MUSICCONNECTS 1. Musikalische Begegnungen in Bad Ragaz 2013

Ausgewählte Kompositionen für Gitarre solo Der paragua- Offizielle Eröffnung yische Gitarrist 10. Oktober 2013, 20.00 Uhr Agustín Barrios Mangoré war einer der ersten Programm: Gitarrenvirtuosen Südamerikas. In Begrüssung: Dr. Florian Marxer, Präsident der seinen innovati- Centrum Bank Foundation ven Kompositio- nen schöpft er die Ausdruckskraft 1. Agustín Barrios Mangoré (1868–1944): (5') seines Instru- Mazurka apasionata mentes voll aus, 2. Federico Moreno Torroba (1891–1982): (3') wobei sowohl folkloristische Elemente als auch barocke Madroños Wendungen Eingang in seine Werke gefunden haben. 3. Isaac Albéniz (1860–1909): (4') Auch der für seine Opern berühmte Federico Moreno Torroba hatte den Wunsch, Musik für das Nationalin- Malagueña, op. 165 strument Spaniens zu schreiben. Im Laufe seines Lebens verfasste er nicht weniger als 100 Werke für Petrit Çeku, Gitarre Gitarre, die meisten davon für Gitarre solo. Die Madroños gehören dabei unzweifelhaft zu seinen be- 4. Claude Debussy (1862–1918): (15') liebtesten Kompositionen. Der Pianist Isaac Albéniz Sonate für Violoncello und Klavier hingegen schrieb in erster Linie für sein eigenes In- strument. Auch seine España, op. 165, ist ursprünglich in d-Moll, L 135 für Klavier entstanden und wurde vom Komponisten Prologue. Lent, sostenuto et molto risoluto selbst in London uraufgeführt. Die 6 Sätze sind spani- Sérénade. Modérément animé schen Tanzrhythmen gewidmet, so auch die Malagueña, Finale. Animé ein Flamencostil, der sich in der spanischen Stadt Málaga entwickelt hat. Maximilian Hornung, Violoncello Milana Chernyavska, Klavier Claude Debussy: Sonate für Violoncello und Klavier in d-Moll 5. Johannes Brahms (1833–1897): (31') Die Sonate für Streichquintett Nr. 2, op. 111, in G-Dur Violoncello und Allegro non troppo ma con brio Klavier in d-Moll ge- hört zu den letz- Adagio ten Werken von Un poco allegretto Claude Debussy. Vivace ma non troppo presto Es ist die erste von 6 geplanten NEXT GENERATION Quartett Sonaten, nur 3 Marc Bouchkov, Violine davon kamen zur Ausführung. Der Catharina Chen, Violine majestätische Adrien Boisseau, Viola Prologue ist im Kian Soltani, Violoncello Stil einer „ouverture à la française“ verfasst und stellt, und wie bereits die Hommage à Rameau aus Debussys be- Nils Mönkemeyer, Viola rühmten Images, einen Bezug zur französischen Barock- musik her. Sowohl die Serenade mit ihrem Habanera- Rhythmus und den gitarren- und mandolinenähnli-

2 1. Musikalische Begegnungen in Bad Ragaz 2013 MUSICCONNECTS chen Pizzicati als auch das virtuose Finale beschwören zweite Themenblock des Kopfsatzes ist eine Hom- hingegen Bilder eines romantisierten Spaniens herauf, mage an den Wiener Walzer und besteht aus zwei Wal- eine (musikalische) Faszination, die Debussy zeit sei- zermotiven, aus denen Brahms eine synkopierte nes Lebens begleitet hat. Interessant ist ein Vermerk Schlussgruppe entwickelt. Nach einer meisterhaft ent- im Manuskript, der den Pianisten auf seine Begleit- wickelten Durchführung und einer kurzen Reprise funktion aufmerksam macht. Im Gegensatz zu zahlrei- mündet der Kopfsatz in die leidenschaftliche Coda, die chen anderen Sonaten jener Zeit handelt es sich hier mit einem letzten, quasiorchestralen Aufschwung des nicht um einen Dialog zwischen zwei gleichwertigen Hauptthemas ein machtvolles Schlusswort spricht. Partnern, sondern Debussy überlässt das Rampenlicht Das „tiefsinnige, knappe Adagio“, wie der Geiger Joseph ganz bewusst dem Violoncello. Joachim es nannte, ist ein Variationssatz von erstaun- licher formaler Geschlossenheit. Die Bratsche, Brahms‘ bevorzugtes Saiteninstrument, gibt den Ton Johannes Brahms: an und spielt eine klagende Melodie, die dem langsa- Streichquintett Nr. 2, op. 111, in G-Dur men Satz seine melancholische Färbung verleiht. Es Mit seinem zwei- folgt eine Seufzerkette in den Violinen, bevor die Brat- ten Streichquin- sche wieder mit einer Triolenfigur ihre erste Melodie tett, op. 111, fortsetzt. Dieses Thema wird in mehreren Durchgän- wollte Johannes gen entwickelt und steigert sich in der dritten Variation Brahms einen zum emphatischen Höhepunkt. Schlussstrich Das tänzerische Un poco Allegretto bildet keineswegs unter sein kom- einen Gegenpol zu der vorangehenden Elegie, sondern positorisches schliesst sich der betrachtenden Stimmung des Adagios Schaffen ziehen. an. Es ist ein schwermütiger Ländler in g-Moll, dessen Das Werk ent- Melodie aus lauter Seufzern zusammengesetzt ist. stand im Som- Beide Mittelsätze, so unterschiedlich sie vom Duktus mer 1890 in Bad her sind, bilden eine kontemplative Einheit und stehen Ischl, wo er all- im Kontrast zu den temperamentvollen, lebensfrohen jährlich die Sommermonate verbrachte. Zum Abschied Ecksätzen. habe er „viel zerrissenes Notenpapier in die Traun gewor- Der Finalsatz schliesst thematisch an den Kopfsatz an. fen“, schrieb Brahms damals an seinen Verleger Sim- War der erste Satz eine Verbeugung vor dem Wiener rock, doch von Abschiedsstimmung ist beim Walzer, so bricht hier Brahms‘ Leidenschaft für feurige Streichquintett in G-Dur wenig zu spüren. Das Opus ungarische Rhythmen hervor. Er ist eine Huldigung an 111 ist ein lebendiges, temperamentvolles Alterswerk, den Csárdás, dessen Zauber Brahms verfallen war. das den Beginn zu einer letzten, der Kammermusik ge- Überbordend vor Lebensfreude, spritzig, kampflustig widmeten Schaffensperiode markiert. und sentimental zugleich kommt der letzte Satz daher, „Wie lustig muss demjenigen zumute gewesen sein, der bis sich in der Coda der ungarische Wirtshaustanz un- all das ausdachte, – man hat das Gefühl, als sollte man verhohlen Bahn bricht und einen fulminanten Schluss- Ihnen etwa zum dreissigsten Geburtstage dabei gratulie- punkt setzt. ren“, kommentierte Elisabeth von Herzogenberg die Wie in so vielen Werken kommt auch in seinem Partitur. Streichquintett, op. 111, Brahms' Liebe zur Form des Brahms ist tatsächlich auf dem Höhepunkt seiner Tanzes, zu volkstümlicher Rhythmik und nicht zuletzt Schaffenskraft, noch einmal schöpft er aus dem Vollen: zu seiner Wahlheimat Wien zum Ausdruck. Der Bio- Der Kopfsatz beginnt emphatisch, überreich an musi- graph und Freund des Komponisten, Max Kalbeck, kalischen Ideen. Der sinfonisch anmutende Auf- glaubt einen „Ausgleich zwischen deutschem Humor, sla- schwung legt dabei den Verdacht nahe, dass Elemente wischer Melancholie, italienischem Temperament und einer geplanten, doch nie ausgeführten fünften Sym- magyarischem Stolz“ zu hören. Wie könnte man die phonie Eingang in Brahms vermeintliches Abschieds- Heimat des Wahlwieners musikalisch besser beschrei- werk gefunden haben. Das erste Thema wird vom Cello ben? Und so fragte Kalbeck den Freund nach der vorgetragen. Eine der längsten Melodien, die Brahms Probe, ob sein Quintett etwa die geheime Überschrift je geschrieben hat, schwingt sich aus tiefster Lage auf „Brahms im Prater“ trage, woraufhin dieser schel- und verschafft sich Gehör durch einen voluminösen misch erwiderte: „Nicht wahr? Und die vielen hübschen Klanggrund rhythmisch pulsierender Terzen. Der Mädchen drin.“

