Grete Weil Der Brautpreis
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Grete Weil Der Brautpreis Masterarbeit zur Erlangung des Mastergrades der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern vorgelegt von Judith Hélène Stadler von Schönholzerswilen TG Eingereicht am 10. Februar 2010 Genehmigt durch: Erstgutachterin: Frau Prof. Dr. Verena Lenzen, Universität Luzern Zweitgutachterin: Frau Prof. Dr. Anat Feinberg, Universität Heidelberg 1 2 Inhalt Abkürzungen 6 Einleitung 7 1 Vorbemerkung zum Verständnis der Arbeit 10 Die Autobiografie in Abgrenzung zum autobiografischen Roman 11 2 Grete Weil: Biografie und Werk 12 2.1 Grete Weils Biografie 12 2.1.1 Vor 1933: Herkunftsfamilie, Prägungen, Freundschaften 12 2.1.2 Zwischen 1933 und 1945 19 2.1.3 Nach dem Krieg 1945 24 2.1.4 Grete Weils Identität 27 2.1.5 Grete Weils Motivation zum (autobiografischen) Schreiben 31 2.2 Grete Weils Werk 35 2.2.1 Überblick über das veröffentlichte Werk 35 2.2.2 Überblick über Grete Weils Altersromane 36 2.2.3 Einordnung von Grete Weils Werk 37 Einordnung in die Geschichte der deutschen autobiografischen Literatur 37 Einordnung in die Geschichte der deutsch-jüdischen Literatur 41 2.2.4 Die Rezeption von Grete Weils Werks 45 3 3 Der Brautpreis 48 3.1 Die Darstellung der Figur Michal in den Samuelbüchern 48 3.2 Grete Weil und die Buber-Rosenzweig-Verdeutschung 49 3.3 Die Hintergründe von Der Brautpreis 50 3.4 Mögliche Gründe für die Wahl der Romanfiguren Michal und David 51 3.5 Die Bedeutung der Wahl der Protagonistin Michal 53 3.6 Analyse und Deutung von Der Brautpreis 54 3.6.1 Ein autobiografischer Roman 54 3.6.2 Der Titel 56 3.6.3 Stil, Leitworte, Wortfelder, Anspielungen, Zitate 56 3.6.4 Inhalt, Bau, Orte der Handlung, Zeitebenen, Bibelbezüge, Änderungen 60 Überblick 64 3.6.5 Figuren, Themen und mögliche Deutungen 66 Ich-Grete 66 Ich-Michal 71 David 79 Weitere Figuren 82 3.7 Grete Weils Vorgehen im Umgang mit dem biblischen Text 87 3.8 Die Rezeption von Der Brautpreis 91 4 Schlussbetrachtung 95 4 Anhang 97 Grete Weils Leben im Überblick 101 Abbildungsnachweis 102 Literaturverzeichnis 103 Primärliteratur 103 Sekundärliteratur 104 Nachschlagewerke 115 Artikel in Zeitschriften und Internetseiten 116 5 Abkürzungen Für Abkürzungen gilt das Abkürzungsverzeichnis der TRE. Um einen längeren Apparat zu vermeiden werden Grete Weils Werke folgendermassen abgekürzt: DB Der Brautpreis. Zürich/Frauenfeld: Verlag Nagel & Kimche 1988. LWAL Leb ich denn, wenn andere leben. Zürich/Frauenfeld: Verlag Nagel & Kimche 1998. MSA Meine Schwester Antigone. Zürich/Köln: Benziger Verlag 1980. G Generationen. Zürich/Köln: Benziger Verlag 1983. SF Spätfolgen. Zürich/Frauenfeld: Verlag Nagel & Kimche 1992. TB Tramhalte Beethovenstraat (1964). Zürich/Frauenfeld: Nagel & Kimche 1992. Im zweiten Kapitel verweisen im fortlaufenden Text Zahlen ohne Abkürzungen in Klam- mern auf Seiten in LWAL, im dritten Kapitel auf DB. 6 Einleitung Durch Herrn Prof. Dr. Walter Dietrichs Veranstaltung Übung König David im Frühlingsse- mester 2008 an der Universität Bern wurde ich auf Grete Weils Der Brautpreis (1988) auf- merksam.1 Die Lektüre berührte mich tief und hinterliess gleichzeitig einen sehr