Wortlaut Der Fernsehdebatte Zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein Am 6
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Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012 Jürgen Maier Carolin Jansen Nr. 34/2013 Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ ISSN (Online): 2195-6030 Die Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ dienen der Darstellung vorläufiger Ergebnisse, die in der Regel noch für spätere Veröffentlichungen überarbeitet werden. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen – auch bei nur auszugsweiser Verwertung. Herausgeber/Editors Mitglieder des Steering Committees des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“: Prof. Dr. Rüdiger Grimm (Fachbereich 4: Informatik) Prof. Dr. Jürgen Maier (Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften) Prof. Dr. Michaela Maier (Fachbereich 8: Psychologie) Prof. Dr. Ulrich Sarcinelli (Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften) Prof. Dr. Manfred Schmitt (Fachbereich 8: Psychologie) Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012 Jürgen Maier Carolin Jansen Nr. 34/2013 Kontaktdaten der Verfasser: Abteilung Politikwissenschaft Institut für Sozialwissenschaften Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften Universität Koblenz-Landau, Campus Landau Kaufhausgasse 9 76829 Landau E-Mail: [email protected], [email protected] Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012 Jürgen Maier Carolin Jansen Zur Fernsehdebatte Am 2. Mai 2012 wurde das einzige TV-Duell im Landtagswahlkampf 2012 zwischen den bei- den Ministerpräsidentschaftskandidaten, Jost de Jager (CDU), Anwärter als Nachfolger des amtierenden Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen, und Herausforderer Torsten Albig (SPD), ausgestrahlt. Die rund 60-minütige Diskussionssendung begann um 21.00 Uhr und wurde vom öffentlich-rechtlichen Sender NDR übertragen. Unter Ausschluss von Publikum befragte ein Moderator die beiden Kandidaten: Andreas Cichowicz (NDR). Vorbemerkung Der Wortlaut der Debatte wird exakt dokumentiert. Die Aussagen der zwei Kandidaten sowie des Moderators werden in 30-Sekunden-Blöcken eingeteilt. Darüber hinaus werden folgende parasprachliche Besonderheiten der Redebeiträge erfasst:1 (uv): unverständliche Rede ^: parasprachlicher Einschublaut (äh, öh, ömm usw.) -: kurze Pause --: längere Pause [: simultanes Sprechen „…“: nachprüfbares wörtliches Zitat ‚…‘: sinngemäßes Zitat 1 Die Erfassung der parasprachlichen Elemente erfolgt unter Anlehnung der in Josef Klein (1990): Elefantenrunden „Drei Tage vor der Wahl“: Die ARD-ZDF-Gemeinschaftssendung 1972-1987, Baden-Baden, Teil II: Texte, S. I, entwickelten Systematik. Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012 Transkript Zeit de Jager Albig Moderator AUS DEM OFF: Das Klima wird rauer im Norden. Der Wahlkampf in Schleswig-Holstein geht in die letzte und entschei- dende Phase. CDU- Spitzenkandidat Jost de Jager ist stolz auf die Sparpolitik seiner Partei. Der Wirtschaftsminister gilt 00:00:00 als seriös, fleißig, kompe- tent. Nur ein bisschen blass. Ein kühler Denker. Noch längst kein Landes- vater wie Peter Harry Cars- tensen. Bei einer Direkt- wahl käme de Jager laut Umfragen nur auf 27 Pro- zent. Konkurrent Albig liegt mit 49 Prozent klar vorn. Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig will die SPD wieder mehrheitsfähig machen: Holt die Partei aus der lin- ken Ecke. Ist nah dran am Bürger. Albigs Herzens- thema: Die Bildung. Er verspricht viel - vielleicht mehr, als er halten kann? 00:00:30 Regieren will er mit den Grünen. Notfalls auch mit der Partei der dänischen Minderheit. Die CDU wet- tert schon gegen diese Dänen-Ampel. Albig giftet zurück, fühlt sich an Bar- schel erinnert. Kuschel- wahlkampf war gestern, Jost de Jager gegen Tors- ten Albig – das Duell. CICHOWICZ: Guten Abend, meine Da- men und Herren aus dem Landesfunkhaus in Kiel. 00:01:00 Eine halbe Woche noch, dann steigt die mit Span- nung erwartete Landtags- wahl in Schleswig-Holstein. 