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world’s best- sounding magazine Ausgabe 1 • 2010 Jahrgang 13

B

Manu Katché Zwischen Sting und TV – der Schlagzeuger der Stars mit elegantem Sound und neuer Band. Dee Dee Bridgewater Imitation galt als die höchste Form der Bewunderung, bis die Sängerin ihr Tribut-Album für Billie Holiday aufnahm. Bobby McFerrin Klassische Choräle, afrikanische Chöre, Doo Wop, Groove und dazwischen ein erstaunlicher 60-jähriger Jungspund.

Außerdem: Sonny Rollins’ erste Jazzplatte / Solveig Slettahjell und Torun Eriksen lassen es ruhig angehen / David Sanborn und der Süden / Ledisi wird im Weißen Haus gehört / Fünf Fragen an Rolf Kühn / Willie-Nelson-Fan Richard Weize / Tord Gustavson mag das Land nicht / Christian Scott / Bojan Z und, und, und.

News, Tourdaten und Neuerscheinungen jede Woche neu auf www.jazzecho.de

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ivate your ears

rauschhaft rockige soundfabrik: „mit tonbruket setzt dan berglund seinen weg exakt dort fort, wo der stern von e.s.t. verglühte“ (jazzthing)

dan berglund / double bass johan lindström / guitars martin hederos / piano, keyboards, a.o. andreas werliin / drums, percussion

dan berglund’s

photo: jörg grosse gelderman / act tonbruket ACT 9023-2

frøy aagre / soprano saxophone nils landgren / trombone, vocals heinz sauer / tenor saxophone rigmor gustafsson / vocals andreas ulvo / piano magnum c. price / bass, vocals michael wollny / piano bernie mallinger / violin audun ellingsen / double bass m. lindgren & j. wall / woodwinds joachim kühn / piano johannes dickbauer / violin freddy wike / drums sebastian studnitzky / keyboards cynthia liao / viola andy pfeiler / guitar asja valcic / cello r. ikiz & w. haffner / drums verführerischer lyrizismus: aagres funk für einen guten zweck: „das noch junge jazzjahr hat sein ungehört - unerhört: nordic jazz klingt unaufgeregt und 1 euro jeder verkauften cd wird an erstes meisterwerk“ (faz) stimme und streicher im verträumt: „ihr internationaler ärzte ohne grenzen (msf) gespendet preis der dt. schallplattenkritik inspirierenden dialog durchbruch” (jazzthetik) cd des monats (jazzmagazine, FR) rigmor gustafsson with frøy aagre nils landgren funk unit heinz sauer radio.string.quartet.vienna cycle of silence ACT 9494 funk for life 9500-2 IF (BLUE) THEN (BLUE) ACT 9493-2 calling you ACT 9722-2

ACT artists in concert: dan berglund 16.4. - 2.5. rigmor gustafsson with radio.string.quartet.vienna: 30.3. - 7.5 nils landgren funk unit: 27.3. - 23.4. heinz sauer & michael wollny: 27.3. köln, 29.5. hamburg frøy aagre: 16.3. berlin, 17.3. münchen, 18.3. bielefeld, 20.3. st. ingbert infos unter http://www.actmusic.com/live.php

alle cd’s im fachhandel und auf allen gängigen downloadportalen. hörproben und weitere infos unter www.actmusic.com

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Editorial

Text: Astrid Kieselbach | Foto: Ben Wolf

Liebe JazzEcho-Leser, während ich dies schreibe, liegt Berlin Dass das auf ganz unterschiedliche Bobby McFerrin. Sein erstes Album seit noch unter einer weißen Eis- und Schnee- Wei­se funktioniert, beweisen die in dieser mehr als acht Jahren ist ein Manifest sei- decke. Tangieren tut mich das nicht, denn Ausgabe vorgestellten Künstler. Das Glück ner Liebe zur Vokalkunst. „He leaves the ich höre das just eingetroffene neue Al- personifiziert wohl am besten der junge audience spellbound with inspiration“, bum des Senegalesen Youssou N’Dour, Holländer Hamel mit seiner unbeschwer­ hat Herbie Hancock über seinen Kollegen der auf dieser CD einen herrlich rhythmi­ ten und gleichzeitig anspruchsvollen Pop­ mal gesagt. Uns auch. schen Weg von Dakar bis Kingston zurück-­ musik, die bereits die ganzen Niederlan- Blättern Sie durchs JazzEcho und ent- rauschhaft rockige soundfabrik: legt. Frühlingsgefühle mitten im Winter. de und ganz Japan erobert hat. Und ganz scheiden Sie selbst, welche Musik heute „mit tonbruket setzt dan berglund seinen weg exakt Zumindest, solange die Heizung funktio- Korea. Und bald ganz Deutschland? Klug die Macht über Ihren Tag haben soll. Die Astrid Kieselbach dort fort, wo der stern von e.s.t. verglühte“ (jazzthing) niert. Sie ist also noch da, auch in Zeiten ist Dee Dee Bridgewater, die ihre Hom- Möglichkeiten sind vielfältig, die Wirkun­ Chefredakteurin des musikalischen Überflusses, die Macht mage an Billie Holiday nutzt, um Lady gen auch. Day mit ganz neuen Ansätzen ins Hier dan berglund / double bass der Musik. Lassen wir uns am besten täg- lich von ihr begleiten, dann sind wir und Heute zu katapultieren, anstatt nur Viel Spaß beim Lesen und Hören, johan lindström / guitars glücklicher. Oder kreativer. Oder klüger. ihre Songs nachzusingen. Und ein Aus- Ihre Astrid Kieselbach. martin hederos / piano, keyboards, a.o. Oder inspirierter. bund an Inspiration ist der einzigartige andreas werliin / drums, percussion dan berglund’s

photo: jörg grosse gelderman / act tonbruket ACT 9023-2 Inhalt dieser Ausgabe

Mix Prof. Jazz beantwortet Ihre Fragen / Wirbel um ... den ECHO Jazz / 5 Fragen an Rolf Kühn / Sonny Rollins’ erste Jazzplatte Seite 4

Bescheidenheit ist seine Zier: der talentierte Manu Katché Seite 6 2 Entschleunigung ist die Devise der Norwegerinnen Torun Eriksen und Solveig Slettahjell Seite 8

Was trennt, wird vereint wenn David Sanborn von der Segregation spricht Seite 9

Amerika im Krieg Ry Cooder erzählt die Geschichte der Iren, die zu den Mexikanern überliefen Seite 10 frøy aagre / soprano saxophone nils landgren / trombone, vocals heinz sauer / tenor saxophone rigmor gustafsson / vocals HochgefühNL ist niederländisch und heißt Hamel Seite 10 andreas ulvo / piano magnum c. price / bass, vocals michael wollny / piano bernie mallinger / violin audun ellingsen / double bass m. lindgren & j. wall / woodwinds joachim kühn / piano johannes dickbauer / violin Meine erste Willie-Nelson-Platte beschreibt Richard Weize exklusiv Seite 11 freddy wike / drums sebastian studnitzky / keyboards cynthia liao / viola andy pfeiler / guitar asja valcic / cello Von Legende zu Legende spricht Dee Dee Bridgewater über ihr Idol Billie Holiday Seite 12 r. ikiz & w. haffner / drums verführerischer lyrizismus: aagres funk für einen guten zweck: „das noch junge jazzjahr hat sein ungehört - unerhört: First Lady’s Favorite darf sich Ledisi nennen Seite 14 nordic jazz klingt unaufgeregt und 1 euro jeder verkauften cd wird an erstes meisterwerk“ (faz) stimme und streicher im verträumt: „ihr internationaler ärzte ohne grenzen (msf) gespendet preis der dt. schallplattenkritik inspirierenden dialog Neugier auf Ebene zwei versprechen Stefano Battaglia, Michele Rabbia und François Couturier Seite 15 durchbruch” (jazzthetik) cd des monats (jazzmagazine, FR) rigmor gustafsson with frøy aagre nils landgren funk unit heinz sauer radio.string.quartet.vienna Singen macht glücklich Empfohlen vom Meister Bobby McFerrin Seite 16 cycle of silence ACT 9494 funk for life 9500-2 IF (BLUE) THEN (BLUE) ACT 9493-2 calling you ACT 9722-2 Bojan, der Unberechenbare heißt weiter Z und macht mit seiner Tetraband eventuell Jazz Seite 18 ACT artists in concert: dan berglund 16.4. - 2.5. rigmor gustafsson with radio.string.quartet.vienna: 30.3. - 7.5 Echte Werte statt Werthers Echte bekam Christian Scott von seinem Opa mit Seite 18 nils landgren funk unit: 27.3. - 23.4. heinz sauer & michael wollny: 27.3. köln, 29.5. hamburg frøy aagre: 16.3. berlin, 17.3. münchen, 18.3. bielefeld, 20.3. st. ingbert infos unter http://www.actmusic.com/live.php Stadt & Land im Fluss wenn Tord Gustavsen behauptet, Romantik fände auf dem Dorf nicht statt Seite 19 alle cd’s im fachhandel und auf allen gängigen downloadportalen. hörproben und weitere infos unter www.actmusic.com Shortcuts ausführlich und JazzEcho-Konzertführer findet man ab Seite 21

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 5 01.03.2010 13:05:46 Uhr Fragen Sie Prof. Jazz

Mehrfach schon sind mir Veranstaltungsplakate aufgefallen, auf denen steht: „Jazz & Blues“, womit das Programm der jeweiligen Veranstaltung gemeint war. Ich denke, dass Blues ein Jazzstil ist, eigentlich der älteste, sieht man von den Spirituals Der diensthabende ab, die ja wohl mehr Jazzvorläufer sind. Warum also „Jazz & Blues“? Chefjazzer Professor Jazz Diese Frage stellt Dieter Schwarz beantwortet in jedem JazzEcho die Obwohl uns die Evolutionsforscher nach- Musik ihrer afrikanischen Ahnen entstan- sen Album „Kind of Blue“ im letzten Jahr interessantesten vollziehbar erklären können, dass Homo den der weltliche Blues und Gospel und fünfzig wurde, meinte einmal: „Wenn du Leserfragen. sapiens vom Primaten abstammt, schließlich Jazz. Andererseits gibt es den Blues spielst, musst du einfach nur Haben Sie auch eine? unterscheiden die meisten von die musikalische Form des ein Gefühl spielen; du musst es fühlen.“ Dann schicken Sie uns heute noch ganz gerne „Wenn du Blues, das sogenannte Blues- Eine ebenso empfindsame Unterschei- diese bitte an: zwischen Mensch und Affe. den Blues spielst, Schema, für gewöhnlich ei- dung zwischen den Stilen traf Jerry Port- [email protected] Aber schauen Sie sich nur musst du einfach ne zwölftaktige Form mit noy, Mundharmonika-Bolide und lang- mal ein wenig um, es gibt nur ein Gefühl charakteristischer Harmo- jähriger Bandleader der Blues-Legende da ganz offensichtlich eine spielen.“ niefolge. Letztere findet man Muddy Waters: „Im Blues wollen alle Ins- Art Schnittmenge. Ähnlich ver- Miles Davis heute noch oft und gerne im trumente wie Stimmen klingen. Im Jazz hält es sich auch mit Blues und Jazz, wobei sich das jazztypische wollen die Stimmen wie Instrumente sin- Jazz. Nur weil der Blues ein Teil des Jazz Merkmal der Improvisation auch im mo- gen. Das eine ist nicht besser als das an- ist, ist Jazz noch längst kein Teil vom dernen Blues nur in geringer Dosis auf- dere. Aber anders ist es allemal.“ Blues – und schon gar nicht dasselbe. spüren lässt. Trotz – oder gerade wegen Man muss vielleicht einerseits die musik­ – der einfachen Form halten einige Jazz- historische Entwicklung betrachten: Aus musiker den Blues für die größte spiele- den Field Hollers der Sklaven und der rische Herausforderung. Miles Davis, des-

Wirbel um ... den ECHO Jazz

Text: Jörg Eipasch

Die gute Nachricht verbreitete sich Preisverleihungsshow wird zum ersten in der Szene wie ein Lauffeuer, und Mal am 5. Mai in der Bochumer Jahrhun- selbst der amerikanischen Musikbran- derthalle stattfinden. Und ähnlich wie chenbibel „Billboard“ war die Meldung die Klassiker prämieren die Jazzer nicht im vergangenen November gleich ein nur einen Künstler für das beste Album, Von den seit 1993 verliehenen sechzehn paar Absätze wert: Der Jazz, vom Phi- sondern vergeben Preise in insgesamt ECHO Jazz Awards im Rahmen der ECHO losophen und Musiktheoretiker Theo- 31 Kategorien. Ein Ansporn für die hei- Pop-Verleihung gingen nicht weniger dor W. Adorno in den 1920er Jahren mische Szene dürfte dabei sein, dass elf als sieben an deutsche Jazzkünstler. Die noch als „Teil des Kunstgewerbes“ und dieser Trophäen deutschen Künstlern neuen Auszeichnungen und die damit „Gebrauchsmusik der Oberschicht“ ge- vorbehalten sein werden. Dass die deut- verbundene Publicity in den Mainstream- schmäht, wird in Deutschland endlich schen Jazzmusiker nicht unter „ferner Medien werden dem Jazz in Deutsch- mit einer eigenständigen „ECHO Jazz“- liefen“ spielen, spiegelt sich auch in der land nun sicher noch mehr Aufschwung Zeremonie angemessen gewürdigt. Die Liste der bisherigen Preisträger wider: geben.

