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2 Grußwort o f 3 Vorwort

4 Fotoausstellung HOHE ZEIT – HOCHZEIT von Giorgio von Arb m 5 Werkschau Dennis O’Rourke l 911 9Hommage an Djibril Diop Mambéty i

15 Latino Cinema in den USA f

30 : Ein Einwanderungsland

Dokumentarfilme r

38 Brasilianische Dokumentar- und Ethnofilme e 43 Aktuelle Produktionen 199 7– 1999 g 61 Register: Filmtitel und RegisseurInnen r 62 Impressum u b i e r f Inhalt 1 freiburger film forum’ 99 Guten Ta g!

Es ist das zweite Mal, daß die Stadt Freiburg das freiburger nicht nur dem Publikum, sondern auch den FilmerInnen und film forum – ethnologie und afrika/amerika/asien/ozeanien WissenschaftlerInnen, die wieder aus der ganzen Welt fördert. Es ist hervorgegangen aus dem seit 1985 bestehenden eingeladen sind und nach Freiburg kommen, vielfältige Anre - film forum freiburg . Es hat sich mittlerweile national wie inter - gungen und Denkanstöße gibt. national durchgesetzt. Ein Rückblick auf das letzte Festival über Himmelfahrt 1997, das sowohl vom Programm wie vom Wichtig ist aus kulturpolitischer Sicht, daß sich auch zu Publikumszuspruch her sehr erfolgreich war, untermauert die - diesem freiburger film forum wieder zahlreiche Kulturein- se Bewertung. richtungen in der Stadt zusammengeschlossen haben; die Stadt selbst ist einer langen Tradition folgend mit dem Adel - Die politische Bedeutung der »außereuropäischen« Sek - hausermuseum beteiligt, das eine Ausstellung des Schweizer tion des freiburger film forums liegt darin, den Blick eines Fotographen Giorgio von Arb zeigt. Es sind nicht nur die europäischen Betrachters für die Spezifik und die Eigenart knapper werdenden Mittel, die die einzelnen Institutionen zur afrikanischer, amerikanischer, asiatischer oder ozeanischer Zusammenarbeit bringen; immer stärker setzt sich die Einsicht Kulturen zu schärfen und gleichzeitig Verbindungslinien durch, daß die kulturelle Zukunft den Netzwerken gehört. aufzuzeigen, an denen sich das emotionale oder intellektuelle Das freiburger film forum spielt hier von seinen Anfängen an Verstehen entlangbewegen kann. eine wichtige Vorreiterrolle.

Dadurch, daß sich in Freiburg verschiedene Richtungen Ich begrüße die Besucher und die Gäste des freiburger und Disziplinen – die DokumentarfilmerInnen und die Ethnolo - film forums herzlich und wünsche dem freiburger film forum gen, das »Cinéma du sud« und die »Visuelle Anthropologie« – viel Erfolg. Den Veranstaltern danke ich für die geleistete treffen, entsteht auf hohem Niveau und Fächer wie Kulturen Arbeit. Ich bin sicher, das Publikum wird ihnen die Mühe übergreifend ein Gedanken- und Erfahrungsaustausch, der danken!

Dr. Rolf Böhme Oberbürgermeister der Stadt Freiburg Grußwort 2 freiburger film forum’ 99 freiburger film forum’99

Es ist wieder soweit! Seit 1985 wird Freiburg alle zwei Jahre diesjährige freiburger film forum. So geht es im Schwerpunkt zum Ort der Begegnung mit Dokumentar- und Spielfilmen aus Latino Cinema um das Kino der Mexiko-Amerikaner und der und über Afrika, Amerika, Asien und Ozeanien. In einer wett - PuertorikanerInnen in den USA. Ende der 60er Jahre entstand bewerbsfreien Atmosphäre treffen sich RegisseurInnen und im Zusammenhang mit der Bürgerrechts- und Farmarbeiter- filmende EthnologInnen aus aller Welt und diskutieren mit dem bewegung das »Cine Chicano«, in dem soziale Diskriminierung Publikum über ihre Filme. Während der Abendvorstellungen und die stereotype Darstellung der »Hispanics« kritisiert spielen wir in zwei Kinos, dem Forumszentrum im Kommunalen wurden. In Europa weitgehend unbekannt, erreichen die Filme Kino und in den Fried richsbau-Lichtspielen, denen wir für über Erfahrungen und Lebensrealitäten der Latinos und diese Zusammenarbeit herzlich danken. Unter dem Titel Latinas inzwischen ein breites Publikum. Die Filmemacher- ‘Fremde Lebenswelten – Kindheit Interkulturell’ bieten wir zum Innen suchen in Geschichte und Gegenwart nach Identitäts - ersten Mal Filmvorstellungen für Kinder an sowie Workshops entwürfen und Handlungsmöglichkeiten jenseits einer ein- mit methodischen Anregungen zum interkulturellen Lernen für seitigen Assimilierung an die US-amerikanische Mainstream- Fachkräfte aus der schulischen und außerschulischen Kultur. Bildungsarbeit. Fast schon zur festen Einrichtung ist der Auch Israel ist ein Einwanderungsland, in dem Menschen Workshop zu einem aktuellen Thema der Visuellen Anthro- mit unterschiedlichem kulturellem und religiösem Hintergrund pologie unter der Leitung der Schweizer Ethnologin Barbara zu sammenleben. In neueren Dokumentarfilmen werden die Lüem geworden. Diesmal wird unter dem Titel ‘Film in Culture – religiös-kulturelle Identität, aber auch die unterschiedlichen Culture in Film’ und am Beispiel des Latino Cinemas in den Vorstellungen und Erwartungen von ‘alten’ und ‘neuen’ USA die Rezeption von nicht-ethnographischen Filmen durch BürgerInnen Israels thematisiert: orientalische, sephardische die Visuelle Ethnologie diskutiert. Wir freuen uns sehr, in Juden, Aschkenasim, äthiopische Falaschen, Ukrainer und Zusammenarbeit mit dem Adelhauser Museum Natur- und russische Juden, muslimische und christliche Palästinenser Völkerkunde eine begleitende Fotoausstellung zu präsen- sowie thailändische ‘Gastarbeiter’. tieren. Der Schweizer Fotograf Giorgio von Arb stellt dort mit Die Anthropologin Paula Morgado aus São Paulo stellt ‘Hohe Zeit – Hochzeit’ Portraits von Züricher Brautpaaren neuere brasilianische Dokumentar- und Ethnofilme vor. und ihren Gästen nach der Ziviltrauung aus, anhand derer die Beispiele eines Videoprojektes mit Waiãpi-Indianern, in denen kulturelle Vielschichtigkeit einer europäischen Metropole diese eigene Bilder ihrer Kultur und ihres Selbstverständnis - deutlich wird. ses realisieren sowie einen essayistischen Dokumentarfilm Neben einer Sektion aktueller Produktionen aus den über den französischen Ethno graphen und Fotographen Pierre vergan genen zwei Jahren sind die ausgewählten Filme zu Verger. Schwerpunkt themen zusammengestellt, die in Podiums- In der Sektion aktueller Produktionen nehmen dieses Jahr gesprächen mit den eingeladenen RegisseurInnen vertieft Filme aus und über (West-) Afrika einen breiten Raum ein. werden. Sie zeigen eine Region im Umbruch und wie die Bevölkerung Zu einer Werkschau seiner Filme haben wir den australi - auf gesellschaftliche Veränderungen reagiert. Um Familien - schen Regisseur Dennis O’Rourke eingeladen. Seit 1975 reflek - beziehungen und -biographien geht es in Dokumentationen tiert er in »dokumentarischen Spielfilmen«, die von genauer, von Regisseurinnen aus und über den Iran, Ägypten, Mexiko respektvoller Beobachtung und filmischem Witz geprägt sind, und Marokko. Eine spannende Recherche über die Erfahrun - ethnologische und gesellschaftspolitische Themen im süd- gen von zwei Generationen algerischer EinwanderInnen in pazifischen Raum. Frankreich sowie zwei Spielfilme vor die sem interkulturellen Dem 1998 verstorbenen Pionier und Meister des afrikani - Hintergrund ergänzen das Programm. schen und senegalesischen Kinos, dem Schauspieler und Regisseur Djibril Diop Mambéty, widmen wir eine Hommage. Wir danken allen Personen und Institutionen, insbesondere Sie gilt seinem engagierten Eintreten für Menschenwürde und der Stadt Freiburg, die dieses freiburger film forum 1999 für die Notwendigkeit afrikanischer »Bilder und Töne«, aber wieder er möglicht haben und wünschen den TeilnehmerInnen, auch der Suche nach einer innovativen Filmsprache. Gästen und den FreiburgerInnen interessante Filmtage mit Wie ein roter Faden zieht sich das Thema des Lebens anregenden Gesprächen und Begegnungen. zwischen den Kulturen als Chance und Konflikt durch das

Gudula Meinzolt und das Team des freiburger film forums Editorial 3 freiburger film forum’ 99 Adelhausermuseum Natur- und Völkerkunde / Freiburg

HOHE ZEIT – HOCHZEIT Fotografien von Giorgio von Arb, Zürich

»Im Stadthaus von Zürich wird an ab. Die Abfolge dieser Portrait-Sequenz land, 1976, 1982 und 1986 Eidgenössisches streng belegten Werk- und Samstagen entspricht der Folge der Vermählungen je - Stipendium für angewandte Kunst, 1992 durchschnittlich alle sieben Minuten ein ner beiden Tage, es fehlen die Bilder von Werkbeitrag des Bundesamtes für Kultur, Paar getraut. Es handelt sich dabei um die drei Paaren, die sich nicht fotografieren seit 1988 Buch-Autor/Mitautor: u.a. ‚Leute Zivil-Trauung, an die anschließend nicht ließen. Die Realität hinter diesen Bildern am Grabserberg’ (1988), ‚Portraits aus zwingend die kirchliche Trauung folgen zeigt, wie selbstverständlich auf individu - Liechtenstein’ (1989), ‚heim! – Streifzüge muß und auch nicht immer ein Fest. Ver - eller Ebene die Globalisierung unserer durch die Heimlandschaft’ und ‚Frei - heiratet wird in einem bürokratisch ge - Welt voranschreitet und mit welchem Mut burg/Fribourg – ein Stadtportrait’ (1991), schmückten Raum mit einem starren Ritu - Männer und Frauen von unterschiedlich - ‚FabrikZeit- Spurensicherung auf dem Sul - al, die nahe Verwandtschaft und die Trau - stem Hintergrund einander zu begegnen zer-Areal Winthertur’ (1992), ‚Klosterleben- zeugen sind in diesem Raum mit anwe - gewillt sind. Die in der Schweiz auf über Klausur- Frauenklöster in der Ostschweiz’ send, weitere Gäste warten in der Galerie, vierzig Prozent laufende Scheidungsstati - (1993), ‚Davos – Profil eines Phänomens’ draußen vor der Tür. Die Trauung krönt stik dürfte diesem Mut wohl ernüchternd (1994/1997), ‚Zürich – Ein Fotoportrait’ quasi auch das administrative Vorspiel, entgegenstehen.« (Giorgio von Arb, 1.4.99) (1997, Mitherausgeber und Autor Buch + welches diesem Akt vorangeht und Ausstellung im Kunsthaus Zürich), ‚Volks - während der die Berechtigung zur Ehe - Giorgio von Arb, 1952 in Zürich geboren, frömmigkeit in der Schweiz’ (1999), seit schließung abgeklärt wird. Dieses Verfah - 1968-1971 Ausbildung zum Kaufmann, 1972 1991 diverse Künstlermonografien (vorwie - ren nimmt mehrere Wochen in Anspruch. erste fotografische Arbeiten, 1977-1982 gend Eisenplastiker), seit 1996 Programm - Am 24. und 25. Januar 1997 habe ich auf Ausbildung zum Fotografen an der Schule leitung für ‚Fotografie am Bau – Projekte der Galerie vor dem Trauzimmer ein mobi - für Gestaltung Zürich, seit 1981 Lehrtätig - im öffentlichen Raum’. les Fotostudio installiert und jedes Paar, keit für Fotografie am selben Institut, seit das in ein Bild eingewilligt hat, unmittelbar 1982 freier Fotograf mit Hauptgewicht Ma - Die Fotografien von Giorgio von Arb sind nach seiner Trauung fotografiert. Wo es gazin-Journalismus und PR-Dokumentatio - vom 9. Mai bis 20. Juni 1999 im Adel - sich angeboten hat, bildete ich auch Trau - nen, zahlreiche In- und Auslands-Reporta - hausermuseum Natur- und Völkerkunde, zeugen oder Verwandte des Brautpaares gen, diverse Ausstellungen im In- und Aus - Gerberau 32, 79098 Freiburg, ausgestellt. Fotoausstellung 4 freiburger film forum’ 99 Werkschau

Dennis O’Rourke Werkschau

In einem Interview sagte der australi - Einflüssen der dominanten Globalkultur ten Zusammenhänge zu. Sie sind für ein sche Filmemacher Dennis O’Rourke von auf eindrückliche Art durch seine Bilder großes Publikum ebenso interessant wie sich selbst, er habe ein besonderes Inter - und deren Montage deutlich zu machen, als Diskussionsgrundlage in einer univer - esse für marginale Gesellschaften und die ohne je herablassend auf die eine oder be - sitären Veranstaltung zum Thema Kultur - Details ihres Alltags. (Journal Film, Nr.15, lehrend auf die andere Seite zu wirken. kontakt und kultureller Wandel. Daß die Nov/Dez 1987) Und an anderer Stelle ver - Trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Filme trotz der Offenheit ihrer Erzählstruk - gleicht er seine Arbeit als Dokumentarfil - Subjektivität sind die beiden Filme für die tur keine Beliebigkeit in der Interpretation mer mit der eines Künstlers. Er mache Do - Ethnologie zu wichtigen Dokumenten ge - zulassen, ist O’Rourkes fundiertem Wis - kumentarfilme, welche die Zuschauer worden. Dies gilt auch für die nächsten sen zur jeweiligen Thematik und seinem nicht bevormunden, sondern ihnen helfen, Projekte des engagierten Filmemachers, persönlichen, subjektiven Engagement, ihre Gedanken zu klären. Seine Filme sol - ganz speziell für SHARKCALLERS OF KON - das vor allem in seiner Doppelrolle als Ka - len nicht allein informieren, sondern pro - TU und CANNIBAL TOURS. HALF LIFE ist meramann und Interviewer immer wieder vozieren und Erstaunen wecken, genauso der bisher einzige Film von Dennis O’Rour - deutlich wird, zu verdanken. In THE GOOD wie das gute Kunst tue. Deshalb hält er ke, in dem er Archivmaterial verwendet WOMAN OF BANGKOK hat er diesen An - auch nicht viel von der strikten Trennung und die moralische Erzählung in der Ver - satz zum eigentlichen Thema gemacht. Als zwischen Dokumentar- und Spielfilmen. gangenheit festmacht. Wie der Filmema - Filmemacher wird er zum Protagonisten. Beides sind Erzählformen. Auch ein Doku - cher selbst erklärt, hat sich im Laufe des Durch seine Kamera, von seinem ganz mentarfilm muß so aufgebaut sein, daß Projektes gezeigt, daß die Erzählung über subjektiven Standpunkt aus, läßt er das sein Inhalt emotional und intellektuell die aktuellen Lebensverhältnisse auf Ron - Publikum Einblick nehmen in die komplexe trägt. Und wenn O’Rourke seine Filme ka - gelap ihren dramatischen und tragischen persönliche Beziehung, die sich zwischen tegorisieren müßte, dann würde er sie am Höhepunkt in der Vergangenheit der ihm, dem australischen Filmemacher, und liebsten als moralische Erzählungen be - Nachkriegszeit hat und daher logischer - Aoi, der thailändischen Prostituier ten, zeichnen. Daß ein solches Credo ein per - weise dort ansetzen muß. während der Dreharbeiten entwickelt. Die sönliches Engagement voraussetzt, liegt Alle drei Filme sind zu Klassikern im erzählte Geschichte ist menschlich, fast auf der Hand, und daß ihre Aussagen nicht Genre des Ethnofilms geworden. O’Rour - banal, aber dennoch packend. Daß immer bei allen nur auf Zustimmung kes Ansatz, die Probleme nicht explizit zu O’Rourke es gänzlich dem Publikum über - stoßen, ebenso. Das zeigte sich schon bei nennen, sondern dem Publikum die Grund - läßt, sich seine Gedanken zu den komple - O’Rourkes erstem Film, YUMI YET. Von lagen für seine eigenen Überlegungen zu xen Verhältnisstrukturen zwischen Mann 1975 bis 1979 lebte der Filmemacher in Pa - liefern, lassen verschiedene Sehweisen und Frau, zwischen unterschiedlichen pua-Neuguinea (PNG). Im Auftrag der auf und Fragestellungen an die aufgezeig - Kulturen und sozialen Stellungen zu ma - australischen Regierung drehte er 1976 chen, verunsichert viele und einen Dokumentarfilm über die Unabhän - provoziert Kritik. gigkeitsfeiern. Entgegen den Absichten Die hier genannten und im seiner noch-kolonialen Auftraggeber er - Programm der Retrospektive zählte er die Geschichte aus der Sicht der gezeigten Filme sind notge - Einheimischen. O’Rourke verlor zwar sei - drungen eine Auswahl und zei - nen Job, aber der Film wurde in PNG zu gen nicht das ganze Spektrum einem großen Erfolg. Nur zwei Jahre spä - seines Schaffens. Neben sei - ter veröffentlichte er seinen zweiten Film nem Interesse für die Inselwelt ILEKSEN, über die Vorbereitungen zu den des Pazifiks und für Südostasi - ersten demokratischen Wahlen in PNG. en, beschäftigt sich Dennis Auch hier zeigt sich sein Talent, die Pro - O’Rourke auch intensiv mit der bleme einer marginalen Gruppe mit den schwierigen Situation der

Dennis O’Rourke 5 freiburger film forum’ 99 Dennis O‘Rourke

Aborigines in seinem Heimatland Austra - YUMI YET – lien. In COULDN’T BE FAIRER entlarvt er die heuchlerische und zynische Haltung INDEPENDENCE FOR der weißen Bevölkerung Australiens ge - genüber ihren dunkelhäutigen Mitbürgern PAPUA NEW GUINEA und richtet seine Kamera auf die wunden Yumi Yet – Unabhängigkeit für Punkte Rassismus, Gewalt und Alkoholis - Papua-Neuguinea mus. Und auch sein aktuellstes Projekt gilt dem spannungsvollen Verhältnis zwi - Australien 1976 / 54 Min. / 16mm / OF schen den noch immer marginalisierten Regie: Dennis O’Rourke; Kamera: Richard Aborigines und der dominanten weißen Marks, Dennis O’Rourke, Alan Sheperd; Bevölkerung. Die Dreharbeiten dazu sind Schnitt: Tom Foley; Produktion: Dennis noch im Gange. O’Rourke (Barbara Lüem) 1975 endete für Papua-Neuguinea eine hundertjährige Periode der Kolonialisie - Dennis O’Rourke wurde 1945 in Brisbane, rung. Eine Bevölkerung von drei Millionen, Australien geboren. Seine Kindheit verleb - in der ungefähr 700 unterschiedliche te er in kleinen Landstädtchen, bevor er in Sprachen gesprochen werden und die einem katholischen Internat seine höhere verteilt auf mehrere Hundert Inseln und Schulausbildung erhielt. In den späten 60er Tälern lebt, wurde plötzlich zu einer Nati - Jahren, nach zwei Jahren an der Univer - on. Papua-Neuguinea bereitete sich auf sität, bereiste er den »Outback« Australi - die Unabhängigkeit vor, wurde Mitglied ens, die pazifische Inselwelt und einen Teil der UNO und richtete sich darauf ein, Teil Südostasiens. Er arbeitete als Landarbei - einer sich schnell verändernden interna - ter, als Viehhirte, auf Ölfeldern und als tionalen Welt zu werden. YUMI YET ist ein Seemann, aber auch als autodidaktischer Bericht über den Ablauf der Ereignisse am Fotojournalist. 1970 zog er nach Sydney Unabhägigkeitstag in einem Land, das und über den Umweg als Gärtner für ABC sich aus einer Gruppe von zum Teil feind - guages and living scattered on hundreds (Australian Broadcasting Company) wurde lichen Stämmen zu einer modernen De - of islands, suddenly constituted one nati - er zum Filmemacher. Von 1975 bis 1979 mokratie wandeln soll. Die Radiostation on. Papua New Guinea got ready for de - lebte er in Papua-Neuguinea und erlebte fordert die Bevölkerung auf, sich dem mocratic elections, joined the United Na - den Prozess der Dekolonialisierung mit. Im wichtigen Erreignis entsprechend zu klei - tions and prepared for taking part in a fast Auftrag der neuen Regierung bildete er den. »Weiße Langarmhemden und changing world. YUMI YET is an account Einheimische in den verschiedenen Techni - schwarze Hosen für die Männer und dazu of the course of events on independence ken des Filmemachens aus. Danach kehrte passende Kleidung für die Frauen.« Aber day in a country that, within a century, er nach Australien zurück und gründete niemand scheint sich um diese Anweisun - changed from a group of often hostile tri - seine eigene Produktionsfirma. gen zu kümmern. Alle kleiden sie sich auf bes to a modern democracy. The ra - 1984/85 und 1990 /91 war er ein »Visiting traditionelle Art, inklusive Körperbema - diostation calls upon the people to dress Fellow« an der »Research School for Paci - lung, Federn und Blumen. Offizielle Per - appropriately on this memorable day. fic Studies« an der » Australian National sönlichkeiten aus dem In- und Ausland »Long sleeved white shirts and black trou - University«. Dennis O’Rourke hat fünf Kin - kommen per Flugzeug an. Alles ist bereit sers for the men, the women’s clothes der und lebt heute in Canberra. für den Beginn der Zeremonie und auch should complement the men’s.« But now - Prince Charles ist da, um der Unabhängig - body bothers about these pompous direc - YUMI YET (1976) keit seinen Segen zu geben. Und obwohl tions. Everybody dresses in traditional fas - ILEKSEN – POLITICS IN PAPUA NEW es dem Regenmacher gelungen ist, einen hion, with paint, feathers and flowers. GUINEA (1978) Platzregen zu inszenieren, sehen alle fröh - Dignitaries from home and from abroad YAP... HOW DID YOU KNOW WE’D LIKE TV? lich und optimistisch zu, wie die Flagge ih - arrive by aeroplane. The ceremony is rea - (1980) res neuen Staates zum allerersten Mal dy to start with Prince Charles standing by THE SHARK CALLERS OF KONTU (1982) hochgezogen wird. to give his blessings to Independence. HALF LIFE: A PARABLE FOR THE NUCLEAR Although the rainmaker succeeds in ar - AGE (1985) In 1975 a period of one hundred years ranging a downpour, people are cheerful CANNIBAL TOURS (1988) of colonialism came to an end for Papua and optimistic when the flag of their new THE GOOD WOMAN OF BANGKOK (1991) New Guinea. A population of three million state is hoisted officially for the very first THE PAGODE DA TIA BETH (1993) people, speaking a total of about 700 lan - time.

YUMI YET 6 freiburger film forum’ 99 Dennis O‘Rourke

SHARKCALLERS OF KONTU Die Haifischfänger von Kontu

Australien 1982 / 54 Min. / 16mm / OF Regie und Kamera: Dennis O’Rourke; Ton: Chris Owen, Schnitt: Stewart Young; Produktion: O’Rourke & Associates Filmmakers;

Seit Jahrhunderten fangen die Männer von Kontu, einer klei - nen Insel vor der Küste von Neu-Irland, Haifische auf eine tra - ditionelle Art. Nach ausgedehnten Reinigungsritualen begeben sie sich auf zerbrechlichen Kanus auf das Meer hinaus, wo sie mit Rasseln und ritualisierten Gesängen nach den Haifischen ru - fen, von denen sie glauben, sie wären mit ihnen verwandt. So - ILEKSEN bald die Fische sich den Kanus nähern und auftauchen, fangen Elections / Wahlen und töten die Männer sie mit ihren bloßen Händen. Ihren Erfolg verkünden sie durch das Blasen großer Muscheltrompeten. Australien 1978 / 58 Min. / 16mm / OF Heute, nach 100 Jahren Kolonisation, nach wirtschaftlicher Aus - Regie: Dennis O’Rourke, Gary Kildea; Kamera: Dennis O’Rourke; beutung und intensiver Missionierung, sind nur noch eine Hand - Ton: Gary Kildea; Schnitt: Peter Berry; Produktion: Dennis voll Männer übriggeblieben, welche über die traditionellen O’Rourke & Associates Filmmakers Fähigkeiten und das zugehörige Wissen verfügen, ein Wissen, ILEKSEN (Pidgin-Wort für englisch ‚election’) ist eine Art Fort - das die Menschen auf Kontu mit ihrer kulturellen Vergangenheit setzung von Dennis 0’Rourkes erstem Film YUMI YET, in dem er verbindet. Dennis O’Rourke hat sechs Monate auf Kontu gelebt die Unabhängigkeitsfeiern Papua-Neuguineas im Jahre 1975 und durfte das rituelle Rufen der Haifische filmisch dokumen - nachzeichnet. Nun bereitet sich die junge Nation auf ihre ersten tieren. In seinem Film hat er außerdem versucht, die Einflüsse Wahlen vor und die Landbevölkerung wird in das britische Wahl - des Westens auf Kontu und ihre zerstörerischen Wirkungen auf system eingeführt. Da die lokalen Politiker über kein Medien - die ursprüngliche einheimische Kultur zu analysieren. netzwerk verfügen, sind sie auf ihren Erfindungsgeist angewie - sen, um Stimmen zu fangen. Einer von ihnen engagiert eine For centuries the men of Kontu, a small island off the coast phonstarke Rock’n Roll Gruppe, ein anderer trinkt Tee mit einem of New Ireland, have caught sharks in a traditional way. After britischen Schulvorsteher. Wieder ein anderer geht von Dorf zu having undergone extensive ritual purification they go to sea in Dorf – in traditioneller Kleidung inklusive Kopfschmuck aus Fe - fragile canoes and ritually call the sharks, to whom they belie - dern – und verkündet mit Hilfe eines Megaphons seine einzige ve to be related. Once the fish appears, they catch and kill them Parole: »Vergeßt die Anderen!« In ILEKSEN zeichnet O’Rourke with their hands and ritually announce their success by blowing ein witziges, aber dennoch respektvolles Bild des Wahlkampfes. a shelltrompet. Now after 100 years of colonization, economic Für westliche Betrachter erscheint er ziemlich chaotisch zu exploitation and intense activities by the missionaries, only a sein, aber die Einwohner Papua-Neuguineas sprechen begei - handful of men is left who still master the ancient ritual skill. A stert darauf an. skill which constitutes the most tangible link with their cultural past. Dennis O’Rourke lived on Kontu for six months and was al - ILEKSEN (pidgin word for »election«) is sort of a sequel of lowed to record the ritual shark calling on film. Besides he tried Dennis O’Rourke’s first film YUMI YET in which he captures Pa - to analyse the way in which western influences will eventually pua New Guinea’s ceremony of independence in 1975. Now du - destroy this ancient culture. ring its first free election the rural population of the young nati - on is introduced to the British electorial system. Since the local politicians do not dispose of an extended me - dia network they must exert all their ingenuity to gain votes. One of them engages a noisy rock’n roll band, anotherone goes for tea with the principal of a British school. Yet anotherone makes a tour of the villages – wearing traditional clothes and a head - dress of feathers – with a megaphone, shouting a single mes - sage:«Forget the others!« In ILEKSEN O’Rourke draws a hilarious, yet respectful pictu - re of the electoral contest that may look chaotic to western ey - es but to which the inhabitants of Papua New Guinea respond duly.

SHARKCALLERS OF KONTU 7 freiburger film forum’ 99 Dennis O‘Rourke

Shortly after the nuclear bombing of Hiroshima and Nagasaki, the American military wanted to find a ‚suitable’ site for further nuclear testing. They choose the Marshall Islands, a group of small atolls in the Pacific Ocean. The Americans had just captured these islands from the Japanese. The islanders themselves ma - de up a relatively small and politically powerless group of melanesian abori- gines. The United Nations Strategic Trust Agreement, signed in 1947, obliged the United States to recognize and respect HALF LIFE: A PARABLE destens 66 Atom- und Wasserstoffbom - the fundamental rights and freedom of the ben auf den Inseln. ‚Bravo’ war der Co - population. This did not keep the U.S. Ato - FOR THE NUCLEAR AGE dename für den ersten H-Bomben-Ver - mic Energy Commission from setting off at Halbwertszeit: Eine Parabel des such. Später veröffentlichte Dokumente least 66 atomic and hydrogen bombs on nuklearen Zeitalters haben gezeigt, daß die Amerikaner der these islands between 1946 and 1958. Sovjetunion zeigen wollten, daß sie über ‚Bravo’ was the code-name for the first H- Australien 1985 / 86 Min. / 35mm / OmU solche Waffen verfügten. Sie wollten aber bomb test. Documents have revealed that Regie und Kamera: Dennis O’Rourke; Ton: auch soviel Erfahrungen wie möglich über the main goal of operation ‚Bravo’ was to Martin Cohe, Gary Kildae; Musik: Bob die Wirkung des atomaren Fallouts sam - demonstrate to the Soviet Union that the Brozman; Schnitt: Tim Litchfield; Produkti - meln. Obwohl die ‚Bravo’-Bombe fünfhun - U.S. did in fact have such a bomb and to on: O’Rourke & Associates Filmmakers dertmal stärker war als frühere Testbom - collect as much information as possible Australia ben, wurden die Bewohner der Insel Ron - on the effects of the fallout resulting from Verleih: Freunde der Deutschen Kinema - gelap weder gewarnt noch evakuiert. Die the explosions. Also the ‚Bravo’-bomb thek eV, Welserstraße 25, 10777 Berlin. Bombe wurde zwar auf einem menschen - was five hundred times the size of earlier Tel: +49-30-21 90 01 28, Fax:+49-30-2 18 42 81 leeren Atoll gezündet, aber die Winde testbombs, the inhabitants of the island of bliesen den Fallout in Richtung Rongelap. Rongelap were neither warned nor eva - Kurz nach der atomaren Bombardie - In derselben Nacht schon entwickelte die cuated. The bomb was set off on a deser - rung von Hiroshima und Nagasaki, such - ganze Bevölkerung Krankheitssymptome. ted island, but the winds blew the radio - ten amerikanische Militärs nach einem Amerikanische Schiffe in den Gewässern active fallout towards Rongelap. The sa - geeigneten Gelände für weitere atomare um Rongelap erhielten den Befehl, das me night the entire population showed se - Tests. Sie wählten die Marshall-Inseln, ei - Gebiet zu verlassen, obwohl sie die ver - rious disease symptoms. The American ne Gruppe kleiner Atolle mitten im Pazifik. strahlten Menschen hätten retten können. ships in the waters around Rongelap Die Amerikaner hatten die Inselgruppe so - Als diese Fakten dann öffentlich wurden, could have saved the people but were or - eben von den Japanern zurückerobert. beriefen sich die U.S. Militärs auf den dered to leave the area instead. When Die melanesischen Einheimischen waren Wind, der unerwartet seine Richtung these events were finally brought to pu - nicht sehr zahlreich und international po - geändert und so zu dem »Unglück« geführt blic notice, the officials claimed that the litisch völlig machtlos. Das von den Ame - habe. In HALF LIFE zeigt O’Rourke mit er - winds had suddenly changed and that rikanern 1947 mitunterzeichnete »United schreckender Deutlichkeit auf, daß die Rongelap was hit by the fallout by mista - Nations Strategic Trust Agreement« hätte Verstrahlung der Bevölkerung von Ronge - ke. In HALF LIFE O’Rourke shows that the sie eigentlich verpflichtet, die Grundrech - lap absolut kein ‚Unglück’ war, sondern tragic event was by no means a mistake, te und die Freiheit der Inselbewohner zu Teil eines zynischen Planes, die Melane - but that the U.S. government had delibe - respektieren und zu schützen. Nichtsde - sier als menschliche Versuchskaninchen ratly followed this course of action, de - stotrotz zündete die »U.S. Atomic Energy in einem wissenschaftlichen Projekt zu grading the people of Rongelap to guinea- Commission« zwischen 1946 und 1958 min - mißbrauchen. pigs for a cynical scientific experiment. HALF LIFE 8 freiburger film forum’ 99 Dennis O‘Rourke

