LWL-Klinikum Gütersloh

„Versorgung älterer Menschen im Quartier - das Beispiel des Kreises Gütersloh“

Fachtagung des Landesverbandes der Alzheimer Gesellschaft NRW e.V. am 10.11.2018 in Düsseldorf

Referent: Bernd Meißnest

I Fachtagung Alzheimer NRW

Ablauf

• Einführung • Was wir längst wissen! • Altenfürsorge im Quartier bedeutet... • Historie der Altenfürsorge im Kreis Gütersloh – der Träger Daheim e.V. • Die Altenfürsorge im Kreis Gütersloh heute • Perspektive Einführung

• Wie wollen Menschen alt werden – wie wollen wir alt werden?

• Was bedeutet Altenfürsorge heute konkret?

• Stadt- und Quartiersentwicklung

• Wie hätte ich es gerne für meine Angehörigen, für mich? Was wir längst wissen

• Ältere Menschen lebten über viele Jahrhunderte in ihrer Familie, in ihrem Dorf.

• Durch die Industrialisierung wurde die Altenfürsorge institutionalisiert.

• Zahl der Älteren steigt seit Jahren.

• Grundbedürfnisse haben sich nicht geändert (Suche nach Heimat, Nähe, Vertrautheit..).

• Menschen wollen gesund, fit und auf jeden Fall zuhause alt werden.

Wunsch Wirklichkeit - Körperlich und geistig fit - Alle werden Älter und kränker bleiben (Neujahrswunsch Nr.1) - Chronische Erkrankungen - Selbstständigkeit, Autonomie, nehmen zu Unabhängig, Selbstbestimmt - Pflege- und Betreuungs- - Alt werden in vertrauter bedürftigkeit steigt Umgebung, Zuhause, mit - Jeder hat seine Strategie des Familie Alterns, - Gebraucht zu werden - Rollen- /Aufgabenänderung - Reisen, Sport, Kommunikation, - Singularisierung nimmt zu Flexibel. - > 50% der über 85-jährigen - ……. leben im Heim - Wer unterstützt wenn? - … Stadt- und Sozialraumentwicklung für Ältere

• (Ältere) Menschen wollen so lange wie möglich im vertrauten Wohn- und Lebensumfeld verbleiben. Bedarfsgerechte Wohn- und Versorgungsangebote vor Ort, quartiersbezogen.

• Kleinteilige und kleinräumige Betrachtungen der vorhandenen Strukturen und bei der Suche nach Lösungswegen. Dies betrifft die Wohn- und Versorgungsangebote, sowie die gesamte räumliche Planung, wo und wie (ältere) Menschen leben.

• Der Weg in den Sozialraum ist vielfältig ( über Finanzierung, eigene Rolle, Versorgungslogik,..)

I Fachtagung Alzheimer NRW

Was benötigt ein Quartier heute?

• Eine überschaubare Größe (Aktionsradius 3km) • Generationenmix • Einzelhandel • Mix an Wohn- und Betreuungsangeboten • „Aktivitätszentren“ – Orte für Begegnung (Marktplatz, ..) • Gemeindeschwester als Begleiterin • Medizinische Versorgung vor Ort, interdisziplinär, multiprofessionell, Zentren für Altersmedizin • .....

Der Kreis Gütersloh

Borgholzhausen - Ca. 360t E.

Werther - 13 Kommunen - 5 Kliniken (1 psych. Klinik)

Versmold - Ländliche Struktur - engagierter Mittelstand - engagierte Bürger Steinhagen

Harsewinkel

Gütersloh Herzebrock-Clarholz Schloß Holte- Stukenbrock

Rheda-Wiedenbrück

Rietberg

Langenberg Psychiatrische Geschichte in Gütersloh

• Großanstalt eröffnet 1919 für maximal 1200 Patienten

• 1952: 1500 Patienten und kein ambulantes Versorgungssystem

• 1975: Beginn der Psychiatriereform auch in Gütersloh

I Fachtagung Alzheimer NRW Psychiatrische Geschichte in Gütersloh

• 1980 -1996: Deinstitutionalisierung unter Klaus Dörner  Entlassung aller 435 Langzeitpatienten in ambulante, offene Strukturen  Leitgedanke „Dort beginnen wo es sich am wenigsten lohnt – mit den Schwierigsten.“  Aufbau eines hochdifferenziertes ambulanten Versorgungsnetzes  Regionalisierung und Sektorisierung der Klinik • Seit 1996: Weitere Differenzierung und Ambulantisierung der Angebote

Krisendienst Förderkreis e.V. WAF e.V.

Zirkel e.V.

I Fachtagung Alzheimer NRW Gerontopsychiatrie in Gütersloh

Die Prägung der Klinik durch: – 1. Gerontopsychiatrische Zentrum (Ambulanz, Tagesklinik und Beratungsstelle)

– Frühes ambulant aufsuchendes Arbeiten – behandeln dort wo die Menschen leben.

