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Marktwert: 9 Milliarden Dollar Marktwert: 95 Milliarden Dollar Marktwert: 127 Milliarden Marktwert: Dollar 221 Milliarden Dollar

Marktwert: 39 Milliarden Dollar

Netscape Marktwert: 10,2 Milliarden Dollar*

Marktwert: 3,5 Milliarden Dollar*

Geburtshelfer: Eugene Kleiner und seine Partner versorgten die Elite der Hightech-Industrie mit Startkapital. Sie sorgten dafür, dass Garagenfirmen zu großen Konzernen wuchsen – und wurden dabei selbst zu Milliardären.

138 managermagazin 1/01 Finanzmärkte

Vater der neuen Wirtschaft Risikokapital: Eugene Kleiner startete eine der ersten Venture-Capital-Firmen. Er und seine Partner entdeckten Börsenstars wie AOL, oder Sun und ver- dienten Milliarden an ihren Beteiligungen. Was macht die Investoren so erfolgreich?

r ist Amerikaner. Multimil- gut zehn Jahren aus dem Geschäft liardär. Einer der Pioniere zurückgezogen haben. der Hightech-Bewegung. i Kompakt Wie ist es möglich, fragen sich Begann Anfang der 70er Ruhm: Caufield Konkurrenten rund um den Globus EJahre mit nichts als einer brillan- Byers (KPCB) gilt als der erf0lg- fast ungläubig, dass KPCB trotzdem ten Idee und veränderte damit die reichste Risikokapitalist der Welt. immer wieder bei nahezu jeder bahn- Welt wie kaum ein Unternehmer vor Tradition: Seit 1972 hat KPCB rund brechenden unternehmerischen Er- ihm. 1,5 Milliarden Dollar in über 300 folgsstory aus der Hightech-Welt mit Sie denken, die Rede sei von Bill Technologie-Start-ups investiert. dabei ist? Gates? Nein, es geht um Eugene Klei- Erfolg: Heute sind alle von KPCB Wem es gelingt, Zutritt zum Klei- ner (77). Der startete nicht nur ein finanzierten Firmen zusammen ner-Hauptquartier an der Sand Hill Unternehmen, sondern hunderte. gut 700 Milliarden Dollar wert und Road im kalifornischen Menlo Park Microsoft gehörte nicht dazu. Aber haben rund 252 000 Mitarbeiter. zu bekommen, der hat bereits eines America Online (AOL), Compaq, In- der Erfolgsgeheimnisse der sagen- tel, Lotus, Netscape und Sun Micro- umwobenen Investoren gelüftet: systems, um nur die bekanntesten zu genhafte Renditen von bis zu 70 Pro- Kleiner ist klein und will auch nicht nennen. zent pro Jahr einfahren, versteht sich größer werden. Kleiner ist Gründer von Kleiner fast von selbst (siehe Kasten Seite Gerade 34 Mitarbeiter zählt KPCB, Perkins Caufield Byers (KPCB), der 140). Auch dass sie über erstklassige die 11 Inhaber mit eingerechnet. Jeder wohl erfolgreichsten Venture-Capi- Kontakte verfügen, in die Topetagen der Partner tätigt drei bis vier neue tal-Gesellschaft der Welt. der Wirtschaft ebenso wie zu poli- Investments pro Jahr und ist insge- Für mehr als 300 Technologiefir- tischen Entscheidungsträgern, bis samt für 10 bis 15 Beteiligungen ver- men stellte „Kleiner“, wie KPCB im hinein ins Weiße Haus. antwortlich. „Mehr geht nicht“, sagt Branchenjargon genannt wird, Start- Der besondere Zauber Kleiners – , der letzte der KPCB- kapital zur Verfügung. Milliarden- „the Kleiner mystique“ („Fortune“) – Namensgeber, der noch aktiv ist. „Es schwere Unternehmer wie Jim Clark speist sich aus einer anderen Quelle: ist wie in einer Familie: Man kann (Netscape) oder Bill Joy (Sun Micro- Die Erfolgsstory der Risikokapitalis- sich nur um eine begrenzte Zahl von systems) erhielten Geld von Kleiner, ten scheint unendlich zu sein. Seit Kindern so kümmern, dass alle glück- als sie noch unbekannte, weitgehend sage und schreibe 28 Jahren währt sie lich sind. Und diese Aufgabe kann mittellose Technikfreaks waren. nun schon. Und das, obwohl sich die man nicht delegieren.“ Dass die mittlerweile elf KPCB- „Gods of Tech“, wie das US-Magazin Fokus ist alles, so lautet ein Klei- Partner mit solchen Investments sa- „Vanity Fair“ Eugene Kleiner und ner-Credo. Und der Erfolg gibt den

