235 100 165 21 Creative Austrians Vordenker_innen für die Gesellschaft von morgen Creative Austrians Vordenker_innen für dieGesellschaft von morgen 165

Ziele für nachhaltige Entwicklungleisten? Welche BeiträgekannÖsterreich zur Erreichungder Wie übernehmenwirVerantwortung? Welche Creative Skillserfordert die„Digitale Revolution“? Wie siehtdieDemokratie derZukunft aus? Wie beeinflussenAlgorithmendieMeinungsbildung? Wie steht esumdieZukunft derArbeit? Technisierung dasLeben auf derMenschen? Welche Wirkungenhat diefortschreitende Gehört dieZukunft denen,dieDaten haben? Wie unterstützt dieKunstInnovationskultur? Herausforderungen derZeit? Wie spiegelt sichÖsterreich indengroßen österreichischen Auslandskultur – dasneue Arbeitsprogramm der Dialog Österreichs mitderWelt. Questions undIdeenfür denWandel –auchfür den Die Creative AustriansbemühensichumCreative 100

C r e a t i v e A u s t r i a n s

Creative Austrians Vordenker_innen für die Gesellschaft von morgen inhalt

Inhalt

Creative Austrians

Sebastian Kurz Creative Austrians – Ein neues Förderprogramm

der österreichischen Auslandskultur 14 Einführung

Teresa Indjein Brücken in die Zukunft bauen – Transmissionsbänder zwischen Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft 18 creative austrians C reative A ustrians

T eil I: Autorenbeiträge

1. Kreativität & Zeitgeist The time is now: Paradigmen von gestern und morgen

Gerald Bast Von der Kultur der Kreativität – The time is now 26

Peter Strasser

Gleichgeschaltete Vielfalt – Plädoyer für die Wiederentdeckung der Kreativität 40

Eva Maria Stadler Freiheit als politisches Dispositiv – Der Freiheit ihre Kunst: Kreative Anpassung oder Widerstand des Ästhetischen 48

Johannes Rauchenberger Götzenkritik – Über die ethische Verantwortung der Kreativen 54

2. Kreativität & Gesellschaft Open everything: Alles im Fluss in den Gesellschaften der Gegenwart

Daniel Erlacher I nhalt Kreative Demokratie – Über den Einfluss kreativer Mediennutzungen auf die Demokratien der Zukunft 62 inhalt

Gerfried Stocker Künstler_innen als Katalysator_innen für Innovation – C – what it takes to change 68

Hansjürgen Schmölzer Mobile Creatives – Wo es Kreative hin zieht 76

Christoph Thun-Hohenstein Ideen für den Wandel – Perspektiven an der Schnittstelle zwischen Kunst und Kreativwirtschaft 88

Irmgard Frank Der architektonische Raum – Eine sinnliche Erfahrung 94

3. Kreativität & Verantwortung Open Source: Kreativität in der Gestaltungsverantwortung der Zukunft

Marina Fischer-Kowalski im Interview mit Hansjürgen Schmölzer Mehr mit weniger erreichen – Kreative Strategien

für eine globale Lebensqualität 102

Sonja Bettel Über das Teilen von Ideen – Open Source und Creative Commons 120 creative austrians C reative A ustrians

Irmi Salzer Kreativität & Welternährung – Ernährungssysteme neu denken 126

Rainer Rosegger Cradle-to-Cradle-Design – Kreative Konzepte für eine Kreislaufwirtschaft 132

4. Kreativität & Wirtschaft More than money: Kreativität und sinnstiftendes

wirtschaftliches Handeln

Eric Poettschacher im Interview mit Hansjürgen Schmölzer Hip, hip, hurra: Kreativwirtschaft! – Kreativwirtschaftspolitik auf der Sinnsuche 140

Doris Rothauer Kunstbasierte kreative Lösungen für die Wirtschaft – Neue Synergien zwischen zwei Welten 148

Sabine Pümpel Die DNA der Kreativwirtschaft – Innovationskulturen und Potenziale 154

Gerin Trautenberger I

Der Kreativwirtschaftseffekt – Kreativwirtschaft ist mehr nhalt als die Summe ihrer Teile 162 inhalt

T eil II: Creative Austrians im Portrait

1. Kreativität & Zeitgeist

Manu Luksch Kunst kontrolliert die Kontrolleur_innen – Filmen gegen die Überwachung 172

Micha Elias Pichlkastner

Michaelias – Medienkunst und die Mensch-Maschinen-Beziehung 176

Jerome Becker, Florian Sammer, Lukas Vejnik Bedroom Exodus – Konzepte für eine schlafkulturelle Revolution im öffentlichen Raum 180

Florian Satzinger Characterdesign – Der Paperwalker oder die fantastische Reise des „John Starduck“ 184

2. Kreativität & Gesellschaft

Marlies Pöschl And other Stories – Kulturelle Untersuchungen an der Schnittstelle zwischen Film, Kunst und Gesellschaft 190 creative austrians C reative A ustrians

Julia Bachler Use Potential – Soziales Empowerment durch eine Datenbank der Fähigkeiten von Flüchtlingen 194

Astrid Hainzl Zu wenige Frauen in Aufsichtsgremien – Welche Mechanismen führen dazu, dass der Frauenanteil in Gremien so gering ist? 198

Elisabeth Marek

The creative fillip – Kreativwerkstätten für sozial benachteiligte Menschen 202

Martin Hollinetz Otelo – Offene Technologielabors als Zukunftsknotenpunkte des ländlichen Raums 206

3. Kreativität & Verantwortung

David Groß Wastecooking – Mit „Artivismus“ gegen Lebensmittelverschwendung und Fremdenfeindlichkeit 212

Andrea Lunzer I nhalt Lunzers Maß-Greißlerei – Einkauf ohne Verpackungsmüll 216 inhalt

Markus Enenkel SATIDA – Dürre-App als Frühwarnsystem vor Dürre- und Hungerkatastrophen 220

Gerhard Fraundorfer CornProtect – Schutz der Maisernten durch Schädlingsbekämpfung mit Sexualpheromonen 224

4. Kreativität & Wirtschaft

Andreas Weingartner s::can – Sauberes Trinkwasser durch innovative Lichtmessmethode 230

Kristina Tsvetanova Blitab – Ein taktiles Computer-Tablet für Blinde 234

Michaela Maresch, Gerald Brencic COMMOD-Haus – Ein nachhaltiges Modulhaus zum Mitnehmen 238

Simon Niederkircher, Michael Galhaup simon – Ein Minikraftwerk für Jedermann 242 creative austrians C reative A ustrians

T eil III: Serviceteil

Förderprogramme Kreativwirtschaft 248

Förderprogramme Wissenschaft 250

Förderprogramme in den Bundesländern 252

Kreativstudien 256

Communitys, Netzwerke und Interessen 262

I nhalt Sebastian Kurz 14 Vorwort österreichischen Auslandskultur Ein neuesFörderprogrammder A Creative — SebastianKurz Bundesminister für Europa,Integration undÄußeres us die Auslandskultur. CREATIVE AUSTRIANSangesiedelt.DieserAnsatz isteinNovum für schaft. UndandenSchnittstellendieserBereiche istdasProgramm Künste undWissenschaften, sondernauchinderWelt derWirt- mitgestalten zukönnen. Beitrag undeineeigenständigeLeistung dieZukunft aktivundpositiv vität sindderGlaubeunddasVertrauen darauf, durcheineneigenen men. DenndiewichtigstenTriebfedern für dieFreisetzungvon Kreati- trians Österreich isteinkreatives Land,nichtnurindenSphärender Kreativität undOptimismushängenengmiteinanderzusam- Doris Rothauer eine noch vielwichtigereRolle alsbisher zukommen.“ dann mussderKunstund demKreativschaffen „Wenn Kreativität derSchlüsselfür unsereZukunft ist, Sebastian Kurz 15 Vorwort Gerade in einem flächen- und bevölkerungsmäßig kleinen Land kleinen und bevölkerungsmäßig Gerade in einem flächen- AUSTRIANS geht es allerdings um Im Programm CREATIVE spiegeln sich in der Liste der Viele dieser Herausforderungen aus Österreich, die mit ihren Persönlichkeiten Bemerkenswerte wie Österreich sind die meisten Rohstoffe, Ressourcen und Produkti- Ressourcen meisten Rohstoffe, wie Österreich sind die limitiert. Nicht aber limitiert ist grundsätzlich onsmittel quantitativ weltweit als bisher, schon Österreich hat Kreativität. an das Potenzial dass aus wieder bewiesen, immer anerkannte „große“ Kulturnation, Maß herausragende kultu- diesem Land in einem überproportionalen werden. hervorgebracht Leistungen und innovative relle, kreative des ökonomischen als lediglich um eine Darstellung mehr weit allem auf jene Das Augenmerk wird vor der Kreativität. Nutzens gerichtet, die auch abseits rein ökonomischer brisanten Themenfelder der Herausforderungen Betrachtungen zu den großen und wichtigen und Ideen nicht Konzepte zählen, und ohne neue kreative Gegenwart zu lösen sein werden. der „UN Sustainable Problembeschreibungen und Zielformulierungen dieser Themen macht und die Komplexität Goals“ wider Development mit den unterschiedlichsten sich diesen Aufgaben es notwendig, und in Mikrobereichen auf in Makro- sozialer, Werkzeugen kreativen Ebene zu stellen und politischer und ökonomischer ökologischer, zu suchen. nach Lösungen im Großen wie im Kleinen Weise auf vielfältige Ideen und Leistungen auch besse- und hoffentlich zu einer inspirierenden, lebenswerten in diesem Band daher beispielhaft beitragen, werden ren Zukunft gespannt und reicht von Der Bogen ist inhaltlich weit vorgestellt. bis hin der Welternährung Verbesserung zur Konzepten verblüffenden Sehbehinderte oder Designkonzepten zu taktilen Computertablets für im Funktion des Schlafes der eine soziokulturelle Neubewertung für Alltag. orwort

Die CREATIVE AUSTRIANS sollen auch zu einem Diskurs darüber anregen, welche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen eine Gesellschaft braucht, damit Kreativität sich in ihr ideal entfal- ten kann, und die vielfältigen Leistungen der Kreativen bestmöglich wirksam werden. Welche Bedingungen wesentlich sind, damit sich die Kreativität von Einzelnen und Gruppen bestmöglich und auf ethisch stabilem Fundament entwickeln kann? Dazu haben wir für dieses Programm ein breites Spektrum an Autorinnen und Autoren aus den Bereichen der Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft zu Beiträgen ein- geladen, die viele Perspektiven anbieten. Dieses Programm soll auch Neugier bei einer sich weltweit immer stärker entwickelnden gesellschaftlichen Schicht von „Mobile

V Creatives“ für das kreative Österreich wecken.

16 Das Netzwerk der Auslandskultur kooperiert weltweit jähr- lich mit 4.500 Partnerinstitutionen und bietet für Österreich einen Rahmen, der dafür genützt werden soll, die CREATIVE AUSTRIANS auch im internationalen Diskurs noch besser zu vernetzen, und damit gleichzeitig Österreich als relevanten Ort des Impulses und inter- nationalen Austausches für die kreative Bewältigung von Zukunfts- fragen zu positionieren. ebastian Kurz S Sebastian Kurz 17 Vorwort teresa indjein 18 Vorwort — Teresa Indjein Gesellschaft undWirtschaft Transmissionsbänder zwischenKultur, die Zukunft bauen Brücken in Leiterin derKulturpolitischenSektionimBMEIA ziokulturell undpolitisch.Dasvorliegende BuchundFörderprogramm als eineArtBrückenbauerin entlangdieserGrenzen: Geografisch, so- normalerweise garnieaustauschenwürden. schen, DingeundIdeenmiteinanderinBerührungkommen, diesich Bereichen derGesellschaft zutage.Neuesentstehtdort,wo Men- gangszonen undandenGrenzen zwischendenunterschiedlichen delle hintersichzulassen. giertheit undauchvielinnereFreiheit,umvorherrschende Denkmo- nicht mehrbewältigen. EsbrauchtNeugier, Einfallsreichtum, Coura- lassen sichmitdenParadigmenundKonzepten derGegenwart allein Die Kultursektion desAußenministeriums versteht sich dabei Kreativität undInnovation tretendabeimeistindenÜber- Es istlängstevident geworden: DieProblemederZukunft teresa indjein 19 Vorwort - „Wel unterschiedliche mit diesem neuen Programm Wir wollen oft ist, dann sehr die Rede „den Kreativen“ heute von Wenn öffnen den Diskursrahmen mit dieser Publikation Wir wollen zu der Kreativität Fragen des Verhältnisses Behandelt werden kultur- gespannt: Von weit Der Bogen wird dabei bewusst CREATIVE AUSTRIANS – Vordenker_innen für die Gesellschaft von von die Gesellschaft für – Vordenker_innen AUSTRIANS CREATIVE dieses Selbstverständnisses. morgen – ist Ausdruck dass daraus in der Hoffnung, bringen, ten“ miteinander in Verbindung entsteht. und Neues etwas Kreatives Aber der Beitrag, determinierten Perspektive. aus einer wirtschaftlich geht weit leisten können, die Gesellschaft Menschen für den kreative Kultur. darüber hinaus. Und er gehört auch zu unserer und ganz praktischen Anwendungen und theoretische Positionen In vier gegenüberstellen. junger österreichischer Kreativer Leistungen wiederkehren: unterschiedlich völlig Kapiteln, die zweimal Einmal aus und Wirtschaft. Verantwortung Zeitgeist, Gesellschaft, mit Autor_innenbeiträgen kreativer einer theoretischen Perspektive wir in Por- Mal, indem und ein zweites österreichischer Denker_innen die über diese Austrians“ vorstellen, jener „Creative traits eine Reihe haben, sondern bereits Themen nicht nur theoretisch nachgedacht haben, mit denen entwickelt und Konzepte ganz praktische Lösungen der Probleme der Gegenwart Beitrag zur Lösung sie einen konkreten genauso Anwendung die im Weltmaßstab geleistet haben. Lösungen, kommunalen Bereich. können wie auch ganz kleinräumig im finden mit Beiträgen etwa theoretischen und philosophischen Positionen mit die sich ganz grundsätzlich Strasser, Gerald Bast oder Peter von Paradigmen auf die Entfaltung Fragen des Einflusses vorherrschender Untersuchungen, über gesellschaftliche beschäftigen, der Kreativität über den Einfluss kreativer Daniel Erlacher, wie etwa im Beitrag von bis hin zu Über- der Zukunft, Mediennutzungen auf die Demokratien jenen Herausforderungen Konzepten legungen wie man mit kreativen orwort

begegnen kann, vor denen wir mit global begrenzten Ressourcen bei gleichzeitigem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum unausweich- lich stehen werden. Dieser theoretische Bogen wird mit einer Auseinandersetzung über das unmittelbare Verhältnis von Kreativität und Wirtschaft ge- schlossen, die aufzeigt, dass „Kreativwirtschaft“ weit mehr generieren kann als lediglich Profitmaximierung, der viele Kreative heute ohne- hin sehr skeptisch gegenüberstehen, wie auch die pointierte Kritik von Eric Poettschacher deutlich macht. Was es praktisch bedeuten kann, wenn man sich mit dem Zeit- geist kreativ-kritisch auseinandersetzt, zeigen etwa die Arbeiten von Manu Luksch, die mit Film- und Videokunst-Aktionismus das Paradig-

V ma, Sicherheit durch maximale Überwachung herstellen zu wollen,

20 kritisch beleuchtet. Wenn es um das Verhältnis von Kreativität und Gesellschaft geht, zeigt sich, das oft in sehr einfachen Ideen enormes Potenzial stecken kann: Wie beispielsweise in der Datenbankplattform „Use potential“ von Julia Bachler, mit der die individuellen Fähigkeiten und Qualifikationen von Flüchtlingen erfassbar gemacht werden. Wie man mit kreativen Lösungen Chancen schafft, Verant- wortung für die Gesellschaft zu tragen, zeigen Projekte wie das Dürre-App SATIDA von Markus Enenkel, das mit Hilfe freiwilliger Dateneingaben von Smartphonenutzer_innen einer Region Prognosen von großer Genauigkeit über bevorstehende Dürre- oder Hungerkata- strophen erstellen kann, die mit bisher verfügbaren Satellitenprogno-

semodellen nicht möglich wären. Diese Daten können internationalen Hilfsorganisationen entscheidende Informationen für die rechtzeitige und ausreichende Disposition von Hilfsgütern liefern. Und dass kreative Wirtschaftsideen nicht nur für die Produ- zenten, sondern auch für ihre Kunden von wirtschaftlichem Nutzen

teresa indjein sein können, zeigen Projekte wie „simon – Das Minikraftwerk für teresa indjein

Jedermann“ von Simon Niederkircher und Michael Galhaup auf. Das sind nur einige Beispiele jener Arbeiten von jungen österreichischen Kreativen, die in diesem Band vorgestellt werden. Abgerundet wird dieser Band durch einen umfassenden Service- teil, der einen detaillierten Überblick über Förderungen, Studienange- bote, Communities, Netzwerke und Interessensgruppen von und für Kreative in Österreich bietet. Von Seiten der österreichischen Auslandskultur wollen wir viele „Creative Austrians“ bei ihren internationalen Aktivitäten in den kommenden Jahren als Partner_innen und mit Partner_innen in der Welt begleiten, um Beiträge als Brückenbauer_innen in die Zukunft zu leisten. 21 V orwort A utorenteil Beiträge für eine Gesellschaft von morgen

1. Kreativität & Zeitgeist The time is now: Paradigmen von gestern und morgen „Da wir, was die Zukunft betrifft, weitgehend blind sind, ist nicht auszuschließen, dass sich unter dem unerträglich gewordenen Joch der Verflachung und bürokratischen Gängelung das schöpferische Indivi- duum schließlich wieder eine neue Bühne schafft – indem es die alte mit den Mitteln des schöpferischen Geis- tes in die Luft sprengt.“

– Peter Strasser GeRald Bast 26 Von der Kultur der Kreativität — GeraldBast The timeisnow sellschaft. en zuentwickeln, einerKreativge- sinddieGrundlagenzumAufbau die Bereitschaft Vertrautes zu hinterfragen, umdarausneueSzenari- keit, dieFähigkeit unkonventionelle Zusammenhängeherzustellen, zufällig vermittelt werden? Nicht-linearesDenken, Imaginationsfähig- schaft undWirtschaft des21.Jahrhunderts, dieCreative Skills,eher dass diezentralen Kulturtechniken für dieTeilhabe anderGesell- Scheideweg. Können wiresunsindieserSituation wirklichleisten, stehen wirneuerlichaneinemgesellschaftlichen undökonomischen Mehr alszwei Jahrhundertenachderersten industriellenRevolution Kreativitätn der Kultur der V o Gerald bast 27 Von der Kultur der Kreativität - 1 eague of Institutes des Dachverbandes der österreichi des Dachverbandes Foto © corn of the Arts – ELIA. Seit 2015 ist er auch Mitglied der Europäischen und Akademie der Wissenschaften Künste u.a. schen Universitäten und Member schen Universitäten der European L - ftswissenschaften an der ftswissenschaften erwaltungsakademie des Bundes. Johannes Kepler Universität Linz. Universität Johannes Kepler 1979 Promotion zum Doktor der an der Uni Rechtswissenschaften Dr. Gerald Bast, geb. 1955, stu- Dr. und dierte Rechtswissenschaften Wirtscha Linz. Er besuchte auch die versität V der Seit 2000 ist Gerald Bast Rektor Kunst angewandte für Universität Wien. Darüber hinaus ist er Mitglied „If ever there was a need to stimulate creative imagination and and imagination creative to stimulate was a need there „If ever Wenn Sie die Geschichte der Menschheit vor Ihrem geistigen Ihrem vor Sie die Geschichte der Menschheit Wenn Jahren bei jedem dass man seit sagt uns die Tatsache, Was initiative on the part of individuals, communities and whole societies the the societies whole and communities part of individuals, on the initiative arts. the to be restricted longer can no of creativity notion The is now. time problem-solving.“ of human spectrum full across the It must be applied Auge vorbeiziehen lassen: Was kommt Ihnen da spontan in den Sinn? kommt lassen: Was Auge vorbeiziehen Höhlenmalereien denken? Sie an die Steinzeit sehen Sie, wenn Was vielleicht ... den Umriss einer Hand auf der Felswand, der entsteht, die Hand auf man den Fels legt und dann Farbstaub darauf wenn sehen Sie, mit Mammuts? Was Jagdszenen bläst ... oder ockerfarbene ... die – Pyramiden die Geschichte Ägyptens denken? Sie an wenn Sie mit Bild verbinden Und welches Tutanchamun? von Totenmaske griechischer Geschichte? – Die Akropolis? im Hintergrund den Part- TV-Bericht über die griechische Finanzkrise im Fernsehen über die globale einblendet? Und wenn henon Tempel utor A er D Finanzkrise berichtet wird, sieht man meistens das Gebäude des New York Stock Exchanges in der Wall Street. Es sieht aus wie ein griechi- scher Tempel – und nicht nur Sarkastiker sehen darin den symboli-

on der Kultur Kreativität schen Hintersinn des realen Machtgefüges. Und dennoch: Was über V die Jahrhunderte weiter wirkt, ist die Kunst. Was bleibt, ist die Kunst. Alles andere hat ein Ablaufdatum – auch die großartigsten techni- schen Errungenschaften. Wir arbeiten nicht mehr mit Faustkeilen. Wir beleuchten unsere Städte nicht mehr mit Gaslaternen. Wir fahren nicht mehr mit Pferdekutschen. In den technischen Museen dieser Welt werden Automobile ausgestellt, nicht die nackten Motoren. Innovation ist die Triebkraft der menschlichen Zivilisation. Aber Innovation ist ein Prozess, dessen Erfolg nicht allein auf Wissenschaft und Technologie beruht. Das erste benzinbetriebene Auto, von Sieg- fried Marcus 1889 konstruiert, war zu seiner Zeit absolut kein Erfolg.

Der Erfolg wurde wenige Jahre später dem Benz-Automobil zuteil. Der

28 Unterschied lag nicht in der Technologie. Das technische Grundprin- zip des Motors war ident, ja bis heute sind die meisten Fahrzeuge noch immer durch Verbrennungskraftmaschinen angetrieben. Der wesentliche Unterschied war die Ästhetik, der Unterschied, der zum Erfolg führte, lag und liegt im Design. Die erreichbare Geschwindig- keit ist nüchtern betrachtet zu einem beträchtlichen Teil ein psycho- logischer Faktor. Der Marcus Wagen fuhr 6 – 8 km/h, der erste Benz von 1896 erreichte 14 – 16 km/h, der Benz von 1907 kam schon auf 95 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die meisten Autos fahren heute in Städten – und zwar mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 19 und 35 km/h. Schauen Sie sich das iPhone an. Es fasziniert über alle kulturel- len und gesellschaftlichen Grenzen hinweg. Es ist nicht so faszinie- rend, weil es technologisch perfekt wäre – es gibt Geräte mit besserer

und reicherer Technologie. Es besticht durch seine Ästhetik, die ge- ast B sellschaftliche Positionierung, das emotionsgeladene Image, welches

ald „Lifestyle“ transportiert und produziert. Was ist ausschlaggebend R für den Erfolg? Wirklich wichtig sind nicht die einzelnen Fähigkeiten, Ge Gerald bast

sondern das Zusammenspiel von Fähigkeiten und Möglichkeiten. Unser Gehirn hat Myriaden von Nervenzellen. Ein bloßes Wachstum von Nervenzellen im Gehirn reicht nicht aus, um die Gedächtnisleistung zu steigern, entscheidend sind die Verbindungen zwischen den Nervenzellen, die Synapsen. Sie sind es, die das Potenzi- al von bloßer Information produktiv werden lassen. Entscheidend ist die Qualität und Reaktionsgeschwindigkeit der Verbindungswege und der Synapsen zwischen den einzelnen Zellregionen. Ebenso verhält es sich mit der Wissensgesellschaft: Die Verbindungslinien, die Kommu- nikation zwischen den Wissenszweigen bestimmen den Wirkungsgrad des Wissens in der Gesellschaft. Ohne ausreichend funktionsfähige Wissenssynapsen bleiben die Wissenstürme isoliert und selbstrefe- rentiell. – Da mögen sie noch so hoch aufragen! Kultur ist ein komplexes, synergetisch wirksames System von Wissen, Gestaltungswillen und Werten, die von einer Gruppe geteilt 29 werden. In einer zunehmend sinnentleerten Wüste des Ökonomis- mus scheint der Shareholder Value der einzige Wert zu sein, der noch gedeiht. Wissen wird fragmentiert und isoliert, Kunst und Wissen- schaft werden als getrennte Sphären behandelt, die mehr mit der Entwicklung der eigenen Disziplin oder Sub-Disziplin beschäftigt sind, als mit der Entwicklung der Gesellschaft. Und dann wundern sich manche, dass junge Leute, die in Europa oder den USA sozialisiert V wurden, in den heiligen Krieg gegen die Werte der Aufklärung ziehen. on der Kultur Kreativität Jürgen Habermas hat noch vor knapp 20 Jahren von der „aufgeklärten Ratlosigkeit“2 gesprochen, in der sich die Gesellschaft befinde. Heute scheint es eher so, dass sich unsere Gesellschaft zunehmend im Status der abgeklärten Rastlosigkeit befindet. Werte werden nicht einmal mehr relativiert, sondern nur mehr als systemstörend angesehen und ignoriert. Während wir heute mit der Fiktionalisierung der Realität konfrontiert sind (Geld, Vermögen und Schulden werden zu fiktiven Finanzkonstruktionen, die nur mehr wenige in ihrer Vielschichtigkeit und in den multiplen Wirkungsmechanismen durchschauen), arbeitet die Kunst mit der Idee der Realisierung von Fiktionen. Für die Kunst sind Werte keine Störfaktoren für das Betriebssystem, sondern not- wendige Arbeitsgrundlagen. Dazu einige Beispiele aus den Bereichen Digitale Kunst, Restaurierung, Grafikdesign und Social Design der Universität für Angewandte Kunst Wien: In der Arbeit „Constraint City“ wird durch ein mechanisches

on der Kultur Kreativität Korsett, das auf W-LAN Signale in der Stadt reagiert, die virtuelle V Architektur der Stadt sichtbar und fühlbar gemacht. Je stärker die Si- gnale sind, desto stärker zieht sich das Korsett zusammen und macht dessen Träger bei einem Stadtrundgang schmerzlich bewusst, wie real die unsichtbare Architektur ist. Das Institut für Konservierung und Restaurierung unterstützt nach dem Erdbeben in Nepal die Rettung der unter Unesco-Schutz stehenden Kulturdenkmäler, die für die lokale Bevölkerung nicht nur ein wesentliches Element ihrer kulturellen Identität, sondern auch eine zentrale wirtschaftliche Existenzgrundlage sind. Gefördert wird das Projekt vom Außenministerium und vom Kunstministerium.

Die „Expo der Minderheiten“ ist jenen Menschen unter uns 30 gewidmet, die wenig soziale Macht und damit verbundenen finanziel- len und politischen Einfluss innehaben: Den Armen und Kranken, den Flüchtlingen, den Alten und den Kindern. Das Projekt „Feel Dementia“ thematisiert die soziale Stigma- tisierung der Krankheit Demenz. Mittels künstlerischer Objekte wird die visuelle und auditive Wahrnehmung verändert. Passant_innen an öffentlichen Orten erhalten die Möglichkeit, Phänomene von Orien- tierungslosigkeit und Reizüberflutung selbst zu erleben und darüber zu reflektieren; Bewusstseinsveränderung durch künstlerische Inter- ventionen als Voraussetzung für soziale Inklusion. Unsere Welt ist komplexer geworden, vielschichtiger, verwobe- ner. Während die Wissenschaftslandschaft geprägt wird von zuneh- mender Zersplitterung und immer mehr Spezialwissen hervorbringt,

wird es immer wichtiger, in Zusammenhängen zu denken und zu

ast handeln, weil alles mit allem in Beziehung steht. B Wir erahnen und erleben die Wirkungszusammenhänge,

ald auch wenn deren Wirkungsmechanismen vielfach noch R

Ge undurchschaubar sind. Vielleicht auch deshalb, weil abseits der Quan- Gerald bast

tenphysik die Wissenschaft noch immer mit linearen und konsekuti- ven Kausalitätsmustern arbeitet. Disziplinenübergreifende Forschung wird – wenn überhaupt – vorwiegend nach dem System der Addition von Wissensaspekten und/ oder nach dem Muster der Hierarchie von Haupt- und Hilfswissenschaft praktiziert. Das 20. Jahrhundert hat diesen Planeten – oder weite Teile davon – von einer Welt der Gewissheit in eine Welt des Infrage- stellens und Zweifelns verwandelt. Und die Künste waren an dieser Beeinflussung der Weltsicht mindestens ebenso beteiligt wie die Wissenschaften. Ja, wenn man genauer auf die Parallelitäten in der Kunstgeschichte und der Wissenschaftsgeschichte, insbesondere des frühen 20. Jahrhunderts blickt, von den grundlegenden Umwälzungen in Musik, bildender Kunst und Design bis hin zu den Paradigmenwech- seln in Physik, Psychologie und Medizin, dann wird sogar deutlich, wie stark die Wechselwirkungen zwischen den scheinbar getrennten Sphären waren. Dabei wird aber auch klar, wie die Macht von Wissen-

schaft und Kunst noch potenziert werden kann, wenn die beiden in 31 einen konstruktiven Austausch treten – im Bewusstsein sowohl ihrer eigenen Stärke und Identität als auch im Bewusstsein ihres synerge- tischen gesellschaftlichen Wirkungspotenzials – jenseits der Citation Indices und Kunstmarkt-Rankings. Künstler_innen sind Expert_innen für den Umgang mit Unsicherheit und Ambiguität, was nicht gera- de unwichtig ist, in Zeiten, in denen Populist_innen mit einfachen Lösungen und billigen Patentrezepten werben. Die Tatsache, dass die V Komplexität unserer Gesellschaften und der menschlichen Lebens- on der Kultur Kreativität bedingungen in dramatisch anwachsender Geschwindigkeit zunimmt, wird immer deutlicher sichtbar. Und es steigt das Bewusstsein, dass diese Komplexität mit der linearen Fortsetzung dessen, was schon existiert, in kurzer Zeit nicht mehr beherrschbar sein wird. „Bei einer wissenschaftlichen Theorie weiß man, noch ehe sie bewiesen ist, dass sie richtig ist, weil sie ästhetisch befriedigend ist. Nicht weil sie logisch in sich stimmig ist, sondern einfach, weil sie sich ‚richtig anfühlt‘.“3 Das sind nicht die Worte irgendeines obsku- ren Esoterikers. Nein, Prof. Wolf Singer, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung, hat das geschrieben. Er be- hauptet, bei der wissenschaftlichen Theoriebildung benutze man Kri- terien, die weit über das hinausgehen, was man logisches Schließen nennt. Kreativität ist für Singer in der Wissenschaft ebenso wie in den Künsten „die Fähigkeit, etwas zusammen zu sehen, was bisher noch nicht zusammen gesehen worden ist, Bezüge herzustellen, die nicht beliebig sind“. Der Hirnforscher ist der Überzeugung, „dass mit allem, on der Kultur Kreativität V was sich nicht rationaler Sprachen bedient – die bildende Kunst, die Musik, der Tanz – ein Wissen transportiert wird, das über die rationale Sprache nicht transportiert werden kann […] Aber hierzu müssen die Sprachen der Kunst erlernt werden.“4 Die Kunstuniversitäten sind die letzten Bastionen in diesem Land, die diese Sprachen der Kunst noch ernsthaft vermitteln. Und ausgerechnet diese Bastion wird in den letzten Jahrzehnten systematisch sturmreif geschossen mit Argumen- ten, welche die Bildung dem Diktat kurzfristiger Verwertbarkeit und Nützlichkeit im Interesse der Employability zu unterwerfen sucht. An den Primar- und Sekundarschulen führt die Kunst – wenn überhaupt

– ein kümmerliches Dasein, kontinuierlich reduziert, paradoxer Weise

32 auch durch schulautonome Entscheidungen und oft angesiedelt am Ende eines Unterrichtstages, weil die „wichtigeren“ Fächer jene Stun- den erhalten, in denen die Schüler_innen potenziell noch konzentriert sind; und allesamt durchgeführt in Unterrichtseinheiten, die in der Regel streng voneinander getrennt sind. An den österreichischen Uni- versitäten und Fachhochschulen gibt es mehr als 1.600 Studiengänge und weltweit ist die Zahl der wissenschaftlichen Disziplinen auf 4.000 angewachsen; ein beeindruckendes Spektrum an wissenschaftlicher Vielfalt. Innerhalb dieser immer fragmentierteren Disziplinen und Sub-Disziplinen wird primär geforscht, weil es nur dort Publikati- onsmöglichkeiten gibt, mit denen Punkte für die wissenschaftliche Karriere erworben werden können. Das Zusammenführen von Wissen aus unterschiedlichen Disziplinen steht nicht auf der akademischen Agenda. Im Gegenteil.

„MINT oder Masse“ lauten die schrillen Alternativen, die ast B man den Jugendlichen als Entscheidungshilfe vor ihrer Studienwahl anbietet, um mehr Studierende in eines der spezialisierten Studien ald R in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik zu Ge Gerald bast

bringen. So treibt man den Keil weiter hinein in unser Bildungssystem und in unsere Gesellschaft, die noch immer geprägt sind vom Geist der industriellen Revolution, deren Motoren Fragmentierung, Spezia- lisierung und Rationalisierung waren. Aber nicht Spaltkeile sind jetzt für unser Bildungssystem gefragt, sondern Brücken, intellektuelle und emotionale Brücken. Brücken, die künstlerisches Gestaltungswis- sen und Kreativität als unverzichtbare Grundpfeiler gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung erkennen und nicht bloß als nette Luxus-Attitüde einer kleinen Elite. Brücken, die Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft synergetisch miteinander vernetzen. Aber in der Realität werden Brücken auf Euro-Scheine gedruckt. Was für ein Symbol!! Sind unsere Schul- und Hochschul-Absolvent_innen vorberei- tet auf eine Welt, in der alles mit allem zusammenhängt? In der die großen gesellschaftlichen Herausforderungen nur in disziplinenüber- greifender Zusammenarbeit lösbar sind? Unser Bildungs- und Wissen- schaftssystem funktioniert im Wesentlichen nach Prinzipien, die im 33

18. und 19. Jahrhundert unter den Bedingungen des Industriezeitalters entwickelt wurden: Wissensvermehrung, Wissensaneignung und in der Folge Spezialisierung – intellektuelle Arbeitsteilung. Wie bei jeder sozio-ökonomischen Umwälzung läuft es auch jetzt wieder auf ein „race between education and technology“5 hin- aus, wie die Harvard Ökonom_innen Claudia Goldin and Larry Katz betonen. Die Änderungen im Bildungssystem werden jetzt ähnlich V drastisch sein müssen, sowie im 18. Jahrhundert. Damals wurde im on der Kultur Kreativität Gleichklang mit der ersten industriellen Revolution in ganz Europa die allgemeine Schulpflicht eingeführt; gegen massive politische Zweifel über die Sinnhaftigkeit einer solchen Maßnahme für eine da- mals noch weitaus überwiegend agrarisch ausgerichtete Gesellschaft. Und anders als bei den früheren Umgestaltungen des Bildungssys- tems wird es nun nicht mehr um die Vermittlung von zusätzlichen Kenntnissen und Fertigkeiten gehen, sondern die kreative Verknüp- fung von Wissen, das Denken in Alternativen und Zusammenhängen, die von bekannten Mustern abweichen, Imaginationsfähigkeit, das Bewusstsein, dass es auch andere Formen von Kommunikation gibt als schriftliche und mündliche – kurz: der Erwerb und die Erprobung von Creative Skills wird im Mittelpunkt der neuen Bildungsrevolution stehen müssen. „Kunst ist Magie, befreit von der Lüge Wahrheit zu sein!“6 hat

on der Kultur Kreativität Theodor Adorno einst behauptet. Und er trifft damit einen Nerv V künstlerischer Kreativität, der sich durch die Geschichte zieht: Es geht um die Transformation von Wirklichkeit, es geht um Werte und es geht um Identität. Der Durchbruch vom geozentrischen zum helio- zentrischen Weltbild ging einher mit der Entwicklung der Zentral- perspektive in der Renaissance-Malerei. Bei beiden paradigmatischen Umbrüchen wurde der Ausgangspunkt für den Blick auf die Welt zu einem Fixpunkt außerhalb des irdischen Geschehens verlagert. Picasso löste in einigen seiner Arbeiten die visuelle und intel- lektuelle Relation zwischen Material, Form, Zeit und Ort auf; ein paar Jahre bevor Einstein seine Relativitätstheorie formuliert und Heisen-

berg mit seiner Unschärferelation die herkömmliche Vorstellung von 34 Wirklichkeit für obsolet erklärt hatte. Diese wenigen Beispiele weisen darauf hin, dass es vielleicht unsichtbare Verbindungslinien zwischen künstlerischer Kreativität und wissenschaftlich-technischer Inno- vation gibt, die manchmal auch mit dem vagen Begriff „Zeitgeist“ umschrieben werden. Ironischerweise haben uns gerade die modernen Naturwissenschaften gelehrt, dass die entscheidenden Ideen nicht immer entlang einer vorhersehbaren Zeitleiste oder nach dem Muster der linearen Kausalität daher kommen. Friedrich Kiesler, der 1926 aus Österreich in die USA ausge- wanderte visionäre Denker, Architekt und Designer, entwickelte in den 1930er-Jahren seine Theorie, die unter Aufhebung aller Kunst- gattungen und unter Einbeziehung naturwissenschaftlicher Kennt- nisse, Mensch und Umwelt als ganzheitliches System komplexer 7

Wechselbeziehungen versteht. Correalismus nannte er diese Theorie, die heute von ungeahnter Aktualität ist. Kieslers Überzeugung, dass ast B visionäres Denken zugleich realistisches Denken sei, macht Mut in

ald Zeiten zunehmender Mutlosigkeit. Mehr noch: Kieslers Denkansatz R

Ge wird immer wichtiger, je mehr unsere Welt von Unsicherheit und Gerald bast

Ambiguität gekennzeichnet ist, weil diesen Herausforderungen nicht mit der Anwendung von Algorithmen und Robotern begegnet werden kann, sondern nur mit visionärem, korrelativem Denken, das der herr- schenden Dominanz von Standardisierung und Fragmentierung kühn entgegengesetzt wird. Vor der industriellen Revolution in der Mitte des 18. Jahr- hunderts konnte sich niemand vorstellen, dass Europa, später die USA und Teile von Asien, in wenigen Jahrzehnten eine tiefgreifen- de und anhaltende Umgestaltung der Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensbedingungen erfahren würde. Erfindungen, basierend auf der Verwendung von mechanischen Verfahren, veränderten die Art der Erzeugung von Produkten und den Transport von Gütern und Men- schen. Große Teile der Bevölkerung verloren Beruf und Einkommen. Traditionelle Arbeitsplätze, wie die der Weber verschwanden, und es entstanden neue Berufe und zunehmende soziale Ungleichheit.

Heute ist es schwer sich vorzustellen, wie sehr sich die Arbeits- 35 welt durch die digitale Revolution verändern wird. Es ist schwer sich vorzustellen, was es bedeutet, dass in ein paar Jahren die Verbrau- cher_innen in der Lage sein werden, eine breite Palette von Produkten zu Hause oder in digitalen 3D-Print-Shops produzieren zu können – so wie heute Fotos –, dass Mobilität weitgehend fahrerlos stattfinden wird, und dass selbst bestimmte Arbeiten aus dem Sektor der Kreativ- wirtschaft von Algorithmen und intelligenten Programmen gesteuert V werden. Und noch weniger sind wir in der Lage, uns vorzustellen, on der Kultur Kreativität welche Änderungen unser Leben durch Biotechnologie und Quan- tenphysik erfahren wird. Wir wissen nicht, wie diese Veränderungen unsere Kultur beeinflussen werden. Aber das werden sie. Wie unsere Zivilisation damit umgeht, ist nicht zuletzt eine Frage, wie wir mit dem Begriff „Innovation“ umgehen. Es macht einen Unterschied, ob man Innovation als Domäne von Technik, Naturwissenschaften und Ökonomie begreift und betreibt, oder ob wir Innovation als zivilisa- torischen Prozess verstehen, in dem es um holistisches Denken und Handeln geht, wo Phantasie und Kreativität einen notwendigen Platz haben. Die Digitalisierung und Automatisierung unserer Welt wird – so paradox das klingen mag – der kulturellen Bildung (der Keimzelle für Creative Skills) einen zentralen Stellenwert in der Gesellschaft bringen. Oder besser gesagt der Verschränkung von kultureller Bil- dung mit kognitiver Bildung, mit Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Studie der Oxford University8 kommt zum Ergebnis, dass

on der Kultur Kreativität in den nächsten 20 Jahren 47% der derzeit in den USA bestehenden V Arbeitsplätze massiv gefährdet sein werden. Überall, wo Arbeiten oder Arbeitsschritte, standardisierbar sind, durch Algorithmen determiniert werden können, überall dort werden Menschen durch Maschinen ersetzt werden. Computer und Roboter sind schneller, flexibler, präziser – und vor allem billiger als menschliche Arbeitskräfte. Das wird nicht nur Produktionsbetriebe treffen, sondern auch die Transportwirtschaft, die Finanzwirtschaft, weite Teile des Dienst- leistungssektors, Teile der Kreativwirtschaft, den Managementsektor, die Verwaltung, Bildungsberufe, Rechtsberufe, ja sogar medizinische

Berufe insbesondere in den Bereichen Diagnostik und Medikation. 36 Auch wenn die OECD in einer Studie9 die Automatisierungseffekte auf den Arbeitsmarkt quantitativ geringer einschätzt, bleibt die Tatsache unbestritten, dass die Auswirkungen dieser vierten industriellen Revo- lution erstmals bis tief in die vermeintlich gut gebildete Mittelschicht hineinreichen werden. Man braucht nicht allzu viel Phantasie, um zu erkennen, welch enorme soziale und politische Sprengkraft es hat, wenn in weniger als einer Generation, ein erheblicher Teil dessen wegbricht, was wir derzeit unter Arbeit verstehen. Man kann diese Entwicklung nicht aufhalten. Man kann sie ignorieren, verharmlosen oder sich ihr stellen. Derzeit wird eher ignoriert und verharmlost. Von der Politik ebenso wie von der Wirtschaft. Die Politik schweigt und verharmlost so lange es geht, weil man die Menschen, das heißt die Wählerinnen und Wähler, nicht verunsichern möchte. Und die

Wirtschaft will in Ruhe die von der Automatisierung zu erwartenden Produktivitätsgewinne lukrieren, solange es geht. Die noch nicht im ast B Status 4.0 produzierende Industrie verlangt heute sogar noch die

ald Ausbildung zusätzlicher Facharbeiter, die in 20 Jahren vermutlich das R

Ge Schicksal der schlesischen Weber teilen werden. Die Zukunft der Ar- Gerald bast

beit, so die oben angesprochene Oxford-Studie, liegt in den Bereichen Kreativität und Soziales. Aber eben nicht in der linearen Extrapolation dessen, was derzeit existiert. Es geht um die Entwicklung neuer Felder für wirtschaftliche und gesellschaftliche Wertschöpfung. Eben darauf sollte ein Bildungssystem vorbereiten, diese Art von Entwicklungsar- beit müssten Universitäten im 21. Jahrhundert leisten – ebenso wie Technische Universitäten die Entwicklung der Industriegesellschaft unterstützten und der Aufstieg der Business Schools die Service-In- dustrie begleitete. „It is time to take a creative risk of valuing imagination, the poetic, the symbolic, the aesthetic or the spiritual (features of cul- ture-based creativity) as factors of innovation, social progress and European integration“ war schon 2009 in einem Bericht über „The Impact of Culture and Creativity“10 für die Europäische Kommission zu lesen. Ja. It is time to take risk! In einer von Artificial Intelligence, Digitalisierung und Robotik

geprägten Welt wird der Mensch nur mehr durch kreative Denkpro- 37 zesse gesellschaftliche und wirtschaftliche Wirkungskraft erzielen können. Also durch Prozesse, die auf bisher ungedachte oder als undenkbar gehaltene Weise Verbindungen zwischen bekannten und daher zunehmend automatisierten Handlungs- und Wissensfeldern herstellen. Die Veränderung von Arbeit, Bildung und Freizeit wird, ebenso wie die Veränderung unserer Gesellschaften durch demo- graphische Entwicklungen und durch Migrationsbewegungen, neue V soziale Herausforderungen im Zusammenleben der Menschen als on der Kultur Kreativität Handlungsfelder eröffnen. Die sogenannte „Digitale Revolution“ un- terscheidet sich von den bisherigen Wellen der industriellen Revoluti- on durch einen fundamentalen Aspekt: Erstmals in der Geschichte der menschlichen Zivilisation wird menschliche Denkleistung von Maschi- nen übernommen. Das hat mehr als nur eine ökonomische Dimension, denn die schon bestehenden und noch absehbaren Entwicklungen im Bereich der Artificial Intelligence stellen die zutiefst philosophische Frage nach der Rolle des Menschen auf diesem Planeten. Können wir es uns in dieser Situation wirklich leisten, dass die zentralen Kulturtechniken für die Teilhabe an der Gesellschaft und Wirtschaft des 21. Jahrhunderts, die Creative Skills nach dem System des Kollateralnutzens eher zufällig vermittelt werden? - Nicht-lineares Denken, on der Kultur Kreativität - Imaginationsfähigkeit, V - unkonventionelle Zusammenhänge herstellen, - Vertrautes hinterfragen, - neue Szenarien entwickeln. Jean Monnet soll einmal gesagt haben: „Wenn ich noch einmal etwas mit der Gründung der Europäischen Union zu tun hätte, würde ich mit der Kultur beginnen.“ Jean Monnet wäre sich dessen noch sicherer, wenn er sähe, dass uns gerade sowohl die europäische Wirt- schaft als auch die sogenannten Europäischen Werte der Aufklärung um die Ohren zu fliegen drohen. Es geht nicht darum, statt der He- gemonie der Ökonomie die Hegemonie der Kultur einzufordern. Aber

die notwendige Erneuerung von Bildung und Arbeit – nicht nur auf 38 der Begriffsebene, sondern in der Realität – ist keine technokratisch zu lösende Aufgabe, sondern eine Kulturaufgabe. Und Kulturaufga- ben haben eine lange Vorlaufzeit. Es wird und muss auch weiterhin Künstlerinnen und Künstler geben, die sich mit ganzer Leidenschaft der sogenannten autonomen Kunst widmen. Es soll und wird weiterhin den Sektor der Creative Industries geben. Und wir können nicht auf die Arbeit und das Wissen von hochspezialisierten Wissenschafterinnen und Wissenschaftern verzichten. Aber zusätzlich braucht die Welt dringend Menschen mit Creative Skills, mit translationaler Kompetenz; Menschen, die fähig sind, Brücken zu errichten zwischen den Inseln der Spezialisierung. Es wird und muss auch neue, korrelative Bildungsgänge und Berufsbilder geben, ganz andere Formen von Arbeit und Einkommen,

als die derzeit bekannten. Diese gilt es zu entwickeln und zu imple-

ast mentieren. Und auch dabei wird der Kraft der Kunst eine entschei- B dende Rolle zukommen – als integrierter Teil unseres Gesellschafts-,

ald Wirtschafts- und Bildungssystems. Creativity nicht nur als kleiner, R

Ge wenn auch wachsender Teil der Gesamtwirtschaft. Kulturelle Bildung Gerald bast

nicht nur als ein marginalisiertes und isoliertes Segment in der Bildungslandschaft. Die nächste „Revolution” nach der industriellen Revolution, der Wissensrevolution und der digitalen Revolution wird also eine Creative Revolution sein müssen. Mehr als zwei Jahrhunderte nach der ersten industriellen Revo- lution stehen wir neuerlich an einem gesellschaftlichen und ökono- mischen Scheideweg: Die entscheidende Frage ist jetzt: Schaffen wir es, die Entwicklung und Umsetzung kreativer Ideen und Visionen zum Markenzeichen unserer Gesellschaften zu machen? Angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen gibt es eigentlich keine Alternative dazu – zum Aufbau einer Kreativgesell- schaft.

1 World Commission on Culture and Development, UNESCO 1995, Online URL: http://portal.unesco.org/ culture/en/ev.php-URL_ID.15019&URL_DO.DO_TOPIC&URL_SEC- TION.201.html (Stand: 05.08.2016).

2 Jürgen Habermas: Aufgeklärte Ratlosigkeit. warum die Politik ohne Perspektiven ist. In: Frankfurter Rund- 39 schau vom 30.12.1995.

3 Singer, Wolf: Ein neues Menschenbild. Gespräche über Hirnforschung, am Main: Suhrkamp 2003,

S. 103ff.

4 Ebda.

5 Claudia Goldin und Lawrence F. Katz: The Race between Education and Technology, Cambridge, Machachu- setts: The Belknap Press of Harvard University Press 2008.

6 Theodor W. Adorno: Minima Moralia. 22. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1994, S. 298. V on der Kultur Kreativität 7 Frederick Kiesler: On Correalism and Biotechnique. A Definition and Test of a New Approach to Building

Design, Frederick Kiesler. In: Architectural Record, 86/3, September 1939.

8 Carl B. Frey und Michael A. Osborne: The Future of Employment: How susceptible are Jobs to

Computerization, September 17, 2013, Online URL: http://www.oxfordmartin.ox.ac.uk/downloads/academic/

The_Future_of_Employment.pdf (Stand: 05.08.2016).

9 The Risk of Automation for Jobs in OECD Countries, Online URL: http://www.oecd-ilibrary.org/social- issues-migration-health/the-risk-of-automation-for-jobs-in-oecd-countries_5jlz9h56dvq7-en (Stand: 05.08.2016).

10 The Impact of Culture and Creativity, S. 161, Online URL: http://www.keanet.eu/docs/impactculturecreativi- tyfull.pdf (Stand: 05.08.2016). peter strasser 40 gleichgeschaltete vielfalt werden? – demneoliberalenGeneralverdacht derNutzlosigkeit preisgegeben Schönen“ –unddamitauchdie ArbeitindenGeisteswissenschaften der Naturwissenschaften, dieSuchenachdem„Wahren, Gutenund können dieWissenschaften hervorbringen, wenn dieHegemonie verliert unsereGesellschaft dadurch?Welchen „höheren“Nutzen nehmen amMarktorganisiertwerden? Welche kreativen Fähigkeiten Universitäten zunehmend nachdenEffizienzprinzipien großer Unter- schaft von Lehrenden undLernenden, ineinerZeitübrig, inder Was bleibtvon derUniversitas,Ideeeinerumfassenden Gemein- — Peter Strasser Plädoyer für dieWiederentdeckung derKreativität V Gleichgeschaltete i elfalt peter strasser 41 gleichgeschaltete vielfalt - - - retscher V tionen beschäftigt sich Stras tionen beschäftigt wahren“ beim Residenz Verlag. Verlag. wahren“ beim Residenz eligionsphilosophie. Verlag) und ab 2010 wissenschaftli Verlag) - ser mit Fragen der Ethik, Rechtsthe und orie, Kriminologie, Metaphysik R Foto © Michaela 2014 erhielt Peter Strasser den Strasser 2014 erhielt Peter Kul für Österreichischen Staatspreis turpublizistik. In seinen zahlreichen Publika cher Berater der Essayreihe „Unruhe der Essayreihe cher Berater be

- ens-Universität in Graz ens-Universität - Stras phil. Peter Dr. Ao. Univ.-Prof. geb. 1950, unterrichtet an der ser, Karl-Franz Philosophie und Rechtsphilosophie. 1995 war er im Beirat 1990 bis Von „steirischer des Avantgardefestivals herbst“. Seit 1999 ist er auch Lektor am Institut für und Gastprofessor Klagen Philosophie der Universität 2002 bis 2008 war Strasser Von furt. Mitherausgeber der „Bibliothek der (Styria Unruhe und des Bewahrens“ Die Karriere des Begriffs „Nerd“ ist ein Charakteristikum „Nerd“ Die Karriere des Begriffs dass Genie und Wahn- die Rede, davon einst sprichwörtlich War unserer Zeit. Dass der sogenannte Nerd ein defizitärer Charakter sei, sogenannte Nerd ein defizitärer Charakter unserer Zeit. Dass der geht Hand in Hand mit a-sozial, ein „Trottel“, anschlussfähig, schwer Konzentration ihrer zwanghaften Nerds, die wegen von den Legenden ihre Kreativi- erst Isolation aufs der daraus folgenden Internet sowie ist ein Kommen- Nerd vom Der Positivmythos konnten. entfalten tät des heutigen Erkenntnisbetriebs. tar zur Übersozialisierung aufsinn eng beieinanderlägen, so wird heute die Feststellung Wert einer der zugleich genialsten und geschäfts- gelegt, dass Bill Gates, unserer Epoche, in seiner Jugend ein Nerd gewesen tüchtigsten Köpfe zu legen, sollte sei. Ohne auf Halblegenden großen Wert derartige ziehen. Lehren daraus doch gewisse der organisierte Erkenntnisbetrieb ein Gegenbild zu dem, was jungen Akademike- Denn der Nerd liefert wird. vorgeführt gerne als „Exzellenzforschung“ rinnen mittlerweile denen von Merkmalen charakterisiert, von Sie ist durch eine Reihe eher dass sie Kreativität sich ohne große Übertreibung sagen lässt, als fördern. ersticken utor A er D alt f eschaltete viel g leich g Begonnen hat es damit, dass man der Ordinarienuniversität alten Stils den Kampf ansagte. In den Talaren nistete angeblich der Staub von tausend Jahren. Das war einerseits nicht mehr zeitge- mäß, doch andererseits forderte das liberalkapitalistische Modell seinen Tribut. Also setzte sich als Universitätsreform im neuen Geist langfristig nicht das antiautoritäre Modell der Achtundsechziger durch. Die Universität des 21. Jahrhunderts ist vielmehr stolz darauf, nach den Effizienzprinzipien großer Unternehmen am Markt organi- siert zu sein, freilich mit der fragwürdigen Implikation, weder über ­Börsennotierung­ zu verfügen, noch Profitmaximierung zu betrei- ben. Was vielmehr maximiert werden soll, ist die Kreativität. Dabei genießt jene in den hard sciences, die durch enge Kooperation mit der

Wirtschaft praktisch verwertbare und monetär einträgliche Produkte

42 kreieren, naturgemäß das größte Ansehen – und gibt im Übrigen die Interaktionsrichtlinien für die Exzellenzforschung vor. Und weil man sich vom staatlichen Gängelband emanzipieren möchte (in Wahrheit bedeutete Staatlichkeit im Erkenntnisbetrieb auch einen beträchtlichen Schutz vor Instrumentalisierung und Ausbeutung), lautet das Stichwort: Autonomie. Im Universitätszu- sammenhang ist das Wort eine Schönfärberei. Dahinter verbirgt sich nämlich eine straffe Hierarchisierung der Leitungsinstanzen durch alle akademischen Sektoren. Rektorat, Senat und Universitätsrat geben Schwerpunkte vor, die bis hinunter auf Dekanats- und Institutsebene verbindlich sind. Hinzu tritt eine Exekutiv- und Koordinationsbürokra- tie, die von allen universitären Bereichen in den letzten Jahrzehnten

am schnellsten wuchs. Dazu kommt das Element der sogenannten Drittmittelfinan- zierung, das einen immer größeren Raum einnimmt. Wollen junge Forscherinnen Karriere machen, müssen sie, unter der Anleitung einer professoralen Autorität, bei den dazu eingerichteten Fonds um

peter strasser Projekte werben. Deren Genehmigung liegt in der Hand von Gutach- peter strasser

terinnen, die gerade in den besonders abhängigen „Orchideenfächern“ nicht selten fragwürdige, weil stark subjektive, und praktisch unbeein- spruchbare Meinungen abgeben. Die Wahrscheinlichkeit, sich in einer ohnehin prekären Arbeitssi- tuation als Projektteilnehmerin zu platzieren, wächst mit der Verfügung über zwei Kompetenzen (Soft Skills), die beide der Kreativität entge- genstehen: erstens die Kompetenz sich zu „vernetzen“, in sogenannten Exzellenznetzwerken Status zu generieren; und zweitens die Kompetenz, eine genormte Wissenschaftssprache aus dem Effeff zu beherrschen, wo- bei es darauf ankommt, an den richtigen Stellen die richtigen terminolo- gischen „Duftmarken“ – und nicht etwa originelle Ideen – zu setzen. Auf diese Weise entsteht ein Forschungsbetrieb, dessen

„Team“-Charakter (ein Euphemismus für autoritär geführte Projektstäbe) 43 möglicherweise einer Denkfabrik gleicht, aber – vor allem in den soft sciences – gewiss keinen Schutzraum für Kreativität bietet. Es stapeln sich mittlerweile die Ergebnisse von Projektforschungen turmhoch, die keinerlei Erkenntniswert haben, wohl aber mit den vom System ge- wünschten Begrifflichkeiten gespickt sind und so den Eindruck erwecken, ein erkenntnisgenerierendes Optimierungsprogramm zu „optimieren“. Dahinter steckt der Schweiß von jungen Forscherinnen, die keine gesi- cherte Anstellung haben und daher auch keinen Spielraum, sich gegen g

den geforderten Mainstream aufzulehnen. leich Laien machen sich kaum eine Vorstellung über den Normierungs-

druck der Sprache, der umso stärker wird, je mehr sich die Sprachbenüt- g eschaltete viel zerinnen der Political Correctness verpflichtet fühlen. Hier ein Ausschnitt aus einer Stellungnahme des „Fachverbandes Gender Diversity“ vom 19. August 2014, elektronisch versandt über den Universitätslehrerverband der Universität Graz: „Bei den jüngsten persönlichen wie auch generalisierenden Angriffen f

gegen antidiskriminatorische Ansätze – seien es zeitgemäße, diversitätsgerech- alt te Sexualpädagogik, gender-/diversitätsgerechte Sprache oder emanzipatori- alt f eschaltete viel g leich g sche, feministische oder andere antidiskriminatorische Positionen – geht es nicht allein um rückwärtsgewandtes Festklammern an altbewährten und bequemen, weil privilegierten, scheinbaren Sicherheiten wie vermeintlich naturgegebenen Gesellschaftsstrukturen und Sichtweisen von Welt und Wirklichkeit. Dabei geht es auch um die Fantasie, Wissenschaft bestünde im interesselosen Entdecken einer gegebenen und unveränderlichen Wahr- heit.“ Man kann wohl sagen, dass einer der großen kreativitätszerstö- renden Einflüsse jener war, welcher allen wissenschaftlich Begabten die Idee vom „interesselosen Entdecken einer gegebenen und unver- änderlichen Wahrheit“ austreiben wollte. Denn der Ursprung jeder Kreativität liegt in einer Antriebskraft, die sich erst entfalten kann,

wenn der kreative Mensch sich nicht im Dienste irgendeines Interes-

44 ses betätigen muss. Tatsächlich ist es die Tugend der „Nutzlosigkeit“, die erst jenen höheren Nutzen hervorbringt, der mit der Entdeckung des Neuen im Dienste einer Suche nach dem „Wahren, Guten und Schönen“ einhergeht. Diejenigen, die so sprechen wie in dem oben ausgestellten Zitat ­­– und­ so zu sprechen gehört zu den soft skills, die jede Akade- mikerin beherrschen sollte, wenn sie auf eine Forscherinnenkarriere Wert legt –, ist bereits in den Dienst der „instrumentellen Vernunft“ getreten. Die Forscherin folgt damit einer Außenlenkung, die in den Sechzigerjahren viele Akademiker beklagten, allen voran Herbert Marcuse, Günter Anders, Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas. Die Liste der Namen ließe sich verlängern. Dabei fällt auf, dass der

Hauptanklagepunkt – „Instrumentalisierung der Wahrheit“ – dem Eindringen des naturwissenschaftlichen Erkenntnismodells in die humanities galt. Deren Hoffnung wiederum galt einem eigenen, „emanzipatorischen“ Erkenntnistyp, welcher auch für alle künstle- risch ambitionierten Unternehmungen Geltung beanspruchte. peter strasser peter strasser

Tatsächlich ist die Entwicklung dann ganz anders verlau- fen. Während die Naturwissenschaften mit regelrecht titanischen Innovationen brillierten, von der Genetik über die Elektronik bis zur Besiedelung des Weltraums, entwickelte sich in den Geisteswissen- schaften ein globalisiertes Muster: Die weltweite Vernetzung von Sprach- und damit Denkstrukturen erhöhte unter dem marktgängigen Titel „Nachhaltigkeit“ einen Gleichheitsdruck auf das schöpferische Individuum. Dieser Druck fällt nur deshalb nicht gleich ins Auge, weil es eine erkenntnisbürokratisch erwünschte Binnendifferenzierung der „Standpunkte“ mithin der weitgehend normierten Denkschulen gibt. Aus der männlich dominierten Gelehrtenrepublik ist ein ameisenhaft funktionierender Betrieb aus emsigen Kopfarbeiterinnen-Teams ge-

worden, die ständigen Evaluierungen und regionalen Optimierungs- 45 maximen unterliegen. Dagegen einige herausragende Geister zu halten, die es selbstverständlich auch gibt, ist ein Ablenkungsmanöver vom Durchschnittsfall. Für den Bereich der einst sogenannten Geisteswis- senschaften gälte es, wieder zu entdecken, dass Kreativität ohne jene Freiräume und institutionell gestützte Muse – ja, Muse! – unmöglich ist. Stattdessen entfaltet sich zurzeit Rhizom-artig ein Riesenkomplex symbolischer, dekonstruktiver, meta-geschichteter Denkmuster, und g

zwar unter dem Dach eines monotonen, geistig ausgetrockneten leich Akademikerenglisch.