– Implementierung von Soteriaelementen

– Klinikbeirat / Angehörigenarbeit / trialogische Arbeit

– ein hoch entwickeltes, selbstbewusstes ambulantes Versorgungsnetz. – ..... Daheim e.V.

• 1989 – Gründung. • Leitgedanke: - Jeder Mensch will notwendig sein und Bedeutung haben. - Mit den Schwächsten beginnen.

• 1991 – Erste Tagespflege im Kreis Gütersloh (2018: 10 Tagespflege)

• 1993 - Ambulanten Wohnbetreuung und ambulanter Dienst

• 1999 - Erste Hausgemeinschaft im Kreis Gütersloh (2018: 15 HG´s)

• 2001 – Stadtteiloffene Gemeinschaftsräume (2018 an 3 Orten)

• 2018 – über 600 Mitarbeiter

www.verein-daheim.de Die ambulanten Versorgung

•Stand 2018: - Pflegediensten: 65 ambulanten Dienste mit allen Pflegeleistungen - Tagespflegen: 35 mit 533 Plätzen z.T. 365 Tage /J. geöffnet (in Planung weitere 90 Plätze) - Ambulante Hausgemeinschaften / Pflegewohngruppen: 61 Standorte mit insgesamt 879 Plätzen (in Planung weitere 160 Plätze) - Stationäre Pflegeplätze: Stand 2017: 2610 Plätze in 31 Häusern Stand 2018: 2563 Plätze in 31 Häusern Stand 2019: weiterer Abbau von 33 Plätzen - Beratungsstellen in allen Kommunen

I Fachtagung Alzheimer NRW

Die ambulanten Versorgung im Kreis GT

• Seit 1985 hat sich ein dichtes, differenziertes ambulantes Netzwerk an psychosozialen Hilfen für ältere Menschen entwickelt .

• Pflegequote im Kreis Gütersloh: 2015: 2,47% 2020: 2,71%

• Ambulante Versorgung gesamt: BRD: 71,69 % NRW: 72,43 % Kreis GT: 78,06 %

Borgholzhausen

1/ Werther 80 1/ „Rund-um-die-Uhr“-Versorgung 57 Halle 4/40 3/44 2/ - Konzentration von Heimplätzen 169 4/44 1/ 182 in bestimmten Regionen, z.B. Steinhagen Stadt Gütersloh („Altenheim- 1/ 3/41 115 Allee“) 3/ 184 - Pflegekonferenz als

Gütersloh Entscheidungsgremium Herzebrock- Clarholz 14/ 9/ 191 824 1/ 1/1 Verl Schloß Holte-Stukenbrock 80 8 4/59 1/ 3/52 2/ 98 193 Rheda- Wiedenbrück

6/92 3/ 326 Legende: 4/55 2/ 172 Standorte Hausgemeinschaften bzw. Pflegewohngruppen/ 2/2 7 Plätze gesamt je Ort (61 Standorte mit insgesamt über 850 Plätzen)

1/13 1/ 57 1/ Anzahl vollstationäre Einrichtungen/ Plätze gesamt je Ort 80 (31 Einrichtungen mit 2.537 Plätzen)

Entwicklung Hausgemeinschaften

Platzzahlentwicklung der Angebote mit Vereinbarung nach § 75 SGB XII

600 3000

2900 500 2800

400 2700

2600 300 2500

200 2400

2300 100 2200

0 2100 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Hausgemeinschaften 77 85 105 152 251 303 368 441 476 494 558 stationäre Einrichtungen 2205 2205 2225 2237 2356 2355 2606 2575 2550 2550 2537

Stand 2018: 900 Plätze in ....Hausgemeinschaften; 2500 Plätze in stat. Einrichtungen Hausgemeinschaften im Quartier

• Erste Hausgemeinschaft im Kreis GT 1999 (Verein Daheim e.V.)

• Heute 61 HG´s mit ca. 900 Plätze. Unterschiedliche Träger.

• Auf alle Kommunen verteilt; ins Stadtviertel/Quartier integrierte kleine Einheiten (max. 9-16 Plätze).

• Alle Hausgemeinschaften sind offen !

• Ambulantes Angebot mit allen Pflegeleistungen. Hausgemeinschaften im Quartier

• Jeder Bewohner ist Mieter seines eigenen Appartements (incl. Bad, Balkon oder Terrasse) und Anteil an Gemeinschaftsflächen (Küche, Esszimmer, Garten…).

• Neben den Mitarbeitern des Pflegedienstes sind hauswirtschaftliche Mitarbeiter als Alltagsbegleiter da.

• Begleitung über 24 Stunden /Tag

• Das normale Leben ist Programm. Es wird gemeinsam geplant, eingekauft, gekocht, gegessen und aufgeräumt und das bis zum Lebensende (!).

Die Hausgemeinschaften im Quartier

• Kriterien für Einzug: erhöhter Pflege- und Betreuungsbedarf.

