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NIGEL KENNEDY VIOLINE, LEITUNG NIGEL KENNEDY QUINTET TOMASZ GRZEGORSKI SAXOFON ADAM KOWALEWSKI KONTRABASS KRZYSZTOF DZIEDZIC SCHLAGZEUG, PERKUSSION PIOTR WYLEZOL KLAVIER, GLOCKENSPIEL ORPHY ROBINSON MARIMBAFON, VIBRAFON DOUG BOYLE GITARRE ORCHESTRA OF LIFE In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy- klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis! 2,50 E 4I5 BACH MEETS ELLINGTON DUKE ELLINGTON »Diminuendo and Crescendo in Blue« (1937) JOHANN SEBASTIAN Bach (1685 – 1750) »Dusk« (1940) Aus: Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo E-Dur BWV 1042 (um 1720) JOHANN SEBASTIAN BACH Allegro Aus: Konzert für Oboe und Violine, Streicher und Basso Adagio continuo d-moll BWV 1060 (1736) Allegro DUKE ELLINGTON (1899 – 1974) Mariusz Pedziałek Solo-Oboe »In a Jam« (1936) »In a Mellow Tone« (1939) DUKE ELLINGTON »Prelude to a Kiss« (1938) »Come Sunday« (1943) »Cotton Tail« (1940) JOHANN SEBASTIAN BACH Zweistimmige Inventionen (um 1723) – Ende ca. 22.30 Uhr – Fassung für Violine und Violoncello Beata Urbanek-Kalinowska Solo-Violoncello DUKE ELLINGTON »Harlem Airshaft« (1940) – Pause ca. 21.00 Uhr – Nigel Kennedy behält sich vor, das Programm während der Aufführung etwas abzuändern. 6I7 PROGRAMM 8I9 GRENZGÄNGER ZWISCHEN E UND U ihre Musik doch stets unterhalten. Sie bewegte sich dabei auf höchstem künstlerischen NIGEL KENNEDY Niveau – das in heutigen Zeiten von dutzenden Castingshows à la DSDS und Co. nicht unbedingt gefördert wird. Es existiert zweifelsfrei auch so genannte U-Musik, die sich in »Eigentlich sind viele klassische Musiker erstaunliche Freigeister, aber fast alle lassen sich in ihrer Komplexität und ihrem künstlerischen Anspruch nicht hinter der von Mozart, Haydn, diese Fracks zwängen, in denen sie doch nie freiwillig rumlaufen würden.« Beethoven und vielen anderen verstecken muss. Genau an dieser Stelle tritt nun Nigel Nigel Kennedy Kennedy ins Rampenlicht. Was ist nicht alles über ihn geschrieben und kolportiert wor- den: »Punk-Paganini« gehört sicherlich noch zu den harmlosesten Bezeichnungen. Doch Wie kein Zweiter verbindet Nigel Kennedy in seinen Konzerten – und in seinem Äußeren – E jemand wie Kennedy wird nicht einfach so zum »Klassik-Punk«, zu einem der erfolg- mit U. Vielleicht sollte die noch immer existente Unterscheidung zwischen ernster und reichsten – und zugleich ungewöhnlichsten – Stars seiner Branche, der mit seiner ersten unterhaltender Musik inzwischen zum Relikt des vergangenen Jahrhunderts geworden Einspielung von Antonio Vivaldis »Die vier Jahreszeiten« für Verkaufsrekorde sorgte. Dabei, sein, doch entdeckt man sie auch in der heutigen Zeit auf Schritt und Tritt. Hans Carste, so äußerte er sich einmal in einem Interview mit der Wochenzeitung »Die Zeit«, habe er Komponist der noch immer täglich gespielten »Tagesschau-Fanfare«, sagte einmal, dass sein Instrument, die Geige, zunächst buchstäblich gehasst: »Man muss diese Fiedel aus jedes Ernste etwas Unterhaltendes, und jedes Unterhaltende etwas Ernstes in sich berge. dem Kasten holen, den Bogen spannen, die Saiten stimmen. Wenn man dann weiß, wo Recht hat er damit, denn schauen wir uns die großen Meister der Wiener Klassik an, so hat die Noten sein sollen, rutscht man mit seinem kleinen Finger ab. Man legt den Bogen auf die Saiten, und es kommt so ein diabolisches Krächzen. Es ist erbärmlich und noch nicht mal richtig schön laut.