Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

Jürgen Maier Carolin Jansen

Nr. 34/2013 Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

ISSN (Online): 2195-6030

Die Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ dienen der Darstellung vorläufiger Ergebnisse, die in der Regel noch für spätere Veröffentlichungen überarbeitet werden. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen – auch bei nur auszugsweiser Verwertung.

Herausgeber/Editors Mitglieder des Steering Committees des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“: Prof. Dr. Rüdiger Grimm (Fachbereich 4: Informatik) Prof. Dr. Jürgen Maier (Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften) Prof. Dr. Michaela Maier (Fachbereich 8: Psychologie) Prof. Dr. Ulrich Sarcinelli (Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften) Prof. Dr. Manfred Schmitt (Fachbereich 8: Psychologie)

Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

Jürgen Maier Carolin Jansen

Nr. 34/2013

Kontaktdaten der Verfasser: Abteilung Politikwissenschaft Institut für Sozialwissenschaften Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften Universität Koblenz-Landau, Campus Landau Kaufhausgasse 9 76829 Landau E-Mail: [email protected], [email protected] Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

Jürgen Maier Carolin Jansen

Zur Fernsehdebatte Am 2. Mai 2012 wurde das einzige TV-Duell im Landtagswahlkampf 2012 zwischen den bei- den Ministerpräsidentschaftskandidaten, Jost de Jager (CDU), Anwärter als Nachfolger des amtierenden Ministerpräsidenten , und Herausforderer Torsten Albig (SPD), ausgestrahlt. Die rund 60-minütige Diskussionssendung begann um 21.00 Uhr und wurde vom öffentlich-rechtlichen Sender NDR übertragen. Unter Ausschluss von Publikum befragte ein Moderator die beiden Kandidaten: Andreas Cichowicz (NDR).

Vorbemerkung Der Wortlaut der Debatte wird exakt dokumentiert. Die Aussagen der zwei Kandidaten sowie des Moderators werden in 30-Sekunden-Blöcken eingeteilt. Darüber hinaus werden folgende parasprachliche Besonderheiten der Redebeiträge erfasst:1

(uv): unverständliche Rede

^: parasprachlicher Einschublaut (äh, öh, ömm usw.)

-: kurze Pause

--: längere Pause

[: simultanes Sprechen

„…“: nachprüfbares wörtliches Zitat

‚…‘: sinngemäßes Zitat

1 Die Erfassung der parasprachlichen Elemente erfolgt unter Anlehnung der in Josef Klein (1990): Elefantenrunden „Drei Tage vor der Wahl“: Die ARD-ZDF-Gemeinschaftssendung 1972-1987, Baden-Baden, Teil II: Texte, S. I, entwickelten Systematik. Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

Transkript Zeit de Jager Albig Moderator AUS DEM OFF: Das Klima wird rauer im Norden. Der Wahlkampf in Schleswig-Holstein geht in die letzte und entschei- dende Phase. CDU- Spitzenkandidat Jost de Jager ist stolz auf die Sparpolitik seiner Partei. Der Wirtschaftsminister gilt 00:00:00 als seriös, fleißig, kompe- tent. Nur ein bisschen blass. Ein kühler Denker. Noch längst kein Landes- vater wie Peter Harry Cars- tensen. Bei einer Direkt- wahl käme de Jager laut Umfragen nur auf 27 Pro- zent. Konkurrent Albig liegt mit 49 Prozent klar vorn. Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig will die SPD wieder mehrheitsfähig machen: Holt die Partei aus der lin- ken Ecke. Ist nah dran am Bürger. Albigs Herzens- thema: Die Bildung. Er verspricht viel - vielleicht mehr, als er halten kann? 00:00:30 Regieren will er mit den Grünen. Notfalls auch mit der Partei der dänischen Minderheit. Die CDU wet- tert schon gegen diese Dänen-Ampel. Albig giftet zurück, fühlt sich an Bar- schel erinnert. Kuschel- wahlkampf war gestern, Jost de Jager gegen Tors- ten Albig – das Duell.

CICHOWICZ: Guten Abend, meine Da- men und Herren aus dem Landesfunkhaus in . 00:01:00 Eine halbe Woche noch, dann steigt die mit Span- nung erwartete - wahl in Schleswig-Holstein. 40 Prozent, also fast die 2

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

Hälfte der 2,2 Millionen Wahlberechtigten, wissen noch immer nicht, ob und wen sie wählen sollen. Umso wichtiger, dass sich die beiden Spitzenkandida- ten für das Amt des Minis- terpräsidenten heute Abend dem Fernsehduell stellen und damit im Di- rektvergleich den Wählern präsentieren. Ich begrüße den Sozialdemokraten Torsten Albig, noch Oberbürger- meister in Kiel. Und den Christdemokraten, Jost de Jager, Wissenschafts-, Wirtschafts- und Ver- kehrsminister des Landes, guten Abend, herzlich will- kommen. Damit es dann hier gerecht zugeht, blen- den wir die Redezeiten 00:01:30 gelegentlich ein. Wochen- lang war der Wahlkampf dermaßen fair, dass viele von einem Kuschelwahl- kampf sprachen. Dann schoss die CDU gegen die sogenannte „Dänen- Ampel“ von SPD, Grünen und SSW und verbreitete eindeutige Unwahrheiten gegen die Partei der däni- schen Minderheit, z. B. sie wolle Taschengeld für Hafturlauber. Die SPD keil- te zurück und wärmte die unselige Barschel- Vergangenheit der CDU auf. Da fragt man sich, Herr Albig, was war denn diese gemeinsame Fair- 00:02:00 nesserklärung, die Sie auf- gesetzt haben gemeinsam mit der CDU, was war die denn am Ende wirklich wert? Der Wahlkampf, wie er bisher war, war ein guter Wahlkampf. Es ist ein Wahlkampf, der sehr sach-

3

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

lich ist, der an Themen orientiert ist und ein Wahl- kampf, der nicht über diese typischen schleswig- holsteinischen - Unterschwelligkeiten läuft. Bis es zu der Auseinan- dersetzung der Union mit den SSW kam, da fühlte man sich in der Tat an alte Zeiten erinnert. Ich hab‘ übrigens nicht gesagt, an Barschel, sondern an Zei- ten, die mit dem Namen verbunden werden. Denn wenn wir uns erinnern, 1987 gab’s in der Land- 00:02:30 tagswahl, bei der es an Karl-Otto Meyer lag hinter- her, dass eine unionsge- führte Regierung nicht zu- stande kam. Und Franz- Josef Strauß sagte da- mals, „Es kann doch wohl nicht sein, dass in Schles- wig-Holstein ein Däne da- rüber entscheidet, wer Mi- nisterpräsident wird!“ Und diese Debatte aus der Zeit, die haben wir jetzt wieder. Es wird nicht darü- ber gestritten, worüber man ja streiten kann, will man dänische Regelschu- len unterstützen oder will man das nicht tun. Denn es geht unterschwellig drum, ist der SSW eine 00:03:00 Partei minderer Qualität, hat die dänische Minder- heit in Schleswig-Holstein weniger Rechte als der Rest des Landes? Und das ist eine gefährliche Situati- on, das ^ auf diesen Um- stand wollt ich hinweisen, [Sie gelten als der freundli- das hab‘ ich getan. che, verbindliche Herr Albig, ^ und Sie wissen und das wissen Sie genau, dass man die CDU mit der Erwähnung des 00:03:30 Wortes Barschels extrem verletzen und reizen kann.

4

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

Wollten Sie das? Ich wollte darauf hinwei- sen, dass wir zurückkom- men sollten zu dem Wahl- kampf, den wir beide sehr gut gemacht haben, der sehr fair ist. Und wo eine, ein solcher Angriff, den ich für nicht anständig halte, gegen den SSW, wo der einfach nicht reinpasst. Das war jetzt nun aber auch was anderes als die Barschel-Machenschaften, das kann man glaub ich [Das hab‘ ich auch nicht nicht vergleichen. Trotz- gesagt, das hab‘ ich auch dem die Erinnerung, das nicht gesagt. hat den Wahlkampf aufge- heizt. Hätte man das nicht ge- macht mit dem SSW, hätte man eine solche Unterschwelligkeit nicht reingebracht, wär es gar kein, wär‘ kein Raum ge- wesen für Aufheizen. Von daher: Lasst es einfach sein, SSW ist eine Partei wie jede andere, zu den Sachthemen zurück und dann gibt’s keinen Grund für irgendein Aufgeheiztsein. Herr de Jager, haben Sie sich schon so weit hinten gesehen, ^ dass Sie Ihre 00:04:00 Unterstützung mit solchen Unwahrheiten über den SSW mobilisieren muss- ten? Also zunächst mal, was den Vorwurf anbelangt^ der Barschelei, das ist völ- lig abwegig und wenn ich den Vorwurf ernst nehmen würde, Herr Albig, dann müssten Sie sich jetzt ^ entschuldigen. Ich halte das für völlig abwegig, ei- nen solchen Vergleich hier anzustellen. 00:04:30 Wir reden über eine Ausei- nandersetzung der ^ Sa-

5

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

che. Wir sagen, dass die- ses Bündnis, was sich dort ^ findet aus ^ SPD, SSW und Grünen für eine Politik steht, die wir nicht wollen. Für mehr Schulden, für eine Politik, die auch ge- gen die Gymnasien gerich- tet ist. Für eine Politik, die die Existenz kleiner Ge- meinden auch betreffen kann. Und wir sagen, das wollen wir nicht in Schles- wig-Holstein. Und wir wei- sen darauf hin, dass es eine solche Dänen-Ampel und der Begriff kommt ja gar nicht von uns ^, der wird ja selber verwendet von denen, die das Bünd- nis machen wollen, dass eine solche Dänen- Ampel nicht stabil ist. ^ [Dann sind Ihnen in der Und ich meine… Sache aber auch ein paar Ja Moment, Moment, ich Fehler unterlaufen, Sie meine, nein, das ist, das haben doch das Flugblatt ist… selbst vorgestellt, Sie gel- ten als jemand, Sie sagen selbst, Sie sind Perfektio- nist. Haben Sie das ge- glaubt, was da drin stand? Also die Sache, das ist ja korrigiert worden, ^weil es 00:05:00 ^ kein ^ kein Entgelt für ^ [Das war ein Fehler! Hafturlauber war, sondern für Untersuchungshäftlin- ge, das haben wir auch mit Anke Spoorendonk in ei- nem persönlichen Ge- spräch geklärt. Insofern ist das vom Tisch. Worauf wir hinweisen, ist, dass diese Dänen-Ampel, die es schon einmal gegeben hat in Schleswig-Holstein, 2005, kein stabiles Bündnis in Schleswig-Holstein ist. Fragen Sie mal Heide Si- 00:05:30 monis, was die von der Stabilität einer solchen Dänen-Ampel hält. Wir sagen, Schleswig-Holstein

6

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

hat eine stabile Regierung verdient. Und deshalb sa- gen wir, dass wir auch die Unterschiede deutlich ma- chen müssen. Wir müssen sagen, wofür wir stehen. Aber wir müssen auch deutlich machen, wofür die [Dazu kommen wir… anderen stehen. Dazu kommen wir in der Sendung, trotzdem noch mal die Frage: Sie müssen sich jetzt schon vorwerfen lassen, dass Sie eventuell Ressentiments gegen die dänische Minderheit aus

wahltaktischen Gründen geschürt haben.