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 6 01.03.2010 13:05:46 Uhr 5 Fragen an Rolf Kühn

Was wären Sie geworden, wenn nicht Es gibt nichts Schlimmeres als ... Zum 80. Geburtstag von Rolf Kühn Musiker? die vorsätzliche Verletzung von Menschen- erschienen fünf seiner wichtigsten Akrobat, wie mein Vater und mein Onkel. ­rechten. Alben aus zwei Jahrzehnten jetzt Ich liebe einfach die Zirkus­welt. Der perfekte Song ... zum Beispiel erstmals auf CD: Das Leben könnte so schön sein, „Tears In Heaven“ von Eric Clapton. www.mps-label.de wenn … die Menschen gelassener, Nicht ohne meine ... Klarinette, die gütiger und ohne Vorurteile miteinander an­spruchsvollste Lady, die ich je kennenge- Rolf Kühn umgingen. lernt habe!

Meine erste Jazzplatte Als der kleine Sonny Rollins in Fats Wallers Fußstapfen treten wollte, musste er nur vor die Haustür.

Foto: Phil Bray

ie erste Jazzplatte, die ich je gehört habe, war „I’m Going D To Sit Right Down And Write Myself A Letter” von Fats Waller. Sie lief im Radio, es war 1935, ich war knapp 5 und der Song war ein Hit. Ich hatte allerdings schon vorher Jazz gehört, vielleicht sogar andere Aufnahmen von Fats Waller. Wir hatten damals ein Pianola zu Hause mit Ragtime-Notenrollen. James P. John- son und andere Stride-Musiker nahmen damals wohl viel davon auf. Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, war ich also schon musikalisch indoktriniert. Aber Wallers Persönlichkeit, seine Art, die Musik für sich zu vereinnahmen, sein Gesang – das war alles etwas ganz Besonderes und machte tiefen Ein- druck auf mich. Das war überschäumend und gleichzeitig doch sehr spirituell. Für mich klang es überirdisch. Und be- stimmte meinen weiteren Werdegang, denke ich. Die Pianolarollen hatten es mir schon angetan, aber Fats schien das zu verkörpern, was Jazz eigentlich bedeutete. Ich erinnere mich an den Stride-Pianisten Bob Howard, der da- mals im Roxy Theater in New York spielte und auch im Radio Sonny Rollins zu hören war. Meine Eltern nahmen mich zu einem seiner Auf- tritte mit, ich mochte ihn, aber das war kein Vergleich zu Fats Wallers großer Musikalität. Ich habe Waller nie kennengelernt, ich nur über die Straße ins Lincoln musste, um ihn zu sehen. aber ich weiß noch, dass ich im Dezember 1943 in der Küche Später habe ich herausgefunden, dass Waller dort Orgel spiel- unserer Wohnung in der Edgecombe Avenue saß, als ich von te und einige Stücke geschrieben hatte, die dort aufgeführt seinem Tod erfuhr – was für deprimierende Nachrichten. Er wurden. Unsere Pfade haben sich also auf seltsame Weise wohnte wie ich in Harlem. Ich kannte jeden seiner Auftritts- doch gekreuzt, ich habe viel von ihm über das aufgenommen, orte als kleiner Junge, der die Straßen von Harlem erkundet. was um mich herum passierte. Connie’s Inn etwa, ein sehr bekannter Nachtclub auf der Alles nahm Form an, als ich Fats Waller hörte. Mir war Seventh Avenue: Fats Waller hat Musik für die Revue dort klar: Das ist es. Ich wusste, das würde eine wichtige Rolle in geschrieben. Eine Zeitlang wohnten wir direkt gegenüber meinem Leben spielen. Ganz klar, das war wichtig, echt und vom Lincoln Theater. Den Film „Swing Time“ von 1936 zum ursprünglich, was auch immer es sein mochte. Beispiel, mit Ginger Rogers und Fred Astaire, ich weiß, dass www.sonnyrollinsmusic.de

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 7 01.03.2010 13:05:51 Uhr Bescheidenheit ist seine Zier

Mit neuer Besetzung und elegant elektrisiertem Sound präsentiert Manu Katché sein drittes Album auf ECM. Auf „Third Round“ trägt vieles Früchte, was der Drummer auf Tour mit Sting oder während seiner arte-Sendung „One Shot Not“ reifen ließ.

Text: Wolfgang Sandner | Foto: Visual

anft, bescheiden, sensibel und poetisch – nicht die gelernt habe, dann das: Wenn einem etwas gefällt und man typischen Attribute für einen Schlagzeuger. Aber sich damit wohlfühlt, sollte man es machen. Dasselbe gilt auch ebenso sicher, wie man sie in jeder zweiten Rezension über für die Hörer. Wenn man etwas mag, soll man es sich anhören. Manu Katchés bisherige ECM-Alben lesen kann, ist der Franzo- Je mehr man über Musik weiß, umso mehr versteht man, dass se mit den Elfenbeinküstenwurzeln kein gewöhnlicher Vertreter zwischen den Stilen die Musik dieselbe ist.“ Dass sei nicht seinerS Zunft. An der Alma Mater von Pierre Boulez und Camille „démagogique“, wie er in Ermangelung der passenden fremd- Saint-Saëns in Paris klassisch ausgebildet, tourte und produ- sprachlichen Vokabel meint, sondern die schlichte Wahrheit. zierte er nach dem Studium jahrzehntelang mit internationalen Und über die kommt er schließlich, fast ein wenig wider­ ­willig, Manu Katché Popstars wie Sting und Peter Gabriel. Seine Liebe zu Groove- auf sein eigenes neues Album zu sprechen. Nicht, dass er ein Third Round Projekten pflegt er in der Rhythmusgruppe The Tweeters mit Problem damit hätte. Im Gegenteil. Er ist stolz auf die neue ECM Dominic Miller und Pino Palladino. Spätestens seit John Aber- Band, glücklich mit dem veränderten Sound. Nur redet er eben CD 273213 crombies „Timeless“ auch jazzbegeistert, ging Manu ­Katché nicht so gerne darüber. Anfangs. „Für mich ist es schwer, dieses 1995 mit Jan Garbarek für dessen Album „Visible World“ ins Album anders zu sehen als im Sinne eines Kontinuums meiner Studio, um erst rund zehn Jahre später als Jazz-Leader bei bisherigen Arbeit“, sagt er. „Ich habe eben eine bestimmte Art, ECM zu debütieren. Nicht ganz nebenbei war er außerdem vier Akkorde zu setzen, Melodien zu schreiben. Aber wenn man Jahre lang Jury-Mitglied bei „Nouvelle Star“, dem franzö- von Musikern umgeben ist und weiß, wohin sie einen bringen sischen Gegenstück zu „Deutschland sucht den Superstar“, um können, weiß man auch, wohin man mit ihnen gehen kann. anschließend Moderator seiner eigenen arte-Sendung „One Nachdem ich mit Jason Rebello, der eine ganze Zeit bei der Shot Not“ zu werden, die nebeneinander Jamsessions von letzten Sting-Tour dabei war, gespielt hatte, wusste ich, wie Musikern wie Cesária Evora und Phoenix, Avishai Cohen und gut er Rhodes spielt, und wusste auch, dass ich das unbedingt Peaches präsentiert – mittlerweile wöchentlich. Wenn man Manu auf meinem neuen Album hören wollte – nicht unbedingt Katché fragt, wie er das alles unter sein umgedrehtes Käppi auf diese Herbie-Hancock-Art, aber schon elektronischer. Und kriegt, zuckt er die Achseln und sagt beispielsweise: „Ich bin wenn ich dann noch einen elektrischen Bass hätte, am besten sehr leidenschaftlich bei dem, was ich mache, und habe das den von Pino Palladino, um den Sound zu halten, dann würde große Glück, davon leben zu können.“ Das Bohei um seine ich auch andere Melodien schreiben können. Vom Sound her Person ist ihm auf sympathische Art und Weise unangenehm. war die Musik vorher auch voll und satt, aber sobald man diese Er ist eher ehrlich zurückhaltend als natürlich kokett, obwohl anderen Texturen einbringt, um die Musik zum Fließen und oberflächlich auch Eigenschaften wie cool und souverän auf Schweben zu bringen, wird auf einmal wirklich alles anders.“ ihn passen, wenn er – mal mit, mal ohne Hornbrille – eine gute Die dritte Runde bei ECM sollte deutlich in eine neue Figur in T-Shirt und Maßanzug macht. Richtung gehen. „Ich hatte musikalisch etwas anderes im Sinn, Will man die gepflegte Schale knacken, hilft es, Katchés ich dachte an mehr Elektrizität, andere Musiker, auf die ich die Lieblingsthema anzusprechen. Denn sobald es um Musik geht, einzelnen Parts genau zugeschnitten hatte, und daran, dass taut er auf. Nach Umwegen über Miles und Coltrane, die er das Album nicht offensichtlich eine ECM-Mentalität haben verehrt, Meshell Ndegeocello, die er bewundert, Kami Lyle, sollte. Offen gesagt, hatte ich Bedenken, Manfred Eicher das die auf seinem neuen Album Trompete spielt und singt, oder zu sagen. Ein paar Wochen, nachdem ich ihm die Demos seine übrigen neuen Kollegen wie den Saxophonisten Tore geschickt hatte, trafen wir uns in Paris, wo er gerade an einem Brunborg, den Pianisten und Keyboarder Jason Rebello, Bassist Soundtrack arbeitete. Noch bevor ich etwas zu meinen Com- Pino Palladino und Gitarrist Jacob Young, wird er grundsätz- puter-Vorproduktionen sagen konnte, meinte er, dass er sich lich. „Ich habe Klassik, Rock, viel französischen Pop, afrikani­ für dieses Album eine ganz neue Richtung gewünscht und ge- sche Musik und Jazz gemacht“, sagt er. „Wenn ich dabei eines nau die bekommen hätte. Ich war erleichtert.“ Man war sich

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 8 01.03.2010 13:05:52 Uhr Manu Katché

1958 Am 27.10. kommt Katché in Saint-Maur-des-Fossés zur Welt, einer an der Marne gelegenen Stadt, südöstlich von Paris.

1973 Nach Ballett- und Klavier­ unterricht entdeckt er seine Liebe zum Schlag­ zeug und beginnt mit 15 eine Ausbildung zum klas­si­schen Perkussionis­ ten am Pariser Konservatorium.

