Sponsoren der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2018

Unterstützer der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2018

Kooperationspartner der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2018

FORUM Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit GEGEN RASSISMUS DEUTSCHER KOORDINIERUNGSRAT E.V.

Lions Clubs International MD 111 – Deutschland

ZENTRALRAT DER JUDEN IN DEUTSCHLAND

Gefördert von Materialheft Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Einleitung Daten und Fakten zu Asyl und Migration 3 Jana Pareigis: Wir brauchen eine Debatte und einen Perspektivwechsel 29 Flucht und Vertreibung 4 Jürgen Micksch und Jagoda Marini´c: 30 Asyl in Deutschland Langer Atem gegen Rassismus 31 Karl Kopp: Das Meer, der Tod und die Deals: Die Erosion der Menschenrechte und des Flüchtlings- schutzes in Europa Exit Racism 33 Links zu Chroniken rassistischer Vorfälle und 5 Tupoka Ogette: Warum eine rassismuskritische Übergriffe Reise wichtig ist 9 Muslime laden ein 10 Prominente einladen! Anhang: Die Stiftung gegen Rassismus 12 Die »eigenen« Aktionswochen in Städten und 34 Was geschah am 21. März 1960? Kommunen: Starke Bündnisse gegen Rassismus Der Internationale Tag und die Internationalen 13 Der Nationale Aktionsplan gegen Rassismus Wochen gegen Rassismus 14 Jagoda Marini´c: Sanftmut 35 Die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus – eine starke Bewegung 36 Sponsoren, Unterstützer und Kooperationspartner Analysen und Diskussion 2018

16 Gegenargument: Haltung zeigen! Gesprächs - 37 Das Aktionsbündnis der Internationalen Wochen strategien gegen rechte und rassistische Aussagen gegen Rassismus 19 Interview mit Volker Weiß: »Die Neue Rechte 39 Materialien zu »Rassismus fängt im Kopf an!« profitiert von Tabubrüchen« 40 Materialien zu »100% Menschenwürde – 23 Kira Ayyadi und Timo Reinfrank: Ist die AfD Zusammen gegen Rassismus« eine rassistische Partei? Und wenn ja, was tun 41 Formular: Bestellung von Materialien 27 Politisch motivierte Kriminalität – rechts 42 Formular: Veranstaltungsankündigung 28 Weiterführende Links und Informationen 43 Impressum Internationale Wochen gegen Rassismus 2018 3

Wir brauchen eine Debatte und einen Perspektivwechsel

In einer demokratischen Gesellschaft ist es wichtig, dass wir Gemeinsam können Rassismus und Ausgrenzung nicht tolerieren und uns klar wir Barrieren im Kopf positionieren. Daher habe ich gerne zugesagt, Botschafte- einreißen! rin der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2018 zu werden. Dafür müssen wir aber auch bereit sein, uns mit dem Aus- Wir brauchen eine Debatte! maß und den Auswirkungen der kolonialen Vergangen- Viele Menschen in Deutschland erleben, so wie ich, Rassis- heit und Sklaverei auseinan- mus seit sie denken können. Mit vier riefen mir andere Kin- derzusetzen, aus der Rassis- der »Jana, Jana, Afrikaner« hinterher. Mit fünfzehn blaffte mus entstanden ist und die © ZDF/Jule Roehr mich im Bus ein Mann an »N****, geh in den Busch zu- bis heute wirkmächtig sind. Wir müssen verstehen, dass rück.« Und mit Mitte zwanzig passierte es auf dem Weg zu Deutschland kein weißes Land ist. Das war es noch nie. einer Pressekonferenz, als ich am Eingang gefragt wurde: Migration gab es schon immer (und sie wird nie aufhören!). »Sie sind vom Catering und bringen den Kaffee, oder?« Schwarze Menschen leben seit mehr als 400 Jahren in Deutschland, über 20 Prozent der Deutschen haben einen In Deutschland wird zu wenig über das Thema Rassismus sogenannten Migrationshintergrund. Vielfalt sollte nicht nur gesprochen. Und wenn man Rassismus oder rassistisches problembezogen diskutiert werden oder Integration mit Er- Verhaltens benennt, erlebe ich oft, wie mit Verharmlosung folg gleichgesetzt. Vielfalt ist einfach eine Realität. oder Abwehr reagiert wird. Aber wir müssen Rassismus be- nennen, über ihn sprechen, uns mit ihm auseinandersetzen Und wenn man selber Ausgrenzung und Rassismus erlebt, – denn Rassismus verletzt die Menschenwürde. ist Empowerment ein ganz zentraler Prozess. Dass man sich austauscht, informiert, sich solidarisiert und organisiert. Und Wir brauchen einen Perspektivwechsel! erkennt: ich bin nicht alleine, ich selbst bin nicht das Problem und ich kann aktiv etwas ändern. Dies ist besonders für jün- Die Perspektive der von Rassismus betroffenen Menschen gere Menschen eine sehr hilfreiche und stärkende Entwick- muss gehört werden. Und es ist wichtig, dass Menschen, die lung. keine Rassismuserfahrungen machen, reflektieren, wie es ist, von Rassismus betroffen zu sein. Was es heißt, in der ei- Es hat sich schon viel getan – aber eben noch nicht genug. genen Heimat nicht akzeptiert zu werden. Wie es ist, wenn Und genau deshalb müssen wir alle noch viel mehr tun, jemand einem einfach in die Haare greift. Wie es ist, wenn denn Menschenwürde und Gerechtigkeit kommen nicht von man immer wieder gefragt wird, wo man (tatsächlich) her- alleine. Doch wenn wir gemeinsam eine Debatte und einen komme. Warum man immer wieder mit Begriffen bezeichnet Perspektivwechsel anstoßen, können wir Barrieren im Kopf wird, die verletzend und abwertend sind. Und was es mit ei- einreißen! Die Internationalen Wochen gegen Rassismus nem macht, exotisiert zu werden und ausgegrenzt, bedroht bieten hierfür viele Möglichkeiten und Chancen und ich und beleidigt. Dabei ist ganz wesentlich: Nicht jede Person, möchte Sie ermutigen, sich offen und solidarisch an diesem die so fragt und reagiert, ist ein Rassist oder eine Rassistin – so wichtigen Prozess zu beteiligen! aber so zu handeln, ist grenzüberschreitend und basiert auf rassistischen Denkstrukturen. Und wer an so einem Ver- Jana Pareigis halten festhält, der oder die ist ein Rassist. Strukturelle Ver- Botschafterin der Internationalen Wochen änderungen sind nur dann möglich, wenn sich auch die wei- gegen Rassismus 2018 ße Mehrheitsgesellschaft selbstkritisch hinterfragt und sich aktiv an der Bekämpfung von Rassismus beteiligt. 4 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Langer Atem gegen Rassismus

Die Wahlen zum Deutschen Bundestag im September ■ 2017 haben unser Land und unsere Gesellschaft ver- ändert. Die Stiftung und die Internationalen Wochen gegen Rassismus werden dadurch noch wichtiger, denn die Akti- onswochen sind in Deutschland die stärkste Bewegung ge- gen Rassismus.

In unserer Gesellschaft sind Rassismus und Menschenfeind- lichkeit tief verankert. Die damit verbundene Wut, der Hass

und die Gewalt dürfen keine Perspektive haben. Sie können © Piroelle die Grundlagen unseres friedlichen Zusammenlebens zerstö- ren. Auswirkungen sind schon jetzt zu sehen: Die vielen tät- Während der Aktionswochen laden Moscheen zu Freitags- lichen Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte, Moscheen, Syn- gebeten ein. Zahlreiche Oberbürgermeisterinnen und Ober- agogen oder in Europa der zunehmende Nationalismus mit bürgermeister nehmen das Angebot an und sprechen zu den den Folgen des Brexit. muslimischen Gemeinden. Über 600 Moscheegemeinden haben sich im März 2017 daran beteiligt. Wir rufen dazu auf, Ein langer Atem ist erforderlich, um die Menschenfeindlich- dass die Überwindung von Rassismus auch vermehrt bei keit und den Nationalismus zu überwinden. Doch jeder und Gottesdiensten aufgegriffen wird: Sei es durch Predigten, jede kann etwas tun. Es fängt schon bei uns selbst an: Wir Gebete oder Informationen über die Veranstaltungen. sollten lernen, selbstkritisch gegenüber eigenen Vorurteilen zu sein. Im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz können wir Medien berichten über rassistische Vorfälle – über antiras- widersprechen, wenn diskriminierend über Juden, Muslime, sistische Aktivitäten könnten sie viel umfangreicher infor- Roma, Flüchtlinge und Schwarze gesprochen wird. mieren. So wurde kaum erwähnt, dass es im März 2017 über 2.000 Veranstaltungen zu den Aktionswochen gab, an de- Viele Studien belegen, dass persönliche Kontakte mit Betrof- nen über 100.000 Menschen teilgenommen haben. fenen den Rassismus am ehesten abbauen können. Deshalb sind die UN-Wochen gegen Rassismus oder die Tage der Rassismus kann überwunden werden. Jeder kann dabei mit- Offenen Moschee so wichtig, bei denen es zu direkten Be- wirken. Die UN-Wochen gegen Rassismus bieten dafür vie- gegnungen kommt. le Gelegenheiten. Weitere und neue Initiativen sind willkom- men und erwünscht. Dieses Materialheft gibt dafür Anre- Angesehene Personen können durch ihr Verhalten und ihr gungen. Es geht um den Frieden in unserer Gesellschaft und Vorbild viel zum Abbau von Rassismus beitragen. Deshalb in Europa. Im Sinne unseres Grundgesetzes heißt das Mot- haben wir anerkannte Persönlichkeiten im Rahmen unseres to für 2018: »100% Menschenwürde – Zusammen gegen Projektes »Prominent gegen Rassismus» für Veranstaltun- Rassismus.« gen vor Ort gewonnen.

Dr. Jürgen Micksch – Jagoda Marini´c

Vorstand der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus 5

Exit Racism

Warum eine rassismuskritische Reise wichtig ist Tupoka Ogette

Tupoka Ogette arbeitet als Expertin für Vielfalt und Antidiskriminierung vor allem zu den Themen Diversity, Antirassismus, vorurteilsbewusster Bildung und Empower- ment. Ihr Ziel ist es, historisch gebildete Machtstrukturen wie Rassismus oder Sexis- mus aufzuweichen und positiv zu wenden. Mit ihrer Arbeit will sie aktivierend und ermutigend auf Menschen und Gruppen wirken. Vor allem aber möchte sie Mut zur Selbstreflektion, Veränderung und Perspektivwechsel machen. Der nachfolgende Beitrag basiert auf ihrem Impulsvortrag auf der Planungstagung zu den Internationa-

len Wochen gegen Rassismus 2018 am 18. September 2017. Ogette © Tupoka

»Woher kommen Sie? »Nein, der Junge »Hautfarbe spielt für mich doch keine Rolle! Mir ist egal, darf nicht mitspielen, Aus ? Nein, ich meine wirklich, ob Du schwarz, weiß, grün oder gelb seine Haare sind also ihre Wurzeln. Nein, Sie verstehen nicht, bist. Wenn ich Dich anschaue, Tupoka, nicht normal. ich meine nicht Berlin, ich meine was in ihrem dann sehe ich gar nicht dass Blut drin ist?« – »Woher ich komme? So wie unsere.« Verstehe ich nicht. Du schwarz bist.« Ich bin ECHTE Berlinerin«

Rassismus. Reden wir über Rassismus. Ein Wort, wel- raus. Doch genau diese Annahme, diese Vorstellung von Ras- ■ ches viele Menschen erst einmal gehörig zusammen- sismus und dem Aussortieren, dem Verbannen dieses Wor- zucken lässt. Alle, die Sie dies lesen und sich sicherlich teil- tes und allem was mit ihm zu tun hat in die rechte Ecke, ist weise schon seit vielen Jahren mit dem Thema auseinander ein großer Teil des Problems. setzen, werden wissen, dass »über Rassismus reden wollen« oft nur so lange Interesse und Begeisterung weckt, so lange Denn die Aussagen, die Zitate, die diesem Beitrag vorange- der Rassismus der Anderen gemeint ist, der Rassismus der stellt sind, stammen von eben jenen Menschen, die sich NPD, der AFD, der rechtspopulistischen Ecke. Der Rassismus, selbst als »nicht rassistisch« oder gar »anti-rassistisch« ver- der sichtbar und eindeutig klar benennbar ist, böse und vor- orten würden. Wie kommt das? sätzlich daher kommt, in Form von physischer Gewalt, ein- deutigen Symbolen, in Form von Hassreden. Es gibt Rassisten. Überzeugte Anhänger rechtspopulistischer Strömungen, selbstaffirmierende Nazis, begeisterte Anhän- Der Rassismus, von dem wir – die gesellschaftliche Mitte ger der »Rassentheorien«. Echte richtige Rassisten und Ras- und die Linken, die »Guten« – uns distanzieren können. sistinnen. Diese Menschen sind aber nicht Teil der Zielgrup- Mehr noch, durch diese Distanzierung können wir uns in un- pe mit der ich arbeite und die ich hier ansprechen möchte. serem Selbstbild bestätigt sehen, uns als »nicht rassistisch« Ich arbeite mit Menschen die – wie vermutlich Sie und ich bzw. »antirassistisch« legitimieren. Wenn wir wissen, wie auch – hier geboren sind, in die Kita und Schule gegangen »die Anderen« sind, wissen wir zugleich wie WIR selbst sind, die hier ihren Lebensmittelpunkt haben und … die NICHT sind. deshalb rassistisch sozialisiert sind.

Es wäre manchmal schön, wenn die Welt so einfach wäre. Es Bei rassistischer Sozialisierung geht es um eigene rassisti- wäre klar und übersichtlich. Natürlich immer noch proble- sche Denk- und Gefühlsmuster, die wir von klein auf ver - matisch, aber es gäbe eine klare Vorgabe und moralisch und innerlicht haben. Diese Sozialisierung findet sich in der Art, ethisch wären wir auf der richtigen Seite, wir wären fein wie wir sprechen, in den Büchern, die wir lesen, in den Me- 6 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

dien, die wir konsumieren, in den Witzen, die wir machen. sismuskritischen Weg begeben haben – »Happyland«. Was Und sie befindet sich dementsprechend auch in den Syste- können wir tun, um uns auf eine rassismuskritische Reise men, die wir kreieren. aus »Happyland« zu begeben?

Rassismus kann Hass sein, dies ist aber nur eine Erschei- Was wir tun können und sollten, ist zu beginnen uns selbst nungsform. Privileg ist eine weitere. Und Zugang. Ignoranz. zu verstehen. Zu verstehen, wie tief Rassismus in unserer Apathie. Und viele weitere. Ich stimme zu, wenn Menschen Sozialisierung steckt. Was wir tun können, ist über die Ent- sagen, dass niemand als Rassist geboren wird. Allerdings stehungsgeschichte des Rassismus zu lernen, über unsere behaupte ich ebenfalls, dass es sich um ein mächtiges Sys - deutsche Beteiligung am Sklavenhandel und am Kolonialis- tem handelt, in das wir hineingeboren werden. Und dieses mus, wir können unsere geliebten Kinderbücher wie Pipi System ist komplex und vielschichtig, sowohl sozial als auch Langstrumpf, Jim Knopf, die kleine Hexe (um nur ein paar zu politisch. nennen) mit einem rassismuskritischen Auge neu lesen und hinterfragen, wir können unsere Schulbücher analysieren In meinem Buch »exit Racism – Rassismuskritisch denken und verstehen lernen, wie stark wir durch Medien und ste- lernen« nenne ich den Zustand, in dem Menschen sich be- reotypisierte Bilder geprägt sind und täglich weiterhin ge- finden – bevor sie sich auf einen selbstreflektorischen ras- prägt werden. Wir können verstehen lernen was »Othering« bedeutet: »Andern« oder »zum Anderen machen«. Eine ras- sistische Praxis, die Menschen auf der einen Seite in eine Tupoka Ogette vermeintlich unsichtbare, individualisierte und zugleich sehr exit RACISM – rassismus - machtvolle Norm und auf der anderen Seite in die sichtba- kritisch denken lernen. ren, dämonisierten, exotisierten, stereotypisierten »Ande- ren« teilt. Obwohl Rassismus in allen Bereichen der deutschen Ge- Was wir tun können, ist unsere Sprache zu beleuchten und sellschaft wirkt, ist es nicht zwar nicht auf der oft frustrierten und auch etwas beleidig- leicht, über ihn zu sprechen. ten Suche nach dem, was wir »noch sagen dürfen« , sondern Keiner möchte rassistisch unter der Fragestellung »was wir sagen WOLLEN« und vor sein, und viele Menschen allem, wofür wir Verantwortung übernehmen können. scheuen sich vor dem Be- Damit wir mehr und mehr verstehen, wie der sprachliche griff. Das Buch begleitet die Leser*innen bei ihrer mitun- Dualismus, der zu Zeiten der Aufklärung begann, Menschen ter ersten Auseinandersetzung mit Rassismus und tut bis heute in einer sprachlichen Gegensätzlichkeit der »zivi- dies ohne erhobenen Zeigefinger. Vielmehr werden die lisierten« und »unzivilisierten«, der »modernen« und den Leser*innen auf eine rassismuskritische Reise mitgenom- »veralteten«, der »Gesellschaft und dem Stamm«, dem men, in deren Verlauf sie nicht nur konkretes Wissen über »Bürgermeister und dem Häuptling« gefangen hält. Damit die Geschichte des Rassismus und dessen Wirkungswei- wir verstehen, was Fremd- und was Selbstbezeichnungen sen erhalten, sondern auch Unterstützung in der emotio- sind und dass Sprache Wirklichkeit produziert und Wirklich- nalen Auseinandersetzung mit dem Thema. keit wiederum Sprache und dass Sprache Macht ist und Macht wiederum Sprache. Unrast Verlag, 2017. www.unrast.de, ISBN: 978- 3897712300 Was wir tun können, ist zu verstehen, wie stark Weißsein als unsichtbare Macht überall und zu fast jedem Zeitpunkt wirk- Zusammen mit ihrem Co-Trainer und Ehemann Stephen mächtig ist. Und dass die Unsichtbarkeit von Weißsein und Lawson, bietet Tupoka Ogette Workshops, Trainings, das »Nicht benennen müssen« und das nicht wahrnehmen Seminare, Vorträge, Beratung oder Podiumsdiskussionen müssen von Weißsein in sich selbst ein Privileg ist. an. Diese Angebote als auch Lesungen zu ihrem Buch »exit RACISM« sind insbesondere für Veranstaltungen im Und was wir vor allen Dingen tun können: Wir sollten lernen Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus zu reden. Mit dem Partner oder der Partnerin, mit den Nach- empfehlenswert. bar*innenn, mit der Lehrerin, der Vorgesetzten, der Freun- Kontakt: www.tupokaogette.de din, der Großmutter. Reden lernen über Rassismus. Eine Gesprächskultur entwickeln, die es uns ermöglicht – ohne Exit Racism 7

Moralisieren, oder zumindest weniger – auf das Thema zu Literatur schauen. Und das ist nicht leicht. Das weiß ich.

