181 Gesetz- und Verordnungsblatt

Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin · Herausgeber: Senatsverwaltung für Justiz

65. Jahrgang Nr. 11 Berlin, den 14. Mai 2009 03227

Inhalt

31.3.2009 Verordnung über den Landesentwicklungsplan Berlin- (LEP B-B)...... 182 230-4

Abkürzungen: GVBl. = Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin, VOBl. = Verordnungsblatt Berlin Teil I bzw. Teil II, BGBl. = Bundesgesetzblatt Teil I, II bzw. III, GVABl. = Gesetz-, Verordnungs- und Amtsblatt für Berlin, GBl. = Gesetzblatt der DDR Teil I bzw. Teil II, ABl. = Amtsblatt für Berlin 182 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

Verordnung über den Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP B-B)*

Vom 31. März 2009

Auf Grund des Artikels 8 Absatz 6 des Landesplanungsvertrages in der Fassung vom 1. Februar 2008 (GVBl. S. 37) wird verordnet:

§ 1 Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP B-B) Der Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP B-B), der als Anlage veröffentlicht wird, ist Bestandteil dieser Verordnung. Der LEP B-B besteht aus textlichen und zeichnerischen Festle- gungen (Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP B-B), Festlegungskarte 1 – Gesamtraum im Maßstab 1 : 250 000 und Fest- legungskarte 2 – Städtische Kernbereiche gemäß Plansatz 4.8 (G) Absatz 3 im Maßstab 1 : 250 000).

§ 2 Niederlegung Der Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP B-B) wird in Berlin beim Landesarchiv zur kostenfreien Einsicht nieder- gelegt. Darüber hinaus wird der LEP B-B in der Gemeinsamen Lan- desplanungsabteilung zur Einsicht niedergelegt.

§ 3 Inkrafttreten Diese Verordnung tritt am 15. Mai 2009 in Kraft.

Berlin, den 31. März 2009

Der Senat von Berlin

Klaus W o w e r e i t Ingeborg J u n g e - R e y e r

Regierender Bürgermeister Senatorin für Stadtentwicklung

* Hinweis: Eine Verletzung der für Raumordnungspläne geltenden Verfahrens- und Formvorschriften, die nicht schriftlich innerhalb eines Jahres nach der öffentlichen Bekanntmachung geltend gemacht worden ist, ist unbeachtlich (Artikel 9 Absatz 1 des Landesplanungsvertrages). Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 183

Anlage zur Verordnung über den Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP B-B)

Inhaltsverzeichnis

I Rechtsgrundlagen und Verhältnis des LEP B-B zu anderen Programmen und Plänen der Raumordnung ...... 184

II Rahmenbedingungen und Eckpunkte für die räumliche Entwicklung der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg...... 184

III Textliche Festlegungen...... 189

1 Hauptstadtregion ...... 189 2 Zentrale-Orte-System...... 189 3 Kulturlandschaft...... 190 4 Steuerung der Siedlungsentwicklung...... 191 5 Steuerung der Freiraumentwicklung ...... 192 6 Verkehrs- und Infrastrukturentwicklung sowie Energiegewinnung...... 192

IV Begründungen ...... 193 A Begründungen zu den Festlegungen...... 193 B Zusammenfassende Erklärung und Umweltbericht...... 217 C Natura 2000-Verträglichkeit...... 238

V Festlegungskarten Festlegungskarte 1 – Gesamtraum (1 : 250 000) Festlegungskarte 2 – Städtische Kernbereiche gemäß Plansatz 4.8 (G) Absatz 3 (1 : 250 000) 184 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

I Rechtsgrundlagen und Verhältnis des LEP B-B zu anderen windung im Rahmen der Abwägung nicht mehr zugänglich sind, Programmen und Plänen der Raumordnung und Mit der Vorlage des Landesentwicklungsplanes Berlin-Brandenburg − allgemeine Aussagen zur Entwicklung, Ordnung und Sicherung (LEP B-B) entspricht die gemeinsame Landesplanung der Länder des Raumes als berücksichtigungspflichtige Grundsätze der Berlin und Brandenburg dem Planungs- und Koordinierungsauftrag Raumordnung als Vorgaben für nachfolgende Abwägungs- oder des Bundes- und des Landesrechts. Der Landesplanungsvertrag ent- Ermessensentscheidungen hält die Rechtsgrundlagen für die Aufstellung der gemeinsamen Landesentwicklungspläne. zum Gegenstand haben. Für die durch die Länder Berlin und Brandenburg gebildete Haupt- Die landesplanerischen Festlegungen werden mit „G“ für Grundsatz stadtregion wird die Landesplanung bisher durch die Gesamtheit der der Raumordnung und mit „Z“ für Ziel der Raumordnung bezeich- hochstufigen Programme und Pläne vollzogen, die seit 1991 in bei- net. den Ländern aufgestellt wurden. Die Möglichkeit zur Aufstellung räumlicher oder sachlicher Teilpläne ergibt sich aus Artikel 8 Ab- II Rahmenbedingungen und Eckpunkte für die räumliche satz 1 des Landesplanungsvertrages. Die Raumordnungsplanung im Entwicklung der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg gemeinsamen Planungsraum Berlin-Brandenburg stützt sich bisher auf ein System räumlicher und sachlicher Teilpläne, welche die Län- Die Länder Berlin und Brandenburg haben sich knapp zehn Jahre, der zum Teil eigenständig, zum Teil auch gemeinsam erarbeitet ha- nachdem die ersten gemeinsamen Raumordnungspläne verbindlich ben. geworden sind, darauf verständigt, die bestehenden raumordne- rischen Rahmensetzungen zu überarbeiten. Dabei führen Verände- Mit dem LEP B-B werden rungen der Raumstruktur, insbesondere die Auswirkungen des de- − § 3 Absatz 1 des Brandenburgischen Landesplanungsgesetzes mografischen Wandels zu veränderten Schwerpunktsetzungen. Dies (BbgLPlG), drückt sich zum einen in der Ablösung des bisherigen, auf Ausgleich − der Landesentwicklungsplan Brandenburg LEP I – Zentralört- zwischen den Teilräumen orientierten Leitbildes der „Dezentralen liche Gliederung –, Konzentration“ durch den Grundsatz, systematisch Stärken zu stär- − der gemeinsame Landesentwicklungsplan für den engeren Ver- ken, aus. Da dieser veränderte entwicklungspolitische Ansatz erheb- flechtungsraum Brandenburg-Berlin (LEP eV), geändert durch liche räumliche Implikationen besitzt, steht die gemeinsame Lan- den Landesentwicklungsplan Flughafenstandortentwicklung desplanung vor besonderen Herausforderungen. Als überörtliche (LEP FS) von 2006, und zusammenfassende Planung ist sie Dienstleister für die Gestal- − der Landesentwicklungsplan für den Gesamtraum Berlin-Bran- tung der räumlichen Entwicklung. Sie muss im Zusammenwirken denburg (LEP GR) – ergänzende raumordnerische Festlegungen mit den Fachplanungsträgern, den kommunalen Gebietskörper- für den äußeren Entwicklungsraum – und schaften, ergänzt durch bürgerschaftliches Engagement, zukunfts­ − § 16 Absatz 6 des Landesentwicklungsprogrammes (LEPro) von orientierte raumordnerische Rahmenbedingungen für die Entwick- 2003 lung der Hauptstadtregion bereitstellen. abgelöst. Die Instrumente dafür sind: Als sachlicher und räumlicher Teilplan hat der LEP FS weiterhin in − das Leitbild Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg, das als vollem Umfang Bestand und überlagert insoweit Festlegungen des überfachlicher, von den Landesregierungen entwickelter Rah- LEP B-B. men die Stärken der Region, die Ziele der Entwicklung im ge- Der LEP B-B trifft Aussagen zu raumbedeutsamen Planungen, Vor- meinsamen Planungsraum und Schritte ihrer Umsetzung be- haben und sonstigen Maßnahmen, durch die Raum in Anspruch ge- nennt, nommen oder die räumliche Entwicklung oder Funktion eines Ge- bietes beeinflusst wird, als Rechtsverordnung der Landesregierungen − das Landesentwicklungsprogramm 2007 (LEPro 2007), das mit Wirkung für das jeweilige Landesgebiet. durch Grundsätze der Raumordnung Eckpunkte für die räum- liche Grundorientierung vorgibt, Die Adressaten des von allen Ressorts der Landesregierungen getra- genen Landesentwicklungsplanes sind − der Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP B-B), − die Gemeinden und die Gemeindeverbände, der bindende Vorgaben im notwendigen Umfang enthält und ­diese durch Handlungsempfehlungen ergänzt. − die Regionalplanung, Diese Instrumente bedürfen der Anwendung und Umsetzung durch − die Fachplanungen, verschiedene Akteure in den Ländern, den Regionen und der kom- − die sonstigen öffentlichen Stellen und munalen Ebene, um ihre Wirksamkeit entfalten zu können. − die Personen des Privatrechts gemäß § 4 Absatz 3 des Raumord- nungsgesetzes (ROG). Gestaltungsansatz der Raumordnung im LEP B-B Auf Grund des hierarchischen Verhältnisses zwischen den hochstu- Im Leitbild Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg wird die Zielrich- figen Raumordnungsplänen und den Regionalplänen verdrängen tung der anzustrebenden Entwicklung im Gesamtraum beschrieben, Ziele und Grundsätze des höherrangigen Planes entgegenstehende die im LEPro 2007 mit seinen Grundsätzen der Raumordnung eine Ziele und Grundsätze des Regionalplanes, soweit ein Regionalplan noch nicht an einen inzwischen geänderten oder später erlassenen erste raumplanerische „Übersetzung“ findet. landesweiten Raumordnungsplan angepasst ist. Mit dem LEP B-B wird das LEPro 2007 konkretisiert und damit der Die Regelungen des Planes sind dahin gehend differenziert, dass Beitrag der Raumordnung zur Entwicklung des Gesamtraumes er- sie gänzt. − verbindliche Vorgaben in Form von räumlich und sachlich be- Der Leitvorstellung einer nachhaltigen Entwicklung Rechnung tra- stimmten oder bestimmbaren letztabgewogenen Festlegungen gend, wird hier der konkrete Rahmen für die künftige räumliche als beachtenspflichtige Ziele der Raumordnung, die einer Über- Entwicklung abgesteckt.

 Für das Land Brandenburg: Mit den Festlegungen dieses Planes werden auf der Grundlage von § 3 Absatz 2 BbgLPlG die entsprechenden oder wider- sprechenden Ziele in § 3 Absatz 1 BbgLPlG ersetzt. Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 185

Stettin / Baltischer Raum

Hamburg / Atlantischer Raum Rostock / Skandinavien

Hannover / Rhein-Ruhr / Posen / Paris Warschau / Baltischer Raum / Moskau Metropole

Oberzentrum

Mittelzentrum

Mittelzentren Leipzig / in Funktionsteilung München / Mailand Transnationaler Breslau / Verkehrskorridor Kiew

Gestaltungsraum Siedlung

Freiraumverbund

Flughafen BBI Dresden / Wien / Adriaraum 186 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

Der LEP B-B Der LEP B-B soll räumliche Rahmenbedingungen fördern, die für − bindet die Hauptstadtregion in nationale und internationale Ver- eine wachstumsstarke Wirtschaftsregion und für die Schaffung dau- flechtungen ein, erhafter und wettbewerbsfähiger Arbeitsplätze erforderlich sind. Der Beitrag der Raumordnung richtet sich dabei auf die Passfähig- − ermöglicht Wachstum, keit der funktions- und flächenbezogenen raumordnerischen Festle- − ordnet räumlich die Daseinsvorsorge, gungen mit den Schwerpunkten der Fachplanungen, darunter auch − orientiert die Infrastrukturentwicklung auf räumliche Schwer- den Förderschwerpunkten. Der LEP B-B legt keine räumlichen För- punkte, derschwerpunkte fest. − schützt Freiräume und natürliche Ressourcen und Die Steuerung der Gewerbeflächenentwicklung erfolgt im LEP B-B dadurch, dass festgelegt wird, neue Siedlungsflächen an vorhandene − regt nachfolgende Akteursebenen zur Gestaltung von Hand- anzuschließen, die Erweiterung von Streu- und Splittersiedlungen lungsräumen an. zu vermeiden sowie durch den Schutz des Freiraumes durch die Festlegung des Freiraumverbundes. Damit wird einerseits eine Zer- Neue räumliche Partnerschaften im europäischen Zusammen- siedelung des Freiraumes unterbunden und andererseits der gewerb- hang gestalten lichen Entwicklung der erforderliche Spielraum gegeben. In der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg müssen die räumlichen Um auf Ansiedlungsbegehren flächenintensiver Großbetriebe Voraussetzungen so entwickelt werden, dass die internationale und schnell reagieren zu können, sieht der LEP B-B darüber hinaus eine nationale Wettbewerbsfähigkeit gestärkt wird. Die Hauptstadtregion raumordnerische Standortvorsorge für gewerblich-industrielle An- muss ihre metropolitanen und regionalen Potenziale im Zusammen- siedlungen vor. spiel nutzen und die Attraktivität ihrer Infrastruktur weiter entwi- ckeln mit dem Ziel, sich im weltwirtschaftlichen Wettbewerb zu Daseinsvorsorge räumlich ordnen und Infrastrukturentwick- behaupten. lung auf räumliche Schwerpunkte ausrichten Dazu ist auch eine aktive Gestaltung strategischer räumlicher Part- Der demografische Wandel gehört zu den gesellschaftlichen Phäno- nerschaften erforderlich. Es entspricht der Orientierung der Europä- menen, die der vollen Aufmerksamkeit der verschiedensten Politik- ischen Union und den raumordnerischen Leitbildern des Bundes, felder bedürfen. Er hat Auswirkungen auf die Raumstruktur und durch kooperative Verantwortungsgemeinschaften die Chancen ­erfordert deshalb veränderte Ansätze der räumlichen Schwerpunkt- räumlicher Entwicklung zu verbessern. setzung. Berlin und Brandenburg bilden eine solche Verantwortungsgemein- Die bezogen auf den Gesamtraum unterschiedlichen, zum Teil ge- schaft. Zusätzlich soll die Entwicklung großräumiger Verantwor- genläufigen Entwicklungstendenzen werden sich auch in Zukunft tungsgemeinschaften und Kooperationsräume zwischen Metropol- fortsetzen. Während die Bevölkerung in Berlin und seinem näheren regionen, grenzübergreifend mit den polnischen Nachbarn und Umland zunehmen wird, wird die Bevölkerung in den Berlin fernen regional benachbarten Räumen (z. B. Mecklenburg-Vorpommern, Teilräumen weiter abnehmen. Zudem werden die Menschen immer Sachsen-Anhalt, Sachsen) sowie zwischen der Hauptstadtregion älter. Schon 2020 wird etwa jeder vierte Einwohner über 65 Jahre alt und anderen Metropolregionen im internationalen Maßstab an- sein – bei ständig steigender Lebenserwartung. Zusätzlich wird die gestrebt werden. Sektorale und infrastrukturelle Vernetzungen über Bevölkerungsentwicklung im Land Brandenburg durch die gegen- nationale und transnationale Korridore können helfen, die Chancen wärtige Abwanderung junger Menschen, insbesondere junger Frau- wirtschaftlicher Entwicklung auch außerhalb des wirtschaftlich pro- en, beeinflusst. sperierenden Kernraumes der EU zu verbessern. Alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens sind von diesen Ent- Dies schließt die Intensivierung der engen Verflechtungsbezie- wicklungen betroffen. Auch die räumliche Organisation der Da- hungen zum polnischen Nachbarn und die Nutzung von Lagevortei- seinsvorsorge erfolgt deshalb im LEP B-B über ein entsprechend len zum mittel- und osteuropäischen Raum sowie nach Skandinavi- verändertes Zentrale-Orte-System. Auf der Basis von Tragfähig- en ein. keits- und Erreichbarkeitsannahmen werden Mittelbereiche abge- grenzt, innerhalb derer die leistungsfähigsten – die starken – Ge- Wachstum und Innovation unterstützen meinden als Zentrale Orte festgelegt werden. Diese sollen als Der Kern der veränderten Entwicklungsstrategie ist die Konzentrati- multifunktionale Schwerpunkte wie Anker im Raum wirken und on auf vorhandene leistungsfähige Strukturen im Raum. Dies erfor- Kulminationspunkt für die verschiedenen Daseinsfunktionen in ih- dert, Prioritäten in der Wirtschaft, Infrastruktur, Bildung, Wissen- rem jeweiligen Mittelbereich sein. Die Ausgestaltung des Zentrale- schaft und beim Technologietransfer zu setzen. Die Förderpolitik hat Orte-Systems soll damit gewährleisten, dass auch die ländlich ge- bereits mit der Fördermittelkonzentration auf die Kompetenzfelder prägten Regionen über räumliche Schwerpunkte des wirtschaftlichen, in Berlin und im Land Brandenburg auf die Regionalen Wachs- sozialen und kulturellen Lebens verfügen. Die Infrastrukturentwick- tumskerne und die Branchenschwerpunktorte reagiert. Darüber hin- lung orientiert auf diese räumlichen Schwerpunkte. Die Leistungsfä- aus werden die ländlichen Räume außerhalb dieser Schwerpunktför- higkeit dieser Zentralen Orte ist auch von deren Einbindung ins derung im Rahmen der landwirtschaftlichen Flächenförderung großräumige und regionale Verkehrsnetz abhängig. sowie der Förderpolitik der integrierten ländlichen Entwicklung ge- Zur Organisation von Daseinsvorsorge gehört eine funktionierende stärkt. gemeindeübergreifende Abstimmung. Zentraler Ort und die jewei- Die Besinnung auf die eigenen Kräfte in allen Teilen des gemein- ligen Versorgungsbereichsgemeinden bilden eine „mittelzentrale samen Planungsraumes ist ein wichtiger Wert an sich. Die Selbstak- Verantwortungsgemeinschaft“. Die konkrete räumliche Organisati- tivierung und Selbstmobilisierung und die Kreativität der Menschen on der Daseinsvorsorge erhält so auf diesem Weg eine kommunale sollen als großes Zukunftspotenzial genutzt werden. Überall dort, Mitgestaltungskomponente. wo Potenziale vorhanden sind, sollen Anstöße gegeben werden, die- Die wesentlichen Elemente der Grundversorgung sind Teil der kom- se zu nutzen. munalen Aufgaben und werden durch die Großgemeinden bzw. in Das funktionierende Netzwerk zwischen beiden Ländern zur Mobi- den Ämtern eigenständig organisiert. lisierung der vorhandenen Potenziale muss gepflegt, eine intensivere und umfangreichere Kooperation zwischen Verwaltung, Hochschu- Freiraum schützen und Ressourcen bewahren len, Forschungszentren und Unternehmen beider Länder muss wei- Nach wie vor werden zusätzliche, bisher unbebaute Flächen für die terentwickelt werden. Rahmenbedingungen für einen umfassenden Errichtung von Wohngebäuden, Gewerbeansiedlungen und den Technologietransfer und für ein ganzheitliches, Innovationen för- Ausbau der Infrastruktur beansprucht. Dieser Flächenverbrauch als derndes Umfeld müssen geschaffen werden. Folge von Wachstum und Entwicklung führt gleichzeitig zu einem Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 187 anhaltenden Verlust von Freiflächen mit ihren Funktionen für den raumstrukturelle Vielfalt in ihrer räumlichen Einheit zu erkennen. Naturhaushalt und den Klimaschutz, die Erholung sowie ihren wirt- Nicht in der Betonung des Nebeneinanders von städtisch oder länd- schaftlichen Nutzfunktionen für die Land- und Forstwirtschaft, die lich, von touristisch oder energiewirtschaftlich, von industriell oder Produktion regenerativer Energien sowie die Sicherung standortge- landwirtschaftlich geprägten Strukturen, sondern in deren Verknüp- bundener Bodenschätze. Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fung werden Entwicklungs- und Gestaltungschancen gesehen. sollen daher die Überbauung, Versiegelung und Zerschneidung des Freiraumes sowie die Inanspruchnahme insbesondere der nicht er- Kulturlandschaften sind ganz in diesem Sinn miteinander verwo- neuerbaren natürlichen Ressourcen so gering wie möglich gehalten bene, auf Verflechtungen, auf gemeinsame Geschichte, auf Traditi- werden. onen, auf typische Produkte, auf Besonderheiten, auf Alleinstel- Deshalb soll in der Bauleitplanung dem Prinzip des Vorranges der lungsmerkmale und auf innovative Entwicklungsansätze beruhende Innen- vor der Außenentwicklung gefolgt werden. Handlungsräume für eine kooperative und qualitativ ausgerichtete Im LEP B-B werden hochwertige Freiräume mit besonders bedeut- Regionalentwicklung. Anknüpfend an die jeweiligen imagebilden- samen Funktionen zu einem Freiraumverbund zusammengefasst. den und identitätsstiftenden Qualitäten und Eigenarten sollen Netz- Die großräumig übergreifende Struktur des Freiraumverbundes bil- werke, Steuerungsansätze oder regional wirksame Projekte auf regi- det das Grundgerüst für den Ressourcenschutz im gemeinsamen onaler Ebene entwickelt werden, die nach Innen regionale Planungsraum. Der Freiraumverbund soll auch in seiner Funktion Handlungsfähigkeit und Selbstorganisation gewährleisten und nach für den Landschaftswasserhaushalt sowie als natürliche Senke für Außen eine Marketingwirkung und die Artikulation regionaler Inter- klimaschädliche Gase – d. h. deren Bindung in Biomasse – beson- essen ermöglichen. ders vor raumbedeutsamen Inanspruchnahmen geschützt werden. Die in der Abbildung dargestellten Anregungen für kulturland- Die Darstellung des Risikobereichs Hochwasser dient im Sinne des Vorsorgeprinzips der Kennzeichnung der Flächen, die im Rahmen schaftliche Handlungsräume beruhen auf der Analyse historischer der Fachplanung durch Deichbau zu schützen oder als Retentionsbe- Regionsbildungsprozesse, von Landschafts-, Siedlungs- und Flä- reiche zu sichern sind oder die bei Versagen von Hochwasserschutz- chennutzungsstrukturen, der natürlichen und baulichen Ausstat- anlagen überflutet werden können. tung von Kulturlandschaften sowie Steuerungsansätzen, Netz­ werken, Projekten und Förderinstrumenten mit Kulturland- Kulturlandschaften als Handlungsräume begreifen schaftsbezug, wie beispielsweise Großschutzgebiete, Regional- Der Kulturlandschaftsansatz im LEP B-B ist darauf gerichtet, räum- parks, LEADERplus-Regionen, Tourismusregionen, Kulturland- liche Entwicklung als integrative Aufgabe unterschiedlicher regio- schaften des UNESCO-Weltkulturerbes, Städtenetze sowie Stadt- naler Akteure zu vermitteln. Er orientiert darauf, die bestehende Land-Kooperationen. 188 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 189

Ein Beispiel für die Zusammenarbeit in einem Städtenetz sind die (2) Die Bundeshauptstadt Berlin soll als Teil des Gesamtraumes Brandenburger Städte der AG „Städte mit historischen Stadtkernen“. nachhaltig und integriert entwickelt werden. Sie stellen wichtige Ankerstädte in der Kulturlandschaft dar und (3) Hauptstadt- und andere metropolitane Funktionen sollen werden als herausragende Orte der kulturellen und geschichtlichen vorrangig in der Metropole, ergänzend auch in anderen Teilräu- Identifikation der Menschen bewahrt, gepflegt und behutsam erneu- men der Hauptstadtregion, gesichert, entwickelt und für die ert. Im Einklang mit der gesamtstädtischen Entwicklung wird an- Entwicklung des Gesamtraumes genutzt werden. gestrebt, die historische Bausubstanz zu erhalten, geeignete Nut- (4) Die ländlichen Räume der Hauptstadtregion sollen als Le- zungen zu ermöglichen und die Stadtkerne damit als feste bensmittelpunkt sowie als Wirtschaftsraum und Erwerbsgrund- Bestandteile städtischen Lebens zu sichern. lage für die dort lebende Bevölkerung gesichert und entwickelt werden. Ihre vielfältigen Funktionen als Wirtschafts-, Natur-, Ländliche Räume integriert entwickeln Landschafts-, Kultur- und Erholungsraum für den Gesamtraum Große Teile der Kulturlandschaften im Gesamtraum werden in der sollen gestärkt und integriert entwickelt werden. Flächennutzung maßgeblich durch die Land- und Forstwirtschaft sowie zunehmend auch durch die Energiewirtschaft geprägt. Die 1.2 (G) ländlichen Räume sind Innovations-, Wirtschafts- und Arbeitsraum Die Kommunikations- und Verkehrsnetze und die infrastruktu- für die dort lebende Bevölkerung und erfüllen vielfältige Funktionen rellen Verbindungen und Knotenpunkte in der Hauptstadtregion als Wohn-, Natur-, Landschafts-, Kultur- und Erholungsraum. Sie sollen so entwickelt werden, dass die Verbindungen zwischen den erbringen somit wichtige Leistungen für den Gesamtraum und sol- europäischen und nationalen Metropolregionen und Städten so- len entsprechend ihrer Bedeutung für die Hauptstadtregion nachhal- wie die Einbindung in die großräumigen, europäischen Raum­ tig und integriert entwickelt werden. Hierzu trägt insbesondere auch entwicklungskorridore gestärkt werden. Priorität soll hier die die Politik für die Entwicklung der ländlichen Räume bei. Einbindung in Nord-Süd- und in Ost-West-Richtung haben. Wichtige Ziele sind dabei, eine wettbewerbsfähige, multifunktionale und nachhaltige Land- und Forstwirtschaft zu ermöglichen und zu- 2 Zentrale-Orte-System kunftsfähige Arbeitsplätze auch durch eine Diversifizierung der Er- Das Zentrale-Orte-System ist ein normiertes, flächendeckendes und werbsgrundlagen zu sichern und zu schaffen. Des Weiteren kommt hierarchisches System von Orten, die komplexe Funktionen für ihr der Sicherung und einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Res- Umland erfüllen. Die Zentralen Orte sind Schwerpunkte des wirt- sourcen und Potenziale an nachwachsenden Rohstoffen eine große schaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens im Gesamtraum Ber- Bedeutung zu. Die ökologischen Potenziale und landschaftlichen lin-Brandenburg. Sie übernehmen entsprechend ihrer Funktion und Qualitäten sowie das ländliche kulturelle Erbe sollen als „weiche“ Einstufung im zentralörtlichen System Aufgaben für die Gemeinden Standortfaktoren erhalten und nachhaltig entwickelt werden. Bedeu- ihres jeweiligen übergemeindlichen Verflechtungsbereiches. Dabei tend für die Zukunftsfähigkeit der ländlichen Räume ist die Stabili- gilt, dass Zentrale Orte der jeweils höheren Hierarchiestufe auch sierung ihrer Verflechtung mit der Metropole Berlin und den Zentra- die Funktionen der nachrangigen Hierarchiestufe(n) mit erfüllen, len Orten in Brandenburg. d. h. die Metropole hat zugleich die Funktionen eines Oberzentrums, Eine nachhaltige und integrierte Entwicklung trägt dazu bei, den Metropole und Oberzentren haben zugleich die Funktionen von Mit- Menschen und insbesondere jungen Familien Perspektiven zu bie- telzentren. Das Zentrale-Orte-System im Gesamtraum Berlin-Bran- ten, um sie auch künftig in den ländlichen Räumen zu halten. denburg besteht aus den Elementen Metropole, Oberzentrum, Mit- telzentrum und Mittelzentrum in Funktionsteilung. Auf die Festlegung III Textliche Festlegungen von Zentren der Nahbereichsebene wird verzichtet, da im Zuge der Gemeindegebietsreform leistungsfähige Gemeinden und Ämter ent- standen sind, in denen die Grundversorgung der Bevölkerung abge- 1 Hauptstadtregion sichert wird. Eine räumliche Schwerpunktsetzung durch die Raum- Der Gesamtraum der Länder Berlin und Brandenburg bildet eine im ordnung in Form der Ausweisung von Nahbereichszentren ist damit europäischen und im globalen Maßstab aktive Metropolregion. Im nicht mehr erforderlich. Der LEP B-B regelt das Zentrale-Orte-Sys- nationalen Maßstab weist die Metropolregion das Alleinstellungs- tem abschließend und ersetzt die Festlegungen von Zentralen Orten merkmal auf, dass hier die Bundeshauptstadt in ihr liegt: Dement- in den Regionalplänen. sprechend wird sie als Hauptstadtregion bezeichnet. Berlin und Brandenburg bilden gemeinsam eine vielfältige und kontrastreiche, 2.1 (Z) durch die Metropole geprägte Hauptstadtregion mit mehr als sechs In der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg werden als Zentrale Millionen Einwohnern, deren nationale und internationale Wettbe- Orte die Metropole, Oberzentren und Mittelzentren, einschließlich werbsfähigkeit als gemeinsamer Lebens-, Wirtschafts- und Arbeits- der Mittelzentren in Funktionsteilung, abschließend festgelegt. raum im Sinne einer großräumigen Verantwortungsgemeinschaft weiterentwickelt werden soll. Die metropolitanen Funktionen sollen vorrangig in der Metropole selber, aber ergänzend auch in anderen 2.2 (G) Teilräumen der Region gesichert und weiterentwickelt werden. Die Mit dem System Zentraler Orte soll ein tragfähiges Netz tech- Funktionen der ländlichen Räume als Teil der Kulturlandschaften nischer und sozialer Infrastruktureinrichtungen des gehobenen des Gesamtraumes sollen nachhaltig und integriert entwickelt wer- und spezialisierten höheren Bedarfs gesichert und entwickelt den. Es ist eine aktive, grenzüberschreitende Raumentwicklung zur werden. Einbindung in den europäischen Kontext erforderlich, um die Me- tropolregion besser im internationalen Wettbewerb zu positionieren 2.3 (G) und Wirtschaftsimpulse zu generieren. Gleichzeitig gilt es, die inne- Zentralörtliche Funktionen sollen im Funktionsschwerpunkt ren Voraussetzungen in der Gesamtregion für die Ansiedlung metro- der Mittelzentren räumlich konzentriert werden. In der Metro- politaner Funktionen weiterzuentwickeln. pole Berlin und den Oberzentren sind die polyzentralen Struk- turen in ihrer Funktion zu erhalten und weiter zu stärken. 1.1 (G) (1) Die Teilräume der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg 2.4 (G) mit der Bundeshauptstadt im Zentrum sollen so aufeinander be- Die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleis­ zogen entwickelt werden, dass sie eine großräumige Verantwor- tungen des Grundbedarfs soll innerhalb der amtsfreien Gemein- tungsgemeinschaft bilden und sich die jeweiligen teilräumlichen den und innerhalb der Ämter für die amtsangehörigen Gemein- Stärken gegenseitig stärken. den abgesichert werden. 190 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

2.5 (Z) 2.11 (G) Metropole ist die Bundeshauptstadt Berlin. Die jeweils als Mittelzentren in Funktionsteilung festgelegten Gemeinden sollen gemeinsam die Versorgungsfunktion für den 2.6 (G) gemeinsamen Mittelbereich übernehmen und dazu eine enge In der Metropole sollen über die oberzentralen Funktionen hin- Abstimmung über die jeweilige mittelzentrale Funktionswahr- nehmung durchführen. Verbindliche Kooperationsformen sol- aus die Infrastruktur und die Standorte von metropolitanen len dafür die Basis bilden. Funktionen wie Entscheidungs- und Kontrollfunktionen, Inno- vations- und Wettbewerbsfunktionen, Zugänglichkeit und Sym- bolfunktionen gesichert und entwickelt werden. Die Metropole 2.12 (G) Berlin hat zentralörtliche Bedeutung im europäischen Maßstab Die Mittelzentren sollen gemeinsam mit den Gemeinden ihres und ist als Wirtschafts-, Wissenschafts-, Kultur-, Bildungs-, Mittelbereiches Entwicklungskonzepte für den Mittelbereich Sport-, Handels-, Messe- und politisches Zentrum zu stärken. entwickeln. Auf dieser Basis soll eine enge Zusammenarbeit zwi- schen dem Zentralen Ort und den Gemeinden seines Verflech- 2.7 (Z) tungsbereiches angestrebt werden. Oberzentren sind die Landeshauptstadt Potsdam, Cottbus, 3 Kulturlandschaft Brandenburg an der Havel und Frankfurt (Oder). Neben den Funktionsfestlegungen des Zentrale-Orte-Systems und 2.8 (G) den normativen Festlegungen zur Steuerung der Siedlungs- und Freiraumentwicklung sollen durch eine aktive Kulturlandschafts- Auf die Oberzentren sollen die hochwertigen Raumfunktionen entwicklung die differenzierten Qualitäten in allen Teilräumen her- der Daseinsvorsorge mit überregionaler Bedeutung konzen- ausgearbeitet und ihre Potenziale entwickelt werden. Kulturland- triert werden. Dies sind insbesondere: schaften sind als Ergebnis der jahrtausendelangen menschlichen − Wirtschafts- und Siedlungsfunktionen, Prägung ursprünglicher Naturlandschaften entstanden. Bezogen − Einzelhandelsfunktionen, auf den heutigen physischen Raum ist demnach jede durch mensch- liches Handeln veränderte Landschaft unabhängig von qualitativen − Kultur- und Freizeitfunktionen, Aspekten und normativen Bewertungen eine Kulturlandschaft. Die − Verwaltungsfunktionen, Kulturlandschaft umfasst die land- und forstwirtschaftlich genutzten − Bildungs-, Wissenschafts-, Gesundheits-, soziale Versor- Produktionslandschaften ebenso wie vom Menschen nur wenig be- gungsfunktionen sowie einflusste naturnahe Räume oder stark veränderte, überformte Ge- − großräumige Verkehrsknotenfunktionen. biete wie Industriebrachen und Bergbaufolgelandschaften. Bestand- teile der Kulturlandschaft sind auch die Metropole, die Städte, Dazu sollen die in den Oberzentren vorhandenen vielfältigen Dörfer und alle gebauten Strukturen. Die seit Jahrtausenden vom Angebote an Gütern und Leistungen des spezialisierten höheren Menschen gestaltete Kulturlandschaft befindet sich auch weiterhin Bedarfs dem Nachfragepotenzial entsprechend gesichert, im im Wandel und weist vielfältige Prägungen und Erscheinungsformen Einzelfall qualifiziert werden. auf, sodass im gemeinsamen Planungsraum ein vielfältiges Mosaik unterschiedlicher Kulturlandschaften entstanden ist. Die Kultur- 2.9 (Z) landschaftsentwicklung soll über kooperative Raumentwicklungs- Mittelzentren sind Bad Freienwalde (Oder), Beeskow, Belzig, konzepte befördert werden und dazu beitragen, den Kulturland- Bernau bei Berlin, Eberswalde, Eisenhüttenstadt, Erkner, Fal- schaftswandel nachhaltig zu gestalten sowie regionale kensee, Finsterwalde, Forst (Lausitz), Fürstenwalde/Spree, Gu- Strukturprobleme zu mindern. ben, Hennigsdorf, Herzberg (Elster), Jüterbog, Königs Wuster- hausen, Kyritz, Lübben (Spreewald), Lübbenau/Spreewald, 3.1 (G) Luckenwalde, Ludwigsfelde, Nauen, Neuenhagen bei Berlin, Die Kulturlandschaften der Hauptstadtregion sollen als Träger Neuruppin, Oranienburg, Prenzlau, Rathenow, Schwedt/Oder, der regionalen Identität und Ausdruck kultureller und gesell- Seelow, Spremberg, Strausberg, Teltow, Templin und Zossen. schaftlicher Vielfalt bewahrt und durch Kooperation zwischen Mittelzentren in Funktionsteilung sind Elsterwerda – Bad Lie- Städten und Dörfern entwickelt werden. Anknüpfend an die re- benwerda, Lauchhammer – Schwarzheide, Perleberg – Witten- gionalen Eigenarten und individuellen Stärken sollen Kultur- berge, Pritzwalk – Wittstock/Dosse, Schönefeld – Wildau, Senf- landschaften zu Handlungsräumen einer zukunftsfähigen Regi- tenberg – Großräschen, Werder (Havel) – Beelitz und Zehdenick onalentwicklung werden. – Gransee. 3.2 (G) 2.10 (G) Kulturlandschaften sollen auf regionaler Ebene identifiziert und In den Mittelzentren sollen für den jeweiligen Mittelbereich die Leitbilder zu ihrer Weiterentwicklung formuliert werden. Durch gehobenen Funktionen der Daseinsvorsorge mit regionaler Be- eine regionale Vernetzung kulturlandschaftsrelevanter Steue- deutung konzentriert werden. Dazu gehören insbesondere: rungsansätze und unter Einbeziehung bürgerschaftlichen Enga- gements sollen Strategien und Entwicklungskonzepte für die − Wirtschafts- und Siedlungsfunktionen, kulturlandschaftlichen Handlungsräume erarbeitet und umge- − Einzelhandelsfunktionen, setzt werden. − Kultur- und Freizeitfunktionen, Ein spezifischer raumordnerischer Handlungsbedarf besteht − Verwaltungsfunktionen, besonders in − Bildungs-, Gesundheits-, soziale Versorgungsfunktionen so- − historisch bedeutsamen Kulturlandschaften, wie − von starkem Nutzungswandel betroffenen suburbanen und − überregionale Verkehrsknotenfunktionen. ländlichen Räumen, Dazu sollen die in den Mittelzentren vorhandenen Angebote an − Gebieten, die auf Grund der Aufgabe militärischer, berg- Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs dem Nach- baulicher oder sonstiger Nutzungen einen außergewöhn- fragepotenzial entsprechend gesichert, teilweise auch qualifi- lichen Sanierungs- und Gestaltungsbedarf aufweisen, sowie ziert werden. − grenzübergreifenden Kulturlandschaften. Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 191

Im Stadt-Umland-Zusammenhang von Berlin und Potsdam soll 3. in Nicht-Zentralen Orten durch Innenentwicklung sowie im die länderübergreifende kooperative Entwicklung der Regional- Rahmen der zusätzlichen Entwicklungsoption, parks fortgeführt werden. 4. innerhalb von Gemeinden mit einem festgelegten Gestal- tungsraum Siedlung in Siedlungsbereichen außerhalb des 4 Steuerung der Siedlungsentwicklung Gestaltungsraumes Siedlung durch Innenentwicklung sowie Die Steuerung der Siedlungsentwicklung, des großflächigen Einzel- im Rahmen der zusätzlichen Entwicklungsoption dieser handels und der Vorsorge für gewerblich-industrielle Vorhaben ist Siedlungsbereiche. eine Aufgabe der Raumordnung, mit der ein Ausgleich zwischen den (2) Die zusätzliche Entwicklungsoption nach Absatz 1 Nummer regional und großräumig wirksamen Erfordernissen zur Sicherung 3 und 4 wird mit 0,5 Hektar pro 1 000 Einwohner (Stand 31. der Daseinsvorsorge einerseits und den Interessen der Kommunen Dezember 2008) für einen Zeitraum von zehn Jahren für zusätz- an einer möglichst günstigen Entwicklung des eigenen Gemeindege- liche Wohnsiedlungsflächen festgelegt. bietes andererseits geschaffen werden soll. Dabei ist dem grundge- (3) Die Umwandlung von Wochenendhaus- oder Kleingartenge- setzlich geschützten Anspruch auf die Gestaltung der Angelegen- bieten in Wohnsiedlungsflächen ist nur zulässig, wenn sie sied- heiten der örtlichen Gemeinschaft ebenso Rechnung zu tragen wie lungsstrukturell an die vorhandenen Siedlungsgebiete angebun- den überörtlich und überfachlich abgeleiteten raumordnerischen den sind und die Erschließung gesichert ist. Gestaltungszielen, welche ein auskömmliches Funktionieren des ge- (4) Über den in Absatz 2 genannten Rahmen hinaus kann die samten Gemeinwesens absichern sollen. Entwicklung weiterer Wohnsiedlungsflächen im Einzelfall zuge- lassen werden, wenn die besondere Siedlungsstruktur der Ge- 4.1 (G) meinde dies insbesondere wegen fehlender Möglichkeiten aus- Die Siedlungsentwicklung soll vorrangig unter Nutzung bisher reichender Innenentwicklung erfordert oder wenn die weitere nicht ausgeschöpfter Entwicklungspotenziale innerhalb vorhan- Außenentwicklung durch einen nachgewiesenen Bedarf wegen dener Siedlungsgebiete sowie unter Inanspruchnahme vorhan- einer spezifischen Funktion der Gemeinde, insbesondere als dener Infrastruktur erfolgen. Innerhalb der Gemeinden soll eine Kurort oder Truppenstandort, gerechtfertigt ist. Konzentration der zusätzlichen Wohnsiedlungsflächenentwick- (5) Die Zusammenführung der einzelnen amtsangehörigen Ge- lungen auf die siedlungsstrukturell und funktional geeigneten meinden zugebilligten Entwicklungsoptionen im Sinne von Ab- Siedlungsschwerpunkte angestrebt werden. Die Funktionen satz 2 in einer als Siedlungsschwerpunkt des Amtes festgelegten Wohnen, Arbeiten, Versorgung und Erholung sollen einander Gemeinde ist zulässig, wenn zwischen den amtsangehörigen Ge- räumlich zugeordnet und ausgewogen entwickelt werden. meinden dazu Einvernehmen besteht.

4.2 (Z) 4.6 (G) Neue Siedlungsflächen sind an vorhandene Siedlungsgebiete an- Für großflächige gewerblich-industrielle Vorhaben sollen die in zuschließen; die Festlegung gilt nicht innerhalb des Gestaltungs- der Festlegungskarte 1 durch Symbole gekennzeichneten Stand- raumes Siedlung gemäß Plansatz 4.5 (Z) Absatz 1 Nummer 2. orte vorgehalten und von einer kleinteiligen gewerblichen Nut- Bei der Entwicklung von Gewerbe- und Industrieflächen sind zung frei gehalten werden. Ausnahmen zulässig, wenn besondere Erfordernisse des Immis- sionsschutzes oder der Verkehrserschließung ein unmittelbares 4.7 (Z) Angrenzen entsprechender Nutzungen an vorhandene Sied- (1) Großflächige Einzelhandelseinrichtungen im Sinne von § 11 lungsgebiete ausschließen. Absatz 3 der Baunutzungsverordnung (BauNVO) sind vorbe- haltlich Absatz 6 nur in Zentralen Orten zulässig (Konzentrati- 4.3 (Z) onsgebot). Die Erweiterung von Streu- und Splittersiedlungen ist zu ver- (2) Großflächige Einzelhandelseinrichtungen dürfen nach Art, meiden. Lage und Umfang die Entwicklung und Funktion benachbarter Zentraler Orte sowie die verbrauchernahe Versorgung nicht be- 4.4 (G) einträchtigen (raumordnerisches Beeinträchtigungsverbot). (1) Militärische und zivile Konversionsflächen sollen neuen Nut- (3) Neue oder zu erweiternde großflächige Einzelhandelsein- zungen zugeführt werden. Konversionsflächen im räumlichen richtungen müssen dem zentralörtlichen Versorgungsbereich Zusammenhang zu vorhandenen Siedlungsgebieten können be- und der zentralörtlichen Funktion entsprechen (Kongruenzge- darfsgerecht für Siedlungszwecke entwickelt werden. bot). (2) Auf versiegelten oder baulich geprägten Teilen von Konver- (4) Hersteller-Direktverkaufszentren mit einer Verkaufsfläche sionsflächen außerhalb innerörtlicher Siedlungsflächen sollen von mehr als 5 000 Quadratmeter sind nur in der Metropole städtebaulich nicht integrierbare Vorhaben zugelassen werden, Berlin und in Oberzentren zulässig. wenn eine tragfähige Entwicklungskonzeption vorliegt und eine (5) Vorhandene oder genehmigte großflächige Einzelhandelsein- raumverträgliche Verkehrsanbindung gesichert ist. Insbesonde- richtungen, die im Widerspruch zu den Absätzen 1 bis 4 stehen, re sollen großflächige Fotovoltaikanlagen vorrangig auf geeig- können verändert werden, wenn hierdurch die genehmigte Ver- neten Konversionsflächen errichtet werden. kaufsfläche sowohl insgesamt als auch für zentrenrelevante Sorti- (3) Konversionsflächen außerhalb innerörtlicher Siedlungsflä- mente (Tabelle 4 Nummer 1) nicht erhöht wird. Durch die Verände- chen mit hochwertigen Freiraumpotenzialen sollen einer Frei- rung darf keine Umwandlung zu einem Hersteller-Direkt- raumnutzung zugeführt werden. verkaufszentrum im Sinne von Absatz 4 erfolgen. (6) Die Errichtung oder Erweiterung großflächiger Einzelhan- 4.5 (Z) delseinrichtungen ist abweichend von Absatz 1 außerhalb Zen- (1) Die Entwicklung von Siedlungsflächen, in denen auch Wohn- traler Orte zulässig, wenn das Vorhaben ganz überwiegend der nutzungen zulässig sein sollen (Wohnsiedlungsflächen), ist mög- Nahversorgung dient und der Standort in einem Städtischen lich Kernbereich im Sinne von Plansatz 4.8 (G) Absatz 2 oder in einem wohngebietsbezogenen Versorgungsbereich liegt. Vorha- 1. in Zentralen Orten ohne Gestaltungsraum Siedlung, ben außerhalb Zentraler Orte dienen ganz überwiegend der 2. im in der Festlegungskarte 1 festgelegten Gestaltungsraum Nahversorgung, wenn die gesamte vorhabensbezogene Verkaufs- Siedlung, fläche 2 500 Quadratmeter nicht überschreitet und auf mindes- 192 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 tens 75 Prozent der Verkaufsfläche nahversorgungsrelevante 5.1 (G) Sortimente nach Tabelle 4 Nummer 1.1 angeboten werden. (1) Der bestehende Freiraum soll in seiner Multifunktionalität erhalten werden. Bei Planungen und Maßnahmen, die Freiraum 4.8 (G) in Anspruch nehmen oder neu zerschneiden, kommt den Belan- (1) Innerhalb Zentraler Orte sollen großflächige Einzelhandels- gen des Freiraumschutzes eine hohe Bedeutung zu. einrichtungen mit zentrenrelevanten Sortimenten gemäß Tabel- (2) Bei der Entwicklung neuer Siedlungsflächen soll die Inan- le 4 Nummer 1 nur auf Standorten in Städtischen Kernberei- spruchnahme von Freiraum minimiert werden. chen entwickelt werden (Integrationsgebot). (2) Städtische Kernbereiche sind gewachsene zentrale Lagen im 5.2 (Z) Siedlungsbereich Zentraler Orte, die in enger räumlicher Nach- Der in der Festlegungskarte 1 festgelegte Freiraumverbund ist zu barschaft wesentliche zentrenbildende Funktionen (z. B. Einzel- sichern und in seiner Funktionsfähigkeit zu entwickeln. Raum- handel, Verwaltung, Kultur, Dienstleistung) konzentrieren, so- bedeutsame Inanspruchnahmen und Neuzerschneidungen durch wie im Einzelfall die Versorgungszentren großer Wohngebiete, Infrastrukturtrassen, die die räumliche Entwicklung oder Funk- wenn diese eine über die Nahversorgung hinausgehende Funkti- tion des Freiraumverbundes beeinträchtigen, sind im Freiraum- on haben. Städtische Kernbereiche sind regelmäßig die Innen- verbund regelmäßig ausgeschlossen. In Ausnahmefällen kann städte oder Ortskerne sowie in der Metropole Berlin und den der Freiraumverbund in Anspruch genommen werden, wenn Oberzentren auch weitere städtische Kerne, die durch eine gute − ein öffentliches Interesse an der Realisierung einer überregi- Verkehrsanbindung, insbesondere im Öffentlichen Personen- onal bedeutsamen Planung oder Maßnahme besteht und der nahverkehr (ÖPNV), sowie die Lokalisierung weiterer privater Zweck dieser Inanspruchnahme nicht durch Nutzung von und öffentlicher Dienstleistungen gekennzeichnet sind. Flächen außerhalb des Freiraumverbundes erreicht werden (3) Die Städtischen Kernbereiche der Zentralen Orte, für die ein kann, Gestaltungsraum Siedlung festgelegt ist, sowie der besondere − eine Siedlungsentwicklung in den Zentralen Orten außer- Städtische Kernbereich „BBI Airport City“ sind in der Festle- halb des in der Festlegungskarte 1 festgelegten Gestaltungs- gungskarte 2 als Symbole festgelegt. raumes Siedlung und im Rahmen der zusätzlichen Entwick- (4) Vorhandene oder genehmigte großflächige Einzelhandelsein- lungsoption (gemäß Plansatz 4.5 (Z) Absatz 2) nachweislich richtungen außerhalb Städtischer Kernbereiche im Sinne der nicht auf Flächen außerhalb des Freiraumverbundes mög- Absätze 1 bis 3 können verändert werden, wenn hierdurch die lich ist, genehmigte Verkaufsfläche sowohl insgesamt als auch für zen- − eine überregional bedeutsame linienhafte Infrastruktur trenrelevante Sortimente (Tabelle 4 Nummer 1) nicht erhöht nicht umgesetzt werden kann, ohne den Freiraumverbund wird und keine Umwandlung zu einem Hersteller-Direktver- in Anspruch zu nehmen. Dabei muss nachgewiesen werden, kaufszentrum im Sinne von Plansatz 4.7 (Z) Absatz 4 erfolgt. dass das Vorhaben ohne die Inanspruchnahme von Flächen (5) Die Errichtung oder Erweiterung großflächiger Einzelhan- des Verbundes nicht realisierbar wäre und dass die Inan- delseinrichtungen ist abweichend von Absatz 1 in den Zentralen spruchnahme minimiert wird. Orten auch außerhalb der Städtischen Kernbereiche zulässig, wenn das Vorhaben ganz überwiegend der Nahversorgung dient 5.3 (G) und der Standort in einem wohngebietsbezogenen Versorgungs- bereich liegt. Vorhaben außerhalb Städtischer Kernbereiche In dem in der Festlegungskarte 1 dargestellten Risikobereich dienen ganz überwiegend der Nahversorgung, wenn die gesamte Hochwasser ist den Belangen des vorbeugenden Hochwasser- vorhabensbezogene Verkaufsfläche in der Metropole und in den schutzes und der Schadensminimierung besonderes Gewicht Oberzentren 5 000 Quadratmeter sowie in den Mittelzentren beizumessen. 2 500 Quadratmeter nicht überschreitet und auf mindestens 75 Prozent der Verkaufsfläche nahversorgungsrelevante Sorti- 6 Verkehrs- und Infrastrukturentwicklung sowie Energiege- mente nach Tabelle 4 Nummer 1.1 angeboten werden. winnung Mit der Formulierung von Erreichbarkeitserfordernissen für die 4.9 (G) Metropole Berlin und die Brandenburger Ober- und Mittelzentren Großflächige Einzelhandelseinrichtungen mit nicht zentrenrele- sollen deren Funktionswahrnehmung und die Qualität der Zentralen vantem Kernsortiment (Tabelle 4 Nummer 2) sind in Zentralen Orte als Ankerstädte im Raum und die Mobilität der Bevölkerung im Orten auch außerhalb der Städtischen Kernbereiche zulässig, Rahmen der öffentlichen Daseinsvorsorge gesichert werden. Die Si- sofern die vorhabensbezogene Verkaufsfläche für zentrenrele- cherstellung der Funktionswahrnehmung der Zentralen Orte erfor- vante Randsortimente 10 Prozent nicht überschreitet. dert eine Prioritätensetzung in Bezug auf die Sicherung bzw. den Aus- und gegebenenfalls Neubau von Infrastrukturnetzen und -anla- gen und den Betrieb. Auf Grund der Veränderungen in der Verkehrs- 5 Steuerung der Freiraumentwicklung nachfrage auf einigen Relationen wird es darauf ankommen, inner- Im Rahmen der integrierten Freiraumentwicklung werden raumord- halb der vorhandenen Verkehrsnetze und -angebote Basisstrukturen nerische Grundsätze und Ziele zum Schutz der Freiraumfunktionen (Netze, Standorte) für die Verkehrs- und Infrastrukturentwicklung zu gegenüber raumbedeutsamer Inanspruchnahme und Zerschneidung sichern. Hierzu werden raumordnerische Festlegungen zu Straßen- festgelegt. Die integrierte Freiraumentwicklung baut konsequent und Schienenverkehrsverbindungen getroffen. auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit (ökologisch, ökonomisch, sozial) auf. Im gemeinsamen Planungsraum wird eine querschnitts- 6.1 (Z) orientierte, integrative Freiraumentwicklung angestrebt, die ein verträgliches Miteinander der unterschiedlichen Funktionen und Über die in der Festlegungskarte 1 festgelegten transnationalen Nutzungen gewährleistet. Eine Aufteilung des Freiraumes in unter- Verkehrskorridore ist die großräumige Vernetzung der Haupt- schiedliche Nutz- und Schutzfunktionen wird diesem Anspruch nicht stadtregion innerhalb Europas zu sichern und zu entwickeln. gerecht. Besonders hochwertige Freiraumfunktionen werden in ei- nen großräumig übergreifenden Freiraumverbund eingebunden und 6.2 (Z) geschützt. Eine monofunktionale Freiraumsteuerung zur Koordinie- Großräumige und überregionale Verkehrsverbindungen zwi- rung der unterschiedlichen Schutz- und Nutzansprüche untereinan- schen den Zentralen Orten sind vorrangig zu sichern und nach- der erfolgt lediglich für die raumordnerische Vorsorge und Scha- fragegerecht zu entwickeln. Sie sind in der Festlegungskarte 1 densminimierung in überschwemmungsgefährdeten Gebieten. dargestellt. Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 193