1985 Nach etlichen Jahren als Studio- und Livedrummer für französische Popstars wird er von Peter Gabriel engagiert, u.a. für das Album „So“.

1987 Mit Stings „Nothing Like The Sun“, u.a. auch mit Branford Marsalis, Kenny Kirkland, Gil Evans und Hiram Bullock, avanciert Manu zum Lieblings­ drummer der Popstars.

Manu Katché 2005 Sein Debüt für ECM heißt „Neighbourhood“, einig, dass „Third Round“ weniger Fortsetzung als Neustart schon 1997 gespielt hatte. „Kami war die ganzen drei Tage mit u.a. mit Jan Garbarek, sein sollte. Dafür gingen Manu Katché und seine neuen Mit- uns im Studio und es entwickelte sich so eine sehr freund- Tomasz Stanko und musiker im Dezember 2009 ins Studio La Buissonne, etwa eine schaftliche und gute Energie zwischen uns allen als Band“, dem Pianisten Marcin halbe Stunde von Avignon entfernt. Die für ECM üblichen drei erzählt der Leader. „Ich hätte mit vielen anderen Musikern Wasilewski. Tage lang nahmen sie insgesamt elf Stücke für Manu Katchés aufnehmen können. Und es wäre auch großartig geworden. neue CD auf, vom stimmungsvollen Opener „Swing Piece“, Aber das reicht nicht. Das Vertrauen, der Spaß, das Lachen, das 2007 einer Art akustischem Zeitlupen-Funk, über den spannungsge- wir teilen, zählt mehr als alles andere. Es war mir wichtig, mit Nach einer Saison als ladenen Groove von „Keep On Trippin’“, bei dem Sopransax diesen Musikern zu arbeiten.“ Auch wenn er das eher sanft Ringrichter der französi­ und Piano unisono durch die Melodie jagen, bis zur nahezu sagt, ist sich Manu Katché seiner musikalischen Sache sehr schen Version von „DSDS“ volksliedhaften Melodie und dem sehr durchlässig gewobe- sicher, bei aller Bescheidenheit. („Nouvelle Star“), ruft er nen Rhythmusgeflecht von „Being Ben“. Auf der anderen Seite www.manukatche.de die TV-Sendung „One erfreut die Ballade „Senses“ – das perfekte Stück für eine ver- Shot Not“ für arte ins regnete Liebesnacht in einem Bertolucci-Film – und natürlich Leben. die zarte Ode „Stay With You“, gesungen und getextet von der Amerikanerin Kami Lyle, in deren Stimme Manu Katché 2010 „eineTill Brönnerkindliche Joni Mitchell oder die lachende Energie einiger „Third Round“ ist sein afrikanischer Sängerinnen“ hört und auf deren Debütalbum er drittes Album für ECM.

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 9 01.03.2010 13:05:55 Uhr Torun Eriksen Solveig Slettahjell

Entschleunigung2

Ruhig, intensiv und geschmackvoll servieren die norwegischen Sängerinnen Torun Eriksen und Solveig Slettahjell mit ihren neuen Alben für Bugge Wesseltofts Label Jazzland das musikalische Äquivalent zum Slow Food.

Text: Götz Bühler | Fotos: Anders Nilsen (Eriksen), Andreas Froeland (Slettahjell)

ie Uhren laufen nicht langsamer in gewachsenen Ensemble – das neben der auf, produziert von Anders Engen, der D Norwegen. Trotzdem scheint man Leaderin aus nur sechs Musikern besteht. schon an einigen der schönsten Alben im Königreich Haralds V. mehr Zeit zu Es ist ein Genuss, mitzuerleben, wie die von Kari Bremnes und KristinManfred Asbjørnsen Eicher haben. Still, weit und endlos entspannt Musik durch gekonnte Reduktion an In- mitgearbeitet hat, ist allerdings ganz an- sich dieses Land der Fjells und Fjorde, in tensität gewinnt. Es klingt, als wären die ders. Ruhe und Seele beherrschen zwei- dem das Autobahn-Tempolimit bei 90 zwölf Songs auf ihre Essenz verdichtet. fellos auch die Kompositionen der einsti- liegt und dessen größte Fluggesellschaft Dass sie zudem noch persönlicher und gen Gospelsängerin aus Lunde, die die seit kurzem etwas langsamer fliegen intimer wirken, liegt auch daran, dass Tageszeitung „Dagsavisen“ schnell zur

Torun Eriksen lässt, um Sprit und CO2 einzusparen. Be- sich auf „Tarpan Seasons“ mehr Eigen- „Voice of the year in Jazz“ krönte. Doch Passage sonders in der norwegischen Musik kompositionen denn je finden. „Die die akustischen Gitarren und die dezente Jazzland macht sich die nationale Entschleuni- Lieder auf dem neuen Album sind min- Percussion – hier eine Harmonie vom prä- CD 273 0428 gung bemerkbar. Vor einem guten Jahr- destens ebenso sehr von Soul und Coun- parierten Piano, da ein E-Gitarren-Lick – Veröffentlichung: 09.04. zehnt gaben die „Kings of Convenience“ try beeinflusst wie vom traditionellen deuten eher in Richtung Folksong und – natürlich Norweger – ihr viel zitiertes Jazz“, sagt Solveig Slettahjell. „Ich ver- manchmal, etwa im sumpfig groovenden Motto aus: Quiet is the new loud. Inzwi- suche in diesen Songs, die großen The- „Edgar's Blues“, auch zu dieser urame­ ­ schen geht man etwas weiter, macht men des Lebens auf die er­denklich ein- rikanischen Volksmusik. Die Themen der zwar nicht „langsam zum neuen Schnell“, fachste Weise anzusprechen.“ Der musi- schönen neuen Lieder von Torun Eriksen stellt aber ausdrücklich das Schnecken- kalische Rahmen hilft dabei. Die hüpfen- haben zum größten Teil mit dem Eltern- tempo über die instrumentale Raserei. de Orgelfigur zu Beginn von „How They sein und Kindbleiben zu tun, in gewissem Nicht lange nachdem der Italiener Shine“, die dichten Trompetenchöre in Sinne auch das ohrwurmende Liebeslied Carlo Petrini das Manifest seiner Slow- „Your River“, die vielen schönen Bassläu- „Draw Me A Heart“ oder das sentimen- Food-Bewegung ausgab, gründete bei- fe, die A-cappella-Harmonien von „You tale „Bees And Butterflies“. Man ist gut Solveig Slettahjell spielsweise die Sängerin Solveig Slettahjell Go I Go“, die fast gospelhaften Steige- beraten, die neuen Alben dieser beiden Tarpan Seasons ihr Slow Motion Quintet. Langsam, aber rungen im Refrain von „Be Steady“ – sehr unterschiedlich entschleunigten Nor­ Jazzland CD 272 9450 sicher entwickelte die Pastorentochter alles stellt sich genügsam in den Dienst wegerinnen oft und regelmäßig anzuhö- E-Album (+ 2 Bonustracks) aus Bærum das Prinzip der Zeitlupenmu- der gesungenen Geschichten. ren. Diese Musik wirkt wie Durchatmen: 271 9487 sik weiter; jetzt gipfelt es in „Tarpan Sea- Diese Qualität findet sich auch auf Ganz natürlich und herrlich beruhigend. sons“, ihrem sechsten Album mit dem „Passage“, dem mittlerweile dritten Al- www.toruneriksen.de inzwischen zum Slow Motion Orchestra bum von Torun Eriksen. Die Musik dar- www.solveigslettahjell.de

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 10 01.03.2010 13:05:58 Uhr Was trennt, wird vereint David Sanborn wuchs im Süden der USA auf und ist heute noch dankbar dafür, dass die segregierten schwarzen Musiker ihn nicht als Segregierer behandelten.

Text: Christian Broecking | Foto: Lynn Goldsmith

it der Wahl von Barack Obama zum 44. ame- Charles und James Brown genauso in die Geschichte des Jazz rikanischen Präsidenten begann für ihn eine wie Charlie Parker und Miles Davis. Es ist vor allem eine Frage . „Das mag jetzt patriotisch klingen, aber für mich der Haltung und der rhythmischen Kraft.“ als Amerikaner war die Ernennung Obamas das wichtigste po- Zum Jazz kam er über den Schlagzeuger Philip Wilson, er litische Ereignis in meinem Leben“, sagt der Altsaxophonist brachte ihn damals in den Kreis um Julius Hemphill und Lester David Sanborn. Die Amerikaner haben der ganzen Welt Gleich- Bowie. „Wir waren ja noch Teenager. Mit Lester habe ich Mheit und Gerechtigkeit gepredigt, nur im eigenen Land hätten zusammen viel Motown gehört, mal spielte er in einer Zirkus­ sie sie nicht praktiziert, doch heute spürt Sanborn täglich kapelle, den anderen Tag hatten wir zusammen einen Jazz-Gig. grundlegende Veränderungen. Die politische Apathie und der Doch wer in St. Louis aufwächst, atmet den Blues, die erdige David Sanborn kulturelle Kriegszustand während der Bush-Jahre empfindet er Seite des Jazz. Das ist auch der Hauptgrund, wieso wir damals Only Everything als überwunden und das gäbe auch den Künstlern jene ganz kein Problem mit Ornette Coleman hatten. Er stammt aus Fort Decca neue Ausdrucksstärke, wie sie bei seinen jüngsten Aufnahmen Worth, Texas. Und als ich ihn zum ersten Mal hörte, sagte ich, CD 272 7053 wirksam wurde. das ist ein Bluesmusiker, der Altsaxophon spielt. Das war das Den Jazz, aus dem die amerikanische Popmusik einst ent­ Erste, was mir zu seiner Musik einfiel. Das ist Country Music, stand, bezeichnet Sanborn heute als eine immens einflussreiche Texas Blues.” kulturelle Kraft, die weltweit wirkt. In diesem Sinne drücke sein David Sanborn wurde in der afroamerikanischen Commu­ neues Album „Only Everything“ seine tief empfundene Dank­ nity akzep­tiert, doch das Gegenteil war nicht der Fall. Dort barkeit aus für die Musik von Ray Charles, die er vor 50 Jah­ren in St. Louis, wo Sanborn aufwuchs, herrscht tiefer Süden, kennen und lieben lernte. Einst beschrieb sich Sanborn als Lynchjustiz war während seiner Kindheit noch ein Thema. Alle Rhythm’n’Blues-Musiker und meinte damit, dass Musiker aus Kinos waren damals noch segregiert und seine Highschool war New Orleans eben ihre ganz bestimmte Art haben. Doch er erst ein Jahr zuvor integriert worden. „Die wirkliche Tragödie kennt Jazz und er erinnert sich gut an die Tage zurück, als er Amerikas ist, dass so viel an kulturellem Reichtum zerstört wur­ mit David Bowie im Madison Square Garden auftrat und am de“, sagt Sanborn. Und dass die Afroamerikaner Menschen aus nächsten Tag im Flugzeug nach Italien war, um dort mit Gil Communitys akzeptierten, in denen sie selbst nicht willkommen Evans beim Perugia Jazzfestival aufzutreten. „Im weiteren Sinne waren, spreche Bände über die Qualität und Erfahrung der sind wir alle Jazzmusiker, weil wir alle improvisieren“, sagt schwarzen Kultur. Sanborn. „Man möchte nicht das Gespür für die Geschichte www.david-sanborn.de und Tradition dieser Musik verlieren, für mich gehören Ray

David Sanborn

Wann ist Keith Jarrett zum ersten

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 11 01.03.2010 13:06:00 Uhr Amerika im Krieg

Im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg wechselten etliche katholische Iren die Seiten und kämpften für Mexiko. Ihre Geschichte erzählen die Chieftains mit Ry Cooder auf ihrem neuen Album.