Dieser Komplex ist – vom Freilauf in eigenen Luxuswinkeln g eschaltete viel abgesehen, welche die Gesellschaft nicht missen möchte (man will sich ja selbst glauben machen, noch immer einer tieferen, bedeu- tungsschaffenden Geistigkeit zugetan zu sein) – vor allem mit der Modellierung und Kommentierung umlaufender „Diskurse“ befasst. Dabei wird unter Begriffsmarkern wie „Innovation“ und „Diversity“ f

einer Scheinvielfalt das Wort geredet, die alles davon Abweichende in alt den Generaldiskurs der gleichgeschalteten Vielfalt hereinholt. alt f eschaltete viel g leich g Ob sich im Rahmen einer solchen Dynamik noch substanzi- ell Neues herausbilden kann, das eine Art geistiger Lebendigkeit zu befördern vermöchte, mag bezweifelt werden. Doch da wir, was die Zukunft betrifft, weitgehend blind sind, ist nicht auszuschließen, dass sich unter dem unerträglich gewordenen Joch der Verflachung und bürokratischen Gängelung das schöpferische Individuum schließlich wieder eine neue akademische Bühne schafft – indem es die alte mit den Mitteln des schöpferischen Geistes in die Luft sprengt. Noch ist die alte Utopie der Universitas litterarum nicht ausgeträumt …

Postskriptum: Ich, Jahrgang 1950, hatte das Glück, akademische Freiräume erleben zu dürfen, die heute weitestgehend verschwunden sind.

Zugegeben, verschwunden sind auch diverse Unsitten des alten Systems.

46 Doch um meine Kreativität, soweit vorhanden, entfalten zu können, war es erforderlich, dass mir das System „Universität“ im Laufe der Zeit gewisse Sicherheiten einräumte. Die wichtigste war meine „Pragmatisierung“. Dadurch wurde ich zu einem unkündbaren Beamten, der sich keinem Inst- rumentalisierungswunsch mehr beugen musste. Heute würde ich im System nicht überleben können, und leider musste ich mitansehen, dass einige meiner kreativsten Studentinnen ebenfalls nicht Fuß fassen konnten. peter strasser peter strasser 47 gleichgeschaltete vielfalt Freiheit als reiheit als politisches dispositiv f politisches Dispositiv

Der Freiheit ihre Kunst: Kreative Anpassung oder Widerstand des Ästhetischen — Eva Maria Stadler

48

Worin besteht die „Kunst der Freiheit“? Um die eigenen Handlungen in einem gesellschaftlichen und zunehmend globalisierten Kontext zu begreifen, bedarf es einer Kultur, in der Bildung, Wissen, Denken, Fähigkeit zur Kritik wieder zu einer politischen Kategorie werden. Der Kunst kommt dabei eine entscheidende Rolle zu, denn sie vermag aria stadler m sinnliche Wahrnehmung und Erfahrung mit Ratio, dem Denken und

eva der Kritik in ihrem Widerstreit miteinander zu verknüpfen. eva m aria stadler

Die goldenen Lettern an der Wiener Secession, dem weiß strah- lenden Gebäude von Joseph Maria Olbrich, gaben die Losung für das 20. Jahrhundert aus: Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit. Der mit einigem Pathos formulierte Text von Ludwig Hevesi wurde zum Programm für die Kunst der Moderne. Frei sollte sie sein die Kunst, frei von politischer Vereinnahmung und Repräsentation. Die Freiheit der Kunst hat nicht aufgehört auf dem Prüfstand zu stehen, auch wenn es möglich ist, sich in manchen Kulturkreisen zumindest auf den Anspruch auf Freiheit zu verständigen. Unbehagen bereitet in diesen Tagen sehr wohl die Rücknahme eines qualitativen Freiheitsverständnisses. In Kritik stehen aber zudem Aneignung und Transformation der ästhetischen Freiheit durch Vorstellungen des Liberalismus. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Missverständnis um den Begriff der Kreativität. Creatio ex nihilo lautet der Zauberspruch, auf den sich all jene

berufen, für die Kreativität ein Versprechen auf eine Teilhabe an der 49 Schöpfungsgeschichte darstellt. Aus dem Nichts zu schöpfen – süß und verführerisch mutet diese Formel an. Nichts scheint Voraussetz- ung zu sein, keine Ressource, keine Materie, keine Kompetenz, zählen würde einzig, der Wille zu schaffen. Es nimmt nicht wunder, dass Krea- tivität in einer Welt, in der das grenzenlose Wachstum zur Ideologie f reiheit als politisches dispositiv

Die Autorin

Eva Maria Stadler ist Professorin für Direktorin des Grazer Kunstvereins, Kunst- und Wissenstransfer an der von 2006-2007 curator in residence Universität für angewandte Kunst in an der Akademie der bildenden Wien und Kuratorin für zeitgenös- Künste in Wien und von 2007-2011 sische Kunst. Sie unterrichtete an Kuratorin für zeitgenössische Kunst der Akademie der bildenden Künste am Belvedere in Wien. Eva Maria in München und Wien sowie an der Stadler lebt in München und Wien. Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart . Von 2012-2013 war sie Leiterin der Galerie der Stadt Schwaz. Von 1994-2005 war sie Foto © Eva Maria Stadler geworden ist, zur Verheißung wird, ja mehr noch zur Pflicht wird, da sie von der Hoffnung oder der Spekulation getrieben ist, aus ihr Kapi- tal schlagen zu können. Doch was ist ihr Preis? reiheit als politisches dispositiv Die Avantgardefunktion der Kunst, die ihr am Beginn des 20. f Jahrhunderts zugeschrieben wurde, der Blick nach vorne, wurde zu ihrer Bedingung, und damit auch zur Beschränkung. Denn Progressi- on, Zukunft, Linearität und der Glaube an das Neue bilden letztlich eine eindimensionale Folie, vor deren Hintergrund die Erwartungen an die Kunst gestrickt werden. Die Befreiung aus totalitären Regimen, die die Avantgarde begleitet hat, die Errungenschaft der Freiheit der Kunst und des Denkens wird aufs Spiel gesetzt, wenn sie sich in ihrem Streben nach dem Neuen von der Logik der Verwertbarkeit vereinnah-

men lässt. Freiheit im Sinne von freedom ist zu einer Freiheit im Sinne

50 von liberty geworden. Unter freedom kann man die Emanzipation aus hegemonialen Verhältnissen verstehen, liberty meint die Freiheit zu handeln, zu tun, was immer der Augenblick erlaubt. Die Kunst hat ihren Anteil an dieser Entwicklung, spielte sie doch eine zen- trale Rolle in der Hervorbringung des Individuums. Die ästhetische Empfindsamkeit des Subjekts, die sich entlang der politischen und sozialen Umwälzungen der Französischen Revolution ausgebildet hat, der romantisierende Rückzug auf das Ich und der Stellenwert der Selbstbestimmung, der Autonomie und Unabhängigkeit haben das Ihre getan zur fortschreitenden Ermächtigung und Prekarisierung des Einzelnen. Die Krise, der fragile Höhepunkt, an dem es die Gelegen-

heit beim Schopfe zu packen gilt, kann als Ausdruck dieser Prekarisie- rung gelesen werden. Ihre Dynamik, ihre steilen Auf- und Abschwün- ge geben das Tempo vor. Demokratische Prozesse geraten in den Sog von Kurven, Aus- schlägen und Zyklen im Koordinatensystem der Aktienindizes und aria stadler m verlieren dabei ihre Gestaltungskraft. Die Legitimation politischer

eva Macht erklärt sich zunehmend aus der Annahme wirtschaftlicher eva m aria stadler

Notwendigkeiten, was nach Jaques Rancière eine Selbstverleugnung der Macht darstellt. Rancière hat für diese Gleichsetzung von Demo- kratie mit der Dynamik der Wirtschaft den Begriff der Postdemokratie geprägt. Postdemokratien beschreibt er als ideologische Formatio- nen, die das Streben nach Freiheit und Selbstverwirklichung an den Einzelnen delegieren. Nicht einer gesellschaftlichen Verantwortung, sondern der Eigenverantwortung wird das Wort geredet. Eve Chia- pello und Luc Boltanski verweisen in diesem Zusammenhang auf die Vorbildfunktion der Künstler für eine Ideologie, die Individualisierung, Mobilität und Flexibilität zum normativen Rollenbild idealisiert. Denn der Wunsch nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit scheint pre- käre Lebensverhältnisse aufzuwiegen, aber mehr noch, sie scheinen

sie mit hervorzubringen. Im Blick auf das „Freiheitsmodell der Post- 51 demokratie gelte es das Ich-Ideal der kreativen Selbstverwirklichung in einen gesellschaftlichen Zusammenhang zurückzustellen und in seiner ideologischen Funktion zu erkennen“ 1 , sagt Juliane Rebentisch in ihrer Untersuchung zur „Kunst der Freiheit“. Um die eigenen Handlungen in einem gesellschaftlichen und f zunehmend globalisierten Kontext zu begreifen, bedarf es einer reiheit als politisches dispositiv Kultur, in der Bildung, Wissen, Denken und die Fähigkeit zur Kritik wieder zu einer politischen Kategorie werden. Und dies nicht nur um gewappnet zu sein für das Diktat der Ökonomie, sondern um soziale Zusammenhänge verhandelbar zu machen. Der Kunst kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Sie vermag sinnliche Wahrnehmung und Erfahrung mit Ratio, dem Denken und der Kritik in ihrem Widerstreit miteinander zu verknüpfen. Die Fähigkeit, sinnlich zu denken, Fragen zu stellen, auf Distanz zu gehen, gilt es auszubilden, zur Kultur zu machen. Es scheint kein Zufall zu sein, dass in postdemokratischen Verhältnissen die Ablehnung von Bildung, Kunst und Kultur beson- ders hoch ist. Zu sehr werden diese Bereiche einer angenommenen Elite zugeordnet, die in der Lage ist, Bildung und Kultur im kapitalis- tischen Sinne anzuhäufen. Und in der Tat wird Wissen in unseren Bil- dungssystemen akkumuliert, aber selten verdaut. Besonders fragwür- dig erscheint der Umstand, dass der Zugang zu Bildung in erster Linie reiheit als politisches dispositiv über die Fähigkeit der Wissensmehrung reguliert wird. Die Gier nach f Neuem ist wie die Gier nach Wissen ein wichtiger Produktionsfaktor, aber müsste eine gebildete Gesellschaft nicht über mehr verfügen als über einen Haufen Wissen? Selbst die aktuell diskutierte Ausbildung von Kompetenzen scheint hier zu kurz zu greifen, denn entscheidend ist ja der Umgang mit Wissen und der Einsatz von Kompetenzen, die gestaltend wirken können. Aktuell müssen wir wieder erleben, dass Wissen als Bedro- hung von etablierten Herrschaftsverhältnissen begriffen wird, und

so verbünden sich Bildungsgegner mit jenen, denen der Zugang zum

52 Bildungskapitalismus verwehrt ist. Widerstand gegen Entwicklungen wie diese besteht allein darin, Fragen oder Gedanken zu formulieren, die es ermöglichen, Alternativen, offene Räume und Gegenmodelle zu denken, die nicht allein das Wohl des Einzelnen, sondern das einer Gemeinschaft in den Blick nehmen. Netzwerke, Kooperation und Partizipation sind die Schlagwor- te, die auf die Diagnose der Vereinzelung des Subjekts folgen. Ihr Potenzial aber auch ihre Schwächen gilt es in den Blick zu nehmen. Denn allzu schnell wurden und werden auch diese Strategien des Gemeinschaftlichen vereinnahmt, um den politischen Machterhalt nicht zu gefährden. So argumentiert der Architekt Markus Miessen,

dass Partizipation zum „Radical Chic und zur Modeerscheinung bei Politikern geworden ist, die sicherstellen wollen, dass das Werkzeug selbst keinen kritischen Inhalt produziert, sondern zu etwas wird, was Kritikalität demonstriert.“2 Versuche auch die Kunst für eine solche Form der Scheinkritikalität zu nutzen, stehen ebenfalls auf der aria stadler m Tagesordnung. Die Kunst wird gerne zum Stellvertreter des Wider-

eva stands degradiert, zu einer Kopie von Freiheit und gesellschaftlicher eva m aria stadler

Teilhabe. Als Auftriebsmittel und gesellschaftliche Beruhigungspille bezeichnet Miessen jene Form der Partizipation, bei der den Men- schen der Boden unter den Füßen weggezogen würde, von dem aus sie „aktiv die Aktionen der Entscheider und Volksvertreter kritisieren könnten“. Unter Vorhaltung eines phänomenalen Freiheitsversprechens werden Widerstand und Kritik mundtot gemacht. Kunst und Politik sind gleichermaßen gefordert, der Freiheit eine Form zu geben, und sie nicht in einem Sumpf von Recht und Anspruch darauf versinken zu lassen.

1 Juliane Rebentisch: Die Kunst der Freiheit, Zur Dialektik demokratischer Existenz. Berlin: suhrkamp

taschenbuch wissenschaft 2012, S. 374. 53

2 Markus Miessen: Albtraum Partizipation. Berlin: Merve Verlag 2012, S. 39. f reiheit als politisches dispositiv Johannes Rauchenberger 54 Götzenkritik — JohannesRauchenberger Über dieethischeVerantwortung derKreativen tungslogik unterworfen werden, unddemkreativen Schaffen ansich? onalisierung undEffizienzmaximierung idealisiertundeiner Verwer- modernen Ich-Gesellschaft, inderSelbst-Optimierung, Selbst-Funkti- Welche ZusammenhängebestehenzwischendenParadigmender ve derGesellschaft aucheineLeistung oderGegenleistung schuldig? Dürfen Kunstundkreatives Schaffen sichselbstgenügen?SindKreati - Götzenkritik Johannes Rauchenberger 55 Götzenkritik - . Kucek J . J t kein Museum. Religion Museum. Religion t kein Bibliothek der Provinz 2016); zahl Bibliothek der Provinz Foto © in der Kunst der beginnenden XXI. Jahrhunderts“ (3 Bde., 1120 Seiten, Schöningh 2015). reiche Veröffentlichungen, zuletzt: reiche Veröffentlichungen, „Gott ha - - gebiet der Poesie. Text+Bild Text+Bild gebiet der Poesie. ersitäten Wien und Graz. Zahl ersitäten Johannes Rauchenberger, geb. 1969, Johannes Rauchenberger, Kunsthistoriker, Kurator, MMag., Dr., Kulturpublizist, Theologe. Seit 2000 bei den des Kulturzentrums Leiter Minoriten in Graz Lehrbeauftrag an den Kunst und Religion ter für Univ reiche Ausstellungen, zuletzt: „Im Kampf Verlag (mit B. Pölzl, im Widerstand“ Kunst, so scheint es, hat spätestens in jüngster Zeit das Pathos in jüngster Zeit das Pathos spätestens hat Kunst, so scheint es, ihrer erkämpften oder auch nur mitunter inszenierten Autonomie nur mitunter inszenierten oder auch ihrer erkämpften oder genötigt, sich zu rechtfertigen entweder eingebüßt. Sie sieht sich auf aktuellen Unsicher- ihren spezifischen Beitrag in der wenigstens einzugehen. Ein Blick auf das aktuelle österreichische heitssituation Intendant, keine kein Intendantin, Keine Kulturgeschehen genügt: kann es sich leisten, Eröffnungsredner kein Eröffnungsrednerin, zu halten, die Rede ein Programm zu gestalten oder eine feierliche mit ihren offensichtli- nicht einen Bezug zur aktuellen Gegenwart Da ist aufeinen Ende der Skala Angela dem chen Krisen aufweisen. anlässlich der plötzlich hereingebrochenen Flüchtlingskrise Merkels das“, schaffen „Wir historischer Satz im September 2015 formulierter der „steirische herbst“ in noch ein Jahr später den beispielsweise herauszustellen, beinahe Kunst politisch avancierte seiner Tradition, – ja, immer wieder – das ästheti- und am anderen trotzig aufgreift, dem Geiste der Roman- sche Gegenprogramm der Kunstreligion aus Paul Konrad von tik, das man bei der Salzburger Festspieleröffnung – und in Abgrenzung Liessmann gerade angesichts der Zeitprobleme utor A er D k riti k Götzen

zu diesen – zu hören bekam: Friedrich Hölderlins Parzengebet, das mit dem „Mehr bedarfs nicht“ endet. Das Kunstwerk, so das Vertrauen des damals 28-Jährigen Hölderlin, möge doch halten, trotz all der Schrecken und zerbrochener Idealismen (Napoleon und seiner Erben bis herauf zum Heute), die sie begleiten.

Mehr bedarfs An wen auch immer man sein Gebet richtet: an die Götter der Kunst, die Parzen, den Markt, den Innovationsgeist oder an den Schöpfer selbst: Dass es „mehr bedarf“ in dieser Welt der Kunst müs- sen freilich fast alle zur Kenntnis nehmen, die Kunst auch zum Beruf gemacht haben. Man muss schließlich von etwas leben. Und das heißt heute: Man muss sich positionieren. Man muss Aufmerksamkeit erregen. Man muss netzwerken. Man muss das Innovative, das man eben erst hervorgebracht hat, auch kommunizieren. So nennt sich

dieser Kreislauf, den man „Betriebssystem Kunst“ nennt. Wie ist darin

56 eine ethische Verantwortung auch nur anzudenken? Kommt am Ende doch als oberste Bewertung das heraus, was Wolfgang Ullrich „Sie- gerkunst“1 nannte: Kunst, die sich im System der Märkte durchgesetzt hat? Kunst und Geld waren zwar historisch immer enger verbunden, als man gerne zugeben möchte. Und doch: Die Preishengste der Kunstwelt der letzten Jahre wirken angesichts der derzeitigen Heraus- forderungen irgendwie alt. Man muss es also trotz der Hilflosigkeit ästhetischen Tuns sagen: Es bedarf mehr, gerade in der Kunst.

Man kann die Not, von der derzeit so viel die Rede ist, natürlich unter

er imperialer Kulisse inszenieren, so wie das der chinesische Starkünstler g Ai Weiwei im Sommer 2016 vor dem Oberen Belvedere mit den Lotus- blüten als Schwimmwesten für die Flüchtlinge über das Mittelmeer vollzogen hat. Aber man kann dasselbe auch mit den „clothes for a auchenber

R freezing soal“, (dem Titel eines ganz kleinen, unscheinbaren Kunst- werks aus gestrickter Wolle des Wiener Künstlers Daniel Amin Zaman), formulieren. Im Grunde ist es – bei allem Hierarchiegefälle des ohannes Kunstwerts – dasselbe. Es geht um Rettung. Um das schiere Über- J J ohannes R auchenber

leben. Oder eben wenigstens um das seelische Überleben in einer g

Situation der Kälte. Denn die eigentlich erst im letzten Jahr wirklich er zur Kenntnis genommene tragische Flüchtlingskrise – dabei sind es 65 Millionen Menschen jährlich – , das Schüren von Ängsten und das Gefühl der eigenen Unsicherheit im satten Wohlstand fordern Antworten, denen sich niemand entziehen kann. Auch und gerade die Kunst nicht. Denn der öffentliche Meinungsumschwung der jüngs- ten Zeit hat gezeigt: Wie selbstverständlich man Verhetzendes und dreist Vereinfachendes mittlerweile öffentlich formulieren kann. Wie schnell Sprache öffentliche Meinungen verändern kann. Wie subtil man im Zulassen dessen eine Radikalisierung der Meinungen fördert. Und wie schnell es historische Sprünge geben kann.

Wider die Verwertungslogik Dabei waren wir bislang ja mit ganz anderem beschäftigt:

Jenseits dieses Bannbruchs der Sprache, der sich seit dem Ausbruch 57 der Flüchtlingskrise in Mitteleuropa – Notstand! Obergrenze! – gezeigt hat, war doch schon viel länger ein Prozess am Werk, der sich als Breitmachen einer subtilen, scheinbar selbstverständlichen, vor allem aber einer vor nichts Halt machenden Verwertungslogik beschreiben lässt. Diese ist längst bis in die letzten Winkel unseres Daseins gedrungen: Es sind die Aufmerksamkeitsparameter in Form von Rankings im Netz und ihren Zugriffszahlen, die Likes mit ihren Bewertungsskalen, es ist aber letztlich die wirtschaftliche Nutz- barkeit, im Klartext: die Neoliberalisierung in Form von (Selbst-) Ausbeutung, (Selbst-)Optimierung, (Selbst-)Funktionalisierung, Effizienzmaximierung usw... Wir leben in einer seltsam ambivalenten Welt, in der wir „ich, ich“ zu denken und uns freiwillig zu unterwerfen und leidenschaftlich auszubeuten lernen. Und das traurigste Kapitel dabei: Die Kreativen stellen sich ganz vorne hin. Weil sie das müssen, Götzen um zu überleben. Ja, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Die

antagonistischen Kräfte sind also nicht nur bei denen da draußen, k sondern durchaus auch in uns selbst zu suchen. riti k k riti k Götzen

Wie aber ihnen entkommen? Welche Strategien, um es in neoliberaler Diktion zu sagen, soll man dabei anwenden, um nicht im Handumdrehen wieder zum Teil des vereinnahmenden Systems zu werden? Denn die Verwertung jedweder Kritik ist doch auch etwas Neues. Sie nimmt ihr damit jedenfalls den Stachel. Ebenso nimmt der Zwang zur Innovation dem wirklich Neuen (Boris Groys) die Tiefe. Im Gegensatz zu früheren (und in erschreckender Weise auch wieder ganz gegenwärtigen illiberalen politischen Systemen in unmittelba- rer Nachbarschaft) darf man zumindest in westlichen Gesellschaften künstlerisch so ziemlich alles formulieren. Künstlerische Freiheit ist hier in erkämpfter Weise (!) ein allerhöchstes Gut. Aber wie lange noch? Ihr Pathos von einst ist weg. Man hat sie längst domestiziert

und zum Spielball der Ökonomie und der Zwangsinnovation de-

58 gradiert. Was hilft Kritik, was helfen die Innovationsspritzen denn, wenn sie letztlich doch nur entweder als Spielwiese einiger weniger, öffentlich brav subventionierter Institutionen bzw. Kunstschaffender angesehen werden oder sich der alles umgreifenden Verwertungslo- gik unterwerfen müssen? Die entscheidenden Antriebskräfte unserer Gesellschaft liegen eben doch wo anders. Oder sie führen auch die Kräfte der Kreativen schonungslos unter ihren Agenden – sofern sie eben verwertbar sind.

Götter er Unverfügbar zu sein – das hat die Kunst verloren. In diesem g Punkt ist ausgerechnet der Blick auf die Religion, von der sie sich immer wieder zu Recht emanzipiert hat, unverzichtbar. Religionen haben üblicherweise Götter. Und die Kunst hat sie früher nur allzu auchenber

R gerne dargestellt. Im Theater haben sie noch immer ihren Ort. Sie geben dort die Projektionsflächen für menschliche Leidenschaften ab, aber irgendwie dennoch gewaltiger, als es Menschen eben sind. Sie ohannes

J umspielen die Kunst des menschlichen Handelns. Aber mit ihrem Ent- J ohannes R auchenber g er

schwinden ist auch die Kritik an ihnen weg. Und gerade die Kunst darf von einem nicht lassen: der Götzenkritik. Auch eine solche, die sie selbst betrifft. Dazu gehört auch, die jeweiligen Götter-Visionen der Zeit kritisch zu beäugen. Etwa jener der Innovation. Jede gesellschaft- liche Kraft will sie sehen. Um sie dann zugleich zu vereinnahmen. Die Unverfügbarkeit hat ja einst in einer großen Erzählung der monotheistische Gott vorgeführt: Er allein entscheidet, was recht ist. Und nicht das Goldene Kalb. Das ist die Szene der schärfsten Götzen- kritik. Jener Gott bindet die Moralität an sein Ich. Diese als Gebote anzuerkennen, wird zur unbedingten Herzensangelegenheit. Das ist neu, wie der sonst den Monotheismus ob dessen latenten Gewaltten- denz eher kritisierende Religionswissenschaftler Jan Assmann betont.

Gleichzeitig weist er darauf hin, dass die Tugenden einer derartigen 59

„Menschenpflicht“ eine erstaunliche Konstanz aufweisen – über alle Religionen und Gesellschaften hinweg. Sie lauten: Menschen- liebe, Gerechtigkeit, Duldsamkeit. Barmherzigkeit. Angesichts der Kampfzonen, die sich derzeit in unseren Gesellschaften mit ihren Radikalisierungen und Fundamentalismen abzeichnen, darf man sie mit Assmann durchaus „Waffen“ nennen. Oder, angesichts des Götterrückzugs in den modernen Gesellschaften deutlich abgerüstet: Prinzipien ethischen Handelns. Wer auch immer sie sich zu Herzen nimmt, die hellen Seiten der Religionen, die Staatskunst, die Künste insgesamt – nur zu.

1 Wolfgang Ullrich: Siegerkunst. Neuer Adel, teure Lust. Berlin: Verlag Klaus

Wagenbach 2016. Götzen k riti k 2. Kreativität & Gesellschaft Open everything: Alles im Fluss in den Gesellschaften der Gegenwart „Kreativität braucht Raum zur Entfaltung. Dieser Raum sollte frei von kommerzieller Determinierung, dafür aber voll von gesellschaftspoli- tischer Bedeutung sein.“

– Daniel Erlacher daniel erlacher 62 Kreative demokratie und nachhaltigeInformationstechnologie für dieDemokratie leisten? Meinungsbildung undauchdie kreativen Prozesse? Was kannfaire men? WiebeeinflussenAlgorithmen heuteschondiedemokratische unübersichtlich gewordenen Welt imdemokratischen Prozess einneh- können geradeöffentlich-rechtliche Medienineinerzunehmend Medien dieDemokratien derZukunft beeinflussen?Welche Rolle Wie wirddieHegemonieweniger Konzerne imBereichdersozialen — DanielErlacher dieDemokratienauf derZukunft Über denEinflusskreativer Mediennutzungen Demokratie Kreative daniel erlacher 63 Kreative demokratie

ianka P oanna J 1 - Plattenla gen auf internationalen ist Des Weiteren bels vorzuweisen. er Jury-Mitglied bei den Big Brother Foto © Awards Österreich und Betreiber mehrerer Webserver. - - tisch vor al tisch vor gslage fenen Technologien, Medien, Technologien, fenen usgan Kunst und kritischem Diskurs. Er Kunst und kritischem Diskurs. des den Diskursbereich koordiniert Mediachannel Festivals, den Elevate Awards. Als Musiker und die Elevate er zahlreiche Veröffentlichun hat Daniel Erlacher ist seit 2005 Mitbe- - des Eleva gründer und Organisator sich te Festivals in Graz und bewegt mit seiner Arbeit thema freien lem an den Schnittstellen von und of A Kreativität ist allgemein die Fähigkeit, etwas vorher nicht da gewe- vorher etwas die Fähigkeit, ist allgemein Kreativität - angesichts der radika sich stellt Jahrhundert 21. jungen noch Im Bereich der Informati- Dazu müssen aktuelle Entwicklungen im Die Die senes, originelles und beständiges Neues zu kreieren. beständiges und originelles senes, len Umbrüche in den Bereichen der Technologie und damit auch der und Bereichen der Technologie len Umbrüche in den zum Nutzen der Kreativität Medien die Frage, wie mit dem Potenzial neuen kann. Oder besser: Welche der Menschen umgegangen werden ergeben sich durch diese neuen Rahmenbedingungen Möglichkeiten und der Demokratie? in den Bereichen der Gesellschaftspolitik Denn werden. hinterfragt onstechnologie und Mediennutzung kritisch auf und ihre Konzentration eine Monopolisierung der sozialen Medien ist gerade die den gesamten Markt beherrschen, US-Konzerne, wenige Die Services problematisch. Gesichtspunkten aus demokratischen Google, Microsoft Apple, Facebook, der IT-Giganten wie Amazon, zu stärken, die Demokratie und Co. sind schließlich nicht dazu da, um dabei selbst die Nutzer_innen sondern um Profite zu generieren. Dass utor A er D ratie k o m Kreative de

zu Produkten werden, mit deren Daten hinter ihrem Rücken enorme Geschäfte gemacht werden, wird immer mehr Menschen bewusst. Welche bedeutende Rolle dabei intransparente Algorithmen ein- nehmen, die diesen Systemen hinterlegt sind, ist wenigen Menschen ausreichend bewusst. Algorithmen bestimmen, was Nutzer_innen zu sehen bekommen, wenn sie sich auf Facebook einloggen. Oder wie das Suchergebnis bei Google optimal personalisiert wird. Dass dabei sogenannte „Filter Bubbles“2 entstehen – nicht unbedingt zum Vorteil der Nutzer_innen – ist evident. Wenn Algorithmen unser Leben optimieren, dann laufen wir Gefahr vieles zu verlieren, was bislang in der Evolution des Menschen entscheidend war: Das Über-den-Tel- lerrand blicken; das Außergewöhnliche; das Zufällige; das NICHT-­ Berechnete.

64 Algorithmen und Kreativität Vince Ebert, Kabarettist, Autor und Diplom-Physiker, meint dazu: „Algorithmen optimieren die Kreativität weg“3. Ist Kreativität programmierbar? Sind Inspiration und Mechanismus auf lange Sicht unvereinbar? Eine Vielzahl vollkommen neuer Fragestellungen ergibt sich aus den Systemzwängen der neuen Technologien. Die Antworten werden evolutionär folgen. Als gesichert gilt: Informationstechnologien, moderne Medien und ihre zugrunde liegenden Algorithmen können für den kreati- ven Prozess der Nutzer_innen enorme Vorteile bringen und so eine Kaskade an Innovationen auslösen. Beispiele gibt es viele. Vor allem der Boom an Apps für mobile Betriebssysteme ist dabei gegenwärtig

hervorzuheben. Der Kreativität sind ja keine Grenzen gesetzt, heißt es. Aber gilt das auch in diesem Fall? Grundsätzlich nicht. Denn die Grenzen der Kreativität bei mobilen Apps enden bei den Nutzungsbe- dingungen und AGBs der Konzerne, die den Markt dominieren. Es gibt bereits einige Beispiele von Zensur4 – vor allem wenn die Kreativität auch ins Politische geht oder künstlerisch einen Grenzgang darstellt. daniel erlacher daniel erlacher

Öffentlich-rechtliche Medien im 21. Jahrhundert In Europa sind sie seit Jahrzehnten bewährt und werden von der Öffentlichkeit auch als wichtiger Baustein unserer Demokratie ver- standen: öffentlich-rechtliche Medienunternehmen, die im Gegensatz zu den privaten Medien demokratischer Kontrolle unterliegen und denen ein Wertesystem zugrunde gelegt wird, das auf einer Gemein- wohlbestimmung gründet. Klassische „Public Service Media“ (PSM) Broadcaster fokussieren traditionell auf TV und Radio und unterlie- gen für ihre Aktivitäten online meist rigorosen Regulierungsgesetzen.5 Doch gerade die PSM hätten enormes Potenzial um Kreativität im Bereich „Medien und Technologie“ zu fördern – vor allem unter dem Aspekt ihrer demokratiepolitischen Relevanz. Dazu wären ent- sprechende gesetzliche Rahmenbedingungen erforderlich und inhalt-

lich müsste auf nachhaltige Produktion der Innovation gesetzt werden. 65

Förderung von fairer und nachhaltiger IT Kreativität und Innovation müssen im Kontext des öffentlichen Mehrwertes, den sie erzeugen können, und ihrer demokratiepoliti- schen Relevanz unter bestimmten Bedingungen gefördert werden: Programmierer_innen sollten Codes mit den Lizenzmodellen der Freien Software gestalten und auf diese Weise transparent und wiederverwendbar machen. Fördermodelle wiederum sollten die faire Bezahlung von Entwickler_innen sicherstellen und Rahmenbedin- gungen schaffen, die Innovation und Kreativität ins Zentrum rücken. Auch die Schaffung von geeigneten Räumen zum Austausch und der Kreative de Interaktion von Menschen, die sich in diesem Bereich engagieren, sollte gefördert werden. Zielgerichtete Fördermaßnahmen und eine Einbettung der Entwicklungen in das Ökosystem der PSM in Europa würden für die m o

nötige Relevanz und Reichweite der Innovationen sorgen. Bestimm- k ratie te Herausforderungen genau zu definieren und Projekten konkrete demokratiepolitische Fragestellungen zugrunde zu legen, kann das ratie k o m Kreative de

kreative Potenzial gesellschaftspolitisch relevant kanalisieren. Bei- spiele für spannende Visionen in diesem Bereich gibt es viele6 wie zum Beispiel ein „öffentlich-rechtliches Betriebssystem“7.

Open Data und Freie Software Zwei wichtige Begriffe für Commons-basierte Innovation und Nachhaltigkeit sind „Open Data“ und „Freie Software“: Viele Da- tenbestände, die im Zuge der Open Data-Bewegung mittlerweile kreativ genutzt werden können, sind nicht nur im Sinne der Transpa- renz bereits von großem Nutzen. Seien es offizielle kartographische Datenbestände im Rahmen des OpenStreetMap8-Projektes oder auch

die Daten des öffentlichen Verkehrs: Der Mehrwert entsteht erst

66 durch die freie Zurverfügungstellung dieser Daten. Deren Verwertung erfolgt wiederum meist mit Codes und Lizenzen aus der Welt der Freien Software.

Kreative Mediennutzung und Demokratie Es gilt, die zugrunde liegende Technologie und die Beschaffen- heit der genutzten Medien im demokratiepolitischen Kontext genau zu hinterfragen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Potenziale menschlicher Kreativität nicht nur der Logik des Profits unterzuord- nen, sondern vor allem auch die Relevanz für die gesellschaftspoliti- sche Entwicklung hervorzuheben. Es gibt ein enormes kreatives Potenzial im Kontext mit den mo-

dernen Technologien: demokratische Entscheidungsfindungsprozesse; gesellschaftliche Organisationsformen im lokalen und nationalen Kontext; Wissensvermittlung, Bildung und Informationssysteme; Open Data und freie Kartographie; mobile Anwendungen; Überwin- dung von Sprachbarrieren und vieles mehr. daniel erlacher daniel erlacher

Kreativität braucht Raum zur Entfaltung. Dieser Raum sollte frei von kommerzieller Determinierung, dafür aber voll von gesell- schaftspolitischer Bedeutung sein. Die Möglichkeiten sind weit- reichend – vor allem wenn eine europaweite Kooperation forciert wird. In diesem Bereich hätte der „Alte Kontinent“ tatsächlich das Potenzial, demokratiepolitische und ethische Maßstäbe von globaler Relevanz zu setzen, die in näherer Zukunft aus anderen Regionen der Welt wohl nicht zu erwarten sein werden. Es braucht Förderungen und Rahmenbedingungen, die die kreative Nutzung von Medien und Technologien im Kontext der Weiterentwicklung unserer Demokra- tien im noch jungen 21. Jahrhundert in den Mittelpunkt stellen, und

damit auch ihre Zukunft sichern – in Europa und darüber hinaus. 67

1 Michael Mumford: Where have we been, where are we going? Taking stock in creativity research. In: Creativi- ty Research Journal, 15/2003, S. 107–120.

2 Vgl. Eli Pariser: The Filter Bubble. How the New Personalized Web Is Changing What We Read and How We

Think. New York [u.a.]: Penguin Books 2012.

3 Ingo Rentz: Kabarettist Vince Ebert. „Algorithmen optimieren die Kreativität weg” In: Horizont Online vom

17.05.2016. Online URL: http://archive.is/u0R0B (Stand: 29.06.2016).

4 Online URL: https://en.wikipedia.org/wiki/Censorship_by_Apple (Stand: 29.06.2016).

5 Christian Meier: Die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im digitalen Zeitalter. Einführung in die

Debatte. Online URL: http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/medienpolitik/171926/einfuehrung-in-die-debat- te?p=3 (Stand: 29.06.2016). Kreative de 6 Online URL: http://document.li/cu7A (Stand: 29.06.2016).

7 Stephan Doerner: CCC fordert EU-Betriebssystem für Smartphones. In: The Wall Street Journal vom

08.05.2014. Online URL: http://archive.is/kvh37 (Stand: 29.06.2016).

8 Online URL: http://openstreetmap.org (Stand: 29.06.2016). m o k ratie Gerfried Stocker 68 KünstlerInnen als Katalysator für Innovation zu innovativen Ergebnissen? zulösen. Aberwelche Modellekreativer Kooperationen führen auch geeigneten Katalysator, um einenkreativen Kooperationsprozess aus- verschiedener Gruppengegebenist,brauchtesimmernocheinen zu können. Selbstwenn dieprinzipielleKooperationsbereitschaft durch Expertiseneinzelner GruppenoderDisziplinengelöstwerden Die Herausforderungen unsererZeitsindzugroßundkomplex, um — Gerfried Stocker C –what ittakes tochange I Katalysator_innen für Künstler_innen als n novation Gerfried Stocker 69 KünstlerInnen als Katalysator für Innovation ubra R Entwicklungsabteilung, das Ars Entwicklungsabteilung, das Ars Unter Electronica Futurelab, auf. seiner Führung wurden ab 2004 internationale das Programm für Electronica Ausstellungen Ars und ab 2005 die Planung aufgebaut und inhaltliche Neupositionierung Ars das neue und erweiterte für Electronica Center aufgenommen und umgesetzt. Foto © - - - tionen und Performance-Pro elekommunikation realisiert elekommunikation eam zur Realisierung interdiszi eam zur Realisierung Gerfried Stocker ist Medienkünstler Stocker Gerfried und Ingenieur der Nachrichtentech ein nik. 1991 gründete er x-space, T plinärer Projekte, das zahlreiche Installa jekte im Bereich Interaktion, Robotik und T Stocker Seit 1995 ist Gerfried hat. von künstlerischer Geschäftsführer Electronica. 1995/96 baute er im Ars und eine eigene Forschungs- Team „Wissen, Kreativität, Ideen: die Rohstoffe der Zukunft. Geschenkt! Geschenkt! der Zukunft. die Rohstoffe Ideen: „Wissen, Kreativität, Das hat sich nun wirklich schon herumgesprochen und wird routiniert und wird routiniert und und herumgesprochen sich nun wirklich schon Das hat alle Kreativität, für sind propagiert. Alle Wirtschaft und von Politik eifrig von neuen wollen alle und Mitarbeiter_innen besser ausgebildete wollen versteht, Wer etwas beitragen? profitieren. Super! Aber wer will dazu Ideen werden müssen, aufgebaut nicht abgebaut, sondern dass diese Rohstoffe Nur wenn kann? nur in sie investieren sondern sie nicht gewinnen, dass man respektieren verstehen, Innovation und von Kreativität wir das Ökosystem wir uns auch erhoffen versorgen, können mit Nährstoffen ausreichend und Himmel nicht vom fallen Innovation und davon zu profitieren. Kreativität stra- und Designthinking so schlaues noch sich auch durch kein lassen und kann Interdisziplinarität herbeiplanen. Innovationsmanagement tegisches Stück sein jeder und teilen Kuchen den gleichen dass sich viele nicht heißen, sein jeder indem zu backen, gemeinsamen den Kuchen sondern bekommt, mit den Sie mal aber reden Ja natürlich, Binsenweisheit? einbringt. Stück mit den Marketing- Entwicklungsleiter_innen, und den Forschungs- CEOs, mit den Policymaker_innen. Kulturmanager_innen, und direktor_innen neue ist eigentlich wichtiger, was ist zu tun? Was Also, was braucht es und einzuschlagen...“ Richtung andere eine oder zu gehen Wege utor A er D nnovation I ür f

Mit diesem Pamphlet begann 2014 das Themenstatement zur Ars Electronica, dem internationalen Festival für Kunst, Technolo- gie und Gesellschaft, das schon seit 1979 jährlich in Linz stattfindet. nnen als Katalysator I Für 2014 hatten wir das Festival unter dem Titel „C – what it takes to change“ ganz der Frage gewidmet, welche Rolle Kunst in Verän- derungs- und Innovationsprozessen spielen kann. Das C stand dabei Künstler nicht nur für Change sondern für ganz viele Faktoren, die es dafür braucht, ganz am Anfang natürlich Creativity und Collaboration, dann aber auch Catalyst. Ein Begriff, der in den letzten Jahren immer öfter auftaucht, wenn es darum geht, die Dynamiken für Change und Inno- vation zu beschreiben.

Katalysator, klar, klingt gut, ist ja auch ein Begriff, der aus der

70 Naturwissenschaft kommt und damit der immer vagen Begriffswelt der Kunst gleich auch eine Dosis Berechenbarkeit und Anwendungs- nähe vermittelt. Und das kann nie schaden, wenn man Kunst plötzlich nicht als schönen Zeitvertreib oder Dekor für Bankfoyers, sondern als Teil einer Wertschöpfungskette positionieren will. Wenn man es aber nicht nur als trendigen Begriff sehen und gleich wieder zerpflücken will – und ich denke mittlerweile gibt es doch eine große Zahl an erfolgreichen Beispielen für die Innovations- potenziale, die aus kreativen, künstlerischen Ansätzen und Praktiken kommen – dann lohnt es sich tatsächlich nachzuschlagen, was ein Katalysator eigentlich ist und tut. Ausgangspunkt ist die Chemie. Aus der Schule wissen wir noch,

er dass, wenn es darum geht, eine chemische Reaktion herbeizuführen, k in der Regel Energie zugeführt werden muss. Manchmal aber bräuch- toc

S te man einfach zu viel Energie und dann hilft der Katalysator. Ein Stoff, der es den Elementen, die man zum Reagieren ried

f bringen will, leichter macht, sich aufeinander einzulassen und dabei etwas Neues hervorzubringen. Konkret gesagt, reduziert ein Kataly- Ger Ger f ried S toc k er

sator die freie Energie, die für eine Reaktion notwendig ist, ohne sich selbst dabei zu verbrauchen. Und das ist doch die Situation, die wir aktuell vorfinden. Die Herausforderungen unserer Zeit sind größer als die Expertisen einzel- ner Gruppen bzw. Disziplinen und wir wissen, dass wir neue Konstel- lationen und Paradigmen der Zusammenarbeit schaffen müssen, um über die gewohnten Bahnen hinauszukommen. Wir müssen aus dem Nebeneinander ein Miteinander machen und das sehr oft zwischen Ar- beitsweisen oder sogar Weltanschauungen, die nicht von selbst oder nur mit hohem externen Energieaufwand dazu zu bringen sind. Damit solche „chemischen“ Reaktionen stattfinden und die essentielle Basis für Innovationen legen können, braucht es eben diese fast magisch 71 anmutenden Eigenschaften von Stoffen, die Jöns Jakob Berzelius 1835 entdeckte und Katalysatoren nannte. 60 Jahre später definierte Künstler der Nobelpreisträger Wilhelm Oswald einen Katalysator folgen- dermaßen: „(...) ein Stoff, der die Geschwindigkeit einer chemischen Reaktion erhöht, ohne selbst dabei verbraucht zu werden (...)“ Könnte I das nicht auch eine großartige Beschreibung der Wirkung von Kunst nnen als Katalysator sein? Ohne sich selbst zu verbrauchen, etwas zu bewegen, in Gang zu setzen, Unerwartetes entstehen zu lassen etc. Eine Wirkung, die ihr traditionell vor allem in gesellschaftlichen Transformations- und Er- neuerungsprozessen immer zugestanden wurde, wenn es darum ging, Horizonte zu erweitern und neue Ideen zu positionieren. Das ist aber auch genau die Wirkung, die wir für die immer wieder zitierten Innovationsprozesse in Technolgie und Wirtschaft f benötigen. Nicht weil den Ingenieuren plötzlich keine Lösungen mehr ür I

einfallen würden, sondern weil wir in gänzlich neuen Formen und nnovation Intensitäten eine Überschneidung von technologischer Innovation mit gesellschaftlichen Fragestellungen und individuellen Bedürfnissen vorfinden. In einer Welt, in der Technologie und Mensch (und das nnovation I ür f

heißt ja dann immer auch Produkt und User) dermaßen eng „zusam- menleben“, wie wir es jetzt ansatzweise schon tun, aber noch unver- gleichlich intensiver in den nächsten Jahrzehnten realisieren werden, gehen die Anforderungen an Innovation weit über die Stammbereiche nnen als Katalysator I des Ingenieurwesens und des Designs hinaus. Die Motivation und das konzeptuelle Gerüst für „the artist as catalyst“ ist zum einen aus der praktischen Erfahrung von vielen krea- Künstler tiven Innovationsprojekten entstanden, die wir mit dem 1996 gegrün- deten Ars Electronica Futurelab gesammelt haben, zum anderen aber auch den Erkenntnissen aus dem Prix Ars Electronica zuzuschreiben, unserem internationalen Wettbewerb für CyberArts bei dem jährlich 3.000-4.000 Einreichungen aus aller Welt einlangen – ein einmaliges

Observatorium für Trends und Entwicklungen in Kunst und Techno-

72 logie. Im Futurelab, dem Inhouse-Think-Tank und Prototypenlabor der Ars Electronica, entstehen nicht nur die Ausstellungsprojekte für das Ars Electronica Center und Artists in Residence-Projekte für das Festival, sondern auch viele Auftragsforschungen für die Industrie. Es ist der mittlerweile 37-jährigen Verortung von Ars Elec- tronica im Nexus von Kunst, Technologie und Gesellschaft – einst Niemandsland, heute gefragter Hot-Spot – geschuldet, dass hier ein feinfühliges Ökosystem entstehen konnte, in dem originär künstleri- sche Arbeit ebenso intensiv betrieben wird, wie an konkreten Aufga- benstellungen orientierte kreative Innovation für die Industrie. Der Bogen, der hier zu spannen ist, könnte gar nicht größer sein und den-

er noch liegt all diesen Aktivitäten ein gemeinsamer Tenor zu Grunde: k Neugierde, Offenheit, Risikobereitschaft und eine im höchsten Maße toc

S interdisziplinäre Zusammensetzung der jeweiligen Projektteams, die nicht nach künstlerischen und kommerziellen Projekten aufgeteilt ried

f sind, sondern gleichermaßen in beiden Sphären arbeiten und vom

Ger wechselseitigen Erfahrungs- und Erkenntnisgewinn profitieren. Ger f ried S toc k er

Dabei handelt es sich um Kooperationen, in denen es nicht mehr darum geht, dass die Industrie die Kunst sponsert und als Ge- genleistung Imagetransfer oder etwas Ablenkung vom Alltag erwar- tet. Es geht auch über die Creative Industry Metapher hinaus, in der die Kunst zum Kunsthandwerk wird und sich in verkaufbare Produkte hüllt. Das sind Modelle, die seit langem ihre Gültigkeit und Notwen- digkeit beweisen. Wenn wir aber von Kunst bzw. den Künstler_innen als Katalysator_innen sprechen, dann wird eine weitreichendere Erwartungshaltung aufgespannt, in der Kunst Wirkung weit über ihre eigenen Territorien hinaus entfalten kann, und sich auf Augenhöhe mit den Partner_innen aus Forschung und Industrie befindet. Diese Augenhöhe und der gegenseitige Respekt sind übrigens Grundvor-

aussetzungen, um die Diversität der Zugänge auch nutzen und zur 73

Wirkung bringen zu können. Es erübrigt sich darauf hinzuweisen, dass dies für beide Seiten ein hohes Maß an Adaption und Flexibilität Künstler erfordert und derartige Prozesse auch einer kompetenten Moderation bedürfen. Wobei aber nicht verschwiegen werden darf, dass wir uns

mit diesem Ansatz noch auf sehr neuem und ungewissem Terrain be- I finden, wenngleich es schon eine erstaunlich große Zahl an erfolgrei- nnen als Katalysator chen Projekten vorzuweisen gibt. Die Liste der internationalen Konzerne, die zu unseren aktu- ellen Partner_innen gehören, ist erfreulich lang und diversifiziert und umfasst Firmen wie Daimler, Honda, Toyota, BMW, Audi, VW, Siemens, Toshiba, INTEL, SAP, um hier nur die großen internationalen Flaggschiffe zu nennen und auch nur jene, die ihre Kooperation mit

der Kunst nicht unter ein NDA stellen. Im Bemühen dieser vielver- f sprechenden Idee Form und Methode zu geben, ist in den letzten ür I

Jahren ein richtungsweisendes Kooperationsprojekt entstanden. nnovation Unter dem Label „Future Catalysts“ arbeiten wir mit Hakuhodo, der zweitgrößten Werbe- und Beratungsagentur Japans zusammen und erproben und verfeinern unser Konzept von Art-Thinking. nnovation I ür f

Eine Weiterentwicklung des mittlerweile sehr erfolgreichen Design-Thinkings, bei der es aber nicht darum geht, Lösungen für konkrete Problemstellungen zu finden, sondern vielmehr um eine Vorstufe dessen. Eine Vorstufe, die es erlaubt, sich in der Vielzahl von nnen als Katalysator I potenziellen Möglichkeiten und Chancen, die sich durch die rasanten und weitgreifenden Transformationen unserer Zeit ergeben, erstmal orientieren zu können, die gegenwärtige Position zu bestimmen und Künstler die relevanten Vektoren der Zukunft zu identifizieren. Ganz im Sinne der bewährten Beschreibung, nach der Wissenschaft da sei, um Ant- worten zu geben, die Rolle der Kunst es aber sei, Fragen zu stellen, haben wir das Prinzip der Creative Questions entwickelt, nach dem, ausgehend von den experimentellen Settings künstlerischer Projekte,

pluriversale Zukunftsszenarien entworfen und analysiert werden. Die-

74 se Prozesse finden in Gruppen statt, die jeweils aus Künstler_innen, Techniker_innen, Social Activists und Entrepreneurs zusammengesetzt sind. Creative Questioning ist dabei eine Art Reverse Engineering von Zukunftsszenarien, wodurch Schwachstellen erkannt werden können, aber auch bislang ungesehene Richtungen und Möglichkeiten sicht- bar gemacht werden: zum Beispiel wenn selbstfahrende Autos die Antwort sind, wie lauten die Fragen, die wir uns auf dem Weg dorthin stellen müssen? Und das ist noch ein vergleichsweise einfaches Beispiel für die Fragen und Entscheidungen, denen wir uns als Gesellschaft stellen werden müssen. In diesem Sinne stand das C im Festivaltitel von 2014 auch für Confidenceund Craving, also für das Vertrauen in und die

er Sehnsucht nach Veränderung. k toc S ried f Ger Gerfried Stocker 75 KünstlerInnen als Katalysator für Innovation Hansjürgen schmölzer 76 mobile creatives — HansjürgenSchmölzer Wo esKreative hinzieht Valley“ istheuteschonvon gestern. zene einerStadt? Einesscheintsichjedenfalls abzuzeichnen: „Silicon kulturelle Gesellschaften, Stadtplanung, BaukulturoderdieMusiks- wie Meinungs-undMedienfreiheit, offene, demokratische undmulti- locken? OdersindesganzandereFaktoren,dievon Bedeutungsind, mit demVersprechen von Arbeitsplätzen undGeldüberhauptnoch Orte bietenmüssen,umfür „Kreative“ attraktiv zusein.Kannmansie hochmobil. EsstelltsichalsodieFrage,welche Rahmenbedingungen jede Region, jederStaat umwirbt sie.Diese Menschensindauch Der Wettbewerb um„dieKreativen“ istglobalgeworden. JedeStadt, Mobile Creatives Hansjürgen schmölzer 77 mobile creatives - - chmölzer S , Haydnjahr , Haydnjahr nicht nur den 1 ansjürgen H tionalen Kulturgroßprojek interna Foto © 2009 etc.) Für seine Arbeit wurde er unter anderem mit dem Staatspreis Globe Award und dem Marketing bestkommunizierte das weltweit für Kulturprojekt (Graz 2003) ausge zeichnet. ten verantwortlich (Graz 2003, Linz ten verantwortlich 2009, Wiener Mozartjahr - - eitgeschichtlichen Themen. ommunikationsberater. Er ist ommunikationsberater. Chefredakteur und Herausgeber Chefredakteur des Kulturmagazins CREATIVE sich als und beschäftigt Fernsehjournalist und Dokumentar filmer mit soziokulturellen, kultur- und z Hansjürgen Schmölzer ist Kul- Hansjürgen Schmölzer Journalist und turunternehmer, K war er Als Kommunikationsberater und Kommuni die Marketing- für zahlreichen von kationskonzepte als ausschlaggebende Parameter für die Anziehungskraft von von die Anziehungskraft als ausschlaggebende Parameter für Der frühere Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit hat im Jahr im hat Klaus Wowereit Berliner Bürgermeister Der frühere Extrem vereinfacht ließe sich die Attraktivität von Städten für für Städten von ließe sich die Attraktivität Extrem vereinfacht Der Satz verdichtet nahezu alle Elemente, die der amerikani- verdichtet Der Satz 2 2003 mit seinem Ausspruch „Berlin ist arm aber sexy“ 2003 mit seinem Ausspruch Städten auf Kreative identifiziert hat: Eine offene, tolerante, multi- offene, Eine identifiziert hat: aufStädten Kreative mit einer großen Eine lebendige Kulturszene kulturelle Gesellschaft. Bereichen. Den aus den unterschiedlichsten Dichte an Kreativen Florida nennt es ungehinderten Zugang zu modernen Technologien. Technology. Talent. die Drei T´s: Tolerance. Schlüsselindikato- zwei allem anhand von nach Florida vor Kreative Und wie Stadt? dieser ren beurteilen: Wie lebendig ist die Musikszene Seit dem ers- gegenüber ihrer Gay-Community? tolerant ist die Stadt damaligen sozioökonomischen Zustand und Zeitgeist der Stadt tref- der Stadt Zustand und Zeitgeist damaligen sozioökonomischen mögliche damit nebenbei auch die kürzest beschrieben. Er hat fend Berlins auf Anziehungskraft um die erstaunliche Formel gefunden, charakterisieren. zu aus aller Welt Kreative Richard Florida in seiner mittlerweile und Politologe sche Ökonom „The Rise of the Creative Publikation avancierten zum Standardwerk Class“ utor A er D obile creatives m

ten Erscheinen von Floridas Buch und Wowereits Ausspruch ist mehr als ein Jahrzehnt vergangen. Und in dieser Zeit haben sich sowohl die sozioökonomischen Rahmenbedingungen als auch die vorherr- schenden kulturellen Werte innerhalb der Milieus dieser sogenannten Kreativen und der Gesellschaft, die sie umgibt, deutlich verschoben. Die Weltfinanzkrise, der fundamentalistische Terror und – vor allem aus europäischer Perspektive – die großen Migrationsbewe- gungen der Gegenwart haben zu einem Auseinanderdriften und einer Polarisierung der Gesellschaften in den wirtschaftlich höher entwi- ckelten Ländern geführt und in einigen dieser Länder auch deutlich antidemokratische Züge angenommen. Es braucht wenig Vorstellungskraft, um sich ausmalen zu

können, dass Städte wie Warschau oder Istanbul, denen man noch

78 vor kurzer Zeit eine dynamische Zukunft als Creative Cities vorher- gesagt hatte3, in näherer Zukunft für Kreative wohl nicht besonders anziehend wirken werden, wenn Meinungs- und Medienfreiheit, freie Forschung und Lehre, die Unabhängigkeit der Justiz und damit insge- samt eine offene und demokratische Gesellschaft zunehmend unter Druck geraten. Die Weltfinanzkrise aber auch die Snowden-Veröffentlichungen haben die latent immer vorhandene kritische Distanz zwischen den Finanz-, Wirtschafts- und Politeliten einerseits und dem Intellektu- ell-Kreativen-Milieu andererseits wieder erheblich vergrößert.

