Der Wandel Des Ländlichen Raumes Im Gebiet Um Cluj-Napoca Knappe, Elke; Benedek, Josef
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
www.ssoar.info Der Wandel des ländlichen Raumes im Gebiet um Cluj-Napoca Knappe, Elke; Benedek, Josef Veröffentlichungsversion / Published Version Zeitschriftenartikel / journal article Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Knappe, E., & Benedek, J. (1995). Der Wandel des ländlichen Raumes im Gebiet um Cluj-Napoca. Europa Regional, 3.1995(4), 1-14. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-48470-7 Nutzungsbedingungen: Terms of use: Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine This document is made available under Deposit Licence (No Weiterverbreitung - keine Bearbeitung) zur Verfügung gestellt. Redistribution - no modifications). We grant a non-exclusive, non- Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, transferable, individual and limited right to using this document. persönliches und beschränktes Recht auf Nutzung dieses This document is solely intended for your personal, non- Dokuments. Dieses Dokument ist ausschließlich für commercial use. All of the copies of this documents must retain den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch bestimmt. all copyright information and other information regarding legal Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle protection. You are not allowed to alter this document in any Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen way, to copy it for public or commercial purposes, to exhibit the Schutz beibehalten werden. Sie dürfen dieses Dokument document in public, to perform, distribute or otherwise use the nicht in irgendeiner Weise abändern, noch dürfen Sie document in public. dieses Dokument für öffentliche oder kommerzielle Zwecke By using this particular document, you accept the above-stated vervielfältigen, öffentlich ausstellen, aufführen, vertreiben oder conditions of use. anderweitig nutzen. Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die Nutzungsbedingungen an. Der Wandel des ländlichen Raumes im Gebiet um Cluj-Napoca ELKE KNAPPE & JOSEF BENEDEK Rumänien gehört zu den Ländern, deren lichen Bedingungen nur wenig Ackerland als Sitz von Verwaltung, Dienstleistungen Wirtschaft traditionell stark agrarisch ge- und lebten vorwiegend von der Viehwirt- und Geschäften.Die Entwicklung der klei- prägt war. Bedeutsam waren der Anbau schaft. Sie konnten sich den Kollektivie- neren und peripher gelegenen ländlichen von Mais und Weizen sowie die Ausfuhr rungsbestrebungen erfolgreich entziehen Orte wurde sehr eingeschränkt (CUCU von Fleisch (SOMESAN 1941). Sowohl das und weiterhin als Einzelbauern wirtschaf- 1977). Diese Dörfer erhielten keine Ver- Produktionsniveau als auch die Produkti- ten. waltungs- und Dienstleistungseinrichtun- vität der Landwirtschaft waren allerdings Die Schaffung großer Einheiten in der gen, die Infrastruktur wurde vernachläs- im Vergleich zu anderen europäischen Tier- und Pflanzenproduktion erbrachte sigt, Genehmigungen für bauliche Maß- Ländern niedrig (PUTLITZ 1921). Wenn- durchaus nicht den von der Regierung nahmen wurden nicht erteilt. Damit sollte gleich nach dem Ende des Zweiten Welt- erwarteten Aufschwung der landwirt- eine größere Konzentration der Siedlun- krieges die Industrialisierung des Landes schaftlichen Produktion. Neben der nach gen erreicht werden. Dies bedeutete einen erklärtes Ziel der Regierungspolitik war, wie vor vorhandenen Abneigung der Bau- starken Eingriff in ein gewachsenes länd- blieb der Stellenwert der Landwirtschaft ern gegen die Kollektivierung, die sich in liches Siedlungssystem, dessen Auswir- mit 14 % am produzierten Nationalein- sinkender Arbeitsbereitschaft äußerte, war kungen auch gegenwärtig noch sichtbar kommen (1984) unvermindert hoch. es vor allem die Tatsache, daß der Staat die sind (Länderberichte Rumänien 1992, Die große Bedeutung der Landwirt- Landwirtschaft als Quelle des Wirtschafts- 1995). schaft für die Volkswirtschaft des Landes wachstums für die anderen Wirtschafts- In der zweiten Hälfte der 80er Jahre und die lange bäuerliche Tradition waren zweige nutzte. Zugunsten des industriel- wurde die „Systematisierung“ verstärkt, der Anlaß dafür, in einem ausgewählten len Aufbaus wurde in die Entwicklung der die landwirtschaftliche Produktion und das Beispielgebiet in Rumänien die Erschei- Landwirtschaft wenig investiert, im Zeit- Leben im ländlichen Raum sollten in den nungsformen des gegenwärtig stattfinden- raum von 1961-1986 waren es nur 15,5 % Agroindustriellen Komplexen ablaufen. den Transformationsprozesses im ländli- der Gesamtinvestitionen der Volkswirt- Damit war eine weitere Konzentration der chen Raum näher zu untersuchen. schaft (Anuarul Statistic al Romaniei Produktion und eine enge Verflechtung 1988). Dies hatte zur Folge, daß die Ar- des dörflichen Lebens mit