Nein, das ist ja Unsinn. Das machen wir überhaupt nicht, sondern wir weisen darauf hin, dass es ^ an- ders als 2005 so ist, dass ^ der SSW eine Min- derheitsregierung nicht tolerieren will, sondern dass er in diese Regierung eintreten will, das ist auch ein Stück… [Ich spreche von dem Nein, das ist auch ein Flugblatt, mit der Empfeh- Stück… lung unten, nicht auf diese Ich sage Ihnen, nein, nein, Karte zu setzen. Was ha- nein, nein, ich sage Ihnen, ben Sie denn vor? Was Herr Cichowicz, ich frage haben Sie denn vor mit mich… dem SSW, es gab ja Dro- 00:06:00 hungen, dass man über den Status des SSW spre- chen muss, wenn die Wahl gelaufen ist. Gibt’s da Plä- ne in der Schublade? Nein, die gibt es nicht^. Es gibt auch diese Drohung nicht von uns, sondern wir sagen, dass der ^ SSW ein vollwertiges Mandat hat^. Das steht außer Zweifel, auch der Sonderstatus des SSW steht ^ außer Zweifel. Er kann mit sei- nem Mandat in der Tat 00:06:30 machen, was er will. Er kann auch einer solchen Regierung zur Mehrheit verhelfen. Wir sagen nur, 7

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

dass wir politisch das nicht wollen, weil dieses Dreier- bündnis für eine Politik steht, die das Gesicht Schleswig-Holsteins ver- ändern wird, nachteilig verändern wird. Und des- halb sagen wir, dass wir eine solche Regierung für Schleswig-Holstein nicht wollen. Das Minderheitenrecht für den SSW hat übrigens CDU-Bundeskanzler Ade- nauer seinerzeit ausge- handelt. ‚Haust du meinen, [Ja, aber noch mal, damit haust du meinen, hau‘ ich, ich (uv), wir stellen es ja hau‘ ich deinen‘ Wenn die nicht infrage, Herr Cicho- etablierten Parteien den wicz! Wahlkampf so führen, der davor aber ja sehr fair verlaufen ist, treibt das nicht den Parteien, also Protestparteien, noch mehr Wähler zu? Den Piraten meinen Sie? Den Piraten, tschuldigung. Also - dieser Wahlkampf ist einer, bei dem es uns lan- ge vorgeworfen wurde, wir sind zu kuschelig. Jetzt 00:07:00 gibt’s ein Thema, bei dem wir uns in der Tag vielleicht etwas emotionaler, viel- leicht auch etwas ^ emoti- onaler als es sein muss, auseinandersetzen, dann ist es wieder nicht gut. ^ Wie man es macht, ist dann auch verkehrt. Ich glaube und das wir das Gespräch heute zeigen, wir sind in der Lage sehr inhaltlich und sehr sachlich miteinander um- zugehen. Und die Formu- lierung, wie Herr de Jager sie jetzt verwendet, der 00:07:30 SSW hat die gleichen Rechte, wir streiten uns über die Themen, das ist ja eine Bewegung, hätte man die gleich eingenommen,

8

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

dann wäre es da gar nicht zu gekommen. Und das Kalkül, dass das vielleicht den Piraten ein bisschen mehr die Wähler zutreibt, die ja dann viel- leicht der SPD, das hatten Sie gar nicht? Nein, weil wie gesagt, das ist für uns eine Auseinan- dersetzung, in der Sache. Wir setzen uns mit der Politik auseinander, für diese drei Parteien stehen. Das haben wir von vornherein gesagt. Und wir haben auch in dem Flug- blatt deutlich gemacht, ^ was diese Politik beinhaltet für die Schulen, für die Gymnasien, für die kleinen Gemeinden, für die Ver- schuldung Schleswig- Holsteins. Und wir wollen über die Inhalte reden, das ist das, was wir von vorn- herein gesagt haben. Unsere Wahlforscher von 00:08:00 infratest dimap, die sind nicht verwundert, dass der Wahlkampf in den letzten Tagen etwas härter wurde, so wie das beide auch ge- rade gesagt haben. Beide Spitzenkandidaten müssen in dem Kopf-an-Kopf- Rennen, beide liegen ja fast gleich auf, zwischen SPD und CDU ihre Mitglie- der mobilisieren. Wer aber am Ende Ministerpräsident wird, darüber entscheiden auch die Wähler der anderen Parteien.

MAZ: 00:08:30 „Zwischen Nord- und Ost- see hat der Wind gedreht. Wechselstimmung in Schleswig-Holstein. Dazu die Piraten am Horizont. Ihr rasanter Aufstieg in den

9

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

Umfragen macht SPD und Grüne seekrank. Die sicher geglaubte Mehrheit plötz- lich ungewiss. Wenn es für Rot-Grün nicht reicht, wür- de der SSW mit in die Re- gierung einsteigen. Doch selbst für die Dänen-Ampel könnte es knapp werden, wenn der FDP eine faust- dicke Überraschung ge- lingt. Am Ende könnte es sogar wieder zu einer Gro- ßen Koalition kommen. In Schleswig-Holstein eine leidvolle Erinnerung. Die Mehrheit der Schleswig- 00:09:00 Holsteiner wünscht sich Rot-Grün: 53 Prozent. Den SSW daran beteiligen wür- den 49 Prozent. Für eine Große Koalition sind nur 39 Prozent. Abgeschlagen: Schwarz-Gelb, nur 23 Pro- zent.“

CICHOWICZ: Herr de Jager, die einzig realistische Machtoption, die Sie überhaupt haben, das ist doch die Große

Koalition. Oder sehen Sie

noch ‘ne andere?

Nein, ich bin dafür, dass wir jetzt erstmal vier Tage vor der Wahl und das ist ja die Ausgangslage, die wir haben, wir jetzt erstmal 00:09:30 den Wahlkampf führen. Denn es geht ja nicht da- rum, die Umfragen zu ge- winnen, sondern es geht darum, die Wahl zu gewin- nen. Und Koalitionen wer- den übrigens auch nicht vor einer Wahl geschlos- sen, sondern danach. Und es geht nicht so sehr da- rum, wer vor einer Wahl miteinander koalieren will, sondern es geht darum, wer nach einer Wahl mitei- nander koalieren kann 10

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

und das (uv). [Aber mit dem bisherigen Partner wird es nicht rei- chen, jedenfalls auf Basis der jetzigen Zahlen. Sie haben sicherlich das Ziel, stärkste Partei zu werden in dieser Wahl. Aber dann bleibt Ihnen doch eigentlich nur die Große Koalition.

Wir gehen aber ohne Koa- litionsaussage in diese Wahl hinein. Das ist seit September so und das 00:10:00 werd‘ ich jetzt auch die letzten vier Tage vor der Wahl nicht ändern. Wir gehen ohne Koalitionsaus- sage in die Wahl, wir wer- ben für die eigene Stärke und das ist das, was wir bis Sonntag ^ machen werden. Wir werden mobi- lisieren, wir wollen die stärkste Kraft werden und dann wollen wir erreichen, dass eine Regierungsbil- dung in der Tat ohne uns nicht möglich ist. Herr Albig, wenn es für Rot-Grün nicht reicht, das ist ja Ihre Lieblingskombi- nation, aber für ein Dreier- Bündnis mit dem SSW: Wäre dann die Dänen- Ampel, vor der Herr de Jager ja gewarnt hat, wäre das dann für Sie gesetzt? Also Ziel ist, dass wir Rot- 00:10:30 Grün mit SSW zu einer stabilen Mehrheit bringen mit der SPD als stärkste Fraktion. Dafür arbeiten wir und sind auch ganz zuver- sichtlich, dass wir das er- reichen werden. Diese Dänen-Ampel, die wir in der Landeshauptstadt seit 2008 haben, die in Kiel sehr erfolgreich und sehr zuverlässig arbei- 00:11:00 tet, übrigens mit einer Stimme Mehrheit. Ich 11

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

glaub‘, die jetzige Regie- rung, Schwarz-Gelb, hat auch eine Stimme Mehr- heit, allerdings eine verfas- sungswidrige Stimme Mehrheit. Das wird Schleswig-Holstein, und möglicherweise mit mehr als einer Stimme, voran bringen und für das stark machen. Und von daher freue ich mich, dass es dann ein rot-grün-blaues Bündnis gibt in Schleswig- Holstein. Eine Stimme Mehrheit im , würden Sie das nervlich durchhalten bis zum 6. Juni, das ist ja mit einer Stimme Mehrheit schon mal schiefgegangen für die SPD. Naja gut, die SPD hat da jetzt nicht nur gute Erfahrung mit, das geb‘ ich zu. Aber die Kollegen bei [Ja. Schwarz-Gelb zeigen, dass man das ganz solide machen kann. Viele Kom- munalparlamente zeigen, die machen das auch ganz gut. Und das werden wir sehr professionell organi- sieren. Sie haben in einem Inter- view erklärt, Ihr größtes Problem im Wahlkampf 00:11:30 seien die Piraten. Warum? Könnten das die Geburts- helfer einer Großen Koali- tion sein? Ja in der Tat ist das so, dass wir bei den Piraten wir das ungewöhnliche Phänomen haben. Sie wenden sich gegen etab- lierte Politik. Zum Teil aus sehr guten Gründen, die uns nachdenklich machen sollten und an denen wir arbeiten müssen. Und werden sie zu groß, 00:12:00 das heißt, die, die etablier-

12

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

te Politik in ihrer typischen Art nicht wollen, dann kann das dazu führen, dass die einzige, rechnerisch mögli- che Koalition eine Große Koalition ist. Sie also das dann, Sie also das dann [Graut Ihnen, graut Ihnen wieder finden… vor der? Graut Ihnen vor der? Mir graut vor gar keiner demokratischen Lösung. Ich mach‘ Politik, um zu gestalten. Um ein Land voran zu bringen. Und am Ende entscheidet der Wäh- ler, welche Koalition er möchte. Ich werbe für eine, aber ich wird‘ mich jetzt nicht traurig in mein Zim- merchen verziehen und sagen, ‚Ich muss mein Kissen vollheulen, wenn es ^beim Wähler zu einem anderen Ergebnis kommt. Dann wird man sich zusammen- zusetzen habe. Herr de Jager, in den Per- sönlichkeitswerten, da lie- gen Sie in allen Umfragen aller Meinungsforschungs- institute hinter Torsten Albig. Und das, obwohl er nur, sag‘ ich in Anfüh- 00:12:30 rungszeichen, Oberbür- germeister einer Stadt und Sie Superminister für das ganze Land sind. Wie er- klären Sie sich das? Ich glaube, das hat in den Umfragen auch etwas mit Parteipräferenzen zu tun. Hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich Minister einer Regierung bin, die auch einen harten Spar- kurs ^ durchgesetzt hat. Ich glaube, dass ^ kommt mit dort rein. Aber was die Umfragen anbelangt ^, 00:13:00 sehe ich in den Umfragen vor allem ein diffuses Bild. Viele Menschen haben

13

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

noch keine klare Vorstel- lung, weder von den Kan- didaten noch von der Lan- despolitik, viele sind noch unentschieden und das ist das, worum es geht. Ich bin jeden Tag im Land un- terwegs. Ich rede mit den Leuten, wir machen Ver- anstaltungen, wo es um die Zukunft unseres Lan- des geht und das werden wir bis Sonntag fortsetzen. Herr Albig, bei Ihnen ist es ein bisschen umgekehrt. Sie haben perfekte Werte für einen Kandidaten. Aber Ihre Partei, die hinkt gna- denlos hinterher. Woran liegt das? Na im Augenblick ist die Aufgabe. [Können die nicht mitzie- hen? Im Augenblick, die Partei zieht wunderbar mit. ^ Wir kommen von 25, da ist ungefähr auch der Bundes- trend, wir sind jetzt so bei 32, 33. Das ist schon Mal ganz schön. Und die nächsten Tage geht es drum, diese beiden Werte so in meine Richtung auch anzunähern. Jeder, der 00:13:30 mich als Ministerpräsiden- ten haben will, dem müs- sen wir noch deutlich ma- chen, er muss SPD wäh- len. Wir kommen zum nächsten Themenfeld. Entscheidend für die Zukunft des Landes: Die Finanzen. Und damit auch die gewaltige Ver- schuldung.

