Die 133 Tage Der Ungarischen Räterepublik 1919
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Anton Dannat Die 133 Tage der ungarischen Räterepublik 1919 Eine vergeblicher Versuch der Ausweitung der Weltrevolution gewidmet Leo Rothziegel und den für die sozialistische Weltrevolution gefallenen Kämpfern Titelfoto: Aufgenommen im Memento-Park Budapest, Museum der kommunistischen Statuen; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Republic_of-Councils_Monument,_ Budapest_Memento_Park_01.jpg Anton Dannat: Die 133 [hundertdreiunddreißig] Tage der ungaischen Räterepublik 1919. Ein vergeblicher Versuch der Ausweitung der Weltrevolution; Dinslaken 2018, abrufbar unter: www.anton-dannat.de Inhaltsverzeichnis Abkürzungen........................................................................................................................4 1. Einführung. Warum?.......................................................................................................5 2. Ungarn in der Donaumonarchie.....................................................................................7 Wirtschaftliche Entwicklung 11 Die Klassengesellschaft 14 Die Sozialdemokratie vor dem Krieg 25 Ungarn im Krieg 33 Der Januar-Streik 1918 39 Die 'ungarischen Bolschewiki' 42 3. Die Asternrevolution......................................................................................................47 Der miitärische Zusammenbruch 47 Die bürgerliche Revolution 48 Die Gründung der KMP 53 Die Regierung Károlyi 54 Unruhe auf dem Land 55 Streiks in den Betrieben 58 Auflösung der Armee 59 Aufstieg der Kommunisten 61 Die Verhaftung der Kommunisten 65 Das Vix-Ultimatum 69 4. Die Räterepublik.............................................................................................................73 Die Fusionsverhandlungen 73 Der Aufstieg der Räterepublik 82 Konflikt um 'Lenins Jungen' 86 Verstaatlichung der Wirtschaf t87 Das Landdekret 89 Die nationale Frage 92 Der militärische Überlebenskampf 95 5. Exkurs 1: Der russische Bürgerkrieg im Frühjahr 1919..........................................101 6. Das Ende der Räterepublik.........................................................................................107 Das Clémenceau-Telegramm 107 Der Parteitag der vereinigten Partei 109 Der Rätekongress 111 Die Linke gruppiert sich neu 114 Die Konterrevolution 115 Die militärische Niederlage 116 7. Das Horthy-Regime......................................................................................................119 Der Reichsverweser Horthy 119 Die Kommunistische Partei im Untergrund 125 Exkurs 2: Die 'Bettelheimerei' 128 8. Schlussfolgerungen: Weil...........................................................................................133 Zeittafel..............................................................................................................................139 Kurzbiografien..................................................................................................................142 Glossar..............................................................................................................................158 Verschiedensprachige geografische Namen................................................................159 Tabellenverzeichnis.........................................................................................................159 Abbildungs- und Kartenverzeichnis..............................................................................160 Personenverzeichnis.......................................................................................................161 Bibliografie.......................................................................................................................164 4 Abkürzungen EKKI Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale KMP Kommunisták Magyarországi Pártja Kommunistische Partei Ungarns KI, Komintern Kommunistische Internationale KPD Kommunistische Partei Deutschlands KPR Kommunistische Partei Russlands (Bolschewiki) KPDÖ Kommunistische Partei Deutsch-Österreichs k.u.k. Kaiserlich-königlich. Österreichische kaiserliche und königlich-ungarische Herrschaft MSzDP Magyarorszagli Szociáldemocrata Párt Sozialdemokratische Partei Ungarns MSzP Magyar Szocialista Párt Sozialistische Partei Ungarns (März-Juni 1919) RS Revolutionäre Sozialisten SDAP Sozialdemokratische Arbeiterpartei (Österreichs) Szocialista-Kommunista Munkások Ungarische Sozialistisch-Kommunistischische SzKMMP Magyarországi Partja Arbeiterpartei (Juni/Juli 1919) ZK Zentralkomitee 5 1. Einführung: warum?... Am Anfang steht die Frage, warum man sich fast hundert Jahre nach der ungarischen Räterepublik noch mit diesem Ereignis befassen sollte. Ungarn hat in den letzten Jahrhunderten die Revolution von 1848, die Räterepublik, die Machtübernahme der