Gleichzeitig treiben rechtspopulistische und nationalistische Strömungen, sowohl in Europa als auch in Nordamerika, die aktuell ölzer

m Regierenden in den westlichen Demokratien vor sich her. Und zwar in eine Richtung, die auf die weit überwiegende Mehrheit dieses kreati- ven Milieus zusätzlich distanzierend wirkt. en sch g Das alles ist also nicht ohne Einfluss auf den Wettlauf um kreative Köpfe, der inzwischen zu einem globalisierten Wettbewerb ansjür

H geworden ist. Gerade Länder mit geringen Rohstoffressourcen sehen H ansjür g en sch m ölzer

in den Kreativen ja einen der wichtigsten Erfolgsfaktoren für ihre Wirtschafts- und Wohlstandsentwicklung der Zukunft. Kreative als Produktionsmittel sozusagen. Aber eines, das man sich nicht einfach kaufen kann. Um der Frage nachgehen zu können, welche Rahmenbedin- gungen Orte aufweisen müssen, um auf „die Kreativen“ anziehend zu wirken, sollte man zunächst klären, von welchen Personengruppen da überhaupt die Rede ist: Wenn man unter den Kreativtätigen nicht nur jene versteht, die im engeren Sinn im Kultur-, Kunst- oder Kreativwirtschaftsbereich tätig sind, sondern auch all jene, die ihren Alltag damit verbringen oder ihren Lebensunterhalt damit bestreiten, dass sie eigenständige

Denk- oder Kreationsleistungen hervorbringen, von Wissenschaftlern, 79

Softwareentwicklern, Ingenieuren bis hin zu Journalisten und jenen, die in diesen Bereichen noch in Ausbildung stehen beziehungsweise studieren, dann beträgt ihr Anteil an der erwachsenen Bevölkerung in vielen Stadt- und Metropolregionen der industrialisierten Länder oft schon mehr als 50 %.4

Kreative sind hochmobil Richard Florida bezeichnet diese Personengruppe als Creative Class. Diese Menschen sind überdurchschnittlich gebildet und vor allem auch überdurchschnittlich mobil, aber ihr sozioökonomischer Hintergrund ist dermaßen breit gefächert, dass die Anwendung des Begriffs einer sozialen Klasse etwa im Sinne Dahrendorfs5 oder m Bourdieus6 nicht brauchbar funktioniert. Ich schlage daher vor, hier obile creatives in weiterer Folge stattdessen besser von den Mobile Creatives7 zu sprechen. Denn sie gehören zu den mobilsten Gruppen der Weltbe- völkerung. Ihre Mobilitätsanlässe sind vielfältigster Natur und von unterschiedlicher Dauer: neben einer quantitativ hohen Zahl privater Reisen auch Konferenzteilnahmen, Projektaufträge- und Engage- obile creatives m

ments, Forschungsaufenthalte, Gastsemester, Tourneen, Recherchen, Fortbildungen, Auslandsstudien etc. bis hin zur vorübergehenden oder dauerhaften Verlegung des eigentlichen Lebensmittelpunktes. Was zieht diese Menschen besonders an? Die hohe Mobilitätsbereitschaft der Kreativen hat zu der Annahme verleitet, es müsste nur das dafür nötige Kapital zur Verfügung stehen, um die entsprechenden Technologien, Ausbil- dungsstätten mit Joabangeboten zu kombinieren und um Kreative an einem beliebigen Ort „clustern“ zu können. Dann peppt man die neu gegründeten Unternehmen noch mit einer lockeren an studen- tische Arbeitsweisen erinnernden Unternehmenskultur auf. Fertig. Die Erfolgsgeschichte des Silicon Valley der vergangenen Jahrzehnte

bildete das role model dafür. Zwar pilgern auch gegenwärtig noch

80 Wirtschaftsdelegationen von Provinzregierungen aus aller Welt im Wochentakt ins Silicon Valley, um sich dort etwas abzukupfern. Aber sie studieren dort wohl schon ein Modell der Vergangenheit. Denn viele Kreative wollen gar nicht mehr ins „Valley“ ziehen oder ziehen auch wieder weg. Selbst wenn sie dort vielleicht deutlich mehr verdienen könnten als in Berlin, Auckland, Barcelona, Wien oder Graz. Warum?

Die Wertewelten haben sich verändert. Die Wertewelten haben sich in den vergangenen zehn Jahren

deutlich verschoben. Nicht einmal mehr Stock-Options auf irgend- welche Start-up Unternehmen, mit der Aussicht als Endzwanziger ölzer

m nach einem allfälligen Börsengang zum Multimillionär werden zu können, können das noch hinreichend wettmachen. Zahlen- und bo- nifixierte Finanz- und Industriemanager und auch die Politik tun sich en sch g noch schwer damit, diesen Wertewandel zu verstehen. Der Spekulan- tentraum ist nach dem Platzen der Dotcom-Blase und der Finanzkri- ansjür

H se in Verruf geraten und reizt nur mehr eine Minderheit unter den H ansjür g en sch m ölzer

„Kreativen“. Stattdessen gewinnen die eigene Selbstverwirklichung, eine inspirierende Umgebung, die sich aus einem vielfältigen kultu- rellen Angebot und einer großen Diversität subkultureller Milieus vor Ort speist und Lebensgestaltungskonzepte, die nicht nur an wirtschaftlichem Erfolg orientiert sind, zunehmend an Bedeutung. Das verlangt notwendigerweise auch nach dichten multikulturellen urbanen Strukturen, die die Greenfield-Projekte des Silicon Valley mit ihren campusartigen Unternehmenskomplexen und den rundherum ausgebreiteten sozial weitgehend homogenisierten Schlaf-Wohn-Bun- galowsiedlungen kaum zu bieten haben. Christoph Kerschbaumer ist ein Beispiel für diesen einsetzenden Silicon-Valley-Exodus: Er ist einer der weltweit führenden Soft-

wareentwickler für Browser-Content-Security und hat seine hochdo- 81 tierte Position bei Mozilla in Kalifornien verlassen, um zurück nach Österreich zu gehen, weil die Lebens- und Freizeitqualität, das soziale Klima und kulturelle Angebot in Österreich für ihn weit attraktiver waren als an seinem früheren Arbeitsplatz. Weil man aber die besten Köpfe nicht so einfach ziehen lassen will, hat Mozilla für den Spe- zialisten eigens ein Unternehmen in Europa gegründet, nur um sein Know-How im Unternehmen halten zu können. Das ist nur ein, und sicher auch ein zugespitztes Beispiel, das zeigt, dass sich die Verhältnisse umzukehren begonnen haben. Wäh- rend früher die Kreativen, an jene Orte gezogen sind, an denen die potenten Arbeitgeber in ihrem Bereich ihre großen Standorte hatten, müssen die Unternehmen im Wettbewerb um die besten Köpfe sich m immer stärker dorthin bewegen, wo diese Menschen selbst auch ger- obile creatives ne leben wollen. Und auch wirtschaftlich überleben können. Eine der Hauptursachen für diese Dynamikumkehr – von einer Umkehr der Machtverhältnisse zu sprechen, wäre angesichts der prekären wirtschaftlichen Verhältnisse, in denen viele Kreative heute leben, wohl ein zynischer Euphemismus – ist, gerade im kreativen Mil- obile creatives m

lieu, das weitgehende Verschwinden der Idee einer langandauernden, vielleicht sogar lebenslangen, Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung, wie wir sie noch aus dem Industriezeitalter gekannt haben. Die heute in ihren Zwanziger-, Dreißiger- und Vierzigerjahren befindlichen Digital Natives, aus denen sich das Millieu der Kreativen heute weitgehend konstituiert, sind in einer Zeit aufgewachsen, wo sie gar nicht mehr die Lebenserfahrung einer dauerhaften Beziehung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gemacht haben. Die „Generation Praktikum“ ist mittlerweile zur „Generation Projektauftrag“ herangewachsen. Andererseits ist es gleichzeitig auch Ausdruck einer inneren Notwendigkeit für kreatives Arbeiten an sich und Teil eines ganz bewusst gewählten Lebensentwurfes vieler

kreativer Menschen, sich nicht langfristig binden zu wollen. Ständig

82 wechselnde Konstellationen, Aufgabenstellungen und Teamstruk- turen sind schließlich auch Inspirationsquelle und Grundlage für die eigene kreative Weiterentwicklung. Diese Umstände beeinflussen auch die Wahl des Lebensmittel- punktes von Kreativen. Während es früher genügt hat, dass ein poten- ter Arbeitgeber Kreative mit einem bestimmten Jobangebot an einen bestimmten Ort gelockt hat, ist das heute für diese Kreativen auch aus ganz pragmatischen Überlegungen bei Weitem nicht mehr ausrei- chend. Denn aus „fixen Jobs“ sind in zunehmendem Maße zeitlich oft knapp begrenzte Projektaufträge und Freelancerjobs geworden.

Um in einem solchen Umfeld auch wirtschaftlich überleben zu können, sind diese Kreativen auf die ideale Balance mehrerer ölzer

m Faktoren angewiesen: Eine ausreichende Anzahl mehrerer verschie- dener Auftraggeber und Projektpartner vor Ort, damit auch Aussicht auf einen einigermaßen kontinuierlichen Auftragsflow verschiedener en sch g temporärer Projektaufträge besteht. Und auch auf überschaubare Lebenshaltungs- und Wohnkosten, damit man bei allfälligen Auf- ansjür

H tragslücken nicht sofort in existentielle Notlagen gerät. H ansjür g en sch m ölzer

Orte mit hohen Lebenshaltungskosten oder nur wenigen domi- nierenden Auftraggebern verlieren daher zunehmend an Attraktivität. Im hochpreisigen London ist dieser Abwanderungsdruck in manchen Bereichen der Kreativbranche bereits deutlich zu spüren: Dem „arm aber sexy“ Berlin ist es beispielsweise in den ver- gangenen Jahren einigermaßen erfolgreich gelungen, erhebliche Marktanteile des weltweit in der Filmindustrie immer größer werden- den Post-Production- und Visual-Effects-Auftragsvolumens von der Themse an die Spree zu ziehen, weil die dafür nötigen hochqualifi- zierten Schlüsselkräfte lieber in dieser Stadt leben und sich das Leben dort auch leisten konnten. Erhebliche Auftragsvolumina auch der großen Hollywood-Produktionen sind – nicht nur wegen vereinzelter

Steuerincentives – genau aus diesem Grund über den Atlantik gleich 83 nach Berlin weiter gewandert. Aber die Berliner Wohnungsknappheit und damit einhergehend steigenden Lebenshaltungskosten werden vielleicht bald einen neuen Abwanderungsdruck in andere – günstige- re – Städte zu erzeugen beginnen.

Kreative suchen Orte mit kultureller Vielfalt. Das zunehmende Verschwinden von klassischen Vollzeitbe- schäftigungen in diesem Segment ist gleichzeitig auch einher gegan- gen mit einer Verschiebung des eigenen Rollenverständnisses und Rollensettings im kreativen Bereich, das sich auch kulturell immer weiter von den traditionellen linearen Karrieremustern der Indust- rie- und Dienstleistungsgesellschaft entfernt. Mehrere verschiedene m Tätigkeiten auszuüben und mehreren verschiedenen Jobs nachzuge- obile creatives hen ist nicht nur eine Konsequenz wirtschaftlicher Notwendigkeit, sondern immer mehr auch Ausdruck der eigenen Selbstverwirkli- chungsinteressen. Grafiker verfolgen ihre Singer-Songwriter-Musik- projekte, Kommunikationsberater sperren nebenbei Kleinbrauereien auf, Journalisten gründen ihr eigenes Szenegetränkelabel, Universi- obile creatives m

tätsdozenten verdingen sich zum Ausgleich als DJs und Castingagen- tinnen gründen in der Nachbarschaft Urban Gardening Gruppen und veranstalten Flohmärkte zur Stadtviertelbelebung.8 Sharing-Eco- nomy-Konzepte, Do-it-yourself und Reparaturökonomie, eigenmäch- tig kreativ-gestaltende Aneignungen des öffentlichen Raumes, und die damit verbundenen integrierenden Wirkungen auf das soziale Zusammenleben, sind Ausdrucksformen dieses kulturellen Milieus, das zu seiner Entfaltung ein kulturell vielfältiges und auch eigenstän- dig gestaltbares urbanes Umfeld benötigt.

Place matters. Als die steirische Landesregierung vor einigen Jahren aus

Überlegungen der Standortsicherung eines an chronischem Stu-

84 dentenmangel leidenden Fachhochschulstandortes in der kleinen Bezirksstadt Kapfenberg die Absicht hatte, Kreativstudiengänge aus Graz abzuziehen und nach Kapfenberg zu verlagern, hatte das einen wilden Proteststurm, sowohl der Studierenden als auch der Lehren- den aus Graz, zur Folge.9 Man wollte keinesfalls „in Kapfenberg ver- trocknen“10, denn „dort gibt es fast nichts außer dem Bahnhof“11. Die Politik musste am Ende einsehen, dass man kreative Köpfe nicht dazu zwingen kann, an Orte zu gehen, die nicht ihren Lebensvorstellungen entsprechen und ließ das Vorhaben schließlich fallen. Es spielt aber nicht nur die Vielfalt der urbanen Kulturen, sondern auch das geistige

und politische Klima eines Ortes eine wesentliche Rolle bei der Frage, wo Kreative leben wollen. ölzer m Kreative meiden Orte, die nicht tolerant sind. Nationalismus, kulturelle und geistig enge gesellschaftliche en sch g Ordnungen, die die Glaubensfreiheit einschränken, hegemoniale oder gar theokratische Züge aufweisen, und stark diskriminierend gegen- ansjür

H über Minderheiten aber auch gegenüber von der Mehrheitsgesell- H ansjür g en sch m ölzer

schaft abweichenden Lebens- und Ausdrucksformen sind, bieten Krea- tiven nicht die Lebensbedingungen einer offenen Gesellschaft, die sie brauchen. Darauf rekurriert Richard Florida, wenn er die Sichtbarkeit der Gay- und Lesbian-Community als einen Indikator für die Attrak- tivität einer Stadt für Kreative heranzieht. Denn darin manifestieren sich auch generell politisch vorherrschende Strukturen. Was in Wien, Berlin oder San Francisco selbstverständlicher Teil der Gesellschaft ist, führt in Moskau, Abu Dhabi, oder Montgomery/Alabama beinahe zu Panikattacken innerhalb der politischen Kaste.12

Kreative gehen an Orte mit Demokratie, Meinungs- und Medi- enfreiheit.

Diktatur, Autokratie, Kontrolle der Medien und Einschränkun- 85 gen der Meinungsfreiheit stehen der dynamischen freien Entfaltung von Kreativität natürlicherweise im Weg. Zwar entwickeln sich gerade in staatlich stark kontrollierten Gesellschaften oft auch besonders kreative Formen der Unterwanderung der staatlichen Kontrollsys- teme. Von der Samistat-Bewegung des früheren Ostblocks über das USB-Stick-Netzwerk „El Paquete Semanal“, das die staatliche Inter- netzensur auf Kuba durch die wöchentliche Hand zu Hand Weiterga- be von Datenpaketen mit Nachrichten und Filmen unterwandert, bis hin zu Netzaktivisten, die die Internetkontrolle in China oder Russ- land auf elektronischem Weg umgehen: Diese Formen von kreativem zivilen Widerstand fördern zwar die Solidarität innerhalb der betref- fenden Gruppen, es fehlt ihnen aber das nötige Freiheitsmoment, um m darauf weit in den Alltag und letztlich auch in die Wirtschaft dieser obile creatives Gesellschaften hineinreichende Innovationen und kreative Austausch- prozesse aufbauen zu können. Darüber kann auch mit viel Kapitaleinsatz und zentraler staat- licher Planung international „eingekaufte Kreativität“ nicht wirklich hinweg täuschen. Zwar mag es für vereinzelte Architekten reizvoll obile creatives m

erscheinen, ganze Stadtteile oder gar Städte masterplanmäßig und ohne die lästigen Hindernisse mühsamer Bürgerbeteiligungsverfahren westlicher Demokratien umsetzen zu können. Aber mit solchen Retor- tenkonzepten von China bis zu den Golfstaaten ist es bis dato nicht wirklich gelungen, eine dynamische vielschichtige kreative Szene an diesen Orten zu etablieren. In sterilen Marmor- oder Glaspalästen entfaltet sich keine brodelnde und dynamische kreative Community. Architektur-, Stadtplanung und Stadtentwicklungspolitik spielen bei der Entwicklung kreativer Milieus eine ganz zentrale Rolle. Aber anders als sich das masterplanverliebte Stadtentwickler, aber auch manche von ihren umfassenden Gestaltungskonzepten über- zeugten Architekten vielleicht denken würden. Die sterile Leblosig- keit der gescheiterten Experimente vieler dieser vermeintlich großen Würfe zentral gesteuerter Stadtteilentwicklungskonzepte kann man

auch in zahlreichen Städten demokratischer Länder besichtigen. Von

86 der Hafencity in über La Défense in Paris bis zur Seestadt Aspern in Wien. Da kann man ihnen noch so gut zureden, Kreative ziehen dort einfach nicht hin.

Kreative wollen die Stadt, in der sie leben, auch selbst gestalten können. Denn sie suchen Räume, die sie selbst mit ihren Ideen gestalten und laufend neu überformen können. Gerade die über viele Jahrhunderte gewachsenen Stadtkerne vieler europäischer Städte bieten hier eine Art natürlichen Biotop-

schutz für kreative Lebenswelten. Solche Strukturen verändern sich kleinteilig und entziehen sich großangelegten Masterplänen. Es sei ölzer

m denn, man reißt gleich ganze alte Stadtviertel nieder. Damit bieten sie auch den Raum für kleinteilige kreative und ökonomische Experimente und auch für eine vielschichtige, diverse en sch g sich ständig wandelnde Kulturszene. Denn Multikulturalität in jeder Form der Bedeutung dieses Wortes ist auch eine der wichtigsten Ins- ansjür pirationsquellen für kreative Prozesse. H H ansjür g en sch m ölzer

Aus der Perspektive eines europäischen Optimisten sei deshalb die Prognose gewagt: Gerade europäischen Kulturstädten in offenen toleranten demokratischen Gesellschaften könnten diese Entwicklun- gen in den nächsten Jahren im Wettlauf um die Kreativen besonders zu Gute kommen. Könnte: Wenn auch eine entsprechend kluge Politik gemacht wird, der es gelingt, diese offene, pluralistische, tolerante und demokratische Gesellschaft zu wahren.

1 Klaus Wowereit in einem Interview in Focus Money, 6. November 2003.

2 Richard Florida: The Rise of the Creative Class. New York: Basic Books 2002; Richard Florida: The Rise of the

Creative Class Revisited. 2. vollkommen überarb. Aufl. New York: Basic Books 2014.

3 Vgl. Yigit Evren, Zeynep Merey Enil: Towards a creative city. Online URL: http://www.mmnieuws.nl/article/ towards-a-creative-city/ 2012; http://www.dazeddigital.com/artsandculture/article/24724/1/10-creative-ci- ties-to-leave-the-country-for (Stand: 09.09.2016).

4 Vgl. US Department of Labor, Bureau of Labor Statistics, Occupational Employment Statistics (OES) Survey, 87

2010. Online URL: http://www.bls.gov/oes/. Analyse von Kevin Stolnarik. Zitiert nach Florida, 2014.

5 Vgl. Ralf Dahrendorf: Soziale Klassen und Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft, Stuttgart: Enke

1957, insbes. S. 231.

6 Vgl. Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt am Main:

Suhrkamp 1982, insbes. S. 31, S. 162.

7 Vgl. Hansjürgen Schmölzer: Living Cultures and Creative Societies – Mobile Creatives and policies to attract these people, Case Study Creative Austria. In: UNWTO/UNESCO Conference Report. Tourism and Culture –

Building a New Partnership, Siem Reap 2015, S. 82f.

8 Die genannten Beispiele stammen alle aus dem persönlichen Bekanntenkreis des Autors.

9 Online URL: http://derstandard.at/3032420/Kampf-um-Kapfenberg (Stand: 09.09.2016).

10 Online URL: http://wittenbrink.net/lostandfound/in-kapfenberg-v/ (Stand: 09.09.2016).

11 Online URL: http://diepresse.com/home/bildung/bildungallgemein/331685/StudentenMangel_Ungelieb- m te-FH-Kapfenberg (Stand: 09.09.2016). obile creatives

12 Das Webportal http://www.spartacusworld.com/gaytravelindex.pdf erstellt jährlich eine weltweites

Gay-Travelindex Länderranking, das 14 Kriterien bewertet und eine erstaunlich hohe Korrelation aufweist. christoph thun-hohenstein 88 ideen für den wandel Kreativen? lichen Aspektkreativer Leistungen dieeigentlichenPotenziale der nicht vielleichtgeradewegen denwirtschaft- dieserFokussierungauf tischen Erwartungshaltungentatsächlich realistisch?Übersieht man nungen verknüpft. Abersinddiedamitverbundenen wirtschaftspoli- Trend derZeit.Damitwerden vor allemwirtschaftspolitische Hoff- Neue Ideenkommen „von unten“.Start-up-Förderung liegtdaherim — ChristophThun-Hohenstein Kunst undKreativwirtschaft Perspektiven anderSchnittstellezwischen een für den Wandel I d christoph thun-hohenstein 89 ideen für den wandel K A - awloff/M P tion sowie zution sowie leksandra A departure, der Kreativagentur der departure, der Kreativagentur Wien. Christoph Thun-Hohen Stadt Foto © Themen zeitgenössischer Kultur undThemen zeitgenössischer Kunst und hielt in diesen Bereichen Er hat auch zahlreiche Vorträge. Ausstellungen zeitgenössischer und übt regelmäßig Kunst kuratiert aus. Jury-Tätigkeiten stein publizierte insbesondere zur Europäischen Integra - -

1 ür angewandte Kunst/ür angewandte tte er Auslandsposten in Abidjan, Christoph Thun-Hohenstein (geb. 1960) ist seit 1. September 2011 Di rektor des MAK – Österreichisches Museum f Für das Bundes Gegenwartskunst. auswärtige Angele- ministerium für Österreich genheiten der Republik ha 1999 bis Genf und Bonn inne. Von 2007 war er Direktor des Austrian danach York, Cultural Forums New von er als Geschäftsführer fungierte Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auch auf die Un- Hinzuweisen Ist die von Kunst inspirierte Kreativwirtschaft Wachstumsmotor Wachstumsmotor Kunst inspirierte Kreativwirtschaft Ist die von sich in ihrer eignet erscheinen, Die Frage mag ungewöhnlich terscheidung zwischen der „hohen” Bildenden Kunst, die inhaltlich terscheidung generieren muss, und der unmittelbaren Nutzen ist und keinen frei und damit lebensnäheren und gebrauchsorientierten funktions- angewandten Kunst, zu der insbesondere auch Mode, Design und der Bildenden Kunst von Architektur zählen. Erwartungsgemäß gehen - aus, erfreuli wesentliche inhaltliche Impulse auf die Kreativwirtschaft aber ebenso üppig in die Gegenrichtung.fließt die Inspiration cherweise auf dem Weg in eine posthumane exponentielle Steigerungsgesell- in eine posthumane exponentielle auf dem Weg geprägtes Qualitätswachstum? oder in ein humanistisch schaft wesent- eine Darstellung Ausgangspunkt für Zuspitzung jedoch als – und damit der der Kunst und Kreativwirtschaft licher Potenziale Wandels. – zur Förderung positiven und Kreativen Kunstschaffenden von Kunst und Kreativwirtschaft allerdings klare Definitionen Wer fließend (was auch sind erwartet, wird enttäuscht, denn die Grenzen kann). gesehen werden als Vorteil utor A er D ür den wandel f

ideen Nun leben wir aber nicht in einer Zeit von business as usual, sondern in den Anfängen einer neuen Moderne, die von allumfassen- der Digitalisierung und damit von exponentieller Steigerungsdynamik geprägt ist. Einige Stichwörter geben eine eindringliche Vorstellung dessen, wohin die Reise in der Digitalen Moderne geht: Big Data, Predictive Algorithms, Internet der Dinge, digitale wirtschaftliche Vermessung sowie Überwachung (der gläserne Mensch), Robotik, Superintelligenz, Human Enhancement / Intellectual Amplification, Singularity, Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality, Nanotechnologie, digital vorangetriebene Genetik und synthetische Biologie im Sinn gezielter Herstellung neuer Organismen; Internet of Everything – von den dadurch ermöglichten Spielwiesen für Cyber- kriminalität gar nicht zu reden.2 Im Gegensatz zur letzten westlichen Moderne, die von den Anfängen der Industrialisierung bis weit in das

20. Jahrhundert verhandelt wurde, haben wir es heute mit einer fast 90 explosionsartigen Instant Modernity zu tun, die nichts weniger als die Zukunft des Menschen selbst zur Diskussion stellt. Es steht außer Zweifel, dass die Digitalisierung neben großen Risiken wie der Automatisierung manueller und geistiger mensch- licher Arbeit weltweit auch enorme Potenziale, etwa im Bildungs- wesen, aufweist. Ihre wahren Qualitäten werden vor allem daran zu messen sein, wie und mit welchem sozialen Anspruch sie Mensch und Gesellschaft in der Digitalen Moderne transformiert, wie sie Inklusion

ermöglicht, die Kluft zwischen Arm und Reich verringert, die sich ver- schärfenden Generationenkonflikte löst und wie sie den Klimawandel bekämpft. Eine neue Zeit erfordert neue Wege. Angesichts sinkender öffentlicher Budgets geht die Bedeutung von top-down-Steuerung zurück, es entstehen neuartige Handlungsspielräume für bottom-up- Initiativen. Gegenwärtig wird in aller Welt der Start-up-Kultur, deren globale Verherrlichung von Silicon Valley ausging und -geht, am ehesten zugetraut, die Wachstumschancen der Digitalen Moderne zu

christoph thun-hohenstein nützen und damit den Wohlstand für die Zukunft zu sichern. Dieser christoph thun-hohenstein

Kult sollte aber nicht zum Schluss verleiten, dass eine inhaltsneutra- le Förderung von Start-ups automatisch positiven Wandel bewirkt. Start-ups zeichnen sich durch zwei Merkmale aus: Nämlich Inno- vation und Potenzial zu raschem Wachstum, die aber beide nichts über die Richtung der durch Start-ups ausgelösten Veränderungen aussagen. Mit anderen Worten: Durch Digitalisierung beflügelte Geschäftsmodelle können positiven und/oder negativen Wandel bewirken. Start-ups vermögen ihr positives Potenzial dann am besten zu entfalten, wenn sie von einer qualifizierten gesellschaftlichen Er- wartungshaltung befeuert werden, die sich nicht (nur) durch Profite, sondern vor allem durch einen hohen Gemeinwohlfaktor beeindru- cken läßt. Dessen inhaltliche Prüfung wäre umso wichtiger, als die aktuelle, speziell von Peter Thiel propagierte Invest-Philosophie des Silicon Valley (in den Innovationszentren Chinas wird das ähnlich

gesehen) nicht Wettbewerb predigt, sondern die Schaffung jahr- 91 zehntelanger Monopole.3 Dass eine überschaubare Anzahl digitaler Monopolunternehmen künftig in den verschiedenen Lebensberei- chen steuerschonend das weltweite Geschäft macht, kann weder im Interesse der Politik noch der klein- und mittelständischen Wirtschaft und schon gar nicht der Gesellschaft sein. Ganz im Gegenteil geht es darum, nachhaltige Lebensqualität auf Basis von regionaler Vielfalt und gemeinsamen Werten sicherzustellen. In diesem Sinn brauchen wir eine stärkere Re-Dezentralisierung des Internets als Ausgleich zum globalen Winner-takes-all. Es ist kein Zufall, dass viele Start-ups der Kreativwirtschaft zuzurechnen sind, werden doch den Kreativen (aber auch speziell ideen jüngeren Kunstschaffenden) neben der Kreativität gerne folgende

Charaktereigenschaften zugeschrieben: Innovation, Flexibilität, Ver- f ür den wandel netzung, Kooperation, Resilienz, Resonanz, Wissensintensität/-trans- fer, Technologieaffinität, Kundenorientierung und Internationalität. Das sind exzellente Voraussetzungen. Um die Welt nachhaltig zum Positiven zu verändern, braucht es aber hohe inhaltliche Qualitäten. ür den wandel f

ideen Wie bedeutsame Bewegungen einer früheren Moderne, etwa das Bauhaus in Deutschland, gezeigt haben, geht es in Zeiten eines fundamentalen Umbruchs nicht nur um neue Formen, sondern vor allem um neue Inhalte, ja die Suche nach dem neuen Menschen. Lebenswerte Zukunft kann heute nur mehr mit einem ganzheitlichen Ansatz erarbeitet werden, das heißt, jeder positive Teilansatz muss mit dem Ganzen harmonieren und mit Teilansätzen in anderen Berei- chen kompatibel sein. Das digitale Zeitalter hat menschlicher Kreativität gegenwärtig ein window of opportunity geöffnet, von dem niemand weiß, wie lange es offen steht. Gerade angesichts allumfassender Digitalisierung entpuppt sich unberechenbare Kreativität als jene Qualität, die uns Menschen von Rechnern und anderen Maschinen unterscheidet. Für menschliche Kreativität muss auch in Zukunft – wenn etwa das Inter-

net der Dinge seine derzeit noch kaum vorstellbare Dynamik ausspielt 92 – ausreichend Raum bleiben. Angesichts der vom deutschen Soziolo- gen Hartmut Rosa meisterhaft herausgearbeiteten Notwendigkeit von Resonanz4 erscheinen wiederum die Kunstschaffenden und Kreativen besonders geeignet, die heute vielfach stummen Weltbeziehungen in resonante zu verwandeln. Sie sind somit Hoffnungsträger_innen, die Kreativität und Innovation verbinden, um modellhafte Initiativen und Aktionen für eine nachhaltige, am Gemeinwohl ausgerichtete und resonante Digitale Moderne zu erarbeiten. Eine aufgeklärte neue Mo-

derne, in der Wachstum einen positiven Wandel von der quantitativen Steigerungsdynamik der heutigen Wegwerfgesellschaft zu Kreislauf- wirtschaft und Qualitätswachstum vollzieht! Eine aufgeklärte neue Moderne, in der digitaler Größenwahn, wie die vielerorts erhoffte Ver- schmelzung von Mensch und Maschine, überwunden wird und ein po- sitiver Wandel zur humanistischen Wertegemeinschaft eingeleitet ist! Die derzeit zu recht bestehende Euphorie des bottom-up ermög- licht es Kunstschaffenden und Kreativen somit, zu Bio-Aktivist_innen zu werden, gleich ob sie sich als Start-ups, (andere) Unternehmer_in-

christoph thun-hohenstein nen, social entrepreneurs oder sonstige Moderator_innen für positiven christoph thun-hohenstein

Wandel verstehen – wobei bio hier vor allem kreatives Eintreten für das Menschliche in der digitalen Gesellschaft meint. Wir brauchen Künstler_innen und Kreative für die Schaffung eines neuen Digitalen Humanismus und damit als Wegbereiter_innen eines aufgeklärten, sozial verantwortungsvollen Digitalbürgertums. Wir erwarten von ihnen – nicht zuletzt durch Reibung zwischen Kunst und Kreativ- wirtschaft – eine neue Vision für den Mainstream von morgen (zur Überwindung der Wutgesellschaft von heute). Das Gelingen dieses Kunststücks setzt eine konstruktive öffentliche Hand voraus, die sinnstiftende bottom-up-Aktivitäten nicht nur erlaubt, sondern klug fördert, antreibt und begleitet. Österreich hat beste Voraussetzungen, eine Art Modellregi- on einer aufgeklärten Digitalen Moderne zu werden. Zunehmend innovationsfreudig, aber dennoch stabilen Werten verpflichtet, ist es

ein kompaktes, in die EU eingebettetes, weltoffenes demokratisches 93

Land mit starker Exportwirtschaft, in dem Kunst und Kultur seit jeher höchsten Stellenwert genießen. Die Tür zu einer neuen, Digitalen Wiener Moderne, die von Kunst und Kreativwirtschaft maßgeblich befruchtet wird, steht weit offen.

1 Ich selbst leitete vor dem MAK von 2007 bis 2011 departure, die Kreativagentur der Stadt Wien, die 2003 als erste österreichische Einrichtung zur Förderung der Kreativwirtschaft (CREATIVE INDUSTRIES) im Sinn der

Unterstützung der wirtschaftlichen Verwertung innovativen und kreativen Schaffens in Wien gegründet wor- den war, und zwar für folgende Bereiche: Musikwirtschaft, Architektur, Literatur/Verlagswesen, Printmedien,

Audiovisuelles, Bildende Kunst und Kunstmarkt, Mode, Design, Grafik, Multimedia, Software, Games, Internet,

ferner sog. „Services for Creative Industries”. Im Gegensatz zu departure rechnet etwa die Kreativwirtschaft ideen

Austria auch die Werbung und den „Markt für darstellende Kunst” zur Kreativwirtschaft, nicht aber die Bilden- de Kunst und den Kunstmarkt. f ür den wandel 2 Vgl. etwa Marc Goodman: Inside the Digital Underground and the Battle for Our Connected World, London:

Future Crimes 2015.

3 Vgl. Peter Thiel (with Blake Masters): Notes on Start-ups, or How to Build the Future, New York: Zero to One 2014.

4 Vgl. Hartmut Rosa: Eine Soziologie der Weltbeziehung, Berlin: Resonanz 2016. m tonische rau k der archite Der architektonische Raum

Eine sinnliche Erfahrung

— Irmgard Frank 94

k Design bestimmt das Bewusstsein. Wie beeinflusst der architektoni- ran

f sche Raum, der uns umgibt, unsere Wahrnehmung? Formen, Materi- alien, Geräusche und Gerüche prägen die Sinneswahrnehmung und determinieren damit auch den Denk- und Assoziationsraum, in dem mg

ir kreative Prozesse stattfinden. ir mg ard f ran k

Es sind unsere köperbezogenen Sinne bzw. unsere Sinnesor- gane, durch die wir die Umwelt wahrnehmen und in der Folge das Zusammenspiel der Sinne in Form von Empfindungen. Dazu kommt das Gedächtnis auf individueller wie kollektiver Ebene. Das unreflektierte Gedächtnis ist alles Archetypische im Sinne von C.G. Jung’s kollektivem Unbewussten, das in uns verankert ist. Ich denke da etwa an das Abbild eines Hauses, wie es in Kinderzeichnun- gen vorkommt. Ein Teil des reflektierten kollektiven Gedächtnisses ist das kunst- und kulturwissenschaftliche Erbe, das unsere Wahrneh- mungsebenen mitbestimmt. In unserem Gedächtnis – dem individu- ellen wie auch dem kollektiven – speichern wir Empfindungen und Geisteshaltungen, die jedoch einem stetigen Wandel unterzogen sind.

Durch Transformation in ein für eine große Allgemeinheit verständli- 95

ches Muster entstehen Konventionen und Traditionen. Raum, räum- liche Zusammenhänge, Gebäude oder unsere Umgebung nehmen wir visuell, akustisch, haptisch, olfaktorisch – also über unsere Sinne respektive Sinnesorgane – wahr. Die durch die Summe der Sinnesein- drücke hervorgerufenen Empfindungen benennen wir mit Adjektiven.

Die Autorin der archite Irmgard Frank, geboren in Wien. Gesellschaft für Architektur, ÖGFA. studierte Architektur sowie Innen- Seit 1998 Ordinaria für Raumkunst architektur und Industrieentwurf und Entwerfen an der Technischen an der Hochschule für angewandte Universität Graz. Forschungsschwer- Kunst in Wien. Seit 1992 Befugnis punkte: „Raumwahrnehmung und k

als Architektin mit Bürositz in Wien, Raumimagination als Parameter tonische rau Lehrtätigkeit an der Eidgenössischen in der Architektur“, „Licht als Ge- Technischen Hochschule in Zürich, staltungselement und immaterielle an der Universität für angewandte Komponente in der Wahrnehmung Kunst und an der Kunstuniversität von Raum“. Linz. 1997 bis 2001 Vorstands- vorsitzende der Österreichischen Foto © Irmgard Frank m m tonische rau k

Diese Annäherung der über Adjektive verbalisierten Empfindungen der archite ist gesteuert durch den kulturellen bzw. gesellschaftlichen Kontext, in dem wir uns befinden. Das heißt, welche Adjektive wir vorwiegend gebrauchen, richtet sich nach den Wertigkeiten, mit denen wir die Dinge belegen. So hat sich beispielsweise der Begriff „schön“, aber auch der Begriff „ästhetisch“ immer wieder gewandelt, oder einen anderen Sinnzusammenhang bekommen. Der Ursprung des Wortes „ästhetisch“ kommt vom griechischen aisthetos und meint sinnlich wahrnehmbar. Platon sieht das Wahre, Gute und Schöne als Einheit. Im Schönen an sich käme das Sinnli- che am klarsten zum Vorschein. In der Wertephilosophie wird das ästhetische Erleben als das Erleben eines Wertes aufgefasst. Dieser Wert wird innerhalb eines kulturellen Zusammenhangs als solcher

erkannt und definiert. Wilhelm Worringer bezeichnet in seiner 1909

96 verfassten Habilitation „Abstraktion und Einfühlung“ ästhetischen Genuss als objektivierten Selbstgenuss. Michael Müller führt in seiner 1984 erschienenen Schrift „Architektur und Avantgarde“ aus, dass die Wertigkeit, die man der ästhetischen Form und damit dem „sinnlichen Schein einer anderen ideelen Notwendigkeit“zugestand, der Archi- tektur das rein Zweckgebundene, Nützliche genommen hat und diese sich damit vom reinen Bauen unterschied. Schließlich weisen Venturi, Scott Brown und Izenour in „Learning from Las Vegas“ darauf hin, dass ästhetisch hochwertige Architektur im Umfeld der Warenwelt nicht mehr entsprechend wahrgenommen und verstanden wird. Sie beziehen sich auf die Trivialarchitektur einer „Architektur der Verfüh- rung“, einer Architektur, die dem warenästhetischen Gebrauchswert der Konsumgüterproduktion folgt. In der damit einhergehenden ar- k chitektonischen Zeichensprache, die allgemein verständlich ist, sehen

ran sie die Aussöhnung mit der Lebenspraxis, die vom Konsumverhalten f geprägt ist. ard Kommen wir nach dem kurzen Diskurs über den Wandel des mg Begriffs „Ästhetik“ wieder zurück auf dessen ursprüngliche Bedeu- ir ir mg ard f ran k

tung, so ist sinnlich wahrnehmen die über die Sinne aufgenommene subjektive Empfindung, welche durch den kulturellen und gesell- schaftlichen Kontext mit objektiven Kriterien überlagert wird. Unsere Sinnesorgane ermöglichen uns die verschiedenen Realitäten der Welt wahrzunehmen, aber gleichzeitig lassen sich diese Sinne auch in die Irre führen. Architektur – und das erscheint mir als das Wesentli- che – ist genau in diesem Spannungsfeld von Sinneserfahrung und Sinnestäuschung angesiedelt. In der Wahrnehmung von Architektur sind die einzelnen Sinnesorgane von unterschiedlicher Bedeutung, obschon erst durch das komplexe Zusammenspiel der Sinne Raum und Raumzusammenhänge in ihrer spezifischen architektonischen Qualität ganzheitlich erfahren werden können. An diesem Punkt ist es zielführend, einen Blick auf die einzelnen Sinneswahrnehmungen

zu werfen, um deren Bedeutung in der Wahrnehmung von Raum zu 97 erkennen.

Olfaktorische Sinneswahrnehmung Dem Olfaktorischen kommt in der Architektur in der Regel wenig bis keine Bedeutung zu. Doch haben gerade Gerüche in der Erinnerung einen großen Stellenwert und sind dort oft stärker prä- sent als räumliche Zusammenhänge. Geruch kann entweder direkt vom Raum und seinen Materialien ausgehen, oder durch die Aktionen und Interaktionen, die im Raum stattfinden. Bestimmte Materialien der archite werden und wurden gerade auf Grund des ausströmenden Geruchs verwendet: beispielsweise Zirbenholz wegen seines harzigen Geruchs, um Schädlinge wie Motten fernzuhalten. Das Wiedererkennen des Geruchs eines bestimmten Raumes kann den Raum selbst in sei- k ner Konfiguration, aber auch die damit verbundenen persönlichen tonische rau Erinnerungen und erlebten Befindlichkeiten, wieder ins Leben rufen. Der ins Gedächtnis zurückgekehrte Raum und das Ereignis in diesem verschmelzen zu einer erinnerten Atmosphäre. m m tonische rau k

der archite Akustische Sinneswahrnehmung Die Akustik eines Raumes gibt in der Regel dessen gebaute Kontur wieder. Blinde können sich durch akustisches Feedback in einem Raum orientieren. Die Raumakustik unterstützt oder konterka- riert die Atmosphäre eines Raumes. Ein Steinboden im öffentlichen Bereich, etwa in einer Hotelhalle, einem Bahnhof oder Flughafen kann durch den Widerhall beim Durchschreiten die urbane Betrieb- samkeit hervorkehren. Zu viele harte Materialien wiederum, bei- spielsweise in einem Restaurant, erzeugen oft eine Halligkeit, die die Kommunikation mit den Tischnachbarn verhindert oder massiv stört. Die in zeitgenössischer Architektur fast ausschließlich verwendeten harten Materialien führen daher zu unangenehmer Raumakustik, die

erst durch den Einsatz von weichen Materialien wie Textilien akus- 98 tisch annehmbar werden.

Haptische Sinneswahrnehmung Indem wir Dinge berühren, begreifen wir. Wir nehmen Ober- flächen aber auch Körperformen über das Abtasten wahr. Oberflä- chen können sich kühl oder warm anfühlen, rauh oder glatt, uneben oder eben, hart oder weich, scharfkantig oder rund sein. Die Haptik von Materialien wird letztendlich auch über visuelle Informationen wahrgenommen. Wir stellen diese Verknüpfung laufend her, indem wir Oberflächenbeschaffenheit visuell erkennen, ohne diese berührt zu haben. Eine zwingende haptische Erfahrung ist jedoch der Fußboden. Über unsere Fußsohlen bekommen wir Feedback und passen unser Verhal- k ten im Raum dahingehend an. ran f Visuelle Sinneswahrnehmung ard Es steht außer Zweifel, dass Raum und räumliche Zusammen- mg

ir hänge vor allem visuell wahrgenommen werden. Der Sehsinn ist ein ir mg ard f ran k

Fernsinn und schafft Überblick, je geringer die Distanz zwischen Auge und Objekt ist, desto mehr wird von der Umgebung ausgeblendet und der Überblick zu einem Detailblick. Visuell erfahren wir Raum durch seine physische Präsenz und Materialität und durch die Immateriali- tät von Licht. Licht ermöglicht erst Raum visuell erleben zu können. Ohne Licht kann Raum visuell nicht wahrgenommen werden. Wir nutzen in diesem Fall Tastsinn sowie akustische Rückmeldung, um uns ein Bild vom Raum zu machen. Licht kann aber auch besondere Sinneswahrnehmungen bewirken. Mit Licht kann Raum in seiner gebauten Kontur verändert wahrgenommen werden, indem Aufmerk- samkeitshierarchien erzeugt werden, Raumvolumina in den Vorder- grund treten und andere zurückweichen. 99

Bei genauer Betrachtung stellen wir fest, dass jeder Raum Atmosphäre hat und auf uns wirkt. Vor allem das Im-Raum-Sein wird durch Sinneseindrücke atmosphärisch erlebt. Genau genommen ent- steht Atmosphäre erst dort, wo Raum mehr ermöglicht als das bloße Erfassen von baulich vorhandenen Tatsachen geometrisch definierba- rer Fakten und Funktionen. Es ist das „Mehr“, das wir mittels unserer Sinne, aber eben auch mittels unserer sensibilisierten Intellektualität erfassen. Architektur entsteht dort, wo sich zwischen dem physischen

Raum in seiner baulichen Materialität und dem mit unseren Sinnen der archite erlebten Raum ein Spannungsfeld aufbaut.

Wilhelm Worringer: Abstraktion und Einführung. München: Piper 1908.

Michael Müller: Architektur und Avantgarde. Frankfurt am Main: Syndikat 1984. k tonische rau Robert Venturi, Denise Scott Brown, Steven Izenour: Learning from Las Vegas. The Forgotten Symbolism of

Architectural Form. Cambridge: MA:MIT Press 1977. m 3. Kreativität & Verantwortung Open Source: Kreativität in der Gestaltungsverantwortung der Zukunft „Entscheidend wird sein, wie gut es gelingt, die Entwicklung vom Verbrauch der Ressourcen zu entkoppeln.“

– Marina Fischer-Kowalski er erreichen g it weni m ehr m Mehr mit weniger erreichen

Kreative Strategien für eine globale Lebensqualität — Marina Fischer-Kowalski im Interview mit Hansjürgen Schmölzer

102

i Wie kann eine global gerechte Entwicklung erreicht werden, wenn k viele Ressourcen zu Ende gehen und die Weltbevölkerung trotzdem weiterwächst? Und welchen Beitrag können kreative Denk- und Lösungsansätze bei der Bewältigung dieser Probleme leisten? Diesen Themen kann man sich nur mit der Bereitschaft zu einem grundlegen- den Perspektivenwechsel nähern. Marina Fischer-Kowalski formuliert in diesem Interview eine Reihe von überraschend schlüssigen, weil gleichzeitig überraschend einfachen Gedanken zu einigen dieser

Marina Fischer-Kowals Fragen. m arina f ischer- k owals k i

Das Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium hat unlängst eine neue Kreativwirtschaftsstrategie für Österreich vorgestellt. Da heißt es: „Die Kreativwirtschaft soll gestärkt und weiterentwickelt werden, um künftig noch stärkere Impulse für Wachstum und Beschäftigung setzen zu können.“ Brauchen wir aus Ihrer Sicht mehr Wachstum? Das ist eine ambivalente Frage. Wenn wir versuchen, auf dem Pfad zu bleiben, auf dem wir sind, dann brauchen wir mehr Wachs- tum, weil eine Menge Dinge auf diesem Pfad nicht ohne Wachstum funktionieren. Aber mein Vorschlag lautet natürlich: Wir sollten einen anderen Pfad suchen. Daher bin ich über die globale Finanzkrise 2008 gar nicht so unglücklich, weil sie einen Druck erzeugt hat, neue Wege zu suchen. Auch die Allgemeinheit musste erkennen, dass die

alten Pfade nicht mehr so ganz funktionieren. Das ist mir ganz recht 103

bei dem, was ich an wissenschaftlichen Einsichten habe.

Sie haben einmal gesagt: „Wenn viele ihre Möglichkeiten mit List und Courage am Schopf packen, können auch große systemische Änderun- gen zustande kommen.“ Was bestärkt Sie in dieser Hoffnung?

Über die Gesprächspartnerin m ehr Univ.-Prof. Dr. Marina Fischer-Ko- sie von 2013-2016 Präsidentin der walski ist Gründerin und langjährige International Society for Ecological m

Leiterin des Instituts für Soziale Economics oder von 2002-2010 it weni Ökologie in Wien, Professorin für Vorsitzende des wissenschaftlichen Soziale Ökologie an der Alpen-Ad- Beirats des Instituts für Klimafor-

ria-Universität Klagenfurt und schung in Potsdam. Ihr Forschungs- g Dozentin für Soziologie an der schwerpunkt liegt auf den Themen er erreichen Universität Wien. 2015 wurde sie Soziale Ökologie, Gesellschaftlicher mit dem Österreichischen Ehren- Stoffwechsel, Sozialökologische kreuz für Wissenschaft und Kunst Transitionen, Theorien sozialen I. Klasse ausgezeichnet. Neben Wandels, Umweltsoziologie und ge- zahlreichen anderen Funktionen war sellschaftliche Ressourcennutzung.

Foto © Marianne Weiss er erreichen g it weni m ehr m Beispiele. Das ist eine Hoffnung, die man immer wieder durch interessante neue Beobachtungen nähren muss. Und da muss man sich ein wenig anstrengen. Wenn man zum Beispiel sieht, wie glück- lich alle darüber waren, dass der Weltklimagipfel in Paris doch Ergeb- nisse geliefert hat. Sehr viele haben damals erleichtert durchgeatmet und gemeint: Es geht ja doch etwas weiter. Aber seitdem ist nicht viel passiert. Es wenden sich alle vielmehr den Flüchtlingsströmen zu, den Grenzen und ähnlichen Themen. Obwohl das letztlich auch mit dem Klima zusammenhängt. Denn je mehr wir militarisieren, desto schwieriger machen wir es uns auch, mit dem Klima gut umzugehen. Insofern muss man die Hoffnungen auch aktiv nähren. Und ich nähre sie natürlich auch aus den empirischen Daten. Eine Studie von Julia Steinberger in Sussex zeigt weltweit für die letzten 40-50 Jahre, dass 104 wir immer weniger Energie und Ressourcen brauchen, um das gleiche „Human Development Level“ im Sinne des Indexsystems der Verein- ten Nationen zu erreichen. Alle fünf Jahre wird diese Ressourcenver- brauchskurve ein wenig flacher.

Aber es flacht sich nur das Ressourcenverbrauchswachstum ab. Nicht der Ressourcenverbrauch selbst. Richtig? Ja. Aber wir können sagen, wir brauchen 2005 – das sind die letzten Zahlen aus dieser Studie – um 35 % weniger Energie, um den-

i selben hohen HDI (Anm.: Human Development Index) von 0,85, also k etwa den Entwicklungsstand, den wir in Österreich haben, wie im Jahr 1975 zu erreichen. Man kann sagen, die westlichen Industrieländer haben seit den 70er-Jahren im Bezug auf Ressourcen- und Energie- verbrauch eine Sättigung erreicht. Das finde ich erfreulich. Aber das heißt natürlich weltweit noch nicht so viel. Denn diese aufstrebenden Ökonomien rattern mit einem Tempo nach oben, das die Abschwä- chung bei den reichen Industrieländern deutlich überkompensiert. Marina Fischer-Kowals m arina f ischer- k owals k i

Ist der Human Development Index in diesem Zusammenhang als Parameter nicht auch problematisch, weil er ja impliziert, dass andere, die in dieser Entwicklung noch nicht so weit sind, einen Aufholprozess starten müssen. Worauf aus ethischer Sicht auch ein Anspruch besteht. Damit steigt aber gleichzeitig auch das Ressourcenverbrauchswachstum automa- tisch weiter. Ein ethisches Dilemma? Ja. Aber gerade das Beispiel der Abflachung des Zusammen- hangs zwischen Human Development und Ressourcenverbrauch gilt ja weltweit. Dieser Zusammenhang gilt eben nicht nur für die westlichen Industrieländer. Betrachtet man den Ressourcenverbrauch der westlichen Industrieländer genau, sieht man: Seit den 70er-Jahren geht das Bruttosozialprodukt immer noch hinauf. Und der Ressour- cenverbrauch flacht sich ab. Das ist eine erfreuliche Feststellung. 105

Weltweit kann man damit zumindest zeigen, dass die Länder nicht mehr so viel Energie und Ressourcen benötigen, um einen hohen Entwicklungsgrad zu erreichen. Wir haben also, wenn man so will, weltweit gesellschaftlich etwas dazu gelernt. Wir haben gelernt, mit weniger auszukommen. Das heißt aber nicht, dass wir das deswegen auch tun. Aber es bedeutet, dass wir es könnten. Und das ist schon einmal ganz gut. m

Das hängt damit zusammen, dass die Technologien in ihrem Wir- ehr kungsgrad effizienter werden. Trotzdem ist aber wohl auch das Konsum- m verhalten jedes Einzelnen für den Ressourcenverbrauch mitverantwortlich. it weni Wie sehr ist der Einzelne mit seiner Lebensgestaltung überhaupt dazu in der Lage, den Ressourcenverbrauch zu steuern? g

Ich glaube, der Einzelne ist nicht so schrecklich wichtig. Der er erreichen Einzelne ist aber insofern wichtig, als man Dinge, die man selbst erlebt hat, auch mit anderen kommuniziert und als Erfahrungen mitteilt. Aber der Einzelne steuert letztlich nicht seinen Ressourcen- verbrauch. Das geschieht in erster Linie durch den Kontext und die er erreichen g it weni m Gesamtsituation, in die der Einzelne eingebettet ist. Das ist einerseits ehr m Technologie und andererseits auch das Funktionieren der Ökonomie sowie viele andere Kontexte. In Städten zum Beispiel: Wenn man ein sehr gutes öffentliches Verkehrsnetz hat, so wie in Wien zum Beispiel, dann entfallen 40 % aller gefahrenen Kilometer auf den öffentlichen Verkehr. Und wenn man wie in Los Angeles ein miserables hat, dann fahren alle Leute mit dem SUV. Und das ist individuell dann nicht so ohne Weiteres zu steuern, weil man eben in Los Angeles ohne Auto nirgendwo hinkommt. Man muss gesellschaftlich die Gelegenheits- struktur für das Handeln der Menschen verändern. Dann erst ändert sich auch das Handeln selbst. Zumindest bin ich als Soziologin davon überzeugt.

Wenn Sie von Gelegenheitsstrukturen sprechen: Wo könnten da An-

106 reize in einem über das Regionale hinausgehenden Maß entwickelt werden? Für den Ressourcenverbrauch sind natürlich das Design und die Verkaufsstrategien von Gütern ganz entscheidend: Kurze Lebensdau- er, schnelle Abnützung, um nicht sogar von eingebauten Verfallszyk- len im Produkt selbst zu sprechen, sind natürlich Gift für den geringen Ressourcenverbrauch. Das ist völlig klar. Ich glaube aber, dass man da wirklich regulativ eingreifen kann. Man könnte zum Beispiel verlan- gen, dass von allen industriell produzierten Gütern ein bestimmter Anteil aus sekundären Ressourcen erzeugt wird. Im Moment hat die

i ganze, zum Teil durchaus phantasievoll gewordene Recyclingindus- k trie ständig ökonomische Probleme, weil ein ordentliches Recycling auch etwas kostet. Die Ressourcen sind zwar teurer geworden, aber so schrecklich volatil, dass man nicht wirklich damit rechnen kann, dass man seine Produkte als Recycler erfolgreich absetzen kann. Hier könnte man regulativ eingreifen. Und das würde durchaus Sinn ma- chen, weil es nicht einzusehen ist, dass für jene Länder, die sich später entwickeln als die reichen Industrieländer, dann überhaupt keine

Marina Fischer-Kowals Ressourcen mehr übrig sind. m arina f ischer- k owals k i

Da wird dann gleichzeitig das Argument schlagend: Wenn nur eine nationale Volkswirtschaft regulierend eingreift, dann lukrieren die anderen Länder daraus die Kosten – und damit Wettbewerbsvorteile, die durch solche Regulierungen entstehen. Wie kann man dem begegnen? Da die reichen westlichen Industrieländer sowohl in ihrem Güterreichtum als auch in ihren Abfällen ein unglaubliches Depot an Ressourcen haben – wie niemand sonst auf der Welt – wird das in einer Zeit, in der Ressourcenknappheit droht, wirklich zu einer Chance. Wenn man die Recyclingindustrie nicht rechtzeitig auf solche technischen und ökonomischen Möglichkeiten einstellt, dann lukriert man diese Chance auch nicht im rechten Moment. Da bin ich aber eigentlich ganz zuversichtlich. Da geht es nicht um eine ewige Regulierung. Da geht es vielmehr um einen regulierenden Eingriff, der für eine bestimmte Zeit einen Impuls bietet, um eine Strategieände- 107 rung herbeizuführen. Ich finde das geht und das kann man machen. Wahrscheinlich nicht als einzelnes Land. Aber die Europäische Union kann das sehr wohl.

Ein wesentliches und nicht unproblematisches Thema bei Krea- tivleistungen ist der Patent- und Urheberrechtsschutz. Es gibt das fast unantastbare Paradigma in den Industrienationen, dass der Patentschutz eine unabdingbare Voraussetzung für den wissenschaftlichen und auch m

wirtschaftlichen Fortschritt sei. Ist das so? ehr Nein. Und man sieht auch jetzt in den Bereichen, in denen das m illegalerweise oder auch legalerweise nicht mehr gilt, dass das nicht it weni zum Schaden der Beteiligten ist. Es ist natürlich ein Riesengeschäft. Zum Beispiel in der Pharmaindustrie. Dort ist das besonders um- g kämpft. Die Pharmaindustrie entwickelt dadurch zwar Produkte, die er erreichen für einen reichen Markt, aber deshalb nicht unbedingt für einen gro- ßen Markt sind. Das ist eine Fehlleitung, wenn sie so wollen: Gegen Malaria gibt es nichts Neues, denn das hat von den reichen Ländern er erreichen g it weni m niemand. Aber gegen Krankheiten, die in den westlichen Industrie- ländern verbreitet sind, da gibt es sehr wohl Entwicklungen, weil ehr m dort etwas gezahlt wird. Und da finde ich es offen gestanden ganz in Ordnung, dass Entwicklungsländer oder auch China diesen Schutz unterlaufen. Und das ist nicht zum Schaden der Kreativität oder des wissenschaftlichen Fortschritts. Am deutlichsten sieht man das ja in der IT-Branche, wo Apps, Spiele und weiß der Teufel welche guten Ideen entwickelt und verschenkt werden und sehr zur Bereicherung der intellektuellen Landschaft beitragen. Anscheinend lässt es sich mit diesen Mechanismen ja auch leben.

Von noch viel größerer Bedeutung als in der Pharmaindustrie ist der Patentschutz ja im Bereich der Welternährung. Wie kann man dem Prob- lem beikommen, dass einige wenige Konzerne einen überwiegenden Anteil der Welternährungsproduktion kontrollieren? 108 Das halte ich für wirklich sehr problematisch. Eine der Hoff- nungen, die ich in diesem Zusammenhang nähre, ist: Langfristig untergräbt industrielle Landwirtschaft ihre eigenen Fundamente. Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass wir mit industrieller Landwirt- schaft auf Dauer die Welt ernähren können und sollen. Es versuchen ja immer wieder Teile der Weltlandwirtschaft, aus diesen Monopolen und aus diesen Verwertungsstrategien auszubrechen und andere Wege zu beschreiten. Das halte ich für ungeheuer wichtig. Inwieweit das erfolgreich sein kann und inwieweit es gegen diese Kontrolle des

i Saatgutes schlicht Revolten geben wird, in Afrika oder anderswo, das k lässt sich nicht abschätzen. Aber das ist ein außerordentlich bedeu- tendes ethisches Problem.

