Juden in Leipzig Und Sachsen Modulare Unterrichtsangebote

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Juden in Leipzig Und Sachsen Modulare Unterrichtsangebote Juden in Leipzig und Sachsen Modulare Unterrichtsangebote Modul Pogromnacht 1938 EPHRAIM CARLE BAC H STIFTU NG LEIPZIG JUDEN IN LEIPZIG UND SACHSEN – MODUL ARE UNTERRICHTS ANGEBOTE Modul POGROMNACHT 1938 Inhalt Teil 1 Der 9. November 1938 Darstellungstext und Quellen … 3 Aufgaben … 5 Arbeitsblatt … 6 Vorschlag zur Stundengestaltung … 7 Lösungen zu den Aufgaben … 8 Lösungen zum Arbeitsblatt … 9 Teil 2 Familie Bamberger und die Pogromnacht Darstellungstext und Quellen … 10 Aufgaben … 12 Arbeitsblatt … 13 Vorschlag zur Stundengestaltung … 14 Lösungen zu den Aufgaben … 15 Lösungen zum Arbeitsblatt … 16 Lehrplanbezug Mittelschule: sächsischer Lehrplan, Fach Geschichte, Klassenstufe 8 Gymnasium: sächsischer Lehrplan, Fach Geschichte, Klassenstufe 9 Kontakt: Ephraim Carlebach Stiftung Leipzig Löhrstraße 10 04015 Leipzig www.carlebach-stiftung-leipzig.de Alle Rechte vorbehalten. Gefördert im Rahmen des Leo Back Programms der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ und von der Bürgerstiftung Leipzig. EPHRAIM CARLE BAC H STIFTU NG LEIPZIG Juden in L eipzig und Sachsen MODUL TEIL 1 DER 9. NOVEMBER 1938 Die Nationalsozialisten hatten bereits 1933 damit begonnen, die Juden in Deutschland aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen, zu demütigen und wirtschaftlich auszurauben. 1938 erreichte die Judenverfolgung in Deutschland eine neue Stufe der Brutalität. M1 Brennende Synagoge in der Gottschedstraße in Leipzig, 10. November 1938 SEUM LEIPZIG MU ES CH HTLI C © STADTGESCHI „Polenaktion“ länger einen großangelegten Angriff auf die Im Oktober holten die Nationalsozialisten Juden geplant. Die Juden sollten gedemütigt und polnische Juden, die in Deutschland ihre Unternehmen zerstört werden, damit die lebten, aus ihren Wohnungen, um sie Juden aus Deutschland auswanderten. Es sollte abzuschieben. Darunter waren etwa aber nicht bekannt werden, dass sie die Anstifter Pogrom Juden, die in Leipzig ansässig waren. Die sind. Deshalb gaben die Nationalsozialisten den (von russisch Nationalsozialisten nannten dies „Polenaktion“. Befehl, dass die Anschläge spontan wirken „Verwüstung“) Alle Verhafteten wurden mit Zügen nach Polen sollten, so als ob die nichtjüdische Bevölkerung gewalttätige gebracht und dort ohne Unterkunft oder von sich aus die Juden angreifen würde. Ausschreitungen gegen Minderhei- Versorgung freigelassen. Daraufhin ging der ten. Meistens sind -jährige Sohn eines betroffenen Ehepaars, Pogromnacht Gewalttaten gegen Herschel Grünspan, in die deutsche Botschaft In der Nacht vom . auf den . November Juden gemeint. in Paris und schoss auf einen Diplomaten. wurden im ganzen Land Juden angegriffen, Gestapo Dieser starb zwei Tage danach, am . November misshandelt und getötet. Die Täter stammten Geheime , an den Schussverletzungen. meist nicht aus der normalen Bevölkerung, Staatspolizei sondern waren Mitglied der NSDAP, der SA, der SS Befehle von oben SS oder der Hitlerjugend. In Leipzig zogen sie, wie Schutzstaffel Adolf Hitler, dem Propagandaminister Joseph überall in Deutschland, in Gruppen durch die SA Goebbels und anderen hohen