig wur- den. 232 Gleichzeitig erhöhte sich die soziale Sicherheit im Verlauf des 20. Jahrhunderts auch durch die Einführung der obligatorischen Sozialversicherungen (! Tabelle 4) und durch den Ausbau der kantonalen und kommunalen Sozialhilfe. 233

Einführungsjahr Art der Versicherung 1901 Militärversicherung (MV) 1940 Erwerbsersatzordnung (EO) 1948 Alters- und Hinterbliebenenversicherung (AHV) 1960 Invalidenversicherung (IV) 1966 Ergänzungsleistungen (EL) 1977 Arbeitslosenversicherung (ALV) 1984 Unfallversicherung (SUVA) 1985 Berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG) 1996 Krankversicherungsgesetz (KVG) 2005 Mutterschaftsversicherung (MUV)

Tabelle 4: Einführung der obligatorischen Sozialversicherungen in der Schweiz 234

Die Armut dürfte – wie in der übrigen Schweiz – auch in Wattenwil in der Zeit nach den 1950ern nicht vollständig verschwunden sein. Dennoch scheint sich bei den Vereinsmit- gliedern bis zu diesem Zeitpunkt die Ansicht durchgesetzt zu haben, dass die Armenfür- sorge in Zukunft ausschliesslich in den Bereich des Sozialstaates und der örtlichen Be- hörden fallen sollte.

3.1.2 Hilfsaktionen und Spendenwesen Nebst der dörflichen Armenfürsorge hat sich der GVW bis in die 1950er Jahre wiederholt auch für Notleidende ausserhalb der eigenen Gemeinde eingesetzt und verschiedene gemeinnützige Organisationen mit Spenden unterstützt. Teile dieser Spenden wurden in Form von jährlichen Beiträgen an Institutionen wie die Schweizerische Anstalt für krüppel- hafte Kinder, das Kindersanatorium „Maison blanche“ in Leubringen bei Biel, die Blinden- anstalt Köniz oder die kantonalbernische Liga zur Bekämpfung der Tuberkulose getätigt und waren teilweise mit einer Passivmitgliedschaft bei den entsprechenden Institutionen

232 Vgl. Körner et al., Konjunktur. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D13918.php, 28.04.2014. 233 Vgl. Ludi et al. 2011: 196-204. 234 Degen 2006: 17-48. 61 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

verbunden. 235 Die Höhe dieser Ausgaben bewegte sich in der Regel pro Organisation im Bereich von etwa CHF 5.- bis CHF 10.-, was grob geschätzt heute ca. CHF 50.- bis CHF 100.- entspricht.236 Aufgrund der schwierigen Quellenlage kann allerdings nicht abge- schätzt werden, über welche Zeiträume die jeweiligen Unterstützungsbeiträge genau ent- richtet wurden und wie hoch ihr Anteil am Gesamtbudget des Vereins war. Klar ist diesbe- züglich nur, dass die meisten der Beitragszahlungen im Verlauf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingestellt wurden. 237 Eine Ausnahme stellte die Tuberkulosebekämpfung dar. In diesem Bereich unterstützte der GVW nachweislich bis in die 1970er Jahre ge- meinnützige Vereine, die sich dem Kampf gegen die Krankheit verschrieben hatten. 238

Abgesehen von der festen finanziellen Unterstützung von gemeinnützigen Institutionen führte der Verein auch immer wieder spontane Hilfsaktionen durch und sprach einmalige Unterstützungsleistungen aus. So hat der GVW beispielsweise wiederholt gemeinnützige Organisationen wie das Schweizerische Rote Kreuz (SRK), das Inselspital Bern oder den Hilfsbund für chirurgische Tuberkulose finanziell unterstützt. 239 Darüber hinaus wurden auch Opfer von Naturkatastrophen mit Beiträgen versehen, so etwa bei den Bränden von Meiringen 1879 und Merligen 1898. 240 Die Quellen geben allerdings keine Auskunft dar- über, in welcher Höhe diese Unterstützungen jeweils ausgefallen sind. Unklar bleibt auch, ob beim zweiten Brand von Meiringen im Jahr 1891 ebenfalls Unterstützungsgelder ge- flossen sind. Anlässlich des Lawinenwinters 1951, bei dem im schweizerischen Alpen- raum mehr als 1'500 Schadenlawinen abgingen und 98 Menschen ihr Leben verloren, hat der GVW gemeinsam mit dem SRK und dem Frauenverein Wattenwil im März 1951 zu- gunsten der Lawinengeschädigten eine Filmvorführung durchgeführt, bei der unter ande- rem die ersten Aufnahmen der Lawinenkatastrophe gezeigt wurden. 241 Durch die Aktion konnte ein Ertrag von CHF 894.- erzielt werden, der dem SRK übergeben wurde.242 Infla- tionsbereinigt entspricht dieser Wert heute ca. CHF 4'063.-.243

235 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 29.12.1908, 29.06.1911, 21.09.1912 und 07.02.1935. Vereinsarchiv OVW. 236 Berechnet mit Swistoval, Konsumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahr 1910, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 30.04.2014. 237 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1900-1950. Vereinsarchiv OVW. 238 Vgl. Schreiben vom 29.02.1972 des Kantonalbernischen Hilfsbundes zur Bekämpfung der ex- trathorakalen Tuberkulose. Vereinskorrespondenz des GVW/OVW. Jahre 1940-2013. Vereins- archiv OVW; Schreiben vom 13.08.1974 des Vereins zur Bekämpfung der Tuberkulose und an- derer langdauernder Krankheiten der Amtsbezirke Seftigen und Schwarzenburg. Vereinskor- respondenz GVW/OVW. Jahre 1940-2013. Vereinsarchiv OVW. 239 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-1960. Vereinsarchiv OVW. 240 Vgl. Glur 1896: 19. STAB BA 121/4; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 12.05.1898. Vereinsarchiv OVW. 241 Zum Lawinenwinter von 1951 vgl. Laternser & Ammann 2002: 153-167. 242 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 12.03.1951. Vereinsarchiv OVW. 243 Berechnet mit Swistoval, Konsumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahr 1951, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 30.04.2014. 62 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

Besonders deutlich trat die Spendenbereitschaft des GVW auch in der Krisenzeit des Zweiten Weltkriegs hervor: So hat sich der Verein beispielsweise an der 1940 von der Schweizerischen Nationalspende durchgeführten Sammlung zur Unterstützung von Sol- daten und ihren Familien beteiligt. 244 Der GVW hat diesbezüglich die Organisation und Leitung der Spendensammlung in Wattenwil übernommen und selbst einen Beitrag von CHF 100.- geleistet.245 Leider lassen die Quellen aber auch hier keine Rückschlüsse zu, wie viel Geld insgesamt in den Wattenwiler Haushalten gesammelt wurde. Im gleichen Jahr führte der GVW zusätzlich eine Obstsammlungs-Aktion für arme Gemeinden im Ber- ner Oberland durch und belieferte im Herbst 1940 die Ortschaften Habkern mit 2'000 kg, Kandersteg mit 890 kg und Kandergrund mit 310 kg Obst. 246

Mit seiner Beteiligung in Höhe von CHF 100.- an der Schweizer Spende, ein 1945 vom Bundesrat eingeleiteter Zusammenschluss von Hilfswerken, deren Ziel es war, im vom Krieg zerstörten Europa humanitäre Hilfe zu leisten und den Wiederaufbau zu fördern, erweiterte der Verein seine Solidaritätsbekundung erstmals über die Schweizer Grenzen hinaus. 247 Diese Bestrebungen wurden 1956 mit einer Hilfsgütersammlung im Rahmen der Ungarnhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) weitergeführt. Den Hinter- grund dieser Aktion bildete das brutale Vorgehen sowjetischer Truppen gegen die bürger- lich demokratische Revolution in Ungarn im Oktober und November 1956. Die blutige Niederschlagung des Volksaufstandes zwang etwa 200’000 Ungarn zur Flucht aus ihrem Heimatland. Rund 12'000 von ihnen wurden in der Schweiz aufgenommen.248 Zur Versor- gung dieser Flüchtlinge und den in Ungarn verbliebenen Menschen rief das SRK die er- wähnte Ungarnhilfe ins Leben. Anlässlich der Aktion sammelte auch der GVW gemein- sam mit dem Pfarramt Wattenwil und dem örtlichen Frauenverein in der Woche vom 07. bis zum 10. November 1956 im gesamten Dorf Geldspenden. Dafür zogen einzelne Ver- einsmitglieder von Haus zu Haus und baten dort um finanzielle Unterstützung. Darüber hinaus wurde in den Schulhäusern Rain, Mettlen, Hagen und Dorf eine Kleider- und Wä- schesammelstelle eingerichtet. Ferner wurde eine Liste mit bereitwilligen Blutspenderin- nen und Blutspendern erstellt. 249 Wie erfolgreich die Ungarnhilfe insgesamt verlaufen ist,

244 Zur Geschichte der Schweizerischen Nationalspende vgl.: http://www.schweizerischenationalspende.ch/index.php?ConObj=1655, 30.04.2014. 245 Inflationsbereinigt entspricht der Betrag ca. CHF 689.-Berechnet mit Swistoval, Konsumenten- preisindex (KPI), Ausgangsjahr 1940, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 30.04.2014. 246 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 20.09.1940 und 06.11.1940. Vereinsar- chiv OVW. 247 Vgl. ebd. Protokoll vom 22.05.1945. 248 Vgl. Zimmer 2011: 61. Für ein detaillierte Auseinandersetzung mit der Ungarischen Revolution vgl. Litván & Bak 1994. 249 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 05.11.1956. Vereinsarchiv OVW. 63 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.1 Armenfürsorge, Hilfsaktionen und Spendenwesen

lässt sich anhand der überlieferten Quellen nicht bestimmen. Fest steht hingegen, dass es sich hierbei um die letzte dieser Hilfsaktionen des Vereins gehandelt hat.

Mit der ab den 1950er Jahren sukzessiv einsetzenden Schwerpunktverlagerung der Ver- einstätigkeit, bei der das soziale Engagement des Vereins im Vergleich zu dessen kultu- reller Betätigung an Bedeutung verlor, hörten auch die Hilfsaktionen und Spendensamm- lungen auf. Zumal sich in der Schweiz seit Ende des 19. Jahrhunderts ein immer stärker ausdifferenziertes Netzwerk von professionell betriebenen Hilfswerken entwickelt hat, das den GVW in dieser Funktion direkt konkurrenzierte.250

250 Vgl. Brassel-Moser, Hilfswerke. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16618.php, 30.04.2014. 64 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

3.2 Bildung Als Institution, die bei ihrer Gründung stark von der Volksaufklärung geprägt war und in- nerhalb der sich die Lehrerschaft besonders aktiv engagierte, spielte die Förderung des dörflichen Bildungswesens von Anfang an eine zentrale Rolle. Für Volksaufklärer wie Heinrich Zschokke, dessen Buch „Das Goldmacherdorf“ bei der Vereinsgründung als In- spirationsquelle diente, war die Volksbildung das zentrale Element für die Befreiung des Volkes von seinen Fesseln:

„Volksbildung ist Freimachung eines Volkes von allen seinen Sklavenbanden; von den Fesseln politischer Gewaltherrschaft; von den Fesseln der Unwissen- heit und Rohheit, der Irrreligion und des religiösen Aberglaubens; von den Las- tern der Ueppigkeit und der Armuth. Volksbildung ist Erhebung eines Volkes aus dem Stande der Unmündigkeit in den Stand der Mündigkeit.“ 251

Die Mitglieder des GVW setzten sich daher von Beginn weg sehr stark für eine Förderung der Volksbildung ein. Dabei beschränkte sich ihre Arbeit nicht nur auf eine Verbesserung der örtlichen Schulverhältnisse (! Kapitel 3.2.1), sondern sie engagierten sich auch aktiv im Bereich der Allgemein- und Erwachsenenbildung (! Kapitel 3.2.2).

3.2.1 Verbesserung der örtlichen Schulverhältnisse Das Fundament zur obligatorischen Schulausbildung in den Primar-, Real- und Sekundar- schulen, deren Besuch heute als selbstverständlich gilt, wurde mit dem Primarschulgesetz von 1835 und dem Schulgesetz von 1856 gelegt. Sie führten unter anderem die obligato- rische Schulzeit und die Ganzjahresschule ein und regelten die Lehrerausbildung.252 Zum Zeitpunkt der Gründung des GVW 1866 waren demnach bereits erste wichtige gesetzli- che Grundlagen zum Ausbau der Volksschule vorhanden. Dennoch kämpften die Schulen in Wattenwil bis weit ins 20. Jahrhundert hinein immer wieder mit Problemen. Der Mangel an geeigneten Schulräumen führte zu stark überfüllten Klassen, die schlechte Lehrerbe- soldung machte die Suche nach guten Lehrkräften zu einer schwierigen Herausforderung und die teilweise mangelhafte Schulinfrastruktur wirkte sich negativ auf den Unterricht aus. 253 Erste Erfolge zur Verbesserung dieser Verhältnisse gelangen dem GVW bereits in den späten 1860er Jahren. Zur Entlastung der bisherigen Schulklassen, in denen durch- schnittlich 87 Schülerinnen und Schüler unterrichtet wurden, regte der Verein im Frühling

251 Zschokke 1854: 170, zitiert nach Böning & Ort 2007: 231. Das Zitat stammt aus einer Rede, die Heinrich Zschokke 1836 im Rahmen einer Versammlung des Schweizerischen Vereins für Volksbildung gehalten hat. 252 Vgl. Schmidt 2011: 432-443. 253 Vgl. Glur 1896: 10. STAB BA 121/4; Gesuch an die tit. Erziehungsdirektion des Kantons Bern, Dezember 1894. Primarschulakten Gemeinde Wattenwil 1856-1915. STAB BB IIIb 2728; Ober- stufenzentrum Wattenwil 2002. NB Nb.95514. 65 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

1868 die Gründung einer neuen gemeinsamen Mittelschule sowie eine Aufbesserung sämtlicher Lehrergehälter an. 254 Ein neues Schulhaus wurde vorläufig jedoch nicht errich- tet. Die Klassen mussten daher in den bestehenden Räumlichkeiten untergebracht wer- den. Erst 1876 wurden die prekären Platzverhältnisse mit dem Bau des Mettlenschulhau- ses etwas entschärft. 255

In den 1880er Jahren gelang es den Mitgliedern das bestehende Schulangebot zusätzlich mit einer gemeinsamen Oberschule zu erweitern. 257 Nach wie vor fehlte es Wattenwil al- lerdings an einer eigenen Sekundarschule. Der Verein begann daher um die Jahrhun- dertwende damit, sich aktiv für deren Einführung einzusetzen und brachte die Angelegen- heit vor die Gemeindeversammlung, die

das Anliegen unterstützte. 258 In der Folge wurde eine Planungskommission ernannt, die sich aus den Herren Dr. med. Haus- wirth, Notar Trachsel, Pfarrer Gelpke, Lehrer Mühlethaler, Schuhmacher Studer und den beiden Wirten Krebs und Bähler – alles aktive Mitglieder des GVW – zu- sammensetzte. Durch die Gründung der Sekundarschule sollten die drei bisheri-

Abbildung 14: Sekundarschule Wattenwil 256 gen Klassen der gemeinsamen Oberschu- le, die alle von Lehrer Mühlethaler unter- richtet wurden, auf zwei Lehrer verteilt und das Fächerangebot erweitert werden. Ein neu- er Schulhausbau war hierfür nicht vorgesehen, da die zusätzlich benötigte Sekundarlehr- kraft, die neu anzuschaffenden Lehrmittel und die dringend erforderlichen baulichen Mas- snahmen an den bestehenden Schulräumlichkeiten bereits genügend Kosten nach sich zogen. 259 Deshalb wurde die Sekundarschule im bestehenden Dorfschulhaus eingerichtet. Weil die ordentlichen Beiträge seitens des Kantons und der Gemeinde sowie die jährli- chen Schulgelder der Schülerinnen und Schüler nicht ausreichten die entsprechenden Kosten zu decken, sah sich der GVW gezwungen, den Regierungsrat um einen ausseror- dentlichen Staatsbeitrag in Höhe von jährlich CHF 400.- anzufragen. Der Antrag des Ver-

254 Vgl. Glur 1896: 10. STAB BA 121/4. Im 19. Jahrhundert war das Schulsystem in drei Stufen gegliedert: die Elementarstufe, die Mittelstufe und die Oberstufe. Vgl. Schmidt 2011: 434. 255 Zur Geschichte der Wattenwiler Schulen vgl. Ortsmuseum Wattenwil: http://www.ortsmuseum-wattenwil.ch/index.php/alte-schule, 01.05.2014. Speziell zur Sekundar- schule Wattenwil vgl. nachfolgende Fussnote. 256 http://www.ortsmuseum-wattenwil.ch/index.php/alte-schule, 01.05.2014. Datum der Aufnahme unbekannt. 257 Vgl. Oberstufenzentrum Wattenwil 2002: 7. NB Nb.95514. 258 Vgl. ebd. S. 7. 259 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 21.06.1902. Vereinsarchiv OVW. 66 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

eins wurde auf sechs Jahre hin bewilligt. 260 Zusätzlich wurde die neue Sekundarschule durch einen vom GVW gegründeten Garantieverein mit einem jährlichen Beitrag von CHF 250.- unterstützt. Auf diese Weise gelang es, die innerhalb eines Jahres anfallenden Be- triebskosten der Schule in Höhe von CHF 2'750.- sicherzustellen. Inflationsbereinigt ent- spricht dieser Betrag heute in etwa CHF 34'126.-.261 Der ordentliche Betrieb der Schule wurde von einer Schulkommission überwacht, die zumindest in den ersten sechs Jahren nach der Gründung der Schule ausschliesslich aus Mitgliedern des GVW bestand. 262

Als nächstes Projekt schlugen einige Exponenten des Vereins 1906 die Gründung einer Mädchenfortbildungsschule vor, die zum Ziel haben sollte, den nicht mehr volksschul- pflichtigen Mädchen „diejenigen Fertigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln, die zu ihrer allgemeinen beruflichen Ausbildung insbesondere zur guten Leitung einer Haushaltung gehören.“ 263 Mit diesem Vorhaben stand der GVW nicht alleine da. Die Ökonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern (OGG) engagierte sich bereits seit den 1890er Jahren für die Gründung solcher Schulen und erreichte 1894 deren staatliche Subventionierung. Trotz dieses Erfolgs zählte der Kanton Bern 1904 erst sechs Mädchen- fortbildungsschulen. 264 Im Frühling 1906 nahm sich der GVW daher vor, in Wattenwil eine solche Schule zu gründen und besprach die Thematik gemeinsam mit einigen Frauen des Dorfes erstmals an einer Vereinssitzung. Dort wurde zwar die Notwendigkeit einer sol- chen Institution erkannt, die GVW-Mitglieder wollten die ersten Schritte allerdings einem noch zu gründenden Frauenkomitee des Frauenvereins und der Schulkommission über- lassen. 265 Das Vorhaben konnte schliesslich nicht umgesetzt werden und die Angelegen- heit ist danach für mehrere Jahre nicht mehr thematisiert worden. Als 1911 eine Haus- haltslehrerin aus dem Nachbardorf vor rund 50 anwesenden Frauen in Wat- tenwil ein Referat zur Thematik der Mädchenfortbildungsschulen hielt, kam der Wunsch im eigenen Dorf eine solche Schule zu gründen erneut auf. Dieses Mal liess sich der GVW von der Idee überzeugen und rief eine Initiativkommission ins Leben. Letztere be- stand aus drei Mitgliedern des GVW und einem vom Frauenverein Wattenwil gewählten

260 Vgl. Antrag No. 1174/1214. Vortrag der Direktion des Unterrichtswesens an den Regierungsrat, 13.08.1902. Sekundarschule Wattenwil 1902-1916. STAB BB IIIb 1782. 261 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 21.06.1902. Vereinsarchiv OVW. Für Berechnung der Inflationsbereinigung wurde der Konsumentenpreisindex (KPI) von Swistoval verwendet. Ausgangsjahr 1902, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 01.05.2014. 262 Es waren dies die Herren Gemeinderat Johann Friedrich Gäumann, der Arzt Alfred Hauswirth, der Gemeindepräsident Friedrich Zimmermann und der Notar Gottfried Trachsel. Vgl. Antrag No. 1174/1214. Vortrag der Direktion des Unterrichtswesens an den Regierungsrat, 13.08.1902. Sekundarschule Wattenwil 1902-1916. STAB BB IIIb 1782. 263 Reglement der freiwilligen Mädchen-Fortbildungsschule Wattenwil, 30.07.1911. Hauswirtschaft- licher Unterricht in der Gemeinde Wattenwil. STAB BB IIIb 3140. 264 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 232-233. Andere Kantone waren in dieser Hinsicht fortschrittli- cher. So etwa Zürich mit 36, Glarus mit 17, Appenzell AR mit 26, Graubünden mit 18, Aargau mit 15 und der Thurgau mit 41 solcher Schulen. 265 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 17.03.1906. Vereinsarchiv OVW. 67 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

Frauenkomitee. Mit der finanziellen Unterstützung des Bundes, des Kantons und der Ge- meinde Wattenwil gelang es schliesslich im Winter 1911/12 die geplante Schule ins Leben zu rufen. In insgesamt 102 Schulstunden, die in der Zeit zwischen November 1911 und April 1912 jeweils mittwochs von 12.30 bis 17.00 Uhr erteilt wurden, erhielten 28 Mädchen im Alter zwischen 15 und 22 Jahren Unterricht in verschiedenen Handarbeiten und in der Hauswirtschaftskunde. Als Lehrerinnen für die praktischen Handarbeiten wurden zwei Frauen aus Wattenwil angestellt. Die Hauswirtschaftskunde erteilte eine ausgebildete Hauswirtschaftslehrerin. Der mehrmonatige Kurs, der für die in der Gemeinde wohnhaften Mädchen unentgeltlich war und für auswärtige CHF 2.- pro Semester kostete, wurde mit einer Schlussprüfung abgeschlossen. 266 Die Durchführung dieses ersten Kurses wurde als Erfolg gewertet, dennoch gingen die Anmeldungen bereits im zweiten Betriebsjahr merk- lich zurück. Obwohl die Unterrichtszeit und die Lehrinhalte deutlich ausgebaut wurden, meldeten sich nur zehn Mädchen für den zweiten Kurs an.267 Der Lehrgang wurde trotz- dem durchgeführt und eine eidgenössische Expertin, welche die Schule 1913 einer In- spektion unterzog, war voll des Lobes für die fleissigen Schülerinnen und die kompeten- ten Lehrerinnen. 268 Ein Jahr später ging die Anmeldezahl allerdings nochmals zurück. Nur sieben Mädchen interessierten sich für den Kurs. Aus Kostengründen musste der Lehr- gang daher abgesagt werden. Damit stand die Mädchenfortbildungsschule nach nur zwei Jahrgängen bereits vor dem Aus, denn in der darauffolgenden Krisenzeit des Ersten Weltkriegs scheiterten sämtliche Wiederbelebungsversuche an den fehlenden finanziellen Mitteln.269 Auch nach dem Krieg gelang es dem Verein nicht, die Institution wieder auf die Beine zu stellen.

Erst in den 1930er Jahren unternahm der GVW einen erneuten Versuch. Im Gegensatz zu früher versuchte er nun allerdings nicht mehr Schulabgängerinnen in praktischer Handarbeit und Hauswirtschaftslehre zu unterrichten, sondern setzte es sich zum Ziel, die entsprechenden Fächer direkt als Teil der obligatorischen Schulausbildung von Mädchen zu etablieren. Aus diesem Grund setzte der Verein alles daran, die Gemeinde vom Sinn und Zweck des hauswirtschaftlichen Unterrichts zu überzeugen. 270 Angesichts der ange- spannten Finanzlage infolge der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre zögerte die Gemeinde allerdings lange Zeit auf das Anliegen des Vereins einzugehen. Zumal alleine der Kosten-

266 Vgl. Erster Jahresbericht der Mädchenfortbildungsschule Wattenwil. Winter 1911/12. Hauswirt- schaftlicher Unterricht in der Gemeinde Wattenwil. STAB BB IIIb 3140. 267 Vgl. Zweiter Jahresbericht der Mädchenfortbildungsschule Wattenwil. Winter 1912/13. Haus- wirtschaftlicher Unterricht in der Gemeinde Wattenwil. STAB BB IIIb 3140. 268 Vgl. Inspektionsbericht über die Töchter-Fortbildungsschule Wattenwil pro 1912/13. Hauswirt- schaftlicher Unterricht in der Gemeinde Wattenwil. STAB BB IIIb 3140. 269 Vgl. Schreiben der Wattenwiler Schulkommission an die Direktion des Unterrichtswesens des Kantons Bern, 09. August 1917. Hauswirtschaftlicher Unterricht in der Gemeinde Wattenwil. STAB BB IIIb 3140. 270 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 27.01.1936. Vereinsarchiv OVW. 68 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

voranschlag für die Errichtung der benötigten Schulküche mit CHF 4'035.75 sehr hoch ausfiel und sich auch die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten als schwierig erwies.271 Erst 1940 gelang es dem GVW schliesslich im Verbund mit dem Frauenverein und dem lokalen Krankenpflegeverein die Gemeinde von der Einführung des obligatorischen Hauswirtschaftsunterrichts zu überzeugen. 272

Daneben hat der GVW in seiner Vereinsgeschichte eine Reihe weiterer Massnahmen zur Förderung des lokalen Schulwesens ergriffen: So hat er zwischen 1924 und 1932 die Lei- tung der Kleinkinderschule Wattenwil übernommen, weil die bis dato amtierende Privat- trägerschaft diese nicht mehr weiterführen konnte.273 Anfang der 1930er Jahre ging die Leitung der Schule dann an die Kirchgemeinde des Dorfes über. Der GVW beteiligte sich aber weiterhin gemeinsam mit dieser sowie der Gemeinde Wattenwil, dem örtlichen Frau- enverein und verschiedenen Privatspendern an deren Kosten. 274 Erst als die Schule 1962 an die Gemeinde Wattenwil überging, wurden die Beitragszahlungen eingestellt. 275 Auch die übrigen Schulen des Dorfes wurden bis in die 1940er Jahre mehrfach finanziell unter- stützt. So etwa durch die unentgeltliche Beschaffung eines Projektionsapparats (1923), durch die Bereitstellung verschiedener Turngeräte (1942) oder durch die Schenkung einer Kopiermaschine (1949). 276 Darüber hinaus hat sich der GVW in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch wiederholt dafür eingesetzt, die Schulkinder der höheren Klassen und deren Eltern im Bereich der Berufsbildung aufzuklären. 1902 hat der Verein hierfür 50 Exemplare einer Berufsinformationsbroschüre der Zentralprüfungskommission des Schweizerischen Gewerbevereins angekauft und diese den lokalen Schulen gratis zur Verfügung gestellt. 277 Ausserdem hat er gemeinsam mit der Wattenwiler Lehrerschaft, in einem Fall auch mit einem professionellen Berufsberater, Elternabende organisiert, in deren Rahmen diese Thematik besprochen wurde. 278

Insgesamt hat sich die enge Verbindung des GVW mit dem lokalen Schulwesen aber spä- testens seit den 1950er Jahren zunehmend aufgelöst, da der Verein seine diesbezügli- chen Funktionen bis dahin weitgehend an die kantonalen und kommunalen Behörden sowie die lokale Schulkommission verloren zu haben scheint.

271 Vgl. ebd. Protokoll vom 13.10.1936. Vereinsarchiv OVW. Dieser Betrag würde heute etwa ei- nem Wert von CHF 32'142.- entsprechen. Für die Berechnung der Inflationsbereinigung wurde der Konsumentenpreisindex (KPI) von Swistoval verwendet. Ausgangsjahr 1902, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 01.05.2014. 272 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 14.02.1940. Vereinsarchiv OVW. 273 Vgl. ebd. Protokolle vom 26.11.1924 und 12.02.1932. 274 Vgl. ebd. Protokolle vom 11.12.1925 und 10.02.1932. 275 Vgl. ebd. Protokoll vom 27.02.1962. 276 Vgl. ebd. Protokolle vom 26.01.1923, 21.05.1942 und 07.11.1949. 277 Vgl. ebd. Protokoll vom 06.02.1902; Bei der erwähnten Broschüre handelte es sich um: Hug 1902. UB [Universitätsbibliothek Bern] ZB SW var 1240. 278 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 16.11.1917 und 26.02.1932. Vereinsar- chiv OVW. 69 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

3.2.2 Förderung der Allgemein- und Erwachsenenbildung Nebst seinem Engagement im Bereich der Schulbildung hat sich der GVW in den letzten knapp 150 Jahren auch sehr aktiv in der Allgemein- und Erwachsenenbildung betätigt und dabei eine Reihe von unterschiedlichen Strategien verfolgt. Bis in die 1960er Jahre spielten in dieser Hinsicht vor allem die primär in der Winterzeit vom Verein organi- sierten Vorträge eine zentrale Rolle. An- fänglich vor allem als Instrument zur ge- genseitigen Belehrung der Vereinsmitglie- der gedacht, wurden zunächst einzelne und spätesten ab Anfang des 20. Jahrhunderts sämtliche Veranstaltungen der Öffentlich- keit zugänglich gemacht. Im Zuge dieser Abbildung 15: Werbeinserat für den Vor- Entwicklung begann der Verein auch immer tragsabend vom 03.12.1951 279 intensiver damit, seine Vortragsabende mittels Annoncen im Amtsblatt und selbst produzierten Handzetteln in Wattenwil und Um- gebung zu bewerben (! Abbildung 15). Im Zeitraum zwischen 1866-1999 hat der GVW insgesamt 576 solcher Vorträge zu den verschiedensten Themen organisiert (! Abbil- dung 16).

Anzahl der im Rahmen des GVW gehaltene Vorträge (1866-1999) 120

100

80

60

40 Anzahl Vorträge Vorträge Anzahl 20

0

Abbildung 16: Im Rahmen des GVW gehaltene Vorträge (1866-1999) 280

279 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 22.10.1951. Vereinsarchiv OVW. 280 Ebd. Protokolle der Jahre 1898-2012; Glur 1898: 1-35. STAB BA 121/4. 70 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

Ihren Höhepunkt erreichten diese Veranstaltungen im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhun- derts mit durchschnittlich neun bis zehn Vorträgen pro Jahr. Danach begann ihre Anzahl zunächst langsam und dann immer stärker zu sinken. Bis Ende der 1920er hatte sie sich bereits mehr als halbiert. In den beiden Jahrzehnten danach wurden im Schnitt jährlich noch drei bis vier Vorträge abgehalten. In den 1950er und 1960er Jahren verringerte sich diese Zahl auf zwei bis drei Veranstaltungen pro Jahr. Allerdings wurde dieser Rückgang zumindest teilweise durch die vom Verein organisierten Filmvorführungen kompensiert, die nebst ihrem Unterhaltungswert oft auch Bildungsinhalte vermittelten (! Kapitel 6.3). Ab den 1970er Jahren fanden die Vortragsabende dann aber definitiv nur noch vereinzelt und ab 1999 schliesslich gar nicht mehr statt.

Thematisch zeichneten sich die Vortragsveranstaltungen des GVW durch eine enorme Vielfalt aus ( ! Abbildung 17).

Im Rahmen des GVW gehaltene Vorträge nach Themengebieten (1866-1999)

Landesverteidigung Ökologie Restkategorie Religion/Theologie Erziehung/Psychologie Infrastruktur/Technologie Recht Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Wahlen/Abstimmungen Kultur Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Medizin/Gesundheit Naturwissenschaften Landwirtschaft/Forstwirtschaft Geschichte/Archäologie Geographie/Länderkunde/Reiseberichte 0 20 40 60 80 100 120

Anzahl Vorträge

Abbildung 17: Im Rahmen des GVW gehaltene Vorträge nach Themengebieten (1866- 1999) 281

281 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-2012, Vereinsarchiv OVW; Glur 1896: 1-35. STAB BA 121/4. Die einzelnen Vorträge konnten insgesamt 16 verschiedene The- menkategorien zugordnet werden. Referate, bei denen keine entsprechende Zuordnung mög- lich war, wurden dem Bereich Restkategorie zugeteilt. 71 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

Eine detaillierte Auseinandersetzung mit den thematischen Schwerpunkten und ihrem Wandel im Verlauf der Zeit ist an dieser Stelle nicht möglich. Interessierten sei diesbezüg- lich die im Anhang komplett vorhandene Liste der abgehaltenen Vorträge empfohlen. 282 Zusammenfassend kann diesbezüglich gesagt werden, dass die Dominanz der Vorträge aus der Kategorie Geographie, Länderkund, Reiseberichte einerseits auf ein konstantes Interesse an diesen Themen zurückging. Im Zeitraum 1866-1999 wurden immer wieder entsprechende Referate abgehalten. Andererseits eigneten sie sich hervorragend für Bil- dervorträge. Deshalb hat ihre Zahl mit der Entwicklung von Diaprojektoren ab den späten 1920er Jahren stark zugenommen. Diese Veranstaltungen, die als Lichtbildervorträge bezeichnet wurden, haben sich in Wattenwil bis in die 1960er grosser Beliebtheit erfreut. Andere thematische Kategorien hatten ihren Höhepunkt, obschon sie hin und wieder auch danach noch in Erscheinung getreten sind, bereits im 19. beziehungsweise in den ersten beiden Dekaden des 20. Jahrhunderts; so etwa Vorträge zur Geschichte und Archäologie , der Land- und Forstwirtschaft , den Naturwissenschaften, der Medizin und Gesundheit oder Beiträge zu rechtlichen Fragen . Andere hingegen traten besonders in Krisenzeiten in Erscheinung wie beispielsweise Veranstaltungen zur Wirtschaft und Wirtschaftspolitik während der Depression der 1870er bis 1890er oder der globalen Wirtschaftskrise der 1930er Jahre. Auch die Vorträge zur Landesverteidigung und zur internationalen Politik beziehungsweise den internationalen Beziehungen und Ereignissen traten vor allem in Krisenzeiten auf – allen voran natürlich während den beiden Weltkriegen. 283

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren es in erster Linie die Vereinsmitglieder selbst, die an diesen Veranstaltungen aufgetreten sind. Ausnahmen waren Vortragende aus dem Umfeld des Vereins, wie etwa der Berner Historiker Richard Feller, der in Wattenwil auf- gewachsen ist und mehrmals als Referent auftrat. Vor Wahlen oder Abstimmungen nutz- ten teilweise auch bekannte Regionalpolitiker die Gelegenheit und richteten sich mit ei- nem Vortrag an die Wattenwiler Bevölkerung. Darüber hinaus traten hin und wieder Ex- perten der Ökonomischen und Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern (OGG) mit Fachvorträgen zu landwirtschaftlichen Themen auf. Was die Mitglieder des GVW betrifft, so traten besonders die Lehrer häufig als Referenten in Erscheinung. Aber auch Angehö- rige anderer Berufsgruppen brachten sich und ihr Fachwissen immer wieder ein und refe- rierten über ihre jeweiligen Experten- oder Interessengebiete. So etwa der Pfarrer über religiös-moralische Fragen, der Dorfarzt über gesundheitliche Themen oder der Tierarzt über tiermedizinische Aspekte.284 Spätestens ab den 1920er Jahren wurden die Vorträge jedoch zunehmend von externen Experten abgehalten. Neben der bereits erwähnten

282 Vgl. Tabelle 8 im Anhang dieser Arbeit. 283 Vgl. ebd. 284 Vgl. ebd. 72 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

OGG, griff der Verein hierbei vor allem auf das jährliche Vortragsprogramm des Berni- schen Hochschulvereins zurück, dessen Ziel es war, die aktuelle wissenschaftliche For- schung einer breite Öffentlichkeit zugänglich und verständlich zu machen. 285 Daneben traten in Wattenwil wiederholt Redaktoren von Zeitungen wie dem Bund oder der Neuen Berner Zeitung auf und referierten dabei vorwiegend über politische Themen oder Tages- aktualitäten. 286 Mit der bereits erwähnten Zunahme der Bildervorträge ab den späten 1920ern erhöhte sich schliesslich die Zahl der Referenten, die als Laien oder Experten, etwa als Wissenschaftler oder Reisejournalisten, fremde Länder besuchten und dem Pub- likum ihre diesbezüglichen Erlebnisse schilderten. 287 Die im Rahmen des GVW gehalte- nen Referate wurden bis Anfang der 1950er Jahre vorwiegend in den Sälen der dörflichen Gaststätten Tell, Rössli und Bären oder in der Kirche durchgeführt. Danach setzte sich die Aula des Sekundarschulhauses als Hauptaustragungsort durch.

Nebst der Abhaltung von Vorträgen versuchte der GVW ab den 1870er Jahren die lokale Bildung auch mit der Durchführung von praktischen Kursen zu fördern (! Abbildung 18).

Im Rahmen des GVW durchgeführte Kurse (1876-1973)

Vormundschaftskurse Buchhaltungskurse Boden- und Düngerkurse Schädlingsbekämpfungskurse Tierzuchtkurse Samariterkurse Beerenschnittkurse Gemüsebaukurse Koch- und Konservierungskurse Obstbau- und Mostereikurse Baumwärterkurse 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Anzahl Kurse

Abbildung 18: Kurswesen des GVW (1876-1973) 288

Abgesehen von zwei Ausnahmen arbeitete der GVW bei der Organisation und Durchfüh- rung dieser Kurse eng mit der OGG zusammen. Bei den beiden Ausnahmefällen handelte es sich zum einen um den 1968 durchgeführten Vormundschaftskurs, der gemeinsam mit

285 Vgl. Bernischer Hochschulverein 1984. NB NGbq 9924. 286 Vgl. Tabelle 8 im Anhang dieser Arbeit. 287 Vgl. ebd. 288 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-2012. Vereinsarchiv OVW; Glur 1896: 1-35. STAB BA 121/4. 73 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

dem Amtsvormund der Stadt Thun organisiert wurde und zum Ziel hatte, interessierten Privatpersonen das nötige Grundlagenwissen für die Übernahme einer Vormundschaft zu vermitteln. Zum anderen unterstützte der Verein in den 1890er Jahren drei Samariterkur- se, die vom Wattenwiler Dorfarzt und GVW-Mitglied Dr. Naef organisiert und geleitet wur- den.

Insgesamt wurde der GVW bei seinem Engagement im Bereich des Kurswesens aber sehr stark durch die OGG beeinflusst. Letztere hatte bereits in den 1860er Jahren begon- nen die Durchführung solcher Veranstaltungen in ihren lokalen Zweigvereinen zu fördern. Um einen möglichst einheitlichen Inhalt und Ablauf der Kurse zu garantieren, stellten die zuständigen Kommissionen der OGG bis Anfang der 1890er Jahre für jeden der angebo- tenen Kurse ein Reglement sowie ein detailliertes Arbeitsprogramm zusammen und bilde- ten bei Bedarf Kursleiter aus. Darüber hinaus wurden die Lokalvereine bei der Durchfüh- rung entsprechender Veranstaltungen mit Beiträgen der OGG und mit Subventionen des Staates finanziell unterstützt. 289 Daher betätigte sich der GVW nach seinem Beitritt zur OGG im Jahr 1888 zunehmend stärker im Bereich des Kurswesens.290 Hierfür beantragte er zunächst die Durchführung und die finanzielle Unterstützung des jeweiligen Kurses bei der OGG und reichte nach dessen Bewilligung den Antrag für die staatlichen Förderbei- träge ein. Im Gegenzug verpflichtete sich der Verein der OGG nach Abschluss eines Kur- ses einen schriftlichen Bericht über dessen Fortgang vorzulegen. Ferner kümmerte sich der GVW um sämtliche organisatorische Rahmenbedingungen, wie die Abstimmung der Kursdaten mit dem Kursleiter, die Ausschreibung der Veranstaltung im Amtsanzeiger, die Einschreibung der Teilnehmenden und die Bereitstellung geeigneter Lokalitäten. Zudem stellte der Verein mittels einer Aufsichtskommission den reibungslosen Ablauf der Veran- staltung sicher und war verantwortlich für die Abrechnung der Kurse. Hinsichtlich letzterer übernahm der GVW auch die Garantie für ein allfälliges Defizit. 291

Mit Ausnahme der Koch- und Konservierungskurse, die nachfolgend genauer betrachtet werden, hatten die übrigen mit der OGG durchgeführten Veranstaltungen in erster Linie die Förderung der Landwirtschaft zum Ziel. Aus diesem Grund erfolgt ihre Besprechung nicht an dieser Stelle, sondern erst in Kapitel 5.2. Auch die bereits erwähnten Samariter- kurse werden aus Gründen der inhaltlichen Logik erst in Kapitel 3.3 näher thematisiert.

Bereits in den 1870ern begann sich die OGG für die Förderung des Gemüsebaus einzu- setzen und führte hierfür auch erste praktische Kurse durch (! Kapitel 5.2). Im Jahr 1878 verband die OGG eine dieser Veranstaltungen erstmals mit einem Kochkurs, da die Teil-

289 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 187-204 und 232-259. 290 Vgl. Glur 1896: 1-35. STAB BA 121/4. 291 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-1943. Vereinsarchiv OVW. 74 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

nehmerinnen nicht nur lernen sollten Gemüse selbst anzupflanzen, sondern auch dieses sinnvoll zu verwerten. In den 1880ern wurde dieses Angebot dann mit weiteren Lerninhal- ten der Hauswirtschaftskunde ergänzt. Nun erhielten die Teilnehmerinnen zusätzliche Informationen zur Kücheneinrichtung, zur Wohnungsreinigung oder zum Umgang mit Brennmaterial. Dieses Angebot erfreute sich im ganzen Kantonsgebiet grosser Beliebt- heit. Aufgrund der beachtlichen Nachfrage wurde 1886 in Worb die erste Haushaltungs- schule gegründet, die das nötige Lehrpersonal für die Kurse ausbildete. 292 Einige Jahre später wurde in Wattenwil erstmals eine solche Veranstaltung organisiert. Der 1895 durchgeführte Konservierungskurs sollte die 23 Teilnehmerinnen „mit der richtigen Auf- bewahrung von Obst und Gemüse, sowie mit der Zubereitung von Fruchtsäften bekannt [machen].“ 293 Sechs Jahre danach folgte der erste Kochkurs. Aufgrund der grossen Nach- frage, insgesamt haben sich 55 Frauen und Töchter aus der Gemeinde für die Veranstal- tung angemeldet, musste diese in zwei separaten Gruppen durchgeführt werden. 294 Bis Ende der 1930er Jahre wurde sowohl der Konservierungs- als auch der Kochkurs mehr- fach durchgeführt.295 Der GVW trat dabei als Veranstalter und Aufsichtsbehörde auf und übernahm in dieser Hinsicht die bereits erwähnten Aufgaben. Dabei wurde er durch ein Frauenkomitee des Frauenvereins Wattenwil unterstützt. 296 Finanziert wurden die Kurse durch die Kursgelder der Teilnehmerinnen, Subventionen des Bundes und des Kantons Bern sowie Beiträge der Gemeinde Wattenwil und des GVW (! Abbildung 19).

Kochkurs 1922: Kostenbeteiligung in CHF

140 Bund 318 Kanton Bern

480 Gemeinde Wattenwil 305 400 Kursgelder Teilnehmerinnen

GVW

Abbildung 19: Kostenbeteiligung Kochkurs (1922)297

Die Dauer dieser Kochkurse betrug in der Regel vier Wochen. Unterrichtet wurde von morgens um 09.00 bis abends um 19.00 Uhr. Auf die konkreten Inhalte kann aufgrund des beschränkten Umfangs der Arbeit nicht vertieft eingegangen werden. Das nachfol-

292 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 194. 293 Glur 1896: 30. STAB BA 121/4. 294 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 21.02.1901. Vereinsarchiv OVW. 295 Vgl. Tabelle 9 im Anhang der Arbeit. 296 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 10.01.1901. Vereinsarchiv OVW. 297 Budget-Rechnung Kochkurs Wattenwil 1922. Hauswirtschaftlicher Unterricht in der Gemeinde Wattenwil. STAB BB IIIb 3140. 75 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

gende Arbeitsprogramm des 1922 in Wattenwil durchgeführten Kochkurses erlaubt aber zumindest einen ersten Einblick in den Ablauf und den Inhalt dieser Veranstaltungen:

Zeit Kursinhalte 09.00-09.30 Theorie: Besprechung des Mittagessens (einfache bürgerliche Kü- che). Lebensmitteltheorie auf Basis des Kochbuches von Berta Ko- bel. 298 09.30-13.00 Praxis: Kochen, Essen, Aufräumen der Küche. 13.30-15.30 Theorie: Wiederholung des Gelernten. Kostenberechnung, Nah- rungsmittellehre, Hauswirtschaftskunde, Besprechung des Abendes- sens. 15.30-19.00 Praxis: Zubereitung des Abendessens, Essen und Aufräumen der Küche.

Tabelle 5: Arbeitsprogramm Kochkurs (1922)299

Mit der Einführung des hauswirtschaftlichen Unterrichts an den Wattenwiler Schulen im Jahr 1940 wurde die Durchführung von Koch- und Konservierungskursen schliesslich auf- gegeben. Die übrigen in Zusammenarbeit mit der OGG durchgeführten Kurse im Bereich des Obst- und Gemüsebaus sowie der Baumpflege wurden noch bis Anfang der 1970er Jahre weitergeführt (! Kapitel 5.2). Danach deckten sich auch diese stark auf die Land- wirtschaft ausgerichteten Veranstaltungen nicht mehr mit den Interessen im Dorf.300 Der GVW begann daher im Winter 1976/77 – zunächst selbstständig und später mit Unterstüt- zung der Gemeinde – Freizeitkurse für Erwachsene zu organisieren. 301 In den darauf fol- genden gut drei Jahrzehnten hat der Verein ein thematisch sehr breit gefächertes Kurs- wesen aufgebaut, das unter anderem Veranstaltungen in den Bereichen Fremdsprachen, Kunsthandwerk, Technik, Sport und Kultur umfasst hat. 302 Allerdings wurde es in den letz- ten Jahren immer schwieriger, diese Veranstaltungen zu konkurrenzfähigen Preisen an- zubieten und mit vergleichbaren Angeboten von Organisationen wie der Volkshochschule Thun oder der Migros Klubschule mitzuhalten. In dieser Hinsicht hat sich auch die stei- gende Mobilität der Dorfbewohner als Herausforderung erwiesen, die es heute vielen er- laubt, ohne grösseren Aufwand Angebote ausserhalb der Gemeinde zu nutzen. In der

298 Vgl. Kobel 1919. UB ZB Rar alt 215. 299 Arbeitsplan Kochkurs Wattenwil 1922. Hauswirtschaftlicher Unterricht in der Gemeinde Watten- wil. STAB BB IIIb 3140. 300 Vgl. Austrittsschreiben OGG vom 13.01.1978. Vereinskorrespondenz GVW/OVW. Jahre 1940- 2013. Vereinsarchiv OVW. 301 Die erwähnten Freizeitkurse wurden ab den späten 1990ern als Erwachsenenbildungskurse bezeichnet. Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1976-2012. Verein- sarchiv OVW. 302 Vgl. ebd. Protokolle der Jahre 1976-2012. 76 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

Folge mussten immer wieder Kurse mangels Teilnehmenden abgesagt werden, was den GVW letztlich veranlasste, das Ressort Erwachsenenbildung per 2013 definitiv einzustel- len. 303

Abgesehen von seinem reichhaltigen Vortrags- und Kursprogramm hat sich der Verein auch mit der Gründung einer eigenen Bibliothek dafür eingesetzt, den Dorfbewohnern den Zugang zu Bildung zu erleichtern. Trotz zahlreicher Hindernisse, die sich der 1902 eröff- neten Volksbibliothek im Verlauf ihrer Geschichte in den Weg gestellt haben, besteht die Institution bis heute und erfreut sich, das zeigen die laufend steigenden Ausleihzahlen, in der Wattenwiler Bevölkerung noch immer grosser Beliebtheit (! Abbildung 20).

