SIEGESSAUL BERLINS MEISTGELESENES STADTMAGAZIN EXPANDED CONTENT INENGLISH Der erste virtuelle„Global Pride“ Weltweites Netz: Wie unsSocialDistancing dasLebenschwermacht Auf Abstand: Ein vollerErfolg! SIEGESSÄULE-Spendenkampagne: WE WILLSURVIVE! JUNI 2020 • SIEGESSAEULE.DE WE ARE QUEERBERLIN

VIELEN DANK FÜR EURE SOLIDARITÄT!

E WENIGER KOPF ZERBRECHEN MEHR HERZ KLOPFEN

Zu wissen was alles in deiner HIV-Therapie steckt, kann dich gelassener machen. Sprich mit deinem Arzt was für dich und dein langfristig gesundes Leben am Besten ist.

WENIGER HIV MEHR DU

Mehr Infos unter LiVLife.de PM-DE-HVU-ADVT-190001

22491LP_ViiV-Global_PrintAd_A4_German.indd 1 21/05/2019 11:09 INHALT 3

WENIGER KOPF 14 Politik ZERBRECHEN Clubs und Bars fühlen sich in der Corona-Krise von der Politik im Stich gelassen. Wir MEHR sprachen mit Kultursenator Klaus Lederer über die derzei- tige Lage und die Situation der HERZ Berliner LGBTI*-Community

KLOPFEN ILLUSTRATION: IVAN KULESHOV Zu wissen was alles in deiner HIV-Therapie 32 steckt, kann dich gelassener machen. Sprich mit deinem Arzt was für dich und dein Titel langfristig gesundes Leben am Besten ist. Social Distancing bestimmt weiterhin unser Leben. Wichtige Orte der Begegnung für LGBTI* bleiben geschlossen. Doch was bedeutet diese mitunter extrem belastende Situation speziell für queere Menschen?

FOTO: MARCUS WITTE 38 Musik „Der strahlend blaue Himmel dieser Tage/was ist es, was damit nicht Der Ratinger Hof in Düsseldorf war in den stimmt?“ (Danny Dziuk) 70er/80er-Jahren eine wichtige Keimzelle der FOTO: TAPETE REC. deutschen Punk- und New-Wave-Szene. Mitten- Viel Spaß mit der Juniausgabe drin: Die Frauenband Östro 430. Wir baten der SIEGESSÄULE wünscht Sängerin Martina Weith zum Interview Chefredakteur Jan Noll

Special Media SDL GmbH SIEGESSÄULE Ritterstr. 3 10969 Berlin Themen Kultur Service Redaktion, Tel.: 23 55 39-0 5 INTRO 38 MUSIK 58 PROGRAMMINFO [email protected] Jetzt muss sich der Staat solidarisch mit Interview: Die französische Sängerin Aufgrund der Corona-Krise SIEGESSÄULE.DE der Community verhalten. Kommentar Soko, Neues von Scott Matthew erscheinen wir weiterhin Redaktionsschluss: 05.06. von Bodo Niendel und Daniel Bache ohne Programmteil. Weitere Programmtermine: -33, -46 44 BUCH Infos zu Livestreams und ggf. [email protected] 12 STADT Paul B. Preciado: „Ein Apartment auf stattfindenden Veranstaltungen Terminschluss: 05.06. Kampf ums Überleben: Bars und Clubs in dem Uranus“, Graphic Novel von auf SIEGESSÄULE.DE der Krise George Takei Anzeigen: -13 59 KLEINANZEIGEN [email protected] 18 PRIDE 48 FILM Anzeigenschluss: 12.06. Am 27.06. steigt der erste virtuelle Der queere Filmverleih Salzgeber startet 66 DAS LETZTE WENIGER HIV Kleinanzeigen Global Pride Filme als Video-on-Demand-Premieren Kolumne von Wolfgang Müller [email protected] MEHR Kleinanzeigenschluss: 10.06. 28 BRANDENBURG 50 BÜHNE 66 IMPRESSUM Interview: Das Projekt „Regenbogenfami- Das Theater in der Krise Abonnement: -55 DU lien in Brandenburg stärken!“ [email protected] 52 AUSSTELLUNGEN SIEGESSÄULE 07/2020 54 ENGLISH Zurück aus der Zwangspause: das Mehr Infos unter LiVLife.de erscheint am 29.06. Global Pride, bars and clubs in the crisis Schwule Museum PM-DE-HVU-ADVT-190001

22491LP_ViiV-Global_PrintAd_A4_German.indd 1 21/05/2019 11:09 4 YOUR SIEGESSÄULE NEEDS YOU!

Danke! Wir lieben euch! Zu Beginn der Corona-Krise hatten wir große Angst, schon bald nicht mehr erscheinen zu können – Angst, dass die SIEGESSÄULE, das journalistische Erbe der Berliner Communi- ty, nach 40 Jahren untergehen würde. Wir haben auf Solidarität gesetzt, und es ist wunderbar zu sehen, dass es funktioniert! In der akuten Krise haben SIEGESSÄULE und der gesamte dahinter stehende Verlag unheimlich viel Solidarität erfahren! Von Mitarbeiter*innen, die helfen, mit kreativen Ideen die Krise zu bewältigen, von freien Au- tor*innen und Fotograf*innen, die auf Hono- rare verzichten, von Anzeigenkund*innen, die uns die Treue halten, von Künstler*in- nen, die in dieser Ausgabe Gesicht zeigen, von Leser*innen, die uns ihr Know-how kos- tenlos zur Verfügung stellen, von euch allen, die ihr Geld gespendet habt! Solidarität ist der rote Faden, der sich durch all diese Aktionen zieht und uns als Leitlinie auch immer wichtig war und weiterhin ist! Danke! Eure SIEGESSÄULEN YOUR SIEGESSÄULE NEEDS YOU! 5

SIEGESSÄULE Spendenkampagne: weggefallen. Ein Teil davon ist hoffent- Ziel erreicht! lich nur verschoben, ein anderer Teil einfach weg. Nicht nur Szeneorte, auch SIEGESSÄULE-Geschäftsführerin Gudrun Fertig freut sich über den Möbelhäuser, Reise- und Konzertver- Erfolg der Spendenkampagne und beleuchtet ein paar Zahlen anstalter oder Einzelhandelsgeschäfte haben ihre Anzeigen storniert. Dagegen stehen die Kosten. Allein für „Your SIEGESSÄULE Needs You!“ war das Motto unserer Spen- Personalkosten muss der Verlag (in denkampagne, die vom 9. April bis zum 20. Mai lief. Viele von dem auch L-MAG, der Gay Guide, der euch haben reagiert und über die Online-Plattform Startnext, SIEGESSÄULE Kompass und Websites PayPal oder unser Bankkonto zusammen rund 200.000 Euro erscheinen) jeden Monat 40.000 Euro gespendet. Das ist großartig und hilft uns, die akute Krise zu aufwenden, die Honorare für freie Au- überstehen und auch die mittelfristigen Umsatzeinbrüche tor*innen und Fotograf*innen nicht aufzufangen. Etliche haben nicht nur gespendet, sondern mitgerechnet. Einige Kosten wie Sozial- uns in Nachrichten alles Gute, viel Erfolg und Durchhaltever- versicherungsbeiträge sind gestundet, FOTO: TANJA SCHNITZLER mögen gewünscht, echte Liebeserklärungen und solidarische durch Kurzarbeit fällt ein Teil der Per- Gudrun Fertig, Grüße geschickt. Ihr habt uns in berührenden Worten ge- sonalkosten im Moment weg. Verlegerin und schrieben, wie wichtig die SIEGESSÄULE für euch selbst und Über die Corona-Soforthilfe des Bundes Geschäftsführerin die Community ist. Das bewegt uns sehr. haben wir 15.000 Euro Zuschuss bekom- der SIEGESSÄULE Herzlichen Dank an euch ALLE! men, dazu kommt jetzt noch der Spen- denerlös. Das alles zusammen hilft uns Es ist ein böses Paradox. Die SIEGESSÄULE und ihr Verlag durch die akute Krise. Doch wir sind sind auf den ersten Blick nicht unmittelbar von der Coro- uns der Tatsache sehr bewusst, dass wir na-Krise betroffen. Denn niemand hat uns geschlossen oder nicht im Herbst oder Winter wieder üb- verboten, dass wir Hefte produzieren, als Medienschaffende liche Einnahmen haben werden. Nicht sind wir sogar systemrelevant. Doch auf den zweiten Blick nur die Szeneorte werden erst mal zu sind wir massiv getroffen. Die Seele der SIEGESSÄULE, die kämpfen haben, auch der regionale wie Essenz des Heftes und der erst im März (!) neu gelaunchten überregionale sonstige Werbemarkt Website, existiert nicht mehr: eine lebendige queere Szene, wird Zeit brauchen, sich zu erholen. die sich trifft, diskutiert und feiert und für alle Berliner*in- Wann Bars, Clubs und Saunen wieder nen, aber auch für zahllose Tourist*innen, eine einzigartige öffnen dürfen, steht sowieso in den Vielfalt bietet. Eine Szene, die die Kultur dieser Stadt maß- Sternen. geblich mitprägt und queeren Menschen ein selbstbewusstes „Und was ist mit Online?“, werden viele Leben ermöglicht. von euch fragen. In diesem Frühjahr ging unsere neue Website online und Mit der Schließung fast aller öffentlicher Orte und Läden im wir haben etliche Ideen für zusätz- März gingen massive Umsatzeinbrüche im Anzeigengeschäft liche digitale Einnahmen. Doch mo- der SIEGESSÄULE einher. Dazu hatten wir Schwierigkeiten mentan lebt der Verlag zu 80 Prozent beim Vertrieb, denn wir konnten das Heft nicht wie gewohnt von Printanzeigen in unseren diversen an über 650 Orten in der Stadt verteilen. In dieser Krise war Magazinen. Mit Websites größere di- uns wichtig, durchgängig zu erscheinen. Wir haben quasi gitale Erlöse zu erzielen, daran haben über Nacht Auslagestellen im Freien geschaffen oder das nicht nur wir, sondern alle Verlage zu Heft sogar persönlich bis in den heimischen Briefkasten zu- knabbern, mit Werbebannern allein ge- gestellt. Keine Szeneorte UND keine SIEGESSÄULE, – das war lingt das nicht. Auch deshalb sind eure für uns keine Option! Ermöglicht wurde das durch das Enga- Spenden in dieser Krise so wichtig. Sie gement aller Verlagsmitarbeiter*innen, aber auch durch An- geben uns Luft, die mittelfristig sehr zeigenkund*innen, die uns die Treue halten, Künstler*innen, schwierige Lage zu meistern. Wenige die sich für uns engagieren, und alle, die uns mit Spenden Verlage haben diese Chance und so tolle unterstützen. Leser*innen und eine so tolle Commu- nity im Rücken. Wir danken euch dafür Warum die Spendenkampagne bitter nötig war, sollen ein und tun unser Bestmögliches, euer Ver- paar Zahlen erläutern. Die SIEGESSÄULE wird von Anzeigen- trauen nicht zu enttäuschen. Wir sehen kund*innen finanziert. Seit der Corona-Krise sind von März uns, haltet durch! bis Ende Mai verlagsübergreifend circa 165.000 Euro Umsatz 6 YOUR SIEGESSÄULE NEEDS YOU! FOTO: MARCUS WITTE

Danke, Wolfgang Tillmans!

Um die SIEGESSÄULE bei ihrer Startnext-Spendenkampagne zu unterstützen, riefen der Künstler Wolfgang Tillmans und seine Stiftung Between Bridges „2020Solidarity“ ins Leben. Mittlerweile supportet die Aktion über 35 Spendenkampagnen durch Corona bedrohter Oragnisationen, Institutionen, Medien und Festivals weltweit

betweenbridges.net ls Wolfgang Tillmans Anfang April unseren Verlag Spe- andere Spendenaktionen als Dankeschöns cial Media SDL besuchte, um seine Hilfe bei der Start- zur Verfügung. Über 50 Künstler*innen next-Spendenkampagne zur Rettung der SIEGESSÄULE unterstützen mittlerweile über 35 Aktionen A anzubieten, war noch nicht absehbar, dass aus diesem dieser Art mit ihrer Kunst – von den USA Besuch eine weltweite Support-Aktion hervorgehen würde. Unter- bis Hongkong, von Japan bis Italien. In Ber- stützung für durch die Corona-Krise bedrohte Kultur- und Musikor- lin gingen die Werke neben SIEGESSÄULE te, Sozialprojekte, unabhängige Räume und Publikationen. Nachdem beispielsweise an das queere Whole Festival, Wolfgang zunächst gekommen war, um eine seiner limitierten das englischsprachige Stadtmagazin Exber- Kunsteditionen als Spendengeschenk für unsere Kampagne anzu- liner oder Orte wie die Renate oder das Acud bieten, entwickelte er spontan die Idee, auch andere renommierte macht neu. Künstler*innen ins Boot zu holen, die limitierte und nicht limitierte Organisationen, Institutionen und Betriebe Kunstwerke als Dankeschöns für Spenden zur Verfügung stellen im kulturellen oder sozialen Sektor, die Hilfe sollten. Etliche Künstler*innen von Klara Lidén und Karl Holmqvist brauchen und den Support von „2020Solida- bis hin zu Stefan Fähler oder Piotr Nathan folgten seinem Ruf und rity“ in Anspruch nehmen wollen, können stifteten limitierte Bilder sowie nicht limitierte Poster. Eine wertvol- sich weiterhin an Between Bridges wenden le Unterstützung, ohne die unsere Kampagne sicher nicht so erfolg- unter: [email protected]! reich gewesen wäre. Wir, das gesamte Team der SIEGESSÄULE, Ausgehend von diesem Support für SIEGESSÄULE entwickelte Till- der L-MAG und des Special Media Verlages, mans die Idee, weitere bedürftige Unternehmen in der Krise durch danken Wolfgang Tillmans an dieser Stelle Kunstposter zu unterstützen. Die Aktion „2020Solidarity“ war gebo- noch mal ganz ausdrücklich und von Her- ren. Seit Mitte April organisiert, druckt und verteilt seine Stiftung zen. Ohne deine Hilfe, lieber Wolfgang, hät- Between Bridges Poster kostenlos an krisengeschüttelte Organi- ten wir es vermutlich nicht gepackt! sationen weltweit. Die Poster stehen dann für Crowdfundings und YOUR SIEGESSÄULE NEEDS YOU! 7

Rund 1.700 Menschen haben für die SIEGESSÄULE im Rahmen unserer Startnext-Kampagne Geld gespendet. 101 Unterstützer*innen haben sich für eine Namensnennung als Dankeschön im Heft entschieden. Unser Dank gebührt euch allen!

Sandy Artuso Mirjam Reineke stefanie fichter Paul Jung Andy Saarm-Stec Tobias Sagner Martin Schneider Felix Wißmann Tim Lienhard Bund Lesbischer Geerten Verheus Kalle Herold und Schwuler Journalisten Dana Kasten Martin Konvička Jana Legler Alexander Schiemann Eva Brunner Axel Bach Kathrina Kaufmann Holger Menze Dominik Bliefert Christopher Paul Adelheid Hünten Karoline Börner Fabian Schrader Christoph R. Alms Thea Maria Birkhahn Carlo Sperfeld Michael Georg Bregel Hedy Gerstung Katarzyna Lachowicz Richard Lutz Ralf Mauelshagen Benjamin Hille Villa Anders Ralph Ehrlich Kerstin Scholz Uli Decker Guido Neun Claudia Rojek Suzanne Forbes Julian Schulz Toni Berndt Volker Dr. Wagner Betty Weskamp Shantanu Kumar Stefanie Dörr Tim Hiebsch Holger Lindner Kai Kostka Marc Stepputtis Lucienne Wagner Sebastian Walter Christian Königsmann Tanja Berger Begga Beyersmann Fabian Zuppke Nadja Brendel Christian Richter Bastian Castillo Katrin Graf-Dohrmann Rene Brodrecht Nina Sage Roger Wieder DYKES ON BIKES Rhein-Weser WMC Christian Fischer Thomas Schex Ulrike Rogatzki Björn Wulff Thomas Egle Stephan Wuthe Sven Steinbach Tom Mikow Meike-Marie Thiele Alexander Mahler Carsta Koehler M.A. Matthias Albrecht Robin Spaetling Jana Matzdorf René_ Rain Hornstein Robert Lüdtke Popo Fan Liebe Spender*innen, Jean-Christophe Olaya Susanne Fischer alle anderen Dankeschöns Phil Hamann Martin & Patrick Kellner und Rehm im Rahmen unserer Start- Alexander von Auw next-Kampagne verschi- Rene Powilleit Holger Heinrich cken wir im Laufe des Marc Krzeminski Ute Hiller Junis oder melden uns bei Malte Bornhöft Markus Altvater unseren Unterstützer*in- Peer Göbel michael weies nen mit einer Info! Habt Axel Müller Jens und Guido Schaudin etwas Geduld! Michael Gerlach Stefan Reinholdt Eure SIEGESSÄULEN Stefan Caspers Jochen Wiemken 8 STADTBILD

Am 25.03. in der Sächsischen Straße (Wilmersdorf)

Festgehalten und gesponsert von Ono Ludwig ono-ludwig.de INTRO 9

Rettungsschirm Rescue package

In der Krise muss sich auch der Staat solidarisch mit der queeren Com- The state needs to show solidarity with the queer community during munity verhalten. Ein Gastkommentar von Bodo Niendel und Daniel the crisis too. A guest commentary from Die Linke’s Bodo Niendel and Bache von der Partei Die Linke Daniel Bache

Die diesjährige Pride-Season ist eine Herausforderung. Welt- This year’s pride season is a challenge. Queer cultural centers, weit stehen queere Zentren, Clubs, Bars und Vereinsräume unter clubs, bars and associations all across the world are facing enor- Druck. Homo- und Transfeindlichkeit grassieren weiter. Proteste mous pressure. Homo- and transphobia is breeding rampantly. sind notwendig und doch nur eingeschränkt möglich. Die Zukunft Protest is necessary and yet only possible under extremely limit- ist ungewiss. ed circumstances. The future is uncertain. Es ist nicht davon auszugehen, dass in diesem Jahr größere Pride- We can’t assume that any of the larger pride events will even take Events stattfinden werden. Wir finden: Digitales kann maximal place this year. We think that digital can at best be complemen- ergänzend sein. Analoge pandemiegerechte Alternativen tun not. tary. Analog alternatives in times of a pandemicare necessary. In Darüber hinaus haben wir als Die Linke.queer kürzlich gefordert, addition, we as Die Linke have recently called for companies and dass Unternehmen und Parteien, die sonst den CSD als Plattform parties who otherwise would have taken part in the CSD to give genutzt hätten, die eingesparten Mittel an die Community weiter- the now unused funds to the community. A few examples: either geben sollten. Beispiele dafür wären Anzeigenschaltungen in den as advertising spots in queer media or direct support of queer queeren Medien oder direkte Unterstützung von queeren Clubs, clubs, bars or cultural centers. The Green Party’s queer represen- Bars oder Zentren. Die queerpolitischen Sprecher*innen der Grü- tatives in the Bundestag, Ulle Schauws and Sven Lehmann, were nen-Bundestagsfraktion, Ulle Schauws und Sven Lehmann, haben recently singing the same tune when they called for a community zuletzt ins selbe Horn geblasen, als sie im Tagesspiegel ebenfalls bailout in the Tagesspiegel. And good for them. Because this isn’t einen Rettungsschirm für die Community gefordert haben. Gut so. about party politics, but a shared concern. However, we should Denn es geht nicht um Parteipolitik, sondern um ein gemeinsames take note of which parties, corporations and institutions don’t Anliegen. Aber wir sollten uns merken, welche Parteien, Unter- share that concern. Together with the red-red-green coalition, nehmen und Institutionen hier nicht mitziehen. Senator of Culture Klaus Lederer organized effective emergency Gemeinsam mit der rot-rot-grünen Koalition hat Berlins Kultur- aid for freelancers and artists in an extremely short amount of senator Klaus Lederer binnen kürzester Zeit wirksame Soforthilfe time. Recently, the Berliner Senate put up 30 million euro for für Soloselbstständige und Künstler*innen organisiert. Kürzlich hat a relief fund to support, among others, our clubs. But that’s not der Senat mit einem 30 Millionen Euro schweren Rettungsfonds enough. The federal government needs to get with the program nachgelegt, der u. a. auch unsere Clubs unterstützt. Doch das wird and politicians – like Federal Culture Minister Monika Grütters – nicht reichen. Der Bund muss aus der need to wake up out of their deep Hüfte kommen, Politiker*innen – wie Wir sollten uns merken sleep. Our media, cultural centers Kulturstaatsministerin Monika Grütters ... welche Parteien, Unternehmen und Institutionen nicht mitziehen and clubs are the sustenance that – müssen endlich aus ihrem Dornrös- make queer life possible, and not chenschlaf erwachen. Unsere Medien, We should take note just in the metropolis. We’re fighting for a para- Zentren und Clubs sind die Nährflüssig- … of which parties, corporations and chute. Moreover, there are already those who wish keit, die queeres Leben, nicht nur in der institutions don‘t share that concern to scrimp on social services and anti-discrimination Metropole, ermöglichen. Wir streiten projects while large corporations get bailed out un- für einen Rettungsschirm. Darüber hinaus gibt es jetzt schon conditionally. It was the poor who footed the bill of the last crisis Stimmen, die Sozialleistungen und Antidiskriminierungsprojekte in 2008 – while the super-rich got richer and dumped it all into einsparen wollen, während Großkonzerne nahezu tax havens offshore. If we don’t raise our voices now this time gerettet werden sollen. around, it will happen again. Rescue packages for the community, Die Zeche der letzten Krise 2008 zahlten die Armen, während die our social security and human dignity could be funded, if these Superreichen ihre Vermögen vermehrten und in Steueroasen tax havens were drained and a special levy on large fortunes verschleppt haben. Wenn wir uns jetzt nicht in diese Debatten ein- were to be enacted, just as German Chancellor Konrad Adenauer mischen, wird sich das wiederholen. Dabei sind Rettungsschirme once did. The solidarity aid of the community for SIEGESSÄULE, für die Community, soziale Sicherheit und menschliche Würde SchwuZ, SO36 or about blank, alongside many others, embold- finanzierbar, wenn Steueroasen ausgetrocknet werden und eine ens us. A solidarity that we must now instill in the state as well. Sonderabgabe auf große Vermögen erlassen wird, so wie es einst Homo- and transphobia, antisemitism and antifeminist sentiment Bundeskanzler Konrad Adenauer tat. Queer geht nur sozial. thrive in times of crisis. Therefore, structures against discrimina- Die solidarische Hilfe der Community für die SIEGESSÄULE, das tion are more important than ever. Translation: Walter Crasshole SchwuZ, das SO36 oder das about blank u. v. a. machen Mut. Eine Solidarität, die wir nun auch dem Staat abringen müssen. Homo- und Trans-Hass, Antisemitismus, Rassismus und Antifeminismus gedeihen in Krisenzeiten. Deshalb sind Strukturen gegen Diskri- minierung notwendiger denn je. 10 MAGAZIN FOTO: FLAVIA RENZ

Schwere Zeiten Berliner Bars, Veranstaltungsorte und Clubs haben es nicht leicht. Erst waren es „nur“ fiese Vermieter, Investoren und Gentrifizierung, jetzt erschüttert der Shutdown der Corona-Krise zu- FOTO: BRIGITTE DUMMER sätzlich unsere Lieblingsorte. Da hellt es doch etwas die Stimmung auf, dass Echte Demo die Griessmühle Anfang Mai auf ihrer „Berlin Pride: Save our Community, Website bekannt gab, dass sie eine Save our Pride“: Unter diesem Motto „neue Bleibe“ gefunden habe. Ende hat der LGBTI*-Aktivist Nasser El- Januar musste der Club seine Heimat Ahmad auf Facebook zu einer Demo in der Sonnenallee räumen, weil der am 27. Juni in Berlin eingeladen. Als Vertrag nicht verlängert wurde und Gastgeber werden neben Nasser u. das Areal für Investoren aufgebrezelt a. auch Wolfgang Beyer und Stefan werden soll. Der neue Standort ist der- Kuschner, ehemaliges Mitglied des zeit allerdings noch geheim. Komplett Feuchte Träume Berliner CSD e. V., genannt, die das vorbei ist es leider bald mit dem quee- Event in eigener Initiative angemeldet ren Restaurant, Café und Veranstal- Leider ins Wasser gefallen: erst hieß hätten. „Unter bestimmten Aufla- tungsort Selig in Neukölln. Betreiber es, der CSD auf der Spree werde ver- gen“ sei die Demo bereits genehmigt Christian (Foto) teilte auf Facebook schoben. Nun haben die Veranstal- worden, hieß es zu Redaktionsschluss mit, dass er den Laden nach der Som- ter*innen aber doch entschieden, das auf der Facebook-Seite zur Aktion. Kalter Kaffee? mersaison am 27.09. schließen werde. Event in diesem Jahr ganz ausfallen zu Detaillierte Angaben zu diesen Auf- Die Entscheidung erfolgte aus priva- lassen. Im April hatten sie noch ange- lagen wolle man in der Woche vor der Wie derzeit viele Szenetreffpunkte in ten Gründen, die Herausforderungen kündigt, den Termin vom 23. Juli auf Demo bekannt geben. Zu erwarten ist Berlin ist auch das Neuköllner k-fe- der Cornona-Krise waren aber eindeu- den 3. September verlegen zu wollen. wohl eine Begrenzung der Teilneh- tisch bis auf Weiteres geschlossen. tig ein Katalysator. Doch nach Aussagen des Orga-Teams mer*innenzahl. Die Demo will sich u. Erschwerend kommt hinzu, dass der sei eine Durchführung in diesem Jahr a. für den Erhalt der Berliner Szene und Mietvertrag für das kollektiv betrie- gegenüber Gästen, Crew-Mitgliedern Community einsetzen. bene Café im Herbst 2021 endet. Das und Partner*innen „nicht verantwort- k-fetisch hat deshalb zur Unterstüt- bar“. Der nächste CSD auf der Spree zung aufgerufen – mit Erfolg! Schon wird wohl nun am 22.07.2021 stattfinden. Am 23. Juli soll es zumin- die Ankündigung einer Anwohner*innen-Initiative, sich u. a. mit einer Petition für dest einen Livestream unter dem Motto „CSD auf der Spree – Ret- den Erhalt des Cafés einsetzen zu wollen, habe die Eigentümerin des Gebäudes tungsboot“ geben. Ein Boot mit maximal 20 Personen, u. a. DJs und zu Verhandlungen bewegt, heißt es auf dem Weblog zukunftmitkfetisch.noblogs. Künstler*innen, wird unterwegs sein, die Fahrt wird online übertragen, org. Wenn bis Ende Juni trotzdem keine zufriedenstellende Lösung für das Café und es werden Spenden für die queere Szene gesammelt. in Sicht sein sollte, wolle man „den öffentlichen Druck intensivieren“. MAGAZIN 11

wegzudenken. 1959 wurde sie in Zwickau in der DDR geboren. Als Kind verbrachte sie zwei Jahre in Nigeria, später zog sie mit ihrer Mutter in die BRD. Bereits mit 16 nannte Oguntoye sich Feministin. Die Erkenntnis, dass sie lesbisch war, kam erst später, erzählt sie im Gespräch mit Hannah Geiger für unser Schwestermagazin L-MAG. 1982 ging Oguntoye nach Westberlin und beteiligte sich vielfältig und aktiv in der Lesbenszene. Audre Lorde wurde ihre Mentorin. Sie ermutigte Oguntoye und ihre Freundin May Ayim, beide damals junge Studentinnen, über die Erfahrungen Schwarzer Frauen in Deutschland zu schrei- FOTO: TANJA SCHNITZLER ben. Oguntoye und Ayim brachten dann gemeinsam mit Dagmar Schultz das Buch „Farbe bekennen“ heraus, das als eines der ersten auch rassistische Alltagserfahrungen TOP: thematisierte. Heute lebt die mittlerweile 60-Jährige mit ihrer Partnerin in Berlin-Kreuzberg. Preis verdient Der Berliner Preis für Lesbische* Sichtbarkeit wird alle zwei Jahre vom Senator für Justiz, Verbraucherschutz Vorhang auf: die Historikerin und Aktivistin Katharina und Antidiskriminierung überreicht. In diesem Jahr war er Oguntoye ist Preisträgerin* des diesjährigen Berliner mit 5000 Euro sogar noch höher dotiert als bei der ersten Preises für Lesbische* Sichtbarkeit! Verdientermaßen, Preisvergabe 2018. Neben Oguntoye waren nominiert: möchten wir hinzufügen. Jutta Brambach von der lesbischen Initiative RuT e. V., Oguntoye veröffentlichte unter anderem ein Standard- die feministische, iranische Frauenaktivistin Saideh Saa- werk zu Rassismus, sie stand im Austausch mit Audre dat-Lendle und Tülin Duman, Mitgründerin und -inhabe- Lorde und ihre vielfältigen Impulse und ihr Wirken sind rin des Südblocks. Ihnen allen hätten wir im Übrigen eine aus der deutschen Frauen- und Lesbenbewegung nicht Auszeichnung von Herzen gegönnt.