Nationalsozialisten Städte, zerschlugen die Schaufenster von jüdischen Sturmabteilung kam das Attentat gelegen. Sie hatten schon Geschäften und plünderten viele davon. Modulare Unterrichtsangebote EPHRAIM CARLE BAC H STIFTUNG LEIPZIG 3 Der 9. November 1938 Juden in L eipzig und Sachsen MODUL TEIL 1 Sie brachen in Wohnungen von Juden ein, verschleppt. Nach offiziellen Angaben wurden schlugen die Bewohner und zerstörten die bei dem Pogrom Juden ermordet. Über Möbel. In den Synagogen zertrümmerten die tausend weitere Opfer wurden in den Selbstmord Nationalsozialisten heilige Gegenstände und getrieben oder in der Haft getötet. In Leipzig zündeten die Synagogen anschließend an. erschossen die Nationalsozialisten bei dem In Deutschland wurden über jüdische Pogrom z.B. den jüdischen Arzt Felix Cohn. Männer verhaftet und in Konzentrationslager M2 Der Leipziger Kurt Sabatzky schilderte „Anziehen, mitkommen!“ Meine Frau: „Ich kann nach dem Zweiten Weltkrieg, wie seine nicht mitkommen, ich habe mein hochfieberndes Familie die Pogromnacht erlebte. Er selbst Kind hier liegen.“ Antwort: „Ziehen Sie es an und war an diesem Tag auf einer Dienstreise. nehmen Sie es mit, desto eher krepiert es.“ [Mei- [Um fünf Uhr morgens am . November] er- 20 ne Frau und das Kind wurden] an der brennen- tönte die Korridorklingel. Meine Frau […] öffnet den Synagoge in der Gottschedstraße vorüberge- und vor ihr stehen drei Männer, deren Führer fahren, sowie bei dem brennenden Geschäft von erklärt: „Geheime Staatspolizei! Wo ist Sabatzky, Bamberger und Hertz. 5 das Schwein?“ Meine Frau antwortet, daß ich in Kleber: „Das haben wir diesmal glänzend Dresden bin. Der Führer: „Das ist nicht wahr!“ 25 organisiert. Alle Synagogen in ganz Deutschland Stühle werden umgeworfen, Akten, Bücher, Bil- brennen und viele Judenläden.“ Diese Äußerung der herausgerissen, zu einem Familienbild sa- war recht unvorsichtig, denn am gleichen Abend gen sie: „Aha, da haben wir ja die ganze Misch- erklärte Goebbels im Rundfunk, dass nichts orga- 10 poche [= jiddisch „Familie“]. Wir wissen genau, nisiert sei und die Volkswut sich spontan gegen was mit ihrem Mann los ist […]. Wir wissen al- 30 die Juden gerichtet habe. les und kommen hinter alles. Nicht nur hier in Quelle: Kurt Sabatzky, Meine Erinnerungen an den Deutschland, auch nach Amerika kommen wir Nationalsozialismus, Nachlass, Ephraim Carlebach noch!“ Nachdem der Befehl gegeben ist, sagt Kle- Stiftung, S-Bio L 021, Mappe IV, S. 37f. 15 ber, so wird der Leiter von den andern angerufen: M3 Bilanz der Pogromnacht in Leipzig laut nationalsozialistischen Quellen: 193 Geschäfte, 34 Privatwohnungen, 3 Synagogen, 4 Bethäuser, 1 Friedhofskapelle, 1 Altersheim, 1 Schule zerstört. 552 jüdische Männer verhaftet (und später in Falls ihr mehr wissen wollt, könnt ihr: Konzentrationslager verschleppt) den Nachlass von Kurt Sabatzky bei der Ephraim Carlebach Stiftung einsehen. Quelle: Staatsarchiv Leipzig, pp-V 4965, B. 215. Falls ihr mehr wissen wollt, könnt ihr: den Nachlass von Kurt Sabatzky bei der Ephraim Carlebach Stiftung einsehen. Modulare Unterrichtsangebote EPHRAIM CARLE BAC H STIFTUNG LEIPZIG 4 Der 9. November 1938 Juden in L eipzig und Sachsen MODUL TEIL 1 Aufgaben 1 Erläutere die Vorgeschichte der Pogromnacht. Tipp: Unterscheide zwischen Anlass und Grund für das Pogrom. 