6.3 (G) potenzial räumlich gesichert werden. Nutzungskonflikte sollen Die Erreichbarkeit der Metropole aus den Oberzentren oder hierbei minimiert werden. eines Oberzentrums aus den Mittelzentren und benachbarten Oberzentren im Individualverkehr und mit öffentlichen Ver- IV Begründungen kehrsmitteln innerhalb von 90 Minuten sowie die Erreichbar- A Begründungen zu den Festlegungen keit zwischen benachbarten Mittelzentren innerhalb von 60 Mi- nuten sollen gesichert werden. Zu 1 Hauptstadtregion 6.4 (G) Zu 1.1 (G) Bei der Weiterentwicklung des Straßenverkehrsnetzes soll ne- Der Gesamtraum der Länder Berlin und Brandenburg bildet im eu- ben einer verbesserten Erreichbarkeit eine Minderung der Um- ropäischen und im globalen Maßstab eine Metropolregion. Im nati- weltbelastungen, insbesondere im Bereich der Ortsdurchfahrten, onalen Maßstab weist die Metropolregion das Alleinstellungsmerk- erfolgen. Bei der Planung von Ortsumgehungen sollen beson- mal auf, dass hier die Bundeshauptstadt in ihr liegt: Dementsprechend ders die Minimierung des Flächenverbrauches, die Zerschnei- wird sie als Hauptstadtregion bezeichnet. In ihr sind die Metropole dungswirkungen sowie Potenziale und Belange anderer Ver- sowie alle urbanen und ländlichen Räume des gemeinsamen Pla- kehrsarten berücksichtigt werden. nungsraumes gleichermaßen enthalten. Berlin als Metropole und Bundeshauptstadt ist wirtschaftlicher Mo- 6.5 (G) tor und Ort einer Vielfalt von bedeutenden Ereignissen und prägt die Die übergeordneten Wasserstraßenverbindungen und Häfen nationale und internationale Wahrnehmung der gesamten Haupt- sollen umweltverträglich entwickelt werden. stadtregion. Es sollen räumliche Bedingungen geschaffen werden, um die Attraktivität für die Ansiedlung von nationalen und internati- 6.6 (Z) onalen Entscheidungszentralen in Politik, Wirtschaft und Kultur zu erhalten und zu erhöhen. Diese Potenziale sollen für die Entwick- (1) Linienflugverkehr und Pauschalflugreiseverkehr mit Flug- lung des Gesamtraumes genutzt und die Voraussetzungen für die zeugen sind in Berlin und Brandenburg nur auf dem Verkehrs- Ansiedlungen von weiteren nationalen und internationalen Organi- flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) zulässig, aus- sationen, Verbänden und Unternehmen verbessert werden. genommen Flugverkehr durch Flugzeuge mit einer zulässigen Höchstabflugmasse von bis zu 14 000 Kilogramm. Bis zur Inbe- Ergänzende metropolitan wirksame Funktionen außerhalb der Me- triebnahme der Kapazitätserweiterung am Standort Schönefeld tropole sollen als Teil der Metropolregion entwickelt und miteinan- (BBI) ist dieser Verkehr nur auf den Flughäfen des Berliner der sowie mit der Metropole vernetzt werden. Hierfür kommen Zen- Flughafensystems zulässig. trale Orte und andere geeignete Standorte im Gesamtraum in Betracht. Deren Ausstrahleffekte sollen auch die Entwicklungschan- (2) Absatz 1 gilt nicht, soweit die bestehende luftverkehrsrecht- cen ländlich strukturierter Teilräume verbessern. liche Genehmigung des Verkehrslandeplatzes Cottbus-Drewitz darüber hinausgehenden Verkehr zulässt. Für die Entwicklung der Wirtschafts-, Wissens- und Kulturfunktion müssen in der Hauptstadtregion international wettbewerbsfähige in- (3) Das Ziel der Raumordnung Z 1 des Landesentwicklungs- frastrukturelle und räumliche Rahmenbedingungen und ressortüber- planes Flughafenstandortentwicklung (Verordnung zur Ände- greifende Maßnahmen insbesondere zur Ausprägung innovativer rung der Verordnung über den Landesentwicklungsplan Flug- hafenstandortentwicklung vom 30. Mai 2006, Berlin: GVBl. S. und kreativer Milieus gestaltet werden. 509; Brandenburg: GVBl. II S. 154) bleibt unberührt. Die herausragende Aneignung, Produktion und wirtschaftliche Ver- wertung von Wissen ist ein wesentlicher Standortfaktor von Metro- 6.7 (G) polregionen, der durch sektorenübergreifende Strategien und hoch- wertige räumliche Rahmenbedingungen in Berlin und in Brandenburg Die Entwicklung von Logistikfunktionen, insbesondere deren weiterentwickelt werden soll. Dazu gehören sowohl hochwertige Konzentration auf Güterverkehrszentren (GVZ), hat für die und standörtlich aufeinander abgestimmte Angebote der breiten Bil- Hauptstadtregion herausragende Bedeutung. Die für die Ent- dung, von Forschung und Entwicklung als auch attraktive Wohn- wicklung von GVZ erforderlichen Flächen sollen möglichst je- und Dienstleistungsangebote für einen wissensintensiven und hoch weils im räumlichen Zusammenhang vorsorglich frei gehalten qualifizierten Arbeitsmarkt. und eine funktionsgerechte Einbindung in das Verkehrsnetz ge- sichert werden. Für die Stärkung des Schienengüterverkehrs im Die Funktionen der ländlichen Räume als Teil der Kulturland- Planungsraum soll insbesondere die Sicherung geeigneter Schie- schaften des Gesamtraumes sollen profilbildend weiterentwickelt neninfrastruktur angestrebt werden. werden. Dabei gilt es, die vorhandene, produktive Land-, Forst- und Lebensmittelwirtschaft ebenso als Existenzgrundlage zu sichern wie 6.8 (G) die zahlreichen klein- und mittelständischen Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe. Zugleich sollen die Potenziale des qualita- (1) Leitungs- und Verkehrstrassen sollen räumlich gebündelt tiven Wandels der Agrarwirtschaft zu einer multifunktionalen Land- werden, soweit sicherheitsrelevante Belange nicht entgegenste- wirtschaft und die Potenziale der ökologischen Landwirtschaft aus- hen. Eine Zerschneidung des Freiraumes soll nur erfolgen, wenn geschöpft werden. eine Bündelung mit bestehenden Trassen nicht möglich ist. Einige ländliche Räume entwickeln sich zu innovativen Modellregi- (2) Für Vorhaben der technischen Infrastruktur, Ver- und Ent- onen für regenerative Energien oder den Anbau und die Veredelung sorgung sowie Energieerzeugung im Außenbereich sollen ent- nachwachsender Rohstoffe, andere bieten auf Grund ihrer kultur- sprechend vorgeprägte, raumverträgliche Standorte vorrangig landschaftlichen Qualitäten gute Voraussetzungen für den Touris- mit- oder nachgenutzt werden. mus und die Gesundheitswirtschaft. Allen gemeinsam ist ihre wach- (3) Bei Infrastrukturstandorten und anderen Vorhaben mit sende Bedeutung für die Bewahrung des ländlichen kulturellen einem nicht nur unwesentlichen Verkehrsaufkommen soll eine Erbes, den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der natürlichen Res- funktionsgerechte Anbindung an das Verkehrsnetz einschließ- sourcen sowie den globalen Klimaschutz. Weitere Perspektiven er- lich öffentlicher Verkehrsmittel sichergestellt werden. geben sich durch die Möglichkeiten der Informations- und Kommu- nikationstechnologien z. B. für freie Berufe. 6.9 (G) Die vielfältigen, komplementären Funktionen der ländlichen Räume Die Gewinnung und Nutzung einheimischer Bodenschätze und als Wirtschafts-, Natur-, Landschafts-, Kultur- und Erholungsraum Energieträger soll als wichtiges wirtschaftliches Entwicklungs- leisten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Hauptstadtregion 194 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 und sollen entsprechend nachhaltig, integriert und in enger Partner- Funktionsteilung). Zentrale Orte der Nahbereichsstufe werden nicht schaft von Stadt und Land entwickelt werden. mehr ausgewiesen bzw. finden nach Inkrafttreten des LEP B-B keine Anwendung mehr. Zu 1.2 (G) Als Mittelpunkte des gesellschaftlichen Lebens sollen Zentrale Orte Ausgehend von den Regelungen des Landesentwicklungspro- öffentliche und private Güter- und Dienstleistungsangebote, Versor- gramms orientiert die Festlegung auf den Ausbau der Kommunika- gungseinrichtungen, technische, soziale, kulturelle, Verwaltungs-, tions- und Verkehrsnetze in der Hauptstadtregion mit dem Ziel, die Sport- und Bildungsinfrastruktur bündeln. Die Bündelung entspre- Verbindungen zwischen den Metropolregionen als Wachstumsmo- chender Angebote auf Zentrale Orte vermeidet eine Zersiedelung toren und den dynamischen Wachstumsmärkten zu verbessern, um der Landschaft, schafft wirtschaftliche Agglomerationsvorteile, die Hauptstadtregion besser im Zentrum Europas zu positionieren lenkt Verkehrsströme, stellt eine verbesserte Erreichbarkeit der Ein- und wirtschaftliche Impulse zu generieren. richtungen für die Bevölkerung sicher und trägt damit dazu bei, Ver- kehrsaufkommen zu vermeiden. Die Bündelungsfunktion gewähr- In großräumigen Raumentwicklungskorridoren konzentrieren oder leistet die Tragfähigkeit von Einrichtungen sowie einen effektiven entwickeln sich Verflechtungen und raumbezogene wirtschaftsräum- Einsatz öffentlicher Mittel. Die Bündelung trägt zugleich zur Redu- liche und infrastrukturelle Wertschöpfungspotenziale, die zu einer zierung des Ausstoßes klimaschädlicher Gase bei. transnationalen und grenzübergreifenden Vernetzung der Metropol- regionen und zur Stärkung mehrerer größerer Zonen weltwirtschaft- Zentrale Orte übernehmen multifunktionale Entwicklungs-, Bünde- licher Integration in der Europäischen Union führen. Das infrastruk- lungs- und Verknüpfungsfunktionen. Eine wesentliche Aufgabe ist turelle Rückgrat der europäischen Raumentwicklungskorridore sind dabei die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung im Ver- die transnationalen Verkehrskorridore. Eine besondere Bedeutung flechtungsbereich mit infrastrukturellen Einrichtungen und Beschäf- haben hier die großräumigen europäischen Raumentwicklungskorri- tigungsmöglichkeiten. Dies gewährleistet, dass auch die vorwiegend dore in Ost-West-Richtung (von London/Paris über Berlin/Branden- ländlich geprägten Teilräume der Hauptstadtregion über Schwer- burg bis nach Moskau) und Nord-Süd-Richtung (von Skandinavien punkte des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens verfü- über Berlin/Brandenburg in den Adriaraum), die es bei der eigenen gen. Zentrale Orte höherer Stufe erfüllen die Funktionen der Zentra- Raumentwicklung auf Landesebene hinsichtlich der großräumigen len Orte niedriger Stufen mit (d. h. ein Oberzentrum erfüllt neben Vernetzung vorrangig zu beachten gilt. Investitionen und Maßnah- den oberzentralen Versorgungsfunktionen auch die Aufgaben eines men, die auf diese Vernetzung ausgerichtet sind, sollen deshalb pri- Mittelzentrums für einen mittelzentralen Verflechtungsbereich). Die oritär umgesetzt werden. funktionale Ausstattung des Zentralen Ortes orientiert sich an der Tragfähigkeit des teilregionalen Verflechtungsbereiches, die über Der Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) wird mit sei- die Zahl der dort lebenden Einwohner bestimmt wird. Vor diesem ner Fertigstellung der wichtigste Verkehrsbezugspunkt dieses Ent- Hintergrund verfügen nicht alle Zentralen Orte über ein identisches wicklungsraumes sein. Die Erreichbarkeiten sowohl in den Nord- Funktionsprofil. Ein vorhandenes Funktionsprofil begründet im und Ostseeraum als auch in Richtung Warschau, Südpolen sowie Umkehrschluss auch nicht die Festlegung als Zentraler Ort, wenn auch in den südosteuropäischen Raum sollen verbessert und mitein- aus Gründen der Absicherung von Versorgungsstrukturen aus der ander verknüpft werden. Erreichbarkeit im Raum heraus kein Bedarf für eine solche Festle- gung besteht. Zu 2 Zentrale-Orte-System Zu 2.1 (Z) Zu 2.2 (G) Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg ist strukturell sehr hete- Die Infrastrukturangebote für den gehobenen und spezialisierten hö- rogen geprägt. Berlin und der Berlin nahe Raum werden auch wei- heren Bedarf sollen auf die Zentralen Orte konzentriert werden. Den terhin von anhaltend dynamischen inter- und intraregionalen Wan- demografischen Entwicklungen entsprechend ist deren weitere Aus- derungsbewegungen und dem damit zum Teil neu entstehenden gestaltung mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung zu verfolgen: Bedarf an der Schaffung adäquater Angebote für die technische und − In Gebieten mit hoher Entwicklungsdynamik konnte die Ent- soziale Infrastruktur geprägt sein. wicklung der technischen und sozialen Infrastruktureinrich- Demgegenüber führen insbesondere in den Berlin fernen Räumen tungen bisher nicht mit der dynamischen Einwohnerentwicklung Schritt halten. Hier sollen Aktivitäten unternommen werden, be- − der Bevölkerungsrückgang (gekoppelt mit einer zunehmenden stehende Versorgungsengpässe zu überwinden. Überalterung der Bevölkerung), − In Gebieten des gemeinsamen Planungsraumes, die durch rück- − die sich verschärfenden wirtschaftlichen Wettbewerbsbedin- läufige Einwohnerzahlen geprägt sind, soll das Infrastrukturan- gungen, gebot dem Rückgang der Einwohnerzahlen entsprechend gestal- − der Nachholbedarf in der wirtschaftlichen Anpassung und der tet werden. Die Infrastrukturentwicklung wird sich dabei sowohl Infrastrukturausstattung gegenüber dem Niveau der westdeut- bei ihrem Ausbau als bei notwendigen Konzentrationsprozessen schen Bundesländer und am tatsächlichen Bedarf orientieren müssen. Dabei kommt es − die geringere kommunale Finanzkraft darauf an, die Funktionsfähigkeit der Zentralen Orte als „Kno- zu gesellschaftlichen Herausforderungen, die im Kontext mit einem tenpunkte“ des Versorgungsnetzes zu erhalten. Rückbaustrate- umfassenden Wandel sozioökonomischer Rahmenbedingungen gien, mit Ausnahme des Rückbaus von Wohnungen im Rahmen (Ausdifferenzierung der Gesellschaft, Globalisierung wirtschaftspo- des Stadtumbaus Ost, sollen zunächst in Gemeinden ohne zen- litischer Entscheidungen, globaler Informationsaustausch usw.) ste- tralörtliche Aufgaben Anwendung finden. hen. Dies erfordert einen Umbauprozess, der den Wachstumsbedin- gungen auf der einen Seite und den Schrumpfungsbedingungen auf Zu 2.3 (G) der anderen Seite angemessen Rechnung trägt. Teil des Umbaupro- In Schwerpunkten der gehobenen und hochwertigen Raumfunkti- zesses ist eine veränderte Schwerpunktsetzung im Raum und Kon- onen einer Gemeinde bestehen bereits Einrichtungen, die Versor- zentration auf leistungsfähige Städte und Gemeinden, auch durch gungsfunktionen für die übrigen Teile der Gemeinde wahrnehmen. eine Fortentwicklung des Zentrale-Orte-Systems (ZOS) im gemein- Sie sind meist günstig mit dem ÖPNV erreichbar und verfügen in samen Planungsraum. Ziel der Fortentwicklung des ZOS ist es, eine ihrer siedlungsstrukturellen und wirtschaftlichen Bedeutung über dauerhaft tragfähige Daseinsvorsorge in allen, auch den vorwiegend die größten Potenziale aller Ortsteile der Gemeinde. Die Funktions- ländlich geprägten Teilräumen der Hauptstadtregion und eine wett- schwerpunkte sind darüber hinaus auch aus dem gesamten zen- bewerbsfähige Wirtschaftsstruktur zu erreichen. Das neue ZOS ent- tralörtlichen Versorgungsbereich günstig erreichbar. Die Metropole hält daher drei Kategorien von Zentralen Orten: Metropole, Ober- und die Oberzentren verfügen über mehrere, die Mittelzentren in der zentren und Mittelzentren (einschließlich der Mittelzentren in Regel über einen Funktionsschwerpunkt. Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 195

Zu 2.4 (G) Golzow, , Amt Gransee und Gemeinden, Amt Jo­ Innerhalb der amtsfreien Gemeinden und innerhalb der Ämter wird achimsthal (Schorfheide), Amt Kleine Elster (Niederlausitz), Amt die Grundversorgung in der Fläche abgesichert. Damit wird auch in Lebus, Amt Lenzen-Elbtalaue, Amt Lieberose/Oberspreewald, Amt Gemeinden ohne zentralörtliche Funktionen ein wichtiger Beitrag (Mark), Amt Märkische Schweiz, , Amt zur Daseinsvorsorge auch in den vorwiegend ländlich geprägten Re- Nennhausen, , (Dosse), Amt Neu- gionen geleistet. In der Regel sind die amtsfreien Gemeinden und zelle, , , Amt Oder-Welse, Amt Ämter Verwaltungssitz und halten öffentliche Dienstleistungen, so- Ortrand, , , Amt Putlitz-Berge, , ziale Infrastrukturangebote und Bildungseinrichtungen für den , Amt Scharmützelsee, Amt Schenkenländchen, Amt Grundbedarf vor. Innerhalb der amtsfreien Gemeinden und inner- Schlaubetal, , , Amt Seelow-Land, halb der Ämter ist eine räumliche Bündelung von Funktionen der , , , Amt Wuster- Grundversorgung auf ausgewählte Funktionsschwerpunkte anzu- witz, . streben. Zu 2.5 (Z) Ein Ziel der Gemeindegebietsreform im Land Brandenburg war die Schaffung leistungsfähiger Strukturen für die Erbringung der Selbst- Berlin ist Motor der Entwicklung für den gemeinsamen Planungs- verwaltungsaufgaben der Gemeinden. Kommunale Selbstverwal- raum. In der Metropole konzentrieren sich wichtige Funktionen der tungsaufgaben werden in der Kommunalverfassung des Landes Verwaltung des Bundes und der Länder, Unternehmensverwal- Brandenburg in § 2 Absatz 2 Satz 1 und 2 wie folgt definiert: tungen, nationale und internationale Institutionen und Verbände, Angebote im Kultur- und Mediensektor, im Finanzwesen und im „Zu den Aufgaben der örtlichen Gemeinschaft gehören unter ande- Wissenschafts- und Forschungssektor. Berlin ist wichtigster interna- rem die harmonische Gestaltung der Gemeindeentwicklung ein- tionaler, nationaler und regionaler Verkehrsknoten in der Haupt- schließlich der Standortentscheidungen unter Beachtung der Um- stadtregion. Mit der zentralörtlichen Einordnung wird der Größe, weltverträglichkeit und des Denkmalschutzes, die Bauleitplanung, der internationalen und nationalen Bedeutung Rechnung getragen. die Förderung von Wirtschaft und Gewerbe, die Gewährleistung des öffentlichen Verkehrs, die Versorgung mit Energie und Wasser, die schadlose Abwasserableitung und -behandlung, die Verbesserung Zu 2.6 (G) der Wohnungen der Einwohner durch den sozialen Wohnungsbau Metropolen sind durch die folgenden international ausstrahlenden und die Förderung des privaten und genossenschaftlichen Bauens Funktionen gekennzeichnet: sowie durch eine sozial gerechte Verteilung der Wohnungen, die ge- − Entscheidungs- und Kontrollfunktion: Es konzentrieren sich po- sundheitliche und soziale Betreuung, die Sicherung und Förderung litische und ökonomische Machtzentren, in denen internationale eines breiten Angebotes an Bildungs- und Kinderbetreuungseinrich- Finanz- und Informationsströme initiiert und kontrolliert wer- tungen und die Entwicklung der Freizeit- und Erholungsbedin- den. gungen sowie der Schutz der natürlichen Umwelt und die Aufrecht- − Innovations- und Wettbewerbsfunktion: Produkte, Wissen, Ein- erhaltung der öffentlichen Reinlichkeit. Die Gemeinde fördert das stellungen, Werte, Kunstwerke und kreative Dienstleistungen kulturelle Leben und die Vermittlung des kulturellen Erbes in ihrem werden im Wettbewerb nach innen und außen erzeugt und ver- Gebiet und ermöglicht ihren Einwohnern die Teilnahme am kultu- breitet. Kennzeichen hierfür sind eine hohe Dichte an Wissen- rellen Leben sowie den Zugang zu den Kulturgütern.“ schafts- und Forschungseinrichtungen, wissensintensiven Die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen Dienstleistern, kulturellen und sozialen Kommunikationsplatt- des Grundbedarfes (Grundversorgung) ist nicht allein innerhalb der formen und das Vorhandensein kreativer Milieus. Gemeinden mit zentralörtlichen Funktionen abzusichern. Auch in- − Zugänglichkeit: Für die Bildung und den Austausch von Wissen, nerhalb aller anderen amtsfreien Gemeinden und Ämter (Stand: von Finanz-, Waren- und Informationsströmen, Werten und Mi- 1. Januar 2009) im Land Brandenburg soll die Grundversorgung ab- lieus ist die internationale Erreichbarkeit und Zugänglichkeit zu gesichert werden. Dies sind: Menschen, Wissen und Märkten von entscheidender Bedeutung. Ahrensfelde, Altlandsberg, Am Mellensee, Angermünde, Baruth/ Eine hohe und international wirksame Qualität von insbesonde- Mark, Bestensee, Birkenwerder, Blankenfelde-Mahlow, Boitzen- re Verkehrs- und Kommunikationsknoten, Medienanbietern, in- burger Land, Brieselang, Calau, Dallgow-Döberitz, Doberlug- ternationalen Begegnungsstätten und Kontaktmöglichkeiten Kirchhain, Drebkau, Eichwalde, Falkenberg/Elster, Fehrbellin, Fre- sind dafür erforderlich. dersdorf-Vogelsdorf, Friedland, Fürstenberg/Havel, Glienicke/Nordbahn, − Symbolfunktion: In der Verknüpfung und gemeinsamen Aus- Groß Kreutz (Havel), Groß Pankow (), Großbeeren, Grün- strahlung von Metropole und Region gewinnen immaterielle heide (Mark), Gumtow, Heideblick, Heidesee, Heiligengrabe, Ho- Faktoren zunehmend an Bedeutung. Faktoren wie Geschichte, hen Neuendorf, Hoppegarten, Karstädt, Ketzin, Kleinmachnow, Stadt- und Landschaftsgestalt, Image, Kultur und Ereignisse, Kloster Lehnin, Kolkwitz, Kremmen, Leegebruch, Letschin, Lie- aber auch Toleranz, Milieus, Offenheit, Identifikation und ge- benwalde, Löwenberger Land, Luckau, Lychen, Märkische Heide, sellschaftliches Zusammenleben prägen die äußere und innere Michendorf, Neuhausen/Spree, Milower Land, Mittenwalde, Mühl- Wahrnehmung einer Metropolregion. berg/Elbe, Mühlenbecker Land, Müncheberg, Niederer Fläming, Niedergörsdorf, Nordwestuckermark, Nuthetal, Nuthe-Urstromtal, Zwischen der Metropole und Bundeshauptstadt Berlin, dem umge- Oberkrämer, Panketal, Petershagen/Eggersdorf, Plattenburg, Prem- benden Land Brandenburg und weiteren Teilen Nordostdeutschlands nitz, Rangsdorf, Rheinsberg, Rietz-Neuendorf, Röderland, Rüders- bestehen ausgeprägte ökonomische, kulturelle und funktionale Ver- dorf bei Berlin, Schenkendöbern, Schipkau, Schöneiche bei Berlin, flechtungen, sodass die Metropole den bedeutendsten Bevölkerungs-, Schönewalde, Schönwalde-Glien, Schorfheide, Schulzendorf, Wirtschafts-, Verwaltungs-, Dienstleistungs- und Arbeitsmarktschwer- Schwielowsee, Seddiner See, Sonnewalde, Stahnsdorf, Steinhöfel, punkt im gemeinsamen Planungsraum darstellt. Storkow (Mark), Tauche, Trebbin, Treuenbrietzen, Uckerland, Uebi­ In Berlin als Sitz von Bundespräsident, Bundestag, Bundesrat und gau-Wahrenbrück, Velten, Vetschau/Spreewald, Wandlitz, Welzow, Bundesregierung, von nationalen und internationalen Organisati- Werneuchen, Wiesenburg/Mark, Woltersdorf, Wriezen, Wusterhau- onen und Verbänden sind die Standorte metropolitaner Funktionen sen/Dosse, Wustermark, Zeuthen. zu sichern und die Voraussetzungen für die Ansiedlung weiterer me- Amt Altdöbern, Amt Bad Wilsnack/Weisen, Amt -Oder- tropolitaner Funktionen auszubauen und weiterzuentwickeln. bruch, , Amt Biesenthal-Barnim, Amt Brieskow-Fin- kenheerd, Amt Britz-Chorin-Oderberg, Amt Brück, Amt Brüssow Zu 2.7 (Z) (), (Spreewald), Amt Dahme/Mark, Amt Dö- Bei den Oberzentren handelt es sich um die vier größten Städte im bern-Land, , Amt Falkenberg-Höhe, , Land Brandenburg. Sie sind hinsichtlich ihres Stellenwertes unter (Oder), , Amt Golßener Land, Amt den Kommunen, ihrer Funktionalität und ihrer Lage im Raum geeig- 196 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 net, die Funktionen von Oberzentren auszufüllen. Eine gemeinde- Die Schwelle dieser mittelzentralen Tragfähigkeit (Mindesttragfä- oder mittelbereichsbezogene Zuordnung zu Verflechtungsbereichen higkeit) ist erreicht, wenn – einschließlich des Zentralen Ortes selbst – der Oberzentren (sogenannte Oberbereiche) ist auf Grund der viel- mindestens etwa 30 000 Einwohner versorgt werden. Diese Schwel- fältigen Überlagerungen zwischen der Metropole Berlin und dem le kann auch in dünn besiedelten Räumen grundsätzlich nicht Oberzentrum Potsdam mit den oberzentralen Wirkungen von Bran- unterschritten werden, da anderenfalls mittelzentrale Funktionsan- denburg an der Havel, Cottbus und Frankfurt (Oder) innerhalb des gebote auf längere Sicht nur noch mit nicht mehr vertretbarem Auf- gemeinsamen Planungsraumes Berlin-Brandenburg nicht sinnvoll. wand vorgehalten werden könnten. Die festgelegten Mittelzentren sind auch in den äußeren Teilen des Zu 2.8 (G) gemeinsamen Planungsraumes aus ihrem Verflechtungsbereich in Oberzentren versorgen als Schwerpunkte von überregionaler Be- der Regel in 30 Minuten, maximal aber in 45 Minuten über die Stra- deutung die Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen des hö- ße zu erreichen. Die Daseinsvorsorge soll in zumutbarer Entfernung heren spezialisierten Bedarfes. Die Entwicklungsaufgaben der im Raum gesichert werden, hierzu soll die vorhandene funktionstra- Oberzentren zielen auf die Sicherung bzw. Stärkung der Arbeits- gende Ausstattungssubstanz genutzt werden, solange Tragfähig- platzzentralität, auf die Bereitstellung von spezialisierten und hö- keiten gegeben sind. Ein Neu- oder Ausbau entsprechender Einrich- heren Verwaltungs- und Dienstleistungsangeboten, auf die Zusam- tungen an anderer Stelle ist zu vermeiden. menarbeit in Netzwerken und auf die Außendarstellung bzw. das Image eines Zentrums einschließlich seines Umlandes. Oberzentren Mit der Festlegung der funktionsteiligen Mittelzentren sollen tragfä- werden durch besondere Wissenscluster, private und öffentliche hige Versorgungsstrukturen geschaffen und damit eine größere Sta- Verwaltungs- und Dienstleistungsfunktionen, einen spezialisierten bilität in der Raumstruktur durch dieses engmaschigere Netz der Arbeitsmarkt mit teilweise weitreichenden Verflechtungen, ver- funktionstragenden Gemeinden erreicht werden. schiedene Gesundheits-, Kultur- und Freizeitangebote sowie Ver- kehrsinfrastrukturen mit großräumiger bzw. europäischer Anbin- Tabelle 1: Mittelbereiche und zugehörige amtsfreie Gemein- dung charakterisiert. den/Ämter Dazu können z. B. an die Hochschulreife anschließende Bildungs- Zugehörige amtsfreie Gemeinden/ Mittelbereich stätten, Forschungseinrichtungen, Einrichtungen des Innovations- Ämter transfers, wissenschaftliche bzw. Fachbibliotheken, Sitze überregio- naler Behörden und Gerichte, überregional bedeutsame Sportstätten, Berlin Berlin überregional versorgende Krankenhäuser, Banken und Versiche- Potsdam Potsdam rungseinrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten in Spezialgeschäften Nuthetal und Einkaufszentren, spezialisierte Dienstleistungsunternehmen, re- gelmäßige Veranstaltungen der Kultur und Unterhaltung sowie ein Michendorf Fernbahnhof gehören. Cottbus Cottbus Die Oberzentren sind neben der Metropole die wichtigsten Wirt- Neuhausen/Spree schaftsstandorte im gemeinsamen Planungsraum. Sie sind in ihren Drebkau Funktionen weiter zu qualifizieren. Dies kann beispielsweise durch einen weiteren Ausbau der Infrastruktur, offensive Standortvermark- Kolkwitz tung, Imagekampagnen, Schaffung spezialisierter kultureller, sozi- Amt Burg (Spreewald) aler und Sportangebote erfolgen. Die Planungen und Maßnahmen Brandenburg an der Brandenburg an der Havel der Träger der Fachplanungen sollen die Entwicklung der Oberzent- Havel ren im Raum unterstützen. Kloster Lehnin Zu 2.9 (Z) Amt Beetzsee Mittelzentren versorgen als teilregionale Versorgungs-, Bildungs- Frankfurt (Oder) Frankfurt (Oder) und zum Teil auch Wirtschaftszentren die Bevölkerung im mittel- Amt Brieskow-Finkenheerd zentralen Verflechtungsbereich (Mittelbereich) mit Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfes durch räumlich gebündel- te öffentliche und private Angebote. Hierzu gehören Einrichtungen, Amt Odervorland die über die Grundversorgung hinausgehen, die sich innerhalb der amtsfreien Gemeinden und Ämter organisiert. Die Mittelbereiche umfassen jeweils den funktionstragenden Zentralen Ort und die Ge- Bad Freienwalde (Oder) Bad Freienwalde (Oder) meinden des Verflechtungsbereiches. Wriezen Die Abgrenzung dieser Räume erfolgt auf der Basis raumstrukturel- Amt Falkenberg-Höhe ler Zusammenhänge und schließt stets vollständige amtsfreie Ge- Amt Barnim-Oderbruch meinden oder vollständige Ämter ein. Die Abgrenzung der Mittelbe- reiche orientiert sich grundsätzlich an der administrativen Gliederung Beeskow Beeskow der Landkreise, da ein Großteil der übergemeindlich wirkenden An- Storkow (Mark) gebote der öffentlichen Daseinsvorsorge (insbesondere ÖPNV und Rietz-Neuendorf Schulversorgung) über die Landkreise koordiniert wird. In besonde- Tauche ren Situationen konnten in Abstimmung mit den betroffenen Kom- munen und Landkreisen auch kreisgrenzenübergreifende Mittelbe- Friedland reiche ausgeprägt werden. In der Mehrzahl der Mittelbereiche Amt Scharmützelsee konnte auf die mit dem LEP I Brandenburg im Jahr 1995 skizzierten Belzig Belzig Zuordnungen von Gemeinden zurückgegriffen werden, die an die nach der Gemeindegebietsreform entstandenen administrativen Wiesenburg/Mark Strukturen (amtsfreie Gemeinden/Ämter) angepasst wurden. Auf Treuenbrietzen überlappende Zuordnungen von Gemeinden oder Ämtern wurde Amt Ziesar verzichtet. Amt Brück Die Effektivität der Funktionsangebote Zentraler Orte ist abhängig von der Zahl potenziell nachfragender Bevölkerung (Tragfähigkeit). Amt Niemegk Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 197

Zugehörige amtsfreie Gemeinden/ Zugehörige amtsfreie Gemeinden/ Mittelbereich Mittelbereich Ämter Ämter Bernau bei Berlin Bernau bei Berlin Jüterbog Jüterbog Werneuchen Niedergörsdorf Ahrensfelde Niederer Fläming Panketal Amt Dahme/Mark Wandlitz Königs Wusterhausen Königs Wusterhausen Eberswalde Eberswalde Heidesee Schorfheide Bestensee (Schorfheide) Mittenwalde Amt Biesenthal-Barnim Amt Schenkenländchen Amt Britz-Chorin-Oderberg Kyritz Kyritz Eisenhüttenstadt Eisenhüttenstadt Gumtow Wusterhausen/Dosse Elsterwerda – Elsterwerda Amt Neustadt (Dosse) Bad Liebenwerda Bad Liebenwerda Lauchhammer – Lauchhammer Mühlberg/Elbe Schwarzheide Schwarzheide Röderland Amt Ruhland Amt Plessa Amt Schradenland Lübben (Spreewald) Lübben (Spreewald) Erkner Erkner Luckau Woltersdorf Heideblick Schöneiche bei Berlin Märkische Heide Falkensee Falkensee Amt Golßener Land Dallgow-Döberitz Amt Unterspreewald Wustermark Amt Lieberose/Oberspreewald Brieselang Lübbenau/Spreewald Lübbenau/Spreewald Schönwalde-Glien Vetschau/Spreewald Finsterwalde Finsterwalde Calau Sonnewalde Luckenwalde Luckenwalde Doberlug-Kirchhain Trebbin Amt Elsterland Nuthe-Urstromtal Amt Kleine Elster (Niederlausitz) Ludwigsfelde Ludwigsfelde Forst (Lausitz) Forst (Lausitz) Großbeeren Amt Döbern-Land Blankenfelde-Mahlow Fürstenwalde/Spree Fürstenwalde/Spree Nauen Nauen Grünheide (Mark) Ketzin Steinhöfel Amt Friesack Amt Spreenhagen Neuenhagen bei Berlin Neuenhagen bei Berlin Guben Guben Hoppegarten Schenkendöbern Petershagen/Eggersdorf Amt Peitz Fredersdorf-Vogelsdorf Hennigsdorf Hennigsdorf Neuruppin Neuruppin Oberkrämer Rheinsberg Velten Fehrbellin Herzberg (Elster) Herzberg (Elster) Amt Lindow (Mark) Schönewalde Amt Temnitz Falkenberg/Elster Uebigau-Wahrenbrück Amt Schlieben 198 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

Zugehörige amtsfreie Gemeinden/ Zugehörige amtsfreie Gemeinden/ Mittelbereich Mittelbereich Ämter Ämter Oranienburg Oranienburg Strausberg Strausberg Mühlenbecker Land Altlandsberg Glienicke/Nordbahn Rüdersdorf bei Berlin Hohen Neuendorf Amt Märkische Schweiz Birkenwerder Teltow Teltow Leegebruch Stahnsdorf Kremmen Kleinmachnow Löwenberger Land Templin Templin Liebenwalde Lychen Perleberg – Perleberg Boitzenburger Land Wittenberge Wittenberge Amt Gerswalde Karstädt Werder (Havel) – Werder (Havel) Plattenburg Beelitz Groß Kreutz (Havel) Amt Lenzen-Elbtalaue Schwielowsee Amt Bad Wilsnack/Weisen Seddiner See Prenzlau Prenzlau Beelitz Uckerland Zehdenick – Gransee Zehdenick Nordwestuckermark Fürstenberg/Havel Amt Brüssow (Uckermark) Amt Gransee und Gemeinden Amt Gramzow Zossen Zossen Pritzwalk – Pritzwalk Rangsdorf Wittstock/Dosse Groß Pankow (Prignitz) Baruth/Mark Amt Putlitz-Berge Am Mellensee Amt Meyenburg Wittstock/Dosse Heiligengrabe Rathenow Rathenow Premnitz Milower Land Amt Rhinow Schönefeld – Wildau Schönefeld Wildau Eichwalde Schulzendorf Zeuthen Senftenberg – Senftenberg Großräschen Großräschen Schipkau Amt Altdöbern Schwedt/Oder Schwedt/Oder Angermünde Amt Oder-Welse Amt Gartz (Oder) Seelow Seelow Letschin Müncheberg Amt Neuhardenberg Amt Seelow-Land Spremberg Spremberg Welzow Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 199

Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg Metropole, Ober- und Mittelzentren mit Mittelbereichen

Uckerland

Brüssow (Uckermark)

Nordwestuckermark Prenzlau

Meyenburg

Putlitz-Berge Boitzenburger Land Gramzow Lychen Gartz (Oder) Wittstock/ Fürstenberg/Havel Karstädt Dosse Groß Pankow (Prignitz) Pritzwalk Heiligengrabe Lenzen-Elbtalaue Perleberg Rheinsberg Templin Gerswalde Gransee und Schwedt/Oder Witten- Gemeinden berge Oder-Welse Angermünde

Gumtow Gransee Bad Wilsnack/ Weisen Zehdenick Platten- Kyritz Temnitz Joachimsthal burg Lindow (Schorfheide) (Mark) Wusterhausen/ Neuruppin Dosse Schorfheide Britz-Chorin-Oderberg Löwenberger Land Neustadt (Dosse) Liebenwalde

Eberswalde Fehrbellin Kremmen Oranien- burg Wandlitz Rhinow Biesenthal-Barnim Bad Freienwalde Leege- (Oder) bruch Friesack Bernau Falkenberg-Höhe Oberkrämer Birkenwerder bei Berlin Wriezen Velten Hohen Mühlen- Schön- Neuendorf becker Rathenow walde- Land Panke- Werneuchen Barnim-Oderbruch Letschin Glien Glienicke/ tal Nennhausen Nauen Hennigs- Nordbahn Brieselang dorf Altlandsberg Falken- Ahrensfelde Neuhardenberg see Strausberg Premnitz Neuenhagen Golzow Milower bei Berlin Märkische Seelow Land Wustermark Petershagen/ Dallgow- Eggersdorf Schweiz Beetzsee Ketzin Döberitz Hoppe- Fredersdorf- Müncheberg garten Vogelsdorf Schöneiche Rüdersdorf Seelow-Land Berlin bei Berlin bei Berlin Wolters- Groß Kreutz/ Potsdam dorf Lebus Havel Grünheide (Mark) Steinhöfel Werder Klein- Schöne- Brandenburg machnow Erkner Wusterwitz (Havel) feld Mittelbereiche an der Havel Teltow Eichwalde Fürstenwalde/Spree Kloster Lehnin Stahns- Groß- Schulzen- Frankfurt dorf beeren dorf Blanken- Odervorland (Oder) Schwielow- Nuthetal felde- Zeuthen Spreenhagen see Mahlow Wildau Seddiner Ludwigs- See Michen- felde Rangsdorf Königs dorf Mitten- Wusterhausen walde Scharmützelsee Ziesar Rietz-Neuendorf Trebbin Heidesee Brieskow-Finkenheerd Brück Beelitz Bestensee Storkow (Mark) Zentren Belzig Zossen Schlaubetal Beeskow Am Mellensee Tauche Luckenwalde Eisenhütten- Metropole Wiesenburg/Mark Schenkenländchen Nuthe- Friedland stadt Niemegk Treuenbrietzen Urstromtal Neuzelle Baruth/Mark Märkische Heide

Jüterbog Unterspreewald Oberzentren Niedergörsdorf Schenkendöbern Guben Lieberose/Oberspreewald Golßener Land Mittelzentren Niederer Fläming Lübben (Spreewald)

Dahme/Mark Peitz Luckau Mittelzentren Burg (Spreewald) Lübbenau/ in Funktionsteilung Spreewald Schönewalde Heideblick Vetschau/ Spreewald Cottbus Forst Kolkwitz (Lausitz) Schlieben Calau Grenzen Sonnewalde

Herzberg (Elster) Neuhausen/Spree Altdöbern Drebkau Landesgrenze Doberlug-Kirchhain Kleine Elster (Niederlausitz) Döbern-Land Falkenberg/ Kreisgrenze Elster Finster- Großräschen Spremberg Uebigau- Elsterland walde Wahrenbrück Welzow Amtsgrenze/amtsfreie Gemeindegrenze Plessa Schipkau Bad Lauchhammer Senftenberg Liebenwerda Mühlberg/ Schwarz- Namen Elbe Röder- land heide Elsterwerda Neuzelle Amt Schradenland Ruhland Ortrand Friedland amtsfreie Gemeinde 0 10 20 30 40 km 200 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

Zu 2.10 (G) barungen zwischen den kooperierenden Gemeinden die mittel- Neben den Oberzentren sind die Mittelzentren wichtige Standorte zentralen Funktionen sichern, und wie der Stand der Umsetzung der für Wirtschaft, Handel und Dienstleistungen, teilweise auch für Wis- Kooperation ist. Sollte im Ergebnis dieser Prüfung die Funktionstei- senschaft. Sie tragen ganz wesentlich zur Stabilisierung der länd- lung zwischen den Gemeinden nicht den raumordnerischen Anfor- lichen Räume bei. Mittelzentren sind in ihrer Funktion zu erhalten derungen entsprechen und somit eine Änderung der zentralörtlichen und zu stärken. Dazu ist es notwendig, neben den sogenannten „har- Festlegung dieses Landesentwicklungsplanes erforderlich werden, ten“ auch die „weichen“ Standortfaktoren zu sichern und auszubau- erfolgt dies im Rahmen der Fortschreibung des Landesentwick- en. lungsplanes. Mittelzentren bilden innerhalb der Mittelbereiche regionale Bevöl- kerungsschwerpunkte, halten Bildungs- und Ausbildungsstätten vor, Zu 2.12 (G) bieten Arbeitsplätze, Kultur- und Freizeitangebote, überregionale Gezielte Maßnahmen zur Stadtentwicklung machen die Mittel- Verkehrsknotenfunktion, zentrale Einzelhandels- und Dienstleis- zentren nicht nur für ihre Wohnbevölkerung attraktiver, sondern un- tungsangebote sowie Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwe- terstützen auch die Bemühungen zur Ansiedlung von Unternehmen sens für den jeweiligen Mittelbereich. Dazu können z. B. regionale und damit zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung für den ge- Gerichte, ein Schulangebot, das bis zur Hochschulreife führt (Schu- samten Verflechtungsbereich einschließlich seiner ländlich ge- len der Sekundarstufe II), Schwimm-, Sport- oder Veranstaltungs- prägten Räume. Die enge Verflechtung zwischen funktionstra- hallen, Einkaufsmöglichkeiten des gehobenen Bedarfs, Freizeitein- gendem Zentralen Ort und den funktionsnachfragenden Gemeinden richtungen, ÖPNV-Knotenpunkte/Anbindungen an den Schienen- im Mittelbereich soll durch Kooperation aktiv gestaltet werden. verkehr, Regelkrankenhäuser oder Facharztzentren, differenzierte Die Konzentration der wesentlichen Stabilisierungs- oder Entwick- Einkaufsmöglichkeiten sowie kulturelle Einrichtungen gehören. lungsimpulse auf den Zentralen Ort liegt im Interesse der Entwick- Die Planungen und Maßnahmen der Träger der Fachplanungen sol- lung des gesamten Mittelbereiches. Durch die Zentralortfunktionen len die Entwicklung der Mittelzentren im Raum unterstützen. Das tragenden Gemeinden und den anderen Gemeinden im Mittelbereich Zentrale-Orte-System bietet Ansatzpunkte für räumliche Schwer- sollen gemeinsam Projekte zur Gestaltung der zentralitätsrelevanten punktsetzungen der Fachplanungen und ermöglicht Synergiepoten- Funktionen entwickelt und umgesetzt, also eine gemeinsame Ver- ziale durch überfachliche Abstimmungen. antwortungsübernahme für die Entwicklung des Mittelbereiches an- gestrebt werden („teilregionale Verantwortungsgemeinschaften“). Zu 2.11 (G) Die Regionalen Planungsgemeinschaften sollen sich in diesen Pro- zess einbringen, die Moderation zwischen Zentralem Ort und Ge- Das Prinzip der zentralörtlichen Gliederung ist auf eine räumliche meinden des Verflechtungsbereiches übernehmen, Kooperationspro- Konzentration der Siedlungsentwicklung, von Arbeitsplatzangebo- zesse organisieren, konzeptionell unterstützen und umsetzen ten, von Dienstleistungsangeboten und von Versorgungsgelegen- helfen. heiten im Zentralen Ort des Verflechtungsbereiches angelegt. In Ein- zelfällen kann es erforderlich sein, von diesem räumlichen Handlungsfelder der Kooperation könnten z. B. in folgenden Berei- Konzentrationsgebot dahingehend abzuweichen, dass die zentralört- chen liegen: lichen Funktionen von zwei Kommunen gemeinsam wahrgenom- − abgestimmte Entwicklung von Kultur- und Freizeiteinrich- men werden. tungen anhand der zu erwartenden mittelfristigen Tragfähig- Dies kann z. B. darin begründet sein, dass sich die verschiedenen keit, Versorgungsfunktionen für den Mittelbereich auf Grund spezifischer − Absprachen mit den mitnutzenden Gemeinden des Verflech- historischer Entwicklungen auf zwei Kommunen verteilen (z. B. Ar- tungsbereiches, gegebenenfalls auch zur gemeinsamen Finan- beitsmarktschwerpunkt und Versorgungsschwerpunkt), dass sich zierung von Einrichtungen, unterschiedliche Schwerpunkte bei der Versorgung entwickelt ha- − Abstimmung zwischen Mittelzentrum und Gemeinden des Ver- ben (z. B. Bildungsschwerpunkt und Gesundheitsschwerpunkt) oder flechtungsbereiches zur Entwicklung der Schulen im gesamten dass sich die Versorgung innerhalb der zumutbaren Erreichbarkeits- Mittelbereich, zeiten auf Grund der großen räumlichen Ausdehnung des Mittelbe- reiches durch nur eine Gemeinde nicht sicherstellen lässt. Die fest- − langfristige Sicherung der ärztlichen Versorgung für den Bedarf gelegten Mittelzentren in Funktionsteilung verfügen somit über ein im Mittelbereich; Abstimmung zwischen Mittelzentrum und sich ergänzendes Angebot an funktionstragenden mittelzentralen Gemeinden des Verflechtungsbereiches über Angebotsstandorte Einrichtungen und versorgen gemeinsam, gegebenenfalls mit unter- für medizinische Einrichtungen, schiedlichen Funktionsprofilen, einen Mittelbereich. Die räumliche − Nutzung auch alternativer öffentlich orientierter Verkehrsange- Nähe der funktionsteiligen Gemeinden ermöglicht trotz Funktions- bote zur Anbindung der Gemeinden des Mittelbereiches an das teilung eine effektive mittelzentrale Versorgung der Bevölkerung im Mittelzentrum, gemeinsamen Mittelbereich. − Konzentration von funktionstragenden Einrichtungen in Funkti- Die Wahrnehmung funktionsteiliger Aufgaben durch zwei Gemein- onsschwerpunkten, den erfordert eine enge Abstimmung zwischen den Gemeinden. − Vorhaltung von Flächen für Ansiedlungen oder Umstrukturie- Dazu sollen verbindliche Regelungen zwischen den Gemeinden ge- rungen im Mittelzentrum, troffen werden. Es sollen ausgehend von den Funktionszuordnungen − Nutzung der raumordnerischen Privilegierung des Mittelzent- Festlegungen dahingehend getroffen werden, in welcher Form die rums bei der Siedlungsentwicklung, Funktionen weiterentwickelt, wie die Finanzierung sichergestellt, welche gemeindeübergreifenden Gremien gebildet und wie die Zu- − Anstreben eines Vorteils-Nachteils-Ausgleichs zwischen Mittel- sammenarbeit mit den Gemeinden des Verflechtungsbereiches ent- zentrum und Gemeinden des Verflechtungsbereiches mit dem wickelt werden soll. Ziel, durch Planungskooperation die Kerne zu stärken und Sub- urbanisierung zu lenken, Entsprechende Vereinbarungen können auch weitere Elemente der Kooperation umfassen, insbesondere hinsichtlich einer Abstimmung − Ausrichtung des regionalen Arbeitsmarktes des Mittelbereiches der Planung, die Konkurrenzen bei der Siedlungsflächen- und Infra- auf das Mittelzentrum, strukturentwicklung verhindern hilft. − abgestimmte Sicherung hinreichender Flächenpotenziale für die Im Sinne einer flexiblen Handhabung landesplanerischer Instrumen- Wirtschaftsentwicklung durch die Bauleitplanung im Rahmen te ist eine Überprüfung der zentralörtlichen Einstufung dieser funk- raumordnerischer Vorgaben/Funktionszuweisungen, tionsteilig agierenden Mittelzentren drei Jahre nach Inkrafttreten des − Ausrichtung der infrastrukturellen Entwicklung am Bedarf des Landesentwicklungsplanes geboten. Dabei ist zu prüfen, ob Verein- Mittelbereiches sowie Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 201