Ausleihstatistik der Bibliothek Wattenwil (1986-2009) 35000

30000

25000

20000

15000

Anzahl Ausleihen Ausleihen Anzahl 10000

5000

0

Abbildung 20: Ausleihstatistik der Bibliothek Wattenwil (1986-2009) 304

Die ersten Schritte zur Gründung einer eigenen Bibliothek hat der Verein bereits Anfang der 1870er Jahre mit der Bildung eines Lesezirkels unternommen. Dieser sollte seinen Mitgliedern Zugang zu aktuellen Tageszeitungen, Zeitschriften und Büchern verschaffen. 1872 wurde hierfür ein eigenes Vereinslokal gemietet, in dem die aufgelegten Publikatio- nen jederzeit ungestört genutzt werden konnten. Allerdings blieb der Raum mit Ausnahme der Vereinssitzungen meist unbenutzt und wurde deshalb nach einer nur zweijährigen Betriebszeit wieder aufgegeben. 305 Mit dem Anschluss an den Verein zur Verbreitung gu- ter Schriften kam die Angelegenheit in den frühen 1890er Jahren wieder ins Rollen. Der GVW errichtete im Dorf zunächst ein Bücherdepot, das 1902 schliesslich zu einer Volks-

303 Vgl. Veränderung in der Erwachsenenbildung ab 2013: http://www.ortsvereinwattenwil.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=2:beitrag- eb-brief&catid=14:kat-eb&Itemid=101, 06.05.2014. 304 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1986-2009. Vereinsarchiv OVW. 305 Vgl. Glur 1896: 17. STAB BA 121/4. 77 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.2 Bildung

bibliothek ausgebaut wurde. Die neue Bibliothek umfasste zu Beginn 329 Bücher und 24 Abonnenten.306 In den folgenden Jahrzehnten konnte sowohl die Zahl der Abonnenten als auch die Auswahl an Büchern stark ausgebaut werden. Allerdings litt die Bibliothek immer wieder unter fehlenden Finanzmitteln und war 1932 infolge akuter Geldnot gar betriebsun- fähig geworden. 307 Die Rettung der Institution gelang letztlich nur dank der Fusion mit der Bibliothek der ehemaligen Wattenwiler Sekundarschüler und einer finanziellen Unterstüt- zung des GVW in Höhe von CHF 1'000.-, mit der die Bibliotheksräumlichkeiten moderni- siert und vergrössert wurden. Ausserdem erhielt die Volksbibliothek spätestens ab den 1940er Jahren auch Subventionsbeiträge durch den Staat und die Gemeinde. 308 Dadurch fand die Institution wieder auf die Erfolgsspur zurück. 1963 wurde kurzzeitig sogar eine zweite Filiale im Grundbach eröffnet, die allerdings bereits fünf Jahre später aus Kosten- gründen wieder aufgehoben wurde.309 Die immer knapper werdenden Platzverhältnisse im Dorfschulhaus machten 1969 die Suche nach neuen Räumlichkeiten nötig. Die Ge- meindeverwaltung stellte der Volksbibliothek hierfür das Chefelistübli, in dem früher die Arrestzellen der Ortspolizei untergebracht waren, zur Verfügung. 310 Mit finanzieller Unter- stützung des Vereins wurde dort eine moderne Freihandbibliothek eingerichtet, die zehn Jahre später mit der Erschliessung eines zweiten Raumes vergrössert wurde. 311 Die fort- laufend anwachsenden Bücherbestände wurden in den 1990ern zusätzlich mit Kinder- und Erwachsenenhörspielen sowie mit Videokassetten und ab den 2000ern auch mit DVD’s ergänzt. Dieser Ausbau des Angebots hat sich sehr positiv auf die jährlichen Aus- leihzahlen ausgewirkt. 312 Im Jahr 2003 erfolgte angesichts der Zusammenlegung der Volks- und der Wattenwiler Schulbibliothek der Umzug ins Hagenschulhaus. Gleichzeitig wurde erstmals ein zeitgemässes elektronisches Ausleihsystem eingeführt. 313 Seit 2003 teilen sich der GVW und die Gemeinde Wattenwil die Trägerschaft der Bibliothek. Das vielseitige Medienangebot mit über 6'500 Titeln wird auch weiterhin laufend mit Neuer- scheinungen ergänzt. Derzeit schafft die Bibliothek jährlich etwa 250 neue Medien an. 314

306 Vgl. Glur 1896: 27. STAB [Staatsarchiv des Kantons Bern] BA 121/4; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 25.10.1902, 29.01.1903, 19.02.1903 und 09.01.1904. Vereinsarchiv OVW. 307 Vgl. ebd. Protokoll vom 12.02.1932. 308 Vgl. Rechnungsbuch der Volksbibliothek Wattenwil (1960-1985). Vereinsarchiv OVW. 309 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 04.02.1963 und 07.02.1968. Vereinsar- chiv OVW. 310 Vgl. ebd. Protokoll vom 03.02.1969; Blaser et al. 2003: 11. STAB BA 1710. 311 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 05.05.1979. Vereinsarchiv OVW. 312 Vgl. ebd. Protokolle vom 22.05.1991 und 20.04.1999. 313 Vgl. ebd. Protokoll vom 07.05.2003. 314 Vgl. Informationen zur Bibliothek Wattenwil auf der Website des Ortsvereins: http://www.ortsvereinwattenwil.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=5&Itemid=1 18, 06.05.2014. 78 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.3 Gesundheit und Altersfürsorge

3.3 Gesundheit und Altersfürsorge Das Engagement des GVW im Bereich der Gesundheitsförderung und sein Einsatz für den Ausbau des örtlichen Gesundheitswesens waren bis in die 1960er Jahre ein wichtiger Bestandteil der Vereinstätigkeit. Sein erstes Betätigungsfeld fand der GVW in dieser Hin- sicht in seinen Bestrebungen zur Bekämpfung des im 19. Jahrhunderts weit verbreiteten Alkoholismus.315 Die Motivation, etwas an diesen Zuständen zu verändern, ging ursprüng- lich allerdings nicht von einem Bewusstsein bezüglich der gesundheitsschädigenden Wir- kung des Alkohols aus. Der übermässige Alkoholkonsum der Bevölkerung wurde vielmehr für die starke Armut im Dorf verantwortlich gemacht. Die Lösung dieses Missstands sahen die Mitglieder des GVW in erster Linie in der Förderung des Süssmostkonsums, der die Dorfbevölkerung vom Schnapstrinken abhalten sollte. Im weiteren Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts wurde der Alkoholmissbrauch dann aber immer stärker wegen seiner ge- sundheitsgefährdenden Wirkung bekämpft und der Süssmost gleichzeitig als gesunde Alternative propagiert. 316 Bei ihrer diesbezüglichen Argumentation folgten die Vereinsmit- glieder im Wesentlichen der Entwicklung der Abstinenzbewegung, die sich ausgehend von Nordamerika, Skandinavien und England ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch in der Schweiz ausbreitete. Im Verzicht auf Alkohol sahen die Anhänger der Bewegung sowohl einen Ansatz zur Heilung von Alkoholkranken als auch eine Möglichkeit zur Lösung von spezifischen gesellschaftlichen Problemen und zur sittlich-moralischen Erziehung der Ge- sellschaft. Diesem Verständnis nach wurde der Alkohol als Ausdruck einer mangelnden Tugendhaftigkeit und als Ursache für das Elend in den unteren Gesellschaftsschichten verstanden. Ab Mitte der 1880er Jahre wurde dem Alkoholkonsum schliesslich auch eine schädliche Wirkung auf die allgemeine Volksgesundheit zugeschrieben.317

Innerhalb des GVW gingen die ersten Impulse zur Bekämpfung des Alkoholismus vom Lehrer und Vereinsgründer Johann Friedrich Schär aus, der die damalige Situation in Wattenwil und den Hintergrund seiner persönlichen Lösungsstrategie wie folgt beschrieb:

„Die Bauern wussten mit dem alljährlichen reichen Obstsegen, der weit über ih- ren Bedarf zum frischen Genuss oder Dörren ging, nichts anzufangen. Ein Teil des Obstes verfaulte, ein Teil wurde als Viehfutter verwendet, der Hauptteil aber eingebeizt und im Winter daraus ‚Bäziwasser’ (Obstbranntwein) gebrannt, dadurch das Krebsübel der Gemeinde, die Schnapspest, noch vergrössert. Bei meinem Besuche in der Ostschweiz beobachtete ich, dass in jedem Bauernhaus

315 Vgl. Glur 1896: 6. STAB BA 121/4. 316 Vgl. ebd. 1-40; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-1940. Vereinsar- chiv OVW. 317 Vgl. Trechsel, Abstinenzbewegung. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16445.php, 07.07.2014. 79 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.3 Gesundheit und Altersfürsorge

eine Mostpresse war, und dass der Most nicht nur als Haustrunk beliebt war, sondern auch in jeder Wirtschaft ausgeschenkt wurde; [...] die Schnapspest kannte man nur aus Zeitungen und vom Hörensagen“ 318

Die hier geschilderte Ausbreitung des Alkoholmissbrauchs war kein spezifisches Watten- wiler Problem, sondern betraf im 19. Jahrhundert viele Regionen der Schweiz. Die Vo- raussetzungen für die Zunahme des Alkoholkonsums war auf verschiedene Faktoren wie die Einführung der Kartoffel in den 1770er Jahren, die Etablierung einer einfachen Brenn- technologie und die als Folge der Agrarmodernisierung zunehmend möglichen Ernteüber- schüsse zurückzuführen.319 Auf dieser Grundlage wuchs zunächst vor allem die Produkti- on von Kartoffelschnaps (Härdöpfeler) in bäuerlichen Hausbrennereien. Mit der starken Verbreitung des Obstbaus wurde im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts dann auch immer mehr Obstbranntwein hergestellt. 320 Zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem wurden diese Spirituosen letztlich vor allem deshalb, weil sie besonders in den ärmsten Bevölkerungsschichten bei Hunger häufig als Ersatz- oder Kompensationsmittel für die fehlende Nahrung eingesetzt wurden.321

Inspiriert von seinem Besuch in der Ostschweiz setzte sich Schär nach seiner Rückkehr im GVW aktiv dafür ein, dass auch in Wattenwil versucht werden sollte, den übermässi- gen Branntweingenuss durch die Verbreitung von gut haltbarem Süssmost einzudämmen. Nachdem Schär mit einem diesbezüglichen Referat im Verein für Unterstützung geworben hatte, entschlossen sich die GVW-Mitglieder im Juni 1866 zur Anschaffung einer leis- tungsfähigen Mostpresse und zum Kauf einer Zerkleinerungsmaschine. Beide Geräte sollten den Landwirten im Dorf für einen geringen Unkostenbeitrag zur Verfügung gestellt werden. Zur Aufbringung der hierfür benötigen Finanzmittel in Höhe von CHF 700.- grün- deten die GVW-Mitglieder eine Aktiengesellschaft, die insgesamt 35 Aktien à CHF 20.- mit einer jährlichen Verzinsung von 5% herausgab. 322 Wider Erwarten wurde die Neuerung von den meisten Bauern im Dorf zunächst aber ablehnend aufgenommen und der Verein sah sich deshalb gezwungen, die im Herbst 1866 erstmals in Angriff genommene Süss- mostproduktion selbst in die Hand zu nehmen. 323 Gleich beim ersten Versuch mussten allerdings herbe Rückschlag eingesteckt werden:

318 Schär 1924: 196-197. UB ZB SW 3473. 319 Vgl. Tanner, Alkoholismus. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16558.php, 07.05.2014. 320 Vgl. Dubler & Maurer, Branntwein. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D13995.php, 07.05.2014. 321 Vgl. Tanner, Alkoholismus. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16558.php, 07.05.2014. 322 Vgl. Glur 1896: 8. STAB BA 121/4. 323 Vgl. Schär 1924: 197. UB ZB SW 3473. 80 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.3 Gesundheit und Altersfürsorge

„ Wir [GVW] kauften das Obst, und ich [Johann Friedrich Schär] benutzte meine Herbstferien, um selbst Hand anzulegen; vierzehn Tage arbeitete ich an der Kur- bel der Quetschmaschine oder an der Presse, bis wir ein grosses Fass voll des süssen Mostes bereitet hatten. Die Spekulation auf lohnenden Absatz im Winter schlug fehl. Im nächsten Sommer war der Most ‚lang’ (untrinkbar) geworden, und ich musste den ganzen Vorrat in Bern an einen Essigfabrikanten zu Verlustprei- sen verkaufen.“ 324

Trotz dieser anfänglichen Schwierigkeiten gelang es dem Verein schliesslich die Bauern von den Vorteilen der Mosterei zu überzeugen und die Süssmostproduktion im Dorf zu etablieren. In der Folge wurde zunächst eine zweite, später auch eine dritte Mostpresse angeschafft, die den interessierten Bauern für eine Gebühr von 1.50 Rappe pro Liter so- wie CHF 1.- pro Stunde zum Gebrauch überlassen wurden.325 Bis ins Jahr 1900 stieg die mit Hilfe dieser Maschinen hergestellten Süssmostproduktion auf jährlich 32'000 Liter an. 326 Im weiteren Verlauf der ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts nahm die Nachfrage nach den vom GVW zur Verfügung gestellten Maschinen dann aber kontinuier- lich ab, weil sie durch neue und bessere Obstverwertungsmöglichkeiten verdrängt wur- den.327 1933 wurden die Maschinen schliesslich verkauft. 328 Zwei Jahre später versuchte der GVW deshalb die Mostproduktion im Dorf auf andere Weise zu fördern. Zu diesem Zweck führte er eine Süssmostaktion durch und wies dabei erneut auf die gesundheitsför- dernde Wirkung des Obstsaftes hin. Darüber hinaus unterstrich er das Potential der Most- produktion als Zusatzverdienst für die lokalen Landwirte. Die dürftige Quellenlage erlaubt allerdings keine Rückschlüsse darauf, welche konkreten Massnahmen der Verein im Rahmen dieser Aktion ergriffen hat. Nach 1935 taucht die Thematik in den Quellen schliesslich gar nicht mehr auf und es ist daher davon auszugehen, dass der Verein sein betreffendes Engagement Mitte der 1930er Jahre aufgegeben hat.

Parallel zur Förderung der Süssmostproduktion gründete der GVW 1868 eine eigene Gemeindekrankenkasse. Diese sollte den Tagelöhnern und armen Bauern des Dorfes, sowie einzelnen Mitgliedern aus den Nachbardörfern , Seftigen und im Erkrankungsfall eine namhaftere Unterstützung gewähren als dies der bestehenden gesetzlichen Krankenkasse möglich war. Die Leistungen der Versicherung kamen dabei auch den Arbeitern der sich im Bau befindenden Gürbekorrektion zugute, die bis zu die-

324 Schär 1924: 197. UB ZB SW 3473. 325 Vgl. ebd. 198; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 06.09.1900. Vereinsarchiv OVW. 326 Vgl. ebd. Protokoll vom 13.12.1900. 327 Vgl. ebd. Protokoll vom 12.02.1932. Das Protokoll liefert keine Hinweise darauf, um was es sich bei diesen neuen und besseren Obstverwertungsmöglichkeiten genau handelte. 328 Vgl. ebd. Protokoll vom 12.02.1932. 81 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.3 Gesundheit und Altersfürsorge

sem Zeitpunkt keinen Versicherungsschutz aufwiesen.329 Mit dem Einsetzen der globalen Wirtschaftskrise ab den 1870er Jahren, die sich auch negativ auf die Konjunktur in der Schweiz auswirkte, geriet die Kasse aber zunehmend in Schwierigkeiten:

„Die Hauptgefahr lag in der isolierten Stellung des Instituts, in dem Mangel ei- nes Anschlusses an ein grösseres Ganzes, an das es sich in schwierigen Zei- ten hätte anlehnen können. [...]. Bei den Mitgliedern erlahmte auch allmählich der Pflichteifer, die Beiträge blieben im Rückstand und eine strammere Hand- habung der Statuten veranlasste zahlreiche Austritte. Beim Ausbruch des Fi- nanzkrachs im Jahre 1883, welcher manche Mitglieder der Kasse in Mitleiden- schaft zog, wurde sie nach 14-jährigem Bestand wieder aufgelöst. Immerhin hat sie zu ihrer Zeit Schönes geleitstet und ihrer Nachfolgerin, der jetzigen Sektion der kantonalen Krankenkasse, den Boden geebnet.“ 330

Nach der Auflösung der Gemeindekrankenkasse widmete sich der GVW neuen Aufgaben und setzte sich diesbezüglich zunächst für die Anstellung eines fest in Wattenwil statio- nierten Arztes ein. Dieses Ziel konnte im Jahr 1876 nach mehreren ergebnislosen Anläu- fen schliesslich erreicht werden. Der Versuch, im Dorf gleichzeitig auch eine Notfallstube für das obere Amt Seftigen einzurichten, schlug allerdings fehl. 331 Als der GVW zehn Jah- re später an der Reihe war, den Vorstand des Amtsverbandes der gemeinnützigen Ver- eins des Amtes Seftigen zu stellen, sah man die Gelegenheit gekommen, die Angelegen- heit auf regionaler Ebene nochmals in Angriff zu nehmen. Im August 1886 wurden die Vertreter der oberen Gemeinden des Amtes Seftigen zu einer Versammlung nach Wat- tenwil eingeladen. In seinem Referat unterstrich der Pfarrer Werner Glur, eines der aktivs- ten GVW-Mitglieder und zu diesem Zeitpunkt auch Präsident des erwähnten Amtsver- bands wieso ein eigenes Krankenhaus für die Region unerlässlich sei:

„Bei Unglücksfällen gehen Knechte und Mägde lieber in eine naheliegende Krankenstube als ins Inselspital nach Bern. Der Transport ist mit Schwierigkei- ten verbunden, Fieberkranke müssen oft lange auf schlechtem Fuhrwerk aus- harren. Nach der beschwerlichen Fahrt ist die Aufnahme in die Insel nicht si- chergestellt. Wie gut wäre es, wenn man die unter schlechter Pflege dahinsie- chenden Kranken in ein nahegelegenes Krankenhaus aufnehmen, heilen und

329 Vgl. Glur 1896: 13. STAB BA 121/4. 330 Ebd. 13. 331 Vgl. ebd. 19. 82 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.3 Gesundheit und Altersfürsorge

wieder arbeitsfähig machen könnte, damit sie sich und ihre Familien wieder er- halten können.“ 332

Die anwesenden Vertreter der Gemeinden Wattenwil, Burgistein, Rüti bei Riggisberg, Kir- chenthurnen, Mühlethurnen, Seftigen, Gurzelen und Forst liessen sich von der Idee über- zeugen und gründeten gemeinsam einen Gemeindeverband zum Unterhalt des geplanten Krankenhauses. Nach mehrmonatigen Verhandlungen mit dem Berner Regierungsrat wurden die Statuten des Verbandes im April 1887 schliesslich genehmigt. 333 Rund einen Monat später konnte auch die Lokalfrage geklärt werden: Mit der Liegenschaft von Pfarrer Werner Glur am Münsterplatz in Wattenwil wurde ein Objekt gefunden, das sich für die Einrichtung eines Spitals eignete und mit einem jährlichen Mietzins von CHF 300.- zudem finanzierbar war. Drei Jahre nach der Eröffnung des Krankenhauses konnte die Liegen- schaft schliesslich käuflich erworben werden und 1891 wurde an der Stelle des alten Hauses ein zweistöckiger Neubau errichtet (! Abbildung 20).334

Ziel und Zweck des Krankenhauses war die Aufnahme und Heilung von mittellosen Kran- ken und Verunglückten, die allerdings erst nach der erfolgten Kostengutsprache der jewei- ligen Wohngemeinde aufgenommen wur- den. Darüber hinaus konnten auch nicht- bedürftige Kranke eine Behandlung erhal- ten, sofern sie beim Eintritt eine Verpflich- tung zur Bezahlung der Verpflegungskos- ten unterschrieben und auf Verlangen der Krankenhausdirektion zusätzlich eine vom Gemeinderat ihrer Wohngemeinde ausge- stellte Bescheinigung über ihre Vermö- gensverhältnisse vorlegten. Das tägliche Pflegegeld dieser als zahlungsfähig ein- gestuften Personen betrug je nach Ein- Abbildung 21: Neubau des Krankenhauses (1891)335 kommens- und Vermögensituation CHF

0.80.- bis CHF 1.50.-. Finanziert wurde das Krankenhaus durch Staatssubventionen, Bei- träge der beteiligten Gemeinden sowie die entrichteten Pflegegeldern. Das Personal des

332 Rede von Werner Glur anlässlich der Versammlung des Amtsverbandes gemeinnütziger Verei- ne des Amtes Seftigen vom 22.08.1886. Zitiert nach Messmer & Zwahlen 1987: 2. Nb Nbq 12551. 333 Vgl. Statuten für das Krankenhaus des Amtes Seftigen in Wattenwyl vom 28. April 1887. Nb V BE 8858. 334 Vgl. Messmer & Zwahlen 1987: 3. 335 Ebd. 4. 83 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.3 Gesundheit und Altersfürsorge

Spitals bestand bei seiner Gründung aus einem Arzt, einer Krankenschwester und einer Magd, die als Köchin und Haushälterin angestellt war.

Für die allgemeine Verwaltung der Institution war eine Aufsichtskommission zuständig, in die jede der beteiligten Gemeinden zwei Mitglieder einbringen konnte. Für die Sicherstel- lung eines geordneten Betriebs wurde zudem eine Krankenhausdirektion gewählt, deren Mehrheit am Sitz des Spitals wohnhaft sein musste und deren Präsident gleichzeitig auch den Vorsitz im Gemeindeverband hatte. 336 Die überlieferten Quellen lassen in diesem Zusammenhang darauf schliessen, dass zwischen dem Gemeindeverband und dem GVW von Beginn weg eine enge Verflechtung bestanden hat. Bis in die 1980er Jahre waren beispielsweise sämtliche Präsidenten des Gemeindeverbandes auch aktive Mitglieder im GVW. 337 Diese enge Verbindung mit dem Krankenhaus Wattenwil hatte hinsichtlich der Tätigkeit des Vereins zwei wesentliche Folgen. Zum einen führte der GVW seine Unter- stützung für das Spital auch nach dessen Gründung fort. Immer wieder unterstütze der Verein das Krankenhaus mit Spenden aus der Vereinskasse oder sammelte gemeinsam mit anderen Vereinen des Dorfes an Bazaren und Unterhaltungsabenden Geld für Ren- novationen, medizinische Geräte oder den Spitalneubau von 1971. 338 Zum anderen en- gagierte sich die überwiegende Mehrheit der am Krankenhaus Wattenwil angestellten Ärzte im Gegenzug aktiv im GVW. 339 Eine der Früchte dieser Zusammenarbeit war die vom Verein stark geförderte medizinische und gesundheitliche Volksaufklärung durch entsprechende Vorträge und Samariterkurse.

Im Bereich der Vorträge wurden beispielsweise mehr als 40 Veranstaltungen zu Themen wie den Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten verschiedener Krankheiten, dem Sinn und Zweck von Impfungen oder den positiven Auswirkungen einer gesunden Ernäh- rung durchgeführt.340 Darüber hinaus wurde die Öffentlichkeit wiederholt über gesetzliche Neuerungen im Gesundheitswesen, etwa bei der Einführung des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung von 1914 oder dem Gesetz zur Bekämpfung der Tuberkulose von 1951, informiert. Diese Vorträge wurden, wenn auch nicht ausschliesslich, in erster Linie von der Wattenwiler Ärzteschaft bestritten. 341 Teilweise arbeitete der Verein diesbe- züglich auch mit externen Experten oder Organisationen zusammen, namentlich bei der

336 Vgl. Statuten für das Krankenhaus des Amtes Seftigen in Wattenwyl vom 28. April 1887. Nb V BE 8858. 337 Vgl. Messmer & Zwahlen 1987: 14. 338 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-1971. Vereinsarchiv OVW. 339 Diesbezüglich ist besonders Dr. Ludwig Meyer zu nennen, der zwischen 1904-1943 am Wat- tenwiler Spital tätig war und in dieser Zeit zu den aktivsten Mitgliedern des GVW gehörte. Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1904-1943. Vereinsarchiv OVW. 340 Vgl. Tabelle 8 im Anhang dieser Arbeit. 341 Vgl. ebd. Neben den Wattenwiler Ärzten hat sich besonders die Lehrerschaft für die medizini- sche Aufklärung eingesetzt. 84 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.3 Gesundheit und Altersfürsorge

Krebsaufklärung. So führte er beispielsweise 1930 gemeinsam mit der Schweizerischen Nationalliga für Krebsbekämpfung (heute Krebsliga Schweiz) in Wattenwil eine Ausstel- lung durch, die der Bevölkerung Informationen zu verschiedenen Krebserkrankungen vermittelte. 342 In den 1950er Jahren wurde diese Zusammenarbeit mit der Durchführung zweier Filmabende weitergeführt. 343 Dem GVW oblag dabei die Organisation und die Werbung für die Veranstaltungen (! Abbildung 22). Die Nationalliga für Krebsbekämp- fung stellte ihrerseits die gezeigten Filme zur Verfügung und haftete für ein allfälliges fi- nanzielles Defizit, während das Schweizerische Schul- und Volkskino Bern sich für die technische Durchführung verantwortlich zeigte. Die Einnahmen, welche die Kosten für die Durchführung der Anlässe überstiegen, wurden zwischen der Liga und dem GVW aufge- teilt. 344

Abbildung 22: Werbeflyer Krebsaufklärungsfilm (1951)345

Nebst seinem Engagement im Bereich der Vorträge und Filmvorstellungen hat sich der GVW in den 1890er Jahren auch mit der Durchführung von Samariterkursen in der medi- zinischen und gesundheitlichen Volksaufklärung betätigt. Die schweizerische Samariter- bewegung ist in den 1880er Jahren aus dem Umfeld der Sanitätstruppen der Armee ent- standen. 1880 wurde in Bern der erste Militärsanitätsverein gegründet, dessen Ziel es

342 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 12.01.1930. Vereinsarchiv OVW. 343 Vgl. ebd. Protokolle vom 06.02.1950 und 25.09.1954. 344 Vgl. ebd. Protokoll vom 07.11.1949. 345 Vgl. ebd. Protokoll vom 06.02.1950. 85 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.3 Gesundheit und Altersfürsorge

war, bei Unfällen an zivilen Veranstaltungen wie Schützen- oder Turnfesten mit einem Sanitätsdienst Hilfe zu leisten. Bereits Mitte der 1880er Jahre fasste die Idee auch in der Zivilbevölkerung Fuss. 1884 wurde in Bern der erste zivile Samariterkurs durchgeführt, der ein Jahr später zur Gründung des Samaritervereins Bern führte. Daraufhin wurden im ganzen Land ähnliche Kurse organisiert, was schliesslich zur Gründung weiterer lokaler Sektionen führte. 1888 organisierten sich 14 dieser lokalen Vereine erstmals im Schwei- zerischen Samariterbund (SSB). Zwei Jahre später erfolgte die Angliederung ans Schwei- zerische Rote Kreuz.346 Letzteres ist bereits 1864 in Genf entstanden und hat danach ver- schiedene Kantonalverbände und lokale Sektionen nach sich gezogen. 1866 wurde in Bern unter dem Namen Hilfsverein schweizerischer Wehrmänner und Familien eine nati- onale Dachgesellschaft gegründet. 347 Der GVW hat sich bereits 1870 dem bernischen Kantonalverband als Sektion angeschlossen. 348 Allerdings lassen die überlieferten Quel- len keine Rückschlüsse zur Frage zu, ob sich der Verein und seine Mitglieder damit tat- sächlich aktiv an der Bewegung beteiligt haben oder ob der Beitritt im Sinne einer Pas- sivmitgliedschaft eher symbolischen Charakter gehabt hat. Fest steht hingegen, dass sich der Verein relativ zeitnah zur Gründung der ersten Samaritervereine von der Idee des Samariterdienstes begeistern liess. Unter der Leitung des Wattenwiler Arztes Dr. med. J. Naef wurde im Frühling 1893 in Wattenwil erstmals ein entsprechender Kurs für Frauen und Töchter durchgeführt. In den beiden Jahren darauf folgten zwei Veranstaltungen für die Männer des Dorfes und schliesslich die Gründung einer 30 Mann starken Sektion des schweizerischen Samariterbundes. 349 Obwohl der GVW im Anschluss daran selbst nicht mehr aktiv im Sanitätsdienst tätig war, kam es auch in den folgenden Jahren wiederholt zu einer Zusammenarbeit mit dem lokalen Samariterverein. Beispielsweise bei der ge- meinsamen Einrichtung eines Depots für Krankenmobilien, in denen die wichtigsten zur Krankenpflege benötigten Geräte aufbewahrt und der Bevölkerung gegen eine geringe Vergütung zum Gebrauch überlassen wurden. 350

1910 regte der GVW zudem die Gründung eines Krankenpflegevereins an und versuchte diesbezüglich 1911 und 1924 einen Krankenpflegekurs durchzuführen. Hintergrund dieser Idee dürfte der Umstand gewesen sein, dass sich die Professionalisierung der Kranken- pflege als eidgenössisch anerkannter Beruf erst nach dem Zweiten Weltkrieg durchzuset- zen vermochte. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Krankenpflege daher stark auf Freiwilli-

346 Vgl. Valsangiacomo, Samariter. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16621.php, 08.05.2014. 347 Vgl. Sandoz, Rotes Kreuz. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D25812.php, 08.05.2014. 348 Vgl. Glur 1896: 15. STAB BA 121/4. 349 Vgl. ebd. 30. Die genaue Jahreszahl der Gründung des Wattenwiler Samaritervereins ist nicht überliefert. Sie wird irgendwann in der Zeit zwischen 1894 (dem Jahr des ersten Kurses für Männer) und 1896 (dem Jahr der Veröffentlichung von Glurs Bericht) stattgefunden haben. 350 Vgl. ebd. 30. 86 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.3 Gesundheit und Altersfürsorge

genarbeit angewiesen.351 Auf Basis der Quellen lässt sich indes nicht rekonstruieren, ob die geplanten Kurse tatsächlich stattgefunden haben. Die angestrebte Gründung des Krankenpflegevereins – soweit ist sicher – wurde jedoch realisiert. Allerdings hat sich die- ser spätestens Anfang der 1950er Jahre wieder aufgelöst.352 1959 nahm der GVW die Angelegenheit gemeinsam mit dem Frauenverein und dem Pfarramt erneut in Angriff und setzte sich beim Gemeinderat für die Gründung eines Hauspflegevereins ein.353 Allerdings sollte es nochmals rund 15 Jahre dauern, ehe es einem Komitee, bestehend aus dem GVW, dem Gemeinde- und Kirchenrat, den lokalen politischen Parteien sowie dem örtli- chen Samariter- und Frauenverein, gelang, den geplanten Verein 1973 ins Leben zu ru- fen. 354 Ab den 1980er Jahren wurde die Aufgabe der Gemeindekrankenpflege schliesslich durch den Spitalverbund Wattenwil übernommen, der 1998 in den neu gegründeten SPI- TEX-Dienst oberes Gürbetal überging.355

Abgesehen von seinem Engagement für die Förderung der öffentlichen Gesundheit hat sich der GVW vereinzelt auch in der Altersfürsorge betätigt. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein litten alte Menschen unter einem besonders hohen Armutsrisiko. Infolge der noch fehlenden gesetzlichen Altersvorsorge und der nicht ausreichend ausgebauten Altersfür- sorge, beispielsweise im Bereich der Alters- und Pflegeheime, hing die finanzielle Sicher- heit im Alter für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung von der Fähigkeit ab, auch im hohen Alter weiterhin einem Beruf nachgehen zu können. 356 Die 1917 gegründete Stif- tung für das Alter (heute Pro Senectute) hatte sich deshalb zum Ziel gesetzt, älteren Men- schen in Not zu helfen. Die Organisation tat dies zum einen durch Spendensammlungen für bedürftige Alte. Zum anderen versuchte sie das gesellschaftliche Bewusstsein für die oft schwierige Situation älterer Personen zu fördern und setzte sich für eine gesetzliche Altersvorsorge ein. 357 Der GVW ist der Stiftung für das Alter 1921 beigetreten und hat im selben Jahr im Dorf eine Geldsammlung für die Institution durchgeführt. 358 Ob der Verein auch danach im Namen der Stiftung tätig war und wie lange er dieser insgesamt angehört hat, kann auf Basis der überlieferten Quellen nicht eruiert werden. Der GVW hat sich je- denfalls auch nach dieser ersten Aktion weiterhin mit der Problematik der Altersarmut beschäftigt und diesbezüglich 1931 gemeinsam mit dem Wattenwiler Gemeinderat im

351 Vgl. Droux, Pflegepersonal. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16316.php, 08.05.2014. 352 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 24.08.1954. Vereinsarchiv OVW. 353 Vgl. ebd. Protokoll vom 15.09.1959. 354 Vgl. Einladung zur Orientierungsversammlung über die Heimpflege. Vereinskorrespondenz GVW/OVW. Jahre 1940-2013. Vereinsarchiv OVW; Schreiben des Hauspflegevereins Watten- wil vom 25.10.1974. Vereinskorrespondenz GVW/OVW. Jahre 1940-2013. Vereinsarchiv OVW. 355 Vgl. Jahresberichte 1995 und 1997 der SPITEX Gemeindekrankenpflege und Gesundheits- dienste der Region Wattenwil. NB V4529. 356 Vgl. Höpflinger, Alter. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D2826.php, 08.04.2014. 357 Vgl. Pro Senectute 2007: 3. 358 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 26.01.1921. Vereinsarchiv OVW. 87 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.3 Gesundheit und Altersfürsorge

Vorfeld der Abstimmung zum Bundesgesetz über die Alters- und Hinterlassenenversiche- rung (AHV) einen Diskussionsabend organisiert, zu dem mehr als 700 Personen aus Wat- tenwil und Umgebung erschienen sind. 359 Als politisch neutraler Verein liess der GVW an dieser Veranstaltung sowohl Anhänger als auch Gegner der Gesetzesvorlage referieren. Allerdings sprachen sich die im Namen des Vereins auftretenden Männer alle eindeutig für das neue Gesetz aus, was vermuten lässt, dass der GVW insgesamt eher dem Pro- Lager angehört hatte. Bereits am Abend des Anlasses beschlich die Vereinsmitglieder jedoch das Gefühl, dass die Bevölkerung der Versicherung mit grossem Misstrauen ge- genüber stand und das neue Gesetz grösstenteils ablehnte.360 Sie sollten mit ihrem Ver- dacht Recht behalten, die Vorlage wurde mit einer deutlichen Mehrheit von 60.3% verwor- fen.361 Der Durchbruch der AHV gelang schliesslich erst mit einer Volksabstimmung im Jahr 1947.362 Zu diesem Zeitpunkt hatte der GVW seine Funktion als Plattform für die poli- tischen Meinungsfindung allerdings bereits an die Parteien des Dorfes verloren (! Kapi- tel 4) und entsprechend fand zu dieser Vorlage keine vom Verein organisierte öffentliche Informationsveranstaltung mehr statt. Der GVW konzentrierte sich daher ab den 1950er Jahren auf die praktische Seite der Altersfürsorge. 1957 wurde ein Altersverein gegrün- det, der sich zum Ziel gesetzt hat, verschiedene Freizeitaktivitäten für Seniorinnen und Senioren anzubieten und sich in den 1960er Jahren für die Schaffung eines Wattenwiler Altersheim engagierte.363 Im Bereich der Freizeitaktivitäten hat der Altersverein beispiels- weise ab 1959 wiederholt Rundfahrten, zunächst mit privaten Personenwagen, später auch mit gemieteten Bussen, durchgeführt. 364 Die ansonsten sehr spärliche Quellenlage lässt ansonsten allerdings keine Rückschlüsse zu weiteren Aktivitäten zu und es bleibt bis dato zudem unklar, wie lange der Altersverein insgesamt existiert hat.

359 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 27.11.1931. Vereinsarchiv OVW. 360 Vgl. ebd. Protokoll vom 27.11.1931. 361 Vgl. Schweizerische Bundeskanzlei. Chronologie der Volksabstimmungen: http://www.admin.ch/ch/d/pore/va/19311206/, 10.05.2014. 362 Vgl. Degen 2006: 35. 363 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 09.11.1957, 15.09.1959 und 20.02.1961. Vereinsarchiv OVW. 364 Vgl. ebd. Protokolle vom 15.09.1959, 20.02.1961 und 07.01.1961. 88 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.4 Familie und Freizeit

3.4 Familie und Freizeit Abgesehen von seinem Engagement für die Armenfürsorge und das dörfliche Bildungs- wesen hat sich der GVW in seiner Vereinsgeschichte auch in den Bereichen Familie und Freizeit intensiv betätigt. Bezüglich seines Angebots für Familien hat er Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst die Kindererziehung als Themenfeld entdeckt. In mehreren zu- meist von der im GVW engagierten Lehrerschaft organisierten und geleiteten Elternaben- den hat der Verein versucht, die Dorfbevölkerung für erzieherische Fragen und Probleme zu sensibilisieren. Dabei wurden unterschiedliche erziehungsbezogene Themen bespro- chen. An einem der ersten Elternabende 1915 wurde beispielsweise die Frage diskutiert, wie sich Schule und Elternhaus bei der Kindererziehung optimal unterstützen und ergän- zen können. 365 Ein weiteres Thema, das in dieser Zeit wiederholt besprochen wurde, wa- ren die schädlichen Auswirkungen von Schundliteratur und nicht jugendfreien Filmen auf die Entwicklung der Kinder. Diese zum Zeitpunkt des Ersten Weltkriegs geführte Diskus- sionen waren kein vereinsspezifisches Phänomen, sondern hatten damals den gesamten deutschen Sprachraum erfasst.366 Im Kanton Bern wurde 1916 mit dem Gesetz über das Lichtspielwesen und Massnahmen gegen die Schundliteratur sogar auf gesetzlicher Ebe- ne gehandelt, um den vermeintlich schädlichen Einflüssen von Filmen und Literatur ent- gegenzuwirken.367 Der GVW hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit rund zwei Jahr- zehnten gegen die Schundliteratur engagiert. Hierfür hatte er in den 1890ern zunächst eine lokale Sektion der Gesellschaft für Verbreitung guter Schriften ins Leben gerufen. Anfang des 20. Jahrhunderts folgte der Aufbau der eigenen Volksbibliothek (! Kapitel 3.2.2). In der Zeit des Ersten Weltkriegs hat der GVW sein Engagement schliesslich mit den erwähnten Elternabenden ergänzt. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, ausführlich auf den im Rahmen dieser Veranstaltungen geführten Diskurs einzugehen. Das nachfol- gende Zitat aus einer Rede des Wattenwiler Lehrers Ernst Luder, welches er anlässlich eines solchen Elternabends im Jahr 1915 gehalten hat, fasst die Diskussionen in ihren wesentlichen Zügen aber sehr schön zusammen:

„[...] da sind laute Warnungen nötig, weil durch die Schundliteratur unsere Ju- gend vergiftet wird. Gerichtsverhandlungen beweisen zur Genüge, dass der Keim zu strafbaren Handlungen oft durch verderbliche Lektüre gelegt wird. Die Lese- wut scheint gegenwärtig unsere Schüler erfasst zu haben, es ist ein schwunghaf- ter Handel mit Schundbüchlein im Gange [...].Und nun stelle man sich die Wir- kung einer solchen Lektüre auf ein Kind vor. Wenn es angefangen hat, kann es

365 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 15.11.1915. Vereinsarchiv OVW. 366 Vgl. Maase 2012; Spezifisch für die Schweiz vgl. Ernst 1991. 367 Gesetz über das Lichtspielwesen und Massnahmen gegen die Schundliteratur vom 10.09.1916. In: Gesetze, Dekrete und Verordnungen des Kantons Bern, Bd. 16 (1916), S. 131-141. UB VRZ Hz I 23: 16. 89 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.4 Familie und Freizeit

nicht mehr aufhören und liest daheim beim Essen, in der Schule, in der Nacht anstatt zu schlafen. Die geschlechtliche Phantasie wird aufgeregt, denn alle die- se Schriften sind darauf angelegt die Sexualität zu zeigen, das sichert ihnen den unglaublich grossen Absatz und bedeutet für die gewissenlosen Verleger ein Riesengeschäft.“ 368

Ähnlich kritisch hat sich der Berner Grossrat Zumbach an einer Informationsveranstaltung des GVW zur Volksabstimmung über das bereits erwähnte bernische Gesetz von 1916 zum schädlichen Einfluss von Filmen geäussert:

„Die Mord- und Gruselszenen sind eine äusserst gefährliche, vergiftende Kost namentlich für die Jugend. Die Verherrlichung des Verbrechens reisst die Schranke nieder, die durch mühsame erzieherische Arbeit von Haus, Schule und Kirche im jungen Menschen aufgerichtet wird.“ 369

Die Mitglieder des Vereins sahen in der Schundliteratur und den schädlichen Filmen also primär die Gefahr, dass sie sich negativ auf die Tugendhaftigkeit der Kinder auswirken könnten. Abgesehen von der Angst vor einem Abrutschen in die Kriminalität wurde dies- bezüglich besonders die zunehmende Sexualisierung in Film und Literatur kritisch disku- tiert. Der GVW hat sich deshalb nebst seinem Kampf gegen den Schund auch im Bereich der sexuellen Aufklärung engagiert (! Abbildung 23).

Abbildung 23: Elternabend von 1929 zum Thema der Sexualaufklärung 370

Der im Rahmen dieses Anlasses gezeigte österreichische Aufklärungsfilm aus dem Jahr 1923 beschwor in dieser Hinsicht die Gefahren von frühzeitigen sexuellen Erfahrungen

368 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 15.11.1915. Vereinsarchiv OVW. 369 Ebd. Protokoll vom 07.09.1916. 370 Ebd. Protokoll vom 11.11.1929. 90 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.4 Familie und Freizeit

und stellte sie als Resultat einer verfehlten Erziehung hin. 371 Anfang der 1930er Jahre nahm die Dichte von Veranstaltungen zu erzieherischen Themen dann wieder ab, ohne allerdings jemals vollständig abzureissen. Einen letzten Höhepunkt erlebte die öffentliche Diskussion von Erziehungsfragen 1979 während des von den Vereinten Nationen (VN) ausgerufenen internationalen Jahres des Kindes. Der GVW organisierte zu diesem Anlass eine Vortragsreihe, die sich verschiedenen Problemen und Schwierigkeiten bei der Kin- dererziehung widmete und diesbezüglich praktische Tipps vermittelte. 372 Danach verlager- te sich die Vereinstätigkeit von der öffentlichen Diskussion über Erziehungsfragen hin zu konkreten Angeboten für Familien.

In diesem Zusammenhang ist zum einen die Mitte der 1980er Jahre gegründete Watten- wiler Spielgruppe zu nennen, die bis heute zu einem der wichtigsten Res- sorts des Vereins gehört. Ziel der In- stitution ist es, Kinder, die noch kei- nen Kindergarten besuchen, schritt- weise an den Übergang zwischen dem Alltag in der eigenen Familie und der Grossgruppe im Kindergarten heranzuführen. Interessierte Eltern können ihr/e Kind/er hierfür zweimal Abbildung 24: Spielgruppe Wattenwil im Chefli- pro Woche wahlweise für zweieinhalb Gebäude 373 oder drei Stunden in die Spielgruppe schicken. Während dieser Zeit werden die Kinder von ausgebildeten Spielgruppenleiterin- nen betreut. Vereinsmitglieder, Alleinerziehende, Geschwister und Grossfamilien ab vier Kindern profitieren dabei von Beitragsvergünstigungen. 374 Finanziert wird die Spielgruppe durch die erwähnten Betragszahlungen sowie durch Unterstützungsgelder der Gemeinde Wattenwil und des Vereins. In den letzten beinahe 30 Jahren konnte die Anzahl der be- treuten Kinder von anfänglich 19 auf jährlich durchschnittlich 40-50 Kinder erhöht wer-

371 Vgl. Schmidt 2000: 34. Der erwähnte Film wurde 1923 von der österreichischen Firma Panfilm unter Regie von Hans Homma und in Zusammenarbeit mit dem Wiener Sozialmediziner Julius Tandler produziert. Vgl. Schmidt 2000:44. 372 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle des Jahres 1979. Vereinsarchiv OVW; Ta- belle 8 im Anhang dieser Arbeit. 373 Ortsverein Wattenwil, Ressort Spielgruppe: http://www.ortsvereinwattenwil.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=1&Itemid=1 22, 12.05.2014. 374 Vgl. Ortsverein Wattenwil, Ressort Spielgruppe: http://www.ortsvereinwattenwil.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=1&Itemid=1 22, 12.05.2014. 91 3. Das soziale Engagement des Vereins 3.4 Familie und Freizeit

den. 375 Um die sukzessiv gestiegene Nachfrage in räumlicher Hinsicht bewältigen zu kön- nen und modernen Ansprüchen an die Infrastruktur gerecht zu werden, ist die Spielgruppe in dieser Zeit zweimal umgezogen. Bereits im dritten Betriebsjahr erfolgte ein Umzug vom Längmatt- ins Hagenschulhaus. Nach dem Wegzug der Volksbibliothek aus dem Chefeli- Gebäude im Jahr 2003 wurde die Liegenschaft spielgruppengerecht umgebaut und im Sommer 2004 von der Spielgruppe bezogen. 376

Zum anderen hat der GVW 1990 das Patronat über den Ferienpass übernommen. Im Rahmen dieses Angebots erhalten die Wattenwiler Schulkinder der Unterstufe (Kindergar- ten bis 6. Klasse) jeweils in den Sommerferien die Möglichkeit, eine Vielzahl unentgeltli- cher Kurse und Freizeitaktivitäten zu besuchen. In den letzten Jahren haben durchschnitt- lich 120-150 Kinder am Ferienpass teilgenommen. Der Verein übernimmt dabei sowohl die Organisation und Koordination der Kurse als auch die Sponsorensuche, ohne die eine Durchführung der Aktion nicht möglich wäre. 377

Nebst diesem Fokus auf spezifische Angebote für Familien hat sich auch die übrige Ver- einstätigkeit ab den 1960er Jahren stark auf die Organisation und Durchführung von Frei- zeitaktivitäten verlagert. In diesem Zusammenhang ist zunächst einmal auf das umfang- reiche kulturelle Engagement des Vereins zu verweisen, das während mehr als 40 Jahren das Kulturangebot der Gemeinde wesentlich geprägt hat (! Kapitel 6). Darüber hinaus hat der GVW ab den 1970er Jahren eine breite Palette an Freizeitkursen angeboten, die sowohl bildungs- (bspw. Sprach- und Computerkurse) als auch freizeitbezogene (bspw. Sport-, Kunsthandwerk- oder Bastelkurse) Angebote umfasst hat (! Kapitel 3.2.2). Schliesslich ist, bezogen auf die Vereinstätigkeit im Freizeitbereich, auch der 1993 erst- mals vom GVW organisierte Wattenwiler Weihnachtsmarkt zu nennen, der den Gemein- devereinen sowie den lokalen und regionalen Kunsthandwerkern und Hobbybastlern die Möglichkeit bietet, ihre selbst hergestellten Produkte während zweier Tage im Advent an- zubieten. An rund 25 weihnächtlich dekorierten Ständen werden dabei unter anderem Kerzen, Floristik, Schmuck, Taschen, Spielzeuge und Gebäck verkauft. Für die Kinder des Dorfes stehen zudem Attraktionen wie Kettenflieger, Eselreiten, Kerzenziehen, selbstständiges Verzieren von Lebkuchen und ein Märchenzelt bereit. Ein reichhaltiges Verpflegungsangebot sorgt für das leibliche Wohl der Marktbesucherinnen und – besucher. 378

375 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Hauptversammlungen der Jahre 1985- 2012. Vereinsarchiv OVW. 376 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 05.04.2014. Vereinsarchiv OVW. 377 Vgl. ebd. Protokolle der Jahre 1989. 378 Vgl. Ortsverein Wattenwil, Ressort Weihnachtsmarkt: http://www.ortsvereinwattenwil.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=4&Itemid=1 23, 12.05.2014. 92 4. Das politische Engagement des Vereins

4. Das politische Engagement des Vereins

Bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs war der GVW ein wesentlicher Faktor im politischen Leben des Dorfes Wattenwil. Um das starke politische Engagement des Vereins nachvoll- ziehen und einordnen zu können, wirft dieses Kapitel zunächst einen Blick auf die zentra- len politischen Entwicklungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Anschliessend wird die politische Tätigkeit des GVW genauer vorgestellt.

