Julin D-Aufsatz Schlussversion 20200828
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Selbständige Arbeit „Alle Wege führen hier immer hin zur Ironie.“ Verbale Ironie als Gestaltungsmittel des Dandytums in Christian Krachts ‚Faserland‘ und Per Hagmans ‚Att komma hem ska vara en schlager‘. Ein Vergleich. Autor: Hanna Julin Betreuerin: Bärbel Westphal Examinatorin: Corina Löwe Datum: 25. Juni 2020 Fach: Germanistik Niveau: Avanciertes Kurs: 4TY01E Abstract Title: “All roads here always lead to irony”. Verbal irony as a mean of presenting dandyism in the novels ‘Faserland’, by Christian Kracht and ‘Att komma hem ska vara en schlager’, by Per Hagman. A contrastive analysis. Author: Hanna Julin Supervisor: Bärbel Westphal Examinator: Corina Löwe Summary: The aim of this study is to investigate how verbal irony is used in fiction to indicate dandyism in pop-modern literature. It is a contrastive study based on Christian Kracht’s novel Faserland (1995), which is considered to be a romana à clef in the German popliterature. Att komma hem ska vara en schlager (2004), by Per Hagman is a Swedish novel comparative to the German „pop-novel“. The analysis has shown that the verbal irony primarily has three functions: social criticism, distancing and self-criticism. These elements correspond with distinctive features which are typical of the dandy. Irony itself, according to Barbey (1987), Schickedanz (2000) and Rauen (2010) among others, is a distinctive feature of the classical dandy figure, as well as of the pop-modern one. However, further research consisting of both synchronic, diachronic and contrastive analysis is relevant, as the dandy, according to Hörner (2008) and Tietenberg (2012) among others, always renews himself – so that his image always appears elegant, modern, original and rebellious in his contemporary society. Key words: Christian Kracht, Faserland, Per Hagman, Att komma hem ska vara en schlager, Dandy, Dandytum, Dandyism, Irony, Ironie, verbale Ironie, Popliteratur i Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ______________________________________________________________ 1 2. Theoretischer Rahmen ____________________________________________________ 2 2.1 Der Dandy ___________________________________________________________ 2 2.1.1 Der Dandy um die Jahrtausendwende 2000 ______________________________ 6 2.1.2 Der Dandy in der Literatur ___________________________________________ 8 2.2 Ironie ______________________________________________________________ 10 2.2.1 Verbale Ironie in der Linguistik ______________________________________ 12 2.2.2 Verbale Ironie in der Literaturwissenschaft _____________________________ 16 2.2.3 Der Dandy als ironische Figur ________________________________________ 18 2.3 Zur Primärliteratur ____________________________________________________ 20 3. Analyse und Vergleiche __________________________________________________ 22 3.1 Verbale Ironie in Faserland _____________________________________________ 23 3.2 Verbale Ironie in Att komma hem ska vara en schlager ________________________ 28 3.3 Verbale Ironie als Gestaltungsmittel des Dandytums _________________________ 32 4. Schlussbemerkung ______________________________________________________ 33 Literaturverzeichnis _________________________________________________________ I Primärliteratur ____________________________________________________________ I Sekundärliteratur __________________________________________________________ I 5. Appendixe ______________________________________________________________ V 5.1 Appendix 1 ___________________________________________________________ V ii 1. Einleitung „Alle Wege führen hier immer hin zur Ironie“, erklärt Christian Kracht den anderen Mitgliedern des popkulturellen Quintetts, die sich in der Executive Lounge im vierten Stock des Hotel Adlons unterhalten.1 Krachts Aussage zur Ironie bezieht sich im Einzelnen auf die Anpassung der Mode- und Musikindustrie in der damaligen popkulturellen Gesellschaft: „wie unterschiedlich die Modellierungen geglückt sind, [zeigt] immer ein Vektor hin zur Ironisierung“.2 Das Jahr ist 1999 und Thema des Gesprächs ist die Popkultur der Gegenwart.3 Dies ist der Rahmen von Tristesse Royale, der von Joachim Bessing 1999 herausgegeben wurde, ein Band, der aus von Bessing transkribierten Gesprächen zwischen Christian Kracht, Eckhart Nickel, Alexander v. Schönburg und Benjamin v. Stuckrad-Barre besteht, die sie während drei Tagen in Berlin geführt haben. Die Mitglieder des popkulturellen Quintetts sind nicht nur Autoren der deutschsprachigen Popliteratur, sondern sie sind auch selbsternannte Dandys.4 Die Autoren der Popliteratur schrieben in einer einfachen Sprache über den Alltag, weshalb manche ihrer Werke als oberflächliche, beliebige „Unterhaltungsliteratur“ bezeichnet wurden.5 In der Popliteratur erscheint