könnte endlich auch an der Diskriminierung bei der Blut- spende rütteln. Männer, die Sex mit Männern haben, dür- fen derzeit nur dann Blut spenden, wenn sie ein Jahr lang keinen Sex hatten. Dies besagt die Richtlinie der Bundes- ärztekammer. Auch wird in der Richtlinie suggeriert, dass von trans* Personen eine besondere Ansteckungsgefahr ausgehe. Von dem neuen Gesetz zum „Schutz der Bevöl- kerung“ wurde nun erhofft, dass es diese diskriminieren- den Regelungen aus der Welt schafft. Aber Fehlanzeige. Zwar wurde im Rahmen des Maßnahmenpakets auch das Transfusionsgesetz geändert. Darin steht nun ein kleiner

FOTO: DRK-BLUTSPENDE zusätzlicher Absatz: Ob der Ausschluss von „bestimmten Personengruppen“ von der Blutspende angebracht ist, solle demnach immer wieder überprüft und aktualisiert werden. Das klingt zahnlos – und ist es wohl auch. Die FLOP: Formulierung sei zu uneindeutig, um das De-facto-Blut- Chance verpasst spendeverbot für schwule und bisexuelle Männer abzu- schaffen, befanden Mitglieder der Opposition. So hatten Die Corona-Krise hat vieles in einem Ausmaß verändert, die Grünen und die FDP darauf gepocht, die Bundesärzte- wie man sich das vorher kaum hätte vorstellen können. kammer müsse endlich ihre Richtlinie überarbeiten. Auch Warum dann nicht auch eine Änderung zum Guten? Das hätte ein ausdrückliches Verbot von Diskriminierung im dachten wir uns zumindest, als im Mai ein Gesetz mit Transfusionsgesetz verankert werden können. Dies hatte einem sperrigen Titel in den Bundestag kam: das „Zweite der Bundestag aber abgelehnt. Sven Lehmann und Kordula Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemi- Schulz-Asche von den Grünen nannten es entsprechend schen Lage von nationaler Tragweite“. Neben einer Reihe einen „Skandal, dass der Bundestag mit Stimmen der von Maßnahmen, unter anderem weitere Möglichkeiten, CDU/ CSU und der SPD ... an der Diskriminierung schwu- auf das Coronavirus zu testen, oder einem Bonus für ler, bisexueller und transgeschlechtlicher Menschen bei Pflegepersonal wurden Hoffnungen geweckt, das Gesetz der Blutspende festhält.“ Unbenannt-1 1 10.12.19 17:14

Unbenannt-1 1 10.12.19 17:14 12 STADT

Foto: Seit Freitag, den 15. Mai, darf die Gastrono- Roberto Manteufel, mie wieder ihre Türen öffnen. Nach der Co- Inhaber der Szenebar rona-Verordnung des Berliner Senats sind Marietta jedoch reine Schankwirtschaften ausge- nommen. „Es gibt bislang keinerlei Perspek- tiven für Bars“, sagt Roberto. „Es kam von der Politik noch keine Ansage, wie lange Bars überhaupt geschlossen haben müssen.“ Als Begründung nannte u. a. die Berliner Wirt- schaftssenatorin Ramona Pop die Sorge, dass sich Gäste an Orten, an denen Alkohol ge- trunken wird, nicht an die Abstands- und Hygieneregeln halten könnten. Roberto und Ulrich haben jedoch einen anderen Ein- druck von ihren Gästen gewonnen, z. B. bei den To-go-Verkäufen: In der Corona-Krise seien diese sehr wohl dazu bereit, sich zu- rückzuhalten. Doch selbst wenn Bars öffnen dürften, wäre dies für die Betreiber*innen noch kein Grund aufzuatmen. Bei strengen Hy- giene-Auflagen könnten sie nicht mehr so viele Gäste bedienen wie vor der Pandemie. Die Umsätze, die noch im Februar erzielt wurden, wären nicht annähernd zu schaf- fen. „Wie können wir da die Miete bezahlen

FOTO: SALLY B. oder die Mitarbeiter*innen, die dann nicht mehr in Kurzarbeit sein werden?“, fragt Richard Stein, Mitbetreiber der Möbel-Olfe, des Südblocks und des aquariums. Auch bei den Auflagen gibt es viele Fragezeichen: Für Restaurants wird bisweilen empfohlen, die Daten der Gäste aufzunehmen, um potenzi- elle Infektionswege nachvollziehen zu kön- Kampf ums Überleben nen. Das könnte für queere Menschen, die ungeoutet sind oder keinen Aufenthaltssta- tus haben, ein Grund sein, in Zukunft queere Während es in einigen Bereichen und Branchen mittlerweile einen Locations zu meiden. klaren Fahrplan für Lockerungen der Corona-Maßnahmen gibt, fehlt Eine Perspektive fehlt nicht nur den Bars, bei den Clubs und Bars nach wie vor eine sinnvolle Strategie zur Öff- sondern auch den Clubs. Marcel Weber, Ge- nung. Das bedeutet auch, dass ein großer Teil queerer Treffpunkte schäftsführer des SchwuZ und Vorstands- und Infrastruktur für immer verschwinden könnte. SIEGESSÄULE- mitglied der Clubcommission Berlin e. V., Autorin Paula Balov hat Bar- und Clubbetreiber gefragt, wie sie geht davon aus, dass Clubs zu den letzten mit der Situation umgehen Lokalitäten gehören werden, die wieder öff- nen dürfen. Geselligkeit und Nähe zeichnen facebook.com/ ir haben letztes Wochenende einen To-go-Verkauf einen Clubbesuch aus und das ist schwer mit barsofberlin ausprobiert“, erzählt Roberto Manteufel, Inhaber der den Hygienevorschriften zu vereinbaren. Szenebar Marietta in Prenzlauer Berg und Redak- „Ein Fall wie in Seoul muss unbedingt ver- W teur der SIEGESSÄULE. „Wir haben vor der Tür einen hindert werden“, betont er. Damit bezieht er Tisch mit einer kleinen Karte aufgestellt und Drinks im Plastikbe- sich auf die jüngste Infektionswelle in Süd- cher angeboten.“ Seit März muss die Bar aufgrund des Corona-Lock- korea, die – kurz nach den dortigen Locke- downs geschlossen bleiben – bislang ohne Aussicht auf Änderung rungen – von einem queeren Party-Viertel oder Hilfen seitens der Politik. Wie viele bangt Roberto Manteufel um in Seoul ausgegangen sein soll. die Zukunft seines Geschäfts. Die Öffnung der Clubs ist zu diesem Zeit- Der To-go-Verkauf ist eine Idee, um wenigstens ein bisschen Um- punkt also noch keine Option. Damit die satz zu generieren. Auch Ulrich Simontowitz, Betreiber des Hafens Veranstaltungsbranche eine Zukunft hat, in Schöneberg, hat der Take-away-Alternative eine Chance gegeben, müssen kreative Lösungen und Hilfe her. in Absprache mit Polizei und Ordnungsamt und unter Einhaltung Um Perspektiven zu schaffen, fordert die der Hygienevorschriften: „Bei den Gästen kam das Angebot sehr gut Clubcommission deshalb die Wiederbele- an“, berichtet er. „Die Stimmung war allerdings nicht so locker wie bung der Club-Außenflächen bis 24 Uhr, sonst – man fühlt sich sehr beobachtet.“ Mehr als Schadensbegren- mit Musikprogramm bis spätestens 22 Uhr. zung kann er sich finanziell davon nicht versprechen. Diese Ausnahmeregelung würde den „be- STADT 13

drohten Clubs ermöglichen, wenigstens auf die LGBTI*-Szene beschränken. Sie hoffen, Teilflächen den Sommer über einen Open- dass sich viele andere Berliner Bars an der Air-Betrieb für die kulturhungrigen Gäste Aktion beteiligen. Als Initiatoren stehen anzubieten“, heißt es in der Pressemittei- sie noch am Anfang ihrer Arbeit und sind lung. Auf den Vorschlag gibt es bisher keine aktuell dabei, konkrete Forderungen aus- Antwort aus der Politik. zuformulieren. Bisherige Ideen sind eine Die Clubcommission hatte außerdem als Absenkung der Mehrwertsteuer auch für Reaktion auf die Krise gemeinsam mit Ak- Getränke von 19 auf sieben Prozent sowie teur*innen der Clubszene wie dem „Reclaim eine gesetzliche Verpflichtung für Vermie- Club Culture“-Netzwerk die Spendenaktion ter*innen, die Gewerbemieten in der Coro- „United We Stream“ gestartet. Über 450.000 na-Krise anzupassen. Euro hat die Kampagne bereits eingebracht, Als Barbetreiber*innen haben Roberto Man- wovon acht Prozent für soziale Zwecke, teufel und Co. noch ein weiteres Anliegen: darunter der Stiftungsfonds Zivile Seenot- Die Rettung von LGBTI*-Strukturen und rettung, verwendet werden. Auf der dazuge- queerer Kiezkultur in Berlin. Dabei bilden hörigen Streamingplattform läuft jeden Tag Clubs und Bars einen wesentlichen Teil der kuratiertes Liveprogramm. Was als Berliner Szene. Ohne sie fehlen ihr einerseits Safer Kampagne begann, ist schnell gewachsen: Spaces und Begegnungsräume für Veran- An „United We Stream“ beteiligen sich mitt- staltungen oder aktivistische Arbeit und lerweile Clubs aus über 40 Städten. Aktuell andererseits finanzielle Mittel. „Wenn sich steht die Expansion ins Ausland an. Trotz Wirte keinen Stand mehr beim Straßenfest des großen Zuspruchs reichen die Spenden leisten können, leidet die ganze Communi- jedoch nicht aus, um die Clubs zu retten. Die ty darunter“, führt Ulrich vom Hafen aus. Veranstaltungsbranche pocht auf Hilfen aus Events wie das Lesbisch-Schwule Straßen- der Politik. fest oder der CSD finanzieren sich zu großen Damit steht sie nicht allein da: Seit Beginn Teilen aus der Community. Oft unterstützen der Corona-Krise übt auch die Gastronomie queere Bars, wie z. B. der Hafen, Vereine Druck auf die Politik aus. Hashtag-Aktionen und Kulturprojekte. Wenn die Bars schlie- wie #LeereStühle – Gastronom*innen zei- ßen müssen, fehlen auch an diesen Stellen gen Bilder von den verwaisten Räumlichkei- die Mittel. „Alles hängt zusammen, wir sind ten – oder die Kampagne #RestartGastro, die nur die Spitze vom Eisberg“, erklärt Ulrich. Größen der Branche wie das Handelsunter- Auch Marcel Weber ist besorgt um die Zu- nehmen Metro initiiert haben, konnten be- kunft der LGBTI-Szene: „Wenn queere In- reits Teilerfolge erzielen: Neben den ersten frastruktur wegbricht, verlieren queere Lockerungen wurde die Mehrwertsteuer für Menschen ihre Jobs in der Community. Speisen von 19 auf sieben Prozent bis Juni Für einige bedeutet das, dass sie woanders 2021 abgesenkt. Bars und Clubs profitieren keinen Job finden oder ihre Identität ver- allerdings nicht davon: „Da wir keine Speisen stecken müssen.“ anbieten, nützt uns diese Hilfe überhaupt Von der Politik erwarten die „Bars of Berlin“, nichts“, bringt es Roberto auf den Punkt. dass sie jetzt Verantwortung für die Com- Während die Clubcommission die Inter- munity übernimmt. „Berlin schmückt sich essen der Berliner Clubs vertritt, fehlt den gern mit der queeren Szene und inszeniert Barbetrieben eine Lobby. Der DEHOGA, der sich als Regenbogenhauptstadt, doch das Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, reicht nicht aus“, findet Ulrich. „Nun muss Finden Sie wäre eine naheliegende Adresse, jedoch die Berliner Politik zeigen, dass sie hinter setze sich der Verband vor allem für die den LGBTI*-Strukturen steht, damit zumin- Ihren passenden Interessen von Restaurants und Hotels ein, dest die Finanzierung der Mieten abgesi- findet Richard Stein. chert ist.“ Partner über Um den Berliner Bars in der Corona-Krise Für Berliner Bars, Clubs und queere Kiez- ein Sprachrohr zu verleihen, haben Ro- kultur zeichnet sich im Moment ein sehr berto Manteufel, Richard Stein und Ulrich tristes Bild ab: Die Not ist groß, doch wirk- Simontowitz die Initiative „Bars of Berlin“ liche Lösungen für die Krise stehen noch ins Leben gerufen. Mit der Aktion suchen aus. Klar ist aber, ohne Hilfe können sie sie den Schulterschluss zu anderen Berliner nicht überleben. „Irgendwann wird die Co- Barbetreiber*innen, um die Bezirksstruktu- rona-Krise vorbei sein und entweder gibt es ren und den Berliner Senat auf ihre Situa- dann noch Bars und eine queere Struktur tion aufmerksam zu machen. oder nicht mehr“, fasst Roberto Manteufel „Wir müssen deutlich machen, dass man uns die Situation zusammen. „Das ist die große nicht totschweigen kann. Denn das ist genau Frage, und es kommt darauf an, diese zu be- das, was derzeit passiert“, schildert Roberto. antworten.“ Als queere Bars haben sie den ersten Schritt Jetzt parshippen gemacht, aber sie wollen sich nicht nur auf 14 POLITIK

Foto: Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa

Seit dem 15. Mai dürfen Restaurants wieder öffnen, bei den Bars sieht es düster aus. Dort wächst der Unmut: Die Wirte sagen, es gibt keinen Plan. Sie haben keine Idee, wie es weiter- geht, und niemand redet mit ihnen. Als Kultursenator kann ich für diesen Be- reich keine unmittelbaren Hilfen anbieten. Wir müssen darauf setzen, dass der Bund an dieser Stelle aktiv wird, denn Berlin alleine kann das nicht stemmen. Ich kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass Gastronomie in Berlin mehr ist, als nur Getränke auszuschenken. Das sind Be- gegnungsorte, die wir in ihrer Bedeutung nicht unterschätzen dürfen, gerade wenn andere Orte wegfallen. Wäre es nicht vernünftig, den Aus- schank wenigstens über den Sommer FOTO: STEFFEN ROTH draußen zuzulassen in Verbindung mit Ausnahmeregelungen und Lizen- zen für öffentliches Straßenland? Das wäre epidemiologisch machbar Ängste wahrnehmen und würde sogar Geld in die Kassen spülen. Das diskutieren wir auch gerade Der Berliner Senat ringt um eine zielführende Strategie für den Um- im Senat und zwar in einem größeren Kon- gang mit der Corona-Krise. Derweil wächst der Unmut, weil Hilfen text, dass nämlich auch Kultur und andere ausbleiben und verschiedene Branchen immer noch keine Perspekti- Dinge unter freiem Himmel wieder mög- ve haben. Auch viele queere Orte fühlen sich von der Politik im Stich lich sein sollen. Wir nehmen die Ängste gelassen. Wir sprachen mit Kultursenator Klaus Lederer über die der- wahr. Ich sogar sehr persönlich, weil ich zeitige Lage und die Situation der Berliner LGBTI*-Community Freunde habe, die davon ihren Lebensun- terhalt bestreiten, und weil es Orte sind, an klaus-lederer.de laus, private Theater und Clubs konnten Mitte denen ich selber gerne bin und von denen Mai über die IBB die Soforthilfe IV beantragen, ich möchte, dass sie auch nach der Pan- 25.000 Euro und mit einer Tiefenprüfung bis demie noch existieren. Aber die Gefahr ist 500.000 Euro. Doch vor allem bei den Clubs steht natürlich nicht vorbei und deswegen sind K diese Abwägungsprozesse extrem kom- die Frage im Raum: Was, wenn die Soforthilfe sofort wie- der aufgebraucht ist, ein Zeitplan zur Wiedereröffnung pliziert und schwierig zu vermitteln. Das aber immer noch in weiter Ferne steht? Ohne Spenden dürfen wir in diesem Öffnungswahn, der wäre das SchwuZ schon Anfang Mai bankrott gewesen. gerade grassiert, nicht vergessen. Und na- Erst mal finde ich diese Solidarität mit dem SchwuZ, überhaupt türlich besteht an Orten, wo Menschen das unter den Clubs, die ja auch das Bild der Stadt prägen, ganz groß- eine oder andere Getränk zu sich nehmen, artig. Aber Solidarität kann staatliche Hilfen nicht ersetzen. Die eine größere Gefahr, sich an bestimmte Re- Soforthilfe IV ist mit 30 Millionen Euro auf drei Monate angelegt. geln nicht mehr zu halten. Ich kämpfe dafür, dass das Land Berlin diese Mittel auch für wei- Die queere Community Berlins steckt tere Runden aufstocken wird. Wir wissen, dass die Klubs vermut- ohne ihre Orte und Kultureinrich- lich die Letzten sein werden, die ihren Betrieb wieder aufnehmen tungen natürlich in der Krise. Was können. Es waren ja Kater Blau und Trompete, in denen hier in macht in deinen Augen Community Berlin Superspreads stattgefunden haben. Wir müssen deshalb derzeit aus? Es gibt nicht eine, sondern auch aus epidemiologischer Sicht bereit sein, diese Hilfen für wei- viele Communitys. Wenn es gut läuft, tere drei Monate und, wenn die Maßnahmen anhalten, noch mal haben diese Communitys auch Kommu- für drei Monate zu verlängern. Im Unterschied zur Soforthilfe II nikationskanäle, auf denen sie in all ihrer haben wir hier von Anfang an einen Mechanismus, mit dem wir Widersprüchlichkeit zu gemeinsamem die Mittelvergabe im Griff halten können. Handeln finden. Die Tatsache, dass dies POLITIK 15

zurzeit nicht so stattfinden kann, ist natürlich extrem belastend, und es schwächt die Möglichkeiten der Selbstorganisation. Wir haben deshalb im Bundesrat am 15. Mai auch einen Antrag ein- gebracht, mit dem Ziel, den Bund zu veranlassen, sich stärker um zivilgesellschaftliche Organisationen zu kümmern, die jetzt auch das Problem haben, dass die Kosten weiterlaufen, ohne dass sie ihre gewohnte Wirksamkeit entfalten können. Leider gelang uns da keine Sofortabstimmung. Mir ist es sehr wichtig, dass wir nicht nur über Abwrackprämien für eine sowieso völlig im Gestern hän- gen gebliebene Automobilindustrie reden, sondern auch über die Frage, was macht eigentlich unsere Gesellschaft aus. Was macht denn die queere Kulturlandschaft in Berlin aus? Was wäre Berlin ohne seine queere Infrastruktur? Berlin bezieht seine Stärke immer wieder aus einer Widerständig- keit und einer subkulturellen Energie. Es macht Berlin aus, dass hier unabhängig von sexueller Orientierung oder der Frage, woher du stammst, das Miteinander gut funktioniert. Die entscheidende Frage in der Corona-Krise lautet: Können wir die Lust an der Aus- einandersetzung, aber auch daran, danach wieder zusammenzu- kommen, können wir uns das erhalten? Auch ich vermisse gerade Endlich! meine Freund*innen, meine Umarmungen, meine Küsschen. Es Keine Angst vor ist eine starke mentale Belastung und das geht uns vermutlich Mieterhöhung allen so. Kannst du dir bei all der Belastung auch vorstellen, dass sich aus dieser Krise für den queeren Kulturbetrieb, die MIETEN DECKEL queeren Communitys neue Chancen ergeben? Wenn ich WIRKT! ganz ehrlich bin, finde ich es schade, dass wir nach zwei Monaten schon wieder darüber reden, wie wir in einen Normalzustand zurückkehren. Die Fragen, die am Anfang der Krise einmal eine CHECKE, OB UND WIE DU DECKELST! WWW.MIETENDECKEL.JETZT Rolle gespielt haben, was in unserer Gesellschaft eigentlich schüt- zenswert und wo unsere Gesellschaft verletzlich ist, diese Fragen werden mittlerweile schon wieder überlagert. Ich bedauere zum Beispiel, dass eine queere Community nicht geschlossen auf die Barrikaden geht, wenn diese ganzen Menschen, die in prekären solo-selbstständigen und sonstigen Beschäftigungen unterwegs MOBILE TERTIANUM CARE PFLEGE sind, in die Grundsicherung gezwungen werden, in der die tradi- tionellen Geschlechterrollen über den Begriff der Bedarfsgemein- schaft aufs Unappetitlichste reproduziert werden. Und das ist nur ein Beispiel, wo es nötig wäre, darüber zu diskutieren, ob unsere Welt vorher eigentlich richtig eingerichtet war. Es wäre doch cool, wenn unsere queere Community sich gerade jetzt die Frage stellt, ob Dinge, und seien sie noch so utopisch, die wir schon lange auf Buntes Team unserem To-do-Zettel hatten, jetzt nicht besonders stark gemacht werden müssten! Wie kann denn eine Regeneration der queeren Kultur- landschaft nach Schließungen und Insolvenzen gefördert sucht Ein Büro mitten im Schöneberger Kiez, und realisiert werden? Wir führen im Senat gerade spannende Dich! Debatten, wie wir die Steuerausfälle nach der letzten Steuerschät- wöchentlicher Teamlunch & Dein persönlicher zung kompensieren, dazu führen wir eine Debatte, wie wir die Concierge dank der #careback-Initiative. Einnahmeausfälle in den Bereichen kompensieren können, für die wir Verantwortung tragen – was die Herausforderung verdop- • Pflegefachkraft (m/w/d) pelt! Und dann führen wir als Linke noch eine Diskussion, wie wir • Pflegehilfskraft (m/w/d) das gesellschaftliche Leben wieder anschieben können, wenn die • Hauswirtschaft (m/w/d) Corona-Krise überwunden, der Impfstoff gefunden ist etc. Das ist eine politische Diskussion um die Frage: Wollen wir zur alten Nor- Hier erfährst Du mehr: malität zurückkehren oder wollen wir neue Impulse setzen? Diese www.tertianum-care.de/jobs Debatte muss sich öffentlich abspielen und dafür suche ich Mit- [email protected] streitende. Da sage ich: Kämpft mit, beteiligt euch! Im Anschluss 0171 6280425 tertianumcare tertianumcare können wir über die Instrumente sprechen, mit denen wir das bewerkstelligen. Darüber möchte ich dann gern diskutieren. Im TC Mobile Pflege GmbH, Nürnberger Straße 49, 10789 Berlin Augenblick bin ich rund um die Uhr damit beschäftigt zu retten, was wir retten können. Interview: Dirk Ludigs 16 COMMUNITY