Kommunisten 1945, den Aufstand von 1956 und die Wiedererringung der Macht der Bürgerlichen 1989 erlebt, immerhin fünf (versuchte) Systemwechsel. Die Gründung der Räterepublik 1919 ereignete sich nach dem zerstörerischen ersten Weltkrieg, der das Kaiserreich Österreich-Ungarn zerstörte und zu fünf Staaten auf seinem Territorium führte. Die Machtkämpfe um die Herrschaft in den Staaten wären allein schon berichtenswert, dazu kommt der Versuch, die russische Revolution auf Europa auszudehnen. Die sozialistische Revolution in Ungarn war ein vergeblicher Versuch auf diesem Weg. In dieser turbulenten Nachkriegszeit sollten andere Revolutionsversuche folgen, die aber nicht so weit führten. Abgesehen von der Befriedigung der historischen Neugier eröffnete die ungarische Revolution Perspektiven der Machtübernahme, zur nationalen und zur Agrarfrage, dem militärischen Kampf und dem Widerstand gegen den Entente-Imperialismus. Das rechtfertigt durchaus die Beschäftigung mit der ungarischen Räterepublik und zu Schlussfolgerungen aus ihrem Scheitern. Die Ereignisse sind ausreichend in den verbreiteten Verkehrssprachen dargestellt, so dass die Arbeit auch ohne Kenntnis der ungarischen Sprache angefertigt werden konnte. Wie bei den vorangegangenen Texten verzichtet diese Arbeit auf eine feminisierende Schreibweise, die neben sprachlichen Monstrositäten auch historisch falsche Fährten legen würde. Nach der Beschäftigung mit der russische Revolution bildet dieser Text den Auftakt zu Forschungen über die Kommunistische Internationale in ihrer revolutionären Periode bis 1929 und der revolutionären Nachkriegskrise in mehreren Ländern. Da ich die Finanzierung der Druckkosten unter dem Vorwand der 'Druckkostenbeteiligung' ablehne, wird auch dieser Text nur auf der Homepage www.anton-dannat-de erscheinen und kostenfrei abrufbar sein, er kann unter Nennung des Autorennamens weiterverwendet werden, über Widerspruch oder Zustimmung würde ich mich freuen. Dinslaken, im Januar 2018 7 2. Ungarn in der Donaumonarchie Das Land liegt im Pannonischen Becken, das von der Donau und der Theiß durchflossen und vom Karpatenbogen, den Alpen und der dinarischen Gebirgsregion umschlossen wird. Die ungarische Tiefebene besteht aus fruchbarem Lössboden, dank des milden Klimas kann intensiv Landwirtschaft betrieben werden. Durch die Trockenlegung der Auen und Abholzung der Wälder entstand die für das Land typische Puszta.1 Ungarn bezeichnen sich als Magyaren. Sie siedelten sich im 9. Jahrhundert im Karpatenbecken an. Nach dem Sieg über die Osmanen warben die Habsburger deutschsprachige Siedler an, die als Schwaben oder Sachsen bezeichnet wurden, auch wenn sie aus anderen Gebieten stammten. Im 19. Jahrhundert wanderten Juden meist aus Osteuropa ein, die sich wie die Deutschen in den Städten assimilierten. Im 17. Jahrhundert wurde Ungarn von den Osmanen zurückerobert. Das Königreich Ungarn wurde dem Vielvölkerstaat Österreich angegliedert. Durch die Gegenreformation der Habsburger wurde die Mehrheit der Bevölkerung römisch-katholisch; protestantische Glaubensgemeinschaften konnten sich halten, die Minderheitsvölker waren rumänisch-orthodox, serbisch-orthodox, ukrainisch-orthodox, ukrainisch-griechisch-katholisch etc. Die Immigranten brachten ihre eigenen Kulte mit. Den adligen Kriegern der Habsburger wurde Land übergeben, das sie wie in allen Gebieten östlich der Elbe bis nach Ost- und Südosteuropas als Großgrundbesitz zur Nutzung weitergaben und dafür Abgaben kassierten. Sie verwendeten die Abgaben der Untertanen als Konsumenten, bauten sich Schlösser und waren wenig an der Wertsteigerung ihres Landes interessiert. Im Staatsgebiet lebte eine Vielzahl von Völkern; Deutsche, Ungarn, Tschechen, Slowaken, Polen, Ukrainer – in Österreich-Ungarn Ruthenen genannt - Rumänen, Serben, Kroaten, Italiener, Juden konkurrierten miteinander und wurden vor allem von der Staatsbürokratie zusammen gehalten. Nach den napoleonischen Kriegen und dem Wiener Kongress entstand ein mit den Resten des feudalen Partikularismus verschmelzender reaktionärer Feudalstaat unter Metternich. Er konservierte das Ancien régime längere Zeit, war aber nicht in der Lage, der Krise des feudalen Absolutismus Einhalt zu gebieten, die kapitalistischen Verhältnisse verbreiteten sich, die bürgerlichen und nationalen Elemente erstarkten.2 Die verschiedenen Völker strebten nach Unabhängigkeit. Konservative und Monarchie leisteten zähen Widerstand. Die nationalen Kräfte aber waren nicht unbedingt Vertreter einer bürgerlichen Umgestaltung, die verschiedenen sozialen und nationalen Kräfte waren sehr gegensätzlich. Aristokratie und Bürokratie waren die Stützen der Monarchie. Der Adel verkörperte den feudalen Konservatismus, die Bürokratie den vereinheitlichenden Zentralismus. Die Bürokratie speiste sich aus dem 1 https://de.wikipedia.org/wiki/Ungarn#Tiefebenen; siehe