40 Prozent, also fast die 2 Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Hälfte der 2,2 Millionen Wahlberechtigten, wissen noch immer nicht, ob und wen sie wählen sollen. Umso wichtiger, dass sich die beiden Spitzenkandida- ten für das Amt des Minis- terpräsidenten heute Abend dem Fernsehduell stellen und damit im Di- rektvergleich den Wählern präsentieren. Ich begrüße den Sozialdemokraten Torsten Albig, noch Oberbürger- meister in Kiel. Und den Christdemokraten, Jost de Jager, Wissenschafts-, Wirtschafts- und Ver- kehrsminister des Landes, guten Abend, herzlich will- kommen. Damit es dann hier gerecht zugeht, blen- den wir die Redezeiten 00:01:30 gelegentlich ein. Wochen- lang war der Wahlkampf dermaßen fair, dass viele von einem Kuschelwahl- kampf sprachen. Dann schoss die CDU gegen die sogenannte „Dänen- Ampel“ von SPD, Grünen und SSW und verbreitete eindeutige Unwahrheiten gegen die Partei der däni- schen Minderheit, z. B. sie wolle Taschengeld für Hafturlauber. Die SPD keil- te zurück und wärmte die unselige Barschel- Vergangenheit der CDU auf. Da fragt man sich, Herr Albig, was war denn diese gemeinsame Fair- 00:02:00 nesserklärung, die Sie auf- gesetzt haben gemeinsam mit der CDU, was war die denn am Ende wirklich wert? Der Wahlkampf, wie er bisher war, war ein guter Wahlkampf. Es ist ein Wahlkampf, der sehr sach- 3 Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012 lich ist, der an Themen orientiert ist und ein Wahl- kampf, der nicht über diese typischen schleswig- holsteinischen - Unterschwelligkeiten läuft. Bis es zu der Auseinan- dersetzung der Union mit den SSW kam, da fühlte man sich in der Tat an alte Zeiten erinnert. Ich hab‘ übrigens nicht gesagt, an Barschel, sondern an Zei- ten, die mit dem Namen verbunden werden. Denn wenn wir uns erinnern, 1987 gab’s in der Land- 00:02:30 tagswahl, bei der es an Karl-Otto Meyer lag hinter- her, dass eine unionsge- führte Regierung nicht zu- stande kam. Und Franz- Josef Strauß sagte da- mals, „Es kann doch wohl nicht sein, dass in Schles- wig-Holstein ein Däne da- rüber entscheidet, wer Mi- nisterpräsident wird!“ Und diese Debatte aus der Zeit, die haben wir jetzt wieder. Es wird nicht darü- ber gestritten, worüber man ja streiten kann, will man dänische Regelschu- len unterstützen oder will man das nicht tun. Denn es geht unterschwellig drum, ist der SSW eine 00:03:00 Partei minderer Qualität, hat die dänische Minder- heit in Schleswig-Holstein weniger Rechte als der Rest des Landes? Und das ist eine gefährliche Situati- on, das ^ auf diesen Um- stand wollt ich hinweisen, [Sie gelten als der freundli- das hab‘ ich getan. che, verbindliche Herr Albig, ^ und Sie wissen und das wissen Sie genau, dass man die CDU mit der Erwähnung des 00:03:30 Wortes Barschels extrem verletzen und reizen kann. 4 Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Wollten Sie das? Ich wollte darauf hinwei- sen, dass wir zurückkom- men sollten zu dem Wahl- kampf, den wir beide sehr gut gemacht haben, der sehr fair ist. Und wo eine, ein solcher Angriff, den ich für nicht anständig halte, gegen den SSW, wo der einfach nicht reinpasst. Das war jetzt nun aber auch was anderes als die Barschel-Machenschaften, das kann man glaub ich [Das hab‘ ich auch nicht nicht vergleichen. Trotz- gesagt, das hab‘ ich auch dem die Erinnerung, das nicht gesagt. hat den Wahlkampf aufge- heizt. Hätte man das nicht ge- macht mit dem SSW, hätte man eine solche Unterschwelligkeit nicht reingebracht, wär es gar kein, wär‘ kein Raum ge- wesen für Aufheizen. Von daher: Lasst es einfach sein, SSW ist eine Partei wie jede andere, zu den Sachthemen zurück und dann gibt’s keinen Grund für irgendein Aufgeheiztsein. Herr de Jager, haben Sie sich schon so weit hinten gesehen, ^ dass Sie Ihre 00:04:00 Unterstützung mit solchen Unwahrheiten über den SSW mobilisieren muss- ten? Also zunächst mal, was den Vorwurf anbelangt^ der Barschelei, das ist völ- lig abwegig und wenn ich den Vorwurf ernst nehmen würde, Herr Albig, dann müssten Sie sich jetzt ^ entschuldigen. Ich halte das für völlig abwegig, ei- nen solchen Vergleich hier anzustellen. 00:04:30 Wir reden über eine Ausei- nandersetzung der ^ Sa- 5 Maier/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012 che. Wir sagen, dass die- ses Bündnis, was sich dort ^ findet aus ^ SPD, SSW und Grünen für eine Politik steht, die wir nicht wollen. Für mehr Schulden, für eine Politik, die auch ge- gen die Gymnasien gerich- tet ist. Für eine Politik, die die Existenz kleiner Ge- meinden auch betreffen kann. Und wir sagen, das wollen wir nicht in Schles- wig-Holstein. Und wir wei- sen darauf hin, dass es eine solche Dänen-Ampel und der Begriff kommt ja gar nicht von uns ^, der wird ja selber verwendet von denen, die das Bünd- nis machen wollen, dass eine solche Dänen- Ampel nicht stabil ist. ^ [Dann sind Ihnen in der Und ich meine… Sache aber auch ein paar Ja Moment, Moment, ich Fehler unterlaufen, Sie meine, nein, das ist, das haben doch das Flugblatt ist… selbst vorgestellt, Sie gel- ten als jemand, Sie sagen selbst, Sie sind Perfektio- nist. Haben Sie das ge- glaubt, was da drin stand? Also die Sache, das ist ja korrigiert worden, ^weil es 00:05:00 ^ kein ^ kein Entgelt für ^ [Das war ein Fehler! Hafturlauber war, sondern für Untersuchungshäftlin- ge, das