2 Betrachte M3. Beschreibe, in welchen Lebensbereichen die Nationalsozialisten die Juden angriffen. 3 a) Beschreibe das Vorgehen der Nationalsozialisten in dem Bericht M2. Bewerte das Vorgehen. b) Diskutiert die Handlungsmöglichkeiten der Familie in M2. 4 Die Ereignisse vom 9./10. November 1938 wurden „Kristallnacht“ genannt, eine Anspielung auf die vielen Fensterscheiben, die in dieser Nacht zerschlagen wurden. Wissenschaftler finden diese Bezeichnung verharmlosend und sprechen stattdessen von „Pogromnacht“. Begründe, welche Bezeichnung du angemessener findest. Modulare Unterrichtsangebote EPHRAIM CARLE BAC H STIFTUNG LEIPZIG 5 Der 9. November 1938 Juden in L eipzig und Sachsen MODUL TEIL 1 Arbeitsblatt: Getarnte Befehle in der Pogromnacht In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ging um kurz nach Mitternacht ein Rund- schreiben der Gestapo-Zentrale an die Polizeichefs in ganz Deutschland: Blitz-Fernschreiben (geheim. Dringend! […]) Betrifft: Maßnahmen gegen Juden in der heutigen Nacht. Auf Grund des Attentats […] in Paris sind im Laufe der heutigen Nacht – . auf .. – im gan- zen Reich Demonstrationen gegen die Juden zu erwarten. Für die Behandlung dieser Vorgänge ergehen 5 die folgenden Anordnungen: ) Die Leiter der Staatspolizeistellen oder ihre Stellvertreter haben sofort nach Eingang dieses Fern- schreibens mit den für ihren Bezirk zuständigen politischen Leitungen [der NSDAP] fernmündlich Ver- bindung aufzunehmen und eine Besprechung über die Durchführung der Demonstrationen zu verein- baren […] 10 a) Es dürfen nur solche Maßnahmen getroffen werden, die keine Gefährdung deutschen Lebens oder Eigentums mit sich bringen (z.B. Synagogenbrände nur, wenn keine Brandgefahr für die Umgebung vorhanden ist), b) Geschäfte und Wohnungen von Juden dürfen nur zerstört, nicht geplündert werden. Die Polizei ist angewiesen, die Durchführung dieser Anordnungen zu überwachen und Plünderer festzunehmen. 15 c) In Geschäftsstraßen ist unbedingt darauf zu achten, dass nicht jüdische Geschäfte unbedingt ge- gen Schäden gesichert werden. […] ) Unter der Voraussetzung, dass die unter ) angegebenen Richtlinien eingehalten werden, sind die stattfindenden Demonstrationen von der Polizei nicht zu verhindern, sondern nur auf die Einhaltung der Richtlinien zu überwachen. […] 20 ) Sobald der Ablauf der Ereignisse dieser Nacht die Verwendung der eingesetzten Beamten hierfür zulässt, sind in allen Bezirken so viele Juden – insbesondere wohlhabende – festzunehmen, als in den vorhandenen Hafträumen untergebracht werden können. Es sind zunächst nur gesunde männliche Ju- den nicht zu hohen Alters festzunehmen. Nach Durchführung der Festnahme ist unverzüglich mit den zuständigen Konzentrationslagern wegen schnellster Unterbringung der Juden in den Lagern Verbin- 25 dung aufzunehmen. […] Quelle: Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg, 14. November 1945–1. Oktober 1946, Bd. 31, Nürnberg 1948, Dokument 3051-PS, S. 516–518. 1. Mehrere Formulierungen in dem Rundschreiben deuten darauf hin, dass das Pogrom geplant war und von den Nationalsozialisten gesteuert wurde. Es enthält mehrere getarnte Befehle. Unterstreiche entsprechende
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