− attraktive Gestaltung der Struktur des Zentralen Ortes durch Region mit ihren lokalen und regionalen Akteuren und Netzwerken. stadtintegrierte Ansiedlung großflächigen Einzelhandels. Die Regionalplanung sollte hierbei eine koordinierende Rolle einneh- men, indem sie die Formulierung gemeinsamer Leitbilder und Visi- Zu 3 Kulturlandschaft onen sowie die Formulierung und Umsetzung integrierter Raument- wicklungskonzepte kommuniziert und moderiert. Folgende Prinzipien Zu 3.1 (G) sollten dabei berücksichtigt werden: Das vielfältige Mosaik unterschiedlicher Kulturlandschaften im ge- − aktiver Einbezug der Interessen sowie des bürgerschaftlichen meinsamen Planungsraum orientiert sich nicht in erster Linie an ad- und ökonomischen Engagements der örtlichen Bevölkerung, ministrativen oder naturräumlichen Grenzen, sondern an den jewei- − Berücksichtigung von Aspekten des Schutzes, der Nutzung und ligen kulturellen und gesellschaftlichen Eigenarten und der Gestaltung von Kulturlandschaften und damit zusammenhän- insbesondere dem regionalen Zusammengehörigkeitsgefühl und ge- gende Bündelung unterschiedlicher fachplanerischer Belange, meinsamen Selbstverständnis ihrer Bewohner. − Koordination der übergeordneten, regionalen und kommunalen Das heißt, es sind nicht allein Naturraum, Geschichte, Landschafts- Interessen, gestalt und Wirtschaftsstruktur, die eine Kulturlandschaft ausmachen, sondern ebenso gesellschaftliche und assoziative Komponenten. Ein − Kooperation über administrative Grenzen hinweg, die sich häu- auch als „Regionale Identität“ bezeichnetes Zusammengehörigkeits- fig nicht an den identitäts-, kultur- oder naturräumlichen Ab- gefühl kann zum Ausgangspunkt einer positiven regionalen Entwick- grenzungen von Kulturlandschaften orientieren, lung werden, wenn relevante wirtschaftliche, soziale, kulturelle und − Etablierung oder Fortführung bestehender Ansätze des Regio- politische Akteure und Gruppen Konsens über Entwicklungsziele, nalmanagements und regionaler Marketingstrategien, Wertorientierungen und Symbole ihrer Kulturlandschaft haben und − Bündelung von Vorhaben und Finanzmitteln, auch unter förder- wenn ein Gefühl und Bewusstsein von Zugehörigkeit zu einem, den politischen Aspekten, um die Umsetzung integrierter Raument- jeweiligen Heimatort übergreifenden Raum, herrscht. wicklungskonzepte zu erreichen. Regionale Identität entsteht nicht dadurch, dass sie raumplanerisch Dabei sind bereits bestehende Steuerungsansätze und Institutionen festgelegt wird, sondern durch gemeinsames oder auf ein gemein- (z. B. der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, der integrierten sames Ziel hin orientiertes Planen, Entscheiden und Handeln in ländlichen Entwicklung, der Tourismusentwicklung, der Nutzung einem (Handlungs-)Raum. Gerade vor dem Hintergrund der demo- regenerativer Energien und nachwachsender Rohstoffe, der Groß- grafischen Entwicklung und der ökonomischen Rahmenbedin- schutzgebietsentwicklung sowie der Denkmalpflege) als wesent- gungen ist es wichtig, dass Konkurrenzen abgebaut und Kräfte ge- liche Anknüpfungspunkte zu nutzen und weiterzuentwickeln, insbe- bündelt werden. In den Handlungsräumen wird die Kooperation von sondere wenn sie bereits Beiträge zur Etablierung regionaler Städten und urbanisierten Bereichen mit ihrem Umland und den um- Handlungsräume auf der Ebene von Kulturlandschaften im Pla- gebenden ländlichen Gebieten und Dörfern angestrebt. Die branden- nungsraum geleistet haben. burgischen Städte oder die Bezirke Berlins sind in der Regel als In Kulturlandschaften mit besonders gravierenden Problemlagen Ziel- und Quellgebiete von Naherholungssuchenden, als identitäts- oder erhöhten Schutzanforderungen besteht ein besonderer Hand- stiftende Träger kulturlandschaftlicher Merkmale und Images sowie lungsbedarf. Auf regionaler Ebene sollen raumordnerische Festle- als Fokusräume bürgerschaftlichen und wirtschaftlichen Engage- gungen zur Konfliktbewältigung und Weiterentwicklung dieser Kul- ments wesentliche Ankerpunkte der jeweiligen kulturlandschaft- turlandschaften getroffen werden. Durch die Verknüpfung von lichen Handlungsräume. „harten“ Festsetzungen und „weichem“ Management soll in diesen Als Leitgedanke für die Erschließung der unterschiedlichen kultur- Handlungsräumen eine forcierte Bewältigung von Raumnutzungs- landschaftlichen Potenziale im gemeinsamen Planungsraum sollten konflikten erfolgen. unter Berücksichtigung der Strukturunterschiede zu den benachbar- Zu den Handlungsräumen mit spezifischem Handlungsbedarf zählen ten Teilräumen, die jeweiligen Besonderheiten, Potenziale und insbesondere: Kompetenzen herausgearbeitet und als regionale Entwicklungs- potenziale aufgefasst werden. Die Kulturlandschaften sind bei einem − Historisch bedeutsame Kulturlandschaften: In diesen Kulturland- integrierten Entwicklungsansatz nicht nur als Schutzgut des Natur- schaften mit hoher Dichte an Denkmalen, die auf Grund ihrer schutzes oder der Denkmalpflege zu verstehen, sondern zugleich als naturräumlichen und kulturhistorischen Bedeutung den zusam- wesentliche Grundlage regionaler Wertschöpfung, regionaler Ko­ menhängenden Charakter des Gebiets als Kulturlandschaft prä- operation. In den kulturlandschaftlichen Handlungsräumen sollen gen, soll das kulturelle Erbe erhalten und für die Bevölkerung die Perspektiven und Projekte verschiedener gesellschaftlicher Be- erlebbar gemacht werden. Für historische Kulturlandschaften reiche und Fachpolitiken sowie sektorale Steuerungs- und Förderan- sollen Konzepte zur Sicherung und Entwicklung prägender sätze vernetzt und gebündelt werden. Wer Träger oder wesentliche Denkmäler, Landschaftselemente und -strukturen sowie zur För- treibende Kraft eines kulturlandschaftlichen Handlungsraums ist, derung von Traditionen und traditionellen Bewirtschaftungs- hängt von den institutionellen Gegebenheiten und den regionalen formen erarbeitet werden. Dabei sollte beispielsweise auch der besondere bikulturelle Charakter des angestammten Siedlungs- Akteurskonstellationen ab. gebietes der Sorben/Wenden berücksichtigt werden. Ebenso wird Beispiele für Kulturlandschaften, die bereits administrative Räume in diesem Zusammenhang angestrebt, die historische Bausubs- überschreitende Netzwerke oder Verwaltungsaktivitäten aufweisen tanz vor allem in Städten mit historischen Stadtkernen und Dör- und darüber den Charakter eines Handlungsraums gewonnen haben, fern mit historischen Dorfkernen zu erhalten und kreative Um- sind die Naturparke und Biosphärenreservate, der Raum der Interna- und Nachnutzungen zu ermöglichen. Beispiele historisch tionalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land, die Regional- bedeutsamer Kulturlandschaften sind die als UNESCO-Weltkul- parks um Berlin und Potsdam sowie weitere Kulturlandschaften mit turerbestätte geschützte Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft, das spezifischen Kooperations- oder Vermarktungsstrukturen. Oderbruch und der Spreewald. − Von starkem Nutzungswandel betroffene suburbane oder länd- Zu 3.2 (G) liche Kulturlandschaften: Dies betrifft Kulturlandschaften mit Sowohl die Raumordnung des Bundes als auch die Raumordnung im deutlichen Zersiedlungstendenzen, starkem Bevölkerungsrück- gemeinsamen Planungsraum strebt eine Ergänzung der traditionellen gang, starkem Strukturwandel der Landwirtschaft, flächeninten- Raumentwicklungspolitik um eine aktive Gestaltung von Kulturland- siver Erzeugung regenerativer Energien oder forcierter touristi- schaften an. Kulturlandschaftsgestaltung soll als Chance begriffen scher Entwicklung. Die Regionalparks von Berlin und werden, über innovative In-Wert-Setzungsstrategien zur Minderung Brandenburg sind Beispiele für Kulturlandschaften mit besonde- von regionalen Strukturproblemen beizutragen. Die Handlungsebene rem Handlungsbedarf. Über die Entwicklung von Regionalparks für die Herausbildung kulturlandschaftlicher Handlungsräume ist die soll der Suburbanisierung durch den beschleunigten Nutzungs- 202 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

wandel und der damit vielfach verbundenen Fragmentierung und Zu 4.2 (Z) Banalisierung der Landschaft an der Peripherie der Siedlungsbe- Die Inanspruchnahme von weiterem Freiraum soll zumindest so lan- reiche in und um Berlin qualitativ entgegengewirkt werden. Ent- ge vermieden werden, wie innerhalb (vgl. Plansatz 4.1 (G)) oder am sprechende informelle Raumkategorien, die die formalen Steue- Rande innerörtlicher Siedlungsflächen Flächenaktivierungen mög- rungsinstrumente zur Siedlungs- und Freiraumentwicklung lich sind. Angesichts der knappen Mittel für die Sicherung und den ergänzen, können auch in anderen kulturlandschaftlichen Hand- Ausbau technischer Infrastrukturen ist es erforderlich, vorrangig die lungsräumen Impulse für identitätsstiftende und integrierende Entwicklung unter Berücksichtigung gewachsener Siedlungsstruk- Ansätze der Kulturlandschaftsentwicklung geben. turen voranzutreiben. Die Entwicklung neuer Siedlungsflächen soll − Landschaftsräume, die auf Grund der Aufgabe militärischer, möglichst nur behutsame Erweiterungen der technischen und sozi- alen Infrastruktur erforderlich machen und auch die Inanspruchnah- bergbaulicher oder sonstiger Nutzungen einen außergewöhn- me von Freiraum für zusätzliche Erschließungswege möglichst ge- lichen Sanierungs- und Gestaltungsbedarf aufweisen: Hierzu ring halten. Dadurch wird auch der Bedeutung des Freiraumes als zählen beispielsweise militärische Konversionsflächen wie die natürliche Senke für klimaschädliche Gase – d.h. deren Bindung in Lieberoser Heide oder die ehemalige Militärstadt Wünsdorf, Biomasse – Rechnung getragen. Aus besonderen Erfordernissen des altindustrialisierte Stadtlandschaften (z. B. in Forst, Guben Immissionsschutzes (Abstandsgebot) oder der Verkehrserschlie- und Eberswalde) sowie insbesondere die Lausitzer Bergbau- ßung, beispielsweise zur Vermeidung von Schwerlast- und Besu- folgelandschaft. Aus der Bergbaufolgelandschaft Südbranden- cherverkehr durch Siedlungen, können Ausnahmen zulässig sein. burgs sowie Nordsachsens entsteht durch die Rekultivierung und die Flutung der ehemaligen Tagebaue Europas die größte Zu 4.3 (Z) künstlich geschaffene Seenlandschaft. Aufbauend auf bereits Die Erweiterung von Streu- und Splittersiedlungen führt zu uner- touristisch erschlossene Bergbaufolgeseen (z. B. dem Senften- wünschtem Flächenverbrauch sowie klimaschädigenden Emissionen berger See) soll insbesondere der Wassertourismus in Verbin- infolge erhöhten Verkehrsaufkommens und zieht meist zusätzliche Er- dung mit dem Radtourismus unter Einbeziehung der Industrie- schließungsmaßnahmen nach sich. Eine Erweiterung bereits existie- und Energiekultur entwickelt werden. Zudem sind auch render Streu- und Splittersiedlungen soll daher vermieden werden. Un- Maßnahmen zur Rehabilitierung und Stabilisierung des Was- ter Erweiterung wird in dieser Festlegung eine nicht nur unwesentliche, serhaushaltes erforderlich. Die Entwicklung des Lausitzer raumbedeutsame Ausdehnung des vorhandenen Siedlungskörpers in Seenlandes und der sich nördlich und östlich anschließenden den ihn umgebenden Außenbereich oder Freiraum verstanden. Von die- Bergbaufolgelandschaften hin zu einer überregional erfolg- ser Festlegung sollen solche Planungsaktivitäten nicht erfasst werden, reichen und wirtschaftlich tragfähigen Tourismusregion ist die z. B. nach § 35 Absatz 6 des Baugesetzbuches (BauGB) möglich zentrales Anliegen. Die IBA Fürst-Pückler-Land begleitet die- sind oder im Wesentlichen (bestands-)ordnende Wirkung haben. sen Prozess noch bis ins Jahr 2010. − Grenzübergreifende Kulturlandschaften: Kulturlandschaften, Zu 4.4 (G) die sich über administrative Grenzen hinweg erstrecken, erfor- Für ehemals militärisch genutzte Flächen, brachgefallene Industrie- dern, insbesondere wenn Landes- oder Bundesgrenzen über- und Gewerbeflächen sowie nicht mehr genutzte landwirtschaftliche schritten werden, eine enge Kooperation der betroffenen Ge- Anlagen wie Stallungen und Wirtschaftsgebäude sind Konzepte für bietskörperschaften. Beispiele für grenzübergreifende eine Nachnutzung erforderlich. Kulturlandschaften sind das die deutsch-polnische Grenze über- Militärische und zivile Konversionsflächen im räumlichen Zusam- schreitende Lebuser Land, die Berlin-Brandenburger Regional- menhang zu vorhandenen Siedlungsgebieten und an verkehrsgüns- parks, der Hohe Fläming (Brandenburg und Sachsen-Anhalt), tig gelegenen Standorten sollen unter Beachtung der Festlegungen das Lausitzer Seenland (Brandenburg und Sachsen) und der zur Siedlungsentwicklung und sofern andere Belange nicht entge- Drei-Länder-Geopark Muskauer Faltenbogen (Brandenburg, genstehen, den Gemeinden für Siedlungszwecke zur Verfügung ste- Sachsen, Polen) sowie das Biosphärenreservat Flusslandschaft hen. Bei entsprechendem Bedarf können die Gemeinden die Ent- Elbe (Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Meck- wicklung dieser Konversionsflächen anstreben und planerisch lenburg-Vorpommern). vorbereiten. Im Stadt-Umland-Zusammenhang von Berlin und Potsdam soll die Kennzeichnend für viele ehemals militärisch genutzte Standorte ist bewährte länderübergreifende kooperative Entwicklung der Regio- die ursprünglich bewusste Platzierung außerhalb innerörtlicher nalparks verstetigt werden. Siedlungsflächen und die Abschottung von benachbarten Sied- lungen, um Militärübungen ungestört und ohne Gefährdung und Be- lästigung von Unbeteiligten durchführen zu können. Ebenso befin- Zu 4 Steuerung der Siedlungsentwicklung den sich häufig aufgelassene großflächige Stallungen und Zu 4.1 (G) Wirtschaftsgebäude außerhalb innerörtlicher Siedlungsflächen. Bei der Siedlungsentwicklung ist dem Gebot der vorrangigen Innen- Auf den versiegelten oder baulich geprägten Anlagen dieser Kon- entwicklung vor einer Außenentwicklung Rechnung zu tragen. versionsflächen, (z. B. ehemalige Kasernen, Soldaten- -und Offi Siedlungsflächen sind in der Regel von einem bereits vorhandenen zierswohnheime, Stallungen, Wirtschaftsgebäude und Verkehrsbe- Ortskern aus zu entwickeln, der die wichtigsten Versorgungsfunkti- triebsanlagen) soll eine Ansiedlung städtebaulich nicht integrierbarer onen für den neuen Siedlungsbereich mit übernimmt und die Be- Vorhaben ermöglicht werden. Dies sind insbesondere gewerblich- industrielle Vorhaben, raumbedeutsame Freizeitgroßvorhaben mit wohner in das Gemeindeleben einbindet. Das Prinzip der räumlichen hohem Besucheraufkommen und Anlagen der technischen Infra- Funktionsbündelung und der Nutzungsmischung, d. h. die räumliche struktur (z. B. Kläranlagen, Deponien, große, nicht baurechtlich pri- Nähe von Arbeitsstätten, Einrichtungen der Daseinsvorsorge, sons- vilegierte Biomasseanlagen, Umspannwerke) oder sozialen Infra- tigen Versorgungseinrichtungen und Erholungsmöglichkeiten zu struktur (z. B. Justizvollzugsanstalten), die aus Gründen des den Wohnstätten, führt weg von einer „erzwungenen“ Mobilität Immissionsschutzes oder der öffentlichen Sicherheit sachnotwendig durch räumliche Funktionstrennungen und den damit verbundenen außerhalb innerörtlicher Siedlungsflächen zu errichten sind. Durch vielfältigen Fahrterfordernissen, die insbesondere für den wachsen- die Lenkung derartiger Vorhaben auf Konversionsflächen soll die den Anteil weniger mobiler Bevölkerungsgruppen problematisch Inanspruchnahme von unbelasteten Freiräumen vermieden werden. werden. Die Entwicklung verkehrsvermeidender Siedlungsstruktu- Bei der Nachnutzung von Konversionsflächen zu den genannten ren wird auch vor dem Hintergrund steigender Treibstoffkosten und Siedlungszwecken ist ein ausreichender verkehrlicher Anschluss an der Anforderungen des Ressourcen- und Klimaschutzes erheblich an innerörtliche Siedlungsflächen bestehender Orte sicherzustellen. Bedeutung gewinnen. Insbesondere bei Freizeitgroßvorhaben mit hohem Besucherauf- Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 203 kommen und überregionalem Einzugsbereich ist in diesem Zusam- derungsprozesse aus den 1990er Jahren mit einem weiteren Rück- menhang auch eine leistungsfähige Erschließung mit öffentlichen gang der Einwohnerzahlen zu rechnen. Um dennoch leistungsfähige Verkehrsmitteln nachzuweisen. Strukturen insbesondere mit Blick auf die Sicherung der Daseinsvor- Den Anforderungen des Klimaschutzes und der damit verbundenen sorge zu halten, muss eine räumliche Bündelung von Einrichtungen energiepolitischen Zielsetzung zum Ausbau erneuerbarer Energien der Daseinsvorsorge einerseits und der Siedlungsentwicklung ande- wird im Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG 2004) rerseits angestrebt werden. Diesem Ziel dient die mit dem Absatz 1 u. a. durch eine gesetzlich garantierte Vergütung des Stroms aus Fo- verfolgte raumordnerische Konzentration der Entwicklung von tovoltaikfreiflächenanlagen entsprochen, wenn die Anlagen auf ver- Wohnsiedlungsflächen auf die Zentralen Orte und den Gestaltungs- siegelten Flächen sowie auf wirtschaftlichen und militärischen Kon- raum Siedlung. In den Zentralen Orten und im festgelegten Gestal- versionsflächen errichtet werden. Dies hat zu einer verstärkten tungsraum Siedlung ist eine quantitativ unbeschränkte Entwicklung Nachfrage nach entsprechenden Standorten geführt. Um dieser der Wohnsiedlungsflächen, in Nicht-Zentralen Orten und den unter Nachfrage raum- und umweltverträglich gerecht zu werden, können Nummer 4 benannten Siedlungsbereichen nur in begrenztem Um- sowohl auf Konversionsflächen im räumlichen Zusammenhang zu fang (vgl. Festlegung und Begründung Absatz 2) möglich. innerörtlichen Siedlungsflächen als auch auf Konversionsflächen Ein besonderer Handlungs- und Steuerungsbedarf ergibt sich im Stadt- außerhalb innerörtlicher Siedlungsflächen Solaranlagen errichtet Umland-Zusammenhang von Berlin und Potsdam. Der besondere werden, wenn eine landschaftliche Einbindung und Anbindung an Steuerungsbedarf leitet sich aus den besonderen raumstrukturellen Be- das Leitungsnetz sichergestellt wird und versiegelte oder durch Mu- dingungen ab, die in einer hohen Einwohner- und Siedlungsdichte, nition oder Altlasten vorbelastete Flächen genutzt und in ihrer öko- dem hohen Verkehrsaufkommen, einer überdurchschnittlichen Ver- logischen Funktion aufgewertet werden. kehrsnetzdichte, der Gefährdung der Freiräume durch Siedlungserwei- terungen, der hochgradigen Verflechtungsbeziehungen zwischen den Konversionsflächen außerhalb innerörtlicher Siedlungsflächen mit Daseinsfunktionen Wohnen, Arbeiten, Versorgen, Bildung und Erho- hochwertigen Freiraumpotenzialen sollen zugunsten von Freiraum- len bestehen. nutzungen entwickelt werden. Sofern sie auf Grund ihrer Lage und Verkehrsanbindung für städtebaulich nicht integrierbare Vorhaben Diese raumstrukturellen Besonderheiten werden auch in den nächs- nicht geeignet sind, sollen vorhandene Anlagen (Garagen, Baracken, ten Jahren fortbestehen. Die zu erwartende Entwicklung schlägt sich Stallungen, freiraumbezogenes Truppenübungsgelände) zurückge- u. a. in einem weiter fortbestehenden Bedarf an zusätzlichen Wohn- baut und versiegelte Flächen renaturiert werden. siedlungsflächen nieder. Diese räumlichen Entwicklungsbedin- gungen und -trends sind durch angemessene raumordnerische Pla- Mit der Differenzierung der Konversionsflächen nach Lage- und nungen und Steuerungsinstrumente ordnend zu beeinflussen und an Qualitätsmerkmalen soll gewährleistet werden, dass die Nachnut- geeigneten Stellen zu unterstützen. zung dieses Flächenpotenzials landesplanerisch und städtebaulich geordnet verläuft und keine „Zersiedelung durch Konversion“ be- Dafür ist zunächst der Raum näher zu bestimmen, in dem wegen der trieben wird. beschriebenen Entwicklungsbesonderheiten ein adäquater Steue- rungsansatz notwendig wird. Folgende entwicklungs-, dichte- und verflechtungsbasierten Werte der Statistik wurden dafür ausgewertet: Zu 4.5 (Z) − Bevölkerungsdichte 2004 (EW/km² Gemeindefläche), Der in Absatz 1 festgelegte raumordnerische Steuerungsansatz bezüglich der Entwicklung der Wohnsiedlungsflächen stellt die − Bevölkerungsentwicklung 1996 bis 2004, Konzentration der Siedlungsentwicklung in den Zentralen Orten − Bevölkerungsprognose 2004 bis 2020, nach Nummer 1 und im Gestaltungsraum Siedlung nach Nummer − Siedlungsdichte 2004 (EW/km² Siedlungs- und Verkehrs­ 2 bei gleichzeitiger Beschränkung im übrigen Raum in den Mit- fläche), telpunkt. Die Ziele und Grundsätze der Raumordnung zur Sied- lungsentwicklung sollen zu kompakten, Verkehr sparenden Sied- − Einwohnerdichte je Hektar Wohnsiedlungsfläche (Wohn- und lungsstrukturen führen sowie den Schutz und Erhalt der Freiräume Mischgebietsflächen) 2004, bezogen jeweils auf die Abwei- sicherstellen. chung vom Landesmittel (ohne Potsdam) und den engeren Verflechtungsraum, Dafür dürfen sich Gemeinden nach Nummer 3 und Gemeindeteile nach Nummer 4 nur eingeschränkt entwickeln. Diese Einschrän- − Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung 1996 bis 2004 in Prozent, kung ist erforderlich, da Siedlungsentwicklungen über den Eigenbe- darf einer Gemeinde hinaus regelmäßig einen zusätzlichen Bedarf − Baufertigstellungsquote (Wohneinheiten/1 000 EW) von 1995 an daseinsvorsorgebezogenen Einrichtungen und der Bereitstellung bis 2004, jeweils bezogen auf die Abweichungen vom Landes- von technischer Infrastruktur nach sich ziehen und Entwicklungen mittel Brandenburgs (ohne Potsdam) und den Mittelwert des über den Eigenbedarf hinaus dem Konzentrations- und Bündelungs- engeren Verflechtungsraums, gedanken zuwider laufen würden. − Wohnungsbestandsentwicklung 1996 bis 2004 in Prozent, Im Stadt-Umland-Zusammenhang von Berlin und Potsdam kommt − Arbeitsplatzsituation 2004 (Basis: sozialversicherungspflichtig hinzu, dass die Räume zwischen dem in der Festlegungskarte 1 dar- Beschäftigte), gestellten Gestaltungsraum Siedlung im Sinne der großräumigen − Arbeitsplatzentwicklung 1996 bis 2004 in Prozent (Basis: sozi- funktionalen Arbeitsteilung u. a. eine Naherholungsfunktion für die alversicherungspflichtig Beschäftigte), Bevölkerung sowie eine stadtklimatische und ökologische Aus- gleichsfunktion erfüllen. Auch in der hohen Schutznotwendigkeit − Pendlerintensität des Umlandes gegenüber Berlin und Potsdam 2004: dieser Freiräume findet die Beschränkung der Siedlungsentwicklung ihre fachliche Begründung. − Ein- und Auspendlervolumen insgesamt, Alle Regelungen des Plansatzes 4.5 (Z) beziehen sich ausschließlich − Ein- und Auspendler je 1 000 EW, auf Wohnsiedlungsflächen. Darunter sind alle Flächen zu verstehen, − Wanderungsintensität gegenüber Berlin und Potsdam 1996 bis auf denen auch Wohnnutzungen zugelassen sind, also reine, allge- 2004 (Zu- und Fortzüge je 1 000 EW der Umlandgemeinden). meine und besondere Wohngebiete, Dorf- und Mischgebiete sowie Die Indikatoren ermöglichen eine Bewertung der Gemeinden im Kerngebiete. Größere Bevölkerungszuwächse aus Wanderungsge- Hinblick auf ihr siedlungsstrukturelles Gewicht, ihre Entwicklungs- winnen werden in diesen Gemeinden raumordnerisch nicht unter- dynamik innerhalb des Raumes und ihre räumlich-funktionalen Ver- stützt. Die Entwicklung zusätzlicher gewerblicher Flächen wird flechtungen zu Berlin und Potsdam. Gleichzeitig lassen sich auf durch diese Festlegung nicht begrenzt. Grund der siedlungsstrukturellen Lagepotenziale der Gemeinden In den Berlin fernen Teilen des gemeinsamen Planungsraumes ist in auch erste Rückschlüsse für eine Einschätzung der weiteren Ent- Folge des demografischen Wandels und in Nachwirkung der Abwan- wicklungsaussichten ziehen. 204 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

Stadt-Umland-Zusammenhang von Berlin und Potsdam

Oranienburg Wandlitz

Leege- bruch Birken- Oberkrämer werder Velten Bernau Hohen Mühlen- bei Berlin Neuendorf becker Land Panke- Schönwalde- Hennigs- tal Werneuchen Glien dorf Glienicke/ Nordbahn Brieselang Ahrens- Altlands- Falken- felde berg see Strausberg Wuster- Neuen- mark Hoppe- hagen Petershagen/ Dallgow- bei Berlin Eggersdorf Döberitz Berlin garten Fredersdorf- Vogelsdorf Schöneiche Rüdersdorf bei Berlin bei Berlin Woltersdorf Potsdam Klein- Grünheide (Mark) machnow Erkner Werder Teltow Eich- Gosen- (Havel) Schöne- Stahns- walde Neu Groß- feld Schulzen- Zittau dorf beeren dorf Nuthe- Zeuthen Schwielow- Blankenfelde- tal Wildau Königs see Michen- Mahlow Wuster- dorf hausen Ludwigsfelde Rangs- dorf Mitten- walde

Die Analyse dieser Kriterien zeigt auch, dass dieser Raum nicht ho- staltungsfreiraum sowohl bei der Ausformung des Gestaltungs- mogen, sondern sowohl in seiner Struktur als auch in seinen Ent- raumes Siedlung als auch bei der Ausformung der Entwicklung im wicklungstendenzen differenziert zu bewerten ist. Die Steuerung der Rahmen des Eigenbedarfs in den übrigen Siedlungsbereichen. Wohnsiedlungsflächen muss dieser Differenziertheit Rechnung tra- Zur Umsetzung dieses planerischen Grundgedankens wird zunächst gen. der Gestaltungsraum Siedlung im Kernraum abgegrenzt. Ausgangs- Das prägende Grundprinzip für die räumliche Ausrichtung der Ent- punkt ist dabei der von der Mitte Berlins und Potsdams ausgehende wicklung der Wohnsiedlungsflächen orientiert sich dabei an der durchweg zusammenhängende Siedlungsflächenbestand. Dieser historisch vorgeprägten Siedlungsstruktur in diesem Raum (Sied- Kernraum reicht teilweise bis in angrenzende Gemeinden Branden- lungsstern). Mit den Festlegungen des Plansatzes 4.5 (Z) Absatz 1 burgs hinein (Kleinmachnow, Stahnsdorf, Teltow, Schönefeld, Ah- Nummer 2 erfolgt eine Konzentration der Siedlungsentwicklung rensfelde, Nuthetal). auf die beiden Kerne Berlin und Potsdam einschließlich benachbar- Von diesem Kernraum ausgehend sind dann die leistungsfähigen ter Bereiche im siedlungsstrukturellen Zusammenhang und auf Radialen (Achsen) und die auf diesen Radialen liegenden Gemein- Räume entlang radial verlaufender Schienenstränge im Umland. Die Siedlungsflächenkonzentration soll zugleich den Flächenver- den zu bestimmen, innerhalb derer in einem weiteren Schritt der brauch in größeren Teilräumen reduzieren helfen und zur Sicherung Gestaltungsraum Siedlung zu definieren ist. und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen, zum Klima- Der enge räumlich-funktionale Verbund zwischen den Umlandge- schutz und zum Erhalt der Vielfalt der Kulturlandschaften beitra- meinden und den Kernstädten Berlin und Potsdam drückt sich in gen. der Qualität der Verbindung mit dem Schienenpersonennahverkehr Als Instrument zur Konzentration der Entwicklung der Wohnsied- (SPNV) aus. Dieser Aspekt ist für die Auswahl der Achsen ent- lungsflächen auf geeignete Räume wird der Gestaltungsraum Sied- scheidend. Demgemäß wird die Qualität der Anbindung einer Be- lung definiert. Dieser Gestaltungsraum Siedlung umfasst Teile des wertung unterzogen (Halt einer Regionalbahn – RB/RE, Halt einer Kernraumes Berlin und Potsdam sowie Teile der Gemeinden, die S-Bahn, Kapazität, Entfernung vom S-Bahn-Ring Berlin, Entfer- entlang der leistungsfähigen SPNV-Radialen liegen. Der sich mit nung vom Potsdamer Hauptbahnhof). Zusätzlich wird analysiert, der Anwendung dieses Instruments verbindende Eingriff in die Ge- welche Gemeinden auf diesen Achsen liegen und für die Aufnahme staltungshoheit der berührten Gemeinden ist zulässig. Er wird not- von weiteren Zuwächsen der Siedlungsentwicklung geeignet sind. wendig, da die Gemarkungsflächen der Gemeinden große Gebiete Dabei werden zusätzliche Kriterien wie Bevölkerungskonzentrati- umfassen. In diesen Gebieten befinden sich für die Konzentration on (Bevölkerungsstärke, Einwohnerdichte pro Hektar, Siedlungs- zusätzlicher Wohnsiedlungsflächen geeignete und dafür weniger ge- fläche), zukünftige Bevölkerungsentwicklung (Bevölkerungspro- eignete Räume. Den Gemeinden verbleibt aber ein umfassender Ge- gnose bis 2020), Arbeitsplatzkonzentration (Zahl der Arbeitsplätze) Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 205 und Anteil der Gewerbeflächen an den Siedlungsflächen herange- ßerhalb des Gestaltungsraumes Siedlung sowohl für den Berlin fer- zogen. nen Raum als auch für Gemeinden in den Achsenzwischenräumen Im Ergebnis sind folgende Gemeinden als sogenannte Achsenge- des Raumes Berlin – Potsdam und Umland vorhanden. meinden zu klassifizieren: Als Nachverdichtungspotenziale im Rahmen der Innenentwicklung im Sinne von Plansatz 4.5 (Z) Absatz1 Nummer 3 und 4 stehen den Achse A Glienicke/Nordbahn, Hohen Neuendorf, Birkenwer- Gemeinden als nicht auf das zusätzliche Entwicklungspotenzial an- der, Oranienburg rechenbare Flächen zur Verfügung. Dies sind Flächen Achse B Panketal, Bernau bei Berlin − im Bereich verbindlicher Bebauungspläne, die Wohnnutzungen Achse C Hoppegarten, Neuenhagen bei Berlin, Fredersdorf- zulassen, Vogelsdorf, Petershagen/Eggersdorf, Strausberg − im Zusammenhang bebauter Ortsteile im Sinne des § 34 Absatz 1 Achse D Erkner BauGB, Achse E Schönefeld, Eichwalde, Schulzendorf, Zeuthen, Wil- − in Innenbereichen, die nicht Teil eines Bebauungszusammen- dau, Königs Wusterhausen hangs gemäß § 34 BauGB sind (sogenannter „Außenbereich im Innenbereich“), aber als Brachflächen baulich entwicklungsfä- Achse F Blankenfelde-Mahlow, Rangsdorf hig sind und eine Größe von zehn Hektar nicht überschreiten, Achse G Teltow, Großbeeren, Ludwigsfelde − im Bereich nach § 34 Absatz 4 Nummer 3 BauGB bereits erlas- Achse H Nuthetal, Michendorf sener oder zulässiger Satzungen, Achse I Werder (Havel) − im Bereich verbindlicher Satzungen nach § 34 Absatz 4 Num- mer 2 BauGB, Achse J1 Dallgow-Döberitz, Wustermark − die nach § 13a Absatz 1 BauGB durch Bebauungspläne der In- Achse J2 Falkensee, Brieselang nenentwicklung entwicklungsfähig sind. Achse K Hennigsdorf, Velten Das zusätzliche Entwicklungspotenzial steht den Gemeinden insbe- sondere dann zur Verfügung, wenn der Eigenbedarf der Gemeinde im Rahmen der vorrangig zu betreibenden Innenentwicklung (vgl. Nachdem Kernraum und Achsen definiert sind, bedarf es der kon- hierzu auch Plansatz 4.1 (G)) nicht abgedeckt werden kann. Der Ei- kreten Abgrenzung des Gestaltungsraumes Siedlung. Dafür werden genbedarf einer Gemeinde ergibt sich aus dem Neubedarf (Erweite- folgende Kriterien herangezogen: rungsbedarf) sowie dem Ersatz- und Nachholbedarf. Unter Neube- − Der Gestaltungsraum Siedlung liegt innerhalb des Einzugsbe- darf versteht man den zusätzlichen Wohnungsbedarf, der sich reiches der SPNV-Haltepunkte. Für die Einzugsbereiche wird hauptsächlich aus dem Saldo der Haushaltsentwicklung ergibt. Die ein 3-km-Radius angenommen. Entwicklung der Privathaushalte einer Gemeinde wird durch zahl- − Die Binnenerschließung des Gestaltungsraumes Siedlung ist reiche Faktoren beeinflusst, u. a. die Bevölkerungsentwicklung, die ausreichend (leistungsfähiges Straßennetz und ausreichende Alterstruktur, die Haushaltsgrößenstruktur, die Entwicklung der technische Ver- und Entsorgungsinfrastruktur). Wohnflächennachfrage pro Person, das Verhalten zur Haushaltsneu- gründung. Der Ersatzbedarf ergibt sich aus Wohnungsabgängen auf − Innerhalb des Gestaltungsraumes Siedlung liegen die jeweiligen Grund von Rückbau, Sanierung oder Umnutzung. Hauptortsteile der Gemeinden und diese erfassen zusammen- hängende Wohnsiedlungsflächen einschließlich zugehöriger Zu berücksichtigen ist auch die Entwicklung der privaten Haushalte. Standorte der sozialen Infrastruktur und der Wirtschaft. Wegen der im langfristigen Trend sinkenden Haushaltsgrößen und der steigenden Wohnflächennachfrage pro Person verläuft die Haus- − Innerhalb des Gestaltungsraumes Siedlung liegende Gebiete haltsentwicklung in Brandenburger Gemeinden grundsätzlich posi- weisen enge bauliche und räumlich-funktionale Verflechtungen tiver als die Bevölkerungsentwicklung. Es ist davon auszugehen, auf. dass sich dieser Trend bis zum Ende der Laufzeit des Landesent- − Die Freiraumstruktur bzw. Elemente des Freiraumverbundes wicklungsplanes Berlin-Brandenburg fortsetzt. werden nicht beeinträchtigt. Für einen Zeitraum von zehn Jahren sind bei einem rechnerischen − Berücksichtigung der kommunalen Planungen, im Speziellen Bedarf von 1 bis 1,5 Wohneinheiten pro 1 000 Einwohner pro Jahr der genehmigten Flächen der Bauleitplanung. 10 bis 15 Wohneinheiten als Eigenbedarf anzunehmen. Bei einer Der nach diesen Kriterien entwickelte Gestaltungsraum Siedlung ist Siedlungsdichte von 15 Wohneinheiten pro Hektar resultiert aus in der Festlegungskarte 1 festgelegt. Innerhalb dieses Gestaltungs- dem Eigenbedarf einer Gemeinde ein Flächenbedarf von rund einem raumes Siedlung soll sich die Entwicklung der Wohnsiedlungsflä- Hektar pro 1 000 Einwohner innerhalb von zehn Jahren. Unter Be- chen über den Eigenbedarf der Gemeinde hinaus vorrangig vollzie- rücksichtigung der vorhandenen Nachverdichtungspotenziale der hen. Innenentwicklung ist die hälftige Bereitstellung von Flächen für den Die Kommunen haben zur Binnendifferenzierung dieses Gestal- Eigenbedarf (0,5 Hektar pro 1 000 Einwohner, bezogen auf den Ein- tungsraumes Siedlung große Spielräume. So kann die konkrete wohnerstand vom 31. Dezember 2008) für den gegebenenfalls noch räumliche Ausgestaltung der Außenkanten des Gestaltungsraumes zu befriedigenden Erweiterungs-, Ersatz- und eventuell noch vor- Siedlung durch nachfolgende Planungsebenen maßstabsgerecht handenen Nachholbedarf als zusätzliche Entwicklungsoption ange- konkretisiert werden. Auch innerhalb des Gestaltungsraumes Sied- messen, da grundsätzlich von der Möglichkeit der bedarfsgerechten lung ist dem fachrechtlich gebotenen Freiraumerhalt Rechnung zu Flächenbereitstellung im Rahmen der Innenentwicklung ausgegan- tragen. Insoweit umfasst der Gestaltungsraum Siedlung Räume, in gen werden kann. denen auf der Ebene der Landesplanung eine Siedlungsentwicklung In den Gemeinden, die Anteil am Gestaltungsraum Siedlung haben, grundsätzlich ermöglicht wird. Maßstabsgerechte Differenzierungen beziehen sich zusätzliche Eigenentwicklungspotenziale auf die Zahl sind durch nachfolgende Planungsebenen vorzunehmen, sodass der der Einwohner im jeweiligen Siedlungsbereich außerhalb des Ge- festgelegte Gestaltungsraum Siedlung nicht mit Bauflächen gleich- staltungsraumes Siedlung. Die Gemeinden haben mit den Bauleit- zusetzen ist. plänen, die sich auf das zusätzliche Entwicklungspotenzial bezie- Die Entwicklungsspielräume der Gemeinden innerhalb des Sied- hen, den Nachweis zu erbringen, dass der Wert von 0,5 Hektar pro lungsbestandes sind auf Grund der historischen Entwicklung groß. 1 000 Einwohner eingehalten wird. Geringe Siedlungsdichten und damit Potenziale zur Nachverdich- Vergleicht man den voraussichtlichen Wohnsiedlungsflächenbedarf tung (Grundstücksteilung, Neustrukturierung von Bauflächen und der Gemeinden mit den o. g. Nachverdichtungspotenzialen und den Bebauung von Brachen) sind auch außerhalb Zentraler Orte und au- durch Neuausweisungen nach dem vorgesehenen Eigenentwick- 206 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 lungsansatz möglichen Potenzialen, wird deutlich, dass keine unver- − attraktive „weiche“ Standortfaktoren (Wohn- und Freizeitbedin- hältnismäßigen Eingriffe in die kommunale Planungshoheit zu er- gungen, Bildungskapazitäten) und Vorhandensein eines qualifi- warten sind. zierten Arbeitskräfteangebots, Eine Umwandlung von Wochenendhaus- oder Kleingartengebieten − gleichwertige und ausgewogene Verteilung im Raum, insbeson- nach Absatz 3 kann nur im Einzelfall unter Beachtung der benannten dere im räumlichen Bezug zu Berlin, zu Zentralen Orten und Bedingungen erfolgen. Grundsätzlich sind Wochenendhaus- und Regionalen Wachstumskernen im Land Brandenburg. Kleingartengebiete Nutzungen des Außenbereiches, für die eine Umnutzung als Dauerwohngebiet nicht in Frage kommt. Der Be- Tabelle 2: Vorsorgestandorte für gewerblich-industrielle standsschutz bleibt hiervon unberührt. In Einzelfällen kann eine ­Vorhaben Umwandlung von an das bestehende Siedlungsgebiet angrenzenden Wochenendhausgebieten zweckmäßiger sein als die Inanspruchnah- Stadt bzw. Gemeinde Standort me bisheriger Freiflächen, wenn die erschließungstechnischen Vor- aussetzungen im Sinne des BauGB gegeben sind. Berlin Buchholz-Nord In den in Absatz 4 genannten besonderen Fällen kann darüber hinaus Beelitz südlich Fichtenwalde die Entwicklung weiterer Wohnsiedlungsflächen zugelassen -wer Bernau bei Berlin Bernau-Ost den. Es handelt sich um Einzelfälle, in denen die Gemeinden ent- sprechende Nachweise, die die Sondersituation begründen, erbrin- Brandenburg an der Havel Flugplatz Briest gen müssen. Brück Gewerbegebiet Brück/Linthe Mit den Regelungen in Absatz 5 zur Zusammenfassung der Ent- Cottbus TIP-Cottbus wicklungsoptionen mehrerer amtsangehöriger Gemeinden auf einen Eisenhüttenstadt- nördlich Eisenhüttenstadt geeigneten Schwerpunkt wird den kommunalen Akteuren der Weg Siehdichum-Wiesenau (westlich Werkbahnhof) für die sinnvolle Bündelung der Entwicklungspotenziale aufgezeigt. zwischen Markendorf und OT Bei Realisierung eines solchen Ansatzes ist das hergestellte Einver- Frankfurt (Oder) nehmen zu belegen. Lichtenberg Fürstenwalde/Spree Fürstenwalde-Südost Zu 4.6 (G) Grünheide (Mark) Freienbrink-Nord Der LEP B-B soll räumliche Rahmenbedingungen schaffen, die für Jüterbog OT Forst Zinna eine wachstumsstarke Wirtschaftsregion und für die Schaffung dau- erhafter und wettbewerbsfähiger Arbeitsplätze erforderlich sind. Ludwigsfelde südlich Berliner Ring Aus diesem Grund eröffnet der LEP B-B die notwendigen Spielräu- Mittenwalde nördlich L 30 me für die Entwicklung von Industrie- und Gewerbeflächen ohne eine quantitative Beschränkung. Neiße-Malxetal OT Preschen Über die durch Bauleitplanung kurz- und mittelfristig entwickel- Neuruppin Treskow II baren kleinen und mittleren Gewerbeflächen hinaus sollen für groß- Perleberg OT Quitzow flächige gewerblich-industrielle Ansiedlungen die in der Festle- gungskarte 1 symbolhaft dargestellten, zuvor nach den unten Potsdam Potsdam-SAGO aufgeführten Kriterien ausgewählten und auf ihre raumordnerische Potsdam-Nord Verträglichkeit hin geprüften Flächen vorgehalten werden. Darin Premnitz Industriegebiet eingeschlossen ist eine weitgehende Freihaltung von entgegenste- Pritzwalk OT Falkenhagen henden, auch kleinteiligeren gewerblichen Nutzungen, sofern keine Ansiedlung in Ausbaustufen eines Vorhabens begründet wird. Hier- Schorfheide Flugplatz Finow mit kann im überregionalen Standortwettbewerb Ansiedlungswil- Schwarzheide westlich A 13 ligen zeitnah ein differenziertes Angebot von großen geeigneten Schwedt/Oder nordwestlich Raffinerie Flächen für gewerblich-industrielle Vorhaben unterbreitet werden. Entsprechend den infrastrukturellen und naturräumlichen Gegeben- Wustermark zwischen A 10 und Havelkanal heiten sowie begünstigt durch eine gute Erreichbarkeit mit überregi- onalen Verkehrsanbindungen sind an diesen ausgewählten Standor- ten in Berlin bzw. in unmittelbarer Nachbarschaft zur Metropole Zu 4.7 (Z) Berlin sowie zu Zentralen Orten und Regionalen Wachstumskernen Die Entwicklungen im Einzelhandel sind bereits seit mehreren Jah- im Land Brandenburg besonders günstige Voraussetzungen für die ren geprägt durch Konzentration auf großflächige Einrichtungen, Ansiedlung großer flächenintensiver Gewerbe- und Industrieansied- den Verlust an kleineren Verkaufsstellen und Filialen und damit die lungen gegeben. Daher liegt es im landesplanerischen Interesse, sol- Tendenz des Rückzugs des Einzelhandels aus der Fläche. Die Stand- che Standorte aus Gründen langfristiger Vorsorge frei zu halten. ortpräferenzen für großflächige Einzelhandelseinrichtungen orien- Insbesondere wurden bei der Standortauswahl und -prüfung fol- tieren sich häufig an niedrigen Grundstückspreisen und günstiger gende Kriterien herangezogen: Erreichbarkeit mit dem PKW und erzeugen zusätzliches Verkehrs- aufkommen und gefährden durch Standorte außerhalb der Zentren − herausragende Standortgunst und besonders günstige Erreich- und Versorgungsbereiche oder sogar außerhalb der Siedlungsbe- barkeit in Bezug auf das großräumige funktionale Verkehrs- reiche die angestrebte Siedlungs- und Versorgungsstruktur. Verbun- netz, den ist diese Entwicklungstendenz zum Teil mit dem Kaufkraftab- − konfliktarme Lage in Bezug auf benachbarte Raumnutzungen zug durch einen den Nahbereich überschreitenden Einzugsbereich (Schutzgebiete, Umweltverträglichkeit) und ressourcenökono- großflächiger Einzelhandelseinrichtungen. Dadurch kommt es teil- mische Erschließungsvorteile (Flächengröße ab in der Regel räumlich zur Beeinträchtigung der verbrauchernahen Versorgung 100 Hektar und rechteckiger Flächenzuschnitt, Bodenbeschaf- sowie der Schwächung Zentraler Orte und innerörtlicher zentraler fenheit, Verfügbarkeit, Verkehrsanbindung und Erschließbarkeit Versorgungsbereiche. Der Einzelhandel hat gerade in seiner großflä- mit technischer Infrastruktur) im Hinblick auf eine grundsätz- chigen Erscheinungsform zentren- und identitätsbildende Funktion liche gewerblich-industrielle Nutzung (eine abschließende Be- und bedeutende Wirkung auf die Erzeugung von Verkehr. Insoweit urteilung über eine Inanspruchnahme ist erst nach Kenntnis des bedürfen Entwicklungen in diesem Bereich der überörtlichen Steue- konkreten Vorhabens möglich), rung durch die Raumordnungsplanung. Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 207

Die raumordnerische Steuerung bezieht sich auf Planungen für die ren wird der weiträumig wirkenden Ausrichtung entsprechender Errichtung oder Erweiterung großflächiger Einzelhandelseinrich- Vertriebsformen Rechnung getragen. tungen einschließlich der Erweiterung vorhandener kleinerer Ein- Absatz 5 regelt die maßgeblichen Voraussetzungen für eine landes- zelhandelsbetriebe in die Großflächigkeit hinein. Der Begriff der planerische Bewertung von Vorhaben an bereits bestehenden oder Einzelhandelseinrichtung umfasst Einkaufszentren, Einzelhandels- bauordnungsrechtlich genehmigten, jedoch an nicht raumverträg- betriebe und vergleichbare Handelsbetriebe im Sinne von § 11 Ab- lichen Standorten angesiedelten großflächigen Einzelhandelsein- satz 3 Satz 1 BauNVO unter Einschluss von Herstellerdirektver- richtungen. Für den Fall, dass für diese Standorte bauplanungsrecht- kaufszentren. lich relevante Änderungsabsichten beantragt werden, darf es im Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 24. Novem- Interesse des Schutzes der zentralörtlich gegliederten Versorgungs- ber 2005 (BVerwG, 4 C 10.04 = BRS 69 Nr. 71) sind Einzelhandels- struktur sowie der wohnungsnahen Grundversorgung zu keiner Er- betriebe dann großflächig im Sinne von § 11 Absatz 3 Satz 1 Num- weiterung der genehmigten Gesamtverkaufsfläche sowie zu keiner mer 2 BauNVO, wenn sie die Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern sowohl quantitativen als auch qualitativen Ausweitung des Ange- überschreiten. Die Verkaufsfläche ist nach der zu § 11 Absatz 3 botes mit zentrenrelevanten Sortimenten (Tabelle 4 Nummer 1) BauNVO ergangenen Rechtsprechung zu berechnen. kommen. Die Festlegungen in den Absätzen 1 bis 3 enthalten ein auf den Zur Sicherung der Nahversorgung enthält Absatz 6 eine Regelung Schutz der zentralörtlich gegliederten Versorgungsstruktur sowie für großflächige Ansiedlungsvorhaben außerhalb Zentraler Orte. In der verbrauchernahen Versorgung gerichtetes Konzentrationsgebot einzelnen Gemeinden ohne zentralörtliche Funktionszuweisung be- auf Zentrale Orte, ein raumordnerisches Beeinträchtigungsverbot stehen gegebenenfalls noch Mängel bei der Absicherung der Nah- sowie ein demselben Schutzzweck dienendes Kongruenzgebot. Da- nach ist bei der Planung großflächiger Einzelhandelseinrichtungen versorgung. Die Nahversorgung lässt sich in vielen Fällen durch zu beachten, dass die Zuordnung einzelner Vorhaben zu Orten be- Vorhaben absichern, welche sich unterhalb der Großflächigkeit be- stimmter Zentralitätsstufen entsprechend dem landesplanerisch defi- wegen. Im Falle spezifischer und qualitativ hochwertiger Sortimente nierten Status des Zentralen Ortes (Metropole, Ober- bzw. Mittel- kann es durch die Strukturen des Discountermarktes zu Angebotsde- zentrum) erfolgt. Zudem ist die Funktion des Vorhabens je nach Art fiziten in quantitativer und qualitativer Hinsicht kommen. Der Tat- (Kernsortiment zentrenrelevant oder nahversorgungsrelevant), nach bestand ist hinsichtlich der Quantität oder Qualität der vorhandenen Lage (Standort innerhalb eines Zentralen Ortes oder außerhalb, in Versorgungssituation mit nahversorgungsrelevanten Sortimenten im Städtischen Kernbereich integriert oder nicht) und nach Umfang Verhältnis zur Einwohnerzahl der jeweiligen Standortgemeinde so- (potenzieller Einwohner-Einzugsbereich der Verkaufsfläche) zu be- wie weiterer Gesichtspunkte, wie z. B. räumliche Lage des Vorha- urteilen. Die Abgrenzung der zentralörtlichen Mittelbereiche gemäß bens zum Ortskern, Verkehrsanbindung durch die Gemeinde oder der Begründung zu Plansatz 2.9 (Z) kann als Orientierungsmaßstab den Vorhabensträger, darzulegen und im Einzelfall zu beurteilen. hinsichtlich des Einzugsbereiches des Vorhabens verwendet wer- Für die Beurteilung konkreter Ansiedlungsvorhaben sollen die kom- den. munalen Entwicklungsvorstellungen zum Einzelhandel unter Be- Im Ergebnis darf es zu keiner mehr als unwesentlichen Beeinträch- rücksichtigung der vorhandenen Versorgungssituation zur Bestim- tigung der Funktionsfähigkeit benachbarter Zentraler Orte, insbe- mung der jeweiligen Versorgungszentren durch eine kommunale sondere mit gleicher bzw. höherer Zentralität, oder auch nur der Entwicklungsplanung (z. B. in Einzelhandels- und Zentrenkon- Städtischen Kernbereiche kommen. Während es jedoch beim kom- zepten, städtebaulichen Entwicklungskonzepten oder in der vorbe- munalen Beeinträchtigungsverbot u. a. um unzumutbare Auswir- reitenden Bauleitplanung) dargelegt werden. kungen durch eine zu erwartende Umlenkung von Kaufkraftströmen Dass ein Vorhaben nach seiner Größe und Sortimentsstruktur noch geht, wird die Einhaltung des raumordnerischen Beeinträchtigungs- auf eine verbrauchernahe Versorgung ausgerichtet ist, kann in der verbotes vor allem an der Wahrung der raumstrukturellen und funk- Regel als gesichert gelten, wenn 75 Prozent der Verkaufsfläche nah- tionalen Bedeutung Zentraler Orte gemessen. In der Regel ist eine versorgungsrelevante Sortimente gemäß Tabelle 4 Nummer 1.1 um- Beeinträchtigung des Kongruenzgebotes auszuschließen, wenn bei fassen und die zulässige Verkaufsfläche des Einzelvorhabens insge- einem Ansiedlungsvorhaben in einem Mittelzentrum der erwartete samt begrenzt bleibt. Zudem sind die sich aus dem Integrationsgebot sortimentsbezogene Umsatz des Vorhabens ergebenden Anforderungen zu einem Standort innerhalb wohnge- − bei zentrenrelevanten, aber nicht nahversorgungsrelevanten Sor- bietsbezogener Versorgungsbereiche (d. h. von im siedlungsstruktu- timenten (sonstige zentrenrelevante Sortimente gemäß Tabelle 4 rellen Sinne vorrangig durch Wohnnutzungen geprägten Gebieten, Nummer 1.2) der entsprechenden Kaufkraft im mittelzentralen aber nicht innerhalb von Gewerbegebieten) sowie gemäß Plansatz Verflechtungsbereich, 6.8 (G) eine entsprechende Verkehrsanbindung, insbesondere durch − bei nicht zentrenrelevanten Sortimenten gemäß Tabelle 4 Num- den ÖPNV, zu berücksichtigen. mer 2 der entsprechenden Kaufkraft im mittelzentralen Ver- Das Kriterium von 75 Prozent nahversorgungsrelevanter Sortimente flechtungsbereich für die Ausrichtung auf eine verbrauchernahe Versorgung ist abge- entspricht. Bei Standorten in Oberzentren ist der relevante Verflech- leitet aus bundesweiten Erfahrungswerten (vgl. Bericht der Arbeits- tungsbereich unter Beachtung anderer Oberzentren im Einzelfall gruppe „Strukturwandel im Lebensmitteleinzelhandel und § 11 Ab- einzuschätzen. satz 3 BauNVO“ vom 30. April 2002). Danach liegt die Als Grundlage der Zuordnung der Sortimente zu den genannten durchschnittliche Verkaufsfläche für Supermärkte zur Nahversor- Gruppen unter Berücksichtigung jeweils ortstypischer Gegeben- gung unter Berücksichtigung der neuen Rechtsprechung zur Ver- heiten dient die Sortimentsliste in der Tabelle 4. kaufsflächenermittlung bei etwa 1 500 Quadratmeter. In der Regel Absatz 4 schränkt die Ansiedlung von Hersteller-Direktverkaufs- werden davon über 1 100 Quadratmeter Verkaufsfläche, d. h. rund zentren (Factory-Outlet-Center oder Designer-Outlet-Center) als drei Viertel der Gesamtverkaufsfläche, von den Lebensmittel-Voll- Einkaufszentren besonderer Ausprägung auf die Metropole Berlin versorgern für die Gewährleistung des Nahversorgungsangebotes in und auf Oberzentren ein, da entsprechende Verkaufsformen einen Anspruch genommen. Dem Schwellenwert von 2 500 Quadratmeter weit über den mittelzentralen Einzugsbereich herausreichenden Verkaufsfläche für die Größenbegrenzung von Einzelvorhaben lie- Kundenkreis anziehen sollen und sich auf Grund der spezifischen gen die o. g. Erfahrungswerte einschließlich einer Entwicklungsre- Sortimentsformen nur begrenzt in das Versorgungsgefüge für den serve sowie überschlägige Berechnungen zu durchschnittlichen Ein- mittelzentralen Versorgungsbereich einbinden lassen. Mit der Bin- zugsbereichen großflächiger Einzelhandelseinrichtungen unter dung von Hersteller-Direktverkaufszentren, deren Verkaufsfläche Berücksichtigung sortiments- und verkaufsflächenbezogener Um- 5 000 Quadratmeter überschreitet, an die Metropole und Oberzent- satzwerte zugrunde. 208 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

