Ich Kauf 'Nen Diesel!
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woxx déi aner wochenzeitung l’autre hebdomadaire 1408/17 ISSN 2354-4597 2.20 € 27.01.2017 Ich kauf ’nen Diesel! Zum Autofestival: ein Interview zur Zukunft des Dieselantriebs, eine Übersicht über die Alternativen sowie die Reaktionen der Politik auf das Dieselgate. Thema S. 6 - 9 EDITO NEWS REGARDS 0 1 4 0 8 Geschwätz S. 2 Comédie divine p. 4 « On a avancé » p. 10 Die Flüchtlingsheime sind überfüllt, Le conflit autour des fabriques d’église Les réfugiés climatiques existent déjà doch statt nach Lösungen suchen a divisé l’église catholique. Tandis et seront plus nombreux d’ici quelques die politisch Verantwortlichen nach que le ministre de l’Intérieur mime le années. Pourtant, aucun statut ne les 5 453000 211009 Sündenböcken. médiateur, le CSV perd le Nord. protège. 2 NEWS woxx | 27 01 2017 | Nr 1408 EDITORIAL Schmit, caheN uNd daS aSylrecht NEWS In trüben Gewässern david angel Nicolas Schmits und Corinne Cahens auch wenn in Marokko, Albanien Vorstöße zur Asylpolitik sind nichts oder der Türkei kein offener Krieg als Stimmungsmache und lenken von herrscht - wobei das bei der Türkei den eigentlichen Problemen ab. Ansichtssache ist -, so kann es doch sehr wohl Fälle von politischer, eth- In der Regierungskoalition nischer oder sexueller Verfolgung ge- herrscht dicke Luft. „Wir müssen un- ben. In Marokko beispielsweise steht sere Asylpolitik überdenken“, gab der Homosexualität unter Strafe, während derzeitige Arbeits- und frühere Immi- in der Türkei KurdInnen, Linke, Jour- grationsminister Schmit am vergan- nalistInnen und andere Oppositionel- genen Freitag im Wort zu Protokoll. le vorbehaltslos verfolgt und verhaftet Die Aufnahmekapazitäten in Europa werden. seien begrenzt, die „illegale Einreise“ Ministerin Cahen täte übrigens müsse unterbunden werden. Nach- gut daran, zunächst vor der eigenen dem er mit diesen Aussagen beim Haustüre zu kehren. Denn in dem aktuellen Immigrationsminister As- Erstaufnahmeheim Luxexpo, in dem selborn und anderen angeeckt war, Asylbewerber in der Regel nicht mehr pflichtete Corinne Cahen ihm kurz als zwei Nächte verbringen sollten, darauf bei. Nach einem Zwischenfall sitzen einige, so heißt es von Betroffe- im Luxexpo-Erstaufnahmeheim be- nen, schon seit Wochen fest. Es gebe fand die Familien- und Integrations- in Luxemburgs Aufnahmezentren kei- ministerin auf RTL, es habe sich bei ne nennenswerten Spannungen, er- den Verantwortlichen um „Dubliner“ klärte der Olai-Direktor im Interview gehandelt, die „hier nichts verloren“ mit der woxx im Oktober. Aber, so hätten und nur für Ärger sorgen wür- Yves Piron, „je enger wir die Leute den. Um Personen aus Albanien, den zusammenlegen müssen, desto ge- Maghreb-Staaten und der Türkei, aus spannter läuft das Zusammenleben Ländern also, in denen kein Krieg ab“. herrsche, weshalb Flüchtlinge von dorther ohnehin keine Chance auf ein Bleiberecht hätten. Wäre es nicht doch an Den digitalen Mob freute es, bestä- der Zeit, ernsthaft über tigten hier doch gleich zwei Minister seine krude Weltsicht: Was Schmit eine Quotenregelung vorbrachte, passte ganz zu der Vor- nachzudenken? stellung vom „vollen Boot“, und Ca- hen bekräftigte mit