Sie haben einmal gesagt: „Es muss einen globalen Aushandlungs- prozess über die Nutzung unserer Ressourcen geben, sonst stürzen wir in die Barbarei.“ Wie könnte ein solcher Aushandlungsprozess, der dann auch tatsächlich Ergebnisse nach sich zieht, realistisch auf den Weg gebracht

Marina Fischer-Kowals werden? m arina f ischer- k owals

Im Moment betrachten wir das Weltklima, obwohl es sich k i an jedem Ort anders darstellt, schon ein Stück weit als ein Global Common, also ein gemeinsames Gut. Das machen wir bei Ressourcen bis jetzt überhaupt nicht. Wenn wir beispielsweise an Ressourcen wie Freshwater, also Süßwasserressourcen, denken. Die werden im Moment im Rahmen des Welthandels in ungeheurem Ausmaß – wir nennen das virtuell – gehandelt. Das heißt: Sie waren notwendig, um irgendein Gut zu produzieren, das dann gehandelt wird. Das ist in Regionen wie in Lateinamerika oder Teilen Asiens, wo es relativ viel Niederschlag gibt, nicht vordergründig problematisch. Es ist aber in vielen anderen Ländern schon heute ein Problem. Das Ergebnis ist beispielsweise, dass über diese Güter Länder wie die USA, die insge- samt betrachtet selbst über genug Niederschlag verfügen, dann aber gleichzeitig auch noch zum größten virtuellen Freshwater-Importeur werden, ohne dabei sichtbarerweise den Regen aus anderen Ländern 109

„absaugen“ zu müssen. Hier kann ich mir vorstellen, dass ein Weg über Dokumentation und – wenn man so sagen will – Denunziation eine gewisse Wirkung haben könnte. Es geht um das Darstellen und das Sichtbarmachen dieser Prozesse. Was die Metalle und seltenen Erden anlangt, die nur an bestimmten Orten vorkommen und in einem unglaublichen Maße monopolisiert sind, es gibt, glaube ich, keinen Wirtschaftsbereich, der von so wenigen Konzernen kontrol- liert wird wie der metallurgische Bergbau – das ist ein Problem, mit m

dem sich die Welt schon seit der Römerzeit herumschlägt. Das war ehr schon damals ein Konfliktthema: Wem gehören die Silberminen und m wie kann der römische Staat seine Soldaten noch bezahlen, wenn die it weni Silberminen plötzlich wenig ertragreich werden. g

Die Antworten von damals auf dieses Problem haben aber auch die er erreichen folgenden zweitausend Jahre gegolten: Sie gehören dem, der die militäri- sche Macht hat. Das ist schon richtig. Aber der Römische Staat hat sich trotz- dem geplagt, diese Macht über die Silberminen zu behalten. Und er erreichen g it weni m da hat natürlich auch die Natur ein Stück weit mitgespielt, indem manche Minen irgendwann einfach erschöpft waren und nicht so ehr m schnell wieder neue gefunden wurden. Und wir wissen ja, was aus dem Römischen Reich geworden ist.

Machen wir einen Sprung von den großen Ressourcenverbrauchern und jenen, die die Ressourcen kontrollieren, zu den Kreativen. Können die überhaupt etwas zur Verbesserung der Welt beitragen oder sind sie realpo- litisch viel zu ohnmächtig? Viele behaupten, dass die Künstler und die Kunst ein Sensori- um für neue Möglichkeiten haben, Vorboten für neue Möglichkeiten sind und auch aufzeigen, welche überholten Möglichkeiten aus der Welt geschafft werden sollen. Und das in einer noch vorpolitischen Form signalisieren. Das halte ich für plausibel. Wenn man sich zum Beispiel ansieht, welche Rolle die Kunst im Zusammenhang mit der 110 fossilenergetischen Revolution gespielt hat, die von der französischen Revolution und von der Revolution 1848 begleitet wurde: Da hat die Kunst schon vorher eine neue Welt antizipiert, die auf der Ebene der politischen Phantasie und auf der Ebene der ökonomischen Tatsachen noch keineswegs Fuß gefasst hatte. Deshalb hoffe ich, dass es diese antizipatorischen Fähigkeiten der Phantasie in ihrer institutionalisier- ten Form als – im weitesten Sinn – Kunst, auch heute noch gibt.

Das Zeitalter der Aufklärung, das den vernunftbegabten Menschen

i mit den ihm „natürlicherweise“ zustehenden Menschenrechten ins Zentrum k gerückt hat, hat ja zu den großen Revolutionen geführt. Zur Amerika- nischen Unabhängigkeit, zur Französischen Revolution. Daher könnte man meinen: Eigentlich sind wir vom Grundsatz her damit schon durch. Was kann jetzt noch kommen? Das sehe ich ein wenig anders. Ich arbeite gerade an einer Studie über das Timing der Revolutionen. Die Frage lautet, wie das Timing von Revolutionen mit einem energetischen Übergang von

Marina Fischer-Kowals einer landbasierten Biomasseökonomie zu einer fossilenergiebasier- m arina f ischer- k owals

ten zuerst Manufakturwirtschaft und in weiterer Folge industriellen k i

Ökonomie zeitlich zusammenhängt. Und Sie würden sich wundern, wie eng das zusammenhängt. Diese ganzen Revolutionen, einschließ- lich der Russischen und der Chinesischen, finden in den jeweiligen Ländern in der ersten Anstiegsphase der Nutzung von Fossilenergie statt. In diesem ersten Übergang von einer agrarischen zu einer indus- triellen Produktionsweise. Präzise mathematisch modellierbar liegen alle großen Revolutionen bei einem Sprung des fossilen Energiever- brauchs zwischen 2 und 10 Gigajoule pro Kopf. Ungefähr 50 Länder sind in ihrem Verbrauch heute in diesem kritischen Bereich, nämlich Länder wie Afghanistan, Haiti und fast alle Länder im südlichen Afri- ka. Andererseits liegen von den insgesamt etwa 200 Ländern der Welt ungefähr 50 im obersten Bereich der fossilenergetischen Transition. Dieser Einstieg in Kohle, Öl und Gas wird in den anderen Ländern nie mehr in gleichem Maße erfolgen können, wie das in den reichen 111

Industrieländern passiert ist, weil wir gar nicht so viel Fossilenergie haben. Von den Klimafolgen ganz abgesehen. Aber genau in dieser ersten fossilenergetischen Aufschwungphase haben auch heute jene Länder, die sich gerade in dieser Transition befinden, Myanmar, Bangladesh, oder Nepal zum Beispiel – alle diese Länder haben auch genau in dieser Periode ihre teils demokratischen, teils gescheiterten politischen Übergänge. Also, es ist noch nicht vorbei. m

Diese Arbeit fußt auf der These, dass solche gesellschaftlichen ehr Wechsel parallel mit dem Aufschwung im Energieverbrauch einhergehen. m

Könnte es aber nicht so sein, dass dieser Energieverbrauchswachstumsindi- it weni kator nur in einer bestimmten historischen Periode Geltung gehabt hat. In der Industriellen Revolution war es die Energie, die man für den System- g wandel gebraucht hat. Heute stehen wir aber vor einer digitalen Revoluti- er erreichen on. Da ist ja nicht der Energieverbrauch per se das treibende Momentum, sondern der Zugang zur Information. Da stimme ich Ihnen zu. Ich glaube ja auch nicht, dass die reichen westlichen Industrieländer in der Gegenwart durch eine Stei- er erreichen g it weni m ehr m gerung ihres Energieverbrauchs ihre sozialen Strukturen verändern. In den hochentwickelten Ländern spielen andere Mechanismen eine Rol- le, die soziale Veränderungen größeren Ausmaßes auslösen können. Das hat etwas mit dem Technologieniveau zu tun. Die bevorstehende Entwicklung der Umstellung auf dezentralere erneuerbare Energien wird wohl auch gesellschaftliche Veränderungen nach sich ziehen. Wahrscheinlich nicht so revolutionär wie ich das vorher beschrieben habe, aber man soll nicht unterschätzen, wie viele Länder heute noch in genau dieser Niedrigenergiesituation sind, in der auch nur ein kleines Wachstum an Energieverbrauch nach einer Veränderung der gesamten sozialen Struktur verlangt – was auch unterdrückt werden oder scheitern kann.

112 Sprechen wir in diesem Kontext über die Rolle der Kreativen, auch in einem ökonomischen Sinn. Wenn man sich die Wirtschafts- und auch Kreativwirtschaftsstrategien der meisten hochentwickelten Länder ansieht, dann steht da überall gleich im Vorspann: Die Kreativwirtschaft wird einer der zentralen Treiber für den wirtschaftlichen Wandel sein. Dabei schwingt auch immer ein Paradigma der Skalierbarkeit von kreativwirtschaftlichen Innovationen als Ziel mit. Es geht immer ums Wachstum. Auf der anderen Seite beobachtet man aber auf einer sozialen Ebene eine immer größer werdende Verweigerungshaltung der Kreativen selbst gegenüber solchen

i auf unternehmerische Skalierbarkeit ausgelegten Lebensentwürfen. Macht k man da eine Rechnung ohne Wirt? Ein erheblicher Teil der Kreativwirtschaft ist ja überwiegend in der Werbung beschäftigt. Und insofern mit Wachstum schon sehr innig verbunden. Aber das Wesentliche am Kreativbereich dürfte dennoch sein, dass das auch ein neuer Typus eines Arbeitsmodelles ist, bei dem die in diesem Bereich Tätigen intrinsische Befriedigung suchen, die sie allerdings meist nicht unbedingt zu besonders reichen

Marina Fischer-Kowals Menschen macht. Das ist für viele auch nicht das entscheidende Ziel. m arina f ischer- k owals k i

Sondern die Tätigkeit als solche soll etwas Erfreuliches, Sinnstif- tendes und Befriedigendes sein. Man kann jetzt sagen, so wie in der alten Revolution die Lohnarbeit in den Städten entstanden ist und die bäuerliche Arbeit als Abhängigkeitsmodell weitgehend verdrängt hat, so wird sich wahrscheinlich auch mit der nächsten energetischen Transition die Arbeit wieder grundlegend verändern. Ich denke, die Kreativwirtschaft antizipiert da schon zum Teil ein neues Arbeits- modell – möglicherweise im Guten wie im Bösen – mit viel sozialer Unsicherheit, mit unbegrenzter Arbeitszeit, die das ganze Leben durchdringt. Aber auch mit Modellen der inneren Befriedigung und der kommunikativen Lust, mit anderen gemeinsam oder allein etwas zu schaffen, das Bedeutung hat. 113

Mit der Industriellen Revolution ist die Lohnarbeit als Massenphäno- men geschaffen worden. Und seither sprechen wir, wenn wir von Wirtschaft reden, immer auch von dieser Dualität: Arbeitsplätze schaffen einerseits, und einen Arbeitsplatz haben oder bekommen andererseits. Ist diese Dua- lität zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer überhaupt weiterhin gültig? Insbesondere in einem Bereich, in dem sich gerade auch andere kreative Lebensgestaltungsentwürfe entwickeln. In diesem Kontext stellt sich auch eine entscheidende Zusatzfrage: Viele, die im kreativwirtschaftsnahen m

Bereich tätig sind, leben in prekären Verhältnissen. Wie können Rahmenbe- ehr dingungen geschaffen werden, damit diese Menschen Aussicht haben, aus m diesem Prekariat herauszukommen? it weni Ich stimme ihnen zu. Diese Dualität Arbeitgeber, Arbeitnehmer gilt für diesen Bereich weniger. Ich erinnere mich an einen bekannten g französischen Soziologen, Nicos Poulantzas, der die These hatte, dass er erreichen diese vielen kleinen Selbständigen in ihren Bereichen auf eigenes Risi- ko und mit hohem Einsatz verschiedene wirtschaftliche und gestalter- ische Strategien ausprobieren. Und die Ideen, die wirklich erfolgreich sind, werden von der großen Industrie übernommen und dort hoch- er erreichen g it weni m ehr m profitabel weitergeführt. Aber die anderen gehen dann auch wieder zu Grunde. Poulantzas sieht das Feld der kleinen Selbständigen als ein praktisches Experimentierfeld für die große Industrie, wo ohne großes Risiko etwas ausprobiert und erst dann aufgegriffen wird, wenn es schon ausgereift ist. Er sieht diese Einpersonenunternehmen als ein Opfer dieser Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Dualität. Ich bin aber nicht sicher, ob diese These erschöpfend ist. Denn ich vermute, dass dieses dominante Modell der 40-Stunden-Lohnarbeit als das lebensprägen- de Moment vom Schulabschluss bis zur Pension nicht das Arbeitsmo- dell der Zukunft sein wird. Andererseits sehen wir natürlich gleich- zeitig, dass der Sozialstaat in vielen Bereichen unterminiert wird. Und damit werden all jenen, die nicht das Glück haben, in diesem Sozial- staatsmodell unterzuschlüpfen, große Risiken aufgebürdet. 114

Aber gerade auf diese Frage hat noch kaum ein höher entwickel- ter Sozialstaat – beispielsweise in Europa – irgendwelche brauchbaren Antworten entwickelt. Gleichzeitig setzt man bei der Suche nach neuen wirtschaftspolitischen Lösungen der Zukunft gerade auf diese überwiegend in einer sozialen Unsicherheit, wenn nicht gar im Prekariat, lebende Schicht der Kreativen. Kann das funktionieren? Es gibt schon einzelne Elemente des Sozialstaates, die das reflektieren: Zum Beispiel die Bildungskarenz. Das ist etwas, das ich

i in meinem Bereich beobachten kann. Wenn Leute ihren Job verlieren k oder kleine Betriebe nicht genügend Einkommen haben, um jemanden weiter beschäftigen zu können, werden Menschen oft für ein zwei Monate oder auch für ein halbes Jahr in Bildungskarenz „geschickt“. Und dann geht es wieder. Das sind Modelle, die im österreichischen Wohlfahrtsstaat auch die Kreativen begünstigen. In anderen Gebieten gibt es da natürlich viel weniger. Was man in diesem Kontext auch immer stärker beobachten muss, sind diese Muster von zwei oder

Marina Fischer-Kowals drei Jobs, die jemand gleichzeitig macht. Einerseits hat man einen m arina f ischer- k owals k i kreativen Job, andererseits irgendeinen Broterwerb beispielsweise in der Gastronomie etc.

Wenn man die soziokulturellen Milieus, in denen sich diese Men- schen bewegen, näher ansieht, und die sind in den meisten Städten Europas relativ ähnlich: Haben Sie den Eindruck, dass dort Lebensmodelle als erstes ausprobiert werden, die auch abseits der Wachstumslogik der Nach- kriegsjahrzehnte funktionieren können? Welchen Einfluss können solche soziokulturellen Milieus auf die gesellschaftliche Entwicklung insgesamt haben? Diese Wachstumslogik galt seit dem Zweiten Weltkrieg. Wir nennen das auch „the great accelleration“, was sich da in den 50er- und 60er-Jahren abgespielt hat. Diese Logik wurde zum ersten Mal 115 mit der Studentenbewegung, mit der Kulturrevolution 68 durchbro- chen. Damals ist kulturell zum ersten Mal die Frage gestellt worden: Ist das das großartige Lebensmodell, dass wir jetzt alle wachsen und alle immer mehr konsumieren? Da gab es zum ersten Mal auch eine massive Konsumkritik. Von den Hippies bis zu den Anarchisten und dem ganzen bunten Spektrum, das sich in diesem Dunstkreis ent- wickelt hatte – und zwar weltweit: Von Japan bis Argentinien quer über den Globus. Diese kritische Haltung hat auch die Debatte der m

70er-Jahre dominiert. ehr m

Die Debatte, aber nicht die Auswirkungen. Oder? it weni Doch. Das was ich am Anfang des Interviews zur Stagnation des Ressourcenverbrauchs gesagt habe, hat Anfang der 70er-Jahre in den g westlichen Industrieländern begonnen. Der physische Verbrauch ist er erreichen nicht mehr so stark gewachsen. Und das Bruttosozialprodukt ist ein bisschen weniger gewachsen. Dann gab es allerdings diese neoliber- ale Welle mit Thatcher und Reagan, in der man nur mehr gesagt hat: Jetzt müssen wir wachsen. In den 60er-Jahren ist gar nicht so viel er erreichen g it weni m ehr m von Wachstum die Rede gewesen. Da hat man das einfach gehabt. Nur: Diese neoliberalen Ansätze machen das jetzt zum eigentlichen politischen Ziel. Gerade, weil es nicht mehr ganz so leicht funktio- niert. Aber ich glaube, dass diese neuen gesellschaftlichen Schichten der Gegenwart, wie damals die Hippies, ein vielleicht heute gar nicht mehr so minoritäres Konzept anderer Lebensweisen abgeben. Und das wird sich auch politisch auswirken.

Wenn man das in Verbindung zur jüngsten Steuerreform dieser Bundesregierung setzt: Darin ist ein Grundparadigma enthalten, das man auch quer über die Politik der meisten anderen europäischen Länder legen könnte: Man muss den Binnenkonsum durch Steuersenkungen anregen, um damit Wirtschaftswachstum zu generieren. Entspricht das einerseits den

116 Lebensentwürfen der Menschen in diesen Ländern und andererseits auch ei- ner auf Ressourcenschonung ausgelegten, wirtschaftlich sinnvollen Logik? Ich denke es entspräche insofern – aber das hat das Steu- ermodell ja nicht wirklich ganz gebracht – einer nachvollziehbaren Logik, als es große soziale Schichten gibt, die wirklich zu arm sind und zu wenig Konsumchancen haben. Die in der Tat dringend für eine sehr vernünftige Befriedigung von Bedürfnissen eine größere Konsum- chance haben sollten. Wo wirklich Verschwendung stattfindet, ist in den oberen Bereichen der Einkommenshierarchie. Und da gibt es dann

i nicht nur das Zweithaus, sondern das Dritthaus und das Drittauto k und die SUVs, die wir in Wien herumfahren sehen, die aussehen, als würden wir einen Bürgerkrieg haben und man sich gegen Querschlä- ger durch dicke Autos schützen müsste: Das sind ja Symptome einer verrückten Konsumhaltung. Aber die findet nicht in der Mitte oder im unteren Bereich der Gesellschaft statt.

Ist das nicht ein Phänomen, das es in Westeuropa gar nicht mehr

Marina Fischer-Kowals so stark wie beispielsweise in den Ländern des früheren Ostblocks gibt, wo m arina f ischer- k owals k i einige sehr rasch reich geworden sind und der Konsum sehr stark in den Mittelpunkt gestellt wird. Ist dieser Konsum zur Darstellung des eigenen Status in Westeuropa nicht schon wieder im Sinken? Bei uns gilt es nicht mehr als fein, mit dem eigenen Konsum anzugeben. Aber wenn sie als Maßstab den Anteil der SUVs in den Städten nehmen: Der ist noch immer im Steigen. Da kann ich nicht den Eindruck gewinnen, dass das nicht mehr wichtig sei. Nehmen wir die jüngste Bankenkrise als Beispiel: Da sind eine Menge von Leu- ten in gehobenere Sozialschichten aufgestiegen, die bisher völlige Arbeitsplatzsicherheit hatten und sehr gut verdient haben. Die den ganzen Tag mit Geld zu tun haben. Und für die Geld auch privat eine große Bedeutung genießt. Die kommen jetzt plötzlich in den Bereich der Verunsicherung. Das hat gesellschaftliche Auswirkungen. Wenn 117 die Angst bekommen, sie können sich die neueste Ausgabe des SUVs nicht mehr leisten, dann beunruhigt sie das. Das ist zwar nicht so spektakulär wie irgendwelche Oligarchen aus dem Osten, die da in irgendwelchen Schiorten kiloweise den Kaviar auf den Tisch knal- len, aber es ist trotzdem dasselbe Phänomen. Wenn man sich an die 50er-Jahre im Westen erinnert: Da hat man es auch erlebt, dass die Leute so richtig geprotzt haben. Und dasselbe Phänomen haben wir jetzt im Osten. m ehr Wenn man die Maslow´sche Bedürfnispyramide von unten nach m oben auffüllt, und dabei die Basic-Needs einmal abgedeckt sind, dann geht it weni es ja in Wahrheit nur mehr um eine Frage: Was macht im Leben Sinn? Und was macht glücklich? g

Und was bringt einem Anerkennung. Das ist das eigentlich er erreichen Heikle. Anerkennung und Aufmerksamkeit durch andere. Das wird zu einem knappen Gut. Um das zu erreichen – und das ist ungeheuer wichtig – gibt es natürlich unterschiedliche Methoden, die je nach sozialen Gruppen auch unterschiedlich funktionieren. er erreichen g it weni m ehr m Brauchen wir dann eine neue Strategie der Anerkennungsöko- nomie, um den materiellen Verbrauch reduzieren zu können? Die sozialen Medien sind in gewisser Weise ja ein solches Phänomen. Die sind genau so etwas. Diese Möglichkeit, von anderen Resonanz für meine eigenen Meinungen und meine eigenen Selbst- darstellungen zu bekommen, das bieten die sozialen Medien. Und das scheint viele Leute sehr zu befriedigen. Diese Aufmerksamkeitsöko- nomie, die da neben der Geldökonomie existiert und mit ihr auch gar nicht unbedingt so eng verknüpft ist, die ist schon eine neue Form der Befriedigung, die unsere Gesellschaft zu bieten hat.

Könnte uns das ironischerweise helfen, den materiellen Ressour-

118 cenverbrauch zu reduzieren? Ich denke schon. Dieses alte Konzept: Wenn man arm ist, ist man einsam, weil man gar nicht die Mittel hat, um sich im öffentli- chen Raum zu bewegen, Verbindung aufzunehmen, das wird natürlich durch diese Medien verändert. Nicht für die heutigen 80-jährigen Frauen, aber für die nächste Generation an 80-jährigen Frauen.

Trotzdem scheinen die Volkswirtschaften den Zwängen der Wachstumslogik nicht zu entkommen. Es hat ja unterschiedliche Versuche

i gegeben, an Stelle des Bruttoinlandsprodukts andere Indikatoren auch als k Leitmaßstab für die Politik zu setzen. Das Bruttoglücksprodukt in Bhutan zum Beispiel: Dazu haben Sie einmal gemeint: „Wenn alle Leute glücklich sind, dann ist das schön und fein, aber daraus folgt nichts.“ Haben Sie an- dere Vorschläge, wie man den ökologischen und geopolitischen Folgen des Wachstumsparadigmas entkommen könnte? Es gibt verschiedene aktuelle Positionen zum Thema „Wachstumsrücknahme“ oder einer degrowth-Ökonomie. Entscheidend

Marina Fischer-Kowals wird aus meiner Sicht sein, wie gut es gelingt, die wirtschaftliche m arina f ischer- k owals k i

Entwicklung vom Verbrauch der Ressourcen zu entkoppeln. Da gibt es aus meiner Sicht zwei Bereiche, in denen sich sehr viel bewegen ließe, ohne dass dadurch das Lebens- und Entwicklungsniveau beeinträch- tigt sein müsste. Der erste Bereich ist die Ernährung: Ein erheblicher Teil des Kalorienverbrauchs, insbesondere in den Industriestaaten, wird durch tierische Nahrung gedeckt. Aber gerade die industrielle Fleischproduktion ist extrem ressourcenvergeudend. Und der zweite Bereich ist das Bauen. Wir müssen verdichten. Das Zersiedeln in die Fläche zieht längerfristig unumkehrbare Ressourcenverbrauchsfolgen nach sich. Deshalb ist es auch besonders spannend, Strukturen und Konzepte von jetzt neu entstehenden Städten zu untersuchen. Hier ergeben sich interessante Optionen. Beispielsweise in den Bereichen der Ver- und Entsorgung. Der Fortbewegung. Ein aktueller Bericht 119 des Worldwatch Institute zum Thema „Can Cities Be Sustainable?“ beschäftigt sich mit solchen Fragen. Und es lässt sich feststellen, dass gute Konzepte die Ressourcenverbrauchsbilanz um das 2- bis 3-fache verbessern können. Neben Raumentwicklungs- und Infrastrukturkon- zepten spielt dabei aber vor allem auch die Gestaltung der kleinräu- migen sozialen Strukturen und die soziale Gestaltung der Bedarfsver- sorgung eine wichtige Rolle. Da geht es nicht nur um Ideen aus dem unmittelbaren Bereich der sharing-economy. Es gilt ganz generell: Eine m

solidarische, integrierte und in Frieden lebende Gesellschaft braucht ehr grundsätzlich weniger Ressourcen, weil die vorhandenen effizienter m genutzt werden. it weni g er erreichen sonja bettel 120 über das teilen von ideen — SonjaBettel Open Source undCreative Commons den freien Austauschkreativer Ideenzurevolutionieren. Open Source undCreative Commonsstellen guteLösungen dar, um und Werke alsunserhöchstesGut,können nichtweggesperrt werden. Das DigitaleZeitalterverlangt nacheinemUmdenken, dennIdeen von Über das I d een T e ilen sonja bettel 121 über das teilen von ideen redenfeld B homas T dokumentiert sie die Entwicklungen Kultur und freie Netze, um freie Wissen. freies Foto ©

- - ür Radio Sonja Bettel ist Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten digitale Technologi Wissenschaft, Sie en/Netzpolitik und Gesellschaft. arbeitet unter anderem f die Ö1, Deutschlandradio Kultur, upgrade, Land Furche, LebensArt, Seit und Buchpublikationen. Luft den 1990er-Jahren beobachtet und Wer kreativ tätig ist, hat im Grunde nur seine Ideen zu ver- im ist, hat tätig kreativ Wer kaufen. Nach den Gesetzen der Marktwirtschaft müssen wir unsere müssen der Marktwirtschaft Nach den Gesetzen kaufen. also die Aufzeichnun- Wir können gut schützen. assets wertvollsten unsere können wir wegsperren; unsere Werke gen unserer Ideen und es machen (bzw. durch technische Maßnahmen unkopierbar Werke und Verträge durch Gesetze unsere Ideen wir können versuchen), belegen. All diese hohen Strafen und Zuwiderhandeln mit schützen als unzureichend Maßnahmen haben sich im digitalen Zeitalter sichere Daten- vermeintlich wurde geknackt, erwiesen. Kopierschutz Strafandrohungen gebrochen, Verträge wurden aufgebrochen, safes und wütend. Sie fühlten machte das frustriert ignoriert. Viele Kreative haben darüber ausgebeutet. Andere sich beraubt, geringgeschätzt, sind und deshalb nur nachgedacht, ob ihre Ideen wirklich ihre Ideen können sollen. Haben nicht alle mehr davon, profitieren sie davon andere darauf aufbauen und wenn (mit)geteilt werden, Ideen wenn und der Free Culture-Be- der Open Source Von können? sie verändern und Mathematiker dazu gerne der englische Physiker wird wegung standing on the it is by further, seen zitiert: „If I have Isaac Newton utorin A ie D über das teilen von ideen shoulders of giants“ (1676 in einem Brief an seinen Rivalen Robert Hooke. Wobei Newton dieses Bild auch nicht erfunden hat, wie der Artikel „Standing on the shoulders of giants“ in der englischsprachi- gen Wikipedia ausführlich darlegt). Die Pioniere der Bewegung des freien Austausches von kre- ativen Arbeiten kommen aus dem Bereich der Software. Richard Stallman und Linus Torvalds sind die bekanntesten von ihnen, weil ersterer die GNU General Public License (GPL) eingeführt und letzterer das Betriebssystem Linux initiiert hat. Für Stallman war wichtig, dass der Umgang mit Software ein reger und offener Austausch zwischen Entwicklern und Nutzern bleibt, wie er es in den 1970er-Jahren bei seiner Arbeit am Massachusetts Institute of Technology erlebt hatte. Als Unternehmen Anfang der 1980er-Jahre begannen, Software mit

122 Lizenzen und geheim gehaltenem Quellcode zu verkaufen, gründete er das GNU-Projekt und die Freie Software-Bewegung. Freie Soft- ware wird seit Jahren meist als Open Source-Software bezeichnet, was Richard Stallman nicht gefällt, weil es sein Anliegen auf den Quell- code reduziert, aber das ist eine andere Geschichte. Dafür wird der Begriff Open Source heute auch für Anderes als Software verwendet, doch dazu kommen wir später. Als die Content-Industrie in den 1990er-Jahren begann, auf digi- tale Kopiermöglichkeiten und Musik-Tauschbörsen mit Digital Rights Management und massiven Klagen gegen die sogenannte „Musikpi- raterie“ zu reagieren, entstand im kulturellen Bereich Widerstand und dann ein Lösungsansatz namens Creative Commons. Die Initiative wurde 2001 in den USA vom Rechtsprofessor Lawrence Lessig von der

Stanford Law School und anderen Personen gegründet. Ende 2002 wurden die ersten Lizenzen für mehr Spielraum bei der Verwertung kreativer Werke veröffentlicht. Creative Commons wirkte derart befreiend, dass die Initiative

sonja bettel 2004 die Goldene Nica des Prix Ars Electronica in der Kategorie Net Visi- sonja bettel

on erhielt. Es folgte eine Aufbruchstimmung, die alle kulturellen Be- reiche ansteckte. Beim iSummit der iCommons-Initiative im Juni 2007 in Dubrovnik kamen engagierte Menschen aus aller Welt aus den Bereichen Wissen, Musik, Bildung, Film, Literatur, Recht, Software, Entwicklungszusammenarbeit, Kunst und vielen mehr zusammen und berieten darüber, wie noch mehr kulturelle Werke noch mehr Menschen frei zugänglich gemacht werden könnten. Leider erklärte damals bei der Konferenz Creative Commons-Gründer Lawrence Lessig seinen Rückzug aus dem Projekt, um sich dem Kampf gegen Korrupti- on zu widmen, wodurch die charismatische Führungsfigur verloren ging. Nach einem weiteren iSummit ist die Initiative (deshalb?) sanft entschlafen, doch ihre Protagonisten sind weiterhin aktiv. Creative

Commons ist kaum mehr in den Medien, aber es existiert und gedeiht. 123

1,1 Milliarden Werke sind mittlerweile unter einer CC-Lizenz veröf- fentlicht. Die Lizenzen wurden an die Bedürfnisse der Praxis und die Rechtslagen verschiedener Länder angepasst, auch für Österreich gibt es eine Version. Es sind eigene Plattformen für CC-Musik entstanden, auf der Foto-Plattform Flickr stehen mehr als 870.000 Fotos mit CC-Lizenzen zur Verfügung. In der Literatur ist Creative Commons noch weniger weit verbreitet als im Bereich von Musik oder Film, der kanadische Science Fiction-Autor Cory Doctorow zeigt aber, dass

man Werke frei zur Verfügung stellen (online/digital) und gleich- über das teilen von ideen zeitig davon leben kann (durch Verkauf von gedruckten Büchern). Cory Doctorow tut dies aus Überzeugung, verweist aber auch auf die Vorteile für seine Arbeit: Sein Roman „Little Brother“, in dem er eine unter Terror-Hysterie total überwachte Gesellschaft samt Widerstandskampf dagegen beschreibt, wurde dank frei verfügbarer digitaler Version von Freiwilligen in unzählige Sprachen übersetzt und in Ländern mit beschränkten Bürgerrechten wie eine politische Schrift verbreitet. Auf „klassischen“ Wegen des Verlagswesens wäre das niemals möglich gewesen, sagt der Autor. über das teilen von ideen Creative Commons reagiert auch auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen. So sind derzeit Lizenzen und Projekte für arabische Länder in Arbeit, es gibt ein aktuelles Projekt für die Black Lives Mat- ter-Bewegung und eine Diskussion darüber, wie CC-Lizenzen am bes- ten Modellen für 3D-Drucker angefügt werden könnten. 3D-Drucker sind übrigens ein Feld, in dem die Bedeutung des freien Austauschs von kreativer Arbeit noch gar nicht ausreichend gewürdigt wurde. Beim World Humanitarian Summit, der ersten UNO-Konferenz für humanitäre Hilfe, der Ende Mai 2016 in Istanbul veranstaltet wurde, zeigten die High Tech Humanitarians und andere Initiativen, wie von Katastrophen, Kriegen und Flucht betroffene Gemeinschaften von Open Source-Software, -Design und 3D-Druckern profitieren können. Sie stellen Baupläne und 3D-Modelle für medizinische Werkzeuge,

124 Solaranlagen, Open Street Map-Straßenkarten, Apps, Datenbanken und vieles mehr zur Verfügung. Ihre Prämisse lautet: Wenn meine Ar- beit durch Forschungsförderungsprogramme, Spenden oder (Freiwil- ligen-)Zusammenarbeit entstanden ist, dann kann ich ihre Ergebnisse anderen frei zur Verfügung stellen – vor allem, wenn diese aufgrund von Ungerechtigkeit in der Welt und ungleicher Verteilung von Ressourcen benachteiligt sind. Wie in der Open Source-Software-Be- wegung hält auch in anderen Bereichen immer mehr die Idee Einzug, dass Freigiebigkeit und Zusammenarbeit allen Beteiligten nützt. Dass sich kreative Arbeit, freie Kultur und kommerzielles Han- deln nicht ausschließen müssen, sondern flexibel ergänzen können, zeigen immer mehr Beispiele. Nehmen wir eines aus einem aktuellen Bereich: Das Wiener Design-Studio EOOS hat den Auftrag erhalten,

für die Ausstellung „Orte für Menschen“ bei der Architektur-Biennale 2016 in Venedig einen Beitrag zu leisten. EOOS übernahm dafür die Adaption der ehemaligen Zollamtsschule in Wien Erdberg, in der jetzt bis zu 600 Asylwerber wohnen. Dafür wurden 18 verschiedene Möbel

sonja bettel entwickelt, die für Gemeinschaftsküchen, Aufenthaltsbereiche und sonja bettel

Zimmer genützt und in der mit Spenden eingerichteten Werkstatt im Quartier von Bewohnern gebaut werden. Anders als im Möbel-De- sign üblich wurden die Entwürfe und Baupläne dieser Social Furniture aber nicht urheberrechtlich geschützt. Sie wurden – ganz im Sinne des Open Source – in einem eigens aufgelegten Katalog unter einer Creative Commons-Lizenz Attribution-NonCommercial-ShareAlike CC BY-NC-SA, veröffentlicht, damit andere Initiativen sie nachbauen, verändern und für Gemeinschaften (nicht-kommerziell) nützen können. 125

über das teilen von ideen Irmi Salzer 126 Kreativität und Welternährung — IrmiSalzer Ernährungssysteme neudenken sen auf lokalerundglobaler Ebene? sen auf schon vor und welche Rolle spielendabeikreative Herangehenswei- autonome Chance bietet?Welche Konzepte undIdeenliegen dafür ckeln, dasdenMenscheninallenRegionen derWelt einefaire und Wie kannesgelingen,einAgrar-undLebensmittelsystem zuentwi- Welternährung Kreativität und Irmi Salzer 127 Kreativität und Welternährung alter Fikisz W stoppen“ und der Plattform „Wir „Wir stoppen“ und der Plattform und arbeitet an einer haben es satt!“ sozial gerechten und ökologischen Neuorientierung des Agrar- und Ernährungssystems. Foto © -

- Landschaftspla hat Irmi Salzer in nung an der Universität für Boden- für nung an der Universität kultur in Wien studiert. Seit 2002 betreibt sie gemeinsam mit ihrem DI und drei Kindern Lebensgefährten im eine kleine Biolandwirtschaft Südburgenland, seit 2006 ist sie Re - Presse- und Öffentlich für ferentin Campesina der ÖBV-Via keitsarbeit Austria. In dieser Funktion ist sie „TTIP Mitglied der Plattformen Die globale Bewegung für Ernährungssouveränität arbeitet an Ernährungssouveränität für Die globale Bewegung steckt in einer multiplen Unser Agrar- und Ernährungssystem einer grundlegenden Veränderung unseres Agrar- und Ernährungssys- unseres Veränderung einer grundlegenden demokratisiert müssen und -verteilung tems. Lebensmittelproduktion und neu organisiert werden. mit vielen anderen nur in Wechselwirkung Krise. Diese Krise, welche Wirtschafts-, Rohstoff-, Krisen (der Finanzmarkt-, Energie-, Klima-, sich einerseits ist, manifestiert zu begreifen etc.) Demokratiekrise nicht ca. 900 Mio. Menschen hungern – und dies darin, dass weltweit sich anderer- Sie äußert nur in Entwicklungs- und Schwellenländern. in Industrieländern seits in dem Umstand, dass auch und gerade hochwertiger, Zugang zu qualitativ immer mehr Menschen keinen Nahrung haben. Dass kulturell angepasster und abwechslungsreicher ihre Exporte in Länder es in der EU und in den USA, die beide durch beitragen, zu des globalen Südens zum dortigen Hungerproblem steigender Löhne, ist eine Folge sinkender kommt, Lebensmittelarmut aber Systeme, und der Erodierung sozialstaatlicher Arbeitslosigkeit ausgerichteten auch Ausdruck eines hochgradig an Profitinteressen Agrar- und Lebensmittelsystems. utorin A ie D g elternährun W

E rnährungssouveränität – für ein anderes Agrar- und Lebens- mittelsystem weltweit!

Kreativität und Das Konzept der Ernährungssouveränität wurde 1996 beim Welternährungsgipfel der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) von La Via Campesina, dem weltweiten Bündnis von Kleinbauern und -bäuerinnen, Landarbeiter_innen, Fischer_innen, Landlosen und Indigenen vorgestellt. Seit damals ist es das politische Leitmotiv einer wachsenden Anzahl von Akteur_innen aus den unter- schiedlichsten gesellschaftlichen Sektoren: Bewegungen, Initiativen und Organisationen aus dem bäuerlichen Bereich, aus der Umwelt- schutzszene, Menschenrechtsorganisationen, Konsument_innen- und Frauenbewegungen, aber auch urbane Bewegungen weltweit kämpfen für eine grundlegende Umgestaltung unseres Agrar- und Ernährungssystems. 128 Ernährungssouveränität ist ein richtungsweisender Rahmen, der laufend an die jeweiligen sozialen, ökonomischen und räumlichen Herausforderungen angepasst und demokratisch weiterentwickelt werden muss. Seinen Ursprung hat das Konzept in der Kritik des technischen und von Institutionen wie der FAO oder der Weltbank verwendeten Begriffs der Ernährungssicherheit, der Produktions- bedingungen, Macht- und Herrschaftsverhältnisse im Agrar- und Ernährungssystem ausblendet. Eine Landwirtschaft, die auf Mono- kulturen und industrieller Massentierhaltung basiert, die Boden und Wasser belastet sowie das Klima schädigt und die Migrant_innen als schlechtbezahlte und in prekären Verhältnissen lebende Arbeitskräfte benötigt, könnte demnach genauso Ernährungssicherheit gewähr- leisten wie eine nachhaltige, kreislaufbasierte und auf schonender

Nutzung von Ressourcen aufbauende Form der Landbewirtschaftung. Demgegenüber ist Ernährungssouveränität das Recht aller alzer Menschen auf gutes und kulturell angepasstes Essen, das mittels S

i nachhaltiger Produktionsmethoden hergestellt wurde, sowie das m r

I Recht der Menschen, Nationen und Staatengemeinschaften, ihre I r m i S alzer

Ernährungs- und Agrarpolitik selbst zu bestimmen. Ernährungssou- veränität beruht auf der Etablierung von lokalen bzw. regionalen Produktionssystemen, die auf vielfältige Art und Weise miteinander vernetzt sind, der Stärkung der lokalen Kontrolle, der Mitgestaltung und der internationalen Solidarität – somit auf einer tief greifenden Demokratisierung der sozialen, ökologischen und ökonomischen Ver- hältnisse, die das Landwirtschafts- und Ernährungssystem prägen.

Ernährungssouveränität in der Praxis – Tradition, Innovation und Kreativität Initiativen und Bewegungen, die Ernährungssouveränität als alltägliche Praxis herstellen und verankern wollen, geht es darum, Verantwortung zu übernehmen – für unsere Lebensgrundlagen, für zukünftige Generationen, aber auch und vor allem für die gegenwär- 129 tige Verfasstheit unseres Agrar- und Lebensmittelsystems. Indem sie alternative Praktiken (weiter)entwickeln, arbeiten sie an einem emanzipatorischen Gesellschaftsmodell, das auf ein solidarisches Miteinander ausgerichtet ist. Die Praktiken der Ernährungssouveränität existieren auf loka- ler, regionaler und globaler Ebene: Im Bereich der Produktion werden anpassungsfähige (resiliente) agroökologische Produktionsweisen erprobt, die beispielsweise samenfestes, regional angepasstes und Kreativität und gentechnikfreies Saatgut sowie angepasste Technologien verwenden, die Erdölabhängigkeit der landwirtschaftlichen Produktion reduzieren und auf Kreisläufen basieren. Produktivitätsfortschritte, die insbeson- dere im globalen Süden erzielt werden müssen, beruhen auf der För- derung und Entwicklung der bäuerlichen Landwirtschaft. Innovative W und partizipative Aus- und Weiterbildungsangebote, die traditionelles elternährun Wissen gleichwertig einbeziehen, spielen dabei eine wesentliche Rol- le. Nicht zuletzt geht es um den Aufbau und die Weiterentwicklung von urbanen Landwirtschaftskonzepten. g g elternährun W

Im Bereich der Lebensmittelversorgung bzw. -verteilung werden Produzent_innen-Konsument_innennetzwerke aufgebaut, indem z.B. herkömmliche Märkte durch solidarische Beziehungen

Kreativität und ersetzt werden. So werden zum Beispiel in CSA-Projekten (Communi- ty Supported Agriculture, Solidarische Landwirtschaft1) Produkte und Preise voneinander entkoppelt, das Risiko (wie z.B. Ernteausfälle) wird von den Produzent_innen und den Mitgliedern der Initiative gemein- sam getragen. Einkaufsgemeinschaften, die sogenannten Foodcoops, beruhen auf dem ehrenamtlichen Engagement ihrer Mitglieder und versuchen, ein existenzsicherndes Einkommen für die Produzent_in- nen zu garantieren. In vielen derartigen Initiativen werden Überschüs- se gemeinsam verarbeitet und unter denen verteilt, die sie brauchen. Um Teilhabe und Inklusion aller zu ermöglichen, werden Preise solidarisch gestaltet, Mitgliedsbeiträge gestaffelt oder die Initiativen funktionieren überhaupt nach dem Prinzip „Jede_r gibt, was sie_er 130 kann (und nimmt, was sie_er braucht)“. Auf Vertrauen und gegensei- tiger Beratung basierende gemeinschaftliche Zertifizierungssysteme (Participatory Guarantee Systems, PGS2) ersetzen staatliche Kont- rolle, kreative Direktvermarktungskonzepte wie z.B. Anteilsmodelle („Schafaktien“3, Tierpatenschaften, „Käse statt Zinsen“4, Quadrat- meterkauf5) gewährleisten die Existenz auch kleiner Betriebe und beziehen die Konsumierenden in die Verantwortung mit ein. Um den Wettlauf um Grund und Boden zu unterbrechen und den Zugang zu Land für all jene, die es bewirtschaften wollen, zu ermöglichen, werden Modelle entwickelt, die Land dem kapitalisti- schen Verwertungskreislauf entziehen und gemeinschaftliche Nut- zungsformen (Commons) befördern. Um den Zugang zu Ressourcen zu gewährleisten und alternative Modelle der sozialen Organisation zu

erproben, werden unter anderem Pflanzen- und Saatguttauschmärk- te organisiert, interkulturelle Gärten und Volxküchen gegründet, alzer Gemeinschaftshöfe und Kooperationen von Bäuerinnen und Bauern S

i aufgebaut, gemeinschaftliche Pflanzaktionen und Landbesetzungen m r

I durchgeführt, etc. I r m i S alzer

Durch die Ermöglichung emanzipatorischer Prozesse sollen Bürger_innen dazu befähigt werden, gleichberechtigt und aktiv an der Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen des Agrar- und Ernährungssystems teilhaben zu können. Basisorientierte politische Bildungsarbeit, gemeinsames Lernen und kollektives politisches Handeln sowie alternative Bildungsnetzwerke sorgen für Wissenswei- tergabe „auf Augenhöhe“ und schaffen Begegnungsräume für alle Beteiligten des Agrar- und Lebensmittelsystems. Trotz ihres Erfindungsreichtums, ihres Engagements und ihrer wachsenden Zahl sind die Initiativen und Bewegungen für Ernäh- rungssouveränität noch nicht in der Lage, dem kapitalistischen Agrar- und Ernährungssystem und seinen Exklusions- und Repressionsme- chanismen Einhalt zu gebieten. Voneinander zu lernen, Erfahrungen verfügbar zu machen, Austausch zu praktizieren, Solidarität und Mut, Einsatzbereitschaft und Kreativität zu zeigen – das sind wesentliche 131

Anforderungen für eine Bewegung, die sich nicht nur „gutes Essen“, sondern „gutes Leben für alle“ zum Ziel gesetzt hat. Oder, wie es die Teilnehmer_innen des ersten europäischen Forums für Ernährungs- souveränität „Nyéléni Europa 2011“ in Krems formulierten: „Wir sind davon überzeugt, dass Ernährungssouveränität nicht nur ein Schritt hin zur Veränderung unserer Lebensmittel- und Agrarsysteme ist, sondern auch ein erster Schritt hin zu einem breiteren Wandel unserer Gesellschaften“ (Deklaration von Nyéléni Europa, August 20116). Kreativität und

1 CSA= Community Supported Agriculture, Online URL: www.solidarische-landwirtschaft.org/ (Stand: 01.09.2016).

2 Online URL: http://www.ifoam.bio/en/organic-policy-guarantee/participatory-guarantee-systems-pgs

(Stand: 01.09.2016).

3 Online URL: http://bioschaf.at/schaf-aktie/ (Stand: 01.09.2016). W

4 Online URL: http://kaslabn.at/ (Stand: 01.09.2016). elternährun

5 Online URL: http://www.labonca.at/genussscheine/ (Stand: 01.09.2016).

6 Online URL: http://www.nyelenieurope.net/publications/nyeleni-europe-declaration-2011 (Stand: 01.09.2016). g Rainer rosegger 132 Cradle-to-Cradle-design — RainerRosegger Kreative Konzepte für eineKreislaufwirtschaft dafür einAnsatz mikroökonomischer auf Ebene. Ressourcenverbrauch entkoppeln? DasCradle-to-Cradle-Konzept ist wirtschaft getragensind?WielässtsichProduktionund Konsum vom modelle entwickeln, diekonsequent vom Gedanken einerKreislauf- Rohstoffe. EinSystem mitAblaufdatum. WielassensichWirtschafts- größer werdenden Verbrauch weltweit begrenzterRessourcen und Das kontinuierliche Wirtschaftswachstum führt auchzueinemimmer Cradle-Design Cradle-to- Rainer Rosegger 133 Cradle-to-cradle-design osegger R ainer R Designer Tammo Trantow. Darüber Trantow. Designer Tammo an der als Dozent hinaus Tätigkeit Graz und Karl-Franzens-Universität an der TU Graz. Seit 2006 auch Mitglied des ESF COST Programms Arena“. „Urban Knowledge Foto © ohnbau, Architektur, ohnbau, Architektur, - Der Soziologe Mag. Rainer Roseg geboren 1975, ist seit 1998 in den ger, Bereichen W mit und Regionalentwicklung Stadt- Zugängen und unterschiedlichen und Berater als Forscher Ansätzen 2006mit seiner Firma SCAN tätig. Gründung der Netzwerkagentur „Pilotprojekt” gemeinsam mit dem und dem Georg Leitner Techniker Mit dem Konzept von Cradle-to-Cradle-Design (von der Wiege der Wiege Cradle-to-Cradle-Design (von von Mit dem Konzept zur Wiege) wird ein neuer Ansatz des Produzierens und Konsumierens Konsumierens des Produzierens und Ansatz zur Wiege) wird ein neuer und Gesundheitsbe- Umwelt- dem Hintergrund zunehmender vor definiert. einer steigenden Ressourcenknappheit lastungen sowie einer Ansatz vorherrschenden System Entgegen dem in unserem und problematische schädliche Versuch also dem Effizienzsteigerung, Cradle-to-Cradle-Design das Ziel, Pro- Einflüsse zu reduzieren, hat wirksame Faktoren so zu gestalten, dass negativ dukte und Prozesse Pro- der Nutzung von Wirkungen bei und positive eliminiert werden, der Kreislaufwirt- der Ansatz dukten entstehen. Der Schlüssel dazu ist Produktionsver- Die Technologien. auf Grundlage innovativer schaft der Produkte werden der Gebrauch und die Wiederverwertung fahren, der Rohstoffe Qualität nach diesem Modell so gestaltet, dass die gibt in erhalten bleibt. Das bedeutet: Es über mehrere Lebenszyklen Die Alles wird zum Nährstoff: mehr. Abfall keinen diesem System ) (Metabolismen in definierten Kreisläufen werden richtigen Materialien neu eingesetzt. zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort utor A er D n g radle-desi C radle-to-

Cradle-to-Cradle-Design unterscheidet sich damit wesentlich vom herkömmlichen Recycling: Von Beginn an werden Materialien ausgewählt und Produkte gestaltet, um eine bestmögliche Kreis- laufführung zu ermöglichen. Michael Braungart, Mitbegründer dieses Konzepts, spricht in diesem Zusammenhang von der nächsten industriellen Revolution. So ergibt sich die Möglichkeit, ökologisch intelligente Produkte zu erschaffen, durch die Wiederverwertung von Rohstoffen in Zeiten steigender Preise ökonomisch positive Effekte zu erzielen, und im Produktions- und Konsumtionsprozess sozia- le Verantwortung neu zu definieren. Dabei spiegelt sich die Natur als Vorbild in der Entwicklung eines Cradle-to-Cradle Produktes: C Blühende Bäume im Frühling sind nur scheinbar Verschwendung. Aus 134 wenigen Blüten entstehen neue Bäume. Alle Blüten, die nicht der Vermehrung dienen, fallen zu Boden und werden zu Nährstoffen für andere Organismen. Im Cradle-to-Cradle-Design werden Produkte in zwei unter- schiedlichen Kreisläufen geführt. Verbrauchsgüter (Naturfasern, Kos- metikprodukte, Waschmittel u. ä.) werden so konzipiert, dass sie im biologischen Kreislauf immer wieder verwendet werden können. Dazu werden sie zu biologischen Nährstoffen zersetzt und fördern biolo- gische Systeme wie zum Beispiel Pflanzenwachstum. Die nachwach- senden Rohstoffe und Substanzen sind dann wiederum Basis für neue Produkte. Im technischen Kreislauf werden Gebrauchsgüter (Fernseh- geräte, Autos, synthetische Fasern etc.) nach Erfüllung ihrer Funktion zu sogenannten technischen Nährstoffen zerlegt und ermöglichen die er

gg Produktion neuer Gebrauchsgüter. Auch Fragen des Konsums werden neu definiert: Die Benutzer_innen/Verbraucher_innen nehmen nur noch die entsprechende Dienstleistung, zum Beispiel Fernsehemp- fang, in Anspruch. Die Materialien werden über Rücknahme- und ainer rose

R Cyclingsysteme weiter im technischen Kreislauf behalten. R ainer R ose gg er

Der Kreativwirtschaft und dem Design kommt in diesem Zu- sammenhang eine neue Bedeutung zu. Über die Fragen von Ästhetik und Funktionalität bekommt Design die entscheidende Rolle als Motor für einen positiven Wandel der Veränderung. Produkte sind so zu gestalten, dass sie bestmöglich in einem der beiden Kreisläufe geführt werden können, und Materialien sind unter der Prämisse der Wiederverwendung zu wählen. Auch im Bereich der Material- wissenschaften und -forschung sind hierbei große Potenziale für Innovationen gegeben. Darüber hinaus liegt ein großes Potenzial in der Innovation effektiver Wege, um Produktnutzen und Dienstleis- tungen neu zu definieren. So wird beispielsweise die Mobilität der Zukunft nicht lediglich auf der Reduktion schädlicher Emissionen 135 bisheriger Systeme basieren. Vielmehr geht es um die Frage, wie wir C den Mobilitätserfordernissen einer zunehmend flexibleren Gesell- schaft bestmöglich gerecht werden, den Nutzen für die Einzelnen maximieren und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft generieren. Designerinnen und Designer werden in Zukunft vielmehr als Berater_innen fungieren, Unternehmen im Zuge von Veränderungsprozessen unterstützen und systemisches Denken in den unterschiedlichen Disziplinen und über gesamte Produktions- und Wertschöpfungsketten implementieren.

Aktuell werden Prototypen für das Vorarlberger Traditionsun- radle-to-cradle-desi ternehmen Wolford im Textil-Luxussegment entwickelt. Dafür wur- den 14 Zulieferbetriebe in das Forschungskonsortium integriert, was rund ein Achtel der gesamten Vorarlberger Textilbranche, gemessen an den Beschäftigten, entspricht. Dies zeigt auch die Notwendigkeit von Kooperationen über einzelne Branchen hinaus. Die Zukunft kann nur gemeinsam gestaltet werden. g n n g radle-desi C radle-to-

Mit der Wachstumsstrategien „Europe 2020“ wurde auch von der Europäischen Kommission und dem Europäischen Rat ein klares Bekenntnis für die Förderung der Kreislaufwirtschaft Circular Economy gesetzt. Mit dem EU-Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft aus dem Jahr 2015 wurden eindeutige Ziele und Umsetzungsstrategien definiert. Neben den positiven Auswirkungen für die Umwelt wird dabei auf das Potenzial für neues nachhaltiges Wachstum und die Förderung von Innovation und Forschung verwiesen. Mit dem Ansatz von Cradle-to-Cradle-Design ist es möglich, den notwendigen Paradigmenwechsel in unserer Gesellschaft zu gestalten und eine positive Standortentwicklung zu betreiben. Gerade junge Menschen sind auf der Suche nach neuen Antworten und C Wegen im Umgang mit den gegenwärtigen umfassenden Krisen in

136 unserem System. Die ledigliche Orientierung an Effizienzsteigerungen mittels linearer Denkansätze wird an technische, gesellschaftliche und ökologische Grenzen stoßen. Die „Cradle to Grave“-Mentalität (von der Wiege zur Bahre) ist ein Auslaufmodell. Vielmehr braucht es neue effektive Ansätze basierend auf einem umfassenden systemi- schen Denken. Diese neuen Ansätze müssen in unser Bildungssystem integriert werden und gerade in der Ausbildung von Designer_innen, Architekt_innen, Techniker_innen ist es wichtig, diese neuen innova- tiven Wege zu beschreiten, und mit dem Talent und Wissen junger Menschen an der Veränderung unserer Gesellschaft zu arbeiten. In Anbetracht der gegebenen Herausforderungen bleibt uns nicht mehr viel Zeit für diese Veränderung. Aber gerade am Standort Österreich

ist ein großes Potenzial vorhanden, unsere Zukunft positiv zu gestalten. er gg ainer rose R Rainer Rosegger 137 Cradle-to-cradle-design 4. Kreativität & Wirtschaft More than money: Kreativität und sinnstiftendes wirtschaftliches Handeln „Solange kein Geld im Spiel ist, zählen andere Währungen.“

– Eric Poettschacher t! f

Hip, hip, hurra: ip, hip, hurra: Kreativwirtscha H Kreativwirtschaft!

Kreativwirtschaftspolitik auf der Sinnsuche — Eric Poettschacher im Interview mit Hansjürgen Schmölzer

140

Kreativwirtschaft ist hip. Die damit verbundenen Hoffnungen sind groß. Es sollen viele neue Arbeitsplätze in diesem Segment ent- stehen, dafür gibt es auch unzählige Förderungen. Meist mit dem Ziel verbunden, dass sich aus innovativen Start-up-Ideen industriell

skalierbare business-as-usual-Konzepte entwickeln lassen. Aber stehen diese wirtschaftspolitischen Hoffnungen überhaupt im Einklang mit den Wertewelten und der sozialen Realität dieser sogenannten Kreativen? Eric Poettschacher stellt den vorherrschenden wirtschafts- oettschacher politischen Paradigmen völlig andere Blickwinkel auf die Kreativen P gegenüber, die einen weit über die wirtschaftliche Dimension hinaus- ric

E gehenden „Mehrwert“ für die Gesellschaft hervorbringen können. eric P oettschacher

Sie sind jetzt seit vielen Jahren als Berater im Bereich der Kreativ- wirtschaft tätig. Kann dieser Sektor tatsächlich die wirtschaftspolitischen Hoffnungen einlösen, die an ihn gestellt werden? Ich stehe dem Hype um die Kreativwirtschaft und den damit verknüpften Erwartungen mittlerweile sehr distanziert gegenüber. Wenn man genauer hinsieht, sind die Hoffnungen der Förderpolitik, die ökologischen Realitäten und die Wunschvorstellungen vieler Kreativer nicht unbedingt kompatibel. Von Seiten der Politik besteht natürlich die Hoffnung, mittels Kreativwirtschaft einen Beschäftigungseffekt zu erzielen und Wirt- schaftsstandorte aufzuwerten. Viele schielen derzeit auf das Silicon Valley und sagen sich: Das wollen wir auch haben. Sexy Start-ups, die

mit ihren Produkten einen globalen Markt erobern. 141

Dieses Ansinnen entspricht einem industriellen Paradigma, das heute mehr denn je in die Kritik gerät. In dieser Logik braucht es skalierbare Ideen, um damit so schnell wie möglich wachsen zu können. Bigger is better. Das alles passiert unter der Annahme, dass unendliches Wachstum möglich ist und es keine Ressourcengrenzen H ip, hip, hurra: Kreativwirtscha

Über den Gesprächspartner

Eric Poettschacher arbeitet seit Programm in London eingesetzt. 1994 als selbständiger Kommunika- Seine Ausbildung für systemi- tions- und Organisationsberater mit sche Organisationsentwicklung Schwerpunkt Kultur- und Kreativ- absolvierte er bei der Beratergruppe wirtschaft sowie Wissensökonomie. Neuwaldegg. Von 2013 bis 2016 Das von ihm entwickelte Bera- war er geschäftsführender Gesell- tungsmodell „Money & Meaning“ schafter von Shapeshifters, einem wurde u.a. von NESTA (National En- weltweiten Korrespondenten- Netz- f

dowment for Science, Technology werk für die Creative Industries. t! and Arts) für das Creative Pioneer Foto © Eric Poettschacher t! f

gibt. Das war vielleicht mal so zu Zeiten von Adam Smith, aber heute stellen sich die Bedingungen des Wirtschaftens anders dar. Wenn man sie denn sehen will. ip, hip, hurra: Kreativwirtscha Aber kommen wir zurück zu den Kreativen. Tech-Firmen hatten H es natürlich leicht zum Synonym für Kreativität und Innovation zu werden. Sie lassen sich am einfachsten standardisieren und skalie- ren. Ich kann mich noch an einen Venture Capitalist im Silicon Valley erinnern, der diese Vorstellung bei einer Präsentation schön auf den Punkt brachte. Er wollte ausschließlich über Innovationen reden, die sich per Knopfdruck millionenfach vervielfältigen lassen. Und dann fügte er hinzu: Bitte nichts mit Menschen. Menschen haben Launen, werden krank und sind unberechenbar. Diese Art zu denken repräsentiert aber nur einen kleinen Ausschnitt eines Sektors, den wir

142 heute pauschal Kreativwirtschaft nennen. Während Tech-Start-ups heute zwar die größte Aufmerksamkeit genießen, gibt es doch ganz andere – und meines Erachtens zeitgemäßere – Business-Modelle, die nicht auf rigides Wachstum ohne Maß und Ziel setzen, und gerade deswegen erfolgreich sind. Diese Firmen agieren bewusst langsamer und nachhaltiger. Mal wachsen sie, dann verkleinern sie sich wieder. Damit sind sie aber nicht mehr die Job- und Wachstumsmaschine, wie sie die Wirtschaftspolitik gerne hätte. Dort sucht man noch immer nach dem Geheimrezept, wie man Einhörner am Fließband erzeugt. Deswegen kann ich dieser Hip, hip, hurra-Stimmung und der Propaganda, die immerwährend betont, dass die Kreativwirtschaft unsere größte Zukunftschance ist, wenig abgewinnen. Sprechen wir hier von nachhaltig innovativen Business-Modellen, die es dringend braucht, weil business-as-usual keine Zukunft hat? Oder geht es um mehr vom selben – verpackt als ästhetischer und nachhaltiger Konsu-

oettschacher merismus –, so dass alles so weitergehen kann wie bisher? P ric E eric P oettschacher

Aber es entstehen ja auch tatsächlich neue Arbeitsplätze in diesem Bereich. Das ist richtig. Die Beschäftigung steigt nachweislich. Aber die Monitoring-Reports zeigen auch, dass in diesem Sektor oftmals gleichzeitig die Bruttoumsätze und die Bruttowertschöpfung pro Erwerbstätigen sinken. Mehr Menschen erwirtschaften und verdienen weniger. Da stehen sich Euphorie und Fakten diametral gegenüber. In der gegenwärtigen Goldgräber-Stimmung kann man kaum darüber sprechen, ohne dass man sofort zum Spielverderber wird.