Text: Oliver Hochkeppel

Auf den Begriff Weltmusik könnte Ry Cooder Urheberrechte den Amerikanern als Deserteure betrachtet, werden die Män- anmelden. Der Virtuose aus Los Angeles hat seine Blues- und ner in Mexiko bis heute als Helden verehrt. Ihnen sind hier mit- Folkwurzeln so früh, so vielseitig und so erfolgreich mit musika- reißende und ergreifende Balladen aus drei Musikwelten ge- lischen Traditionen verschiedenster Weltregionen und Länder widmet: amerikanische Bluesnummern, mexikanische Sones verknüpft wie wohl niemand sonst. Schon mehrfach kreuzten sowie irische Airs und Reels. Cooder und Chieftains-Chef Paddy die Chieftains seinen Weg, die berühmteste aller traditionellen Moloney steuern jeweils eine Eigenkomposition bei. Und etli- irischen Bands, wie Cooder sechsfache Grammy-Gewinner und che prominente Kollegen ließen es sich nicht nehmen, bei die- stets an der weltmusikalischen Erweiterung ihres Horizonts in- ser furiosen Geschichtsstunde mitzumachen, darunter Linda The Chieftains teressiert. Mit „San Patricio“ hat man nun gemeinsam ein ein- Ronstadt, Los Tigres del Norte, Van Dyke Parks, Lila Downs und feat. Ry Cooder zigartiges Projekt umgesetzt. Das Album erzählt die Geschichte die 92-jährige legendäre mexikanische Ranchera-Sängerin San Patricio des aus irischstämmigen Amerikanern rekrutierten Batallón de Chavela Vargas. Als Erzähler gibt sich Hollywoodstar Liam Nee- Hear Music San Patricio, das im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg Mitte son die Ehre. CD 723 1321 des 19. Jahrhunderts auf Seiten der Mexikaner kämpfte. Von www.rycooder-chieftains.de HochgefühNL Gute Laune kann so tiefgründig sein, wenn sie mit Hamel aus den Niederlanden kommt.

Text: Götz Bühler | Foto: Kai Z Feng

Wer ist Hamel? Pop-Paradiesvogel Mika scheint nun dort sein erstes internationa- twitterte kürzlich „I like Hamel“. „Man les Album. In Deutschland muss man könnte mich einen altmodischen Jazz- sich darauf noch bis Mai gedulden. sänger nennen“, meinte Hamel dagegen „Nobody’s Tune“ ist eine Sammlung aus- im Interview beim WDR-Rockpalast. gefeilter, swingend-quirliger Ohrwürmer Hamel Wer Hamel ist, fragt sich in seiner und ausbalancierter Balladen zwischen niederländischen Heimat, wo er Platin- Perfect-Pop, Sunshine-Soul und Jazz- platten erbeutet, längst keiner mehr. Crooning. Von Instant-Hits wie „Don’t gy Lee und Carmen McRae verehrt. „Ich Hamel Und in Japan und Korea kreischen die Ask“ oder „In Between“, über den senti- liebe die Sachen, die in den 40er Jahren Nobody‘s Tune Teenager schon, wenn der Blondschopf mentalen Walzer „Big Blue Sea“ bis zur Pop waren. Aber auch moderne Produk- Decca aus dem Flugzeug steigt. Das ist erstaun- absurden, aber perfekt funktionierenden tionen von Rufus Wainwright oder den CD 272 2000 lich, denn Hamels Musik ist alles andere Latin-Klezmer-Kombi „See You Once Smashing Pumpkins.“ Veröffentlichung: 07.05. als simple Popmusik. Eher klingt er wie Again“ sollte hier jeder Genussmensch Wie ausgezeichnet diese originelle ein junger Frank Sinatra, allerdings mit auf seinen Geschmack kommen. und völlig eigene Mischung funktioniert, den Beat-Arrangements seiner Tochter Wer dann noch etwas tiefer gräbt, hört man dann bei uns ab Mai, rechtzei- Nancy und dem Pop-Verständnis seiner erkennt hinter dem äußerlich gefälligen tig zum Eintreffen des Sommers, auf Enkelin. Sänger einen versierten Multiinstrumen- „Nobody’s Tune“. Bis dahin empfiehlt Nachdem die englische Presse den talisten und erstaunlich reifen Song- sich zum Kennenlernen Hamels Web­ jungen Holländer als einen „Pionier der schreiber, der Tom Waits, Jeff Buckley page. neuen Generation“ entdeckt hat, er- und PJ Harvey kennt, aber genauso Peg- www.hamelmusic.de

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 12 01.03.2010 13:06:03 Uhr Willie Nelson Country Music Rounder CD 613 2802 Veröffentlichung: 16.04.

Willie Nelson Meine erste Willie-Nelson-Platte

Richard Weize, Chef von Bear Family Records, ist Deutschlands größter Country-Experte und wahr- scheinlich auch der größte Willie-Nelson-Fan. Jetzt kann er endlich beide Leidenschaften verbinden.

Text: Richard Weize | Fotos: David Clinch (Nelson), Günter Zint (Weize)

enn es heißt: „Will hier jemand ’ne Platte ma- (von T-Bone Burnett), kein verjazzter Krawall, wie sonst oft auf chen?“, dann reißt Willie Nelson traditionell nicht seinen Konzerten, sondern sehr differenziert. Eine richtig schö- nur die Arme hoch, sondern auch noch die Füße. In der rich- ne Country-Pop-LP. Nur „Nobody’s Fault But Mine“ ist ein biss- tigen Stimmung macht er alles – und das seit 1954. Ich war chen jazzig, sonst sind es echte Country- und Bluegrass-Klassi- ein harter Country-Fan und lebte als Weinhändler in England, ker, eingespielt mit großartigen Nashville-Musikern wie Ronnie Wals ich Willie Nelson 1968 zum ersten Mal erlebte, im Vorpro- McCoury auf der Mandoline oder dem Gitarristen Buddy Mil- gramm von Hank Snow. Den habe ich allerdings gar nicht ler. Die spielen dann „Drinking Champagne“, ein Stück, das Richard Weize mehr gehört, weil ich sofort hinter die Bühne gegangen bin, der Dallas-DJ Bill Mack geschrieben hat, oder Porter Wagoners um mit Willie zu reden. Von da an habe ich jahrelang jede ersten großen Hit „A Satisfied Mind“, dann noch einen Song Willie-Nelson-Platte gekauft. Aber irgendwann, bei vielleicht der Louvin Brothers und sogar „Man With The Blues“, Willies hundert Stück, habe ich aufgehört. Er macht einfach zu viel. erste eigentliche Single von vor über fünfzig Jahren. Ich habe Nicht, weil er Geld braucht – im Gegenteil –, sondern weil er bisher erst sechs Stücke gehört, aber wenn die anderen neun diese Begeisterung empfindet. Letztens, als ich in L.A. war, hat auch so sind, kann ich die Platte wirklich empfehlen. Jetzt muss er im Capitol-Studio sogar mit Diana Krall aufgenommen. Und ich wohl wieder anfangen, mir Willies Platten zu kaufen. jetzt also „Country Music“. Ich war vorher etwas skeptisch, nachher angenehm überrascht. Die Musik ist gut produziert

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 13 01.03.2010 13:06:07 Uhr „Ich konnte singen wie sie. Ich konnte Von Legende reden wie sie. Ich war sie.“ zu Legende

Der Titel des neuen Albums von Jazzsängerin Dee Dee Bridgewater beginnt wie ein Lexikoneintrag und endet in einer Liebeserklärung: „Eleanora Fagan (1915–1959): To Billie With Love From Dee Dee“.

Text: Götz Bühler | Foto: Mark Higashino von Las Vegas gelandet ist, nicht nur zu den Fortschrittlichsten ihrer Zunft. Auch hat sie sich im Lauf ihrer Karriere immer leanora Fagan, genannt Billie Holiday oder wieder als engagierte Historienpflegerin hervorgetan: Vor kurz „Lady Day“, ist eine der einflussreichsten fünfzehn Jahren feierte Dee Dee die Musik Horace Silvers auf und zugleich tragischsten Figuren der Musik­ dem Album „Love And Peace“, zwei Jahre später gewann sie geschichte. Ihr Schicksal führte die Jazzsängerin von grausam einen Grammy für „Dear Ella“, 2002 nahm sie ein Album mit zu grandios, von einer Jugend, in der es von allem zu wenig der Musik Kurt Weills auf. gab, außer Armut, Brutalität und Rassismus, zu internationalem Tatsächlich plante Dee Dee Bridgewater schon Ende der Ansehen, von kleinen Club-Gigs bis zu einem gefeierten 80er Jahre, ein Album mit Billie Holidays Musik aufzunehmen. Konzert in der Carnegie Hall, zu Drogenexzessen und Ver­ Und das kam so: Nach einem umjubelten Konzert in Paris bot haftungen und schließlich zu einem viel zu frühen Tod an ihr der Theaterregisseur Stephen Stahl 1986 die Hauptrolle Eeiner Leberzirrhose. Wenn sich jemand jetzt, fünfzig Jahre nach in seinem neuen Ein-Frauen-Musical an. Es sollte „Lady Day“ „Lady Days“ Tod, ihrem nach wie vor lebendigen kulturellen heißen und das Leben und die Musik der Frau beschreiben, Erbe mit ebenso viel intimem Verständnis wie Liebe widmen über die Jeanne Moureau einmal gesagt hatte: „Sie kann kann, dann nur „Lady Dee Dee“, die letzte echte Jazzdiva in einer Strophe mehr Gefühle ausdrücken als die meisten unserer Zeit. „Ich war schon früh fasziniert von Billie Holidays Schauspielerinnen in drei Akten.“ Lady Dee Dee akzeptierte und Leben“, sagt Dee Dee Bridgewater. „Mit neunzehn hörte ich brillierte in dieser Rolle, so sehr, dass sie im Jahr darauf sogar zum ersten Mal ihre Musik. Wenig später las ich dann auch ihre im Londoner Westend gastierte und für einen Prix Laurence Biographie ‚Lady Sings The Blues‘. Darin fand ich vieles, womit Olivier als beste Schauspielerin nominiert wurde. „Nachdem ich mich identifizieren konnte. In fast allen Lebensaspekten ich die Rolle angenommen hatte, hörte ich monatelang nur gab es Parallelen.“ Die Musik, die Stimme, die Legende von noch Billies Musik, sah mir ihre Filme an, damit ich sie und „Lady Day“ haben Denise Eileen Garrett, genannt Dee Dee ihre Stimme studieren konnte“, erzählt Dee Dee Bridgewater. Bridgewater, seit damals ständig begleitet, wenn nicht sogar „Billie darzustellen, war für mich etwas beunruhigend. Es war, geformt. Dass sie ihrer vorbildhaften Vorfahrin und deren Musik als wäre ich von ihr besessen, als würde sie mich verzehren. erst jetzt, kurz vor ihrem sechzigsten Geburtstag am 27. Mai Es ging so weit, dass ich Post bekam, die an meine Adresse, 2010, ein ganzes Album widmet, ist wenigstens ungewöhnlich. aber mit dem Namen ‚Billie Holiday‘ adressiert war. Ich konnte Schließlich gehört die Sängerin aus Memphis, Tennessee, die singenSteve wie Kuhn sie. Ich konnte reden wie sie. Ich war wie sie.” Die über Stationen in New York und Paris mittlerweile in der Nähe logische Konsequenz? Ein Album mit ihrer Musik aufzunehmen,

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 14 01.03.2010 13:06:08 Uhr Dee Dee Bridgewater