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Johann Sebastian Bach / Franz Liszt: Martina Filjak, Klavier & Präludium und Fuge in a-Moll, BWV 543 Franz Liszt, der NEXT GENERATION Quartett sich für die Musik des damals fast 11. Oktober 2013, 17.00 Uhr in Vergessenheit geratenen Johann Sebastian Bach begeisterte, trug mit seinen Tran- skriptionen der Programm: Präludien und Fu- gen einen ent- 1. Johann Sebastian Bach (1685–1750) / scheidenden An- teil an der soge- Franz Liszt (1811–1886): (12') nannten Bach-Renaissance, die Mitte des 19. Jahrhun- Präludium und Fuge in a-Moll, BWV 543 derts einsetzte und von den grossen Komponisten jener Zeit, allen voran Robert Schumann, unterstützt 2. Alexander Nikolajewitsch wurde. Liszt präsentierte den grossen Tonsetzer des Skrjabin (1872–1915): (6') 18. Jahrhunderts in romantischem Klanggewand und Nocturne, op. 9, Nr. 2 inspirierte zahlreiche Komponisten, so z. B. Camille Saint-Saëns und Johannes Brahms, zu ähnlichen für die linke Hand in Des-Dur Werken. Auch in Zeiten der Orginalklangbewegung haben die Transkriptionen des Klaviervirtuosen par Martina Filjak, Klavier excellence nichts an Gültigkeit verloren und als Synthese zweier kompositorischer Welten längst einen eigenen Platz in der Musikgeschichte erobert. 3. Johannes Brahms (1833–1897): (43') Klavierquintett, op. 34, in f-Moll Alexander Nikolajewitsch Skrjabin: Allegro non troppo Andante un poco Adagio Nocturne, op. 9, Nr. 2, für die linke Hand Scherzo. Allegro - Trio in Des-Dur Finale. Poco sostenuto - Allegro non troppo Als angehender Pianist hatte sich NEXT GENERATION Quartett Skrjabin im Jahre 1891 durch zu vie- Marc Bouchkov, Violine les Üben eine Er- Catharina Chen, Violine krankung der Adrien Boisseau, Viola rechten Hand zu- Kian Soltani, Violoncello gezogen und aus und der Not heraus sein Spiel mit der Martina Filjak, Klavier linken Hand per- fektioniert. Das Nocturne entstand drei Jahre später, wohl noch unter dem Eindruck dieser für ihn existenzbedrohenden Verletzung. „Das Leben ist Überwinden von Widerständen“, notierte Skrjabin Jahre später in sein Notizbuch, womit er sich u. a. auf diese Zeit der Unsicherheit bezog. Und so hat er auch

4 1. Musikalische Begegnungen in Bad Ragaz 2013 MUSICCONNECTS mit seinem Nocturne kein depressives, sondern ein von vier Takten, einer Art Motto, das die melodische hochvirtuoses Werk geschaffen, dessen aussergewöhn- Keimzelle des gesamten Werkes darstellt. Nach einer liche Schönheit die Beschränkung auf eine Spielhand kurzen Fermate explodiert die Musik regelrecht, das vergessen lässt. Es erfreute sich sogleich grosser Be- Motiv kehrt im Fortissimo wieder, diesmal leidenschaftlich liebtheit und wurde auch vom Komponisten selbst auffahrend, vorwärts drängend. Aus ihm entwickelt immer wieder gerne vorgetragen. sich nicht nur das thematische Material des ersten Satzes, sondern auch seine Harmonik. Die zweite, auf Johannes Brahms: den ersten Blick kontrastierende Themengruppe, ist ebenfalls von der kleinen Sekunde und der Terz geprägt Klavierquintett in f-Moll, op. 34 und auch die dritte Themengruppe knüpft melodisch Brahms‘ Klavier- an das „Motto“ an. Trotz einer kurzen, fast idyllischen quintett in f-Moll, Auflockerung der Stimmung zu Beginn der Durchführung op. 34, durchlief kehrt die Musik bald zu ihrer ursprünglichen dramati- mehrere Etappen, schen Wucht zurück. Der Kopfsatz schliesst ahnungsvoll, bevor es seine schicksalhaft, wie er begonnen hat, in düsterem f-Moll. heutige Gestalt „Welch Adagio! Wonnig singt und klingt das bis zur erhielt. Zunächst letzten Note!“, schwärmte Clara Schumann bereits als Streichquintett nach erster Durchsicht des Streichquintetts. Der lang- mit zwei Celli same Satz, eine schlichte Liedform, steht tatsächlich konzipiert, stiess im krassen Gegensatz zum rhapsodischen Kopfsatz, es bei Brahms' doch ist sein Beginn fast statisch, ein Moment der engsten Vertrau- Stille, ungetrübt von rhythmischem Aufruhr und seltsam ten, allen voran karg. Erst im emotional bewegteren Mittelteil in E-Dur bei Joseph Joachim, auf unverhohlene Kritik. Trotz entwickelt sich ein melodischer Fluss, stellt sich jenes seiner Bewunderung für die „tiefste Bedeutung“ und von Clara Schumann beschriebene „Singen“ ein. „männliche Kraft“ des Werkes, war der Geiger skeptisch, Das düstere Scherzo weist wieder auf den Anfang des was seine Gesamtwirkung anbelangte: „So wie das Werkes zurück. Ein hämmerndes Motiv durchzieht Quintett ist, möchte ich es nicht öffentlich produzieren – den Satz gleich einem Ostinato und verleiht ihm einen aber nur, weil ich hoffe, du änderst hie und da einige marschartigen, brütenden Charakter, wobei das lyrische, selbst mir zu grosse Schroffheiten und lichtest hie und da fliessende Trio den Eindruck unentrinnbarer Motorik das Kolorit.“ durch seinen gegensätzlichen Charakter noch akzentuiert. Brahms selbst war unzufrieden mit der Klangwirkung, Unheilverkündend hebt das Finale an. Der formal verwarf die Form des Streichquintetts und machte sicher ungewöhnlichste Satz des Stückes stellt den daraus kurzerhand eine Sonate für zwei Klaviere. Diese Höhepunkt des Werkes dar. Konnte man sich durch wiederum fand bei der Pianistin Clara Schumann das hämmernde Klopfmotiv des Scherzos an Wagners keinen Beifall: „Das Werk ist so wundervoll grossartig, Rheingold erinnert fühlen, so hat die Sehnsuchtslinie aber es ist keine Sonate, sondern ein Werk, dessen der chromatischen Einleitung etwas Tristaneskes. Tat- Gedanken Du wie aus dem Füllhorn über das ganze Or- sächlich war der junge Brahms bei seinem ersten chester ausstreuen könntest - müsstest. Eine Menge der Wienbesuch in den Jahren 1862/1863 Zeuge der Vor- schönsten Gedanken gehen auf dem Klavier verloren […] bereitungen zur Uraufführung von Tristan und Isolde Bitte lieber Johannes, folge mir nur diesmal und arbeite geworden, was einen musikalischen Eindruck hinter- das Werk nochmals um.“ lassen zu haben scheint. (Karl Böhmer) Aus der lang- Brahms befolgte den Rat der Freundin und schuf eine samen Einleitung entwickelt Brahms das lebhafte Synthese beider Fassungen, ein frühes Meisterwerk, Hauptthema, das melodisch auf das „Motto“ des mit dem er zur vollen Grösse seines kammermusika- Kopfsatzes bezogen werden kann. Das Finale, formal lischen Könnens aufstieg. „Mir ist nach dem Werk, als eine Mischung aus Sonaten- und Rondoform, gipfelt hätte ich eine grosse tragische Geschichte gelesen…“, in einer rasanten Coda, mit der Brahms die kontras- hatte Clara Schumann geschrieben, und tatsächlich tierenden Elemente des letzten Satzes eindrucksvoll ist der Kopfsatz allein bereits ein Epos für sich. Er zusammenfasst und einen atemberaubenden Schluss- beginnt mit einem im Unisono vorgestellten Thema punkt setzt.

