14 EL CONDOR PASA Teil 1
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Abenteuerreise durch Peru und Bolivien im Juli /August 201 5 EL CONDOR PASA Teil 1: Lima – Arequipa – Colca Canyon – Ti ticaca See – Potosi – Dali Wüste – Laguna Verde – Siloli Wüste – Salar de Uyuni Reisebericht von Beate Strobel und Norbert Klesel Meinem lieben Klassenlehrer Klaus Kayser zu seinem 90. Geburtstag gewid met 1 FRÜHSTÜCK, NICHT BEI TIFFANY Montag, der 27. Juli 2015 Majestätisch schweben elf voluminöse, äußerst farbenprächtige Exemplare aus der Familie der Cyprinidae über unserem Frühstückstisch, blicken uns aus riesigen Glupschaugen an, denen wir nur mit müdem Lächeln und trägen Augenlidern begegnen können. Nanu? Wo gibt’s denn das, bereits zum Frühstück Zierkarpfen? Und dann gleich elf an der Zahl? Außerdem, wie geht das denn: „Schweben über unserem Frühstückstisch?“ Sind wir etwa abgetaucht? Besuchen wir gerade ein Aquarium? Oder aber, bereits zu Tagesbeginn, ‘n Fischrestaurant? Oder was? Oder wie? Oder wo? Alles halb so dramatisch. Zwar sind wir von zwei überlangen Flügen (wie auch vom Alter) gezeichnet, (nicht aber von Dali gemalt), so dass wir folglich alles andere als ausgeschlafen in den frühen Vormittag blinzeln. Auch befinden wir uns nun ganz in der Nähe des größten und tiefsten Gewässers unserer Mutter Erde, d.h. am südöstlichen Ufer des Pazifiks, sitzen sogar in einem Restaurant, löffeln dort jedoch keineswegs ‘ne Fischsuppe, sondern haben Brötchen und Rührei auf den Teller geladen und versuchen nach der viel zu kurzen Nacht und der Reise um die halbe Welt wieder halbwegs zu Kräften zu kommen. Und dieses kleine, nette Restaurant, in dem wir im Augenblick sitzen und unser Frühstück genießen, liegt im Allpa Hotel in Miraflores, einem mondänen Vorort im Südwesten Limas, der Hauptstadt Perus. Mittags wandelt sich das Restaurant dann zum japanischen ‚Tanaki-Restaurant‘, in dem dann statt Brötchen, Marmelade und Ei Sushi und andere Köstlichkeiten aus der fernöstlichen – hier eigentlich fernwestlichen – Küche kredenzt werden. Vielleicht deshalb dieser bunte Schwarm der elf riesigen knallbunten Plastikkarpfen, die an der Decke baumeln, den Raum in zwei nahezu gleichgroße Hälften teilen und ihm ein fernöstliches/fernwestliches Flair verleihen. Peru, genauer gesagt Südperu, verzeichnen wir also diesmal auf unserer Urlaubs- liste. Seine landschaftlichen und kulturellen Höhepunkte wollen wir in den nächsten Wochen per Touristenbus aufsuchen. Zudem steht eine vierzehntägige Geländewagen-Tour in die Yungas Nordboliviens und zu den Vulkanen, Salars und Lagunas an der chilenisch-bolivianischen Grenze an, bevor – zurück in Peru – die Reise in Cusco, selbstredend in Machu Picchu sowie zu guter Letzt im Amazonas- Regenwald am Heath River ausklingt. Soweit der Plan. Organisiert wurde die Tour diesmal nicht selbst per PC und Telefon von zuhause aus, sondern äußerst perfekt und professionell durch Markus Mathys‘ SuedamerikaReisen aus Langenthal in der Schweiz. Markus selbst hat über ein Dutzend Jahre in Peru gelebt, dort Reisen im Westen Südamerikas organisiert und sie auch begleitet. 