MAZ: „Schleswig-Holstein, nur einen Wimpernschlag von 00:14:00 griechischen Verhältnissen entfernt. Es drückt ein gi- gantischer Schuldenberg: Fast 28 Milliarden Euro

14

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

und das bei einem Jahres- etat von etwa neun Milliar- den Euro. 2020 muss mit dem Schuldenmachen Schluss sein. Zur Schul- denbremse in der Landes- verfassung bekennen sich auch CDU und SPD. Die Union macht schon jetzt ernst, hat zum ersten Mal überhaupt die Neuver- schuldung des Landes gesenkt. Doch die Einschnitte tref- fen auch die Kleinsten und Schwächsten: Kitas. Seh- behinderte. Frauenhäuser. ‚Unsozial und bildungs- feindlich‘, meint die SPD. Ihr Plan: Sparen und In- vestieren. Mehr Geld für 00:14:30 die Bildung. Und für die klammen Kommunen. 120 Millionen Euro jährlich. Finanzierung? Unklar. Den Schuldenberg abzubauen, das trauen der CDU 31 Prozent der Bürger zu, der SPD nur 17 Prozent. Und 36 Prozent trauen es kei- ner Partei zu.“

CICHOWICZ: Herr Albig, nur 17 Prozent trauen der SPD zu, den erdrückenden Schulden- berg abzubauen. Es ist eigentlich auch kein Wun- der, weil Sie ja noch nicht wirklich gesagt haben, wo Sie sparen möchten. Je- 00:15:00 denfalls in den meisten Punkten noch nicht. Wollen Sie das heute tun? Wo werden Sie konkret spa- ren, damit die Schulden abgebaut werden können? Wir werden eine Haus- haltspolitik machen, die sich an zwei Leitplanken orientiert. Das ist ganz wichtig, auch im Gegen- satz zu der Politik der jet-

15

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

zigen Regierung. Die Leitplanken werden sein: Stärke! Alles, was ein Land stark macht, was notwendig ist zum Erfolg. In das müssen wir investie- ren. Dazu gehört Bildung, dazu gehört Infrastruktur. diese Bereiche können nicht in Haushalten schwach gemacht werden, 00:15:30 weil Sie dann automatisch Ihren Haushalt schwach machen. Und die andere Leitplanke ist Sparsamkeit. Über den gesamten Haus- halt in den Bereichen, wo Sie das nicht Notwendige finden. Wo Sie Überbüro- kratisierung finden, wo Sie Verwaltung, die zu groß sind, finden. Dort muss eine Regierung das nicht Notwendige [Werden Sie doch, rausnehmen. Der Fehler… werden Sie doch gerne konkret. Sehr gerne. Der Fehler, den die jetzige Regierung macht, ist, dass sie das Notwendige und das nicht Notwendige permanent verwechselt und ver- tauscht. Sie spart einfach nach der Zahl. Alles, was 00:16:00 etwas kostet, ist schlecht. Völlig egal, ob es wirkt oder ob es nicht wirkt. Um ganz konkret zu sagen, was ist in dem Bereich der Sparsamkeit zu tun? Dort werden Sie sich, nicht wie die das bei Herrn de Jager der Fall ist, nur einen Per- sonalkörper herausneh- men, weil er zufälligerwei- se der Größte ist, dreieinhalbtausend Lehrer- stellen, ohne konkret zu 00:16:30 sagen, wie soll das eigent- lich gehen? Sondern Sie werden ganz konkret in die einzelnen Ressorts, über

16

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

alle Bereiche, Lehrer natür- lich auch. Polizei, Justiz, Finanzverwaltung, innere Verwaltung und dort das rausholen, wo Sie sagen, das ist überbürokratisiert, da haben wir Aufgaben, die wir nicht mehr erledi- [Darf ich, darf ich nachfra- gen müssen. Wenn Sie gen, kurz? sich heute anschauen, wenn der… Sehr gerne. Polizei, Justiz etc., das waren ja bislang Tabube- reiche. Nein. Es gibt keine Tabu- [Da gehen Sie ran? bereiche. Das ist ja der Grundfehler. Wenn Sie ein Land stark machen wollen, dann müssen Sie in allen Bereichen das nicht Not- wendige identifizieren. Wir haben heute in Schleswig- Holstein ungefähr 150 Stel- len, wo wir Meldeverwal- 00:17:00 tung, Passverwaltung ha- ben. An 150 Stellen ma- chen wir als Staat Wohn- geld. An 16 und 15 Stellen machen wir Kfz- Zulassungen. Ein Land kann dort Anregung geben, um dann hinterher auch in der, auf der Zuschussseite zu den Kommunen dieses zu bün- deln. Ich muss das nicht 150 Mal machen. Ich kann da kleiner werden. Und diese Bereiche zu identifi- zieren, mit den Kolleginnen und Kollegen, den Mitar- beiterinnen und Mitarbei- tern vor Ort. Das ist Politik, 00:17:30 die das nicht Notwendige identifiziert. Wenn Sie aber [Herr de Jager, reicht Ih- auf der Stärkeseite die nen, reicht Ihnen das, was Spar… Herr Albig gerade vorstellt? Nein, das reicht mir, das reicht mir nicht. Weil ich feststelle, dass Herr Albig und die SPD eigentlich nur dann konkret werden,

17

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

wenn es ^ um das Geld- ausgeben geht, aber nicht, wenn es darum geht, ^ einzusparen. SPD, SSW und Grüne haben im Land- tag einen ^ Antrag einge- bracht, der darauf hinaus- läuft, dass das Land ^ 1,8 Milliarden Euro mehr Schulden aufnehmen wür- de als diese Regierung plant. 1,8 Milliarden Euro Schulden bis 2020. Und das ist der Unterschied zwischen SPD und CDU 00:18:00 und das ist der Unter- schied zwischen Herrn Albig und mir. 1,8 Milliar- den Euro Schulden! Was wir nicht hören, was wir nicht hören, ist ^ wo einge- spart werden soll. Und ^ [Ein paar Bereiche hat Herr das halt‘ ich für bemer- Albig ja gerade genannt. ^ kenswert, wir sind vier Ta- Stimmen Sie da zu? ge… Ja, ich würd‘ das gern noch mal aufführen. Wir sind, wir sind^ vier Tage vor einer Wahl. Und ^ in vier Tagen wollen Sie das Land regieren und da müssen Sie schon in der Lage sein zu sagen, wo Sie einen Haushalt, den Sie vorlegen müssen, auch tatsächlich durch ^ zusätz- liche Einsparungen auch belegen. Denn wir haben auf den Tisch gelegt und haben gesagt, wir machen 00:18:30 einen Doppelhaushalt 2013/2014. Wo wir deshalb keine weiteren Sparmaß- nahmen machen müssen, weil wir die bisherigen Maßnahmen durchziehen. Sie wollen die bisherigen Maßnahmen zurückneh- men, insofern müssen Sie nachweisen, wo Sie denn zust^ zusätzliche Einspar- maßnahmen sehen und ^ Sie sagen.

18

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

es nicht. Und ich frage mich immer, wollen Sie nicht konkret werden oder können Sie nicht konkret werden? Herr de Jager, Sie belegen Ihre Einsparmaßnahmen [Das stimmt überhaupt überhaupt nicht. Sie sind nicht. unkonkret, Sie beschreiben dreieinhalbtausend Lehrer- stellen, dreieinhalbtausend [Herr Albig, Herr Albig, ich Lehrerstellen, die Sie nicht 00:19:00 bitte Sie…Herr Albig. belegen können. Die Sie gar nicht beschreiben kön- nen, Herr de Jager. Wo kommen denn dreieinhalbtausend Lehrer- stellen her? Sie sind zum Beispiel überhaupt nicht in der Lage, zu beschreiben, wie lösen Sie das Problem, dass es in unserem Land reiche Regionen gibt, wo sie viele mehr Kinder ^ Rückgang haben als in andern, wir haben in Kiel, wir haben in Flensburg, wir haben in den Hamburger Kreisen Schülerzuwachs, Schülerzuwachs, Sie ha- [Aber Herr Albig, die Men- ben keine Antwort, wie das schen, die Menschen eigentlich gehen soll mit ihren dreieinhalbtausend Stellen, wir werden beant- worten wie es geht wenn 00:19:30 [Ja aber dann fang sie sie in die einzelnen Berei- doch mal an, Herr Albig, che gehen, wenn wir mit dann fang Sie doch mal den Menschen, vor Ort, an, wir reden doch jetzt nicht erst seit zwei Tagen über Haushaltskonsolidie- rung, sondern wir reden seit zwei Jahren darüber, und da hätte auch die Tra- ditionspartei SPD inzwi- schen schon Dinge auf den Tisch legen können Und die Menschen im Land haben längst begrif- fen, dass wenn wir bis zum 00:20:00 Jahr 2020 60.000 Schüle- rinnen und Schüler weni- ger haben, 3.500 Klassen

19

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

weniger haben, dass es dann auch weniger Lehrer braucht ohne dass die Qualität des Unterrichts dadurch verändert wird. Das haben die Menschen längst verstanden, und deshalb geht es darum, dass man vor allem über die Qualität von Bildung redet, das werden wir ja gleich noch machen, und es geht darum, dass wir schwarz auf weiß auf den Tisch gelegt haben, was wir vorhaben. Wir setzen es sogar schon um. Wir haben von den Planstellen, die Sie ja erst in runden Tischen erarbeiten wollen, haben wir im vergangenen Jahr schon 500 Eingespart, und dieses Jahr werden es 450 wer- den, insofern, wir sind ja schon dabei, die Maßnah- men umzusetzen, während Sie immer noch niveaulos hier vor sich her reden und den Menschen auch vier Tage vor der Wahl nicht sagen, wo Sie Einspar- maßnahmen machen wol- len, das halt ich für nicht in Ordnung. Wer nach der 00:20:30 Wahl regieren will, muss vor der Wahl sagen, was er vorhat. Wir haben zum Thema Kürzungen auch Fragen von Zuschauern bekom- men, und zwar überra- schenderweise beschäfti- gen die sich doch ausführ- lich mit dem Landesblin- dengeld, das unter ihrer Regierung ja gekürzt wur- de, Jürgen Melz aus Flens- burg, oder Aug, Herrmann 00:21:00 Augustin aus Rensburg wollten wissen, soll es da- bei bleiben, oder wollen