« Um Kennedys Spiel zwischen den oftmals noch getrennten E- und U-Musikwelten zu Der neue BMW 5er Gran Turismo verstehen, muss ein wenig in seiner spannenden Biografie gewühlt werden. Von Beginn an galt er als Rebell; eine Anekdote aus seiner frühen Jugend belegt dies eindrucksvoll. www.bmw.de/ Freude am Fahren Als 13-Jähriger sollte Nigel Kennedy ein Konzert mit seinem musikalischen Ziehvater 5erGranTurismo Yehudi Menuhin in London spielen. Zum Frühstück erhielt Kennedy ein Müsli, das er ab- lehnte und ging stattdessen lieber in den nächstbesten Pub, um dort ein »ordentliches Frühstück« zu sich zu nehmen. Dort angekommen bat ihn ein Gast um eine Kostprobe auf der Geige. Kennedy erhielt als Dank ein Bier, spielte weiter, trank ein nächstes und so fort. Abends um elf zur Schließzeit weckte ihn der Wirt – das Konzert mit Menuhin hatte er verschlafen. Natürlich entspricht diese Geschichte seinem Image als Geiger mit Irokesenschnitt und Schlabberlook auf der Bühne. Schon früh fühlte er sich in seinem Tun eingeschränkt. Um der Enge seines Schulalltags zu entfliehen, spielte er als Straßenmusikant vor den Türen FREUDE IST MUSIK IN IHREN OHREN. von Tiffany und trieb sich nachts in den New Yorker Jazzclubs herum, wo er sich mit Jazzgeiger Stéphane Grappelli anfreundete: »Ich habe ihn vom ersten Augenblick an zu ERLEBEN SIE EINEN UNVERGESSLICHEN ABEND. EINZIGARTIG WIE DER NEUE BMW 5er GRAN TURISMO. DER ERSTE SEINER ART. meinem Idol erkoren. Er bildete für mich das Gegengewicht zur unvermeidlichen Lange- weile der Schule.« Grappelli überredete Kennedy, auch in der Carnegie Hall aufzutreten, BMW EfficientDynamics Weniger Verbrauch. Mehr Fahrfreude. obwohl ihn seine Lehrerin gewarnt hatte, öffentliche Jazzauftritte bedeuteten das Ende jeder Hoffnung auf eine Karriere als Musiker im klassischen Bereich. Aber an Regeln und BMW Niederlassung Dortmund Nortkirchenstraße 111, 44263 Dortmund, Telefon 0231 / 95 06 - 110, www.bmw-dortmund.de Verbote wollte sich Kennedy nicht halten und spielte. Spätestens seit diesem Zeitpunkt 10I11 WERKE genießt er die »Grenzgängerei zwischen E- und U-Musik, zwischen Klassik und Pop«. Antonio Vivaldis, wonach ein lyrischer Mittelsatz von zwei schnelleren Sätzen umrahmt Dreißig Jahre später umfasst sein Repertoire Jimi Hendrix und The Doors; in künstle- wird. Bach lernte Vivaldis Konzerte spätestens 1713 kennen, transkribierte einzelne für rischer Hinsicht hat er freie Hand bei seinen Aufnahmeprojekten: seine CD von 2008 mit Cembalo und Orgel und eignete sich so den neuen und modernen italienischen Stil an. Als Beethoven- und Mozartkonzerten beinhaltet eine genreüberschreitende Kadenz auf der Yehudi Menuhin einmal die Violinkonzerte von Bach einstudierte, sagte er: »Ich sah mich elektrischen Violine. Kennedys Liebe zum Jazz ist gut dokumentiert. Eingedenk des be- im Geist als Friedensstifter gordische Knoten durchschlagen, neurotische Streitigkeiten dauernden Kommentars seines Mentors Yehudi Menuhin, für die Gelegenheit einer freien augenblicklich schlichten, sah die Menschheit ihre Verschanzungen verlassen und sich Improvisationssitzung mit Stéphane Grappelli hätte er »einen Eckzahn« gegeben, kann um meinetwillen versöhnt in die Arme sinken.