*Preis bei Verkauf an den heutigen seinen Gründungspartner Tom Per- Risikokapitalisten Recht. Während

FOTO: OLIVIER LAUDE/MM-MONTAGE FOTO: Mutterkonzern. kins unlängst betitelte, bereits vor die Konkurrenz mit viel Getöse Bü-

managermagazin 1/01 139 Finanzmärkte Kleiner Perkins Geldmaschine

Wie der Kapitalfluss bei ros in Asien und Europa eröffnet, fikationen gelten für den Einstieg in Kleiner Perkins funkioniert macht KPCB ganz bodenständig da- der als unabdingbar. heim im sonnigen Kalifornien die Banker oder Berater ohne profundes illiardär zu sein reicht nicht, besten Deals. technisches Know-how haben bei Mum in den exklusiven Klub der Die Kleiner-Partner sitzen in ei- Kleiner keine Chance. Kapitalgeber von Kleiner Perkins nem von Büschen und Bäumen dicht Jeder Partner ist Spezialist für eine Caufield Byers (KPCB) aufgenom- umwachsenen einstöckigen Holzge- oder mehrere Hightech-Branchen. men zu werden. bäude, das eher an das Wohnhaus Manche sind so brillant, dass sie Investoren „By invitation only“ – nur auf Einladung – dürfen Anleger einer amerikanischen Mittelklasse- technologische Umbrüche und die ihr Geld in einem der Kleiner-Fonds familie erinnert als an die Schaltzent- damit verbundenen Marktchancen abliefern. Und diese Ehre wird aus- erkennen, lange bevor schließlich etablierten Institutio- der erste Unternehmer nen wie der Ford Foundation oder mit einem Businessplan wichtigen Geschäftspartnern zuteil. auf Kapitalsuche geht. Die Liste der Kleiner-Investoren Eugene Kleiner und liest sich wie ein Who’s Who der Tom Perkins waren sol- US-Industrie. AOL-Vorstandschef che Visionäre, später Steve Case gehört ebenso dazu wie Brook Byers und John Cisco-Lenker John Chambers oder Doerr. Heute ist es vor al- Yahoo-Gründer Jerry Yang. Fonds Der letzte Fonds war eine lem der gebürtige Inder Milliarde US-Dollar groß. Von den Vinod Khosla, der für die Einlagen streicht KPCB 2 Prozent Momente sorgt, in denen Managementgebühr pro Jahr ein. der Kleiner-Zauber seine Außerdem kassieren die Partner volle Wirkung entfaltet – 30 Prozent der Gewinne. und in denen die Klei- Rendite Kleiner kann sich’s leisten. ner-Partner und ihre In- Auch wenn die publizitätsscheuen vestoren wieder um ein Unternehmer keine Zahlen preisge- paar Milliarden Dollar ben, steht eines fest: Die Renditen reicher werden. der Kleiner-Fonds liegen weit über Das Unternehmen dem Branchenschnitt von bislang 20 bis 30 Prozent pro Jahr. Cerent ist so ein Fall. Zwar produziert auch Kleiner Kleiner-Partner Khosla Flops, und das nicht viel seltener höchstpersönlich hatte als andere Risikokapitalgeber. Von die Idee für dessen inno- zehn Investments, so die Daumen- Holzhaus statt Glaspalast: Die Kleiner- vative Technologie, die regel in der Branche, sind fünf echte Zentrale in Menlo Park erinnert an die Vorstadt- es erstmals erlaubt, mo- Misserfolge und weitere drei bis villa einer amerikanischen Mittelklassefamilie derne Glasfaser- mit al- vier entwickeln sich durchschnitt- ten Telefonnetzen zu lich. Den hohen Renditen tut das rale milliardenschwerer Hightech- verbinden. Khosla stellte ein Ma- keinen Abbruch, solange die übri- Investoren. Fast alle Räume sind nagementteam zusammen und in- gen ein oder zwei Beteiligungen verglast, auch die nur wenige Quad- vestierte insgesamt acht Millionen echte Shootingstars werden. Mega-Deals Genau an diesem ratmeter großen Büros der Partner. US-Dollar für einen 30-prozentigen Punkt ist KPCB einsame Spitze. „Wir mögen es, wenn wir uns alle Anteil an dem Start-up. Drei Jahre Kleiners Topinvestments sind der- sehen können“, so Byers, „wir sind später wurde Cerent für sieben Mil- art lukrativ, dass es fast egal ist, wie ein gutes Team und wollen deshalb liarden US-Dollar an Cisco Systems der Rest des Portfolios abschneidet. auch nicht weiter aufstocken.“ Im verkauft. Der Netscape-Deal, nur ein Bei- Klartext: Kleiner arbeitet nur mit ab- Investments wie diese sind es, mit spiel von vielen, belegt das ein- soluten Spitzenleuten, und die sind denen KPCB berühmt wurde: Ein- drücklich: Fünf Millionen Dollar nun mal nicht beliebig vermehrbar. sätze, aus denen Firmen hervorge- zahlte Kleiner im Herbst 1994 für Die erstklassige Qualität der Part- hen, die Geschichte schreiben; Start- einen 25-prozentigen Anteil an dem ner ist das zweite Erfolgeheimnis der ups, bei denen die Kleiner-Partner FOTO: OLIVIER LAUDE gerade gegründeten Internet-Anbie- heimlichen Herrscher des Silicon beweisen, dass sie mehr sind als nur ter. Noch nicht einmal ein Jahr spä- ter, im August 1995, ging Netscape Valley. Investoren. an die Börse. Der Wert des Kleiner- Alle sind Ingenieure und waren So hoben etwa Eugene Kleiner und Pakets am Ende des ersten Handels- schon vor ihrem Job bei KPCB unter- Tom Perkins Genentech aus der Tau- tages: 256 Millionen Dollar. nehmerisch erfolgreich. Beide Quali- fe, das erste Unternehmen, das die