Zu 4.8 (G) meindegebiete (einschließlich inzwischen eingemeindeter Ortsteile) Großflächige Einzelhandelseinrichtungen mit zentrenrelevanten Sor- großflächiger Einzelhandel auf ausgewählte, integrierte Standortbe- timenten sollen grundsätzlich an städtebaulich integrierten Standor- reiche mit entsprechenden Qualitäten von Stadt- oder Stadtteil- ten wie Innenstädten, Stadtteil- oder Ortszentren oder zentralen zentren konzentriert werden. In Berlin und seinem Umland ist auf Wohngebietslagen errichtet werden, um die verbrauchernahe Versor- Grund des Nachfragepotenzials großflächiger Einzelhandelseinrich- gung der Bevölkerung zu gewährleisten und vorhandene Infrastruk- tungen, der im Vergleich zur Einwohnerzahl teilweise nur schwach tur und Erreichbarkeitsvorteile, insbesondere auch in der fußläufigen ausgebildeten Zentrenfunktionen und der starken siedlungsräum- Erreichbarkeit und ÖPNV-Anbindung zu nutzen. Die in Absatz 1 ge- lichen und funktionalen Verflechtung die Gefahr der Zersplitterung regelte Bindung großflächiger Einzelhandelseinrichtungen an Städ- und Schwächung der Kernfunktionen mit der Folge eines verstärk- tische Kernbereiche innerhalb des Gemeindegebietes der Zentralen ten Individualverkehrs und Schwächung vorhandener Nahverkehrs- Orte zielt darauf ab, die Potenziale des Einzelhandels für die Ausprä- achsen besonders ausgeprägt. Eine übergemeindlich definierte und gung lebendiger und vielfältig funktionaler Kerne auch als Identifika- abgestimmte Festlegung von Einzelhandelsschwerpunkten unter tionspunkte für Städte und Gemeinden zu nutzen. Einbeziehung der Metropole Berlin ist durch andere Regelungsebe- Angebote im großflächigen Einzelhandel bedienen zunehmend auch nen (Regionalplanung, regionale Einzelhandelskonzepte) nicht hin- die Daseinsvorsorge für den gehobenen und längerfristigen Bedarf. reichend wirksam und zeitgerecht möglich. Die Bindung entsprechender Einrichtungen an Zentrale Orte gemäß Die Städtischen Kernbereiche zielen auf die vorwiegend überge- Plansatz 4.7 (Z) trägt der mit dem Zentrale-Orte-System intendierten meindlich wirksame Einzelhandelsfunktion der jeweiligen Zentra- räumlichen Bündelungswirkung in einem ersten Schritt Rechnung. len Orte. Insbesondere in der Metropole Berlin und dem Oberzent- Auf Grund der deutlichen Vergrößerung der Gemarkungsfläche Zen- rum Potsdam können im Einzelfall weitere innerörtliche Standorte traler Orte im Zuge von Eingemeindungen und Gemeindezusam- (z. B. Ortsteilzentren) für großflächige Einzelhandelseinrichtungen menschlüssen bedarf es hinsichtlich der standörtlichen Einordnung mit überwiegenden Nahversorgungsfunktionen in Betracht kommen großflächiger Einzelhandelseinrichtungen einer weiteren Präzisie- (vgl. Plansatz 4.8 (G) Absatz 5). rung innerhalb des Gemeindegebietes Zentraler Orte. Daher soll bei Die raumordnerisch symbolhaft und abschließend dargestellten großflächigen Einzelhandelseinrichtungen mit zentrenrelevanten Städtischen Kernbereiche können in der kommunalen Entwick- Sortimenten (Tabelle 4 Nummer 1) die Bindung an Städtische Kern- lungsplanung (z. B. in Einzelhandels- und Zentrenkonzepten, städ- bereiche innerhalb Zentraler Orte erreicht werden, um die stadtfunk- tebaulichen Entwicklungskonzepten oder in der vorbereitenden tional prägenden Kräfte des Einzelhandels zur Sicherung und Ent- Bauleitplanung) anhand der örtlichen Gegebenheiten und Potenzi- wicklung eines zentralen Versorgungsbereiches für den Zentralen ale konkretisiert werden. Dabei kann auch eine lineare Abgrenzung Ort selbst zu nutzen und im Umkehrschluss die Ausprägung zen- (z. B. entlang von Straßenzügen) oder die Entwicklung von zwei traler Versorgungsbereiche innerhalb der Standortgemeinden nicht Einzelhandelskonzentrationen an den Endpunkten eines Straßen- durch Ansiedlungen außerhalb zu gefährden. Im Gegensatz dazu zuges innerhalb des raumordnerisch symbolhaft definierten Stand- sind nahversorgungsrelevante Sortimente (Tabelle 4 Nummer 1.1) ortbereiches in Betracht kommen. Derartige lineare Konzentrati- in großflächigen Einzelhandelseinrichtungen gemäß Absatz 5 aus- onen oder Aufteilung in zwei Schwerpunktbereiche entlang nahmsweise auch außerhalb Städtischer Kernbereiche, nicht zen- wichtiger Verkehrsstraßen sind besonders häufig in der Berliner In- trenrelevante Sortimente (Tabelle 4 Nummer 2) gemäß Plansatz 4.9 nenstadt gegeben (d. h. im S-Bahn-Ring, z. B. Kurfürstendamm/ (G) regelhaft auch außerhalb Städtischer Kernbereiche zulässig. Im Tauentzienstraße zwischen Halensee und Wittenbergplatz, Karl- Hinblick auf den weiter bestehenden Ansiedlungsdruck von großflä- Marx-Straße/Hermannstraße zwischen Hermannplatz und S-Bahn- chigen Einzelhandelseinrichtungen sind einheitliche und verläss- Ring oder im Bereich zwischen Alexanderplatz und Spittelmarkt). liche überörtliche Rahmensetzungen erforderlich, um die Entwick- Den festgelegten Städtischen Kernbereichen kommt bei der Abwä- lung funktions- und leistungsfähiger Städtischer Kernbereiche in gung in der Bauleitplanung ein hohes Gewicht zu, soweit großflä- den Zentralen Orten zu unterstützen. Gerade nach der Gebietsreform chige Einzelhandelseinrichtungen mit zentrenrelevanten Sorti- sind verschiedene Städte und Gemeinden durch eine funktional viel- menten zur Stärkung der Einzelhandelsfunktion in den betreffenden gestaltige Struktur, zum Teil räumlich getrennte Siedlungsbereiche, Städten angesiedelt werden sollen. Dabei muss ein räumlich funkti- einzelne historische, aber schwach ausgeprägte Zentrenansätze so- onaler Zusammenhang zu den dargestellten Kernbereichsstandor- wie neue Einzelhandelsstandorte oftmals in Randlage ohne entspre- ten gegeben sein. chende Mantelbevölkerung im Nahbereich gekennzeichnet. Als besondere Ausprägung eines Städtischen Kernbereiches ist in In Absatz 2 werden Städtische Kernbereiche als zentrale Lagen im der Festlegungskarte 2 ein besonderer Städtischer Kernbereich „BBI Siedlungsbereich Zentraler Orte definiert, in denen sich wesentliche Airport City“ festgelegt. Die Festlegung berücksichtigt damit den städtische Kernfunktionen konzentrieren oder zu deren Standorten Planfeststellungsbeschluss für den Flughafen BBI vom 13. August ein räumlich funktionaler Zusammenhang gegeben ist. Zusätzlich 2004, wonach im Airport-Center im Midfield-Terminalbereich ne- kommen in größeren Städten auch städtische Subzentren sowie zen- ben Gastronomie, Hotel- und Büroflächen usw. Einzelhandelsver- trale Lagen großer Wohngebiete, beispielsweise im Falle der oftmals kaufsflächen mit einer vorwiegend auf Fluggäste bezogenen Einzel- räumlich-funktional vom Stadtkern getrennten großen Plattenbauge- biete, als Städtische Kernbereiche in Betracht. Den Städtischen Kern- handelsfunktion bauplanungsrechtlich zulässig sind. Es ist von bereichen kommt bei der räumlichen Konkretisierung von Standor- einem relativ hochwertigen Einzelhandelsangebot auszugehen, das ten für großflächige Einzelhandelseinrichtungen in Zentralen Orten überwiegend auf die Nachfrage von Flugpassagieren sowie Beschäf- bei der Abwägung im Rahmen nachfolgender Planungsebenen ein tigten und Besuchern dieses Verkehrs- und Dienstleistungsstand- hohes Gewicht zu. Für die Beurteilung konkreter Ansiedlungsvorha- ortes orientiert ist und nur in geringerem Umfang Versorgungsfunk- ben sollen die kommunalen Entwicklungsvorstellungen zum Einzel- tionen für den Mittelbereich übernimmt. handel unter Berücksichtigung der vorhandenen Versorgungssituati- Absatz 4 regelt analog zu Plansatz 4.7 (Z) Absatz 5 die maßgeb- on zur Bestimmung der jeweiligen Versorgungszentren durch eine lichen Voraussetzungen für eine landesplanerische Bewertung von kommunale Entwicklungsplanung (z. B. in Einzelhandels- und Zen- Vorhaben an bereits bestehenden bzw. bauordnungsrechtlich geneh- trenkonzepten, städtebaulichen Entwicklungskonzepten oder in der migten, jedoch an nicht raumverträglichen Standorten angesiedelten vorbereitenden Bauleitplanung) dargelegt werden. großflächigen Einzelhandelseinrichtungen außerhalb Städtischer In Absatz 3 erfolgt für die Zentralen Orte, für die ein Gestaltungs- Kernbereiche. raum Siedlung festgelegt ist, die in Zusammenarbeit mit den Kom- Gemäß Absatz 5 sind in den Zentralen Orten großflächige Einzelhan- munen getroffene Standortfestlegung Städtischer Kernbereiche in- delseinrichtungen mit zentrenrelevanten Sortimenten, die ganz über- nerhalb der zentralörtlichen Standortgemeinden durch Festlegung wiegend der Nahversorgung dienen, auch außerhalb der Städtischen als Symbol in der Festlegungskarte 2, erläutert durch Tabelle 3. Kernbereiche ausnahmsweise zulässig. Analog zu Plansatz 4.7 (Z) Hierdurch soll auch innerhalb der zum Teil großen Stadt- und Ge- Absatz 6 ist dies im Einzelfall zu beurteilen. Dabei ergibt sich der Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 209 höhere Schwellenwert von 5 000 Quadratmeter Verkaufsfläche für Zentraler Ort Städtische Kernbereiche Einzelvorhaben der Nahversorgung in der Metropole Berlin und den Oberzentren aus deren wesentlich höheren Einwohnerzahlen in den Gebiet/Umfeld Ostbahnhof/Warschauer Straße zu versorgenden Nahbereichen. Um bei der gegebenen Vielzahl von Standortpotenzialen und dem Nachfragedruck durch großflächige Gebiet/Umfeld Frankfurter Allee/Karl- Marx-Allee Vorhaben die Versorgung auf den Nahbereich zu orientieren und die Funktion der höherrangigen Städtischen Kernbereiche nicht zu ge- Gebiet/Umfeld Greifswalder Straße fährden, sollen für die Beurteilung von großflächigen Einzelhandels- Gebiet/Umfeld Schönhauser Allee vorhaben die kommunalen Entwicklungsvorstellungen zum Einzel- ­Gebiet/Umfeld Turmstraße handel unter Berücksichtigung der vorhandenen Versorgungssituation Gebiet/Umfeld Bahnhof Südkreuz zur Bestimmung der jeweiligen Versorgungszentren durch eine kom- Gebiet/Umfeld Kaiser-Wilhelm-Platz/ munale Entwicklungsplanung (z. B. in Einzelhandels- und Zentren- Hauptstraße konzepten, städtebaulichen Entwicklungskonzepten oder in der vor- Gebiet/Umfeld Potsdamer Straße bereitenden Bauleitplanung) vorgelegt werden. Gebiet/Umfeld Mehringdamm/ Hallesches Tor/Platz der Luftbrücke Tabelle 3: Städtische Kernbereiche in Zentralen Orten im Gebiet/Umfeld Kottbusser Tor/Kottbus- Gestaltungsraum Siedlung ser Damm Zentraler Ort Städtische Kernbereiche Gebiet/Umfeld Hermannplatz/Karl- Marx-Straße Potsdam Gebiet/Umfeld Innenstadt Bereich nordwestliche äußere Stadt Gebiet/Umfeld Babelsberg/Weberviertel Gebiet/Umfeld Altstadt Spandau/Bahn- Gebiet/Umfeld Zentrum/Bahnhofstraße/ Falkensee hof Poststraße Gebiet/Umfeld Wedding Müllerstraße Gebiet/Umfeld Bahnhof/Zentrum/Berli- Hennigsdorf Gebiet/Umfeld Gesundbrunnen/Badstra- ner Straße ße/Pankstraße Oranienburg Gebiet/Umfeld Bahnhof/Altstadt Gebiet/Umfeld Kurt-Schumacher Platz Gebiet/Umfeld Altstadt/Bahnhofspassa- Bernau bei Berlin Gebiet/Umfeld Tegel Gorkistraße/Berli- gen ner Straße Neuenhagen bei Gebiet/Umfeld Bahnhof/Zentrum Gebiet/Umfeld Märkisches Zentrum Berlin Bereich nordöstliche äußere Stadt Strausberg Gebiet/Umfeld Altstadt/Stadt-Bahnhof Gebiet/Umfeld Pankow Breite Straße/ Erkner Gebiet/Umfeld Zentrum/Bahnhof Berliner Straße Königs Wuster­ Gebiet/Umfeld Weißensee Berliner Allee Gebiet/Umfeld Bahnhof/Altstadt hausen Gebiet/Umfeld Hohenschönhausen Schönefeld – Wildau Gebiet/Umfeld Neues Zentrum Schöne- Prerower Platz feld Bereich südöstliche äußere Stadt Gebiet/Umfeld Zentrum Wildau (Karl- Gebiet/Umfeld Marzahner Promenade Marx-Straße/Freiheitsstraße) Gebiet/Umfeld Hellersdorf Helle Mitte Gebiet/Umfeld Zentrum (Potsdamer Ludwigsfelde Gebiet/Umfeld Elsterwerdaer Platz Straße) Gebiet/Umfeld Köpenick Bahnhofstra- Gebiet/Umfeld Zentrum/Altstadt (Oder- Teltow ße/Altstadt straße/Potsdamer Straße) Gebiet/Umfeld Schöneweide/Schneller- Werder (Havel) 2 Gebiet/Umfeld Zentrum straße Berlin Bereich innere Stadt Bereich südliche äußere Stadt Gebiet/Umfeld Friedrichstraße Gebiet/Umfeld Johannisthaler Chaussee Gebiet/Umfeld Hauptbahnhof Gebiet/Umfeld Tempelhofer Damm Gebiet/Umfeld Potsdamer Platz/Leip- Gebiet/Umfeld Steglitz/Schloßstraße ziger Platz Gebiet/Umfeld Zehlendorf-Mitte Gebiet/Umfeld Alexanderplatz/Spittel- markt Standort Besonderer Städtischer Kernbereich Gebiet/Umfeld Kurfürstendamm/Tauent- Schönefeld Midfield-Terminalbereich zienstraße BBI Airport City Gebiet/Umfeld westlicher Kurfürsten- damm Zu 4.9 (G) Gebiet/Umfeld Wilmersdorfer Straße/ Kantstraße Im Unterschied zu zentrenrelevanten Angeboten (vgl. Plansatz 4.8 (G)) ist bei großflächigen Einzelhandelseinrichtungen mit nicht-zen- trenrelevanten Sortimenten (Tabelle 4 Nummer 2) die alleinige Bin- 2 Werder (Havel) ist zusammen mit Beelitz Mittelzentrum in Funktionsteilung. dung an das Gemeindegebiet Zentraler Orte ausreichend. Dabei soll Der Städtische Kernbereich in Beelitz ist gemäß Plansatz 4.8 (G) Absatz 1 und 2 zu bestimmen. der Standort vorrangig im bestehenden Siedlungszusammenhang 210 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 gewählt werden und eine hinreichende Verkehrsanbindung gegeben 52.49.5 Computer, Computerteile, periphere Einheiten und sein (vgl. auch Plansätze 4.1 (G) und 6.8 (G)). Software Bei Möbel-, Bau- und Gartenmärkten führt der dominierende Trans- 52.49.6 Telekommunikationsendgeräte und Mobiltelefone port mit dem Pkw zu einem erheblichen Verkehrsaufkommen und Parkraumbedarf. Zudem haben sie sortimentsbedingt einen erheb- 52.49.7 Fahrräder, Fahrradteile und -zubehör lichen Flächenbedarf, sodass eine räumliche Einbindung entspre- 52.49.8 Sport- und Campingartikel (ohne Campingmöbel), chender Vorhaben in Städtische Kernbereiche häufig nicht städte- ausgenommen Sport- und Freizeitboote und Zube- baulich verträglich möglich wäre. Allerdings werden neben diesen hör nicht-zentrenrelevanten Kernsortimenten sogenannte Randsorti- mente, wie z. B. Textilien, Elektroartikel, Geschenkwaren u. Ä. an- 52.49.9 Sonstiger Facheinzelhandel, ausgenommen Büro- geboten, die dem zentrenrelevanten Sortiment zuzurechnen sind. möbel und Brennstoffe Diese oftmals auf erheblicher Verkaufsflächendimension angebote- 52.5 Antiquitäten und Gebrauchtwaren nen Sortimente führen an einem peripheren Standort zu einem nicht 2 Nicht-zentrenrelevante Sortimente unwesentlichen Kaufkraftabzug aus den Städtischen Kernbereichen und damit zu einer funktionalen Schwächung der innerstädtischen 50.10.3 Kraftwagen Einzelhandelsstruktur. Aus diesem Grund ist die Beschränkung der 50.30.3 Kraftwagenteile und Zubehör Summe aller zentrenrelevanten Randsortimente gemäß Tabelle 4 Nummer 1 auf 10 Prozent der Gesamtverkaufsfläche, bezogen auf 51.15.4 Aus der Unterklasse Eisen-, Metall- und Kunst- das jeweilige Vorhaben, geboten. stoffwaren: Garagen, Gewächshäuser, Gerätehäuschen und Tabelle 4: Liste der zentrenrelevanten und nicht-zentrenrele- Baubuden vanten Sortimente 50.40.3 Krafträder, Kraftradteile und -zubehör 52.44.1 1 Zentrenrelevante Sortimente Wohnmöbel 52.46.1 Eisen-, Metall- und Kunststoffwaren (einschließ- Zentrenrelevante Sortimente für die Nahversor- 1.1 lich Sanitärkeramik) gung 52.46.2 Anstrichmittel 52.11/52.23 Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren 52.46.3 Bau- und Heimwerkerbedarf 52.3 Apotheken, medizinische, orthopädische und kos- metische Artikel (einschließlich Drogerieartikel) 52.48.1 Tapeten- und Bodenbeläge (einschließlich Tep- piche) 52.47 Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, Schreibwaren und Bürobedarf 52.49.1 Aus der Unterklasse Blumen, Pflanzen und Saat- gut: 1.2 Sonstige zentrenrelevante Sortimente Beetpflanzen, Wurzelstöcke und Blumenerde 52.41 Textilien 52.49.8 Aus der Unterklasse Sport- und Campingartikel: 52.42 Bekleidung Sport- und Freizeitboote und Zubehör 52.43 Schuhe und Lederwaren 52.49.9 Aus der Unterklasse Sonstiger Facheinzelhandel: 52.44.2 Beleuchtungsartikel Büromöbel und Brennstoffe 52.44.3 Haushaltsgegenstände (einschließlich Camping­ 51.51.3 Mineralölerzeugnisse möbel) 52.44.4 Keramische Erzeugnisse und Glaswaren Zu 5 Steuerung der Freiraumentwicklung 52.44.6 Holz-, Kork-, Flecht- und Korbwaren Zu 5.1 (G) 52.44.7 Heimtextilien Die multifunktionale Freiraumentwicklung baut konsequent auf den 52.45 Elektrische Haushaltsgeräte, Geräte der Unterhal- drei Säulen der Nachhaltigkeit (ökologisch, ökonomisch, sozial) tungselektronik und Musikinstrumente auf. Eine querschnittsorientierte, integrative Freiraumentwicklung 52.48.2 Kunstgegenstände, Bilder, kunstgewerbliche Er- soll ein verträgliches Miteinander der unterschiedlichen Funktionen zeugnisse, Briefmarken, Münzen und Geschenk­ und Nutzungen gewährleisten. Freiraum soll grundsätzlich so entwi- artikel ckelt werden, dass seine Bedeutung als natürliche Lebensgrundlage, 52.48.5 Uhren, Edelmetallwaren und Schmuck als ökologischer Ausgleichs- und landschaftlicher Erlebnisraum für die Erholungsnutzung sowie als Wirtschaftsraum für eine ordnungs- 52.48.6 Spielwaren gemäße Land- und Gewässernutzung einschließlich der Erzeugung 52.49.1 Blumen, Pflanzen und Saatgut, ausgenommen nachwachsender Rohstoffe und regenerativer Energien gleicherma- Beetpflanzen, Wurzelstöcke und Blumenerde ßen berücksichtigt wird. Einseitige Belastungen und Überbeanspru- 52.49.2 Zoologischer Bedarf und lebende Tiere chungen des Freiraumes, die seine Funktionsfähigkeit beeinträchti- gen können, sind weitestgehend zu vermeiden. Vor dem Hintergrund 52.49.3 Augenoptiker der wasserhaushaltlichen Auswirkungen des Klimawandels kommt 52.49.4 Foto- und optische Erzeugnisse (ohne Augen­ Maßnahmen zur Rehabilitierung und Stabilisierung des Wasserhaus- optiker) haltes zukünftig eine große Bedeutung zu. Die Zerschneidung der Freiräume durch Infrastrukturtrassen (z. B. Bundesautobahnen, Leitungstrassen) stellt ein Problem für ihre Funktionsfähigkeit insbesondere als ungestörte Erholungsräume und als Lebensräume für Tierarten mit großen Arealansprüchen dar. Der gemeinsame Planungsraum zeichnet sich vor allem in den peri- 3 Gruppen/Klassen gemäß „Klassifikation der Wirtschaftszweige“, Statisti- pheren Teilräumen durch großräumig unzerschnittene Freiräume sches Bundesamt, 2003. > 100 Quadratkilometer aus, die es zu bewahren gilt. Neue Zer- Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 211 schneidungen sollen durch die Bündelung neuer Infrastrukturtrassen Priorität der Kriterium Begründung mit bestehenden Trassen vermieden werden. Ebenso kann eine Neu- Einbeziehung zerschneidung durch die Nachnutzung nicht mehr genutzter Trassen Fließgewässer- weitgehend Stabilisierung des vermieden werden. Zugleich stellen stillgelegte Trassen lineare schutzsystem Naturhaushaltes, Strukturelemente dar, die sich zur touristischen Nutzung (z. B. Drai- (B und BB) großräumige sinen- oder Radwege) eignen und damit zu einer Aufwertung der Verbundstruktur touristischen Freiraumfunktion beitragen können. Die Wirkung un- sehr hochwertiges weitgehend hohe Bedeutung zur vermeidbarer Zerschneidungen durch raumbedeutsame Infrastruk- Moor mit Schutzbe- Stabilisierung des turtrassen soll durch geeignete Maßnahmen zum Erhalt großräu- darf (BB) Naturhaushaltes, miger Verbundstrukturen minimiert werden. insbesondere Stoff- Eine nachhaltige Freiraumentwicklung umfasst einen sparsamen und Landschafts- und schonenden Umgang mit nicht erneuerbaren Ressourcen (Ge- wasserhaushalt, Klimaschutz wässer, Boden), die Minimierung der Inanspruchnahme bisher nicht durch Siedlung oder Infrastruktureinrichtungen genutzter hochwertiges Moor möglichst weitge- hohes Renaturie- Flächen (Flächensparziel) und die weitgehende Vermeidung neuer mit Sanierungsbe- hend bei großräu- rungspotenzial mit Zerschneidungen durch Infrastrukturtrassen. Durch die nachhal- darf (BB) mig, komplexen positiver Wirkung Vorkommen insbesondere auf tige Freiraumentwicklung wird auch der Stabilisierung des Was- Stoff- und Land- serhaushaltes und dem globalen Klimaschutz Rechnung getra- schaftswasserhaus- gen. halt, Klimaschutz Erholungswald Einzelfallentschei- bedeutsame Zu 5.2 (Z) Stufe 2 und 3, dung unter Bereiche für Der landesplanerisch festgelegte Freiraumverbund umfasst hoch- Bodenschutzwald Berücksichtigung Erholung und wertige Freiräume mit besonders bedeutsamen Funktionen, die gesi- (BB) der räumlichen Bodenschutz chert und in ihrer Funktionsfähigkeit entwickelt werden sollen. Bei Ausgewogenheit insbesondere der Konzeption des Freiraumverbundes wurden insbesondere die Erosionsschutz, Darstellungen der Landschaftsprogramme von Berlin und Branden- Arrondierungs- und Verbindungsfunkti- burg berücksichtigt. Die nachfolgend aufgelisteten Gebietskatego- on, natürliche rien bilden das Kriteriengerüst für die räumliche Ausprägung des Kohlenstoffsenke Freiraumverbundes. Die Einbeziehung der einzelnen Teilflächen er- Kernflächen des Einzelfallentschei- bedeutsame folgte unter Berücksichtigung von Freiraumplanungen der Nachbar- Naturschutzes dung, unter Lebensräume, länder sowie unter Abwägung mit anderen raumrelevanten Erforder- (LAPRO BB) Berücksichtigung Artenschutz nissen. Artenreservoire der räumlichen (LaPro B) Ausgewogenheit Tabelle 5: Gebietskategorien innerhalb des Freiraumverbundes LSG mit hochwer- Zusatzkriterium für Landschaftsschutz Priorität der tigem Landschafts- Einzelfallentschei- mit hoher Erho- Kriterium Begründung Einbeziehung bild (gemäß dung lungseignung oder LAPRO BB) Artenschutzfunktion FFH-Gebiet (B und weitestgehend, Verbesserung der BB) sofern darstellbar Kohärenz des LSG im SPA (BB) und Verbindung europäischen festgesetzte Zusatzkriterium für erfolgte bzw. herstellbar Schutznetzes Kompensationsflä- Einzelfallentschei- geplante Aufwer- festgesetztes weitestgehend Hochwasserschutz chen (BB), aktuelle dung tung des Naturhaus- Überschwem- Flächenpoolpro- haltes und Land- mungsgebiet (BB) jekte (BB), schaftsbildes (zum Renaturierungsflä- Teil aus Landesmit- freiraumrelevante weitestgehend Sicherung des chen im Rahmen teln) Teile der Potsdamer kulturellen Erbes der Braunkohlesa- natürliche Kohlen- Kulturlandschaft nierung (UNESCO stoffsenke, Weltkulturerbe) Waldumbauflächen Anpassung an den (BB) Klimawandel NSG (B und BB) weitgehend hohe Bedeutung zur Stabilisierung des Lebensräume Zusatzkriterium für bedeutsame Naturhaushaltes Wiesenbrüter (BB) Einzelfallentschei- Lebensräume, dung Artenschutz geschützter Wald weitgehend hohe Bedeutung zur Avifauna (gemäß § 12 LWG Stabilisierung des (BB) und § 10 Naturhaushaltes, LWG (B)) natürliche Kohlen- Der Darstellungsgrenzwert beträgt sowohl hinsichtlich der Einbe- stoffsenke ziehung von Flächen in die Verbundstruktur als auch hinsichtlich der Ausgrenzung von bestehenden Nutzungen 20 Hektar. Das heißt, be- geschütztes weitgehend hohe Bedeutung zur stehende kleinräumige Nutzungen wie Bebauung (einschließlich Waldbiotop, Stabilisierung des Gemeindeteile), Rohstoffabbau und Infrastruktureinrichtungen sind Erholungswald Naturhaushaltes, sowohl im Randbereich als auch innerhalb des Freiraumverbundes Stufe 1(BB) natürliche Kohlen- vorhanden und werden auf Grund des Grenzwertes für die Darstel- stoffsenke und lung nicht gesondert ausgegrenzt. Diese Standorte genießen Be- Erhalt hochwertiger stands- und Entwicklungsschutz, sofern eine Entwicklung oder Um- Erholungsräume nutzung zu keiner wesentlichen Erweiterung des Standortes führt. 212 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

Bestandsschutz gilt ebenso für planungsrechtlich zulässige Bebau- raumverbund regelmäßig zulässig. Allerdings besteht der ung, raumordnerisch positiv beurteilte Vorhaben, für den Bestand Freiraumverbund zu erheblichen Flächenanteilen aus fachgesetzlich und die Entwicklung von Infrastrukturtrassen sowie für alle Vorha- besonders geschützten Gebieten (siehe Tabelle 5), sodass sich dar- ben, über deren Zulässigkeit bei Inkrafttreten des LEP B-B bereits aus im Einzelnen besondere Anforderungen, bestandsschützende verbindlich entschieden wurde, einschließlich der regionalplane- Regelungen und Restriktionen ergeben können, die über die landes- risch festgelegten Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für die Gewin- planerischen Schutzanforderungen hinausgehen. Teilgebiete des nung oberflächennaher Rohstoffe. Freiraumverbundes, die auf Grund ihrer reichen Naturausstattung, Die in Plansatz 5.1 (G) genannten Anforderungen zur multifunktio- ihres Wasserreichtums, ihrer Bedeutung für den Hochwasserschutz nalen Freiraumentwicklung gelten auch innerhalb der Gebietskulis- sowie ihrer besonderen Naturhaushalts- und Lebensraumfunktionen se des Freiraumverbundes, d. h. auch hier sollen die ökonomischen, eine herausgehobene Wertigkeit aufweisen, sind mit den Instrumen- ökologischen und sozialen Freiraumfunktionen und -nutzungen auf- ten der Fachplanung zu sichern. Zur Verbesserung der ökologischen rechterhalten und miteinander harmonisiert werden. Wirksamkeit und Kohärenz sind die zu sichernden „Werte“ in das Zusätzlich zu den fachrechtlich geschützten Gebieten, deren Schutz übergreifende Gesamtsystem des Freiraumverbundes eingebunden. und Pflege durch die Fachplanung gewährleistet ist, besteht der Frei- Die Gebietskulisse schließt auch die wasserrechtlich festgesetzten raumverbund auch aus fachrechtlich nicht geschützten Arrondie- rungsflächen und Verbindungselementen wie dem im Landschaftspro- Überschwemmungsgebiete zwischen Wasserlauf und Deich bzw. gramm Brandenburg dargestellten Fließgewässerschutzsystem und Hochufer und Polderflächen ein, die bei Hochwasser häufig durch- weiteren Verbindungsflächen mit hohem Entwicklungspotenzial. Zu- flossen und überstaut werden. Die wasserrechtlich festgesetzten Ge- mindest zeichnen sich die Verbindungsflächen über eine – in der Re- biete basieren auf flussspezifischen Hochwasserereignissen (z. B. gel jedoch mehrere – der in der Auflistung genannten Qualitäten aus. für die Oder ein Bemessungshochwasser (BHQ) 200 und für die Für die Arrondierungs- und Verbindungsflächen wird eine Minde- Elbe ein BHQ 100 bis 200). Durch die wasserrechtlichen Festset- rung von Stör- und Barrierewirkungen sowie Aufwertung und Ver- zungen bestehen differenzierte Nutzungseinschränkungen. So sind besserung der Freiraumfunktionen angestrebt. Viele Verbindungsflä- gemäß den jeweiligen Verordnungen für wasserrechtlich festgesetz- chen sind intakte, schutzwürdige Niedermoore bzw. Niedermoore te Überschwemmungsgebiete diese Gebiete von hochwasserabfluss- mit hohem Renaturierungspotenzial, die neben ihrer Lebensraum- hemmenden Nutzungen und Bebauungen frei zu halten; andere Nut- funktion für spezifische Tier- und Pflanzenarten wichtige Funktionen zungen sind nur zulässig, wenn sie mit dem Hochwasserschutz im Landschaftswasser- und Stoffhaushalt sowie für das Regionalkli- vereinbar sind. Für den Fall eines Hochwassers ist ein gefahrloser ma erfüllen bzw. deren Funktionsfähigkeit durch die angestrebte Hochwasserabfluss sicherzustellen. Wiedervernässung verbessert werden soll. Der Schutz und die Rege- neration der Niedermoore stellen auch einen Beitrag zur Minderung Zu 5.3 (G) der Emission klimaschädlicher Gase und damit einen Beitrag zum globalen Klimaschutz dar. Eine Folge des Klimawandels ist die Zunahme von Starkregenereig- Bei der räumlichen Ausgestaltung der Gebietskulisse des Freiraum- nissen und das damit verbundene erhöhte Risiko von Überschwem- verbundes wurde ein möglichst räumlich ausgewogenes System so- mungen. Aus Vorsorgegesichtspunkten ist eine frühzeitige plane- wie ein Gesamtflächenanteil von höchstens 30 Prozent der Fläche rische Einflussnahme auf die gefährdeten Flächen erforderlich, um des gesamten Planungsraumes angestrebt, d. h. auf über zwei Drittel Nutzungen mit hohen Schadensrisiken zu vermeiden oder spezi- der Gesamtfläche gibt es hinsichtlich des besonderen Freiraum- fische Schutzanforderungen an die Nutzungen zu erreichen. schutzes keine Restriktionen. Zur Verwirklichung der Entwicklungs- Die Gebietskulisse für den Risikobereich Hochwasser umfasst so- ziele im Freiraumverbund sollen u. a. Mittel des Vertragsnatur- wohl die wasserrechtlich festgesetzten Überschwemmungsgebiete schutzes sowie naturschutzrechtliche Kompensationsmaßnahmen als auch die überschwemmungsgefährdeten Gebiete. Die Kulisse – auch aus angrenzenden Gebieten – genutzt werden. dieser beiden Kategorien wird von der Fachplanung vorbereitet und Raumbedeutsame Inanspruchnahmen des Freiraumverbundes sowie im Sinne eines Extremszenarios in die Festlegungskarte 1 übernom- Neuzerschneidungen durch Infrastrukturtrassen, die die räumliche men. In diesen Gebieten kann auf Grund der physisch-geografischen Entwicklung oder Funktion des Freiraumverbundes beeinträchtigen, Situation (tiefliegendes Gelände unter dem wasserwirtschaftlich kal- wie Freizeitgroßvorhaben, gewerblich-industrielle Vorhaben, groß- kulierten Hochwasserstand) eine Überschwemmung auch auf Grund flächige Einrichtungen der technischen Infrastruktur (z. B. großflä- von Deichbruch oder Deichüberflutung im Katastrophenfall nicht chige, baurechtlich nicht privilegierte Biomasseanlagen sowie ausgeschlossen werden. Windenergieanlagen, Fotovoltaik-Freiflächenanlagen) und der Ab- bau nicht bestandsgeschützter oberflächennaher Rohstoffe sind in- Die Konzentration des Hochwasserschutzes auf bauliche Maßnah- nerhalb der Gebietskulisse des Freiraumverbundes regelmäßig aus- men und wasserrechtliche Festsetzungen in Überschwemmungsge- geschlossen. Diese Nutzungen sind nur unter den genannten bieten hat in der Vergangenheit zu einer Vernachlässigung der Vor- Ausnahmebedingungen möglich. Dabei soll darauf hingewirkt wer- sorge in überschwemmungsgefährdeten Gebieten geführt. Potenzielle den, dass die Inanspruchnahme des Freiraumverbundes minimiert Hochwassergefahren und vorsorgende Maßnahmen für extreme und der räumliche Zusammenhang des Verbundes erhalten bleibt. Hochwasserereignisse müssen in diesen Gebieten bei allen Pla- Ein öffentliches Interesse ist zum Beispiel bei bestehenden oder ge- nungen und Maßnahmen stärker berücksichtigt werden. planten Militäreinrichtungen anzunehmen oder wenn im Rahmen Durch Berücksichtigung in Planungs- und Genehmigungsverfahren von Braunkohlenplänen der Abbau von Braunkohlevorkommen vor- gesehen ist. Eine Siedlungsentwicklung in den Zentralen Orten au- in Ergänzung fachgesetzlicher Regelungen soll das Gefahrenpoten- ßerhalb des in der Festlegungskarte 1 gemäß Plansatz 4.5 (Z) Ab- zial durch geeignete Maßnahmen verringert werden. Insbesondere satz 1 Nummer 2 festgelegten Gestaltungsraums Siedlung und im sollen Nutzungen, die einen allein durch Hochwasser entstehenden Rahmen der zusätzlichen Entwicklungsoption (gemäß Plansatz 4.5 Schaden noch erhöhen können, vermieden bzw. entsprechende (Z) Absatz 2) kann auf Flächen des Freiraumverbundes nur dann Schutzvorkehrungen getroffen werden (z. B. Lagerung wasserge- erfolgen, wenn nachgewiesen wird, dass für die zulässige Siedlungs- fährdender Stoffe, Rohstoffabbau). Ferner soll eine hochwasseran- entwicklung keine ausreichenden Flächen außerhalb des Verbundes gepasste oder zumindest schadensminimierende Gestaltung künf- zur Verfügung stehen. tiger – und soweit möglich auch bestehender – baulicher und Mit der integrierten Freiraumentwicklung vereinbarte Nutzungen Infrastrukturanlagen bei allen Planungen und Maßnahmen gewähr- wie die Erholungsnutzung oder die ordnungsgemäße Land-, Forst- leistet werden und Straßenneubauten sollen so geplant werden, dass und Fischereiwirtschaft, die die räumliche Entwicklung oder Funk- sie im Hochwasserfall als sichere Flucht- und Rettungswege geeig- tion des Freiraumverbundes nicht negativ beeinflussen, sind im Frei- net sind. Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 213

Zu 6 Verkehrs- und Infrastrukturentwicklung sowie Energie­ fe, sondern nur den raumordnerischen Verbindungsbedarf fest. Die gewinnung Maßnahmen gemäß Bundesverkehrswegeplan (2003) und der Be- darfsplanungen der Länder Berlin und Brandenburg sind berück- Zu 6.1 (Z) sichtigt worden, soweit sie für die raumordnerische Verbindungs- Die dargestellten transnationalen Verkehrskorridore leiten sich aus funktion von Bedeutung sind. Die vorgenommene generalisierte den europaweit zu entwickelnden Verkehrsverbindungen (TEN- Plandarstellung der Verbindungsfunktion ersetzt im Einzelfall kein bzw. TINA-Netze) sowie Korridoren ab, die für die Integration der Raumordnungsverfahren oder nachfolgendes Planverfahren, sodass Metropole Berlin in das transeuropäische Verkehrsnetz und die Ver- die Entscheidung über die raumkonkrete Ausgestaltung einzelner knüpfung der Hauptstadtregion mit den angrenzenden Metropolen- Maßnahmen (Trassenfestlegung) durch die Ausweisung der Verbin­ räumen von großer Bedeutung sind. dungsfunktion nicht getroffen wird. Die Entwicklung der Verkehrsverbindungen innerhalb der Korridore Bei der Bestimmung des konkreten Trassenverlaufes sollte durch dient in besonderem Maße dem großräumigen Leistungsaustausch die Minimierung der Freiflächeninanspruchnahme sowie der - Zer und der Vernetzung der europäischen Regionen. schneidung des Freiraumes durch geringe Neutrassierungen und Eine besondere Bedeutung hat dabei die Qualifizierung der großräu- weitestgehende Trassenbündelung eine sparsame Nutzung der na- migen West-Ost- und Nord-Süd-Verbindungen, in deren Schnitt- türlichen Ressourcen angestrebt werden (vgl. Plansatz 6.8 (G)). punkt der gemeinsame Planungsraum Berlin-Brandenburg liegt. Innerhalb des Netzes großräumiger und überregionaler Schienen- Für die transnationale Anbindung der Hauptstadtregion ist insbeson- verkehrsverbindungen soll durch Fernverkehrshalte und Haltepunkte dere die Erreichbarkeit im Schienenverkehr in Richtung Skandina- im hochwertigen Regionalverkehr insbesondere in Berlin, am künf- vien (über Rostock), Baltischer Raum (über Stettin) sowie nach Po- tigen Verkehrsflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) sen/Warschau/Baltischer Raum/Moskau (über Frankfurt (Oder)) und in den Oberzentren die Erschließung der Zentralen Orte im öf- und Breslau/Kiew (über Cottbus) zu verbessern. fentlichen Verkehr und deren Anbindung an übergeordnete Ver- kehrsverbindungen gewährleistet und unterstützt werden. Zu 6.2 (Z) Außerdem soll mit der Sicherung und Entwicklung der dargestellten Durch die in der Festlegungskarte 1 dargestellten raumordnerischen großräumigen und überregionalen Schienenverkehrsverbindungen Verkehrsverbindungen sollen die Mobilitätsbedürfnisse der Bevöl- die Erschließung der Mittelzentren im Schienenverkehr und damit kerung sowie der Transportbedarf der Wirtschaft unter Berücksich- die Funktion als überregionale Verkehrsknoten und deren Vernet- tigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Anforderungen be- zung mit anderen Verkehrsträgern gewährleistet werden. Für die friedigt werden und über die Zentralen Orte des Planungsraumes der Erschließung des Planungsraumes im öffentlichen Verkehr und als Leistungsaustausch zu anderen deutschen und europäischen Wirt- übergeordnetes Grundnetz zur möglichen Nutzung durch Schienen- schaftsräumen realisiert werden. güterverkehrsanbieter ist die Anbindung der Zentren mit mittel- Die großräumigen und überregionalen Verbindungsfunktionen be- zentralen Funktionen an den Schienenverkehr eine wichtige Voraus- schreiben den Verbindungsbedarf zwischen Metropolen, Oberzent- setzung, um langfristig die öffentliche Erreichbarkeit zu sichern und ren, Mittelzentren und die Anbindung zum nächsthöherrangigen die Erschließungsgunst bzw. Qualität der Zentralen Orte als Anker- Zentralen Ort, jeweils unter Berücksichtigung der Verbindungen zu städte im Raum zu gewährleisten. den entsprechenden Zentralen Orten benachbarter Bundesländer Das Bedienungsangebot im SPNV erfolgt auf der Grundlage der und Staaten. Über die auf die Zentralen Orte orientierten Verkehrs- Landesnahverkehrspläne beider Länder und kann bei entsprechender verbindungen können auch die übergeordneten Verkehrsbedürfnisse Nachfrage und gesicherter Finanzierung weitere Schienenverbin- der Regionalen Wachstumskerne und Branchenschwerpunktorte be- dungen umfassen. Festlegungen zur Angebotsstruktur werden lan- friedigt werden. desplanerisch nicht getroffen. Zur Vernetzung der Metropole Berlin Das in der Festlegungskarte 1 dargestellte Netz von großräumigen mit den Ober- und Mittelzentren sowie dieser Zentren untereinander und überregionalen Verkehrsverbindungen beschreibt das Basisnetz, sind bei der fachplanerischen Umsetzung direkte/umsteigefreie Ver- in dem die Sicherung bzw. Verbesserung der Verbindungsqualität bindungen anzustreben. Zu Schienenverbindungen, die nur dem Gü- (z. B. durch Ausbaumaßnahmen oder verbesserte Bedienung) Prio- terverkehr dienen, wird durch die hochstufige Landesplanung keine rität haben, um unter Berücksichtigung einer ausgewogenen Er- Festlegung getroffen. schließung des Gesamtraumes, eines sparsamen Flächenverbrauchs, begrenzter öffentlicher Mittel und zunehmenden Finanzbedarfs zur Zu 6.3 (G) Erhaltung der bestehenden Infrastruktur die Erreichbarkeit der Zen- Eine angemessene Erreichbarkeit der Metropole oder der anderen tralen Orte im übergeordneten Verkehrsnetz im gesamten Planungs- Oberzentren von den festgelegten Mittelzentren aus sichert die über- raum langfristig zu gewährleisten. Weitere Vorhaben z. B. zur klein- regionalen Versorgungsbedürfnisse der Bevölkerung und der Wirt- räumigen Anbindung einzelner Standorte der Regionalen schaft. Die Erreichbarkeit der Oberzentren bzw. der Metropole Ber- Wachstumskerne oder sonstiger Ausbaumaßnahmen oder Netzer- lin innerhalb von 90 Minuten von den nächstgelegenen Mittelzentren gänzungen werden daher in der Regel nachrangig zu behandeln sein soll als eine Zielgröße für die Sicherung der großräumigen Erschlie- und bedürfen einer besonderen Begründung. ßungsqualität im Gesamtraum angestrebt werden. Die Sicherstel- Die Sicherung dieser Verbindungsqualitäten verbunden mit den Er- lung der Erreichbarkeit der jeweils benachbarten Mittelzentren un- reichbarkeitserfordernissen (vgl. Plansatz 6.3 (G)) sind insbesonde- tereinander innerhalb von 60 Minuten ist ein weiteres Planungsziel re Voraussetzungen für die Gestaltung eines attraktiven ÖPNV bzw. für die Daseinsvorsorge im gemeinsamen Planungsraum, da nicht die Stärkung umweltfreundlicher Verkehrsangebote im Planungs- alle Mittelzentren sämtliche Funktionen in gleichem Maße erfüllen. raum. Diese haben zudem eine wichtige Funktion als Wirtschaftsstandort Die großräumigen Verkehrsverbindungen sichern die infrastruktu- im Raum, sodass deren Erreichbarkeit gesichert werden soll. rellen Voraussetzungen für eine leistungsfähige Vernetzung der Me- Beide Erreichbarkeitswerte sind als anzustrebende Orientierungs- tropole Berlin mit angrenzenden Metropolenräumen sowie der werte durch die Fachplanung mit realen Verkehrsbedarfen, Aufwand Oberzentren für den Personen- und Güterverkehr. und Nutzen sowie der Prioritätensetzung verschiedener Verkehrs- Die festgelegten großräumigen und überregionalen Straßenverbin- maßnahmen abzuwägen. Die Werte sind mindestens über eine Ver- dungen werden bestimmt durch die Bundesautobahnen und über ein kehrsart (in der Regel Individualverkehr) zu erzielen. In der Regel ausgewähltes Netz von Bundesstraßen, im Einzelfall teilweise auch entstehen durch die Qualität der Straßenverkehrsinfrastruktur Er- durch Landesstraßen. Die Darstellung des funktionalen Netzes der reichbarkeitsvorteile im Individualverkehr, sodass die Erreichbar- übergeordneten Straßenverbindungen erfolgt in Anlehnung an das keitswerte vor allem bei der erforderlichen Verbesserung der öffent- vorhandene Straßennetz, legt jedoch keine konkreten Trassenverläu- lichen Verkehrsangebote zu berücksichtigen sind. 214 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