zwiespälti- gen Eindruck. Es drängten sich folgende Fragen auf: • Wer steht hinter diesem Roman, und inwiefern ist er autobiografisch? • Welchen Stellenwert hat Der Brautpreis im Gesamtwerk der Verfasserin? • Welche Bedeutung hat die Wahl der Protagonisten, und wie ist der Roman zu deuten? • Wie ist die Schriftstellerin mit dem Bibeltext umgegangen? Ich stellte bald fest, dass die Situation der Sekundärliteratur über Der Brautpreis prekär ist.2 Meine Masterarbeit stellt den Versuch dar, mehr Verständnis für Weil und den Stellenwert von Der Brautpreis – vor allem im Fach Judaistik – zu wecken. Dazu positioniere ich diese Schriftstellerin und ihren Roman in einen grösseren Zusammenhang, als dies bis anhin unternommen wurde, und beleuchte literaturwissenschaftliche, sozialgeschichtliche, psy- chologische und Gender-Aspekte. Was die Definition deutsch-jüdischer Schriftsteller, re- spektive die Bestimmung des ‚Jüdischen’ in der deutschsprachigen Literatur anbelangt, richte ich mich vornehmlich nach Hans-Otto Horch und Itta Shedletzky, aber auch nach Andreas A. Kilcher und Thomas Nolden.3 Da ich vor allem literaturwissenschaftlich an die biblischen Texte herangehe, nehme ich die David-Erzählung als Mythos und gute Litera- tur wahr.4 Für die Analyse und die Deutung von Der Brautpreis arbeite ich textimmanent. Wenn ich Weils Herkunftsfamilie mit anderen deutsch-jüdischen Familien derselben Zeit- 1 Wie ich aufzeigen werde, ist es bezeichnend, dass ich im Rahmen einer theologischen Veranstaltung auf DB aufmerksam wurde. S. S. 84-85. Ebenso bezeichnend ist, dass ich vor dreissig Jahren Weils MSA in einer Frauenlektüregruppe las. S. S. 33-35. 2 Im deutschen Sprachraum ist folgende Monografie bis heute unübertroffen: Meyer, Uwe: „Neinsagen, die einzige unzerstörbare Freiheit“. Das Werk der Schriftstellerin Grete Weil. Frankfurt a.M./Berlin/New York/Paris/ Wien 1996. Darin wird u.a. DB besprochen. Alle nachfolgenden Arbeiten berufen sich auf die Dissertation dieses Germanisten. Auch ich verdanke ihm viele wertvolle Hinweise. Im amerikanischen Sprachraum ist folgende Rezeption von DB für nachfolgende Arbeiten wichtig: Lorenz, Dagmar C.G.: Keepers of the Mother- land. German Texts by Jewish Women Writers. Lincoln/London 1997:278-285. Lorenz ist Judaistin. 3 Horch, Hans-Otto/Shedletzky, Itta: Die deutsch-jüdische Literatur und ihre Geschichte. In: Schoeps, Julius H. (Hg.): Neues Lexikon des Judentums. München 1992:291-294; Shedletzky, Itta: Existenz und Tradition. Zur Bestimmung des ‚Jüdischen’ in der deutschsprachigen Literatur. In: Dies./Horch, Hans-Otto (Hg.): Deutsch-jüdische Exil- und Emigrationsliteratur im 20. Jh. Tübingen 1993:3-14. Kilcher, Andreas B.: Einleitung. In: ders. (Hg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Auf- klärung bis zur Gegenwart. Stuttgart/Weimar 2000:V-XX. Nolden, Thomas: Junge jüdische Literatur. Konzentri- sches Schreiben in der Gegenwart. Würzburg 1995. Weiterführende Information s. S. 35, Anm. 134. Es wäre naheliegend, Weil mit anderen verfolgten, deutsch-jüdischen Schriftstellern zu vergleichen. Dies würde jedoch den Rahmen der Masterarbeit sprengen. Für Vergleiche mit Jean Améry oder Paul Celan s. Meyer 1996; mit Klaus Mann s. Giese, Carmen: Das Ich im literarischen Werk von Grete Weil und Klaus Mann. Zwei autobiographische Gesamtkonzepte. Frankfurt a.M./Berlin/New York/Paris/Wien 1997; mit Ruth Klüger s. Bos, Pascale R.: German-Jewish Literature in the Wake of the Holocaust. Grete Weil, Ruth Klüger, and the Politics of Address. New York/Hampshire 2005. 