ihren Äußerungen Den Platzmangel in den Heimen implizit den Mythos von den krimi- auf die hohe Zahl von „Dublinern“ NEWS nellen „Wirtschaftsflüchtlingen“. Dass oder „Wirtschaftsflüchtlingen“ zu- zumindest Cahens Aussage auch als rückzuführen, ist müßig: Seit Mona- informationszugangsgesetz: Nachzügler S. 3 Spitze gegen Immigrationsminister ten ist bekannt, dass es zu Engpässen Fabriques d’église: Asselborn gedacht war, ging in der kommen wird, sollten nicht schnell communication Breakdown p. 4 anschließenden Diskussion fast un- neue Strukturen geschaffen werden. ter. Es ist nämlich in der Tat so, dass Eine Quotenregelung für die Gemein- luxemburgische Sprache: Asselborn zwar auf dem internationa- den zur Aufnahme von Flüchtlingen rechtschreibung leicht gemacht S. 5 len Parkett glänzt, in Luxemburg aber wolle sie nicht, erklärte Cahen im herzlich wenig präsent ist. Auch dass April 2015 gegenüber dem Wort, nach- die ihm unterstehende „Direction de dem nur sehr wenige Gemeinden Auf- REGARDS l’immigration“ mit der Bearbeitung nahmekapazitäten gemeldet hatten. thema autofestival der Asylanträge heillos überfordert Wäre es aber angesichts des aku- luftverschmutzung: ist, lässt sich kaum bestreiten. Und ten Platzmangels und der geringen dass dies natürlich negative Auswir- Aufnahmebereitschaft der Gemeinden entdieselung? akzisenerhöhung! S. 6 kungen auf das Cahen unterstehen- nicht doch an der Zeit, ernsthaft über autokauf oder –nichtkauf: de Olai und dessen Arbeit hat, auch eine solche Quotenregelung nachzu- entdieselt und verwirrt S. 8 nicht. denken? Leider ist, um die Verantwor- dieselgate: Doch die Ministerin macht mit ih- tung für eine solch radikale Lösung ren pauschalen Aussagen nicht nur zu übernehmen, politische Courage luxemburg erwägt Klage gegen audi S. 9 die ihr anvertrauten Menschen zum erforderlich. Die aber schwindet ange- réchauffement climatique et migrations: Spielball ihrer Auseinandersetzung sichts schlechter Umfrageergebnisse „Préparons-nous!“ p. 10 mit Asselborn, sondern stellt auch und näherrückender Gemeindewah- einen elementaren Teil des Asylrechts len. Da ist es dann doch einfacher, Folk-clupp: „de vrais dinosaures“ p. 12 in Frage: das Recht auf eine individu- nach unten zu treten. europas rechte: identitärer Schulterschluss S. 14 elle Prüfung des Asylantrags. Denn woxx | 27 01 2017 | Nr 1408 NEWS 3 AKTUELL SHORT NEWS INformatIoNszugaNgsgesetz Urteil im Kreide-Prozess: Unerwartete Kreativität (lc) - Das Polizeigericht der Stadt Luxemburg hat diese Woche die vier Nachzügler Aktivisten der Künstlergruppe „Richtung 22“ zu Geldstrafen von je 200 Euro verurteilt. Ihnen wurde vorgeworfen, in der Nacht vor dem r ichard graf Nationalfeiertag 2016 die Treppen und Wände der Philharmonie mit einer alternativen Version der Nationalhymne umdekoriert zu haben - und dies mit Sprühkreide. Der Prozess, dem es an absurden Wendungen Der Meco setzt sich eingehend tizwesen, staatliche Kontrollorgane nicht mangelte (so wollte die Staatsanwaltschaft tatsächlich durch eine mit dem Gesetzesvorhaben 6810 und SchöffInnenräte weiterhin nicht Expertise feststellen lassen, ob auch Sprühkreide mit Wasser abgewa- auseinander, das den Zugang einbezogen. schen werden kann), hatte