Foto: Die Besucher*innen werden sich virtuell durch die Messehalle bewegen können

statt. Wir empfehlen also, sich zu diesen Stoßzeiten einzuloggen, denn nur dann kann man mit Aussteller*innen ins Ge- spräch kommen, den Vorträgen lauschen oder sich mit anderen Gästen austauschen. FOTO: UHLALA GROUP Die Talks werden täglich zwischen 14 Uhr und 18 Uhr stattfinden. Die Teilnehmer*in- nenzahl ist teilweise begrenzt. Daher sollte man sich früh für die Vorträge anmelden. Digitales Netzwerken Eine Jobmesse zu organisieren, wenn eine riesige wirtschaftliche Rezession droht, ist sicherlich auch Die Job- und Karrieremesse „Sticks & Stones“ für LGBTI* wird dieses heikel ... Unser übergeordnetes Ziel ist Jahr pandemiebedingt ins Netz verlegt. Doch wird es in der schwie- es, LGBT+ mit wertschätzenden Arbeitge- rigen wirtschaftlichen Situation für Besucher*innen überhaupt mög- ber*innen in Verbindung zu bringen und lich sein, an attraktive Jobs zu gelangen? Und wie funktioniert eine somit Diversity in diesen Unternehmens- virtuelle Messe? Wir sprachen mit Veranstalter Stuart B. Cameron kulturen zu stärken. Dieses Ziel wird auch in Zeiten einer Rezession relevant bleiben, Wegen der Corona-Krise findet die Messe dieses Jahr zum nicht nur für uns, sondern auch für aus- ersten Mal digital statt. War es für euch eine große Her- stellende Firmen. Daher sind die meisten ausforderung, die „Sticks & Stones“ komplett umzustel- unserer Partner*innen auch nach wie vor len? Eine Karrieremesse in ein digitales Format zu übertragen ist dabei. Die derzeitigen wirtschaftlichen neu für uns. Nachdem wir viel konzeptualisiert und uns technisch Maßnahmen haben nicht nur Verlierer*in- eingearbeitet hatten, fiel uns aber auf, dass viele Programmpunk- nen produziert – einige Branchen florieren FOTO: UHLALA GROUP te, die die Besucher*innen auf unsere analoge Messe ziehen, auch derzeit oder haben einen hohen Personal- digital funktionieren. Der Austausch mit LGBT+-freundlichen bedarf, zum Beispiel Anwaltskanzleien, Arbeitgeber*innen, ein spannendes Vortragsprogramm, das Netz- Tech-Firmen oder der Gesundheitssektor. Foto: Stuart B. werken mit anderen Gästen – all das kann man auch mit Smart- Gibt es Aussteller*innen, die zum ers- Cameron phone, Tablet oder Laptop von der Couch aus machen. ten Mal dabei sind? Dieses Jahr ganz Wie wird die Messe konkret aussehen? Wir benutzen eine neu dabei sind beispielsweise Deutsche Sticks & Stones Digi- Plattform, die fast vollkommen grafisch funktioniert und somit Bahn, Offerista, Noerr und ZITiS. tal 2020, 23.–29.06., intuitiv für die Gäste benutzbar ist. Sie können sich durch die Mes- Gibt es bei euch die Überlegung, auch sticks-and-stones.com sehalle bewegen, von Stand zu Stand, bei der Bühne den Vorträ- in der Zukunft mehr auf Digitales gen lauschen oder im Foyer mit anderen User*innen netzwerken. zu setzen? Wir hoffen natürlich, unsere Anmeldung unter Alles, was man von physischen Messeveranstaltungen auch kennt physischen Veranstaltungen so schnell wie sticks-and-stones.com/ – die Rezeption, die Ausstellerstände, den Lageplan, die Speaker- möglich wieder aufnehmen zu können. tickets/ agenda, die Vortragsbühne –, gibt es auch auf der digitalen Messe, Digitale Formate werden uns jedoch noch Die ersten 1.000 Tickets nur dass man nicht zu Fuß unterwegs ist und Broschüren sam- länger als das Virus begleiten. Viele Men- sind kostenlos melt, sondern sich durchklickt und interaktive Content-Elemente schen setzen sich gerade zum ersten Mal anschaut. Vor den Ständen kann man das Jobportal der Firma mit solchen Veranstaltungsformen ausein- Die für den 20.06. sehen, Infomaterialien herunterladen oder direkt mit den Arbeit- ander, Hemmschwellen werden abgebaut geplante, analoge geber*innen chatten oder videotelefonieren. und ein Gewöhnungseffekt setzt ein. Mit Messe Sticks & Stones Wird die Messe 24 Stunden am Tag zugänglich sein? Die einem digitalen Begleitformat zur klassi- wird vermutlich Messe wird rund um die Uhr für unsere Besucher*innen geöffnet schen, analogen Messe könnten wir noch verschoben sein, die Stände werden täglich von 14 bis 18 Uhr betreut sein. mehr Leute in ganz Deutschland und darü- Außerdem findet unser Vortragsprogramm auch zu diesen Zeiten ber hinaus erreichen. Interview: age 17 18 PRIDE

nur knapp drei Monate. Das ist sportlich – insbesondere, da ein gemeinsamer Internet- Stream schwerer umzusetzen ist, als man vielleicht zunächst denkt, sagt Ronald. Zum Beispiel in den Gebühren für die GEMA, die in Deutschland die Nutzungsrechte für viele Musikstücke verwaltet. „Wir haben disku- Pride weltweit tiert, den Stream über YouTube zu machen. Aber wenn man z. B. aus Amerika streamt, Unter dem Motto „Exist. Persist. Resist“ steigt am 27. Juni der „Global kann dieser Content dann in Deutschland Pride“ als 24-stündiger Online-Stream. Über 80 Länder auf verschie- nicht gezeigt werden, weil YouTube kei- denen Kontinenten haben bereits ihre Teilnahme angekündigt. Wir nen Rahmenvertrag mit der GEMA hat.“ sprachen mit Ronald Zinke und Steve Taylor vom Orga-Team Gedanken mache sich das Team auch über Schutz gegen Hacking und darüber, wie 27.06., Global Pride, in Pride, an dem sich möglichst alle Länder und Kontinen- man die Anonymität von Zuschauenden im Online-Event te beteiligen sollen, und das Ganze dann 24 Stunden lang, Internet sicherstellt, ergänzt Steve Taylor ohne Pause, als Stream durchgesendet: Es ist kein kleines von Interpride. Technische Details standen globalpride2020.org E Unterfangen, was die Aktivist*innen rund um die inter- bis zu Redaktionsschluss entsprechend nationalen Pride-Netzwerke Interpride und EPOA sich da vorge- noch nicht fest. Klar ist aber bereits, wie nommen haben. Momentan trifft sich das Orga-Team zweimal die der Stream gestaltet wird: Er richtet sich Woche auf der Online-Plattform Zoom, erzählt Ronald Zinke vom nach den globalen Zeitzonen. Jede Zone CSD Deutschland e. V. Wegen der Zeitverschiebung sei es alleine bekommt ein bis zwei Stunden Sendezeit. schon schwierig, Uhrzeiten für die Meetings zu finden. „Momentan Das heißt etwa für die deutschen CSD-Ver- konferieren wir immer montags von elf abends und freitags ab acht eine: Sie teilen sich 60 bis 120 Minuten mit Uhr früh. Für die Leute in Australien ist das dann umgekehrt: mon- einer Reihe von Ländern, mit Schweden tagmorgens und donnerstagabends.“ Neben Arbeitsgruppen, wie für an dem einen und Südafrika am anderen die Produktion oder die Pressearbeit, habe sich eine „Art Leitungs- Ende der Zeitzone. Globale Ungleichheiten team“ herauskristallisiert, sagt Ronald, bestehend aus Interpride, der werden im Zuge der Zusammenarbeit na- European Pride Organisers Association EPOA und Vorständen der türlich auch greifbar, erzählt Ronald: wer jeweiligen CSD-Verbände. Inwieweit auch Länder dabei sein wer- z. B. Zugang zu Ton- oder Fernsehstudios den, in denen offen LGBTI*-feindliche Parteien regieren wie z. B. hat und wer nicht. Finanzieren soll sich Russland, sei noch nicht klar. Mit Stand bis zu Redaktionsschluss be- das Ganze über Spenden, auch Sponsoren teiligten sich aber schon Pride-Organisationen aus über 80 Ländern, werden gesucht. Die Beiträge werden dann darunter Mexiko, Indien, Australien, USA oder Südafrika. entweder in der jeweiligen Landessprache Im März und im April zeichnete sich ab, dass aufgrund des Co- oder in Englisch produziert und sollen, so- ronavirus die meisten Straßen-Prides ausfallen werden. Auch weit möglich, in Englisch untertitelt werden. der Euro Pride, der am 27. Juni in Thessaloniki hätte stattfin- Manches wird als Video vorproduziert, an- den sollen, wurde abgesagt. „Wir haben dann beschlossen, an deres live zugeschaltet. Und Ideen, was man dem Datum etwas online zu machen, um der Community zu senden könnte, gibt es viele: von Grußwor- zeigen, dass wir immer noch da sind!“, erzählt Ronald Zinke. ten bis zu Studiotalks, Bühnenprogramm Viel Zeit zur Vorbereitung war nicht: Zwischen dem Beschluss, oder kleineren Demos, die mit der Kamera einen globalen Online-Pride zu machen, und der Umsetzung lagen begleitet werden. Franziska Schulteß PRIDE 19

... wir unterstützen die : Zurück ins Dunkel

Ein virtueller Pride in Corona-Zeiten? Warum ein „Christopher Online Day“ nicht funktio- niert. Ein Kommentar von Manuela Kay Vermietung Verkauf Für Eigentümer: Kostenlose Immobilien-Bewertung Manuela Kay ist CSD im Internet? Anders als beim „Pride“ steht Verlegerin der SIEGES- „Straße“ hierzulande ja sogar im Namen: Christo- pher STREET Day. Ein altes Motto der Schwulen- 10777 Berlin (Schöneberg) SÄULE und L-MAG- Fuggerstraße 45 Chefredakteurin bewegung hieß: „Raus aus den Klappen, rein in die Straßen“. Seinerzeit trafen sich Schwule oft nur auf öffentlichen Klos, waren aber sonst weder für die Heterowelt noch füreinander sichtbar. Letztes Jahr wurde weltweit 50 Jahre Stonewall gefeiert, der Sonnenplätze Urknall der modernen LGBTI*-Bewegung, der – wir Luxemburger Bistrot & Restaurant (Terrasse) de maufel Leonhardtstraße 13 . 14057 Berlin Charlottenburg erinnern uns – eine STRASSENschlacht war. Und nur Tel. 030. 31 00 43 99 . [email protected] dieser Akt, raus aus der Bar, rein in die STRASSE – S Charlottenburg, U7 Wilmersdorfer Straße sichtbar, fühlbar und fotografierbar für die Nachwelt – löste diesen besagten Urknall aus. Verschenke Gutscheine an Freunde! Nun wurden aus den bekannten Gründen Groß- veranstaltungen und sämtliche CSDs abgesagt. Da Wir spenden 30 % pro kommen wir nicht drum herum, egal wie man die Gutschein an die Siegessäule! Maßnahmen nun einschätzt. Stattdessen finden ein „Global Pride“ (27.06.) und der Berliner CSD (25.07.) www.diewohlfuehler.de/gutscheine online statt. Allzu schnell und brav haben viele CSD-Orgas ganz im Stile der neuen Quarantäne-Bie- dermeier nachgeplappert, was Politiker vorgesagt haben. Sie verlegen – vielerorts sicher mit schwerem Herzen – den CSD ins Internet. Dabei wird so getan, als sei das fast das Gleiche. Tatsächlich ist es aber ENDLICH das Gegenteil voneinander. Das Wesen unserer Prides ist es, sich den öffent- lichen Raum anzueignen, in dem wir so oft nicht WIEDER RAUS … wahrgenommen oder aus dem wir verdrängt wer- den. Auch wer (zu Recht) meckert, wie kommerziell … AUS DER STADT. verkommen alles ist, muss zugeben: nichts kann das wunderbare Gefühl aufwiegen, mit vielen feiernden DIE FONTANE THERME MIT SEESAUNA, Menschen, mit denen man sich zumindest für we- DIREKTEM SEEZUGANG UND NATURHEILSOLE IN 3 BECKEN nige Stunden in einem Boot fühlt, die Straße zu be- FREUT SICH SCHON AUF SIE. herrschen. Sichtbar zu sein für andere, die sich allein mit ihrer sexuellen Identität fühlen. Sichtbar sein für jene, die uns hassen. Und für Kameras, damit wir in Nachrichten und Zeitungen vorkommen. All das ist CSD. Das kann kein Streaming, zu dem sich nur die einloggen, die eh Bescheid wissen. Klar, wer den CSD als Selbstzweck und für Spon- soren organisiert, für den geht‘s auch online. Für alle anderen müssen Ideen her! Oder: Halten wir einen Sommer ohne LGBTI*-Sichtbarkeit aus? Die viel beschworene Community ist gefordert, denn die CSD-Organisationen können die Welt nicht allein neu erfinden. Im Geiste Stonewalls sollten wir uns er- innern, was dieser Aufstand, war: Widerstand gegen Regeln, Staatsmacht und Konventionen, bei dem S.I.B.N. Hotel GmbH · An der Seepromenade 20 · 16816 Neuruppin am See viele eine Menge mehr riskierten als den heute üb- www.resort-mark-brandenburg.de lichen Kater nach einer CSD-Demo. 20 PRIDE

ten“, erklärt Nasser gegenüber SIEGESSÄU- LE die Motivation. Und natürlich haben die Kritiker*innen recht: Der CSD kann nicht einfach ins Netz verlagert werden und dann dort stattfinden wie gehabt. Selbstverständ- lich leben Kundgebungen vor allem davon, dass Passant*innen ihnen nicht ausweichen können. Doch deshalb die digitalen Prides grundsätz- lich abzulehnen, greift zu kurz. In Zeiten wie diesen sind schlicht andere Ideen gefragt. Und wie in vielen Lebensbereichen zeigt sich momentan auch beim Thema queerer Protest, dass digital mehr geht als vermutet. Beim großen „Global Pride“ am 27.06. (Alle Infos auf S. 18) ist auch der Berliner CSD dabei – und darf 90 Sekunden füllen. Die Herausforderung, sagt CSD-Co-Organisator Ralph Ehrlich, bestehe darin, in so kurzer Zeit sowohl die Vielfalt Berlins darzustellen als auch auf wichtige politische Forderungen hinzuweisen, etwa die Kritik am deutschen „Transsexuellengesetz“. Für ihn birgt die Ak- tion die Chance, mit der Lage von LGBTI* in ILLUSTRATION: IVAN KULESHOV anderen Regionen der Welt, die man sonst nur aus Berichten oder als trockene Zahlen kennt, konkrete Menschen zu verbinden. „Diese Videos können, obwohl sie nur kurz Alle in einem Boot sind, viel mehr als nur die Rechtslage trans- portieren. Sie zeigen Emotionen.“ Wenn die Corona-Pandemie in diesem Jahr Pride-Demos rund um die Am Global Pride beteiligt sich auch die Pa- Welt unmöglich macht, müssen innovative Ideen her. Mit dem „Global rada Równości (Gleichstellungsparade) in Pride“ findet am 27. Juni der erste weltumspannende CSD im Netz Warschau. In Polen hatten sich in den letzten statt. Bei aller berechtigten Kritik an rein digitalen Pride-Veranstal- Monaten zahlreiche Landkreise symbolisch tungen bieten diese auch Chancen zu „LGBT-freien Zonen“ erklärt (siehe S. 21). Entsprechend wichtig sind Prides als Orte 27.06., Global Pride, ür alle, die sich auf die diesjährige CSD-Saison gefreut haben, politischer Demonstrationen für die polni- Online-Event war das Frühjahr eine nicht enden wollende Horrorstory. sche queere Bewegung. „Wir haben die Idee Gemeinsam für Gleichstellung kämpfen, in der Commu- des Global Pride von Anfang an unterstützt“, globalpride2020.org F nity selbst für mehr Solidarität streiten oder einfach mit sagt Julia Maciocha von der Parada Równości Freund*innen feiern, nichts davon wird in diesem Jahr wie erhofft der SIEGESSÄULE. „Viele Menschen in Polen möglich sein. Rund um den Globus wurden Prides und CSDs ange- warten das ganze Jahr auf den CSD-Tag. Die- sichts der Corona-Pandemie abgesagt. Manche, darunter der Berli- ser globale Pride gibt ihnen hoffentlich das ner CSD, sollen wenigstens online stattfinden. Die Details dazu sind Gefühl, nicht alleine zu sein, und zeigt, dass noch unklar. es viele gibt, die ähnliche Kämpfe führen.“ Ein CSD im Internet? Für viele undenkbar. Ein echter Pride, so ar- Nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu gumentieren sie, könne gar nicht online stattfinden. Die Demos auf traditionellen CSDs und Pride-Veranstaltun- der Straße seien schließlich der Kern dessen, was einen Pride aus- gen ist der Global Pride also besonders inte- mache (siehe hierzu Kommentar von Manuela Kay auf S. 19). „Ein ressant. Mit etwas Glück wirft er jeweils ein digitaler CSD ist kein CSD“, schrieb auch Johannes Kram in seinem Schlaglicht auf queere Communitys rund Nollendorfblog. Auch andernorts in der Community ist die Enttäu- um die Welt. Er könnte sogar über den Tag schung über die CSD-Absage groß. Zwei Aktivisten, Stefan Kuschner hinaus Aktivist*innen verbinden. Welche und Nasser El-Ahmad, haben deshalb für den 27. Juni sogar einen Probleme drücken queere Menschen in alternativen Berlin Pride angemeldet, der unter Auflagen stattfinden Indien, Kolumbien, Ungarn oder Namibia darf. „Diskriminierung und Gewalt gegen queere Menschen finden zurzeit besonders? Hören wir ihnen zu. Am nicht nur virtuell statt, sondern auch auf der Straße. Deshalb ist es besten nicht nur am 27. Juni. wichtig, auch in Corona-Zeiten einen CSD auf der Straße auszurich- Tobias Sauer PRIDE 21

Foto: ihrer Lage sehr deprimiert. Die Regierung greift sehr hart durch. Warschau Pride 2019 Da gibt es natürlich eine politische Dringlichkeit für den Pride, die es bei uns nicht gibt. Hier in Deutschland werden die Prides gesell- schaftlich breit unterstützt, dort sind sie eher ausgestreckte Mittel- finger.“ In Polen labelt sich mittlerweile fast ein Drittel der Städte und Gemeinden queerfeindlich und erklärt sich zu „LGBT-Ideolo- gie-freien Zonen“. Der massive Hass von Anti-LGBTI*-Kampagnen, Kirchenvertreter*innen wie auch der klerikal-nationalistischen Regierungspartei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) ist bereits zur existenziellen Bedrohung polnischer Queers geworden. Aber die LGBTI*-Community des Landes ist weiterhin aktiv und wehrt sich mit kreativen Mitteln gegen den Hass, z. B. mit dem „Atlas of Hate“ des polnischen Aktivisten Kuba Gawron – eine Online-Karte, die die LGBTI*-feindlichen Regionen auflistet und die behördlichen Diskri- minierungen von LGBTI*-Personen sichtbar macht. Auch vor Corona war die Situation für Polens Queer-Community schon mehr als prekär, sagt Baffi. Der Lockdown heizte die Atmo- sphäre dann weiter auf. „So wurden beispielsweise ,Homo-Sünden‘ für Corona verantwortlich gemacht.“ Auch wenn der von der TfD

FOTO: IMAGO IMAGES / BE&W geschaffene „Biedronka Express“, der als eigener Demo-Wagen den Warschau Pride unterstützen sollte, jetzt erst in 2021 rollen wird, ruht die solidarische Idee einer deutsch-polnischen Ver- bundenheit gerade jetzt nicht. „Welche geplanten Projekte Gegen den Hass wir demnächst verwirklichen können, ohne viele Leute in einem Raum zu sein, finden wir erst langsam raus“, sagt Eine gemeinsame Fahrt zum Warschau Pride hatte die TfD Baffi. „Was wir in Zeiten von Corona aber tun können ist, geplant. Dass die Aktion wegen Corona nun ins Wasser den Druck von Deutschland aus aufzubauen. Partnerschaf- fällt, heißt aber nicht, dass die Solidarität ausbleibt: Was ten mit polnischen Städten, die sich stolz zur Homophobie noch alles geplant ist und wie es ihren Partner-Organisa- bekannt haben, müssen infrage gestellt werden.“ An einem tionen in Polen jetzt geht, erzählte uns Baffi von der TfD Konzept zum flächendeckenden Protest deutscher Städte Wegen der Corona-Krise muss sie leider arbeite die TfD derzeit. Auch der LSVD hat über 300 deutsche Städte ausfallen: die lange geplante, gemeinsame und Gemeinden, die eine Partnerschaft zu Polen pflegen, dazu auf- Fahrt der Berliner Initiative „TfD – Travestie gefordert, Stellung zu beziehen. „Die politische Hetze in Polen gilt für Deutschland“ und ihrer Mitstreiter*innen immer auch uns. Queers interessieren sich nicht für Staatsgrenzen“, zum Warschau Pride („Parada Równości“). findet Baffi. Auch finanzielle Hilfe hat die TfD bereits angeschoben. Die Unterstützung des Prides in der polni- „Da wir vom Vereinsregister noch keine Nummer zugeteilt bekom- schen Hauptstadt geht aber weiter – und ist men haben, können wir noch kein Crowdfunding starten. Sobald aktuell notwendiger denn je! „Ich bin mit sich das geändert hat, werden wir aber umgehend zu sammeln einigen Aktivist*innen in Polen in Kontakt“, beginnen, wobei unsere polnische Familie natürlich in vorders- erzählt Baffi von der TfD. „Die sind wegen ter Reihe steht.“ Amanda Beser 22 PRIDE

tionen zur Straßendemo überlegt? C: Wir „Keine Normalität, überlegen, ob wir etwas später im Sommer eine Online-Demo machen. Aber die kann eine Stra- ßendemo nicht ersetzen. S: Wir fangen gerade sondern Kreativität!“ erst an, Ideen zu entwickeln. Problem ist: mit einer Online-Demo erreicht man vor allem die Der „behindert und verrückt feiern“-Pride Community, aber erst mit einer Straßendemo geht man so richtig Berlin von und für Menschen mit Behinde- in die Öffentlichkeit. K: Es gibt Überlegungen, ob wir die Parade rung, chronisch Kranke und Personen mit bis in den Herbst oder ins nächste Jahr verschieben. Aber ich bin psychiatrischen Diagnosen fällt dieses Jahr im auch für eine Online-Kundgebung oder Online-Aktion. Juni aus. Ihre Kämpfe und Forderungen sind Die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sind weitrei- aber jetzt wichtiger denn je. Wir sprachen mit chend. Wie geht es euch persönlich damit und was haltet Sven Drebes, Carmela Sirkes de Capella und ihr davon? K: Die Maßnahmen sind zu allgemein, besonders was Kira Shmyreva vom Orga-Team die Menschen mit Behinderungen angeht. Da müsste man viel differenzierter schauen, was jede*r braucht. Menschen mit nicht Aktualisierte Infos ven, Carmela und Kira, was sichtbaren Behinderungen oder mit chronischen Erkrankungen, zur Parade unter: verbindet euch mit dem „behin- deren Krankheit sich verschlechtert, wenn sie zu Hause bleiben – pride-parade.de dert und verrückt feiern“- wie bei einer schweren Depression –, werden z. B. wenig berück- S Pride? Kira: Ich bin seit einem sichtigt. Zugleich habe ich Freund*innen, die seit zwei Monaten Spenden für die Jahr im Team dabei. Seit 2018 arbeite ich nicht draußen waren, weil sie in der „Risikogruppe“ sind. Es muss Parade: gofundme. als persönliche Assistenz und als Theater- anerkannt werden, dass nicht alle Bedürfnisse gleich sind. S: Ich com/f/pride-para- pädagogin in verschiedenen Kontexten zu- bin viel mehr zu Hause und arbeite nur noch im Homeoffice. Ich de-berlin sammen mit Menschen mit Behinderung. glaube, die meisten Maßnahmen waren notwendig, aber für viele Carmela: Ich habe seit meiner Geburt ein Menschen hart. C: Ich bin mir unsicher, bin aber mittlerweile Petition auf change. Handicap und war schon oft bei der Pride auch etwas entspannter geworden als noch zu Beginn der Krise. org: „Corona-Infos Parade als Gast dabei. Ich fand die Parade Wir können rausgehen und wir haben hier ein besseres Gesund- auch in Gebärdenspra- schon immer gut und wollte dann gerne heitssystem als andere Länder. che für Gehörlose!“ mitmachen. Seit Winter 2018 bin ich nun Auch in Berlin gab es schon Demonstrationen gegen die im Orga-Team und habe bereits einen Pride Schutzmaßnahmen. Findet ihr diese Demos unsolidarisch? mitorganisiert. Sven: Ich bin fast seit der S: Ja. Es ist unsolidarisch, dass gegen Maßnahmen demonstriert Geburt im Rollstuhl, seit meiner Schulzeit wird, die uns alle schützen sollen. Die Leute auf den Demos verhal- Aktivist für Menschen mit Behinderung ten sich ja oft auch so, dass sie das Virus verbreiten können, indem und schon seit dem ersten Berliner „be- sie z. B. keine Masken tragen. Die Lockerungen kommen einige hindert und verrückt feiern“-Pride in 2013 Wochen zu früh. Das birgt die Gefahr, dass die Leute denken, es mit dabei. wäre jetzt alles wie vorher. C: Der Versuch der Lockerungen ist Wegen des Coronavirus kann in die- zwar gut, aber ich habe auch Angst, dass die Situation wieder sem Jahr auch der „behindert und schlimmer wird. K: Wenn wir solidarisch sein wollen, dann müs- verrückt feiern“-Pride nicht wie ge- sen wir auf einige unserer Privilegien verzichten. Viele verlangen plant stattfinden. Eure diesjährige jetzt, dass wir zur „Normalität“ zurückkehren sollen. Aber von Parade hätte das Motto „Normalität welcher Normalität sprechen wir dabei? Der Zusammenschluss sprengen, gemeinsam spinnen“ ge- von queeren Menschen und von Menschen mit Behinderung, die habt. Habt ihr euch alternative Ak- „queer & crip Bewegung“, kann einiges zu dieser Diskussion bei- PRIDE 23

Foto: Orga-Team „behindert und verrückt feiern“: Kira Shmyreva, Carmela Sirkes de Capella und Sven Drebes (v. l. n. r.)

tragen, da wir zeigen, dass Normalität ein Konstrukt ist. Wir müs- sen kreativ sein, was die Lockerungen und Maßnahmen angeht. Wir brauchen keine Normalität, sondern Kreativität! Unter dem Hashtag #Risikogruppe haben von Covid-19 stark gefährdete Menschen eine Kampagne in sozialen Medien gestartet, um für mehr Solidarität und die Einhal- tung der Maßnahmen zu werben. Was haltet ihr von dem Begriff „Risikogruppe“? C: Ich würde mich selbst nicht als Teil einer „Risikogruppe“ sehen. Ich habe zwar eine Behinderung, aber ich bin gesund. Und ich mag es gar nicht, wenn ich als krank be- zeichnet werde. K: Fakt ist, dass Menschen aus der sogenannten Risikogruppe, wenn es im Zuge der Corona-Pandemie doch noch zu einer echten Notfallsituation, mit Engpässen bei Beatmungsge- räten, kommen sollte, medizinisch nicht zuerst behandelt würden. Bevorzugt behandelt würden in diesem Extremfall die, die als „gesund“ gelten und die in den Augen der Mediziner*innen eine „höhere Chance“ auf Heilung haben. Ich finde, selbst wenn dieser Extremfall nicht eintritt, steckt in der Diskussion darüber, die es auf politischer Ebene ja bereits gab, schon eine diskriminierende Einteilung in wertvolleres und unwertvolleres Leben. Nur weil jemand mehr „gebrechlich“ ist und als Arbeitskraft in unserer Leistungsgesellschaft als weniger produktiv betrachtet wird, heißt dies nicht, dass er oder sie nicht ebenso medizinische Zuwendun- gen erhalten sollte. S: Ich finde den Begriff aus wissenschaftlicher Sicht brauchbar, weil er beschreibt, wer de facto ein höheres Risiko hat, schwer an Covid-19 zu erkranken. Die Frage ist aber, wie das Wort dann im Alltag verwendet wird. Zumal die wenigsten auch wissen, wer jetzt wirklich zu dieser Gruppe gehört. Es ist gut, dass Menschen mit Behinderung, z. B. unter diesem Hashtag #Ri- sikogruppe, dem Begriff jetzt ein Gesicht geben. Gibt es genug Support für den „behindert und verrückt feiern“-Pride aus der LGBTI*-Community? S: In unse- rem Bündnis sind relativ viele queere Menschen, wir erleben eine hohe gegenseitige Solidarität. Aber es gibt auch Teile der LGBTQ*-Bewegung, die nicht unbedingt solidarisch sind. Sie sind sehr körperorientiert, achten sehr auf Fitness und vermeintliche Schönheit. K: Wir sind dem gegenüber kritisch, was als „normal“ gilt, und wir sind offen für alle Formen der Identität. In diesen Punkten kommen unsere Kämpfe zusammen. Bei der CSD-Parade könnte allerdings noch mehr auf Barrierefreiheit geachtet wer- den. C: Eine Zusammenarbeit mit dem CSD-Team fände ich cool. Ich habe dem SchwuZ einiges gespendet, das ist mein Lieblings- club und es fehlt mir, mal wieder tanzen zu können. Was sind eure konkreten Forderungen dieses Jahr? C: Dass die Deutsche Gebärdensprache vom Staat genauso bezahlt wird wie auch die Assistenz. S: Wir müssen endlich wegkommen von den vielen Pflegeheimen. Gerade Wohnheime, auch für behinderte Menschen, hatten viele Corona-Fälle. Dies kann man vermeiden, wenn Menschen alleine oder in WGs wohnen. K: Mehr Sichtbar- keit in der öffentlichen Debatte und in den Medien. So gab es bis- her z. B. keine Corona-Informationen in Gebärdensprache. Interview: Florian Bade 24 COMMUNITY Zündstoffe Queere Positionen und Kritik

