Die Ziegelöfen Des Bezirkes Hollabrunn: Geschichte Und Geologie 117- 191 ©Geol
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt Jahr/Year: 2003 Band/Volume: 24 Autor(en)/Author(s): Papp Helga, Roetzel Reinhard, Wimmer-Frey Ingeborg Artikel/Article: Die Ziegelöfen des Bezirkes Hollabrunn: Geschichte und Geologie 117- 191 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at ARCHIV FÜR LAGERSTÄTTENFORSCHUNG DER GEOLOGISCHEN BUNDESANSTALT Arch. f. Lagerst.forsch. Geol. B.-A. ISSN 0253-097X Band 24 S. 117–191 Wien, Juli 2003 Die Ziegelöfen des Bezirkes Hollabrunn: Geschichte und Geologie HELGA PAPP†, REINHARD ROETZEL & INGEBORG WIMMER-FREY*) 14 Abbildungen, 183 Ziegelfotos, 3 Tabellen und 1 Tafel (Beilage) Niederösterreich Ziegelrohstoff Ton Österreichische Karte 1 : 50.000 Löss Blätter 8, 9, 21, 22, 23, 38, 39, 40 Petrografie Inhalt 1. Zusammenfassung . 117 1. Abstract . 117 1. Einleitung . 117 2. Zur Geologie der Ziegelrohstoffe im Bezirk Hollabrunn (R. ROETZEL) . 118 3. Petrografische Charakterisierung der Ziegelrohstoffe (I. WIMMER-FREY) . 122 4. Arbeitsmethode und rechtliche Bestimmungen . 130 5. Besitzer und Arbeiter . 132 6. Brennöfen, Brennmaterial und Produkte . 132 7. Betriebe des Bezirkes Hollabrunn . 133 8. Anhang . 187 1. Inhaber und Betreiber der Ziegeleien . 187 1. Bekannte Ziegelzeichen . 188 1. Literatur . 196 Zusammenfassung Im Bezirk Hollabrunn, im nördlichen Niederösterreich, konnten 148 ehemalige Ziegelöfen und 8 Lehmgruben für die Jahre 1780 bis 1980 doku- mentiert werden. Heute steht dort nur mehr ein einziger Ziegelofen in Betrieb. Anhand von vielfältigen historischen Quellen, aber auch der Ziegel mit ihren charakteristischen Ziegelzeichen wird versucht die Geschichte dieser Ziegelöfen und die Abfolge deren Besitzer nachzuzeichnen. Zusätzlich wer- den die geologischen Grundlagen und die petrografischen Merkmale der Ziegelrohstoffe dieses Raumes behandelt. Brick Kilns of the Hollabrunn District: History and Geology Abstract Some 148 brick kilns and eight clay pits are recorded as operating in the Hollabrunn district of northern Lower Austria during the period 1780–1980. Today, only a single kiln remains in use. Based on a variety of historical sources and the distinctive seals impressed by each kiln on the bricks it pro- duced, an attempt has been made to trace the history of the kilns and their ownership. Considerable attention was also paid to the geological setting and the petrographic characteristics of the raw materials used in brick-making in this area. 1. Einleitung Im westlichen Weinviertel und dem daran anschließen- Gebietes, mit den Kartenblättern ÖK 8 Geras, ÖK 9 Retz, den östlichen Waldviertel ist durch den geologisch beding- ÖK 21 Horn, ÖK 22 Hollabrunn und ÖK 23 Hadres, die ten Reichtum an Ziegelrohstoffen die Dichte von Standor- weitgehend den politischen Bezirk Hollabrunn abdecken, ten ehemaliger Ziegelöfen und Ziegelgruben besonders konnten die Ziegelrohstoffe erstmals detailliert flächig hoch. Durch die geologische Landesaufnahme dieses abgegrenzt und lithologisch beschrieben werden. Das Pro- ***) Dr. REINHARD ROETZEL, Dr. INGEBORG WIMMER-FREY, Geologische Bundesanstalt, Rasumofskygasse 