4 Für die literaturwissenschaftliche Sicht auf Weils Werk erwies sich Giese 1997 als hilfreich. 7 epoche vergleiche, arbeite ich vornehmlich mit dem sozialgeschichtlichen, gendergerechten Ansatz von Marion Kaplan.5 Bei der psychologischen Betrachtung von Weils Werk richte ich mich nach Wiliam G. Niederland und Peter Levine.6 Im ersten Kapitel erkläre ich, weshalb ich mich bei Weils Biografie für die Zeit vor und während des Dritten Reiches vor allem auf ihre literarische Autobiografie Leb ich denn, wenn andere leben (1998) und nicht – wie dies viele Rezipienten tun – auf Aussagen aus ihren au- tobiografischen Romanen stütze.7 Dazu gehe ich kurz auf den Unterschied zwischen einer Autobiografie in Abgrenzung zu einem autobiografischen Roman ein, zu dessen Gattung auch Der Brautpreis gehört, und erkläre Weils autobiografisches Konzept. Im zweiten Kapitel stelle ich mit Hilfe von Weils Autobiografie und Informationen aus Interviews das Leben dieser Schriftstellerin dar.8 Bei der Untersuchung von Weils Leben interessieren Themen, die in ihrem Werk, insbesondere in Der Brautpreis, auftreten. Da sich in diesem Roman eine autobiografisch geprägte Protagonistin, die ich im Folgenden Ich- Grete nenne, mit ihrem Jüdischsein auseinandersetzt, geht es vor allem um die Fragen nach der deutschen und der jüdischen Identität in Weils Herkunftsfamilie und inwiefern diese und die Erfahrungen im Dritten Reich Weils spätere Identität und ihr Sein geprägt haben. Ebenfalls geht es darum herauszufinden, welchen Einfluss die Verfolgungserfah- rung auf Weils Motivation zu schreiben und ihr Schreiben im Allgemeinen ausgeübt hat. Von Interesse ist auch, wie Weil erinnert, was Erinnern bei ihr bedeutet, wie ihr Werk den Umgang mit Verfolgungserfahrung spiegelt und inwiefern der zeitliche Abstand zwischen dieser und ihrer Dokumentation im literarischen Werk sich in Inhalt und Form des Textes niederschlägt. Danach gebe ich einen Überblick über Weils veröffentlichtes Werk. Da ich ihre Altersromane als zusammenhängend erachte, gehe ich kurz auf deren Inhalt ein. Ich 5 Kaplan, Marion A.: Jüdisches Bürgertum. Frau, Familie und Identität im Kaiserreich. Strobl, Ingrid (Trad.). Ham- burg 1997. 6 Niederland, William G.: Folgen der Verfolgung. Das Überlebenden-Syndrom. Seelenmord. Frankfurt a.M. 1980; Levi- ne, Peter A./Frederick, Ann: Trauma-Heilung. Das Erwachen des Tigers. Kierdorf, Theo/Höhr, Hildegard (Trad.). Essen 1998. 7 Dieser Titel ist eine Abwandlung von Johann Wolfgang Goethes Frage „Lebt man denn, wenn andre leben?“ in der sechsten Strophe seines West-östlichen Divan, Buch des Unmuts. LWAL fällt kürzer aus als ursprünglich ge- plant: Es sollte Weils umfangreichstes Werk werden. 1995 arbeitete sie noch am dritten Teil (Nachkriegszeit). Vgl. Interview in Giese 1997:212. Das Werk wurde offensichtlich nicht fertig und umfasst nur zwei Teile: