Betrachtungen Aus Der Spekulativen Weltweisheit

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Betrachtungen Aus Der Spekulativen Weltweisheit MARKUS HERZ Betrachtungen aus der spekulativen Weltweisheit Neu herausgegeben, eingeleitet, mit Anmerkungen und Registern versehen von ELFRIEDE CONRAD, HEINRICH P. DELFOSSE UND BIRG IT NEHREN FELIX MEINER VERLAG HAMBURG PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 424 Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographi sche Daten sind im Internet abrufbar über ‹http://portal.dnb.de›. ISBN : 978 - 3 - 7873 - 0949 - 8 ISBN eBook: 978 - 3 - 7873 - 2317 - 3 © Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 1990 . Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Über- tragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbei- tung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§ 53 und 54 U rh G ausdrücklich gestatten. www.meiner.de INHALT Einleitung ...................................... VII 1. Leben und Werk ............................ VII 1. Leben ................................... VII 2. Schriften ................................ XIII II. Herz und seine Lehrer ...................... XVI 1. Immanuel Kant .......................... XVI 2. Moses Mendelssohn ...................... XXIII III. Die Betrachtungen aus der spekulativen Weltweisheit . XXX 1. Zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte . XXX 2. Die Betrachtungen - nur eine Paraphrase?... XXXIV 3. Zur Textgestaltung ........................ XXXVIII MARKUS HERZ Betrachtungen aus der spekulativen Weltweisheit [Vorrede] . 3 Erste Abteilung . 11 Zweite Abteilung . 46 Anhang zu den Betrachtungen . 75 Anmerkungen der Herausgeber . 83 Bibliographie . 111 1. Verzeichnis der von den Herausgebern abgekürzt zitierten Literatur . 111 2. Primärliteratur..................................... 118 a) Selbständige Veröffentlichungen . 118 VI Inhalt b) Unselbständige Veröffentlichungen . 119 c) Übersetzungen.................................. 121 d) Rezensionen . 121 e) Briefe . 122 3. Sekundärliteratur .................................. 123 a) Hilfsmittel . 123 b) Zur Biographie ................................. 124 c) Einzeluntersuchungen . 127 Personenregister . 131 Sachregister . 13 5 EINLEITUNG !. Leben und Werk 1.Leben Am 17. Januar 1747 wird Markus Herz in einer armen jüdischen Familie zu Berlin geboren; seine Mutter war die Tochter eines Bediensteten, sein Vater Thoraschreiber der Berliner jüdischen Gemeinde. 1 Seine erste Bildung und Erziehung erhält der junge Herz in streng talmudischer Tradition im Ephraimischen Stift zu Berlin. Im Alter von fünfzehn Jahren wird er bei einem jüdi• schen Kaufmann in Königsberg in die Lehre gegeben. Diese Tätigkeit vermag den Geist des begabten jungen Mannes jedoch nicht auszufüllen. Herz gibt den Kaufmannsberuf auf und schreibt sich am 21. April 1766 an der Albertina in der medizini­ schen Fakultät ein,2 der einzigen, in der Juden im 18. Jahrhun­ dert Aufnahme fanden. 3 Der akademische Senat der Albertina hatte erst im Jahre 1731 - als letzte der preußischen U niversitä- 1 Vgl. Jacob Jacobson: Jüdische Trauungen in Berlin 1759-1813. Mit Ergänzungen für die Jahre von 1723 bis 1759. Berlin 1968 (= Veröffent• lichungen der Historischen Kommission zu Berlin beim Friedrich-Mei­ necke-Institut der Freien Universität Berlin XXVIII.4), S. 261. 2 Vgl. Georg Erler (Hrsg.): Die Matrikel der Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr. 1544-1829 (=Publikation des Vereins für die Ge­ schichtevon Ost-und Westpreussen). Bd. 2: Die Immatrikulationen von 1657-1829. Leipzig 1911/12 (Nachdruck Nendeln 1976), S. 501. 3 Über die Beschränkungen in der akademischen Ausbildung vgl. Mo­ nika Richarz: Der Eintritt der Juden in die akademischen Berufe. jüdi• sche Studenten und Akademiker in Deutschland 1678-1848. Tübingen 1974 (=Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts 28), S. 43-45 und Hans-Jürgen Krüger: Die Judenschaft von Königsberg in Preußen 1700-1812. Marburg/Lahn 1966 (=Wissen­ schaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ost-Mitteleuro­ pas 76), S. 46-66. VIII Einleitung ten - Juden zum Studium zugelassen, sie aber erheblichen Re­ striktionen unterworfen, zu denen unter anderem die erhöhten Immatrikulationsgebühren gehörten.4 Als Kind armer Eltern kann Herz sein Studium nur mit der Unterstützung reicher Freunde finanzieren. Besondere Förderung erfährt er durch die in Königsberg ansässige Familie Moses Friedländers. 