Stand: 2008 in Westfalen: Die Firma

1903 gründete der Hofbesitzer August wurden mittlerweile rd. 200 verschiede- nen Positionen als enger Berater, als Gebiet und Identität Storck, genannt Oberwelland, aus ne Bonbon-Varianten hergestellt. 1934 Generalbevollmächtigter und schließ- Häger die „Werther‘sche Zuckerwaren- entstand dann das erste Markenbonbon, lich als Beiratsvorsitzender zeitlebens fabrik“. Aus dieser bescheidenen Fabrik der „Storck 1 Pfennig RIESEN“ – verbunden blieb. 1962 wurde eine wei- erwuchs bis heute einer der größten Stück für Stück einzeln verpackt und tere „Marke“ eingeführt: das Fruchtbon- Süßwarenproduzenten der Welt. Zweck mit Namen, damaligem Preis und Her- bon „nimm 2“. 1965 überraschte Storck steller versehen (Abb. 1). Dieses Pro- mit einem ganz neuen Schokoladenan- dukt erfuhr eine unerwartete Nachfrage, gebot, der Schokolade – nicht und die Firma wuchs bis 1937 auf 71 mehr in Tafelform, sondern in mundge- Mitarbeiter an. 1938 wurden dann 1 680 rechten, einzelnen Stückchen. In den Naturraum Tonnen Storck RIESEN hergestellt, Folgejahren wurden die Marken Cam- auch in einem in Schötmar errichteten pino (1966) und nun auch „Werther’s Zweigwerk. Aber wieder zerschlug der Echte“ (seit 1998 „Werther’s Origi- Krieg zunächst weitere Expansionshoff- nal“) immer erfolgreicher. Dieses Sah- nungen. nebonbon ist heute die erfolgreichste Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Marke von Storck und wird in mehr als Abb. 1: „Storck 1 Pfennig RIE- eine völlig neue Produktionsstätte in 80 Ländern der Welt vertrieben. SEN“ im Jahre 1934; das erste Halle (Westf.), im Gewerbegebiet West, 1967 wurde in Berlin-Reinickendorf

Bevölkerung Markenbonbon Deutschlands errichtet (Abb. 2). Zukunftsweisend ein neues Werk für die Schokoladenpro- (Quelle: August Storck KG) wurde damals schon an weitere Ausbau- duktion errichtet, die Gesamtbeschäftig- möglichkeiten und an einen Gleisan- tenzahl stieg auf 970. des Unternehmens war zu Beginn des schluss gedacht. Das Unternehmen stellt Eine außergewöhnliche Idee, unter- 20. Jh.s „die Herstellung von Zuckerwa- sich bis heute seiner sozialen Verant- stützt durch eine einzigartige Produkti- ren aller Art in Handarbeit“. Storck wortung, auch gegenüber seinen Mitar- onstechnik, wurde 1973 umgesetzt, die begann mit drei Mitarbeitern und ver- beiterinnen und Mitarbeitern, und führte Schokoladenspezialität . Zum sorgte bald ganz Ostwestfalen mit Pro- z. B. schon 1950 eine Erfolgsvergütung 75-jährigen Jubiläum 1978 wurde die dukten aus seiner Fertigung, zu denen für alle Beschäftigten ein; bereits 1958 Storck-Mitarbeiter Beteiligungsgesell-

Siedlung sehr früh auch Sahnebonbons gehörten. wurde – fast 20 Jahre früher als in der schaft gegründet. Mit Hilfe dieser konn- Die Rezeptur der heute unter Werther’s gesamten Branche – die 40-Stunden te sich jeder Mitarbeiter auch am wirt- Original bekannten Bonbons war von Woche bei vollem Lohnausgleich einge- schaftlichen Erfolg des ganzen Unter- dem Storck-Mitarbeiter und Zuckerbä- führt. In der Nachkriegszeit, den „Wirt- nehmens beteiligen. Die Mitarbeiterzahl cker Gustav Nebel im Jahr 1909 entwi- schaftswunderjahren“, wurde Storck stieg auf 1 600. 1983 wurde die Milch- ckelt worden. Bis zum Ersten Weltkrieg zum Marktführer für Bonbons in Haselnuss-Schnitte entwi- breitete sich das Vertriebsgebiet auf Deutschland und produzierte mit 373 ckelt, die unter dem Synonym „Das weite Teile Westfalens aus. Der Krieg Mitarbeitern und 70 Außendienstlern Frühstückchen“ in ganz Deutschland führte dann aber zu langjährigen Sta- 1952 rd. 15 000 Tonnen Süßwaren. schnell bekannt wurde. Nachdem Storck Wirtschaft und Verkehr gnationserscheinungen. 1921 übernahm Begehrt waren die Produkte auch im 1981 die Firma Dickmann übernommen der jüngste von drei Söhnen, Hugo Ausland, vor allem in Österreich, Polen, hatte, wurden 1985 die „Super Dick- Oberwelland, die Firmenleitung, da sein den Niederlanden, Dänemark, Schwe- mann’s in der Frischebox“ sehr erfolg- Vater schwer erkrankte. In der Firma den, Spanien, der Schweiz und den reich in den Markt eingeführt, 1990 USA. 1953 wurde „ – folgten die „Mini-Dickmann’s“. 1988 das fröhlich-fruchtige Kau- übernahm Storck den traditionsreichen bonbon“ eingeführt und 1954 englischen Hersteller von Qualitäts- Kultur begann die Schokoladenproduk- schokoladen und Hoflieferanten der tion. englischen Königin of May- Bildung und 1961 wurde der 23-jährige fair. Noch heute wird am Standort Win- Klaus Oberwelland Leiter des chester Qualitätsschokolade produziert. Bereichs „Markt und Marke- 1993 wurde die dritte deutsche Pro- ting“ und übernahm 1971 die duktionsstätte im thüringischen Ohrdruf Gesamtverantwortung für die primär für die Herstellung von Schoko- Firma. Bei der Fortentwicklung ladewaren errichtet. Die weltweite Aus- der Markenphilosophie des Hau- richtung erforderte im Jahre 1998 eine ses wurde er früh vom Düssel- Zentralisierung am Standort Berlin für