Vojin Saša Die unmittelbaren Effekte der Pandemie zeigen schließlich, wie sich Vukadinovic´ die Gegenwart bereits umgestaltet hat. Die Notwendigkeit politischen ist Historiker und Streits hat sich nunmehr auf das Internet und auf Demonstrationen Herausgeber des Sam- reduziert, die um des Demonstrierens willen abgehalten werden, melbands „Freiheit ist womit der Sinn des Politischen lediglich weiter karikiert wird. Das keine Metapher“ Homeoffice nimmt derweil das Private in Beschlag und verschärft (Querverlag 2018) die Verschmelzung von Arbeit und Leben weiter, während all jene, die keinen Ort für sich reklamieren können, aufgefordert werden, gefälligst zu Hause zu bleiben, wo sie mitunter auf engstem Raum der Willkür anderer ausgesetzt sind. Auch verbliebene Selbstbe- schäftigung kann dies nicht wenden. Was sind schon die Freuden des Lesens, wenn die Gedanken aus naheliegenden Gründen konstant abschweifen? Während man weiß, dass Menschen an Beatmungs- geräte angeschlossen werden müssen und Vojin Saša Vukadinovic´ findet, es ziemt sich nicht, derweil Existenzen kaputtgehen, die unmit- in der Corona-Krise eine Chance zu sehen telbar mit der Schließung geschätzter Bars, Restaurants und Clubs zu tun haben, und die eigenen Einnahmen den Bach runtergehen? risenbewältigung ist unweigerlich eine kollektive Es zeugt deshalb von Ratlosigkeit, angesichts dieser Umstände – die Anstrengung. Angesichts der ungeahnten Heraus- mit dem Denken von jenem Trost abschneiden, der noch bleibt – auf forderungen der letzten Monate bestand enormer Hand- einer Chance zu beharren. K lungsbedarf, der vom Kiez bis hinauf zu planetarischen In Krisenzeiten ist deshalb zuvörderst die Erinnerung an das Allein- Maßnahmen reichte. Das seither wechselseitig ausgesprochene Lob sein im Wortsinn hochzuhalten. Virginia Woolf hat in „Ein eigenes erstreckt sich von der Anerkennung nachbarschaftlicher Koope- Zimmer“, ihrer klassischen Bestimmung von Autonomie und künst- ration und (wohl eher symbolischen) Respektsbekundungen für lerischer Tätigkeit, eine These formuliert, die bei Weitem nicht nur „Alltagshelden“ bis zur Wertschätzung der Zivilisation als solcher. der Frauenemanzipation zufällt. Ihre Forderung, dass Geld und ein Tatsächlich ist überall Hilfe organisiert worden. Allerdings ist eine Raum für sich – und nur für sich – die unabkömmlichen Bedingun- solche, so notwendig und begrüßenswert sie zweifellos ist, etwas gen sind, um der Welt überhaupt etwas von Bestand überantworten anderes, als sich in der Krise auf eine ideelle Gemeinschaft zu be- zu können, ist die trefflichere und weitaus dringlichere Proklama- sinnen und von dieser mehr als eine temporäre, praktische Stütze tion als das Beharren auf gemeinschaftliches Zusammenstehen. zu erwarten – oder dieser gar neuerliche Verehrung zu erweisen. Hierzu komplementäre Gedanken hat Hannah Arendt in ihrer Bisweilen scheint die Warnung vor einem möglichen Zerfall der Schrift über das Denken formuliert. Eine bekanntere Passage der „Community“ – als was auch immer dieser ohnehin schon unscharfe ansonsten weniger beachteten Abhandlung lautet: „Das Denken ist, Begriff bestimmt werden mag – weitaus mehr Aufmerksamkeit zu existentiell gesehen, etwas, das man allein tut, aber nicht einsam: erregen als die konkrete Gefährdung des Individuums. Damit ist allein sein heißt mit sich selbst umgehen; einsam sein heißt allein nicht der Tod gemeint, der Motor der weltweiten Aufregung, der sein, ohne sich in das Zwei-in-einem aufspalten zu können, ohne ohnehin Ausgangspunkt sämtlicher Überlegungen sein sollte. sich selbst Gesellschaft leisten zu können.“ Denken braucht genui- Vielmehr ist hier vom „Zusammenhalt“ die Rede, einem in alle Rich- nes Alleinsein, das diesen Namen überhaupt verdient. Dann könnte tungen mobilisierbaren Ideologem, dessen erstes Ziel stets die Ein- man sagen: „Ich bin Einer und ohne Gesellschaft.“ Den „Wind des zelnen sind. Isolation verlangt einiges ab, und selbstverständlich Denkens“ bestimmte Arendt schließlich in der „Fähigkeit, recht und ist das Wissen um andere eine Erleichterung, wenn zum ökonomi- unrecht, schön und häßlich zu unterscheiden. Und diese kann ... in schen Desaster noch die angenehmen Seiten des Lebens auf Eis ge- der Tat Katastrophen verhindern, mindestens für das Selbst.“ Das ist, legt werden, Freundschaften und Lusterleben etwa. Das macht aus was in diesem Moment zu vergegenwärtigen ist. Abschirmung wie Kontaktlosigkeit aber lange noch keine Chance. Es gibt keinen Grund, einem solchen Zustand Positives abzugewin- nen, sei es in Form schieren Glaubens auf einen umso schöneren gemeinsamen Neubeginn, sei es in Gestalt politischer Hoffnung auf etwaige Neuorientierung, sei es gar das Wittern utopischen Poten- zials im ominösen „Danach“. Doris Belmont geistert durch die Berli- ner Szene, mesmeriert ihr Publikum mit dem Charme einer Gründer- zeit-Bibliothekarin und engagiert sich für diver- se politische Events

facebook.com/ belmontdoris instagram.com/ doris_belmont FOTO: MATTHES VON BIBERSTEIN Abgeschminkt von Doris Belmont

Es ist schon ein Graus, meine Lieben. Da gibt göttinnengleiches Porzellangesicht zu Feinstaub uns der Juni doch mit den Öffnungen des letzten zerbröseln lassen. Solch mental freidrehende Figu- Monats einen Hauch des vermissten Stadtlebens ren finden sich aber nicht nur auf fernen Demos, und somit etwas „Normalität“ zurück, dennoch sondern mitunter auch im eigenen (erweiterten) komme ich nicht umhin, die merkwürdigen Aus- Bekanntenkreis. Im besten Fall sind es Freunde wüchse der derzeitigen Lage zu kommentieren. bei Facebook, mit denen wir nicht viel von unse- Denn vom „Corona-Effekt“, wie ich ihn mal frei rem Leben, jedoch bestimmte Interessen, Partys betitele, scheint wohl irgendwie jede*r auf die (was war das noch mal?) oder Arbeitsplätze tei- eine oder andere Art betroffen zu sein. len. Früher hätte man auch gesagt: „Freunde von Sprüche wie „Gib Gates keine Chance“ oder Freunden“. Ein nettes Gespräch im Suff und am „Was Hitler begann, soll Bill Gates nun zu Ende nächsten Tag liegt im virtuellen Postfach bereits bringen“ fluten derzeit Gesellschaft und (soziale) eine Freundschaftsanfrage. Medien. Die Rede ist von den „Hygienedemos“ Wenn wir uns dieser Tage die Mühe machen, gegen die Corona-Maßnahmen. In vielen Städten deren Timeline unter die Lupe zu nehmen, stellen gehen derzeit Menschen gegen die staatlichen wir oft fest, dass die Empfänglichkeit für diese Einschränkungen zur Eindämmung des Virus auf verwirrenden Thesen nicht zwangsweise in der die Straßen. Angetrieben von Figuren wie Ken Angst vor Reptiloiden oder Insektoiden begrün- Jebsen, bekannt durch die neurechten „Demos det liegt. Am Anfang der Krise zeigte sich hier für den Frieden“, Xavier Naidoo, der neben sehr oft noch ein ursprünglich sogar kritischer Geist. vielen geistigen Müll-Ergüssen derzeit auch die Wandert man auf der Zeitleiste jedoch Richtung Existenz von Covid-19 leugnet, oder Attila Hild- Gegenwart, zeigt sich alsbald, wie durch die Krise mann, der schlicht übergeschnappt scheint und die Objektivität zunehmend flöten geht. Eine Mi- zuletzt meinte, er werde vom Staat vergiftet, ver- schung aus Angst, Langeweile und Frustration öff- sammelt sich derzeit ein illustrer Haufen. Kreativ net anscheinend den extremeren Thesen Tür und ausgestattet mit Bannern, auf denen auch die Tor und noch nicht mal das eigene Umfeld scheint bereits zitierten Sprüche prangen, manifestiert davor gefeit. Das macht Angst, gelinde gesagt. sich ein Potpourri aus Grundrechtschützern, Impf- Abgeschminkt betrachtet, sollten alle unsere gegnern, Hippies, Verschwörungstheoretikern Alarmglocken schrillen, wenn wir beobachten, und Rechtsradikalen. Alles Ideologien, die bislang wie schnell Menschen anschlussfähig für objektiv teilweise eher als unvereinbar galten. Vereinzelt verwirrte Thesen werden. Und wenn wir nicht tragen Demonstrant*innen gelbe Aufkleber in der alle wachsam bleiben, werden auch die besten Form des sogenannten Judensterns mit der Auf- Motive, wie der Schutz unseres Grundrechts, von schrift „Ungeimpft“. Ganz ehrlich, es sind unge- neurechten Ideologien vergiftet. Also, ahnte Geschmacklosigkeiten wie diese, die mein bei Widerstand! Eure Doris 26 COMMUNITY

Szene machen

Im März, als die Maßnahmen gegen das Co- ronavirus in Kraft traten, gehörte das Team vom Karada House (karada-house.de ) zu den Ersten, die mit „Queer Relief for Covid-19“ schnell eine Art queerer Nachbarschaftshilfe auf die Beine stellten. Was aber ist das Karada House eigentlich? Wir sprachen mit der Künst- lerin und Pädagogin Caritia FOTO: RENE GEBHARDT

Caritia, was ist das Karada House? Ein quee- Mit diesem Ziel habt ihr vom Karada House rer Kunstraum. Wir bieten hier z. B. Workshops ja auch bereits im März die Initiative „Queer zu Sexualität und Konsens an, zu BDSM, Shibari Relief for Covid-19“ gestartet … Genau, da ging und Bondage, machen aber auch Filmabende oder es darum, schnell gegenseitige Unterstützung zu Performances ... Mamana, René und ich, die das organisieren. In ein Online-Formular auf unserer Karada House zusammen betreiben, wollten einen Website können sich alle eintragen, die Hilfe su- Ort schaffen, in dem wir kreativ sein können und chen – und alle, die Hilfe anbieten. Bisher haben der explizit feministisch und queer ist. Das meiste sich um die 1.300 Leute angemeldet, die helfen im Bereich BDSM/Kink kommt ja leider aus einer wollten, ein paar Hundert Personen wurde be- hetero und cis Perspektive. Wir bieten auch ex- reits geholfen. Leute mit Vorerkrankungen waren ternen Künstler*innen an, hier zu arbeiten oder dabei, die jemanden gebraucht haben, der für sie auszustellen. Der Raum in Prenzlauer Berg, den einkaufen geht. Einige brauchten eine Notfallthe- wir gefunden haben, ist eine ehemalige Stallhalle. rapie, andere Hilfe beim Ausfüllen von Formula- Ursprünglich hatten wir nur einen Mietvertrag ren oder beim Schreiben an Vermieter*innen ... bis März 2021, aufgrund der Corona-Krise können Wie lange läuft eure Initiative noch weiter? wir eventuell länger bleiben. Das Online-Formular für die gegenseitige Hilfe Wegen Corona hat euer Raum im Moment werden wir noch länger betreiben. Wir hatten noch geschlossen. Ihr bietet aber jetzt viele aber auch den Queer Relief Fund, einen finan- Workshops online an. Wie läuft das? Gut, ziellen Hilfsfonds, eingerichtet, der jetzt schon auch wenn es natürlich finanzielle Auswirkungen ziemlich ausgetrocknet ist. Wir sammeln immer auf uns hat. Das Karada House ist meine Hauptein- noch Spenden dafür, merken jedoch, dass der nahmequelle, also habe ich versucht, so weit wie Fonds unsere Kapazitäten im Team langfristig möglich auf digitalen Unterricht umzusteigen. übersteigt. Zum Glück gibt es mittlerweile einige Ganz leicht war das nicht: Ein Ziel meiner Arbeit andere queere Crowdfundings in Berlin für Leute, ist ja, Menschen zu ermutigen, nicht nur in ihren die durch das Raster staatlicher Hilfen fallen. Falls Köpfen zu sein und ihre Körper mehr zu spüren. wir merken, dass das alles nicht reicht, werden Auch zwischenmenschliche Dynamik ist in mei- wir noch mal überlegen, wie wir weitermachen. nen Workshops wichtig, ebenso wie Sicherheit, z. Was wünscht ihr euch in Sachen queerer B. beim Fesseln. Da musste ich Themen und An- Solidarität in diesen Zeiten? Dass wir uns alle sätze finden, die auch online funktionieren. mehr unterstützt fühlen können, auch wenn wir Wie kommst du persönlich mit „Social Dis- nicht mit allem einverstanden sind, was andere tancing“ und der damit verbundenen Iso- aus der queeren Community so machen und wie lation klar? Ich lebe nicht monogam, sondern sie es machen. Wir sollten unsere Vielfalt aner- poly, und habe manche meiner Partner*innen seit kennen und trotzdem zusammenarbeiten. Wochen nicht gesehen. Das ist natürlich schwer. Und nicht um die wenigen Ressourcen, die Aber wenn ich was über queere Menschen weiß, es gibt, konkurrieren? Ich finde nicht, dass wir dann das: wir sind gut darin, uns an neue Situatio- wenig haben, besonders nicht hier im reichen nen anzupassen. Dann höre ich die/den Polypart- „Westen“, in Berlin. Diese Knappheitsmentalität ner*in eben erst mal nur am Telefon. Anstatt unter hilft uns nicht. Auch in diesen schwierigen Zeiten der Situation zu leiden, sollten wir konstruktive sollten wir erkennen, was wir haben – und diese Lösungen finden, die uns jetzt helfen. Ressourcen dann fairer verteilen. Interview: fs NEWS 27

+++ Mehr LGBTI*-feindliche Übergriffe in Berlin hat das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo er- Kurz und fasst: Wie aus dem Jahresbericht von Maneo hervorgeht, registrierte das Projekt in 2019 ins- bündig gesamt 559 Fälle, eine Steigerung um 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 395 Taten richteten sich gegen Schwule und männliche Bisexuelle, 83 gegen trans* Personen und 47 gegen Lesben und weibliche Bisexuelle. In 176 Fällen handelte es sich um Beleidigungen, dazu kamen 153 Körperverlet- zungen. Ob die Zahlen de facto gestiegen sind oder ob nur mehr Fälle gemeldet wurden, ist laut Maneo nicht klar. Das Projekt geht aber von einer hohen Dunkelziffer aus. +++ Nach einigen Aktionen im Bezirk Lichtenberg bietet der Verein Lesben Leben Familie – LesLeFam e. V. nun auch ein Projekt für lesbische Sicht- barkeit in Marzahn-Hellersdorf an. (Foto) Im Osten Berlins existiere noch kaum Infrastruktur für lesbische Frauen und ihre Familien, heißt es dazu auf leslefam.de. Unter dem Motto „Lesben* in Marzahn-Hellersdorf stärken!“ sollen u. a. Grup- penangebote, Beratung und Fortbildungen organi- siert werden. +++ Am 7. Mai wurde ein Gesetz „zum Schutz vor Konversionsbehandlungen“ beschlossen – also vor vorgeblichen „Therapien“, die dar- auf abzielen, die sexuelle Orientierung oder die selbst empfundene geschlechtliche Identität eines Menschen zu ändern. Bis zuletzt hatte der von Ge- sundheitsminister Jens Spahn (Foto) eingebrachte Gesetzesentwurf in der Kritik gestanden, denn der FOTO: MAXIMILIAN KÖNIG vorgesehene Schutz beschränkt sich weitgehend auf Personen unter 18 Jahren. Auch kann der Straf- tatbestand nicht auf Eltern und Fürsorgeberechtig- te angewendet werden, wenn sie durch die Tat ihre Fürsorge- oder Erziehungspflicht nicht „gröblich verletzen“. Dennoch wurde das Gesetz mit den Stimmen der Koalitionsparteien und der FDP ange- nommen. Linke und Grüne enthielten sich, ebenso die AfD mit Ausnahme einer Gegenstimme. +++ Am 31. Mai wurde Elfriede „Elfi“ Mikesch (Foto) 80 Jahre alt: Fotografin, Filmregisseurin und Kamerafrau für bedeutende queere Filme- macher*innen wie Werner Schroeter, Monika Treut und Rosa von Praunheim. Wir gratulieren! FOTO: JACKIELYNN +++ Weil er nicht Wehrbeauftragter des Bundes- tages werden konnte, ist der SPD-Abgeordnete Johannes Kahrs (Foto) am 5. Mai von allen politi- schen Ämtern zurückgetreten. Von 2008 bis 2019 war er Beauftragter der SPD für die Belange von Lesben und Schwulen seiner Fraktion. +++ Richtigstellung: Im Text „Mehr Zeit für Pfle- ge“ in der Maiausgabe der SIEGESSÄULE hieß es, im Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum habe eine „gesamte Abteilung“ gekündigt und sei an ein anderes Krankenhaus gewechselt. Die Formu- lierung ist irreführend: Zwar haben 38 Fachkräfte der Infektiologie geschlossen das Krankenhaus ver-

FOTO: SUSIE KNOLL lassen, einige Fachkräfte der Abteilung sind jedoch geblieben. 28 BRANDENBURG

Foto: Projektleiterin Lisa Haring

men wie der gemeinsame Alltag, Konflikte oder Trennungen spielen in den individu- ellen Beratungsgesprächen eine Rolle. Spe- zifisch für Brandenburg ist leider auch die Schwierigkeit, eine Community zu haben, sich zu vernetzen. Ganz besonders, wenn man kein Auto zur Verfügung hat. Der drit- te große Bereich unseres Projekts ist des- wegen, Begegnungsangebote für queere Familien vor Ort zu schaffen, durch die sie sich kennenlernen, austauschen und damit auch gegenseitig stärken können. Viele sind in der Position, dass sie die einzigen queeren Menschen in der unmittelbaren Nachbarschaft sind. Sie müssen sich dann oft doppelt erklären, weil sie queer sind We Are Family und aber trotzdem auch Kinder haben. In Brandenburg besteht oft noch ein traditio- Seit drei Jahren gibt es das Projekt „Regenbogenfamilien in Branden- nelles Familienbild, das Regenbogenfami- burg stärken!“ des LSVD Berlin-Brandenburg. Die Herausforderungen lien nicht mitdenkt. für queere Familien sind seitdem nicht weniger geworden. Wir spra- Bleibt also für viele nur der Weg über chen mit der Projektleiterin Lisa Haring Berlin, um sich Support zu suchen? Bisher war das oft so, ja. Hinzu kommt, regenbogenfami- isa, mit welchen Problemen sind queere Familien dass für einige queere Personen mit Kin- lien-brandenburg.de in Brandenburg konfrontiert? Es fehlen hier ja ge- derwunsch, insbesondere für lesbische nerell flächendeckende queere Unterstützungsangebote. Paare, natürlich die Kinderwunschkliniken LBrandenburg ist eine weitläufige und dünn besiedelte eine wichtige Anlaufstelle sind. In ganz Region. Wenn man nicht gerade in Potsdam oder Cottbus lebt, ist Brandenburg gibt es nur eine einzige: in es als queere Person wahnsinnig schwierig, Unterstützung zu be- Potsdam. Und meine Erfahrung mit dieser kommen ... das gilt für jeden Lebensbereich und eben auch für Klinik war leider bisher, dass sie nicht den Bereich Familie. wirklich offen ist für queere Familiengrün- Euer Projekt „Regenbogenfamilien in Brandenburg stär- dungen. Das heißt für Regenbogenfamilien, ken!“ soll diese Lücke füllen. Was macht ihr genau? Das wenn sie den Weg über eine Kinder- Projekt wurde 2017 im Rahmen des Queeren Aktionsplanes wunschklinik gehen wollen, dass sie dafür des Landes Brandenburg gegründet. Es besteht aus drei großen nach wie vor nach Berlin müssen. Das ist Teilbereichen: Einmal bieten wir Weiterbildungen und Sen- ein enormer Aufwand. sibilisierungsveranstaltungen für pädagogische Fachkräfte in Und die geplante Reform des Adop- Brandenburg an. Der zweite Bereich ist die Beratung und Unter- tionsrechts, die am 1. Juli in Kraft stützung von Regenbogenfamilien und von queeren Personen mit treten soll, zementiert die Diskri- Kinderwunsch. minierung lesbischer Eltern auch Wie hat sich insbesondere diese Beratungsarbeit seit Be- noch weiter ... Ja. Wenn ein Kind in eine ginn der Corona-Pandemie verändert? Im Moment berate ich bestehende lesbische Ehe oder Partner*in- nur telefonisch, per Mail und Videochat. Vor Corona habe ich das nenschaft hineingeboren wird, muss der oft auch persönlich getan und bin dafür im ganzen Land herumge- zweite Elternteil das Kind adoptieren. Es fahren. Dabei saß ich mit den Leuten an ihrem Küchentisch, weil gibt keine Mutterschaftsanerkennung in es bisher leider keine eigenen Räume für unsere Arbeit gibt. Deutschland analog zur Vaterschaftsan- Mit welchen Themen wenden sich die Leute an dich? Ich erkennung. Und es gibt auch nicht auto- unterstütze queere Personen z. B. bei allen offenen Fragen zu matisch wie bei einer heterosexuellen Ehe Adoption, Stiefkindadoption, Pflegschaft, Reproduktionsmedizin, für den*die Partner*in die gleichen Rechte. Trans*elternschaft, Mehrelternschaft, Co-Parenting und anderen Obwohl Familiengründung ein Menschen- Formen queerer Familiengründung. Auch generelle Familienthe- recht ist. Interview: Amanda Beser BRANDENBURG 29

Flagge zeigen!

In diesem Juni erlaubt die Uni Potsdam erst- Mit der Regenbogenfahne setzt die UP endlich auch mals die Hissung der Regenbogenfahne an offiziell ein Zeichen für sexuelle und geschlechtliche offiziellen Masten. Ein Bekenntnis zu den Vielfalt, zeigt Flagge im Kampf gegen die Ungerech- Rechten queerer Menschen. Diesem Zeichen tigkeiten, denen queere Menschen immer noch aus- sollten nun auch Taten folgen. UPride, die gesetzt sind. Und genau dieser Kampf geht weiter, queere Unigruppe der Potsdamer Hochschu- auch an der UP: Trans* Personen müssen nach dem len, kommentiert TSG zur Anpassung ihres Namens in öffentlichen Do- FOTO: UPRIDE kumenten einen zeitaufwendigen, demütigenden und Foto: Das Team der Der Brandenburger Landtag macht es, das Potsdamer Rathaus ebenso, ja sogar das belastenden Prozess auf sich nehmen. Da hilft es nicht, queeren Unigruppe Polizeipräsidium des Landes Brandenburg hisst mindestens einmal im Jahr zu ge- wenn Institutionen wie die UP für die Namensände- der Potsdamer Hoch- gebenem Anlass die Regenbogenfahne. Nur die Uni Potsdam (UP) vermied es stets, rung von trans* Personen in ihren Unterlagen und den schulen (UPride) sich offiziell mit einer Flaggenhissung zu Vielfalt, Toleranz und gleichen Rechten für E-Learning-Plattformen unnötig streng vorgehen: Ein alle zu bekennen: Sie untersagte bisher die Nutzung der offiziellen Flaggenmasten. dgti-Ausweis (Deutsche Gesellschaft für Transidentität Dank unserer Vorgänger*innen von UPride fand seit 2008 zwar einmal jährlich eine und Intersexualität) und eine finanziell sowie emotio- Hissung der Regenbogenfahne statt, um queere Menschen und Lebensweisen sicht- nal teure Antragstellung nach dem TSG reichen der UP bar zu machen, allerdings duldete die Uni die Hissung bisher nur an einem mobilen, nicht aus, es muss noch eine willkürlich wirkende Ein- selbst organisierten Maste. zelfallprüfung erfolgen, die zusätzlich Zeit, Nerven und Im letzten Jahr baten wir das Präsidium der Uni um Erlaubnis, diesmal die offi- Kraft in Anspruch nimmt. Dieses Problem war schon ziellen Masten verwenden zu dürfen, doch man wollte es „bei der alten Regelung früher bekannt und entwickelte sich im jetzigen On- belassen“. Die Beflaggung sei offiziellen Anlässen, Staatstrauer o. Ä. vorbehalten. line-Semester zu einer alltäglichen Ausgrenzung von Obwohl sich der Präsident der UP, Prof. Oliver Günther, stets dazu bereit erklärte, trans* Personen. Die Deadnames trans* Studierender zur Hissung eine Rede zu halten, war es wohl nicht vorgesehen, diesem Ereignis werden für alle sichtbar, was zwangsläufig zu einem (einem Bekenntnis zu Menschenrechten!) durch die entsprechenden Masten einen unfreiwilligen Outing der betroffenen Personen führt. offiziellen Rahmen zu geben – so wie es andere Universitäten bereits tun. Dies macht sie zu einer Zielscheibe für transfeindliche Dank der Unterstützung von AstA und AndersARTiG e. V. konnte dem Thema in Hasskommentare und Beleidigungen – ein Unding, der Presse genug Aufmerksamkeit verschafft werden, sodass die Uni ihre Entschei- welches schnellstmöglich beseitigt werden muss. Wir dung überdachte und endlich eine Regelung zur Hissung der Regenbogenfahne an erwarten, dass den Lippenbekenntnissen der UP auch offiziellen Masten fand: In diesem Jahr ist es uns von Seiten der UP erlaubt, die diesmal Taten folgen und strukturelle Benachteiligun- offiziellen Masten zu verwenden und in der Woche des Stonewall-Jahrestages die gen queerer Menschen abgeschafft werden. Regenbogenfahne zu hissen! Der Präsident ließ seinen stets offenen Worten also Die Erlaubnis für die Hissung der Regenbogenfahne dankenswerterweise Taten folgen. Wie sich die Hissung in Zeiten der Corona-Pan- war ein erster Schritt – jetzt muss die Uni einen zwei- demie gestalten wird, bleibt derzeit noch abzuwarten ... ten gehen.

