Sponsoren der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2018
Unterstützer der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2018
Kooperationspartner der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2018
FORUM Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit GEGEN RASSISMUS DEUTSCHER KOORDINIERUNGSRAT E.V.
Lions Clubs International MD 111 – Deutschland
ZENTRALRAT DER JUDEN IN DEUTSCHLAND
Gefördert von Materialheft Internationale Wochen gegen Rassismus 2018
Einleitung Daten und Fakten zu Asyl und Migration 3 Jana Pareigis: Wir brauchen eine Debatte und einen Perspektivwechsel 29 Flucht und Vertreibung 4 Jürgen Micksch und Jagoda Marini´c: 30 Asyl in Deutschland Langer Atem gegen Rassismus 31 Karl Kopp: Das Meer, der Tod und die Deals: Die Erosion der Menschenrechte und des Flüchtlings- schutzes in Europa Exit Racism 33 Links zu Chroniken rassistischer Vorfälle und 5 Tupoka Ogette: Warum eine rassismuskritische Übergriffe Reise wichtig ist 9 Muslime laden ein 10 Prominente einladen! Anhang: Die Stiftung gegen Rassismus 12 Die »eigenen« Aktionswochen in Städten und 34 Was geschah am 21. März 1960? Kommunen: Starke Bündnisse gegen Rassismus Der Internationale Tag und die Internationalen 13 Der Nationale Aktionsplan gegen Rassismus Wochen gegen Rassismus 14 Jagoda Marini´c: Sanftmut 35 Die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus – eine starke Bewegung 36 Sponsoren, Unterstützer und Kooperationspartner Analysen und Diskussion 2018
16 Gegenargument: Haltung zeigen! Gesprächs - 37 Das Aktionsbündnis der Internationalen Wochen strategien gegen rechte und rassistische Aussagen gegen Rassismus 19 Interview mit Volker Weiß: »Die Neue Rechte 39 Materialien zu »Rassismus fängt im Kopf an!« profitiert von Tabubrüchen« 40 Materialien zu »100% Menschenwürde – 23 Kira Ayyadi und Timo Reinfrank: Ist die AfD Zusammen gegen Rassismus« eine rassistische Partei? Und wenn ja, was tun 41 Formular: Bestellung von Materialien 27 Politisch motivierte Kriminalität – rechts 42 Formular: Veranstaltungsankündigung 28 Weiterführende Links und Informationen 43 Impressum Internationale Wochen gegen Rassismus 2018 3
Wir brauchen eine Debatte und einen Perspektivwechsel
In einer demokratischen Gesellschaft ist es wichtig, dass wir Gemeinsam können Rassismus und Ausgrenzung nicht tolerieren und uns klar wir Barrieren im Kopf positionieren. Daher habe ich gerne zugesagt, Botschafte- einreißen! rin der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2018 zu werden. Dafür müssen wir aber auch bereit sein, uns mit dem Aus- Wir brauchen eine Debatte! maß und den Auswirkungen der kolonialen Vergangen- Viele Menschen in Deutschland erleben, so wie ich, Rassis- heit und Sklaverei auseinan- mus seit sie denken können. Mit vier riefen mir andere Kin- derzusetzen, aus der Rassis- der »Jana, Jana, Afrikaner« hinterher. Mit fünfzehn blaffte mus entstanden ist und die © ZDF/Jule Roehr mich im Bus ein Mann an »N****, geh in den Busch zu- bis heute wirkmächtig sind. Wir müssen verstehen, dass rück.« Und mit Mitte zwanzig passierte es auf dem Weg zu Deutschland kein weißes Land ist. Das war es noch nie. einer Pressekonferenz, als ich am Eingang gefragt wurde: Migration gab es schon immer (und sie wird nie aufhören!). »Sie sind vom Catering und bringen den Kaffee, oder?« Schwarze Menschen leben seit mehr als 400 Jahren in Deutschland, über 20 Prozent der Deutschen haben einen In Deutschland wird zu wenig über das Thema Rassismus sogenannten Migrationshintergrund. Vielfalt sollte nicht nur gesprochen. Und wenn man Rassismus oder rassistisches problembezogen diskutiert werden oder Integration mit Er- Verhaltens benennt, erlebe ich oft, wie mit Verharmlosung folg gleichgesetzt. Vielfalt ist einfach eine Realität. oder Abwehr reagiert wird. Aber wir müssen Rassismus be- nennen, über ihn sprechen, uns mit ihm auseinandersetzen Und wenn man selber Ausgrenzung und Rassismus erlebt, – denn Rassismus verletzt die Menschenwürde. ist Empowerment ein ganz zentraler Prozess. Dass man sich austauscht, informiert, sich solidarisiert und organisiert. Und Wir brauchen einen Perspektivwechsel! erkennt: ich bin nicht alleine, ich selbst bin nicht das Problem und ich kann aktiv etwas ändern. Dies ist besonders für jün- Die Perspektive der von Rassismus betroffenen Menschen gere Menschen eine sehr hilfreiche und stärkende Entwick- muss gehört werden. Und