In politischer Hinsicht war das 19. Jahrhundert eine Zeit massiver Umbrüche, in der sich mit der Durchsetzung der direkten Demokratie nicht nur viele der heute noch geltenden politischen Bürgerrechte etabliert haben, sondern in der auch die Geburtsstunde des mo- dernen schweizerischen Parteisystems zu liegen kam. Die Ursprünge dieses Systems reichen bis in die 1830er Jahre zurück. Anlässlich von Verfassungskämpfen in mehreren Schweizerkantonen bildeten sich dort verschiedene Gesinnungs- und Aktionsgemein- schaften, die erste Parteivorläufer darstellten und sich grob den beiden Kategorien Libera- lismus (Liberale und Radikale) und Konservatismus (Konservative) zuordnen lassen. 379 Im Kanton Bern gelang es den Liberalen 1831 erstmals eine demokratische Verfassung ein- zuführen und damit das bisher herrschende bernische Patriziat abzulösen. Der darauf folgende Zeitraum bis 1848 wird in der historischen Forschung als Regeneration bezeich- net. Während dieser Phase war Bern noch keine direkte, sondern eine repräsentative Demokratie, bei der das Volk von einem gewählten Parlament vertreten wurde. Allerdings bestand ein Zensus, der nur Männern mit einem beträchtlichen Vermögen das Wahlrecht gewährte. 380 Die liberale Bewegung, die von Anfang an ein sehr breites politisches Spekt- rum abdeckte, begann jedoch schon in den 1830er Jahren entlang von verschiedenen Konfliktlinien zu zerfallen. 381 Mit den Radikalen, die sich später auch als Freisinnige be- zeichneten, entstand in dieser Zeit eine neue politische Gruppierung, die an die Stelle der Liberalen treten wollte und auf eine Revision der Verfassung von 1831 drängte. 382 Nach längeren Auseinandersetzungen stimmte das Volk der neuen Kantonsverfassung im Jahr 1846 zu, die unter anderem das allgemeine Wahlrecht für Männer, die Volkswahl des Grossen Rates und die vollständige Abschaffung des Zehnten garantierte.383 Weil es die Radikalen im Anschluss an die neue Verfassung allerdings versäumt hatten, viele ihrer wirtschafts- und sozialpolitischen Wahlversprechen einzulösen, verloren sie ihre politische Vorrangstellung bereits 1850 an die Konservativen. Auch bei letzteren handelte es sich

379 Vgl. Altermatt & Luginbühl, Parteien. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs- dss.ch/textes/d/D17363.php, 13.05.2014. 380 Vgl. Junker 1996: 13. 381 Es ist an dieser Stelle nicht möglich, ausführlich auf diesen Prozess einzugehen. Für einen de- taillierten Überblick vgl. Junker 1990: 91-211. 382 Vgl. ebd. 26. 383 Vgl. Junker 1996: 13-14. 93 4. Das politische Engagement des Vereins

um eine sehr heterogene Gemeinschaft, die aus mehreren Gruppen bestand, deren einzi- ge gemeinsame Basis die Abwehrhaltung gegenüber den Radikalen war. 384 Doch auch die Konservativen konnten ihre Alleinherrschaft nicht lange aufrechterhalten. 1854 kam es schliesslich zur Fusion, fortan gehörten Freisinnige und Konservative der Regierung an. Bis 1920 dominierte innerhalb dieser Konstellation allerdings der Freisinn. 385 Trotz der zahlreichen Errungenschaften, welche die Verfassung von 1846 bezüglich der Bürger- rechte mit sich brachte, hielt die Politik weiterhin an der repräsentativen Demokratie fest. Gegen diese Haltung begann sich Anfang der 1850er Jahre zunächst von Seiten der Konservativen Widerstand zu formieren. Diese erhofften sich durch ihren Kampf für wei- terreichende Volksrechte wieder mehr politischen Einfluss zu erlangen. Ab den 1860er Jahren forderten dann auch immer mehr Freisinnige zusätzliche direktdemokratische Mit- tel und schlossen sich der sogenannten demokratischen Bewegung an. Der Durchbruch für mehr Volksrechte gelang im Kanton Bern schliesslich 1869 mit der Annahme des obli- gatorischen Referendums für Gesetze, grössere Ausgaben und das Kantonsbudget. 386 Anlässlich einer erneuten Reform der Kantonsverfassung kamen 1893 die Gesetzesinitia- tive sowie die Volkswahl der Gerichtspräsidenten und Regierungstatthalter hinzu. Nach mehreren ergebnislosen Versuchen setzte sich 1906 zudem die Volkswahl des Regie- rungsrates durch. 387 Auf nationaler Ebene wurde das Gesetzesreferendum 1874 einge- führt. Seit 1891 besteht zudem die Möglichkeit mittels einer Volksinitiative eine Teilrevisi- on der Verfassung zu verlangen. 388

Wie diese kurze Skizzierung der politischen Verhältnisse des Kantons Bern im 19. Jahr- hundert deutlich macht, fand die Vereinsgründung des GVW im Jahr 1866 in einer poli- tisch turbulenten Zeit statt, in der sich – getragen von der demokratischen Bewegung – ein starker Ausbau der politischen Bürgerrechte vollzogen hat. Der Verein hat es sich da- her zum Ziel gesetzt, in der Wattenwiler Bevölkerung das Interesse an politischen Fragen zu wecken und im Sinne der Volksaufklärung die politische Bildung zu fördern, damit die Wattenwiler stimm- und wahlberechtigten Männer als aufgeklärte Bürger von ihren neuen Rechten Gebrauch machen können. Zu diesem Zweck hat der GVW öffentliche Ver- sammlungen organisiert, an denen wichtige politische Vorlagen oder aktuelle politische Tagesfragen eingehend besprochen wurden. 389 Allein bis 1896 hat der Verein annähernd 40 solcher Veranstaltungen durchgeführt. 390 Die überlieferten Quellen zeigen, dass diese

384 Vgl. Junker 1996: 18. 385 Vgl. Stalder 2011: 29. 386 Vgl. ebd. 30. 387 Vgl. ebd. 33. 388 Vgl. Kley, Politische Rechte. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10368.php, 13.05.2014. 389 Vgl. Glur 1896: 15-35. STAB [Staatsarchiv des Kantons Bern] BA 121/4. 390 Vgl. ebd. 35. 94 4. Das politische Engagement des Vereins

Versammlungen nicht selten ein Publikum von 100 bis 150 Leuten, teilweise auch solche aus den Nachbargemeinden Gurzelen, Seftigen, Burgistein und Forst, anzulocken ver- mochten und entsprechend ein nicht zu unterschätzendes Forum für die politische Mei- nungsbildung in der Region waren. 391 An diesen Veranstaltungen trat zumindest bis in die 1930er Jahre jeweils nur ein einzelner Redner auf, der die Anwesenden mit einem Vortrag über die Vorlage informierte und dabei auch darlegte, welche Gründe für eine Annahme beziehungsweise eine Ablehnung derselben sprechen. Der Referent stammte dabei oft aus den Reihen des Vereins. Vereinzelt traten aber auch ortsfremde Gross- oder Natio- nalräte auf. Nach Beendigung des offiziellen Vortrags wurde das jeweilige Thema für Fra- gen und eine öffentliche Diskussion freigegeben. Im Anschluss daran fand häufig eine symbolische Abstimmung statt. 392 Die überlieferten Quellen deuten darauf hin, dass der Verein bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs politisch dem Freisinn am nächsten stand. So ist er beispielsweise 1870 dem Bernischen Volksverein beigetreten, einem Vorläufer des 1873 ins Leben gerufenen Schweizerischen Volksvereins, der seinerseits 1893 in die Gründung der Freisinnig Demokratischen Partei (FDP) mündete. 393 Soweit die überliefer- ten Quellen entsprechende Rückschlüsse erlauben, vertrat der GVW auch an den öffentli- chen Versammlungen in der Regel eine freisinnige Haltung und war damit, obwohl er selbst nie Teil der FDP war, bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts lokal ein wichtiger Träger der freisinnigen Politik.394

Nebst Veranstaltungen zu politischen Fragen oder aktuellen politischen Vorlagen schalte- te sich der GVW bis in die 1910er Jahre auch wiederholt bei Wahlen in den öffentlichen Diskurs ein. Diesbezüglich unterstützte er beispielsweise Vereinsmitglieder, die sich für politische Ämter bewarben, mit einem Aktionskomitee, das sich bei den Stimmberechtig- ten aktiv für die jeweiligen Bewerber einsetzte. So etwa bei der Bezirksbeamtenwahl des Jahres 1902, bei der sich zwei Vereinsmitglieder für das Amt des Regierungsstatthalters beziehungsweise des Gerichtspräsidenten bewarben. 395 Auch bei den Grossratswahlen von 1906 einigte sich der Verein auf die Unterstützung eines einzelnen vereinsinternen

391 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 16.11.1902, 01.03.1903 und 28.01.1912. Vereinsarchiv OVW. 392 Vgl. ebd. Protokolle der Jahre 1902-1916. 393 Vgl. Meuwly, Schweizerischer Volksverein. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D17384.php, 13.05.2014; Glur 1896: 15. STAB BA 121/4. 394 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1902-1918. Vereinsarchiv OVW. 395 Vgl. ebd. Protokoll vom 21.06.1902. 95 4. Das politische Engagement des Vereins

Kandidaten, um damit die Chance auf einen Wahlerfolg möglichst hoch zu halten. 396 Dar- über hinaus gab der GVW auch öffentlich Wahlempfehlungen für den Nationalrat ab. 397

Bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs war der Verein darüber hinaus auch stark in die Lo- kalpolitik eingebunden. Die schwierige Quellenlage erlaubt in dieser Hinsicht zwar keinen umfassenden Einblick, allerdings gibt es eine Reihe von Indizien, die vermuten lassen, dass die führenden Mitglieder des GVW zumindest bis Anfang des 20. Jahrhunderts auch im politischen Leben der Gemeinde oft zentrale Rollen einnahmen, etwa als Angehörige des Gemeinde- oder Kirchenrats (! Kapitel 2.2.4). Abgesehen von seiner engen Zu- sammenarbeit mit diesen Gremien agierte der Verein im Bereich der Lokalpolitik auch immer wieder als politisches Forum, in dem beispielsweise darüber diskutiert wurde, wel- che Personen für kommunale Ämter zur Wahl aufgestellt werden sollen. 398 Dabei scheint es nicht nur bei Diskussionen geblieben zu sein. Zumindest am Beispiel der Pfarrerwah- len von 1868 und 1906 wird deutlich, dass der GVW auch aktiv in die Dorfpolitik eingegrif- fen hat. In beiden Fällen diskutierten die Männer des Vereins nicht nur über mögliche Nachfolger des amtierenden Pfarrers. Sie einigten sich vielmehr auf einen konkreten Wunschkandidaten und sandten im Anschluss eine vereinsinterne Delegation aus, um den gewünschten Pfarrer von einer allfälligen Anstellung in Wattenwil zu überzeugen. Dieses Vorhaben gelang sowohl 1868 als auch 1906 und die betreffende Person hat sich anschliessend auch bei den offiziellen Wahlen durchgesetzt. 399

Zusammenfassend kann bezüglich des politischen Engagements des GVW demnach festgehalten werden, dass der Verein bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle in der politischen Meinungsbildung der Dorfbewohner gespielt und durch die enge Verbin- dung seiner Mitglieder mit der lokalen Politik sowie seiner Funktion als politisches Forum auch einen direkten Einfluss auf die Gemeindepolitik ausgeübt hat. Nach dem Ersten Weltkrieg scheint der Verein diese Funktionen aber zunehmend an die sich etablierenden modernen Parteien verloren zu haben. Bereits 1913 fasste die Sozialdemokratische Partei (SP) in Wattenwil mit zunächst 43 Mitgliedern Fuss. 1919 folgte die Bauern- und Bürger- partei mit 344 Mitgliedern, die sich 1921 zunächst in die Bauern-, Gewerbe- und Bürger- partei (BGB) und 1971 schliesslich in die Schweizerische Volkspartei (SVP) umbenannt hat. Beide Parteien dominierten im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts die Gemeinde- politik und scheinen mit ihren modernen Parteistrukturen das politische Engagement des

396 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 28.04.1906. Als Kandidat wurde der Wattenwiler Notar Gottfried Trachsel bestimmt, der schliesslich in den Grossen Rat einzog. Schär 1924: 189. UB ZB SW 3473. 397 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 25.10.1902, 22.10.1908 und 26.10.1911. Vereinsarchiv OVW. 398 Vgl. ebd. Protokoll vom 28.04.1906. Vereinsarchiv OVW. 399 Schär 1924: 199-200. UB ZB SW 3473. 96 4. Das politische Engagement des Vereins

GVW weitgehend überflüssig gemacht zu haben.400 Zwar wurden auch danach an einzel- nen Vortragsabenden des Vereins hin und wieder politische Fragen von kantonalem oder nationalem Interesse besprochen, aber mit Ausnahme der Vorlage über das AHV-Gesetz von 1931 (! Kapitel 3.3) und derjenigen zum neuen Kirchengesetz von 1945, griff der Verein danach bei Wahlen oder Abstimmungen selbst nicht mehr in die politische Mei- nungsbildung ein.401

Anfang der 1960er Jahren kam es im Zuge des Kalten Krieges zu einem kurzfristigen Auf- leben der politisch motivierten Vereinstätigkeit. Bereits im Oktober 1956 brachte das bru- tale Vorgehen sowjetischer Truppen gegen die bürgerlich-demokratische Revolution in Ungarn in der Schweizer Öffentlichkeit einen „seit längerem latent vorhandenen Antikom- munismus eruptiv zum Ausbruch und löste in der Bevölkerung eine kaum je dagewesene Mobilisierung aus.“ 402 So zwang der moralische Druck der Öffentlichkeit den Bundesrat beispielsweise zur Aufnahme von rund 12'000 Ungarnflüchtlingen und überall in der Schweiz wurden tonnenweise Hilfsgüter gesammelt und nach Ungarn geschickt. 403 Auch der GVW hat bei dieser Aktion mitgewirkt (! Kapitel 3.1.2). Nur wenige Monate nach der blutigen Niederschlagung des ungarischen Aufstandes versetzte der Start des ersten künstlichen Erdsatelliten durch die Sowjetunion die westliche Welt in einen kollektiven Schockzustand. Er galt als eindeutiger Beweis dafür, dass die UdSSR in technologischer Hinsicht nicht nur den Anschluss an die USA gefunden, sondern diese gar überholt zu haben schien. Nebst der Angst vor einer technologischen Überrundung wurde zudem von einem drohenden Verlust der wirtschaftlichen Dominanz des Westens gewarnt. 404 Anläss- lich dieser vermeintlichen Bedrohungsszenarien verbreitete sich in der Schweiz eine star- ke antikommunistische Stimmung, die auch von führenden Vertretern aus Politik, Wirt- schaft, Wissenschaft und Kultur getragen wurde. 405

Ein wichtiger Akteur in diesem antikommunistischen Diskurs war das 1959 von Peter Sa- ger in Bern gegründete Schweizerische Ostinstitut (SOI), das sich zum Ziel gesetzt hatte, die wirtschaftliche und politische Entwicklung der Sowjetunion zu beobachten und eine breite Öffentlichkeit über die Gefahren des Kommunismus aufzuklären.406 Im März 1963 referierte Sager diesbezüglich auf Einladung des GVW auch in Wattenwil.407 Ein Jahr spä- ter folgte die Organisation eines Anlasses mit dem Schweizerischen Aufklärungsdienst

400 Vgl. Einwohnergemeinde Wattenwil 2000: 20-21. NB Nb 90355. 401 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 03.05.1945. Vereinsarchiv OVW. 402 Vgl. Zimmer 2011: 61. Für ein detaillierte Auseinandersetzung mit der Ungarischen Revolution vgl. Litván & Bak 1994. 403 Vgl. Zimmer 2011: 62. 404 Vgl. Von Werdt 2011: 43. 405 Vgl. ebd. 44. 406 Vgl. ebd. 43-44. 407 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 07.03.1962. Vereinsarchiv OVW. 97 4. Das politische Engagement des Vereins

(SAD), der bedeutendsten Institution der antikommunistisch ausgerichteten geistigen Landesverteidigung. In seinem Kampf gegen den Kommunismus bot der SAD verschie- dene Informationsveranstaltungen in Form von Kursen oder Tagungen an, gab Schriften und Bulletins heraus und verfügte über einen eigenen Dokumentations-, Vortrags- und Filmdienst. 408 Im Februar 1963 führte der SAD in Wattenwil einen Vortrags- und Film- abend durch. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Aufführung des Films Bauern unter dem roten Terror. Die Landwirtschaft unter dem Kommunismus .409 Während der SAD den Referenten und den erwähnten Film zur Verfügung stellte, übernahm der GVW bei der Organisation des Anlasses die Führungsrolle. Die Durchführung erfolgte dann gemeinsam mit der lokalen Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB), der Sozialdemo- kratischen Partei (SP), der Käsereigenossenschaften Dorf, Mettlen und Grundbach sowie der landwirtschaftlichen Genossenschaft. Diese sehr breite Allianz unterschiedlichster Veranstalter verdeutlicht nochmals eindrücklich, wie weit verbreitet die antikommunisti- sche Stimmung in den frühen 1960er Jahren in der schweizerischen Gesellschaft war. 410

Im selben Jahr organisierte der GVW in Zusammenarbeit mit dem Wattenwiler Pfarramt einen weiteren Filmabend an dem der antikommunistische Propagandafilm Frage Sieben gezeigt wurde. 411 Die letzte derartige Veranstaltung folgte im Oktober 1968 mit einem Vor- trag von Waldemar Kunz, dem Sohn eines nach Weissrussland ausgewanderten Schwei- zer Molkereibesitzers, der als Sekretär bei der Schweizer Botschaft in Moskau tätig war und dort das Sowjetregime aus nächster Nähe kennen gelernt hatte. 412 Der Einla- dungstext zu dieser Veranstaltung zeigt, wie stark die Angst vor dem Kommunismus da- mals war:

„Die Ereignisse in der Tschechoslowakei zeigen uns täglich, dass die Mächti- gen im Kreml zu Moskau von ihrem Ziel nicht abzuweichen gedenken. Die Weltherrschaft ist das Ziel.“ 413

Die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche im Zuge der 1968er Bewegung sowie die Entschärfung des Kalten Krieges durch die Entspannungspolitik der 1970er Jahre, führten aber schliesslich dazu, dass sich die Angst vor dem Kommunismus in der Schweiz

408 Vgl. Hagmann, Schweizerischer Aufklärungsdienst (SAD). HLS-Artikel: http://www.hls-dhs- dss.ch/textes/d/D49360.php, 14.05.2014. 409 Der Film scheint leider in keinem Archiv überliefert zu sein. 410 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 18.02.1963. Vereinsarchiv OVW. 411 Im Mittelpunkt des besagten Films aus dem Jahr 1961 steht ein 15-jähriger Sohn eines in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) lebenden Pastors, der den Kommunismus ablehnt, seine Traum von einem Musikstudium allerdings nur nachgehen kann, wenn er sich offiziell zu der Ideologie bekennt. Vgl. DER SPIEGEL Nr. 68 (1961), S. 84. Online eingesehen unter: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43367643.html, 14.05.2014. 412 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 15.10.1963. Vereinsarchiv OVW. 413 Ebd. Protokoll vom 15.10.1968. 98 4. Das politische Engagement des Vereins

nach und nach abschwächte. 414 In der Folge führte der GVW nach 1968 auch keine ent- sprechenden Veranstaltungen mehr durch und stellte sein politisches Engagement ein. Heute gibt sich der Verein politisch ausdrücklich neutral.415

414 Vgl. Von Werdt 2011: 44. 415 Vgl. Art. 1 der Statuten des Ortsvereins Wattenwil vom 25.08.2011. Vereinsarchiv OVW. 99 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer

5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer

Die Entwicklungsdefizite der lokalen Wirtschaft gehörten im 19. Jahrhundert zu den gröss- ten Herausforderungen der Gemeinde Wattenwil und waren einer der wesentlichen Fakto- ren für die im Dorf weit verbreitete Armut (! Kapitel 3.1). 417 Als Indikator für die im 19. und 20. Jahrhundert über weite Strecken schwierige Wirtschaftslage muss aufgrund des Mangels an anderen statistischen Daten die Wanderungsbilanz der Gemeinde herange- zogen werden (! Abbildung 25). Sie drückt aus, wie viele Personen in einer bestimmten Periode im Verhältnis zur ständigen Wohnbevölkerung das Dorf verlassen haben. Auch wenn diese Bilanz nicht ausschliesslich von wirtschaftlichen Aspekten beeinflusst wird, dürften letztere dennoch eine wesentliche Rolle gespielt haben. Zumal auch schriftliche Quellen bestätigen, dass die örtliche Wirtschaft nicht allen Bewohnern eine Arbeit garan- tieren konnte und diese Personen daher gezwungen waren die Gemeinde zu verlas- sen. 418 Der wesentliche Faktor für die Abwanderung von Arbeitskräften war eine Übersät- tigung der Landwirtschaft, die nicht mehr allen Bewohnern ein genügendes Einkommen garantieren konnte. Das lokale Gewerbe und der örtliche Handel waren nicht fähig, diesen Überschuss an Arbeitskräften zu kompensieren. Auch eine Industrie, die andernorts Ar- beitssuchenden eine neue Verdienstmöglichkeit bot, fehlte in Wattenwil weitestgehend. 419

Wanderungsbilanz im Verhältnis zur jeweiligen Wohnbevölkerung für die Schweiz, den Kanton Bern, den Bezirk Seftigen und die Gemeinde Wattenwil (1850-2000) 20%

15% Schweiz 10% 5% Kanton 0% Bern Anteil in % in Anteil -5% Bezirk -10% Seftigen -15% Gemeinde Wattenwil -20%

Abbildung 25: Wanderungsbilanz der Gemeinde Wattenwil (1850-2000) 416

416 Rey 2003. Die Daten befinden sich auf einer CD-Rom die der Dissertation von Rey beiliegt. 417 Vgl. Schär 1924: 190-192. UB ZB SW 3473; Glur 1896: 5. STAB BA 121/4. 418 Vgl. Rolli & Wächli 1903: 72. STAB [Staatsarchiv Bern] A3922; Schär 1924: 191. UB ZB SW 3473; Leuenberger 1935: 96. 419 Vgl. Leuenberger 1935: 96. 100 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.1 Förderung einer modernen Infrastruktur

Insgesamt blieb die Wanderungsbilanz der Gemeinde daher bis in die 1970er Jahre nega- tiv, sprich sie hat insgesamt mehr Bewohner verloren als sie dazugewonnen hat. Danach scheint auch Wattenwil von der Suburbanisierung 420 erfasst worden zu sein (! Abbildung 25).

Angesichtes dieser schwierigen Wirtschaftsverhältnisse erstaunt es nicht, dass die Mit- glieder des GVW von Anfang an bestrebt waren, die Situation in Wattenwil zu verbessern. Der Verein trat deshalb seit seiner Gründung 1866 mit verschiedenen Massnahmen als Wirtschafts- und Standortförderer auf. Bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts war er in dieser Hinsicht vor allem bestrebt, Wattenwil eine moderne Infrastruktur zu verschaffen, die als Grundvoraussetzung für die dringend benötigte wirtschaftliche Entwicklung ange- sehen wurde (! Kapitel 5.1). Darüber hinaus hat der Verein mit unterschiedlichen Mitteln versucht, die lokale Land- und Forstwirtschaft (! Kapitel 5.2) sowie das dörfliche Gewer- be (! Kapitel 5.3) zu fördern. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts hat der Verein darüber hinaus vereinzelt Versuche unternommen, Wattenwil besser in die stark wachsende Tou- rismusindustrie zu integrieren (! Kapitel 5.4). Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg verlor der Verein seine Funktion als Wirtschaftsförderer aber weitgehend und suchte sich neue Aufgaben in den Bereichen Ortsbildpflege und Heimatschutz (! Kapitel 5.5) sowie im Natur- und Umweltschutz (! Kapitel 5.6).

5.1 Förderung einer modernen Infrastruktur Im Bereich der Infrastruktur stellte sich im 19. Jahrhundert besonders die ungünstige Ver- kehrsanbindung Wattenwils als Nachteil für die wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes heraus. 421 Der GVW hat deshalb bereits kurz nach der Vereinsgründung im Januar 1867 bei der bernischen Baudirektion eine Petition eingereicht, in welcher der Verein, unter- stützt von den Gemeinden Wattenwil, Burgistein, Riggisberg und Thurnen, die Ausführung einer Strassenverbindung zwischen Seftigen und verlangte. Hintergrund dieser Bemühungen war der Umstand, dass die gewünschte Strasse das obere Gürbetal mit der Bahnstation Uttigen und damit mit der 1859 eröffneten Bahnstrecke zwischen Bern und Thun verbinden sollte.422 Der Regierungsrat stellte einen baldigen Bau der Strasse in Aussicht und tatsächlich wurde bereits 1869 mit dem Bau der Strasse begonnen.423 We- niger Glück war dem Verein mit der vorgeschlagenen Strassenverbindung zwischen Wat- tenwil und Rüti bei Riggisberg vergönnt, die mit einem Anschluss an die Strecke über den

420 Bezeichnet die Abwanderung der städtischen Bevölkerung ins städtische Umland. Zum Ablauf des Prozesses im Kanton Bern vgl. Lüthi 2011b: 152-154. 421 Vgl. Glur 1896: 5. STAB BA 121/4. 422 Vgl. ebd. 10. 423 Vgl. Lauterburg 1871: 306. UB VRZ Hz II 7. 101 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.1 Förderung einer modernen Infrastruktur

Gurnigel zur kürzesten Verbindungslinie zwischen dem Kanton Freiburg und dem Berner Oberland werden sollte. Zwar wurde an einer vom Verein 1870 organisierten öffentlichen Versammlung die grosse Bedeutung der Strasse für die Region erkannt und in der Folge ein Gesuch zur Ausführung derselben bei der Baudirektion eingereicht, allerdings hat die Regierung dem Projekt eine Absage erteilt. 424 Mitte der 1880er Jahre unternahm der Ver- ein mit der Unterstützung der projektierten Strassenverbindung Wattenwil-Burgistein- Riggisberg nochmals einen Versuch. 425 Die Quellen erlauben allerdings keine Rück- schlüsse zur Frage, wer das erwähnte Projekt ursprünglich initiiert und welche Kreise sich abgesehen vom Verein dafür eingesetzt hatten. Fest steht jedoch, dass der Kanton Bern das Projekt Anfang der 1890er Jahre in seine Strassenplanung aufgenommen hat. 426 Die Vereinstätigkeit des GVW beschränkte sich im Bereich Verkehr jedoch nicht nur auf die Unterstützung von Strassenbau-Projekten. Auf Initiative des Vereins kam 1872 eine neue Postverbindung mit dem Bahnhof Uttigen zustande und als Folge des sich dadurch ver- mehrenden Verkehrs wurde die bis dato in Wattenwil bestehende Postablage zu einem regulären Postbüro ausgebaut. 427 Mit der Person von Paul Steiger, einem Wattenwiler Tierarzt und langjährigen Leiter der Autoverkehr Thun-Stocken-Gürbetal AG (TSG), war der Verein zudem eng mit dem 1921 gegründeten regionalen Verkehrsbetrieb verbunden. So oblag es dem GVW beispielsweise in Wattenwil das Bedürfnis bezüglich eines 1967 geplanten Autobuskurses über Blumenstein-Wattenwil-Forst--Thun bei der Dorfbevölkerung abzuklären. Die hierfür durchgeführte Umfrage zeigte deutlich, dass diesbezüglich keine besondere Nachfrage bestand. Aus den Quellen geht jedoch nicht hervor, wie das Resultat bei den übrigen Gemeinden ausgefallen ist und ob der Kurs letzt- lich eingeführt wurde. 428

Nebst seinem Engagement für den Strassenbau setzte sich der GVW auch für einen Aus- bau des Schienennetzes ein. In dieser Hinsicht hat er etwa die 1901 eröffnete Gürbetal- bahn unterstützt. Gemäss dem Dorfpfarrer Werner Glur hat der Verein entscheidend dazu beigetragen, dass die Gemeinde Wattenwil das Projekt mit Subventionsgeldern in Höhe von CHF 70'000.- unterstützte, was heute in etwa einem Betrag von CHF 866'890.- ent- sprechen würde. 429 Darüber hinaus engagierte sich der Verein für das 1891 lancierte Pro-

424 Vgl. Glur 1896: 10. STAB BA 121/4. 425 Vgl. ebd. 13. 426 Vgl. Wattenwil – Burgistein – Riggisberg: Neue Strasse; Übersichtskarte, Situationsplan. 1891. STAB AA VIII II 343a. 427 Vgl. Glur 1896: 16. STAB BA 121/4. 428 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 27.11.1967 und 08.12.1967. Vereinsar- chiv OVW. 429 Vgl. Glur 1896: 28. STAB BA 121/4. Berechnet mit Swistoval, Konsumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahr 1894, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 14.05.2014. 102 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.1 Förderung einer modernen Infrastruktur

jekt einer Stockentalbahn, die von Wattenwil nach Wimmis führen sollte. 430 Mit dem Wat- tenwiler Notar Gottfried Trachsel amtete gar ein Mitglied des GVW als Präsident der Gründungskommission der geplanten Bahn. 431 Der Verein hat sich daher bis Anfang der 1910er Jahre aktiv für eine Umsetzung des Projekts eingesetzt. 432 Danach taucht die Stockentalbahn nicht mehr in den Vereinsquellen auf. Die Konzession für die geplante Bahnstrecke lief 1926 schliesslich aus, ohne dass das Projekt jemals über eine reine Pla- nungsphase hinauskam. 433

Abgesehen von seinem Einsatz für die Verbesserung der lokalen Verkehrsverhältnisse hat sich der GVW im 19. Jahrhundert im Bereich der Infrastruktur auch in der Telekom- munikation betätigt. Den Anfang machte dabei die Einführung der Telegrafie im Jahr 1870. Diese neue Technologie verbreitete sich in der Schweiz ab Anfang der 1850er Jah- re. Ende 1851 stimmte das Parlament dem vom Bundesrat vorgelegten Telegrafengesetz zu und erklärte die Schaffung eines schweizweiten Netzes zur Bundessache. Mit finanzi- eller Unterstützung der Kantone und Gemeinden machte sich der Bund daran, den ent- sprechenden Netzausbau durchzuführen. Ende 1853 umfasste das Telegrafennetz bereits 70 Ortschaften und wuchs bis 1875 auf über 1'000 Telegrafenbüros an. 434 Die GVW- Mitglieder setzten sich in dieser Zeit aktiv dafür ein, dass auch Wattenwil Anschluss an das wachsende Netz erhält und in der technologischen Entwicklung nicht zurückbleibt.

Die Telegrafie wurde im Dorf zunächst jedoch mit gemischten Gefühlen – teilweise gar mit Ablehnung – aufgenommen. Nebst einigen Leuten, denen angeblich alle zeitgemässen Innovationen suspekt waren, bestand vor allem die Befürchtung, die neue Technologie übersteige die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde. Erst als sich der Verein bereit erklärte, einen Teil der Kosten zu übernehmen und das Telegrafenbüro in der Wohnung des Dorfschuhmachers und GVW-Mitglieds Gottlieb Trachsel zu betreiben, konnte die Gemeinde von dem Vorhaben überzeugt werden. Im Anschluss daran scheint sich die neue Technologie allerdings rasch etabliert zu haben und bereits zehn Jahre nach Inbe-

430 Vgl. Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend Fristverlängerung für eine Schmalspurbahn von Lüterswil nach Solothurn, für eine Eisenbahn von Wattenwil nach Wimmis, eventuell nach Spiez (Stockentalbahn), und für eine Eisenbahn von der Kleinen Scheidegg auf den Männlichen, 27.12.1912, Schweizerisches Bundesblatt, 64/10 (1912), S. 447-448. Online einsehbar im Schweizerischen Bundesblatt: http://www.amtsdruckschriften.bar.admin.ch/viewOrigDoc.do?id=10024528, 15.05.2014. 431 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 12.11.1908. Vereinsarchiv OVW. 432 Vgl. ebd. Protokolle vom 27.02.1902, 29.01.1903, 12.11.1908 und 04.02.1912. 433 Vgl. Dubler, Oberstocken. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D32519.php, 15.05.2014. 434 Vgl. Buschauer, Telegraf. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D27831.php, 16.05.2014. 103 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.1 Förderung einer modernen Infrastruktur

triebnahme erfolgte die offizielle Übernahme des Telegrafenbüros durch die Gemeinde Wattenwil.435

Anfang der 1890er Jahre setzte sich der GVW dann für den Anschluss des Dorfes ans Telefonnetz des Amtes Seftigen ein. Das erste schweizerische Telefonnetz in Zürich ent- stand 1880 zunächst auf privatwirtschaftliche Initiative hin. Ab 1881 übernahm der Bund den Bau und Betrieb weiterer Netze. Bis 1891 entstanden rund 100 Ortsnetze, die nach und nach zu einem gesamtschweizerischen Netz verbunden wurden. 436 Auch dieser tech- nologischen Neuerung stand die Gemeinde Wattenwil aus finanziellen Gründen zunächst skeptisch gegenüber. Der Verein entschloss sich daher in den 1890er Jahren eine eigene Telefongesellschaft zu gründen, deren Mitglieder sich verpflichteten, jährlich einen festge- legten Betrag zu entrichten. Die Quellen geben keine Hinweise darauf, wie hoch dieser Beitrag jeweils ausgefallen ist. Auf jeden Fall scheint auf diese Weise genügend Kapital zusammengekommen zu sein, um die Gemeinde davon zu überzeugen, in Wattenwil eine Telefonstation einzurichten.437 Die mit dieser Station verbundenen Telefone befanden sich allerdings in Privatbesitz. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte sich der Verein daher, mittels einer öffentlichen Telefonkabine der Schweizerischen Post-, Telefon- und Telegra- fenbetriebe (PTT) auch einer breiteren Öffentlichkeit den Zugang zur Telefonie zu ermög- lichen. Hierfür nahm er selbstständig Verhandlungen mit der PTT auf und erreichte die Installation der gewünschten Telefonkabine auf der Post Wattenwil.438 Der Standort des öffentlichen Telefons hatte jedoch den Nachteil, dass dieses nur während der offiziellen Postöffnungszeiten verwendet werden konnte. Deshalb setzte sich der Verein 1949 dafür ein, die Kabine an einen Ort zu verschieben, der öffnungszeitenunabhängig aufgesucht werden konnte. Nach längeren Verhandlungen mit der PTT kam Ende 1949 ein entspre- chender Vertrag zustande und die Kabine wurde beim Lebensmittelgeschäft des GVW- Mitglieds Roland Feller aufgestellt. 439

Parallel zu seinem Engagement im Bereich der Telefonie hat sich der GVW in den 1890er Jahren auch für die Einführung der Dorfbeleuchtung eingesetzt. 1892 liess der Verein hierfür auf dem Gemeindegebiet zunächst fünf grosse Petrollaternen aufstellen. 440 An- schliessend begann er ab 1898 mit öffentlichen Vorträgen im Dorf für die Anschaffung von Gaslampen (Acetylenbeleuchtung) zu werben. 441 Es gibt ein Beispiel das zeigt, dass der

435 Vgl. Glur 1896: 12. STAB BA 121/4. 436 Vgl. Buschauer, Telefon. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D27832.php, 16.05.2014. 437 Vgl. Glur 1896: 26-27. STAB BA 121/4. 438 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 10.02.1948 und 14.12.1948. Vereinsar- chiv OVW. 439 Vgl. ebd. Protokoll vom 07.11.1949. 440 Vgl. Glur 1896: 27. STAB BA 121/4. 441 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 03.08.1898. Vereinsarchiv OVW. 104 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.1 Förderung einer modernen Infrastruktur

GVW damit zumindest teilweise erfolgreich war. So konnte etwa 1903 der Dorfbecker Krähenbühl davon überzeugt werden, eine solche Lampe anzuschaffen.442 Als Entschädi- gung für seine Unkosten erhielt der Bäcker einen jährlichen Unterstützungsbeitrag von CHF 10.-, der durch freiwillige Spenden gedeckt wurde.443 Die übrigen Kosten der Dorfbe- leuchtung wurden bis Ende des Jahres 1900 vollumfänglich vom Verein gedeckt. Danach wurde eine Beleuchtungsgemeinschaft gegründet, innerhalb der sich auch die Gemeinde Wattenwil, die Käsereigenossenschaft und die Wirtschaften Tell und Bären an den finan- ziellen Aufwendungen beteiligten. 444 Die organisatorischen Arbeiten rund um die Dorfbe- leuchtung oblagen jedoch nach wie vor dem Verein. In dieser Hinsicht musste insbeson- dere festgelegt werden, wann und von wem die Lampen im Dorf jeweils angezündet wur- den. Es scheint, als sei die Dorfbeleuchtung anfangs nur im Winter zum Einsatz gekom- men. Dies lässt zumindest ein Eintrag im Protokollbuch des GVW aus dem Jahr 1908 vermuten, in dem festgehalten wurde, dass das entsprechende Amt im Winter 1907/08 vom Wattenwiler Kaminfeger Wilhelm Hadorn übernommen wurde, der für seine Arbeit vom Verein einen Pauschallohn von CHF 25.- erhielt.445 Zeitgleich mit seinen Bemühun- gen zur Anschaffung von zusätzlichen Gaslampen begann der GVW 1901 mit den Kan- derwerken bei Spiez Verhandlungen zur Einführung der elektrischen Beleuchtung zu füh- ren. 446 Diese Gespräche scheinen zumindest im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erfolglos verlaufen zu sein. Wann genau diesbezüglich ein Durchbruch erreicht wurde und ob der GVW dabei noch beteiligt war, lässt sich auf Basis der spärlichen Quellenlage nicht nachweisen. Allerdings übernahm der Verein auch noch Jahrzehnte später die Führungs- rolle als es 1948 darum ging, eine Lösung für die nach wie vor ungenügende – mittlerwei- le elektrische – Strassenbeleuchtung des Dorfes zu finden. Der GVW arbeitete hierfür mit den Bernischen Kraftwerken (BKW) einen Projektvorschlag aus und legte diesen gemein- sam mit einem Kostenvoranschlag dem Gemeinderat zur Genehmigung vor. 447 Insofern ist es durchaus denkbar, dass der Verein auch bei der ursprünglichen Einführung der elektrischen Beleuchtung eine wichtige Rolle gespielt hat.

Nach eigenen Aussagen war der GVW in der Zeit nach seiner Gründung 1866 auch ent- scheidend am Durchbruch des Grossprojekts der Gürbekorrektion beteiligt:

„Angesichts der stetigen Überschwemmungsgefahr von Seiten der Gürbe un- terliess er [der Verein] es nicht, von Zeit zu Zeit die obern Behörden um An-

442 Ob weitere Dorfbewohner diesem Beispiel folgten, lässt sich aus den Quellen nicht schliessen. 443 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 29.01.1903. Vereinsarchiv OVW. 444 Vgl. ebd. Protokoll vom 10.01.1901. Die Gemeinde bezahlte jährlich einen Beitrag von CHF 30.-, die Käsereigenossenschaft CHF 20.- und die beiden Wirtschaften je CHF 5.-. 445 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 02.07.1908. Vereinsarchiv OVW. 446 Vgl. ebd. Protokoll vom 28.11.1901. 447 Vgl. ebd. Protokoll vom 10.02.1948. 105 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.1 Förderung einer modernen Infrastruktur

handnahme der dringend notwendigen Korrektion dieses wilden Gewässers anzugehen. Mehrere öffentliche, vom Verein veranstaltete Versammlungen unterstützten dessen Bemühungen, und so liess sich denn die Baudirektion zur Aufnahme von Plänen herbei, an deren Vorlage sich weitere öffentliche Besprechungen knüpften. Auf diese Weise kam das schwierige Werk in den Siebziger Jahren der Ausführung einen Schritt näher.“ 448

Es ist dies jedoch der einzige nennenswerte Hinweis auf ein diesbezügliches Engagement des Vereins. Ansonsten taucht die Gürbekorrektion in den Quellen nicht auf. Es besteht daher die Vermutung, dass danach nur noch einzelne Mitglieder des GVW konkret am Projekt beteiligt waren und der Verein als Ganzes sich anderen Aufgaben zugewendet hat.