20

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

Sie diese Kürzung rück- gängig machen, und von Ihnen, Herr Albig, was passiert mit dem Landes- blindengeld anschließend? Das ist ^ mit Sicherheit eine Maßnahme, die uns mit am schwersten mit gefallen ist, weil sie in der Tat Leute betrifft, dies oh- nehin schwer haben, aber wir haben gesagt, dass wir einen solchen Haushalt, einen solchen Sparkurs nur dann werden auch durchführen können, wenn wir in allen Bereichen was machen, und wir, haben es auch dort machen müssen, wir haben vor allem aber auch sehr stark gekürzt zum Beispiel was die Sub- vention von Unternehmen anbelangt, Und in so fern wird es nicht möglich sein einen Spar- kurs, ^ zu machen, einen Haushalt, auf neue Beine zu stellen, eine solide Fi- nanzpolitik zu machen, ohne dass man nicht auch bei den Ausgaben spart. Also es bleibt bei den Kür- zungen, die Sie durchge- führt haben? 00:21:30 Ja, wir haben gesagt, dass wir bei den Kürzungen, die wir durchgeführt haben, bleibt, und jeder, der das anders machen will, muss sagen, wie er das finanzie- ren will. Wir werden das anders machen, wir werden dort, relativ bald, das Blinden- geld wieder auf 300 Euro anheben, dass werden wir gegen finanzieren, in dem wir die Leistung, die an die Kommunen gezahlt 00:22:00 werden zurückführen, und wir werden dann, das ist der zentrale Unterschied

21

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

der Art, wie wir Politik ma- chen, uns mit den Verbän- den, auch mit dem Lan- desblindenverband zu- [Kurze Frage haben die sammensetzen und sagen, Zuschauer an dieser Stel- wie sieht eine zukünftige le, Gestaltung aus, denn der große Unterschied zu uns beiden ist, dass wir Politik machen, die einen, indem sie mit den Menschen auch, deren Know-How, deren Wissen, deren [Naja, der entscheidende Kenntnisse, einbeziehen, Punkt ist, der entscheiden- dort wird nur eine Klausur de Punkt ist, begangen, und in der [Ich hab noch ein paar Klausur wird dann ent- Vorschläge, schieden das machen wir [Wir haben für sie beide einfach so noch ein paar Vorschläge, wir haben nämlich die Bür- ger Und Bürgerinnen gefragt, was denn geschehen soll, falls mal Geld im Landes- haushalt übrig sein sollte, ein bisschen was könnte ja ein durch die niedrigeren Zinsen, das ist ja das, was sie vielleicht noch verteilen könnte, und wofür man das nutzen sollte, zum Schul- denabbau oder für Investi- tionen.

MAZ: "Also da muss man einfach den Gürtel enger schnal- 00:22:30 len, würde ich sagen. In vielen Bereichen ist es natürlich immer schwer, was nimmt man, wem tut man weh?" "In der Bildung zu kürzen, das denke ich, ist ein großer Fehler." "Die ganzen sozialen Einrich- tungen sollte man in Ruhe lassen." "Ich denke immer an Beamte, wenn ich an Sparen denke, muss ich sagen." "Es kann nicht angehen, dass eine Polizei ein Wirtschaftsfaktor ist oder ein Krankenhaus ein Wirtschaftsfaktor ist. So- 22

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

was hat der Allgemeinheit zur Verfügung zu stehen und vorgehalten zu wer- den." "Sparen, sparen, die sollen ausgeben! Die Wirt- schaft ankurbeln!" "Wie soll das funktionie- ren? Wenn das Land pleite ist, kann man auch nicht investieren!" "Ich glaube, dass wir alle irgendwo et- was sparen müssen und dass wir in den letzten Jah- ren sehr verwöhnt waren." "Alle müssen irgendwo mit, mit ran. So und diejenigen, die ein bisschen mehr Geld zur Verfügung haben, die eher doch 'n Ticken mehr!"

CICHOWICZ: Im Grunde sagen die Bür- ger trauen Sie sich doch etwas, Herr de Jager, es 00:23:00 geht ja nicht nur ums Spa- ren, obwohl so wenig Spielraum da ist, dass wirklich so viel gekürzt werden muss, sondern, die SPD möchte auch mehr Geld für Bildung, für die Kommunen ausgeben, und sogar der Grüne, mit dem Sie regieren möchten, Herr Robert Habig, wirft Ihnen da, Herr Albig, Versprecheritis vor, weil Sie das nicht gegen finan- zieren können. Sehn Sie das auch so? Ja, exakt. Die SPD hat ^ beschlossen aufm Partei- tag, Mehrausgaben, ^ pro Jahr in Höhe von 300 Millionen Euro, für die es ^ keine Gegenfinanzierung gibt, mich überzeugt das über- 00:23:30 haupt nicht, sich heute, vier Tage vor der Wahl hinzustellen, wenn man dieses Land regieren will und zu sagen wir machen

23

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

einen runden Tisch und reden mit den Verbänden, das hätte man alles längst machen können, und ich stelle fest, dass sie nicht heute in der Lage sind zu sagen, wo die Einsparun- gen vorgenommen werden müssen, ich glaube ^ das wäre allerdings die Vo- raussetzung dafür, dass Sie regieren, weil die Men- schen haben verdient, dass man ihnen vor der Wahl sacht, was man nach der Wahl machen will. Die Menschen in diesem Land, Herr de Jager, die haben verdient, dass Politik wie- der gestaltungswilder, mit Gestaltungskraft gemacht wird, und nicht, in der Atti- tüde eines Mathematikers. Sie glauben, das Ziel von Landespolitik sei, mög- lichst kleine Zahlen zu er- reichen. Ich glaube, Ziel von Landespolitik muss es 00:24:00 sein, Menschen stark zu machen, ich glaube nicht, dezidiert nicht, dass es unser Land stärker macht, dass wir jedes Jahr 6.000 junge Menschen unmittel- bar nach Ausbildung ins Sozialsystem übergeben. 6.000 junge Menschen. Glauben Sie, die überge- ben wir, weil wir zu viel Lehrer haben? Glauben Sie die übergeben wir, weil wir zu wenig Unterrichts- ausfall haben? Glauben Sie, die übergeben wir, weil unsre Klassen zu klein 00:24:30 sind? Die Ursachen für diese 6.000, die liegen darin, dass wir uns in Bil- dung noch mehr anstren- gen müssen. Wer bezahlt die Kosten, die hinter die- sen 6.000 Menschen ste-

24

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

cken? Dann lassen Sie uns an der Stelle, dann lassen Sie uns an der Stelle, Herr Albig, auf das Thema, auf das Thema Schul- und Bildungspolitik kommen, denn da ^dort können Sie es auch noch mal vertiefen ^ auch in Schleswig- Holstein, wie überall seit Jahrzehnten, da reitet ei- gentlich jede Partei ihr ei- genes schulpolitisches Steckenpferd, ohne große Rücksicht auf Schüler und Eltern.

MAZ: Bildung in Schleswig- Holstein, ein Reizthema. Seit Jahren Reformen und kein Schulfrieden in Sicht. Abi nach acht oder neun Jahren? Jedes Gymnasi- um entscheidet selbst. Dazu Gemeinschafts- und Regionalschulen, ein Fli- ckenteppich. Nicht mehr lange, sagt die SPD. Die Gemeinschaftsschule, ihr Zukunftsmodell. Die CDU warnt vor der Abschaffung der Gymnasien. Immer weniger Kinder in Schles- wig-Holstein. Die CDU will deshalb 3.600 Lehrerstellen strei- chen, die SPD nur die Hälf- te. Aber wie finanzieren? Nichts kosten soll das letz- te KiTa-Jahr, laut SPD. Nicht finanzierbares Wahl- geschenk, so die CDU. Nur 26 Prozent glauben, die 00:25:00 CDU macht eine gute Schul- und Bildungspolitik, 40 Prozent vertrauen der SPD.

CICHOWICZ: Wir blenden an dieser Stel- le einmal kurz die Sprech- zeiten und die Redezeiten 25

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

ein, da liegt Herr de Jager mit 6 Minuten 49 ein biss- chen hinter Herrn Albig mit 8 Minuten 35. Redeanteil, deswegen die nächste Frage erstmal an Herrn de Jager. Sie haben das ge- sehen, der SPD wird mehr schulpolitische Kompetenz zugeschrieben als der CDU, überzeugen da Ihre Konzepte nicht? Ich glaube, dass es ^ not- wendig ist, dass wir den Menschen sagen ^ worum es dabei geht, ich glaube ^ dass der eine Punkt von extremer Be- deutung ist, dass ist die Frage des „Schulfriedens“, die Menschen wollen keine Schulsystemdebatten mehr, und deshalb sagen wir, dass es falsch ist, von vorne rein gleich schon wieder eine Schulsystem- 00:25:30 debatte in Schleswig- Hols- tein zu beginnen, indem man sagt man will die Re- gionalschule zum Beispiel abschaffen oder die Wahl- freiheit von G8 oder G9. Was die Menschen wirklich wollen ist Zuverlässigkeit, eine zuverlässige Schul- struktur, mit der sie arbei- ten können, und dafür ste- hen wir, und ich glaube, dass es deshalb notwendig ist, weil wir uns über die wirklich wichtigen Punkte in der Bildung reden müssen, das ist die Qualität von gutem Unterricht, oder das ist zum Beispiel die Frage von 00:26:00 Unterrichtsausfall. Ich bin Vater einer 16 jährigen Tochter, und ich weiß ^ , das dringendste Problem, das sagen mir auch andere Eltern, das sagen mir an- [Wie sieh ihr Konzept da dere Elternvertreter, ist die aus?

26

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

Frage des Unterrichtsaus- falls, deshalb haben wir gesagt, dass wir die Mittel, die so genannten Vertre- tungsfonds, zur Bekämp- fung des Unterrichtsaus- falls verdoppeln wollen, im nächsten Jahr, das sind ^ 30 Millionen Euro, die wir dann ausgeben werden, um sicher zu stellen, dass keine Stunde Unterricht mehr ausfallen muss, und dann, was die Werte, sie haben es ja angesprochen, anbe- langt, ein Punkt der mir wichtig ist, ^, wir haben gesagt, wenn es ein Res- sort gibt, das wir nach der Wahl definitiv beanspru- chen wollen, dann ist es das ^ Bildungsressort, das wir übernehmen wollen, 00:26:30 denn gute Bildungspolitik hängt nicht nur davon ab, dass man irgendwelche Programme schreibt, son- dern auch wie es in den Ministerium umgesetzt wird, und deshalb haben wir mit ^ Alexandra Din- ges-Dierig eine Bildungs- ministerin für Schleswig- Holstein vorgestellt, die dieses Amt ganz hervorra- gend auch ^ ausführen kann, das ist eine Frage der Glaubwür- digkeit, dass wir nicht nur vor der Wahl sagen, was wir da machen wollen, sondern dass wir auch nach der Wahl bereit sind dieses Mal das Bildungs- 00:27:00 ressort zu übernehmen. Sie haben das Thema Un- terrichtsausfall angespro- chen, wir haben für Sie mal ein gutes Beispiel, das ist der Top-Aufreger.