es ist wichtig, dass Menschen, die lung. keine Rassismuserfahrungen machen, reflektieren, wie es ist, von Rassismus betroffen zu sein. Was es heißt, in der ei- Es hat sich schon viel getan – aber eben noch nicht genug. genen Heimat nicht akzeptiert zu werden. Wie es ist, wenn Und genau deshalb müssen wir alle noch viel mehr tun, jemand einem einfach in die Haare greift. Wie es ist, wenn denn Menschenwürde und Gerechtigkeit kommen nicht von man immer wieder gefragt wird, wo man (tatsächlich) her- alleine. Doch wenn wir gemeinsam eine Debatte und einen komme. Warum man immer wieder mit Begriffen bezeichnet Perspektivwechsel anstoßen, können wir Barrieren im Kopf wird, die verletzend und abwertend sind. Und was es mit ei- einreißen! Die Internationalen Wochen gegen Rassismus nem macht, exotisiert zu werden und ausgegrenzt, bedroht bieten hierfür viele Möglichkeiten und Chancen und ich und beleidigt. Dabei ist ganz wesentlich: Nicht jede Person, möchte Sie ermutigen, sich offen und solidarisch an diesem die so fragt und reagiert, ist ein Rassist oder eine Rassistin – so wichtigen Prozess zu beteiligen! aber so zu handeln, ist grenzüberschreitend und basiert auf rassistischen Denkstrukturen. Und wer an so einem Ver- Jana Pareigis halten festhält, der oder die ist ein Rassist. Strukturelle Ver- Botschafterin der Internationalen Wochen änderungen sind nur dann möglich, wenn sich auch die wei- gegen Rassismus 2018 ße Mehrheitsgesellschaft selbstkritisch hinterfragt und sich aktiv an der Bekämpfung von Rassismus beteiligt. 4 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018
Langer Atem gegen Rassismus
Die Wahlen zum Deutschen Bundestag im September ■ 2017 haben unser Land und unsere Gesellschaft ver- ändert. Die Stiftung und die Internationalen Wochen gegen Rassismus werden dadurch noch wichtiger, denn die Akti- onswochen sind in Deutschland die stärkste Bewegung ge- gen Rassismus.
In unserer Gesellschaft sind Rassismus und Menschenfeind- lichkeit tief verankert. Die damit verbundene Wut, der Hass
und die Gewalt dürfen keine Perspektive haben. Sie können © Piroelle die Grundlagen unseres friedlichen Zusammenlebens zerstö- ren. Auswirkungen sind schon jetzt zu sehen: Die vielen tät- Während der Aktionswochen laden Moscheen zu Freitags- lichen Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte, Moscheen, Syn- gebeten ein. Zahlreiche Oberbürgermeisterinnen und Ober- agogen oder in Europa der zunehmende Nationalismus mit bürgermeister nehmen das Angebot an und sprechen zu den den Folgen des Brexit. muslimischen Gemeinden. Über 600 Moscheegemeinden haben sich im März 2017 daran beteiligt. Wir rufen dazu auf, Ein langer Atem ist erforderlich, um die Menschenfeindlich- dass die Überwindung von Rassismus auch vermehrt bei keit und den Nationalismus zu überwinden. Doch jeder und Gottesdiensten aufgegriffen wird: Sei es durch Predigten, jede kann etwas tun. Es fängt schon bei uns selbst an: Wir Gebete oder Informationen über die Veranstaltungen. sollten lernen, selbstkritisch gegenüber eigenen Vorurteilen zu sein. Im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz können wir Medien berichten über rassistische Vorfälle – über antiras- widersprechen, wenn diskriminierend über Juden, Muslime, sistische Aktivitäten könnten sie viel umfangreicher infor- Roma, Flüchtlinge und Schwarze gesprochen wird. mieren. So wurde kaum erwähnt, dass es im März 2017 über 2.000 Veranstaltungen zu den Aktionswochen gab, an de- Viele Studien belegen, dass persönliche Kontakte mit Betrof- nen über 100.000 Menschen teilgenommen haben. fenen den Rassismus am ehesten abbauen können. Deshalb sind die UN-Wochen gegen Rassismus oder die Tage der Rassismus kann überwunden werden. Jeder kann dabei mit- Offenen Moschee so wichtig, bei denen es zu direkten Be- wirken. Die UN-Wochen gegen Rassismus bieten dafür vie- gegnungen kommt. le Gelegenheiten. Weitere und neue Initiativen sind willkom- men und erwünscht. Dieses Materialheft gibt dafür Anre- Angesehene Personen können durch ihr Verhalten und ihr gungen. Es geht um den Frieden in unserer Gesellschaft und Vorbild viel zum Abbau von Rassismus beitragen. Deshalb in Europa. Im Sinne unseres Grundgesetzes heißt das Mot- haben wir anerkannte Persönlichkeiten im Rahmen unseres to für 2018: »100% Menschenwürde – Zusammen gegen Projektes »Prominent gegen Rassismus» für Veranstaltun- Rassismus.« gen vor Ort gewonnen.