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Alfred Brendel Milana Chernyavska, Klavier 11. Oktober 2013, 21.00 Uhr (Trägerin des Alfred Brendel- Förderpreises 2013 - Klavier-Festival Ruhr) 12. Oktober 2013, 11.00 Uhr

Programm: Programm:

„A bis Z eines Pianisten“ 1. Ludwig van Beethoven (1770–1827): (22') von Alfred Brendel (70') Klaviersonate Nr. 17 (Der Sturm), op. 31, Nr. 2, in d-Moll Largo - Allegro A bis Z eines Pianisten Adagio Allegretto

2. Frédéric Chopin (1810–1849): (8') Ballade Nr. 1 in g-Moll, op. 23

3. Robert Schumann (1810–1856): (21') Faschingsschwank aus Wien in B-Dur, op. 26 Allegro. Sehr lebhaft Romanze. Ziemlich langsam Scherzino Intermezzo. Mit grösster Energie „Er schreibt so gut, es scheint fast schon ungerecht bei Finale. Höchst lebhaft jemandem, der so spielen kann wie er…“, schrieb der Spectator einst über den grossen Pianisten und Mu- Milana Chernyavska, Klavier sikschriftsteller Alfred Brendel. Dieses Verdikt trifft auch auf Brendels neuestes li- Ludwig van Beethoven: terarisches Werk zu. In Form eines Glossars ver- Klaviersonate Nr. 17, op. 31, Nr. 2, in d-Moll fasst, kenntnisreich und sehr persönlich, gibt „Brechen muss das Klavier“, soll Beethoven einige Ak- Brendel auf 133 Seiten Einblick in die Welt des be- kordstellen seiner Klaviersonate Nr. 17 in d-Moll kom- liebtesten aller Tasteninstrumente. Kurz und präg- mentiert haben. Nicht vom Komponisten selbst hin- nant, mit Witz und einem ordentlichen Schuss gegen stammt die Bezeichnung „Der Sturm“, die Beet- Ironie erklärt und erläutert er Begriffe rund um das hovens Komposition mit Shakespeares letztem Thea- Klavier, wobei er seine Leser in persönliche Er- terstück „The Tempest“ in Verbindung bringt und sich kenntnisse und Erfahrungen einweiht. Die ebenso unter Musikern und Musikliebhabern durchgesetzt hat. humorvollen Zeichnungen von Gottfried Wiegand Wenn es auch keinerlei Belege für eine Beziehung zwi- steigern dabei das Lesevergnügen. Ein unterhaltsa- schen den beiden Werken gibt, stürmisch ist Beetho- mes und lehrreiches ABC, das Musiker und Musik- vens Sonate gewiss. Sie verlangt dem Pianisten ein liebhaber gleichermassen beglückt. Höchstmass an Virtuosität und Ausdruckskraft ab. Vor allem der erste Satz ist von enormen Spannungen ge-

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prägt und bereits men zeichnen der Beginn ist sich durch eine höchst unortho- ungewöhnliche dox. Ein arpeg- belcanteske gierter Akkord, Schönheit und largo und pianis- einen melodi- simo, eröffnet schen Fluss aus. das Werk. Nach Wie kein ande- einer Fermate rer bringt Cho- folgt eine Alle- pin das Klavier gro-Passage mit zum Singen. schnellen Ach- Harmonisch im teln, die jedoch Aufbau und voll- sofort wieder zu einem abrupten Stopp kommt. Das kommen im Ausdruck ist die g-Moll-Ballade ein ge- Spiel wiederholt sich, und erst nach einem zweiten An- schliffenes Juwel, mit dem sich der Komponist einen lauf kommt die Musik in Fahrt. Kennzeichnend für die- ersten Platz am pianistischen Olymp erobert hat. sen ersten Satz sind die enormen emotionalen Brüche, so in etwa ein langes, unbegleitetes Rezitativ, das die Robert Schumann: Verarbeitung des ersten Themas jäh unterbricht und Faschingsschwank aus Wien in B-Dur, op. 26 in seiner dramaturgischen Gestaltung bereits das be- rühmte Bariton-Rezitativ O Freunde, nicht diese Töne! Robert Schu- aus der 9. Symphonie vorwegnimmt. (W. Kinderman) mann wurde bei Auch der langsame Satz beginnt mit einem Arpeggio seinem Wien- in tiefer Lage, gefolgt von einem kurzen punktierten Aufenthalt we- Motiv. Das darauffolgende gesangliche Thema ist ak- nige Jahre später kordisch gestaltet, wobei die begleitenden, trommel- zu einem Werk wirbelartigen Basstriolen die lyrische Stimmung gänzlich anderer brechen und mit ihrem durchgehend bedrohlichen Un- Natur angeregt. terton einer echten Entspannung entgegenwirken. „An allen Enden Im rasanten Allegretto-Finale scheint Beethoven noch humoristisches einmal die Naturgewalten zu entfesseln. Mittels hyp- Wetterleuchten; notischer Sechzehntelmotorik schafft er ein sich uner- von allen Seiten bittlich steigerndes Perpetuum mobile, das über alles fahren die Rake- Vorangegangene hinwegfegt und einen eindrucksvol- ten des Witzes und lustigen Uebermuths in die Höhe, um- len Schlusspunkt setzt. zischen uns die Sprühteufel schalkischen Spottes und des ausgelassensten Muthwillens“, schrieb die Allgemeine Frédéric Chopin: musikalische Zeitung anlässlich der Uraufführung von Schumanns Faschingsschwank aus Wien, op. 26. Das Ballade Nr. 1 in g-Moll, op. 23 1839 entstandene Werk ist zyklisch gestaltet, wie be- Auch Chopins Ballade Nr.1 in g-Moll wird mit einem li- reits der thematisch verwandte Carnaval. Es ist ein ro- terarischen Vorbild in Verbindung gebracht. Laut Ro- mantisches Schaustück, bei dem jedem Satz eine bert Schumann ist Chopin durch die Dichtungen von eigene Rolle zugeteilt wird. Der Eingangssatz, ein hu- Adam Mickiewicz, dem Nationaldichter Polens, zu der morvolles Rondo voll unvermittelter Brüche, ist dabei Ballade inspiriert worden, wobei sich der Vergleich we- das längste und zugleich virtuoseste Stück. Als ironi- niger auf dramatische Inhalte als auf den epischen sche Pointe zitiert Schumann die damals in Wien Stimmungsgehalt beider Werke bezieht. strengstens verbotene Marseillaise. Einer schwermüti- Die g-Moll-Ballade entstand 1831 in Wien und ist nicht gen Romanze folgt ein burleskes Scherzino, und nach nur Chopins erste Ballade, sondern das erste Musik- einem ebenso kurzen wie leidenschaftlichen Intermezzo stück dieser Gattung überhaupt. Sie beginnt, einer setzt Schumann, nun bereits auf dem Rückweg nach Opernarie gleich, mit einem einleitenden Rezitativ, das Leipzig, mit einem vor Musizierfreude strotzenden So- mit einem fragenden Vorhaltakkord endet und im ers- natensatz den Schlussstrich unter seine in Wien ge- ten Thema seine Auflösung findet. Beide Hauptthe- wonnenen Eindrücke.