448 Glur 1896: 16. STAB BA 121/4. 106 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft Die Landwirtschaft war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein der mit Abstand wichtigste Er- werbssektor in Wattenwil (! Kapitel 2.2.5). Es erstaunt daher nicht, dass der GVW, der sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, die lokalen Wirtschaftsverhältnisse zu verbes- sern, mit verschiedenen Massnahmen aktiv versuchte, die Landwirtschaft in der Gemein- de zu fördern. Sein Engagement ist dabei auch vor dem Hintergrund der Agrarmodernisie- rung zu sehen, die im Kanton Bern ab Mitte des 18. bis in die zweite Hälfte des 20. Jahr- hunderts stattgefunden hat. Dieser Transformationsprozess ist in drei Phasen erfolgt und hat die bernische Landwirtschaft grundlegend verändert. 449 Die erste Phase, die als orga- nische Agrarmodernisierung bezeichnet wird, ermöglichte auf Basis dreier Innovationen – dem Anbau von stickstoffbindenden Futterpflanzen, der Sommerstallfütterung und der Jauchesammlung – den in grossen Teilen des Kantons bis dahin chronischen Dünger- mangel zu überwinden und damit ein bescheidenes, aber erstmals dauerhaftes Wirt- schaftswachstum zu erreichen.450 Ausserdem zeichnete sich die Landwirtschaft in dieser Periode durch eine starke Privatisierung und Intensivierung aus. Bisher nur temporär ge- nutzte Brachflächen wurden nun dauerhaft genutzt und extensiv bewirtschaftete Allmen- den aufgeteilt und privatisiert. 451 Die zweite Phase, die mechanische Agrarmodernisie- rung, setzte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein und dauerte bis in die späten 1950er Jahre. Die wesentlichen Aspekte dieses Prozesses waren die Integration der Landwirtschaft in den Weltmarkt, der Durchbruch und die zunehmende Verbreitung der Mechanisierung sowie die genossenschaftliche Organisation der Landwirte und die wach- sende Steuerung durch eine aktive staatliche Agrarpolitik.452 Ausgehend von diesen Ent- wicklungen gelang in dieser Phase eine weitere Steigerung und Rationalisierung der Ag- rarproduktion. 453 Die dritte Periode, die industrielle Agrarmodernisierung, setzte schliess- lich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein und war gekennzeichnet durch die Mo- torisierung und Chemisierung vieler landwirtschaftlicher Produktionsprozesse, auf deren Basis die Produktivität der Landwirtschaft in einem bisher unvorstellbaren Ausmass er- höht werden konnte. 454

Das landwirtschaftliche Engagement des GVW fiel dabei gänzlich in die zweite der drei skizzierten Phasen der Agrarmodernisierung und war stark inspiriert durch das Wirken der

449 Vgl. Moser 2011: 288. 450 Vgl. ebd. 288; Stuber & Bürgi 2012: 23. 451 Vgl. Pfister 2013: 19-29. 452 Vgl. ebd. 20-26. 453 Vgl. Moser 2011: 289. 454 Vgl. ebd. 289. 107 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

Ökonomischen Gesellschaft des Kantons Bern (OGG). 455 Letztere hat sich seit ihrer Gründung 1759 für die Bildung der bäuerlich-ländlichen Bevölkerung eingesetzt und dies- bezüglich nicht nur versucht, eine allgemeine Mentalitätsveränderung im Sinne einer ver- stärkten Arbeitsamkeit und Rationalität zu erreichen, sondern auch neue agrarwissen- schaftliche Erkenntnisse praxisnah zu vermitteln. 456 Hierfür hat die OGG eine Reihe von Massnahmen zur Wissensvermittlung ergriffen. So hat die Gesellschaft ab Anfang des 19. Jahrhunderts beispielsweise grosse Produkte- und Geräteausstellungen organsiert oder Pflugproben beziehungsweise Wettpflügen durchgeführt. In der zweiten Hälfte des Jahr- hunderts wurden diese Veranstaltungen zusätzlich durch Samenmärkte sowie Obst-, Ge- müse- und Viehausstellungen ergänzt.457 Diese Anlässe entwickelten sich rasch zu regel- rechten Festen und stiessen bei der ländlich-bäuerlichen Bevölkerung auf grosses Inte- resse. 458

Darüber hinaus begann die OGG um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Versuch, die erwähnten Bevölkerungsschichten zusätzlich mit einer eigenen Zeitschrift, dem Landwirt- schaften Wochenblatt, anzusprechen. 459 Mit dieser Publikation richtete sich die OGG nicht nur an einzelne Landwirte, sondern insbesondere auch an die sich ab den 1850er Jahren stark ausbreitenden lokalen Landwirtschaftsvereine.460 Parallel dazu setzte sich die Ge- sellschaft ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für eine Institutionalisierung der landwirtschaftlichen Bildung ein und war in dieser Hinsicht entscheidend an der Eröffnung der ersten staatlichen Landwirtschaftsschule des Kantons Bern in der Rütti bei Zollkofen (1859) und an der Schaffung einer landwirtschaftlichen Abteilung am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich (1871) beteiligt. Bis Anfang der 1920er Jahre folgten weitere kan- tonale Schulen in Courtmelon, Waldhof bei Langenthal, Schwand bei Münsingen und in Brienz. Für die meisten Bauernsöhne waren diese zwei Jahre dauernden Bildungsgänge allerdings nicht nur unerschwinglich, sondern sie liessen sich auch nicht mit dem saisona- len Arbeitsanfall vereinbaren, denn die meisten Söhne waren in der Zeit zwischen Früh- ling und Herbst für die elterlichen Höfe als Arbeitskräfte unentbehrlich. Die Mitte der 1880er Jahre eingeführten Winterkurse boten diesbezüglich zwar eine erste Abhilfe. Der eigentliche Durchbruch der landwirtschaftlichen Berufsbildung gelang allerdings erst nach

455 Die erste Periode war zum Zeitpunkt der Vereinsgründung bereits abgeschlossen, während der GVW beim Einsetzen der dritten Phase in den 1950er Jahren seine Rolle als lokaler Landwirt- schaftsförderer weitgehend verloren hatte ( ! Kapitel 2.2.5). 456 Vgl. Stuber & Moser 2011: 291-292. 457 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 162-205. 458 Vgl. ebd. 292. 459 Vgl. Stuber et al. 2009: 30. Die Zeitschrift existiert bis heute, hat allerdings im Verlauf der Zeit mehrmals den Namen gewechselt: 1846 Landwirthschaftliches Wochenblatt , 1847 Wochenblatt für Landwirthschaft und Gartenbau , 1849 Bernische Blätter für Landwirthschaft, Wald- und Gar- tenbau , 1857 Bernische Blätter für Landwirtschaft , 1896 Schweizer Bauer . 460 Vgl. Stuber & Moser 2011: 293. 108 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

dem Zweiten Weltkrieg mit der Schaffung der bäuerlichen Berufslehre.461 Bis zu diesem Zeitpunkt erreichte die OGG daher mit den von ihr unterstützten lokalen Landwirtschafts- kursen und der Durchführung von Wandervorträgen eine wesentlich grössere Breitenwir- kung als mit ihren Versuchen, die landwirtschaftliche Bildung zu institutionalisieren. 462

Obwohl sich ein definitiver Beitritt des GVW zur OGG erst für das Jahr 1888 nachweisen lässt, kam es bereits in der Zeit davor wiederholt zu einer Zusammenarbeit der beiden Vereine. So etwa anlässlich eines in den späten 1860er Jahren gemeinsam organisierten Wettbaumputzens oder des ersten in der Gemeinde Wattenwil durchgeführten Baumwär- terkurses im Jahr 1876. 463 Darüber hinaus dürfte es unbestritten sein, dass eine Organisa- tion wie die OGG, die für die Entwicklung der Landwirtschaft im Kanton Bern eine derart zentrale Rolle spielte, den GVW, abgesehen von den erwähnten direkten Kontakten, auch ganz generell in seiner Tätigkeit inspiriert und geprägt hat. Das zeigt ein Vergleich der thematischen Schwerpunkte der beiden Vereine, die bis auf wenige Ausnahmen bereits vor dem Beitritt des GVW sehr starke Parallelen aufwiesen. 464 Für die Zeit nach dem An- schluss an die OGG lässt sich die enge Verbindung der beiden Institutionen dann infolge der intensiven Zusammenarbeit im Bereich des Kurswesens eindeutig nachweisen. Da- neben arbeitete der Verein bei seinem Engagement für die Förderung der lokalen Land- wirtschaft auch eng mit der landwirtschaftlichen Genossenschaft Wattenwil zusammen. Die 1893 gegründete Organisation und der GVW waren von Beginn weg personell stark verbunden. Rund ein Drittel der an der Gründung der Genossenschaft beteiligten Männer waren gleichzeitig Mitglieder des GVW. Mit dem Wattenwiler Notar Gottfried Trachsel am- tete gar ein GVW-Mitglied als Sekretär der Genossenschaft. 465 Insofern erstaunt es nicht, dass die beiden Organisationen bei der Durchführung von landwirtschaftlichen Vorträgen und Kursen wiederholt aktiv zusammengearbeitet haben. 466 Bis in die 1950er Jahre scheint der GVW in dieser Hinsicht die Führungsrolle und damit auch die Koordination mit der OGG übernommen zu haben. Danach trat der Verein im Bereich der Landwirtschaft kaum noch in Erscheinung. Dies kann einerseits mit der bis zu diesem Zeitpunkt in der Gemeinde Wattenwil stark gesunkenen Bedeutung der Landwirtschaft (! Kapitel 2.2.5) zusammenhängen oder mitunter auch eine Folge des erwähnten Durchbruchs der Institu- tionalisierung der bäuerlichen Berufsbildung nach dem Zweiten Weltkrieg sein, die das Vortrags- und Kurswesen des GVW zunehmend überflüssig machte. Andererseits ist auch vorstellbar, dass der Verein seine Funktion als Förderer der lokalen Landwirtschaft im

461 Vgl. Stuber et al. 2009: 37-41. 462 Vgl. ebd. 41. 463 Vgl. Schär 1924: 196. UB ZB SW 3473; Glur 1896: 19-20. STAB BA 121/4. 464 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 162-205; Glur 1896: 1-40. STAB BA 121/4. 465 Statuten der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Wattenwil vom 29. Januar 1893. Nb V BE 8859. 466 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-1960. Vereinsarchiv OVW. 109 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

Verlauf des 20. Jahrhunderts zunehmend an die landwirtschaftliche beziehungsweise an die Milch- und Viehzuchtgenossenschaft des Dorfes verloren hat.

Fest steht hingegen, dass sich der GVW bis zum allmählichen Bedeutungsverlust der landwirtschaftlichen Vereinstätigkeit durch ein sehr breites Engagement auszeichnete. Dabei sticht vor allem die umfangreiche Betätigung des Vereins im Bereich der landwirt- schaftlichen Bildung hervor. In dieser Hinsicht waren zum einen die vom GVW veranstal- teten öffentlichen Vortragsabende ein zentrales Instrument für die Verbreitung von land- wirtschaftlichem Wissen. In mehr als 50 solcher Veranstaltungen hat der Verein teilweise in Zusammenarbeit mit den lokalen Genossenschaften in der Zeit zwischen 1866 und 1941 die interessierte Öffentlichkeit über verschiedene landwirtschaftliche Fragestellun- gen aufgeklärt.467 Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden diese Vorträge primär von Refe- renten aus den Reihen des Vereins bestritten. Besonders aktiv war in dieser Hinsicht die lokale Lehrerschaft, allen voran Ernst Mühlethaler, der sich während 16 Jahren sehr aktiv im Verein engagierte und nach seinem Wegzug nach Bern im Jahr 1902 innerhalb der OGG zum Pionier des Gemüsebaus avancierte.468 Die lokalen Landwirte traten bei diesen Veranstaltungen hingegen kaum als Redner in Erscheinung. Ab Anfang des 20. Jahrhun- derts wurden die Vortragsabende dann immer häufiger von ortsfremden Fachexperten übernommen.469 Ein diesbezügliches Bespiel ist etwa Hans Spreng, der von 1927-67 die bernische Obstbauzentrale auf dem Oeschberg geleitet hat und in dieser Zeit zweimal in Wattenwil als Referent aufgetreten ist. 470 Da sich die landwirtschaftlichen Themen der Vortragsveranstaltungen überwiegend in ähnlichen Themenfeldern wie die gemeinsam mit der OGG organisierten Kurse bewegten, werden die beiden Veranstaltungstypen nachfolgend zusammen und thematisch geordnet analysiert.

Eines der Themen, das den Verein seit seiner Gründung stark beschäftig hat, war die Förderung des lokalen Obstbaus. In diesem Zusammenhang wurde bereits auf die vom Verein zur Bekämpfung des Alkoholismus in der Gemeinde unterstützte Mosterei verwie- sen (! Kapitel 3.3). Von dieser versprachen sich die Vereinsmitglieder nebst ihrem posi- tiven Effekt auf die Gesundheit im Dorf auch eine zusätzliche Einnahmequelle für die Be- völkerung. Der GVW hat zu diesem Zweck 1866 eine Mostpresse und eine Zerkleine- rungsmaschine angeschafft. Zur Herstellung eines qualitativ hochwertigen Mostes reichte

467 Vgl. Tabelle 8 im Anhang dieser Arbeit. Konkret fand wiederholt eine Zusammenarbeit mit der landwirtschaftlichen Genossenschaft Wattenwil, der Viehzuchtgenossenschaft Wattenwil, der Milchgenossenschaft Wattenwil sowie den Käsereigenossenschaften Grundbach, Mettlen und Dorf statt. Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-1941. Vereinsar- chiv OVW. 468 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 283. 469 Vgl. Tabelle 8 im Anhang dieser Arbeit. 470 Zur Person Hans Spreng vgl. Auderset, Spreng Hans. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs- dss.ch/textes/d/D49637.php, 20.05.2014. 110 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

allein die Bereitstellung der benötigten Maschine allerdings nicht aus. Aus diesem Grund hat der Verein im Oktober 1866 erstmals eine Obstbaumschule eingerichtet, die den Kna- ben der Gemeindeoberschule die Gelegenheit geben sollte, die wichtigsten Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich der Obstbaumzucht zu erlernen. 471 Gleichzeitig fanden für interessierte Erwachsene bis 1869 fünf Vortragsabende statt, die Fragen rund um die Obstbaumzucht oder die Mostproduktion behandelten. 472 Positive Effekte auf die Qualität des dörflichen Obstbaus erhofften sich die GVW-Mitglieder auch von dem bereits erwähn- ten, Ende der 1860er Jahre gemeinsam mit der OGG organisierten, Wettbaumputzen. Bei diesen Veranstaltungen, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der ganzen Schweiz durchgeführt wurden, ging es darum, innerhalb einer vorgegebenen Zeit alle wichtigen Schritte der Baumpflege, wie etwa die Beschneidung der Bäume oder die Ent- fernung von Moosen, Flechten und Schädlingen, durchzuführen. Die besten Baumpfleger wurden jeweils prämiert. Offenbar richteten sich diese Anlässe bezüglich des Teilnehmer- feldes nicht nur an die lokale Bauernschaft:

„Von weit her kamen am bestimmten Tag die fachkundigen Baumputzer nach Wattenwil. Viele unserer Bauern interessierten sich für diesen Wett- kampf, schauten aufmerksam den geschickten Baumputzern zu. Das ist ja keine Hexerei, sagten sie, das kann ich auch. Weil ihnen der Nutzen ein- leuchtete, so fingen sie an, das Gelernte anzuwenden.“ 473

Rund zehn Jahre nach der Durchführung des Wettbaumputzens erhielten die lokalen Bauern erstmals Gelegenheit, sich im Rahmen eines wiederum gemeinsam mit der OGG organisierten Baumwärterkurses theoretische und praktische Kenntnisse im Obstbau an- zueignen.474 Damit auch die saisonalen Gegebenheiten berücksichtigt werden konnten, fand der 12-tägige Kurs verteilt auf einzelne Tage im Frühling, Sommer und Herbst statt. Den 23 Teilnehmern wurde dabei praktisches Knowhow aus den Bereichen Baumschnitt, Düngung und Baumpflege sowie theoretisches Wissen zu verschiedenen Obstsorten, deren Verwertungsmöglichkeiten und der wirtschaftlichen Bedeutung des Obstbaus ver- mittelt. Auf diese Weise sollten sie befähigt werden, ihre eigenen Hofstatten selbstständig und auf qualitativ hochwertigem Niveau zu pflegen. 475 Die OGG hat sich nicht nur an den Kosten des Kurses beteiligt, einige ihrer Vertreter nahmen auch am Schlussexamen in Wattenwil teil, um einen Eindruck vom Erfolg der Veranstaltung zu erhalten. 476 Zudem wurde der Kurs mit Herrn J. Jäisli aus Wangen von einem aktiven OGG-Mitglied gelei-

471 Vgl. Glur 1896: 9. STAB BA 121/4. 472 Vgl. Tabelle 8 im Anhand dieser Arbeit. 473 Schär 1924: 196. UB ZB SW 3473. 474 Vgl. Glur 1896: 19-20. STAB BA 121/4. 475 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 216, 238. 476 Vgl. Glur 1896: 19-20. STAB BA 121/4. 111 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

tet. 477 Diese erste Kursdurchführung blieb nicht die einzige gemeinsame Zusammenarbeit der beiden Vereine. Nachdem der GVW der OGG im Jahr 1888 offiziell beigetreten ist und diese ihr Kurswesen Anfang der 1890er Jahre professionalisiert hatte (! Kapitel 3.2.2), fanden bis Anfang der 1970er in regelmässigen Abständen solche landwirtschaftlichen Kurse statt (! Abbildung 26).

Im Rahmen des GVW durchgeführte Kurse (1876-1973)

Vormundschaftskurse Buchhaltungskurse Boden- und Düngerkurse Schädlingsbekämpfungskurse Tierzuchtkurse Samariterkurse Beerenschnittkurse Gemüsebaukurse Koch- und Konservierungskurse Obstbau- und Mostereikurse Baumwärterkurse 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Anzahl Kurse

Abbildung 26: Kurswesen des GVW (1876-1972)478

Im Bereich des Obstbaus wurden bis 1973 11 weitere Baumwärterkurse durchgeführt (! Abbildung 26). Um mit den betreffenden Veranstaltungen eine möglichst grosse Breiten- wirkung zu erreichen, wurden sie Anfang des 20. Jahrhunderts zeitlich und inhaltlich ge- kürzt und dauerten ab 1916 nur noch drei Tage. Der Theorieteil wurde dabei auf ein Mi- nimum beschränkt, da der Schwerpunkt auf der Vermittlung von praktischen Fähigkeiten liegen sollte. 479

Darüber hinaus haben der GVW und die OGG in Wattenwil eine ganze Reihe von Obst- bau- und Mostereikursen organisiert, bei denen nicht primär die Baumpflege, sondern andere Teilbereiche des Obstbaus im Vordergrund standen (! Abbildung 26). Der erste Mostereikurs wurde in Wattenwil 1890 durchgeführt. Die Veranstaltung führte die 22 Teil- nehmer unter anderem in die richtige Behandlung der zur Mostherstellung benötigten Ge- fässe und Geräte ein. Darüber hinaus vermittelte sie wertvolle Informationen zur Mostver-

477 Vgl. ebd. 19; Guggisberg & Wahlen 1959: 188. 478 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-2012. Vereinsarchiv OVW; Glur 1896: 1-35. STAB BA 121/4. 479 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 238. 112 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

besserung, zur optimalen Aufbewahrung des Mostes und zu den verschiedenen Most- krankheiten.480 Bis Ende der 1930er Jahre wurde dieser Kurs zweimal wiederholt.481 Bei den erwähnten Obstbaukursen scheint hingegen die Obstbaumzucht stärker im Vorder- grund gestanden zu haben und entsprechend wurden hier Themen wie das Pfropfen 482 von Obstbäumen, die Obstbaumdüngung oder die Schädlingsbekämpfung behandelt.483 In der Zeit zwischen 1890 und 1951 wurden gesamthaft 11 solcher Kurse durchgeführt.

Sowohl die Baumwärterkurse als auch die Veranstaltungen zur Mosterei oder der Obst- zucht richteten sich bis in die 1950er Jahre vorwiegend an ein männliches Publikum. Ein- zig die vom Verein durchgeführten Beeren-, Beerenschnitt- sowie die bereits erwähnten Konservierungskurse (! Kapitel 3.2.2) scheinen sich im Bereich des Obstbaus ausdrück- lich an Frauen gerichtet zu haben. In der Zeit zwischen 1895 und 1955 führte der GVW insgesamt drei Konservierungskurse und in den Jahren 1943 bis 1955 vier Beeren- oder Beerenschnittkurse durch. 484 Die überlieferten Quellen lassen allerdings keine Rück- schlüsse zu, was an den letztgenannten Veranstaltungen genau thematisiert wurde.

Ergänzend zu diesem breiten Kursangebot wurden die verschiedenen thematischen Inhal- te des Obstbaus auch wiederholt im Rahmen der Vortragsabende des GVW diskutiert. 485 Mit total 30 Kursen und über 20 Referaten war der Obstbau damit eines der wichtigsten landwirtschaftlichen Fördergebiete des GVW. 486 Der Verein setzte sich deshalb – nebst seinem aktiven Vortrags- und Kurswesen – gemeinsam mit den Gemeinden des oberen Gürbetals auch für die Erstellung von Obstbaumalleen an den grösseren Regionalstras- sen des Amtes Seftigen ein. Einen ersten Erfolg konnte der GVW diesbezüglich 1892 mit der Setzung von 1'500 Apfelbäumen entlang der Seftigen-Uttigenstrasse verzeichnen.487 1899 folgte die Bepflanzung der Strasse nach Thierachern. 488 Die durch die Strassen- pflanzungen anfallenden Obsternten sollten den Landwirten der Region nicht nur ein zu- sätzliches Einkommen ermöglichen, sondern das obere Amt Seftigen auch in ästhetischer

480 Vgl. Glur 1896: 25. STAB BA 121/4. 481 Vgl. Tabelle 9 im Anhang der Arbeit. 482 Beim Pfropfen handelt es sich um ein Veredelungsverfahren, das es ermöglicht, die Fruchtquali- tät von Obstbäumen zu verbessern, die Krankheitsanfälligkeit zu vermindern, die Reifezeit zu verschieben oder die Sortenvielfalt am Baum zu erhöhen. Vgl. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau: http://www.lwg.bayern.de/gartenbau/12036/, 20.05.2014. 483 Vgl. Tabelle 9 im Anhang dieser Arbeit. 484 Vgl. ebd. 485 Vgl. Tabelle 8 im Anhang dieser Arbeit. 486 Vgl. Tabellen 8 und 9 im Anhang dieser Arbeit. 487 Vgl. Glur 1896: 26. STAB BA 121/4. Die am Projekt beteiligten Gemeinden übertrugen dem GVW die Verantwortung für die Organisation und Durchführung des Vorhabens. Die Strassen- pflanzung erstreckte sich von der Gürbe-Brücke in Blumenstein bis nach Jaberg, was einer Länge von insgesamt 9 Kilometern entsprach. 488 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 19.10.1899. Vereinsarchiv OVW. 113 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

Hinsicht verschönern.489 Auch hier scheint der GVW bei seinem Engagement von der OGG inspiriert worden zu sein. Letztere versuchte ab den 1880er Jahren ihre Zweigverei- ne von den Vorteilen der Strassenpflanzungen zu überzeugen und erreichte 1889 bei der kantonalen Direktion des Innern, dass entsprechende Projekte mit Staatssubventionen unterstützt wurden.490 Erst diese kantonalen Beiträge, die im Fall der beiden durch den Verein geplanten Strassenpflanzungen über 70% der Kosten deckten, machten die Durchführung solcher Projekte überhaupt möglich. Für die Tilgung der verbleibenden 30% setzte der Verein auf private Spender. 491 Als Folge der Staatssubventionierung wurden ab den 1890er Jahren im ganzen Kantonsgebiet verbreitet solche Obstbaumalleen gepflanzt, die bis zum Ausbau des modernen Verkehrsnetzes in den 1950er und 1960er Jahren das Landschaftsbild des Kantons wesentlich prägten. 492

Abgesehen von seinem Engagement im Bereich des Obstbaus war die Förderung des lokalen Gemüsebaus das zweite wichtige Arbeitsfeld in der landwirtschaftlichen Tätigkeit des GVW. Bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts existierte in der Schweiz kein eigentli- cher gewerblicher Gartenbau, da die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung das eigene Gemüse primär zur Selbstversorgung nutzte. Erst mit der Industrialisierung und der damit verbundenen Abwanderung der Arbeiterschaft in nicht bäuerliche Berufe wandelten sich die Produktion und der Verbrauch von gartenbaulichen Erzeugnissen. Besonders die wachsende Bevölkerung in den Städten war nun zunehmend auf deren Zulieferung an- gewiesen. 493 Dieser steigende Absatzmarkt hatte der GVW im Blick als er sich in den 1890er Jahren entschied, den Gemüsebau in der Gemeinde Wattenwil zu fördern. Wie bei seinen Bemühungen im Bereich des Obstbaus wurde der Verein auch in dieser Hinsicht stark von der OGG inspiriert. Diese entdeckte das grosse wirtschaftliche Potential des Gemüsebaus bereits in den 1870er Jahren und stellte diesbezüglich fest, dass es der Bevölkerung weitgehend an Kenntnissen über den Anbau von Gemüse oder den herr- schenden Marktbedürfnissen fehlte und die landwirtschaftlichen Vereine und Schulen der Thematik bisher zu wenig Beachtung geschenkt hatten. Die OGG regte daher in ihren Zweigvereinen an, den Gemüsebau durch Wandervorträge, gartenbauliche Aufklärungs- schriften sowie durch Gartenbaukurse zu fördern. Im Jahr 1894 stellte die OGG für diese

489 Vgl. Glur 1896: 26. STAB BA 121/4; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle des Jahres 1899. Vereinsarchiv OVW. 490 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 189. 491 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 19.10.1899, 01.03.1900. Vereinsarchiv OVW. 492 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 189. 493 Vgl. Irniger & Kobel, Gartenbau. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D13939.php, 21.05.2010. 114 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

Kurse ein verbindliches Reglement auf und erarbeitete ein detailliertes Arbeitspro- gramm. 494

Im selben Jahr fand in Wattenwil nicht nur der erste öffentliche Vortrag zur Thematik des Gemüsebaus statt, der Verein organisierte gemeinsam mit der OGG auch erstmalig einen entsprechenden Kurs. 495 Beide Veranstaltungen wurden vom damals in Wattenwil ange- stellten Lehrer Ernst Mühlethaler geleitet, der später im ganzen Kantonsgebiet als Kurslei- ter für die OGG tätig war und 1902 in deren Auftrag einen praktischen Ratgeber für den Gemüsebau verfasst hat.496 Im Gegensatz zu den meisten Vorträgen und Kursen im Be- reich des Obstbaus bestand das Zielpublikum bei den Gemüsebauveranstaltungen vor- wiegend aus Frauen, denn die Arbeit im Garten fiel traditionell in ihre Domäne. Entspre- chend nahmen an dem 1894 erstmals ausgetragenen Gemüsebaukurs ausschliesslich weibliche Personen teil. Im Rahmen der 12-tägigen Veranstaltung erhielten insgesamt 25 Frauen und Töchter theoretischen und praktischen Unterricht im Gemüsebau. Auch diese Veranstaltung wurde im Zeitraum zwischen Frühling und Herbst durchgeführt, damit die verschiedenen saisonalen Gegebenheiten bei der Ausbildung angemessen berücksichtig werden konnten. Der Kurs war so aufgebaut, dass die Teilnehmerinnen morgens jeweils theoretisch in die Anlegung und Bearbeitung eines Gemüsegartens, die Samenzucht, die Düngung sowie die Aufbewahrung und Überwinterung verschiedener Gemüsesorten ein- geführt wurden. Am Nachmittag folgte der praktische Teil der Veranstaltung, der auf ei- nem extra für den Kurs angelegten Versuchsfeld durchgeführt wurde. In dieser Versuchs- anlage wurden die Teilnehmerinnen in der richtigen Pflanzung und Pflege unterschiedli- cher Gemüsesorten ausgebildet und erhielten die Gelegenheit, selbst Setzlinge zu züch- ten. Den Abschluss des Kurses bildete eine öffentliche Ausstellung des selbst gezogenen Gemüses.497

Der GVW organsierte gemeinsam mit der OGG, teilweise mit zusätzlicher Unterstützung des Frauenvereins Wattenwil, bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs insgesamt sieben solcher Gemüsebaukurse (! Abbildung 26). Parallel dazu wurde die Thematik vereinzelt auch an den Vortragsabenden des Vereins aufgegriffen. 498 Nebst Verweisen zum Potenti- al des Gemüsebaus als zusätzliche Einnahmequelle für die Dorfbevölkerung betonten die Angehörigen des Vereins bei diesen Veranstaltungen auch wiederholt dessen zentrale

494 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 193, 241-242. 495 Vgl. Tabellen 8 und 9 im Anhang dieser Arbeit. 496 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 242; Der Ratgeber von Mühlethaler wurde erstmals 1902 ver- öffentlich und ist bis 1921 in fünf weiteren Auflagen erschienen. Vgl. Mühlethaler 1921. UB ZB Nat XXXII 464. 497 Vgl. Glur 1896: 30. STAB BA 121/4. 498 Vgl. Tabelle 8 im Anhang dieser Arbeit. 115 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

Rolle für die Ernährungssicherheit des Landes. Insbesondere während des Ersten Welt- kriegs propagierte der GVW in dieser Hinsicht eine Ausweitung des Gemüsebaus:

„Die Kriegszeit macht manchen zum Gärtner und Gartenfreund der vorher nie Schaufel, Hacke und Rechen anrührte und sich ängstlich davor hütete seine Hände mit Erde zu beschmutzen. Jeder, der einen Garten oder ein Stück Land sein eigen nennt, sollte aus demselben in dieser schweren Zeit für seine Familie so viel als möglich an Produkten zu gewinnen suchen [...].“ 499

Angesichts dieser schweren Notzeiten organsierte der GVW 1915 und 1916 zwei Vor- tragsabende, an denen der Wattenwiler Gärtner Fritz Zimmermann der anwesenden Dorfbevölkerung praktische Ratschläge zum Gartenbau und dessen Ertragssteigerung vermittelte. 500 Auch in der wirtschaftlich schwierigen Zeit der Weltwirtschaftskriese Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre boomten die vom Verein veranstalteten Gemü- sebaukurse. Ganze drei der insgesamt sieben Kurse fanden im Zeitraum 1931 bis 1934 statt. 501 Im Zweiten Weltkrieg scheint das Thema den Verein hingegen nur noch am Ran- de beschäftigt zu haben. Der letzte Gemüsebaukurs wurde 1942 durchgeführt, danach tauchen entsprechende Kurse oder Vorträge in den Quellen nicht mehr auf.502

Im Vergleich mit den Veranstaltungen zum Obst- und Gemüsebau fielen die übrigen im Bereich der Landwirtschaft abgehaltenen Vorträge und Kurse zahlenmässig eher marginal aus. Die wichtigsten der verbleibenden Themen, die an diesen Anlässen behandelt wur- den, lassen sich grob zusammengefasst den Kategorien Tierzucht, Bodenkunde und Düngerlehre sowie Schädlingsbekämpfung zuordnen. Am prominentesten war in dieser Hinsicht die Tierzucht vertreten, die im Rahmen von drei Kursen und mehreren Vorträgen thematisiert wurde. Wie bei den übrigen bisher vorgestellten Themenfeldern scheint der GVW auch hier wesentlich durch die Arbeit der OGG geprägt worden zu sein. Letztere beschäftigte sich bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts intensiv mit Massnahmen zur Förderung der Viehzucht. In diesem Zusammenhang schrieb die Gesellschaft etwa Preis- fragen zu verschiedenen viehzuchtbezogenen Themen aus oder organsierte Viehausstel- lungen.503 Darüber hinaus setzte sie sich ab den 1870er Jahren für die Gründung von kommunalen Viehversicherungskassen ein und erarbeitete hierfür einen Dekretsentwurf über deren Organisation und Verwaltung, der 1881 vom Grossen Rat angenommen wur- de.504 Es dürfte daher kein Zufall sein, dass sich der GVW gerade 1884 für die Gründung

499 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 21.03.1915. Vereinsarchiv OVW. 500 Vgl. ebd. Protokolle vom 21.03.1915 und 09.04.1916. 501 Vgl. Tabelle 9 im Anhang dieser Arbeit. 502 Vgl. ebd. 503 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 124-126, 173-179, 244-245. 504 Vgl. ebd. 177. 116 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

einer entsprechenden Viehversicherungskasse in der Gemeinde Wattenwil engagiert hat. 505 Ferner verfügte die OGG im Bereich der Viehzucht über ein ausgeprägtes Vor- trags- und Kurswesen, das in den 1880ern zahlenmässig nur von den Veranstaltungen auf dem Gebiet des Obstbaus übertroffen wurde. 506 Der GVW holte den ersten dieser Kurse 1892 nach Wattenwil. Er dauerte insgesamt drei Tage und wurde von 80 Landwir- ten besucht. Die Veranstaltung umfasste einerseits theoretische Abhandlungen von Fachexperten, die den Teilnehmern unter anderem Informationen zu verschiedenen Rind- viehrassen, Nutzungsarten, Züchtungsverfahren und Viehkrankheiten vermittelten. Ande- rerseits konnte das theoretisch erlernte Wissen in einem praktischen Teil direkt angewen- det werden.507 Der Viehzuchtkurs wurde 1912 in Zusammenarbeit mit der OGG und der landwirtschaftlichen Genossenschaft Wattenwil wiederholt. Er dauerte allerdings nur noch zwei Tage und konnte lediglich 20 Teilnehmer anlocken. 508 1915 folgte ein eintägiger Kurs für die Zucht von Schweinen, der von 62 Teilnehmern besucht wurde. 509 Danach hat der GVW keine solchen Veranstaltungen mehr organsiert. Bei einer Anfrage im Jahr 1954 lehnte er eine erneute Durchführung mit der Begründung ab, es handle sich dabei um eine Angelegenheit der Viehversicherungskasse und der Viehzuchtgenossenschaft. 510 Der Verein scheint seine Rolle als Förderer der lokalen Viehzucht demnach im Verlauf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts abgelegt und die entsprechende Verantwortung an andere dörfliche Organisationen abgetreten zu haben.

Mit der Bodenkunde und Düngerlehre beschäftigte sich der Verein in der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit zwei weiteren wichtigen landwirt- schaftlichen Themen. Diesbezüglich klärte der GVW die interessierte Öffentlichkeit im Rahmen von Vortragsabenden über verschiedene Bodenarten auf und lieferte Informatio- nen zu deren Fruchtbarkeit, der optimalen Bepflanzungsart sowie der richtigen Anbauzeit und behandelte Fragen zur Düngung oder dem Pflügen der Böden. 511 An den beiden 1911 und 1923 durchgeführten Boden- und Düngerkursen wurde dieses Wissen nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch vermittelt. 512

Auch im Bereich der Schädlingsbekämpfung fanden im Rahmen des GVW vereinzelte Vortragsabende statt, die primär darüber informierten, welche Massnahmen im Obst- und Gemüsebau ergriffen werden können, um sich vor Schädlingen zu schützen oder sie zu vernichten. Darüber hinaus wurden 1936 und 1951 zwei entsprechende Kurse organisiert.

505 Vgl. Glur 1896: 21. STAB BA 121/4. 506 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 177. 507 Vgl. Glur 1896: 28. STAB BA 121/4. 508 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 14.12.1912. Vereinsarchiv OVW. 509 Vgl. ebd. Protokoll vom 25.11.1915. 510 Vgl. ebd. Protokoll vom 26.01.1954. 511 Vgl. Tabelle 8 im Anhang der Arbeit. 512 Vgl. Tabelle 9 im Anhang dieser Arbeit. 117 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

Die erste der beiden Veranstaltungen im Jahr 1936 beschäftigte sich schwerpunktmässig mit der biologischen Schädlingsbekämpfung.513 Die zweite Veranstaltung 1951 behandel- te hingegen die chemische Obstbaumspritzung. Zu diesem Anlass zeigte die Firma Maag, die bis heute Pflanzenschutzmittel herstellt, einen Film zur Schädlingsbekämpfung und gab den Teilnehmenden die firmeneigenen Spritzmittel zu stark reduzierten Preisen ab. Firmen oder Verbände scheinen spätestens ab den 1930er Jahren solche dörfliche Ver- anstaltungen immer wieder aktiv als Plattform genutzt zu haben, um ihre eigenen Produk- te anzupreisen. So zeigte beispielsweise der Verband der Schweizerischen Milchprodu- zenten (SMP) bereits 1931 in Wattenwil einen ihrer selbstproduzierten Werbefilme.514 Später folgten Firmen wie die SBB, BLS oder die PTT diesem Beispiel (! Kapitel 6.3).

Nebst seinem Engagement für die bäuerliche Bildung hat der GVW eine Reihe weiterer Massnahmen zur Förderung der Landwirtschaft ergriffen. So hat er beispielsweise wie- derholt landwirtschaftliche Geräte angeschafft, die er der lokalen Bauernschaft zum Ge- brauch überlassen hat. In dieser Hinsicht wurde bereits auf die vom Verein gekaufte Mostpresse sowie die dazugehörige Zerkleinerungsmaschine hingewiesen (! Kapitel 3.3). Darüber hinaus hat der GVW in den 1870er Jahren eine Honigschleudermaschine angeschafft, die den Imkern des Dorfes die Arbeit erleichtern sollte. 515 1885 folgte die Er- stellung einer öffentlichen Lastwaage und 1891 der Kauf einer Kartoffelspritze, die den Landwirten für die Behandlung ihrer Kartoffelfelder zur Verfügung gestellt wurde. 516 Der GVW übernahm nicht nur die Kosten für die Anschaffung dieser Geräte, er zeichnete sich auch für deren Wartung und Reparatur verantwortlich. Noch während der Endphase des Ersten Weltkriegs 1918 schaffte der Verein zudem einen Dörrofen an und reagierte damit auf die infolge der kriegsbedingten Teuerung oft schwierige Nahrungsmittelversorgung des Dorfes.517 Im Verlauf des Krieges hatte sich in Wattenwil beispielsweise der Kilopreis für Kartoffeln von CHF 0.08.- im Jahr 1914 auf CHF 0.66.- im Jahr 1918 erhöht. 518 Inflati- onsbereinigt entsprechen diese Werte heute in etwa einer Erhöhung von einem Franken pro Kilogramm (1914) auf drei Franken (1918) – also einer Verdreifachung des Preises innerhalb von nur vier Jahren. 519 In dieser schwierigen Zeit sollte der angeschaffte Dörr- ofen zumindest ansatzweise Erleichterung verschaffen. Das Vorhaben scheint zumindest

513 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 27.01.1936. Vereinsarchiv OVW. 514 Vgl. ebd. Protokoll vom 12.02.1931. Vereinsarchiv OVW; Für eine Einführung in die Filmwer- bung der SMP vgl. Moser & Brodbeck 2007: 194-195. 515 Vgl. Glur 1896: 18. STAB BA 121/4. 516 Vgl. ebd. 21, 26. 517 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 07.06.1918, 29.08.1918 und 01.02.1918. Vereinsarchiv OVW. 518 Vgl. Bilder aus der Geschichte von Wattenwil im Knopf des Kirchturms deponiert, S. 17. NB O 34655. 519 Berechnet mit Swistoval, Konsumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahre 1914 und 1918, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 22.05.2014. 118 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

in den ersten Jahren ein Erfolg gewesen zu sein. Bereits im ersten Betriebsjahr wurden im Dorf insgesamt 5'400 Kilogramm an Dörrobst produziert. 520 Bis 1923 konnte der jährliche Ertrag gar auf 9'000 Kilogramm erhöht werden. Danach scheint die Nachfrage in der Dorfbevölkerung wieder zurückgegangen zu sein. Die Anlage wurde schliesslich 1932 unter der Bedingung, dass sie auch weiterhin öffentlich zugänglich bleiben muss, für CHF 300.- an den Gärtner Fritz Zimmermann verkauft. 521 Im Jahr 1943 beteiligte sich der GVW mit einem Darlehen von CHF 300.-, das er der landwirtschaftlichen Genossenschaft zur Anschaffung einer motorisierten Baumspritze zusprach, ein letztes Mal beim Kauf eines Landwirtschaftsgerätes. 522 Danach trat der Verein in dieser Funktion nicht mehr in Er- scheinung.

Die bisher in diesem Kapitel diskutierten Fördermassnahmen konzentrierten sich alle auf die Gemeinde Wattenwil. Im Rahmen seiner Beteiligung am Amtsverband gemeinnütziger Vereine des Amtes Seftigen engagierte sich der GVW aber darüber hinaus auch für die Entwicklung der regionalen Landwirtschaft. Der besagte Verband wurde bereits 1863 von rund 200 Männern des Amtes Seftigen gegründet und hat sich hauptsächlich mit landwirt- schaftlichen und gewerblichen Fragen beschäftigt. 523 Entsprechend umfasste der Amts- verband nicht nur gemeinnützige Vereine wie den GVW, sondern auch landwirtschaftli- chen Genossenschaften.524 Organisatorisch war der Verband so aufgebaut, dass jeder beteiligte Verein eine eigene Sektionen darstellte und jeweils zwei Delegierte zu bestim- men hatte, die an den mehrmals jährlich stattfindenden Delegiertenversammlungen teil- nahmen. Einmal im Jahr wurde zudem eine Hauptversammlung durchgeführt zu der alle Mitglieder eingeladen waren. 525

Der Verband legte nach seiner Gründung 1863 offenbar eine rege Vereinstätigkeit an den Tag.526 Da jedoch für den Zeitraum 1863 bis 1911 keine Quellen überliefert sind, kann weder abgeschätzt werden, in welchen Bereichen er konkret tätig, noch inwiefern er mit

520 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 01.02.1902. Vereinsarchiv OVW. 521 Vgl. ebd. Protokoll vom 12.02.1932. Der Betrag von CHF 300.- aus dem Jahr 1932 entspricht inflationsbereinigt heute CHF 2'250.-. Berechnet mit Swistoval, Konsumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahr 1932, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 22.05.2014. 522 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 08.02.1943. Vereinsarchiv OVW. Der Betrag von CHF 300.- aus dem Jahr 1943 entspricht inflationsbereinigt heute CHF 1'533.-. Be- rechnet mit Swistoval, Konsumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahr 1943, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 22.05.2014. 523 Vgl. Protokoll des Amtsverbandes gemeinnütziger Vereine des Amtes Seftigen. Delegiertenver- sammlung vom 20.04.1913. STAB Bez Seftigen B 653; Vgl. Glur 1896: 5. STAB BA 121/4. 524 Vgl. Protokoll des Amtsverbandes gemeinnütziger Vereine des Amtes Seftigen. Hauptversamm- lung vom 27.07.1913. STAB Bez Seftigen B 653. 525 Vgl. ebd. Sitzungsprotokolle der Delegierten- und der Hauptversammlungen der Jahre 1913- 1948. 526 Vgl. Glur 1896: 5. STAB BA 121/4. 119 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

seinem Engagement erfolgreich war. 527 Lediglich die Protokolle der Jahre 1913 bis 1948 blieben im Staatsarchiv des Kantons Bern überliefert. Deren mangelhafte Qualität verun- möglicht allerdings einen detaillierten Einblick in die Verbandstätigkeit. Zusammenfassend kann diesbezüglich daher lediglich festgehalten werden, dass der Verband zumindest in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts primär als Forum genutzt wurde, um verbandsin- tern und in Zusammenarbeit mit der OGG regionale Anlässe wie Produktausstellungen, Samenmärkte oder Dienstbotenehrungen zu organisieren.

So beteiligte sich der Verband beispielsweise 1914 an der Schweizerischen Landesaus- stellung in Bern mit einer Präsen- tation der unterschiedlichen Obst- produkte des Amtes Seftigen (! Abbildung 27). Zudem war er 1925 an der schweizerischen landwirt- schaftlichen Ausstellung in Bern mit einer Schau zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Produkten der Region präsent. Für die Organisa- tion und Durchführung solcher Veranstaltungen wurde jeweils eine verbandsinterne Ausstel- lungskommission gewählt. Die Kosten der Anlässe wurden ge- Abbildung 27: Obstausstellung an der Schweizeri- messen an den Mitgliedern der schen Landesausstellung (1914)528 einzelnen Sektionen anteilsmässig aufgeteilt. 529

Nebst seiner Präsenz an Ausstellungen organisierte der Verband in den 1920er Jahren auch zweimal einen Samenmarkt. Die Idee hinter diesen Anlässen geht auf die OGG zu- rück, die sich auf diese Weise bereits seit den 1860er Jahren für die Förderung und Erhal- tung des Getreidebaus einsetzte. Die Veranstaltungen wurden rasch zu einem Erfolg und bis ins Jahr 1913 stieg die Anzahl der jährlich im Kantonsgebiet durchgeführten Samen- märkte auf zehn Austragungen an.530 Der Amtsverband wollte in dieser Entwicklung nicht

527 Vgl. Protokoll des Amtsverbandes gemeinnütziger Vereine des Amtes Seftigen. Sitzungsproto- koll der Delegiertenversammlung vom 20.04.1913. STAB Bez Seftigen B 653. 528 Fotoarchiv Schweizerische Landesausstellung Bern 1914. Gruppe 1c (Obstbau). Tafel mit ver- schiedenen Apfelsorten STAB S.L.A.B. 1914 G 159. 529 Vgl. Protokoll des Amtsverbandes gemeinnütziger Vereine des Amtes Seftigen. Sitzungsproto- koll der Hauptversammlung vom 27.07.1913. STAB Bez Seftigen B 653. 530 Vgl. Guggisberg & Wahlen 1959: 195-196, 243-244. 120 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

zurückbleiben und organisierte deshalb 1921 erstmalig einen entsprechenden Markt im Amt Seftigen. Ein Jahr später wurde der Anlass in der Gemeinde Rümligen durchgeführt. Offenbar konnten die beiden Veranstaltungen die in sie gesetzten Erwartungen jedoch nicht erfüllen. Bereits der Samenmarkt in Belp zog weniger Besucher an als erwartet und die zweite Austragung in Rümligen sollte auch gleich die letzte bleiben. 531

Mehr Erfolg war dem Verband mit der Durchführung der Dienstbotenehrungen vergönnt, die 1922 in Thurnen, 1927 in Wattenwil, 1933 in Gerzensee, 1943 in Riggisberg und 1948 in Zimmerwald stattfanden. 532 Auch diese Veranstaltungen gingen auf eine Initiative der OGG zurück. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es in ländlichen Gebieten als indirekte Folge der Industrialisierung zu einem Mangel an Mägden und Knechten, da diese in immer grösserer Zahl in die sich rasch entwickelnden Städte abwanderten. Die OGG versuchte diesem Umstand zwei konkrete Massnahmen entgegenzustellen. Zum einen setzte sie sich dafür ein, die Stellung der Dienstboten durch eine verbesserte Ein- bindung der Mägde und Knechte in die bäuerlichen Familien sowie die Schaffung eines Dienstbotenaltersheims und der Gründung einer Dienstbotenkrankenkasse wieder attrak- tiver zu machen. Zum anderen wurde 1873 in Burgdorf die erste Dienstbotenehrung durchgeführt, an der langjährige Dienstboten für ihre Arbeit ausgezeichnet und mit einer Treueprämie beschenkt wurden. Diese Veranstaltungen blieben bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts aktuell.533 1920 erstellte die OGG gemeinsam mit der Bauern-, Ge- werbe und Bürgerpartei (heute SVP) für die Dienstbotenehrungen ein verbindliches Regu- lativ, das die Durchführung dieser Anlässe im Amt Seftigen dem Amtsverband gemeinnüt- ziger Vereine übertrug. 534 Letzterer bestimmte seinerseits den konkreten Austragungsort und beauftragte die jeweilige Amtsverbandssektion mit der Organisation und Durchfüh- rung des Anlasses. Die übrigen Sektionen des Verbandes übernahmen in ihrem Einzugs- gebiet die Werbung für die Veranstaltung. Im Jahr 1927 fand die Dienstbotenehrung erst- mals in Wattenwil statt und daher lag die Verantwortung für die Planung und Ausführung in den Händen des GVW. 535 Wie viele Personen insgesamt an der Ehrung teilnahmen, ist nicht überliefert, aber anhand von Angaben zu anderen Jahren lässt sich grob abschät- zen, dass jeweils wohl zwischen 100 bis 200 Mägde und Knechte ausgezeichnet worden sind.536 Die prämierten Jubilare erhielten bei der Ehrung zum einen ein Diplom und je

531 Vgl. Protokoll des Amtsverbandes gemeinnütziger Vereine des Amtes Seftigen. Sitzungsproto- kolle der Jahre 1922-1923. STAB [Staatsarchiv Bern] Bez Seftigen B 653. 532 Vgl. ebd. Sitzungsprotokolle der Jahre 1922-1948. 533 Vgl. Stuber et al. 2009: 32. 534 Vgl. Regulativ für die Dienstbotenehrungen im Kanton Bern. Für eine Kopie des Dokuments vgl. Protokoll des Amtsverbandes gemeinnütziger Vereine des Amtes Seftigen. Sitzungsprotokoll vom 24.07.1927. STAB [Staatsarchiv Bern] Bez Seftigen B 653. 535 Vgl. ebd. Sitzungsprotokoll der Delegiertenversammlung vom 24.07.1927. 536 Vgl. ebd. Sitzungsprotokolle der Jahre 1922-1948. 121 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.2 Förderung der Land- und Forstwirtschaft

nach Anzahl der Dienstjahre eine unterschiedlich hohe Gratifikation. 537 Ab einer Dienstzeit von mehr als 20 Jahren gab es ein Spezialgeschenk, beispielsweise in Form einer Uhr. 538 Nach der 1948 in Zimmerwald durchgeführten Dienstbotenehrung brechen die Überliefe- rungen zum Amtsverband gemeinnütziger Vereine des Amtes Seftigen ab. Weder in den Protokollbüchern des Verbandes noch in den Akten des GVW sind irgendwelche Hinwei- se zur Frage zu finden, ob dieser abrupte Abbruch der Quellen gleichbedeutend mit einer Auflösung des Amtsvereins war und welche Auswirkungen dies auf die Dienstboteneh- rungen im Amt Seftigen gehabt hat. Auf Basis der Vereinsprotokolle des GVW lässt sich in dieser Hinsicht nur festhalten, dass dieser nach 1948 nicht mehr an solchen Veranstal- tungen beteiligt war.