Dr. Jürgen Micksch – Jagoda Marini´c
Vorstand der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus 5
Exit Racism
Warum eine rassismuskritische Reise wichtig ist Tupoka Ogette
Tupoka Ogette arbeitet als Expertin für Vielfalt und Antidiskriminierung vor allem zu den Themen Diversity, Antirassismus, vorurteilsbewusster Bildung und Empower- ment. Ihr Ziel ist es, historisch gebildete Machtstrukturen wie Rassismus oder Sexis- mus aufzuweichen und positiv zu wenden. Mit ihrer Arbeit will sie aktivierend und ermutigend auf Menschen und Gruppen wirken. Vor allem aber möchte sie Mut zur Selbstreflektion, Veränderung und Perspektivwechsel machen. Der nachfolgende Beitrag basiert auf ihrem Impulsvortrag auf der Planungstagung zu den Internationa-
len Wochen gegen Rassismus 2018 am 18. September 2017. Ogette © Tupoka
»Woher kommen Sie? »Nein, der Junge »Hautfarbe spielt für mich doch keine Rolle! Mir ist egal, darf nicht mitspielen, Aus Berlin? Nein, ich meine wirklich, ob Du schwarz, weiß, grün oder gelb seine Haare sind also ihre Wurzeln. Nein, Sie verstehen nicht, bist. Wenn ich Dich anschaue, Tupoka, nicht normal. ich meine nicht Berlin, ich meine was in ihrem dann sehe ich gar nicht dass Blut drin ist?« – »Woher ich komme? So wie unsere.« Verstehe ich nicht. Du schwarz bist.« Ich bin ECHTE Berlinerin«
Rassismus. Reden wir über Rassismus. Ein Wort, wel- raus. Doch genau diese Annahme, diese Vorstellung von Ras- ■ ches viele Menschen erst einmal gehörig zusammen- sismus und dem Aussortieren, dem Verbannen dieses Wor- zucken lässt. Alle, die Sie dies lesen und sich sicherlich teil- tes und allem was mit ihm zu tun hat in die rechte Ecke, ist weise schon seit vielen Jahren mit dem Thema auseinander ein großer Teil des Problems. setzen, werden wissen, dass »über Rassismus reden wollen« oft nur so lange Interesse und Begeisterung weckt, so lange Denn die Aussagen, die Zitate, die diesem Beitrag vorange- der Rassismus der Anderen gemeint ist, der Rassismus der stellt sind, stammen von eben jenen Menschen, die sich NPD, der AFD, der rechtspopulistischen Ecke. Der Rassismus, selbst als »nicht rassistisch« oder gar »anti-rassistisch« ver- der sichtbar und eindeutig klar benennbar ist, böse und vor- orten würden. Wie kommt das? sätzlich daher kommt, in Form von physischer Gewalt, ein- deutigen Symbolen, in Form von Hassreden. Es gibt Rassisten. Überzeugte Anhänger rechtspopulistischer Strömungen, selbstaffirmierende Nazis, begeisterte Anhän- Der Rassismus, von dem wir – die gesellschaftliche Mitte ger der »Rassentheorien«. Echte richtige Rassisten und Ras- und die Linken, die »Guten« – uns distanzieren können. sistinnen. Diese Menschen sind aber nicht Teil der Zielgrup- Mehr noch, durch diese Distanzierung können wir uns in un- pe mit der ich arbeite und die ich hier ansprechen möchte. serem Selbstbild bestätigt sehen, uns als »nicht rassistisch« Ich arbeite mit Menschen die – wie vermutlich Sie und ich bzw. »antirassistisch« legitimieren. Wenn wir wissen, wie auch – hier geboren sind, in die Kita und Schule gegangen »die Anderen« sind, wissen wir zugleich wie WIR selbst sind, die hier ihren Lebensmittelpunkt haben und … die NICHT sind. deshalb rassistisch sozialisiert sind.
Es wäre manchmal schön, wenn die Welt so einfach wäre. Es Bei rassistischer Sozialisierung geht es um eigene rassisti- wäre klar und übersichtlich. Natürlich immer noch proble- sche Denk- und Gefühlsmuster, die wir von klein auf ver - matisch, aber es gäbe eine klare Vorgabe und moralisch und innerlicht haben. Diese Sozialisierung findet sich in der Art, ethisch wären wir auf der richtigen Seite, wir wären fein wie wir sprechen, in den Büchern, die wir lesen, in den Me- 6 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018
dien, die wir konsumieren, in den Witzen, die wir machen. sismuskritischen Weg begeben haben – »Happyland«. Was Und sie befindet sich dementsprechend auch in den Syste- können wir tun, um uns auf eine rassismuskritische Reise men, die wir kreieren. aus »Happyland« zu begeben?
Rassismus kann Hass sein, dies ist aber nur eine Erschei- Was wir tun können und sollten, ist zu beginnen uns selbst nungsform. Privileg ist eine weitere. Und Zugang. Ignoranz. zu verstehen. Zu verstehen, wie tief Rassismus in unserer Apathie. Und viele weitere. Ich stimme zu, wenn Menschen Sozialisierung steckt. Was wir tun können, ist über die Ent- sagen, dass niemand als Rassist geboren wird. Allerdings stehungsgeschichte des Rassismus zu lernen, über unsere behaupte ich ebenfalls, dass es sich um ein mächtiges Sys - deutsche Beteiligung am Sklavenhandel und am Kolonialis- tem handelt, in das wir hineingeboren werden. Und dieses mus, wir können unsere geliebten Kinderbücher wie Pipi System ist komplex und vielschichtig, sowohl sozial als auch Langstrumpf, Jim Knopf, die kleine Hexe (um nur ein paar zu politisch. nennen) mit einem rassismuskritischen Auge neu lesen