Trotzdem zieht es im Augenblick unheimlich viele Menschen in dieses Segment.

Na klar. Dieser Sektor wird sehr attraktiv dargestellt. Unter- 143 schiedliche Altersgruppen verbinden unterschiedliche Erwartungen damit. Die Einen wollen aus ihren alten Organisationen ausbrechen und sich neu erfinden. Andere sehen in der Kreativwirtschaft wieder- um ein Mekka der beruflichen Erfüllung. Und dafür sind sie dann auch bereit, Selbstausbeutung zu betreiben. Die Burn-Out-Rate im Gaming H ist erschreckend hoch, da kommen selbst Manager aus der Old Eco- ip, hip, hurra: Kreativwirtscha nomy nicht ran.

Im Augenblick scheint man auch bereit dafür zu sein, einiges an Fördergeldern in diesen Bereich zu investieren. Das ist garantiert so. Zwischen Ecuador und Sibirien gibt es kaum mehr einen Standort, der nicht über Creative Industries Cluster verfügt. Viele Projekte werden inzwischen unter dem Blickwinkel ent- wickelt: Bekomme ich dafür auch eine Förderung? Ja, es wird wahr- scheinlich mehr gefördert denn je. Ich würde gerne mal Zahlen und Fakten sehen, was aus den geförderten Projekten fünf Jahre später

geworden ist. Diese Statistiken tauchen aber kaum auf. f t! t! f

ip, hip, hurra: Kreativwirtscha Haben wir die falschen Förderprogramme? H Das kann und will ich so pauschal nicht beantworten. Ich kann nur sagen, dass ich inzwischen einen großen Unterschied mache zwischen Innovationen, die einfach nur neue Produkte auf den Markt bringen, und solchen, die Menschen oder ganze Märkte dazu bringen, über Konsum und Lebensstile nachzudenken.

Was können Kreative Substanzielles für die Gesellschaft leisten? Kreative entwerfen nicht nur Produkte, sie entscheiden auch

über Materialien, Vertriebswege und die Botschaften, die ein Produkt

144 in die Welt sendet. Sie bestimmen mit ihrer Arbeit, welche Lebens- stile cool sind und welche nicht. Insofern können sie nicht nur mit ihren Produkten, sondern auch mit ihrem Verhalten – insbesondere Entscheidungsverhalten – ein Rollenmodell für andere Branchen und Sektoren sein. Dafür reicht es aber nicht, den schönen Oberflä- chenschein zu wahren und irgendwelche Stereotypen zu bedienen. Es braucht Kreative, die ihr eigenes Dilemma im Spannungsfeld zwischen Money & Meaning öffentlich machen und vermitteln, was es wirklich in der Praxis bedeutet, den eigenen Werten treu zu bleiben und trotzdem beruflich erfolgreich zu sein. Ich behaupte jetzt mal, dass das fast jede berufstätige Person in der einen oder anderen Form

beschäftigt. Hier können wir von der Kreativwirtschaft viel lernen, weil es dort eben nicht immer nur um Profitmaximierung geht. Dort entsteht jeden Tag wertvolles soziales Kapital, das lässt sich nur nicht sofort in monetäre Werte umwandeln. Kreative sind Experten wenn es darum geht, die business-NOT-as-usual-Praxis zu erforschen. Ich oettschacher P arbeite jetzt seit mehr als 22 Jahren in der Kreativwirtschaft, das ist

ric der faszinierendste Aspekt daran. E eric P oettschacher

Können Sie Beispiele für solche Business-not-as-usual-Modelle nennen? Nehmen Sie zum Beispiel Patagonia. Die machen vor allem Outdoorbekleidung. Aber statt ausschließlich darauf zu setzen, dass ihre Kunden möglichst rasch und möglichst oft wieder neue Pro- dukte von ihnen kaufen, bieten sie an, das Stück, auch wenn man es bereits länger getragen hat, im Bedarfsfall nochmals zu reparieren. Das erzeugt natürlich eine ganz andere Beziehung zwischen dem Unternehmen und seinen Kunden. Deren Kunden sind bereit, für nachhaltige Qualität mehr zu bezahlen. Während andere Modefirmen ihre Wertschöpfung im Fast Fashion-Modus generieren, also laufend 145

neue Billigteile bringen, die alte ersetzen sollen, macht Patagonia genau das Gegenteil. Das führt zu Einstellungsveränderungen und zu Nachahmern. Aber es gibt so viele interessante Marktexperimente: Der Supermarkt ohne Verpackung zum Beispiel oder Food Courts, die den ökologischen Fußabdruck und den Transportweg von Obst und H

Gemüse beim Einkauf visualisieren. Aufgrund der Marktmacht der ip, hip, hurra: Kreativwirtscha großen Ketten können solche Konzepte natürlich im Moment nur Anreize schaffen. Aber diese Konzepte greifen eminent wichtige Fra- gen der nachhaltigen Neugestaltung unserer Wirtschaft auf. Kreative sind gut im Gestalten von Lifestyles. Hier könnten Förderungen dabei helfen, alternative Lebensstile auf den Weg zu bringen – auch wenn der Mainstream das nicht will.

Bisher gilt aber hauptsächlich: Wirtschaftlicher Erfolg ist cool. Ich kenne etliche Leute aus der Kreativwirtschaft, die sehen ih- ren Erfolg sehr differenziert. Ein erfolgreicher Start-up-Unternehmer in Berlin, der inzwischen mehrere hundert Mitarbeiter hat, hat mir f einmal gesagt: „Ich wollte das gar nicht. Ich wollte nie so groß wer- t! t! f

den. Mittlerweile bin ich nur mehr der Sachbearbeiter meines eigenen Unternehmens. Darum ist es mir aber gar nie gegangen.“ Dahinter steht natürlich ein viel substantielleres Thema als die vordergründige ip, hip, hurra: Kreativwirtscha Fragestellung, ob ich mit meiner Idee einen wirtschaftlichen Erfolg H generieren kann. Es geht darum, ob das eigene Unternehmen so ge- wachsen ist, wie man es selbst wollte oder so wie andere es für mich wollten. Es gibt Leute, die machen ein paar Flaschen hervorragenden Grünen Veltliner im Jahr. Und mehr wollen sie auch nicht erzeugen. Obwohl sie viel mehr davon verkaufen könnten. Die brauchen auch meist keine Förderungen. Solche Menschen haben ihre Ziele ganz klar vor Augen.

Das führt natürlich auch zu der Grundsatzfrage: Wie verbindet

146 sich denn Geld überhaupt mit Sinn? Sie haben sich im Zuge ihrer Arbeit für das von Ihnen gemeinsam mit einer Investorin aus Boston gegründete Unternehmen shapeshifters ja mehrere Jahre intensiv mit dieser Frage beschäftigt. Ich habe mit ihr gemeinsam eine GmbH gegründet. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, was ihre Motivation als Business Angel war – neben den rein monetären Interessen. Erst viel später ist mir klar geworden, dass es unendlich viele Motivationsfaktoren für ein Investment geben kann und dass es nicht nur einen monetä- ren return-on-investment, sondern auch einen return-on-meaning gibt. Seither beschäftigt mich die Frage, aus welchen Gründen Personen in Kreative investieren. Und da gibt es viele interessante Beispiele. Vor Kurzem habe ich ein Künstlerkollektiv bestehend aus 30 Personen kennengelernt. Was deren Arbeitsweise betrifft, bilden die eine radi- kale Antithese zu jedem strukturierten Innovationsprozess, sie folgen

oettschacher ausschließlich ihrer Leidenschaft und suchen Wege und Umsetzungs- P ric E eric P oettschacher

möglichkeiten, die sich quasi von selbst ergeben. Wahrscheinlich hat genau deswegen ein weltbekannter Autor und Produzent in sie investiert, er teilt ihre Leidenschaft.

Es stellt sich aber gleichzeitig auch die Frage: Welche Auswirkungen hat das auf das Kollektiv selbst, wenn plötzlich so viel Geld auf dem Tisch liegt? Kann nicht gerade das viele Geld auch die Kreativität dieses Kollek- tivs wieder zerstören. Da sprechen Sie jetzt natürlich den Organisationsentwickler in mir an. Ja, das stimmt. Solange kein Geld im Spiel ist, zählen andere Währungen. Was hier getauscht und vermehrt wird, ist soziales Ka- pital innerhalb der Gruppe. Das verändert sich sofort, sobald outside investment in dieses soziale System eingebracht wird. Das mündet in 147 sehr interessante Prozesse. Dann tauchen plötzlich Fragen auf, die vorher keine Rolle gespielt haben: Was ist meine Arbeit hier eigent- lich wert? Was ist der Wechselkurs zwischen dem eingebrachten Sozialkapital und dem finanziellen Kapital? H

Und wer bekommt wieviel? Sind Geld und Kreativität eigentlich ip, hip, hurra: Kreativwirtscha natürliche Feinde? Gute Frage. f t! doris rothauer 148 kunstbasierte kreative lösungen zu entfalten. wird, uminnovative Lösungen zufinden,und vorhandene Potenziale sungskompetenz, dieauchinderWirtschaft zunehmendwichtiger eigenen Wege. Wesentlich dafür istdieKreativität, eineProblemlö- Die Kunstgehtabseitsgewohnter Denkpfade immerschonihre — DorisRothauer Neue Synergien zwischenzwei Welten Wirtschaft Lösungen für die Kunstbasierte kreative doris rothauer 149 kunstbasierte kreative lösungen - ft“. on Kreativität, Ökonomie und Ökonomie on Kreativität, v ihr Social Impact. Jüngst erschien Der Schlüs neues Buch „Kreativität. Foto © Katharina Gossow sel für eine neue Wirtschaft und eine neue Wirtschaft sel für Gesellscha

- - - tivwirtschaftsbereich sowie tivwirtschaftsbereich Doris Rothauer ist Kulturmanagerin, Doris Rothauer Autorin und ausgebildete systemi Nach langjähriger sche Beraterin. leitender Funktion im Kunstbereich FÜR gründete sie 2006 das BÜRO TRANSFER mit Fokus auf Strategie und Coaching im Kunst- beratung und Krea und Kooperati auf Vermittlungs- onsprojekten an der Schnittstelle „Design for the real world“ lautet der programmatische Titel Titel lautet der programmatische the real world“ „Design for steckt, ist die als Verweis im Titel interessanterweise Was jenes Buches, mit dem der visionäre österreichische Designer und der visionäre österreichische Designer jenes Buches, mit dem maß- das heutige Designverständnis Victor Papanek Theoretiker Papanek erkannte bereits in den 1960er-Jahren geblich veränderte. jegliche Design, wonach von Kontextes die Bedeutung des sozialen und ökonomische gesellschaftliche, Gestaltung entsprechende nach sich zieht (Papanek 1984). In seiner Konsequenzen ökologische Umgang mit er einen bewussteren forderte legendären Streitschrift einer Zeit, in der der Glaube an ein ein. Zu dieser Verantwortung einen ungeheuren Wirtschaftsaufschwung ungehemmtes Wachstum zunächst weitgehend ermöglichte, blieb seine Mission allerdings unverstanden. zu tun Welt nichts mit der realen dass Design offensichtlich Tatsache, und Entwicklungsgeschichte, die in den letz- Eine Auffassung hat. Hier die ten 200 Jahren auf die Kunst im besonderen Maße zutrifft: der Wirtschaft das maßgeblich von Ein Leben, Kunst, dort das Leben. dominiert wird. utorin A ie D en g reative lösun k

Als angewandte Kunstdisziplin ist Design heute ein ganz wich- tiger Teil der Gesellschaft und Wirtschaft, ebenso wie die meisten Kreativdisziplinen, die gegenwärtig unter dem Dachbegriff der Krea- tivwirtschaft firmieren. Sie tragen wesentlich zu unserer Innovations- unstbasierte k fähigkeit bei – auch im Sinne der Generierung sozialer Innovationen. Demgegenüber ist die Rolle der Kunst im realen Leben noch immer sehr traditionell auf eine elitäre Unterhaltungs- und Repräsentati- onsfunktion beschränkt, trotz Erweiterungen des Kunstbegriffes und interventionistischer Praktiken. Kunst und Wirtschaft sind vielfach nach wie vor zwei getrennte, um nicht zu sagen gegensätzliche Wel- ten. Warum das so ist? Dafür mag eine einfache Erklärung dienen: Sie unterliegen grundverschiedenen Paradigmen und Werten.

Kreativität als Problemlösungskonzept Unsere Wirtschaft und Arbeitsgesellschaft war im 20. Jahrhun- 150 dert von Wachstum und Messbarkeit geprägt. Demgegenüber steht das Paradigma der Kreativität im Zentrum der Kunst – etwas nicht Erfassbares, Messbares. Diese scheinbaren Gegensätze lassen sich heute aber in einem anderen Licht betrachten. Denn was uns einen noch nie dagewesenen Entwicklungs- und Wohlstand in den Indus- trieländern gebracht hat, wird zunehmend hinterfragt: Auf wessen Kosten und mit welchen Konsequenzen können wir weiterhin die Produktivität erhöhen, dem Leistungsdruck folgen, die Ressourcen ausbeuten? Während die Paradigmen der Industriegesellschaft auf eine Ressourcenausbeutung hinauslaufen, steht Kreativität für eine Potenzialentfaltung. Aus der Neurologie wissen wir heute, dass Kreativität unter

anderem das Bewegen in Spannungsfeldern bedeutet. Kreativität ist eine Problemlösungskompetenz, die vom Perspektivenwechsel lebt, vom freien Denken, das sich nicht an gewohnten Denkpfaden orientiert, von der Fähigkeit und Offenheit, unser Wissen immer wieder neu zu verknüpfen, statt es routinemäßig zu wiederholen

doris rothauer und abzuspeichern. doris rothauer

Und genau das brauchen wir heute. Warum? Weil business as usual nicht mehr funktioniert. Wir erleben den Zusammenbruch eingefahrener Strukturen, Systeme und Mechanismen tagtäglich, im Kleinen wie im Großen. Der Umgang damit sowie der Aufbau alter- nativer Modelle erfordert neue Denk- und Handlungsweisen, die noch nicht erprobt sind. Künstler und Kreativschaffende leben und arbeiten ständig im Spannungsfeld von Chaos und Ordnung, Fantasie und Realität, Improvisation und Perfektion. Was wir heute über die Möglichkeiten zur Förderung unserer individuellen Kreativität wissen, tun Künstler und Kreativschaffende selbstverständlich: Ablenkungen nachgehen, Gedankenspiele zulassen, Ort und Perspektive wechseln, sich in unbekannte Bereiche vorwagen, von Konventionen und Erwartungen loslösen, ungewöhnliche Fragen stellen, scheinbar Irrelevantes in Betracht ziehen. Aber auch Rituale und formale Vorgaben, enorme 151

Disziplin und Hartnäckigkeit, Streben nach höchster Perfektion gehö- ren zum Repertoire. In diesem Sinne können wir Kunst und Kreativschaffen als Lern- felder betrachten. Lernfelder, die auch in der Wirtschaft Sinn machen. Was können Unternehmen von Künstlern lernen, um mit der stei- genden Unsicherheit und Komplexität sowie dem Innovationsdruck umzugehen? Das Gleiche gilt auf persönlicher Ebene. Wir müssen k unstbasierte zunehmend lernen, aus Unsicherheiten heraus zu improvisieren, mit dem gleich hohen Anspruch wie unter perfekten Rahmenbedingun- gen. Übertragen auf das „reale“ Leben geht es um kurzfristige, rasche Entscheidungen und Problemlösungen, die nicht abgesichert sind, die

nicht vorbereitet, nicht lange geplant werden können. k reative lösun

Methoden, um künstlerisches Denken und Handeln in der Wirtschaft zu verankern Unter dem Begriff arts-based learning, ein zunächst in der

Pädagogik entwickeltes Instrument zur Förderung der Lernfähigkeit g en mittels künstlerischer Erfahrung, versucht man künstlerisches Denken en g reative lösun k

und Handeln beispielsweise auf Führungskräftetrainings und Organi- sationsentwicklungsprozesse anzuwenden. Ausgehend von den USA unstbasierte k und Großbritannien hat sich dazu seit rund 15 Jahren eine neue künst- lerische Interventionspraxis vor allem in der darstellenden Kunst und der Musik entwickelt: Arts-in-Business (vgl. u.a. Seifter/Buswick 2005; Darso 2004; Biehl-Missal 2011). Vom Prozess der Komposition über die Virtuosität am Instrument bis zum Zusammenspiel in einer Band oder im Orchester reichen die Übertragungsthemen auf die Anforderungen und Prozesse in einem Unternehmen. Der Management-Theoretiker Peter Drucker, ein weiterer österreichischer Visionär in seiner Diszip- lin, hat bereits Ende der 1980er-Jahre das Orchester als Organisations- modell der Zukunft beschrieben (Drucker 1988). Artful Organizations nennt die dänische Innovationsforscherin

152 Lotte Darso Unternehmen, die künstlerische Kreativität als Energie- und Inspirationsquelle aufnehmen. Wo das Erleben dieser Kreativität einen Bewusstseinswandel bewirkt, der sich auf die gesamte Organi- sation auswirkt, auf die Art und Weise wie das Potenzial der Mitar- beiter entfaltet wird ebenso wie auf den Umgang mit Kunden und Stakeholdern (Darso 2014). Der in der Designdisziplin entwickelte methodische Ansatz für kreative Problemlösungsprozesse, das Design Thinking – ein iterativer Prozess, der analytisches Denken mit emotionalen Erfahrungen und kollaborativen Kreativitätstechniken verbindet – findet heute welt- weit Anwendung in der Wirtschaft, speziell bei Innovationsprozessen. Artful könnte, analog zum Design Thinking, ein neuer Zugang

sein, als mind set, das sich an künstlerischer Kreativität orientiert: „(...) connect the mind with the body, heart, and spirit. This is what we need in organizations.” (Darso in: Rothauer 2016, 68). Die Anwen- dungsbereiche, die sich daraus ergeben, reichen von creative leader- ship und Teamentwicklung über neue holakratische Organisationsfor-

doris rothauer men bis hin zu systemverändernden Geschäftsmodellinnovationen. doris rothauer

Kunst hat in all ihrer Radikalität Modellcharakter, weil sie uns aufzeigt, wie weit Kreativität gehen kann – ausgehend von einem grundlegenden Vermögen jedes einzelnen Menschen. Deswegen ist es so wichtig, sich mit Kunst auseinanderzusetzen, über Kunst zu lernen. Indem wir uns mit den künstlerischer Arbeit zugrunde liegenden Wer- ten und Haltungen, Strategien und Methoden auseinandersetzen, ler- nen wir Denk- und Handlungsweisen kennen, die Anknüpfungspunkte zur Lösung unserer Probleme – auch in der Wirtschaft – liefern können. Die Zeit ist reif für eine Neubewertung und Verortung künst- lerisch-kreativen Schaffens. Gerade Österreich hat hier ein enormes Potenzial für diese Form der arts-based innovation, wie ich es nenne: Mit seinen hidden champions in der Industrie, die in Nischenmärkten

Weltmarktführer sind, mit seinen Traditionsunternehmen, die den 153

Spagat zwischen Tradition und Innovation meistern, mit seiner neuen Generation an innovativen Jungunternehmern ebenso wie mit seiner reichen Kunst- und Kreativszene, die bekannt ist dafür, die Grenzen des Konventionellen zu sprengen.

Brigitte Biehl-Missal: Wirtschaftsästhetik. Wie Unternehmen die Kunst als Inspiration und Werkzeug nutzen.

Wiesbaden: Gabler 2011. k unstbasierte Lotte Darso: Artful Creation. Learning-Tales of Arts-in-Business. Frederiksberg: Samfundslitteratur 2004.

Lotte Darso: The Artful Organization. Potentiating Business – Revitalizing Organizations. Paper for the 7th Art and Organization Conference in Kopenhagen 2014.

Peter Drucker: The coming of the new organization. In: Harvard Business Review January Issue 1988, S. 45–53.

Victor Papanek: Design for the Real World. Human Ecology and Social Change. New York: Van Nostrand k reative lösun Reinhold 1984.

Doris Rothauer: Kreativität. Der Schlüssel für eine neue Wirtschaft und Gesellschaft. Wien: Facultas 2016.

Harvey Seifter, Ted Buswick (Hrsg.): Arts-based learning for business. Journal of Business Strategy 26 (5), Guest

Edition. Bradford: Emerald Group Publishing 2005. g en Sabine pümpel 154 die dna der kreativwirtschaft Gesellschaft von morgenseinkann. Innovationskultur, damitsiederTreibstoff für eineWirtschaft und Prozess? DieDNAderKreativwirtschaft verlangt nacheineroffenen schaffen? Welche Rahmenbedingungenbrauchtesfür einenkreativen spiel von ChaosundOrdnung,ummitHilfe von Kreativität Neueszu tioniert dasZusammenspielunterschiedlicher Systeme imWechsel- Warum sindmancheUnternehmeninnovativer alsandere?Wiefunk- — SabinePümpel a Innovationskulturen undPotenziale Kreativwirtschaft Die D N der sabine pümpel 155 die dna der kreativwirtschaft - ea tätig. Während ihresea tätig. rina Gavrich I Wirtschaftsuniversität Wien und Wirtschaftsuniversität war danach im Produktmanage Foto © Sabbaticals 2015 engagierte sie sich Sabbaticals Social Businesses in Österreich für Seit 2015 ist sie im und Südafrika. Ashoka, Visionary Programm von für Netzwerk einem internationalen Social Entrepreneurship. ment der Konzerne Kraft Foods/ Kraft ment der Konzerne Milka und Ik - ­ tivwirtschaft), tivwirtschaft), erantwortlich für den Aufbau für erantwortlich - und ver Sabine Pümpel entwickelt die ös- stärkt seit 2004 Impulse für - bis terreichische Kreativwirtschaft 2006 v bun und die Etablierung des ersten Förderprogramms (Im desweiten pulsprogramm Krea (austria seit 2008 innerhalb der aws Die gebürtige wirtschaftsservice). studierte nach Vorarlbergerin in Berkley, einjährigem Aufenthalt an der USA Handelswissenschaften arum sind manche Unternehmen innovativer als andere? innovativer arum sind manche Unternehmen . I W Warum erreichen manche Menschen, was alle anderen nicht schaf- Menschen, was alle anderen nicht erreichen manche Warum studierte und der Berater ein paar Jahren Dieser Frage ging vor fen? an der Columbia Simon Sinek, der mittlerweile Kulturanthropologe Das eine überraschende Antwort: lehrt, nach. Und fand University und Menschen, Unternehmen aller erfolgreichen Erfolgsmuster liegt darin, unterscheidet, der Welt Rest das sie vom Organisationen, und Handelns die Frage nach dem dass im Zentrum ihres Denkens ist die Motivation was wir tun? Was tun wir, steht: Warum WARUM Mit dieser simplen wir damit bewirken? was können und dahinter, unter den sich Sinek einen Platz Beobachtung und Feststellung hat with gesichert. „Start weltweit und Rednern Beratern gefragtesten Führens. Überraschend deswegen, erfolgreichen so sein Rezept why“, Orientierung ist. Während Gegenteil der vorherrschenden es das weil darauf sind, unseren Fokus zu richten, wir alle darauf konditioniert auf das WIE zu wir tun – und damit auch gleich die Antwort WAS WARUM wir das tun, in den Hintergrund finden – haben wir die Frage, utorin A ie D t f reativwirtscha k

geschoben. Im Zeitalter des industriellen Fortschritts haben wir das

die dna der WAS und WIE zum vorherrschenden Paradigma unseres Denkens und Handelns erhoben. Es sind die Grundsäulen jedes wirtschaftlichen Geschäftsmo- delles, ausgerichtet auf maximale Produktivität und Wettbewerbs- vorteil. Das führt zwar zu laufenden Verbesserungen und Optimie- rungen, aber nur indem an den kleinen Schrauben gedreht wird, und das Bestehende grundsätzlich nicht in Frage gestellt wird. In Zeiten permanenter Krisen ist das aber kein Weg zur Problemlösung, die an den Wurzeln ansetzen muss. Schauen wir auf die Kreativwirtschaft, dann ist die intrinsi- sche Motivation ein Charakteristikum, das von jeher der Motor für kreatives Schaffen war und ist. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich darin

156 ein großer Vorteil: Denn Kreative haben eine ausgeprägte Sensibilität für alles, was um sie und damit um uns herum passiert, sie gehen den Dingen an die Wurzeln, analysieren die Ursachen und nicht die Sym- ptome, betrachten Probleme von allen möglichen Perspektiven und finden im Vernetzen und Neukombinieren des Analysierten neuartige Problemlösungsansätze. Dass dabei die Frage nach dem Warum und die Identifizierung mit der eigenen Arbeit über dem Gewinnstreben steht, hat die kreativen Disziplinen lange Zeit an den Rand wirt- schaftlicher Relevanz verbannt. Erst jetzt, im Zuge des Gesellschafts- wandels, der uns die Grenzen einer auf steter Produktivitätssteige- rung und damit verbundener Ressourcenausbeutung aufbauenden Wirtschaft aufzeigt, können und sollten wir die Kreativwirtschaft einer Neubewertung unterziehen. Denn als Role Model für alternati-

ve, sinnstiftende Arbeitsformen und -modelle steht die Kreativwirt- pel m schaft tatsächlich exemplarisch für eine neue werteorientierte und damit zukunftsfähige Wirtschaft. Sei es der nachhaltige Umgang mit Materialien, die Lösung sozialer Probleme, das Verändern von abine pü

S Konsumgewohnheiten, die Bewältigung des digitalen Overloads oder sabine pü m pel

die Nutzbarmachung von Netzwerken, Kreative sind oftmals die First Mover im Bereich sozialer Innovationen und neuartiger Geschäfts- modelle, die Unternehmertum mit sozialem Impact und Kreativität verbinden. Sie besitzen ein Bewusstsein für die gesellschaftliche und ökonomische Wirkung des eigenen Handelns, gepaart mit der Fähig- keit und Sensibilität, Veränderungen schon sehr früh wahrzunehmen, wenn nicht sogar vorweg zu nehmen. Der Wunsch nach Verbesserung einer Situation entsteht viel- fach aus einem persönlichen Mangel oder aus einem persönlichen Bedürfnis. Der Gestaltungswille, der diesem Bedürfnis folgt, wird aber über das persönliche Interesse hinaus in den Dienst einer Allgemein- heit, eines Gemeinschaftsinteresses gestellt. Die Lust nach unkonven- tionellen Lösungen, die aus der Fähigkeit entsteht, immer wieder die 157

Perspektive zu wechseln, Gegebenes zu hinterfragen, Vorhandenes neu und experimentell zu kombinieren, ist eine Problemlösungskom- petenz Kreativer, die der Kreativwirtschaft eine tragende Rolle in der Notwendigkeit und dem Streben nach Innovation zukommen lässt. Dass dabei die Werteorientierung vor alles Andere gestellt wird, macht die Kreativwirtschaft zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft.

II. die dna der Die Lust, etwas Neuartiges schaffen zu wollen, das die Lösung eines sozialen Problems mit einem hohen Maß an Motivation und Identifizierung verbindet, war auch der Ansporn für Martin Hollinetz

und sein OTELO-Projekt: Die Schaffung offener Technologie-La- k reativwirtscha bors am Land, wo engagierten Menschen Raum, Infrastruktur und Beratung zur Verfügung gestellt wird, um ihre Ideen verwirklichen zu können. Im Vordergrund steht das Miteinander, das Kooperieren und Teilen, das Austauschen und Experimentieren, ob als Hobby oder professionell, ob als Pensionist oder Start-up. Vom Kochen und f

Ernähren über Musizieren, Drechseln und Elektronikbasteln bis zu t t f reativwirtscha k

3D-Drucken und Reparieren reichen die Betätigungsfelder. Entstanden

die dna der ist Otelo ausgehend von einer Machbarkeitsstudie in Oberösterreich, die den Bedarf kreativer Räume mit niederschwelligem Zugang für Menschen jeden Alters am Land auslotete. In einer Region, die von Abwanderung und Überalterung bedroht war, fanden sich rasch engagierte Mitstreiter für die Idee, abseits urbaner Ballungszentren etwas bewegen zu wollen – mit den Denk- und Arbeitsweisen der Kre- ativwirtschaft. Ungewöhnlich ist dabei auch die Organisationsform und Struktur, die man zur Führung der Labors gewählt hat: eine Art Genossenschaftsmodell, das dem kooperativen Charakter Rechnung trägt, und dennoch jedem einzelnen Mitglied Unabhängigkeit und Eigenständigkeit gewährleistet. Die Otelo Basis besteht aus unab- hängigen, durch eine Charta verbundenen, ehrenamtlich geführten

158 Vereinen, die für den „Humus“ sorgen, die eGen dient als „Treibhaus“ für die Umsetzung von Ideen sowie für die Weiterentwicklung des Netzwerkes. Zudem lässt sich das Modell vervielfältigen. So ist seit der Gründung der ersten beiden Otelos in Vöcklabruck und Gmun- den mittlerweile ein beachtliches standortübergreifendes Netzwerk entstanden. Otelo ist ein Beispiel dafür, nach welcher offenen Innovati- onskultur die Kreativwirtschaft funktioniert und welches Innovati- onspotenzial in ihr steckt: Wie aus Bedürfnissen Absichten und Ziele entstehen und daraus wiederum in einem experimentellen Zugang neuartige Angebote, die weit über den ursprünglichen Bereich hinaus Modellcharakter haben und Zugkraft entwickeln. Funktionierende Ideen und Formate aus der Kreativwirtschaft können sich aufgrund ih-

res offenen und sozialen Charakters schnell ausbreiten und von ande- pel m ren übernommen werden. Sie können eine Wirkungsweise entfalten, die über die unterschiedlichsten communities hinweg soziale Innovati- onen ermöglicht. Sie schaffen Möglichkeitsräume, die wesentlich mehr abine pü

S Innovation zulassen als geschlossene Systeme und den Menschen mit sabine pü m pel

seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten in den Mittelpunkt stellen. Es ist eine open innovation-Kultur, die allerdings nur dann funktioniert, wenn sie offen bleibt, und nicht wieder – wie es oftmals am Beratermarkt zu beobachten ist – in einen starren Methodenkasten überführt wird. Dass dabei, wie das Beispiel Otelo zeigt, technologische und soziale Innovationen Hand in Hand gehen, ist ein weiterer Wirkungseffekt. Nichts drückt das besser aus als der Otelo-Claim: „Otelo tut nichts, Otelo ermöglicht.“

III. Die Grundstruktur des Trägers der Erbinformation aller Lebewesen, der DNA, ist eine Doppelhelix: zwei parallel zueinander laufende Stränge um eine gemeinsame Achse. Ein Bild, das recht gut 159 die Funktionsweise der Kreativwirtschaft beschreibt, mit all ihren Ver- dichtungen und Furchen. Es ist das Zusammenspiel unterschiedlicher Schleifen, das Wechselspiel von Chaos und Ordnung, von Sinnge- bung und Inspiration mit Struktur und Funktion, von Kreativität und Experimentierfreude mit Gestaltungswille und Formgebung. Es ist die Kombination aus dem WARUM, verbunden mit einem andersartigen WIE, die der Treiber in der Kreativwirtschaft ist. Darin liegt ihr großes

Potenzial. die dna der Aus einer mikroökonomischen Perspektive betrachtet, bringt es den ungeheuren Vorteil der Innovationsfähigkeit: Auf jede Frage, jedes Problem wird eine individuelle Antwort, eine innovative Lösung

gefunden. Diese liegt nicht in der Wiederholung, in der Fortführung k reativwirtscha des Bestehenden, sondern im Vernetzen und Neukombinieren von Ideen abseits gewohnter Denkmuster und Pfade. Statt zu fragen, wie haben wir es bisher gemacht, geht es stets darum zu fragen, wie können wir es anders machen? Von dieser Innovationsfähigkeit der Kreativwirtschaft können wir viel lernen. f t t f reativwirtscha k

Aus einer makroökonomischen Perspektive ergibt sich daraus

die dna der tatsächlich die transformative Kraft der Kreativwirtschaft, die sie zum Katalysator für Wandel und Erneuerung macht. Denn was sich im Kleinen als Mikroorganismus entwickelt, erfährt durch die Digita- lisierung eine entsprechende Diffundierung und Ausbreitung – in ökonomischer, gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht. Die indi- viduellen Antworten, die innovativen Lösungen, die sich vielfach als lokale neuartige Geschäftsmodelle präsentieren, treffen weltweit auf Gleichgesinnte, die sich vernetzen und so den Wandel beschleunigen. Die DNA der Kreativwirtschaft ist der Treibstoff für eine Wirtschaft und Gesellschaft von morgen, die schon jetzt begonnen hat. Um sie zu nutzen, dürfen wir nicht in alten Mustern verhaftet bleiben, dürfen ihr nicht mit alten Methoden begegnen und sie nicht in alte Struk-

160 turen und Ordnungen stecken. Wir dürfen nicht ihre DNA zerstören, sondern sie nutzen, indem wir ihre offene Innovationskultur übernehmen. pel m abine pü S sabine pümpel 161 die dna der kreativwirtschaft t t k e ff tse f er Kreativwirtscha D Der Kreativ- wirtschaftseffekt

Kreativwirtschaft ist mehr als die Summe ihrer Teile — Gerin Trautenberger

162

Die Zusammenarbeit zwischen traditionellen Unternehmen und er

g Unternehmen aus der Kreativwirtschaft führt zu einer Vielzahl an Cross-Over-Effekten, von denen beide Seiten profitieren. In den vergangenen Jahren sind in Österreich eine Reihe von immer dichter werdenden Netzwerken zwischen diesen unterschiedlichen Bereichen rautenber

T entstanden, die auch ganz wesentlich dazu beitragen, dass die heimi- sche Wirtschaft insgesamt wettbewerbsfähig bleibt. Vom „Kreativ-

Gerin wirtschaftseffekt“ profitieren also nicht nur die Kreativen selbst. Gerin T rautenber g er

Kaum ein Bereich hat in den letzten Jahren als Wirtschafts- und Wettbewerbsfaktor in Europa stärker an Bedeutung gewonnen als die Kreativwirtschaft. Für die österreichische Wirtschaft ist die Kreativwirtschaft ein Wachstums- und Innovationsmotor und stellt damit einen bedeutenden Erfolgsfaktor dar. Das Innovationspotenzial ist in der Kreativwirtschaft selbst sehr hoch, sie wirkt aber auch als Katalysator für innovative Produkte und Dienstleistungen anderer Unternehmen und trägt zu deren Wertschöpfung und Wachstum bei. Diese Cross-Over-Effekte der Kreativwirtschaft sind der Schlüssel für Erneuerung und Veränderung der traditionellen Wirtschaft und heimischen Branchen. Von diesem Kreativwirtschaftseffekt können regionale Innovationssysteme und der Wirtschaftsstandort selbst

profitieren. 163

Die Kreativwirtschaft alsA vantgarde der Wirtschaft Seit 2003 begleitet die Kreativwirtschaft Austria (kurz KAT) mit fünf Kreativwirtschaftsberichten die Entwicklung der heimischen Kreativwirtschaft. Dabei sieht man, wie die Kreativwirtschaft eine

Der Autor D er Kreativwirtscha

Gerin Trautenberger arbeitet seit Europäische Kommission in Fragen 1992 als Art und Creative Director der Innovation und Designpolitik für unterschiedliche Firmen in zu beraten. Seit Juni 2013 ist Gerin Europa und der USA. 2005 grün- Trautenberger Vorsitzender der Kre- dete er die Microgiants GmbH für ativwirtschaft Austria (KAT) in der

Produkt und Service Design und Wirtschaftskammer Österreich. f tse ist auf Designmanagement und

Beratung spezialisiert. Von 2011 bis ff

2013 war er Mitglied der European e Foto © Kreativwirtschaft k Design Innovation Initiative, um die Austria t t t k e ff tse f

Vorreiterin unterschiedlicher Entwicklungen in der Gesamtwirtschaft er Kreativwirtscha D ist und wie sie sich selbst über die Jahre positiv entwickelt hat. Inzwi- schen ist jedes zehnte österreichische Unternehmen der Kreativwirt- schaft zuzurechnen. Mit über 140.000 Beschäftigten in der Krea- tivwirtschaft produzieren diese rund 40.000 Unternehmen jährlich Güter und Dienstleistungen im Wert von über 20 Milliarden Euro, das entspricht 4 % Wertschöpfung aller österreichischen Unternehmen. Damit ist die Kreativwirtschaft ein wichtiges Standbein der österrei- chischen Wirtschaft. Nicht nur in der Wirtschaftsleistung ist die Kreativwirtschaft Schrittmacher für andere Branchen, die Kreativwirtschaft gilt auch als Pionierkraft der Digitalisierung. Sie zeichnet sich durch den weit ver- breiteten Einsatz neuester Technologien und Methoden sowie durch

164 die Digitalisierung vieler Arbeitsprozesse in ihrer täglichen Arbeit aus. Mit diesen Erfahrungen ist die Kreativwirtschaft Wegbereiterin und Triebkraft der Digitalisierung von Wertschöpfungsketten, die auch als die vierte industrielle Revolution oder „Industrie 4.0“ bezeichnet wird. Der aktuelle Bericht der Kreativwirtschaft Austria zeigt, dass 20 % der Kreativleistungsnachfrage in der Wirtschaft direkt oder indirekt durch die öffentliche Hand ausgelöst wird. Dies entspricht rund 3,4 Milliarden Euro Umsatz, die direkt durch den Staat selbst oder durch Folgeaufträge von öffentlichen Auftragnehmerinnen und Auftragnehmern generiert werden. Kreativunternehmen helfen der öffentlichen Hand bei der Entwicklung von neuen kundinnen- und

er kundenorientierten Services und bei der Entwicklung von öffentli- g chen Dienstleistungen. Dies verdeutlicht, welch wichtige Rolle die öffentliche Hand als Nachfragerin hat – ein Faktum, das oft so nicht wahrgenommen wird. rautenber T Gerin Gerin T rautenber g er

N etzwerke Kreativwirtschaft - klein aber fein Jedes zehnte Unternehmen in Österreich gehört der Kreativ- wirtschaft an. Betrachtet man nur den Dienstleistungsbereich, ist es sogar jedes achte. Die Kreativwirtschaft besteht aus Architektinnen und Architekten, Werberinnen und Werber, Designerinnen und Desi- gner sowie erwerbsorientierten Unternehmen und Selbständigen. Die Kreativwirtschaft erstreckt sich über die Bereiche Musik, Buch und künstlerische Tätigkeit, Radio und TV, Software und Games, Verlage oder Video und Film. Die drei größten Kreativbranchen Musik, Buch und künstlerische Tätigkeit (27 % aller Betriebe), Software und Games (24 %) und Werbung (23 %) haben die meisten Beschäftigten, die größ- ten Umsätze und die höchste Wertschöpfung.

Zwei Drittel der gut 40.000 heimischen Kreativunternehmen 165 haben keine Angestellten, sind also Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft besteht nur gut jeder dritte Betrieb aus einer einzigen Person. Diese Kleinteiligkeit und Übersichtlichkeit ist die Kraft der Kreativwirtschaft. In Krisenzeiten bedeutet dies, das Kreativunternehmen schneller auf Marktverände- rungen reagieren und damit resilienter auf Strukturveränderungen reagieren können. Diesen kleinen Strukturen begegnet die Kreativ-

wirtschaft mit intensiven Kooperationen. Das erfordert Koordination, D er Kreativwirtscha Kooperation und Kollaboration in der Zusammenarbeit mit anderen Kreativunternehmen und Auftragnehmer_innen. Daher ist die Zu- sammenarbeit das Wesen der Kreativwirtschaft; Kollaborationen und Kooperationen in Form von Geschäftspartnerschaften, Agenturmo- dellen oder unter einem gemeinsamen Label. Wenn die heimischen Kreativunternehmerinnen und -unternehmer Leistungen zukaufen, dann vor allem aus der eigenen Branche: 40 % des Gesamtumsatzes f tse machen die Kreativunternehmen mit anderen Unternehmen aus der ff

Kreativwirtschaft. e k t t t k e ff tse f

R egionaler Faktor er Kreativwirtscha D Kreativunternehmen zeigten sich zuletzt nicht nur widerstands- fähig in Krisenzeiten, sie leisten auch einen wichtigen Beitrag, um Städte, Gemeinden und Regionen zu positionieren und zu entwi- ckeln. Die Kreativwirtschaft ist eine wichtige Schnittstelle zwischen Innovation, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft, die dafür sorgt, dass ein Zusammenspiel von Technologie, Bildung, Arbeitsräumen, Kultur und Wirtschaft ermöglicht wird. Mit ihren Produkten und Dienst- leistungen unterstützt die Kreativwirtschaft andere Branchen und Regionen, um konkurrenzfähig zu bleiben, sich besser zu vermarkten und Geschäftsprozesse zu innovieren. Nicht nur das: Kreative gelten in der Regel als positive Vordenker_innen. Dieser Spillover-Effekt der Branche sorgt also dafür, dass zugleich auch gesellschafts- und kul- 166 turpolitische Faktoren angestoßen werden. Regionen werden durch die neuen Impulse der Branche gestärkt: Mit frischen Ideen und einer intelligenten Positionierung lässt sich auch der Strukturwandel besser bewältigen.

Cross-Over-Effekte der Kreativindustrie Durch die Struktur, Bedingungen und Eigenheiten der Kre- ativwirtschaft entstehen Cross-Over-Effekte für Gesellschaft und Wirtschaft. Diese Cross-Overs findet man in Zusammenarbeit mit Ex- pert_innen und Spezialist_innen außerhalb, aber auch innerhalb der Kreativwirtschaft. Durch diese neuen Formen der Zusammenarbeit

er und den Einsatz von neuen Methoden und Anwendungen entstehen g neue innovative Lösungen. In dieser Verbindung tauchen neue Pers- pektiven und neue Kombinationen in der Zusammenarbeit zwischen einzelnen Sektoren, Branchen und Expert_innen auf. rautenber

T Innovationen – neue Ideen, Methoden und Ansätze – werden in der Kreativwirtschaft entwickelt, ausprobiert und verfeinert und

Gerin können in transformativen Prozessen von traditionellen Unternehmen Gerin T rautenber g er

übernommen werden. Was die Kreativwirtschaft für Unternehmen leisten kann, zeigt beispielhaft auch der Wettbewerb über die beste Kreativwirtschaftsgeschichte, der von der KAT ausgeschrieben wird. Dabei sammelt die KAT erfolgreiche und anschauliche Beispiele, die zeigen, wie Cross-Over-Effekte wirken, und wie Kreativschaffende mit ihren Kund_innen aus der Wirtschaft aus einfachen Produkten geniale Geschichten machen oder eben aus ganz komplizierten Geschichten genial einfache Sachen entstehen.

KAT - die KreativwirtschaftA ustria Die Kreativwirtschaft Austria bietet umfangreiche Serviceleis- tungen für den wirtschaftlichen Erfolg der Kreativen und ihre bran- chenübergreifende Vernetzung. Die Kreativwirtschaft Austria vertritt 167 als Teil der Wirtschaftskammer die Interessen der Kreativwirtschaft in Österreich bzw. gegenüber der Europäischen Union und setzt sich für die Sichtbarkeit kreativwirtschaftsbasierter Leistungen ein. D er Kreativwirtscha f tse ff e k t Portraitteil Lösungen für eine Gesellschaft von morgen

1. Kreativität & Zeitgeist manu luksch 172 ambienttv Beschilderung hinzuweisen, unddasjederPerson dasRecht gibt,sich jedeinstallierteÜberwachungskamera mitentsprechender auf das britischeDatenschutzgesetz von 1998zunutze, das vorschreibt, denLeibden MittelnderKunstauf zurücken. Dazumachtesiesich zeichnet. ManuLukschbeschloss,diesemÜberwachungsnetzwerk mit Bürgerin imSchnitt300malproTag von Kameraserfasst undaufge- wachungskameras weltweit, wirddasVerhalten eines Bürgers/einer gemacht. beklemmende Realität deralltäglichenÜberwachungsichtbar Television)-Überwachungskameras verwendet unddamiteine schließlich Bildmaterial von omnipräsentenCCTV (Closed-circuit jekt „Faceless –DieJagdnachdemDatenschatten“ hat sieetwaaus- brauch undKontrollgesellschaft auseinandersetzt. FürihrFilm-Pro- sich inihrerArbeitkritischmitdenThemenBigBrother, Datenmiss- Manu LukschisteineinWienundLondon lebendeKünstlerin,die – Kontrolleur_innen Kunst kontrolliert die Filmen gegendieÜberwachung In London, derStadt miteinerderhöchstenDichteanÜber- www.ambienttv.net www.manuluksch.com Manu Filmemacherin und L u k sch A rtivistin manu luksch 173 ambienttv Kunst als Gestaltungsmedium als Gestaltungsmedium Kunst Zukunftsmodelle für alternative Für den 50-Minuten-Film benötigte Manu Luksch sieben Jahre Für den 50-Minuten-Film benötigte Manu Produktionzeit. Trotz eindeutiger Gesetzeslage war es nicht so war eindeutiger Gesetzeslage Trotz Produktionzeit. Sehr viele Kamera- an die Aufzeichnungen heranzukommen. einfach, absurde Forderungen, stellten betreiber_innen ignorierten Anfragen, oder defekte auf verschwundene redeten sich heraus oder verwiesen mit ihrem am Abbild der eigenen Person Speichermedien. Das Recht des Der Titel einzufordern. ist aber schwer Gesicht besteht zwar, diesen Beschaffungsschwierig- rührt aber nicht von Films, „Faceless“, zur geltenden Rechtslage, Er ist vielmehr ein Kommentar her. keiten alle Gesich- dass auf den herausgegebenen Aufnahmen die verlangt, gemacht werden. unkenntlich Person ter außer dem der anfordernden Aufnahmen, auf der sie zu sehen ist, von den Kamerabetreiber_innen den Kamerabetreiber_innen auf der sie zu sehen ist, von Aufnahmen, aushändi- Pfund höchstens zehn von gegen eine Bearbeitungsgebühr Akt künstlerischen Aikidos nutzte raffinierten gen zu lassen. In einem Überwachungsmacht in um diese erdrückende Luksch dieses Gesetz, Grundgedan- zu verwandeln. Film-Manifest ein selbstermächtigendes aus- sondern oder Scheinwerfer, eigenen Kameras keine war, ke Luksch Überwachungskameras zu nutzen. von schließlich Aufnahmen sein, denn nur zu sehen musste als Protagonistin in allen Sequenzen die Herausgabe des Videoüberwachungs- Recht, sie auch das so hatte gesorgt werden, muss separat Für den Ton zu verlangen. materials galt also, für Es aufzeichnen dürfen. Ton da CCTV-Kameras keinen unmittelbar Betreiber_innen Kamera bei den einzelnen jede einzelne nach Aufzeichnung den Antrag auf per Einschreiben Herausgabe des beizufü- einen Zehn-Pfund-Scheck zu stellen, Lichtbild und Materials ist das Filmmaterial. gen – fertig bienttv m a

174

Kunst als Gestaltungsmedium für alternative Zukunftsmodelle, als Mittel der Kritik, etwa an der Vordeterminiertheit des öffentli- chen Raumes und der Vertreibung des Individuums aus diesem, sind zentrale Themen der Arbeit von Manu Luksch, die mit ihren Projekten immer wieder für Aufsehen sorgt. Luksch hinterfragt in ihren Arbeiten Smart-City-Technologien kritisch. Von der Industrie wurden in jüngerer Zeit mit großem Nach- druck Konzepte entwickelt, die den öffentlichen Raum nicht nur mit Kameras, sondern auch mit Netzwerken unterschiedlichster Sensoren zu überziehen trachten, die ständig messen, was wie wo in Bewegung ist. Dabei kann es sich um alle möglichen Daten handeln, vom Abwas-

sch servolumen bis hin zu Menschenströmen. k Auf solchen Echtzeitdaten aufbauende Echtzeitprognosemo- delle sollen nach diesen Konzepten auch voraussagen, wo uner- anu lu m wünschte Situationen entstehen könnten. Diese Daten können nicht m anu lu k sch

nur kommerziell, etwa für Prognosen von Konsumentscheidungen, verwertet werden. Sie könnten auch für Persönlichkeitsanalysen herangezogen werden, um auf Grundlage von Programmen und Algorithmen Prognoseaussagen über potenziell unerwünschtes zu- künftiges Verhalten zu treffen. Luksch stellt sich in ihren Medienarbeiten kritisch gegen solche Bestrebungen. Um die potenziellen Auswirkungen auf eine offene demokratische Gesellschaft sichtbar und nachvollziehbar zu ma- chen, „konstruiert“ sie fiktive Personen, die mit unterschiedlichsten Verhaltensmustern solchen Datenanalysen unterzogen werden, um mit dieser Form eines spekulativen Szenarios einen Denkraum zur Verfügung zu stellen, wie derartige Smart-City-Technologien unseren 175 Alltag verändern und bestimmen könnten. Mit ihrem Projekt ambienttv.net hat sie eine Schnittstelle zwi- schen Kunst, Technologie und Gesellschaftskritik ins Leben gerufen, die sehr aktiv ist. Luksch geht es darum, die Prozesse und Wirkungen von Überwachungstechnologien auf den Alltag der Menschen sicht- bar zu machen und zur Diskussion zu stellen. a m bienttv

Foto 1 © Elevate Festival

Foto 2 © Manu Luksch MICHAELIAs 176 MEDIENKÜNSTLER nicht mehr auf denKörper,nicht mehrauf dersieproduziertzurückgeführt, sondern Soziale Medienersetzen dendirektenAustausch. dievirtuelleEbene:Mails,Videotelefonie,sich auf Chats unddiverse che GestikwirdimAlltagimmermehrzurückgedrängt undverlagert mend. Daspersönliche Gesprächunddiedamitverbundene körperli- Raum verlagert, verkümmert dieFace-to-Face-Kommunikation zuneh- zwischenmenschliche Kommunikation immermehrindenvirtuellen texten mitanderenMenschenzukommunizieren. Währendsichdie chen esuns,unabhängigvon räumlichen,zeitlichen undsozialenKon- den Körper gebunden.Smartphones,LaptopsundTablets ermögli- sam zumachen. Verlust derBedeutungdesKörpers für dieKommunikation aufmerk- die„Verstümmelung“dien, umauf unsererKommunikation undden Die audiovisuelle Kunstvon MichaeliasbedientsichderNeuenMe- – Michaelias Beziehung Medienkunst unddieMensch-Maschinen- Wir verlieren zunehmenddenBezugzumKörper. Sprachewird Kommunikation istimInternetzeitalter längstnichtmehran mances und www.michaelias.com kunst (audiovisuelle sign & P Künstler undFilmschaffender (Michaelias) Micha ostproduktion,(Motion-) C E ompositing, Medien lias I nstallationen) P ichl k P astner erfor D e - - - MICHAELIAs 177 MEDIENKÜNSTLER Der Körper verliert im Web 2.0 2.0 im Web verliert Körper Der an Bedeutung zunehmend Neben seinen Medienkunstprojekten arbeitet der inzwischen Neben seinen Medienkunstprojekten arbeitet Ein Michaelias ist auch immer wieder auf Festivals anzutreffen. Sein Interesse für den Film brachte Michaelias dazu, in Salz- den Film brachte Michaelias Sein Interesse für in Wien ansässige Künstler weiterhin im Visual-Effect-Bereich der im Visual-Effect-Bereich in Wien ansässige Künstler weiterhin Feliz“ des „Los Filmpostproduktion. Für das Experimentalfilmprojekt Edgar Honetschläger und Filmemachers österreichischen Künstlers beigesteuert. und Animationen Michaelias die Visual Effects hat ist das Schmiede Festival in Hal- Fixpunkt in seinem Terminkalender der Medien- und Com- Köpfe lein, bei dem jedes Jahr die führenden neuer Projekte puterkunst zum Ideenaustausch und zur Vorstellung mit dabei war Michaelias 2011 mit der Erstmals zusammenkommen. bei der er sich bereits mit dem Thema Ma- „Black Box“, Installation Auswirkungen auf und ihre die Kommunikation schinen, Technologie 2016 Festival Anfang sound:frame Beim zehnten auseinandersetzte. Lab im departure Creators war Michaelias wiederum einer der Speaker to collaborate“. zum Thema „How auf elektrische Signale reduziert. Diesem Verlust des Körpers und der und der des Körpers auf Verlust elektrische Signale reduziert. Diesem der der Lenkung bzw. Kommunikation der körperlichen Reduktion widmen sich die künstlerischen Arbei- durch Medien Kommunikation Michaelias, bürgerlicher und Medienkünstlers ten des Wiener Film- Name Micha Elias Pichlkastner. mit dem Ziel in der zu absolvieren, burg ein MultimediaArt-Studium In- sein schwenkte Während des Studiums fassen. Filmbranche Fuß zu teresse zunehmend auf um. Ihn reizte der Gedanke, die Neuen Medien des Mediums die die 2-Dimensionalität zu erschaffen, andere Welten es den Me- zog Film sprengen. Nach seiner Zeit an der Hochschule Während dieses längeren Auslandsauf- dienkünstler nach Toronto. und Regisseur den kanadischen Fotografen enthalts arbeitete er für die Musikvideos für Ryan Enn Hugs, dabei entstanden unter anderem kanadische Indie-Band OBGMs. ÜNSTLER K EDIEN M

178

Wie virtuelle Kommunikation unsere Wahrnehmung beein- flusst

Eine kritische Auseinandersetzung mit Technologien und Medien verfolgt Michaelias auch in seiner aktuellsten audiovisuellen Installation: „Replica“. Darin beschäftigt er sich mit dem Verlust von Information durch die mediale Vermittlung und der damit einher- gehenden Veränderung von Wahrnehmung. Ausgehend von seinen Erfahrungen während einer Fernbeziehung, in der die Kommunika- tion monatelang ausschließlich über Skype stattfand, stellte er sich die Frage nach der Reduktion der menschlichen Interaktion durch

s die Zwischenschaltung eines Mediums. Der zwischenmenschliche Austausch erfolgt nur mehr virtuell und der Laptop selbst wird zum „Platzhalter“ für den Partner oder die Partnerin. Durch die Abmes- ICHAELIA

M sung des Bildschirms wird der Körper des Gegenübers in seiner M ICHAELIA s

Erscheinung formal begrenzt und reduziert. Darum geht es in der ge- genwärtigen Verlagerung von physischer hin zu virtueller Interaktion zunehmend, nämlich um den Kampf um die Bedeutung des Körpers. Der Körper tritt hinter die virtuelle Erscheinung zurück, verbunden mit einem Orientierungsverlust und dem Verlust von taktilen Aus- tauschmöglichkeiten Die Reduzierung des Körpers durch die Begrenzung des Bild- schirms spiegelt auch der Aufbau bei „Replica“ wider. Den Hauptteil dieser Arbeit bildet eine große Leinwand, die groß genug ist einen realen Körper und dessen Bewegung zu verdecken. Der Körper wird durch die reduzierte Zweidimensionalität und durch eine zweite Lein- wand zusätzlich unterstützt und überzeichnet. Die Installation wurde 2015 mit dem Landespreis für elektroni- sche Musik Salzburg in der Kategorie „Interdisziplinäres Projekt“ aus- gezeichnet. Außerdem wurde „Replica“ für den Content Award 2016 179 in der Kategorie „Sound & Vision“ nominiert. Den Sound dazu lieferte Arno Deutschbauer, den Michaelias noch von seiner Studienzeit kennt und mit dem er immer wieder an neuen Projekten arbeitet. Derzeit tüfteln sie an einem Toolkit, das eine audiovisuelle Performance ermöglichen soll, die auf ihrer Interaktion beruht. M EDIEN K ÜNSTLER

Foto 1 © Gregor Sams

Foto 2 © Michaelias JEROME BECKER, FLORIAN SAMMER, LUKAS VEJNIK 180 BEDROOM EXODUS böffentlichen undöffentlichen Raumanregensollen,sollauchdas Durch Designentwürfe, dieVerlagerung desSchlafes indenhal- Schlafes inunserermodernenLeistungsgesellschaft aufgeworfen. werden auchFragennachderAkzeptanz unddemStellenwert des diese kulturelldeterminierteFormdesSchlafes inFrage.Dabei ausschließlich demNachtschlaf gewidmet waren. europäischen Adelsallgemeinüblich,eigeneRäumevorzusehen, die Entwicklung. Erst seitdem17. JahrhundertwurdeesinHäuserndes Schlafzimmers isteinekulturgeschichtlichrelativ jungeeuropäische Schlafes inunserenAlltag. Entwicklungen undkulturellenUnterschiede derEinbettungdes angelegten Untersuchungen hinterfragen diesozialgeschichtlichen „schlafkulturellen Revolution“ aufrufen. IhrealsArchitekturprojekt teams JeromeBecker, FlorianSammerundLukasVejnik, diezur Bedroom Exodus nenntsichdasManifest desjungenArchitekten- – Bedroom Konzepte für eineschlafkulturelle Revolution imöffentlichen Raum Das Architektur-undDesignprojekt„BedroomExodus“ stellt Der durchgehendeNachtschlaf imintimenRaumdes privaten E xodus www.bedroomexodus.com Forschungskollektiv SA JERO B edroom MM ER M E , E BEC xodus LU K K AS ER , F VEJNI LORIAN K

JEROME BECKER, FLORIAN SAMMER, LUKAS VEJNIK 181 BEDROOM EXODUS rung rung rfah E m au R c im öffentlichen im öffentlichen S alskollektive hlaf öffentlichen wenigen ist in unserem Kulturkreis nur in Schlaf Doch schlafend. Lebenszeit ein Drittel unserer Wir verbringen Zusammenhängen akzeptiert, zum Beispiel ein Nickerchen während zum Beispiel ein Nickerchen Zusammenhängen akzeptiert, die es sich in anderen Kulturkreisen: verhält Anders einer Zugfahrt. oder die Inemuri Siesta-Kultur in Südamerika und im Mittelmeerraum Um neue verteilt. über den Tag Power-Naps in Japan – mehrere kurze Bedroom Exo- analysierte das zu entwickeln, Ideen des Schlafens Kulturräume, unterschiedlicher die Schlafgewohnheiten dus-Team in ihrem Fall auf übertra- Wien zu diese Erkenntnisse und versuchte sich lernten Vejnik Florian Sammer und Lukas gen. Jerome Becker, am Institut für Im Rahmen eines Seminars an der TU Wien kennen. zum Ideen entstanden 2013 die ersten und Architektur Entwerfen Sammer lehrte an der TU Wien, während Florian Bedroom Exodus. noch studierten. Als unabhängiges und Lukas Vejnik Jerome Becker sie ihre Ideen zu einer schlafkulturellen verfolgten Forschungsprojekt weiter. Revolution Thema selbst generell zur Debatte gestellt werden. Initiiert wurde Initiiert wurde gestellt werden. zur Debatte Thema selbst generell Florian Architekten, Jerome Becker, den drei Wiener das Projekt von Sammer und Lukas Vejnik. es sich parallel zu hat industriellen Revolution seit der ersten erst eingebürgert, dass man eine fixe Arbeitszeiten den eingeführten bis heute so geblieben. Die über die Nacht nützt. Das ist Schlafphase Außerdem acht Stunden. dauert im Schnitt sieben bis Schlafphase ist Das Schlafzimmer verknüpft. eng mit dem Wohnen ist der Schlaf immer auch ein Rückzugsort. ODUS X E M BEDROO

182

K Das Forschungstrio liefert Entwürfe, die zeigen wie der Schlaf VEJNI

in alltägliche Situationen unseres öffentlichen Lebens integriert AS

K werden könnte. Da wäre eine Art Hängematte in den öffentlichen

LU Verkehrsmitteln oder eine Erweiterung für Sitzmöbel in Cafés u.Ä., , die den Schlaf auch im öffentlichen Raum Platz machen könnten. ER

MM Durch die Entbindung des Schlafes von einem konkreten Ort ergibt SA

sich eine polyzentrische Stadtnutzung und das Schlafverhalten sollte überdacht werden. Das bedeutet, es sollen in einer polyzentrischen Stadt vielfältige Angebote für einen polyphasischen Schlafrhythmus LORIAN anzutreffen sein. Dieses Gedankenmodell sieht vor, dass Nacht- und , F

ER Tageszeit individuell und subjektiv wird. Dazu gehört auch, dass K immer und überall Möglichkeiten zum Schlafen angeboten werden BEC

sollten. Der Schlaf findet dann nicht mehr nur im privaten Schlaf- E M zimmer statt, sondern kann vielmehr als eine kollektive „Aktivität“

JERO wahrgenommen werden. JERO M E

BEC K ER , F Kann die polyphasische Schlafkultur Schlafstörungen LORIAN entgegenwirken?

