Geschichte Des Yang Stils 1
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Tai Ji Quan Yang Stil Allgemeines Michael Steinmetz Inhaltsverzeichnis Die Geschichte des Yang-Stils ............................................................................ 1 Funktionsweise.................................................................................................... 6 Strategie und Taktik............................................................................................. 8 Begriffe................................................................................................................ 9 Kampfkunst ....................................................................................................... 10 Energiearbeit.............................................................................................. 11 Vitalität............................................................................................................... 12 Quelle:............................................................................................................... 13 (Ein) Lied über Verständnis und Anwendung .................................................... 14 Quelle................................................................................................................ 16 Die Geschichte des Yang-Stils Die Geschichte der Entwicklung und Übermittlung des Taijiquan wurde in den verschiedenen Perioden und geographischen Verbreitungsgebieten stets so angepasst und geglättet, von Brüchen und dunklen Flecken gesäubert, in die Vergangenheit extrapoliert und mit Anekdoten über legendäre Gestalten ausgeschmückt, dass sie letztendlich den jeweiligen Exponenten den höchstmöglichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorteil versprach. Erleichtert wurde dies dadurch, dass die chinesischen Kampfkünste sich bis zum Ende der Kaiserzeit (1911) im wesentlichen außerhalb der gebildeten und schreibkundigen Führungsschicht Chinas, der Gentry, entwickelten. Es gibt praktisch keine verlässlichen Aufzeichnungen zu den Ursprüngen des Taijiquan. Die ersten schriftlichen Abhandlungen zur Theorie des Taijiquan tauchen erst nach dem Aufstieg der Yang- Familie in die Umgebung der mandschurischen Führungsschicht und der Gentry in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Es ist daher sehr problematisch, historisch gesichert den Ablauf der Entstehung des Taijiquan zu schildern. Die Anpassung der Geschichte des Taijiquan durch die Vertreter der verschiedenen Stile ist letztendlich ein Teil eines umfassenderen Anpassungsprozesses an die gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Bedingungen zu verschiedenen Perioden und an verschiedenen Orten. In diesem Prozess betonten einige Vertreter des Taijiquan jeweils unterschiedliche theoretische und praktische Aspekte dieser Kampfkunst und änderten entsprechend den Inhalt und die Methoden ihres Unterrichts ab. Andere Vertreter dieser Kampfkunst verweigerten sich dieser Anpassung und tradierten ursprünglichere Varianten. Seite 1 von 16 Tai Ji Quan Yang Stil Allgemeines Michael Steinmetz Taijiquan ist in seiner ursprünglichen Komplexität schwer zu erfassen. Folglich kommt es häufig genug zu Verzerrungen des praktischen und theoretischen Inhalts durch Lehrer, denen es an grundlegendem Verständnis und Können mangelt. Das Ergebnis dieser vielschichtigen Entwicklung ist, dass der Zweck und Inhalt dessen, was unter dem Begriff Taijiquan unterrichtet wird, sehr breit gefächert, unterschiedlich, ja teilweise sogar widersprüchlich ist. Die Entstehungsgeschichte des Yang-Taijiquan in der vorherrschenden "Mainstream"-Version geht von dem daoistischen Mönch Zhang Sanfeng als Urvater oder direkten Gründer des Taijiquan aus. Er soll um die Zeit des Dynastiewechsels von der Ming- zur Qing- (Mandschu-)Dynastie, der sich 1644 vollzog, gelebt haben. Taijiquan gehört demnach zur "Inneren Schule" Neijiaquan der chinesischen Kampfkünste, die in den daoistischen Klöstern des Wudang Gebirge ihren geographischen und philosophischen Ursprung haben. Sie sind das konzeptionelle und ideologische Gegenstück zu der "Äußeren Schule" Waijiaquan des buddhistischen Shaolin-Klosters. Taijiquan bzw. die Essenz der Inneren Schule des Zhang Sanfeng soll dann an Wang Zongyue weitergegeben worden sein. Durch Wang Zongyues Schüler Jiang Fa wurden dann schließlich die daoistischen Kampfkunstkonzepte und -prinzipien an Chen Changxing (1771-1853) aus dem Dorf Chenjiagou in der nordchinesischen Provinz Henan überliefert. In Chenjiagou wurde in geschlossener Familientradition innerhalb der Chen-Sippe, angefangen von Chen Wangting um 1660, ein Familienstil tradiert, der sich Paochui, "Kanonen-Hämmern", nennt und seine Ursprünge im Shaolin-Kloster hat. Durch den Einfluss der Inneren Schule soll dann der Chen-Familienstil "weicher" geworden sein. Chen