und hinterfragen, wir können unsere Schulbücher analysieren In meinem Buch »exit Racism – Rassismuskritisch denken und verstehen lernen, wie stark wir durch Medien und ste- lernen« nenne ich den Zustand, in dem Menschen sich be- reotypisierte Bilder geprägt sind und täglich weiterhin ge- finden – bevor sie sich auf einen selbstreflektorischen ras- prägt werden. Wir können verstehen lernen was »Othering« bedeutet: »Andern« oder »zum Anderen machen«. Eine ras- sistische Praxis, die Menschen auf der einen Seite in eine Tupoka Ogette vermeintlich unsichtbare, individualisierte und zugleich sehr exit RACISM – rassismus - machtvolle Norm und auf der anderen Seite in die sichtba- kritisch denken lernen. ren, dämonisierten, exotisierten, stereotypisierten »Ande- ren« teilt. Obwohl Rassismus in allen Bereichen der deutschen Ge- Was wir tun können, ist unsere Sprache zu beleuchten und sellschaft wirkt, ist es nicht zwar nicht auf der oft frustrierten und auch etwas beleidig- leicht, über ihn zu sprechen. ten Suche nach dem, was wir »noch sagen dürfen« , sondern Keiner möchte rassistisch unter der Fragestellung »was wir sagen WOLLEN« und vor sein, und viele Menschen allem, wofür wir Verantwortung übernehmen können. scheuen sich vor dem Be- Damit wir mehr und mehr verstehen, wie der sprachliche griff. Das Buch begleitet die Leser*innen bei ihrer mitun- Dualismus, der zu Zeiten der Aufklärung begann, Menschen ter ersten Auseinandersetzung mit Rassismus und tut bis heute in einer sprachlichen Gegensätzlichkeit der »zivi- dies ohne erhobenen Zeigefinger. Vielmehr werden die lisierten« und »unzivilisierten«, der »modernen« und den Leser*innen auf eine rassismuskritische Reise mitgenom- »veralteten«, der »Gesellschaft und dem Stamm«, dem men, in deren Verlauf sie nicht nur konkretes Wissen über »Bürgermeister und dem Häuptling« gefangen hält. Damit die Geschichte des Rassismus und dessen Wirkungswei- wir verstehen, was Fremd- und was Selbstbezeichnungen sen erhalten, sondern auch Unterstützung in der emotio- sind und dass Sprache Wirklichkeit produziert und Wirklich- nalen Auseinandersetzung mit dem Thema. keit wiederum Sprache und dass Sprache Macht ist und Macht wiederum Sprache. Unrast Verlag, 2017. www.unrast.de, ISBN: 978- 3897712300 Was wir tun können, ist zu verstehen, wie stark Weißsein als unsichtbare Macht überall und zu fast jedem Zeitpunkt wirk- Zusammen mit ihrem Co-Trainer und Ehemann Stephen mächtig ist. Und dass die Unsichtbarkeit von Weißsein und Lawson, bietet Tupoka Ogette Workshops, Trainings, das »Nicht benennen müssen« und das nicht wahrnehmen Seminare, Vorträge, Beratung oder Podiumsdiskussionen müssen von Weißsein in sich selbst ein Privileg ist. an. Diese Angebote als auch Lesungen zu ihrem Buch »exit RACISM« sind insbesondere für Veranstaltungen im Und was wir vor allen Dingen tun können: Wir sollten lernen Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus zu reden. Mit dem Partner oder der Partnerin, mit den Nach- empfehlenswert. bar*innenn, mit der Lehrerin, der Vorgesetzten, der Freun- Kontakt: www.tupokaogette.de din, der Großmutter. Reden lernen über Rassismus. Eine Gesprächskultur entwickeln, die es uns ermöglicht – ohne Exit Racism 7
Moralisieren, oder zumindest weniger – auf das Thema zu Literatur schauen. Und das ist nicht leicht. Das weiß ich.
Denn das Thema ist vielschichtig und komplex, verwirrend Mohamed Amjahid und es ist emotional. Für uns alle. Unter Weißen – Was es heißt, privilegiert zu sein Rassismus erleben kann einsam machen, entmutigen, ein- schüchtern, wütend machen oder ein Gefühl der Ohnmacht Wie erlebt jemand Deutschland, der auslösen. Es kann unglaubliche Selbstschutzkräfte wecken dazugehört, aber für viele anders und es erfordert ein großes Repertoire an Überlebensstrate- aussieht? Mohamed Amjahid, Sohn gien und benötigt Orte und Räume der Heilung und des Em- marokkanischer Gastarbeiter und als powerments. Es braucht Gespräche. Journalist bei einer deutschen Zei- tung unfreiwillig »Integrationsvor- Sich mit Rassismus zu beschäftigen und nicht davon betrof- bild«, wird täglich mit der Tatsache konfrontiert, dass er fen zu sein löst Emotionen aus. Gefühle der Abwehr, Wut auf nicht-weiß ist. Er hält der weißen Mehrheitsgesellschaft den die, die Rassismus benennen, Angst vor der Auseinanderset- Spiegel vor und zeigt, dass sich diskriminierendes Verhalten zung, ein Gefühl des Entsetzens, der Schuld, Scham und der und rassistische Vorurteile keineswegs bloß bei unverbesser- Ohnmacht, wenn erkannt wird, wie stark rassistische Sozia- lichen Rechten finden, sondern auch bei denen, die sich für lisierung in einem selbst und in der Gesellschaft wirkt, Trau- aufgeklärt und tolerant halten. Pointiert und selbstironisch er und Abschiedsgefühle von dem Bewusstseinszustand macht er deutlich, dass Rassismus viel mit Privilegien zu tun »Happyland«. hat – gerade wenn man sich ihrer nicht bewusst ist.