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Johann Sebastian Bach: Suite Nr. 1 für Viola solo in G-Dur Abschlusskonzert Johann Sebastian mit Apéro und Künstlerdiner Bachs Suiten ge- hören zu den 12. Oktober 2013, 18.00 Uhr meistgespielten Werken des Kom- Programm: ponisten, wobei die Suite in G- 1. Johann Sebastian Bach (1685–1750): (15') Dur im Besonde- Suite Nr. 1 für Viola solo in G-Dur, BWV 1007 ren einem breiten Prelude Publikum be- kannt ist. Ur- Allemande sprünglich für Courante Cello geschrie- Sarabande ben, erfreut sie sich auch in der Bearbeitung für Viola Minuet 1 & 2 zunehmender Popularität. Die Einzelsätze der Suiten Gigue gehen auf die damals gängigen, allerdings hier stark sti- lisierten höfischen Traditionstänze zurück. Vom Spieler erfordern sie allerhöchste Virtuosität und Ausdrucks- Nils Mönkemeyer, Viola kraft. Die Suiten für Violoncello solo wurden 1824 entdeckt und veröffentlicht. Erst im Zuge der Bach-Renaissance 2. Luigi Boccherini (1743–1805): (7') jedoch erhielten sie die ihnen gebührende Aufmerksam- Quintett „Fandango“ für Gitarre und keit und traten ihren weltweiten Siegeszug an. Der Cel- list Pablo Casals, der mit seiner Interpretation Streichquartett in D-Dur, G 448 Massstäbe gesetzt hat, bezeichnete sie als „die Quintes- Grave assai senz von Bachs Schaffen“, Bach selbst hingegen als „Quintessenz aller Musik“. NEXT GENERATION Quartett Marc Bouchkov, Violine Luigi Boccherini: Catharina Chen, Violine Quintett „Fandango“ für Gitarre Adrien Boisseau, Viola und Streichquartett in D-Dur, G 448 Kian Soltani, Violoncello Der ursprünglich und aus Italien stam- Petrit Çeku, Gitarre mende Italiener Luigi Boccherini verbrachte den Abschlussworte Grossteil seines Lebens in Madrid 3. Franz Schubert (1797–1828): (55') und hat heute den Status eines Streichquintett in C-Dur, op. 163, D 956 spanischen Na- Allegro ma non troppo tionalkomponis- Adagio ten. Für sein Scherzo. Presto - Trio. Andante sostenuto beliebtestes Allegretto Quintett liess er sich vom spanischen Fandango, dem damaligen Modetanz, inspirieren. „Ich hatte den Ein- druck, dass die Tänzerin nach einem solchen Tanz ihrem NEXT GENERATION Quartett Tänzer unmöglich etwas verweigern könnte, denn der Fan- und dango lässt alle Sinne in einer heftigen Leidenschaft ent- Maximilian Hornung, Violoncello flammen“, schrieb sein berüchtigter Zeitgenosse Giacomo Casanova. Auch Boccherinis „Fandango-Quin-

8 1. Musikalische Begegnungen in Bad Ragaz 2013 MUSICCONNECTS tett“ ist ein Zeugnis von Lebens- und Liebeslust, der gesamten Werkes betrachtet werden kann. Die melodi- letzte Satz ein sinnlicher Wirbel kontrastierender Klang- sche Bewegung löst sich aus einem verminderten Sept- farben, der sich von Variation zu Variation bis hin zu sei- akkord, der nicht nur im Kopfsatz eine Schlüsselfunktion nem fulminanten Höhepunkt virtuos steigert. hat, sondern uns wiederholt an formalen Nahtstellen begegnet. So leitet er z. B. die Abschlusskadenz des Franz Schubert: Scherzos ein und steht im letzen Satz vor jedem Wieder- eintritt des Hauptthemas. Das Seitenthema wird von Streichquintett in C-Dur, op. 163, D 956 den Celli vorgestellt: Es dominiert den Kopfsatz und ver- Es ist wohl nicht mittelt trotz geringem Ambitus eine erstaunliche, melo- übertrieben, dische Weitläufigkeit. Bei jedem Durchlauf unterlegt Schuberts Schubert das schlichte Gesangsthema mit einer ande- Streichquintett in ren rhythmischen Begleitformel, aus der es sein jeweili- C-Dur, geschrie- ges subjektives Tempo und seinen Charakter gewinnt. ben im Todesjahr Das dreiteilige Adagio gehört mit zum Verstörendsten, des Komponis- was Schubert geschaffen hat. In der Literatur wird vor ten, als eines der allem die Expressivität des Mittelteils in f-Moll gerühmt. erhabensten Dabei sind auch die lyrischen Rahmenteile von einer er- kammermusikali- schütternden Intensität. Der erste Teil kommt ohne ei- schen Werke gentliche Melodik aus, ist kaum mehr als ein Atmen, ein schlechthin zu Seufzen, wobei die rhythmischen Ostinati des zweiten bezeichnen. Das Cellos den Herzschlag bilden. Mit der Wendung von E- formal ungeheuer komplexe und fragile Gebilde fesselt Dur nach f-Moll entsteht eine jähe Unruhe, die Verän- den Hörer mit seiner emotionalen Vielschichtigkeit, er- derung im Affekt ist absolut. In ihrer Heftigkeit wirken fordert seine ganze Aufmerksamkeit und eröffnet ihm die melodischen Ausbrüche seltsam unkoordiniert und eine komplett neuartige Klangwelt. scheinen gegen den wildbewegten Rhythmus des Unter- Düstere Töne schlägt der Komponist hier an, voll dunk- grundes anzukämpfen. Der Puls rast, kommt ins ler Ahnung und doch seltsam friedlich: ein Schwanen- Stocken und findet schliesslich wieder zur Ruhe des ers- gesang. Die Forschung datiert das Quintett, dessen ten Teiles zurück, einer resignierten Ruhe nach dem Partitur verschollen ist, mit ziemlicher Sicherheit auf Sturm. Herbst 1828 und somit kurz vor Schuberts plötzlichen Der auf das Adagio folgende wilde Temperamentaus- Tod im November desselben Jahres. Die Uraufführung bruch des Scherzos überwältigt mit starken rhythmi- erlebte er, wie bei so vielen seiner Werke, nicht mehr. schen Akzenten, chromatischen Rückungen und „Nur gestehe ich Ihnen offen, dass der eigne, sowohl oft ge- scharfen Dissonanzen. In seiner Modernität weist er niale, als wohl auch mitunter etwas seltsame Gang Ihrer weit in die Zukunft und scheint in manchen Passagen Geistesschöpfungen in unserem Publicum noch nicht ge- bereits Schostakowitsch vorauszuahnen. Das anschlies- nugsam und allgemein verstanden wird“, hatte sein Leip- sende Trio, ein Andante sostenuto in f-Moll, gemahnt mit ziger Verleger Heinrich Albert Probst einst Schubert seinem getragenen, feierlich schreitenden Gestus und gegenüber brieflich geäussert. Diese Kritik traf wohl seinem „musikalischen Grufthauch“(Petre Gülke) an auch auf dessen Streichquintett in C-Dur zu. Mit dem einen Trauerzug. Nach dem Da Capo des Scherzos folgt seltsam herben, fast modernen Werk war Schubert sei- der Finalsatz, ein Rondo mit Anklängen an die ost- und ner Zeit weit voraus. Die damals übliche Tonartencha- mitteleuropäische Volksmusik. Mit klanglichen und mo- rakterisierung führt er ad absurdum, strahlend und tivischen Anspielungen an die vorangegangenen Sätze siegreich ist dieses C-Dur nicht. Das Streichquintett in fasst der letzte Satz noch einmal das gesamte Gefühls- C-Dur ist ein schmerzliches Werk, das Abschiedswerk spektrum des Werkes zusammen und bildet den gran- eines grossen Komponisten, dessen Grösse im Kleinen diosen Abschluss eines grossen Werkes, dessen lag und der hier das ganz Grosse gewagt hat. Einzigartigkeit der berühmte Musikschriftsteller Joachim Schubert schreibt für eine unorthodoxe Besetzung. Statt Kaiser mit folgenden Worten auf den Punkt gebracht hat: der Verdoppelung der Viola, wie bei der Gattung Streich- „Vor Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur verneigen quintett bis dahin üblich, verdoppelt er das Cello und sich alle Menschen, denen Musik, Kammermusik gar, etwas befreit es so von seiner obligaten Bassfunktion. Die An- bedeutet, glücklich bewundernd – oder sie schwärmen. Das lage des Werkes ist 5-sätzig, wobei Schubert die Dimen- Werk nimmt einen singulären Platz in Schuberts Schaffen, sionen des eröffnenden Sonatensatzes ins Riesenhafte ja gar in der Musikliteratur ein. Es ist rätselhaft, und es ist anwachsen lässt. Sein thematisch prägnanter Teil be- vollendet … Mit Worten kann kein Mensch das tönende Mys- ginnt erst nach einer Introduktion, die als Keimzelle des terium dieses Werkes völlig enträtseln oder auf Begriffe bringen.“