Denn das Thema ist vielschichtig und komplex, verwirrend Mohamed Amjahid und es ist emotional. Für uns alle. Unter Weißen – Was es heißt, privilegiert zu sein Rassismus erleben kann einsam machen, entmutigen, ein- schüchtern, wütend machen oder ein Gefühl der Ohnmacht Wie erlebt jemand Deutschland, der auslösen. Es kann unglaubliche Selbstschutzkräfte wecken dazugehört, aber für viele anders und es erfordert ein großes Repertoire an Überlebensstrate- aussieht? Mohamed Amjahid, Sohn gien und benötigt Orte und Räume der Heilung und des Em- marokkanischer Gastarbeiter und als powerments. Es braucht Gespräche. Journalist bei einer deutschen Zei- tung unfreiwillig »Integrationsvor- Sich mit Rassismus zu beschäftigen und nicht davon betrof- bild«, wird täglich mit der Tatsache konfrontiert, dass er fen zu sein löst Emotionen aus. Gefühle der Abwehr, Wut auf nicht-weiß ist. Er hält der weißen Mehrheitsgesellschaft den die, die Rassismus benennen, Angst vor der Auseinanderset- Spiegel vor und zeigt, dass sich diskriminierendes Verhalten zung, ein Gefühl des Entsetzens, der Schuld, Scham und der und rassistische Vorurteile keineswegs bloß bei unverbesser- Ohnmacht, wenn erkannt wird, wie stark rassistische Sozia- lichen Rechten finden, sondern auch bei denen, die sich für lisierung in einem selbst und in der Gesellschaft wirkt, Trau- aufgeklärt und tolerant halten. Pointiert und selbstironisch er und Abschiedsgefühle von dem Bewusstseinszustand macht er deutlich, dass Rassismus viel mit Privilegien zu tun »Happyland«. hat – gerade wenn man sich ihrer nicht bewusst ist.

Hanser Berlin, 2017 Das größte Privileg von Weißsein ist meiner Meinung nach, www.hanser-literaturverlage.de dass weiße Menschen die Wahl haben, sich mit Rassismus ISBN: 978-3446254725 auseinander zu setzen. Die weißen Leser*innen haben die Möglichkeit, aufzuhören mit dem Lesen, aufzustehen und nie wieder auch nur einen Moment über Rassismus nachzu- Annita Kalpaka, Nora Räthzel, denken. Und gleichzeitig liegt ein Großteil der möglichen Klaus Weber (Hg.): Handlungsoptionen in der Hand von weißen Menschen. Und Rassismus. Die Schwierigkeit, deshalb wünsche ich mir, dass die Menschen, die dies lesen, nicht rassistisch zu sein das Gefühl der Schuld und Scham – welches auf dieser Rei- se vorkommen kann und vorkommt – mit einem Gefühl der Annita Kalpaka und Nora Räthzel Verantwortung ersetzen. Schuld und Scham lähmt, macht verfassten 1986 den ersten Text zu unbeweglich. Sich verantwortlich fühlen macht produktiv Alltagsrassismus und institutionel- und handlungsorientiert. lem Rassismus in der Bundesrepu- blik. Sie stellen darin die noch im- Ich wünsche mir und Ihnen deshalb Mut. Mut zum Gespräch mer brisante Frage nach der Funktionalität von Rassismus – auch wenn es immer wieder weh tut oder verunsichert. Ich für die Handlungsfähigkeit der Subjekte in restriktiven wünsche uns ein Gefühl der Verantwortung und ich wün- gesellschaft lichen Verhältnissen. Heute, 30 Jahre später, ha- sche mir, dass weiße Menschen auch in Zukunft immer wie- ben die Autorinnen ihren Text kommentiert und auf aktuel- der bewusst die Wahl treffen, sich mit dem Thema auseinan- le Fragestellungen hin zugespitzt. Dieser und weitere Texte derzusetzen – sich auf eine rassismuskritische Lebensreise behandeln u. a. die Verstrickung in rassistische Verhältnis- begeben und schließlich ihre Sachen packen, um aus »Hap- se und die Grenzen einer auf Erziehung und Aufklärung re- pyland« ausziehen. ■ duzierten antirassistischen Strategie und entwickeln Über- legungen alternativen Praxen.

Argument Verlag, 2017 argument.de ISBN: 978-3867548137 8 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Film

Sanem Kleff, Mark Terkessidis DVD: »Afro.Deutschland« Reden über Rassismus in Deutschland Schwarze Menschen leben seit 400 Jahren in Deutschland. Der Migrationsforscher Mark Terkessidis gibt in dem Beitrag Mittlerweile sind es rund 1 Million. Der Dokumentarfilm der »Rassismuskritik in Deutschland« einen Überblick über die Deutschen Welle verknüpft die biografischen Erlebnisse der aktuellen Rassismusdebatten und noch existierende Leer- Journalistin Jana Pareigis mit der Geschichte Schwarzer stellen. Der Artikel »Menschenfeindlichkeit und Rassismus« Menschen in Deutschland. Der Musiker Samy Deluxe, der von Sanem Kleff zeigt, wie ein enger Begriff von Rassismus deutsche Ex-Fußball-Nationalspieler Gerald Asamoah, der hilft, diese Diskriminierung wirksam zu bekämpfen. Der ak- Autor und NS-Zeitzeuge Theodor Wonja Michael und ande- tuelle Baustein greift außerdem eine kontroverse Debatte re schildern, wie sie als Schwarze ihre deutsche Heimat er- zwischen Hengameh Yaghoobifarah, Doris Akrap, Anna Bök- leben. ker, Lalon Sander und Arno Frank zum Thema Kritische Weiß- Ein Film von Jana Pareigis, Susanne Lenz-Gleissner seinsforschung auf. und Adama Ulrich. , 2017 www.dw.com Der Baustein kann im Courage-Shop für € 2,95 bestellt oder kostenlos als pdf heruntergeladen werden: Die DVD kann kostenfrei bei der Stiftung bestellt werden, wenn die Nutzung im Rahmen einer Bildungs- bzw. Antiras- http://courageshop.schule-ohne-rassismus.org/publikatio- sismusarbeit, z.B. während der Internationalen Wochen ge- nen/65/baustein-iv-reden-ueber-rassismus-in-deutschland gen Ras sismus, vorgesehen ist. Kommerzielle Vorführungen müssen bei der Deutschen Welle angefragt werden: Aktion Courage e.V., 2017 [email protected] www.aktioncourage.org ISBN 978-3-933247-68-1 Die Regisseurin des Films, Jana Pareigis, kann zudem im Rahmen des Projekts »Prominent gegen Rassismus« für die Teilnahme an einer Veranstaltung angefragt werden.

Weitere Informationen auf S. 10 und unter http://stiftung-gegen-rassismus.de/projekte/prominent- gegen-rassismus Exit Racism 9

Muslime laden ein

Viele Moscheegemeinden beteiligen sich aktiv an werden die Aktionswochen ausdrücklich unterstützt. Sie ■ den Internationalen Wochen gegen Rassismus. Bei führen dazu eigene Veranstaltungen durch. den Freitagspredigten am 16. März 2018 und auch am 23. März 2018 wird die Überwindung von Rassismus wieder Das erfreuliche Miteinander mit muslimischen Gemeinden den Mittelpunkt bei hunderten Ansprachen bilden. An vie- wird durch den Arbeitskreis »Muslime laden ein« der Stif- len Orten laden sie dazu auch die Nachbarschaft ein, oft ver- tung gegen Rassismus koordiniert, dem die unterschiedli- bunden mit einem Imbiss und anschließenden Gesprächen. chen muslimischen Einrichtungen angehören.

Wünschenswert ist es, dass auch andere Religionsgemein- schaften noch stärker kooperieren. So ist es vorstellbar, dass christliche Gemeinden bei Gottesdiensten am 18. März 2018 die Überwindung von Rassismus, Nationalismus und Gewalt bei den Predigten und Gebeten aufgreifen oder örtliche Ver- antwortliche für die Aktionswochen einladen, um bei den Abkündigungen auf die Aktionswochen hinzuweisen.

Oberbürgermeister Stefan Schostok und die frühere Parlamentarische Predigtvorschläge zu Freitagsgebeten Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Dr. Cornelie Sonntag- Wolgast, sprachen in der Ayasofya-Moschee. https://www.sat1regio- In der vom Zentralrat der nal.de/aktuell/article/wochen-gegen-rassismus-oberbuergermeister- Muslime vorgeschlagenen schostok-besucht-ayasofya-moschee-229105.html Freitagspredigt (Khutba) wird hervorgehoben: »Wir An zahlreichen Orten sprechen Oberbürgermeisterinnen und fordern alle Gläubigen da - Oberbürgermeister vor den Freitagsgebeten zu den Gemein- zu auf, sich intensiv an den demitgliedern. Manchmal gibt es auch Ansprachen von an- Aktivitäten gegen Hass und Rassismus zu beteiligen und deren prominenten Persönlichkeiten. Dieser Austausch ist Liebe und Frieden in der Gesellschaft und zwischen den für beide Seiten wichtig: Muslimische Gemeinden freuen Menschen zu stiften … , denn dies ist die KERNBOT- sich über die Besuche und die Beachtung ihrer Freitagsge- SCHAFT unseres Glaubens.« bete. Und die Gäste sind beeindruckt von den Gesprächen und der herzlichen Aufnahme in Moscheen. Gegenseitige Vorurteile können abgebaut werden. In dem Predigtvorschlag der IGMG heißt es: »Wir Musli- Bei Einladungen in DITIB-Moscheen gab es im März 2017 me sind gegen jede Art von Rassismus. Uns gegen Ras- manche Irritationen wegen der politischen Spannungen zwi- sismus zu stellen, ist eine Pflicht…. In einer Welt der blin- schen Deutschland und der Türkei. Manche Oberbürgermei- den Zerstörung ist es unsere Aufgabe als Gemeinschaft, ster haben daher auf eine Teilnahme verzichtet. Das ist zu die Herzen der Menschen zu erreichen. Anstelle von Krieg bedauern. DITIB-Generalsekretär Dr. Bekir Alboga sagt dazu: und Konflikt, deren Hauptursachen Ungleichheit und Dis- »Unsere DITIB-Gemeinden gestalten ihre Arbeit vor Ort un- kriminierung sind, treten wir ein für Gerechtigkeit und abhängig und freuen sich auf Begegnungen mit Gästen in Solidarität, komme was wolle.« ihren Moscheen. Oberbürgermeisterinnen und Oberbürger- meister sowie andere sind herzlich in unseren Moscheege- meinden willkommen.«

Die Ahmadiyya-Muslim-Jamaat in Deutschland geht einen anderen Weg. Aus theologischen und organisatorischen Gründen gibt es bei ihren Gemeinden keine zusätzlichen An- sprachen während der Freitagsgebete. Doch auch von ihnen 10 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Prominente einladen!

Rassismus wird vor allem dort abgebaut, wo Kontak- Prominente gegen Rassismus: ■ te mit betroffenen Menschen bestehen und wo sich anerkannte Autoritäten gegen Rassismus engagieren. Das Mo Asumang, TV-Moderatorin, Schauspielerin, Autorin haben unterschiedlichste wissenschaftliche Untersuchungen und Produzentin ergeben. Deshalb hat unsere Stiftung das Projekt »Promi- Prof. Dr. Klaus J. Bade, Historiker und Migrationsforscher, nent gegen Rassismus« ins Leben gerufen. Begründer des Osnabrücker Instituts für Migrationsfor- schung und Interkulturelle Studien Erstmals haben sich anerkannte Persönlichkeiten bei den Aktionswochen 2017 daran beteiligt. Bundesweit nahmen Dr. Ya¸sar Bilgin, Mediziner, Vorsitzender der Türkisch- sie an Veranstaltungen zu den Internationalen Wochen ge- Deutschen Gesundheitsstiftung e. V. gen Rassismus teil. Sie zeigten Filme, diskutierten in Schu- Prof. Dr. Micha Brumlik, Erziehungswissenschaftler, len, hielten Vorträge bei kommunalen Veranstaltungen und Publizist, Senior Advisor am Zentrum Jüdische Studien in Betrieben, besuchten Kulturfeste oder gestalteten Gottes- Berlin-Brandenburg dienste. Die Möglichkeiten der Mitwirkung sind vielfältig. Ali Can, Gründer der Hotline für »Besorgte Bürger« Machen Sie mit! PD Dr. Oliver Decker, Sozialpsychologe, Vorstand des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demo- Auf dem Flyer »Wir machen mit!« und der Website kratieforschung an der Universität Leipzig http://stiftung-gegen-rassismus.de/projekte/prominent-ge- gen-rassismus sind diese Persönlichkeiten mit Fotos aufge- Dr. Karamba Diaby, MdB und stellvertretender Vorsitzen- führt – die Liste wird laufend aktualisiert. der des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Eine Broschüre gibt weitere Anregungen. Auch sie steht auf Prof. Dr. Heiner Dunckel, Leiter der Abteilung Arbeits- unserer Website zur Verfügung oder kann wie der Flyer in und Organisationspsychologie an der Europa-Universität gedruckter Form in der Geschäftsstelle bestellt werden. Flensburg

Wenn Sie bei Veranstaltungen während der Aktionswochen Jimmy Hartwig, ehem. Fußball-Nationalspieler, an einer Zusammenarbeit mit diesen Prominenten interes- DFB-Integrationsbotschafter, Fußballtrainer und Theater- siert sind, dann wenden Sie sich einfach an die Stiftung. Wir schauspieler sammeln die Anfragen und geben sie weiter. Gemeinsam Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, Gründer und ehemaliger mit Ihnen koordinieren wir vorab Termine und Rahmenbe- Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und dingungen und stellen den Kontakt für den Einsatz der Per- Gewaltforschung der Universität Bielefeld sönlichkeiten vor Ort her. Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerk- Das Projekt wird gefördert durch das Bundesprogramm schaftsbundes (DGB) »Demokratie leben!« des Bundesministeriums für Familie, Michael Hugo, Leiter des Integrationsfachdienstes Senioren, Frauen und Jugend. Migration in der Region Mittleres Mecklenburg und Vor- pommern-Rügen – migra e.V.

Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig

Dr. Dr. h.c. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangeli- schen Kirche in Hessen und Nassau Sprechen Sie uns einfach an! Lamya Kaddor, Islamische Religionspädagogin und Autorin E-Mail: [email protected] Telefon: 06151-339971 Exit Racism 11

Ingo Kramer, Präsident der Bundesvereinigung der Deut- Giovanni Pollice, Vorsitzender des Vereins »Mach meinen schen Arbeitgeberverbände (BDA) Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, gegen Fremden- feindlichkeit und Rassismus e.V.« Simone Lange, Oberbürgermeisterin der Stadt Flensburg Prof. Dr. Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Herbert Leuninger, Pfarrer Süddeutschen Zeitung Andreas Lipsch, Vorsitzender von PRO ASYL Prof. Gunter Rambow, Grafikdesigner Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti Jagoda Marini´c, Autorin und Roma

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime Claudia Roth, MdB und Vizepräsidentin des Deutschen in Deutschland Bundestags

Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG Célia Šaši´c, ehem. deutsche Fußball-Nationalspielerin und Botschafterin der Internationalen Wochen gegen Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin Rassismus 2017 Jana Pareigis, Journalistin und ZDF-Moderatorin Kai Schumann, Schauspieler Jochen Partsch, Oberbürgermeister von Darmstadt Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklen- Petra Pau, MdB und Vizepräsidentin des Deutschen burg-Vorpommern Bundestags Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast, Journalistin und Fritz Pleitgen, Journalist, ehemaliger Vorsitzender der Parlamentarische Staatssekretärin a. D. ARD und Intendant des WDR Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der REWE Group

Prof. Klaus Staeck, Grafikdesigner

Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a. D.

Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a. D.

Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerk- schaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE)

Prof. Dr. Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg

Prof. Dr. Andreas Zick, Sozialpsychologe, Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewalt - forschung der Universität Bielefeld

Theo Zwanziger, Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus 12 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Die »eigenen« Aktionswochen in Städten und Kommunen: Starke Bündnisse gegen Rassismus

Mehr als zwei Drittel der Aktivitäten zu den Interna- ■ tionalen Wochen gegen Rassismus im Jahr 2017 wur- Auftakt in Dresden den im Rahmen von Veranstaltungsprogrammen der Städte und Kommunen durchgeführt. Diese Städte, ihre kommuna- Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt len Träger, Integrationsbeauftragte und zivilgesellschaftliche ■ Dresden, Dirk Hilbert, lädt gemeinsam mit der Bündnisse haben mit eigenen Aktionen eine immer größere Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassis- Wirkung entwickelt. Die Vernetzung von lokalen Initiativen mus ganz herzlich zur bundesweiten Auftaktveranstal- und Bündnissen wird mit dieser regionalen Aktionsform ge- tung der Internationalen Wochen gegen Rassismus am fördert, wichtige Synergieeffekte werden ermöglicht und ein 12. März 2018 nach Dresden ein. Zahlreiche aktive und starkes Identifikationsgefühl für die Anliegen der Interna- engagierte Menschen setzen sich jeden Tag für ein welt- tionalen Wochen gegen Rassismus vor Ort geschaffen. offenes und kulturell vielfältiges Dresden ein. Ihnen wird im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassis- Durch die Wahlen zum Deutschen Bundestag am 24. Sep- mus eine Plattform geboten, sich und ihre Arbeit zu prä- tember 2017 erfahren die Aktionswochen eine besondere sentieren. Die Wochen dienen der Auseinandersetzung, Bedeutung. Gerade jetzt gilt es, die Aktivitäten im Rahmen Sensibilisierung, Aufklärung und Sichtbarmachung ver- der Wochen gegen Rassismus zu intensivieren, denn Rassis- schiedenster Formen von Rassismus. In Dresden liegt in mus ist kein alleiniges Problem des rechten Randes. Wir diesem Jahr ein Schwerpunkt auf der kritischen Ausein- müssen über Rassismus reden und einen gesamtgesell- andersetzung mit dem Thema »Institutioneller Rassis- schaftlichen Umgang damit finden. mus«.