Die öffentliche Erreichbarkeit (Bahn, Bus) kann in vielen Fällen pazitäten durch rechtzeitige Bereitstellung vornehmlich innerhalb nicht ganztägig gewährleistet werden, der jeweilige Erreichbarkeits- des bestehenden internationalen Flughafensystems, insbesondere wert ist jedoch erforderlich und wird tagsüber angestrebt, um auch unter Verringerung der Lärmbetroffenheit, gedeckt werden soll. Da- nicht-motorisierten Bevölkerungsteilen die Möglichkeit des Zu- bei soll der nationale und internationale Luftverkehrsanschluss für gangs vom Mittelzentrum zum nächsten Oberzentrum in angemes- Berlin und Brandenburg möglichst auf einen Flughafen konzentriert sener Bedienungsqualität einzuräumen und zu einer umweltverträg- werden. Eine enge räumliche Beziehung des Flughafens zum Auf- lichen Verkehrsabwicklung beizutragen. kommensschwerpunkt Berlin mit kurzen Zugangswegen und unter Dies erfordert eine langfristige Entwicklung von Bedienangeboten Einbindung in das vorhandene Verkehrssystem, insbesondere zum im Regional- und Fernverkehr bzw. von Maßnahmen bei der Ent- Schienennetz und zum öffentlichen Personennahverkehr, ist anzu- wicklung des Straßennetzes. Bei geeigneten Siedlungsdichten sollen streben. Für die Allgemeine Luftfahrt sollen ergänzend regionale öffentliche Verkehrsmittel vorrangig gestärkt werden, um insbeson- Flugplätze geschaffen werden. dere im Stadt-Umland-Zusammenhang von Berlin und Potsdam so- Der Landesentwicklungsplan Flughafenstandortentwicklung (LEP wie in weiteren dichter besiedelten Teilen des gemeinsamen Pla- FS) bestimmt als Ziel der Raumordnung in Z 1, dass zur Deckung nungsraumes die Belastungen durch Straßenverkehr zu reduzieren des nationalen und internationalen Luftverkehrsbedarfs der Länder und die Erreichbarkeit auch für nicht-motorisierte Bevölkerungs- Berlin und Brandenburg der Flughafen Berlin-Schönefeld weiter zu gruppen (insbesondere auch die zunehmende Zahl älterer Menschen) entwickeln ist. Mit Inbetriebnahme der Kapazitätserweiterung am mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ermöglichen. Standort Schönefeld sind die Flugplätze Berlin-Tegel und Berlin- Tempelhof zu schließen und ihre Flächen einer anderen Nutzung Zu 6.4 (G) zuzuführen. Bei der Sicherung und Entwicklung der übergeordneten Verkehrs- Mit der Neuordnung des Luftverkehrs (Ausbau des Verkehrsflugha- verbindungen sind neben der besonderen Bedeutung für die Verbes- fens Berlin-Schönefeld und Schließung der innerstädtischen Flug- serung der Erreichbarkeit auch die Belange einer umwelt-, sozial- plätze Berlin-Tegel und Berlin-Tempelhof) wird dem steigenden und gesundheitsverträglichen Verkehrsentwicklung wie Luftverkehrsverbindungsbedarf des Gesamtraumes Berlin-Branden- burg nachhaltig Rechnung getragen. Der dadurch entstehende Ver- − die Vermeidung bzw. Minderung von Immissionen, kehrsflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) soll nach − die Minimierung der Flächeninanspruchnahme sowie Bünde- seiner Inbetriebnahme den Linien- und Pauschalflugreiseverkehr für lung von Verkehrstrassen, den Gesamtraum Berlin-Brandenburg abwickeln. Dies gilt auf der − Potenziale bzw. Kapazitäten einer Verkehrsverlagerung auf die Basis des Planfeststellungsbeschlusses Ausbau Verkehrsflughafen Schiene oder die Wasserstraße, Berlin-Schönefeld vom 13. August 2004, des Bescheides über den − Belange des nicht-motorisierten (Fußgänger- und Radverkehr) Widerruf der Betriebsgenehmigung für den Flughafen Berlin-Tegel und öffentlichen Verkehrs vom 29. Juli 2004 und des Bescheides über die Entlassung der Anla- gen und Flächen des Flughafens Berlin-Tegel aus der luftverkehrs- zu berücksichtigen. rechtlichen Zweckbestimmung (Aufhebung der Planfeststellung) Maßnahmen zur Verkehrsverlagerung, Verkehrsberuhigung, zum vom 2. Februar 2006 mit Ablauf von sechs Monaten, nachdem die Abbau von Lärmbelästigungen, Bau von Radwegen usw. können Verlängerung der künftigen Start- und Landebahn 07L/25R (Nord- Verkehrsbelastungen innerhalb von Städten und Orten reduzieren. und heutige Südbahn) auf 3 600 Meter Länge und der Neubau der Dies dient, insbesondere im Bereich der Ortsdurchfahrten, auch dem künftigen Start- und Landebahn 07R/25L (Südbahn) des Verkehrs- Ziel, die Wohn- und Lebensbedingungen in den Zentralen Orten und flughafens Berlin-Schönefeld (BBI) funktionsfähig in Betrieb ge- weiteren Städten, die als wichtige Ankerpunkte im Raum dienen sol- nommen worden sind. Bis zu diesem Zeitpunkt soll der von Absatz 1 len, zu verbessern. Hierzu ist der Bau von Ortsumgehungen von des Plansatzes betroffene Verkehr auf das Berliner Flughafensystem großer Bedeutung, soweit auf Grund überwiegenden Durchgangs- in seiner jeweiligen Form (Artikel 2 Buchstabe m in Verbindung mit verkehrs damit eine wirksame Entlastung erreichbar und eine stadt- Anhang II der Verordnung (EWG) Nr. 2408/92) konzentriert wer- verträgliche Gestaltung der Ortsdurchfahrt nicht möglich ist. den. Dies sind zunächst die Verkehrsflughäfen Berlin-Tegel, Berlin- Schönefeld und Berlin-Tempelhof, nach der Schließung des Flugha- fens Berlin-Tempelhof sind dies die Verkehrsflughäfen Berlin-Tegel Zu 6.5 (G) und Berlin-Schönefeld. Durch die Entwicklung der Binnenwasserstraßen von der Nordsee Linienflugverkehr im Sinne des Plansatzes wird durch die zum Zeit- mit ihren westeuropäischen Häfen und von den Ostseehäfen sowie punkt des Inkrafttretens des Plansatzes geltende Fassung der Defini- ihre Einbindung in die großräumigen West-Ost- und Nord-Süd-Ver- tion des § 21 Absatz 1 Satz 1 des Luftverkehrsgesetzes (LuftVG) bindungen kann die Anbindung der Metropolregion an das west- (Fluglinienverkehr) gekennzeichnet. Diesen übt jedes Luftfahrtun- und osteuropäische Binnenwasserstraßennetz gesichert, die Be­ ternehmen aus, welches Personen oder Sachen gewerbsmäßig durch deutung der Binnenschifffahrt gestärkt und die Erschließung Luftfahrzeuge auf bestimmten Linien öffentlich und regelmäßig be- übergeordneter Gewerbestandorte verbessert werden. In Verbindung fördert. Dies bedeutet, dass die Beförderung nach einem veröffentli- mit der Verknüpfung der Binnenwasserstraßen mit den anderen Ver- chten Flugplan oder in Form von so regelmäßigen oder häufigen kehrsträgern kann hierdurch eine Voraussetzung zur Verkehrsverla- Flügen durchgeführt wird, dass es sich erkennbar um eine systema- gerung auf die Wasserstraße geschaffen werden, um den Anteil der tische Folge von Flügen handelt. Hinzu kommt, dass die Beförde- Binnenschifffahrt am gesamten Güterverkehrsaufkommen zu stei- rung öffentlich ist. Dies ist dann der Fall, wenn die Beförderung je- gern. dermann für jeden Beförderungszweck zu den gleichen Die Entwicklung der übergeordneten Binnenwasserstraßenverbin- Beförderungsbedingungen zur Verfügung steht, es sei denn, dass für dungen soll keinen einseitig verkehrsorientierten Ausbau nach sich alle gleichmäßig geltende Ausschlussgründe oder Hinderungsmo- ziehen, sondern in Form einer naturverträglichen Wasserstraßenge- mente vorliegen. Es wird daher hinsichtlich des Kriteriums der Öf- staltung unter Beachtung der Belange von Naturschutz und Land- fentlichkeit nicht auf die Definition des Artikels 2 Buchstabe d der schaftspflege, Städtebau, Denkmalschutz, Hochwasserschutz durch Verordnung (EWG) Nr. 2408/92 Bezug genommen. im Einzelfall angepasste wasserwirtschaftliche Maßnahmen erfol- Unabhängig davon, ob der Pauschalflugreiseverkehr unter den Be- gen. griff des Linienflugverkehrs zu subsumieren ist, soll mit der Aufnah- me dieses Verkehrs in den Plansatz sichergestellt werden, dass auch Zu 6.6 (Z) dieser von der Bündelungswirkung erfasst wird. Pauschalflugreise- § 19 Absatz 11 des Landesentwicklungsprogrammes (LEPro) von verkehr ist die Beförderung von Pauschalreisenden im turnusmä- 2003 sieht als Grundsatz der Raumordnung vor, dass der im Gesamt­ ßigen Verkehr für gewerbliche Reiseveranstalter. Die Art des Ver- raum Berlin-Brandenburg zu erwartende Bedarf an Luftverkehrska- triebs ist nicht ausschlaggebend. Die Definition einer Pauschalreise Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 215 ergibt sich aus Artikel 2 der Richtlinie 90/314/EWG des Rates vom Das Ziel der Raumordnung Z 1 LEP FS wird durch diese Zielaussa- 13. Juni 1990 über Pauschalreisen (ABl. L 158 vom 23. Juni 1990, ge ergänzt. Das in § 19 Absatz 11 Satz 2 LEPro statuierte Gebot zur S. 59). Danach handelt es sich um die im Voraus festgelegte Verbin- Konzentration des nationalen und internationalen Luftverkehrsan- dung von mindestens zwei der folgenden Dienstleistungen, die zu schlusses für Berlin und Brandenburg „möglichst auf einen Flugha- einem Gesamtpreis verkauft oder zum Verkauf angeboten wird, fen“ wird beachtet. Als Grundsatz der Raumordnung kann die Aus- wenn diese Leistung länger als 24 Stunden dauert oder eine Über- sage des § 19 Absatz 11 Satz 2 LEPro im Rahmen der Abwägung bei nachtung einschließt: a) Beförderung, b) Unterbringung, c) andere der Festlegung eines Ziels der Raumordnung fortentwickelt wer- touristische Dienstleistungen, die nicht Nebenleistungen von Beför- den. derung oder Unterbringung sind und einen beträchtlichen Teil der Durch die Zulassung einer zulässigen Höchstabflugmasse von bis zu Gesamtleistung ausmachen. 14 000 Kilogramm wird dem Umstand Rechnung getragen, dass es Mit Inbetriebnahme des Verkehrsflughafens BBI wird der von Ab- Linienverkehre mit kleinen Flugzeugen gibt, die der Bündelungs- satz 1 erfasste Luftverkehr ausschließlich auf diesen Flughafen kon- funktion des Verkehrsflughafens Berlin Brandenburg International zentriert. Damit wird den umfangreichen, bereits getätigten öffent- nicht entgegenstehen. Die Begrenzung der zulässigen Höchstabflug- lichen Infrastrukturinvestitionen Rechnung getragen. Die masse auf 14 000 Kilogramm greift die rechtliche Kategorie des aufkommensnahe Lage eines Flughafens gewährleistet eine Redu- § 22a der Luftverkehrs-Ordnung (LuftVO) auf. Danach dürfen zierung von Bodenverkehrsströmen und damit eine Verminderung Flugzeuge mit einer zulässigen Höchstabflugmasse von mehr als vom Umweltbelastungen und Energieverbrauch (§ 2 Absatz 2 Num- 14 000 Kilogramm bei der gewerbsmäßigen Beförderung von Per- mer 12 ROG). Der Linien- und Pauschalflugreiseverkehr besitzt das sonen und Sachen in der Regel nur starten oder landen, wenn für die größte Wachstumspotenzial und den größten Anteil am Verkehrsauf- An- und Abflüge Instrumentenflugverfahren festgelegt sind und eine kommen. Es ist daher angezeigt, dieses Verkehrssegment auf den Flugverkehrskontrolle vorhanden ist. Die Erfüllung dieser Anforde- Verkehrsflughafen Berlin Brandenburg International zu bündeln. rungen löst nicht unerhebliche Kosten aus. Linien- und Pauschalflug­ Die Entwicklung von peripheren Flughäfen zur Abwicklung dieses reiseverkehr ist grundsätzlich auf die Einhaltung des Flugplans und Verkehrs wäre mit zusätzlichen Umweltbelastungen verbunden, die einen wetterunabhängigen Flugverkehr angewiesen. Ohne Instru- vermieden werden können. Die Entwicklung peripherer Flughäfen mentenflugverfahren für Präzisionsanflüge und eine Flugverkehrs- zur Abwicklung dieses Verkehrs könnte außerdem Anforderungen kontrolle kann dies regelmäßig nicht gewährleistet werden. Linien- an die Bereitstellung von öffentlicher Infrastruktur auslösen, die flugverkehr mit Flugzeugen unter 14 000 Kilogramm zulässiger vermieden werden sollen. Aus ressourcenökonomischen Gründen, Höchstabflugmasse bedient spezielle Beförderungsbedürfnisse, aber auch, um den Luftverkehrsbedarf weiterhin in möglichst enger z. B. der Geschäftsreisenden. Für diese ist eine Konzentration auf räumlicher Anbindung an dem Schwerpunkt seines Aufkommens das Berliner Flughafensystem bzw. den Verkehrsflughafen BBI nicht befriedigen zu können, soll der Linien- und Pauschalflugreisever- erforderlich. kehr konzentriert werden. Entsprechendes gilt für den Frachtver- Mit der landesplanerischen Zielfestlegung wird der betroffene Flug- kehr, der im Linienverkehr angeboten wird. verkehr außerhalb des Verkehrsflughafens BBI bzw. des Berliner Die Zulassung von Verkehr mit Flugzeugen mit höheren zulässigen Flughafensystems daher auf Flüge mit einer zulässigen Höchstab- Höchstabflugmassen als 14 000 Kilogramm außerhalb des Berliner flugmasse bis einschließlich 14 000 Kilogramm beschränkt. Das Flughafensystems bzw. des Verkehrsflughafens BBI würde in dem bisherige Ziel 2.5.1 LEP GR wird in einer Weise verändert, dass dem betroffenen Verkehrssegment dem Konzentrationsgebot zuwider- Konzentrationsgebot auf den Verkehrsflughafen BBI nachhaltig laufen. Dies gilt zunächst für eine Höchstabflugmasse von 50 000 Rechnung getragen wird. Der bisherige Plansatz Z 2.5.1 LEP GR Kilogramm und mehr. Mit derartigen Flugzeugen können mehr als sah vor, dass zur Erschließung des Planungsraums für den regio- 100 Passagiere pro Flug befördert werden. Eine Zulassung von Lini- nalen Luftverkehr – in Ergänzung zum bestehenden Standortange- en- und Pauschalflugreiseverkehr mit solchen Flugzeugtypen ist mit bot für den nationalen und internationalen Luftverkehr und seiner dem Konzentrationsgebot nicht vereinbar. Das Gleiche gilt für eine Weiterentwicklung – ein in verkehrlicher und funktionaler Verflech- Beschränkung der Abflugmasse auf 30 000 bis 50 000 Kilogramm. tung mit den regionalen Entwicklungszentren orientiertes System Mit diesen Flugzeugen können in der Regel zwischen 70 bis 100 von Regionalflughäfen und Verkehrslandeplätzen zu sichern und zu entwickeln ist. In der Begründung wurde dargelegt, dass nachfrage- Passagiere befördert werden. Selbst Flugzeugtypen mit einer zuläs- orientiert Eberswalde-Finow, Cottbus-Drewitz und Brandenburg- sigen Höchstabflugmasse von 14 000 bis 30 000 Kilogramm erlau- Briest zu entwickeln sind. Dem entspricht die mittelfristige Ent- ben in der Regel den Transport von ca. 50 Passagieren. Bei regelmä- wicklung der Regionalflughäfen für Flugzeuge mit einer maximal ßigen Flügen ist auch dies ein Passagierverkehr in nicht zulässigen Abflugmasse von 20 Tonnen bei strahlgetriebenen Flug- unerheblichem Ausmaß. Das Ziel besteht darin, diesen Verkehr auf zeugen und von 30 Tonnen bei Propellermaschinen. Die luftver- den Verkehrsflughafen BBI zu konzentrieren. kehrsrechtlichen Genehmigungen der Verkehrslandeplätze Ebers- Da mit dem Ausbau des Verkehrsflughafens Berlin-Schönefeld der- walde-Finow und Brandenburg-Briest haben diesen Plansatz bisher zeit die Kapazitäten für die dauerhafte Aufnahme der in den Ländern nicht aufgegriffen. Soweit die Genehmigung für den Verkehrslande- Berlin und Brandenburg vorhandenen und zu erwartenden Linien- platz Cottbus-Drewitz den Verkehr mit Flugzeugen bis zu einer und Pauschalflugreiseverkehre geschaffen werden und der Ausbau Höchstabflugmasse von 30 000 Kilogramm zulässt, bleibt dies un- des Verkehrsflughafens Berlin-Schönefeld landesplanerisch mit der berührt. Dies wird durch die Regelung des Absatzes 2 klargestellt. Schließung der Flugplätze Berlin-Tegel und Berlin-Tempelhof ver- Keiner der bisher im Land Brandenburg bestehenden Flugplätze knüpft ist (Z 1 LEP FS), besteht keine Veranlassung, die Verlage- wird daher durch den Plansatz in einer Weise beschränkt, die hinter rung dieser Flüge auf andere Standorte mit den damit verbundenen die bestehenden luftverkehrsrechtlichen Genehmigungen zurück- Belastungen und der Inanspruchnahme weiterer Ressourcen zuzu- fällt. lassen. Die Verkehrslandeplätze werden jedoch in einer bisher landesplane- Nach den im Planfeststellungsverfahren zum Ausbau des Flugha- risch eingeräumten Entwicklungsmöglichkeit hinsichtlich des Lini- fens Berlin-Schönefeld und im LEP FS (2006) gemachten Ver- en- und Pauschalflugreiseverkehrs beschränkt. Dies ist gerechtfer- kehrsprognosen kann der ausgebaute Flughafen den Linien- und tigt, da die Vorhaltung von Regionalflughäfen verkehrlich nicht Pauschalflugreiseverkehr des Gesamtraumes Berlin-Brandenburg erforderlich und ressourcenökonomisch unerwünscht ist. Auch in und des übrigen Einzugsbereiches einschließlich der Umsteigever- Anbetracht der Tatsache, dass Flugplätze in Nachbarregionen des kehre nach seinen Kapazitäten in angemessener Art und Weise lang- Gesamtraumes Berlin-Brandenburg keinen landesplanerischen Be- fristig sicherstellen. Diese Prognosen sind in ihrer Grundaussage schränkungen der zulässigen Verkehre unterliegen, rechtfertigt die weiterhin aktuell. Für den Ausbau bestehender Flugplätze zu Regio- Umsetzung der mit dem „Single-Airport“-Konzept verbundenen nalflughäfen besteht daher hinsichtlich des Linien- und Pauschalflug­ Vorteile die Konzentration der in Absatz 1 beschriebenen Verkehre. reiseverkehrs kein Bedarf. Verbleibende Geschäftsfelder sind der Linien- und Pauschalflugrei- 216 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 severkehr mit einem zulässigen Höchstabfluggewicht bis zu 14 000 Vorhaben dezentraler, regenerativer Energiegewinnung, z. B. der Kilogramm, der Frachtflugverkehr, soweit es sich nicht um Linien- Wind-, Solar- und Bioenergie (vgl. Plansatz 6.9). flüge handelt, Schulungs- und Trainingsflüge, Werkverkehre der an- Durch die veränderten, zunehmend privatrechtlich organisierten Be- gesiedelten Unternehmen, der Sport- und Privatflugverkehr sowie treiberstrukturen werden diese Folgewirkungen teilweise verschärft, gewerbliche Verkehre der sonstigen Allgemeinen Luftfahrt. Alle z. B. durch einen konkurrierenden Ausbau von Hochspannungs- Verkehrsarten, die nicht Linienflugverkehr oder Pauschalflugreise- oder Gasleitungen. Um Zerschneidungswirkungen, insbesondere im verkehr sind, können aus landesplanerischer Sicht über die bisherige Freiraum, standort- und verkehrsbedingte Belastungen sowie Folge- Regelung des Z 2.5.1 LEP GR hinaus ohne Beschränkung der Ab- kosten für zusätzliche Verkehrserschließungen o. Ä. zu vermeiden, flugmasse auf Flugplätzen außerhalb des Verkehrsflughafens BBI sollen Vorhabenträger, kommunale und regionale Planungsträger bzw. des Berliner Flughafensystems starten und landen. sowie Genehmigungsbehörden den Grundsatz einer Bündelung von Die raumordnerischen Belange der Flugplätze können im Übrigen Leitungs- und Verkehrstrassen berücksichtigen. Die Nach- bzw. einschließlich der erforderlichen Planungszonen der Siedlungsbe- Mitnutzung vorhandener Standorte (z. B. Betriebshöfe, Abfallbe- schränkung in den Regionalplänen (§ 2 des Gesetzes zur Regional- handlungsanlagen, Kraftwerksstandorte usw.) sowie – bei verkehrs- planung und zur Braunkohlen- und Sanierungsplanung (RegBkPlG)) intensiven Standorten beispielsweise der Abfall- und Energiewirt- geregelt werden. schaft – die Zuordnung zu bereits vorhandenen leistungsfähigen Verkehrsverbindungen sind bei der Beurteilung und Abwägung ent- Zu 6.7 (G) sprechender Vorhaben besonders zu berücksichtigen. Soweit Sicher- heitsrisiken z. B. durch Bündelung von Gasleitungen und Verkehrs- Zur umweltgerechten Abwicklung des Güterverkehrs und zur Stär- anlagen bestehen, werden diese Belange im Einzelfall Vorrang kung der Logistikfunktion in der Hauptstadtregion, insbesondere gegenüber einer Bündelung haben. zur Versorgung der Metropole und im Transitverkehr, sind leistungs- fähige Schnittstellen zwischen den Verkehrsträgern Schiene, Straße Bei anderen Vorhaben mit einem erheblichen Verkehrsaufkommen, und Wasserstraße erforderlich. Durch den Ausbau dieser Umschlag- die auf Grund ihrer Standortanforderungen nicht in städtebaulich stellen und Entwicklung entsprechender Logistikkonzepte sollen die integrierten Standorten lokalisiert werden (z. B. Freizeitgroßvorha- Verkehrsverlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsträger geför- ben, großflächige Einzelhandelsbetriebe, Gewerbebetriebe, große dert und Umweltbelastungen, insbesondere des weiter zunehmenden Bioenergieanlagen), ist Straßengüterverkehrs, vermindert werden. Der Logistikbranche − eine Zuordnung zu leistungsfähigen Schienen- oder kommt durch den wachsenden europäischen Verkehr, die hierauf ba- Straßenverkehrsverbindungen, sierende Nachfrage nach logistischen Dienstleistungen und den da- − bei entsprechendem Güterverkehr eine Zuordnung zu Zugangs- mit verbundenen Möglichkeiten eigener Wertschöpfung für die Me- stellen zum Schienen- bzw. Wasserstraßennetz, tropolregion Berlin-Brandenburg eine hohe wirtschaftliche − bei entsprechendem Personenverkehrsaufkommen eine funk­ Bedeutung zu. tionsgerechte Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz Zum Grundnetz für die Organisation des Güterverkehrs und Güter- von ausschlaggebender Bedeutung, um das Verkehrsaufkommen umschlags im gemeinsamen Planungsraum Berlin-Brandenburg ge- unter Kosten- und Umweltaspekten effektiv bewältigen zu können. hören die Güterverkehrs- bzw. Logistikzentren Großbeeren, Freien- brink, Wustermark/Brieselang, Frankfurt (Oder), die innerstädtischen Logistikzentren in Berlin, die Binnenhäfen der Region mit ihrem Zu 6.9 (G) zum Teil umfangreichen Dienstleistungsangebot sowie ergänzende Die Nutzung bzw. Gewinnung der einheimischen Energiepotenziale Standorte des kombinierten Verkehrs, z. B. in Berlin und Schwarz- (konventionelle Energien, z. B. Braunkohle sowie regenerative Ener­ heide. Im Zusammenhang mit dem Ausbau des Internationalen Ver- gien, wie z. B. Windenergie, Solarenergie, Bioenergie, Geothermie) kehrsflughafens Berlin-Schönefeld zum Verkehrsflughafen Berlin hat eine erhebliche energiesichernde und wirtschaftliche Bedeutung Brandenburg International (BBI) kommt hier die Entwicklung eines für den gemeinsamen Planungsraum. Die Verstromung der einhei- weiteren Logistikstandortes in Betracht. Um ihre Logistikfunkti- mischen Braunkohle mit emissionsarmen Technologien soll unter onen erfüllen zu können, müssen diese Standorte erreichbar und an umwelt- und sozialverträglicher Gewinnung der Braunkohle lang- ein leistungsfähiges Straßen- und Schienennetz angebunden sein. fristig gesichert werden. Hinsichtlich der Klimaschutzziele sollen Der Erhaltung und bedarfsgerechten Erweiterung dieser Umschlag- zudem erneuerbare Energien besonders entwickelt und gefördert und Logistikstandorte kommt ein besonderes planerisches Gewicht werden. Für einen zukunftssicheren Energiemix kommt neben der zu. Nutzung von Braunkohle, anderen konventionellen Energiearten und Windenergie auch der Biomassenutzung und Solarenergie so- Güterverkehrszentren bieten durch Anlagen für den kombinierten wie der Tiefen- und oberflächennahen Geothermie eine besondere Verkehr und die Verknüpfung logistischer Dienstleistungen günstige Bedeutung zu. Voraussetzungen für die angestrebte stärkere Nutzung der Schiene insbesondere im Güterfernverkehr. Die Nutzung dieser Energiepotenziale kann durch ihre spezifischen Wirkungen und Ansprüche gegenüber anderen Raumfunktionen und Neben der Entwicklung konzentrierter Logistikstandorte ist für die -nutzungen die räumliche Entwicklung und Funktion eines Gebietes umweltfreundliche Abwicklung spezifischer Güterverkehrsbezie- erheblich beeinflussen. Dies betrifft u. a. Flächenverbrauch,- Ver hungen die Sicherung, Schaffung und Nutzung geeigneter Gleisan- kehrserzeugung, Beeinträchtigungen auf Grund von Lärmemissi- schlüsse von erheblicher Bedeutung und soll daher bei entspre- onen und optischen Effekten sowie Beeinträchtigungen des Land- chenden Planungen und Maßnahmen im Zusammenhang mit schaftsbildes und Konflikte zum Natur- und Artenschutz bis hin zur gewerblicher Entwicklung und (Um-)Nutzung von Bahnflächen be- Umsiedlung von Orten beim Braunkohleabbau. Zur effektiven Nut- rücksichtigt werden. zung der vorhandenen Potenziale unter Beachtung der besonderen Standortvoraussetzungen, einer umweltverträglichen Standortwahl Zu 6.8 (G) und der Vermeidung von Nutzungskonflikten und Beeinträchti- Die Errichtung neuer Standorte, Anlagen, Trassen oder Netze der gungen anderer Raumnutzungen sind Fachkonzepte erforderlich. Energie- und Abfallwirtschaft, Wasserver- und Entsorgung, Tele- Die Gewinnung der Braunkohle im Südosten Brandenburgs richtet kommunikation/Mobilfunk und des Verkehrs führen häufig zu einer sich nach dem Ergebnis der in Brandenburg auf Ebene der Landes- zusätzlichen Raumbeanspruchung durch Schutzbereiche, Nutzungs- planung gesetzlich verankerten Braunkohlenplanung. Dabei wird in beschränkungen, Zerschneidungswirkungen sowie zu Nutzungs- Braunkohlenplänen der landesplanerische Rahmen für Vermei- konflikten und Immissionsbelastungen durch die Anlage selbst oder dungs-, Minderungs- und Ausgleichsmaßnahmen bei unvermeid- durch das aus ihrer Nutzung resultierende Verkehrsaufkommen. baren Eingriffen in Natur, Landschaft und Siedlungsstruktur durch Dies betrifft auch die Standortwahl grundsätzlich zu unterstützender den Braunkohlenbergbau vorgegeben, der in Fachplanungen umzu- Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 217 setzen ist. Nutzungskonzepte für regenerative Energien sollen vor- Zu dem von den Landesregierungen zur Kenntnis genommenen Ent- zugsweise auf regionaler Ebene moderiert werden. wurf des LEP B-B (Fassung vom 21. August 2007) wurde gemäß Eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung hat auch die Gewinnung Artikel 8 Absatz 4 LPlV ein Umweltbericht als gesonderter Bestand- und Nutzung der vom Bergrecht erfassten einheimischen Boden- teil der Begründung zum LEP B-B erstellt. Der Umweltbericht do- schätze. Neben der Braunkohle betrifft dies im gemeinsamen Pla- kumentiert den Prozess der Ermittlung und Berücksichtigung der nungsraum insbesondere die oberflächennahen Rohstoffe, deren Umweltbelange während der Planerarbeitung. Dabei wurde insbe- Aufsuchung und Gewinnung sichergestellt werden soll. Als wirt- sondere ermittelt, beschrieben und bewertet, inwieweit durch die schaftlich nutzbare oberflächennahe Rohstoffe gelten im Wesent- Festlegungen des Planes ein Rahmen gesetzt wird für Vorhaben mit lichen Sand, Kies, Ton, Kalkstein, Grauwacke und Badetorfe. Diese voraussichtlich erheblichen Umweltauswirkungen, welche Pla- unentbehrlichen Rohstoffe werden zunehmend knapper. Häufig be- nungsalternativen in Betracht kommen, und welcher Gestaltungs- stehen auf Flächen, unter denen die vorhandenen, begrenzten Roh- spielraum für die nachfolgenden Planungsebenen gelassen wird, um stoffvorräte lagern, andere Nutzungsinteressen, die einem Abbau voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen zu vermeiden oder ganz oder teilweise im Wege stehen. Andererseits beeinträchtigt ein zu minimieren. Der Detaillierungsgrad und die Untersuchungstiefe Abbau durch die zumindest zeitweise Veränderung des Geländes an- des Umweltberichts wurden unter Beteiligung der obersten Berliner dere Nutzungsmöglichkeiten auf der Abbaufläche und in ihrer Um- und Brandenburger Behörden, deren Aufgabenbereich von den Um- gebung und verändert dabei die ökologischen Verhältnisse oftmals weltauswirkungen des LEP B-B berührt sein können, festgelegt. für immer. Die Beurteilung der Umweltwirkungen des LEP B-B erfolgte auf Entsprechende Zielkonflikte mit anderen Raumnutzungen sind im der Grundlage von relevanten Umweltzielen, einer nach Schutzgü- Rahmen der Regionalplanung durch die Festlegung eines ausrei- tern differenzierten Charakterisierung des derzeitigen Umweltzu- chenden Potenzials an Raumordnungsgebieten für die Gewinnung stands im gemeinsamen Planungsraum sowie einer Prognose der oberflächennaher Rohstoffe zu lösen. Dabei sollen die Standortge- voraussichtlichen Entwicklung der Umweltsituation bei Nichtdurch- bundenheit der Lagerstätten, die Begrenztheit der Vorkommen so- führung der Planung. wie konkrete Betriebs- und Lagerstättenverhältnisse im Rahmen der Im Umweltbericht wurden alle Festlegungen des LEP B-B zunächst Abwägung berücksichtigt werden. dahingehend geprüft, ob von ihnen überhaupt Umweltauswirkungen auf die für die strategische Umweltprüfung relevanten Schutzgüter B Zusammenfassende Erklärung und Umweltbericht ausgehen. Definitorische oder typisierende Regelungen ohne- er kennbare Umweltrelevanz wurden nicht vertieft untersucht. Eine Zusammenfassende Erklärung vertiefte verbal-argumentative Prüfung erfolgte für die Festle- Verfahrensbegleitend zur Aufstellung des Landesentwicklungs- gungen, von deren Umsetzung voraussichtlich Umweltauswir- planes Berlin-Brandenburg (LEP B-B) wurde eine Strategische Um- kungen (positive wie negative) ausgehen. Dabei spielte die Berück- weltprüfung (SUP) gemäß Artikel 8a des Landesplanungsvertrages4 sichtigung relevanter Umweltziele eine wesentliche Rolle. (LPlV) durchgeführt. Gemäß Artikel 8a Absatz 8 LPlV hat die im Anschließend wurde geprüft, ob durch die Umsetzung der Festle- Ergebnis des Abwägungsprozesses abschließend zu überarbeitende gungen erhebliche negative Umweltauswirkungen verursacht wer- Begründung des Raumordnungsplanes hinsichtlich der Umweltprü- den können. Dies wäre nur der Fall, wenn durch eine Festlegung ein fung eine zusammenfassende Erklärung darüber zu enthalten, wie verbindlicher Rahmen für räumlich konkrete Vorhaben gesetzt wür- Umwelterwägungen, der Umweltbericht, die in der Behörden- und de, für die eine Umweltverträglichkeitsprüfung nach dem Gesetz Öffentlichkeitsbeteiligung abgegebenen Stellungnahmen und die über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) generell oder im Ergebnisse der nach Artikel 8a Absatz 6 LPlV durchgeführten Betei- Einzelfall erforderlich ist oder wenn ein Natura 2000-Gebiet voraus- ligungsverfahren im Plan berücksichtigt wurden und aus welchen sichtlich beeinträchtigt würde. Gründen der Plan nach Abwägung mit den geprüften, in Betracht Entsprechend seiner Stellung in der Planungshierarchie (hochstufiger kommenden alternativen Planungsmöglichkeiten gewählt wurde. Raumordnungsplan für den Gesamtraum der Länder Berlin und Die vorgesehenen Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Brandenburg) und seinem Maßstab 1 : 250 000 enthält der LEP B-B Auswirkungen sind zu benennen. vornehmlich Festlegungen zur räumlichen Entwicklung des gemein- samen Planungsraums, die einen Rahmen für Abwägungsentschei- dungen und Konkretisierung auf nachfolgenden Planungsebenen Konzeptionelle Umwelterwägungen im LEP B-B setzen. Dies gilt nicht nur für Festlegungen ohne konkreten Raumbe- Bereits bei der Konzeption des LEP B-B wurde den Anforderungen zug, sondern auch für Funktionsfestlegungen zum Zentrale-Orte- einer nachhaltigen Raumentwicklung Rechnung getragen, indem System oder zur Entwicklung des funktionalen Verkehrsnetzes. Zwar Umweltgesichtspunkte in die inhaltliche Ausrichtung des LEP B-B wird durch die Festlegung des Zentrale-Orte-Systems ein Rahmen sowie in die Formulierung der Plansätze eingeflossen sind. Vor allem für eine räumliche Konzentration von Funktionen mit möglichen ne- die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen des LEP B-B zum Schutz gativen Umweltauswirkungen gesetzt, aber auf den nachfolgenden von Freiräumen, zur Orientierung der Wohnflächen- und Infrastruk- Planungsebenen verbleiben große Ausgestaltungsspielräume. Zudem turentwicklung auf räumliche Schwerpunkte und damit der Scho- weisen alle Zentralen Orte ausreichende Potenziale für eine umwelt- nung großer, vielfach ökologisch empfindlicher Teilräume tragen verträgliche Einbindung der Funktionen auf. Zugleich werden durch der Zielsetzung Rechnung, die Flächeninanspruchnahme und Zer- die Konzentration wenig belastete Teilräume geschont, sodass in der schneidung von Freiräumen zu reduzieren. Auf der Maßstabsebene Gesamtbetrachtung positive Umweltwirkungen überwiegen. des LEP B-B erkennbare und relevante Umweltaspekte wurden auch bei der Auswahl der Vorsorgestandorte für großflächige industriell- Das funktionale Verkehrsnetz ist darauf ausgerichtet, die Erreichbar- gewerbliche Vorhaben von vornherein berücksichtigt. Anregungen keit und Anbindung der Zentralen Orte sicherzustellen. Die schema- für nachfolgende Akteursebenen zur Gestaltung von Handlungsräu- tische Darstellung des Netzes erfolgt in Anlehnung an die vorhande- men ergänzen die normativen Festlegungen und sollen insbesondere ne Verkehrsinfrastruktur. Es werden keine raumkonkreten auf eine qualitative und nachhaltige regionale Entwicklung hinwir- Festlegungen von Flächen, Trassen, Standorten oder Ausbaustan- ken. dards getroffen, sodass für die Entwicklung des funktionalen Ver- kehrsnetzes ein erheblicher Abwägungs- und Gestaltungsspielraum verbleibt, um auf den nachfolgenden Planungsebenen eine umwelt- Methodik und Inhalte des Umweltberichts verträgliche Ausgestaltung zu erreichen. Auch von den raumkonkreten Festlegungen, die sich auf in der Fest- 4 Landesplanungsvertrag (Berlin: in der Fassung vom 1. Februar 2008 (GVBl. legungskarte dargestellte Standorte oder Raumordnungsgebiete be- S. 37); Brandenburg: in der Fassung der Bekanntmachung vom 10. Februar ziehen, gehen keine erheblichen negativen Umweltauswirkungen 2008 (GVBl. I S. 42)) aus. Der als Ziel der Raumordnung instrumentierte Freiraumver- 218 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 bund dient dem Erhalt und Schutz von Freiräumen und erzeugt da- wicklungen in der Hauptstadtregion. Der LEP B-B setzt insbesonde- her positive Umweltauswirkungen. Die Festlegung eines Gestal- re einen Rahmen für die Regionalplanung (Rohstoffsicherung, Nut- tungsraumes Siedlung innerhalb des Stadt-Umland-Zusammenhangs zung Windenergie), die Braunkohleplanung in Form von sachlichen von Berlin und Potsdam hat zum Ziel, den höheren Entwicklungs- und räumlichen Raumordnungsplänen, die Bauleitplanung (Sied- druck auf die günstig erschlossenen Siedlungsbereiche entlang der lungsentwicklung) und Fachplanung (Infrastruktur, Verkehr). Auf bestehenden Schienenverkehrstrassen zu konzentrieren. Die beab- diesen Ebenen verbleiben erhebliche Spielräume für eine umwelt- sichtigte Konzentration wirkt summarisch positiv auf die Umwelt verträgliche Gestaltung der Vorhaben. Eine Prüfung aller Einzel- (Verringerung des Individualverkehrs einschließlich der damit ver- heiten, die innerhalb des durch die Festlegungen des LEP B-B ge- bundenen Emissionen und Flächenansprüche, Vermeidung der Inan- setzten Rahmens möglich sein könnten, ist nicht erforderlich, da spruchnahme ökologisch empfindlicher Bereiche durch Verdichtung auch auf den nachfolgenden Planungsebenen eine strategische Um- und Nutzung vorbelasteter Flächen, Ausnutzung vorhandener Sach- weltprüfung durchzuführen ist. Im Rahmen mehrstufiger Planungs- güter). Örtlich können durch die Konzentration jedoch auch Belas- und Zulassungsverfahren ist jeder Plan auf seiner Stufe nur insoweit tungen entstehen (Lärm, Verlust ökologisch wirksamer Flächen und einer Umweltprüfung zu unterziehen, wie dies nach Inhalt und De- von Erholungsflächen). Sie werden aber landesplanerisch nicht prä- taillierungsgrad des Planes angemessen verlangt werden kann. judiziert, denn die konkrete Ausgestaltung der Siedlungsentwick- Auch hinsichtlich der Alternativenprüfung entsprechen die Ausfüh- lung im Gestaltungsraum Siedlung obliegt der kommunalen Bauleit- rungen im Umweltbericht den Anforderungen des Artikels 8a Ab- planung. satz 1 Satz 2 LPlV. Entsprechend dieser Bestimmung sollen nur in Dies gilt analog auch für die in der Festlegungskarte 1 dargestellten Betracht kommende Planungsalternativen geprüft werden. Der Standorte für großflächige gewerblich-industrielle Vorhaben sowie grundsätzliche Verzicht auf die Planung kommt regelmäßig nicht in die in der Festlegungskarte 2 dargestellten Städtischen Kernbe- Betracht, da die Aufstellung des Landesentwicklungsplanes auf reiche, in denen die Ansiedlung großflächiger Einzelhandelseinrich- Grundlage des Landesentwicklungsprogrammes dem gesetzlichen tungen zulässig ist. Auch diese symbolhaften Grundsatzfestlegungen Planungsauftrag folgt. Ebenso kommt ein Abweichen von den sind der Abwägung zugänglich und bedürfen einer weiteren plane- grundlegenden Vorgaben des LEPro 2007 beispielsweise zur Ent- rischen Vertiefung auf kommunaler Ebene. Auf der Ebene des LEP wicklung der Hauptstadtregion, zum Prinzip der zentralörtlichen B-B relevante und erkennbare Umweltaspekte wurden bereits bei Gliederung oder der Verkehrsentwicklung weder als Planungsalter- der Auswahl und Festlegung der Standorte berücksichtigt. Insge- native in Betracht, noch sind die bereits im Rahmen der Strate- samt wurde im Umweltbericht nachvollziehbar dargestellt, dass von gischen Umweltprüfung zum LEPro 2007 geprüften Grundsatzfest- keiner der Festlegungen des LEP B-B erhebliche negative Umwelt- legungen erneut zu prüfen (Abschichtung nach oben). auswirkungen ausgehen. Ebenso kommen bei den räumlich konkreten Festlegungen des LEP B-B beispielsweise zu Verkehrsverbindungen oder zur Freihaltung von Standorten für großflächige gewerblich-industrielle Vorhaben Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung nicht beliebig viele Planungsalternativen in Betracht, sondern nur Im Rahmen des Beteiligungsverfahrens zum LEP B-B wurde auch diejenigen, die den konzeptionellen raumordnerischen Anforde- zum Umweltbericht ein Beteiligungsverfahren durchgeführt. Neben rungen und Kriterien entsprechen. Die raumordnerische Bewertung den Trägern öffentlicher Belange, den Nachbarländern, dem Nach- derartiger Alternativen ist regelmäßig Gegenstand der planerischen barstaat Polen und der Öffentlichkeit wurde den bereits im Scoping Konzeption. Diese wird im erforderlichen Umfang in der Begrün- beteiligten Behörden Gelegenheit zur Stellungnahme zum Umwelt- dung zu den Festlegungen beschrieben. Die Konzeptalternativen bericht gegeben. Eine grenzüberschreitende Öffentlichkeitsbeteili- werden im Einzelnen im Umweltbericht nicht erneut dargestellt. Die gung gemäß Artikel 8a Absatz 6 LPlV i. V. m. § 9a UVPG war nicht Prüfung von (Standort-)Alternativen war im Umweltbericht nicht erforderlich, da im Umweltbericht festgestellt wurde, dass die Um- erforderlich, da von der Umsetzung der Ziele des LEP B-B voraus- setzung des LEP B-B voraussichtlich keine erheblichen Auswir- sichtlich keine erheblichen negativen Umweltauswirkungen ausge- kungen auf einen Mitgliedstaat der Europäischen Union haben wird. hen. Die eingegangenen Stellungnahmen bezogen sich in aller Regel auf Forderungen nach zusätzlichen oder stringenteren umweltbezo- verschiedene Sachpunkte des LEP B-B und nur zum Teil auf den genen Festlegungen im LEP B-B werden angesichts anderer kon- Umweltbericht. Letztere wurden – wie alle Anregungen zum LEP zeptionell im LEP B-B verfolgter Ziele überwiegend zurückgewie- B-B – einer Sachaufklärung und Bewertung unterzogen. sen. Vor allem die beabsichtigte Reduzierung der Festlegungen und Einen Schwerpunkt der Stellungnahmen zum Umweltbericht stell- ihrer Detailschärfe auf das für eine geordnete Entwicklung notwen- ten Anregungen zu den aufgeführten Umweltzielen und zur Be- dige Maß, das planerisch gewollte Einräumen großzügiger Entwick- schreibung des Umweltzustands dar. Ihnen wurde Rechnung getra- lungsspielräume in Bereichen, wo Verkehrsgunst, wirtschaftliche gen, indem die entsprechenden Textabschnitte des Umweltberichts Dynamik und Bevölkerungskonzentration gegeben sind sowie die redaktionell überarbeitet wurden. Unterstützung der gewerblichen Entwicklung durch weitgehenden Den Anregungen zur Prüfung der Auswirkungen der Umsetzung des Verzicht auf räumliche Schranken, sprechen gegen eine einseitige Plans auf die Umwelt ist entgegenzuhalten, dass die Prüftiefe des Verschärfung der umweltbezogenen Festlegungen. Gleichwohl wur- Umweltberichts sowie die im Einzelnen dargelegten Schlussfolge- den aber an mehreren Stellen des Umweltberichtes und in den Be- rungen zur Erheblichkeit der negativen Umweltwirkungen sachge- gründungen zu den Festlegungen die der Planung zugrunde liegen- recht sind. Im Rahmen der Strategischen Umweltprüfung von den Überlegungen im Hinblick auf einen integrativen Umwelt- und Raumordnungsplänen sollen die voraussichtlich erheblichen Aus- speziell Klimaschutz ergänzt und präzisiert. wirkungen der Umsetzung eines Raumordnungsplans auf die Um- Den vorgebrachten Anregungen zur Beeinträchtigung von Natura welt sowie in Betracht kommende Planungsalternativen ausgehend 2000-Gebieten ist entgegenzuhalten, dass im LEP B-B 90 Prozent von den Zielen des Raumordnungsplans angemessen ermittelt, be- der von Berlin und Brandenburg an die Europäische Kommission schrieben, bewertet und in einem Umweltbericht niedergelegt wer- gemeldeten FFH-Gebiete sowie die national zumindest als Land- den (vgl. Artikel 8a Absatz 1 LPlV). Die „Erheblichkeit“ der Um- schaftsschutzgebiet (LSG) geschützten Bereiche der sehr großräu- weltauswirkungen wird dabei maßgeblich bestimmt durch die migen Vogelschutzgebiete in den Freiraumverbund einbezogen wur- Verbindlichkeit der Rahmensetzung in Bezug auf Standort, Art, den. Dadurch werden die Gebiete nicht nur vor Inanspruchnahme Größe und Betriebsbedingungen von Vorhaben mit erheblichen Um- und Neuzerschneidung durch Infrastrukturtrassen geschützt, son- weltauswirkungen sowie dem Ausmaß, in dem der Plan andere Plä- dern auch das nach Artikel 10 der FFH-Richtlinie angestrebte Ziel ne in der Planungshierarchie beeinflusst. Der LEP B-B konkretisiert der Verbesserung der Kohärenz von Natura 2000 wird nachhaltig als überörtliche und zusammenfassende Planung die Grundsatzfest- unterstützt. Die nicht in den Freiraumverbund einbezogenen Natura legungen des Landesentwicklungsprogrammes 2007 (LEPro 2007) 2000-Gebiete werden aber vom LEP B-B weder infrage gestellt und setzt einen übergeordneten Rahmen für künftige räumliche Ent- noch überplant. Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 219

Hinsichtlich der Anregungen zu den Überwachungsmaßnahmen Umweltbericht wird auf die Bestimmungen des Artikels 8a Absatz 10 LPlV verwie- sen. Im Umweltbericht wird nachvollziehbar dargestellt, dass vom 1 Grundlagen und Methodik LEP B-B keine erheblichen negativen Umweltauswirkungen ausge- hen. Die Beschreibung von Maßnahmen zur Verhinderung, Verrin- 1.1 Anlass und Aufgabenstellung gerung oder zum Ausgleich von Umweltauswirkungen ist gemäß Die Länder Berlin und Brandenburg stellen einen gemeinsamen Lan- Anlage 3 zum LPlV (entspricht auch § 14g Absatz 2 Nummer 6 desentwicklungsplan für das Gebiet beider Länder auf. Als Raumord- UVPG) nur vorgesehen, wenn die Auswirkungen erheblich negativ nungsplan für das Landesgebiet nach § 8 des Raumordnungsgesetzes sind. (ROG) zählt der Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg Berücksichtigung des Umweltberichts im Rahmen der Abwägung (LEP B-B) gemäß Anlage 3 des Gesetzes über die Umweltverträg- zum LEP B-B einschließlich in Betracht kommende alternative Pla- lichkeitsprüfung (UVPG) zu den Planungen, für die die Pflicht zur nungsmöglichkeiten Durchführung einer Strategischen Umweltprüfung (SUP) besteht. § 7 Absatz 5 ROG bestimmt hierzu, „dass bei der Aufstellung und Der Umweltbericht dokumentiert den Prozess der Ermittlung und Änderung von Raumordnungsplänen eine Umweltprüfung im Sinne Berücksichtigung der Umweltbelange während der Planerarbeitung. der Richtlinie 2001/42/EG des Europäischen Parlaments und des Ra- In der Gesamtbetrachtung der Umweltauswirkungen wird festge- tes vom 27. Juni 2001 über die Prüfung der Umweltauswirkungen stellt, dass der LEP B-B einem konsequent steuernden Leitgedanken bestimmter Pläne und Programme (ABl. L 197 vom 21 Juli 2001, folgt, der auf eine Konzentration der Siedlungs- und Infrastruktur- S. 30) durchgeführt wird“. Diese Regelung wurde in das Landesrecht entwicklung abzielt. Dadurch ergeben sich einerseits potenziell ne- der Länder Berlin und Brandenburg (Artikel 8a des Landesplanungs- gative Umweltauswirkungen in bereits vorbelasteten Bereichen, vertrages (LPlV)) übernommen. Die gemeinsamen Landesentwick- andererseits wird eine weitgehende Schonung des Freiraums sowie lungspläne werden in diesem Zusammenhang als prüfpflichtig be- ökologisch wertvoller Flächen erreicht. Ferner wird im Umweltbe- nannt. richt nachvollziehbar dargestellt, dass vom LEP B-B keine erheb- lichen negativen Umweltauswirkungen ausgehen. Die Ergebnisse Artikel 8a Absatz 1 LPlV bestimmt für den Umweltbericht die fol- des Umweltberichts erfordern somit keine Veränderungen der Fest- gende Aufgabe: „Mit dem Ziel einer nachhaltigen Raumentwicklung sollen die voraussichtlich erheblichen Auswirkungen der Umset- legungen des LEP B-B. Die im Ergebnis des Beteiligungsverfahrens zung eines Raumordnungsplanes auf die Umwelt sowie in Betracht zum LEP B-B vorgenommenen Änderungen einiger Festlegungen kommende Planungsalternativen ausgehend von den Zielen des und Begründungen wurden dahin gehend überprüft, ob sich daraus Raumordnungsplanes angemessen ermittelt, beschrieben, bewertet veränderte Einschätzungen der Umweltauswirkungen ergeben. Dies und in einem Umweltbericht niedergelegt werden. Dabei ist vom ist generell nicht der Fall. Gleichwohl wurde aber eine redaktionelle gegenwärtigen Wissensstand, vom Inhalt und Detaillierungsgrad Kongruenz zwischen den Änderungen im Festlegungsteil, den Be- des Raumordnungsplanes und der Stellung des Raumordnungs- gründungen und dem Umweltbericht hergestellt. planes im Entscheidungsprozess auszugehen und nach allgemein Die Prüfung in Betracht kommender Planungsmöglichkeiten ergibt anerkannten Prüfmethoden zu verfahren.“ keine grundlegenden Änderungen des LEP B-B. Der grundsätzliche Der LEP B-B konkretisiert als überörtliche und zusammenfassende Verzicht auf die Planung kommt nicht in Betracht, weil die Aufstel- Planung die Grundsatzfestlegungen des Landesentwicklungspro- lung des Landesentwicklungsplanes auf Grundlage des Landesent- grammes 2007 (LEPro 2007) und setzt einen übergeordneten Rah- wicklungsprogrammes dem gesetzlichen Planungsauftrag folgt. men für künftige räumliche Entwicklungen in der Hauptstadtregion, Auch ein Abweichen von den Vorgaben des LEPro 2007 kommt we- die auf nachfolgenden Planungsebenen konkretisiert und umgesetzt der als Planungsalternative in Betracht, noch sind die bereits im werden. Eine Prüfung aller Einzelheiten, die innerhalb des durch die Rahmen der Strategischen Umweltprüfung zum LEPro 2007 geprüf- Festlegungen gesetzten Rahmens möglich sein könnten, ist nicht er- ten Grundsatzfestlegungen erneut zu prüfen (Abschichtung nach forderlich, da auch auf den nachfolgenden Planungsebenen eine oben). Auf der Maßstabsebene des LEP B-B erkennbare und rele- strategische Umweltprüfung durchzuführen ist. Im Rahmen mehr- vante Umweltaspekte wurden insbesondere bei der Konzeption von stufiger Planungs- und Zulassungsverfahren ist jeder Plan auf seiner räumlich konkreten Festlegungen von vornherein berücksichtigt. Stufe nur insoweit einer Umweltprüfung zu unterziehen, wie dies Zusätzliche oder stringentere umweltbezogene Festlegungen kom- nach Inhalt und Detaillierungsgrad des Plans angemessen verlangt men als Planungsalternativen nicht in Betracht, weil anderen kon- werden kann. zeptionellen Zielsetzungen des LEP B-B ein höheres Gewicht beige- messen wird (Reduzierung der Festlegungen und ihrer Detailschärfe auf das für eine geordnete Entwicklung notwendige Maß, das plane- 1.2 Inhalt und Ziele des Landesentwicklungsplans Berlin- Brandenburg risch gewollte Einräumen großzügiger Entwicklungsspielräume in Bereichen, wo Verkehrsgunst, wirtschaftliche Dynamik und Bevöl- Mit dem LEP B-B werden die bisher gültigen Landesentwicklungs- kerungskonzentration gegeben sind, sowie die Unterstützung der pläne bis auf den gemeinsamen Landesentwicklungsplan Flughafen- gewerblichen Entwicklung durch weitgehenden Verzicht auf räum- standortentwicklung (LEP FS) von 2006 abgelöst. liche Schranken). Die Prüfung von (Standort-)Alternativen ist nicht Aufbauend auf der von den Ländern Berlin und Brandenburg einver- erforderlich, weil von der Umsetzung der Ziele des LEP B-B vor- nehmlich entwickelten Konzeption und den Vorgaben des „Leitbildes aussichtlich keine erheblichen negativen Umweltauswirkungen aus- Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg“ und des LEPro 2007 enthält gehen. der LEP B-B Festlegungen, die als Ziele, Grundsätze und sonstige Erfordernisse der Raumordnung bei raumbedeutsamen Planungen, Vorhaben und sonstigen Maßnahmen, durch die Raum in Anspruch Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Umweltauswir- genommen oder die räumliche Entwicklung oder Funktion eines Ge- kungen bietes beeinflusst werden, zu beachten (Ziele der Raumordnung) Da entsprechend den Ergebnissen des Umweltberichts vom LEP bzw. zu berücksichtigen (Grundsätze der Raumordnung) sind. Der B-B keine erheblichen negativen Umweltauswirkungen ausgehen, LEP B-B soll als Rechtsverordnung der Landesregierungen mit Wir- sind auch keine speziellen Überwachungsmaßnahmen geplant. kung für das jeweilige Landesgebiet festgesetzt werden. Gleichwohl erfolgt eine Umweltüberwachung im gemeinsamen Pla- Konzeptionell verfolgt der LEP B-B die folgenden Ziele: nungsraum grundsätzlich durch die laufende Raumbeobachtung (vgl. Artikel 8a Absatz 10 LPlV) und die Messnetze der Umweltbe- − Konkretisierung des Leitbildes für die Hauptstadtregion und des hörden zur Umweltbeobachtung in Berlin und Brandenburg. Die LEPro 2007 durch Festlegungen von Zielen und Grundsätzen Ergebnisse der Überwachung werden bei einer erneuten Aufstellung der Raumordnung für den Gesamtraum oder einer Änderung des LEP B-B berücksichtigt und im Rahmen − Zusammenführen der festgelegten Themenbereiche der bishe- dieses Verfahrens der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. rigen Landesentwicklungspläne (Landesentwicklungsplan Bran- 220 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

denburg LEP I – Zentralörtliche Gliederung –, Landesentwick- Inhaltlich konzentriert sich der LEP B-B auf die folgenden Schwer- lungsplan für den engeren Verflechtungsraum Brandenburg-Berlin punkte: (LEP eV) und Landesentwicklungsplan für den Gesamtraum Berlin-Brandenburg (LEP GR) – ergänzende raumordnerische − Einbindung der Hauptstadtregion in nationale und internationale Festlegungen für den äußeren Entwicklungsraum –) Verflechtungen − Reduzierung der Festlegungen auf das für eine geordnete Ent- − Ermöglichung von Wirtschaftswachstum wicklung notwendige Maß − Räumliche Ordnung der Daseinsvorsorge − Detailschärfe der Festlegungen auf einen Maßstab 1 : 250 000 − Orientierung der Wohnflächen- und Infrastrukturentwicklung − Einräumen großzügiger Entwicklungsspielräume in Bereichen, auf räumliche Schwerpunkte wo Verkehrsgunst, wirtschaftliche Dynamik und Bevölkerungs- konzentration gegeben sind − Schutz von Freiräumen und natürlichen Ressourcen − Unterstützung der gewerblichen Entwicklung durch weitgehen- − Anregung nachfolgender Akteursebenen zur Gestaltung von den Verzicht auf räumliche Schranken. Handlungsräumen.