Hanser Berlin, 2017 Das größte Privileg von Weißsein ist meiner Meinung nach, www.hanser-literaturverlage.de dass weiße Menschen die Wahl haben, sich mit Rassismus ISBN: 978-3446254725 auseinander zu setzen. Die weißen Leser*innen haben die Möglichkeit, aufzuhören mit dem Lesen, aufzustehen und nie wieder auch nur einen Moment über Rassismus nachzu- Annita Kalpaka, Nora Räthzel, denken. Und gleichzeitig liegt ein Großteil der möglichen Klaus Weber (Hg.): Handlungsoptionen in der Hand von weißen Menschen. Und Rassismus. Die Schwierigkeit, deshalb wünsche ich mir, dass die Menschen, die dies lesen, nicht rassistisch zu sein das Gefühl der Schuld und Scham – welches auf dieser Rei- se vorkommen kann und vorkommt – mit einem Gefühl der Annita Kalpaka und Nora Räthzel Verantwortung ersetzen. Schuld und Scham lähmt, macht verfassten 1986 den ersten Text zu unbeweglich. Sich verantwortlich fühlen macht produktiv Alltagsrassismus und institutionel- und handlungsorientiert. lem Rassismus in der Bundesrepu- blik. Sie stellen darin die noch im- Ich wünsche mir und Ihnen deshalb Mut. Mut zum Gespräch mer brisante Frage nach der Funktionalität von Rassismus – auch wenn es immer wieder weh tut oder verunsichert. Ich für die Handlungsfähigkeit der Subjekte in restriktiven wünsche uns ein Gefühl der Verantwortung und ich wün- gesellschaft lichen Verhältnissen. Heute, 30 Jahre später, ha- sche mir, dass weiße Menschen auch in Zukunft immer wie- ben die Autorinnen ihren Text kommentiert und auf aktuel- der bewusst die Wahl treffen, sich mit dem Thema auseinan- le Fragestellungen hin zugespitzt. Dieser und weitere Texte derzusetzen – sich auf eine rassismuskritische Lebensreise behandeln u. a. die Verstrickung in rassistische Verhältnis- begeben und schließlich ihre Sachen packen, um aus »Hap- se und die Grenzen einer auf Erziehung und Aufklärung re- pyland« ausziehen. ■ duzierten antirassistischen Strategie und entwickeln Über- legungen alternativen Praxen.
Argument Verlag, 2017 argument.de ISBN: 978-3867548137 8 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018
Film
Sanem Kleff, Mark Terkessidis DVD: »Afro.Deutschland« Reden über Rassismus in Deutschland Schwarze Menschen leben seit 400 Jahren in Deutschland. Der Migrationsforscher Mark Terkessidis gibt in dem Beitrag Mittlerweile sind es rund 1 Million. Der Dokumentarfilm der »Rassismuskritik in Deutschland« einen Überblick über die Deutschen Welle verknüpft die biografischen Erlebnisse der aktuellen Rassismusdebatten und noch existierende Leer- Journalistin Jana Pareigis mit der Geschichte Schwarzer stellen. Der Artikel »Menschenfeindlichkeit und Rassismus« Menschen in Deutschland. Der Musiker Samy Deluxe, der von Sanem Kleff zeigt, wie ein enger Begriff von Rassismus deutsche Ex-Fußball-Nationalspieler Gerald Asamoah, der hilft, diese Diskriminierung wirksam zu bekämpfen. Der ak- Autor und NS-Zeitzeuge Theodor Wonja Michael und ande- tuelle Baustein greift außerdem eine kontroverse Debatte re schildern, wie sie als Schwarze ihre deutsche Heimat er- zwischen Hengameh Yaghoobifarah, Doris Akrap, Anna Bök- leben. ker, Lalon Sander und Arno Frank zum Thema Kritische Weiß- Ein Film von Jana Pareigis, Susanne Lenz-Gleissner seinsforschung auf. und Adama Ulrich. Deutsche Welle, 2017 www.dw.com Der Baustein kann im Courage-Shop für € 2,95 bestellt oder kostenlos als pdf heruntergeladen werden: Die DVD kann kostenfrei bei der Stiftung bestellt werden, wenn die Nutzung im Rahmen einer Bildungs- bzw. Antiras- http://courageshop.schule-ohne-rassismus.org/publikatio- sismusarbeit, z.B. während der Internationalen Wochen ge- nen/65/baustein-iv-reden-ueber-rassismus-in-deutschland gen Ras sismus, vorgesehen ist. Kommerzielle Vorführungen müssen bei der Deutschen Welle angefragt werden: Aktion Courage e.V., 2017 [email protected] www.aktioncourage.org ISBN 978-3-933247-68-1 Die Regisseurin des Films, Jana Pareigis, kann zudem im Rahmen des Projekts »Prominent gegen Rassismus« für die Teilnahme an einer Veranstaltung angefragt werden.
Weitere Informationen auf S. 10 und unter http://stiftung-gegen-rassismus.de/projekte/prominent- gegen-rassismus Exit Racism 9
Muslime laden ein
Viele Moscheegemeinden beteiligen sich aktiv an werden die Aktionswochen ausdrücklich unterstützt. Sie ■ den Internationalen Wochen gegen Rassismus. Bei führen dazu eigene Veranstaltungen durch. den Freitagspredigten am 16. März 2018 und auch am 23. März 2018 wird die Überwindung von Rassismus wieder Das erfreuliche Miteinander mit muslimischen Gemeinden den Mittelpunkt bei hunderten Ansprachen bilden. An vie- wird durch den Arbeitskreis »Muslime laden ein« der Stif- len Orten laden sie dazu auch die Nachbarschaft ein, oft ver- tung gegen Rassismus koordiniert, dem die unterschiedli- bunden mit einem Imbiss und anschließenden Gesprächen. chen muslimischen Einrichtungen angehören.