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Alfred Brendel Literatur. Er hat zwei Essaybände veröffentlicht: Nach- Alfred Brendel denken über Musik und Musik beim Wort genommen, studierte Klavier wobei letzterer mit dem „Royal Philharmonic Society und Komposi- Music Award“ ausgezeichnet wurde. Des Weiteren ist tion in im Januar 2011 ein Sammelband mit sämtlichen Es- und Graz. Sein says und Reden Brendels unter dem Titel Über Musik Klavierstudium zum 70. Geburtstag des Autoren erschienen. vervollständigte Auch als Dichter hat sich Brendel mit drei deutschen er bei Edwin Gedichtbänden bewiesen: Spiegelbild und schwarzer Fischer, Paul Spuk liegt sowohl in einer französischen als auch in Baumgartner einer italienischen und holländischen Übersetzung und Eduard vor. Des Weiteren sind zwei englischsprachige Bände, Steuermann. One Finger Too Many und Cursing Bagel bei Faber er- schienen. Playing the Human Game, eine zweispra-

Foto: Benjamin Ealovega Brendel blickt auf eine 60-jährige chige Ausgabe mit Gedichten, ist ebenfalls erhältlich. Karriere als Pianist zurück, wobei er sich im Besonde- In Ausgerechnet ich stellt sich Brendel Fragen von Mar- ren auf die Werke mitteleuropäischer Komponisten tin Meyer und erzählt von seinem Leben und seiner Ar- von Bach bis Schönberg sowie auf die Kompositionen beit als Pianist und Autor. Die englischsprachige von Franz Liszt konzentriert hat. Er hat als Erster Beet- Version ist 2002 unter dem Titel The Veil of Order er- hovens Klavierwerke komplett eingespielt und ent- schienen. Sein neuestes Werk, A bis Z eines Pianisten, schieden zur Verbreitung von Schönbergs wurde im August 2013 veröffentlicht. Französische, Klavierkonzert und Franz Schuberts Klaviersonaten englische, italienische, koreanische und spanische beigetragen. Übersetzungen sind in Vorbereitung. Regelmässige Auftritte bei den renommiertesten Fes- Alfred Brendel hält regelmässig Vorträge und veran- tivals und in den berühmtesten Musikzentren der staltet Lesungen und Meisterklassen, u.a. bei den Salz- Welt, Konzerte mit den besten Klangkörpern und unter burger Festspielen, beim Verbier Festival, im Wiener den weltweit grössten Dirigenten sowie eine umfang- Konzerthaus, im Wiener Musikverein sowie in der Wig- reiche Diskographie haben ihn zu einem der angese- more Hall in London und an den grossen Universitä- hensten Musiker unserer Zeit gemacht. Sein ten Europas und Nordamerikas. (Juilliard School, New Abschiedskonzert gab er am 18. Dezember 2008 mit York University, Berkeley, CAL Performances, McGill, den Wiener Philharmonikern. Es wurde aufgezeichnet Princeton und Yale). Er hat in der Cité de la Musique und ist, zusammen mit seinem letzten Solo-Recital, in und als Gastprofessor in Cambridge unterrich- bei DECCA erschienen. tet. www.alfredbrendel.com Brendel wurden zahlreiche Ehrentitel anerkannter Uni- versitäten verliehen, darunter Oxford, Cambridge, Yale Petrit Çeku und McGill. 1989 wurde er „Knight Commander of the Petrit Çeku Order of the British Empire”. 1992 wurde ihm von den wurde 1985 in Berliner Philharmonikern die „Hans von Bülow Medaille“ Prizren (Kosovo) verliehen und 1998 erhielt er die Ehrenmitgliedschaft geboren und er- der Wiener Philharmoniker. 2001 wurde er sowohl mit hielt dort seinen dem „Deutschen Schallplattenpreis“ als auch mit dem ersten Gitarren- holländischen „Edison Award“ für sein Lebenswerk ge- unterricht bei ehrt und erhielt den „Beethoven Ring” der Universität Luan Sapunxhiu. für Musik und darstellende Kunst Wien. Es folgten der 2002 zog er nach Léonie-Sonning-Musikpreis, der Robert-Schumann- Zagreb um und Preis, der „South Bank Show Classical Music Award”, führte dort seine der Ernst von Siemens Musikpreis, der „A life for musikalische music”-Preis in Venedig, der Herbert-von-Karajan-Mu- Ausbildung zu- sikpreis, der „Praemium Imperiale” in Tokyo, der „Gra- nächst bei mophone Award”, das Goldene Ehrenzeichen der Xhevdet Sahatxhija, später an der Musikakademie in Stadt Wien und die Goldene Mozartmedaille der Stif- Zagreb in der Klasse von Darko Petrinjak fort, wo er tung Mozarteum Salzburg. 2008 seinen Abschluss machte. Meisterklassen be- Neben der Musik gilt Alfred Brendels Leidenschaft der suchte er bei Manuel Barrueco, Leo Brouwer, Zoran

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Dukic, Carlo Marchione, Ehat Musa, Scott Tennant reta Höhenrieder und Ana Vidovic. und Prof. Ger- Petrit Çeku ist Preisträger zahlreicher nationaler und hard Oppitz ab- internationaler Wettbewerbe. So gewann er 2003 erste solvierte. Im Preise bei der „All-Croatian Competition“ in Dubrovnik Jahre 1994 er- und beim internationalen Gitarrenwettbewerb „Anna hielt Milana Amalia“ in Weimar, im Folgejahr beim Gitarrenwett- Chernyavska bewerb „Emilio Pujol“ in Sassari (Italien) und dem vom Präsidenten „Andrés Segovia“-Wettbewerb in Velbert (Deutsch- der Ukraine den land). 2004 repräsentierte er Kroatien beim „European Titel „Verdiente Music Prize for Youth“ in Dubrovnik, wo er den 1. Preis Künstlerin der und einen Sonderpreis für die Interpretation des Wer- Ukraine“. kes eines kroatischen Komponisten erhielt. 2005 ge- Foto: Julia Wesely Ihre hervorragen- wann er den internationalen Wettbewerb „Ferdo den künstlerischen Leistungen wurden mit zahlreichen Livadic“ und wurde mit dem Preis „Croatian Music Preisen bei nationalen und internationalen Wettbewer- Youth“ ausgezeichnet. Im darauffolgenden Jahr er- ben gewürdigt, u. a. in Paris und Florenz sowie in Kiew, spielte sich der junge Musiker die Silbermedaille bei wo sie die Goldmedaille beim Internationalen „Wladi- der weltweit renommierten „Parkening International mir und Regina Horowitz“-Klavierwettbewerb gewann. Guitar Competition“ in Malibu (Kalifornien) und den Milana Chernyavska gastiert bei internationalen Festi- 2. Preis beim „Printemps de la Guitare“ in Charleroi vals und in wichtigen Musikzentren auf der ganzen (Belgien). 2007 ging er als Sieger der „Pittaluga Com- Welt. Sie spielt regelmässig u. a. beim Lucerne Festival, petition“ in Alessandria (Italien) hervor und etablierte beim Rheingau Musik Festival, beim Schleswig-Hol- sich damit als einer der führenden Gitarristen der stein Musik Festival, bei den Festspielen Mecklenburg- Nachwuchsgeneration. Vorpommern, den Schwetzinger Festspielen sowie in 2008 erschien Petrit Çekus erste Solo-CD bei Naxos, Sälen wie dem Musikverein Wien, dem Concertge- im selben Jahr wurde ihm von den Zagreber Philhar- bouw , der Suntory Hall Tokio, dem monikern der Titel „Best Young Musician of the Year Münchner Herkulessaal, der Wigmore Hall London, 2008“ verliehen. 2011 errang er 1. Preise bei der der New York und der St. Petersburger „Schadt String Competition“ in Allentown (USA) und Philharmonie. 2013 war sie u. a. beim Klavier-Festival bei der „Maurizio Biasini Guitar Competition“ in Ita- Ruhr zu hören, wo sie mit dem Alfred Brendel-Förder- lien. Petrit Çeku tritt regelmässig mit Sinfonieorches- preis ausgezeichnet wurde. tern und als Kammermusiker in ganz Europa und Milana Chernyavska, die als Solistin mit vielen renom- Nordamerika in Erscheinung. 2012 gastierte er beim mierten Orchestern konzertiert, ist auch eine gefragte „2. Classic Festival NEXT GENERATION“ in Bad Ragaz Kammermusikerin. Als Recital-Partnerin spielt sie re- und ging wenig später als Sieger der mit 30.000 USD gelmässig mit namhaften Künstlern wie Julia Fischer, dotierten „Parkening International Guitar Competi- Lisa Batiashvili, Arabella Steinbacher, Sebastian Klin- tion“ hervor. ger, Maximilian Hornung, Daniel Müller-Schott, David Derzeit studiert Petrit Çeku, der auf einer Ross-Gut- Garrett und dem Vogler Quartett. Das von ihr gegrün- meier-Gitarre spielt, bei Manuel Barrueco am Peabody dete MILANDER QUARTETT hat sich innerhalb kürzes- Conservatory in Baltimore (USA). ter Zeit zu einem gefragten Ensemble entwickelt. Die bei Publikum und Presse gefeierte Pianistin Milana Chernyavska machte bereits Aufnahmen beim Bayerischen und „Um das Glück des Ganzen handelt es sich, wenn man Hessischen Rundfunk, beim MDR, NDR, Deutschland- Milana Chernyavska lauschte“, beschrieb der grosse funk sowie bei BBC und Radio France. Des Weiteren Pianist Alfred Brendel ihr Spiel. hat sie über zwanzig CD-Einspielungen bei bekannten Die deutsche Künstlerin ukrainischer Herkunft kann Labels wie EMI, Sony, Naxos, Claves, Divox, Genion, eine beachtliche Karriere vorweisen. Schon als Sieben- Avie Records und Ars Musici vorliegen. Seit 2009 un- jährige spielte sie ihr erstes Konzert im Grossen Saal terrichtet sie als Professorin für Klavier an der Univer- der Philharmonie ihrer Heimatstadt Kiew. Sie studierte sität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Mit zunächst am Staatlichen Tschaikowski-Konservato- ihrer Doktorarbeit über den „Wertungs- und pädago- rium in Kiew, wo sie ihr Studium 1990 mit Auszeich- gischen Aspekt der Interpretationstheorie“ konnte die nung abschloss, bevor sie an der Musikhochschule in vielseitige Künstlerin sich auch als Musikwissenschaft- München ein Meisterklassenstudium bei Prof. Marga- lerin profilieren. www.milanachernyavska.com