Von Legende zu Legende

mit diesen Stücken, die sie zwei Jahre lang Nacht für Nacht Griots, des Geschichtenerzählers, teilen. Auch bei „Good auf der Bühne gesungen und gelebt hatte. „Natürlich wollte Morning Heartache“ begleitet Carter die leidende Lady, ich dieses Album damals schon machen, aber aus finanziellen diesmal an der Bassklarinette. Lustig wird es bei „Lover Man“, Gründen wurde daraus leider nichts“, erinnert sich Dee Dee. das gegen alle Erwartungen als optimistische Ode an die „In gewissem Sinne bin ich im Nachhinein sogar ganz froh Partnersuche daherswingt. Ganz neu und überraschend sind darüber. Schließlich imitierte ich Billie damals, sogar ihre auch die Versionen der Holiday-Komposition „Don’t Explain“, Bewegungen, ihre Mimik, ihren Gang. Jetzt, auch inspiriert mit sehr reduzierter Percussion-Begleitung, gestrichenem durch die Arbeit an meinem Mali-Album ‚Red Earth‘, fühlte ich Bass und Querflöte, oder des Dauerbrenners „God Bless mich frei und reif genug, ihre Musik und ihr Erbe auf meine The Child“. Auf „Foggy Day“ zündet die Diva schließlich Dee Dee Bridgewater Art und Weise zu zelebrieren.“ Kaum aus Westafrika zurück, eines ihrer berühmt-berüchtigten Scat-Feuerwerke, um sich Eleanora Fagan begann ihr langjähriger Pianist Edsel Gómez, neue Arrange- beim abschließenden „Strange Fruit“ dramatisch aus der (1915–1959) To Billie ments für zwölf Klassiker aus Billie Holidays Repertoire zu schrei­ sentimentalen Schlinge zu winden. Immer wieder gelingt es With Love ben. Mutige, moderne Interpretationen, die ganz neue Seiten Dee Dee und ihrer „Traumband“ dabei, diese Musik aus einer From Dee Dee und Stimmungen dieser Standards aufdecken. Aufgenommen modernen Perspektive darzustellen und ihr damit neues Leben Emarcy wurde „Eleanora Fagan (1915–1959): To Billie With Love einzuhauchen. Das Album ist eine Liebeserklärung und eine CD 272 4155 From Dee Dee“ schließlich an drei Tagen in New York, mit tiefe Verbeugung – von Legende zu Legende. „Ich möchte, instrumentalen Gästen wie dem Bassisten Christian McBride, dass sich die Leute so gut fühlen, nachdem sie das Album dem Drummer Lewis Nash und dem multiinstrumentalen gehört haben, dass sie neugierig werden, und mehr über die Holzbläser James Carter. „Es war magisch“, urteilt Dee Dee über wahre Billie Holiday herausfinden wollen: Diese Freude, die die Session für ihr eigenes Label DDB, bei der wieder einmal Liebe, ihren Mut und ihre Kraft als Songwriterin; und eben der legendäre Toningenieur und Produzent Al Schmitt hinter nicht nur die dunklen, tragischen Seiten ihres Lebens. Billie hat den Reglern saß. „Die Grooves waren perfekt, weil jeder seinen es verdient, dass man ihre Musik in einem neuen Licht hört.“ Part nahm und ihn sich zu eigen machte. Meine gesangliche www.deedeebridgewater.de Intensität kam direkt davon, was ich von ihnen hörte. In jeden einzelnen Song floss enorm viel Liebe.“ PS: Um der Namensvielfalt Billie Holidays noch eine weitere Die malischen Wurzeln des Blues und Jazz sind schon Fußnote hinzuzufügen: In ihrer Geburtsurkunde stand der im Opener „Lady Sings The Blues“ spürbar, bei dem sich Name Elinore Harris, der Nachname ihrer Mutter Sarah, die Dee Dee und James Carter am Tenorsaxophon die Rolle des erst später durch Heirat zu Sarah „Sadie“ Fagan wurde.

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 15 01.03.2010 13:06:08 Uhr First Lady’s Favorite

Ledisi ist eine der wenigen Soulsängerinnen unserer Zeit, die diese Bezeichnung nicht nur verdient, sondern lebt. Mit „Turn Me Loose“, produziert von Raphael Saadiq, Jam & Lewis, Rex Rideout und anderen, präsentiert Michelle Obamas Lieblingsstimme schon jetzt das Soulalbum des Jahres.

Text: Götz Bühler | Foto: Jack Guy

„Schon die Stimme ist ein Ereignis: Ein voller und kräftiger Alt, der sich empfindsam und locker-leicht in himmlische Höhen schraubt, ohne dabei unnötige Schnörkel zu drehen, ein Or- gan wie eine Naturgewalt, das selbst im ekstatischen Schrei Ledisi noch klar und konzentriert klingt, dann wieder, im tiefsten Atemhauch, sinnlich und sanft. Michelle Obama, kürzlich vom zeile für das neue Album schreiben, an die sie glaubte. Die Ret- amerikanischen Magazin „People“ nach ihrer momentanen tung kam durch eine Schallplatte des Drummers von Jimi iPod-Playlist gefragt, fiel sofort Ledisi und deren „really pretty Hendrix’ Band of Gypsies. „Ich hatte Buddy Miles’ Soul-Rock- Ledisi voice“ ein. Die First Lady, stets diplomatisch, neigt allerdings Klassiker ‚Them Changes‘ nie zuvor gehört. Aber schon nach Turn Me Loose zu Untertreibungen. Im Rest der Republik fallen die Beschrei- dem ersten Durchgang war ich begeistert und wusste, dass ich Verve bungen von Ledisis Stimme enthusiastischer aus, reichen vom auf meinem nächsten Album einfach frei sein und loslassen CD 270 6972 „New York Times“-Zitat „ihre Stimme ist ihr eigener tragba- wollte. Ich würde alles geben, was ich gesanglich, stimmlich rer Spielplatz“ bis zu den zahl- und atemlos überschwängli- draufhabe, und mich weder stilistisch noch sonst wie ein- chen Liebesbekundungen auf Fan-Websites, in Radio- und TV- schränken lassen. Ich bin also auf diesem Album sehr offen, Programmen. Dabei ist die sagenhafte Soulsängerin mit Wur- sehr ehrlich, sehr Hip-Hop-Jazz-R’n’B – und sehr frei. Das ist es, zeln in New Orleans und Wohnsitz in Oakland kein Frischling. worum es bei diesem Album geht: Frei zu sein.“ Nicht, dass sie Sie war sogar schon reichlich erfolgsverwöhnt, als sie 2007 ih- vorher in Fesseln gelegen hätte, aber tatsächlich wirken die ren Vertrag mit Verve unterzeichnete. Zwei Alben hatte die sin- vierzehn Songs dieses Albums wie ein befreiender Rundum- gende Songwriterin seit 2000 auf ihrem eigenen Label veröf- schlag. Dass „Change“, also Veränderung, ein zentrales Thema fentlicht, mit Helden wie Poncho Sanchez, Omar Sosa und dieses Albums darstellt, ist offensichtlich: Neben einer umwer- Third Eye Blind gearbeitet und sich internationale Ehrungen fend explosiven Version von „Them Changes“ stehen der und Preise verdient. Ihr Majordebüt „Lost & Found“ hob sie Kopfnicker-Funk von „Everything Changes“, das von Raphael allerdings noch ein bis vier Stufen höher zum Firmament; sie Saadiq produzierte „Love Never Changes“ im modernisierten tourte um die ganze Welt, verkaufte eine Viertelmillion CDs, Motown-Sound und die Powerballade „Goin’ Thru Changes“, war regelmäßig bei MTV und BET und in den Billboard-Charts eben für einen Grammy in der Kategorie „Best R‘n‘B Female und wurde schließlich in der Königskategorie „Best New Ar- Vocal Performance“ nominiert. Die zweite Single des Albums, tist“ für einen Grammy nominiert. Bei dieser Karriere sollte die in den USA gerade kreuz und quer durch Charts und man ­annehmen, dass Ledisi mit dem damit einhergehenden Sender läuft, ist „Higher Than This“, eine gospelig-moderne Erwartungsdruck entspannt umgehen kann. Doch das umwer- Soulnummer, produziert von den einstigen Prince- und Janet- fende, nahezu ansteckende Selbst­bewusstsein in dieser Aus- Jackson-Weggefährten Jam & Lewis. Andere Ausnahmestücke nahmestimme trügt. „Früher fragte ich mich immer, ob mich tragen die produzierende Handschrift von Rex Rideout – etwa die Leute verstehen, ob sie wirklich wissen, wer ich bin“, erin- das Glücks-Tanz-Titelstück – oder des Hip-Hop-Soul-Stars Chu- nert sich Ledisi, deren Name aus dem westafrikanischen Yoru- cky Thompson, dessen Funk auch auf „Trippin’“ zur Geltung ba kommt und „vorbringen, herkommen“ bedeutet. „Auf ein- kommt. Das einzige Bindeglied zwischen diesen unterschied- mal kamen Wildfremde, aber auch die Leute meiner Plattenfir- lichen Musikwelten ist die Stimme von Ledisi. Zum Glück ist die ma, und meinten: „Okay, wir kennen dich jetzt. Was machst nicht nur „really pretty“, sondern so eindringlich, außerge- du als Nächstes?“ Ledisi beantwortete die Frage mit einem klei- wöhnlich und „soulful“, dass sie ganz natürlich im Vordergrund nen Schock und einer großen Schreibblockade. Sechs Monate steht – ein echtes Ereignis. lang brachte sie keinen Ton zu Papier, konnte nicht eine Text- www.ledisi.de

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 16 01.03.2010 13:06:10 Uhr Back on the Block Klassische ECM-Alben als Originalausgaben auf 180g-Vinyl

Chick Corea Pat Metheny Group Pat Metheny Group Jimmy Giuffre 3 Keith Jarrett Keith Jarrett Trio Return To Forever Pat Metheny Group Offramp 1961 The Köln Concert Tribute ECM 1022 / LP 2727884 ECM 1114 / LP 2727889 ECM 1216 / LP 2727893 ECM 1438 / 2 LP 8496441 ECM 1064 / 2 LP 2727888 ECM 1420 / 2 LP 8471351

Alle ECM Classic Vinyl-Reissues erscheinen als audiophile 180 Gramm-Pressungen im hochwertigen Original-Artwork. Zur Zeit in Planung: Arvo Pärt „Tabula Rasa“, Keith Jarrett/Jan Garbarek „Belonging“, „My Song“, Pat Metheny „80/81“, „Travels“, Arve Henriksen „Cartography“, Jon Hassell „Power Spot“.

Keith Jarrett Trio Keith Jarrett Trio Enrico Rava Quintet Still Live Yesterdays New York Days Alle News zu Veröffentlichungen von ECM-Alben auf Vinyl ECM 1360 / 2 LP 8350081 ECM 2060 / 2 LP 1794205 ECM 2064 / 2 LP 1797340 finden Sie jeweils aktuell auf www.ecm-vinyl.de.

ECM Vinyl Anzeige 210x105 2.indd 1 05.02.10 14:16 Neugier auf Ebene zwei

Die größten Überraschungen erlebt man immer im vermeintlich bestens Bekannten. Die ECM-Künstler Stefano Battaglia und Michele Rabbia sowie François Couturier entlocken dem Klavier gänzlich verschiedene, aber gleich neue Töne.

