Heft 3/56. Jahrgang Unsere Kulturförderung: Gut Für Die Kultur
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2009 Heft 3/56. Jahrgang Unsere Kulturförderung: Gut für die Kultur. Gut für die Region. Musik ist ein wichtiges Bindeglied der Gesellschaft. Sie stärkt den Zusammenhalt und schafft Vorbilder. Deshalb unterstützen wir die Musik und sorgen für die notwendigen Rahmenbedingungen: regional und national, in der Nachwuchsförderung. Die Unterstützung des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ und des „Landesjugendorchesters Baden-Württemberg“ ist ein Teil dieses Engagements. www.sparkasse-bodensee.de. Nachrichten Liebe Leserinnen und Leser, Editorial ald ist es soweit. Am 15. November wird in der Konstan- bzer Kirche St. Gebhard die Messa per Rossini erklingen und der Sinfonische Chor freut sich schon sehr darauf, wie- wohl noch eine Menge Arbeit vor ihm liegt. Es ist ein beson- deres und großartiges Werk. Um Missverständnissen vor- zubeugen: die Messa per Rossini ist nicht von, sondern für Gioacchino Rossini geschrieben. Ihm zu Ehren machten sich 13 zeitgenössische italienische Komponisten, darunter Giuseppe Verdi, nach dessen Tod ans Werk. Gisela Auchter wird in dieser Ausgabe auf die Entstehungs- wehen dieses Werks eingehen („Dem Vergessen entrissen“) und auch einen kurzen biographischen Abriss der neben Verdi zwölf für uns doch recht unbekannten Komponisten beisteuern („Messa per Rossini – Die Komponisten“). Die Messa per Rossini bildet das Festkonzert zum 175-jähri- gen Jubiläum unseres Chores. Ich habe diese Gelegenheit aufgegriffen, in dieser Ausgabe eine kurze Zusammenfas- sung unserer Chorgeschichte zu schreiben. Es war sehr in- teressant, in alten Unterlagen zu stöbern und immer wieder festzustellen, welche Bedeutung doch dieser Chor für Konstanz hat und auf welch reichhaltige Geschichte zurück- geblickt werden kann. An dieser Stelle möchte ich auch nochmals unserem Ehrenmitglied Anton Kleiner für die großzügige Überlassung alter Chordokumente danken. Ein Rückblick auf das gemeinsame Singen mit unseren be- freundeten Chören am 27. Juni 2009 rundet diese Chornach- richten ab. Die Männerchorgemeinschaft Konstanz unter Lei- tung von Monika Oehlen hatte dem Sinfonischen Chor ein persönliches Jubiläumsständchen dargeboten. Den amü- santen Text dieser musikalischen Botschaft wollen wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten. Ihnen allen nun viel Spaß beim Lesen. Gisela Auchter Inhalt Dem Vergessen entrissen Die spannende Geschichte der Messa per Rossini 3 Gisela Auchter Messa per Rossini – Die Komponisten 9 Hans-Joachim Knopf Zur Geschichte des Sinfonischen Chors Konstanz Teil I: 1834 bis 1969 – die ersten 135 Jahre 18 Ein Brief nach Budapest 23 Die letzte Seite Namen und Nachrichten 32 2 Terminkalender 15.11. , 16.00 Uhr 13.11., 19.00 Uhr St. Gebhard Studio der SWP, Fischmarkt 2 Konzert MESSA OPER ROSSINI Hauptprobe MESSA PER ROSSINI Danach: Festbankett im Konzil 14.11., 20.00 Uhr 08.12., 19.00 Uhr St. Gebhardskirche Stefanshaus Generalprobe MESSA PER ROSSINI Adventlicher Jahresabschluss Änderungen vorbehalten ÖFFNUNGSZEITEN Dienstag-Donnerstag 9.00-12.30 Uhr 14.30-18.30 Uhr Genuss Freitag 9.00-18.30 Uhr pur … Samstag 9.00-13.30 Uhr Konstanz · Untere Laube 