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Martina Filjak tritte unter den Dirigenten Michael Schønwandt, Ro- berto Paternostro und Tito Muñoz zählen zu den „Brillantes, ein- neuen Begegnungen der letzten Saison. Im August fühlsames und 2013 wurde ihre Kammermusikaufnahme mit den Cel- fantasievolles Kla- listen Jan Vogler und Christian Poltera bei Sony Clas- vierspiel mit erfin- sical veröffentlicht. dungsreicher Zukünftige Projekte führen Martina Filjak nach San An- Technik und na- tonio (USA), nach Fribourg in die Aula Magna, nach türlicher Musikali- Antwerpen ins „de Singel“, in den Schubertsaal des tät [...] eine Wiener Konzerthauses sowie in die Münchner Resi- beeindruckende denz. Zu den Debütauftritten der neuen Saison zählen Individualität, Konzerte mit dem San Diego Symphony Orchestra eine Pianistin, von unter , dem Virginia Symphony Orchestra der man noch viel unter Jo Ann Faletta, dem Orquesta Sinfónica de Gali- Foto: Romano Grozich hören wird“, cia unter Manuel Hernández Silva sowie Konzerte in schrieb die New Japan und Brasilien. www.martinafiljak.com York Times über Martina Filjak. Die junge Kroatin erntet weltweit Lobeshymnen für ihre poetische Leidenschaft und technische Beherrschung des Klaviers sowie für Maximilian Hornung ihre magnetische Bühnenpräsenz. Mit bestechen- Die Liebe zur Musik wurde ihr von ihren Eltern, beide der Musikalität, Klavierlehrer, in die Wiege gelegt. Trotz des Bürger- instinktiver Stilsi- kriegs schloss sie ihr Studium an der Musikakademie cherheit und mu- in Zagreb ab. Anschliessend absolvierte sie eine Aus- Foto: Felix Broede sikalischer Reife bildung am Wiener Konservatorium sowie an der erobert der junge Hochschule für Musik in Hannover. Cellist Maximi- Im Jahr 2009 gewann Martina Filjak den 1. Preis beim lian Hornung, Internationalen Klavierwettbewerb in . Es dessen Karriere folgten Konzertdebüts im Berliner Konzerthaus und im mit dem Gewinn Wiener Musikverein sowie ihr Recital-Debüt in der des Deutschen New Yorker Carnegie Hall. Vor ihrem Sieg beim Cleve- Musikwettbewerbs land-Wettbewerb gewann sie 2007 den ersten interna- 2005 begann, die tionalen Klavierwettbewerb „Viotti“ in Italien und 2008 internationalen den internationalen Klavierwettbewerb „Maria Canals“ Konzertpodien. Für seine erste Sony-CD erhielt er den in . ECHO Klassik-Preis 2011 als Nachwuchskünstler des Martina Filjaks umfangreiches Repertoire reicht von Jahres. 2012 folgte die Veröffentlichung von Dvorˇáks Bach bis Berio und umfasst 30 Klavierkonzerte. Sie hat Cellokonzert mit den Bamberger Symphonikern unter bereits mit den besten Orchestern der Welt zusam- der Leitung von Sebastian Tewinkel, ausgezeichnet mit mengearbeitet und unter Dirigenten wie Heinrich dem ECHO Klassik 2012 als „Konzerteinspielung des Schiff, Theodor Guschlbauer, Sebastian Lang-Lessing, Jahres“. Christopher Warren-Green und ge- Als Solist konzertiert er mit so renommierten Klang- spielt. Als Solistin trat Martina Filjak ausserdem im körpern wie dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Sym- Concertgebouw Amsterdam, im Palau de la Música phonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Catalana in Barcelona, im Palais des Congrès in Strass- Münchener Kammerorchester, dem Tschaikowsky-Sin- burg, im Shanghai Oriental Art Center und in der Sever- fonieorchester Moskau und dem Orchestre Philharmo- ance Hall in Cleveland auf. 2011 sind ihre Aufnahmen nique de Monte Carlo unter Dirigenten wie Daniel von Antonio Solers Sonaten bei Naxos erscheinen. Harding, Jirˇí Beˇlohlávek, Heinrich Schiff, Yakov Kreiz- Am Anfang der Saison 2012/2013 war Martina Filjak zu berg, Bernard Haitink und Manfred Honeck. Zu seinen Gast beim Dubrovnik Festival sowie in Palermo, Lau- Kammermusikpartnern zählen unter anderem Anne- sanne und Genf. Klavierabende führten sie nach Han- Sophie Mutter, Christian Tetzlaff, Lisa Batiashvili, Fran- nover, Paris, Mailand, Washington D.C., Istanbul çois Leleux, Igor Levit, Yefim Bronfman, Jörg Widmann sowie nach Irland als „Artist in Residence” beim New und Tabea Zimmermann. Er wurde von zahlreichen Ross Piano Festival. Kammermusikkonzerte mit Rado- Festivals eingeladen, darunter in Schleswig-Holstein, van Vlatkovic und Kolja Blacher sowie Orchesterauf- Mecklenburg-Vorpommern, im Rheingau, in Luzern,