Gesellschaft und Politik Abb. 2: Neue Produktionsanlage in Halle dorfer Werbefachmann Otto wesentliche Teile der Geschäftsführung (Westf.) nach dem Zweiten Weltkrieg Pahnke unterstützt, der Storck (Geschäftsleitung, Marketing, Vertrieb), (Foto: August Storck KG) im Laufe der Zeit in verschiede- während die Bereiche Grundlagenfor-

Geographische Kommission für Westfalen Storck

samt ist Halle ein neuer Slogan entwickelt: „Storck – damit immer Part of Your World“ (Abb. 4). Diese Gebiet und Identität noch der größte neue Corporate Identity wird mit Millio- und wichtigste nenaufwand durch TV-Spots, Anzeigen- Standort des kampagnen und Gewinnspiel in die Unternehmens Öffentlichkeit getragen und soll zukünf- (Abb. 3). tig neuen Produkten den Markteinstieg Im Jahre 2003 durch das Image der schon bekannten stand der nächste Marken erleichtern. Bis heute entwickelt Generations- Storck immer wieder neue Produkte und wechsel an: Axel ergänzt das Sortiment u. a. durch zu- Naturraum Oberwelland ckerfreie Bonbons oder Schokoküsse. übernahm in vier- 2005 erwarb das Unternehmen die Na- ter Generation die mensrechte an den Marken Rachengold Gesamtleitung und Atemgold von der Karlsruher Firma Abb. 3: Das Haller Storck-Werk (Foto: August Storck KG) von Storck. Er Ragolds. Storck produziert jährlich rd. hatte seine Lauf- 250 000 Tonnen Süßwaren, von denen schung und Produktion, Technik, Logis- bahn in der von Otto Pahnke begründe- etwa 45 % exportiert werden. Der tik und Verpackungsentwicklung sowie ten Agentur „Pahnke Markennamen“ in Umsatz liegt heute bei geschätzten 1,3 Bevölkerung der Geschäftsbereich Finanzen und Ver- Hamburg begonnen und wurde 1998 Mrd. € pro Jahr, beschäftigt werden rd. waltung am Standort Halle (Westf.) ver- zunächst Marketing-Geschäftsführer in 4 800 Menschen. Damit zählt Storck zu den größten noch existierenden Famili- enunternehmen in Westfalen. Es gibt heute fünf Produktionsstandorte und mehr als 20 ausländische Tochtergesell- schaften. Im Fokus weiterer Expansions- pläne steht vornehmlich Osteuropa.

Auch das schon starke Geschäft in Nord- Siedlung Abb. 4: Zum 100-jährigen Firmenbestehen folgte ein neuer Slogan (Quelle: August Storck KG) amerika soll weiter ausgebaut werden. Insgesamt investierte die Storck-Gruppe blieben. Auch die Vertriebs- und Marke- Nordamerika, 2001 übernahm er den im Jahre 2007 rd. 80 Mio. € in Werbe- tingabteilung der Dickmann GmbH & Bereich Marketing und Marken und maßnahmen, um die Positionen der Mar- Co. KG hat ihren Sitz in Halle, ebenso wurde 2003 Vorsitzender der Geschäfts- ken zu festigen und auszubauen. In die Industriesparte Condetta GmbH & führung. Im Jahre 2003 wurde die Prali- jedem Jahr investiert die Gruppe ca. 50 Co. KG. Condetta stellt Halbfertigwa- nenspezialität Chocolat Pavot einge- Mio. € in Sachanlagen. Die Eigenkapi- ren für die Molkereiindustrie her. Insge- führt. Gleichzeitig wurden immer mehr talquote liegt bei starken 40 %. Marken in zu- Durchschnittlich wird heute mehr Wirtschaft und Verkehr ckerfreier als sechs Mio. Mal täglich weltweit zu Variante ange- einer Storck-Marke gegriffen. boten. Zum Noch heute im Besitz der Firma 100-jährigen Storck ist das ehemalige Kaufmanns- Jubiläum 2004 haus des August Storck an der Alten Bie- veränderte lefelder Straße 14/Alter Markt in Wer- sich der Fir- ther (Westf.). Dieses Kontor- und Wohn- menauftritt. haus wurde ursprünglich 1760 vom Bildung und Kultur Erstmalig Kaufmann Johann Friedrich Bolenius wurde auf je- errichtet und entwickelte sich dann zur der Marken- Keimzelle des Süßwarenriesen (Abb. 5). packung nun Ende 2007 wurde dieses Haus, das zu auch der Ab- den schönsten denkmalgeschützten sender Storck Gebäuden der Stadt zählt, aufwändig abgedruckt, und liebevoll restauriert. Seit 1985 wird außerdem än- es von der Volkshochschule Ravensberg

derte sich das und der Musikschule genutzt. Gesellschaft und Politik Abb. 5: Keimzelle der Firma: Das Storck-Haus in Wer- Firmenlogo ther (Westf.) (Foto: RUDOLF GROTHUES) und es wurde RUDOLF GROTHUES

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