Changxing unterrichtete erstmals einen Schüler außerhalb der Chen-Sippe, nämlich Yang Luchan (1799-1872). Yang Luchan, der Begründer des Yang-Stils des Taijiquan, machte schließlich die von Chen Changxing überlieferte Kampfkunst in der Hauptstadt Beijing bekannt, indem er in zahlreichen Herausforderungen unbesiegt blieb. Er und seine Söhne Yang Banhou (1837-1892) und Yang Jianhou (1839-1917) unterrichteten in Beijing eine kaiserliche Ausbildungsdivision, vor allem aber Verwandte des Kaiserhauses. Um das Training den körperlich verweichlichten Verwandten des Kaisers anzupassen, soll dann das Üben der Hauptform des Yang-Stils verlangsamt und explosive Bewegungen abgewandelt oder entfernt worden sein. Nur noch der Gesundheitsaspekt sei dem mandschurischen Adel vermittelbar gewesen. Das sei dann der Grund dafür, dass der Yang-Stil entschärft und die charakteristische langsame Form angenommen habe. Nachdem 1911 die Monarchie einer unstabilen Republik Platz gemacht hatte, musste sich auch die Yang-Familie umorientieren. Taijiquan wurde einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Yang Chengfu (1883-1936), der dritte Sohn von Yang Jianhou, spielte hierbei die aktivste Rolle. Er trieb die Verbreitung des Stils auch in Südchina voran und verbrachte seine letzten Jahre in Shanghai. Er vereinfachte die Hauptform immer weiter und setzte bis heutige gültige Standards für das Yang- Taijiquan. Diese - stark verkürzte - Entstehungsgeschichte des Taijiquan im Yang-Stil ist heute in China, Taiwan und im Westen in der einen oder anderen Variation, ausgeschmückt mit zahlreichen Anekdoten, bestens bekannt. Die Geschichte des Taijiquan wird dabei in einer kontinuierlichen und zwangsläufigen Entwicklungslinie von einer erhabenen daoistischen Kampfkunst, hin zu einer rein chinesisch geprägten Gesundheitsmethode und Gymnastik dargestellt. An dieser Stelle möchte ich hierzu aber einige kritische Punkte anmerken, die einerseits Bruchstellen in der Entwicklung aufzeigen, andererseits den Einfluss des jeweils vorherrschenden Zeitgeistes deutlich machen. Die Entstehungsgeschichte hält schon einer näheren Betrachtung des angebliche Gründers des Taijiquan Zhang Sanfeng nicht stand. Zwar wird Zhang Sanfeng in Dokumenten wie der Geschichte der Ming-Dynastie erwähnt, doch lässt sich keine eindeutige Verbindung zwischen ihm bzw. den Seite 2 von 16 Tai Ji Quan Yang Stil Allgemeines Michael Steinmetz Wudang-Stilen und der Kampfkunst der Chen-Sippe oder Yang-Taijiquan nachweisen. Auf Grund des Einflusses des daoistischen Gedankenguts gibt es ähnliche Prinzipien in den Wudang- und Taijiquan- Stilen, aber die Techniken unterscheiden sich zu stark, als dass man eine unmittelbare Abstammung des Taijiquan aus dem Wudang-Boxen herleiten könnte. Auch die Figur des Wang Zongyue ist historisch nicht eindeutig zuzuordnen. Ihm wird der wichtigste theoretische Text über das Taijiquan zugeschrieben. Die ursprünglichen Dokumente der Inneren Schule erwähnen zwar Zhang Sanfeng, nicht aber eindeutig Wang Zongyue - es wird lediglich ein gewisser Wang Zong erwähnt. Es ist also nicht zweifelsfrei belegt, dass er der Mittler zwischen Wudang und den Stilen in Chenjiagou ist. Interessant ist die Frage der Rolle, die von Vertretern des Yang-Familie dem Jiang Fa auf den Stil und Unterricht des Chen Changxing zugeschrieben wurde. Die von ihm übermittelten Prinzipien sollen bei der Kampfkunst des Chen-Klans den Wandel von einem Stil der Äußeren zu einem der Inneren Schule bewirkt haben, also von einer auf Muskelkraft und eigener Aggressivität basierenden Methode hin zu einem auf innerer Kraft und dem Ausnützen gegnerischer Aktivität beruhenden Konzept. Es gibt jedoch mehrere Hinweise darauf, dass es diesen glatten Übergang nicht gab, sondern dass zumindest zeitweise der Großteil der Chen-Sippe ihren Familienstil Paochui kaum oder gar nicht verändert weiterübte. In der Tat war es in Chenjiagou nicht üblich, die eigene Kampfkunst an Außenstehende weiter zu geben, oder von Außenstehenden andere Stile zu übernehmen. Diese Abschottung ist ein typisches Charakteristikum für chinesische Stile im Allgemeinen und für Familienstile im Besonderen. Den der praktische Anwendungszweck solcher Kampfkünste für eine Familie bzw. Sippe lag in der gewaltsamen Verteidigung gegen äußere Angriffe und Durchsetzung der eigenen Interessen gegenüber anderen Familienverbänden. Nur jemand wie Chen Changxing, der womöglich mit dem Familienstil nicht sonderlich gut zurecht kam (er wurde ursprünglich wegen seiner Steifheit gehänselt), könnte aufnahmebereit für von Außen kommende Lehren, wie etwa die eines Jiangfa, gewesen sein. Wenn dem so war, übernahm er aber offensichtlich nicht einfach die Prinzipien dieses neuen Stils, um sie in seine Bewegungen und die Chen-Formen zu integrieren, sondern er übernahm auch dessen Techniken und Teile von Formen.