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Verbier, Ravinia und Hongkong und ist zu Gast auf Po- samt in die deutschen Klassik-Charts schafften. In sei- dien wie den Philharmonien in Berlin, Köln und Essen, nen Programmen spannt Mönkemeyer den Bogen von dem Wiener Musikverein, dem Concertgebouw Am- Entdeckungen und Ersteinspielungen originärer Brat- sterdam und der Londoner Wigmore Hall. schenliteratur des 18. Jahrhunderts bis hin zur Mo- Höhepunkte der Saison 2013/2014 sind sein Recital- derne und zu Eigenbearbeitungen. Debüt beim Lucerne Festival, die Debüts mit der Bereits während seines Studiums bei Hariolf Schlichtig Tschechischen Philharmonie und den Wiener Sympho- an der Hochschule für Musik und Theater München nikern unter der Leitung von Manfred Honeck, seine entwickelte Nils Mönkemeyer eine intensive Konzert- Konzerte mit dem Tonhalle-Orchester Zürich unter karriere und erhielt zahlreiche Preise, so 2006 in Mos- Robin Ticciati sowie sein Orchesterdebüt im Concert- kau den 1. Preis bei der „Yuri Bashmet International gebouw Amsterdam mit dem Het Gelders Orkest Viola Competition“ sowie den Preis des Deutschen unter Antonello Manacorda. Weiterhin gastiert er erst- Musikwettbewerbs 2006. 2009 gewann er zusammen malig bei den Hamburger Symphonikern unter Ion mit Nicholas Rimmer den renommierten „Parkhouse Marin und den Bamberger Symphonikern unter Award“ in London. Krzysztof Urbánski und wird in Japan mit einem Solo- Nach zwei Jahren als Professor an der Hochschule für recital sowie im Duo mit der Pianistin Hisako Kawa- Musik Carl Maria von Weber in Dresden und einer As- mura zu hören sein. Der gebürtige Augsburger freut sistenzprofessur an der Escuela Superior de Música sich besonders, 2013/2014 Artist in Residence bei den Reina Sofía Madrid wurde Nils Mönkemeyer 2011 an Augsburger Philharmonikern zu sein. die Hochschule für Musik und Theater München be- Maximilian Hornung erhielt mit acht Jahren seinen ers- rufen. ten Cello-Unterricht. Seine Lehrer waren Eldar Issa- Zu Nils Mönkemeyers Konzertprojekten gehören Kon- kadze, Thomas Grossenbacher und David Geringas. zerte u. a. mit dem WDR Rundfunkorchester, dem Als Cellist des Tecchler Trios, dem er bis 2011 ange- Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem Radio-Sinfo- hörte, gewann er 2007 den 1. Preis beim ARD-Musik- nieorchester Stuttgart, dem Radio-Symphonieorches- wettbewerb. Seit 2010 nimmt er exklusiv für Sony ter Wien, der Dresdner Philharmonie, den Bremer Classical auf. Weitere Einspielungen entstanden für Philharmonikern, den Nürnberger Philharmonikern, Genuin, Bridge Records, CC ClassicClips und CPO. den Stuttgarter Philharmonikern, der Kammerakade- Maximilian Hornung wird vom Freundeskreis der mie Potsdam, dem Berner Sinfonieorchester, dem Anne-Sophie Mutter Stiftung und vom Borletti-Buitoni- Russischen Nationalorchester oder den Moscow Solo- Trust in London unterstützt und gefördert. ists unter der Leitung von Yuri Bashmet. Er arbeitet www.maximilianhornung.com mit Dirigenten wie Michail Jurowski, Reinhard Goebel, Michael Sanderling, Cornelius Meister, Rafael Früh- beck de Burgos, Emmanuel Krivine, Christopher Hog- Nils Mönkemeyer wood, Muhai Tang oder Simone Young. Künstlerische Nils Mönkemeyer ist auf den weltweit renommiertes- Brillanz und ten Konzertpodien sowie bei internationalen Festi- innovative Pro- vals zu Gast. Dazu gehören die Londoner Wigmore grammgestal- Hall, der Wiener Musikverein, die Berliner Philharmo- tung sind das Foto: Irène Zandel nie, die Kölner Philharmonie, das Gewandhaus Leip- Markenzeichen, zig, die Musikhalle Hamburg, die Alte Oper Frankfurt, mit dem der ge- die Konzerthäuser in München, Dresden, Baden- bürtige Bremer Baden, Düsseldorf, Stuttgart, Bremen oder Festivals Nils Mönkemeyer wie das Rheingau Musik Festival, das Kammermusik- sich in kurzer fest Lockenhaus, die Niedersächsischen Musiktage, Zeit als interna- der Heidelberger Frühling, die Festspiele Mecklenburg- tional renom- Vorpommern oder das Mozartfest Würzburg. Nils mierter Musiker Mönkemeyer konzertiert u. a. regelmässig mit Vilde profiliert und der Frang, Julia Fischer, Nicholas Rimmer, William Youn Bratsche zu enormer Aufmerksamkeit verholfen hat. und Veronika Eberle. Als Exklusiv-Künstler bei Sony Classical brachte er in Nils Mönkemeyer spielt eine Bratsche aus der Werk- den letzten Jahren fünf CDs heraus, die – hoch gelobt statt des Münchner Geigenbauers Peter Erben. in der Presse und ausgezeichnet mit Preisen – es alle- www.nilsmoenkemeyer.com

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Marc Bouchkov Preisträger des prestigereichen „Con- Gastauftritte absolvierte sie in einigen cours Reine Elizabeth“ in Brüssel und der berühmtesten Konzertsälen der 2013 erspielte er sich den 1. Preis bei Welt wie der Carnegie Hall in New York, der „Montreal International Musical dem Concertgebouw Amsterdam, im Competition“. Seither gastierte Marc Grossen Saal des Mozarteums, im Kim- Bouchkov solistisch bei den Ham- mel Center in Philadelphia sowie in der burger Symphonikern, den Brüsseler Disney Concert Hall in Los Angeles. Philharmonikern, dem Belgischen Na- Festivaleinladungen ausserhalb Norwe- tionalorchester, dem Philharmoni- gens führten sie in weite Teile Europas, schen Orchester Liège, dem „Hacettepe Asiens, Nord- und Südamerikas sowie Senfoni Orkestrasi“ (Ankara), dem „Or- nach Südafrika. chestre Impromptu“ in Paris u. v. a. m. Neben ihrer Solo-Karriere ist sie auch

Foto: Benoit Doppagne www.marcbouchkov.com als Mitglied des Norwegian Chamber Marc Bouchkov wurde 1991 im franzö- Orchestra und der Oslo Camerata sischen Montpellier als Kind einer Catharina Chen aktiv. Auftritte im nationalen Fernse- Musikerfamilie geboren. Im Alter von hen und Radio machten sie einem 5 Jahren erhielt er den ersten Violinun- breiten Publikum bekannt. Im Mai terricht von seinem Grossvater Matis 2008 musizierte sie im Rahmen des Vaytsner und gab nur ein Jahr später „Bergen International Arts Festival“ sein erstes öffentliches Konzert. beim Empfang des norwegischen 2001 wurde Marc Bouchkov in die Königs und spielte gemeinsam mit Klasse von Claire Bernard am Conser- ihrer talentierten Schwester – eben- vatoire de Lyon aufgenommen, wo er falls Geigerin – beim selben Festival sich erstmals mit 12 Jahren einen 1. vier umjubelte Duo-Konzerte. Preis mit Auszeichnung der Jury er- Die Geigerin mit chinesischen Wurzeln spielte. 2007 wechselte er an das Con- macht sich für die Verbindung von servatoire National Supérieur de Musique norwegischer und chinesischer Musik et de Dance de Paris (CNSMDP) Die junge norwegische Geigerin stark: 2007 tourte sie mit einem Grieg- in die Klasse von Boris Garlitsky. In Catharina Chen zählt zu den herausra- Programm durch China und war mit Paris hatte er auch Gelegenheit Ivry genden Nachwuchssolisten ihres Lan- dem Chinesischen Nationalorchester Gitlis vorzuspielen. 2007 erhielt Marc des. 1985 geboren, erhielt sie mit fünf in Norwegen mit den Programmen Bouchkov von der „Association Phil- Jahren ihren ersten Violinunterricht „Grieg dressed in Chinese Tone“ und harmonique de Lyon“ ein Stipendium von ihrem Vater. Später studierte sie „Butterfly lovers“ von He/Chen zu zur weiteren Ausbildung seiner künst- am renommierten „Barratt Due Insti- hören. Während der Expo 2010 in lerischen Fähigkeiten und gewann im tute of Music“ in Oslo, an der „South- Shanghai bestritt sie die Uraufführung Folgejahr den 1. Preis beim renom- ern Methodist University“ in Dallas von Martin Rombergs Komposition mierten „International Violin Contest und an der „Temple University“ in „The Moon“, die sie anschliessend Henri Koch“ in Liège. 2009 gastierte Philadelphia. Sie konnte viele erste auch auf einer landesweiten China- er beim berühmten „Festival Interna- Wettbewerbspreise für sich Tournee spielte. cional de Santander“, wo er mit Ivan beanspruchen, u. a. bei der „III. Inter- 2012 wurde die Geigerin zur jüngsten Monighetti (Trio), Elisso Virsaladze national Gnessin Violin Competition“ Konzertmeisterin des Norwegischen (Quartett) sowie mit dem Dirigenten in Moskau und erhielt den Ehrenpreis Opern- und Ballettorchesters ernannt. Peter Csaba musizierte. der norwegischen Musikverlegergilde Mit Unterstützung der Anders Sveaas- Beim „Elba Festival“ wurde ihm ein sowie den „Karoline Prize“ für ihre Stiftung spielt Catharina Chen auf Spezialpreis verliehen, der ihm sein aussergewöhnlichen kulturellen Leis- einer Violine von Jean Baptiste Vuil- Solo-Debüt mit den Moskauer Solis- tungen. laume (Frankreich, 1859) und auf einer ten unter Yuri Bashmet ermöglichte. Seit ihrem achten Lebensjahr tritt Violine von Domenico Montagnana 2010 folgte er seinem Lehrer Boris Chen mit allen wichtigen Orchestern (Venedig, 1730–1740). Garlitsky nach Hamburg, wo er von Norwegens auf, u. a. mit dem Oslo www.catharinachen.net der Kunstmäzenin Brigitte Feldtmann Philharmonic Orchestra, dem Norwe- unterstützt wurde und eine Violine gian Radio Orchestra, dem Bergen Adrien Boisseau von Jean-Baptiste Vuillaume als Leih- Philharmonic Orchestra sowie dem Adrien Boisseau wurde 1991 geboren gabe zur Verfügung gestellt bekam. Trondheim Symphony Orchestra. und erhielt im Alter von fünf Jahren Der „Edel-Prize“-Stipendiat errang im Daneben fanden früh auch promi- seinen ersten Bratschenunterricht. selben Jahr den 1. Preis bei den „2010 nente Konzerte mit dem Zürcher Kam- 2005 kam er ans Pariser Conservatoire European Young Concert Artists Audi- merorchester und dem „I Palpiti in die Kammermusikklasse von Prof. tions“ in Leipzig, 2012 war er Chamber Orchestra“ statt. Weitere Marc Coppey und Prof. Jean Sulem,