2 Wir sind diesmal wiederum zu dritt. Nicht etwa, dass unseres Sohnemann Jan der jeweils zu Beginn der Semesterferien einsetzende Klausur-Lawine ausgewichen ist.. Sie zwingt ihn ja nun schon den zweiten Sommer zu ausgiebigem Pauken und Zuhausebleiben, während die beiden Familienälteren sich – wie stets in den Sommerferien – die weite Welt anschauen. Der Dritte im Bunde ist Gerhard, dessen jahrzehntelang zurückliegenden Peru- und Bolivienkenntnisse dringend der Auffrischung bedürfen, während für uns zwei, Beate und Norbert, beide Länder absolutes Neuland sind. Keineswegs dem Jetlag Vorschub leisten lautet die Devise. Also treffen wir uns nach dem Zähneputzen im Foyer des Hotels und gehen in diesem relativ sicheren Stadtteil Limas auf unsere erste Entdeckungstour. Zudem gilt es die Devisen aufzufrischen und an einem Cajeta automatico die ersten peruanischen Pesos abzuheben. Der verkehrsreiche Óvalo de Miraflores wird sicher überquert. Im Parque Central de Miraflores/Parque Kennedy entdecken wir die vielen verwilderten Katzen, die jetzt, am Vormittag, die Nischen, Ecken und Astgabeln an Gebäuden und Bäumen besetzt halten und dort friedlich vor sich hindösen. Auch die am Park liegenden Iglesia Virgen Milagrosa besuchen wir, wundern uns allerdings, dass es in Peru so gut wie immer verboten ist, in Kirchen zu fotografieren. Doch hauptsächlich wollen wir ja die Birne freibekommen, was man bekanntlich besser an der frischen Luft als im Inneren einer Kirche mit ihren hochgeistlichen Weihrauchdüften erreicht. „Und eigentlich wäre ‘ne frische Meeresbrise jetzt genau das Richtige!“ Nach Verlassen der Kirche biegen wir instinktiv in die Avenida Jose Larco ein und siehe da, bereits ein halbes Stündchen später stehen wir am Meer. Am Steilufer des Pazifischen Ozeans. Weit geht der Blick hinüber nach Barranco – dem zweiten der mondänen Vororte in Limas Südwesten – und seinem mit Antennen gespickten Uferberg, geht hinaus aufs Meer fällt auf die Isla San Lorenzo, auf die ehemalige Gefängnisinsel El Fronton sowie auf eine Reihe von ins Meer gebauten Piers und Wellenbrechern. Doch es ist Wintertime hier auf der Südhalbkugel. So ist‘s ein Blick ins Graue. Tief hängt der Nebel über Stadt und Meer, hat seine trübe Farbe auch aufs Wasser übertragen. Nur die weißen Gischtkronen der stetig anbrandenden Wellen lockern diese Rhapsodie in Grau etwas auf. Mehr als siebzig Meter unter uns zieht sich das Asphaltband des Circuito de Playas, des Uferhighways, an der Costa Verde entlang. Natürlich in Grau. Und selbst der schmale Saum der verschiedenen Badestrände zwischen Highway und Ozean hat wegen der fehlenden Sonne seine Leuchtkraft eingebüßt und präsentiert sich heute lediglich in mattem Gelb. Nicht gerade das, was man sich allgemein unter tropischem Badewetter vorstellt. Trotzdem tummeln sich Dutzende von Surfern am Strand und im Wasser und genießen den kurzen Ritt auf den augenblicklich mäßig hohen Brandungswellen. 