Im Vergleich zu seiner umfangreichen Tätigkeit im Bereich der Landwirtschaft hat die Forstwirtschaft das Interesse des GVW nur selten geweckt. Das dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass die Bewirtschaftung der Dorfwälder traditionell in den Aufga- benbereich der Burgergemeinde fiel und damit dem direkten Einflussbereich des Vereins weitgehend entzogen war. Die Mitglieder des GVW haben sich deshalb damit begnügt, die Burgergemeinde nach der Vereinsgründung 1866 von den Vorteilen einer modernen Waldwirtschaft zu überzeugen:

„Ein populäres Referat des tüchtigen Fachmannes Simon über diesen Gegen- stand wurde auf Kosten des Vereins durch den Druck veröffentlicht und dem hiesigen Burgerrat in einem besondern Schreiben zur Berücksichtigung emp- fohlen. Ohne Zweifel gab diese Schrift den Anlass, dass die Burgergemeinde die Vorteile eines Waldwirtschaftsplanes, wie ihn das Gesetz vom Jahre 1860 verlangte, begriff und ihn in den folgenden Jahren zur Ausführung brachte. Die damit betrauten Männer, Forsttaxator Uhlmann und Geometer Bettschen, hiel- ten später im Schosse des Vereins weitere belehrende Vorträge über das Forstwesen im allgemeinen und die Verbesserung der hiesigen Wälder im be- sondern.“ 539

Anschliessend taucht die Thematik des Forstwesens in den Quellen nicht mehr auf. Ver- mutlich auch, weil der im Zitat erwähnte Förster Simon, der sich im Verein stark für wald- bauliche Anliegen eingesetzt hat, bereits 1868 mit nur 28 Jahren verstorben ist. 540

537 Die ausgezeichneten Mägde und Knechte erhielten je nach Anzahl Dienstjahre folgenden Grati- fikation: 5-10 Dienstjahre = CHF 10.-. 10-15 Dienstjahre = CHF 15.-. Mehr als 15 Dienstjahre = CHF 20.00. Vgl. Regulativ für die Dienstbotenehrungen im Kanton Bern. Protokoll des Amtsver- bandes gemeinnütziger Vereine des Amtes Seftigen. Sitzungsprotokoll vom 24.07.1927. STAB [Staatsarchiv Bern] Bez Seftigen B 653. 538 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 08.02.1943. Vereinsarchiv OVW. 539 Glur 1896: 9. STAB BA 121/4. 540 Vgl. ebd: 11. 122 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.3 Förderung von Handwerk und Gewerbe

5.3 Förderung von Handwerk und Gewerbe Der Schwerpunkt der Wirtschaftsförderung des GVW lag eindeutig im Bereich der Land- wirtschaft. Daneben unternahm der Verein aber immer wieder einzelne Versuche, auch das örtliche Handwerk und Gewerbe durch die Einführung neuer Erwerbszweige zu för- dern. Ein solcher Ausbau sollte den besonders in der Winterzeit jeweils zahlreichen unbe- schäftigten Dorfbewohnern eine zusätzliche Einkommensquelle garantieren und auf diese Weise der drückenden finanziellen Not entgegenwirken. 541

Den Anfang dieser Bestrebungen machte 1869 der Versuch nach dem Vorbild der erfolg- reichen Leinenindustrie im Oberaargau die Hausweberei in Wattenwil einzuführen. Aller- dings gelang es dem GVW nicht, die nötigen finanziellen Mittel aufzutreiben, um genü- gend Webstühle anzuschaffen und einen Webermeister einzustellen, der die Dorfbewoh- ner in die entsprechende Technik hätte einführen können. Darüber hinaus scheiterten die Bemühungen daran, dass sich kein Tuchfabrikant finden liess, der den zur Produktion benötigten Flachs liefern beiziehungsweise die Abnahme der hergestellten Leinenwaren garantieren wollte. 542 Bereits kurze Zeit später schien sich jedoch eine neue Gelegenheit zu bieten. Angelockt von der Aussicht auf billige Arbeitskräfte zeigte sich der Bieler Uh- renhersteller Moser & Heiss interessiert, in Wattenwil längerfristig eine Uhrenfabrik zu errichten. Mit Unterstützung der Gemeinde und des GVW wurden hierfür zunächst einzel- ne kleine Hauswerkstätten eröffnet, in denen die für das Unternehmen benötigten Arbeits- kräfte ausgebildet wurden. Später sollte dann der Bau einer Fabrik folgen. Soweit kam es allerdings nie. Zahlreiche Missgriffe und Uneinigkeiten zwischen den Geschäftsinhabern Moser & Heiss richteten das neu angesiedelte Gewerbe bereits 1872 wieder zu Grun- de. 543

Nach dieser Enttäuschung unternahm der Verein rund zehn Jahre lang keinen weiteren Versuch neue Gewerbezweige nach Wattenwil zu locken. Erst 1883 konnte er sich wieder dazu durchringen einen neuen Anlauf zu nehmen. Das erklärte Ziel war nun, im Dorf die Korbflechterei als Heimindustrie einzuführen. Um an das hierfür benötigte Rohmaterial zu gelangen, pflanzten die Mitglieder des GVW auf einem Stück Land 500 Weidensetzlinge. Gleichzeitig schickte der Verein einen jungen Wattenwiler in eine Korbflechterschule. Dort sollte sich dieser zum Lehrmeister ausbilden lassen und später dabei helfen das neue Gewerbe in der Gemeinde zu verbreiten. Doch auch dieser Versuch scheiterte an finanzi- ellen Schwierigkeiten und in der Folge unterliess es der Verein, weitere solche Anstren-

541 Vgl. Glur 1896: 12. STAB BA 121/4. 542 Vgl. ebd. 12. 543 Vgl. ebd. 15-16. Die Quellen liefern keine näheren Informationen zu diesen angeblichen Miss- griffen und Uneinigkeiten. 123 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.3 Förderung von Handwerk und Gewerbe

gungen zu unternehmen. 544 Stattdessen konzentrierte er sich stärker auf die Ausbildung von angehenden Handwerkern und anderen Gewerbetreibenden. Bereits 1869 beabsich- tigte der GVW, hierfür eine gewerbliche Fortbildungsschule ins Leben zu rufen. Diese sollte den Lehrlingen des Dorfes, nebst ihrer praktischen Ausbildung in den Lehrbetrie- ben, die Möglichkeit bieten, theoretischen Unterricht in den Fächern Deutsch, Mathematik, technisches Zeichnen und Staatskunde zu erhalten. 545 Die Leitung des Unterrichts sollten einzelne GVW-Mitglieder übernehmen. Das Projekt schien bei den Lernenden des Dorfes Anklang gefunden zu haben. Für die geplante erstmalige Durchführung im Jahr 1869 gin- gen insgesamt zehn Anmeldungen ein. Trotz der vorhandenen Nachfrage scheiterte das Projekt aber an der fehlenden finanziellen Unterstützung seitens der Gemeinde und des Staates.546

Anfang der 1870er Jahre wagte der GVW einen nochmaligen Versuch, die erwähnte Fort- bildungsschule auf den Weg zu bringen und stellte für die Durchführung des Unterrichts das eigene Vereinslokal an zwei Abenden pro Woche unentgeltlich zur Verfügung. Doch auch dieser Anlauf scheiterte. 547 Danach unternahm der GVW – abgesehen von der ein- maligen Durchführung eines Buchhaltungskurses für die örtlichen Handwerker und Ge- werbetreibenden im Jahr 1891 – bis Anfang des 20. Jahrhunderts keine weiteren An- strengungen zur Förderung der gewerblichen Bildung mehr. 548 Erst 1906 schien die Zeit reif, das Projekt erneut auf die Gemeindeagenda zu setzen. Die Thematik wurde mittels eines öffentlichen Referates und einer anschliessenden Diskussionen eingehend bespro- chen. Dabei kristallisierte sich die Überzeugung heraus, dass die Einführung einer Fortbil- dungsschule nicht vom GVW initialisiert, sondern von einem noch zu gründenden Hand- werker- und Gewerbeverein Wattenwil (HGW) an die Hand genommen werden sollte. Noch im selben Jahr wurde der erwähnte Verein ins Leben gerufen. 549 Die überlieferten Quellen geben allerdings keine Hinweise darauf, ob die beabsichtige Schule jemals eröff- net wurde. Fest steht jedoch, dass die Förderung des örtlichen Handwerks und Gewerbes nach der Gründung des HGW nicht mehr in den Aufgabenbereich des GVW fiel und der Verein sich daher auf seine übrigen Tätigkeitsfelder konzentriert hat.

544 Vgl. Glur 1896: 21, 26. STAB BA 121/4. 545 Vgl. ebd. 13. Zur Fächerzusammensetzung von gewerblichen Fortbildungsschulen vgl. Wett- stein 2005: 32-35. 546 Vgl. Glur 1896: 13. STAB BA 121/4. 547 Vgl. ebd. 17. 548 Vgl. ebd. 29. 549 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 25.05.1806, 30.06.1906 und 01.12.1906. Vereinsarchiv OVW. 124 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.4 Tourismusförderung

5.4 Tourismusförderung Angespornt durch die Glanzzeit des Schweizer Tourismus (1880-1914), in der die Schweizer Berglandschaft durch einen massiven Ausbau von Infrastrukturen wie Berg- bahnen, Hotels, Restaurants und Wintersportanlagen für eine breite Masse erschlossen wurde, hat sich der GVW ab Anfang des 20. Jahrhunderts wiederholt bemüht, Wattenwil an den verlockenden Einnahmen des Tourismusgeschäftes teilhaben zu lassen. 550 Der Verein versprach sich in dieser Hinsicht besonders von der Eröffnung der Gürbetalbahn wichtige Impulse. Die neue Verkehrslinie weckte die Hoffnung, die Bahn würde in Zukunft vermehrt Touristen in die Gegend führen. Einzelne Vereinsmitglieder forderten deshalb bereits im Jahr 1900 die Gründung eines Verschönerungsvereins, dessen Aufgabe es sein sollte, das Dorf in einem möglichst optimalen Licht erscheinen zu lassen. 551 Das Vor- haben fand allerdings im GVW keine Mehrheit. Dafür setzte sich die Idee durch, für Wat- tenwil und Umgebung einen Fremdenführer zu erarbeiten. Der GVW beteiligte sich hierfür gemeinsam mit weiteren Unterstützern aus dem Gebiet des Gürbetals finanziell an einem Projekt der Berner Fritz Rolli und Friedrich Wächli, die beabsichtigten, einen illustrierten Reiseführer für die Region herauszugeben. Mit einer finanziellen Beteiligung von CHF 30.- und einer Abnahmegarantie von mindestens 30 Exemplaren leistete der GVW einen Beitrag zur 1903 erfolgten Veröffentlichung des Buches und stellte zudem sicher, dass Wattenwil darin in gebührendem Masse Erwähnung fand.552 1925 sollte ein weiterer Rei- seführer herausgegeben werden, der neben Textbeiträgen und Bildern auch eine Karte des Amtes Seftigen umfassen sollte. Der Verein garantierte auch bei diesem Vorhaben die Abnahme von 200 Exemplaren. 553 Allerdings scheint dieses Projekt nie in die Tat um- gesetzt worden zu sein.554

In den 1930er Jahren unternahm der GVW gemeinsam mit acht weiteren Gemeinden des Amtsbezirks Seftigen schliesslich den Versuch, den Bekanntheitsgrad der Region durch Verkehrswerbung in der SVZ-Revue, der offiziellen Reisezeitschrift der Schweizerischen Verkehrszentrale (SVZ), zu steigern. 555 Die Werbemassnahme wurde in Form einer Re- portage über die schönsten Skigebiete des „Bernerlandes“ gestaltet, innerhalb der das

550 Zur Entwicklung des Schweizer Tourismus vgl. Tissot, Tourismus. HLS-Artikel: http://www.hls- dhs-dss.ch/textes/d/D14070.php, 09.06.2014. 551 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 27.09.1900. Vereinsarchiv OVW. 552 Vgl. Rolli & Wächli 1903: 71-73. STAB A3922; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 27.09.1900 und 12.03.1903. Vereinsarchiv OVW. 553 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 20.11.1925. Vereinsarchiv OVW. 554 Weder im Katalog der Schweizer Hochschulbibliotheken oder der Schweizerischen Nationalbib- liothek (www.swissbib.ch, 09.06.2014), noch im Staatsarchiv Bern gibt es Hinweise auf eine Veröffentlichung eines solchen Reiseführer. 555 SVZ-Revue 1/12 (1934): 25. NB Pq 8313. In den Sitzungsprotokollen des GVW wird die Zeit- schrift noch unter ihrem alten Namen SBB-Revue diskutiert. Die Publikation hatte im Erschei- nungsjahr des Artikels allerdings ihren Namen in SVZ-Revue geändert. 125 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.4 Tourismusförderung

Nünenen-, Gantrisch- und Gurnigelgebiet mit einem Bild und dem dazu passenden Text in Szene gesetzt wurde (! Abbildung 28).

Abbildung 28: Werbefoto für die Skiregion Nünenen, Gantrisch, Gurnigel (1934) 556

In der Reportage zum obigen Bild wurde die Region mit den folgenden Worten angeprie- sen und beworben.

„Sobald das weisse Licht überraschend durch die Estrichtür auf den sonst so dunkeln Dachboden fällt, erwachen Ski, Stock und Bindung aus ihrem seltsam engen, gar nicht erquicklichen Sommerschlaf. Sie wollen Weite, Kälte und schnelle Fahrt. Sie wollen nicht immer zu Hause liegen. ‚Wohin gehst du?’ fragt der Stock den Ski, denn er muss immer mitlaufen, wohin dieser auch ge- he. ‚Ich? Ich will diesen Winter nicht oft fort, wenn aber, dann schon richtig! Weißt du, die fabelhaften Weekendfahrten! Mit Zug und Postauto komme ich ja überall hin. Etwa ins Gantrischgebiet, wo es die schönen Schussfahrten gibt und allenthalben Gasthöfe oder Klubhütten am Wege, Gebiete für die Zagen und die Mutigen, Ausgangspunkte wie Gurnigel (Staffelalp), Ottenleuebad, Seelibühl, Ryffenmatt, Guggisberg. Das gibt ein Fegen und Stieben!’“ 557

Die Gemeinden rund um das erwähnte Skigebiet beurteilten die Werbeaktion als beson- ders dringend, weil sie befürchteten, im Vergleich zu Nachbarämtern wie Schwarzenburg

556 SVZ-Revue 1/12 (1934): 25. NB Pq 8313. 557 Ebd. 25. 126 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.4 Tourismusförderung

touristisch zunehmend ins Hintertreffen zu geraten.558 In Wattenwil empfanden die GVW- Mitglieder diesbezüglich vor allem die unzureichend ausgebauten Skipisten als Problem. Die schlechten Wegverhältnisse der Routen waren in ihren Augen das Hauptargument für Skifahrer die Gemeinde Wattenwil als Zielort ihrer Abfahrt zu meiden. Der Verein machte sich deshalb 1935 gemeinsam mit Vertretern der Einwohner- und Burgergemeinde sowie des Gewerbevereins Wattenwil daran, mit einer Investition von CHF 1'000.- einen gut präparierten Ski-Weg anzulegen. 559 Das Projekt wurde 1936 fertiggestellt. 560 Ob es für die Gemeinde Wattenwil den erhofften Erfolg brachte, lässt sich anhand der untersuchten Quellen allerdings nicht beurteilen.

Darüber hinaus setzte sich der GVW ab Anfang der 1940er Jahre auch für die Förderung des Wandertourismus in der Gemeinde ein. Hierfür liess er unter anderem im gesamten Gemeindegebiet Ruhebänke aufstellen, die den vorbeigehenden Wanderern einen Platz zum Verweilen anbieten und dabei gleichzeitig das Ortsbild verschönern sollten. 561 Zudem wurden in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der Berner Wanderwege 1947 auf dem Gemeindegebiet rund 20 Wanderwegmarkierungen angebracht. 562

Ein Projekt, das bereits Ende des 19. Jahrhunderts erstmals ins Auge gefasst und bis in die 1960er Jahre immer wieder innerhalb des Vereins diskutiert wurde, war die Errichtung einer Wattenwiler Badeanstalt. Mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde und Geldern von privaten Spendern gelang es dem GVW 1886 entlang des sogenannten Öligrabens, der eine Ölmühle und ein Sägewerk mit Wasser aus der Gürbe antrieb, eine solche Anla- ge zu errichten. 563 Entgegen den späteren Versuchen lag die Hauptmotivation für die Er- richtung der Badeanstalt zunächst jedoch nicht in ihrer touristischen Wirkung, sondern primär in ihrem Beitrag zur Hygiene der Schulkinder und der Erteilung von schulischem Schwimmunterricht. Deshalb sollte die Anlage auch primär den Schulkindern zur Verfü- gung stehen, durfte jedoch auch von den übrigen Dorfbewohnern genutzt werden. 564 Mit einem Investitionskapital von gesamthaft CHF 1'000.- wurde im Jahr 1886 ein 30 Meter langes, 6 Meter breites und 1,5 Meter tiefes Bassin ausgehoben, das mittels kleinen Zu-

558 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 02.11.1933, 24.01.1934 und 06.02.1934. Vereinsarchiv OVW. Der Betrag von CHF 1000.- entspricht inflationsbereinigt heu- te CHF 8’101.-. Berechnet mit Swistoval, Konsumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahr 1935, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 09.06.2014.. 559 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 06.02.1934 und 24.10.1935. Vereinsar- chiv OVW. 560 Vgl. ebd. Protokoll vom 04.02.1936. 561 Bis 1947 wurden vom GVW im Gemeindegebiet etwa 15 solcher Ruhebänke platziert. Vgl. Sit- zungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 06.05.1941, 16.02.1942, 23.02.1944, 15.01.1945 und 17.03.1947. Vereinsarchiv OVW. 562 Vgl. ebd. Protokolle vom 01.03.1946 und 17.03.1947. 563 Vgl. Glur 1896: 24. STAB BA 121/4; Primarschulakten Gemeinde Wattenwil 1856-1915. STAB BB IIIb 2728. 564 Vgl. Glur 1896: 24. STAB BA 121/4. 127 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.4 Tourismusförderung

und Abfuhrrinnen mit Wasser aus dem erwähnten Kanal gespeist wurde. Eine gut 2 Meter hohe Wand um das Bassin herum sowie ein kleines Badehaus sorgten für die nötige Pri- vatsphäre der Badegäste. 565

Bereits kurze Zeit nach der Vollendung hatte das Projekt jedoch mit gravierenden Män- geln zu kämpfen. Die zu kleinen Zu- und Ablaufrinnen versorgten die Badeanstalt nicht mit genügend Frischwasser und in der Folge begann das Bassin zunehmend zu ver- schlammen. Die Situation wurde so gravierend, dass der Badeweiher schliesslich wieder zugeschüttet werden musste. Der grosse finanzielle Schaden des fehlgeschlagenen Pro- jekts und der heftige Spott, den sich der Verein im Dorf dafür eingefangen hatte, verhin- derten in den folgenden Jahrzehnten die Wiederaufnahme der Idee. 566 Erst kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Errichtung einer Badeanstalt im GVW wieder ernsthaft diskutiert. Die Vereinsmitglieder waren davon überzeugt, mit ihrer Idee nicht nur einem Bedürfnis der Dorfbevölkerung zu entsprechen, sondern auch einen Beitrag zur Touris- musförderung leisten zu können. Als Vorbild diente die Badeanstalt Worb, die sich für die betreffende Gemeinde angeblich als hervorragende Werbung herausgestellt habe. 567

Der GVW sprach deshalb im Frühjahr 1945 einen Kredit von CHF 200.- für die Ausarbei- tung einer detaillierten Projektskizze. In den darauffolgenden Monaten wurde intensiv nach einem passenden Standort gesucht und in Zusammenarbeit mit der Schwellenge- nossenschaft über die Umsetzbarkeit des Projekts diskutiert. Sowohl letztere als auch der Regierungsrat des Kantons Bern sprachen sich aber schliesslich negativ zur geplanten Anlage aus und unter diesen Voraussetzungen rückte eine Zustimmung seitens der Ge- meinde Wattenwil in weite Ferne. Das Projekt wurde daher im November 1946 bereits wieder auf Eis gelegt. Gut 20 Jahre später versuchte der GVW die Chancen auf eine all- fällige Neulancierung nochmals an einem öffentlichen Diskussionsabend auszuloten. Das Ergebnis schien jedoch keinen Anlass zur Wiederaufnahme der Planung gegeben zu ha- ben, denn die Thematik tauchte danach nicht mehr in den Protokollbüchern auf.

565 Vgl. Primarschulakten Gemeinde Wattenwil 1856-1915. STAB BB IIIb 2728. Der Betrag von CHF 1000.- entspricht heute inflationsbereinigt CHF 13’097.-. Berechnet mit Swistoval, Kon- sumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahr 1886, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 09.06.2014. 566 Vgl. Glur 1896: 24. STAB BA 121/4. 567 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 01.03.1946. Vereinsarchiv OVW. 128 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.5 Ortsbild, Heimatschutz und Ortsplanung

5.5 Ortsbild, Heimatschutz und Ortsplanung Der GVW war seit seiner Gründung 1866 ein Sammelbecken für ortsansässige Männer, und ab 1968 auch für Frauen, die sich mit ihrer Wohngemeinde stark verbunden fühlten und einen Beitrag zum Gemeinwohl sowie der Entwicklung des Dorfes leisten wollten. Nebst zahlreichen Vereinstätigkeiten im sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kultu- rellen Bereich hat diese enge Verbundenheit bei den GVW-Mitgliedern auch zu dem Be- dürfnis geführt, sich für die Pflege des Ortsbildes, der Erhaltung des traditionellen Charak- ters des Dorfes und für eine nachhaltige Ortsplanung einzusetzen.

Für langanhaltende Diskussionen sorgte in dieser Hinsicht Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst der teilweise stark verwahrloste Gemeindefriedhof. Dessen schlechter Zustand war vor allem auf die schwierige Finanzlage der Gemeinde zurückzuführen, die es sich nicht leisten konnte, den Friedhof von einem professionellen Gärtner pflegen zu lassen. Der GVW griff deshalb bis in die 1930er Jahre immer wieder unterstützend ein, beauftrag- te einen Gärtner für die anfallenden Arbeiten und beteiligte sich an den Unterhaltskos- ten.568 Der Verein übernahm darüber hinaus in den 1960er Jahren eine Führungsrolle als es darum ging, infolge der prekären Platzverhältnisse des Friedhofs, eine Neugestaltung und Erweiterung der Anlage anzugehen. Der Gemeinderat setzte für dieses Vorhaben eine Planungskommission ein, der auch verschiedene Mitglieder des GVW angehörten. Die Kommission erarbeitete gemeinsam mit einem Architekten einen konkreten Projekt- vorschlag. Anschliessend oblag es dem GVW diesen als politisch neutrale Institution an einer öffentlichen Orientierung vorzustellen und die anwesende Dorfbevölkerung darüber abstimmen zu lassen. Die Mehrheit der Anwesenden erteilte dem Projekt und dessen Kostenvoranschlag von CHF 143'630 ihre Zustimmung. 569 Ob und wann es schliesslich umgesetzt wurde, lässt sich aus den untersuchten Quellen hingegen nicht eruieren.

Gemeinsam mit anderen lokalen Institutionen, namentlich mit dem Frauen- und dem Hei- matschutzverein sowie einzelnen interessierten Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern, setzte sich der GVW beziehungsweise einzelne seiner Mitglieder auch wiederholt für die Erhaltung und Rennovation von historischen Dorfgebäuden ein. So etwa anlässlich der Rennovation der Dorfkirche in den Jahren 1925 und 1934, der Erhaltung des Chefeli-

568 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 22.09.1910, 07.06.1918, 23.07.1919, 25.10.1921 und 12.02.1932. Vereinsarchiv OVW. Angaben zur Höhe des finanziellen Aufwänds des Vereins für den Unterhalt des Friedhofs sind nur vereinzelt überliefert. 1918 und 1919 be- trugen sie beispielsweise je CHF 100.-, 1921 hingegen CHF 250.-. Inflationsbereinigt bedeutete das jährliche Kosten in Höhe von ca. CHF 500.- bis CHF 1'300.-. Berechnet mit Swistoval, Kon- sumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahre 1918 und 1921, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist- web.unibe.ch, 09.06.2014. 569 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 27.02.1962 und 04.02.1963. Vereinsar- chiv OVW. Inflationsbereinigt entsprechen die CHF 143'630 einem Wert von CHF 558’251.-. Berechnet mit Swistoval, Konsumentenpreisindex (KPI), Ausgangsjahr 1962, Zieljahr 2009: http://swistoval.hist-web.unibe.ch, 09.06.2014. 129 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.5 Ortsbild, Heimatschutz und Ortsplanung

Gebäudes in den 1960ern oder der in den 1970ern erstmals in Angriff genommenen In- standsetzung einer historischen Ölmühle, die allerdings erst 2005 vollendet wurde. 570

Im Bereich der Ortsbildpflege konzentrierte sich das Engagement des GVW nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem auf die bereits erwähnte Installation und dem anschliessen- den Unterhalt von Ruhebänken, die der Verein im ganzen Gemeindegebiet aufstellen liess. Darüber hinaus zeichnete der GVW in den späten 1970er Jahren einzelne Watten- wiler Hausbesitzer, die mit ihren vorbildlich geschmückten Häusern in besonderem Masse zur Verschönerung des Ortsbildes beitrugen, mit einer Anerkennungsurkunde aus.571

Sein bisher aufwendigstes Vorhaben nahm der GVW, der sich in der Zwischenzeit in Ortsverein Wattenwil (OVW) umbenannt hatte, anlässlich der zu Beginn des 21. Jahrhun- derts in der Gemeinde anstehenden Ortsplanungsrevision in Angriff. Als Träger des Pro- jektes Wattenwil 2055 setzte er sich gemeinsam mit anderen lokalen Akteuren aktiv dafür ein, dass die zukünftige Gemeindeentwicklung nach den Grundsätzen der nachhaltigen Entwicklung geplant und realisiert wird. Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, griff das Projekt auf die zwischen 1994 und 2003 an der ETH Zürich entwickelte SYNOIKOS- Methode zurück, mit der in einem mehrstufigen partizipativen Verfahren Lösungsansätze für eine nachhaltige Gemeindeentwicklung erarbeitet wurden.

Abbildung 29: Konzeption und Ablauf des Projekts Wattenwil 2055 572

570 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 23.10.1923, 06.02.1934, 20.02.1967, 07.02.1968, 11.06.1968 und 10.06.1977. Vereinsarchiv OVW; Zur Geschichte der historischen Ölmühle und deren Instandsetzung vgl. Altes Gewerbe: Die alte Öle in Wattenwil. Sonderbeila- ge zur Wattenwiler Dorfchronik des Jahres 2005, S. 1-5. Privatarchiv Peter Herzog. 571 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 19.061976 und 28.04.1978. Vereinsar- chiv OVW. 572 Projektbeschrieb Wattenwil 2055. Online einsehbar unter: http://www.ortsvereinwattenwil.ch/images/Homepage/Beitraege/Wattenwil2055_DokuV2005- 02.pdf, 11.06.2014. 130 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.5 Ortsbild, Heimatschutz und Ortsplanung

Das Projekt umfasste insgesamt drei Phasen. Im Rahmen der Vorbereitung erarbeitete der leitende Ausschuss des Ortsvereins, in dem auch die Einwohnergemeinde, die Bur- gergemeinde, die lokalen Parteien SVP, SP und FDP sowie der Gewerbeverein vertreten waren, gemeinsam mit externen Fachpersonen die nötigen Grundlagen für die Umset- zung des Projekts. In einer zweiten Phase wurden zwischen 80 bis 100 Personen aus Wattenwil zu moderierten Workshops eingeladen, an denen in einzelnen Arbeitsgruppen à acht bis zehn Personen folgende Teilbereiche der nachhaltigen Gemeindeentwicklung diskutiert und erarbeitet wurden:

• Workshop 1: Stärken und Schwächen der Gemeinde bestimmen • Workshop 2: Positive und negative Qualitätsziele für die Entwicklung der Gemeinde • Workshop 3: Aktionsplan mit konkreten Projekten

Nach Beendigung der Workshops wurden die Ergebnisse ausgewertet, die konkreten Pro- jekteideen dokumentiert und anschliessend öffentlich vorgestellt. Darüber hinaus wurde für die Realisierung der erarbeiteten Projekte ein Aktionsplan erarbeitet. In der anschlies- senden Phase der Umsetzung wurden unter Mitwirkung der Gemeinde und des Ortsver- eins sowie je nach Projekt durch Beizug weiterer Akteure, darunter lokale Parteien, Verei- ne, Interessengruppen, die Burgergemeinde oder externen Fachstellen, Prioritäten sowie Qualitäts- und Ergebnisziele definiert und ein Zeitplan aufgestellt.

Insgesamt wurden im Rahmen von Wattenwil 2055 sechs Projektideen erarbeitet:

Beitritt zum Wirtschaftsraum Thun 573 (Attraktivität steigern durch Vernetzung). Vernetzung mit umliegenden Gemein- „Nachbar schafft“ den (Kosten senken durch nutzen von Synergien). Bau einer Minergie-Siedlung (gute Steuerzahler anziehen durch innovative Wohnbauten). Errichtung eines ökologischen Begegnungsortes „Ökotreff Gürbe“ (Schwimmteich, Bühne, Spielplatz, Gürbelauf). „Der Bär ist los – Schaffung von Arbeitsplätzen im Bereich des sanften Tou- Naturpark“ rismus durch einen Naturpark. „Wattenwil lebt – Wattenwil soll einen Dorfplatz als attraktiver Treffpunkt für Dorfplatz“ Jung und Alt erhalten. „Publicar oberes Anbindung der Bevölkerung ans bestehende ÖV-Netz Gürbetal“ während 24 Stunden durch einen Publicar (Rufbus). Sonne-Wasser-Holz (SOWAHO): Innovative Arbeitsplätze „SOWAHO“ schaffen durch Aufbau eines Kompetenzzentrums für al- ternative Energie.

Tabelle 6: Projektideen Wattenwil 2055 574

573 Die Organisation, der insgesamt 12 Gemeinden angehören, setzt sich für die Wirtschaftsförde- rung im Raum Thun ein. Vlg. http://www.entwicklungsraum-thun.ch/wirtschaft, 21.07.2014. 574 Zwischenbericht 2008 des Projekts Wattenwil 2055: 7-18. Vereinsarchiv OVW. 131 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.5 Ortsbild, Heimatschutz und Ortsplanung

Obwohl bis heute keines dieser Projekte vollständig umgesetzt werden konnte, flossen viele der darin enthaltenen Ideen in die Entwicklung der Gemeinde Wattenwil ein. So ist letztere beispielsweise seit 2006 Mitglied des Wirtschaftsraums Thun und engagiert sich in weiteren Projekten für eine gute Vernetzung mit den Nachbargemeinden. Darüber hin- aus unterstützt sie die nachhaltige Energienutzung und setzt sich für ein attraktives ÖV- Angebot ein. 575 Auch der Zukunftsentwurf zur Gestaltung eines Dorfplatzes wurde in die langfristige Planung der Gemeinde aufgenommen. 576 Zudem flossen Teile der Ideen aus dem Projekt „Der Bär ist los – Naturpark“ in den Planungsprozess des 2012 eröffneten Naturpark Gantrisch ein. 577

Abgesehen von seinen konkreten Beiträgen für eine nachhaltige Entwicklung der Ge- meinde hat das Projekt Wattenwil 2055 auch auf anderen Ebenen eine Wirkung erzielt. Zum einen hat sich die Aktion positiv auf das Engagement der Bürgerinnen und Bürger ausgewirkt. Am Projekt haben mitunter Personen teilgenommen, die bisher im öffentlichen Leben der Gemeinde nicht in Erscheinung getreten sind. Etliche davon haben sich in der Folge auch in der Zeit nach Wattenwil 2055 im Gemeinderat oder in Kommissionen, Par- teien oder Vereinen engagiert. Zum anderen hat das Projekt massgeblich dazu beigetra- gen, dass in der Gemeinde Wattenwil ein Konsens über Stärken und Schwächen sowie über mögliche Zukunftsstrategien erreicht werden konnte. Dieser Umstand fördert die Weiterentwicklung der Gemeinde und erleichtert die Kommunikation mit Parteien, Ver- bänden und der Bevölkerung. 578

Nach mehreren Jahren intensiver Zusammenarbeit befindet sich Wattenwil 2055 aktuell in einem „Standby-Modus“, das heisst, es finden derzeit keine konkreten Aktionen statt. Das Projekt kann allerdings bei Bedarf vom Gemeinderat und dem Ortsverein jederzeit reakti- viert werden. 579

575 Vgl. Bericht zum Projekt Wattenwil 2055 zu Handen des Gemeinderates Wattenwil vom 14.09.2009. Vereinsarchiv OVW. 576 Vgl. Dorfkernstudie Wattenwil vom 20. Februar 2011. Online einsehbar unter: http://www.wattenwil.ch/_file/537/dorfkernstudiebegleittextkurzfassungzurstudie.pdf, 04.07.2014. 577 Vgl. Zwischenbericht 2008 des Projekts Wattenwil 2055: 14. Vereinsarchiv OVW. 578 Vgl. ebd. 19. 579 Projektbeschrieb Wattenwil 2055. Online einsehbar unter: http://www.ortsvereinwattenwil.ch/images/Homepage/Beitraege/Wattenwil2055_DokuV2005- 02.pdf, 11.06.2014. 132 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.6 Natur- und Umweltschutz

5.6 Natur- und Umweltschutz Die Natur spielte in der Vereinstätigkeit des GVW lange Zeit eine zentrale Rolle. Dies ist zum einen sicherlich auf die enge Verzahnung des Vereins und vieler seiner Mitglieder mit der Landwirtschaft zurückzuführen, deren Existenzgrundlage seit jeher von der Verfüg- barkeit und Nutzung von natürlichen Ressourcen abhängig war. Gleichzeitig gehörten die im Verlauf des 19. Jahrhunderts stetig an Bedeutung gewinnenden Naturwissenschaften bei den regelmässig vom Verein organisierten Vortragsabenden zu den am häufigsten diskutierten Themenfeldern. 580 Es erstaunt deshalb nicht, dass sich der Verein hin und wieder auch mit dem Schutz der natürlichen Umwelt beschäftigt hat. Die Vereinstätigkeit folgte dabei im Wesentlichen den klassischen Entwicklungslinien des Natur- und Umwelt- schutzes. 581 Dessen Geburtsstunde wird hierzulande am Ende des 19. Jahrhunderts ver- ortet. Zu diesem Zeitpunkt wurden die negativen Folgen des Industrialisierungsprozesses und der Verstädterung auch in der Schweiz erstmals als Gefahr wahrgenommen. Daraus entwickelte sich nach und nach ein punktuelles Umweltbewusstsein und in der Folge wur- den erste sektorale Schutzbestimmungen etwa in der Forstpolitik oder im Arten- und Ge- wässerschutz eingeführt.582 Der GVW war in allen der letztgenannten Schutzbereichen selbst aktiv, allerdings blieben diese Bemühungen im Vergleich zur übrigen Vereinstätig- keit stets Randerscheinungen.

Bezüglich der Forstpolitik wurde bereits auf das 1866 lancierte Engagement des Vereins zur Einführung eines Waldwirtschaftsplans hingewiesen (! Kapitel 5.2). Hintergrund die- ser Forderung war ein 1860 in Kraft getretenes Gesetz, das sämtliche Gemeinden des Kantons Bern dazu verpflichtete, solche Pläne anzufertigen und vom Regierungsrat bewil- ligen zu lassen. Der Kanton beabsichtigte mit seinem Vorgehen, das als Folge der Ver- knappung der Waldressourcen im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte Konzept der nach- haltigen Waldnutzung in den Schweizer Wäldern durchzusetzen.583 Eine nachhaltige Nut- zung des Waldes sollte sowohl dessen Schutzfunktion vor Lawinen, Erosion und Über- schwemmungen als auch die Erträge aus der Holznutzung und -verarbeitung langfristig gewährleisten. Auch wenn sich dieses historische Nachhaltigkeitsverständnis teilweise stark von zeitgenössischen Konzepten unterschieden hat, markiert es dennoch den Ur- sprung des modernen Nachhaltigkeitsgedankens.584 Insofern kann die Einführung des

580 Vgl. Tabelle 8 im Anhang dieser Arbeit. 581 Für einen umfassenden Überblick zu dieser Thematik vgl. Walter 1995. 582 Vgl. Walter; Pfister; Haefeli-Waser, Umwelt. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D24598.php, 10.06.2014. 583 Vgl. Stuber 2008: 239. Die Umsetzung des Gesetzes lief allerdings nicht überall so reibungslos wie in Wattenwil. 1875 verfügten erst ein Drittel der Berner Gemeinden über einen Waldwirt- schaftsplan. 584 Vgl. ebd. 11-24. 133 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.6 Natur- und Umweltschutz

Waldwirtschaftsplans durchaus als Beitrag zum Naturschutz gesehen werden, auch wenn die Zeitgenossen ihn primär aus wirtschaftlichen Gründen umgesetzt haben.

Nach dieser ersten Massnahme im Jahr 1866 war der Wald innerhalb des Vereins lange Zeit kein Thema mehr. Erst 1935 rückte er ange- sichts einer vom Verein organsier- ten Exkursion ins Waldgebiet der Burgergemeinde Wattenwil wieder ins Zentrum des Interesses. Auch bei dieser mehrstündigen Waldbe- gehung standen allerdings nicht primär der Naturschutz, sondern verschiedene wirtschaftliche und technische Fragen rund um die 585 586 Abbildung 30: Waldbegehung des GVW (1935) Waldnutzung im Vordergrund.

In den 1950er und 1960er Jahren organisierte der GVW dann erstmals Veranstaltungen, die sich über eine rein wirtschaftlich-technische Perspektive hinaus auch mit den Bezie- hungen zwischen der natürlichen Ressource Wald und dem Menschen beschäftigt ha- ben.587 Die dürftige Quellenlage lässt allerdings keine Rückschlüsse zu den thematischen Inhalten dieser Anlässe zu.

Im Bereich des Artenschutzes beschäftigte sich der GVW seit den 1880er Jahren primär mit dem Schutz der einheimischen Vogelarten. Zwischen 1886 und 1958 organisierte der Verein insgesamt fünf öffentliche Vortragsabende, an denen die Bevölkerung über Sinn und Zweck des Vogelschutzes aufgeklärt wurde. 588 Auch einer der ersten in Wattenwil 1930 öffentlich aufgeführten Filme, ein Dokumentarfilm über den Schutz der einheimi- schen Vögel, widmete sich dieser Thematik.589 Ferner hat der GVW in den 1890er Jahren mehrere Nistkästen angeschafft und diese im gesamten Gemeindegebiet verteilt und in

585 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 01.05.1936. Vereinsarchiv OVW. 586 Vgl. ebd. Protokoll vom 01.05.1936. 587 Dabei handelte es sich um zwei Referate des Försters Fritz Aerni aus Riggisberg, die dieser in den Jahren 1952 und 1962 in Wattenwil gehalten hat sowie um eine Vorführung des Films „Un- ser Wald“, der 1955 von der forstwirtschaftlichen Zentrale der Schweiz produziert wurde. Vgl. Protokollbücher des GVW. Sitzungsprotokolle vom 03.03.1952 und 07.03.1962. Der erwähnte Film kann im Schweizerisches Bundesarchiv eingesehen werden: Unser Wald; Nos forêts, Sig- natur J2.237#2005/74#1#27*. 588 Vgl. Tabelle 8 im Anhang dieser Arbeit. 589 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 06.03.1931. Vereinsarchiv OVW. 134 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.6 Natur- und Umweltschutz

den 1950er und 1960er Jahren den ornithologischen Verein Wattenwil wiederholt mit fi- nanziellen Beiträgen unterstützt. 590

Ende der 1960er Jahre widmete sich der GVW dann für kurze Zeit auch dem Gewässer- schutz. Geplant war zunächst die Durchführung einer Naturschutzwoche, an der die örtli- chen Behörden, Vereine und Schulen die Gewässer des Gemeindegebietes gemeinsam von Abfall und Unrat befreien sollten. Der Verein entschied sich nach längeren internen Beratungen jedoch gegen eine Durchführung, da die GVW-Mitglieder davon überzeugt waren, dass ein nachhaltiger Erfolg der Aktion nur gewährleistet werden kann, wenn die Gemeinde Wattenwil die Öffentlichkeit zunächst über ihre Pflichten im Umgang mit Abfall aufklärt und die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften betreffend die Ablagerung von Abfall stärker durchsetzt. 591 Eine 1967 erstmals im Anzeiger des Amtsbezirks Seftigen publizierte Bekanntmachung scheint allerdings noch nicht den nötigen Erfolg gebracht zu haben:

„Wir machen die Bevölkerung von Wattenwil darauf aufmerksam, dass die Ab- lieferung des Kehrichts an die ordentliche Abfuhr für alle Haushaltungen, wel- che in den betreffenden Quartieren wohnen, wo Kehricht abgeführt wird, obliga- torisch ist. Für die dauernde Ablagerung hat die Gemeinde Plätze bezeichnet. An allen anderen Orten ist die Deponierung von Kehricht verboten. Widerhand- lungen gegen diese Vorschriften können vom Gemeinderat mit Bussen von 1.- bis 200.- bestraft werden.“ 592

Der Verein verlangte daher 1969 vom Gemeinderat nochmals, dass dieser seine Durch- setzungsbemühungen verstärken solle. 593 Anschliessend taucht die Thematik in den Quellen des GVW nicht mehr auf und entsprechend kann auf Basis der für diese Arbeit untersuchten Bestände nicht abgeschätzt werden, wie sich die Abfallsituation in Wattenwil weiter entwickelt hat.

Der Verein hat sich danach Ende der 1970er Jahren mit dem biologischen Landbau nochmals einem anderen ökologischen Thema zugewandt. Hierfür hat er in Zusammen- arbeit mit der Arbeitsgruppe für biologischen Land- und Gartenbau, einer Zweigorganisa- tion des 1973 in Frick gegründeten Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL), in Wattenwil zwei biologische Gartenbaukurse organisiert, die in der Wattenwiler Bevölke-

590 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 02.02.1958, 08.02.1960, 13.02.1961. Vereinsarchiv OVW. 591 Vgl. ebd. Protokolle vom 07.07.1967, 11.06.1968 und 03.02.1969. 592 Ebd. Protokoll vom 11.06.1968. 593 Vgl. ebd. Protokoll vom 12.02.1969. 135 5. Der Verein als Wirtschafts- und Standortförderer 5.6 Natur- und Umweltschutz

rung auf reges Interesse gestossen sind.594 Ansonsten liefern die Quellen keine weiteren Hinweise auf Aktivitäten im Bereich des Natur- und Umweltschutzes und damit bestätigt sich der eingangs erwähnte Umstand, wonach dieser nie zu den zentralen Vereinstätig- keiten gehört hat.

594 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 10.06.1977 und 28.04.1978. Vereinsar- chiv OVW. 136 6. Das kulturelle Engagement des Vereins 6.1 Kulturvorträge und Lesungen

6. Das kulturelle Engagement des Vereins

Kulturelle Aktivitäten waren seit der Vereinsgründung des GVW im Jahr 1866 ein fester Bestandteil der Vereinstätigkeit. Im 19. Jahrhundert beschränkten sich diese allerdings auf den einmal jährlich stattfindenden Jahresanlass des Vereins, an dem sich die Mitglie- der des GVW sowie deren Frauen zur Vollversammlung trafen. Diese Veranstaltungen, aus denen später die jährliche Hauptversammlung hervorging, wurden zum einen genutzt, um wichtige Geschäfte zu besprechen, zum anderen wurde den Anwesenden ein kulturel- les Rahmenprogramm, bestehend aus musikalischen Beiträgen, Parodien oder Theater- aufführungen, geboten. 595 Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begann der Verein auch öf- fentliche Kulturveranstaltungen zu organisieren. Bis um die Mitte des Jahrhunderts nah- men diese Anlässe im Vergleich zum übrigen Vereinsengagement allerdings nur eine un- tergeordnete Rolle ein. Erst durch den schrittweisen Rückzug des GVW aus seinen zahl- reichen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Betätigungsfeldern (! Kapitel 3-5) wur- de die Organisation und Durchführung von kulturellen Veranstaltungen ab den 1960er Jahren schliesslich zu einem der wichtigsten Ressorts des Vereins. In den darauf folgen- den Jahrzehnten prägte der GVW mit seinem vielseitigen Engagement das kulturelle Le- ben der Gemeinde Wattenwil entscheidend mit. Nachfolgend wird das breite Spektrum der kulturellen Aktivitäten, die der GVW im Laufe seiner Vereinsgeschichte an den Tag gelegt hat, thematisch geordnet dargestellt.