Angesichts dieser Herausforderung möchten wir weitere »Wir überlassen die Stadt nicht den Menschen, die Städte motivieren, sich mit den »eigenen Aktionswochen Hetze und Rassismus verbreiten. Wir setzen ein Zeichen gegen Rassismus« zu engagieren. dagegen und setzen uns für ein friedliches und solidari- sches Miteinander in Dresden ein. Ich danke den vielen Bei der Realisierung eines Veranstaltungsprogramms kön- Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen, die Zivilcoura- nen alle städtischen und kommunalen Stellen und Organi- ge zeigen und gegen rassistisches Denken und Handeln sationen mit einbezogen werden: Integrationsbeauftragte, und gegen Extremismus eintreten. Ich freue mich auf Migrations- und Integrationsbeiräte, kommunale Integrati- die Veranstaltungswochen 2018 und hoffe, Sie als Gäste onszentren, Religionsgemeinden, Schulen, Volkshochschu- zahlreich in Dresden begrüßen zu können.« sagt die len, bestehende Bündnisse gegen Rechts, Flüchtlingsräte, Integrations- und Ausländerbeauftragte Kristina Winkler. Antidiskriminierungsstellen, Sportverbände, Feuerwehren, kulturelle Einrichtungen oder engagierte Einzelpersonen. Weitere Informationen zu den Aktivitäten und Program- Lassen Sie uns wissen, wenn »Ihre Stadt« Interesse hat, sich men der Städte finden Sie in unserer Dokumentation zu den an den kommenden Internationalen Wochen gegen Rassis- Aktionswochen 2017: http://internationale-wochen-gegen- mus vom 12. – 25. März 2018 mit einem eigenen Programm rassismus.de/service/doku/ zu beteiligen. Gerne beantworten wir Ihre Fragen oder ver- netzen Sie mit anderen Städten, an deren Erfahrung Sie teil- haben können. Exit Racism 13

Der Nationale Aktionsplan gegen Rassismus

Das Bundeskabinett hat am 14. Juni 2017 den »Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus – Positionen und Maßnahmen zum Umgang mit Ideologien der Ungleichwertigkeit und den darauf bezogenen Diskriminierungen« (NAP) verabschiedet.*

Das zivilgesellschaftliche Engagement gegen Rassis- Grundsätzlich wurde es vom ■ mus soll durch die Bundesregierung gefördert wer- LSVD begrüßt, dass erstmals den. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Stiftung auf nationaler Ebene der gegen Rassismus und die Internationalen Wochen gegen Ver such unternommen wur- Rassismus Bezug genommen: de, den Bedürfnissen und Lebenslagen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, Die jährlich im März stattfindenden UN-Wochen gegen inter* und queeren Menschen (LSBTIQ*) Rechnung zu tra- Rassismus werden in Deutschland durch die Stiftung gen. Allerdings wurde kritisiert, dass der NAP das Thema für die Internationalen Wochen gegen Rassismus koordi- LSBTIQ*-Feindlichkeit marginalisiere. Zudem sei der NAP niert. Mehr als 80 bundesweite Organisationen sind dar- weder in die Zukunft gerichtet noch ausreichend nachhaltig. an beteiligt. Zu den Veranstaltern zählen Religionsge- Es wurde darauf hingewiesen, dass die Bundesvereinigung meinschaften, Wohlfahrtsverbände, Kommunen, Gewerk- Trans* (BVT*) und der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) schaften sowie Arbeitgeberverbände und viele weitere. gemeinsam mit dem Netz gegen Rassismus im Vorfeld des (Seite 62) NAP deutlich gemacht hätten, was für diskriminierungsfrei- es Zusammenleben notwendig wäre und zu einem effekti- Zu konkreten Themen über Rassismus und Diskriminie- ven Abbau von Benachteiligungen und einer präventiven rung wird es öffentliche Veranstaltungen, Öffentlichkeits- Begegnung von Ideologien der Ungleichwertigkeit füh- arbeit bzw. Informationskampagnen geben. Hierbei wird ren würde. Hierzu wurde das gemeinsame Papier »Men - geprüft, in welcher Form die Zivilgesellschaft einbezogen schenrechte schützen, Diskriminierungen beseitigen« ent - werden kann. Die Bundesregierung wird im Rahmen ih- wickelt.(http://www.lsvd.de/fileadmin/pics/Dokumente/ rer Möglichkeiten weiter die Internationalen Wochen ge- Aktionsplan/NGO-Beitrag_fuer_NAP.pdf) gen Rassismus und die Aktionswochen gegen Antisemi- tismus unterstützen. (Seite 96 f.) Im NAP wird auch auf die Unterstützung der Aktions- Vor dem Hintergrund der Weltkonferenz gegen Rassismus wochen gegen Antisemitis- der Vereinten Nationen 2001 in Durban und dem im Jahr mus verwiesen. Die bundes- 2008 erstmals aufgelegten Nationalen Aktionsplan wurde weit größte Kampagne gegen Antisemitismus wird seit der NAP auf Grundlage des Koalitionsvertrages um die The- 2003 rund um den 9. November von der Amadeu Antonio men »Homo- und Transphobie« bzw. Homosexuellen- und Stiftung veranstaltet und verbindet das Gedenken an die Transfeindlichkeit erweitert und gänzlich neu aufgelegt. Novemberpogrome von 1938 mit der Thematisierung von aktuellen Formen des Antisemitismus. Die Aktionswochen fanden 2017 zum 15. Mal statt und werden seit 2016 in Ko- operation mit dem Anne Frank Zentrum Berlin durchgeführt.

Bei Interesse an den Aktionswochen gegen Antisemi- tismus können Sie die Amadeu Antonio Stiftung kontaktieren:

[email protected]

* http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2017/06/nationaler-aktionsplan-gegen-rassismus. html;jsessionid=4C4959AF829639D84B895001CE303844.2_cid373) 14 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Sanftmut Jagoda Marini´c

Die UN-Wochen gegen Rassismus werden in Freitags - gebeten und gelegentlich auch in Gottesdiensten aufge- griffen, denn die Überwindung von Hass und Menschen- feindlichkeit ist ein Ziel in allen Religionen. Jagoda Marini´c, Autorin und Vorstandssprecherin der Stiftung gegen Rassismus, regte in einem Beitrag für die Süd - deutsche Zeitung während der UN-Wochen im März 2017 dazu an, angesichts von Hass- und Wutreden die

Sanftmut als Wert neu zu entdecken. © Piroelle

Es muss nach einer dieser Pressekonferenzen von te Reise als Präsident nach Deutschland führte. Deutschland ■ Donald Trump passiert sein, vielleicht war es auch kennt noch die Form der sanftmütigen Herrschaft. Deutsch- in jener Nacht, in der er als Präsident eine seiner Wutreden lands seriöse Politiker müssen nicht auf jeden verbalen An- vor Tausenden Anhängern hielt: Seither kriege ich das Wort schlag mit dem Gegenschlag reagieren. Sie vermögen es, Sanftmut nicht mehr aus dem Kopf. Trump zeigt das exakte Grenzen zu setzen, ohne sich jenen anzubiedern, die nach Gegenteil davon: Diese Aggression, die verbale und mimi- Machtdemonstrationen schreien. sche Gewalt, mit der er seinen Machtanspruch an seine An- hänger bringt, sein Vorhaben, die westliche Welt nach sei- Selbst Merkels Besuch bei Trump, wie sie da gelassen neben nen Vorstellungen zu verändern. Anhänger erkennen darin ihm saß und sich von einem verweigerten Handschlag nicht vermutlich Führungskraft, eine harte Hand, die sich durch- aus der Ruhe bringen ließ, wurde weltweit in sozialen Me- zusetzen weiß. dien gefeiert. Trump wirke neben ihr wie ein Schuljunge, der sein Zimmer nicht aufgeräumt habe, hieß es. Steinmeiers An- Trumps Auftritte sehe ich mir möglichst live an, es ist fast trittsrede war bestimmt, er zeigte Haltung, ohne zu poltern. eine Sucht. Einige fragen inzwischen, weshalb ich mir das Doch spätestens seit Pegida montags anfing zu marschie- antue. Ganz einfach: Ich muss mich jedes Mal aufs Neue ver- ren, haben sich auch die Menschen hierzulande an das Grel- gewissern, dass es wirklich so gekommen ist. Diese aufwie- le, Respektlose und Erniedrigende als Alltagsphänomen mit gelnde Dreistigkeit ist nun der Ton des mächtigsten Amts- Nachrichtenwert gewöhnt. Jeder Terroranschlag der vergan- inhabers der Welt. Selten fallen mir Bibelzitate ein, aber genen Jahre wurde schamlos missbraucht, um aus der Ver- kürzlich stieß ich auf diesen Satz aus der Bergpredigt, und letzbarkeit des Menschen politisch Kapital zu schlagen. Bis- fühlte ihn von der Gegenwart verraten: »Selig die Sanftmü- weilen sieht es so aus, als könnte es nur schlimmer werden. tigen, denn sie werden das Land erben.« Derzeit erben die Sanftmut ist kein Wort, das in den Wertedebatten einen ge- Jähzornigen und Ausbruchswütigen. sicherten Platz hätte. Es ist leider auch kein Wort mehr, das mit Stärke in Verbindung gebracht wird. Marc Aurel, römi- Härte gegen sich selbst bedeutet auch zu wenig scher Kaiser und Philosoph, definierte den Tapferen noch so: Sanftmut gegenüber anderen »Nicht derjenige ist tapfer, der sich Ausbrüchen des Zornes überlässt, sondern derjenige, der Milde und Sanftmut be- Sie erben das Land demokratisch, doch das macht es nicht sitzt.« Mag sein, dass die Sehnsucht nach Sanftmut im besser. Im Gegenteil. Wie groß wohl diese Armee der Zorn- öffentlichen Raum ein Zeichen persönlicher Ermüdung ist. mütigen ist und wie weit sie reicht? Man könnte meinen, die Vielleicht ist der Mangel an Sanftmut jedoch auch eine ge- deutsche Politik bilde derzeit in weiten Teilen eine Ausnah- sellschaftliche Erschöpfungserscheinung. me. Nicht jeder muss, wie die New York Times, die deutsche Kanzlerin zur Verteidigerin der westlichen Welt erklären, Es wird oft so getan, als sei das Grobe und Ungehemmte aber wenn in diesen Zeiten Politiker wie Angela Merkel und durch die Kommentarzeilen der Zeitungsportale oder die so- Frank-Walter Steinmeier regieren, einer wie Martin Schulz zialen Medien in die Öffentlichkeit getreten. In Wirklichkeit ein ernst zu nehmender Herausforderer ist in diesem Land, setzt es viel früher ein. Es beginnt mit den maßlosen Forde- dann ist leichter zu verstehen, weshalb Barack Obamas letz- rungen einer Gesellschaft an den Einzelnen. Eine Gesell- Exit Racism 15

schaft, die bei Leistung auf Gemeinschaft macht, bei ersten Anzeichen von Verletzbarkeit jedoch die Solidarität nicht Teilhabe in Medien und Politik überstrapazieren möchte. Es beginnt bei Kindern, die bereits im Bauch der Mutter optimiert werden, um ihr bestmögli- Bevor die Neuen deutschen Medienmacher (NdM) ches Selbst zu werden – als wären sie es nicht schon. Es ■ 2009 als NGO starteten, gab es kein Bewusstsein steckt eine Brutalität in der ständigen Forderung nach Nütz- dafür, wie wichtig Vielfalt gerade in den Medien ist – lichkeit. Der Einzelne hat sich seinen Wert und somit seinen weder im Hinblick auf die personelle Besetzung der Re- Platz hart zu erkämpfen. Dieser Platz, einmal erlangt, ist uns daktionen, noch auf die Themensetzung oder diskriminie- jedoch nicht sicher, er verlangt den Non-Stop-Modus der rende Elemente in der Berichterstattung. Dies hat sich Effizienz; und so fürchten wir jene, die kommen, obwohl wir durch die Arbeit der NdM gewandelt. Heute sind die schrumpfen. Neuen deutschen Medienmacher*innen die größte Inter- essenvertretung ihrer Art in Deutschland, die sich mit Es scheint zu wenig Platz zu geben für die vielen Erfolgsge- zahlreichen erfolgreichen Projekten und mit viel ehren- schichten, die Individuen von heute sich zu erträumen ge- amtlichem Engagement für mehr Vielfalt in den Medien lernt haben. Einfach gesprochen: Man schenkt sich nichts und im politischen Diskurs einsetzt. Mehr als 250 Mitglie- mehr. Das ist im Alltag spürbar, auf den Straßen, es ist kei- der hat der gemeinnützige Verein und weitere 1.200, die ne Eigenheit der digitalen Welt. In den vergangenen Jahr- sich verbindlich im NdM-Netzwerk engagieren. Über 80 zehnten wurde dem Einzelnen immer mehr abverlangt. Vie- Prozent der Mitglieder sind Journalistinnen und Journa- les davon ist nur durch Härte gegen sich selbst zu erreichen. listen aus Einwandererfamilien. Härte gegen sich selbst, das bedeutet auch zu wenig Sanft- mut für die anderen. Es ist eine Lose-Lose-Situation der Ein- zelnen gegenüber den anderen Einzelnen, mit denen sie ver- bunden sein könnten. Diese Vereinzelung hat zu einer Ver- härtung geführt. Über die Verrohung der Gesellschaft wird viel gesprochen. Es werden Strategien der Gegenwehr ent- wickelt. Im Internet nennt sich dies »Counter Speech«. Man feiert die digital Schlagfertigen, die hassende Trolle matt - setzen können. Doch auch hier feilt man an seinem Können, um es besser zu können, um den anderen zu besiegen. Für Wie bei den NdM geschehen, finden sich in den letzten immer mehr Menschen heute ist dabei der Sanftmütige dem Jahren immer mehr Initiativen von Menschen aus Ein- Zornmütigen unterlegen. Man muss nur »Der Fremde in wandererfamilien und People of Color zusammen, die uns« gelesen haben, das Buch des Geschwister-Scholl-Preis- konfessions- und nationalitätenübergreifend arbeiten trägers Arno Grün, um die Hoffnungen jener, die auf einen und sich nicht mehr als Migranten bezeichnen lassen Herrscher wie Trump setzen, verstehen zu können. Um die wollen. Die Neuen Deutschen Organisationen (NDO) la- Furcht vor den Schwachen zu verstehen, die schon morgen den sie seit 2015 ein, um sich zu vernetzen, sich auszu- wir selbst sein könnten. tauschen und sich gemeinsam zu engagieren. Die NDO sind inzwischen ein bundesweites Netzwerk von Initia- Als Trump die Wahl gewann, fragten viele verzweifelt: Wie tiven, die sich für die Akzeptanz von Vielfalt und gleich- erkläre ich nun meinem Kind, dass all das, was ich ihm von berechtigte Teilhabe einsetzen. Die Geschäftsstelle NDO klein auf untersagt habe – Abwerten, Verbalattacken, Er- ist angesiedelt beim Neue Deutsche Medienmacher e.V. niedrigung – nun die rhetorischen Register des mächtigsten Mannes der Welt sind? Sanftmut ist ein Wort, das man so sprechen kann, wie es sich anfühlt. Man könnte anfangen damit, es wieder in die Welt zu tragen. Als sanftmütige Herr- schaft. Als Tonlage. Als Wert. 16 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Analysen und Diskussion

Haltung zeigen! Gesprächsstrategien gegen rechte und rassistische Aussagen

Rechte und rassistische Positionen begegnen uns zuneh- mend und häufig überraschend auch im eigenen Familien- und Freundeskreis. Wie können wir mit rechten und rassistischen Positionen klar und angemessen um gehen? Wann hat es Sinn, mit meinem Gegenüber zu diskutieren – wann nicht? Die Trainer*innen von »GEGENARGUMENT. Ein Argumentationsseminar« umreißen, welche Fragen wir uns stellen sollten und welche Argumentations- und Gesprächstechniken in der konkreten Situation hilfreich sind.

Einige kennen die Situation vielleicht – man trifft sich diskriminierenden Äußerungen betroffen sind? Gerade wenn ■ mit der Familie zum Essen und an einem Punkt im ich mich selbst angegriffen fühle oder emotional stark invol- Gespräch fangen Familienmitglieder an, sich diskriminierend viert bin, können andere Reaktionen konstruktiver sein als über Muslim*innen zu äußern. Wie reagiere ich darauf? ein Gespräch. Wenn Betroffene im Raum sind, ist es zu- nächst wichtig der Person den Rücken zu stärken und den Grundsätzlich ist jede Situation und jede Person anders – es Äußerungen keinen weiteren Raum zu geben. gibt kein Patentrezept oder »das eine Argument«, welches dem Gegenüber den Wind aus den Segeln nimmt. In jeder Sofern ich mich für ein Gespräch mit dem Gegenüber ent- Situation muss ich neu entscheiden, ob ich diskutiere oder scheide, können folgende Strategien und Haltungen sinnvoll besser mit einer kurzen Positionierung eine Grenze ziehe. sein: Oder, als eine dritte Option, ob ich etwas ganz anderes tun will, wie beispielsweise andere anwesende Familienmitglie- Besonders zu Gesprächsbeginn sind Fragen angebracht. Ein der ansprechen oder das Thema zu einem späteren Zeit- einfaches »Wie bitte?« oder »Könntest du das noch einmal punkt nochmal aufgreifen. wiederholen?« verschaffen mir Zeit und senden ein Stopp-

Doch nicht immer ist eine Diskussion die beste Lösung. Rhe- torisch geschulte (extreme) Rechte haben kein Interesse an »Rasender Reporter« einem offenen Austausch, sondern wollen uns öffentlich vorführen. Diesen Gefallen sollten wir ihnen nicht tun – Ali Can ist aktiv beim Stiftungs-Projekt »Promi- ebenso wenig wie wir ihnen eine Plattform für ihre men- ■ nent gegen Rassismus« und Initiator der »Hot line schenverachtenden Aussagen geben wollen. Anders mag es für besorgte Bürger«. Gemeinsam mit der Stiftung will er in Einzelfällen im persönlichen Austausch mit Menschen die vielfältigen Aktionen und spannenden Veranstaltun- sein, die ich kenne oder zu denen eine engere Beziehung be- gen im Rahmen der Aktionswochen sichtbarer machen steht. Gerade hier kann ich mitunter viel erreichen und ge- und sie medial festhalten. Hierzu wird er als »rasender sellschaftliche »Filterblasen« durchdringen. Reporter« Veranstaltungen im Rahmen der Anti-Rassis- mus-Wochen besuchen und seine Eindrücke auf Social Bevor ich mich jedoch in einen ergebnisoffenen Austausch Media Kanälen in Form von Fotos, Videos und Texten ver- mit meinem Gegenüber begebe, sollte ich für mich klären: öffentlichen. Sowohl für die Organisationen als auch für Haben wir beide Zeit für ein gemeinsames Gespräch? Ist die Stiftung ist dies eine Chance, spannende Aktivitäten meinem Gegenüber an einem Austausch gelegen? Fühle ich gegen Rassismus publik zu machen, um noch mehr Mit- mich aktuell in der Lage, ein Gespräch zu führen, oder ver- streiter*innen und Akteure für die Internationalen Wo- tage ich es lieber auf einen anderen Zeitpunkt? Sind Men- chen gegen Rassismus zu begeistern. schen im Raum, die von den rassistischen oder anderweitig Analysen und Diskussion 17