CANNIBAL TOURS sucht, den Platz zu lokalisieren, den die This dialogue is part of a discussion »Anderen« in der Vorstellungswelt der amongst tourists who cruise the river breiten westlichen Bevölkerung einneh - Sepik in Papua New Guinea on a luxury Australien 1988 / 70 Min. / 35mm / OmU men. Es wird ein Blick geworfen hinter das cruising boat after they have visited one Regie und Kamera: Dennis O’Rourke; Ton: fließende Konzept der Zivilisation, dorthin, of the local villages. CANNIBAL TOURS Tim Litchfield, Chris Owen; Schnitt: Tim Li - wo die moderne Massenkultur an die es - investigates the differences and the stri - tchfield; Produktion: Dennis O’Rourke sentiellen Aspekte des Menschseins stößt king similarities that show up when so - und sich daran reibt. Ein Prozess, in dem called »civilized« people meet socalled »Ich frage mich, ob ihre Lebensweise bes - sich viel, was als westliche »Werte« gilt, »primitive« ones. According to Dennis ser ist als die unsere, so im Einklang mit als hohl und banal entpuppt. Auf sehr ein - O’Rourke this film shows two journeys: der Natur?« drückliche, aber humoristische Art läßt The cruise itself and a trip in the meta - »Den Experten zufolge, sind sie glücklich, der Film den Besuchern und den Besuch - physical sense of the word. This second gut genährt und eigentlich zufrieden.« ten Raum, ihre Eindrücke der jeweils An - journey is an attempt to discover the place »Das stimmt. Das Problem ist Apathie und deren zu schildern. of the ‚other’ in the popular imagination, to Faulheit.« look behind that shifting concept of civi - »Aber wir sollten versuchen, ihnen zu hel - »I wonder if their way of life is better than lization, where modern mass-culture fen, in der Welt vorwärtszukommen. Wir ours, truly living with nature?« grates and pushes against those original, sollten sie ausbilden und sie dazu anre - »The experts say that they are happy, essential aspects of humanity, and where gen, sich anders zu verhalten.« well-fed, satisfied.« much of what passes for ‚values’ in »That’s right. The problem is apathy and western culture, is exposed in stark relief Dieser Dialog ist Teil einer Diskussion, indolence.« as banal and fake. die Touristen auf einem Luxusboot führen, »But we must try to help them to advance In a humoristic way, O’Rourke lets the mit dem sie auf dem Sepik-Fluß in Papua- in the world. To educate and stimulate visitors comment on the visited and the Neuguinea unterwegs sind. Soeben sind them to behave differently.« other way round. sie von einem Landausflug und dem Be - such in einem Dorf zurückgekommen. CANNIBAL TOURS lenkt den Blick auf die Unterschiede und die verblüffenden Ähn - lichkeiten, die deutlich werden, wenn »zi - vilisierte« auf »primitive« Menschen tref - fen. O’Rourke will mit diesem Film zwei Reisen nachzeichnen: Die Kreuzfahrt und eine Reise im metaphysischen Sinn des Wortes. In dieser zweiten Reise wird ver - CANNIBAL TOURS 9 freiburger film forum’ 99 Dennis O‘Rourke

THE GOOD WOMAN OF zeitig banal und tiefgreifend sein kann. Er ral, and as in this special case on the line beschließt nach Bangkok zu gehen, dem between race and culture. GOOD WO - BANGKOK Mekka westlicher Männer mit Träumen MAN OF BANGKOK is also a film about Die gute Frau von Bangkok von exotischem Sex und schmerzloser the voyeuristic tendencies inherent in ma - Liebe. Und er ist entschlossen, sich zu ver - king a film and watching one. When lieben. Als ihr Kunde lernt O’Rourke Aoi O’Rourke was fourty-three his marriage Australien 1991 / 82 Min. / 35 mm / OmU kennen, verliebt sich in sie und beginnt ein broke. In the months and years to come, Regie, Buch, Kamera und Ton: Dennis neunmonatiges Verhältnis. Selbst persön - he tried to understand why love can be so O’Rourke; Schnitt: Tim Litchfield; Musik: lich engagiert, gibt O’Rourke durch Aois banal and profound at the same time. He Arie Madam Lucilla, W.A. Mozart Augen einen Einblick in ihre persönliche decided to go to Bangkok, the Mecca for Situation und die ökonomischen Bedin - western men with fantasies about exotic Verleih: Freunde der Deutschen Kinema - gungen, die sie und andere in die Prostitu - sex and love without pain. He wanted to thek eV, Welserstraße 25, 10777 Berlin. Tel: tion treiben. Er versucht ihr beim Ausstieg meet a Thai prostitute and to make a film +49-30-21 90 01 28, Fax:+49-30-2 18 42 81 aus diesen Lebensumständen zu helfen about her. And he wanted to fall in love. As und bietet ihr an, eine Reisfarm für sie und a customer, O’Rourke gets to know Aoi, Dieser Film ist eine Dokumentation ihre Familie zu kaufen. Sie nimmt das An - falls in love with her and stays for a nine- über Prostitution. Er zeichnet das Phäno - gebot an, will von seiner Liebe aber nichts months relationship. Personally involved, men als Metapher für den Kapitalismus wissen. Der Titel des Films deutet es an: O’Rourke offers a view through Aoi’s eyes und die Beziehungen zwischen Mann und O’Rourke versucht in diesem Film eine Pa - into her personal situation and how eco - Frau im allgemeinen, und im Falle der Pro - rabel im Brecht’schen Sinn zu erzählen, nomic circumstances force her and tagonistin, auf der Grenzlinie zwischen eine Parabel über die Unmöglichkeit ein others into prostitution. He wants to help unterschiedlichen Kulturen. THE GOOD gutes Leben in einer schlechten Welt zu her to escape from that kind of life and of - WOMAN OF BANGKOK ist außerdem ein führen. fers to buy her and her family a ricefarm. Film über die voyeuristischen Aspekte des She accepts the offer, but refuses his love. Filmemachens und des Filmesehens. Mit This film is a documentary about pro - As indicated in the film’s title, O’Rourke 43 Jahren erlebte O’Rourke wie seine Ehe stitution, despicting the phenomenon as a aims to tell a parable in Brecht’s sense ab - in die Brüche ging. In der Zeit danach ver - metaphor for capitalism and for relation- out the impossibility to live a good life in an suchte er zu verstehen, daß Liebe gleich - ships between men and women in gene - unperfect world.

THE GOOD WOMAN … 10 freiburger film forum’ 99 Hommage

Hommage an Djibril Diop Mambéty

»Im übrigen bin ich der Meinung, daß es uns im besonderen zufällt, das Kino wiederzuerfinden.« Djibril Diop Mambéty

Mambétys Lieblingsgenre Impuls, der hinter all dem steht, war der Western: »Ich wuchs in was ich tue, geht zurück auf den der Gegend von Colobane auf, Moment der Befreiung in den wo es ein Freiluftkino namens 60er Jahren und wird eher von ABC gab. Wir waren sehr jung, meiner Auffassung der Grenzen etwa acht Jahre alt, und durften des Möglichen inspiriert, als nachts nicht rausgehen, da die von irgendeiner Entwicklung Gegend gefährlich war. Trotz - oder einem Trend des europäi - dem schlichen wir uns nachts davon und te Fassung des Films her, um zu beweisen, schen Films jener Zeit. Damals hörte ich gingen ins Kino. Da wir kein Geld hatten, daß das Etikett »Afrikanisch« nichts mit außerdem auf, Rassist zu sein und wurde um uns Karten für die Vorstellung zu kau - Mittelmäßigkeit zu tun hat. Dazwischen Missionar. Ich wurde mir über meine Mis - fen, blieben wir draußen und hörten ein - drehte er die Hommage an ‘seine’ Stadt sion im Namen meines Volkes und meiner fach zu. Es wurden vor allem Western und Dakar: den amüsanten Dokumentarfilm Kultur bewußt und über meine universelle Hindi-Filme gezeigt. Nach den Vorstellun - CONTRAS CITY (1967). Darauf realisierte Pflicht, ein Lied zu singen, das in der gen gingen wir wieder ins Bett. Viele Jah - er, diesmal in Farbe, die zweite Fassung ganzen Welt verstanden werden kann.« re lang hörte ich Filme, bevor ich sie sah: von BADOU BOY (1970). Obwohl die bei - Danach hielt sich Mambéty längere Zeit in Vielleicht hat es mit diesen Erfahrungen zu den Filme recht erfolgreich waren, suchte Rom auf und traf unter anderem Pier Pao - tun, daß der Ton in meinen Filmen für mich Mambéty weiter nach einer eigenen afri - lo Pasolini. Erst 1989 drehte er wieder ei - immer sehr wichtig ist. Am Anfang stand kanischen Filmsprache, die sich vor allem nen Film PARLONS GRAND-MÈRE und für mich die Musik der Western, und auch auf das Bild und den Ton konzentrieren dann 1991 seinen zweiten langen Spiel - der erste Film, den ich sah, war ein We - sollte. Das Ergebnis seiner Überlegungen film: HYÈNES nach Friedrich Dürrenmatts stern. Ich wollte Filme drehen. Im Hof war ein erster abendfüllender Spielfilm ‘Der Besuch der alten Dame’. machten wir daraufhin mit einem weißen TOUKI BOUKI (1973). Auch wenn der Film Inzwischen waren seine Aktivitäten Laken, einer Kerze dahinter, ausgeschnit - zuerst von Publikum und Kritik zurückhal - nicht mehr ausschließlich auf das afrika - tenen Figuren und Freunden vor dem La - tend betrachtet wurde, so war die neue nische Kino gerichtet. So eröffnete er An - ken unser eigenes Kino, indem wir uns Bil - Ästhetik, die Mambéty entwickelte, un - fang der 90er Jahre in Dakar eine Schule der zu den gehörten Tönen ausdachten.« verkennbar und trug entschieden zur Ent - (Foundation Yaadi Koone) und kümmerte (Djibril Diop Mambéty) wicklung des afrikanischen Kinos bei. sich auch verstärkt um den cineastischen Djibril Diop Mambéty wurde 1945 in Co - »Wenn man einen Menschen von mor - Nachwuchs in Afrika. Eines seiner großen lobane bei Dakar geboren. Nachdem er ei - gens bis abends begleitet, hat man ein Anliegen war »Le film de poche«, ein Ver - ne Schauspielausbildung absolviert hatte Drehbuch. Und wenn man eine Stadt über trieb speziell für afrikanische Filme, um und in mehreren senegalesischen und ita - Jahre hinweg Tag um Tag beobachtet, ver - eben diesen eine weltweite Plattfom zu lienischen Filmen mitgewirkt hatte, reali - fügt man über einen unerschöpflichen geben. sierte er 1965 seinen ersten Film: BADOU Schatz an Drehorten. Dann liegt es nur 1995 widmete sich Mambéty wieder BOY, der – wie er selbst sagt – ein Teil sei - noch am eigenen Interesse, um diese Ele - seinen eigenen Filmen, er plante eine Tri - ner Jugend war. 1970 stellte er eine zwei - mente in einen Film zu verwandeln.[...] Der logie kürzerer Filme, denen er den Unter - Djibril Diop Mambéty 11 freiburger film forum’ 99 Djibril Diop Mambéty

titel ‘Geschichten von einfachen Leuten’ gab. »Die kleinen Leute – und das ist wich - tig – sind die einzigen, die konsequent sind, die naiv sind, und daher auch Mut haben... Und es sind also auch Leute, die niemals ein Bankkonto haben werden, für die vor jedem Tag ein Fragezeichen steht. Der erste Film war LE FRANC (1995), d anach folgte LA PETITE VENDEUSE DE SOLEIL (1998), und abschließend war L’APPRENTI VOLEUR geplant.

»Mit diesen Filmen möchte ich dem Mut der Straßenkinder die notwendige Anerkennung zukommen lassen. Die Liebe der Kinder ermutigt mich, den Alten, den Korrupten und denjenigen zu trotzen, de - ren Reichtum ihre eigene Seele nicht berührt. Das Leben verläuft in drei Stufen [deshalb die Form der Trilogie]: klein, groß, alt. Das Leben ist ein Theaterstück, und die meisten Theaterstücke haben drei Ak - CONTRAS-CITY it very amusing that this city shows the te: einen Prolog, eine Handlung und einen trace of the various colonialistic settle - Epilog. Ich befinde mich, meiner Meinung ments. For example I found it very funny nach, irgendwo zwischen den ersten bei - Senegal 1969 / 16 Min. / 16 mm / fr. OF that there is a cathedral in a Sudanese den Stadien der Trilogie des Lebens. Mal Regie: Djibril Diop Mambéty; Musik: Djim - style, a chamber of commerce looking like im Ernst: Wir Filmemacher haben die Auf - bo Kouyate; Kamera: Georges Bracher; a theatre but a theatre that looks like a gabe, vor allem universell zu sein. Wir ste - Schnitt: Jean Bernard Bonis & Marino Rio; block of council flats: all those esthetical hen am Ende des ersten Jahrhunderts des Ton: Davidis; Produktion: Kankourama contrasts made me amuse.« Kinos und müssen das zweite Jahrhundert Kontakt: Cinémathèque du Secrétariat (Djibril Diop Mambéty) auf jeden Fall gewinnen. Wenn ich den d’Etat à la Cooperation audecam, afrikanischen Filmemachern in Afrika und les patios Saint-Jacques, 6 rue Ferrus, in der Diaspora etwas raten soll, dann fol - F-75683 Paris cedex 14. BADOU BOY gendes: Wenn Ihr verstanden werden Tel: +33-1-43 13 11 15, Fax: +33-1-43 13 11 25 möchtet, versucht trotzdem nicht mit allen Mitteln dem Publikum zu gefallen, sondern Ein ironischer Blick auf die unter - Senegal 1970 / 60 Min. / 16 mm / fr. OF bleibt Euren Vorstellungen treu. Die Zu - schiedlichen Gebäude und Viertel von Da - Regie und Schnitt: Djibril Diop Mambéty; kunft der Menschheit liegt in unseren kar. Diese architektonischen Besonder - mit: Lamine Ba, Al Demba Cisse, Händen, wo auch immer wir uns befinden. heiten sind das Ergebnis der zahlreichen Chri stophe Colomb, Aziz Diob Mambéty; Sowohl die afrikanischen Filmemacher als Kolonialisierungen, die die Stadt geprägt Produk tion: SMADJA Myriam, Films Kan - auch die afrikanischen Völker haben beim haben. »Ich habe die Unterschiede in mei - kourama großen Treffen der Menschheit eine Auf - ner direkten Umgebung betrachtet und es Kontakt: Cinémathèque du Secrétariat d’E - gabe zu erfüllen, nämlich das Kino als ei - sehr amüsant gefunden, daß diese Stadt tat à la Cooperation audecam, Les Patios ne Art Erleichterung von den vielen Nach - die Spur mehrerer kolonialistischer Nie - Saint-Jacques, 6 rue ferrus, F-75683 Paris teilen zu betrachten, wie z.B. nicht lesen derlassungen trägt. Ich fand es zum Bei - cedex 14. oder schreiben zu können. Man darf nicht spiel witzig, daß wir eine Kathedrale im Tel: +33-1-43 13 11 15, Fax: +33-1-43 13 11 25 vergessen, daß das Kino nicht nur Augen sudanesischen Stil haben und eine Han - und Ohren anspricht, sondern auch das delskammer, die einem Theater ähnelt, Komödie um einen kleinen Jungen, der Herz der Menschen. Es ist wichtig, die ei - das Theater dagegen aber eher einem So - in den Straßen von Dakar von einem gene Verantwortung im Umgang mit Film zialwohnungsblock: All diese Gegensätze dicken Polizisten verfolgt wird. Der Film zu erkennen und mit den historischen gaben mir Anlaß, mich zu amüsieren.« i s t a b e r a u c h e i n e k ritische Beobachtung Nachteilen und solchen, die noch aus der (Djibril Diop Mambéty) des Alltags verschiedener Menschen in Kolonialzeit stammen, fertigzuwerden. Dakar. Der Film muß der Selbsterkenntnis dienen, An amusing glance at Dakar, its diffe - und zwar dringend.« rent monuments and cosmopolitan quar - Comedy about a little boy in the streets Djibril Diop Mambéty verstarb am 23. ters, result of the numerous colonialistic of Dakar, persecuted by a stout police Juli 1998 in Paris. periods that built the city. »I regarded the man. But the film is also a critical expo - (Florian Krautkrämer) differences directly around me and I fo und sure of some aspects of life in Dakar. CONTRAS-CITY 12 freiburger film forum’ 99 TOUKI BOUKI

Senegal 1973 / 95 Min. / 35mm / OmU Regie: Djibril Diop Mambéty; Kamera: Georges Bracher, Papa Samba Sow; Schnitt: Siro Asteni; Ton: El Hadji M’Bow; Musik: Joséphine Baker, Mado Robin; mit: Al Demba, Dieynaba Dieng, Assane Faya, Magaye Niang, Myriam Niang, Ndou Labia, Ous - seynou Diop; Produktion: Maag Daan, CINEGRIT (Sénégal) Verleih: Filmcooperative Zürich, Heinrichstraße 114, Postfach 1366, CH-8031 Zü rich, Tel: +41-1-448 44 22, Fax: +41-1-448 44 28

Als Mory der Kuhhirt sein Vieh zum Schlachthof führt, trifft er die Studentin Anta. Gemeinsam träumen sie davon, nach Frank - reich zu gehen, um reich zu werden. Auf verschiedene Art und Weise versuchen sie sich das Geld für die Reise zu beschaffen. Nach mehreren schicksalhaften Wendungen finden sie sich auf dem Deck eines Schiffes wieder, das nach Frankreich fährt, als Mory sich plötzlich weigert, den entscheidenden Schritt zu ma - chen. Er möchte bleiben, da er einsieht, daß ihr Traum nur eine Illu sion ist…

Bringing his cows to the sloughter- house, cowherd Mory meets the student Anta. Together they dream to go to France to get prosperous and they try to get the money for the trip. After some ups and downs they find themselves on a ship going to France. But then Mory refuses to make the last step. Realizing that their dream was only an illusion, he wants to stay... LE FRANC – Der Aufrechte

LE FRANC Der Aufrechte

Senegal/Schweiz/Frankreich 1994 / 45 Min. / 35 mm / OmU ter, aber so, daß die Kontrollnummer keinen Schaden nimmt. Da Regie und Buch: Djibril Diop Mambéty; Kamera und Schnitt: Sté - hat Marigo eine geniale Idee. Am Ozean, auf einem Stein sitzend phan Oriach; Ton: Alioune Mbow; Musik: Dieye Ma Dieye, Issa läßt er seine kostbare Tür von den Wellen liebkosen. Das Meer Cissokho, Aminta Fall, Moussa Ndiaye; mit: Dieye Ma Dieye, an der Westküste des Atlantiks kann abends schrecklich sein. Aminta Fall, Demba Bâ; Produktion: Waka Films AG, Scolpendra Viel Glück, Marigo. Musiker und Märtyrer.« Productions, Maag Daan, unter Mitwirkung des französischen (Djibril Diop Mambéty) Ministeriums für Zusammenarbeit Verleih: Freunde der Deutschen Kinemathek eV, Welserstraße 25, »Marigo dreams about his instrument, the Congoma, confis - D-10777 Berlin, Tel: +49-30-21 90 01 26, Fax: +49-30-21 84 281 cated by his ill-natured landlady because of his rent depts. To get it back he buys a lottery ticket, a precious document which »Marigo träumt von seinem Instrument, der ‘Congoma’, die he pasts on his door, in order not to be discovered. And as fate die boshafte Vermieterin aufgrund ausgebliebener Mietzahlun - decides the number wins! But how vexing: Marigo has pasted gen konfisziert hat. Um es zurückzubekommen, kauft sich Mari - the ticket with too much profoundness on the door, which he fi - go ein Los der Staatslotterie. Ein kostbares Dokument, das er nally has to tear off its hinges to carry it on his head to the boo - sorgfältig an seine Türe klebt, damit es niemand entdeckt. Und king office of the state lottery. But there is yet another obstacle: wie es das Schicksal will, gewinnt seine Nummer. Zu seinem Är - Indeed, he has won the big prize, but the control number indi - ger jedoch hat Marigo das Los allzu gründlich an der Tür fest - spensable for being paid is on the back of the pasted ticket. So, geklebt, und er muß sie letztendlich aus den Angeln reißen und the ticket must get off, but in such a way, that the control num - sie auf dem Kopf zum Schalter der Staatslotterie tragen. Aller - ber will not be damaged. Then, Marigo has a great idea. Sitting dings stellt sich am Schalter ein letztes Hindernis heraus: Zwar on a stone at the ocean he lets the waves caress his valuable hat er das Große Los gezogen, doch die für die Auszahlung un - door. The sea on the westcoast of the Atlantic can be cruel at erläßliche Kontrollnummer befindet sich auf der Rückseite des night. Good luck, Marigo. Musician and martyr.« angeklebten Scheins. Das Los muß also um jeden Preis herun - (Djibril Diop Mambéty) LE FRANC 13 freiburger film forum’ 99 Djibril Diop Mambéty

LA PETITE VENDEUSE Straßen und bewegt sich mit Hilfe von crutches. She lingers close to the boys zwei Krücken vorwärts. Sie hält sich ne - who sell newspapers and begs. This mor - DE SOLEIL ben den Jungen, die die Zeitungen ver - ning the boys jostled her and she fell on Das kleine Mädchen, das die kaufen, auf und bettelt. Eines Morgens the asphalt. She found her crutches se - Sonne verkaufte wurde sie so heftig von den Jungen an - veral meters away. In order to pick her- gerempelt, daß sie auf den Asphalt hinfiel. self up, she had to gather all her strength Senegal/Schweiz/Frankreich 1999 / Ihre Krücken fand sie meterweit entfernt and she decided to start selling newspa - 45 Min. / 35 mm / OmU wieder. Um sich aufzurichten, mußte sie pers like all the others. Equal rights for Regie und Buch: Djibril Diop Mambéty; alle ihre Kräfte zusammennehmen, und sie men and women. But the small universe Kamera: Jacques Besse; Schnitt: Sarah nahm sich fest vor, ab dem nächsten Tag of newspaper boys is merciless. She is Taouss Matton; Ton: Alioune M’Bow; Mu - wie alle anderen auch Zeitungen zu ver - confronted with pain and with dreams... sik: Wasis Diop; mit: Lissa Balera; Produk - kaufen. Was für Männer gilt, gilt auch für finally she also encounters friendship. tion Maag Daan (Senegal), Waka Films SA Frauen. Doch die kleine Welt der Zei - The story is an ‘homage’ to the courage of (Schweiz), Cephéide Production (Frank - tungsjungen ist erbarmungslos. Sie wird the street children.« reich) mit Schmerzen wie mit Träumen konfron - (Djibril Diop Mambéty) tiert... und schließlich auch mit der Vertrieb: Brussels Ave, Rue des Visitandi - Freundschaft. Die Geschichte ist eine Djibril Diop Mambéty: nes 1/48, B-1000 Bruxelles, Hymne auf den Mut der Straßenkinder.« CONTRAS-CITY (1968) Tel: +32-2-511 91 56, Fax: +32-2-511 81 39 (Djibril Diop Mambéty) BADOU BOY (1970) TOUKI BOUKI (1973) »Seit sehr langer Zeit ist der Handver - »Selling newspapers in the streets of PARLONS GRAND-MÈRE (1989) kauf von Zeitungen in den Straßen von Da - Dakar had always been the preserve of HYÈNES (1992) kar den Jungen der Stadt vorbehalten. Si - the city’s boys. Sili, a little girl, lives on the LE FRANC (1994) li, ein kleines Mädchen lebt auf den streets and moves with the help of two LA PETITE VENDEUSE DE SOLEIL (1998)

LA PETITE VENDEUSE 14 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

Sie werden Latino/as, Hispanics, abfäl - BAMBA (Luis Valdés, 1987), der Aufstieg Film- und Medienindustrie einen Platz zu lig spics, oder Chicano/as, genannt: die und tragischen Tod eines Rockn’Roll Sän - verschaffen. In San Antonio, Texas, wur - US-AmerikanerInnen mexikanischer und gers mexikanischer Herkunft zum Thema de das erste Chicano Film Festival als lateinamerikanischer Herkunft. Sie sind hat, so aus, als wäre ein »Hispanic Hol - Plattform für die entstehenden Filme ge - jetzt bereits die zweitgrößte, sie werden lywood« möglich. Doch konnte sich das gründet, in San Francisco taten sich Fil - innerhalb der nächsten 30 Jahre die zah - Latino Cinema bisher noch keine so star - memacherInnen zur Gruppe »Cine Ac - lenmäßig größte Minderheit der USA sein. ke Position erkämpfen, wie es dem Black ción« zusammen. RegisseurInnen und zu - Sie kommen als politische Flüchtlinge aus Cinema inzwischen gelungen ist. Dabei nehmend auch FilmwissenschaftlerInnen Guatemala und , sind US-ame - hat sich in den letzen 30 Jahren eine viel - begannen, sich mit dem Hollywood-Kino rikanische Staatsbürger wie die Puertori - seitige Filmproduktion, vom agitatori - und den Latino-Klischees des dummen caner oder waren wie die Bewohner des schen Dokumentarfilm über Melodramen, Machos oder Gangsters bzw. der exoti - Südwestens schon da, bevor die ‚Anglos’ Komödien und Musikfilmen bis zum Expe - schen oder unterwürfigen Señorita aus - sich im US-amerikanisch-mexikanischen rimentalfilm entwickelt, die in Europa bis - einanderzusetzen. Sie wollten aber auch Krieg die Hälfte des ehema ligen Staatsge - her kaum bekannt ist. Neben dem Kino die Idee eines politisch und ästhetisch al - biets von Mexiko einverleibten. Wenige der PuertorikanerInnen und KubanerIn - ternativen Chicano-Cinemas entwickeln, Nordamerikaner kennen Einzelheiten der nen in den USA ist dabei vor allem das das erfahrene und weitgehend vergesse - »Beziehungsgeschichten« zu ihren latein - ‘Chicano Cinema’ der Mexiko-Amerikaner ne Geschichte und Lebensrealität der la - amerikanischen Nachbarn. Vor komplexe bedeutsam. teinamerikanischen Bevölkerung in den historische, soziale und politische Hinter - Das Latino Cinema entstand Ende der USA aufgreift. Starker politischer Impe - gründe schiebt sich allzu schnell das ein - 60er Jahre aus der Bürgerrechtsbewe - tus, Zusammenhalt und eine enorme Auf - förmige Bild des armen, illegalen Einwan - gung der Mexican-Americans, der Chica - bruchstimmung prägte die erste Epoche derers, des ‘wetback’, des ‘mojados’, der nos im Südwesten und Kalifornien sowie des Chicano Cinema in den 70er Jahren. über den Rio Grande in den Norden »ein - der Puertoricaner in New York und Chica - Vor diesem Hintergrund war es möglich, dringt« und wirtschaftlichen Wohlstand go. Landarbeiter im Südwesten began - auch größere Spielfilmprojekte mit öf - bedroht. Den Alltag vieler Latinos und La - nen, sich für bessere Arbeitsbedingungen fentlichen Mitteln zu finanzieren. tinas wiederum prägen Diskriminierung einzusetzen. Parteien wie »La Raza Unida In den 80er Jahren begann eine Reihe oder Isolierung ihrer kulturellen und so - Party« in Texas und die »Young Lords Par - von FilmemacherInnen eigene Produkti - zialen Erfahrungen und ein Gefühl, stän - ty« in New York wurden gegründet. Chi - onsfirmen zu gründen und fanden infol - dig »dazwischen« zu leben. canos, die sich bei der Studenten- und gedessen auch Zugang zur etablierten Fil - Das (Macht-)Verhältnis zwischen dem Landarbeiterbewegung engagiert hatten, mindustrie. Durch einige große Erfolge Selbstverständnis und den Möglichkeiten wollten Film und Fernsehen nutzen, um wie STAND AND DELIVER (1988) schien differenzierter Identitäten von Minder - die Chicano-Bewegung bekannt zu ma - der Weg für die Etablierung eines Latino heitskulturen einerseits und der Veror - chen. 1969 drehte Luis Valdés mit I AM Cinema geebnet zu sein. Doch vielfach tung bzw. Definition seitens der Mehr - JOAQUÍN den ersten Chicano-Film. Ba - fehlte es an der geeigneten Vertriebs - heitskultur andererseits hängt sehr stark sierend auf einem epischen Gedicht von struktur und die Studios waren und sind davon ab, wie sich ihre Präsenz innerhalb Rodolfo ‘Corky’ González ist er eine Ode oft nicht bereit, spezielle Werbemaßnah - der Gesellschaft zeigen kann. Diese wie - an das mexikanisch-indianische Erbe und men zu entwickeln. Zunehmend wurde derum spiegelt sich nicht zuletzt in den die Geschichte der Chicanos, deren le - auch der schwierige Spagat zwischen Medien. Bis heute sind Latino/as und ihre gendärer Ursprung in einem mythischen dem Widerstand gegen die Hollywood- Lebensrealitäten im US-amerikanischen Atzlán im Südwesten der USA verortet Mainstream-Kultur und deren Latino-Re - Fernsehen unterrepräsentiert oder auf wird. In den frühen 70er Jahren wurde die präsentation einerseits und der Notwen - wenige Stereotype reduziert. Latino- kalifornische Universität in digkeit, sich an ökonomische und inhaltli - Schauspieler können noch immer fast UCLA zum Ausbildungszentrum für die an - che Zwänge anzupassen andererseits, ausschließlich »ethnisch« kodierte Rollen gehenden FilmemacherInnen. Es ging deutlich. Besonders Frauen wählten des - übernehmen. In den 80er Jahren sah es darum, eigene Bilder und Diskurse zu ent - halb häufig den Weg der kleinen, unab - nach dem großen Erfolg des Kinohits LA werfen und sich gleichzeitig innerhalb der hängigen Produktion und das günstigere Latino Cinema 15 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

Format des Videos. In genreübergreifen - in verschiedenen Traditionen verwurzel - vermitteln, daß sie trotz aller Diskriminie - den Arbeiten und Experimentalfilmen se - ter Volkskultur entstehen. Nachdem mit rung und Vorurteile unerwarteten Erfolg hen sie die Möglichkeit, sehr subjektive der Reagan-Administration viele staatli - hatten. Grenzüberschreitung ist eine Me - Entwürfe jenseits vereinfachender sozia - che und private Finanzierungsmöglichkei - tapher für das Leben der Latino/as in den ler und kultureller Zuweisungen, auch in - ten, die die Basis für die meisten Chicano USA. Die Erfahrungen einer synchretisti - nerhalb der Latino-Community, zu reali - Filmprojekte waren und sind, drastisch schen Kultur, der ‘mestizaje’ als der Ver - sieren. Sylvia Morales stellte schon 1979 gekürzt wurden, ist das Public Broadca - mischung unterschiedlicher kultureller mit ihrem Film CHICANA eine Alternative sting (PBS) der lokalen und nationalen öf - und sozialer Aspekte werden deshalb im - zur männlich-orientierten Geschichts - fentlichen Fernsehsender nach wie vor mer wieder auch in Dokumentarfilmen schreibung vor. Auch Lourdes Portillo eine bedeutende Möglichkeit, Filme zu aufgegriffen, in der Beobachtung von sprengt mit ihren Filmen die Reduzierung ‘Latino-Themen’ zu produzieren. So arbei - ‘außen’ und in der Suche nach den eige - von Latino-Kultur auf die patriarchal-tra - tet der Regisseur, Autor und Produzent nen Wurzeln. Einerseits geht es um kultu - ditionelle Familie. Frances Negrón Mun - Paul Espinosa in San Diego seit über 20 relle Resistenz wie bei der volkstümlichen taner, puertorikanische Regisseurin und Jahren für das PBS zu Themen insbeson - Frömmigkeit im Südwesten der USA in Autorin, setzt in ihren Filmen Identität aus dere der Grenzregion. Zum 150. Jahrestag MUNDO MILAGROSO (1997). Anderer - unterschiedlichen Versatzstücken zu - des US-amerikanischen Krieges realisier - seits sollen aber auch kulturelle Er- sammen. Als Puertorikanerin, Lesbe, Fo - te er 1998 ein ehrgeiziges mehrteiliges fahrungen nutzbar gemacht werden, am tografin und hellhäutige Mittelklassean - Projekt, das diesen Konflikt als sympto - Beispiel der Transformation mexikani - gehörige sucht sie nach einer filmischen matischen Ursprung für das bis heute ge - scher Erinnerungsrituale in den USA: Form, dieses Kaleidoskop adäquat umzu - spannte Verhältnis zwischen Mexiko und CALAVERAS (1997). setzen (BRINCANDO EL CHARCO, 1995). den USA definiert. Für manche Latino/as ist ihr Leben als 30 Jahre nach Beginn der Lati - Unsere kleine Auswahl mit Schwer - ständige ‚Grenzgänger’ eine Chance, wie no/Chicano Filmbewegung gibt es ein punkt auf dem Chicano Cinema stellt etwa für die Lehrererin und Filmemache - breites Spektrum von Aktivitäten. Filmfe - neben den bereits erwähnten Beispielen rin Laura A. Simón aus Los Angeles (FEAR stivals in San Antonio, San Francisco und Filme vor, die wichtige Themen der Lati - AND LEARNING IN AMERICA, 1997): »Es Chicago zeigen neue Latino-Filme. Sie ha - no-Filmproduktion der letzten 30 Jahre re - ist wirklich hart, als Latina in den USA zu ben sich aber auch dem lateinamerikani - präsentieren. Vielfach werden geschicht - leben. Aber ich bin sehr glücklich, daß ich schen Kino geöffnet, als dessen »nörd - liche Ereignisse, die prägend für das Ima - zwei Welten in mir trage und mich sprach - lichste Bastion« das Latino Cinema auch ge, aber auch das eigene Selbstverständ - lich und kulturell zwischen beiden bewe - häufig gesehen wird. Immer mehr Kultur - nis waren, auf die Leinwand gebracht. gen kann.« In seinem Buch »The Hispanic wissenschaftlerInnen wie Chon Noriega, DIE BALLADE VON GREGORIO CORTEZ Condition – Reflections on Culture and Rosa Linda Fregoso und Ana López haben (1983) bezieht sich auf den Fall eines me - Identity in America« (1995) beobachtet das Latino-Cinema als spannendes Tätig - xikanisch-texanischen Landarbeiters, der Ilan Stavans, ein in Mexiko geborener So - keitsfeld entdeckt. Es entstehen Großpro - Anfang des Jahrhunderts aufgrund eines ziologe, eine kulturelle Transformation duktionen wie MY FAMILY (Gregory Nava sprachlichen Mißverständnisses verfolgt der US-amerikanischen Gesellschaft, in 1995), die über mehrere Generationen er - und verurteilt wird. Seine Geschichte der sich die Hispanics vom Rand zum Zen - zählte symptomatische Geschichte einer wurde in Balladen, den »corridos« besun - trum hin bewegen. »Ich glaube, daß wir ‘klassischen’ mexikanischen Einwander - gen und damit für die Nachwelt erhalten. gerade Zeugen eines wechselseitigen erfamilie und SELENA (Gregory Nava Der Film ist eine Mischung aus Western Phänomens werden: Hispanisierung der 1997) – der das Leben des weiblichen und Gerichtsdrama, die in sehr eindrück - Vereinigten Staaten und Anglisierung der Stars der ‘Tejano-Musik’ nachvollzieht. licher Weise die übliche Figurenkonstel - Hispanics. Als Abenteurer im »Dazwi - Der Versuch von Latin/as, im Showbusin - lation des klassischen Western konterka - schenland«, als Erforscher des El Dorado ess zu triumphieren und die (illegale) Mi - riert. STAND AND DELIVER (1988) basiert haben wir bewußt und umsichtig den gration sind zwei immer wieder aufgegrif - auf dem autobiographischen Bericht Feind infiltriert. Wir wollen uns nicht voll - fene Themen in Latino-Filmen. Neben eines Lehrers lateinamerikanischer Her - ständig angleichen, sondern möchten, Spielfilmprojekten gibt es aber auch eine kunft, der in den 80er Jahren an einer daß die Anglos sich uns anpassen.« lebendige Videokultur, in der engagierte Schule in Los Angeles, in einem Latino- Es wird interessant sein zu sehen, was Dokumentarfilme über den Umgang mit Viertel unterrichtete. Es gelang ihm, den daraus für ein Kino entsteht… Diskriminierung und Beobachtungen von SchülerInnen soviel Selbstvertrauen zu (Gudula Meinzolt) Latino Cinema 16 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

CALAVERAS US-amerikanischen Städten gepflegt. Al - on a special day. And many cultures of the täre werden nicht mehr nur zu Hause, son - world have this kind of thing where they dern auch in öffentlich zugänglichen Aus - light the way. Perhaps the smell of the USA 1996 / 30 Min. / Umatic / OF stellungen aufgebaut. Es entstehen ge - chocolate liqueur and the promise of a Regie und Produktion: Denise Richards; meinschaftliche Altäre, um auf soziale sip of Bohemia, which he really loved, Kamera: Michael Anders; Ton: Julie Sylve - Probleme wie Tod durch Aids oder and all the lights that will be lit, will bring ster, Rose Martillano, Helen Pau; Schnitt: Straßenkriminalität aufmerksam zu ma - him back« Denise Richards, Elaine Trotter; Musik: chen. Hermanos Carneros, Oaxaca, ; mit: »There’s the thinking among Mexican Mary Hope Lee, Linda Alband, Rosa Silva, CALAVERAS is a documentary on the Americans, or Chicanos, or whatever Linda Earl, Jose Ramón Lerma, Herminia altars that are built to remember and ho - we’re called, that it really doesn’t belong Albarrán Romero, Virginia Benavidez, nor the deceased on November 1, known to anyone else, I disagree. You know, it Michael Brown, Celia Rodriguez as ‚Dia de los Muertos’ (the Day of the De - belongs to everybody, cause everybody Vertrieb: Dog’s Life Productions, 1416, 47th ad). In recent years, this Hispanic traditi - dies.« Avenue, San Francisco, Ca 94122, Tel: on has been adopted in many U.S. cities +1-415-759-7306, e-mail:[email protected] and the altar concept has been expan - »I feel that, here in San Francisco, peo - ded to include public exhibitions and ple have been given a lot of liberty to ce - ‘Calaveras’ ist ein Dokumentarfilm über community altars designed to call atten - lebrate Day of the Dead the way they want die Altäre, die anläßlich des ‘Día de los tion to social concerns like Aids and kil - to. In Mexico, our processions are very re - Muertos’ (Allerheiligen) zur Erinnerung an lings in drive-by-shootings. spectful and somber. Here, they’re full of die Verstorbenen aufgebaut und ge - protests and whatever goes. I don’t think schmückt werden. Seit einigen Jahren »I believe that they come and go and I that’s respectful to the people who have wird diese mexikanische Tradition auch in also believe that they come particularly passed on, so I don’t think it’s correct.«

Denise Richards studierte Film- und Kulturanthropologie in San Francisco. CALAVERAS ist ihr erster Film.