Wünschenswert ist es, dass auch andere Religionsgemein- schaften noch stärker kooperieren. So ist es vorstellbar, dass christliche Gemeinden bei Gottesdiensten am 18. März 2018 die Überwindung von Rassismus, Nationalismus und Gewalt bei den Predigten und Gebeten aufgreifen oder örtliche Ver- antwortliche für die Aktionswochen einladen, um bei den Abkündigungen auf die Aktionswochen hinzuweisen.
Oberbürgermeister Stefan Schostok und die frühere Parlamentarische Predigtvorschläge zu Freitagsgebeten Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Dr. Cornelie Sonntag- Wolgast, sprachen in der Ayasofya-Moschee. https://www.sat1regio- In der vom Zentralrat der nal.de/aktuell/article/wochen-gegen-rassismus-oberbuergermeister- Muslime vorgeschlagenen schostok-besucht-ayasofya-moschee-229105.html Freitagspredigt (Khutba) wird hervorgehoben: »Wir An zahlreichen Orten sprechen Oberbürgermeisterinnen und fordern alle Gläubigen da - Oberbürgermeister vor den Freitagsgebeten zu den Gemein- zu auf, sich intensiv an den demitgliedern. Manchmal gibt es auch Ansprachen von an- Aktivitäten gegen Hass und Rassismus zu beteiligen und deren prominenten Persönlichkeiten. Dieser Austausch ist Liebe und Frieden in der Gesellschaft und zwischen den für beide Seiten wichtig: Muslimische Gemeinden freuen Menschen zu stiften … , denn dies ist die KERNBOT- sich über die Besuche und die Beachtung ihrer Freitagsge- SCHAFT unseres Glaubens.« bete. Und die Gäste sind beeindruckt von den Gesprächen und der herzlichen Aufnahme in Moscheen. Gegenseitige Vorurteile können abgebaut werden. In dem Predigtvorschlag der IGMG heißt es: »Wir Musli- Bei Einladungen in DITIB-Moscheen gab es im März 2017 me sind gegen jede Art von Rassismus. Uns gegen Ras- manche Irritationen wegen der politischen Spannungen zwi- sismus zu stellen, ist eine Pflicht…. In einer Welt der blin- schen Deutschland und der Türkei. Manche Oberbürgermei- den Zerstörung ist es unsere Aufgabe als Gemeinschaft, ster haben daher auf eine Teilnahme verzichtet. Das ist zu die Herzen der Menschen zu erreichen. Anstelle von Krieg bedauern. DITIB-Generalsekretär Dr. Bekir Alboga sagt dazu: und Konflikt, deren Hauptursachen Ungleichheit und Dis- »Unsere DITIB-Gemeinden gestalten ihre Arbeit vor Ort un- kriminierung sind, treten wir ein für Gerechtigkeit und abhängig und freuen sich auf Begegnungen mit Gästen in Solidarität, komme was wolle.« ihren Moscheen. Oberbürgermeisterinnen und Oberbürger- meister sowie andere sind herzlich in unseren Moscheege- meinden willkommen.«
Die Ahmadiyya-Muslim-Jamaat in Deutschland geht einen anderen Weg. Aus theologischen und organisatorischen Gründen gibt es bei ihren Gemeinden keine zusätzlichen An- sprachen während der Freitagsgebete. Doch auch von ihnen 10 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018
Prominente einladen!
Rassismus wird vor allem dort abgebaut, wo Kontak- Prominente gegen Rassismus: ■ te mit betroffenen Menschen bestehen und wo sich anerkannte Autoritäten gegen Rassismus engagieren. Das Mo Asumang, TV-Moderatorin, Schauspielerin, Autorin haben unterschiedlichste wissenschaftliche Untersuchungen und Produzentin ergeben. Deshalb hat unsere Stiftung das Projekt »Promi- Prof. Dr. Klaus J. Bade, Historiker und Migrationsforscher, nent gegen Rassismus« ins Leben gerufen. Begründer des Osnabrücker Instituts für Migrationsfor- schung und Interkulturelle Studien Erstmals haben sich anerkannte Persönlichkeiten bei den Aktionswochen 2017 daran beteiligt. Bundesweit nahmen Dr. Ya¸sar Bilgin, Mediziner, Vorsitzender der Türkisch- sie an Veranstaltungen zu den Internationalen Wochen ge- Deutschen Gesundheitsstiftung e. V. gen Rassismus teil. Sie zeigten Filme, diskutierten in Schu- Prof. Dr. Micha Brumlik, Erziehungswissenschaftler, len, hielten Vorträge bei kommunalen Veranstaltungen und Publizist, Senior Advisor am Zentrum Jüdische Studien in Betrieben, besuchten Kulturfeste oder gestalteten Gottes- Berlin-Brandenburg dienste. Die Möglichkeiten der Mitwirkung sind vielfältig. Ali Can, Gründer der Hotline für »Besorgte Bürger« Machen Sie mit! PD Dr. Oliver Decker, Sozialpsychologe, Vorstand des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demo- Auf dem Flyer »Wir machen mit!« und der Website kratieforschung an der Universität Leipzig http://stiftung-gegen-rassismus.de/projekte/prominent-ge- gen-rassismus sind diese Persönlichkeiten mit Fotos aufge- Dr. Karamba Diaby, MdB und stellvertretender Vorsitzen- führt – die Liste wird laufend aktualisiert. der des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Eine Broschüre gibt weitere Anregungen. Auch sie steht auf Prof. Dr. Heiner Dunckel, Leiter der Abteilung Arbeits- unserer Website zur Verfügung oder kann wie der Flyer in und Organisationspsychologie an der Europa-Universität gedruckter Form in der Geschäftsstelle bestellt werden. Flensburg
Wenn Sie bei Veranstaltungen während der Aktionswochen Jimmy Hartwig, ehem. Fußball-Nationalspieler, an einer Zusammenarbeit mit diesen Prominenten interes- DFB-Integrationsbotschafter, Fußballtrainer und Theater- siert sind, dann wenden Sie sich einfach an die Stiftung. Wir schauspieler sammeln die Anfragen und geben sie weiter. Gemeinsam Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, Gründer und ehemaliger mit Ihnen koordinieren wir vorab Termine und Rahmenbe- Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und dingungen und stellen den Kontakt für den Einsatz der Per- Gewaltforschung der Universität Bielefeld sönlichkeiten vor Ort her. Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerk- Das Projekt wird gefördert durch das Bundesprogramm schaftsbundes (DGB) »Demokratie leben!« des Bundesministeriums für Familie, Michael Hugo, Leiter des Integrationsfachdienstes Senioren, Frauen und Jugend. Migration in der Region Mittleres Mecklenburg und Vor- pommern-Rügen – migra e.V.
Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig
Dr. Dr. h.c. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangeli- schen Kirche in Hessen und Nassau Sprechen Sie uns einfach an! Lamya Kaddor, Islamische Religionspädagogin und Autorin E-Mail: [email protected] Telefon: 06151-339971 Exit Racism 11
Ingo Kramer, Präsident der Bundesvereinigung der Deut- Giovanni Pollice, Vorsitzender des Vereins »Mach meinen schen Arbeitgeberverbände (BDA) Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, gegen Fremden- feindlichkeit und Rassismus e.V.« Simone Lange, Oberbürgermeisterin der Stadt Flensburg Prof. Dr. Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Herbert Leuninger, Pfarrer Süddeutschen Zeitung Andreas Lipsch, Vorsitzender von PRO ASYL Prof. Gunter Rambow, Grafikdesigner Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti Jagoda Marini´c, Autorin und Roma
Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime Claudia Roth, MdB und Vizepräsidentin des Deutschen in Deutschland Bundestags
Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG Célia Šaši´c, ehem. deutsche Fußball-Nationalspielerin und Botschafterin der Internationalen Wochen gegen Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin Rassismus 2017 Jana Pareigis, Journalistin und ZDF-Moderatorin Kai Schumann, Schauspieler Jochen Partsch, Oberbürgermeister von Darmstadt Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklen- Petra Pau, MdB und Vizepräsidentin des Deutschen burg-Vorpommern Bundestags Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast, Journalistin und Fritz Pleitgen, Journalist, ehemaliger Vorsitzender der Parlamentarische Staatssekretärin a. D. ARD und Intendant des WDR Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der REWE Group
Prof. Klaus Staeck, Grafikdesigner
Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a. D.
Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Dr. h.c. Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a. D.
Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerk- schaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE)
Prof. Dr. Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg
Prof. Dr. Andreas Zick, Sozialpsychologe, Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewalt - forschung der Universität Bielefeld
Theo Zwanziger, Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus 12 Internationale Wochen gegen Rassismus 2018
Die »eigenen« Aktionswochen in Städten und Kommunen: Starke Bündnisse gegen Rassismus
Mehr als zwei Drittel der Aktivitäten zu den Interna- ■ tionalen Wochen gegen Rassismus im Jahr 2017 wur- Auftakt in Dresden den im Rahmen von Veranstaltungsprogrammen der Städte und Kommunen durchgeführt. Diese Städte, ihre kommuna- Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt len Träger, Integrationsbeauftragte und zivilgesellschaftliche ■ Dresden, Dirk Hilbert, lädt gemeinsam mit der Bündnisse haben mit eigenen Aktionen eine immer größere Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassis- Wirkung entwickelt. Die Vernetzung von lokalen Initiativen mus ganz herzlich zur bundesweiten Auftaktveranstal- und Bündnissen wird mit dieser regionalen Aktionsform ge- tung der Internationalen Wochen gegen Rassismus am fördert, wichtige Synergieeffekte werden ermöglicht und ein 12. März 2018 nach Dresden ein. Zahlreiche aktive und starkes Identifikationsgefühl für die Anliegen der Interna- engagierte Menschen setzen sich jeden Tag für ein welt- tionalen Wochen gegen Rassismus vor Ort geschaffen. offenes und kulturell vielfältiges Dresden ein. Ihnen wird im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassis- Durch die Wahlen zum Deutschen Bundestag am 24. Sep- mus eine Plattform geboten, sich und ihre Arbeit zu prä- tember 2017 erfahren die Aktionswochen eine besondere sentieren. Die Wochen dienen der Auseinandersetzung, Bedeutung. Gerade jetzt gilt es, die Aktivitäten im Rahmen Sensibilisierung, Aufklärung und Sichtbarmachung ver- der Wochen gegen Rassismus zu intensivieren, denn Rassis- schiedenster Formen von Rassismus. In Dresden liegt in mus ist kein alleiniges Problem des rechten Randes. Wir diesem Jahr ein Schwerpunkt auf der kritischen Ausein- müssen über Rassismus reden und einen gesamtgesell- andersetzung mit dem Thema »Institutioneller Rassis- schaftlichen Umgang damit finden. mus«.
Angesichts dieser Herausforderung möchten wir weitere »Wir überlassen die Stadt nicht den Menschen, die Städte motivieren, sich mit den »eigenen Aktionswochen Hetze und Rassismus verbreiten. Wir setzen ein Zeichen gegen Rassismus« zu engagieren. dagegen und setzen uns für ein friedliches und solidari- sches Miteinander in Dresden ein. Ich danke den vielen Bei der Realisierung eines Veranstaltungsprogramms kön- Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen, die Zivilcoura- nen alle städtischen und kommunalen Stellen und Organi- ge zeigen und gegen rassistisches Denken und Handeln sationen mit einbezogen werden: Integrationsbeauftragte, und gegen Extremismus eintreten. Ich freue mich auf Migrations- und Integrationsbeiräte, kommunale Integrati- die Veranstaltungswochen 2018 und hoffe, Sie als Gäste onszentren, Religionsgemeinden, Schulen, Volkshochschu- zahlreich in Dresden begrüßen zu können.« sagt die len, bestehende Bündnisse gegen Rechts, Flüchtlingsräte, Integrations- und Ausländerbeauftragte Kristina Winkler. Antidiskriminierungsstellen, Sportverbände, Feuerwehren, kulturelle Einrichtungen oder engagierte Einzelpersonen. Weitere Informationen zu den Aktivitäten und Program- Lassen Sie uns wissen, wenn »Ihre Stadt« Interesse hat, sich men der Städte finden Sie in unserer Dokumentation zu den an den kommenden Internationalen Wochen gegen Rassis- Aktionswochen 2017: http://internationale-wochen-gegen- mus vom 12. – 25. März 2018 mit einem eigenen Programm rassismus.de/service/doku/ zu beteiligen. Gerne beantworten wir Ihre Fragen oder ver- netzen Sie mit anderen Städten, an deren Erfahrung Sie teil- haben können. Exit Racism 13
Der Nationale Aktionsplan gegen Rassismus
Das Bundeskabinett hat am 14. Juni 2017 den »Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus – Positionen und Maßnahmen zum Umgang mit Ideologien der Ungleichwertigkeit und den darauf bezogenen Diskriminierungen« (NAP) verabschiedet.*
Das zivilgesellschaftliche Engagement gegen Rassis- Grundsätzlich wurde es vom ■ mus soll durch die Bundesregierung gefördert wer- LSVD begrüßt, dass erstmals den. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Stiftung auf nationaler Ebene der gegen Rassismus und die Internationalen Wochen gegen Ver such unternommen wur- Rassismus Bezug genommen: de, den Bedürfnissen und Lebenslagen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, Die jährlich im März stattfindenden UN-Wochen gegen inter* und queeren Menschen (LSBTIQ*) Rechnung zu tra- Rassismus werden in Deutschland durch die Stiftung gen. Allerdings wurde kritisiert, dass der NAP das Thema für die Internationalen Wochen gegen Rassismus koordi- LSBTIQ*-Feindlichkeit marginalisiere. Zudem sei der NAP niert. Mehr als 80 bundesweite Organisationen sind dar- weder in die Zukunft gerichtet noch ausreichend nachhaltig. an beteiligt. Zu den Veranstaltern zählen Religionsge- Es wurde darauf hingewiesen, dass die Bundesvereinigung meinschaften, Wohlfahrtsverbände, Kommunen, Gewerk- Trans* (BVT*) und der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) schaften sowie Arbeitgeberverbände und viele weitere. gemeinsam mit dem Netz gegen Rassismus im Vorfeld des (Seite 62) NAP deutlich gemacht hätten, was für diskriminierungsfrei- es Zusammenleben notwendig wäre und zu einem effekti- Zu konkreten Themen über Rassismus und Diskriminie- ven Abbau von Benachteiligungen und einer präventiven rung wird es öffentliche Veranstaltungen, Öffentlichkeits- Begegnung von Ideologien der Ungleichwertigkeit füh- arbeit bzw. Informationskampagnen geben. Hierbei wird ren würde. Hierzu wurde das gemeinsame Papier »Men - geprüft, in welcher Form die Zivilgesellschaft einbezogen schenrechte schützen, Diskriminierungen beseitigen« ent - werden kann. Die Bundesregierung wird im Rahmen ih- wickelt.(http://www.lsvd.de/fileadmin/pics/Dokumente/ rer Möglichkeiten weiter die Internationalen Wochen ge- Aktionsplan/NGO-Beitrag_fuer_NAP.pdf) gen Rassismus und die Aktionswochen gegen Antisemi- tismus unterstützen. (Seite 96 f.) Im NAP wird auch auf die Unterstützung der Aktions- Vor dem Hintergrund der Weltkonferenz gegen Rassismus wochen gegen Antisemitis- der Vereinten Nationen 2001 in Durban und dem im Jahr mus verwiesen. Die bundes- 2008 erstmals aufgelegten Nationalen Aktionsplan wurde weit größte Kampagne gegen Antisemitismus wird seit der NAP auf Grundlage des Koalitionsvertrages um die The- 2003 rund um den 9. November von der Amadeu Antonio men »Homo- und Transphobie« bzw. Homosexuellen- und Stiftung veranstaltet und verbindet das Gedenken an die Transfeindlichkeit erweitert und gänzlich neu aufgelegt. Novemberpogrome von 1938 mit der Thematisierung von aktuellen Formen des Antisemitismus. Die Aktionswochen fanden 2017 zum 15. Mal statt und werden seit 2016 in Ko- operation mit dem Anne Frank Zentrum Berlin durchgeführt.