Hofheimer Allianz“ Wolfgang Borst Bürgermeister Der Stadt Hofh
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Klare Konzepte für lebendige Ortsmitten am Beispiel der "Hofheimer Allianz“ Wolfgang Borst Bürgermeister der Stadt Hofheim i. Ufr. Rahmenbedingungen Der demographische Wandel bedeutet: Wir werden weniger, wir werden älter – und dieser Trend, sagen die Fachleute, lässt sich nicht aufhalten. Aber was heißt das? Auch der Bereich Unterfranken zwischen Schweinfurt, Coburg und Bamberg wird diesen Wandel zu spüren bekommen, obwohl er nicht an der Peripherie, sondern nahezu im Herzen Deutschlands liegt. Die Stadt Hofheim befindet sich im unterfränkischen Landkreis Haßberge und ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Hofheim in Unterfranken. Wie sieht nun die Bevölkerungsentwicklung bei uns im Landkreis in den nächsten nahezu zwanzig Jahren aus? Prognostiziert wird ein Einwohnerrückgang um 11,7 % von derzeit et- wa 85 000 auf 75 100 Einwohnern. Das Durchschnittsalter steigt dabei von derzeit 43,0 auf dann 48,3 Jahren. Wir werden also nicht nur weniger, wir werden somit auch älter. Die Gemeinde-Allianz Hofheimer Land wurde im Jahre 2008 gegründet und entstand ur- sprünglich aus einem Förderprogramm für Investitionen zur Erhaltung und Nutzung vorhan- dener Bausubstanz. Mit diesen Zuwendungen soll eine Abwanderung in die Siedlungsgebie- te und eine Verödung der Altorte verhindert werden. Die Mitgliedsgemeinden, die Gemein- den Aidhausen, Bundorf, Riedbach und Ermershausen, die Marktgemeinden Burgpreppach und Maroldsweisach sowie die Stadt Hofheim sind mit insgesamt 52 Stadt- bzw. Ortsteilen und etwa 16 500 Einwohnern an dieser Allianz beteiligt. Ortskerne revitalisisieren – wie gehen wir es an? Die Gemeindeallianz Hofheimer Land hat ein gemeinsames Revitalisierungskonzept für die Allianzgemeinden erstellt. Dieses umfasst 1. eine qualifizierte Bestandserfassung, 2. die gemeinsame Vermarktung von Leerstand und Baulücken und 3. das Verhindern von künftigen Leerständen. 24 wie ist die aktuelle Situation? - Bestandserfassung Der erste Baustein, den auch vorhin Herr Professor Kötter als elementar beschrieben hatte, ist die qualifizierte Bestandserfassung. Mit Gründung der Hofheimer Allianz 2008 wurde mit der Leerstandserfassung in den Gemeinden der Hofheimer Allianz begonnen, als Musterre- gion für den ganzen Landkreis. Dabei konnte auf die Flächenmanagement-Datenbank des Umweltministeriums zurückgegriffen werden. Nach einer Ersterfassung durch ein externes Büro kommt der Laufenthaltung der Daten eine immense Bedeutung zu. Durch Nutzung ei- ner einheitlichen Verwaltungssoftware in den Gemeinden des Landkreises, die mit der zu- grundeliegenden Datenbank verknüpft ist, wird eine übersichtliche und vergleichbare Daten- erhebung in allen Kommunen gewährleistet. Zu dieser Flächenmanagement-Datenbank existiert auch eine empfehlenswerte Beschrei- bung von Claus Hensold vom Bayerischen Landesamt für Umwelt. In der Datenbank werden die betroffenen Potenzialflächen detailliert mit einer Reihe von At- tributen erfasst. Dazu gehören neben der Lage zunächst eine Klassifizierung des Potenzials, die Erfassung weiterer, die Entwicklung beeinflussende Rahmenbedingungen, aber auch bei einer Aktivierung der Potenziale die Art der Aktivierung und die entsprechenden zeitlichen Daten. Damit man sich ein möglichst vollständiges Bild der Situation machen kann, werden die Daten um einen Lageplan und einem Foto von jedem Objekt vervollständigt. Durch die Leerstandserhebung verschaffen wir uns ein genaues, tagesaktuelles Bild. Durch Auswertung der Datenbank können Antworten auf folgende Fragen gegeben werden: • welche Gebäude, Hofstellen oder Freiflächen sind ohne Nutzung bzw. stehen leer? • in welchem Zustand befinden sich diese? • welchen Leerstand haben wir evtl. in den nächsten Jahren zu erwarten? • wie viele bebaubare Freiflächen in den Allianzgemeinden gibt es? • welche Hofstelle ist vielleicht ohne Nachfolge? • wie viele freie Bauplätze gibt es noch? Die Auswertungen werden dann auch durch eine Reihe von in der Regel sehr bunten Karten visuell aufgearbeitet, so dass auf diese Weise schnell ein Überblick über die Situation in ei- ner Ortschaft ermöglicht wird. Die nächste Folie zeigt den so ermittelten derzeitigen und den zu erwartenden Leerstand in den bisher untersuchten Allianzgemeinden. Mittelfristig ergibt sich hier bereits ein Potenzial von 100 Wohngebäuden für derzeit etwa 3 200 Einwohner. Dazu kommt ein Bestand von ca. 150 Bauplätzen, etwa zur Hälfte in bestehenden Neubau- gebieten und in Kernbereichen. Im benachbarten Landkreis Bas Kissingen wurde so bereits eine kreisumfassende Bilanz erarbeitet. Diese ergab, dass der zu erwartende Wohnbaulandbedarf bis 2023 nur 5,3 % des derzeitigen Innenentwicklungspotenzials beträgt. Dieses ist zwar nicht vollständig aktivierbar, da beispielsweise