CALAVERAS 17 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

CHULAS FRONTERAS dem diatonischen Knopfakkordeon und ton accordion, first developed and mass- dem treibenden Bass des bajo sexto, ei - produced in Germany in the middle of the Süße Grenzen ner übergroßen 12-seitigen Gitarre. In In - 19th century, made its appearance in the terviews mit Landarbeitern, Musikern und Texas-Mexican border region before the USA 1976 / 58 Min. / 16mm / OF Disk-Jockeys geht Blank den politischen turn of the century. The instrument was Regie und Kamera: Les Blank; Ton: Chris Untertönen der Musik nach und zeigt den well distributed in the northeast of Mexi - Strachwitz; Schnitt: Maureen Gosling / Les wichtigen Platz, den diese Musik im Alltag co and in south Texas, due to the large in - Blank; mit: Ramiro Cavazos, Conjunto der Menschen spielt. flux of central Europeans in that region. Tamaulipas, Los Pingüinos del Norte, The rugged little black box quickly beca - Narciso Martínez, Lydia Mendoza, Dueto The music of the Rio Grande-Valley- me popular, especially with rural musici - Reynosa, Ramos & Ramirez, Rumel Fuen - some call it Conjunto others Tex-Mex or ans and dancers. In addition, the usual tes, Flaco Jiménez, Santiago Jiménez, Los Música Norteña – is a strong energetic conjunto norteño also includes a bajo Alegres de Teran; Produktion: Chris music, based primarily on the accordion sexto (solidly built 12-string guitar), a Strachwitz für Brazos Film and the driving bass of the bajo sexto a contra-bajo or string bass (today usually Verleih: Freunde der Deutschen Kinema - huge 12-string guitar. Blank searches an electric one), drums, and sometimes thek eV, Welserstraße 25, D-10777 Berlin. for the political undertones of this music an alto saxophone. As it has been for al - Tel: +49-1-21 90 01 26, Fax: +49-1-218 42 81 in interviews with farmworkers and di - most a century, Música Norteña is still sc jockeys thus showing its importance widely popular, especially among agri - Die Musik des Rio Grande-Valleys, in the every-day life of the people. The cultural and blue collar workers. The mu - Conjunto, Tex-Mex oder Música Norteña lyrics and dialogues together de fine the sic represents a cultural treasure trove genannt – ist eine energievolle Musik mit Texas Chicano in both geographic and with its great variety of rural dances such emotional terms: an individual who calls as the polka, waltz, redova, mazurka, Texas home but is caught between two huapango, schotish, cumbia, danzón etc. Les Blank, Kalifornien, dreht seit worlds, between old and new tra ditions. It also offers a huge repertoire of songs den 60er Jahren Dokumentarfil - and types, ranging from rancheras to me v.a. über Musik, Musiker und »Norteño, usually called Conjunto or boleros, to a surprising number of often Essen: Cajun, Zydeco, Blues, Di - Tex-Mex music on the American side of powerful protest ballads (story songs) zzy Gillespie, Lightnin’ Hopkins the border, has evolved since the early known as Corridos or Tragedias (...) To - und Knoblauch 1900s into the last Mexican regional style day’s Tejano Music embraces plenty of Filmauswahl: and perhaps the most influential and uni - grupos, solo singers, trios, mariachis, HOT PEPPER (1973) quely Mexican-American tradition. Today, bandas, string ensembles, as well as a DEL MERO CORAZON (1979) as one of the main roots of Tejano Music , great variety of orchestras, some or all of GARLIC IS AS GOOD AS TEN Norteño/Conjunto is immediately recog - which incor porate elements of Norteño, MOTHERS (1980) nizable by the accordion as the lead the mother tradition (...).« BURDEN OF DREAMS (1982) instrument accompanying traditional (, 1995) J’ AI ETE AU BAL (1989) Mexican duet singing. The diatonic, but - CHULAS FRONTERAS 18 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

CHICANO Canción, Doug Sahm sung by Rumel Fuentes accompanied by Los Pingüinos del Norte

Chicano, soy chicano, `Cause I’m brown and I’m proud And I’ll make it in my own way. Some people call me third world But I know that is the real world MEXICO AMERICANO `Cause to me all I am is Mexicano Mexican American Corrido, Rumel Fuentes

Chicano, soy chicano, sung by los Pingüinos del Norte All my brothers come together right now. Por mi madre yo soy Mexicano. All across the U.S.A. Por destino soy Americano, I just wake up and say Chicano, soy chi - Yo soy de la raza de oro. cano Yo soy México-americano. Right on! Yo te comprendo el inglés Chicano, soy chicano, También te hablo en castellano. I can fly just as high and Yo soy de la raza noble. As long as I want to. Yo soy México-americano. Some people call me violent `Cause I’m no longer the silent Zacatecas a Minnesota, Pobrecito mexicano de Tijuana a Nueva York, Dos países son mi tierra. Chicano, soy chicano, Los defiendo con mi honor. Mis hermanos organísen pero ya. Todo el mundo lo sabrá Dos idiomas y dos paises. Y este vato les dirá Dos culturas tengo yo. Chicano soy chicano En mi suerte tengo orgullo Dali shine!Chicano, soy chicano, Porque así lo manda Dios. Soy café, tengo orgullo Y yo sé que yo la voy a hacer. Unos me dicen »Hippy« Otros me dicen caifán !Pero yo solo sé que soy puro »Mexican«! (Pa’que sepan!)

CHULAS FRONTERAS 19 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

HOLY TORTILLA POLKA Heilige Tortilla

Niederlande 1986 / 50 Min. / U-matic / Polkas are played in many countries USA 1997 / 23 Min. / 16mm / OF OmeU all over the world and the diatonic accor - Regie: Lauren Ivy Chiong; Kamera: Bill Regie: Robert Boonzajer Flaes; Kamera: deon is its classical instrument. Where Schwartz; Schnitt: Andre Pogacar; Maerten Rens; Schnitt: Marja Sonneveld does this music come from and how did it Musik: Kristopher Carter; mit: Adelina und Carla van den Berg; change during this trail? As a cultural Anthony, Julio Cedillo, Cecilia Flores, Vertrieb: Royal Anthropological Institute, comparison the Dutch anthropologist R. Mario Gonzales 50 Fitzroy Street, London W1P 5 HS. Boonzajer looks at the different social Produktion und Vertrieb: Lauren Ivy Tel: +44-171-387-0455, practices of the polka in Austria and Chiong, Palm Avenue Pictures. 1200 Mas - Fax: +44-171-383 4235, South Texas. Polka being a ‚national’ mu - sachussetts, Ave Apt. 48AW. Cambridge, e-mail: [email protected] sic in Austria heard and played by ever - MA90265 USA. yone, in South Texas it is performed and Tel: +1-310-317 4933, In vielen Ländern werden Polkas ge - heard by Mexican-Americans and farm e-mail: [email protected] spielt und das diatonische Akkordeon ist workers. Today there are several Discos das klassische Polka-Instrument. Wo at San Antonio where you can hear live Eine Tortilla mit einem Schuß magi - kommt diese Musik her und wie hat sie performances of »Conjunto« groups and schem Realismus, mit Hoffnung bestreut sich auf ihrem Weg verändert? Der nie - the polka is recognized as a North Ame - und für 23 Minuten auf Glauben gebacken. derländische Anthropologe R. Flaes rican art form along with blues, zydeco Das Resultat: Lauren Ivy Chiongs Kurzfilm Boonzajer geht in einem spannenden Kul - and cajun music. HOLY TORTILLA . Eine Fest des Lebens und turvergleich zwischen Österreich und In conversations with musicians and der Liebe. HOLY TORTILLA ist die Ge - Südtexas ihren Spuren vor dem Hinter - managers we understand the importance schichte von Margarita, die in einem grund der sozialen Aufführungspraxis of ‚conjunto music’ for the Mexican- Schönheitssalon arbeitet und dort Befeh - nach. Während in Österreich die Polka ei - American identity. le von ihrer scharfzüngigen, mit billigem ne ‘nationale’ Musik ist, die nicht vorwie - Schmuck behangenen Chefin Rosa entge - gend von einer bestimmten sozialen »Es ist wahrscheinlich DIE eigentliche gennehmen muß. Auch Margaritas Traum Schicht gehört und gespielt wird, ist die Musik der Chicanos in den USA. Sie cha - eine Familie zu gründen, scheint an ihrem Polka in Südtexas seit Jahrzehnten die rakterisiert und symbolisiert das, was wir Ehemann zu scheitern. Aber als das Ge - Musik der Mexiko-Amerikaner, der Farm - sind: eine Synthese aus Mexikanern, US- sicht Jesu plötzlich in ihrer Tortilla er - arbeiter und der einfachen Leute. Heute Amerikanern, Europäern, Spaniern. Wir scheint, versucht Margarita zu beweisen, gibt es in San Antonio mehrere Diskothe - sind Mestizen.« daß Wunder wirklich im alltäglichen Le - ken, in denen Gruppen live zum Tanz spie - (Juan Tejeda, Musiker, langjähriger ben möglich sind. len und die »Conjunto- Musik« ist neben Leiter der Musikabteilung des Guadalupe Blues, dem Zydeco und der Cajun-Musik Cultural Arts Center, Gründer des jähr- A tortilla seasoned with a dash of ma - als eigenständige nord amerikanische lichen Tejano Music Festivals in San gic realism, sprinkled with hope, and Kunstform anerkannt. In Gesprächen mit Antonio) baked on faith for twenty-three minutes. Musikern und Musik vermittlern in Mon - »Die USA erkennen unsere Musik The result: Lauren Ivy Chiong’s short film terrey, Mexiko und San Antonio, Texas (Conjunto, Polka) nicht an, weil sie HOLY TORTILLA . A celebration of life and wird deutlich, was die »Conjunto-Musik« spanisch, mexikanisch ist. Die Mexikaner love found in a barrio kitchen. für das Selbstverständnis der Tejanos, erkennen sie nicht an, weil sie nicht, ‘spa - der Mexiko-Amerikaner, bedeutet. nisch’ ist...«. (Edy Torres) Lauren Ivy Chiong studierte Film produktion an der Bosten University. HOLY TORTILLA ist ihr Abschlußfilm. Sie unterrichtet Dreh - buchschreiben und Film - produktion. POLKA 20 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

MUNDO MILAGROSO In Texan communities along the Rio saw only few representations of her cul - Grande River, there is a vibrant mixture of ture in the media. Of those images she Welt voller Wunder Spanish Catholicisim and Indian mystici - saw on television or in the movies, few sim. For hundreds of years various saints seemed to be accurate and most came USA 1995 / 27 Min. / 16mm / OF and religious figures have made their ap - from the point of view of people outside Regie: Monica Delgado und Michael van pearances to a receptive public. This film the culture. As a result, Delgado began Wagenen; Kamera: Kels Goodman; Ton: takes a respectful look at the current ma - researching the history and culture of her Trent »Clyde« Black; Produktion: Michael nifestations of these symbols of faith and own family to try to understand the Mexi - van Wagenen the people who hold them dear. The can-American experience for herself. Vertrieb: Ritual Films, PO Box 2183, South filmmakers, one of whom is of Mexican What she found was not the stereotypes Padre Island, TX 78597, USA. descent, set out for the border to witness on television, but rather a vibrant culture E-mail: [email protected] these phenomena for themselves. Pauli - deeply tied to both the history of Mexico ta Rivera discovered the face of Jesus in and the United States. In den texanischen Gemeinden entlang a tortilla she had made. Soon the tortilla The experience inspired Delgado to des Rio Grande gibt es eine pulsierende was encased in plastic and revered for its combat the under representation and Mischung aus spanischem Katholizismus healing qualities. Another Texas town bo - stereotyping of Mexican-Americans in und indianischer Mystik. Seit hunderten asts the Shrine of Saint Camaro where a the media by documenting her own cul- von Jahren sind den dort lebenden Ge - religious silhouette suddenly appeared ture in film. meinschaften verschiedene Heilige und on a Chevrolet. Believers gather there religiöse Figuren erschienen. MUNDO every day to pray for miracles. In Bro - MILAGROSO wagt einen respektvollen wnsville stands the Madonna Tree whose Blick auf die geläufigen Glaubenssymbole bark displays an image of the Virgin. Peo - und die Leute, die sie in Ehren halten. ple believe she cures their aliments. In Paulita Rivera entdeckte das Gesicht these border towns there is an abiding Jesu in einer Tortilla, die sie gemacht hat - faith in spiritual forces just as their Indi - te. Bald darauf wurde die Tortilla in Plastik an ancestors saw divinity in their daily Monica Delgado studierte geschweißt und als heilendes Requisit surroundings. Soziologie, Michael van verehrt. In einer anderen Stadt pilgern die MUNDO MILAGROSO forms part of a Wagenen Geschichte. Sie sind Leute zum Schrein des Heiligen Camaro, documentary series on contemporary bei vielen ethnographischen der als Silhouette an einem Chevrolet er - Mexican-American culture. »El alma del Filmprojekten in den USA und schien. Die Gläubigen versammeln sich pueblo« – The soul of the people. The Lateinamerika als Regisseure, dort täglich und beten um Wunder. In Bro - series grew out of the life’s experience of Produzenten, Kameraleute und wns ville steht ein Baum, dessen Rinde ein the project producer and director, Moni - Autoren beteiligt. Bild der Jungfrau ziert, von dem die Leute ca Delgado. The great-granddaughter of MUNDO MILAGROSO ist der glauben, daß es ihre Leiden heile. In die - immigrants from Mexico, Delgado was erste Teil einer Serie von sen Grenzstädten gibt es einen ähnlich an - raised in a hybrid culture that combined Dokumentarfilmen zur zeit - haltenden Glauben in spirituelle Kräfte, elements of Native American, Mexican genössischen, mexiko-amerika - wie es ihn auch bei den indianischen Vor - and Anglo-American cultures. Growing nischen Kultur. fahren gab, die die Göttlichkeit in ihrer up in a predominantly Latino community SPIRIT DOCTORS (1996) täglichen Umgebung erblickten. in California’s Salinas Valley, Delgado LOW AND SLOW (1997)

MUNDO MILAGROSO 21 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

THE BALLAD OF GREGORIO CORTEZ Die Ballade von Gregorio Cortez

USA 1983 / 99 Min. / 35mm / OmU Regie: Robert M. Young; Buch: Victor Villaseñor, Blase Bonpane nach dem Buch ‘With his Pistol in His Hand: A Border Ballad and Its Hero’ von Américo Paredes; Kamera: Reynaldo Villalobos, Robert M. Young; Musik: W. Michael Lewis, , David Anderle; mit: Edward James Olmos, James Gammon, Tom Bower, GREGORIO CORTEZ Timothy Scott, Pepe Serna; Produktion: Moctezuma Corrido, gesungen vom Conjunto Norteño Esparza, Michael Hausmann »Los Pingüinos Del Norte«

Die in zahlreichen Liedern und Schriften zur Legende En el condado del Carmen, Le echaron los perros jaunes gewordene Geschichte von Gregorio Cortez wird hier in miren lo que ha sucedido, que iban detrás de la huella, einer Mischung aus Reportage und Western erzählt. Der murió el Cherife Major pero alcanzar a Cortez mexikanische Arbeiter Gregorio Cortez wird in den er - quedando Román herido. era alcanzar a una estrella. sten Jahren des 20. Jahrhunderts in Texas aufgrund ei - Anduvieron informando Decía Gregorio Cortez: nes sprachlichen Mißverständnisses vom Sheriff be - Como tres horas después, -Pa’ qué se valen de planes schuldigt, ein Pferd gestohlen zu haben. Es kommt zu ei - supieron que el malhechor si no me pueden pescar ner Schießerei in deren Folge Cortez’ Bruder und der era Gregorio Cortez. ni con esos perros jaunes? Sheriff getötet werden. In der Gewißheit keinen fairen Decía Gregorio Cortez Prozeß zu bekommen, flieht Cortez mit 600 Texas Ran - Gregorio le dice a Juan: con su pistola en la mano: -Muy pronto los vas a ver; gern auf den Fersen. Nach 11 Tagen wird er gefangen -No siento haberlo matado, und später zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt. anda, dile a los cherifes al que siento es a mi hermano. que me vengan a aprehender. The life of Gregorio Cortez, in the first years of the Decía Gregorio Cortez Dicen que por culpa mía 20th century in Texas, which has become legend through con su alma muy encendida: Se ha matado a mucha gente; innumerous songs and writings is recounted in a mixtu - -No siento haberlo matado, yo me voy a presentar re of report and western. The local sheriff accuses Gre - la defensa es permitida. porque esto no es conveniente. gorio Cortez of horse theft due to a false translation by Iban los americanos, Pues ya Gregorio murió, his deputy. In the ensuing shoot-out Cortez’s brother and que por el viento volaban, ya terminó la cuestión; the sheriff are killed. Knowing for sure that he won’t get porque se iban a ganar la pobre de su familia a fair trial Cortez flees whilst 600 Texas Rangers are cha - diez mil pesos que les daban. lo llevan en el corazón. sing him. He is caught after 11 days and sentenced to 50 Al llegar al Encinal years imprisonment. lo alcanzaron a rodear poquito más de trescientos; allí les brincó el corral.

Robert M. Young, geb. 1924 in New York, dreht seit 1957 In der Tradition der mexikanisch-texanischen Bevölke - Dokumentar- und Spielfilme. rung werden Abenteurer und Rebellen in corridos, Volksbal - Er war einer der ersten US- laden, besungen. Diese Lieder vereinen in sich folkloristi - Independent Filmemacher und sche und historische Funktion, überliefern den Geist der arbeitet bei vielen seiner Filme »Alltagshelden«. Auch die Figur des Gregorio Cortez wäre auch als Drehbuchautor, ohne den corrido wohl wieder in Vergessenheit geraten, Kameramann und Produzent. während sie so Zeugnis ablegt von der gespannten Situati - Filme u.a.: on zweier Bevölkerungen, die durch Sprache und Religion THE ESKIMO: FIGHT FOR LIFE getrennt sind. Den sozialhistorischen Hintergrund der Ge - (1970) schehnisse liefern die steigende Anzahl der Siedler aus dem NAVAJO GIRL (1971) Norden nach Texas – bis 1848 mexikanisches Staatsgebiet – ALAMBRISTA (1977) sowie die Umstellung der ursprünglichen Landwirtschaft auf RICH KIDS (1979) Baumwollpflanzungen und der Zusammenstoß von katho - TRIUMPH OF THE SPIRIT (1990) lisch-spanischer Identität mit der protestantisch-englisch - (1990) sprachigen. GREGORIO CORTEZ 22 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

Pedro J. Gonzalez’ story, symbolic of the history of people of Mexican descent in the United States, begins in 1910 during the Mexican Revolution against the dictator Porfirio Diaz. Pedro, a teenager, worked as a telegraph operator for the General Pan - cho Villa until 1922. After the revolution ended, Gonzalez, his wi - fe and children joined thousands of Mexicans who migrated north to the United States. In booming Los Angeles, Pedro even - tually became a recording star and in 1928 one of the first Spa - nish-speaking radio broadcasters in the U.S. Throughout the Southwest, thousands of Mexicans, up at the crack of dawn to go to work in the canneries, factories, and fields, tuned in their radios to hear their favorite announcer and recording star. As the Great Depression hit Los Angeles, Mexican Americans in - creasingly became the target of racial fear and prejudice. Gon - zález believes his tremendous popularity and his outspoken pro - test against discrimination led to his arrest in 1934 on a trumped- up charge of rape. In spite of the recantation of the »victim«, González was sentenced to 50 years in San Quentin. He was pa - roled after six years and deported to Tijuana, Mexico, where he was instrumental in the development of radio in the border region. In 1971, González was allowed to re-enter the U.S. to be near his seven children. The old balladeer and his wife Maria settled in San Diego. »Seeing how badly they treated Mexicans back in the days of my youth I could have started a rebellion. But now there could be a cultural understanding, so that without firing one bullet, we BALLAD OF AN UNSUNG HERO might understand each other. We were here before they were, and we are not, as they still say, ‘undesirables’ or ‘wetbacks’. Ballade eines unbekannten Helden They say we come to this land and it’s not our home. Actually, it’s the other Isaac Artenstein: USA 1984 / 27 Min. / Betacam SP / OF way round.« (Pedro J. González) BREAK OF DAWN (1990), Regie und Schnitt: Isaac Artenstein; Buch: Paul Espinosa und Fernsehspielfilm Lorena Parlee; Kamera: Philip Doucet und Randy Senelgreve; über Pedro J. González Ton: Mike Stark; Produktion: Paul Espinosa Kontakt: Paul Espinosa, San Diego; e-mail: [email protected]

Der fast 90jährige Pedro J. González erzählt seine Lebensge - schichte als Revolutionär, Immigrant, Sänger und Opfer ethni - scher Diskriminierung – symbolisch für die Kultur und Erfahrun - gen der Mexikaner in den USA. Nachdem der junge Pedro als Telegrafist mit Pancho Villa an der mexikanischen Revolution teilgenommen hatte, ging er wie etwa eine Million Mexikaner Anfang der 20er Jahre in die USA, nach Los Angeles, wo er bald Karriere als einer der ersten spanisch-sprechenden Radioen - tertainer machte. Die Musiksendungen mit seiner Gruppe »Los madrugadores – Frühaufsteher« wurden von den mexikanischen Fabrik- und Landarbeitern im ganzen Südwesten der USA gehört. Im Zuge der Großen Depression wurden die Mexiko- Amerikaner zur Zielscheibe ethnisch motivierter Vorurteile und Feindseligkeit. Gonzalez’ Engagement gegen die Diskriminie - rung und Deportierung seiner Landsleute war den Behörden und dem Anglo-Establishment ein Dorn im Auge. Mit einer vor - geschobenen Anklage wurde er 1934 zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt und sechs Jahre später nach Tijuana auf die mexika - nische Seite abgeschoben. Wieder trug er viel zur Entwicklung des Radios in dieser Grenzregion bei. Erst 1971 konnte er zu sei - nen Kindern in die USA zurückkehren. UNSUNG HERO 23 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

US-Mexican War Die vierteilige Serie – wir zeigen den 1. » (...) From the beginning, we made a Teil – beschäftigt sich mit dem Krieg zwi - commitment to trying to provide a balan - 1846 -1848 schen Mexiko und den USA und versucht ced, multiple perspective on the war. This insbesondere den historischen und ge - meant involving both Mexican and Ameri - Der US-amerikanisch- sellschaftlichen Hintergrund des Konflik - can scholars on the war, as well as Chi - mexikanische Krieg tes nachzuvollziehen. Auf der einen Seite cano/a scholars familiar with borderlands die Vereinigten Staaten, eine junge Nati - history. We would come to appreciate USA 1998 / 1. Teil, 60 Min. / Betacam / OF on, die ihre ‚offensichtliche Bestimmung’ how much the prism of national identity Regie: Ginny Martin; realisieren möchte. Auf der anderen Seite can shape one’s view of historical events. Buch: Rob Tranchin; Produktion: Paul ein in der Tradition verhaftetes Land, tief Many Americans I would meet in the Espinosa; KERA für PBS broadcast verwurzelt in einer jahrhundertealten Kul - course of production had literally no kno - Kontakt: Paul Espinosa, San Diego; e-mail: tur, das gerade erst von Spanien unab - wledge of the war, while, perhaps not sur - [email protected] hängig geworden war. Nach 16 Monaten prisingly, equal numbers of Mexicans, heftigen Kampfes verleibten sich die USA educated or not, would immediately talk nahezu die Hälfte des mexikanischen about ‘the Yankee invasion, when the grin - Territoriums ein, den heutigen Südwesten gos stole our territory.’ (...) As we waded der USA, von Texas bis Kalifornien. Der further and further into the subject, we Krieg und seine Folgen bestimmen und be - struggled with the imbalance of existing lasten bis heute das Verhältnis zwischen historical materials. On the American side, Ginny Martin ist Produzen - den beiden Ländern, das von gegenseiti - we discovered a wealth of materials, from tin/Redakteurin beim öffentli - gem Mißtrauen geprägt ist. So wurden die hundreds of published memoirs by sol - chen Fernsehsender im Südwesten lebenden MexikanerInnen diers who fought in the war to countless KERA-TV in Dallas/Forth Worth zu formal gleichberechtigten US-Staats - unpublished documents and visual ima - bürgern gemacht, doch durch Unkenntnis ges. On the Mexican side, it was a diffe - Paul Espinosa wuchs im mexika - des neuen Rechtssystems und schlichter rent story. There were just a handful of nisch-US-amerikanischen Grenz - Gewaltanwendung anglo-amerikanischer memoirs from the period, most of which gebiet auf. Seit über 20 Jahren Siedler verloren viele ihr Land. had not been written by the war’s comba - arbeitet der Anthropologe als tants. We constantly heard rumors that unabhängiger Produzent, Doku - While most Mexicans are aware of the more materials existed in private or go - mentarfilmer und Autor. Für das war, most Americans know little, if no - vernmental war archives but if that infor - öffentliche Fernsehen, PBS, rea - thing, about it. The outcome changed the mation exists, it will have to wait for later lisierte er zahlreiche Beiträge destiny of both countries. After 16 months documentarians to present it. Yet another rund um das Thema der mexika - of fierce fighting, from Texas to California challenge lay in presenting this story on nisch-US-amerikanischen Bezie - and all the way south to Mexico City, the television – a visual medium. Unlike the hungen und insbesondere der war ended with the Treaty of Guadalupe Civil War, which had begun just twelve mexikanischen Immigration in Hidalgo. As a result, Mexico lost nearly years later and for which hundreds of die USA. Filme u. a.: half of its territory and the United States thousand of photographs exist, the U.S. - BALLAD OF AN UNSUNG HERO gained more than 50.000 square miles of Mexican war was practically pre-photo - (1984) land – the present states of New Mexico, graphy.« (Paul Espinosa) THE NEW TIJUANA (1990) Arizona, Nevada, Utah, California, and 1492 REVISITED (1992) parts of Oklahoma, Colorado and Wyo - THE HUNT FOR PANCHO VILLA: ming. The series examines the historical, AMERICAN EXPERIENCE (1993) social and cultural forces that shaped this AND THE EARTH DID NOT pivotal period during which two neighbo - SWALLOW HIM (1996) ring countries struggled for land, national identity and power. US – Mexican War 24 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