Text: Ralf Dombrowski | Foto: Dániel Vass / ECM

oder Dominique Pifarély und als Solisten, der sich zuletzt mit „Nostalghia: Song For Tarkovsky“ (2006) vor der Bilderwelt Stefano Battaglia / des russischen Filmästheten verneigt hat. Mit „Un jour si blanc“ Michele Rabbia öffnet er das Feld der Zueignungen noch weiter. Es ist sein ers- Pastorale tes Soloalbum, und Couturier spannt den Bogen von abstra- ECM hiertem Barock bis zur Harmonik des Impressionismus, vom CD 271 3764 improvisierenden Gedankenstrom bis zur pointillistisch gefass- ten Form. Es ist ein Recital akustischer Zeichnungen und Aqua- relle, frei für Assoziationen und zugleich gebunden in der Aus- druckskraft eines ungewöhnlichen Pianisten. Stefano Battaglia François Couturier hingegen gibt sich karger, situativer. In „Pastorale“ entwirft der Mailänder Pianist zusammen mit dem Perkussionisten und Elektroniker Michele Rabbia einen Soundraum, der Minimalis- Noch immer will das Klavier erforscht werden. Erstaunlich ei- tisches mit Eruptivem, intuitiv Fließendes mit Pathetischem gentlich bei einem Instrument, das sich während der vergan- verknüpft. Connaisseure werden im stilistischen Stammbaum genen anderthalb Jahrhunderte baulich kaum verändert, dafür ein wenig Cage und Nancorrow entdecken. Aber auch reich- zahlreiche Meister der Interpretation gefunden hat. Und doch lich Humor: Battaglias dritte Aufnahme bei ECM lebt von sub- François Couturier gibt es diese Künstler, die dem Geheimnis des Klavierklangs auf tilen Brechungen, von plötzlichen Wendungen und überra- Un jour si blanc den Grund gehen wollen. Zum Beispiel François Couturier. schenden Timbres. Denn das Klavier will noch immer erforscht ECM Man kennt den französischen Pianisten seit den frühen 90ern werden. CD 270 2689 als Farbenmagier an der Seite von Kollegen wie Anouar Brahem www.ecm-sounds.de

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 17 01.03.2010 13:06:13 Uhr Der Sprachschatzmeister empfiehlt: Singen macht glücklich

Zu seinem 60. Geburtstag schenkt uns Bobby McFerrin „VOCAbuLarieS“, ein komponiertes Kehlkopfwunderwerk zwischen klassischen Chorälen, afrikanischen Chören und Soul-Doo-Wop-Gospel-Gesängen, freudestrahlend im Groove der wunderbarsten Weltmusiken.

Text: Götz Bühler | Foto: Carol Friedman

Bobby McFerrin VOCAbuLarieS Emarcy CD 272 5556

Bobby McFerrin

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 18 01.03.2010 13:06:15 Uhr ing for your life“ steht auf einem T-Shirt, das man wie ihn, der schon mit seinen Alben mit Yo-Yo Ma, Chick Corea Bobby McFerrin über Bobby McFerrins Website bestellen kann. Mutter- und Herbie Hancock für Überraschungen sorgte, ist dieses Werk sprachler erkennen darin eine Kombination aus „Run for your ein absolutes Novum. Seit sieben Jahren in Produktion, ist es 1950 life“, also „Renn um dein Leben“, und „Sing for your supper“, McFerrins Antwort auf die Frage nach einer „klassischen Moder- Am 11. März kommt Seinem entfernten Verwandten von „Wie du mir so ich dir“. ne“, seine Klangwelt für das 21. Jahrhundert. Den Anstoß dazu Bobby McFerrin in New ­Diese Mischung aus Motto und Kommando macht besonders gab seine langjährige Managerin und Produzentin. „Ich erlebte York zur Welt. im Zusammenhang mit dem Stimmwunder aus New York Sinn. mit, wie Bobby die Wiener Philharmoniker dirigierte, dann Tatsächlich ist es eine humorige Kurzfassung seiner Lebens­ mit Mehrspuraufnahmen experimentierte, mit seinem zwölf- 1956 philosophie. „Singen ist eine spirituelle Sache“, meint Bobby stimmigen Gesangsimprovisationsensemble Voicestra auf Tour Kurz nachdem der Bariton McFerrin, „völlig unabhängig davon, ob es sich um geistliche ging und dann wieder seine abenteuerliche Soloshow aufführ- Robert McFerrin Sr. als oder weltliche Musik handelt. Beim Singen finde ich ganz zu te“, erklärt Linda Goldstein. „Ich dachte, es müsste doch mög- erster Schwarzer eine mir. Für mich ist es ein Weg zu beten, Gott zu ehren.“ Die vo- lich sein, einen Ort zu finden, an dem all diese Wege zusam- Titelrolle an der Met kalen Glaubensbekenntnisse des eben 60-Jährigen mit dem menlaufen.“ Sie engagierte den klassisch ausgebildeten Kom- gesungen hatte, bekam weisen Blick des Altmeisters in den lachenden Augen eines klei- ponisten, Arrangeur und Sänger Roger Treece, der sich durch Junior Klavierunterricht nen Jungen funktionieren so universell, wie sie einzigartig sind. ein paar hundert Stunden Live-Aufnahmen von Bobby McFerrin an der Julliard School. Wenn er eine Bühne betritt, fasziniert er das Publikum nicht hörte, um Ideen zu sammeln und zu bündeln. Anschließend nur, er regt seine Zuhörer zum Mitmachen an und involviert sie schrieb und produzierte Treece sieben Jahre lang die Musik von 1977 aktiv in seine Improvisationen, besonders bei seinen Soloauf- „VOCAbuLarieS“, wie er es nennt: „sieben durchkomponierte Bobby, seit der Highschool tritten. „Musik zu hören ist etwas anderes, als sie selbst zu sin- Stücke mit Groove“. „Für mich ist es ein völlig anderes Werk“, als Keyboarder auf Tour, gen“, weiß er. „Wenn man etwas aufführt, hört man nicht nur sagt Bobby McFerrin. „Ich habe noch nie so eng mit einem an- u.a. mit verschiedenen zu, sondern ist auch mittendrin. Es entsteht ein Dialog mit der deren Komponisten gearbeitet, der um das herum schreiben Top-40-Bands, beginnt Musik, man verbindet sich mit ihr. Dadurch, dass man an der konnte, was ich mache. Als jemand, der improvisiert, bin ich es mit der Band The Astral Aufführung teilhat, versteht man die Musik besser.“ gewohnt, dass alles nur im Moment existiert – und man es Projection auch zu singen. Es war 1988, als Bobby McFerrin einen Denkspruch des dann loslässt. Aber hier hörte Roger etwas, das ich einmal ge- schweigenden Gurus Meher Baba spontan im Studio in einen sungen hatte, und entwickelte daraus ein Thema und Variati- 1980 komischen Calypso-Song verwandelte. Seitdem ist er ein Welt- onen. Dann kam er zu mir: ‚Hier, sing das!‘ Es war alt und neu, Auf Empfehlung von Bill star. Früher war das Wunderkind des ersten afroamerikanischen meins und nicht meins. Es war eine echte Herausforderung.“ Cosby wird er als Sänger Ensemblemitglieds der New Yorker Metropolitan Opera ein Im Schnitt entstand auf diese Art und Weise ein Stück pro zum Playboy Jazz Festival „musician’s musician“, ein Insider-Tipp. Er hatte auch schon Jahr – aus insgesamt 800 Stunden Musikaufnahmen. Treece eingeladen. Der erste vorher Grammys bekommen, immerhin für Aufnahmen mit nahm allerdings nicht nur den Leader auf, sondern auch eine Plattenvertrag folgt 1981. The Manhattan Transfer und Jack Nicholson oder für die Titel­ ganze Armada befreundeter Sänger und Musiker, von Lisa melodie von Bertrand Taverniers „Um Mitternacht“. Aber nur Fischer und Bernard Fowler, die beide auch bei den Rolling 1988 weil ihn Kritiker und Kollegen bewunderten, waren die Aufla- Stones zu hören sind, über Janis Siegel von The Manhattan Das Album „Simple gen seiner Platten nicht automatisch gestiegen. Seit den Milli- Transfer, die New York Voices, Luciana Souza und Theo Bleck- Pleasures“ mit dem Hit onenverkäufen des Dauerbrenners „Don‘t Worry, Be Happy“ mann, bis zu Drummer Alex Acuña und dem Steely-Dan- „Don’t Worry, Be Happy“ ist Bobby McFerrin nicht nur ein „musikalisches Phänomen“, Programmierer Steve Wolf. Das Ergebnis, die sieben Songs verkauft sich weltweit wie ihn die „New York Times“ nennt, sondern auch ein Publi- von „VOCAbuLarieS“, funktioniert zum Glück nicht nur auf über zehn Millionen Mal. kumsmagnet. Sein Tourkalender für 2010 zeigt schon jetzt einer bewundernswerten Ebene zwischen Chor-Artistik und Konzerte auf der ganzen Welt, in Glasgow, Moskau, San Fran- Art-Musik, sondern auch als fröhlich entspannter Hörgenuss. 1990 cisco, Lugano, Toronto, Athen, Prag und Bukarest, in der Mai- Man muss nicht wissen, dass hier in fünfzehn Sprachen plus „Zum Spaß“ beginnt er länder „Scala“, der Münchner Philharmonie oder mit 65.000 einem höchst eigenen „McFerrin’sch“ gesungen wird. Man muss mit dem Dirigieren – Sängern beim „!Sing – Day of Song“ in der Veltins-Arena auf die Harmonien, Rhythmen und Melodien aus Treeces Feder und Unterricht hatte er bei Schalke. An drei Abenden im Juli tritt er auch beim „Oregon McFerrins Mund nicht verstehen. Man darf auch ruhig verglei- Leonard Bernstein und Bach Festival“ auf, unter anderem mit Thomas Quasthoff als chen, mit The Free Design, MPB-4, den Singers Unlimited oder Seiji Ozawa erhalten. Gast. Dass sich Bobby McFerrin seine Popularität, diesen „Star- auch Ladysmith Black Mambazo. Vor allem aber sollte man sich Status“, über zwanzig Jahre erhalten hat, obwohl er nur einen auf diese choralen Vielfältigkeiten einlassen, ganz genau hinhö- 2009 einzigen Hit hatte, den er zudem seit mindestens fünfzehn Jah- ren. Und im nächsten Moment einfach nur die Musik wirken „Bobble“, seine ren nicht mehr öffentlich singt, spricht für sein enormes Talent. lassen. Vom krabbelnden „Baby“, über das quirlige „Say Ladeo“, improvisierte Oper über Dass er diese Gabe außerdem ganz bewusst nutzt, um das spi- irgendwo zwischen Doo Wop und Brasilien, über die afrika- den Turmbau zu Babel, rituelle Erlebnis des Singens unter die Menschheit zu bringen, nischen Erinnerungen in „The Garden“ bis zum sakralen Orches­ wird mit zwanzig anstatt sich zurückzulehnen und ein paar flüchtige Radiohits zu terwerk „Brief Eternity“. „Musik ist heute so allgegenwärtig und Sängern (u.a. Ulita Knaus produzieren, spricht für seinen Charakter. Ob er ein Philharmo- verfügbar, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen“, meint und Camille) im römi- nie-Orchester dirigiert oder das „Sing Off“ von American Idol McFerrin. „Es hilft, wenn wir wieder lernen, die Augen zu schlie- schen Theater in Augst leitet, Bobby McFerrin geht es nur um eines: Musik. ßen, ruhig zu werden und uns bewusst zu sein, dass uns das, aufgeführt. TillMit Brönner „VOCAbuLarieS“ beweist sich Bobby McFerrin erneut was wir gerade hören, so noch nie begegnet ist.“ auch im Studio als Grenzensprenger. Selbst für einen Künstler www.bobbymcferrin.de

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 19 01.03.2010 13:06:15 Uhr Bojan, der Unberechenbare Text: Jörg Eipasch | Foto: JM Lubrano