« man Kennedy keinen Vorwurf machen zu seiner Entscheidung, für den Augenblick zu leben und zu spielen. In Interviews verglich er schon Jimi Hendrix mit Béla Bartók, Bach Schon im Jahr 2000 nahm Nigel Kennedy die Bach’schen Violinkonzerte erstmals mit mit Blues und titulierte Beethoven als »ultimativen Punk«. Kennedy mag diesbezüglich den Berliner Philharmonikern, die er gerne als »Monster« – er meint dies als Kompliment! – die klaren, die deutlichen Worte. Zu diesem ganzen Themenkomplex sagte er einmal: »Ein bezeichnet, auf. Neben den Konzerten stehen auch einige von Bachs Zweistimmigen großer Traum ist für mich die Vorstellung, dass irgendwann die vielen Vorurteile, die es Inventionen, ebenfalls in Köthen komponiert, auf dem Programm. Bachs Inventi- in der Musikwelt gibt, verschwinden werden. In jeder Musikrichtung gibt es irgendeine onen (lat.: Erfindungen) sind ursprünglich eine 15-teilige Werksammlung von poly- Art von Snobismus, von Arroganz. Von Leuten, die nur klassische Musik hören, bin ich fonen Sätzen für Tasteninstrumente, die Teil des »Klavierbüchleins für Wilhelm Friede- zum Beispiel schon oft beschuldigt worden, zu viele Platten zu verkaufen. Jemand mit mann Bach« waren. In seiner Reinschrift ordnete Johann Sebastian Bach die kleinen meinen Verkaufszahlen könne ja wohl kein echter Musiker sein. Teile des Publikums der Stücke, wie auch bei seinem berühmten »Wohltemperierten Klavier«, nach Tonarten. klassischen Musik sind anscheinend so egoistisch, dass sie ihre Musik möglichst mit niemandem teilen wollen. Es ist für mich schwer zu verstehen, warum viele Leute sich Nun ist die Programmatik zwischen Barock und Jazz nichts Neues. Schon oft wurde unbedingt so abgrenzen wollen. Vermutlich denken sie, dass sie klüger erscheinen, wenn die rhythmische Exaktheit des Barock mit der swingenden Freiheit des Jazz kom- möglichst wenige begreifen, was sie da treiben. Diesen Leuten geht es um Statussym- biniert. Und so harmonieren die kurzen Stücke Duke Ellingtons, die alle in dessen bole, nicht um Musik.« Hochphase in den 30er- und 40er-Jahren entstanden sind und im Arrangement von Nigel Kennedy erklingen, wunderbar mit Bachs strenger barocker Form. »Beide Kom- ponisten«, so Nigel Kennedy, »erreichen eine geistige Realität, indem sie die Beherr- schung von Harmonie und Form mit ihrer Liebe zu den Menschen und zum Leben KATEGORIEN ÜBERWINDEN kombinieren.« BACH MEETS ELLINGTON Es müssen kaum viele Worte über den »Duke« verloren werden, so bedeutend war er Heute ist Nigel Kennedy mit neuem Orchester und neuem, grenzüberschreitendem Pro- für die (Weiter-)Entwicklung der Jazzmusik. Sicherlich hatte er in den 30er-Jahren seinen gramm zu erleben, mit Konzerten und Werken von Johann Sebastian Bach und Edward künstlerischen Höhepunkt erreicht, als er geschickt für die verschiedensten Stimmungen Kennedy »Duke« Ellington.