Signal, ohne zu konfrontieren. Behauptungen können mit W-Fragen (Wer? Wann? Was? Warum?) auf ihren Wahrheits- Solidarisch gegen Rassismus und Gewalt gehalt geprüft werden. Die Frage »Worauf willst du hin- aus?« hilft die Motivationen meines Gegenübers zu klären, An Angriffe auf Flüchtlingswohnheime oder auch um Missverständnisse zu vermeiden. ■ Flüchtlinge, auf Synagogen, Kirchen, Moscheen oder an ähnliche Gewalttaten dürfen wir uns nicht Häufig sind wir mit einem Schwall an Parolen oder Themen gewöhnen. Deshalb soll sich ein Netzwerk präventiv konfrontiert. Doch damit können wir uns nicht konstruktiv mit solchen Herausforderungen befassen. auseinandersetzen. »Themenhopping«, also der schnelle Wechsel von einem Thema zum nächsten, sollten wir daher Menschenfeindliche Extremisten müssen erkennen, unterbinden und stattdessen besser auf einem Thema be- dass sie mit ihren Taten keinen gesellschaftlichen Rück- harren und dort in die Tiefe gehen. Den Gesprächsverlauf in halt haben. Sie gefährden den sozialen Zusammenhalt, die eigene Hand zu nehmen kann auch bedeuten, aktiv jene die Menschenrechte und den Frieden. Themen (mein Beruf, meine Nachbarschaft, mein Engage- mentbereich) anzusprechen, in denen ich mich sicher und Kriminelle Täter müssen erleben, dass die große Mehr- kompetent fühle. heit der Menschen Gewalt ablehnt und im Frieden zusammenleben will. Gewalttäter sind zu ächten und Wenn mein Gegenüber wütend oder emotionalisiert ist, dürfen nicht den Eindruck haben, dass Verbrechen von werde ich mit Sachargumenten kaum punkten. Stattdessen schweigenden Menschen unterstützt werden. kann es – sofern ich mich dafür entscheide – sinnvoll sein, diese Emotionen zu spiegeln (»Ich sehe, Du bist wütend.«), Die Stiftung gegen Rassismus will gemeinsam mit das zu thematisieren (»Was macht dich so wütend?«) oder Experten der Universität und Stadt Marburg ein Netz- herauszufinden, ob die Person persönlich von dem ange- werk einrichten, bei dem die vielfältige Arbeit gegen sprochenen Thema direkt betroffen ist. Ich signalisiere da- menschenfeindliche Einstellungen und Handlungen mit, dass ich mein Gegenüber ernst nehme und verspreche qualifiziert wird. mir eine Öffnung und wachsende Bereitschaft zum Dialog. Wer daran mitarbeiten will, kann sich melden unter: Im Gegenzug kann auch die Versachlichung eines aufgela- [email protected] denen Themas sinnvoll sein: »Ich stimme Dir zu: Konkurrenz um Wohnraum ist ein sehr drängendes Thema – für alle. Wir Johannes Maaser, Marburg brauchen eine bessere Wohnungspolitik.« Ob Wohnungs - Dr. Jürgen Micksch, Darmstadt krise, Arbeitsmarkt oder sexualisierte Gewalt: Wir sollten Prof. Dr. Ulrich Wagner, Marburg keine Scheu haben, die Probleme und gesellschaftlichen Konflikte aufzugreifen, dabei allerdings rassistische Begrün - dungen und vermeintliche Lösungen durch Ausgrenzung zu- GEGENARGUMENT ist ein Seminarkonzept zum Umgang rückweisen. Möglicherweise gelingt es uns aufzuzeigen, mit (extrem) rechten und rassistischen Positionen. Es verbin- welche Handlungsmöglichkeiten das Gegenüber oder wir det die situative Ebene (Auftreten und Redeverhalten in gemeinsam haben. konkreten Situationen) mit der Ebene der inhaltlichen Aus- einandersetzung und einer Reflexion der eigenen Haltung. Wir haben diese und noch viele weitere Möglichkeiten, uns Mehr Informationen finden sich unter www.gegen-argu- mit unserem Gegenüber auseinanderzusetzen. Aber es ist ment.de auch notwendig, die eigenen Grenzen zu kennen. Wenn Menschenrechte abgelehnt werden, rechte Gewalt verharm- lost oder gar gutgeheißen wird, ist gegebenenfalls ein Ge- sprächsabbruch angebracht. Nicht mit allen Menschen sind Gespräche und Diskussionen möglich – aber es zu ver- suchen, bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für jede*n von uns. 18 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Literatur Weiterführende Links

Rechtspopulistische Gesprächsstrategien

Wer in Sozialen Netzwerken kommen- tierend unterwegs ist, begegnet ihnen überall: Es gibt eine ganze Reihe rechts- populistische Gesprächsstrategien, de- ren Ziel es ist, einen vernünftigen, sachlichen Austausch zu Themen wie Haltung zeigen! Gesprächs- »Was soll ich denn da sagen?!« – Geflüchtete, Rechtsextremismus oder strategien gegen Rechts Zum Umgang mit Rechtsextremis- Minderheitenschutz unmöglich zu ma- mus und Rassismus im Schulalltag chen. Die folgende Website der Ama- Rechte und rassistische Äußerungen deu Antonio Stiftung bietet eine Über- begegnen uns immer öfter und zuneh- Tina Dürr und Eva Georg sowie wei - sicht, wie sinnvolle Diskussionen mög- mend auch in Situationen, in denen tere Fachautorinnen und -autoren be- lich sind: www.belltower.news/artikel/ wir nicht damit gerechnet hätten. Das schäftigen sich in der 60-seitigen Bro- rechtspopulistische-gespr%c3%a4 Erstarken rechter und konservativer schüre ausführlich damit, wie Rassis- chsstrategien-eine-%c3%bcbersicht- Positionen und Parteien sowie die Zu- mus im Schulalltag wahrgenommen 10930 nahme von offen ausgesprochenem wird, welche Umgangsformen und Rassismus auch im Freundes- , Kol le - Handlungsmöglichkeiten es gibt und Fakten und Argumente gegen gen- oder Familienkreis stellen uns vor welche Unterstützung und Hilfen für in diskriminierende Vorurteile Herausforderungen und werfen Fragen der Schule Tätige nötig sind. auf. Diese Broschüre richtet sich an all Auf dem »Portal gegen Diskriminie- beratungsNetzwerk hessen – jene, die in solchen Momenten gern rung« der ver.di Jugend finden Jugend- Gemeinsam für Demokratie und gegen überlegt und souverän einschreiten liche einige weit verbreitete rassisti- Rechts- extremismus (Hg.) wollen und für eine demokratische und sche Vorurteile und vor allem schlag- www.beratungsnetzwerk-hessen.de kämpferische Solidarität unter Men- kräftige Fakten und Argumente, mit schen eintreten. Die Broschüre kann denen sie entkräftet werden können. unter [email protected] in ge- www.aktiv-gegen-diskriminierung. druckter Form bestellt werden und info/argumentationshilfen steht online zum Download zur Verfü- gung: www.rosalux.de/fileadmin/rls_ uploads/pdfs/sonst_publikationen/Bro schure_A6_Rechtspopulismus.pdf

Herausgegeben von der Rosa-Luxem- burg-Stiftung in Zusammenarbeit mit GEGENARGUMENT, Juli 2017. ISBN 978-3-9818987-0-5 Analysen und Diskussion 19

»Die Neue Rechte profitiert von Tabubrüchen«

Wohin man blickt – ein rechter und nationalistischer »Zeitgeist« scheint auf dem Vormarsch zu sein: In den USA regiert ein Präsident mit autoritärer Agenda, in Österreich wird es eine FPÖ-Regierungsbeteiligung geben, in Deutschland hält eine rassistische Partei Einzug in den Bundestag. Dr. Volker Weiß forscht als Historiker zu Geschichte und Gegenwart der deutschen Rechten und schreibt als freier Publizist zum Thema. In einem Gespräch mit Nadja Erb (Frankfurter Rundschau) vom Juli 2017 erklärt Volker Weiß, wer die Neuen Rechten sind, wen sie ansprechen, wie sie beeinflussen und wie Demokrat*innen dagegenhalten können. Wir geben das Interview in leicht gekürzter

Fassung wider. © Hauschild/Ostkreuz

Herr Weiß, was macht die »Neue Rechte« aus? Gesellschaft von oben nach unten gegliedert ist und es reicht, die Führung zu beeinflussen, um die Nation zu steu- »Neue Rechte« ist zunächst einmal ein wissenschaftlicher ern. Insofern ist sie autoritär. In ihren sozialpolitischen Vor- Hilfsbegriff. Er bezeichnet eine Strömung, die Ende der sech- stellungen setzt sie dagegen weitgehend auf Selbstregula- ziger Jahre den Weg weg vom klassischen Aktionismus hin tionskräfte des Marktes und eine Leistungsideologie. Diese zu einer Reformulierung rechter Theorie suchte, nachdem Mischung aus starkem Staat einerseits und deregulierter der Sprung der NPD in den Bundestag 1969 gescheitert war. Ökonomie andererseits ähnelt wohl am ehesten den Model- Die Trennung zur alten Rechten war nie so scharf, wie der len des Ordoliberalismus. Begriff suggeriert. Aber es war eine neue Generation, die biografisch nicht mehr durch das Dritte Reich geprägt war Damit reicht der Einfluss der Neuen Rechten bis in die und stärker im Bewusstsein der Niederlage handelte. Heu- sogenannte Mitte der Gesellschaft. te ist das Feld um ein Vielfaches erweitert und hat eine deutliche Tendenz zum Rechtspopulismus. Die neue Rechte Ihr Milieu ist auf jeden Fall gewachsen. Der Bereich des Sag- ist europäisch vernetzt und ihre Intellektuellen beziehen sich baren ist erweitert worden. Allerdings sehe ich das eher um- historisch weniger auf das Dritte Reich, sondern eher auf gekehrt. Die Neue Rechte hat das nicht verursacht, sondern den völkischen Nationalismus der zwanziger Jahre. ist Nutznießerin der Entwicklung. Sie springt auf eine Ent- wicklung auf. In dieser Hinsicht profitiert die Neue Rechte Wie wirkmächtig ist die Neue Rechte, bei all ihrer von den vielfältigen »Tabubrüchen« der letzten Jahre. Den- Zersplitterung? ken Sie an Martin Walser, denken Sie an Thilo Sarrazin. Es ist ja eher der Chauvinismus der Gebildeten und Wohlhaben- Den größten Einfluss übt sie wohl auf die AfD aus. Sie ist für den, der sich in dieser Form Bahn bricht. Auch die AfD ist ja sie ein geeignetes Instrument, ihre Vorstellungen in Politik nicht gerade eine proletarisch geprägte Partei. Schauen Sie umzusetzen. Die Radikalisierung der Partei war durch eine sich ihre sozialpolitischen Vorstellungen an, die ständige immer engere Bindung an neurechte Netzwerke gekenn- Rede von den unterdrückten Leistungsträgern ist weit jen- zeichnet. Die »Junge Freiheit« hat die Partei von Anfang an seits des neurechten Kernmilieus anschlussfähig. eng begleitet. Das Blatt ist praktisch die Parteizeitung ge- worden – ganz nach Alexander Gaulands Formulierung, wer die AfD verstehen wolle, müsse die »Junge Freiheit« lesen. Aus Ihrer Sicht versucht die Neue Rechte nicht allein die Flüchtlingsdebatte zu dominieren, sondern verfolgt Sie schreiben von einem »Oberschichtennetzwerk«. eine politische Agenda in ganz vielen Bereichen. Spricht die Neue Rechte heute andere Zielgruppen an Wie sieht die aus? als die extremen Rechten früherer Jahre? Die Programmatik wurde bereits in den 1990er Jahren mit Die Neue Rechte adressiert vor allem die Schichten, die sie dem Titel eines Sammelbands auf den Punkt gebracht: »Die für die »Elite der Nation« hält: Verbindungsstudenten, Offi- selbstbewusste Nation«. Allerdings hat es dieses »selbst« in ziere und vor allem mittelständische Unternehmer. Das ent- sich. Abstrakt gesprochen geht es um die Wiederherstellung spricht ihrem Selbstverständnis, selbst zu dieser »Elite« da- ethnischer und kultureller Homogenität, konkret um die Re- zuzugehören. Es entspricht auch ihrer Vorstellung, dass die vision von 1968 und 1945. Die Kriegsniederlage des Deut- 20 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

schen Reiches gilt als der Punkt, an dem die Deutschen ih- Eigentlich überall, die Sicht dieser Leute auf die Welt ist rer Identität verlustig gegangen seien. Daher wird auch mit umfassend anders und reicht von der Wiederbelebung der aller Macht für eine »vergangenheitspolitische Wende« ge- nationalen Mythen des 19. Jahrhunderts bis zur Leugnung trommelt, nicht nur bei Björn Höcke. Auch AfD-Spitzen - des Klimawandels. Gleichberechtigung, Mitbestimmung – kandidatin Alice Weidel hat jüngst den Begriff »Schuldkult« auch und gerade im Arbeitsleben – wird strikt abgelehnt. Es verwendet. Die kritische Ausarbeitung der deutschen Ge- gab ja sogar schon Forderungen nach der Wiedereinführung schichte ist nach wie vor ein Dreh- und Angelpunkt in ihrem eines nach Steuersatz abgestuften Wahlrechts. Außenpoli- Denken. Zudem steht seit jeher vor allem die Einwanderung tisch möchte man Deutschland vom »Westen« abkoppeln, im Mittelpunkt der Agitation. »Deutschland den Deut- wenn möglich in Form eines »eurasischen Bündnisses« mit schen« ist auch in diesen Kreisen Common Sense, die For- Russland. Es ist mir auch wichtig, dass das verstanden wird: meln heißen »Minuseinwanderung«, »Remigration« oder – Es geht hier nicht um ein paar Ausreißer, mit denen man den wie bei den Identitären – »Ausschluss der Ausländer«. »Etablierten« einen Denkzettel verpassen kann. Hier sollen die Uhren politisch und gesellschaftlich ganz zurückgestellt In welchen Politikfeldern neben der Migrationspolitik werden. kommt die antiliberale, antiegalitäre, anti-demokrati- sche Grundüberzeugung der Neuen Rechten noch zum Zum Konzept der Neuen Rechten gehört es, systema- Tragen? tisch die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Sie nennt das »Meta-Politik«. Welche Strategie steckt dahinter?

Rechte Parteien in Europa Zunächst einmal, sich intellektuelle Tiefe zu geben. Aber sie hat durchaus verstanden, dass es einen »vorpolitischen« Insgesamt erlebt Europa eine deutliche Steigerung Raum gibt, der lange und geduldig beackert werden muss, ■ von rechtsextremen und populistischen Tenden- wenn man einmal ernten möchte. Konkret geht es um eine zen, auch, wenn es keine »rechte Internationale« gibt beständige Ausdehnung dessen, was noch öffentlich sagbar oder eine einheitliche rechtspopulistische Fraktion im EU- ist. Insgesamt wird ein großer Teil der Energie auf die Insze- Parlament. In Deutschland herrschte bisher die Meinung nierung eines Kulturkampfes verwandt. Dazu zählt etwa die vor, das Land habe die Lehren aus seiner nationalsozia- breite Agitation gegen die Gleichstellung von Homosexuel- listischen Vergangenheit gezogen. Zwar hat es immer len oder gegen eine vernünftige Sexualerziehung. Hier sieht wieder Wahlerfolge von rechtsextremen Parteien wie der man Grundfesten des eigenen Weltbildes in Gefahr, entspre- DVU oder den Republikanern gegeben. Doch der Einzug chend vehement wird agiert. der AfD in den Bundestag mit einer zweistelligen Pro- zentzahl markiert nun einen Bruch – und Deutschland Gibt es Beispiele, wo dieser Kampf um die Deutungs hat seine Sonderrolle verloren. hoheit erfolgreich ist?

Ich denke, die Sarrazin-Debatte ist dafür ein gutes Beispiel. Sie hat letztendlich die jetzige Entwicklung in Deutschland erst ermöglicht.

Sarrazin stützte sich mit »Deutschland schafft sich ab« auf rechte Mythen wie den vom »Volkstod«. An welche verbreiteten Grundüberzeugungen dockt die Neue Rechte noch erfolgreich an?

(Quelle: www.tagesschau.de/ausland/rechte-in-europa-103.html, Vor allem der nicht nur bei Rechten verbreitete Glaube an 28.09.2017); Stand: 09/2017, Quelle: tagesschau.de/eurostat eine deutsche Opferrolle in der Geschichte ist nicht zu unterschätzen. Er verbindet die Vorstellung, Deutschland müsse nun die Rechnung der Griechen begleichen, mit dem Narrativ, das Land sei seit 1945 seiner Souveränität beraubt und werde zudem mit Einwanderern geflutet. Auch hier ist wieder die Geschichtspolitik zentral. Analysen und Diskussion 21

Die Neue Rechte ist auch international vernetzt, es gibt Vielfach wird gesagt: Wir müssen doch in einer Demo- beispielsweise bei der Identitären Bewegung starke kratie mit allen reden, die öffentliche Debatte suchen. Verbindungen nach Frankreich oder Österreich. Rechts- Ist das ein sinnvoller Umgang mit der Neuen Rechten? populisten in anderen europäischen Ländern gehören längst zur normalen Parteienlandschaft, Donald Trump Sicher, aber wenn man schon mit diesen Leuten reden will, ist US-Präsident. Wird Deutschland da von einem globa- dann sollte man wissen, wer die eigentlich sind. Man sollte len rechten Sog mitgerissen? wissen, für welche Inhalte sie stehen, aus welcher politi- schen und historischen Traditionslinie sie kommen, dass es Bislang, im europäischen Maßstab, erweist sich Deutschland keine einfachen Konservativen sind. Auch die Medien soll- eher als die Insel der Seligen. Im Vergleich ist der Rechts- ten mehr Vorsicht walten lassen. Wer nur die bunten Bilder populismus wenig ausgeprägt. Zudem gibt es noch histori- der Identitären wiedergibt oder den Thrill des Tabubruchs sche Schamgrenzen, die in Ungarn beispielsweise längst ge- sucht, setzt letztlich deren medienpolitische Agenda um. schliffen wurden. Mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Rundschau. Trotzdem muss sich die Mehrheit der Demokraten in aus: http://www.fr.de/politik/rechtsextremismus/mythen- Deutschland doch fragen, wie sie gegen solche globalen der-rechten/mythen-der-rechten-die-neue-rechte-profitiert- Strukturen angehen kann. von-tabubruechen-a-1313199, 14.07.2017

Indem sie selbst nicht auf diesen Zug aufspringen, sondern einen kühlen Kopf bewahren.

Literatur

Volker Weiß Bascha Mika, Arnd Festerling Die autoritäre Revolte – Die Mythen der Rechten Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes Deutschland versinkt in »Auslän- der-Kriminalität«. Schweden wird Scharfsinnig zeigt Volker Weiß die von einer »muslimischen Verge- brisante Entwicklung des neuen waltigungswelle« überrollt, Zu- rechten Denkens auf. Er porträtiert wanderer*innen werden bei der die wichtigsten Akteure der rechts- Arbeitssuche bevorzugt. Solche populistischen Bewegungen mit- Aussagen klingen absurd, doch samt deren Strategien und Metho- für viele Anhänger*innen von AfD, den. Eine dichte Darstellung von Geschichte und Gegenwart Neuer Rechter und Pegida sind sie Fakt, unumstößliche einer Neuen Rechten, deren Aufschwung nicht überraschend Wahrheiten. Und längst ist es nicht mehr nur der rechte war. Rand, der solche Mythen als wahr akzeptiert. Immer öfter sickern sie in den öffentlichen Diskurs ein – unwider spro - Klett-Cotta 2017, www.klett-cotta.de chen. Das Buch zeigt auf, wie die Mythen-Maschine der ISBN: 978-3-608-94907-0 Rechten funktioniert – und was man ihr entgegensetzen kann.