Wir sind für euch da bei HIV und anderen Infektionen.

Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum | Rubensstraße 125 | 12157 Berlin | www.vivantes.de/avk-infektiologie

Tagesklinik Tel. 130 20 2609 Station 12C Tel. 130 20 2341 Foto: © Regina Sablotny 30 FAMILY & FRIENDS

Wir sind für euch da – auch in Krisenzeiten halten wir den Spirit der Community hoch ...... und unterstützen außerdem die SIEGESSÄULE!

Helmuth Hanle Diplom Ingenieur & freier Architekt

Praxis Dr. med. Christian Messer

Glaserei + Service GmbH FAMILY & FRIENDS 31

Wir sind für euch da – auch in Krisenzeiten halten wir den Spirit der Community hoch ...... und unterstützen außerdem die SIEGESSÄULE!

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Rad und Tat Offene Initiative lesbischer Frauen e.V. 32 TITEL TITEL 33 Auf Abstand

Auch wenn sich die Auflagen zur Bekämpfung des Coronavirus langsam zu lockern beginnen, bestimmt das sogenannte Social Distancing weiterhin unser Leben. Wichtige Orte der Begegnung für LGBTI* bleiben geschlossen, andert- halb Meter Abstand zu anderen Menschen lautet bis auf wenige Ausnahmen die Devise auf nicht absehbare Zeit. Doch was bedeutet diese mitunter extrem belastende Situation speziell für queere Menschen? SIEGESSÄULE-Autor Jeff Mannes mit einer Bestandsaufnahme

„Eine soziale Gesellschaft ohne Körperkommunikation länger spüren. So auch queere Menschen, denn cis He- kann es gar nicht geben, weil in der kleinsten Zelle der terosexuelle leben im Vergleich zu Queers häufiger in Gesellschaft, in der Familie, immer Körperkommunika- Familien unter einem Dach, also genau in jenen Kon- tion stattfindet.” So zitierte im Mai Zeit Online den Psy- stellationen, in denen die Regeln des Abstandhaltens chologen und Haptikforscher Martin Grunwald. Ohne weniger streng befolgt werden müssen. Queeren Men- Berührung könnten Menschen nicht leben. Doch was schen sind hingegen jene Strukturen weggefallen, die macht Social Distancing mit LGBTI*, die oft ganz andere ihnen als Quelle für diese lebenswichtigen Bedürfnisse Formen als die Heteronorm von Familie leben und in gedient haben: Clubs, Bars, Freundschaften, kulturelle Zeiten der Krise nicht mehr so leicht auf ihr stabilisie- Institutionen, Fuck Buddys oder Wahlfamilien, die nicht rendes Umfeld zugreifen können? unter einem Dach wohnen. Somit sind sie den negativen Zeit Online problematisierte den durch das Social Dis- Auswirkungen des Social Distancing stärker ausgeliefert tancing fehlenden Körperkontakt zwischen Menschen. als die Allgemeinbevölkerung. Dabei leiden LGBTI* eh Es habe einen Grund, warum es kein einziges Säuge- schon überdurchschnittlich häufig an Einsamkeit, De- tier ohne Tastsinn gebe. Auf alle anderen Sinne könne pressionen, sozialer Isolation und anderen psychischen man notfalls verzichten, aber nicht auf das Empfinden Problemen, die nun durch die Krisensituation noch ver- von Berührung. Ohne sie würden Menschen krank: stärkt werden können. Rücken- und Gelenkschmerzen, Panik-, Angst-, Schlaf- In einem Interview mit der taz Ende April wird der So- und Konzentrationsstörungen, aber auch psychosoma- zialwissenschaftler Dirk Sander wie folgt zitiert: „Viele tische Erkrankungen könnten die Folge eines Mangels der Einschränkungen gehen von einem heteronorma- an menschlicher Berührung sein. „Es brauchte offenbar tiven Gesellschaftsbild aus. Queere Menschen leben eine Pandemie, die uns das – Achtung! – begreifen lässt”, andere Formen von Gemeinschaft. Die Beziehungen Illustrationen wird der Wissenschaftler zitiert. bestehen in dieser Gruppe nicht vorrangig aus Ehe oder (inkl. Cover): der klassischen Familie.” Ähnlich sieht das auch Cordu- Diskriminierende Distanz la (Name von der Redaktion geändert), lesbisch, Single, Ivan Kuleshov allein lebend: Bei den Maßnahmen gegen Corona „wird veselyje-kartinki.my- Vor dem Virus sind alle gleich. Doch das Social Distan- von einem Bild ausgegangen, bei dem Leute in einer Fa- portfolio.com cing betrifft Menschen unterschiedlich. Manche gesell- milie leben, in der sie dann auch emotionalen Rückhalt instagram.com/ schaftlichen Gruppen werden davon härter getroffen erfahren oder zumindest nicht alleine sind”, meint sie. veselyje_kartinki als andere – und werden die Folgen dadurch wohl auch „Auch körperliche Nähe haben sie dort öfter. Die Maß- > Seite 34 34 TITEL

nahmen sind an einem heteronormativen Lebensmodell orientiert.” Dieser Vorteil ergibt sich allerdings nur, wenn Beziehungen eben Die Einschränkungen haben Cordula, nach eigener Aussage, schwer „gut funktionieren”, denn natürlich gibt es auch Partnerschaften mit getroffen. häuslicher Gewalt, sei es körperlich oder auch psychisch-emotional. Diese Menschen sind jetzt einem größeren Risiko ausgesetzt. Aus Singles auf Distanz Deutschland gibt es nur wenige Zahlen, aber Studien aus den USA und Großbritannien haben gezeigt, dass rund ein Drittel der LGBTI* Ob queer oder nicht: Singles sind von den Einschränkungen rund schon eine Form von häuslicher Gewalt erlebt hat, wobei die Dunkel- um Social Distancing stärker betroffen. „In einer Partnerschaft lässt ziffer hoch liegen könnte, denn insbesondere männlich sozialisierte sich solch ein Lockdown viel leichter ertragen, auch wenn sich man- Personen holen sich bei Gewalterfahrungen seltener Hilfe. Wer aber che Paare nun mehr streiten”, meint Cordula. „Aber in solch einer zu Hause körperlich angegriffen, psychisch manipuliert, sexuell be- Krisensituation ist es einfach besser, wenn man zu Hause jemanden lästigt oder emotional missbraucht wird, ist jetzt einer noch größe- hat, mit dem man sprechen kann, an den man sich anlehnen oder ren Gefahr ausgesetzt. mit dem man Sex haben kann.” Selbst Streit wäre für sie besser als mit sich selbst sprechen zu müssen. Freundschaften seien plötzlich Sexuelle Distanz in der gesellschaftlichen Wahrnehmung nicht mehr so wichtig. „Es gibt eine Hierarchie: Erst kommen die Leute, mit denen man zusam- Wie bereits erwähnt, werden Menschen ohne Berührung auf Dauer menlebt, Paare und Familie. Und dann erst kommen Freundschaf- krank. Während die meisten diese Feststellung wohl noch relativ ten, die plötzlich als Luxus gelten, auf den man verzichten kann. leicht akzeptieren können, sieht das bei Sexualität schon anders aus. Darunter leide ich sehr.” Hier werden Diskussionen, insbesondere auch in Zeiten von Coro- „Singles sind jetzt einsamer und müssen zum Teil wochenlang al- na, schnell moralisch aufgeladen, obwohl einvernehmliche Sexuali- leine in ihrer Wohnung klarkommen”, meint der Diplom-Psycho- tät auch eine Form gesunder menschlicher Berührung ist. Gerade loge und Suchttherapeut Arnd Bächler von der Schwulenberatung unter schwulen, bisexuellen und anderen Männern*, die Sex mit Berlin. „Als Paar, das gut funktioniert, kann man sich jetzt unterstüt- Männern* haben, ist Sexualität Teil des soziokulturellen Gefüges. zen und trösten. Das ist im Vergleich zu Singles ein Riesenvorteil.” „Während Lesben sich eher in Passivität, in eine Art innere sexuelle TITEL 35

Immigration zurückziehen und sich sexuell Gewissen haben, als wenn sie zum Beispiel abschalten, gehen Schwule jetzt eher in die ohne Mundschutz in einer vollen U-Bahn „Plötzlich gilt die Sexualität in Offensive“, findet Cordula. „Lesben sorgen fahren“, erklärt der Politikwissenschaftler sich schlechter um ihre Sexualität. Das liegt und Philosoph Karsten Schubert im Inter- der Partnerschaft wieder als auch am Patriarchat, das Mädchen bereits view mit SIEGESSÄULE. Dies liege daran, diejenige, die als einzige fürsorg- eintrichtert, dass ihre Bedürfnisse weniger dass „schwuler Sex wesentlich mehr mit zählen. Jungs hingegen werden darin be- Scham besetzt ist – von der Heteronormati- lich und moralisch richtig ist“ stärkt, ihre Bedürfnisse zu verfolgen.“ vität abweichende Sexualität ist immer noch „Auch wenn es jetzt in medizinischer Hin- negativ stigmatisiert.“ sicht sinnvoll ist, seine direkten sozialen Es wäre sinnvoll, jetzt über Strategien der Corona-Risikogruppe. Er hat also auch ein Kontakte zu reduzieren oder zu minimie- Risikoreduzierung nachzudenken – zum persönliches Interesse am Schutz vor Covid- ren, ist es generell gesund, seine sexuellen Beispiel mit wie vielen Menschen man ge- 19. „Obwohl ich Tierarzt bin, obwohl ich die Bedürfnisse zu befriedigen“, betont der Se- nerell noch Sex hat, ob man die Zahl redu- Gefahren von Corona sehr gut kenne und xualpädagoge Marco Kammholz. Deswegen zieren kann und will, wie viel Kontakt zu obwohl ich zur Risikogruppe gehöre, spielt fände er es wichtig, auch darüber zu reden, anderen Menschen die Sexpartner*innen meine psychische Gesundheit auch eine wie wir jetzt unsere sexuellen Bedürfnisse haben u. s. w. Gleichzeitig sorgt sich Kamm- Rolle.“ Sexualität weiter ausleben zu können, erfüllen können, anstatt nur über Kontakt- holz aber auch um die Fortschritte, die wir wenn auch eingeschränkt, hilft ihm, die Ba- beschränkungen zu sprechen. „Was mir in den letzten Jahrzehnten gemacht haben. lance zu halten. zudem auffällt, ist, dass wir aktuell in ein „Ich habe aktuell viel weniger Sex“, berich- „Menschen sind und bleiben auch in der vorliberales Zeitalter zurückfallen. Plötz- tet der Single und schwule Tiermediziner Krise sexuelle Wesen“, betont Sander in der lich gilt die Sexualität in der Partnerschaft Tom (Name von der Redaktion geändert), taz. Der Schwulenreferent bei der Deutschen als diejenige, die als einzige fürsorglich und der auch berufliche Erfahrung mit Corona- Aids-Hilfe erklärt, dass für manche eben moralisch richtig ist, besonders wenn die viren hat. Ganz verzichten kann und möchte der Sexpartner, der um die Ecke wohnt, das Partner*innen zusammenwohnen. Das er- er auf Sex aber nicht. „Ich habe meine bei- Äquivalent zu Familie sei. Es könne deswe- innert doch an Zeiten, in denen nur Sex in den Fuck Buddys in der Nachbarschaft, mit gen nicht die Lösung sein, zu sagen, Singles der Ehe als moralisch vertretbar angesehen denen ich mich weiter treffe. Das ist mir hätten jetzt keinen Anspruch mehr auf Sex. wurde.“ auch wichtig als Ausgleich, denn ich muss Das hat übrigens auch die niederländische „Schwule Sexualität ist ein Feld, in dem Men- aktuell noch mehr arbeiten als sonst.“ Tom Regierung erkannt, deren Nationales Insti- schen wesentlich leichter ein schlechtes hat eine Vorerkrankung und zählt damit zur > Seite 36

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„ Zeitgeist“ Hutschenreuther um 1925/30 36 TITEL

tut für Öffentliche Gesundheit und Umwelt zum Sündenbock erklärt, während man heute ganz viel Solidarität im Mai den Singles des Landes die Empfeh- erlebt.“ lung aussprach, sich für die Zeit der Pan- Diesen kollektivierenden Aspekt von Corona sieht auch Kammholz: demie einen „Kuschel- oder Sexbuddy“ zu „Im Vergleich dazu trifft HIV gesellschaftliche Randgruppen viel organisieren, da auch Singles das Bedürfnis stärker.“ Trotz allem sieht er auch Parallelen, nämlich insbesondere nach körperlicher Nähe haben und durch in der Problematisierung des körperlichen Kontakts. „Der Körper Kommunikation über Schutzmöglichkeiten wird sehr stark auf seine Eigenschaft als Virusträger reduziert. Da- schließlich Risikomanagement betrieben durch erhält körperliche und damit auch sexuelle Nähe den Charak- werden könne. ter des Fragwürdigen oder Unerlaubten.“ „Schwule haben durch Aids gelernt, Sexualität und Krankheit im Die Nähe zu Aids Verhältnis zu sehen“, betont Cordula. Dem ewigen Bild des sexuell verantwortungslosen Schwulen zum Trotz findet sie, dass Schwule Trotz aller deutlicher Unterschiede wurde wissen, wie man mit Safer Sex verantwortungsvoll umgeht; etwas, die Situation im Zuge der Corona-Pandemie das der Sexualwissenschaftler Martin Dannecker auch schon öfters bereits oft mit den Zeiten der Aids-Krise betonte, wenn er auf Zahlen zum Kondomgebrauch unter Schwu- verglichen. „Ich sehe durchaus Parallelen“, len im Vergleich zu Heterosexuellen verwies. „Wenn verantwor- meint Psychotherapeut Bächler, der 56 Jahre tungsbewusste, erwachsene Menschen gemeinsam Sex haben, ist alt ist und die 80er entsprechend bewusst es besser, als wenn sie einsam zu Hause sitzen“, bekräftigt Cordula. miterlebt hat. „Es ist ein neues Virus, wegen Auch der Sexualpädagoge Kammholz bestätigt: „Schwule und ande- dem viele Menschen sterben und über das re Queers haben die Aids-Ära und ihre Nachwirkungen erlebt. Es man noch wenig weiß. Zudem war es damals gibt also ein spezifisch schwules bzw. queeres Wissen, das jetzt in wie heute Dauerthema, über das auch man- dieser Pandemie als Ressource dienen kann.“ Dazu gehöre auch, sich che Medien Dauerängste geschürt haben.“ einander zuzuwenden und umeinander zu kümmern. Ein bedeutender Unterschied sei aber, dass heute alle vom Coronavirus betroffen seien. Solidarität während der Distanz „Diese gemeinsame Betroffenheit lässt mich hoffen, dass man viel schneller einen Impf- Gerade Letzteres ist jetzt besonders wichtig. Denn auch wenn der stoff oder ein Medikament findet als damals Psychologe Bächler die Erfahrung gemacht hat, dass viele momen- bei Aids, wo ganz lange relativ wenig pas- tan noch erstaunlich gut mit der Krise zurechtkommen, gibt es auch siert ist. Damals wurden die Schwulen auch einige, bei denen psychische Probleme während dieser Pandemie TITEL 37

Solidarität unter LGBTI* ist jetzt umso wichtiger, weil die typischen Räume der Community weggefallen sind

zunehmen. Solidarität sowie emotionale Online-Angebote können zwar auch schöne Momente, aber eben und Care-Arbeit gewinnen deswegen zu- keinen Ersatz bieten.“ nehmend an Bedeutung. Es wäre wichtig, dass die Community diese Pandemie überlebt, denn Solidarität unter LGBTI* ist jetzt umso wich- es ist gerade dieses Netzwerk, bestehend auch aus Wahlfamilien tiger, weil die typischen Räume der Commu- und selbst geschaffenen Schutzräumen außerhalb der Heteronorm, nity weggefallen sind. Die Clubs waren die das so vielen Menschen einen emotional und mental sicheren Hafen Ersten, die schließen mussten, und werden bietet und nun fast gänzlich fehlt. LGBTI*, die generell privilegierter die Letzten sein, die wieder öffnen dür- sind, die zum Beispiel finanzielle Sicherheit haben, in einer gesun- fen – wenn sie denn diese Zeit überleben. den Partnerschaft leben, nicht von Wohnungsnot betroffen sind und Was wird also von der Community übrig sich deswegen auch psychisch leichter stabil fühlen können, haben bleiben, wenn die Krise vorbei ist? „Es ge- die Möglichkeit, jetzt anderen Queers zu helfen. Bächlers Hoffnung hört zu einem guten Leben dazu, dass man ist deswegen eindeutig: „Es wäre mir ein großes Anliegen, dass alle, auch körperlich zusammenkommen kann“, die jetzt noch über genügend Einkommen verfügen, solidarisch mahnt Kammholz. „Egal ob für sexuelle, kul- sind und spenden, damit die Community weiterexistieren kann.“ turelle oder politische Begegnungen. Diese Jeff Mannes sind ganz entscheidend für queere Sub- kulturen und deswegen ist die aktuelle Si- tuation, besonders für stark marginalisierte oder entrechtete LGBTIQs eine Katastrophe. 38 MUSIK

Foto: Östro 430 im Jahr 1983 mit Sängerin Martina Weith (oben Mitte)

Immendorff. Dass der gemalt hat, habe ich aber auch erst später erfahren. Die erste Info, die ich über den hatte, war: das ist der, der immer die jungen Hühner aufreißt. Das hat überhaupt keine Rolle gespielt. Der Hof war einfach der einzige Laden in Düssel- dorf, wo die Musik gespielt wurde, die man gut fand. Der Rest war so spießig und muf- fig, da wollte und konnte man gar nichts mit zu tun haben. Und plötzlich hattest du in deiner Nähe eine Kneipe, wo eben nicht nur dieser Hippiescheiß lief. Ob das jetzt ein Mythos ist oder nicht, meine Güte, es wird auch viel erzählt. Ich bin gebürtig aus Mönchengladbach. Da kannte man nur diese Kifferkneipen. So mit schummrigem Licht und im Hintergrund läuft Joan Baez oder so ‘n Krempel. Und dann kommst du in den Ratinger Hof und da gibt‘s nur Neonlicht, es ist laut und es läuft Devo und du denkst nur: Krass, wie geil ist das denn? FOTO: TAPETE REC. Und dann waren wir da jedes Wochenende. Es gab kürzlich eine Doku über den Hof, die hieß „Keine Atempause“. Da hat Peter Hein von den Fehlfarben Punk‘s Not Dead! über Östro 430 gesagt: Vor denen hatten wir ja Angst. Inwiefern habt Der Ratinger Hof in Düsseldorf war in den 70er/80er-Jahren eine ihr damals Männern Angst gemacht? wichtige Keimzelle der deutschen Punk- und New-Wave-Szene. Wäh- Das ist mir damals nicht bewusst gewesen. rend mit der Künstler*innenkneipe assoziierte männliche Bands wie Ich kann das aber verstehen. Peter ist ja Fehlfarben oder DAF bis heute in aller Munde sind, verschwand die schmal und dünn und eh kein lauter Typ. Band Östro 430 zu Unrecht in der Versenkung der Musikgeschich- Und ich bin genau das Gegenteil. Ich hab te. Vielleicht weil sie eine reine Frauenband war? Nun wurden die damals fast 80 Kilo gewogen und wenn Songs von Östro 430 endlich wieder veröffentlicht. Wir sprachen ich irgendwo reingekommen bin und ge- mit Sängerin Martina Weith brüllt habe: „Zehn Bier hier!“, da ist der zu- sammengezuckt. Es gab Jungs, die haben Östro 430: Keine artina, gerade sind eure alten Songs aus den wirklich gedacht: Um Himmels willen, was Krise kann mich 80ern wiederveröffentlicht worden und Kon- kommt denn da für‘n Marktweib! schocken (Tapete zerte sind auch in Planung. Ist das eine ein- Mit Songs wie „Sexueller Notstand“ Rec.), jetzt erhältlich M malige Sache oder wollt ihr richtig als Band oder „Sei lieb“ habt ihr explizit über wieder anfangen? Wir haben auf jeden Fall Bock, wieder richtig weibliche Sexualität gesungen: von anzufangen. Bettina (Flörchinger, Keyboarderin der Originalbeset- Masturbation bis Notgeilheit. Was be- zung, Anm. d. Red.) sagte sofort, dass sie ja bald in Rente gehe und deutete das in der miefigen bundes- wir dann genug Zeit hätten. Und dazu noch die verbilligte Senio- deutschen Gesellschaft der frühen ren-Bahncard! Das eröffnet uns neue Wege im Punkrock. (lacht) 80er? Das hat für uns bedeutet, dass wir Ihr habt in den späten 70ern und frühen 80ern zum Um- nicht ins Radio gekommen sind. Wir wur- feld des Ratinger Hofs in Düsseldorf gehört, der als Wiege den mit der NDW-Welle nicht hochgespült. der deutschen Punk- und Post-Punk-Szene gilt. Um den Songs wie „Sexueller Notstand“ waren ein Hof ranken sich viele Mythen. Wie war es da wirklich? absolutes No-Go. Es ist auch vieles falsch Campino hat das sehr schön im Begleittext zu unserem Album be- verstanden worden. Wir sind damals oft schrieben: Man merkt erst danach, was das eigentlich alles war. zu reinen Frauen-Events gebucht worden. Für uns war das ein Normalzustand. Das war unsere Stammkneipe Ich kann mich noch an eines in Hamburg und nicht mehr. Ob da Blinky Palermo neben mir am Tresen steht, erinnern. Wir kommen da an und da sitzen war mir doch egal. Der Einzige, den ich da erkannt habe, war der die im Schneidersitz Tee trinkend vor der MUSIK 39

Bühne! Und oben hockt ‘ne Frau mit ‘ner Akustikklampfe. Ich bin noch mal aufs Klo. Vor dem Frauenklo also eine Riesenschlange, da rein und dachte nur: Wo bin ich denn jetzt gelandet? Es gab und wir wollen uns beeilen, weil der Rest von uns schon auf dann auch ein unglaubliches Palaver. Wir haben uns mit denen der Bühne stand. Wir also aufs Herrenklo, total leer. Ich und die richtig gefetzt. Schlagzeugerin also rein, und als wir wieder raus wollten, hatte Wie haben denn Frauen- und Lesbenbewegung auf Songs doch jemand die Tür abgeschlossen! wie „Sexueller Notstand“ reagiert? Im Text geht es ja auch Weil ihr auf dem Männerklo wart? Ja, das fanden die nicht um den Konsum von Pornos, was ja damals in frauenbe- konform, dass wir aufs Herrenklo gegangen sind. Irgendwann wegten Zusammenhängen so gar nicht ging. Das haben wir finden die uns dann, wie wir da gegen die Tür bollern. Ich bin mit anders erfahren. Die fanden das sogar richtig toll. Einen Riesen- einer Laune auf die Bühne gegangen! Mich hätte nur eine quer anteil der verkauften Exemplare unserer ersten Platte ist tatsäch- angeguckt und ich hätte die plattgemacht! Ich hab selten einen so lich in Frauenbuchläden über den Tisch gegangen. Das war für die aggressiven Gig abgelassen wie da. Und danach haben wir diesen wie so ‘n Befreiungsschlag. Die negativen Erfahrungen, die wir auf Text geschrieben. diesem rein weiblichen Event gemacht haben, haben wir dann in Ihr habt euch ja nie als NDW-Band verstanden. Ich habe „Normal“ auf der zweiten Platte verarbeitet. Ab da wurden wir in aber gesehen, dass ihr es im Fahrwasser der NDW sogar Frauenbuchläden nicht mehr verkauft. mal in die Bravo geschafft habt. Wie war das für euch? Ich Ihr grenzt euch in „Normal“ ziemlich ab. Aber gegen wen habe keine Ahnung, wie die von der Bravo an unsere Statements eigentlich? Gegen Lesben? Da muss ich noch mal auf das gekommen sind! Wir haben nie im Leben mit denen geredet! Un- Event in Hamburg zurückkommen. Wir durften unseren Fahrer sere Gisela, die war ja Lehrerin. Und ihre Schüler kamen irgend- nicht mitbringen, wir durften unseren Tontechniker nicht mit- wann an: „Frau Hottenroth, Sie sind in der Bravo!“ Und dann stand bringen – weil das Typen waren! Da haben wir schon gedacht, sie mit dem Heft im Proberaum. Und wir so: Nee, ne? Die Headline blöd. Wir mussten also selber den Van fahren. Es war richtiges war: „Vier coole Tanten mit scharfen Texten“. Wie scheiße ist das Scheißwetter mit Schneeregen und die A1 voll. Wir haben für die denn? Wir hatten kurz vorher auf so ‘nem NDW-Festival gespielt Strecke Düsseldorf–Hamburg über sechs Stunden gebraucht und und da haben wir ein Interview gegeben. Und die Bravo-Leute waren richtig fertig, als wir da ankamen. Wir wollten uns einfach müssen irgendwas von diesem Gespräch aufgeschnappt haben, nur hinsetzen und ein Bier trinken. Und dann kommt da eine erst haben am Nebentisch gesessen oder was auch immer. Ein paar mal an und scheißt uns zusammen, weil wir männliche Konzert- Statements, die da genannt wurden, habe ich definitiv bei dem an- booker haben! Ich meinte nur: „Samma, geht es jetzt? Wir haben deren Interview gesagt. ‘nen männlichen Booker, weil es keine Frau gibt. Ganz einfach! Ich Welches Verhältnis hast du denn heute zur Östro-430-Zeit? diskutier jetzt hier hundert Pro nicht mit dir rum. Ich will was zu Eine Nostalgikerin scheinst du mir nicht zu sein … Nee. essen und zu trinken und will wissen, wo unser Bett steht!“ Statt- Na ja, die Östro-Zeit ist ja gar nicht vorbei. Als wir jetzt wieder im dessen wurden wir die ganze Zeit mit so ‘nem Diskussionskack Proberaum gestanden und die alten Texte gesungen haben, wurde zugesülzt. Dann war der Soundcheck auch noch ‘ne Katastrophe! klar, dass vieles von dem Zeug noch brandaktuell ist! Man wird Die Alte am Mischpult hatte von Tuten und Blasen keine Ahnung immer noch angefeindet. Die Spießer wissen immer noch alles und wir hatten später eine katastrophale Soundqualität. Dann ist es besser und keiner von denen hat ein bisschen Selbstkritik und kurz vorm Auftritt und wir haben damals mit unseren Sextaner- fasst sich mal an die eigene Nase. Da hat sich nichts geändert. blasen immer ordentlich Bier getrunken und mussten dann meist Interview: Jan Noll