Die heutige Leistungsgesellschaft ignoriert oftmals das SA Bedürfnis nach Schlaf und Ruhephasen. So spricht auch der Neuro- MM ER

biologe und Wissenschaftsjournalist Peter Spork von einer „chro- , nisch unausgeschlafenen Gesellschaft“. Firmen stellen sogar eigene LU K

Schlafkabinen zur Verfügung, um ihre Angestellten noch länger an AS

ihren Arbeitsplatz binden zu können. Leistungsdruck und die Angst VEJNI den Arbeitsplatz zu verlieren, fördern demzufolge eine der Zivilisati- K

onskrankheiten unserer Zeit: die Schlaflosigkeit. Der Leistungsdruck in unserer kapitalistischen Welt schürt den Gedanken, dass man tagsüber funktionieren muss und der Abend/die Nacht der Erholung dient. Laut Mediziner_innen spricht nichts gegen einen Mittagsschlaf. Umgekehrt schadet es der Gesundheit aber auch nicht, nur nachts zu fixen Zeiten zu schlafen. Wichtig ist nur, dass man einen regelmäßi- gen Schlafrhythmus hat. Unser eingebürgerter Schlafrhythmus ba- 183 siert auf ökonomischen und wirtschaftlichen Interessen. Denn Babys haben einen polyphasischen Schlafrhythmus, der ihnen aber im Laufe ihrer Entwicklung abgewöhnt wird. Dieser Rhythmus ist wiederum besser an die zu erbringenden Leistungen unserer westlichen Arbeits- und Ausbildungsgepflogenheiten angepasst.

Das Team von Bedroom Exodus lebt zwar bereits einen regen Austausch mit „Schlafexpert_innen“ wie Hannah Ahlheim, die sich wissenschaftlich mit der Geschichte des Schlafes beschäftigt hat, oder der Gallionsfigur des polyphasischen Schlafes Marie Staver, in einem nächsten Schritt plant es aber die verstärkte Auseinanderset- zung mit der Rolle des Ausruhens in unterschiedlichen sozialen und

räumlichen Gegebenheiten. BEDROO M E X ODUS Foto 1 © Simon Oberhofer

Foto 2 © Bedroom Exodus florian satzinger 184 der paperwalker und gründete1995gemeinsam mit NilsHomannHardenbergdas absolvierte Satzinger einTrickfilm-Studium in Vancouver, Kanada bestehende Figurenumzuarbeiten oderneuezukreieren.Daraufhin ist idealfür dieArbeitineinemFilmstudio,wenn esdarumgeht, ken, Figurenneuzuzeichnen undzuinterpretieren.DieseEigenschaft dass ersehrgutdarinist,sichimmerwiederetwasNeuesauszuden- Der gebürtigeGrazer warerst als Illustrator tätig. Dabeierkannteer, kenden AstronautenJohnStarduck einenLeinwandstar geschaffen. für Walt DisneyundWarner Brosgearbeitet–undhat mitdemqua- keiten seinersympathischen Charaktere. tet erauchabseitsderFilmediekleinenundgroßenEigentümlich- und Charakterverpasst hat. InseinemBlog„Paperwalker“ verbrei- Grazer CharacterDesignerFlorianSatzinger denFigurenAussehen nur einejenerTrick- undAnimationsfilmgeschichten, beidenender Die fantastische Reise derEnte„JohnStarduck“ indenWeltraum ist – Characterdesign Der Paperwalker oder die f Als CharacterDesignerhat derGrazer FlorianSatzinger bereits antastische Reise des„JohnStarduck“ www.paperwalker.com f C haracter lorian satzin D esigner g er florian satzinger 185 der paperwalker ise d Bull e e R R e V fantas- einer rfilmung tischen Satzinger erfüllt aber auch eigene Figuren mit Leben – zum aber auch eigene Figuren mit Leben erfüllt Satzinger Auf Satzingers Kreativität vertrauen unter anderem Walt unter anderem Walt vertrauen Kreativität Auf Satzingers n Walt Disney bis bis Disney n Walt o Beispiel die abenteuerlustige New Yorker Ente „John Starduck“. Die Ente „John Starduck“. Yorker Beispiel die abenteuerlustige New 2013 seit Anfang Weltall läuft Reise ins fantastischen der Verfilmung Tigobo. Trickfilmstudio in Zusammenarbeit mit dem französischen andere Eine tätig. ist dabei als Art Director und Regisseur Satzinger Skybuckle, dessen ist Toby Figurenuniversum Figur aus Satzingers Kindheit Episoden aus Satzingers Abenteuer auch autobiografische sagen, was diese Figur in seinen Abenteu- „Man könnte verarbeiten. Aber natürlich irgendwie auch wirklich stattgefunden. ern erlebt, hat angereichert mit vieeeeel Fiction“, sagt Satzinger. Disney und Warner Bros (Looney Tunes, Pinky & Brain), Hermann van Pinky & Brain), Hermann Tunes, (Looney Bros Disney und Warner Austria, Ankama Jodokus Kwak“), Bahlsen, Telekom („Alfred Veen Designer unterrichtet Bull. Der Character oder Red Group, SAT1 Animationsge- außerdem an der FH Salzburg Analoge Animation, Character Design für schichte und Medienanalyse und war Gastlektor ohne Grund. College (Viborg, Dänemark). Nicht am VIA University und erinnert und Bissigkeit Schwung Zeichenstil hat Denn Satzingers Mitte des 20. an die besten klassischen Zeiten des Zeichentrickfilms des Branchenmediums „line- sich etwa der Kritiker Jahrhunderts, zeigt begeistert. Charley Parker sandcolours“ V Label Satzinger & Hardenberg. 2009 gewann Satzinger den Nemo- den Satzinger & Hardenberg. 2009 gewann Label Satzinger in Florenz. Character Design für land-Award er k der paperwal

186

Über 28 Millionen Content Views

Netzwerken mithilfe von nationalen und internationalen Orga- nisationen sowie Präsenz zu zeigen, zählt Satzinger zu seinen Erfolgs- geheimnissen. Sein Weblog „Paperwalker“, auf dem er regelmäßig über seine Arbeit berichtet, zählt seit Oktober 2012 über 28 Millionen Content Views. Satzinger ist es damit gelungen, aus der Anonymität der Zeichner_innen und Illustrator_innen herauszutreten, und sich eine eigene weltweite Anhängerschaft aufzubauen, die sich nicht nur

für die Geschichten seiner virtuellen Charaktere, sondern auch für er g den Künstler dahinter interessiert. lorian satzin f f lorian satzin g er

E igener Stil als Trademark

Wie geht die Arbeit des Designers vor sich? Wenn sich Florian Satzinger dem Character Design widmet, geht es um das Design von Trickfilm-Figuren unter genau definierten Stil- und Funktionsbedin- gungen. „Da entsteht erst einmal eine Silhouette im Kopf, der ich dann folge“, erläutert der Character Designer. Aber bevor er zu zeich- nen beginnt, steht immer auch eine Menge Recherchearbeit an. Selbst wenn ihm eine Figur wie von selbst aus dem Stift fließt, folgt er dabei immer dem Grundsatz: „Denk, bevor du zeichnest“. Das hilft, eine klarere Idee vom neuen Character zu entwickeln, die später ja auch zu den Geschichten passen soll, die die Figur erzählt. Er entwickelt einen Bauplan für Volumen, Anatomie, Farben, Bewegungsdarstellungen und vieles mehr. Nachdem erste Ideen gesammelt wurden, zeichnet er 187 die Figur am Computer. Die Animation der Zeichnungen übernehmen in weiterer Folge die 3D-Künstler_innen. Die Vorgaben der Kund_in- nen müssen natürlich eingehalten werden – der eigene Stil soll dennoch nicht zu kurz kommen. Das ist zu einer Art Trademark von Florian Satzinger geworden. Und seine Kund_innen beauftragen ihn auch ganz gezielt deswegen. der paperwal k er

Alle Fotos © Paperwalker Studios/Florian Satzinger 2. Kreativität & Gesellschaft

Marlies Pöschl 190 Filmemacherin men auf. Inihrenfilmischen Arbeiten kommt als Gemeinsamkeit der ler Identität, Sprache,Kommunikation, Migration sowie Bildungsthe- mentation undFiktion angesiedelt sind,greifen Themenvon kulturel- Kunst undLiteratur, aberauch oft ineinemDazwischen von Doku- ces. Ihre Arbeiten,dieanderSchnittstellezwischen,Film,Bildender an ihrenFilmen,Installationen, Fotografien, Texten und Performan- Seitdem lebtsieinderösterreichischenHauptstadtundarbeitet dort zum Studium andieUniversität für angewandte KunstnachWien. munikation undderKonstruktion von Identität. fiktiven Elementenhinterfragt sieThemenrundumBildung, Kom- an. MitLaiendarsteller_innen, dokumentarischenTechniken und an derSchnittstellezwischenFilm,BildenderKunstundLiteratur Die österreichischeKünstlerinMarliesPöschl siedeltihreArbeiten d other – A n Kulturelle Untersuchungen ander Gesellschaft Schnittstelle zwischenFilm,Kunstund Die ausSalzburgstammendeKünstlerinMarliesPöschl zog es S t ories zwischen grafien, Filme, Künstlerin Marlies www.marliespoeschl.net Film & I L nstallationen, Foto iteratur T B P exte & ildender Kunst, öschl P erformances - Marlies Pöschl 191 filmemacherin entität entität d I p S bestimmt Wie Wie unsere rache In einem ihrer ersten Filme „L’Ecole de Simili“ beleuchtet de Simili“ beleuchtet Filme „L’Ecole In einem ihrer ersten Pöschl lebte auch viel im Ausland: Frankreich, China oder Iran. Frankreich, lebte auch viel im Ausland: Pöschl außen, der genau hin. Mit dem Blick von sieht Marlies Pöschl Marlies Pöschl das Thema „Migration“ aus zwei Perspektiven: Da Perspektiven: aus zwei das Thema „Migration“ Marlies Pöschl die ihren Generation, um Jugendliche aus der zweiten geht es erstens den haben, um sich mittels Sprache von eigenen Slang entwickelt sind die Protagonist_innen des „Einheimischen“ abzuheben. Zweitens sondern und Franzosen, gebürtigen Französinnen Films selbst keine Da Dialekt die her. Ländern hin und pendeln zwischen verschiedenen initiieren die jun- demonstriert, zu einer Gemeinschaft Zugehörigkeit um den Slang einen eigenen Sprachkurs, gen Mädchen und Burschen Die verschiedenen der Jugendlichen aus den Banlieues zu erlernen. Film in beim Üben ein Eigenleben. Während dieser Dialoge gewinnen was Hei- die sich fragen, Paris spielt und junge Menschen portraitiert, bedeutet, und auf sind, beschäf- der Suche nach ihrer Identität mat mit einer anderen Seite des „Practice“ tigt sich die Videoinstallation in China ab und es geht Hier spielt sich das ganze Migrationsthemas. um eine ethnische Minderheit, die Uiguren. In dieser Videoinstallation einer wie die Repräsentation einzufangen, Marlies Pöschl versucht funktioniert, wie wird System „anderen“ Kultur durch das offizielle bestätigen gibt es bzw. Vorteile welche Rollen, sie erlernt und welche Umstand zu tragen, dass das Filmset als sozialer Ort der Interaktion als sozialer Ort tragen, dass das Filmset Umstand zu wird. betrachtet Prozess selbst als und das Filmemachen funktionie- wie Gemeinschaften allem dafür, Sie interessiert sich vor zu Grunde liegen. Utopien ihnen ren, und welche überlagert wurde. So des Alltags Gewohnheiten noch nicht durch die Aus ihren Aufenthal- ihre Filme. für Ort die Themen entdeckt sie vor ergeben: Zum Beispiel das einige Kooperationen ten haben sich auch Cristal“. Die Idee dazu kam Marlies Pöschl aktuelle Projekt „Cinema die Lalezar-Stra- sie durch aus Teheran Architekt als ein befreundeter einer Vielzahl ehemaliger Kinos ist heute von Diese Straße ße führte. die Auseinander- geprägt. Sie wird zum Anstoß für an Leuchtkörpern setzung mit dem Kino als Erinnerungsraum. acherin m e m Fil

192

sich. Gezeigt werden die Proben einer Tanzgruppe in Shanghai, die den Tanz der Uiguren einstudiert.

Filmische Arbeit mit Impulsen und das Spiel mit Realität und Fiktion

Marlies Pöschl taucht bei ihren Aufenthalten im Ausland in fremde Kulturen ein, beobachtet neugierig und erkundet auf spie- lerische Weise die Menschen und die bestehenden Verhältnisse, die

so zum Thema ihrer Arbeiten werden. Dabei bedient sie sich gerne unkonventioneller dramaturgischer Methoden. Ihr Interesse am

öschl Schauspielen und der Performance ist dabei sehr groß. Die Interaktion P zwischen den Charakteren und auch die Arbeit mit Impulsen aus Tanz- und Gruppenübungen spielt in einigen ihrer Arbeiten eine

Marlies große Rolle. Marlies

In ihren Drehbüchern gibt sie nicht alles konkret vor, vielmehr P lässt sie vieles offen und arbeitet auch gerne mit Laiendarstellern öschl und -darstellerinnen zusammen. Es ist ein Prozess des Suchens, der auch die Methoden des Filmemachens selbst hinterfragt. Ergebnisse solcher Forschungsprozesse sind Filme wie „L’Ecole de Simili“, „The Machine Stops“ oder auch „Sternheim“. Dabei kann das Filmprojekt gleichzeitig auch Auslöser wei- ter reichender sozialer Interventionen werden, wie zum Beispiel bei „Sternheim“: In einem offenen Prozess wurden Schüler und Schüle- rinnen gefilmt, die gleichzeitig in eine Workshop- und Castingsituati- on geworfen werden. Durch dieses Aufeinanderprallen verschiedener Aufgabenstellungen und Drucksituationen wissen die jungen Darstel- ler_innen am Ende nicht mehr, was real und was fiktiv ist. Die Arbeit „Complex“ für das Donaufestival in Krems im Jahr 2016 beschäftigte sich nicht mit Rollenbildern oder Identitätskon- struktionen eines „fremden“ Kulturraums, sondern mit Räumen. Wie werden Räume konstruiert, wo sind ihre Grenzen? Dazu werden halb geheime Fitnessräume aus Teheran gezeigt, visuell sind nur die Räume zu sehen, aber auf einer Tonebene werden Field Recordings abgespielt, die die Menschen in die Räume bringen. Marlies Pöschl 193 wollte mit dieser Arbeit Räume schaffen, bei denen nicht klar ist, ob f es eine Grenze gibt und wenn ja wo. In Teheran gibt es eine starke Grenze zwischen dem öffentlichen und dem privaten Bereich und dahinter gibt es noch ganz viele versteckte Grenzen, diesen Umstand greift Marlies Pöschl in ihrer Installation auf. Pöschl nimmt in ihren künstlerischen Arbeiten die Zuseher_in- nen mit auf eine Reise in eine unbekannte Welt und zeigt wie Ge- meinschaften funktionieren können, wie sich Identitäten zusammen- setzen und auch welche Fragen sich dabei auftun. Aber auch Sprache und Kommunikation sind wichtige Themen und ziehen sich durch einige Arbeiten der jungen Künstlerin. il m e m acherin

Foto 1 © Marlies Pöschl

Foto 2 © Cinema Cristal (Filmstill, Marlies Pöschl) Julia Bachler 194 Use Potential diesem Problemanzusetzen. DiegebürtigeÖsterreicherin absolvierte Möglichkeit sicheinzubringensehrbegrenzt. in dieserZeitmeistnichterlaubt,zuarbeitenundauchsonstsind die Jahrzehnte bisihrrechtlicherStatus geklärtist.Asylsuchendenistes unsichere Situation keine kurze Periode. Esdauertoft Jahre,sogar sie eineZeitderUnsicherheitunddesWartens. Fürvieleistdiese Flüchtenden ineinesichereUnterbringunggeschafft, beginntfür Herausforderung globalenAusmaßesistentstanden.Habenesdie gen seitdemEndedesZweiten Weltkriegs geführt. Eineschwierige sie aberaucheinStück Unabhängigkeit undWürdezurück. werden, ihrneuesUmfeld aktivmitzugestalten.Dadurchbekommen ner Datenbank zusammeln.SosolldiesendieMöglichkeit geboten Potential“ versucht Fähigkeiten undWissenvon Flüchtlingeninei- Das von derSocial EntrepreneurJuliaBachlerinitiierteProjekt„Use – e Potential U s Soziales Empowerment durcheine Datenbank derFähigkeiten von Flüchtlingen Julia Bachlerversucht mitihremProjekt„UsePotential“ bei Krieg undTerror habenzuden größtenFlüchtlingsbewegun- Gründerin & J www.jbachler.wixsite.com U se ulia P otential B achler D irektorin

Julia Bachler 195 Use Potential „The opportunities are endless. endless. are opportunities „The ideas.” people’s like Just Die bei der Registrierung genannten Fähigkeiten, Wissens- genannten Fähigkeiten, Die bei der Registrierung Inspiration für ihren kreativen Lösungsansatz fand sie in Doris fand Lösungsansatz ihren kreativen für Inspiration „Use Potential“: von Genau das ist auch das Grundkonzept bestände, Interessen und Erfahrungen sollen in einer Datenbank in einer Datenbank sollen bestände, Interessen und Erfahrungen Einrichtun- und kommunalen lokalen NGOs und später verzeichnet Diese gestellt werden. gen, die Flüchtlinge betreuen, zur Verfügung dann Flücht- Ort gibt und können es vor Bedürfnisse wissen, welche und Gestaltung ihres neuen linge einladen, sich an der Organisation zum Nichtstun zu beteiligen. Das ermöglicht den sonst oft Umfeldes Sie kön- Leben. am kommunalen Asylsuchenden Teilhabe verurteilten partizipieren und sich einbringen. Dadurch nen an der Gemeinschaft und Würde zurück und ihrer Unabhängigkeit sie ein Stück bekommen ihre Umgebung. Durch diesen inklusi- für sich verantwortlich fühlen genutzt, nicht nur sonst brachliegende Ressourcen können Ansatz ven werden. sondern auch der soziale Zusammenhalt gefestigt in Schweden ihren Master of Medical Science in Epidemiologie. Nun in Epidemiologie. Medical Science ihren Master of in Schweden der sich intensiv und hat sie sich als Social Entrepreneur betätigt langen Phase der Recherche Nach einer Flüchtlingskrise zugewandt. Ort ein und im Libanon, um sich vor in Jordanien und Aufenthalten Flüchtlinge zu machen, initiierte sie „Use der der Situation Bild von und Nachhaltigkeitsfonds Umwelt- T-Mobile vom Das Potential“. 2015 den Social Impact Award. Projekt erhielt (TUN) geförderte Darin wird General Dann“. „Die Geschichte von Roman Lessings ist die Frage gestellt: „Was im Flüchtlingslager jedem bei der Ankunft das Wichtigste, das du kannst?“ beitragen. Eine der Fragen bei der Jeder kann etwas zur Gemeinschaft to offer can you „What Flüchtlingsregistrierung sollte deshalb lauten: community?“ your otential P se U

196

Partizipation als Weg zu Selbstbestimmung und Autonomie

Flüchtlingslager sind meist durch eine extreme Heterogenität der dort Untergebrachten gekennzeichnet. Es handelt sich dabei nicht zwangsläufig um eine repräsentative Abbildung der Bevölkerung des Ursprungslandes. Die geographischen, sozialen und ökonomischen Hintergründe der Einzelnen sind oft extrem verschieden. Das trifft demnach auch auf ihre Ausbildung, ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und Erfahrungen zu. „Use Potential“ sieht genau diese Vielfalt als große Chance und hat ein genaues Prozedere für die Erstellung einer

Skills-Datenbank und deren Nutzbarmachung entwickelt. Bei der Registrierung, wie sie bereits vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) durchgeführt wird, soll zukünftig achler

B auch die Frage gestellt werden, was die wichtigste Fähigkeit bzw. das bedeutendste Wissen jedes/jeder Einzelnen ist. Menschen, die sich ulia

J unsicher sind, werden ermutigt zumindest eine Tätigkeit zu nennen, J ulia B achler bei deren Ausführung sie sich wohl fühlen. Auch die Mobiltelefon- nummer wird abgefragt. Die gesammelten Informationen werden an NGOs und andere Institutionen weitergegeben, die mit der Betreuung von Asyl- werber_innen betraut sind bzw. in deren Nähe sich eine Flüchtlings- unterbringung befindet. Die jeweiligen Fähigkeiten der dort unter- gebrachten Flüchtlinge werden ausgewertet und mögliche Freiwilli- gengruppen geplant. Durch Textnachrichten und Sprachmitteilungen werden dann geeignete Bewohner_innen der Flüchtlingseinrichtung eingeladen, mit ihrem Wissen, Können oder ihrer Expertise an lokalen Projekten mitzuwirken und sich einzubringen. Die passive Rolle von Wartenden entmutigt, stresst und wird auch als Dehumanisierung wahrgenommen. Gibt man Menschen die Möglichkeit ihr individuelles Können einzubringen, erkennt man sie als vollwertiges Individuum an. Menschen, die gezwungen wurden zu fliehen und ihre Heimat zu verlassen, wollen sich in ihrem neuen Umfeld engagieren, es mitgestalten. Das führt zu einem besseren, 197 friedlicheren und kooperativen Zusammenleben. Der Empowerment-Ansatz von „Use Potential“ ermöglicht Selbstbestimmung und Autonomie, steigert das Verantwortungs- bewusstsein und erhöht letztendlich auch die Sicherheit. Zusätzlich bietet es Ausbildung und Weiterbildung für jene, die in Zukunft zurückkehren und ihre Heimatländer wiederaufbauen wollen. Auch könnte der Sozial- und Integrationsbereich seine ökono- mischen Mittel effizienter einsetzen, wenn auf ohnehin vorhandene Fähigkeiten bei den Flüchtlingen zurückgegriffen wird. Im Vordergrund steht dabei stets Mitgefühl für Menschen, die gezwungen wurden, ihr Heim und ihre Heimat zu verlassen. Diesen Flüchtenden mit vollstem Respekt und Empathie zu begegnen, ist für „Use Potential“ eine grundlegende menschliche Verantwortung. U se P otential

Foto 1 © Iconoclash Photography Foto 2 © Julia Bachler Astrid Hainzl 198 Frauen in Aufsichtsgremien Jahr 2016inDeutschlandfür die 30größtenUnternehmen,im gesetzliche Quotenbestimmungen eingeführt, wiebeispielsweise im man diesbezüglichzumindestfür börsennotierte Unternehmenauch Frauenquoten insolchenGremiengeführt. IneinigenLändern hat in derjüngerenVergangenheit eineDebatte überdieEinführung von mer nochdrastischunterrepräsentiert.InzahlreichenLändern wurde blockieren. muster, diedenWeg von FraueninsolcheGremienerschweren oder Untersuchungen standendabeivor allemdiesozialenHandlungs- österreichischer Unternehmenvertreten sind.ImMittelpunktihrer den Gründen,warumsowenige FrauenindenAufsichtsgremien Die WienerGender-Forscherin AstridHainzlbeschäftigte sichmit – A Zu wenige Frauen in u Welche Mechanismenführen dazu,dassder Frauenanteil in Aufsichtsgremien sogeringist? Frauenanteil inAufsichtsgremien fsichtsgremien Frauen sind in den Aufsichtsgremien großerUnternehmenim- Frauen sindindenAufsichtsgremien

www.wu.ac.at Kandidaten“ ierung vonKandidatinnenund ziale chen U A „ WU niversitätsassistentin ander D strid ie WIEN A R P ufsichtsrates – eproduktion desmännli raktiken inder H ainzl H E omoso valu - - - Astrid Hainzl 199 frauen in aufsichtsgremien fstieg der der fstieg u A llenbilder stehen stehen llenbilder o R r dem beruflichen beruflichen dem T adierte im Weg Frau Sie erbrachte damit einen wissenschaftlich fundierten Beitrag fundierten Sie erbrachte damit einen wissenschaftlich und Wirtschaft an der Schnittstelle von Astrid Hainzls Studie Die Wiener Gender-Forscherin Astrid Hainzl hat das Thema der das Thema Astrid Hainzl hat Die Wiener Gender-Forscherin im Bemühen um das Wissen, welche Mechanismen zu vertikaler Ge- Mechanismen zu vertikaler im Bemühen um das Wissen, welche Folge auch wie man sie in weiterer und führen, schlechtersegregation reduzieren kann. Dis- beleuchtet das Faktum, dass trotz der öffentlichen Gesellschaft kussion über den geringen Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der eben dieser Anteil nur in geringem österreichischen Gesellschaften Maße steigt. Astrid Hainzl legt dabei den Fokus auf die Evaluierung Dabei geht es aber nicht, wie von und Kandidaten. Kandidatinnen von und Ge- um die Unterschiede forciert, vielen bisherigen Studien Es wird vielmehr und Kandidaten. der Kandidatinnen meinsamkeiten deutschen Börsenindex DAX notieren. Mit solchen Maßnahmen wer- notieren. Mit solchen DAX Börsenindex deutschen die grundlegenden Genderungleich- für den aber nicht die Ursachen in Aufsichtsgremiengewichte Und gesetz- bearbeitet oder beseitigt. vielen Frauen abgelehnt, auch von werden liche Quotenregelungen möchte. Obwohl betrachtet werden man nicht als „Quotenfrau“ weil wurde, dass ein höhe- geführt Nachweis der in zahlreichen Studien rer Frauenanteil in Aufsichtsgremien nachhaltigen Entwicklung der den grundlegenden Männer sich an dient, hat dieser Unternehmen Auswahl der Personen die Selektionsmechanismen für bevorzugenden geändert. letzten Jahren wenig in den in diesen elitären Zirkel Frauen in österreichischen Führungsgremien Unterrepräsentanz von des „Die Reproduktion mit dem Titel nun in einer Forschungsarbeit Evalu- in der – Homosoziale Praktiken männlichen Aufsichtsrates aufgegriffen. innovativ und Kandidaten“ Kandidatinnen ierung von weitere für Vorarbeiten Durch ihre Arbeit wurden wesentliche Geschlechter- Zusammenhänge von über die komplexen Erkenntnisse geleistet. und Arbeitsprozessen verhältnissen ien m re g sichts f u A Frauen in

200

aufgezeigt, welche weitgehend unreflektierten und unbewusst statt- findenden homosozialen Praktiken zur Bevorzugung von Männern führen.

Untersuchung der homosozialen Praktiken bei Bewerbungs- verfahren für Aufsichtsratspositionen

Auf der Grundlage einer qualitativ explorativen Studie mit- tels einer Reihe von Interviews mit ausgewählten Expertinnen und Experten, Aufsichtsratsmitgliedern und Vorständen sowie Personal- berater_innen, die mit der Besetzung befasst sind, werden typische

Charakteristika der Auswahl herausgearbeitet. Dabei zeigt sich ein Verhaltensmuster, das Männer bevorzugt, weil zum Beispiel Vertrau-

ainzl en in typischen Männerrunden und Männernetzwerken gebildet wird H (im homosozialen Kontext), und dieses Vertrauen ausschlaggeben- des Moment für die Besetzung der Gremien ist. Weder die fachliche strid

A Qualifikation noch die Notwendigkeit der unterschiedlichen Beset- A strid H ainzl

zung der einzelnen Positionen können dieses Kriterium schlagen. Die Arbeit zeigt, dass der Leim der persönlichen Bekanntschaft einer der maßgeblichen Schlüssel für die Besetzung ist. Astrid Hainzls Arbeit zeichnet sich besonders durch ihre Aktualität aus. Das Thema der Aufsichtsratsbesetzung und -zusammensetzung ist nicht nur medial, sondern auch politisch viel diskutiert. Derzeit ist ein Entwurf für eine EU-weite Vereinheitlichung der Auswahlbestim- mungen in Ausarbeitung. In diesem wird verankert, dass die Auswahl nicht „unsachlich“ sein darf. Wissenschaftlich fundierte Argumen- tationen, wie sie mit Hainzls Arbeit vorliegen, sind nicht zuletzt aus diesen Gründen für die politik-vorbereitende Arbeit hilfreich. Ein Blick auf die Zahlen der größten börsennotierten Unter- nehmen in Österreich zeigt, wie weit Österreich in diesem Bereich nachhinkt: In den Aufsichtsräten der Top-200-Unternehmen von Österreich liegt der Frauenanteil 2016 bei 17,7 %. Damit ist der Frauen­anteil im Vergleich zum Jahr 2015 (16,2 %) zwar gestiegen, aber immer noch sehr gering. In den Vorständen ist der Frauenanteil noch 201 geringer, dort liegt er 2016 bei 7,2 % und ist damit seit dem Vorjahr um 1,3 % gestiegen. Damit bleibt Österreich in Sachen Frauen in leitenden Positionen weit hinter dem EU-Durchschnitt von 21 %. Astrid Hainzl, die für ihre Arbeit mit dem Gabriele-Possanner- Preis ausgezeichnet wurde, macht mit ihrer Studie die versteckten sozialen Muster sichtbar, die zu diesen Zahlen führen. Aus ihrer Arbeit lässt sich folgendes Fazit ziehen: In erster Linie muss der Prozess der Besetzung von Führungspositionen in Frage gestellt werden – vor allem dort, wo es um Qualifikationsanforderung und -messung geht. f

Laut Astrid Hainzl braucht es eine klare Profilerstellung in Abstim- rauen in au mung mit vorhandenen Eigenschaften und Qualifikationen der beste- henden Mitglieder, um die gängigen Muster bei Evaluierungsverfah- ren durchbrechen zu können. f sichts g re m ien Foto 1 © Gloria Warmuth

Foto 2 © Michael Dully Elisabeth Marek 202 the creative fillip Problem einenbesonderenLösungsansatz entwickelt: Essetztganz Sozialprojekt „thecreative fillip“ von ElisabethMarekhat für dieses ihrem häufig von ProblemenbestimmtenAlltagauszubrechen. Das tionen keine „Freizeit“. EsbietensichihnenkaumMöglichkeiten, aus balen Ausmaßes. Arbeitslosigkeit, ArmutundFluchtsindmehrdennjeProblemeglo- sind arbeitslosodermusstenvor Terror, Gewalt undKriegflüchten. Bildungssystem nichtzurecht,siekönnen sichihrLeben kaumleisten, oder kulturellbenachteiligen:Siefindensichiminstitutionellen Kurzurlaub“ von alltäglichenSorgenmachen. hier ihrkünstlerischesPotenzial entdecken undeinen„mentalen mit verschiedenen Werkstoffen undArbeitstechniken können sie sicheren RaumzurkünstlerischenEntfaltung. BeimExperimentieren situationen indenKreativwerkstätten „thecreative fillip“einen Grafikerin ElisabethMarekbietetMenscheninschwierigen Lebens- – The creative fillip Kreativwerkstätten für sozial benachteiligteMenschen Oft habengeradeMenscheninsolchschwierigen Lebenssitua- Es gibtvieleBarrieren,dieMenschensozial,wirtschaftlich www.creative-fillip.com Kreativwerkstätten the creativefillip Gründerin & ELISABETH M L eiterin ARE K

Elisabeth Marek 203 the creative fillip lbstvertrauen zu zu lbstvertrauen e S ut und und ut in kreativer „Miniurlaub“, um um „Miniurlaub“, in kreativer entwickeln E M „The creative fillip“ wurde im Jahr 2013 von der Grafikdesigne- fillip“ wurde im Jahr 2013 „The creative und Workshop-Program- Kreativwerkstätten In verschiedenen man sich kreativ Es entsteht ein geschützter Freiraum, in dem werden Arbeitstechniken und Werkstoffe Unterschiedliche fillip“ sind aber nicht „the creative von Die Kreativwerkstätten rin Elisabeth Marek gestartet. Da ihr die Arbeit am Computer allein zu Da ihr die Arbeit am Computer rin Elisabeth Marek gestartet. auf sie ein Projekt die Beine stellen, bei dem sie sich wollte war, wenig Ziel war es anderen Menschen zu ermöglichen, ausprobieren konnte. Gerade Menschen in schwierigen zu entfalten. sich handwerklich entwickeln kreativ brauchen solche Räume, um sich frei Lebenslagen zu können. ganz geboten, fillip“ die Chance men wird Menschen bei „the creative Die Teilnehmer_innen- zu arbeiten. kreativ ohne Verwertungsdruck richtet sich an Flüchtlinge, gruppen sind bunt gemischt. Das Angebot Verhältnissen. Arbeitslose, Kinder und Jugendliche aus schwierigen experimentieren Umfeld ausleben und in einem unterstützenden Gedanken so ihren Träumen, können kann. Die Teilnehmer_innen wird eine Gleichzeitig künstlerisch Ausdruck verleihen. und Gefühlen Kulturen und Gruppen geschlagen. zwischen verschiedenen Brücke in dem die Es entsteht ein neues Lernumfeld, gemeinsam erforscht. werden. erkundet und ausgeweitet Fähigkeiten eigenen kreativen und erfährt sich kennen Man arbeitet gemeinsam mit anderen, lernt dadurch, wie gute Zusammenarbeit und ein gutes Miteinander funkti- onieren können. und der Begegnung, des Lernens Ausdrucks, nur Orte des kreativen sondern auch eine Art mentaler „Miniurlaub“. Die Teilnehmer_innen Umständen gepräg- problematischen von aus ihrem sonst oft können bekommen. Kopf“ ten Alltag kurz aussteigen und einen „freien auf die Kraft der Kreativität und schafft eine künstlerische „Aus- eine und schafft der Kreativität aufKraft die die Chance Lebenslagen in problematischen So soll Menschen zeit“. Zeit hinter sich zu kurze Sorgen zumindest für ihre gegeben werden, ihr krea- geschützten Umfeld sie in einem können lassen. Gleichzeitig und nutzen. entwickeln kennenlernen, Potenzial tives illip f the creative

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Zuletzt werden die geschaffenen Werke in Ausstellungen öffentlich präsentiert. Durch diese Vernissagen bekommen die Betei- ligten positive Aufmerksamkeit und Anerkennung – etwas, das ihnen sonst oft vorenthalten bleibt.

Material als Ausgangspunkt für eine kreative Reise

Nicht nur die Zusammensetzung der Gruppen ist bunt ge- mischt, auch die verwendeten Werkstoffe und Techniken sind viel-

k fältig. Jede der „the creative fillip“-Werkstätten beschäftigt sich mit einem Material oder einer bestimmten Arbeitstechnik. Vom gemein- samen Ausgangspunkt aus kann allerdings jede/r seine/ihre eigene „kreative Reise“ unternehmen. Es gibt keine Vorgaben oder Einschrän- kungen, wie man mit dem Werkstoff oder der Technik arbeiten soll. lisabeth Mare

E Es geht um den Prozess des kreativen Schaffens und gemeinsamen E lisabeth Mare

Ausprobierens. Ob man alleine oder im Team an einem Stück oder einer ganzen Werkreihe arbeitet, liegt ganz beim einzelnen kreativen Kopf. Im Austausch in der Gruppe entstehen eigenständige Projekte, die meist ganz persönliche Themen bearbeiten. k Im Workshop „Papeterie“ arbeitete beispielsweise eine Gruppe junger Menschen aus dem Flüchtlingsprojekt Ute Bock eine Wo- che lang mit Farben und Papier. Nach der oft monatelangen Flucht Richtung Europa bot sich für viele erstmals die Gelegenheit, ihren Erfahrungen künstlerischen Ausdruck zu verleihen. Beim Erproben ihrer Fertigkeiten und dem Experimentieren mit den Materialien entstanden eigenständige Arbeiten, die auch in einer Vernissage ge- zeigt wurden. Im Projekt „León – Telica“ gastierte „the creative fillip“ wiederum drei Monate lang in den beiden gleichnamigen Städten in Nicaragua. Für rund 80 junge Menschen, deren Alltag sonst von Kriminalität, Drogen und Gewalt geprägt ist, wurde ein Rückzugsort und Entdeckungsraum geschaffen. In täglichen Workshops lernten sie verschiedene Kreativtechniken kennen und beschäftigten sich mit Materialien wie Holz, Karton, Muscheln, Samen oder Plastikflaschen. In „Bock ’n’ Roll“ entwarfen und zimmerten acht Asylsuchende in einer zwei Wochen dauernden Kreativwerkstatt Skateboards. Auf 205 der Basis des Grundbaukastens „ein Brett, zwei Achsen, vier Rollen“ entwickelten die Teilnehmer_innen ganz eigene Formen und bau- ten Einzelstücke. So lernten sie Grundkenntnisse in der Bearbeitung von Holz kennen, konnten bei den Entwürfen ihrer Kreativität freien Lauf lassen und lernten gleichzeitig informell den Umgang mit einer heterogenen Gruppe. Seit März 2016 ist „the creative fillip“ als Verein organisiert. Als Non-Profit-Organisation finanziert sich „the creative fillip“ aus- schließlich über Spenden und den Verkauf, der in den Werkstätten gefertigten Objekte. Durch Kooperationen mit bestehenden Organisationen aus dem the creative Sozialbereich werden Interessierte gefunden und auf die Kreativwerk- stätten aufmerksam gemacht. All das organisiert und leitet Elisabeth Marek gemeinsam mit einem Team von ehrenamtlichen Mitarbei- ter_innen. f illip

Foto 1 © Markus Neubauer

Foto 2 © the creative fillip MARTIN HOLLINETZ 206 OTELO in dieStadt. AlseralsChefdes Regionalmanagements derRegion und umzusetzen. hen bessereNetzwerke zurVerfügung, umneueIdeenzuentwickeln fehlt derAnreiz,inihrerHeimatregion zubleiben.IndenStädten ste- und Kommunen zukämpfen haben.Kreativen undinnovativen Köpfen Perspektiven sinddieProbleme,mitdenenländlichenRegionen Strukturen aufrechterhalten werden. Abwanderung undfehlende nen sichindiesenGebietenschwer durchsetzen, undmeistveraltete kerung vor Ortveraltet zunehmend.Dasführt dazu,dassInnovatio- Die jungenMenschenziehtesindieurbanenZentrenund Bevöl- wachs verzeichnen, kämpfen ländlicheRegionen mitdemGegenteil: Erfahrungen, IdeenundWisseneinlädt. Technologielabors, dasallenzugänglichist,undzumTeilen von halten, kamMartinHollinetzeineIdee:DieGründungeinesOffenen Um denAbzugjungerKreativer ausdenländlichenRegionen aufzu- – Otelo Offene Technologielabors alsZukunfts- knotenpunkte desländlichenRaums Martin Hollinetzzog esselbstvon seinerHeimatgemeinde Während Städte nachwievor einenenormen Bevölkerungszu- www.oteloegen.at www.otelo.or.at I M T nitiator echnologielabor & ARTIN

HOLLINETZ O telo – O ffenes O telo eGen MARTIN HOLLINETZ 207 OTELO nnovationskultur I Otelo lebt eine experimentier- experimentier- eine lebt Otelo freudige Hollinetz initiierte damit eine neue, lokale Innovationskultur. Innovationskultur. Hollinetz initiierte damit eine neue, lokale Zugang zu Otelo ist, dass es einen einfachen von Der Mehrwert Otelo war geboren. Die Abkürzung „Otelo“ steht für Offenes Offenes Abkürzung „Otelo“ steht für Otelo war geboren. Die Ausgehend von Gmunden und Vöcklabruck entwickelte sich ein Netz- entwickelte Gmunden und Vöcklabruck Ausgehend von über Oberösterreich und auch Österreich hinausgeht. das längst werk, in Oberösterreich, Niederösterreich, Insgesamt gibt es 22 Standorte zwi- Diese Kooperation Kärnten, Deutschland, Italien und Spanien. auch Gruppen hat aktiven und zivilgesellschaftlich schen Kommunen Sogar im US-ameri- Europas Vorbildfunktion. andere Regionen für ein Otelo. Die einzelnen kanischen Detroit gibt es bereits Pläne für ehrenamtlich und werden Otelos sind selbstorganisiert, unabhängig ist der Vereinsvorstand, betreut. Für das Gesamthosting eines Otelos als organisatorisch – sowohl verantwortlich also das Standortteam, Alles ist hier möglich, solange es der Wer- auch atmosphärisch. – entspricht, te-Charta – einem lebendigen Übereinstimmungskanon aufruft. und Mittun gesagt, zum Teilen die vereinfacht wie Naturwissenschaft, Anwendungsfeldern den unterschiedlichsten ermöglicht, und dass die Medien, Kunst oder Landwirtschaft Technik, bei der Entwicklung ihrer Mitglieder hier Unterstützung einzelnen ihrer Projekte fin- Ideen, aber auch bei der Planung und Durchführung Human Projekte wie die Mobile den. Daraus entstehen ungewöhnliche (Mohups), hier wird jene Energie genutzt, die entsteht, Powerstation Es werden sich Menschen im Fitnessstudio richtig auspowern. wenn genügend an Fahrräder montiert und nur wenn dabei Generatoren um zum vorhanden, Menschen richtig strampeln, ist genug Strom zu lassen. stattfinden Beispiel ein Konzert Vöcklabruck/Gmunden aufs Land zurückkehrte, stellte er 2008 fest, er 2008 fest, stellte aufs Land zurückkehrte, Vöcklabruck/Gmunden in ländlichen Ge- Kreativwirtschaft und dass die Regionalentwicklung Räume zu schaffen, Es ging ihm darum, muss. werden bieten gestärkt generieren, Netzwerke und können entfalten Kreative in denen sich sind. anzutreffen in Städten die sonst nur Gemeinden stellen ungenutzte und leerste- Die Technologielabor. damit sich so genannte Nodes zur Verfügung, hende Räumlichkeiten ist eine Kleingruppe Ein Node und Ideen austauschen können. treffen in die gemeinsam an einem Projekt bzw. Personen, mind. fünf von arbeitet. einem Betätigungsfeld OTELO 208

Bildungsprojekte wie „KET – Kinder erleben Technik“ versuchen wiederum, das Interesse an technischen Berufen bereits im Volks- schulalter zu fördern. Diverse Kooperationen mit gesellschaftlichen Systemen wie Bildung, Politik oder Wirtschaft bewirken, dass die Innovationen aus den Otelos der Gesamtbevölkerung zugutekommen. Ein Beispiel dafür sind die 3D-Drucklabore, die an Schulen in Oberös- terreich eingerichtet wurden und von allen genutzt werden können – nicht nur von den Schüler_innen. Das Otelo-Netzwerk schafft den idealen Nährboden, um neue Kontakte zu knüpfen, woraus sich wiederum auch erfolgreiche Ge- schäftsbeziehungen entwickeln können. Beispielhaft dafür stehen die 3D-Druck-Start-ups Evo-tech von Markus Kaltenbrunner und RepRap Austria von Benjamin Krux. Markus Kaltenbrunner von Evo-tech bau- te seinen ersten 3D-Drucker im Otelo Vöcklabruck und lernte auch HOLLINETZ

seine späteren Geschäftspartner über das Otelo-Netzwerk kennen. Jedem/Jeder steht der Zugang offen und ohne durch institutio- ARTIN

M nelle Zwänge eingeschränkt zu werden, kann man hier interessanten M

Aktivitäten vom Kochen über Fahrrad-Reparaturen und Elektronik- ARTIN basteln bis eben hin zu 3D-Drucken oder einem Virtual Reality Lab

nachgehen. Hier wird Inklusion gelebt und weitergedacht, denn auch HOLLINETZ soziale Randgruppen finden hier einen Ort, an dem sie sich einbringen und ihren Interessen nachgehen können.

Innovation braucht die Neuadaption bestehender Strukturen

Die Otelos adaptieren die Denk- und Arbeitsweise der Kreativ- wirtschaft, um innerhalb einer Region Potenziale auszuschöpfen und gemeinsam Neues zu schaffen. Mittlerweile hat sich daraus auch die Otelo eGen, die erste Beschäftigungsgenossenschaft in Österreich, entwickelt. Die hier miteinander verbundenen Personen und Vereine experimentieren seit Anfang 2014 mit neuen Formen von Arbeiten und Wirtschaften, und versuchen im Kollektiv durch den Austausch von Wissen und Ressourcen, ihr Auskommen in den Bereichen Regi- onalentwicklung, Beratung, Medienarbeit, neue Technologien und Bildung zu finden. Alle Mitglieder sind angestellt, wodurch niemand das Risiko allein trägt und man dennoch selbstständig agieren kann. Jedes Mitglied bekommt ein Fixgehalt ausgezahlt, wer mehr verdient, bekommt anstelle von Geld mehr Freizeit. Eines der aktuell laufen- den Projekte des Otelo eGens ist „Das Erkenntnisspiel“, das sich in der mixed reality bewegt. Hierbei wird durch den Einsatz von Virtual Reality-Brillen die Grenze zwischen Realität und Fiktion beinahe auf- gehoben und bei den Nutzer_innen ein Reflexionsprozess abgerufen, 209 bei dem sie ihr eigenes Medienverhalten hinterfragen. Dieses Projekt OTELO läuft im Rahmen von „Innovatives OÖ 2020“ und wird in Koopera- tion mit Ars Electronica und dem Land OÖ/ Abteilung Gesundheit umgesetzt. Von den unterschiedlichen Otelos und ihren Projekten gehen neue Impulse für die Regionen aus, die als Hebel für gesellschaftliche Veränderungsprozesse fungieren. Die ländlichen Gebiete werden für junge Menschen attraktiver, die ihre innovativen Ideen nicht mehr in die Ballungszentren tragen müssen, sondern auch in ihrer Region Entfaltungsmöglichkeiten und Anlaufstellen zum Experimentieren finden.

Foto 1 © Robert Maibach

Foto 2 © Otelo Offenes Technologielabor 3. Kreativität & Verantwortung

David GroSS 212 Filmemacher, Aktivist mehr alsnureinvon denWelthandelssystemen bedingtesethisches dessen istdieLebensmittelverschwendung indenIndustrieländern leiden 11%derWeltbevölkerung anchronischemHunger. Angesichts programmes derVereinten Nationen ausdemJahr2015heranzieht, landen alleineinÖsterreichjährlichimMüll. weggeworfen. Über150.000Tonnen genießbareNahrungsmittel Ausmaße angenommen.Weltweit wirdeinDrittelallerLebensmittel deren Perspektive erzählt. Geschichten von derWelt, indersieangekommen sind,einmalaus ist einOnline-TV-Projekt, dasvon Flüchtlingengestaltet wirdund Mittelpunkt einesweiteren Projektesvon David Groß:refugee.tv Lebensmittelverschwendung. Perspektivenwechsel stehtauchim ironisch-wirkungsvolleauf Weise dieweltweite unserenBlickauf Filmemachers und„Artivisten“David Großschärft undverschiebt Das Dokfilm-Kunstprojekt„wastecooking“ desgelernten Kochs, – Wastecooking Mit „Artivismus“gegenLebensmittel- verschwendung undFremdenfeindlichkeit Wenn mandieZahlenundDefinitionendes Welternährungs- Die Lebensmittelverschwendung hat mittlerweile enorme www.refugee.tv www.wastecooking.com wastecooking &refugee.tv Filmemacher, D avid Gro SS A ktivist David GroSS 213 Filmemacher, Aktivist Food is culture… don’t waste it, it, waste don’t is culture… Food it! cook 2012 initiierte David Groß das aktionistische Kunstprojekt „was- Groß das aktionistische Kunstprojekt 2012 initiierte David im Rahmen des „wastecooking“ Im September 2013 eröffnete Groß Sommer 2014 bis zum Frühjahr 2015 startete David Von Mit „wastecooking“ schafft der Salzburger David Groß Groß der Salzburger David schafft Mit „wastecooking“ Nahrungsmitteln ihre gibt so verschwendeten „Wastecooking“ tecooking“ und startete mit einem siebenköpfigen Team. Die Aktio- mit einem siebenköpfigen und startete tecooking“ im „Artivismus“, also dem Wirken nen standen unter dem Leitbegriff Zunächst wurde eine und Aktivismus. Kunst, Politik Grenzbereich von Kochperforman- produziert und konsumkritische Web-Video-Serie Auch mit dem Ziel, die Idee durchgeführt. Raum im öffentlichen ces euch!“ zu aller Länder vereinigt „Waste-Köche unter dem Leitmotto internationalisieren. supermar- „free ersten den europaweit „Wienwoche“ Kunstfestivals wurden dort auch in Wien. Neben aussortierten Lebensmitteln ket“ angeboten. und Gratis-Kochkurse „Mülltauch-Touren“ auf die künstlerisches Experiment, um auch international ein weiteres reiste er in fünf Dafür hinzuweisen. Nahrungsmittelverschwendung Sein Ziel war es, auf der Rei- europäische Länder. durch fünf Wochen Aktivist_innen- was andere wegwerfen. se einzig mit dem zu kochen, Problem. Denn auch ein Drittel aller klimaschädlichen Abgase wer- aller klimaschädlichen auch ein Drittel Problem. Denn verursacht. die Lebensmittelerzeugung den durch Dokumen- Reportagen, Missstände. In seinen diese für Bewusstsein bereitet der gelernte Raum öffentlichen und Aktionen im tationen eigene Essen zu und entwickelt Gerichte aus weggeworfenem Koch er öffentlichkeits- So weist aus der Mülltonne. Zutaten für Rezepte hin. Gleichzeitig wirksam auf die Nahrungsmittelverschwendung drei Forderungen: die Lebensmittel-Über- „wastecooking“ formuliert sinnvoll die Reste bekämpfen, den Konsumwahn produktion stoppen, , wie Containern Urbane Protestpraktiken kochen. und kreativ verteilen und die sollten deshalb entkriminalisiert Dumpstern und Wastediving an die Lebensmitteln unverkäuflichen von Weitergabe verpflichtende werden. vorgeschrieben gesetzlich Zivilgesellschaft in seiner künstlerischen Pra- als Kulturgut zurück und zeigt Stellung mit diesen Lebensmitteln und wertschätzender xis, wie man kreativer umgehen kann. tivist Ak acher, m e m Fil

gruppen, Köch_innen und Wissenschaftler_innen, die sich ebenso mit 214 dem globalen Problem der Lebensmittelverschwendung beschäftigen, unterstützten ihn dabei. Dokumentiert wurde diese Fahrt in einer fünfteiligen TV-Serie sowie als abendfüllender Film.

Ein TV-Sender von Flüchtlingen als Akt der Selbstermächtigung

Lebensmittelverschwendung, Klimaerwärmung, Hungerkatas- trophen und Flüchtlingsströme sind miteinander verwobene globale Probleme, deren ursächliche Zusammenhänge und Auswirkungen erst sichtbar und verständlich werden, wenn man die Perspektive darauf ein wenig verschiebt. Und so wie David Groß mit seiner wastecooking- Haute Cuisine auf subversiv-ironische Weise das Thema Lebensmittel- verschwendung einer saturierten Wohlstandsgesellschaft einprägsam

SS vor Augen führte, so ist auch ein weiteres Projekt des jungen Salzbur- gers darauf angelegt, durch eine gezielte Perspektivenverschiebung, die lokalen Auswirkungen eines globalen Problems besser nachvoll- avid Gro

D ziehbar zu machen: „refugee.tv“ ist ein Online-TV-Projekt, bei dem D nach Europa Geflüchtete unter dem Leitsatz „the other perspective“ avid Gro ihr eigenes TV-Programm gestalten. Ein in Europa bis dato einzigarti- ges Vorhaben.