nicht jeder Eigentümer verkaufsbereit ist, lässt aber dennoch erkennen, dass die Neuausweisung von neuen Baugebieten nicht mehr erforderlich ist. 25 wie die Potenziale nutzen? – Vermarktung der Leerstände Die Revitalisierung ist nur möglich, wenn es gelingt, die Eigentümer zu erreichen. Zunächst werden sie daher systematisch zu ihren Wünschen und Vorstellungen befragt. Kann Interes- se an einer Vermarktung geweckt werden, werden hierzu verschiedene Wege beschritten: Neben der Darstellung auf der jeweils gemeindeeigenen Internet-Plattform und der Veröf- fentlichung in Verwaltungspublikationen werden auch Kooperationen mit professionellen Im- mobilienhändlern genutzt. Das Interesse der Eigentümer an einer Vermarktung wird verstärkt durch die gezielte Auflegung eines kommunalen Förderprogramms für bauliche Investitionen. Hierzu wird für die Bereiche, in denen ein entsprechender Bedarf ermittelt wurde, gezielt ein Fördergebiet ausgewiesen. Die Ergebnisse der Eigentümerbefragung in der Hofheimer Allianz lassen sich zusammenge- fasst entsprechend darstellen. Die Befragung konnte bei klassischen Baulücken, leer ste- henden Hofstellen sowie anderen leer stehenden Wohngebäuden durchgeführt werden. Eine Resonanz konnte bei etwa zwei Dritteln der Eigentümer verzeichnet werden, von denen etwa die Hälfte an einem Verkauf interessiert ist. Insgesamt konnten so über 100 Objekte auf ca. 10 ha Fläche zum Verkauf aktiviert werden. Als Beispiel zeige ich Ihnen die „Visitenkarte“ eines zum Verkauf stehenden Objektes, wie sie dann zur Vermarktung präsentiert wird. Zur gezielten Ansprache von Interessenten oder für gemeindliche Ortskernprojekte werden für spezielle Objekte, die z.B. auch gewerblich interessant sind, Flyer produziert, von denen Sie ein Beispiel aus Burgpreppach hier sehen. Die Vermarktung kann nur dann erfolgreich sein, wenn Bauen oder Renovieren im Ortskern günstiger ist als der Neubau im Siedlungsgebiet. Bei gleichbleibender oder schrumpfender Einwohnerzahl zieht jeder Neubau auf der „Grünen Wiese“ einen weiteren Leerstand im Altort nach sich! Ich erwähnte bereits das gemeinsame Förderprogramm der Allianzkommunen. Der Förder- zuschuss beträgt einheitlich für alle Ortskerne 50,00 Euro pro m². Die Gemeinden überneh- men auch die Bauschuttentsorgung und die Beratung der Bau- oder Renovierungswilligen durch einen allianz-eigenen Architekten. Dieser erstellt auch eine seriöse Kostenschätzung, so dass die Interessenten gesichert planen können. Durch weitere Kriterien des Förderprogramms wird sichergestellt, dass nur Objekte gefördert werden, die von langfristigem Leerstand bedroht sind und nachhaltig, d.h. für mindestens fünf Jahre, wieder in eine durch den Antrag näher beschriebene Nutzung genommen wer- den. Um gezielt junge Familien anzusprechen, werden für in das Objekt ziehende Kinder zusätzliche Mittel bereitgestellt. Auf diese Weise konnten in den letzten vier Jahren 97 Baumaßnahmen in bis dahin langfris- tig leer stehenden Wohn- oder Nebengebäuden mit einem Gesamtfördervolumen von über 525.000 Euro gefördert werden. 58 Baulücken oder Leerstände konnten verkauft werden, 14 Ortskernprojekte wurden verwirklicht. 26 Allein in Bundorf, der Gemeinde mit den höchsten Bevölkerungsverlusten im Hofheimer Land, konnten, auch und insbesondere durch das persönliche Engagement des Bürgermeis- ters Herrn Endres, so 35 leer stehende Objekte durch aktive Bewerbung an Bauwillige ver- mittelt werden. Hierüber wurde durch einen Fernsehbeitrag auch der Öffentlichkeit berichtet. Ich zeige Ihnen jetzt einige Beispiele für die Wiederaufnahme der Nutzung leer stehender ehemalig landwirtschaftlich genutzter Objekte durch Ausbau bzw. Neubau zum Wohnraum, jeweils durch junge Familien. wie weiteren Leerstand verhindern? – Ortskerne attraktiv halten und Bürger einbinden Mit dem Erfolg der Initiativen der Hofheimer Allianz sank die Nachfrage nach Wohnbauland in neu ausgewiesenen Baugebieten erheblich. Um die Ziele nicht durch die Konkurrenz von günstigem Bauland zu gefährden, werden auch bereits ausgewiesene Baugebiete und Bau- plätze zurückgenommen bzw. reduziert, und zwar etwa in der Höhe, wie Baumaßnahmen in den Kernbereichen realisiert werden konnten. Auch die Verbesserung der technischen Infrastruktur und des Verkehrs gehören zu den Bausteinen, die der Attraktivitätssteigerung der Ortskerne dienen sollen. Dazu gehören die Entwicklung eines zukunftsfähigen Energiekonzeptes sowie die Optimierung der Verkehrsinf- rastruktur und des öffentlichen Personennahverkehrs. Auch hierüber wurde bereits in der Presse berichtet. Vor allem ist es aber erforderlich, die Bürger vor Ort mit einzubeziehen. Durch Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität und der Stärkung der Bindung an den Wohnort wird die Be- reitschaft gefördert, sich einzubringen – sei es durch die Bildung von Bürgerinitiativen oder durch die allgemeine