STAND AND DELIVER dent Jaime Escalante to teach Advances provides an entrée into the students’ Placement (A.P.) calculus to a predomi - minds. By the end of the film, the students Wehr Dich! nantely Chicano group of students at East find strength in their Chicano identity and USA 1988 / 104 Min. / 35mm / OF Los Angeles Garfield High School. Early in fight a system that would limit their op - Regie: Ramón Menéndez; Buch: Ramón STAND AND DELIVER Jaime Escalante portunities because of that identity (...) Menéndez, Tom Musca; Kamera: Tom boosts his student’s confidence in their Escalante hopes that A.P. calculus will Richmond, Musik: Graig Safan; Schnitt: math abilities with a brief history lesson: prepare his students to enter a system Nancy Richardson; mit: Edwards James ‘Did you know’, he says, ‘ that neither the that typically excludes Chicanos (...) In Olmos, Lou Diamond Philips, Rosana de Greeks nor the Romans were capable of one of the first scenes Escalante enters a Soto, Andy Garcia using the concept of zero? It was your an - classroom full of chatting students. The cestors, the Mayas, who first contempla - chalkboard is decorated with graffiti as Verleih: Warner Bros. Film ted the concept of zero, the absence of are the bulletin boards that surround the Basierend auf einer wahren Begeben - value. True story. You burros have math in room. There are more students than heit erzählt der Film die Geschichte eines your blood.’ A few scenes later he tells chairs. Escalante discovers that a num - Mathematiklehrers, der an einer Schule the same room full of students: ‘You al - ber of his students speak no English. Cur - in einem Chicano Wohngebiet in East Los ready have two strikes against you. There tailed funding, graffiti, and language bar - Angeles unterrichtet und extrem hohe are some people in this world who will as - riers situate Garfield as a barrio school, An forderungen stellt. Dank seines Einsat - sume that you know less than you do be - troubled from within by gang problems zes und seiner Fähigkeit, seine Schüler- cause of your name and your complexion. and vandalism, forsaken from without by Innen zu motivieren, schaffen diese die But math is the great equalizer’. STAND the larger public education system. Es - Ab schluß prüfung für den Hochschul zu- AND DELIVER thus establishes a tension calante, the outsider, emerges as the for - gang. Weil der Erfolg nicht den gewohn - between assimilation and maintaining an ce that reopens the path between the ten Durch fallquoten entspricht, wird das identity distinct from dominant culture. barrio and the larger world and that re- Er geb nis von der Schulbehörde ange - This tension finally erupts into conflict establishes communications between the zweifelt. Es beginnt ein Kampf gegen die when the Educational Testing Service students and the faculty. Escalante Vorurteile. (ETS) suspects the students of cheating. makes things happen because he is com - Framing this suspicion as a flagrant case fortable both in the barrio and in the sys- The dramatization of the life of an ex - of institutional racism perpetrated by ETS, tem. The film highlights his ability to pass tremely demanding maths teacher at an the film’s narrative illustrates the difficult effortlessly between Chicano Los Ange - East LA school in a Chicano neighbour - relationships between an ethnic minority, les and a mixed, middle-class Los Ange - hood: Thanks to his severity the pupils in this case Chicanos, and a system that les from the first moments. The title se - pass the exams and can go to college. serves the so-called white minority (...) quence begins with a full-screen image The school authorities question the re - of moving water. As the camera pulls sults as they don’t correspond with the STAND AND DELIVER emphasizes the back the water appears to be a river and usual failure figures. A fight against pre - students’ and their teacher’s Latino heri - is finally revealed to be a duct in the judice ensues. tage. The school system sees this ethni - middle of an urban area. A bridge crosses city as an obstacle to learning, an atti tude the duct, connecting two neighborhoods »STAND AND DELIVER recounts the epitomized by the math department chair, by allowing travel between them. Figu - efforts of Bolivian-born Los Angeles resi - Raquel Ortega. For Escalante, ethnicity ring Escalante’s border crossing, the next STAND AND DELIVER 25 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

shot shows him driving across the bridge, FEAR AND LEARNING leaving downtown Los Angeles. For the remainder of the credit sequence, the ca - IN AMERICA mera alternates between shots of Es - Angst in amerikanischen Schulen calante passing through East Los Angeles and the neighborhood that Escalante USA 1997 / 53 Min. / 35mm / OF sees as he drives. Escalante’s view esta - Regie: Laura Angélica Simón; Kamera: blishes the ethnicity and socioeconomic Suki Medencevic; Ton: John A. Larsen, Su - status of the neighborhood -vendors sel - san Shackelford, Paul Urmson; Musik: ling fruit on the side of the road, calling Vinny Golia; Schnitt: Bob DeMaio, Lisa out to cars in Spanish; store and truck Leeman; Produktion: Tracy Trench for Fear signs in Spanish; Mariachi musicians and Learning Inc. carrying theirs instruments down the streets (...) Escalante’s border crossing is Verleih: Jane Balfour Films Ltd., Burghley subtle. The significant border in STAND House, 35 Fortess Road, GB-London NW5 AND DELIVER does not separate two ge - 1AQ England. opolitical entities. Nor is it a tangible phy - Tel: +44-171-267 5392, Fax: +44-171-267 sical border. Rather, it is the divide bet - 4241, e-mail: [email protected] ween socioeconomic classes and ethnic groups. Most people, particularly those Im November 1994 stimmte die kalifor - on the priviledged side, avoid recognizing nische Bevölkerung mehrheitlich für ein and discussiong this border. Racial and Gesetz, das illegalen Einwanderern den ethnic prejudice and cultural difference Schulbesuch, öffentliche Gesundheitsver - complicate travel across the border. sorgung und andere soziale Dienste ver - STAND AND DELIVER shows how these weigert. Obwohl das Gesetz bis heute problems are manifest within the barrio nicht in Kraft trat, entstand doch eine At - as well as in the larger scheme (...) mosphäre der Angst und Gewalt gegenü - Escalante gives his students the tools he ber Einwanderern, insbesondere aus Lat - believes they need to qualify to enter the einamerika. Die Filmemacherin ist selbst system. He takes them on a field trip to mexikanischer Herkunft und Lehrerin an connect the classroon lessons to the re - einer Grundschule in East Los Angeles, in al word. With this trip, Escalante escorts der 90 Prozent der Kinder aus mittelameri - his students on their first border crossing kanischen Familien kommen, die aus wirt - also the city’s black market, with guns, (...) Border crossing represents the ulti - schaftlichen und politischen Gründen in drugs and fake green cards readily avai - mate achievement – learning to balance die USA geflohen sind. Die Schule befin - lable, and with L.A.’s highest homicide ra - one’s ethnic identity with the assimilia- det sich an der Grenzlinie zweier verfein - te. Simón talked to fellow-teachers and tion requires to participate in the larger deter Banden, und inmitten des ärmsten their pupils. By doing so, she was able to system (...)« Viertels von Los Angeles mit der höchsten expose the racial disparities from the in - Auszüge aus ‘Crossing Invisible Boders: Mordrate. Simón interviewt KollegInnen side. The film centres around the emotio - Ramón Menéndez’s STAND AND DELI - und SchülerInnen, Befürworter und Kriti - nal story of a ten-year-old girl from El Sal - VER’, Ilene S. Goldman in ‘The ethnic eye- ker des Gesetzes und so werden die kata - vador. Supporters and opponents of Bill Latino Media Arts’, 1996 strophalen Folgen des diskriminierenden 187 express their views. Thus the dissents Gesetzentwurfes für das Zusammenleben within the school population and the ent - der unterschiedlichen Bevölkerungsgrup - ire American society are clearly revealed. pen deutlich. Bill 187 of the American State of Cali - »I was born in Mexico. When we came Ramón Menéndez, fornia states that children of »illegal ali - to the United States, I didn’t realize we Schauspieler, Drehbuchautor ens« have no right to education and health had gone to another country until I went to und Regisseur, gehört zur zwei - benefits. Filmmaker Laura Angélica Simón school. Suddenly, everyone around me ten Generation von kubanischen works as an immigrant teacher at a was dressing differently. Everyone Filmemacher Innen in den USA, school that accomodates many illegal pu - around me was speaking a different die noch in Kuba geboren pils, mostly economic and political refu - language. The hardest thing was being wurden, aber in den USA auf - gees from Mexico, Guatemala and El Sal - called a wetback. On the way home from wuchsen und dort ihre Aus- vador. The Hoover Elementary school is school, I remember, literally how kids bildung absolvierten. situated right on the borderline between would yell at me and my mother: ‘Wet - STAND AND DELIVER ist sein rival gang territories within the Pico Uni - back, wetbacks!’. And these little kids erster Film, seitdem pro duziert on neighborhood, the »Ellis Island« of Los knew how to say it in Spanish: ‘Mojados er verschiedene Fernsehserien. Angeles and its poorest community. It is go back’ and it was very painful. Not so STAND AND DELIVER 26 freiburger film forum’ 99 much for me, but for my mother. Those the street corner. I sold popsicles in East wortlich machte. Nach heftigen Auseinan - words took away all her dignity, all her Los Angeles, right in front of El Mercado. dersetzungen stimmte die Bevölkerung im self-esteem, all her entire sense of mea - But I also did go to Claremont. That’s why November 1994 mehrheitlich mit 60 Pro - ning. And I didn’t have the language to de - I’m almost romantic about the idea of edu - zent der Stimmen für den Gesetzesent - fend her. I wanted to have a voice despe - cation. It changed my life. Education to me wurf, der Teil der Wiederwahlkampagne rately in this country. When I was 6, it be - was the miracle of America...This may so - des Gouverneurs Pete Wilson war. Darin came very clear that I had to speak und arrogant, but the experience of ma - heißt es, daß die illegalen Immigranten English. I made a contract with myself to king this film reinforced in me how much I kein Recht auf Gesundheitsversorgung, not only to learn it, but to become very de - love being an immigrant. It’s a really hard soziale Leistungen und Schulbesuch voted to school, to become very devoted time to be a Latino in America. Yet, never haben. Angehörige öffentlicher Einrichtun - to whatever it is that would allow me to in my entire life have I felt so proud and so gen sind aufgefordert, Verdächtige bei den get my mother’s dignity back. lucky to have that. To come here and to Behörden anzuzeigen. Politische und have the point of view that I have from two rechtliche Proteste und Vorbehalte verhin - All my kids understand what it means worlds. – to be able to easily go back and derten bis heute die Verabschiedung die - to be a Latino and not wanted. Almost forth between languages, between cultu - ses Gesetzes. Im März 99 und mit einem every child in my room has had an experi - res, to have that sort of hybrid. I just love neuen Gouverneur stehen auch zwei wei - ence where somebody has told them so - being Mexican. I love being an immigrant. tere Gesetzentwürfe wieder zur Debatte mething very ugly. We actually had a sub - I love being an American.« und zur Entscheidung an: das Ende der stitute come into my room and tell my rea - (Laura Angélica Simón zweisprachigen Erziehung und die positive ding groups – children are in groups cal - in Los Angeles Times, May 7, 1997) »Quotierung« (affirmative action). led Harvard, Yale, Smith and so on – ‘Oh my gosh, you’re never going to get into California’s Proposition 187 Laura Angélica Simón one of these colleges. You’re just going to Mitte 1993 entstand in Kalifornien eine arbeitet als Lehrerin an einer end up selling stuff on a corner like your politische Bewegung gegen die illegale Grund schule in East Los parents do.’ I’m someone who actually ca - Einwanderung, die die »illegal aliens« für Angeles. FEAR AND LEARNING me from that. My family did sell things on alle gesellschaftlichen Probleme verant - IN AMERICA ist ihr erster Film. FEAR AND LEARNING 27 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

BRINCANDO EL CHARCO –PORTRAIT OF A PUERTO RICAN

BRINCANDO EL CHARCO 28 freiburger film forum’ 99 Latino Cinema in den USA

BRINCANDO EL b lic forum of discussion of the full range of go in the street and demonstrate around Puerto Rican social, cultural and political these issues. In that sense, to a post Act CHARCO – PORTRAIT practices. What does it mean to be Puer - Up Anglo film culture these kinds of de - to Rican in its diversity? In the barrio, out - monstrations may seem passé. But in a OF A PUERTO RICAN side the barrio, light-skinned, dark-skin - context where they have never been seen Portrait einer Puertorikanerin ned, middle class, working class, straight, to begin with it’s something else.« queer. In a way, the whole identity dis - (Frances Negrón Muntaner) USA 1994 / 55 Min. / 16mm / OF course completely swallows up all those Regie, Buch und Produktion: Frances differences, making all Puerto Ricans a Negrón Muntaner; Kamera: Jim Denault, blur of stereotypes and predigested as - Chris Emmanoullides; Ton: Brian Mikals, sumptions (...)« When I arrived in the Uni - Daniel Mayer; Schnitt: Valerie Keller; ted States, my self-image as a 19-year-old, HOMELESS DIARIES middle-classed student was shattered. I mit: Frances Negrón Gonzales, Natalia Obdachlosen - Tagebücher Lazarus, Oscar Colón realized that I was perceived by most Americans as only one thing – a Puerto Ri - Kontakt: Frances Negrón Muntaner, can, and Puerto Rican for them meant a USA 1996 / 47 Min. / Video / OF e-mail: [email protected] shady , disease-carrying, alwas pregnant, Regie: Frances Negrón Muntaner destitute, reckless, killer spic – what they Kontakt: Frances Negrón Muntaner, Ein experimenteller Spielfilm über das saw in the movies... In the train of these e-mail: [email protected] Selbstverständnis und die unterschiedli - words, I completely lost who I was but chen Identitätsentwürfe von Puertorika - gained a new destiny. I turned the TV off HOMELESS DIARIES dokumentiert die nerInnen in den USA. In einer Mischung in search of an image I’d never seen but Erfahrungen verschiedener obdachloser aus Spielszenen, Archivaufnahmen und knew existed. Familien aus Puerto Rico, die 1995 einen Interviews erzählt der Film die Geschich - öffentlichen Platz in Philadelphia besetz - te von Claudia Marin, einer Puertorikane - Identity discourse is so rigid in many ten. Negrón Mun - rin, Lesbe und Photographin, wohnhaft in ways: what your identity is and what it taner verbindet ih - Frances Negrón Muntaner Philadelphia, USA. Da sie aus einer Mit - isn’t; what you are and what you are not. re eigenen Aufnah - arbeitet als Filmemacherin, telschichtsfamilie kommt, ist sie einerseits It’s so linear. It’s very difficult to encom - men mit Amateur - Autorin und Kulturkritikerin. privilegiert. Andererseits muß sie sich mit pass simultaneity of even opposite fee - videos und den Als 8jährige begann sie in Pu - ihrer Diskrimierung als Lesbe und Puerto lings in a discourse of identity. For exam - offiziellen Nach - erto Rico mit Super-8 Filmen. Ricanerin in den USA auseinandersetzen. ple, while I politically tend to identify as a richtensendungen Mit 19 ging sie nach Philadel - So wird der Film zu einer Meditation über lesbian, saying I’m a lesbian doesn’t tell und Reportagen phia und studierte dort Film, gesellschaftliche, ethnische und sexuelle you anything about anything. It doesn’t aus dem Fernse - Visuelle Anthropologie und Zugehörigkeiten vor dem Hintergrund der speak to ways of relation in a specific hen. Interviews Kunst und drehte Dokumentar - komplexen Geschichte der puertoricani - cultural context. It doesn’t tell you about stehen gleichbe - filme über die Latino Commu - schen Erfahrung in den USA. my sexuality which is more complex than rechtigt neben der nitiy, publizierte Essays und »lesbian« seems to imply. What I’m trying Erzählung eigener Gedichte. Filme: An experimental feature film on con - to say is the experience will exceed the Erfahrungen als AIDS IN THE BARRIO (1989) temporary Puerto Rican identities. In a mix label. Puertorikanerin in PUERTO RICAN ID (1995) of fiction, archival footage, interviews and den USA und Ex - soap opera drama, the film tells the story In BRINCANDO EL CHARCO the narra - kursen über die Wirtschaftsgeschichte of Claudia Marin, a middle-class, light- tive form was a way of dealing with non- Puerto Ricos. So entsteht ein sehr viel - skinned Puerto Rican, lesbian and photo - homogeneity of experience. You have schichtiges Bild über die Erfahrung des grapher who is attempting to construct a soap opera conventions for certain sce - »Anders- und Ausgesetztseins«, aber sense of community in the U.S. Depicting nes, such as the scene with the father auch wie soziale Bewegungen in den Me - the contrast and contradiction of both her when he confronts his daughter’s sexua - dien präsentiert werden. privilege and oppression, BRINCANDO EL lity and there’s a fight. Then you have a CHARCO becomes a meditation on class, kind of a literary voiceover that’s poetic HOMELESS DIARIES is a video journey race and sexuality. The voices of Afro-Pu - and plays with image that comes from a into Tent City, a camp built by homeless erto Rican women, third-generation Puer - different documentary tradition. You have organizers and homeless people from Pu - to Rican young men, middle-class Island- all this archival footage that’s used pretty erto Rico on an empty Philadelphia lot in born intellectuals, and gay men produce a traditionally except the story being told is 1995. Negrón-Muntaner interweaves mosaic picture that cannot be reduced to very different. Then there is the contem - video, home movies, images of children only one element – be it national, demo - porary gay and lesbian demonstration living in Tent City and mainstream cover - graphic or ideological. footage. Part of the reason I put it there age of the city. was you never see that. In Puerto Rico, It’s a multilayered exploration of how »What we don’t see is as significant as gay and straight, most people are not different media represent displacement what we do see. What is missing, is a pu - aware that there are Puerto Ricans who and social movements. HOMELESS DIARIES 29 freiburger film forum’ 99 Kulturelle Identität als Thema im israelischen Dokumentarfilm

Israelische Dokumentarfilmerinnen entstanden; die Sephardim möchten sich die Ermordung Rabins auf diese Weise und -filmer sind mittlerweile völlig vom is - von dem Assimilationsdruck an die vor - ideologisch vorbereiteten. raelischen Fernsehen abhängig, es sei nehmlich aus Osteuropa eingewanderten Amit Goren reflektiert in seinem neuen denn, sie sind international etabliert wie Aschkenasim befreien. Sini Bar-Davids Film EIN ANDERES LAND (1998) den Ein - Amos Gitai, Amit Goren oder Nurith Aviv, THE SOUTH – ALICE NEVER LIVED THERE fluß dieser Spaltung der israelischen Ge - die durch europäische Koproduktionen ih - (1998) erregte in der amerikanischen Pres - sellschaft auf sein persönliches Leben: re spezifische Dokumentarfilm-Ästhetik se Aufsehen, weil sie auf die von der ame - »Rabins Tod, so scheint mir, war kein iso - bewahren konnten. Dies mag zum einen rikanisch-jüdischen Community bisher ig - lierter Einzelfall, sondern der Beginn ei - damit zusammenhängen, daß unter der norierte Benachteiligung und Ausgren - nes neuen Abschnitts, einer grausamen Regierung Nethanjahus die nationale zung der orientalischen Juden in Israel in zerstörerischen Zeit in der Geschichte Is - Filmförderung seit 1996 kontinuierlich ihrem autobiographischen Film aufmerk - raels. (...) Dies ist für mich ein Film über gekürzt wurde. Zum anderen bietet das is - sam macht. Bar-David hat, trotz des für Is - (mein) ‘Heim’, das in Israel niemals nur pri - raelische Fernsehen, im Lande oft als rael hochpolitischen Themas, keinen po - vat verstanden werden kann. (...) Ich fühl - »Treibhaus linker Politik« betrachtet, den larisierenden Film realisiert; sie nähert te mich, als wäre ich in meiner Heimat - Filmemachern noch die Möglichkeit, die sich dem Thema auf eine filmsprachlich stadt Tel Aviv über Nacht zum Exilanten aktuellen Diskurse, die die israelische Ge - vielschichtige Weise, indem sie Doku - geworden.« Autobiographisches Filmen sellschaft in Atem halten, zu reflektieren. mentation und Fiktion mit ihren persön - als Methode dem Publikum diffizile politi - Dazu gehören gesellschaftspolitische lichen Reflexionen über die Diskriminie - sche Themen näherzubringen, wendet Themen, die in Europa wenig Beachtung rung der Sephardim verbindet. Andere nicht nur Amit Goren, sondern auch Amos finden, da die europäischen Medien im Dokumentaristen haben ebenfalls die Gitai in seinem Film THE ARENA OF MUR - Zusammenhang mit Israel ihren Blick Identitätsfindung der Nachfahren sephar - DER (1996) an. Dan Katzir läßt uns in OUT hauptsächlich auf den israelisch-palästi - discher Einwanderer in ihren Filmen zum FOR LOVE...BE BACK SHORTLY (1997) auch nensischen Konflikt oder die Biographien Thema gemacht: Iris Rubin zeigt in MACH - an seinem persönlichen Leben teilhaben, von Holocaust-Überlebenden richten. BOIM (1998) auf eine schwungvoll-amü - ohne daß dies wie eine distanzlose Na - l Seit der Ermordung Rabins ist der isra - sante Weise die Emanzipationsbestrebun - belschau erscheint. Kein anderer israeli - elisch-palästinensische Konflikt als zen - gen dreier orientalisch-jüdischer Frauen, scher Dokumentarfilm der letzten Jahre trales Thema israelischer Dokumentar- die in einer Theatergruppe das machisti - hat das Dilemma vieler junger Menschen filmer nicht unbedingt in den Hintergrund sche Gebahren ihrer Ehemänner auf’s in Israel so treffend auf den Punkt ge - getreten, jedoch beschäftigt sie heute zu - Korn nehmen. In JENNY & JENNY (1997) bracht – ihre Suche nach Liebe und Inti - sätzlich die Spaltung und der Zerfall der schildert Michal Aviad die Sorgen und Nö - mität inmitten des täglichen Terrors und israelisch-jüdischen Gesellschaft. Das te zweier aus sephardischen Familien Hasses. Land wurde von Zionisten gegründet, die stammender Teenagerinnen, und in Amir Nurith Aviv hat sich bereits in ihrem er - e überwiegend, im konventionellen Sinne, Geras THE SUBMARINE CHILDREN (1998) sten Dokumentarfilm KAFR QUR’A (1989) nicht religiös waren. Heute sehen sich die treffen sich vier aus Marokko und Lybien mit der Situation der palästinensischen säkularen Israelis mit der zunehmenden stammende Mittdreißiger, ehemalige Araber mit israelischem Paß auseinan- Macht ultraorthodoxer Juden konfron - Schülerinnen und Schüler einer aschke- dergesetzt. In ihrem einfühlsamen letzten tiert, die Israel in einen theokratischen nasischen Eliteschule, um ihre entwurzel - Film MAKOM-AVODA (1998) richtet sie Staat verwandeln wollen. Aber nicht nur te Kindheit und Jugend zu reflektieren. ihren Blick auf eine andere palästinen- die religiös-kulturelle Identität, sondern 119 BULLETS + THREE (1996) von Yeud sische Dorfgemeinschaft auf der besetz - a auch – dem nordamerikanischen Doku - Levanon war der erste international Auf - ten Westbank. Die Einwohner lebten vor mentarfilmschaffen seit den 80er-Jahren sehen erregende Film über die Zerissen - der Intifada in enger Nachbarschaft mit nicht unähnlich – die ethnische Herkunft heit Israels nach der Ermordung Yitsak Ra - den jüdischen Genossenschaftlern eines und die damit verbundenen Konflikte der bins am 4. November 1995. Eineinhalb Jah - Moshav auf der anderen Seite der »grü - Bürger eines multikulturellen Einwande - re lang begleitete Levanon zusammen mit nen Grenze« und verdienten ihren Leben - rungslands wie Israel, sind in das Blick - Amit Goren die religiösen Fanatiker unter s unterrhalt als Landarbeiter im Moshav. feld der Filmemacher gerückt. den jüdischen Siedlern in den besetzten Seit dem Beginn der Intifada ist es den Unter den sephardisch-orientalischen Gebieten der Westbank, welche bis heute Palästinensern untersagt, im diesem Mos - Juden Israels (immerhin 50 Prozent der öffentlich zu einer Auflehnung gegen die hav zu arbeiten. Aviv schildert in ihrem Bevölkerung) ist im Laufe der 90er Jahre demokratischen Gesetze Israels und den Film nicht nur die desolate Lage der nun Iein ausgeprägtes ethnisches Bewusßtsein Friedensprozeß aufrufen und schließlich meist arbeitslosen Araber, sondern auch 30 freiburger film forum’ 99 Israelischer Dokumentarfilm

die schizophrene Situation von ehemals behandelt werden, so sind sie als Bürger Einwanderungsland mit Staatsbürgern befreundeten Familien dies- und jenseits des Landes doch zu einem gewissen aus 120 Ecken der Welt kein wichtigeres der Grenze. Viele möchten den persönli - Wohlstand und Selbstbewußtsein gekom - Ziel kennt als die Assimilation.« chen Kontakt wieder aufnehmen, aber die men und möchten darauf nicht mehr ver - Doch heute fehlt den Immigranten, im israelische Verwaltung und die Feindbil - zichten. Von diesem Identitätskonflikt Gegensatz zu den 40/50er Jahren, der zio - der, die in der palästinensischen sowie in spricht Lina Chaplins NOT A BEGINNING nistisch motivierte Assimilationswille. Die der jüdischen Community herrschen, ver - NOR AN END (1997) in einem Portrait der ukrainischen und russischen Einwanderer bieten es ihnen. Familie Mohamed Bakris, des wichtigsten im heutigen Israel pflegen eine ausge - Handelt der Film Nurith Avivs von den arabischen Schauspielers im israelischen prägt antireligiös-russische Gegenkultur Palästinensern in den vom israelischen Film. Bakris Sohn sagt offen, daß er es mit einer sehr gut organisierten Infra - Militär besetzten Gebieten, befaßten sich sich persönlich nicht vorstellen könne, ein struktur und sogar einer eigenen politi - in den letzten Jahren einige Dokumentar - neues Palästina in den Autonomiegebie - schen Partei. Auch in Ruth Walks PINKAS filme mit der widersprüchlichen Situation ten mitaufzubauen, aber sich auch nicht DREAM (1998) wird deutlich, daß die von der palästinensisch-arabischen Minder - wie ein Israeli fühle. Er zieht es vor, nach den israelischen Einwanderungsbehör - heit in Israel, immerhin eine Bevölke - England auszuwandern, um dieser dauer - den geförderten Assimilationshilfen (ko - rungsgruppe von ca. 900.000 Muslimen, haften Konfrontation mit seiner gespalte - stenlose Wohnungen, Sozialhilfe, Konver - Christen und Drusen. Unter diesen Bür - nen nationalen Identität auszuweichen. tierungsprogramme bei Einwanderern, die gern des Landes befinden sich ca. 200.000 Auch David Benchetrit portraitiert in keine jüdische Mutter nachweisen kön - sogenannte Binnenflüchtlinge, deren SAMIR (1999) und Dalia Karpel in EMILE nen) nicht mehr weit reichen. Dem Prota - Städte und Dörfer in dem Krieg 1948 zer - HABIBI: »I STAYED IN HAIFA« (1997) palä - gonisten des Films, einem aus dem Irak stört wurden. Avner Faingulerent und stinensische Persönlichkeiten mit israeli - stammenden jüdischen Kurden, gelingt es Maya Barr beobachten in THE FIRST WILL schem Paß, die, in diesem Falle als Schrift - zwar rund 50 Familienmitglieder aus Kur - BE THE LAST (1997) eine Gemeinschaft steller, über die Grenzen des vorderen Ori - distan nach Israel zu holen, aber nach ei - von vertriebenen christlichen Maroniten, ents hinaus, zu Ruhm gekommen sind. nem Jahr muß er enttäuscht festsltellen, die in ihren zerstörten Heimatdörfern die Israel ist immer noch ein Einwande - daß die Neueinwanderer nur aus wirt - früheren Kirchen in eine Art moderne rungsland. Als 1989-90 die kommunisti - schaftlichen, aber nicht aus ideellen Wallfahrtsstätte verwandelt haben. Ge - schen Staaten in Osteuropa kollabierten, Gründen ins Land gekommen waren. meinsame Gottesdienste in den verlasse - begannen Juden von dort wieder in Sowohl Amit Goren in KURZ VOR KA - nen Ruinen sollen die israelische Regie - großer Zahl nach Israel zu immigrieren. NAAN als auch Francois Margolin in sei - rung an das Versprechen erinnern, sie Das ‘Ministerium für Einwanderung und ner israelisch-französischen Koprodukti - wieder in die Dörfer zurückkehren zu las - Assimilation’ richtete, wie in der Gründer - on DIX ANS APRÈS (1996) schildern die sen und ihnen ihr Land zurückzugeben. zeit des Staatees Israel, wieder Auffangla - Schwierigkeiten der schwarzen Juden in Auch der Dokumentarfilm AL KARAMAH – ger, sogenannte ma’abara , ein. Dem Le - Israel, den aus Äthiopien vom israelischen HUMAN DIGNITY (1997) der Anthropolo - ben in diesen provisorischen Siedlungen Militär mit der ‘Operation Moses’ per Luft - gen Moslih Kanaaneh und Frode Storass hat sich Amit Goren in GOOD OR BAD – brücke ausgeflogenen Falaschen. Heute behandelt u. a. die Bodenrechtskonflikte BLACK AND WHITE (Kurz vor Kanaan, stellen die äthiopischen Juden die am zwischen der arabischen Minderheit und 1995) angenommen. Er erinnert sich an die stärksten marginalisierte Einwanderungs - der israelischen Regierung – immer wie - Situation seines aus Ägypten stammen - gruppe in Israel. Glaubte die israelische ader kommt es in palästinensischen Dör - den Vaters: »Für viele, die – wie er – ihre Regierung die Falaschen damals »geret - fern zu Enteignungen des Landbesitzes komfortable Mittelklasse-Existenz aufge - tet« zu haben, fragen sich die heute nach arabischer Bauern, der dann jüdischen geben hatten, um an der Verwirklichung fast 15 Jahren immer noch in den Auf - Siedlern zur Verfügung gestellt wird. ihrer Träume vom Aufbau Israels mitzuar - fanglagern Verbliebenen, wie es ihnen ge - Jedoch hat unter den palästinensi - beiten, bedeutete das Leben in den ma’a - lingen könne, »in Israel weiß zu werden.« schen Arabern in Israel auch eine »Israe - baras ein böses Erwachen. Die Assimi - Die Falaschen werden auch heute noch r lisierung« ihrer eigenen Kultur stattgefun - lation wurde zur Illusion: Sie hausten auf von den orthodoxen Rabbinern nicht als den. Mit diesem Vorwurf werden sie oft einem kahlen Hügel, umgeben von Nach - »richtige Juden« anerkannt, und ihnen von Palästinensern aus der Westbank und barn, die alle möglichen Sprachen spra - wird es mit ihren afrikanischen kulturellen dem Gazastreifen konfrontiert. Wenn sie chen, außer der, die sie selbst verstehen Wurzeln kaum ermöglicht, in der israeli - in Israel auch diskriminiert und rechtlich konnten. Das war Israel, und das ist Isra - schen Gesellschaft einen Platz zu finden. Is von dem israelischen Staat nicht gleich el heute noch. Kein Wunder also, daß ein (Andrea Wenzek) Israel 31 freiburger film forum’ 99 Israelischer Dokumentarfilm

FALASHAS Die Falaschen

Frankreich 1985 / 52 Min. /Beta-SP / OmfU Regie und Kamera: François Margolin; Schnitt: Sten Neumann; Ton: Xavier Simon, Produktion: Di-Zahar Produktion & Verleih: Margo Films, 19 rue de Gobelins, F-75013 Paris, Tel: +33-1-47 07 34 12, Fax: +33-1-47 07 88 10

In den Tälern des äthiopischen Berglandes von Siemen im Norden von Gondar lebten 1983 mehr als 30.000 Falaschen, im DIX ANS APRÈS amharischen Volksmund heißt das so viel wie »Fremde«. Nur wenige in Europa wußten von ihrer Existenz. Die meisten Fala - 10 Jahre später schen dachten, sie seien die einzigen Juden auf der Welt, bis Jo - seph Halevy sie 1867 »entdeckte«. Die Falaschen betrachten Frankreich / Israel 1996 / 80 Min. / 35mm / OmeU sich als Nachfahren der Königin von Saba und dem König Salo - Regie: François Margolin; Kamera: Ron Katzenelson; Ton: Youri mon. Unter der Diktatur Mengistus waren sie staatlich organi - Kuchuk; Schnitt: Annie Chevallay sierten Pogromen ausgeliefert. »Wir mußten im Verborgenen ar - Produktion & Vertrieb: Margo Films, 19 rue de Gobelins, F-75013 beiten, in den isolierten Gebieten, aus denen sie die äthiopische Paris, Tel: +33-1-47 07 34 12, Fax: +33-1-47 07 88 10 Regierung nicht entkommen lassen wollte. Wir filmten den All - tag der schwarzen Juden aus Äthiopien – ihre Riten, ihre Zere - »Vor zehn Jahren ging ich nach Äthiopien. Die Medien be - monien und nicht zuletzt ihre Aussagen zu den schlechten Le - richteten über das Land wegen der Hungersnot und dem Regi - bensbedingungen.« Als der Film 1985 fertiggestellt war, lebten me des Diktators Mengisto. Ich bin dort hingefahren, um einen keine Falaschen mehr in Äthiopien. Sie wurden durch die israe - Film über die schwarzen Juden, die man dort ‘Falaschen’ nennt, liche Regierung mit der »Operation Moses« außer Landes nach zu drehen. Sie waren arm und wurden schlecht behandelt, (...) Israel gebracht. weil sie ihr Judentum praktizierten. Israel erkannte sie dennoch erst spät als Juden an. Zwei Jahre später organisierte Israel ei - In the valleys on the highlands of Siemen in the North of Gon - ne gigantische Luftbrücke, geradezu großen Spionageromanen dar (Ethiopia) 1983 had lived more than 30.000 Falashas, which würdig: die Operation Moses. (...) Zehn Jahre später ging ich auf means in colloquial Amharish »stranger«. In the occidental der Suche nach denen, die ich in Äthiopien getroffen hatte, in die world, their existance was nearly unknown. Most of the Falas - Containersiedlungen der Vororte Tel Avivs. Dank der Fotos aus has thought, they were the only Jews of the world, until Joseph meinem ersten Film fand ich sie wieder, einen nach dem ande - Halevy »discoverd« them 1867. The Falashas consider them - ren. Sie erzählten mir von ihren Schwierigkeiten, sich in das selves as descendants of the Queen of Saba and King Salo - Land, wo »Milch und Honig fließt«, aber wo man vergißt die mon.Under the dictatorship of Mengistu they were victims of Thora zu studieren, zu integrieren. Ich sah ihre Kinder, junge governmental pogroms. schwarze Israelis, die die Geschichte »We had to work at places hard to find, in territories, were ihres Volkes lernen, die des jüdischen the Ethiopean government tried to isolate them. We filmed the François Margolin wurde 1955 Volkes. Zehn Jahre später ist dies eine every day life of the Ethiopean black Jews, their rituals, in Paris geboren. Nach einem Geschichte von Menschen, die mit ihrer ceremonies and at least the witnesses of their (bad) conditions Architektur- und Mathema - Vergangenheit konfrontiert werden – of life.« By the time the film had been finished 1985, in Ethiopea tikstudium, schloß er 1982 seine mit sich selbst. Zwei Welten und zwei no Falashas lived there anymore. The Israelian government Ausbildung an der Filmhoch - Gesellschaften, die nicht in der glei - had organized a huge airlift to bring them out of the country to schule IDHEC in Paris ab. Er chen Zeit existieren (...)« Israel. assistierte danach Raymond (François Margolin, 1996) Dépardon bei der Realisierung seiner Filme FAITS DIVERS; »Ten years ago, I went to Ethiopia to EMPTY QUARTER und UNE film the people known as ‘Falashas’ or FEMME EN AFRIQUE. Seitdem black Jews, who were maltreated for arbeitet er als Filmregisseur und their strict observance of the Jewish -produzent, Drehbuch- und religion and who long remained un- Theaterautor: MÉDECINS SANS recognized by Israel. Two years later, FRONTIÈRES (1985) Israel organized a huge airlift and ad - FALASHAS (1985) mitted them into the country. Ten years ELLE ET LUI (1988) on, I went looking in the huts of the Tel- ALFRED SAUVY (1989) Aviv suburbs to find the people I had MENSONGE (1993) previously met in Ethiopia.« DIX ANS APRÈS

32 freiburger film forum’ 99 Israelischer Dokumentarfilm

Amit Goren schloß die New York University Film School mit Auszeichnung ab. Seit 1989 arbeitet er als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur. Er gehört zu den wichtigsten israelischen Dokumentarfilmern und erhielt für seine Filme zahlreiche internationale Festivalpreise. THE CAGE (1989) 66 WAS A GOOD YEAR FOR TOURISM (1992) 6 OPEN, 21 CLOSED (1994) EVER SHOT ANYONE? (1995) 119 BULLETS AND THREE (1996) TEST RUN (1997) ANOTHER LAND (1998)

großer Eile errichtet wurden. Ich hatte schon gespannte Situation immer kompli - KURZ VOR KANAAN spontan ein starkes Mitgefühl für die vie - zierter wurde. Good or Bad, Black and White len neuen Immigranten aus der früheren Im Sommer 1993, als ich mit den Dreh - Sowjetunion und Äthiopien. Ihr Traum, im arbeiten begann, waren in Bat Hazor 2.800 Israel / Deutschland 1995 / 82 Min. / modern gewordenen, alten jüdischen neue Einwanderer verschiedener Her - Beta SP / OmU Land ein eigenes Heim aufzubauen, droh - kunft. Meine Absicht war, die Mauer aus Regie und Buch: Amit Goren; Kamera: te an Hitze und Staub, Isolierung und Hoff - Verbitterung und Verachtung zu durchbre - Eytan Harris; Schnitt: Hadara Oren; Ton: nungslosigkeit zu zerbrechen. Was sonst chen, auf die ich in meinen ersten Ge - Amos Zipori; mit Bewohnern des Caravan- hätte man auch empfinden können ange - sprächen mit Immigranten gestoßen war. Camps Bat Hazor (Israel) aus Äthiopien, sichts dieser endlosen Reihen von Cara - Ich wollte die ganze Bandbreite mensch - Rußland und der Ukraine u.a.; Produktion: van-Kisten, die man unter sengender Son - licher Erfahrungen erforschen, die die Im - Amit Goren, Eytan Harris ne lieblos in die Landschaft gesetzt hatte? migranten während ihrer geradezu absur - Kontakt: Amit Goren, 92 Rotshild St., 65224 Eine alte Äthiopierin mit scheuem Lächeln den Reise von ihrer Entwurzelung bis zu Tel Aviv, Israel, Tel/Fax: +972-3-5660426 verglich ihren Caravan mit einem Baum. ihrer Assimilation machen müssen. (...) »Ja«, sagte sie, »der bewegt sich mit jeder Meine Erlebnisse beim Drehen des Films Nach dem Ende des Sowjetreichs Brise hin und her« und zeigte auf die dün - entsprechen in vieler Hinsicht denen jener mußte Israel mit einer neuen Welle von nen Eisenstäbe im Boden, auf denen das assimilierten Israelis, die versuchen den Einwanderern fertig werden. Es war die Vehikel befestigt war. Ich hörte in Bat Ha - einen zu verstehen und den anderen zu Zeit, als die Intifada gerade ihren Höhe - zor eine Menge solcher Geschichten, pes - akzeptieren – den Fremden, den Gast, den punkt erreicht hatte und die Autonomie - simistische, tragische, aber auch welche, Immigranten, der eine andere Sprache verhandlungen mit der PLO in ihre ent - die Anlaß zum Optimismus gaben. Hinter mitgebracht hat, natürlich auch andere scheidende Phase getreten waren. Sie ka - diesen persönlichen Geschichten verbarg Bräuche und Mentalitäten, die sich in an - men vor allem aus Rußland und der Ukrai - sich jedoch ein allgemeineres Problem, deren Kulturen entwickelt haben. Nein, ne, aber auch aus Äthiopien – mit sehr das sich erst allmählich gezeigt hat: In ei - das schafft keiner, egal welcher Nationa - verschiedenartigen Motiven. Viele von ih - nem Lager mit so extremen kulturellen, lität, im Handumdrehen. Auch für mich nen verbrachten die ersten Jahre zusam - sprachlichen und rassischen Unterschie - war das ein langer schmerzhafter Prozeß, men in Auffanglagern. Menschen aus den wurde die latente Gewalttätigkeit zur und ich bin immer noch dabei zu lernen. zwei Kulturkreisen, die nicht gegensätzli - ständigen Bedrohung. Es war von Anfang Ich wollte also zu den im Film ausgewähl - cher sein könnten. Amit Goren beobach - an klar, daß die gemeinsame Religion ten Personen eine gewiße Nähe erlangen. tete einige von ihnen über längere Zeit in nicht ausreichen würde, um sich gegen - Ich wollte die Barriere überwinden, die einem Caravan-Camp, wo sie auf ihre Ein - seitig als Gleichberechtigte anzuerken - uns trennte und uns voneinander so ver - gliederung ins zivile Leben warteten: nen. Wie also sollten Menschen in so ei - schieden erschienen ließ. Ich wollte den »Während der sechsmonatigen Re - ner Athmosphäre assimiliert werden? Die potentiellen Zuschauern – wo immer sie cherche für den Film »GOOD OR BAD...« Abgeschiedenheit des Camps, die Entfer - zu Hause sind – ihre ganz persönlichen Er - besuchte ich fast alle Wohnwagen- nung von den urbanen Zentren des Lan - fahrungen mit der Sprache des Films ver - Camps, die damals in Israel überall in des, trugen nur dazu bei, daß die ohnehin ständlich machen.« (Amit Goren) KURZ VOR KANAAN 33 freiburger film forum’ 99 Israelischer Dokumentarfilm

Good or Bad, Black and White

A caravan camp in a deserted military base is the first home in Israel for immi - grants arriving from the former Soviet Union and Ethiopia. Peter from the Ukrai - ne and Channan from Samarkland meet with Fitigch from Gandar and Gavru from Addis-Ababa. Their cross-cultural en - counter heightens the already strong fee - lings of uprooting, dislocation and alie - nation. The film follows Peter’s efforts to realize his pre-immigration dreams of a AL KARAMAH – über den Einfluß der israelischen Regie - »Fantaktika Israel« described in official rung, die die kleinsten Einzelheiten ihres brochures and his attempts to bring his HUMAN DIGNITY Lebens zu kontrollieren versucht. mother and sisters out of the Ukraine. Du - Würde Die Palästinenser in Israel sind, wie die ring the six months of preparation and re - meisten in der israelischen Gesellschaft, search for GOOD OR BAD, BLACK AND Norwegen 1997/ 40 Min. / Beta SP/ OmeU zu Wohlstand gekommen. Aber »Geld ist WHITE I visited most of the trailer home Regie: Frode Storaas, Moslih Kanaaneh; nicht alles«, meint Samiyehs Vater, ein (caravan) camps which had sprung up Kamera: Rolf Larsen, Frode Storaas; Ton: Bauarbeiter: »Geld kommt und geht. Aber with great haste throughout Israel. My in - Frode Storaas; Schnitt: Frode Storaas, wenn ‘al karamah’ (menschliche Würde) itial emotional reaction was empathy for M. Kanaaneh, T. Tollefsen, R. Larsen; Pro - geht, kann sie nie wieder zurückkommen.« the thousands of new immigrants that duktion: SOT-Film had arrived from the former Soviet Union Although much has been written and and Ehtiopia. Their dream of making a Verleih: Bergen Museum, shown about Palestinians and Israelis, one new home in the ancient Jewish land, tur - University of Bergen, N-5007 Bergen; aspect has generally been left out: the Pa - ned now a modern country, seemed to Fax: +47-55-589656 lestinian minority in Israel. More than 900 have collapsed in a dusty cloud of isola - 000 Palestinian-Arab citizens live in Israel. tion and desparation. How else could one Obwohl bereits viel über Palästinen- This film explores their situation. The story feel about the disturbingly ugly view of ser Innen und Israelis geschrieben und ge - is told through Samiyeh, a 20 year-old Pa - endless rows of caravan homes set in a sagt wurde, hat eine Gruppe bisher wenig lestinian women and her cousin Nidal. Li - barren landscape under a scorching sun? Beachtung gefunden: die palästinensi - ke all young people in the Arab world, who »An old Ethiopian woman with a shy sche Minderheit in Israel. Mehr als have been confronted by Western ideals smile compared her caravan home to a 900.000 muslimische, christliche und dru - and values, Samiyeh and Nidal have their tree. – ‘How is that?’ I inquired. – ‘Like a sische Araber leben im Land als israeli - own hopes and frustrations, dreams and tree’ she said ‘it moves with the wind, sche Staatsbürger. Der Film schildert ihre nightmares. However, the Israeli govern - back and forth«, referring to the thin spi - Situation anhand des Lebens in einem ment intrudes into the most minute details kes some 30 centimeters off the ground, muslimisch-arabischen Dorf und zweier of their Palestinian-Arab lives. on which her caravan was placed. (...) I ihrer BewohnerInnen: Samiyeh, einer 20- The Palestinians in Israel are prospe - found an endless array of human stories jährige Palästinenserin und ihrem Cousin ring along with the rest of the Israeli so - at the Bat Hazor Caravan Camp, some Nidal. Sie erzählen von ihrem Leben, das ciety. But, »money is not everything« as pessimistic and tragic, others inspiring von westlichen Idealen und Werten be - Samiyeh’s father, a construction worker and optimistic. Yet beyond the personal einflußt ist; sie sprechen über ihre per - puts it; »money comes and goes. But al stories there seemd to be a larger over - sönlichen Hoffnungen und Frustrationen, karamah (human dignity) – if al karamah whelming problem which slowly revea - ihre Zukunftswünsche und -ängste – und goes, it can never come back«. led itself. In a camp where there are such extreme cultural, lingual and racial diffe - Frode Storaas ist An - rences between Russians and Ethiopians thropologe und beschäf - the threat of violence hung heavy in the tigt sich seit mehreren dusty air. It was clear right from the start Jahren mit Visueller An - that although they shared a common reli - thropologie. AL-KARA - gion they could not find it in themselves to MAH ist seine erste accept each other as equals. What about größere Filmproduktion. assimilation in this kind of atmosphere? Moslih Kanaaneh ist The camp’s isolation and distance from palästinensischer Israe - any Israeli urban centers only served to li. Seit 1980 lebt er in com plicate an already charged situa- Norwegen und lehrt an tion.« (Amit Goren) der Universität von Ber - gen Politik. Der Film ba - AL KARAMAH siert auf seinen Thesen. 34 freiburger film forum’ 99 MAKOM AVODA Ein Ort, eine Arbeit

Israel/Deutschland/Frankreich 1998 / 81 Min. / Beta SP / OmU Mosahav Shekef is an agricultural cooperative in the Regie und Kamera: Nurith Aviv; Schnitt: Etti Wieseltier; Produk - Lachish region. It is inhabited by Israelis – some are sabras, so - tion: Leora Kamenetzky me were born in Marocco, Argentina or Iraq. Today there are 40 families, half of them vote for the left, the other half vote for Kontakt: Luma Communications, Leora Kamenetzky, Tel Aviv, the right. In the neighbourhood, on the other side of the Green Israel, Tel +972-3-528 7222, Fax: +972-3-528 7223 Border Line, the Palestinian village of Beth-Awah is situated. Before the Inti - Nurith Aviv, geboren in Israel, 1981 gründeten 25 israelische Familien den Moshav Shekef, fada had started the agricultural wor - lebt in Paris. Sie hat die franzö - eine landwirtschaftliche Genossenschaft. Heute leben dort 40 kers of Shekef came from this village. sische und israelische Staats - Familien, die je zur Hälfte politisch rechts bzw. links ausgerich - After the murder of a moshav mem - bürgerschaft. Von 1962-65 war tet sind. Einige sind Sabras (in Israel Geborene), andere kommen ber, the moshav decided to cease em - sie Pressefotografin und aus Marokko, Argentinien oder dem Irak. Nebenan liegt das ployment of all Palestinian workers. besuchte anschließend die Film - palästinensische Dorf Beth- Awah mit seinen 7.000 Einwohnern. The murder case still hasn’t been sol - hochschule IDHEC. Seitdem Dazwischen verlief vor dem Sechstagekrieg im Juni 1967 die is - ved. Shekef was the first moshav re - arbeitet sie kontinuierlich als raelisch-jordanische Grenze. Anfangs bearbeiteten die Einwoh - ceiving the permission to employ agri - Kamerafrau für Spiel- und ner des Moshav das Land selbst. Doch bald schon holten sie jun - cultural workers from Thailand. Since Dokumentarfilme, u.a. für Agnès ge Arbeitskräfte aus dem palästinensischen Nachbarort. 1988, 1988 most of the inhabitants of Beth- Varda, Chantal Akerman, zu Beginn der Intifada, wurde ein Mitglied des Moshav ermor - Awah are unemployed. A triangle is René Allio, Dagmar Damek, det. Bis heute konnten der oder die Täter nicht gefunden wer - formed between Thais, Palestinians an M. Bat-Adam, Edna Politi, Amos den. Trotzdem durften die jungen palästinensischen Arbeiter be - Israelis – all live around the same pla - Gitai, Ruth Beckermann, Helke reits am nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit kommen. Wie im ce (makom); work (avoda) is the link Sander, Jacques Doillon, Eyal übrigen Land ging man auch im Moshav dazu über, die vorher between them. The film exposes the Sivan, Jean-Marie Teno, Frauke ausschließlich palästinensischen Arbeitskräfte durch Gastar - tensions, fears and uncertainties Sandig. Als Regisseurin und beiter aus dem fernen Thailand zu ersetzen. Der Film erzählt die which are concealed behind the pea - Kamerafrau realisierte sie: Geschichte einer schwierigen Dreiecksbeziehung zwischen Is - ceful green exterior of the moshav. KAFR Q’ ARA (1989) raelis, Palästinensern und Thailändern. Sie spielt an einem Ort DER STAMM DER EUROPÄER – »Makom« – und kreist um das Thema Arbeit – »Avoda«. (1992) MAKOM AVODA 35 freiburger film forum’ 99 Israelischer Dokumentarfilm

THE SOUTH – ALICE Generationen und ihr Überlebenskampf in sie zu anderen Welten hinwegtragen, einer zur Zeit in Stücke zerbrechenden Welten, die ich geschaffen hatte und die NEVER LIVED HERE Gesellschaft, die ihre säkularen und so - mir die Kraft gaben, mit dem Verfall des zialistischen Wurzeln verliert. Einer Ge - abgelehnten Jaffa meiner Kindheit und Alice hat nie im Süden gelebt sellschaft, die 50 Prozent ihrer Bevölke - Jugend fertig zu werden. (...)« rung nur wegen ihrer Herkunft, ihrer Haut - (Sini Bar-David) Israel 1998 / 82 Min. / Beta-Sp / OmeU farbe und ihres kulturellen Hintergrunds, Regie Buch und Schnitt: Sini Bar-David; sozial und wirtschaftlich marginalisiert. The film focuses the problems of se - Ton: Gil Ben Zeev; Musik: Omar Faruk Die Regisseurin schildert ihre eigenen phardic Jews in Israel. Three women, Tekbikek und Brian Kean, Hronis Erinnerungen anhand der Konflikte der 15- three generations who struggle to survi - Aidonidis, Jeferson Airplane; Produktion: jährigen Elinor aus Jaffa, die aber im Nor - ve, to have a meaningful life and to ex - David Benchetrit, Sini Bar-David den Tel Avivs in eine »weiße« Mittelklas - press their voice in the new Israeli so - Vertrieb: Akedia Productions LTD., se-Schule der Aschkenasim geht. Die Er - ciety, which is undergoing a process of 7 Bezalel Street, Tel Aviv 64683 Israel. zählungen von Sini Bar-Davids 89-jähriger social crumbling and fragmentation whi - Tel/Fax: +972-3-524 86 63, Großmutter inspirierten die Regisseurin zu le at the same time its loosing its socialist einer filmischen Reise nach Griechenland beliefs. Einstmals hieß es Abu Kabbir und war und Bulgarien (die europäisch-sephardi - A society that marginalizes culturally, ein arabisches Dorf in der Nähe von Jaffa. schen Juden lebten vor dem 2. Weltkrieg socially and economically 50 percent of Heute heißt es Tel Kabbir und ist eine jener vor allem auf dem Balkan), dort wo ihre its population (the oriental Jews who are Schlafstätten Jaffas südlich von Tel Aviv, Großmutter geboren wurde und den Holo - considered as the »blacks«) just because die überwiegend von aus dem Maghreb caust überlebte. »Juden und Araber – wir of their origin, their skin colour and their stammenden sephardischen orientali - sind gleichermaßen einer starken Ab- cultural background. The director’s me - schen Juden (die man in der israelischen lehnung ausgesetzt; die Bewohner des mories are shown in the character of Eli - Umgangssprache die »Schwarzen« nennt) Nordens von Tel Avivs – vor allem Asch - nor, a 15-year old girl who lives in Jaffa und palästinensischen Arabern bewohnt kenasim, die aus Osteuropa stammenden but studies in a middle-class Ashkenazi werden. Juden – schauen auf uns herab. Wir wer - school in the north of Tel Aviv. The stories In diesem Viertel ist die Filmemacherin den wegen unserer »sozialen Unterlegen - of the director’s 89-years old grandmo - Sini Bar-David aufgewachsen, und ihr Film heit« (orientalische Juden und Araber) ther Ida inspired her to travel to the Bal - behandelt die Geschichte und die Rolle und unseres wirtschaftlichen Status dis - kans to a Greek Village, where Ida was der Sephardim im heutigen Israel. Im Zen - kriminiert. Wie »Alice im Wunderland« born and to Bulgaria, where she survived trum des Films stehen drei Frauen aus drei ließ ich mich mit den Wellen der Phanta - .

Senyora (Sini) Bar-David, geboren 1963 in Jaffa, studierte 1984-86 an der Film & Television School an der Tel Aviv Uni- versity. Seit 12 Jahren arbeitet sie als Cutterin und seit 1994 als Produzentin und Film - regisseurin: BORN ON THE 13TH OF SEP - TEMBER (1994) AKKO- DREAMS BETWEEN THE WALLS (1995) WADI SALIB 95 (1995) THE SOUTH 36 freiburger film forum’ 99 Israelischer Dokumentarfilm

PINKAS’ DREAM aber der soziale Druck sie doch dazu zwingt. Das Überleben er - scheint zunächst leichter, da man als Neu-Einwanderer von Pinkas’ Traum dem israelischen Sozialsystem profitiert. Aber die Sehnsucht nach dem Heimatdorf in Kurdistan ist nicht zu verdrängen... Israel 1998 / 52 Min. / Beta SP / OmeU Regie und Buch: Ruth Walk; Kamera: Ron Katzenelson; Schnitt: Pinkas, a 75-years old agricultural worker from Moshav Re - Yael Perlov; Ton: Tully Chen; Produktion: Noemi Ben Natan hov in the Beit Sh’an Valley, wakes up one morning troubled by Vertrieb: Belshir International. LTD.- Films & Television a dream in which his sister Simha has appeared. When he im - Productions, 12 Hata’asiya St., Tel Aviv, 67139, Israel; migrated to Israel 50 years ago, she remained in Kurdistan and Tel: +972-3-62 40 780, Fax: +972-3-6240781; he hasn’t seen her since. His dream leaves him no peace and e-mail: [email protected] so Pinkas sets out on a long journey to the place of his birth. In a remote villa - Pinkas, ein 75-jähriger Landarbeiter im Moshav Rehov im ge in the mountains of Kurdistan he Die Fotografin Ruth Walk Beit Sh’an Tal, wacht eines Morgens von einem Traum auf, in does find his long-lost sister and her schloß 1993 ihr Studium an dem ihm seine Schwester Simha erschienen ist. Er hat sie seit Muslim husband. der ‘Hochschule für Film seiner Einwanderung aus Kurdistan nach Israel vor 50 Jahren On the spot, Pinkas decides to und Fernsehen’ in Tel Aviv ab. nicht mehr gesehen. Sein Traum läßt ihn nicht in Frieden und er bring the extended family to Israel. Seitdem dreht sie Dokumen - tritt eine lange Reise zu seinem Geburtsort an, einem abgele - And so begins an ‘aliyah’ and absorp - tar filme für das israelische genen Dorf im kurdischen Bergland. Er findet tatsächlich seine tion process organized by one man. Fern sehen: lange verloren geglaubte Schwester und ihren muslimischen Pinkas finds new purpose in life and 14 YEARS DON’T ERASE 27 Ehemann. Auf der Stelle beschließt Pinkas, seine Großfamilie he mobilizes all his energies on behalf (1993) aus Kurdistan nach Israel zu bringen. Und nun beginnt eine von of his newly discovered family. He so - YEHOSHUA BAR JOSEPH (1993) einem Mann organisierte ‘Aliyah’ , in der Pinkas völlig aufgeht. mehow manages to bring fifty mem - SARAH RAVID; Er findet einen neuen Lebensinhalt und mobilisiert alle seine bers of his family to Israel, and to hou - A WOMAN ON THE RUN, Kräfte im Auftrag der wiederentdeckten Familie. Irgendwie se them in various villages in the area. THE ELCTRICITY PARK, schafft er es, 50(!) Mitglieder seiner Familie nach Israel zu ho - Each day he takes his tractor to check THE BOY FROM NAHARIYA, len und sie in umliegenden Dörfern unterzubringen. Täglich be - on everyone. As time passes, the TEL ROMEIDA steigt er seinen Taktor, um alle aufzusuchen. harsh reality of the difficulties of (Kurze Dokumentarfilme Als die Zeit vergeht, wird die harte Realität deutlich: Es ist adapting, of being Muslims in a Je - 1993-97) schwierig, sich in ein neues Land einzugewöhnen, insbeson - wish country, of their longings for SONG OF THE VIOLETS (1995) dere als Muslim in einem jüdischen Staat, in dem eine lernin - their remote village in Kurdistan, be - BORN NEAR THE SEA (1995) tensive Konversion zum Judentum zwar nicht verpflichtend ist, come apparent.

37 freiburger film forum’ 99 Neue Tendenzen im brasilianischen Dokumentarfilm?

Ein Filmfest-Kurator sagte einmal zu mir, er schätze einige dem unerreichbaren Off-Erzähler, der den dokumentarischen brasilianische Dokumentarfilme, aber die meisten wären Redebeitrag gliedert, gewinnen die Bilder demnach an Freiheit: schwer verständlich. Er erklärte mir, die Schwierigkeit läge dar - Dem Zuschauer wird die Möglichkeit eröffnet, Bild und Text un - in, daß sie auf die brasilianische Bevölkerung zugeschnitten mittelbar gegenüberzustellen, dem, was er gerade sieht und und so für Fremde schwer zugänglich seien. Zunächst meinte hört, zu widersprechen oder auch nicht. ich, er habe Unrecht, beschloß dann aber, mir die Dokumentar - Die Einzelaussagen stellen Positionen, Meinungen heraus, nicht filmproduktion einiger anderer Länder näher anzusehen, um jedoch eine unumstößliche Erkenntnis. Obschon paradox, ist es mich danach neuerlich mit der brasilianischen Filmwelt ausein - möglich, sich genau mittels dieser subjen ktiven Aussagen der fo - anderzusetzen. Ich glaube nicht, daß es so etwas wie ethnische kussierten Realität zu nähern. Aber dieser Weg, der von einer jun - Dokumentarfilme gibt, vielmehr sind einige Tendenzen in einer gen Generation von Dokumentarfilmern eingeschlagen wurde, zei - Kultur stärker ausgeprägt als in einer anderen, einige Genres tigt nicht immer ´leichte Lektüre´. Denn sie enthüllen, daß die Rea - treten meines Erachtens in einem Land stärker als anderswo lität nichts Geschlossenes, Fertiges ist, sondern unablässig kon - hervor. struiert wird. Der Dokumentarfilmer gibt viele Wege wieder, auf die Wenn wir die jüngsten Produktionen in Brasilien und Europa Realität zu blicken, aber zur gleichen Zeit baut er so mehr Unruhe - vergleichen, so erkennen wir einen grundlegenden formalen stellen als Lösungen ein. Sein Dokumentarfilm ist bloß eine Lösung Unterschied: Die europäischen Dokumentarfilme lassen für ge - unter vielen. Aber beim Zueschauer, der einen unbeteiligten Erzähler wöhnlich einen Off-Erzähler das Publikum geleiten, wohingegen gewohnt ist, als Stimme der Autorität, ruft dies Unsicherheit und in den brasilianischen Dokumentarfilmen eine Vielzahl von indi - Irritationen hervor . viduellen Erlebnisberichten diesen Part übernimmt. Die Eu - Es gibt zweifellos Dokumentarfilme, die sich einer Erzählweise ropäer beklagen den ausladenden Gebrauch von Augenzeugen, bedienen, ohne dabei jeden Augenblick die Realität zu reflektieren der die Bilder in den Hintergrund drängt, dagegen stoßen sich oder zu beschreiiben. Die Erzählung nimmt hierbei eine poetische die Brasilianer an der ständigen Unterbrechung durch den Off- Ausdrucksweise an. Jedoch ist dies nicht der von dem brasiliani - Erzähler, der die Bilder seinerseits in den Schatten stelle. Um schen Nachwuchs beschrittene Weg. weder in das eine, noch das andere Extrem zu fallen, sehe ich Vielleicht kann das, was die jüngste Generation brasilianischer die Herausforderung in einem Zusammenführen beider ästheti - Dokumentarfilmer prägt, als erster bewußter Reflex dessen ange - scher Stilmittel, wobei letztlich deren Gewichtung und deren sehen lwerden, wie sich die brasilianische Kultur selbst verhält: ein Art der Verwirklichung den persönlichen Stil des jeweiligen Do - Kreuzungspunkt mehrerer Ethnien, positiv gegenüber dem Umgang kumentaristen bestimmen. mit dem anderen eingestellt, und somit ständig in Bewegung be - Es ist jedoch sehr deutlich, daß sich im letzten Jahrzehnt in griffen. Für jene Dokumentaristen ist es wichtig, mit Hilfe der Dis - Brasilien eine ganz eigene Art und Weise herausbildete, das kurse derer, die die Realität schaffen, den Entstehungsprozeß die - Land filmisch abzubilden. Die Portraitierten gelangten immer iser Realität – und nicht etwa Wahrheiten – darzustellen. Hier ent - mehr in den Vordergrund und gestalteten den Erzählablauf: Im steht Realität aus aufeinanderfolgenden Reflektionen, sie geht aus Namen einer Polyphonie der Stimmen wird selten auf die Off- einem Dialog hervor zwischen demjenigen, der dokumentiert, und Stimme zurückgegriffen. Hier sprechen Landarbeiter, Indios, demjenigen, der dokumentiert wird. In diesem Sinne ist der Doku - Künstler, Einwanderer, Obdachlose und viele mehr von durch - mentarfilm gleichzeitig eine Rekonstruktion des Wirklichen und ein lebten Erfahrungen. In Wahrheit deutet sich diese Tendenz Versuch, an der Erfahrung anderer teilzuhaben. Zur Verwirklichung schon Mitte der 80er an und erhielt in den 90ern eine große Be - ihrer Projekte nähern sich die Dokumentarfilmer heute immer mehr deutung und wird sich – wer weiß – bis zum Ende dieses der Kulturanthropologie an, während sich die Kulturanthropologie Jahrhunderts als eine typisch brasilianische Forsm der Doku- ihrerseits Kenntnisse in visuellen Techniken aneignet, um ihre mentation etablieren. wissenschaftlichen Studien durchzuführen. Wir wissen, daß ein Dokumentarfilm niemals die volle Wahr - Im Dokumentarfilmbereich führt diese Zusammenarbeit zu heit über das filmisch Dargestellte einfangen kann und daß sich Produktionen, die tiefgründig aber nicht schwerfällig, dicht und der gezeigte Blickwinkel letztlich aus der persönlichen Haltung dennocht leicht in ihrer Form sind und somit ein immer größer des Registrierenden ergibt. Dennoch gelingt es über die Vielzahl werdendes Publikum ansprechen. an Erlebnisberichten diese Konstruktion ohne Masken darzu - Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß auch Brasi - stellen, wodurch sich der Zuschauer nicht ausgeschlossen fühlt lien nicht frei von der quasi universellen Sackgasse ist, in die die – ganz im Gegenteil. Die hohe Zahl der zu Wort kommenden Dokumentaristen laufen: Bleiben wir autonom und versuchen Stimmen schafft einen sonst schwear erreichbaren Grad an Rea - der Realität unseres Landes treu zu bleiben oder unterwerfen litätstreue, die – obgleich wir um die Konstruktivität wissen (Auf - wir uns den technischen Vorgaben, die eine globalisierte Welt nahmen, Auswahl, Edition und Montage) – sich mit dem ganzen erfordert, formatiert für den Markt des Kabelfernsehens? Es dramatischen Inhalt des Erlebten Gegenwart verschafft. scheint mir jedenfalls notwendig, den legitimen Drang nach Und selbst wenn der Dokumentarfilm nur auf zwei Erlebnis - Eroberung neuer Räume der Kommunikation nicht mit Ver- berichten aufgebaut ist, kann man die Artikulation der Mei - marktung der Kommunikation zu verwechseln. nunsbildung klar mitverrfolgen. Es sind also die Zeugenaussa - Paula Morgado (Laboratório de Imagem e Som em Antropolo - gen, die den bestimmenden Diskurs hervorbringen. Befreit von gia/Dept. of Anthropology/University of Sao Paulo)

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O ESPIRITO DA TV Der Geist des Fernsehens

Brasilien 1990 / Video / 22 Min., /OmeU Regie: Vincent Carelli und Dominique Gallois

Dokumentation über die Einführung des n Videos bei den Waiãpi im Rahmen des Projektes »Video in the village«.

Introducing the video at the Waiapi in the context of the »Video in the Villages« e project. A ARCA DOS ZO’E Besuch bei den Vorfahren

Brasilien 1993 / 22 Min. / Video / OmeU i Regie: Vincent Carelli und Dominique Gal - lois; Kamera: Vincent Carelli; Ton und Übersetzungen: Dominique Gallois; Schnitt: Tutu Nunes CONFIDÊNCIAS DO RIO indianischen Bevölkerung und der weißen l Kolonisatoren eröffnet sich die reiche und Vertrieb: Centro de Trabalho Indigenista; DAS MORTES widerspruchsvolle Geschichte dieser kul - Rua Fidalga 548, Sala 13, BRA- 05432-000 Gespräche am Fluß des Todes turellen Landschaft. São Paulo /SP; Tel/Fax: +55-11-813 0747

Brasilien 1998 / 52 Min. / BetaSP / OmeU CONFIDENCES FROM THE RIVER OF Die Waiãpi wie auch die Zo’é sind bra - i Regie: Paschoal Samora; Kamera: Hélcio DEATH is an intimate documentary, which silianische Indigene. Sie gehören beide Alemao Nagamine; Schnitt: Daniel Augusto; attempts to analyze the relationship of zur Sprachgruppe der Tupi und ihre Tradi - Produktion: Fernando Díaz, Mauricio Díaz people and environment, work and history tionen sind sich in vielem sehr ähnlich. Vertrieb: Grifa Cinematográfica, São through the oral history, passed on from Aber während die Waiãpi schon seit mehr Paulo, Brasilien; generation to generation. A picture of als 20 Jahren in engem Kontakt mit den Tel: +55-11-867 04 65; Fax: +55-11-210 6580 what is left, in fact and in the imagination Weißen stehen, haben die Zo’é gerade ih - of the surviving population in the cities, re ersten Erfahrungen mit ihnen gemacht. GESPRÄCHE AM FLUß DES TODES ist villages, quilombos (the hiding place of Durch das »Video in the Villages«-Projekt s ein sensibles Zeugnis über die Beziehun - negro fugitive and rebel slaves) and in- des »Centro de Trabalho Indigenista« ha - gen zwischen Menschen, ihrer natürli - dian villages at »Rio das Mortes«, a gold ben die Waiãpi die Zo’é via Videoaufnah - chen Umgebung, ihrer Arbeit und der Ge - mining front in the Brasilian Province of men »kennengelernt«. Sie haben dabei schichte. Es stützt sich auf orale Ge - Minas Gerais. By juxtaposing the confi - Lebensweisen entdeckt, wie sie sie aus schichten, so wie sie von Generation zu dents of the descendants of negro slaves, oralen Erzählungen über ihre Vorfahren Generation weitergegeben werden. Es in dian aborigines and white colonials the kennen. Waiwai, ein Chef der Waiãpi, hat entsteht ein Bild von dem was übrigge - rich and complex history of a cultural den Zo’é mit einer kleinen Filmcrew einen blieben ist, sei es real oder in der Vorstel - land scape is unfolded. Besuch abgestattet. In BESUCH BEI DEN lung der überlebenden Bevölkerung in den VORFAHREN erzählt Waiwai seinen Leu - a Städten, den Dörfern, den Quilombos (Ver - Paschoal Samora wurde am 24. Mai 1968 ten von den bei seinem Besuch gemach - stecke für geflohene oder rebellische in São Paulo geboren. Er studierte Film ten Erfahrungen und erläutert ihnen die schwarze Sklaven) und den indianischen an der »Fundação Armando Alvares dabei gemachten Videoaufnahmen. Dörfern am »Rio das Mortes«, einer Gold - Penteado«. Er arbeitet als Regisseur, gräber-Region in der brasilianischen Pro - Produzent, Autor und Kameramann MEETING ANCESTORS: Both groups vinz Minas Gerais. In der Gegenüberstel - LET THE SUN SHINE S-8 (1997) of indigeneous brasilians, the Waiãpi and r lung der sehr persönlichen Aussagen von 3 PLATEAUS AND 1 BALLOON (1998) the Zo’e, belong to the Tupi language Nachfahren der schwarzen Sklaven, der FRONTEIRAS (1998) family and share quite a bit of their tra- O ESPIRITO DA TV 39 B freiburger film forum’ 99 Brasilien

ditions. But while the Waiãpi have been stence of other tribes and when they rea - ries, which the project installed in sever - living in close contact with white people lize that all of them face the same difficul - al villages. At the same time, the project for the last twenty years, the Zo’é are ab - ties in coexisting with the white man. They trained indigenous documentarists and out to make their first experiences with learn from each other new ways to inter - opened space in the media to dissemina - them. In the context of the »Video in the act with society. They create their own al - te an image of Indians that was more sui - Villages« project by the »Centro de Tra - ternatives, which they first try out among ted to their own interests. These succes - balho Indigenista« the Waiãpi have »met« themselves and then share with other tri - sful experiments have confirmed that the the Zo’é through video. bes experiencing the same situation. The - use of audio-visual instruments strengt - They recognized their lifestile as being se are new forms of representation that hens cultural identities. A project of this similar to what oral history tells them ab - involve the rebuilding of their self-image nature creates production dynamics in out the life of their own ancestors. Wai - and a process of selecting cultural traits several levels. wai, chief of the Waiãpi has been visiting that each tribe conducts in accordance to the Zo’é together with a small filmcrew. In its own experience and interest in contac - The impact of Videos in Villages MEETING THE ANCESTORS Waiwai tells ting other groups. By installing a video monitor in a villa - his own people about his experiences on Large pan-Indian meetings and the me - ge, the Project is trying to bring about a the trip and he comments the video dia may be the Indians’ last resource to technological revolution. It is a short cut sequences shot with the Zo’é. make society aware of their plight and for - that directly connects traditional forms of ce the government to assume its respon - oral culture and history to audio-visual sy - sibility. But they also reproduce and per - stems, bypassing the written word. By cir - petuate society’s cliches and biases. cumventing this individualized form of re - »Electronic Indians« – An Indi- Journalists like politicians, bureaucrats cording and transmitting knowledge, tra - genous Communication Network / and most citizens remain deaf to the voi - ditional forms of obtaining new informati - Dominique Gallois & Vincent Carelli ce of the Indians. They not only feel they on, such as collective debates, are (CTI-Centro de Trabalho Indigenista, know all t here is to know about Indians, strengthened. By recording and seeing São Paulo, Brazil) but also what is best for them. their performances – be they rituals or po - (...)Studies conducted in several conti - litical negotiations in the village compo - (...)Brazilian Indians form a tiny frac - nents show that the use of technology to und – indigenous communities select, tion of the country’s population (0.02%). guarantee communication between cul - build and strengthen the cultural manife - But in compensation, they have an enor - tures strengthens the persistence of cul - stations they wish to preserve for future mous symbolic importance, perpetuated tural differences. Australia and Canada, generations and which best set them through their image as »good savages« two countries that culturally and econo - apart from the non-Indians. and »jungle Indians.« With no congressio - mically massacred their minorities, re - Leaders of many communities agreed nal representation of their own and unas - cently included in their constitutions the to use video because they saw it as a way sisted by a bankrupt and corrupt federal right of these minorities to have their own to see their stance of cultural resistance organ, Indians must resort to media communications networks. Everything in - materialize in images and sound. The au - events to make their voices heard and dicates that these countries finally reali - dio-visual, a universally understood lan - their basic rights met, especially those zed that their ethnic minorities would not guage, is the only way these leaders can pertaining to territory. Some of these me - disappear and that their survival was not accomplish this, since most of them do not dia events include the taking of hostages, a threat to national sovereignty. dominate the written word, a technique the occupation of ranches and public buil - These are concerns that still persist in normally controlled by the younger gene - dings, and declarations of wars that never Brazil. Some local experiences illustrate rations. The most important function of vi - take place or hurt anyone. Over the past how interchange, comparison and con - deo in these cases has been to record ri - decades, these were the tools used by the frontation have allowed indigenous com - tuals, dances, songs, paintings and tribal Indians to conquer (or regain) their terri - munities to view their cultural traits in a adornments. tory. different light and to value them in a new context. By using video to come face-to-face The interest Brazilian Indians have in with their own experiences in a wide va - exchanging experiences among themsel - The Video in the Villages Project riety of situations, these communities ac - ves becomes more relevant when we ta - Over the past 10 years, the Indian Work quire new parameters to understand their ke into consideration the fact that the dif - Center’s video project has been helping status. Video also helps them discover ferent Indian nations live isolated from Indians become aware of their image. It new ways of relating to Brazilian society each other. There are close to 210 ethnic has placed information and technology at and government. This dual mechanism groups that speak 180 different languages the disposal of some indigenous commu - used to manipulate their own image and – a cultural diversity that is multiplied by nities to encourage them to reconstruct compare themselves to others involves a the wide variety of experiences created self-representations and create a self- creative process that leads to a reflection when there is contact. Indians gain a cle - image. It also encourages them to of their reality and to an expansion of their ar notion of the status society has reser - exchange audio-visual material made horizons. It culminates in a revision of ved for them when they learn of the exi - available though a network of video libra - their self-image. video in the village 40 freiburger film forum’ 99 Brasilien

The use of Documentaries to researcher’s perspective. For the Waiãpi The four programs were shown in Mato Disseminate Experience as well as for other communities, video Grosso and on national network by TVE – The Project’s team that over the past 10 productions of fictional events represent the Rio de Janeiro educational TV station. years accompanied the Indians’ image - a new approach to traditional themes. But the Indians themselves, who feel recording and manipulation processes, Each new work becomes part of a enormous pride when they recognize produced a series of documentaries in group, which when seen as a whole gains their leaders, form the Indian Program’s three different categories: greater significance. The series has an in - most enthusiastic public. As a result of the • video process: case-by-case novative element that sets the produc - discussions with this group, we realized accounts of the encounters that se - tions apart from other documentaries on that it felt it was too small and technically veral tribes have had with their own Brazilian Indians: only the Indian speaks – unprepared for the project. It also felt that image and of their reflection on their there is no external commentary – and he more and better training would give them self-representation; is always present, always creating some - more confidence when dealing with the • video denunciation: documentaries thing new in his relationship with the ca - station’s personnel. Discussions like the - that deal with the conflicts that are mera. In this road toward self-representa - se helped us trace our work plans for the emblematic of the Brazilian Indian’s tion, unique ethnographic films are being coming years. current situation; created by the Indians themselves. To a large degree, the Project’s main • institutional videos: these depict al - challenge at the moment is to train a lar - ternative development projects pro - A Window to the Outside World ger number of documentarists who will posed by some communities, illustra - The documentary makers being trai - form a nationwide network of collabora - ting the control they have over their ned by the Project and who have already tors for a future Indian Program. Individu - current contact situation and the been working for some time are now edit - als must first be trained before occupying transformations they are experien - ing their first works – documentaries to be positions. cing. made accessible to a larger public. Eth - We decided to professionalize the ol - nographic films produced by the Indians dest group of students in regional impro - Eighteen documentaries in five languages themselves are unique products unknown vement and production workshops where compose the series (41). They mirror the to the Brazilian media despite the fact that they could learn how to explain their cul - impact the Project has had in indigenous they have received international recogni - ture to people from the same village and communities and, at the same time, serve tion in film festivals. from far away cities. The coverage of a as an instrument to obtain the funds nee - The village-to-village training of indi - ceremonial ritual served as the workshop, ded to keep it alive. The Project is funded genous video makers, which the Project and from a methodological point of view by international donations and through began several years ago, has borne posi - this approach has proved to be extremely the sale of the videos. tive results for those who managed to fi - productive and useful. Unlike many conventional »Indian the - nish their documentaries. These were in - Challenge and motivation surround this me« productions that resort to a record/ itially conceived as descriptive narratives endeavor, for the community has a lot of edit/distribute filming schedule, we avoid for internal consumption. This is the case expectations in terms of results. It also focusing on the final product. Instead, we of Kasiripinã Waiãpi (»Jane Moraita: Our presents a wide variety of situations to be first establish a dialogue with the commu - Feasts«) and of Caimi Waiasse from the filmed. It is an ideal situation because it nities to be documented. Between the Xavante village of Pimentel Barbosa allows us to work together to improve film’s making and distribution, we invest in (»One Must be Curious«). Their works de - techniques and develop content so that several intermediary stages that guaran - monstrate their dedication to registering image and content are closely related, tee that these communities will become themes of importance to their communi - and objectivize each other. direct participants in the project. And it ties. So-called »videoletters« are produced is because of this participation that we The Project, together with the Univer - and circulated in these regional works - obtain that something extra – the proximi - sity of Mato Grosso TV – an educational hops to keep collaborators in contact with ty and presence of these individuals that TV station in the city of Cuiabá – created each other and encourage them to use react to the camera’s provocation and re - the Indian Program in 1995/96. It was a audio-visual language. The network will flect, with us, on their future. unique experience that showed those In - meet periodically to collectively develop The 1996 production of »Segredos da dians, taking part in the program, a path to production projects in order to achieve its mata« (Secrets of the Forest) gave us the be followed and a right to be demanded. objective: the resump tion of the Indian chance to conduct a new experience with The idea was to have the program serve program on educational TV. the Waiãpi Indians. It is a narration and as a school of journalism and production theatrical representation of encounters for Indians of several ethnic groups in Ma - with the cannibalistic monsters that inha - to Grosso state. Besides portraying cha - bit the tribe’s cosmology and day-to-day racters, the Indians created, produced life. It was a new experience in dealing and presented a TV program about them - with Indian myths, where the Indian’s selves. participation is limited to narration and This team was involved in the entire where the content is depicted from the process – from production to exhibition. video in the village 41 freiburger film forum’ 99 Brasilien

PIERRE FATUMBI VERGER: MENSAGEIRO ENTRE 2 MUNDOS Botschafter zwischen zwei Welten

Brasilien 1998 / 82 Min. / 35mm / OmeU die von ehemaligen, heimkehrenden Sklaven nach Afrika Regie: Luiz Buarque de Hollanda; Buch: Marcos Bernstein; zurückgebracht wurden. Kamera: Cesar Charlone; Schnitt: João H. Ribeiro und Vincent Gilberto Gil, Brasiliens berühmtester afrikanisch-brasiliani - Kubrusly; Ton: Valéria Ferro; Produktion: Flora Gil, Leonardo sche Musiker präsentiert und kommentiert den Film, der in Be - Monteiro de Barros, Pedro Buarque de Hollanda nin, Paris, Salvador de Bahia und Rio de Janeiro gedreht wurde. Vertrieb: Conspiração Filmes, Praia de Botafogo, 228, 18 Andar, Er enthält auch das letzte Interview mit Pierre Verger, das er Gil - 22250-040 Rio de Janeiro, Brasilien; berto Gil einen Tag vor seinem Tod gab. Tel: +55-21-53 0933, Fax: +55-21-553 4607 Documentary on the life and work of French ethnographer Dokumentarfilm über Leben und Arbeit des französischen and fotographer Pierre Verger (1902, Paris/France – 1996, Sal - Ethnographen und Fotografen Pierre Verger (geboren 1902 in vador de Bahia/Brazil) whose studies revealed the reciprocal Paris/Frankreich, gestorben 1996 in cultural influences between Brazil and the region of Benin and Luiz Buarque de Hollanda Salvador de Bahia/Brasilien), dessen Nigeria in Africa: the cultural traditions brought from Africa to wurde 1963 in Rio de Janeiro Untersuchungen wechselseitige kultu - Brazil by the black slaves but also, and here the originality of geboren. Dort studierte er relle Einflüsse zwischen Brasilien und his work, the Brazilian influences in Africa brought back by for - Anthropologie und in New York Benin sowie Nigeria in Afrika aufdeck - mer slaves who reteurned to the continent. Narrated and pre - Film. Neben Werbefilmen ten: Dies sind die Traditionen, die durch sented by Gilberto Gil (Brazil’s foremost African-brazilian mu - drehte er bisher Dokumentar- die schwarzen Sklaven von Afrika nach sic artist) the documentary was shot in locations in Republic of filme über brasilianische Brasilien gebracht wurden, aber auch – Benin, Paris, Salvador de Bahia and Rio de Janeiro in Brazil. It Stars wie Milton Nascimento, und hier liegt die Originalität seiner includes Pierre Verger’s last interview given to Gilberto Gil one Gilberto Gil und Marisa Monte. Arbeit – die brasilianischen Einflüsse, day before his death.

PIERRE FATUMBI VERGER 42 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

CHE F!

Kamerun/Frankreich 1999 / 61 Min. / 16mm / OmeU Regie und Kamera: Jean Marie Teno; Musik: Brice Wassy; Schnitt: Christiane Badgley; Produktion: Jean-Marie Teno Vertrieb: Les films du Raphia, 26 rue Pierre Semard, F-92320 Chatillon. Tel: +33-1-40 92 00 42, Fax: +33-1-40 92 00 16, e-mail: [email protected]

»Chef! ist ein Film über die Frustration. Frustration angesichts »Chef! is a film about frustration. Frustration in the face of gro - des wachsenden Elends in einem Land, das reich ist an Natur - wing misery in a country rich in natural resources which are schätzen, die jedoch ausschließlich der Minorität zugutekom - exclusively there for the benefit of a powerful minority. Frustra - men, die an der Macht ist. Frustration angesichts der Indifferenz tion in the face of indifference and arrogance of the bosses to - und der Arroganz der Chefs gegenüber der Not so vieler Men - wards the poverty of so many people. Frustration in the face of schen. Frustration angesichts des schweigenden Zorns der silent anger of the masses which is expressed in violence Menge, der sich leider durch Gewalt gegen die Schwächsten against the weakest and poorest. Frustration about living in a und Ärmsten Ausdruck verschafft. Frustration, in einem Ge - country which is a prison without bars, at the mercy of the good fängnis ohne Gitter zu leben, dem das ganze Land gleicht, das will of an allpowerful boss. With this film I wanted to highlight the dem guten Willen eines allmächtigen Chefs ausgeliefert ist. responsibility of the big and small bosses who profited from the Durch diesen Film wollte ich die Verantwortlichkeit der großen confusion of colonial times, and who have become tyrants of und kleinen Chefs herausstellen, die von dem Durcheinander their own people, contributing to a soci - der Kolonialzeit profitieren und zu Tyrannen ihrer Völker wurden, al development towards corruption and Jean Marie Teno wurde am wodurch sie einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung jener Ge - increasing misery. I also wanted to high- 14. Mai 1954 in Famleng, sellschaft leisteten, die von der Korruption angefressen ist und light the fascination of the people with fi- Kamerun, geboren. Er studierte jeden Tag mehr im Elend versinkt.« (Jean-Marie Teno) gures of authority.« (Jean Marie Teno) audiovisuelle Kommunikation an der Universität von Valen - ciennes. Von 1985 bis 1997 arbeitete er als Chef-Cutter für den französischen Fernseh- sender France 3. Jean-Marie Teno lebt seit 1978 in Frankreich. SCHUBBAH (1983) HOMMAGE (1984) FIÈVRE JAUNE TAXIMAN (1985) LA GIFLE ET LA CARESSE (1987) BIKUTSI WATER BLUES (1988) LE DERNIER VOYAGE (1990) MISTER FOOT (1991) AFRIQUE, JE TE PLUMERAI... (1992) LA TÊTE DANS LES NUAGES (1994) CLANDO (1996) CHE F! 43 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

KISANGANI DIARY/LOIN DU RWANDA

Kisangani Tagebuch / Entlang einer überwucherten Eisen - There are 80.000 (!) Hutus from far away Fern von Ruanda bahnstrecke südlich von Kisangani ent - Rwanda. They are the last survivors of deckt eine UN-Truppe verirrte Flüchtlinge: three years of hunger and armed perse - Frankreich/Österreich 1997 / 45 Min. / Es sind 80.000 (!) Hutus aus dem fernen cution through the vast Congo basin. The 35 mm / OmeU Ruanda. Diese letzten Überlebenden ha - film follows their traces further into the Regie und Buch: Hubert Sauper; Kamera: ben drei Jahre lang das riesige Kongo - rainforest, the hopeless attempts of help. Hubert Sauper, Zsuzsanna Varkkonyi; becken durchstreift, von Hunger und be - It goes to enigmatic places where mas - Schnitt: Hubert Sauper; waffneten Überfällen angetrieben. Der sacres had happened only the night befo - Produktion: Nikolaus Geyrhalter Films, Film verfolgt ihren Weg tief in den Regen - re. Nobody knows who was shooting. So - Wien, Flor Films, Paris wald hinein und die hoffnungslosen Hilfs - me humanitarian aid arrives; slowly. The maßnahmen. Wir sehen die Plätze, an de - Hutu-refugees leave the forest, gathering Verleih: Sixpack Film, Neuberggasse 36, nen es in der vorangegangenen Nacht zu in two gigantic camps (Kasese, Biaro). PF 197, A-1071 Wien. Massakern gekommen ist. Niemand weiß, Even though hundreds of people die every Tel.:+43-1-526 09 90, Fax: +43-1-526 09 92 wer geschossen hat. Langsam trifft huma - day from diseases and malnutrition, new nitäre Hilfe ein. Die Hutus wagen sich aus hope arises among the victims of a for - dem Dschungel und versammeln sich in gotten war. The Rwandans are being pro - zwei riesigen Auffanglagern (Kasese und mised repatriation with aeroplanes out of Biaro). Auch wenn täglich Hunderte von Kisangani. But only four weeks later, the Hubert Sauper wurde am Flüchtlingen an Unterernährung und Seu - unprotected UN-camps are again machi - 25. Juli 1966 in Kitz - chen sterben, wächst wieder neue Hoff - negunned. Massacred by the celebrated bühl/Österreich geboren. Nach nung bei den Opfern des vergessenen ‘liberating rebel army’ of today’s ‘De - einer fünfjährigen Hotelfachaus - Krieges: Man verspricht den Hutus, sie mocratic Republic’ Congo Kinshasa. Du - bildung begann er 1988 ein Stu - aus Kisangani auszufliegen. ring the night of April 25, 1997, eighty thou - dium Nur vier Wochen später werden die un - sand children, women and men are either an der Hochschule für Musik bewachten UN-Flüchtlingslager wieder killed or disappeare again, without lea - und Darstellende Kunst in Wien, angegriffen und unter Maschinengewehr - ving a trace, back into the jungle. Film. Seit 1995 lebt er in beschuß genommen. Das Massaker wird Frankreich. von der ‘liberating rebel army’ der gegen - Zum politischen Hintergrund WER FÜRCHTET SICH VOR DEM wärtigen demokratischen Republik Kon - Als der Präsident von Ruanda, ein Hu - SCHWARZEN MANN? (1988) go-Kinshasa initiiert. In der Nacht des 25. tu, im April 1994 bei einem Flugzeugab - MAX; ERA MAX (1989) April 1997 werden 80.000 Männer, Frauen sturz ums Leben kam, setzten extremisti - DER BLASI (1990) und Kinder entweder getötet oder sie ver - sche Hutus ihren Plan durch, die Tutsi- PIRATEN IN Ö (1991) schwinden, ohne eine Spur zu hinterlas - Minderheit im Lande zu eliminieren. In - THE SOLUTIONS AT sen, auf’s Neue in den Dschungel. nerhalb weniger Wochen töteten sie SCHÖNBRUNN; ICH HABE DIE mindestens eine halbe Million Menschen, ANGENEHME AUFGABE (1993) Along an overgrown railtrack south of darunter Tutsi, moderate Hutu und Twa. ALSO SCHLAFWANDLE ICH Kinsangani, ex-Stanleyville, lost refugees Dann kehrte die Patriotische Front Ruan - AM HELLICHTEN TAGE (1994) are discovered by an expedition of the UN. das aus ugandischem Exil wieder zurück, MES AMIS DE NULLE PART (1996) KISANGANI DIARY 44 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

CROSS ROADS Kreuzung

Niederlande 1997 / 60 Min. / 35mm / OmeU From Tanzania and from Rwanda to Regie: Hillie Mollenaar und Joop van Wijk; Zaire, some half a million refugees from Buch und Produktion: Hillie Molle-naar; Tutsi-Hutu violence streamed in to create Kamera: Melle van Essen; Ton und Schnitt: boom town called Benaco. The newco - Hens van Rooy; Musik: Patricio Wang mers – whose roles in Rwanda genocide are unknown – mean big business and a Vertrieb: Holland Film, Jan Luykenstraat 2, wave of pretty crime. A single white wed - NL-1071 CM Amsterdam ding dress, rental out to refugee brides, Tel/Fax: ++31 20 57 07 575; becomes an emblem of innocence and e-mail: [email protected] hope that is long gone from the drawn Von Tanzania und Ruanda strömen eine faces of Rwandan orphans. halbe Million Flüchtlinge nach Zaire, um CROSS ROADS paints a remarkable an einer Straßenkreuzung die Boom Town portrait of humanity uprooted, but still Benaco zu gründen. Die Neuankömmlin - striving for some semblance of ge, deren Rolle in dem Völkermord noch Hillie Mollenaar arbeitet seit home against unbekannt ist, bedeuten zum einen ein 1970 in verschiedenen Tätigkei - the stark back - was Millionen von Hutus aus Angst vor großes Geschäft, zum anderen aber auch ten für Film und Fernsehen, u.a. ground of geno - Rache zur Flucht nach Tansania und Zaire eine Welle der Kriminalität. Ein einzelnes als Assistentin von Joris Ivens. cide. veranlaßte. In Goma in Ost-Zaire entstand weißes Hochzeitskleid, daß an die Bräute Seit 1979 betreibt sie die Produk - darauf das größte Flüchtlingslager der der Flüchtlinge verliehen wird, wird zu ei - tionsfirma Molenwiek Film in Welt. 1995 kehrten die Hutu vor laufenden nem Symbol der Unschuld und Hoffnung, Zusammenarbeit mit Joop van Fernsehkameras wieder in ihre Heimat die schon lange von den gezeichneten Wijk, Regisseur und Produzent. zurück. Der UN-Mitarbeiter Colonel Barril Gesichtern verschwunden ist. CROSS Filmauswahl: Maurice bestätigte, daß sich in Zaire ROADS zeichnet das bemerkenswerte GUERRA A LA GUERRA! (1979) keine Flüchtlinge mehr aufhielten. Portrait von Menschlichkeit, in dem sich DAUGHTERS OF THE NILE (1982) die Entwurzelten vor dem Hintergrund des DAKAR/BAMAKO TRAIN (1987) Doch man hatte die 300.000 Menschen Völkermordes um einen »normalen Alltag« CANNOT RUN AWAY (1988) vergessen, die sich weiter westlich in den bemühen. ISINGIRO HOSPITAL (1992) tropischen Regenwald geflüchtet hatten. Erst zwei Jahre später tauchten die we- nigen Überlebenden der ‘vergessenen Flüchtlinge’ tausend Kilometer von ihrer Heimat entfernt wieder auf. Truppen der UN entdeckten die entlang einer über - wachsenen Eisenbahnstrecke dahinsie - chenden Flüchtlinge. ‘Kisangani Diary’ be - ginnt an diesem Tag, einen Tag vor Ostern 1997. »Naiv genug, in ein Land zu reisen in dem Bürgerkrieg herrscht, wollte ich ei - nen Dokumentarfilm über Flüchtlinge dre - hen. Ich wollte wissen, was es heißt, auf der Flucht zu sein; ich wollte ihre Ge - schichte von der Flucht und dem Elend hören. Ich hatte bereits seit einigen Jah - ren herumziehende Menschen, Migranten und entwurzelte Menschen gefilmt, wie z.B. fahrende Künstler, Zirkusleute oder Zi - geuner; das war für mich als Filmemacher ein Thema von besonderem Interesse, vielleicht weil Entwurzelung und Exil un - sere Zeit bestimmen. Doch ich war nicht im mindesten auf das vorbereitet, was dann passierte.« (Hubert Sauper) CROSS ROADS 45 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

LA BARAKA DES MARCHANDS MOURIDES

Das Glück der Muriden-Händler Die Muriden sind die Anhänger einer Sufi-Bruderschaft, die sich auf den Heiligen Cheikh Amadou Bamba (1857-1927) beruft. Frankreich 1997 / 57 Min. / Beta-SP / OmeU Ende des letzten Jahrhunderts, in einer Periode der Verunsi - Regie: Jean Paul Colleyn, Buch: Victoria Ebin, Jean Paul Col - cherung im Anschluß an die französische Kolonialisierung, hat - leyn; Kamera: Michel Mernier; Musik: Guy Dussart, Auszüge aus te dieser durch seinen Mut und seine Offenherzigkeit eine große »Doxandem« von Cheik Lo Schar von Anhängern um sich geschart. Die Franzosen sahen Verleih: Lapsus, 5 rue Arthur Groussier, 75010 Paris; ihn als Bedrohung an und deportierten ihn erst nach Gabun und Tel.: +33-1-42 49 14 68, Fax: +33-1-42 49 14 79; e-mail: lap - Mauretanien und später in eine abgelegene Region Senegals. [email protected] Dennoch wuchs sein Ansehen ständig. Im Glauben an die Arbeit als direkten Weg zum Heil, gründete Cheikh Amadou Bamba die Mit ihren langen Boubous und den gestreiften Plastiktaschen Brüderschaft der Muriden und Touba, die Stadt der Heiligen. Um gehören die fliegenden Händler aus dem Senegal zum alltägli - 1912 engagierte sich Cheikh Amadou Bamba mit seinen Anhän - chen Straßenbild vieler großer Metropolen. Von Dakar bis gern im Erdnußanbau. Die Cheiks, oder Marabouts, organisier - Marseille, von Antwerpen bis New York und Mailand, sind sie ten ihre Anhänger in leistungsstarken Arbeitsgruppen. Seither nomadisierende Akteure einer Händler - hat sich die Bruderschaft der Muriden kontinuierlich weiterent - diaspora. Die meisten sind Muriden, wickelt, immer unter Berufung auf die Baraka, das Glück ihres Jean Paul Colleyn Mitglieder einer senegalesischen Sufi- Meisters Cheikh Amadou Bamba. Sie zeichnen sich durch eine ist Anthropologe, Filmemacher Bruderschaft, die sich durch ihren strenge Arbeitsethik, eine unverbrüchliche Solidarität, sowie ei - und Dozent. Er studierte strengen Glauben und eine strenge Ar - ne klare Hierarchie aus. Sehr schnell wurden sie zu einer tra - Ethnologie in Brüssel und Paris, beitsmoral auszeichnet. Dank der un - genden Säule der nationalen Wirtschaft geworden. hielt sich vor allem in Schwarz - verbrüchlichen Solidarität unter den In den 70er Jahren, mit dem Zusammenbruch der Erdnuß - afrika und Südamerika auf Muriden passen sie sich problemlos preise, der Dürre und der fortschreitenden Auslaugung der Bö - und unterrichtet jetzt in Paris weltweit an neue Situationen an. den, sah sich ein Teil der Muriden gezwungen in Richtung Da - und New York. Er hat Wrapped in their long boubous, kar auszuwandern, wo sie schnell die Kontrolle des Marktes von bisher über 20 Filme gedreht. carrying huge striped plastic bags, Se - Sandaga übernahmen. Von dort breitete sich die Händlerdias - Filmauswahl: negalese streetvendors have become pora weltweit in Richtung Nordamerika, Europa und Asien via SOGOW, MASQUES a common sight in big cities all over the den Persischen Golf und Hongkong aus. Die Muriden sind durch BAMBARA (1982) world. From Dakar to Marseille, from ihren Willen, zum Auf- und Ausbau der Stadt Touba – wie Cheikh N’KPITI, LA RANCUNE ET Antwerpen to New York and Milan they Amadou Bamba dies gefordert hatte – verbunden. LE PROPHÈTE (1984) are the nomadic actors of a commerci - Im Senegal wie im Ausland schließen sich die Muriden zu sog. CHRONIQUE D’UNE SAISON al diaspora. Most of them are Mourids, Da’ira zusammen, Gruppierungen welche den religiösen Zusam - SÈCHE (1987/88) members of a Senegalese Sufi fellows - menhalt, aber auch die spirituelle und finanzielle Verbindung zu LE VOYAGE DES AMES (1992) hip, who are known for their strong faith den Cheikhs und zur heiligen Stadt Touba sicherstellen sollen. Die LA NUIT DES INDIENS and their strict working ethics. An uns - Zusammenkünfte können überall stattfinden: auf einem Dach PUMÈ (1994) werving solidarity amongst the group über dem Markt von Sandaga so gut wie in einem Hotelzimmer in LE CONGO REVISITÈ (1995) allows them to adapt to new situations Marseille. Wichtige Cheikhs stehen mehreren Da’iras weltweit L’ECOLE D L’ASIE (1996) in foreign places. vor, denen sie einmal im Jahr einen Besuch abstatten. LA BARAKA… 46 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

MOBUTU, ROI DU ZAIRE

Mobutu, König von Zaire ich« zu verkünden. Der zairische Monarch, der machiavellisti - sche Prinz, bleibt unangefochten, da er gefürchtet ist. Jedoch Belgien/Frankreich 1999 / 135 Min. / 35mm / OmeU seine Krankheit und die Rebellion im Osten Zaires hatten seine Regie und Buch: Thierry Michel; Kamera: J. Marcipont, Kreditwürdigkeit und Autorität unterminiert und zwingen ihn A. Marcoen, D. Hill Derive; Schnitt: Marine Deleu; folglich zu einem Rücktritt und Exil ohne jegliches Prestige. Sei - Ton: A. Brugmans, F. Harabi; Produktion: Les Films de la ne Niederlage ist sowohl militärisch als auch politisch. Einige Pasarelle, Liège. Monate nach seinem Machtverlust steht die internationale po - Vertrieb: Les Films de la Pasarelle, 1, rue Vapart, B-4031 Liège. litische Gemeinschaft seinem Tod völlig gleichgültig gegenüber. Tel: +32-4-342 36 02, Fax: +32-4-343 07 20 At the end of 1965 in the ex-Belgian Congo torn and exhau - Ende 1965 installiert General Mobutu und die Armee einen sted by five years of unrest, General Mobutu and the army set mächtigen Staat in der ehemaligen belgischen Kolonie Kongo, up a powerful state soon to be known as Zaire. The population bald unter dem Namen Zaire bekannt. Das Land ist zerissen und is cleverly kept under control, the opposition is muzzled and müde nach fünf Jahren beständiger Unruhe. Die Bevölkerung nationalism reinvented. For 30 years, Mobutu Sese Seko Wa wird raffiniert unter Kontrolle gehalten, der Opposition wird Zabanga, Marshall of Zaire, equally der Maulkorb verhängt, der Nationalismus wiedererfunden. well known as the »The Guide of the Während 30 Jahren herrscht unteilbar Mobutu Sese Seko Wa Za - Authentic Zairian Revolution«, »The Thierry Michel wurde 1952 in banga, Marschall von Zaire, auch bekannt als »Der Führer der Unifier«, »The Peace Maker«, »The Belgien geboren. Mit 16 Jahren authentischen zairischen Revolution«, »Der Vereiniger«, »Der Founder President« or »The Father of besuchte er das ‚Institut des Friedensstifter«, »Der Gründungspräsident«, »Der Vater der Na - the Nation«, has ruled undividedly, Arts de Diffusion’ in Brüssel. tion«, der Ungnade walten läßt und großzügig Gefallen erweist. handing out favors and disgraces. To Heute lehrt er als Filmdozent. Um das zu ermöglichen, wird er die physischen Ressourcen des do this, he will systematically exploite 1976 begann er für das Landes ausbeuten und es in den Ruin treiben. Mehr als ein Vier - the physical resources of a country belgische Fernsehen weltweit tel Jahrhundert hört er nicht auf, die Gleichung »Das Chaos oder that he’ll lead to ruin. For over a quar - Reportagen und TV-Spielfilme ter of a century he has continued to herzustellen. Seit 1985 profiliert wave the slogan »chaos or me«. The er sich als Dokumentarfilmer Zairian monarch, machiavallian prince, und wurde mit vielen internatio - remains dreaded precisely because he nalen Preisen ausgezeichnet. is feared. However, his illness and the Eine Auswahl seiner neueren rebellion in East Zaire has undermined Dokumentarfilme: his credit-worthiness and authority GOSSES DE RIO (1990) and subsequently forced him to mise - A FLEUR DE TERRE (1990) rable exile. His defeat was both military ZAIRE, LE CYCLE DU and political. A few months after his re - SERPENT (1992) signation he dies amidst complete po - LES DERNIERS COLONS (1995) litical indifference of the international DONKA, RADIOSCOPIE D’UN community. HÔPITAL AFRICAIN (1996) MOBUTU, ROI DU ZAIRE 47 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

WOUBI CHÉRI die ‘Yossis’ der Elfenbeinküste (im örtli - the capital of the Ivory Coast, to small to - chen schwulen Slang: die »Verrückten wns in the more traditional countryside. Frankreich 1998 / 62 Min. / Beta SP / OmeU und ihre Männer«) erzählen von ihrem All - In WOUBI CHÉRI, we examine crucial po - Regie: Philip Brooks und Laurent Bocahut; tagsleben mit viel Humor und Emotionen, litical questions raised today as gays in Produktion: Dominant 7 / La Sept ARTE aber auch Kampfgeist und traditionellem the Ivory Coast are torn between an old Produktion: Dominant 7, 19 Rue Martel, afrikanischen Bewußtsein. Die Protagoni - time silent acceptance and their own de - F-75010 Paris. sten des Films lassen uns ihre kulturelle sire for more open recognition. Tel: +33-1-48 24 19 60, und sexuelle Identität so entdecken, wie Fax: +33-1-48 24 19 57, sie selbst sie wahrnehmen und erleben. In this film different people from the e-mail: [email protected] Hier gelten andere Parameter als im We - gay scene of the Ivory Coast will tell their sten, und die Erfahrungswelt schwuler own stories, bringing a new sense of gay WOUBI CHÉRI ist ein Dokumentarfilm, Afrikaner verändern westliche Vorstellun - and lesbian life as it has never been seen der uns am schwulen Leben in der Elfen - gen darüber was ‘gay’ und ‘straigth’ sein before – its humor, emotions, politics and beinküste teilhaben läßt. Mehrere Perso - könnte. traditions, its pleasure and pain. Our cha - nen werden uns vorgestellt, darunter racters take us on an exploration of their Vincent, ein traditioneller Geschichtener - WOUBI CHÉRI is a documentary that cultural and sexual identities, leading us zähler, und Barbara, die überschwengli - looks at gay life in contemporary Africa. into their world as they see and experien - che Präsidentin des örtlichen Transvesti - The film takes place in the Ivory Coast ce it. ten-Vereins. Mit ihnen reisen wir zwi - and features a range of characters from Here the parameters are different to schen Abidjan, der Hauptstadt der Elfen - Vincent, a traditional African storyteller those in the Western world, and the ex - beinküste, und kleineren Dörfern im and shaman, to Barbara, the vivacious periences of homosexual Africans chan - Hinterland umher. President of the local Transvestite Asso - ge the notion of what is ‚gay’ and what is WOUBI CHÉRI läßt uns ein schwules ciation. We travel from modern Abidjan, ‚straight’ for those in the West as well. Afrika entdecken, das schon immer exi - stiert hat, aber das nun zum ersten Mal das Schweigen bricht. Dort, wo sie wie in Zimbabwe brutal unterdrückt werden, richten sich die Schwulen in den unteren Schichten der Gesellschaft ein und ma - chen sich unsichtbar. Doch nicht überall sind sie dermaßen marginalisiert, vor al - lem in der städtischen Elfenbeinküste sind sie ein sichtbarer Bestandteil des tägli - chen Lebens geworden. Die ‘Woubis’ und

Philip Brooks und Lauren Bocahut arbeiten zusammen als Filmregisseure und -produzenten ihrer eigenen Produktionsfirma ‘Dominant 7’ UNE JOURNÉE PORTÉE DISPARUE von P. Brooks und Alan Hayling (1993) TALONS ET POINTES von P. Brooks und K. Ataman (1994) GAY A TOUT PRIX (1997)

WOUBI CHÉRI 48 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

JEF JEL

Senegal / Frankreich 1998 / 52 Min. / Beta SP / OmeU Regie: Moussa Sene Absa Verleih: Les productions de la Lanterne, 8, avenue de la Porte de Montrouge, F-75014 Paris. Tel: +33-1-45 39 47 39, Fax: +33-1-45 39 02 96

JEF JEL ist ein Dokumentarfilm über die islamische Bruderschaft der Muriden im Senegal. Wir reisen von Dakar nach Tou - YMAKO ba, wo diese religiöse Bewegung ihren Ur - sprung fand. »Die ‘Bayes Falls’, diese My - Belgien 1998 / 52 Min. / Betacam SP / OmeU stiker, in einer kompromißlos regulierten Regie: Laurent van Lancker und Robin Shuffield; Kamera: Gesellschaft organisiert, sind für Moussa Vincent Hufty und Louis-Philippe Capelle; Ton: Olivier Struye Sene Absa die Garanten einer Noblesse und Dimitri Haulet; Schnitt: Pascal Besnard der Seele und des Charakters, Eigen - Produktion und Vertrieb: Triangle 7 sc, 9 Avenue van Kerm, schaften die im heutigen Senegal nicht B-1170 Bruxelles. mehr viel zählen. Mit seiner Kamera auf Tel: +32-2-675 18 29, Fax: +32-2-672 05 10, Brust- und Fußhöhe, lädt er das Publikum e-mail: [email protected] ein, in ihre geschlossene Welt einzutau - chen, ihren ruhigen Schritten zu folgen Die Theatergruppe ‘Ymako Téatri’ an der Elfenbeinküste hat und an ihren Gesprächen teilzuhaben (...). sich darauf spezialisiert, alltägliche Straßenszenen nachzu - Die Botschaft von JEF JEL ist, uns nahe - spielen und greift Themen der schwierigen Wirklichkeit im heu - zulegen, was die ‘Bayes Falls’ bewegt und tigen Afrika auf. Die Originalität kommt hierbei von dem Ge - weniger, zu zeigen wer sie sind. Moussa brauch des ‘unsichtbaren Theaters’, um das Publikum zu über - Sene Absa ist in ihrer Welt zu Hause und raschen und um sie auf ihre eigenen Probleme reagieren zu las - versucht sie zu ergründen; er variiert sen. Ymako bedeutet ‘was dich betrifft’. YMAKO spielt auf zwei seinen Blick, um ihre sich wandelnden Ebenen: Die eine ist der Kampf gegen die protestantischen ame - Facetten einzufangen.« rikanischen Sekten, die andere die Sensibilisierung der Dorfbe - (Michel Amarger) wohner gegenüber dem AIDS-Problem. JEF JEL is a documentary about the Is - ‘Ymako Téatri’, a theatre company based in Ivory Coast, uses lamic confederation of the Mourides in street theatre to question some contemporary West African pro - Senegal. Travelling from Dakar to Touba, blems. Their originality consists in using the ‘invisible theatre’ where the movement was born, disciples method in order to surprise the public Robin Shuffield studierte bear witness to their religion. »The Bayes and thus make it reflect its own pro - Film- und Fernsehregie in Lou - Falls, these mystics organized in a rigidly blems. Ymako means ‘concerning vain-La-Neuve. Er hat verschie - regulated society, are for Moussa Sène you’. YMAKO shows two spectacles: dene Kurzfilme und einen Doku - Absa the guardians of a nobility of soul one is the fight against American mentarfilm gedreht: and charcter that are today almost for - protestant sects and the other is peo - LE LIBAN... ET APRÈS? (1994) gotten in Senegal. And with his camera at ple’s sensitization facing the AIDS Laurent Van Lancker studierte neck level or on the ground, he invites the problem. Film- und Fernsehregie in Lou - audiance to penetrate their closed world, vain-La-Neuve und Anthropolo - to follow in their calm footsteps and to gie an der School of Oriental take part in lively discussions (...). The and African Studies in London. message of JEF JEL is rather to suggest Er hat verschiedene Kurz- und what animates the community of the Bay - Dokumentarfilme gedreht, u.a. es Falls than to really show who they are. IDENTITES DISCRETS: ETRE Being at home in their world, Moussa MUSELMAN EN CHINE (1996), Sene Absa espouses their cause, multi- IN VOODOO WE TRUST: UN plying his viewpoints to capture their VAUDOU BLANC EN FLORIDE changing facets.« (1997). (Michel Amarger) YMAKO JEF JEL 49 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

ZONE RAP

Senegal/Frankreich 1998 / 52 Min. / Beta SP/ OmfU Albums ist in unseren Sprachen Dessa und Wati. Aber wir müs - Regie: Bouna Medoune Seye; Kamera: Papa Gora Seck; Ton: sen uns auch der internationalen Sprache bedienen, um viele Régis Sagot, Abdoulaye Diouf; mit: Mc Claver, R.A.S., Angelo, Leute zu erreichen, weil wir etwas zu sagen haben und versu - 1549, Adjamtala Fusion, Rudes Boyz, Sakhapata, Extase, P.B.S, chen, positive Dinge zu vermitteln.« (Sakhapata Boys) Daara J. Kantiolis, Pee Froiss, Rap’Adio, Sawan Bawan Verleih: Neri Productions, 77, Av. de la République, F-75011 Paris. »In Dakar sieht man heutzutage viele Jugendliche, die keine Tel/Fax: +33-1-49 29 96 62 Arbeit haben. Viele sind kurz davor, die Schule aufzugeben, weil sie einfach nicht das nötige Geld haben. Sie daran zu erinnern, Nachdem die Hip-Hop-Bewegung aus den USA nach Europa bedeutet für uns, ihnen zu sagen, daß es eine Zukunft gibt, für kam, hat sie natürlich irgendwann Afrika erreicht. Dakar und die man wirklich die Augen öffnen und sich mit der Situation Abidjan sind die Pionierstädte dieser Bewegung im frankopho - auseinandersetzen muß. Dazu braucht man eine Grundlage und nen Westafrika. Konfrontiert mit sozialen, wirtschaftlichen und das ist die Kenntnis der mündlich überlieferten Tradition.« politischen Problemen, beschreiben RapperInnen beider Städ - (Kantiolis) te die Schwierigkeiten ihres alltäglichen Lebens. Sie repräsen - tieren einen wichtigen Teil der afrikanischen Jugend, die dabei »Hier in Afrika gibt es viele Frauen, die nur kurz zur Schule ge - ist, neue Wege zu gehen... gangen sind, viele von ihnen sind Analphabetinnen. Die meisten Männer dagegen waren länger auf der Schule. Die Männer After spreading through the United States and Europe, the Hip- glauben, sie seien besser als wir, deshalb entscheiden sie dau - Hop movement has reached Africa. Dakar and Abidjan are on the ernd für uns. Aber das wird sich ändern, die Zeit wird kommen forefront of the movement. Confronted with social, economic and für uns.« (Adjamtala Fusion) political problems, rappers from the two cities describe the diffi - culties of everyday life. They represent a generation of African »Que la parole soit claire / la vie tient en deux jours / le jour youth determined to break new ground make it. de la naissance, le jour de la mort / Laisser sa culture pour une autre c’est du suicide / Retourne toi sur ce monde, vois comme »Es gibt viele, die die Amerikaner oder die Weißen nachah - il est violent / c’est la jungle / Y a des gens qui mutilent leur pro - men möchten. Sie wollen wie sie rappen, aber wir sind schwarz. chain, / d’autres qui violent, d’autres qui tuent. / Dieu n’est pas Wir sind Afrikaner und hier geboren. Die anderen sind im Rap violence. Attendons le jugement dernier. / Le Pays est dur dur / geboren. Für uns ist es die beste Lösung, davon zu erzählen, was Sawan Bawan le rendra meilleur / en dansant le Hip-Hop...« um uns herum passiert. Jeder kann rappen. Die Hälfte unseres (Morceau de Rap – Sakhapata Boys)

»Quand ils disent ‘peace’ ca ne veut pas dire ‘paix sur toi’ / quand ils disent ‘peace’ ca veut dire je pisse sur toi. / Méfie toi, Bouna Medoune Seye ist ton ennemi n’est pas forcément celui que tu crois. / Non, où tu Fotograf und Regisseur; er lebt croi, tu sais quoi, le milieu il est pourri / par des imbéciles qui se in Dakar, Senegal; font passés pour des messies. / Si tu es cool avec moi, je suis BANDIT CINEMA (1992) cool avec toi. / Tu fais le con avec moi, je te prouve que je suis SAÏ SAÏ BY – DANS LES TAPATS plus conscient que toi. / La connerie ca ne paie pas...« DE DAKAR (1994) (Morceau de Rap – Pee Froiss) ZONE RAP 50 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

LECHE PAULINA

Milch USA/Mexiko/Kanada 1997 / 88 Min. / 16 mm / OmeU Regie: Vicky Funari; Buch: Vicky Funari, Paulina Cruz Suárez und USA / Mexiko 1998 / 30 Min. / 16mm / OF Jennifer Maytorena Taylor; Kamera: Marie-Christine Camus; Ton: Regie, Buch, Kamera, Schnitt, Ton: Naomi Uman Ruy García, Ilián González; Schnitt: Vicky Funari, Jennifer Kontakt: Naomi Uman, P.O. Box 221542, Newhall, CA 91322, e- Maytorena Taylor; mit: Paulina Cruz Suárez, Mariám Manzano mail: [email protected] Durán, Erika Isabel de la Cruz Ramírez, Mathyselene Heredia Castillo; Produktion: CineMamás – Jennifer Maytorena Taylor, Mit den einfachsten filmischen Mitteln realisierter Schwarz- Vicky Funari Weiß-Film, der sich für den Alltag im Leben mexikanischer Fa - Verleih: Turbulent Arts, Fax: +415-552 3620, San Francisco, milien auf dem Lande interessiert. Die Filmrollen wurden von e-mail: [email protected] Hand in Eimern entwickelt und zum Trocknen an die Wäschelei - ne gehängt. Paulina Cruz Suarez, heute um die Fünfzig, arbeitet seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr als Haushälterin in Mexiko City. Sie er - Made with the most rudimentary tools of filmmaking LECHE zählt von ihren Pflichten und Kochkünsten, bis aus der Fülle der is a black and white film which examines details of the lives of Bilder die andere Paulina – Paulina, das vergewaltigte und ver - a rural mexican family. The film was hand processed in buckets stoßene Mädchen – auftaucht. Vicky Funari bezeichnet PAULI - and hung to dry on the clothesline. NA als »non-fiction feature film«. Sie vermischt Dokumentar - aufnahmen mit Spielfilmsequenzen und verwebt Vergangenheit »This 30-minute, visually stunning, experimental documen - und Gegenwart. Dabei entsteht das fesselnde Portrait einer tary by Cal Arts film grad Naomi Uman details the seemingly Frau, die alles aufgab, um ihr weiteres Schicksal mitzubestim - mundane yet ultimately rich day-to-day life of a small rancho in men. Die Filmemacherin verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in rural Aguascalientes, Mexico, while skillfully navigating a fine Mexiko, wo Paulina Haushälterin in ihrer Familie war. Die Film- line between a delicate art-film sensibility and straightforward idee zu PAULINA entstand nach einem Wiedersehen mit der anthropology. Uman’s stripped-down yet calculated use of ultra- Protagonistin. low-budget film-production techniques (handheld, Bolex-pro - Vicky Funari ist eine Film- duced black-and-white footage hand-processed in her bath- Paulina Cruz Suarez, now just tur - und Videomacherin, deren room) perfectly complements the deceptively »simple« life of the ned 50, has worked as a maid in Mexi - Filmschaffen sich auf Frau - Mexican family she films. The scratched footage shimmers with co City since she was 15. She talks of enthemen und Fragen der a luminous and realistic texture that perfectly captures the her household tasks and her cooking, ‚cultural and gender identi - beautiful harshness of the rancho’s landscape. Direct and until we see emerge the other Paulina, ty’ konzentriert. matter-of-fact intertitels (»Socorro sings in a cornfield«) further the child who was raped and rejected. Seit 1985 arbeitete sie als resonate.« Vicky Funari calls PAULINA a »non- Kamerafrau und Cutterin in (Jimi Mendiola in »San Francisco Bay Guardian, 16.9.98) fiction feature film«. She mixes docu - mehreren Filmen; seit 1995 mentary shots and narrative scenes, macht sie eigene Filme. interweaving past and present. The re - SKIN-ES-THE-SI-A (1995) sult is the fascinating portait of a wo - Naomi Uman wurde 1962 geboren. Sie man who gave up all for taking control arbeitete als Chefköchin u.a. für Calvin of her destiny. Klein und Gloria Vanderbild, bevor sie The director spent part of her child - die Pfanne mit einer 16mm Bolex- hood in Mexico, where the future protagonist of PAULINA was Kamera vertauschte und Kunst studier - her family’s maid. The film was born out of a visit to her child - te. Neben ihren Filmprojekten unter - hood home and a reunion with Paulina. richtet sie Film in Mexiko und den USA. LECHE PAULINA 51 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

DIVORCE IRANIAN STYLE Beweise über Unfruchtbarkeit, Geisteskrankheiten und man - gelnde finanzielle Unterstützung vorzulegen. Scheidung auf Iranisch Iranian women seeking divorce meet with strong opposition. Großbritannien 1998 / 80 Min. / 16 mm / OmeU Often, they stand helpless while their husbands win in law-suits Regie: Kim Longinotto und Ziba Mir-Hosseini; Kamera: Kim and get the custody of their children, even if they abuse them or Longinotto; Schnitt: Barrie Vince; Ton: Christine Felce; attach little value to the education of their daughters. Filmmaker Produktion: Kim Longinotto Kim Longinotto and the Iranian anthropologist and writer Ziba Verleih: Twentieth Century Vixen, 13 Aubert Park Londton N5 1 TL. Mir-Hosseini observed three law-suits in Teheran in which the Tel/Fax: +44-71-359 73 dignity of women and justice are the big losers. Jamileh is malt - reated by her husband, Maryam fights for the custody of her Iranische Frauen, die eine Scheidung anstreben, stoßen auf children, and 16-year-old Ziba wants to divorce her 38-year-old starke Widerstände. Häufig stehen sie hilflos daneben, wenn ih - spouse. If she succeeds, she will have to go through life as out- re Ehemänner bei Gericht Anträge stellen und das Sorgerecht cast, due to the loss of her virginity. Judges recognize argu - für ihre Kinder bekommen, selbst dann, wenn sie sie beschimp - ments like »my wife leaves the house without my permission«, fen oder wenig Wert auf eine Ausbildung ihrer Töchter legen. and they think that children should be allowed to marry as soon Die Filmemacherin Kim Longinotto und die iranische Anthropo - as they have reached puberty, »even if they are nine years old«. login und Autorin Ziba Mir-Hosseini verfolgten drei Prozesse in Under Islamic law, men can divorce their wives at will but wo - Teheran, in denen die Würde der Frauen und die Gerechtigkeit men must first obtain their husbands’ consent. If the divorce is die großen Verlierer sind. Jamileh ist von ihrem Mann mißhan - contested, Iranian women must be able to prove in court evi - delt worden, Maryam kämpft um das Sorgerecht für ihre Kinder, dence of impotence, insanity or lack of financial support. und die 16jährige Ziba möchte von ihrem 38jährigen Mann ge - schieden werden. Sollte sie Erfolg haben, wird sie ein Leben »(...) After our arrival, with letters of introduction from the außerhalb der Gesellschaft führen, da sie ihre Jungfräulichkeit Ministry of Guidance, and aided by the Public Relations Section verloren hat. Richter akzeptieren Argumente wie »meine Frau of the Ministry of Justice, we visited several Judicial Complexes. verläßt das Haus ohne meine Billigung«, und sie denken, Kin - There are sixteen of these, scattered around Tehran. Each con - dern sollte es gestattet sein, mit Erreichen der Pubertät so tains a number of courts, and deals with disputes filed by local schnell wie möglich zu heiraten, »selbst wenn sie erst neun Jah - residents, which differ in nature, given Tehran’s geographical re alt sind«. Gleichzeitig gibt es viel Verhandlungsspielraum, mit division on socio-economic lines – broadly, the middle classes dessen Hilfe eine Einigung der Parteien erreicht werden soll. in the north, the working classes in the south. This posed a pro - Gemäß islamischem Recht können sich Männer, wann immer sie blem for us. Our Ministry guides wanted us to show the diversi - wollen scheiden lassen, während Frauen zuallererst die Zu - ty of the courts, and the range of disputes heard; they were keen stimmung des Mannes benötigen. Wird die Scheidung ange - for us to film in courts headed by both civil and religious judges, fochten, müssen iranische Frauen in der Lage sein, dem Gericht and to cover marital disputes in different socio-economic strata DIVORCE IRANIAN STYLE 52 freiburger film forum’ 99 Kim Longinotto: PRIDE OF PLACE (1978) THEATRE GIRLS (1979) CROSS AND PASSION (1981) UNDERAGE (1983) FIRERAISER (1985) EAT THE KIMONO (1989) HIDDEN FACES (1991) THE GOOD WIFE OF TOKYO (1992) TRAGIC BUT BRAVE (1993) DREAM GIRLS (1993) SHINJUKU BOYS (1995) ROCK WIVES (1996)

Ziba Mir-Hossini: DIVORCE IRANIAN STYLE (1998)

– to do a kind of sociological survey. But we wanted to work in came part of the court life. The presence of an all-woman crew a single court, to capture something of the life of the court itself. changed the gender balance in the courtroom; and undoubted - We knew that in Tehran, with a population of over ten million, no ly gave several women courage. Likewise, the fact that the crew court could be representative, and we did not want to do a ‘so - had both Iranian and foreign members, I believe, helped trans - ciological survey’ on film. We wanted to focus on characters cend the insider/outsider divide. The camera was a link here too, and develop storylines. We also knew that our project depended as well as between public and private. We never filmed without much on the goodwill of the judge and court staff, so it was im - people’s consent. Before each new case, I approached the two portant for us to work in a court where they welcomed us, un - parties in the corridor, explained who we were and what our film derstood our project and were willing to be part of it. was about, and asked whether they would agree to participate. I explained how we wanted to make a film that foreign audien - This was difficult to explain to the officials, but finally we sett - ces could relate to, to try and bridge the gap in understanding, led for the Imam Khomeini Judicial Complex, the largest one, to show how Iranian Muslim women, like women in other parts located in central Tehran near the Bazaar. It housed some Mi - of the world, do the best they can to make sense of the world nistry of Justice offices, including the Public Relations Section, around them and to better their lives. Some agreed, others re - as well as thirty-three General Courts. Two courts dealt with fused. On the whole, and perhaps not surprisingly, most women family disputes, both headed by clerical judges: Judge Deldar, welcomed the project and wanted to be filmed. who sat only in the morning, and Judge Mahdavi, who sat only in the afternoon. We were introduced to both judges; both said We filmed for four weeks in November-December 1997. Back we could film in their courts. to London, we started editing our over 16 hours of footage. (...) At first we filmed in both courts, but soon we confined our - In going through the material, rather than focusing on the exo - selves to Judge Deldar’s, which we found more interesting. As tic and the different, we tried to focus on commonalities: how Judge Mahdavi dealt only with divorce by mutual consent, that difficult marriage can be and the pain involved in its breakdown. is, cases where both parties had already worked out an agree - We also tried to show what it is like inside a Tehran law court, ment, there was little room for negotiation: the dynamics of the and to give glimpses into the lives of ordinary people. Although cases heard were rather uniform, and the couples rarely clearly some ‘contextual information’ was essential, we were revealed the real reasons behind the breakdown of marriage. anxious not to overcrowd the film with facts and figures, not to Judge Deldar, on the other hand, dealt with all kinds of marital tell viewers what to think, but to allow them to draw their own disputes, thus we found a much wider range of stories and a mo - conclusions. Above all, we wanted to let the women speak, to re spontaneous environment. Besides, the court staff were al - show how they are strong individuals going through a difficult so fascinating characters in their own right, especially Mrs. Ma - phase in their lives, and to communicate the pain – and the her, the court secretary, who had worked in the same branch for humour – involved in the breakdown of marriage.« over 20 years. She was an extremely capable woman who un - derstood our project, and her daughter Paniz was a real gift. (Ziba Mir Hosseini) Both soon became integral to the film. After a week, we too be - Extracts from ISIM Newsletter 2; March 1999; p. 17

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IN HET HUIS Die Regisseurin geht in ihrem Film dem Mythos des Hymens auf den Grund. Im Al - VAN MIJN VADER ter von elf Jahren kam Fatima Jebli Oua - Im Haus meines Vaters zzani mit ihren Eltern nach Holland. Sieben Jahre später verließ ihr Vater seine Mut - Niederlande 1997 / 67 Min. / 35mm / OmeU ter, um ein 17-jähriges marokkanisches Regie und Buch: Fatima Jebli Ouazzani; Mädchen zu heiraten. Um dem Schicksal Kamera: Maarten Kramer; Ton: Ben Zijl - ihrer Mutter zu entgehen, verließ Fatima stra, Pjotr van Dijk; Schnitt: Jan Hendriks; im Alter von 18 Jahren das Haus ihres Va - Produktion: Marty De Jong ters. Heute lebt sie unverheiratet und kin - derlos als Filmemacherin in den Nieder - Vertrieb: MM Produkties, Stichting landen. Ihr Film dokumentiert neben den Margaret Mead, Van Hallstraat 52, NL- Gesprächen mit ihren Großeltern eine tra - 1051 HH Amsterdam. Tel: +31-20-20 68 65 ditionelle marokkanische Hochzeit, deren 687, Fax: +31-20-20 68 67 413, Ritualen sich auch emanzipierte Frauen, e-mail: [email protected] die schon lange im Ausland leben, noch unterwerfen. In inszenierten Sequenzen »In unserer islamischen Gesellschaft erinnert sie sich immer wieder an ihren zahlt immer die Frau den Preis – warum?« Vater, der sie bedingungslos liebte bis sie Mit diesen Worten bringt eine junge ins heiratsfähige Alter kam, und zu dem sie Marokkanerin in einer Debatte über Se - heute wieder Kontakt sucht. xualität die bis heute ungebrochenen pa - triarchalischen Geschlechterverhältnisse Fatima Jebli Ouazzani zum autobiogra - in ihrer Heimat auf den Punkt. Dies ist phischen Charakter ihres Films: auch Thema dieser sehr persönlichen, »Der Film erzählt eine Geschichte, die nachdenklich-engagierten Recherche für mich sehr persönlich ist, und die mir über die Familiengeschichte der Regis - sehr viel abverlangt hat. Zuerst wollte ich seurin Fatima Jebli Ouazzani. Im Gespräch meine Geschichte durch andere Frauen – mit ihr, bekennt deren Großvater ebenso jung und alt – erzählen lassen. Als die Sa - aufgebracht wie freimütig: »Eine entjung - che konkret wurde, zogen sich die Frauen ferte Frau ist wie ein Cous-Cous von ge - plötzlich zurück, also beschloß ich, den stern.« Wie er, der seine Tochter mit 14 Film auf mich zu beziehen. Dabei kam eine verheiratete, denken auch heute noch vie - Selbstentblößung heraus, und ich mußte le Marokkaner, die selbstverständlich da - meinen Großeltern schmerzhafte Fragen von ausgehen, daß eine Frau nur jung - stellen. Ich lebte mit dem Risiko der Be - fräulich in die Ehe gehen darf. schuldigung, meine Familie zu betrügen.«

Fatima Jebli Ouazzani wurde 1959 in Marroko geboren. 1970 kam sie mit ihren Eltern nach Holland. Nach einem Psycholo - giestudium arbeitete sie als freie Journalistin für das hollän - dische Fernsehen und Radio. 1992 beendete sie ihr Studium an der Dutch Film School in Amsterdam als Regisseurin und Drehbuchautorin. THE HYMEN (1987) HET DODE VLEES (1990) THE LITTLE HELENE (1992) VOORBIJ DE JAREN VAN ON - SCHULD (1993)

HET HUI S… 54 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

»In our islamic society , it’s always the woman who pays the price, why?« With these words a young Maroccan woman sums up, the until today unbroken pa - triachal dominance of the sexes in her homeland, as well as the subject of this very personal, thoughtful, provoking and committed investigation into the family history of the director Fatima Jebli Oua - zzani. In a conversation with her grand- father, he declares furiously and openly:« A deflowered woman is like yesterday’s couscous«. Even today , many Maroccans think like him, who married off his daugh - ter when she was 14, and assume that a woman can only enter marriage as a vir - gin. In this film the director gets to the bottom of the myth of the hymen. At the age of eleven, Fatima Jebli Oua - zzani came to the Netherlands with her parents. Seven years later her father re - pudiated his wife and married a seven - teen-year old Maroccan girl. In order to escape the same fate as her mother, Fatima left her father’s house when she was 18. Today she lives as a filmaker in LA NUIT DU DESTIN Holland, unmarried and without children. Die Nacht des Schicksals Her film documents, apart from the con - versations with her grandparents, a tra - Algerien/Frankreich 1997 / 90 Min. / ditional Maroccan wedding to which 35 mm / OmeU even emancipated women, who have Regie: Abdelkrim Bahloul; Kamera: Jean-Luc Rigaut; Schnitt: Jacques Wit - long lived abroad, submit themselves. ta; mit: Philippe Volter, Boris Terral, Gamil Rateb, Marie José Nat, Sonia In staged sequences , she remembers Mankai; her father again, who used to love her un - Musik: Jean-Claude Petit; Produktion: conditionally until she reached the mar - Les Films de la Place riageable age.« Vertrieb: Les Films de la Place, 5, impasse de l’Astrolabe, F-75015 Paris. Tel: +33-1-42 73 28 07, Fax: -42 73 28 09

Monsieur Slimani, ein älterer Herr, wird in Paris Zeuge eines Mordes. Von den Killern verfolgt, flüchtet er sich in eine Moschee, was ihm das Le - ben rettet. Da es sich bei dem Täter um eine mächtige Persönlichkeit han - delt, bekommt Monsieur Slimani es mit der Angst zu tun und beschließt, nach Algerien zurückzukehren. Seine plötzliche, unerwartete Abreise, läßt seinen Sohn, einen jungen Journalisten, aufmerksam werden, der nicht versteht, warum sein Vater bei dem Mordfall nicht aussagen will... Abdelkrim Bahloul: In Paris, Monsieur Slimani, an old man, wit- 1950 in Saida (Algerien) nesses an assasination. Persued by the murder - geboren. Nach dem Literatur - ers, he escapes into a mosque. Discovering, that studium, Filmstudium an der the murderer is a mighty person, he becomes IDHEC in Paris. Erste Arbeiten anxious and decides to reteurn to Algeria. His für’s französischen Fernsehen. sudden departure lets his son, a young journalist, LA CELLULE (1975) become aware of the case, and he wonders, why LA CILBLE (1978) his father doesn’t want to give evidence... LE THE A LA MENTHE (1984) UN VAMPIRE AU PARADIS (1991) LES SOEURS HAMLET (1996) LA NUIT DU DESTIN 55 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