5 Mit David Friedländer, dem bekanntesten Sohn Moses Friedländers, ver­ bindet Herz zeitlebens eine enge Freundschaft. Auf den Beginn seiner Studienzeit, den entscheidenden Ein­ schnitt in seinem Leben, blickt Herz wenige Wochen vor seinem Tod zurück: »Nun betrat ich meine letzte Laufbahn, die literari­ sche, und zwar mit dem höchsten Grade von Anstrengung aller Seelenkräfte, die auch wohl bey dem vollkommensten Mangel jeder untalmudischen Kenntniß höchst nothwendig war, ich wußte von keiner Sprache, kannte meine mütterliche wie ein Judenknabe von damaliger Erziehung und hatte selbst von dem Namen keiner Wissenschaft eine Vorstellung. Lust und Trieb und gelinde Fortschritte erhielten mich indessen, bey meinem eigentlichen schwachen Körper, dennoch wohl und munter, es ging alles gut, ich wußte bey meinem anhaltenden Sitzen und Nachtwachen von keiner Unbehaglichkeit«.6 Wie alle neu im­ matrikulierten Studenten muß Herz vor Beginn des eigentlichen Fachstudiums die sogenannten Humaniora (neuere Sprachen, 4 Vgl. Erler: Die Matrikel der Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr. 1544-1829 (=Publikation des Vereins für die Geschichte von Ost­ und Westpreussen). Bd. 1: Die Immatrikulationen von 1544-1656. Leipzig 1910 (Nachdruck Nendeln 1976), S. CIX. 5 Zur einflußreichen Familie Friedländer vgl. Heimann Jolowicz: Ge­ schichte der Juden in Königsberg i. Pr. Ein Beitrag zur Sittengeschichte des preussischen Staates. Posen 1867, S. 91-96 sowie Ernst Friedländer: Das Handlungshaus Joachim Moses Friedlaender et Soehne zu Königs• berg i. Pr. Hamburg 1913. Zu David Friedländer vgl. ebd„ S. 27-29. 6 Markus Herz: [Ein Stück Selbstbiographie und Krankheitsge­ schichte], in: Arend Buchholtz (Bearb.): Carl Robert Lessings Bücher• und Handschriftensammlung. Bd. 2: Handschriftensammlung Teil 2: Deutschland. Berlin 1915, S. 101. Leben und Werk IX Philosophie und Mathematik) absolvieren.7 Studenten der Me­ dizin verwandten in der Regel sogar einen großen Teil ihrer akademischen Ausbildung auf mathematische und philosophi­ sche Studien. Herz' Neigung gilt dabei mehr der Philosophie, vor allem die Veranstaltungen Immanuel Kants besucht er mit großem Eifer. Wenn er auch die Medizin nicht ohne Interesse und mit viel Fleiß studiert, so ist sie doch eher eine Brotwissen­ schaft für ihn. Dennoch gelingt es Herz später auf eindrucksvolle Weise, Neigung und Broterwerb miteinander zu verbinden: » ••• ich liebe das Umherwandeln in den Gränzörtern der beyden Länder, der Philosophie und der Medizin, und habe meine Freude daran, wenn ich da Vorschläge und Einrichtungen zu Gemeinregirungen entwerfen kann. Es wäre gut, dünkt mir, wenn ähnliche Gränzörter zwischen der Philosophie und ihren benachbarten Gebieten fleißig von den Philosophen so wohl als von den praktischen Gelehrten und Künstlern aller Art fleißig besucht würden; jene würden dadurch dem häufigen gerechten Tadel der unnützen Grübeley, und diese dem der Empirie entge­ hen.«8 Mit Kant verbindet Herz schon frühzeitig eine enge Freund­ schaft, die über viele Jahre hinweg Bestand hat. Allein die Tatsa­ che, daß Kant 1770 gegen den Widerstand der Fakultät den jüdischen Studenten Herz zum Respondenten seiner Inaugural­ dissertation De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et prin­ cipiis wählt, spricht in einer Zeit, in der man gerade erst anfängt, an die Emanzipation der Juden zu denken, für sich selbst. 9 Be- 7 Krüger: Die Judenschaft von Königsberg in Preußen 1700-1812, a. a. 0., S. 60. 8 Herz an Kant vom 27. Februar 1786 (Nr. 260; AA X 431f.). Vgl. unten S. 3 und Anm. zu S. 3, Z. 5. 9 David Friedländer, der große Vorkämpfer der jüdischen Emanzipa­ tion, schreibt dazu in der Neuen Berlinischen Monatsschrift: »Wie sehr aber dieser Schüler von dem großen Lehrer ausgezeichnet wurde, und wie lieb er ihm war, bewies der über jede Rücksicht auf Parteinamen erhabene Mann schon dadurch, daß er gerade ihn zum Respondenten bei seiner Inauguraldisputazion anstellte - obschon mit lautem Widerspruch einiger orthodoxen Herren. Einer derselben kühlte seinen Zorn durch XXXVIII Einleitung rungen über den Satz des Widerspruchs, mit denen er - in ausdrücklicher Abgrenzung gegen Kant - den Argumentations­ gang Mendelssohns übernimmt.BI 3. Zur Textgestaltung Der vorliegenden Ausgabe von Herz' Betrachtungen aus der spe­ kulativen Weltweisheit liegt die Originalausgabe zugrunde, die 1771 im Verlag vonJohannJakob Kanter in Königsberg erschien. Der Neudruck, der sich im wesentlichen der Einheitlichkeit der Philosophischen Bibliothek unterzuordnen hatte, bemüht sich um eine moderate Angleichung an die präskriptive Norm des Duden. Die Herausgeber verzichten dabei grundsätzlich auf Eingriffe in den Satzbau und versuchen lediglich, die Herzsche Orthographie - die für einen Text des 18. Jahrhunderts schon eine verblüffende Regelhaftigkeit erreicht - nach der heutigen Schreibweise zu normieren. Die Eingriffe in den Text beschrän• ken sich meist auf eine Modernisierung der Interpunktion, über• all dort, wo das Original zu Interpretationsschwierigkeiten führen könnte. Alle diese Eingriffe werden nicht dokumen­ tiert. Im einzelnen sei auf folgendes hingewiesen: Um der besseren Lesbarkeit willen wurden
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