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musst. Dass es um deine Willenskraft, dein Wissen und deine Res- sourcen geht, die alle irgendwo in dir vorhanden sind und die du nur wiederentdecken musst. Wie funktioniert das? Indem du alles abstreifst und einfach du selbst bist. Also du sprichst da nicht über deine Arbeit, man redet dich nur mit dem Spitznamen an, den du in deiner Kindheit ge- habt hast, und du kannst zwar deine Gefühle erörtern – aber nur gegenüber den Leuten vor Ort. Du hast kein Mobiltelefon. Da sind nur die 40 Menschen, mit denen du eine Woche lang zusammen in den Wäldern lebst, wo du keine Rückzugsmöglichkeiten und auch keine Form von Ablenkung hast: nichts zu lesen, nichts zu hören, kein Sport, kein Yoga, kein Beten. Du musst dich auf dich konzentrieren, und das sorgt dafür, den Menschen in dir wieder- zubeleben, der du eigentlich bist – nicht der, zu dem dich dein Job oder dein Leben gemacht haben. Das funktioniert: Es ist eine un- glaublich starke Form von Therapie. In deinem Fall hat sie für ein 18-monatiges Zölibat gesorgt – warum? Nach der Hoffman-Therapie dachte ich: Ich ziehe das einfach mal einen Monat durch – damit ich das, was ich gelernt habe, nicht gleich wieder verdränge, weil ich mich durch irgend- jemanden ablenken lasse. Ich habe dann direkt mit meinem

FOTO: EVAN TAN Album angefangen und dachte mir: Ich sollte das so lange durch- ziehen, bis das Album fertig ist. Einfach, um meine ganze Energie in die Musik zu stecken. Das hat auch dafür gesorgt, dass ich eine bessere Beziehung zu den Leuten im „Ich liebe Therapien“ Studio aufgebaut habe und überhaupt viel kreativer war. „Ich hatte keine Lust auf ein weiteres Punk-Album“, erläutert die Warst du früher die „Pillow Prin- französische Sängerin und Schauspielerin Soko den ruhigen Dream-Pop- cess“, die du in „Oh To Be A Rain- Sound ihres neuen „Feel Feelings“. Im Interview mit Marcel Anders bow“ beschreibst, oder war das spricht sie über ihr selbst auferlegtes Zöbilat während der Aufnahmen, deine Art, Heteras zu „bekehren“? Oralsex und beinahe auch über ihre Ex, die Schauspielerin Kristen Stewart Na ja … (lacht) Die Textzeile „lay down and watch how I do it to you/you‘ll never go back to the other side” Soko: Feel Feelings oko, dein neues Album befasst zeugt jedenfalls von missionarischem Eifer … Ganz ehrlich: (Because Music/ sich weniger mit deiner Toch- Ich wusste lange nicht, was der Begriff „Pillow Princess“ überhaupt Caroline), ab dem ter Indigo Blue als vielmehr bedeutet – bis es mir jemand erklärt hat. Ich hielt das für witzig, 12.06. erhältlich S mit der Zeit vor ihrer Geburt. Etwa mit einem einwöchigen Aufent- eben dass es wirklich Mädels gibt, die sich gerne oral verwöhnen halt im kalifornischen Hoffman-Insti- lassen, sich dann aber weigern, das bei ihrer Sexpartnerin zu tut. Warum hast du dich in Therapie praktizieren. Das war mir bislang noch nicht untergekommen begeben? Es war nicht so, als hätte ich und deshalb wollte ich das in einem Song unterbringen. eine psychische Erkrankung gehabt und Wie denn, das ist dir noch nie passiert? Nein. Ich meine, bei mich selbst in eine Anstalt eingecheckt. den meisten Beziehungen, die ich zu Mädels hatte, war ich ent- Sondern: Ich liebe Therapien. Ich finde sie weder die erste Frau, mit der sie intim waren, oder ich habe dafür extrem erfrischend. Und ich liebe Men- gesorgt, dass sie sich zumindest ein bisschen zu ihren Neigungen schen, die emotionale Intelligenz besitzen. bekennen. Darum geht es in dem Stück. Die beginnt mit Selbstreflextion und sie Wie erkennst du, wie eine Frau tickt, bzw. auf welchen braucht Zeit. Zeit, in der man mit anderen Typ stehst du? Ich mag Mädchen, die weiblich sind und nicht Leuten redet, sich öffnet, sich und seine zu Dyke-mäßig rüberkommen. Das bedeutet auch, dass ich mir Vergangenheit akzeptiert und sich darüber eigentlich nie sicher bin, wie sie auf meine Avancen reagieren. klar wird, woher man kommt, wer man Das ist halt reines Glücksspiel. Nur: Heute ist ja niemand mehr ist und wohin man will. Für mich bedeutet hundertprozentig hetero – von daher ist alles etwas einfacher ge- eine Woche intensiver Therapie nicht, dass worden. (lacht) Früher habe ich allerdings nie gewusst, woran ich ich eine Krise habe und dringend Hilfe bin. Aber ich war so ausdauernd und fordernd, dass sich die meis- brauche, sondern ich unterziehe mich ten darauf eingelassen haben. einer Art Crashkurs, um alles, was ich sonst Auch Kristen? Ja, aber das möchte ich nicht thematisieren … in zehn Jahren lernen würde, in einer Nur so viel: Die meisten meiner Freundinnen waren noch nie Woche zu erfahren. Dabei wird dir gezeigt, intim mit einer Frau. Insofern musste ich zwar ein bisschen Über- dass du vor allem bei dir selbst anfangen zeugungsarbeit leisten, aber auch nicht zu viel. (kichert) MUSIK 41

„Es fühlt sich an, wie zurückzublicken und gleichzeitig voranzu- schreiten“, erklärt Scott Matthew in einem Interview-Video zu sei- nem neuen Album „Adorned“. In der Tat ein guter Ansatz, hatte man doch spätestens seit seinem letzten Album, „Ode To Others“ (2018), ein wenig das Gefühl, dass die musikalische Sprache des waidwun- den Barden mit der Ukulele an einer Art Endpunkt angelangt war. Nach sieben Platten – inklusive der Cover-Platte „Unlearned“ (2013) und einer Zusammenarbeit mit dem portugiesischen Komponisten Rodrigo Leão – schlich sich immer häufiger das Gefühl von Rou- tiniertheit in die akustisch instrumentierten Balladen des in New York lebenden Australiers. Auf Anregung seines Managers und des Produzenten Jens Gad unterzog Matthew nun Songs aus seinem Repertoire einem musikalischen, meist elektronischen Make-over und sprengt so endlich die Ketten seiner künstlerischen Nische. „Das korreliert mit der Tatsache, dass ich mittlerweile auch ein anderer Mensch bin“, erzählt Scott. „Ich bin etwas weniger melancholisch. Ich verzehre mich weniger nach romantischer Liebe und ich bin ein bisschen glücklicher.“ Ein „bisschen“ trifft es in diesem Kontext ganz gut: Zwar wurden für „Adorned“ Songs wie „For Dick“, „German“ oder „Abandoned“ durch sanfte Beats und eine schwebende elektronische Produktion zu neuen, funkelnden Diamanten geschliffen, ihren wehmütig-melan- cholischen Charakter verlieren sie dadurch allerdings nicht. „Man kann dazu tanzen“, erklärt Scott, „man kann dazu weinen, man kann

FOTO: GREGORY KRAMER dazu tanzen und weinen gleichzeitig.“ Die Auswahl der Songs für „Adorned“ geschah rein intuitiv. „Die Lie- der sprachen zu uns auf eine seltsame Art und Weise und gaben uns zu verstehen, dass sie gewillt sind, überarbeitet zu werden.“ Neben drei Stücken von „Ode To Others“ und jeweils einem von Zurück in anderen Studioalben sind das vor allem Songs von Scott Matthews großartigem Zweitling „There Is an Ocean That Divides ...“ (2009). Be- die Zukunft sonders die neue Version der Ballade „White Horse“ kommt im Stile von Sades „No Ordinary Love“ komplett verändert daher. Scott: „Die neue Version ist sexy. ... Für mich hatte meine Musik nie Sex-Appeal. Scott Matthew: Der Kammerpop-Melancholiker Scott Aber diese neue Version ist tatsächlich etwas schlüpfrig.“ Aber auch Adorned (Glitterhouse Matthew hat für sein neues Album „The Wonder Of Falling In Love“ (2011) spricht mit neuen Backing- Rec./ Indigo), jetzt „Adorned“ zehn Songs aus seinem Re- vocals von Schauspielerin Jessica Schwarz, die 2015 in Scotts Video erhältlich pertoire reinterpretiert. Das gelungene zu „Constant“ mitwirkte, eine vollkommen andere Sprache. Weitere Projekt legt vielleicht den Grundstein Highlights sind außerdem das den Opfern von Orlando gewidmete Scott Matthew live, für eine künstlerische Transformation „The Wish“ und der Matthew-Klassiker „Abandoned“. Mit „Adorned“ 23.09., 20:00, Lido veröffentlicht Scott Matthew genau das richtige Album zur rechten (noch nicht offiziell Zeit. Eine Zeit, in der wir alle etwas wehmütig in die Vergangenheit abgesagt) blicken in der Hoffnung auf ein besseres Morgen. Dieses Album ist ein Schritt, der Fenster aufstößt und den Weg in eine aufregende künstlerische Zukunft frei macht. jano 42 MUSIK

Jehnny Beth

„To Love Is To Live“ Caroline/Universal Alma Vier Jahre nach dem letzten Album ihrer Neo-Post-Punk-Band Savages und einem Soundtrack für die Chelsea-Manning-Doku „XY Chelsea“ veröffentlicht „Have U Seen Her?“ Sängerin Jehnny Beth nun ihr erstes Soloalbum. Im Gegensatz zu den straighten Epic Rec./Sony Music Indiehymnen der Savages setzt Jehnny Beth nun auf vertrackte, elektronisch ge- Mit „Have U Seen Her?“ erscheint nun nach etlichen Singles und einem Mixtape haltene Kratzbürstigkeit, poetische Interludes und artifiziell arrangierte Balladen. das Debütalbum der finnischen Sängerin und Songwriterin Alma. Und nach all Eingängig ist das nicht und wirkt bisweilen etwas überambitioniert. Nach dem den erfolgreichen, aber musikalisch stumpfsinnigen Radiopop-Tracks ihrer Kar- großartig düsteren, sich langsam auftürmenden Opener „I Am“ macht bereits riere („Chasing Highs“, „Dye My Hair“) waren die Erwartungen an die lesbische das Hip-Hop-angehauchte, fragmentarische „Innocence“ klar, dass das laut Musikerin eher gering. Vor diesem Hintergrund überrascht „Have U Seen Her?“ Jehnnys Aussage u. a. von Beyoncé inspirierte „To Love Is To Live“ vor allem mit einer spürbaren Tiefe. „Ich wollte keine alten, weißen Männer mehr, die mir eines möchte: sperrig sein. erzählen wollen, wie ich mich auszudrücken habe“, fasst Alma ihren Ansatz für die Platte zusammen und ergänzt: „Wenn dieses Album erscheint, wäre es mein größter Wunsch, dass es all die richtigen Menschen erreicht – aufgeschlossene Menschen, LGBQT+-Leute.“ Mit dem zeitgenössischen elektronischen Musik- ansatz der Platte und hittigen Tracks wie „Stay All Night“ oder „LA Money“ sollte das klappen.

Shirley Holmes

„Die Krone der Erschöpfung“ Rookie Rec./Indigo Wilhelmine Mit ihrem dritten Album „Die Krone der Erschöpfung“ legt die Berliner Punk- „Komm wie du bist“ rock-Band Shirley Holmes eine Schippe drauf. Aufgenommen u. a. mit US-Pro- Warner duzentin und Toningenieurin Sylvia Massy (Tool, Prince, Skunk Anansie u. a.) kommen die zehn Stücke des Albums überraschend vielschichtig daher. So finden Gefühliger Deutschpop ist Geschmackssache. Schwer auszuhalten oft der schma- sich neben den gewohnten, druckvollen Pogohymnen der Band diesmal auch le Grat zwischen emotionaler Wahrhaftigkeit und pathetischem Schmalz – gera- kleine musikalische Experimente wie „Wolf von Brandenburg“ oder das Sem- de für deutschsprachige Hörer*innen, da Sprachbarrieren fallen und Weghören mer-Süverkrüp-Cover „Der alte Krieg“. Und mit Textzeilen wie „Europa kneift, somit keine Option ist. Wer dem Genre dennoch eine Chance geben möchte, die Miete steigt, das Wetter spinnt, Fake News sind in, binäres Denken, Ego- sollte das mit der ersten EP der Berliner Sängerin Wilhelmine tun. Die gebürti- manie und 360 Grad Kakofonie“ („Schallfront, Baby“) treffen Shirley Holmes ge Kreuzbergerin überzeugt nicht nur mit einer außergewöhnlich intimen und ganz nebenbei den Zeitgeist. gleichzeitig kraftvollen Stimme, sondern wählt außerdem ihre Worte mit Be- dacht. So berühren Stücke wie der lesbische Empowermentsong „Meine Liebe“ und das schmerzhaft offene „Du“, selbst wenn sich mit „Das Mädchen mit der Latzhose“ auch auf dieser EP ein etwas klebriger Kitschmoment findet. Texte: jano Ryan Stecken ist Sänger*in und Dragperformer. Für das Drehmoment schreibt Ryan über „Herz Kraft Werke“, das 2019er-Album von Sarah Connor

FOTO: MARCUS WITTE FOTO: OFFEN Drehmoment mit Ryan Stecken BLEIBEn Jurassica Parka meinte irgendwann mal zu mir: „Ich weiß, du denkst, Sarah Connors Album ist ein Mega-Schlager-Album, aber hör dir das bitte mal an, jedes zweite Lied ist ein Ryan-Stecken-Lied.“ Es ging um die Platte „Mutter- sprache“. Seitdem bin ich hooked on Sarah Connor. Hier möchte ich über WIR BLEIBEN ihr zweites deutschsprachiges Album schreiben: „Herz Kraft Werke“. Als Sängerin ist es mir immer wichtig, nur Lieder zu singen, die etwas in mir bewegen. Girl, ich hab bei jedem zweiten Lied geheult! Meine goldene EIN ORT DER Regel ist – wenn ich heulen muss, muss ich es singen. Ich habe schon so viele Lieder von beiden Alben interpretiert, dass ich fast ein Sarah-Con- nor-Cover-Act sein könnte. „Muttersprache“ und „Herz Kraft Werke“ sind OFFENHEIT. geladen mit Emotion, mit Liedern, die tief in einen hineingreifen. Alle Songs, die mir besonders gut gefallen, wurden zusammen mit Peter Plate und Ulf Leo Sommer geschrieben. Can anybody say #DreamTeam? Immer wenn die drei zusammenarbeiten, kommt etwas Magisches dabei AUCH WENN heraus. Sie sprechen mir mit ihren Texten aus der Seele. Und Miss Connors starke und gleichzeitig zerbrechliche Stimme gibt den Lyrics Leben. It‘s a DAS THEATER perfect marriage. Meine Stand-out-Songs auf dem Album sind „Vincent“, „Ruiniert“, „Flug- zeug aus Papier“ und „Schloss aus Glas“. Ersterer hat schon dadurch für ZU IST. Aufruhr gesorgt, dass im Radio der Satz „Vincent kriegt keinen hoch, wenn er an Mädchen denkt“ zensiert wurde. Und ich liebe Sarah Connor dafür, dass sie es dann erst recht überall gesungen hat. Sie ist ein Bilderbuch-Ally für unsere Community. „Ruiniert“ ist für mich der Geheimtipp des Albums. Er hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. „Was hat uns so ruiniert? Das GORKI.DE Hirn so glattpoliert, dass uns nichts mehr berührt? Was ist mit uns passiert? Wo ist denn nur die Liebe? Warum halten wir nicht zusammen und reichen uns die Hand und fangen was Neues an, bisschen mehr als jeder kann. Wir brauchen wieder Liebe.“ Viel mehr Menschen müssen diesen Song zu hören bekommen. Ich werde meinen Teil dazu beitragen, indem ich ihn ab jetzt Medienpartner: überall singen werde. Ich entschuldige mich schon mal im Voraus. But also, you‘re welcome. Auf Deutsch zu singen war die beste Entscheidung, die Sarah Connor je tref- fen konnte. Ich hoffe, es gibt noch ganz viel mehr davon. Ich bin offiziell zu deutscher Musik konvertiert. Vielen Dank, Miss Connor. 44 BUCH

Foto: Der Schriftsteller, Kurator und Philosoph Paul B. Preciado

sches Nomadendasein ins All verlagert. Auf jedem Planeten besaß er in diesem Traum ein Zuhause, und eine spezielle Bedeutung erlangte die Frage, ob er sein „Apartment auf dem Uranus“ aufgeben sollte oder nicht. Wie symbolisch aufgeladen der Uranus ist, führt Preciado im Folgenden aus: In den 1860er-Jahren prägte der deutsche Jurist Karl Heinrich Ulrichs die Bezeichnung „Ura- nismus“ für die Liebesbeziehungen des „drit- ten Geschlechts“ – verstanden als weibliche Seelen, in männlichen Körpern gefangen, und umgekehrt. Was heute wie eine kuriose Vermischung von Homo- und Transsexuali- tät anmutet, kann auch – im Sinne Precia- dos – als „utopisches Geschlecht“ gelesen werden, ein Konzept, in dem sich bereits die permanente Unabgeschlossenheit des „Queer“-Begriffs andeutet. Preciado, 1970 im spanischen Burgos gebo- ren, identifiziert sich lange Zeit als queere FOTO: MARIE ROUGE FOTO: Lesbe. Ab 2005 beginnt er, mit Testosteron zu experimentieren. Aus diesem radikalen Selbstversuch, verwoben mit einer scharf- sinnigen Analyse biopolitischer Disziplinie- Der Weltenwanderer rungsmaßnahmen des 20. Jahrhunderts, entsteht sein bahnbrechendes Werk „Testo Projekt2_Layout 1 14.05.20 15:39 Seite 1 Er studierte bei Jacques Derrida, machte seinen Doktor in Princeton Junkie“. 2008 zunächst in Spanien publiziert, und mischte mit seinem Erstlingswerk „Kontrasexuelles Manifest“ verhilft es Preciado in den folgenden Jahren die Queer Theory auf: Paul B. Preciado. „Ein Apartment auf dem auch international zum Durchbruch und Uranus“ heißt das neuste Buch des philosophischen Allround-Talents etabliert ihn als Vordenker der Queer Stu- dies. Inzwischen lebt der Autor, Philosoph und Kurator als trans Mann. Dass er sich ohnorte, Körper, Namen – was wir normalerweise als jedoch keineswegs als „angekommen“ im reale geografische, biologische oder zumindest juris- männlichen Geschlecht versteht, sondern tisch abgesegnete Größen wahrnehmen, entspringt vielmehr als dauerhafter Exilant des Zwei- W bei Paul B. Preciado nicht selten einer gänzlich ande- geschlechtersystems, zeigt (neben vielem ren Bewusstseinsebene: den Träumen. anderen) der vorliegende Band. Darin ver- Paul B. Preciado: So verhält es sich mit seinem männlichen Vornamen, der ihm eines sammeln sich, von Stefan Lorenzer trefflich „Ein Apartment auf Nachts in einem Bett in Barcelona erscheint. Oder mit seiner ima- ins Deutsche übersetzt, die Kolumnen, die dem Uranus“, Suhr- ginierten Heimat, die dem vorliegenden Essayband seinen Titel Preciado zwischen 2013 und 2018 für die kamp, 368 Seiten, verleiht: „Ein Apartment auf dem Uranus“. In einem besonders leb- französische Zeitung Libération schrieb, 20 Euro haften Traum, erzählt Preciado in der Einleitung, hatte sich sein irdi- ergänzt um ein berührendes Vorwort der Online-Programm auf Youtube und HAU3000 #HAUonline ➞ www.hebbel-am-ufer.de BUCH 45

Kontrastiert wird diese Chronik der Gegenwart durch Fantasien einer Zukunft ohne Ausschlüsse und Hierarchien, in der jeder Mensch seine wunschgemäßen Genitalien mit 3-D-Biodruckern herstellen kann

Schriftstellerin und Filmemacherin Virginie Despentes, mit der Pre- Krise geraten, dass ein Paradigmenwechsel unausweichlich wird. ciado bis 2014 liiert war. Die deutsche Ausgabe bereichert zudem Letztendlich, so Preciado, ist es der gesamte politische Raum, der in ein hochaktuelles Postskriptum, das sich mit den bio- und techno- Transition eintreten muss. politischen Implikationen der Corona-Pandemie befasst. Neben diesem narrativen Grundrauschen protokollieren die Ko- Wie den Signaturen zu entnehmen ist, entstanden die Texte vor lumnen diverse geopolitische Veränderungen der letzten Jahre, allem in Hotelzimmern oder an Flughäfen, an Orten des ephemeren im ständig oszillierenden Spannungsfeld zwischen Hoffnung und Aufenthalts. Es geht also nicht nur – wie der Untertitel, „Chroniken Rückschritt. So begab sich Preciado vor rund 20 Jahren auf eine eines Übergangs“, suggeriert – um eine Transition, sondern um eine „identitätsstiftende Pilgerreise“ nach Lesbos, um dort die Utopie Vielzahl an Grenzüberschreitungen (zwischen Staaten, Sprachen, 500 nackter Lesben am Strand von Eresos zu zelebrieren. Heute Themen, Geschlechtern), mehr noch: das Dasein in Transit an sich. ist Lesbos, als eines der meistangesteuerten Ziele für Migranten Staunend folgen wir ihm von Paris über Athen nach Barcelona, New in Griechenland, ein Ort der Exklusion und Todestechniken – und York, Kassel, Trondheim, Turin, während wir uns mental auf die Preciado selbst versteht sich als selbstgewählter Migrant jenseits Reise zwischen unerforschten Planeten begeben. Preciado schlägt der Geschlechterbinarität. Gewohnt hellsichtig kommentiert er die assoziative Haken vom Politischen zum Privaten und wieder zu- Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien, die Protestwellen im kri- rück, macht ungeahnte Parallelen auf, leistet sich hin und wieder sengebeutelten Athen, die neuen Grenzziehungen an den Rändern aberwitzige Abschweifungen und bleibt letztendlich doch so poin- Europas und der USA. Kontrastiert wird diese Chronik der Gegen- tiert, wie es die Kürze der Form verlangt. wart durch Fantasien einer Zukunft ohne Ausschlüsse und Hierar- Dass sein „utopisches Geschlecht“ – insbesondere an physischen chien, in der jeder Mensch seine wunschgemäßen Genitalien mit Staatsgrenzen – auf den Zwang prallt, sich eindeutig als „Mann“ oder 3-D-Biodruckern herstellen kann – jenseits der Gesetze geschlecht- „Frau“ zu verorten, holt uns immer wieder in die harsche Realität des licher Fortpflanzung und des medizinisch-rechtlichen Systems. irdischen Jetzt zurück und mutet dabei als genau der Anachronis- Derlei Utopien mögen heute in etwa so weit entfernt von der Reali- mus an, der er ist. Zugleich fantasiert Preciado eine Zukunft herbei, tät erscheinen wie Preciados uranische Heimat von der Erde – „aber in der nicht Transpersonen gezwungen werden, von einem Ge- nicht so weit, dass Sie mich nicht besuchen kommen könnten. Und schlecht zum anderen zu transitionieren, sondern in der vielmehr sei es auch nur im Traum.“ Anja Kümmel die „Systeme der Wahrheitsproduktion“, die politische Fiktionen wie „Nationalstaat“ und „Geschlecht“ hervorbringen, in eine derart tiefe