6.1 Kulturvorträge und Lesungen Der GVW begann sein öffentliches Kulturengagement, als er Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals Referate zu kulturellen Themen ins Programm seiner Vortragsabende aufnahm. Der erste solche Vortrag wurde 1905 vom Wattenwiler Sekundarlehrer Ulrich Santschi gehalten, der über das Leben und Werk von Friedrich Schillers sprach.596 In der Folge fanden bis Anfang der 1970er Jahre, als die erwähnten Vortragsabende allmählich an Bedeutung verloren, in regelmässigen Abständen Referate zu kulturellen Themen statt. Gesamthaft wurden im Zeitraum zwischen 1905 und 1970 32 dieser Veranstaltungen or- ganisiert.597 Thematisch reichten sie von Biographien berühmter Künstler wie Gottfried Keller, Joseph Hayden oder Charlie Chaplin über folkloristische Ausführungen zu Volks- liedern, lokalen Bräuchen oder zur Volkskunst bis zu kunstgeschichtlichen Vorträgen, et- wa zur Entwicklung der kirchlichen Kunst oder zu den kunsthistorischen Aspekten der Kleider- und Möbelherstellung. Bei der überwiegenden Mehrheit dieser Veranstaltungen

595 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 24.11.1905. Vereinsarchiv OVW. 596 Vgl. ebd. Protokoll vom 13.05.1905. 597 Vgl. Tabelle 8 im Anhang dieser Arbeit. 137 6. Das kulturelle Engagement des Vereins 6.1 Kulturvorträge und Lesungen

traten die lokalen Lehrer oder der Dorfpfarrer als Redner auf. Ab den 1930er Jahren wur- den vereinzelt auch externe Experten für Vorträge eingeladen. 598

Seit der Zeit des Ersten Weltkriegs wurden die erwähnten Vortragsabende zusätzlich durch vom Verein organisierte Lesungen ergänzt. Ausgangspunkt war dabei die Faszina- tion der Vereinsmitglieder für die bernische Mundartdichtung. 1917 wurde deshalb erst- mals ein Berndeutschabend durchgeführt, an dem der Wattenwiler Sekundarlehrer Trach- sel einen Vortrag über die Entwicklung des berndeutschen Dialekts hielt und anschlies- send Gedichte der Emmentaler Lyriker Simon Gfeller und Carl Albert Loosli rezitierte. 599 1930 trat mit dem Emmentaler Schriftsteller, Schauspieler und Theaterregisseur Rudolf Joho erstmals ein auswärtiger Redner als Rezitator verschiedener Berner Erzählungen auf. 600 Zwei Jahre später fand in Wattenwil mit dem Auftritt von Emil Balmer die erste per- sönliche Lesung eines Berner Dichters statt. Der Auftritt wurde zu einem so grossen Er- folg, dass er 1933 wiederholt wurde.601 Mit der Emmentaler Schriftstellerin Elisabeth Baumgartner trat 1944 schliesslich erstmals eine Frau an einer öffentlichen Lesung in Wattenwil auf. 602 Zwei Jahre später folgte ein Auftritt des Dichters Hans Rudolf Balmer aus Aeschi bei Spiez.603 Danach fanden beinahe zwei Jahrzehnte keine solchen Veran- staltungen mehr statt, ehe der Walliser Karl Biffiger Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre das örtliche Publikum an drei Auftritten mit Erzählungen zu verschiedenen Walliser Sagen begeisterte. 604 Die letzte in den Protokollbüchern erwähnte öffentliche Lesung fand 1986 anlässlich eines Auftritts des in Wattenwil geborenen Schriftstellers Heinz Stauffer statt. 605

598 Vgl. Tabelle 8 im Anhang dieser Arbeit. 599 Vgl. Ebd. Für Informationen zu Simon Gfeller vgl. Messerli 1993. Zu Carl Albert Loosli vgl. Meis- ter, Loosli Carl Albert. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D12084.php, 12.06.2014. 600 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 22.03.1930. Vereinsarchiv OVW. Für Information zu Rudolf Joho vgl. http://www.literapedia-bern.ch/Joho,_Rudolf, 12.06.2014. 601 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 16.01.1932, 18.03.1933 und 11.01.1946. Vereinsarchiv OVW. Für Informationen zu Emil Balmer vgl. http://www.literapedia- bern.ch/Balmer,_Emil, 12.06.2014. 602 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 11.02.1944. Vereinsarchiv OVW. Zur Person von Elisabeth Baumgartner vgl. http://www.literapedia-bern.ch/Baumgartner,_Elisabeth, 12.06.2014. 603 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 11.01.1946. Vereinsarchiv OVW. 604 Vgl. ebd. Protokolle 09.01.1967, 21.02.1972 und 23.02.1973. 605 Vgl. ebd. Protokoll vom 02.05.1986. 138 6. Das kulturelle Engagement des Vereins 6.2 Konzertveranstaltungen

6.2 Konzertveranstaltungen Der grösste Anteil des kulturellen Engagements des GVW fiel auf die Organisation und Durchführung von Konzertveranstaltungen. Wie bereits erwähnt, gehörten musikalische Beiträge an den Jahresanlässen des Vereins bereits im 19. Jahrhundert zum festen Pro- grammbestandteil. Dabei waren es entweder die GVW-Mitglieder selbst oder der lokale Männer-, Frauen- beziehungsweise der gemischte Chor Wattenwil, die dem Publikum ihre Lieder vortrugen. 606 Zwischen diesen Vereinen und dem GVW scheint seit jeher eine enge Beziehung bestanden zu haben. Nicht nur waren viele der GVW-Mitglieder gleichzeitig auch in den örtlichen Gesangsvereinen aktiv, die Gründungen des lokalen Frauenchors sowie des gemischten Chors gingen mit Johann Friedrich Schär gar auf eines dieser Mit- glieder zurück. Er rief die beiden Gesangsvereine zwischen 1865 und 1868 ins Leben und leitete in dieser Zeit auch den Wattenwiler Männerchor. 607 Zum gesellschaftlichen Wert dieser Vereine hielt Schär in seinen Lebenserinnerung fest:

„Nichts ist geeigneter, das gesellschaftliche Leben eines Dorfes oder einer Gemeinde zu veredeln als die Gesangsvereine; den Einsamen, die zuhause mit ihrer freien Zeit nichts anzustellen wissen, in der Eintönigkeit des engen Kreises ihrer Angehörigen und Bekannten versauern, ist die Beteiligung an ei- nem Gesangsverein geradezu eine Erlösung aus ihrer stumpfsinnigen Verein- samung; den heiratsfähigen Burschen und Töchtern bieten die Zusammen- künfte und Vereinsanlässe erwünschte Gelegenheit, sich dem andern Ge- schlecht in Erinnerung zu bringen und nähere Bekanntschaft zu machen. Die jungen und alten Männer, die aus Mangel an anderer Geselligkeit ihre freie – oder sogar die zur Arbeit bestimmte – Zeit durch Wirtschaftsbesuch oder Kar- tenspiel totschlagen, finden im Gesangsverein edleres und schöneres Ver- gnügen als im Wirtshaus.“ 608

Aufgrund der engen personellen Verbundenheit kam es auch im 20. Jahrhundert immer wieder zu einer Zusammenarbeit des GVW mit den lokalen Gesangsvereinen und Musik- gesellschaften, etwa durch Auftritte an gemeinsam organsierten Liederabenden oder an- lässlich der mit Unterstützung des Frauenvereins sowie der Kirch- und Einwohnergemein- de ab 1943 organisierten 1. Augustfeiern, an denen gleichzeitig auch die Jungbürger der Gemeinde ins Aktivbürgerrecht aufgenommen wurden. 609

606 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-1900. Vereinsarchiv OVW. 607 Schär 1924: 213. UB ZB SW 3473. 608 Ebd. 212. 609 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 01.11.1943. Vereinsarchiv OVW. 139 6. Das kulturelle Engagement des Vereins 6.2 Konzertveranstaltungen

Den eigentlichen Startschuss zur Durchführung von öffentlichen Musikveranstaltungen markierten hingegen die ab 1929 vom GVW organisierten klassischen Konzerte. Den An- fang machte dabei eine Feier zu Ehren des österreichischen Komponisten Franz Schu- bert. 610 1931 und 1934 folgten entsprechende Veranstaltungen zu Ehren von Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn. 611 Diese Konzerte schienen nicht nur bei der Wat- tenwiler Bevölkerung auf grosses Interesse gestossen zu sein, sie vermochten auch Pub- likum aus den Nachbargemeinden anzuziehen und wurden von der regionalen Zeitungs- presse mit Wohlwollen aufgenommen.612 Trotz dieser Erfolge hat der GVW anschliesend bis in die 1960er Jahre keine klassischen Konzerte mehr organisiert. Was die Gründe für dieses Aussetzen waren, kann aufgrund der untersuchten Quellen nicht mit Sicherheit beantwortet werden.

Erst mit der Gründung einer vereinsinternen Kulturkommission im Jahr 1966 kam wieder Bewegung in die Angelegenheit. In der Folge trat der Verein bis heute als Veranstalter von mehr als 100 lokalen Konzerten in Erscheinung. Ein Grossteil dieser Konzertveran- staltungen war der klassischen Musik gewidmet, daneben fanden aber auch Musikrich- tungen wie Jazz, Bluegrass, irisch Folk oder Pop ihre Berücksichtigung. Bis Anfang der 1970er Jahre wurden jährlich zwei bis fünf Konzerte organisiert. Ab 1972 bis 2004 wurde das kulturelle Programm des Vereins wesentlich durch das Konzept der Abonnements- Konzerte geprägt. Mit einem Beitrag von zuletzt CHF 30.- erhielten die Käufer eines sol- chen Abos die Möglichkeit, drei Mal pro Jahr ein Konzert zu besuchen, ohne dabei weite- re Unkosten auf sich nehmen zu müssen. 613 Diese Veranstaltungen bereicherten nicht nur das kulturelle Leben des Dorfes, sie boten darüber hinaus insbesondere regionalen Be- rufsmusikern und ambitionierten Laien eine wichtige Auftrittsmöglichkeit. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, einzeln auf die zahlreichen Künstlerinnen und Künstler einzugehen, die im Rahmen dieser Konzerte in Wattenwil aufgetreten sind. Exemplarisch sei deshalb auf Beispiele wie den Solothurner Dirigenten und Komponisten Jost Meier, den in Stras- bourg geborenen Cellisten Claude Stark oder die österreichische Pianistin und Cembalis- tin Brigitte Engelhard verwiesen. 614

610 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 27.01.1929. Vereinsarchiv OVW. 611 Vgl. ebd. Protokolle vom 15.03.1931 und 15.01.1934. 612 In den Sitzungsprotokollen sind zwei Rezensionen der Berner Zeitung überliefert, die sich beide sehr positiv zu den Veranstaltungen äussern. Vgl. Protokolle vom 27.01.1929 und 15.03.1931. 613 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1973-2012. Vereinsarchiv OVW. 614 Jost Meier war ab 1964 Cellist im Tonhalle-Orchester Zürich und der Camerata Bern. Als Diri- gent arbeitete er mit der Orchestergesellschaf Biel sowie am dortigen Musiktheater und wurde 1980 Kapellmeister am Theater Basel. Vgl. Renggli 2005: 1218-1219. Claude Stark war unter anderem Solocellist des Festivals Lucerne Strings und des Tonhalle-Orchesters Zürich. Dane- ben war er bis 1996 als Professor an der Musikhochschule Zürich tätig. Vgl. Bächi 1987: 178. Brigitte Engelhard trat als Solistin und Kammermusikerin in vielen Kulturzentren Europas, den USA, Japans und Südostasiens auf. Seit Ende 2006 ist sie Vizerektorin für Lehre an der Uni- versität Mozarteum in Salzburg. Vgl. http://www.moz.ac.at/content.php?id=208, 13.06.2014. 140 6. Das kulturelle Engagement des Vereins 6.3 Filmvorführungen

Der GVW hat seine Konzertserie seit jeher als unabhängiger Veranstalter organisiert und selbstständig nach Sponsoren gesucht. In den letzten Jahren ist es für den Verein aller- dings zunehmend schwieriger geworden mit seinem beschränkten Budget gegenüber dem übrigen Kulturangebot der Region konkurrenzfähig zu bleiben. Die Abonnements- Konzerte wurden daher 2004 zum letzten Mal durchgeführt. Dem Verein ist es aber nach wie vor ein Anliegen, auch in Zukunft einzelne Konzerte zu veranstalten, weshalb er der- zeit die Zusammenarbeit mit weiteren lokalen Organisationen, die sich für die Durchfüh- rung solcher Anlässe interessieren, sucht.615

6.3 Filmvorführungen Als Ergänzung zu den vom GVW organisierten Kulturvorträgen, Lesungen und Konzerten veranstaltete der Verein ab Ende der 1920er Jahre auch lokale Filmvorführungen. Anhand der Auswertung der Protokollbücher konnten für den Zeitraum zwischen 1929 und 1982 insgesamt 40 solcher Veranstaltungen identifiziert werden, wobei die Mehrheit eindeutig in den Abschnitt zwischen 1945 und 1963 fiel.616 Gezeigt wurden im Rahmen dieser Vor- stellungen vorwiegend sogenannte Kulturfilme, die in erster Linie die allgemeine Volksbil- dung erhöhen sollten und unserer modernen Auffassung nach am ehesten dem Genre der Dokumentarfilme zugeordnet werden können. Diese populärwissenschaftlich ausge- richteten Filme behandelten Themen aus verschiedensten Sachgebieten, darunter der Medizin, der Kunst, der Kultur, der Geografie und der Geschichte. Die Definition des Kul- turfilms blieb dabei so breit, dass sowohl wissenschaftliche Filme, als auch Lehr-, Werbe- und Industriefilme, teilweise sogar Spielfilme, unter diesem Begriff gefasst wurden.617

Dabei hatten diese Filme nicht nur eine streng auf die Vermittlung von Wissen oder Wer- bebotschaften beschränkte, sondern durchaus auch eine unterhaltende Funktion. Dies zeigt sich etwa am Beispiel der Werbefilme, die bis in die 1970er Jahre in der Regel auf direkte Reklame verzichtet und ihren Fokus stattdessen eher auf eine Mischung aus bil- denden, unterhaltenden sowie dokumentarischen Inhalten gelegt haben. In dieser Hin- sicht ist zudem erwähnenswert, dass etwa die Tourismusfilme der Nachkriegszeit oft eine fiktionale von bekannten Schauspielern dargestellte Rahmenhandlung aufwiesen. 618 Nicht zuletzt aufgrund der erwähnten unterhaltenden Aspekte des Kulturfilms, dem Fehlen ei- nes professionellen Kinos in Wattenwil sowie der bis in die 1960er Jahre noch geringen Verbreitung der heimischen Fernsehgeräte, waren die Filmvorführungen des GVW lange Zeit ein beliebtes kulturelles Freizeitangebot. Wie viele Zuschauer diese Veranstaltung

615 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 05.1.2011 und 10.05.2012. Vereinsar- chiv OVW. 616 Vgl. Tabelle 10 im Anhang dieser Arbeit. 617 Vgl. Reichert 2008: 45. 618 Vgl. Jaques 2006: 92-105. 141 6. Das kulturelle Engagement des Vereins 6.3 Filmvorführungen

durchschnittlich anzulocken vermochten, lässt sich auf Basis der untersuchten Quellen nicht mit Sicherheit sagen. Ein Hinweis gibt diesbezüglich lediglich ein Kommentar zur Besucherzahl eines 1952 gezeigten Films über Italien, der von rund 100 Personen be- sucht wurde, was die GVW-Mitglieder als Enttäuschung werteten. Entsprechend liegt die Vermutung nahe, dass die Filmvorstellungen zumindest in ihrer Hochphase in den 1950er Jahren regelmässig ein grösseres Publikum angezogen haben. 619

Bezogen auf die in Wattenwil gezeigten Filme wiederspiegelte sich die enorme themati- sche Breite des Kulturfilms auch in den vom GVW organisierten Filmvorführungen. Im Bereich der Lehrfilme wurden beispielsweise Produktionen zur sexuellen Aufklärung (1929 : „Wie sag ich’s meinem Kinde“), zur Krebsprävention (1949 : „Kampf dem Krebs!“), zur Tierwelt (1930: „ Bilder unserer Vogelwelt “) sowie Informationsfilme zu einzelnen Nah- rungsmitteln wie Milch (1931 : „Schweizer Milchproduzentenfilm“ ) oder Kartoffeln (1956 : „Reichtum der Scholle“) gezeigt. Darüber hinaus wurden Filme zu geschichtlichen (1954: „Bern 600 Jahre im Bund“ ) oder kulturellen Themen (1931: „Grock“ 620 ) sowie zu sportli- chen Grossveranstaltungen (1948: „Die Olympischen Winterspiele von St. Moritz“ ) aufge- führt. Besonders häufig wurden allerdings Filme gezeigt, die sich mit einzelnen Ländern oder geographischen Regionen beschäftigten (1948: „Alaska“; 1951 : „Bella Italia“; 1954: „Graubünden“; 1956: „Tambaran: Begegnung mit untergehenden Kulturen auf Neu Gui- nea“). Ab den 1950er Jahren wurde dieses Angebot durch touristische Werbefilme der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahnen (BLS), der Swissair sowie der Schweizerischen Bun- desbahnen (SBB) ergänzt, die auf Einladung des GVW alle einen Filmabend in Wattenwil durchgeführt haben. Darüber hinaus wurden im Rahmen dieser Filmvorführungen wieder- holt auch Industriefilme gezeigt. Zu den Firmen die dafür den Weg nach Wattenwil gefun- den haben, gehörten die Bernischen Kraftwerke (BKW), die General Motors SA sowie die Schweizerische Post (PTT). 621 Sowohl die Veranstaltungen mit Werbe- und Industriefil- men als auch diejenigen mit Lehrfilmen wurden häufig durch Vorträge begleitet. Diese wurde oftmals von einem Mitarbeiter derjenigen Firma oder Institution gehalten, welche den/die gezeigte/n Film/e in Auftrag gegeben hat. 622

Nebst diesem vielfältigen Angebot an Kulturfilmen wurden in Wattenwil vereinzelt auch Spielfilme gezeigt, darunter 1935 die deutsch-schweizerische Ko-Produktion „Wilhelm Tell“ 623 , 1957 der deutsch-amerikanische Film „Martin Luther“ 624 sowie 1963 die deutsch-

619 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 08.12.1952. Vereinsarchiv OVW. 620 Grock, mit bürgerlichem Namen Adrien Wettach, war ein berühmter Schweizer Clown. Vgl. Lerch, Grock. HLS-Artikel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D9482.php, 16.06.2014. 621 Vgl. Tabelle 10 im Anhang dieser Arbeit. 622 Zimmermann 2006: 83. 623 Der Film wurde 1934 unter der Regie von Heinz Paul gedreht. Vgl. Internet Movie Database (IMDb): http://www.imdb.com/title/tt0025993/combined, 16.06.2014. 142 6. Das kulturelle Engagement des Vereins 6.3 Filmvorführungen

amerikanische Ko-Produktion „Frage 7“ 625 . Die Aufführung von „Frage 7“ war gemeinsam mit der Veranstaltung zum Film „ Bauern unter dem roten Terror. Die Landwirtschaft unter dem Kommunismus“ ein Ausdruck der kurzlebigen Phase, in der sich der GVW Anfang der 1960er Jahre von der in der Schweiz zu diesem Zeitpunkt weit verbreiteten antikom- munistischen Stimmung anstecken liess (! Kapitel 4).

Um überhaupt in Wattenwil Filmvorführungen durchführen zu können, arbeitete der Verein mit Partnerinstitutionen zusammen. Allen voran mit der Genossenschaft Schweizer Schul- und Volkskino (SSVK), die 1921 mit dem Ziel gegründet wurde, den filmischen Schund zu bekämpfen und Jugendliche und Erwachsene stattdessen mit „guter“ Filmkost zu versor- gen. Hierfür stellte die Genossenschaft für Vereinsanlässe, Vorträge, Ausstellungen und den Schulunterricht hauptsächlich Tourismus-, Industrie- und Naturfilme sowie das benö- tigte Material für deren Aufführung zur Verfügung. 626 Auch der GVW hat wiederholt von diesem Angebot profitiert. Darüber hinaus scheint der Verein sich für die Organisation der Aufführungen teilweise auch direkt an die Auftraggeber oder Produzenten von Filmen gewandt zu haben.627 Die schwierige Quellenlage lässt allerdings nur vereinzelt klare Rückschlüsse zur organisatorischen Zusammenarbeit des GVW und seinen Aufführungs- partnern zu. Was sich hingegen deutlich in den Quellen abzeichnet, ist ein starker Rück- gang der öffentlichen Filmveranstaltungen des Vereins ab den 1960er Jahren. Während in den 1950ern noch insgesamt 19 solcher Veranstaltungen durchgeführt wurden, waren es ein Jahrzehnt später nur noch deren vier und in den 1970ern gar nur noch zwei. Anfang der 1980er wurden dann nochmals drei Filmvorführungen organisiert, danach musste das Angebot aber endgültig eingestellt werden. Die Hauptursache für diese Entwicklung dürf- ten in erster Linie in der starken Ausbreitung der Fernsehgerät zu finden sein, die zeitlich parallel zum Rückgang der Filmvorführungen des GVW verlaufen ist und diese Veranstal- tungen zunehmend überflüssig gemacht zu haben scheint. 628 Darüber hinaus dürften auch die seit den 1960er Jahren stark gewachsene Kaufkraft und die Erhöhung der indivi- duellen Mobilität einen Einfluss gehabt haben, da sie es in zunehmendem Masse breiten

624 Der Film wurde 1953 unter der Regie von Irving Pichel gedreht. Vgl. Internet Movie Database (IMDb): http://www.imdb.com/title/tt0046051/, 16.06.2014. 625 Der Film wurde 1961 unter der Regie von Stuart Rosenberg gedreht. Vgl. Internet Movie Data- base (IMDb): http://www.imdb.com/title/tt0055349/?ref_=fn_al_tt_1, 16.06.2014. 626 Vgl. Gertiser 2006: 1. 627 Beispielsweise bei den erwähnten Filmabenden der SBB und BLS, für dessen Organisation sich der Verein direkt an die Filmdienste der beiden Firmen wendete, die dem Verein neben den ge- zeigten Filmen auch das technische Material zur Aufführung lieferten. Ein weiteres Beispiel ist die Aufführung des Films zu den Olympischen Spielen von St. Moritz 1948, die direkt mit dem Produzenten Josef Dahinden organisiert wurde. Vgl. Vereinsarchiv des OVW. Korrespondenz 1940-1960. 628 Zur Ausbreitung der Fernsehgeräte in den Schweizer Haushalten vgl. Tanner & Studer: 689- 691. 143 6. Das kulturelle Engagement des Vereins 6.4 Theater- und Kabarettaufführungen

Bevölkerungsschichten erlaubten, auch (kulturelle) Freizeitangebote ausserhalb der eige- nen Wohngemeinde zu nutzen. 629

6.4 Theater- und Kabarettaufführungen Abgesehen von den bereits erwähnten musikalischen Darbietungen waren auch Theater- aufführungen bereits im 19. Jahrhundert ein Bestandteil der alljährlichen Jahresanlässe des Vereins. Auf Initiative der beiden GVW-Mitbegründer Johann Friedrich Schär und Johann Simon wurde in den 1860er Jahren aus den Mitgliedern der lokalen Gesangsver- eine erstmals eine Theatergesellschaft gegründet, die jeden Winter im Dorf einige öffentli- che Vorstellungen abhielt. Die Gruppe scheint bis mindestens in die 1920er Jahre hinein Bestand gehabt zu haben. 631 Was danach aus der Theatergesellschaft geworden ist, lässt sich anhand der untersuchten Quellen nicht bestimmen. Erst nach der generellen Zunah- me des kulturellen Vereinsengagements ab den 1960er Jahren gibt es wieder Hinweise auf vom GVW organisierte Theater- beziehungsweise Kabarettaufführungen. 1965 buchte der Verein erstmals das Thuner Lehrerkabarett „Zapfenzieher“ für einen Auf- tritt im Restaurant Rössli. Ob- wohl der Besuch der Vorstel- lung, für die ein Eintrittsgeld von CHF 4.- für nicht numme-

rierte und CHF 5.- für numme- rierte Plätze verlangt wurde, Abbildung 31: Das Lehrerkabarett Zapfenzieher bei ei- nem Auftritt im alten Kellertheater in Thun (1965) 630 nur mässig ausfiel, erfreute sich die Kabarettgruppe län- gerfristig grosser Beliebtheit. 632 Bis 1983 kamen die Zapfenzieher insgesamt mit sieben weiteren Programmen nach Wattenwil zurück.

Daneben organisierte der GVW ab den 1960er Jahren auch hin und wieder Theaterauf- führungen und Kasperli-Theater für Kinder. 633 Obwohl diese Veranstaltungen zahlenmäs-

629 Vgl. Tanner & Studer: 639-664. 630 http://www.zingg-satire.ch/Cabaret/FrühblüherMätteli.aspx, 13.06.2014. 631 Vgl. Schär 1924: 213. UB ZB SW 3473. 632 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 13.03.1965. Vereinsarchiv OVW. 633 Vgl. ebd. Protokolle vom 11.11.1981 und 10.05.1985. 144 6. Das kulturelle Engagement des Vereins 6.5 Kunstausstellungen

sig nie ein zentrales Element des kulturellen Vereinsengagements waren, blieben sie bis heute Bestandteil der Vereinstätigkeit. 634

6.5 Kunstausstellungen Nebst seinem übrigen kulturellen Engagement organisierte der GVW zwischen 1968 und 2009 auch rund 20 Ausstellungen, die von selbstgemachten Werken der Dorfbevölkerung bis zu Vernissagen professioneller Künstler reichten. Die ersteren wurden erstmals 1968 vom Verein motiviert, ihre Kreativität anlässlich eines Fotowettbewerbs unter dem Motto „Wattenwil im Bild“ auszuleben. Die besten Bilder wurden nicht nur an einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert, sondern auch mit Preisen ausgezeichnet. 635 Im Mai 1983 wurde dann im Dorf erstmals eine Hobbyausstellung organisiert an der 30 Aussteller ihr Kunsthandwerk präsentierten. Das Projekt war ein Erfolg und wurde daher 1989 wieder- holt. 636 Darüber hinaus konnte sich die Dorfbevölkerung in den bereits thematisierten Freizeitkursen künstlerisch betätigen (! Kapitel 3.2.2). Die überwiegende Mehrheit der vom GVW organisierten Kunstausstellungen zeigten jedoch die Werke von professionel- len Künstlerinnen und Künstlern. Thematisch reichten diese Veranstaltungen von der Ma- lerei über die Fotografie, die Bildhauerei oder der Keramik bis zu Ausstellungen von Holz- schnitten oder Plastiken. Oftmals widmeten sich die vom GVW durchgeführten Kunstver- anstaltungen nicht nur einer einzelnen Person, sondern waren als Gruppenausstellungen von zwei oder mehreren Künstlerinnen und Künstlern konzipiert. Erneut ist es an dieser Stelle nicht möglich, ausführlich auf die verschiedenen Personen einzugehen, die in den letzten gut vier Jahrzehnten ihre Werke in Wattenwil präsentiert haben. Exemplarisch sei- en diesbezüglich Künstlerinnen und Künstler wie Verena Jaggi, Walter Loosli oder Beat Kohlbrenner genannt. 637

Den Mitgliedern des GVW war es stets besonders wichtig, dass die in Wattenwil durchge- führten Kunstausstellungen in der Bevölkerung eine möglichst grosse Breitenwirkung er- zielen. Nebst der bewusst hoch gehaltenen Vielfallt an Künstlerinnen und Künstlern sowie der Organisation der erwähnten Hobbyausstellungen, hat der Verein 1984 darüber hinaus versucht, mit der Durchführung einer Kulturwoche einen möglichst grossen Teil der Dorf- bevölkerung anzusprechen. Zu diesem Zweck hat der GVW in Zusammenarbeit mit dem aus Morcote stammenden Töpfer Adriano Antonini die Schüler und Erwachsenen des

634 Der Ortsverein Wattenwil verfügt aktuell über sechs Ressorts, darunter eines für Konzerte und Theater. Vgl. Website des Ortsvereins Wattenwil: http://www.ortsvereinwattenwil.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=13&Itemid= 111,13.06.2014. 635 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle vom 18.04.1968 und 07.12.1968. Vereinsar- chiv OVW. 636 Vgl. ebd. Protokolle der Jahre 1983 und 1989. 637 Zum Leben und Werk von Verena Jaggi vgl. Adrian & Stark-Towlson 2003. Zu Walter Loosli vgl. Loosli 2001. Zu Beat Kohlbrenner vgl. http://www.beatkohlbrenner.com, 13.06.2014. 145 6. Das kulturelle Engagement des Vereins 6.5 Kunstausstellungen

Dorfes eingeladen, sich unter dessen Leitung selbst im Töpfern zu versuchen. Gleichzei- tig konnte sich die Bevölkerung an einer Ausstellung die Werke Antoninis ansehen. Zum weiteren Rahmenprogramm der Kulturwoche gehörten ein Auftritt eines Pantomimenduos, ein täglich stattfindender Film- und Dia-Abend über den Kanton Tessin, ein Klavierkonzert mit Werken von Bach, Debussy und Mendelssohn sowie ein grosses Tessiner Volksfest, das den Abschluss der Woche darstellte. 638

Der Verein setzte sich auch nach der erwähnten Kulturwoche bis in die 2000er Jahre aktiv dafür ein, einen möglichst grossen Kreis der Dorfbevölkerung für die Kunst zu begeistern. Allerdings wurde es in den letzten Jahren immer schwieriger, nebst den zahlreichen übri- gen kulturellen Veranstaltungen der Region, konkurrenzfähige Angebote bereitzustellen. Dennoch sollen auch in Zukunft in Wattenwil Kunstaustellungen durchgeführt werden. Mit der 2006 erfolgten Eröffnung des Wattenwiler Ortsmuseums durch die Alfred und Cécile Zimmermann-Stiftung wurde im Dorf eine Institution geschaffen, die dazu prädestiniert ist, das langjährige Werk des GVW in dieser Hinsicht weiterzuführen. Aus diesem Grund hat der Verein das Patronat für die lokalen Ausstellungen 2011 an das Ortsmuseum überge- ben. 639

638 Vgl. Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokoll vom 10.05.1985. Vereinsarchiv OVW; Pro- gramm der Tessinerwoche. Vereinsarchiv des OVW. Korrespondenz. 639 Vgl. ebd. Protokolle vom 05.11.2011 und 10.05.2012. Vereinsarchiv OVW. Für Informationen zum Ortsmuseum Wattenwil vgl. http://www.ortsmuseum-wattenwil.ch, 13.06.2014. 146 7. Schlussfolgerungen

7. Schlussfolgerungen

Dem freiwilligen Engagement von Bürgerinnen und Bürgern kommt in der Schweizer Ge- sellschaft bis heute eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. In jüngster Vergangen- heit haben diesbezüglich sozialwissenschaftliche Studien deutlich gemacht, dass sowohl das politische System als auch viele öffentliche Einrichtungen ohne Freiwilligenarbeit empfindlich geschwächt würden. Bei den entsprechenden Untersuchungen wurde darüber hinaus deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der Freiwilligen ihr Engagement im ei- genen Wohnumfeld ausübt und Vereinen dabei eine zentrale Rolle zukommt (! Kapitel 1.2). Die starke lokale Ausrichtung der Freiwilligenarbeit steht damit im krassen Gegen- satz zur bisherigen Perspektive der historischen Vereinsforschung, die die gesellschaftli- che Bedeutung von Vereinen zwar früh entdeckt, ihren Fokus aber primär auf schweiz- oder zumindest kantonsweit aktive Organisationen gelegt hat. Mit der historischen Analy- se des vorwiegend lokal agierenden GVW liefert die vorliegende Arbeit einen ersten Bei- trag zur Schliessung dieser Forschungslücke.

Da die Vereinsgeschichte des GVW bisher noch nicht wissenschaftlich untersucht wurde, bestand das primäre Ziel dieser Studie zunächst einmal darin, einen fundierten Überblick zu den verschiedenen gemeinnützigen Arbeitsfeldern und Tätigkeiten des Vereins zu er- arbeiten sowie deren Entwicklung und Wandel im Verlauf der Vereinsgeschichte unter Berücksichtigung des historischen Kontextes zu analysieren.

Der GVW wurde 1866 von 11 Männern aus Wattenwil gegründet, die sich aktiv für das Gemeinwohl in ihrer Wohngemeinde einsetzen wollten. Mit diesem lokalen Ansatz gingen sie bewusst einen anderen Weg als vergleichbare Organisationen, die sich auf regionaler, kantonaler oder gar gesamtschweizerischer Ebene bewegten und in den Augen der GVW-Gründer einen entscheidenden Nachteil aufwiesen. Durch ihren grossen räumlichen Fokus wurden sie den spezifischen Verhältnissen und Herausforderungen einzelner Ge- meinden oft nicht gerecht. Diesem Umstand wollten die GVW-Mitglieder durch die lokale Ausrichtung ihres Vereins entgegenwirken. Zudem liessen sie sich nicht auf einzelne Tä- tigkeitsbereiche festlegen, was zur Folge hatte, dass die Vereinsarbeit stets eine grosse thematische Bandbreite abdeckte. Entsprechend zeichneten sich der GVW und seine Mitglieder durch ein sehr vielfältiges soziales, kulturelles, wirtschaftliches und politisches Engagement aus.

Im sozialen Bereich engagierte sich der Verein nach 1866 unter anderem in der dörflichen Armen- (! Kapitel 3.1.1) und Altersfürsorge (! Kapitel 3.3) und setzte sich für die Ver- besserung des lokalen Gesundheitswesens ein (! Kapitel 3.3). Darüber hinaus führte er Hilfsaktionen oder Spendensammlungen für einheimische und auswärtige Notleidende

147 7. Schlussfolgerungen

durch ( ! Kapitel 3.1.2). Ein weiteres Betätigungsfeld fand der GVW in seinen Bestrebun- gen zur Verbesserung der örtlichen Schulverhältnisse (! Kapitel 3.2.1) und seinem Ver- such, die Allgemein- und Erwachsenenbildung im Dorf mittels öffentlicher Vorträge und Kurse zu fördern (! Kapitel 3.2.2). Eine spezielle Stellung kam in dieser Hinsicht der lo- kalen Berufsbildung zu. Auch hier bot der GVW im Bereich der Landwirtschaft (! Kapitel 5.2) sowie dem Handwerk- und Gewerbe ( ! Kapitel 5.3) wiederholt Vorträge und prakti- sche Kurse an. Ab den 1950er Jahren verschwanden diese Tätigkeiten aber nach und nach aus dem Vereinsprogramm. Einzig die Erwachsenenbildung vermochte sich bis ins 21. Jahrhundert zu halten. Diese Veränderungen führten allerdings nicht zu einer voll- ständigen Aufgabe der sozialen Vereinsarbeit. Vielmehr fand ab den 1950er Jahren eine sukzessive Neuorientierung statt, bei der sich das Vereinsengagement zunehmend in den Bereich der Freizeit- und Familienangebote verlagerte. So organisierte der GVW ab den 1970er Jahren beispielsweise regelmässig Freizeit- und Erwachsenenbildungskurse für die Wattenwiler Bevölkerung. In den 1980ern und 1990ern folgten verschiedene Angebote für Familien, darunter eine Kinderspielgruppe und die Übernahme des Wattenwiler Feri- enpasses (! Kapitel 3.4). Darüber hinaus begann der GVW bereits Anfang des 20. Jahr- hunderts damit, im Dorf einzelne kulturelle Veranstaltungen zu organisieren. Zunächst beschränkten sich diese Anlässe vorwiegend auf Kulturvorträge, Lesungen und Konzerte. Später folgten Film-, Theater- und Kabarettaufführungen sowie Kunstausstellungen. Spä- testens ab den 1960er Jahren wurde das kulturelle Engagement des GVW innerhalb der Vereinstätigkeit schliesslich zu einem zentralen, wenn nicht zum wichtigsten Arbeitsbe- reich ( ! Kapitel 6).

Bei den wirtschaftlichen Aspekten des Vereinsengagements dominierten seit der Vereins- gründung primär Massnahmen zur Förderung der Landwirtschaft (! Kapitel 5.2). Darüber hinaus hat der Verein vereinzelt auch das örtliche Handwerk- und Gewerbe unterstützt (! Kapitel 5.3). Ausserdem setzte er sich besonders im 19. Jahrhundert aktiv dafür ein, dass Wattenwil eine moderne Infrastruktur erhielt (! Kapitel 5.1). Ab Anfang des 20. Jahrhunderts folgten weitere Aktionen zur kommunalen Standortförderung in Bereichen wie dem Tourismus ( ! Kapitel 5.4), der Ortsbildpflege, dem Heimatschutz und der Orts- planung ( ! Kapitel 5.5) sowie dem Natur- und Umweltschutz ( ! Kapitel 5.6). Durch ver- schiedene in diesen Arbeitsfeldern ergriffene Massnahmen sollte Wattenwil für Auswärti- ge und Einheimische an Attraktivität gewinnen, dabei gleichzeitig seinen traditionellen Dorfcharakter behalten und eine nachhaltige Gemeindeentwicklung an den Tag legen. Auch diese Vereinstätigkeiten verschwanden jedoch um die Mitte des 20. Jahrhunderts zunehmend aus dem Arbeitsprogramm des GVW oder spielten, wie etwa die Tourismus- förderung, die Ortsbildpflege, der Heimatschutz, die Ortsplanung oder der Natur- und Umweltschutz, seit jeher nur eine untergeordnete Rolle.

148 7. Schlussfolgerungen

Nebst seinem sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Engagement betätigte sich der GVW bis Anfang des 20. Jahrhunderts auch aktiv in der Politik (! Kapitel 4). Ausgangs- punkt für die entsprechende Vereinstätigkeit war der sich ab den 1860er Jahren vollzie- hende Ausbau von Volksrechten wie das obligatorische Gesetzesreferendum oder das Initiativrecht (Volksinitiative). Angesichts dieser Entwicklung setzte sich der Verein dafür ein, in der Wattenwiler Bevölkerung das Interesse an politischen Fragen zu wecken und im Sinne der Volksaufklärung die politische Bildung zu fördern. Auf diese Weise sollten die Wattenwiler stimm- und wahlberechtigten Männer zu aufgeklärten Bürgern erzogen werden, die von ihren neuen Rechten aktiv Gebrauch machen können. Zu diesem Zweck hat der Verein regelmässig öffentliche Vorträge oder Versammlungen organisiert, an de- nen aktuelle politische Tagesfragen diskutiert wurden.

Dieser kurz skizzierte Abriss macht deutlich, dass die Vereinsarbeit des GVW spätestens in den 1950er und 1960er Jahren eine fundamentale Neuausrichtung durchlaufen hat. Der Verein sah sich in dieser Phase gezwungen, viele seiner bis dato zentralen Tätigkeiten – insbesondere im sozialen Bereich und in der lokalen Wirtschaftsförderung – aufzugeben. Gleichzeitig hat sich der GVW neue Arbeitsfelder erschlossen und sein kulturelles Enga- gement stark ausgebaut.

Die Hintergründe für diese Neuausrichtung lassen sich wie folgt zusammenfassen: Ers- tens hat die Schweiz seit der Vereinsgründung 1866 eine starke wirtschaftliche Entwick- lung durchlaufen, die unter anderem das allgemeine Wohlstandsniveau des Landes mas- siv erhöht hat. Spätestens ab den 1950er Jahren hat sich für den GVW daraus die Kon- sequenz ergeben, dass seine Vereinstätigkeit im Bereich der dörflichen Armenfürsorge zunehmend überflüssig wurde. Gleichzeitig hat die Schweizer Wirtschaft im Rahmen der geschilderten Entwicklung einen Strukturwandel vollzogen, in dessen Verlauf besonders die Landwirtschaft stark an Bedeutung verloren hat. Dieser Umstand hat sich auch in der Erwerbstätigkeit der Wattenwiler Bevölkerung niedergeschlagen. Im Verlauf des 20. Jahr- hunderts haben immer weniger Bewohnerinnen und Bewohner ihr Auskommen in der lokalen Landwirtschaft gefunden und der bis dahin starke Fokus des Vereins auf die Landwirtschaftsförderung wurde ab den 1950er Jahren daher zunehmend in Frage ge- stellt (! Kapitel 2.2.5).

Zweitens verlor der GVW bis um die Mitte des 20. Jahrhunderts zahlreiche seiner sozia- len, wirtschaftlichen und politischen Arbeitsbereiche an den immer stärker ausgebauten Staat oder an professionell geführte und hochgradig spezialisierte private Organisationen wie Verbände, Genossenschaften, Parteien oder Hilfswerke ( ! Kapitel 2.2.5).

149 7. Schlussfolgerungen

Drittens hatte sich seit der Vereinsgründung 1866 ein massiver gesellschaftlicher Wandel vollzogen, der unter anderem zu einer Ausdifferenzierung verschiedenster Lebensstile führte, traditionelle Rollenbilder in Frage stellte und eine starke Individualisierung der Ge- sellschaft zur Folge hatte. Im Zuge dieser Entwicklung verloren traditionelle Gruppierun- gen wie Vereine an Bedeutung. Diesen Trend bekam der GVW ab den 1950er Jahren deutlich zu spüren. Die erwähnte Neuorientierung des Vereins ist deshalb auch als Reak- tion auf die sich stark verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu verste- hen. Um sein langfristiges Bestehen zu sichern, war der Verein gezwungen, sich neue Zielgruppen und Arbeitsfelder zu erschliessen. Dabei setzte er vor allem auf die Bereiche Freizeit und Familie. Der starke Fokus auf die Bereitstellung von Freizeitangeboten dürfte damit zusammenhängen, dass sich die individuell zur Verfügung stehende Freizeit im Verlauf des 20. Jahrhunderts stark erhöhte. Gepaart mit der erwähnten Zunahme des materiellen Wohlstands und der Ausdifferenzierung verschiedenster Lebensstile, führte diese Situation ab den 1950ern dazu, dass der private Freizeitbereich einen starken Kommerzialisierungsschub erlebte. In der Folge begannen immer mehr Menschen ihre Freizeit mit verschiedenen Beschäftigungen zu füllen. Angesichts dieser Entwicklung ist es nur logisch, dass der GVW sein Engagement zunehmend stärker auf Freizeitangebote ausgerichtet hat. Die Entdeckung der Familie als neue Zielgruppe dürfte hingegen unter anderem auf den Umstand zurückzuführen sein, dass durch den in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einsetzenden Suburbanisierungsprozess immer mehr Familien in die städtischen Vororte und aufs Land zogen und dadurch die Nachfrage nach Familienange- boten in der Gemeinde Wattenwil gestiegen ist (! Kapitel 2.2.5).

Abgesehen von der Vereinstätigkeit und ihrem Wandel im Verlauf der Zeit hat sich die vorliegende Arbeit zumindest ansatzweise auch mit der Mitgliederstruktur (! Kapitel 2.2.3) und dem Vereinsnetzwerk (! Kapitel 2.2.4) des GVW beschäftigt. Dabei wurde deutlich, dass sich das persönliche Engagement der führenden Vereinsmitglieder nicht nur auf den gemeinnützigen Verein beschränkte, sondern diese Personen oftmals in eine Vielzahl lokaler oder regionaler Ämter und Organisationen eingebunden waren. Diese starke Einbindung der Mitglieder in die dörfliche Gesellschaft und die daraus resultieren- den Personennetzwerke bildeten eine wichtige Voraussetzung für die seit jeher starke Verbindung des Vereins mit der Gemeinde Wattenwil, namentlich dem Gemeinderat, mit Institutionen wie der Burgergemeinde, der Schulkommission oder dem Kirchgemeinderat sowie mit verschiedenen lokalen Vereinen und Genossenschaften. Seit der Vereinsgrün- dung 1866 hat der Verein in verschiedenen Bereichen immer wieder eng mit diesen loka- len Partnern zusammengearbeitet. Nebst der starken Vernetzung innerhalb der Gemeinde Wattenwil hat der GVW darüber hinaus besonders im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch ausserhalb der eigenen Ortsgrenze aktiv nach Partnerorganisationen

150 7. Schlussfolgerungen

gesucht. Die stärkste Zusammenarbeit ergab sich in dieser Hinsicht mit der Ökonomi- schen und Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern (OGG), mit welcher der GVW bis in die 1950er Jahre wiederholt für die Organisation und Durchführung von Vorträgen und Kurse zu vorwiegend landwirtschaftlichen Themen zusammengespannt hat (! Kapi- tel 3.2.2 und 5.2).

Viele Einzelheiten zur konkreten Funktionsweise und zum Umfang der gemeinnützigen Netzwerke, die lokale Vereine wie den GVW mit kantonsweit agierenden Organisationen wie der OGG verbanden, bleiben bis heute unklar. In diesen Bereichen besteht daher nach wie vor grosser Forschungsbedarf. Die vorliegende Arbeit konnte diesbezüglich le- diglich erste Hinweise liefern. Mit ihrer historischen Analyse eines lokal agierenden ge- meinnützigen Vereins hat sie aber zumindest beispielhaft aufgezeigt, wie vielfältig das gemeinnützige Engagement von Bürgerinnen und Bürgern auf Gemeindeebene in der Vergangenheit ausgefallen ist und wie reichhaltig es sich bis in die Gegenwart hinein prä- sentiert. Angesichts der enormen Bedeutung, die der lokalen Freiwilligenarbeit von der sozialwissenschaftlichen Forschung in unserer Gesellschaft beigemessen wird, ist es an der Zeit, dass sich auch die Geschichtswissenschaft in Zukunft verstärkt mit der lokalen Perspektive des Freiwilligenengagements auseinandersetzt und die sozialwissenschaftli- chen Erkenntnisse durch die historische Dimension ergänzt. Erst durch solche vertiefte Forschungsanstrengungen könnten die vielseitigen Erscheinungsformen der gemeinnüt- zigen Arbeit sowie ihre unschätzbaren Leistungen für unsere Gesellschaft in genügender Weise sichtbar gemacht werden.

151 8. Verzeichnisse

8. Verzeichnisse

Die Verzeichnisse der vorliegenden Arbeit sind wie folgt aufgebaut. Sämtliche Fussnoten die eine Signatur enthalten (Bsp. Schär 1924: 213. UB ZB SW 3473) sind im Quellenver- zeichnis aufgeführt. Dabei wird zwischen gedruckten ( ! Kapitel 8.1.1) und ungedruckten Quellen ( ! Kapitel 8.1.2) unterschieden. Die Quellen in den betreffenden Unterkapiteln wurden geordnet nach Archiven und innerhalb dieser Sektionen nach ihrer individuellen Signatur aufgelistet. Die verwendeten Internetquellen wurden in einem separaten Kapitel zusammengestellt ( ! Kapitel 8.1.3). Alle Fussnoten, die lediglich einen Autor, das Publi- kationsjahr und die Seitenzahl(en) nennen (Bsp. Pfister 2013: 21) oder den Zusatz HLS- Artikel tragen, sind im Literaturverzeichnis aufgeführt (! Kapitel 8.3).

8.1 Quellenverzeichnis

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Staatsarchiv Bern [STAB]

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Von Werdt, Christophe: „Antikommunismus als Antitotalitarismus“ – das Schweizerische Ost-Institut. In: Martig, Peter; Dubler, Anne-Marie; Lüthi, Christian; Schüpbach, An- drea; Stuber, Martin; Summermatter, Stephanie (Hgg.): Berns moderne Zeit. Das 19. und 20. Jahrhundert neu entdeckt. Bern 2011: 41-45.

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Zimmermann, Yvonne: Vom Lichtbild zum Film. Anmerkungen zur Entstehung des Indust- riefilms. In: montage/av. Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kom- munikation 15/1 (2006): 74-90.