17 Tel. 0 75 31/2 21 31 · Fax 2 38 15 Kunden-Parkplätze Montag geschlossen Dem Vergessen entrissen Die spannende Geschichte der „Messa per Rossini“ Gisela Auchter s war wie eine Art von „Déjà vu“ – aber Enur fast. Als der Dichter Alessandro Manzoni am 22. Mai 1873 starb, war das für Verdi ein Moment größter Trauer und Er- gern, daß die hervorragendsten Kompo- schütterung, genau wie fünf Jahre zuvor, nisten in Italien eine Requiem-Messe als Gioacchino Rossini im fernen Passy na- schreiben, die am Jahrestag seines Todes he Paris gestorben war. Damals, im No- aufgeführt werden soll…“1 Und er fährt fort, vember 1868, hatte Verdi den Anstoß zur dass nach seiner Vorstellung die beteilig- Komposition eines Requiems gegeben, ten Komponisten und Künstler nicht nur das an Rossinis erstem Todestag aufge- umsonst arbeiten, sondern darüber hinaus führt werden sollte. Zwar hatte Rossini seit auch sämtliche Geldmittel zur Abdeckung vier Jahrzehnten keine Oper mehr ge- der anfallenden Kosten zur Verfügung stel- schrieben und sich nur noch sporadisch len sollten. Als Ort der Aufführung stellte er als Komponist zurück gemeldet, dennoch sich Bologna vor, der „wahren musikali- war er in seinem Heimatland unvergessen, schen Heimat“ Rossinis, wo die Messe „… sein Ruhm unverbraucht, sein Werk immer danach versiegelt und in den Archiven des 3 noch Vorbild für viele Vertreter der ihm Liceo Musicale aufbewahrt (zu) werden… nachfolgenden Komponisten-Generation, von wo sie nie entfernt werden darf.“ In die- und die allgemeine Trauer war groß. ser Institution hatte Rossini seit 1839 als Während Verdi das Requiem, das er dem „ständiger Berater ehrenhalber“2 gewirkt. Andenken Rossinis widmen wollte, ge- Ausnahmen für weitere Aufführungen der meinsam mit anderen damals bedeuten- Totenmesse konnte Verdi sich allenfalls an den Komponisten in einem großen gemein- besonderen Rossini-Jahrestagen vorstel- samen Projekt verwirklichen wollte, war der len. Folgt man dem Gedanken Philip Gos- Tod Manzonis zwar nochmals eine Initi- setts3, so entbehrt der Vorschlag einer spä- alzündung für die Entstehung eines neuen teren Versiegelung nicht einer gewissen Requiems, aber dieses Mal wollte er das Ironie, die dem Spötter und Ironiker Rossini Werk nicht mehr mit anderen teilen, son- vielleicht sogar selbst Spaß gemacht hätte. dern er machte sich selbst an die Arbeit Denn im Italien des 19. Jahrhunderts stan- und schrieb seine einzige große Kirchen- den eigentlich alle Komponisten, zumal die musik – seine Messa da Requiem. Opernkomponisten, im übergroßen Schat- ten Rossinis. Offensichtlich fühlten sie sich Rossinis Erben außerstande, eine wirkliche Erneuerung Am 13. November 1868 war Gioacchino herbeizuführen und sich aus dem „Joch“ Rossini gestorben. Dieser Tod erschütterte der Rossinischen Formen, wie Donizetti es Verdi zutiefst, und so machte er vier Tage beklagte, zu befreien. So konnte das Verdi- später in einem Brief seinem, dem mächti- Projekt durchaus wie ein Befreiungsschlag gen und einflussreichen Verleger Ricordi, für die nachfolgende Generation wirken: einen folgenreichen Vorschlag: „… Um eine letzte, feierliche Hommage, durchaus Rossinis Andenken zu ehren, möchte ich mit rituellem Charakter, und dann das end- Rossinis Grabmal auf dem Père Lachaise in Paris. 