entnommen aus Rother Selection BERGVERLAG ROTHER TopTrails Nordamerika West von Jens-Uwe Krage www.rother.de ISBN 978-3-7633-3185-7

Mount Robson Provincial Park Provincial Park

5 Tage Trail TOURENINFO her genau zu planen und einzuhalten. Alle Plät- Ausgangspunkt: Parkplatz am Berg Lake ze können zu hundert Prozent vorab reserviert 1 2375 Hm↑↓ Vom Regenwald zum ewigen Eis Trailhead ca. 2 km nördlich des Visitor Centers, werden. Nur Restplätze werden noch im Visitor 67,2 km 850 m. Dieses erreicht man vom 90 km östlich Center vor Ort vergeben. Die Campgrounds gelegenen Städtchen Jasper über den gut aus- verfügen über einfache Zeltstellplätze, Trink- gebauten Highway 16. Die nächste erwähnens- wasser und Plumpsklos. Die Übernachtung werte Ortschaft in westlicher Richtung ist die kostet 10 C $ pro Person. Am Beginn der Tour ca. 30 km südwestlich gelegene Gemeinde muss während der Öffnungszeiten im Visitor mit 1000 Einwohnern und einigen Center eingecheckt werden. Der Berg Lake Trail Unterkunfts- sowie Versorgungsmöglichkeiten. erfreut sich großer Beliebtheit, sodass vor al- Anforderungen: Die Trails beim Aufstieg zum lem im Sommer von der Online-Reservierung Berg Lake sind sehr gut ausgebaut und weisen Gebrauch gemacht werden sollte! lediglich moderate Steigungen auf. Die Tages- Schutz vor Bären: Auf allen Campgrounds touren vom Berg Lake verlaufen teilweise auf entlang des Trails gibt es die Möglichkeit, Pro- etwas vagen und steilen Pfaden, die mit Stein- viant bärensicher aufzubewahren (bear proof männern markiert sind. Die Tour ist auch für food storage lockers). Backpacking-Neulinge und für Familien mit grö- Karte: Die Kartenskizze der Naturparkverwal- ßeren Kindern zu empfehlen. tung ist zur Vorbereitung und Durchführung Höchster Punkt: Snowbird Pass, 2425 m. der Tour ausreichend, soweit man die Trails Beste Jahreszeit: Juli bis September (in der nicht verlässt. Die Karte kann auf der Home- Hauptsaison von Mitte Juli bis Mitte August page des Mount Robson Provincial Park herun- sehr stark frequentiert). tergeladen werden (s. S. 39). Genehmigung: Für den Berg Lake Trail ist ein Tipp für Tagestour: Der weitgehend ebene Online-Reservierungssystem (https://discover- Weg vom Berg Lake Trailhead zum camping.ca) eingeführt worden, das auch über und zurück führt durch den eindrucksvollen die Homepage des Parks aufgerufen werden Regenwald an das Ufer des wunderbaren Berg- kann. Entlang des Trails sind feste Camp- sees und ist mit etwa 12 km Länge eine sehr grounds mit jeweils einer begrenzten Anzahl angenehme Tageswanderung, für die keine Ge- von Campsites ausgewiesen. Die Route ist da- nehmigung erforderlich ist. Über dem Kinney Lake erhebt sich der Whitehorn Mountain.