173 8. Verzeichnisse

8.3 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Vereinshäufigkeit nach Tätigkeitsbereichen (Schweiz 2010) ...... 4 Abbildung 2: Gemeinnützige Zweigvereine der OGG (1904) ...... 5 Abbildung 3: Porträt von Johann Friedrich Schär (1865) ...... 28 Abbildung 4: Entwicklung des Mitgliederbestandes des GVW/OVW (1866-2013) ...... 33 Abbildung 5: GVW-Mitglieder nach Berufsgruppen (1866-1896) ...... 34 Abbildung 6: GVW-Mitglieder mit oder ohne Ortsbürgerrecht ...... 35 Abbildung 7: BIP pro Kopf in der Schweiz, Deutschland und den USA (1860-2010) ...... 41 Abbildung 8: Erwerbstätige Wohnbevölkerung der Gemeinde Wattenwil gesondert nach Wirtschaftssektoren (1856-2011) ...... 42 Abbildung 9: Anzahl Notarme in der Gemeinde Wattenwil (1874-1895) ...... 50 Abbildung 10: Kostenverteilung der Schülerspeisung (1895-1912) ...... 53 Abbildung 11: Jährliche Ausgaben der Schülerspeisung (1892-1959) ...... 55 Abbildung 12: Schülerinnen und Schüler bei der Pausenmilch ...... 56 Abbildung 13: Jährliche Ausgaben für Bekleidung bedürftiger Schulkinder (1900-1923) ...... 58 Abbildung 14: Sekundarschule Wattenwil ...... 66 Abbildung 15: Werbeinserat für den Vortragsabend vom 03.12.1951 ...... 70 Abbildung 16: Im Rahmen des GVW gehaltene Vorträge (1866-1999) ...... 70 Abbildung 17: Im Rahmen des GVW gehaltene Vorträge nach Themengebieten (1866-1999) ...... 71 Abbildung 18: Kurswesen des GVW (1876-1973) ...... 73 Abbildung 19: Kostenbeteiligung Kochkurs (1922) ...... 75 Abbildung 20: Ausleihstatistik der Bibliothek Wattenwil (1986-2009) ...... 77 Abbildung 21: Neubau des Krankenhauses (1891) ...... 83 Abbildung 22: Werbeflyer Krebsaufklärungsfilm (1951) ...... 85 Abbildung 23: Elternabend von 1929 zum Thema der Sexualaufklärung ...... 90 Abbildung 24: Spielgruppe Wattenwil im Chefli-Gebäude ...... 91 Abbildung 25: Wanderungsbilanz der Gemeinde Wattenwil (1850-2000) ...... 100 Abbildung 26: Kurswesen des GVW (1876-1972) ...... 112 Abbildung 27: Obstausstellung an der Schweizerischen Landesausstellung (1914) ...... 120 Abbildung 28: Werbefoto für die Skiregion Nünenen, Gantrisch, Gurnigel (1934) ...... 126 Abbildung 29: Konzeption und Ablauf des Projekts Wattenwil 2055 ...... 130 Abbildung 30: Waldbegehung des GVW (1935) ...... 134 Abbildung 31: Das Lehrerkabarett Zapfenzieher bei einem Auftritt im alten Kellertheater in Thun (1965) ...... 144

174 8. Verzeichnisse

8.4 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Nützliche Effekte von Vereinen für Gemeinden ...... 15 Tabelle 2: Positive Einflussfaktoren auf die Kooperation zwischen Gemeinden und Vereinen ...... 16 Tabelle 3: Beitritte des GVW zu Drittorganisationen ...... 37 Tabelle 4: Einführung der obligatorischen Sozialversicherungen in der Schweiz ...... 61 Tabelle 5: Arbeitsprogramm Kochkurs (1922) ...... 76 Tabelle 6: Projektideen Wattenwil 2055 ...... 131 Tabelle 7: Präsidenten des GVW (1898-2014) ...... 179 Tabelle 8: Im Rahmen des GVW gehaltene Vorträge (1866-1999) ...... 183 Tabelle 9: Kurswesen des GVW (1876-1973) ...... 213 Tabelle 10: Vom GVW organisierte Filmvorführungen (1929-1982) ...... 216

175 8. Verzeichnisse

8.5 Abkürzungsverzeichnis

AfA Archiv für Agrargeschichte

AHV Alters- und Hinterbliebenenversicherung

ALV Arbeitslosenversicherung

BAR Schweizerisches Bundesarchiv

BERNHIST Historisch-statistische Datenbank des Kanton Bern

BFS Bundesamt für Statistik

BGB Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei

BIP Bruttoinnlandprodukt

BKW Bernische Kraftwerke AG

BLS Bern-Lötschberg-Simplon Bahnen

BVG Berufliche Alters-, Hinterlassenen und Invalidenvorsorge

DDR Deutsche Demokratische Republik

EAV Eidgenössische Alkoholverwaltung

Ebd. Ebendiese/ebendieser

EL Ergänzungsleistungen

EO Erwerbsersatzordnung

Et al. et alii / et aliae (Lateinische Abkürzung für „und andere“)

FDP Freisinnig Demokratische Partei

FiBL Forschungsinstitut für biologischen Landbau

GVW Gemeinnütziger Verein Wattenwil

Hg./Hgg. Herausgeber/Herausgebende

HGW Handwerker- und Gewerbeverein Wattenwil

HLS Historisches Lexikon der Schweiz

IV Invalidenversicherung

KPI Konsumentenpreisindex

KVG Krankenversicherungsgesetz

NB Schweizerische Nationalbibliothek

176 8. Verzeichnisse

MUV Mutterschaftsversicherung

MV Militärversicherung

OECD Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

OGG Ökonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern

ÖV Öffentlicher Verkehr

OVW Ortsverein Wattenwil

PTT Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe

SA Société anonyme

SAD Schweizerischer Aufklärungsdienst

SAS Schweizerisches Sozialarchiv

SBB Schweizerische Bundesbahn

SGG Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft

SMK Schweizerische Milchkommission

SMP Schweizerische Milchproduzenten

SOI Schweizerisches Ostinstitut

SOWAHO Sonne-Wasser-Holz

SP Sozialdemokratische Partei der Schweiz

SRK Schweizerisches Rotes Kreuz

SSB Schweizerischer Samariterbund

SSVK Genossenschaft Schweizer Schul- und Volkskino

STAB Staatsarchiv des Kantons Bern

STAT-TAB Interaktive Statistikdatenbank des Bundesamts für Statistik

SUVA Schweizerische Unfallversicherungsanstalt

SVP Schweizerische Volkspartei

SVZ Schweizerische Verkehrszentrale

SWISTOVAL The Swiss Historical Monetary Value Converter

Tit. Titulierte/r

TSG Thun-Stocken-Gürbetal AG

177 8. Verzeichnisse

UB Universitätsbibliothek Bern

UdSSR Union der Sozialistischen Sowjetrepublik

Vgl. Vergleiche

VN Vereinte Nationen

WSU Abteilung für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte des Histori-

schen Instituts der Universität Bern

ZB Zentralbibliothek der Universität Bern

178 9. Anhang

9. Anhang

Tabelle 7: Präsidenten des GVW (1898-2014) 640

Präsident Jahr Name Vorname Beruf 1866 Werren Jakob Gemeindeschreiber, Amtsrichter 1867 ? ? ? 1868 ? ? ? 1869 ? ? ? 1970 ? ? ? 1871 Kurz Bendicht Säger 1872 Kurz Bendicht Säger 1873 Glur Werner Pfarrer 1874 Glur Werner Pfarrer 1875 Glur Werner Pfarrer 1876 Kurz Bendicht Säger 1877 Kurz Bendicht Säger 1878 Kurz Bendicht Säger 1879 Kurz Bendicht Säger 1880 Kurz Bendicht Säger 1881 Kurz Bendicht Säger 1882 Kurz Fritz Säger 1883 Kurz Fritz Säger 1884 Gäumann Johann Friedrich Posthalter 1885 Trachsel Gottfried Notar 1886 Trachsel Gottfried Notar 1887 Vögeli G. Arzt 1888 Mühlethaler Ernst Lehrer 1889 Mühlethaler Ernst Lehrer 1890 Studer Alfred Schuhmacher 1891 Studer Alfred Schuhmacher 1892 Gäumann Johann Friedrich Posthalter 1893 Gäumann Johann Friedrich Posthalter 1894 Mühlethaler Ernst Lehrer 1895 Naef J. Arzt 1896 Naef J. Arzt 1897 ? ? ? 1898 Gäumann Johann Friedrich Posthalter 1899 Gäumann Johann Friedrich Posthalter 1900 Mühlethaler Ernst Lehrer 1901 Mühlethaler Ernst Lehrer

640 Glur 1896: 1-41. STAB [Staatsarchiv des Kantons Bern] BA 121/4; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-2012. Vereinsarchiv OVW.

179 9. Anhang

Jahr Name Vorname Beruf 1902 Hauswirth Alfred Arzt 1903 Hauwirth Alfred Arzt 1904 Trachsel Gottfried Arzt 1905 Studer Alfred Schuhmacher 1906 Studer Alfred Schuhmacher 1907 Studer Alfred Schuhmacher 1908 Steiger Paul Tierarzt 1909 Steiger Paul Tierarzt 1910 Steiger Paul Tierarzt 1911 Steiger Paul Tierarzt 1912 Steiger Paul Tierarzt 1913 Mezener Adolf Pfarrer 1914 Mezener Adolf Pfarrer 1915 Mezener Adolf Pfarrer 1916 Mezener Adolf Pfarrer 1917 Gilgen Ad. Lehrer 1918 Luder Ernst Lehrer 1919 Luder Ernst Lehrer 1920 Luder Ernst Lehrer 1921 Luder Ernst Lehrer 1922 Luder Ernst Lehrer 1923 Luder Ernst Lehrer 1924 Luder Ernst Lehrer 1925 Luder Ernst Lehrer 1926 Luder Ernst Lehrer 1927 Luder Ernst Lehrer 1928 Luder Ernst Lehrer 1929 Schuler Fritz Lehrer 1930 Schuler Fritz Lehrer 1931 Liechti Hans Lehrer 1932 Liechti Hans Lehrer 1933 Liechti Hans Lehrer 1934 Liechti Hans Lehrer 1935 Liechti Hans Lehrer 1936 Liechti Hans Lehrer 1937 Liechti Hans Lehrer 1938 Liechti Hans Lehrer 1939 Schuler Fritz Lehrer 1940 Zopfi Werner ? 1941 Zopfi Werner ? 1942 Marti Hans Lehrer 1943 Marti Hans Lehrer 1944 Marti Hans Lehrer 1945 Marti Hans Lehrer 1946 Marti Hans Lehrer

180 9. Anhang

Jahr Name Vorname Beruf 1947 Marti Hans Lehrer 1948 Marti Hans Lehrer 1949 Perrinjaquet René Zahnarzt 1950 Perrinjaquet René Zahnarzt 1951 Perrinjaquet René Zahnarzt 1952 Perrinjaquet René Zahnarzt 1953 Perrinjaquet René Zahnarzt 1954 Heeb Emil Lehrer 1955 Vandervolk Frans Schneider 1956 Vandervolk Frans Schneider 1957 Vandervolk Frans Schneider 1958 Vandervolk Frans Schneider 1959 Vandervolk Frans Schneider 1960 Howald Paul Lehrer 1961 Howald Paul Lehrer 1962 Jaun Alfred ? 1963 Niederhauser Hans Lehrer 1964 Niederhauser Hans Lehrer 1965 Niederhauser Hans Lehrer 1966 Niederhauser Hans Lehrer 1967 Niederhauser Hans Lehrer 1968 Niederhauser Hans Lehrer 1969 Niederhauser Hans Lehrer 1970 Niederhauser Hans Lehrer 1971 Obrist Erich Lehrer 1972 Obrist Erich Lehrer 1973 Obrist Erich Lehrer 1974 Obrist Erich Lehrer 1975 Obrist Erich Lehrer 1976 Obrist Erich Lehrer 1977 Obrist Erich Lehrer 1977 Obrist Erich Lehrer 1978 Obrist Erich Lehrer 1979 Obrist Erich Lehrer 1980 Obrist Erich Lehrer 1981 Obrist Erich Lehrer 1985 Peter Franz Lehrer 1986 Peter Franz Lehrer 1987 Peter Franz Lehrer 1988 Peter Franz Lehrer 1989 Peter Franz Masch. -Ing. HTL 1990 Peter Franz Masch. -Ing. HTL 1991 Peter Franz Masch. -Ing. HTL 1992 Peter Franz Masch. -Ing. HTL 1993 Peter Franz Masch. -Ing. HTL

181 9. Anhang

Jahr Name Vorname Beruf 1994 Peter Franz Masch. -Ing. HTL 1995 Kaufmann Franz Masch. -Ing. HTL 1996 Kaufmann Urs Lehrer 1997 Kaufmann Urs Lehrer 1998 Kaufmann Urs Lehrer 1999 Kaufmann Urs Lehrer 2000 Kaufmann Urs Lehrer 2001 Kaufmann Urs Lehrer 2002 Kaufmann Urs Lehrer 2003 Kaufmann Urs Lehrer 2004 Kaufmann Urs Lehrer 2005 Kaufmann Urs Lehrer 2006 Kaufmann Urs Lehrer 2007 Kaufmann Urs Lehrer 2008 Kaufmann Urs Lehrer 2009 Kaufmann Urs Lehrer 2010 Kaufmann Urs Lehrer 2011 Bornhauser Chistoph Business Analyst 2012 Bornhauser Chistoph Business Analyst

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Tabelle 8: Im Rahmen des GVW gehaltene Vorträge (1866-1999) 641 Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1866 Hebung der Obstbaumzucht Landwirtschaft Herr J. Werren, Burgerschreiber 1866 Notwendigkeit einer rationellen Waldzucht Forstwirtschaft Johann Simon, Oberförster 1866 Über den Luxus Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Johann Bhend, Lehrer 1866 Über die richtige Mostbehandlung Landwirtschaft Jean Bähler, Wirt 1867 Über den überhand nehmenden Bettel Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Christian Wenger, Obmann 1867 Über Viehzucht Landwirtschaft Herr J. Werren Senior, Amtsrich- ter 1866- Bedeutung des Mostes und der Mostbereitung Landwirtschaft J. Fr. Schär, Oberlehrer 1868 1866- Die Kohlensäure mit Experimenten Naturwissenschaft (Chemie) J. Fr. Schär, Oberlehrer 1868 1866- Das Ammoniak und seine Anwendung Naturwissenschaft (Chemie) J. Fr. Schär, Oberlehrer 1868 1866- Blitz und Blitzableiter Infrastruktur/Technologie J. Fr. Schär, Oberlehrer 1868 1866- Über nützliche und schädliche Tiere der Land- Landwirtschaft J. Fr. Schär, Oberlehrer 1868 wirtschaft 1866- Über die Schulverhältnisse von Wattenwil Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme J. Fr. Schär, Oberlehrer 1868 1866- Massnahmen gegen den überhand nehmenden Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme J. Fr. Schär, Oberlehrer 1868 Bettel 1866- Die Kreditfrage und die Rekonstruktion der Er- Wirtschaft/Wirtschaftspolitik J. Fr. Schär, Oberlehrer 1868 sparniskasse Belp 1866- Die Bedeutung einer Saatschule für die Obst- Landwirtschaft J. Fr. Schär, Oberlehrer 1868 baumzucht 1868 Über Fortbildungsschulen Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Werner Glur, Pfarrer 1868 Über den Handwerkerstand und das Zunftwesen Geschichte/Archäologie Gottlieb Trachsel, Schuhmacher 1869 Über das Armenwesen Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Christian Wenger, Obmann

641 Glur 1896: 1-41. STAB [Staatsarchiv des Kantons Bern] BA 121/4; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-2012. Vereinsarchiv OVW.

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1869 Über Obstbaumzucht Landwirtschaft Herr J. Werren, Burgerschreiber 1869 Über Einführung der Uhrmacherei Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Gottlieb Jaussi, Uhrmacher 1869 Über Hebung des Handwerkerstandes Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Herr Kurz, Pensionär 1869 Über Einführung neuer Hausindustrie Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Werner Glur, Pfarrer 1869 Gründung einer neuen Gemeindekrankenkasse Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Werner Glur, Pfarrer 1870 Über das Forstwesen im allgemeinen und die Forstwirtschaft Herr Uhlmann, Forsttaxator hiesigen Wälder im Besondern 1870 Uber den Borkenkäfer Forstwirtschaft Herr Beetschen, Geometer 1870 Über das ökumenische Konzil zu Rom Religion/Theologie Werner Glur, Pfarrer 1870 Über den deutsch-französischen Krieg Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Werner Glur, Pfarrer 1870 Über die Mindersteigerung im Kanton Bern Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Werner Glur, Pfarrer 1870 Über Bienenzucht Landwirtschaft Johann Nydegger, Händler 1870 Über die Vorzüge des Stadtlebens vor dem Land- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Johann Lehmann, Lehrer leben und umgekehrt 1870 Über die Wattenwyl-Rain-Rütistrasse Infrastruktur/Technologie Herr Künzi, ehemaliger Gemein- depräsident 1870 Über das neue bernische Primarschulgesetz Recht unbekannt 1872 Abstimmung über die neue Bundesverfassung Wahlen/Abstimmungen unbekannt 1874 Abstimmung über das neue Kirchengesetz Wahlen/Abstimmungen Werner Glur, Pfarrer 1872- Die verschiedenen Pflüge und Bodenarten Landwirtschaft Heinrich Aebli, Lehrer 1875 1872- Die Bildungsgeschichte der Erde Naturwissenschaft (Geologie) Heinrich Aebli, Lehrer 1875 1872- Die Entstehung der Stein- und Braunkohle sowie Naturwissenschaft (Geologie) Heinrich Aebli, Lehrer 1875 des Torfes 1872- Der gegenwärtige Examensmodus in der Volks- Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Heinrich Aebli, Lehrer 1875 schule 1872- Über das Schiesspulver Infrastruktur/Technologie Otto Albrecht, Oberlehrer 1875 1872- Zeitverschiedenheiten und Datumslinien Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Otto Albrecht, Oberlehrer 1875

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1872- Elektrizität Infrastruktur/Technologie Gottlieb Dähler, Lehrer 1875 1872- Die Vorteile und Nachteile einer gemischten Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Gottfried Krebs, Lehrer 1875 Schule 1872- Über den Lehrerrekrutenkurs in Luzern Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Emil Feller, Lehrer 1875 1872- Landwirtschaftliche Geräte Landwirtschaft Herr Kurz, Grossrat 1875 1872- Die Wiener Weltausstellung 1873 Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Kurz, Grossrat 1875 1872- Über Leben, Verkehr und Sehenswürdigkeiten Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Kurz, Grossrat 1875 der Stadt Wien 1872- Über das Wechselrecht Recht Herr Kurz, Grossrat 1875 1872- Über die Schulverhältnisse von Wattenwil Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Werner Glur, Pfarrer 1875 1872- Über die Freigebung der ärztlichen Praxis Medizin/Gesundheit Werner Glur, Pfarrer 1875 1872- Über die Bekämpfung des Gassenbettels Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Werner Glur, Pfarrer 1875 1872- Über die Katholikenbewegung in der Schweiz Religion/Theologie Werner Glur, Pfarrer 1875 1872- Über die Branntweinnot Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Werner Glur, Pfarrer 1875 1872- Über eine Reise an den Rhein und nach Berlin Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Werner Glur, Pfarrer 1875 1872- Über die religiösen und politischen Zustände Eu- Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Werner Glur, Pfarrer 1875 ropas im Jahre 1875 1872- Über das Gemeindeschulleben der Dreissiger- Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1875 und Vierzigerjahre 1876 Über die rationelle Fussbekleidung Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Gottlieb Trachsel, Schuhmacher 1876 Napoleon III Geschichte/Archäologie Otto Albrecht, Oberlehrer 1876 Die Zeit der Völkerwanderung Geschichte/Archäologie Otto Albrecht, Oberlehrer

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1876 Über Erstellung von landwirtschaftlichen Ökono- Landwirtschaft Bendicht Kurz, Säger miegebäuden 1877 Das alte Berner Patriziat Geschichte/Archäologie Otto Albrecht, Oberlehrer 1877 Lebensbild des grossen Albrecht von Haller Geschichte/Archäologie Otto Albrecht, Oberlehrer 1877 Über den Sozialismus Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Werner Glur, Pfarrer 1877 Der russisch-türkische Krieg Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Werner Glur, Pfarrer 1877 Über die Folgen des habituellen Alkoholgenusses Medizin/Gesundheit Johann Durrer, Dr. med. 1877 Über die Tellengeschichte Geschichte/Archäologie Gottfried Stutzmann, Lehrer 1877 Über Entwicklung der Bienenzucht Landwirtschaft Johann Nydegger, Posthalter 1877 Über Milzbrand Medizin/Gesundheit Johann Guggisberg, Tierarzt 1878 Die Frage der Gotthard-Subvention Infrastruktur/Technologie unbekannt 1878 Über Lebensmittelfälschung Medizin/Gesundheit Gottfried Stutzmann, Lehrer 1878 Das Getz über die Gesundheitspflege und die Recht Bendicht Kurz, Säger Lebensmittelfälschung 1878 Über das bernische Strafverfahren Recht Gottfried Trachsel, Notar 1878 Über das schweizerische Eisenbahngesetz Recht Gottfried Hofmann, Lehrer 1879 Entdeckungsreisen in fremde Erdteile Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Otto Albrecht, Oberlehrer 1879 Über das bernische Erbrecht Recht Gottfried Trachsel, Notar 1879 Schneemessungen 1878/79 Naturwissenschaft (Physik) Gottlieb Feller, Schreiner 1879 Über die Polizeistunde Recht Bendicht Kurz, Säger 1880 Über die Verhandlungen des Grossen Rates be- Religion/Theologie Bendicht Kurz, Säger treffend Predigerordnung 1880 Die Steuerverhältnisse im alten und neuen Kan- Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Bendicht Kurz, Säger tonsteil 1880 Über Dampfmaschinen und ihre Anwendung Infrastruktur/Technologie Ernst Kurz, Lehrer 1881 Über die Todesstrafe Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Gottfried Trachsel, Notar 1881 General Henri Dufour Geschichte/Archäologie Gottfried Hofmann, Lehrer 1881 Über das Armenwesen Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Herr Wenger, Armeninspektor 1881 Über die Bodenarten, Düngung und Anpflanzung Landwirtschaft Jakob Krebs, Müller

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1881 Über die Pfahlbauer Geschichte/Archäologie Ernst Kurz, Lehrer 1881 Besuch im Salzbergwerk Stassfurt Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Sementer Kappeler 1882 Wahlvorschläge für die Wahl von Grossräten und Wahlen/Abstimmungen unbekannt Bezirskbeamten 1882 Über das schweizerische Obligationenrecht Recht Gottfried Trachsel, Notar 1883 Reise nach Amerika und in Amerika Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Joh. Fr. Gäumann, Posthalter 1883 Das Zivilprozessverfahren Recht Gottfried Trachsel, Notar 1883 Über das Steuerwesen Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Gottfried Trachsel, Notar 1883 Über die Burgergüter des Kantons Bern Geschichte/Archäologie Gottfried Trachsel, Notar 1883 Über den neuen Schulgesetzentwurf von Gobat Recht Gottfried Hofmann, Lehrer 1883 Über Afrika Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Gottfried Hofmann, Lehrer 1883 Über die Pfahlbauer und Helvetier Geschichte/Archäologie Gottfried Hofmann, Lehrer 1883 Über das Armenwesen Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Alfred Gehriger, Lehrer 1883 Der Sonderbundskrieg Geschichte/Archäologie Alfred Gehriger, Lehrer 1884 Über das Luftbedürfnis des Menschen Medizin/Gesundheit Albert Ritschard, Lehrer 1884 Der Neuenburgerputsch Geschichte/Archäologie Albert Ritschard, Lehrer 1884 Über Lebensmittelfälschung Medizin/Gesundheit Albert Ritschard, Lehrer 1884 Über die Cholera Medizin/Gesundheit Alfred Gehriger, Lehrer 1884 Über Krankheitsverhütung und erste Hülfe in Medizin/Gesundheit Alfred Zumbach, Lehrer Krankheitsfällen 1884 Über den neuen Verfassungsentwurf des Kan- Recht Gottlieb Trachsel, Schuhmacher tons Bern 1884 Über die Broschüre von Guillaume: Schulspark- Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Gottfried Hofmann, Lehrer assen und Profitsparkassen 1885 Das Telefon Infrastruktur/Technologie Alfred Gehriger, Lehrer 1885 Über die verschiedenen Kleearten Landwirtschaft Albert Ritschard, Lehrer 1885 Über die französische Revolution Geschichte/Archäologie Alfred Zumbach, Lehrer 1885 Über die Stenographie Stenographie Johann Spreng, Lehrer 1885 Über die Alkoholvorlage Wahlen/Abstimmungen Gottfried Trachsel, Notar

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1885 Über Einführung neuer Industriezweige Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Joh. Fr. Gäumann, Posthalter 1885 Über Volksernährung Medizin/Gesundheit Herr G. Vögeli, Dr. med. 1885 Obstbaumzucht: Sortenauswahl, Baumsatz und Landwirtschaft Häsler, Wanderlehrer Baumpflege 1886 Über den Nutzen der Vögel Naturwissenschaft (Biologie) Johann Spreng, Lehrer 1886 Die Freiheitsmärtyrer Jean Daniel Abraham Davel Geschichte/Archäologie Ernst Mühlethaler, Lehrer und Samuel Henzi 1886 Der deutsch-französische Handelsvertrag Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Joh. Fr. Gäumann, Posthalter 1886 Bericht über die Verhandlungen des Ökono- OGG Joh. Fr. Gäumann, Posthalter misch-gemeinnützigen Vereins 1886 Rationelle Weidenkultur Landwirtschaft Joh. Fr. Gäumann, Posthalter 1887 Korbflechterei in Verbindung mit Weidekultur Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Joh. Fr. Gäumann, Posthalter 1887 Grundzüge der Falb'schen Erdbebentheorie Naturwissenschaft (Geologie) Ernst Mühlethaler, Lehrer 1887 Der Schenkungsvertrag Recht Gottfried Trachsel, Notar 1887 Die Ziele des Sozialismus Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Werner Glur, Pfarrer 1887 Erkennen und Verhüten ansteckender Krankhei- Medizin/Gesundheit Herr G. Vögeli, Dr. med. ten 1888 Die kantonale Verfassungsrevision Wahlen/Abstimmungen unbekannt 1888 Die Frage der schweizerischen Eisenbahnver- Wahlen/Abstimmungen unbekannt staatlichung 1888 Die Korbbienenzucht Landwirtschaft Herr Ritter, Archivar in Bern 1888 Das Vormundschaftswesen und das Emanzipati- Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Gottfried Trachsel, Notar onsgesetz 1888 Die Freischarenzüge Geschichte/Archäologie Alfred Zumbach, Lehrer 1888 Die Entwicklung des bernischen Armenwesens Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1889 Der Sonderbundsfeldzug Geschichte/Archäologie Alfred Zumbach, Lehrer 1889 Ein Besuch der Riviera Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Werner Glur, Pfarrer 1889 Mitteilungen aus einem alten Schulkommissions- Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer protokoll 1889 Die französische Revolution, Teil 1 Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1889 Die französische Revolution, Teil 2 Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1889 Die französische Revolution, Teil 3 Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1889 Die französische Revolution, Teil 4 Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1889 Die französische Revolution, Teil 5 Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1889 Aufenthalt und Niederlassung Recht Gottfried Trachsel, Notar 1889 Notizen über den letzten Baumwärterkurs und Landwirtschaft Ernst Mühlethaler, Lehrer über Obstbaumpflege wie sie sein sollte 1889 Die Bodenverstaatlichung Recht Gerhard Schär, Lehrer 1889 Das eidgenössische Konkurs- und Betreibungs- Recht Gottfried Trachsel, Notar gesetz 1889 Das Telefon Infrastruktur/Technologie Ernst Mühlethaler, Lehrer 1889 Die Gürbekorrektion: Die endgültigen Pläne und Infrastruktur/Technologie Herr Tschiemer, Regierungsrat / die Aufforstung des Gürbequellgebiets Herr Nigst, Förster 1890 Die politische Bewegung der 1830er Jahre, Teil 1 Geschichte/Archäologie Jakob Haueter, Lehrer 1890 Die politische Bewegung der 1830er Jahre, Teil 2 Geschichte/Archäologie Jakob Haueter, Lehrer 1890 Landwirtschaftliche Chemie, Teil 1 Landwirtschaft Heinrich Schällibaum, Dr. med. 1890 Landwirtschaftliche Chemie, Teil 2 Landwirtschaft Heinrich Schällibaum, Dr. med. 1890 Kohlensäure und Ammoniak in der Landwirtschaft Landwirtschaft Heinrich Schällibaum, Dr. med. 1890 Über Reaktion und Reagenzien mit Experimenten Naturwissenschaft (Chemie) Heinrich Schällibaum, Dr. med. 1890 Über die niedrigsten organischen Wesen Naturwissenschaft (Biologie) Heinrich Schällibaum, Dr. med. 1890 Über Tuberkulose und das Koch'sche Heilserum Medizin/Gesundheit Heinrich Schällibaum, Dr. med. 1890 Über Pflanzenphysiologie, Teil 1 Naturwissenschaft (Biologie) Ernst Mühlethaler, Lehrer 1890 Über Pflanzenphysiologie, Teil 2 Naturwissenschaft (Biologie) Ernst Mühlethaler, Lehrer 1890 Über die Unterstützung armer intelligenter Schü- Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Ernst Mühlethaler, Lehrer ler 1890 Bericht über den Drainagekurs in Uettligen Landwirtschaft Christian Zimmermann, Landwirt 1890 Das Banknotenmonopol Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Joh. Fr. Gäumann, Posthalter 1890 Die Obstbaumpflanzung längs der Seftigen- Landwirtschaft unbekannt Uttigenstrasse

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1891 Die bernische Gotthelfstiftung Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Werner Glur, Pfarrer 1891 Die Initiativvorlage Wahlen/Abstimmungen unbekannt 1891 Reise über den Simplon nach den oberitalieni- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Werner Glur, Pfarrer schen Seen und ins Engadin 1891 Besuch der Pariser Weltausstellung Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Werner Glur, Pfarrer; Gottfried Trachsel, Notar 1891 Das Einführungsgesetz zum eidgenössischen Recht Gottfried Trachsel, Notar Konkursgesetz 1891 Über Kohlenoxydvergiftung Naturwissenschaft (Chemie) Heinrich Schällibaum, Dr. med. 1891 Milchwirtschaft Landwirtschaft Herr Andres, Wanderlehrer und Käsereiinspektor 1892 Der französische Zolltarif Wirtschaft/Wirtschaftspolitik unbekannt 1892 Der indische Aufstand 1857 Geschichte/Archäologie Ernst Mühlethaler, Lehrer 1892 Über den Nährgehalt der Lebensmittel Medizin/Gesundheit Ernst Mühlethaler, Lehrer 1892 Über Wetterkunde, Teil 1 Naturwissenschaft (Meteorologie) Ernst Mühlethaler, Lehrer 1892 Über Wetterkunde, Teil 2 Naturwissenschaft (Meteorologie) Ernst Mühlethaler, Lehrer 1892 Über Wetterkunde, Teil 3 Naturwissenschaft (Meteorologie) Ernst Mühlethaler, Lehrer 1892 Mitteilungen aus der Wattenwyler-Chronik, Teil 1 Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1892 Mitteilungen aus der Wattenwyler-Chronik, Teil 2 Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1892 Mitteilungen aus der Wattenwyler-Chronik, Teil 3 Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1892 Mitteilungen aus der Wattenwyler-Chronik, Teil 4 Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1892 Ein Ausflug ins Rienthal und auf grosse Hunds- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Werner Glur, Pfarrer horn 1892 Reise nach Berlin, Teil 1 Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Werner Glur, Pfarrer 1892 Reise nach Berlin, Teil 2 Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Werner Glur, Pfarrer 1892 Das Aluminium Naturwissenschaft (Chemie) Heinrich Schällibaum, Dr. med. 1892 Über Phosphorvergiftung Naturwissenschaft (Chemie) Heinrich Schällibaum, Dr. med. 1892 Über Schülerkrankheiten Medizin/Gesundheit Jakob Haueter, Lehrer 1892 Über rationelle Ernährung, Teil 1 Medizin/Gesundheit Jakob Haueter, Lehrer

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1892 Über rationelle Ernährung, Teil 2 Medizin/Gesundheit Jakob Haueter, Lehrer 1892 Über die Cholera Medizin/Gesundheit Herr J. Naef, Dr. med. 1892 Die neue bernische Verfassungsrevision Wahlen/Abstimmungen Gottfried Trachsel, Notar 1893 Über Getränke Medizin/Gesundheit Herr J. Naef, Dr. med. 1893 Über die Schutzpockenimpfung Medizin/Gesundheit Herr J. Naef, Dr. med. 1893 Geschichtliches über das bernische Schulwesen Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Werner Glur, Pfarrer 1893 Der Bundesbeitrag an die Volksschule Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Ernst Mühlethaler, Lehrer 1893 Über Düngerlehre Landwirtschaft Ernst Mühlethaler, Lehrer 1893 Über Pflanzenkrankheiten Landwirtschaft Ernst Mühlethaler, Lehrer 1893 Die Ursachen der Burgunderkriege, Teil 1 Geschichte/Archäologie Jakob Haueter, Lehrer 1893 Die Ursachen der Burgunderkriege, Teil 2 Geschichte/Archäologie Jakob Haueter, Lehrer 1893 Über Gesundheitslehre Medizin/Gesundheit Jakob Haueter, Lehrer 1894 Kolumbus und seine Entdeckungsreisen, Teil 1 Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1894 Kolumbus und seine Entdeckungsreisen, Teil 2 Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1894 Die Mitteleuropäische Zeit Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Ernst Mühlethaler, Lehrer 1894 Die Kartoffelkrankheit und ihre Bekämpfung Landwirtschaft Ernst Mühlethaler, Lehrer 1894 China und Japan, Teil 1 Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Ernst Mühlethaler, Lehrer 1894 China und Japan, Teil 2 Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Ernst Mühlethaler, Lehrer 1894 Über den Gemüsebau Landwirtschaft Ernst Mühlethaler, Lehrer 1894 Das Aluminium Naturwissenschaft (Chemie) Alfred Zumbach, Lehrer 1894 Die rechtliche Stellung der Bastarde Recht Gottfried Trachsel, Notar 1894 Die essbaren und giftigen Schwämme (Pilze) mit Naturwissenschaft (Biologie) Gottlieb Trachsel, Schuhmacher Demonstrationen 1894 Das neue Schulgesetz Recht unbekannt 1895 Das Diphterie-Heilserum Medizin/Gesundheit Herr J. Naef, Dr. med. 1895 Zum Kampf gegen die Zweiliter-Wirtschaft Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Herr J. Naef, Dr. med. 1895 Vorkehrungen gegen die Hundswut Medizin/Gesundheit Herr J. Naef, Dr. med.

191

Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1895 Ausarbeitung und Vorlage der neuen Statuten Vereinsangelegenheiten Herr J. Naef, Dr. med. des Vereins 1895 Der deutsch-französischer Krieg von 1870: Die Geschichte/Archäologie Herr J. Naef, Dr. med. Schlacht bei Spicheren 1895 Der deutsch-französischer Krieg von 1870: Geschichte/Archäologie Herr J. Naef, Dr. med. Kämpfe an der Loire, Teil 1 1895 Der deutsch-französischer Krieg von 1870: Geschichte/Archäologie Herr J. Naef, Dr. med. Kämpfe an der Loire, Teil 2 1895 Der deutsch-französischer Krieg von 1870: Geschichte/Archäologie Herr J. Naef, Dr. med. Kämpfe an der Loire, Teil 3 1895 Der deutsch-französischer Krieg von 1870: Weis- Geschichte/Archäologie Ernst Mühlethaler, Lehrer senburg und Wörth 1895 Die Elektrizität und deren Anwendungen: Tele- Infrastruktur/Technologie Ernst Mühlethaler, Lehrer graph, Läutewerk, elektronische Uhr, Kraftüber- tragung 1895 Der deutsch-französischer Krieg von 1870: Bela- Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer gerung von Paris, Teil 1 1895 Der deutsch-französischer Krieg von 1870: Bela- Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer gerung von Paris, Teil 2 1896 Mitteilungen aus der Wattenwyler-Chronik Geschichte/Archäologie Werner Glur, Pfarrer 1896 Tätigkeitsbericht und geschichtlicher Rückblick Vereinsangelegenheiten Werner Glur, Pfarrer auf die Tätigkeit des Gemeinnützigen Vereins Wattenwil 1866-1896, Teil 1 1896 Tätigkeitsbericht und geschichtlicher Rückblick Vereinsangelegenheiten Werner Glur, Pfarrer auf die Tätigkeit des Gemeinnützigen Vereins Wattenwil 1866-1896, Teil 2 1898 Geschichte des Kanton Waadt Geschichte/Archäologie Ernst Mühlethaler, Lehrer 1898 Frankreich vor der Revolution Geschichte/Archäologie Ernst Mühlethaler, Lehrer 1898 Spanien, Cuba, Philippininnen Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Ernst Mühlethaler, Lehrer 1898 Dominikaner und Franziskaner Religion/Theologie Alfred Zumbach, Lehrer 1898 Spanisch-amerikanischer Krieg Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Ernst Mühlethaler, Lehrer 1898 Schloss Burgistein Geschichte/Archäologie Alfred Zumbach, Lehrer

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1898 Spanisch-amerikanischer Krieg Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Herr Schneider, Lehrer 1898 Bundesverfassungsrevision: Vereinheitlichung Wahlen/Abstimmungen Gottfried Trachsel, Notar des Zivil- und Strafrechts 1898 Röntgenstrahlen Infrastruktur/Technologie Herr Dr. Saurer 1898 Stand des Idiotenwesens Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Ernst Mühlethaler, Lehrer 1898 Witterungskunde Naturwissenschaft (Meteorologie) Johann Spreng, Lehrer 1899 Abessinien, Teil 1 Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Ernst Mühlethaler, Lehrer 1899 Abessinien, Teil 2 Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Ernst Mühlethaler, Lehrer 1899 Untergang der Welt Okkultismus/Esoterik/Mystik Ernst Mühlethaler, Lehrer 1899 Gesetzesvorlage Kranken- und Unfallversiche- Wahlen/Abstimmungen Jakob Haueter, Lehrer rung 1899 Obstbaumkrankheiten Landwirtschaft Ernst Mühlethaler, Lehrer 1899 Kartoffelspritzung gegen die Blattlaus Landwirtschaft Ernst Mühlethaler, Lehrer 1899 Schlacht bei Dornach Geschichte/Archäologie Herr Schneider, Lehrer 1899 Transvaal Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Ernst Mühlethaler, Lehrer 1899 Lungenschwindsucht Medizin/Gesundheit Alfred Hauswirth, Dr. med. 1900 Krieg in Südafrika (Zweiter Burenkrieg), Teil 1 Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Ernst Mühlethaler, Lehrer 1900 Krieg in Südafrika (Zweiter Burenkrieg), Teil 2 Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Ernst Mühlethaler, Lehrer 1900 Medizin im Volkglauben, Teil 1 Medizin/Gesundheit Alfred Hauswirth, Dr. med. 1900 Acetylen-Beleuchtung Infrastruktur/Technologie Herr Dähler 1900 Entstehung des Kranken- und Unfallversiche- Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Ernst Mühlethaler, Lehrer rungsgesetz 1900 Gesetzesvorlage Kranken- und Unfallversiche- Wahlen/Abstimmungen Arthur Gäummann, cand. Jus. rung 1900 Medizin im Volkglauben, Teil 2 Medizin/Gesundheit Alfred Hauswirth, Dr. med. 1900 Der Freimaurer Leo Taxil Geschichte/Archäologie Ernst Mühlethaler, Lehrer 1900 Kuba: Geschichte, Land und Leute Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Alfred Zumbach, Lehrer 1900 Mostbereitung Landwirtschaft Ernst Mühlethaler, Lehrer 1900 Proporzwahl des Nationalrates Wahlen/Abstimmungen Arthur Gäummann, cand. Jus.

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1900 Schweizerregimente in Russland Geschichte/Archäologie Richard Feller, Student 1900 Schweizerregimente in Spanien und Portugal Geschichte/Archäologie Richard Feller, Student 1901 Das Blut: Physikalisch, chemische Eigenschaften. Medizin/Gesundheit Alfred Hauswirth, Dr. med. Blut- und Herzkrankheiten 1901 Südafrikanischer Krieg (2. Burenkrieg) Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Ernst Mühlethaler, Lehrer 1901 Die Klärung des Mostes Landwirtschaft Herr W. Kiener, Tierarzt 1901 Bernische Rechtsgeschichte Recht Arthur Gäummann, cand. Jus. 1901 Krieg im Sudan Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Richard Feller, Student 1901 Wetterkunde Naturwissenschaft (Meteorologie) Ernst Mühlethaler, Lehrer 1901 Krieg zwischen Venezuela und Kolumbien Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Ernst Mühlethaler, Lehrer 1901 Nahrungsmittel und Ernährung Medizin/Gesundheit Alfred Hauswirth, Dr. med. 1902 Vergleich der Kriegstaktik der Buren, Europäer Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Alfred Hauswirth, Dr. med. und der Schweiz 1902 Krankheiten und ihre Ursachen: Selbstschutzein- Herr W. Kiener, Tierarzt Herr W. Kiener, Tierarzt richtungen, innere Krankheitsursachen, Parasi- ten, Mikroorganismen, Seuchen, Epidemien. 1902 Die Südamerikanische Republik Argentinien Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Simon Krebs, 1902 Die Bernische Eisenbahnpolitik Infrastruktur/Technologie Arthur Gäummann, Führsprecher 1902 Der altbernische Staatschatz im Jahr 1798 Geschichte/Archäologie Ernst Mühlethaler, Lehrer 1902 Abstimmung über das neue bernische Eisen- Wahlen/Abstimmungen Arthur Gäummann, Führsprecher bahngesetz 1902 Abstimmung über das Erbschaftssteuergesetz Wahlen/Abstimmungen Gottfried Trachsel, Notar 1902 Gründung einer zweiklassigen Sekundarschule Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Alfred Hauswirth, Dr. med. 1902 Über den Lehrerberuf Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Ernst Mühlethaler, Lehrer 1902 Schweizerregimente in fremden Kriegsdiensten: Geschichte/Archäologie Richard Feller, Student Das Schicksal der Schweizergarde beim Tuileri- ensturm am 10.08.1792 1902 Vorlage zur Volksschulsubvention durch den Wahlen/Abstimmungen Ernst Mühlethaler, Lehrer Bund

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1902 Die Situation der Gemeinde Wattenwil in den Geschichte/Archäologie Gottfried Trachsel, Notar 1830er und 1840er Jahren 1902 Die Situation der Gemeinde Wattenwil in den Geschichte/Archäologie Gottfried Trachsel, Notar 18erer bis 1870er Jahren 1903 Spiritismus: Der Glaube an die Möglichkeit eines Okkultismus/Esoterik/Mystik Johann Spreng, Lehrer Verkehrs mit der Seele Verstorbener 1903 Erste Hülfe bei schweren Erkrankungen: Diphte- Medizin/Gesundheit Alfred Hauswirth, Dr. med. rie, Nasenbluten, Blutsturz, Vergiftungen 1903 Der neue Schweizer Zolltarif Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Nationalrat Jenni 1903 Der Übergang vom Ancien Règime zur Helveti- Geschichte/Archäologie Herr Zimmermann, Sekundarleh- schen Republik, Teil 1 rer 1903 Der Übergang vom Ancien Règime zur Helveti- Geschichte/Archäologie Herr Zimmermann, Sekundarleh- schen Republik, Teil 2 rer 1903 Die Urschweiz: Von den Höhlenmenschen bis zu Geschichte/Archäologie Herr Zbinden, Sekundarlehrer den Pfahlbauern 1903 Beschlüsse der Burgergemeinde aus der guten Geschichte/Archäologie Gottfried Trachsel, Notar alten Zeit 1903 Kurorte in der Schweiz Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Alfred Hauswirth, Dr. med. 1903 Die Italiener in Abessinien, Teil 1 Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Dr. Richard Feller, Historiker 1903 Studienreise nach Italien: Via Mailand nach Ve- Geschichte/Archäologie Herr Zbinden, Sekundarlehrer nedig 1903 Die Italiener in Abessinien, Teil 2 Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Dr. Richard Feller, Historiker 1904 Betrachtungen über das Weltall Naturwissenschaft (Astronomie) Herr Zimmermann, Sekundarleh- rer 1904 Tierische Wärmebildung Naturwissenschaft (Biologie) Alfred Hauswirth, Dr. med. 1904 Stellungen der Schweiz in einem europäischen Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Herr Zbinden, Sekundarlehrer Krieg 1904 Die Zähne unserer Haustiere Naturwissenschaft (Biologie) Dr. Paul Steiger, Tierarzt 1904 Das religiöse, kirchliche und sittliche Leben der Religion/Theologie Gottfried Trachsel, Notar bernischen Landeskirche 1904 Der japanisch-russische Krieg Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Dr. Richard Feller, Historiker 1904 Von Maloia bis Zermatt Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Rolf Künzi, Concierge

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1904 Eindrücke aus Paris Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Alfred Hauswirth, Dr. med. 1904 Landwirtschaftliches aus dem Kanton Bern Landwirtschaft Dr. Paul Steiger, Tierarzt 1905 Landwirtschaftliches Rechnen Landwirtschaft Ulrich Santschi, Sekundarlehrer 1905 Die Entwicklung der Machtverhältnisse Russ- Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Hans Bracher, Sekundarlehrer lands und der übrigen europäischen Staaten in Ostasien 1905 Schillers Leben Kultur Ulrich Santschi, Sekundarlehrer 1905 Rom und der Vatikan Religion Fritz Trachsel, Concierge 1905 Die gute alte Zeit: Zustände vor 100 Jahren Geschichte/Archäologie Herr Zollinger, Lehrer 1905 Einige Kapitel aus der schweizerischen Staatsge- Geschichte/Archäologie Hans Bracher, Sekundarlehrer schichte 1905 Über den Anarchismus Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Arthur Gäummann, Führsprecher 1906 Der russisch-japanische Krieg Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Alfred Zumbach, Lehrer 1906 Atmungsorgane der Tiere Naturwissenschaft (Biologie) Dr. Paul Steiger, Tierarzt 1906 Staatliche Gesundheitspflege Medizin/Gesundheit Herr Meyer, Dr. med. 1906 Volkswahl des Regierungsrates Wahlen/Abstimmungen Gottfried Trachsel, Notar 1906 Das Grubenunglück in Nordfrankreich Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Ulrich Santschi, Sekundarlehrer 1906 Rom und die Päpste Religion/Theologie Fritz Trachsel, Concierge 1906 Die ältere Schulgeschichte der Schweiz speziell Geschichte/Archäologie Herr Iseli, Lehrer des Kantons Bern 1906 Das eidgenössische Lebensmittelgesetz Recht Dr. Paul Steiger, Tierarzt 1906 Schulsubventionen Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Alfred Zumbach, Lehrer 1907 Naturgeschichte des Pferdes Naturwissenschaft (Biologie) Dr. Paul Steiger, Tierarzt 1907 Einwirkungen des Hochgebirges auf den mensch- Naturwissenschaft (Biologie) Ulrich Santschi, Sekundarlehrer lichen Organismus 1907 Reise durch Italien nach Ägypten: von Chiasso Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Mezener, Pfarrer bis Genua 1907 Japan Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Dr. Paul Steiger, Tierarzt

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1907 Abstimmung: Gesetz über die Nutzbarmachung Wahlen/Abstimmungen Gottfried Trachsel, Notar der Wasserkraft im Kanton Bern 1907 Die wichtigsten Schädlinge der Obstbäume, ihre Landwirtschaft Herr Iseli, Lehrer Schäden und Vernichtung 1907 Verbrechertypen in Nordamerika Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Alfred Zumbach, Lehrer 1907 Abstimmung: Das eidgenössische Wehrgesetz Wahlen/Abstimmungen Gottfried Trachsel, Notar 1907 Abstimmung: Das eidgenössische Wehrgesetz Wahlen/Abstimmungen Arthur Gäummann, Führsprecher 1907 Reise durch Italien nach Ägypten: von Rom bis Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Mezener, Pfarrer Neapel 1908 Arnold Bröcklin: Schweizer Maler, Zeichner, Gra- Kultur Herr Mezener, Pfarrer fiker und Bildhauer. 1908 Gottfried Keller Kultur Ulrich Santschi, Sekundarlehrer 1908 Alpentunnels und Landesverteidigung Landesverteidigung Dr. Paul Steiger, Tierarzt 1908 Die Stockentalbahn Infrastruktur/Technologie Gottfried Trachsel, Notar 1908 Alte Bräuche der Weihnachts- und Neujahrszeit Geschichte/Archäologie Herr Mezener, Pfarrer 1909 Reisebericht über Süditalien Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Mezener, Pfarrer 1909 Über das neue Notariatsgesetz Recht Gottfried Trachsel, Notar 1909 Elektrizität: Entwicklung und Anwendungen von Infrastruktur/Technologie Ulrich Santschi, Sekundarlehrer den Anfängen bis zur neusten Zeit 1909 Mohammed: Der Begründer des Islam Religion/Theologie Herr Mezener, Pfarrer 1909 Die Tierseuche Rauschbrand: Entstehung und Naturwissenschaft (Biologie) Dr. Paul Steiger, Tierarzt Gefahr 1909 Abstimmung: Primarlehrerbesoldungsgesetz Wahlen/Abstimmungen Herr Mezener, Pfarrer 1909 Abstimmung: Verwaltungsrechtspflege Wahlen/Abstimmungen Gottfried Trachsel, Notar 1909 Erlebnisse im Kongo: Ein Bericht Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Ronald Feller 1910 Kongo Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Mezener, Pfarrer 1910 Die Zuckerkrankheit Medizin/Gesundheit Herr Studer 1910 Verein für Kinder- und Frauenschutz Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Herr Mezener, Pfarrer