140 managermagazin 1/01 Finanzmärkte Kleiner Perkins

Brook Byers war einer der John Doerr galt lange als der Vinod Khosla wurde unlängst ersten Risikokapitalgeber welt- Regenmacher bei KPCB. Er zog von dem US-Magazin „Fortune“ weit, der sich auf „bugs and drugs“ die großen Internet-Deals wie zum „erfolgreichsten Risikoka- (zu Deutsch: Bazillen und Drogen, Netscape und .com an pitalgeber aller Zeiten“ gekürt. Branchenjargon für Biotechnolo- Land, war einer der Ersten in der Khoslas Deals, rechnete „Fortune“ gie) spezialisierte. Der Dienst- Branche, die die Bedeutung des vor, hätten KPCB allein in den älteste unter den aktiven KPCB- World Wide Web erkannten. Der vergangenen eineinhalb Jahren 16 Partnern stieß 1977 zu Kleiner. Harvard-Absolvent kam 1980 von Milliarden US-Dollar eingebracht. Schon kurz nach seinem Einstieg zu KPCB und entwickelte Der gebürtige Inder, Absolvent der wurde er abgestellt, um als Vor- sich schnell zum Star der US-Ven- US-Eliteuniversität Stanford, in- standschef das Biotech-Start-up ture-Capital-Szene. Doerr ist nach vestiert vor allem in Unterneh- Hybritech aufzubauen. Das tat der wie vor eine der zentralen Figuren men, die sich auf die Internet- Elektroingenieur mit großem Er- im Kleiner-Netzwerk, „derart ver- Infrastruktur spezialisiert haben. folg: Aus einem Investment von drahtet“, wie US-Journalist David Dass er dort so erfolgreich ist, 1,7 Millionen US-Dollar wurden Kaplan schrieb, „dass selbst in kommt nicht von ungefähr: Khosla beim Börsengang vier Jahre später seinem Skihelm ein Telefon ein- kennt sich in der Branche bestens 28 Millionen. Seither hat Byers in gebaut ist“. Die Investments, die aus. Im Alter von 27 Jahren bereits dutzende Biotech- aber auch in KPCB aktuell das meiste Geld gehörte er zum Gründerteam von Informationstechnologie-Firmen bringen, stammen allerdings nicht , einem der heu- investiert und viele davon an die mehr von Doerr, sondern von sei- tigen Weltmarktführer beim Aus- Börse gebracht. nem Zögling Vinod Khosla. und Aufbau des World Wide Web.