3 Genießen? Brrr! Allein vom Zuschauen wird‘s einem in seiner warmen Kleidung eisig kalt, zumal man ja auch weiß, dass es mit den Wassertemperaturen nicht so weit her sein kann, und das nicht nur wegen des augenblicklich völlig vernebelten Südwinters. Denn auch der kalte Humboldtstrom, der über Tausende von Kilometern, von der Südspitze Chiles bis hin zum Äquator, an der Westküste Südamerikas entlang verläuft, bringt antarktische Tiefenwasser herbei. Dieses eiskalte, antarktische Ursprungswasser zieht es nach sich, dass die durchschnittliche Wassertemperatur an der Westküste Südamerikas bis zu acht Grad Celsius niedriger ist als ihr Pendant im freien Ozean auf gleicher geografischer Breite. Ganze 12°C soll sie hier lediglich noch betragen. Folglich sind selbst um die schöne Weihnachtszeit herum, wenn hier in Lima die heiße Tropensonne vom Himmelszelt brennt, die pazifischen Wassertemperaturen mehr als gewöhnungsbedürftig. Der Avenida Jose Larco, auf der wir ans Ufer des Pazifiks gekommen sind, verdankt auch das modern gestaltete Einkaufs- Vergnügungs- und Restaurantzentrum Larcomar seinen Namen. Larco bezieht sich auf die Avenida bzw. deren Namensgeber und mar aufs Meer, an dessen Steilküste es liegt. Auch ein Kino, eine Bowlingbahn, ein Museum und für die vielen Touristen natürlich auch Souvenirläden verstecken sich in diesem ausgedehnten Zentrum. Wir belassen es auch hier bei einem flüchtigen Besuch und setzen unsere Wanderung auf dem Weg zwischen Steilufer und der oberen Uferstraße, der Malacón de Reserva, fort. Von unten – auf einem weit in den Ozean hinausragenden Damm und eine Pier – grüßen bald darauf die blauen Dächer des Restaurants ‚La Rosa Nautica‘ und anderer Gebäude. Auf der Malacón 28 de Julio, deren Name an den Tag der Unabhängigkeitsproklamation Perus durch seinen Freiheitshelden José de San Martin am 28. Juli 1821 erinnert, ist bald darauf der Parque Kennedy wieder erreicht. 4 Eigentlich wollen wir dem Indio-Markt noch einen kurzen Besuch abstatten, landen aber stattdessen im Mercado N°1 de Surquillo, dem größten und bekanntesten Markt weit und breit. Selbst Meisterköche suchen hier ihre Ingredienzien. Ein buntes Gewirr von Gassen und Verkaufsständen nimmt uns auf. Sofort ist der Jetlag vergessen. Erwartungsvoll werden die Kameras hervorkramt, und hinein geht’s ins Getümmel. Wahre Unmengen von Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Muscheln und andere Meerestiere, Gewürze, Brot und Gebäck, schier alles, was den lateinamerikanischen Küchenchef erfreut, wird hier wohlgeordnet präsentiert und wartet auf den kundigen Käufer. Dazu die überbordende Geräuschkulisse, eine exotische Kakophonie der Stimmen und Laute. Und mitten drin Orte der Stille und Besinnung: In einem Glaskasten die Jungfrau Maria mit Kind. Viele der angebotenen Waren sind auch in der europäischen Küche bekannt, manches jedoch ist absolut neu für uns. Eine Pyramide schraubförmig gedrehter, gelblicher Knollen erregt Beates Interesse und lässt sie nach deren Namen fragen. „Patatas, Señora!“ist die prompte Antwort und erregt großes Erstaunen. “Wie, was! Das sollen Kartoffeln sein? Die seh’n ja ganz anders aus!” Nun, auch wenn recht skurril anmutend, ist es nur eine der über 3000 hier bekannten Kartoffelsorten. Nicht nur Lebensmittel können erstanden werden. Auch Pfannen, Töpfe, Geschirr, Besteck und sogar Kleidung warten auf ihre Käufer. Und in der angrenzenden Calle Narciso de la Colina regen an verschiedenen Ständen schmackhafte einheimische Gerichte den Gaumen manch hungrigen Gastes an. Wir allerdings haben gut gefrühstückt und kehren erst einmal zum Hotel zurück. Erst am Abend brechen