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Foto: „Star Trek“- Ikone George Takei

paralleler Zeitschienen, die von der Gegenwart bis in die Vergangenheit reichen, versuchen sie darin, den per- sönlichen Schicksalen und zugleich der politischen Di- mension jener Zeit Rechnung zu tragen. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut, da – und dies macht Takei auch selbst in dem Buch deutlich – sich seine Erinnerungen auf die Perspektive eines Kindes stützen, das vieles an- ders sieht und erlebt, als es sich für einen Erwachsenen darstellt. Er hat eben damals nicht die Gefühle der De- mütigung und Angst verspürt, die viele in den USA ge- borene Japaner*innen plagten: Man zwang sie, ihr Hab und Gut für einen Spottpreis zu verkaufen, bevor sie in Züge gepfercht durchs Land gekarrt wurden und teils in Pferdeställen übernachten mussten. Doch nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 wurden sie alle, die nur ihrer Abstammung nach japanisch waren, kollektiv zu Staatsfeinden erklärt. Ein- fach aufgrund ihres Aussehens. Welcher Senator bei diesem Prozess aus Hysterie, Ras- sismus und Kriegsstimmung eine unrühmliche Rolle spielte, arbeitet „They Called Us Enemy“ detailliert auf. In Sippenhaft Das Buch ist daher wie eine kleine Geschichtsstunde, und man erfährt zum Beispiel, dass sich erst 1988 Ro- nald Reagan im Namen der Regierung für das begangene Der Schauspieler George Takei gehört zu den bekanntes- Unrecht entschuldigte. So willkommen diese Entschuldi- ten Kämpfern für LGBTI*-Rechte in den USA. In der Gra- gung auch war – sie täuschte nicht über die moralische phic Novel „They Called Us Enemy“ thematisiert er ein und politische Frage hinweg, die Takei selbst stellt: Wie weiteres schmerzhaftes Kapitel der Ungleichbehandlung konnte das in einem Land passieren, das sich die Ideale Als Lieutenant Hikaru Sulu durchflog er zusammen der Freiheit und Gleichheit auf die Fahne geschrieben mit der diversen Crew der ersten „Star Trek“-Riege die hat? Als Antwort wird hier gegeben, dass die „Mühlen imaginierten Weiten des Weltraums. Doch als kleiner der Demokratie langsam mahlen“ und Menschen eben Junge war für George Takei und seine Familie selbst Fehler machen. Denn der damalige Präsident Theodore ein kleiner Wochenendausflug ein Ding der Unmög- Roosevelt habe zwar die Anordnung für die Internie- lichkeit. Stattdessen bestand das Land seiner Kindheit rung unterschrieben, habe aber auf der anderen Seite, aus Baracken, Matsch, Soldaten und einem hohen Sta- sagt Takei, auch gute Dinge bewirkt. Zum Beispiel hätte cheldrahtzaun. So erging es insgesamt rund 120.000 sein „New Deal“ die USA aus der Depression gerettet. Für weiteren Japanoamerikanern in den Jahren von 1941 ein Buch allerdings, das zuvor gezeigt hat, wie Familien bis 1945: Sie wurden erst enteignet und dann in Lagern voneinander getrennt und Menschen unrechtmäßig George Takei: inhaftiert. deportiert wurden, wirken solche Erklärungen recht „They Called Us Dieses düstere Kapitel der US-amerikanischen Ge- dürftig und in Anbetracht einer weit fortgeschrittenen Enemy“, Cross Cult, schichte, das bis heute nur wenigen bekannt ist, hat Rassismus-Debatte unzeitgemäß. So muss das Buch fol- 208 Seiten, 25 Euro Takei in seiner Graphic Novel „They Called Us Enemy“ gerichtig, wenn es Trumps Einreiseverbot für Muslime verarbeitet. Dabei halfen ihm Justin Eisinger und Steven von 2018 aufgreift, lediglich mit der zahmen Mahnung Scott beim Verfassen der Geschichte, für die Zeichnun- abschließen, die Fehler der Vergangenheit dürfen sich gen war Harmony Becker zuständig. Mittels mehrerer nicht wiederholen. Roberto Manteufel taz 10 Wochen taz digital plus taz am Wochenende für 10€ Klima tiv taz.de/klima-ak Abo1 Euro geht als Spende für Klimaworkshops an die taz Panter Stiftung. taz Verlags- und Vertriebs GmbH, Friedrichstr. 21, 10969 Berlin GmbH, Friedrichstr. und Vertriebs taz Verlags- 48 FILM

Foto: Der Spielfilm „Du sollst nicht lie- ben“ von Haim Tabak- man wird ab dem 25.06. online abrufbar sein FOTO: SALZGEBER

es jetzt jeden Donnerstag eine neue Produktion für vier Wochen ex- Kino trotz klusiv als VoD-Premiere. Aktuell sind dort u. a. noch der Max-Ophüls- Preis-Gewinner „Label Me“ abrufbar, außerdem „Bent“ in einer digital restaurierten Fassung und Andrea Weiss‘ Dokumentation „Bones of Corona Contention“ über die vergessenen LGBTI*-Opfer des Franco-Regimes. Im Juni wird es auch einen Schwerpunkt „Jüdisches Leben“ unter ande- Corona hat auch die Filmbranche heftig ren mit den Filmen von „Unorthodox“-Showrunnerin Alexa Karolinski getroffen. Vor allem Programmkinos kämpfen („Oma und Bella“, „Lebenszeichen“) und Britta Wauer („Im Himmel, ums Überleben, aber auch Verleiher insbeson- unter der Erde“, „Rabbi Wolff“) geben. Ein Highlight der Reihe ist Haim dere von kleinen, unabhängigen Produktio- Tabakmans Drama „Du sollst nicht lieben“, das ein immer noch ak- nen. Der queere Filmverleih Salzgeber wagt tuelles Tabu berührt: Homosexualität im ultraorthodoxen Judentum. in der Krise einen neuen Weg und startet Not macht erfinderisch und kreiert völlig neue Ideen. Um den- Fil Filme als Video-on-Demand-Premieren memacher*innen auch in Zeiten von Corona Kontakt zum Publikum zu ermöglichen, plant Salzgeber Live-Streaming-Events und für die Salzgeber Club och weiß niemand, wann die Ki- nahe Zukunft auch ein Abomodell für den Vimeo-on-Demand-Kanal, salzgeber.de/club nobetreiber*innen wieder ihre das Zugriff auf über 500 Filme aus dem Verleihprogramm gewährt. Pforten öffnen können und mit Doch dieser Aufbruch darf nicht bedeuten, dass das Kino auf großer rbb QUEER welchen Einschränkungen. Die Leinwand und als Gemeinschaftserlebnis untergeht. „Jetzt segeln wir Sieben der acht Filme N Monate des Stillstands könnten die deutsche alle im Sturm und müssen schauen, wen wir wie unterstützen können, bei der diesjährigen Kinolandschaft allerdings nachhaltig schä- welche Chancen sich bieten und wie wir möglichst alle gemeinsam queeren rbb-Filmreihe digen. Der Hauptverband Deutscher Film- das rettende Ufer erreichen“, sagt Björn Koll. „Denn am Ende brauchen sind von Salzgeber. theater (HDF) sieht die Hälfte aller Kinos vor auch die Programmkinos die großen Ketten oder ein Zwerg wie der Im Juni: der Pleite. Doch auch wenn die Projektoren Salzgeber Club die Konkurrenz von Netflix oder Amazon Prime.“ Filme Siebzehn, 18.06., wieder starten dürfen, geht das Zittern wei- wie „Rettet das Feuer“ über Jürgen Baldiga oder auch „Taxi zum Klo“, die 23:50 Uhr ter. Weil sich dann die vielen aufgescho- gerade im Salzgeber Club starteten, würden bei den Streaming-Riesen 120 BPM, 25.06., benen Kinostarts drängeln, werden viele wohl nie zu sehen sein. „Die US-amerikanische Konzernmoral bedient 23:25 Uhr Filme schlicht untergehen. Insbesondere einen Mainstream und da ist ein Schwanz im Bild schnell ein Aus- Arthouse- und Independent-Produktionen, schlusskriterium.“ wie sie etwa die Edition Salzgeber seit über Salzgeber hat sich außerdem eine Aktion ausgedacht, um bundesweit 30 Jahren pflegt, werden es schwer haben. die vielen Kinos zu unterstützen, mit denen der Verleih zum Teil seit Auch wenn die bisherigen Umsatzeinbußen Jahrzehnten erfolgreich zusammenarbeitet: Wer zwei Gutscheine für bereits an die Substanz gehen, zeigt sich Ge- die Kinos kauft, in denen die Reihe „queerfilmnacht“ läuft, bekommt schäftsführer Björn Koll optimistisch – und einen Film im Salzgeber Club gratis dazu. Für die Cineast*innen heißt kämpferisch: „Unser Verleih wurde 1985 es derzeit also, Solidarität zu zeigen – und für die Filmverleihe und als Reaktion auf die Aids-Krise gegründet Kinos alles zu tun, um zu überleben. „Ich glaube nicht, dass diese schö- und schon damals haben wir uns nicht von ne neue queere Welt der Streaming-Giganten – immer fern von echten einem Virus kleinkriegen lassen.“ Weil regu- Konflikten – alles sein wird, was die Zukunft des Kinos ausmacht“, ist läre Kinostarts derzeit nicht möglich sind, hat sich Björn Koll sicher. Zur Not, sagt er, müssen wir eben wieder Kinos, Salzgeber sie für ausgewählte Filme ins Netz alternative Abspielstätten oder Festivals neu erfinden. „Ein Blick in die verlegt. Video-on-Demand bietet der Berli- schwule Geschichte oder in die Biographie Manfred Salzgebers zeigt ner Verleih auf Vimeo zwar schon länger an, doch, dass alles erkämpft werden musste und nichts vom Abwarten doch unter dem Namen Salzgeber Club gibt oder Nichtstun entstanden ist.“ Axel Schock

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Karin Schupp ist „The L Word“-Fan der ersten Stunde. Ihren kritischen Blick hat sie aber nicht verloren. Sie nimmt die Fortsetzung der Kultfern- FLOTO: DANIELA BÄHR sehserie unter die Lupe

nicht mal das Akronym „LGBT“ gebräuchlich war, hat es sich Queering mittlerweile zu LGBTQIA+ verlängert, und das L-Wort ist für viele Frauen nicht mehr der Begriff ihrer Wahl. „Ich komme aus der the screen Generation, die die Serie kritisierte. Wir können es nur besser machen”, erklärte die neue Showrunnerin Marja-Lewis Ryan (35) daher im Vorfeld, präsentierte einen diverseren Cast und eine di- versere Crew und den neuen Untertitel „Generation Q“, der das „L“ demonstrativ relativierte. Wenn es einen kleinsten gemeinsamen Nenner Der hohen queeren Messlatte zum Trotz ist aber auch der Reboot unter Lesben gibt, dann dürfte das „The L in erster Linie eine lesbische Hochglanz-Soap mit viel Sex und Word“ sein. Die erste Fernsehserie über Liebe, – wie gehabt – schönen, schlanken und (meist) reichen Charak- Sex und Freundschaft zwischen lesbischen teren. Butches fehlen weiterhin, der Plot um trans Mann Micah Frauen in Los Angeles, die von 2004 bis 2009 will es jetzt so gut machen, dass er durchweg wie ein Infomercial ausgestrahlt wurde, war eine TV-Revolution: für den Umgang mit trans* Personen wirkt, und fluide und nicht Sie sorgte für ein euphorisches Gefühl des Ge- binäre Genderidentitäten kommen erst gar nicht vor – was Ryan sehenwerdens und schwappte mit neuen les- im Hollywood Reporter so erklärte: „Nicht alle sind Lesben, aber bischen Archetypen wie „Shane“ und „Bette“ wir haben sie eben nur in diesen Beziehungen gesehen.“ Als er- wieder in die reale Welt zurück. Das heißt aber staunlich traditionell erweist sich die „Generation Q“ auch, was nicht, dass alle Charaktere und die oft kruden Beziehungsmodelle angeht. Etwas anderes als die Ehe kommt Storylines ohne Klage hingenommen wurden, nicht infrage, ein fehlender Kinderwunsch ist schon fast revolu- und viele störten sich heftig daran, dass alle tionär, und der vielversprechende Versuch einer Dreierbeziehung „The L Word“-Lesben dem lebensfernen platzt schneller, als man das Wort „Throuple“ sagen kann. Nur TV-Standard „schön, schlank und reich“ ent- fremdgegangen wird wie eh und je, was wiederum die Harmo- sprachen – für Butches war da selbstverständ- niebedürftigen im Publikum frustriert. lich kein Platz. Wenn Ryan hoffte, ihre Version weniger angreifbar zu machen Als nach zehn Jahren Pause die Fortsetzung als das Original, hat sie sich getäuscht. Im Gegenteil: Wo früher von „The L Word“ um die drei Original-Charak- nur die Lesben meckerten – was sie natürlich immer noch tun tere Alice, Bette und Shane gedreht wurde, war –, beklagen sich jetzt auch pansexuelle, nicht binäre und trans die Freude dennoch riesig – aber die Welt eine Frauen, etwa weil die beiden trans Darstellerinnen im Cast cis andere. Dem wachsameren Blick von heute Frauen spielen. Für die nächste Saison hat die Showrunnerin eine würde das Original nicht mehr standhalten: größere sexuelle Vielfalt angekündigt. Aber eins ist sicher: Ge- rassistische Klischees, eine krasse Unterre- schimpft wird immer – das gehört einfach zum Sehspaß dazu! präsentanz von Latinx, die fast die Hälfte der Bevölkerung von L. A. ausmachen, Bi- und Transphobie, ganz zu schweigen davon, dass die einzige trans* Rolle von einer cis Person gespielt wurde – all das ist aus aktueller Sicht unverzeihlich. Und während damals noch 50 BÜHNE

Foto: Gespenstische Stille auf der großen Bühne des Gorkis FOTO: SALLY B.

serer Künstler*innen sind ohnehin kameraaffin und zum Glück daran interessiert, neue Formate The show must go on auszuprobieren“, sagt Annemie Vanackere, Ge- Das Theater steckt in der Krise. Während Geldsorgen und Planungs- schäftsführerin und Intendantin des HAU. Das unsicherheit auf der Tagesordnung der Berliner Spielstätten stehen, Kollektiv Gob Squad, das eng mit dem Haus zu- sind Liveübertragungen, abgefilmte Theaterinszenierungen und neue sammenarbeitet, stellt gerade eine zwölfstündige digitale Formate zur täglichen Praxis geworden. Doch wie soll es wei- Online-Performance auf die Beine: „Show Me a tergehen? Eine Bestandsaufnahme Good Time“. Das Stück wird in der Nacht vom 20. auf den 21. Juni live gestreamt. Gorki aufs Ohr, eit Mitte März ist es mit einem Schlag erschreckend still geworden Ebenfalls im Internet anzutreffen ist das Maxim Di–Fr, 17–19 Uhr, in der sonst so aufgeweckten Berliner Theaterlandschaft. Bis zum Gorki Theater. Jeden Mittwoch wird eine Pro- Gorki nächsten großen Wiedersehen müssen sich Theaterschaffende und duktion aus dem Repertoire online gezeigt. Unter Anmeldung unter SPublikum gedulden, denn alle Häuser müssen laut Verordnung des dem Namen „Gorki aufs Ohr“ bietet das Ensemble [email protected] Landes noch bis mindestens 31. Juli 2020 geschlossen bleiben. Die laufende etwas ganz Besonderes: Am Telefon erschaffen Spielzeit ist damit frühzeitig beendet, das Sommerloch steht bevor. Trotz Schauspieler*innen des Hauses an vier Aben- Show Me a Good der großen Ungewissheit, wann und unter welchen Auflagen die Theater- den pro Woche für die Anrufenden eine „One Time, 20.06., 18:00, und Opernhäuser wieder öffnen dürfen, macht sich Optimismus unter den Wo*man Show“. Unter der Berücksichtigung der hebbel-am-ufer.de Kunstschaffenden breit. Zwar dürfen Bühnenstücke und Shows nicht mehr Pandemie-Regeln bereitet sich das Theater nun vor Publikum gezeigt werden, gewerkelt und geplant wird trotzdem. auf die kommende Spielzeit vor. „Leider kann in Quarieté, abgefilmte So sind Streaminganagebote präsenter denn je. Die drei großen Opern der diesem Sommer auch ‚Pugs in Love‘ nicht statt- Shows als Video- Stadt öffnen weiterhin ihre Schatzkisten: Die Staatsoper unter den Lin- finden, das Festival wäre das letzte vor der Som- on-Demand, den bietet täglich eine Opern- oder Konzertaufzeichnung für 24 Stunden merpause gewesen. Aber wir holen die ‚Queer wintergarten-berlin auf ihrer Website an. Ein digitaler Spielplan darf auch in der Komischen Week‘ auf jeden Fall nach!“, sagt Johannes Kirs- Oper nicht fehlen, noch bis in den Herbst hinein sollen dort abgefilmte ten, geschäftsführender Dramaturg des Hauses. Aufführungen zu sehen sein. Dazu kommen unterhaltsame Videoclips, in Doch nicht alle Häuser können kostenlose denen Intendant Barrie Kosky selbst am Klavier sitzt, um mit Sängerin- Streams anbieten. Auch an der Komödie am nen wie Dagmar Manzel eine Auswahl an Musikstücken zu präsentieren. Kurfürstendamm musste der Spielbetrieb „Es ist wunderbar, dass das möglich ist und so viel Zuspruch findet, aber heruntergefahren werden, wie an vielen an- es ist natürlich nicht mit dem Erlebnis im Zuschauerraum vergleichbar. deren Häusern auch sind Mitarbeiter*innen in Gerade Musiktheater ist ein akustisch-räumliches, fast körperliches Erleb- Kurzarbeit geschickt worden oder arbeiten im nis“, räumt Andrea Röber, Pressesprecherin der Komischen Oper, ein. Für Homeoffice. Um Online-Übertragungen zu- er Produktionshäuser wie das Kreuzberger HAU ist ein Onlinespielplan eine möglichen, hätten die Produktionen schon vor gute Gelegenheit, neue Arbeiten zu zeigen, die sich inhaltlich und tech- der Corona-Krise aufgezeichnet werden müssen. nisch mit Digitalisierung auseinandersetzen. Mitte Mai feierte zum Bei- Nachträglich zu produzieren ist zu teuer, da die spiel das britisch-deutsche Performancekollektiv Forced Entertainment Einnahmen fehlen. Um die laufenden Kosten zu eine Onlinepremiere mit „End Meeting For All“, einer Videoarbeit, die sich stemmen, rief die Komödie zu Spenden auf. Um mit möglichen Komplikationen bei Zoom-Meetings beschäftigt. „Viele un- die 10.000 Euro sind bereits zusammengekom- BÜHNE 51 RBB IS

men. Ein Tropfen auf den heißen Stein, denn ohne staatliche Hilfe wird das private Theater nicht über den Sommer kommen. „Wenn das Geld nicht COMING schnell kommt, dann ist die Branche tot“, so Direktor und künstlerischer Leiter Martin Woelffer. Was jetzt dringend benötigt wird, um die Monate bis zum September zu überstehen, sind staatliche Finanzspritzen. Im Unter- schied zu den geförderten Häusern wie der Komischen Oper, dem HAU und dem Gorki müssen die privaten Spielstätten selbst für ihren Erhalt sorgen. Bei der Komödie machen etwa 85 Prozent der Einnahmen den Etat des Hau- ses aus. Wie das unter Einhaltung der Distanz im Zuschauerraum und im OUT, Foyer aussehen soll, ist unklar. „Praktisch gesehen wären Abstandsregeln zumindest im Zuschauerraum umsetzbar, wir brauchen aber mindestens 60 Prozent Zuschauerkapazität, damit es sich rechnet. Dazu kommt die Bühne. Theater ohne Berührung? Das ist fast unmöglich“, sagt Woelffer. Mit Vorstellungsausfällen hat auch der Wintergarten Berlin zu kämp- fen. Die neue Show „20 20“ sollte eigentlich noch bis in den Juli hinein AGAIN. gezeigt werden. Durch das frühe Spielzeitende ist die Revue nun vorbei. Dafür läuft ab Herbst die Folgeinszenierung „Golden Years – Die 20er Jahre Varieté Revue Nr. 2“. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtou- ren. Um finanziellen Einbußen entgegenzuwirken, hat sich das Team um SCHWUL- Direktor Georg Strecker eine besondere Aktion einfallen lassen: Mit der „Zweitrittskarte“ können vorab zwei Tickets zum Preis von einem für die ersten beiden Wochen der neuen Spielzeit erworben werden. Strecker zeigt sich zufrieden, die Verkaufszahlen der Aktion liegen bereits im fünfstelli- LESBISCHE gen Bereich. Ein weiteres Angebot ist das „Quarieté“, ein Wortgeschöpf aus „Quarantäne“ und „Varieté“. Dort können die Shows der letzten Jahre gegen Spende online angeschaut werden. Hier lassen sich Klickzahlen im vierstel- FILMREIHE. ligen Bereich verzeichnen. Zum Überleben reichen die momentanen „Ein- trittsgelder“ allerdings nicht. „Doch wir wären nicht der Wintergarten, wenn wir nicht gerade jetzt kreativ nach vorn schauen würden“, so Strecker. Zum Glück wurde das Soforthilfepaket IV im Mai auf den Weg gebracht. So konnten privat geführte Berliner Kulturbetriebe auf eine Unterstützung RBB QUEER von bis zu 500.000 Euro setzen. Insgesamt stellte der Senat 30 Millionen Euro zur Verfügung. Für Franziska Kessler, die gemeinsam mit Lutz Deisin- ger für das Programm der Bar jeder Vernunft und des Tipis am Kanz- DONNERSTAGS, leramt zuständig ist, ist diese Unterstützung existenziell: „Gerade in Berlin KURZ VOR MITTERNACHT existieren Kulturbetriebe oft aus eigener Kraft, würde die Stadt sie einge- hen lassen, könnten sie dichtmachen, zuschließen und sich umbenennen.“ AB 18. JUNI Kessler und ihr Team entwerfen Woche für Woche neue Pläne für den Fall, dass die Zelte des Tipis und der Bar schon früher wieder öffnen könnten. Streaming kam für sie bisher nicht infrage. „Natürlich ist es sinnvoll, Le- benszeichen zu senden. Dies kommt aber nicht an ein Live-Erlebnis heran.“ Zu Beginn der Krise gab es noch die Hoffnung, dass die Schließung nur für wenige Wochen verordnet werden würde. Die Bar und das Tipi sind immer- hin 365 Tage im Jahr geöffnet. Von hundert auf null zu gehen ist somit ein herber Schlag. Abgesagt wurde trotzdem nichts, sondern auf den Herbst verschoben. Um Abstandsregeln einhalten zu können, müssen sie nun um- disponieren und im Notfall nur einen Gast pro Tisch platzieren. Dennoch müssen die laufenden Kosten, Ausfälle und Extraaufwendungen gedeckt werden. Das sind etwa die geschlossenen Zelte des Tipis und der Bar, die nun rund um die Uhr von einem Sicherheitsdienst bewacht werden müs- sen. Kessler ist sich nichtsdestotrotz sicher, dass sie mit guter Planung und einer staatlichen Überbrückungshilfe über die nächsten Monate kommen werden. „Es hat keinen Sinn, nicht optimistisch zu sein. Wir müssen jetzt auf Sicht fahren und quasi aktiv abwarten.“ Paula Perschke 52 AUSSTELLUNGEN

Foto: „Love at First Fight! Queere Bewegungen in Deutschland seit Stone- wall“ ist eine von vier aktuellen Ausstellungen

stürmen, ist fraglich. Letztendlich kann man aber noch nicht genau absehen, inwieweit sich fehlende Besucher*innenzahlen aus- wirken. Es gibt aber auch noch ein anderes Problem. Viele der Ausstellungen werden durch Pro- jektförderungen finanziert. Diese müssen, im Gegensatz zur Senatsförderung, immer wieder neu beantragt werden und kommen aus unterschiedlichsten Töpfen. „Die Frage

FOTO: . PAUL SLEEV/SCHWULES MUSEUM ist: Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Budgets der kulturfördernden Institutionen aus? In diesem Jahr betrifft uns das noch nicht, weil die Zusagen für die geplanten Projekte schon gemacht sind. Aber was wird in der Zukunft?! Können wir größere Krise als Chance Ausstellungen, die wir nicht mit unseren Mini-Hausbudgets machen können, dann Schwules Museum* Zwei Monate war das Schwule Museum* aufgrund der Corona-Krise noch verwirklichen? Das ist strategisch und So, Mo + Mi: für Besucher*innen geschlossen. Doch auch wenn es Mitte Mai wie- inhaltlich eine Herausforderung“, so Bosold. 14:00–18:00, der öffnet, sind die Folgen der Zwangspause noch nicht absehbar Allerdings wäre es nichts Neues für das Do–Sa: 14:00–20:00 Schwule Museum*, sich Lösungen für finan- m 13. Mai öffnete das Schwule Museum* nach zweimona- zielle Engpässe einfallen zu lassen, denn es Anmeldung online: tiger Pause mit der neuen Ausstellung „100 Objekte – An wurde nicht immer vom Senat unterstützt. schwulesmuseum.de Archive of Feelings“ wieder seine Pforten. Zu sehen sind „Bis 2010 haben wir in semiprekären Ver- Objekte aus dem Archiv des Museums. Das Kurator*in- hältnissen überlebt. Damals haben wir uns Aktuelle A nenteam hat eine sehr vielfältige Sammlung zusammengestellt. Da- nur mit Projektförderungen, den Mitglieds- Ausstellungen: runter: Kleider, Fotografien und allerlei Überraschungen. Aufgrund beiträgen des Vereins und mit Spenden der Corona-Krise gab es dieses Mal keine Vernissage mit Gästen finanziert, vor allem auch mit Erbschafts- Love at First und Programm. Das Museum konnte nur unter strengen Sicher- spenden. Das wird in Zukunft wieder wich- Fight! Queere heitsvorkehrungen wieder öffnen. Ein Besuch muss vorher online tiger werden, vielleicht lebenswichtig.“ Bewegungen in angemeldet werden und Tickets können innerhalb halbstündiger Aber die Krise kann auch neue Chancen Deutschland seit Sto- Zeitfenster gebucht werden. Vor Ort gibt es die üblichen Abstands- zur Weiterentwicklung bieten. Digitalisie- newall, 19.07.2019– regeln, Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel. Die Besucher*in- rung ist hierbei das Stichwort. Während 30.09.2020 nen dürfen maximal zu dritt erscheinen. Insgesamt sind nicht mehr der Schließung wurden Online-Führungen als 20 Ausstellungsinteressierte auf einmal in den Räumlichkeiten unter anderem auf Facebook angeboten. Amos Badertscher erlaubt. Café, Shop sowie Archiv und Bibliothek sind für den öffent- Diese kamen gut an, und das Team überlegt, – The Souls Around lichen Betrieb geschlossen. wie man mehr digitale Angebote schaffen Us, 06.03.–27.07. „Wir haben erst mal keine existenzielle Krise“, erzählt Vorstands- kann. „Die Krise zwingt uns darüber nach- mitglied Dr. Birgit Bosold. „Wir haben das Privileg einer institutio- zudenken, wie man das Erlebnis Ausstellung Nihad Nino Pušija: nellen Förderung durch den Berliner Senat. Das heißt, die Fixkosten ins Netz übersetzen kann.“ Queens, 13.05.– wie Miete und Gehälter sind einigermaßen gedeckt.“ Allerdings war Das Museum gibt regelmäßig Workshops für 27.07. das Museum zwei Monate geschlossen und hat keine Tickets ver- Schulklassen und Studierende. Diese könn- kauft. Im letzten Jahr betrug der Gewinn aus dieser Einnahmequelle ten zum Beispiel auch digital gegen Bezah- 100 Objekte – An rund 100.000 Euro. „Die zwei Monate verkraften wir noch ganz gut. lung angeboten werden. „Wir haben tollen Archive of Feelings, Doch ungefähr zwei Drittel unserer Gäste sind Tourist*innen aus Content zu bieten. Wir glauben fest daran, 13.05.–03.08. dem In- und Ausland“, sagt Dr. Bosold. Bisher ist unklar, inwieweit dass der unserem Publikum etwas wert sein sich die Krisensituation ändert und ab wann Reisen wieder erlaubt wird – auch in der digitalen Welt.“ sind. Ob statt der Tourist*innen jetzt die Berliner*innen das Museum Kaey Die Kusinen Katrin Schüler-Springorum Ralph Morgenstern Horst Maurus Knowles Dieter RitaScholl Margot Schlönzke SIEGESSÄULE Künstler*innen für

FOTO: STEPHAN PICK Kay P. Rinha Klaus Nierhoff Polly Puller Sigrid Grajek Micky Mackenrodt Hudek &Halm

FOTO: MAD FOX FOTO: ROBERT RECKER FOTO: CORA HAMILTON Ceven Knowles Sally Morell Elke Günzler Jacky-Oh Weinhaus Rocco &Enrico Annette Krüger Helen deNore

FOTO: INA ROSENTHAL FOTO: MAD FOX FOTO: CHRISTOPH FUGEL Vanessa Maurischat Guido Kleineidam Suli Puschban Viola Vabulous Zazie deParis Die Gabys Phillipp Tigris

FOTO: CORNELIS VOOGDT Eva Medusa Carisa Felix Martin Lili Sommerfeld Ulli Lohr Bambi Mercury Kim Labelle jeweils 50EuroandieSIEGESSÄULE dass wirDANKEsagenundsolidarischsind.WirzeigenGesichtspenden oder redaktionellberücksichtigtwerden.DeshalbistesjetztanderZeit, Termine undVeranstaltungeninkeinemqueerenKalendermehrauftauchen und wirUnterstützungbrauchten.Ohnesiewerdenunserezukünftigen Immer tratdieSIEGESSÄULEfürunsKünstler*innenein,woesnötigwar

FOTO: RENÉ JASCHKE KÜNSTLER*INNEN ZEIGENSOLIDARITÄT53 Gustav Peter Wöhler Gustav Giselle d‘Apricot Annie Heger Peter Frost reklamOrama Duotone Jeanne Willhalm

Daniela vonRaffay Geschwister Pfister Irmgard Knef Claire dela Veuve-Noire Kristina Marlen Ipek Marlene Deluxe

FOTO: MAD FOX FOTO: ROBERT RECKER FOTO: IVO HOFSTÉ Hans Kellett Diane Kuite Jayrôme C. Robinet Kerstin Polte Cathrinsche Gerald (LUDIQUE!) (Annahmeschluss: 15.06.2020 [email protected] Mail anfolgende Adresse: Gesicht zeigen!Schicke eine in derkommenden Ausgabe Auch Leser*innenkönnen Tim Fischer Jurassica Parka Judiths Krise Bridge Markland Katharina Franck Martin (LUDIQUE!)