Erkenntnisse der Genforschung in vestiert, zusätzlich neun Milliarden beschäftigen rund 250 000 Menschen marktfähige Produkte umsetzte und US-Dollar von befreundeten Anle- – ein Imperium der besonderen Art. damit praktisch die moderne Bio- gern hereingeholt und mehr als 150 Die Kleiner-Partner verwenden FOTOS: OLIVIER LAUDE, ANDY FREEBERG, ROBERT HOLMGREN technologie-Industrie begründete. Börsengänge eingefädelt. für ihre Firmenfamilie lieber den Be- John Doerr war unter anderem Die Wertschöpfung der Risikoka- griff „Keiretsu“; das sind die einst- maßgeblich an der Gründung von pitalisten ist gewaltig: Alle Kleiner- mals so mächtigen japanischen Fir- Netscape beteiligt, dem ersten Un- Companys zusammengenommen menkonglomerate wie Mitsubishi, ternehmen der Welt, das kostenlos sind heute gut 700 Milliarden Dol- von denen Anfang der 80er Jahre alle Software zum Surfen im Internet lar wert und glaubten, sie würden die westliche anbot. Netscape läutete den Einzug Konkurrenz zum Frühstück vertilgen. des World Wide Web in Millionen (Internet-Browser) Mit den Japanern ging es seither von Privathaushalten ein – und den Netscape steil bergab. Kleiners Keiretsu indes Beginn der Internet-Begeisterung ist mittlerweile das vielleicht mäch- KLEINER-INVESTMENT: an den internationalen Wachstums- tigste Wirtschaftsnetzwerk der Welt börsen. 5 Millionen Dollar und Erfolgsgeheimnis Nummer drei 1,5 Milliarden US-Dollar hat KPCB WERT BEI BÖRSENGANG: der kalifornischen Partnerschaft. in den vergangenen 28 Jahren ins- 256 Millionen Dollar Rund 250 Firmen gehören zu dem gesamt in Technologie-Start-ups in- elitären Zirkel plus unzählige hoch-