Filmemacher_innen, Journalist_innen und Kameraleute, die SS teils Missstände in ihrer Heimat öffentlich machten und deshalb flie- hen mussten, arbeiten dort gemeinsam mit Filmteams aus Österreich. So können sie ihre eigene leidenschaftliche Arbeit auch in ihrer neuen Situation als zur Migration Gezwungene fortsetzen. Ein Perspektivenwechsel ist dabei das Ziel. Indem die Flücht- linge über ihre eigenen Erfahrungen und jetzige Situation berichten, werden sie vom medialen Objekt zu aktiven Gestalter_innen. Ihre Sichtweise journalistisch in den gesellschaftlichen Diskurs einzubrin- gen, wird so ein Akt der Selbstermächtigung. Statt über Krisen wird dabei vor allem über Chancen berichtet, um den „Anderen“ nicht als Gefahr, sondern als Bereicherung zu erleben. Die Reportagen und Berichte drehen sich dabei nicht nur um Themen, die die Flüchtlinge unmittelbar betreffen, sondern bieten immer wieder auch liebe- voll-ironische Blicke von außen auf Gewohnheiten und Bräuche des Alpenraums, die von außen betrachtet manchmal recht seltsam anmuten können. Medienmacher_innen aus sechs verschiedenen Ländern arbeiten, unterstützt von einem vierköpfigen Support-Team aus 215

Österreich, zusammen. Damit ist „refugee.tv“ auch ein gutes Bei- spiel transkultureller Teamarbeit und transkulturellen Dialogs. Ihre Reportagen und Magazine wie auch ein Auftritt beim Medienkunst- festival „Digital Spring“ haben dem Projekt bereits breite mediale Aufmerksamkeit verschafft. Da sich mittlerweile eine große Zahl an Medienschaffenden, die aufgrund ihrer kritischen Berichterstattung aus ihren Heimatländern flüchten mussten, bei „refugee.tv“ melde- ten, wurde im April 2016 erstmals ein „MEDIA SUMMIT“ organisiert. Bei diesem ersten, österreichischen Medientreffen für Film- und Fern- sehmacher_innen, die als Flüchtlinge nach Europa gekommen sind, wurde Vernetzung und Austausch ermöglicht und ein Filmworkshop Fil m für junge Flüchtlinge durchgeführt. Durch ihre Filme und Filmkunst, e m TV-Formate und Performances demonstriert „refugee.tv“ welchen acher, wichtigen Beitrag Flüchtlinge zur europäischen Medienlandschaft leisten können – wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt. Ak tivist

Foto 1 © Daniel Samer

Foto 2 © Daniel Samer ANDREA LUNZER 216 LUNZERS MASS-GREISSLEREI gerte sichdieVerpackungsmüllmenge ineinemZeitraumvon zehn produzieren diegrößteMenge an Abfall. AlleineinDeutschlandstei- aber immermehrMenscheninStädten. so vielMüllverantwortlich wieLandbewohner. Globalgesehenleben peln. Menschen,dieinStädten wohnen, sindfür doppeltbisviermal nen Müll.DieseZahlwirdsichbis2025voraussichtlich nochverdop- telverschwendung. gert nichtnurdenVerpackungsmüll, sondernauchdieLebensmit- zurück undkaufen genaujeneMenge,diesiebrauchen.Dasverrin- Gefäße mitodergreifen dieMehrweg-Glasgefäße auf imGeschäft Anbau sindallesamtunverpackt. Kund_innennehmeneigene ckungsmüll zuerzeugen. DieregionalenProdukteausbiologischem geschaffen, beidemmannachMaßeinkaufen kann,ohneVerpa- Mit ihrerMaß-Greißlereihat AndreaLunzer einenBio-Laden – Lunzers Maß-Greißlerei Einkauf ohneVerpackungsmüllEinkauf Die westlichen Industrienationen inEuropaundNordamerika Die Weltbevölkerung produziertjedenTag MillionenTon- 3,5 A www.mass-greisslerei.at L Gründerin und unzers Maß-Greißlerei ndrea L unzer I nhaberin ANDREA LUNZER 217 LUNZERS MASS-GREISSLEREI e V einkaufen rpackungsfrei Ziel und Maß nach Dabei können die Käufer_innen entweder ihre eigenen Behält- entweder die Käufer_innen Dabei können interessierte sich bereits während ihres Studi- Andrea Lunzer Die gebürtige Burgenländerin Andrea Lunzer engagiert sich Andrea Lunzer Die gebürtige Burgenländerin genau die Kund_innen ist, können Da nichts vorportioniert nisse mitbringen oder auf das im Geschäft erhältliche „Lunzers Glas“ erhältliche „Lunzers nisse mitbringen oder auf das im Geschäft stammen aus biolo- Alle angebotenen Lebensmittel zurückgreifen. auch nicht im Bio-Großmarkt, sondern gischem Anbau. Sie werden kleinen Produzent_innen, direkt bei regionalen Landwirt_innen und in direktem Kontakt mit denen die Maß-Greißlerei-Verantwortlichen stehen, eingekauft. beruf- Erste und Nachhaltigkeit. Rohstoffe nachwachsende ums für sammelte sie im Umgang mit Bio-Lebensmitteln liche Erfahrungen bei der sie für „Zurück zum Ursprung“, bei der Hofer-KG-Bio-Marke war. verantwortlich und die Verpackung Kommunikation Marketing, seit langem dafür, Verpackungsmüll zu reduzieren. Nach verschiede- zu reduzieren. Verpackungsmüll seit langem dafür, zu Fragen der Nachhal- als Unternehmensberaterin nen Tätigkeiten Maß-Greiß- Lunzers sie im Jänner 2014 schließlich eröffnete tigkeit, auskommt der gänzlich ohne Verpackungen lerei – ein Bio-Laden, verfolgt. und damit ein radikal anderes Konzept die sie möchten. In seinem Aufbau orientiert sich jene Menge kaufen, an alten, traditionellen Greißler-Läden. Es gibt keine das Geschäft älteren Alles ist mit restaurierten, Regalsysteme. professionellen die an jene Zeiten erinnern sollen, in denen Möbeln ausgestattet, die Norm waren. Lebensmittel lose, unverpackte Jahren von 15,5 Millionen auf 17,1 Millionen Tonnen pro Jahr. Das pro Jahr. Millionen Tonnen 15,5 auf Millionen Jahren von 17,1 Müllstrudel wie die gewaltigen eklatant, beeinflusst das Ökosystem demonstrieren. bereits aufin den Ozeanen drastische Weise REISSLEREI -G ASS M LUNZERS

218

Mit Mehrwegverpackungen und dem „Coffee to stay“ gegen Emissionen

Die Beschäftigung mit Verpackungen brachte Lunzer wiederum dazu, sich Fragen zu nachhaltigen Verpackungsmöglichkeiten zu stel- len. Dieses Interesse führte schließlich zur Gründung von „UNFOLD“, einer Initiative zur Förderung nachhaltiger Verpackungslösungen. Zuletzt aber wollte sie den Konsument_innen ermöglichen, über- haupt ganz ohne Verpackung einzukaufen, und so eröffnete Lunzers Maß-Greißlerei. Die Neubelebung des früheren Greißler-Modells ermöglicht Zero-Waste-Einkäufe. Der Bio-Laden Lunzers Maß-Greißlerei in der LUNZER

Wiener Leopoldstadt führt mittlerweile ein reichhaltiges Sortiment von Produkten, die allesamt biologisch und größtenteils regional

ANDREA erzeugt werden. Obst und Gemüse, Essig und Öl, Pasta, Reis, Hülsen- ANDREA

LUNZER

früchte und sogar Körperpflegeprodukte und Reinigungsmittel – 600 biologische Produkte können hier mittlerweile nicht nur ohne Ver- packung, sondern auch auf Gramm genau gekauft werden. Dadurch werden auch weniger ungebrauchte Lebensmittel weggeworfen. Das Konzept setzt außerdem auf ein Mehrweg-Glasfla- schen-System. Diese können 40 bis 50 Mal befüllt werden. Das spart gegenüber Einwegartikeln Rohstoffe und Energie und sogar bis zu 95% an Abfällen. Auch gegenüber dem Recycling hat das Mehr- weg-System Vorteile. Einerseits wird nur ein kleiner Teil der verwen- deten Einwegartikel tatsächlich recycelt, andererseits entstehen beim Recycling-Vorgang Emissionen, die die Mehrweg-Benützung einsparen. Zusätzlich zur Greißlerei gibt es auch ein Café/Bistro, das versucht, Nachhaltigkeit auch in diesem Geschäftsfeld auszuweiten. Grundidee ist hierbei der „Coffee to stay“. Rund 58 Milliarden Pappbe- cher fallen aufgrund des Kaffees zum Mitnehmen jährlich weltweit an, wie die Universität Stuttgart-Hohenheim errechnete. Das ist aus

ökologischer Sicht ein äußerst bedenklicher Trend. Der Café-Bereich 219 in der Lunzers Maß-Greißlerei versucht deshalb eine Atmosphäre zu kreieren, die zum Bleiben einlädt – und damit ressourcensparend ist. Ähnliche Zero-Waste-Verkaufsmodelle finden sich auch in Graz und Linz. In Linz eröffneten Franz Seher und sein Team im September 2015 mit dem holis market ein rundum neues holistisches Einkaufs- konzept, das nicht nur auf Nachhaltigkeit und Zero Waste, sondern zusätzlich auch auf Ernährungsberatung setzt. Ein eigener Food Blog liefert zusätzlich die passenden Rezepte zum Nachkochen. In Graz eröffnete im Frühjahr 2016 „Das Gramm“. Bei Verena Kassar und Sarah Reindl kann man verpackungsfrei und nachhaltig LUNZERS Lebensmittel nach Maß einkaufen, und im dazugehörigen Café mit-

tags saisonale Menüs genießen. M ASS -G REISSLEREI

Foto 1 © Julia Fuchs

Foto 2 © Markus Krottendorfer MARKUS ENENKEL 220 SATIDA zu retten. leistungen istinsolchenSituationen unerlässlich,umMenschenleben Verbreitung von Krankheiten.Dierechtzeitige Planbarkeit von Hilfs- hervorgehende Mangelernährungbegünstigendarüberhinausdie einer bedrohlichenLebensmittelknappheit. Hitzeperioden unddaraus nur denMenschenunmittelbardasWasser, dieDürreführt auchzu Nahrungskette vom MaisbiszumViehbedroht.Damitfehlt nicht der Regen übereinenlangenZeitraumausbleibt,istdiegesamte die zumAuslöserfür lebensbedrohlicheHungersnöte werden. Wenn che AnalysenundPrognosenvon gefährdeten Gebietenmöglich. Daten, dievon App-Nutzer_innen erfasst werden, werden ganzheitli- Satellitendaten unterEinbeziehungvon lokalensozio-ökonomischen Dürre- undHungerkatastrophen warnt.DurchdieVerknüpfung von Ein Forscherteam derTUWienentwickelte eineHandy-App, dievor – SATI Dürre-App alsFrühwarnsystem vor Dürre- undHungerkatastrophen Rund umdenGlobuskommt esregelmäßigzuDürreperioden, D A www.satida.net SATIDA TU D M ko d. oktor AR

W K ien; US

ENEN N C olumbia aturwissenschaften K EL U niversity

MARKUS ENENKEL 221 SATIDA ­ ­ Collect“ Collect“ A D SATI ür die „Dürre-App“ auch einen Crowdsourcing-An- ür die „Dürre-App“ Mit „ Mit erkennen Krisen frühzeitig ­_innen f eam rund um Markus Enenkel entwickelt wurde, um früh entwickelt eam rund um Markus Enenkel 2015 wurde SATIDA in der Provinz Kabo in der Zentralafrikani- in der Provinz 2015 wurde SATIDA Neben dem Zugriff auf die Satellitendaten wie Vegetation, wie Vegetation, auf die Satellitendaten Neben dem Zugriff in einigen afri- erstmals Inzwischen wurde die „Dürre-App“ An diesen Schwachpunkten setzt die „Dürre-App“ an, die am setzt die „Dürre-App“ An diesen Schwachpunkten Die bis dato verwendeten Prognosemodelle zur Vorhersage von von zur Vorhersage Prognosemodelle verwendeten Die bis dato eitig vor solchen Dürre- und Hungerkatastrophen zu warnen. Dürre- und Hungerkatastrophen solchen eitig vor örderungsgesellschaft geförderten Projekt beteiligt. geförderten örderungsgesellschaft schen Republik einem erfolgreichen Testlauf unterzogen. In Zusam- unterzogen. Testlauf einem erfolgreichen schen Republik wurden lokale Helfer_innen menarbeit mit den Ärzten ohne Grenzen f Bodenfeuchtigkeit oder Niederschlagsmengen nützen die nützen oder Niederschlagsmengen Bodenfeuchtigkeit Forscher Ort erheben zu können. vor Daten um auch sozio-ökonomische satz, wiederum miteinander und mit werden Daten Die unterschiedlichen von Mithilfe verknüpft. Region aus derselben Daten vergangenen Ländern entwickelten Smartphones, die inzwischen auch in weniger gesam- Faktoren diese unterschiedlichen sind, werden verbreitet weit ausgewertet. den Wissenschaftler_innen melt und von getestet. Unter dem Projektnamen „SATIDA“ kanischen Regionen an deren Umsetzung. Unter der Organisationen arbeiteten fünf Bodenkul- für Universität Projektleitung der TU Wien waren auch die Analysis in Systems Applied Institute for tur Wien, das International Meteorolo- und die Zentralanstalt für Grenzen Ärzte ohne Laxenburg, der Österreichischen Forschungs gie und Geodynamik an diesem von ­einem T z Department für Geodäsie und Geoinformation der TU Wien von von der TU Wien Geodäsie und Geoinformation Department für Hungerkatastrophen, stützen sich in erster Linie auf Satellitendaten, Linie auf Satellitendaten, erster sich in stützen Hungerkatastrophen, Faktoren wie kriegerische Ausein- beziehen aber sozio-ökonomische die die Nahrungs- instabile Lebensmittelpreise, oder andersetzungen in global beeinflussen, und die Ernährungssicherheit mittelallokation noch nicht systematisch gefährden, ebenfalls Weltregionen einzelnen die bisher eingesetzten Prognosemodelle mit ein. Außerdem warnen längst virulent ist. das Problem wenn erst, de facto SATIDA geschult, um Befragungen vor Ort durchzuführen. Die Fragen zur 222 Ernährungssituation der Bevölkerung wurden von 100 Haushalten mit insgesamt ca. 900 Familienmitgliedern aus dieser Region beantwor- tet. Diese Daten wurden in der Folge über die App mit Smartphones erfasst und im Anschluss auf einen Server geladen, wo sie gemeinsam mit Satellitendaten den Forscher_innen zur Analyse zur Verfügung standen. Durch die Zusammenführung der Informationen aus diesen unterschiedlichen Datenbereichen kann wesentlich genauer prognos- tiziert werden, wo mit Nahrungsversorgungsknappheiten zu rechnen sein wird, und an welchen Orten in Folge auch Hungerkatstrophen drohen. Die App wird gerade dahingehend weiterentwickelt, dass Hilfs- organisationen und NGOs in Zukunft auch eigenständig Muster und kritische Schwellenwerte in den Datenbeständen erkennen können, EL

K um rechtzeitig in ihrem jeweiligen Wirkungsbereich, die erforderli- chen Maßnahmen setzen zu können. ENEN

Dass es nicht nur auf Grund von Klimakatastrophen zu Hun- US

K gersnöten kommt, belegten die Auswertungen des Feldtests in Kabo AR

M sehr klar. Die Forscher_innen kamen zum Ergebnis, dass nicht die M AR K

geringe Niederschlagsmenge oder ausgetrocknete Böden der primäre US

Auslöser für die Ernährungsprobleme dieser Region waren, sondern ENEN vielmehr die Anwesenheit militärischer Truppen, die Bauern und Bäu- K rinnen daran hinderte, ihre Felder zu bestellen. EL

NGOs können ihre Hilfsaktionen besser koordinieren

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen war in die Entwick- lung dieses Frühwarnsystems von Anfang an involviert. Bei der NGO sollte damit eine Lücke in der Entscheidungsfindung geschlossen werden. Durch aktuelle Daten und den Abgleich der aktuellen Situa- tion mit Daten von derselben Jahreszeit zum Beispiel vor einem Jahr, kann eine Prognose erstellt werden und die NGOs können bereits vor Eintritt einer möglichen Katastrophe analysieren, welche materiellen und personellen Vorsorgemaßnahmen nötig sein werden, um die Situation besser unter Kontrolle zu haben. Ein weiterer großer Vorteil dieses Systems ist, dass es für unterschiedlichste Prognoseinteressen adaptiert werden kann. Egal, ob man sich für ein Monitoring der Gesundheit von Viehherden im Sahel oder die Effizienz von Impfaktionen interessiert, oder ob man Informationen für die Frühwarnung vor Epidemien benötigt. SATIDA 223 sammelt und liefert Daten, die den unterschiedlichsten Problem­ SATIDA bereichen angepasst werden können. SATIDA ist nicht nur eine App. Es ist vielmehr ein flexibles Framework, das eine Verknüpfung von Wissenschaft und Anwendung schafft, im vorliegenden Einsatzfall eben für Fragen von Dürre- prognosen und Ernährungssicherheit. Zukünftig soll SATIDA aber laut Projektleiter Markus Enenkel in zahlreiche andere Richtungen adaptiert und weiterentwickelt werden. Enenkel ist der Wissenstrans- fer von der Forschung in die Anwendung ein besonderes Anliegen. Er sieht in der Kombination von Satellitendaten, die seiner Auffassung nach für alle nutzbar sein sollten, und der strukturierten Informa- tionsbeschaffung durch crowdgestützte Datenerhebungen noch zahlreiche weitere wirkmächtige Prognosefelder für die präventive Planung von Krisenbewältigungsmaßnahmen in internationalem Maßstab.

Foto 1 © Francesco Fiondella Foto 2 © TU Wien/Tomaso Castalazo Gerhard Fraundorfer 224 CornProtect worden. InÖsterreichwurdederMaiswurzelbohrer indenwichtigsten le sindaberauchinEuropaschon Verluste von bis zu 50%gemeldet eingebracht. EskamzuErnteausfällen von teilweise 80%.Mittlerwei- verursachst hat, habenihmdenSpitznamen„Milliarden-Dollar-Käfer“ Ertragseinbußen, dieerindernordamerikanischenLandwirtschaft den USAisterschonheutederbedeutendsteSchädling.Diehohen zer Käfer, wirdimmermehrzueinerGefahr für denMaisbestand.In an derPaarunggehindert. wird derzunehmenddieMaiserntebedrohendeMaiswurzelbohrer bekämpfung entwickelt. DurchdenEinsatz von Sexualpheromonen CornProtect einökologisch unbedenklichesMittelzur Schädlings- nerals GmbH“unterderLeitung von Gerhard Fraundorfer hat mit Das niederösterreichischeUnternehmen„LITHOSIndustrialMi- – CornProtect Schutz derMaiserntendurchSchädlings- bekämpfung mitSexualpheromonen Der Maiswurzelbohrer, einfünf Millimetergroßer, gelbschwar- Geschäftsführer Gerhard Fraundor www.lithos-minerals.at C I ndustrial MineralsGmb orn P rotect LITHOS f er

H

Gerhard Fraundorfer 225 CornProtect hädlingsbe- c S rbild für für rbild o V Paarungsverhalten der Käfer Käfer der Paarungsverhalten als kämpfung Ursprünglich stammt der Maiswurzelbohrer aus Zentralameri- stammt der Maiswurzelbohrer Ursprünglich seinem Namen alle Ehre und bohrt sich Dabei macht der Käfer Das niederösterreichische Unternehmen „LITHOS Industrial Das niederösterreichische gezielt einge- werden Käfer der weiblichen Sexualpheromone ka, mittlerweile hat er sich auch in Nordamerika und Europa aus- hat ka, mittlerweile ernähren sich so gut wie ausschließlich von gebreitet. Seine Larven bis zwanzig Zentimeter tief in die Erde gelegt Mais. Da die Eier fünf fressen Die Junglarven betroffen. Wurzeln allem sind vor werden, dienen die äußeren Schichten Stadien in späteren die Haarwurzeln, die Jungtiere. als Nahrungsquelle für größerer Wurzeln aus Höh- Ein ausgebreitetes System regelrecht durch das Wurzelwerk. der Mais- die Standfestigkeit len und Gängen entsteht. Das verringert Maisanbaugebieten in Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und dem Kärnten Steiermark, in Niederösterreich, Maisanbaugebieten Burgenland nachgewiesen. wichtiger werdenden sich dem global immer Minerals GmbH“ hat Der von dieses Schädlings angenommen. Problem der Bekämpfung Lö- eine kreative dafür Betrieb lieferte geführte Gerhard Fraundorfer Form der Schädlingsbe- wurde eine innovative sung. Mit CornProtect nachhaltig – umweltfreundlich, und patentiert entwickelt kämpfung oder Genmanipulationen. bedenklichen Insektiziden von und fernab und so die Fortpflanzung zu ver- zu verwirren setzt, um die Männchen auf hindern. Da nur die Maiswurzelbohrermännchen die ausgebrach- Pflanzen andere Tiere, reagieren, ist CornProtect für ten Duftstoffe Pheromone unbedenklich. Bislang konnten oder Menschen völlig werden. Die Wirkungsdauer eingesetzt im Ackerbau nicht effizient gemahle- fein extrem der Mittel war zu gering. Durch den Einsatz die konnte der Duftstoffe als Träger nen Zeoliths (Vulkangesteins) effektiv Problem erstmals „LITHOS Industrial Minerals GmbH“ dieses des Landes erhielt Lithos 2014 auch den Innovationspreis lösen. Dafür Niederösterreich. rotect P orn C 226

pflanze und führt zum typischen „Gänsehals-Symptom“: Die Pflanze lässt den Kopf hängen, wird anfälliger für Pilzbefall und bricht bei der Ernte häufig ab. Doch auch der ausgebildete Käfer bedroht den Ertrag. Er sorgt für Fressschäden an Blättern, Kolben, Fahnen und Narbenfäden. Vor allem letzteres führt zu Befruchtungsstörungen. Es werden kaum Maiskörner am Kolben ausgebildet. Dieses schadhafte Gesamtpaket führt zu den teils enormen Ernteausfällen.

Innovative Methode zur effektiveren Nutzung

er von Pheromonen im Ackerbau f

Um diesem Schädling Herr zu werden, setzte „LITHOS Indus- trial Minerals GmbH“ beim Paarungsverhalten des Käfers an. Das Weibchen paart sich nur in einer kurzen Zeitspanne: im Alter von 14 Tagen innerhalb einer Woche ein- bis dreimal – und danach nie wieder. Das in dieser Zeit gesammelte Sperma speichert es in einer Gerhard Fraundor Gerhard Fraundor

Art Vorratsspeicher, dem Spermasack. Acht Wochen lang werden 50 bis 60 Eier, die es Woche für Woche legt, von ihm damit befruchtet. f

Um die männlichen Käfer anzulocken, versprühen die Weibchen zur er Paarungszeit spezielle Duftstoffe, sogenannte Sexualpheromone. Ge- nau in dieser „Flirt-Phase“ setzt CornProtect mit einer etwas anderen Form der Schädlingsbekämpfung an. Durch ein aufwendiges Verfahren wird extrem fein gemahlenes Zeolith mit künstlich hergestellten Pheromonen des weiblichen Mais- wurzelbohrers versetzt. Danach wird das hergestellte Pulver fünf bis acht Meter außerhalb des behandelten Feldes und über die gesamte produktive Flugzeit des Käfers (acht bis zehn Wochen) ausgebracht. Die hohe Konzentration an Sexualpheromonen verwirrt die Männ- chen. Sie finden nicht mehr zu den weiblichen Käfern oder verlieren überhaupt die Lust an der Paarung. Das reduziert die Befruchtungsra- te und damit im darauf folgenden Jahr die Larvenbildung. Die Schäd- lingspopulation geht zurück. Das Zeolith als Trägersubstanz der Pheromone ist elektrost- atisch negativ geladen. Es bleibt von der Anwendung bis zur Ernte 227

gut sichtbar an den Maisblättern kleben. Auch starker und häufiger C Regen kann es nicht wegwaschen. Die Verwendung von Pheromonen im Bereich der Schädlings- bekämpfung hat eine Vielzahl an Vorteilen. Es kann auf den Einsatz von giftigen Insektiziden oder genmanipulierenden Maßnahmen verzichtet werden. Gleichzeitig hat jedes Tier und jedes Insekt ganz eigene Pheromone, weshalb das Ausbringen von CornProtect aus- schließlich den Maiswurzelbohrer beeinflusst. Außerdem wird der Käfer nicht getötet, sondern es wird lediglich infolge einer sanften „Geburtenkontrolle“ die Anzahl der befruchteten Eier dezimiert. Es ist damit ökologisch unbedenklich und mit allen Standards des Bie- nen-,Tier- und Umweltschutzes vereinbar. orn P rotect

Foto 1 © LITHOS Industrial Minerals GmbH

Foto 2 © LK/Klug 4. Kreativität & Wirtschaft

Andreas Weingartner 230 s::can ist lautAndreasWeingartner, demGründerdesösterreichischen ohne zeitliche Verzögerung eingeleitetwerden. DasTrinkwassernetz Software zeitnah einenAlarmaus,undGegenmaßnahmenkönnen Grenzwerte nichtüberschritten werden. Solltedaspassieren,löstdie wachung desTrinkwassers gehtesdarumzuprüfen, obbestimmte die Wasserqualität kontinuierlich überwachtwerden. BeiderÜber- von kleinenKläranlagenbishinzumNetzwerk einerganzen Stadt, mit denunterschiedlichen Systemen ders::canMesstechnikGmbH, die AbsorptioneinesLichtstrahlsimWasser gemessenwird, kann sogar gesundheitsgefährdend. DankeineroptischenTechnik, beider vielen LändernderErdeistdasTrinkwasser ungenießbar, wenn nicht Wassersicherheit unddie-qualität weltweit eingroßes Thema.In warelösungen, umunserTrinkwasser sauberzuhalten. alisiert. Weltweit vertreibt s::canSpektrometersonden undSoft- GmbH, hat dieWasserqualitätsmessung sichauf mittelsLichtspezi- Andreas Weingartner, Geschäftsführer ders::canMesstechnik – s::can Sauberes Trinkwasser durch innovative Lichtmessmethode Wasser istunserewichtigsteLebensgrundlage, deshalbistdie s::can MesstechnikGmb Geschäftsführer &Gründer ANDREAS www.s-can.at s::can S pektrometersonden

WEIN G ARTNER H

Andreas Weingartner 231 s::can htzeit c E Wasserqualitätsmessung Wasserqualitätsmessung in Andreas Weingartner gründete die Firma 1999, davor ar- gründete die Firma 1999, davor Andreas Weingartner Auf auch Entwicklungsländer setzen diese Lichtmessmethode beitete er als wissenschaftlicher Assistent an der BOKU in Wien. beitete er als wissenschaftlicher die er dort betreute, brachten ihn auf Die Versuchsanordnungen, die die bereits vorhandene die Idee, selbst Sonden zu entwickeln, mittels Licht zu messen, in kleinem die Wasserqualität Technologie, gelang es, eine einfachere, Maßstab beinhalten sollten. Weingartner zu liefern, allem nicht chemische Lösung und vor kostengünstigere zu überwachen. und Gewässer Abwasser Trink-, von um die Qualität Labor direkt in sich dadurch vom verlagert Die Wasserüberprüfung auf wie Handys oder PCs. Der Vorteil Echtzeit technische Geräte vermieden dieser Messmethode ist aber auch, dass Probenahmefehler in 35 Län- s:can-Systeme sind bereits 7.000 Weltweit können. werden und geben Aufschluss des Wassers über die Qualität dern im Einsatz oder Gewässers. wur- Weltbank-Projektes wie Indien. Im Zuge eines 2012 gestarteten indischen Fluss-Ein- bereits entlang aller großen den s::can-Systeme aus der zugsgebiete installiert, um die größten Verschmutzer_innen von bereits eingeleiteten Industrie zu identifizieren, und die Wirkung Gegenmaßnahmen zu überwachen. Die indischen Flüsse sind durch ist Grund dafür verschmutzt. massiv die ungefilterten Abwässer Industrialisierung und Urbanisierung. Mit den die fortschreitende durchgehend kann die Wasserqualität installierten Messstationen Unternehmens s::can, wie eine Fabrik, die blind betrieben wird. Die wie eine Fabrik, die blind betrieben wird. Unternehmens s::can, im Wassernetz s::can funktionieren von Spektrometersonden UV-Vis über- Grenzwerte schlagen, wenn Alarm wie Augen, die in Echtzeit schritten werden. s::can

232

überwacht werden. Im Zuge dieser Maßnahmen werden zehn Wasser- qualitätsparameter wie Trübung, organischer Kohlenstoff oder bio- logischer Sauerstoffbedarf gemessen. Die s::can-Methode hilft dabei, Verschmutzungen im Wasser sofort zu erkennen, und auf mögliche Verunreinigungen zeitnah zu reagieren.

s::can sorgt weltweit für sauberes Trinkwasser artner g Die indische Regierung möchte die Wasserqualität aller sieben

ein heiligen Flüsse verbessern. Um das Problem mit den Abwässern in W den Griff zu bekommen, plant Indien deshalb derzeit die s::can-Mes- stechnologie in 3000 Großbetrieben einzusetzen. Die ersten hundert ndreas Unternehmen sind bereits von s::can ausgestattet worden. A A ndreas W ein g artner

In Amerika wiederum ist Weingartners Unternehmen Marktfüh- rer in puncto Wassersicherheit. Hier geht es vor allem darum, mög- liche Verunreinigungen im Trinkwasser schnell zu erkennen. Angst vor terroristischen Anschlägen steigert zusätzlich die Nachfrage nach einer umfassenden Wasserqualitätsmessung – nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa. Grundsätzlich muss festgehalten werden, dass die Kontrolle unserer Lebensmittel besser funktioniert, als die Überwachung der Wasserqualität. Unser Trinkwasser wird nur bei der ersten Einspeisung ins Netz kontrolliert, wie es aber bei den Endver- braucher_innen ankommt, bleibt meist im Dunkeln. Weingartner spricht aber von einem generellen Umdenken, Projekte wie „Building Protection“ in Amerika, zielen direkt darauf ab, wie das Wasser bei den Endverbraucher_innen ankommt. Öffentliche Gebäude werden hierfür mit einer Art Wasseralarmanlage ausgestattet, damit Pro- 233 bleme wie zum Beispiel ein Rohrbruch, durch den Fremdwasser ins Wassernetz gelangt, sofort aufscheinen. Die Zukunft sieht s::can aber vor allem in der Softwareentwick- lung. Auch die weitere Kostenreduktion ihrer Sonden ist ihnen ein wichtiges Anliegen. Das Ziel Weingartners ist es, dass sich nicht nur große Wasserwerke solche Messinstrumente leisten können sollen. Mit i::scan gibt es bereits eine Miniatur-Spektrometersonde, die ein Modul aus mehreren LEDs als Lichtquelle nützt und um einiges kos- tengünstiger ist als seine große Schwester, der spektro::lyser. Dennoch arbeitet die Forschungsabteilung an noch kostengünstige- ren Lösungen, um die Wasserüberwachung weiter zu verbessern und vor allem flächenmäßig auszudehnen. s::can

Fotos © s::can Messtechnik GmbH Kristina Tsvetanova 234 BLITAB Sehbehinderte nichtmehrzugänglich. liche PC-Anwendungen ausgegeben undsinddamitfür Blindeund gen werden Homepages für heutenichteinmalmehrauf herkömm- Inhalten radikalgewandelt. VieledigitaleInhalteundDienstleistun- hat undDarstellung sichaberdieArtderAufbereitung von digitalen let-PCs undanderenAnwendungen mitTouchscreen-Technologie bar sind,auchfür Blindeauslesen,alseinzigbrauchbaresHilfsmittel. elektronisch verfügbare Textinformationen, soweit sie linearverfüg- Gegenwart gabesbisdato lediglicheinzeilige Braille-Lesezeilen, die 300.000 inÖsterreich.FürihreTeilhabe anderdigitalenWelt der Millionen miteinerschweren Sehbehinderung,davon lebenetwa Menschen besserindendigitalenAlltagzuintegrieren. Tablet-PC. DieIdeedahinterist,blindeundsehbehinderte Tsvetanova undSlavi Slavev entwickelte denersten fühlbaren Das WienerStart-up „BlitabTechnology GmbH“von Kristina – Blitab Ein taktilesComputer-Tablet für Blinde Mit derzunehmendenV Weltweit gibtes39,8 MillionenblindeMenschenund285,3 erbreitung von Smartphones, Kristina www.blitab.com B BLITAB CEO raille- & C T oFounder echnology T ablet

T Tab- svetanova

Kristina Tsvetanova 235 BLITAB xt, e T hrift aus hrift

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Das Blitab gibt nicht nur nur nicht gibt Das Blitab Bild und Grafik auch sondern in Braille- svetanova entwickelte das Blitab gemeinsam mit Slavi Slavev Slavev das Blitab gemeinsam mit Slavi entwickelte svetanova Gemeinsam mit Slavi Slavev gründete Kristina Tsvetanova nach gründete Kristina Tsvetanova Slavev Gemeinsam mit Slavi T An diesem Punkt setzt das Blitab des gleichnamigen Wiener An diesem Punkt setzt Ende ihres Wirtschaftsingenieursstudiums die Firma „Green Vision“, Ende ihres Wirtschaftsingenieursstudiums Preisgelder und das Blitab zu entwickeln. Prototyp für um den ersten Impulse XS-Programm dienten wie das AWS Förderungen staatliche Projektes. Via Crowdfunding des innovativen der Erstfinanzierung zu finanzie- Prototyps zusätzlich man den Bau des ersten versuchte war Mehrwert und sozialem aus Technologie ren. Die Verbindung eines der Argumente, warum die Idee zahlreiche Preise, darunter den oder den österreichischen Business Cup 2015 in Kopenhagen Creative Im Oktober 2016 soll das Produkt Social Impact Award 2014, gewann. auf den Markt kommen. und seinem Bruder Stanislav Slavev, beide sind Experten im Bereich beide sind Experten Slavev, und seinem Bruder Stanislav und 3D-Design. Die Idee dazu kam der Jungunternehmerin Software Begegnung war Tsvetanovas Auslöser dafür während ihres Studiums. bei der Online-Anmeldung mit einem blinden Mitstudenten, der Hilfe benötigte. zu einem Kurs Start-up-Unternehmens von Kristina Tsvetanova und Slavi Slavev an: Slavev und Slavi Kristina Tsvetanova von Start-up-Unternehmens als Braillezeichen die sowohl Tabletoberfläche, Blitab ist eine taktile ausgeben kann und Infor- Informationen auch ertastbare grafische für Braillezeilen macht, die über herkömmliche zugänglich mationen wären. Blinde nicht auslesbar BLITAB 236

Die Funktionsweise des ersten taktilen Tablets für Blinde

Das Blitab ist unter anderem erstmals im Stande, eine ganze Seite in Braille-Schrift darzustellen – und zwar gänzlich ohne mechanische Elemente. Vergleichbar mit einem E-Book stellt das Blitab Texte dar, aber eben in Braille-Schrift. Anstelle einer Bild- schirmanzeige wird eine glatte Oberfläche verwendet, die Bläschen wirft, die haptisch wahrgenommen werden können. Die Bläschen

übernehmen die Funktion der mechanischen Stifte einer herkömmli- chen Braillezeile. Damit ist es möglich, Textfiles von USB-Sticks, Me- mory Cards oder Webbrowsern in Braille zu übertragen. Das Blitab ist svetanova

T als technische Plattform für alle gängigen und zukünftigen Software- Applikationen konzipiert. Kristina Kristina T svetanova Während die eine Hälfte des Braille-Tablets dazu dient mittels physischer Bläschen Text in Brailleschrift und grafische Elemente darzustellen, ist die zweite Hälfte ein Touchscreen, wie man ihn von den gängigen Tablets und Smartphones kennt, der zusätzlich mit einer text-to-speech-Navigation ausgestattet ist. Dadurch wird die tak- tile Textausgabe mit einer akustischen Sprachausgabe verknüpft. So werden unter anderem Icons und Menüs von handelsüblichen Apps auf dem LCD-Schirm in diesem Teil des Blitabs angezeigt und die eingebaute Sprachausgabe verbalisiert, was die dort normalerweise sichtbaren Icons bedeuten, bzw. in welchem Menü man sich gerade befindet. Blitab unterscheidet sich von anderen Lösungen laut Tsveta- nova durch die Erfindung der patentierten smart liquid technology, die neue Möglichkeiten der Darstellung erlaubt. So kann nicht nur Text, sondern auch Bild und Grafik dargestellt werden. Erstmals können Bilder in eine geringe Pixel-Auflösung konvertiert und so auf dem Blitab ausgegeben werden.

Wenn beispielsweise auf einem herkömmlichen Touchscreen 237 ein Bild angezeigt wird, wird dieses auf der oberen Hälfte des Blitabs BLITAB durch die Übertragung in physische Bläschen dargestellt und kann so von dem/der blinden Benutzer_in „erfühlt“ werden.

Das Blitab eröffnet Blinden so Zugang zu digitalen Inhalten, die ihnen bislang noch vollkommen unzugänglich waren. In der Freizeit, in vielen Dienstleistungsbereichen, die zunehmend in den Onlinebereich verlagert werden und nicht zuletzt in der Schule. Beim Produktdesign des Blitabs wurde deshalb besonders darauf geachtet, dass es für alle Altersgruppen leicht und schnell zu bedie- nen ist. Zur optimalen Umsetzung dieses Vorhabens wird das Blitab derzeit weltweit in 300 Schulen von 2.500 Schülern getestet.

All of the images are proprietary property of BLITAB Technology GmbH Michaela Maresch, GeralD Brencic 238 Commod-haus Generation oftmals alszumühsamheraus. zur Lastwerden. AußerdemstelltsichdieErhaltungfür die ältere Kinder ausdemHaussind,kann eingroßesHausfür dieElternschnell ist dieFragenachderGrößeEinfamilienhäuser, dennsobalddie und nachhaltigbauen,dannsinddieKosten kaumzustemmen. lität auchbeimWohnen wichtig.Willmanaberauch nochökologisch ben JobüberJahrzehnte zubehalten,immergeringerwird,istFlexibi- schaft, inderdieArbeitswelt imUmbruchistunddieChance, densel- dass mandamitfixaneinenOrtgebundenist.Geradeineiner Gesell- diten, demhohenZeit-undArbeitsaufwand sowie andemUmstand, 30plus nachwievor groß.Oftmals scheiterteraberanhohenKre- flexibles Modulsystem. logische undwiederverwertbare Baustoffe, ein sondernauchauf Ein Grazeröko- ArchitektenduosetztbeimHausbaunichtnurauf – COMMOD-Haus Ein nachhaltigesModulhauszumMitnehmen Ein weiteres Problemvor demjungeHäuslbauer_innenstehen, Der Wunsch nacheinemEigenheimist beiderGeneration co Gründer_innen von G M www.commod-house.com ERALD ICHAELA mm od- H

aus Gmb BRENCIC M ARESCH H CO & MM OD - H aus michaela maresch, gerald brencic 239 Commod-haus welt m U hutz der der hutz c S m insatz natürlicher Materialien Materialien natürlicher insatz E zu Die beiden Geschäftsführer Michaela Maresch und Gerald Die beiden Geschäftsführer sind Jungfamilien, Primäre Zielgruppe der COMMOD-Häuser alle Bauteile des Im Sinne des Cradle-to-Cradle-Prinzips sind Für all diese Hindernisse hat das Grazer Unternehmerduo das Grazer hat Für all diese Hindernisse Brencic starteten ihre Zusammenarbeit im Jänner 2012 im Science Jänner 2012 im Science Brencic starteten ihre Zusammenarbeit im innovative Park Graz, der als akademisches Gründer_innenzentrum Schritte der Umsetzung mit und die ersten fördert Geschäftsideen unterstützt. Netzwerk einem funktionierenden und somit flexibler diesen pachten zu kaufen, einen Grund die statt – kaufen und nur das Einfamilienhaus bleiben in der Standortfrage können. wieder umziehen mit dem sie aber auch jederzeit Module Beim Bau der einzelnen COMMOD-Hauses wiederverwertbar. oder Lehm wie Holz, Zellulose, Materialien ökologische nur werden an eingesetzt. Das Cradle-to-Cradle-Prinzip orientiert sich Stroh Wirtschaft. eine abfallfreie und verfolgt Kreisläufen natürlichen nach Ablauf ihrer Materialien Das bedeutet, dass die verwendeten werden Nutzungsdauer wieder neu genutzt und wiederverwendet zum Naturholz Für den Boden des Modulhauses kommt können. mit Zellulose, bzw. gestrichen wird mit Lehmfarbe die Wand Einsatz, das Gründer- gedämmt. Damit verspricht oder Holzweichfaser Stroh duo Maresch und Brencic ein gesundes Raumklima und den alleinigen nachhaltiger Materialien. Einsatz Michaela Maresch und Gerald Brencic eine einfache Lösung: das Lösung: Gerald Brencic eine einfache Michaela Maresch und dem Modul-Haus, das zu 99 % aus Holz besteht, COMMOD-Haus, ein entspricht und das um nahezu 50 % billiger Niedrigenergiestandard be- die Module Bauten. Außerdem können ist als andere ökologische je nach Bedarf und Größe der werden, liebig miteinander kombiniert oder jederzeit vergrößert kann verkleinert, Familie. Das Modulhaus werden. aufgebaut woanders od-haus mm o C 240

Container als Grundgerüst für das gesunde und ökologische Modul-Haus

Einen weiteren Vorteil des COMMOD-Hauses bringt die Mo- dulbauweise mit sich, damit wird man dem Bedürfnis nach Flexibilität rencic

B in einer Gesellschaft gerecht, in der Lebensabschnittspartnerschaf-

D ten, Sandwichfamilien und Singlelebensabschnitte das traditionelle Konzept von lebenslangen Partnerschaften als Kernfamilie immer mehr ablösen. Das Haus kann bei einem Umzug einfach mitgenom- men werden und steht innerhalb weniger Tage wieder an einem neuen Wohnort bezugsfertig bereit. Als Grundgerüst dienen Cont- ainer, wie sie zum Beispiel auf Frachtschiffen und in internationalen Logistiksystemen für Bahn und LKW zum Einsatz kommen. Mit dem Vorteil, dass die Module einfach stapelbar sind, und der Transport flexibel und kostengünstig organisiert werden kann. Die Größen der Michaela Maresch, Geral m ichaela m aresch, g erald brencic einzelnen Module sind demnach an die zwei Normgrößen von Cont- ainern gebunden. Innerhalb von drei Monaten kann das individuelle Modulhaus im Werk gefertigt werden. Die Montage des Hauses am

Grundstück dauert nur wenige Stunden. Eine weitere Möglichkeit, die sich durch diese Bauweise eröffnet, ist, einzelne Module zum Beispiel dem Nachwuchs, sobald er auszieht, mitzugeben, so dass man auch das Größenproblem mit einem Schlag lösen kann. Umgekehrt kann aus einer Singlewohnung aber auch schnell ein Einfamilienhaus werden. Das COMMOD-Haus versucht der flexiblen Lebensgestaltung der modernen Welt gerecht zu werden und bietet nicht nur ökologi- sches Wohnen, sondern vor allem maßgeschneidertes Wohnen an, das dennoch auch ästhetische Maßstäbe setzt, und trotzdem leistbar 241 bleibt. Die Häuslbauer_innen von heute werden zu Nomad_innen, die C ihr Eigenheim immer und überall mitnehmen können. Als neuestes Produkt der COMMOD-Haus-Reihe ermöglicht die Beach Box, die klein und kompakt an jedem Strand der Welt aufgestellt werden kann, dass sich jede/r neben dem Traum vom Eigenheim auch seinen/ihren persönlichen Urlaubstraum erfüllen kann. o mm od-haus

Foto 1 © Tamara Frisch

Foto 2 © COMMOD-Haus GmbH Simon Niederkircher, Michael Galhaup 242 Simon Baustein dafür istdieEnergiewende, alsoderUmstiegvon fossilen zu 95%gegenüberdemJahre1990 reduziertwerden. Einessentieller bis 2050indenIndustriestaaten dieTreibhausgasemissionen umbis GradCelsiusübersteigen.über 1,5 UmdiesesZielzuerreichen,sollten kommen von ParisdasNiveau vor BeginnderIndustrialisierung nicht darf lautdembeiderUN-Klimakonferenz 2015gefassten Überein- rung ist,isteinewissenschaftliche Tatsache. DieglobaleErwärmung Gegenwart. DassderMenscheinHauptverursacher dieserVerände- erste komplett steckdosenfertige Photovoltaikanlage entwickelt. Zielgruppe habenSimonNiederkircherundMichaelGalhaup die sitzer_innen oderMieter_innendefakto nichtzugänglich:Fürdiese modellen istdieseEnergiegewinnungsform einfachen Wohnungsbe- Strom zuerzeugen. DennmitdengängigenAnlagen-undEinspeis- dings sindvielevon derMöglichkeit ausgeschlossen,selbstihren Photovoltaikstromerzeugung istgrundsätzlich nichtsNeues. Aller- – simon Ein Minikraftwerk für Jedermann Der Klimawandel zähltzudengrößtenHerausforderungen der simon – S http://simon.energy E Michael Galhaup ntwickler i m on N D ieder as MiniKraftwerk k ircher und Simon Niederkircher, Michael Galhaup 243 simon in- E fstellen. fstellen. u infach kann ein ein kann infach A o e S uspa stecken. stecken. A cken. Kraftwerk sein. Kraftwerk Das durch Crowdfunding finanzierte Kraftwerk für den Haus- finanzierte Kraftwerk Das durch Crowdfunding ausschließlich hinterlässt das in Österreich aus fast Gleichzeitig Vor allem in den Städten sind viele, die auch individuell einen sind viele, die auch individuell einen allem in den Städten Vor der „ho- und Michael Galhaup von Simon Niederkircher gebrauch schafft ein Stück Unabhängigkeit in einem Strommarkt, der in einem Strommarkt, Unabhängigkeit ein Stück gebrauch schafft wird. Niederkircher beherrscht Energieversorger_innen großen von und so auch, zu einem demokratischeren und Galhaup versuchen selbstbestimmten Energiesystem beizutragen. hergestellte Produkt mit seinen leistungs- Materialien recycelbaren einen möglichst reduzierten CO2-Footprint. simon Solarzellen starken ihren persönlichen also die Möglichkeit, gibt Verbraucher_innen zu leisten. Beitrag zur Energiewende Energieträgern und Kernenergie auf eine nachhaltige und erneuerba- Energieträgern und Kernenergie re Energieversorgung. Energie erzeu- ausgeschlossen, selbst davon Beitrag leisten wollen, kann man zu Hause simon Kraftwerk Mit dem Mini gen zu können. Netz einspeisen und ihn in das eigene erzeugen, nachhaltigen Strom leisten. Gleichzeitig Beitrag zur Energiewende so seinen persönlichen hin zur Selbstbestimmung in der Energieversor- ist simon ein Schritt des Energiesystems. gung und Demokratisierung Problems aufmemade.energy GmbH“ haben sich dieses kreative die angenommen. Gemeinsam haben sie simon entwickelt: Weise Dieses Mini Kraftwerk Photovoltaikanlage. steckdosenfertige erste um und erreicht eine Spitzenleistung wandelt Sonnenlicht in Strom mit 138 x 69 und hat simon ist 14 Kilogramm schwer 150 Watt. von Größe. Damit kann Zentimeter eine noch einigermaßen handliche der Terrasse, und Land aufman es problemlos in Stadt dem Balkon, und so zu Hause seinen im Garten oder an einem Fenster montieren, in sein eigenes der Steckdose und direkt von erzeugen, eigenen Strom leiten. Stromnetz on m i S 244

E rstmals eine Photovoltaikanlage für die Steckdose

Für Wohnungen sind traditionelle Photovoltaikanlagen aller- dings meist nicht praktikabel. Durch ihre Größe und Sperrigkeit kön- nen sie nur auf Dächern oder größeren Grünflächen montiert werden. simon will genau das ändern und Sonnenenergie benutzer- freundlich auch für Wohnungsmieter_innen nutzbar machen. Das schafft es durch seine Größe und Bauweise. Die erfolgreiche Durch- führung eines Crowdfunding-Projektes der oekostrom AG, das die Re-

ircher, Michael Galhaup alisierung des Projektes finanzierte, über die Plattform „1000x1000“ k im Sommer 2015 hat gezeigt, dass großes Interesse an solchen neuen Formen der selbstständigen Energieerzeugung besteht. ieder N Um diese Photovoltaikanlage im Kleinformat direkt an die on

m Steckdose anschließen zu können, wurde ein Wechselrichter integ- i

S riert. Photovoltaikzellen erzeugen nämlich prinzipiell Gleichstrom. S i m on N ieder k ircher, Michael Galhaup

Durch den eingebauten Wechselrichter wird dieser in Wechselstrom mit hoher Qualität umgewandelt. Gleichzeitig sorgt der Wechselrich- ter dafür, dass der Strom mit für Haushaltsgeräte passender Span- nung und Frequenz direkt an die Steckdose abgegeben werden kann. Da elektrischer Strom sich stets den kürzesten Weg sucht, fließt der selbst erzeugte Strom durch die Steckdose über die haus- eigenen Stromleitungen in die dort angesteckten Elektrogeräte. Die Spitzenleistung von simon liegt bei 150 Watt. Er gewinnt also täglich genug Strom um beispielsweise ein Mittagessen für zwei Personen zu kochen, oder 35 Tassen Kaffee zu kochen. Die 32 monokristallinen Solarzellen in der Größe von 156 x 156 Millimetern, die für simon ver- wendet werden, stammen zur Gänze aus regionaler Herstellung und 245 recycelbaren Materialien. So spart der Einsatz dieser Haushaltspho- si m on tovoltaikanlage 63 Kilogramm CO2 pro Jahr und hinterlässt keinen radioaktiven Abfall. Das macht simon zu einem Baustein der nötigen Energiewende, den jede/r Einzelne setzen kann und das in nur drei Schritten: Auspacken, aufstellen, einstecken.

Foto 1 © oekostrom AG

Foto 2 © oekostrom AG S erviceteil

248 (a Kreativwirtschaft Förderprogramme www.awsg.at einer VielzahlanServiceleistungen. zung innovativer ProjektemitInfo- und unterstützt UnternehmenbeiderUmset- Sie vergibt ZinskrediteundZuschüsse Die aws istdieFörderbankdesBundes. A BUNDESWEIT u w s s tria ) übernommenen Unternehmen lichen, kleinenneugegründetenoder rung von biszu5Jahrealtengewerb- Garantieübernahme für dieFinanzie- aw richtungen nicht universitären Forschungsein- Ausgründungen von universitären/ High-Tech Unternehmenundfür Zuschuss für dieGründungvon aw mit hohemWachstumspotenzial Startkapital für jungeUnternehmen aw High-Tech-Unternehmen von technologischanspruchsvollen Zuschuss für dieVorgründungsphase aw wirtschaft Projekten imKontext derKreativ- Umsetzungsphase von innovativen Zuschuss für dieEntwicklungs- und aw der Kreativwirtschaft innovativen ProjektenimKontext Zuschuss für dieFrühphase von aw s s s s s s W Start-u See Grün PreSee i i mp mp irt df ul ul s cha d inancin s s er d e X e XS p f f -Garantie L on t ss ds ervice G g

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www.kunstkultur.bka.gv.at Erhaltung desaudiovisuellen Erbes. im Bereichvon WTOundGATS unddie kommen, audiovisuelle Angelegenheiten die MitwirkungbeiFilmwirtschaftsab- Europe/EU undEURIMAGES/Europarat), Filmförderungsgremien (z.B.Creative Vertretung Österreichsininternationalen des ÖsterreichischenFilminstituts,die macher_innen, dieAngelegenheiten Alter undErfahrung) jungerFilme- die gezielteFörderungtalentierter(an tar-, Animations- undExperimentalfilms, Projekte imBereichdesSpiel-,Dokumen- lung II/3fallen dieFörderunginnovativer In denZuständigkeitsbereich derAbtei- II Fil FILM www.aplusb.biz Wissenschaft undWirtschaft. den BundesländerndieBrücke zwischen der regionalenGründungszentren in mensgründungen undistalsVertretung AplusB fördert akademischeUnterneh- Innovation undTechnologie gefördert. FFG finanziertund vom BM für Verkehr, Das Förderprogramm AplusB wird von der Ap www.evolve.at zugeschnitten sind. dieBedürfnisseell auf derKreativbranche Leistungen undAngeboten,dasssiespezi- sowie Networking. Gemeinsamistdiesen Weiterbildung, Service undBeratung Bereiche finanzielleFörderung,Aus-und Die Angebotspaletteumfasst dabeidie kreativwirtschaftsbasierter Innovationen. evolve isteinePlattform zurFörderung ­Ö evolve Kreativwirt s /3 lu terreich m

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d e sk anzlera s cha m t f A t in bteilun g

www.filminstitut.at nur derösterreichischeTeil förderbar. tionaler Koproduktionen –hieristjedoch österreichischer Kinofilmebzw. interna- entwicklung, Herstellung undVerwertung Förderung für Stoffentwicklung, Projekt- Fil Fil www.musikfonds.at vitäten. Inlands-Livetourneen sowie Exportakti- stärken. Weiteres gefördert werden und ÖsterreichalsKreativstandort zu Verwertung undVerbreitung zusteigern scher Musikproduktionen,umdamitihre Förderung professioneller österreichi- Der Musikfonds isteineInitiative zur Ö MUSIK www.filmstandort-austria.at der Herstellung unterstützt. sowie Serviceproduktionen imRahmen reichisch-ausländische Koproduktionen Es werden nationale Produktionen,öster- (BMWFW) zurFörderungvon Kinofilmen. Wissenschaft, Forschung undWirtschaft derprogramm desBundesministeriumsfür FISA –FilmstandortAustriaistdasFör- F www.rtr.at gewährleisten. und einevielfältige Kulturlandschaft den MedienstandortÖsterreichstärken reichischen Filmwirtschaft beitragen, und derLeistungsfähigkeit derÖster- der Qualität derFernsehproduktionen Die FördermittelsollenzurSteigerung Fern I s S terreichi m mfö A –Fil in s eh s r titut d f on ms erun ds tan s cher Mu g Ö Ö d s ort Ö terreich s terreichi s i s kf terreich on s ds che s

249 a- - un- s B e d gsm un /7 B

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g g /6 taltun II enheiten, enheiten, s ksk

g g ol ierun V s ele eran g bteilun V A an itali t bteilun te, g gs m A k t m roje p ent, Di ee ee er m anzlera d e d zeichnun g s sk e u anzlera Son A na k Die Agenden der Abteilung umfassen und Auszeichnungsangele- Ehrenzeichen- genheiten im Kunstbereich, Veranstal- Veranstaltungen tungsmanagement für von im Sektionsbereich, Durchführung von Sonderprojekten, Durchführung und Artist in Residence-Programmen Künstleraus- bilateralem Förderung von tausch. www.kunstkultur.bka.gv.at Kulturinitiativen, d der Abteilung II/7 Der Aufgabenbereich Kulturent- von die Förderung umfasst: die wicklung und Kulturinitiativen, und Förderung spartenübergreifender interdisziplinärer Kunst- und Kultur- Kunst- und projekte, die Förderung von Kulturprojekten im sozio-kulturellen Kulturforschung, Raum, die angewandte Maßnah- und Evaluation, Dokumentation men im Bereich Kulturmanagement sowie der parlamentarischen die Koordination die Sektion. für Anfragen www.kunstkultur.bka.gv.at neti Austria (IPA) Die Internet Foundation mit diesem Förderprogramm unterstützt die den Ausbau, Projekte und Aktivitäten, und die vielseitige Verbreitung die weitere Nutzung des Internets in Österreich fördern. www.netidee.at gendbucharbeit, Kommission für Kinder- für gendbucharbeit, Kommission des und die Redaktion und Jugendliteratur Kunstberichts. www.kunstkultur.bka.gv.at - s e- n, n,

e d g g d i r s üche- un B B mfö t s bteilun en, s A tur, De

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t, anzlera bteilun s s d A sk e t Fa s d m e Kun un d B Pari e, Foto un en g d d /5 o-international – Showroo o-international anzlera il iteratur un iteratur run Mo ANDERE L reien II der In den Zuständigkeitsbereich die Förderung der Abteilung II/5 fallen einschließlich der Kinder- Literatur und der Vereine und Jugendliteratur, und der Literatur- Veranstaltungen, Literaturstipendien, Kulturzeitschriften, und Förderung von die Verlagsförderung die Übersetzungsförde- Kleinverlagen, rung, Einrichtungen der Kinder- und Ju- B k Künstlerinnen Die Abteilung II/1 fördert Künstler_innengruppen, und Künstler, Institutionen in den und andere Vereine Sparten: Bildende Kunst, Architektur und Video- und Design, Mode, Fotografie, Medienkunst. www.kunstkultur.bka.gv.at g Austria bezuschusst Die Außenwirtschaft österreichi- die Kollektionspräsentationen scher Modedesigner_innen während der Die Fördermittel Pariser Fashion Week. und sind dazu bestimmt, Veranstaltungs- den Ziel- für Marketingkosten Mietkosten, Trans- Salespersonal, für markt, Kosten mitzufinanzieren. port- und Reisekosten wird die Antragstellung von Koordiniert der Austrian Fashion Association. www.austrianfashionassociation.at Kooperationen, die der nachhaltigen Kooperationen, des Konsolidierung und Positionierung und Labels am nationalen geförderten Ordermarkt dienen. internationalen www.austrianfashionassociation.at anz- sk . . e g d un B anz, all /2

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g iel, ocu enheiten f sp g ele bteilun ort | ort ort | collection | collection ort g A pp pp t , Schau u u tan k m s s i s

s E A A F F A für Fördert Verwertungsaktivitäten in den Bereichen Mode und Kollektionen und insbesondere Vertriebs- Accessoire, strategische sowie Marketingmaßnahmen Die Austrian Fashion Association fördert fördert Die Austrian Fashion Association mit diesem Förderprogramm die Ent- Kollektionskonzepte wicklung kreativer und deren Umsetzung in marktfähige und Prototypen in Musterkollektionen den Bereichen Mode und Accessoire. www.austrianfashionassociation.at MODE A Kun der Abtei- In den Zuständigkeitsbereich und Bera- Subventionen lung II/2 fallen Kleinbühnen größere Bühnen, tung für Orchester Theaterschaffende, und freie Konzertveranstalter und Musikensembles, und Bera- und Festspiele, Unterstützung im Fachbereich, Einzelpersonen tung für dazu gehören Arbeitsstipendien für und Fortbildung Tätigkeit schöpferische im Ausland, Produktionskostenzuschüsse, Materialkostenzuschüs- Staatsstipendien, se und vieles mehr. www.kunstkultur.bka.gv.at Mu lera Die SKE bezahlen – so lautet der Die SKE bezahlen – so lautet der – Förderungen an gesetzliche Auftrag der austro Tantiemen-Bezugsberechtigte somit mechana. Alle Förderungen müssen und Komponisten jenen Komponistinnen kommen, direkt zu- oder indirekt zu Gute die über die austro mechana Urhebertan- tiemen beziehen. www.ske-fonds.at SK Förderprogramme Wissenschaft

BUNDESWEIT

FWF Der Wissenschaftsfonds Digitales kulturelles Erbe Wissenschaftler aus dem In- und Ausland sowie an ÖAW-Institute, die Der Wissenschaftsfonds FWF (Fonds Mit dem Digital Humanities-Pro- spezifische Projekte wissenschaftlich zur Förderung der wissenschaftlichen gramm will die ÖAW Infrastrukturen und finanziell unabhängig umsetzen Forschung) ist Österreichs zentrale und Methoden zur Verknüpfung

250 oder dafür benötigte Forschungsinf- Einrichtung zur Förderung der Grundla- geistes-, sozial- und kulturwissen- rastrukturen etablieren wollen. genforschung. schaftlicher Forschung aufbauen

Die verschiedenen FWF-Programme und die daraus gewonnenen Stadt-Wien-Förderung fördern Einzelprojekte und Spezialfor- Erkenntnisse, sowohl inhaltlicher als schungsbereiche, die in der Forschung auch methodologischer Natur der Die Stadt Wien fördert jährlich neue Erkenntnisse liefern. Sie fördern den Wissenschaft zur Verfügung stellen. ausgesuchte für die Stadt relevante wissenschaftlichen Nachwuchs z.B. durch Forschungsprojekte und leistet Doktoratskollegs oder die anwendungso- GO!Digital damit einen wesentlichen Beitrag rientierte Grundlagenforschung bzw. die zur Verwirklichung von auch für die Das Programm „go!digital“ fördert künstlerische Forschung (PEEK). ÖAW bedeutsamen Langzeitprojek- die Entwicklung der Geisteswissen- www.fwf.ac.at ten, Publikationen und Veranstal- schaften, indem es die Rahmenbe- tungen. dingungen für datengestützte und Grundlagenfoschung Christian Doppler Forschungsgesellschaft -getriebene Forschung nachhaltig verbessert. Die Christian Doppler Forschungsgesell- schaft fördert die Grundlagenforschung Innovationsfonds „Forschung, an Universitäten und an Fachhochschu- Wissenschaft und Gesellschaft“ len. Der Innovationsfonds „Forschung, www.cdg.ac.at Wissenschaft und Gesellschaft“ unterstützt innovative Vorhaben Österreichische Akademie der Wis- senschaften (ÖAW) der zentralen Aufgabenbereiche der ÖAW. Die ÖAW ist Österreichs zentrale auße- runiversitäre Einrichtung für Wissen- New Frontiers Programme schaft und Forschung. Ihrem Auftrag zur Förderung der Wissenschaft kommt sie Die New Frontiers Programme der mit diversen Förderprogrammen nach. ÖAW richten sich an hervorra- www.oeaw.ac.at gende Wissenschaftlerinnen und

251

Die österreichische Forschungsför- Wiener Wissenschafts-, Forschungs-, derungsgesellschaft FFG und Technologiefonds (WWTF) Die FFG ist die nationale Förderstelle für Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- wirtschaftsnahe Forschung, Entwick- und Technologiefonds ist eine privat- lung und Innovation in Österreich. Sie gemeinnützige Förderorganisation für unterstützt österreichische Unternehmen, Wissenschaft und Forschung in Wien. Hochschulen, Forschungsinstitutionen Einzelne Ausschreibungen widmen sich und Forschende mit einem umfassenden auch explizit der Förderung von herausra- Angebot an Förderungen und Services genden jungen Wissenschaftlerinnen und und vertritt österreichische Interessen auf Wissenschaftlern. europäischer und internationaler Ebene. www.wwtf.at www.ffg.at Zentrum für angewandte Technolo- gie für AbsolventInnen von techn. RSA (Research Studios Austria) naturwiss. Universitäten RSA fördert die Anwendung und Das Zentrum für angewandte Technolo- Umsetzung von Forschungsergeb- gie wurde 1999 als erstes universitäres nissen aus der Grundlagenforschung Spin-off Center in Österreich gegründet. im Vorfeld unternehmerischer Mit seinem Sitz in unmittelbarer Nähe Forschung in Österreich. zur Montanuniversität Leoben ist das Hauptaugenmerk auf Forscher_innen und Forschungsförderung der Österrei- chischen Nationalbank innovativen Persönlichkeiten aus dem Umfeld der Universität gerichtet. Die Österreichische Nationalbank (OeNB) www.zat.co.at ist traditionell in der Forschungsförder- ung engagiert. So werden im Rahmen des Jubiläumsfonds schwerpunktmäßig wissenschaftliche Arbeiten hoher Quali- tät aus dem Bereich Wirtschaftswissen- schaften, medizinische Wissenschaften, aber auch Projekte aus den Sozial- und Geisteswissenschaften gefördert. www.oenb.at Förderprogramme in den Bundes­ländern

BURGENLAND KÄRNTEN NIEDERÖSTERREICH

„Umsetzung von innovativen Projek- Förderungen Kunst und Kultur-Amt Kulturförderung Amt der Nieder- ten“ Wibag – Wirtschaft Burgenland der Kärntner Landesregierung österreichischen Landesregierung Förderung - Abteilung Kunst und Kultur Förderung für freie Kulturinitiativen, Film, Die Wirtschaft Burgenland GmbH ist die Kreativwirtschaft, Kulturvereine, Kunst- Gefördert werden die Bereiche Archi- zentrale Schaltstelle für alle Wirtschafts- und Kulturschaffende, Veranstalter_in- tektur, Archäologie, Ausstellungen, förderungen im Burgenland. Gefördert nen, Einzelpersonen, Volkskultur (Chöre, Kinokultur, Kunst im öffentl. Raum, Lite- werden burgenländische Unternehmen Musikkapellen, Brauchtumsgruppen etc.) ratur, Musik, Regionalkultur wie Vereine, bei der Entwicklung innovativer Ideen, bei für den Standort Kärnten. Gesellschaften, Einzelpersonen, Kultur-

Forschungs- und Entwicklungsvorhaben www.kulturchannel.at veranstaltungen, Theater, Volkskultur.