Frankfurter Societäts-Medien GmbH 2017 https://societaets-verlag.de ISBN: 978-3-95542-263-9 22 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Julian Bruns, Kathrin Glösel, Stefan Glaser, Thomas Pfeiffer (Hg.): Jobst Paul, Regina Wamper, Natascha Strobl Erlebniswelt Rechtsextremismus. Isolde Aigner Die Identitären – Handbuch modern – subversiv – hasserfüllt. Autoritäre Zuspitzung. Rechtsruck zur Jugendbewegung der Neuen Hintergründe und Methoden für in Europa Rechten in Europa die Praxis der Prävention Nicht nur in Deutschland, sondern in »Die Identitären« verstehen sich als »Rechts« zu sein verspricht Action, vielen Ländern Europas haben extrem Jugendbewegung der ›Neuen Rechten‹ Tabubruch und Anerkennung, zu den rechte Parteien und Bewegungen in in Europa. Seit der Initialzündung in Lockmitteln zählen multi-mediale An- den letzten Jahren massiv an Zuspruch Frankreich haben sich u.a. in Deutsch- gebote im Social Web, Events wie gewonnen – nicht nur »auf der Stra- land, Österreich, der Schweiz, Italien, Flashmobs und Konzerte. Die Propa- ße«, sondern auch bei Wahlen. Hinter- Großbritannien, Spanien sowie Däne- ganda sucht den Anschluss an Stim- grund dieses Rechtsrucks sind nach mark, Schweden und Norwegen Ab - mungen in der Mitte der Gesellschaft. Auffassung der Autor*innen vor allem legergruppen gegründet, die unter - Manchmal gibt sie sich jung und intel- die verstärkten Fluchtbewegungen einander vernetzt sind und sich im lektuell, etwa die ›Identitäre Bewe- nach Europa, die damit zusammen- Aufbau von grenzüberschreitenden gung‹, die sich als Neue Rechte ver- hängende administrative Krise und die Strukturen befinden. Das Buch be- steht. 19 Projektskizzen stellen Metho- islamistischen Anschläge in mehre- leuchtet die Verbreitung in ganz Euro - den und Ansätze vor, wie in der Arbeit ren europäischen Städten. Doch zeigt pa, ihre Verortung als »Neue Rechte«, mit Jugendlichen der kritische Blick das Duisburger Institut für Sprach- und ihre Ideologien und historisch-theore- auf den Rechtsextremismus geschärft Sozialforschung (DISS) in dieser Publi- tischen Unterbau, ihre Kommunikati- werden kann. Das Onlineangebot, das kation, dass es ist nicht zuletzt die onsstrategien sowie ihre Qualifikation Leserinnen und Lesern des Bandes global durchgesetzte Liberalisierung als Jugendbewegung. mit dieser Neuausgabe zur Verfügung des Marktes ist, auf die der Rechtsruck steht, bietet ergänzendes Material zu aufsetzt und die ihn letztlich weiter- Unrast Verlag, 2017 jedem Beitrag. treibt. www.unrast-verlag.de ISBN: 978-3-89771-224-9 Wochenschau Verlag, 2017 Unrast Verlag, 2017 (5. Aktualisierte Aufl., Klassenstufe www.unrast-verlag.de Sek. I+II) ISBN: 978-3-89771-769-5 www.wochenschau-verlag.de ISBN: 978-3-7344-0499-3 Analysen und Diskussion 23

Ist die AfD eine rassistische Partei? Und wenn ja, was tun

Wenn es um Rassismus in der AfD geht, wird dieser aus der Partei grundlegend verneint. Höchstens seien es Ausrutscher und Einzelmeinungen, oder würden vom »GEZ-Lügenpresse-Konglomerat« aus dem Kontext gerissen und falsch zitiert. Die AfD weist den Vorwurf, eine rassistische Politik zu betreiben, von sich. Und sie geht zum Teil auch juristisch dagegen vor. Kira Ayyadi und Timo Reinfrank von der Amadeu Antonio Stiftung beleuchten, inwiefern die AfD eine rassistische Partei ist und stellen Handlungsoptionen im Umgang mit rassistischen Positionen vor.

Rassismus soll hier als eine Einstellung oder Hand- gleichsetzt. Über den Zuzug von Asylsuchenden, kriminellen ■ lung verstanden werden, die aus tatsächlichen oder Einwanderern und islamistischen Terroristen soll Gauland fiktiven Unterschieden zwischen Menschen eine unter- gesagt haben: »Man will uns dieses Deutschland wegneh- schiedliche Wertigkeit dieser Menschen ableitet – also als men. Und, liebe Freunde, das ist fast so etwas – früher hät- eine Ideologie der Ungleichwertigkeit. Rassismus hat dabei te man das eine Invasion genannt – wie eine schleichende die soziale Funktion, bestehende Privilegien zu erhalten und Landnahme. Und dieser schleichenden Landnahme müssen Aggressionen zu rechtfertigen. Ein bekanntes Beispiel ist die wir alle geschlossen widerstehen.« rassistische Wahlkampf-Äußerung des Spitzenkandidaten Alexander Gauland, er wolle Aydan Özo˘guz, »in Anatolien Diese Argumentation passt zu einem völkisch-nationalisti- entsorgen«. Gauland spricht hier einer deutschen Staatsbür- schen Weltbild eines großen Teils der AfD. Es gibt ein von gerin und Bundesministerin ab, zu Deutschland zu gehören. Gauland nicht näher definiertes »Uns«, dem Deutschland Noch dazu in einer abwertenden Sprache, die sie mit »Müll« weggenommen werden könnte. Durch den Zusammenhang

Förderung durch die Amadeu Antonio Stiftung Die Stiftung möchte Projekte insbesondere kleinerer Initiativen fördern, die Bei der Durchführung von Aktivitäten und Veranstaltun- ■ sich deutlich gegen Rassismus und Antisemitismus ■ gen können regionale, kleinere Akteure vor Ort geför- positionieren; dert werden. Entsprechende Anträge können bei der Amadeu ■ sich für Menschenrechte und Minderheitenschutz Antonio Stiftung gestellt werden. engagieren; Amadeu Antonio Kiowa war eines der ersten Todesopfer ■ sich mit den gesellschaftlichen Ursachen und Folgen von rassistischer Gewalt nach der Wiedervereinigung. 1998 grün- Rassismus offensiv auseinandersetzen; dete sich die Amadeu Antonio Stiftung, deren Ziel es ist, eine ■ eine demokratische Gegenkultur zum rechten Mainstream demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konse- aufbauen; quent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitis- ■ eher langfristig und auf Prozess angelegt sind; mus wendet. Hierfür unterstützt sie lokale Initiativen und ■ Partnerschaften in der Kommune suchen, so z.B. mit Projekte in den Bereichen Jugend und Schule, Opferschutz Schulen, Verwaltung, Polizei, lokalen Unternehmen und Opferhilfe, alternative Jugendkultur und kommunale und Kirchengemeinden; Netzwerke. Wichtigste Aufgabe der Stiftung ist es, die Projekte ■ in verschiedenen Lebensbereichen ansetzen (z.B. Jugend - über eine finanzielle Unterstützung hinaus zu ermutigen, arbeit, Kommunalpolitik, Sport, Kultur) und verschiedene ihre Eigeninitiative vor Ort zu stärken und sie zu vernetzen. Altersgruppen ansprechen (Schule, Übergang Schule – Beruf, Arbeitswelt); Auch Initiativen, die Kleinprojekte im Rahmen der Inter- ■ interkulturelle Begegnungen und Partnerschaften nationalen Wochen gegen Rassismus 2018 verwirklichen ermöglichen und fördern. wollen, können bei der Amadeu Antonio Stiftung Anträge zur Förderung stellen! Weitere Informationen zur Förderung von Projekten sind auf der Homepage einzusehen.

■ Amadeu Antonio Stiftung Novalisstraße 12, 10115 Berlin, Tel.: 030 / 24 08 86 11, Fax: 030 / 24 08 86 22, [email protected] www.amadeu-antonio-stiftung.de 24 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

lässt sich aber erschließen, was zumindest nicht zu diesem Zentral ist für den Rassismus die Vorstellung von der ethni- »Uns« gehört: Menschen, die aus anderen Ländern nach schen Homogenität als Idealzustand. Dahinter steckt der Deutschland kommen, Kriminalität, Terrorismus und Musli- Gedanke, dass es klar definierte Völker und Rassen gibt und me. Die Zuschreibungen entbehren jeder Realität. Alice Wei- diese neben kulturellen auch biologische Merkmale mitein- del, neben Gauland AfD-Spitzenkandidatin im Wahlkampf, ander teilen – »gemeinsames Blut«. Diese Merkmale wür- unterstützt Gaulands rassistische Äußerung und bekunde- den sich durch »Vermischung« verwässern und damit ver- te,, wenn Gauland meine, Özo˘guz gehöre nicht in das Amt, schlechtern. Offenbar aus dieser Angst heraus warnt die AfD sondern zurück in die Türkei, »kann ich das unterschreiben«. so häufig vor einem »Völkerbrei« oder »Völkergemisch«. Wenn dies also für eine Frau gilt, die Deutsche und Bundes- Innerhalb dieser Ideologie ist dann auch nicht verwunder- ministerin a.D. ist, so gilt dies wohl noch mehr für alle ande- lich, dass »Multikulti« so ein Graus darstellt. Die Privilegien ren deutschen Menschen mit Migrationshintergrund. Hier der weißen, in Deutschland geborenen, nicht-muslimischen wird deutlich: Auch immer wieder existente Anbiederungs- Mehrheitsgesellschaft beanspruchen Rassist*innen für sich versuche der AfD an migrantische Milieus sind Kosmetik als eine Art Naturrecht. Durch vermehrten Zuzug nach einer zutiefst rassistischen Grundhaltung. Anhand dieses Deutschland – aus welchen Gründen auch immer – sehen aktuellen Falles sehen wir bereits den Rassismus der AfD, sie sich bedroht. So forderte beispielsweise Ralph Weber, der nicht mehr nur tendenziös in Erscheinung tritt, sondern stellvertretender Vorsitzender der AfD-Landtagsfraktion in auch von den beiden Spitzenkandidaten bzw. jetzt Frakti- Schwerin im Mai 2017 in einem Facebook-Post, dass »Wir, onsvorsitzenden ganz offen vertreten wird. Das lässt ver - Bio-deutsche, mit zwei deutschen Eltern und vier deutschen muten, dass ein rassistisches Menschenbild in der AfD mitt- Großeltern« uns dafür einsetzen sollten, dass »unsere Hei- lerweile vorherrschend ist. mat auch in 30 Jahren noch von einer deutschen Leitkultur geprägt und geformt wird«, Das klingt stark nach dem »klei- nen Ariernachweis« der Nationalsozialisten. Literatur

Positionieren. Konfrontieren. Sebastian Friedrich Streiten. Handlungsempfeh- Die AfD. Analysen – Hinter- lungen zum Umgang mit der gründe – Kontroversen AfD Wie ist der Aufstieg der AfD zu er- Die Handreichung richtet sich klären − und welche gesellschaft- an Parteien, Medien, Wirtschaft, lichen Ursachen liegen ihm zu- Gewerkschaften, Sportverbände, grunde? Wer sind die Akteure − zivilgesellschaftliche Initiativen und was sind ihre Ziele? Welche sowie staatliche Verwaltungen. Entwicklung hat die Partei bisher Die zahlreichen Praxisbeispiele und Interviews, u.a. mit Ali- genommen − und wohin steuert sie? Wer wählt die Partei ce Lanzke (Projektleiterin Neue Deutsche Medienmacher), aus welchen Gründen? Welche Strömungen kämpfen um die Sabine am Orde (innenpolitische Korrespondentin der taz) Vormachtstellung innerhalb der AfD? Das Buch liefert eine und Sanem Kleff (Leiterin der Bundeskoordination »Schule kompakte, übersichtliche Darstellung von Geschichte, Per- ohne Rassismus – Schule mit Courage«) sollen die Lese - sonal und Programmatik der AfD und ordnet den Aufstieg r*innen ermutigen, sicherer und offensiver in die Auseinan- der Rechten in gesellschaftliche Entwicklungen der vergan- dersetzung mit rechtspopulistischen Positionen und Strate- genen Jahrzehnte ein. Zudem diskutiert der Autor Strate- gien zu treten. Die Handreichung kann gegen Portoerstat- gien, wie ein weiteres Erstarken der Partei sowie die fort- tung bei der Amadeu Antonio Stiftung bestellt werden: schreitende Verschiebung des politischen Klimas nach rechts ([email protected]) oder ist hier online verhindert werden könnten. einzu sehen: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/ Bertz + Fischer, 2017, www.bertz-fischer.de files/publikationen/positionieren-konfrontieren-streiten.pdf www.bertz-fischer.de/afd.html Amadeu Antonio Stiftung (Hrsg.), 2017 ISBN: 978-3-86505-741-9 ISBN: 978-3-940878-30-4 Analysen und Diskussion 25

Exemplarisch für das rassistische Menschenbild in großen Analysiert man den Umgang der Partei mit rassistischen Teilen der AfD steht besonders der Vortrag von Björn Höcke, Aussagen, fällt auf, dass rassistische Ressentiments, Hass- Fraktionsvorsitzenden der AfD im Thüringer Landtag, über spreche und Grenzverletzungen in üblicher rechtspopulisti- Asylsuchende aus Afrika im November 2015 bei einem Kon- scher Manier gezielt zur öffentlichen Empörung eingesetzt gress des neurechten »Instituts für Staatspolitik«: »Die Evo- werden. Mal mehr mal weniger geschickt verstecken AfD- lution hat Afrika und Europa, vereinfacht gesagt, zwei un- Politiker*innen Rassismus gegen Muslime hinter vorgeb- terschiedliche Reproduktionsstrategien beschert. In Afrika licher Religionskritik. Vergleicht man die Parteiprogramme herrscht nämlich die sogenannte R-Strategie vor, die auf aller im Bundestag vertretenen Parteien, sprechen sich alle eine möglichst hohe Wachstumsrate abzielt. Dort dominiert – außer die AfD – explizit gegen Rassismus aus. der sogenannte »Ausbreitungstyp«. Und in Europa verfolgt man überwiegend die K-Strategie, die die Kapazität des Doch wie können wir mit den rassistischen Positionen Lebensraums optimal ausnutzen möchte.« Höcke schluss- und Inszenierungen der AfD umgehen? folgert: »Im 21. Jahrhundert trifft der lebensbejahende afrikanische Ausbreitungstyp auf den selbst-verneinenden # Rassistische Positionen benennen europäischen Platzhaltertyp.« Hier wird eine biologische Essenziell ist, zu erläutern, warum rassistische Positionen Theorie nahtlos auf den Menschen übertragen, die an die problematisch sind. Auch hinter scheinbar konservativen Rassentheorie des Nationalsozialismus erinnert. Dass bis Themen steckt häufig eine Abwertung von Minderheiten. jetzt die Ausschlussversuche gegen Höcke gescheitert sind und er immer noch als Führungsperson gehandelt wird, # Über Konsequenzen rassistischer Politik aufklären macht auch deutlich, wie wenig sich die Partei von rassen- Nicht nur gesellschaftliche Minderheiten sind von einem ideologischen Aussagen distanziert. Machtgewinn der AfD betroffen. Die Umsetzung der AfD- Programmatik würde vielmehr die Lebensbedingungen der

Michael Wildt Justus Bender Volk, Volksgemeinschaft, AfD Was will die AfD? Eine Partei verändert Deutschland Die historisch-politische Interventi- on von Michael Wildt lotet die Justus Bender führte Hunderte In- Ambiva lenzen und Abgründe des terviews mit ranghohen Funktionä- politischen Konzepts des Volkes aus ren der Partei, er kennt alle relevan- sowie die rassistisch-antisemitische ten Akteure aus zahllosen persönli- Radikalisierung in der nationalso- chen Begegnungen. In diesem Buch zialistischen Volksgemeinschaft. Auf zeichnet er ein Porträt der Partei aus dieser Grundlage hinterfragt er die populistischen Äußerun- nächster Nähe: Was will die AfD eigentlich und wie sähe gen der AfD, die sich lauthals auf das Volk beruft. Auch hier Deutschland aus, wenn sie an der Macht wäre? Zudem ana- geht es um verschiedene Volkskonzepte. Die kulturell defi- lysiert Bender, warum bisher alle Strategien zur Bekämpfung nierte Ausgrenzung von Minderheiten bei der AfD birgt die der AfD gescheitert sind und wie man vorgehen muss, um Gefahr radikaler Exklusion aus dem »Volk«. Wäre es nicht sich in der Konfrontation mit dieser Partei und ihrem Gedan- an der Zeit, Hannah Arendts Gedanken aufzugreifen und kengut zu behaupten. nicht das Volk, sondern den Menschen und sein Recht, Rech- Pantheon Verlag, 2017, www.randomhouse.de te zu haben, in den Mittelpunkt unseres demokratischen ISBN: 978-3-570-55353-4 Denkens zu stellen?

Hamburger Edition, 2017, www.his-online.de ISBN: 978-3-86854-309-4 26 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018 meisten Menschen erheblich verschlechtern. Um dies öffent - # Counter Speech im Netz lich zu vermitteln, bedarf es inhaltlicher Kritik an den Posi- Wenn die AfD bestimmte Themen mit narrativen Rahmun- tionen der AfD. gen besetzt, lassen sich in sozialen Netzwerken mit über- schaubarem Aufwand inhaltlich fundierte Gegen-Seiten er- # Rassistische Debatte verhindern stellen – zum Beispiel gegen rassistische AfD-Narrative mit Informierte Debatten zu führen ist ein wichtiger Teil einer einer Fürsprache für die Aufklärung über gesellschaftliche demokratischen Gesellschaft – doch wir müssen die The- Vielfalt. mensetzung auf Verhältnismäßigkeit prüfen. Rassistische Positionen sollten lieber referiert und im Voraus benannt # Rassistischen Positionen keine Bühne bieten werden: Das bietet weniger Möglichkeit zur Selbstinszenie- Sie müssen AfD-Politiker*innen nicht zu Ihren Veranstaltun- rung. gen einladen und können in Ihrer Satzung jegliche Zusam- menarbeit mit dieser Partei ausschließen. Bei Veranstaltun- # Gegenbilder entwerfen und Möglichkeiten aufzeigen gen können Sie gemäß Ausschlussklausel vom Hausrecht Betroffene von Hass und Rassismus sollten zu Wort kom- Gebrauch machen, um Menschen auszuschließen, die rassi- men. Unerlässlich ist es, über die Debattenkultur zu streiten stische und menschenfeindliche Positionen äußern. Der Aus- und einen wertschätzenden Umgang miteinander weiterzu- schluss ist nicht undemokratisch, sondern ermöglicht allen, geben – auch bei konträren Positionen. die sich durch ihre Präsenz bedroht fühlen, angstfrei an ei- ner Veranstaltung teilzunehmen und offen diskutieren zu # Haltung zeigen können. Tragen Sie Ihre Haltung zu Demokratie, Vielfalt und Men- schenrechten nach außen. Ermutigen Sie dabei auch ande- # Selbstbewusst und stark bleiben re, sich als wichtiger Teil der Zivilgesellschaft aktiv und Lassen Sie sich durch verbale Angriffe der AfD in Parlamen- offen gegen Rechtspopulismus und Rassismus zu positionie- ten oder parlamentarische Anfragen hinsichtlich der Arbeit ren. und der Förderung von Projekten nicht einschüchtern und setzen Sie Ihre Arbeit fort. In schwierigen Fällen leiten Sie politische und rechtliche Schritte ein.