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1910 Baumpflege (im Rahmen des Baumwärterkurses) Landwirtschaft Herr Albert Spreng, Leiters der Obstbaumschule Haldimoos bei Aarwangen 1910 Zustände in der Eidgenossenschaft im 18. Jahr- Geschichte/Archäologie Herr Ingold, Sekundarlehrer hundert 1910 China und das Opium Geschichte/Archäologie Herr Zarli, Sekundarlehrer 1910 Proporzinitiative Wahlen/Abstimmungen Gottfried Trachsel, Notar 1910 Ansteckung bei Infektiösen und ansteckenden Medizin/Gesundheit Dr. Paul Steiger, Tierarzt Krankheiten 1911 Der Vatikan und die Hauptkirchen von Rom, Teil Religion/Theologie Fritz Trachsel, Concierge 1 1911 Der Vatikan und die Hauptkirchen von Rom, Teil Religion/Theologie Fritz Trachsel, Concierge 2 1911 Mädchenfortbildungsschulen Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Gottfried Trachsel, Notar 1911 Im verbotenen Lande Tibet Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Fritz Gäumann, Lehrer 1911 Das Zivilgesetzbuch Recht Gottfried Trachsel, Notar 1911 Die bevorstehenden Nationalratswahlen Wahlen/Abstimmungen Gottfried Trachsel, Notar 1911 Sinn und Zweck der Fleischschau, Teil 1 Medizin/Gesundheit Dr. Paul Steiger, Tierarzt 1911 Sinn und Zweck der Fleischschau, Teil 2 Medizin/Gesundheit Dr. Paul Steiger, Tierarzt 1911 Tripolis: Land und Leute Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1912 Abstimmung: Kranken- und Unfallgesetz Wahlen/Abstimmungen Grossrat Mühletahler, Fürspre- cher Teuscher 1912 Feuerbestattung Religion/Theologie Herr Mezener, Pfarrer 1912 Unser Sonnensystem Naturwissenschaft (Astronomie) Herr Zarli, Sekundarlehrer 1912 Abstimmung: Eisenbahnsubventionsgesetz Wahlen/Abstimmungen Grossrat Zumbach 1912 Serumtherapie: Verfahren und Wirkungen der Medizin/Gesundheit Dr. Paul Steiger, Tierarzt Impfungen 1912 Abstimmung: Steuergesetz, Armenpolizeigesetz Wahlen/Abstimmungen Grossrat Zumbach, Notar Trach- und Rechtshilfekonkordat sel 1912 Der Balkanvölker Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1912 Kirchliche Kunst Kultur Herr Mezener, Pfarrer

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1912 Die Tagespresse als geistige Nahrung des Vol- Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Herr Steiger, Lehrer Burgistein kes 1912 Der Osten Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Mezener, Pfarrer 1913 Arabien Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1913 Mohammed: Der Begründer des Islam Religion/Theologie Herr Mezener, Pfarrer 1913 Wundheilung Medizin/Gesundheit Herr Meyer, Dr. med. 1914 Erkältungskrankheiten Medizin/Gesundheit Dr. Paul Steiger, Tierarzt 1914 Vom Werden der Erde und ihrer Bewohner Naturwissenschaft (Geologie) Herr G. Trachsel, Sekundarlehrer 1914 Abstimmung: Abänderung bernische Staatsver- Wahlen/Abstimmungen Gottfried Trachsel, Notar fassung und Gesetz über die kantonale Versiche- rung der Gebäude gegen Feuergefahr 1914 Die Bedeutung der Eltern für das Schicksal ihrer Erziehung/Psychologie Herr Dr. Ernst Schneider, Semi- Kinder nardirektor 1914 Abstimmung: Gesetz über die Jagd und den Vo- Wahlen/Abstimmungen Herr Pulver, Forstmeister gelschutz im Kanton Bern 1914 Abstimmung: Gesetz über Handel und Gewerbe Wahlen/Abstimmungen unbekannt 1914 Bericht über die ersten Tage der Mobilisation in Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Fritz Trachsel, Concierge Deutschland 1914 Die schweizerische Neutralität Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Ernst Schürch, Redaktor bei der Zeitung Bund 1915 Lichtbildervortrag: Der Urmensch und seine Kul- Geschichte/Archäologie Herr E. Luder, Sekundarlehrer tur 1915 Volkswirtschaftliche Folgen des Krieges und Vor- Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Fritz Trachsel, Concierge kehrungen in Deutschland 1915 Was sollen wir für Kranke Tage tun? Information Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Herr Egger, Pfarrer (Diemitigen) über das Kranken- und Unfallgesetz für die länd- liche Bevölkerung 1915 Anbau von Frühgemüse Landwirtschaft Fritz Zimmermann, Gärtner Dorf 1915 Die Eidgenössische Kriegssteuer Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Herr A. Zumbach, Grossrat aus Gurzelen 1915 Italien und Österreich als Ursache des Roten Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Herr Mezener, Pfarrer Krieges

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1915 Elternabend: Elternhaus und Schule Erziehung/Psychologie Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1915 Schweinestallung, Fütterung, Wartung und Pflege Landwirtschaft Herr Bracher, Landwirt Grafen- der Tiere (im Rahmen des Schweinezuchtkurses) scheuren (Burgdorf) 1915 Allgemeines der Schweinezucht: Abstammung, Landwirtschaft Herr Hanselmann, Landwirt- land- und volkswirtschaftliche Bedeutung der schafslehrer im Schwand Zucht, Zuchtauswahl, Kreuzung (im Rahmen des Schweinebaukurses) 1915 Trächtigkeit, Geburt, Geburtshilfe beim Schwein Landwirtschaft Prof. Dr. Hess, Bern sowie Verhütung und Heilung von Schweinek- rankheiten (im Rahmen des Schweinezuchtkur- ses) 1915 Musik und Instrumente Kultur Herr Mezener, Pfarrer 1915 Diensterinnerungen: Land und Leute im schönen Landesverteidigung Dr. Paul Steiger, Tierarzt Tessin (Lichtbildervortrag) 1916 Lichtbildervortrag: Venedig, Rom und Neapel Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Mezener, Pfarrer 1916 Von allerhand Sprachen auf dem Erdenrund Sprachwissenschaft Herr Mezener, Pfarrer 1916 Lichtbildervortrag: Interessantes aus dem Leben Naturwissenschaft (Biologie) Herr A. Hess, Präsident schweize- der Vögel rische Gesellschaft für Vogelkund (Bern) 1916 Elektrizität und ihre Anwendung Infrastruktur/Technologie Herr Rupp, Sekundarlehrer 1916 Unser Obstbau Landwirtschaft Fritz Zimmermann, Gärtner Dorf 1916 Die Kultur der hauptsächlichen Gemüse, speziell Landwirtschaft Fritz Zimmermann, Gärtner Dorf Zwiebeln und deren Ersatz 1916 Abstimmung: 1. Gesetz über das kantonale Ver- Wahlen/Abstimmungen Herr A. Zumbach, Grossrat aus sicherungsrecht. 2. Gesetz über das Lichtspiel- Gurzelen wesen und Massnahmen gegen die Schundlitera- tur 1916 Eine Reise ins Reich des Aberglaubens, Teil 1 Okkultismus/Esoterik/Mystik Herr Mezener, Pfarrer 1916 Diensterinnerungen vom Simplon Landesverteidigung Herr E. Schweizer, Lehrer 1917 Eine Reise ins Reich des Aberglaubens, Teil 2 Okkultismus/Esoterik/Mystik Herr Mezener, Pfarrer 1917 Lichtbildervortrag: Das heilige Land, Griechen- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Mezener, Pfarrer land und andere

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1917 Lichtbildervortrag: Kunststätten aus der grie- Kultur Herr Mezener, Pfarrer chisch-römischen Glanzzeit 1917 Berndeutsche Geschichten Kultur Herr Trachsel, Sekundarlehrer 1917 Was Mann und Ross im Dienst erleben Landesverteidigung Dr. Paul Steiger, Tierarzt 1917 Das Sektenwesen im Kanton Bern Religion/Theologie Herr Mezener, Pfarrer 1917 Elternabend: Unsere Kinder beim Übertritt aus Erziehung/Psychologie Herr E. Luder, Sekundarlehrer der Schule ins praktische Leben 1917 Walliser und Simmentalermundart Kultur Herr Trachsel, Sekundarlehrer 1917 Lichtbildervortrag: Kriegsfahrten an die Westfront Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Ernst Schürch, Redaktor bei der Zeitung Bund 1918 Entwicklungsgeschichte der ökonomischen Ge- OGG Dr. K. Bäschlin und Herr E. Luder, sellschaft des Kantons Bern Sekundarlehrer 1919 Es bitzeli luschtig sy Kultur Prof. Fröhlich 1919 Körperverzierungen bei de Naturvölkern Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1919 Politisches und Wirtschaftliches aus Deutschland Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Fritz Trachsel, Concierge 1919 Gottfried Keller Kultur Herr E. Schweizer, Lehrer 1920 Elternabend: Unsere Kleinen und ihre Welt Erziehung/Psychologie Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1920 Zuckerfabrik in Aarberg Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1920 Heimbergertöpferei Kultur Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1921 Leben und Sterben in früherer Zeit Geschichte/Archäologie Herr Mezener, Pfarrer 1921 Elternabend: Erziehung und Erziehungsfehler Erziehung/Psychologie Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1921 Demonstrations-Vortrag über Suggestion, Hyp- Okkultismus/Esoterik/Mystik Herr Alb. Krause, New York nose und animalischer Magnetismus (Schlafwan- deln) 1921 Im Warenzug nach Sibirien Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Schuler, Sekundarlehrer 1921 Das Volkslied in alter und neuer Zeit Kultur Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1921 Reise nach Österreich Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Siegfried, Lehrer 1921 Aufschluss über verschiedene Währungsfragen Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Herr Schwarz, Sekundarlehrer (Valuta)

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1921 Aufbau des Gurnigels (Vorlesungsreihe Hoch- Naturwissenschaft (Geologie) Herr Dr. Gerber (Bern) schulverein) 1922 Elternabend: Im Kampf um das Kind Erziehung/Psychologie Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1922 Das neue Europa Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Ernst Schürch, Redaktor bei der Zeitung Bund 1922 Heinzelmännchen beim Ackerbau: Die verschie- Landwirtschaft Herr E. Schweizer, Lehrer denen Hilfskräfte der Natur 1922 Über das Postwesen bis zum Jahre 1800 Geschichte/Archäologie Herr E. Schweizer, Lehrer 1922 Auf den ältesten Spuren der Menschheit Geschichte/Archäologie Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1923 Lichtbildervortrag: Was heisst Weltuntergang? Naturwissenschaft (Astronomie) Prof. Dr. Simund Mauderli (Vorlesungsreihe Hochschulverein) 1923 Die Zeit der Gründung des Gemeinnützigen Ver- Geschichte/Archäologie Herr E. Schweizer, Lehrer eins Wattenwil vom Gründer (Prof. Schär) selbst erzählt. 1923 Erlebnisse in Paris Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Gottfried Lüscher, Kunstmaler 1923 Lichtbildervortrag. Mikroprojektionen. Bilder von Naturwissenschaft (Biologie) Herr Schuler, Sekundarlehrer Kleinsten Lebewesen, die mit bloßem Auge nicht oder kaum sichtbar sind. 1924 Der Bauerngarten und seine Vergangenheit (Vor- Geschichte/Archäologie Prof. Dr. Walther Rytz, Bern lesungsreihe Hochschulverein) 1924 Vergangenheit und Zukunft der Grimsel: Die Plä- Infrastruktur/Technologie Herr E. Schweizer, Lehrer ne für ein neues Kraftwerk 1924 Von der Entstehung der bernischen Kirchen Religion/Theologie Herr Mezener, Pfarrer 1924 Vererbungserscheinungen bei Mensch und Tie- Medizin/Gesundheit Prof. Dr. Fritz Baltzer ren Vorlesungsreihe Hochschulverein) 1925 Grosse und kleine Zahlen Naturwissenschaften (Mathematik) Herr Schuler, Sekundarlehrer 1925 Lichtbildervortrag: Ein Streifzug durch die Natur Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr E. Schweizer, Lehrer 1925 Lichtbildervortrag: An den sonnigen Gestaden Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr E. Luder, Sekundarlehrer Griechenlands: Athen und die Fahrt durch den Balkan

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1925 Lichtbildervortrag: An den sonnigen Gestaden Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr E. Luder, Sekundarlehrer Griechenlands: Dampferfahrten in der griechi- schen Inselwelt 1925 Schweden: Das Land der Wälder und Moore Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Prof. Dr. Walther Rytz, Bern (Vorlesungsreihe Hochschulverein) 1925 Lichtbildervortrag: Reisebilder aus Nordafrika Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Walter Zimmermann 1926 Lichtbildervortrag: Dem Nordpol zu (Bilder von Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Schuler, Sekundarlehrer Walter Mittelholzer) 1926 Lichtbilder- und Demonstrationsvortrag: Die Infrastruktur/Technologie Dr. Julius von Ries Wunderwelt der Röntgenstrahlen 1926 Erfolge der Chemie und Technik Naturwissenschaft (Chemie) Herr E. Schweizer, Lehrer 1927 Lichtbildervortrag: Nordamerikanisches Wirt- Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Herbert Schöffler, Bern schaftsleben (Vorlesungsreihe Hochschulverein) 1927 Aberglaube und Volksmedizin (Vorlesungsreihe Medizin/Gesundheit Dr. Julius von Ries Hochschulverein) 1927 Wie eine Zeitung und eine Buch entstehen Infrastruktur/Technologie Herr Schuler, Sekundarlehrer 1927 Versunkene Millionen und ihre Wiedergewinnung: Infrastruktur/Technologie Herr E. Schweizer, Lehrer Hebung versunkener Schätze 1928 Obstbaumschädlinge und ihre Bekämpfung Landwirtschaft Herr Hans Spreng, Lehrer Obst-, Gemüse- und Gartenbauschule Oeschberg 1928 Franz Schubert: Aus seinem Leben und Schaffen Kultur Herr W. Keller, Lehrer 1929 Heimelige Egge im Bärner Oberland Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr W. von Bergen, Bern 1929 Elternabend: Einführungsreferat zum Film "Wie Erziehung/Psychologie Herr E. Luder, Sekundarlehrer sag ich's meinem Kind" (anschliessend Filmvor- führung) 1929 Lichtbildervortrag: Mexiko Land & Leute (Vorle- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Prof. Dr. Walther Staub sungsreihe Hochschulverein) 1930 Historisches über Bienen und Honig Naturwissenschaft (Biologie) Herr Graf, Lehrer (Forst) 1930 Lichtbildervortrag: Das Seelenleben der Tiere Naturwissenschaft (Biologie) Prof. Dr. Fritz Baltzer (Vorlesungsreihe Hochschulverein)

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1930 Lichtbildervortrag: Erfahrungen eines Irrenarztes. Medizin/Gesundheit Dr. med. Friedrich Walther (Irren- Die schädigende Wirkung des Alkohols (Vorle- anstalt Waldau Bern) sungsreihe Hochschulverein) 1930 Berndeutsche Erzählungen Kultur Rudolf Joho, Grosshöchstetten 1930 Lichtbildervortrag: Frühlingstage in Nordafrika Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1930 Wie stellen wir uns zur neuen Ernährung (Vorle- Medizin/Gesundheit Dr. Schneider, Bern sungsreihe Hochschulverein) 1930 Wichtige Obstbaufragen Landwirtschaft Christian Wüthrich, Kursleiter Herzogenbuchsee (andere Anga- be in Liste GVW) 1930 Lichtbildervortrag: Reisebilder aus Sumatra Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Dr. Schneeberger, Bern 1931 Mozarts Leben und Schaffen Kultur Herr W. Keller, Lehrer 1931 Lichtbildervortrag: Die mittelamerikanischen Staa- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Prof. Dr. Walther Staub ten 1931 Die Pariser Kolonialausstellung und Frankreichs Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Graf, Lehrer (Forst) Kolonien 1931 Diskussionsabend zur AHV Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Grossrat Glaser (Belp) und Herr Hunziker, Redaktor Bern 1932 Elternabend: Welchen Beruf sollen unsere Kinder Erziehung/Psychologie Herr A. Münch, Berufsberater wählen. Bern 1932 Lichtbildervortrag: Bilder aus dem Trubenland Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Karl Uetz 1932 Lichtbildervortrag: Von unsern Vögeln und ihren Naturwissenschaft (Biologie) Herr Schuler, Sekundarlehrer Wanderungen 1932 Japan und die wirtschaftlichen und politischen Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Prof. Dr. Alfred Amonn Probleme des fernen Ostens (Vorlesungsreihe Hochschulverein) 1932 Lichtbildervortrag: Reise Erinnerungen aus Ka- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Chr. Lerch, Bern nada 1933 Wirtschaftskonferenz in Wattenwil: Die Hausfrau Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Frau Anna-Klara Herren- in der Krisenzeit Freiburghaus 1933 Wirtschaftskonferenz in Wattenwil: Die Landwirt- Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Albert Kientsch, Parteisekretär schaft in der Volkswirtschaft BGB Bern

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1933 Wirtschaftskonferenz in Wattenwil: Worin erblickt Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Fritz Marbach die Arbeiterschaft das Wesen der Krise 1933 Wirtschaftskonferenz in Wattenwil: Handwerk und Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Dr. Eduard Kleinert, Gewerbesek- Gewerbe in der Krisenzeit retär Kanton Bern 1933 Lichtbildervortrag: Indiens Not. Indiens Ringen Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Herr E. Luder, Sekundarlehrer unter Gandi. 1933 Um das Schicksal der Schweiz: Politische und Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Dr. Markus Feldmann, Redaktor wirtschaftliche Probleme Bern (später Bundesrat) 1933 Lichtbildervortrag: Land und Leute in Grönland Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Dr. Jost, Bern 1933 Hayden und sein Werk Kultur Herr H. Marti, Lehrer 1934 Gottfried Keller: Sein Leben und Sein Werk Kultur Herr E. Luder, Sekundarlehrer 1934 Lichtbildervortrag: Eine Wanderung im Bündner- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr W. Zopfli land. Engadin - Bergell - Nationalpark 1934 Schweizerdichter-Abend Kultur Männer- und Frauenchor Watten- wil 1934 Lichtbildervortrag: An heiligen Wassern - Bilder Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Schuler, Sekundarlehrer aus dem Walis. 1934 Lichtbildervortrag: Das Urwaldspital von Dr. Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Dr. Markus Lauterburg, Bern Schweitzer in Lambarene 1935 Das Volkslied Kultur Alfred Hadorn, Lehrer 1935 Lichtbildervortrag: Gefährdetes Volksgut Kultur Herr Chr. Rubi, Lehrer (Bern) 1935 Rudolf von Tavel Kultur Dr. Stettler 1935 Die europäische Spannung und die Schweiz Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Hans Zopfi, Redaktor Zürich 1935 Das religiöse Lied: Vom vorreformatorischen Kultur Ernst Luder, Pfarrer Choral bis zu unserem neuen Kirchengesang- buch 1936 Lichtbildervortrag: Abessinien. Das Land und die Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Dr. E. Rohrer, Gymnasiallehrer Bevölkerung. (Bern) 1936 Donaufahrt: Einführungsreferat anschliessend Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Hadorn, Thun Filmvorführung 1936 Vortrag mit Experimenten zum Thema Suggesti- Erziehung/Psychologie unbekannt on

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1936 Lichtbildervortrag: Reisebilder aus Amerika und Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Lüthy, Landwirtschaftslehrer Kanada 1936 Polen: Land, Leute und Geschichte Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr W. Zopfli 1936 Demokratie oder Diktatur (Vorlesungsreihe Hoch- Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Herr Dr. Markus Feldmann, PD schulverein) für Militärwissenschaften an der Uni Bern 1937 Lichtbildervortrag: Finnland Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr René Gardi, Sekundarlehrer, Reiseschriftsteller, Fotograph und Filmer 1937 Lichtbildervortrag: Borneo Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Schneeberger 1937 General Dufour Geschichte/Archäologie Herr Dr. Markus Feldmann, PD für Militärwissenschaften an der Uni Bern 1938 Wiedersehen mit Russland Geographie/Länderkunde/Reiseberichte unbekannt 1940 Unser Dienst an der reifenden Jugend Erziehung/Psychologie Prof. Dr. A. Fankhauser, Bern 1940 Lichtbildervortrag: Grosse Schweizer Naturfor- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Prof. Dr. Fritz Baltzer scher zeigen uns die Heimat (Vorlesungsreihe Hochschulverein) 1940 Lichtbildervortrag: Vogelschutz. Seine Bedeu- Naturwissenschaft (Biologie) R. Huggler (Interlaken), Sekun- tung, Art und Weise darlehrer und Kantonaler Obmann der Abteilung Vogelschutz 1941 Die zukünftige Gestaltung unseres Obstbaus Landwirtschaft Herr Hans Spreng, Lehrer Obst-, Gemüse- und Gartenbauschule Oeschberg 1941 Mehranbau und Arbeitsnot in der Landwirtschaft Landwirtschaft Hans Gfeller (Oppligen), Land- wirtschaftslehrer und Nationalrat BGB 1941 Das Familienleben und seine Bedeutung für un- Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Elisabeth Müller, Schriftstellerin ser Volk Thun 1941 Schädlingsbekämpfung im Obst-, Gemüse- und Landwirtschaft Hans Hänni, Agraringenieur bei Kartoffelbau der Firma Dr. R. Maag 1941 Lichtbildervortrag: Südrussland und Kaukasus Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Prof. Dr. Walther Staub (Vorlesungsreihe Hochschulverein)

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Jahr Veranstaltungstitel: Themenkategorie Referent/Referentin 1943 Vom Charakter des heutigen Krieges (Vorle- Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Edgar Schumacher, Oberst und sungsreihe Hochschulverein) Militärwissenschaftler 1943 Lichtbildervortrag: Zermatt und Umgebung Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Schuler, Sekundarlehrer 1943 Zwillingsforschung und Vererbung (Vorlesungs- Medizin/Gesundheit Prof. Dr. Ernst Hadorn reihe Hochschulverein) 1943 Was haben wir zu verteidigen? Landesverteidigung Herr Wartenweiler, Hauptmann 1943 Mit der Schweizerischen Ärztemission nach Finn- Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Heidi Weber, Krankenschwester land (1940) 1944 Ernstes und Heiteres aus dem Bauernleben Kultur Elisabeth Baumgartner, Bäuerin und Schriftstellerin 1945 Der Maler Anker: Sein Leben und sein Werk Kultur Herr Wellauer, Pfarrer (Wimmis) 1945 Abstimmung: Neues Kirchengesetz Wahlen/Abstimmungen Dr. Paul Steiger, Tierarzt und Grossrat / Herr Stucki, Lehrer in Riggisberg 1945 Alt und Jung Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Ernst Luder, Pfarrer 1945 Erlebnisse als Kriegsgefangene im besetzen Lu- Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Prof. A. Beffort und Herr Bausch xemburg (beide aus Luxemburg). 1946 Die Schweizer Spende: Einführungsreferat an- Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Herr P. Berger, Informationsdienst schliessend Filmvorführung Schweizer Spende Bern 1946 Atome und Atomenergie Infrastruktur/Technologie Herr Franco Jona, Physiker (Bern) 1946 Lichtbildervortrag: Üsi schöni Heimat Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Schuler, Sekundarlehrer 1946 Holland vor, während und nach dem Krieg Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Frans Vanderwolk, Schneider (Wattenwil) 1947 Russland und Europa (Vorlesungsreihe Hoch- Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Prof. Dr. Ernst Dickenmann schulverein) 1947 Die Schweizerische Volkswirtschaft und ihre Be- Wirtschaft/Wirtschaftspolitik Dr. Schweizer, Chefredakteur der ziehungen zur Weltwirtschaft Neuen Berner-Zeitung 1947 Der Dichter Leo Tolstoi Kultur Ernst Luder, Pfarrer 1947 Lichtbildervortrag: Mit Rucksack und Kamera in Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Prof. Dr. Hansjörg Bloesch Griechenland (Vorlesungsreihe Hochschulverein) 1948 Lichtbildervortrag: Die Schweizerische Himalaja- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Alexander Traven, Bergführer Expedition 1947 (Zermatt)

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1948 Orientierung über das Erbrecht Recht Notar Fritz Kunz 1948 Lichtbildervortrag: Die Welt unserer Alpenpflan- Naturwissenschaft (Biologie) Prof. Dr. Walther Rytz, Bern zen 1949 Probleme des modernen Verkehrswesens: Ein- Infrastruktur/Technologie Dr. Hans Reinhard Meyer, Gene- führungsreferat anschliessend Filmvorführung ralsekretär SBB und Privatdozent Uni Bern 1949 Australien: Ein Land der Zukunft. Natur, Mensch Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Dr. Werner Franz Schneeberger, und Wirtschaft Bern 1949 Lichtbildervortrag: Reiseeindrücke aus den USA Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Prof. Dr. H. Ritschmann, Bern (Vorlesungsreihe Hochschulverein) 1949 Aus dem Leben der Wildtiere im Tierpark Däl- Naturwissenschaft (Biologie) Dr. Monika Meyer-Holzapfel, Ver- hölzli (Vorlesungsreihe Hochschulverein) walterin Tierpark Dählhölzlli 1950 Lichtbildervortrag: Reiseeindrücke aus Holland Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Frans Vanderwolk, Schneider (Wattenwil) 1950 Lichtbildervortrag: Häbet sorg zum Bärnbiet: Eini- Ökologie Dr. W. Müller, Seminarlehrer und ges aus der Arbeit der bernischen Naturschützer Präsident Naturschutzkommission Thun 1951 Lichtbildervortrag: Die Gefahren der Strasse Infrastruktur/Technologie Herr Thomman, Korporal Kan- tonspolizei Bern 1951 Reise nach Uruguay Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Dr. Vinassa, Fürsprecher und Präsident der bernischen Kunst- gesellschaft 1951 Lichtbildervortrag: Ist die Tuberkulose ausrotbar? Medizin/Gesundheit Dr. E.R. Mordasini, Spezialarzt FMH für Lungenkrankheiten und Tuberkulose 1952 Möbel und Kleider in Vergangenheiten und Ge- Kultur Dora Lautenburg, Kunstmalerin genwart 1952 Wald und Mensch Ökologie Oberförster Fritz Aerni, Riggisberg 1952 Lichtbildervortrag: Bei Landsleuten in Frankreich, Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr W. Rothen, Lehrer Bargen Österreich und Dänemark (BE) 1953 Berlin im Frühling 1953 Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Herr Yasikoff, Lehrer Schwendi- bach

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1953 Lichtbildervortrag: Handwerk, Volkskunst und Kultur Herr Chr. Ruby, Lehrer (Bern) Dorfkultur 1954 Lichtbildervortrag: Eine Studienreise durch Skan- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Hansruedi Luginbühl, dinavien can.med.vet, Wattenwil 1954 Lichtbildervortrag: Quer durch die USA. Bilder Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr R. Mummenthaler, Agrarin- einer Studienreise genieur, Wimmis 1954 Ein Tag im Leben von Jeremias Gotthelf Kultur Herr W. Juker, Stadtbibliothekar Bern 1955 Lichtbildervortrag: Reiseeindrücke aus Palästina Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Klaus Schädelin, Pfarrer, Bern und Ägypten 1955 Warum ist die Jugenderziehung heute so Erziehung/Psychologie Herr W. Wiedmer, Jugendanwalt schwer? Spiez 1955 Lichtbildervortrag und Film: Besuch bei Albert Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr E. Koch, Dr. med., Biel Schweizer im Urwaldspital von Lambarene 1955 Wann kommt das Weltenende? Religion/Theologie Prof. Dr. Albert Schädelin, Bern 1956 Die Aufgabe der Alkoholverwaltung bei der Kar- Recht Fritz Blaser, Inspektor der Eidge- toffel- und Obstverwertung. Ziel und Zweck der nössischen Alkoholverwaltung Alkoholgesetzgebung 1956 Lichtbildervortrag und Film: Gletscherpilot Her- Biographie Hermann Geiger mann Geiger 1957 Ferne Länder, fremde Völker! Korea, Japan, Ha- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Alfred Bosshard, Mitglied der waii u.a. Schweizerischen Delegation in der Neutralen Überwachungs- kommission in Panmunjom (Ko- rea) 1957 Amerikanische Besonderheiten: Bericht über eine Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Ernst Schürch, ehemaliger Chef- Reise nach Amerika redaktor beim Bund 1958 Lichtbildervortrag und Film: Streifzüge durch Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herren R. und B. Perrinjaquet amerikanische Grossstäde (Amateurfilm) (Wattenwil) 1958 Lichtbildervortrag: Die Welt der Vögel Naturwissenschaft (Biologie) Alfred Hadorn, Lehrer 1959 Lichtbildervortrag: Kaschmir: Land und Leute Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr W. Wysseier, Förster, Biel 1960 Die Gürbe und Ihr Tal Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Hans Egger, Verfasser des gleichnamigen Buches

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1960 Lichtbildervortrag: Das Bauernhaus im Gürbetal Kultur Paul Howald, Bern und weiteren Bernerland 1960 Lichtbildervortrag: Marokko: Land und Leute Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Ulrich von Greyerz Agraringeni- eur, Bern 1960 Alt und Jung: Das Generationenproblem in heuti- Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Erwin Heimann, Schriftsteller, ger Sicht Bern 1961 Lichtbildervortrag: Israel heute. Erfahrungen und Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr H. Châtelain, Pfarrer in Mey- Ergebnisse einer Studienreise riez (FR) 1961 Albert Anker Kultur Prof. Dr. Hans Zbinden 1961 Lichtbildervortrag: Kamerun Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Herr Siegenhalter, ehemaliger Sekundarlehrer in Wattenwil 1962 Zwischen Steinzeit und Stahlzeit in Indien Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Dr. Ohse, Stuttgart 1962 Öffentliche Orientierung über Umbau Friedhof Infrastruktur/Technologie Wattenwil und Bau eines Lehrerwohnhauses 1962 Lichtbildervortrag: Wald und Mensch Ökologie Fritz Aerni, Forstmeister 1962 Gefahren des Kommunismus Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Dr. P. Sager, Leiter des Schwei- zerischen Ost-Institutes, Bern 1962 Lichtbildervortrag: Rotterdam - Entwicklung vom Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Frans Vanderwolk, Schneider Fischerdorf zum zweitgrössten Welthafen (Wattenwil)

1962 Lichtbildervortrag: Spitzbergen. Bergland in der Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Karl Kaufmann, Bern Arktis. Die Expedition des AACG von 1960 1963 Der Kommunismus: Einführungsreferat zum Film Internationale Politik/Beziehungen/Ereignisse Ernst Lutz, Rothenfluh (BL), SAD "Bauern unter dem roten Terror. Die Landwirt- schaft unter dem Kommunismus" 1963 Zeitgeist und Jugend Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Klaus Schädelin, Pfarrer, Bern 1963 Das neue Gesetz der Strasse gilt für jedermann Infrastruktur/Technologie Dr. E.F. Schildknecht, Redaktor 1964 Lichtbildervortrag: Als Landwirtschaftsexperte in Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Peter Wiesmann, Agraringenieur, Afrika (Libyen und Nigeria) Kirchlindach 1964 Was ist die Fremdenlegion? Ausländischer Militärdienst Franz Rispy, Amriswil 1964 Lichtbildervortrag: Auf den Spuren der Inkas und Geschichte/Archäologie Prof. Dr. F. Gygax Mayas (Vorlesungsreihe Hochschulverein)

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1967 Lichtbildervortrag: Unser Gürbetal. Allerlei schö- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Paul Howald, Obmann des Berner nes und Interessantes, meist Unbekanntes aus Heimatschutzvereins, Bern dem Gürbetal 1967 Bergkristalle: Wie entsteht ein Bergkristall? Wo Naturwissenschaft (Geologie) Prof. H. Stalder findet man ihn? Wie sieht er aus? 1967 Erlebnisse und Erfahrungen in der Sowjetunion Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Waldemar Kurz, ehemaliger Sek- retär auf der Schweizer Botschaft in Moskau 1967 Lichtbildervortrag: Südafrika Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Jonas Trachsel, Wattenwil 1969 Lichtbildervortrag: Augenschein in Biafra (Nigeria) Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Schwester R. Wyss 1969 Gedanken zu Charlie Chaplin Kultur Herr P. Blaser, Sekundarlehrer 1970 Problemkreis der Arterienverkalkung Medizin/Gesundheit Herr H. Messerli, Dr. med. 1970 Lichtbildervortrag: Die Weihnachtsgeschichte von Kultur Herr Studer, Pfarrer Zillis 1972 Orientierung über die Ergänzungsleitunten zur Sozialpolitik/Sozialwesen/soziale Probleme Grossrat Bärtschi, Heiligen- AHV schwendi 1973 Kairo-Beirut-Damaskus Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Ernst Obrist 1975 Lichtbildervortrag: Reisebericht aus Äthiopien Geographie/Länderkunde/Reiseberichte unbekannt 1976 Organisch-biologischer Landbau Ökologie F. Dähler, Landwirt, Noflen 1979 Lichtbildervortrag: Ägyptenreise Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Fräulein K. Jaun, Sekundarlehre- rin 1979 Testament, Erb- und Ehevertrag Recht Herr P. Herzog, Notar 1979 Schwierigkeiten mit Kindern Erziehung/Psychologie Herr Dr. Wyss, Erziehungsberater 1979 Aufgabenhilfe Erziehung/Psychologie Herr P. Gerber, Sekundarlehrer 1979 Kinderzeichnungen Erziehung/Psychologie Fräulein K. Jaun, Sekundarlehre- rin 1979 Musik und Erziehung im Instrumentalunterricht Erziehung/Psychologie Frau V. Grütter, Musiklehrerin 1979 Mathematik auf der Unterstufe Erziehung/Psychologie Frau S. Russo, Lehrerin 1979 Spiele in der Familie Erziehung/Psychologie Frau E. Kropf, Kindergärtnerin 1979 Lesen lernen Erziehung/Psychologie Frau S. Russo, Lehrerin

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Jahr Veranstaltungstitel Themenkategorie Referent/Referentin 1980 Lichtbildervortrag: Unser Schicksal: Mit Giften Ökologie Prof. Dr. med. H. Aebi Leben! (Vorlesungsreihe Hochschulverein) 1982 Lichtbildervortrag: Dolomiten. Bilder einer Wan- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Hans Nussbaum, Wanderleiter, derwoche. Uetendorf 1982 Lichtbildervortrag: Dolomiten. Bilder einer Wan- Geographie/Länderkunde/Reiseberichte Hans Nussbaum, Wanderleiter, derwoche. Uetendorf 1987 Dia-Vortrag: Gitterrost (Pilz der Birnbäume be- Naturwissenschaft (Biologie) Herr Stampfli, Kantonales Zent- fällt) rum für Obstbau 1994 Vortragsreihe über die Seele: Im Angesicht des Religion/Theologie Peter Blaser Todes. Orphische Lehrer 1994 Vortragsreihe über die Seele: Frau und Mann. Religion/Theologie Peter Blaser Alttestamentliche Lehren 1994 Vortragsreihe über die Seele: gnostische Lehrern Religion/Theologie Peter Blaser 1994 Vortragsreihe über griechische Götter Geschichte/Archäologie Peter Blaser 1994 Vortragsreihe über griechische Götter Geschichte/Archäologie Peter Blaser 1994 Vortragsreihe über griechische Götter Geschichte/Archäologie Peter Blaser 1997 Vortragsreihe Psychologie Erziehung/Psychologie Peter Blaser 1997 Vortragsreihe Psychologie Erziehung/Psychologie Peter Blaser 1997 Vortragsreihe Psychologie Erziehung/Psychologie Peter Blaser 1997 Kindsaussetzung im Mittelalter Geschichte/Archäologie Dike Gerber

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Tabelle 9: Kurswesen des GVW (1876-1973)642

Jahr Kurs/Thema Kursleiter Teilnehmer Dauer 1876 Baumwärterkurs Herr Jäisli, Lehrer in Wangen 23 12 Tage 1887 Baumwärterkurs Herr Gottlieb Häsler, Wanderlehrer aus Einigen 10 1890 Mostbereitungskurs Herr Gottlieb Häsler, Wanderlehrer aus Einigen 22 1891 Buchhaltungskurs unbekannt 16 1892 Viehzuchtkurs Herr Christian Hofer aus Bütikofen; Prof. Henry 80 3 Tage Berdez aus Bern; Herr Hofer aus Hasle; Herr Prof. Hess aus Bern 1895 Pfropfkurs Herr Häsler, Wanderlehrer aus Einigen 1893 Samariterkurs Dr. J. Naef, Arzt in Wattenwil 1894 Samariterkurs Dr. J. Naef, Arzt in Wattenwil 15 4 Monate 1894 Samariterkurs Dr. J. Naef, Arzt in Wattenwil 15 4 Monate 1894 Gemüsebaukurs Ernst Mühlethaler, Oberlehrer in Wattenwil 25 12 Tage 1895 Konservenkurs Fräulein Joss, Herzogenbuchsee 23 1899 Baumwärterkurs Herr Gottlieb Häsler, Wanderlehrer aus Einigen 1901 Kochkurs unbekannt 55 1903 Baumwärterkurs Herr Gottlieb Häsler, Wanderlehrer aus Einigen 22 1905 Kochkurs Fräulein E. Gfeller, Uetttligen 20 1907 Gemüsebaukurs Herr Gottfried Roth, Lehrer aus Rümlingen 16 12 Tage 1907 Konservierungskurs Fräulein Döbeli 20 1907 Mostbereitungskurs Herr Gottlieb Häsler, Wanderlehrer aus Einigen 2 Tage 1910 Baumwärterkurs Herr Hans Spreng, Baumzüchter Haldimoos 18 1911 Bodenkunde- und Düngerkurs unbekannt 1911 Kochkurs Fräulein E. Gfeller, Uetttligen 15 4 Wochen 1912 Viehzuchtkurs Herr Direktor Josef Käppeli, Rütti; Hammer, Rütti; 20 2 Tage Dr. Steiger, Tierarzt Wattenwil

642 Glur 1896: 1-41. STAB [Staatsarchiv des Kantons Bern] BA 121/4; Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1898-2012. Vereinsarchiv OVW.

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Jahr Kurs/Thema Kursleiter Teilnehmer Dauer 1915 Schweinezuchtkurs Dr. Steiger, Tierarzt Wattenwil 62 1918 Gemüsebaukurs Herr Zimmermann, Gärtner Wattenwil 1921 Baumwärterkurs Herr Häsler, Sohn aus Einigen 25 1922 Kochkurs Fräulein Weber 24 1923 Bodenkunde- und Düngerkurs Dr. Bandi, Münsingen 3 1924 Mauserkurs Herr Rieder 14 1930 Baumschnittkurs Christian Wüthrich, Herzogenbuchsee 2 Tage 1931 Gemüsebaukurs unbekannt 1932 Obstbaukurs unbekannt 6 1933 Gemüsebaukurs Christian Wüthrich, Herzogenbuchsee 40 1934 Obstbaukurs unbekannt 1934 Gemüsebaukurs unbekannt 1935 Beerenkurs Frau Müller, Thun 4 Halbtage 1936 Obstbaukurs Herr Berger, Thun 30 3 Tage 1936 Schädlingsbekämpfung Herr Berger, Thun 2 Tage 1938 Konservierungskurs Fräulein Leu 1938 Kochkurs Fräulein Leu 1939 Mostbereitungskurs unbekannt 3 Tage 1939 Kochkurs unbekannt 1942 Gartenbaukurs Fräulein Fankhauser, Seftigen 12 1943 Beerenschnittkurs Fräulein Müller 3 Halbtage 1946 Obstbaukurs unbekannt 2 Tage 1949 Obstbaukurs Herr Berger, Thun 6 Tage 1950 Obstbaukurs unbekannt 1950 Obstspritzkurs unbekannt 1951 Obstbaukurs unbekannt 1951 Beerenkurs unbekannt 1952 Baumschnittkurs unbekannt 3 Tage

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Jahr Kurs/Thema Kursleiter Teilnehmer Dauer 1953 Baumschnittkurs unbekannt 1953 Beerenkurs unbekannt 1954 Baumschnittkurs unbekannt 3 1/2 Tage 1955 Beerenkurs unbekannt 8 1960 Baumschnittkurs Herr Lüthi, Spiez 1 Tag 1968 Kurs über Vormundschaftswesen Herr Kunz, Amtsvormund der Stadt Thun 26 2 Abende 1973 Baumschnittkurs Herr Salzmann, Landwirtschaftsschule Rütti

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Tabelle 10: Vom GVW organisierte Filmvorführungen (1929-1982) 643

Jahr Filmtitel/Thema Mitveranstalter/Filmverleih Produktionsjahr Zugang zum Film 1929 Wie sag ich's meinem Kinde? Schweizerisches Schul- und Volkskino / Pan 1923 Film AG (Wien)

1930 Bilder unserer Vogelwelt unbekannt unbekannt 1931 Schweizerischer Milchproduzentenfilm Schweizerische Milchkommission 1929 1931 Grock unbekannt / JiPi Film (Lausanne) 1931 1935 Wilhelm Tell (Spielfilm) unbekannt / Terra-Filmkunst (Berlin) 1934 1936 Donaufahrt Amateurfilm Herr Hadorn (Thun) unbekannt 1945 Sport in Finnland Sektion für Vorunterricht des eidgenössischen unbekannt Militärdepartement

1946 Die Schweizer Spende Informationsdienst Schweizer Spende unbekannt 1948 Alaska Schul- und Volkskino Bern unbekannt 1949 Die Olympischen Winterspiele in St. Mo- Winter-Olympics Filmverleih AG (Zürich) / 1948 ritz 1948 Josef Dahinden und Hans Thorner 1949 Kampf dem Krebs! Schweizerisches Schul- und Volkskino / 1946 Schweizerisches Bun- Schweizerische Nationalliga für Krebsbekämp- desarchiv: fung E2001D#1000/1553#5485

1949 Probleme des modernen Verkehrswesen Dr. Hans Reinhard Meyer, Generalsekretär unbekannt SBB und Privatdozent Uni Bern 1950 Bauarbeiten an der Grimsel Amateurfilm Hans Wenger, Bauführer an der unbekannt Grimsel 1950 Wasserkraft, ewige Kraft Filmdienst Bernische Kraftwerke (BKW) / 1950 Cinémathèque suisse, C. G. Duvane (Genf) Lausanne

643 Sitzungsprotokolle des GVW/OVW. Protokolle der Jahre 1929-1982. Vereinsarchiv OVW.

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Jahr Filmtitel/Thema Mitveranstalter/Filmverleih Produktionsjahr Zugang zum Film 1951 Filmabend SRK: Der Weisse Tod. Erste Schweizerisches Rotes Kreuz (SRK) 1951 Der Film "Wehrhaft und Aufnahmen der "Lawinenkatastrophe Frei" ist im Schweizer- 1951" (Vorfilm), "Ausbildung der Lawi- ischen Bundesarchiv über- nenhunde" (Vorfilm), "Gesegnetes Land" liefert: (Vorfilm), "Wehrhaft und Frei" (Hauptfilm) E5001F#1000/1854#554* 1952 Bella Italia Amateurfilm Fritz Junker (Lotzwil) unbekannt Amateurfilm Christian Aegerter, Polizeifoto- 1954 Graubünden graph (Bern) unbekannt Schweizerisches Schul- und Volkskino / Schweizerisches Bun- Schweizerische Nationalliga für Krebsbekämp- desarchiv: 1954 Neues zum Kampf dem Krebs fung 1953 E3300C#1000/766#2590* Schweizer Schul- und Volkskino / Charles Zbinden Film AG: 1954 Bern 600 Jahre im Bund Zbinden Film AG (Belp) 1953 http://zbindenfilm.ch/?p=67 Filmabend BLS: Die Bern-Lötschberg- 1955 Simplon-Bahn (3 Kurzfilme) Filmdienst BLS unbekannt Amateurfilm Christian Aegerter, Polizeifoto- 1956 600 Jahre Bern (Amateurfilm) graph (Bern) 1953 Amateurfilm Christian Aegerter, Polizeifoto- 1956 Von Rom nach Sizilien graph (Bern) unbekannt 1956 Reichtum der Scholle und Terre Ba- Eidgenössische Alkoholverwaltung (EAV) / 1951 Schweizerisches Bun- laisanne Charles Zbinden Film AG (Belp) desarchiv: E6402#1993/146#34* E6402#1993/146#35* 1956 Blick auf den Fortschritt General Motors SA (Biel) unbekannt 1956 Blütezeit in Holland Privatfilm / unbekannt unbekannt 1956 Filmabend: Gletscherpilot Hermann Gei- Hermann Geiger unbekannt ger 1956 Expeditionsfilm Tambaran. Begegnung René Gardi, Reiseschriftsteller, Fotograph 1956 mit untergehenden Kulturen auf Neu und Dokumentarfilmer Guinea 1957 Schwarze Menschen und Wilde Tiere. Amateurfilm Herr Stähli (Seftigen) unbekannt Ein Streifzug durch den grossen Natur- park im Belgisch-Kongo

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Jahr Filmtitel/Thema Mitveranstalter/Filmverleih Produktionsjahr Zugang zum Film 1957 Martin Luther (Spielfilm) Schweizerischen Protestantischen Film- und 1953 http://www.youtube.com/w Radioverband / Lutheran Church Productions atch?v=0x9P8cjD5jE und Luther-Film-Gesellschaft M.B.H 1957 "Verborgene Schätze" und "Der unbe- unbekannt unbekannt kannte Erfinder" 1959 Filmabend der Swissair: 2 Filme über Filmdienst Swissair unbekannt Asien und Südamerika 1961 Filmabend der Post-, Telegraphie- und Filmdienst PTT unbekannt Telefonbetriebe (PTT): "Von den Dolomi- ten zur Bernina", "Der Gotthard", "Stim- men über dem Ozean", "Das rote Hals- tuch") 1963 Filmabend der Schweizerische Bundes- Filmdienst SBB unbekannt Der Film "Das verwechsel- bahnen (SBB): "Sprung über die Gren- te Bild" ist auf der DVD zen. Reise durch Europa mit dem TEE", Zeitreisen in die Vergan- "Das verwechselte Bild", "Zermatter Jah- genheit der Schweiz 2 reszeiten", "Sonntag - Ferienzeit. Winter- überliefert. Vgl. sport im Berner Oberland" http://www.artfilm.ch/zeitrei sen-in-die-vergangenheit- der-schweiz-2-dvd 1963 Bauern unter dem roten Terror. Die Schweizerischer Aufklärungsdienst (SAD) unbekannt Landwirtschaft unter dem Kommunismus 1963 Frage 7 (Spielfilm) unbekannt / Lothar Wolff 1961 http://de.cross.tv/94630 1979 Wie informiert das Fernsehen? unbekannt unbekannt 1979 Island und Grönland Amateurfilm B. Iseli, Leiter eines Reisebüros unbekannt (Biglen) 1981 Terra Roubada Peter von Gunten (Regisseur, Produzent) 1981 Schweizerisches Bun- desarchiv: E3010A#1990/160#756* 1982 Sperre 68 Amateurfilm zur Gürbeverbauung, Filmer un- unbekannt bekannt 1982 Thailand Amateurfilm Rudolf Burri ()

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