Der spaltenreiche Eisstrom des am Fuß des höchsten Gipfels der kanadischen Seen und Gletscher am höchsten Gipfel der kanadischen Rockies Rocky Mountains. Die große Popularität des Aufstiegs zum Berg Lake an der Westflanke des gewaltigen Mount Robson liegt an der landschaftlichen Vielfalt dieser flexibel zu gestaltenden Tour, die konditionell und technisch nur geringe Anforderungen stellt. Aus einem einzigartigen, üppigen Regenwald wandert man entlang von Seen und beeindru- ckenden Wasserfällen in zwei Tagen zu einem großen Gletschersee in 1600 m Höhe hinauf. Hier bieten sich unvergessliche Blicke auf den noch einmal 2300 m höher auf- ragenden Bergkoloss, von dessen Hängen sich der Berg Glacier bis auf Seehöhe hin- abzieht. In dieser faszinierenden Umgebung schlagen wir unser »Basis lager« auf und unternehmen spannende Tagestouren, die uns weitere Einblicke in die Hoch- gebirgslandschaft der Rocky Mountains vermitteln. Mit etwas Glück begegnen wir auch den typischen Tieren des Hoch- gebirges, wie zum Beispiel den weißen Schneeziegen, die entfernte Verwandte unserer Gämsen sind.

Die Schutzhütte Hargreaves Shelter am Berg Lake Campground.

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Mount Robson Provincial Park Mount Robson Provincial Park

2. Tag: Whitehorn Campground – Nachdem wir den erneut Berg Lake Campground auf einer Brücke gequert haben, ma- chen wir uns auf dem gut ausgebau- 8,7 km, 3.30 Std., 540 m↑, 0 m↓ ten Weg an den Anstieg in das »Valley Der zweite Teil des Anmarsches zum of a Thousand Falls«. Im Herbst bilden Berg Lake beginnt hinter dem Camp- die Farben der Laubbäume einen wun- ground mit einem kurzen Flachstück. derbaren Rahmen für die weiten Blicke

Hängebrücke über den Robson River am Whitehorn Campground.

1. Tag: Berg Lake Trailhead – am Ausfluss des Kinney Lake. Hinter die- Whitehorn Campground ser können wir auf schmalen Pfaden ans Ufer des großen Sees gelangen und ha- 10,4 km, 3.30 Std., 350 m↑, 100 m↓ ben bei entsprechendem Wetter einen Am Berg Lake Trailhead (1), 850 m, herrlichen Blick über die von steilen Ber- beginnen wir den Aufstieg von 800 Hö- gen eingerahmte Wasserfläche, in der henmetern zum Berg Lake, den wir sich bei Windstille malerisch der Mount auf zwei Tage aufteilen. So können Whitehorn spiegelt. wir auch bei einer längeren Anfahrt Der nun schmaler werdende Hauptweg die zahlreichen Attraktionen am Weg- verläuft entlang des bewaldeten Ostufers rand ausgiebig würdigen. Direkt am und steigt hier etwas an, bis wir zu einer Trailhead überqueren wir den Robson Aussichtsplattform gelangen. Dann wan- River auf einer soliden Brücke. Wir fol- dern wir wieder auf die Höhe des Sees hi- gen einem ehemaligen Fahrweg durch nab. An der folgenden Gabelung halten ein erstes Waldstück und überwinden wir uns links auf dem Uferweg, passie- nach einem knappen Kilometer die Aus- ren einige kleine Felsbuchten und kom- läufer eines Felssturzes, der 1986 vom men nach ca. 6,3 km zum Kinney Lake herabgekommen ist. Campground (2), 985 m, am Nordufer. Anschließend tauchen wir in einen üp- Nun geht es in stetem Auf und Ab ober- pigen Wald mit ungewöhnlich großen halb des Sees und der Mündungsebene Nadelbäumen sowie Farnen, Moosen des Robson River durch den Wald. Da- und Flechten ein. Im Wolkenstau des nach überqueren wir das weite Kiesbett, Mount Robson hat sich eine Vegetation über den Fluss selber hilft uns dabei angesiedelt, die den Küstenregenwäl- eine Brücke. Der erste steilere Anstieg dern British Columbias gleicht. von 150 Höhenmetern bringt uns in Etwa drei Kilometer nach dem Start nä- ein Talbecken. Über eine lange Hänge- hert sich der weiterhin nur leicht anstei- brücke erreichen wir den Whitehorn gende Weg wieder dem Robson River Campground (3), 1100 m. Rings um und einigen Kaskaden. Nach einem wei- die offene Schutzhütte liegen die Zelt- teren Kilometer kommen wir zur Brücke plätze verteilt.