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FOTO: KAI HEIMBERG FOTO: ZIPPO ZIMMERMANN FOTO: KATHARINA JOHN 54 ENGLISH

Global Pride, Sat, Jun. 27, check interpride.org for updated streaming details PHOTO : CAMILLE VIVIER Pride TV

While World Pride isn’t scheduled to take place until 2021, the global COVID-19 pandemic ensures we’ll get one anyway: Global Pride, the world’s first “virtual pride” in lieu of the scores of prides cancelled all over the world. So far, 80 countries are taking part in the 24-hour online streaming celebration on Saturday, June 27

or a lot of queer people watching the pandemic banned in Germany because of GEMA, Germany’s gov- unfold in late February, what would happen to ernment mandated music copyright entity, for example. pride wasn’t high on their list of worries. But And this is why it’s also not yet clear where the stream F for pride organizers the world over it certainly will take place – with YouTube’s history of issues with was. Now with events either cancelled, post-poned or re- GEMA, it’s not easy finding a solution. scheduled, the world will get streamed events this year Each of the world’s 24 time zones will have one hour to designed to bring the best of pride season directly into fill with content, interspersed with short advertisements the home. Spearheaded by InterPride, the world’s inter- every half-hour. The embedded advertising in the virtu- national network of pride producers, and the European al pride is necessary to cover the costs of producing the Pride Organisers Association, Global Pride, the world’s event, but they are also fuel for familiar criticism that first 24-hour “virtual pride”, will attempt to bring people pride has more to do with consumerism than politics. together on June 27 under the motto “Exist, Persist, Re- Taylor doesn’t see it this way, emphasizing that on top of sist” at a time when being together in a physical sense the technical costs of producing these events, any extra is all but impossible. (Berlin will get its own Virtual CSD money, or anything donated that day, will go to covering next month on July 25.) the costs of prides in need: many prides have already What will Global Pride look like? Steve Taylor, part of spent money on performers and permits, putting them InterPride’s taskforce on COVID-19 and Pride, describes in financial jeopardy since in some cases there’s no way it as a 24-hour video feed with activist speeches, enter- to recoup the costs. tainers and other short videos, mostly pre-produced, While no one plans for a virtual pride to replace tradi- and sourced from 80 pride organizations and LGBTI* tional pride, some queer activists argue that the pandem- community organizations around the world so far – big ic might provide an excuse to scrap the whole thing and names attached have yet to be announced. While the try something new. Dr. Steven Thrasher, a journalist and precise technical details are still sketchy, the organizers historian teaching at Northwestern University in Illinois, are placing heavy emphasis on making the stream as ac- said that COVID-19 “rewrites a different set of values and cessible to as many people as possible; every production responses to daily life. What would it mean to take that will either be in the English language or available with seriously and realize that perhaps the best way to think English subtitles. There are, however, new obstacles for about queer liberation is not necessarily the same march a new way of doing pride: streaming LGBTI* content into we’ve been doing for decades and decades? With things countries with homophobic laws like Iran and Uganda going online, perhaps we have a chance to challenge being one of the largest. On the more bureaucratic side, that.” streaming of performances may run into copyright is- sues as well: no one wants a drag act from America to be Ben Miller ENGLISH 55

A column of interna- tional perspectives on Photo: queer Berlin The abandoned Marietta bar A writer and activist from Egypt, Ahmed Awadalla works as a counselor and sex ed- ucator at the Berliner AIDS-Hilfe and Check- point BLN PHOTO: SALLY B Closed: Bar none Restaurants may have opened on May 15, but for bars and clubs there’s no return to normal in sight PHOTO: ALEXA VACHON The coronavirus pandemic has affected every corner of Berlin’s economy in different ways, but nowhere is the result more evident Love and corona than in the empty bars and clubs across the city. “There’s absolutely nothing planned in sight for bars,” says Roberto Manteufel, owner Would you willfully expose yourself to coronavirus? Mitte’s Green of Prenzlauer Berg’s Bar Marietta. “The city government has made Party mayor Stephan von Dassel did. He remained at home with his no statements regarding how long bars are to remain closed at all.” partner after she tested positive for COVID-19. And he was criticized Marcel Weber, director of Berlin’s most well-known queer club for potentially wasting healthcare resources. Others found it romantic. SchwuZ, as well as a member of Berlin’s Club Commission says the I wondered what a queer version of this story would look like. As the same goes for clubs and assumes they will also be the last to hear pandemic hit Germany, we had to rethink every interaction. Confu- anything from the city. sion abounded regarding meeting others. Among queers, this stirred In the meantime, bars like Marietta and Schöneberg’s Hafen have up emotional debates. At a dinner party just before lockdown, one turned to selling to-go drinks from tables in front of the establish- suggested: “We just have to stick to having sex with our boyfriends ments. The Club Commission is pushing for allowing outdoor areas for a while.” What about those who aren’t partnered or might be in to be opened until midnight, with music ending at 22:00, but has abusive relationships? I thought. Before corona, Berlin queers were heard nothing. grappling with a different epidemic: loneliness. “For me, isolation is And while lack of perspective on their situation is one thing, opening more dangerous than the virus,” a friend said. The lack of physical under current social distancing conditions isn’t ideal for all either. and sexual intimacy during this time took its toll. I knew of at least Richard Stein, the man behind Kottbusser Tor’s queer institutions two suicide attempts in my circle during quarantine. Queers have been Möbel Olfe, Südblock and aquarium, has got more than just the rent historically excluded from our biological families and the institution to worry about. He has to pay his staff. of marriage. We invent complex systems of intimacies and friendship. And that’s an important point as well. Clubs and bars are not only These intimacies have been hit hard by the pandemic, further worsened important for the community socially, but financially as well. “If queer by the closure of queer spaces. Still, the need for physical closeness is infrastructure goes, so do jobs for queer people. For some that means there. “Those who hookup and have corona parties are murderers,” they won’t find a job elsewhere or they have to go back into the I read on Facebook. Hugging a friend, meeting a sex buddy or having closet,” adds Weber. an anonymous hookup not only became risky but also taboo. The gap To make their voices heard by the Berliner Senat, Manteufel, Stein between seeing von Dassel’s choice as romantic and equating hookups and Hafen’s Ulrich Simontowitz have co-founded Bars of Berlin, a to murder reveals how society privileges certain forms of intimacy. The lobby for bars similar to how clubs have the Club Commission, and pandemic accentuates this hierarchy of intimacies. Epidemics highlight are currently looking for other bar owners to join – and not only existing disparities and create new ways of othering. Epidemics are LGBTI* bar owners. Solutions proposed by them include lowering gendered; women bear more emotional labor and endure increased taxes on alcoholic beverages and a legal requirement for landlords domestic violence. Epidemics are racialized; coronavirus has already to adjust commercial rent for corona. spurred anti-Asian violence. Struck by uncertainty and fear, we think But the city government must take action. And if they don’t soon, in dichotomies. Responsible vs. irresponsible. We fail to recognize that one thing is clear: much of Berlin’s LGBTI club and bar culture won’t our choices are complex. We may regard social distancing as an altru- wake up from the corona slumber at all. istic act of love, and at the time see how it lets certain people fall out of love. Queer alternatives need understanding rather than shaming. Text: Walter Crasshole We tend to forget that social distancing is a privilege. Those who live Research: Paula Balov in a refugee camp, have no such option. Those who don’t have a home, can’t quarantine. Recognizing how ‘same same but different’ we are is the recipe to leave no one behind. English elsewhere A queer bailout: p. 9 ***052_053_Klatsch_Programmstart_Programm 22.05.19 18:42 Seite 52

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BarryNicki Manilow Minaj

CasterRoy Horn Semenya CynthiaLupita Nixon Nyong’o

Ruby Rose Felix Jaehn

RoyDas Elton-JohnHorn (75) -Biopicvom Magier-Duo „Rocketman“ Siegfried (Kinostart: & Roy 30. 2018Charlize am „Trans Theron Dayhat of bestätigt,Action“ auf dass Instagram Jackson vorgestellt (7), das ältere hatte. ihrer „,Irgendwann zwei Adop- starbMai) wirdam als8. Maierster nach Film einereines Covid-19-Infektion.großen Mainstream- gingtivkinder, es nur ein noch Mädchen darum, ist.ob ich„Ja, einen ich dachte toten Sohn auch, oder dass eine sie lebendigeein Junge Tochterwäre. Bis „IchStudios habe gerühmt, meinen der besten schwulen Freund Sex verloren“, zeigt, etwa schrieb zwi- habe‘“,sie mich zitierte ansah, sie als den sie Vaterdrei Jahre eines alt anderen war, und trans sagte: Kindes. ‚Ich bin„Was kein gibt Junge!‘ es mehr Und Siegfriedschen John Fischbacher (Taron Egerton (80)) und in einem seinem Nachruf ersten Loverüber dazujetzt zuhabe sagen? ich also Wenn zwei sie wunderbare diesen extremen Töchter“, Schritt sagte in siediese dem Richtung Klatschblatt gehenThe seinenJohn Reid Bühnenpartner(Richard Madden und –). bis„Ich 1998 habe auch mir die – Sze-Le- wollen,Daily Mail. tun sieDessen das nichtReporter leichtfertig.“ hatte die Oscar-GewinnerinSeph ist der älteste direkt der drei danach Söhne, gefragt, die bensgefährten.nen angeschaut Denund dramatischenfinde sie großartig“, Tiger-Angriff sagte Eger- auf dieweil New Jackson Yorker lange LGBTI*-Aktivistin Haare hat und und oft Politikerin Kleider trägt. mit ihrem Ex-Partner Danny Horn,ton, privat der 2003 hetero, die Karrierein The Listder beidenund wunderte Tigerdomp sich- MozesSieben undTony-Nominierungen ihrer heutigen Ehefrau für „The Christine Prom“! Marinoni Das Musical hat. über eine abgehalf- teuredarüber, beendete, dass „alle will total Netflix aufgeregt nun für deswegen“ eine neue seien.Folge Nachdemterte Broadway-Truppe, der TV-Moderator die ein Jochen junges LesbenpaarSchropp in dabei seinem unterstützt, neuen denPodcast Schul-

FOTO: JOE KAKE seiner„Für mich Hit-Doku ist es genauso „Tiger unattraktiv,King“ aufarbeiten. einen Mann Eine vor „Yvonneabschlussball & Berner“ besuchen die zuBeziehung dürfen, wirdmit seinemdemnächst Freund auch als verfilmt „halb –offen“ ebenso be wie- Unsere ARD-Miniserieder Kamera zu überküssen die wie beiden eine Deutschamerikaner, Frau“, sagte er dem zeichnet„The Boys hatte, in the erläuterte Band“, erdas in 50der Jahre Gala, nachwas erseiner damit Uraufführung meinte. Sie seienerstmals nicht für Unsere Klatschreporterin beiHollywood der Philipp Reporter. Stölzl„Es („Ich ist immer war unangenehm,noch niemals un-in „polyamourös“,den Theater-Oscar aber nominiert Treue sei wurde. „nicht gleichzusetzenDas Kino-Remake mit (essexueller wurde Treue“, bereits und1970 Klatschreporterin seit 1999: Newabhängig York“) von Regie deiner führen sexuellen sollte, Präferenz.“ scheiterte letztes „einverfilmt) Flirt oderdes StücksSeitensprung“ über eine seien schwule schon Geburtstagsparty drin. „Wenn mein übernimmt Partner eine den gute Büh- seit 1999: Karin Schupp Jahr„Zur anHölle, den nein!“, Kosten. reagierte Ob sie inSüdafrikas anderer FormLeichtathle- reali- Zeitnencast, hat, einen darunter schönen die schwulen Flirt hat, Schauspielerdann freue ich Matt mich Bomer für ihn,(„American das macht Horror mir Karin Schupp sierttikstar wird, Caster ist noch Semenya nicht imbekannt. Mai auf die Vorgabe des keineStory“), Angst, Jim weilParsons ich weiß,(„The wo Big sein Bang Herz Theory“), ist, und acharydas ist bei Quinto mir.“ („Star Trek“) „K-Word“, „K-Word“, MelissaInternationalen Etheridge Sportgerichtshofs, trauert um ihren ihre Sohn hohen Beckett Tes- Coming-in:und Charlie Mit Carver der Zeile(„Desperate „Used to Housewives“).be bi/Now I’m justDie Tonyhetero” Awards hat sich werden Nicki am ihre Kolumne, FOR MICHAEL KORS DIMITRIOS KAMBOURIS/GETTY IMAGES MANILOW: BARRY DEGUIRE/WIREIMAGE, ihre Kolumne, (21),tosteronwerte der offenbar künftig an Drogenmissbrauch medikamentös zu reduzieren.gestorben Minaj9. Juni in in ihrem New YorkRemix verliehen. von Doja Cats „Say So“ als hetero geoutet. Wann sie jeden Freitag neu jeden Freitag neu ist.Während Er habe weltweit „gekämpft, diskutiert um wird,die Sucht wonach zu überwineigentlich- tatsächlichAuch die neuemal bisexuell Netflix-Serie gewesen „Tales sein of will, the istCity“ allerdings (ab 7. unklar,Juni) brachte denn schon LGBTI- auf l-mag.de! auf l-mag.de! den,entschieden und ist wird,ihr schließlich wer als Frau heute gilt erlegen“,und wer nicht, schrieb be- 2010Schauspieler*innen sagte sie im Rolling in Lohn Stone und zu Brot: dem Zum Thema: Cast „Ich von findeArmistead Girls Maupinssexy, aber quee- ich diegrüßte Musikerin der Deutsche am 13. Leichtathletik-Verband Mai auf Twitter. Das daszweit Ur-- werderer Wahlfamilien-Saga nicht lügen und behaupten, gehören unter dass anderemich Girls date.“Ellen Page („Inception“) als ältesteteil. Unterstützung ihrer vier Kinder bekommt stammt die aus beste ihrer 800-Meter- früheren WahrscheinlichMary Anns (Laura nicht Linney die einzige) pansexuelle Trennung imTochter, Corona-Lockdown: Charlie Barnett In Hollywood(„Chicago BeziehungLäuferin der mit Welt der hingegen Filmemacherin von ihrem Julie Sponsor Cypher. Nike habenFire“), sich Murray Anfang Bartlett April Topmodel/Schauspielerin(„Looking“), Victor Garber Cara Delevingne(„Legends („Carniof Tomor-- Etheridgeund ihrem unterbracheigenen Verband, seitdem der ihre Einspruch Facebook-Kon einlegte.- valrow“), Row“) Daniela und „Pretty Vega Little („Eine Liars“-Star fantastische Ashley Frau“) Benson und Jen nach Richards zwei Jahrenals jungeBe- zerte,„Ich weiß, die siedass seit ich Mitte eine MärzFrau bin“,täglich sagte spielte, Semenya, ver- ziehungAnn Madrigal. getrennt. Letztere soll sich inzwischen mit dem Rapper G-Eazy trösten. sprachdie mit aber:ihrer „IchJugendfreundin werde bald Violet wieder verheiratet singen. Das ist, SeitSind letztem Oscar-Gewinnerin Herbst twittert Lupita ein „gay_Bundesligaspieler“ Nyong’o („12 Years a Slave“) über seinen und die Wunsch queere hatschon mich 2017. schon „Ich immer mag mich, geheilt.“ wie ich bin, und wen in- undMusikerin/ seine Angst Schauspielerin davor, sich Janelle als erster Mone aktiver(„Hidden Fußballprofi Figures“) in einDeutschland Paar? Dieses zu Interessiert Podcasts schon, sind was die anderePromis Leuteeinfach sagen?“ gesprächiger outenGerücht – bis verbreitete ihm der schwule sich im MaiSänger nach Patrick der New Lindner Yorker im Met-Gala, Januar ein auf „Aufmerk der sie sehr- alsBatwoman anderswo. kommt! So verriet Im Mai der gab bisexuelle der US-Sender DJ/Musik The- samkeitsdefizit“vertraut miteinander bescheinigte redeten und genervttanzten. schrieb: Tja, sie „Oute sind nundich malund langjährigeRuhe ist!“ produzentCW grünes Felix Licht Jaehn für die („Bonfire“) erste TV-Serie in mit„Keiner einer allein les- ImFreundinnen Mai meldete … sich Andererseits der Zweitliga-Spieler wurden sie wieder von einem und verkündete anderen Partygast, die Gründung der bi- zubischen Haus“, Superheldin, dass Dating-Apps die zudem nicht von so seineiner Ding Lesbe sind: ge- vonsexuellen #GayPlayersUnite, Schauspielerin einer Tessa „Initiative Thompson für das(„Westworld“), erste Gruppen-Coming-out auffällig ignoriert, im „Michspielt wird: mit Rubyirgendwelchen Rose („Orange abstrakten Is the New Fotos Black“). und deutschenund die galt Profifußball“. bis letzten Sommer Unklar ist,als Monáesob das LoverinProfil echt … oder nur ein soziales Fake-NamenStaffel 1 startet anzumelden im Herbst. Dassist nicht TV-Mega-Produzent nach meinem Experiment„Es ist absolut ist. Aber wundervoll“, wenn es Spielernfreute sich dabei Schmusesänger helfen sollte, ihrBarry Versteckspiel Manilow zu(75) Geschmack.Greg Berlanti Außerdem– der in haballe ich seine keinen Serien Bock („Super- mehr beenden,im Mirror wär‘sdarüber, ja egal. dass er seinen Mann Garry Kief – sie sind seit 1978 ein aufgirl“, One-Night-Stands, „The Flash“, „Riverdale“ sondern willetc.) ja LGBTI-Charak- auch wirklich RechtePaar – seitCorona-Leugner seinem öffentlichen mit den Coming-out eigenen Fake-News-Waffen 2017 nicht mehr versteckenschlagen: muss.Der jemandentere einbaut kennenlernen.“ – dafür überhaupt noch Zeit hat! Im schwule„Ich bin Schauspieler durch viele, Georgeviele Jahre Takei gegangen, (83), bekannt in denen als Captainich das Sulunicht aus konnte. „Star Es Ex-„SexMai wurden and erthe und City“-Star sein Mann, Cynthia der Ex-Fußballprofi Nixon sprach Trek“,hätte witzeltemeine Karriere auf Twitter: sofort „Ich zerstört.“ starte dasDas Gerücht, heißt: Es dass hätte Covid-19 die Ohrwürmer schwul inRobbie Alan CummingsRogers Eltern Podcast einer „Homo Tochter. Sapiens“ Das Ehepaar zum macht.„Mandy“ Das undsollte „Copacabana“ eine Menge dieser nie gegeben Idioten zu (höre Hause ich halten.“ hier etwa Stimmen, die ersten Mal über ihren trans Sohn Seph (23), den sie hat bereits einen Sohn (3). sagen, dass es das wert gewesen wäre?!). FOTOS: ROY HORN: ETHAN MILLER/GETTY IMAGES, FELIX JAEHN: TF-IMAGES/GETTY CYNTHIA NIXON: DANIEL BOCZARSKI/GETTY IMAGES FOR TIME, NICKI MINAJ: DIMITRIOS KAMBOURIS/GETTY MARC JACOBS FOTOS: CASTER SEMENYA: FRANCOIS NEL/GETTY IMAGES, RUBY ROSE: KEVIN MAZUR/GETTY IMAGES FOR THE CW NETWORK, LUPITA NYONG’O: GREGG NYONG’O: LUPITA THE CW NETWORK, FOR KEVIN MAZUR/GETTY IMAGES RUBY ROSE: FRANCOIS NEL/GETTY IMAGES, CASTER SEMENYA: FOTOS: TREND 57

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Nicki Minaj 3 Fragen an ...... Hair- and Make-Up-Artist und Dragqueen Barbie Breakout. Ab 1. Juni ist sie in der Makeover-Reali- ty-TV-Show „The Diva In Me“ auf TVNOW zu sehen und am 16. Juni bei „Shopping Queen“ auf VOX

Wie würdest du deinen Modestil in drei Wör- tern beschreiben? Glamourös, kurvig und sexy. Bei „The Diva In Me“ stylst du Leute zu Drag- queens um. Wer steht da auf deiner Wunsch- liste? Am liebsten würde ich einen Ultramacho wie Bushido in den Fummel stecken. Jemanden, der Labelcheck uns für schwach oder verweichlicht hält. Ich würde ihm zeigen, wie unangenehm Drag sein kann, Hinter dem Label Richert Beil stecken Jale Ri- wenn man stundenlang gut gelaunt darin rumlau- chert und Michele Beil. Beide haben sich wäh- fen muss. Der würde keine Sekunde überleben! rend ihres Studiums an der Berliner Modeschule Welche Produkte empfiehlst du für deinen Esmod kennengelernt. Danach arbeiteten sie Draglook? Ich tendiere dazu, sehr zu schwitzen, einige Zeit für den Designer Patrick Mohr. 2014 und da braucht es besondere Produkte, damit das gründeten sie ihr eigenes Label mit dem Schwer- Make-up hält. Meine Augenbrauen klebe ich des- punkt auf Jacken und Mäntel. Ihre Designs sind halb mit Pros-Aide Cream weg, einem Special-Ef- elegant und geradlinig. Die Kollektionen werden fects-Kleber. Und mit dem Gripping Primer von in Europa gefertigt und unterliegen einem beson- Cover FX hält alles bombenfest! ders hohen Qualitätsanspruch, der durch klassi- sche Handwerkskunst inspiriert ist. Momentan bietet das Duo ebenfalls Gesichtsmasken an. richertbeil.com FOTI: ALEXEY KIM

Gesehen bei ... Instagram Normalerweise veranstaltet Anna Wintour, die Chefin der amerikanischenVogue , am ers- ten Montag im Mai die berühmte Met Gala. Einmal im Jahr schreiten die Promis über den roten Teppich des Metropolitan Museum of Art und präsentieren die ausgeflipptesten Outfits. Aufgrund der Corona-Krise wurde das FOTO: ALEXANDER HEIGL Event abgesagt. Um sich trotzdem vor dem Trendy SIEGESSÄULE-Redakteurin Museum in Szene setzen zu können, hat Drag- Seit Mitte Mai haben viele Restaurants und Cafés unter Kaey streckt ihre Fühler queen CT Happen (Foto) kurzerhand ihren strengen Auflagen wieder geöffnet. Der Mindestabstand aus und sammelt die eigenen „QuarantQueen Ball“ organisiert: stellt eine besondere Herausforderung dar. Einen Lö- neusten­ Trends aus den Gemeinsam mit dem Fotografen Alexey Kim sungsansatz bietet jetzt der französische Möbeldesigner Bereichen Mode und inszenierte sie eine Fotosession für dessen On- Christophe Gernigon. Er hat überdimensionale Plexiglas- Beauty. Ihre Fundstücke linemagazin Sidewalkkilla. Sie und weitere Visoren entwickelt, die man einfach wie Lampenschirme präsentiert sie jeden Drags posierten mit Masken und passenden über Tischen befestigen kann. PLEX’EAT kann so zu Social Monat in der Style File Outfits.instagram.com/sidewalkkilla Distancing beitragen. christophegernigon.com 58 PROGRAMMINFO

Termine und Livestreams!

Auch wenn sich mittlerweile die Auflagen zur Corona-Bekämp- fung etwas lockern und einige queere Orte wieder bedingt öffnen konnten, erscheint auch dieses Heft aufgrund der gerin- gen Anzahl an Terminen ohne den üblichen Programmteil. Gerne verweisen wir an dieser Stelle auf unsere Website SIEGESSÄULE.DE – dort listen wir neben allen relevanten queeren Online-Events, die von Clubs, Theatern u. a. im Netz veranstaltet werden, auch die wenigen vor Ort stattfindenden Termine. Zusätzlich haben wir online alle Infos zur anstehen- den digitalen Pride Season zusammengestellt. Wir drücken die Daumen, dass wir euch an dieser Stelle schon bald wieder die gewohnte queere Veranstaltungsvielfalt Berlins präsentieren können.

Eure SIEGESSÄULE-Redaktion

BITTE SCHICKT EURE LIVESTREAM- UND VOR-ORT-TERMINE AN [email protected], DAMIT WIR TOPAKTUELL ALLE ONLINE LISTEN KÖNNEN!

Although pandemic measures have relaxed and some of Berlin’s queer spaces are once again open, this issue does not include a program section. In the meantime, we refer you to our website SIEGESSÄULE.DE where you can find listings for relevant streaming events from clubs, theaters and elsewhere, as well as the few events that take place on-site. We hope to bring back a program of Berlin’s many queer events very soon.

Your SIEGESSÄULE editors.

PLEASE SEND YOUR LIVESTREAM DATES TO [email protected]! KLEINANZEIGEN / BESTATTUNGEN 59

Termine und Livestreams! 12.06.2020

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