MAZ:

27

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

7.30 Uhr in Elmshorn. Wulf Herold bringt seinen Sohn Felix zur Schule. Acht Stunden hat er heute, ei- gentlich. Denn immer wie- der fällt Unterricht am Gymnasium aus. Im ersten Halbjahr war es besonders schlimm: "Ich habe das mal für Sie aufgeschrie- ben. Konsolidiert sind 52 Stunden ausgefallen, das sind sage und schreibe 14,6 Prozent. Das finde ich, gelinde gesagt, eine ganze Menge." "Latein ^^ ist für mich ^sehr wichtig für ihn, weil letzt- endlich ist es seine zweite Fremdsprache. Wenn La- tein in den Mengen aus- fällt, dann frage ich mich, schafft der überhaupt das kleine oder große Latinum noch?" Überhaupt muss die Schule eng kalkulieren: nur, wenn kein Lehrer krank und niemand auf Klassenfahrt ist, kann der Unterricht wie geplant stattfinden. "Die Schule ist auch gar nicht schuld da- ran. Schuld daran ist einzig und allein die Politik, die es einfach nicht schafft, Geld 00:27:30 vernünftig in Bildung zu investieren."

CICHOWICZ: Herr Albig, was wollen Sie gegen den Unterrichtsaus- fall tun? Der Mann hat Recht, und deswegen müssen wir das ändern. Ein Vertretungs- fond, das ist das hilflose Dagegen-Ansteuern als man gemerkt hat, dass die eigene Konzeption, näm- lich Lehrerstellen ohne Sinn und Verstand zu streichen, dass die nicht aufgeht, und dann stellt man hinterher fest, dass 28

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

der Vertetungsfond natür- lich auch nicht funktioniert, weil er ohne Stellen und ohne Lehrerinnen und Leh- rer, die da drin sind - ,ja, [Gut, das wissen wir jetzt, aber man muss ja verste- was machen Sie? hen warum es falsch läuft, Dieser Vertretungsfond ist ein Instrument, was die letzte SPD- Bildungsministerin Ute Grave eingeführt hat, das wir nur fortführen und mit mehr Mitteln ausstatten, weil es nämlich das richti- ge Instrument ist zur Be- kämpfung des Unterrichts- ausfalls. Also Sie führen alles fort, von dem Sie wissen, dass es nicht funktioniert, nur weil es da ist, das ist keine 00:28:00 vernünftige Strategie, Herr de Jager, aber erlauben sie mir, dass ich kurz be- schriebe. Wir haben ja gesagt, dass wir die mögli- chen Lehrerrückgänge, aufgrund des Schülerrück- ganges, nur zu 50 Prozent nehmen wollen um den Haushalt zu konsolidieren, zu 50 Prozent um Schulen besser mit Lehrerinnen und Lehrern auszustatten Und Klassen kleiner zu machen, um Unterrichts- ausfall besser begegnen zu können, dafür brauchen sie Menschen. Dafür muss da eine Lehrerin sein, die auch die Zeit hat, sich ne- ben den kleinen Philipp in der Klasse einmal zu set- 00:28:30 zen, die sich an seine Sei- te, seine Hausaufgaben anzuschauen, seine Schwächen zu sehen, da- mit der Sohn das Latinum auch schafft. Heute haben unsre Lehrer zunehmend nicht mehr die Zeit mal an der Seite, an der Bank zu

29

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

schauen, warum kommt er denn nicht mit der Philipp? Was ist denn da los? Es geht Nicht mit Menschen, es geht nur mit Menschen, es geht nicht mit Statistiken. Die Menschen kosten auch Geld. Die Mensch kosten auch Geld, und deswegen ist die Ansage Verwaltung be- zahlt Bildung, und deswe- gen werden wir die Stellen, die wir nicht im Bereich Lehrerinnen und Lehrer streichen, die werden wir, nachdem wir Aufgaben aus dem Rest des Syst, ^ aus 00:29:00 dem Rest der Verwaltung genommen haben, über die gesamte Verwaltung zusammen sammeln, und am Ende des Tages, fünfeinalbtausend Stellen, wenn ich mich nicht irre ist das die gleiche Zahl, die Herr de Jager sehr un- konkret beschrieben hat, wir werden das sehr kon- kret nachweisen und vor- legen. Wobei, die Polizei hat sich schon gemeldet, und gesagt, da müssten sie noch mal drüber spre- chen Warum haben Sies bisher noch nicht getan? Ich mei- ne, Sie wollen in vier Ta- gen dieses Land regieren, da müssen Sie doch in der Lage sein, wo Sie Einspa- 00:29:30 rungen vornehmen kön- nen, sie können doch nicht so einen Blindflug hier star- ten, sondern die Menschen haben gerade heute und viele interessiert das ja, deswegen haben sie ein- geschaltet, auch die Erwar- tung, dass Sie heute end- lich mal die Karten auf den

30

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

Tisch legen. Herr de Jager, ich hab doch eben ganz konkret beschrieben, dass wir über alle Bereiche gehen. Sie beschreiben sehr unkonk- ret, dass Sie sich den Leh- rertopf vornehmen, Sie haben keine Vorstellung, wie das funktioniert, Nein, wir haben das auch (uv), sie müssen doch her gucken, Wir haben schwarz auf weiß die Karten auf den Tisch gelegt, und Sie flüch- ten sich hier ins Wolkige. Das ist ^, das ist das ganz klare Ergebnis. Herr de Jager, wo sind [Darf ich noch mal auf ein denn konkrete anderes Thema kommen? Es gibt, es gibt einen Vor- wurf, der steht so unaus- gesprochen im Raum, den die CDU der SPD macht, 00:30:00 oder jedenfalls Herrn Albig gegenüber macht, nämlich, dass der den Fortbestand der Gymnasien in Frage stellt. Also ich stelle zunächst einmal fest, dass die drei Parteien, ^ die dieses ^ Bündnis ^ bilden wollen, die Dänenampel, die SPD, der SSW und die Grünen, alle in Ihren Parteien, ^ ihn Ihren Parteiprogrammen stehen haben, dass das Fernziel eine Schule für alle ist. Und ich bin ein altmodi- scher Mensch, ich glaube, dass das, was in den Par- teiprogrammen steht auch 00:30:30 das ist, was die Parteien wollen, schließlich haben sie sich ja die Mühe ge- macht den Beschluss zu fassen und die Spitzen- kandidaten sind auch nicht eingestiegen, und in so fern ist es schon ^ das kla-

31

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

re Ziel dieser drei Parteien, und das erste, was sie machen werden, ist ^ den gymnasialen Lehrer ab- schaffen und ersetzen durch einen Stufenlehrer, das ist dann ein Lehrer, der für alle Schularten zu- ständig ist, eine Art ^ Einheitslehrer, und wir sa- gen, wer starke Gymnasi- en im Lande will, der braucht auch dafür Gym- nasiallehrer, extra ausge- bildete Gymnasiallehrer, und das wird so ein erster Schritt sein, wo am Ende die Grundlage für die Gymnasien hier in Schles- wig-Holstein unterhöhlt werden. Herr Albig, können Sie das 00:31:00 hier und heute garantieren den Fortbestand der Gym- nasien? Ja, Herr de Jager weiß, dass das ^ Unfug ist, was er da gerade sacht, leider. Es steht aber natürlich im Wahlprogramm. In Zukunft eine Schule Es wird, es steht im Wahl- programm, wir werden eine, wir werden starke Grundschulen haben, wir wollen starke Gymnasien haben, in de- nen man in acht Jahren zum Abitur geht, wir wollen starke Gemeinschaftsschu- len, das steht im Pro- [(Uv) wenn sie sagen ich gramm, das steht im Pro- bin dafür? gramm. Und wir wollen starke Berufsschulen ha- 00:31:30 ben. Wenn dort steht, und das ist etwas, woran wir uns sicherlich unterschei- den, worin wir uns unter- scheiden, das ist eine Bil- dungspolitik des letzten Jahrhunderts, für die de Jager steht, wir wollen, dass kein Kind zurück ge-

32

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

lassen wird, wir wollen aufhören mit dem Weg, dass wir mit zehn sagen du bist nur Hauptschüler, du bist nur Realschüler, wir wollen Wege eröffnen, dass unsere Kinder zu ihrem bestmöglichen Bil- dungsabschluss geführt werden, und das geht, in- dem ich in jeder Schulart übrigens, Räume gebe, indem ich differenzieren kann, indem ich den Lehre- rinnen und Lehrern die Möglichkeit gebe, aus dem 00:32:00 Philipp tatsächlich etwas zu machen, und das geht in jedem System, zu glau- ben, dass man immer, wenn Regierungswechsel ist, wenn wir dran sind, wir die Gymnasien nicht mö- gen, wenn sie dran sind, die Gemeinschafsschule nicht mögen, das ist alte Politik, damit müssen wir endlich aufhören. Also es bleibt beim Sys- tem, Sie garantieren einen Schulfrieden? Wir garantieren einen Schulfrieden. Das was ich eben beschrieben habe, das mag dann bitte mal 25 Jahre unangetastet sein, und dann lasen wir doch mal die Lehrerinnen und Lehrer mit den Kindern zufrieden, dann geben wir 00:32:30 ihnen Raum, dann geben wir ihnen Zeit und Kraft, denn die Lehrerinnen und Lehrer, die sind es, die unsere Haushalte stark machen, weil sie die jun- gen Leute nach vorne bringen. Herr de Jager, wie sieht Ihr Konzept in dem Bereich aus? Nun, wir sagen ^ ganz klar, dass wir es bei den

33

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

jetzigen Schularten und den jetzigen Schulformen belassen wollen, wir halten es für falsch, sozusagen ^ arrogant und von oben herab ^ die Re- gionalschule gleich wieder abschaffen zu wollen, wir respektieren, dass die Menschen vor Ort sich dazu entschieden haben ^ Regionalschulen zu bilden, die Menschen sind ^ stolz auf ihre Schulen, und die- sen Stolz sollte man den 00:33:00 Menschen nicht nehmen, und deshalb sagen wir, wollen wir die Regional- schule bestehen lassen, ^ wir wollen auch die Gym- nasien mit der Wahlfreiheit, G8, G9, dort wo sich dafür entschieden haben, beste- hen lassen, weil wir sagen, die Menschen in Schles- wig-Holstein sind es leid, dass wir wieder eine neue Schulsystemdebatte be- ginnen, das wäre die Kon- sequenz aus dem was Herrn Albig eben gesagt hat, dass wir uns wieder über Schulstrukturen un- terhalten, in Schleswig- Holstein, was eigentlich allen Leuten zum Hals heraus hängt, weil sie wol- len, dass wir über die wirk- lich wichtigen Themen ^ 00:33:30 reden, und dazu gehören andre Themen wie Quali- tätsfragen, und dazu ge- hört auch die Frage der Qualität des Gymnasiums, denn es geht nicht darum, dass es eine Schule gibt wo einfach nur Gymnasium drauf steht, sondern es muss Gymnasium drin sein, und was Herr Albig eben gesagt hat, unter- höhlt die Grundlage des Gymnasiums als ein