23, A 1031 Wien. 117 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at jekt „Geogenes Naturraumpotential Horn – Hollabrunn“ ÖK 8 Geras (ROETZEL & FUCHS, 2001), ÖK 9 Retz (ROET- (HEINRICH et al., 2000) und dessen Schwerpunkt „Bauroh- ZEL, FUCHS, BATÍK & »TYROKY´, 1999b), ÖK 22 Hollabrunn stoffe“ boten die Gelegenheit, die Verwertungsstandorte (ROETZEL, 1998); Geologische Karte von Niederösterreich der teils mächtigen Lösse und Lehme, aber auch der neo- 1 : 200.000 (SCHNABEL, 2002)]. genen Sedimente zu erfassen und die ehemaligen Ziegelö- Im Grenzbereich von kristallinen Gesteinen und neoge- fen des Gebietes zu dokumentieren. Zusätzlich konnten nen Sedimenten verlaufen mehrere, generell die Rohstoffe im Rahmen dieses Projektes mineralogisch- Südwest–Nordost-streichende Störungszonen. Die mar- petrografisch beschrieben und qualitativ beurteilt werden. kanteste ist die Diendorfer Störungszone, die über Dien- Frau Dr. Helga PAPP konnte noch vor ihrem Tod im Sep- dorf am Walde, Eggendorf am Walde, Maissau und Lim- tember 2001 die Arbeit über die ehemaligen Ziegelöfen fer- berg und weiter gegen Roseldorf, Platt und Pernersdorf tigstellen. Die bereits mit Frau Dr. Ingeborg WIMMER-FREY verläuft. Westlich der Diendorfer Störungszone sind in die- und Herr Dr. Reinhard ROETZEL vereinbarten Ergänzungen sem Bereich vorwiegend die moravischen Granitoide des über Petrografie und Geologie der Ziegelrohstoffe wurden Thaya-Batholiths anstehend, wobei aber nur zwischen erst danach hinzugefügt. Die hier vorliegende Arbeit wurde Eggendorf am Walde und Limberg ein mehr oder weniger von den beiden Co-Autoren zusammengestellt, der Text geschlossenes Granitareal mit randlicher Sedimentauflage und auch die Karte nochmals kritisch überarbeitet. besteht. Nördlich von Straning, im Raum Grafenberg – Die bei den einzelnen Ziegelöfen angeführten Nummern Wartberg – Röschitz – Groß-Reipersdorf – Klein-Jetzels- entsprechen den Nummern auf der beiliegenden Karte. Sie dorf, bereits überwiegend im Bezirk Horn, ist die Land- sind auch mit den Nummern der Ziegelöfen im Ziegelmu- schaft durch eine Vielzahl von Kristallinkuppen geprägt, die seum in Eggenburg ident. aus den neogenen Molassesedimenten und der quartären Die ehemaligen Ziegelöfen des Gerichtsbezirkes Bedeckung aufragen. Ravelsbach wurden von Frau Dr. Helga PAPP bereits Nördlich anschließend, wiederum im Bezirk Hollabrunn, gesondert publiziert (PAPP, 1994). Die von ihr im Rahmen trennt im Bereich Leodagger – Waitzendorf – Oberretzbach des Projektes „Geogenes Naturraumpotential Horn – Hol- die parallel zur Diendorfer Störungszone verlaufende Wait- labrunn“ ermittelten Standorte ehemaliger Ziegelöfen und zendorfer Störung (ROETZEL, 1996) das nordwestliche Rohstoffgewinnungsstätten des Bezirkes Horn wurden an Gebiet mit obertags anstehenden kristallinen Gesteinen anderer Stelle (PAPP, 2000) ebenfalls veröffentlicht. Die vom Bereich mit weitgehend geschlossener neogener und vorliegende Arbeit ist daher die Publikation des letzten Tei- quartärer Sedimentbedeckung im Südosten. les der von Frau Dr. Helga PAPP bearbeiteten historischen Die kristallinen Gesteine im Bezirk Hollabrunn, nord- Ziegelöfen