System der räumlichen Planung/Abschichtung

Landesentwicklungsprogramm 2007 der Länder Berlin und Brandenburg (LEPro 2007)

Landesentwicklungsplan Landesentwicklungsplan Braunkohlen- und Sanierungspläne Berlin-Brandenburg Flughafenstandortentwicklung Brandenburg (LEP B-B) (LEP FS) Maßstab 1 : 50 000 Maßstab 1 : 250 000 Maßstab 1 : 100 000

Brandenburger Regionalplanung Maßstab 1 : 100 000 Regionalplanerische Elemente des Berliner Flächennutzungsplanes (FNP) Maßstab 1 : 25 000

Kommunale Bauleitplanung und Fachplanung

Die Festlegungen des LEP B-B sind für die nachgeordneten Ebenen räumlichen Strukturen und machen eine Anpassung der raumplane- der räumlichen Planung wie auch als räumliche Orientierungspunkte rischen Steuerungsinstrumente erforderlich. Das Leitbild der „De- für verschiedene Fachplanungen verbindlich. Dabei wird unter- zentralen Konzentration“, durch das ein Ausgleich zwischen den schieden zwischen beachtenspflichtigen Zielen der Raumordnung Teilregionen angestrebt wurde, wird durch das Leitbild „Stärken (Z), die einer Überwindung im Rahmen der Abwägung in nachfol- stärken“, also einer gezielten Förderung bereits vorhandener und er- genden Planungsverfahren nicht mehr zugänglich sind, und berück- folgreicher Strukturen zum Wohl des Gesamtraums, abgelöst. Ent- sichtigungspflichtigen Grundsätzen der Raumordnung (G) als Vor- sprechende Eckpunkte für die räumliche Grundorientierung werden gaben für nachfolgende Abwägungs- oder Ermessensentscheidungen. durch das LEPro 2007 vorgegeben. Der LEP B-B konkretisiert die Gemäß Artikel 8 Absatz 7 LPlV soll der LEP B-B spätestens zehn Grundsatzfestlegungen des LEPro 2007 und enthält bindende Vor- Jahre nach seiner Aufstellung überprüft werden. gaben sowie Handlungsempfehlungen für die nachfolgenden Pla- Teil I des LEP B-B enthält eine Darstellung der Rechtsgrundlagen nungsebenen. Die Regelungstiefe gegenüber der bisherigen Planung und Erläuterungen zum Verhältnis des LEP B-B zu anderen Pro- wird zurückgenommen. Der Gestaltungsspielraum der nachgeord- grammen und Plänen der Raumordnung. Die programmatisch-kon- neten Regional-, Bauleit- und Fachpläne wird damit erheblich er- zeptionellen Rahmenbedingungen und Eckpunkte für die räumliche weitert. Entwicklung der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg werden im Teil II des LEP B-B ausgeführt. Im Teil III erfolgt die konkrete Aus- 1.3 Methodik und Datengrundlage des Umweltberichts gestaltung mit den textlichen Festlegungen, die im Teil IV erläutert und begründet werden. Im Teil V erfolgen die zeichnerischen Fest- 1.3.1 Methodik und Inhalte des Umweltberichts legungen in zwei Festlegungskarten. Der Umweltbericht dokumentiert den Prozess der Ermittlung und Die Bevölkerungsentwicklung der letzten zehn Jahre und der pro- Berücksichtigung der Umweltbelange während der Planerarbeitung. gnostizierte demografische Wandel haben Konsequenzen in den Dabei ist insbesondere zu ermitteln, zu beschreiben und zu bewer- Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 221 ten, inwieweit durch die Festlegungen des Plans ein Rahmen gesetzt c) die Umweltmerkmale der Gebiete, die wird für Vorhaben mit voraussichtlich erheblichen Umweltauswir- voraussichtlich erheblich beeinflusst kungen, welche Planungsalternativen in Betracht kommen und wie werden sie in der Abwägung berücksichtigt wurden und welcher Gestal- tungsspielraum für die nachfolgenden Planungsebenen gelassen d) sämtliche derzeitigen für den Raumord- wird, um voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen zu ver- nungsplan relevanten Umweltprobleme meiden oder zu minimieren. Die Detaillierung der Umweltprüfung unter besonderer Berücksichtigung der orientiert sich am Maßstab und der Aussageschärfe des Plans. Ver- Probleme, die sich auf Gebiete mit einer tiefende Prüfungen sind nur erforderlich, wenn auch der Plan detail- speziellen Umweltrelevanz beziehen, liertere Festlegungen vorsieht, insbesondere einen verbindlichen wie etwa die gemäß den Richtlinien raumkonkreten Rahmen setzt für Vorhaben mit erheblichen Um- 79/409/EWG und 92/43/EWG ausgewie- weltauswirkungen. Der Umweltbericht hat im Einzelnen zu den in senen Gebiete Anlage 3 LPlV aufgeführten Inhalten Aussagen zu treffen5. In wel- e) die auf internationaler oder gemein- Kapitel 2 chen Kapiteln welche Inhalte der Anlage 3 behandelt werden, ist der schaftlicher Ebene oder auf der Ebene Tabelle 6 zu entnehmen. der Mitgliedstaaten festgelegten Ziele Ein wesentliches Element der Strategischen Umweltprüfung ist die des Umweltschutzes, die für den Raum- Alternativenprüfung. Dazu wird in Artikel 8a Absatz 1 Satz 2 LPlV ordnungsplan von Bedeutung sind, und die Art, wie diese Ziele und alle Um- ausgeführt: „Mit dem Ziel einer nachhaltigen Raumentwicklung sol- welterwägungen bei der Ausarbeitung len die voraussichtlichen erheblichen Auswirkungen der Umsetzung des Raumordnungsplanes berücksichtigt eines Raumordnungsplanes sowie in Betracht kommende Planungs- wurden alternativen ausgehend von den Zielen des Raumordnungsplanes angemessen ermittelt, bewertet und in einem Umweltbericht nieder- f) die voraussichtlichen erheblichen Um- Kapitel 4 gelegt werden“. weltauswirkungen6, einschließlich der Auswirkungen auf Aspekte wie die bio- Entsprechend dieser Bestimmung sollen nur in Betracht kommende logische Vielfalt, die Bevölkerung, die Planungsalternativen geprüft werden. Der grundsätzliche Verzicht Gesundheit des Menschen, Fauna, Flora, auf die Planung kommt regelmäßig nicht in Betracht, da die Aufstel- Boden, Wasser, Luft, klimatische Fak- lung des Landesentwicklungsplanes auf Grundlage des Landesent- toren, Sachwerte, das kulturelle Erbe ein- wicklungsprogramms dem gesetzlichen Planungsauftrag folgt. schließlich der architektonisch wert- Ebenso kommt ein Abweichen von den grundlegenden Vorgaben vollen Bauten und der archäologischen des LEPro 2007 beispielsweise zur Entwicklung der Hauptstadtregi- Schätze, die Landschaft und die Wech- on, zum Prinzip der zentralörtlichen Gliederung oder der Ver- selbeziehung zwischen den genannten kehrsentwicklung weder als Planungsalternative in Betracht, noch Faktoren sind die bereits im Rahmen der SUP zum LEPro 2007 geprüften Grundsatzfestlegungen erneut zu prüfen (Abschichtung nach oben). g) die Maßnahmen, die geplant sind, um er- Auch bei den räumlich konkreten Festlegungen des LEP B-B bei- hebliche negative Umweltauswirkungen spielsweise zu Zentralen Orten oder Verkehrsverbindungen kommen auf Grund der Durchführung des Raum- nicht beliebig viele Planungsalternativen in Betracht, sondern nur ordnungsplanes zu verhindern, zu verrin- diejenigen, die den konzeptionellen raumordnerischen Anforde- gern und soweit wie möglich auszuglei- rungen und Kriterien entsprechen. Die raumordnerische Bewertung chen derartiger Alternativen ist regelmäßig Gegenstand der planerischen h) eine Kurzdarstellung der Gründe für die Konzeption. Diese wird im erforderlichen Umfang in der Begrün- Wahl der geprüften Alternativen und eine dung zu den Festlegungen (siehe IV A) beschrieben. Die Konzeptal- Beschreibung, wie die Umweltprüfung ternativen werden im Einzelnen im Umweltbericht nicht erneut dar- vorgenommen wurde, einschließlich et- gestellt. Die Prüfung von Alternativen wird im Umweltbericht nur waiger Schwierigkeiten bei der Zusam- dann thematisiert, wenn von der Umsetzung der Ziele des Raumord- menstellung der erforderlichen Informa- nungsplanes voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen aus- tionen (zum Beispiel technische Lücken gehen. In derartigen Fällen ist eine Prüfung der in Betracht kom- oder fehlende Kenntnisse) menden (Standort-)Alternativen erforderlich. i) eine Beschreibung der geplanten Maß- Kapitel 5 nahmen zur Überwachung gemäß Artikel Tabelle 6: Zuordnung der Inhalte gemäß Anlage 3 zum Landes- 8a Absatz 10 planungsvertrag zu den Kapiteln des Umweltbe- j) eine nichttechnische Zusammenfassung Kapitel 6 richts der oben beschriebenen Informationen Informationen gemäß Artikel 8a Ab- Umweltbericht satz 4 Satz 1 Das methodische Vorgehen wird im Folgenden näher erläutert. Eine a) eine Kurzdarstellung des Inhalts und der Kapitel 1.2 Prüfung aller theoretisch denkbaren Umweltauswirkungen im De- wichtigsten Ziele des Raumordnungs- tail, die innerhalb des vom LEP B-B gesetzten Rahmens möglich plans sowie der Beziehung zu anderen sein könnten, ist nicht erforderlich, da auch auf den nachfolgenden relevanten Plänen und Programmen Planungsebenen eine strategische Umweltprüfung durchzuführen b) die relevanten Aspekte des derzeitigen Kapitel 3 ist. Im Rahmen mehrstufiger Planungs- und Zulassungsverfahren ist Umweltzustands und dessen voraussicht- jeder Plan auf seiner Stufe nur insoweit einer Umweltprüfung zu liche Entwicklung bei Nichtdurchfüh- unterziehen, wie dies nach Inhalt und Detaillierungsgrad des Planes rung des Raumordnungsplanes angemessen verlangt werden kann.

5 Anlage 3 des Landesplanungsvertrages, der den Anhang I der Richtlinie 2001/42/EG wortgetreu wiedergibt, stellt keine Gliederungsvorgabe für den 6 einschließlich sekundärer, kumulativer, synergetischer, kurz-, mittel- und Umweltbericht dar, sondern listet lediglich die Informationen auf, die in ei- langfristiger, ständiger und vorübergehender, positiver und negativer Aus- nen Umweltbericht aufzunehmen sind. wirkungen 222 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

Darstellung der planrelevanten Umweltziele nach Schutzgütern prüfung gemäß UVPG generell oder im Einzelfall erforderlich ist Die Beurteilung der Umweltwirkungen des LEP B-B soll entspre- oder wenn ein Natura 2000-Gebiet betroffen ist. chend der Aussagetiefe anhand von Umweltzielen erfolgen. Im Rah- Bei den möglichen Auswirkungen auf die Umwelt, die durch raum- men der SUP zum LEPro 2007 wurde ein umfassender Zielkatalog konkrete Ziele oder Grundsätze der Raumordnung ausgelöst werden zusammengestellt. Auf Grund des stärkeren räumlichen Bezugs des können, ist zu unterscheiden zwischen flächenhaften Rahmenset- LEP B-B wurde dieser modifiziert und auf Grundlage der Abstim- zungen (z. B. Freiraumverbund, Gestaltungsraum Siedlung) sowie mung mit den obersten Fachbehörden im Rahmen des Scopings er- standortbezogenen und linienhaften Festlegungen (z. B. Vorsorge- gänzt. Die Umweltziele werden der Darstellungsebene des LEP B-B standorte für großflächige gewerblich-industrielle Vorhaben, Städ- entsprechend in Kapitel 2 beschrieben. tische Kernbereiche, großräumige und überregionale Verkehrsver- bindungen). Beschreibung des Umweltzustands im Planungsraum und der vor- aussichtlichen Entwicklung bei Nichtdurchführung des LEP B-B Alternativen sowie Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Zur Darstellung der Umweltsituation erfolgt eine textliche Charak- terisierung des derzeitigen Umweltzustandes im Raum Berlin-Bran- In diesen Abschnitten werden Aussagen zu Planungsalternativen denburg nach Schutzgütern gegliedert; einerseits allgemein statis- und/oder Möglichkeiten zur Vermeidung, Minderung, gegebenen- tisch (z. B. Flächenanteil der Schutzgebiete, insbesondere auch der falls auch zum Ausgleich erheblicher nachteiliger Umweltauswir- europarechtlich geschützten Gebiete) und andererseits in seiner kungen getroffen. (großmaßstäblichen) räumlichen Differenzierung. In verschiedenen Teilräumen des gemeinsamen Planungsraums Berlin-Brandenburg Auswirkungen der Umsetzung des Gesamtplanes, grenzübergreifen- stellt sich die Umweltsituation grundsätzlich unterschiedlich dar, de Umweltauswirkungen und Aussagen zur FFH-Verträglichkeit was durch eine Beschreibung der Besonderheiten für den Stadt-Um- Der Prüfung der einzelnen Plansätze mit Umweltrelevanz schließt land-Zusammenhang von Berlin und Potsdam und der überwiegend sich eine summarische Prüfung des Gesamtplanes an. Hier erfolgt ländlich geprägten Räume zum Ausdruck kommt. Diese Differen- eine verbalargumentative Zusammenschau der vorher einzeln abge- zierung orientiert sich an den faktischen räumlichen Strukturen, die schätzten Auswirkungen mit Hinweisen zu kumulierenden Wir- nicht mit den administrativen Grenzen der Länder identisch sind. kungen und Aussagen zu möglichen grenzübergreifenden Wir- Die Prognose der voraussichtlichen Entwicklung der Umweltsituati- kungen. on bei Nichtdurchführung der Planung erfolgt als qualitative Be- Eine Vorprüfung, inwieweit durch die Festlegungen des LEP B-B schreibung der Entwicklungstendenzen des Umweltzustandes auf eine erhebliche Beeinträchtigung von Natura 2000-Gebieten nicht der Grundlage der Annahmen zur Bevölkerungsentwicklung und der ausgeschlossen werden kann, erfolgt im Anschluss an die allgemei- beabsichtigten umweltbezogenen Maßnahmen der Fachbehörden in ne Prüfung der Umweltauswirkungen. Auf der Ebene des LEP B-B den folgenden Jahren. Es wird dabei vom Status quo ausgegangen, können nur grobe Aussagen zur Natura 2000-Verträglichkeit im Zu- der sich u. a. auch unter den Voraussetzungen der bisher gültigen sammenhang mit räumlichen Festlegungen gemacht werden. Teilpläne der Landesentwicklungsplanung eingestellt hat. 1.3.2 Datengrundlagen Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen der Ziele Die für die Umweltprüfung heranzuziehenden Unterlagen und Da- und Grundsätze des Planes ten sowie die Quellen der zu berücksichtigenden relevanten Um- Die Prüfung konzentriert sich auf die Ermittlung, ob durch die Um- weltziele wurden ebenso wie die Prüfmethodik der SUP in einem setzung des Planes mögliche erhebliche Umweltauswirkungen ver- Scopingtermin vorgestellt und mit den obersten für Natur, Umwelt, ursacht werden können. Die im LEP B-B enthaltenen Festlegungen Gesundheit und Denkmalschutz zuständigen Fachbehörden der Län- sind vor diesem Hintergrund in einem ersten Prüfschritt bezüglich der abgestimmt. Für die Sichtung der für das Land Berlin geeigneten ihrer Umweltrelevanz zu beurteilen. Die einzelnen Festlegungen Datengrundlagen fand ein zusätzlicher Abstimmungstermin bei der werden dabei unterteilt in Regelungen mit und in Regelungen ohne Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in Berlin statt. Es war insge- Umweltrelevanz. Erstgenannte sind Gegenstand der weiteren Um- samt erforderlich, eine Datengrundlage zu schaffen, die dem Maß- weltprüfung, Festlegungen ohne Umweltrelevanz werden nicht wei- stab des LEP B-B und damit der Aussagetiefe des Planes angemes- ter betrachtet. sen ist. Einige für eine Betrachtung im Sinne der SUP geeignete Daten konnten für die Bewertung nicht herangezogen werden, da Die Festlegungen des LEP B-B lassen sich unterteilen in räumlich diese zum Zeitpunkt der Erarbeitung des Umweltberichts noch nicht nicht konkretisierte und räumlich konkretisierte Ziele und Grundsät- vorlagen. Hierzu zählen die Ergebnisse der Lärmminderungspla- ze der Raumordnung. Grundsätze sowie Ziele der Raumordnung, nung und die aufbereiteten Daten für den „Methodenrahmen für eine die sich nicht auf konkrete Raumordnungsgebiete oder Standorte Umweltbewertung gemäß UVPG für die vorbereitende Bauleit- und beziehen, lassen in der Regel ausreichend Handlungsspielraum, auf Landschaftsplanung“ in Berlin. nachfolgenden Planungsebenen erhebliche Umweltauswirkungen zu vermeiden oder zu minimieren. Sie zeigen jedoch Richtungen der Es wurden ausschließlich bereits vorliegende Daten der Fachbehör- den, die sich wie folgt gliedern lassen, verwendet: Landesentwicklung auf, die in der Tendenz mehr oder weniger güns- tig bezüglich der umweltrelevanten Zielsetzungen sein können. − Statistische Daten, die die Umweltsituation im Gebiet der bei- ­Diese Tendenzen werden im Text qualitativ beschrieben. Es werden den Bundesländer nach Schutzgütern allgemein beschreiben im Sinne der Abschichtung Hinweise auf Inhalte, deren Umweltre- (Internetangebote zur Statistik, Umweltberichte u. Ä.) levanz sich erst auf nachfolgender Planungsebene konkretisieren − Flächenbezogene, für das gesamte Gebiet von Brandenburg lässt, eingefügt. bzw. Berlin vorliegende digitale und z. T. auch analoge räum- In einem zweiten Prüfschritt wird die Umweltrelevanz der verblei- liche Daten zu den Schutzgütern (Auszüge aus dem Planungsin- benden Festlegungen beschrieben. Dabei spielt die Berücksichti- formationssystem (PLIS), dem digitalen Raumordnungskataster gung relevanter Umweltziele eine wesentliche Rolle und es wird (DiROK), dem digitalen Umweltatlas Berlin) geprüft, inwieweit voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen Eine detaillierte Aufstellung der verwendeten Daten und Quellen (positive wie negative) mit der Umsetzung der Festlegungen des enthält Kapitel 7 des Umweltberichts. LEP B-B verbunden sind. Von möglichen erheblichen negativen Umweltauswirkungen wird 2 Planrelevante Umweltziele nach Schutzgütern ausgegangen, wenn durch die Festlegungen ein Rahmen gesetzt Ein wesentliches Ziel der Richtlinie 2001/42/EG ist es, bereits auf wird für konkrete Vorhaben, für die eine Umweltverträglichkeits- der Ebene der Konzeptionen und Rahmensetzungen für konkrete Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 223

Vorhaben Umweltziele als Grundlage einer vorsorgeorientierten und In den folgenden Abschnitten werden die für den LEP B-B rele- nachhaltigen Entwicklung in die Planung zu integrieren. Dieser stra- vanten Umweltziele nach den in Anlage 3 zum LPlV vorgegebenen tegische Ansatz wurde bereits bei der Erarbeitung des LEP B-B be- Schutzgütern gegliedert dargestellt. Die wesentlichen Zielrich- rücksichtigt. Die SUP ist das im LPlV verankerte Instrument zur tungen, die in den Regelungen und Verträgen auf internationaler, Prüfung und Dokumentation der Umsetzung. Die im Zusammen- europäischer, Bundes- und Landesebene in unterschiedlichem De- hang mit der Aufstellung des LEP B-B relevanten Umweltziele wer- taillierungsgrad ausformuliert sind, werden zusammengefasst. Die den nachfolgend dargestellt. Quellen der Umweltziele sind im Kapitel 7.4 gelistet. Die für den Planungsraum relevanten Umweltziele basieren über- wiegend auf allgemeinen Umweltentwicklungszielen und Kon- 2.1 Mensch und Gesundheit zepten, die auf internationaler, europäischer und auf Bundes- und Ein großer Teil der Umweltziele ist auf die Gesundheit und das Landesebene formuliert wurden. Die internationalen Konzeptionen Wohlbefinden des Menschen ausgerichtet. So bestimmt z. B. die Eu- finden ihren Niederschlag in zahlreichen völkerrechtlichen Verträ- ropäische Charta Umwelt und Gesundheit u. a.: „Für Gesundheit gen, den Konventionen, die Deutschland mit unterzeichnet hat (vgl. und Wohlergehen ist eine saubere und harmonische Umwelt erfor- folgende Tabelle). derlich.“ und „Die Umwelt soll als Grundlage für bessere Lebensbe- dingungen und gesteigertes Wohlbefinden angesehen werden.“, wo- bei „die Gesundheit des Einzelnen und die von Bevölkerungsgruppen Tabelle 7: Auswahl wichtiger internationaler Umweltkonven- eindeutig Vorrang vor wirtschaftlichen Überlegungen haben sollte“. tionen Im Einzelnen umfasst der Schutz der Gesundheit und des Wohlbe- Konvention Inhalt findens der Bevölkerung folgende Ziele, die durch zahlreiche Ge- setze, Richtlinien, Verordnungen, politische Ziele und Strategien, Genfer UNO/ECE Konvention über weiträumige Pläne und Programme auf europäischer, nationaler und Länderebene Konvention grenzüberschreitende Luftverunreinigungen (Berlin und Brandenburg) verbindlich untersetzt sind: − Schutz der Natur als Lebensgrundlage des Menschen Klimakonven­ UNO Rahmenübereinkommen über Klimaän- − Verfügbarkeit und Schutz sauberen Trinkwassers tion derungen − Reinhaltung der Luft, d. h. Schutz vor gesundheitsschädigenden Welterbe Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Stoffimmissionen sowie Senkung bestehender Belastungen Konvention Naturerbes der Welt − Reduzierung belastender Klimasituationen durch Senkung von Berner Konven- Übereinkommen über die Erhaltung der euro- Luftbelastungen und Freihaltung klimatischer Ausgleichsräume tion päischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und − Sicherung von Landschaftsräumen als Voraussetzung für die Er- ihrer natürlichen Lebensräume holung − Schutz vor Lärm, Erschütterungen und sonstigen gesundheitsbe- Washingtoner Übereinkommen über den internationalen lastenden Umwelteinwirkungen und Senkung bestehender Be- Artenschutzab- Handel mit gefährdeten Arten freilebender lastungen kommen Tiere und Pflanzen Relevante Quellen Ramsar Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbe- − EU-Umgebungslärmrichtlinie Konvention sondere als Lebensraum für Wasser- und Wat- vögel, von internationaler Bedeutung − Wasserrahmenrichtlinie − Raumordnungsgesetz Bonner Übereinkommen zur Erhaltung der wan- − Bundes-Immissionsschutzgesetz und die dazugehörigen Verord- Konvention dernden wildlebenden Tierarten nungen Biodiversitäts- Übereinkommen über die biologische Vielfalt − Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm konvention − Bundesnaturschutzgesetz − Naturschutzgesetze der Länder Berlin und Brandenburg Die wesentlichen umweltbezogenen Ziele der Europäischen Union − Landschaftsprogramme der Länder Berlin und Brandenburg enthält das 6. Umweltaktionsprogramm. Die Priorität des Handelns − Waldgesetze der Länder Berlin und Brandenburg bis zum Jahre 2012 liegt gemäß diesem Programm in den Berei- chen Die Ziele für das Schutzgut Mensch und Gesundheit weisen Über- schneidungen mit den Zielen für die nachfolgend aufgeführten − Klimaschutz, Schutzgüter auf und werden durch diese ergänzt. Alle Ziele zum − Natur und biologische Vielfalt, Schutz von Natur und Umwelt sowie von Kultur- und Sachgütern − Umwelt, Gesundheit und Lebensqualität, sind anthropozentrisch darauf ausgerichtet, eine lebenswerte Um- welt, auch für nachfolgende Generationen, zu erhalten. − Ressourcenmanagement. Grundlage speziell für den europäischen Naturschutz und die 2.2 Landschaft und kulturelles Erbe Schutzgüter Tiere und Pflanzen bildet die Konzeption des kohä- Die wesentlichen, auf Landschaft bezogenen Umweltziele sind im renten Netzes Natura 2000. Auch bezüglich einiger anderer Schutz- Bundesnaturschutzgesetz zusammengefasst und beziehen sich so- güter gibt es europäische Zielkonzepte, die sich in entsprechenden wohl auf Schutz, Pflege und Entwicklung der Vielfalt, Eigenart und Richtlinien, wie z. B. der Wasserrahmenrichtlinie, niedergeschlagen Schönheit als auch den Erholungswert der Landschaft sowie den haben. Schutz historischer Kulturlandschaften. Ziel des UNESCO-Über- Eine allgemeine, auch auf die Umwelt bezogene Zielkonzeption auf einkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt ist der Ebene des Bundes enthält die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Erhalt historischer Kulturlandschaften einschließlich besonderer Bundesregierung. Konkretere, schutzgutbezogene Ziele enthalten Naturgebilde sowie Denkmale und Denkmalensembles. umweltrelevante Fachgesetze wie das Bundesnaturschutzgesetz, das Diese Ziele werden durch Regelungen im Raumordnungsgesetz und Bundes-Immissionsschutzgesetz, das Bundes-Bodenschutzgesetz in den Denkmalschutzgesetzen ergänzt und durch entsprechende oder das Wasserhaushaltsgesetz. In diesen Fachgesetzen sind in der Verordnungen und Programme in Berlin und Brandenburg inhaltlich Regel auch die internationalen/europäischen Zielvorgaben in natio- und räumlich detailliert umgesetzt. Die wesentlichen Ziele lassen nales Recht umgesetzt. sich wie folgt zusammenfassen: 224 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

− Schutz der Eigenart, Vielfalt und Schönheit sowie Erholungs- Diese Ziele werden insbesondere durch das Bundes-Bodenschutzge- eignung der Landschaft setz, die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung − Erhalt großräumiger, störungsarmer Landschaftsräume sowie durch Verordnungen und Programme in Berlin und Branden- burg konkretisiert. Die angestrebten Zielrichtungen lassen sich wie − Schutz historischer Kulturlandschaften folgt zusammenfassen: − Erhalt des archäologischen und des architektonischen Erbes als − Sparsamer Umgang mit Böden (Flächeninanspruchnahme) Teil der kulturellen Identität − Schutz des Bodens als Teil des Naturhaushalts (Funktion und − Schutz von Baudenkmalen, Denkmalbereichen, Garten- und Vielfalt) Bodendenkmalen − Erosionsschutz Relevante Quellen − Sanierung von Altlasten − UNESCO-Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Natur- erbes der Welt − Schutz des Bodens als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte − Übereinkommen des Europarates zum Schutz des architekto- Relevante Quellen nischen Erbes Europas − Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung − Europäische Übereinkommen zum Schutz archäologischen Kul- − Raumordnungsgesetz turguts revidiert durch die Europäische Konvention zum Schutz − Landesentwicklungsprogramm 2007 des archäologischen Erbes − Bundes-Bodenschutzgesetz − Europäisches Raumentwicklungskonzept − Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz − EU-Umgebungslärmrichtlinie − Bundesnaturschutzgesetz − Raumordnungsgesetz − Naturschutzgesetze der Länder Berlin und Brandenburg − Landesentwicklungsprogramm 2007 − Bodenschutzgesetz des Landes Berlin − Bundesnaturschutzgesetz − Abfallgesetze der Länder Berlin und Brandenburg − Naturschutzgesetze der Länder Berlin und Brandenburg − Waldgesetze der Länder Berlin und Brandenburg − Denkmalschutzgesetze der Länder Berlin und Brandenburg − Landschaftsprogramme der Länder Berlin und Brandenburg − Waldgesetze der Länder Berlin und Brandenburg − Denkmalschutzgesetze und Denkmallisten der Länder Berlin − Landschaftsprogramme der Länder Berlin und Brandenburg und Brandenburg

2.3 Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt 2.5 Wasser Die Umweltziele, die sich auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen und die Die Umweltziele, die sich auf das Schutzgut Wasser beziehen, wer- biologische Vielfalt richten, konzentrieren sich auf Schutz, Erhalt den am umfassendsten durch die Wasserrahmenrichtlinie und deren und Entwicklung der Arten und ihrer Lebensräume, insbesondere Umsetzung im Wasserhaushaltsgesetz umschrieben. Angestrebt auch deren Diversität sowie die Vernetzung der Lebensräume. werden insbesondere der Schutz und die Verbesserung des Zustands Diese Ziele werden durch zahlreiche Gesetze, Richtlinien, Verord- der aquatischen Ökosysteme, der Wasserqualität und des Grundwas- nungen, politische Ziele und Strategien, Pläne und Programme auf serdargebots. Zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie werden europäischer, nationaler und Länderebene (Berlin und Brandenburg) Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme erarbeitet. Zu- inhaltlich und räumlich detailliert und verbindlich untersetzt. Die sammenfassend ergeben sich folgende wesentliche Zielrichtungen: wesentlichen Zielrichtungen umfassen: − Schutz und Verbesserung der aquatischen Ökosysteme − Schutz von Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräumen − Verschlechterungsverbot und Verbesserung der Wasserqualität − Vernetzung wertvoller Lebensräume zum Erhalt und zur Ent- − Schutz und Verbesserung der Trinkwasserressourcen und spar- wicklung der Biodiversität und Funktion des Naturhaushalts samer Umgang damit (Kohärentes Netz Natura 2000, Biotopverbundnetze) Relevante Quellen Relevante Quellen − Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung − Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Biodiversitäts- − Wasserrahmenrichtlinie konvention) − Raumordnungsgesetz − Sevilla-Strategie der UNESCO − Landesentwicklungsprogramm 2007 − Ziele des 6. Umweltaktionsprogramms der EU − Wasserhaushaltsgesetz − FFH- und Vogelschutzrichtlinie − Bundesnaturschutzgesetz − Raumordnungsgesetz − Wassergesetze der Länder Berlin und Brandenburg − Landesentwicklungsprogramm 2007 − Naturschutzgesetze der Länder Berlin und Brandenburg − Bundesnaturschutzgesetz − Waldgesetze der Länder Berlin und Brandenburg − Naturschutzgesetze der Länder Berlin und Brandenburg − Bewirtschaftungspläne und Maßnahmeprogramme − Waldgesetze der Länder Berlin und Brandenburg − Landschaftsprogramme der Länder Berlin und Brandenburg − Artenschutz- und Landschaftsprogramme der Länder Berlin und Brandenburg 2.6 Klima und Luft Der Klimaschutz konzentriert sich insbesondere auf die anthropo- 2.4 Boden gen verursachten Wirkungen des Treibhauseffektes. Ausgehend vom Die Umweltziele, die sich auf das Schutzgut Boden beziehen, zielen Kyoto-Protokoll der Vereinten Nationen befassen sich zahlreiche auf den Schutz der natürlichen Funktionen des Bodens sowie seiner Richtlinien, Gesetze, Strategien und Programme auf europäischer, Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte. Neben dem nationaler und auf Ebene der Bundesländer mit der Umsetzung des Schutz vor schädlichen Einwirkungen geht es um die Reduzierung Ziels der Reduzierung der den Treibhauseffekt verursachenden der Inanspruchnahme durch Versiegelung und die Sanierung vor- Emissionen. Bereits auf europäischer Ebene sind die Verbesserung handener Altlasten. und Erhaltung einer für die menschliche Gesundheit und die Um- Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 225 welt ausreichenden Luftqualität ein klar erklärtes Ziel, das sich im 3 Beschreibung des Umweltzustandes und der Entwicklungs- Göteborg-Protokoll und der Rahmenrichtlinie Luftqualität wider- tendenzen spiegelt. Zusammenfassend ergeben sich folgende wesentliche Ziel- Die folgende Darstellung des Umweltzustandes im Planungsraum richtungen: Berlin-Brandenburg und der Entwicklungstendenzen beruht auf der − Begrenzung und Reduzierung umwelt- und gesundheitsschädi- Auswertung verfügbarer räumlicher und statistischer Umweltdaten gender Emissionen und Abbau bestehender Immissionsbelas- der Fachbehörden der Länder Berlin und Brandenburg und des tungen Bundes, ergänzt durch vorliegende Fachpläne und Gutachten. Es wird dabei vom Status quo ausgegangen, der sich u. a. auch unter − Reduzierung des Ausstoßes von C02-Äquivalenten − Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien den Voraussetzungen der bisher gültigen Teilpläne der Landesent- wicklungsplanung eingestellt hat. − Verbesserung der Energietechnik (Effizienzsteigerung) Die Aussagen über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nicht­ − Reduzierung des Energieverbrauchs (Energieeinsparung) umsetzung des vorliegenden LEP B-B können allgemein und quali- − Erhalt bedeutsamer klimaökologischer Ausgleichsräume und tativ beschrieben werden. Die Aussagen beruhen dabei im Wesent- Luftaustauschbahnen lichen auf Annahmen zur Bevölkerungsentwicklung und Relevante Quellen beabsichtigten umweltbezogenen Maßnahmen der Fachbehörden in − Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Verein- den kommenden Jahren. ten Nationen über Klimaänderungen 3.1 Mensch und Gesundheit − Ziele des 6. Umweltaktionsprogramms der EU − Luftqualitäts-Rahmenrichtlinie sowie Einzelrichtlinien Die für das Schutzgut Mensch und insbesondere für die menschliche Gesundheit relevanten Umweltaspekte umfassen die Wohn- und − Richtlinie 99/33/EG über die Grenzwerte für Luftschadstoffe Wohnumfeldqualität sowie die Erholungsfunktion der umgebenden − Strategie der Europäischen Kommission zur Luftreinhaltung in Landschaft. Wesentlicher Faktor zur Beschreibung der Wohn- und Europa (Clean Air For Europe CAFE) Wohnumfeldqualität sind der Belastungszustand durch Lärm oder − Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung Luftschadstoffe, Erschütterungen und sonstige Umwelteinwir- − Nationales Klimaschutzprogramm der Bundesregierung kungen sowie die Verfügbarkeit wenig belasteter Erholungsräume. Auf den Aspekt der Schadstoffemissionen und -immissionen wird − Raumordnungsgesetz im Kapitel zum Schutzgut Klima und Luft näher eingegangen. Der − Landesentwicklungsprogramm 2007 Aspekt der Erholungsräume wird im Kapitel Landschaft und Kultu- − Bundes-Immissionsschutzgesetz und die dazugehörigen Verord- relles Erbe erörtert. nungen − Landesenergieprogramm Berlin Zustandsbeschreibung − Energiestrategie 2010 des Landes Brandenburg Auf der insgesamt 30 370 Quadratkilometer großen Fläche der Län- − Berliner Energiespargesetz der Berlin und Brandenburg leben insgesamt rund 5,95 Mio. Men- − Naturschutzgesetze der Länder Berlin und Brandenburg schen (Stand 2007) in sehr ungleicher räumlicher Verteilung. Mehr als 3,4 Mio. Menschen wohnen in Berlin selbst und über 1 Mio. − Waldgesetze der Länder Berlin und Brandenburg Menschen im direkt anschließenden Umland. Die Bevölkerungs- − Integriertes Klimaschutzmanagement Land Brandenburg dichte liegt in Berlin bei 3 807 Einwohnern pro Quadratkilometer, − Landschaftsprogramme der Länder Berlin und Brandenburg während sie in den vom Verdichtungsraum entfernten Regionen − Luftreinhalte- und Aktionspläne der Länder Berlin und Bran- zum Teil auf 70 Einwohner pro Quadratkilometer und darunter denburg sinkt. Eine entscheidende Rolle spielt bezüglich des Lärms der Verkehr 2.7 Kultur- und Sachgüter (insbesondere der Straßenverkehr), der bei der hier erfolgten Zu- Als raumordnerisch relevante Umweltziele zum Schutz von Sach- standsbeschreibung eine Indikatorfunktion einnimmt. Die Darstel- und Kulturgütern sind insbesondere Vorsorgemaßnahmen zum lung der Straßen und Straßenabschnitte mit einem durchschnitt- Schutz vor Hochwassergefahren und zur Schadensminderung von lichen Verkehrsaufkommen von mehr als 16 000 Kraftfahrzeugen/Tag Hochwasserereignissen hervorzuheben. Darüber hinaus gilt es, Kul- (durchschnittlicher täglicher Verkehr, DTV) ergibt im Zusammen- turgüter in ihren geschichtlichen und kulturellen Zusammenhängen hang mit der Siedlungsstruktur ein Bild der Bereiche, in denen er- zu bewahren und erlebbar zu machen. Folgende Ziele sind hervorzu- höhte Belastungen durch Verlärmung mit Werten um 65 dB(A) tags heben: bzw. 55 dB(A) nachts auftreten. Diese Werte wurden im Land Bran- denburg als Prüfwert für die laufende Lärmminderungsplanung fest- − Erhalt des archäologischen und architektonischen Erbes als Teil der kulturellen Identität gelegt. − Schutz von Baudenkmalen, Denkmalbereichen, Garten- und Im Kernbereich der Stadt Berlin (innerhalb des S-Bahn-Ringes) ist Bodendenkmalen das Netz der Straßen mit Verkehrsmengen über 16 000 Kraftfahr- zeuge so dicht, dass nahezu von einer flächenhaft erhöhten Belas- − Vorbeugender Hochwasserschutz tung mit zum Teil noch deutlich höheren Lärmbelastungen, insbe- Relevante Quellen sondere im Bereich des Hauptstraßennetzes auszugehen ist, die sich − Übereinkommen des Europarates zum Schutz des architekto- mit zunehmender Entfernung zum inneren S-Bahn-Ring auflockert nischen Erbes Europas und sich außerhalb entlang der Autobahnen und einzelner Bundes- − Europäische Übereinkommen zum Schutz archäologischen Kul- straßenabschnitte fortsetzt. Belastungen treten im übrigen Gesamt- turguts revidiert durch die Europäische Konvention zum Schutz raum nur innerhalb der größeren Städte und vereinzelt auch in des archäologischen Erbes kleineren Städten sowie entlang der Autobahnen Brandenburgs auf. Belastungen durch Verkehrslärm ergeben sich auch entlang der stär- − Raumordnungsgesetz ker frequentierten Bahntrassen und im Bereich der Anflugkorridore − Gesetz zur Verbesserung des vorbeugenden Hochwasser- der Flughäfen. Im übrigen Gebiet des Planungsraumes finden sich schutzes demgegenüber große zusammenhängende, weitgehend lärmfreie − Denkmalschutzgesetze und Denkmallisten der Länder Berlin Landschaftsräume, je nach Umfang der verkehrlichen Erschlie- und Brandenburg ßung. 226 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung des LEP B-B denkmale) aus allen Epochen der Landesgeschichte Berlins und und planrelevante Umweltprobleme Brandenburgs wider. Neben dem Berliner Denkmalbestand mit Die Bevölkerungsprognosen für den Raum Berlin-Brandenburg ge- 8 000 Denkmalen, der überwiegend den Zeitraum der letzten 200 hen im Zeitraum zwischen 2005 und 2020 von einem Bevölkerungs- Jahre umfasst, finden sich in Brandenburg rund 12 000 Denkmale, rückgang von 0,18 Mio. Einwohnern, d. h. 3,02 Prozent, aus, wobei darunter über 100 historische Stadt- und Ortskerne. Im Land Bran- davon allein 0,14 Mio. auf das Land Brandenburg entfallen. Gleich- denburg sind gegenwärtig rund 26 500 archäologische Fundplätze zeitig wird mit einer weiteren Steigerung des Verkehrsaufkommens (Bodendenkmale) bekannt. Im Land Berlin sind über 2 000 archäo- gerechnet. Durch die Fortführung der Lärmminderungsplanung und logische Fundobjektgruppen verzeichnet mit großenteils mittelalter- weiterer Maßnahmen, die auf der Grundlage der zu erarbeitenden lichen und frühneuzeitlichen Fundstellen. Als frühstädtische Kerne Lärmaktionspläne durchgeführt werden, sowie weiterer Verbesse- sind Spandau, Berlin/Cölln und Köpenick überliefert. rungen in der Fahrzeugtechnik wird davon ausgegangen, dass vor allem bestehende, gesundheitsgefährdende Spitzenbelastungen der Das Spektrum der kulturhistorisch wertvollen Denkmale und Be- Bevölkerung durch Lärm in den nächsten Jahren reduziert werden reiche reicht vom Gebiet des UNESCO-Weltkulturerbes „Schlösser können. Diesen lärmreduzierenden Wirkungen steht allerdings die und Gärten von Berlin und Potsdam“ oder der „Berliner Museums- prognostizierte Zunahme des Verkehrs, insbesondere des LKW-Ver- insel“ über zahlreiche prähistorische Grabhügel, Siedlungsplätze, kehrs entgegen. In der Umgebungslärm-Richtlinie wird neben der Befestigungsanlagen, Bestattungs- und Opferplätze, Stadt- und Vermeidung und Verringerung von unzumutbaren Einwirkungen des Dorfkirchen, Herrenhäuser, Parks, Wohngebäude, Gedenkstätten, Straßenverkehrslärms auf die Wohnbereiche erstmals auch der Er- Kasernen, Bauten von Industrie, Handel und Verkehr bis hin zu halt bisher ruhiger Gebiete thematisiert. volkskundlich und technisch bedeutenden Anlagen. Durch die Schließung der Innenstadtflughäfen in Berlin (Tegel und Eine aktuelle, zusammenfassende Darstellung kulturhistorischer Tempelhof) und die Konzentration des gesamten Flugverkehrs auf Landschaftselemente und -strukturen liegt für das Gebiet der Länder den Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) in Schöne- feld wird sich innerhalb Berlins eine deutliche Entlastung der Bevöl- Berlin und Brandenburg bisher nicht vor. Es lassen sich in Branden- kerung durch Fluglärm ergeben, während die Belastungen im Um- burg großmaßstäblich regionale Schwerpunkte bezüglich der kultur- feld des neuen Großflughafens zunehmen werden. Die Anzahl der historischen Bedeutung identifizieren. Dies sind Regionen mit hoher von Fluglärm betroffenen Einwohner wird jedoch insgesamt deut- Dichte von Denkmalen, die auf Grund ihrer naturräumlichen und lich zurückgehen. kulturhistorischen Bedeutung den Charakter des Gebietes als Kul- turlandschaft prägen und in ihrer kulturlandschaftlichen Gesamt- 3.2 Landschaft und kulturelles Erbe struktur erhaltenswert sind. Hierzu zählen u. a. die Potsdamer Kul- Zur Beschreibung der landschaftlichen und kulturhistorischen Ver- turlandschaft, das Spreewaldgebiet, das Oderbruch, das Untere hältnisse wird die Ausstattung mit großflächigen, landschaftsbezo- Odertal und das Elbtal im Raum von Wittenberge – Lenzen. genen Schutzgebieten und ruhigen Landschaftsräumen sowie kul- turhistorisch besonders hervorzuhebenden Teilräumen im Tabelle 8: Landschaftlich wertvolle Flächen im Planungsraum Zusammenhang mit der Flächennutzung (Wald und Gewässer) her- Berlin-Brandenburg angezogen. Gebiet Anzahl Größe Anteil der Gebietsfläche Zustandsbeschreibung Brandenburg- Sowohl Brandenburg als auch Berlin zeichnen sich durch einen ho- Berlin7 hen Waldanteil aus. Mit rund 35 Prozent der Gesamtfläche des Pla- (ha) (%) nungsraumes liegt dieser zusammen weit über dem Bundesdurch- schnitt. Berlin ist gleichzeitig der waldreichste Stadtstaat in Unzerschnittene ver- 95 1 832 340 60,33 Deutschland. Die Region Berlin-Brandenburg ist mit rund 20 000 kehrsarme Räume Seen und Teichen sowie einem weitverzweigten Gewässernetz im (UZVR)8 > 100 km² Bundesvergleich ebenfalls überdurchschnittlich reich an landschaft- LSG 163 984 817 32,43 lich prägenden Gewässern. Hinzu kommt der hohe Anteil an Groß- schutzgebieten (rund 32 Prozent der Fläche) und ruhigen, durch NSG 469 205 274 6,76 stark befahrene Verkehrsachsen nicht zerschnittenen Räumen (ca. Naturparke 11 ca. 730 000 24,04 60 Prozent des Territoriums von Berlin und Brandenburg), die den Biosphärenreservate 3 229 985 7,57 Reichtum des Planungsraumes Berlin-Brandenburg an ruhigen und in Eigenart, Vielfalt und Schönheit qualitativ hochwertigen Land- Nationalpark 1 10 500 0,35 schaften verdeutlichen. Wald – 1 051 917 34,64 Im brandenburgischen Teil der Lausitz befinden sich in einer Größe Gewässer – 106 627 3,51 von 48 150 Hektar Sanierungsflächen des Braunkohlenbergbaus, auf denen die aus DDR-Zeiten entstandenen bergbaulichen Folge- schäden beseitigt werden. Ein großer Teil der Bergbausanierungsar- Quellen: Digitale Daten des BfN 2003 aktualisiert durch F&S 2007; MLUV beiten ist bereits erbracht worden. In drei aktiven Tagebauen wird 2007: http://www.mluv.brandenburg.de/cms/detail.php/107783; DiROK 2007; weiterhin Braunkohle abgebaut. Bis zum Ende ihrer Laufzeit wer- Umweltatlas Berlin 2007 den sie eine Fläche von rund 19 700 Hektar beansprucht haben, die wieder nutzbar gemacht wird. Insgesamt wurden im gemeinsamen Planungsraum Berlin-Branden- burg 163 Landschaftsschutzgebiete, zehn Naturparks, drei Biosphä- 7 Die Prozentanteile der einzelnen Schutzgebiete und wertvollen Landschafts- renreservate und ein Nationalpark ausgewiesen. Berlin besitzt zu- bereiche können nicht addiert werden, da sie sich an vielen Stellen überlagern sätzlich zu den Wald- und Gewässerflächen weitere 3 900 Hektar an (Gesamtwert > 100 Prozent). Grün- und Parkanlagen, die einen wertvollen Faktor für die Naher- 8 Als unzerschnittene verkehrsarme Räume (UZVR) werden Räume bezeich- holung und Aufenthaltsqualität im Planungsraum darstellen. net, die eine Mindestgröße von 100 Quadratkilometern haben und von kei- ner Straße mit einer durchschnittlichen Verkehrsmenge von mehr als 1 000 Das kulturelle Erbe der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg spie- Kraftfahrzeugen/24 Stunden durchschnitten werden sowie von keiner Bahn- gelt sich in einem reichen und vielschichtigen Bestand an Denkma- strecke (ein- oder mehrgleisig) durchschnitten werden und kein Gewässer len (Baudenkmale, Denkmalbereiche sowie Garten- und Boden- enthalten, das mehr als die Hälfte des Raumes beansprucht. Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 227

Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung des LEP B-B Tabelle 9: Naturschutzfachlich wertvolle Flächen und un- und planrelevante Umweltprobleme zerschnittene verkehrsarme Räume (UZVR) im Im gemeinsamen Planungsraum ist beabsichtigt, den Schutz land- Planungsraum Berlin-Brandenburg schaftlich wertvoller Flächen moderat zu erweitern. Derzeit laufen Gebiet Anzahl Größe Anteil der im Land Brandenburg drei Verfahren zur Neuausweisung von Gebietsfläche Landschaftsschutzgebieten, und im Land Berlin wird eine Erhö- Brandenburg- hung des Anteils der Landschaftsschutzgebiete und geschützten Berlin9 Landschaftsbestandteile auf rund 20 Prozent der Stadtfläche an- (ha) (%) gestrebt (MLUV 2007: http://www.mluv.brandenburg.de; Umwelt- atlas Berlin 2007). FFH 635 338 313 11,14 Auf Grund der Bevölkerungsstagnation in den ländlichen Gebie- SPA 32 653 411 21,52 ten Brandenburgs ist mit einer nur moderaten Gefährdung groß- NSG 469 205 274 6,76 flächig unzerschnittener verkehrsarmer Räume zu rechnen. Der Rückgang der in der Landwirtschaft beschäftigten Personen kann GSG (Naturparks, 15 ca. 970 500 31,96 zum Rückgang der kulturlandschaftlichen Vielfalt führen. In den ­Biosphärenreservate nächsten Jahren ist mit einer weiteren Entwicklung des Tourismus und ein Nationalpark) und einer Zunahme des Anbaus von Energiepflanzen mit ihren UZVR ab 100 km² 68 983 595 33,37 Chancen und Risiken für den Erhalt wertvoller Landschaften zu bis 200 km² rechnen. UZVR ab 200 km² 27 848 745 28,79 Eine Nachnutzung von Arealen in Städten und Dörfern mit histo- rischer Bedeutung oder hoher Denkmaldichte, die dem Schutzzweck Quellen: Digitale Daten des BfN 2003 aktualisiert durch F&S 2007; MLUV oder der historischen Bedeutung nicht angemessen ist, kann zu einer 2007: http://www.mluv.brandenburg.de/cms/detail.php/107783; DiROK 2007; Gefährdung des kulturellen Erbes und damit zu einer Beeinträchti- Umweltatlas Berlin 2007 gung weicher Standortfaktoren führen. Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung des LEP B-B 3.3 Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt und planrelevante Umweltprobleme Im Maßstab der Landesentwicklungsplanung lässt sich die Bestand- Der Schutz naturschutzfachlich wertvoller Flächen soll erweitert situation bezüglich des Schutzgutes Tiere, Pflanzen und biologische werden. Derzeit werden im Land Brandenburg 41 Verfahren zur Vielfalt durch die Darstellung der vorhandenen Schutzgebietskulis- Ausweisung von Naturschutzgebieten geführt und im Land Berlin se im Raum Berlin-Brandenburg verdeutlichen. ist über den derzeitigen Bestand an naturgeschützter Fläche hinaus eine Erweiterung auf rund 3 Prozent der Stadtfläche für Naturschutz- gebiete angestrebt. Zustandsbeschreibung Auf Grund der Bevölkerungsstagnation in den ländlichen Gebieten Die Länder Berlin und Brandenburg leisten mit insgesamt 32 ge- Brandenburgs ist mit einer nur moderaten Gefährdung der UZVR zu meldeten EU-Vogelschutzgebieten (SPA) und 635 FFH-Gebieten rechnen. Neben der Entwicklung der Einwohnerdichte ist aber auch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der schützenswerten Arten und die Entwicklung des Tourismus ein Faktor, der zur Gefährdung der Lebensräume sowie der biologischen Vielfalt. Das Gebiet der Län- UZVR beitragen kann. der Brandenburg und Berlin weist damit einen über dem Bundes- durchschnitt liegenden Anteil an Natura 2000-Gebieten auf, was 3.4 Boden die besondere Bedeutung des Gebietes hinsichtlich seiner Biotop- Für die Zustandsbeschreibung der Bodenverhältnisse im Planungs- strukturen widerspiegelt. Die Natura 2000-Gebietskulisse überla- raum Berlin-Brandenburg eignen sich zunächst vorhandene Infor- gert in weiten Teilen die 469 ausgewiesenen Naturschutzgebiete mationen über die Verbreitung wertvoller und besonders schützens- (NSG). Darüber hinaus wurden in Brandenburg 15 Großschutzge- werter Böden. Zusätzlich können Daten zur Siedlungs- und biete (GSG) eingerichtet, darunter drei Biosphärenreservate und Verkehrsflächendichte bzw. – soweit vorliegend – zum Versiege- der Nationalpark „Unteres Odertal“. Dies macht die Vielzahl groß- lungsgrad sowie die Flächen, die in großem Maßstab zur Rohstoff- flächig zusammenhängend wertvoller und zum Teil länderübergrei- gewinnung abgetragen wurden, herangezogen werden. Stoffliche fender Landschaftsräume im Gebiet deutlich. Neben einigen Heide- Vorbelastungen können mit Daten zum Bodenzustand und zu Altlas- und Seengebieten sind die zum Teil noch sehr naturnahen ten beschrieben werden. Auenlandschaften der Oder, Elbe und Spree besonders erwähnens- wert. Zustandsbeschreibung Ein weiterer wichtiger Faktor für den Erhalt der biologischen Viel- falt ist der Biotopverbund. Ein Biotopverbundsystem muss auch den Ökologisch besonders wertvolle Böden in Brandenburg sind im We- Ortswechsel und Populationsaustausch von Säugetieren mit größe- sentlichen die Niedermoor- und Auenböden, die im Vergleich zum ren Arealansprüchen berücksichtigen und setzt daher die Erhaltung übrigen Bundesgebiet relativ häufig, wenn auch vielfach durch Ent- und Wiederherstellung von Korridoren und großflächig unzerschnit- wässerung in degradiertem Zustand, anzutreffen sind. Das Land- tenen Landschaftsräumen voraus. Insbesondere das im internationa- schaftsprogramm Brandenburg weist innerhalb des Bundeslandes len Vergleich sehr dichte Straßennetz in Deutschland hat dazu ge- zwölf Schwerpunkträume des Bodenschutzes aus. Dabei wurden zu- sammenhängende Gebiete mit besonderer Bedeutung für den Bo- führt, dass unzerschnittene verkehrsarme Räume (UZVR) mit den- und Naturschutz zusammengefasst, die durch Überlagerung mindestens 100 Quadratkilometer Flächengröße, d. h. Lebensräume und/oder ein engräumiges Mosaik wertvoller bzw. seltener Böden mit ausreichender Größe für wildlebende Tiere und Pflanzen, dra- sowie einer Häufung von Bodendenkmalen gekennzeichnet sind. matisch abgenommen haben. In Berlin wurden besonders wertvolle Böden mit einem alle Boden- In Brandenburg liegt der Anteil von UZVR an der Landesfläche weit funktionen integrierenden Bewertungsverfahren ermittelt. Die so über dem Bundesdurchschnitt. Mehr als 24 Prozent der Gesamtflä- abgegrenzten Böden mit einer insgesamt hohen Leistungsfähigkeit che dieser Gebiete in Deutschland ab einer Größe von 200 Quadrat- kilometer liegen in Brandenburg. Mit 8,2 Prozent Siedlungs- und Verkehrsfläche hat Brandenburg eine der geringsten Siedlungs-/Ver- 9 Die verschiedenen Schutzgebietsarten überlagern sich teilweise. Die Flä- kehrsdichten in Deutschland. chenanteile können daher nicht addiert werden. 228 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 sind überwiegend auf den Hochflächen im Norden und Süden, im 3.5 Wasser Spandauer Forst und den Gosener Wiesen zu finden. Stark besiedel- Für die Darstellung des Umweltzustandes in Bezug auf das Schutz- te Gebiete mit einer hohen Naturferne weisen dagegen eine geringe gut Wasser im Planungsraum Berlin-Brandenburg wurde insbeson- bis mittlere Leistungsfähigkeit auf. dere auf Informationen der Bestandserfassung im Rahmen der Um- Für Brandenburg liegen keine Daten zum landesweiten Versiege- setzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zurückgegriffen. lungsgrad vor. Statistisch erfasst sind lediglich zusammenfassend die Gebäude-, Verkehrs- und Freiflächen. Dennoch können die Da- Zustandsbeschreibung ten einen großmaßstäblichen Eindruck des Anteils der Bereiche ge- ben, in denen auf Grund der Bebauung kein natürlich gewachsener Grundwasser/Trinkwasser Boden mehr vorzufinden ist. Mit ca. 8 Prozent ist der Anteil der Ge- bäude-, Verkehrs- und Freiflächen in Brandenburg im Vergleich zu Im Planungsraum dominieren unverfestigte silikatische Porengrund- den anderen Bundesländern am zweitniedrigsten10. Hinzu kommen wasserleiter unter Deckschichten mit geringer Schutzwirkung. In ca. 2 Prozent der Landesfläche Brandenburgs, auf der natürlich ge- den großflächigen Tagebaugebieten im Süden Brandenburgs werden wachsene Böden auf Grund der Rohstoffgewinnung im Tagebau die natürlichen Grundwasserschichten durch bergbaubedingte Ein- nicht mehr vorhanden sind (diese Fläche entspricht ca. 72 Prozent griffe gestört und sind grundlegend verändert. der Fläche des Bundeslandes Berlin). Im Bereich der Länder Berlin und Brandenburg finden sich 51 Naturgemäß stellen sich die Bodenverhältnisse in Berlin vollständig Grundwasserkörper, deren Größe sich zwischen 26 Quadratkilome- anders dar. Bei einem Anteil der Gebäude-, Verkehrs- und Freifläche ter und 3 358 Quadratkilometer bewegt. 30 von ihnen reichen über von knapp 56 Prozent sind natürlich gewachsene Böden weitaus sel- die Grenzen des Gebietes hinaus. tener anzutreffen als in Brandenburg. Die Grundwasserbeschaffenheit kann flächenhaft als gut eingestuft werden; regionale Verunreinigungen, z. B. durch landwirtschaftliche Neben diffusen Belastungen in Städten oder im Nahbereich von Nutzung, ehemaligen Bergbau, kommunale Abwässer, ehemalige Emittenten und punktuellen Belastungen altindustrialisierter Stand- Abwasserverrieselung oder Altlasten können vorkommen. orte (Altlasten) weisen die Böden im Planungsraum vorwiegend nur geringe Schadstoffgehalte auf. Auf der Grundlage der ersten Bestandsaufnahme im Zuge der Um- setzung der WRRL wurde für 26 Grundwasserkörper, die den über- wiegenden Teil der Fläche im Planungsraum umfassen, bereits ein- Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung des LEP B-B geschätzt, dass die gesetzten Gütekriterien wahrscheinlich bereits und planrelevante Umweltprobleme erreicht sind. Allerdings ist die Zielerreichung für die verbleibenden Im Land Brandenburg liegt die statistisch erfasste tägliche Zunahme 25 Grundwasserkörper unklar oder unwahrscheinlich. Dies gilt vor der Freiflächeninanspruchnahme durch Siedlungs- und Verkehrsflä- allem in der Braunkohlenregion im Süden des Landes und in den chen bei rund acht Hektar/Tag (Stand 2003)11. Der räumliche dicht besiedelten Bereichen. Schwerpunkt der zusätzlichen Flächeninanspruchnahme liegt in den Die größten Trinkwasserentnahmen erfolgen in und im näheren Um- an die Metropole Berlin angrenzenden Bereichen, während auf feld von Berlin. Die Trinkwassergewinnung im Planungsraum ist Grund der Bevölkerungsabnahme im übrigen Gebiet Brandenburgs insgesamt rückläufig. Der Rückgang der Grundwasserförderung hat von einer deutlich langsameren Zunahme der Freiflächeninan- seit 1990 zu einem flächendeckenden Anstieg der Grundwasserstän- spruchnahme auszugehen ist. Die Nationale Nachhaltigkeitsstrate- de im Berliner Stadtgebiet geführt. Im übrigen Planungsraum sind gie verfolgt das Ziel, die tägliche Zunahme der Siedlungs- und Ver- vorwiegend in den Hochflächen fallende Grundwasserstände zu ver- kehrsfläche bis 2020 um gut zwei Drittel auf bundesweit 30 Hektar zeichnen, während in den Niederungen in den letzten Jahren leicht zu reduzieren. Umgerechnet auf die Fläche des Landes Brandenburg steigende Grundwasserstände zu beobachten waren. In der Braun- sind dies rund 2,5 Hektar pro Tag12. Obwohl seit 2001 eine Stagnati- kohlenregion im Südosten des Planungsraumes sind sie vollständig on der Zunahme der Freiflächeninanspruchnahme festzustellen ist, anthropogen beeinflusst. ist diese Verringerung und auch das für 2050 angestrebte Ziel einer Die bergbaubedingten Wasserentnahmen in der Braunkohlenregion vollständigen Vermeidung zusätzlicher Flächeninanspruchnahme dienen der Freihaltung der Braunkohlentagebaue. Dies führt zu nicht absehbar (vgl. Umweltdaten Brandenburg 2005). großräumigen Grundwasserabsenkungen mit starkem Einfluss auch Trotz der Bemühungen im Rahmen der Lokalen Agenda 21 ist auch auf die Oberflächengewässer (Wasserstände, Wassermengen, Was- in Berlin nicht von einem substanziellen Rückgang der zusätzlichen serbeschaffenheit), die grundwasserabhängigen Landökosysteme Freiflächeninanspruchnahme auszugehen. Ein besonderer Druck sowie die Trinkwasserversorgung aus Uferfiltrat. Beim Wiederan- liegt dabei in den Randbereichen der Metropole. Räumlich begrenzt stieg des Grundwassers nach Ende des Bergbaus können sich die finden sich aber auch Tendenzen, die zur Rückgewinnung unversie- hydrochemischen Eigenschaften des Wassers durch die erfolgte Be- gelter Flächen führen (z. B. Stadtumbaumaßnahmen in den östlichen lüftung der Grundwasserleiter stark verändern. Es entstehen zum Bezirken Berlins). Teil stark mineralisierte Wässer mit hohen Sulfat- und Metallgehal- ten, die das Grundwasser, die Vorfluter und die entstehenden Tage- Bezüglich der Bodenbelastungen ist davon auszugehen, dass insge- bauseen in ihrer Wasserqualität beeinträchtigen. In Gebieten des samt eine weitere Reduzierung erreicht werden kann u. a. auf Grund Sanierungsbergbaus haben sich durch den Grundwasseranstieg die- des steigenden Anteils der ökologischen Landwirtschaft, der fortge- se Szenarien bereits eingestellt. setzten Bemühungen der Altlastenbeseitigung sowie der weiteren Verbesserung von Technologien (Energieeffizienz, Emissionsredu- Oberflächenwasser zierung). Der Raum Berlin-Brandenburg besitzt ein reich verzweigtes Ge- wässernetz, das vorwiegend dem Einzugsbereich der Elbe zuzuord- 10 Stichtag der zugrunde gelegten Daten: 31. Dezember 2004; nen ist und zu einem weitaus kleineren Teil im Osten dem Einzugs- Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, www.statistikportal. bereich der Oder. Mit knapp 30 000 Kilometer Fließgewässer und de rund 3 000 Seen > 1 Hektar zählt das Gebiet zu einer der an Bin- 11 Umweltindikatoren im Land Brandenburg, erste Fortschreibung 2005 in Um- nengewässern reichsten Regionen in Deutschland. Weitere großflä- weltdaten Brandenburg 2005. Die Fortschreibung der Umweltindikatoren chige Seen entstehen durch Flutung von gestalteten Tagebaurestlö- erfolgt nicht jährlich und ist daher im aktuellen Bericht (Umweltdaten 2006) chern. nicht enthalten. 12 Umweltindikatoren im Land Brandenburg, erste Fortschreibung 2005 in Im Rahmen der o. g. Bestandserfassung wurden entsprechend den Umweltdaten Brandenburg 2005. Für das Land Berlin ist eine entsprechende Vorgaben der WRRL Fließgewässer mit einem Einzugsgebiet Umrechnung nicht veröffentlicht worden. > 10 Quadratkilometer und Seen ab einer Größe von 50 Hektar be- Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 229 züglich ihrer qualitativen Beschaffenheit näher untersucht13. Erwar- Grenzwert von 40 µg/m³ (Jahresmittelwert) übersteigen. In Kernbe- tungsgemäß sind die Beeinträchtigungen im Stadt-Umland-Zusam- reichen Berlins wird dieser Grenzwert zum Teil mit einem Spitzen- menhang von Berlin und Potsdam besonders hoch. So wurde für wert von 59 µg/m³ noch deutlicher überschritten. Spitzenbelastungen Berlin eingeschätzt, dass ca. 74 Prozent der Gewässer die Zielwerte durch Schwebstaub spielen in innerstädtischen Bereichen ebenfalls der WRRL nicht erfüllen. Aber auch in Brandenburg fällt der weit- eine entscheidende Rolle. Der PM 10-Kurzzeit-Grenzwert, der pro aus überwiegende Anteil der Oberflächengewässer im Vergleich des Jahr nicht mehr als 35 Überschreitungen eines Tagesmittelwertes von Zustands mit den Zielen der WRRL in die Kategorien „Zielerrei- 50 µg/m³ Feinstaub zulässt, wurde an den Verkehrs-Messstellen in chung unwahrscheinlich“ oder „Zielerreichung unklar“. den größeren Städten Brandenburgs (38 bis 96 Überschreitungen im meteorologisch ungünstigen Jahr 2006 bzw. 59 Überschreitungen nur in Cottbus im meteorologisch günstigen Jahr 2007) und in Berlin Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung des LEP B-B (2006: 48 bis 71 Überschreitungen) deutlich überschritten. Bezüglich und planrelevante Umweltprobleme der Ozon-Belastungen wurden 2007 nur vereinzelt kritische Belas- Nach den Szenarien des Potsdamer Instituts für Klimafolgenfor- tungen > 180 µg/m³ (1-Stunden-Mittelwert) erreicht, während der schung (PIK) (PIK-Report: Gerstengarbe, F.-W., 2003) ist in den Hitzesommer 2006 in Brandenburg nahezu flächendeckend für Über- nächsten Jahren mit einem Rückgang der mittleren Jahresnieder- schreitungen sorgte. Dabei treten Spitzenwerte weniger in Innenstäd- schläge bei gleichzeitig steigenden Temperaturen zu rechnen. Da- ten mit hoher verkehrsbedingter Luftbelastung (NO-Emissionen), durch wird die Sickerwasserbildung im langjährigen Mittel um ca. sondern vorwiegend an Stadträndern auf. Das EU-weit geltende ma- 46 mm/Jahr abnehmen. Die absehbaren Folgen könnten eine deut- ximale tägliche 8-Stunden-Mittel von 120 µg/m³, das im dreijährigen liche Verringerung der Grundwasservorräte, ein Absinken der Was- Mittel nicht öfter als an 25 Tagen überschritten werden darf, konnte serstände der Oberflächengewässer und eine Abnahme der Gewäs- zwischen 2005 und 2007 an 9 von 15 Stationen in Brandenburg nicht serqualität sein. Demgegenüber werden die auf Grund der Umsetzung eingehalten werden. In Berlin wurden die Werte im Jahr 2006 am der WRRL erforderlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Ge- Stadtrand an 23 bis 41 Tagen überschritten. wässerqualität stehen. Anthropogene Nähr- und Schadstoffeinträge Die Belastung der Luft im Planungsraum Berlin-Brandenburg mit sollen dabei reduziert und Verbesserungen der Gewässerstrukturen Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Benzol und Blei konnte bereits durchgeführt werden. bis Ende des vergangenen Jahrzehnts erheblich reduziert werden, Die Wasserverhältnisse im Südosten des Planungsraumes bleiben sodass die Grenzwerte heute flächendeckend weit unterschritten durch den Braunkohlenbergbau dauerhaft beeinflusst. In Gebieten werden. des Sanierungsbergbaus reduzieren sich sukzessive die Grundwas- serdefizite bzw. haben sich bereits stationäre Grundwasserverhält- nisse eingestellt. Der vorbergbauliche Zustand der Grundwasserlei- Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung des LEP B-B ter ist grundsätzlich jedoch nicht wiederherstellbar. Das Entstehen und planrelevante Umweltprobleme neuer Gewässer bedingt einen dauerhaft anhaltenden Rückgang des Der PIK-Report geht von einer Zunahme der durchschnittlichen Gebietsabflusses. Auch die Beeinflussung der Wasserbeschaffenheit Jahrestemperatur von 1,4 Grad (2001 bis 2055) und einem weiteren (Sulfat, Eisen, Aluminium, Ammonium) mit möglichen Auswir- spürbaren Rückgang der Niederschläge (Szenarien zwischen kungen auf die Vorflutsysteme und gegebenenfalls die Trinkwasser- – 18 Millimeter und – 221 Millimeter) mit entsprechenden Folgen versorgung wird langfristig anhalten. Dabei können auch bisher für den Wasserhaushalt im Raum Berlin-Brandenburg aus. Gleich- nicht durch Grundwasserabsenkung betroffene Gebiete beeinflusst zeitig wird eine Zunahme klimatischer Extremereignisse mit Stark­ werden. Potenzielle Summationseffekte mit den Tagebauen auf regen und Trockenperioden erwartet. sächsischem Gebiet können auftreten. Unter Berücksichtigung der strengeren Anforderungen der Luftqua- litätsrichtlinien stellt die Feinstaubbelastung (PM10) in Berlin und 3.6 Klima und Luft vielen größeren Städten Brandenburgs ein ernst zu nehmendes Pro- Zustandsbeschreibung blem dar. Dem wird durch entsprechende Maßnahmen auf der Basis Mit mittleren Niederschlägen deutlich unter 600 Millimeter ist Ber- von Luftreinhalteplänen und Aktionsplänen entgegengewirkt. In lin-Brandenburg eine der niederschlagsärmsten Regionen in Brandenburg war die Aufstellung von Luftreinhalteplänen in drei Deutschland. Das Klima ist auf Grund der östlichen Lage bereits Städten notwendig. Zusätzlich befinden sich Aktionspläne in Um- kontinental geprägt mit deutlichen Temperaturextrema, d. h. ver- setzung bzw. in Aufstellung. In Berlin wird durch die seit 1. Januar gleichsweise kalten Wintern und heißen Sommern. Modifiziert wer- 2008 eingeführte ca. 88 Quadratkilometer große Umweltzone inner- den die klimatischen Verhältnisse insbesondere durch die Flächen- halb des Berliner S-Bahn-Ringes schrittweise bis 2010 eine erheb- nutzung und weniger durch die weitgehend fehlenden liche Entlastung der ca. 1 Mio. Einwohner der besonders dicht be- Reliefunterschiede. Im Raum Berlin ist ein deutlicher Einfluss der bauten Innenstadt erwartet. städtischen Verdichtung mit höheren Durchschnittstemperaturen und Niederschlägen zu spüren. 3.7 Kultur- und Sachgüter Der überwiegend ländlich geprägte und dünn besiedelte Bereich au- Zustandsbeschreibung ßerhalb des Stadt-Umland-Zusammenhangs von Berlin und Pots- Kultur- und Sachgüter wie öffentliche und private Bauwerke, Stra- dam mit seinen ausgedehnten Wald- und Wasserflächen erfüllt wich- ßen, Eisenbahnlinien sowie sonstige Infrastruktureinrichtungen und tige bioklimatische Ausgleichsfunktionen für die dicht besiedelten -trassen stellen erhebliche Sachwerte dar. Sie sind im gesamten Pla- städtischen Bereiche. Besonders die stadtnahen und zum Teil weit in nungsraum verbreitet, schwerpunktmäßig konzentrieren sich diese den städtisch geprägten Raum hereinragenden Wald- und Wasserflä- Werte allerdings in Berlin und den größeren Städten in Branden- chen wirken sich durch Luftzirkulation und Luftaustausch positiv burg. Kulturhistorisch bedeutende Kultur- und Sachgüter sind zu- auf das Stadtklima und die lufthygienische Gesamtsituation aus. meist als Denkmale geschützt (zur weitergehenden Zustandsbe- Diesen durch Luftschadstoffe gering belasteten Gebieten stehen in schreibung des Denkmalbestandes siehe Kapitel 3.2). Erhöhte einzelnen Städten Brandenburgs und in Berlin Bereiche mit zum Teil Schadensrisiken für Kultur- und Sachgüter bestehen in Gebieten, die deutlichen Belastungsspitzen vorwiegend durch Stickstoffdioxid und auf Grund der topografischen Lage, vor allem in Niederungen der Feinstaub gegenüber. Mit 43 bis 56 µg/m³ wurden im Jahr 2007 an Flusseinzugsgebiete von Elbe und Oder, hochwassergefährdet sind. Verkehrs-Messstellen in Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus er- höhte NO -Jahresmittelwerte gemessen, die den ab 2010 geltenden 2 Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung des LEP B-B und planrelevante Umweltprobleme 13 Rund 10 390 Kilometer Fließgewässer (Einzugsgebiet > 10 Quadratkilome- Der Klimawandel und die damit verbundenen Wetterextreme wie ter) und ca. 230 Seen (Fläche ab 50 Hektar) Stürme und Starkregenereignisse führen zu erhöhten Schadensri- 230 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 siken für Kultur- und Sachgüter. Beide Länder haben es sich daher tungsspielraum auf den nachfolgenden Planungsebenen, sodass zur Aufgabe gemacht, dem forcierten Klimawandel im Rahmen ih- keine erheblichen negativen Umweltauswirkungen zu erwarten rer Energiepolitik und Klimaschutzstrategien entgegenzuwirken. sind. Ebenso gewinnt der vorbeugende Hochwasserschutz zunehmend an Bedeutung. Planungsalternativen sowie Maßnahmen zur Vermeidung, Minde- rung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen 3.8 Wechselwirkungen Da von den Festlegungen zur Hauptstadtregion keine direkten er- Die einzelnen Schutzgüter stellen jeweils nur Teilaspekte des ge- heblichen negativen Umweltauswirkungen ausgehen, sind keine samten Wirkungsgefüges der Prozesse in Natur und Landschaft dar. Maßnahmen zur Minderung oder zum Ausgleich von negativen Um- Eine isolierte Betrachtung und Bewertung der Auswirkungen auf die weltwirkungen erforderlich. Sinnvolle Planungsalternativen bieten einzelnen Schutzgüter ohne Beachtung der Wirkungszusammenhän- sich nicht an. ge würde zum Teil zu widersprüchlichen und unvollständigen Er- gebnissen führen. 4.1.2 Zentrale-Orte-System In dem hier gewählten Untersuchungsansatz werden bestimmte Um- weltfunktionen betrachtet, die sich einzelnen Schutzgütern zuord- Regelungsinhalt des LEP B-B nen lassen, deren konkrete Bedeutung aber schutzgutübergreifend Das Zentrale-Orte-System ist ein normiertes, flächendeckendes und zu bestimmen ist. So sind z. B. besonders wertvolle Biotopstruktu- hierarchisches System von Orten, die komplexe Funktionen für ihr ren zumeist an Böden mit besonderen Standortfaktoren gebunden. Umland erfüllen. Die Zentralen Orte übernehmen entsprechend ih- Diese Standorte stellen in der Regel für das Landschaftsbild und auf rer Funktion und Einstufung im zentralörtlichen System Aufgaben Grund ihres Erholungspotenzials für die Gesundheit des Menschen für die Gemeinden ihres jeweiligen übergemeindlichen Verflech- ebenfalls wertvolle Bereiche dar. Die Beurteilung der Grundwasser- tungsbereiches. Das Zentrale-Orte-System in der Hauptstadtregion gefährdung und Gewässerdynamik ist nur im Zusammenhang mit Berlin-Brandenburg besteht aus den Elementen Metropole, Ober- der Betrachtung der Bodenverhältnisse und der klimatischen Situa- zentrum, Mittelzentrum und Mittelzentrum in Funktionsteilung. Auf tion beschreibbar, ebenso wie die Bewertung des kulturellen Erbes die Festlegung von Zentren der Nahbereichsebene wird verzichtet, oder der klimatisch-lufthygienischen Situation nicht ohne den Zu- da im Zuge der Gemeindegebietsreform leistungsfähige Gemeinden sammenhang mit dem Schutzgut Mensch sinnvoll ist. und Ämter entstanden sind, in denen die Grundversorgung der Be- völkerung abgesichert wird. Der LEP B-B regelt das Zentrale-Orte- 4 Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen der Um- System abschließend und ersetzt auch die Festlegungen von Zentra- setzung des Plans auf die Umwelt len Orten in den Regionalplänen. In einem ersten Prüfungsschritt wurden alle Festlegungen des In den Plansätzen werden das System der Zentralen Orte festgelegt LEP B-B (Teil III gegebenenfalls in Verbindung mit Teil V) hin- (Plansätze 2.1 (Z), 2.5 (Z), 2.7 (Z), 2.9 (Z)) sowie Grundsätze zu sichtlich ihrer Umweltrelevanz überprüft. Die Plansätze 2.1 (Z) und deren Entwicklung ausformuliert (Plansätze 2.2 bis 2.4 (G), 2.6 (G), 2.2 (G) sowie die folgenden Absätze innerhalb weiterer Plansätze 2.8 (G), 2.10 bis 2.12 (G)). 4.5 (Z) Absatz 2 und 4.8 (G) Absatz 2 enthalten nur Definitionen und besitzen somit keine Umweltrelevanz. In folgendem Kapitel 4.1 Umweltauswirkungen werden die verbliebenen Festlegungen des LEP B-B mit Umweltre- levanz hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Umwelt untersucht. Die Entscheidung für die Anwendung des Zentrale-Orte-Systems als Dabei werden die allgemeinen positiven und negativen Auswir- Steuerungsansatz für die raumstrukturelle Entwicklung hat das Ziel, kungstendenzen beschrieben und auf deren mögliche Erheblichkeit einen Orientierungsansatz für Standortentscheidungen mit gemein- eingegangen. In Kapitel 4.2 wird auf die möglichen Auswirkungen deübergreifender Bedeutung zu treffen, der insbesondere auf Funk- des Planes auf das Schutzgebietssystem Natura 2000 eingegangen tionen der öffentlichen Daseinsvorsorge abzielt. Durch das System und in Kapitel 4.3 erfolgt eine zusammenfassende Darstellung der der Zentralen Orte soll die Entwicklung vorrangig auf geeignete Be- Umweltauswirkungen des Gesamtplanes. reiche des Planungsraumes gelenkt werden. Dies führt auf der einen Seite zu einer Rahmensetzung für eine mögliche räumliche Kon- 4.1 Auswirkungen der raumordnerischen Ziele und Grund- zentration von Funktionen, die im Falle eines Ausbaus mit voraus- sätze auf die Umwelt, Planungsalternativen sowie Vermei- sichtlich negativen Umweltauswirkungen, die alle Schutzgüter be- dungs- und Ausgleichsmaßnahmen treffen, verbunden sein können. Auf der anderen Seite führt das Zentrale-Orte-System in der Tendenz zu einer Schonung großer Die Beschreibung der Auswirkungen der Ziele und Grundsätze wird Teile der im Planungsraum großflächig vorhandenen ökologisch in der Reihenfolge der einzelnen Festlegungen des LEP B-B ent- empfindlichen und ruhigen Räume und deren Nutzungen und Funk- sprechend der in Kapitel 1.3.1 des Umweltberichts dargestellten tionen (natürliche Lebensgrundlage, ökologischer Ausgleichsraum, Methodik vorgenommen. insbesondere zum Schutz des Klimas und zur Minderung der Folgen des Klimawandels und deren Anpassung, landschaftlicher Erlebnis- 4.1.1 Hauptstadtregion raum, Wirtschaftsraum). Regelungsinhalt des LEP B-B Durch die Festlegung des Zentrale-Orte-Systems im LEP B-B ent- Mit den Plansätzen 1.1 (G) und 1.2 (G) werden Grundsätze für die stehen keine erheblichen negativen Umweltauswirkungen. Entwicklung der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg bestimmt. Diese soll in ihrer Vielfalt im Sinne einer großräumigen Verant­ Planungsalternativen sowie Maßnahmen zur Vermeidung, Minde- wortungsgemeinschaft nach dem Prinzip „Stärken stärken“ nachhal- rung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen tig und integriert weiterentwickelt werden. Die Entscheidung für den Einsatz raumordnerischer Steuerungsele- mente zur Entwicklung der Raumstruktur durch das Zentrale-Orte- Umweltauswirkungen System verfolgt die Zielrichtung, die Entwicklung von Einrich- Durch diese Festlegungen wird in einer programmatischen Form ein tungen der Daseinsvorsorge durch Entwicklungsoptionen an Rahmen für Entwicklungen gesetzt. Damit verbunden ist eine weit geeigneten Standorten und Entwicklungsrestriktionen an ungeeig- gefasste Schwerpunktsetzung für die mögliche zukünftige Umset- neten Standorten zu beeinflussen. Ein Standortangebot zur - räum zung von Vorhaben, die auch mit negativen Umweltauswirkungen lichen Bündelung der Funktionen der Daseinsvorsorge ist günstiger verbunden sein können und ggf. der UVP-Pflicht unterliegen. Kon- zu bewerten als der Verzicht auf ein solches Angebotssystem, da die krete Umweltauswirkungen sind jedoch nicht absehbar. Die Rah- ungerichtete Verteilung der Einrichtungen im Raum ein zusätzliches mensetzung erlaubt einen erheblichen Abwägungs- und Gestal- Verkehrsaufkommen mit sich bringen würde. Die Auswahl der Zen- Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 231 tralen Orte erfolgte insbesondere auf Grundlage von Erreichbar- kungen erforderlich. Sinnvolle Planungsalternativen bieten sich keits- und Tragfähigkeitskriterien sowie bereits wahrgenommenen nicht an (Abschichtung nach unten). Funktionen. Im Gegensatz zur bisherigen raumplanerischen Kon- zeption steht die vorhandene funktionale Ausstattung der Zentren im 4.1.4 Steuerung der Siedlungsentwicklung Hintergrund. Mit der besonderen Berücksichtigung der Erreichbar- Regelungsinhalt des LEP B-B keit der Zentralen Orte für die Bewohner des jeweiligen zentralört- lichen Verflechtungsbereiches werden diejenigen Orte prioritär für Mit den Festlegungen zur Steuerung der Siedlungsentwicklung ist die zentralörtliche Prädikatisierung bevorzugt, die summarisch ge- beabsichtigt, einen Rahmen für die Entwicklungsabsichten kommu- sehen geringere Wegelängen bzw. Fahrleistungen indizieren und naler Akteure zu schaffen. damit tendenziell einen reduzierten Verkehrsflächenbedarf sowie Zur qualitativen Steuerung der Siedlungsentwicklung werden Fest- minimierte Lärm- und Luftschadstoffbelastungen zur Folge haben. legungen (Plansätze 4.1 (G), 4.2 (Z), 4.3 (Z)) formuliert, die auf eine Die Auswahl und Festlegung der Zentralen Orte ist damit die eigent- Konzentration der Entwicklung auf bestehende Siedlungsbereiche liche Alternativenprüfung, wobei es im Zuge des Erarbeitungs­ und vorhandene Infrastrukturen bei gleichzeitiger Schonung land- verfahrens eine umfangreiche, zum Teil auch öffentlich diskutierte schaftlich und ökologisch wertvoller Bereiche (Freiraumverbund) Alternativenprüfung hinsichtlich der Netzdichte des Zentrale-Orte- abzielen. Systems gegeben hat. Diskutiert wurden insbesondere die Fragen, Durch textliche Festlegungen, zum Teil in Verbindung mit zeichne- welche Mindesttragfähigkeiten für die Einzugsbereiche Zentraler rischen Festlegungen wird ein Rahmen für die Siedlungsentwick- Orte erforderlich sind und welche Erreichbarkeiten der Zentralen lung in den unterschiedlich geprägten Teilräumen geschaffen (Plan- Orte aus ihrem Einzugsbereich zumutbar sind. Weitergehende satz 4.5 (Z)). ­Umweltkriterien spielten bei der Auswahl der Zentralen Orte keine In weiteren Regelungen wird auf die folgenden Themen eingegan- Rolle. gen: Durch die verbindliche Festlegung des Freiraumverbundes im LEP − Umgang mit militärischen und zivilen Konversionsflächen B-B (vgl. Kapitel 4.1.5 des Umweltberichts) wird die Umsetzung (Plansatz 4.4 (G)) von Vorhaben mit möglichen negativen Umweltauswirkungen im − Freihaltung von Standorten für großflächige gewerblich-indus- Bereich ökologisch empfindlicher Bereiche auch innerhalb Zentraler trielle Vorhaben (Plansatz 4.6 (G)) Orte eingeschränkt. − Zulässigkeit und Standortwahl für großflächige Einzelhandels- Da von den Festlegungen zum Zentrale-Orte-System keine direkten einrichtungen (Plansätze 4.7 (Z), 4.8 (G), 4.9 (G)) erheblichen negativen Umweltauswirkungen ausgehen, sind keine Maßnahmen zur Minderung oder zum Ausgleich von negativen Um- weltwirkungen erforderlich. Sinnvolle Planungsalternativen beste- Umweltauswirkungen hen nicht (Abschichtung nach unten). − Entwicklung von Siedlungsflächen Die Siedlungsentwicklung soll auf die vorhandenen Siedlungs- 4.1.3 Kulturlandschaft kerne und unmittelbar angrenzende Bereiche gelenkt werden. Regelungsinhalt des LEP B-B Für die Bereiche außerhalb des Gestaltungsraumes Siedlung und In den Plansätzen 3.1 (G) und 3.2 (G) wird eine aktive Kulturland- außerhalb der Zentralen Orte wurde eine Orientierung auf die schaftsentwicklung angeregt, durch die die differenzierten Quali- Innenentwicklung festgelegt, die nur in Ausnahmefällen durch täten in allen Teilräumen des Planungsgebietes herausgearbeitet und zusätzliche Entwicklungsoptionen im Außenbereich ergänzt ihre Potenziale entwickelt werden sollen. Dabei sind alle Bereiche werden darf. Durch die Möglichkeit, die Entwicklungsoptionen des ländlichen und städtischen Raumes mit eingeschlossen, wobei mehrerer amtsangehöriger Gemeinden räumlich zu kumulieren, räumliche Prioritäten des Handlungsbedarfes benannt werden. Die- wird der Konzentrationsgedanke fortgesetzt und ermöglicht se Kulturlandschaftsentwicklung soll über kooperative Raument- weitere Spielräume auch zur Vermeidung von Eingriffen in wicklungskonzepte befördert werden und dazu beitragen, den Kul- empfindliche Freiraumstrukturen. turlandschaftswandel nachhaltig zu gestalten sowie regionale Außer durch die Festlegung des Freiraumverbundes wird die Strukturprobleme zu mindern. Entwicklung von Wohnsiedlungsflächen innerhalb Zentraler Orte außerhalb des Stadt-Umland-Zusammenhangs von Berlin und Potsdam quantitativ nicht eingegrenzt. Die Festlegung eines Umweltauswirkungen Gestaltungsraumes Siedlung innerhalb des Stadt-Umland-Zu- Die Festlegungen zur Kulturlandschaft setzen keinen Rahmen für sammenhangs von Berlin und Potsdam hat zum Ziel, den hö- die Umsetzung UVP-pflichtiger Vorhaben und es sind auch keine heren Entwicklungsdruck auf die günstig erschlossenen Sied- Beeinträchtigungen von Natura 2000-Gebieten zu erwarten. Erheb- lungsbereiche, insbesondere die von Berlin ausgehenden liche negative Umweltauswirkungen infolge der Umsetzung der Schienenverkehrsachsen, zu konzentrieren, an denen sich sied- Festlegungen können somit ausgeschlossen werden. Inwieweit über- lungsgeschichtlich bereits die höchste Verdichtung ergeben hat. haupt positive oder auch negative Umweltauswirkungen daraus re- Die beabsichtigte räumliche Konzentration und Bündelung un- sultieren, ist von der jeweiligen Schwerpunktsetzung in den auf re- terstützt als positive Umweltauswirkung eine Schonung emp- gionaler Ebene zu definierenden kulturlandschaftlichen findlicher und wertvoller Bereiche (biotische und abiotische Handlungsräumen abhängig. Tendenziell sind aber insbesondere für Schutzgüter) außerhalb der Konzentrationsbereiche. Durch eine das Schutzgut Landschaft und kulturelles Erbe durch eine koopera- starke räumliche Konzentration der Siedlungsnutzungen können tive, die kulturlandschaftlichen Qualitäten aufgreifende Regional- aber auch negative Umweltauswirkungen nicht ausgeschlossen entwicklung positive Effekte zu erwarten. werden (z. B. Lärmbelastung der Bevölkerung, weitere Boden- Eine vertiefte Prüfung der Umweltauswirkungen ist erst auf regio- inanspruchnahme u.s.w.). Die Regelungen des LEP B-B orien- naler oder lokaler Ebene vor dem Hintergrund konkreter plane- tieren sich auf Bereiche, die bereits mit bestehenden Nahver- rischer Vorhaben möglich (Abschichtung). kehrsangeboten ausgestattet sind. Die gute Zugänglichkeit zu Angeboten des ÖPNV soll die in der Fläche bestehende Abhän- gigkeit vom motorisierten Individualverkehr mindern und somit Planungsalternativen sowie Maßnahmen zur Vermeidung, Minde- einen Beitrag zur umweltfreundlichen Verkehrsgestaltung leis- rung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen ten. Die Reduzierung der Kohlendioxidemissionen durch Ver- Da von den Festlegungen zur Kulturlandschaft keine erheblichen ringerung des motorisierten Individualverkehrs unterstützt die negativen Umweltauswirkungen ausgehen, sind keine Maßnahmen gesetzlichen Vorgaben zur Minderung des Ausstoßes von Koh- zur Minderung oder zum Ausgleich von negativen Umweltwir- lendioxid und trägt somit zum Klimaschutz bei. Inwieweit nega- 232 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

tive Umweltauswirkungen induziert werden und wie diese mini- konkreten Inanspruchnahme dieser Standorte sind auf nachge- miert werden können, kann erst durch Umweltprüfungen ordneten Planungsebenen auf den Einzelstandort bezogen ver- hinsichtlich etwaiger zusätzlicher Siedlungsflächenauswei- tiefende Umweltprüfungen vorzunehmen (Abschichtung). sungen auf der Ebene der Regional- und Flächennutzungspla- − Zulässigkeit und Standortwahl für großflächige Einzelhandels- nung vor dem Hintergrund der Festlegung konkreter Bauflächen einrichtungen geklärt werden (Abschichtung). Die Planung großflächiger Einzelhandelseinrichtungen wird Der LEP B-B setzt der Entwicklung zusätzlicher gewerblicher weitgehend auf das Gebiet der Zentralen Orte konzentriert und Flächen keine quantitativen Grenzen. Das Fehlen eines Kon- entsprechend ihrer Funktion im Umfang begrenzt. Innerhalb der zentrationsgebotes für die Entwicklung von Gewerbegebieten Zentralen Orte soll entsprechend den Sortimenten von geplanten kann die Zersiedelung der Landschaft nach sich ziehen, impli- Einzelhandelseinrichtungen eine weitere Konzentration auf die ziert diese aber nicht. Auch hier sind erst auf der Ebene der Re- städtischen Kernbereiche erfolgen. Die Zielrichtung der räum- gional- und Flächennutzungsplanung konkrete Aussagen zu po- lichen Bündelung großflächiger Einzelhandelseinrichtungen in tenziellen Umweltauswirkungen möglich. Zentralen Orten sowie das raumordnerische Beeinträchtigungs- − Umgang mit militärischen und zivilen Konversionsflächen verbot führen tendenziell zu positiven Wirkungen auf die Um- Durch die Festlegungen zum Umgang mit Konversionsflächen welt (mit Schwerpunkt bei den Schutzgütern Boden, Klima und werden keine konkreten baulichen Vorhaben geplant. Durch die Luft sowie Mensch und Gesundheit). Empfindliche Bereiche au- gezielte Lenkung städtebaulich schwer integrierbarer Vorhaben ßerhalb der Konzentrationszonen werden geschont und ein sonst auf vorbelastete, bebaute oder versiegelte Konversionsflächen, möglicherweise erforderlicher Ausbau der Verkehrsinfrastruktur bei denen eine raumverträgliche Infrastrukturanbindung ge- vermieden. Eine weitergehende, vertiefte Umweltprüfung ist auf währleistet ist, soll eine Inanspruchnahme noch unbelasteter der Stufe des LEP B-B nicht möglich, da keine konkreten Stand- Freiräume weitgehend vermieden werden. Die im LEP B-B für orte festgelegt werden. Diese Prüfung kann daher erst auf der die Ansiedlung auf Konversionsflächen genannten Vorhaben Ebene der Regional- oder Flächennutzungsplanung erfolgen sind in der Regel UVP-pflichtig, sodass hier eine Rahmenset- (Abschichtung). zung für die Umsetzung von Vorhaben mit potenziell erheb- lichen negativen Umweltauswirkungen erfolgt. Allerdings lässt Planungsalternativen sowie Maßnahmen zur Vermeidung, Minde- die Festlegung einen so großen räumlichen und sachlichen Ab- rung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen wägungs- und Gestaltungsspielraum für die nachfolgenden Pla- Die Entscheidung für den Einsatz raumordnerischer Steuerungsele- nungsebenen, dass auch von dieser Festlegung keine direkten mente zur Ausgestaltung der Siedungsentwicklung verfolgt die Ziel- erheblichen negativen Umweltauswirkungen ausgehen. Durch richtung, die raumstrukturelle Entwicklung durch Entwicklungsop- Umweltprüfungen auf nachgeordneten Ebenen können Beein- tionen an geeigneten Standorten und Entwicklungsrestriktionen an trächtigungen vermieden oder minimiert werden (Abschich- ungeeigneten Standorten zu beeinflussen. Sie schränkt damit den tung). grundgesetzlich garantierten Gestaltungsspielraum kommunaler Tendenziell trägt der durch den LEP B-B gesetzte Rahmen dazu Akteure im Spannungsfeld zwischen kommunaler Selbstverwaltung bei, bereits im Rahmen der hochstufigen Planung die Gefahr er- und raumordnerischen Vorgaben im Rahmen der Anpassungs- heblicher negativer Umweltauswirkungen für ökologisch und pflichten des Baugesetzbuches ein. landschaftlich wertvolle Gebiete zu reduzieren, was sich insbe- Da von den Festlegungen zur Steuerung der Siedlungsentwicklung sondere auf das Schutzgut Boden positiv auswirkt. keine direkten erheblichen negativen Umweltauswirkungen ausge- Unterstützt wird dieser Steuerungsgedanke durch die gesonderte hen, sind keine Maßnahmen zur Minderung oder zum Ausgleich von Regelung in Plansatz 4.4 (G) Absatz 3 zu den Konversionsflä- negativen Umweltwirkungen erforderlich. Sinnvolle Planungsalter- chen außerhalb innerörtlicher Siedlungsflächen mit hochwer- nativen bestehen nicht. tigen Freiraumpotenzialen, die zugunsten von Freiraumnut- zungen entwickelt werden sollen. Dies wirkt sich positiv auf alle 4.1.5 Steuerung der Freiraumentwicklung biotischen und abiotischen Schutzgüter aus. Regelungsinhalt des LEP B-B − Freihaltung von Standorten für großflächige gewerblich-indus- trielle Vorhaben Zur Steuerung der Freiraumentwicklung werden im LEP B-B Fest- legungen zum Schutz der Freiraumfunktionen gegenüber einer Bei einer Realisierung großflächig gewerblich-industrieller Vor- raumbedeutsamen Inanspruchnahme und Zerschneidung getroffen haben ist in der Regel mit möglichen erheblichen negativen Um- (Plansatz 5.1 (G)). Besonders hochwertige Freiraumfunktionen wer- weltauswirkungen zu rechnen. Durch den LEP B-B werden für den in einem großräumig übergreifenden Raumordnungsgebiet Frei- entsprechende Vorhaben 24 gezielt ausgewählte, besonders ge- raumverbund besonders geschützt (Plansatz 5.2 (Z)). Für den vor- eignete Standorte festgelegt, die speziell für die Ansiedlung flä- sorgenden Hochwasserschutz wird ein Risikobereich Hochwasser chenintensiver Großvorhaben von einer kleinteiligen gewerb- festgelegt (Plansatz 5.3 (G)). lichen Bebauung freigehalten werden sollen. Bereits bei der Standortwahl wurden dabei die zum jetzigen Kenntnisstand als relevant erkennbaren Umweltaspekte strategisch mit einbezo- Umweltauswirkungen gen. Alle Standorte liegen außerhalb des Freiraumverbundes. Generell ergeben sich aus den freiraumbezogenen Festlegungen po- Dadurch wird sichergestellt, dass die in den Freiraumverbund sitive Umweltauswirkungen. Der Freiraumverbund verknüpft öko- integrierten fachrechtlich geschützten Gebiete sowie weitere in logisch und landschaftlich wertvolle und fachrechtlich geschützte den Verbund integrierte hochwertige Flächen für den Ressour- Flächen zu einem zusammenhängenden Verbund und begrenzt des- censchutz (vgl. LEP B-B Tabelle 5) nicht beeinträchtigt werden. sen Inanspruchnahme auf ca. ein Drittel der Fläche des Gesamtpla- Zudem wurden Mindestabstände gegenüber Siedlungsgebieten nungsraumes. Dem fachrechtlich abgesicherten Flächenschutz wird sowie eine günstige Zuordnung zur vorhandenen leistungsfähi- durch Verbindungsflächen ein wesentlicher Aspekt zum Erhalt und gen Verkehrsinfrastruktur berücksichtigt. Dies setzt bereits ei- zur Entwicklung der Biodiversität sowie zur Minimierung der Land- nen Rahmen für die genannten Vorhaben, durch den das Risiko schaftszerschneidung hinzugefügt und planerisch festgesetzt. Hier- erheblicher negativer Umweltauswirkungen – soweit diese auf mit werden im Sinne der Strategischen Umweltprüfung zentrale der Ebene und im Maßstab des LEP B-B bereits erkennbar sind Umweltziele verbindlich umgesetzt, die sich insbesondere auf die – reduziert ist. Schutzgüter Landschaft, Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt, Sonstige mögliche Umweltauswirkungen können erst bei Kennt- Boden, Wasser sowie Klima und Luft richten. Die Einbeziehung von nis des konkreten Vorhabens beurteilt werden. Im Falle einer Mooren und Wäldern in die Gebietskulisse des Freiraumverbundes Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 233 ist insbesondere wegen ihrer positiven Wirkungen auf den Land- Die Regelungen zur Verkehrsinfrastruktur spiegeln überwie- schaftswasserhaushalt (Anpassung an die Folgen des Klimawan- gend den Ist-Zustand des vorhandenen Netzes wider. Soweit dels) und auf Grund ihrer Funktion als natürliche Kohlenstoffsenken räumlich konkretisierte oder konkretisierbare Festlegungen für den Schutz des globalen Klimas von großer Bedeutung. vorliegen (Ziel zur Sicherung übergeordneter Verkehrsverbin- Innerhalb des Freiraumschutzes wird der vorsorgende Hochwasser- dungsfunktionen, Grundsatz zur Erreichbarkeit zwischen schutz hervorgehoben. Betont wird die Vermeidung von Schäden an Zentralen Orten), können die dazu möglichen Maßnahmen Sachwerten bzw. Kultur- und Sachgütern durch vorsorgende Maß- und möglicherweise resultierende Umweltwirkungen erst auf nahmen bereits bei der Planung von Projekten in durch Hochwasser der konkreten Fachplanungsebene auf Grund der räumlichen gefährdeten Gebieten. Hierdurch wird auch einer Umweltgefähr- Verhältnisse, des Verkehrsbedarfes und anderer Kriterien er- dung (z. B. neben Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit mittelt und beurteilt werden. Grundsätzlich wird eine flächen- durch Kontaminationen des Bodens und des Wassers) in vielfacher sparende, gebündelte und den Freiraum schonende Entwick- Hinsicht vorgebeugt. Vorsorgender Hochwasserschutz ist darüber lung angestrebt, die überwiegend ohne Neutrassierungen hinaus eine Maßnahme zur Anpassung an die Folgen des Klimawan- auskommen soll. Bezüglich der großräumigen Verkehrsver- dels. bindungen liegen überwiegend bereits konkretere Planungen vor, die ihrerseits bereits auf Bundesebene im Bundesver- kehrswegeplan (BVWP) oder zum Teil im Rahmen von Raum- Planungsalternativen sowie Maßnahmen zur Vermeidung, Minde- ordnungsverfahren durch Umweltprüfungen begleitet wur- rung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen den. Da von den Festlegungen zur Steuerung der Freiraumentwicklung Auf Grund der Verteilung der UZVR > 100 Quadratkilometer positive Umweltauswirkungen ausgehen, sind keine Maßnahmen im Planungsraum wird deutlich, dass es im Falle von Ausbau- zur Minderung oder zum Ausgleich von negativen Umweltwir- oder Neubauvorhaben vorwiegend im Norden des Planungsge- kungen erforderlich. Sinnvolle Planungsalternativen bieten sich bietes schwierig wäre, relativ umweltverträgliche Lösungen zu nicht an. finden, durch die keine Auswirkungen auf die UZVR entstehen. Auch eine Verdichtung des Verkehrs kann zu einer Zunahme der 4.1.6 Verkehrs- und Infrastrukturentwicklung sowie Energie- Zerschneidungswirkung im Raum beitragen. Diesem Umstand gewinnung wird z. B. bei der bevorzugten Verbesserung der Schienenver- Regelungsinhalt des LEP B-B bindungen in Richtung Skandinavien (über Rostock) und zum Der LEP B-B trifft Festlegungen zur Sicherung und Entwicklung der Baltischen Raum (über Stettin) Rechnung zu tragen sein. Auf großräumig/überregional bedeutsamen Elemente der Verkehrsnetze der Ost-West-Achse sowie im Süden des Landes erscheint dies und steuert durch Prioritätensetzung die erforderliche Sicherung der mit weniger Problemen verbunden zu sein. transnationalen Verkehrskorridore (Plansatz 6.1(Z)) und der groß- − Verringerung der innerörtlichen Umweltbelastungen im Zuge räumigen und überregionalen Verkehrsverbindungen zur Anbindung übergeordneter Straßenverkehrsverbindungen der Zentralen Orte entsprechend ihrer Funktion (Plansatz 6.2 (Z)). Die weiterführenden Regelungen zur Straßeninfrastruktur zielen Für Zentrale Orte werden Orientierungswerte für die Erreichbarkeit darauf ab, Umweltbelastungen (durch Verlärmung und Schad- formuliert (Plansatz 6.3 (G)). Weiter werden in den Plansätzen 6.4 stoffimmissionen bezogen auf die Schutzgüter Mensch sowie bis 6.9 des LEP B-B folgende Inhalte geregelt: Klima und Luft) insbesondere innerorts zu reduzieren und au- − Verringerung der innerörtlichen Umweltbelastungen im Zuge ßerorts durch integrierte und flächensparende Planungen zur mi- übergeordneter Straßenverkehrsverbindungen (Plansatz 6.4(G)) nimieren. Insoweit wird ein Rahmen gesetzt mit überwiegend − Entwicklung von Wasserstraßen und Häfen (Plansatz 6.5 (G)) positiver Tendenz bezüglich möglicher Umweltauswirkungen. Die im Einzelfall möglichen erheblichen negativen Umweltaus- − Beschränkung des Linienflug- und Pauschalflugreiseverkehrs wirkungen (z. B. auf die Schutzgüter Boden sowie Tiere und über 14 Kilogramm auf den Verkehrsflughafen Berlin Branden- Pflanzen) von neuen Ortsumfahrungen müssen im Rahmen von burg International (BBI) (Plansatz 6.6 (Z)) Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren ermittelt und − Sicherung und Entwicklung von Standorten für Güterverkehrs- berücksichtigt werden (Abschichtung). zentren sowie Sicherung vorhandener Schieneninfrastruktur zur − Entwicklung von Wasserstraßen und Häfen Stärkung des Schienengüterverkehrs (Plansatz 6.7 (G)) Die Entwicklung von Wasserstraßen und Häfen wird im LEP − Bündelung von Infrastrukturtrassen (Plansatz 6.8 (G) Absatz 1) B-B eingefordert, konkrete Regelungen zum Ausbau werden je- − Standortwahl und Verkehrsanbindung für Vorhaben der tech- doch nicht getroffen. Die Entwicklung der vorhandenen Wasser- nischen Infrastruktur, Ver- und Entsorgung sowie Energieerzeu- straßen und Häfen ist in der Regel mit Ausbaumaßnahmen ver- gung im Außenbereich (Plansatz 6.8 (G) Absatz 2 und 3) bunden, durch die negative Umweltauswirkungen entstehen − Sicherung einheimischer Bodenschätze und Energieträger (Plan- können. Auch hier gibt es zum Teil bereits konkretere Planungen satz 6.9 (G)) und Festlegungen des Bedarfs auf Bundesebene. Wasserstraßen liegen häufig in ökologisch besonders empfindlichen Bereichen (Schutzgüter Boden, Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt so- Umweltauswirkungen wie Wasser). Zudem ist eine Veränderung der Trassenführung Die Festlegungen zur Steuerung der Verkehrs- und Infrastrukturent- nicht oder nur mit erheblichem Aufwand und entsprechenden wicklung sowie zur Energiegewinnung haben überwiegend pro- Auswirkungen auf die Umwelt möglich. Der LEP B-B weist da- grammatischen Charakter. Es werden keine raumkonkreten Festle- her darauf hin, dass ein notwendiger Ausbau in Form einer na- gungen von Flächen, Trassen oder Standorten getroffen. Die turverträglichen Wasserstraßengestaltung unter Beachtung der Festlegungen setzen einen sachlich und räumlich so weit gefassten Belange von Naturschutz und Landschaftspflege, Städtebau, Rahmen, dass auf den nachfolgenden Planungsebenen ein erheb- Denkmalschutz, Hochwasserschutz durch im Einzelfall ange- licher Abwägungs- und Gestaltungsspielraum für eine umweltver- passte wasserwirtschaftliche Maßnahmen erfolgen soll. Eine trägliche Ausgestaltung von Trassen und Standorten vorhanden ist. räumlich konkretisierte Vorhabensplanung und daraus mögli- Von den Festlegungen zur Steuerung der Verkehrs- und Infrastruktur­ cherweise resultierende Umweltwirkungen können erst auf der entwicklung gehen keine direkten erheblichen negativen Umwelt- nachfolgenden Planungsebene beurteilt werden (Abschich- auswirkungen aus. tung). − Transnationale Verkehrskorridore und übergeordnete Verkehrs- − Beschränkung des Linienflug- und Pauschalflugreiseverkehrs verbindungen über 14 000 Kilogramm auf den Verkehrsflughafen BBI 234 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