34

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

durchgängigen acht- be- ziehungsweise neunjähri- gen Rhythmus, und des- wegen garantieren wir die Gymnasien Würden Sie denn, würden Sie denn, Geld in die Hand nehmen um im Bildungs- bereich Dinge positiv zu verändern? Herr Albig hat das ja ^ klar benannt, dass er sozusagen Schwerpunk- te setzen will, Sie haben ein Sparkonzept, aber würden Sie ^ auch Geld in die Hand nehmen? 00:34:00 Nun, wir haben ^ immer gesagt, dass wir, sobald wir Spielräume im Hauhalt wieder erarbeitet haben, wir die auch gleich in die Bildungsbereich und die Bereich Infrastruktur wie- der zurückgeben, und das haben wir ja auch getan schon mit der Aufstockung der Mittel aus dem Vertre- tungsfond, oder aus dem Vertretungsfond, das war deshalb möglich, weil wir in den ersten bei- den Jahren sehr viel mehr haben einsparen können wegen einer guten wirt- schaftlichen Lage als ur- sprünglich geplant, und das wird auch gleich wie- der reinvestiert, in so fern, diese Balance, die man immer machen muss, auf der einen Seite Einsparun- 00:34:30 gen, auf der anderen Seite aber Investitionen in die Zukunft des Landes, das machen wir, das machen wir im Bereich der Hoch- schulen, es ist noch nie so viel Geld für die Hochschu- len in Schleswig-Holstein ausgegeben worden wie heute. Wir investieren in die Infrastruktur, in die Ha- feninfrastruktur, in die Ver-

35

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

kehrsinfrastruktur, und das bringt Schleswig-Holstein nach vorne. Schade, dass wir nicht mehr über das Thema Be- treuungsgeld sprechen konnten, das ^. Haben Sie sich schon bei Frau Merkel bedankt dafür? Das ist sehr schade, ja. Oh, ich rede sehr oft mit ihr darüber, und ich möchte mal eines zum Thema Be- treuungsgeld sagen, Dann müssen wir es vertie- 00:35:00 fen, dann geht am Thema ^ Wirtschaft ab, aber wir haben eigentlich die Zeit, die wir uns für das Thema Bildung vorgenommen haben, ausgeschöpft, und kommen jetzt zur Wirt- schaft, jedenfalls mal zum Bereich der Energiewirt- schaft, hier oben gibt’s den meisten Wind, manchmal wird er auch nur gemacht, Also könnte der Umstieg auf erneuerbare Energien die Zukunftschance für Schleswig-Holstein sein.

MAZ: Windkraftland Schleswig- Holstein . Sauberer Strom soll der Verkaufsschlager des Nordens werden. CDU 00:35:30 wie SPD setzen voll auf den Ausbau. Doch wie viele Windräder verträgt das Land noch? Verspargelte Landschaft und die Bürger klagen über den Lärm. Unmengen an Windstrom bleiben unge- nutzt, weil mehr als 600 Kilometer Hochspannungs- leitungen fehlen. Wie soll Schleswig- Holstein so die Energie- 00:36:00 wende schaffen? Schwer lastet auch das Erbe der Atomenergie. Die stillge-

36

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

legten Meiler Krümmel und Brunsbüttel müssen zu- rückgebaut, also abgeris- sen werden, doch genaue Pläne fehlen. Wie viele rostige Fässer mit Atom- müll wird man wohl noch finden? CDU und SPD haben in der Energiepolitik ein Glaubwürdigkeitsprob- lem: nur 13 Prozent trauen der CDU eine gute Ener- giepolitik zu, zehn Prozent der SPD. Beide liegen da- mit weit abgeschlagen hin- ter den Grünen: 68 Pro- zent.

CICHOWICZ: Herr Albig, der Ausbau der Windenergie kommt nicht voran, es gibt fast 1.500 Einsprüche gegen die Pla- nung die Windeignungsflä- chen und die neuen Pläne dafür sind ja auch wieder zurück gezogen worden, offensichtlich ziehen die Bürger nicht mit, und das, was Sie eigentlich wollen, dann vor ihrer Haustür realisiert werden soll, wie wollen Sie das ändern? Das ist in der Tat eines der zentralen Probleme einer Beteiligungsgesellschaft, die sich immer häufiger im „nein“ verliert, Politik wird noch stärker werden müssen, dass wir nicht zu allem „nein“ sa- gen, wir können nicht zu Atom „nein“ sagen, zu Kohle „nein“ sagen, zu fossilen Brennstoffen „nein“ sagen und wenn wir 00:36:30 dann bei erneuerbaren Energien sind sagen wir wieder „nein“. Aber wie beteiligen Sie die Bürger, und wie verändern Sie diese Struktur? Wir müssen, wir haben in Nordfriesland ein, ein 37

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

schönes Beispiel dafür, wie man es machen kann, dort haben Bürgerinnen und Bürger das zu ihrer Sache gemacht, Bürgerwind- parks, jetzt beginnende Bürgernetzparks, Gesell- schaften machen sich auf den Weg, und teilen sich nicht nur die Lasten, son- dern teilen sich auch die Erfolge der Projekte. Und dort haben sie eine ganz große Akzeptanz. Diese Idee, zu transportieren, das kann nicht sein, dass die Erfolge einige wenige Konzerne haben, und den Bürgerinnen und Bürgen teilen wir im Verfahren mit, wo das Gerät steht, was ihre Nachteile sind, und dann dürfen sie sich dazu verhalten. Gut, also das Konzept ist, den Bürger beteiligen, 00:37:00 [Wir brauchen mehr, wenn dann was abfällt, dann wird das ^ Exakt. Und das ist eine Energie, die wir wirklich von Bürgern gezeigt be- kommen, und da müssen wir noch intensiver von lernen. Herr de Jager, wenn das schon bei den Windeig- nungsflächen nicht so rich- tig klappt, wie soll das Erst bei den Trassen für die Höchstspannungslei- tungen sein, denn der Strom, der muss ja erstmal ^ weiter transportiert wer- den, die Energie, und wenn das nicht funktioniert, 00:37:30 und da ist man ja in der Planung auch hinterher, wie wollen Sie den Netz- ausbau beschleunigen, wenn die Bürger ^ daran nicht so mitziehen? ^ Das tun sie, man muss ihnen auch immer wieder

38

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

sagen ^ , dass die Ener- giewende ein [Ja, sie haben ja gerade Ihre Pläne wegen 1.500 [Ja, da komm ich gleich zu, Einsprüchen wieder in die man muss ihnen erstmal Schublade (uv) sagen, dass die ^ Ener- giewende eine Jahrhun- dertchance Schleswig- Holsteins ist, weil sie uns [Wenn sie denn funktio- in die Lage versetzt, ja, -- niert! da komm ich ja gleich zu, ^ wenn sie, es ist die Jahr- hundertchance, weil sie uns in die Lage versetzt, Arbeitsplätze dort zu schaf- fen, in den Regionen zu schaffen, wo es uns sonst ^ schwer fällt, und deshalb müssen wir immer wieder deutlich machen für die Akzeptanz, sowohl der Windeignungsflächen, wie der Stromtrassen, dass es immer eine Wertschöpfung durch Investitionen und Arbeitsplätze vor Ort gibt. 00:38:00 Das ist der entscheidende Punkt, das klappt auch gut hier in Schleswig-Holstein, über 8.000 Menschen ar- beiten schon im Bereich der ^ Windenergie, und das müssen wir eben aus- bauen, deshalb hab ich auch gesagt, dass ich das Wirtschaftsministerium zum Energiewendeministe- rium machen möchte, um dann eben auch diese Ar- beitsplatzpotenziale aus- zuschöpfen. Und dann geht es darum, Dass mit diesen 1.500 Einwendungen Sie es ja mal ins Verhältnis stellen müssen, zum Beispiel in Nordfriesland gab es 00:38:30 achtmal mehr Flächen, die beantragt wurden als Nord- friesland am Ende be- kommen kann, weil es eben dieses Problem, oder eben diesen Punkt der

39

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

Bürgerwindparks gibt, wo Menschen nämlich Geld verdienen. Das Gleiche gilt auch für die Leitungen, insofern geht es darum, dass sich die Bürger betei- ligen müssen, finanziell beteiligen müssen, sie müssen sich an den Pla- nungen beteiligen, wir ha- ben, was die Stromtrassen anbelangt, eine Beschleu- nigungsinitiative mit den Netzbetreibern in Schles- wig- Holstein ^ vorgelegt und ^ abgeschlossen, die ist ^ vorbildlich für ganz Deutschland, wir haben dort eine Vorreiterrolle, was die Planung für den Netzausbau anbelangt, und deshalb werden wir sehr schnell in der Lage sein diese (uv) tatsächlich zu bauen. Daran können wir Sie nach der Wahl auf jeden Fall messen. Schon vor der Wahl. 00:39:00 Noch eine, noch eine ganz andre war, in jedem Fall wird der Strom ja teurer, und gerade im Flächenland Schleswig-Holstein, wo viele Pendler aufs Auto angewiesen sind, da ma- chen ja auch die hohen Spritpreise Sorgen, wo stehen Sie in der Ausei- nandersetzung um die An- hebung der Pendlerpau- schale, und auch Sie, Herr Albig. Ich steh auf der Seite der ^ Spritpreisbremse, ich hab ^ zusammen mit einigen Verkehrsministern vorge- 00:39:30 schlagen, dass wir eine solche Benzinpreisbremse bekommen, weil wir nicht zulassen dürfen, dass es ein Wettbewerb gibt an den Tankstellen, der immer

40

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

nur die Spirale nach oben dreht, ^ insofern muss man sich angucken, ob das, was heute vorgeschlagen worden ist tatsächlich wirk- sam ist, ich glaube da muss man noch ein biss- chen ^ (uv) [Aber die Pauschale wird nicht erhöht? Davon gehe ich nicht aus, ich glaube, das würde auch immer nur die Pend- ler betreffen, es würde nicht die andern Autofahrer betreffen. Wir sind ein Tou- rismusland, und wir haben ein Interesse dran, dass auch die Menschen, die mit dem Auto in den Urlaub fahren ^ Entlastet werden, und da ist die Benzinpreisbremse der bessere Weg. Herr Albig. Wir werden auf Dauer nicht da hinterher subventionie- ren können, was an den Enegiepreismärkten pas- siert, die richtige Strategie ist zu fördern und zu be- gleiten, dass Autos immer weniger verbrauchen, und dass wir, dadurch, dass die 00:40:00 Verbrauche geringer sind, die Menschen dadurch entlasten, aber das immer vom Steuerzahler, in einer ^ in so einem Teufelskreis geschieht, und wir damit die Konzerne noch mehr anreizen, die Preise nach oben zu treiben im Mono- pol, das ist auf Dauer nicht erfolgreich, weniger ver- brauchen, andre Ver- kehrsmittel nutzen, das ist [Das eine ist auf dem Pa- besser. pier, und das andere hat man zunächst mal in der Tasche. Der Wind hat sich gedreht, 00:40:30 haben wir gerade gehört, auch in der Wirtschaft, deshalb sind die Wirt-

41

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

schaftsaussichten für Schleswig-Holstein ziem- lich gut.