der Bezirke Horn und Hollabrunn. westlich von Retz, gehören mit Ausnahme eines schmalen Diese Publikation soll ein Andenken an Frau Dr. Helga Streifens mit moldanubischen Glimmerschiefern westlich PAPP sein, die immer um eine fachübergreifende Arbeit von Riegersburg zum Moravikum. In diesem Gebiet sind bemüht war und damit ihren vielen unterschiedlichen The- sämtliche charakteristische Gesteine dieser tektonischen men, die sie im Laufe ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit Einheit wie die Granitoide des Thaya-Batholiths, Glimmer- aufgriff, zu mehr wissenschaftlicher Breite und besserem schiefer und Quarzite der Therasburg-Gruppe, der Verständnis verhalf. Weitersfelder Stängelgneis, weiters Glimmerschiefer, Mar- Die Autoren danken der Leiterin des Projektes, Frau Dr. more und Kalksilikatgesteine der Pernegg-Gruppe und der Maria HEINRICH, für ihre Unterstützung und Förderungen, Bittesche Gneis anzutreffen. wodurch die vorliegende Arbeit erst ermöglicht wurde. Südöstlich der Waitzendorfer Störung ragen in der Weiters unterstützte Herr Dr. Hans TUZAR, Leiter des Kra- Molassezone wiederum eine Vielzahl von Kristallininseln huletz-Museums in Eggenburg, das Entstehen dieser des Thaya-Batholiths aus den jungen Sedimenten auf. Arbeit. Zu danken ist auch zahlreichen Bewohnern des Diese Zone mit Kristallininseln streicht zwischen Retz und Arbeitsgebietes für erläuternde Hinweise über die einsti- Zellerndorf ungefähr Nord–Süd, wobei die meisten Kristal- gen Ziegelöfen und ihre Betreiber, aber auch für die Spen- lininseln, ähnlich wie im Gebiet zwischen Grafenberg und den von Ziegeln und verschiedenen Utensilien aus Ziegel- Groß-Reipersdorf, ebenfalls in nord–südlicher Richtung öfen wie Modeln und Dachziegelformen, die in den Be- längsgestreckt und perlschnurartig aufgereiht sind. stand des Ziegelmuseums in Eggenburg übergingen. Für Westlich dieser kristallinen Hochzone von Retz – Zel- ihr freundliches Entgegenkommen gilt den Mitarbeitern lerndorf dehnt sich um Waitzendorf – Obermarkersdorf – des Grundbuches in Hollabrunn, des Vermessungsamtes Schrattenthal das kleine Neogenbecken von Obermarkers- Wien II und den Vertretern vieler Gemeinden besonderer dorf aus. Dank. Die neogenen Ablagerungen westlich der Diendorfer Mit Freude erfüllte uns die Bereitschaft der Geologischen Störungszone sind fast ausschließlich marine Sedimente Bundesanstalt, den Druck dieser Arbeit zu ermöglichen des oberen Eggenburgium bis Ottnangium (ROETZEL, MAN- und damit Anregung für die Bearbeitung weiterer Bezirke DIC & STEININGER, 1999c). Nur in der Umgebung von Ober- zu geben. dürnbach liegen darüber Erosionsreste aus dem Karpa- tium. Auch zwischen Oberretzbach, Unterretzbach und 2. Zur Geologie der Ziegelrohstoffe Kleinriedenthal kommen zwischen dem Landbach und der im Bezirk Hollabrunn Staatsgrenze badenische Sedimente der Grund-Forma- tion, untergeordnet auch karpatische Ablagerungen der (R. ROETZEL) Laa-Formation vor. Dort ist das Nebeneinander von Sedi- Der Bezirk Hollabrunn liegt zum größten Teil in der menten der Laa-Formation und Grund-Formation im Nor- Molassezone, die in diesem Bereich oberflächennah aus den und der Zellerndorf-Formation