• Kriterien für Auszug: - keine –

• Bewohner mit: - Demenz  Menschen mit besonderen Verhaltensweisen  Junge, an chron. neurologisch Erkrankte (MS, Chorea,...)  Beatmungspatienten  .... Die Erfahrungen mit Hausgemeinschaften

• Vorteil: – gute Integration in ein Quartier – hohe Bürgerbeteiligung ( Nachbarn, Vereine, Bsp: Mastholte) – individuellere Gestaltung,...

• Nachteil: – dezentrale Struktur ??????

• Gefahren: – Institutionalisierung – Qualitätsunterschiede „Bundesliga der Hausgemeinschaften“... Das Quartier als Netzwerk

Wohnen Ambulante Beratung Pflege

Kontakt und Krisenbett Nachbar- schaft Hausge- meinschaft im Quartier Koordinat- Hauswirt- ion von schaft Hilfen

Tages- und Nacht- Aktivitäten pflege Kurzzeit- pflege

Interdisziplinäre Behandlung im Krisenbett möglich Kommunale Altenhilfeplanung - heute

• Bedürfnisse für das Älterwerden haben sich gewandelt.

• Bürger bestimmen und gestalten mit - „Wir“ beteiligen uns.

• Arbeitskreise mit Stadtplanung/Anbietern/etc.

• Bedarfserhebung durch Bürgerbefragungen: „Alt werden in ...... “

• Keine Marktsteuerung sondern kommunale Steuerung.

• Engagierte Bürger als Investoren; einzeln oder als Genossenschaft.

Modellprojekt: „Alt werden in...“ Steinhagen, Rietberg, Avenvedde, Rheda-Wiedenbrück,...

• Bedarfsabfrage der Bürger zu den Themen:

Wohnen - Pflege – Mobilität - Freizeit/Ehrenamt - Informationen

• Ziel: Prävention, Hilfsbedürftigkeit hinauszögern, Aktivierung,...

• Ausblick und Umsetzung, z.B. Bänke, Einkaufsdienst, bezahlbarer Wohnraum.

• Bürger beteiligen sich Beispiele für erfolgreiche Netzwerkarbeit

• Zentrum für Altersmedizin • Demenzkoordinator im Allgemeinkrankenhaus • Kooperationsverträge mit Praxen • Gerontopsychiatrische - /geriatrische Beratung in Institutionen • Geriatrischer Versorgungsverbund • Die Alzheimer Gesellschaft Gütersloh • Lokale Förderung von spezifischen Projekten in der Altenhilfe (u.a. Nachtcafe, OP-Begleitung • Gerontopsychiatrische Schulungen in Kommunen, Krankenhäusern, Pflegeinstitutionen u.a. mit Schulungsprogramm “lern von mir “ Projekt „Demenzkoordinator“

Die Wirkungskreisebenen des Projektes: Wirkungskreis Patientenebene

Prüfung der kognitiven Screening der Demenz Funktionsniveaus

Unterstützung der Koordinierung von Angehörigen im Umgang Liaisondienst für alle Einbezug der Kliniken Gerontoambulanz Planung und Durchführung von Struktur ist vor Ort Demenzkoordinator Fallkonferenzen und multiprof. Einführung von gerontopsychiatrisches Niederschwellige demenzspez. Schulungen am Patienten Betreuungs- und Team Esskultur Vernetzung von internen Kontinuierliche Angeboten mit Schulungsangebote für Schulungen zum Umgang ambulanten das gesamte Klinikum mit Menschen mit Demenz

Unterstützung bei Schulungen zum Thema Wirkungskreis Strukturebene konkreten Delir Fragestellungen Wirkungskreis Mitarbeiterebene 26 Daran arbeiten wir......

• Weiterer Ausbau der Quartiersentwicklung in allen Kommunen .

• Einbezug der Bürger in die Angebotsentwicklung.

• Kommunale Steuerung der Angebote

• Integration gerontopsychiatrischer Fachkompetenz auf allen Ebenen.

• Integration des neuen Finanzierungssystems - “StäB” Krisenmanagement u.a. für Demenzerkrankte vor Ort.

Fazit für heute:

• Altenfürsorge ist bunt, innovativ und vielfältig. • Gemeindenahe, nutzerorientierte Quartiersversorgung gelingt • Wir (müssen) mitgestalten und uns einmischen – für unser Altwerden. • Für jeden gibt es eine gute Lösung. • Entwicklung mit Bürgerbeteiligung • Es lohnt für alle …und es macht Spaß!

Zitat:

„Ich weiß nicht ob es besser wird, wenn es anders wird,

aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Haben Sie Fragen??

www.lwl-klinik- guetersloh.de www.verein-daheim.de www.kreis-guetersloh.de www.lernvonmir.fh -diakonie.de

Gerne stelle ich den Vortrag als pdf – Datei ohne Bilder zur Verfügung Mail: [email protected]

Daheim Dammstraße 69 33332 Gütersloh Tel. 05241/709400 www.verein-daheim.de