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sen geben. Nachdem wir die White Falls und die Falls of the Pool passiert haben, kommen in der Ferne die Emperor Falls in Sicht. Doch erst, wenn man nach einem kleinen Abstecher vom Haupt- weg direkt neben den herabstürzenden Wassermassen steht (und sich von der Gischt erfrischen lässt), kann man deren Gewalt vollständig erfassen. Wenn der Weg wenig später am Em- peror Falls Campground (4), 1620 m, 4,3 km ab Whitehorn Campground, ab- flacht, erblicken wir durch den Talein- schnitt zum ersten Mal den Berg Glacier. Es sind noch gut zwei Kilometer bis zum Hargreaves Creek, den wir auf einem Steg überschreiten. Kurz darauf errei- chen wir den Marmot Campground (5), 1645 m. Er bietet sich als Alternati- ve an, falls der Berg Lake Campground voll belegt sein sollte. Dann stehen wir endlich überwältigt am Berg Lake. Zwei steile Gletscher- ströme schieben sich vom mächtigen Der Höhepunkt im Valley of a Thousand Falls – die Emperor Falls. Mt. Robson hinab. Gelegentlich trei- ben bizarre Eisblöcke im blauen Was- 3. Tag: Berg Lake Campground – des Höhenunterschieds von fast 800 m ser des Berg Lake bis zu uns herüber. Snowbird Pass – nicht unterschätzt werden. Dafür er- Wir folgen dem Seeufer zum Berg Lake Berg Lake Campground warten uns bei guter Sicht Gletscher- Aufstieg ins Valley of a Thousand Falls. Campground (6), 1640 m, wo wir den blicke vom Feinsten. 18,1 km, 6.15 Std., 785 m↑, 785 m↓ abwechslungsreichen Anmarsch zu un- Wir nehmen zunächst den Weg in Rich- zurück ins Tal und hinauf zu den schnee- serem »Basislager« beenden. Im Zent- Diese und die folgende Tagestour kön- tung Robson Pass. Kurz vor der Ranger bedeckten Gipfeln. rum des Areals liegt das große Block- nen wir mit leichtem Gepäck angehen, Station zweigen wir jedoch nach rechts Trotz des vielversprechenden Namens haus des Hargreaves Shelter, das als eine angenehme Abwechslung zu den ab und folgen dem breiten Robson Ri- sind es nur drei größere Wasserfälle, die Schutz bei schlechtem Wetter dient. vorangegangenen Anstiegsetappen. ver, der hier durch flaches, spärlich be- man von Aussichtspunkten erblickt und Übernachten darf man jedoch nur im Trotzdem sollte die recht lange Wan- wachsenes Schwemmland dahinfließt. die willkommenen Anlass für kurze Pau- eigenen Zelt. derung aufgrund der rauen Pfade und Über dem Ostufer des Sees am Ende