auch immer wieder eine bestimmte literarische Figur – der Dandy, der von Geld, Macht, Prestige, Geschmack, Sensibilität, Kreativität, Witz, Satire, Ironie und von einem außerordentlichem Gespür für die „geheimen Flaggsignale der kommenden Dinge“ ausgemacht wird.6 Seit dem 18. Jahrhundert gibt es die Figur des Dandys als real erscheinende Person aber auch als literarisch bearbeitete Figur. Der Dandy wird oft mit Geld, Luxus und Mode verknüpft, aber Hans-Joachim Schickedanz stellt ebenso ein ernstes und tragisches Bild des Dandytums vor: „Dandyismus ist der oft vergebliche Versuch, der Angst vor dem Nichts, der Leere und der Langeweile zu entfliehen […]“.7 Die Ironie ist ein Merkmal des Dandys und sie ist auch nach Thomas Ernst ein häufiges Stilmittel der Popliteratur.8 Die Ironie ist ein komplexes Phänomen, denn es gibt mehrere Definitionen und 1 Bessing, Joachim: Tristesse Royale, Das popkulturelle Quintett mit Joachim Bessing, Christian Kracht, Eckhart Nickel, Alexander v. Schönburg und Benjamin v. Stuckrad-Barre. 4. Auflage Berlin 2005. S. 132. 2 Bessing 2005. S. 132. 3 Bessing 2005. S. 16. 4 Ernst, Thomas: Popliteratur. Hamburg 2001. S. 75. 5 Ernst 2001. S. 91. 6 Schickedanz, Hans-Joachim: Ästhetische Rebellion und rebellische Ästheten. Frankfurt am Main. 2000. S. 227. 7 Schickedanz 2000. S. 16. 8 Ernst 2001. S. 75. 1 Klassifikationen der Ironie, jedoch ist der Kern und die klassische Definition der Ironie „der Ausdruck von etwas durch ein Wort, das sein Gegenteil beschreibt“.9 In dieser Arbeit wird die verbale Ironie als Gestaltungsmittel des Dandytums untersucht. Ausgehend von Christian Krachts Roman Faserland, der im Zentrum steht, soll ein Vergleich mit dem Roman Att komma hem ska vara en schlager von Per Hagman angestellt werden. Die Fragestellungen sind folgende: Welche Funktion/en hat die verbale Ironie und wie unterscheidet sich diese in den Romanen? Wie wird verbale Ironie als Gestaltungsmittel des Dandytums verwendet? Diese Arbeit ist eine kontrastive Studie, denn der Vergleich mit einem schwedischen Werk ist, trotz mangelnder Übersetzung, interessant, weil die beiden Werke verschiedene zeitliche und kulturelle Ausgangspunkte haben und trotzdem um das gleiche Phänomen kreisen – das Dandytum. Der namenlose Ich-Erzähler in Faserland erzählt von seinem rastlosen Luxusleben und der ständigen Suche nach Mitteln gegen die Tristesse in Deutschland während der 1990er. Das Erscheinen von Faserland 1995 zählt als der Beginn der deutschen Popliteratur und der Roman wurde mittlerweile kanonisiert. Per Hagmans Roman, Att komma hem ska vara en schlager (nicht ins Deutsche übersetzt), kam im neuen Jahrtausend, und zwar 2004, heraus und handelt von einem rastlosen Dandy, der durch die Welt reist, um das Glück zu suchen. Auch hier ist der Ich-Erzähler, Per, der Protagonist. Hagmans Texte sind im schwedischen Kontext als Beispiel für Popliteratur einzigartig und mit den Texten der deutschsprachigen Popliteratur vergleichbar. 2. Theoretischer Rahmen In diesem Kapitel wird frühere Forschung präsentiert, die für die vergleichende Analyse relevant ist. Zuerst wird das Thema „Dandyismus“ besprochen, danach folgt ein Forschungsüberblick über verbale Ironie in der Sprach- und Literaturwissenschaft. Schließlich wird die Primärliteratur mit Synopsen präsentiert. 2.1 Der Dandy Eine absolute Definition des Dandys gibt es nicht, da der Typus in unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Konnotationen besitzt. Dennoch ist der Dandy eine fest etablierte 9 Lausberg, Heinrich: Handbook of literary rhetoric: a foundation for literary study. Köln 3. Auflage 1998. S. 266. [the expression of something by means of a word that describes its opposite]. 2 Figur der europäischen Kultur.10 Ende des 18. Jahrhunderts tauchte der Begriff ‚Dandy‘ an der Grenze zu Schottland auf und zuerst bezeichnete er einen „komischen Menschen“, aber Anfang des 19. Jahrhunderts tauchte der Begriff in den Modenkreisen Londons mit der Bedeutung ‚ausgezeichnet‘ oder ‚exquisit‘ auf. Es gibt verschiedene Theorien über den Ursprung des Begriffs ‚Dandy‘. Eine Theorie ist, dass er eine Koseform des englischen Namens Andrew ist. Eine andere Theorie ist, dass ‚Dandy‘ von der englischen Invektive ‚Jack-a-Dandy’ kommt. Der Ausdruck bezeichnete damals einen eitlen Mann, dessen Kleidungsstil auffällig elegant oder modisch war.11 Jedoch wurde der Begriff „Dandy“, wie wir ihn heute kennen, in den Romanen der Romantik gemünzt. Die Entstehung des Wortes zusammen mit seiner schnell erreichten Bekanntheit zeigt, dass es sich um ein neues gesellschaftliches Phänomen handelte.12 Der Dandy der Romantik wurde von dem Londoner George „Beau“ Brummell (1778–1848) verkörpert. Brummell kam aus der Mittelschicht, aber wurde durch ein großes Erbe und sein soziales Netz, zu dem der englische Kronprinz George IV. gehörte, ein Teil der absoluten