252 sowie bei der Umsetzung von innovativen www.noe.gv.at Projekten. Bereiche: Energiewirtschaft, Er- Film - Carinthian Film Commission

nährungswissenschaften, Geisteswissen- Amt der Niederösterreichischen Förderung für Film- und TV-Projekte mit schaften, Genforschung und Biotechnolo- Landesregierung - Abteilung Wirt- internationaler Verwertung und touristi- schaft, Tourismus und Technologie gie, Gesundheitswesen / Humanmedizin, scher Wertigkeit. Informationsgesellschaft / Mikrotechnik, Die Abteilung Wirtschaft, Tourismus und www.filmcommission.at Luft- und Raumfahrt, Nachhaltiges Wirt- Technologie steuert und unterstützt die schaften, Naturwissenschaften, Sozial- Entwicklung der niederösterreichischen Förderung von kreativwirtschaftli- und Wirtschaftswissenschaften,Technik, chen Unternehmen in Klagenfurt am Wirtschaft. Umwelt und Verkehr, Veterinärmedizin, Wörthersee-Stadt Klagenfurt www.noe.gv.at Land- und Forstwirtschaft, Molekularbio- Diese Förderung will die Neuansiedlung logie, Chemie, Physik. RIZ Die Gründer-Agentur für von kreativwirtschaftlichen Unternehmen www.wirtschaft-burgenland.at Nieder­österreich in eigens geschaffenen Gemeinschafts- Das RIZ (Regionales Innovationszentrum), büros in Klagenfurt mit Mietzuschüssen Kulturförderung-Amt der Burgen- die Gründer-Agentur für Niederösterreich, fördern. ländischen Landesregierung begleitet Menschen aus und in Niederös- www.kreativwirtschaft-klagenfurt.at Der Geltungsbereich erstreckt sich bei terreich bei ihren unternehmerischen Ent- dieser Förderung über die klassischen scheidungen: Bereits vor der Gründung build! Gründerzentrum Kärnten Kunstsegmente Bildende und Darstellen- eines Unternehmens, bei der Gründung de Kunst, Musik, Literatur über Volkskul- Das Gründungszentrum build! Kärnten selbst und bei vielen wirtschaftlichen tur, Denkmalpflege, Erwachsenenbildung hilft kreativen Köpfen in Kärnten bei der Entscheidungen im Laufe des weiteren und wissenschaftliche Forschung bis nachhaltigen Umsetzung ihrer innovati- Unternehmertums. hin zur Förderung von Festspielen und ven Geschäftsideen. Das Zentrum bietet www.riz.at Ausstellungen. Beratung, Starthilfe in Form von Darlehen www.burgenland.at und Zuschüssen, Weiterbildungsmaßnah- accent Gründerservice men und ein großes Netzwerk. Niederösterreich www.build.or.at Das accent fördert technologieintensive und innovative Ideen junger Start-ups in

Niederösterreich. Erfahrene Gründungs- 253

spezialist_innen helfen auch bei der wesentlichen Beitrag - etwa durch ein BCCS – Business Creation Center Planung über die Umsetzung bis hin zur umfassendes System an Förderungen, Salzburg Nachbetreuungsphase. durch die Schaffung eines Netzwerkes an Das Leistungsangebot des BCCS erstreckt www.accent.at Technologie- und Gründerzentren bzw. sich von der Zurverfügungstellung von Branchennetzwerken. Büros und Infrastruktur über Fachbe- OBERÖSTERREICH www.land-oberoesterreich.gv.at ratung, Coaching und Qualifizierung, finanzieller Unterstützung und Zugang zu Kulturförderung - Amt der Gründungsservice tech2b Märkten und Kapital bis hin zur Vernet- Oberösterreichischen Landesre- zung mit Partner_innen und Know-how- gierung Tech2b ist Ansprechpartner für techno- Träger_innen auf regionaler, nationaler logie-orientierte Gründungen, Vermittler Gefördert werden die Bereich Bildende und internationaler Ebene. zwischen Start-ups und etablierten Un- Kunst, Musik, Chormusik, Darstellende www.bccs.at ternehmen, Unterstützer im Bereich För- Kunst, Literatur, Filme, Video, Neue derungen und Finanzierung, Unterstützer Medien, Kino, Zeitkultur, Kulturzentren, Wirtschaftsförderung Land Salz- von Start-ups bei deren Ideenvermittlung, Museen, Wissenschaft/Forschung, Kultus, burg sowie Coach und Begleiter auf dem Weg Ortsbildpflege, Denkmalpflege, Volks- Das Land Salzburg bietet diverse in die Selbstständigkeit. und Brauchtum, Blasmusik, Amateurthea- Wirtschaftsförderungen an, wie etwa www.tech2b.at ter, Foto- und Filmclubs, Jugendkultur. Jungunternehmer_innen-Förderung, www.land.oberoesterreich.gv.at Innovationsförderung oder Tourismus Business Upper Austria Förderungsfonds. Kulturförderung – Linz Kultur Business Upper Austria, die Wirtschafts- www.salzburg.gv.at agentur des Landes Oberösterreich, Gefördert werden die Bereiche Archi- ist Innovationsmotor und Partner für STEIERMARK tektur, Bildende Kunst, Brauchtum/ Standortentwicklung, Kooperation und Heimatpflege, Darstellende Kunst-The- Förderberatung. Kulturförderung – Amt der Steiri- ater und Tanz, Film - Künstl. Fotografie www.biz-up.at schen Landesregierung -Video- und Medienkunst, Kulturvereine/ Förderung von Architektur, Kunst, Stadtteilbelebung, Literaturförderung, SALZBURG Brauchtum, Denkmalpflege, Erwachse- Musikförderung, Schule und Bildung, nenbildung, Film, Grundlagenforschung, Wissenschaft im Bereich Kultur mit Kulturförderung – Amt der Salzbur- Literatur, Musik, Neue Medien mit Linz-Bezug. ger Landesregierung Steiermark-Bezug. www.linz.at Gefördert werden die Bereiche Architek- www.verwaltung.steiermark.at tur, Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Wirtschaftsförderung - Amt der Oberösterreichischen Landesre- Film, Medienkunst, Kulturelles Erbe, gierung Literatur, Musik, Volkskultur, Kulturiniti- ativen, Kulturzentren, Kulturvermittlung Eine gut funktionierende Wirtschaft an Schulen mit Salzburg-Bezug. ist Voraussetzung für Wohlstand und www.salzburg.gv.at Stabilität. Das Wirtschaftsressort des Landes Oberösterreich leistet dafür einen Förderprogramme in den Bundes­ländern

Steirische Wirtschaftsförderung W achstums!Schritt - SFG bewährte Managerinnen und Manager, SFG die Ihre Erfahrung an Start-ups weiterge- Diese Förderaktion soll dazu bei- Die SFG ist die Servicestelle des Landes ben wollen. tragen, ein investitionsfreundliches Steiermark für Unternehmen. Verschie- www.sciencepark.at Klima für KMU im Land zu schaffen, dene Förderprogramme zielen darauf geplante Vorhaben vorzuziehen oder ab, den Wirtschaftsstandort Steiermark TIROL in größerem Umfang umzusetzen. zu stärken. Unterstützt werden Bauprojekte www.sfg.at Kulturförderung – Amt der Tiroler ebenso wie der Ankauf von Maschi- Landesregierung

nen, Betriebs- und Geschäftsausstat- Gro ss!Tat – SFG Gefördert werden die Bereich Musik,

254 tung oder auch Patenten. darstellende Kunst, bildende Kunst, Foto, Förderung für innovative Inves- Architektur, Film, Video, Medienkunst, titionen von Großunternehmen, Filmförderung Cine Styria Kulturinitiativen, Museen, Archive, Wis- Produktionsbetrieben und produkti- Gefördert werden Film- und TV-Projekte senschaft, Literatur, Schrifttum, Heimat, onsnahen Dienstleistungsbetrieben mit internat. Verwertung und touris- Brauchtumspflege mit Tirol-Bezug. in der Steiermark. tischer Wertigkeit in den Förderbereichen www.tirol.gv.at Herstellungsförderung, weitere Förderbe- Ideen!Reich – SFG reiche und Festivalförderung. Kultursubvention Innsbruck www.cinestyria.com Steirische KMU bekommen bis zu Die Stadt Innsbruck unterstützt im 50% Zuschuss für die Entwicklung Rahmen ihrer Möglichkeiten sowohl Stadt Graz – Abteilung für Wirt- und Umsetzung neuer Ideen und schafts- und Tourismusentwicklung Einzelpersonen als auch Vereine, Innovationsmaßnahmen. Institutionen etc., die im Kulturbereich Das zentrale Anliegen der Abteilung für Projekte vorwiegend mit Innsbruck-Bezug Lebens!Nah - SFG Wirtschafts- und Tourismusentwicklung verwirklichen möchten und fördert Initi- ist es, die Rahmenbedingungen für Steirische Kleinst- und Kleinbetriebe ativen und kulturelle Institutionen durch Gründerinnen und Gründer in der Stadt so inkl. Gründer_innen in den Bereichen Mitfinanzierung von infrastruktur- optimal wie möglich zu gestalten. Ange- Handel, Gewerbe und Handwerk ellen Kosten. boten werden verschiedene Förderungen, bekommen eine Förderung ihrer www.innsbruck.gv.at u.a. Mietförderung, Crowdfunding Förde- Kosten für Investitionen und Marke- rung, Newcomer-Bonus. tingaktivitäten über neue Medien. Wirtschaftsförderung - Amt der www.wirtschaft.graz.at Tiroler Landesregierung

Start!Klar- SFG Angeboten werden Förderungen in Gründungszentrum für Akademike- verschiedenen Programmen (Wirtschafts- Die SFG unterstützt mit der Förde- rInnen-Science Park Graz Steiermark förderungsfonds, Innovationsfonds, etc.) rungsaktion Start!Klar Steirerinnen Das vielfältige Angebot des Science je nach Art des Unternehmens. und Steirer, die sich selbstständig Park Graz (SPG) richtet sich an steirische www.tirol.gv.at machen wollen. Gründerinnen und Gründer ebenso wie an

255

Gründungszentrum CAST Tirol WIEN creative_to

Beratung, Entwicklung eines Geschäfts- Unterstützt wird die Umsetzung von Kulturabteilung der Stadt Wien modells, Startfinanzierung, Netzwerke, neuen Marketing- und Vertriebs- Akquise, Büroräume werden vom Grün- Gefördert werden folgende Bereiche mit strategien von Wiener Kreativwirt- dungszentrum für den Standort Tirol zur Wien-Bezug: Bildende Kunst, Darstellen- schaftsunternehmen mit einem Verfügung gestellt. de Kunst, Film, Literatur, Musik, Neue bestehenden Produktportfolio. www.cast-tyrol.com Medien, Stadtteilkultur und Interkultu- ralität, Wiener Altstadterhaltungsfonds, Universitäres Gründerservice INiTS VORARLBERG Wissenschafts- und Forschungsförderung. INiTS ist ein etablierter und anerkannter www.wien.gv.at Partner für die Umsetzung innovativer Kulturförderung – Amt der Vorarl- berger Landesregierung Gründungsvorhaben für den Standort wirtschaftsagentur Wien Wien und bietet Förderung, Beratung, Gefördert werden Projekte mit Vorarl- Die Wirtschaftsagentur Wien ist erste Training, Netzwerk, Community und berg-Bezug aus den Bereichen Musik, Anlaufstelle für nationale und internati- Büros. Museen, Kunst, Film, Kino, Video, Kulturi- onale Unternehmen. Sie unterstützt mit www.inits.at nitiativen, Foto und Bau. monetären Förderungen, Immobilien und www.vorarlberg.at Stadtentwicklungsimpulsen sowie kosten- Filmfonds Wien losen Service- und Beratungsangeboten WISTO Wirtschaftsstandort Vor- Der Filmfonds Wien vergibt erfolgsbe- und stärkt so den Wirtschaftsstandort Wien. arlberg dingt rückzahlbare Zuschüsse und – unter www.wirtschaftsagentur.at Wisto bietet VorarlbergerInnen Informa- bestimmten Voraussetzungen – nicht tion, Beratung, und Orientierung in den rückzahlbare Zuschüsse für Projektent- creative_project Bereichen Förderungen, Finanzierung, wicklung, Herstellung und Verwer- Gründung, Standortentwicklung, Schutz creative_project unterstützt Unter- tung von Filmen. Die eingereichten von Innovationen, Technologiertransfer, nehmen der Kreativwirtschaft am Projekte werden nach ihrer kulturellen, Betriebsansiedelung. Standort Wien bei der Entwicklung künstlerischen und filmwirtschaftlichen www.wisto.at kreativer Produkte, Dienstleistungen Bedeutung für Wien beurteilt. oder Prozesse. www.filmfonds-wien.at

creative_pioneer

Unterstützt werden Unternehmens- gründungen der Kreativwirtschaft in Wien bei der Entwicklung kreativer Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse und deren erstmalige Positionierung am Markt. Kreativstudien

DESIGN (Vertiefung „Sound Design“ in Koopera- und Medienkonvergentes Publizieren (MA) tion mit der Universität für Musik und Educational Technology (MSc) New Design University darstellende Kunst Graz) Game Studies (MA) Industrial Design (BA, MA) Handlungsorientierte Medienpädagogik – Design, Handwerk & materielle Kultur (BA) Informationsdesign (BA) Spielerische Ansätze in der Jugendme- Grafik- und Kommunikationsdesign (BA) www.fh-joanneum.at dienarbeit (MA) Raum- und Informationsdesign (MA) Interactive Media Management (MSc) www.ndu.ac.at Film Media Arts Cultures (MA) MediaArtHistories (MA) Kunstuniversität linz Filmakademie wien MedienSpielPädagogik (MA) Grafik-Design und Fotografie (BA) Transmedia Design & Gamification (MA) Bildtechnik und Kamera (BA, MA) Visuelle Kommunikation (MA) www.donau-uni.ac.at Buch und Dramaturgie (BA,MA) www.ufg.ac.at Digital Art – Compositing (MA) akademie der bildenden künste Film- und Medienwissenschaft (Dr.) FH Salzburg

256 Produktion (BA, MA) Digitale Kunst (Mag.art.) Design & Produktmanagement (BA, MA) Regie (BA, MA) Transmediale Kunst (Mag.art.)

www.fh-salzburg.ac.at Schnitt (BA,MA) PhD in practice www.filmakademie.wien www.akbild.ac.at Fh Vorarlberg MEDIEN & KOMMUNIKATION alpen-adria universität Intermedia (BA, MA) www.fhv.at Medien, Kommunikation und Kultur fh salzburg (MA, Dr.phil.) Akademie der bildenden künste MultiMediaArt (BA, MA) www.aau.at www.fh-salzburg.ac.at Grafik Design (Mag.art.) fh oberösterreich Grafik und Werbung (Mag.art.) Kunstuniversität linz Industrial Design (Mag.des.ind.) Kommunikation, Wissen, Medien (BA) Landschaftsdesign (Mag.art.) Zeitbasierte und interaktive Medien (BA) Mobile Computing (BSc) Social Design (MA) Zeitbasierte Medien (MA) www.fh-ooe.at PhD in practice www.ufg.ac.at www.akbild.ac.at MODE akademie der bildenden künste wien

fh oberösterreich Art & Science (MA) kunstuniversität linz Critical Studies (MA) Digital Arts (MA) Fashion & Technology (BA) PhD in practice Hardware-Software-Design (BSc) Textil-Kunst-Design (BA, MA) www.akbild.ac.at Medientechnik und –design (BSc) www.ufg.ac.at www.fh-ooe.at donau-Universität krems akademie der bildenden künste wien fh joanneum Bildwissenschaft (MA) Mode (Mag.art.) Crossmedia Design & Development (MSc) Ausstellungsdesign (MA) PhD in practice Data Studies (MSc) Communication, Media, Sound and Inter- www.akbild.ac.at Digital Media Publishing – Innovatives

action Design (MA) 257

KÜNSTLERISCHE STUDIEN Künstlerisches Lehramt (BA und MA) MEDIENTECHNIK Fotografie (Mag.art.) universität für musik und Grafik (Mag.art.) new design university darstellende kunst wien Landschaftskunst (Mag.art.) Event Engineering (BEng) Darstellende Kunst – Schauspiel (Mag.art.) Malerei (Mag.art.) www.ndu.ac.at Musikdramatische Darstellung (MA) Malerei und Animationsfilm (Mag.art.) Doktoratsstudium (PhD.) Skulptur und Raum (Mag.art.) Kunstuniversität linz www.mdw.ac.at Bühnengestaltung (Mag.art.) Angewandte Fotografie und zeitbasierte Interface Cultures (MA) universität für musik und Medien (Mag.art.) www.ufg.ac.at darstellende kunst graz Sprachkunst (BA) Bühnengestaltung (Mag.art.) TransArts – Transdisziplinäre Kunst tu graz und universität für musik Darstellende Kunst / Schauspiel (Mag.art) (BA, MA) und darstellende kunst graz www.kug.ac.at Kunst und kommunikative Praxis (Bildne- Elektrotechnik-Toningenieur (BSc, DI) rische Erziehung) Lehramt (BA) www.tugraz.at

Kunstuniversität linz Textil – freie und kontextuelle künstleri- www.kug.ac.at sche Praxis und Materialkultur (Textiles Bildende Kunst – Diplomstudium (Mag.) Gestalten) Lehramt (BA) FH Salzburg mit Schwerpunktsetzung in den Bereichen Design, Architektur und Environment Bildhauerei – transmedialer Raum, Experi- MultiMediaTechnology (BSc, MSc) (Technisches Werken) Lehramt (BA) mentelle Gestaltung, Malerei und Grafik www.fh-salzburg.ac.at Doktoratsstudium der Philosophie Plastische Konzeptionen / Keramik (Dr.phil.) (BA, MA) Universität für musik und PhD in practice (PhD) www.ufg.ac.at darstellende Kunst wien www.akbild.ac.at Tonmeisterstudium (Mag.art.) akademie der bildenden künste wien www.mdw.ac.at

Bildende Kunst (Mag.art.) anton bruckner privatuniversität fh oberösterreich Bühnengestaltung/Scenography Schauspiel (BA) (Mag.art.) Interactive Media (MSc) Tanz (BA) Konservierung und Restaurierung www.fh-ooe.at Tanzpädagogik (MA) (Mag.art.) Zeitgenössischer Bühnentanz (MA) Künstlerisches Lehramt – Bildnerische fh st.pölten www.bruckneruni.at Erziehung, Technisches Werken, Textiles Medientechnik (BSc) Werken / Textiles Gestalten (BAEd, MAEd) mozarteum salzburg Digitale Medientechnologien (DI) PhD in practice www.fhstp.ac.at www.akbild.ac.at Schauspiel und Regie (Mag.art.) Bildnerische Erziehung (BA, MA akademie der bildenden künste wien ab WS 2017/18) Textiles Gestalten (BA, MA Bildende Kunst (Mag.art., PhD in Practice ab WS 2017/18) für forschungsbasierte bildende Kunst) Werkerziehung (BA, MA ab WS 2017/18) Bühnengestaltung (Mag.art.) www.uni-mozarteum.at Konservierung und Restaurierung (Mag.art.) Kreativstudien

ARCHITEKTUR universität für bodenkultur wien universität für musik und darstellende kunst graz Landschaftsplanung und Landschaftsar- akademie der bildenden künste wien Computermusik (BA, MA) chitektur (BSc) Dirigieren – Chordirigieren (BA, MA) Architektur (BArch, March, Dr. techn.) www.boku.ac.at Gesang (BA, MA) www.akbild.ac.at Instrumental(Gesangs)Pädagogik: KREATIVMANAGEMENT Klassik, Jazz, (BA, MA) new design university Instrumental(Gesangs)Pädagogik: new design university Innenarchitektur & 3D-Gestaltung (BA) Volksmusik (BA) www.ndu.ac.at Management by Design (BSc) Jazz (BA, MA) Elektromobilität & Energiemanagement Katholische und evangelische Kirchen­ tu graz (MSc) musik (BA, MA)

Entrepreneurship & Innovation (MSc) Komposition & Musiktheorie (BA, MA) Architektur (BSc, DI, Dr.techn.) www.ndu.ac.at Lehramt Unterrichtsfach Instrumental-

258 www.tugraz.at musikerziehung (BA, MA) fh kufstein Lehramt Unterrichtsfach Musikerziehung tu wien (BA, MA) Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanage- Architektur (BSc, MA, Dr.techn.) Künstlerisches Doktoratsstudium (Dr.art.) ment (BA, MA) www.tuwien.ac.at Wissenschaftliches Doktoratsstudium (PhD.) www.fh-kufstein.ac.at www.kug.ac.at universität innsbruck KUNST- UND KULTURWISSEN- fh joanneum Architektur (BSc, DI, Dr.techn.) SCHAFTLICHE STUDIEN www.uibk.ac.at Communication, Media, Sound and Inter- alpe-adria-universität Klagenfurt action Design - Sound Design (MA) kunstuniversität linz (In Kooperation mit der Universität für Angewandte Kulturwissenschaft (BA, Musik und darstellende Kunst Graz) raum&designstrategien (BA, MA) MA, Dr.phil.) www.fh-joanneum.at www.ufg.ac.at www.aau.at www.kug.ac.at

fh kärnten MUSIK universität für musik und Architektur (BSc, DI) darstellende kunst wien anton bruckner privatuniversität www.architekturfhkaernten.at Dirigieren (im 2. Abschnitt kann man sich Jazz – künstlerisches Bachelorstudium auf Orchesterdirigieren, Chordirigieren universität für angewandte kunst (BA) oder Korrepetition spezialisieren) wien Jazz – pädagogisches Bachelorstudium (Mag.art.) Architektur (March.) (BA, MA) Elektroakustische Komposition (Mag.art.) www.dieangewandte.at Jazzkomposition – künstlerisches Bache- Gesang (BA) lorstudium (BA, MA) Instrumental- und Gesangspädagogik fh joanneum Jazz – künstlerisches Masterstudium (MA) (BA, MA) Elementare Musikpädagogik (BA, MA) Instrumentalmusikerziehung (BA, MA) Architektur (DI) www.bruckneruni.at Komposition (Mag.art.) www.fh-joanneum.at

Lied und Oratorium (MA) 259

Medienkomposition und Angewandte Jazz-Gesang (BA) Flöte (BA, MA) Musik (Mag.art.) Jazz-Komposition und Arrangement (BA, MA) Gitarre (BA, MA) Musik- und Bewegungspädagogik Komposition (BA, MA) Harfe (BA, MA) (BA, MA) Lied und Oratorium (MA) Horn (BA, MA) Musikerziehung (BA, MA) Oper (MA) Klarinette (BA, MA) Musiktheaterregie (Mag.art.) Sologesang (BA, MA) Klavier (BA, MA) Musiktheorie (Mag.art.) Vokalkorrepetition Lied und Oratorium (MA) Klavier-Duo (BA, MA) Musiktherapie (Mag.art.) Vokalkorrepetition Oper (MA) Kontrabass (BA, MA) Doktoratsstudium (PhD) www.muk.ac.at Oboe (BA, MA) www.mdw.ac.at Orgel (BA, MA) mozarteum salzburg Posaune (BA, MA) donau-universität krems Trompete (BA, MA) Barockgesang (MA) Saxophon (BA, MA) Music Management (MA) Blasorchesterleitung (MA) Schlaginstrumente (BA, MA) Music for Film & Media (MA) Bühnengestaltung (Mag.art.) Viola (BA, MA) www.donau-uni.ac.at Dirigieren (Mag.art.) Violine (BA, MA) Gesang (BA, MA) Violoncello (BA, MA) anton bruckner privatuniversität Historische Aufführungspraxis (MA) Kammermusik für Holzblasinstrumente (MA) Katholische und evangelische Kirchenmu- Dirigieren Klassik - Chorleitung pädago- Streichinstrumente und Klavier-Vokalbe- sik (Mag.art.) gisch (MA) gleitung (MA) Komposition (BA, MA) Dirigieren Klassik - Orchester pädago- Performance Practice in Contemporary Lied und Oratorium (MA) gisch (MA) Music (MA) Musik und Bewegungserziehung (BA, MA) Dirigieren Klassik-künstlerisch(BA, MA) Doktoratsstudium (Dr.art.) Musikerziehung (Lehramt) (BA, MA) Gesang Alte Musik-künstlerisch (BA, MA) Musiktheorie (BA, MA) Gesang Klassik, Jazz-künstlerisch oder Alte Musik: Oper und Musiktheater (MA) pädagogisch (BA, MA) Barockvioline (BA, MA) Doktoratsstudium (PhD) Jazzkomposition / Medienkomposition Blockflöte (BA, MA) www.uni-mozarteum.at und Computermusik (BA) Cembalo (BA, MA) Komposition Klassik-künstlerisch (BA) Historische Oboeninstrumente (BA, MA) fh krems Orchesterakademie Klassik-künstlerisch (MA) Doktoratsstudium (Dr.art.) www.bruckneruni.at Musiktherapie (BSc., MSc) www.kug.ac.at www.fh-krems.at joseph haydn konservatorium des landes burgenland INSTRUMENTALMUSIK­ Tonsatz und Komposition (Mag.art.) STUDIEN www.haydnkons.at universität für musik und darstellende kunst graz musik und kunst privatuniversität der stadt wien Klassik: Dirigieren (BA, MA) Akkordeon (BA, MA) Dirigieren (BA, MA) Basstuba (BA, MA) Instrumentalkorrepetition (MA) Fagott (BA, MA) Kreativstudien

Universität für musik und Gitarre Jazz (Mag.art.) Klavier (BA, MA) darstellende kunst wien Kontrabass (Mag.art.) Kontrabass (BA, MA) Basstuba (Mag.art.) Oboe (Mag.art.) Laute (BA, MA) Blockflöte (Mag.art.) Orgel (Mag.art.) Oboe (BA, MA) Cembalo (BA, MA) Posaune (Mag.art.) Orgel (BA, MA) Evangelische Kirchenmusik (BA, MA) Saxophon (Mag.art.) Posaune (BA, MA) Orgel Improvisation (MA) Saxophon Jazz (Mag.art.) Saxophon (BA, MA) Fagott (Mag.art.) Schlagwerk (Mag.art.) Schlagwerk (BA, MA) Flöte (Mag.art.) Schlagzeug Jazz (Mag.art.) Trompete (BA, MA) Gitarre (Mag.art.) Trompete (Mag.art.) Tuba (BA, MA) Harfe (Mag.art.) Tuba (Mag.art.) Viola (BA, MA)

Horn (Mag.art.) Viola (Mag.art.) Viola da gamba (BA, MA)

260 Kammermusik (MA) Violine (Mag.art.) Violine (BA, MA) Katholische Kirchenmusik (BA, MA) Violoncello (Mag.art.) Violine (BA, MA)

Klarinette (Mag.art.) www.haydnkons.at Violoncello (BA, MA) Klavier (BA, MA) www.muk.ac.at Klavier und Neue Musik (MA) musik und kunst privatuniversität der stadt wien Klavier-Vokalbegleitung (BA, MA) anton bruckner privatuniversität Klavierkammermusik (BA) Akkordeon (BA, MA) Akkordeon Klassik-künstlerisch oder Kontrabass (Mag.art.) Barockcello (BA, MA) pädagogisch (BA, MA) Neue Musik Ensemble (MA) Barockvioline (BA, MA) Barockcello Alte Musik-künstlerisch oder Oboe (Mag.art.) Blockflöte (Alte Musik) (BA, MA) pädagogisch (BA, MA) Orgel (BA, MA) Blockflöte (BA, MA) Barockoboe Alte Musik-künstlerisch oder Posaune (Mag.art.) Cembalo (BA, MA) pädagogisch (BA, MA) Saxophon (Mag.art.) Fagott (BA, MA) Barockvioline Alte Musik-künstlerisch Schlaginstrumente (Mag.art.) Flauto traverso (BA, MA) oder pädagogisch (BA, MA) Trompete (Mag.art.) Flöte (BA, MA) Blockflöte Alte Musik-künstlerisch oder Viola (Mag.art.) Gitarre (BA, MA) pädagogisch (MA) Violine (Mag.art.) Harfe (BA, MA) Blockflöte Klassik-künstlerisch oder Violoncello (Mag.art.) Historische Fagottinstrumente (BA, MA) pädagogisch (BA, MA) Doktoratsstudium (PhD.) Historische Oboeninstrumente (BA, MA) Cembalo Klassik oder Alte Musik www.mdw.ac.at Klarinette (BA, MA) künstlerisch oder pädagogisch (BA, MA) Historische Tasteninstrumente (BA, MA) E-Bass Jazz-künstlerisch oder pädagogisch joseph haydn konservatorium des Horn (BA, MA) (BA, MA) landes burgenland Jazz-Bass (BA, MA) Fagott Klassik-künstlerisch oder pädago- Blockflöte (Mag.art.) Jazz-Gitarre (BA, MA) gisch (BA, MA) E-Bass (Mag.art.) Jazz-Klavier (BA, MA) Flöte Klassik oder Jazz-künstlerisch oder Fagott (Mag.art.) Jazz-Posaune (BA, MA) pädagogisch (BA, MA) Flöte (Mag.art.) Jazz-Saxophon (BA, MA) Gitarre Klassik oder Jazz-künstlerisch oder Gesang (Mag.art.) Jazz-Schlagzeug (BA, MA) pädagogisch (BA, MA)

Gitarre (Mag.art.) Jazz-Trompete (BA, MA) 261

Hackbrett Klassik-künstlerisch (BA) Zither Klassik-pädagogisch (BA, MA) mozarteum salzburg Hackbrett Klassik-künstlerisch oder www.bruckneruni.at Akkordeon (BA) pädagogisch (MA) Basstuba (BA, MA) Hammerklavier Klassik-künstlerisch oder mozarteum salzburg Blockflöte (BA, MA) pädagogisch (BA, MA) Barockcello (MA) Cembalo (BA, MA) Harfe Klassik-künstlerisch oder pädago- Barockoboe (MA) Diatonische Harmonika (BA, MA) gisch (BA, MA) Barockvioline/Barockviola (BA, MA) Fagott (BA, MA) Horn Klassik-künstlerisch oder pädago- Basstuba (BA, MA) Gitarre (BA, MA) gisch (BA, MA) Blockflöte (BA, MA) Hackbrett (BA, MA) Klarinette Klassik oder Jazz-künstlerisch Cemablo (BA, MA) Harfe (BA, MA) oder pädagogisch (BA, MA) Fagott (BA, MA) Horn (BA, MA) Klavier Kammermusik Klassik (MA) Gitarre (BA, MA) Klarinette (BA, MA) Kontrabass Klassik oder Jazz-künstlerisch Hammerklavier (MA) Klavier (BA, MA) oder pädagogisch (BA, MA) Harfe (BA, MA) Kontrabass (BA, MA) Klavier Klassik oder Jazz-künstlerisch oder Horn (BA, MA) Oboe (BA, MA) pädagogisch (BA, MA) Instrumentalmusikerziehung (BA, MA) Orgel (BA, MA) Oboe Klassik-künstlerisch oder Pädago- Kammermusik für Klaviertrio (MA) Posaune (BA, MA) gisch (BA, MA) Kammermusik für Streichquartett (MA) Querflöte (BA, MA) Orgel Klassik-künstlerisch oder pädago- Klarinette (BA, MA) Saxophon (BA, MA) gisch (BA, MA) Klavier (BA, MA) Schlaginstrumente (BA, MA) Perkussion Jazz-künstlerisch oder pädago- Klavier Solistenausbildung (MA), Klavier- Tiroler Volksharfe (BA) gisch (BA, MA) duo (MA) Trompete (BA, MA) Posaune Klassik oder Jazz-künstlerisch Klaviermusik und Liedgestaltung (MA) Viola (BA, MA) oder pädagogisch (BA, MA) Kontrabass (BA, MA) Violine (BA, MA) Saxofon Klassik oder Jazz-künstlerisch Korrepetition für Musiktheater (MA) Violoncello (BA, MA) oder pädagogisch (BA, MA) Oboe (BA, MA) Zither (BA, MA) Schlagwerk Klassik oder Jazz-künstlerisch Orgel (BA, MA) www.uni-mozarteum.at oder pädagogisch (BA, MA) Posaune (BA, MA) Traversflöte Alte Musik-künstlerisch oder Querflöte (BA, MA) pädagogisch (BA, MA) Schlaginstrumente (BA, MA) Trompete Klassik oder Jazz-künstlerisch Traversflöte (MA) oder pädagogisch (BA, MA) Trompete (BA, MA) Tuba Klassik oder Jazz-künstlerisch oder Viola (BA, MA) pädagogisch (BA, MA) Viola da Gamba/Violine (BA, MA) Viola Klassik oder Jazz-künstlerisch oder Violine (BA, MA) pädagogisch (BA, MA) Violoncello (BA, MA) Violine Klassik oder Jazz-künstlerisch www.uni-mozarteum.at oder pädagogisch (BA, MA) Violoncello Klassik oder Jazz-künstlerisch oder pädagogisch (BA, MA) Zither Klassik-künstlerisch (BA) Communitys, Netzwerke, Interessens­gruppen

BUNDESWEIT

ADA – Austrian Directors’ Barcamp Austria Creativ Club Austria Association Österreichweit gibt es inzwischen Der Creativ Club Austria (CCA) ist ADA ist die Interessensvertretung der regelmäßig sogenannte Barcamps. Österreichs einzige Nonprofit-Institution, österreichischen Film- und Fernsehregis- Es gibt themenspezifische Camps wie die kreative Arbeit in den Bereichen Wer- seur_innen. Als Mitglied der FERA (Euro- politcamps, educamps oder designcamps. bung, Design, Fotografie, Illustration und päischer Regieverband) vertritt ADA die Kurzvorträge mit Diskussion, Präsentation Digitale Medien juriert und prämiert. Interessen der österreichischen Regisseur_ und vor allem die Interaktion zwischen www.creativclub.at innen in Brüssel, bei den maßgeblichen den Teilnehmer_innen stehen dabei am Gremien der Europäischen Union. Programm. dasauge.at – Kreative im Netz www.directors.at www.barcamp.at dasauge hat ein Netzwerk an Kreativen Austrian Fashion.net zusammengeführt - sowohl was die Berufsfotografen Österreich Anzahl als auch was die Qualität der AustrianFashion.net ist eine Plattform Das Portal der Berufsfotograf_innen Kontakte betrifft. Wenn man gute und für österreichische Modeschaffende und

262 ist das erste Medium für Fotografie in nachhaltige Kontakte in der Kreativbran- versteht sich als Basis von Designer_innen Österreich und wird von Fotograf_innen che sucht, wird man hier fündig. für Designer_innen: Offen für alle, die für Fotograf_innen gemacht. www.dasauge.at ihre vielschichtigen Interessen künftig in www.berufsfotografen.at Diskussionen einbringen, Ideen sammeln Designaustria und Projekte realisieren möchten. C hoch 3 Kreativwirtschaftsnetz www.austrianfashion.net designaustria ist die Interessensvertret- C hoch 3 ist ein österreichweites Kompe- ung für die heimische Designszene auf Austrian Film Commission tenzprogramm und Kooperationsnetz- nationaler und internationaler Ebene. werk für Kreativschaffende aus Branchen www.designaustria.at Die Austrian Film Commission ist eine wie Design, Werbung, Film, Musikwirt- Organisation, deren Ziel es ist, den schaft, Fotografie, Verlage, Architektur, DMVÖ österreichischen Film in die Welt hinaus- usw. Hier können Kreativschaffende zutragen. Der Dialog Marketing Verband Öster- vernetzt arbeiten, professionell kooperie- www.afc.at reich, kurz DMVÖ, ist eine unabhän- ren und mit dem C hoch 3-Programm ihre gige Interessensvertretung der Dialog Unternehmen aufbauen. Austrian Illustration Marketing Branche. Er bietet gebündeltes www.kreativwirtschaft.at Wissen, Kontakte und ist Impulsgeber für Austrian Illustration ist ein Online Dialog-Trends. Portfolio führender österreichischer CREATIVE AUSTRIA www.dmvoe.at Illustrator_innen. CREATIVE AUSTRIA ist eine gemeinsame www.austrianillustration.com Kommunikations- und Promotionplatt- emba – event marketing board form der österreichischen Kulturdes- austria Austrian Music Export tinationen sowie von bundesweiten Die emba ist der Branchenverband der Austrian Music Export hat es sich zum Einrichtungen zur weltweiten Verbreitung führenden Live-Marketing Agenturen Ös- Ziel gesetzt, als Dienstleistungs- und von österreichischen Kultur- und Kreati- terreichs. Qualitätssicherung, Ausbildung Ressourcenzentrum den Export zeitge- vangeboten. und Services für Members und Clients nössischer österreichischer Musik in allen www.creativeaustria.at zählen zu ihren zentralen Aufgaben. Genres zu fördern. www.emba.co.at

www.musicexport.at 263

Fachverband der Film- und schaffenden. Sie ist Impulsplattform für Internet Providers Austria (ISPA) Musikwirtschaft die Auseinandersetzung mit Fragen der Die ISPA vertritt als freiwillige Interes- Der Fachverband der Film- und Mu- Architektur und Architekturpolitik. sensvertretung mehr als 200 Mitglieder sikwirtschaft vertritt als gesetzliche www.ig-architektur.at aus allen Bereichen rund um das Internet. Körperschaft öffentlichen Rechtes alle www.ispa.at/startseite.html gewerblichen Mitglieder des Film- und IG Computergrafik Musikbereichs. Die Interessensgemeinschaft Computer- Kreativwirtschaft Austria www.filmandmusicaustria.at grafik (IG CG) vertritt als unabhängiger Die Kreativwirtschaft Austria vertritt als Verband Firmen, Einzelpersonenunterneh- Fachverband der Textilindustrie Teil der Wirtschaftskammer die Interes- men, Institutionen und Organisationen in sen der Kreativwirtschaft in Österreich Der Fachverband ist Interessensvertre- den Bereichen Animation, Computerfilm bzw. gegenüber der Europäischen Union tung und Servicestelle für die Textilindus- und Computerspiele. und setzt sich für Sichtbarkeit kreativwirt- trie-Unternehmen Österreichs. www.igcomputergrafik.at schaftsbasierter Leistungen ein. www.textilindustrie.at www.kreativwirtschaft.at IG Kultur Österreich Games Austria Die IG Kultur Österreich ist der Dachver- Kulturrat Österreich – Interessens- vertretungen von Kunst-, Kultur- Games Austria ist eine Plattform für meh- band und die Interessensvertretung für und Medienschaffenden rere Initiativen, um die mittel- und osteu- autonome Kulturinitativen in Österreich. ropäische Spiele-Entwickler-Community www.igkultur.at Der Kulturrat Österreich ist der Zusam- zu stärken und Vorteile für die einzelnen menschluss der Interessenvertretungen Entwickler_innen und kleinere Spiel-Un- IGMA – Interessensgemeinschaft der von Kunst-, Kultur- und Medienschaffen- ternehmen zur Verfügung zu stellen. Mediaagenturen den. Er ist eine Plattform für gemeinsame www.gamesaustria.at Der Verein Interessensgemeinschaft kulturpolitische Anliegen und Ziele und der Media Agenturen (IGMA) hat den vertritt diese gegenüber Politik, Medien IAA Zweck, die gemeinsamen unternehme- und Verwaltung. Der Kulturrat Österreich rischen Interessen der österreichischen eröffnet und fördert kultur-, bildungs-, Die IAA ist eine weltweite Organisation, Werbeunternehmen, insbesondere der medien- und gesellschaftspolitische die sich zu Gunsten der Konsument_innen Mediaagenturen und Werbeagenturen, zu Debatten. und der werbetreibenden Wirtschaft für vertreten und zu fördern. www.kulturrat.at die freie Meinungsäußerung im Bereich www.igma.at der kommerziellen Kommunikation ein- Mcö - Marketing club österreich setzt. Das gemeinsame Ziel der Mitglieder International Center for New Media besteht in der Wahrung des „Freedom of (ICNM) Der Marketing Club Österreich ist der Commercial Speech”, im Austausch ihres Expert_innen-Club in der Branche – für Das ICNM – International Center for New gemeinsamen Know-hows und in der Aus- Führungskräfte, für Manager_innen, für Media ist ein Non-Profit-Verein, der sich und Weiterbildung von Führungskräften Spezialist_innen. Er bietet laufend aktuel- auf Networking quer durch Europa und in Marketing und Kommunikation. le Informationen aus der Szene, Vorträge auf der ganzen Welt spezialisiert hat. Der www.iaa-austria.at von Expert_innen und Seminare. Schwerpunkt liegt in der Verwendung der www.marketingclub.at neuen Medien, e-Content und der sozia- IG Architektur len Entwicklung in den Neuen Medien. Die IG Architektur ist eine österreichweite www.icnm.net Interessensgemeinschaft von Architektur- Communitys, Netzwerke, Interessens­gruppen

mica – music information center Quartier für Digitale Kultur VAMP – Verband Ambient Media und austria Promotion Österreich Das QDK ist eine Offene Plattform für mica – music austria ist der professionelle VAMP setzt sich dafür ein Ambient Media Kooperationen im Bereich Digitale Kunst Partner für Musikschaffende in Öster- und Sales Promotion am österreichischen und Kultur. Dazu wurden Projekte gestar- reich, bietet Beratung und Information für Markt sichtbarer zu machen. Dafür wird tet, die Raum, Aufführungsmöglichkeit Musiker_innen in Österreich, verbreitet auch jährlich ein Award ausgeschrieben, und Aufmerksamkeit für die Digitale heimisches Musikschaffen im In- und Aus- der in 10 Kategorien verliehen wird. Kultur bieten. land und berichtet über aktuelle Musik www.vamp.at www.qdkwien.blogspot.co.at aus Österreich im eigenen Musikmagazin. www.musicaustria.at Verband Druck & Medientechnik

264 Strategie Austria Der Verband Druck & Medientechnik ist Neigungsgruppe Design Strategie Austria ist dazu da, die Relevanz die einzige umfassend kompetente sowie für Marken, Produkte und Unternehmen Die unabhängige Initiative „Neigungs- unabhängige und freiwillige Interessens- zu stärken. gruppe Design“ will die Wahrnehmung organisation der Print- und Medienbran- www.strategieaustria.at von Design in Österreich schärfen, Diskurs che in Österreich. und Auseinandersetzung anregen, De- www.druckmedien.at SUBOTRON signthemen im Spannungsfeld zwischen Kultur und Wirtschaft aufzeigen. Sie ist SUBOTRON ist Anlaufstelle und Treff- Wirtschaftskammer Österreich Ausrichterin der Vienna Design Week. punkt zur Förderung des theoretischen Die Wirtschaftskammer vertritt die www.neigungsgruppe-design.org und praktischen Diskurses zum Themen- Interessen österreichischer Unternehmen, kreis „digitale Spiele“. unterstützt diese mit ihrem Know-How OTELO – Offenes Technologielabor www.subotron.at und bietet kompetente Beratung von Ein Otelo ist ein Raum in dem Menschen Arbeitsrecht bis zur Zollauskunft. Typographische Gesellschaft in nicht-hierarchischer Vielheit und Ver- Austria www.wko.at schiedenheit zusammenkommen, Wissen Die typographische Gesellschaft Austria und (Kultur)Techniken austauschen und (tga) versteht sich als Interessensver- gemeinsam etwas Neues entwickeln. tretung von Designern_innen, die www.otelo.or.at Typographie schätzen und bietet dem ty- pographischen Anspruch und Fachwissen PRVA – Public Relations Verband Austria in Österreich ein Forum. Das Ziel der tga ist die Förderung und Pflege der Typog- Der Public Relations Verband Austria ist raphie und die Fortbildung in Gestaltung der unabhängige, auf Freiwilligkeit basie- und Technik. rende Verband der Kommunikationsex- www.typographischegesellschaft.at pertinnen und -experten in Unternehmen, Agenturen und Organisationen. www.prva.at

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Bundesländer

BUrgenland entstehenden Synergien, die Ansiedlung für diese Bereiche als Testumgebung, der auswärtiger, innovativer Unternehmen, Prix als Wettbewerb für die besten Köpfe Kreativwirtschaft - Kreativer Sek- eine verbesserte Zusammenarbeit mit und das Futurelab als Forschungs- und tor Burgenland Kreativen regional und überregional und Entwicklungszelle. Kreativwirtschaft - Kreativer Sektor die Vernetzung von Kultur, Wirtschaft www.aec.at Burgenland dient als Anlaufstelle für Un- und Tourismus. ternehmen, Institutionen und Einzelper- www.kreativwirtschaft-klagenfurt.at akostart oö Akademisches Startup sonen aus dem Bereich der Kreativwirt- Netzwerk schaft Burgenland. Die Aufgabenbereiche NIEDERÖSTERREICH akostart oö ist Österreichs erstes des Zentrums sind u.a. das Strukturieren hochschulübergreifendes Netzwerk für und Organisieren von Maßnahmen zur Kulturvernetzung Niederösterreich akademische Start-ups und Spin-offs. Ziel Aufqualifizierung von Unternehmen im ist es, durch Unterstützungsleistung und Ziel des Vereins Kulturvernetzung NÖ Kultur-Wirtschaftsbereich. Angebot die akademische Gründungsin- ist die Förderung des regionalen Kunst- www.kreativwirtschaft.net tensität prozentual zu erhöhen. und Kulturgeschehens in all seinen www.akostart.at Ausprägungen. FTI Burgenland www.kulturvernetzung.at CREATIVE REGION Linz & Upper Austria Die FTI-Strategie Burgenland 2025 zielt GmbH auf den Auf- und Ausbau der Bereiche OBERÖSTERREICH Creative Region ist eine Informations- und Forschung, Technologie und Innovation Serviceplattform, eine Ideen- und Projekt- ab. Diese Strategie dient der Steigerung afo architekturforum oberöster- werkstatt und eine Vernetzungsgesell- der Forschungsquote sowie der Wert- reich schaft zur Stärkung der Kreativwirtschaft schöpfung im Burgenland und fördert Das afo sieht sich als Teil eines Netzwer- in Oberösterreich. die Entstehung neuer Arbeitsplätze. Die kes einer offenen und lebendigen Szene, www.creativeregion.org inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf insbesondere im Austausch mit anderen den Themenfeldern nachhaltige Energie, Kultur- und Bildungseinrichtungen, SALZBURG nachhaltige Lebensqualität sowie Architekt_innen, Kunst- und Kulturschaf- intelligente Prozesse, Technologien und fenden. ITG Innovationsservice für Salzburg Produkte. www.afo.at www.fti-burgenland.at Die ITG ist eine gemeinnützige Organi- sation, die Salzburger Unternehmen bei AEC Linz Innovationsvorhaben mit Rat und Tat KÄRNTEN Das Ars Electronica Center setzt sich als zur Seite steht. Von der Ideenfindung bis ganzjährige Präsentations- und Interak- zur Förderstrategie, von der Informati- Kreativwirtschaft Klagenfurt tionsplattform mit Wissenschaft, For- onsveranstaltung bis zur persönlichen Kreativwirtschaft Klagenfurt ist das schung, Kunst und Technologie auseinan- Betreuung. Serviceportal für Kreative in Klagenfurt. der. Das Ars Electronica Festival fungiert www.itg-salzburg.at Ziele sind die Vernetzung bestehender Kreativunternehmen und die dadurch Communitys, Netzwerke, Interessens­gruppen

Schmiede Hallein designforum Steiermark aller Branchen (Print, Design, Grafik, Web, Architektur, Programmierung, Schmiede Hallein ist ein Verein zur Das designforum Steiermark, das als Fotografie, Musik etc.) mit lokalem Bezug Förderung der Digitalen Kultur. Jährlich Einrichtung der Creative Industries Styria zur Oststeiermark. veranstaltet die Schmiede Hallein ein geführt wird, versteht sich als urbanes www.wir.gestalten.es 10-tägiges Produzenten-Festival. Das kre- Dialog-, Kompetenz- und Vermittlungs- ative Umfeld des Festivals lädt dabei zur zentrum für Design. Designern_innen innolab Vernetzung und zum Ideenaustausch. sowie designrelevanten Projekten wird www.schmiede.ca hier eine moderne Präsentations- und Das innolab ist ein Institut der Studi- Ausstellungsfläche geboten. enrichtung Innovationsmanagement

Steiermark www.designforum.at/st/ an der FH CAMPUS 02 in Graz. Es ist die Anlaufstelle für Menschen aus der 266 assembly Graz Erlebniswelt Wirtschaft Steiermark und Kärnten, die sich mit ihrer Geschäftsidee behaupten wollen. innolab Das assembly Festival bietet Modeschaf- Innovative Unternehmen öffnen ihre Tü- unterstützt und begleitet Innovative bei fenden die Möglichkeit, ihre Werke vor ren für Besucherinnen und Besucher, die der Ideenbewertung, Planung und Reali- einem großen Publikum zu präsentieren. in spannenden Erlebnistouren hinter die sierung ihrer Geschäftsideen. www.assembly-festival.at Kulissen der Produktion blicken dürfen. www.innolab.at Gestaltet und inszeniert werden diese Creative City Graz Erlebnistouren von der Kreativwirtschaft. TIROL Kreative wirken an Konzeption und Um- Um die Rahmenbedingungen für die setzung einer Erlebnistour mit. Kreativwirtschaft zu verbessern, setzt die AUT architektur und tirol www.erlebniswelt-wirtschaft.at Abteilung für Wirtschafts- und Tourismus- AUT ist ein gemeinnütziger Verein für entwicklung der Stadt Graz strategische Haus der Architektur Graz Architekten und Architektinnen in Tirol. Impulse und entwickelt sowie initiiert AUT veranstaltet zahlreiche Veranstal- neue Projekte. Neben dem Designsektor Das HDA versteht sich als Plattform tungen wie Ausstellungen zu Architektur, sollen auch andere Branchen wie Medien, für alle Bereiche der Architektur, des Kunst und Design, Vorträge nationaler Gewerbe und Handwerk gestärkt werden. Städtebaus und der Raumplanung, wie internationaler Architekt_innen, www.wirtschaft.graz.at sowohl im Interesse unterschiedlichster Diskussionen, Exkursionen, Symposien, gesellschaftlicher Gruppen als auch unter Führungen, schwerpunktartige Filmreihen Creative Industries Styria Miteinbeziehung verwandter Disziplinen und „Vor Ort“-Werkgespräche in aktuellen und als Ansprechpartner für sämtliche die Die Creative Industries Styria ist eine Bauwerken sowie ein spezielles Program- Baukultur betreffende Fragen. Förder- und Netzwerkgesellschaft zur mangebot für Kinder und Jugendliche. www.hda-graz.at Entwicklung und Stärkung der Kreativ- www.aut.cc wirtschaft in der Steiermark. Ihre Aufgabe Wir gestalten es besteht darin, das breite Angebot an krea- tiven Leistungen zu koordinieren, weiter „Wir gestalten es“ ist ein Netzwerk von auszubauen und im Gesamtkontext der Kreativunternehmer_innen in der Oststei- steirischen Wirtschaft zu positionieren. ermark. „Wir gestalten es“ versteht sich

www.cis.at als Plattform für selbstständige Kreative 267

Create Tirol Tortenwerkstatt Filmwerk Vorarlberg

Create Tirol versteht sich als Plattform Die Tortenwerkstatt ist ein Ort des Wis- Das Filmwerk Vorarlberg ist Servicestelle, für Weiterbildungs- und Netzwerkveran- sensaustauschs an dem unabhängig an Interessensgemeinschaft, Zukunftswerk- staltungen für Kreativunternehmer_innen Gruppen- oder Einzelprojekten gearbeitet statt und Qualitätsgemeinschaft für in Tirol. Sie bietet einen Überblick über werden kann. Die Hauptanliegen sind Filmschaffende am Wirtschaftsstandort Anlaufstellen und Förderungen für Kre- Architektur / Foto & Kunst. Vorarlberg. ativschaffende und hält Interessierte am www.tortenwerkstatt.net www.filmwerk-vorarlberg.at Laufenden, was aktuell in der kreativen Szene läuft. WEI SRAUM Designforum Tirol VAI Vorarlberger Architektur www.createtirol.at Institut WEI SRAUM versteht sich als Bindeglied Das VAI versteht sich als Schnittstelle im zwischen Kreativität und Wirtschaft, vor Design in Tirol Feld der Baukultur, vernetzt Planer_innen, allem aber als offene, interdisziplinäre Bauherren/Baufrauen, Wirtschafts- Design in Tirol ist eine Gruppe von Plattform für die Vermittlung, Reflexion treibende und Handwerk, Politik und Gestalter_innen, Handwerker_innen und und Kommunikation gestalterischer Wissenschaft. Unternehmer_innen, die das Design-Be- Themen und Prozesse. www.v-a-i.at wusstsein in Tirol stärken und den Mehr- www.weissraum.at wert von Design erfahrbarer machen will. VLOW! - Festival im Zwischenraum www.designintirol.at VORARLBERG Kommunikation, Design und Archi- tektur Die Bäckerei ArtDesign Feldkirch Das Vlow!-Festival ist eine internationale Die Bäckerei ist eine Plattform für Die ArtDesign Feldkirch versteht sich Plattform für Bildung, Begegnung und kulturellen und sozialen Austausch. Sie als interdisziplinäre Plattform, deren Vernetzung. Sie beschäftigt sich mit versteht sich als offenes Haus, in dem Ziel es ist, für die Protagonist_innen an Kommunikationsstrategien im Raum und Veranstaltungen, Workshops, Vorträge unterschiedlichen Schauplätzen eine innovativen Arbeits- und Kooperations- und Kurse stattfinden können. ideale Form für die Vermarktung und prozessen. Teilnehmende sind Grafik- www.diebaeckerei.at den Verkauf ihrer Arbeiten und Produkte designer_innen und Architekt_innen, zu schaffen sowie den Aufbau eines Szenograf_innen, Fotograf_innen, Audio/ Standortagentur Tirol vielseitigen Netzwerks an Kontakten zu Video-Gestalter_innen und Führungskräf- ermöglichen. te aus den Bereichen Branding, Marketing Die Standortagentur Tirol ist Dienstleis- www.potentiale.at und Werbung. terin, Impulsgeberin und Vordenkerin für www.vlow.net Wirtschaft und Wissenschaft rund um designforum Vorarlberg Wachstum, Forschung, Technologie, Inno- vation und Kooperation. Sie unterstützt Das designforum Vorarlberg fördert als mit ihren Services und Netzwerken dabei, Dialog-, Präsentations- und Vernet- zukunftsfähige Projekte erfolgreich zu zungsplattform Design und designnahe initiieren und umzusetzen. Diszipline in Vorarlberg. www.standort-tirol.at www.designforum.at/v/ Communitys, Netzwerke, Interessens­gruppen

Werkraum Bregenzerwald drehbuchFORUM wien

Mit dem Werkraum Bregenzerwald haben Das Angebot und Service des Drehbuch- sich seit seiner Gründung im Jahr 1999 FORUM Wien richten sich an erfahrene

Meisterbetriebe zusammengeschlossen Drehbuchautor_innen und Autorenfil-

268 und eine Plattform geschaffen, die nach mer_innen, die mit diversen Angeboten außen mit Ausstellungen, Wettbewerben, in ihrer Arbeit unterstützt werden. Auch

Vorträgen, und nach innen mit Entwick- Produzenten, die nach Autor_innen, lungsarbeit und Nachwuchspflege wirkt. Co-Autor_innen, Dramaturg_innen oder www.werkraum.at Stoffen suchen, können entsprechen- de Anfragen an das drehbuchFORUM WIEN richten. Creativespace – Das Kreativportal www.drehbuchforum.at der Wirtschaftskammer Wien

Creativespace ist Österreichs größte Vienna Design Week kostenlose Kreativplattform und eine Die VIENNA DESIGN WEEK ist Öster- Informations- und Networking-Website reichs größtes Designfestival. Dabei wird rund um Wiens Kreativwirtschaft. ganz Wien zum Schauplatz und zum Creativespace dient als Anlaufstelle Schauraum für Design. und Ansprechpartnerin der Wiener www.viennadesignweek.at Kreativ-Szene und all jener, die kreative Leistungen in Anspruch nehmen wollen. Wirtschaftsagentur Wien www.creativespace.at Die Wirtschaftsagentur Wien ist erste designforum Wien Anlaufstelle für nationale und internati- onale Unternehmen. Sie unterstützt mit Das designforum Wien versteht sich als monetären Förderungen, Immobilien und Kompetenz-, Service- und Vermitt- Stadtentwicklungsimpulsen sowie kosten- lungszentrum, in dem laut über Design, losen Service- und Beratungsangeboten seine Aufgaben und seinen Stellenwert und stärkt so den Wirtschaftsstandort Wien. nachgedacht wird. www.wirtschaftsagentur.at www.designforum.at

Impressum

Herausgeber: Bundesministerium für Europa Integration und Äußeres – Kulturpolitische Sektion, Wien 2016 Minoritenplatz 8, 1010 Wien

Konzept: Teresa Indjein, Peter Mikl, Hansjürgen Schmölzer

Redaktion: Hansjürgen Schmölzer, Lisa Dreier, Jürgen Miedl, Sara Buchbauer

Art Direction: Mathias Kaiser

Grafik: Barbara Haupt, Sara Buchbauer

Druck und Bindung: GRASL Druck & Neue Medien GmbH

ISBN 978-3-9504271-1-0

235 100 165 21 Creative Austrians Vordenker_innen für die Gesellschaft von morgen Creative Austrians Vordenker_innen für dieGesellschaft von morgen 165

Dialog Österreichs mitderWelt. Questions undIdeenfür denWandel –auchfür den Die Creative AustriansbemühensichumCreative Ziele für nachhaltige Entwicklungleisten? Welche BeiträgekannÖsterreich zur Erreichungder Wie übernehmenwirVerantwortung? Welche Creative Skillserfordert die„Digitale Revolution“? Wie siehtdieDemokratie derZukunft aus? Wie beeinflussenAlgorithmendieMeinungsbildung? Wie steht esumdieZukunft derArbeit? Technisierung dasLeben auf derMenschen? Welche Wirkungenhat diefortschreitende Gehört dieZukunft denen,dieDaten haben? Wie unterstützt dieKunstInnovationskultur? Herausforderungen derZeit? Wie spiegelt sichÖsterreich indengroßen österreichischen Auslandskultur – dasneue Arbeitsprogramm der 100