Der LEP B-B verfolgt den Gedanken der Bündelung und Planungsalternativen sowie Maßnahmen zur Vermeidung, Minde- ­Konzentration des Flugverkehrs. Dies bedeutet im Raum des rung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Standortes Schönefeld eine zukünftig steigende Belastung mit Da von den Festlegungen zur Steuerung der Verkehrsinfrastruktur entsprechenden unvermeidlich erheblichen negativen Umwelt- keine direkten erheblichen negativen Umweltauswirkungen ausge- auswirkungen (die Auswirkungen sind in den Planungsverfah- hen, sind keine Maßnahmen zur Minderung oder zum Ausgleich von ren zum LEP FS und zum Planfeststellungsverfahren in die Ab- negativen Umweltwirkungen erforderlich. Sinnvolle Planungsalter- wägung eingestellt worden). Die vorgesehene Schließung der nativen bestehen nicht. innerstädtischen Flughäfen in Berlin führt insgesamt zu einer Der LEP B-B verfolgt durch die Festlegungen bezüglich der Ver- Entlastung (Schutzgüter Mensch und Gesundheit, Klima und kehrs- und Infrastrukturentwicklung sowie Energiegewinnung einen Luft). gegenüber der bisherigen Landesentwicklungsplanung deutlicher − Sicherung und Entwicklung von Standorten für Güterverkehrs- integrierten, umweltorientierten Weg. Vernünftige Alternativen, die zentren sowie Sicherung vorhandener Schieneninfrastruktur zur einen weitergehenden Schutz der Umwelt befördern, kommen nicht Stärkung des Schienengüterverkehrs in Betracht. Die Regelungen dienen zum Teil hauptsächlich der Ver- Kernanliegen dieser Regelungen ist die Förderung umwelt- meidung und Minderung möglicher negativer Umweltauswirkungen. freundlicherer Verkehrsträger durch eine Verbesserung der Um- Auf Grund des hohen Abstraktionsniveaus ist auf der Ebene der schlagplätze. Im Mittelpunkt steht dabei die Förderung des Landesentwicklungsplanung eine weitergehende Festlegung ent- Schienengüterverkehrs zur Minderung der Umweltbelastungen sprechender Maßnahmen nicht sinnvoll. (Schwerpunkt Schutzgut Klima und Luft) durch den straßenge- bundenen Güterverkehr. Eine räumlich konkretisierte Flächen- 4.2 FFH-Verträglichkeit vorsorge und daraus möglicherweise resultierende Umweltwir- Auf Grund des hohen Abstraktionsniveaus des LEP B-B ergeben kungen können erst auf der konkreten kommunalen sich keine räumlich konkreten Festlegungen für Vorhaben. Es kön- Planungsebene auf Grund jeweiliger räumlicher Verhältnisse, nen daher auf dieser Ebene keine konkreten Auswirkungen auf das Flächenbedarf und anderer Kriterien bestimmt und beurteilt Schutzgebietssystem Natura 2000 im Sinne einer FFH-Verträglich- werden (Abschichtung). keitsprüfung abgeleitet werden (zur Prüfung der einzelnen Festle- − Bündelung von Infrastrukturtrassen sowie Standortwahl und gungen hinsichtlich ihres Konfliktpotenzials mit den Erhaltungszie- Verkehrsanbindung für Vorhaben der technischen Infrastruktur, len der Natura 2000-Gebiete siehe IV C Natura 2000-Verträglichkeit). Ver- und Entsorgung sowie Energieerzeugung im Außenbereich Auf den nachgeordneten Planungsebenen bedarf es jedoch im kon- kreten Planungsfall entsprechender Verträglichkeitsprüfungen. Durch den LEP B-B werden keine Prioritäten für konkrete Vor- haben der technischen Infrastruktur, Energieversorgung und der Durch die Festlegung des Freiraumverbundes werden 90 Prozent Ver- und Entsorgung gesetzt. Die Festlegungen dienen der Steu- der FFH-Gebiete und 61 Prozent der SPA-Gebiete vor Inanspruch- erung bei der Standort- und Trassenwahl zugunsten der Scho- nahme und Neuzerschneidung durch Infrastrukturtrassen geschützt. nung der Freiräume und zur Vermeidung erheblicher negativer Zugleich wird durch die Einbindung der FFH-Gebiete in die groß- Umweltauswirkungen (Schutzgüter Landschaft, Tiere, Pflanzen räumige Struktur des Freiraumverbundes das nach Artikel 10 der und biologische Vielfalt). Auf Grund des in diesem Sektor vor- FFH-Richtlinie angestrebte Ziel der Schaffung eines kohärenten handenen Entwicklungsdrucks setzt der LEP B-B hier einen Netzes der Natura 2000 unterstützt. wichtigen Rahmen, der sich in der Tendenz positiv auf die Um- welt auswirken wird. 4.3 Auswirkungen der Umsetzung des Gesamtplans − Sicherung einheimischer Bodenschätze und Energieträger 4.3.1 Kumulative und summarische Umweltauswirkungen Durch den LEP B-B werden keine konkreten Gebietsauswei- sungen für den Abbau von Rohstoffen oder Standorten für Anla- Da der LEP B-B keine raumkonkreten Vorhaben oder Maßnahmen gen zur Gewinnung von Energie vorgenommen. Erhebliche festlegt, können auch direkt keine erheblichen (negativen) Umwelt- Umweltauswirkungen können daher durch diese allgemeine auswirkungen durch seine Festlegungen entstehen. Auch durch das Handlungsaufforderung nicht hervorgerufen werden. Der Plan Zusammenwirken der verschiedenen Festlegungen ergeben sich hier setzt jedoch inhaltliche Prioritäten und betont die Erforderlich- keine direkten erheblichen Umweltauswirkungen. Der Plan lässt je- keit des Ausbaus der Energiegewinnung durch regenerative doch bei der konkreten planerischen Ausgestaltung weite Spielräu- Energieträger, aber auch die weitere Sicherung der Braunkohle- me, sodass auch für die Vermeidung erheblicher negativer Umwelt- nutzung sowie weiterer einheimischer Bodenschätze. Die För- auswirkungen ein ausreichend großer Spielraum verbleibt. Bei den räumlich konkreteren Festlegungen (z. B. Freihaltung von Standor- derung regenerativer Energieträger ist voraussichtlich mit posi- ten für großflächige gewerblich-industrielle Vorhaben) wurde den tiven Umweltwirkungen verbunden (Schutzgut Klima und Luft). Umweltbelangen durch ein Prüfverfahren im Zuge der Standortaus- Gleichzeitig wird bei der Umsetzung mit vielfältigen, zum Teil wahl vorab Rechnung getragen. Der Plan folgt insbesondere im Be- erheblichen negativen Umweltauswirkungen (auf alle Schützgü- reich der Wohnflächenentwicklung einem konsequent steuernden ter in unterschiedlichem Maße je nach konkreter Lage und Art Grundansatz, der in der Summe zu einer Konzentration der Sied- des Vorhabens) zu rechnen sein. Der LEP B-B weist auf die Be- lungsentwicklung und der Infrastruktureinrichtungen führen soll. deutung anderer Nutzungsbelange – insbesondere der Umwelt- belange – hin. Die konkrete Ausgestaltung und die Minimierung Der Konzentrationsgedanke ist summarisch mit positiven Wir- erheblicher negativer Umweltauswirkungen obliegen der kon- kungen auf die Umwelt verbunden. Das Konzept der Kulturland- kretisierenden Regional- bzw. den Fachplanungen (Abschich- schaftsentwicklung kann dem Verfall kulturlandschaftlicher Quali- tung). So richtet sich die räumliche Sicherung der einheimischen täten entgegenwirken. Der konsequente Schutz eines Braunkohle im Land Brandenburg nach dem Ergebnis der im Freiraumverbundes fördert den Erhalt ökologisch und landschaftlich Land Brandenburg gesetzlich verankerten Braunkohlenplanung wertvoller Räume mit Ausgleichsfunktion für die dicht besiedelten (Landesplanung). Die bei konkreter Veranlassung erforderliche Gebiete. Gleichzeitig wird – verbunden mit den Regelungen zur Aufstellung der Braunkohlenpläne in Form von sachlichen und Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung – einer Zersiedelung der räumlichen Teilplänen beinhaltet ebenfalls eine strategische Landschaft entgegengewirkt und eine Minimierung des Energie- Umweltprüfung (§ 18 und § 2a RegBkPlG), in deren Rahmen und Flächenverbrauchs unterstützt. die Umweltauswirkungen der Pläne geprüft werden. Dabei sind auch die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt, insbesonde- 4.3.2 Grenzübergreifende Umweltauswirkungen re den Wasserhaushalt, der betroffenen Nachbarländer (u. a. Durch die Festlegung der transnationalen Korridore und der damit Berlin) und Polens zu prüfen. verbundenen Prioritäten für die Sicherung und Entwicklung der Ver- Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 235 kehrsnetze, aber auch durch die Festlegung des Freiraumverbundes menbedingungen für eine die Umweltzusammenhänge respektieren- und die Festlegung grenznaher Zentren bestehen unmittelbare räum- de Raumentwicklung benannt. liche Beziehungen zu den benachbarten Bundesländern und zu Po- len. Der Freiraumverbund greift Landschaftsstrukturen auf, die sich Zentrale-Orte-System in den angrenzenden Ländern und dem Nachbarstaat Polen fortset- zen. Die durch den LEP B-B unterstützte Prioritätensetzung zur Ent- Durch das System der Zentralen Orte wird die Entwicklung auf wicklung bestimmter Raumentwicklungskorridore und Verkehrs- räumliche Schwerpunkte konzentriert. Dadurch wird der Rahmen verbindungen ist mit den angrenzenden Ländern abgestimmt, sodass für eine mögliche räumliche Konzentration von Funktionen mit diese auch Gegenstand der Planungen in diesen Ländern sind. Mög- möglichen negativen Umweltauswirkungen in bereits belasteten Be- liche Umweltauswirkungen dieser strategischen Verbindungen auf reichen gesetzt. Andererseits wird der Freiraum durch diese Kon- dem Gebiet der angrenzenden Länder sind daher im Rahmen der für zentration in bereits belasteten Bereichen geschont. die jeweiligen Planungen erforderlichen Umweltprüfungen zu be- handeln. Da mit dem LEP B-B keine raumkonkreten Vorhaben oder Kulturlandschaft Maßnahmen festgelegt werden, gehen von ihm selbst keine direkten erheblichen grenzüberschreitenden Umweltauswirkungen aus. Für die Entwicklung der Kulturlandschaft wird im LEP B-B ein all- gemeiner Rahmen gesetzt. Die Berücksichtigung regionaler und lo- kaler Qualitäten als identitätsstiftende Elemente stellt einen wich- 5 Überwachungsmaßnahmen tigen Impuls für eine positive Umweltentwicklung dar. Artikel 8a Absatz 10 LPlV bestimmt, dass Maßnahmen zur Überwa- chung der erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt, die mit der Durchführung des Plans einhergehen, zu benennen sind. Auf Grund Steuerung der Siedlungsentwicklung des allgemein konzeptionellen Charakters des Plans und der weiten Grundsätzlich wird im LEP B-B eine Konzentration der Siedlungen Spielräume, die durch die Festlegungen für die planerische Ausge- auf die vorhandenen Siedlungskerne und unmittelbar angrenzenden staltung auf den folgenden Planungsebenen gelassen werden, ergibt Bereiche vorgegeben. Durch diese Konzentration können Angebote die Umweltprüfung, dass durch die Umsetzung des LEP B-B vor- des ÖPNV besser genutzt und die Inanspruchnahme von Freiflächen aussichtlich keine erheblichen negativen Umweltauswirkungen ent- durch eine entsprechende lokale oder regionale Planung minimiert stehen. werden. In der Gesamtschau führt die Konzentration zu positiven Des Weiteren bestimmt Artikel 8a Absatz 10 LPlV, dass sich die Umweltauswirkungen. Gleiches gilt für die Nachnutzung bisher mi- Gemeinsame Landesplanungsabteilung für die Überwachung der litärisch genutzter Liegenschaften und ziviler Konversionsflächen erheblichen Umweltauswirkungen unter besonderer Berücksichti- für städtebaulich schwer integrierbare Vorhaben. gung des Raumordnungskatasters nach Artikel 18 der Mittel der Durch den LEP B-B werden für großflächige gewerblich-industriel- Raumbeobachtung bedient. le Vorhaben 24 gezielt ausgewählte Standorte freigehalten. Bei der Auswahl dieser Standorte wurden Umweltgesichtspunkte bereits be- 6 Allgemein verständliche Zusammenfassung rücksichtigt, sodass das Risiko erheblicher negativer Umweltaus- wirkungen bei der Umsetzung des Planes auf nachfolgenden Pla- Die Länder Berlin und Brandenburg stellen einen gemeinsamen nungsebenen reduziert werden konnte. Landesentwicklungsplan für das Gebiet beider Länder (LEP B-B) auf. Dieser Plan ist nach Maßgabe des Artikels 8a des Landespla- Die Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelseinrichtungen an nungsvertrages (LPlV) einer Strategischen Umweltprüfung (SUP) Standorten, die die Funktionsfähigkeit vorhandener Zentren gefähr- zu unterziehen. Wichtiger Bestandteil der SUP ist der Umweltbe- den oder zusätzliche Verkehrs- und Umweltbelastungen erzeugen richt, dessen wesentliche Inhalte und Ergebnisse hier zusammenfas- kann, wird durch entsprechende Regelungen verhindert. send wiedergegeben werden. Ziel des Umweltberichts ist die Prüfung der voraussichtlichen er- Steuerung der Freiraumentwicklung heblichen Umweltauswirkungen des LEP B-B, wobei sowohl nega- Der LEP B-B legt zeichnerisch und textlich einen integrierten Frei- tive als auch positive Wirkungen betrachtet werden. Die Umwelt raumverbund fest. Damit wird neben dem fachrechtlich abgesicher- wird dabei in einzelne Bestandteile, sogenannte Schutzgüter, unter- ten Flächenschutz ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt und zur Ent- teilt (Mensch und Gesundheit, Landschaft und kulturelles Erbe, wicklung der natürlichen Vielfalt und zur Minimierung der Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt, Boden, Wasser, Klima und Landschaftszerschneidung geleistet. Einen weiteren Schwerpunkt Luft sowie Kultur- und Sachgüter). bildet der vorsorgende Hochwasserschutz. Die Beurteilung der Auswirkungen wurde anhand von Umweltzie- len durchgeführt, die in einer Vielzahl von Konventionen, Gesetzen Verkehrs- und Infrastrukturentwicklung sowie Energiegewinnung und sonstigen Regelungen enthalten sind. Der Zielkatalog wurde im Vorfeld mit den obersten Fachbehörden der Länder Berlin und Bran- Die meisten Regelungen des LEP B-B haben hinsichtlich der Ver- denburg abgestimmt. kehrs- und Infrastrukturentwicklung eher konzeptionellen Charakter ohne abschließende raumkonkrete Festlegung von Trassen und Auch die für die Beurteilung heranzuziehenden Datengrundlagen Standorten. Es wird eine flächensparende, gebündelte Entwicklung der Fachbehörden wurden entsprechend ausgewählt und abge- angestrebt, wodurch auch hier die Schonung des Freiraums und öko- stimmt. Dabei handelt es sich um bereits vorhandene statistische logisch wertvoller Flächen gestärkt wird. Auch für den Abbau von und flächenbezogene Daten für das gesamte Gebiet der beiden Bun- Rohstoffen (einschließlich Braunkohle) oder für Anlagen zur Ener- desländer. giegewinnung werden keine konkreten Gebiete bzw. Standorte aus- Der wesentliche Teil des Umweltberichtes besteht in der Beschrei- gewiesen, sodass sich hieraus keine erheblichen Umweltauswir- bung und Bewertung der Auswirkungen der Umsetzung des Planes kungen ergeben können. auf die Umwelt. Hierzu werden die jeweiligen Plansätze (Ziele und Grundsätze) des LEP B-B untersucht. Gesamtbeurteilung Der LEP B-B folgt einem konsequent steuernden Leitgedanken, der Hauptstadtregion auf eine Konzentration der Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung Die Festlegungen sind programmatischer Natur. Zwar werden erste abzielt. Dadurch ergeben sich einerseits potenziell negative Um- Schwerpunkte für Vorhaben mit gegebenenfalls negativen Umwelt- weltauswirkungen in bereits vorbelasteten Bereichen, andererseits auswirkungen gesetzt, mögliche konkrete Umweltauswirkungen wird eine weitgehende Schonung des Freiraums sowie ökologisch sind hier jedoch nicht zu erkennen. Grundsätzlich werden hier Rah- wertvoller Flächen erreicht. Durch die Nähe der Siedlungsnutzungen 236 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 zu ÖPNV-Angeboten ergibt sich aber auch die Möglichkeit zur Mi- Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbrau- nimierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) und der da- cherschutz (MLUV) (Hrsg.), 2007: Steckbriefe Brandenburger mit verbundenen negativen Umweltauswirkungen. Böden. Online im Internet:http://www.mluv.brandenburg.de/cms/ Im Rahmen der Strategischen Umweltprüfung des LEP B-B wurden detail.php/147437 [02.05.07] die voraussichtlich erheblichen Auswirkungen der Plandurchfüh- Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbrau- rung auf die Umwelt sowie in Betracht kommende Planungsalterna- cherschutz (MLUV) (Hrsg.), 2007: Umweltdaten Brandenburg. tiven ausgehend von den Zielen des Plans angemessen ermittelt, Online im Internet: http://www.luis.brandenburg.de/[19.04.07] beschrieben, bewertet und im Umweltbericht niedergelegt (gemäß Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbrau- Artikel 8a Absatz 1 LPlV). Die „Erheblichkeit“ der Umweltauswir- cherschutz (MLUV) (Hrsg.), 2007: Wasserrahmenrichtlinie Bran- kungen wird dabei maßgeblich bestimmt durch die Verbindlichkeit denburg. Online im Internet: http://www.mluv.brandenburg.de/cms/ der Rahmensetzung in Bezug auf Standort, Art, Größe und Betriebs- detail.php/173081 [09.05.07] bedingungen von Vorhaben mit erheblichen Umweltauswirkungen sowie dem Ausmaß, in dem der LEP B-B andere Pläne in der Pla- Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) nungshierarchie beeinflusst. Der LEP B-B konkretisiert als überört- (Hrsg.), 2007: Kulturdenkmale in Brandenburg. Online im Internet: liche und zusammenfassende Planung die Grundsatzfestlegungen http://www.mwfk.brandenburg.de/cms/detail.php?id=50467&_ des Landesentwicklungsprogramms 2007 (LEPro 2007) und setzt siteid=16#ref33 [18.04.07] einen übergeordneten Rahmen für künftige räumliche Entwicklun- Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucher- gen in der Hauptstadtregion. Auf dieser Ebene verbleiben große schutz Berlin (SenGUV) (Hrsg.), 2007: Lärmminderungsplanung Spielräume, um mögliche erhebliche negative Umweltauswirkungen Berlin. Online im Internet: http://www.berlin.de/sen/umwelt/laerm/ bei der Umsetzung des Planes zu vermeiden, zu mindern und gege- laermminderungsplanung/de/einleitung.shtml [19.03.07] benenfalls auszugleichen. Erhebliche Umweltauswirkungen im Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucher- Sinne des gesetzlichen Prüfauftrages gemäß Artikel 8a LPlV werden schutz Berlin (SenGUV) (Hrsg.), 2008: Luftqualität in Berlin, Jah- durch die Festlegungen des LEP B-B nicht präjudiziert und es kom- resübersicht Luftqualität 2006. Online im Internet: http://www.ber- men auch keine konzeptionellen Planungsalternativen in Betracht. lin.de/sen/umwelt/luftqualitaet/de/jahresübersicht/index.shtml Eine Prüfung aller Einzelheiten, die innerhalb des durch die Festle- [18.04.08] gungen gesetzten Rahmens möglich sein könnten, ist nicht erforder- lich, da auch auf den nachfolgenden Planungsebenen eine Strate- Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucher- gische Umweltprüfung durchzuführen ist. Im Rahmen mehrstufiger schutz Berlin (SenGUV) (Hrsg.), 2007: Luftreinhalte- und Akti- Planungs- und Zulassungsverfahren ist jeder Plan auf seiner Stufe onsplan Berlin 2005 – 2010. Online im Internet: http://www.berlin. nur insoweit einer Umweltprüfung zu unterziehen, wie dies nach de/sen/umwelt/luftqualitaet/de/luftreinhalteplan/index.shtml Inhalt und Detaillierungsgrad des Planes angemessen verlangt wer- [11.05.07] den kann. Hinsichtlich erforderlicher Überwachungsmaßnahmen Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucher- wird auf die Bestimmungen des Artikel 8a Absatz 10 LPlV verwie- schutz Berlin (SenGUV) (Hrsg.), 2007: Wasserrahmenrichtlinie sen. Die Beschreibung von Maßnahmen zur Verhinderung, Verrin- Berlin. Online im Internet: http://www.berlin.de/sen/umwelt/was- gerung oder zum Ausgleich von Umweltauswirkungen ist gemäß ser/wrrl/de/download.shtml [09.05.07] Anlage 3 zum LPlV (entspricht auch § 14g Absatz 2 Nummer 6 UVPG) nur vorgesehen, wenn die Auswirkungen erheblich negativ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (SenStadt) (Hrsg.), sind. Dies ist im LEP B-B, wie oben ausgeführt, nicht der Fall. 2007: Digitaler Umweltatlas Berlin. Online im Internet: http://www. stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/umweltatlas/index.shtml [27.04.07] 7 Verwendete Literatur und Datengrundlagen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (SenStadt) (Hrsg.), 7.1 Verwendete Internetquellen 2007: NATURA 2000 in Berlin. Online im Internet: http://www. stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/naturschutz/de/schutzgebiete/ Amt für Statistik Berlin Brandenburg (Hrsg.), 2007: Statistik natura2000/natura2000.shtml [19.04.07] Berlin-Brandenburg. Online im Internet: http://www.statistik-ber- lin-brandenburg.de/[16.03.07] Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (SenStadt) (Hrsg.), 2007: aktualisierte digitale Denkmalkarte Berlin. Online im Inter- Bundesamt für Naturschutz (BfN) (Hrsg.), 2006: Biotopverbund. net: Denkmalkarte http://fbinter.stadt-berlin.de/fb/index.jsp?loginke Online im Internet: http://www.bfn.de/0311_anknuepfung_biotop- y=showMap&mapld=denkmal@senstadt [15.05.2007] verbund.html [14.05.07] Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (SenStadt) (Hrsg.), Bundesamt für Naturschutz (BfN) (Hrsg.), 2007: FFH-Gebiete in Deutschland. Online im Internet: http://www.bfn.de/0316_gebiete. 2007: aktualisierte digitale Denkmalliste Berlin. Online im Internet: html [12.04.07] Denkmalliste http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/denk- malliste/[18.12.2007] Bundesamt für Naturschutz (BfN) (Hrsg.), 2006: Lebensraum- korridore. Online im Internet: http://www.bfn.de/0312_korridore. Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hrsg.), 2004: html [14.05.07] Flächennutzung. Online im Internet: http://www.statistikportal.de/ Statistik-Portal/de_jb09_jahrtabf1.asp [16.03.07] Landesamt für Bergbau Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR) (Hrsg.), 2007: Hydrogeologie in Brandenburg. Online im Statistisches Landesamt Berlin (Hrsg.), 2006: Home – Altangebot Internet: http://www.geo-brandenburg.de/hyk50/[23.05.07] bis 31. Dezember 2006. Online im Internet: http://www.statistik- berlin.de/home.htm [16.03.07] Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Branden- burg (Hrsg.), 2006: Statistik. Online im Internet: http://www.statis- tik.brandenburg.de/[16.03.07] 7.2 Verwendete Literatur Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbrau- Erbguth, W. (Hrsg.), 2006: Strategische Umweltprüfung (SUP): cherschutz (MLUV) (Hrsg.), 2007: Böden in Brandenburg. Online Stand, Rechtsfragen, Perspektiven. Rostocker Umweltrechtstag im Internet: http://www.mluv.brandenburg.de/cms/detail. 2005. 1. Aufl., Nomos: Baden-Baden, S. 152 php/178838 [02.05.07] Europarat (Hrsg.), 2000: Europäische Landschaftskonvention des Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbrau- Europarates cherschutz (MLUV) (Hrsg.), 2006: Schutzgebiete in Brandenburg. Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg Online im Internet: http://www.mluv.brandenburg.de/cms/detail. (Hrsg.), 2004: Zweiter gemeinsamer Raumordnungsbericht der php/lbm1.c.328771.de#statistik [18.04.07] Länder Berlin und Brandenburg 2004 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 237

Gerstengarbe, F.-W., 2003: Studie zur klimatischen Entwicklung Erklärung der vierten Ministeriellen Konferenz Umwelt und Ge- im Land Brandenburg bis 2055 und deren Auswirkungen auf den sundheit, Budapest, 23. – 25. Juni 2004 (EUR/04/5046267/6) Wasserhaushalt, die Forst- und Landwirtschaft sowie die Ableitung Europäische Charta Umwelt und Gesundheit, Erste Europäische erster Perspektiven. PIK Report, Potsdam: Institut für Klimafolgen- Konferenz Umwelt und Gesundheit, Frankfurt, 7. – 8. Dezem- forschung ber1989 Jacoby, Chr., 2000: Die strategische Umweltprüfung (SUP) in der Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 über die Erhal- Raumplanung: Instrumente, Methoden und Rechtsgrundlagen für tung der wildlebenden Vogelarten (ABl. EWG Nr. L 103 S. 1) die Bewertung von Standortalternativen in der Stadt- und Regional- planung. Erich Schmidt: Berlin, S. 649 EUREK Europäisches Raumentwicklungskonzept, angenommen Jonas, H., 2006: Die neuen Anforderungen an die Lärmminde- beim Informellen Rat der für Raumordnung zuständigen Minister in rungsplanung und der Umgang mit bestehenden Plänen nach § 47a Potsdam, Mai 1999 (alt) BImSchG. Vortrag zum Tag gegen Lärm 25.04.2006 Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhaltung der natürlichen Le- Landgraf, L., Schultz-Sternberg, R., 2001: Ökologische Bewer- bensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen vom 21. Mai tung der brandenburgischen Niedermoore – Auswertung digitaler 1992 (ABl. EWG Nr. L 206 S. 7) Biotop- und Moordaten. Naturschutz und Landschaftspflege in Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Brandenburg 10 (1) 2001: S. 17 –- 28 Nationen über Klimaänderungen, Kyoto, Dezember 1997 Landesumweltamt Brandenburg (LUA) (Hrsg.), 2006: Umwelt- Richtlinie 96/62/EG des Rates über die Beurteilung und Kontrolle daten Brandenburg 2006 der Luftqualität (ABl. EG Nr. L 296 S. 55) sowie Einzelrichtlinien, Landesumweltamt Brandenburg (LUA) (Hrsg.), 2005: Umwelt- 1999/30/EG; 2000/69/EG; 2002/3/EG und 2004/107/EG indikatoren im Land Brandenburg 1. Fortschreibung, aus Umwelt- Richtlinie 96/82/EG des Rates zur Beherrschung der Gefahren bei daten Brandenburg 2005 schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen vom 9.12.1996 (ABl. Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Raumordnung EG Nr. L 10 S. 13) (MLUR) (Hrsg.), 2003: Integriertes Klimaschutzmanagement, Be- Richtlinie 99/33/EG des Rates über die Grenzwerte für Schwefeldi- richt an den Landtag Brandenburg oxid, Stickstoffdioxid und Stickoxide, Partikel und Blei in der Luft Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr vom 22. April 1999 (ABl. EG Nr. L 163 S. 41) (MSWV) (Hrsg.), (2002): Integriertes Verkehrskonzept Richtlinie 2002/49/EG des Europäischen Parlaments und des Rates Platzer-Schneider, U., 2004: Die strategische Umweltprüfung (sog. über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm vom 25. Plan-UVP) als neues Instrument des Umweltrechts. Tagung des Ins- Juni 2002 (ABl. EG Nr. L 189 S. 12) tituts für Umwelt- und Technikrecht vom 17. bis 18. März 2003. Schmidt: Berlin, S. 266 Sevilla-Strategie der UNESCO, Sevilla, März 1995 Sommer, K., Schmidt, A., 2002: Umsetzung der SUP-RL 2001/42/ Mitteilung der Kommission über das Programm „Saubere Luft für EG Machbarkeitsstudie für ein Behördenhandbuch „Umweltschutz- Europa“ (CAFE): Eine thematische Strategie für die Luftqualität ziele in Deutschland“, Band 1 Rechtsgutachten zur Definition des vom 4. Mai 2001, KOM(2001) 245 Begriffes „auf der Ebene der Mitgliedstaaten festgelegte Ziele des UNESCO-Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes Umweltschutzes, die für den Plan oder das Programm von Bedeu- der Welt, Paris, November 1972 tung sind“. (Auszug aus dem vollständigen Forschungsbericht vom Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates August 2002). Umweltbundesamt Texte 58/02 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemein- schaft im Bereich der Wasserpolitik vom 23. Oktober 2000 (ABl. 7.3 Rechtliche Grundlagen für den LEP B-B und den Umwelt- EG Nr. L 327 S. 1) bericht Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung in der Fassung der Beschluss 1600/2002/EG des Europäischen Parlaments und des Ra- Bekanntmachung vom 25. Juni 2005 (BGBl. I S. 1757, 2797), zu- tes vom 22. Juli 2002 über das sechste Umweltaktionsprogramm der letzt geändert durch Artikel 7 der Verordnung vom 22. Dezember Europäischen Gemeinschaft (ABl. EG Nr. L 242) 2008 (BGBl. I S. 2986) Übereinkommen des Europarates zum Schutz des architektonischen Landesplanungsvertrag (Berlin: in der Fassung vom 1. Februar 2008 Erbes Europas vom 3. Oktober 1985 (BGBl. 1987 II S. 624) (GVBl. S. 37); Brandenburg: in der Fassung der Bekanntmachung Europäisches Übereinkommen zum Schutz archäologischen Kultur- vom 10. Februar 2008 (GVBl. I S. 42) guts vom 6. Mai 1969 (BGBl. 1974 II S. 1286) revidiert durch die Staatsvertrag der Länder Berlin und Brandenburg über das Landes- Europäische Konvention zum Schutz des archäologischen Erbes entwicklungsprogramm 2007 (LEPro 2007) und die Änderung des vom 16. Januar 1992 (Ratifizierungsgesetz vom 9. Oktober 2002 - Landesplanungsvertrages vom 10. Oktober 2007 (Berlin: GVBl. S. BGBl. II S. 2709) 629; Brandenburg: GVBl. I. S. 235) Raumordnungsgesetz vom 18. August 1997 (BGBl. I S. 2081, 2102), Bundesebene zuletzt geändert durch Artikel 9 Nummer 2 Satz 2 der Verordnung vom 22. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2986) Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit, BMU/BMG, Juni 1999 Richtlinie 2001/42/EG des Europäischen Parlaments und des Rates Bundes-Bodenschutzgesetz vom 17. März 1998 (BGBl. I S. 502), vom 27. Juni 2001 über die Prüfung der Umweltauswirkungen be- zuletzt geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 9. Dezember stimmter Pläne und Programme (ABl. EG Nr. L 197 S. 30) 2004 (BGBl. I S. 3214) Bundes-Immissionsschutzgesetz in der Fassung der Bekanntma- 7.4 Quellen der planrelevanten Umweltziele chung vom 26. September 2002 (BGBl. I S. 3830), zuletzt geändert Internationale und europäische Ebene durch Artikel 3 des Gesetzes vom 18. Dezember 2006 (BGBl. I S. 3180) Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Biodiversitätskon- vention), Rio de Janeiro 1992, von Deutschland unterzeichnet im Bundesnaturschutzgesetz vom 25. März 2002 (BGBl. I S. 1193), zu- Dezember 1993 letzt geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 10. Mai 2007 Beschluss des Rates vom 25. Oktober 1993 über den Abschluss des (BGBl. I S. 666) Übereinkommens über die biologische Vielfalt (93/626/EWG) (ABl. Umwelt und Gesundheit, Beschluss des Bundestages vom 18. Janu- EWG Nr. L 309 S. 1) ar 2001 238 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm vom 30. März 1971 (BGBl. I S. − NSG, LSG, Großschutzgebiete und Natura 2000-Gebiete 282), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 1. Juni 2007 − Wasserflächen (ATKIS Objektgruppe 5100) (BGBl. I S. 986) − Topografische Rasterkarte 1 : 250 000 Gesetz zur Verbesserung des vorbeugenden Hochwasserschutzes vom 3. Mai 2005 (BGBl. I S. 1224) − Gemeindegrenzen Berlin-Brandenburg 2005 Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz vom 27. September 1994 (BGBl. I S. 2705), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes Daten aus dem Umweltatlas Berlin vom 19. Juli 2007 (BGBl. I S. 1462) − 06.01 Reale Nutzung der bebauten Flächen (Ausgabe 2007) Nationales Klimaschutzprogramm, Beschluss der Bundesregierung − 06.02 Grün- und Freiflächenbestand (Ausgabe 2007) vom 13. Juli 2005 − 05.06 Natur- und Landschaftsschutzgebiete in Berlin (Stand Nationale Nachhaltigkeitsstrategie „Perspektiven für Deutschland – März 2006) - Unsere Strategie für eine nachhaltige Entwicklung“, Bundesregie- − 01.02 Versiegelung (Ausgabe 2004) rung, April 2002, Berlin − 01.12.06 Leistungsfähigkeit der Böden (Ausgabe 2006) Wasserhaushaltsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 19. August 2002 (BGBl. I S. 3245), zuletzt geändert durch Artikel 2 − Flächen der Natura 2000-Gebiete des Gesetzes vom 10. Mai 2007 (BGBl. I S. 666) − 02.11 Wasserschutzgebiete (Ausgabe 2006) Gesetz zur Verbesserung des vorbeugenden Hochwasserschutzes − 07.02 Straßenverkehrslärm (Ausgabe 2005) vom 3. Mai 2005 (BGBl. I S. 1224) − 02.16 Verweilzeit des Sickerwassers in der ungesättigten Zone (Ausgabe 2004), (Verschmutzungsempfindlichkeit des Grund- Ebene der Länder Berlin und Brandenburg wassers) Berliner Energiespargesetz vom 2. Oktober 1990 (GVBl. S. 2144), zuletzt geändert durch Artikel LVII des Gesetzes vom 16. Juli 2001 Sonstige räumliche Daten- und Kartengrundlagen (GVBl. S. 260) − Bodendenkmale in Brandenburg (Stand 2007) Berliner Naturschutzgesetz in der Fassung der Bekanntmachung − Denkmaldichte in Brandenburg (Stand 2003) vom 3. November 2008 (GVBl. S. 378) − Verzeichnis der archäologischen Funde und Fundstellen in Berlin Berliner Wassergesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom (Datenbank und digitale Karte, Stand 2007) 17. Juni 2005 (GVBl. S. 357, 2006 S. 248, 2007 S. 48), zuletzt geän- dert durch Gesetz vom 6. Juni 2008 (GVBl. S. 139) − Luftverunreinigungsindex Brandenburg 2005 Gesetz über den Schutz und die Pflege der Denkmale im Land Bran- − Lebensraumkorridore Deutschland, BfN 2005 denburg (Brandenburgisches Denkmalschutzgesetz – BbgDSchG) − Unzerschnittene verkehrsarme Räume Deutschlands, BfN 1999 vom 24. Mai 2004 (GVBl. I S. 215) − Unzerschnittene verkehrsarme Räume in Brandenburg (Stand Gesetz über den Naturschutz und die Landschaftspflege im Land 2003) Brandenburg (Brandenburgisches Naturschutzgesetz (BbgNatSchG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 26. Mai 2004 (GVBl. I C Natura 2000-Verträglichkeit S. 350), geändert durch Artikel 7 des Gesetzes vom 28. Juni 2006 Gemäß Artikel 7 Absatz 4 des Landesplanungsvertrages in Verbin- (GVBl. I S. 74, 79)) dung mit § 16 des Berliner Naturschutzgesetzes (NatSchGBln) und Brandenburgisches Wassergesetz (BbgWG) in der Fassung der Be- § 26e des Brandenburgischen Naturschutzgesetzes (BbgNatSchG) kanntmachung vom 8. Dezember 2004 (GVBl. I S. 50) sind Raumordnungspläne auf ihre FFH-Verträglichkeit zu prüfen. In Denkmalschutzgesetz Berlin vom 24. April 1995 (GVBl. S. 274), Brandenburg werden die landesgesetzlichen Bestimmungen zur zuletzt geändert durch Artikel II des Gesetzes vom 14. Dezember Durchführung der FFH-Verträglichkeitsprüfung durch die Verwal- 2005 (GVBl. S. 754) tungsvorschrift der Landesregierung zur Anwendung der §§ 19a bis Energiestrategie 2010 – Der energiepolitische Handlungsrahmen 19f des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG alte Fassung, jetzt des Landes Brandenburg bis zum Jahre 2010; Bericht der Landesre- §§ 32 bis 38 BNatSchG vom 25. März 2002 (BGBl. I S. 1193)) in gierung Brandenburg, Juni 2002 Brandenburg, insbesondere zur Verträglichkeitsprüfung nach der FFH-Richtlinie (ABl. 2000 S. 358) konkretisiert. Gemäß dieser Ver- Landesenergieprogramm Berlin 2005 – 2008 vom 1. November waltungsvorschrift sind bei Raumordnungsplänen diejenigen raum- 2005 ordnerischen Ziele auf mögliche Konflikte mit den Schutzzielen von Landeswaldgesetz vom 16. September 2004 (GVBl. S. 391), geän- Natura 2000-Gebieten zu überprüfen, die einen konkreten Flächen- dert durch Artikel IX des Gesetzes vom 11. Juli 2006 (GVBl. bezug haben. Raumordnerische Ziele ohne konkreten Flächenbezug, S. 819) wie beispielsweise Funktionsfestlegungen für Gemeinden, bedürfen Waldgesetz des Landes Brandenburg (LWaldG) vom 20. April 2004 regelmäßig keiner Verträglichkeitsprüfung. In Berlin gibt es keine (GVBl. I S. 137), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom entsprechende Konkretisierung, sodass hier die Bestimmungen der 21. Juni 2007 (GVBl. I S. 106, 108) §§ 16 und 17 NatSchGBln für die Prüfung ausschlaggebend sind. Landschaftsprogramm Brandenburg, Stand Dezember 2000 Im Folgenden werden die einzelnen textlichen Festlegungen des Landschafts- und Artenschutzprogramm Berlin in der Fassung der LEP B-B einer Vorprüfung dahin gehend unterzogen, ob die aufge- Bekanntmachung vom 19. Juli 1994 (ABl. S. 2331), zuletzt geändert führten Ziele überhaupt geeignet sind, ein Natura 2000-Gebiet er- am 21. September 2004 (ABl. S. 2350) heblich zu beeinträchtigen. Die Vorprüfung bezieht sich auf die von Brandenburg und Berlin an die Europäische Kommission abschlie- Lokale Agenda 21 - Berlin zukunftsfähig gestalten, Beschluss des ßend gemeldeten FFH-Gebiete und Europäischen Vogelschutzge- Abgeordnetenhauses von Berlin vom 8. Juni 2006 (Drs. 15/3245) biete. 7.5 Räumliche Daten- und Kartengrundlagen Zu III 1 Hauptstadtregion Daten aus dem Digitalen Raumordnungskataster Die Plansätze enthalten keine Zielfestlegungen. Eine erhebliche Be- − Trinkwasserschutzgebiete einträchtigung der Erhaltungsziele von Natura 2000-Gebieten ist − Satellitengestützte Siedlungsklassifikation daher auszuschließen. Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 239

Zu III 2 Zentrale-Orte-System bindungsfunktion wird insbesondere der Ausbau von Ortsumge- Die Zielfestlegungen zum Zentrale-Orte-System beinhalten Funkti- hungen angestrebt, die jedoch erst in nachfolgenden Verfahren onsfestlegungen für Gemeinden, von denen regelmäßig keine erheb- räumlich konkretisiert werden. Im Rahmen dieser Verfahren ist den lichen Beeinträchtigungen von Natura 2000-Gebieten ausgehen. Belangen der Natura 2000-Gebiete Rechnung zu tragen. Neben der bestandsorientierten Darstellung enthält das funktionale Zu III 3 Kulturlandschaft Verbindungsnetz auch einige Ergänzungen und Erweiterungen, die Die Plansätze enthalten keine Zielfestlegungen. Eine erhebliche Be- letztlich den Neubau von Straßen nach sich ziehen. Das mögliche einträchtigung der Erhaltungsziele von Natura 2000-Gebieten ist Konfliktpotenzial der Netzergänzungen mit Natura 2000-Gebieten daher auszuschließen. wird daher im jeweiligen Einzelfall wie folgt eingeschätzt: a) Schwedt/Oder – Ognica (Polen) Zu III 4 Steuerung der Siedlungsentwicklung Eine grenzüberschreitende Straßenverbindung nach Polen be- Die Plansätze enthalten keine Zielfestlegungen im Sinne von Vor- steht bereits. Sofern die Entwicklung dieser Verbindung eine rangfestlegungen für Raumordnungsgebiete. Zwar bezieht sich der neue Trassierung erfordert, sind weitere Abstimmungen, insbe- Plansatz 4.5 (Z) Absatz 1 Nummer 2 auf den in der Festlegungskarte sondere auch mit dem Nachbarstaat Polen, notwendig. Die ge- 1 dargestellten Gestaltungsraum Siedlung und stellt somit eine Fest- plante Verbindung könnte die Durchquerung des Europäischen legung mit konkretem Raumbezug dar, sie ist aber nicht mit einer Vogelschutzgebietes (Landesnummer 7007) „Unteres Odertal“ Festlegung im Sinne eines Vorranges für die Siedlungsentwicklung erfordern. Aus dem FFH-Gebiet (Landesnummer 150) „Unteres gleichzusetzen. Vielmehr werden den Kommunen große Gestal- Odertal“ ist eine entsprechende Vorbehaltsfläche ausgegrenzt. tungsspielräume zur Binnendifferenzierung des Gestaltungsraumes Planung, Bau, Unterhaltung und Betrieb dieser Straßenverbin- Siedlung eingeräumt. Im Rahmen der bauleitplanerischen Konkreti- dung sind außerdem von den Verboten des Nationalparkgesetzes sierung ist innerhalb des Gestaltungsraumes Siedlung dem fach- Unteres Odertal ausgenommen. Die Lösung der potenziellen rechtlich gebotenen Freiraumerhalt, einschließlich der Berücksichti- Konflikte mit dem Europäischen Vogelschutzgebiet „Unteres gung der Erhaltungsziele von Natura 2000, Rechnung zu tragen. Odertal“, dem gleichnamigen FFH-Gebiet und dem National- park muss im Rahmen der planerischen Konkretisierung erfol- Grundsatzfestlegungen mit konkretem Flächenbezug werden durch gen. die Plansätze 4.6 (G) zu Vorsorgestandorten für großflächige ge- werblich-industrielle Vorhaben (Festlegungskarte 1) und 4.8 (G) b) Bad Freienwalde (Oder) – (Polen) Städtischen Kernbereichen (Festlegungskarte 2) getroffen. Im Sinne Die Darstellung der Straßenverbindung von Bad Freienwalde der o. g. Anforderungen der Verwaltungsvorschrift zur Durchfüh- (Oder) nach Polen erfolgt in Anlehnung an die bestehende rung der FFH-Verträglichkeitsprüfung in Brandenburg bedürfen die­ B 158, die auf einer Teilstrecke durch die Europäischen Vogel- se keiner speziellen Prüfung. Gleichwohl wurden die Standorte so schutzgebiete (Landesnummern 7006 und 7020) „Schorfheide- ausgewählt, dass keine Überschneidung mit Natura 2000-Gebieten Chorin“ und „Mittlere Oderniederung“ führt sowie das FFH-Ge- auftritt. Im Rahmen der bauleitplanerischen Konkretisierung sind biet (Landesnummer 607) „Oder-Neiße Ergänzung“ quert. Im weitergehende Prüfungen bezüglich der Verträglichkeit der kon- Zuge konkretisierender Planverfahren ist eine Trassenführung kreten Vorhaben mit den Erhaltungszielen von gegebenenfalls in zu suchen, die eine erhebliche Beeinträchtigung der Natura deren Wirkraum vorhandenen Natura 2000-Gebieten durchzufüh- 2000-Gebiete ausschließt. Konflikte mit dem FFH-Gebiet ren. „Oder-Neiße Ergänzung“ sind ebenfalls nicht zu erwarten, da für die Benennung des Gebietes insbesondere Fischarten aus- Zu III 5 Steuerung der Freiraumentwicklung schlaggebend sind, deren Schutz durch eine entsprechende tech- Die raumkonkrete Zielfestlegung im Plansatz 5.2 (Z) unterstützt die nische Ausgestaltung (Brücke) gewährleistet werden kann. Sicherung und Entwicklung eines günstigen Erhaltungszustandes c) Eberswalde – Strausberg – Fürstenwalde/Spree von Natura 2000. Eine verträgliche Entwicklung dieser Verbindung erscheint in den konkretisierenden Planverfahren möglich, wenn erhebliche Zu III 6 Verkehrs- und Infrastrukturentwicklung sowie Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes (Landesnummer 172) Energiegewinnung „Rotes Luch Tiergarten“ sowie des Vogelschutzgebietes Die einzige Zielfestlegung in III 6 mit einem zumindest grob kon- (Landesnummer 7009) „Märkische Schweiz“ vermieden wer- kretisierbaren räumlichen Bezug wird mit dem Plansatz 6.2 (Z) ge- den. troffen. Zwar werden durch die schematische Darstellung des zu d) Eisenhüttenstadt – (Polen) entwickelnden funktionalen Netzes von großräumigen und überregi- Für die grenzüberschreitende Verbindung bei Eisenhüttenstadt onalen Verkehrsverbindungen in der Festlegungskarte 1 noch keine erscheint im Rahmen der konkretisierenden Planverfahren eine Aussagen zu flächenkonkreten Korridoren, Trassen oder einem an- Trassenführung ohne Konflikte mit dem FFH-Gebiet (Landes- zustrebenden Ausbaustandard der Verbindungen getroffen, sodass nummer 607) „Oder-Neiße Ergänzung“ möglich, da für die Be- im Einzelnen auch noch keine erheblichen Beeinträchtigungen von nennung des Gebietes insbesondere Fischarten ausschlaggebend Natura 2000-Gebieten abgeschätzt werden können. Andererseits ist sind, deren Schutz durch eine entsprechende technische Ausge- aber auch nicht auszuschließen, dass die Zielfestlegungen zur funk- staltung (Brücke) gewährleistet werden kann. Ebenso müssen tionalen Entwicklung von Verkehrsverbindungen bei der Konkreti- erhebliche Beeinträchtigungen des Vogelschutzgebietes sierung der Planung zu Beeinträchtigungen von Natura 2000-Gebie- (Landesnummer 7020) „Mittlere Oderniederung“ auf nachfol- ten führen können. Im Folgenden wird daher das bereits auf der genden Planungsebenen vermieden werden. Ebene des LEP B-B einschätzbare, mögliche Konfliktpotenzial auf- gezeigt und es werden Hinweise für die Konfliktbewältigung im e) Guben – Cottbus Rahmen der nachfolgenden Planungsebenen gegeben. Die Verbindung wurde in Teilen bereits planerisch konkretisiert. Bei den festgelegten Schienenverbindungen handelt es sich aus- Mögliche Konflikte mit dem FFH-Gebiet (Landesnummer 228) schließlich um die Bestandssicherung und Entwicklung vorhande- „Biotopverbund Spreeaue“ können im Rahmen des Planfeststel- ner Bahntrassen. Netzergänzungen sind nicht vorgesehen. Generell lungsverfahrens für den noch erforderlichen Teilabschnitt be- gilt für alle Schienenverbindungen die Anforderung, dass bei parti- wältigt werden. ellen Ausbaumaßnahmen oder der Erneuerung der Gleiskörper den f) Rathenow – Brandenburg an der Havel Belangen der Natura 2000-Gebiete Rechnung zu tragen ist. Die Lösung der potenziellen Konflikte mit dem Europäischen Auch dem festgelegten Netz von Straßenverbindungen liegen über- Vogelschutzgebiet (Landesnummer 7002) „Niederung der Un- wiegend bestehende Straßen zugrunde. Zur Verbesserung ihrer Ver- teren Havel“ und dem zum Teil deckungsgleichen FFH-Gebiet 240 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

(Landesnummer 117) „Niederung der Unteren Havel/Gülper Die Darstellung der Straßenverbindung erfolgt in Anlehnung an See“ erscheint im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens rea- die bestehende L 16 sowie über Kreisstraßen und sonstige Stra- lisierbar. ßen. Im Rahmen konkretisierender Planverfahren erscheint eine g) Wittstock/Dosse – Mirow (Mecklenburg-Vorpommern) Entwicklung dieser Verbindung ohne Beeinträchtigung von Na- tura 2000-Gebieten möglich. Im Geltungsbereich des LEP B-B erscheint eine verträgliche Ausgestaltung der Verbindung durch eine Trasse, die die FFH- j) Templin – A 11 – Angermünde Gebiete „Berlincher See, Berlincher Luch“ (Landesnummer Die Ausgestaltung der Straßenverbindung durch eine Trasse 531), „Wittstock/Dosse-Ruppiner Heide“ (Landesnummer 556) kann zu Beeinträchtigungen des Europäischen Vogelschutzge- und „Buchheide“ (Landesnummer 285) quert, im Rahmen kon- bietes (Landesnummer 7006) „Schorfheide-Chorin“ sowie der kretisierender Planverfahren möglich. FFH-Gebiete (Landesnummern 134, 140, 124, 128) „Krinert- h) Magdeburg (Sachsen-Anhalt) – Schwerin (Mecklenburg-Vor- seen“, „Poratzer Moränenlandschaft“, „Endmoränenlandschaft pommern) bei Ringenwalde“, „Grumsiner Forst/Redernswalde“ führen. Im Die Verbindung ist im Bundesverkehrswegeplan 2003 enthalten Zuge konkretisierender Planverfahren ist eine Trassenführung und führt nur auf einer relativ kurzen Strecke durch das Land zu suchen, die erhebliche Beeinträchtigungen dieser Gebiete Brandenburg. Eine Linienbestimmung wurde für diesen Stre- ausschließt. ckenabschnitt nach § 16 des Bundesfernstraßengesetzes ein- k) Bad Liebenwerda – Mühlberg – Riesa (Sachsen) schließlich einer FFH-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt. Die Darstellung der grenzüberschreitenden Verbindung erfolgt Vorbehaltlich Kohärenz sichernder Maßnahmen für das Europä- in Anlehnung an die bestehende L 66, in deren Nähe die FFH- ische Vogelschutzgebiet (Landesnummer 7015) „Agrarland- Gebiete (Landesnummern 657 und 504) „Elbe“ und „Elbdeich- schaft Prignitz-Stepenitz“ im Rahmen des noch durchzuführen- vorland Mühlberg-Stehla“ liegen. Im Rahmen konkretisierender den Planfeststellungsverfahrens wurde eine Ausnahme Planverfahren erscheint eine Entwicklung der Verbindung ohne entsprechend § 34 Absatz 3 BNatSchG zugelassen. erhebliche Beeinträchtigung der genannten FFH-Gebiete mög- i) Neuruppin – Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern) lich. Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 241 242 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009 243 244 Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 65. Jahrgang Nr. 11 14. Mai 2009

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