MAZ: Die Wirtschaft brummt im nördlichsten Bundesland: maritime Technologien, alternative Energien und Tourismus. Von Krisen- stimmung ist keine Rede. 190 Firmen haben sich im Jahr 2011 hier angesiedelt, bei Unternehmen steht Schwarz-Gelb weiter hoch im Kurs. Unter den Bür- gern glauben 43 Prozent, dass die CDU die Wirt- schaft im Land, nur 34 Prozent vertrauen hier auf die SPD. Die Zahl der Ar- beitslosen ist weiter ge- sunken: Im April lag die Quote bei 7,1 Prozent, der niedrigste Aprilwert seit 1995. Aber zu welchem Preis? Schleswig-Holstein wird Niedriglohnland, im- mer mehr Menschen kön- nen von ihrem Lohn nicht leben, müssen aufstocken mit Hilfe vom Staat. Die SPD will den flächende- ckenden Mindestlohn, die CDU lehnt das ab. Und während an Vielen der Aufschwung im Norden vorbei geht, fehlen die Fachkräfte. Arbeitsplätze sichern und neue schaffen; die Union kommt hier auf 36 Prozent. Die SPD vorn mit 39 Prozent.

CICHOWICZ: Herr Albig, der Film hat es gezeigt, da läuft‘s eigent- lich ganz gut in dem Sek- 00:41:00 tor, warum sollte man da was ändern? Ja, weil es noch besser laufen kann. Wenn wir im letzten Jahr ein halbes Prozent mehr Wachstum 42

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

gehabt hätten, nicht 2,9 sondern 3,4, also etwas stärker auch im Bundes- mittel gewesen wären, damit hätten wir ein Steu- ervolumen von bis zu 200 Millionen Euro generieren können, das uns jetzt fehlt. Also auf unsere Stärken noch stärker einzugehen, in den Berei- chen, Energie haben wir eben angesprochen, Tou- rismus, Ernährungswirt- schaft, maritime Industrie und andere, um noch er- folgreicher zu sein und in den Bereichen, die eben in dem Beitrag sehr richtig genannt wurden, bei Fach- kräften eine Initiative zu starten, das hat viel mit 00:41:30 dem Thema Ausbildung vorhin zu tun, übrigens auch viel mit dem Thema Betreuungsgeld und Fern- halteprämie, die wird näm- lich dafür sorgen, dass wir weniger Fachkräfte haben, weil wir unten nicht genü- gend Kinder in guten Krip- pen haben, aber das nur am Rande, im Bereich gute Arbeit unser Land eben nicht zum Billiglohn- land werden zu lassen, sondern zu einem Land, in dem man von seiner Arbeit auch leben kann, ein Min- destlohn von 8,50 Euro bedeutet, dass man brutto, bei voller Arbeit 1.300 Euro bekommt, das mag man 00:42:00 sich bitte einmal auf der Zunge zergehen lassen, was das bedeutet, und das was die Union im Moment vorschlägt liegt darunter, und glaubt, dass man mit weniger auskommen kann, das ist keine Vorstellung von einer Gesellschaft, von einer Arbeitsgesellschaft,

43

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

die ich habe, das subventi- oniert übrigens immer der Steuerzahler. Wir geben Ihnen mal ein wirklich sehr beeindru- ckendes Beispiel, wie man bei mehreren Jobs doch nicht sein Lebensunterhalt verdienen kann. Will doch zuerst mal fragen an Sie beide, hat einer von Ihnen beiden eine Stelle für diese Frau, von deren Bezahlung sie leben kann? Na bei den Profilen, die sie eben beschrieben hat, müsste man eine für sie finden können, und wenn man dann mit vernünftigen Löhnen, bei der Qualifizie- rung, die sie offensichtlich hat, an der, an der, an die Aufgabe rangeht, dann sollte das reichen. Das ist in der Tat ein erschrecken- des Beispiel, das Sie be- schreiben, und das be- 00:42:30 schreibt die Realität, leider viel zu häufig. Ja, man müsste mal gu- cken, ich kann gerne mit ihr in Kontakt treten, und dann werden wir sehen, ob wir dort etwas finden wer- den. Der entscheidende Punkt ist, sie müssen rich- tig gute Jobs schaffen, und ^ das was eben in dem Einspieler gesagt wird ist nicht ganz richtig, wir ha- ben in Schleswig-Holstein Ich will es nur noch mal kurz festhalten, weil ich glaube die schaut uns si- cher zu, Ich geb Ihnen nachher dann die Telefonnummer, jetzt losgelöst, noch mal losgelöst vom Einzelfall, 00:43:00 Ich führe solche Gesprä- che sehr oft, und es geht darum ^ gute Beschäfti- gung zu schaffen.

44

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

Warum sind Sie denn ge- gen den flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Eu- ro? So ein Beispiel macht das doch eigentlich ziem- lich klar, dass man das doch einführen muss. Weil man au meiner Sicht auch darauf hinweisen muss, dass hier in Schles- wig-Holstein sehr viele ^ sozialversicherungspflicht- ige Arbeitsplätze entstan- den sind, ^ 90.000 seit 2005, ^ auch bei dem Zu- wachs den wir hatten ^ waren es Vor allem sozialversiche- rungspflichtige Arbeitsplät- ze, und ich glaube, das ist immer noch der beste Weg, ^ tatsächlich soziale Löhne, und soziale Ge- rechtigkeit zu schaffen, und was die Frage anbe- langt dort wo es nicht klapp, ist der Vorschlag der Union mit der Lohnunter- grenze aus meiner Sicht der Richtige. Weil ich da- gegen bin, dass wir Löhne finden, Löhne festsetzen durch einen Parteienstreit im Parlament, ich bin der 00:43:30 Auffassung, dass es vor allem diejenigen machen sollten, die auch in den vergangen 60 Jahren in Deutschland gezeigt ha- ben, dass sie in ^ großer Verantwortung die Löhne festsetzen, das sind näm- lich die Arbeitnehmerver- tretung und die Arbeitge- ber, die Tarifparteien, und deshalb ist der Vorschlag der Union, dass eine Kommission aus den bei- den, in den Fällen, wo es ^ keine Tarifabschlüsse gibt, eine Lohnuntergrenze festlegen sollen, ich glaube 00:44:00 ^ es ist gut ^ es in die Ver-

45

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

antwortung derer zu ge- ben, die dafür verantwort- lich sind, nämlich die Tarif- parteien, das ist auch Teil des Erfolgsmodells Deutschlands, das wir ha- ben, der Umstand, dass es uns besser geht als den Ländern um uns herum ^ in ^ in Europa, hängt auch damit zusammen, dass wir eben diese abgewogene Lohnfindung haben in Deutschland. Überzeugt sie die Argu- mentation? Nein, sie überzeugt nicht. Es ist mit Sicherheit nicht Teil des deutschen Er- folgsmodells, dass ich für 6,50 Euro oder für 5 Euro arbeite, und davon eben nicht leben kann. Das ist – eine, ein, ein, ein, ein Irrweg von, von Markt- gläubigkeit, wir lassen die Menschen zurück wie die- se Frau, wir geben ihnen keine Perspektive, wir hal- ten das Leistungsverspre- chen dieser Gesellschaft 00:44:30 nicht ein, und gerade eine Partei wie die Ihre, die Wirtschaft stark machen will, und starke Unterneh- men haben möchte, die muss sich dagegen wen- den, dass es einen Wett- bewerb gibt, auf Lasten der Schultern dieser Frau,

46

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

zu Lasten dieser Frau, dass wir die auch noch mit Steuermitteln unterstützen, die sagen, 6,50 Euro, 5 Euro reicht aus. Von 8,50 Euro kriegen sie 1300 brut- to. Sind etwas unter 1000 Euro netto im Monat, wenn sie den ganzen Monat ar- beiten. Da zu sagen das ist eine Stärke, und das 00:45:00 zeichnet unser Wirt- schaftsmodell aus, da wünsche ich allen, die das sagen, mal eine Zeit davon arbeiten zu müssen An der Stelle haben wir uns glaub ich genug aus- getauscht, wir schauen mal auf das Redezeitkonto, das ist im Moment fast ausge- glichen, 15 Minuten 53 für Thorsten . Albig, und 15 Minuten 45 für Jorst de Jager. Zu einer funktionierenden Wirtschaft gehört ja auch eine gute Infrastruktur, ich nehm mal als Beispiel Verkehr und jetzt nicht die Breitband- vernetzung, die gehört sichtlich auch dazu. Zwei Stichworte, die Verlänge- rung der A 20 mit der Elb- querung bei Glücksstadt und die 00:45:30 Fehmarnbeltquerung. Ge- gen beide Vorhaben da sind die Grünen, mit denen Sie, Herr Albig, regieren wollen. Das ist zutreffend, die Grünen sind nicht ^ große Anhänger von solchen Infrastrukturprojekten und das wird man in Koalitions- verträgen zu besprechen haben, wir werden kluge Lösungen finden. Die A 20 – [Also kommen die beiden? Die A 20 wird kommen, die Was sagen Sie heute? 00:46:00 A 20 ist das zentrale Pro- jekt, und es wird Zeit, dass

47

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

sie endlich kommt, als mein Sohn noch gar nicht auf der Welt war, hat man begonnen zu planen, jetzt macht er diese Woche, diese Woche sein Abitur und wir haben von acht Planungsabschnitten zwei fertig. Es wäre schon, wenn wir mal Projekte vo- ran bringen, auch in dieser Volkswirtschaft, auf die wir dann wirklich wieder stolz sind, und die Kinder auch nicht quasi als ganze Le- bensprojekte wahrnehmen. Haben Sie das mit den Grünen schon so vor ver- handelt? Also die A 20, da stimmt ihr zu, und bei der Fehmarnbeltquerung ver- suchen wir immerhin aus dem Staatsvertrag am En- de zu kommen? Das hab ich nicht gesagt, das macht auch keinen Sinn, weil der Staatsver- trag zwischen Deutschland und Dänemark, also zwi- schen der Bundesrepublik und dem Königreich abge- [Das Land zahlt 60 Millio- schlossen ist. nen Euro dazu, Das Land zahlt sehr kleine Beträge dazu, was bei der Fehmarnbeltquerung zu beachten sein wird, ist ganz wichtig, dass wir nicht in Dänemark im 21. Jahr- hundert in Röttge in den Tunnel rein fahren und in Fehmarn im 19. Jahrhun- dert uns auf dem Parkplatz einordnen, weil der Bund 00:46:30 das selbe macht, was er beim Nordostsee-Kanal gemacht hat, uns seit 20 Jahren hängen zu lassen. Dort weiß man seit 20 Jah- ren, dass die Schleusen nicht funktionieren, seit 20 Jahren erzählt man uns wir haben kein Geld. Wenn das die Attitüde des Bun- des wäre, uns 20 Jahre 48