den Landwirt- Rumäniens Landwirtschaft bis 1990 beitsproduktivität im Vergleich zu den schaftsbetrieben verbunden. Da sich je- Mit der Errichtung des kommunistischen anderen sozialistischen Ländern niedrig doch die Arbeits- und Lebensbedingun- Machtsystems nach dem Ende des Zwei- blieb (ROUBITSCHEK 1960). Sowohl das gen der Beschäftigten dieser Betriebe im ten Weltkrieges begann eine neue Etappe Produktionsprofil als auch die Menge der Vergleich zu denen der Industriearbeiter der Landwirtschaftspolitik. Relativ früh – abzuliefernden Produkte wurden vom Staat nicht entscheidend verbesserten, war das März 1945 – führte man eine Bodenre- reglementiert und ließen der Eigeninitiati- Bestreben, das Land zu verlassen und in form durch und enteignete zunächst allen ve der in der Landwirtschaft Tätigen keine die Stadt überzusiedeln, nach wie vor sehr Landbesitz über 50 ha sowie den Besitz Spielräume. Es kam zeitweise sogar zu groß. Um den Zustrom in die Städte zu von der Regierung mißliebigen Personen. einer Lebensmittelknappheit auf dem Lan- stoppen, wurden die Zuzugsmöglichkei- Analog dem Entwicklungsmuster der de. Dies war nicht nur dem niedrigen Pro- ten sehr stark eingeschränkt. Davon profi- sowjetischen Landwirtschaft strebte man duktionsumfang geschuldet, sondern auch tierten Dörfer in der Nähe der Städte, da den Übergang zu einer großflächig betrie- einer Steigerung der Agrarexporte (1980 sie die Menschen aufnahmen, die in der benen Landwirtschaft an. Zum einen wur- waren es z. B. 12,7 % der Gesamtexporte), Stadt eine Arbeit, aber keine Wohnmög- den aus dem nicht an die Bauern verteilten die dazu beitragen sollten, die Auslands- lichkeit gefunden hatten. Die Entwick- Bodenbesitz Staatsgüter gebildet, die vor verschuldung abzubauen. Die geringe Ver- lung der in den peripheren Gebieten gele- allem als Mustergüter sowie zur Pflanzen- gütung der Kollektivmitarbeiter im Zu- genen Dörfer stagnierte demgegenüber und Tierzucht dienten. Die privat wirt- sammenhang mit mangelnder Infra- (VÖLKL 1995), hohe Abwanderungszah- schaftenden Bauern brachte man über ver- struktur in den Dörfern und einer forcier- len machen dies deutlich. So verloren z. B. schiedene organisatorische Zwischenstu- ten Industrialisierung führte zu einer Ver- die peripheren Gemeinden des Bezirkes fen dazu, sich zu Kollektivwirtschaften schlechterung der Lebensbedingungen auf Mureº zwischen 1956 und 1992 20-30 % zusammenzuschließen. Dieser Prozeß war dem Lande, und es begann eine Abwande- ihrer Bevölkerung (BENEDEK 1995). im wesentlichen im Jahre 1962 abgeschlos- rung vor allem der jüngeren Arbeitskräfte sen. Es waren nunmehr große Landwirt- in die Stadt. In dieser Zeit (1974) begann Entwicklung nach 1990 schaftsbetriebe mit 2000 bis 5000 ha Land- die rumänische Regional- und Stadtpla- Nach dem Umsturz im Dezember 1989 wirtschaftlicher Nutzfläche und großen nung („Systematisierung“), eine Rangfol- beschritt Rumänien den komplizierten Weg Tierbeständen entstanden (POP 1995). Eine ge der ländlichen Siedlungen aufzustel- des Umbaus von Staat, Wirtschaft und Ausnahme bildeten die Bauern der Berg- len. Ziel war die Schaffung großer funk- Gesellschaft. Durch demokratische Refor- regionen. Sie hatten auf Grund der natür- tionaler Einheiten mit einem Zentraldorf men und den Aufbau einer Marktwirt- 1 Rumänien Verwaltungsgliederung und Bevölkerungsdichte 1992 2 Botoºani Einwohner / km Satu Mare Maramureº Suceava < 60 Bistriþa Iaºi 60 - 79 Sâlaj Nassaud 80 - 99 Neamþ Bihor Cluj 100 -119 Mureº Vâslui Harghita 120 und mehr Bacãu Arad Alba Covasna Sibiu Galaþi Braºov Vrancea Timiº Hunedoara Buzãu Caras - Severin Prahova Brãila Vâlcea Argeº Tulcea Gorj Dambo- vita Ialomita Mehe- Bucu- dinþi reºti Cãlãraºi Olt Constanþa Dolj Giurgiu Teleorman 0 50 100 150 km Kartographie: IfL 1996, Maßstab: ca. 1 : 4,5 Mio. M. Zimmermann Abb. 1: Verwaltungseinteilung und Bevölkerungsdichte Rumäniens 1992 Quelle: Recensãmîntul Populaþiei ºi Locuinþelor 1992 schaft suchte es einen Ausweg aus seiner geschlachtet werden mußten. Der Tierbe- Die Situation im ländlichen Raum des schwierigen wirtschaftlichen Lage. stand sank rapide und damit auch die Pro- Bezirkes Cluj Für die Landwirtschaft bedeutete dies duktion tierischer Erzeugnisse. Die Auf- Der im Nordwesten Rumäniens, in Trans- einen sehr schnellen Beginn der Privati- teilung des Landes war zwar, wie schon silvanien gelegene Bezirk Cluj (rum.Judeþ ) sierung. Bereits im Februar 1991 wurde erwähnt, per Gesetz frühzeitig fixiert wor- wurde als Beispielgebiet (Abb. 1) ausge- ein Gesetz zur Privatisierung der Land- den, aber die praktische Durchführung war wählt, da er zu den gut entwickelten Re- wirtschaft erlassen. Die früheren Eigentü- durch zahlreiche Probleme bei der genau- gionen Rumäniens gehört (SURD &TOMASI mer erhielten ihr Land zurück (bis zu en Grenzfestlegung für die einzelnen Teil- 1990), mithin davon ausgegangen