„Ob es Jazz ist oder nicht, weiß ich schiedlichen Stimmungen in seinen oft- Seb Rochford und Bassistin Ruth Goller, nicht“, sagt Bojan Z über die Musik sei- mals suitenähnlichen Stücken auf er- dem Rhythmusgespann der britischen ner Tetraband. „Wir improvisieren jeden- staunlich organische Weise. Die Musik Jazz-Punk-Band Acoustic Ladyland, fand falls sehr viel. Und Überraschungsmo- des neuen Albums „Humus“ erinnert mal der innovationsfreudige Serbe kongeni- mente spielen in unserem musikalischen an die rockigen Exkursionen von Miles ale Partner, die – wie er selbst – die Intel- Konzept definitiv eine wichtige Rolle.“ Davis in den 1970ern, mal an die jaz- lektualität des Jazz mit der Energie des Unberechenbar ist die Musik des ser- zigeren Seitensprünge Frank Zappas in Rock zu paaren verstehen. Von Kritikern bischen Pianisten und Keyboarders seit derselben Zeit. In den balladesken, eher in Frankreich, Großbritannien und den Bojan Z & Tetraband jeher. Getrieben von einer heute nur melodiebetonten Stücken wiederum USA wurde die Tetraband deshalb zu Humus noch selten anzutreffenden Experimen- klingt die Tetraband modern und sehr Recht schon als eines der hipsten En- Emarcy tierlust, jongliert er in seiner Musik mit europäisch, und manchmal offenbart Bo- sembles der aktuellen Jazzszene gefeiert. CD 532 0498 einer Vielzahl von Stilelementen. Dabei jan sogar seine Wurzeln in der Folklore setzt er diese aber nicht collagenhaft an- des Balkans. In dem New Yorker Posau- einander, sondern entwickelt die unter- nisten Josh Roseman sowie Schlagzeuger Echte Werte statt Werthers Echte

Christian Scott Christian Scott gibt die akademischen Lehren Yesterday seines Großvaters mit der Trompete an uns alle weiter. You Said Tomorrow Concord Text: Jörg Eipasch | Foto: Kiel Scott CD 723 1412 Für viele Großeltern scheint die väterliche Engagement trug Früchte: Bei- 5 Buchtipps von größte Daseinsberechtigung darin de Brüder gehörten auf der Highschool Christian Scott & Opa: zu bestehen, die Enkel nach allen Regeln zu den Klassenbesten. Und Christian, der Barry Schwartz: Anlei- der Kunst mit Süßigkeiten zu verwöh- mit zwölf Jahren begonnen hatte, Trom- tung zur Unzufrieden- nen. Nur wenige nehmen ihre Rolle erns- pete zu spielen, erhielt ein Vollstipendi- Christian Scott heit – Warum weniger ter. Christian Scotts Opa war so einer. um für das Berklee College of Music, wo glücklicher macht Statt Christian und seinen Zwillingsbru- er in nur zwei Jahren zwei akademische Ralph Ellison: der Kiel mit Werthers Echten vollzustop- Abschlüsse machte. Heute gilt Scott als sprachen, existieren immer noch“, meint Der unsichtbare Mann fen, vermittelte er ihnen echte Werte. Je- einer der großen Innovatoren seiner Ge- er. „Sie mögen ein wenig anders ausse­ Cornel West: de Woche ließ er die beiden Jungen nicht neration. Und zu Ehren seines Opas hat hen, aber sie sind immer noch vorhan- Democracy Matters nur ihr schulisches Pflichtprogramm er- er sein neues Album „Yesterday You Said den.“ Und so ist der Titel eine Mahnung Tavis Smiley: The Cove- füllen, sondern auch einen Klassiker der Tomorrow“ genannt. Als weitere Inspira- an die Gesellschaft und Politiker, diese nant with Black America afroamerikanischen Literatur lesen. Wenn tion dienten Scott Miles Davis, John Probleme endlich anzugehen und ihre Frederick Douglass: sie mit dem Pensum nicht nachkamen, Coltrane, Charles Mingus, Bob Dylan Lösung nicht mehr auf die lange Bank zu Mein Leben als Sklave mahnte er mit sanftem Nachdruck: „Yes- und Jimi Hendrix. „Probleme, die diese schieben. in Amerika terday you said tomorrow …“ Das groß- Musiker schon in den 60er Jahren an- www.christianscott.de

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 20 01.03.2010 13:06:19 Uhr Stadt & Land im Fluss

Auf seinem neuen Album beweist Tord Gustavsen einmal mehr: Das Land mag das Ziel der Romantiker sein, aber die Stadt ist ihr Startpunkt.

Text: Wolf Kampmann | Foto: Anja Basma

er norwegische Pianist Tord Gustav- D sen steckt voller Überraschun­gen. Er gilt zu Recht als Romantiker, doch die nordische Naturverbundenheit, die ihm schablonenhaft nachgesagt wird, wies er schon angesichts seiner umjubelten Trio- CDs zurück. Er selbst bezeichnet sich eher als urbane Seele. Nun hat er den Zy- klus seiner Trioalben abgeschlossen und Tord Gustavsen erweitert sein Spektrum auf „Restored, Restored, Returned Returned“ um Saxophon und Gesang. ECM Nicht, dass sein Klanggebäude dadurch CD 179 8987 massiver wirken würde. Im Gegenteil, die Fantasien des sensiblen Tastentänzers sind noch filigraner und fragiler als zuvor. Und doch sind sie verblüffend erdig, weil man sich an konkreten Melodien festhal- ten kann. „Im Jazz ist die Melodie oft der Ausgangspunkt für die Improvisation“, erläutert Gustavsen. „Es geht meist um einen Gegensatz zur Melodie. Ich glaube jedoch, Menschen viel direkter anzuspre- Tord Gustavsen (2. v. l.) und Band chen, indem ich der Improvisation im- mer genügend Respekt gegenüber der Melodie abringe.“ ren entschweben, er behält doch immer Aber es geht nicht um diese leisen Gustavsen bleibt auch auf der neuen noch ein Ohr in der Mitte der Menschen. Aspekte allein. Die Ruhe und den Aus- CD ein Romantiker, doch wie alle großen Das hebt seine Musik so wohltuend von gleich auch in einer hektischen Umge- romantischen Künstler ist er in der Stadt den Konstrukten vieler seiner Zeitgenos- bung zu finden, erhöht für Gustavsen die verwurzelt. Nur der Stadtmensch hat die sen ab, die sich längst aus jeder Lebens- Herausforderung. Die Stille definiert sich Muße zur Romantik. Pastorale Geister wirklichkeit entfernt haben. Da ist immer ja nicht nur über sich selbst, sondern haben oft ein wesentlich praktischeres eine zweite Ebene, jener urbane Faktor. auch immer im bewussten Kontrast zum Verhältnis zur Natur. Die neuen Songs Laut Gustavsen ist seine neue CD in Lärm. „Das geht nicht so sehr von den sind unglaublich leise, aber das stellt einem globalisierten Umfeld angesiedelt. Dingen an sich aus als von unseren Sicht- für den Pianisten keinen Widerspruch zu „Sie greift Elemente der ganzen Welt auf. weisen. Wir laufen täglich dieselben Stra- seiner urbanen Lebensart dar. „Für viele Das muss ja nicht immer laut passieren, ßen entlang. Was heute bedrohlich wirkt Menschen stehen Schönheit und Roman­ sondern kann sich auch ganz leise voll- und Stress auslöst, kann dir morgen tik in der Kunst im Konflikt mit Ehrlich- ziehen. Hier geht es nicht um Fusion, plötzlich Frieden geben.“ Treffender kann keit. Ich bin jedoch davon überzeugt, sondern um Intentionen. Mir kommt es man die spirituelle Grundformel dieser dass in den meisten Menschen eine ge- so vor, als würde ich durch geschäftige CD gar nicht auf den Punkt bringen. wisse Sehnsucht nach Romantik steckt. Straßen streichen und plötzlich in die lei- www.tordgustavsen.de Mein innerer Drang nach größtmög- seren Winkel der Stadt ausweichen. Die- licher Freiheit ist eng gekoppelt mit se Metapher für meine Musik ist viel zu- meinem Verlangen nach ultimativer treffender, als aus der Stadt in die Natur Schönheit.“ auszubrechen. Auch im urbanen Leben Mit seinen teils gesungenen Stücken gibt es genug Momente des Innehaltens mag er noch so sehr in spirituelle Sphä- und der Meditation.“

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Die neuen Folgen:

Bar Jazz Vol. 2 Swingle Singers Beatles vs. Stones Bossa Nova Guitar James Brown feat. Oscar Peterson, Dinah Swinging The Classics British Pop Hits Go Groovy feat. A. C. Jobim, Joao Gilberto, The Soul Brother’s Jazz Washington, Dizzy Gillespie George Benson, Joe Pass

Eugen Cicero The Fantastic Sound Of Stan Getz The Swinging George Gershwin Songbook Classics In Rhythm Kai Warner Plays Bossa Nova Shirley Horn feat. Ella Fitzgerald, Louis Armstrong, Fred Astaire

The Fantastic Sound Of Jazz For Lovers Vol. 2 Jimmy Smith Norway Nights Gerhard Wendland The Gunter Kallmann Choir feat. Al Jarreau, Natalie Cole, Plays Red Hot Blues feat. Nils Petter Molvaer, Ganz leis erklingt Musik Nina Simone, Chet Baker Bugge Wesseltoft, Beady Belle

The Best Of Talking Loud Dinah Washington The Fantastic Sound Of Incognito Black Power feat. Incognito, Galliano, Lady Sings The Blues Werner Twardy Always There - The Best Of feat. Ray Charles, James Brown, Urban Species, Omar Quincy Jones, Marvin Gaye

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Anzeige Jazz Club.indd 1 11.02.10 12:21 RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 22 01.03.2010 13:06:32 Uhr JAZZ CLUB Großer Jazz zum kleinen Preis Neuerscheinungen

CDs • www.jazz-neuerscheinungen.de Aufregendes neues Quartett des tunesischen Oud- Mit seiner markanten Bassbaritonstimme verwan-­ Virtuosen und Vokalisten mit Tigran Hamasyan, delte der Soulsänger noch die unschuldigsten Chris Jennings und Mark Guiliana. Dhafer Youssef / Liebeslieder in musikalische Aphrodisiaka. Isaac Die neuen Folgen: Abu Nawas Rhapsody / Jazzland CD 272 9556 Hayes / Sings For Lovers / Concord CD 723 1897

Das neue Album der chilenischen Sängerin wurde Ständchen zum 40. Geburtstag des Indie-Labels vom „Chicago Tribune“ zu einem der zehn innova- von Madeleine Peyroux, Béla Fleck, Steve Martin tivsten­ Jazzalben 2009 gekürt. Claudia Acuña / En u.a. Various Artists / Rounder 40th Anniversary este Momento / Marsalis Music CD 460 0100 Concert / Rounder Records CD 613 2772