142 managermagazin 1/01 Finanzmärkte Kleiner Perkins Partner fürs Leben Was Kleiner Perkins Caufield Byers anders macht Sie sind dort gern gesehen. Nicht nur ihrer exzellenten Verbindungen wegen, sondern auch, weil sie in Kri- Die Konkurrenz beneidet Kleiner so ausreichend Zeit für eine inten- senzeiten zu ihren Firmen stehen. Perkins Caufield Byers (KPCB) vor sive Betreuung; „Wir halten 30 bis 40 Prozent der uns allem um den exzellenten Ruf. Der ◆ halten zu den Beteiligungsunter- zur Verfügung stehenden Mittel als garantiert nämlich, dass die KPCB- nehmen und ihren Managern auch Reserve, um nachschießen zu kön- Partner viele gute Businesspläne als nach dem Verkauf ihrer Anteile nen, wenn es mal eng wird“, erklärt Erste zu sehen bekommen. Die hohe noch Kontakt und haben dadurch Byers. Reputation kommt nicht von unge- ein hochkarätiges Netzwerk in der Das tut Kleiner teilweise sogar bei fähr: Die KPCB-Partner Hightech-Szene aufgebaut; bereits börsennotierten Unterneh- ◆ sind in der Regel Ingenieure, kön- ◆ stehen ihren Beteiligungsfirmen men, die durch einen Kursverfall in nen dadurch die Technologien von auch in Krisenzeiten bei, legen für Bedrängnis geraten. So erhielt in die- Start-ups sehr gut beurteilen; Hilfseinsätze extra Geld zurück; sem Sommer die Internet-Apotheke ◆ haben unternehmerische Erfah- ◆ verzetteln sich nicht, sondern Drugstore.com 15 Millionen Dollar rung, wissen also, wovon sie reden, konzentrieren sich auf ihre be- von Kleiner, nachdem der Kurs inner- wenn sie Unternehmer beraten; sondere Stärke: Investments in halb weniger Wochen von über 50 auf ◆ tätigen jährlich maximal drei bis ausgewählte Branchen der US- 5 Dollar abgestürzt war. vier Investments pro Kopf und haben Hightech-Industrie. Eine noble Geste, die allerdings nicht über das schmutzige kleine Ge- heimnis hinwegtäuschen kann, das karätige Unternehmer und Topma- Millionen zusätzlicher Internet-Be- Kleiner mit der gesamten Venture- nager. Die meisten von ihnen haben sucher. Den Preis finanzierte netter- Capital-Industrie teilt: Weil die Risi- von Kleiner irgendwann einmal weise Geschäftspartner . kokapitalgeber bei den Unternehmen Starthilfe bekommen oder zumindest Schließlich fusionierte Excite mit so früh und damit vergleichsweise einen erfolgreichen Deal mit einer @Home, einem der führenden An- billig einsteigen, verdienen sie selbst „Kleiner Company“ abgeschlossen, bieter von Hochgeschwindigkeitszu- dann noch sehr gut, wenn die Firmen wie sich die von Kleiner finanzierten gängen zum Internet. Der 6,7-Milliar- später an der Börse einbrechen. Unternehmen gern nennen. den-Dollar-Merger katapultierte die Im Falle von Drugstore.com ma- Dieses Netzwerk ihren Start-ups Firma endgültig in die Topliga der chen die 15 Millionen US-Dollar nur zugänglich zu machen – darin besteht Internet-Anbieter. einen Bruchteil des Gewinns aus, den die große Kunst der KPCB-Partner. Die Excite-Erfolgsstory ist nur Kleiner vorher mit dem Verkauf von Und genau mit dieser Aufgabe, nicht eine von Drugstore-Anteilen eingestrichen etwa mit der Suche nach interessan- hat. Andererseits: Hier zu Lande rau- ten Businessplänen, verbringen die schen die Kurse der Ricardos und Gi- (Internet-Infrastruktur) Profis 90 Prozent ihrer Zeit. Cerent gabells dieser Welt in den Keller, Ein Paradebeispiel für den Erfolg KLEINER-INVESTMENT: ohne dass sich einer ihrer Risikokapi- der Keiretsu-Strategie ist Excite: 8 Millionen Dollar talgeber um den Absturz schert. gestartet als simple Internet-Such- Bei Kleiner hat die intensive Be- maschine, heute einer der weltweit WERT BEI VERKAUF: treuung der Beteiligungsunterneh- führenden Online-Anbieter mit brei- 2 Milliarden Dollar men höchste Priorität. Jeden Montag ter Dienstleistungspalette. Morgen treffen sich die Partner, um Drei Deals begründeten den Auf- vielen. Wie Satelli- über ihre Firmen zu beratschlagen. stieg des Newcomers, alle wurden ten umkreisen die Kleiner-Start-ups „Da fragt man zum Beispiel: Hey, hat mit anderen Kleiner-Companys ge- die Stars unter den Keiretsu-Unter- nicht jemand einen guten Vorstands- tätigt. Der erste war ein Abkommen nehmen, nutzen deren Einfluss und chef für dieses oder jenes Unterneh- mit dem Softwareriesen Intuit. Ex- Bekanntheitsgrad, um sich zu profi- men?“, erzählt Byers. cites Produkte sind seither fester lieren. Die Big Shots wie AOL wie- Die Profis haben keine Hemmun- Bestandteil der weit verbreiteten derum schätzen an den Neulingen gen, die Führung auszutauschen, Quicken-Finanzsoftware. ihre Innovationskraft und lassen sich wenn die sich als unzulänglich er- Den zweiten Deal schloss der New- daher gern auf Kooperationen ein. weist. An erstklassigen Ersatzleuten comer mit Netscape: 70 Millionen Die Kleiner-Partner sind der Mit- mangelt es ihnen nicht. US-Dollar flossen dafür, dass Net- telpunkt dieses Universums. Alle zu- Wenn Kleiner ruft, kündigen Top- scape Excite auf seiner Webpage als sammen sitzen sie als externe Mit- manager von Großkonzernen ihre führende Suchmaschine anpreist. glieder in rund hundert Boards quer Jobs. Roger Siboni etwa, Ex-Vorstand Das Abkommen bringt Excite täglich durch die Hightech-Welt. der Unternehmensberatung KPMG,