Wettbewerb »Die Gelbe Hand« ein kreatives Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und für ein solidarisches Miteinander gesetzt werden. Bereits zum 12. Mal schreiben der Gesucht werden Beiträge, die im Jahr 2017 (bis 16. Januar Verein Mach’ meinen Kumpel nicht 2018) entstanden sind und bei keinem Wettbewerb prämiert an! – für Gleichbehandlung, gegen wurden. Die Darstellungsform ist frei – die Hauptsache ist, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus dass sie andere motivieren, selbst gegen Diskriminierung e.V. und seine Kooperationspartner und für Gleichbehandlung aktiv zu werden.. den Wettbewerb »Die Gelbe Hand« aus. Die Schirmherrschaft über den Wettbewerb 2017/2018 haben die Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg- Aufgerufen sich zu beteiligen sind Vorpommern, Manuela Schwesig, und der Vorsitzende der Mitglieder der Gewerkschafts- Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), jugend, Schülerinnen und Schüler an Michael Vassiliadis, übernommen. Berufsschulen/-kollegs und alle Jugendlichen, die sich derzeit in einer beruflichen Ausbildung Einsendeschluss ist der 16. Januar 2018. Die feierliche Preis- befinden sowie Auszubildende und Beschäftigte aus Be- verleihung findet im 15. März 2018 in Schwerin statt. trieben und Verwaltungen. Mit dem Wettbewerbsbeitrag soll

■ Mach meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus e.V. www.gelbehand.de/setz-ein-zeichen/wettbewerb-die-gelbe-hand/ | [email protected] Analysen und Diskussion 27

Politisch motivierte Kriminalität – rechts 2016: Erneuter Anstieg rechtsextremistischer Straf und Gewalttaten

Im Jahr 2016 wurden vom Bundesamt für Verfas- ■ sungsschutz im Phänomenbereich »Politisch moti- vierte Kriminalität – rechts« 22.471 (2015: 21.933) Straf - taten mit extremistischem Hintergrund erfasst. Mit 1.600 (2015: 1.408) Gewalttaten ist die Zahl der rechtsextremi- stisch motivierten Gewalttaten um 13,6 % angestiegen. Mit 1.190 »fremdenfeindlichen« Gewalttaten (2015: 918) wur- de der höchste Stand seit der Einführung des geltenden Definitionssystems »Politisch motivierte Kriminalität« im Jahr 2001 erreicht.

Der Anstieg der rechtsextremistisch motivierten Gewaltta- ten ist in Verbindung mit einer erneut angestiegenen Zahl gewaltorientierter Rechtsextremisten (2015: 11.800, 2016: 12.100) ein deutlicher Beleg für die Gefahr, die von diesem Spektrum ausgeht. Die Entwicklung rechtsextremistischer Gewalt ist nach Einschätzung des Bundesministeriums des Innern vorrangig durch folgende Aspekte geprägt:

• Die Hemmschwelle zum Einsatz von Gewalt gegenüber (vermeintlich) »Fremden« sinkt bundesweit. Dies bezieht sich auch auf die billigende Inkaufnahme von Verletzun- Neben der Anti-Asyl-Agitation ist die Islamfeindlichkeit ein gen von Personen im Zusammenhang mit Angriffen auf wesentliches Agitationsfeld von Rechtsextremisten. Um ihre Asylunterkünfte. Widerstands- und Umsturzphantasien zu befeuern, ver - • In den Fokus von Rechtsextremisten geraten auch zu- suchen Rechtsextremisten kontinuierlich, Ereignisse zu in- nehmend Personen, wie beispielsweise kommunale strumentalisieren, die sie mittel- oder unmittelbar mit »dem Entscheidungsträger*innen, aber auch andere Vertre- Islam« in Verbindung bringen. Stereotyp wird eine Gegen- ter*innen des Staates, die mitunter persönlich für selbst sätzlichkeit und Unvereinbarkeit von »deutscher« und mus- empfundene Missstände oder die hohe Zahl an Asyl - limischer Kultur behauptet. suchenden in Deutschland verantwortlich gemacht wer- den. Es wird betont, dass die vermeintliche Anonymität des Inter- nets die Entstehung verbaler Radikalität und das Außeracht- Auch die Intensität der Gewalt habe zugenommen. Vor lassen von Grundregeln des menschlichen Zusammenlebens allem die Beteiligung von Personen ohne rechtsextremisti- begünstigt. Debatten zu aktuellen Themen – gerade im Zu- schen Vorlauf – insbesondere bei Straftaten gegen Asylun- sammenhang mit der Thematik Asyl bzw. Zuwanderung – terkünfte – deutet auf Radikalisierungsprozesse im asyl- werden emotional und zum Teil mit einer Schärfe geführt, feindlichen Kontext über das organisierte rechtsextremis - bei der die Schwelle zur Strafbarkeit mitunter deutlich über- tische Spektrum hinaus hin. Im Berichtsjahr wurden 907 schritten wird. Eine von Gewalt und Hass geprägte Sprache rechtsextremistisch motivierte Straftaten verübt (2015: 894), ist geeignet, ein Klima zu schaffen, in dem Hemmschwellen die im Zusammenhang mit Asylbewerberunterkünften stan- zur Gewaltanwendung sinken, so der Verfassungsschutzbe- den bzw. gegen diese gerichtet waren, davon 153 Gewalt- richt 2016. taten (2015: 153) – ein Großteil hiervon Brandstiftungsde- likte (65; 2015: 75). Die Straftaten richten sich zwar haupt- Quelle: Verfassungsschutzbericht 2016: sächlich gegen Unterkünfte, jedoch sind auch Angriffe auf https://www.verfassungsschutz.de/download/vsbericht-2016.pdf Personen zu verzeichnen oder es wird zumindest ein Perso- nenschaden billigend in Kauf genommen. 28 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Weiterführende Links Links zu wichtigen Themen und Informationen, die aus Platzgründen nicht ausführlich aufgegriffen werden konnten:

ANTIZIGANISMUS (POST-)KOLONIALISMUS »Antiziganistische Ermittlungsansätze in Polizei- und »Wenn Deutschland kolonialisiert worden wäre« Sicherheitsbehörden«. Kurzexpertise im Auftrag des Zen- Unsere Sicht auf die Welt ist nicht frei von Folgen und Spu- tralrats Deutscher Sinti und Roma ren des Kolonialismus. Das zeigt dieser spannende post- koloniale Perspektivenwechsel von Aram Ziai. »Racial Profiling« gehört zu den am häufigsten wiederkeh- renden Diskriminierungserfahrungen für Angehörige der http://www.fr.de/kultur/entwicklungspolitik-wenn-deutsch- Minderheit. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat zu land-kolonialisiert-worden-waere-a-1320125 diesem Thema eine Studie in Auftrag gegeben, die von Dr. Markus End erstellt und im Oktober 2017 veröffentlicht PÄDAGOGIK wurde. i-PÄD – Intersektionale Pädagogik http://zentralrat.sintiundroma.de/download/6809 Das Projekt soll die Anerkennung der Komplexität von Iden- titäten in der Pädagogik fördern. Lernziele sind dabei u.a. ANTISEMITISMUS die Sensibilisierung zu (Mehrfach-)Diskriminierung und die Aktuelle Studie zu Antisemitismus Reflexion der eigenen Privilegien und Rolle im pädagogi- schen Kontext. Hierzu werden Workshops und Materialien Eine deutliche Mehrheit der Jüd*innen in Deutschland angeboten. nimmt Antisemitismus als großes Problem wahr. Dies geht aus der Studie »Jüdische Perspektiven auf Antisemitismus in http://www.i-paed-berlin.dem Deutschland« der University of Applied Sciences Frankfurt am Main (UAS) und des Bielefelder Instituts für interdiszipli- näre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) hervor, die im Veranstaltungen zu Antiziganismus August 2017 veröffentlicht wurde. https://uni-bielefeld.de/ikg/daten/JuPe_Bericht_April2017.pdf Nach unterschiedlichen wissenschaftlichen Unter- ■ suchungen werden in Deutschland Sinti und Roma ISLAMDEBATTE am stärksten abgelehnt. Viele von ihnen versuchen da- Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung her, ihre ethnische Prägung zu verbergen, damit sie nicht diskriminiert werden. Das gilt ganz besonders für Roma Die im August 2017 veröffentlichte Studie »Muslime in Eu - aus Osteuropa. ro pa. Integriert, aber nicht akzeptiert?« wurde in sozialen Netzwerken heftig attackiert. Viele zweifeln die Ergebnisse Die Stiftung gegen Rassismus fördert daher in Zusam- an. Nach Meinung der Islamwissenschaftlerin Riem Spiel- menarbeit mit der Hildegard Lagrenne Stiftung Veranstal- haus zeigen die Vorwürfe gegen die Studie die Schieflage tungen mit Sinti und Roma. Dadurch soll dazu beige - der Islamdebatte. tragen werden, dass Angehörige dieser seit Jahrhunder- ten in Deutschland lebenden Minderheit akzeptiert und https://mediendienst-integration.de/artikel/religionsmoni- gleichbehandelt werden. tor-bertelsmann-stiftung-islam-muslime-integration.html https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/ Weitere Informationen zu den Förderrichtlinien finden Publikationen/GrauePublikationen/Studie_LW_Religions sich auf der Homepage http://stiftung-gegen-rassis- monitor-2017_Muslime-in-Europa.pdf mus.de/veranstaltungen-zu-antiziganismus Ein besonderer Anlass für gemeinsame Veranstaltungen mit Sinti und Roma ist der 8. April in jedem Jahr: Der Internationale Roma-Tag. 29

Daten und Fakten zu Asyl und Migration

3. Bei der dritten Gruppe handelt es sich um Asylbewer - ber*innen, also Menschen, die ihr Heimatland verlassen haben und anderswo internationalen Schutz als Flüchtlinge suchen. Ende 2016 betrug ihre Zahl weltweit 2,8 Millionen.

65,6 Millionen Menschen auf der Flucht, das heißt, dass im © UNHCR Schnitt einer von 113 Menschen weltweit von Flucht und Flüchtlinge fliehen vor Krieg, Verfolgung und massiven Vertreibung betroffen ist – die Gesamtzahl ist größer als die Menschenrechtsverletzungen. Sie fliehen, weil ihr Leben der Bevölkerung von Großbritannien. Die Zahl jener Men- oder das ihrer Familien bedroht ist und sie keinen ande- schen, die im Verlauf des Jahres 2016 neu zur Flucht ge- ren Ausweg mehr wissen. Nach der jährlichen Weltjahres- zwungen wurden, bleibt auf statistik »Global Trends« des UN-Flüchtlingskommissa - einem sehr hohen Stand: Im Durchschnitt fliehen riats (UNHCR) hat das weltweite Ausmaß von Flucht und 10,3 Millionen insgesamt. 28.300 Menschen pro Tag. Vertreibung, verursacht durch Krieg, Gewalt und Ver fol - Statistisch gesehen bedeutet gung, im Jahr 2016 den höchsten jemals registrierten dies: 2016 musste alle drei Sekunden ein Mensch fliehen. Stand erreicht. Dabei kam mehr als die die Hälfte (55 %) der Flüchtlin- ge weltweit aus nur 3 Ländern: Syrien (5,5 Millionen), I. Flucht und Vertreibung Afghanistan (2,5 Millionen), Süd-Sudan( 1,4 Millionen).

Flucht und Vertreibung erreichen 2016 neuen Die Regionen, die wirtschaftlich als weniger »entwickelt« Höchststand gelten, haben weiterhin eine unverhältnismäßig große Ver- antwortung für die Aufnah- Ende 2016 gab es insgesamt 65,6 Millionen Menschen, die me von Flüchtlingen getra- Im Schnitt wird alle drei von Flucht und Vertreibung betroffen waren – 300.000 Men- gen: Neun der zehn Länder, Sekunden jemand auf schen mehr als im Jahr zuvor. Damit wird deutlich, welch die am meisten Flüchtlinge der Welt zur Flucht ge- enorme Zahl von Menschen welt- aufnahmen, befinden sich in zwungen. weit Schutz benötigt, doch es zeigt 50 Prozent der einer solchen Region. Drei auch, dass sich im Jahre 2016 der Flüchtlinge welt- dieser Länder gelten sogar als die am wenigsten »ent - Anstieg von Flucht und Vertreibung weit sind Kinder. wickelten« (Demokratische Republik Kongo, Äthiopien und verlangsamt hat. In jedem der letz- Uganda). Dieses Ungleichgewicht zeigt, dass es internatio- ten fünf Jahre stieg die globale Gesamtzahl jeweils in nal an einem Konsens fehlt, wenn es um das Thema Flücht- Millionenhöhe. Die Gesamtzahl umfasst drei wichtige Kom- lingsaufnahme geht und dass Staaten und Gemeinden, die ponenten: geflohene Menschen unterstützen, finanzielle Ausstattung und Hilfe be nötigen. Deren Fehlen kann zu Instabilität füh- 1. Die Zahl der Flüchtlinge ist mit 22,5 Millionen höher als ren und hat wesentliche Konsequenzen für die humanitäre jemals zuvor. Der größte neue Faktor im Jahre 2016 war Hilfe oder löst Weiterwanderung aus. der Südsudan, wo der katastrophale Zusammenbruch der Friedensbemühungen im Juli zu einer Massenflucht von (alle Zahlen bis Ende 2016) 739.000 Menschen bis zum Jahresende führte Quellen: UNHCR-Jahresbericht Global Trends 2016: www.unhcr.de / http://www.unhcr.org/dach/de/15212-globaltrends2016.html, 2. Die zweite Gruppe betrifft die Zahl der Menschen, die in- 19.06.2017 / www.uno-fluechtlingshilfe.de. nerhalb ihres Heimatlandes geflohen sind. Dies waren 40,3 Millionen im Vergleich zu 40,8 Millionen im Jahr zuvor. Da- mit ist dieses Problem für fast zwei Drittel der Gesamtzahl verantwortlich. 30 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

II. Asyl in Deutschland

Deutschland gehörte 2016 zu den zehn Hauptauf - Schutzquote nahmeländern Schutzsuchender. Doch trotz des Höchst - standes von 65,6 Millionen Menschen auf der Flucht Im Jahr 2016 ergibt sich eine bereinigte Gesamtschutzquo- weltweit, kommen nur knapp drei Prozent aller Flücht- te von 71,4 %. Bei fast drei Vierteln aller Flüchtlinge erkann- linge überhaupt in die EU. te das BAMF 2016 also an, dass es berechtigte Fluchtgrün- de gab (2015: 60,4 %). Die Qualität des erteilten Schutzes Asylantragszahlen ist allerdings signifikant gesunken. Deutlich häufiger wurde nur subsidiärer Schutz erteilt. Besonders drastisch zeigt sich Rund 321.000 Flüchtlinge wurden 2016 vom Bundesamt für dies bei syrischen Flüchtlingen. Und über ein Viertel der Migration und Flüchtlinge (BAMF) registriert. Damit haben Afghan*innen erhielten 2016 nur ein Abschiebeverbot und deutlich weniger Flüchtlinge Deutschland erreicht als im damit den schwächsten Schutzstatus. Vorjahr. Allerdings konnten viele der bereits 2015 Eingerei- sten erst 2016 ihren Asylantrag stellen. Daher ist die Zahl Abschiebungen der Anträge 2016 deutlich gestiegen: Insgesamt gab es rund 722.000 Neu- und circa 23.000 Folgeanträge. Die Zahl der Abschiebungen aus Deutschland hat im Jahr 2016 im vierten Jahr in Folge einen neuen Höchststand er- Hauptherkunftsländer reicht. Von den über 25.000 Abschiebungen betrafen rund 75 Prozent die Westbalkanstaaten, die zu »sicheren Her- Von den 321.371 registrierten Menschen stammen 65 % kunftsländern« erklärt wurden. aus Syrien, Afghanistan, Irak, Iran und Eritrea. Keinesfalls sind es übrigens »nur junge, alleinstehende Männer«, die Fazit Asyl in Deutschland suchen. Mehr als ein Drittel der Schutz- suchenden ist weiblich, rund 36 Prozent sind minderjährig. Der traurigste Rekordwert 2016 zeigt sich in den über 5.000 Viele Familienväter nehmen die gefährliche Reise in der Menschen, die auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken sind. Hoffnung auf sich, ihre Familie später auf sicherem Wege Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein. Hinzu kommen Tau- nachholen zu können. Doch die vermehrte Erteilung ledig- sende, die ihr Leben bereits in den Grenzgebieten im Nahen lich subsidiären Schutzes hat schwerwiegende Folgen, denn Osten oder in der Wüste Nordafrikas verlieren. Die Flucht mit dem Asylpaket II wurde 2016 der Familiennachzug für nach Europa wird also immer lebensgefährlicher, auch weil Menschen mit diesem Schutzstatus bis März 2018 ausge- die EU mehr und mehr auf Abschottung setzt. Laut PRO setzt. ASYL muss befürchtet werden, dass diese Situation sich auch 2017 fortsetzt. Antragsbearbeitung und Entscheidungen Entwicklung 2017 Die Bearbeitungszeit liegt im Schnitt bei sieben Monaten. Hinzu kommt eine Wartezeit von durchschnittlich knapp Von Januar – September 2017 nahm das BAMF insgesamt sechs Monaten bis überhaupt ein Asylantrag gestellt wer- 168.306 Asylanträge (Erst- und Folgeanträge) entgegen. In den kann. Ende 2016 gab es über 50.000 Asylanträge, bei der Gegenüberstellung zum Vorjahreszeitraum (657.855 denen nach über 1,5 Jahren immer noch keine Entscheidung Asylanträge) bedeutet dies einen deutlichen Rückgang um getroffen wurde, bei knapp 35.000 davon sind sogar schon 74,4 %. Doch diese Zahlen dürfen nicht darüber hinweg täu- mehr als zwei Jahre seit der Antragsstellung vergangen. Dies schen, dass bis Anfang Mai 2017 bereits 1.300 Menschen sind nicht nur zwei Jahre quälender Unsicherheit, sondern auf dem Weg nach Europa ertrunken sind. oft auch zwei verlorene Jahre für die Integration der Neuan- kömmlinge. Quellen: PRO ASYL, Zahlen und Fakten 2016 https://www.proasyl.de/thema/fakten-zahlen-argumente/ BAMF, Aktuelle Zahlen zu Asyl (09/2017) http://www.bamf.de/ SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/aktuel- le-zahlen-zu-asyl-september-2017.html;jsessionid=D53F9B52E5C 997C63004934FAA621D3A.2_cid359?nn=1694460 Daten und Fakten 31

Das Meer, der Tod und die Deals: Die Erosion der Menschenrechte und des Flüchtlingsschutzes in Europa

Für das Sterben an Europas Grenzen sind weder Natur gewalten verantwortlich noch Schlepperorganisa- tionen, sondern eine Asylpolitik, die Schutzsuchende dazu zwingt, ihr Leben zu riskieren, um Schutz er- halten zu können. Das Ergebnis dieser Politik ist genau das Gegenteil der »Verhinderung von Fluchtursachen«, die EU-Politiker*innen so gern im Munde führen. Ein Weckruf von Karl Kopp, Europareferent bei PRO

ASYL. © ShirinShahidi

»Wir werden … alles tun, um zu verhindern, dass Die EU paktiert mittlerweile mit Warlords und kriminellen ■ weitere Opfer im Mittelmeer, vor unserer Haustür, auf Banden in Libyen, um sinkende Ankunftszahlen von Flücht- quälendste Art und Weise umkommen. Das vereinbart sich lingen in Europa zu erreichen. Sie nimmt mit diesem »Deal« nicht mit unseren Werten«, so die Bundeskanzlerin Angela in Kauf, Flüchtlinge der Vergewaltigung, Folter und Verskla- Merkel am 20. April 2015. Die wenigen Momente der Betrof- vung in schrecklichen Haftlagern in Libyen auszusetzen. Die fenheit und Selbstkritik der politischen Verantwortlichen sogenannte libysche Küstenwache, der schwere Menschen- sind mittlerweile passé. Es gibt keine offizielle Schweige- rechtsverletzungen gegen Geflüchtete vorgeworfen werden, minute mehr für ertrunkene Flüchtlinge. Stattdessen: Flücht- wird von Deutschland und Europa aufgerüstet und ausge- lingsdeal mit Erdogan (März 2016), mit dem zerfallenen bildet – nicht zuletzt um Boote effektiver abzufangen und Bürgerkriegsland Libyen (Februar 2017), die Endlosdebatte Schutzsuchende zurück die Hölle nach Libyen zu verbringen. über »Lager in Nordafrika« und sogenannte »Migrations- partnerschaften« mit diktatorischen Regimen. Transit- und In Artikel 2 des Vertrags der EU heißt es: »Die Werte, auf die Herkunftsländer werden immer effizienter in die Fluchtver- sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschen- hinderung weit vor Europas Grenzen eingebunden. Diese würde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit Kooperationen haben mit der gerne bemühten »Fluchtur- und die Wahrung der Menschenrechte«. Die gegenwärtige sachenbekämpfung« nichts zu tun. Seit Oktober 2015 ver- Flüchtlingspolitik der EU ist dabei, diese Grundpfeiler des sucht Deutschland – das phasenweise willigste Land bei der Projektes Europa zu zerstören. Flüchtlingsaufnahme in der EU – zusammen mit anderen Staaten maßgeblich den Zugang für Schutzsuchende nach Umso wichtiger ist es, laut und deutlich Position zu bezie- Europa – im wörtlichen Sinne – um jeden Preis zu versper- hen: Für das unveräußerliche Recht auf Asyl, die Achtung der ren. Menschenrechte und das Recht auf Leben für Flüchtlinge und Migranten. Bootsflüchtlinge vor dem Ertrinken zu be- Allein im Zeitraum vom 1. Januar 2014 bis zum 31.Oktober wahren ist eine völkerrechtliche, rechtsstaatliche, humani- 2017 starben über 15.000 Bootsflüchtlinge im Mittelmeer. täre und moralische Pflicht. Nur sichere und legale Wege für Sie hofften auf ein Leben in Sicherheit und Würde. Europa Schutzsuchende, eine europäische Seenotrettung, die soli- war jedoch nicht einmal bereit, ihr Recht auf (Über-)Leben darische Aufnahme von Flüchtlingen in Europa und eine an- zu gewährleisten. Ohne den unermüdlichen Einsatz von dere Migrationspolitik können dieses Massensterben an zivilen Seenotrettungsorganisationen wäre die Todesrate im Europas Grenzen beenden. Mittelmeer noch viel höher. Ihr Anteil an der Seenotrettung stieg von fünf Prozent im Jahre 2015 auf 40 Prozent Anfang 2017. Anstatt den humanitären Organisationen bei der Lebensrettung zu helfen und endlich einen robusten, flä- chendeckenden EU-Seenotrettungseinsatz zu organisieren, werden diese attackiert und in ihrer Arbeit behindert. 32 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Literatur

sche Übergriffe und Diskriminierungs- Unterstützungsgruppen bei der Analy- erfahrungen sorgen häufig für Hand- se und Transformation des eigenen En- lungsunsicherheiten und erweisen sich gagements. als wachsende Bedrohung einer de- glokal e.V. (Hg.), 2017.www.glokal.org, mokratischen Kultur. Ziel des Gemein- www.glokal.org/publikationen/ schaftsprojektes ist es, auf die Ange- willkommen-ohne-paternalismus/ bote der Fachstellen im Kontext von Flucht und Asyl aufmerksam zu ma- chen. Außerdem sind eigens für das In- fopaket Checklisten in zehn Sprachen entwickelt worden, die wichtige Hin- PRO ASYL weise und Informationen für alle, die Flüchtlingsrechte sind Menschen- in der Flüchtlingsarbeit in NRW tätig rechte. Materialheft zum Tag des sind, bereithalten. Das Material ist Flüchtlings auch online als Download verfügbar.

Mobile Beratung gegen Rechtsextre- Das Heft zum Tag des Flüchtlings 2017 mismus im Regierungsbezirk Arnsberg, trägt den Titel des diesjährigen Mottos 2016. www.infopaket.nrw »Flüchtlingsrechte sind Menschen- Der Riss (Text: Guillermo Abril, rechte«. In rund 20 Beiträgen setzen Zeichnung: Carlos Spottorno) sich die Autor*innen mit vielfälti- gen Aspekten der aktuellen rechtli- »Der Riss« ist eine ungewöhnliche chen, politischen und gesellschaftli- Graphic Novel. Eine Fotoreportage in chen Situation von Schutzsuchenden Form eines Comics, ein Reisebericht in Deutschland und Europa kritisch mit authentischem Bildmaterial – in auseinander, liefern Fakten, Zahlen vielerlei Hinsicht eine Grenzerfahrung. und Einschätzungen. Der Fotograf Carlos Spottorno und der Journalist Guillermo Abril machen sich Förderverein PRO ASYL e.V. (Hg.), 2017 auf den Weg an die Außengrenzen der www.proasyl.de EU: von Melilla, der spanischen Enkla- glokal e.V. ve in Marokko, schwer bewacht und Willkommen ohne Paternalismus durch einen schier unüberwindbaren Zaun geschützt bis in den Norden glokal e.V. bietet seit Jahren Seminare Finnlands und die Wälder Weißruss- Infopaket Flucht und Asyl – für Ge- zu Rassismuskritik, Diskriminierungs- lands, wo NATO-Truppen für einen flüchtete und Unterstützer*innen sensibilisierung und Empowerment Grenzkonflikt mit Russland trainieren. an, auch für Geflüchteten-Unterstüt- Sie treffen Flüchtende, Grenzsoldaten In Kooperation der Servicestellen für zungsgruppen. Aus dieser Erfahrung und Kommunalpolitiker, und halten Antidiskriminierungsarbeit, des Flücht- heraus spricht der Verein Probleme an, ihre Erlebnisse in Wort und Bild fest. lingsrates NRW e.V., der Opferbera- die oft in Unterstützungsgruppen auf- Ein einmaliges Dokument der Heraus- tungsstellen NRW und der Mobilen tauchen und welche Ansätze es zu de- forderungen, welche tagtäglich an den Beratungsstellen gegen Rechtsextre- ren Überwindung gibt. In der 80-seiti- Grenzen der EU auftreten. mismus NRW ist ein Infopaket zu den gen Publikationen geht glokal e.V. aus avant-verlag, 2017 Themen Flucht und Asyl für Geflüchte- vielfältigen Perspektiven auf die Phä- www.avant-verlag.de te und Unterstützer*innen entstan- nomene Flucht, Migration, Hilfe und ISBN: 978-3-945034-65-1 den. Die Geflüchteten selbst, aber auch Solidarität ein. Abschließend unter- deren Unterstützer*innen stehen vor stützt eine ausführliche Reflexions- neuen Herausforderungen. Rassisti- und Praxishilfe die Leser*innen aus Daten und Fakten 33

Links zu Chroniken rassistischer Vorfälle und Übergriffe

chronik.LE ist ein Dokumenta- tionsprojekt des Vereins Enga- gierte Wissenschaft e.V. in Ko- Chronik flüchtlingsfeindlicher Vorfälle operation mit dem »Ladenschluss. Bündnis gegen Nazis« mit dem Ziel einer möglichst umfassenden Sammlung und Die gemeinsame Chronik der Amadeu Antonio Stiftung und Analyse neonazistischer, rassistischer und diskriminierender PRO ASYL dokumentiert Übergriffe auf und Demonstratio- Aktivitäten in Leipzig und den umliegenden Landkreisen. nen gegen Geflüchtete und ihre Unterkünfte. Die Daten- grundlage der Chronik sind öffentlich zugängliche Berichte https://www.chronikle.org/ in Zeitungsartikeln, Pressemitteilungen der Polizei sowie Meldungen lokaler und regionaler Register- und Beratungs- stellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Chronik rassistisch motivierter Polizeivorfälle für Berlin https://mut-gegen-rechte-gewalt.de/service/chronik-vorfaelle von 2000 bis 2016

KOP-Kampagne für Opfer rassistisch motivierter Polizeige- walt hat mit der Hilfe vieler Helfer*innen eine Chronik zu rassistischen Polizeiübergriffen im Raum Berlin von dem Chronik antisemitischer Vorfälle Jahr 2000 bis November 2016 erstellt. Seit 2002 erstellt die Amadeu Antonio Stiftung kontinuier- https://www.kop-berlin.de/files/documents/chronik.pdf lich eine Chronik antisemitischer Vorfälle, die sie auf ihrer Homepage dokumentiert. Diese Chronik wird von der Ama- deu Antonio Stiftung nach Pressemeldungen bzw. Informa- Videoprojekt »Aus meiner Sicht« tionen von Projekten und Initiativen fortlaufend erstellt. http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/die-stiftung- 2016 hatte die Stiftung im Rahmen aktiv/themen/gegen-as/antisemitismus-heute/chronik-anti- des Videowettbewerbs »Aus meiner semitischer-vorfaelle-1/ Sicht« Geflüchtete in ganz Deutsch- land dazu aufgerufen, in selbst produ- Dokumentation von antiziganisti- zierten Kurzvideos ihre Sicht auf die schen und diskriminierenden Vorfäl- Situation in Deutschland darzustellen len in Berlin 2016 und dabei über ihre Lebenswirklich- keit zu sprechen. An dem Wettbewerb Die gemeldeten antiziganistischen und nahmen insgesamt 63 Videos von diskriminierenden Vorfälle gegenüber Geflüchteten aus Ländern wie Syrien, Rom*nja in dieser Dokumentatioin be- Afghanistan, Eritrea und Somalia teil, ziehen sich auf folgende Kategorien: fünf davon wurden ausgezeichnet. Ziel des Projektes war Kontakt zu Leistungsbehörden / Zugang zu Wohnraum / Zu- es, den Einzelfall in den Vordergrund treten zu lassen und gang zur Arbeitswelt / Zugang zu Bildung / Zugang zu Gü- so zu einem Perspektivwechsel und zum Abbau von Vorur- tern und Dienstleistungen / Alltag und öffentlicher Raum / teilen beizutragen. Begleitend zum Wettbewerb erschien Kontakt zu Ordnungsbehörden / Zugang zu medizinischer Anfang 2017 eine DVD, die eine Auswahl von 20 Wett- Versorgung / Auswirkungen der Asylrechtsverschärfungen bewerbsbeiträgen enthält – darunter auch die prämierten auf Roma-Geflüchtete. Gewinnerfilme. Diese eignet sich als Bildungsmaterial ge- Amaro Foro e.V., http://amaroforo.de/sites/default/files/ nauso wie als Diskussionsbasis für Veranstaltungen und Dokumentation_web.pdf kann auch während der Internationalen Wochen gegen Rassismus eingesetzt werden. Die DVD kann kostenlos in der Geschäftsstelle der Stiftung bestellt werden. 34 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Die Stiftung und die Internationalen Wochen gegen Rassismus

Was geschah am 21. März 1960?

Der Internationale Tag und die Internationalen Wochen gegen Rassismus

■ Sharpeville, Südafrika: Am Vormittag des 21. März 1960 finden sich an verschiedenen Orten der kleinen Stadt 50 km südlich von Johannesburg zwischen 5.000 und 7.000 Men- schen zusammen. Sie folgen einem Aufruf des Pan African Congress (PAC), der eine fünftägige gewaltfreie und friedli- che Protestaktion angekündigt hatte.

Die Menschen demonstrierten gegen die Passgesetze des Apartheid-Regimes. Diese regelten das »Auf enthaltsrecht« der schwarzen Südafrikaner*innen. Die Anzahl der Schwar- zen außerhalb der »homelands« sollte so auf ein Minimum beschränkt werden, ihre Arbeitskraft aber weiter zur Ver - ■ Als Gedenktag an das Massaker von Sharpeville wurde fügung stehen. sechs Jahre später, 1966, der 21. März von den Vereinten Nationen zum »Internationalen Tag zur Überwindung von Die Demonstrierenden setzen sich in Richtung Polizeista tion rassistischer Diskriminierung« ausgerufen. 1979 wurde die- im Sharpeviller Zentrum in Bewegung. Die Polizei hält die ser Gedenktag durch die Einladung der Vereinten Nationen friedlich demonstrierende Menge mit niedrig fliegenden an ihre Mitgliedstaaten ergänzt, eine alljährliche Aktions- Flugzeugen und Tränengas in Schach. Um kurz nach 13 Uhr woche der Solidarität mit den Gegner*innen und Opfern eskaliert dann schließlich die Situation: Angeblich als Reak- von Rassismus zu organisieren. Am 10. Dezember 1996, tion auf Steinewerfer schießt die Polizei in die Menge. Die dem Internationalen Tag der Menschenrechte, setzt Nelson Menschen fliehen in Panik, die Polizei schießt weiter. Mandela in Sharpeville schließlich mit seiner Unterschrift die neue demokratische Verfassung Südafrikas in Kraft. Der 69 Menschen werden getötet, darunter acht Frauen und 21. März wird in Südafrika als South African Human Rights zehn Kinder. Viele – die Angaben variieren von 180 bis zu Day, als »Südafrikanischer Tag der Menschenrechte« began- über 300 Personen – werden verletzt, teilweise schwer. gen.

■ Seit 1994 koordinierte der Interkulturelle Rat die Initiati- ven und Aktivitäten rund um den 21. März in Deutschland. Im Jahr 2008 wurde der Aktionszeitraum auf Grund der Viel- zahl der Veranstaltungen und steigenden Beteiligung auf zwei Wochen ausgeweitet. Um diese wichtige Arbeit nach- haltig zu sichern, hat der Interkulturelle Rat im Jahr 2014 die gemeinnützige Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus gegründet. Seit Januar 2016 laufen die operativen Arbeiten des Projektes über die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus. Anhang 35

Die Stiftung für die Inter nationalen Wochen gegen Rassismus – eine starke Bewegung

Die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Gründungsstiftungen erfolgten durch: ■ Rassismus plant und koordiniert die jährlichen UN- Wochen gegen Rassismus in Deutschland und fördert Claude Amelon / Prof. Dr. Klaus J. Bade, Berlin / Bahà’i Gemeinde Modellprojekte zur Überwindung von Rassismus und Aus- in Deutschland K.d.ö.R. / M. Bangert und W. Spengler / grenzung von Minderheiten. Christiane Benner, Frankfurt / Reiner Block, Geschäftsführer TÜV Hessen / Dr. Konrad Buschbeck / Deutscher Paritätischer Wohl- Gegründet wurde die Stiftung auf Initiative von Dr. Theo fahrtsverband – Gesamtverband e. V. / Hartmut Dreier / Ansgar Zwanziger. Weitere Ankerstifter sind der Interkulturelle Rat Drücker / Dr. Nadeem Elyas, Präsident Internationales Islami- in Deutschland , die Evangelische Kirche in Hessen und Nas- sches Stiftungswerk-Bildung und Kultur / Ev. Kirche im Rhein- sau, der Förderverein PRO ASYL und der Deutsche Gewerk- land / Ive Hauswald / IGMG e.V. / IG BCE Industriegewerkschaft schaftsbund (DGB). Bergbau, Chemie, Energie / John Kannamkulam M.A., Bundes- vorstand Verband binationaler Familien und Partnerschaften, Zum Stiftungsrat gehören Dr. Theo Zwanziger als Vorsitzen- iaf e.V. / Heiko Kauffmann (Mitgründer von PRO ASYL) / Stephan der, die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth als stellver- J. Kramer / Landeshauptstadt Stuttgart / Herbert Leuninger tretende Vorsitzende, Giovanni Pollice vom Verein »Mach (Mitgründer von PRO ASYL) / Jagoda Marini´c / MTO Shah- meinen Kumpel nicht an!« und Romani Rose vom Zentralrat maghsoudi ® Schule des islamischen Sufismus e.V. / Jochen Deutscher Sinti und Roma. Geschäftsführender Vorstand ist Partsch, Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt / Rewe Markt Dr. Jürgen Micksch, Vorstandssprecherin die Autorin Jagoda GmbH Köln / Wolfgang Rhode, ehemaliges geschäftsführendes Marini´c aus Heidelberg. Vorstandsmitglied IG Metall / Angelika Ribler / Dr. Dieter Salomon, Oberbürgermeister der Stadt Freiburg im Breisgau / Durch die Stiftung soll die Arbeit gegen Rassismus nach- Prof. Dr. Axel Schulte / Helga Schwitzer, Gewerkschafterin / haltig und über das ganze Jahr ausgebaut werden. Daher Stadt Karlsruhe / Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast, Parl. Staats - freuen wir uns über weitere Zustiftungen sowie Spenden. sekretärin a.D.