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des Orchestre Philharmonique de persische Musikerfamilie geboren, Radio-France teilnehmen, was ihm die wurde Kian Soltani im Alter von 12 Möglichkeit bot, mit Dirigenten wie Jahren in die Klasse von Prof. Ivan Manfred Honeck, Vladimir Ashkenazy, Monighetti aufgenommen, bei dem er Kazushi Ono und Myun-Whun Chung bis heute an der Musikakademie Basel zusammenzuarbeiten. Im Sommer studiert. Wichtige Impulse geben 2008 besuchte er die Akademie in zusätzliche Studien an der Santander und spielte im „Lucerne Internationalen Musikakademie im Festival Academy Orchestra“ unter Fürstentum Liechtenstein sowie Künst- der Leitung von Pierre Boulez. 2011 lerpersönlichkeiten wie Sol Gabetta, gab er sein Debüt in der Berliner Phil- Wolfgang Boettcher, Valter Despalj, harmonie mit dem Deutschen Sym- Gerhard Mantel, Antonio Meneses bevor er 2011 zu Prof. Tabea Zimmer- phonie-Orchester. Des Weiteren ist er und Bernard Greenhouse. Jahrelang mann an die Hochschule für Musik mit Orchestern wie der Kammer- war Kian Soltani auch Stipendiat der Hanns Eisler in Berlin wechselte. Er akademie Potsdam, dem Trondheim Stiftung „Musik und Jugend“ in besuchte Meisterkurse u. a. bei Jean- Symphony Orchestra, dem Tokyo Met- Liechtenstein. Im Alter von 19 Jahren Claude Pennetier, Nobuko Imai, ropolitan Symphony Orchestra und gab Kian Soltani sein erfolgreiches Pamela Frank, Lars Anders Tomter, den Zagreber Solisten in Erscheinung Debüt als Solist im Goldenen Saal des Barbara Westphal, Antoine Tamestit, getreten. Wiener Musikvereins sowie an der Hatto Beyerle sowie dem Ludwig- und 2012 nahm Adrien Boisseau an der Schubertiade in Hohenems. Juilliard-Quartett. Er ist Laureat zahlrei- Kronberg Academy bei „Chamber Zu Kian Soltanis Auftritten als Solist cher Wettbewerbe wie dem Wettbe- music connects the world“ teil, wo er und Kammermusiker gehören Festi- werb für junge Bratschisten in Lille mit Grössen wie Steven Isserlis, Chris- valeinladungen und Konzerte mit Or- (2005), dem internationalen „Festival tian Tetzlaff, András Schiff und Gidon chestern und in Konzerthäusern von d’Automne des Jeunes Interprètes“ (2. Kremer musizierte. Er spielt auf einem Weltrang in Europa, Asien und Preis und Publikumspreis, 2008), dem Leihinstrument von Bernard Sabatier, Amerika (u. a. Schleswig-Holstein „Forum Musical de Normandie“ einer Stefano Scarempella-Viola. Musikfestival, I Palpiti Festival Los An- (Grand prix, 2008), dem „Concours geles, Eilat Chamber Music Festival Is- FLAME“ (Sonderpreis, 2008) und Kian Soltani rael, Zagreb International Chamber dem internationalen Max Rostal-Wett- Music Festival, NEXT GENERATION bewerb in Berlin (1. Preis und Pub- Classic Festival Bad Ragaz oder Som- likumspreis, 2009). 2012 gewann er mets Musicaux de Gstaad). Als Solist den 4. Preis und den Publikumspreis tritt er mit Orchestern wie den Zagre- bei der „Tokyo International Viola ber Solisten, dem Georgischen Kam- Competition“, im Januar 2013 er- merorchester, dem Arpeggione spielte er sich der bei der „Yuri Bash- Kammerorchester, der Basel Sinfoni- met International Viola Competition“ etta, dem Latvian National Symphony den 2. Preis. Im September 2013 Orchestra, der Österreich-Slowakischen wurde er beim berühmten ARD- Philharmonie, dem Sinfonieorchester Musikwettbewerb mit dem Sonder- Liechtenstein, dem Helsinki Philhar- Photo: Nikolaj Lund preis für die beste Interpretation der monic Orchestra, der Tapiola Sinfoni- „Ode an den Lotus“, einer Auf- Noch ist er so etwas wie ein etta oder dem Zagreb Philharmonic tragskomposition von Tigran Geheimtipp: der 21 Jahre alte Cellist Orchestra auf und arbeitet dabei mit Mansurian, ausgezeichnet. Kian Soltani. Doch spätestens seit Dirigenten wie David Geringas, Zlatan Der junge Bratschist gastiert ausser- seinem 1. Preis bei der diesjährigen „In- Srzic, Sebastian Tewinkel, Ivan dem regelmässig bei verschiedenen ternationalen Paulo Cello Competition“ Monighetti, Florian Krumpöck, John internationalen Festivals, u. a. Festival in Helsinki hat sich Kian Soltani auf der Storgårds, Yasuo Shinozaki, Jukka de Pâques – Août Musical in höchsten Ebene der neuen Cellisten- Iisakkila und Peter Csaba zusammen. Deauville, Festival des Arcs, Menuhin generation etabliert. Weitere 1. Preise Eine erste CD-Produktion fand Festival Gstaad und NEXT GENERA- erhielt er zuvor bei der „Karl Davidoff gemeinsam mit seinem Professor Ivan TION in Bad Ragaz, wo er von Musi- International Cello Competition“ in Monighetti in Irland statt, wo für das kern wie Renaud Capuçon, Amaury Lettland sowie der „International Cello Label LCMS Weltersteinspielungen Coeytaux, Lise Berthaud, Ayako Competition Antonio Janigro“ in Kroa- unter anderem von Sofia Gubaidulina Tanaka, Marco Rizzi, Silvia Marcovici, tien. Die Kronberg Academy zeichnete und Franghiz Ali-Zadeh aufgenom- Klaus Thunemann und Hansjörg Kian Soltani 2013 mit dem Musikpreis men wurden. Die CD „Metamor- Schellenberger sehr geschätzt wird. „Leyda Ungerer“ aus. phoses“ erschien im Oktober 2012. Im Jahr 2007 durfte er an Aufnahmen Im österreichischen Bregenz in eine www.kiansoltani.com

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