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

lang bei der Hinterlandanbindung nicht zu begleiten, das zu einem Misserfolg werden lassen, Großenbrode zu durch- schneiden, Bad Schwartau zu durchschneiden, dann wird das kein erfolgreiches Projekt, und dann muss man im Bund sagen dann musst du noch mal ver- handeln. Wenn der Bund sagt wir stehen dazu, wir machen eine erfolgreiche 00:47:00 Hinterlandanbindung, dann kann das ein großes euro- päisches Projekt werden. Herr de Jager, glauben Sie das, oder ist das Prinzip Hoffnung? Nun, ich ^ stelle fest, dass gerade was die Fehmarnbeltquerung anbe- langt, die Aussage ^ (uv) mäßig mit dem Programm ^ nicht sehr bekennerhaft ^ sind, dort steht ^ drin, wenn die Fehmarnbeltquerung kommt, ist die SPD dafür die Chancen zu nutzen, ^ mit einem solchen Beken- nermut hätten wir den, hätten wir beim ^ Nordost- see-Kanal noch nicht mal die erste Schleuse, wenn diejenigen, die vor 120 Jahren eine solche Geis- teshaltung ^ gehabt hätten, 00:47:30 nein, ich glaube es geht darum, dass wir hier klar machen müssen, dass wir diese Projekte auch wirk- lich durchsetzen wollen, wir haben die Unterstüt- zung des Bundes, das gilt für die A20, ich habe gera- de zusammen mit Herrn Ramsauer und dem ^ nie- dersächsischen Kollegen (uv) eine Vereinbarung unterzeichnet, die das si-

49

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

cherstellt, genauso wie der Bund sichergestellt hat, dass es die Ertüchtigung des Kanals gibt, und ich glaube bei den Dingen, die wir vor Ort durchsetzen müssen, bei der Fehmarnbeltquerung sind wir auf einem sehr guten Weg, wir reden über ein sogenanntes Raum- Ordnungs- Verfahren, dass ^ alternative Trassenverläufe ^ für die Bahnanbindung vorsieht, wir sind schon sehr weit mit der Ertüchtigung der Hinterlandanbindung im Straßenbereich, insofern, wenn man es will, wenn man tatkräftig ran geht, dann kann man diese Din- ge auch umsetzen, wir wollen es, weil wir glauben , dass die Fehmarnbeltquerung ein 00:48:00 Wachstumsmotor für Schleswig-Holstein werden kann. Das reicht nicht aus, ^ im- mer nur Zettel zu be- schreiben, wir müssen irgendwann auch schon mal die Sachen bauen, da soll auch mal ein Auto drauf fahren, das sehen wir doch genauso, oder? Ja, aber das ist jetzt eine etwas verwunderliche Dis- kussion, das war doch ge- rade die rot-grüne Regie- rung zum Beispiel, die bis 2005 verhindert hatte, dass die A20 überhaupt Gebaut wird. Als wir im Jahr 2005 die Verantwor- tung in Schleswig-Holstein übernommen hatten, da 00:48:30 war die A20 in Mecklen- burg fertig, und in Schles- wig-Holstein gab es keinen einzigen Kilometer, weil eine rot-grüne Regierung

50

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

es verhindert hat, es war erst die Regierung unter CDU-Führung, die dafür gesorgt hat, dass die A20 in Schleswig-Holstein überhaupt gebaut wird, und insofern, vorwerfen, dass wir die Verkehrspro- jekte nicht tatkräftig umset- zen, das können Sie uns nicht. Aber sieben Jahre sind Sie ja jetzt schon dabei! Ja und kann man auf der A 20 fahren oder kann man auf der A20 nicht fahren? Ja, ein kleines Stück, ja. Haben wir gerade einen neuen Planfeststellungs- beschluss oder haben wir ihn nicht? Und insofern, wir haben unter Beweis ge- stellt, dass wir tatsächlich Verkehrsinfrastruktur in Schleswig-Holstein umset- zen, 2005 hat rot-grün un- ter Beweis gestellt, dass sie es nicht kann, und das sind die Unterschiede. Die auch heute noch gelten. Die gelten heute nicht, und wir freuen uns drauf, dass unter rot-grün-ssw Mehr- heit das Projekt voran ge- bracht wird. Sie haben doch, sie haben doch gerade gesagt, dass die Grünen das nicht wol- len, das ist nämlich in der 00:49:00 Tat der Punkt, die Grünen wollen das weiterhin nicht, und sie werden sich ^ nicht gegen die Grünen durch- setzen können, das war damals bei rot-grün ^ auch schon so, und das wird bei rot-grün-ssw nicht besser werden. Da überrascht es ja einen, dass sie so gerne schwarz- grün koalieren wollten, wir werden das schon hinbe- kommen. 51

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

Weil wir uns durchsetzen würden, wir sind nämlich sehr viel eindeutiger in unseren Aussagen. Die Stunde ist fast vorbei, wir müssen zum Schluss kommen, noch eine Zuschauerfrage, und zwar persönliche Fra- gen an jeden der Kandida- ten, die Zuschauer haben uns Fragen geschickt, wir hatten dazu aufgefordert, Herr Albig, es gibt eine Frage, die mehrmals kam, ich nehm mal Günther Pla- the aus Nordhof, der uns geschrieben hat und Klaus Hühnerbach aus Elmshorn. Und zwar: „Guten Tag Herr Albig, nach drei Jahren enttäuschen Sie die Wäh- ler, die Sie für einen ge- eigneten OB für Kiel gehal- ten haben. Was wird pas- 00:49:30 sieren, wenn ihr Ziehvater Steinbrück womöglich in 2013 die Bundeswahl als Kanzlerkandidat gewinnt, würden Sie dann nach Berlin gehen und Schles- wig-Holstein ebenso im Stich lassen?“ Nein, das würd ich nicht, ^ es ehrt mich, dass man meint, man wird von Ebene zu Ebene gehoben. Die Aufgabe als Ministerpräsi- dent ist eine so herausra- gende, sie wird diejenige sein, die die nächsten fünf Jahre mein Leben prägt, und die nächsten fünf Jah- re werden auch auf der Basis dessen, was ich als Oberbürgermeister erfahren habe, aus der Realität der Menschen, auf dieser Basis werde ich 00:50:00 sehr stark für dieses Land arbeiten können, ich werde mithelfen es zu gestalten und nach vorne zu bringen

52

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

und ^ dahinter steckt ja ein Teil Lob, und darüber freue ich mich sehr. Es ist auch noch ein Teil in der Email drin gewesen, da hätte das nicht so nach Lob ausgesehen, es sei Ihnen nicht gelungen, Duftmarken in Kiel zu set- zen, aber halten wir mal [Darüber müsst man noch fest, Sie wollen die ganze mal reden, ja. Legislaturperiode durch- machen, gut, dann haben wir das geklärt ^ Herr de Jager, auch an Sie eine Frage des Zuschauers Christian Bauersacks aus Lübeck Möchte wissen: „Die Politik hat stark an Glaubwürdig- keit verloren, wie wollen Sie Vertrauen zurück ge- winnen, würden Sie zum Beispiel, als zukünftiger Ministerpräsident auf einen Teil Ihrer Bezüge verzich- ten? Also sparen durch Verzicht? Würden Sie das machen?“ Ich glaube, dass die Bezü- ge der Politiker festgelegt 00:50:30 sind, sie sind eindeutig festgelegt, und insofern glaub ich, ist es auch rich- tig, das dann einfach so gelten zu lassen, ich glau- be dass es bei der Glaub- würdigkeit von Politik eher darauf ankommt, dass man sehr klar benennt, wofür man steht, was die Ziele sind, was die einzelne Poli- tik ist ^ das mach ich, ich führe einen sehr konkreten Wahlkampf, ich sage vor der Wahl woran ich mich ^ nach der Wahl messen lassen werde, und messen lassen möchte, und in so 00:51:00 fern ist das mein Beitrag zur Glaubwürdigkeit in der Politik, ich glaube, dass da keine Zweifel aufkommen

53

Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012

bei dem, was ich vorhabe. Beschreiben Sie doch in einem Satz, knackig, kurz und präzise Ihren Füh- rungsstil. ^ ich bin ein ^ Teamplayer, was meinen Führungsstil anbelangt, ich rede und diskutiere sehr viel mit meinen Mitarbeitern, mit politischen Freunde, hole Meinungen ein, dann wird eine Entscheidung getrof- fen, und die wird dann auch in der Tat durchge- setzt. Herr Albig, dieselbe Frage an Sie, beschreiben Sie kurz Ihren Führungsstil. Man kann gut führen in Dienstzeit nur, wenn man die Menschen, die man führen will, mit einbezieht, wenn man sie in seine Mitte holt, zu den Subjekten, nicht zu Objekten seines Handelns macht, dass man sich in- formieren lässt, und dass man sich austauscht, und dass man auf der Basis aller Informationen, die man hat, dann mit den Menschen gemeinsam nach Wegen sucht, wenn man sie gefunden hat, sie dann aber klar durchsetzt und voran treibt, denn 00:51:30 nichts ist schlimmer, wir haben es an der A20 ge- sehen, dass wir immer nur über Projekte reden, aber sie nie erleben. Bitte in einem Satz, was für ein Typ Landesvater wol- len Sie sein, falls Sie ge- wählt werden? Gibt’s da eine enorme Bandbreite? Vom eher barocken Cars- tensen bis zum nüchternen Steinbrück, für den Sie a mal gedient haben, was für ein Typ Landesvater wären Sie? 54

Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

Jemand, der die Menschen in diesem Land sehr mag, der eine Vorstellung davon hat, was morgen in Schleswig- Holstein sein soll, und je- mand, der in der Lage ist, das Land auch dahin zu führen. Und dieselbe Frage an Sie, Herr de Jager, wenn Sie gewählt würden, was wä- ren Sie denn für ein Typ Landesvater? Also erstmal bin ich ein waschechter Schleswig- Holsteiner, ich bin hier ge- boren, ich bin hier aufge-

00:52:00 wachsen, ich lebe mit mei- ner Familie hier, und in so fern pass ich schon mal zu dem Land ^ , und ich wer- de ein Landesvater sein, der ^ die Verantwortung ^ liebt, auch vorbildhaft lebt, ich werde die Menschen zusammen führen, und es geht auch um den Wandel, in dem Schleswig-Holstein sich befindet, tatsächlich zu gestalten, und das hab ich mir als Landesvater vorgenommen. Ich schau noch mal auf die Uhr, das Redezeitkonto, da steht Thorsten Albig bei 18 Minuten 47 und Jorst de Jager bei 19 Minuten 2, [Das ist aber sehr überra- das ist sehr eng beieinan- schend. der bei einer Stunde. Das meine Damen und Herren 00:52:30 war das Duell zur Land- tagswahl in Schleswig- Holstein, vielen Dank an die beiden Kontrahenten, wir konnten natürlich nicht alle Themen ansprechen, deshalb finden sie mehr Infos auch auf ndr.de.

55