Werden Sie Förderer/Förderin der Stiftung für Zustiftungen erfolgten durch: die Internationalen Wochen gegen Rassismus. Dr. Jürgen Micksch Schon ab einem jährlichen Förderbeitrag von mindestens € 50,- (Studierende € 25,-) Förderungen erfolgten durch:

■ unterstützen Sie eine bundesweite Bewegung gegen Prof. Dr. Klaus J. Bade, Berlin / Monika Bergen, Berlin / Dr. Yasar Rassismus, Bilgin, Gießen / Christiane Böhm, Trebur / Günter Burkhardt, ■ erhalten Sie die jährliche Dokumentation der Aktions- Frankfurt/M. / Dr. Naime Cakir, Neu-Isenburg / Mahi Christians- wochen sowie kostenlos das fünfteilige Postkartenset Roshanai, Berlin / Ansgar Drücker, Düsseldorf / Dr. Kamal Eslam, »Rassismus fängt im Kopf an!«, Rüsselsheim / Hartmut Eisengräber, Bonn / Paola Fabbri Lipsch, ■ nennen wir Sie namentlich in den Materialien zu den Neu-Isenburg / Walter Friedmann, Bühl / Evelyn Frummet-Esche, Internationalen Wochen gegen Rassismus. Lupburg / Bernd Geiß, Köln / Roland Graßhoff, Mainz / Silke Haertel, Überherrn / Prof. Dr. Friedrich Heckmann, Bamberg / Ines Henn, Wiesbaden / Paul Hitzke-Jobmann, Wamel / Michael Hugo, Rostock / INEOS Köln GmbH, Köln / Heiko Kauffmann, Tribsees / Uta Laerum, München / Herbert Leuninger, Limburg / Dr. Jürgen Micksch, Darmstadt / Leo Monz, Leverkusen / Hans- Jürgen Münden, Bielefeld / Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Oberndörfer, Freiburg / Giovanni Pollice, Hannover / Dirk Römer, Lorsch / Herbert Schneider, Erlangen / Prof. Dr. Axel Schulte, Hannover / Andreas Schwantner, Neu-Isenburg 36 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Sponsoren, Unterstützer und Kooperationspartner 2018

Sponsoren Kooperationspartner Gesicht Zeigen! – Für ein weltoffenes Deutschland Fraport AG AFS Interkulturelle Begegnungen Gewerkschaft Erziehung und Wissen- Gauselmann AG Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutsch- schaft (GEW) Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG land IG Bergbau Chemie Energie (IG BCE) Randstad Deutschland Anne Frank Zentrum Informations- und Dokumentations- REWE Markt GmbH Antidiskriminierungsstelle des Bundes zentrum für Antirassismusarbeit Sparkasse Darmstadt Arbeitsgemeinschaft Christlicher (IDA) Kirchen in Deutschland Initiative Schwarze Menschen in Arbeiterwohlfahrt Bundesverband Deutschland e.V. (ISD) Unterstützer Bundesamt für Migration und Flücht- Institut für Kino und Filmkultur linge Internationaler Bund Amadeu Antonio Stiftung Bundesverband Deutsche Tafel Koordinationsrat der Muslime – KRM DFL Stiftung Bundesvereinigung der Deutschen (DITIB – Türkisch Islamische Union, Deutsche Sportjugend im Deutschen Arbeitgeberverbände Islamrat für die Bundesrepublik Olympischen Sportbund Bundeszentrale für politische Bildung Deutschland, Verband der Islami- schen Kulturzentren – VIKZ, Deutscher Fußball-Bund Bundeszuwanderungs- und Integra- Zentralrat der Muslime – ZMD) Evangelische Kirche in Deutschland tionsrat Koordinationsstelle Fan-Projekte (KOS) Evangelische Kirchen in Hessen und Bundes Roma Verband bei der Deutschen Sportjugend Nassau, im Rheinland, von West- Christliches Jugenddorfwerk Deutsch- Laut gegen Nazis falen und Lippische Landeskirche land Lesben- und Schwulenverband LSVD Hessisches Ministerium für Soziales Der Paritätische Gesamtverband e.V. LIONS Clubs International, MD 111 – und Integration Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Deutschland IG Metall Nationen Mach meinen Kumpel nicht an! – PRO ASYL Deutsche UNESCO Kommission für Gleichbehandlung, gegen Frem- Sebastian Cobler Stiftung Deutscher Bühnenverein denfeindlichkeit und Rassismus Volkswagen AG Deutscher Bundesjugendring Pax Christi Deutscher Caritasverband Schule ohne Rassismus – Schule mit Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Courage Deutscher Industrie- und Handels- terres des hommes Deutschland kammertag Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung Deutscher Städtetag United – European Actionweek Against Deutscher Städte- und Gemeindebund Racism Deutscher Volkshochschul-Verband Verband binationaler Familien und Deutsches Kinderhilfswerk Partnerschaften – iaf Deutsches Rotes Kreuz WDR – Deutsches Youth For Understanding World University Service – Deutsches Komitee e.V. (YFU) Komitee Deutsch-Türkische Kulturolympiade Zentralrat der Juden in Deutschland Diakonie Deutschland – Evangelischer Zentralrat Deutscher Sinti und Roma Bundesverband Zentralverband des Deutschen Hand- Forum gegen Rassismus werks Gesellschaften für Christlich-Jüdische ZDF – Zweites Deutsches Fernsehen Zusammenarbeit – Deutscher Koordinierungsrat Anhang 37

Werden Sie Mitglied des Aktionsbündnisses der Internationalen Wochen gegen Rassismus!

Hunderte von Organisationen, Initiativen, Schulen und Vereine beteiligen sich ■ jedes Jahr vor Ort mit vielfältigen Veranstaltungen an den Aktionswochen. Diese lokalen Einrichtungen sind die aktive Basis der Internationalen Wochen gegen Rassismus. Um diesen wichtigen Akteuren eine Öffentlichkeit zu geben und sie in einem Netzwerk zusammenzuschließen, wurde das Aktionsbündnis der Internatio nalen Wochen gegen Rassismus gegründet.

Die Mitglieder dieses Aktionsbündnisses beteiligen sich ■ Im Zuge Ihrer Veranstaltungsmeldung für die Inter- regelmäßig an den Internationalen Wochen gegen Rassis- nationalen Wochen gegen Rassismus 2018 können Sie mus. Hierfür gleichzeitig Ihre Absichtserklärung abgeben, Mitglied des Aktionsbündnisses zu werden. Nutzen Sie einfach ■ erhalten sie die Materialien zu den Internationalen das entsprechende Formular. Wochen gegen Rassismus sowie die jährliche Dokumen- tation, ■ Sobald der Vorstand der Stiftung für die Inter natio - nalen Wochen gegen Rassismus Ihrem Antrag zuge- ■ werden zur Auftakt- und Planungstagung eingeladen stimmt hat, erhalten Sie eine Bestätigungs-E-Mail von uns. ■ und in einer Mitgliederliste des Aktionsbündnisses auf der Kampagnenwebsite der Internationalen Wochen ■ Wie Sie die Veranstaltung(en) im Rahmen der Inter- gegen Rassismus sowie in der jährlichen Dokumenta- nationalen Wochen gegen Rassismus ausgestalten tion zu den Aktionswochen namentlich genannt. möchten, liegt ganz bei Ihnen – es gibt hier keine formalen Vorgaben und Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Was müssen Sie tun, um Mitglied des Aktions- bündnisses zu werden? ■ Die Mitgliedschaft im Aktionsbündnis ist an keine Beiträge gebunden und kostenlos. ■ Sie beteiligen sich regelmäßig aktiv an den Internatio- nalen Wochen gegen Rassismus mit mindestens einer Veranstaltung. 38 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Das Aktionsbündnis ist im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2017 auf über 60 Initiativen angewachsen – die Anzahl der Mitglieder hat sich zum Vorjahr somit fast verdoppelt.

Alevitische Gemeinde Dortmund Internationaler Bund Jugendmigrationsdienst Wiesbaden Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband Mülheim an der Ruhr e.V. Jugendhaus Merzig Arbeiterwohlfahrt Schleswig e.V., Familienzentrum St. Jürgen Kommunales Integrationszentrum Münster Arbeiterwohlfahrt, Unterbezirk Ennepe-RuhrArbeitsgemein- Koordinierungsstelle Integration und Beirat für Migration schaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte und Integration der Stadt Neuwied Bayerns – AGABY Kreisintegrationszentrum Mettmann Astrid Lindgren Schule Edewecht Kreis jugendring Erding BBS Rotenburg Kreisverwaltung Groß-Gerau / Büro für Integration Burgdorfer Mehr-Generationen-Haus e.V. Mariengymnasium Bocholt Bildungsverein Soziales Lernen und Kommunikation e.V. Migranten-und Integrationsbeirat der Stadt Bamberg Bündnis für Zivilcourage »Hof ist bunt« Mukiva Kinder-und Familienzentrum Büro für Migrationsfragen Braunschweig Netzwerk »Lüneburger Wochen gegen Rassismus – Caritasstelle Friedland im GDL Für eine offene Gesellschaft« Caritasverband Geldern-Kevelaer e.V. Quartiersmanagement Hellersdorfer Promenade Christlich-Islamische Arbeitsgemeinschaft Marl RainBOW e.V. Wolfsburg ColoredGlasses, ein Bildungsangebot des deutschen Youth SCHURA – Islamische Religionsgemeinschaft Schleswig- For Understanding Komitee e.V. (YFU), Hamburg Holstein e.V. Coswig – Ort der Vielfalt Sekundarschule Soest DaVinci Gesamtschule Potsdam Sondershausen ist Bunt Demokratie in der Mitte – Partnerschaften für Demokratie Soziale Dienste Jugendhilfe gGmbH / Patenschaftsbüro in Wedding & Moabit Magdeburg Diakonisches Werk Berlin-Stadtmitte: Flüchtlingskirche Stabsstelle Integrationsplanung Mönchengladbach DIE LINKE. Kamenz Stadt Karlsruhe Fachstelle für interkulturelle Bildung und Beratung – FiBB e.V. Stadt Lengerich Ferdinand-Porsche-Gymnasium, Stuttgart-Zuffenhausen Stadt Osnabrück (Büro für Friedenskultur) Frauenkreise. Den Blick öffnen Stadtverwaltung Apolda Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle Starkenburg-Gymnasium Heppenheim Georg-Sonnin-Schule, Lüneburg Takva Moschee Gemeinde Peine Gesamtschule Jüchen Treberhilfe Dresden e.V. Abenteuerspielplatz Panama Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landes- 3ALOG – interreligiöse, interkulturelle Begegnung e.V. kirche Hannover Volkshochschule Castrop-Rauxel IG BCE Arbeitskreis Migration / Integration der Bezirke Moers Volkshochschule Celle und Duisburg Volkshochschule Eching e.V. IGS Wallstraße Wolfenbüttel Volkshochschule für den Landkreis Cloppenburg e.V. I.M.A.N.I. e.V. Warsteiner Tennispark e.V. Integrationsbeauftragte / Integrationsbeirat der Stadt Ansbach Zinnschmelze – Barmbeker Verein für Kultur + Arbeit Integrationshaus e.V. Köln Zugvögel e.V. Interkultureller Süd-Nord Austausch Integrationsrat Stadt Kaarst Regionalgruppe Berlin

Werden auch Sie aktiver Teil dieses wichtigen Bündnisses! Anhang 39

Rassismus fängt im Kopf an!

Mit unserer begleitenden Kampagne »RASSISMUS Die Kampagne soll deutlich machen, dass Rassismus FÄNGT IM KOPF AN!« können Sie in der Öffentlichkeit keine naturgegebene Tatsache ist, sondern im Kopf be- auf die Anliegen der Internationalen Wochen gegen ginnt, und somit ein überwindbares Produkt unseres Rassismus hinweisen und für eine Selbstreflexion bezüg- Denkens ist. lich rassistischer Denkmuster sensibilisieren.

Zu den Aktionswochen 2018 stehen die folgenden 5 Motive als Postkarten und Plakate zur Verfügung. 40 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

»100% Menschenwürde – Zusammen gegen Rassismus«.

Zu unserem Kampagnenmotto stehen verschiedene Materialien zur Verfügung, die zum Ausdruck bringen,

dass Rassismus die Menschenwürde verletzt und wir dass wir gemeinsam und solidarisch gegen rassisti- zum 100 %igen Schutz dieser Menschenwürde auf- sche Einstellungen und Handlungen stehen und diese rufen. Ein bisschen Menschenwürde gibt es nicht! nicht ohne Widerspruch hinnehmen. Sie ist für keinen politischen oder ideologischen Zweck zu relativieren oder verhandelbar.

Zu den Aktionswochen 2018 stehen folgende Motive zur Verfügung:

Das Motiv Stempel »100% Menschenwürde – Das Motiv »An oder aus – Ein bisschen Zusammen gegen Rassismus« Menschenwürde gibt es nicht« als Aufkleber und neu als Postkarte als Plakat DIN A2 und als Postkarte

NEU Anhang 41

Materialien zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus 2018 – Bestellformular –

❒ Hiermit bestellen wir verbindlich

...... Mobilisierungsflyer ...... Materialheft 2018 Material zur Aktion 6 Seiten DIN lang (bis zu 30 Stück 44 Seiten DIN A4 »Prominent gegen Rassismus« kostenfrei, jeder weitere Flyer 0,20 €) (bis 5 Stück kostenfrei, jedes weitere Heft 1,50 €) ...... Broschüre ...... Mobilisierungsflyer »Zusammen gegen Rassismus« NEU in weiteren Sprachen ...... Aktionsplakat 36 Seiten DIN A5 (bis zu 15 Stück 2 Seiten DIN A5 (bis zu je 30 Stück DIN A2, 4-fbg. (bis 15 Stück kosten- kostenfrei, jedes weitere Heft 1,00 €) kostenfrei, jeder weitere Flyer 0,05 €) frei, jedes weitere Plakat 0,25 €) ...... Flyer ...... Englisch ...... Französisch ...... Aktionsplakat »Prominent gegen Rassismus« NEU ...... Italienisch ...... Spanisch DIN A1, 4-fbg., mit Freifläche für 8 Seiten DIN lang (bis zu 30 Stück eigene Veranstaltungshinweise kostenfrei, jeder weitere Flyer 0,25 €) ...... Portugiesisch ...... Türkisch (bis zu 15 Stück kostenfrei, ...... Griechisch ...... Arabisch jedes weitere Plakat 0,40 €) Kampagne: Rassismus fängt im Kopf an! ...... Rumänisch ...... Romanes ...... Bosnisch/Serbisch/Kroatisch Material zum Kampagnenmotto Postkarten »100 % Menschenwürde – Zusammen (Einzelexemplar 0,15 €, 10 Stück 1 €, ...... Mobilisierungsflyer gegen Rassismus« 100 Stück 7 € ) in »Leichter Sprache« ...... »ASYL FAUL SOZIALBETRUG« 4 Seiten DIN A5 (bis zu 30 Stück ...... Plakat »An oder aus?« kostenfrei, jeder weitere Flyer DIN A2, 4-fbg. (bis 15 Stück kostenfrei, ...... »SCHWARZ ARM DIEBSTAHL« 0,15 €) jedes weitere Plakat 0,25 €)...... »BART GLÄUBIG ANSCHLAG« ...... »KOSCHER SCHLAU WELTHERR- ...... Broschüre »Was ist Rassismus?« ...... Postkarte »An oder aus?« SCHAFT« 16 Seiten DIN A6 (bis zu 30 Stück (bis 15 Stück kostenfrei, jede weitere kostenfrei, jedes weitere Exemplar Postkarte 0,15 € ) ...... »BETTELN BANDE KLAUKINDER« 0,30 €) Plakate ...... Aufkleber »Stempel« € ...... Broschüre »Antimuslimischer (DIN A3, Einzelexemplar 0,25 , Rund, 9,5 cm Durchmesser, € € Rassismus – und was tun?« 1-farbiger Druck schwarz auf trans- 10 Stück 1,50 , 100 Stück 10 ) 24 Seiten DIN lang (bis zu 20 Stück parenter Folie (bis 15 Stück kostenfrei, ...... »ASYL FAUL SOZIALBETRUG« kostenfrei, jedes weitere Exemplar € jeder weitere Aufkleber 0,15 ) ...... »SCHWARZ ARM DIEBSTAHL« 0,50 €) ...... Postkarte »Stempel« ...... »BART GLÄUBIG ANSCHLAG« (bis 15 Stück kostenfrei, jede weitere ...... »KOSCHER SCHLAU WELTHERR- ➔ NEU Alle bestellten Materialien ver stehen Postkarte 0,15 € ) SCHAFT« sich jeweils zzgl. Versandkosten lt. aktuel- ...... »BETTELN BANDE KLAUKINDER« ler Preisliste der Deutschen Post/DHL

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Bitte zurücksenden an: Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, Goebelstr. 21a, 64293 Darmstadt

Per Fax an: 06151/ 39 19 74 0 | Oder per E-Mail: [email protected] ✃ 42 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018

Ankündigung einer Veranstaltung anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 12. - 25. März 2018

❒ Wir möchten aktiv werden und planen folgende Veranstaltung / Veranstaltungsreihe und bitten um Aufnahme in den bundesweiten Veranstaltungskalender zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus 2018

❒ Wir möchten Mitglied des Aktionsbündnisses der Internationalen Wochen gegen Rassismus werden (s. Seite 37)

Veranstaltung

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Goebelstr. 21a, 64293 Darmstadt E-Mail: [email protected] ✃ Herausgeber: Zur Durchführung der Internationalen Wochen gegen Rassismus sind wir auf finanzielle Zuwendungen Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus angewiesen und freuen uns über jeden Spendenbeitrag. Goebelstr. 21a 64293 Darmstadt Spendenkonto:

Telefon: 06151- 33 99 71 Stiftung gegen Rassismus Fax: 06151- 39 19 740 Evangelische Bank eG IBAN: DE14 5206 0410 0004 1206 04 [email protected] BIC: GENODEF1EK1 www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de www.stiftung-gegen-rassismus.de Die Stiftung ist vom Finanzamt Darmstadt unter der Steuer-Nr. 07 250 48085 als gemeinnützig anerkannt. Veröffentlicht im Dezember 2017. Für die Inhalte des Materialheftes ist die Redaktion Redaktion: Britta Graupner, Jürgen Micksch verantwortlich. Die finanzielle Förderung der Inter- Gestaltung: Wolfgang Scheffler, Mainz nationalen Wochen gegen Rassismus bedeutet nicht, Druck: Onlineprinters GmbH dass die fördernden Institutionen und Organisationen sich diese Inhalte zu eigen machen.

Die Erarbeitung und der Druck dieser Broschüre wurden gefördert vom Bundesministerium des Innern und von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Die Stiftung für die Internationalen ■ Wochen gegen Rassismus ist bei ihrer Arbeit auf Spenden angewiesen.

Spendenkonto:

Stiftung gegen Rassismus Evangelische Bank eG IBAN: DE14 5206 0410 0004 1206 04 BIC: GENODEF1EK1

Die Stiftung ist vom Finanzamt Darmstadt unter der Steuer-Nr. 07 250 48085 als gemeinnützig anerkannt.

Weitere Informationen zu unserer Arbeit ■ finden Sie auf unseren Internetseiten:

www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de www.stiftung-gegen-rassismus.de

Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus Goebelstraße 21a, 64293 Darmstadt

Tel.: 06151- 33 99 71 Fax: 06151- 39 19 740 [email protected]