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Beistand erhalten: Als der Börsenkurs von Drugstore.com abstürzte, schoss Risikokapitalgeber Kleiner Perkins 15 Millionen Dollar nach der jetzt das Kleiner-Start-up Epi- der Unternehmer, „den Bill Gates am phany führt. Oder Ray Lane, ehemals meisten fürchtet“, so der US-Autor die rechte Hand von Oracle-Lenker David Kaplan in seinem Buch „The Larry Ellison. Lane stieß vor wenigen Silicon Boys“. Monaten als Partner zu KPCB. Grund genug für ein gewisses Un- Einzig um Internet-Staranalystin behagen hat Gates zweifellos. Tat- Mary Meeker von Morgan Stanley sache ist, dass Kleiner Dean Witter soll Kleiner sich vergeb- २ mit Vorliebe in Technologien in- lich bemüht haben. Egal, man vestiert, die in Konkurrenz zu Micro- pflegt soft-Entwicklungen stehen; २ im Wettbewerbsverfahren gegen (Biotechnologie) Gates zumindest indirekt eine Rolle Genentech spielte. Drei der wichtigsten Zeugen KLEINER-INVESTMENT: gegen den Microsoft-Gründer, Scott 200 000 Dollar McNealy (Sun), Steve Case (AOL) und Jim Barksdale (Netscape), WERT BEI BÖRSENGANG: gehören zum Kleiner-Keiretsu; 160 Millionen Dollar २ mit der Übernahme von Netscape durch AOL in einem Unternehmen ein freundschaftli- mitmischt, dessen Kundenzahlen ches Verhältnis, telefoniert wöchent- und Marktanteile teilweise deutlich lich. Meeker, eine der einflussreichs- über denen von Microsoft liegen – ten Persönlichkeiten an der Wall und in dessen Board ein Kleiner-Part- Street, gehört mithin zur Familie. Und ner sitzt, nämlich Frank Caufield. das ist schließlich das Wichtigste. Längst fragen sich Branchenbeob- Den Kleiner-Partnern reicht nicht, achter, warum eigentlich alle Welt was viele ihrer Wettbewerber über- die Macht von Microsoft beschnei- aus glücklich machen würde: Unter- den will. Im Microsoft-Hauptquar- nehmen aufzubauen und Milliarden tier bei Seattle residiert mit Bill Gates zu verdienen. Sie wollen auch das, zwar immer noch einer der promi- was normalen Venture-Capital-In- nentesten Unternehmer der Welt. vestoren in aller Regel verwehrt Die womöglich mächtigsten aber bleibt: Macht, die über die Gründer- sitzen 1200 Kilometer weiter südlich szene hinausreicht. – gut versteckt zwischen Büschen Im gilt KPCB längst und Bäumern in einem kleinen Holz- als der heimliche Gegenspieler von haus an der Sand Hill Road. Microsoft; Kleiner-Partner Doerr als Patricia Döhle

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