von Anfang an eine politische Note. Denn die der BürgerInnen zu öffentlichen Ausnahmeregelungen sollten Aktivisten von „Richtung 22“ sind dem Establishment schon öfters auf Informationen regeln soll. aber nicht ganze Körperschaften von die Pelle gerückt, zum Beispiel mit ihrem Nation Branding-Theaterstück der Informationspflicht entbinden, „Lëtzebuerg du hannerhältegt Stéck Schäiss“. Und so liest sich das Blau-Rot-Grün, so der Mouvement sondern nur bestimmte Arten von Urteil denn auch wie eine Revanche, bei der das Gericht sich besonders écologique in einer Pressekonferenz Informationen, mahnt der Meco. Wo- kreativ zeigte um die vier Angeklagten doch noch verurteilen zu können. am Donnerstag, sei mit dem An- bei der Umfang der Einschränkun- Vom Vorwurf der Sachbeschädigung wurden alle freigesprochen. Zum spruch angetreten, einen regelrechten gen eher gering zu halten sei. Die Ausgleich zauberte die Richterin deshalb einen anderen Paragrafen Demokratisierungsschub in der Ge- im Text aufgeführten Ausnahmen aus dem Hut, der weder im Polizeibericht noch in der Anklageschrift sellschaft auszulösen. Bezüglich des („atteinte aux relations extérieures”, der Staatsanwaltschaft vorkommt: Artikel 557.4 des Code Pénal, der es Gesetzesvorschlags 6810 zum Infor- „informations commerciales et in- verbietet, öffentliche Gebäude mit Dreck zu bewerfen. Bekleckert hat mationszugang für BürgerInnen sieht dustrielles“...) seien unpräzise und sich in diesem Fall auch die Justiz, die nun zurecht mit dem Vorwurf sich die Umweltgewerkschaft aber stünden der Zielsetzung des Gesetzes leben muss, ein politisches Urteil gesprochen zu haben. Richtung 22 ruft enttäuscht, auch wenn sie einräumt, entgegen. derweil zu Spenden auf, um die Berufung finanzieren zu können. dass der Vorschlag gegenüber dem Nicht nachvollziehbar sei zudem, Vorhaben der vorherigen Regierung in dass „nicht fertiggestellte” Dokumente wesentlichen Punkten eine Verbesse- prinzipiell von der Veröffentlichungs- Marche kurde pour l’autodétermination rung darstellt. pflicht ausgenommen sind. Um den Dennoch: „Der vorliegende Ge- Zugang zu Informationen möglichst (da) - C’est désormais une tradition : la « longue marche » kurde. Pour setzesentwurf ist meilenweit entfernt einfach zu gestalten, schlägt der Meco la vingtième fois, celle-ci reliera deux villes européennes pour rendre von einem zeitgemäßen Gesetz für die Schaffung eines öffentlichen Re- attentif au sort de la minorité kurde, partagée entre la Turquie, la Syrie, einen Staat, der offene und transpa- gisters vor, in dem alle Kontaktad- l’Irak et l’Iran. Cette fois, la « longue marche des Kurdes et de leurs rente Entscheidungsprozesse im Sin- ressen der für spezifische Anfragen ami-e-s » reliera Luxembourg-ville à Strasbourg. Sous le mot d’ordre de ne der Bürger gestalten möchte und Zuständigen enthalten sind. So ließen « Liberté pour Öcalan - un statut pour le Kurdistan », plusieurs centaines vor allem auch den Bürger als Partner sich Hemmschwellen überwinden. de marcheurs et marcheuses partiront du Luxembourg le 1er février. À sieht, ihn optimal in Entscheidungs- Der Meco kritisiert weiter, dass l’heure où le conflit dans les régions kurdes de Turquie reprend de plus prozesse