Mit aktueller Band und Stargästen nahm der Funk- Mix aus Klassikern der 60er (Juliette Gréco, Ray Jazzer seine größten Erfolge neu auf. Mit Blick Charles) und aktuellen Hits mit Retro-Flair (Duffy, hinter die Kulissen auf DVD. Brian Culbertson / Melody Gardot, Madeleine Peyroux). Various Bar Jazz Vol. 2 Swingle Singers Beatles vs. Stones Bossa Nova Guitar James Brown Live From The Inside / GRP CD + DVD 271 3437 Artists / OST An Education / Decca CD 270 8224 feat. Oscar Peterson, Dinah Swinging The Classics British Pop Hits Go Groovy feat. A. C. Jobim, Joao Gilberto, The Soul Brother’s Jazz Washington, Dizzy Gillespie George Benson, Joe Pass In den 80ern sang Maloo mit Double „The Captain Live offenbart der Norweger ungezähmt Phantasie,­­ Short Of Her Heart“. Jetzt das Comeback mit souligem Coolness und balladeske Sensibilität. Gast: Håkon Jazz-Pop. Kurt Maloo / Summer Of Better Times / Kornstad. Eivind Aarset & The Sonic Codex cuts Verve Forecast CD 272 1868 Orchestra / Live Extracts / Jazzland CD 273 1968 Weitere Ein „perfektes kleines Meisterwerk“ findet „All About Jazz“ das athmosphärische Soloalbum des aktuelle ehemaligen Wibutee-Saxophonisten. Håkon Veröffent- Kornstad / Dwell Time / Emarcy CD 270 9710 Boxen Eugen Cicero The Fantastic Sound Of Stan Getz The Swinging George Gershwin Songbook lichungen Classics In Rhythm Kai Warner Plays Bossa Nova Shirley Horn feat. Ella Fitzgerald, Louis Armstrong, Fred Astaire Virtuoser und unterhaltsamer Mix aus fetzigem Ein Sammlerstück mit den Original-„Radiolarians“- im Boogie-Woogie, sinnlichem Vokaljazz, neckischem CDs, Bonus-CDs, DVD und LPs. Medeski Martin & Jump-Blues und ausgelassenem Rockabilly. Imelda Wood / Radiolarians: The Evolutionary Set / Überblick May / Love Tattoo / Decca CD 179 0561 Emarcy 5 CDs, 1 DVD + 2 LPs 170 0112

Irabagon gilt als der heißeste neue Saxophonist Zu Reinhardts 100. Geburtstag erscheint die 3-CD- New Yorks. Hier spielt er mit seiner Traumband mit Box in limitier­ter Auflage mit einer Bonus-DVD. Kenny Barron, Rufus Reid und Victor Lewis. Jon Django Reinhardt / Retrospective 1934–53 / Irabagon / The Observer / Concord CD 723 1319 Emarcy 3 CDs + DVD 532 0812

The Fantastic Sound Of Jazz For Lovers Vol. 2 Jimmy Smith Norway Nights Gerhard Wendland The Gunter Kallmann Choir feat. Al Jarreau, Natalie Cole, Plays Red Hot Blues feat. Nils Petter Molvaer, Ganz leis erklingt Musik Spiritueller Jazz der 60er von Abbey Lincoln, Sämtliche 14 Alben, die Davis in den 50er Jahren Nina Simone, Chet Baker Bugge Wesseltoft, Beady Belle Ahmad Jamal, Anita O’Day, Yusef Lateef u.a. für Prestige aufnahm, erstmals zusammen in einer Various Artists / Nicola Conte Presents Spiritual limitierten Box. Miles Davis / All Miles: The Swingers / Emarcy 2 CDs 271 5377 Prestige Albums / Prestige 14 CDs 532 1756

Bewegendes, vielfältiges und sehr politisches Sämtliche Mastertakes, die der mit 25 Jahren Album mit Neuaufnahmen der Weltmusikklassiker verstorbene Trompeter in den 50ern für Emarcy „Papa“, „Folon“ und „Seydou Bathily“. Salif Keita / einspielte. Clifford Brown / Complete Emarcy La différence / Emarcy CD 882 4026 Master Takes / Emarcy 4 CDs 171 8396

The Best Of Talking Loud Dinah Washington The Fantastic Sound Of Incognito Black Power Liebeslieder vom Großmeister des Rhythm’n’Blues. feat. Incognito, Galliano, Lady Sings The Blues Werner Twardy Always There - The Best Of feat. Ray Charles, James Brown, Mit „I Can’t Stop Loving You“, „You Are My Sun-­ Urban Species, Omar Quincy Jones, Marvin Gaye shine“, „Love Is Here To Stay“ u.a. Ray Charles / Sings For Lovers / Concord CD 723 1896 www.verve-jazzclub.de

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Anzeige Jazz Club.indd 1 11.02.10 12:21 RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 23 01.03.2010 13:06:44 Uhr ECM

CDs • www.ecm-sounds.de

Live eingefangen im Village Vanguard: Moderner, Ein wahres Festival an Klangfarben bieten die balladesker und freier Jazz der Spitzenklasse! Aufnahmen, die Eberhard Weber zwischen 1975 Paul Motian Trio with Jason Moran & Chris und 1980 für ECM machte. Eberhard Weber / Potter / Lost In A Dream / ECM CD 273 2132 Colours / ECM 3 CDs 271 9638

Musikalische Bilanz der 40-jährigen Partnerschaft Die drei Piano-Soloalben „Piano Improvisations Bjørnstads und Christensens. Ketil Bjørnstad, Jon Vol. 1 & 2“ (1971) und „Children’s Songs“ (1983) Christensen & Tore Brunborg / Remembrance / gehören zu den absolut besten dieses Genres. ECM CD 273 2490 Chick Corea / Solo Piano / ECM 3 CDs 271 9652

Spannend wie ein Thriller: Auftragskompositionen, Die ersten, nie zuvor auf CD veröffentlichten ECM- die der Gitarrist für sein aktuelles Trio, die Bergen Alben Andersens („Clouds In My Head“, „Shimri“ Big Band und Gast Palle Mikkelborg schrieb. Terje und „Green Shading Into Blue“). Arild Andersen / Rypdal / Crime Scene / ECM CD 273 3215 Green And Blue / ECM 3 CDs 273 3448

Ausgabe 1 • 2010 Jetzt abonnieren! Jahrgang 13

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RZ_JazzEcho_1-10_RAWA.indd 24 01.03.2010 13:06:50 Uhr JazzEcho-Konzertführer Aktuelle Tournews jede Woche neu auf www.jazzecho.de

John Abercrombie 04.05. Marbug, KFZ 19.07. München, Philharmonie im 17.04. Halberstadt 05.05. , Werk 2 (mit Roger Treece und dem 08.05. Braunschweig, City Jazz Nights European Chamber Choir) Claudia Acuña 04.04. Berlin, A-Trane Jan Garbarek Nils Petter Molvær 07.04. Innsbruck (A), Treibhaus 26.03. Köln, Philharmonie 29.04. Basel (CH), Theater 13.04. Zürich (CH), Widderbar 27.03. Leipzig, Haus Auensee 30.04. Gütersloh, Theater Impressum 14.04. Wien (A), Porgy & Bess 24.07. Bad Dürkheim , Klosterruine Limburg Youssou N‘Dour Mischa Alperin 23.05. Würzburg, Africa Festival Herausgeber: 30.04. Ulm, Verein für Moderne Musik Melody Gardot Universal Music Evan Parker 06.05. Hamburg, Classics & Jazz Kristin Asbjørnsen 13.05. Köln, Stadtgarten 18.04. Mindelheim, Jazz-isch Tord Gustavsen Quartet 14.05. Köln, Musiktriennale Köln, Stralauer Allee 1 14.07. Lörrach, Stimmen-Festival 11.04. Erlangen, E-Werk Klaus-von-Bismarck-Saal 10245 Berlin 12.04. München, Carl-Orff-Saal www.jazzecho.de Nik Bärtsch 13.04. Darmstadt, Centralstation John Scofield 02.07. Elmau, Schloss 20.04. Essen, Grillo-Theater 14.04. Karlsruhe, Tollhaus Konzept und Gestaltung: 15.04. Kaiserslautern, Kammgarn 30.04. Basel (CH) Rebekka Bakken G9 Design GmbH 09.07. Annweiler, Rathausplatz 16.04. Mainz, Frankfurter Hof 03.05. Wien (A), Konzerthaus Hamburg 15.07. Heidenheim, Open Air 17.04. Mannheim, Alte Feuerwache Solveig Slettahjell & Slow Motion Orchestra www.G9.com 16.07. Freiburg, ZMF 18.04. Ulm, Roxy 27.03. Innsbruck (A), Treibhaus 17.07. Aachen, Burg Wilhelmstein 19.04. Stuttgart, Theaterhaus Litho: 18.08. Kassel, Kulturzeit 20.04. Düsseldorf, Savoy Theater Steve Swallow 19.08. Jena, Kulturarena 21.04. Lübeck, MUK 14.05. Essen, Philharmonie RAWA, Hamburg 20.08. Judenburg (A) 22.04. Berlin, Vienna Teng 18.09. Braunschweig, Kulturzelt 24.04. Hamburg, Druck: 20.04. Zürich (CH), Moods 25.04. Oldenburg, Kulturetage Mohn media, Carla Bley & Paolo Fresu 26.04. Dortmund, Konzerthaus 21.04. Freiburg, Jazzhaus 24.04. Schwäbisch Gmünd Gütersloh 27.04. Bonn, Brückenforum 22.04. Koblenz, Café Hahn 26.04. Köln, Stadtgarten 23.04. Köln, Altes Pfandhaus Anna Maria Jopek 07.05. Friedrichshafen 24.04. Stuttgart, BIX Alle Rechte vorbehalten. 01.05. Kaiserslautern, Kammgarn 25.04. Mainz, Frankfurter Hof Nach druck, auch auszugs- Dee Dee Bridgewater 27.04. Hamburg, Fabrik weise, nur mit vorheriger 12.04. Hamburg, Laeiszhalle Manu Katché 29.04. Halle, Oper 15.04. Stuttgart, Liederhalle 26.05. München, Muffathalle schriftlicher Zustimmung 30.04. Dresden, Alter Schlachthof 26.04. Frankfurt/M., 27.05. Berlin, Babylon des Herausgebers: 28.05. Dortmund, Domicil 01.05. Bernau, Musikfestspiele Fax: (030) 52007–2597 Till Brönner 02.05. Neuhardenberg, Schinkelkirche 29.05. Hamburg, Elb-Jazz E-Mail: 28.03. St. Ingbert, Jazzfestival 08.08. Neustadt-Mußbach, Palatia Jazz 13.08. Kassel, Kulturzelt [email protected] 30.04. Gronau, Jazzfest 10.08. Würzburg, Hafensommer 14.08. Jena, Kulturarena 15.08. Aachen, Burg Wilhelmstein Till Brönner & His Piano Friends 11.08. Oestrich-Winkel, Rheingau Musik Festival Ihre Adresse hat sich 23.07. Recklinghausen, Klavierfestival Rufus Wainwright 12.08. Jena, Kulturarena geändert? Ruhr/Ruhrfestspielhaus 17.05. München, Muffathalle 13.08. Kassel, Kulturzelt Dann schicken Sie bitte 19.05. Berlin, Volksbühne James Carter 14.08. Elmau, Schloss Ihre alte und neue Adresse 31.05. Hamburg, Kampnagel 17.04. Halberstadt 02.06. Köln, Tanzbrunnen sowie Ihre Kundennummer 23.04. Freiburg Khaled 01.04. München, Muffatwerk (die Sie auf dem Adress- 24.04. Ilmenau Marcin Wasilewski Trio 03.04. Berlin, Huxleys etikett finden) per Post an: 26.04. Koblenz 26.04. Illingen, Illipse JazzEcho 29.04. Kempten 04.04. Hamburg, Fabrik Bugge Wesseltoft A.-Nr. 5285 Bobby McFerrin Kurt Elling & WDR Big Band 31.03. Elmau, Schloss/Pianofestival Postfach 90 06 41 15.05. Zürich (CH), Tonhalle 25.06. Gütersloh 12.04. Stuttgart, Wagenhallen 06058 Halle 26.06. Köln, Philharmonie 02.06. Wien (A), Konzerthaus 05.06. Gelsenkirchen, Schalke/Ruhr Savina Yannatou oder per E-Mail an Torun Eriksen Day of Song 27.04. Wuppertal, Oper [email protected] 01.05. Heidelberg, Karlstorbahnhof 15.07. Lörrach, Burghof 17.06. Landsberg, Stadttheater 02.05. Köln, Altes Pfandhaus 18.07. Straubing, Jazz an der Donau 19.06. Wuppertal, Skulpturenpark

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