Überzeugungen wie Antipoden gegenü - cept each other completely, allow quar - QUATRE FEMMES ber. Hier treffen die Vorstellung von einem rels, check each other , calculate and D’EGYPTE konfessionsgebundenen, einem sozialisti - judge without withdrawing themselves. schen oder einem islamistischen Staat They dare to judge each other and to tell Vier Frauen aus Ägypten aufeinander. Doch die vier Frauen weigern each other what they think. They give sich, einander zu verteufeln. Sie wagen each other the opportunity to explain Ägypten/Kanada 1997 / 90 Min. / Betacam - stattdessen, einander zu beurteilen und themselves and take revenge. And they SP / OmeU sich persönlich ihre Meinung zu sagen. laugh about it. Regie und Buch: Tahani Rached; Kamera: Und sie können sogar über sich lachen. Jacques Leduc / Serge Lafortune; Musik: »Wie ist der Film entstanden? Ich kann - Jean Derome; Ton: Serge Beauchemin; How do we get along with each other te Amina bereits seit 1980, als ich für eine Schnitt: Fernand Bélanger, Zeina when our views collide? This is a modern, Filmrecherche in Ägypten war. Seitdem Mahmoud; mit: Safynaz Kazem, Wedad urban question which is vital and univer - pflegten wir unsere Freundschaft. Aber Mitry, Shahenda Maklad, Amina Rachid; sal. Four Egyptian women dare to answer ich dachte nicht von Anfang an daran, ei - Produktion: Eric Michel this question. Their confrontation redefi - nen Film mit ihr zu drehen. Ich wollte wis - Vertrieb: National Film Board of Canada, nes the notion of tolerance. The four girl- sen, wie die Leute innerhalb der Familie PO Box 6100, Station Centre Ville, friends have one common goal: human mit ihren religiösen und politischen Mei - Montréal/Québec H3C3H5, Kanada. dignity. They are full of love for their nungsverschiedenheiten umgehen. Amina Tel: +1-514-283 9439, Fax: +1-514-496 1895, country. They still remember the regency meinte dann, es wäre auch interessant, e-mail: [email protected] of King Faruk and they had hoped for fun - diese Frage in Bezug auf Freundschaften damental changes after Nasser’s revolu - zu stellen, also wie Freundschaften sich Vier ägyptische Frauen wagen es, den tion. All of them have been fighting for so - trotz der Differenzen halten können. Ich Begriff Toleranz neu zu definieren. Alle cial justice since then, and yet, their iden - traf eine Gruppe von befreundeten Män - vier sind Freundinnen, die das gleiche Ziel tities have developed according to the nern, die sich aus Studentenzeiten ken - vor Augen haben: die menschliche Würde. rhythm of history. Each one of them has nen; 20 Jahre später haben sie sich verän - Sie sind erfüllt von der Liebe zu ihrem chosen a different path. Their Islamic dert, einer leitet die wichtigste islamisti - Land: Sie haben alle noch Erinnerungen faith, Christian belief, or Atheist convic - sche Zeitung, ein anderer ist Dichter, ein an die Herrschaft von König Faruk, hofften tion are like antipodes, their different no - anderer Verleger, einer ist überzeugter auf tiefgreifende Änderungen nach der tions of a state collide: one wants the se - Neoliberalist. Sie führten heftige Ausein - Revolution von Nasser und kämpfen seit - peration of religion and state, others fight andersetzungen, aber ausschließlich auf dem für soziale Gerechtigkeit. Doch ihre for a socialist or an Islamic country. ideologischer Ebene. Das fand ich nicht jeweilige Identität hat sich im Rhythmus Nevertheless, the four women refuse sehr interessant. Dann telefonierte ich wie der Geschichte entwickelt, und jede von to condemn each other or allow disdain to jeden Tag wieder mal mit Amina und be - ihnen beschreitet heute einen anderen enter into their relationships. They listen klagte mich, daß aus dem Filmprojekt wohl Weg. Islamischen, christlichen Glaubens to each other’s different opinions and nichts werde; daraufhin lud sie mich ein, oder frei von jeder religiösen Bindung they are able to contradict each other. It ihre Freundinnen zu treffen und so ent - stehen sie sich in ihren unterschiedlichen doesn’t impair their friendship. They ac - wickelte sich dann der Film. Die Frauen QUATRE FEMMES D’EGYPTE 56 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

schaffen immer wieder diese Verbindung Ich denke nicht, daß ich diesen Film Paris (CNRS) and re - Tahani Rached wurde 1947 zwischen dem Privaten und dem Politi - auch schon vor 10 Jahren hätte machen turned to Egypt at in Kairo geboren und schen, dem Individuum und dem Kollektiv. wollen. Vielleicht schien es nicht so not - the end of the 70s. studierte zwei Jahre an der Und wenn eine Frau dann den Film dreht, wendig wie heute zu sein, offen zu blei - She is editor-in-chief Kunsthochschule in ist sie diesen Aspekten gegenüber wahr - ben, zuzuhören. Im Westen ist ein Islamist for ‘Nour’, a literary Montréal, bevor sie in scheinlich auch viel aufgeschlossener. wie der Teufel, ein Feind, jemand, mit dem journal devoted to the verschiedenen Gemeinde- Es kommt auf den Blick an, mit dem man von vornherein nicht diskutieren work of Arab women. organisationen arbeitete. man die Realität betrachtet; Politik, Ge - kann. Als der Film in Quebec herauskam, Seit 1973 hat sie über 20 schichte ist nicht etwas, das außerhalb sagten mir Leute, wie großartig die Frau - Safynaz Kazem left Dokumentarfilme gedreht. von uns abläuft. Jede ist Teil davon, die en seien, daß sie weiter miteinander re - Egypt in 1961 to study Seit 1981 Frauen haben die Geschichte mitgeprägt, den, auch wenn sie so unterschiedlich in the United States arbeitet sie für den Natio - selbst wenn sie nur auf dem Balkon stan - sind. Und sie fragten sich, ob sie das in of America and stay - nal Film Board of Canada. den und auf Nasser heruntergeschaut ha - der kanadischen Gesellschaft nicht auch ed for 5 years. A de - Filme u.a.: ben. Die Zeit unter Nasser war für die genauso machen sollten? Es ist also eine voted Moslem who LES FRERES Frauen, meine und die vorherige Genera - Frage, die uns alle und überall betrifft. wears the veil and ENNEMIS (1979) tion, im Nahen Osten sehr wichtig. Nasser In Ägypten wurde der Film beim Festi - advocates the strict BEYROUTH! A DEFAUT war ein Mythos. Er bedeutete Hoffnung val in Kairo gezeigt und seitdem kursieren application of Sharia D’ ETRE MORT (1983) und Scheitern zugleich. überall Kopien. Die Leute reagierten sehr (Islamic law). She HAITI. QUEBEC (1985) Mich interessiert, was mit den Leuten positiv: Es ist, als ob ich Aspekte der works as a writer, MEDECINS danach passiert ist, was aus ihren Träu - ägyptischen Realität gezeigt hätte, die die theatre critic and DE COEUR (1993) men, ihrem Engagement für Gerechtigkeit Leute normalerweise nicht sehen, und journalist. Recently, wurde. Was mich an Ägypten immer wie - das bewegte sie sehr. Ich habe keinen ro - she published an es - der beeindruckt ist, daß die Identität der sa Blick, aber der Film zeigt auch die Hoff - say on the roots of Bewohner nicht in politische, soziale, na - nung, die Energie der Frauen; Ägypten be - her writing. tionale, individuelle Einzelteile aufgesplit - findet sich nicht nur in einer katastropha - tet ist. Im Gegensatz zu dem sehr indivi - len Situation, sondern es gibt auch diese Shahenda Maklad is a leader of the duell geprägten Selbstverständnis, wie es Frauen. Der Geist der Freundschaft ist agrarian revolution and the struggle for in der westlichen oder nordamerikani - wunderbar. Wenn es diese Frauen gibt, peasants’ rights following the assassina - schen Kultur üblich ist. Sich als Teil der wird es auch andere geben.« tion of her husband, whom she succee - Gesellschaft zu empfinden, gibt den Frau - (Tahani Rached) ded. A practising Muslim, she has run for en in meinem Film viel Kraft. Im Westen election three times. bist du Teil einer Freundesgruppe, die an The Protagonists bestimmte Dinge glaubt, 10 Jahre später Amina Rachid is a professor of compa- Wedad Mitry is a retired teacher, tra - aber in ganz anderen Zusammenhängen rative literature at the University of Cairo. de-unionist and campaigns for the rights steht. In Ägypten haben die Frauen das A leftist militant and a non-practising of women. She was particularly active in Gefühl, sie sind Teil eines Landes, dessen moslem since her youth, she worked for a the fight for the right of women to vote. Geschichte. decade at the national research centre in She is a practising Copt.

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MÉMOIRES D’ IMMIGRÉS Erinnerungen von Einwanderern

Algerien/Frankreich 1997 / 160 Min. / ren, most of them already born in France, hören, antwortete mit einem verlegenen Beta-SP / OmeU are even more exposed to the contradic - Lächeln: »Ja! Dieses Jahr! In einigen Mo - Regie: Yamina Benguigui; Kamera: tions of the French politics of immigration. naten!« Ich sehe meine Mutter vor mir, Virginie Saint Martin, Bakir Belaïdi; Ton: wie sie im Wohnzimmer hin und her geht, Serge Richard; Schnitt: Lionel Bernard, EINE ART ABSICHTSERKLÄRUNG wo sich die Kartonschachteln stapelten, Nadia Ben Rachid; Musik: Dahmane El von Yamina Benguigui die unsere Kleider, das Geschirr, die Bett - Harachi Am Anfang stand die Begegnung mit wäsche und die Servietten enthielten...Ich einer Stadt, Marseille. Auf’s Geradewohl höre sie noch immer zu sich selbst sagen: Verleih: Bandits Productions, 34bis, av. während der Dreharbeiten zu ‘Femmes »Im nächsten Jahr werden wir gehen. Bernard Palissy, F-92210 Saint-Cloud, d’Islam’ (1994). Ich filmte damals mehrere Werden wir zurückkehren in unser Land!« Tel.: +33-1- 41 12 41 12, Frauen und befragte sie zu ihrer Lage als Ans Heimatland meiner Eltern hatte ich Fax: +33-1- 41-41 12 41 13, Muslimin. Vertrauensvoll und vor laufen - nur Ferienerinnerungen: Ein kleines Dorf e-mail: [email protected] der Kamera wagten sie es, über ihre Lei - in den Bergen, weiße Häuser, die den als fügsame Ehefrauen zu sprechen – drückende Sonne, ein Brunnen. Eines Dieser dreiteilige Film läßt die maghre - einige hatten ihre Kinder durch Aids oder Abends im Jahre 1976 saß die ganze Fa - binischen Immigranten in Frankreich zu Drogenüberdosen verloren...Je mehr ich milie wie gewöhnlich um den Tisch. Mein Wort kommen: Väter (Teil I), Mütter (Teil II) zuhörte, desto mehr begann ich mich zu Vater stellte den Fernseher an, um Nach - und ihre Kinder (Teil III). Anhand von Ar - fragen, wie diese Frauen nach Frankreich richten zu hören. In eine beinahe religiöse chivmaterial und Interviews analysiert Ya - gelangt sein mochten. Und sie erzählten. Stille hinein verkündete der Sprecher mit mina Benguigui die »Maschinerie« der Im - Die Bilder ergaben sich von selbst: die An - eintöniger Stimme: »Das Parlament hat migration. Während die Väter in den 50er kunft im Hafen, danach die Entdeckung soeben über das Gesetz der Rückkehrhil - Jahren ohne ihre Familien kamen, in Ba - der Bidonvilles, die Einsamkeit. Ich dach - fe für Emigranten abgestimmt. Die Abkom - racken lebten und hart arbeiteten, legten te an ihre Ehemänner und natürlich an die men mit den verschiedenen Regierungen die Mütter, in den 60er Jahren nachgezo - Väter. Fragen, die mich um Jahre zurück - der Länder des Maghreb sind unterzeich - gen, ihren Schleier ab und strebten nach führten in jenes kleine Dorf im Norden net. Jedes Familienoberhaupt wird 10.000 mehr Unabhängigkeit. Die Kinder, meist Frankreichs, in das meine Eltern in den Francs erhalten und kann eine Ausbildung schon in Frankreich geboren, sind noch 50er Jahren aus Algerien emigriert waren. erhalten, die ihm die Wiedereingliederung stärker den Widersprüchen der französi - Ich sehe mein Haus, die graue Stein - im Herkunftsland erleichtern soll. Diese schen Einwanderungspolitik ausgesetzt. fassade, ähnlich all den andern, und den - Rückkehrhilfe beruht auf freiwilliger Ba - noch nicht ganz gleich. Vor den Fassaden sis.« Meine Mutter stand auf und wandte This three-parted film allows maghre - der anderen wuchsen Rosen, Geranien sich den an der Wand aufgestapelten Kar - binian immigrants to speak: fathers (part oder Gartenblumen, wärend vor meiner tonschachteln zu. Dann drehte sie den I), mothers (part II) and their children (part nur Unkräuter und Wildpflanzen empor - Kopf. Mein Blick kreuzte den ihren. Ihre III). With archivematerial and interviews schoßen, ohne daß irgendjemand daran Pupillen, dunkel, riesig, waren voller Yasmina Benguigui analyses the »machi - gedacht hätte, sie auszureißen. Ich erin - Angst. »Aber, Mutter, sie haben gesagt, es nery« of immigration. While the fathers nere mich des Nachbarn, der sich, sobald sei freiwillig!« versuchte ich es ihr zu er - came in the 50’s without their families, li - er meinen Vater sah, freundlich erkundig - klären. ved in huts and worked hard, the mothers, te: » Nun, Ahmed, kehrst du dieses Jahr in Zeit ist vergangen. Mein Vater hat die who followed later, removed their veils die Heimat zurück?« Und mein Vater, er - Rückkehrhilfe nicht beantragt, aber meine seeking more independence. The child - staunt seinen Vornamen auf der Straße zu Mutter fuhr fort, diese ewigen Schachteln

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aufzustapeln. Meine Brüder und Schwe - schicken – um die italienischen und por - das Wissen ihrer Eltern, ohne das Wissen stern sind mit den Daumen auf den Koffer - tugiesischen Arbeitskräfte zu ersetzen. Frankreichs, das sich über ihre Existenz schlössern aufgewachsen. Ich auch. Sie haben das Land nach dem Zweiten zu wundern scheint, sind sie da. Ihre Mehr Zeit ist vergangen. Das Proviso - Weltkrieg wieder aufgebaut. Die Ge - Schreie, die Gewalt sind die extremen For - rium hat sich etwas gefestigt. Immer we - schichte dieser Menschen wurde durch men des legitimen Anspruches: »Ich niger oft, und mit weniger Überzeugung ein stilles Abkommen besiegelt: Im Projekt gehöre zu dieser Gesellschaft!« sagte uns meine Mutter: » Nächstes Jahr, des Aufbruchs war das Projekt der Rück - Dieser Film ist die Erzählung meiner vielleicht...« kehr enthalten. Nicht einmal der Algerien - Reise in das Herz der maghrebinischen Zwanzig Jahre sind vergangen. Meine krieg hatte eine Wirkung auf dieses Pro - Einwanderung in Frankreich. Die Ge - Eltern sind immer noch da. Diese Familien, jekt. Die französischen Unternehmen re - schichte der Väter, der Mütter, der Kinder, die beunruhigen, das sind meine Eltern. krutierten weiter. Die Väter sind geblie - die Geschichte meines Vaters, meiner Angesichts der allgegenwärtigen Gerüch - ben, ohne sich definitiv niederzulassen. Mutter, meine eigene. Ich dachte, ich te geladen mit Verdacht und Gewalt, was 1974 befürwortet die Regierung eine Poli - könnte mich durch das Kino von meiner kann ich da sagen außer meinerseits zu tik der Familienzusammenführung, die nun Geschichte lösen. Ich bin genau dadurch fragen: »Was habt ihr aus meinem Vater die Mütter nach Frankreich bringt. Ver - zurückgeführt worden. Es ist nicht so, daß gemacht? Was habt ihr aus meiner Mutter pflichtet ihren Gatten zu folgen, leben sie ich vergessen hätte, woher ich gekommen gemacht? Was habt ihr aus meinen Eltern abgeschottet am Rande Frankreichs, ge - bin oder wer ich war. Es ist nur so, daß ich gemacht, daß sie so stumm geworden fangen in einer doppelten Aufgabe: Die kaum je an das warum gedacht habe… sind? Was habt ihr ihnen gesagt, daß sie Traditionen und die Religion vor dem Hin - Das Kino hat mir eine Identität gelie - uns nicht aus dieser Erde entwurzeln woll - tergrund der fixen Idee einer Rückkehr zu hen, – Filmemacherin – um diejenige zu ten, in die wir geboren wurden? Wer sind erhalten und sich gegenüber der Außen - rekonstruieren, die ich vernachlässigt wir heute? Einwanderer? Nein! Die Kinder welt zu öffnen, durch die Vermittlung ihrer hatte – Tochter von Immigranten. Auf der der Einwanderer? Franzosen ausländi - Kinder. Es sind diese Kinder, die das Pro - Suche nach dieser schwierigen Identität scher Herkunft? Moslems? jekt der Rückkehr definitiv verhindert ha - wurden viele vom Islam angezogen, ande - Wie auch schon für ‘Femmes d’Islam’ ben. Von der Vergangenheit ihrer Väter re rutschten in die Kriminalität ab. Vielen begann ich über die Einwanderung aus und Mütter kannten die Kinder, die ich be - von ihnen ist die Integration gelungen. dem Maghreb zu recherchieren. Diese Su - fragt habe, und die alle als Kleinkinder Wie auch immer, jedes von Immigranten che ganz am Anfang hat mir aufgezeigt, nach Frankreich gekommen sind oder hier abstammende Kind, trägt den hartnäcki - daß sie eng mit der französischen Wirt - geboren wurden, nur Brocken: Kolonialis - gen Willen in sich, seine Würde zu rehabi - schaftsgeschichte verflochten ist. Ich ha - mus, Algerienkrieg, Unabhängigkeit, Im - litieren, um sich zu stärken. Die Väter be zuerst die Politiker aufgesucht, die für migration... Von der persönlichen Ge - wissen darum, aber ihre Selbstachtung ist diese Wirtschaft, für die Einwanderung schichte, die ihre Eltern durchleben muß - im Gastland zu oft verhöhnt, mißachtet und die Integration verantwortlich sind. ten, wußten sie praktisch nichts. Auf- worden. Danach habe ich die Väter besucht. Sie gewachsen im Provisorium, zerrissen Die Erinnerung ist essentiell, um den kamen allein, in den 50ern, auf ausdrück - zwischen zwei Ländern, aber Erben zwei - Kindern der Immigration die Würde lichen Wunsch französischer Unterneh - er Kulturen, trotz der Leiden, haben sie zurückzugeben, die ihre Väter nicht immer men, welche eine riesige Arbeiterschaft durch ihre Präsenz auf dem Boden Frank - hatten.« rekrutierten, – nicht sehr qualifiziert, un - reichs das, was ursprünglich als Immigra - Yamina Benguigui, in Franreich terbezahlt, einfach zu beschäftigen und tion von Arbeit gedacht war, in eine Immi - geboren, ist als Regisseurin, problemlos wieder nach Hause zu gration von Menschen verwandelt. Ohne Produzentin und Autorin tätig FEMMES D’ ISLAM – Le Voile et la République / Le Voile et le Silence / Le Voile et la Peur (1994) LA MAISON DE KATE – Un lieu d’espoir (1995)

MÉMOIRES D’IMMIGRÉS 59 freiburger film forum’ 99 Aktuelle Filme

L’HONNEUR DE MA FAMILLE

Die Ehre meiner Familie Nora kommt aus einem strengen El - Nora has had a strict upbringing. Her ternhaus. Ihre Familie stammt aus Algeri - familiy comes from Algeria and her pa - Frankreich 1997 / 90 Min. / 35 mm / OmeU en, und ihre Eltern legen großen Wert auf rents are rigorous in their maintenance of Regie: Rachid Bouchareb; Buch: Alain die Einhaltung ihrer Traditionen. Nora hat traditional customes. Nora has learned Broders, Gilles Adrien, Rachid Bouchareb; es gelernt, sich ausgeklügelter Schumme - over the years to make use of ingenious Kamera: Youcef Sahraoui; Schnitt: Nadia leien zu bedienen, um ein paar Freiheiten tricks in order to have a little bit of free - Ben Rachid; Ton: Didier Sain; Produktion: mehr für sich herauszuschlagen. Doch als dom. But when she gets pregnant – by a 3.B. Productions sie schwanger wird und das auch noch Frenchman of all people – the game is Verleih: Tadrart Films, 83 A rue Bobillot, von einem Franzosen, ist es damit vorbei. over. F-75013 Paris. Tel: +33-1-43 13 10 68, Nun gilt es unter allen Umständen »einen Now Nora must do everything in her Fax: +33-1-43 13 10 69 Vater« für dieses Kind zu finden. Schließ - power to find a »father« for this child. lich zieht sie ihre Mutter ins Vertrauen und Finally she confides in her mother and, wird mit deren Hilfe Hamid vorgestellt. Ha - with her help, she is introduced to Hamid, mid ist der Geschäftsführer eines großen managing director of a large fabric shop Stoffgeschäfts in der Stadt. Das gelackte in town. Naive mama’s boy Hamid is no - Muttersöhnchen ist Lichtjahre von dem thing like the kind of husband she envisa - Geboren am 1.9.1953 bei entfernt, was Nora sich unter einem Ehe - ged for herself. But there’s nothing else to Paris. Arbeitete 197 7–83 als mann vorgestellt hatte. Aber das hilft alles do, Nora must get married. Things take Regieassistent für die staat- nichts, Nora muß heiraten. Die Dinge neh - their course and it seems as if a solution liche Fernsehproduktionsge - men ihren Lauf, eine Lösung des Problems has been found for the problem – until sellschaft Frankreichs (S.F.P.) scheint gefunden, bis die Nachbarn eines one day the neighbours discover Nora’s und anschließend für Tages hinter ihr »kleines« Geheimnis kom - »little« secret and the news spread like die Sendeanstalten TV1 und men. In Windeseile hat sich die Neuigkeit wildfire... Antenne 2. herumgesprochen… 1988 gründete er gemein- sam mit Jean Bréhat die Produktionsfirma 3.B. LA PIECE (1976) LA CHUTE (1977) LE BLANC (1978) PEUT ETRE LA MER (1983) BATON ROUGE (1985) RAI (1988) CHEB (1991) DES ANNEES DECHERTES (1992) POUSSIERS DE VIE (1994) L’HONNEUR 60 freiburger film forum’ 99 Register l e

e A A ARCA DOS ZO’E...... S. 39 i A Absa, Moussa Sene...... S. 49 AL KARAMAH...... S. 34 Artenstein, Isaac...... S. 23 t g

i B BADOU BOY...... S. 12 Aviv, Nurith...... S. 35 BALLAD OF AN UNSUNG HERO...... S. 23 B Bahloul, Abdelkrim...... S. 55 t e BRINCANDO EL CHARCO...... S. 29 Bar-David, Sini...... S. 36 C CALAVERAS...... S. 17 Benguigui, Yamina...... S. 58 R

m CANNIBAL TOURS...... S. 9 Blank, Les...... S. 18 l CHEF!...... S. 43 Bocahut, Laurent...... S. 48 i CHULAS FRONTERAS...... S. 18 Boonzajer, Robert Flaes...... S. 20 CONFIDÊNCIAS DO RIO DAS MORTES...... S. 39 Bouchareb, Rachid...... S. 60 F CONTRAS-CITY...... S. 12 Brooks, Philip...... S. 48 CROSS ROADS...... S. 45 Buarque de Hollanda, Luiz...... S. 42 D DIVORCE IRANIAN STYLE...... S. 52 C Carelli, Vincent...... S. 39 DIX ANS APRÈS...... S. 32 Chiong, Lauren Ivy...... S. 20 F FALASHAS...... S. 32 Colleyn, Jean Paul...... S. 46 FEAR AND LEARNING IN AMERICA...... S. 26 D Delgado, Monica...... S. 21 H HALF LIFE...... S. 8 E Espinosa, Paul...... S. 23, S. 24 HOLY TORTILLA...... S. 20 F Funari, Vicky...... S. 51 HOMELESS DIARIES...... S. 29 G Gallois, Dominique...... S. 39 I ILEKSEN...... S. 7 Goren, Amit...... S. 33 IN HET HUIS VAN MIJN VADER...... S. 54 K Kanaaneh, Moslih...... S. 34 J JEF JEL...... S. 49 Kildea, Gary...... S. 7 K KISANGANY DIARY...... S. 44 L Longinotto, Kim...... S. 52 KURZ VOR KANAAN...... S. 33 M Mambéty, Djibril Diop...... S. 11 – 14 L LA BARAKA DES MARCHANDS MOURIDES...... S. 46 Margolin, François...... S. 32 LA NUIT DU DESTIN...... S. 55 Martin, Ginny...... S. 24 LA PETITE VENDEUSE DE SOLEIL...... S. 14 Menéndez, Ramón...... S. 25 LE FRANC...... S. 13 Michel, Thierry...... S. 47 LECHE...... S. 51 Mir-Hosseini, Ziba...... S. 52 L’HONNEUR DE MA FAMILLE...... S. 60 Mollenaar, Hillie...... S. 45 M MAKOM AVODA...... S. 35 N Negrón Muntaner, Frances...... S. 29 MÉMOIRES D’IMMIGRÉS...... S. 58 O O’Rourke, Dennis...... S. 5 – S. 10 MOBUTU, ROI DE ZAIRE...... S. 47 Ouazzani, Fatima Jebli...... S. 54 MUNDO MILAGROSO...... S. 21 R Rachid, Tahani...... S. 56 O O ESPIRITU DA TV...... S. 39 Richards, Denise...... S. 17 P PAULINA...... S. 51 S Samora, Paschoal...... S. 39 PIERRE FATUMBI VERGER...... S. 42 Sauper, Hubert...... S. 44 PINKAS’ DREAM...... S. 37 Seye, Bouna Medoune...... S. 50 POLKA...... S. 20 Shuffield, Robin...... S. 49 Q QUATRE FEMMES D’EGYPTE...... S. 56 Simón, Laura Angélica...... S. 26 S SHARKCALLERS OF KONTU...... S. 7 Storaas, Frode...... S. 34 STAND AND DELIVER...... S. 25 T Teno, Jean Marie...... S. 43 T THE BALLAD OF GREGORIO CORTÉZ...... S. 22 U Uman, Naomi...... S. 51 THE GOOD WOMAN OF BANGKOK...... S. 10 V van Lancker, Laurent...... S. 49 THE SOUTH – ALICE NEVER LIVED HERE...... S. 36 van Wagenen, Michael...... S. 21 TOUKI BOUKI...... S. 13 van Wijk, Joop...... S. 45 U U.S. – MEXICAN WAR 1846-48...... S. 24 W Walk, Ruth...... S. 37 W WOUBI CHÉRI...... S. 48 Y Young, Robert M...... S. 22 Y YMAKO...... S. 49 YUMI YET...... S. 6 Z ZONE RAP...... S. 50 Registe r… 61 freiburger film forum’ 99 freiburger film forum’99

Veranstalter Carvalho, Cine Latino, Tübingen; Martine Chan - de Janeiro; Dog’s Life/Denise Richards, San Kommunales Kino Freiburg trelle, Institut Français Freiburg; Eveline Dürr, Francisco; Dominant 7, Paris; Paul Espinosa, Im Alten Wiehrebahnho f/ Freiburg; Annette Eberle, München; Beate En - San Diego; Filmkooperative Zürich; Freunde der freiburger film forum gelbrecht, Rolf Husmann, Institut f. d. Wissen - Deutschen Kinemathek, Berlin; Grifa Cinemato - Urachstraße 40, D- 79102 Freiburg schaftlichen Film Göttingen; Familie Engler, grafica, São Paulo; Lapsus, Paris; Les films de Tel.: + 49 / 761 / 70 95 94 Hotel Schwarzwälder Hof, Freiburg; Stephan la Pasarelle, Belgien; Les films du Raphia, Paris; Fax: + 49 / 761 / 70 69 21 Elsemann, Freiburg; Paul Espinosa, San Diego, Les productions de la Lanterne, Paris; Luma [email protected] USA; Feminale, Köln; Filmmakers Library, New Communications, Tel Aviv; Margo Films, Paris; www.freiburger-medienforum.de York; Immo Freisleben, Arbeitsgemeinschaft MM Produkties, Amsterdam; National Filmboard Friedenspädagogik, München; Vicky Funari, San of Canada, Montréal; Neri Productions, Paris; Veranstaltungsorte Francisco; Virginia Gamarra de Lang, Interkul- Dennis O’Rourke, Canberra; Sixpack Film, Wien; Kommunales Kino Freiburg turelles Büro, Freiburg; Dr. Eva Gerhards, Adel - Ritual Films, Texas; Royal Anthropolical Institu - - Kunstraum Alter Wiehrebahnhof hausermuseum Natur- und Völkerkunde Frei - te, London; Tadrart Films, Paris; Turbulent Arts, - Café im Alten Wiehrebahnhof burg; Richard Gertis-Viva Soft, Freiburg; Mau- San Francisco; Twentieth Century Vixen, Urachstraße 40, 79102 Freiburg reen Gosling, San Francisco; Amit Goren, Tel London; Naomi Uman, Newhall, Kalifornien; Friedrichsbau-Lichtspiele Aviv; Marie-Hélène Gutberlet, Frankfurt; ZDF-Kleines Fernsehspiel/ARTE; Holland Film, - Kaiser-Joseph-Str. 268, 79098 Freiburg Hermann Herlinghaus, Berlin; Karina Juchelka, Amsterdam Ökomedia-Institut Freiburg; Leora Kamenetzky, Kinos Tel Aviv; Marylin Kookin, Hillel Tryster, Steven- Das freiburger film forum ist Mitglied der Kommunales Kino Freiburg, Spielberg-Archive, Jerusalem; Amy Kronish, Coordination of European Film Festivals EEIG, Friedrichsbau-Lichtspiele Jerusalem Film Festival; Sonia Kübler, Freiburg; Brüssel Ingrid Kramer, Festival de Films de Fribourg; Fotoausstellung Dr. Ludwig Krapf, Kulturreferat Freiburg; Hans Forumsleitung »Hohe Zeit-Hochzeit« im Adelhausermuseum Kutnevsky, ZDF-Kleines Fernsehspiel, Mainz; Gudula Meinzolt, Kommunales Kino Freiburg Natur- und Völkerkunde Thomas Landsberg, Freiburg; Ronny Loewy, Frankfurt; Dr. Eva Manske, Carl-Schurz-Haus, Forumsteam – Auswahl, Organisation, Finanzielle Unterstützung und Kooperation Freiburg; Sergio de la Mora, San Francisco; Syl - Katalog Stadt Freiburg; Land Baden-Württemberg (MFG via Näger, Freiburg; Dennis O’Rourke, Canberra; Detlev Kanotscher, Barbara Lüem, Gudula Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württem - Anita Raith, Haus des Dokumentarfilms, Stutt - Meinzolt, Mike Schlömer, Andrea Wenzek berg mbH), Stuttgart; Kirchlicher Entwicklungs - gart; Anita Quakernak, Eckhard Schleifer, Bun - dienst der Evangelischen Kirche in Deutschland desverband Kommunale Filmarbeit, Frankfurt; Assistenz – Organisation, Presse, Katalog durch den Ausschuß für Entwicklungsbezogene Rita Schäfer, Berlin; Tahani Rachid, Québec, Katja Schwab, Florian Krautkrämer Bildung und Publizistik (ABP), Stuttgart; Pro Kanada; Thomas Schnitzer, Network Freiburg; Helvetia, Schweizer Kulturstiftung; Botschaft Lothar Strüber, Film- und Bildstelle der Erdiöze - Workshop Visuelle Ethnologie des Staates Israel; se Freiburg; Wolfgang Stützer, Deutsch-Ameri - Konzeption und Moderation: Barbara Lüem Adelhauser Museum Natur- und Völkerkunde, kanisches Institut Tübingen; Prof. Dr. Horst Freiburg; Carl-Schurz-Haus, Deutsch-Amerikani - Tonn, Tübingen; Patricia Torres, Guadalajara, AdviserInnen sches Institut e.V., Freiburg; Institut Français in Mexiko; Rosalía Valencia, Cine Latino Festival, Paula Morgado, Dept. Anthropologie/Universität Deutschland, Freiburg; Haus des Dokumentar - San Francisco; Karl Winter, Freunde der Deut - São Paulo, Brasilien; films, Stuttgart; Bild- und Filmstelle der Erzdiöze- schen Kinemathek, Berlin; Bernd Wolpert, EZEF Ray Santisteban, Guadalupe Cultural Arts se Freiburg; Evangelisches Zentrum für Ent- Stuttgart; Women Make Movies, New York; Center, San Antonio Cine Festival, USA wicklungsbezogene Filmarbeit (EZEF), Stuttgart, Monika Zessnik, Haus der Kulturen der Welt, Bundesverband Jugend und Film, Frankfurt / LV Berlin; Dr. Peter Zimmermann, Haus des Technik Baden-Württemberg Dokumentarfilms, Stuttgart; Bertram Karthäuser und das VorführerInnen- Team des Kommunalen Kinos Freiburg; In Zusammenarbeit mit Dank an die Verleiher/FilmemacherInnen Lutz Schmidt in den Friedrichsbau-Lichtspielen Friedrichsbau-Lichtspiele, Freiburg; Interkultur- für die Bereitstellung der Kopien elles Büro der Stadt Freiburg; Institut für Völker- Akedia Productions, Tel Aviv; alle(r)weltsfilm Gestaltung und DTP-Produktion kunde-Universität Freiburg, Haus der Kulturen Bonn, Audecam, Paris; Australian Film Commis- Büro MAGENTA, Freiburg der Welt, Berlin; AG Visuelle Anthropologie der sion, Jane Balfour Films London; bikbaporub/ Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde Frances Negrón Muntaner, Miami; Bandits Druck Longs, Paris; Belshir International, Tel Aviv; schwarz auf weiß, Freiburg Dank an... Bergen Museum/Universitiy of Bergen; Giorgio von Arb, Zürich; Kais Al-Zubaidi, Berlin; Brussels Ave, Brüssel; Centro di Trabalho Verantwortlich Anne Bauman, ARTE, Straßburg; Olaf Berg, Indigenista, São Paulo; Lauren Ivy Chiong, Kommunales Kino Freiburg, Gudula Meinzolt, Hamburg; Frances Calvert, Berlin; Paulo di Massachussetts, USA; Conspiracão Films, Rio Urachstraße 40, D-79102 Freiburg Impressum 62 freiburger film forum’ 99 . g r u b i e r F . A T N E G A M o r ü B : g n u t l a t s e G . k e h t a m e n i K e h c s t u e D g n u t f i t S © u t a r e f s o N : v i t o M

Die Zeitschrift für das andere Kino. s o

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32 journal n e l t f a i n r u h c m s g t m r i o e u K Z b i s e e i e r F fil m. D d

Thema »Stummfilm und Musik« Ab sofort erhältlich : Stummfilmmusik(er) von A bis Z : im Einzelbezug : im Abonnement : Komposition – Stummfilmvertonung : im Buchhandel : Programmplätze – Sendeplätze : und an Kinokassen… : Farbe im Stummfilm ca. 120 Seite n/ DM 16 ,– : »Nosferatu« / »Les deux timides« ISSN 0724-7508 : Avantgardefilm »Stumme Experimente« Bestellungen : Beiträge zur Freiburger Film- : journal film. Urachstraße 40 und Kinogeschichte (I) 189 6– 1919 D-79102 Freiburg u. a. Fax (0761 )706921