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mählich hinab zum Toboggan Creek. Zurück auf dem Hauptweg steigen wir Hier stoßen wir auf eine Wegkreuzung zum Berg Lake Trail hinab, dem wir über (10), 1920 m, gut 6 km ab Berg Lake dem Seeufer nach links zum Berg Lake Campground. Nach links könnten wir Campground (6) folgen. direkt zum Berg Lake Campground zurückkehren. Wer möchte, kann auf 5. Tag: Berg Lake Campground – dem rechten Weg nach etwa einem Berg Lake Trailhead Kilometer die kleine, unspektakuläre 19,1 km, 6.30 Std., 100 m↑, 890 m↓ Toboggan Cave erkunden. Ansons- ten halten wir uns aber geradeaus in Es heißt Abschied nehmen von den Richtung des Hargreaves Glacier. Wir Gletschern und Seen am Fuß des Mount überqueren kurz darauf den Toboggan Robson. Nachdem wir unser Lager ab- Creek auf einer Brücke und kommen gebrochen haben und die Rucksäcke über einen Bergrücken zu einer gro- wieder gepackt sind, machen wir uns an ßen Seitenmoräne des Gletschers. Ein den Abstieg. Dabei folgen wir der Route, kurzer Abstecher bringt uns zu einem die uns vor einigen Tagen heraufgeführt Am Snowbird Pass liegt einem das scheinbar endlose Reef Icefield zu Füßen. schönen Aussichtspunkt (11) auf dem hat. Da es nun stetig bergab geht, sind gewaltigen Wall aus Gesteinsschutt. die 19 km gut an einem Tag zu schaffen. des Robson Glacier steigen wir auf die 4. Tag: Berg Lake Campground – Von hier öffnet sich der Blick auf den Doch sollte man gelegentlich innehal- Seitenmoräne hinauf. Eine leicht ausge- Mumm Basin – Hargreaves Har greaves Glacier, dessen Zunge knapp ten und die einzigartige Landschaft auf setzte Stelle ist mit einem Seil gesichert. Lake – Berg Lake Campground über einem milchigen Gletschersee sich wirken lassen. Und mit etwas Glück Vom felsigen Moränenrücken bieten endet. Auffallend sind die überall he- zeigt sich der alles überragende Mount 11 km, 4.10 Std., 600 m↑, 600 m↓ sich nun immer umfassendere Ausblicke rumliegenden, schön gebänderten Ge- Robson vom Visitor Center aus noch auf den zerklüfteten Gletscherstrom un- Die Hänge oberhalb des Berg Lake sind steinsbrocken. einmal im schönsten Nachmittagslicht. ter uns, der sich von der Ostflanke des das Ziel dieser Rundwanderung zu groß- Mount Robson hinabwälzt. artigen Aussichtspunkten, einer kleinen Blick auf den gewaltigen Mount Robson vom Visitor Center. Wo wir auf den von den Snowbird Höhle und einem weiteren Gletscher- Meadows kommenden Bach stoßen, see. Erneut schlagen wir den Weg zum schwenkt der Pfad nach links und folgt Robson Pass ein, biegen dieses Mal aber dem Wasserlauf in eine sanfte Wiesen- nicht in Richtung Snowbird Pass ab, landschaft, in der sich zahlreiche Murmel- sondern gehen bis zum Robson Pass tiere tummeln. Unser Ziel ist der tiefste Campground (8) weiter. Punkt am Horizont zwischen den Gipfeln Hier nehmen wir den steil ansteigenden von Titkana Peak und Lynx Mountain. Mumm Trail, der durch Nadelwald nach Im letzten felsigen Anstieg lässt sich etwa einem Kilometer zu einer Brücke die Pfadspur nur noch durch Steinmän- über einen Bach führt. Danach gewin- ner verfolgen, doch schließlich ist der nen wir durch felsiges Gelände weiter Snowbird Pass (7), 2425 m, 9 km ab an Höhe. Eine Felskanzel auf 2100 m Berg Lake Campground, erreicht. Wir bietet einen herrlichen Blick auf den blicken auf eine riesige weiße Ebene, Mount Robson, wenn nicht der Berg die von abgerundeten Bergkuppen be- seinem Ruf als Wolkenfänger gerecht grenzt wird, das Reef Icefield. Es ist, wird und alles in Nebel gehüllt ist. als hätten wir einen Sprung in die Ark- Der Pfad schwenkt nun nach Südwes- tis gemacht. Nachdem wir die Szenerie ten und steigt weiter leicht ins Mumm ausgiebig in uns aufgenommen haben, Basin an. kehren wir auf dem Aufstiegsweg zum Nachdem an einer Kuppe (9), 2150 m, Berg Lake Campground (6) zurück. der höchste Punkt überschritten ist, Dabei haben wir nun den gewaltigen senkt sich der teilweise etwas vage, Mount Robson direkt vor Augen. mit Steinmännchen markierte Weg all-

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