1887 wurden seine Gebeine in die Kirche Santa Croce in Florenz überführt . Vorige Seite: Gioacchino Rossini. Gemälde von Vincenzo Camuccini, um 1820 Denkmal. Wir wissen nicht, ob Verdi daran gedacht hat, was da für ein Hackbraten herauskommen könnte, eine gemischte Fischplatte, ein Potpourri…“5 Angesichts solch unverhohlen böswilliger und tenden- gültige Versiegeln in einem unzugängli- ziöser Tiraden muss man wissen, dass der chen Archiv. Beinahe wäre diese Messe Trovatore Sprachrohr des „Wirtschafts- dann ja auch tatsächlich für immer ver- zweiges“ Oper war, der in Verdis Plänen schwunden, denn der Dornröschenschlaf kommerzielle Nachteile für Opernhäuser, dauerte immerhin fast 120 Jahre, wie wir Impresarios, Verlage, kurz für den gesam- noch sehen werden. ten Musikbetrieb, sah und allein schon deshalb in Opposition zu diesem Projekt Die Kommission ging. Verdi dachte jedoch nicht an eine Es entsprach übrigens Verdis Wunsch, „Vermarktung“ seines Vorhabens, sondern dass eine Kommission, bestehend aus „in- allenfalls an eine Fußnote in der Geschich- telligenten Männern“, gegründet würde. te, die die selbstlose Ehrung eines Großen Diese Kommission sollte nicht nur Regula- anerkennend vermerken würde. rien für das Vorhaben bestimmen, sondern Vermarkten wollten übrigens auch andere 4 auch die Komponisten auswählen und dar- den Tod Rossinis nicht. In vielen Städten über befinden, wer welches Stück schrei- Italiens, in Triest, Florenz, Fiume, Neapel, ben sollte und letztendlich über die Ge- Venedig, in der italienischen Provinz, aber samtform wie Besetzung, Tonart, Tempo auch im fernen Paris, rüstete man zu Ge- und Länge der einzelnen Sätze und auch denkfeiern und Trauersinfonien. So gese- über ihre Realisierung wachen. Gewiss hen war Verdi mit seiner Idee alles andere war Verdi sich der Gefahr, die solch ein Un- als allein. Zu einer bemerkenswerten Paral- ternehmen in sich birgt, bewusst, nämlich lele kam es schon am 9. Dezember, knapp die Gefahr der Uneinheitlichkeit und unter- einen Monat nach Rossinis Tod, in dessen schiedlichen Gewichtung. In seinem Brief Geburtsstadt Pesaro: dort ließ die hoch an- an Ricordi artikuliert er sowohl Bedenken gesehene Philharmonische Akademie, de- als auch Hoffnung: „… Dieser Komposition ren Mitglied auch Rossini gewesen war, […] wird es notwendigerweise an musikali- „dank gesammelter Spenden (also unent- scher Einheit mangeln, aber […] nichtsde- geltlich) feierliche Exequien für den höch- stoweniger wird sie unter Beweis stellen, sten Rossini“ zelebrieren.6 Hierbei handel- wie groß die Bewunderung ist, die wir für te es sich um ein Requiem, das die Profes- diesen Menschen hegen, über dessen soren des dort ansässigen Musik-Lyzeums Verlust die ganze Welt trauert.“4 So höhnte gemeinsam komponiert haben, über deren dann auch prompt die Mailänder Musik- Qualität wir aber nichts wissen. zeitschrift Il Trovatore im November 1868: Der Kommission der „intelligenten Män- „…aus einer Komposition, der es nach Ver- ner“, der auch Giulio Ricordi als Sekretär dis eigenem Bekunden sicherlich an musi- angehörte, allerdings ohne Stimmrecht, kalischer Geschlossenheit mangeln wird, aber ausgestattet mit vorzüglichen Verbin- wird gewiß kein beständiges ehernes